Bernd Niquet: Das Kamei-Konzept - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
neuester Beitrag 19.04.00 17:04:27 von
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Bernd Niquet: Das Kamei-Konzept
- Ein neuer Schutz von Pensionsguthaben -
Jetzt ist ja glücklicherweise wieder alles gut – und es wird niemals mehr schwach. Denn in der besten aller Welten ist alles zum Besten gerichtet.
Nicht ganz an so etwas glauben jedoch Japans Politiker, weshalb uns zum Wochenanfang wieder einmal ein ganz neues Konzept zur Wirtschafts- und Börsenstabilisierung aus Japan über die Presse auf den Tisch geflattert ist.
Dieses „Kamei-Konzept“ sieht neben forcierten Infrastrukturmaßnahmen und einem stärkeren Engagement bei der Stabilisierung des Wechselkurses auch ein für den Aktienmarkt ganz bedeutsames Element vor, nämlich:
Bei Kursturbulenzen sollen bis zu eine Billion Yen, das sind etwa zehn Milliarden Euro, zur Stabilisierung der Aktienkurse eingesetzt werden.
Nun ist dies jedoch eigentlich keine sehr neue Geschichte, denn schließlich hat Hongkong derartige Maßnahmen zur Kursstabilisierung bereits im Crash 1998 eingesetzt. Und man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass auch die US-Notenbank im Falle eines wirklich heftigen Crashs in den Aktienmarkt eingreifen wird. Indirekt sowieso, dann jedoch vielleicht sogar direkt.
Die Aktienmärkte sind also in den heutigen Zeiten keine völlig freien Märkte mehr, sondern manipuliert wie alle anderen Märkte auch. Und es geht sicherlich gar nicht anders. Denn ebenso wie der Staat – mehr oder weniger konsequent – versucht, seine Bürger davon abzuhalten, sich mit Autos, Zigaretten und Alkohol in kürzester Zeit um Kopf und Kragen zu bringen, genauso muss er die Masse auch davor bewahren, sich mit den Konsequenzen einer gigantischen Überspekulation hinsichtlich des zukünftigen Wirtschaftswachstums sowie der eigenen Rentenversorgung selbst das eigene Grab zu schaufeln.
Vater Staat hält also seine Hand auch auf den Aktienmarkt. Allerdings nicht mit eigenem Geld, sondern ... – und jetzt kommt der Clou:
Die Mittel zur Stabilisierung des Aktienmarktes sollen sich aus öffentlichen Pensionsfonds speisen !!!
Und das heißt: Der Staat ist nur der Manager dieser Geschichte, und die – zum Teil bereits in Aktien angelegten – Pensionsfondsguthaben schützen sich somit gleichsam selbst.
Hiermit treffen wir also auf einen ganz neuen Fall von Selbstreferentialität: Es ist nicht nur der Markt, der letztlich fast ausschließlich auf seine eigenen Signale reagiert, sondern auch die Altersguthaben, die nicht etwa mit äußeren Mitteln geschützt werden, sondern dies vielmehr selbst tun.
Und natürlich: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ...
Bernd Niquet, Mittwoch, 19. April 2000
Feed-back und Diskussion: Im angeschlossenen Board bei www.wallstreet-online.de oder über: b.niquet@wallstreet-online.de
Bernd Niquet, KEINE ANGST VORM NÄCHSTEN CRASH - Warum Aktien als Langfristanlage unschlagbar sind, Campus-Verlag, Frankfurt/M., New York 1999, 269 Seiten, kartoniert, 49,80 DM, ISBN 3-593-36293-7.
ich habe mit viel Vergnügen Ihr Streitgespräch mit dem Wirtschaftsexperten (natürlich nur new economy) Niels ...? bei tomorrow.de
gelesen. Interessant ist das von Niels betreute Musterdepot bei clickfish.de, nur schade dass es nicht den aktuellen Stand anzeigt,
sondern Kurse von vor 3 Wochen (+25%) und ein Kommentar vom März: ...Depot bei +35% ... habe Nasdaq outperformed.
Zu den "Stabilisatoren" - ob Staaten oder öffentliche Pensionsfonds: Es kommt (wie bei den normalen Marktteilnehmern auch)
auf das richtige Timing an. Bsp: Hongkong interveniert bei einem Hangseng-Stand von ca. 7000 (jetzt 15000). Die japanische
Notenbank griff zusammen mit der Fed dem Yen unter die Arme, als er bei 1:140 zum Dollar stand (jetzt 1:104). Das sind doch
keine schlechten Geschäfte (vorausgesetzt sie werden irgendwann realisiert). Aber wie immer gibt es natürlich auch Verlierer, die
die denken, sie könnten sich gegen große Manipulatoren durchsetzen...
mfg
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