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    Prenzlauer Berg, oder: Können guter Menschen böse sein? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.04.08 18:04:57 von
    neuester Beitrag 02.06.08 15:47:34 von
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      schrieb am 04.04.08 18:04:57
      Beitrag Nr. 1 ()
      Bionade-Biedermeier

      Der Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg ist das Experimentierfeld des neuen Deutschlands. Doch wer nicht ins Raster passt, hat es schwer im Biotop der Schönen und Kreativen

      Von Henning Sußebach



      Die Straße, von der Yunus Uygur einmal annahm, sie sei sein Weg ins Glück, liegt im Dunkeln, als er einen neuerlichen Anlauf nimmt, um dieses Glück vielleicht doch noch zu fassen zu kriegen. Er hat die Nacht in den Großmarkthallen am Westhafen verbracht, jetzt liegen Bananen, Trauben und Tomaten in seinem alten VW-Bus, mit dem er die Schönhauser Allee hinabfährt, eine breite Stadtschneise im Norden Berlins. Im Süden ragt der Fernsehturm ins Nachtschwarz, einer riesigen Stecknadel gleich, wie die Wirklichkeit gewordene Orientierungsmarke eines Navigationssystems. Für Yunus Uygur ist er genau das. Denn da, wo Berlins Straßen auf den Fernsehturm zulaufen, liegt der Prenzlauer Berg. Und dort, war ihm erzählt worden, lebe ein Volk, jung, freundlich und weltoffen.

      Seit fünf Monaten hat er seinen Laden direkt an der Haltestelle Milastraße. Ein kleines Schaufenster und große Hoffnungen nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit, die sein Gesicht zerfurcht haben. Er sieht müde aus für seine 37 Jahre. Yunus Uygur ist kurdischer Türke aus Reinickendorf, er würde seinen drei Kindern gern mal wieder eine Klassenfahrt bezahlen können. Deshalb ist er hier. Deshalb stört er sich auch nicht an den beiden Sexshops für Schwule, die seinen Laden flankieren. „Leben hier ist so“, sagt er und zieht die Schultern hoch. Uygur spricht nicht viel, sein Deutsch ist schlecht.

      Er gehört zu einem stillen Treck von Arbeitsnomaden, die Morgen für Morgen in den Prenzlauer Berg ziehen, um den Deutschen Obst und Gemüse, Blumen und Wein zu bringen. Aus den Plattenbausiedlungen im Osten kommen die Vietnamesen, aus den Vierteln im Westen die Türken, weitgehend unbemerkt. „Leute hier schlafen lange“, sagt Uygur und lächelt schmal. Erst gegen neun Uhr stehen sie an der Haltestelle vor seinem Laden und halten sich an Kaffeebechern fest. Die Frauen, so schön! Die Männer mit Dreitagebärten, die gepflegte Absicht sind und kein Zeichen von Zeitnot wie seiner. Uygur sagt, die Menschen seien vermutlich so alt wie er, und doch wirkten sie wie Kinder auf ihn. So sorglos. So pausbäckig. Und so kompromisslos. Dauernd wenden sie sein Obst in ihren Händen und fragen: „Woher kommen die Bananen? Sind die öko?“ Wenn er dann „Frisch vom Großmarkt“ sagt, legen sie das Obst zurück. Es ist alles so anders im Prenzlauer Berg. In Yunus Uygurs Bauch wühlt die Enttäuschung, und in seinem Kopf ist eine Frage herangewachsen: Können auch gute Menschen böse sein?



      Der Prenzlauer Berg. Aus der Luft betrachtet, ist das ein Dreieck von Altbauten, das sich in die Hauptstadt keilt, restauriert und baumbestanden. Ein nur elf Quadratkilometer umfassendes Häusergeschachtel, in dem 143000 Menschen leben. Mehr als die Hälfte von ihnen ist zwischen 25 und 45 Jahre alt. Viele im alten deutschen Westen haben eine Tochter, einen Sohn, einen Neffen, eine Nichte, einen Freund, eine Freundin, die in dieses ehemalige Stück Osten gezogen ist. Der Stadtteil verändert sich so schnell, dass die Statistiker kaum noch mitkommen: Allein zwischen 1995 und 2000 hat sich die Hälfte der Bevölkerung ausgetauscht, Schätzungen für die gesamte Zeit seit dem Mauerfall gehen von über 80 Prozent aus.

      Der Anteil der Akademiker hat sich mehr als verdoppelt, in manchen Straßen verfünffacht. In keinem anderen Berliner Viertel sind so wenige Einwohner von staatlichen Leistungen abhängig. Und da junge Leute, kurz bevor sie alt werden, doch noch ein oder zwei Kinder kriegen, sind auch die Spielplätze sehr dicht besiedelt.

      Die Menschen hier glauben deshalb gern, der Prenzlauer Berg sei die fruchtbarste Region des Landes. Sie verstehen sich als modern, multikulturell, politisch engagiert und aufgeklärt linksalternativ. Bei der letzten Bundestagswahl erhielten die Grünen 24,1 Prozent. Lichtblick, der mit Abstand größte Anbieter von Ökostrom in Deutschland, versorgt hier 6100 Haushalte mit „sauberer Energie“. (In Darmstadt, wo genauso viele Menschen leben wie im Prenzlauer Berg, sind es 286.) Man hat hier leicht das Gefühl, alles richtig zu machen. Deshalb ist der Prenzlauer Berg ein Sehnsuchtsort für viele junge Menschen im ganzen Land. Für jene, die bereits hier leben, ist er die Modellsiedlung der Berliner Republik. Hier hat sich Deutschland nach der Wende neu erfunden. Aber wenn Deutschland sich neu erfindet, wie ist es dann?

      „Wuuuuunderbar!“, ruft Andreas Stahlmann, und sein Lob schallt als Echo zurück, weil er gerade durch eine leere Dachgeschosswohnung läuft, die er soeben verkauft hat. Alles an Stahlmann ist schmal, sein Gesicht, sein Körper, seine Krawatte, seine Finger, nur die schwere schwarze Brille liegt wie ein Querbalken über dem Mann, der seit zehn Jahren Wohnungen im Prenzlauer Berg verkauft. Auch Stahlmann ist ein Zugereister, er kam aus Bad Oeynhausen und blieb hier „kleben“, wie er sagt. Allein rund um den Kollwitzplatz, das Epizentrum der Entwicklung, hat er rund 700 Wohnungen verkauft, jetzt macht er nichts mehr unter Dachgeschoss. „Ich bin faul“, sagt Stahlmann, die Worte „Dachgeschoss“ und „Prenzlauer Berg“ seien Schlüsselreiz genug. Seine Kunden aus ganz Deutschland seien „überwältigt von der Ästhetik hier. Ich sag nur: das größte zusammenhängende Sanierungsgebiet Europas. Hier wachsen Ost und West in einer Geschwindigkeit zusammen, wie es das nicht noch einmal in Deutschland gibt. Und was hier tagsüber in den Cafés rumsitzt!“

      Daran teilzuhaben, sich ein bisschen Lifestyle zu kaufen, ist Stahlmanns Kunden 3300 Euro wert, pro Quadratmeter. Jede vierte Wohnung wird bei ihm komplett bezahlt, im Schnitt liegt die Eigenkapitalquote seiner Käufer bei 60 Prozent. „Je mehr Kohle die Leute in die Hand nehmen, desto unkomplizierter sind sie“, sagt er. Das sei noch mal bequem.

      Man kann nun sagen, dass Stahlmanns Erzählungen nicht mehr liefern als einen Blick auf die Wohnträume einer Elite. Eher aber ist es so, dass niemand die Neuerfindung des Prenzlauer Berges von oben herab besser dokumentieren kann als er. In den Wohnungen, die er verkauft, rücken die Küchen in den Mittelpunkt, das gute Leben, umstellt von Bildungsbürgerbücherwänden. „Ich frag meine Käufer immer, ob sie mehr als 3000 Bücher mitbringen – dann muss ich nämlich noch mal an die Statik ran.“ Stahlmann erkennt in seiner Kundendatei mittlerweile „eine neue intellektuelle Schicht, die den Wertewandel im Deutschland der letzten zwanzig Jahre geprägt hat“. Über den Dächern von Berlin setzt sich Rot-Grün zur Ruhe und legt hedonistisch Hand an.

      Sogar Stahlmann staunt, wenn er Monate nach der Übergabe noch mal seine Kunden besucht: Blumengestecke, so groß wie in Kirchen. Bodenvasen, die fast bis zur Decke reichen. Einer seiner Kunden habe sich nachträglich einen Kamin für 130000 Euro einbauen lassen, um es behaglich zu haben über dem Trubel der Stadt. In seinen Objektbeschreibungen nennt Stahlmann den Abitur-Index und die Arbeitslosenquote des jeweiligen Viertels. Etwas Metropolenkitzel soll zwar sein, aber man will auch nicht auf zu viel Elend herabblicken.

