Tote Hose im Puff zur WM - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 21.06.06 07:01:49 von
neuester Beitrag 26.06.06 13:11:33 von
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Sport Fußball-WM 2006 Deutschland und die WM
Prostitution
Weltmeister in käuflichem Sex
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Bild
Schleppendes Geschäft: Prostituierte im "Pascha"
-----------------------------------------------
18. Juni 2006
Ein Wochenende lang halten die englischen Fans das Frankfurter Bahnhofsviertel besetzt. So wird
es die Polizei noch Tage später formulieren, und so sagt es der kernige Brite, der Samstag nacht
ein Bordell verläßt: „Verglichen mit dieser Invasion, war D-Day gar nichts. Wir sind Engländer, und
wir sind Fußballfans. Wir sind hier, um euer Bier zu trinken und um eure Frauen zu nageln.“
1:0 gegen Paraguay. Auf den Straßen des Rotlichtbezirks herrscht mehr Betrieb als zu Messezeiten,
sonnenstrapazierte Gesichter, überall Weiß-Rot. Je später die Stunde, desto höher die
Plastikbecherhalde im Rinnstein. „Man hat in das englische Publikum sehr viele Hoffnungen
gesetzt“, sagt ein Bordellbesitzer, „aber einige Frauen sind schon wieder abgereist.“ Gegenüber
von Frankfurts größtem Laufhaus liegen drei junge Engländer rücklings auf der Straße. Sie haben
die Beine angewinkelt, ihre Köpfe ruhen auf Rucksäcken. Die Männer sind eingeschlafen.
Alle rudern zurück
Flaggendeko mit Dame
Das Rotlichtmilieu als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft hat schon im Voraus eine
Menge Aufregung verursacht. Plötzlich hieß es, 40.000 Zwangsprostituierte würden wegen des
Großereignisses nach Deutschland gebracht. Heute weiß keiner mehr genau, woher diese
Behauptung stammt, Behörden und Aktivisten rudern gleichermaßen zurück. Aber der Dreiklang
„Fußball - Männermassen - Sex“ lenkte den Blick auf die Sperrbezirke. Das Ausland ereiferte sich
über angeblich extra für die WM eingerichtete Wellness-Puffs und „Verrichtungsboxen“. Und prompt
stand das ganze Land am Pranger, in dem käuflicher Sex seit 2002 erlaubt ist. Jetzt, da das Turnier
begonnen hat, sorgen Kampagnen dafür, daß die Männer auf den Fanmeilen mit dem Thema
Zwangsprostitution konfrontiert werden. Die Polizeikontrollen im Milieu sind so scharf wie selten.
Was aber läßt sich tatsächlich sagen über die Lage in den Bordellen der Nation?
Alles wie immer, heißt es bei der Hamburger Polizei, und der Leiter des Frankfurter
Milieukommissariats, Wolfgang Meyer, bekräftigt: „Es hat sich nichts verändert.“ Die Münchner
Fahnder sind bei ihrer ersten Großrazzia zwar auf deutlich mehr Prostituierte gestoßen als sonst,
aber erstens gab es an den Papieren der Frauen nichts zu beanstanden, und zweitens rüstet die
Szene zum Oktoberfest in ähnlichem Umfang auf. Öffentlich auftretende und dadurch auch
international bekannte Häuser wie das „Pascha“ in Köln und das „Artemis“ in Berlin jubeln, sie
seien an den Grenzen ihrer Kapazität angelangt, und das schon in der Vorrunde. Aber so etwas
scheint die Ausnahme zu sein. „Das Geschäft läuft wie immer“, läßt ein exklusiver Hamburger Club
verlauten. Der Betreiber eines Münchner Laufhauses schnarrt ins Telefon: „Wir haben schon nicht
mit viel gerechnet. Aber nicht einmal ein bisserl mehr ist gekommen.“
Stringtangas im Trikot-Look
Natürlich hat sich auch die Branche auf das Weltereignis eingestellt. Beate Uhse verkauft
Stringtangas im Trikot-Look. Das „Artemis“ hat eines seiner Sexkinos zum WM-Studio
umfunktioniert und überträgt dort alle Spiele. Ansonsten dominiert die übliche Flaggendeko, der
eine oder andere Betrieb hat renoviert. Aber die Ausweitung von Sperrbezirken, der Neubau von
Bordellen - alles Medienmärchen. In Frankfurt strömen die Engländer in die einschlägigen Straßen,
die Woge setzt ein, sobald ein Spiel zu Ende ist, und fließt ab, wenn die nächste Partie beginnt.
