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    Die Leute sind sehr viel selbständiger, als man denkt - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.05.06 19:47:45 von
    neuester Beitrag 10.05.06 21:31:26 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 10.05.06 19:47:45
      Beitrag Nr. 1 ()

      Roland Koch mit dem ehemaligen Gouverneur von Wisconsin Thompson

      Ein wesentlicher arbeitsmarktpolitischer Fortschritt ist übriggeblieben von den Hoffnungen des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), die Leitlinien des Arbeitsbeschaffungsprogramms „Wisconsin Works“ (W-2) unter dem Motto „Fördern und Fordern“ auf Deutschland zu übertragen: in Gestalt der sogenannten Optionskommunen. Soviel kreative Freiheit wie der amerikanische Bundesstaat Wisconsin hat zwar keines der deutschen Länder. Aber in den 69 Optionskommunen sind für die Bezieher des seit Anfang 2005 bestehenden Arbeitslosengeldes II nicht die Bundesagentur für Arbeit und die Kommunen gemeinsam zuständig, sondern versuchsweise für erst einmal sechs Jahre allein Städte oder Gemeinden. Hier können verschiedene Modelle ausprobiert werden. In Hessen beteiligen sich 13 Kommunen an dem Modell.


      Auch wenn deren Freiheitsgrade nicht besonders groß sind, setzt Jason Turner, der Architekt sowohl des erfolgreichen Programms „Wisconsin Works“ als auch des New Yorker Fürsorgesystems, große Hoffnungen darauf. „Das ist der erste Schritt. Das muß klappen. Deutschland braucht Vorbilder im eigenen Land.“ Kommunalpolitiker, die Erfolge aufweisen könnten, sollten innerparteilich befördert werden: „Politische Impulse sind nötig.“ Am liebsten wäre es Turner freilich, wenn die Bundesregierung den im Sommer 2003 von der Union unter Leitung von Roland Koch vorgelegten Entwurf eines Existenzgrundlagengesetzes (EGG) in seiner ursprünglichen Fassung wieder hervorholen könnte.


      „Eine moralische Verbindung herstellen“


      Aber wie haben es eigentlich die Vereinigten Staaten geschafft? „Wir haben einfach nur die Unterstützung an eine Arbeitsverpflichtung gekoppelt“, sagt Turner. „Denn es gilt eine moralische Verbindung herzustellen zwischen der Pflicht, zur Gesellschaft etwas beizutragen, und der Unterstützung, die man von ihr erhält. Das ist bei uns Konsens.“ Ein staatlich garantiertes - und leistungsloses - Grundeinkommen, wie es Wissenschaftler gelegentlich vorschlagen, hält er daher auch für keine gute Idee. Für jedes Sicherungsnetz, das eine Gesellschaft knüpft, müssen nach Turners Auffassung drei Dinge gelten: Es muß stets verfügbar sein, es muß auf Reziprozität basieren, und es darf niemals besser sein als der private Markt.


      Dementsprechend hat heute in Wisconsin kein Bürger mehr rechtlichen Anspruch auf staatliche Hilfe, aber die Behörden bieten im allgemeinen für fünf Jahre umfassende Hilfe dabei an, wieder in Lohn und Brot zu kommen - von Weiterbildung, Eingliederungshilfe und Jobvermittlung bis hin zur Kinderbetreuung. Auf dem Weg zur vollen Integration in den Arbeitsmarkt gilt es in Wisconsin eine „Beschäftigungsleiter“ mit vier Stufen zu erklimmen - mit Unterstützung ausgebildeter Berater. Wer nicht fähig ist, dauerhaft selbständig zu arbeiten, bekommt Arbeits- und Bewerbungstraining. Langzeitarbeitslose ohne grundlegende Kenntnisse werden in öffentlichen Hilfsdiensten wieder an den Arbeitsalltag gewöhnt. Wem es bloß an Erfahrung mangelt, der bekommt einen befristeten und teilsubventionierten Arbeitsplatz. Qualifizierte und arbeitsfähige Kräfte wiederum erhalten Hilfe bei der Vermittlung auf den besten verfügbaren privatwirtschaftlichen Arbeitsplatz. Die Unterstützung durch die Behörden bricht dabei nicht ab, wenn eine Arbeitsstelle gefunden ist, sondern die betreute Person wird auf der Beschäftigungsleiter bis zum Ende der Laufzeit. nach oben trainiert. Dabei funktioniert auch die Motivation: Je weiter oben man steht, desto höher ist der Lohn. Wer indes strikt arbeitsunwillig ist, der fällt aus dem System heraus. „Da gibt es keine Kompromisse“, sagt Turner.


