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    Das dünne Eis des Friedens - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.09.05 21:41:05 von
    neuester Beitrag 05.09.05 08:34:13 von
    Beiträge: 12
    ID: 1.004.534
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      schrieb am 03.09.05 21:41:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      New Orleans, oder das dünne Eis des Friedens
      Wir haben also wieder eine Flutkatastrophe, nur diesmal nicht in irgendwelchen fernen Winkeln der Welt, sondern mitten im Herzen der Mediengesellschaft, in den USA. Und mit wachsendem Unglauben beobachte ich, wie binnen kaum mehr als ein paar Stunden die öffentliche Ordnung einer einst so lockeren Stadt voller Musik und Lebensfreude der nackten Anarchie Platz macht. Was aber hat uns das zu sagen?

      Die Stadtoberen von New Orleans und sogar die erst 2001 gegründete Heimatschutzbehörde sollen seit langem um die Gefahren gewußt, sie aber ignoriert haben. Sogar von einer "Katastrophe mit Ansage" ist die Rede. Während wir das nicht werten wollen, ist die Parallele mit Deutschland interessant, denn auch hier vergraben sich viele Köpfe immer tiefer in den Sand.

      Nicht erst seit sich die Energiepreise überschlagen, ist Deutschland wenigstens auf diesem Gebiet Weltmeister, aber die parasitäre Kaste weigert sich beharrlich, die Ökosteuer endlich abzuschaffen und die Benzinsteuer zu senken. Selbst von der Merkelsteuererhöhung ist immer noch die Rede, obwohl das auch Energie noch weiter verteuert. Wo ist eigentlich der Unterschied zu Rot-Grün?

      Bei Karl Marx war die Arbeit das, was die Natur veredelt, dem Menschen nutzbar und damit wertvoll macht, doch Marx hat die Energie übersehen. Die ist heute nämlich wichtiger. Wir verpassen also Marx ein kleines Update wenn wir feststellen, daß mit jeder Prozeßstufe der Wertkette von der Urproduktion bis zur Dienstleistung Energie ein notwendiger Faktor ist - selbst wenn es heute schon (fast) ohne menschliche Arbeit abgeht. Ein Produkt wird also nicht (mehr) dadurch wertvoller, daß es oft bearbeitet wird, sondern dadurch, daß mehr Energie investiert wird, um aus dem Erz ein Auto oder dem Schwein ein Kotlett zu machen. Die Energie ist nicht ein Anhängsel der Arbeit, sondern die Arbeit folgt der Energie. Das ist, in ganz groben Zügen, die moderne Version der marx`schen Produktionstheorie.

      Und da kommen wir auf den Punkt: immer mehr Betriebe kriegen nämlich den Strom-Schlag, das heißt, müssen wegen zu hoher Energiekosten schließen. Das trifft längst den Mittelstand und nicht mehr (nur) Branchen wie die Aluminiumindustrie. Das Monster des Emissionshandels hat die Energie nicht nur (vorhersehbar) weiter verteuert, sondern auch und ebenfalls vorhersagbar eine Vielzahl von Jobs exportiert. Die Zahl von 8,6 Millionen Arbeitslosen, die vor gut einem Jahr die Wirtschaftswoche errechnete, dürfte daher inzwischen beiweitem überschritten worden sein.

      Je schneller das Land aber verhartzt, desto drastischer werden die sozialen Unterschiede und damit die gesellschaftlichen Spannungen. Und das ist, wo man von New Orleans lernen kann, denn dort haben wir gesehen, wie schnell Mord und Totschlag zum Tagesbefehl werden. Hier haben wir aber keine plötzliche Flut, sondern eine selbstverschuldete, schleichende Not. Sobald der Grenznutzen von Plünderungen größer wird als der von Bewerbungen und Bettelanträgen, könnte die Situation auch hier umschlagen. Was noch keiner glauben will, weiß die politische Kaste sehr gut, und hat daher schon im Sommer 2004 Notstandsgesetze erlassen, was beweist, daß man mit dem Schlimmsten rechnet.

      Ein Wahlsieg der Opposition dürfte da keine Abhilfe schaffen, denn Merkel hat schon zu erkennen gegeben, daß es keine spürbare Entlastung an der Energiepreisfront geben wird. Die EU-Kommission will dafür auch Fluggesellschaften in den Emissionshandel einbeziehen. Anscheinend hat man weder in Brüssel noch in Berlin dazugelernt.

      Wie lange das noch gutgeht, ist schwer zu sagen. Aber was passiert; wenn es nicht mehr gutgeht, das kann man dieser Tage in den Fernsehberichten aus New Orleans begutachten. Ich hoffe, daß die parasitäre Kaste sich das gut anschaut -und dabei auch noch ein wenig nachdenkt.

