Notenbanken und Ukraine-Konflikt drücken die Kurse
Zwischen Hoffen und Bangen: Die deutschen Aktienmärkte haben die vergangene
Woche uneinheitlich beendet. Im Wochenverlauf wechselten sich Hoffnungen, die vorangegangenen Kursverluste aufgrund der erwarteten Straffung der Geldpolitik könnten zu hoch ausgefallen sein, mit
erneut aufkommenden Ängsten vor eben dieser Straffung ab. Den Wendepunkt zwischen diesen beiden Haltungen setzten am vergangenen Donnerstag Daten zur Inflation in den USA, die stärker als
prognostiziert zugelegt hatte. Waren zuvor Stimmung und Risikoneigung der Marktteilnehmer gestiegen, übernahmen ab da zusehends wieder Zinsängste das Ruder. Während sich Standardwerte der
sogenannten Old Economy noch vergleichsweise gut hielten, büßten wachstumsorientierte Werte vor allem aus dem Technologiebereich deutlich ein. Die Anleger sehen hier in den möglichen höheren
Finanzierungskosten ein Risiko. Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
DAX gewann im Wochenvergleich
Der Deutsche Aktienindex (Dax), der in der Vorwoche noch überdurchschnittlich schwach
abgeschnitten hatte, gewann im Wochenvergleich 2,2 Prozent auf 15.425,12 Punkte. Der MDax verbesserte sich um 1,0 Prozent auf 33.403,54 Zähler. Der TecDax dagegen verlor 2,0 Prozent auf 3.339,57 Punkte. Der m:access
All-Share gab 0,2 Prozent ab auf 2.760,40 Zähler.
Automobilwerte, die in der Woche zuvor noch deutliche Verluste hatten hinnehmen müssen, präsentierten sich in der vergangenen Woche als große Gewinner im Dax. Hierzu trugen sowohl Hoffnungen auf
eine konjunkturelle Erholung als auch gut aufgenommene Unternehmenszahlen bei. Im Dax legten Daimler auf Wochensicht um 5,5 Prozent zu, BMW um 3,4 Prozent, Volkswagen um 3,8 Prozent und Porsche Holding kletterte um 11,1 Prozent.
Eine schwarze Woche erlebten dagegen die Anleger von Delivery Hero, nach einem mit Enttäuschung
aufgenommenen Ausblick stürzte der Kurs auf Wochensicht um 37,3 Prozent ab.
Konnten wieder deutliche Kursgewinne verbuchen, die deutschen Autowerte, darunter auch Daimler, Anfang Februar hat sich der Konzern in Mercedes-Benz Group
umgetauft. Im Bild die Produktion des vollelektrischen EQE im Werk Bremen.
Anleihen: Die Kurse haben deutlich nachgegeben
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut merklich nachgegeben. Die zunehmenden Spekulationen, die Straffung der Geldpolitik in den USA und auch in der
Eurozone werde deutlicher ausfallen als ohnehin befürchtet, ließen die Notierungen der Bundespapiere weiter sinken. In der Folge zog die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe
trotz zeitweiliger Gegenbewegungen im Wochenvergleich von 0,20 auf 0,29 Prozent an. Die Umlaufrendite stieg von 0,04 auf 0,14 Prozent.
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US-Börsen mit Verlusten
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche Verluste verzeichnet. Dabei verdarb vor allem ein sehr schwacher Wochenausklang die Wochenbilanz. Am Freitag ließen vor allem Befürchtungen vor
einer Eskalation der Lage in der Ukraine die Anleger verkaufen, die unerwartet stark gestiegene Inflation trug das ihre zur schlechten Stimmung bei. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich um 1,0 Prozent auf 34.738,06 Punkte nach. Der breiter
gefasste S&P-500-Index rutschte um 1,8 Prozent ab auf 4.418,64 Zähler. Der
technologielastige Nasdaq-100-Index fiel um 3,0 Prozent auf 14.253,84 Punkte. Wie hierzulande litten auch in den USA Technologiewerte besonders unter den Sorgen vor steigenden Zinsen.
Ausblick: Unruhe bleibt erhalten
In der aktuellen Woche dürfte sich die seit Jahresbeginn herrschende Unruhe an den deutschen Aktienbörsen fortsetzen. Neben dem Über-Thema „Geldpolitische Straffung und Zinsanhebungen“ kommt die
Situation in der Ukraine als Nervosität-erhöhender Faktor dazu. Zu Ende der Vorwoche hatten die US-Börsen nach Befürchtungen einer Eskalation merklich nachgegeben, dies könnte zumindest zu
Wochenbeginn auch hierzulande die Kurse belasten. Wie groß der Druck von dieser Seite im weiteren Wochenverlauf werden wird, dürfte dann von der Nachrichtenlage abhängen. In Puncto Geldpolitik
wiederum dürften die Marktteilnehmer einerseits auf anstehende Preisdaten, andererseits auf das Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank blicken. Von Letzterem erhoffen sie sich
Hinweise auf Tempo und Umfang der geldpolitischen Reaktionen auf die aktuell hohe Inflation.
Impulse von Konjunkturdaten
Daneben dürften Konjunkturdaten Impulse für das Handelsgeschehen liefern. Aus den USA stehen dabei vor allem die Einzelhandelsumsätze im Fokus, hierzulande dürften vor allem den
ZEW-Konjunkturerwartungen mit Spannung entgegengeblickt werde.Auch von Unternehmensseite gibt es in den kommenden Tagen Neues, hier nimmt die Berichtssaison ihren weiteren Lauf. Aus dem Dax legen
dabei Airbus, Allianz, MTU und Sartorius Zahlen vor, auch aus der zweiten und dritten Börsenreihe gewähren Unternehmen Einblicke in
ihre Bücher.
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