Grüne Woche 2017
Ohne Wasser keine Ernährungssicherung - 9. Global Forum for Food and Agriculture in Berlin beendet (FOTO) - Seite 3
"Das Prinzip der nachhaltigen Nutzung bedeutet auch, dass nicht
jedes Produkt an jedem Standort produziert werden kann", betonte
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf dem
Internationalen Wirtschaftspodium, das von der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft ausgerichtet wird. Und: "Wir brauchen die
Wirtschaft für die Entwicklung und Umsetzung technischer
Möglichkeiten." Allerdings warnte er mit Blick auf die Chancen von
Digitalisierung und "Big Data" vor zu starken
Konzentrationsprozessen, die dazu führen, dass keine Lösungen mehr
für regionale oder lokale Probleme angeboten werden. Und auch, wenn
Kleinbauern nicht allein die Antwort auf die Frage der Welternährung
sein könnten: "Wenn wir den Fokus nur auf Großbetriebe legen,
riskieren wir, dass viele Menschen den Anschluss verlieren."
"Wir nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, um Wissen zu
verbreiten", beschrieb Thomas Böck, Mitglied der Konzernleitung beim
Landmaschinenhersteller Claas, was er als eine der Aufgaben des
Privatsektors betrachtet. Daten könnten gespeichert und mit lokalem
Wissen kombiniert werden. Dies müsse sich nicht nur auf große
Maschinen beziehen. Maßnahmen zur Verringerung von Bodenverdichtungen
oder zum Senken von Nährstoffeinträgen ließen sich auch auf die
Produktionsbedingungen von Kleinbauern übertragen. Entsprechende
Empfehlungen könnten diese beispielsweise über ihr Smartphone
erhalten.
"Kein Land - außer vielleicht der eine oder andere Stadtstaat -
hat es bisher aus der Armut geschafft, ohne die Kleinbauern
einzubeziehen", unterstützte auch Rodger Voorhies, Direktor der
Stiftungsinitiative Finanzleistungen für Arme bei der
Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, die Forderung des deutschen
Agrarministers. Hat ein afrikanischer Kleinbauer etwa die
Möglichkeit, bei Bedarf den Einsatz von Betriebsmitteln zu
finanzieren, kann das die Produktivität seines Betriebes schnell um
rund ein Viertel steigern. "Dies kann schon darüber entscheiden, ob
er seine Kinder zur Schule schicken kann oder nicht", erklärte
Voorhies. Die Organisation fördert hierfür die Entwicklung digitaler
Zahlungssysteme und arbeitet zudem an der "ersten digitalen
Bodenkarte Afrikas".
Und was kann die Politik tun? "Richtige Anreize setzen, damit die
Landwirte ihre Verhaltensmuster ändern", meint der indische
Agrarökonom und Politikberater Ashok Gulati. Viele Länder hätten ihre
Landwirtschaft jahrelang subventioniert, um die Lebensmittelpreise
niedrig zu halten. Dies habe zu einer massiven Verschwendung von
Wasser und Energie geführt. Landwirte sollten dafür entlohnt werden,
Wasser einzusparen. Auch müsste die Handelspolitik verschiedener