Aktien Frankfurt
Weitere Erholung - Schwacher US-Arbeitsmarkt bremst kaum
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Freitag dank guter Vorgaben der Übersee-Börsen weiter erholt. Am Nachmittag sorgte ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht nur kurz für einen Stimmungsdämpfer.
Zuletzt stand der Dax 0,82 Prozent im Plus bei 12 154,10 Punkten. Am Donnerstag war der deutsche Leitindex dank nachlassender Sorgen über den Nordkorea-Konflikt den zweiten Tag in Folge mit einem moderaten Kursanstieg aus dem Handel gegangen. Im Monat August stand damit ein Minus von gut einem halben Prozent zu Buche. In der zu Ende gehenden Woche steuert der Dax aktuell auf einen nur minimalen Verlust zu.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen stieg am Freitagnachmittag um 0,77 Prozent auf 24 864,21 Zähler und der Technologiewerte-Index TecDax gewann 1,00 Prozent auf 2315,65 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,76 Prozent auf 3447,51 Punkte vor.
EXPERTE SIEHT ARBEITSMARKT WEITER 'IN SOLIDER VERFASSUNG'
In den USA ist die Beschäftigtenzahl im August weniger als erwartet gestiegen. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau für die beiden vorangegangenen Monate nach unten revidiert. Auch die Lohnentwicklung im August blieb etwas hinter den Prognosen zurück, während die Arbeitslosenquote ein wenig stärker stieg als erwartet.
Helaba-Experte Ralf Umlauf sieht den amerikanischen Arbeitsmarkt zwar "ungeachtet der Enttäuschung in einer soliden Verfassung", welche für eine wachsende Wirtschaft spreche. "Allerdings hat sich an dem übergeordneten Bild schwachen Lohndrucks nichts verändert", so Umlauf. Damit dürfte die US-Notenbank Fed eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik nicht forcieren.
Steigende Zinsen sind zwar ein Beleg für optimistische Wirtschaftserwartungen der Notenbanker, schmälern aber tendenziell die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren.
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VW PROFITIERT VON ABGEWIESENER KLAGE - MEDIGENE IM HÖHENRAUSCH
Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) gewannen 0,88 Prozent. Sie profitierten davon, dass eine Klage des US-Bundesstaates Wyoming wegen Verstößen gegen Umweltgesetze vom zuständigen Richter abgewiesen wurde. Die Entscheidung könnte das Unternehmen vor weiteren Milliardenkosten im Zusammenhang mit dem Skandal um manipulierte Abgaswerte bewahren, da sie richtungsweisend für ähnliche Fälle sein dürfte.
In der Technologiebranche stach Medigene erneut positiv heraus: Mit einem Kurssprung von fast 13 Prozent knüpften die Titel des Biotech-Unternehmens an ihre noch stärkere Vortagesentwicklung an, als Medigene die Anleger mit einer Meldung vor einer Immuntherapie-Branchenkonferenz in den USA begeistert hatten. Medigene will dort die Vorzüge seiner Screening-Plattform demonstrieren, mit der für verschiedene Tumore nach jeweils passenden Immunantworten gesucht werden kann.
STUDIEN HELFEN LUFTHANSA, THYSSENKRUPP UND MTU
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Bei der Lufthansa sorgte eine Hochstufung des US-Analysehauses Bernstein Research für ein Plus von 2,16 Prozent auf 21,525 Euro. Damit erreichten die Aktien zudem den höchsten Stand seit rund 10 Jahren. Die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin gebe vor allem dem deutschen Branchenprimus Rückenwind, schrieb Analyst Daniel Roeska.
Thyssenkrupp stiegen um 0,95 Prozent auf 25,43 Euro, nachdem die Privatbank Metzler das Kursziel für die Titel des Industrie- und Stahlkonzerns von 28 auf 32 Euro angehoben und ihre Kaufempfehlung bestätigt hatte.
Im MDax stiegen die Titel des Triebwerkherstellers MTU dank einer Kaufempfehlung der britischen Investmentbank HSBC um 1,87 Prozent. Der Gegenwind durch den schwachen US-Dollar sei angesichts des Kursrückgangs mehr als eingepreist, schrieb Analyst Richard Schramm. Die fundamentale Wachstumsstory bleibe intakt, und bald sollte das Unternehmen die Früchte seiner jüngsten Investitionen ernten.
NORDEX LEIDET UNTER DEUTSCHE-BANK-STUDIE
Dagegen büßten die Aktien von Nordex im TecDax 0,47 Prozent auf 11,615 Euro ein. Analystin Virginia Sanz De Madrid Grosse von der Deutschen Bank hatte ihr Kursziel für den Hersteller von Windenergieanlagen zuvor von 14 auf 12,50 Euro zurückgeschraubt. Sie sieht mittelfristig große Unsicherheiten für Umsätze und Margen des Windturbinenherstellers.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,13 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,02 Prozent auf 141,88 Punkte zu. Der Bund-Future verlor 0,32 Prozent auf 164,69 Punkte. Der Euro kostete zuletzt 1,1907 US-Dollar. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1825 Dollar festgesetzt./gl/stb
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---