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    FAZ: 19. Sept. Kunst und Terror - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 19.09.01 23:16:56 von
    neuester Beitrag 19.09.01 23:25:04 von
    Beiträge: 2
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      schrieb am 19.09.01 23:16:56
      Beitrag Nr. 1 ()
      aus der FAZ vom 19.9.2001.

      Geistiger Höllensturz

      Die vier Stockhausen-Konzerte, die den thematischen Schwerpunkt des von Ingo Metzmacher initiierten Hamburger Musikfests bilden sollten, sind abgesagt worden. Grund dafür gaben Äußerungen Stockhausens zu den Terroranschlägen in New York und Washington. Nach seiner Beurteilung der Geschehnisse befragt, hatte der Komponist bei einer Pressekonferenz geantwortet, es handle sich bei den Attentaten um "das größte Kunstwerk, das es überhaupt gibt für den ganzen Kosmos". Laut einer Tonbandabschrift des Norddeutschen Rundfunks fuhr er fort: "Daß Geister in einem Akt etwas vollbringen, was wir in der Musik nicht träumen könnten, daß Leute zehn Jahre üben wie verrückt, total fanatisch für ein Konzert und dann sterben, stellen Sie sich das doch vor, was da passiert ist. Da sind also Leute, die sind so konzentriert auf eine Aufführung, und dann werden fünftausend Leute in die Auferstehung gejagt, in einem Moment. Das könnte ich nicht. Dagegen sind wir gar nichts, als Komponisten. Manche Künstler versuchen doch auch, über die Grenze des überhaupt Denkbaren und Möglichen zu gehen, damit wir wach werden, damit wir uns für eine andere Welt öffnen." Auf die Rückfrage eines Journalisten, ob er Kunst und Verbrechen gleichsetze, antwortete Stockhausen: "Ein Verbrechen ist es deshalb, weil die Menschen nicht einverstanden waren. Die sind nicht in das ,Konzert` gekommen. Das ist klar. Und es hat ihnen niemand angekündigt, ihr könntet dabei draufgehen. Was da geistig geschehen ist, dieser Sprung aus der Sicherheit, aus dem Selbstverständlichen, aus dem Leben, das passiert ja manchmal auch poco a poco in der Kunst. Oder sie ist nichts." Noch während der Pressekonferenz habe sich Stockhausen wieder von diesen Äußerungen distanziert, sagte eine Pressesprecherin des Hamburger Musikfests. Nun folgte ein offizielles Dementi, in dem der Komponist erklärt, er habe an die Rolle der Zerstörung in der Kunst erinnern wollen. Der Präsident der Berliner Akademie der Künste, György Konrád, erklärte, die Akademie habe Stockhausen "nicht für seine politische Weisheit, sondern für sein künstlerisches Werk als Mitglied gewählt". Stockhausen habe das Recht, "auch solche Meinungen zu veröffentlichen, die die Mehrheit der Künstler als taktlose Dummheit betrachten". In einem per E-Mail verschickten Rundbrief verbreitete auch der italienische Dramatiker und Nobelpreisträger Dario Fo seine Sicht auf die Terroranschläge. Dort heißt es: "Die großen Spekulanten plantschen lustvoll in einer Ökonomie, die Jahr für Jahr Millionen von Menschen im Elend umkommen läßt - was machen da schon zwanzigtausend Tote in New York aus? Ganz gleichgültig, von wem das Massaker ausgeführt wurde - diese Gewalt ist die legitime Tochter der Kultur der Gewalt, des Hungers und der unmenschlichen Ausbeutung." Dario Fos Äußerungen zeugen von zynischem Antiamerikanismus. Stockhausens Sätze hingegen erscheinen als monströses Resultat radikaler künstlerischer Egozentrik. Den Opfern des Terrors muß beides wie ungeheuerlicher Hohn erscheinen: der geistige Höllensturz des Komponisten ebenso wie das abgestandene und bösartige Kalkül des linken Schriftstellers. Keine gute Stunde für die Künste.

      spin.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.09.2001, Nr. 218 / Seite 49

      zur Diskussion....
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 23:25:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      ist halt wie im Straßenverkehr: da gilt auch rechts vor links:D


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