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    No risk, no fun - das ist sein Motto!  5497  2 Kommentare Draghis Kaufprogramm für Firmenanleihen: Fast die Hälfte nur mit B-Rating

    Von wegen, nur Firmen im Investment-Grade-Bereich. In der ersten Bilanz des seit rund sechs Wochen laufenden EZB-Unternehmensanleihekaufprogramms erweisen sich die Währungshüter sehr viel risikofreudiger als gedacht. Fast 50 Prozent der gekauften Schuldtitel sind unterhalb BBB- geratet.

    In ihrem verzweifelten Versuch, die Eurozone endlich wieder in die Nähe des selbst definierten Inflationsziels zu bringen, startete die Europäische Zentralbank Mitte Juni ihr vielseits diskutiertes "Corporate Sector Purchase Programme" (CSPP). Nunmehr sollen nicht nur Staatsanleihen und Pfandbriefe sondern auch Unternehmensanleihen erworben werden. Mit dem Eingriff in die Realwirtschaft erhoffen sich die Währungshüter steigende Invesititionen und mehr wirtschaftliches Wachstum.  

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    Insgesamt 80 Milliarden Euro soll der monatliche Ankaufspaß der EZB nun kosten. Im Bereich der Firmenanleihen würden keine Papiere mit Ramschniveau gekauft, so hieß es. Die erste Bilanz zu den bisher erworbenen Schuldtiteln zeigt jedoch, dass diese Einschränkung mehr als ausgereizt wurde. Einem Bericht der "Welt" zufolge weist fast die Hälfte der 440 gekauften Anleihen ein Rating in der B-Kategorie auf. 

    Riskantes Portfolio

    In der Theorie dürfte die EZB nur solche Titel kaufen, die von einer der vier großen Ratingagenturen mit BBB- oder besser bewertet wurden. Stattdessen befinden sich nun sogar Firmen im Zentralbank-Portfolio, die teilweise schon den Schrott-Stempel verpasst bekommen haben.

    So erwarben die Notenbanker im Rahmen des CSPP insgesamt drei Anleihen von Telecom Italia. Das italienische Telekommunikationsunternehmen erhielt bereits sowohl von S&P als auch von Moody's eine Junk-Bewertung. Auch die portugiesische EDP Finance und die finnische Teollisuuden Voima erhielten ein schwaches Rating. Beide stehen jedoch mit fünf, beziehungsweise zwei Anleihen auf der EZB-Einkaufsliste.

    Von den gekauften Anleihen insgesamt zeichnen sich vor allem die deutschen Papiere mit einer besonders schwachen Bonität aus. Ganze 15 Titel sind nur knapp der Junk-Note entkommen. Unter den Vertretern befinde sich der angeschlagene Salz- und Düngemittelhersteller K+S, der Handelskonzern Metro und der noch immer taumelnde Energieriese RWE. 

    Mehr Nachteile als Vorteile

    Nach Bekanntgabe des neuen Kaufprogramms im März ist das Emissionsvolumen auf dem Bondmarkt um ein Mehrfaches gestiegen. Kritiker befürchten damit das Aufkeimen einer neuen Schuldenblase. Denn ob die Firmen das frische Geld für die erhofften Zwecke tatsächlich verwenden, ist durchaus fraglich. Stattdessen dürften viele Unternehmen zunächst erst einmal großzügige Dividenden ausschütten, Aktienrückkäufe vornehmen oder gar neue Übernahmen planen. 

    An signifikante Auswirkungen auf die Realwirtschaft glauben daher die Wenigsten. „Der Kauf von Unternehmensanleihen wird einen kaum messbaren Beitrag zur Erfüllung des Preisstabilitätsziels leisten, erhöht aber die schädlichen Nebenwirkungen der ultralockeren Geldpolitik erheblich“, kritisierte der Präsident des Bundesverbands der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich. Seiner Meinung nach würden vor allem mittelständische Unternehmen infolge des CSPP einen erheblichen Wettbewerbsnachteil erleiden, da diese nicht kapitalmarktfähig sind (mehr dazu auf wallstreet:online). 

    Nicht zuletzt fällt das Risiko der EU-weiten Unternehmensanleihekäufe auch auf den deutschen Steuerzahler zurück. Denn wo die Mitgliedsstaaten bei Staatsanleihen für nur ein Fünftel der Käufe gemeinschaftlich haften, wird das Risiko aus den Firmenbonds komplett unter allen EU-Ländern aufgeteilt. 

     





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