Fed und EZB bleiben unter Zugzwang - Seite 2
Laut dem ISM deutet der aktuelle Wert auf eine Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 % hin. Dabei ist auch negativ zu werten, dass die Auftragseingänge ebenfalls erneut rückläufig sind, mit einem Stand des entsprechenden Teilindex von nur 42,5 Punkten, nach 45,1 im Vormonat.
(Quelle: Investing.com)
Was für die US-Wirtschaft und somit auch den Aktienmarkt eigentlich eine sehr schlechte Nachricht ist, ist im Hinblick auf die Geldpolitik eine gute. Denn theoretisch müsste die US-Notenbank (Fed) nun tendenziell von weiteren Leitzinsanhebungen absehen, weil diese die bereits schwächelnde Wirtschaft zusätzlich belasten würden. Doch zugleich legte der Teilindex für die Preise von 39,4 Punkten im Dezember auf nun 44,5 relativ kräftig zu.
(Quelle: Investing.com)
Zwar erfolgte der Anstieg von einem niedrigen Niveau aus, das auch jetzt noch sinkende Preise anzeigt, dennoch ist dies ein Signal für die Fed, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist. Zumal sich der Arbeitsmarkt immer noch sehr stabil zeigt (Teilindex Beschäftigung: 50,6 nach 50,8 Punkten), womit die Sorge bezüglich höherer Löhne bleibt (Stichwort: Lohn-Preis-Spirale).
(Quelle: Investing.com)
Lesen Sie auch
Auch die Währungshüter in den USA müssen also die geldpolitische Straffung fortsetzen.
Finanzbedingungen so locker wie zu Beginn der Leitzinserhöhungen
Zumal ihr das Anziehen der Zügel trotz der massiv gestiegenen Zinsen nur bedingt gelingt. Denn der National Financial Conditions Index (NFCI) der Chicago Fed zeigt, dass sich die finanziellen Bedingungen (engl.: financial conditions) seit Mitte Oktober wieder deutlich gelockert haben.
(Quelle: chicagofed.org)
Positive Werte des NFCI weisen auf überdurchschnittlich strenge Finanzbedingungen, negative Werte auf überdurchschnittlich lockere Finanzbedingungen hin. Und mit aktuell -0,35 Punkten notiert er so niedrig wie seit April 2022 nicht mehr. Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt hatte die US-Notenbank gerade erst begonnen, ihren Leitzins anzuheben. Sämtliche Leitzinsanhebungen sind also demnach quasi verpufft.
Der Fed sind die aktuellen Kursentwicklungen ein Dorn im Auge
Und das liegt unter anderem an den Anleihemärkten. Denn seit Oktober, also seit dem jüngsten Hochpunkt des NFCI, sind die Zinsen gefallen, wie ein Blick auf die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zeigt.
Es liegt aber auch an den Aktienmärkten, die ebenfalls im Oktober ihre Kurserholung begonnen haben. Im Grunde genommen müsste es also das Ziel der US-Notenbank sein, die Aktienmärkte wieder auf ihre Korrekturtiefs zurückzudrücken. Und vor diesem Hintergrund würde ich es mir sehr gut überlegen, ob und in welchem Maße ich jetzt noch auf weiter steigende Aktienkurse setzen würde. Denn an der Börse gilt immer noch der Spruch: Never fight the Fed!
Ich wünsche Ihnen damit viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)