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    Das ich das noch erlebe... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 18.10.01 23:20:26 von
    neuester Beitrag 11.11.01 19:26:54 von
    Beiträge: 20
    ID: 490.674
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      schrieb am 18.10.01 23:20:26
      Beitrag Nr. 1 ()
      Eine kritische Pressestimme...wohl dem Verfasser:

      ADE: Pressestimme zur Rolle der USA - `Süddeutsche Zeitung`
      MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt zur Rolle der
      USA:

      "Die USA laufen Gefahr, einer Illusion zu verfallen, deren Opfer
      bereits Woodrow Wilson wurde: Wann immer Amerika im Namen universaler
      moralischer Prinzipien handelt, glaubt es, dass seine Führungsrolle überall auf der `zivilisierten Welt` anerkannt und mit ehrlichem Enthusiasmus
      unterstützt wird. Davon aber kann trotz aller Solidaritäts-Rhetorik keine Rede sein. Vielmehr haben Terrorattacken nur einen Prozess unterbrochen, der darauf abzielte, in der Welt wieder zu einer Machtbalance zu kommen und das Übergewicht der einzigen Supermacht zu reduzieren. Im Kampf gegen den Terror steht der größte Teil der Welt unter amerikanischer Führung zusammen. Auf lange Sicht aber muss Amerika daran gelegen sein, nicht die einzige Hegemonialmacht zu bleiben, sondern im Rahmen miteinander geteilter zivilisatorischer Grundüberzeugungen auch die Macht
      mit anderen zu teilen."/DP/rc/sh


      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 18.10.01 23:32:30
      Beitrag Nr. 2 ()
      Könnte einem ja fast Hoffnung machen.

      Wirklich schön, dass solche Gedanken nicht ausgestorben sind.
      Avatar
      schrieb am 18.10.01 23:38:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      das macht mir Hoffnung auch mal sagen zu dürfen: Ich mag die Amis überhaupt nicht!
      Avatar
      schrieb am 18.10.01 23:42:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ich auch weniger,
      deswegen finde ich es gut,
      das ein so starkes demokratisches Land wie
      Deutschland sich auf die Seite der USA gestellt hat...


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 00:11:09
      Beitrag Nr. 5 ()
      Amerika und dessen Fähigkeit die Macht mit anderen zu teilen... Funktionieren tut das wohl kaum auf freiwilliger Basis. Da brauchts schon ein paar Atombomben, stehen sie nun in Rußland oder anderswo. Das außenpolitische Selbstverständnis der Amerikaner basiert nun mal auf ihre Vorherrschaft (wirtschaftlich und militärisch). Das klingt wieder antiamerikanisch...aber ich denke gerade an Vietnam, Kuba, Nicaragua, Grenada, Irak...

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      schrieb am 19.10.01 00:39:02
      Beitrag Nr. 6 ()
      Nunja, die EU ist ein erster Schritt die Vorherrschaft der USA zu brechen und es ist bewiesen, das ausgeglichene Verhältnisse eher den Frieden fördern, als wenn es eine vorherrschende Supermacht gibt.

      Dabei sollte man nicht vergessen, dass man trotzdem in einem Boot sitzt und Solidarität, wie sie jetzt gezeigt wird, trotzallem möglich ist und nicht nur das, sie sollte auch gegeben werden.

      Amis mögen oder nicht, dass sollte man so nicht sagen. Ich kritisiere teils heftig die Politik der USA, jedoch nicht das Volk als solches. Dieses verständnisproblem begegnet mir immer wieder, wenn ich mit manchem Freund von dort diskutiere. Sprich der Nationalismus, der uns teilweise in Deutschland immer vorgeworfen wird/wurde, ist gerade in den USA in verstärkter Form vorhanden, was an für sich nicht schlimm ist, jedoch einige Risiken in sich birgt. Man bedenke das sich dies gerade in der Politik immer wieder äussert.

      Die Aussage von März, das Eichel ein Trittbrettfahrer des Terrors ist, finde ich persönlich zwar überspitzt, doch trifft er einen Kern, den man nicht ausser acht lassen sollte. So wird in einer schweren wirtschaftlichen Lage, das Mehr an Sicherheit, welches uns als Bürger zusteht, dadurch finanziert, dass man uns weiter schröpft. Was dies für das Konsumverhalten und damit schlussendlich auch für das Wirtschaftswachstum kann sich ein jeder selbst ausrechnen. Fieserweise wird hier bei Dingen angesetzt, Zigatetten und Versicherungen, bei welchen der Konsument schwerlich einsparen wird. Letzteres wirkt sich nur auf den Konsum in anderen Bereichen aus.

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 01:06:40
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Außenpolitik der Amerikaner und ihrer westlichen Vasallen hat zu den grausamen Ereignissen sicherlich ein gutes Stück beigetragen (ich sage bewusst nicht,dass sie dafür verantwortlich ist). Oder kann mir einer sagen, woher sonst dieser abgrundtiefe Hass islamischer Fundamentalisten herrührt. Brauchten die gerade mal wieder einen neuen Feind ? Oder ist das alles nur Zufall ? Oder gibt es in der islamischen Welt einfach so viele böse Menschen ?

      "Entweder ihr seid für uns, oder ihr seid für die Terroristen."- Ja, und nun hab ich wieder ein Problem und gerate bestimmt in die Rasterfahndung !!!
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 02:10:13
      Beitrag Nr. 8 ()
      Ich kanns mal etwas provokant formulieren:

      Ich würde gerne neutral bleiben, doch die USA lässt mich nicht. Im zweifel für den Angeklagten lehrt uns unser Rechtssystem. Mir hat keiner Beweise gegen bin Laden vorgelegt...also brauch man auf meine Unterstützung nicht hoffen, zumal diese eh nicht gebraucht wird.

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 04:02:18
      Beitrag Nr. 9 ()
      In Zweifel ,für den Angeklagten ?? Natürlich !! Jedoch interessiert es keinen wie Du dazu stehst !! Mach doch mal ne lichterkette ?!!
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 07:48:58
      Beitrag Nr. 10 ()
      @MH: Konform! ;)

      Gruss
      dickdiver
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:01:59
      Beitrag Nr. 11 ()
      hehehe, hat die PDS wieder einmal ihre mitglieder zum geschlossenen posting aufgerufen. Ihr Spinner, auf Gewalt reagiert die USA verständlicherweise mit Gegengewalt. Hoffentlich sind wir diese 68 er Generation sowie dieses PDS Gesockse bald los.
      mischa, der langsam die Schnauze von diversen Mehrpostings bzw. mehrfachids voll hat.
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 09:16:19
      Beitrag Nr. 12 ()
      @MH - Du solltest vielleicht öfters direkt in die SZ gucken - der Artikel lohnt auch, vollständig gelesen zu werden:

      Das Ende der Hegemonie

      VON WOLF LEPENIES

      Eine Allianz, wie sie der amerikanische Präsident nach dem 11. September geschmiedet hat, hat es nie zuvor in der Weltgeschichte gegeben. Es ist, als hät-ten die USA, die seit langem von tiefem Misstrauen gegen die Weltorganisation erfüllt sind und sie an den Rand des finanziellen Ruins gebracht haben, die UN neu erfunden und zu einer schlagkräftigen Institution gemacht. Amerika war klug genug, sich rechtzeitig ein Mandat des Sicherheitsrats einzuholen. Der Traum Woodrow Wilsons, der sich nach dem Ersten Weltkrieg nicht erfüllte, scheint mit dem Angriff auf die Taliban Wirklichkeit geworden: Endlich gibt es einen Völkerbund.

      Der Bund der Regierungen gegen das Netzwerk Osama bin Ladens lässt alle anderen Konflikte in den Hintergrund treten: Russland agiert, als sei es bereits ein treues Mitglied der Nato, die Atommacht Pakistan findet sich in einer Koalition mit dem Erzfeind, der Atommacht Indien, Arafat gibt sein Blut für Israels Freunde und die Innenminister von CSU und SPD preisen sich gegenseitig. Der Kampf gegen den Terror eint alle, weil jeder unter „Terror“ etwas anderes verstehen kann. In Russland werden die Tschetschenen, in China die Tibeter, in Saudi-Arabien die Dissidenten die Folgen zu tragen haben. Die Weitsicht, die jetzt alle eint, wird mit Wegsehen bezahlt werden.

      Die USA laufen Gefahr, einer Illusion zu verfallen, deren Opfer bereits Woodrow Wilson wurde: wann immer Amerika im Namen universaler moralischer Prinzipien handelt, glaubt es, dass seine Führungsrolle überall auf der „zivilisierten Welt“ anerkannt und mit ehrlichem Enthusiasmus unterstützt wird. Davon aber kann trotz aller Solidaritäts-Rhetorik keine Rede sein. Vielmehr haben Terrorattacken nur einen Prozess unterbrochen, der darauf abzielte, in der Welt wieder zu einer Machtbalance zu kommen und das Übergewicht der einzigen Supermacht zu reduzieren.

      Vom unipolar moment in der Weltgeschichte war nach 1989 die Rede. Nicht nur im State Department wurde diese Feststellung mit beträchtlichem Stolz verkündet. Der Kommunismus schien – mit Ausnahme weniger Enklaven, die so klein wie Kuba und so riesig wie China waren – besiegt zu sein. Die Welt würde, angefeuert durch die New Economy, zur Weltgesellschaft zusammenwachsen. Zwei Floskeln – optimistisch die eine, pessimistisch die andere – genügten, um den künftigen Weltlauf vorherzusehen: „Das Ende der Geschichte“ und „Der Kampf der Kulturen“. Nicht nur die Weltgeschichte, auch die Weltgeschichtsdeutung lag nach dem Ende der kommunistischen Regime fest in amerikanischer Hand.