      „Nichts unmögliches“


      „Wir haben festgestellt, daß die Leute sehr viel selbständiger sind und die Chancen bewußt wahrnehmen, sich wieder in den privaten Arbeitsmarkt einzugliedern, als man denkt.“ Für Turner ist Selbständigkeit ein Selbstzweck, geboten aus Respekt vor allen Menschen. Forschungsarbeiten der University of Wisconsin hätten gezeigt, daß die Zahl der Sozialhilfeempfänger binnen zwei Jahren nach Einführung von „Wisconsin Works“ um 80 Prozent gesunken sei. „Nicht alle davon hatten tatsächlich wieder einen Arbeitsplatz“, räumt Turner ein. Und heute arbeiteten nur 60 Prozent der früheren Teilnehmer Vollzeit und verdienten überdurchschnittlich. Ihr Aufstieg auf der Beschäftigungsleiter sei freilich am steilen Anstieg der Löhne abzulesen gewesen. Manche Frauen - „Wisconsin Works“ bezieht sich nur auf Frauen oder Familien mit Kindern; alleinstehende Männer erhalten nur befristetes Arbeitslosengeld und Ernährungsbeihilfe, aber keinerlei Sozialhilfe - seien auch nur wieder unter die Obhut der Eltern gekommen: Statt des Staates habe so die Zivilgesellschaft wieder einen Teil der Fürsorgepflicht übernommen.


      Nicht jedem Teilnehmer sei es gleich gelungen, auf der Beschäftigungsleiter Fuß zu fassen, sagt Turner. Manche hätten drei verschiedene Jobs auf derselben Stufe annehmen müssen, bevor sie weiterrücken konnten. Vor allem jene täten sich schwer, die seit langem nicht mehr an einen Arbeitsalltag gewöhnt seien. „Aber das Gute ist, daß sie einfach nicht aufgeben dürfen.“ Man verlange niemandem Unmögliches ab. Entscheidender Bestandteil der Wisconsin-Works-Philosophie sei nur, daß jeder das, was er gerade könne, zum gesellschaftlichen Miteinander beitragen solle. Und es sei die Pflicht des Staates, jedem etwas anzubieten, womit er fertig werde. Arbeit gebe dem Leben einen Sinn. Wenn man den Menschen die Pflicht abnehme, sich um ihren Lebensunterhalt zu kümmern, dann endeten sie als „leere Persönlichkeiten“. Auch unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten sei das wichtig: „Jeder sollte eine Chance bekommen, etwas zur Gemeinschaft beizutragen.“ Das sei viel wichtiger als jene als Sorge um „soziale Gerechtigkeit“ verbrämten Umverteilungsansprüche, die von der linken Seite des politischen Spektrums häufig zu hören seien. „Erst dies bringt Gleichheit zustande. Einkommen macht niemanden gleich.“


      Kritik zurückgewiesen


      Doch was geschieht mit den 40 Prozent, die auf Dauer doch nicht in Lohn und Brot bleiben? „Keiner verhungert hier“, beruhigt Turner. „Auch die Kinder leiden keine Not.“ Das sei eine der wichtigsten Lehren, die er aus den Reformen gezogen habe. Ein Viertel dieser Gruppe werde von der Familie oder von Freunden versorgt, ein Viertel bekomme Invaliditätsrenten, und die anderen seien wohl in der Schattenwirtschaft tätig. Die Vorstellung, daß manche Menschen komplett von der Sozialhilfe abhingen, sei schon immer falsch gewesen. „Es war bei den meisten immer ein Paket, gemischt aus öffentlicher und privater Unterstützung sowie kleinen Jobs.“ Jetzt habe sich nur die Zusammensetzung dieses Pakets geändert.


      Bei alledem erweise sich natürlich die Vielzahl an niedrig bezahlten Stellen auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt als hilfreich. Nicht zutreffend sei jedoch das Argument, daß „Wisconsin Works“ nur deswegen so erfolgreich gewesen sei, weil die Wirtschaft boomte und der Arbeitsmarkt leer gefegt gewesen sei. Eine solche Korrelation lasse sich empirisch nicht nachweisen. „Das ist schlicht Unsinn“, sagt Turner und ärgert sich. Die Zahl der Sozialhilfeempfänger habe vielmehr stetig abgenommen, über Phasen vergleichsweise hoher und niedriger Arbeitslosigkeit sowie starken und schwachen Wirtschaftswachstums hinweg. Der Erfolg von Programmen wie „Wisconsin Works“ erkläre sich vielmehr aus der Veränderung der gesellschaftlichen Moralvorstellungen, die damit angestoßen worden sei, sagt Turner. Und das sollte doch auch in Deutschland zu schaffen sein, meint er.

      http://www.faz.net/s/Rub6B15D93102534C72B5CF6E7956148562/Doc…

      Endlich auch bei uns bald die guten und besseren amerikanischen Verhältnisse! :)
      Deutschland ist noch nicht verloren, es gibt noch Hoffnung! :D
      Avatar
      schrieb am 10.05.06 19:52:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hoffnung??????????
      Unter Fr.Merkel ist die Hoffnung gestorben.......
      Leider......
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 10.05.06 21:26:15
      !
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      Avatar
      schrieb am 10.05.06 21:31:26
      Beitrag Nr. 4 ()
      Manche Frauen - „Wisconsin Works“ bezieht sich nur auf Frauen oder Familien mit Kindern; alleinstehende Männer erhalten nur befristetes Arbeitslosengeld und Ernährungsbeihilfe, aber keinerlei Sozialhilfe - ...

      Soviel also zur Gleichberechtigung :eek::eek::eek::cry::cry::cry::cry::cry::cry:
      Avatar
      schrieb am 11.05.06 08:54:34
      !
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