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    ------ Der tiefe Sumpf der WALL STREET ------ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 23.06.01 21:40:31 von
    neuester Beitrag 23.09.01 20:59:38 von
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      schrieb am 23.06.01 21:40:31
      Beitrag Nr. 1 ()
      War ja schon immer bekannt das, im Vergleich zu den Investmentbanken, die Mafia harmlos ist.

      Aber jetzt ermittelt die SEC gegen die Topadressen und ich denke die Ermittlungsergebnisse werden die Wall Street tief erschüttern und in eine tiefe Vertrauenskrise stürzen. Der Internet Boom der letzten 2-3 Jahren war wohl die finale Übertreibung nach oben und wir auf Jahrzehnte die Nasdaq ATH nicht mehr sehen :(:(:(


      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,141494,00.html


      Die Abzocker der Wall Street

      Mit unsauberen Methoden haben Investmentbanker Millionenbeträge eingestrichen, am dreistesten in den USA. Die Börsenaufsicht und New Yorker Staatsanwälte ermitteln - bei den ersten Adressen des Geldgewerbes.

      Wall Street: Wurden Anleger systematisch übervorteilt?

      Wenn Frank Quattrone, 45, Freunde besuchte, legte er Wert auf Stil. In der Regel schwebte der Investmentbanker mit jenem Privatjet ein, der einst Bob Dylan gehörte.
      Seine Geschäftspartner lud der Leiter des Tech-Teams der Credit Suisse First Boston, der im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar verdient haben soll, gern zum Skifahren nach Aspen ein. Am liebsten ließ Quattrone die Abende in einer Karaoke-Bar ausklingen, indem er den alten Beatles-Song "Rocky Raccoon" zum Besten gab.

      Nicht nur Quattrone, der mit Vorliebe Pullover aus den siebziger Jahren trägt, wurde in der Hoch-Zeit des Tech-Booms zum hoch bezahlten Star. Auch Analysten, früher eher als Zahlenfreaks belächelt, kassierten auf einmal Traumgehälter.

      Mary Meeker, 41, bekam von ihrer Bank Morgan Stanley 15 Millionen Dollar im Jahr, weil sie als "Diva of the Internet" mit optimistischen Studien den Internet-Hype befeuerte. Ihr Kollege von Merrill Lynch, der telegene Henry Blodget, stieg ebenfalls in die höchste Einkommensklasse auf, auch seine Analysen kannten nur eine Richtung: steil nach oben.

      Niemand hat vom Aktienboom der letzten Jahre so schamlos profitiert wie die Golden Boys in den Investmenthäusern, deren Geschäft der Börsengang eines Unternehmens ist und die Bewertung seiner Kursaussichten. Und weil der Wertpapierhandel auch für die Banken Milliardengewinne brachte, sahen die Herren in den Vorstandsetagen großzügig darüber hinweg, dass bei den Gurus des schnellen Geldes alles ein wenig größer ausfiel als im vornehmen Finanzgewerbe üblich: die Gehälter, die Spesen und auch die Feste.

      Doch seit die Party an den Technologiebörsen vorbei ist, interessieren sich plötzlich nicht mehr nur die Zeitungen für den extravaganten Lebensstil der Investmentbanker - und ihr Geschäftsgebaren. Nach der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC hat nun auch die New Yorker Staatsanwaltschaft Ermittlungen bei eine


      Reihe führender Investmentbanken eingeleitet. Zudem ist seit Mitte Juni eine Kommission des US-Kongresses dabei, Hinweisen nachzugehen, wonach Anleger bei vielen Börsengängen in den letzten zwei Jahren systematisch übervorteilt wurden.

      Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die angeblich unabhängigen Empfehlungen der Analysten häufig den Interessen der Banken dienten, die sich gerade bei Börsengängen ein paar aufmunternde Worte an die Anleger wünschten. Auch bei der Zuteilung von Aktienpaketen wurde offenbar kräftig manipuliert: Großinvestoren, die sich zu Nachkäufen verpflichteten und so die Kurse in die Höhe trieben, erhielten häufiger die gewünschte Stückzahl.

      Im Zentrum der Ermittlungen stehen derzeit die Credit Suisse First Boston (CSFB) und das Team des für die Technologiewerte zuständigen Investmentbankers Quattrone, dem zeitweise bis zu 400 Leute angehörten. Manche aus Quattrones Truppe sollen sich bei Börsengängen von Technologiefirmen auch persönlich bereichert haben. Außerdem wird ihnen vorgeworfen, dass sie von ihren Klienten Sonderprovisionen für die Zuteilung von Aktien kassiert haben, so genannte Kickbacks.