      In den letzten Jahren aber zeigten sich Tendenzen, wieder zu einer multipolaren Machtordnung zu kommen. Dass der chinesische Ministerpräsident Li Peng 1996 mit seinem Nachbarn Boris Jelzin aggressiv die Rückkehr zu einer „multipolaren Welt“ verlangte, kann nicht überraschen. Dass Frankreichs Außenminister Hubert Védrine 1997 bei einem Botschaftertreffen das „Risiko der Hegemonie“ beklagte, womit nur die USA gemeint sein konnten, erklärt sich auch aus historischem Neid: seit der Revolution von 1789 nahm die Französische Republik für sich in Anspruch, im Namen des ganzen Menschengeschlechts zu handeln.

      Es waren nicht zuletzt die Politiker Europas, des Kontinents, der schon früh die balance of power zu seiner sicherheitspolitischen Leitidee entwickelt hatte, die sich bemühten, ein Gegengewicht zu den übermächtigen USA zu schaffen. So wie Leopold Ranke die USA als jenseitiges Europa sah, sollten nun die Vereinigten Staaten von Europa zu einem diesseitigen Amerika werden. Tony Blair, der englische Freund, wollte nach den Erfahrungen im Kosovo die Sicherheit Europas nicht länger mehr als Prärogative der Nato sehen, sondern plädierte für eine neue europäische Verteidigungsgemeinschaft. Und der Euro wurde nicht nur als Gemeinschaftswährung, sondern auch als Alternative zum Dollar geprägt. Gelassene amerikanische Beobachter sahen in den europäischen Anstrengungen den Ausdruck einer geopolitischen Gesetzmäßigkeit. Jedes Übergewicht führt zu einem entsprechenden Gegengewicht. Auch wenn sich hinter vielen Äußerungen ein neuer Isolationismus verbergen mochte: vorrangiges Motiv war die Einsicht, dass Amerika nicht auf Dauer eine weltpolitische Hegemonie würde beanspruchen können.

      Der 11. September hat diese realpolitischen Einsichten verdrängt. Im Kampf gegen den Terror steht der größte Teil der Welt unter amerikanischer Führung zusammen. Auf lange Sicht aber muss Amerika daran gelegen sein, nicht die einzige Hegemonialmacht zu bleiben, sondern im Rahmen miteinander geteilter zivilisatorischer Grundüberzeugungen auch die Macht mit anderen zu teilen.

      Wenn in Afghanistan an Stelle der Fanatiker wieder die Stammesfürsten oder, besser noch, Demokraten herrschen, werden in der Welt die Bestrebungen stärker werden, wieder eine Vielfalt der Machtzentren herzustellen. Mit Anti- Amerikanismus hat das nichts zu tun. Bewährt sich die Allianz gegen den Terror, wird neue politische Handlungsfreiheit entstehen, deren Grenzen nicht vom starren Blick auf die USA bestimmt werden. Gelingt dieser Versuch, würden die USA davon am meisten profitieren.
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 12:57:43
      Beitrag Nr. 13 ()
      Sorry Neemann, ich hab des Abschnitt aus einem Presseflash, was die Unvollständiigkeit erklärt. Danke für den kompletten Artikel! :o)

      @falang & mischa: Nun zumindest euch beide scheint es zu interessieren, denn irgendwie habt ihr es ja gelesen und gar einen Kommentar abgegeben. Was das alles hier mit der PDS zu tun hat und wo hier Doppel-SN sind, dass solltet ihr mir noch erklären...

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 20.10.01 14:35:18
      Beitrag Nr. 14 ()
      Folgendes habe ich heute über meinen kleinen persönlichen Verteiler geschickt, ich denke das passt hier ganz gut rein:

      und ich dachts das es bereits gute gründe gibt. aber im sinne der menschlichkeit können wir alle solch einen krieg doch viel besser aktzeptieren. wie ich lese funktioniert die propagandamaschine sehr gut, mal sehen ob die bodentruppen auch so erfolgreich sind. interessanter finde ich es mittlerweile zu beobachten, wer meine eher konträre meinung alles als abstossend empfindet *g*.

      ich darf also resümierend feststellen, dass im namen des kampfes gegen den terror, meine internetaktivitäten überprüft, meine telefone abgehört, die steuern erhöht und sicherhheitspakete abgeschlossen werden, welche einschneidende schritte in mein privatleben vorsehen. als nächstes wird die diskussion über den grossen lauschangriff (ist eh hinfällig, da er scheinbar eh schon läuft) wieder aufgenommen und auch die diskussion über sicherheitskameras, welche dann gleich die gesicher scannen, wird wieder aufflammen, mit aussicht auf erfolg. und nun frage ich mich nur noch, warum die mauer zu gunsten des westens geöffnet wurde, denn die stasimethoden hätte man andersherum doch viel einfacher integrieren können. aber eins vergass ich vielleicht, auf diese weise fühlen wir uns alle wohler. ;o) by the way, früher war man stolz darauf, dass die benzinpreise nie so teuer werden würden wie die so hohen 1,50 mark des ostens...:


      Bush wirft Taliban Diebstahl von Hilfsgütern vor

      Schanghai (dpa) - US-Präsident George W. Bush hat die Taliban beschuldigt, Hilfslieferungen für das afghanische Volk zu stehlen. Das sei ein weiterer Grund, «warum sie gehen müssen», sagte er in Schanghai vor der Eröffnung des Asien-Pazifik-Gipfels. Amerika stehe an der Seite des afghanischen Volkes. Bush dankte der Welt für die Unterstützung nach den Terroranschlägen am 11. September, die er ein «wahres Verbrechen gegen die Menschheit» nannte. Er verwies auf die zahlreichen Ausländer unter den Opfern im World Trade Center.

      Und wenn ich das jetzt alles so lese, fällt mir gerade ein, dass man die Polizei zukünftig ohne Verdacht ermitteln lassen will. Ich denke spätestens dann ist der Bürger der Willkür des einzelnen Beamten ausgesetzt und kann hoffen das dieser gute Laune hat...

      Im Namen der Demokratie und im Namen des Kampfes gegen den Terror, lasset es über euch ergehen...

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 27.10.01 17:12:12
      Beitrag Nr. 15 ()
      Protest gegen US-Bombenkrieg wächst

      Bundeskanzler Schröder verliert in der eigenen Partei Rückhalt für seine Politik der "uneingeschränkten Solidarität" mit den USA. Führende Parteimitglieder fordern ein Ende der US-Luftangriffe auf Afghanistan. Ihre Sorge: Während Bin Laden entkommt, leiden Zivilisten.


      AP

      Unbehagen in der eigenen Partei: Gerhard Schröder


      Berlin - Es sei nicht möglich, gegen Terroristen in Afghanistan vorzugehen, ohne Unschuldige zu treffen, kritisierte der Vize-Chef der SPD- Programmkommission, Reinhard Klimmt, in einem Gespräch mit der "Saarbrücker Zeitung". "Wir werden dem Terrorismus nicht den Boden entziehen, wenn wir durch Opferung von Unschuldigen selber die Gegenargumente zu unserem Vorgehen liefern", sagte Klimmt.
      Der frühere Verkehrsminister und saarländische Ministerpräsident ist nicht der einzige SPD-Politiker, der die US-Kriegsführung für verfehlt hält. Der Vizechef der SPD-Fraktion im Bundestag, Michael Müller, erklärte nach Angaben der Zeitung, das Unbehagen in weiten Teilen der Fraktion wachse.

      Müller zweifelt, "ob sich der Aufwand noch lohnt", wenn sich die Kriegsziele nicht verwirklichen ließen und an eine rasche Ergreifung des moslemischen Extremisten Osama Bin Laden ebenso wenig zu denken sei wie an den Sturz der Taliban.

      "Geradezu menschenverachtend"

      Auch die Bundestagsabgeordnete Gudrun Roos bezeichnete es als "unglaublich", dass nun Moscheen, Kliniken und Rot-Kreuz-Lager bombardiert würden. Roos nannte es "geradezu menschenverachtend, wenn Militärschläge fortgesetzt werden, obwohl eine Feuerpause nötig wäre, um die Flüchtlinge zu versorgen". Zuvor hatte schon der Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), Ottmar Schreiner, ein Ende der Bombardements gefordert. Auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner mahnte "Schritte in Richtung auf eine politische Lösung" an.

      Der Bundeskanzler beginnt derweil seine bislang längste offizielle Auslandsreise, die ihn am Sonntag zunächst in die pakistanische Hauptstadt Islamabad führt. Der Kanzler will dort den Staatschef Pervez Musharraf auffordern, nicht unter dem Druck islamistischer Radikaler im eigenen Land aus der Anti-Terror-Koalition auszuscheren. Pakistan als Nachbarland Afghanistans spielt eine Schlüsselrolle in den Bemühungen zum Sturz des Taliban-Regimes. Der Kanzler wird Islamabad auch finanzielle Hilfe zur Bewältigung der Flüchtlingswelle zusagen.

