Reiseverbot für Aufsichtsrat
Russischer Großaktionär: Was bedeuten die EU-Sanktionen für TUI?
Für die Reisebranche könnte ein Krieg in Europa die Hoffnungen auf ein Neustart im Sommergeschäft deutlich dämpfen. Für TUI kommen weitere Sorgen hinzu, denn der mit Abstand größte Aktionär ist ein russischer Milliardär.
Auf der EU-Sanktionsliste gegen russische Geschäftsleute und Entscheidungsträger findet sich auch Alexej Mordaschow wieder. Mit seiner Firmengruppe Unifirm – die ihren Sitz auf Zypern hat – hält er über 30 Prozent am deutschen Reisekonzern TUI. Für den Oligarchen bedeutet das in erster Linie: Vermögenswerte in der EU werden eingefroren und seine Reisefreiheit eingeschränkt.
Eine Tatsache, die das TUI-Management in Hannover nicht zu hoch bewerten will. Das Unternehmen werde vom Vorstand geführt und nicht von seinen Eigentümern, hatte TUI-Chef Fritz Joussen in einem Schreiben an die Mitarbeiter betont. "Damit gehen wir davon aus, dass etwaige Restriktionen oder Sanktionen gegenüber Herrn Mordaschow für uns als Unternehmen keine nachhaltig negativen Folgen haben werden."
Die TUI-Aktie hat seit Ausbruch des Krieges weiter an Wert verloren. Die Berenberg Bank analysierte kürzlich, dass der Reise-Riese noch lange nicht über den Berg sei. "TUI profitiert von der wieder aufkeimenden Begeisterung für die Reisebranche, was unserer Meinung nach die längerfristigen Herausforderungen des Unternehmens – angesichts seiner angespannten Kapitalstruktur – verdeckt. Unabhängig davon sind wir der Meinung, dass die jüngsten Ergebnisse unsere Ansicht bestärken, dass ein starker Sommer in diesem Jahr alles andere als ein Selbstläufer ist und dass es noch Raum für Enttäuschungen gibt." Die Berenberg Bank rät derzeit zum Verkauf der Aktie und sieht das Kursziel bei 2,16 Euro (aktueller Kurs: 2,70 Euro).
Vor drei Wochen erst war Mordaschow auf der TUI-Hauptversammlung mit großer Mehrheit wieder in den Aufsichtsrat gewählt worden, erhielt aber weniger Stimmen als andere Vertreter. Mordaschow selbst reagierte mit Unverständnis auf die Entscheidung der EU. "Ich kann nicht verstehen, wie diese Sanktionen gegen mich zu der Beilegung des schrecklichen Konflikts in der Ukraine beitragen sollen", schrieb der Oligarch nach Informationen der dpa in einer Stellungnahme. "Ich hoffe aufrichtig, dass in sehr naher Zukunft ein Weg gefunden werden kann, der den Konflikt löst und das Blutvergießen beendet."
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion
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