American Banks First muss auch heißen European Banks First - Seite 3
Aber vielleicht versuchen wir es ausnahmsweise einmal mit bankwirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene unter Einbindung der EZB. Dabei muss man auch über seinen eigenen Schatten springen können.
Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Altlasten notleidender Kredite aus den Bankbilanzen vor allem südeuropäischer Banken entsorgt werden müssen. Wenn auch spät, so muss der jeweilige Staat dennoch als Rekapitalisierer auftreten, damit der Kredit-Stall ausgemistet werden kann. Hierbei ist die Stabilitätskröte von Aufkäufen von Staatspapieren seitens der EZB leider zu schlucken. Ansonsten gibt es keine neuen, volkswirtschaftlich notwendigen Kredite.
Und man muss die Bankenregulierung überdenken. Das heißt nicht, dass wir jetzt auch alle Regeln über den Haufen werfen. Aber so wie man überderegulieren kann, kann man auch überregulieren. Bankenregeln sollen selbstverständlich Auswüchse verhindern, aber wirtschaftlich keine verbrannte Erde hinterlassen. Es geht nicht um Ideologie von Politikern, sondern um Realpolitik.
Bis ein endgültiges Gesetz über die Re-Deregulierung amerikanischer Banken vorliegt, wird zwar noch viel Wasser den Potomac in Washington herunterfließen. Diese Zeit muss die europäische Bankenpolitik dringend nutzen.
Im Kampf gegen den amerikanischen Finanz-Adler mit rot-blonden Haaren muss der europäische Banken-Stier stark sein. Noch ist er nicht kastriert!
Ein Beitrag von Robert Halver.
Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.
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Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.
Bildquelle: Baader Bank / dieboersenblogger.de