      Für die Abnehmer war das trotzdem eine lohnende Sache: Weil auf der Höhe des Internet-Booms praktisch jede Aktie nach Börseneinführung einen kräftigen Kursanstieg verzeichnete, konnten alle, die zum Emissionspreis kauften und wenige Tage später wieder verkauften, einen schönen Gewinn einstreichen. Unter Profis heißt diese Praxis "Flipping".

      Dabei treffen die Ermittlungen der New Yorker Staatsanwälte, die wohl zu Verfahren führen werden, nicht nur die CSFB. Der Fondsmanager Anthony Bruan hat die meisten führenden Investmentbanken schwer belastet, nachdem ihm die Ermittler Straffreiheit zugesichert hatten. Auch renommierte Adressen wie Goldman Sachs, Morgan Stanley, Lehman Brothers, Merrill Lynch oder Salomon Smith Barney sollen einen Teil der Kursgewinne gefordert haben, bevor sie Aktien von besonders begehrten Neuemissionen zuteilten.

      "Diese Geschichte trifft in das Herz der Wall Street, denn im Gegensatz zu früheren Skandalen sind diesmal viele große Traditionsfirmen betroffen", sagt der US-Anwalt Melvyn Weiss, der nun Schadensersatz für Anleger fordert, die erst bei den aus seiner Sicht nach oben manipulierten Kursen eingestiegen sind. Über 30 solcher Fälle betreut mittlerweile allein die Kanzlei Milberg Weiss. Insgesamt, so schätzt der Jurist, sind derzeit bei den amerikanischen Gerichten rund 150 Klagen anhängig. Natürlich weisen die betroffenen Investmentbanken die Vorwürfe zurück.

      Ermittlungen wegen zu hoher Provisionen

      Auch bei regulärem Geschäftsbetrieb war der Handel mit Neuemissionen für die Investmentbanken in der Vergangenheit hoch profitabel. Auf vier bis sechs Prozent beläuft sich in der Regel die Provision, die sie bei einem erfolgreichen Börsengang in Rechnung stellen - eine Gebührenordnung, die den Wall-Street-Firmen in den letzten beiden Jahren knapp neun Milliarden Dollar einbrachte.

      Doch das reichte den Investmentbankern offenbar nicht. Wer über die Zuteilung der Aktienpakete heiß begehrter Neuemissionen entschied, verfügte schließlich über eine handfeste Währung. Welcher Fondsmanager konnte sich leisten, die Forderung der Emissionshäuser zu ignorieren?

      Als die CSFB das Software-Unternehmen VA Linux Systems am 9. Dezember 1999 an die Börse brachte, schoss der Aktienkurs am ersten Tag um 697 Prozent nach oben. Einer der glücklichen Kunden, die über zahlreiche Konten eine große Zuteilung und damit weitgehend sichere Gewinne erhielt, war der Hedge-Fonds PTJP Partners von Bruan, der nun als Kronzeuge gegen die Banken aussagt. Den Ermittlern liegt zudem eine Aussage eines Hedge-Fonds-Traders vor, dem ein Aktienhändler der Credit Suisse gesagt haben soll: "Du hast mit dem Börsengang zwei Millionen Dollar an Gewinn gemacht, aber uns nur 500 000 Dollar an Provision bezahlt." Der Hedge-Fonds-Händler verstand die Botschaft: "Der wollte sagen, hör zu, kannst du das nicht ein bisschen aufstocken?"

      Mit einer verqueren Logik wehrt sich die CSFB gegen die Ermittlungen der amerikanischen Organisation der Wertpapierhändler, die belegen sollen, dass die Bank im Gegenzug für solche Zuteilungen hohe Handelsgebühren kassiert hat. Es gebe keine Regeln, die es Kunden verbieten würden, durch freiwillige Zahlungen solcher Kommissionen zu beweisen, "dass sie ausreichend gute Kunden sind, um Aktienzuteilungen zu erhalten".

      Vorsorglich hat die Bank allerdings bereits den Chefhändler für Hightech-Aktien und zwei seiner Mitarbeiter beurlaubt. Die Organisation der Wertpapierhändler hat den Untersuchungsbehörden mitgeteilt, dass sie die Strafverfolgung weiterer enger Mitarbeiter von Quattrone befürworte.