      So wie Andreas Stahlmann den Prenzlauer Berg von oben charakterisiert, lernt Yunus Uygur ihn gerade von unten kennen. Wer nur „Frisch vom Großmarkt“ sagen kann, muss billig sein und lange geöffnet haben, als Nachtverkauf, als Notlösung, falls im Dachgeschoss mal die Bioeier ausgegangen sind. Uygur hat jetzt fast rund um die Uhr auf. Er fährt nicht mehr nach Hause, er schläft in seinem Laden. Man kann lange darin stöbern und sieht sie nicht, die Luke im Boden, versteckt zwischen Bierkästen, darunter eine Holzstiege, die in einen Kellerraum führt, dessen Wände nackt sind wie im Slum. In der Mitte eine Matratze. Hier schläft Uygur drei, vier Stunden, bevor er wieder zum Großmarkt aufbricht, oder er döst nur, weil die U-Bahn den Boden vibrieren lässt. „Gibt’s keinen auf dieser Straße, keinen im Jahr 2007, der lebt wie ich“, sagt Uygur. Nach außen bewahrt er die Demut des Geschäftsmannes, im Innern aber ist er verletzt in seinem Händlerstolz. Er ist am richtigen Ort, aber mit der falschen Strategie. Er hat nicht geahnt, dass er hier ein Lebensgefühl bedienen muss: edles Essen für edle Menschen. Er dachte, es gehe um Möhren, Lauch und Zwiebeln. Um normale Lebensmittel.

      Vielleicht schadet Normalsein an einem Ort, an dem viele Menschen leben, die vor der Normalität hierher geflohen sind. Die wenigen Alteingesessenen jedenfalls unterteilen die vielen Zugezogenen grob in „Ökoschwaben“ und eher auf ihr Äußeres bedachte „Pornobrillenträger“, deren Erkennungsmerkmal neben extra verranztem Straßenchic raumgreifende Sechziger-Jahre-Brillen sind; fast schon Gesichtswindschutzscheiben. Dabei übersehen die Alteingesessenen allerdings ein Heer der unauffälligen Unentschiedenen, das zwischen diesen beiden Kulturen steht, mehr oder weniger assimiliert mit der einen oder anderen.



      Laufsteg der Pornobrillenträger ist die Kastanienallee, eigentlich nur noch „Castingallee“ genannt. Es gab hier vor zwei Jahren einen Fall, der aufsehenerregend ist, weil er kaum Aufsehen erregte: In einem Park in der Nähe verkauften Farbige Drogen, woraufhin die Besitzerin eines Cafés, dem An einem Sonntag im August, ihre Kellnerinnen eine Dienstanweisung unterschreiben ließ, nach der Schwarze im Lokal nicht mehr willkommen seien. Es sei denn, sie seien Mütter oder hätten „kluge Augen“. Ein Häuflein Linksalternativer demonstrierte gegen diese Wortwahl, und die Gastronomen ringsum solidarisierten sich – mit dem Sonntag im August. Derzeit sind sie dabei, eine Sinti-Band loszuwerden, die seit Jahren durch die Straße zieht. „Die nerven“, sagt einer der Wirte, „das trifft dann halt ’ne Ethnie.“

      So wird die Kastanienallee langsam besenrein, die Läden sind voll wie je, und das Sonntag im August, von wildem Wein berankt, wirkt weiterhin so linksromantisch wie eine Teestube der Antifa. Man kann im Prenzlauer Berg einfach im linken Habitus weiterleben. Das ist ja das Schöne. Man kann sich tolerant fühlen, weil Toleranz nicht auf die Probe gestellt wird. Keine Parabolantenne beleidigt das Auge, kein Kopftuch sorgt für Debatten, keine Moschee beunruhigt die Weltbürger. Es gibt hier kaum Telecafés, die Wohnungen sind zu teuer für Menschen wie Yunus Uygur. Es gibt keine Hip-Hop-Höhlen für türkische Jungs aus dem Wedding oder Kreuzberg, keine Infrastruktur für die lärmenden Kinder der Unterschicht – wenn sie sich nur rauchend auf einen der vielen Spielplätze setzen, stürzen schon die hysterischen Mütter herbei.

      Der Schriftsteller Maxim Biller nennt den Prenzlauer Berg mittlerweile ironisch eine „national befreite Zone“. Zwar liegt der Anteil der Ausländer bei 11,1 Prozent und damit nur gut zwei Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt. Doch die Zusammensetzung ist eine völlig andere. Die größte Gruppe bilden Franzosen, gefolgt von Italienern, Amerikanern, Briten, Spaniern und Dänen. Eine G8-Bevölkerung, hochgebildet und in Arbeit. Es gibt hier zehnmal mehr Japaner als Ägypter. Der Anteil der Türken beläuft sich auf 0,3 Prozent.

      Der Prenzlauer Berg ist offenbar nicht so, wie er zu sein glaubt, auch nicht beim immer wieder gefeierten Kinderreichtum. Pro 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren kommen hier je Jahr nur 35 Kinder zur Welt – das sind weniger als im vermeintlichen Witwenbezirk Wilmersdorf. In Cloppenburg liegt die Zahl bei 56. Dass der Anschein auf den Straßen und Spielplätzen ein anderer ist, liegt allein daran, dass hier fast ausschließlich junge Menschen leben, die zwar verhältnismäßig wenige Kinder kriegen, aber in ihrer Masse immer noch genug, um das Viertel zu verändern.

      In den Bäumen auf dem Schulhof singen die Vögel, als Jürgen Zipperling in seinem kargen Büro beginnt, seine Sicht auf die Parallelwelt Prenzlauer Berg zu erklären, und die ist für einen Schulleiter in einem prosperierenden Bezirk überraschend kritisch. Zipperling war Schüler im Prenzlauer Berg, dann wurde er Lehrer im Prenzlauer Berg, kurz nach der Wende dann Schulleiter an der Bornholmer Grundschule im Prenzlauer Berg. Er ist von Statur eher klein, spricht aber mit raumgreifender Stimme, ausgeprägt in einem langen Lehrerleben. Diese Stimme sagt sehr oft das Wort „Gesellschaft“.

      Zipperling erinnert sich noch gut, wie sich diese „Gesellschaft“ Anfang der Neunziger zu verändern begann, als im Prenzlauer Berg „ganze Häuserlandschaften zum Verkauf standen. Dazu die einfallende hohe Arbeitslosigkeit. Die Armen und Arbeitslosen sind damals gegangen, dazu die wenigen Familien, die sich ein Haus im Grünen leisten konnten.“ Nach manchen Sommerferien waren pro Klasse vier, fünf Arbeiterkinder weg – und vier, fünf Akademikerkinder da. Mit die Letzten, die heute an seiner Schule noch berlinern, sind Zipperling und seine Kollegen. Er schätzt den Anteil der Akademikerkinder auf „70 Prozent mindestens“, die Zahl der Ausländer sei hingegen „verschwindend gering“. Es gibt nur einige Kinder türkischer oder polnischer Familien aus dem Wedding, deren Eltern der Ausländeranteil auf den dortigen Schulen zu hoch ist. Die Zahl der Schulschwänzer ist nicht erwähnenswert, und die allermeisten Kinder haben gut gefrühstückt, wenn um 7.50 Uhr die Klingel schellt.

      Das klingt nach paradiesischen Zuständen, allerdings sagt Zipperling: „Einige Eltern treten auf, als müsste sich die Sonne um sie drehen.“ Er rät seinen Kollegen, bei jedem Elternabend als Erstes zu sagen, um wie viel Uhr Schluss ist – sonst wird es Nacht, „denn was ihre eigenen Kinder angeht, sind die Eltern sehr besorgt und sehr bestimmt“. Die Erwartungshaltung ist groß, das Vertrauen klein. Stets steht die Drohung im Raum, zu einer der neuen Privatschulen zu wechseln. Neulich stieß eine Lehrerin, als sie die Klasse verließ, mit einem Vater zusammen. Der hatte seit Beginn der Stunde an der Tür gelauscht – „um mal die Atmosphäre zu schnuppern“.

      Doch das sind Petitessen, verglichen mit Zipperlings eigentlicher Sorge. Wenn Zipperling seine Schülerlisten durchschaut, findet er keine gesellschaftliche Mitte mehr. Die Handwerker sind weg, die Arbeiter. Nur die „Extremfälle“ seien geblieben, Wendeverlierer, die sogar zu schwach waren, den Stadtteil zu verlassen. Und neben denen sind nun all die Neuen mit ihrer Siegermentalität, nicht sonderlich solidarisch. In seinen Schulklassen, sagt Zipperling, „spiegelt sich die sehr tiefe Spaltung der Gesellschaft wider“. Es gab hier nach 1989 ein kurzes, schweres Beben, ein beinahe freies Spiel der Kräfte, und jetzt gibt es nur noch ein Oben und ein Unten.

      Ein paar Straßenzüge weiter südlich stapft am selben Tag Hartmut Häußermann durchs bunte Herbstlaub auf dem Pflaster. Links und rechts glühen die Heizpilze der Straßencafés, die bis in den Nachmittag hinein voll besetzt sind von Frühstücksmenschen, bei denen nie klar ist, ob ihre Muße von Erfolg oder Misserfolg kündet. Aus den Lautsprechern perlt Jazz, ab und zu seufzt eine Espressomaschine. Mädchen pulen im Lachs. Hin und wieder nimmt Häußermann, der in seinem dunklen Mantel und mit seinem grauen Haar beinahe wie ein Großvater zu Besuch wirkt, eine Kamera zur Hand, mit der er Fassaden fotografiert und Geschäfte, deren Namen viel verraten von den Menschen hier. Wie der Babymodenladen Wunschkind. Oder das Schaufenster von Sexy Mama mit der aufreizend eng geschnittenen Schwangerenmode, für die ein Wort wie Umstandskleidung viel zu bieder wäre. „Sexy Mama – ist das nicht Emanzipation?“, fragt er.

      Häußermann hat von Berufs wegen ein Auge für Städte, er ist Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Berliner Humboldt-Universität. Seit Jahren beobachtet er den Prenzlauer Berg wie unter einem Mikroskop, Straße für Straße, schließlich gilt es, die Gentrifizierung des Bezirkes zu dokumentieren, also seine Verwandlung, Verteuerung. Der Begriff entlehnt sich der britischen Vokabel gentry; die steht für „niederer Adel“.

