Neuer Markt= Betrug durch BANKEN und ANHANG.Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsesse - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 23.03.01 09:43:30 von
neuester Beitrag 20.08.02 18:22:00 von
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Abzocken vor dem Crash
Insider von Technologie-Firmen haben an der Nasdaq-Blase offenbar fürstlich verdient. Rechtzeitig bevor die Kurse ihrer
Unternehmen um 90 Prozent fielen, machten sie Kasse. US-Medien sprechen spöttisch vom 100-Millionen-Dollar-Club.
© DPA
New York - Der Chef eines Unternehmens weiß gewöhnlich am besten, wann er seine Aktien verkaufen sollte. Laut einer Studie
von Thomson Financial und dem "Wall Street Journal" haben mindestens 50 Gründer und Manager von Nasdaq-Firmen während
der Börsen-Euphorie im letzten Frühjahr große Anteile an ihren Unternehmen verkauft. Dabei nahmen sie jeweils mehr als 100
Millionen Dollar ein. Danach sahen sie zu, wie ihre Firmen rund 90 Prozent an Wert verloren.
So hat der 36-jährige Gründer der Internet-Beratung Scient, Eric Greenberg, zwischen Oktober 1999 und Dezember 2000 Aktien
im Wert von 225 Millionen Dollar verkauft. Die gesamte Firma ist inzwischen nur noch 130 Millionen Dollar wert.
Marc Bell, der 33-jährige Gründer der Internet-Firma Globix, verkaufte im Februar 2000 ein Drittel seiner Anteile für 129 Millionen
Dollar. Der Preis pro Aktie: 67,44 Dollar. Inzwischen ist der Kurs auf 3,25 Dollar gefallen, das Unternehmen ist damit nur noch
136 Millionen wert.
Es handele sich um eine riesige Umverteilung des Wohlstands von normalen Anlegern zu Insidern, zitiert das "Wall
Street
Journal" einen Investment-Banker. Die Insider konnten auch deshalb kaum verlieren, weil sie Aktien zum
Vorzugspreis
bekommen hatten und so selbst bei fallenden Kursen noch Gewinne realisieren konnten.
Im ersten Quartal 2000, als die Nasdaq von einem Hoch zum nächsten jagte, wurden Aktien im Wert von 18 Milliarden Dollar
verkauft, fand die Studie. Das war doppelt so viel wie der vorherige Rekord im vierten Quartal 1999.
Beim B2B-(Business-to-Business)-Marktplatz Ariba gibt es gleich sechs Mitglieder des 100-Millionen-Dollar-Clubs. Auch hier ist
der Kurs seither um 94 Prozent gefallen.
Die befragten Insider weisen jeglichen Vorwurf von sich: Es habe sich schlicht um gutes Timing gehandelt. Ariba-Sprecherin
Lauren Ames: "Niemand konnte vorhersagen, was passieren würde."
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Aus der FTD vom 6.3.2001 www.ftd.de/kursmanipulation
Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsessel
Von Nicola de Paoli, Hamburg
So viel Rummel wurde dem Amtsgericht Mainz schon lange nicht mehr zuteil. Die Haffa-Brüder traten als Zeugen auf.
Der Verhandlungssaal in ersten Stock war vollgepackt mit Neugierigen, vor dem Raum drängelten sich Dutzende von Journalisten,
die TV-Kameras und Mikrofone im Anschlag. Alle warteten sie an diesem Februarmorgen auf zwei Männer, die über Wochen
abgetaucht waren, und nun als Zeugen zwangsweise wieder auftauchen mussten: Das EM.TV-Gespann Thomas und Florian
Haffa.
Die einstigen Lichtgestalten der New Economy waren geladen, um im Fall Egbert Prior auszusagen. Der als "Börsenguru"
bekannte Wirtschaftsjournalist hatte in einem Fernsehinterview gesagt, Finanzvorstand Florian Haffa habe ihm gesteckt, man
denke bei EM.TV über gewisse Unternehmensbeteiligungen nach. Die Ermittler bewerten diese Aussage als Tatbestand der
unrechtmäßigen Kursmanipulation, Prior hingegen sah darin nur einen weiteren Beweis für seine Frohnatur. Er habe sich in dem
Interview lediglich einen kleinen Scherz erlaubt.
Jubelnews zum Absahnen
Deutschlands Richter können über derlei Witze allerdings schon seit längerem nicht mehr lachen. Seit am Neuen
Markt, der im
März 1997 gestarteten Börse für Wachstumswerte, ein Shooting-Star nach dem anderen in sich zusammenfällt, hat
die Justiz
alle Hände voll zu tun. Denn der Aktien-Hype, so stellt sich mittlerweile heraus, hat den Nährboden geschaffen für
eine neue Art
von Alltagskriminalität in Deutschland: Kursmanipulation und Anlegerbetrug.
Da werden via Ad-hoc-Meldung großartige Erfolge angekündigt, denen dann weder Taten noch Erlöse folgen. Nicht selten nutzen
Eingeweihte den Kursanstieg nach solchen Jubelmeldungen, um im großem Stil Papiere abzustoßen und kräftig abzukassieren.
"Wir stehen hier erst ganz am Anfang", sagt ein hochrangiger Experte aus dem Umfeld der Börsenaufsicht voraus. Das Problem
dabei: Sowohl Staatsanwälte als auch Ermittlungsbehörden sind mit den Aktienbetrügern noch völlig überfordert.
Fast täglich kommen die Namen neuer Unternehmen dazu. Die beiden Haffa-Brüder, vor kurzem noch im
Zeugenstand, könnten
schon bald selbst als Angeklagte vor Gericht stehen. Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
Insiderhandel und
Verstoß gegen das Aktiengesetz.
In der vergangenen Woche erwischte es einen weiteren Neue-Markt-Liebling von einst: die Metabox AG. Das
Internet-Unternehmen aus Hildesheim hatte im vergangenen Jahr vier Großaufträge über insgesamt 2,9 Millionen so genannte
Settop-Boxen verkündet. Mit dem TV-Zusatzgerät können die Zuschauer CDs abspielen, Filme bestellen und im Internet surfen.
Am 10. April vermeldete Metabox via Ad-hoc-Mitteilung, dass es im Rahmen einer "strategischen Allianz" eine halbe Million
Boxen verkauft habe. Der Aktienkurs verdoppelte sich. Ende Juni dann der nächste, bis dato größte Streich: Es gebe eine
Absichtserklärung mit einer dänischen Firma über 1,8 Millionen Geräte. Die Boxen wurden bis heute nicht geliefert, die
Staatsanwälte in Hannover bezweifeln die Richtigkeit der Angaben. Sie hegen den Verdacht, dass die Metabox-Manager den
Kurs vorsätzlich gepusht haben, um danach abzusahnen.
Zwei Herren sitzen wegen eines ähnlichen Verdachts bereits hinter Gitter. Die beiden Vorstands-Chefs des am Neuen Markt
notierten Software-Unternehmens Infomatec, Gerhard Harlos und Alexander Häfele, sollen den Kurs ihrer Aktien mit falschen
Ad-hoc-Mitteilungen in die Höhe getrieben und dann eigene Aktien im Wert von 56 Mio. DM verkauft haben. Besonders dreist ist
der Fall des ehemaligen Schlagersängers Daniel David, der sich aus dem Firmenvermögen seines Unternehmens Gigabell
bedient haben soll, um damit Insiderhandel zu betreiben.
Was hier zu Lande gerade erst in Mode zu kommen scheint, ist im Mutterland der Aktienkultur, den USA, längst weit verbreitet.
Das belegt die jüngste Bilanz in Sachen Kursmanipulation, die die US-Börsenaufsicht SEC in der vergangenen Woche
veröffentlicht hat: Gegen 23 Firmen wurden elf Strafverfahren eingeleitet, weil sie durch falsche Informationen ihre Aktienkurse
beeinflusst hatten. Die Werte der beteiligten Unternehmen seien durch die Tricksereien um 300 Mio. $ "aufgepumpt" worden.
Zwischen 1999 und 2000 haben sich die Börsenbetrügereien in den USA nahezu verdoppelt.
Erfundene Pressemitteilung
Darunter einige spektakuläre Fälle: So gelang es einem Studenten mit Hilfe einer erfundenen Pressemitteilung den Wert des
Softwarehauses Emulex binnen Minuten um 62 Prozent zu dezimieren. Über einen Mail-Account in seiner ehemaligen Schule
schickte er die angebliche Pressebotschaft an den Verteiler, der sie umgehend über die Nachrichten-Ticker jagte. Ein
Schulbusmechaniker aus dem Bundesstaat Kansas ergaunerte durch Gerüchte, die er in Mailing-Listen gestreut hatte, rund
70.000 $.
Die US-Behörden sind alarmiert: "Womit einst ein ganzes Netz von Brokern monatelang beschäftigt war, das schafft heute eine
Person binnen Minuten mit Hilfe des PC", warnt SEC-Direktor Richard Walker.
Die Euphorie an den Märkten machte es den Betrügern erschreckend einfach - auch in Deutschland. Vor allem bei illiquiden
Werten bedurfte es oft nur einer Handvoll Anleger, um den Kurs nach oben zu treiben.
Wie der Markt tickt
Wie der Markt tickt, hat die Staatsanwaltschaft Mainz dargelegt. Selbst wenn Informationen über ein Unternehmen nur 250.000
Anleger erreichten, so das Zahlenspiel, seien Kurssteigerungen "von 10 bis 30 Prozent" drin.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel verrät, woher die Behörde Anregungen für ihre
Ermittlungsarbeit bekommt. "Wir achten auf Vorwürfe, die in der Presse erhoben werden."
Nicht immer stecken hinter den Erfolgsnews der Jung-Stars vom neuen Markt handfeste Betrugsabsichten. Die zahlreichen
Paragrafen der Aktiengesetze bergen auch viele Fallstricke. "So mancher Chef weiß gar nicht, worauf er sich bei
Ad-hoc-Mitteilungen einlässt", vermutet ein Experte der Universität Hamburg. Die Vorschriften des Wirtschaftstrafrechts gelten als
schwammig.
Viele Anwälte blicken nicht durch
Selbst die Juristen tun sich damit bislang schwer. Viele Staatsanwälte blicken durch den Paragrafendschungel nicht durch.
Normalerweise sind Delikte im Strafgesetzbuch geregelt. Nicht aber, wenn es um Börsen und Aktien geht. Derartige Verstöße
werden nach dem Börsen- oder Wertpapierhandelsgesetz geahndet. Eine für die meisten Juristen komplizierte Materie.
Hinzu kommt, das "wichtige Beweisquellen bei Kursmanipulationen und Insidervergehen nur eine kurze Lebensdauer" haben, sagt
ein ehemaliger Ermittler. Zwar müssten Telefongespräche von Börsenhändlern drei Monate lang aufbewahrt werden: "Aber wegen
der langen Bearbeitungszeit sind die Informationen im Zweifel schon gelöscht, wenn die Kollegen kommen."
So begann auch der Prozess gegen Egbert Prior mit einer Peinlichkeit. Prior war zunächst wegen des Verdachts von
Insider-Geschäften ins Visier der Polizei geraten. Als ihm nichts nachzuweisen war, wurde er kurz darauf wegen der Manipulation
von Aktienkursen angeklagt. Dummerweise enthielt die Anklageschrift Passagen, die wörtlich aus dem ersten Verfahren
abgeschrieben waren.
Unsicherheit? Oder schlicht Bequemlichkeit? "Der Fall ist der erste seiner Art in Deutschland und die Staatsanwaltschaften
probieren aus, was geht und was nicht", sagt Priors Anwalt Felix Dörr.
Ein bekannter Strafrechts-Experte sieht wenig Chancen, dass sich das so schnell ändert: "Die Staatsanwaltschaften haben
großen Horror davor, mit ungewohnten Vorschriften umzugehen, zu denen es noch keine Grundsatzurteile gibt." Und die könnten
frühestens im Herbst die Unternehmen Gigabell, Infomatec und EM.TV liefern.
© 2001 Financial Times Deutschland
unbedingt lesen!
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www.spiegel.de
Abzocken vor dem Crash
Insider von Technologie-Firmen haben an der Nasdaq-Blase offenbar fürstlich verdient. Rechtzeitig bevor die Kurse ihrer
Unternehmen um 90 Prozent fielen, machten sie Kasse. US-Medien sprechen spöttisch vom 100-Millionen-Dollar-Club.
© DPA
New York - Der Chef eines Unternehmens weiß gewöhnlich am besten, wann er seine Aktien verkaufen sollte. Laut einer Studie
von Thomson Financial und dem "Wall Street Journal" haben mindestens 50 Gründer und Manager von Nasdaq-Firmen während
der Börsen-Euphorie im letzten Frühjahr große Anteile an ihren Unternehmen verkauft. Dabei nahmen sie jeweils mehr als 100
Millionen Dollar ein. Danach sahen sie zu, wie ihre Firmen rund 90 Prozent an Wert verloren.
So hat der 36-jährige Gründer der Internet-Beratung Scient, Eric Greenberg, zwischen Oktober 1999 und Dezember 2000 Aktien
im Wert von 225 Millionen Dollar verkauft. Die gesamte Firma ist inzwischen nur noch 130 Millionen Dollar wert.
Marc Bell, der 33-jährige Gründer der Internet-Firma Globix, verkaufte im Februar 2000 ein Drittel seiner Anteile für 129 Millionen
Dollar. Der Preis pro Aktie: 67,44 Dollar. Inzwischen ist der Kurs auf 3,25 Dollar gefallen, das Unternehmen ist damit nur noch
136 Millionen wert.
Es handele sich um eine riesige Umverteilung des Wohlstands von normalen Anlegern zu Insidern, zitiert das "Wall
Street
Journal" einen Investment-Banker. Die Insider konnten auch deshalb kaum verlieren, weil sie Aktien zum
Vorzugspreis
bekommen hatten und so selbst bei fallenden Kursen noch Gewinne realisieren konnten.
Im ersten Quartal 2000, als die Nasdaq von einem Hoch zum nächsten jagte, wurden Aktien im Wert von 18 Milliarden Dollar
verkauft, fand die Studie. Das war doppelt so viel wie der vorherige Rekord im vierten Quartal 1999.
Beim B2B-(Business-to-Business)-Marktplatz Ariba gibt es gleich sechs Mitglieder des 100-Millionen-Dollar-Clubs. Auch hier ist
der Kurs seither um 94 Prozent gefallen.
Die befragten Insider weisen jeglichen Vorwurf von sich: Es habe sich schlicht um gutes Timing gehandelt. Ariba-Sprecherin
Lauren Ames: "Niemand konnte vorhersagen, was passieren würde."
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Aus der FTD vom 6.3.2001 www.ftd.de/kursmanipulation
Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsessel
Von Nicola de Paoli, Hamburg
So viel Rummel wurde dem Amtsgericht Mainz schon lange nicht mehr zuteil. Die Haffa-Brüder traten als Zeugen auf.
Der Verhandlungssaal in ersten Stock war vollgepackt mit Neugierigen, vor dem Raum drängelten sich Dutzende von Journalisten,
die TV-Kameras und Mikrofone im Anschlag. Alle warteten sie an diesem Februarmorgen auf zwei Männer, die über Wochen
abgetaucht waren, und nun als Zeugen zwangsweise wieder auftauchen mussten: Das EM.TV-Gespann Thomas und Florian
Haffa.
Die einstigen Lichtgestalten der New Economy waren geladen, um im Fall Egbert Prior auszusagen. Der als "Börsenguru"
bekannte Wirtschaftsjournalist hatte in einem Fernsehinterview gesagt, Finanzvorstand Florian Haffa habe ihm gesteckt, man
denke bei EM.TV über gewisse Unternehmensbeteiligungen nach. Die Ermittler bewerten diese Aussage als Tatbestand der
unrechtmäßigen Kursmanipulation, Prior hingegen sah darin nur einen weiteren Beweis für seine Frohnatur. Er habe sich in dem
Interview lediglich einen kleinen Scherz erlaubt.
Jubelnews zum Absahnen
Deutschlands Richter können über derlei Witze allerdings schon seit längerem nicht mehr lachen. Seit am Neuen
Markt, der im
März 1997 gestarteten Börse für Wachstumswerte, ein Shooting-Star nach dem anderen in sich zusammenfällt, hat
die Justiz
alle Hände voll zu tun. Denn der Aktien-Hype, so stellt sich mittlerweile heraus, hat den Nährboden geschaffen für
eine neue Art
von Alltagskriminalität in Deutschland: Kursmanipulation und Anlegerbetrug.
Da werden via Ad-hoc-Meldung großartige Erfolge angekündigt, denen dann weder Taten noch Erlöse folgen. Nicht selten nutzen
Eingeweihte den Kursanstieg nach solchen Jubelmeldungen, um im großem Stil Papiere abzustoßen und kräftig abzukassieren.
"Wir stehen hier erst ganz am Anfang", sagt ein hochrangiger Experte aus dem Umfeld der Börsenaufsicht voraus. Das Problem
dabei: Sowohl Staatsanwälte als auch Ermittlungsbehörden sind mit den Aktienbetrügern noch völlig überfordert.
Fast täglich kommen die Namen neuer Unternehmen dazu. Die beiden Haffa-Brüder, vor kurzem noch im
Zeugenstand, könnten
schon bald selbst als Angeklagte vor Gericht stehen. Die Münchener Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
Insiderhandel und
Verstoß gegen das Aktiengesetz.
In der vergangenen Woche erwischte es einen weiteren Neue-Markt-Liebling von einst: die Metabox AG. Das
Internet-Unternehmen aus Hildesheim hatte im vergangenen Jahr vier Großaufträge über insgesamt 2,9 Millionen so genannte
Settop-Boxen verkündet. Mit dem TV-Zusatzgerät können die Zuschauer CDs abspielen, Filme bestellen und im Internet surfen.
Am 10. April vermeldete Metabox via Ad-hoc-Mitteilung, dass es im Rahmen einer "strategischen Allianz" eine halbe Million
Boxen verkauft habe. Der Aktienkurs verdoppelte sich. Ende Juni dann der nächste, bis dato größte Streich: Es gebe eine
Absichtserklärung mit einer dänischen Firma über 1,8 Millionen Geräte. Die Boxen wurden bis heute nicht geliefert, die
Staatsanwälte in Hannover bezweifeln die Richtigkeit der Angaben. Sie hegen den Verdacht, dass die Metabox-Manager den
Kurs vorsätzlich gepusht haben, um danach abzusahnen.
Zwei Herren sitzen wegen eines ähnlichen Verdachts bereits hinter Gitter. Die beiden Vorstands-Chefs des am Neuen Markt
notierten Software-Unternehmens Infomatec, Gerhard Harlos und Alexander Häfele, sollen den Kurs ihrer Aktien mit falschen
Ad-hoc-Mitteilungen in die Höhe getrieben und dann eigene Aktien im Wert von 56 Mio. DM verkauft haben. Besonders dreist ist
der Fall des ehemaligen Schlagersängers Daniel David, der sich aus dem Firmenvermögen seines Unternehmens Gigabell
bedient haben soll, um damit Insiderhandel zu betreiben.
Was hier zu Lande gerade erst in Mode zu kommen scheint, ist im Mutterland der Aktienkultur, den USA, längst weit verbreitet.
Das belegt die jüngste Bilanz in Sachen Kursmanipulation, die die US-Börsenaufsicht SEC in der vergangenen Woche
veröffentlicht hat: Gegen 23 Firmen wurden elf Strafverfahren eingeleitet, weil sie durch falsche Informationen ihre Aktienkurse
beeinflusst hatten. Die Werte der beteiligten Unternehmen seien durch die Tricksereien um 300 Mio. $ "aufgepumpt" worden.
Zwischen 1999 und 2000 haben sich die Börsenbetrügereien in den USA nahezu verdoppelt.
Erfundene Pressemitteilung
Darunter einige spektakuläre Fälle: So gelang es einem Studenten mit Hilfe einer erfundenen Pressemitteilung den Wert des
Softwarehauses Emulex binnen Minuten um 62 Prozent zu dezimieren. Über einen Mail-Account in seiner ehemaligen Schule
schickte er die angebliche Pressebotschaft an den Verteiler, der sie umgehend über die Nachrichten-Ticker jagte. Ein
Schulbusmechaniker aus dem Bundesstaat Kansas ergaunerte durch Gerüchte, die er in Mailing-Listen gestreut hatte, rund
70.000 $.
Die US-Behörden sind alarmiert: "Womit einst ein ganzes Netz von Brokern monatelang beschäftigt war, das schafft heute eine
Person binnen Minuten mit Hilfe des PC", warnt SEC-Direktor Richard Walker.
Die Euphorie an den Märkten machte es den Betrügern erschreckend einfach - auch in Deutschland. Vor allem bei illiquiden
Werten bedurfte es oft nur einer Handvoll Anleger, um den Kurs nach oben zu treiben.
Wie der Markt tickt
Wie der Markt tickt, hat die Staatsanwaltschaft Mainz dargelegt. Selbst wenn Informationen über ein Unternehmen nur 250.000
Anleger erreichten, so das Zahlenspiel, seien Kurssteigerungen "von 10 bis 30 Prozent" drin.
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel verrät, woher die Behörde Anregungen für ihre
Ermittlungsarbeit bekommt. "Wir achten auf Vorwürfe, die in der Presse erhoben werden."
Nicht immer stecken hinter den Erfolgsnews der Jung-Stars vom neuen Markt handfeste Betrugsabsichten. Die zahlreichen
Paragrafen der Aktiengesetze bergen auch viele Fallstricke. "So mancher Chef weiß gar nicht, worauf er sich bei
Ad-hoc-Mitteilungen einlässt", vermutet ein Experte der Universität Hamburg. Die Vorschriften des Wirtschaftstrafrechts gelten als
schwammig.
Viele Anwälte blicken nicht durch
Selbst die Juristen tun sich damit bislang schwer. Viele Staatsanwälte blicken durch den Paragrafendschungel nicht durch.
Normalerweise sind Delikte im Strafgesetzbuch geregelt. Nicht aber, wenn es um Börsen und Aktien geht. Derartige Verstöße
werden nach dem Börsen- oder Wertpapierhandelsgesetz geahndet. Eine für die meisten Juristen komplizierte Materie.
Hinzu kommt, das "wichtige Beweisquellen bei Kursmanipulationen und Insidervergehen nur eine kurze Lebensdauer" haben, sagt
ein ehemaliger Ermittler. Zwar müssten Telefongespräche von Börsenhändlern drei Monate lang aufbewahrt werden: "Aber wegen
der langen Bearbeitungszeit sind die Informationen im Zweifel schon gelöscht, wenn die Kollegen kommen."
So begann auch der Prozess gegen Egbert Prior mit einer Peinlichkeit. Prior war zunächst wegen des Verdachts von
Insider-Geschäften ins Visier der Polizei geraten. Als ihm nichts nachzuweisen war, wurde er kurz darauf wegen der Manipulation
von Aktienkursen angeklagt. Dummerweise enthielt die Anklageschrift Passagen, die wörtlich aus dem ersten Verfahren
abgeschrieben waren.
Unsicherheit? Oder schlicht Bequemlichkeit? "Der Fall ist der erste seiner Art in Deutschland und die Staatsanwaltschaften
probieren aus, was geht und was nicht", sagt Priors Anwalt Felix Dörr.
Ein bekannter Strafrechts-Experte sieht wenig Chancen, dass sich das so schnell ändert: "Die Staatsanwaltschaften haben
großen Horror davor, mit ungewohnten Vorschriften umzugehen, zu denen es noch keine Grundsatzurteile gibt." Und die könnten
frühestens im Herbst die Unternehmen Gigabell, Infomatec und EM.TV liefern.
© 2001 Financial Times Deutschland
Ich empfehle hierzu auch das Buch von Ogger
"Der Börsenschwindel"
Aber wussten wir das alles nicht schon und haben es einfach nur verdrängt in unserem Wahn?????
"Der Börsenschwindel"
Aber wussten wir das alles nicht schon und haben es einfach nur verdrängt in unserem Wahn?????
auf den punkt gebracht von:
von Gold Rainbow 24.02.01 12:39:37
Meine Erkenntnis zu den Unternehmen am Neuen Markt:
Es wird vorsätzliche Anlegertäuschung durch Umsatz u. Gewinnzahlen betrieben, die auf kurz oder lang nicht eingehalten werden
können.
Analysten u. Banken pushen die Neuen Markt Unternehmen je nach "NOTWENDIGKEIT" durch Kaufempfehlungen u. Kursziele
u. sonstigen Lügnereien um die eigenen Bestände mit bester
Perform. an den Dummen zu bringen. Der schwarze Peter wird
letztlich wieder den Unternehmen durch nichtereichen Ihrer Ziele zugeschoben, die Banken Groß u. Altaktionäre haben Ihr Geld i.
der Tasche ( Interne Vorab Infos) u. der Kleinanleger ist das letzte Glied u. darf Verluste realisieren o. lange aussitzen.
Kommen Ungereimtheiten der Neuen Markt Unternehmen mal vorher schon ans tageslicht, wird von den Unternehmen gelogen
was das Zeug hält und die Meldungen als falsch
zurückgewiesen . AUCH DISES STRAFFREI !
von Gold Rainbow 24.02.01 12:39:37
Meine Erkenntnis zu den Unternehmen am Neuen Markt:
Es wird vorsätzliche Anlegertäuschung durch Umsatz u. Gewinnzahlen betrieben, die auf kurz oder lang nicht eingehalten werden
können.
Analysten u. Banken pushen die Neuen Markt Unternehmen je nach "NOTWENDIGKEIT" durch Kaufempfehlungen u. Kursziele
u. sonstigen Lügnereien um die eigenen Bestände mit bester
Perform. an den Dummen zu bringen. Der schwarze Peter wird
letztlich wieder den Unternehmen durch nichtereichen Ihrer Ziele zugeschoben, die Banken Groß u. Altaktionäre haben Ihr Geld i.
der Tasche ( Interne Vorab Infos) u. der Kleinanleger ist das letzte Glied u. darf Verluste realisieren o. lange aussitzen.
Kommen Ungereimtheiten der Neuen Markt Unternehmen mal vorher schon ans tageslicht, wird von den Unternehmen gelogen
was das Zeug hält und die Meldungen als falsch
zurückgewiesen . AUCH DISES STRAFFREI !
Danke für den Beitrag. Ist uns natürlich allen klar. Nun warten wir auf einen neuen Anfang !!! HaHa
Nortel wegen Insidergeschäften von Aktionären verklagt
(dpa-AFX) Aktionäre der Nortel Networks Corp. haben am Bezirksgericht
zwei weitere Massenklagen eingereicht gegen den Telekomausrüster und
einige seiner Manager. Die Beklagten hätten vor Bekanntgabe von
Gewinnwarnungen Aktien des eigenen Unternehmens abgestoßen, erklärte
die Kanzlei Wolf Haldenstein Adler Freeman & Herz LLP am Freitag.
Der Vorwurf werde erhoben, dass am 19. Januar sowie am 15. Februar
Falschaussagen getroffen worden seien. Daraufhin seien Aktien im Wert
von 7 Mio. USD aus privater Hand verkauft worden. Ähnliche Vorwürfe
haben Schiffrin & Barroway LLP in einer Klage bei Gericht eingereicht.
(dpa-AFX) Aktionäre der Nortel Networks Corp. haben am Bezirksgericht
zwei weitere Massenklagen eingereicht gegen den Telekomausrüster und
einige seiner Manager. Die Beklagten hätten vor Bekanntgabe von
Gewinnwarnungen Aktien des eigenen Unternehmens abgestoßen, erklärte
die Kanzlei Wolf Haldenstein Adler Freeman & Herz LLP am Freitag.
Der Vorwurf werde erhoben, dass am 19. Januar sowie am 15. Februar
Falschaussagen getroffen worden seien. Daraufhin seien Aktien im Wert
von 7 Mio. USD aus privater Hand verkauft worden. Ähnliche Vorwürfe
haben Schiffrin & Barroway LLP in einer Klage bei Gericht eingereicht.
N E U E R M A R K T
"Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter"
Fiduka-Chef Gottfried Heller zum Neuen Markt, zum Stand der Aktienkultur in Deutschland und zur Unvermeidbarkeit weiterer
Pleiten an der Börse.
(© Teuto press)
Gottfried Heller, langjähriger Weggefährte Andre Kostolanys und gefragter Aktien-Experte
München/Hamburg - Der anstehende Rauswurf von Gigabell aus dem Neuen Markt und die drohende Auslistung von EM.TV
wegen der geplanten Zerschlagung des Medienkonzerns markiert einen neuen Tiefpunkt an der deutschen Börse. Für Gottfried
Heller, langjähriger Partner von Andre Kostolany und Chef der Münchner Fiduka Vermögensverwaltung, kam das Desaster am
Neuen Markt nicht überraschend. Er hatte bereits am 13. März 2000, exakt zum Rekordhoch des Nemax-50, vor einem Platzen
der Blase gewarnt und einen Trendwechsel vorausgesagt. Die Bilanz nach einem Jahr gibt dem Börsen-Experten recht. Der Neue
Markt, anfangs noch euphorisch gefeiert, hat sich als gigantische Kapitalvernichtungsmaschine erwiesen, die - einmal in Gang
gesetzt - offenbar kaum zu stoppen ist. "Es wurden unglaublich viele Fehler gemacht" Die Ursachen dafür sind nach Ansicht von
Gottfried Heller vor allem hausgemacht. Seine Analyse: "Es sind auf institutioneller und behördlicher Seite unglaublich viele
Fehler gemacht worden, die nun vor allem von den Kleinanlegern ausgebadet werden." Ein Beispiel: Das Emissionswesen in
Deutschland. Hier besteht nach Ansicht Hellers dringender Änderungsbedarf. "Was hier zum Teil abgelaufen ist", so Heller, "hatte
zum Teil schon kriminellen Charakter. Es wurden - eigens für den Börsengang - dubiose Firmen gegründet, die dann durch einen
Werbe-Overkill promoted wurden. Anschließend verhökerte man einen Teil des Unternehmens an die unbedarften Kleinanleger,
und alle haben gut verdient: Die Gründer, die Emissionsbanken, die beteiligten Analysten und sogenannte Börsenjournalisten, die
vorab großzügig beteiligt worden waren. Die Kleinanleger waren dabei nichts als Kanonenfutter." "Viele Regeln müssen ganz neu
überdacht werden" Eine Änderung der Verhältnisse ist nach Ansicht Hellers nur zu erreichen, wenn grundlegende Dinge neu
überdacht werden. Seine Forderung: Emissionen müssen im Vorfeld schärfer geprüft werden, die Lock-up-Frist sollte mindestens
zwei Jahre betragen, und Meldepflichten bei Verkäufen und Sanktionen bei Verstössen müssen deutlich härter werden. Dabei hat
er auch die Finanzinstitute im Visier. "Ein Unding", so Heller, "dass Banken nicht stärker in die Haftung genommen werden. Sie
tragen Mitverantwortung für viele Nemax-Pleiten, weil sie auf eine kritische Prüfung ihrer IPO-Klienten viel zu oft verzichtet haben."
"Richter und Staatsanwälte oft überfordert" Dringenden Handlungsbedarf sieht Heller zudem im Justizwesen. Sein Rat: "Der
deutsche Gesetzgeber sollte einmal nach Amerika schauen. Dort wird bei Mauscheleien deutlich härter zugelangt. Wenn man
diese Maßstäbe im Neuen Markt anlegen würde, sässe ein großer Teil der Jungs längst hinter Gittern." Eine Besserung ist nach
Einschätzung Hellers hier nur dann zu erreichen, wenn eine eigene Ausbildung für Staatsanwälte und Richter geschaffen wird.
Bisher nämlich, so seine Beobachtung, sind die deutschen Justizbehörden mit der komplizierten Materie meist total überfordert.
Ähnliches gilt nach Hellers Meinung für die Börsenaufsicht. Über die kann der Experte sich nur wundern: "Viele Manipulationen
am Neuen Markt waren so offensichtlich, dass jeder Laie sie gesehen hätte. Die Mitarbeiter der Handelsüberwachung sollten
etwas engagierter sein. Was machen die eigentlich den ganzen Tag?" Das Gespräch führte Redakteur Clemens von Frentz
"Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter"
Fiduka-Chef Gottfried Heller zum Neuen Markt, zum Stand der Aktienkultur in Deutschland und zur Unvermeidbarkeit weiterer
Pleiten an der Börse.
