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    Globale Erwärmung durch Treibhauseffekt - nur ein Mythos der Linken? (Seite 5761)

    eröffnet am 15.06.06 17:59:51 von
    neuester Beitrag 01.05.24 11:33:07 von
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      schrieb am 13.02.07 17:07:07
      Beitrag Nr. 388 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.677.815 von rv_2011 am 13.02.07 12:30:32Ich weiß, du hörst es nicht gerne....

      Uran
      * Eigenschaften/Energieinhalt/Vorkommen

      Uran, ein chemisches Element mit metallischer Eigenschaft, ist der Kernbrennstoff, mit dem in Kernkraftwerken (üblicherweise Leichtwasserreaktoren in Druck- bzw. Siedewasserbauart) elektrischer Strom erzeugt wird.
      Uran liefert ein Vielfaches der Energie, die bei der chemischen Umsetzung konventioneller Brennstoffe frei wird.

      Der Energieinhalt von 1 kg Natururan entspricht:

      18.900 kg Steinkohle
      56.700 kg Braunkohle
      12.600 kg Erdöl
      14.000 cbm Erdgas

      Anders als die Vorkommen von Kohle und Gas ist Uran seit Entstehung der Erde natürlicher Bestandteil der Erdmaterie und daher, vierzig mal so häufig wie Silber, in Gesteinen aller Kontinente, im Boden und im Meerwasser anzutreffen. Die Uran-Konzentration in den Vorkommen ist sehr unterschiedlich. Erzlagerstätten mit dem höchsten Gehalt finden sich im Norden Kanadas und Australiens mit bis zu 20 Gewichtsprozent Uran.

      Das zweite natürlich vorkommende spaltbare Element ist Thorium. Thorium kommt in etwa gleicher Menge wie Uran vor. Es ist ebenfalls als Kernbrennstoff einsetzbar, bislang jedoch technisch wenig erforscht. Der THTR Thorium-Hochtemperatur-Reaktor bei Hamm-Uentrop, Nordrhein-Westfalen, war zu seiner Zeit das technisch am weitesten fortgeschrittene Projekt. Hier schlummert ein weiteres Kernmaterial-Potenzial.

      * Uranbedarf

      Ein Kernkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1.300 Megawatt benötigt jährlich ca. 25 Tonnen auf 3,5 Prozent Uran-235 angereichertes Uran, um damit ca. 10 Milliarden Kilowattstunden Strom zu erzeugen.

      Der weltweite jährliche Uranbedarf liegt gegenwärtig bei rund 65.000 Tonnen Natururan. Die Uranproduktion lag im Jahr 2005 bei rund der Hälfte dieser Menge. Die Differenz wird seit Jahren aus Lagerbeständen und durch die Überführung von Kernbrennstoffen aus dem militärischen in den zivilen Bereich im Rahmen der nuklearen Abrüstung beigesteuert.

      Hierzu wird hochangereichertes Urans aus Sprengköpfen von Nuklearwaffen durch Vermischen mit abgereichertem Uran auf einen in Kernkraftwerken verwendbaren Anreicherungsgrad gebracht. Allein die abzurüstenden 20.000 Sprengköpfe der ehemaligen Sowjetunion entsprechen einem Energieäquivalent von 10 Milliarden Barrel Öl oder dem gesamten Strombedarf der USA von 2 Jahren. Die anderen Nuklearstaaten verfahren ähnlich.

      * Förderung

      Von den 2004 geförderten knapp 39.000 Tonnen Uran entfielen:

      * 11.600 t auf Kanada,
      * 8.750 t auf Australien,
      * 3.700 t auf Kasachstan,
      * 3.300 t auf Niger,
      * 3.000 t auf Namibia,
      * 2.100 t auf Uzbekistan,
      * 1.900 t auf Russland,
      * 900 t auf die Ukraine,
      * 840 t auf die Vereinigten Staaten,
      * 750 t auf Südafrika
      * 550 t auf Indien und
      * 500 t auf China.

      Die restliche Fördermenge verteilte sich auf weitere Länder mit einer Produktion zwischen zehn und einigen hundert Tonnen Uran, u.a. Brasilien, Deutschland, Pakistan und Rumänien. Zu DDR-Zeiten wurden in Sachsen und Thüringen insgesamt 220.000 Tonnen Uran gefördert. Die Förderung wurde mit der Wiedervereinigung eingestellt.

