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    Aktien Europa  12746  1 Kommentar Die Party geht in die nächste Runde - leider!

    Viele Aktien sind heute schon deutlich zu teuer, aber die Party an den Märkten geht weiter. Die Notenbanken sorgen schon dafür. So haben wir dieser Tage den ZEW-Indikator bekommen, der aber die jüngsten Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank noch nicht verarbeiten konnte. Der aktuelle Sentix-Konjunkturindikator allerdings schon. Der kam direkt raus, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi beschossen hatte, seine „unkonventionelle“ Zinspolitik weiter zu betreiben.  Die Erwartungen der Marktteilnehmer haben danach sofort nach oben gedreht. Das heißt: Die Party wird verlängert. Wir gehen in die nächste Runde.

    Dadurch, dass es aber keine Alternativen jenseits von Aktien gibt, sind viele Papiere schon sehr teuer geworden. Davon gibt es etliche Beispiele: Im DAX sind dies etwa eine Deutsche Telekom oder auch eine Beiersdorf. Hinzu kommen die Banken wie die Commerzbank und die Deutsche Bank, die kaum mehr etwas verdienen und deren Ertragsaussichten schwer zu beziffern sind. Im MDAX sei eine SGL Carbon genannt. Und in den USA können Twitter, Tesla und Netflix exemplarisch herangezogen werden. Dies sind, wie gesagt, nur einige wenige Bespiele.

    Werte, in die wir schauen, sind derzeit Minen- und Kohlewerte. Das ist aktuell ein Sektor, der von den Anlegern links liegen gelassen wird. Rohstoffwerte waren in den vergangenen Jahren besonders beliebt, jetzt sind sie das nicht mehr. Und genau das ist die Chance, nach der wir uns immer sehnen.

    Die Risiken liegen allerdings darin, dass Kohle in Zukunft nicht mehr sonderlich beliebt sein wird, wie dies in der Vergangenheit war.  Ein Beispiel dafür ist etwa unser Portfolio-Titel Hargreaves Services. Das ist ein britisches Unternehmen, das auf die Förderung, den Transport, das Verwalten sowie das Bereitstellen von Bodenschätzen, insbesondere von kohlenstoffbasierten Materialien spezialisiert ist. Dieser Mangel an Interesse ist auch bei dieser Aktie ein richtiges Risiko. Allerdings bei über 40 Prozent der Energieproduktion in England, die dort zum Tragen kommt, wird Kohle weiterhin gebraucht. Und wir setzen darauf, dass dies länger andauern wird, als die meisten denken.

    Dort investieren, was von anderen derzeit gemieden wird

    Dort zu investieren, was andere derzeit nicht wollen, das ist unser Credo. Heute schon Sektoren herauszufiltern, die erst in einiger Zeit wieder im Fokus der Anleger stehen werden – darin sehen wir unsere Chance, dauerhaft eine gute Performance zu erzielen. Doch von diesen Branchen gibt es zurzeit nicht viele.

    Soll man deshalb auf den weiterhin fahrenden Zug an den Märkten springen? Wir sind keine Momentum-Spieler und wollen es auch nicht sein. Dazu ist uns das Risiko zu groß, dass die Party dann doch eines Tages zu schnell zu Ende geht.

    Die europäischen Indizes wie DAX, CAC 40 oder auch der EUROSTOXX 50 werden sich wahrscheinlich noch eine Weile an der von Mario Draghi befeuerten Party erfreuen. Value Investoren scheuen aber allzu hohes Risiko. Wir suchen stets nach einer Sicherheitsmarge in den Kursen, um das Risiko unserer Anlagen niedrig zu halten. Und derzeit ist uns das Risiko – zumindest in der Breite – zu hoch.

    Auf der anderen Seite wird der Druck auf die EZB sogar noch erhöht, immer weiter die Geldschleusen zu öffnen. Am lautesten drängt der Internationale Währungsfonds unter seiner Chefin, der Französin Christine Lagarde. „Falls die Inflation hartnäckig niedrig bleibt, sollte die EZB ein großangelegtes Programm zum Aufkauf von Assets in Erwägung ziehen“, fordert sie. „Das würde das Vertrauen stärken, die Bilanzen von Unternehmen und Haushalten verbessern und die Kreditvergabe durch Banken anregen.“

    Der Ankauf von Anleihen und anderen Wertpapieren ist dann aber wohl das letzte Mittel der EZB. Anleihekäufe mit dem Ziel, die langfristigen Zinsen zu drücken, könnten die Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Nachfrage verhindern. Die Notenbanken in den USA, Großbritannien und Japan haben dieses Quantitative Easing (QE) bereits reichlich eingesetzt. Dass auch EZB-Chef Mario Draghi sich dieses Mittel durchaus vorstellen kann, hat er mit seiner Ankündigung „Wir sind noch nicht fertig“ bereits angedeutet.

    Und was bedeutet das für die Anleger? Die Party an den Märkten geht weiter – bis zum wahrscheinlich sehr bitteren Absturz.


    Frank Fischer
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    Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG und in dieser Funktion verantwortlich für den „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“, schreibt regelmäßig über die internationalen Aktienmärkte. Als überzeugter Value-Investor hat Fischer langjährige Expertise in allen Fragen rund um Fonds, Börse, aber auch das Stiftungswesen. In seinen regelmäßigen Marktkommentaren legt er besonderes Augenmerk auf Behavioral Finance, sowie Investments in Small- und Midcap-Werte.
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    Verfasst von Frank Fischer
    Aktien Europa Die Party geht in die nächste Runde - leider! Viele Aktien sind heute schon deutlich zu teuer, aber die Party an den Märkten geht weiter. Die Notenbanken sorgen schon dafür. So haben wir dieser Tage den ZEW-Indikator bekommen, der aber die jüngsten Zinsentscheidungen der Europäischen …

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