(© Teuto press)
Gottfried Heller, langjähriger Weggefährte Andre Kostolanys und gefragter Aktien-Experte
München/Hamburg - Der anstehende Rauswurf von Gigabell aus dem Neuen Markt und die drohende Auslistung von EM.TV
wegen der geplanten Zerschlagung des Medienkonzerns markiert einen neuen Tiefpunkt an der deutschen Börse. Für Gottfried
Heller, langjähriger Partner von Andre Kostolany und Chef der Münchner Fiduka Vermögensverwaltung, kam das Desaster am
Neuen Markt nicht überraschend. Er hatte bereits am 13. März 2000, exakt zum Rekordhoch des Nemax-50, vor einem Platzen
der Blase gewarnt und einen Trendwechsel vorausgesagt. Die Bilanz nach einem Jahr gibt dem Börsen-Experten recht. Der Neue
Markt, anfangs noch euphorisch gefeiert, hat sich als gigantische Kapitalvernichtungsmaschine erwiesen, die - einmal in Gang
gesetzt - offenbar kaum zu stoppen ist. "Es wurden unglaublich viele Fehler gemacht" Die Ursachen dafür sind nach Ansicht von
Gottfried Heller vor allem hausgemacht. Seine Analyse: "Es sind auf institutioneller und behördlicher Seite unglaublich viele
Fehler gemacht worden, die nun vor allem von den Kleinanlegern ausgebadet werden." Ein Beispiel: Das Emissionswesen in
Deutschland. Hier besteht nach Ansicht Hellers dringender Änderungsbedarf. "Was hier zum Teil abgelaufen ist", so Heller, "hatte
zum Teil schon kriminellen Charakter. Es wurden - eigens für den Börsengang - dubiose Firmen gegründet, die dann durch einen
Werbe-Overkill promoted wurden. Anschließend verhökerte man einen Teil des Unternehmens an die unbedarften Kleinanleger,
und alle haben gut verdient: Die Gründer, die Emissionsbanken, die beteiligten Analysten und sogenannte Börsenjournalisten, die
vorab großzügig beteiligt worden waren. Die Kleinanleger waren dabei nichts als Kanonenfutter." "Viele Regeln müssen ganz neu
überdacht werden" Eine Änderung der Verhältnisse ist nach Ansicht Hellers nur zu erreichen, wenn grundlegende Dinge neu
überdacht werden. Seine Forderung: Emissionen müssen im Vorfeld schärfer geprüft werden, die Lock-up-Frist sollte mindestens
zwei Jahre betragen, und Meldepflichten bei Verkäufen und Sanktionen bei Verstössen müssen deutlich härter werden. Dabei hat
er auch die Finanzinstitute im Visier. "Ein Unding", so Heller, "dass Banken nicht stärker in die Haftung genommen werden. Sie
tragen Mitverantwortung für viele Nemax-Pleiten, weil sie auf eine kritische Prüfung ihrer IPO-Klienten viel zu oft verzichtet haben."
"Richter und Staatsanwälte oft überfordert" Dringenden Handlungsbedarf sieht Heller zudem im Justizwesen. Sein Rat: "Der
deutsche Gesetzgeber sollte einmal nach Amerika schauen. Dort wird bei Mauscheleien deutlich härter zugelangt. Wenn man
diese Maßstäbe im Neuen Markt anlegen würde, sässe ein großer Teil der Jungs längst hinter Gittern." Eine Besserung ist nach
Einschätzung Hellers hier nur dann zu erreichen, wenn eine eigene Ausbildung für Staatsanwälte und Richter geschaffen wird.
Bisher nämlich, so seine Beobachtung, sind die deutschen Justizbehörden mit der komplizierten Materie meist total überfordert.
Ähnliches gilt nach Hellers Meinung für die Börsenaufsicht. Über die kann der Experte sich nur wundern: "Viele Manipulationen
am Neuen Markt waren so offensichtlich, dass jeder Laie sie gesehen hätte. Die Mitarbeiter der Handelsüberwachung sollten
etwas engagierter sein. Was machen die eigentlich den ganzen Tag?" Das Gespräch führte Redakteur Clemens von Frentz
ergänzungen? bitteschön
Fifty Corporate Insiders Bailed Out
Before the Slump and Made a Mint
By MARK MAREMONT and JOHN HECHINGER
Staff Reporters of THE WALL STREET JOURNAL
You`re kicking yourself for not bailing out of tech stocks long ago. You sat by as the price of that once-lofty dot-com just kept sliding, while your retirement kitty shrank with each downward lurch of the market. But you suspect somebody was smart enough to make a mint from the great Nasdaq bubble.
You`re right. Meet the $100 million club, an elite group of at least 50 insiders at Nasdaq companies who collected immense fortunes. They each sold more than $100 million of stock in their companies from October 1999 through the end of last year, according to an analysis by The Wall Street Journal and Thomson Financial/First Call.
In many cases, these insiders sold near the high points of stocks that have fallen 80%, 90%, even 99% from their peaks. Some companies had more than one insider who sold $100 million of stock. At one company, Scient Corp. in San Francisco, a single insider collected more money from selling shares during the period than the whole company is worth now.
It amounts to a huge transfer of wealth from ordinary investors to those on the inside, says William Braman, chief investment officer at John Hancock Funds in Boston. "The little old lady in Dubuque, Iowa, with the mutual fund in tech stocks is financing the Internet entrepreneur`s mansion on the Pacific Palisades," he says.
The lush proceeds were mostly profit. Insiders at these Nasdaq companies typically didn`t have to go out and buy stock at the market price like everybody else, because they were generously supplied with founders` stock -- virtually free -- and options exercisable at low prices. The sales period was chosen, somewhat arbitrarily, to capture the Nasdaq Composite`s final runup and then steady slide prior to this year`s blowout.
Among those with good timing was the founder of Scient, a consulting company for the Internet, which went public in 1999 at $10 per split-adjusted share and hit $133.75 the following March. During the five quarters through last December, founder Eric Greenberg, 36 years old, sold Scient stock totaling $225 million.
All of Scient now is worth just $130 million, its stock battered by softer technology spending and more competition from traditional consulting firms. At 4 p.m. Wednesday, the shares traded at $1.75. A spokesman says Mr. Greenberg sold stock for "financial diversification" and with the board`s approval. He stepped down as chairman last April but remains a director and Scient`s largest shareholder, with a 12% stake.
Then there`s Marc H. Bell, the 33-year-old chief executive of Globix Corp. He says he sold a third of his holdings for about $129 million because his wife insisted he put away money for twins they were expecting. He did most of the selling in February 2000 within a week of the stock`s peak price of $67.44.
The twins were born in April. Globix, a New York Internet company Mr. Bell founded a dozen years ago, closed Wednesday at $3.25, making the whole company worth only about $136 million.
"Who knew?" Mr. Bell says. "Everyone was talking about Nasdaq and a 20,000 Dow. I just had good timing."
Indeed, the insiders who cashed in didn`t know the Nasdaq Stock Market was going to plunge the way it has: a 64% drop in the Nasdaq Composite index from its peak on March 10, 2000. Most of them did what any shrewd person would: Take some winnings off the table.
And some insiders rode the rollercoaster up and back down, selling little or nothing. Edward "Toby" Lenk, CEO of online retailer eToys Inc., watched a paper fortune of $600 million evaporate as the company slid into bankruptcy court. He held on to almost every share.
"There were lots of people at eToys and other Internet companies who wanted to build something meaningful, not just make a quick buck," Mr. Lenk says.
Still, overall insider selling hit record levels when the market was hottest. Using a narrow measure -- just the selling of Nasdaq stocks by insiders who file as direct owners -- Thomson Financial/First Call tallied more than $18 billion of sales in the first quarter of 2000. That was more than double the previous record for a quarter, set in 1999`s final period.
The list of $100 million sellers is also narrow: It reflects only direct stock sales by insiders, along with, in certain cases, sales by trusts they control. Not counted are scores of other people who reaped similarly mammoth amounts, including many venture capitalists, or insiders at non-Nasdaq companies.
--------------------------------------------------------------------------------
Big Scores
Some insiders of Nasdaq companies who sold stock between Sept. 30, 1999, and the end of 2000.
Insider Name Title Company Amount Sold Stock decline from High
Eric Greenberg Chmn.* Scient $225 mil. 99%
Naveen Jain CEO Infospace $192 mil. 98%
Bobby Johnson CEO Foundry Networks $272 mil. 96%
Marc Bell CEO Globix $129 mil. 95%
Robert DeSantis Exec. VP Ariba $222 mil. 94%
Gururaj Deshpande Chmn. Sycamore Networks $129 mil. 94%
Henry Nicholas CEO Broadcom $509 mil. 88%
Sanjiv Sidhu CEO I2 Technologies $329 mil. 87%
Jozef Straus CEO JDS Uniphase $152 mil. 85%
Gregory Reyes CEO Brocade Comm. $360 mil. 78%
*Resigned April 2000, still a director
Data: Thomson Financial/First Call; WSJ
--------------------------------------------------------------------------------
At least a dozen Nasdaq companies hold a special distinction: Multiple insiders sold more than $100 million of stock. The companies include onetime optical-equipment darlings JDS Uniphase Corp. and Sycamore Networks Inc., Internet auctioneer eBay Inc. and software firm Oracle Corp.
One married couple, Theresa Pan and Jing Jong Pan, who founded E-Tek Dynamics Inc., together sold $513 million of their stock in the optical-components company. After they sold those shares, E-Tek was taken over by JDS Uniphase for $15 billion in stock. JDS shares have since slid 81%.
Ariba Inc. takes the prize for most members of the $100 million club: six. Stock in the provider of software for online business-to-business marketplaces soared last year amid a short-lived investor frenzy for B-to-B firms.
The six -- including Chief Executive Keith Krach and Executive Vice President Robert DeSantis -- sold more than $800 million of Ariba shares in all, at prices as high as $150. Ariba shares now trade at $10.19, down 94% from their high a year ago.
Lauren Ames, a spokeswoman for Ariba in Mountain View, Calif., says the executives sold "a small percentage" of their holdings to diversify their investments as part of systematic selling programs. Of the stock`s collapse since then, she says: "No one could have predicted what happened."
At Broadcom Corp., some shareholders are fuming about big sales by two insiders. Co-founders Henry T. Nicholas, 41, and Henry Samueli, 46, along with family trusts, sold a total of more than $1 billion of stock in the maker of communications chips in the 15-month period. Broadcom shares have fallen 88% since August.
Shareholder suits filed in federal court for the Central District of California claim that some stock sales by the two and another officer came after aggressive acquisition-related accounting had inflated financial results. The company calls the suits without merit, although Broadcom Wednesday revised its 2000 results, after consulting with outside auditors and the Securities and Exchange Commission about its accounting.
Broadcom spokesman Bill Blanning says that the stock sales by Messrs. Nicholas and Samueli "sound high, which they are," but that the two have sold stock "on a predetermined schedule regardless of the stock price" ever since Broadcom went public three years ago. He says each still has a 13% stake in the Irvine, Calif., company, so they`ve "left huge amounts of money on the table."
A few insiders cite family reasons for unloading shares, including Vivek Ranadive of Tibco Software Inc. The 43-year-old chief executive sold $173 million of stock last July to pay a divorce settlement, a company spokeswoman says.
Tibco, a Palo Alto, Calif., maker of Internet-related business software, recently said it wouldn`t meet first-quarter earnings expectations. Its stock closed Wednesday at $8.94, down from about $115 when Mr. Ranadive sold.
Some big sellers say they have so much faith in their companies they`ve gone into the open market to buy at today`s depressed levels. One is Naveen Jain, founder and chairman of Infospace Inc., a Bellevue, Wash., provider of online directories. It had a brief life as an Internet highflier but is now down 98% from its high a year ago.
Last month, Mr. Jain paid $2 million to buy 500,000 shares. But when the stock was flying high last year, he sold $192 million worth, on top of $203 million worth in 1999.
A spokeswoman for Mr. Jain, 41, says the selling was just "to diversify his portfolio, because so much of his wealth was tied up in the company."
gruss
o.
Fifty Corporate Insiders Bailed Out
Before the Slump and Made a Mint
By MARK MAREMONT and JOHN HECHINGER
Staff Reporters of THE WALL STREET JOURNAL
You`re kicking yourself for not bailing out of tech stocks long ago. You sat by as the price of that once-lofty dot-com just kept sliding, while your retirement kitty shrank with each downward lurch of the market. But you suspect somebody was smart enough to make a mint from the great Nasdaq bubble.
You`re right. Meet the $100 million club, an elite group of at least 50 insiders at Nasdaq companies who collected immense fortunes. They each sold more than $100 million of stock in their companies from October 1999 through the end of last year, according to an analysis by The Wall Street Journal and Thomson Financial/First Call.
In many cases, these insiders sold near the high points of stocks that have fallen 80%, 90%, even 99% from their peaks. Some companies had more than one insider who sold $100 million of stock. At one company, Scient Corp. in San Francisco, a single insider collected more money from selling shares during the period than the whole company is worth now.
It amounts to a huge transfer of wealth from ordinary investors to those on the inside, says William Braman, chief investment officer at John Hancock Funds in Boston. "The little old lady in Dubuque, Iowa, with the mutual fund in tech stocks is financing the Internet entrepreneur`s mansion on the Pacific Palisades," he says.
The lush proceeds were mostly profit. Insiders at these Nasdaq companies typically didn`t have to go out and buy stock at the market price like everybody else, because they were generously supplied with founders` stock -- virtually free -- and options exercisable at low prices. The sales period was chosen, somewhat arbitrarily, to capture the Nasdaq Composite`s final runup and then steady slide prior to this year`s blowout.
Among those with good timing was the founder of Scient, a consulting company for the Internet, which went public in 1999 at $10 per split-adjusted share and hit $133.75 the following March. During the five quarters through last December, founder Eric Greenberg, 36 years old, sold Scient stock totaling $225 million.
All of Scient now is worth just $130 million, its stock battered by softer technology spending and more competition from traditional consulting firms. At 4 p.m. Wednesday, the shares traded at $1.75. A spokesman says Mr. Greenberg sold stock for "financial diversification" and with the board`s approval. He stepped down as chairman last April but remains a director and Scient`s largest shareholder, with a 12% stake.
Then there`s Marc H. Bell, the 33-year-old chief executive of Globix Corp. He says he sold a third of his holdings for about $129 million because his wife insisted he put away money for twins they were expecting. He did most of the selling in February 2000 within a week of the stock`s peak price of $67.44.
The twins were born in April. Globix, a New York Internet company Mr. Bell founded a dozen years ago, closed Wednesday at $3.25, making the whole company worth only about $136 million.
"Who knew?" Mr. Bell says. "Everyone was talking about Nasdaq and a 20,000 Dow. I just had good timing."
Indeed, the insiders who cashed in didn`t know the Nasdaq Stock Market was going to plunge the way it has: a 64% drop in the Nasdaq Composite index from its peak on March 10, 2000. Most of them did what any shrewd person would: Take some winnings off the table.
And some insiders rode the rollercoaster up and back down, selling little or nothing. Edward "Toby" Lenk, CEO of online retailer eToys Inc., watched a paper fortune of $600 million evaporate as the company slid into bankruptcy court. He held on to almost every share.
"There were lots of people at eToys and other Internet companies who wanted to build something meaningful, not just make a quick buck," Mr. Lenk says.
Still, overall insider selling hit record levels when the market was hottest. Using a narrow measure -- just the selling of Nasdaq stocks by insiders who file as direct owners -- Thomson Financial/First Call tallied more than $18 billion of sales in the first quarter of 2000. That was more than double the previous record for a quarter, set in 1999`s final period.
The list of $100 million sellers is also narrow: It reflects only direct stock sales by insiders, along with, in certain cases, sales by trusts they control. Not counted are scores of other people who reaped similarly mammoth amounts, including many venture capitalists, or insiders at non-Nasdaq companies.
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Big Scores
Some insiders of Nasdaq companies who sold stock between Sept. 30, 1999, and the end of 2000.
Insider Name Title Company Amount Sold Stock decline from High
Eric Greenberg Chmn.* Scient $225 mil. 99%
Naveen Jain CEO Infospace $192 mil. 98%
Bobby Johnson CEO Foundry Networks $272 mil. 96%
Marc Bell CEO Globix $129 mil. 95%
Robert DeSantis Exec. VP Ariba $222 mil. 94%
Gururaj Deshpande Chmn. Sycamore Networks $129 mil. 94%
Henry Nicholas CEO Broadcom $509 mil. 88%
Sanjiv Sidhu CEO I2 Technologies $329 mil. 87%
Jozef Straus CEO JDS Uniphase $152 mil. 85%
Gregory Reyes CEO Brocade Comm. $360 mil. 78%
*Resigned April 2000, still a director
Data: Thomson Financial/First Call; WSJ
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At least a dozen Nasdaq companies hold a special distinction: Multiple insiders sold more than $100 million of stock. The companies include onetime optical-equipment darlings JDS Uniphase Corp. and Sycamore Networks Inc., Internet auctioneer eBay Inc. and software firm Oracle Corp.
One married couple, Theresa Pan and Jing Jong Pan, who founded E-Tek Dynamics Inc., together sold $513 million of their stock in the optical-components company. After they sold those shares, E-Tek was taken over by JDS Uniphase for $15 billion in stock. JDS shares have since slid 81%.
Ariba Inc. takes the prize for most members of the $100 million club: six. Stock in the provider of software for online business-to-business marketplaces soared last year amid a short-lived investor frenzy for B-to-B firms.
The six -- including Chief Executive Keith Krach and Executive Vice President Robert DeSantis -- sold more than $800 million of Ariba shares in all, at prices as high as $150. Ariba shares now trade at $10.19, down 94% from their high a year ago.
Lauren Ames, a spokeswoman for Ariba in Mountain View, Calif., says the executives sold "a small percentage" of their holdings to diversify their investments as part of systematic selling programs. Of the stock`s collapse since then, she says: "No one could have predicted what happened."
At Broadcom Corp., some shareholders are fuming about big sales by two insiders. Co-founders Henry T. Nicholas, 41, and Henry Samueli, 46, along with family trusts, sold a total of more than $1 billion of stock in the maker of communications chips in the 15-month period. Broadcom shares have fallen 88% since August.
Shareholder suits filed in federal court for the Central District of California claim that some stock sales by the two and another officer came after aggressive acquisition-related accounting had inflated financial results. The company calls the suits without merit, although Broadcom Wednesday revised its 2000 results, after consulting with outside auditors and the Securities and Exchange Commission about its accounting.
Broadcom spokesman Bill Blanning says that the stock sales by Messrs. Nicholas and Samueli "sound high, which they are," but that the two have sold stock "on a predetermined schedule regardless of the stock price" ever since Broadcom went public three years ago. He says each still has a 13% stake in the Irvine, Calif., company, so they`ve "left huge amounts of money on the table."
A few insiders cite family reasons for unloading shares, including Vivek Ranadive of Tibco Software Inc. The 43-year-old chief executive sold $173 million of stock last July to pay a divorce settlement, a company spokeswoman says.
Tibco, a Palo Alto, Calif., maker of Internet-related business software, recently said it wouldn`t meet first-quarter earnings expectations. Its stock closed Wednesday at $8.94, down from about $115 when Mr. Ranadive sold.
Some big sellers say they have so much faith in their companies they`ve gone into the open market to buy at today`s depressed levels. One is Naveen Jain, founder and chairman of Infospace Inc., a Bellevue, Wash., provider of online directories. It had a brief life as an Internet highflier but is now down 98% from its high a year ago.
Last month, Mr. Jain paid $2 million to buy 500,000 shares. But when the stock was flying high last year, he sold $192 million worth, on top of $203 million worth in 1999.
A spokeswoman for Mr. Jain, 41, says the selling was just "to diversify his portfolio, because so much of his wealth was tied up in the company."
gruss
o.
Aktien-Betrug über das Internet erreicht Volumen von 300 Millionen
Die amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission
(SEC), hat am Donnerstag bekannt gegeben, in 23 Fällen eine Anklage
wegen Aktienbetrugs mittels des Internet erhoben zu haben. Den
betroffenen Unternehmen und Einzelpersonen wird vorgeworfen, mittels
falscher Informationen den Marktwert von Aktien im Wert von insgesamt
300 Millionen Dollar erhöht sowie Kapital in Höhe von 2,5 Millionen Dollar
von Investoren ergaunert zu haben. Dazu sollen sie sich Spams,
Newsletter, Messageboards und Webseiten zunutze gemacht haben.
"Die aktuellen Fälle sind eine ernüchternde Erinnerung für Investoren, dass
im Internet keine klar definierte Grenze zwischen vertrauenswürdigen und
unzuverlässigen Informationen existiert", so der zuständige Direktor für
Straffvollzug der SEC, Richard H. Walker.Als häufigste Form des Betruges
hat die Behörde die falschen Ankündigungen von geplanten Börsengängen
ausgemacht. So soll der Online-Händler Childwhite Enterprises, eine
inzwischen schon nicht mehr bestehende Firma aus Texas, mittels Spam
einen bevorstehenden Börsengang angekündigt und mit Verkaufszahlen in
Höhe von 1 Milliarde Dollar geworben haben. In Wirklichkeit hätte
Childwhite weder eine Genehmigung für einen IPO erhalten, noch hätte das
Unternehmen über Büroräume oder Produkte verfügt. Das Geld der
Investoren wäre nach Aussage der Börsenaufseher stattdessen in Casinos
und Nachtclubs geflossen.
Die SEC warnte die Öffentlichkeit deshalb vor Angeboten, die nicht von
unabhängigen Quelle verifiziert worden wären. Außerdem riet sie
Online-Tradern davon ab, auf die Tips von Aktienhändlern zu hören, ohne
die betreffende Company selbst unter die Lupe genommen zu
haben.Ingesamt erhöht sich die Zahl der SEC-Anklagen mit Bezug auf das
Internet damit auf über 200. Davon wurden 100 Anklagen allein in den
letzten 14 Monaten erhoben.
Die amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission
(SEC), hat am Donnerstag bekannt gegeben, in 23 Fällen eine Anklage
wegen Aktienbetrugs mittels des Internet erhoben zu haben. Den
betroffenen Unternehmen und Einzelpersonen wird vorgeworfen, mittels
falscher Informationen den Marktwert von Aktien im Wert von insgesamt
300 Millionen Dollar erhöht sowie Kapital in Höhe von 2,5 Millionen Dollar
von Investoren ergaunert zu haben. Dazu sollen sie sich Spams,
Newsletter, Messageboards und Webseiten zunutze gemacht haben.
"Die aktuellen Fälle sind eine ernüchternde Erinnerung für Investoren, dass
im Internet keine klar definierte Grenze zwischen vertrauenswürdigen und
unzuverlässigen Informationen existiert", so der zuständige Direktor für
Straffvollzug der SEC, Richard H. Walker.Als häufigste Form des Betruges
hat die Behörde die falschen Ankündigungen von geplanten Börsengängen
ausgemacht. So soll der Online-Händler Childwhite Enterprises, eine
inzwischen schon nicht mehr bestehende Firma aus Texas, mittels Spam
einen bevorstehenden Börsengang angekündigt und mit Verkaufszahlen in
Höhe von 1 Milliarde Dollar geworben haben. In Wirklichkeit hätte
Childwhite weder eine Genehmigung für einen IPO erhalten, noch hätte das
Unternehmen über Büroräume oder Produkte verfügt. Das Geld der
Investoren wäre nach Aussage der Börsenaufseher stattdessen in Casinos
und Nachtclubs geflossen.
Die SEC warnte die Öffentlichkeit deshalb vor Angeboten, die nicht von
unabhängigen Quelle verifiziert worden wären. Außerdem riet sie
Online-Tradern davon ab, auf die Tips von Aktienhändlern zu hören, ohne
die betreffende Company selbst unter die Lupe genommen zu
haben.Ingesamt erhöht sich die Zahl der SEC-Anklagen mit Bezug auf das
Internet damit auf über 200. Davon wurden 100 Anklagen allein in den
letzten 14 Monaten erhoben.
Auf die geschundene Wachstumsbörse rollt eine weitere Welle von Aktienverkäufen zu. Denn
bevor Manager und Beteiligungsgesellschaften demnächst ihre Veräußerungen publik machen
müssen, suchen sie noch schnell und diskret Abnehmer.
Die Anbahnung des Geschäfts spielt sich hinter verschlossenen Türen ab. Nichts durchsickern
lassen, unauffällig die nötigen Kontakte knüpfen, kurz über die Konditionen feilschen – und
dann rasch und heimlich handeln.
Am Neuen Markt begeben sich in diesen Wochen viele Verkäufer auf die Pirsch. Sie suchen
potente Investoren, die ihnen eine heiße Ware der besonderen Art abnehmen: Aktienpakete, die
auf der einen Seite dringend weg müssen, weil der Besitzer sonst kaum noch eine Chance
sieht, sie günstig abzustoßen. Und die auf der anderen Seite nicht an der Börse zu verkaufen
sind, weil große Stückzahlen bei vielen Titeln nicht ohne Kurssturz abgesetzt werden können.
„Umplatzierungen von Aktienpaketen nehmen stark zu„, bestätigt Hendrik Wolff, Vorstand der
Stuttgarter Wolff & Häcker Finanzconsulting. Vor allem Vorstände, Aufsichtsräte und
Beteiligungsgesellschaften (Venture-Capital-Geber) wollen in den nächsten beiden Wochen
Anteile loswerden – zu fast jedem Preis.
Die Zeit drängt, zwei neue Vorschriften treiben die Großaktionäre am Neuen Markt zur Eile:
• Vom März 2001 an müssen sie ihre Anteilsverkäufe nachträglich veröffentlichen. Zusätzlich
muss jeder Vorstand und Aufsichtsrat in den Quartalsberichten und im Jahresabschluss
angeben, wie viele Aktien er aktuell hält. Diese Regelung ist zwar immer noch wesentlich
lockerer als vergleichbare Vorschriften in den USA. Dort müssen Insider geplante Verkäufe
vorab melden. Am Neuen Markt hingegen können sie die Meldung bis zu drei Tage nach
Abschluss der Transaktion hinauszögern. Trotzdem fürchten Vorstände und Aufsichtsräte die
neue Regel: Auf die außenstehenden Aktionäre macht es meist einen miserablen Eindruck,
wenn die besten Kenner des Unternehmens Aktien abgeben. Tenor: Wenn selbst die Manager
verkaufen, muss irgend etwas faul sein. Dann steigen auch die Privatanleger aus. So löst sich
bisweilen eine Kurslawine. Insbesondere wenn Führungskräfte wie zuletzt bei Concept,
Sanochemia oder Metabox das Weite suchen, stehen möglicherweise Aktienpakete zur
Disposition. So hatten sich ehemalige Vorstandsmitglieder von DataDesign nach ihrem
Abschied aus dem Unternehmen schnell von ihren Beständen getrennt – Abnehmer waren
unter anderem Investmentfonds.
• Zudem bleibt von Januar 2002 an der Verkauf von im Privatvermögen gehaltenen
Aktienpaketen nach einem Jahr nur noch dann steuerfrei, wenn der Aktionär weniger als ein
Prozent am Unternehmen besitzt. Im Moment liegt die Grenze der steuerpflichtigen
„wesentlichen Beteiligung„, wie es im Gesetz heißt, noch bei zehn Prozent. Dieses Problem
trifft nicht nur Unternehmer, sondern auch Privatleute, die sehr früh in
New-Economy-Unternehmen eingestiegen sind, zum Beispiel über eine
Venture-Capital-Beteiligung. Auch sie versuchen nun mit allen Mitteln, ihren Anteil unter die
Ein-Prozent-Grenze zu drücken.
Überraschende Einbrüche. Diese Verkaufswelle könnte in den kommenden Wochen für
überraschende Einbrüche bei zahlreichen Werten am Neuen Markt sorgen. Den ohnehin
gebeutelten Privataktionären drohen dann Kursverluste auch ohne Gewinnwarnungen ihres
Unternehmens und ohne schwache Tagesvorgaben vom US-Vorbild des Neuen Marktes, der
High-Tech-Börse Nasdaq.
Besonders begehrt bei den verkaufswilligen Altaktionären sind derzeit Fondsmanager, die
bereits Aktien der jeweiligen Gesellschaft im verwalteten Bestand haben. Nahezu täglich rufen
bei ihnen Broker an und bieten die Aufstockung ihrer Pakete an. „Es gibt massenhaft Anfragen.
Wir könnten Aktien haben ohne Ende„, sagt der Manager eines Frankfurter Small-Cap-Fonds.
Die Broker rufen im Auftrag von Großaktionären an, die ihre Pakete möglichst geräuschlos in
den Markt geben wollen. Als Makler dienen entweder Investmentbanker oder
Beteiligungsgesellschaften mit guten Kontakten zu Investmentfonds und strategischen
Investoren. Aktienverkäufe über die Börse sind angesichts schwacher Umsätze und der immer
noch miesen Stimmung am Neuen Markt kaum möglich. Der Crash der Technologiewerte und die
neuen Vorschriften werfen die Pläne vieler Unternehmer und Risikokapitalgeber über den
Haufen. Sie wollten sich eigentlich nach Ende ihrer Sperrfristen Schritt für Schritt von Anteilen
trennen. Das wird jetzt schwierig.
Um überhaupt noch Fondsmanager für größere Anteilsbestände zu erwärmen, räumen viele
Altaktionäre den Interessenten Vorzugskonditionen ein. Denn die Fondsmanager sind aus
Erfahrung vorsichtig geworden und kalkulieren starke Kursrückgänge ein. Rabatte von 30
Prozent und mehr auf den aktuellen Börsenkurs sind keine Seltenheit.
Abschlag ausgleichen. Freiwillig ausbooten lassen sich viele Vorstände allerdings nicht. Sie
sacken nicht nur die Millionenbeträge nach dem Verkauf ein, sondern profitieren auch von einer
möglichen positiven Entwicklung des Aktienkurses: „Meist werden mit der Verkaufstransaktion
Besserungsscheine ausgestellt„, erläutert ein erfahrener Beteiligungsmanager. Diese Papiere
verpflichten die Fondsmanager gegenüber den Vorständen, bei steigenden Kursen einen Teil
des vorherigen Abschlages auf das Aktienpaket auszugleichen.
Trotz Rabatten beißen die abgabewilligen Aktionäre bei vielen Fonds auf Granit. Börsianer
berichten, dass IPC Archtec, deren Lock-up-Periode Anfang März ausläuft, Aktien platzieren
wollte. Jetzt scheinen die Vorstände aus der Not eine Tugend zu machen: In der vergangenen
Woche verkündeten die beiden Altaktionäre Hermann Krassler und Christian Forstmaier, die
jeweils 32,5 Prozent der Anteile des Elektronikvermarkters halten, sie verlängerten ihre
Lock-up-Frist um ein Jahr bis zum März 2002.
Und auch das ist nur die halbe Wahrheit. Was nicht in der Ad-hoc-Mitteilung stand: Krassler
und Forstmaier halten weitere fünf Prozent des Unternehmens in einer „Forstmaier-Krassler
GbR„. Diese Anteile sind von der jetzt verkündeten Verkaufssperre ausgenommen. In einer
Umfrage der WirtschaftsWoche unter den Unternehmen des Neuen Markts beteuerte
IPC-Archtec-Finanzchef Reinhard Oppowa allerdings, dass keine Aktienplatzierungen geplant
seien.
Dieselbe Antwort gab auch ein Singulus-Sprecher. Auch bei diesem Unternehmen kursieren
Gerüchte über eine bevorstehende Umplatzierung. Fragen nach bereits abgeschlossenen
Deals beantwortet Singulus kryptisch mit „nicht bekannt„.
Verkauf zur Unzeit. Nicht alle Unternehmen am Neuen Markt haben die Geheimniskrämerei zum
Geschäftsprinzip erhoben. Dazu besteht auch kein Grund: Weder Privataktionäre noch
Institutionelle verwehren den Firmengründern das Recht, bisweilen Aktien abzustoßen und so
die Früchte der Arbeit einzufahren – sofern der Umfang der Transaktionen keinem Ausverkauf
gleichkommt oder – wie bei EM.TV-Chef Thomas Haffa – gegen vorherige Zusicherungen
verstößt. Bei Bäurer etwa wollen Altaktionäre 100000 bis 150000 Aktien verkaufen.
„Vermögensdifferenzierung„, sprich ein wenig Kasse machen, ist hier der Grund. Bei Das Werk
platzierte die Dresdner Bank im Oktober 2000 zwei Altaktionärstranchen über 125000 Aktien an
Fondsgesellschaften um, ohne ein Kursdesaster auszulösen.
ADS System wiederum verhandelt gerade mit institutionellen Anlegern, die knapp zwei Prozent
des Kapitals übernehmen sollen. So wollen drei ADS-Altaktionäre Kredite ablösen, mit denen
sie eine Kapitalerhöhung finanziert hatten.
Ungewöhnlich offen beantwortete auch Helkon Media die Frage nach bevorstehenden Deals:
Zwei Millionen Aktien aus dem Besitz des tödlich verunglückten Vorstandschefs Werner
Koenig sollen bei Fonds platziert werden. Helkon hatte dies auch öffentlich angekündigt.
Da trifft es sich gut, dass Helkon bei einer Studie des Saarbrücker
Betriebswirtschaftsprofessor Karlheinz Küting über Berichterstattung von Medienunternehmen
als Sieger hervorging. Helkon nutzte die professorale Adelung ausgiebig als Werbeargument
für die eigene Aktie. Dass der scheinbar unabhängige Hochschullehrer von Helkon Honorare
für die Beratung des Unternehmens kassiert, rückten die Münchner in ihrer Darstellung freilich
in den Hintergrund.
Auf der Hut sein sollten auch Aktionäre von GPC Biotech. Deren Altaktionäre stoppten im
Dezember den geplanten Verkauf von zwei Millionen Aktien – angeblich war ihnen der Kurs zu
niedrig. Seitdem drückt der nur aufgeschobene Verkauf auf den Wert des Papiers.