      Quelle: Spiegel.de


      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 02.11.01 20:00:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      ESSAY VON ARUNDHATI ROY
      Krieg ist Frieden

      Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy nennt den amerikanischen Bombenkrieg "nur einen weiteren terroristischen Akt"



      AP


      Autorin Roy


      Als sich am Sonntag, dem 7. Oktober 2001, die Dunkelheit auf Afghanistan senkte, startete die US-Regierung ihre Luftangriffe auf Afghanistan, unterstützt durch die Internationale Koalition gegen den Terror (den neuen, fügsamen Ersatz für die Vereinten Nationen). Die Fernsehsender brachten computeranimierte Bilder von Marschflugkörpern, Stealth Bombern, "Bunkerbrechern" und MK-82-High-Drag-Bomben. Auf der ganzen Welt schauten kleine Jungen mit großen Augen zu und vergaßen, nach neuen Videospielen zu quengeln.

      Die Uno, inzwischen auf ein unwirksames Kürzel reduziert, wurde nicht einmal ersucht, die Luftangriffe zu genehmigen. (Wie denn Madeleine Albright einst bemerkte, handeln die USA "multilateral, wenn wir können, und unilateral, wenn wir müssen".) Die "Beweise" gegen die Terroristen wurden in der "Koalition" unter Freunden herumgereicht. Nach dem Treffen ließ man verlauten, es spiele keine Rolle, ob die "Beweise" vor einem ordentlichen Gericht Bestand hätten oder nicht. Auf diese Weise wurden in einem Augenblick Jahrhunderte der Rechtsprechung fahrlässig zunichte gemacht.

      Nichts kann einen terroristischen Akt entschuldigen oder rechtfertigen, ganz gleich, ob er von religiösen Fundamentalisten, von Milizen, von Widerstandsbewegungen begangen wird - oder ob er als Vergeltungskrieg einer anerkannten Regierung daherkommt. Die Bombardierung Afghanistans ist keine Rache für New York und Washington. Sie ist nur ein weiterer terroristischer Akt gegen die Menschen auf der Welt. Jede unschuldige Person, die getötet wird, muss hinzugezählt werden, nicht verrechnet mit der entsetzlichen Zahl der in New York und Washington gestorbenen Zivilisten.

      Zorniger Protest gegen die Bomben auf Afghanistan
      In einem SPIEGEL-Essay nennt die indische Schriftstellerin Arundhati Roy, 41, den amerikanischen Bombenkrieg gegen das Taliban-Regime in Kabul "nur einen weiteren terroristischen Akt" und beklagt den Tod vieler unschuldiger afghanischer Zivilisten. Roy, die mit dem 1996 veröffentlichten Roman "Der Gott der kleinen Dinge" - der Geschichte einer Liebe, die gegen die Regeln des indischen Kastensystems verstößt - weltberühmt wurde, versteht sich schon seit Jahren als Polit-Aktivistin. Bereits wenige Tage nach den Anschlägen vom 11. September hatte Roy mit einem von der "Frankfurter Allgemeinen" gedruckten Beitrag für Diskussionen gesorgt: Widerspruch erregte vor allem ihre Behauptung, der Terroristenführer Osama Bin Laden sei der "dunkle Doppelgänger" des US-Präsidenten George W. Bush, und die Politik der USA trage eine Mitverantwortung für die Terrorattacken. Roy, die während ihrer Ausbildung zur Architektin unter anderem in Florenz studierte, kam über die Arbeit an Drehbüchern und Dokumentarfilmen zur Literatur. Wegen ihres politischen Engagements, das sich auch gegen indische Atombombentests und ein Staudammprojekt richtet, droht ihr in ihrem Heimatland eine Haftstrafe.


      Selten werden Kriege von Menschen gewonnen, selten werden sie von Regierungen verloren. Menschen kommen um, Regierungen häuten und regenerieren sich wie das Haupt der Hydra. Sie verwenden Flaggen, um erst die Hirne der Leute luftdicht einzuwickeln und echtes Nachdenken zu ersticken und dann, um sie als feierliche Leichentücher über die verstümmelten Toten zu breiten. Auf beiden Seiten, in Afghanistan wie in Amerika, dienen Zivilisten heute ihren Regierungen und deren Aktionen als Pfand. Ohne es zu wissen, teilen die Leute in beiden Ländern eine Gemeinsamkeit: Sie müssen mit dem Phänomen des blinden, unvorhersehbaren Terrors leben. Jeder Bombenladung, die auf Afghanistan fällt, entspricht die wachsende Massenhysterie in Amerika angesichts von Milzbrand, Entführungen und anderen terroristischen Untaten.

      Es gibt keinen einfachen Weg aus dem brodelnden Morast von Terror und Brutalität, dem die Welt heute gegenübersteht. Es wird Zeit für die Menschen innezuhalten. Was am 11. September geschah, hat die Welt für immer verändert. Freiheit, Fortschritt, Wohlstand, Technik, Krieg - diese Begriffe haben eine neue Bedeutung. Regierungen müssen die Veränderung einsehen und ihre neuen Aufgaben mit einem Körnchen Ehrlichkeit und Demut angehen. Leider fehlt bis heute jedes Zeichen von Einsicht bei den Führern der Internationalen Koalition. Oder den Taliban.

      Als Präsident Bush die Luftangriffe ankündigte, sagte er: "Wir sind eine friedliche Nation." Amerikas Lieblingsbotschafter Tony Blair (gleichzeitig Premier von Großbritannien) betete nach: "Wir sind ein friedliches Volk."

      Jetzt wissen wir Bescheid. Schweine sind Pferde. Mädchen sind Jungen. Krieg ist Frieden.

      Ein paar Tage später sagte Präsident Bush in einer Rede vor dem FBI: "Dies ist unsere Berufung. Die Berufung der Vereinigten Staaten von Amerika. Der freiesten Nation der Welt. Einer Nation, die sich auf fundamentale Werte gründet, gegen Hass, gegen Gewalt, gegen Mörder und gegen das Böse. Wir werden nicht weichen."

      Hier folgt eine Liste von Ländern, mit denen Amerika seit dem Zweiten Weltkrieg Krieg geführt hat, die es bombardiert hat oder in denen es zumindest in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt war: Korea (1950 bis 1953), Guatemala (1954, 1967 bis 1969), Indonesien (1958), Kuba (1959 bis 1961), Belgisch-Kongo (1965), Laos (1964 bis 1973), Vietnam (1961 bis 1973), Kambodscha (1969 bis 1970), Grenada (1983), Libyen (1986), El Salvador (achtziger Jahre), Nicaragua (achtziger Jahre), Panama (1989), Irak (seit 1991), Bosnien (1995), Sudan (1998), Jugoslawien (1999). Und jetzt Afghanistan.

      Bestimmt wird sie nicht weichen - diese freieste Nation der Welt. Doch welche Freiheit hält sie denn aufrecht? Innerhalb der eigenen Grenzen Redefreiheit, Religionsfreiheit, Gedankenfreiheit; die des künstlerischen Ausdrucks, der Essgewohnheiten, der sexuellen Vorlieben (na ja, bis zu einem gewissen Grad) und vieles andere, alles ganz musterhaft und wunderbar. Außerhalb der eigenen Grenzen die Freiheit zu dominieren, zu erniedrigen und zu unterwerfen - gewöhnlich unter die wahre Religion Amerikas, den "freien Markt". Wenn also die US-Regierung einen Krieg Operation "Grenzenlose Gerechtigkeit" tauft oder Operation "Dauerhafte Freiheit", dann spüren wir in der Dritten Welt mehr als leise Furcht. Weil wir wissen, dass Grenzenlose Gerechtigkeit für die einen Grenzenlose Ungerechtigkeit für die anderen bedeutet. Und Dauerhafte Freiheit für die einen Dauerhafte Unterjochung für die anderen.

      Die Internationale Koalition gegen den Terror ist vor allem eine Intrige der reichsten und mächtigsten Länder der Welt. Sie produzieren und verkaufen fast alle Waffen der Welt, sie besitzen den größten Bestand an chemischen, biologischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen. Sie haben die meisten Kriege geführt, sind die Hauptverantwortlichen der modernen Geschichte für Völkermorde, Unterwerfungen, ethnische Säuberungen und Menschenrechtsverletzungen, haben ungezählte Diktatoren und Despoten gefördert, bewaffnet und finanziert. Sie huldigen einem Kult der Gewalt, sie haben den Krieg förmlich zum Gott erhoben. Bei all ihren abscheulichen Vergehen kommen die Taliban da wirklich nicht mit.

      Die Taliban entstanden in den Nachwehen des Kalten Krieges im brüchigen Sammelbecken voll Schutt, Heroin und Landminen. Ihre ältesten Führer sind gerade Anfang vierzig. Viele von ihnen sind entstellt und verkrüppelt, haben ein Auge verloren oder einen Arm, ein Bein. Sie sind aufgewachsen in einer beschädigten und durch den Krieg verwüsteten Gesellschaft. Insgesamt sind aus der Sowjetunion und Amerika seit über 20 Jahren Waffen und Munition im Wert von etwa 45 Milliarden Dollar nach Afghanistan geflossen.