      Nun rächt sich, dass den Vorständen der großen Investmentbanker im Kampf um Marktanteile beinahe jedes Mittel recht war, um Spezialisten von der Konkurrenz abzuwerben. Nicht nur dass die Geldhäuser die begehrten Experten mit horrenden Gehältern lockten, auf Verlangen waren sie auch zu weit reichenden Zugeständnissen bereit, wenn es um lukrative Zusatzgeschäfte ging.

      Wie der Anführer einer Söldnertruppe war Quattrone 1996 mit 25 Getreuen von Morgan Stanley zur Deutschen Bank gezogen. Der Deutsche-Bank-Vorstand hatte ihm 50 Prozent aller Erträge versprochen, die er mit seinem Team im kalifornischen Palo Alto erzielen würde. Und Quattrone baute mit seiner Bank in der Bank ein florierendes Geschäft auf, brachte Amazon und viele andere ehemalige Highflyer der Internet-Welt an die Börse.


      Doch als ihn die Deutsche Bank stärker an die Kandare nehmen wollte, ging er mit über hundert Gefolgsleuten zur CSFB. An der Unternehmenszentrale in Palo Alto, die die Deutsche Bank für ihn gemietet hatte, musste nur das Firmenschild ausgewechselt werden.

      Die schweizerische Investmentbank garantierte ihm die Autonomie, die der Deutschen Bank unheimlich geworden war. So durften Quattrone und seine Mitarbeiter sogar vorbörslich in Unternehmen wie Interwoven, einem Hersteller von Internet-Software, investieren.

      Vier Monate nach ihrem Einstieg brachte die CSFB das Unternehmen an die Börse, Quattrone und seine Teamkollegen kassierten rund zwei Millionen Dollar extra, indem sie ihre Anteile später verkauften.

      Zu Quattrones Rundum-Service für die Technologiekunden aus dem Silicon Valley gehörte, dass er auch über ein Team von 50 Analysten gebot, die gern mal pünktlich zum Börsengang hymnische Studien ablieferten.

      Häufig suchten sich die Börsenkandidaten die Bank aus, deren Analysten die Zukunftschancen ihres Unternehmens scheinbar kompetent in den rosigsten Farben schildern konnten. Die Analysten waren hoch motiviert, denn Quattrone bestimmte am Ende des Jahres mit, wer welche Boni erhielt.

      Nicht nur bei der CSFB, auch bei anderen Investmentbanken wie Lehman oder Donaldson, Lufkin & Jenrette war es üblich, die Analysten danach zu bezahlen, wie ihre Studien die Geschäfte der Investmentbanker fördern. "Die konnten sich für das Jahr 2000 anhand der Börsengänge genau ausrechnen, wie hoch ihre Boni sind", sagt ein hochrangiger Londoner Investmentbanker.

      Selbst die Deutsche Bank, die bislang von Ermittlungen verschont blieb, zahlte Erfolgsprämien an einzelne Analysten - zu übermächtig war der Wunsch, endlich den Anschluss an die Großen des Investmentbanking zu schaffen.

      So kassierte beispielsweise Stuart Conrad, Chefanalyst für Telekommunikationsfirmen bei der amerikanischen Tochtergesellschaft Deutsche Bank Alex Brown, 20 Prozent der Erträge aus den Geschäften, an denen er mit seinen scheinbar unabhängigen Experten beteiligt war. Mittlerweile hat er sich als Fondsmanager selbständig gemacht und spekuliert gegen die Werte, die er früher an die Börse begleitet hat.

      Wie unabhängig die Analysten der Banken sind, belegt beispielsweise ein interner Vermerk von J.P. Morgan: Alle Analysten wurden angewiesen, Verkaufsempfehlungen zuerst den Investmentbankern vorzulegen, die diese Klienten betreuen.

      Mittlerweile beschäftigt sich in den USA ein Komitee des amerikanischen Kongresses mit den Praktiken an der Wall Street. Aus Angst vor einer gesetzlichen Regelung verabschiedeten die Chefs der 14 größten Emissionshäuser Mitte Juni neue Standesregeln. "Analysten sollen nicht an die Investmentbanker berichten", heißt es im ersten Paragrafen.