Aber die größten Menschentrauben bilden sich immer dort, wo es einen Fernseher gibt - oder Bier.
Joanna ist aus Köln angereist, eine erfahrene Brünette, eher herb, 33 Jahre alt. Für 130 Euro - 24-
Stunden-Tarif - hat sie sich in einem Frankfurter Laufhaus eingemietet. „Ich bin extra nur wegen
des England-Spiels hier, das sind normalerweise gute Gäste“, sagt die Frau mit leichtem
osteuropäischen Akzent. „Aber es ist nicht so, wie wir uns das gedacht haben. Wenn eine Gruppe
reinkommt, bringt das nichts. Die Gruppenmenschen kommen nur zum Schauen, die sind einfach
neugierig, was hier los ist. So eine Atmosphäre wie im Rotlichtviertel gibt es in England nicht.
Wenn man bedenkt, was die Fans alles ausgeben für Tickets und Hotels . . . Aber für uns reicht es
dann nicht mehr. Die haben mehr Spaß am Saufen.“
Laura lehnt an ihrem Türrahmen, 25 Jahre, Typ Gazelle. Die Geschäftsverhandlungen klingen
typischerweise so:
„Oh, you're beautiful.“
„Thank you.“
„How much?“
„Fifty.“
„Too much.“
Laura zieht die Augenbrauen hoch. „Die normalen Gäste kommen nicht mehr“, klagt sie. Um den
Trubel zu meiden, bleiben Kunden weg, die für ihren Besuch im Puff normalerweise etwas mehr
Zeit und Geld veranschlagen und es Frauen wie Laura erlauben, von zwei oder drei Klienten am
Tag zu leben. Die Arbeit zur WM hingegen, sagt die hübsche Deutschrumänin, sei ähnlich
aufreibend wie am Wochenende, wenn Teenager und Besoffene zwar die Flure füllten, aber wenig
Geld mitbrächten. Ein Stockwerk höher hängt ein Zettel an einer verschlossenen Tür: „Meine
Stammgäste bitte klopfen.“ Jenseits der Gegenden, die Taxifahrer in der Dunkelheit reflexartig
ansteuern, in intimeren Clubs und Modellwohnungen hat längst das Warten auf die Zeit nach der
WM begonnen.
Nur gucken, nicht anfassen
Offenbar hängt die Attraktivität des Milieus für die Fans weniger am Angebot als am
Erscheinungsbild. Man könnte auch von harmlosem Sextourismus sprechen. „Die meisten
Engländer machen nichts. Nur gucken, nicht anfassen“, sagt ein breitschultriger Security-Glatzkopf.
Die vergleichsweise große Offenheit, mit der Prostitution in Deutschland stattfindet, erhebt die
Branche zur Sehenswürdigkeit. Da andere Länder das Thema auf ihre Weise regeln, ein striktes
Verbot verhängen (Amerika) oder nur den Freiern Strafen androhen (Schweden), wird der deutsche
Weg zum Streitfall. „Für eine Fußballreise ist das hier fantastisch“, sagt ein Poloshirtträger mit
Landesflagge auf der Brust in alkoholschwerem Englisch. „Aber eigentlich ist es widerlich. Bitte
nicht in meinem Land.“ Ein Kraftprotz mit Sonnenbrille im Stoppelhaar meint: „Gute Sache. Wie
bei Pit-Stop. Und keine Korruption.“
Schon befindet man sich mitten in einer Debatte, die moralische Fragen aufwirft, die hierzulande
längst beantwortet schienen. Da fällt kaum auf, daß die Kritiker - allen voran Amerika, Frankreich
und Schweden - mitunter Themen in einen Topf werfen, die nach polizeilichen Erkenntnissen in
keinerlei Wechselverhältnis stehen: Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung und legale
Prostitution. Bundeskanzlerin Angela Merkel mußte auf ihrer Amerikareise heftige Attacken
hinnehmen, in Schweden wurde von offizieller Seite gar der Boykott der WM empfohlen. Noch
vergangene Woche äußerten Vertreter von Europäischer Union und Unicef die Sorge, die Zahl der
Zwangsprostituierten in Deutschland sei wegen der WM gestiegen. Nach den Razzien der ersten
Turnierwoche jedoch hat die Polizei dafür keine Anhaltspunkte.