      Die neuesten Waffen waren das einzig Moderne, das in diese im Innersten mittelalterliche Gesellschaft vordrang. Die kleinen Jungen - viele von ihnen verwaist -, die damals aufwuchsen, hatten Gewehre als Spielzeug und erlebten nie die Geborgenheit und den Trost einer Familie, nie die Gesellschaft von Frauen. Heute, als Erwachsene und Herrscher, da schlagen, steinigen, vergewaltigen und misshandeln die Taliban Frauen, sie scheinen nicht zu wissen, was sie sonst mit ihnen anfangen sollen. Jahrelanger Krieg hat ihnen ihre Sanftheit genommen, sie gegen Freundlichkeit und Mitgefühl immun gemacht. Sie tanzen zu den stampfenden Rhythmen der Bomben, die um sie herum niederregnen. Jetzt richten sie ihre Grausamkeit gegen das eigene Volk.

      Bei allem Präsident Bush geschuldeten Respekt: Die Menschen auf der Welt müssen nicht zwischen den Taliban und der US-Regierung wählen. Alles Schöne der menschlichen Zivilisation - unsere bildende Kunst, unsere Musik, unsere Literatur - befindet sich jenseits dieser beiden fundamentalistischen, ideologischen Pole. Die Aussicht, dass alle Menschen auf der Welt zu mittelständischen Verbrauchern werden können, ist ebenso unrealistisch wie die, dass alle einer einzigen Religion folgen werden.

      Es geht ja nicht um Gut gegen Böse oder um Islam gegen Christentum, sondern um Raum. Darum, dass man Unterschiede miteinander in Einklang bringt, dass man den Drang nach Hegemonie zügelt - jeder Art von Hegemonie, sei sie ökonomisch, militärisch, sprachlich, religiös oder kulturell. Jeder Ökologe wird Ihnen sagen, wie gefährlich und empfindlich eine Monokultur ist. Eine hegemoniale Welt lässt sich mit einer Regierung ohne gesunde Opposition vergleichen. Sie wird zu einer Art Diktatur. Als stülpte man eine Plastiktüte über die Welt und hinderte sie am Atmen. Doch diese Tüte wird schließlich aufgerissen.

      Eineinhalb Millionen Afghanen haben ihr Leben verloren in den mehr als 20 Jahren des Konfliktes, der diesem neuen Krieg vorausging. Afghanistan wurde in Trümmer gelegt, jetzt werden diese Trümmer zu feinem Staub zerrieben. Am zweiten Tag des Luftangriffs kehrten die US-Piloten zu ihren Basen zurück, ohne die ihnen zugeteilte Nutzlast an Bomben abgeworfen zu haben. Einem der Piloten zufolge ist Afghanistan "kein an Zielen reiches Territorium". Donald Rumsfeld, US-Verteidigungsminister, wurde auf einer Pressekonferenz im Pentagon gefragt, ob Amerika die Ziele abhanden gekommen seien.

      "Erstens werden wir Ziele zum zweiten Mal treffen", sagte er, "und zweitens, nicht uns kommen die Ziele abhanden, sondern Afghanistan." Was im Konferenzsaal mit einer Lachsalve begrüßt wurde.

      Regierungen verwenden Flaggen erst, um die Hirne der Leute Luftdicht einzuwickeln - und dann, um sie als feierliche Leichentücher über die Toten zu breiten.

      Am dritten Tag des Luftschlages prahlte das US-Verteidigungsministerium, man habe die "Lufthoheit über Afghanistan erlangt". (Wollten sie damit sagen, dass sie beide - oder sind es gar 16? - afghanischen Flugzeuge zerstört hätten?)

      In Afghanistan gewinnt die Nordallianz - der alte Feind der Taliban und damit der neueste Freund der Internationalen Koalition - an Boden beim Vorstoß auf die Eroberung Kabuls. (Für die Archive soll noch erwähnt sein, dass die Taten der Nordallianz sich von denen der Taliban nicht sonderlich unterscheiden. Doch wird dieses störende Detail vorerst vertuscht.) Der sichtbare, moderate, "akzeptable" Führer der Allianz, Ahmed Schah Massud, starb Anfang September durch ein Selbstmord-Attentat. Der Rest der Nordallianz ist ein brüchiger Verband brutaler Kriegsherren, Ex-Kommunisten und unbeugsamer Kleriker. Eine in verschiedene ethnische Fraktionen zerrissene Gruppe, deren Mitglieder früher die Wonnen der Macht in Afghanistan gekostet haben.

      Bis zu den US-Luftschlägen kontrollierte die Nordallianz etwa zehn Prozent Afghanistans. Heute, mit Hilfe der Koalition und "Unterstützung aus der Luft", ist sie bereit, die Taliban zu stürzen. Mittlerweile laufen die Soldaten der Taliban zur Nordallianz über, aus Angst vor einer unmittelbar drohenden Niederlage. Die kämpfenden Truppen sind also damit beschäftigt, die Seiten und die Uniformen zu wechseln. Doch bei einem zynischen Unterfangen wie diesem hat das wohl wenig zu bedeuten. Liebe ist Hass, Nord ist Süd, Frieden ist Krieg.

      Die globalen Mächte reden davon, eine "repräsentative Regierung einzusetzen". Oder aber den 87-jährigen ehemaligen König von Afghanistan wieder "einzusetzen", Zahir Schah, der seit 1973 im römischen Exil lebt. So läuft das Spiel. Erst heißt es: Unterstützt Saddam Hussein, dann: Schafft ihn beiseite; erst: Finanziert die Mudschahidin, dann: Zerbombt sie in tausend Stücke; jetzt also: Setzt Zahir Schah ein und wartet ab, ob er artig ist. (Kann man eine repräsentative Regierung "einsetzen"? Kann man sich eine Portion Demokratie bestellen - mit Extra-Käse und Jalapeño-Chilis?)

      Langsam sickern Berichte über die Opfer in der Zivilbevölkerung durch, über sich leerende Städte, weil die afghanischen Landeskinder an die Grenzen drängen, die geschlossen sind. Wichtige Durchgangsstraßen wurden in die Luft gejagt oder gesperrt. Sachkundige, die in Afghanistan gearbeitet haben, sagen, dass bis Anfang November keine Lebensmitteltransporte bei den Millionen Afghanen (7,5 Millionen laut Uno) eintreffen können, die unmittelbar davon bedroht sind, im kommenden Winter zu verhungern. Sie sagen, dass es in den wenigen Tagen bis Winteranbruch entweder den Krieg oder den Versuch geben kann, Lebensmittel zu den Hungernden zu bringen. Nicht beides.

      Als Geste der Menschlichkeit hat die US-Regierung zu Beginn der Luftangriffe 37 000 Notrationen über Afghanistan abgeworfen. Sie sagt, sie plane, insgesamt 500 000 Päckchen abzuwerfen. Auch das bedeutet nur eine einzige Mahlzeit für 500 000 der Millionen von Menschen, die dringend Nahrung brauchen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verdammen dies als eine zynische, gefährliche PR-Maßnahme. Sie halten Lebensmittelrationen aus der Luft für mehr als sinnlos. Erstens, weil die Päckchen nie bei denen landen, die sie wirklich nötig haben, zweitens und schlimmer, weil alle, die hinlaufen, um sie einzusammeln, riskieren, von Landminen zerrissen zu werden. Ein tragisches Rennen um Almosen.

      Immerhin bekamen die Notpäckchen ihren exklusiven Fototermin. Ihr Inhalt wurde in den großen Zeitungen aufgelistet. Sie waren vegetarisch, erfuhren wir, gemäß den muslimischen Ess-Regeln(!). Die gelben, mit der amerikanischen Flagge verzierten Päckchen enthalten: Reis, Erdnussbutter, Bohnensalat, Erdbeermarmelade, Kekse, Fladenbrot, einen Apfel-Müsli-Riegel, Gewürze, Streichhölzer, Plastikbesteck, eine Serviette und eine illustrierte Gebrauchsanweisung.

      Nach drei Jahren anhaltender Dürre ein Airline-Mahl vom Himmel hoch in Dschalalabad! Das Niveau der kulturellen Dummheit, das fehlende Verständnis dafür, was monatelanger, erbarmungsloser Hunger und bittere Armut wirklich bedeuten, der Versuch der US-Regierung, noch durch das äußerste Elend das eigene Selbstverständnis aufzubessern, lässt sich nicht in Worte fassen.

      Drehen Sie doch dieses Szenario einmal um. Stellen Sie sich vor, die Taliban-Regierung bombardierte New York und redete unentwegt davon, ihr wahres Ziel sei die US-Regierung und deren Politik. Und angenommen, in den Bombenpausen würfen die Taliban ein paar tausend Päckchen mit Nan und Kebab ab, aufgespießt auf kleine afghanische Flaggen. Hätten die guten Leute von New York je die Größe, der afghanischen Regierung zu vergeben? Selbst wenn sie hungrig wären, wenn sie das Essen brauchten und wenn sie es äßen, wie könnten sie je diese Beleidigung vergessen, diese Herablassung? Der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani schickte das Geschenk eines saudischen Prinzen über 10 Millionen Dollar zurück, weil ein kleiner freundlichen Rat zur amerikanischen Nahost-Politik beilag. Ist Stolz ein Luxus, der nur den Reichen zusteht?

      Weit davon entfernt, den Terrorismus auszumerzen, lässt eine solche Wut ihn erst entstehen. Hass und Vergeltung können nicht mehr rückgängig gemacht werden, sind sie einmal entstanden. Für jeden "Terroristen", jeden "Handlanger" der getötet wird, werden auch Hunderte unschuldiger Menschen getötet. Und an die Stelle von hundert Unschuldigen, die sterben mussten, treten wahrscheinlich ein paar künftige Terroristen.