      Wenn alle Investmentbanken sich an ihr eigenes Regelwerk halten, wäre das eine Revolution. Daran glauben die Kongressabgeordneten nicht, sie plädieren für eine Überwachung durch die New Yorker Börsenaufsicht SEC. "Ich glaube nicht, dass wir uns allein auf den Privatsektor verlassen können", sagt der demokratische Abgeordnete Edward Markey. Von einer "Besorgnis erregenden Erosion der ethischen Standards an der Wall Street" spricht sein Kollege Richard Baker.

      Die Investmentbanken geben sich kooperationsbereit. Bei Goldman Sachs wird betont, dass die Bank ihren Managern nie direkte Vergütungen für die von ihnen eingefädelten Geschäfte versprochen hat.

      Allerdings sorgt bei Goldman Sachs wie bei den anderen Investmentbanken schon die extrem erfolgsabhängige Bezahlung dafür, dass die Interessen der Kunden oft an zweiter Stelle kommen. Schon leisten sich viele Unternehmen Berater, die sie im Umgang mit den mächtigen Investmentbanken beraten.

      Die CSFB, die derzeit am ärgsten unter den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen leidet, hat ihren einstigen Superstar Quattrone etwas zurechtgestutzt und ihm nun die Kontrolle über die Technologieanalysten entzogen.

      Der Schaden für die CSFB hält sich in Grenzen: Quattrones Tech-Team brachte in den vergangenen fünf Monaten nur mickrige Erlöse. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum rauschten die Einnahmen aus Börsengängen von Hightech-Firmen um 97 Prozent nach unten.

      JAN FLEISCHHAUER, CHRISTOPH PAULY


      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,141494,00.html
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 22:18:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      Schöne Geschichte. Ich hätte auch noch eine beizusteuern.
      Sehr umfangreich, besteht aus drei oder vier Seiten,
      aber ist absolut lesenswert.

      Titel: Das Wallstreet-Kartell

      Zu finden unter

      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,124075,00.…

      .
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 23:45:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      Viel Arbeit is zum eigenen Luftholen un kräftig auspusten
      bestimmt gut!...Den Ärger muß man ja loswerden! Aber das geht doch weiter!
      Is ja eigentlich auch ein Alter Hut..bedauerlicherweise...
      tja un dann die Versuche auch hier die LEICHEN zu pushen..
      was solls ???
      Avatar
      schrieb am 23.06.01 23:47:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      ..entschuldigt..

      Aber die beiden Postings sind absoluter Quatsch.

      Die deutsche Presse sollte vielmehr über den zahnlosen Tiger Wetpapier-Aufsicht schreiben, als über die USA. Bei uns werden mehr Menschen abgezockt, als im Verhältnis in den USA. Ich möchte nur auf das Thema Aktien-Anleihen hinweisen. Während die wegen der Abzocke der Emittenten in den angelsächsischen Staaten verboten ist, dürfen die Emittenten bei uns noch Werbung machen. Und das unter der Aufsiocht des Staates.. Eine Schweinerei.

      Dies ist zwar keine Entschuldigung für Eure Postings..

      Bitte lasst Euch nicht von der deutschen Presse immer den kalten Kaffee servieren.

      coke
      Avatar
      schrieb am 24.06.01 12:05:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      Der Artikel aus dem Manager Magazin


      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,124075,00.…


      Das Wall-Street-Kartell



      Ein Blick hinter die Kulissen der US-Finanzwirtschaft. Der mm-Report leuchtet aus, wie gut die New Yorker Investmentbanker verdrahtet sind ­ mit der Politik, der US-Notenbank und den Medien.

      Noch 15 Minuten. Der Countdown läuft. Im amerikanischen Wirtschafts-Fernsehsender CNNfn tickt die Uhr bis zur großen Entscheidung. Um exakt 14.15 Uhr gibt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekannt, ob und - viel spannender - um wie viel sie die Zinsen senken wird.




      Wall-Street-Regel 1:

      Die Moden an der Börse ändern sich rasch - damit Investoren ihre Depots so oft wie möglich umschichten.








      Noch 13 Minuten. Der Moderator hat eine Expertenrunde ins Studio geladen. Alle sagen das Gleiche: Die Fed muss die Zinsen senken. Schon seit einer Woche machen vor allem Banker öffentlich Druck auf Fed-Chef Alan Greenspan.