      BWL-Bote
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 22:02:10
      Beitrag Nr. 2 ()
      #1 Durchaus realistische voraussicht der dinge die da kommen werden.
      Der mensch ist sich selbst der größte egoist und feind dazu,man muss ja schon mitleid mit anderen lebensarten haben,die der vernichtung vorangehen.
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 22:23:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      [posting]17.778.981 von Frickhasserin am 03.09.05 21:41:05[/posting]ist der text von dir?
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 22:25:45
      Beitrag Nr. 4 ()
      [posting]17.779.111 von Lanzalover am 03.09.05 22:23:20[/posting]nein, steht doch da von wem der Text ist.
      "bwl-bote"
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 22:38:15
      Beitrag Nr. 5 ()
      aber ich stimme dem zu.
      Schon bald wird der MOB auf den Strassen regieren.

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      schrieb am 03.09.05 22:38:45
      Beitrag Nr. 6 ()
      Respektabler Thread, Chapeau! ;)

      Bitte aber künftig gleich mit einem einleitenden Satz (z.B. einer eigenen Meinung) deutlich machen, dass das gesamte Eingangs-Posting ein Zitat ist.

      Danke schön und viel Spaß mit dem interessanten Thema! ;):)
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 22:50:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      [posting]17.779.152 von ScaraMod am 03.09.05 22:38:45[/posting]mach ich :kiss::kiss::kiss:
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 23:32:40
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hier auch der hochinteressante Artikel des BWL-Boten zu den Notstandsgesetzen:

      Wirtschaftssicherstellungsverordnung: Rot-Grün bereitet die Kommandowirtschaft vor

      Deutsche Gesetzeslyrik ist immer für Überraschungen gut, besonders in der Sommerpause. Da die halbe Nation im Urlaub ist, erließ der Gesetzgeber gestern klammheimlich die "Wirtschaftssicherstellungsverordnung", die faktisch eine totalitäre Kommandowirtschaft ermöglicht. Warum aber werden Notstandsgesetze für die Wirtschaft eingeführt? [08.09.2004] Dieser Artikel hat sich in wenigen Tagen zum meistkopierten Beitrag des BWL-Boten gemausert, was seine Bedeutung eindrucksvoll unterstreicht.

      Das Wirtschaftssicherstellungsgesetz, das Verkehrssicherstellungsgesetz, das Ernährungssicherstellungsgesetz und das Wassersicherstellungsgesetz kennen wohl nur die Wenigsten, stammen diese Uraltgesetze doch noch aus den 60er und 70er Jahren und waren einst für die staatliche Lenkung der Wirtschaft im Kriegsfalle bestimmt. Da wundert es schon, daß 15 Jahre nach dem Ende des kalten Krieges gestern aufgrund des Wirtschaftssicherstellungsgesetz die Wirtschaftssicherstellungsverordnung (WiSiV) im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wurde. Noch viel verwunderlicher aber ist der Inhalt des Verordnungswerkes.

      So müssen Unternehmer der gewerblichen Wirtschaft (§1 Abs. 1 WiSiV) Verträge vorrangig erfüllen (§2 WiSiV), für die Ihnen eine "Vorrangerklärung" vorgelegt wird. Diese Vorrangerklärung kann nur vom Bund, den Ländern, Gemeinden und sonstigen juristischen Personen des öffentlichen Rechtes beantragt werden (§3 Abs. 1 und 2 WiSiV). Faktisch haben diese Körperschaften damit ein Vorrecht bei der Wirtschaft.

      Aber es kommt noch besser: Auch ohne "Vorrangerklärung" kann einem Unternehmer eine bestimmte Erfüllungszeit befohlen werden - und die Erfüllung anderer Verträge durch den Unternehmer darf verboten werden (§6 WiSiV). Schließlich ordnet §7 WiSiV Möglichkeiten zur umfassenden Warenbewirtschaftung an. Hierzu dürfen auch "Bezugsscheine" und "Zuteilungsnachweise" erteilt werden (§9 WiSiV) - die Wiedereinführung der Lebensmittelkarten!

      Was wie ein schlechter Sommerlochscherz aussieht, ist leider bitterer Ernst, denn das Bundesgesetzblatt ist kein Witzblatt. Wir müssen uns also überlegen, was Rot-Grün motivieren könnte, solche kommandowirtschaftlichen Instrumente einzuführen.

      Vor einem Jahr hat die EU-Kommissarin Loyola de Palacio Energierationierung ab 2007 angekündigt . Ab 2005 wurde der Emissionshandel beschlossen, selbst eine drastische Rationierungsmaßnahme wo doch schon gegenwärtig ca. 8,6 Millionen Menschen arbeitslos sind. Es ist also nicht schwer sich auszumalen, wofür wir bald Bezugsscheine und Zuteilungsnachweise benötigen.

      Wir alle wissen außerdem, daß die gesamte Güterproduktion mit einer zuverlässigen Energieversorgung steht und fällt. Wenn also, wie uns angekündigt wurde, der elektrische Strom bald nur noch auf Bezugsschein kommt, ist unschwer zu erraten, daß auch praktisch alle anderen Güter schlagartig knapp werden. Genug Beispiele dafür, wie das ist, gibt es ja schon. Nur daß Deutschland die Rationierung eben auch auf typisch deutsche Art vorbereitet, nämlich per Verwaltungsakt.