      * Uran-Reserven und Ressourcen

      Die Uran-Reserven, das sind die technisch und wirtschaftlich derzeit gewinnbaren Mengen, werden von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit 1,7 Millionen Tonnen Uran angegeben, wobei Gewinnungskosten bis 40 US $ pro pound Uran angesetzt wurden.

      BGR gibt die Uran-Ressourcen, das sind die nachgewiesenen und geologisch möglichen Vorkommen, die derzeit aber unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten nicht förderwürdig sind, mit 18 Millionen Tonnen an. Bei einem weltweiten Bedarf an Natururan von ungefähr 65 Tausend Tonnen,wie im Jahr 2005, reichen die Ressourcen über 200 Jahre.
      In Presse und anderen Medien genannte kürzere Reichweiten beziehen sich auf die zur Zeit wirtschaftlich gewinnbaren Uran-Reserven.

      Angaben über die Uran-Reserven und Ressourcen werden regelmäßig von der BGR veröffentlicht. Auch die rot-grünen Bundesregierung bezog sich mit ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Bundestag über die Reichweite der Uran-Ressourcen auf Angaben der Bundesbehörde BGR (Bundestagsdrucksache 15/4680 vom 20. Januar 2005).

      * Uranexploration

      Ausreichende Lagerbestände, genügende Förderkapazität der Minen und bekannte und erschlossene Uranvorkommen haben über Jahre hinweg die Uranpreise auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die extrem kostenintensiven Explorationen wurden deshalb in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts weltweit stark eingeschränkt. Die Förderkapazitäten von Minen wurden gedrosselt.

      In nur zwei Jahren, von 2003 bis 2005 stieg der Uranpreis um das Dreifache. Erwartet wird, dass die Uranexploration künftig wieder an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt und infolge dessen weitere Uran-Lagerstätten aufgefunden werden. In Erwartung dessen wurden im Jahr 2005 weltweit bereits 200 neue Explorationsfirmen börslich und außerbörslich notiert.
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 12:30:32
      Beitrag Nr. 387 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.676.848 von rv_2011 am 13.02.07 11:45:10Nachtrag zur Kernenergie:

      Die Uran-Ressourcen würden bei heutiger Gewinnungstechnik bei einer Verdreifachung der Nutzung also noch etwa 20 Jahre reichen. Bei drastisch steigenden Kosten würden sie noch einige Jahrzehnte länger reichen...

      Ob Fusionsreaktoren jemals zu vertretbaren Kosten gebaut und betrieben werden können, steht in den Sternen.

      Bis dahin sollte man sich auf das zu niedrigen und mittleren Kosten machbare konzentrieren: Und das sind in erster Linie Effizienzsteigerung und erneuerbare Energien.
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 11:45:10
      Beitrag Nr. 386 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.674.379 von Kaperfahrer am 13.02.07 10:00:16Ja, die Kernenergie kann auch einen begrenzten beitrag zur Ressourcen und Klimaschonung leisten.

      In Heft 2/07 der Zeitschrift [url"Forschung und Lehre"]http://www.forschung-und-lehre.de/cms/[/url] findet sich ein Beitrag des Projektleiters "Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen" am Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. Darin werden die möglichen Maßnahmen zur CO2-Vermeidung nach Kosten und Wirkung verglichen.

      Ohne Gegenmaßnahmen würde der jährliche CO2-Eintrag von 200 bis 2050 von 25 Gt auf 50 Gt ansteigen. Alle möglichen Gegenmaßnahmen zusammen wären in der Lage, ihn bis 2050 auf unter 5 Gt zu drücken. Dazu gehören (geordnet nach Kosten):

      geringe Kosten:
      Effizienzsteigerung bei Heizung (3 Gt)
      Energie- und Materialeffizienz in der Industrie (5 Gt)
      Energieeffizienz im Verkehrssektor (7 Gt)
      Energieeffizienz von Kraftwerken (2 Gt)

      mittlere Kosten:
      Wechsel von Kohle zu Gasverstromung (3 Gt)
      Erneuerbare Energien (zusammen 15 Gt)
      - zur Wärmegewinnung (niedrige bis mittlere Kosten)
      - für Kraftstoffe ((mittlere Kosten)
      - für Strom (mittlere bis hohe Kosten)
      Verdreifachung der Kernenergie (5 Gt) (mittlere bis hohe Kosten)

      hohe Kosten:
      CO2-Abtrennung und -einlagerung (6 Gt)
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 10:00:16
      Beitrag Nr. 385 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.673.062 von rv_2011 am 13.02.07 09:02:00Da wird der Gleichgewichtszustand bei verzögerten Emissionen niedriger