„Eine soziale Einrichtung“
Robert Kilp, Leiter des Kölner Ordnungsamts, wird schon länger von Medien aus aller Welt
bestürmt, weil er die Einrichtung der ominösen „Verrichtungsboxen“ verantwortet, die zum Symbol
für den laxen Umgang der Deutschen mit käuflichem Sex avanciert sind. „Wir sind keine öffentlich-
rechtlichen Zuhälter“, pflegt Kilp dann zu sagen, „wir betreiben hier eine soziale Einrichtung.“ Im
Herbst 2001 hat Köln den Straßenstrich für Drogenabhängige aus einem zentralen Wohn- und
Bürogebiet auf ein kommunales Gelände im Norden der Stadt verlegt, Sozialarbeiter inklusive. Dort
fahren die Junkies mit ihren Freiern nun in eine alte Scheune, in der die Stadt Carports eingerichtet
hat, aus denen die Frau sich notfalls schnell in Sicherheit bringen kann. Dortmund versucht
inzwischen auf ähnliche Weise, die Straßenprostitution von Drogenabhängigen in den Griff zu
bekommen. Mit der WM hat das alles nichts zu tun.
Aber fördert die Legalität der Prostitution nicht doch die Geschäfte mit gewerblichem Sex? Kann ein
Land mit gutem Gewissen erlauben, daß Frauen ihre Körper verkaufen? Ist das Fortschritt? Oder
müßte nicht vielmehr das schwedische Modell Vorbild sein, das von der dortigen Frauenbewegung
mitgetragen wird?
Ein Beruf wie jeder andere?
„Ich will keine schwedischen Verhältnisse“, sagt die langjährige Hurenaktivistin Stephanie Klee.
„Die gesamte Branche wird kriminalisiert mit der Folge, daß wir wieder in den Untergrund gehen
müssen. Und damit sind der Gewalt Tor und Tür geöffnet.“ Klee befürchtet, daß die WM-
Kampagnen gegen Zwangsprostitution benutzt würden, um das Rad der Geschichte
zurückzudrehen. Denn die Kritik aus dem Ausland verschafft im Inland feministischen und
christlich-konservativen Stimmen wieder Gehör, die immer dagegen waren, Prostituierten
mehr Rechte zuzugestehen. Während Huren seit langem fordern, ihr Tun als ganz normalen Job zu
respektieren, hält das allgemeine Unbehagen dagegen: ein Beruf wie jeder anderer? Das kann, das
darf doch nicht sein.
„Ich finde, wir müssen das unideologisch diskutieren“, sagt Henny Engels, Geschäftsführerin des
Deutschen Frauenrats. Der Abschaffung der Prostitution komme man seit Jahrtausenden trotz
vielfältiger Strafen nicht näher. Deshalb sollten doch wenigstens jene Frauen in Würde
arbeiten können, die sich freiwillig für dieses Gewerbe entschieden. Selbst wenn
Feministinnen meinten, ihre Geschlechtsgenossinnen schützen zu müssen: „Ich darf doch auch
rauchen, obwohl ich mich nachweislich selbst schädige“, gibt Engels zu bedenken.
