checkAd

    zusammenbruch der "banque universelle" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.03.01 18:09:27 von
    neuester Beitrag 12.03.01 18:19:37 von
    Beiträge: 2
    ID: 357.881
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 472
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 12.03.01 18:09:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      geschrieben 1890 nach authentischen geschehnissen um die "union generale" anno 1882.
      emile zola "das geld"

      passend zum tag ein kleiner auszug:

      ...............
      Die Corbeille bangte ebenso wie der Saal; durch ernste Symptome alarmiert, spürten die Makler, wie seit der letzten Liquidation der Boden unter ihnen wankte. Schon war es teilweise zu Zusammenbrüchen gekommen, der geschwächte überlastete Markt bekam überall Risse.
      Nahte etwa eine jener Katastrophen, wie sie sich alle zehn bis fünfzehn Jahre ereignen? Eine jener tödlichen Krisen des Börsenspiels, die bei hohem Fieber die Börse dezimieren und mit einem Sturmwind des Todes ausfegen?

      Am Markt der französischen Staatspapiere und bei den Kassageschäften schienen die Stimmen zu ersterben, das Gedränge nahm zu, die hohen schwarzen Silhouetten der Kursschreiber über der Menge warteten mit gezückter Feder. Mazaud, der mit den Händen die rote Samtbrüstung umklammerte, erblickte auf der anderen Seite des kreisförmigen Beckens Jacoby, der mit seiner tiefen Stimme rief: "Biete Universelle.......Biete zu zweitausendachthundert Universelle............"
      Das war der letzte Kurs der kleinen Börse vom Vorabend, und um die Baisse sofort abzufangen, hielt Mazaud es für klug, zu diesem Preis zu nehmen. Seine schrille Stimme übertönte alle anderen. " Kaufe zu zweitausendachthundert........dreihundert Stück Universelle, geben Sie her!"

      Der erste Kurs war auf diese Weise festgesetzt. Aber es war Mazaud unmöglich, ihn zu halten. Von allen Seiten kamen die Angebote. Eine halbe Stunde kämpfte er verzweifelt und erreichte nicht mehr, als daß er den raschen Sturz verlangsamte. Er war überrascht, daß er nicht mehr von der Kulisse unterstützt wurde. Was macht bloß Nathansohn, von dem er Kaufaufträge erwartete?
      Erst später erfuhr er von der geschickten Taktik des letzteren, der für Saccard kaufte und auf eigene Rechnung verkaufte, weil sein jüdisches Gespür die wahre Situation gewitert hatte.
      Massias, der selber als Käufer stark engagiert war, lief atemlos herbei, um von dem Durcheinander inder Kulisse Mazaud zu berichten, der den Kopf verlor und seine letzten Patronen verschoß, indem er auf einen Schlag mit den Orders herausrückte, die er sich aufgespart hatte, um sie bis zum Eintreffen der Verstärkung zu staffeln. Das ließ die Kurse ein wenig anziehen: von zweitausendfünfhundert stiegen sie wieder auf zweitausendsechshundertfünfzig, in plötzlich verrückten Sprüngen wie an den stürmischen Tagen.

      Und bei Mazaud, bei Saccard, bei allen, die in den Schlachtplan eingeweiht waren, stieg die Hoffnung noch einmal ins grenzenlose. Wenn die Kurse schon jetzt wieder stiegen, war der Tag gewonnen, der Sieg mußte für die Gegner vernichtend sein, sobald die Reserve die Baissiers in der Flanke angriff und ihre Niederlage in eine schreckliche Flucht verwandelte. In einer Regung tiefer Freude hätten Sedille und Maugrendre Saccard am liebsten die Hände geküßt, Kolb kam heran, während Jantrou im Laufschritt verschwand, um der Baronin Sandorff die gute Nachricht zu überbringen.
      .......................................

      Aber als es zwei Uhr geschlagen hatte, wurde Mazaud, auf dem die Last des Angriffs ruhte, erneut schwach. Er wunderte sich immer mehr über die Verspätung, mit der die Verstärkungen auf den Plan traten. Es war höchste Zeit, worauf warteten sie denn, warum lösten sie ihn nicht in der unhaltbaren Stellung ab, in der er sich erschöpfte?
      Obwohl er aus Berufsstolz ein gleichmütiges Gesicht zeigte, fühlte er eine große innere Kälte in sich aufsteigen und fürchtete, blaß zu werden. Jacoby hörte nicht auf, ihm donnernd und methodisch seine Angebote paketweise hinzuwerfen, auf die er nicht mehr einging. Er sah ihn gar nicht mehr an, seine Augen waren auf Delarocque gerichtet, daigremonts Makler, dessen Schweigen er nicht begreifen konnte. Dick und untersetzt stand Delarocque mit seinem roten Bart da, in seelig lächelnder Erinnerung an ein Gelage in der letzten Nacht, und verharrte friedfertig in seiner unerklärlichen Haltung. Sollte er nicht alle diese Angebote an sich reißen, alles retten durch die Kaufaufträge, die er massenweise in der Hand hielt?
      Ganz plötzlich stürzte sich Delarocque mit seiner kehligen, leicht heiseren Stimme in den Kampf.
      "Biete Universelle............Biete Universelle!"
      Und in wenigen Minuten bot er Universelle für mehrere Millionen. Stimmen antworteten ihm. Die Kurse gaben nach.
      "Biete zu zweitausendvierhundert.........Biete zu zweitausenddreihundert........Wieviel?.......Fünfhundert, Sechshundert Stück..........Geben Sie her!"