      Wo wird das alles enden?

      Vergessen Sie einmal die Rhetorik und überlegen Sie, dass die Welt bisher keine vernünftige Definition von "Terrorismus" kennt. Des einen Terrorist ist nur allzu oft des anderen Freiheitskämpfer. Im Kern der Sache steckt eine weltweit tief sitzende Ambivalenz gegenüber der Gewalt. Ist Gewalt erst einmal als legitimes Instrument der Politik akzeptiert, wird aus der Moral und der politischen Akzeptanz von Terroristen (Aufständische oder Freiheitskämpfer) umstrittenes, unwegsames Terrain.

      Weltweit hat auch die US-Regierung zahlreiche Rebellen und Aufständische finanziert, bewaffnet und beherbergt. Die CIA und Pakistans ISI haben die Mudschahidin instruiert und bewaffnet - in den achtziger Jahren Terroristen für die Regierung im sowjetisch besetzten Afghanistan. Während der damalige Präsident Reagan mit ihnen für ein Gruppenfoto posierte und sie als moralisches Ebenbild der amerikanischen Gründungsväter hinstellte.

      Heute fördert Pakistan - Amerikas Verbündeter in diesem neuen Krieg - Aufständische, die ins indische Kaschmir gehen. Pakistan rühmt sie als "Freiheitskämpfer". Indien nennt sie "Terroristen". Indien wiederum brandmarkt Länder, die Terrorismus fördern und begünstigen, doch Indiens Armee hat früher separatistische tamilische Rebellen ausgebildet, die eine Heimat für sich in Sri Lanka forderten - sie sind verantwortlich für zahllose blutige Terroranschläge. (So, wie die CIA die Mudschahidin fallen ließ, als sie ihren Zweck erfüllt hatten, kehrte Indien den tamilischen Rebellen aus vielerlei politischen Gründen abrupt den Rücken. Es war eine aufgebrachte tamilische Selbstmordattentäterin, die 1991 den ehemaligen indischen Premier Rajiv Gandhi ermordete.)

      Regierungen und Politiker müssen begreifen, dass es zwar kurzfristige Resultate bringen kann, diese enormen, blindwütigen Gefühle der Menschen für eigene, engstirnige Zwecke zu manipulieren, dass dergleichen aber unerbittlich katastrophale Folgen hat. Religiöse Gefühle aus Gründen der politischen Nutzbarkeit zu entfachen und auszunutzen ist das gefährlichste Vermächtnis, das Regierungen oder Politiker einem Volk hinterlassen können - auch ihrem eigenen. Menschen, die in einer durch religiöse oder kommunale Bigotterie zerrütteten Gesellschaft leben, wissen, dass jeder religiöse Text - von der Bibel bis zur Bhagawadgita - untergraben und fehlinterpretiert werden kann, um alles vom Atomkrieg über Völkermord bis zur kollektiven Globalisierung zu rechtfertigen.

      Für jeden Terroristen sterben Hunderte unschuldiger Zivilisten. Und an deren Stelle treten ein paar künftige Terroristen. Wie soll das enden?

      Dies soll nicht heißen, dass die Terroristen, die am 11. September das Entsetzliche getan haben, nicht verfolgt und zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Das müssen sie. Ist aber ein Krieg der beste Weg, um sie aufzuspüren? Wird man die Nadel finden, wenn man den Heuhaufen niederbrennt? Oder wird es den Zorn schüren und die Welt zur wahren Hölle für uns alle machen?

      Wie viele Leute kann man denn schließlich ausspionieren, wie viele Bankkonten einfrieren, wie viele Gespräche belauschen, wie viele E-Mails abfangen, wie viele Briefe öffnen, wie viele Telefone abhören? Schon vor dem 11. September hatte die CIA mehr Informationen zusammengetragen, als sich in einem Menschleben auswerten lassen. Das schiere Ausmaß der Überwachung wird zum logistischen, ethischen und bürgerrechtlichen Alptraum. Es wird uns glatt um den Verstand bringen. Und die Freiheit - dieses kostbare Gut - wird ihr erstes Opfer. Sie ist jetzt schon schwer verletzt und blutig geschlagen.

      Regierungen in der ganzen Welt verwerten die herrschende Paranoia zynisch für ihre eigenen Interessen. Alles Mögliche an unvorhersehbaren politischen Kräften wird freigesetzt. In Indien, zum Beispiel, sind Mitglieder des "All India People`s Resistance Forum" im Gefängnis, weil sie in Delhi Antikriegs- und Anti-US-Pamphlete verteilten. Sogar der Drucker dieser Streitschriften wurde verhaftet. Die rechtsgerichtete Regierung (die gleichzeitig extremistische hinduistische Gruppen wie die "Vishna Hindu Parishad" und die "Bajrang Dal" schützt) hat das "Students Islamistic Movement of India" verboten und versucht, ein Antiterror-Gesetz neu aufzulegen, das kassiert wurde, nachdem die Menschenrechtskommission berichtete, es werde mehr missbraucht als gebraucht. Millionen indischer Bürger sind Muslime. Bringt es irgendeinen Nutzen, wenn man sie ausgrenzt?

      Mit jedem Tag, den der Krieg dauert, überschwemmen blindwütige Emotionen die Welt. Die internationale Presse hat wenig oder gar keinen freien Zugang zum Kriegsgebiet. Die Mainstream-Medien, besonders die amerikanischen, sind jedenfalls mehr oder weniger umgefallen und lassen sich gern den Bauch pinseln durch Pressemappen von Militärs und Regierungsbeamten. Afghanische Radiosender sind ausgebombt. Die Taliban hatten für die Presse schon immer nur tiefes Misstrauen übrig. In einem Propagandakrieg gibt es keine genaue Einschätzung darüber, wie viele Menschen getötet wurden oder wie groß die Zerstörung war. Ohne verlässliche Informationen wuchern die Gerüchte.

      Wenn Sie in diesem Teil der Welt Ihr Ohr auf die Erde legen, dann können Sie das Dröhnen hören, den tödlichen Trommelwirbel des aufwallenden Zorns. Bitte, bitte stoppen Sie den Krieg jetzt! Genug Menschen sind gestorben. Die schlauen Raketen sind einfach nicht schlau genug. Sie bringen endlose, unterdrückte Wut zum Explodieren.

      Präsident George Bush prahlte neulich, es sei ja wohl Unsinn, "mit einer Zwei-Millionen-Dollar-Rakete auf ein leeres Zelt oder einen Kamelhintern zu schießen". Präsident Bush sollte wissen, dass es in Afghanistan keine Ziele gibt, die den Preis seiner Raketen wert sind. Vielleicht sollte er ein paar billigere Raketen für billigere Ziele und billigere Leute in den armen Ländern der Welt bauen, und wäre es nur für den Etatausgleich. Doch das erschiene am Ende den Waffenherstellern der Koalition als nicht sehr vernünftig, geschäftlich gesehen.

      Nach drei Jahren anhaltender Dürre ein Airline-Mahl vom Himmel hoch in Dschalalabad. Wer hinläuft, riskiert, von Landminen zerrissen zu werden.

      Und vergessen Sie nicht, dass Präsident George Bush junior und Vize-Präsident Dick Cheney beide ihr Vermögen der Ölindustrie verdanken. Allein Turkmenistan, das an den Nordwesten Afghanistans grenzt, verfügt über gewaltige Gasvorkommen und geschätzte drei Milliarden Barrel Ölreserven. Amerika hat Öl immer als Sicherheitsfrage betrachtet und mit allen Mitteln geschützt, die es für nötig erachtete. Wenige von uns bezweifeln, dass seine militärische Präsenz im Golf weniger mit seinen Sorgen um die Menschenrechte als mit seinem strategischen Interesse am Öl zusammenhängt.

      Öl und Gas aus der Kaspischen Region fließen gegenwärtig nordwärts auf die europäischen Märkte zu. Geografisch wie politisch bilden Iran und Russland große Hindernisse für die amerikanischen Interessen. 1998 sagte Dick Cheney - damals Chef von Halliburton, einem wichtigen Player in der Ölindustrie: "Ich kann mich an keinen Zeitpunkt erinnern, wo für uns eine Region so plötzlich strategisch so wichtig wurde wie die kaspische. Fast scheint es, als wären die Gelegenheiten über Nacht entstanden." Wie wahr.

      Seit einigen Jahren nun verhandelt ein amerikanischer Ölgigant namens Unocal mit den Taliban über die Genehmigung, eine Ölpipeline durch Afghanistan nach Pakistan bis ins Arabische Meer zu bauen, weil Unocal sich einen Zugang zu den lukrativen "Emerging Markets" in Süd- und Südost-Asien erhofft. 1997 reiste eine Abordnung der Taliban nach Amerika und traf in Houston sogar mit Beamten des US-Außenministeriums und mit Unocal-Führungskräften zusammen.

      Anders als heute galten damals die Vorliebe der Taliban für öffentliche Hinrichtungen und ihre Behandlung afghanischer Frauen nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Während der folgenden Monate übten Hunderte erzürnter amerikanischer Feministinnen-Gruppen Druck auf die Clinton-Regierung aus. Erfreulicherweise schafften sie es, den Handel platzen zu lassen. Und jetzt kommt die große Chance der US-Ölindustrie.

