Earnings Season
Macht Broadcom einen besseren Job als Nvidia? Gelingt Nio der Turnaround?
Diese in den kommenden Tagen (KW36) anstehenden US-Quartalszahlen müssen Anleger kennen: Herausforderungen, Erwartungen und die aktuell eingepreisten Kursreaktionen – alles auf einen Blick!
- Zscaler: Hohe Volatilität, Gewinnprognose -0,14 USD.
- Dollar Tree: Sinkende Margen, Gewinnprognose 1,04 USD.
- Nio: Milliardenverluste, Verlustprognose -0,30 USD.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

Dienstag, 03. September: Zscaler
Für Cybersecurity-Aktien ist das Börsenjahr 2024 bislang von hoher Volatilität geprägt. Die Kursausschläge von Unternehmen wie Fortinet und Palo Alto, vor allem aber von CrowdStrike, haben immer wieder für Schlagzeilen gesorgt.
Eine Berg- und Talfahrt hat auch Zscaler hinter sich. Wurde die Aktie gegenüber dem Jahreswechsel rasch mit einem Aufschlag von 15 Prozent gehandelt, brach der Kurs zeitweise um ein Drittel ein. In den vergangenen Wochen bemühten sich die Bullen um Wiedergutmachung, sodass aktuell ein Minus von rund 10 Prozent zu Buche steht.
Ursächlich für die hohe Bewegungsfreude der Aktie sind neben den wechselhaften Aussichten in der Branche die Schwierigkeiten des Marktes, den Wachstumswert angemessen zu bewerten. Zwar wuchs das Unternehmen zuletzt noch immer mit über 30 Prozent, gleichzeitig ist die Ertragslage von Zscaler, werden die teuren Aktienvergütungen mitberücksichtigt, noch immer dünn: Einem Umsatz von 553 Millionen US-Dollar stand im letzten Quartal ein Ertrag von 19 Millionen US-Dollar gegenüber.
Wenn die Erholung der Aktie anhalten soll, steht das Unternehmen in der Pflicht, vor allem beim Gewinn nach standardisierter Rechnungslegung (GAAP) gut abzuschneiden. Hier erwartet der Markt einen Fehlbetrag von -0,14 US-Dollar pro Aktie. Für den bereinigten Gewinn liegt die Prognose bei 0,69 US-Dollar. Die Erlöse werden auf 567,6 Millionen US-Dollar geschätzt, was ein Wachstum von etwa einem Viertel bedeuten würde.
Am Optionsmarkt wettet eine Mehrheit der Händler auf steigende Kurse. Einem Put-Anteil von rund 40 Prozent stehen 60 Prozent auf der Call-Seite gehandelte Optionen gegenüber. Hinsichtlich der Volatilität ist eine Kursbewegung von 9,7 Prozent eingepreist, was deutlich über der mittleren, tatsächlichen Reaktion von 6,4 Prozent in den vergangenen Quartalen liegt.








Mittwoch, 04. September: Dollar Tree
Mitbewerber Dollar General handelte sich in der vergangenen Woche nach schwachen Quartalszahlen und einem mageren Ausblick eine historische Klatsche und einen Einbruch seiner Aktie um 32 Prozent ein. Das riss auch die Anteile anderer Dollar-Stores, also Einzelhandelsgeschäfte, in denen zumindest bis vor einiger Zeit noch ein signifikanter Teil der Artikel zu einem US-Dollar zu haben war, in die Tiefe, darunter Dollar Tree.
Besonders die Warnung vor sinkenden Verbraucherausgaben versetzte Anleger in Sorge, denn Dollar-Stores bedienen bereits die am wenigsten kaufkräftigen Verbraucherinnen und Verbraucher. Gleichzeitig haben die Discount-Geschäfte angesichts der in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegenen Produkt- und Lohnkosten mit sinkenden Margen zu kämpfen. Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben, bedeutet in diesem Segment unmittelbar der Verlust von Marktanteilen.
Dementsprechend volatil entwickelte sich in den vergangenen Quartalen die Ertragslage von Dollar Tree. Nach 1,43 US-Dollar im Vorquartal und 2,55 US-Dollar vor einem halben Jahr wird nun ein Gewinn pro Aktie von 1,04 US-Dollar erwartet. Der Umsatz wird auf 7,48 Milliarden US-Dollar taxiert, was gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich bedeuten würde, aber unter dem Ergebnis der Vorquartale läge.
Trotz des Crashs der Aktie des Konkurrenten setzt eine Mehrheit der Optionshändler auf eine ansprechende Kursreaktion. 59,3 Prozent der am Freitag fällig werdenden Kontrakte liegen auf der Call-Seite – und das obwohl auch Dollar Tree in vier der letzten sechs Quartale gepatzt hat. Angesichts dieser Unsicherheit ist derzeit eine dynamische Kursbewegung von bis zu 12,0 Prozent eingepreist.