      Nur hat Häußermanns Sicht auf die Dinge nichts Klassenkämpferisches. Er sagt: Anders als jedes Neubaugebiet habe der Prenzlauer Berg „Flair“ gehabt, „das man nicht erst selber schaffen musste – und hier war das Einfallstor offen“. Die westdeutschen Wohlstandskinder waren fasziniert von Bürgerrechtlern und Bohemiens im Bezirk, vom Geruch der Revolution in gerade noch bewohnbaren Ruinen, vom Zwang zur Improvisation in Häusern, die kein Telefon hatten und nur Ofenheizung. Dann habe die Sache ihren üblichen Verlauf genommen: Die jungen Wilden wurden ruhiger, bekamen Jobs und Kinder und wollten Eigentum. Jetzt leben sie ähnlich wie ihre Eltern im Westen, allerdings in anderer Kulisse. Mit den Jahren sei etwas entstanden, was Häußermann „unkonventionelle Bürgerlichkeit“ nennt – voller Ideale und gleichzeitig sehr rational. „Spätestens seit der Pisa-Studie wird hier keiner mehr eine Bürgerinitiative ‚Mehr Ausländer in die Klasse meiner Kinder machen.“

      Gefragt, ob den Kindern vor lauter Lebensglück nicht die Wirklichkeit entgehe, sagt Häußermann, dass Lebensglück nichts Schlechtes sei und jedermann das Recht habe, danach zu streben. Macht er übrigens auch. Denn Häußermann, 1943 in Waiblingen geboren, ist Bestandteil der Gentrifizierung. Er ist 1994 übergesiedelt, aus Charlottenburg – „das war eine BAT-IIa-Zone, da war ich unter meinesgleichen“, sagt er und lacht. „Was mich hierher gezogen hat, war die Jugendlichkeit.“ Man kann sich im Prenzlauer Berg noch jung fühlen, obwohl man fast schon alt ist. Den tatsächlich Jungen, seinen Studenten, werde es mittlerweile allerdings zu teuer. „Und das ist natürlich keine gute Entwicklung“, sagt Häußermann, zumal – und das überrasche viele – erst die Hälfte des Viertels saniert sei. Es hat also gerade erst angefangen, und auch der Professor weiß nicht, wo das noch enden soll. Dann verabschiedet er sich und geht zu seinem Lieblingsbäcker.

      Auf den Straßen ringsum parken zig Citroëns aus den Sechzigern und Vespas aus den Siebzigern, gefahren von Männern mit Günter-Netzer-Frisuren. Im Spielzeugladen Kinderstube wird gebrauchtes Spielzeug verkauft, Fisher-Price-Kipplaster aus den Achtzigern – für 69 Euro. Junge Eltern rekonstruieren ihre eigene Kindheit, als hätten Gegenwart und Zukunft nicht viel zu bieten. Manchmal wirkt das ein wenig ängstlich, oft wirkt es wie Westalgie im Osten. Die Läden, in denen diese Sehnsucht nach dem Gestern bedient wird, ob mit Nierentischen, Plattenspielern oder riesenrädrigen Kinderwagen, sind sehr teuer. Nur das „Du“ kriegt man hier immer noch umsonst: „Da kaufst du dir aber echt was Gutes, du.“

      Während die Musikschule draußen in Lichtenberg, tief im Berliner Osten, in den Kitas verzweifelt um Kinder wirbt, muss die Sekretärin der Zweigstelle Prenzlauer Berg dauernd ungeduldige Eltern vertrösten. Die Wartezeiten für Violine, Klavier und Cello: ein Jahr. Die Nachfrage nach der musikalischen Früherziehung, diesem Nadelöhr am Anfang jeder Intellektuellenbiografie, ist sogar so groß, dass einige Eltern ihre Babys schon mit der Geburt anmelden. Die Kinder auf den Wartelisten heißen in der Regel Paul und Paula, Conrad und Jacob, Marie und Mathilda. Alternativ zu sein heißt hier mittlerweile, in einer Zeit verwirrend vielfältiger Lebensentwürfe zu seiner Bürgerlichkeit zu stehen.

      Die Beamten im Polizeirevier drucksen ein wenig rum, wenn man sie nach Veränderungen in den Straßen und den Häusern fragt, die sie seit Jahren kennen. Ihre Lippen werden schmal, sie wirken seltsam defensiv. Dann stellt sich heraus: Sie kommen alle nicht von hier, Dienstleistungen werden mittlerweile importiert. Der Prenzlauer Berg ist kein Viertel, das Putzfrauen, Bauarbeiter oder eben Polizisten hervorbringt. Das ist hier ähnlich wie in Dubai.

      Lange Zeit hatte das Viertel wegen der Maikrawalle in den Neunzigern einen katastrophalen Ruf bei der Berliner Polizei, inzwischen hat sich der Stadtteil beruhigt. Dass ihr Revier von den Fallzahlen her trotzdem im oberen Viertel der Polizeistatistik geführt wird, liege an den vielen Fahrraddiebstählen, sagen die Beamten. Und dann sind da all die Anrufe wegen Ruhestörung. Wer vor fünf Jahren noch selber auf der Straße saß, besteht jetzt abends auf Stille. Je höher das Stockwerk, desto niedriger die Toleranzschwelle. Es werde auch schwieriger, da zu vermitteln, sagen die Polizisten, es gebe jetzt schon bei Knöllchen kräftig Contra – denn der Prenzlauer Berg werde gerade zum „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“-Bezirk.

      Jene, die fremd sind, haben vielleicht den besten Blick: Auf dem Recyclinghof, der auf der Grenze zwischen den neu gemachten Altbauten im Prenzlauer Berg und den alt gewordenen Neubauten im Wedding liegt, berichten die irgendwie naturbelassenen Müllmänner kopfschüttelnd, dass die Weddinger „Schrott“ bringen, die Prenzelberger hingegen „Gebrauchtes“. Und immer häufiger fragen die einen, ob sie die Hinterlassenschaften der anderen haben können. Es ist, als verlaufe hier eine gesellschaftliche Wasserscheide, die nicht nur Teppich- von Dielenboden trennt, sondern auch neue Armut von neuem Wohlstand, Pragmatismus von Spiritualismus und Sorgen von Selbstfindung.

      Selbstfindung jedenfalls scheint das eigentliche Geschäftsfeld des LPG-Biomarktes an der Schönhauser Allee zu sein, nicht weit von Yunus Uygurs Laden. LPG steht in den neuen Zeiten für „Lecker. Preiswert. Gesund“. Das Geschäft, im Frühjahr eröffnet und mittlerweile die Kathedrale der Ökoschwaben, misst nach Angaben seiner Besitzer „0,3 Hektar“ und ist damit größter Ökosupermarkt Europas. Im Erdgeschoss stapeln sich die Bionade-Kästen meterhoch. Es gibt Dinkeltortenböden, Schafmilchseife mit Ringelblume, Johannisbeersaft für 10,24 Euro pro Liter, Schurwollbabystrampler für 99 Euro, ökologische Katzenkroketten mit Fisch und vegetarisches Hundefutter. Und es gibt Abnehmer für all das. Man ist sich hier einiges wert. Im Obergeschoss werden Spiegelsprüche verkauft, die sich die Kunden ins Bad kleben können: „Ich bin schön“, „Ich bin wundervoll“, „Ich könnte mich küssen“. :laugh:

      An einer Litfaßsäule hinter der Kasse hat der Stadtteil seine Seele ausgehängt: Da wird „Fasten auf Hiddensee“ angeboten, „Rat und Hilfe bei Elektrosmog“, der „Pro und Contra-Impfen-Vortrag“ einer Heilpraktikerin, die „ökologisch korrekte Riesterrente“ und der „Workshop erholsamer Schlaf“. Die Stadtschamanin Seijin bietet „Traumreisen aller Art und Seelenrückholung“ an. Man ahnt hier den Preis, den eine Gesellschaft für ihre Informiertheit und ihren Individualismus zahlt, und man ist an einem Punkt angelangt, wo man sich fragt, ob mancher hier zu beneiden oder zu bedauern ist. Eigentlich macht alles Sinn, wonach der Prenzlauer Berg strebt: nach gesundem Essen, gutem Leben und gebildeten Kindern. Doch wird hier bedingungslos an der Selbstveredlung gewerkelt.

      Martina Buschhaus arbeitet seit zehn Jahren an dieser Grenze zwischen Vernunft und Ich-Kult. Sie ist Allgemeinärztin, vor zehn Jahren arbeitete sie im Wedding, seither ist sie im Prenzlauer Berg. Sie findet es eigentlich „wunderbar“: überwiegend gesundheitsbewusste Leute, die sich Gedanken machen über Ernährung und Sport. Es gibt hier selten das, was sie den Morbus Wedding nennt, „also alles, was sich aus Fressen, Saufen und Fernsehen ergibt, nämlich Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“. Allerdings ist nicht ganz klar, ob die Menschen im Prenzlauer Berg wirklich gesünder sind – oder eher anders krank. Dass sie den vielen Vegetariern zusätzlich Vitamin B12 verschreibe, sei normal, sagt Buschhaus. Aber auffallend viele Menschen leiden unter Allergien, Rückenschmerzen, Magen-Darm. Das sind die Gebrechen der gestressten Freiberufler, „und wenn ich denen sage, dass sie mal Pause machen sollten, sagen die: Geht nicht.“

      Zum Glück seien die Leute offen für alternative Methoden, die sie auch anbietet – wobei „offen für“ bei Buschhaus auch „überinformiert“ heißen kann. 15 Minuten pro Patient wie im Wedding? Das reicht kaum mehr aus. Buschhaus diagnostiziert großen Redebedarf und „einige Einsamkeit“ im Stadtteil. In mehr als der Hälfte der Wohnungen im Viertel lebt nur ein Mensch. Die Psychotherapeuten sind ausgebucht. Die Menschen horchen in sich hinein, sie sind sehr gesund und ständig krank, körperbetont und zugleich verkopft, total lässig und furchtbar verspannt. Daraus lässt sich wieder was machen.