      Da wir aber alle auf einem gemeinsamen Planeten wohnen, wird es den Rest der Welt und sein Klima nicht im Geringsten berühren, wenn allein Hinterpusemuckel (wir) seinen lokalen Schadstoffausstoß auf Kosten einer ruinierten Wirtschaft verringert und damit am Gesamtbild absolut nichts verändert.
      Auch der viel gepriesene Vorbildcharakter ist dahin, wenn Beobachter von außen einen Abstieg beim materiellen und sozialen Wohlstand sowie der Lebensqualität konstatieren müssen.

      Steigender materieller und sozialer Wohlstand, sowie eine Verbesserung der Lebensqualität einer Gesellschaft, geht zwingend und unabänderlich Hand in Hand mit einem rasanten Mehrverbrauch an Energien und was das bei 5 Milliarden Erdlingen, die auf dem Sprung sind, bedeutet kann man sich an den Fingern einer Hand abzählen. Der Glaube, dass diese Entwicklung dadurch aufgehalten werden könnte, weil sich ein kleines Völkchen (nämlich wieder wir) am Rande des eigentlichen Geschehens einen Wolf spart und sich obendrein Technologien verweigert an denen man nicht vorbeikommt, ist schlicht absurd.

      Und damit komme ich zu deinem "nebenbei".

      Ja Uran ist auch endlich, aber selbst nach ungeschönten Angaben von Greenpeace reichen sie nach heutigen Produktionsstand und Ressourcenerschließung für mindestens 60 Jahre, bei Intensivierung der Bemühungen sind locker 200 Jahre drin, nehmen wir die technologischen Möglichkeiten wie Wiederaufbereitung dazu sind wir bei 1000 Jahren und das ist ein zeitlicher Spielraum den wir dringenst brauchen um Technologien zu entwickeln die uns weitere Überlebensreserven verschaffen.

      Als Beispiel führe ich mal die hier schon öfters erwähnte Kernfusion an. Noch sind wir weit, weit davon entfernt sie auch tatsächlich nutzen zu können, das Ganze bewegt sich noch in einem eher theoretischen Rahmen! Aber wenn wir jemals dahin kommen wollen führt der Weg nur über eine weitere Erforschung und Entwicklung der Kernkraft. Das Prinzip "Learning by Doing" gilt hier genauso wie bei der Erfindung des Flitzebogens, du kannst zwar eine geniale Idee haben, aber wenn du sie verwenden willst, heißt es lernen, forschen und üben, üben, üben. Und das geht nur mit einem wirtschaftlich und finanziell weitestgehend intakten Background.

      Ganz nebenbei, aber das ist Zukunftsmusik, sind tausend Jahre eine Zeit in dem sich die Raumfahrt ganz schön weiter entwickeln könnte und auf dem in unserer Reichweite liegenden Mars, könnten sich durchaus Ressourcen wie Uran finden lassen, außer wir stören dort irgendwelche Kröten bei ihren Wanderungen.

      Aber auch die unvermeidlichen Auswirkungen der schwindenden Ressourcen werden ganz bestimmt nicht abgemildert, indem man die Ausbeutung forciert, so lange es noch was zu holen gibt.

      Eben, die können wirklich für sinnvolleres verwendet werden, als sie durch den Auspuff oder Schornstein zu jagen. Und damit wären wir beim Paradigmenwechsel bei den Energieträgern.
      Und da kommt dann der Wasserstoff ins Spiel, der um in ausreichenden Mengen und schadstofffrei produziert werden zu können, allerdings auch die Kernkraft voraussetzt. Die Technologie ist soweit ausgereift um auf den Markt zu können, was noch fehlt ist die Infrastruktur, aber da haben wir in Linde ja einen Weltmarktführer der uns weiter helfen könnte. ;)
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 09:39:45
      Beitrag Nr. 384 ()
      Angsthasen...es ist für die Erde so was von egal was wir tun.