Mittwoch, 04. September: Hewlett Packard Enterprise
Das Geschäft mit KI-Infrastruktur und -Servern ist lukrativ – und zunehmend hart umkämpft. Stand aufgrund seiner Nähe zu Nvidia lange Zeit Super Micro Computer im Fokus der Anleger, erhielten in den vergangenen Monaten auch die Ausrüster Dell, Lenovo und Hewlett Packard Enterprise erhöhte Aufmerksamkeit.
Dabei entwickelten sich die Aktien äußerst volatil. Am besten schnitten Unternehmen immer dann ab, wenn die Margenentwicklung eine zufriedenstellende war. Die sorgte bei Super Micro Computer zuletzt für Enttäuschung, während sie bei Dell erst für Enttäuschung und dann in der vergangenen Woche für Erleichterung sorgte.
Dieser Herausforderung wird sich am Mittwochabend auch Hewlett Packard erfolgreich stellen müssen, wenn die Aktie ihre bisherigen Jahreshochs bei knapp 23 US-Dollar zurückerobern und ihre Performance von 14 Prozent seit dem Jahreswechsel verbessern soll.
Erwartet wird ein Umsatzwachstum von knapp 10 Prozent, im Ergebnis soll das zu Erlösen in Höhe von 7,64 Milliarden US-Dollar führen. Der Gewinn pro Aktie, das deutet auf die Margenschwierigkeiten hin, wird mit 0,47 US-Dollar jedoch um zwei Cent niedriger getippt als im Vorjahresquartal. Ein möglichst gutes Ergebnis hier dürfte daher die Voraussetzung für eine Bewegung nach oben sein.
Nach der ansprechenden Kursreaktion in der Aktie von Dell wetten Anleger mit überwältigender Mehrheit auch bei HPE auf steigende Kurse, der Call-Anteil liegt bei beeindruckenden 72,8 Prozent. Dabei haben auf steigende Kurse wettende Händler die Historie auf ihrer Seite, denn in den vergangenen vier Quartalen gelangen der Aktie jedes Mal Kursgewinne. Gegenwärtig rechnet der Optionsmarkt mit einer Bewegung von bis zu 9,0 Prozent.








Donnerstag, 05. September: Nio
Vom einstigen Glanz und Erfolg der Aktie des selbsternannten Tesla-Jägers ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Gegenüber ihrem Allzeithoch haben die Anteile von Nio über 90 Prozent an Wert verloren. Grund hierfür ist neben dem ausbleibenden Absatzerfolg auf dem europäischen Markt vor allem das kostenintensive Netz von Batteriewechselstationen. Bei diesem Geschäftsmodell zeichnet sich eine technologische Sackgasse ab.
Die Kombination aus Absatz- und Ertragsschwäche haben schließlich zu Milliardenverlusten geführt. Einem Erlös von 7,8 Milliarden US-Dollar stand im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Fehlbetrag von fast drei Milliarden US-Dollar gegenüber. Finanziell über Wasser halten konnte sich das Unternehmen nur mithilfe der in Abu Dhabi beheimateten Investorengruppe CYVN sowie Kapitalerhöhungen, was eine Verwässerung der Aktionärsstruktur bedeutete.
Wenn der Aktie ein nachhaltiger Turnaround gelingen soll, ist Profitabilität das Gebot der Stunde, um den Mittelabfluss zu stoppen und weiteren Kapitalmaßnahmen vorzubeugen. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist allerdings nur eine Reduzierung der Verluste zu erwarten. Nach einem Fehlbetrag von 0,37 US-Dollar pro Aktie im vergangenen Jahr wird nun mit -0,30 US-Dollar gerechnet. Für die aufgrund der stark schwankenden Produktions- und Verkaufszahlen kaum vergleichbaren Umsätze wird eine Verdoppelung erwartet.
Die Kluft zwischen implizierter und tatsächlich realisierter Kursbewegung ist bei Nio eine besonders große, das begünstigt die Verkäufer von Volatilität. Betrug die erwartete Reaktion der Aktie in den vergangenen sechs Quartalen 12,2 Prozent, bewegte sie sich im Mittel nur mit 3,2 Prozent, viermal davon zu Unterseite. Das jedoch hält Anleger nicht davon ab, mit einer überwältigenden Mehrheit von 72 Prozent auf steigende Kurse zu wetten.