Die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes sind übrigens gerade wissenschaftlich
untersucht worden. Die Ergebnisse liegen im Familienministerium und harren ihrer
Kommentierung. Mit einer Veröffentlichung ist jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte zu
rechnen - nach der WM. Wenn dann der innenpolitische Streit entbrennt, schaut wenigstens das
Ausland nicht mehr so genau hin.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.06.2006, Nr. 24 / Seite 61
Bildmaterial: AP, F.A.Z. - Wolfgang Eilmes
http://www.faz.net/s/Rub47986C2FBFBD461B8A2C1EC681AD639D/Doc…
Prostitution
Weltmeister in käuflichem Sex
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Bild
Schleppendes Geschäft: Prostituierte im "Pascha"
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18. Juni 2006
Ein Wochenende lang halten die englischen Fans das Frankfurter Bahnhofsviertel besetzt. So wird
es die Polizei noch Tage später formulieren, und so sagt es der kernige Brite, der Samstag nacht
ein Bordell verläßt: „Verglichen mit dieser Invasion, war D-Day gar nichts. Wir sind Engländer, und
wir sind Fußballfans. Wir sind hier, um euer Bier zu trinken und um eure Frauen zu nageln.“
1:0 gegen Paraguay. Auf den Straßen des Rotlichtbezirks herrscht mehr Betrieb als zu Messezeiten,
sonnenstrapazierte Gesichter, überall Weiß-Rot. Je später die Stunde, desto höher die
Plastikbecherhalde im Rinnstein. „Man hat in das englische Publikum sehr viele Hoffnungen
gesetzt“, sagt ein Bordellbesitzer, „aber einige Frauen sind schon wieder abgereist.“ Gegenüber
von Frankfurts größtem Laufhaus liegen drei junge Engländer rücklings auf der Straße. Sie haben
die Beine angewinkelt, ihre Köpfe ruhen auf Rucksäcken. Die Männer sind eingeschlafen.
Alle rudern zurück
Flaggendeko mit Dame
Das Rotlichtmilieu als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft hat schon im Voraus eine
Menge Aufregung verursacht. Plötzlich hieß es, 40.000 Zwangsprostituierte würden wegen des
Großereignisses nach Deutschland gebracht. Heute weiß keiner mehr genau, woher diese
Behauptung stammt, Behörden und Aktivisten rudern gleichermaßen zurück. Aber der Dreiklang
„Fußball - Männermassen - Sex“ lenkte den Blick auf die Sperrbezirke. Das Ausland ereiferte sich
über angeblich extra für die WM eingerichtete Wellness-Puffs und „Verrichtungsboxen“. Und prompt
stand das ganze Land am Pranger, in dem käuflicher Sex seit 2002 erlaubt ist. Jetzt, da das Turnier
begonnen hat, sorgen Kampagnen dafür, daß die Männer auf den Fanmeilen mit dem Thema
Zwangsprostitution konfrontiert werden. Die Polizeikontrollen im Milieu sind so scharf wie selten.
Was aber läßt sich tatsächlich sagen über die Lage in den Bordellen der Nation?
Alles wie immer, heißt es bei der Hamburger Polizei, und der Leiter des Frankfurter
Milieukommissariats, Wolfgang Meyer, bekräftigt: „Es hat sich nichts verändert.“ Die Münchner
Fahnder sind bei ihrer ersten Großrazzia zwar auf deutlich mehr Prostituierte gestoßen als sonst,
aber erstens gab es an den Papieren der Frauen nichts zu beanstanden, und zweitens rüstet die
Szene zum Oktoberfest in ähnlichem Umfang auf. Öffentlich auftretende und dadurch auch
international bekannte Häuser wie das „Pascha“ in Köln und das „Artemis“ in Berlin jubeln, sie
seien an den Grenzen ihrer Kapazität angelangt, und das schon in der Vorrunde. Aber so etwas
scheint die Ausnahme zu sein. „Das Geschäft läuft wie immer“, läßt ein exklusiver Hamburger Club
verlauten. Der Betreiber eines Münchner Laufhauses schnarrt ins Telefon: „Wir haben schon nicht
mit viel gerechnet. Aber nicht einmal ein bisserl mehr ist gekommen.“
Stringtangas im Trikot-Look
Natürlich hat sich auch die Branche auf das Weltereignis eingestellt. Beate Uhse verkauft
Stringtangas im Trikot-Look. Das „Artemis“ hat eines seiner Sexkinos zum WM-Studio
umfunktioniert und überträgt dort alle Spiele. Ansonsten dominiert die übliche Flaggendeko, der
eine oder andere Betrieb hat renoviert. Aber die Ausweitung von Sperrbezirken, der Neubau von
Bordellen - alles Medienmärchen. In Frankfurt strömen die Engländer in die einschlägigen Straßen,
die Woge setzt ein, sobald ein Spiel zu Ende ist, und fließt ab, wenn die nächste Partie beginnt.