      Diese ganze Diskussion ist doch verzopft...sparen für die nächste Generation...warum eigentlich.

      Sparen meine Urur-Enkel für mich.:confused::confused::confused:

      Sparst du für mich....na also.

      cu DL

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      Avatar
      schrieb am 13.02.07 09:35:09
      Beitrag Nr. 383 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.672.565 von Kaperfahrer am 13.02.07 08:28:15Der einsame Ausstieg



      Deutschland sollte nicht länger in der technologischen Schmollecke verharren. Von Günter Keil




      „Eigentlich müsste man auswandern!“ Kurt Kugeler, seines Zeichens Professor und Lehrstuhlinhaber für Reaktorsicherheit und -technik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, beendet mit einem leisen Seufzer seine Ausführungen zur Situation der Kernkraftforschung in Deutschland und zur Lage an seiner Hochschule, die den Lehrstuhl nach seiner Emeritierung am liebsten auflösen würde. Der Reaktorexperte gehört zu einer „aussterbenden Spezies“ in Deutschland. Seit Rot-Grün 1998 die Regierungsgeschäfte übernahm, wurden die staatlichen Mittel für die Kernkraftforschung und die Ausbildung an Universitäten gnadenlos zusammengestrichen. Man ließ im Wesentlichen nur die nukleare Sicherheitsforschung übrig, was sich als Fehlkalkulation in mehrfacher Hinsicht erwies: Die Kernkraft durchlebt heute eine neue internationale Boomphase. Zudem ist längst auch dieser deutsche Forschungszweig angesichts sinkender Studentenzahlen und personeller Auszehrung in Not.
      Gerd Eisenbeiß, bis vor wenigen Wochen Vorstand für Energie- und Materialforschung im Forschungszentrum Jülich, ist der Ansicht, dass Deutschland auch „seine alten Kompetenzen in der Sicherheitsforschung“ ohne „konkrete Entwicklungsarbeiten, ohne Experimente an Kernkrafttechnologien und -anlagen“ nicht halten könne. Es sei schlicht unmöglich, „ein hohes Niveau mit dem Studium von alten Papieren zu erreichen oder zu bewahren“, weshalb er den politischen Ansatz „Wir konzentrieren uns nur auf die nukleare Sicherheitstechnik“ als zum Scheitern verurteilt bezeichnet.
      Der Geschäftsführer des Simulatorzentrums für Kernkraftwerke in Essen, Erwin Lindauer, schlägt in die gleiche Kerbe: Deutschland werde „bei der Weiterentwicklung der Sicherheitstechnik nicht Schritt halten können, wenn wir – wie beobachtet – die Universitäten und die Forschung im nuklearen Bereich verkommen lassen“.

      Über diese missliche Lage mitsamt der Dauerdiskussion über den Ausstiegsbeschluss von 2000 wird man neuerdings wieder gelegentlich informiert. Hin und wieder liest man auch über nukleare Neubaupläne im Ausland – mitunter mit leicht entrüstetem Unterton, wie im Falle der ersten Grundsteinlegung des Europäischen Druckwasserreaktors EPR für das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto 3, das vom französischen Kraftwerksbauer Areva NP (an dem Siemens mit 34 Prozent beteiligt ist) geliefert wird. Dieser Neubau, an dessen Entwicklungskosten sich deutsche Energieversorgungsunternehmen (EVU) beteiligen, hätte eigentlich hierzulande mehr Aufmerksamkeit verdient. Es handelt sich nämlich um eine neue Generation der Leichtwasserreaktoren, die von allen großen Herstellern seit den 90er-Jahren aus ihren Anlagen weiterentwickelt wurden. Diese dritte Generation ist den bisherigen weltweit 443 Anlagen der zweiten Generation in ihrer Sicherheitstechnik um einiges voraus – derart weit, dass man außerhalb des Reaktorgebäudes auf alle Notfallvorkehrungen verzichten kann, weil sämtliche Auswirkungen von Notfällen auf die Anlage selbst beschränkt bleiben. So würde auch im extrem unwahrscheinlichen Falle einer Kernschmelze der geschmolzene Kern auf einer Ausbreitungsfläche, die beim EPR 170 Quadratmeter groß und sechs Meter dick ist, aufgefangen und zur Abkühlung gebracht.
      Derzeit sind weltweit 26 Reaktoren im Bau, 41 in der konkreten Planung sowie weitere 113 Projekte in der Vorplanung; etliche davon werden wohl schon dieser dritten Generation angehören. Es handelt sich dabei aber immer noch um so genannte thermische, langsame Reaktoren, die ihre energieliefernde Kernspaltung mit langsamen Neutronen bewirken und dabei aus dem Kernbrennstoff Uran-238 das langlebige Plutonium-239 erbrüten, von dem etwa die Hälfte unverbrannt im strahlenden Abfall zurückbleibt. Der Blick über die Grenze bringt aber auch hierzu eine Fülle von Informationen über aktuelle Neuentwicklungen in der Kerntechnik, an denen andere Industrieländer mit Hochdruck arbeiten.