      In Amerika werden die Waffenindustrie, die Ölindustrie, die großen Medien-Konglomerate und selbst die US-Außenpolitik sämtlich von den gleichen Kartellen kontrolliert. Daher kann man kaum erwarten, dass ein Diskurs über Gewehre und Öl und Verteidigungsabkommen ernsthaft in den Medien behandelt wird. Jedenfalls trifft das Geschwätz über den "Kampf der Kulturen", das Gerede von "Gut gegen Böse" genau auf ein ratloses Volk, dessen Stolz gerade verwundet wurde, dessen Angehörige tragisch ums Leben kamen, dessen Zorn frisch und heftig ist. Es wird von Regierungssprechern zynisch verbreitet, als handelte es sich um die tägliche Dosis Vitamine oder Antidepressiva. Diese regelmäßige Arznei garantiert, dass Amerika weiterhin das Rätsel bleibt, das es immer war - ein merkwürdiges Inselvolk, verwaltet von einer krankhaft aufdringlichen, verworrenen Regierung.

      Und was ist mit dem Rest von uns, den betäubten Empfängern all dessen, das wir als groteske Propaganda wahrnehmen? Den täglichen Konsumenten von Lügen und Brutalitäten, die mit Erdnussbutter und Erdbeermarmelade beschmiert aus der Luft in unsere Köpfe abgeworfen werden, ganz wie diese gelben Lebensmittelpäckchen? Sollen wir wegschauen und schlucken, was man uns zuwirft? Sollen wir das grimmige Theater ungerührt mit ansehen, das sich in Afghanistan abspielt, bis wir im Kollektiv röcheln und mit einer Stimme rufen, dass wir genug haben?

      Während das erste Jahr des neuen Millenniums dem Ende entgegeneilt, fragt man sich: Haben wir das Recht zu träumen verwirkt?

      Werden wir uns je wieder Schönheit vorstellen können? Wird es je wieder möglich sein, den langsamen, erstaunten Lidschlag eines neugeborenen Geckos in der Sonne zu beobachten oder einem Murmeltier leise zu antworten, das uns etwas ins Ohr gewispert hat - ohne dass wir an das World Trade Center denken müssen oder an Afghanistan?

      ÜBERSETZUNG: ILSE LANGE-HENCKEL

      ********ENDE***********

      Das erspart mir ja fast jeglichen Kommentar lol

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 02.11.01 20:16:25
      Beitrag Nr. 17 ()
      US-VÖLKERRECHTLER "Dieser Krieg ist illegal"

      Der renommierte amerikanische Völkerrechtler Francis
      Boyle wirft der US-Regierung vor, mit den Angriffen auf Afghanistan gegen die Resolution des Uno-Sicherheitsrates zu verstoßen. Selbst wenn es Beweise für Bin Ladens Schuld gäbe, müsste Bush nach dem Völkerrecht mit den Taliban über eine Auslieferung verhandeln, sagt Boyle im Interview mit SPIEGEL ONLINE.

      Völkerrechtsexperte Boyle: "Keine neue Dimension"



      SPIEGEL ONLINE: Herr Boyle, ist das bestehende Völkerrecht überhaupt in der Lage, Anschläge wie die auf New York und Washington zu beurteilen?

      Boyle: Auf jeden Fall. Die Angriffe haben eindeutig die Montreal-Konvention
      von 1971 zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Zivilluftfahrt verletzt, die sowohl die USA als auch Afghanistan sowie über 150 andere Staaten unterzeichnet haben. Dieses Abkommen bietet einen exzellenten juristischen Rahmen, um auf diese Anschläge zu reagieren.

      Francis Boyle ist Professor für Völkerrecht an der University of Illinois. Der Harvard-Absolvent verteidigte den Staat Bosnien-Herzegowina vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag und berät unter anderem die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.


      SPIEGEL ONLINE: Verträge klingen immer gut. Aber brauchen wir nicht - angesichts dieser neuen Dimension des Terrors - eine internationale Organisation zu Bekämpfung des Terrorismus?

      Boyle: Ich würde nicht von einer neuen Dimension sprechen. Dieses
      Problem gibt es seit den sechziger Jahren. Neu ist nur die große Zahl der Opfer in den USA. Diese Zahl ist ohne Zweifel schrecklich. Aber das Völkerrecht kommt mit solchen Anschlägen zurecht - vorausgesetzt die Regierungen stufen sie als terroristische Aktionen ein. Wenn wir sie dagegen als Kriegsakt bezeichnen, geben wir Kriminellen eine Würde, die ihnen normalerweise nicht zuteil würde.

      US-Präsident Bush am Tag der Anschläge: "Eindeutig terroristische Akte"


      SPIEGEL ONLINE: US-Präsident George W. Bush hat die Anschläge als "Akt des Krieges" bezeichnet und nicht als Terror-Aktion.

      Boyle: Das waren eindeutig terroristische Akte, wie sie im amerikanischen
      Gesetz definiert sind.

      SPIEGEL ONLINE: Was ist denn die Definition eines terroristischen Aktes?


      Boyle: Dabei handelt es sich um nichtstaatliche Akteure, die Gewalt gegen
      zivile Objekte oder gegen Zivilisten ausüben mit der Absicht, die Bevölkerung oder die Regierung in Angst zu versetzen.

      SPIEGEL ONLINE: Aber im Völkerrecht gibt es eine solche Definition nicht.


      Boyle: Es gibt keine von allen Seiten akzeptierte Definition. Aber die
      internationale Gemeinschaft hat sich darauf verständigt, dass terroristische Anschläge illegal sind und als kriminelle Handlungen eingestuft werden sollen. Neben der Montreal-Konvention gibt es zum Beispiel das "Übereinkommen zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus" von 1999 und die "Konvention gegen Geiselnahme" aus dem Jahr 1979.


      SPIEGEL ONLINE: Warum hat Bush die Anschläge dann als kriegerischen Akt gewertet?

      Oklahoma-Attentäter McVeigh: Rechtliche Mittel, keine militärischen


      Boyle: Auf der ersten Pressekonferenz nannte er sie noch terroristische Akte. Dadurch unterlägen sie der Durchsetzung nationalen und internationalen Rechts. So wurde auch der Anschlag in Oklahoma behandelt, den Timothy McVeigh 1995 verübte. Genauso eingestuft wurden auch die Anschläge auf die beiden US- Botschaften in Kenia und Tansania. Aber nach Beratung mit Außenminister Powell entschied Bush, die Anschläge einen "Act of War" zu nennen und mit militärischen Mitteln zu reagieren.

      SPIEGEL ONLINE: Aber der amerikanische Kongress hat dem zugestimmt!


      Boyle: Ja, leider. Nachdem Bush seine Rhetorik eskaliert und die
      Anschläge mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Jahre 1941 gleichgesetzt hatte, schloss sich der Kongress dem Präsidenten an und autorisierte ihn, militärische Mittel einzusetzen. Diese Resolution war sogar schlimmer als die Tonkin Gulf Resolution, die Präsident Johnson 1964 erwirkte, um den Krieg in Vietnam zu führen.

      SPIEGEL ONLINE: Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat
      Bush freie Hand gegeben.


      Uno-Sicherheitsrat: "Bush wollte eine ähnliche Resolution wie sein Vater 1990"



      Boyle: Das stimmt nicht. Die erste Resolution des Sicherheitsrats vom 12. September sprach von einem terroristischen Anschlag. Es war nie die Rede von einem bewaffneten Angriff. Erst dadurch wäre Artikel 51 der Uno-Charta zum Tragen gekommen...

      SPIEGEL ONLINE: ...der jedem Staat das Recht auf Selbstverteidigung
      einräumt.

      Boyle: Bush versuchte die Zustimmung für militärische Gewalt zu
      bekommen und scheiterte. Er wollte vom Sicherheitsrat eine ähnliche Resolution bekommen wie sein Vater im Golfkrieg. Bush senior wurde damals ermächtigt, zur Vertreibung des Iraks aus Kuweit "alle notwendigen Mittel" zu benutzen. Am 28. September scheiterte Bush erneut. Am 7. Oktober schickte dann der amerikanische Botschafter bei der Uno, John Negroponte, einen Brief an den Sicherheitsrat, der mitteilte, dass die USA ihr Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch nehmen. Aber dies ist ganz eindeutig kein Fall von Selbstverteidigung. Nach den Regeln des Völkerrechts ist dieser Krieg illegal.


      SPIEGEL ONLINE: Warum nicht?


      US-Außenminister Powell: "Nicht einmal Indizien gegen Bin Laden"


      Boyle: Es gibt keinen Beweis dafür, das die Regierung in Afghanistan die Anschläge in New York autorisierte oder billigte. Die Angriffe auf Afghanistan sind bestenfalls Vergeltung.

      SPIEGEL ONLINE: Aber es gibt doch wohl Beweise, dass Bin Laden die
      Anschläge in Auftrag gegeben hat. Und er handelte schließlich von afghanischem Territorium aus.

      Boyle: Dafür gibt es keinen Beleg. Außenminister Powell versprach ein so
      genanntes "White Paper", in dem er die Beweise darlegen würde. Bush untersagte ihm das. Aber in einem Interview mit der "New York Times" sagte Powell, dass es gegen Bin Laden nicht einmal Indizien gebe. Das ist ein Rechtsfall, der nicht einmal vor einem normalen Strafgericht standhalten würde.