Aber die größten Menschentrauben bilden sich immer dort, wo es einen Fernseher gibt - oder Bier.
Joanna ist aus Köln angereist, eine erfahrene Brünette, eher herb, 33 Jahre alt. Für 130 Euro - 24-
Stunden-Tarif - hat sie sich in einem Frankfurter Laufhaus eingemietet. „Ich bin extra nur wegen
des England-Spiels hier, das sind normalerweise gute Gäste“, sagt die Frau mit leichtem
osteuropäischen Akzent. „Aber es ist nicht so, wie wir uns das gedacht haben. Wenn eine Gruppe
reinkommt, bringt das nichts. Die Gruppenmenschen kommen nur zum Schauen, die sind einfach
neugierig, was hier los ist. So eine Atmosphäre wie im Rotlichtviertel gibt es in England nicht.
Wenn man bedenkt, was die Fans alles ausgeben für Tickets und Hotels . . . Aber für uns reicht es
dann nicht mehr. Die haben mehr Spaß am Saufen.“
Laura lehnt an ihrem Türrahmen, 25 Jahre, Typ Gazelle. Die Geschäftsverhandlungen klingen
typischerweise so:
„Oh, you're beautiful.“
„Thank you.“
„How much?“
„Fifty.“
„Too much.“
Laura zieht die Augenbrauen hoch. „Die normalen Gäste kommen nicht mehr“, klagt sie. Um den
Trubel zu meiden, bleiben Kunden weg, die für ihren Besuch im Puff normalerweise etwas mehr
Zeit und Geld veranschlagen und es Frauen wie Laura erlauben, von zwei oder drei Klienten am
Tag zu leben. Die Arbeit zur WM hingegen, sagt die hübsche Deutschrumänin, sei ähnlich
aufreibend wie am Wochenende, wenn Teenager und Besoffene zwar die Flure füllten, aber wenig
Geld mitbrächten. Ein Stockwerk höher hängt ein Zettel an einer verschlossenen Tür: „Meine
Stammgäste bitte klopfen.“ Jenseits der Gegenden, die Taxifahrer in der Dunkelheit reflexartig
ansteuern, in intimeren Clubs und Modellwohnungen hat längst das Warten auf die Zeit nach der
WM begonnen.
Nur gucken, nicht anfassen
Offenbar hängt die Attraktivität des Milieus für die Fans weniger am Angebot als am
Erscheinungsbild. Man könnte auch von harmlosem Sextourismus sprechen. „Die meisten
Engländer machen nichts. Nur gucken, nicht anfassen“, sagt ein breitschultriger Security-Glatzkopf.
