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    Männer-WG oder der Bierkasten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.05.01 12:24:54 von
    neuester Beitrag 16.05.01 04:34:08 von
    Beiträge: 13
    ID: 398.651
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      schrieb am 09.05.01 12:24:54
      Beitrag Nr. 1 ()
      So süß geschrieben , wollt ich Ech das nicht vorenthalten :

      Nach der Geburt muß der Mann noch genau zweimal in seinem Leben einen wärmenden, schützenden Schoß verlassen. Das erstemal, wenn er sein Kinderzimmer räumt.
      Das zweitemal, wenn er seine kuschelig-miefige
      Junggesellen-WG verläßt, um mit einer Frau zusammenzuleben. Für viele Männer ist dieser Schritt das wahre Geburtstrauma. Denn die Männer-WG ist ein friedlicher, idyllischer Ort, eine arkadische Landschaft aus verstreuten
      Tennissocken, Bundesliga-Stecktabellen, getrockneten Zimmerpalmen und H&M-Plakaten. Der Schock ist groß, wenn wir aus diesem Paradies vertrieben werden.

      Vielleicht läßt sich die Männer-WG am besten anhand ihres spirituellen Mittelpunktes erklären.

      Es ist der Bierkasten.

      Oder, richtiger: Die Kasten Bier. Ganz egal, ob aus diesem getrunken wird, oder nicht - es geht immer darum, "einen Kasten Bier im Haus zu haben". Dieser Kasten Bier ist der
      augenfällige Beweis einer grundehrlichen, geradezu bauarbeiterhaften Bodenständigkeit, die wir uns trotz unserer lahmen Schlipsträger-Jobs bewahrt haben.
      Ein Mann braucht einen Bierkasten, um einem anderen Mann seine Zuneigung auszudrücken: "Komm doch mal vorbei, wir haben auch `n Kasten Bier im Haus."

      Der Kasten dient außerdem als Legitimation aller möglichen
      Aktivitäten, die ohne ihn ziellos, ja läppisch erscheinen würden: "Dann trommeln wir ein paar Leute zusammen, schnappen uns einen Ball, gehen in den Park, und wir bringen
      einen Kasten Bier mit."
      Zum Kasten Bier gehören in der Männer-WG zahlreiche Rituale, etwa das, keinen Flaschenöffner zu haben, um die Flasche wortlos mittels Feuerzeug, Rohrzange, Tischkante oder am Kasten selbst zu öffnen
      -
      wobei die letzte Variante sicher die schönste ist, der Kasten Bier als vollkommenes geschlossenes System. Kein Wunder übrigens, daß man Männer, die lange in Männer-WGs gelebt haben, oft an einer kronkorkenförmigen Narbe unter der Fußsohle erkennt.
      Mit dem Kasten Bier, dessen Bedeutung gar nicht zu überschätzen ist, hängt ein anderes Männer-WG-typisches Phänomen zusammen:
      Was den Protestanten ihr Kirchentag, den Ravern ihre Love-Parade, den Telekom-Aktionären ihre Hauptversammlung,
      das sind den in WGs organisierten Männern die
      internationalen Fußballturniere EM und WM: ein großes sinnstiftendes Gemeinschaftserlebnis.
      Allein das Bewußtsein, daß es sich zur selben Zeit
      Millionen andere genauso mit Erdnussflips und einem Kasten Bier vor dem Fernseher gemütlich gemacht haben, schafft jenes quasi-erotische Zusammengehörigkeitsgefühl, das man sonst nur durch Einnahme von Ecstasy oder die Ausschüttung einer schönen Dividende erreicht.

      Fast so wichtig wie der Kasten Bier ist der blaue Müllsack.

      Er reduziert nicht nur die Gänge zum Container auf einen pro Monat, er garantiert auch, daß der Kontakt zu den Eltern nicht völlig abreißt: Etwa alle sechs bis acht
      Wochen schleppen WG-Männer ihre Schmutzwäsche in dem von innen feucht beschlagenen blauen Müllsack zu Mama. Denn die Männer-WG hat keine Waschmaschine oder benutzt sie nicht. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, ebensowenig wie die diversen Sedimentschichten Schmutzgeschirr.
      Vielmehr kommt es in Männer-WGs zu einer physikalischen Anomalie von kosmischen Ausmaßen:
      Das Gesetz, dass Energie nicht verloren gehen kann, wird in
      jeder Männer-WG tagein, tagaus aufs neue widerlegt.
      Energie wird hier spurlos abgesaugt, bis selbst der größte Ehrgeizling seine Aktivitäten darauf beschränkt, eine Kuhle in die Fernsehcouch zu sitzen und ab und zu "machen wir morgen" und "bloß keinen Streß" zu nuscheln.
      Wenn überhaupt, denn nach jahrelangem Zusammenwohnen beschränkt sich die verbale Kommunikation in der
      Männer-WG zumeist auf verschiedene Intonationen des Koseworts "Alter".