Allerdings zeichnet sich eine verdächtige Lösung des Problems ab: Ende Januar
veröffentlichten die Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch zum Teil euphorische
Kaufstudien. Das Muster „Studie, Platzierung, Absturz„ ist bekannt: Auch bei Dialog
Semiconductor kamen zunächst begeisterte Kaufstudien von Goldman Sachs und Morgan
Stanley (WirtschaftsWoche 17/2000) auf den Markt. Wenig später startete die Umplatzierung.
Mit Gewinn abstoßen. Der Kurs einer Aktie leidet nicht immer unter den
Eigentümerverschiebungen. Gerade die Abgaben der Venture-Capital-Gesellschaften
(VC-Gesellschaften) toleriert der Markt. Schließlich ist es deren Lebenszweck, sich vor dem
Börsengang an Unternehmen zu beteiligen und die Pakete nach erfolgreichem Start auf dem
Parkett mit Gewinn abzustoßen. VC-Gesellschaften gelten daher von vorneherein als
Durchgangsstation für Aktien. So verabschiedete sich bei Rösch Medizintechnik im
vergangenen Herbst die Equidyne Corporation von ihrem knapp 20-prozentigem Anteil, den die
Investmentbank Schroder Salomon Smith Barney bei großen institutionellen Fonds plazierte. Der
Rösch-Kurs litt nicht darunter. Auch beim Neuer-Markt-Highflyer Aixtron gab ein
Venture-Finanzierer 3,2 Millionen Aktien an Fonds weiter.
Nicht immer gelingt den VC-Gesellschaften der Ausstieg so mühelos. Wegen der unsicheren
Stimmung am Neuen Markt sollen die ersten Risikofinanzierer bereits ihr Vorgehen dramatisch
geändert haben: Statt die Aktien aus der Beteiligung zu verkaufen und die Gewinne an die
eigenen Gesellschafter und Anleger auszuschütten, haben sie denen die Aktien selbst ins
Depot gelegt. So soll jeder Anleger der VC-Gesellschaft die Papiere auf eigene Rechnung
verkaufen.
Gerüchte über bevorstehende Anteilsabgaben machen auch bei den Internetagenturen ID
Media und Feedback die Runde. ID Media zog es vor, auf die Frage der WirtschaftsWoche nach
bevorstehenden Deals nicht zu antworten. Feedback verneinte eine laufende oder anstehende
Umplatzierung. Marktbeobachter spekulieren, dass die Unternehmen Aktien einsetzen, um
Beteiligungen zu erwerben oder Kooperationen zu untermauern.
Ähnliches ist auch von Hunzinger Information zu erwarten: Vorstandschef Moritz Hunzinger
kündigt eine Umplatzierung mit dem Ziel „Internationalisierung„ an. Er geht sogar einen Schritt
weiter: „Wenn es sich für uns rechnet, ziehen wir uns vielleicht komplett von der Börse
zurück.„ Vor 2002 sei das allerdings noch kein Thema. Seit einiger Zeit streut der PR-Profi,
dass er sich mit der britischen Agentur Chime Communications verbinden wolle.
Fusionen und Übernahmen. Umplatzierungen für Firmenübernahmen, oft eingefädelt von
Risikokapitalgebern, die noch aus der Zeit vor dem Börsengang auf dicken Beteiligungspaketen
sitzen, liegen im Trend. „Weil es am Neuen Markt nicht mehr läuft, konzentrieren sich viele auf
Fusionen und Übernahmen„, hat Berater Wolff beobachtet.
Diese Transaktionen sind Aktionären zwar leichter zu vermitteln als der plumpe Verkauf der
Aktien an Fonds oder gar in den Markt. Aber sie sind auch nicht ohne Risiko. Die Gefahr bleibt,
dass die neuen Anteilseigner ihre Aktien ohne Rücksicht auf den Kurs und die öffentliche
Meinung auf den Markt werfen. Die Aktionäre von EM.TV können ein Lied davon singen: Die
Verkäufer der EM.TV-Akquisitionen Formel 1 und Henson-Group trennten sich so rasch wie
möglich von ihren eingetauschten Aktien. So trugen sie zum dramatischen Kursverfall des
angeschlagenen Zeichentrickriesen bei.
Wenn die Großaktionäre ihre Anteile weder bei Fonds noch zugekauften Tochterfirmen
loswerden, bleibt noch ein letzter Trick, um Aktien vor dem 1. März aus der Liste der eigenen
Anteile verschwinden zu lassen. Die Papiere werden einfach auf Ehegatten oder Kinder
überschrieben. „Wir werden in Zukunft aktienarme Vorstände und Aufsichtsräte, aber
aktienreiche Ehefrauen und Kinder erleben„, spottet Cord Gebhardt von der Zulassungsstelle
der Deutschen Börse in Frankfurt.
Ungeschoren werden die meisten Verschiebekünstler trotz des Tricks nicht davonkommen. Im
Emissionsprospekt mussten alle Unternehmen den Anteilsbesitz ihrer Großaktionäre
veröffentlichen. Wenn Vorstände auf einmal deutlich weniger Aktien halten als zum Zeitpunkt
der Emission, können sie sich auf unangenehme Fragen gefasst machen. „Wer jetzt unter der
Hand Aktien an Verwandte verschiebt, muss damit rechnen, dass es publik wird„, heißt es
warnend vonseiten der Börse.
KAI PETER RATH/HAUKE REIMER/CHRISTOF SCHÜRMANN
bevor Manager und Beteiligungsgesellschaften demnächst ihre Veräußerungen publik machen
müssen, suchen sie noch schnell und diskret Abnehmer.
Die Anbahnung des Geschäfts spielt sich hinter verschlossenen Türen ab. Nichts durchsickern
lassen, unauffällig die nötigen Kontakte knüpfen, kurz über die Konditionen feilschen – und
dann rasch und heimlich handeln.
Am Neuen Markt begeben sich in diesen Wochen viele Verkäufer auf die Pirsch. Sie suchen
potente Investoren, die ihnen eine heiße Ware der besonderen Art abnehmen: Aktienpakete, die
auf der einen Seite dringend weg müssen, weil der Besitzer sonst kaum noch eine Chance
sieht, sie günstig abzustoßen. Und die auf der anderen Seite nicht an der Börse zu verkaufen
sind, weil große Stückzahlen bei vielen Titeln nicht ohne Kurssturz abgesetzt werden können.
„Umplatzierungen von Aktienpaketen nehmen stark zu„, bestätigt Hendrik Wolff, Vorstand der
Stuttgarter Wolff & Häcker Finanzconsulting. Vor allem Vorstände, Aufsichtsräte und
Beteiligungsgesellschaften (Venture-Capital-Geber) wollen in den nächsten beiden Wochen
Anteile loswerden – zu fast jedem Preis.
Die Zeit drängt, zwei neue Vorschriften treiben die Großaktionäre am Neuen Markt zur Eile:
• Vom März 2001 an müssen sie ihre Anteilsverkäufe nachträglich veröffentlichen. Zusätzlich
muss jeder Vorstand und Aufsichtsrat in den Quartalsberichten und im Jahresabschluss
angeben, wie viele Aktien er aktuell hält. Diese Regelung ist zwar immer noch wesentlich
lockerer als vergleichbare Vorschriften in den USA. Dort müssen Insider geplante Verkäufe
vorab melden. Am Neuen Markt hingegen können sie die Meldung bis zu drei Tage nach
Abschluss der Transaktion hinauszögern. Trotzdem fürchten Vorstände und Aufsichtsräte die
neue Regel: Auf die außenstehenden Aktionäre macht es meist einen miserablen Eindruck,
wenn die besten Kenner des Unternehmens Aktien abgeben. Tenor: Wenn selbst die Manager
verkaufen, muss irgend etwas faul sein. Dann steigen auch die Privatanleger aus. So löst sich
bisweilen eine Kurslawine. Insbesondere wenn Führungskräfte wie zuletzt bei Concept,
Sanochemia oder Metabox das Weite suchen, stehen möglicherweise Aktienpakete zur
Disposition. So hatten sich ehemalige Vorstandsmitglieder von DataDesign nach ihrem
Abschied aus dem Unternehmen schnell von ihren Beständen getrennt – Abnehmer waren
unter anderem Investmentfonds.
• Zudem bleibt von Januar 2002 an der Verkauf von im Privatvermögen gehaltenen
Aktienpaketen nach einem Jahr nur noch dann steuerfrei, wenn der Aktionär weniger als ein
Prozent am Unternehmen besitzt. Im Moment liegt die Grenze der steuerpflichtigen
„wesentlichen Beteiligung„, wie es im Gesetz heißt, noch bei zehn Prozent. Dieses Problem
trifft nicht nur Unternehmer, sondern auch Privatleute, die sehr früh in
New-Economy-Unternehmen eingestiegen sind, zum Beispiel über eine
Venture-Capital-Beteiligung. Auch sie versuchen nun mit allen Mitteln, ihren Anteil unter die
Ein-Prozent-Grenze zu drücken.
Überraschende Einbrüche. Diese Verkaufswelle könnte in den kommenden Wochen für
überraschende Einbrüche bei zahlreichen Werten am Neuen Markt sorgen. Den ohnehin
gebeutelten Privataktionären drohen dann Kursverluste auch ohne Gewinnwarnungen ihres
Unternehmens und ohne schwache Tagesvorgaben vom US-Vorbild des Neuen Marktes, der
High-Tech-Börse Nasdaq.
Besonders begehrt bei den verkaufswilligen Altaktionären sind derzeit Fondsmanager, die
bereits Aktien der jeweiligen Gesellschaft im verwalteten Bestand haben. Nahezu täglich rufen
bei ihnen Broker an und bieten die Aufstockung ihrer Pakete an. „Es gibt massenhaft Anfragen.
Wir könnten Aktien haben ohne Ende„, sagt der Manager eines Frankfurter Small-Cap-Fonds.
Die Broker rufen im Auftrag von Großaktionären an, die ihre Pakete möglichst geräuschlos in
den Markt geben wollen. Als Makler dienen entweder Investmentbanker oder
Beteiligungsgesellschaften mit guten Kontakten zu Investmentfonds und strategischen
Investoren. Aktienverkäufe über die Börse sind angesichts schwacher Umsätze und der immer
noch miesen Stimmung am Neuen Markt kaum möglich. Der Crash der Technologiewerte und die
neuen Vorschriften werfen die Pläne vieler Unternehmer und Risikokapitalgeber über den
Haufen. Sie wollten sich eigentlich nach Ende ihrer Sperrfristen Schritt für Schritt von Anteilen
trennen. Das wird jetzt schwierig.
Um überhaupt noch Fondsmanager für größere Anteilsbestände zu erwärmen, räumen viele
Altaktionäre den Interessenten Vorzugskonditionen ein. Denn die Fondsmanager sind aus
Erfahrung vorsichtig geworden und kalkulieren starke Kursrückgänge ein. Rabatte von 30
Prozent und mehr auf den aktuellen Börsenkurs sind keine Seltenheit.
Abschlag ausgleichen. Freiwillig ausbooten lassen sich viele Vorstände allerdings nicht. Sie
sacken nicht nur die Millionenbeträge nach dem Verkauf ein, sondern profitieren auch von einer
möglichen positiven Entwicklung des Aktienkurses: „Meist werden mit der Verkaufstransaktion
Besserungsscheine ausgestellt„, erläutert ein erfahrener Beteiligungsmanager. Diese Papiere
verpflichten die Fondsmanager gegenüber den Vorständen, bei steigenden Kursen einen Teil
des vorherigen Abschlages auf das Aktienpaket auszugleichen.
Trotz Rabatten beißen die abgabewilligen Aktionäre bei vielen Fonds auf Granit. Börsianer
berichten, dass IPC Archtec, deren Lock-up-Periode Anfang März ausläuft, Aktien platzieren
wollte. Jetzt scheinen die Vorstände aus der Not eine Tugend zu machen: In der vergangenen
Woche verkündeten die beiden Altaktionäre Hermann Krassler und Christian Forstmaier, die
jeweils 32,5 Prozent der Anteile des Elektronikvermarkters halten, sie verlängerten ihre
Lock-up-Frist um ein Jahr bis zum März 2002.
Und auch das ist nur die halbe Wahrheit. Was nicht in der Ad-hoc-Mitteilung stand: Krassler
und Forstmaier halten weitere fünf Prozent des Unternehmens in einer „Forstmaier-Krassler
GbR„. Diese Anteile sind von der jetzt verkündeten Verkaufssperre ausgenommen. In einer
Umfrage der WirtschaftsWoche unter den Unternehmen des Neuen Markts beteuerte
IPC-Archtec-Finanzchef Reinhard Oppowa allerdings, dass keine Aktienplatzierungen geplant
seien.
Dieselbe Antwort gab auch ein Singulus-Sprecher. Auch bei diesem Unternehmen kursieren
Gerüchte über eine bevorstehende Umplatzierung. Fragen nach bereits abgeschlossenen
Deals beantwortet Singulus kryptisch mit „nicht bekannt„.
Verkauf zur Unzeit. Nicht alle Unternehmen am Neuen Markt haben die Geheimniskrämerei zum
Geschäftsprinzip erhoben. Dazu besteht auch kein Grund: Weder Privataktionäre noch
Institutionelle verwehren den Firmengründern das Recht, bisweilen Aktien abzustoßen und so
die Früchte der Arbeit einzufahren – sofern der Umfang der Transaktionen keinem Ausverkauf
gleichkommt oder – wie bei EM.TV-Chef Thomas Haffa – gegen vorherige Zusicherungen
verstößt. Bei Bäurer etwa wollen Altaktionäre 100000 bis 150000 Aktien verkaufen.
„Vermögensdifferenzierung„, sprich ein wenig Kasse machen, ist hier der Grund. Bei Das Werk
platzierte die Dresdner Bank im Oktober 2000 zwei Altaktionärstranchen über 125000 Aktien an
Fondsgesellschaften um, ohne ein Kursdesaster auszulösen.
ADS System wiederum verhandelt gerade mit institutionellen Anlegern, die knapp zwei Prozent
des Kapitals übernehmen sollen. So wollen drei ADS-Altaktionäre Kredite ablösen, mit denen
sie eine Kapitalerhöhung finanziert hatten.
Ungewöhnlich offen beantwortete auch Helkon Media die Frage nach bevorstehenden Deals:
Zwei Millionen Aktien aus dem Besitz des tödlich verunglückten Vorstandschefs Werner
Koenig sollen bei Fonds platziert werden. Helkon hatte dies auch öffentlich angekündigt.
Da trifft es sich gut, dass Helkon bei einer Studie des Saarbrücker
Betriebswirtschaftsprofessor Karlheinz Küting über Berichterstattung von Medienunternehmen
als Sieger hervorging. Helkon nutzte die professorale Adelung ausgiebig als Werbeargument
für die eigene Aktie. Dass der scheinbar unabhängige Hochschullehrer von Helkon Honorare
für die Beratung des Unternehmens kassiert, rückten die Münchner in ihrer Darstellung freilich
in den Hintergrund.
Auf der Hut sein sollten auch Aktionäre von GPC Biotech. Deren Altaktionäre stoppten im
Dezember den geplanten Verkauf von zwei Millionen Aktien – angeblich war ihnen der Kurs zu
niedrig. Seitdem drückt der nur aufgeschobene Verkauf auf den Wert des Papiers.
Allerdings zeichnet sich eine verdächtige Lösung des Problems ab: Ende Januar
veröffentlichten die Investmentbanken Goldman Sachs und Merrill Lynch zum Teil euphorische
Kaufstudien. Das Muster „Studie, Platzierung, Absturz„ ist bekannt: Auch bei Dialog
Semiconductor kamen zunächst begeisterte Kaufstudien von Goldman Sachs und Morgan
Stanley (WirtschaftsWoche 17/2000) auf den Markt. Wenig später startete die Umplatzierung.
Mit Gewinn abstoßen. Der Kurs einer Aktie leidet nicht immer unter den
Eigentümerverschiebungen. Gerade die Abgaben der Venture-Capital-Gesellschaften
(VC-Gesellschaften) toleriert der Markt. Schließlich ist es deren Lebenszweck, sich vor dem
Börsengang an Unternehmen zu beteiligen und die Pakete nach erfolgreichem Start auf dem
Parkett mit Gewinn abzustoßen. VC-Gesellschaften gelten daher von vorneherein als
Durchgangsstation für Aktien. So verabschiedete sich bei Rösch Medizintechnik im
vergangenen Herbst die Equidyne Corporation von ihrem knapp 20-prozentigem Anteil, den die
Investmentbank Schroder Salomon Smith Barney bei großen institutionellen Fonds plazierte. Der
Rösch-Kurs litt nicht darunter. Auch beim Neuer-Markt-Highflyer Aixtron gab ein
Venture-Finanzierer 3,2 Millionen Aktien an Fonds weiter.
Nicht immer gelingt den VC-Gesellschaften der Ausstieg so mühelos. Wegen der unsicheren
Stimmung am Neuen Markt sollen die ersten Risikofinanzierer bereits ihr Vorgehen dramatisch
geändert haben: Statt die Aktien aus der Beteiligung zu verkaufen und die Gewinne an die
eigenen Gesellschafter und Anleger auszuschütten, haben sie denen die Aktien selbst ins
Depot gelegt. So soll jeder Anleger der VC-Gesellschaft die Papiere auf eigene Rechnung
verkaufen.
Gerüchte über bevorstehende Anteilsabgaben machen auch bei den Internetagenturen ID
Media und Feedback die Runde. ID Media zog es vor, auf die Frage der WirtschaftsWoche nach
bevorstehenden Deals nicht zu antworten. Feedback verneinte eine laufende oder anstehende
Umplatzierung. Marktbeobachter spekulieren, dass die Unternehmen Aktien einsetzen, um
Beteiligungen zu erwerben oder Kooperationen zu untermauern.
Ähnliches ist auch von Hunzinger Information zu erwarten: Vorstandschef Moritz Hunzinger
kündigt eine Umplatzierung mit dem Ziel „Internationalisierung„ an. Er geht sogar einen Schritt
weiter: „Wenn es sich für uns rechnet, ziehen wir uns vielleicht komplett von der Börse
zurück.„ Vor 2002 sei das allerdings noch kein Thema. Seit einiger Zeit streut der PR-Profi,
dass er sich mit der britischen Agentur Chime Communications verbinden wolle.
Fusionen und Übernahmen. Umplatzierungen für Firmenübernahmen, oft eingefädelt von
Risikokapitalgebern, die noch aus der Zeit vor dem Börsengang auf dicken Beteiligungspaketen
sitzen, liegen im Trend. „Weil es am Neuen Markt nicht mehr läuft, konzentrieren sich viele auf
Fusionen und Übernahmen„, hat Berater Wolff beobachtet.
Diese Transaktionen sind Aktionären zwar leichter zu vermitteln als der plumpe Verkauf der
Aktien an Fonds oder gar in den Markt. Aber sie sind auch nicht ohne Risiko. Die Gefahr bleibt,
dass die neuen Anteilseigner ihre Aktien ohne Rücksicht auf den Kurs und die öffentliche
Meinung auf den Markt werfen. Die Aktionäre von EM.TV können ein Lied davon singen: Die
Verkäufer der EM.TV-Akquisitionen Formel 1 und Henson-Group trennten sich so rasch wie
möglich von ihren eingetauschten Aktien. So trugen sie zum dramatischen Kursverfall des
angeschlagenen Zeichentrickriesen bei.
Wenn die Großaktionäre ihre Anteile weder bei Fonds noch zugekauften Tochterfirmen
loswerden, bleibt noch ein letzter Trick, um Aktien vor dem 1. März aus der Liste der eigenen
Anteile verschwinden zu lassen. Die Papiere werden einfach auf Ehegatten oder Kinder
überschrieben. „Wir werden in Zukunft aktienarme Vorstände und Aufsichtsräte, aber
aktienreiche Ehefrauen und Kinder erleben„, spottet Cord Gebhardt von der Zulassungsstelle
der Deutschen Börse in Frankfurt.
Ungeschoren werden die meisten Verschiebekünstler trotz des Tricks nicht davonkommen. Im
Emissionsprospekt mussten alle Unternehmen den Anteilsbesitz ihrer Großaktionäre
veröffentlichen. Wenn Vorstände auf einmal deutlich weniger Aktien halten als zum Zeitpunkt
der Emission, können sie sich auf unangenehme Fragen gefasst machen. „Wer jetzt unter der
Hand Aktien an Verwandte verschiebt, muss damit rechnen, dass es publik wird„, heißt es
warnend vonseiten der Börse.
KAI PETER RATH/HAUKE REIMER/CHRISTOF SCHÜRMANN
hi Wallgrekk,
kannst du einige ausschnitte posten?
hi orpheo,
danke aber in good old GERMAN wäre es für die breite masse besser.
kannst du einige ausschnitte posten?
hi orpheo,
danke aber in good old GERMAN wäre es für die breite masse besser.
Zu den Insiderverkäufen, kommen dann ja noch das kurzfristige Insidergezocke. Vor guten News steigen Aktien regelmäßig vorher an, um dann am Tag der Publikation wieder zu fallen. Vor negativen News fällt die Aktie meist dramatisch, bis dann die Kleinaleger irgendwann einmal den wahren Grund für den Kursverlust erfahren. Was mich ärgert, dass jemand, der eine Bank überfällt und 10000DM stiehlt, für einige Jahre hinter schwedische Gardinen wandert, betrügt er aber Kleinanleger um zweistellige Millionensummen, wird man zu 99% nicht verurteilt, und wenn, dann zu einigen Jahren auf Bewährung. Ich denke, dass drastische Strafen zur Abschreckung notwendig sind.
Gruß J-H
Gruß J-H
so ist es alamos.vorher wird sich nicht`s ändern!
__________________________________________________________
Dachdecker als "Aktienexperte"
US-Behörde deckt weitere Fälle von Kursmanipulationen
im Internet auf.
In ihrer jüngsten Veröffentlichung hat
die amerikanische Börsenaufsicht SEC
(Securities and Exchange Commission)
erneut vor Börsen-Manipulationen im
Internet gewarnt. Wie die Behörde auf
ihrer Homepage (www.sec.gov)
mitteilt, hat sie in den vergangenen
Wochen in 23 Fällen Anklage wegen
derartiger Delikte erhoben.
"Die neuen Fälle sind eine ernüchternde Erinnerung für
Investoren, dass im Internet keine klar definierte Grenze
zwischen vertrauenswürdigen und unzuverlässigen
Informationen existiert", sagte der für diesen Bereich
zuständige SEC-Direktor Richard H. Walker. Den von der
Behörde namentlich aufgelisteten Angeklagten wird
vorgeworfen, die Kurse von Wertpapieren mit Hilfe von
Messageboards, Newslettern, Internetseiten und E-Mails
gepusht zu haben. Die Kurssteigerung, die durch diese
Manipulationen erreicht wurde, entsprach nach Angaben der
SEC einem Gegenwert von rund 620 Millionen Mark.
Als Beispiel nennt die Wertpapieraufsicht den Fall eines
jungen Amerikaners, dem sie vor einigen Wochen auf die
Schliche kam. Der inzwischen Inhaftierte gab sich im Internet
als Erfinder eines computergestützten Analyse-Programms
auf und warb damit, sein System habe eine
Trefferwahrscheinlichkeit von 85 Prozent. Um Skeptiker zu
überzeugen, gab er vor, seit 14 Jahren erfolgreich mit dem
Progamm zu arbeiten. Alles falsch, so die Erkenntnisse der
SEC. Bei dem Mann handelt es sich um einen ehemaligen
Dachdecker, der lediglich ein handelsübliches Programm auf
seinem Tischrechner verwendete.
Die SEC nahm die Veröffentlichung zum Anlass, ein weiteres
Mal vor betrügerischen Machenschaften im Internet zu
warnen. Bislang hat die Behörde in über 200 Fällen Anklage
erhoben.
__________________________________________________________
Dachdecker als "Aktienexperte"
US-Behörde deckt weitere Fälle von Kursmanipulationen
im Internet auf.
In ihrer jüngsten Veröffentlichung hat
die amerikanische Börsenaufsicht SEC
(Securities and Exchange Commission)
erneut vor Börsen-Manipulationen im
Internet gewarnt. Wie die Behörde auf
ihrer Homepage (www.sec.gov)
mitteilt, hat sie in den vergangenen
Wochen in 23 Fällen Anklage wegen
derartiger Delikte erhoben.
"Die neuen Fälle sind eine ernüchternde Erinnerung für
Investoren, dass im Internet keine klar definierte Grenze
zwischen vertrauenswürdigen und unzuverlässigen
Informationen existiert", sagte der für diesen Bereich
zuständige SEC-Direktor Richard H. Walker. Den von der
Behörde namentlich aufgelisteten Angeklagten wird
vorgeworfen, die Kurse von Wertpapieren mit Hilfe von
Messageboards, Newslettern, Internetseiten und E-Mails
gepusht zu haben. Die Kurssteigerung, die durch diese
Manipulationen erreicht wurde, entsprach nach Angaben der
SEC einem Gegenwert von rund 620 Millionen Mark.
Als Beispiel nennt die Wertpapieraufsicht den Fall eines
jungen Amerikaners, dem sie vor einigen Wochen auf die
Schliche kam. Der inzwischen Inhaftierte gab sich im Internet
als Erfinder eines computergestützten Analyse-Programms
auf und warb damit, sein System habe eine
Trefferwahrscheinlichkeit von 85 Prozent. Um Skeptiker zu
überzeugen, gab er vor, seit 14 Jahren erfolgreich mit dem
Progamm zu arbeiten. Alles falsch, so die Erkenntnisse der
SEC. Bei dem Mann handelt es sich um einen ehemaligen
Dachdecker, der lediglich ein handelsübliches Programm auf
seinem Tischrechner verwendete.
Die SEC nahm die Veröffentlichung zum Anlass, ein weiteres
Mal vor betrügerischen Machenschaften im Internet zu
warnen. Bislang hat die Behörde in über 200 Fällen Anklage
erhoben.
@mafiabroker,
übersetzen --- müsste ich alles "von hand" machen.
aber mir scheint, beim spiegel haben sie vieles
von dem Wall Street Journal artikel abgeschrieben.
also liefert der nur ein paar details dazu.
zB. das:
"meister" ist der CEO von Broadcom der immerhin 500mio$
aus einem laden mit mittlerweile MK "nur" noch 6Mrd$
gezogen hat.
nett sind die begründungen, dass man
a) eine scheidung finanzieren muss
...
A few insiders cite family reasons for unloading shares, including Vivek Ranadive of Tibco Software Inc. The 43-year-old chief executive sold $173 million of stock last July to pay a divorce settlement, a company spokeswoman says.
...
b) was für die kinder braucht
...
Then there`s Marc H. Bell, the 33-year-old chief executive of Globix Corp. He says he sold a third of his holdings for about $129 million because his wife insisted he put away money for twins they were expecting. He did most of the selling in February 2000 within a week of the stock`s peak price of $67.44.
...
gruss
o.
übersetzen --- müsste ich alles "von hand" machen.
aber mir scheint, beim spiegel haben sie vieles
von dem Wall Street Journal artikel abgeschrieben.
also liefert der nur ein paar details dazu.
zB. das:
"meister" ist der CEO von Broadcom der immerhin 500mio$
aus einem laden mit mittlerweile MK "nur" noch 6Mrd$
gezogen hat.
nett sind die begründungen, dass man
a) eine scheidung finanzieren muss
...
A few insiders cite family reasons for unloading shares, including Vivek Ranadive of Tibco Software Inc. The 43-year-old chief executive sold $173 million of stock last July to pay a divorce settlement, a company spokeswoman says.
...
b) was für die kinder braucht
...
Then there`s Marc H. Bell, the 33-year-old chief executive of Globix Corp. He says he sold a third of his holdings for about $129 million because his wife insisted he put away money for twins they were expecting. He did most of the selling in February 2000 within a week of the stock`s peak price of $67.44.
...
gruss
o.
@mafiabroker
habe jetzt nicht soviel zeit ,werd dir aber heut abend mal ein paar absätze hier reinstellen .bis dann mfg.wangert.
habe jetzt nicht soviel zeit ,werd dir aber heut abend mal ein paar absätze hier reinstellen .bis dann mfg.wangert.
danke orpheo.
zu den begründungen: sollen wir jetzt weinen oder spenden?
was sollen die anleger und ihre familien machen?
einsperren fertig !!!
danke dir wangert.
zu den begründungen: sollen wir jetzt weinen oder spenden?
was sollen die anleger und ihre familien machen?
einsperren fertig !!!
danke dir wangert.
Auf und davon
Auch die Lock-up-Frist konnte nicht verhindern, dass
viele Alteigentümer auf Kosten der Kleinanleger Kasse
gemacht haben. Die Verschärfung der Börsen-Regeln
soll abschrecken, löst die Probleme aber nicht.
Der Buecher.de-Vorstand, hier als "Books Brothers" beim Börsengang, gibt sich ahnungslos.
Anfang vergangenen Jahres,
inmitten all der Begeisterung am
Neuen Markt, erlitt der
Aktienkurs von Buecher.de
plötzlich einen Schwächeanfall.
In nur zwei Tagen verlor der
Internet-Buchhändler fast einen
Viertel seines Werts.
25 Prozent in derart kurzer Frist,
und das auch noch in einer
Boomphase - was war passiert?
Eine eindeutige Antwort gibt es
nicht. Aber einen Verdacht. Bei
Buecher.de war die
Lock-up-Periode für Altaktionäre
ausgelaufen; eine Sechs-Monats-Frist nach dem Börsengang,
während der es den alten Eigentümern - Gründern,
Vorständen, Aufsichtsräten oder Wagnisfinanziers - untersagt
ist, ihre Aktien zu verkaufen.
Diese Regel soll vor allem die Kleinanleger am Neuen Markt
davor schützen, dass die Alteigentümer der meist noch nicht
profitablen Unternehmen erst Kasse machen und sich dann
verabschieden.
Eine schöne Regel. Doch nicht nur bei Buecher.de stellt sich
die Frage, ob sie ausreicht, um die anderen Aktionäre vor
Schäden zu bewahren. Eine Studie der Universität Frankfurt
legt den Verdacht nahe, dass nach dem ersten halben Jahr
bei vielen Gründern und ihren Geldgebern der Drang zum
Aussteigen sprunghaft wächst. Erstmalig in Deutschland
untersuchten jetzt Experten des Frankfurter Lehrstuhls für
internationales Bank- und Finanzwesen die Kursentwicklung
von Aktien des Neuen Marktes nach dem Auslaufen der
Lock-up-Frist.
Resultat: In den ersten sechs
Wochen nach Ende der Sperrfrist
entwickeln sich die Kurse im Schnitt
8 Prozent schlechter als der Markt.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der
gehandelten Aktien um 25 Prozent
zu.
Der Verdacht drängt sich auf, dass
da jemand Kasse macht und so viele
Anteile wie möglich verkauft. Denn
von der Sperrfrist abgesehen, sind
die Macher der am Neuen Markt
notierten Firmen in ihrer
Vermögensdisposition frei. Ist die Lock-up-Zeit vorbei,
können sie ihre Aktien ohne weitere Einschränkung an der
Börse platzieren. Heimlich, still und leise.
In den USA ist das anders. Bill Gates muss als Insider seine
Verkäufe von Microsoft-Aktien der amerikanischen
Börsenaufsicht melden. Und die macht das publik.
In Deutschland erfährt die
Öffentlichkeit bis jetzt nichts
von solchen Börsengeschäften.
Und deshalb weiß hier keiner
etwas Genaues.
Buecher.de, mittlerweile in
Mediantis umgetauft, übrigens
auch nicht. Von Verkäufen der
Altaktionäre sei nichts bekannt,
heißt es lapidar in der Münchener
Zentrale. Na gut, ganz
auszuschließen sei es nicht,
schließlich handele es sich bei
der Mediantis-Aktie um ein nicht
namentlich registriertes
Inhaberpapier. Die
Kursentwicklung? Tja, schwer zu
sagen, so richtig abgestürzt sei
die Aktie ohnehin erst später.
Welch ein Glück für die
Alteigentümer, sollten sie damals
verkauft haben.
Gleiches gilt für den
Software-Hersteller Fantastic.
Dort gibt
Investor-Relations-Managerin
Hanne Dyg wenigstens zu: "6
Prozent unserer Altaktionäre
haben sich nach Ende der Sperrfrist von ihren Papieren
getrennt, außerdem einige Großinvestoren, die beim
Börsengang eingestiegen waren."
Fantastic verlor nach dem Auslaufen der Lock-up-Frist
zwischen Ende März und Anfang Mai vergangenen Jahres fast
die Hälfte des Börsenwerts. Bei einem aktuellen Kurs von
knapp zwei Euro ist der Rest mittlerweile auch weitgehend
verloren.
Für den Neuen Markt, der ohnehin mit rapide schwindendem
Anlegervertrauen zu kämpfen hat, ist die Unsicherheit über
das Verhalten der Altaktionäre nicht gerade ein Pluspunkt.
Dennoch gibt sich die Börse gelassen. "Wir sind die einzigen in
Europa, die überhaupt eine Lock-up-Verpflichtung verlangen",
kommentiert Walter Allwicher von der Deutsche Börse AG die
Ergebnisse der Studie.
Immerhin: Die Börsenverantwortlichen haben einen gewissen
Handlungsbedarf ausgemacht. Seit dem 1. März dieses Jahres
sind gemäß dem amerikanischen Vorbild auch die Vorstände
und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen verpflichtet, ihre
Aktienverkäufe innerhalb von drei Tagen nach dem Verkauf
öffentlich kundzutun. Strafe bei Regelverstoß: 100.000 Euro.