      SPIEGEL ONLINE: Aber die Nato-Staaten haben die Unterrichtung durch
      den Sondergesandten Taylor als Beweis akzeptiert.

      Boyle: Nach Aussage eines westlichen Diplomaten legte Taylor in der
      Sitzung des Nato-Rates keinerlei Beweise vor, dass Bin Laden die Anschläge anordnete oder die Taliban davon wussten. Beweise waren auch nicht wichtig, weil sich Bush ohnehin schon für den Krieg entschieden hatte.

      SPIEGEL ONLINE: Aber spielt das denn eine Rolle? Der Nato-Rat
      akzeptierte den US-Bericht und rief den Bündnisfall aus.

      Serbische Luftabwehr im Kosovo-Krieg: "Kein Recht für die Bombardierungen"


      Boyle: Die Nato tut stets, was die USA von ihr verlangen. Die Allianz wurde gegründet, um Europa gegen einen Angriff der Sowjetunion zu verteidigen. Mit dem Kollaps des Warschauer Paktes war die Existenzgrundlage der Nato verschwunden. Bush senior brachte den Nato-Rat dazu, zwei neuen Legitimationsgründen für die Nato zuzustimmen. Sie sollte einerseits als eine Art Polizei in Osteuropa dienen. Andererseits sollte sie als Interventions-Truppe im Nahen Osten fungieren, um Ölreserven zu schützen.

      SPIEGEL ONLINE: Aber beim Washingtoner Gipfel 1999 schlossen die Nato-
      Mitgliedsländer auch den Kampf gegen den Terrorismus in ihre Ziele ein.

      Boyle: Der Nato-Vertrag wurde niemals um dieses Ziel erweitert. Der Vertrag
      wurde ursprünglich auf Basis von Artikel 51 der Uno-Charta geschlossen. Also kann der Bündnisfall nur eintreten im Falle eines bewaffneten Angriffs eines Staates auf ein Nato-Mitglied. Deshalb hatte die Nato auch kein Recht, Jugoslawien zu bombardieren, weil Serbien die Nato vorher nicht angegriffen hatte.

      SPIEGEL ONLINE: Wie hätte denn die US-Regierung reagieren sollen?


      Boyle: Sie hätten auf der Basis der Montreal Sabotage Convention
      Verhandlungen eröffnen sollen. Das passierte zum Beispiel mit Libyen im Lockerbie-Fall. Vor dem 11. September hat die US-Regierung ja auch mit den Taliban über eine Auslieferung Bin Ladens verhandelt wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Afrika und wegen der inhaftierten Shelter-Now-Mitarbeiter. Die Taliban waren damals bereit, Bin Laden an ein islamisches Land auszuliefern und auf Basis der islamischen Scharia anzuklagen. Nach dem 11. September machten sie weitere Konzessionen: Bin Laden könnte an ein neutrales Land ausgeliefert werden. Sie bestanden nicht mehr länger auf einem islamischen Gerichtsverfahren, forderten aber Beweise. Die Taliban haben sich an die Anforderungen des internationalen Rechts gehalten, Bush leider nicht.

      SPIEGEL ONLINE: Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass die Angebote
      der Taliban ernst gemeint waren?

      Taliban-Außenminister Muttawakil: "Die Taliban haben sich an internationales Recht gehalten"


      Boyle: Wie gesagt: Vor dem 11. September haben die USA auch mit den Taliban verhandelt. Und 1996 schickte Präsident Bill Clinton einen Diplomaten nach Afghanistan um über die Anerkennung der Taliban-Regierung zu verhandeln.

      SPIEGEL ONLINE: Wenn das Völkerrecht so eindeutig ist - warum
      ignorieren die Vereinigten Staaten es dann?

      Boyle: Ich glaube, dass sich die US-Regierung bereits vor dem 11.
      September für einen Krieg gegen Afghanistan entschieden hatte.

      SPIEGEL ONLINE: Aber mit welchem Ziel?

      Boyle: Die Öl- und
      Erdgasreserven in Zentralasien sind die zweitgrößten nach denen im Persischen Golf. Nach dem Kollaps der Sowjetunion nahm die US-Regierung sofort diplomatische Beziehungen zu den zentralasiatischen Staaten auf. Politiker wie der ehemalige Verteidigungsminister Caspar Weinberger sagten, dass die Ölfelder Zentralasiens zum vitalen Interesse der Vereinigten Staaten gehören...

      SPIEGEL ONLINE: ...und die amerikanische Ölgesellschaft Unocal
      verhandelte mit den Taliban über eine Pipeline aus Zentralasien durch Afghanistan nach Pakistan...

      Boyle: Die US-Regierung wollte nicht, dass irgendeine Pipeline durch
      Russland oder Iran laufen würde. Die billigste und einfachste Route läuft durch Afghanistan. Außerdem gibt es dort selbst auch Ölreserven. Öl und Gas sind die wahren Interessen der US-Regierung, nicht Bin Laden.

      Das Interview führte Christoph Schult.
      Avatar
      schrieb am 02.11.01 21:24:54
      Beitrag Nr. 18 ()
      leute leute das sehe ich ganz anders

      die westliche welt hat in den letzten 30 jahren ein großen maß an ihrer individuellen freiheiten
      der bürger aufgegeben, bzw diese sind durch die bürokratie vernichtet worden.

      die jetzige situation sehe ich als eine riesenchance diese wiedezugewinnen.
      warum??????????????

      these: die bürger rufen nun nach den leistungen des taates die er immer in kräftigen marketinglasen versprochen hat.
      die versprochene heiße luft werden die staatsbeamten nicht erfüllen können.

      ich hoffe, das dies den bürgern in den nächsten 6 monaten klar wird.
      der staat wird nicht in der lage sein a) anschläge zu verhindern.
      b) die individuelle berdrohung des einzelnen bürgers zu verhindern.

      ich denke wenn den einzelnen bürgern das klar wird, werden sie zu der erkenntnis kommen, das sie in dieser bürokratur nur eine menge steuergeld zum fenster hinaus werfen.
      und ich denke das dann vielleicht das passiert, was in jeder gut funktionierenden firma passiert.
      die ineffizienten abteilungen werden geschlossen und es findet eine efizentere allokation der recourcen statt.

      und dann kommen wir vielleicht wieder einen schritt weg von dem was der moloch staat uns antut.
      vielleicht kommen wir dann wieder hin zum mündigen freien und für deine mitmenschen (auch den mitmenschen in der dritten und vierten welt) verantworlichen weltenbürger der erkennt,
      das sich die fauelnzer alle unter dem warmen staatsmantel versammelt haben um ihn auszubeuten.

      ein erstes indiz ist doch schon das herunterlassen der hosen in den usa was alles bis zum 17.11.01 passieren kann.
      das ist doch schon eine art offenbarungseid dies nicht verhindern zu können.

      so long1
      Avatar
      schrieb am 04.11.01 14:34:35
      Beitrag Nr. 19 ()
      Das kann nicht passieren, denn der Staat ist keine Firma und Meinungen werden von den Medien gebildet. Der Spiegel ist einer der wenigen Medienvertreter, welche die Kontraposition publizieren. Alle anderen gehen doch grösstenteils Kanzlerkonform. Das handeln unseres Staates ist so sehr vergangenheitsbestimmt das man bald angst haben muss eine gegenteile Meinung zu vertreten...

      Ich bin gespannt wieviele US-Soldaten fallen müssen ehe Bush begreift, dass sein Weg nicht umbedingt der effektivste ist.

      Mfg MH
      Avatar
      schrieb am 11.11.01 19:26:54
      Beitrag Nr. 20 ()
      Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. Oktober 2001
      Amerika braucht Feinde
      Der Schriftsteller Gore Vidal über Bush und das Uhrwerk des Krieges


      Herr Vidal, Umfragen zufolge sind über neunzig Prozent der Amerikaner für di
      e Kriegshandlungen gegen Afghanistan. Überrascht Sie diese Zahl?
      Wir mögen eigentlich keine Kriege. Das amerikanische Volk wollte nicht gegen
      Hitler kämpfen. Die amerikanische Rechte wollte es. Großbritannien stand vor
      dem Ruin, Frankreich hatte sich bereits im Mai 1940 ergeben. In meinem Buch
      "Das goldene Zeitalter" können Sie nachlesen, welche Stimmung damals in Was
      hington herrschte. Achtzig Prozent der Amerikaner waren Isolationisten. Die
      amerikanische Bevölkerung will keine Kriege. Die Führung der Vereinigten St
      aaten, die Eigentümer dieses Landes müssen jedoch Kriege führen, sonst bekom
      men sie nicht das nötige Geld für das Pentagon, Summen, die dann an Boeing u
      nd Lockheed weitergereichtwerden.

      Es ist also sehr wichtig, daß wir Feinde haben. Deshalb erschaffen wir immer
      wieder neue. Das amerikanische Volk weiß dagegen nicht einmal, wo die entspr
      echenden Länder auf der Landkarte liegen. Wir haben ja kein öffentliches Bil
      dungssystem, der Durchschnittsamerikaner hat fast überhaupt keine Bildung. D
      ie Angehörigen der Upper Class sind natürlich besser ausgebildet, aber sie s
      ind auch mit Propaganda vollgepumpt. Deshalb stecken wir in all diesen Schwi
      erigkeiten, und das Volk weiß gar nicht, wie sehr es hinters Licht geführt w
      ird.