      Noch neun Minuten: Live-Schaltung aufs Parkett der New Yorker Börse. Die Reporterin schreit die Erwartungen der Wall-Street-Banken in ihr Mikrofon: Ein viertel Prozentpunkt bedeute Enttäuschung, ein halber sei okay, noch besser wäre ein dreiviertel Prozentpunkt.

      Es ist kurz vor 14.15 Uhr. Eine Stimme im Hintergrund zählt: three, two, one. Schnell zum Kollegen nach Washington. Der teilt die Entscheidung der Fed mit: Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt. Schwenk in den Börsensaal: frohe Stimmung. Erste Interviews mit zufriedenen Bankern. Ihr Resümee: Das haben wir erwartet.

      Die Fed hört auf die Stimme der Banken



      Die großen Investmenthäuser dominieren...

      Bingo! Wieder einmal hat die Fed im Sinne der Geldhäuser funktioniert. Wieder einmal ist es den Anliegern der Wall Street, der mächtigen Finanzmeile im Herzen New Yorks, gelungen, ihre Interessen durchzusetzen. Sinkende Zinsen bedeuten steigende Aktienkurse. Und die wiederum bedeuten steigende Gewinne für die Banken. So einfach ist die Rechnung des Wall-Street-Kartells.

      Wie keine andere Branche der Welt beeinflussen die Investmentbanken die öffentliche Meinung, setzen Trends, machen Stimmung.

      Alle sind den Mächtigen von Goldman Sachs, Morgan Stanley Dean Witter oder Merrill Lynch zu Diensten, und geben sie sich auch noch so unabhängig: die amerikanische Notenbank, das Washingtoner Finanzministerium, die Massenmedien, die Hochschulen.


      ...und verdienen prächtig.

      Aus den Herren der Hochfinanz sind die "Masters of the Universe" geworden. Was sie tun oder fordern, ist fast schon Gesetz. Mit Hilfe fein gesponnener Netzwerke ist es den Finanzexperten gelungen, fast der ganzen Welt ihre Heilslehre überzustülpen: den unerschütterlichen Glauben, dass die Finanzmärkte der alleinige Schlüssel zum weltweiten Wohlstand seien.

      Die Botschaft kommt fast überall gut an: Bei Anlegern, die auch falsche Tipps schnell verzeihen; bei Politikern und Notenbankern, die selbst zweifelhaften Rat meist befolgen; bei den Medien, die interessengeleitete Wertpapierverkäufer unkritisch zu Börsengurus hochjubeln.

      Trotz Börsenkrise verdienen die Geldhäuser kräftig

      Und die Hauptgewinner des Meinungskartells sind fast immer dieselben: die Geldhäuser.

      Der Wall-Street-Klub feiert, und das seit Jahren. Ob Asien-, Mexiko- oder Russland-Krise, stets brachen die Gewinne anderer Branchen ein. Große Investmentbanken wie Morgan Stanley hingegen erzielen seit Beginn der 90er Jahre regelmäßig neue Rekordergebnisse.

      Auch im Jahr 2000, in dem die Börsen weltweit abstürzten und Anleger Milliarden verloren, lieferten die drei führenden Häuser - Goldman Sachs, Morgan Stanley Dean Witter und Merrill Lynch - ein historisches Spitzenergebnis ab: Zusammen verdienten sie mehr als zwölf Milliarden Dollar, gut 20 Prozent mehr als 1999.

      Wenn die Wall Street jetzt die Boni an ihre Mitarbeiter ausschüttet, wird es wohl auch doppelt so viele neue Millionäre wie im Vorjahr geben. Rund 100 Topbanker, 30 Prozent mehr als 1999, dürfen sogar zehn Millionen Dollar und mehr mit nach Hause nehmen.

      Die Stars der Branche sind ihr Geld wert. Wenn Topanalysten wie Abby Joseph Cohen (Goldman Sachs) oder Mary Meeker (Morgan Stanley Dean Witter) eine Prognose stellen oder gar einen neuen Trend ausrufen, bringt das ihren Arbeitgebern mehr Geschäft als jede Werbekampagne.

      Analysten rufen Trends aus

      Ohne Meeker etwa wäre die Hightech-Börsenblase der vergangenen Jahre womöglich nie entstanden - oder zumindest für die Banken weniger lukrativ ausgefallen.