      Die Erdgeschosse liegen schon im Schatten, als in einem eierschalenfarben renovierten Haus in der feinen Rykestraße das Kinderyoga beginnt. Das Kinderyoga macht „der Thomas“, der früher mal Pädagoge war, der auch mal eine Werbeagentur hatte und der nun eine Glatze trägt und Yogalehrer ist. Der Thomas sagt, die Kinder, die gleich kämen, gehörten Eltern, „die schon auf dem Yoga-Weg sind und wollen, dass ihre Kinder auch ein wenig ruhiger werden“. Warum schon Kinder ruhig sein sollen, wird nicht ganz klar, aber Kinderyoga macht auch eigentlich „die Simone“, seine Frau, doch die hat vor ein paar Tagen entbunden, natürlich nicht im Krankenhaus. Jedenfalls macht die Simone jetzt Rückbildungsyoga. Yoga läuft gut im Moment.

      Der Thomas hat die Vorhänge zur Straße zugezogen und Klangschale und Kerze auf den Dielenboden gestellt. Im Fenster ist der Vortrag eines professionellen Besinnlichkeitsreisenden angekündigt, Thema: „Seelengevögelt by this life“ – Ursachen, Auswege, Meditation. Die Kinder kommen auf Stoppersocken. Der Älteste ist sieben. Maxi, die Jüngste, ist drei. Und der Thomas ist sehr nett. Er schaut sich jeden Wackelzahn an, bevor er ein Mantra auf Sanskrit anstimmt, das in einem langen „Ommm“ ausläuft. Maxi schaut ungläubig und knetet ihre Zehen. Die anderen machen den Sonnengruß. Der Thomas ruft: „…ich bin stark wie ein Berg… fest wie eine Brücke… die Erde trägt mich…“ Nach fünf Minuten meldet Frederic: „Mir ist langweilig.“ Nach zehn Minuten tritt Sebastian die Kerze um. „Kommt, noch eine Runde, ich helfe euch auch“, sagt der Thomas. Er sagt das sehr sanft, aber es ist schon so, dass auch im Prenzlauer Berg Kinder dem Lebensstil ihrer Eltern angepasst werden. Da ist Yoga natürlich besser als RTL2 gucken. Sie machen deshalb noch eine Traumreise. Und beißen ab und zu ein Gähnen weg. Am Ende fragt der Thomas: „Jetzt wollt ihr wahrscheinlich raufen, oder?“ – „Jaaaaaa!“ Dann fallen die Jungen übereinander her. Und gehen noch Fußball spielen.

      Fußball spielende Jungs sieht man recht selten im Prenzlauer Berg, diesem kleinen Altbaudreieck, in dem sich Deutschland neu erfunden hat. Aber wie ist es nun geworden?

      Wuuuunderbar! Aber weshalb? Der Prenzlauer Berg wirkt vielerorts, als habe es nie so etwas wie eine Unterschichtendebatte gegeben, ein Demografieproblem, Migration. Hier herrscht der Bionade-Biedermeier. Die 100000 Zugezogenen haben eine neue Stadt geschaffen, doch wem kommt diese zivilisatorische Leistung zugute, außer ihnen selbst? Ihr Prenzlauer Berg ist ein Ghetto, das ohne Zaun auskommt – weil es auch ohne zunehmend hermetisch wirkt. Die Zuwanderung wird über den Preis pro Quadratmeter gesteuert und über den enormen Anpassungsaufwand, dem man sich hier leicht aussetzt. Wer nicht das Richtige isst, trinkt, trägt, hat schnell das Gefühl, der Falsche für diesen Ort zu sein. Man glaubt so offen zu sein und hat sich eingeschlossen.

      Zwar ist Milieubildung ein normales soziales Phänomen, weltweit sortieren sich die Menschen nach Lebensstil, Bildung, Vermögen – das Besondere am Prenzlauer Berg aber ist, dass er nicht wahrhaben will, dass er ganz anders ist, als er zu sein glaubt.

      Die Sonne steht schon tief, und der Fassadenstuck wirft weite Schatten, als eine Prozession bunt bemützter Kinder die Schönhauser Allee hinabtollt, auf Fahrrädern, Laufrädern, zu Fuß. Klingelnd, lachend ziehen sie ins Kino Babylon, das schon in Berlin-Mitte liegt. Heike Makatsch wird dort Pippi Langstrumpf lesen. Heike Makatsch! Die perfekte Kreuzung aus Ökoschwabe und Pornobrillenträger: Girlie, Prenzlauer-Berg-Prominenz – und jetzt auch Mutter. Der Saal ist voll, Makatsch lässt markengetreu ihre Augen rollen und knarzt dann die Geschichte von Pippis Einzug in die Villa Kunterbunt ins Publikum, erzählt von den biederen Nachbarskindern Thomas und Annika und von Pippis erstem Schultag. Das Kino ist von Glück geflutet. Lächeln, Kuscheln, Sonntagsseufzer. Alle fühlen sich subversiv wie Pippi, sind aber so blond und brav wie Thomas und wie Annika. Die Kinder sitzen still und saugen an Strohhalmen, die in roter Holunder-Bionade stecken, ihre Eltern essen besinnlich schwedischen Mandelkuchen, anschließend wird das Hörbuch gekauft. Auch auswärts, am südlichen Auslauf der Schönhauser Allee, ist der Prenzlauer Berg mal wieder ganz bei sich.

      Zwei Kilometer weiter nördlich steht zur gleichen Zeit Yunus Uygurs Frau im Gemüseladen und wuchtet Obstkisten ins Lager. Seine Tochter sitzt an der Kasse und macht Hausaufgaben. Und unter der Klappe im Boden, in seinem Loch, schläft Yunus Uygur unruhig der nächsten Großmarktnacht entgegen, seelengevögelt by his life. Er sollte auf Öko umsteigen. Alles andere tut auf Dauer nicht gut.


      Quelle: ZEITmagazin LEBEN, 08.11.2007 Nr. 46


      ---


      Denk' ick an die Prenzlauer Berg in die Nacht, so fühl' ick ma seelengefögelt bis morgens um halb Acht, wa?! :cry:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 18:11:30
      Beitrag Nr. 2 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.812.402 von Harry_Schotter am 04.04.08 18:04:57

      Det Doppelword Bionade-Biedermeier sagt eijentlich allet. Brauchste den janzen Artikel jar nüch zu lesen.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 19:18:16
      Beitrag Nr. 3 ()
      Berliner sagen aber Prenzelberg :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 20:11:43
      Beitrag Nr. 4 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.813.198 von zocklany am 04.04.08 19:18:16Watt solln ditt jetz? Willste mir als Urberlina aus Radevormwald jetz erzähln, wie ick mir minn Kiez richtich benennen tun soll? Ne, aber sowatt aba ooch. Ick könnt ma glatt beölen, wenn det nich so traurich wär' wa?! :confused:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 20:25:12
      Beitrag Nr. 5 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.813.801 von Harry_Schotter am 04.04.08 20:11:43is aba so,die Schönfließer war meine zweete Heimat

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      schrieb am 04.04.08 20:30:26
      Beitrag Nr. 6 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.813.198 von zocklany am 04.04.08 19:18:16 Im Obergeschoss werden Spiegelsprüche verkauft, die sich die Kunden ins Bad kleben können: „Ich bin schön“, „Ich bin wundervoll“, „Ich könnte mich küssen“.

      Uff balienarisch korrekt müsste ditt ja eijentlich heißen: "Ick bin juutausehend", "Ick bin töfte", Ick könnt'ma knutschen"

      Naja.....

      ---
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 20:32:15
      Beitrag Nr. 7 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.813.922 von zocklany am 04.04.08 20:25:12War?
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 20:39:51
      Beitrag Nr. 8 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.813.987 von Harry_Schotter am 04.04.08 20:32:15war noch Ostzonenzeit,hab noch schöne Stasifotos aus der Zeit :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 20:55:51
      Beitrag Nr. 9 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.814.059 von zocklany am 04.04.08 20:39:51Aha. Und nun hast/hattest du der Hauptstadt den Rücken gekehrt?
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 21:13:31
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.814.174 von Harry_Schotter am 04.04.08 20:55:51ist schon dreißig Jahre her :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 04.04.08 22:45:05
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ich finde Prenzlauer Berg, den Käthe-Kollwitz-Platz, den Helmholtz-Platz und die Schliemann-Straße wirklich wunderbar.