      Unter dem Stichwort „vierte Generation“ präsentiert das Internet eine Anfang 2000 gegründete internationale Arbeitsgemeinschaft „Generation IV International Forum“ von sehr beachtlicher Schlagkraft: ein Elf-Länder-Programm, in dem seit Dezember 2002 unter der Führung der USA eine Palette von sechs völlig neuen Kernreaktoren entwickelt wird. Zusammen mit den beiden Nuklearmächten China und Indien, die sich zwar nicht beteiligen, aber dennoch exakt die gleichen Entwicklungen vorantreiben, sind an dieser Arbeitsgemeinschaft sämtliche Nationen beteiligt, die über eine eigene kerntechnische Entwicklungskapazität verfügen. Die EU stieß Mitte 2003 mit ihrer EURATOM-Organisation hinzu, und der Ministerrat hat im Dezember 2005 den Einstieg in die Entwicklung von solchen Reaktoren der vierten Generation gebilligt. Theoretisch könnte damit auch Deutschland mit von der Partie sein. Doch bislang gibt es keinerlei Überlegungen in der Regierung, in die Entwicklung dieser nächsten Generation der Atomkraftwerke einzusteigen.
      Im Spektrum der anvisierten neuen Reaktortypen findet man neben dem in Deutschland entwickelten und dann 1989 in Hamm-Uentrop stillgelegten Hochtemperaturreaktor THTR-300 vor allem sogenannte schnelle Reaktoren, die mit schnellen Neutronen arbeiten und bemerkenswerte Eigenschaften aufweisen: Sie verbrennen entstehendes Plutonium sowie schwerere Transurane nahezu restlos und sind dadurch geeignet, sogar den Strahlenmüll der bisherigen Leichtwasserreaktoren nach einer Aufarbeitung als Brennstoff zu verwenden und ihn von diesen besonders problematischen Abfallkomponenten zu befreien. Außerdem können sie das bislang kaum genutzte Natururan U-238 um etwa das 60-Fache besser ausnutzen. Durch die Vernichtung aller langlebigen Strahlenabfälle blieben nur die Spaltprodukte wie Cäsium-137 übrig, die nach maximal 500 Jahren im Endlager ihre gefährliche Strahlung verloren haben.
      Eine besondere Rolle ist bei diesen modernen Reaktortypen Hochtemperaturvarianten zugedacht, die nicht nur Strom, sondern vor allem Prozesswärme von bis zu 1000 Grad für die chemische Verfahrenstechnik liefern können. Die USA haben im September 2003 die „Einführungsstrategie der USA für die vierte Generation“ verkündet und damit auch die feste Absicht, gerade diese Reaktoren in großem Maßstab für die direkte, thermische Spaltung von Wasser, also für die Wasserstofferzeugung, einzusetzen. Mit diesem nuklear erzeugten Gas, das als Brennstoff entweder direkt zum Antrieb von Motoren oder nach Hydrierung von Kohle zur Benzinherstellung herangezogen werden kann, will man die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern.
      An der Entschlossenheit der an der vierten Reaktorgeneration arbeitenden 13 Länder kann kein Zweifel bestehen. Der G8-Gipfel in St. Petersburg vom Juli 2006 hat die Isolation Deutschlands in dieser Frage klar bestätigt. Deutschland ist nun die einzige zur Kernkraftentwicklung fähige Industrienation, die sich von dieser Technik und ihrer Fortentwicklung ausgeklinkt hat.