      Meeker war es, die mit ihrer Analyse der Netscape-Aktie 1995 den Boden für einen der ersten typischen New-Economy-Börsengänge bereitete. Der Hersteller von Internet-Browsern machte zum Zeitpunkt der Emission Millionenverluste. Meeker empfahl das Papier trotzdem, auf Grund der enormen Zukunftschancen, die sie im World Wide Web vermutete. Der Netscape-Kurs explodierte bereits am ersten Handelstag.

      Tausende Unternehmen, denen zuvor kein Anleger auch nur einen Dollar anvertraut hätte, gingen in den darauf folgenden Jahren an die Börse. Meeker wurde zum Star, Morgan Stanley einer der Marktführer im boomenden Emissionsgeschäft an der US-Hightech-Börse Nasdaq.

      Der gesamten Wall Street eröffnete sich ein ungeahnter Wachstumsmarkt - und der wurde ausgereizt, ohne Rücksicht auf Verluste.

      Als die sich einstellten, hatten Meeker und Kollegen längst Kasse gemacht. Anders als viele Privatanleger sortierten die Banken die New-Economy-Aktien rechtzeitig aus ihren eigenen Depots aus. Große Häuser wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley fuhren im Eigenhandel auch dann noch Gewinne ein, als die Wachstumsmärkte vergangenes Jahr in den Keller rauschten.

      Jetzt, da dank Notenbankchef Alan Greenspan das Schlimmste vorüber zu sein scheint, werden viele Aktien wieder angepriesen. Goldman-Staranalystin Cohen hält den Markt für drastisch unterbewertet, einige ihrer Kollegen wittern sogar eine der größten Kaufgelegenheiten der vergangenen zehn Jahre.


      Die Medien spielen mit



      Es ist, als würde Philip Morris zu vermehrtem Rauchen aufrufen - nur müssen die Wall-Street-Unternehmen keine teuren Werbespots schalten, um ihre Botschaft unters Volk zu bringen. Diverse Fernsehsender bieten ihnen kostenlose Foren, allen voran CNBC und CNNfn. Beide berichten von frühmorgens bis abends rund um das Treiben an der Wall Street und Nasdaq.



      Wall-Street-Regel 2:
      Anleger sind vergesslich. Auch falsche Tipps der Gurus verzeihen sie schnell.





      Die Moderatoren sind bekannter als viele Wirtschaftsgrößen. Maria Bartiromo von CNBC etwa, genannt "Money Honey". Der dunkelhaarige Sophia-Loren-Typ gilt als prominenteste TV-Finanzjournalistin.

      Ihr blondes Gegenstück ist Sue Herera, die jeden Tag nach Börsenschluss aufs heilige Parkett der New Yorker Börse darf, um dort die Sendung "Business Center" zu präsentieren.

      Die Starmoderatoren sind eng mit der Wall Street verbandelt. Sie haben ihre Büros mitten im Geschehen, und sie haben ihre Lieblingsanalysten, die sie fördern. Bartiromo zum Beispiel werden enge Beziehungen zu Merrill Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley nachgesagt.

      Viele Investmentbanker haben umgekehrt ihre Spezis bei den TV-Sendern sitzen, über die sie Informationen lancieren und Gerüchte streuen. Für ihre Analysten haben alle großen Wall-Street-Häuser Fernsehstudios eingerichtet, damit diese jederzeit Interviews geben können.

      Kritische Berichterstattung ist zweitrangig

      Die kritische Distanz zwischen Journalisten und Bankern ist an der Wall Street längst auf ein Minimum geschrumpft. Die Journalisten tun noch so, als seien sie Beobachter, doch sie sind längst Teilnehmer des Börsenspiels geworden.

      Mit den Banken haben sie ein gemeinsames Ziel: die Kurse nach oben treiben. Ihre Rechnung ist simpel - hohe Kurse, hohe Einschaltquoten, hohe Gewinne. CNBC verdiente im vergangenen Jahr 200 Millionen Dollar.

      Die öffentliche Meinungsführerschaft zu übernehmen, jede Woche einen neuen Trend durchs globale Dorf zu jagen - das ist für die Wall Street allerdings nur ein Weg, um Meinung zu machen. Ebenso geschickt agieren die großen Investmentbanken im Hintergrund.

      Patricia Döhle/Wolfgang Hirn/Ulric Papendick


      Ein Netz guter Beziehungen hilft


      Geradezu legendär ist der Einfluss der Banker auf das Department of the Treasury, das Washingtoner Finanzministerium. Was im Kalten Krieg die sprichwörtlich gute Beziehung zwischen Rüstungsindustrie und Militär war, spottet Wirtschaftsprofessor Jagdish Bhagwati von der renommierten Columbia-Universität, sei in Zeiten der Globalisierung der "Wall-Street-Treasury-Komplex".