      Sie haben mehrfach darauf hingewiesen, daß die Vereinigten Staaten ihre Haup
      tfeinde - Sadam Hussein, nun Usama Bin Ladin - sehr persönlich angreifen, di
      ese Feinde aber selbst mit Hilfe des CIA in den achtziger Jahren aufgebaut h
      aben.

      Die Vereinigten Staaten neigen dazu, ausländische Individuen zu dämonisieren
      : Sie sind drogenabhängig, betrügen ihre Frauen, tragen Frauenkleider und so
      weiter. General Noriega, der Staatschef von Panama, war angeblich der Schlim
      mste von allen, der Herrscher über Drogenverbindungen in alle Welt, sagte da
      mals Präsident Bush. Dies ist unsere Spezialität. Nur weil wir unsere Gegner
      dämonisieren, können wir all diese Kriege führen - seit 1945 sind es rund dr
      eihundert. Seit Pearl Harbor hat uns kein Staat überfallen. Wir haben gegen
      andere Länder immer als erste losgeschlagen. Und wir hatten immer eine Entsc
      huldigung dafür parat. Diese Länder beherbergten Terroristen oder sie schick
      ten sich an, die freie Welt zu verlassen und kommunistisch zu werden. Mit s
      olchen Begründungen hat Clinton eine Aspirinfabrik im Sudan bombardiert.

      Die indische Schriftstellerin Arundhati Roy hat in dieser Zeitung geschriebe
      n, daß die Vereinigten Staaten nicht verstanden haben, wieviel Wut und Ärger
      sich in der Welt gegen den Westen aufgestaut haben - Millionen Menschen seie
      n seit 1945 durch US-Interventionen getötet. Warum gibt es in Amerika keinen
      Widerstand gegen solche Interventionen?

      Ich sage Ihnen den Grund: Wir haben keine repräsentative Regierung. Das Volk
      ist nicht vertreten. Und wir haben keine politischen Parteien. Wir haben ein
      Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln, einer nennt sich Republikaner, d
      er andere Demokraten. Aber beide werden von den großen Unternehmen finanzier
      t. Die Republikaner stehen viel weiter rechts, sind reicher und vertreten di
      e Kriegsinteressen wahrscheinlich etwas stärker als die Demokraten. Aber das
      ist der einzige feine Unterschied, den man ausmachen kann. Jeder Abgeordnete
      wird bezahlt, denn die Kosten für Fernsehauftritte vor den Wahlen sind enorm
      . Die besser aussehenden Rechtsanwälte werden üblicherweise in den Senat ode
      r ins Repräsentantenhaus geschickt. Das Volk hat aber überhaupt keine Verbin
      dungen zu ihnen. Natürlich gibt es Ausnahmen, vor allem in den kleineren St
      aaten, in denen die Kosten nicht so hoch sind. Aber ein kalifornischer Senat
      or vertritt im allgemeinen Aerospace, den Krieg, Marschflugkörper und Atomwa
      ffen. Jetzt gehen in Kalifornien wegen Energiemangel die Lichter aus ...

      Sie treten seit Jahren als Mahner auf. Warum hört Ihnen niemand zu?

      Wir haben in Amerika eine Viertelmilliarde Menschen, von denen mehr als die
      Hälfte funktionale Analphabeten sind. Was ich schreibe, dringt nur zu den we
      nigen durch, die dann die vielen erreichen können. Nur ein Prozent der Ameri
      kaner liest überhaupt Bücher.

      Welche Perspektive sehen Sie für die Zukunft? Wie kann es besser werden?

      Ich glaube, daß die Vereinigten Staaten definitiv ein Polizeistaat geworden
      sind. Daran kann man nichts mehr ändern, dazu sind zu viele Gesetze geschaff
      en worden, zum Beispiel Clintons Antiterrorgesetz, das es erlaubt, die Armee
      gegen das eigene Volk einzusetzen - ein grober Verstoß gegen die gesamte Ver
      fassungstradition und ihr Herzstück, die Bill of Rights. Das Schlimmste, was
      passieren kann, geschieht gerade. Bin Ladin hätte für seine dunklen Absichte
      n gar keinen besseren Augenblick wählen können. Die großen Unternehmen entla
      ssen Leute, die Arbeitslosigkeit steigt, Europa gibt seine Währung zugunsten
      des Euro auf. Was glauben Sie, wie es in Europa bald zugehen wird, mit einer
      neuen Währung und ohne einheitliche Regierung, die dahintersteht? Niemand au
      f der Welt hat jemals eine Währung ohne Regierung erfunden. Und nun dies: ei
      n Euro in Krisenzeiten.

      Sie leben seit fast vierzig Jahren überwiegend in Italien. Da haben Sie die
      wunderbare Gelegenheit, Herrn Berlusconi zu studieren.

      Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe hier ein Haus - das ist alle
      s. Die Idee, ich hätte Italien den Vereinigten Staaten vorgezogen, wäre völl
      iger Wahnsinn. Jeder, der meine Bücher kennt, weiß, daß die Vereinigten Staa
      ten mein Thema sind. Ich schreibe über nichts anderes: ihre Geschichte, ihre
      Politik, ihre verrückten Religionen.

      Wollen Sie den Amerikanern mit ihren historischen Romanen die eigene Geschic
      hte erklären?

      Irgend jemand muß diese Aufgabe ja übernehmen. Es wäre mir lieber, jemand an
      ders täte es, es ist harte Arbeit. Wenn wir ein wirkliches Schulsystem hätte
      n ... Aber das haben wir nicht. An den Schulen wird Propaganda gelehrt. Vor
      einiger Zeit brach eine Antidrogeneinheit der Polizei in ein Haus ein, brach
      te drei oder vier Bewohner, darunter Kinder, um und fand dann heraus, daß si
      e in das falsche Haus eingedrungen war. Das ist keine erfundene Geschichte,
      sondern stand in den Nachrichten. Mir ist wichtig, daß solche Geschichten ge
      druckt werden. Zeitungen bringen diese Geschichten, aber sie drucken so viel
      es und setzen es dann auf die letzte Seite oder in den Lokalteil. Die Mensch
      en passen einfach nicht genügend auf, deshalb kann die Regierung so mit ihne
      n umgehen.

      Wie stehen Sie zum Islam?

      Ich habe den Koran gelesen. Das ist mehr, als jeder andere, den ich auf dies
      er Seite der Welt kenne, getan hat. Der Koran ist ein sehr schönes Buch, zie
      mlich surrealistisch. Ich teile den herablassenden Blick vieler Menschen im
      Westen nicht. Es ist eine großartige Zivilisation. Sie hat Höhen und Tiefen
      gehabt, genau wie in Deutschland oder Amerika.

      In diesen Tagen wird immer wieder Samuel Huntington zitiert.

      0 Gott, nein, nicht schon wieder! Jeder in Deutschland zitiert ihn, in Ameri
      ka ist er so gut wie unbekannt. Was hat er bloß in Europa getan, um so bekan
      nt zu werden? Das Gerede vom "Krieg der Zivilisationen" ist vollkommener Uns
      inn. Wir hatten ja schon einen Krieg der Zivilisationen. Das war im zwölften
      Jahrhundert, und der Krieg wurde von Saladin gewonnen, während Richard Löwen
      herz nach der Schlacht um Jerusalem abziehen mußte. Das war eine große Konfr
      ontation. Ich sehe keinen Grund, weshalb es erneut zu so etwas kommen sollte
      . Wir stehen zu den Arabern nicht in Konkurrenz. Sie müssen ihr Öl verkaufen
      , wir müssen es wegen unserer verrückten Automobilindustrie kaufen. Uns verb
      indet also mehr, als uns trennt. Und Amerika hatte einmal gute Beziehungen z
      ur arabischen Welt, bis es die Probleme im Nahen Osten miterschuf. Jetzt hab
      en wir so gut wie keine Freunde mehr in diesem Teil der Welt.

      Sie kennen die inneren Bereiche Washingtons und behaupten, Sie wüßten, wie "
      die Menschen ticken, die die Macht haben". Wie tickt George W. Bush?

      Er tickt unregelmäßig - jedenfalls läuft seine Uhr oder seine Maschine nicht
      rund. Bush war an seiner Universität Cheerleader. Und das ist auch seine jet
      zige Rolle. Er ist Cheerleader für andere, hält Reden. Die Entscheidungen ab
      er werden von anderen getroffen, von Cheney und Verteidigungsminister Rumsfe
      ld.

      Und von seinem Vater?

      Ich glaube, sein Vater spielt keine so große Rolle. Aber all diese Entscheid
      ungsträger, die heute für den Krieg sind, haben ihn niemals erlebt und würde
      n sich freiwillig niemals in die Nähe einer Kanone begeben. Nur Powell ist g
      egen den Krieg. Soldaten mögen keine Kriege. Sie mögen Kriegsdrohungen, aber
      keine Kriege. Sie wissen, daß Menschen verletzt und getötet werden, sogar Ge
      neräle. Als die gefürchtete Madeleine Albright Außenministerin war, konnte e
      inzig und allein Colin Powell sie an die Leine nehmen. Sie wollte ständig St
      ädte und Menschen bombardieren, Bodentruppen in den Kosovo entsenden. Da sag
      te Powell zu ihr: "Es sind keine Spielzeugsoldaten, Mrs. Albright."

      Das Gespräch führte und übersetzte Werner Bloch.


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