      Die staatlichen Schikanen haben hierzulande große finanzielle Desaster hervorgebracht. Da gab es zum Beispiel den von zwei NRW-Landesregierungen durch Dauerblockade und Prüfungsschikanen niemals in Betrieb gegangenen und 1991 endgültig begrabenen schnellen Brutreaktor in Kalkar. Bei dieser Anlage sollte Uran-238 in viel stärkerem Maße in den Spaltstoff Plutonium-239 umgewandelt werden, der dann wieder in den normalen Kernkraftwerken als Brennstoff vorgesehen war. Damit hätte die Verwendung von U-238 reduziert und der Stoff um ein Vielfaches besser ausgenutzt werden können. Doch die Politik schob dieser Technologie einen Riegel vor. Was den Ruf des schnellen Brutreaktors zumindest in Deutschland ruinierte, war die vorgesehene Zweckbestimmung als Plutoniumproduzent zur Vermehrung des Brennstoffs. Dies wurde von Kernkraftgegnern hinsichtlich der möglichen Weiterverbreitung als besonderes Risiko hochstilisiert. So betreibt jetzt ein Niederländer auf dem Gelände des Brutreaktors lediglich den Vergnügungspark „Wunderland Kalkar“.

      Beim Ausstiegsbeschluss von Juni 2000, der nach Ansicht der Betreiber das Ergebnis einer „Pression“ durch die damalige Bundesregierung und keineswegs eine Verständigung über den Ausstieg war (so Dr. Walter Hohlefelder, Vorstand bei E.ON, in einem Artikel von 2001), wurde von politischer Seite zumindest versichert, dass die Forschung auf dem Gebiet der Kerntechnik unberührt bleibe. Angesichts der gleichzeitigen Beerdigung staatlicher Forschungsförderungen kann dies im Nachhinein nur als zynischer Treppenwitz erscheinen. Die Energieversorger konzentrierten sich seit 2000 vor allem auf Verbesserungen an der Sicherheitstechnik (diese Nachrüstungen erreichten zum Beispiel beim Kernkraftwerk Unterweser fast die Höhe der ursprünglichen Investitionen) und auf die Optimierung des Betriebs – mit bemerkenswertem Erfolg, denn die deutschen Kernkraftwerke liegen in Sachen Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit seit Jahren weltweit an der Spitze.
      Ausschlaggebend dafür, ob deutsche Wissenschaftler und Ingenieure auch künftig in der Kerntechnik vertreten sein werden, sind Umfang und Qualität der Forschung und hohe Investitionen in diesem Segment. Die Grundlagen für die Verteidigung des ehemaligen Titels existieren nach wie vor. Die deutsche Industrie hat wichtige Kapazitäten vor dem Absterben gerettet, indem sie sich während der innerdeutschen Blockadepolitik auf das Auslandsgeschäft konzentrierte. Dies ist nicht allein Siemens mit seinem AREVA-Engagement. Auch die EVU sind aktiv geworden; so bewirbt sich EON erstmals als Investor um den Zuschlag für ein KKW-Projekt im Ausland. Die hiesige Kernkraftforschung allerdings wird sich von einem bald zehnjährigen Stillstand nur langsam erholen können, wobei die Bundesländer bereits einen vorsichtigen Kurswechsel eingeleitet haben: Kerntechnische Lehrstühle in Stuttgart, München, Clausthal, Heidelberg, Karlsruhe und Aachen werden wieder besetzt. Zwei der Aachener Professoren sollen auch für die Institutsleitung für Sicherheitstechnik und Reaktortechnik im FZ Jülich zuständig sein. Auch die Studentenzahlen haben sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Was fehlt, sind jedoch großzügige Fördermittel für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Gefragt ist ein radikaler politischer Kurswechsel, der sich auf die eigenen Stärken in Sachen kerntechnischer Grundlagenforschung und Anlagenentwicklung besinnt. Die Kerntechnologie erlebt momentan den größten qualitativen Sprung in ihrer Geschichte und besitzt ein enormes Zukunftspotenzial, dem sich Deutschland nicht verschließen sollte.
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 09:02:00
      Beitrag Nr. 382 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.672.565 von Kaperfahrer am 13.02.07 08:28:15Bezüglich der Endlichkeit der fossilen Brennstoffe hast du natürlich Recht: Die vermehren sich nicht durch Sparen. (Das gilt übrigens auch für das Uran 235 - das nur am Rande.)