Ulric Papendick
Auch die Lock-up-Frist konnte nicht verhindern, dass
viele Alteigentümer auf Kosten der Kleinanleger Kasse
gemacht haben. Die Verschärfung der Börsen-Regeln
soll abschrecken, löst die Probleme aber nicht.
Der Buecher.de-Vorstand, hier als "Books Brothers" beim Börsengang, gibt sich ahnungslos.
Anfang vergangenen Jahres,
inmitten all der Begeisterung am
Neuen Markt, erlitt der
Aktienkurs von Buecher.de
plötzlich einen Schwächeanfall.
In nur zwei Tagen verlor der
Internet-Buchhändler fast einen
Viertel seines Werts.
25 Prozent in derart kurzer Frist,
und das auch noch in einer
Boomphase - was war passiert?
Eine eindeutige Antwort gibt es
nicht. Aber einen Verdacht. Bei
Buecher.de war die
Lock-up-Periode für Altaktionäre
ausgelaufen; eine Sechs-Monats-Frist nach dem Börsengang,
während der es den alten Eigentümern - Gründern,
Vorständen, Aufsichtsräten oder Wagnisfinanziers - untersagt
ist, ihre Aktien zu verkaufen.
Diese Regel soll vor allem die Kleinanleger am Neuen Markt
davor schützen, dass die Alteigentümer der meist noch nicht
profitablen Unternehmen erst Kasse machen und sich dann
verabschieden.
Eine schöne Regel. Doch nicht nur bei Buecher.de stellt sich
die Frage, ob sie ausreicht, um die anderen Aktionäre vor
Schäden zu bewahren. Eine Studie der Universität Frankfurt
legt den Verdacht nahe, dass nach dem ersten halben Jahr
bei vielen Gründern und ihren Geldgebern der Drang zum
Aussteigen sprunghaft wächst. Erstmalig in Deutschland
untersuchten jetzt Experten des Frankfurter Lehrstuhls für
internationales Bank- und Finanzwesen die Kursentwicklung
von Aktien des Neuen Marktes nach dem Auslaufen der
Lock-up-Frist.
Resultat: In den ersten sechs
Wochen nach Ende der Sperrfrist
entwickeln sich die Kurse im Schnitt
8 Prozent schlechter als der Markt.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der
gehandelten Aktien um 25 Prozent
zu.
Der Verdacht drängt sich auf, dass
da jemand Kasse macht und so viele
Anteile wie möglich verkauft. Denn
von der Sperrfrist abgesehen, sind
die Macher der am Neuen Markt
notierten Firmen in ihrer
Vermögensdisposition frei. Ist die Lock-up-Zeit vorbei,
können sie ihre Aktien ohne weitere Einschränkung an der
Börse platzieren. Heimlich, still und leise.
In den USA ist das anders. Bill Gates muss als Insider seine
Verkäufe von Microsoft-Aktien der amerikanischen
Börsenaufsicht melden. Und die macht das publik.
In Deutschland erfährt die
Öffentlichkeit bis jetzt nichts
von solchen Börsengeschäften.
Und deshalb weiß hier keiner
etwas Genaues.
Buecher.de, mittlerweile in
Mediantis umgetauft, übrigens
auch nicht. Von Verkäufen der
Altaktionäre sei nichts bekannt,
heißt es lapidar in der Münchener
Zentrale. Na gut, ganz
auszuschließen sei es nicht,
schließlich handele es sich bei
der Mediantis-Aktie um ein nicht
namentlich registriertes
Inhaberpapier. Die
Kursentwicklung? Tja, schwer zu
sagen, so richtig abgestürzt sei
die Aktie ohnehin erst später.
Welch ein Glück für die
Alteigentümer, sollten sie damals
verkauft haben.
Gleiches gilt für den
Software-Hersteller Fantastic.
Dort gibt
Investor-Relations-Managerin
Hanne Dyg wenigstens zu: "6
Prozent unserer Altaktionäre
haben sich nach Ende der Sperrfrist von ihren Papieren
getrennt, außerdem einige Großinvestoren, die beim
Börsengang eingestiegen waren."
Fantastic verlor nach dem Auslaufen der Lock-up-Frist
zwischen Ende März und Anfang Mai vergangenen Jahres fast
die Hälfte des Börsenwerts. Bei einem aktuellen Kurs von
knapp zwei Euro ist der Rest mittlerweile auch weitgehend
verloren.
Für den Neuen Markt, der ohnehin mit rapide schwindendem
Anlegervertrauen zu kämpfen hat, ist die Unsicherheit über
das Verhalten der Altaktionäre nicht gerade ein Pluspunkt.
Dennoch gibt sich die Börse gelassen. "Wir sind die einzigen in
Europa, die überhaupt eine Lock-up-Verpflichtung verlangen",
kommentiert Walter Allwicher von der Deutsche Börse AG die
Ergebnisse der Studie.
Immerhin: Die Börsenverantwortlichen haben einen gewissen
Handlungsbedarf ausgemacht. Seit dem 1. März dieses Jahres
sind gemäß dem amerikanischen Vorbild auch die Vorstände
und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen verpflichtet, ihre
Aktienverkäufe innerhalb von drei Tagen nach dem Verkauf
öffentlich kundzutun. Strafe bei Regelverstoß: 100.000 Euro.
Ulric Papendick
Achtung, Anleger!
Bei etlichen Neue-Markt-Firmen dürfen die Altaktionäre
demnächst Kasse machen.
01. 3. 2001
F.A.M.E.
04. 3. 2001
Linos
07. 3. 2001
IPC Archtec*
13. 3. 2001
SAP SI
14. 3. 2001
pgam
15. 3. 2001
Travel24.com*
17. 3. 2001
Ision*
17. 3. 2001
Thiel Logistik*
20. 3. 2001
caatoosee
20. 3. 2001
GAP
21. 3. 2001
Lambda Physik
21. 3. 2001
Brainpower*
21. 3. 2001
Openshop*
22. 3. 2001
Bechtle*
22. 3. 2001
TV Loonland*
24. 3. 2001
Concept*
24. 3. 2001
Internolix*
25. 3. 2001
Winter
25. 3. 2001
Orbis
*Ende der freiwillig verlängerten Frist für einen Teil der Altaktionäre.
Quelle: Deutsche Börse, Unternehmensangaben.
Bei etlichen Neue-Markt-Firmen dürfen die Altaktionäre
demnächst Kasse machen.
01. 3. 2001
F.A.M.E.
04. 3. 2001
Linos
07. 3. 2001
IPC Archtec*
13. 3. 2001
SAP SI
14. 3. 2001
pgam
15. 3. 2001
Travel24.com*
17. 3. 2001
Ision*
17. 3. 2001
Thiel Logistik*
20. 3. 2001
caatoosee
20. 3. 2001
GAP
21. 3. 2001
Lambda Physik
21. 3. 2001
Brainpower*
21. 3. 2001
Openshop*
22. 3. 2001
Bechtle*
22. 3. 2001
TV Loonland*
24. 3. 2001
Concept*
24. 3. 2001
Internolix*
25. 3. 2001
Winter
25. 3. 2001
Orbis
*Ende der freiwillig verlängerten Frist für einen Teil der Altaktionäre.
Quelle: Deutsche Börse, Unternehmensangaben.
up
Der Guru des Neuen Marktes
Er ist einer der mächtigsten Fondsmanager des Landes: Kurt Ochner treibt die Kurse seiner Börsenlieblinge in ungeahnte Höhen.
Wer in seiner Gunst steht, gilt als gemachter Mann. Die Anleger profitierten von seinen umstrittenen Methoden bis vor kurzem.
In seiner Heimat im Odenwald konnte Kurt Ochner, 48, im vergangenen Jahr so viele Äpfel und Birnen wie nie zuvor ernten. Aus
3000 Liter Maische destillierte der Hobby-Schnapsbrenner mehrere hundert Flaschen hochprozentigen Schnaps.
"Die Rekordernte ist mein Hedge für schlechte Tage an der Börse", sagt Ochner, der als Fondsmanager der Julius Bär
Kapitalanlage in Frankfurt Starstatus genießt. Als Hedge bezeichnen Börsianer eine Art Versicherung gegen fallende Kurse.
Schlechte Tage hat die Börse seither viele gesehen. In den vergangenen Wochen platzte eine gigantische Spekulationsblase bei
den kleinen Technologiewerten, auf die Ochner gern setzt. Die Kurse vieler Unternehmen am Frankfurter Neuen Markt, der Börse
für Wachstumswerte, fielen senkrecht nach unten.
Auch Ochner, den viele bewundernd "Mr. Neuer Markt" nennen, konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Sein
Milliardenfonds, der Julius Bär Special German, sauste mit in den Strudel. Seit den Höchstständen im März ist der Kurs um rund
40 Prozent gesunken.
Vielleicht wird Ochner die Schnapsvorräte bald brauchen. Noch verehrt seine Fangemeinde den Fondsmanager als "König der
Nebenwerte", noch genießt der "Großmeister des Geldes", so der Berliner "Tagesspiegel", in Fernsehsendungen und
Börsenmagazinen den Ruf eines Gurus. Aber wie lange noch?
Der ehemalige Fallschirmjäger Ochner verdankt seinen Erfolg auch dem Boom am Neuen Markt. Der Special German Stock Fund
legte seit 1996 um mehr als 500 Prozent im Wert zu, weil er frühzeitig auf kleine, weitgehend unbekannte Firmen setzte. Dank
des Erfolgs von Ochner stieg das von Julius Bär in Deutschland betreute Fondsvolumen von wenigen hundert Millionen Mark auf
bis zu zwölf Milliarden Mark.
Ochner gilt als einer der mächtigsten Männer am Neuen Markt und er weiß diese Macht zu nutzen: Ochner kann Kurse in die
Höhe treiben oder fallen lassen je nachdem, ob ihm ein Unternehmen besonders am Herzen liegt oder nicht. Seine Gunst kann
mit entscheiden, ob ein Börsengang ein Erfolg wird. "Er tritt wie der Pate des Neuen Marktes auf", sagt ein Investmentbanker, der
lieber anonym bleiben will.
Kein Wunder, dass die Jungunternehmer, die vom großen Geld am Neuen Markt träumen, zu Ochner in den 32. Stock des
Frankfurter "Pollux" pilgern. Wer den Fondsmanager für seine Story einnehmen kann, hat viel gewonnen. "Ich kümmere mich um
die Unternehmen, wenn die Banken schon längst wieder abgezogen sind", beschreibt er seinen unkonventionellen Stil.
Als im vergangenen Herbst der Börsengang der Biotech-Firma Evotec am mangelnden Interesse der Anleger zu scheitern drohte,
retteten Fondsmanager unter Führung von Ochner die Emission. "Ochner hat mir versichert, dass er und seine Partner bis zu 50
Prozent der Aktien übernehmen können", erinnert sich Karsten Henco, der Vorstandsvorsitzende der Evotec. Die Banken ließen
sich durch die Protektion der Fondsmanager beeindrucken und brachten Evotec an die Börse. Bei der Zuteilung haben Ochner
und die anderen Fondsmanager dann im Rahmen der Zuteilungskriterien einen angemessenen Anteil Aktien erhalten.
Auch bei den Neue-Markt-Unternehmen Novasoft und NorCom, so Ochner, wurde ein Großteil der Aktien wegen mangelnder
Nachfrage aus dem Publikum ausgewählten Großinvestoren zugeteilt. Dann reichen schon kleine Handelsaufträge von
Privatanlegern, die bei der Vorabverteilung nicht zum Zuge gekommen sind, um die Kurse nach oben zu treiben.
Unternehmer, die sich auf Ochner einlassen, müssen allerdings Demut mitbringen. Schon bei der Emission beharrt er oftmals auf
einem großen Aktienanteil, da häufig am ersten Handelstag erhebliche Kurssteigerungen locken. Banker, die schon viele
Börsenkandidaten betreut haben, berichten von Unternehmern, die Ochner größere Aktienpakete zum Emissionskurs
versprochen haben, um seine Gunst zu gewinnen.
"Als Gegenleistung für einen günstigen Emissionskurs stellen wir unser Netzwerk zur Verfügung", wirbt Ochner für seinen
Service. Er verwaltet nicht nur Milliarden der Julius Bär Kapitalanlage, sondern beeinflusst auch die Investitionsentscheidungen
anderer Fondsmanager.
Ein wichtiger Verbündeter des Fondsmanagers Ochner ist Marian von Korff, der bis Anfang 1999 bei "Focus" die Geldmarktseiten
verantwortete. Der Journalist betätigte sich schon während seiner Zeit bei "Focus" als Berater für den VMR Strategie Quadrat
Fonds. Er kaufte sich über die Firma Fair Invest in Internet-Unternehmen wie Ricardo und I:Fao ein, die später an den Neuen
Markt kamen.
Zwischen dem Journalisten und dem Fondsmanager entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit. "Korff hat mich oftmals auf
Investitionsideen aus dem Münchner Bereich hingewiesen", lobt ihn Ochner. Er habe sich dafür revanchiert und ihn als
Co-Investor bei den Emissionsbanken eingeführt.
Als Michael Kölmel, der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Kinowelt, Ende 1998 einen Investorentermin bei Ochner
hatte, staunte er nicht schlecht, dass ihm zusammen mit dem Vorstandsmitglied der deutschen Julius Bär Kapitalanlage auch
der Fondsberater und Wirtschaftsredakteur Korff gegenübersaß. Mit von der Partie war auch Kerstan von Schlotheim, ein
Fondsmanager der Adig, der heutigen Fondsgesellschaft der Commerzbank.
Seit rund einem Jahr ist die Zusammen-
arbeit zwischen Korff und Ochner offiziell. Ochner berät Korffs VMR Strategie Quadrat. Die Julius Bär Kapitalanlage erhält dafür
nach Angaben Ochners ein jährliches Honorar von über 100 000 Mark. "Wenn Korff Beratungsbedarf hat, schickt er seine
Depotaufstellung mit der Bitte um Kommentierung", beschreibt Ochner die Zusammenarbeit.
Die beiden interessieren sich besonders für die kleinen marktengen Werte, bei denen noch nicht so viele Aktien an der Börse
umlaufen. Beide verstehen sich als aktive Investoren, die wissen, dass sie mit Käufen und Verkäufen die Kursentwicklung
beeinflussen. Da ist es praktisch, wenn wenig Aktien im Umlauf und möglichst viele in festen Händen sind. Bei den kleinen
Werten des Neuen Marktes, so Ochner, "reicht eine Order von weniger als einer Million Mark, um den Kurs innerhalb eines Tages
um zehn Prozent nach oben oder nach unten zu drücken".
Schon 1998 favorisierten die beiden Investoren häufig dieselben Unternehmen.
Ende 1998 lagen 22,4 Prozent der Gelder des VMR Strategie Quadrat bei einer einzigen Firma, dem Münchner
Medienunternehmen EM.TV. Auch privat kaufte Korff Aktien der Filmhändler, bei dem sein Freund Florian Haffa Vorstandsmitglied
und ein großer Aktionär ist.
Ochner seinerseits besaß 1998 nach eigenen Angaben zeitweise bis zu einem Drittel der umlaufenden Aktien von EM.TV. Auch
Schlotheim von der Fondsgesellschaft Adig stieg später bei dem Medienunternehmen ein. Der Free Float, der Anteil der noch im
Umlauf befindlichen Aktien, war gering. Schon relativ kleine Kaufaufträge reichten aus, den EM.TV-Kurs nach oben zu treiben.
So wurde 1998 aus einem sehr kleinen Unternehmen, das in diesem Jahr einen Umsatz von 81 Millionen Mark erzielte, der
Börsenstar des Jahres mit einer Kurssteigerung von 3400 Prozent.
Mit dem inflationierten Börsenwert im Rücken gingen die beiden Haffa-Brüder auf Einkaufstour. Ende 1998 beteiligten sie sich mit
50 Prozent für 500 Millionen Mark beim Medientycoon Leo Kirch an dessen gesamter Bibliothek an Kinder- und Jugendfilmen. In
dem Joint Venture mit Kirch, das unter Junior-TV firmiert, sind nunmehr 15 000 Sendestunden enthalten.
Seit Anfang dieses Jahres zeigt der Kirch-Sender Sat.1 wöchentlich zehn Stunden Junior-TV, darunter Uralt-Serien wie "Fred
Feuerstein" oder "Schweinchen Dick". Junior-TV kassiert dafür innerhalb von fünf Jahren 201 Millionen Mark, es ist die mit
Abstand größte Gewinnquelle von EM.TV.
Viele Filme schreibt EM.TV linear innerhalb von 20 Jahren ab. Da der aktuelle Wertverlust auf das eigene Filmlager damit sehr
niedrig angesetzt ist, konnten die Filmhändler aus Unterföhring einen höheren Gewinn ausweisen.
"Solche Abschreibungsmethoden sind einfach unseriös", sagt Andrea Keidel vom Münchner Medienunternehmen RTV. Im
wechselhaften Filmgeschäft ändern sich die Moden zu schnell. RTV schreibt deshalb seine Filme innerhalb von zehn Jahren ab
und will den Abschreibungszeitraum 2001 sogar auf fünf Jahre halbieren.
Auch Michael Kölmel, Chef des ebenfalls am Neuen Markt notierten Medienunternehmens Kinowelt, plädiert für vorsichtigere
Bilanzierungsmethoden, auch wenn manche Großinvestoren das anders sehen. Er weigerte sich, seine konservativen
Abschreibungsregeln für neue Filme zu ändern und damit mehr Gewinn auszuweisen. Als Kölmel zudem öffentlich auf die
niedrigen Abschreibungen von EM.TV hinwies, reagierte Ochner empfindlich. Er habe ihn mehrfach erfolglos darauf hingewiesen,
solche geschäftsschädigenden Äußerungen zu unterlassen, sagt Ochner. Wenn er sich weiter über die Wettbewerber äußere,
müsse er mit ernsten Konsequenzen für seinen Börsenkurs rechnen.
Es ist ein faustischer Pakt, auf den sich Unternehmen einlassen, wenn sie von Ochners Kapital abhängig werden. Der
Fondsmanager kann Kurse beeinflussen, aber seine Gunst genauso schnell auch wieder entziehen.
Ein typischer Ochner-Wert ist der Chipbroker CE Consumer, der mit Halbleitern für die Computer- und Mobilfunkindustrie handelt.
Dessen Vorstandsvorsitzender Erich Lejeune, der vordem vor allem durch seine zahl- und wortreichen Talkshow-Auftritte
aufgefallen war, hat dem Duo Ochner/Korff viel zu verdanken: Seine Firma CE Consumer entwickelte sich nicht zuletzt durch
große Investitionen der beiden Fondsmanager zum Börsenrenner.
Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Der Fonds VMR Strategie Quadrat, den Korff berät, investierte gut zehn Prozent seiner
Mittel in Lejeunes Unternehmen. Dem Aufstieg der CE-Consumer-Aktien dürfte es auch nicht geschadet haben, dass "Focus" auf
seinen damals von Korff betreuten Geldseiten mehrfach positiv über das Unternehmen berichtete.
Auch Ochner investierte in großem Stil in das Chip-Unternehmen, das den Bundesligaclub Spielvereinigung Unterhaching
sponsert. Der Unternehmer und Buchautor Lejeune ("So verkaufen Sie sich reich") revanchierte sich, indem er einen großen Teil
seines Erlöses aus dem Beteiligungsverkauf von Ende 1998 in den Julius Bär Special Fonds steckte.
Das hatte Methode: Auch der Popunternehmer Jack White und die E-Commerce-Unternehmer von Buecher.de legten wie viele
andere Börsengänger einen Teil des Emissionserlöses in Form von Wertpapierspezialfonds bei der Julius Bär Kapitalanlage an,
die auch in festverzinsliche Wertpapiere investiert.
Es ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen. In einer Werbekampagne zum Börsengang legte sich Ochner in großformatigen
Anzeigen für den Internet-Buchhändler Buecher.de ins Zeug. Eine solche Interessenverquickung zwischen Unternehmen und
Fondsmanagement gilt in der Finanzbranche allerdings als äußerst unfein. "Mir wäre gekündigt worden, wenn ich das getan
hätte", sagt Karl Fickel, bis vor kurzem Fondsmanager von Invesco.
Auch bei der Augusta Technologie AG, die in rund ein Dutzend kleinerer Hightech-Unternehmen investiert, funktioniert das
Zusammenspiel zwischen Ochner und seinen Alliierten Ex-"Focus"-Mann Korff wies sich auf einer Internet-Seite seiner
FI-Firmengruppe sogar als Miteigentümer bei der Augusta aus. Inzwischen wird das Unternehmen nur noch als
Partnerunternehmen geführt.
Die Augusta kauft kleine mittelständische Betriebe beispielsweise in der Software-Industrie oder der Sensorik auf und will diese
irgendwann gewinnbringend an die Börse bringen. Bevor die Beteiligungsgesellschaft 1998 an die Börse ging, stand in "Focus"
(18/1998) auf der Geldmarktseite, für die Korff damals zuständig war, unter der Überschrift "Sechs auf einen Streich" im Duktus
einer Werbebotschaft: "Bei einem Emissionskurs von 65 Mark wäre das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Anleger, die bei der
Emission nicht zum Zug kommen, sollten bei Kursen um 150 Mark noch zugreifen."
Fondsmanager Ochner musste sich nicht so weit hinten anstellen wie die Kleinaktionäre. "Ich war seit der Börseneinführung von
Anfang an dabei", sagt er. In seinem Julius Bär Special lagen am 31. Dezember 1999 laut Geschäftsbericht 399 378
Augusta-Aktien, sein Creativ Fonds war im Mai mit 44 559 Aktien dabei. Bei Korff, dessen Fonds mittlerweile viele 100 Millionen
Mark eingesammelt hat, war die Augusta Ende 1999 sogar die wichtigste Aktie im Depot.
Wie gut die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern läuft, zeigte sich auf den Hauptversammlungen der Augusta. Am 9.
Juni 1999 vertrat Reinhard Bellet, einer der Geschäftsführer aus Korffs FI-Gruppe, die Interessen der Fondsanleger von Julius Bär
gleich mit. Ochner hatte die Stimmrechte, die er als Großinvestor besitzt, einfach an den Kollegen abgetreten.
Lange Zeit funktionierte das System Ochner nahezu perfekt. EM.TV avancierte mit einer Börsenkapitalisierung von in der Spitze
14 Milliarden Euro zum internationalen Shootingstar. Selbst Lejeune, dessen Frau als Finanzvorstand schon mal Cash Flow, eine
Gewinngröße, und Free Float, die nicht in festem Besitz befindlichen Aktien, verwechselte, brachte es bezogen auf den
Emissionspreis auf ein Plus von gut 700 Prozent.
Doch seit die Börse ihren Höhenflug abrupt beendete, entweicht hörbar Luft aus den Werten, die Ochner einst groß gemacht hat.
EM.TV verlor seit den Höchstständen im Frühjahr 64 Prozent, CE Consumer 71 Prozent, Augusta 43 Prozent.
Selbst ein Fernsehauftritt Ochners bewirkte nur noch ein kurzfristiges Strohfeuer. Als Ochner Ende Juni in der N-tv- "Telebörse"
für EM.TV trommelte, stieg der Kurs um 8,1 Prozent, um danach wieder abzusacken. Auch eine zeitweise Aufnahme von EM.TV,
CE Consumer, Augusta und anderen Korff-/Ochner-Werten in das Musterdepot von "Focus Money" bewegte die Kurse nur kurz.
"Ich bin überzeugt, dass sich der Kurs bald wieder verdoppelt", prophezeite der damalige EM.TV-Finanzvorstand Florian Haffa im
Juni dieses Jahres in einem Interview mit "Focus Money". Solche Behauptungen halten manche Aktienhändler "für ein
Verbrechen an den Anlegern". Das Wachstum werde bei EM.TV nur noch mit teuren Unternehmenskäufen vorangetrieben.
Am vergangenen Montag stürzte die Aktie der Filmhändler um knapp 30 Prozent nach unten. An einem einzigen Börsentag verlor
das Unternehmen über vier Milliarden Mark an Wert, weil viele Großanleger den Bilanzkapricen des Medienkonzerns nicht mehr
länger zuschauen wollten. "Da ist ein kompletter Vertrauensverlust", sagt Annelie Hoppe, Finanzanalystin von WestLB Panmure
(siehe Kasten Seite 132).
Selbst Ochner setzt auf neue Favoriten. Beim Julius Bär Special hat er während der ersten sechs Monate die Positionen bei
EM.TV und CE Consumer deutlich abgebaut. In seinem neuen Fonds, dem im Dezember aufgelegten Creativ Fonds, war er im
Mai weder bei EM.TV noch bei CE Consumer investiert. Stattdessen versucht er mit marktengen Werten wie Biodata, MWG
Biotech oder TV Loonland einen Neuanfang nach bewährtem Muster.
Biodata, das keine Biotechnik, sondern Sicherheitssoftware für Computer herstellt, ging im Februar an den Neuen Markt. Ochner
wurde beim Börsengang großzügig bedient und kaufte ordentlich nach. Der Börsenkurs verfünffachte sich gegenüber dem
Emissionskurs innerhalb eines Tages, "eine märchenhafte Börsenbewertung", urteilte die "Wirtschaftswoche" über das
Unternehmen, das 1999 auf 16,1 Millionen Mark Umsatz kam.
Seit es am Neuen Markt nicht mehr so gut läuft, ist der Fondsmanager im Dauereinsatz, um Biodata und die anderen
Unternehmen zu schützen, in die er investiert hat. Der "Frankfurter Allgemeinen" vertraute er am 28. März an, dass Biodata, MIS,
das Internet-Portal Web.de und das Medienunternehmen TV Loonland zu seinen Lieblingstiteln gehören. Die "Welt" meldete am
19. April, Ochner präferiere zurzeit CyBio oder MWG Biotech. An allen genannten Unternehmen war Ochners Creativ Fonds stark
beteiligt.
Doch die Kurspflege über die Medien wirkte, wenn überhaupt, nur kurzfristig das Umfeld war zu schlecht: Es kam am Neuen
Markt zu einem regelrechten Ausverkauf. Ochner setzte nach eigenen Angaben Ende Juli insgesamt 40 Millionen Mark
zufließende Mittel in Unternehmen wie MWG, Biodata, CyBio und Buecher.de ein.
Als im Juli einer von Ochners Lieblingen, MWG Biotech, auf einer der so genannten "Todeslisten" mit potenziellen
Pleitekandidaten erschien, griff der Fondsmanager persönlich ein. "Ich signalisiere den schwachen Händen im Markt, dass sie
ihre Papiere bei mir abliefern können", schildert Ochner seine Intervention.
Tatsächlich stieg der Kurs von MWG Biotech kurzfristig. "Ochner kontrollierte zeitweise knapp ein Drittel der am Markt
befindlichen Aktien", erklärt der Aktienhändler einer Frankfurter Großbank das Phänomen.
Doch mittlerweile nützen auch Ochners Interventionen nicht mehr viel. Der Kurs von MWG Biotech sackte inzwischen unter
seinen Kurs von Ende Juli. Die Aktie des Internet-Buchhändlers Buecher.de, für dessen Börsengang Ochner geworben hatte, gab
es am vergangenen Freitag für rund sechs Euro. Beim Börsengang im Herbst 1999 hatte das Unternehmen noch mehr als das
Dreifache gekostet.
Ochners System funktioniert in guten Börsenzeiten. Sobald er in Zeiten der Krise einen Teil seiner Anlagen liquidieren muss,
rächt sich seine Investitionspolitik, massiv in marktenge Werte zu investieren. Aktienpakete von Unternehmen wie Buecher.de
oder Biodata, von denen an normalen Tagen nur wenige tausend Aktien gehandelt werden, sind nahezu unverkäuflich. Sobald
Ochner verkaufen muss, droht ein Kurssturz.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Ochners System implodiert: Schon einmal musste er erleben, dass er die Aktien, die er
eingesammelt hatte, nicht mehr rechtzeitig loswurde. Als Fondsmanager bei der mittlerweile aufgekauften Hamburger Privatbank
SMH hatte sich Ochner schon Ende der achtziger Jahre als Experte für deutsche Nebenwerte ausgewiesen. Zwar investierte er
auch in Großunternehmen wie BASF oder Deutsche Bank und frühzeitig bei SAP. Nicht unbeachtliche Kursgewinne aber
brachten kleine Unternehmen wie die Leonischen Drahtwerke (heute Leoni) und die Maschinenfabrik Müller-Weingarten, von
denen am Tag oft nur wenige Aktien gehandelt wurden.
Auch hier stiegen die Kurse wie von selbst, wenn der Meister der Nebenwerte mit seinem Fonds einstieg. Sein SMH-Special
gehörte Ende der achtziger Jahre zu den erfolgreichsten Fonds.
Bei der Leoni, die seit dem Jahr 1700 existiert und so handfeste Dinge wie Kupferdrähte und Kabelsätze herstellt, verdoppelte
sich zwischen dem 30. September 1988 und dem 30. September 1990 beinah der Aktienkurs. Ochner kaufte ausweislich des
Geschäftsberichts in dieser Zeit rund 16 000 Aktien auf.
Bei dem Pressenhersteller Müller-Weingarten verdreifachte sich der Aktienkurs sogar im gleichen Zeitraum. Ochner besaß
ausweislich der Vermögensaufstellung seines Fonds am 30. September 1991 über 13 000 Aktien. Das war ein gut Teil der frei
verfügbaren Aktien auf dem Markt. Denn 80 Prozent des Herstellers von hydraulischen und mechanischen Pressen befanden sich
damals in den Händen der Esslinger Fritz Müller GmbH.
Bei weiteren, damals wie heute weitgehend unbekannten Unternehmen wie dem Progress-Werk Oberkirch oder der Oelmühle
Hamburg hielt Ochner relativ große Positionen und konnte mit seinen Kauf- oder Verkaufsaufträgen maßgeblich den Aktienkurs
beeinflussen.
Das ging so lange gut, wie Ochner nicht gezwungen war, diese Positionen zu liquidieren. Doch 1992 brach der Markt ein, die
kleinen Werte erholten sich lange nicht mehr. "Ochners Fonds sah bald aus wie ein verhungerter Luftballon", erinnert sich ein
Banker. Während am 30. September 1991 noch 582 Millionen Mark im Fonds investiert waren, waren es zwei Jahre später nur
noch 372 Millionen Mark.
Anleger brachten ihr Geld in Sicherheit, gleichzeitig sank die Wertentwicklung des Fonds. Im Geschäftsjahr 1991/92 gab es ein
Minus von 13,4 Prozent. Kleinlaut heißt es im Rechenschaftsbericht: "Die bereits in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres
1991/92 eingeschlagene Strategie, den Fonds stärker auf marktbreitere Aktien umzuschichten, wurde fortgesetzt. So wurden
weitere 8 Positionen aufgelöst und Bestände an Mannheimer Versicherung, Progress-Werk Oberkirch, Revell und Deutsche
Verkehrs Bank deutlich reduziert."
Schließlich zog die Geschäftsführung von SMH die Konsequenzen. "Der Fonds war vor die Wand gefahren", sagt Hans-Jürgen
Segbers, der an Stelle von Ochner Anfang 1993 den Fonds übernahm. Er habe neun Monate gebraucht, um Ochners teilweise
abenteuerliche Positionen zu bereinigen, sagt Segbers. Bei Aktien wie der Oelmühle Hamburg war dies besonders schwer, es
gab auch bei Discountpreisen kaum jemand, der die Aktie haben wollte.
Ochner sieht die damaligen Vorgänge bei SMH deutlich anders. Die Fondsgesellschaft habe den SMH-Special in einen Fonds für
marktbreite Werte umwandeln wollen. Ihm sei dafür ein Nebenwertefonds anvertraut worden. Dieser SMH Small Cap Fonds sei
1994 der beste deutsche Publikumsfonds geworden.
Die Neuausrichtung des Fonds hatte jedenfalls ihren Preis. Der Aktienkurs der Leonischen Drahtwerke halbierte sich. Beim
Glasfabrikanten Oberland Glas, wo Ochner im September 1992 44 000 Aktien hielt, sank der Aktienkurs von Ende 1991 bis Ende
1992 von 364 auf 160 Mark.
Statt eines Plus von 30,6 Prozent, den der Deutsche Aktienindex erzielte, brachte es der SMH-Special während des
Geschäftsjahrs 1992/93 nur auf ein Plus von 8,3 Prozent. "Die geringe Wertentwicklung ist im Wesentlichen in der nunmehr
abgeschlossenen Umstrukturierung hin zu eher marktbreiten Aktien begründet", hieß es diesmal im Rechenschaftsbericht.
"Wer kontrolliert Ochner heute?", fragt sein Nachfolger Segbers, der jetzt bei der Dresdner-Bank-Tochter DIT arbeitet. Denn bei
der Schweizer Bank Julius Bär ist Ochner nicht nur wie bei SMH Fondsmanager, sondern auch der für die Kapitalanlagen
verantwortliche Vorstand der deutschen Fondstochter. In der Regel muss er nur seinem Schweizer Aufsichtsrat berichten.