      Der Artikel zeigt typisch deutsche Tugenden neben Biedermeier-Bionade: Neid.:look:

      Ich bin alle zwei Wochen in Berlin und wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich auch am Prenzlberg. Besonders im Sommer flaniere ich da sehr gerne. Meine Schwester, mein Schwager und die zwei Kids fühlen sich seit 7 Jahren sehr wohl und ich kann es gut verstehen. :lick:
      Avatar
      schrieb am 05.04.08 01:44:13
      Beitrag Nr. 12 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.815.062 von Lassemann am 04.04.08 22:45:05Neid? Auf was? Auf blassierte Dummheit hinter morbiden Fassaden, wo....mmmh, süddeutsche Kleinstadtbürger Weltmetropole simulieren? Wäre man von der ganz harten Sorte, so könnte man als echter metropolitanischer Citoyen ja auch gleich nach London oder nach....gottchen.....nach New York durchstarten und dort, wo's echt an die vorderste Kampflinie geht, zeigen, was mannInnen drauf hat. Aber so doll muss das dann wohl auch nicht sein, dass man sich stattdessen ab ins Edelghetto ins billige Berlin zurückzieht, wo eine sanierte Luxushütte trotzalledem im Durchschnitt immer noch kostengünstiger ist als ein Wohnklo im Münchener oder Hamburger oder Kölner oder Frankfurter oder sonstewo Arbeiterviertel. Mann, welche "Kreativen" kommen schon nach Berlin, wenn die wahre Tanzmusik tatsächlich aber auf den etablierten Parketts im Westen Deutschlands, also zB. in München, Hamburg oder Köln gespielt wird? Wo sind denn die großen Medienkonzerne plus ihrer Zuliefere beheimatet? Doch sicher nicht in Berlin. Ok, in Berlin gibt's den Springerverlag. Das der da aber noch nich abgehauen ist, liegt nur daran, dass man Angst hat, dass der Axel sich dann womöglich in seiner Gruft siebenmal rumdreht. Ansonsten sehe ich da keinen sonstige Intentionen der Morgenpost&Co Verantwortlichen.

      Klar, der Prenzelberg, mit seiner extrem dichten Gründerzeitbebauung hat schon ein tolles Flair. Keine Frage. Aber darum geht's in dem Artikel ja überhaupt nicht.


      ----
      Avatar
      schrieb am 05.04.08 08:57:52
      Beitrag Nr. 13 ()
      Von Außen betrachtet sieht das Grün des Prenzlbergs ziemlich braun aus! :look:
      Avatar
      schrieb am 05.04.08 09:58:00
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.815.564 von Harry_Schotter am 05.04.08 01:44:13@Harry: Ich habe schon verstanden, worum es in dem Artikel geht. Ich finde es seltsam anmutend, wenn man den Wandel eines Stadtviertels vom morbiden, revolutionärem Ostflair hin zu einem eigenen Stil - wie auch immer man ihn nennen mag - fast verachtend kommentiert. Es ist doch eine tolle Entwicklung, wenn ein so schöner Stadtteil wieder zu altem Glanz erstrahlt. Dass hierbeit sich eine Klientel herausbildet, die nach meiner Beobachtung am ehesten den Jamaika-Trend (=grüne Einstellung mit irgendwo konservativen Werten, die man u.U. auch mal leugnet) symbolisiert, finde ich nicht negativ. Und mit "dumm" hat das nichts zu tun, lieber Harry. Dummheit findest Du in Berlin-Neuköln, in Köln-Chorweiler.
      Avatar
      schrieb am 05.04.08 11:03:39
      Beitrag Nr. 15 ()
      Die Zustände in Neukölln werden doch im Prenzlberg gewählt ...
      Avatar
      schrieb am 05.04.08 11:04:53
      Beitrag Nr. 16 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.815.928 von Lassemann am 05.04.08 09:58:00@Lasse

      Ich weiß, dass du schon verstanden hast worum es in dem Artikel geht. Klar, ist es schön, dass tolle Altbausubstanz in Berlin, ach was, das tolle Altbausubstanz in Deutschland generell wieder zum Leben erweckt wird. Was nach dem Krieg an Notbarckenarchitektur so alles hochgezogen wurde ist ja im täglichen Straßenbild ein wahrer Graus. Ok. Aber wieder zu den Prenzelberger zu kommen.....Sie sind eben der Typ Mensch, der mir halt besonders arg auf die Klicker geht, nämlich den sogenannten "Linksspießer", den man witzigerweise grade hier im kapitalistischen Aktienboard massenweise antreffen kann. Rechtsspießer, die verhalten sich nach dem Prinzip: "Das muss so sein weil es sein muss und ich möchte nichts darüber nachdenken oder was verändern, weil ich dazu zu bequem bin und außerdem Angst vor sozialen Repressialien habe." Der Linksspießer benehmen sich aber hingegen nach dem Motto: "Das muss so sein weil es sein muss und ich möchte nichts daran verändern, weil es Teil einer, bzw. meiner höheren Moral ist und ich mit dieser Moral vor mich selbst und anderen zur besseren, guteren und bedeutenderen Lichtgestalt mutieren will. Ich möcht' z.B. mal nicht wissen, wieviele Rohkostzombies in Deutschland sich eklige Biobananen nur wegen ihrer ideologischen Borniertheiten und aus Zwecken des sozialen Stylings reinpfeifen, obwohl die ggf. mit Pesiziden behandelte Cicitas 1000mal besser schmecken, als diese krüppeligen dunkelgrün-braunen kleinen Dinger aus dem politisch korrekten Landbau. Ähbähhh...:mad:

      Zudem, die echte Dummheit ist keine Frage der Bildung, der sozialen Herkunft oder der intelektuellen Talente und Begabungen, sondern sie ist eine Frage der Lehrnfähigkeit und vorallem des Lehrwillens jedes einzelnen Individuums. Ob man aber in solchen pseudolockeren Millieus, wie das auf dem hier benannten Berg, willens ist Erfahrungen jehnseits des eigenen, nachhaltigen Brettes vorm Kopf, anzunehmen und kritisch zu reflektieren, das wage ich mal zu bezweifeln.

      Im Übrigen, finde du mal auf'm P'berg einen Parkplatz...und das, wo doch Autos angeblich soooooooooooooooooo schädlich für die Umwelt und das globale Klima sind. Zu totlachen. Und gegen sanierte Wohnungen mit scheußlichen Plasikfenstern haben sie anscheinend auch nichts, obwohl solche PVC-Fenster gerade in Altbauten eine Geschmacksver(w)irrung sonder Gleichen ist. Und wenn so sich so ein Fenster aufgrund eines Wohnungsbrandes entflammte, so würde es dann, im Gegensatz zu einem Kiefernholzfenster, unsäglich viele Schadstoffe freisetzen mit dehnen es die ganze aufgepeppte Hütte verseuchen könnte. Aber egal. Hauptsache das Frühstücksmüsli ist von Schneekoppe und zu 100% öko.


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      Avatar
      schrieb am 06.04.08 10:07:16
      Beitrag Nr. 17 ()
      Es ist immer wieder schön zu hören, wenn "insider" über Berlin fabulieren! Wie exotisch!:laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.04.08 12:05:29
      Beitrag Nr. 18 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.819.190 von kallemma1 am 06.04.08 10:07:16Dann fabulier' du doch mal, als echter Insider. Bin ja mal echt voll total neugierig.....;)
      Avatar
      schrieb am 06.04.08 19:14:53
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.812.402 von Harry_Schotter am 04.04.08 18:04:57" Einer seiner Kunden habe sich nachträglich einen Kamin für 130000 Euro einbauen lassen,

      Ich glaube, mir fällt da ein Ei aus der Hose :laugh::laugh::laugh:

      Was ist denn das für ein Teil ? :D:D
      Avatar
      schrieb am 06.04.08 21:49:15
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.821.093 von Procera am 06.04.08 19:14:53Na, ein eigener Kompost-Verwert-Ofen mit Energieerzeugung :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.04.08 10:50:00
      Beitrag Nr. 21 ()
      es ist schon erschreckend, wenn in einem berliner stadtbezirk nicht mehr berlinert wird.
      ich meene, wozu fahr ick denn nach berlin? natürlich um ma wieda janz entspannt und ohne rücksicht uff hochdeutsch quatschen zu könn'.

      da fahr ick doch lieber nach lichtenberg. da isses zwar nich so schön aber wenigstens noch ehrlich.
      Avatar
      schrieb am 07.04.08 12:01:18
      Beitrag Nr. 22 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.821.676 von Lassemann am 06.04.08 21:49:15Fuer 130 000 Euro haette man zu Ostzeiten den ganzen Prenzlauer Berg kaufen koennen :laugh::laugh::laugh:

      Wemm nicht sogar die halbe Zone :D:D
      Avatar
      schrieb am 09.04.08 17:55:26
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.816.179 von Harry_Schotter am 05.04.08 11:04:53"Linksspießer", der Ausdruck gefällt mir.

      Dazu noch ein passender Artikel:
      http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc…
      Avatar
      schrieb am 13.04.08 19:35:43
      Beitrag Nr. 24 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 33.812.402 von Harry_Schotter am 04.04.08 18:04:57Super Artikel - welcher rhetorisch brilliant ist und die real-verlogene Situation im PB dokumentiert.