      Bezüglich der Wirkungen der Emissionen sieht das anders aus: Da wird der Gleichgewichtszustand bei verzögerten Emissionen niedriger.

      Aber auch die unvermeidlichen Auswirkungen der schwindenden Ressourcen werden ganz bestimmt nicht abgemildert, indem man die Ausbeutung forciert, so lange es noch was zu holen gibt.
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 08:42:00
      Beitrag Nr. 381 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.671.968 von derwelsche am 13.02.07 03:15:37Glaub ich nicht ganz. Ich behaupte jetzt ganz einfach mal:
      1. Die mittlere Temperatur lag während der "kleinen Eiszeit" um 1-1,5 Grad unter der heutigen.
      2. Die mittlere Temperatur in den Warmperioden lag um 1 Grad über der heutigen.


      Solche Aussagen sind weniger Glaubensfragen als wssenschaftlichen Untersuchungen zugänglich. Und gerade in der Rekonstruktion der Temperaturen der Vergangenheit hat man in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht.

      Hast du Quellen für deine o.A. Behauptungen (mal abgesehen von einem inzwischen korrigierten Wiki-Artikel)?
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 08:28:15
      Beitrag Nr. 380 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.656.196 von Monald am 12.02.07 11:17:27Aber auch ein Ressourcen-Sparen läuft darauf hinaus, daß die Ressourcen verbraucht werden, in dieser Betrachtung Emissionen hervorrufen würden. Lediglich die Zeitskala wäre eine etwas andere. Oder irre ich mich da?

      Du irrst dich nicht. Vollkommen richtig! Wobei die Veränderungen in der Zeitskala sich im vernachlässigbaren Bereich bewegen! Es ist schlechterdings unmöglich, das Problem der Endlichkeit von Ressourcen durch Aussitzen zu lösen und nichts anderes bedeutet es, wenn man die Lösung im "Sparen" zu finden versucht.
      Aber diese Argumente werden in der Regel vollkommen ausgeblendet, weil sie zwingend zu dem Schluss führen müssen, dass es ohne die Kernkraft, als einzigen massentauglichen Energieproduzenten der keine Klima- und Umweltbelastung darstellt, nicht geht!
      Die Klimapaniker, die in der Regel auch Kernkraftgegner sind, haben sich somit auswegslos in die Ecke gemalt. Und das führt dann zu mit geradezu religiösen Eifer betriebenen Ersatzhandlungen wie:

      Wir greifen also in unser Wirtschaftsgeschehen ein. Das ist alles.

      Und zwar ganz bestimmt nicht zum Guten. Die oft so vielgepriesenen geschaffenen 50.000 Arbeitsplätze in der alternativen Energieerzeugung Deutschlands sind für den Arsch wenn auf der anderen Seite 500.000 wegfallen, weil die Energie direkt oder indirekt zu teuer wird. Dazu kommt dass die wenigsten alternativen Energieerzeuger auch tatsächlich restlos ohne Schadstofferzeugung auskommen und die Abhängigkeit von Lieferanten (z.B. Erdgas) aus prekären politischen Gegenden bestehen bleibt.
      Avatar
      schrieb am 13.02.07 03:15:37
      Beitrag Nr. 379 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 27.658.975 von rv_2011 am 12.02.07 13:43:38Zu Deinem letzten Absatz:

      Glaub ich nicht ganz. Ich behaupte jetzt ganz einfach mal:
      1. Die mittlere Temperatur lag während der "kleinen Eiszeit" um 1-1,5 Grad unter der heutigen.
      2. Die mittlere Temperatur in den Warmperioden lag um 1 Grad über der heutigen.

      Somit dürfte der Unterschied zwischen Kalt- und Warmperiode etwa 2-2,5 Grad betragen.

      Ich denke, wir sind uns einig daß diese kleinen Veränderungen reichen, um große klimatische Auswirkungen zu haben.

      Wer oder was in aller Welt will mir weismachen daß die Klimaveränderungen von Menschenhand verursacht werden. Nachweislich gabs diese Schwankungen schon immer und wird es auch immer geben. Wir können einen Trend vieleicht etwas Beschleunigen, aber auf keinen Fall bremsen oder gar verhindern. Aber genau das will man uns mit dieser Hysterie glauben machen.
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