Die vergleichsweise große Offenheit, mit der Prostitution in Deutschland stattfindet, erhebt die
Branche zur Sehenswürdigkeit. Da andere Länder das Thema auf ihre Weise regeln, ein striktes
Verbot verhängen (Amerika) oder nur den Freiern Strafen androhen (Schweden), wird der deutsche
Weg zum Streitfall. „Für eine Fußballreise ist das hier fantastisch“, sagt ein Poloshirtträger mit
Landesflagge auf der Brust in alkoholschwerem Englisch. „Aber eigentlich ist es widerlich. Bitte
nicht in meinem Land.“ Ein Kraftprotz mit Sonnenbrille im Stoppelhaar meint: „Gute Sache. Wie
bei Pit-Stop. Und keine Korruption.“
Schon befindet man sich mitten in einer Debatte, die moralische Fragen aufwirft, die hierzulande
längst beantwortet schienen. Da fällt kaum auf, daß die Kritiker - allen voran Amerika, Frankreich
und Schweden - mitunter Themen in einen Topf werfen, die nach polizeilichen Erkenntnissen in
keinerlei Wechselverhältnis stehen: Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung und legale
Prostitution. Bundeskanzlerin Angela Merkel mußte auf ihrer Amerikareise heftige Attacken
hinnehmen, in Schweden wurde von offizieller Seite gar der Boykott der WM empfohlen. Noch
vergangene Woche äußerten Vertreter von Europäischer Union und Unicef die Sorge, die Zahl der
Zwangsprostituierten in Deutschland sei wegen der WM gestiegen. Nach den Razzien der ersten
Turnierwoche jedoch hat die Polizei dafür keine Anhaltspunkte.
„Eine soziale Einrichtung“
Robert Kilp, Leiter des Kölner Ordnungsamts, wird schon länger von Medien aus aller Welt
bestürmt, weil er die Einrichtung der ominösen „Verrichtungsboxen“ verantwortet, die zum Symbol
für den laxen Umgang der Deutschen mit käuflichem Sex avanciert sind. „Wir sind keine öffentlich-
rechtlichen Zuhälter“, pflegt Kilp dann zu sagen, „wir betreiben hier eine soziale Einrichtung.“ Im
Herbst 2001 hat Köln den Straßenstrich für Drogenabhängige aus einem zentralen Wohn- und
Bürogebiet auf ein kommunales Gelände im Norden der Stadt verlegt, Sozialarbeiter inklusive. Dort
fahren die Junkies mit ihren Freiern nun in eine alte Scheune, in der die Stadt Carports eingerichtet
hat, aus denen die Frau sich notfalls schnell in Sicherheit bringen kann. Dortmund versucht
inzwischen auf ähnliche Weise, die Straßenprostitution von Drogenabhängigen in den Griff zu
bekommen. Mit der WM hat das alles nichts zu tun.
Aber fördert die Legalität der Prostitution nicht doch die Geschäfte mit gewerblichem Sex? Kann ein
Land mit gutem Gewissen erlauben, daß Frauen ihre Körper verkaufen? Ist das Fortschritt? Oder
müßte nicht vielmehr das schwedische Modell Vorbild sein, das von der dortigen Frauenbewegung
mitgetragen wird?
Ein Beruf wie jeder andere?
„Ich will keine schwedischen Verhältnisse“, sagt die langjährige Hurenaktivistin Stephanie Klee.
„Die gesamte Branche wird kriminalisiert mit der Folge, daß wir wieder in den Untergrund gehen
müssen. Und damit sind der Gewalt Tor und Tür geöffnet.“ Klee befürchtet, daß die WM-
Kampagnen gegen Zwangsprostitution benutzt würden, um das Rad der Geschichte
zurückzudrehen. Denn die Kritik aus dem Ausland verschafft im Inland feministischen und
christlich-konservativen Stimmen wieder Gehör, die immer dagegen waren, Prostituierten
mehr Rechte zuzugestehen. Während Huren seit langem fordern, ihr Tun als ganz normalen Job zu
respektieren, hält das allgemeine Unbehagen dagegen: ein Beruf wie jeder anderer? Das kann, das
darf doch nicht sein.
„Ich finde, wir müssen das unideologisch diskutieren“, sagt Henny Engels, Geschäftsführerin des
Deutschen Frauenrats. Der Abschaffung der Prostitution komme man seit Jahrtausenden trotz
vielfältiger Strafen nicht näher. Deshalb sollten doch wenigstens jene Frauen in Würde
arbeiten können, die sich freiwillig für dieses Gewerbe entschieden. Selbst wenn
Feministinnen meinten, ihre Geschlechtsgenossinnen schützen zu müssen: „Ich darf doch auch
rauchen, obwohl ich mich nachweislich selbst schädige“, gibt Engels zu bedenken.