Bei Ochners jetzigem Hauptfonds, dem Julius Bär Special, könnte es zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wie vor sieben
Jahren beim SMH-Special. Das vermuten zumindest seine Kritiker. Dann wären wieder die Kleinanleger, die spät eingestiegen
sind und nicht den rechtzeitigen Absprung schaffen, die Opfer.
Seit dem Frühjahr schrumpften die Anlagen von dreieinhalb Milliarden auf zweieinhalb Milliarden Mark zusammen. Der Julius Bär
Special musste einen Kursverlust von rund 40 Prozent hinnehmen.
Besser lief Ochners Creativ Fonds, der seit seiner Auflage im Dezember ein Plus von rund 100 Prozent machte. Allerdings
profitierten davon nur wenige: Wer von Anfang an dabei sein wollte, musste eine Mindestanlage von einer Million Euro mitbringen.
Ganz anders dagegen sieht die Rechnung für die Kleinanleger aus. Sie durften erst im Frühjahr in den Creativ Fonds investieren.
Seither ging dessen Kurs um rund 15 Prozent zurück.
Er ist einer der mächtigsten Fondsmanager des Landes: Kurt Ochner treibt die Kurse seiner Börsenlieblinge in ungeahnte Höhen.
Wer in seiner Gunst steht, gilt als gemachter Mann. Die Anleger profitierten von seinen umstrittenen Methoden bis vor kurzem.
In seiner Heimat im Odenwald konnte Kurt Ochner, 48, im vergangenen Jahr so viele Äpfel und Birnen wie nie zuvor ernten. Aus
3000 Liter Maische destillierte der Hobby-Schnapsbrenner mehrere hundert Flaschen hochprozentigen Schnaps.
"Die Rekordernte ist mein Hedge für schlechte Tage an der Börse", sagt Ochner, der als Fondsmanager der Julius Bär
Kapitalanlage in Frankfurt Starstatus genießt. Als Hedge bezeichnen Börsianer eine Art Versicherung gegen fallende Kurse.
Schlechte Tage hat die Börse seither viele gesehen. In den vergangenen Wochen platzte eine gigantische Spekulationsblase bei
den kleinen Technologiewerten, auf die Ochner gern setzt. Die Kurse vieler Unternehmen am Frankfurter Neuen Markt, der Börse
für Wachstumswerte, fielen senkrecht nach unten.
Auch Ochner, den viele bewundernd "Mr. Neuer Markt" nennen, konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Sein
Milliardenfonds, der Julius Bär Special German, sauste mit in den Strudel. Seit den Höchstständen im März ist der Kurs um rund
40 Prozent gesunken.
Vielleicht wird Ochner die Schnapsvorräte bald brauchen. Noch verehrt seine Fangemeinde den Fondsmanager als "König der
Nebenwerte", noch genießt der "Großmeister des Geldes", so der Berliner "Tagesspiegel", in Fernsehsendungen und
Börsenmagazinen den Ruf eines Gurus. Aber wie lange noch?
Der ehemalige Fallschirmjäger Ochner verdankt seinen Erfolg auch dem Boom am Neuen Markt. Der Special German Stock Fund
legte seit 1996 um mehr als 500 Prozent im Wert zu, weil er frühzeitig auf kleine, weitgehend unbekannte Firmen setzte. Dank
des Erfolgs von Ochner stieg das von Julius Bär in Deutschland betreute Fondsvolumen von wenigen hundert Millionen Mark auf
bis zu zwölf Milliarden Mark.
Ochner gilt als einer der mächtigsten Männer am Neuen Markt und er weiß diese Macht zu nutzen: Ochner kann Kurse in die
Höhe treiben oder fallen lassen je nachdem, ob ihm ein Unternehmen besonders am Herzen liegt oder nicht. Seine Gunst kann
mit entscheiden, ob ein Börsengang ein Erfolg wird. "Er tritt wie der Pate des Neuen Marktes auf", sagt ein Investmentbanker, der
lieber anonym bleiben will.
Kein Wunder, dass die Jungunternehmer, die vom großen Geld am Neuen Markt träumen, zu Ochner in den 32. Stock des
Frankfurter "Pollux" pilgern. Wer den Fondsmanager für seine Story einnehmen kann, hat viel gewonnen. "Ich kümmere mich um
die Unternehmen, wenn die Banken schon längst wieder abgezogen sind", beschreibt er seinen unkonventionellen Stil.
Als im vergangenen Herbst der Börsengang der Biotech-Firma Evotec am mangelnden Interesse der Anleger zu scheitern drohte,
retteten Fondsmanager unter Führung von Ochner die Emission. "Ochner hat mir versichert, dass er und seine Partner bis zu 50
Prozent der Aktien übernehmen können", erinnert sich Karsten Henco, der Vorstandsvorsitzende der Evotec. Die Banken ließen
sich durch die Protektion der Fondsmanager beeindrucken und brachten Evotec an die Börse. Bei der Zuteilung haben Ochner
und die anderen Fondsmanager dann im Rahmen der Zuteilungskriterien einen angemessenen Anteil Aktien erhalten.
Auch bei den Neue-Markt-Unternehmen Novasoft und NorCom, so Ochner, wurde ein Großteil der Aktien wegen mangelnder
Nachfrage aus dem Publikum ausgewählten Großinvestoren zugeteilt. Dann reichen schon kleine Handelsaufträge von
Privatanlegern, die bei der Vorabverteilung nicht zum Zuge gekommen sind, um die Kurse nach oben zu treiben.
Unternehmer, die sich auf Ochner einlassen, müssen allerdings Demut mitbringen. Schon bei der Emission beharrt er oftmals auf
einem großen Aktienanteil, da häufig am ersten Handelstag erhebliche Kurssteigerungen locken. Banker, die schon viele
Börsenkandidaten betreut haben, berichten von Unternehmern, die Ochner größere Aktienpakete zum Emissionskurs
versprochen haben, um seine Gunst zu gewinnen.
"Als Gegenleistung für einen günstigen Emissionskurs stellen wir unser Netzwerk zur Verfügung", wirbt Ochner für seinen
Service. Er verwaltet nicht nur Milliarden der Julius Bär Kapitalanlage, sondern beeinflusst auch die Investitionsentscheidungen
anderer Fondsmanager.
Ein wichtiger Verbündeter des Fondsmanagers Ochner ist Marian von Korff, der bis Anfang 1999 bei "Focus" die Geldmarktseiten
verantwortete. Der Journalist betätigte sich schon während seiner Zeit bei "Focus" als Berater für den VMR Strategie Quadrat
Fonds. Er kaufte sich über die Firma Fair Invest in Internet-Unternehmen wie Ricardo und I:Fao ein, die später an den Neuen
Markt kamen.
Zwischen dem Journalisten und dem Fondsmanager entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit. "Korff hat mich oftmals auf
Investitionsideen aus dem Münchner Bereich hingewiesen", lobt ihn Ochner. Er habe sich dafür revanchiert und ihn als
Co-Investor bei den Emissionsbanken eingeführt.
Als Michael Kölmel, der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Kinowelt, Ende 1998 einen Investorentermin bei Ochner
hatte, staunte er nicht schlecht, dass ihm zusammen mit dem Vorstandsmitglied der deutschen Julius Bär Kapitalanlage auch
der Fondsberater und Wirtschaftsredakteur Korff gegenübersaß. Mit von der Partie war auch Kerstan von Schlotheim, ein
Fondsmanager der Adig, der heutigen Fondsgesellschaft der Commerzbank.
Seit rund einem Jahr ist die Zusammen-
arbeit zwischen Korff und Ochner offiziell. Ochner berät Korffs VMR Strategie Quadrat. Die Julius Bär Kapitalanlage erhält dafür
nach Angaben Ochners ein jährliches Honorar von über 100 000 Mark. "Wenn Korff Beratungsbedarf hat, schickt er seine
Depotaufstellung mit der Bitte um Kommentierung", beschreibt Ochner die Zusammenarbeit.
Die beiden interessieren sich besonders für die kleinen marktengen Werte, bei denen noch nicht so viele Aktien an der Börse
umlaufen. Beide verstehen sich als aktive Investoren, die wissen, dass sie mit Käufen und Verkäufen die Kursentwicklung
beeinflussen. Da ist es praktisch, wenn wenig Aktien im Umlauf und möglichst viele in festen Händen sind. Bei den kleinen
Werten des Neuen Marktes, so Ochner, "reicht eine Order von weniger als einer Million Mark, um den Kurs innerhalb eines Tages
um zehn Prozent nach oben oder nach unten zu drücken".
Schon 1998 favorisierten die beiden Investoren häufig dieselben Unternehmen.
Ende 1998 lagen 22,4 Prozent der Gelder des VMR Strategie Quadrat bei einer einzigen Firma, dem Münchner
Medienunternehmen EM.TV. Auch privat kaufte Korff Aktien der Filmhändler, bei dem sein Freund Florian Haffa Vorstandsmitglied
und ein großer Aktionär ist.
Ochner seinerseits besaß 1998 nach eigenen Angaben zeitweise bis zu einem Drittel der umlaufenden Aktien von EM.TV. Auch
Schlotheim von der Fondsgesellschaft Adig stieg später bei dem Medienunternehmen ein. Der Free Float, der Anteil der noch im
Umlauf befindlichen Aktien, war gering. Schon relativ kleine Kaufaufträge reichten aus, den EM.TV-Kurs nach oben zu treiben.
So wurde 1998 aus einem sehr kleinen Unternehmen, das in diesem Jahr einen Umsatz von 81 Millionen Mark erzielte, der
Börsenstar des Jahres mit einer Kurssteigerung von 3400 Prozent.
Mit dem inflationierten Börsenwert im Rücken gingen die beiden Haffa-Brüder auf Einkaufstour. Ende 1998 beteiligten sie sich mit
50 Prozent für 500 Millionen Mark beim Medientycoon Leo Kirch an dessen gesamter Bibliothek an Kinder- und Jugendfilmen. In
dem Joint Venture mit Kirch, das unter Junior-TV firmiert, sind nunmehr 15 000 Sendestunden enthalten.
Seit Anfang dieses Jahres zeigt der Kirch-Sender Sat.1 wöchentlich zehn Stunden Junior-TV, darunter Uralt-Serien wie "Fred
Feuerstein" oder "Schweinchen Dick". Junior-TV kassiert dafür innerhalb von fünf Jahren 201 Millionen Mark, es ist die mit
Abstand größte Gewinnquelle von EM.TV.
Viele Filme schreibt EM.TV linear innerhalb von 20 Jahren ab. Da der aktuelle Wertverlust auf das eigene Filmlager damit sehr
niedrig angesetzt ist, konnten die Filmhändler aus Unterföhring einen höheren Gewinn ausweisen.
"Solche Abschreibungsmethoden sind einfach unseriös", sagt Andrea Keidel vom Münchner Medienunternehmen RTV. Im
wechselhaften Filmgeschäft ändern sich die Moden zu schnell. RTV schreibt deshalb seine Filme innerhalb von zehn Jahren ab
und will den Abschreibungszeitraum 2001 sogar auf fünf Jahre halbieren.
Auch Michael Kölmel, Chef des ebenfalls am Neuen Markt notierten Medienunternehmens Kinowelt, plädiert für vorsichtigere
Bilanzierungsmethoden, auch wenn manche Großinvestoren das anders sehen. Er weigerte sich, seine konservativen
Abschreibungsregeln für neue Filme zu ändern und damit mehr Gewinn auszuweisen. Als Kölmel zudem öffentlich auf die
niedrigen Abschreibungen von EM.TV hinwies, reagierte Ochner empfindlich. Er habe ihn mehrfach erfolglos darauf hingewiesen,
solche geschäftsschädigenden Äußerungen zu unterlassen, sagt Ochner. Wenn er sich weiter über die Wettbewerber äußere,
müsse er mit ernsten Konsequenzen für seinen Börsenkurs rechnen.
Es ist ein faustischer Pakt, auf den sich Unternehmen einlassen, wenn sie von Ochners Kapital abhängig werden. Der
Fondsmanager kann Kurse beeinflussen, aber seine Gunst genauso schnell auch wieder entziehen.
Ein typischer Ochner-Wert ist der Chipbroker CE Consumer, der mit Halbleitern für die Computer- und Mobilfunkindustrie handelt.
Dessen Vorstandsvorsitzender Erich Lejeune, der vordem vor allem durch seine zahl- und wortreichen Talkshow-Auftritte
aufgefallen war, hat dem Duo Ochner/Korff viel zu verdanken: Seine Firma CE Consumer entwickelte sich nicht zuletzt durch
große Investitionen der beiden Fondsmanager zum Börsenrenner.
Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Der Fonds VMR Strategie Quadrat, den Korff berät, investierte gut zehn Prozent seiner
Mittel in Lejeunes Unternehmen. Dem Aufstieg der CE-Consumer-Aktien dürfte es auch nicht geschadet haben, dass "Focus" auf
seinen damals von Korff betreuten Geldseiten mehrfach positiv über das Unternehmen berichtete.
Auch Ochner investierte in großem Stil in das Chip-Unternehmen, das den Bundesligaclub Spielvereinigung Unterhaching
sponsert. Der Unternehmer und Buchautor Lejeune ("So verkaufen Sie sich reich") revanchierte sich, indem er einen großen Teil
seines Erlöses aus dem Beteiligungsverkauf von Ende 1998 in den Julius Bär Special Fonds steckte.
Das hatte Methode: Auch der Popunternehmer Jack White und die E-Commerce-Unternehmer von Buecher.de legten wie viele
andere Börsengänger einen Teil des Emissionserlöses in Form von Wertpapierspezialfonds bei der Julius Bär Kapitalanlage an,
die auch in festverzinsliche Wertpapiere investiert.
Es ist ein wechselseitiges Geben und Nehmen. In einer Werbekampagne zum Börsengang legte sich Ochner in großformatigen
Anzeigen für den Internet-Buchhändler Buecher.de ins Zeug. Eine solche Interessenverquickung zwischen Unternehmen und
Fondsmanagement gilt in der Finanzbranche allerdings als äußerst unfein. "Mir wäre gekündigt worden, wenn ich das getan
hätte", sagt Karl Fickel, bis vor kurzem Fondsmanager von Invesco.
Auch bei der Augusta Technologie AG, die in rund ein Dutzend kleinerer Hightech-Unternehmen investiert, funktioniert das
Zusammenspiel zwischen Ochner und seinen Alliierten Ex-"Focus"-Mann Korff wies sich auf einer Internet-Seite seiner
FI-Firmengruppe sogar als Miteigentümer bei der Augusta aus. Inzwischen wird das Unternehmen nur noch als
Partnerunternehmen geführt.
Die Augusta kauft kleine mittelständische Betriebe beispielsweise in der Software-Industrie oder der Sensorik auf und will diese
irgendwann gewinnbringend an die Börse bringen. Bevor die Beteiligungsgesellschaft 1998 an die Börse ging, stand in "Focus"
(18/1998) auf der Geldmarktseite, für die Korff damals zuständig war, unter der Überschrift "Sechs auf einen Streich" im Duktus
einer Werbebotschaft: "Bei einem Emissionskurs von 65 Mark wäre das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Anleger, die bei der
Emission nicht zum Zug kommen, sollten bei Kursen um 150 Mark noch zugreifen."
Fondsmanager Ochner musste sich nicht so weit hinten anstellen wie die Kleinaktionäre. "Ich war seit der Börseneinführung von
Anfang an dabei", sagt er. In seinem Julius Bär Special lagen am 31. Dezember 1999 laut Geschäftsbericht 399 378
Augusta-Aktien, sein Creativ Fonds war im Mai mit 44 559 Aktien dabei. Bei Korff, dessen Fonds mittlerweile viele 100 Millionen
Mark eingesammelt hat, war die Augusta Ende 1999 sogar die wichtigste Aktie im Depot.
Wie gut die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnern läuft, zeigte sich auf den Hauptversammlungen der Augusta. Am 9.
Juni 1999 vertrat Reinhard Bellet, einer der Geschäftsführer aus Korffs FI-Gruppe, die Interessen der Fondsanleger von Julius Bär
gleich mit. Ochner hatte die Stimmrechte, die er als Großinvestor besitzt, einfach an den Kollegen abgetreten.
Lange Zeit funktionierte das System Ochner nahezu perfekt. EM.TV avancierte mit einer Börsenkapitalisierung von in der Spitze
14 Milliarden Euro zum internationalen Shootingstar. Selbst Lejeune, dessen Frau als Finanzvorstand schon mal Cash Flow, eine
Gewinngröße, und Free Float, die nicht in festem Besitz befindlichen Aktien, verwechselte, brachte es bezogen auf den
Emissionspreis auf ein Plus von gut 700 Prozent.
Doch seit die Börse ihren Höhenflug abrupt beendete, entweicht hörbar Luft aus den Werten, die Ochner einst groß gemacht hat.
EM.TV verlor seit den Höchstständen im Frühjahr 64 Prozent, CE Consumer 71 Prozent, Augusta 43 Prozent.
Selbst ein Fernsehauftritt Ochners bewirkte nur noch ein kurzfristiges Strohfeuer. Als Ochner Ende Juni in der N-tv- "Telebörse"
für EM.TV trommelte, stieg der Kurs um 8,1 Prozent, um danach wieder abzusacken. Auch eine zeitweise Aufnahme von EM.TV,
CE Consumer, Augusta und anderen Korff-/Ochner-Werten in das Musterdepot von "Focus Money" bewegte die Kurse nur kurz.
"Ich bin überzeugt, dass sich der Kurs bald wieder verdoppelt", prophezeite der damalige EM.TV-Finanzvorstand Florian Haffa im
Juni dieses Jahres in einem Interview mit "Focus Money". Solche Behauptungen halten manche Aktienhändler "für ein
Verbrechen an den Anlegern". Das Wachstum werde bei EM.TV nur noch mit teuren Unternehmenskäufen vorangetrieben.
Am vergangenen Montag stürzte die Aktie der Filmhändler um knapp 30 Prozent nach unten. An einem einzigen Börsentag verlor
das Unternehmen über vier Milliarden Mark an Wert, weil viele Großanleger den Bilanzkapricen des Medienkonzerns nicht mehr
länger zuschauen wollten. "Da ist ein kompletter Vertrauensverlust", sagt Annelie Hoppe, Finanzanalystin von WestLB Panmure
(siehe Kasten Seite 132).
Selbst Ochner setzt auf neue Favoriten. Beim Julius Bär Special hat er während der ersten sechs Monate die Positionen bei
EM.TV und CE Consumer deutlich abgebaut. In seinem neuen Fonds, dem im Dezember aufgelegten Creativ Fonds, war er im
Mai weder bei EM.TV noch bei CE Consumer investiert. Stattdessen versucht er mit marktengen Werten wie Biodata, MWG
Biotech oder TV Loonland einen Neuanfang nach bewährtem Muster.
Biodata, das keine Biotechnik, sondern Sicherheitssoftware für Computer herstellt, ging im Februar an den Neuen Markt. Ochner
wurde beim Börsengang großzügig bedient und kaufte ordentlich nach. Der Börsenkurs verfünffachte sich gegenüber dem
Emissionskurs innerhalb eines Tages, "eine märchenhafte Börsenbewertung", urteilte die "Wirtschaftswoche" über das
Unternehmen, das 1999 auf 16,1 Millionen Mark Umsatz kam.
Seit es am Neuen Markt nicht mehr so gut läuft, ist der Fondsmanager im Dauereinsatz, um Biodata und die anderen
Unternehmen zu schützen, in die er investiert hat. Der "Frankfurter Allgemeinen" vertraute er am 28. März an, dass Biodata, MIS,
das Internet-Portal Web.de und das Medienunternehmen TV Loonland zu seinen Lieblingstiteln gehören. Die "Welt" meldete am
19. April, Ochner präferiere zurzeit CyBio oder MWG Biotech. An allen genannten Unternehmen war Ochners Creativ Fonds stark
beteiligt.
Doch die Kurspflege über die Medien wirkte, wenn überhaupt, nur kurzfristig das Umfeld war zu schlecht: Es kam am Neuen
Markt zu einem regelrechten Ausverkauf. Ochner setzte nach eigenen Angaben Ende Juli insgesamt 40 Millionen Mark
zufließende Mittel in Unternehmen wie MWG, Biodata, CyBio und Buecher.de ein.
Als im Juli einer von Ochners Lieblingen, MWG Biotech, auf einer der so genannten "Todeslisten" mit potenziellen
Pleitekandidaten erschien, griff der Fondsmanager persönlich ein. "Ich signalisiere den schwachen Händen im Markt, dass sie
ihre Papiere bei mir abliefern können", schildert Ochner seine Intervention.
Tatsächlich stieg der Kurs von MWG Biotech kurzfristig. "Ochner kontrollierte zeitweise knapp ein Drittel der am Markt
befindlichen Aktien", erklärt der Aktienhändler einer Frankfurter Großbank das Phänomen.
Doch mittlerweile nützen auch Ochners Interventionen nicht mehr viel. Der Kurs von MWG Biotech sackte inzwischen unter
seinen Kurs von Ende Juli. Die Aktie des Internet-Buchhändlers Buecher.de, für dessen Börsengang Ochner geworben hatte, gab
es am vergangenen Freitag für rund sechs Euro. Beim Börsengang im Herbst 1999 hatte das Unternehmen noch mehr als das
Dreifache gekostet.
Ochners System funktioniert in guten Börsenzeiten. Sobald er in Zeiten der Krise einen Teil seiner Anlagen liquidieren muss,
rächt sich seine Investitionspolitik, massiv in marktenge Werte zu investieren. Aktienpakete von Unternehmen wie Buecher.de
oder Biodata, von denen an normalen Tagen nur wenige tausend Aktien gehandelt werden, sind nahezu unverkäuflich. Sobald
Ochner verkaufen muss, droht ein Kurssturz.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Ochners System implodiert: Schon einmal musste er erleben, dass er die Aktien, die er
eingesammelt hatte, nicht mehr rechtzeitig loswurde. Als Fondsmanager bei der mittlerweile aufgekauften Hamburger Privatbank
SMH hatte sich Ochner schon Ende der achtziger Jahre als Experte für deutsche Nebenwerte ausgewiesen. Zwar investierte er
auch in Großunternehmen wie BASF oder Deutsche Bank und frühzeitig bei SAP. Nicht unbeachtliche Kursgewinne aber
brachten kleine Unternehmen wie die Leonischen Drahtwerke (heute Leoni) und die Maschinenfabrik Müller-Weingarten, von
denen am Tag oft nur wenige Aktien gehandelt wurden.
Auch hier stiegen die Kurse wie von selbst, wenn der Meister der Nebenwerte mit seinem Fonds einstieg. Sein SMH-Special
gehörte Ende der achtziger Jahre zu den erfolgreichsten Fonds.
Bei der Leoni, die seit dem Jahr 1700 existiert und so handfeste Dinge wie Kupferdrähte und Kabelsätze herstellt, verdoppelte
sich zwischen dem 30. September 1988 und dem 30. September 1990 beinah der Aktienkurs. Ochner kaufte ausweislich des
Geschäftsberichts in dieser Zeit rund 16 000 Aktien auf.
Bei dem Pressenhersteller Müller-Weingarten verdreifachte sich der Aktienkurs sogar im gleichen Zeitraum. Ochner besaß
ausweislich der Vermögensaufstellung seines Fonds am 30. September 1991 über 13 000 Aktien. Das war ein gut Teil der frei
verfügbaren Aktien auf dem Markt. Denn 80 Prozent des Herstellers von hydraulischen und mechanischen Pressen befanden sich
damals in den Händen der Esslinger Fritz Müller GmbH.
Bei weiteren, damals wie heute weitgehend unbekannten Unternehmen wie dem Progress-Werk Oberkirch oder der Oelmühle
Hamburg hielt Ochner relativ große Positionen und konnte mit seinen Kauf- oder Verkaufsaufträgen maßgeblich den Aktienkurs
beeinflussen.
Das ging so lange gut, wie Ochner nicht gezwungen war, diese Positionen zu liquidieren. Doch 1992 brach der Markt ein, die
kleinen Werte erholten sich lange nicht mehr. "Ochners Fonds sah bald aus wie ein verhungerter Luftballon", erinnert sich ein
Banker. Während am 30. September 1991 noch 582 Millionen Mark im Fonds investiert waren, waren es zwei Jahre später nur
noch 372 Millionen Mark.
Anleger brachten ihr Geld in Sicherheit, gleichzeitig sank die Wertentwicklung des Fonds. Im Geschäftsjahr 1991/92 gab es ein
Minus von 13,4 Prozent. Kleinlaut heißt es im Rechenschaftsbericht: "Die bereits in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres
1991/92 eingeschlagene Strategie, den Fonds stärker auf marktbreitere Aktien umzuschichten, wurde fortgesetzt. So wurden
weitere 8 Positionen aufgelöst und Bestände an Mannheimer Versicherung, Progress-Werk Oberkirch, Revell und Deutsche
Verkehrs Bank deutlich reduziert."
Schließlich zog die Geschäftsführung von SMH die Konsequenzen. "Der Fonds war vor die Wand gefahren", sagt Hans-Jürgen
Segbers, der an Stelle von Ochner Anfang 1993 den Fonds übernahm. Er habe neun Monate gebraucht, um Ochners teilweise
abenteuerliche Positionen zu bereinigen, sagt Segbers. Bei Aktien wie der Oelmühle Hamburg war dies besonders schwer, es
gab auch bei Discountpreisen kaum jemand, der die Aktie haben wollte.
Ochner sieht die damaligen Vorgänge bei SMH deutlich anders. Die Fondsgesellschaft habe den SMH-Special in einen Fonds für
marktbreite Werte umwandeln wollen. Ihm sei dafür ein Nebenwertefonds anvertraut worden. Dieser SMH Small Cap Fonds sei
1994 der beste deutsche Publikumsfonds geworden.
Die Neuausrichtung des Fonds hatte jedenfalls ihren Preis. Der Aktienkurs der Leonischen Drahtwerke halbierte sich. Beim
Glasfabrikanten Oberland Glas, wo Ochner im September 1992 44 000 Aktien hielt, sank der Aktienkurs von Ende 1991 bis Ende
1992 von 364 auf 160 Mark.
Statt eines Plus von 30,6 Prozent, den der Deutsche Aktienindex erzielte, brachte es der SMH-Special während des
Geschäftsjahrs 1992/93 nur auf ein Plus von 8,3 Prozent. "Die geringe Wertentwicklung ist im Wesentlichen in der nunmehr
abgeschlossenen Umstrukturierung hin zu eher marktbreiten Aktien begründet", hieß es diesmal im Rechenschaftsbericht.
"Wer kontrolliert Ochner heute?", fragt sein Nachfolger Segbers, der jetzt bei der Dresdner-Bank-Tochter DIT arbeitet. Denn bei
der Schweizer Bank Julius Bär ist Ochner nicht nur wie bei SMH Fondsmanager, sondern auch der für die Kapitalanlagen
verantwortliche Vorstand der deutschen Fondstochter. In der Regel muss er nur seinem Schweizer Aufsichtsrat berichten.
Bei Ochners jetzigem Hauptfonds, dem Julius Bär Special, könnte es zu einer ähnlichen Entwicklung kommen wie vor sieben
Jahren beim SMH-Special. Das vermuten zumindest seine Kritiker. Dann wären wieder die Kleinanleger, die spät eingestiegen
sind und nicht den rechtzeitigen Absprung schaffen, die Opfer.
Seit dem Frühjahr schrumpften die Anlagen von dreieinhalb Milliarden auf zweieinhalb Milliarden Mark zusammen. Der Julius Bär
Special musste einen Kursverlust von rund 40 Prozent hinnehmen.
Besser lief Ochners Creativ Fonds, der seit seiner Auflage im Dezember ein Plus von rund 100 Prozent machte. Allerdings
profitierten davon nur wenige: Wer von Anfang an dabei sein wollte, musste eine Mindestanlage von einer Million Euro mitbringen.
Ganz anders dagegen sieht die Rechnung für die Kleinanleger aus. Sie durften erst im Frühjahr in den Creativ Fonds investieren.
Seither ging dessen Kurs um rund 15 Prozent zurück.
auf den punkt gebracht von:
von Allbie 10.03.01 22:10:36
Du bist ein junger dynamischer Unternehmer mit einer jungen dynamischen Mannschaft und arbeitest ungemein erfolgreich in
deinem Markt.
Die Gewinne sprudeln die Mannschaft ist aufgestellt und Geld ist dir nicht mehr so wichtig, da du deine Gewinne eh nicht mehr
ausgeben kannst.
Die Vermögensberater schlagen dir die Gründung einer AG vor. Deine Frau, deine Kinder dein Vater usw. will die Bank zu sog.
Altaktionären machen.
Man verspricht dir einige zig Millionen aus dem Börsengang. Als Gegenwert wirst du halt die Bestimmung über dein Unternhemn
das dir so viel bedeutet mit vielen teilen und den Aktionären dauernde Rechenschaft ablegen müssen. Das wirst du mehrmal
überlegen und dann ablehnen. Ich kenne persönlich solch einen Unternehmer.
Stell Dir jetzt vor du hast ein Unternehmen gegründet und hast Probleme am Markt, der Absatz läuft, aber nicht so wie du dir das
denkst. Du hast noch ein paar Ideen, aber die Bank will nicht so Recht das Risiko tragen um diese Ideen umzusetzen. Man weiß
das deine Werte in Gebäuden und Anlagen den Kreditrahmen knapp abdecken. Die Rettung wird dir als Gründung einer AG mit
Börsengang schmackhaft gemacht. Nach Neubau, Personalauftockung und Umsetzung der neuen Geschäftsideen bleiben dir
noch zig Millionen als Altaktionär übrig.
Natürlich wollen noch ein paar Risikokapitalgeber und die Bank beteiligt werden. Dein Einfluß im Unternehmen wird schwinden.
Aber nach Abwägung der jetzigen Situation mit Gewinnnen in weiter Ferne wirst du die sicheren Million in der Hand der Taube
Eigenerfolg auf dem Dach vorziehen.
Und da Du den Glauben an den engültigen Erfolg Deiner Unternehmensidee eh nicht mehr glaubst kommt das Angebot doch wie
gerufen. Und laut Bankauskunft sind die strafrechtlichen Risiken gleich Null in Deutschland.
So funzt das Kollegen und nicht anders.
Bei 90% zumindest.
Dehalb Höchststrafe für diese Abzocker und Kaufstreik.
von Allbie 10.03.01 22:10:36
Du bist ein junger dynamischer Unternehmer mit einer jungen dynamischen Mannschaft und arbeitest ungemein erfolgreich in
deinem Markt.
Die Gewinne sprudeln die Mannschaft ist aufgestellt und Geld ist dir nicht mehr so wichtig, da du deine Gewinne eh nicht mehr
ausgeben kannst.
Die Vermögensberater schlagen dir die Gründung einer AG vor. Deine Frau, deine Kinder dein Vater usw. will die Bank zu sog.
Altaktionären machen.
Man verspricht dir einige zig Millionen aus dem Börsengang. Als Gegenwert wirst du halt die Bestimmung über dein Unternhemn
das dir so viel bedeutet mit vielen teilen und den Aktionären dauernde Rechenschaft ablegen müssen. Das wirst du mehrmal
überlegen und dann ablehnen. Ich kenne persönlich solch einen Unternehmer.
Stell Dir jetzt vor du hast ein Unternehmen gegründet und hast Probleme am Markt, der Absatz läuft, aber nicht so wie du dir das
denkst. Du hast noch ein paar Ideen, aber die Bank will nicht so Recht das Risiko tragen um diese Ideen umzusetzen. Man weiß
das deine Werte in Gebäuden und Anlagen den Kreditrahmen knapp abdecken. Die Rettung wird dir als Gründung einer AG mit
Börsengang schmackhaft gemacht. Nach Neubau, Personalauftockung und Umsetzung der neuen Geschäftsideen bleiben dir
noch zig Millionen als Altaktionär übrig.
Natürlich wollen noch ein paar Risikokapitalgeber und die Bank beteiligt werden. Dein Einfluß im Unternehmen wird schwinden.
Aber nach Abwägung der jetzigen Situation mit Gewinnnen in weiter Ferne wirst du die sicheren Million in der Hand der Taube
Eigenerfolg auf dem Dach vorziehen.
Und da Du den Glauben an den engültigen Erfolg Deiner Unternehmensidee eh nicht mehr glaubst kommt das Angebot doch wie
gerufen. Und laut Bankauskunft sind die strafrechtlichen Risiken gleich Null in Deutschland.
So funzt das Kollegen und nicht anders.
Bei 90% zumindest.
Dehalb Höchststrafe für diese Abzocker und Kaufstreik.
Der Börsenschwindel. Wie Aktionäre und Anleger für dumm verkauft werden.
Autor: Günter Ogger
Leserbewertung:
DM 44,00
EUR 22,49
Versandfertig in 24 Stunden.