      Wall-Street-Regel 3:
      Die Politik muss für freien Kapitalverkehr sorgen - das bringt Geschäft im Ausland.





      Ronald Reagan holte seinen Finanzminister Donald Regan von Merrill Lynch; George Bush senior rekrutierte Nicholas Brady von Dillon Read; Bill Clinton machte den früheren Goldman-Sachs-Chef Robert Rubin zum obersten Finanzhüter.

      Mittlerweile ist Rubin Chef der Citigroup und verfügt immer noch über einen guten Draht nach Washington. Als die internationalen Notenbanken im vergangenen Herbst zu Gunsten des Euro intervenierten, kam an den Finanzmärkten das Gerücht auf, eine Bank habe vorher Bescheid gewusst und davon profitiert: die Citigroup.

      Der neue US-Präsident George Bush junior berief mit Paul O`Neill einen Industriemanager ins Finanzministerium. Das empfand das Wall-Street-Establishment als Affront, schließlich hatte es dem Republikaner mehr als 13 Millionen Dollar für den Wahlkampf gespendet. Bush reagierte, indem er zumindest mit dem Handelsbeauftragten Robert Zoellick einen ehemaligen Goldman-Sachs-Berater in sein Kabinett holte.

      Washington interveniert zum "Schutz der Investoren"


      Die Unterstützung ihrer Freunde in Washington hilft den Wall-Street-Häusern auch im Auslandsgeschäft. Freier Kapitalverkehr über alle Grenzen hinweg hat im Finanzministerium höchste Priorität und wird auch gegen Widerstände durchgesetzt.

      So berichtete der frühere Weltbank-Ökonom Joseph Stiglitz, seine Bedenken gegen eine allzu schnelle Öffnung der asiatischen Schwellenmärkte für internationale Investoren seien vom Treasury vom Tisch gefegt worden. Begründung: "Unsere Kunden wollen Zugang zu diesen Märkten."

      Als die Asien-Krise ausbrach, drängte die gleiche ungeduldige Wall-Street-Lobby Regierung und Währungsfonds, mit Steuergeldern und Krediten einzuspringen. Diesmal "zum Schutz der Investoren".

      "Das ist der Hebel, den die Banken immer ansetzen", meint US-Professor John Woolley, Experte für Finanzpolitik an der Universität Santa Barbara. "Ihre Macht beruht darauf, dass sie nicht ihr eigenes, sondern das Geld anderer Leute investieren."

      Banken entscheiden mit bei der Nachfolge von Alan Greenspan

      Eine Konstellation, die sich auch bei der amerikanischen Notenbank als hilfreich erweist.

      Die Banken haben verschiedene Kanäle zur Fed. Bei der Wahl der regionalen Notenbank-Präsidenten besitzen sie beträchtlichen Einfluss. Die Finanzbranche stellt zudem ein eigenes Notenbank-Beratergremium. Geleitet wird dieser "Federal Advisory Council" zur Zeit von J.-P.-Morgan-Chef Douglas Warner.

      Der sitzt gemeinsam mit weiteren Wall-Street-Größen auch im Washingtoner "Financial Services Roundtable", einem illustren Klub, der ganz offen als Vereinsziel angibt, "wichtige Politikthemen im Sinne der Finanzbranche zu beeinflussen".

      Einmal jährlich zeichnet das Gremium Personen aus, die sich um "Amerikas finanzielle Unabhängigkeit" verdient gemacht haben. Jüngster Preisträger: Alan Greenspan.

      Nicht ohne Grund nennen Wall-Street-Größen wie Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Ed Yardeni den Chef der amerikanischen Notenbank "unseren Freund". Greenspan hilft der Geldbranche in allen Lebenslagen - vor allem, wenn es brenzlig wird.


      Die Fed ist der Retter in der Not


      In der Wirtschaftskrise Anfang der 90er leistete der Fed-Chef den angeschlagenen US-Banken Beistand, indem er die Leitzinsen kräftig herunterschraubte. 1995, als die Mexiko-Krise die Börse nach unten zu reißen drohte, senkte er abermals die Zinsen.



