Leidet das deutsche Auto-Imperium unter spätrömischer Dekadenz? - Seite 2
Dann müssen umherfahrende Diesel-Fahrzeuge wo immer möglich um- bzw. nachgerüstet werden, natürlich auf Kosten der Hersteller. Ansonsten erleidet die Diesel-Schlüsseltechnologie Made in Germany
einen Totalschaden. Denn wer will schon über Fahrverbote enteignet werden. Wir sind ja nicht im Sozialismus.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die deutsche Diesel-Technologie nicht tot wie eine Maus in der Falle ist. Eher wird sie von ideologisch fest gefahrenen Kreisen gerne mit viel gespielter
Empörung tot geredet. Es ist schon bemerkenswert, wie Deutschland sich wirtschaftlich selbst kaputt schlägt. Was spricht denn gegen eine konsequente Weiterentwicklung des Diesels mit akzeptablen
Abgaswerten? Fort NOx muss keine uneinnehmbare Festung bleiben. Deutsche Auto-Ingenieure sind über Nacht doch nicht dümmer geworden. Überhaupt, es wird noch lange Verbrennungsmotoren geben.
Elektro-Mobilität ist in aller Munde, aber...
Zurzeit wird die E-Mobilität mit Blick auf Umweltfreundlichkeit überall angepriesen. Aber mit Verlaub, auch die E-Mobilität hat Schwächen. Der Strom kommt nicht einfach aus der Steckdose. Strom aus
Windkraft haben wir zwar genug. Dieser kommt nur leider noch nicht befriedigend dort an, wo er ankommen soll. Die Energiewende muss Produktion und Lieferung umfassen. Heißt das etwa im
Umkehrschluss, dass zurzeit Kohle-, Gas- oder sogar Atomkraftwerke E-Mobilität ermöglichen?
Und selbst wenn die Akku-Qualitäten verbessert wurden, sind viele Fahrer mit Blick auf die Reichweite noch beunruhigt. Denn wo sind in Deutschland die E-Tankstellen, die man vielfach wie die Nadel
im Heuhaufen suchen muss? Die E-Infrastruktur muss stimmen. Man kann ja auch nicht Eier verlangen und vergessen, die Hühner zu füttern.
Technologieführerschaft statt Innovationsalarm
Selbstverständlich muss sich auch Deutschland zügig auf die Zeit nach Verbrennungsmotoren einstellen. Auf den weltweiten Straßen sollen bitte auch morgen und übermorgen noch deutsche Autos fahren.
Hier ist allerdings einiges verbummelt worden. Man hat sich zu sehr auf den Auto-Lorbeeren von gestern ausgeruht. Doch welken diese in einer global wettbewerbsfähigen Welt schneller als tote Fisch
anfangen, zu stinken. Deutschland hat das automobile Industrie-Zeitalter beherrscht wie seinerzeit das Römische Reich die Welt. Doch jetzt betreten wir die spätrömische Epoche. Das selbstgerechte
deutsche Auto-Imperium wird angegriffen wie früher Rom durch die Germanen. Amerika mit seinen führenden Technologieunternehmen sieht endlich die Chance gekommen, Deutschland vom Auto-Thron zu
stoßen. Die Branche wird sich zukünftig immer mehr Richtung digitaler Produktionstechnik und Social Media entwickeln. Nachdem das Auto im Rohbau von modernsten Robotern hergestellt wurde, beginnt
erst im Innenausbau die eigentliche Wertschöpfung durch z.B. Selbstfahrbarkeit und Kommunikationstechnik. Und diese droht immer weniger aus Deutschland, sondern vor allem aus den USA zu kommen.
Nicht mehr Germania, sondern Amerika könnte die Spielregeln in der Automobilbranche bestimmen. Heute lacht niemand mehr über Tesla.