Gebundene Ausgabe - 319 Seiten (2001)
Bertelsmann Vlg., M.; ISBN: 3570004988
Amazon.de Verkaufsrang 89
Autor: Günter Ogger
Leserbewertung:
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Gebundene Ausgabe - 319 Seiten (2001)
Bertelsmann Vlg., M.; ISBN: 3570004988
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@mafiabroker
lieber spät,als nie aber verschprochen ist verschprochen.bevor du dies hier lesen wirst,will ich dich darauf aufmerksam machen,ich dir dieses im einfingersuchsystem hinein schreiben werde und nicht auf etwaige zeichenschriften aufpassen werde.
also,aus dem besagtem buch,seite 43(ich zitiere wörtlich)
KURSE NACH BELIEBEN MANIPULIERT
geht es banken und großaktionären bei den dax-konzernen darum,den kleinen anlegern den schneid und die macht abzukaufen,so wollen ihnen die akteure des neuen marktes meist nur an den geldbeutel.und dies gelingt ihnen in letzter zeit immer bessr.dass der neue markt eine tolle erfolgsstory ist,wie sie initiator werner g.seifert immer wieder betont,bezweifelt niemand.die frage ist nur,für wen.klotzig abgesahnt hat bisher die deutsche börse ag,und auch die gründer und altaktionäre der an der wachstumsbörse notierten gesellschaften kamen nicht zu kurz.
damit das ganze so attraktiv wurde,dass genügend spielgeld zufloss,mussten sich natürlich anfangs prächtige gewinne einstellen.deshalb zählen auch die der ersten stunde zu den profiteuren des neuen marktes.dies blieben sie freilich nur dann.wenn sie auf dem höhepunkt der kursentwicklung ausstiegen und sich für längerezeit nicht wieder blicken ließen.inzwischen nämlich schlitterte die deutsche wachstumsbörse,wie die schutzgemeinschaft der kleinaktionäre(sdk)im august 2000 feststellte,in ihre schwersten vertrauenskrise.die vorwürfe der aktionärsschützer:maniepulierte kurse geschönte wachstumsprognosen,mangelhafte börsenaufsicht.
dass der neue markt ein heisses pflaster ist,mussten schon viele anleger erfahren,die im vertrauen auf die rasanten kurssteigerungen während der pionierphase erst dann eingestiegen sind,als die grossinvestoren sich zu verabschieden begannen.nirgendwo in deutschland wird das aktienspiel brutaler gespielt als an dieser sogenannten wachstumsbörse,an der beileibe nicht nur wachstumswerte notiert sind.selbst einem der grössten profiteure des nm wird das treiben dort allmählich unheimlich :wir machen uns gedanken inwieweit dies auf dauer das marktsegment für uns ist.wetterte mobilcom chef gerhard schmid anfang august 2000 und äusserte den verdacht : handler und investoren haben regelrecht spass daran die kurse mancher technologieaktien nach belieben zu manipulieren.
nicht nur das.es wird gelogen dass sich die balken biegen. hier gerät der anleger in einen sumpf aus halb und falschinformationen,der ihn nur allzuleicht sein vermögen kosten kann.das fängt schon damit an dass der aktionär heutzutage kaum noch weiss was er eigentlich für sein geld bekommt.früher lauteten die aktien auf eine klar definierten nennwert,der betrug in der regel hundert mark.stand der kurs also beispielweise bei 250 dm,dann wusste der aktionär,dass er sich mit 100 dm am stammkapital beteiligt und für den firmenwert nochmals 150 dm bezahlt hatte.heute hingegen lauten die meisten aktien nur noch auf einen nennwert von 5 mark,werden aber in euro notiert und nicht wenige sind so genannte stücknotizen und haben gar keinen nennwert mehr.
zur weiteren verwirrung tragen die vielen splitts bei.kostet eine aktie im nennwert von 5 mark nach einem langen kursanstieg bsp.weise 120 markdann wird sie in drei papiere a 40 mark aufgesplittert um den kurs optisch zu verbilligen.das ziel all dieser manöver ist klar:der anleger soll über den wahren preis der papier getäuscht und durch optisch niedrige notierungen zu weiteren käufen verleitet werden.
am nm.funktionierte das lange zeit ganz ausgezeichnet.hier führte die finanzbranche vor ,wie man die gier der anleger schürt,wie man sie in die falle laufen lässt und wie man sie letzten endes abkassiert.ihr erster trick bestand darin,die kurse zu treiben und gleichzeitig das material zu verknappen.das ging so:lange bevor das puplikum erfuhr,dass ein neuer name auf dem börsenzettel auftauchen würde ,sorgte die konsortialfürerin unter den emmissionsbanken dafür ,dass ein erheblicher teil der neu auszugebenden papiere bei den so genannten institutionellen investoren untergebracht wurden also bei banken,investmentfonds,versicherungen,unternehmens-und vermögensverwaltern reicher privatleute.
die finanz-commnuty war also zunächst mal unter sich und hier konnte man prächtig geschäfte aushandeln.nach dem motto:hilfst du mir ,helfe ich dir.geholfen wurde vorallem dann,wenn die:road show,des kunden zufrieden stellend ausfiel. bei diesen veranstaltungen musste sich der vorstandsvorsitzende des unternehmens,das an die börse gebracht werden soll,vor analysten,fondsmanager und vermögensverwaltern im besten licht präsentieren und damit er das überzeugend hinbekam hatte der guet ein hartes training zu absolvieren.war er als redner kein naturtalent,schickte ihn seine bank zum rhetoriktrainer,notfalls auch in den schauspielunterricht,und probte mit ihm den ablauf der show so lange ,bis er auf jede denkbare frage den passenden spruch parat hatte. und schluss. HAT MICH NE STUNDE GEKOSTET DIES HIER REIN ZUSCHREIBEN ich jetzt nix mehr lust.mfg.wangert
lieber spät,als nie aber verschprochen ist verschprochen.bevor du dies hier lesen wirst,will ich dich darauf aufmerksam machen,ich dir dieses im einfingersuchsystem hinein schreiben werde und nicht auf etwaige zeichenschriften aufpassen werde.
also,aus dem besagtem buch,seite 43(ich zitiere wörtlich)
KURSE NACH BELIEBEN MANIPULIERT
geht es banken und großaktionären bei den dax-konzernen darum,den kleinen anlegern den schneid und die macht abzukaufen,so wollen ihnen die akteure des neuen marktes meist nur an den geldbeutel.und dies gelingt ihnen in letzter zeit immer bessr.dass der neue markt eine tolle erfolgsstory ist,wie sie initiator werner g.seifert immer wieder betont,bezweifelt niemand.die frage ist nur,für wen.klotzig abgesahnt hat bisher die deutsche börse ag,und auch die gründer und altaktionäre der an der wachstumsbörse notierten gesellschaften kamen nicht zu kurz.
damit das ganze so attraktiv wurde,dass genügend spielgeld zufloss,mussten sich natürlich anfangs prächtige gewinne einstellen.deshalb zählen auch die der ersten stunde zu den profiteuren des neuen marktes.dies blieben sie freilich nur dann.wenn sie auf dem höhepunkt der kursentwicklung ausstiegen und sich für längerezeit nicht wieder blicken ließen.inzwischen nämlich schlitterte die deutsche wachstumsbörse,wie die schutzgemeinschaft der kleinaktionäre(sdk)im august 2000 feststellte,in ihre schwersten vertrauenskrise.die vorwürfe der aktionärsschützer:maniepulierte kurse geschönte wachstumsprognosen,mangelhafte börsenaufsicht.
dass der neue markt ein heisses pflaster ist,mussten schon viele anleger erfahren,die im vertrauen auf die rasanten kurssteigerungen während der pionierphase erst dann eingestiegen sind,als die grossinvestoren sich zu verabschieden begannen.nirgendwo in deutschland wird das aktienspiel brutaler gespielt als an dieser sogenannten wachstumsbörse,an der beileibe nicht nur wachstumswerte notiert sind.selbst einem der grössten profiteure des nm wird das treiben dort allmählich unheimlich :wir machen uns gedanken inwieweit dies auf dauer das marktsegment für uns ist.wetterte mobilcom chef gerhard schmid anfang august 2000 und äusserte den verdacht : handler und investoren haben regelrecht spass daran die kurse mancher technologieaktien nach belieben zu manipulieren.
nicht nur das.es wird gelogen dass sich die balken biegen. hier gerät der anleger in einen sumpf aus halb und falschinformationen,der ihn nur allzuleicht sein vermögen kosten kann.das fängt schon damit an dass der aktionär heutzutage kaum noch weiss was er eigentlich für sein geld bekommt.früher lauteten die aktien auf eine klar definierten nennwert,der betrug in der regel hundert mark.stand der kurs also beispielweise bei 250 dm,dann wusste der aktionär,dass er sich mit 100 dm am stammkapital beteiligt und für den firmenwert nochmals 150 dm bezahlt hatte.heute hingegen lauten die meisten aktien nur noch auf einen nennwert von 5 mark,werden aber in euro notiert und nicht wenige sind so genannte stücknotizen und haben gar keinen nennwert mehr.
zur weiteren verwirrung tragen die vielen splitts bei.kostet eine aktie im nennwert von 5 mark nach einem langen kursanstieg bsp.weise 120 markdann wird sie in drei papiere a 40 mark aufgesplittert um den kurs optisch zu verbilligen.das ziel all dieser manöver ist klar:der anleger soll über den wahren preis der papier getäuscht und durch optisch niedrige notierungen zu weiteren käufen verleitet werden.
am nm.funktionierte das lange zeit ganz ausgezeichnet.hier führte die finanzbranche vor ,wie man die gier der anleger schürt,wie man sie in die falle laufen lässt und wie man sie letzten endes abkassiert.ihr erster trick bestand darin,die kurse zu treiben und gleichzeitig das material zu verknappen.das ging so:lange bevor das puplikum erfuhr,dass ein neuer name auf dem börsenzettel auftauchen würde ,sorgte die konsortialfürerin unter den emmissionsbanken dafür ,dass ein erheblicher teil der neu auszugebenden papiere bei den so genannten institutionellen investoren untergebracht wurden also bei banken,investmentfonds,versicherungen,unternehmens-und vermögensverwaltern reicher privatleute.
die finanz-commnuty war also zunächst mal unter sich und hier konnte man prächtig geschäfte aushandeln.nach dem motto:hilfst du mir ,helfe ich dir.geholfen wurde vorallem dann,wenn die:road show,des kunden zufrieden stellend ausfiel. bei diesen veranstaltungen musste sich der vorstandsvorsitzende des unternehmens,das an die börse gebracht werden soll,vor analysten,fondsmanager und vermögensverwaltern im besten licht präsentieren und damit er das überzeugend hinbekam hatte der guet ein hartes training zu absolvieren.war er als redner kein naturtalent,schickte ihn seine bank zum rhetoriktrainer,notfalls auch in den schauspielunterricht,und probte mit ihm den ablauf der show so lange ,bis er auf jede denkbare frage den passenden spruch parat hatte. und schluss. HAT MICH NE STUNDE GEKOSTET DIES HIER REIN ZUSCHREIBEN ich jetzt nix mehr lust.mfg.wangert
hi wangert,
vielen herzlichen dank für die mühe die du dir gegeben hast, um deinem
versprechen nachzukommen.
wollen wir doch mal hoffen, dass es so viele wie möglich lesen, da es sehr
aufschlußreich ist.
der inhalt hat mich sehr neugierig gemacht, so dass ich mir das buch
nächste woche kaufen werde.
auf jeden fall werde ich versuchen, so viel aufklärungsstoff wie möglich
hier rein zu stellen, um den leuten hier mal klar zu machen, mit was für
einer sorte hochgradig kriminellen abschaum wir es hier am neuen markt
zu tun haben.
es ist alles systematisch durchgeplant und verläuft ähnlich wie bei einem
geplanten banküberfall, nur dass hierbei die öffentlichkeit bzw. die
politik und die justiz nicht dem so entgegentreten und handeln, wie es
solchen kriminellen gebührt.
ein blick über den grossen teich reicht aus, um festzustellen, dass wir
dorfähnliche verhältnisse hier haben.
wäre schön wenn du und auch andere user weiterhin aktiv mit an diesen
beiträgen arbeitet, damit wir so viele beispiele wie möglich in einem
thread zusammen tragen.
vielen dank noch mal
Mafiabroker
vielen herzlichen dank für die mühe die du dir gegeben hast, um deinem
versprechen nachzukommen.
wollen wir doch mal hoffen, dass es so viele wie möglich lesen, da es sehr
aufschlußreich ist.
der inhalt hat mich sehr neugierig gemacht, so dass ich mir das buch
nächste woche kaufen werde.
auf jeden fall werde ich versuchen, so viel aufklärungsstoff wie möglich
hier rein zu stellen, um den leuten hier mal klar zu machen, mit was für
einer sorte hochgradig kriminellen abschaum wir es hier am neuen markt
zu tun haben.
es ist alles systematisch durchgeplant und verläuft ähnlich wie bei einem
geplanten banküberfall, nur dass hierbei die öffentlichkeit bzw. die
politik und die justiz nicht dem so entgegentreten und handeln, wie es
solchen kriminellen gebührt.
ein blick über den grossen teich reicht aus, um festzustellen, dass wir
dorfähnliche verhältnisse hier haben.
wäre schön wenn du und auch andere user weiterhin aktiv mit an diesen
beiträgen arbeitet, damit wir so viele beispiele wie möglich in einem
thread zusammen tragen.
vielen dank noch mal
Mafiabroker
@mafiabroker
danke für die blumen ,glaub mir,beim lesen dieses buches wirst du aus dem staunen nicht mehr raus kommen.ist aber alles nachrecherchiert und für jeden klardenkenden menschen leicht nachvollziehbar und du wirst dir nach jedem umblättern immer mehr die frage stellen"das kann doch alles nicht wahr sein"vorsicht du wirst nachher eine ganz andere auffassung gegen über der börse haben,VORALLEM DER NEUE MARKT,und den grossen bankhäusern und ,und,und.
p.s.wenn ich nachher noch dazu kommen sollte,poste ich dir nochmal was rein.jedenfalls werd ich öfters hier vorbeiklicken.es wird zeit dass uns kleinanleger mal voraugen gehalten wird was diese ganze brut mit uns macht,vorallem mit unserem geld. warum glaubst du, hat noch kein einziger von n-tv,über n-24bis hin zu all den anderen mediensektoren,focus money,der aktionär,und wie sie alle heissen das buch noch nicht ein einziges mal vorgestellt.die werden schon wissen warum. schönen grus und falls ich mich nicht mehr heute melden sollte,schönes wochenende mfg.wangert
danke für die blumen ,glaub mir,beim lesen dieses buches wirst du aus dem staunen nicht mehr raus kommen.ist aber alles nachrecherchiert und für jeden klardenkenden menschen leicht nachvollziehbar und du wirst dir nach jedem umblättern immer mehr die frage stellen"das kann doch alles nicht wahr sein"vorsicht du wirst nachher eine ganz andere auffassung gegen über der börse haben,VORALLEM DER NEUE MARKT,und den grossen bankhäusern und ,und,und.
p.s.wenn ich nachher noch dazu kommen sollte,poste ich dir nochmal was rein.jedenfalls werd ich öfters hier vorbeiklicken.es wird zeit dass uns kleinanleger mal voraugen gehalten wird was diese ganze brut mit uns macht,vorallem mit unserem geld. warum glaubst du, hat noch kein einziger von n-tv,über n-24bis hin zu all den anderen mediensektoren,focus money,der aktionär,und wie sie alle heissen das buch noch nicht ein einziges mal vorgestellt.die werden schon wissen warum. schönen grus und falls ich mich nicht mehr heute melden sollte,schönes wochenende mfg.wangert
das ist ein hochinteressanter Thread - haltet ihn lange oben, damit man ihn auch noch in besseren Zeiten lesen kann. Kompliment an ALBIE. Genauso ists bei vielen Firmen am Neuen Markt gelaufen. Wenn einer nichts von seinem Handwerk versteht, wird er es auch mit Geld nicht besser verstehen. Den Banken und Analysten konnte das egal sein; auch sie haben von den meisten Geschäften nichts verstanden, ausser dass sie an ihnen verdienen würden.
Allen vielen Dank für die Mühe.
Allen vielen Dank für die Mühe.
hi wangert,
die blumen hast du redlich verdient, da du hier aktiv mit zur aufklärung
beiträgst(auch noch mit dem ein finger such system). freue mich,
dass du öfters hier vorbeischauen wirst.
zur zeit fühle ich mich hier noch recht allein gelassen, wobei ich sicherlich
nicht der einzige hier im board bin, der aufgrund unseriöser und krimineller
handlungen diverser unternehmen verluste gemacht hat.
meine denkweise über den neuen markt hat sich schon längst geändert.
recherchiere jeden tag diverse hintergründe, verschiedene adhocs, kursverläufe,
etc.
bis bald, Mafiabroker
hi CAMBERLEY ,
freue mich das es dir gefällt.
mach doch einfach mit und trage dazu bei, die transparenz am neuen markt auszubauen.
willkommen im club.
allen anderen die vorbeischauen, schönen tag noch und schaut ab und zu vorbei.
die blumen hast du redlich verdient, da du hier aktiv mit zur aufklärung
beiträgst(auch noch mit dem ein finger such system). freue mich,
dass du öfters hier vorbeischauen wirst.
zur zeit fühle ich mich hier noch recht allein gelassen, wobei ich sicherlich
nicht der einzige hier im board bin, der aufgrund unseriöser und krimineller
handlungen diverser unternehmen verluste gemacht hat.
meine denkweise über den neuen markt hat sich schon längst geändert.
recherchiere jeden tag diverse hintergründe, verschiedene adhocs, kursverläufe,
etc.
bis bald, Mafiabroker
hi CAMBERLEY ,
freue mich das es dir gefällt.
mach doch einfach mit und trage dazu bei, die transparenz am neuen markt auszubauen.
willkommen im club.
allen anderen die vorbeischauen, schönen tag noch und schaut ab und zu vorbei.
von THECANADIEN 25.03.01 16:14:46 3170376
A K T I O N Ä R S P R O T E S T E
Der Ohnmacht nahe
Ge- und enttäuschte Kleinanleger mucken auf - doch was können sie tatsächlich bewirken?
In der Hauptversammlung der Intershop Communications AG gefielen sich die Firmengründer Stefan Schambach, 30, und Wilfried Beeck, 41, in der Rolle der jungen, siegreichen Tribunen. Aktionärsvertreter trugen Ergebenheitsadressen vor; Kleinaktionäre standen Schlange für ein Autogramm von Vorstandschef Schambach. Ein schöner Tag.
Intershop-Anführer Schambach: Dem Unternehmen steht eine stürmische Hauptversammlung bevor. Der Kursturz sorgt für Unruhe.
Schade nur, dass sich all dies bereits im vergangenen Jahr zutrug. Die diesjährige Hauptversammlung am 13. Juni dürfte nicht so angenehm verlaufen. Katastrophale Umsatzeinbrüche in den USA, Schambach hat sich vom operativen Geschäft verabschiedet, der Aktienkurs ist seit dem Höchststand um über 90 Prozent eingebrochen. Beeck richtet sich auf Aktionärsproteste ein: "Als Vorstand werde ich dafür bezahlt, dass ich in der Hauptversammlung den Kopf hinhalte."
Die harmonischen Zeiten scheinen endgültig vorbei zu sein. Frustriert von den Kursverlusten der letzten Monate, mucken immer mehr Kleinaktionäre auf. Erboste Anteilseigner und findige Anwälte strengen eine Vielzahl von Klagen an, zum Beispiel:
in Sachen Intershop: Das Grünwalder Anwaltsbüro Rotter will den Beweis antreten, dass Schambach und Beeck die Öffentlichkeit "über den schleppenden Gang ihrer US-Geschäfte getäuscht haben"; die Kanzlei hat beim Bezirksgericht San Francisco eine Sammelklage gegen die auch an der Nasdaq gelistete Softwarefirma eingereicht;
im Fall Daimler-Chrysler: Amerikanische Anleger klagen gegen den fusionierten Autokonzern, die früheren Chrysler-Aktionäre fühlen sich von Jürgen Schrempp getäuscht; die Fusion sei in Wahrheit eine Übernahme durch Daimler gewesen, Schrempp habe die Chrysler-Aktionäre um die bei einer Übernahme fällige Kaufprämie geprellt;
in der Angelegenheit Deutsche Telekom: Kleinaktionäre haben Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat gestellt und prüfen die Chancen einer Prospekthaftungsklage; der Vorwurf: Die Telekom habe es jahrelang unterlassen, den Wert ihrer Immobilien korrekt zu bilanzieren und im Börsenprospekt auszuweisen; die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen Ron Sommer.
Auch gegen Gesellschaften wie EMTV, Infomatec und Metabox sind Klagen in Vorbereitung oder wurden bereits eingereicht.
Ob die juristischen Schritte freilich mehr darstellen als Drohgebärden, erscheint fraglich. Ärger bereiten sie den Unternehmen auf jeden Fall.
Schadensersatzklagen von Anlegern, geschweige denn Urteile, hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. "Wir betreten juristisches Neuland", sagt die Münchener Rechtsanwältin Daniela Bergdolt, die einige EMTV-Aktionäre vertritt. Entsprechend unsicher erscheint der Ausgang der Verfahren. Sicher ist nur eines: Die Sache dauert. Sollten sich Anleger und Unternehmen bis hin zum Bundesgerichtshof bekriegen, würde ein Prozess locker drei bis fünf Jahre dauern, prognostiziert Bergdolt.
Noch unwägbarer sind die Aussichten von Klagen in den Vereinigten Staaten. Deutsche Anleger könnten davon profitieren, dass US-Gerichte sich in ausländischen zivilrechtlichen Streitigkeiten schnell für zuständig erklären. Oft reicht es bereits, wenn das beklagte Unternehmen eine US-Tochter hat. Unter dem Druck der anlegerfreundlicheren Rechtsprechung lassen sich Unternehmen häufig frühzeitig auf einen Vergleich ein.
Neben den Gerichtssälen werden die Hauptversammlungen zum Feld der Auseinandersetzungen zwischen Vorständen und Investoren.
Für Unternehmenslenker hatte das typische Aktionärstreffen bislang den Charakter einer Parodontose-behandlung: langwierig und lästig - aber notwendig.
(© DPA)
Daimler-Chef Schrempp: Im Feuer wegen der Übernahme von Chrysler
Für Jürgen Schrempp könnte die Prozedur in diesem Jahr erstmals mit echten Schmerzen verbunden sein. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wollen Vorstand und Aufsichtsrat von Daimler-Chrysler die Entlastung verweigern. Wie viel Prozent Gegenstimmen die Opponenten auf sich vereinigen können, bleibt bis zum 11. April offen.
Auch bei Intershop ist die Situation unberechenbar: 5 Prozent gehören Wagniskapitalgebern, die den Ausstieg nicht rechtzeitig geschafft haben; 67 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.
Klagen, Anzeigen, Ermittlungen, Gegenanträge - wird 2001 zum Revolutionsjahr im Börsenland? Wohl kaum. Bei den meisten deutschen Aktiengesellschaften hält sich das Überraschungspotenzial trotz Kursfrusts auch in der diesjährigen Hauptversammlungssaison in Grenzen.
Und dies selbst bei der in Negativschlagzeilen geratenen Deutschen Telekom. In der Hauptversammlung darf nach Kräften gemotzt werden, doch über die Zukunft von Vorstandschef Ron Sommer entscheiden andere: entweder der Großaktionär Bundesrepublik oder die Gerichte, falls die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu einer Anklage führen sollten.
Wirtschaftsprofessor und Aktionärsschützer Ekkehard Wenger glaubt denn auch nicht an einen Erfolg des Anlegeraufstands. "Zuerst machen die Kleinaktionäre ihrem Ärger Luft, anschließend stimmen die institutionellen Anleger für die Entlastung."
Eva Buchhorn/Christian Rickens
von THECANADIEN 25.03.01 16:16:06 3170382
A K T I O N Ä R S P R O T E S T E
Aufbegehren
Was Schadensersatzklagen den Aktionären bringen*
Daimler-Chrysler
Vorwurf: Vorspiegelung einer "Fusion unter Gleichen"
Erfolgsaussichten: niedrig
Hauptversammlung: 11. April 2001
Intershop
Vorwurf: Verschweigen von Umsatzeinbußen in den USA
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 13. Juni 2001
Deutsche Telekom
(Klagen in Vorbereitung)
Vorwurf: Falschangaben im Börsenprospekt zum Immobilienvermögen
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 29. Mai 2001
Parallel laufende Verfahren: Aktionäre haben Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ron Sommer.
EMTV
(Klagen in Vorbereitung)
Vorwurf: Verschleierung der Vermögensverhältnisse der Firma; vorsätzliche sittenwidrige Schädigung der Anleger.
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 1. August 2001
Parallel laufende Verfahren: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der Kursmanipulationen und des verbotenen Insiderhandels.
Metabox
Vorwurf: Kurstreiberei durch geschönte Ad-hoc-Meldungen
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: Juni/Juli 2001
Parallel laufende Verfahren: Anzeige wegen Verdachts des Kursbetrugs und verbotener Insidergeschäfte erstattet.
*Stand: 15. März 2001
von contentdoktor 25.03.01 16:27:02 3170426
Betriebswirtschaftliche Fehleinschätzungen durch Vorstände sind ein ganz normaler Vorgang in der Wirtschaft. Die Aktionäre teilen dieses Risiko und haben sich nicht beschwert, als das KGV bei 400 oder 200 lag. Erst, seit es bergab geht, interessieren Sie sich für Betriebswirtschaft. Wenn Aktionärsklagen stattgegeben werden, ist das zugleich das Ende des Aktienmarktes. Es bleiben dann für Unternehmen nur noch Kredite und Anleihen zur Finanzierung. Schambach, Schrempp und Sommer haben betriebswirtschaftliche Fehler gemacht, keine juristischen.
Wo waren die Proteste der Aktionäre als die Telekom bei 100 EURO stand? Dies fragt ein Vorstand alle Aktionäre.
von THECANADIEN 25.03.01 16:37:32 3170477
@contentdoktor
Bei Hr. Sommer im Hinblick auf die Immobilienbewertung
wurde im Gutachten 1998 bereits erwähnt,wohl auch juristische.
Gruss
THE CANADIEN
von Schürger 25.03.01 16:40:55 3170493
Das ist schon richtig, daß der Aktionär neben den Chancen
auch die Risiken zu tragen hat.
Was er nicht zu dulden hat, ist Weiterbeschäftigung unfähiger Vorstände.
Daher sollte man sich nur Aktien mit hohem Streubesitz kaufen.
Da kann dann eine SdK oder DWS vielleicht wenigstens
das Feuern des Vorstands erreichen.
Das Geld ist so und so futsch.
von Big-Apple 25.03.01 16:46:36 3170526
Ich denke, man darf nicht alle Vorstände über eine Kamm scheren. Es gibt:
- redliche Leute, die sich trotz betriebswirtschftlichem Wissen irren
- überforderte Jung-"Manager" mit großem Mundwerk
- kriminell veranlagte Personen, die sich am Neuen Markt bereichert haben
von Tolot 25.03.01 16:57:15 3170572
@contentdoktor :
deine aussage könnte man so stehen lassen, wenn nicht die aktuellen beispiele wären :
da bestätigt vorstand *xyz* noch 14 tage vor einer MILLIONENGEWINNWARNUNG, dass alles *im plan* verlaufe, nur um noch nach ablauf der lockup schnell richtig *kohle* zu machen.
ein anderer vorstand tätigt gewinnwarnungen in *schonenden dosen*;- wohl damit die aktionäre keinen herzinfarkt bekommen;- beispiel Bintec : zwei gewinnwarnungen nacheinander innerhalb von 4 wochen;- kurs von 30 Euro auf 2,50 Euro.
NE,NE, das sind KEINE fehleinschätzungen mehr, das IST betrug! unser aktiengesetz greift hier leider noch nicht richtig und deshalb werden die herren jung-CEO`s auch immer mutiger und frecher.
ich warte geduldig darauf, dass mal einer dieser typen umgenietet wird, das scheint wohl das einzigste zu sein, wovor diese herren respekt haben. (bäcker Frick leistet sich ja auch schon einen leibwächter.)
HINWEIS : obiger absatz ist KEINE aufforderung zu einer straftat!
Tolot
von Schürger 25.03.01 17:43:49 3170740
Ist das wahr mit Bäcker Frick?
Was wird da wohl Alan Greenspan tun?
von Tolot 25.03.01 17:47:37 3170754
das mit dem bäcker und dem leibwächter soll wohl stimmen :
er ist scheinbar auf der invest in stuttgart mit einem leibwächter aufgetreten.
das wird von mehreren ID`s und in diversen boards so geschildert.
Tolot
von Big-Apple 25.03.01 17:54:07 3170790
Das mit den Leibwächtern ist der neue Trend, in den USA müssen sich immer mehr Manager beschützen lassen. Ich habe unlängst darüber einen Bericht gelesen. Vielleicht finde ich ihn nochmal wieder. Dann könnt ihr das Nachlesen, damit ihr euch selbst überzeugen könnt. Allerdings sind es dort die gefeuerten Mitarbeiter aus dem Dot.com Bereich, die mit den Chef`s noch eine Rechnung offen haben.
A K T I O N Ä R S P R O T E S T E
Der Ohnmacht nahe
Ge- und enttäuschte Kleinanleger mucken auf - doch was können sie tatsächlich bewirken?
In der Hauptversammlung der Intershop Communications AG gefielen sich die Firmengründer Stefan Schambach, 30, und Wilfried Beeck, 41, in der Rolle der jungen, siegreichen Tribunen. Aktionärsvertreter trugen Ergebenheitsadressen vor; Kleinaktionäre standen Schlange für ein Autogramm von Vorstandschef Schambach. Ein schöner Tag.
Intershop-Anführer Schambach: Dem Unternehmen steht eine stürmische Hauptversammlung bevor. Der Kursturz sorgt für Unruhe.
Schade nur, dass sich all dies bereits im vergangenen Jahr zutrug. Die diesjährige Hauptversammlung am 13. Juni dürfte nicht so angenehm verlaufen. Katastrophale Umsatzeinbrüche in den USA, Schambach hat sich vom operativen Geschäft verabschiedet, der Aktienkurs ist seit dem Höchststand um über 90 Prozent eingebrochen. Beeck richtet sich auf Aktionärsproteste ein: "Als Vorstand werde ich dafür bezahlt, dass ich in der Hauptversammlung den Kopf hinhalte."
Die harmonischen Zeiten scheinen endgültig vorbei zu sein. Frustriert von den Kursverlusten der letzten Monate, mucken immer mehr Kleinaktionäre auf. Erboste Anteilseigner und findige Anwälte strengen eine Vielzahl von Klagen an, zum Beispiel:
in Sachen Intershop: Das Grünwalder Anwaltsbüro Rotter will den Beweis antreten, dass Schambach und Beeck die Öffentlichkeit "über den schleppenden Gang ihrer US-Geschäfte getäuscht haben"; die Kanzlei hat beim Bezirksgericht San Francisco eine Sammelklage gegen die auch an der Nasdaq gelistete Softwarefirma eingereicht;
im Fall Daimler-Chrysler: Amerikanische Anleger klagen gegen den fusionierten Autokonzern, die früheren Chrysler-Aktionäre fühlen sich von Jürgen Schrempp getäuscht; die Fusion sei in Wahrheit eine Übernahme durch Daimler gewesen, Schrempp habe die Chrysler-Aktionäre um die bei einer Übernahme fällige Kaufprämie geprellt;
in der Angelegenheit Deutsche Telekom: Kleinaktionäre haben Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat gestellt und prüfen die Chancen einer Prospekthaftungsklage; der Vorwurf: Die Telekom habe es jahrelang unterlassen, den Wert ihrer Immobilien korrekt zu bilanzieren und im Börsenprospekt auszuweisen; die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen Ron Sommer.
Auch gegen Gesellschaften wie EMTV, Infomatec und Metabox sind Klagen in Vorbereitung oder wurden bereits eingereicht.
Ob die juristischen Schritte freilich mehr darstellen als Drohgebärden, erscheint fraglich. Ärger bereiten sie den Unternehmen auf jeden Fall.
Schadensersatzklagen von Anlegern, geschweige denn Urteile, hat es in Deutschland bisher nicht gegeben. "Wir betreten juristisches Neuland", sagt die Münchener Rechtsanwältin Daniela Bergdolt, die einige EMTV-Aktionäre vertritt. Entsprechend unsicher erscheint der Ausgang der Verfahren. Sicher ist nur eines: Die Sache dauert. Sollten sich Anleger und Unternehmen bis hin zum Bundesgerichtshof bekriegen, würde ein Prozess locker drei bis fünf Jahre dauern, prognostiziert Bergdolt.
Noch unwägbarer sind die Aussichten von Klagen in den Vereinigten Staaten. Deutsche Anleger könnten davon profitieren, dass US-Gerichte sich in ausländischen zivilrechtlichen Streitigkeiten schnell für zuständig erklären. Oft reicht es bereits, wenn das beklagte Unternehmen eine US-Tochter hat. Unter dem Druck der anlegerfreundlicheren Rechtsprechung lassen sich Unternehmen häufig frühzeitig auf einen Vergleich ein.
Neben den Gerichtssälen werden die Hauptversammlungen zum Feld der Auseinandersetzungen zwischen Vorständen und Investoren.
Für Unternehmenslenker hatte das typische Aktionärstreffen bislang den Charakter einer Parodontose-behandlung: langwierig und lästig - aber notwendig.