      Wall-Street-Regel 4:
      Wenn die Aktienkurse zu tief fallen, hilft die Notenbank mit Zinssenkungen. Darauf ist Verlass.





      Am deutlichsten wurde die Rolle der Fed als Retter in der Not beim Beinahekollaps des Hedgefonds Long Term Capital Management (LTCM) im Herbst 1998. Der Fonds, in den mehrere Wall-Street-Häuser dreistellige Millionenbeträge investiert hatten, war durch die Zahlungskrise Russlands in Schwierigkeiten geraten. Topbanker wie Merrill-Lynch-Chef David Komansky hatten sogar ihr eigenes Geld in LTCM gesteckt.

      Verzweifelt bettelten die Banker, die Fed müsse helfen. Andernfalls drohe der Untergang des Weltwährungssystems. Die Notenbank enttäuschte die Kumpel nicht.

      Ein "Netzwerk alter Freunde" sei da am Werk gewesen, sagt der ehemalige Fed-Mitarbeiter Walker Todd. Immerhin gehörte mit David Mullins ein früherer Vizechef der Fed zum LTCM-Partnerkreis. Selbst Greenspans Vorgänger Paul Volcker wunderte sich, dass die Notenbank "ihr Gewicht" zur Rettung privater Investoren in die Waagschale werfe.

      Ebenso erstaunlich: Die Banken durften ihr riskantes Spiel fortsetzen. Die Verhandlungen, wie das Derivategeschäft nach dem Fall LTCM in den Griff zu bekommen sei, führten für die Wall Street Gerald Corrigan von Goldman Sachs und Stephen Thieke von J. P. Morgan - die ehemaligen Chefs der New Yorker Notenbank. "Die redeten mit ihren Nachfolgern darüber, wie man die Banken besser überwachen kann - ein Witz", schimpft Ex-Notenbanker Todd.



      Hilfe von der Notenbank

      Seltsam mutet auch das Verhalten der Fed während der Hightech-Blase des vergangenen Jahres an. Die Zentralbank erhöhte zwar die Zinsen, nicht aber die Sicherheitseinlagen für den Aktienkauf auf Kredit. Und das, obwohl die Spekulation auf Pump im März 2000 das Rekordvolumen von 280 Milliarden Dollar erreicht hatte.

      Rücksichtnahme auf die Wall Street, die mit den Spekulanten gute Geschäfte machte? Manche in den USA vermuten das.

      Der "Greenspan-Put": Absicherung auf fallende Kurse

      Mehr noch: In den Zinssenkungen zu Beginn dieses Jahres sehen viele den Beweis dafür, dass Greenspan gar nicht anders kann, als den Finanzmärkten zu helfen. Um das riesige Loch in der Leistungsbilanz zu stopfen, muss der Notenbankchef täglich eine Milliarde Dollar an ausländischem Kapital ins Land locken. Das gelingt nur, wenn die Börsenkurse stabil und der US-Dollar stark bleiben.

      Kritiker nennen das Phänomen den "Greenspan-Put", eine Absicherung gegen fallende Kurse. Investoren könnten sich darauf verlassen, dass die Fed eingreife, wenn die Aktien zu stark abrutschten.

      Dieses Kalkül Greenspans im Hinterkopf, hat die Wall Street schon im Vorfeld der jüngsten Zinssenkung ausgiebig Stimmung gemacht. Merrill Lynch ermittelte im Herbst in einer Umfrage, die Mehrheit der Fondsmanager erwarte eine Senkung der Leitzinsen. Deutschbanker Yardeni stichelte, da sei noch eine Menge Platz zwischen 6,5 Prozent - dem US-Leitzins Ende 2000 - und null.

      Zufall oder nicht, die Notenbank hat den Wunsch ihrer mächtigen Ratgeber wieder einmal erfüllt.

      Für Yardeni war das keine Überraschung. Bevor "Ready Eddie", wie der Chefvolkswirt wegen seiner Medienpräsenz genannt wird, zur Deutschen Bank kam, war er unter anderem bei der Fed und beim US-Finanzministerium tätig.

      Der Mann weiß, wie das Spiel läuft: "Märkte und Wirtschaft sind wie eine Soap Opera. Man muss nicht jede Episode sehen, um zu wissen, wie es ausgeht."


      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,124075,00.…

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      schrieb am 23.09.01 20:59:38
      Beitrag Nr. 6 ()


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      ------ Der tiefe Sumpf der WALL STREET ------