      Besonders treffend der Teil über die Kinder im PB. Prenzlauer-Berg-Eltern sind tatssächlich meist nur Eltern-Darsteller, die Kinder nicht der Kinder willen bekommen, sondern aus purem Egoismus.
      Was letztlich in der Entwicklung später herauskommt, dass kann man heute schon erahnen, wenn man das gezeigte Verhalten der Kinder betrachtet. Die Kinder und späteren Erwachsenen sind jedoch völlig schuldlos, sie können nichts dafür, dass sie negative pathologische Verhaltensauffälligkeiten zeigen und vor allem können sie deshalb nichts dafür, weil ihre Eltern sie aus der Sucht nach Selbstverwirklichung oder aus schlechtem Gewissen bekamen. Kann man eigentlich noch verlogener sich selbst gegenüber sein.
      In sich selbst ist die reale Struktur dieses bestehenden Parallel-Universums nicht das tragische. Tragisch ist dabei die selbstherrliche ignorante Verlogenheit sich selbst und der Realität gegenüber. Alles ist so schön offen und liberal - jedenfalls so lange wie alles nur fiktiv bleibt.
      Für mich ist es eine extrem pervertierte rot-grüne Biedermeier-Wohlstandskinder-Kultur mit totalitär verlogenem Wahrheitsanspruch bei gleichzeitiger ignoranter Realitätsverzerrung, die mich wirklich in Zügen an den grünen Flügel der NSDAP um Himmler und Darre erinnert. Dieser selbstverliebte heuchlerische Öko-Jetset kann nicht ansatzweise seinen sich selbst vorgegaukelten liberalen Ansprüchen gerecht werden - da er diese slbest auch nur so lange theoretisch haben und leben will - wie er nicht tatsächlich mit der jeweiligen negativen Realität konfrontiert wird.
      Man könnte echt denken - ein neu erfundener Lebensstil/gefühl, der/das wahrscheinlich seinen philosophischen Ursprung an einem Stammtisch hatte, als man sich mal wieder mit den anderen selbsternannten \"Wir sind so viel besser/ so anders -Philanthropen\" bei einer seiner vielen Jammerdebatten um die theoretischen Ansätze der Bekämpfung von Hungersnöten in Afrika ein Glas Käfer-Wein nach dem anderen in den Rachen schüttete, weil man seinen daraus resultierende Weltschmerz nicht mehr aushielt.
      Wäre es im PB eine geschlossene homogene Gruppe, dann könnte man wenigstens \"Schande und Verachtung über sie\" ausrufen aber so bleibt nur die Hoffung, dass sich dieser wirklich peinliche sozialhedonistischer Heuchel-Kasper-Lebensstil möglichst schnell in sich selbst aufreibt, bevor er noch andere Stadtteile neu sozialisiert.
      Avatar
      schrieb am 14.04.08 14:54:44
      Beitrag Nr. 25 ()
      Die Gegenthese zum P'berg...Moabit

      ---


      Im Trainingsanzug durch Moabit

      Diese Gegend müsste eigentlich gefragt sein: zentrale Lage, günstige Altbauten, ringsum Wasser. Doch bekannt ist sie für Gericht und Gefängnis – ohne das Böse wäre hier gar nichts los.




      Früher ist Moabit natürlich ein wichtiges Industriegebiet gewesen, mit der typischen Berliner Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Backsteinpaläste, in denen die AEG oder Borsig regierten, drumherum Mietshäuser und Häfen, ein paar Kasernen, Gerichte, drei Gefängnisse. Sozusagen für jeden etwas.

      Das ist, bis auf das große Untersuchungsgefängnis und das Gericht, fast alles zusammengebrochen oder hat dichtgemacht. Jetzt stehen überall die Backsteinpaläste herum wie Fragezeichen.

      Die vorerst letzte industrielle Großtat, die in Moabit geschah, hatte, logisch, mit der Verlangsamung zu tun. Es war die Erfindung des „Moabiter Kissens“. Das Moabiter Kissen ist eine acht Zentimeter hohe Delle im Straßenpflaster, die kaum auffällt, vielleicht sogar hübsch wirkt, aber die Autofahrer zu Schritttempo zwingt, sonst fliegt ihnen ihr Motor um die Ohren. Seit den 80er Jahren wird Moabit mit Moabiter Kissen zugedeckt. Weil diese Erfindung sich bewährt hat, findet sie auch in anderen Bezirken und Städten Verwendung, dort aber unter der Bezeichnung „Berliner Kissen“. Der Name Moabit könnte im Bewusstsein der Deutschen für „Verkehrsberuhigung“ stehen. Stattdessen steht er für Knast. Moabit hat eben einfach kein Glück, und zwar schon seit etwa 80 Jahren.

      In Moabit oder an der Grenze zu Moabit befinden sich das Kanzleramt, das Innenministerium und der Hauptbahnhof, über 300 Ateliers von Künstlern, darunter Olafur Eliasson und Katharina Grosse, dazu einige der interessantesten Berliner Museen, zum Beispiel der Hamburger Bahnhof mit der Sammlung Flick. Moabit ist eine Insel, vollständig von Wasser umgeben. Wenn man läuft, stößt man immer schnell an das lauschige Ufer der Spree oder irgendeines Kanals, 25 Brücken führen aus Moabit hinaus. Moabit liegt so zentral, dass man innerhalb einer halben Stunde fast jedes wichtige Berliner Ziel erreichen kann. Moabit hat schöne Altbauten. In jeder anderen Hauptstadt der Welt wäre Moabit ein Viertel der Reichen.

      Aber wir sind in Berlin. Moabit, das zum Bezirk Mitte gehört, ist wohl eher eine Art soziales Katastrophengebiet.

      Bei allen nennenswerten Sozialdaten – Arbeitslosigkeit, Durchschnittseinkommen, durchschnittliche Lebenserwartung, Kriminalität – befindet sich Moabit in Berlin auf einem der unerfreulichen Plätze. Die Zahlen sind so schlecht, dass Moabit es schafft, den Bezirk Mitte im sogenannten Sozialindex auf den zweitletzten Platz herabzuziehen, vor Neukölln, und dies, obwohl es in Mitte einige andere Viertel gibt, in denen Milch, Honig und Latte macchiato fließen.

      In Moabit, sagt Jutta Schauer-Oldenburg, sei neuerdings sogar die Tuberkulose auf dem Vormarsch. Tuberkulose, Krankheit der Armen. Wo es schlechte Ernährung gibt und mangelnde Hygiene, dort gibt es eben auch Tuberkulose. Jutta Oldenburg nennt ihr Viertel den „Hinterhof der Macht“, weil die Bundeskanzlerin und das Parlament um die Ecke residieren. Sie ist eine sehr temperamentvolle Dame um die 70, sitzt für die Grünen im Bezirksparlament und war 37 Jahre lang Krankenschwester in Moabit, seit 1980 wohnt sie in der Turmstraße. Damals hat es noch eine ziemlich intakte Struktur in der Turmstraße gegeben, mit netten kleinen Geschäften. Der blutjunge Farin Urlaub, ein Turmstraßenkind mit alleinerziehender Mutter, lernte 1980 im Ballhaus Spandau einen Typen kennen, der sich Bela B. nannte und mit dem er später die Band „Die Ärzte“ gründete.

      Heute besteht die Turmstraße vor allem aus Billigläden und Schnellimbissen. Das Krankenhaus Moabit, 1200 Arbeitsplätze, einer der wichtigsten und zugleich einer der letzten nennenswerten Arbeitgeber, wurde 2001 dichtgemacht, im Rahmen der Neuordnung der Berliner Krankenhauslandschaft. Das hing mit der Wiedervereinigung zusammen.

      Der Niedergang von Moabit hat überhaupt mit der Teilung Berlins zu tun. Moabit war immer auf der Verliererseite. Als die Mauer gebaut wurde, lag Moabit am Rand, im Schatten der Mauer. Kurz vor dem Mauerfall schien es festzustehen, dass in großem Umfang Sanierungsgelder nach Moabit fließen. Daraus wurde aber nichts, weil ab 1990 erst mal die östlichen Stadtteile saniert werden mussten. Während Prenzlauer Berg und Pankow erblühten, verfiel Moabit weiter. Der Name Moabit könnte von „Moorgebiet“ kommen, in Berlin wird das ja „Moarjebiet“ ausgesprochen, oder von „Terre maudite“, verfluchtes Land. Die ersten Siedler waren französische Hugenotten, Migranten sozusagen.

      Jutta Oldenburg sagt, dass heutige Migrantenfamilien, die es wirtschaftlich geschafft haben, der neue türkische Mittelstand, aus Moabit wegziehen, vor allem nach Lichtenrade. Wir sitzen in der Kneipe „Walhalla“, die aussieht wie ein Museum der 70er Jahre, was, bitte sehr, nicht abwertend gemeint ist. Walhalla, so würde heute niemand mehr eine Kneipe nennen, das klingt heute viel zu sehr nach Rechtsradikalentreffpunkt, und das Walhalla ist eher das Gegenteil.

      Ein oder zwei Ecken weiter liegt die Buchkantine, Buchladen mit Kaffeehaus. Die Buchkantine ist Gegenwart und könnte sich auch ohne weiteres in der Alten Schönhauser oder in der Oranienstraße befinden. So etwas ist in Moabit selten, es gibt hier erstaunlicherweise fast nichts, was nach „Szene“ aussieht. Ein stadtsoziologisches Gesetz besagt, dass die, in Anbetracht ihrer Lage, zu billigen Wohnviertel irgendwann von der studentischen Boheme erobert werden, so wie es in Friedrichshain geschehen ist. Auf die alten Armen folgen also die jungen, kreativen Armen, dann übernimmt meist das Bürgertum das Viertel. Aber in Moabit funktioniert diese Mechanik bisher nicht, von Moabit will die Szene einfach nichts wissen.