      "Alter" ohne Betonung bedeutet: "Hallo, wie geht`s, wie war dein Tag?"
      "Alteeer", gedehnt: Ausdruck großer Begeisterung und Anerkennung, etwa wenn ein Mitglied der WG Pizza geholt hat.
      "Alter!", nachdrücklich: Du stehst im Bild.

      Man merkt schon, in der Männer-WG herrschen vorzivilisatorische Zustände.
      Viele dort praktizierten Verhaltensweisen sind nur als
      tiefverwurzelter Aberglaube zu erklären:

      Nie den Klosettdeckel runterklappen, das bringt Unglück!

      Die hinteren Regionen des Kühlschranks sind geschützter
      Lebensraum für mutierte Nahrungsmittel und für Menschen tabu!

      Comic-Lektüre erleichtertden Stuhlgang!

      Das heikle Thema Toilettenlektüre hat in diesem
      Zusammenhang besondere Beweiskraft:
      Wir Männer wollen es uns überall so gemütlich wie möglich machen. Wir werden von einem Nesttrieb gesteuert, wie er in
      der Tierwelt kein zweites Mal vorkommt.
      Wir haben den Schrebergarten, die Eckkneipe und die Business-Class erfunden, damit wir es überall schön
      heimelig haben:
      in der "Kolonie kleine Zuflucht", in "Lothi`s Präpelstübchen", in der "Executive-Lounge".
      Und eben in der Männer-WG.

      Aus diesem Biotop werden wir jäh herausgerissen, wenn wir zum ersten Mal in unserem Leben mit einer Frau zusammenziehen.
      Als unsere Männer-WG von der Faust der heterosexuellen Anziehung zerschmettert wurde, ereilte alle meine
      Freunde dasselbe Schicksal: Frauen, die in das Zusammenleben uns vorher völlig unbekannte Komponenten hereinbrachten. Vor allem kalte, schneidende Vernunft:
      "Wieso einen ganzen Kasten? Das trinken wir doch nie!"
      Früher kauften wir Lebensmittel stückweise im Spätkauf der Tankstelle, jetzt bekommen wir Einkaufszettel an die Hand, die in der Reihenfolge der Warenregale im Verbrauchermarkt geordnet sind.
      Vorbei ist es auch mit der geradezu Biolekschen Harmoniesucht, die wir aus der Männer-WG gewöhnt waren.
      Zum ersten Mal stellen wir fest, daß man Probleme auch anders lösen kann, als sie vorm Fernseher oder auf dem Klo auszusitzen.
      Wir lernen, daß es außerhalb der Männer-WG nicht zur Versöhnung reicht, dem anderen ein blutiges Steak zu braten.
      Am gravierendsten aber ist das Ende der Gemütlichkeit. In der Männer-WG kamen Kumpels vorbei ("Habt ihr `n Kasten Bier da?"), heute haben wir Gäste.
      Wir werden plötzlich gezwungen, uns Gedanken zu machen über
      Tischdecken, Menüabfolgen und Gesprächsstoff, wo früher die Pizza aus dem Karton alle drei Probleme auf einmal löste ("Mann, ist die Pizza heute wieder schmierig." - "Kannste laut sagen." - "MANN; IST DIE PIZZA...", usw.).
      Während der Mikrokosmus Männer-WG sich selbst genug ist, geraten wir nun ständig mit der Außenwelt in Berührung: mit Theatern, Museen, Einrichtungshäusern und mit den Müllcontainern hinten auf dem Hof.
      Erst im Zusammenleben mit einer Frau werden wir langsam zu funktionstüchtigen Mitgliedern der sozialen Gemeinschaft. Aber diese Evolution vom Höhlenbewohner zum Homo lebensgefährtiensis ist ein schmerzhafter Prozeß, der uns viele Opfer abverlangt:
      Zum Beispiel Kurts Hemden-Trick, der einem das Bügeln ersparte: ein ungebügeltes Hemd einen Tag lang unter einem
      Pullover anziehen, so daß es am nächsten Tag nicht mehr ungebügelt aussieht, sondern so, als sei es gebügelt worden und dann am Körper zerknittert.
      Nun kann man das Hemd noch zwei Tage ohne Pullover anziehen! Wir haben ihn dafür bewundert, Beate hat ihm nahegelegt, einen Bügelkurs zu belegen.
      Frank pflegte seinen Sessel so vor den Fernseher zu schieben, daß er den Fuß bequem auf den Fernsehtisch auflegen konnte, um mit der nackten Zehe die Programme zu wechseln und die Lautstärke zu regeln. Eine schöne, körperliche Form von Interaktivität, eine symbiotische Einheit von Mensch und Medium, die langen Fernsehabenden eine geradezu metaphysische Qualität vrlieh.
      Karla hat einfach neue Batterien für die Fernbedienung gekauft, nachdem sie zusammengezogen sind.

