American Banks First muss auch heißen European Banks First - Seite 2
In der europäischen Bankenpolitik weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut?
Trump zerstört mit einer Abrissbirne die international mühsam aufgebaute Architektur der Finanzmarktstabilität, um seinen US-Instituten einen Deregulierungsvorteil zu sichern.
Europa hat bei der Bankenrettung von Anfang an gewaltige Fehler gemacht. Wie in den USA hätte man alle systemrelevanten Institute zwangskapitalisieren und dann von Grund auf sanieren müssen. Nach Erfolg hätte man später wie in Amerika die staatlichen Beteiligungen wieder mit Gewinn für die Steuerzahler veräußern können. Dieser Rettungsstrategie standen jedoch ideologische Bretter vor dem Kopf der europäischen Politik entgegen. Und ein bisschen Wahlpopulismus war auch dabei.
Und so sind viele Institute z.B. in Südeuropa bis heute nicht aus dem Schneider. Immer noch sind umfangreiche notleidende Kredite vorhanden. Und wer faule Kredite in den Bilanzen hat, hat weniger Muße neue Kreditrisiken einzugehen.
Nicht zuletzt binden diese Altlasten wertvolles Eigenkapital oder fressen es sogar auf. Unter Eigenkapitalüberfluss leiden Europas Banken ohnehin nicht. Eigenkapital ist purer Luxus, wenn es nicht wie früher in Amerika von Vater Staat kommt, sondern aus eigener Kraft in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld herbeigeschafft werden muss. Da nützt auch die freizügigste Geldpolitik der EZB nichts. Sie sorgt zwar dafür, dass keine europäische Bank mehr wegen Illiquidität über die Klinke springt. Aber stabile Liquiditäts-Seitenlage heißt noch lange nicht stabile Geschäftslage. Das Eigenkapital herzaubern kann sie nicht.
Und jetzt kommt auch noch die wie eine übereifrige Ameisenkolonie arbeitende Bankenregulierung in Europa hinzu, die die Institute zu Vorhaltung von mehr Eigenkapital zwingt.
Und da wundert man sich noch, warum das eurozonale Kreditvolumen im Gegensatz zu Amerika vor sich herdümpelt?
Lesen Sie auch
Die Eurozone hat keinen konsistenten Plan. Während die EZB mit beiden Füßen auf dem Gaspedal steht, drückt der Regulierer mit beiden Extremitäten auf die Bremse.
Raus aus dem ideologischen Idealismus und rein in den realistischen Pragmatismus
Es hilft heute nichts mehr, den Banken immer und immer wieder die Schuld an der Finanzkrise zu geben, obwohl es doch die Politiker waren, die die europäischen Finanzmärkte dereguliert haben. Und sich jetzt wie die beleidigte Leberwurst aufführen und Amerika für wieder mehr Deregulierung zu kritisieren, ist auch keine Lösung.