      Moabit besitzt eine Markthalle, die, wie Altmoabiter erzählen, früher bezaubernd gewesen ist, heute wirkt sie mit ihren Filialen von Drogerie- und Lebensmittelketten ein bisschen trostlos. Von den einst drei Gefängnissen ist nur noch eines aktiv, die weltberühmte Justizvollzugsanstalt für Untersuchungshäftlinge, männlich. Offiziell bietet die JVA ihren Gästen etwa 1100 Plätze, davon 27 Spezialplätze für Terrorismusverdächtige. Dieses Etablissement, gegründet 1849, ist immer überbelegt, wenigstens hier herrscht in Moabit Hochkonjunktur. Das Amtsgericht Tiergarten in der Wilsnacker Straße ist womöglich sogar das schönste neu erbaute Justizgebäude der Welt. Ein Gericht mit Erkern und einem Turm, der wie ein Minarett aussieht oder wie ein Schinkel-Zitat, ein Schloss Neuschwanstein der Kriminalität. Wenn man schon verknackt werden muss , dann bitte in Moabit. Und wenn überhaupt mal ein Prominenter in Moabit Wohnung genommen hat, dann unfreiwillig und im Gefängnis, zum Beispiel Ernst Thälmann und Erich Honecker. Halt, nein, Kurt Tucholsky war Langzeitmoabiter auf freiem Fuß, Lübecker Straße 13.

      Außerdem brummt natürlich, wenn man von Arbeitsplätzen spricht, das Gericht, größtes Gerichtsgebäude Europas angeblich, 1500 relativ krisenfeste Jobs, davon allein 350 für Staatsanwälte. Man kann sagen, dass, wenn eines Tages das Böse aus der Welt verschwindet, wenn, wie es in der Bibel heißt, die Löwen sich zu Schafen legen und keiner keinem mehr etwas tut, Moabit auch wieder zu den Verlierern gehört, denn dann schließen die beiden letzten Großbetriebe.

      In der Bugenhagenstraße befindet sich der „Warme Otto“, eine Tagesstätte für Obdachlose, die so heißt, weil sie früher in der Ottostraße lag. Die Fixerstube ist übrigens in der Birkenstraße. Und In der Lehrter 27 öffnet montags um 15 Uhr der Betroffenenladen für Sanierungsopfer, genannt „B-laden“. So ist Moabit überzogen von einem Netz der sozialen Projekte, der staatlichen oder privaten Hilfsangebote, die das Grundproblem von Moabit selbstverständlich nur lindern können.

      Jutta Oldenburg entscheidet als „Quartiersrätin“ mit darüber, welche Projekte gefördert werden und welche nicht. Gibt es eine Maßnahme, irgendeine, die in Moabit ziemlich schnell etwas Positives bewirken würde? Sie überlegt, dann sagt sie: „Man müsste den Besuch von Kindertagesstätten oder mindestens Kindergärten verpflichtend machen wie den Schulbesuch.“ Sie dürfe das als Grüne eigentlich nicht sagen, im Grunde sei sie gegen staatlichen Zwang, aber in diesem Fall mache sie eine Ausnahme. Auf diese Weise würden die Kinder der Einwanderer, wenn sie in die Schule kommen, immerhin Deutsch sprechen. In Moabit leben viele Türken und viele Araber, es gibt rivalisierende Banden, zwischen beiden Gruppen herrscht nicht immer Harmonie. An der Huttenstraße im Beusselkiez hat sich ein arabisches Viertel entwickelt.

      Wer in Moabit nach Signalen des Aufschwungs sucht, sollte das „Meilenwerk“ in der Wiebestraße besuchen. In einem früheren Straßenbahndepot stehen fast 100 blank polierte Oldtimer, wie im Automuseum. Aber dies hier ist kein Museum, sondern eine Garage, bei der die Autobesitzer der Ansicht sind, dass ihre Fahrzeuge zu schön sind, um im Verborgenen auf ihre seltenen Einsätze zu warten. Etwa 30 Betriebe, die mit alten oder neuen Autos zu tun haben, Restaurants, 200 Veranstaltungen jährlich, elf Millionen Euro Investitionssumme, das klingt alles gut und sieht auch gut aus. Einige der alten Autos sind zu verkaufen, für 20 000 Euro kriegt man schon was sehr Ordentliches, vielleicht einen großen Benz, 50er Jahre, mit neuen Polstern und blitzenden Stoßstangen.

      Das Meilenwerk ist typisch postindustriell, hier wird nicht produziert, hier wird Geld abgeschöpft, das man erst einmal verdient haben muss, auf eine geheimnisvolle Weise, die von der Moabiter Ureinwohnerschaft sicher nicht viele begreifen. Man muss nicht weit laufen bis zu den Eckkneipen, in denen die ehemalige Arbeiterklasse – alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will! – bei Bier und Zigaretten versucht, sich an ihre Hoffnungen zu erinnern. Es sind Männer von vielleicht 60, deren körperlichem Verfall man, wie ein Freund sagt, von Jahr zu Jahr verfolgen kann, weil sie immer auf den gleichen Bänken und in den gleichen Kneipen sitzen. Vor zehn Jahren dachten sie sicher noch, dass sie eine Zukunft haben.

      Es gab einmal ein Gebiet, das West-Berlin hieß. Zu seinen Besonderheiten gehörte es, dass man dort nichts darstellen musste. West-Berlin hatte keine nennenswerte Society, keine wirkliche Schickeria, es war ein Ort ohne große Ambitionen, ein Ort der kleinen Leute. Arbeit gab es nur, weil sie subventioniert wurde. Karrieren wurden anderswo gemacht. Begriffe wie Image oder Lifestyle zählten nicht viel. West-Berlin war die Stadt, in der man fast überall im Trainingsanzug hingehen konnte, ohne unangenehm aufzufallen. Auch das ist eine Art Freiheit.

      Wenn man heute mit überzeugten Moabitern über Moabit redet, leuchtet etwas von diesem alten West-Berlin-Gefühl auf. Moabit ist ein verarmter Rest von West-Berlin, ein West-Berlin ohne subventionierte Arbeit. Die aufgeregten Ego-Artisten von Berlin-Mitte sind weit weg, die Zeit steht still, niemand muss niemandem etwas beweisen, und fast überall kann man Trainingsanzug tragen.

      Das ist vielleicht, trotz allem, das Schöne daran.

      In der Buchkantine warten Bea und Bernd, die nicht wollen, dass ihr wahrer Name in der Zeitung steht. Sie Sinologin, er Ingenieur. Sie haben sich in Moabit, Lehrter Straße, eine Wohnung gekauft. 150 Quadratmeter, prächtiger Altbau, 1000 Euro pro Quadratmeter. Unglaublich billig. Ruhig. Fußweg zum Hauptbahnhof. „Kein Rotlichtmilieu, keine Drogen“, so beschreiben sie ihren Kiez, als könnten sie es immer noch nicht glauben, und breiten eine Karte aus, auf der sie die Parks und die Sportplätze und die Galerien in der Umgebung zeigen.

      Sie wollten eigentlich gar nicht nach Moabit. „Kein Mensch will nach Moabit“, sagt Bea. Es war Zufall, diese tolle Wohnung, so billig, und jetzt glauben sie an das Viertel, in den nächsten Jahren soll am Hauptbahnhof ja unglaublich viel gebaut werden, auch eine neue Joggingstrecke und ein Spaßbad befinden sich in Planung. Der Bahnhof muss ganz einfach die Wende bringen, es sei denn, auf Moabit ruht, wie ja schon die Hugenotten vermuteten, tatsächlich ein Fluch.

      Martensteins Expeditionen in Berliner Ortsteile erscheinen in loser Folge.

      Quelle: Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 06.04.2008)
      Avatar
      schrieb am 15.04.08 11:24:01
      Beitrag Nr. 26 ()
      P'Berg, wenn man nicht zu den Schickimickis gehört.....

      ---


      STUDENTIN IN RAGE

      Meine Armut kotzt mich an

      Clubs, Shoppen, Sonntagsbrunch: Das Studentenleben kann so schön sein. Wenn das Geld reicht. Trotz zweier Jobs kann die Berliner Studentin Julia, 25, nicht mithalten. Ihr Kontostand sagt Njet - und bei Unterschichtenwitzen lacht sie nur gequält mit. Ein zorniger Zwischenruf.

      Die Leute strömen in den bunt erleuchteten steinigen Palast moderner Clubkultur. Sie sind stylish, gut gelaunt und haben ein hippes Smalltalk-Thema auf den Lippen. Ich bin im Berghain mit Freunden meiner Freundin; junge, dynamische, kommunikative Menschen. Friedrichshain, Berlin, Mitte der Woche.


      Studentin Julia: Die peinlichen Armutsdetails kennen auch die meisten Freunde nicht

      Der Weg zur Bar, an Fotos pornografischer Art vorbei. Ich ordere locker wie gewohnt zwei Wodka-Kirsch, meine Freundin hat morgen Geburtstag, da lade ich sie ein, selbstverständlich. Wir wollen ja reinfeiern. Der betont schwule Barmann schaut beleidigt, als ich ihm kein Trinkgeld gebe. Sorry, denke ich, aber diese elf Euro werden nicht die letzten sein heute abend. Ich war unglaublich froh, als ich erfuhr, dass ich auf der Gästeliste stehe. 20 Euro hätte der Eintritt gekostet; ich habe den Ausgehvorschlag nicht moniert. Ist ja auch irgendwie unelegant, immer als armer Schlucker dazustehen.

      Bin ich aber. Offiziell gehöre ich zu den 13,2 Prozent der armen Bevölkerung in Deutschland. Ich studiere, seit kurzem sogar an einer Eliteuniversität. Die Freie Universität ist jetzt internationale Netzwerkuniversität - und ich mittendrin. Um das zu finanzieren, arbeite ich in zwei Jobs nebenher, das schon zu Schulzeiten, durchgängig. Verkäufer, Marktstand, Promoter, Fernsehrunner und Tischeschieber - ich habe so ziemlich alles durch. Im Arbeitsoutfit einer Zeitung, ein bunt bedruckter Plastiksack als Körperüberzug, hoffte ich, nie jemandem zu begegnen, der mich in der Uni als studentische Hilfskraft antrifft. Das passt irgendwie nicht zusammen.