(© DPA)
Daimler-Chef Schrempp: Im Feuer wegen der Übernahme von Chrysler
Für Jürgen Schrempp könnte die Prozedur in diesem Jahr erstmals mit echten Schmerzen verbunden sein. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wollen Vorstand und Aufsichtsrat von Daimler-Chrysler die Entlastung verweigern. Wie viel Prozent Gegenstimmen die Opponenten auf sich vereinigen können, bleibt bis zum 11. April offen.
Auch bei Intershop ist die Situation unberechenbar: 5 Prozent gehören Wagniskapitalgebern, die den Ausstieg nicht rechtzeitig geschafft haben; 67 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz.
Klagen, Anzeigen, Ermittlungen, Gegenanträge - wird 2001 zum Revolutionsjahr im Börsenland? Wohl kaum. Bei den meisten deutschen Aktiengesellschaften hält sich das Überraschungspotenzial trotz Kursfrusts auch in der diesjährigen Hauptversammlungssaison in Grenzen.
Und dies selbst bei der in Negativschlagzeilen geratenen Deutschen Telekom. In der Hauptversammlung darf nach Kräften gemotzt werden, doch über die Zukunft von Vorstandschef Ron Sommer entscheiden andere: entweder der Großaktionär Bundesrepublik oder die Gerichte, falls die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu einer Anklage führen sollten.
Wirtschaftsprofessor und Aktionärsschützer Ekkehard Wenger glaubt denn auch nicht an einen Erfolg des Anlegeraufstands. "Zuerst machen die Kleinaktionäre ihrem Ärger Luft, anschließend stimmen die institutionellen Anleger für die Entlastung."
Eva Buchhorn/Christian Rickens
von THECANADIEN 25.03.01 16:16:06 3170382
A K T I O N Ä R S P R O T E S T E
Aufbegehren
Was Schadensersatzklagen den Aktionären bringen*
Daimler-Chrysler
Vorwurf: Vorspiegelung einer "Fusion unter Gleichen"
Erfolgsaussichten: niedrig
Hauptversammlung: 11. April 2001
Intershop
Vorwurf: Verschweigen von Umsatzeinbußen in den USA
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 13. Juni 2001
Deutsche Telekom
(Klagen in Vorbereitung)
Vorwurf: Falschangaben im Börsenprospekt zum Immobilienvermögen
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 29. Mai 2001
Parallel laufende Verfahren: Aktionäre haben Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ron Sommer.
EMTV
(Klagen in Vorbereitung)
Vorwurf: Verschleierung der Vermögensverhältnisse der Firma; vorsätzliche sittenwidrige Schädigung der Anleger.
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: 1. August 2001
Parallel laufende Verfahren: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts der Kursmanipulationen und des verbotenen Insiderhandels.
Metabox
Vorwurf: Kurstreiberei durch geschönte Ad-hoc-Meldungen
Erfolgsaussichten: unsicher
Hauptversammlung: Juni/Juli 2001
Parallel laufende Verfahren: Anzeige wegen Verdachts des Kursbetrugs und verbotener Insidergeschäfte erstattet.
*Stand: 15. März 2001
von contentdoktor 25.03.01 16:27:02 3170426
Betriebswirtschaftliche Fehleinschätzungen durch Vorstände sind ein ganz normaler Vorgang in der Wirtschaft. Die Aktionäre teilen dieses Risiko und haben sich nicht beschwert, als das KGV bei 400 oder 200 lag. Erst, seit es bergab geht, interessieren Sie sich für Betriebswirtschaft. Wenn Aktionärsklagen stattgegeben werden, ist das zugleich das Ende des Aktienmarktes. Es bleiben dann für Unternehmen nur noch Kredite und Anleihen zur Finanzierung. Schambach, Schrempp und Sommer haben betriebswirtschaftliche Fehler gemacht, keine juristischen.
Wo waren die Proteste der Aktionäre als die Telekom bei 100 EURO stand? Dies fragt ein Vorstand alle Aktionäre.
von THECANADIEN 25.03.01 16:37:32 3170477
@contentdoktor
Bei Hr. Sommer im Hinblick auf die Immobilienbewertung
wurde im Gutachten 1998 bereits erwähnt,wohl auch juristische.
Gruss
THE CANADIEN
von Schürger 25.03.01 16:40:55 3170493
Das ist schon richtig, daß der Aktionär neben den Chancen
auch die Risiken zu tragen hat.
Was er nicht zu dulden hat, ist Weiterbeschäftigung unfähiger Vorstände.
Daher sollte man sich nur Aktien mit hohem Streubesitz kaufen.
Da kann dann eine SdK oder DWS vielleicht wenigstens
das Feuern des Vorstands erreichen.
Das Geld ist so und so futsch.
von Big-Apple 25.03.01 16:46:36 3170526
Ich denke, man darf nicht alle Vorstände über eine Kamm scheren. Es gibt:
- redliche Leute, die sich trotz betriebswirtschftlichem Wissen irren
- überforderte Jung-"Manager" mit großem Mundwerk
- kriminell veranlagte Personen, die sich am Neuen Markt bereichert haben
von Tolot 25.03.01 16:57:15 3170572
@contentdoktor :
deine aussage könnte man so stehen lassen, wenn nicht die aktuellen beispiele wären :
da bestätigt vorstand *xyz* noch 14 tage vor einer MILLIONENGEWINNWARNUNG, dass alles *im plan* verlaufe, nur um noch nach ablauf der lockup schnell richtig *kohle* zu machen.
ein anderer vorstand tätigt gewinnwarnungen in *schonenden dosen*;- wohl damit die aktionäre keinen herzinfarkt bekommen;- beispiel Bintec : zwei gewinnwarnungen nacheinander innerhalb von 4 wochen;- kurs von 30 Euro auf 2,50 Euro.
NE,NE, das sind KEINE fehleinschätzungen mehr, das IST betrug! unser aktiengesetz greift hier leider noch nicht richtig und deshalb werden die herren jung-CEO`s auch immer mutiger und frecher.
ich warte geduldig darauf, dass mal einer dieser typen umgenietet wird, das scheint wohl das einzigste zu sein, wovor diese herren respekt haben. (bäcker Frick leistet sich ja auch schon einen leibwächter.)
HINWEIS : obiger absatz ist KEINE aufforderung zu einer straftat!
Tolot
von Schürger 25.03.01 17:43:49 3170740
Ist das wahr mit Bäcker Frick?
Was wird da wohl Alan Greenspan tun?
von Tolot 25.03.01 17:47:37 3170754
das mit dem bäcker und dem leibwächter soll wohl stimmen :
er ist scheinbar auf der invest in stuttgart mit einem leibwächter aufgetreten.
das wird von mehreren ID`s und in diversen boards so geschildert.
Tolot
von Big-Apple 25.03.01 17:54:07 3170790
Das mit den Leibwächtern ist der neue Trend, in den USA müssen sich immer mehr Manager beschützen lassen. Ich habe unlängst darüber einen Bericht gelesen. Vielleicht finde ich ihn nochmal wieder. Dann könnt ihr das Nachlesen, damit ihr euch selbst überzeugen könnt. Allerdings sind es dort die gefeuerten Mitarbeiter aus dem Dot.com Bereich, die mit den Chef`s noch eine Rechnung offen haben.
von THECANADIEN 23.03.01 15:36:07 3162442
A N L E G E R S C H U T Z
Legitim, legal, illegal
Ob Konzerne wie die Telekom ihre Immobilien korrekt bilanzieren, prüft immer häufiger der Staatsanwalt
Von Götz Hamann, Marie-Luise Hauch-Fleck und Conny Uebel
Es war eine geradezu märchenhafte Geldvermehrung. Am Silvesterabend 1994 standen die Immobilien der Deutschen Telekom noch mit 23 Milliarden Mark in den Büchern. Einen Tag später waren sie dann rund 35 Milliarden Mark wert. Was war passiert?
Die Frage hängt der Telekom bis heute nach. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Konzernchef Ron Sommer, ob die Zahlenakrobatik legal war. Dessen Kritiker werden dadurch gestärkt, dass die Telekom jetzt die Buchwerte ihrer Immobilien um vier Milliarden Mark nach unten korrigierte. Das Beispiel zeigt, wie schwer Immobilien zu bewerten sind und wie viel Freiraum die Unternehmen bei der Bilanzierung haben. Immer häufiger muss die Justiz prüfen, was legal und was illegal ist.
Das Staatsunternehmen DBP Telekom bereitete 1994 den Börsengang vor. Für die Eröffnungsbilanz mussten sämtliche Vermögenswerte inventarisiert werden - auch die 34500 Immobilien mit zusammen 64 Millionen Quadratmetern. Theoretisch hätte jedes Gebäude, jeder Funkmast und jedes Grundstück besichtigt werden müssen, um den Verkehrswert - den jederzeit erzielbaren Verkaufspreis - ermitteln zu können. Das hätte Jahre gedauert. Deshalb bewerteten die von der Telekom beauftragten Prüfer nach der so genannten Cluster-Methode, einem pauschalierten Massenverfahren. Die Objekte wurden nach ihrer Funktion sortiert: Fernmeldetürme, Bürogebäude oder Häuschen für Verstärkerstellen. Das zweite Raster erfasste die Immobilien nach Lagen: Metropolengrundstücke wurden höher bewertet als solche auf dem Land.
Hunderte von Verstärkerstellen, kleine Anlagen, um Telefonsignale aufzufrischen, stehen im Land. 1996 verbuchte der Konzern die entsprechenden Grundstücke mal mit 343 Mark, mal mit 293 oder auch 186 Mark pro Quadratmeter. Die Katasterämter veranschlagen aber lediglich Preise von 1,70 Mark bis 2,60 Mark - je nachdem, ob es sich um Grünland oder um Ackerland handelte. Demnach waren die Verstärkerstellen in der Telekom-Bilanz "bis zu 20000 Prozent überbewertet", schrieb die Zeitschrift "Telebörse".
"Durchschnittswerte zu bilden ist nicht ungewöhnlich. Es geschieht häufiger, wenn man sich einen Überblick über ein Immobilienvermögen verschaffen möchte", erläutert Christian Dillenberger, der bei der Immobilienberatung Müller International dafür verantwortlich ist, große Portfolios zu bewerten und zu verkaufen. Je nach Immobilie und Marktlage komme es "schon mal vor, dass der Buchwert in der Bilanz höher ist als nachher der Verkaufswert".
Dass Buch- und Marktwert teils weit auseinander klafften, fiel auch Frerich Görts, dem damaligen Chef der DeTeImmobilie, auf. Er hatte schließlich die Aufgabe, die Gebäude und Grundstücke der Telekom zu vermarkten. Das steht im Grundlagenvertrag zwischen der Telekom und DeTe Immobilien vom 21. Juni 1996.
Am 8. September 1998 informierte er den damaligen Telekom-Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Sihler und Telekom-Chef Ron Sommer in einem vertraulichen Schreiben: "Ich bin entsetzt, dass die flächendeckende Falschbewertung des Immobilieneigentums der Deutschen Telekom AG ohne Korrektur in die Konzernzwischenabschlüsse der Deutschen Telekom AG und damit auch in den Börsenprospekt anläßlich des Börsengangs im Jahre 1996 übernommen worden ist, obwohl Herr Dr. Kröske (damals Finanzvorstand der Telekom, Anm. d. Red.) als insoweit verantwortliches Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft und seine Mitarbeiter über hinreichende Kenntnis von den maßgeblichen Tatsachen verfügt hatten." Zehn Tage nach dem Brief wurde Frerich Görts fristlos entlassen.
In Heusenstamm besitzt die Telekom ein 4205 Quadratmeter großes Grundstück in einem Gewerbegebiet. Bei einem ortsüblichen Quadratmeterpreis von 500 Mark könnte es runde zwei Millionen einbringen. Doch die Thurn-und-Taxis-Straße 4-8 stand mit 4088467 Mark in der Bilanz.
Seit das Schreiben bekannt geworden ist, wird darüber gestritten, ob die Telekom ihre Bilanz nur geschönt oder möglicherweise sogar gefälscht hat. Ob sie den Wert ihrer Immobilien hätte nach unten korrigieren müssen oder nicht. "Es kommt immer auf den Zweck an, den die Immobilien im Unternehmen haben", erläutert Christoph Groß, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson in Deutschland. "Sollen die Immobilien verkauft werden, dann muss man zeitnah den Verkehrswert feststellen." Denn in einem solchen Fall zählten die Immobilien zum Umlaufvermögen, vergleichbar mit Materialvorräten. "Solange ein Unternehmen aber die Immobilien nutzt oder einfach nicht verkaufen will, muss es die Werte nicht nach unten korrigieren." Dann stünden die Immobilien in der Bilanz unter Anlagevermögen. "Es gibt im Handelsgesetzbuch keinen festen Zeitraum, in dem man Immobilien, die nicht verkauft werden sollen, wertberichtigen muss", sagt Groß.
Das deutsche Bilanzrecht macht vieles möglich
Auf diesen Standpunkt stellt sich auch die Telekom. "Wir haben im vergangenen Jahr Immobilien im Zuge der beschleunigten Verwertung einzeln überprüft", sagt Telekom-Sprecher Hans Ehnert, und deshalb sei die Sonderabschreibung von vier Milliarden Mark jetzt erst aktuell. Bis Herbst soll ein weiteres Gutachten klären, ob darüber hinaus noch weitere Korrekturen notwendig sind.
Ob die Immobilienbewertung korrekt oder, wenn nicht, die Bilanz möglicherweise gefälscht worden ist, dies zu beweisen wird der Bonner Staatsanwaltschaft schwer fallen. Denn das deutsche Bilanzrecht eröffnet einen hohen Gestaltungsspielraum - und das nicht nur bei der Frage, wann etwas zum Anlage- und wann etwas zum Umlaufvermögen gehört.
Auch die Münchner Staatsanwaltschaft müht sich beispielsweise seit Monaten mit dem Problem, wo die Grenze zwischen erlaubter kreativer Buchhaltung und verbotener "unrichtiger Darstellung", im Volksmund Bilanzfälschung genannt, genau verläuft. In ihrem Visier: Das Rechenwerk der ehemaligen bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank. Die hatte am 1. September 1998 mit der bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank fusioniert. Nur knapp zwei Monate später kam für die Aktionäre des neuen Bankriesen das böse Erwachen: Der Wert der von der ehemaligen Hypo-Bank eingebrachten Immobilien müsse, so teilte der Vorstand mit, um 3,5 Milliarden Mark nach unten korrigiert werden. "Ich habe eine bittere Enttäuschung erlitten und eine gehörige Wut im Bauch", kommentierte der alte Vereinsbank- und neue HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt hilflos.
Dabei fanden die Experten der Vereinsbank schon bei der Vorbereitung der Fusion die Immobilien reichlich hoch bewertet. Mit einer Überprüfung der Zahlen wurde deshalb die KPMG beauftragt. Doch die kam nur auf einen Wertberichtigungsbedarf von rund einer Milliarde Mark, die dann auch in der Bilanz berücksichtigt wurden. Dass die Prüfer das Desaster nicht erkannten, ist weniger erstaunlich. Der KPMG wurde von der Hypo-Bank die Einsicht in Originalakten verweigert, und vor Ort begaben sich die Experten offenbar nicht.
Vor allem aber in den neuen Bundesländern hatten sich die Hypo-Banker - wie viele andere auch - gründlich verkalkuliert. Statt stetig zu steigen, gingen Grundstückspreise und Mieten seit 1994 rapide zurück. Die schönen Einnahmekalkulationen waren nur noch Makulatur.
In Berlin kaufte die Hypo-Bank 1992 für 240 Millionen Mark gemeinsam mit einem Partner das Gelände der Narva-Lampenfabrik. Auf dem 47000 Quadratmeter großen Gelände sollten rund 180000 Quadratmeter Büroflächen, Luxuswohnungen, Ateliers und Galerien entstehen. Langfristig waren Mieten von 30 Mark pro Quadratmeter kalkuliert. Am Ende betrug der Abschreibungsbedarf 250 Millionen Mark.
Dass Immobilienwerte in den Bilanzen oftmals nicht realistisch sind, hatte Wolfgang Rupf, inzwischen ebenfalls wegen Immobiliengeschäften in die Kritik geratener Chef der Bankgesellschaft Berlin, schon 1998 ganz offen eingeräumt. Rupf damals: "Wenn alle deutschen Banken ihre Immobilien nach derzeitigem Liquidationserlös bilanzieren würden, dann gäbe es keine einzige Bank mehr."
(c) DIE ZEIT 13/2001
A N L E G E R S C H U T Z
Legitim, legal, illegal
Ob Konzerne wie die Telekom ihre Immobilien korrekt bilanzieren, prüft immer häufiger der Staatsanwalt
Von Götz Hamann, Marie-Luise Hauch-Fleck und Conny Uebel
Es war eine geradezu märchenhafte Geldvermehrung. Am Silvesterabend 1994 standen die Immobilien der Deutschen Telekom noch mit 23 Milliarden Mark in den Büchern. Einen Tag später waren sie dann rund 35 Milliarden Mark wert. Was war passiert?
Die Frage hängt der Telekom bis heute nach. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Konzernchef Ron Sommer, ob die Zahlenakrobatik legal war. Dessen Kritiker werden dadurch gestärkt, dass die Telekom jetzt die Buchwerte ihrer Immobilien um vier Milliarden Mark nach unten korrigierte. Das Beispiel zeigt, wie schwer Immobilien zu bewerten sind und wie viel Freiraum die Unternehmen bei der Bilanzierung haben. Immer häufiger muss die Justiz prüfen, was legal und was illegal ist.
Das Staatsunternehmen DBP Telekom bereitete 1994 den Börsengang vor. Für die Eröffnungsbilanz mussten sämtliche Vermögenswerte inventarisiert werden - auch die 34500 Immobilien mit zusammen 64 Millionen Quadratmetern. Theoretisch hätte jedes Gebäude, jeder Funkmast und jedes Grundstück besichtigt werden müssen, um den Verkehrswert - den jederzeit erzielbaren Verkaufspreis - ermitteln zu können. Das hätte Jahre gedauert. Deshalb bewerteten die von der Telekom beauftragten Prüfer nach der so genannten Cluster-Methode, einem pauschalierten Massenverfahren. Die Objekte wurden nach ihrer Funktion sortiert: Fernmeldetürme, Bürogebäude oder Häuschen für Verstärkerstellen. Das zweite Raster erfasste die Immobilien nach Lagen: Metropolengrundstücke wurden höher bewertet als solche auf dem Land.
Hunderte von Verstärkerstellen, kleine Anlagen, um Telefonsignale aufzufrischen, stehen im Land. 1996 verbuchte der Konzern die entsprechenden Grundstücke mal mit 343 Mark, mal mit 293 oder auch 186 Mark pro Quadratmeter. Die Katasterämter veranschlagen aber lediglich Preise von 1,70 Mark bis 2,60 Mark - je nachdem, ob es sich um Grünland oder um Ackerland handelte. Demnach waren die Verstärkerstellen in der Telekom-Bilanz "bis zu 20000 Prozent überbewertet", schrieb die Zeitschrift "Telebörse".
"Durchschnittswerte zu bilden ist nicht ungewöhnlich. Es geschieht häufiger, wenn man sich einen Überblick über ein Immobilienvermögen verschaffen möchte", erläutert Christian Dillenberger, der bei der Immobilienberatung Müller International dafür verantwortlich ist, große Portfolios zu bewerten und zu verkaufen. Je nach Immobilie und Marktlage komme es "schon mal vor, dass der Buchwert in der Bilanz höher ist als nachher der Verkaufswert".
Dass Buch- und Marktwert teils weit auseinander klafften, fiel auch Frerich Görts, dem damaligen Chef der DeTeImmobilie, auf. Er hatte schließlich die Aufgabe, die Gebäude und Grundstücke der Telekom zu vermarkten. Das steht im Grundlagenvertrag zwischen der Telekom und DeTe Immobilien vom 21. Juni 1996.
Am 8. September 1998 informierte er den damaligen Telekom-Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Sihler und Telekom-Chef Ron Sommer in einem vertraulichen Schreiben: "Ich bin entsetzt, dass die flächendeckende Falschbewertung des Immobilieneigentums der Deutschen Telekom AG ohne Korrektur in die Konzernzwischenabschlüsse der Deutschen Telekom AG und damit auch in den Börsenprospekt anläßlich des Börsengangs im Jahre 1996 übernommen worden ist, obwohl Herr Dr. Kröske (damals Finanzvorstand der Telekom, Anm. d. Red.) als insoweit verantwortliches Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft und seine Mitarbeiter über hinreichende Kenntnis von den maßgeblichen Tatsachen verfügt hatten." Zehn Tage nach dem Brief wurde Frerich Görts fristlos entlassen.
In Heusenstamm besitzt die Telekom ein 4205 Quadratmeter großes Grundstück in einem Gewerbegebiet. Bei einem ortsüblichen Quadratmeterpreis von 500 Mark könnte es runde zwei Millionen einbringen. Doch die Thurn-und-Taxis-Straße 4-8 stand mit 4088467 Mark in der Bilanz.
Seit das Schreiben bekannt geworden ist, wird darüber gestritten, ob die Telekom ihre Bilanz nur geschönt oder möglicherweise sogar gefälscht hat. Ob sie den Wert ihrer Immobilien hätte nach unten korrigieren müssen oder nicht. "Es kommt immer auf den Zweck an, den die Immobilien im Unternehmen haben", erläutert Christoph Groß, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson in Deutschland. "Sollen die Immobilien verkauft werden, dann muss man zeitnah den Verkehrswert feststellen." Denn in einem solchen Fall zählten die Immobilien zum Umlaufvermögen, vergleichbar mit Materialvorräten. "Solange ein Unternehmen aber die Immobilien nutzt oder einfach nicht verkaufen will, muss es die Werte nicht nach unten korrigieren." Dann stünden die Immobilien in der Bilanz unter Anlagevermögen. "Es gibt im Handelsgesetzbuch keinen festen Zeitraum, in dem man Immobilien, die nicht verkauft werden sollen, wertberichtigen muss", sagt Groß.
Das deutsche Bilanzrecht macht vieles möglich
Auf diesen Standpunkt stellt sich auch die Telekom. "Wir haben im vergangenen Jahr Immobilien im Zuge der beschleunigten Verwertung einzeln überprüft", sagt Telekom-Sprecher Hans Ehnert, und deshalb sei die Sonderabschreibung von vier Milliarden Mark jetzt erst aktuell. Bis Herbst soll ein weiteres Gutachten klären, ob darüber hinaus noch weitere Korrekturen notwendig sind.
Ob die Immobilienbewertung korrekt oder, wenn nicht, die Bilanz möglicherweise gefälscht worden ist, dies zu beweisen wird der Bonner Staatsanwaltschaft schwer fallen. Denn das deutsche Bilanzrecht eröffnet einen hohen Gestaltungsspielraum - und das nicht nur bei der Frage, wann etwas zum Anlage- und wann etwas zum Umlaufvermögen gehört.
Auch die Münchner Staatsanwaltschaft müht sich beispielsweise seit Monaten mit dem Problem, wo die Grenze zwischen erlaubter kreativer Buchhaltung und verbotener "unrichtiger Darstellung", im Volksmund Bilanzfälschung genannt, genau verläuft. In ihrem Visier: Das Rechenwerk der ehemaligen bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank. Die hatte am 1. September 1998 mit der bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank fusioniert. Nur knapp zwei Monate später kam für die Aktionäre des neuen Bankriesen das böse Erwachen: Der Wert der von der ehemaligen Hypo-Bank eingebrachten Immobilien müsse, so teilte der Vorstand mit, um 3,5 Milliarden Mark nach unten korrigiert werden. "Ich habe eine bittere Enttäuschung erlitten und eine gehörige Wut im Bauch", kommentierte der alte Vereinsbank- und neue HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt hilflos.
Dabei fanden die Experten der Vereinsbank schon bei der Vorbereitung der Fusion die Immobilien reichlich hoch bewertet. Mit einer Überprüfung der Zahlen wurde deshalb die KPMG beauftragt. Doch die kam nur auf einen Wertberichtigungsbedarf von rund einer Milliarde Mark, die dann auch in der Bilanz berücksichtigt wurden. Dass die Prüfer das Desaster nicht erkannten, ist weniger erstaunlich. Der KPMG wurde von der Hypo-Bank die Einsicht in Originalakten verweigert, und vor Ort begaben sich die Experten offenbar nicht.
Vor allem aber in den neuen Bundesländern hatten sich die Hypo-Banker - wie viele andere auch - gründlich verkalkuliert. Statt stetig zu steigen, gingen Grundstückspreise und Mieten seit 1994 rapide zurück. Die schönen Einnahmekalkulationen waren nur noch Makulatur.
In Berlin kaufte die Hypo-Bank 1992 für 240 Millionen Mark gemeinsam mit einem Partner das Gelände der Narva-Lampenfabrik. Auf dem 47000 Quadratmeter großen Gelände sollten rund 180000 Quadratmeter Büroflächen, Luxuswohnungen, Ateliers und Galerien entstehen. Langfristig waren Mieten von 30 Mark pro Quadratmeter kalkuliert. Am Ende betrug der Abschreibungsbedarf 250 Millionen Mark.
Dass Immobilienwerte in den Bilanzen oftmals nicht realistisch sind, hatte Wolfgang Rupf, inzwischen ebenfalls wegen Immobiliengeschäften in die Kritik geratener Chef der Bankgesellschaft Berlin, schon 1998 ganz offen eingeräumt. Rupf damals: "Wenn alle deutschen Banken ihre Immobilien nach derzeitigem Liquidationserlös bilanzieren würden, dann gäbe es keine einzige Bank mehr."
(c) DIE ZEIT 13/2001
von THECANADIEN 12.03.01 09:27:49 3079262 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Aus der FTD vom 12.3.2001 www.ftd.de/neuer-markt
Neuer Markt: Ende einer hausgemachten Euphorie
Von Christoph Keese, Wolfgang Münchau, Ina Bauer und Tim Bartz
Der Neue Markt wird vier Jahre alt. Aus diesem Anlass veröffentlicht die FTD eine Serie über Aufstieg und Fall des Wachstumssegments. Teil 1 der neuen Serie.
Als der Frankfurter Insolvenzverwalter Dirk Pfeil erstmals die Telekommunikations-Firma Gigabell betrat, fragte er nach den Buchhaltungs-Computern. Das am Neuen Markt notierte Unternehmen hatte gerade Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Die Angestellten verwiesen Pfeil auf einen Rechner - doch auf dem war die Software nicht installiert. Die stand unausgepackt im Schrank. Im ganzen Unternehmen war kein Computer mit ordnungsgemäßer Buchführung zu finden.
Der verwunderte Pfeil wollte daraufhin die Rechnungen sehen, die angeblich von Schuldnern nicht bezahlt waren und die als hohe Forderungen in den Büchern standen. Wieder Fehlanzeige: Einen Sammelordner gab es nicht, die Angestellten zogen nur vereinzelte Blätter aus den Schubladen - sie wussten schlicht nicht, wer ihnen wie viel Geld schuldete. Spätestens da wurde Pfeil klar, dass mit dem Neuen Markt etwas nicht stimmt: "Ich dachte, das sind alles Hightech-Unternehmen, die ein schwieriges Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Und dann finde ich eine Firma, bei der nicht einmal die Buchhaltung läuft."
Vor vier Jahren, am 10. März 1997, startete in Frankfurt der Neue Markt, und vor genau einem Jahr erreichte er seinen Höhepunkt: Auf 9604,46 Punkte kletterte der Nemax 50 damals. Dann endete die Euphorie in einem Hagel schlechter Nachrichten - es ging bergab. Innerhalb von zwölf Monaten büßte der Index 81 Prozent seines Wertes ein. Manche Investoren konnten noch rechtzeitig aussteigen, doch die meisten verloren viel Geld - auf dem Papier, weil sie ausharrten und jetzt auf fast wertlosen Aktien sitzen, oder real, weil sie ihre Verluste realisierten.
Geld vernichtungsmaschine Neuer Markt
Der Crash des Neuen Marktes hat so viel Geld vernichtet wie kein anderes Börsenereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vor einem Jahr steckten 234 Mrd. Euro Kapital in dem Segment. Heute sind es nur noch 89 Mrd. - obwohl in diesem Zeitraum 133 neue Unternehmen an den Markt gingen und dabei weitere 13 Mrd. Euro einsammelten. Knapp 160 Mrd. Euro wurden somit entweder abgezogen oder vernichtet.
Der Fall der Wachstumsmärkte ist auch ein internationales Phänomen. Doch in keinem Land war die Bewegung so extrem wie in Deutschland. Die Nasdaq, der High-Technologie-Markt in den USA, rutschte während der letzten zwölf Monate lediglich um 56 Prozent ab. Der rasante Sturz in Frankfurt ist damit teils ein globales, teils ein spezifisch deutsches Problem.
Fallen konnten die Deutschen nur so tief, weil sie vorher so hoch gestiegen waren. Nirgendwo war die irrationale Übertreibung so maßlos wie hier zu Lande. Einen ersten Fieberschub erlebte der Neue Markt vom Sommer 1998 bis zum Jahresende. Damals verdoppelte der Nemax seinen Wert, während der Nasdaq Composite nur halb so viel stieg. Dann hielt der Nemax länger als ein halbes Jahr inne; die Amerikaner zogen auf gleiches Niveau nach. Im Herbst und Winter 1999 kletterten beide Märkte weiter, allerdings mit drastischem Skalenunterschied: Die Nasdaq legte um 80 Prozent zu, der Neue Markt verdreifachte seinen Wert nahezu.
Das war die Extrem-Übertreibung, die sich rächte. Sie beruhte auf einer fundamentalen Fehleinschätzung des Technologie-Booms von 1999. "In dieser Zeit gaben die Firmen viel Geld aus, um das vermeintliche Jahr-2000-Problem zu lösen", sagt Mike Young, Chefstratege für europäische Aktien bei Goldman Sachs in London. "Hinzu kam ein massiver Anstieg der Investitionsausgaben im Telekommunikationssektor." Dies waren Einmaleffekte, die nicht in die Zukunft hätten hochgerechnet werden dürfen.
Hausgemachtes Problem
Beide Märkte - der amerikanische und der deutsche - tappten in die gleiche Falle, doch die Deutschen waren um den Faktor 2 euphorischer. Der globale Effekt erklärt etwa die Hälfte des hiesigen Absturzes. Der Rest des Problems ist hausgemacht.
Für alle Beteiligten hat der Einbruch gravierende Folgen. Mehr als 50 Unternehmen verschoben im vergangenen Jahr ihren Börsengang. Ihnen fehlt jetzt das Kapital für geplantes Wachstum. Beispiel Flachbildschirmhersteller Data Display aus Germering bei München: Das Unternehmen will frühestens im nächsten Jahr herauskommen und hat bis dahin keinen Zugang zu Börsenkapital. Sprecher Armin Polster: "Der Ruf des Neuen Markts hat sehr gelitten. Wir denken jetzt auch über andere Marktsegmente nach."
Etliche Qualitätswerte wurden in den Strudel gerissen, obwohl sie gute Zahlen liefern. Manche von ihnen erwägen einen Abschied. Computer-Dienstleister IDS Scheer zum Beispiel meldete für das vergangene Jahr 245 Mio. DM Umsatz und 32 Mio. DM Vorsteuerergebnis - eine Steigerung weit über den eigenen Prognosen. Trotzdem fiel der Kurs in den letzten zwölf Monaten um 40 Prozent. Vorstandssprecher Helmut Kruppke: "Das liegt eindeutig am negativen Umfeld des Neuen Marktes. Wir sind in Sippenhaft genommen." Wenn der Firmenwert am Neuen Markt dauerhaft nicht dargestellt werden könne, denke man über einen Ausstieg nach. Ähnlich droht auch Mobilcom-Chef Gerhard Schmid.
Allerdings sind die Aussteigewilligen derzeit in der Minderheit. Beispiel Aixtron: Der Halbleiter-Zulieferer hat seinen Kurs seit der Emission im November 1997 bis heute mehr als verzehnfacht und zählt damit zu den Stars. Vorstand Kim Schindelhauer: "Der Markt ist eine gute Sache. Es wäre katastrophal, wenn man ihn kaputtredet wegen einiger schwarzer Schafe." So oder ähnlich argumentierten die meisten Unternehmer in den Interviews der FTD.
Privatanleger sind die Verlierer
Die größten Verlierer des Neuen Markts sind die Privatanleger. Sie gingen oft nahtlos vom Sparbuch in die Aktie; an einen Markt, der sie vielfach überforderte. Sie wurden Opfer einer Unklarheit, die von Anfang an bestand: Für welche Investoren ist das Wachstumssegment eigentlich gedacht?
In der Phase vor dem Start diskutierte die Börse das intensiv mit Banken, Politik und Unternehmen. Den Stand der Diskussion kurz vor dem Start fasste die "FAZ" im Januar 1997 so zusammen: "Für den Privatanleger ist das neue Handelssegment nach Ansicht von Experten nicht geeignet. Professionelle Investoren mit großer Kapitalausstattung können hingegen bei einer Investition hohe Renditen einstreichen."