      Was sagte er? Was ging da vor? Brach etwa anstatt der erwarteten Hilfe eine neue Armee des Feindes aus den benachbarten Wäldern hervor? Grouchy blieb aus, wie bei Waterloo, und der Verrat besiegelte die Niederlage.

      Unter dem Druck dieser unergründlichen, frischen Verkäufermassen, die im Strumschritt heranrückten, brach eine fürchterliche Panik aus. In dieser Sekunde fühlte Mazaud, wie ihm der Tod über das Antlitz strich. Er hatte Saccard für allzu große Summen Report gewährt, er spürte deutlich. daß ihm der Zusammenbruch der Banque Universelle das Genick brach. Aber sein hübsches braunes Gesicht mit dem kleinen Schnurbart blieb undurchschaubar und tapfer. Er kaufte noch auf die letzten Orders, die er empfangen hatte, krähte wie ein junger Hahn, und seine Stimme klang schrill wie im Erfolg.
      Ihm gegenüber ließen seine Gegenspieler, der brüllende Jacoby und der apoplektische Delarocque, trotz ihrer geheuchelten Gelassenheit immer mehr Unruhe durchblicken, denn sie sahen Mazaud jetzt in großer Gefahr: würde er sie bezahlen, wenn er ruiniert war? Mit den Händen umklammerten sie den Samt der Brüstung, ihre Stimmen kläfften aus beruflicher Gewohnheit weiter, gleichsam mechanisch, ides in ihren Blicken die gräßliche Angst vor dem Drama des Geldes zu lesen war.

      Während der letzten halben Stunde kam es dann zum Zusammenbruch, eine wilde Flucht, in der die gehetzte Menge durcheinanderstob. Auf das äußerste Vertrauen, die blinde Begeisterung folgte die Reaktion der Furcht, alle stürzten herbei, um zu verkaufen, falls noch Zeit dafür war. Ein Hagel von Verkaufsorders ging auf die Corbeille nieder, man sah nur noch Auftragszettel regnen; und die Aktienpakete, die auf diese Weise ohne Umsicht abgestoßen wurden, beschleunigten die Baisse und führten zu einem echten Börsenkrach.
      Die Kurse gingen sprunghaft auf tausendfünfhundert, tausendzweihundert, neunhundert zurück. Es gab keine Käufer mehr, das Schlachtfeld war dem Erdboden gleichgemacht, mit Leichen übersät. Über dem düsteren Gewimmel der Gehröcke glichen die drei Kursschreiber den Kanzlisten des Todes, die die Sterbefälle registrierten. Unter der sonderbaren Wirkung des unheilbringenden Sturmes, der durch den Saal fuhr, war die Bewegung darin erstarrt, das Getöse erstorben wie in der Bestürzung über eine große Katastrophe. Es herrschte eine erschreckende Stille, als nach dem Schlußglockenschlag der letzte Kurs von achthundertdreißig francs bekannt wurde.

      Und der Regen trommelte unentwegt auf das Glasdach, das nur noch ein trübes Dämmerlicht durchsickern ließ. Die tropfenden Regenschirme und die stampfende Menschenmenge hatten den Saal in eine Kloake verwandelt; auf dem schlammigen Boden, der an einen verwahrlosten Pferdestall erinnerte, lag allerlei zerrissenes Papier herum, während in der Corbeille das Farbengemisch der grünen, roten, blauen Auftragszettel leuchtete, die mit vollen Händen weggeworfen worden waren, so reichlich an diesem Tag, daß das große Becken sie nicht mehr faßte.

      ..........................................
      ..........................................
      ..........................................

      und so weiter..........

      gruß
      Avatar
      schrieb am 12.03.01 18:19:37
      Beitrag Nr. 2 ()
      klasse...

      pika

      wenn in "normalen börsenzeiten" an der wallstreet schon 2-3 herzinfarkte pro woche "normal" sind,

      was passiert in so einem fall wohl...

      sind wir bald "durch" oder fängt es erst an zu regnen????


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      zusammenbruch der "banque universelle"