      Mittlerweile habe ich mir ein unemotionales Lächeln angewöhnt, wenn es um das Thema der Lebensfinanzierung und Nebenjobs geht. Sätze wie "Na ja, ein bisschen zuverdienen halt" oder "Ich find's schöner, unabhängig von meinen Eltern zu sein" begleiten mich seit jeher.

      Der eine Minijob reicht gerade für die Miete

      Nein, ich antworte nicht mehr: "Ich habe tatsächlich keine Wahl, ohne meine Arbeit könnte ich nicht wirklich überleben." Das hört sich so übertrieben an. Dabei ist es die Wahrheit.

      Ich gehe bei Aldi und Netto einkaufen, viele Produkte von Plus und Lidl sind einfach zu teuer. Die Einnahmen eines Minijobs gehen allein für die 300 Euro Miete meiner 32 Quadratmeter drauf. Meine Klamotten sind fast alle markenlos. Obwohl ich gern Adidas, Bench und Diesel bei mir im Schrank hängen hätte, rege ich mich oft über andere auf, die kleidungstechnisch aus diversen hippen Modezeitschriften stammen könnten. Meine Freunde leben ein Leben, das sich von meinem gravierend unterscheidet.

      Ich versuche es bloß zu verstecken. Es ist mir peinlich!

      Mein Vater kümmert sich nicht um mich und meinen Bruder, seit wir laufen können. Das Bafög-Amt hat festgestellt, dass mein Vater mittlerweile so viel verdient, dass das Amt nicht mehr dafür zuständig ist. Es hat mir die Verantwortung der finanziellen Selbstversorgung zurückgeschoben. Eine Klage war nicht finanzierbar, der Ausgang aufgrund eines Fachrichtungswechsels ungewiss.

      Meine Mutter ist Hartz-IV-Empfängerin. Seit ich denken kann, hat sie diverse ABM-Maßnahmen und Umschulungen durchlaufen. Sinnlos! Nie hat jemand mal gefragt, wo ihre Schwächen oder Stärken liegen. Unabhängig von ihren Kompetenzen hat die Bundesagentur für Arbeit meine Mutter in die Arbeitslosigkeit und Randgruppenpositionierung finanziert.

      Zwei, drei meiner Freunde wissen um die Situation meiner Mutter und meines eigenen Lebens. Sonst verschweige ich diese Details. Die wenigsten können damit umgehen, ich möchte sie auch nicht in die Verlegenheit bringen, etwas dazu sagen zu müssen. Wahrscheinlich kommt dann beim nächsten Unterschichtenwitz ein mitleidiger Blick. Nein danke, da lache ich lieber mit.

      Joggen ist umsonst

      In mir baut sich eine Aggression auf, die in letzter Zeit immer stärker wird. Das ständige Essengehen oder Brunchen am Sonntag reizt mich, und ich kann nicht erklären, wieso ich manchmal mit heftigen Worten reagiere. Ich gehe jetzt wieder regelmäßig joggen -zum Aggressionsabbau. Im Prenzlauer Berg. Das ist kostenlos. Hier wohne ich schon lange. Ich bin Ur-Berlinerin, hier geboren.

      Die Musik ist laut, die Location beeindruckt mich. Ich war noch nie im Berghain, aber das behalte ich für mich an diesem Abend. 20 Euro sind einmal Einkaufen. Wenn ich das erklären müsste, wäre ich ein Stimmungskiller. Ich lache und lüge gekonnt die zugezogenen Freunde samt Freundin an.

      Irgendwie habe ich mich an die bayerischen Nummernschilder der Autos und die schwäbischen Dialekte gewöhnt. Manchmal wird mir aber doch schlecht, wenn ich den im Vorbeigehen von P&C gekleideten Blondinen beim Elternbesuch zuhören muss: "Unn dasch hier vorn isch mein Türke, bei dem ich immer Obst kauf."

      Eigentlich ist mein Lebenslauf nicht schlecht. Ich war im Ausland zum Studieren und habe Praktika in den USA und Afrika absolviert. Ich habe keine Probleme, mich in Fremdsprachen einzulernen und auf Menschen zuzugehen, arbeite nebenbei in der Uni, habe soziale Kompetenzen und beginne bald mit meiner Abschlussarbeit. Ich bin dann fast 26.

      Arm und schuld daran

      Klingt doch ganz gut. Sich so etwas aufzubauen kostet bloß viel Zeit und bringt leider kein Geld. Im Gegenteil - das kostet mehr als ein Jahr Kindergeld. Das gebe ich im Übrigen immer meiner Mutter, ich wünsche ihr ein bisschen Würde, neben den 345 Euro im Monat, die sie bekommt. Die durch die Zeit im Ausland entstandenen Schulden muss ich später abbezahlen.

      Ich würde viel lieber meine Neigungen ausleben und mich von dem ganzen Arbeits- und Sozialstress mal erholen, eine Woche Urlaub machen. Keine Billig-Pauschaltour, sondern vielleicht nach Skandinavien, Wellness, Sauna und so weiter. Ohne dabei auf den Preis schauen zu müssen. Doch das sind Luftschlösser.


      Vor einigen Monaten titelte ein Berliner Stadtmagazin "Eure Armut kotzt mich an". Ja, ich kotze mich auch an, was denken die denn. Und wie! Beim Zahnarzt habe ich fast 400 Euro für eine Krone bezahlen müssen - ein Monat Arbeit. Ikea kann ich lange schon nicht mehr ertragen, aber die Bücherstapel ohne Halt haben den urbanen Stil überlebt. Viele junge Designer gibt's in meiner Gegend, ich kenne sie. Von der anderen Seite, zum Schaufenster hinein. Yep! Meine Armut kotzt mich an.

      Die Debatte um arme Kinder in Deutschland ist kurzzeitig entbrannt, man müsse handeln, das könne sich das reiche Deutschland nicht leisten. Irgendwann sind diese Kinder erwachsen. Ich habe verstanden. Ich bin arm und schuld daran.

      Meine Ex-Freundin hat mich damals angemotzt, dass ich mit meinem Selbstmitleid allein fertig werden müsse. Stimmt auch. Also reiche ich, ohne mit der Wimper zu zucken, den 50 Euro-Schein gen Bar, um Mitternacht, um meine Freundin und ihre Freunde auf eine Runde Sekt einzuladen. Herzlichen Glückwunsch!

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      Avatar
      schrieb am 02.06.08 14:57:22
      Beitrag Nr. 27 ()
      400 Linke protestieren auf Kollwitzplatz

      Zum Abschluß der Action Days sind die Teilnemer am Sonntag durch den Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gezogen. Ihr Motto: "Fuck Yuppies".

      Antischwabismus auf'm Prenzelberg

      Berlin - Rund 400 Mitglieder der linken Szene haben sich am Sonntagabend auf dem Berliner Kollwitzplatz zum Protest gegen den Kapitalismus versammelt. Die Demonstration verlief nach Polizeiangaben friedlich. Zuvor war sie durch den Prenzlauer Berg gezogen. Der Kollwitzplatz zählt zu den begehrtesten Adressen in dem Stadtteil.

      Der Sprecher des Demonstrationszuges heizte mit Sprechchören wie: "Gegen Yuppies aus dem Schwabenland":rolleyes: zu der aus den Lautsprechern tönenden Techno-Musik die tanzenden Demonstranten an. "Ich weiß nicht wie ich den morgigen Tag überstehen soll, wie ich meine Miete zahlen. Auch ich möchte unbeschwert wie alle hier im Café sitzen und meinen Latte Macchiato trinken können", tönte es zwischendurch aus den Lautsprechern.
      Darauf folgten Sprechchöre wie: "Latte Macchiato für Alle"

      In den vergangenen Nächten hatte es in Berlin wiederholt Auseinandersetzungen zwischen der Berliner Polizei und Anhängern der linken Szene gegeben. Hintergrund sind die sogenannten Aktionstage der Berliner Hausbesetzerszene. Zum Auftakt am Dienstag hatte die Polizei ein erst kurz zuvor besetztes Haus geräumt. (ps/dpa)



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      Manchmal sind Linke selbst mir sympathisch.....:D


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      Avatar
      schrieb am 02.06.08 15:47:34
      Beitrag Nr. 28 ()
      Irgendwie scheint hier jemand meine Vorurteile bestätigen zu wollen. :laugh:

      Als ich das letzte mal im Wedding war endete es in einer wüsten boxerei mit dem dortigen eingeborenen.Und nach Prenzelberg geh ich nur wenn ich muß.Das ist ja mittlerweile die zweitgrößte Stadt Schwabens.



      Aber nun zum Thema.
      Letztens kam in der Berliner Abendschau ein Bericht über die sich gerade in Nord Neukölln neu etablierende Künstlerszene.
      http://www.kunstraumt27.de/profil.html

      Da wurden welche interwiet die unbedingt in diese Ecke wollten weil sie dort eine Entwicklung vermuten wie in Prenzelberg.
      Ich werd das mal beobachten.Zum lachen wirds auf jeden Fall.
      Entweder über desillusionierte Künstler oder über die Prenzelberger Schwaben die dann auch irgendwann nach Neukölln ziehen und von den dortigen alteingesessenen richtig was vor den Kopf kriegen. :D


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