      Der Weg über die totale Ökologie führt in die totale Kriegswirtschaft. Wer das nicht glauben mag, der lese den Bundesanzeiger, der ja nicht gerade im Ruf steht, ein antigrünes Kampfblatt zu sein. Und da wir schon dabei sind, nehmen wir auch gleich das Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (Verkehrsleistungsgesetz - VerkLG) zur Kenntnis, das nämlich ganz ähnliche Vorschriften für Verkehrsträger enthält, die nämlich ebenfalls zur Zwangsleistungen verpflichtet werden können.

      In den 60er Jahren wurde gegen die damaligen Notstandsgesetze protestiert. Die jetzt vorliegenden Gesetzeswerke ähneln wirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzen. Das scheint aber niemanden mehr zu interessieren da die Nation damit beschäftigt ist, Hartz IV abzutreiben. So dient der Volkszorn den Mächtigen, noch weitaus schlimmere Einschränkungen ins Werk zu setzen. Erich hätte seine Freude an diesem Regime gehabt!
      Avatar
      schrieb am 03.09.05 23:40:46
      Beitrag Nr. 9 ()
      also ich hab vorsichtshalber Wasser und Konserven im Keller für 8 Wochen. Man weiß ja nie was kommt.
      :(:(:(
      Avatar
      schrieb am 05.09.05 07:55:22
      Beitrag Nr. 10 ()
      Union und FDP fordern den Abbau von Bürokratie.

      Ich bin der Meinung, dass durch unsere gründliche deutsche Demokratie ein "New Orleans" in Deutschland nicht möglich wäre, da wir nämlich für sämtlich vorstellbaren Katastrophen Notfallpläne haben.
      Die Amerikaner waren dagegen bekanntlich schlecht vorbereitet.

      Ergo: Bürokratieabbau ja, aber nicht in solch wichtigen Bereichen!
      Avatar
      schrieb am 05.09.05 08:28:39
      Beitrag Nr. 11 ()
      Es ist wirklich unerträglich, so einen gequirlten Unsinn zu lesen. Das ist politische Stimmungs-/ und Panikmache in übelster Manier und hier werden vollkommen verschiedene Dinge verglichen und vermischt. Die Novelle der Notstandsgesetze hat kaum etwas mit politischen Unruhen zu tun, sondern steht im Zusammenhang mit potentiell großflächigen Terroanschlägen und deren möglichen Auswirkungen. Wie konkret die Bedrohung derzeit ist, spilet dabei keine Rolle, da es sich um ein reines Vorratsgesetz handelt. Hier gleich das Ende der Demokratie herbeizuorkalen zeugt von tiefster geistiger Umnachtung.

      Für mich offenbaren die Bilder im Gegenteil zur hier vertreten Meinung eher, wie schlecht es grundsätzlich um die sozialen Komponenten des US Wirtschaftssystems bestellt ist. Es zeigt sich, dass sich Wohlstand nicht allein an quantitativen Wachstumsraten messen läßt und es zeigt sich, welchen menschlichen Schaden ein Wirtschaftssystem anrichten kann, dessen Kräften man freien Lauf läßt. Es zeigt sich auch, wie dünn das Eis der Supermacht USA ist, wenn es ans Eingemachte geht, wenn es um die Vorhaltung von teurer Katastropheninfrastruktur geht und die Umsetzung von Notfallplänen.

      Für mich ist der Umgang mit der Flutkatastrophe der klare und eindeutige Beweis dafür, an wie langer Hand der Irak-Krieg bereits geplant gewesen sein muß - das nur mal am Rande...

      In Deutschland werden wir solche Zustände, wie sie in den USA in jeder größeren Stadt gang und gäbe sind, niemals bekommen, weil der Wohlstand in Deutschland viel gerechter verteilt wird, weil wir einen starken Staat haben und weil es hierzulande ein weit bessere Integration von Randgruppen gibt, als dies in den USA der Fall ist. Mich hat ein Zitat eines farbigen Rappers sehr beeindruckt der am Wochenende sagte: "wenn die Weißen sich Lebensmittel nehmen, dann heißt es, sie versorgen sich mit Lebensmitteln; wenn die Schwarzen das gleiche tun heißt es, sie plündern!". Besser kann man die degenerierte Verfassung der USA kaum auf den Punkt bringen.

      Ich bin jedenfalls froh und stolz in Deutschland zu leben, das endlich seine Lehren aus der Geschichte gezogen hat und auf einem guten Reformkurs ist, der sich egal unter welcher Regierung hoffentlich fortsetzen wird.

      Art
      Avatar
      schrieb am 05.09.05 08:34:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      @Art: Zustimmung, aber wer redet Deutschland denn schlecht?
      Sprich es frei heraus: Es sind Frau Merkel, Herr Westerwelle und Konsorten. OK, aus der Opposition heraus (GOTT SEI DANK!)... ;)


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