Die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes sind übrigens gerade wissenschaftlich
untersucht worden. Die Ergebnisse liegen im Familienministerium und harren ihrer
Kommentierung. Mit einer Veröffentlichung ist jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte zu
rechnen - nach der WM. Wenn dann der innenpolitische Streit entbrennt, schaut wenigstens das
Ausland nicht mehr so genau hin.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.06.2006, Nr. 24 / Seite 61
Bildmaterial: AP, F.A.Z. - Wolfgang Eilmes
http://www.faz.net/s/Rub47986C2FBFBD461B8A2C1EC681AD639D/Doc…
Zur Vorgeschichte:
Zuerst zum Fußballspiel und dann ins Bordell Thread: Zuerst zum Fußballspiel und dann ins Bordell
Zuerst zum Fußballspiel und dann ins Bordell Thread: Zuerst zum Fußballspiel und dann ins Bordell
Weiße Schleifen gegen Zwangsprostitution bei der Fußball-WM
Europarats-Abgeordnete fordert Spieler zur Zeichensetzung auf
Paris - Mit weißen Schleifchen auf ihren Trikots sollen die Spieler bei der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland öffentlich ihre Abneigung gegen Zwangsprostitution bekunden. Mit diesem Vorschlag ist die Europarats-Abgeordnete Ruth-Gaby Vermot-Mangold an die Fußballverbände der WM-Teilnehmerländer herangetreten.
Sie habe den Präsidenten der Verbände einen entsprechenden Brief geschrieben, sagte die Schweizer Sozialistin am Montag bei einem Treffen des Gleichstellungsausschusses der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Paris. Mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarats im April an den Weltfußballverband FIFA appelliert, jegliche Art der Zwangsprostitution klar und deutlich zu verurteilen.
FIFA-Präsident Sepp Blatter reagierte darauf mit der Feststellung, die FIFA habe "keine Möglichkeit, zu kontrollieren, was außerhalb der Stadien geschieht". Sie könne auch nicht in die "Souveränität und das Rechtssystem" des Austragungslandes eingreifen. Nicht-Regierungsorganisationen befürchten, dass während der Weltmeisterschaft Tausende von jungen Frauen vor allem aus Osteuropa von kriminellen Banden nach Deutschland geschleust und dort zur Prostitution gezwungen werden. (APA)
15. Mai 2006
17:25 MESZ
http://diestandard.at/?url=/?id=2446803
Europarats-Abgeordnete fordert Spieler zur Zeichensetzung auf
Paris - Mit weißen Schleifchen auf ihren Trikots sollen die Spieler bei der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland öffentlich ihre Abneigung gegen Zwangsprostitution bekunden. Mit diesem Vorschlag ist die Europarats-Abgeordnete Ruth-Gaby Vermot-Mangold an die Fußballverbände der WM-Teilnehmerländer herangetreten.
Sie habe den Präsidenten der Verbände einen entsprechenden Brief geschrieben, sagte die Schweizer Sozialistin am Montag bei einem Treffen des Gleichstellungsausschusses der Parlamentarischen Versammlung des Europarats in Paris. Mit Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarats im April an den Weltfußballverband FIFA appelliert, jegliche Art der Zwangsprostitution klar und deutlich zu verurteilen.
FIFA-Präsident Sepp Blatter reagierte darauf mit der Feststellung, die FIFA habe "keine Möglichkeit, zu kontrollieren, was außerhalb der Stadien geschieht". Sie könne auch nicht in die "Souveränität und das Rechtssystem" des Austragungslandes eingreifen. Nicht-Regierungsorganisationen befürchten, dass während der Weltmeisterschaft Tausende von jungen Frauen vor allem aus Osteuropa von kriminellen Banden nach Deutschland geschleust und dort zur Prostitution gezwungen werden. (APA)
15. Mai 2006
17:25 MESZ
http://diestandard.at/?url=/?id=2446803
Antwort auf Beitrag Nr.: 22.196.686 von Erstausgabe am 21.06.06 07:01:49Hallo Erstausgabe, dein wievielter Prositutionsthread ist das jetzt?
Hast du auch andere Interessen?
Hast du auch andere Interessen?
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