Donnerstag, 05. September: Broadcom
Innerhalb der Halbleiterbranche haben zwar alle Anleger dem Zahlenwerk von Nvidia entgegengefiebert, mit dem Geschäftsbericht von Broadcom wartet jedoch noch ein weiteres Highlight. Nach der enttäuschenden Kursreaktion der Aktie von Nvidia, die vor allem Klein- und Privatanleger viel Geld gekostet hat, die sich hier vorab mit umfangreichen Optionswetten eingedeckt hatten, ruhen die Hoffnungen nun auf Broadcom.
Angesichts der Kursgewinne in Höhe von 46 Prozent seit dem Jahreswechsel und 82 Prozent gegenüber dem Stand vor einem Jahr sind aber auch hier die Erwartungen enorm hoch – sowohl gegenüber der Geschäftsentwicklung als auch der Bewertung der Aktie, denn aktuell handelt Broadcom bei allen Bewertungskennziffern deutlich über seinem historischen Durchschnitt. Beim für die Zukunft erwarteten Gewinn beträgt die Diskrepanz gegenüber dem Fünfjahresmittel 110 Prozent.
Damit steht nach Nvidia auch Broadcom in der Pflicht, ein Quartalsergebnis zu präsentieren, das Anleger vom Hocker reißt. Die Vorgabe hierfür sind ein Umsatz von knapp 13 Milliarden US-Dollar und ein Gewinn von 1,20 US-Dollar je Anteilsschein.
Dabei gilt: Je klarer die Erwartungen geschlagen werden können, desto höher die Chance auf eine ansprechende Kursreaktion. Auch der Ausblick auf das kommende Vierteljahr sollte möglichst stark ausfallen und dabei keine oder nur eine geringfügige Abflachung der Wachstumskurve zeigen. Das gilt übrigens auch für die Margen, wo sich bei Nvidia eine erste Top-Bildung abgezeichnet hatte.
Nach der enttäuschend ausgefallenen Kursreaktion von Nvidia ist von Unsicherheit gegenüber den Zahlen von Broadcom nichts zu spüren. Mehr als zwei Drittel aller am Freitag fälligen Optionen werden auf der Call-Seite gehandelt, nur 32 Prozent der Händler haben sich gegen Verluste gewappnet. Trotzdem besteht eine gewisse Unsicherheit, denn die implizierte Kursreaktion stellt mit 7,5 Prozent den zweihöchsten Wert der vergangenen zwei Jahre dar.









Weitere nennenswerte US-Quartalszahlen:
Wert | Datum | Zeit | EPS * erw. | erw. Kursbewegung | Börsenwert |
Gitlab | Di., 03.09. | Nachbörse | 0,10 $ | ± 14,5 % | 7,5 Mrd. $ |
Copart | Mi., 04.09. | Nachbörse | 0,37 $ | ± 5,3 % | 51,0 Mrd. $ |
Dick's Sporting Goods | Mi., 04.09. | Vorbörse | 3,85 $ | ± 9,8 % | 19,3 Mrd. $ |
Hormel Foods | Mi., 04.09. | Vorbörse | 0,36 $ | ± 5,4 % | 17,8 Mrd. $ |
Ciena | Mi., 04.09. | Vorbörse | 0,26 $ | ± 9,9 % | 8,3 Mrd. $ |
C3.ai | Mi., 04.09. | Nachbörse | -0,13 $ | ± 14,1 % | 3,0 Mrd. $ |
Sprinklr | Mi., 04.09. | Nachbörse | 0,07 $ | ± 12,9 % | 2,4 Mrd. $ |
ChargePoint | Mi., 04.09. | Nachbörse | -0,10 $ | ± 17,7 % | 799,5 Mio. $ |
Samsara | Do., 05.09. | Nachbörse | 0,01 $ | ± 16,1 % | 22,6 Mrd. $ |
DocuSign | Do., 05.09. | Nachbörse | 0,80 $ | ± 8,8 % | 12,1 Mrd. $ |
UiPath | Do., 05.09. | Nachbörse | 0,03 $ | ± 16,2 % | 7,4 Mrd. $ |
Korn Ferry | Do., 05.09. | Vorbörse | 1,12 $ | ± 5,0 % | 3,9 Mrd. $ |
Bowlero | Do., 05.09. | Nachböse | 0,00 $ | ± 13,0% | 1,6 Mrd. $ |
Brady | Fr., 06.09. | Vorbörse | 1,11 $ | ± 6,5 % | 3,5 Mrd. $ |
Big Lots | Fr., 06.09. | Vorbörse | -3,48 $ | ± 32,5 % | 16,2 Mio. $ |
* Earnings per Share / Gewinn pro Aktie (Non-GAAP, bereinigt)
Stand: Montag, 02. September, 18:00 Uhr (MESZ)
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion

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