      Vorbei die Zeiten, da wir uns mit dem heißen Eierwasser einen zeit- und energiesparenden Beuteltee aufgossen.
      Noch schwerer aber fällt es uns, Nudeln plötzlich ohne Hilfe der Küchendecke zu kochen.
      In unserer Männer-WG hatten wir nämlich einen genialen Trick
      entwickelt, auf den man in Christiane Herzogs Kochstudio lange warten kann:
      Um festzustellen, wann Spaghetti fertig sind, nimmt man ein paar aus dem Topf und schleudert sie an die Decke. Fallen sie wieder herunter, so sind sie noch zu hart. Bleiben sie kleben, sind sie genau richtig. Buon appetito!"

      :kiss: Gaby
      > >
      > >
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 20:22:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      :laugh:

      Gruss Minolta :cool:
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 21:27:28
      Beitrag Nr. 3 ()
      :laugh::laugh::laugh:

      Lachende Grüße
      trave:kiss:
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 21:35:23
      Beitrag Nr. 4 ()
      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 04:52:03
      Beitrag Nr. 5 ()
      Mensch Gabi - Du schaffst es auch noch nach 12 grausamen Börsenmonaten
      uns zum Schmunzeln zu bringen. Danke:kiss:


      :laugh: "Lebensraum für mutierte Nahrungsmittel" :laugh::laugh:
      :D:D:D Ich schmeiß mich weg :laugh::laugh:

      :)Iguana

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      Avatar
      schrieb am 10.05.01 08:26:36
      Beitrag Nr. 6 ()
      freut mich , dass es Euch gefällt ... " Bioleksche Harmoniesucht " oder "Kein Wunder übrigens, daß man Männer, die lange in Männer-WGs gelebt haben, oft an einer kronkorkenförmigen Narbe unter der Fußsohle erkennt"
      ( Muss mal gucken )
      demnächst mehr solche Schmunzler ....

      :kiss: Gaby
      Avatar
      schrieb am 10.05.01 09:27:02
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ Gaby

      Danke !!

      Habe selten so herzhaft geschmunzelt !!!!

      UMUK
      Avatar
      schrieb am 11.05.01 21:24:57
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ja gibt es jetzt den Kasten Bier oder was??? :D:D:D

      Cash
      Avatar
      schrieb am 12.05.01 05:29:21
      Beitrag Nr. 9 ()
      @gaby: Hihihi - unter meinen Fußsohlen findest Du keine Kronkorkennarbe.
      Aber dafür eigenartige Furchen nach fast 30 Jahren Fußball.;):D:D:D

      :)Iguana
      Avatar
      schrieb am 14.05.01 08:10:55
      Beitrag Nr. 10 ()
      Furchen nach Fussball ?????
      Scheinbar bin ich heut morgen noch nicht so fit wie ich dachte ???????
      Furchen ????
      Wovon ????

      :kiss: Gaby
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 03:37:11
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hi Gaby! Tja wo sind die Furchen - natürlich zwischen der ganzen Hornhaut, die man
      sich im Laufe der Zeit in den Fußballtretern angelaufen hat.;)
      Leidenschaftliche Kicker sind jedenfalls definitiv nichts für feinsinnige Fußfetischisten.:laugh::laugh:

      :)Iguana
      Avatar
      schrieb am 15.05.01 09:26:19
      Beitrag Nr. 12 ()
      @iguana
      :laugh::laugh::laugh::laugh: Verstehe !!!! Du willst mir also in der Dir eigenen sehr feinsinnigen Art & Weise kundtun , dass man sich Blasen schlecken würde , nur weil du durch die Kickerei etwas mehr läufst als ein Chipsknuspernder Couchpotatoe ???
      :laugh::laugh::laugh:
      Gaby :kiss:
      Avatar
      schrieb am 16.05.01 04:34:08
      Beitrag Nr. 13 ()
      Gaby, Gaby was Du immer für Ideen hast.:D:D:D
      Aber bei so einer todesmutigen Aktion halte ich Blasen an der Zunge gelinde
      gesagt für eine optimistische Betrachtung - Schnittwunden wären entschieden
      realistischer.:laugh::laugh::laugh:

      :)Iguana


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