Chartanalyse
Trotz neuer Allzeithochs: Alarmstufe Rot für DAX & US-Aktien?
Die Jumbo-Zinssenkung der Fed bescherte in der vergangenen Woche sowohl dem DAX als auch dem S&P 500 neue Allzeithochs. Doch wie nachhaltig sind diese wirklich?
- DAX und S&P 500 erreichen neue Allzeithochs.
- Wirtschaftliche Stagnation in Deutschland belastet DAX.
- Technische Indikatoren deuten auf Abwärtsrisiken hin.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

Ungeachtet der im August und September wiederholt aufgekommenen Konjunktur- und Rezessionssorgen verteuerten sich in der vergangenen Woche sowohl der deutsche Leitindex DAX als auch der US-Gesamtmarktindex S&P 500 auf neue Allzeithochs. Rückendeckung erhielt der Aktienmarkt hierfür von der Leitzinssenkung der Fed um 50 Basispunkte.
In der technischen Analyse gelten Allzeithochs als Kaufsignale, die häufig von weiter steigenden Kursen gefolgt werden. Zumindest in den USA werden höhere Notierungen bislang vom Wirtschaftswachstum unterstützt. So prognostiziert der GDPNow Tracker der Atlanta Fed für das laufende Quartal ein (annualisiertes) Wachstum von drei Prozent.
Trotz neuer Allzeithochs: Anleger sollten sich ihrer Sache nicht zu sicher sein!
Deutschland hingegen hat weiter mit wirtschaftlicher Stagnation zu kämpfen. Die hat insbesondere in der Automobilindustrie zu Gewinnwarnungen geführt. Da sich Aktienkurse langfristig immer an den Unternehmensgewinnen orientieren, ist das mit Blick auf die Zukunft ein schlechtes Zeichen und steht im Widerspruch zur anhaltenden Stärke des DAX.
Wie der Blick in die Kursverläufe beider Börsenbarometer zeigt, sollten sich aber auch in US-Aktien investierte Anlegerinnen und Anleger ihrer Sache nicht zu sicher sein, denn aus technischer Perspektive bedeutet das jüngste Rekordhoch vor allem ein Problem. Zunächst jedoch zum deutschen Leitindex.
Dem gelang nach dem weltweiten Einbruch der Aktienmärkte am 05. August ein spektakuläres Comeback. Nach einer impulsiven Aufwärtsbewegung gelang ein erstes Allzeithoch, dem nach einer weiteren Korrektur und einem Test der 50-Tage-Linie das Rekordhoch der vergangenen Woche und damit das erste Mal ein Stand von über 19.000 Punkten folgte.
Am Freitag geriet der DAX infolge der Gewinnwarnung vom Mercedes sowie den anhaltenden Sorgen um VW stark unter Druck. Es erfolgte ein Reversal, wodurch bei rund 19.000 Punkten ein Doppel-Top entstanden ist, dass die Gefahr einer weiteren scharfen Abwärtsbewegung birgt. Sollten die Käufer bei 18.500 Punkten keinen Widerstand leisten, ist mit Abgaben bis mindestens 18.000 Punkten zu rechnen.
Angesichts der ausgeprägten bearishen Divergenzen im Relative-Stärke-Index (RSI) sowie im Trendstärkeindikator MACD, die schon seit Monaten gegen den Trend im DAX fallen, bietet das Scheitern eines Ausbruchsversuchs über 19.000 Punkte jedoch auch die Steilvorlage für eine nachhaltige Trendwende. Eine solche würde vor allem für Kurse unterhalb der 200-Tage-Linie an Fahrt aufnehmen.
Mit ausgeprägten bearishen Divergenzen hat auch der US-Gesamtmarktindex S&P 500 zu kämpfen. Wie im DAX haben auch die jüngsten Rekordhochs bei US-Aktien keine technische Unterstützung. Sowohl der RSI als auch der MACD befinden sich gegen den Trend des S&P 500 in kurzfristigen Abwärtsbewegungen, wenn gleich diese nicht ganz so stark ausgeprägt sind wie im deutschen Leitindex.
Während der DAX unmittelbar weitere Verluste befürchten lässt, könnten US-Aktien noch etwas zulegen, da sich der MACD zuletzt noch einmal über die Signallinie schieben konnte und damit eine Zunahme von Aufwärtsdynamik anzeigt. Der RSI tastet sich aber bereits in den überkauften Bereich vor, allzu viel Luft nach oben besteht daher kurzfristig nicht mehr.
Oberhalb von 5.500 Punkten ist der S&P 500 gut abgesichert. Im Fall eines Pullbacks könnte es hier zu einem Rebound kommen. Eine weitere Bastion der Bullen stellen 5.400 Zähler dar, sodass es für US-Aktien erst unterhalb des Supportbereichs zwischen 5.200 und 5.250 Punkten ungemütlich werden sollte. Wie stark der Index aber ohne technische Unterstützung noch zulegen kann, ist ungewiss.
Fazit: DAX akut abwärtsgefährdet, auch US-Aktien aktuell kein Kauf mehr
Die jüngsten Allzeithochs im DAX und S&P 500 haben zumindest auf Tageskursbasis keine technische Unterstützung. Daher könnten sie als Kaufsignale versagen. Während der DAX akut abwärtsgefährdet ist, gestaltet sich die Situation bei US-Aktien noch etwas besser – für einen Einstieg sind die aktuell fortgeschrittenen Kursniveaus allerdings nicht mehr geeignet.
Anleger, die ihre Positionen vergrößern oder sich auf der Long-Seite engagieren möchten, sollten daher den nächsten Abwärtsimpuls abwarten und erst dann zuschlagen. Das könnte sich auch mit Blick auf die Saisonalität als das richtige Vorgehen entpuppen, denn die zweite Septemberhälfte sowie die ersten Oktoberwochen sind aus statistischer Perspektive eher schwach und von Gewinnmitnahmen geprägt.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen

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