Allerdings geriet die Deutsche Börse vor dem Start unter Druck. Kritiker warfen ihr vor, die Latten durch Qualitätsprüfungen und Meldepflichten zu hoch zu legen. Noch im März 1997 schrieb der "Spiegel": "Die Kandidaten für den Neuen Markt sind rar" - und würden es auch bleiben. "Wir hatten bis zuletzt gezittert, denn nichts ist schlimmer, als ein neues Produkt zu starten, ohne Kunden zu haben", sagt auch Rainer Riess, heute Head of Primary Markets der Deutschen Börse und damit Chef des Neuen Markts. "Wir waren sehr froh, mit Mobilcom und Bertrandt zwei sehr ordentliche Unternehmen zum Start gefunden zu haben." Wenn schon das Angebot fraglich war, sollte wenigstens die Nachfrage stimmen. Auf die institutionellen Anleger alleine wollte man sich nicht verlassen. Mehr und mehr gerieten die Privatanleger in den Fokus. Damals waren gerade 5,5 Prozent des Geldvermögens der Haushalte in Aktien investiert. Nur 16 Prozent des Aktienumlaufs steckte in Daueranlagen privater Haushalte. Den Rest der Papiere hielten Unternehmen.
Unberührte Geldquelle anzapfen
Diese unberührte Geldquelle wollte die Börse anzapfen. Riess: "Es war das erste Mal, dass die Börse an den Privatanleger als Kunden wirklich gedacht hat. Wir haben uns an Anlageberater und Privatanleger gewandt und haben als Medium das Internet intensiv genutzt." Die Stimmung jener Zeit brachte Unternehmer Horst Görtz, Chef des Nachrichtenverschlüsselers Ultimaco, im "Spiegel" auf den Punkt: Angesicht der vielen Milliarden, die in Deutschland jedes Jahr mit "wertlosen Warenterminkontrakten oder Optionsgeschäften" verpulvert würden, wäre es viel klüger, wenn dieses Geld an die Börse flösse. "Wenn wir nur ein Zehntel dieses Risikokapitals mobilisieren können, entsteht ein unglaublicher Dampf, der viele Unternehmen nach oben reißen würde."
Viel zu wenig fragten sich Banken und Börse: Würde es wirklich gut für Kleinaktionäre sein, massiv in das neue Risikosegment zu investieren? Anders als bei der Nasdaq in den USA warnte von offizieller Seite niemand die Privatanleger. Eine fundamentale Wahrheit blieb dadurch unbeachtet: Man sollte stets nur einen kleinen Anteil seines Vermögens in Wachstumsbörsen stecken. Wer zu viel am Neuen Markt investiert, kann sein Risiko nicht streuen, denn die Unternehmen haben dort per se ein sehr ähnliches Risiko-Chance-Profil. Das haben viele Anleger nicht verstanden. Sie sicherten sich vermeintlich ab, indem sie ihr Geld auf verschiedene Neue-Markt-Aktien verteilten - ein fataler Fehler im Portfoliomanagement, vor dem Banken und Börse sie deutlicher hätten warnen sollen.
Seit dem Crash sucht die Öffentlichkeit die Schuld vor allem bei Unternehmen und Managern. In der Tat gibt es Betrüger und Größenwahnsinnige am Neuen Markt. Beispiel EM.TV: Mitte Februar 2000 verkaufte Vorstandschef Thomas Haffa außerbörslich 200.000 Aktien und verstieß damit gegen eine Haltefrist, die im Unternehmensbericht vereinbart war. Und noch am 5. November behauptete Haffa auf einem Aktienseminar öffentlich, seine Zahlen seien stimmig. Nur vier Wochen später, am 6. Dezember, bewies sein Quartalsergebnis das Gegenteil.
Staatsanwälte und Klagen
Beispiel Metabox: Gegen den Hersteller von Settop-Boxen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover wegen Kursmanipulation und Kapitalanlagebetrugs. Staatsanwälte im Haus hat auch der bayerische Spezialsoftware-Produzent b.i.s wegen des Verdachts auf Nichtmeldung einer Geschäftsanbahnung. Bei Infomatec wurden zwei Vorstände festgenommen. Anleger verklagen das Unternehmen außerdem, weil es fälschlich Aufträge über 163 Mio. DM gemeldet haben soll.
Besonders barock führte sich Gigabell-Vorstandschef Daniel David auf. Er jonglierte im letzten Herbst mit zwei potenziellen Investoren - der auf den Bahamas registrierten Briefkastenfirma Costingham und dem italienischen Internet-Anbieter Tiscali. Obwohl er mit keinem der beiden zum Abschluss kam, mietete er ein Schiff auf dem Main und warf eine teure Party. Insolvenzverwalter Dirk Pfeil: "Bei denen ging es immer zuerst ums Feiern. Das konnten die am besten." Die Rechnungen für das schicke Flussfest konnte Gigabell nicht bezahlen. Reeder und Caterer stehen jetzt beim Insolvenzverwalter mit anderen Gläubigern Schlange.
Ende Februar entzog die Deutsche Börse Gigabell die Zulassung, weil die Firma nach "mehrfacher Ermahnung" keinen Geschäftsbericht zum dritten Quartal vorgelegt hatte. Es war das erste Mal, dass der Neue Markt ein Unternehmen ausschloss. Zwei Wochen später folgte der nächste Schock für Anleger: Software-Hersteller Micrologica stellte Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit.
Firmen sind nicht das Problem
Diese Fälle verursachen viel Aufregung, doch sie sind für eine Wachstumsbörse ganz normal. 337 Unternehmen sind derzeit am Neuen Markt notiert. In den vier Jahren des Bestehens stellten mit Gigabell, Letsbuyit.com und Micrologica gerade einmal drei Firmen einen Insolvenzantrag, nur eines wurde ausgeschlossen. Zum Vergleich die Nasdaq: Im letzten Jahr mussten 700 Firmen die Börse verlassen, weil sie pleite waren, ihre Aktie mehr als 30 Handelstage unter 1 $ sackte oder sie gegen eine der vielen anderen Regeln verstoßen hatten.
Zuletzt bekamen Xpedior, Bluefly und Affinity den Blauen Brief der Börsenverwaltung. 1999 waren es gar 906 von 5068 gelisteten Firmen. Seit vielen Jahren fliegen auf diese Weise rund 20 Prozent der Werte hinaus, während etwa die gleiche Zahl neu zugelassen wird. Übertragen auf den Neuen Markt hieße das: Pro Jahr könnten rund 70 Unternehmen aussteigen. Davon sind die Frankfurter noch weit entfernt.
Auch ist die Qualität der notierten Werte im Schnitt höher, als die einzelnen Skandale der letzten Zeit vermuten lassen. Firmen wie Teleplan, D. Logistics, Comroad, Qiagen, Aixtron oder Thiel Logistics sind solide und haben ihren Erstkäufern bis heute Geld gebracht. Von den 264 Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren emittierten, liegen 50 trotz der brutalen Korrektur noch immer satt über ihrer Erstnotiz.
Die Firmen waren also nicht das größte Problem des Neuen Marktes. Gelitten hat der Markt vor allem unter überhöhten Emissionspreisen und irrationaler Käufernachfrage. Wer trägt daran die Schuld? Sind es die Banken, Analysten und Medien? Wer muss was verantworten? Die Antworten darauf gibt diese Serie.
© 2001 Financial Times Deutschland
von Joven 12.03.01 09:35:37 3079315 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Die Gier der Menschen ist verantwortlich........
von coolmann.de 12.03.01 09:53:49 3079442 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
M.E. hat der NM keine Zukunft und es ist zum Teil unver-
antwortlich gegenüber den Aktionären von soliden Firmen
(ich denke es gibt ca. 40 bis 50 solide Firmen am NM) die
Aktien in diesem Segment zu belassen und immer wieder ohne
Grund in Sippenhaft des Gesamtmarktes genommen zu werden.
Aktien im NM zu emmitieren oder zu belassen; eine echte
Anti-Shareholdervalue Politik.
von THECANADIEN 13.03.01 15:57:55 3090248 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Aus der FTD vom 13.3.2001 www.ftd.de/neuer-markt
Krise am Neuen Markt: Falscher Glaube an eine Neue Ära
Von W. Münchau & C. Keese, Hamburg, & I. Bauer & T. Bartz, Frankfurt
Wie die Euphorie entstand und wer sie antrieb - Teil 2 der Serie über den Aufstieg und Fall des Neuen Marktes.
Vor 13 Jahren führte eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler ein Börsen-Experiment durch. Jeder Spieler bekam Startkapital, das Spiel ging über 15 Runden. Gleich zu Anfang bekamen die Spieler gesagt, wie viel die einzelnen Aktien am Ende Wert sein würden. Die Professoren wollten herausbekommen, ob selbst bei absoluter Sicherheit des Endstandes ein Crash möglich ist.
Ergebnis: Die Spieler erzeugten stets eine Blase, auf die unweigerlich ein Crash folgte. Erst kauften sie massiv Aktien, dann glaubten sie, rechtzeitig vor den anderen aussteigen zu können. Ein fataler Irrtum - bei überreizten Märkten reicht schon ein kleines Signal für eine Verkaufspanik.
Mangelnde Erfahrung
Dieses Ergebnis der experimentellen Wirtschaftsforschung liefert eine zentrale Erklärung, was am Neuen Markt falsch gelaufen ist. Neben der globalen Überbewertung der Technologie-Märkte herrschte in Deutschland eine hausgemachte Euphorie. Mike Young, Chefstratege für Europäische Aktien bei der Investmentbank Goldman Sachs: "Deutsche Investoren handelten weniger intelligent als Amerikaner und Briten, und deutsche Analysten haben die Bewertung der Firmen unkritisch betrachtet." In den USA war die Situation anders: Dort hatten die meisten Privatinvestoren Ähnliches schon einmal persönlich erlebt.
Die Hochphase der deutschen Euphorie dauerte vom Herbst 1999 bis zum März 2000. In dieser Zeit schwangen sich viele Aktien in abenteuerliche Höhen auf:
Beispiel Intertainment: Zwischen Februar und Dezember 1999 legte der Film- und Videohändler 595 Prozent zu. Als Begründung reichte den Märkten der Abschluss einiger großer Verträge mit Filmstudios. Die Anleger waren bereit, für die Aktie das 204-Fache des Gewinns zu zahlen, ein astronomischer Wert. Jetzt ist es nur noch 4,7-Fache.
Beispiel RTV Family Entertainment: Hier schoss der Kurs Ende 1999 sogar auf das 438-Fache des Gewinns. Hauptgrund war die Kooperation mit der kanadischen Firma Nelvana. Niemand wusste jedoch, wie dieses Geschäft auf die Zahlen wirken würde. Rekordhalter war Broadvision, der Hersteller von E-Business-Lösungen. Die Käufer zahlten das 763-Fache des Gewinns. Broadvision kam damit auf einen Börsenwert von 10 Mrd. Euro, dreimal soviel wie Adidas-Salomon.
Die Börse funktionierte wie ein Schneeballsystem. Wolfgang Gerke, Professor für Börsenwesen an der Universität Erlangen: "Alle sind plötzlich gierig geworden und hatten Angst, hinter den Profiten der Nachbarn zurückzubleiben." Klaus Rainer Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender der Kirchhoff Consult in Hamburg: "Die Analysten waren zu euphorisch. Aber am meisten haben Presse und Kleinanleger überzogen."
Zeitungen und Magazine, Radio und Fernsehen bauten ihre Finanzberichterstattung aus. Unzählige Börsenbriefe und Internetportale kamen auf den Markt. Im Februar 2000 druckte "Das Wertpapier" eine Titelgeschichte mit der Überschrift "Mit 100 Mark zur Million". Die Geheimtipps des Magazins waren: EM.TV, Intershop und Microsoft. Fazit: "Der Börsenboom dürfe aller Voraussicht nach auch in naher Zukunft weitergehen."
Ein Investment-Profis wie Wassili Papas, Manager des Uni Dynamic Global Fonds sagte noch im März letzten Jahres öffentlich: "Wir werden im Jahr 2000 erst einmal eine Konsolidierung oder Korrektur sehen. Aber dann wieder eine sehr positive Entwicklung. Ich setze auf Techno-Werte."
Der Internetdienst Meome.de meinte noch im Herbst 2000 in einem Leitartikel: "Von einer fairen Bewertung spricht man bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 90 (sic!)." Ob Nasdaq oder Neuer Markt - hier werde "die Zukunft gehandelt, in der wir leben werden."
Naive Aussagen wie diese erklären, warum viele Privatanleger den rechtzeitigen Ausstieg nicht schafften. Für sie war der Neue Markt das Symbol einer neuen Ära - die New Economy -, an die sie selbst glaubten. Keiner wollte zugeben, dass er einer altmodische Blase zum Opfer gefallen war. Ein typischer Anfängerfehler: Man redete sich ein, es würde alles besser und gab nicht zu, sich geirrt haben.
Auch die Analysten waren dem "New Era"-Denken verfallen. Gebhard Klingenstein, Managing Director Equity Sales and Trading, bei Merrill Lynch: "Mir wurde im Januar 2000 klar, dass der Neue Markt überbewertet war. Da fingen Analysten nämlich an, die hohen Aktienkurse mit White Noise zu erklären." Der Begriff White Noise stammt aus der Physik. Damit erklären Wissenschaftler jenen Teil der Bewegung eines Gasmoleküls, den man nicht errechnen kann.
Unsinnige Erklärungen
Auf die Aktienmärkte übertragen heißt das: Der Trend der Vergangenheit wird in die Zukunft extrapoliert - mit einer kleinen Bandbreite von Schwankungen und ohne Rücksicht auf Fundamentaldaten. Mit der White-Noise-Erklärung erreichte der Irrsinn seinen Höhepunkt. Nie zuvor war über die Finanzmärkte soviel Unsinn geredet worden wie in der Hochphase dieser Euphorie.
Unter dem Beschuss von Analysten und Medien wurden immer mehr Deutsche vom Sparbuchinhaber zum Zocker. Zwischen 1997 und 2000 stieg der Anteil der Aktionäre und Fondsbesitzer an der Bevölkerung von 8,9 Prozent auf 19,3 Prozent. Dieser Sprung kam plötzlich. Noch im Februar 1997 hatte Hans Büschgen, Professor für Bankwirtschaft und Bankrecht an der Universität Köln, bemängelt, dass es in Deutschland keine Aktienkultur gibt: "Ein über lange Dauer eingeübtes Anlageverhalten wird sich nicht leicht kurzfristig ändern lassen."
"Ein Volk von Zockern"
Da irrte der Professor. "Die Deutschen sind ein Volk von Zockern", meint Markus Straub, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Und Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), sagt: "Der Deutsche ist im Innersten ein Spekulant. Er liebt das Risiko." Ein Beispiel dafür ist der Erfolg von Optionsscheinen hierzulande. Davon gibt es etwa zehnmal so viele wie Aktien.
Warnungen ertönten viele, doch die meisten blieben ungehört. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) zum Beispiel schlug Anfang März 2000 Alarm. "Doch wer damals auf die Euphorie-Bremse trat, wurde als Miesepeter abgekanzelt", sagt Rüdiger von Rosen, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DAI. "Nichts wird im Wirtschaftsleben so bewusst falsch verstanden wie eine Phase der großen finanziellen Spekulation", schreibt der amerikanische Ökonom John Kenneth Galbraith.
Fast alle Börsencrashs des 20. Jahrhunderts fanden unter ähnlichen Voraussetzungen statt - zum Beispiel die Einbrüche von 1901, 1929, 1966, und 2000. Meist beginnt eine so genannte Boom-Bust-Phase in einer Zeit stabilen Wirtschaftswachstums. Erst gehen die Gewinne der Unternehmen hoch, dann steigen die Erwartungen der Anleger langsam und die Aktienkurse klettern stetig. Das heizt die Erwartungen weiter an, die Kurse beginnen zu fliegen.
Plötzlich reichen die traditionellen Bewertungskriterien nicht mehr aus. Theorien von einer Neuen Ära werden populär. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts lösten vermeintliche Kartellgewinne einen Börsenboom aus. In den 20er Jahren glaubten die Leute an eine Ära hoher Produktivität. In den 60er Jahren war es der Irrglaube, Wirtschaftszyklen durch Fiskalpolitik kontrollieren zu können. Und den 90er Jahren die Mär von der New Economy. Früher oder später wurden all diese Theorien von der Wirklichkeit eingeholt.
"Es ist interessant, dass vor der Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren auch von einer Neuen Ökonomie gesprochen wurde", sagt Wirtschafts-Nobelpreisträger Reinhard Selten von der Universität Bonn. Und es kam dann zu der großen Krise.
Seltens Argument erinnert an die Warnung von Robert Shiller, Finanzprofessor an der Universität Yale. In seinem Bestseller "Irrational Exuberance" sagte Shiller den Börsenkrach vorher. Sein zentrales Argument: Kurs-Gewinn-Verhältnis und Anteil der Firmenprofite am Volkseinkommen sind über lange Perioden konstant. Wenn sie eine Zeit lang nach oben abweichen, folgt unweigerlich eine Periode des Ausbruchs nach unten. Langfristig liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse zwischen 10 und 15 - und nicht bei 736 wie im Falle Broadvision.
Stagnation möglich
Ökonom Selten hat errechnet, dass es auch nach dem Crash im Nemax 50 nur drei Werte mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 15 gibt. Dabei vergleicht er die Situation am Neuen Markt mit der Autoindustrie zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals gab es sehr viele Hersteller, von denen die meisten bis heute untergegangen sind. Auch im Neuen Markt würden nur wenige überleben.
Shiller und Selten glauben, dass der Periode der Überschwangs eine längere Pause folgen wird. Selten: "Von 1968 bis 1983 bewegten sich die Aktienmärkte seitwärts. Auch heute kann es sein, dass es zu einer solch langen Stagnation kommen wird."
In den USA hatte die New Economy einen messbaren Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität. Der blieb in Deutschland und anderen europäischen Staaten jedoch aus. Ray Barrell, Konjunkturchef des National Institute for Economic Research in London, meint, dass die USA durch den Technologie-Sektor einen permanenten und nicht einholbaren Wettbewerbsvorteil gewonnen haben. Auch die Europäische Zentralbank glaubt nicht, dass die New Economy für die europäische Volkswirtschaft ein wichtiger Faktor ist.
Vor einem Jahr machten Privatanleger etwa 50 Prozent des Handelsvolumens am Neuen Markt aus. Heute sind es nach Schätzungen eher 40 Prozent - Tendenz weiter fallend. In den USA, wo die Aktienkultur viel älter und intensiver ist als in Deutschland, investieren die meisten Privatanleger ohnehin nicht direkt in Aktien, sondern in Fonds. Sie gehen vermeidbaren Risiken eher aus dem Weg. Auch deutsche Privatanleger werden in Zukunft wohl vorsichtiger sein - allerdings vermutlich nur bis zur nächsten Euphorie.
© 2001 Financial Times Deutschland
Aus der FTD vom 12.3.2001 www.ftd.de/neuer-markt
Neuer Markt: Ende einer hausgemachten Euphorie
Von Christoph Keese, Wolfgang Münchau, Ina Bauer und Tim Bartz
Der Neue Markt wird vier Jahre alt. Aus diesem Anlass veröffentlicht die FTD eine Serie über Aufstieg und Fall des Wachstumssegments. Teil 1 der neuen Serie.
Als der Frankfurter Insolvenzverwalter Dirk Pfeil erstmals die Telekommunikations-Firma Gigabell betrat, fragte er nach den Buchhaltungs-Computern. Das am Neuen Markt notierte Unternehmen hatte gerade Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Die Angestellten verwiesen Pfeil auf einen Rechner - doch auf dem war die Software nicht installiert. Die stand unausgepackt im Schrank. Im ganzen Unternehmen war kein Computer mit ordnungsgemäßer Buchführung zu finden.
Der verwunderte Pfeil wollte daraufhin die Rechnungen sehen, die angeblich von Schuldnern nicht bezahlt waren und die als hohe Forderungen in den Büchern standen. Wieder Fehlanzeige: Einen Sammelordner gab es nicht, die Angestellten zogen nur vereinzelte Blätter aus den Schubladen - sie wussten schlicht nicht, wer ihnen wie viel Geld schuldete. Spätestens da wurde Pfeil klar, dass mit dem Neuen Markt etwas nicht stimmt: "Ich dachte, das sind alles Hightech-Unternehmen, die ein schwieriges Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen. Und dann finde ich eine Firma, bei der nicht einmal die Buchhaltung läuft."
Vor vier Jahren, am 10. März 1997, startete in Frankfurt der Neue Markt, und vor genau einem Jahr erreichte er seinen Höhepunkt: Auf 9604,46 Punkte kletterte der Nemax 50 damals. Dann endete die Euphorie in einem Hagel schlechter Nachrichten - es ging bergab. Innerhalb von zwölf Monaten büßte der Index 81 Prozent seines Wertes ein. Manche Investoren konnten noch rechtzeitig aussteigen, doch die meisten verloren viel Geld - auf dem Papier, weil sie ausharrten und jetzt auf fast wertlosen Aktien sitzen, oder real, weil sie ihre Verluste realisierten.
Geld vernichtungsmaschine Neuer Markt
Der Crash des Neuen Marktes hat so viel Geld vernichtet wie kein anderes Börsenereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vor einem Jahr steckten 234 Mrd. Euro Kapital in dem Segment. Heute sind es nur noch 89 Mrd. - obwohl in diesem Zeitraum 133 neue Unternehmen an den Markt gingen und dabei weitere 13 Mrd. Euro einsammelten. Knapp 160 Mrd. Euro wurden somit entweder abgezogen oder vernichtet.
Der Fall der Wachstumsmärkte ist auch ein internationales Phänomen. Doch in keinem Land war die Bewegung so extrem wie in Deutschland. Die Nasdaq, der High-Technologie-Markt in den USA, rutschte während der letzten zwölf Monate lediglich um 56 Prozent ab. Der rasante Sturz in Frankfurt ist damit teils ein globales, teils ein spezifisch deutsches Problem.
Fallen konnten die Deutschen nur so tief, weil sie vorher so hoch gestiegen waren. Nirgendwo war die irrationale Übertreibung so maßlos wie hier zu Lande. Einen ersten Fieberschub erlebte der Neue Markt vom Sommer 1998 bis zum Jahresende. Damals verdoppelte der Nemax seinen Wert, während der Nasdaq Composite nur halb so viel stieg. Dann hielt der Nemax länger als ein halbes Jahr inne; die Amerikaner zogen auf gleiches Niveau nach. Im Herbst und Winter 1999 kletterten beide Märkte weiter, allerdings mit drastischem Skalenunterschied: Die Nasdaq legte um 80 Prozent zu, der Neue Markt verdreifachte seinen Wert nahezu.
Das war die Extrem-Übertreibung, die sich rächte. Sie beruhte auf einer fundamentalen Fehleinschätzung des Technologie-Booms von 1999. "In dieser Zeit gaben die Firmen viel Geld aus, um das vermeintliche Jahr-2000-Problem zu lösen", sagt Mike Young, Chefstratege für europäische Aktien bei Goldman Sachs in London. "Hinzu kam ein massiver Anstieg der Investitionsausgaben im Telekommunikationssektor." Dies waren Einmaleffekte, die nicht in die Zukunft hätten hochgerechnet werden dürfen.
Hausgemachtes Problem
Beide Märkte - der amerikanische und der deutsche - tappten in die gleiche Falle, doch die Deutschen waren um den Faktor 2 euphorischer. Der globale Effekt erklärt etwa die Hälfte des hiesigen Absturzes. Der Rest des Problems ist hausgemacht.
Für alle Beteiligten hat der Einbruch gravierende Folgen. Mehr als 50 Unternehmen verschoben im vergangenen Jahr ihren Börsengang. Ihnen fehlt jetzt das Kapital für geplantes Wachstum. Beispiel Flachbildschirmhersteller Data Display aus Germering bei München: Das Unternehmen will frühestens im nächsten Jahr herauskommen und hat bis dahin keinen Zugang zu Börsenkapital. Sprecher Armin Polster: "Der Ruf des Neuen Markts hat sehr gelitten. Wir denken jetzt auch über andere Marktsegmente nach."
Etliche Qualitätswerte wurden in den Strudel gerissen, obwohl sie gute Zahlen liefern. Manche von ihnen erwägen einen Abschied. Computer-Dienstleister IDS Scheer zum Beispiel meldete für das vergangene Jahr 245 Mio. DM Umsatz und 32 Mio. DM Vorsteuerergebnis - eine Steigerung weit über den eigenen Prognosen. Trotzdem fiel der Kurs in den letzten zwölf Monaten um 40 Prozent. Vorstandssprecher Helmut Kruppke: "Das liegt eindeutig am negativen Umfeld des Neuen Marktes. Wir sind in Sippenhaft genommen." Wenn der Firmenwert am Neuen Markt dauerhaft nicht dargestellt werden könne, denke man über einen Ausstieg nach. Ähnlich droht auch Mobilcom-Chef Gerhard Schmid.
Allerdings sind die Aussteigewilligen derzeit in der Minderheit. Beispiel Aixtron: Der Halbleiter-Zulieferer hat seinen Kurs seit der Emission im November 1997 bis heute mehr als verzehnfacht und zählt damit zu den Stars. Vorstand Kim Schindelhauer: "Der Markt ist eine gute Sache. Es wäre katastrophal, wenn man ihn kaputtredet wegen einiger schwarzer Schafe." So oder ähnlich argumentierten die meisten Unternehmer in den Interviews der FTD.
Privatanleger sind die Verlierer
Die größten Verlierer des Neuen Markts sind die Privatanleger. Sie gingen oft nahtlos vom Sparbuch in die Aktie; an einen Markt, der sie vielfach überforderte. Sie wurden Opfer einer Unklarheit, die von Anfang an bestand: Für welche Investoren ist das Wachstumssegment eigentlich gedacht?
In der Phase vor dem Start diskutierte die Börse das intensiv mit Banken, Politik und Unternehmen. Den Stand der Diskussion kurz vor dem Start fasste die "FAZ" im Januar 1997 so zusammen: "Für den Privatanleger ist das neue Handelssegment nach Ansicht von Experten nicht geeignet. Professionelle Investoren mit großer Kapitalausstattung können hingegen bei einer Investition hohe Renditen einstreichen."
Allerdings geriet die Deutsche Börse vor dem Start unter Druck. Kritiker warfen ihr vor, die Latten durch Qualitätsprüfungen und Meldepflichten zu hoch zu legen. Noch im März 1997 schrieb der "Spiegel": "Die Kandidaten für den Neuen Markt sind rar" - und würden es auch bleiben. "Wir hatten bis zuletzt gezittert, denn nichts ist schlimmer, als ein neues Produkt zu starten, ohne Kunden zu haben", sagt auch Rainer Riess, heute Head of Primary Markets der Deutschen Börse und damit Chef des Neuen Markts. "Wir waren sehr froh, mit Mobilcom und Bertrandt zwei sehr ordentliche Unternehmen zum Start gefunden zu haben." Wenn schon das Angebot fraglich war, sollte wenigstens die Nachfrage stimmen. Auf die institutionellen Anleger alleine wollte man sich nicht verlassen. Mehr und mehr gerieten die Privatanleger in den Fokus. Damals waren gerade 5,5 Prozent des Geldvermögens der Haushalte in Aktien investiert. Nur 16 Prozent des Aktienumlaufs steckte in Daueranlagen privater Haushalte. Den Rest der Papiere hielten Unternehmen.
Unberührte Geldquelle anzapfen
Diese unberührte Geldquelle wollte die Börse anzapfen. Riess: "Es war das erste Mal, dass die Börse an den Privatanleger als Kunden wirklich gedacht hat. Wir haben uns an Anlageberater und Privatanleger gewandt und haben als Medium das Internet intensiv genutzt." Die Stimmung jener Zeit brachte Unternehmer Horst Görtz, Chef des Nachrichtenverschlüsselers Ultimaco, im "Spiegel" auf den Punkt: Angesicht der vielen Milliarden, die in Deutschland jedes Jahr mit "wertlosen Warenterminkontrakten oder Optionsgeschäften" verpulvert würden, wäre es viel klüger, wenn dieses Geld an die Börse flösse. "Wenn wir nur ein Zehntel dieses Risikokapitals mobilisieren können, entsteht ein unglaublicher Dampf, der viele Unternehmen nach oben reißen würde."
Viel zu wenig fragten sich Banken und Börse: Würde es wirklich gut für Kleinaktionäre sein, massiv in das neue Risikosegment zu investieren? Anders als bei der Nasdaq in den USA warnte von offizieller Seite niemand die Privatanleger. Eine fundamentale Wahrheit blieb dadurch unbeachtet: Man sollte stets nur einen kleinen Anteil seines Vermögens in Wachstumsbörsen stecken. Wer zu viel am Neuen Markt investiert, kann sein Risiko nicht streuen, denn die Unternehmen haben dort per se ein sehr ähnliches Risiko-Chance-Profil. Das haben viele Anleger nicht verstanden. Sie sicherten sich vermeintlich ab, indem sie ihr Geld auf verschiedene Neue-Markt-Aktien verteilten - ein fataler Fehler im Portfoliomanagement, vor dem Banken und Börse sie deutlicher hätten warnen sollen.
Seit dem Crash sucht die Öffentlichkeit die Schuld vor allem bei Unternehmen und Managern. In der Tat gibt es Betrüger und Größenwahnsinnige am Neuen Markt. Beispiel EM.TV: Mitte Februar 2000 verkaufte Vorstandschef Thomas Haffa außerbörslich 200.000 Aktien und verstieß damit gegen eine Haltefrist, die im Unternehmensbericht vereinbart war. Und noch am 5. November behauptete Haffa auf einem Aktienseminar öffentlich, seine Zahlen seien stimmig. Nur vier Wochen später, am 6. Dezember, bewies sein Quartalsergebnis das Gegenteil.
Staatsanwälte und Klagen
Beispiel Metabox: Gegen den Hersteller von Settop-Boxen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover wegen Kursmanipulation und Kapitalanlagebetrugs. Staatsanwälte im Haus hat auch der bayerische Spezialsoftware-Produzent b.i.s wegen des Verdachts auf Nichtmeldung einer Geschäftsanbahnung. Bei Infomatec wurden zwei Vorstände festgenommen. Anleger verklagen das Unternehmen außerdem, weil es fälschlich Aufträge über 163 Mio. DM gemeldet haben soll.
Besonders barock führte sich Gigabell-Vorstandschef Daniel David auf. Er jonglierte im letzten Herbst mit zwei potenziellen Investoren - der auf den Bahamas registrierten Briefkastenfirma Costingham und dem italienischen Internet-Anbieter Tiscali. Obwohl er mit keinem der beiden zum Abschluss kam, mietete er ein Schiff auf dem Main und warf eine teure Party. Insolvenzverwalter Dirk Pfeil: "Bei denen ging es immer zuerst ums Feiern. Das konnten die am besten." Die Rechnungen für das schicke Flussfest konnte Gigabell nicht bezahlen. Reeder und Caterer stehen jetzt beim Insolvenzverwalter mit anderen Gläubigern Schlange.
Ende Februar entzog die Deutsche Börse Gigabell die Zulassung, weil die Firma nach "mehrfacher Ermahnung" keinen Geschäftsbericht zum dritten Quartal vorgelegt hatte. Es war das erste Mal, dass der Neue Markt ein Unternehmen ausschloss. Zwei Wochen später folgte der nächste Schock für Anleger: Software-Hersteller Micrologica stellte Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit.
Firmen sind nicht das Problem
Diese Fälle verursachen viel Aufregung, doch sie sind für eine Wachstumsbörse ganz normal. 337 Unternehmen sind derzeit am Neuen Markt notiert. In den vier Jahren des Bestehens stellten mit Gigabell, Letsbuyit.com und Micrologica gerade einmal drei Firmen einen Insolvenzantrag, nur eines wurde ausgeschlossen. Zum Vergleich die Nasdaq: Im letzten Jahr mussten 700 Firmen die Börse verlassen, weil sie pleite waren, ihre Aktie mehr als 30 Handelstage unter 1 $ sackte oder sie gegen eine der vielen anderen Regeln verstoßen hatten.
Zuletzt bekamen Xpedior, Bluefly und Affinity den Blauen Brief der Börsenverwaltung. 1999 waren es gar 906 von 5068 gelisteten Firmen. Seit vielen Jahren fliegen auf diese Weise rund 20 Prozent der Werte hinaus, während etwa die gleiche Zahl neu zugelassen wird. Übertragen auf den Neuen Markt hieße das: Pro Jahr könnten rund 70 Unternehmen aussteigen. Davon sind die Frankfurter noch weit entfernt.
Auch ist die Qualität der notierten Werte im Schnitt höher, als die einzelnen Skandale der letzten Zeit vermuten lassen. Firmen wie Teleplan, D. Logistics, Comroad, Qiagen, Aixtron oder Thiel Logistics sind solide und haben ihren Erstkäufern bis heute Geld gebracht. Von den 264 Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren emittierten, liegen 50 trotz der brutalen Korrektur noch immer satt über ihrer Erstnotiz.
Die Firmen waren also nicht das größte Problem des Neuen Marktes. Gelitten hat der Markt vor allem unter überhöhten Emissionspreisen und irrationaler Käufernachfrage. Wer trägt daran die Schuld? Sind es die Banken, Analysten und Medien? Wer muss was verantworten? Die Antworten darauf gibt diese Serie.
© 2001 Financial Times Deutschland
von Joven 12.03.01 09:35:37 3079315 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Die Gier der Menschen ist verantwortlich........
von coolmann.de 12.03.01 09:53:49 3079442 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
M.E. hat der NM keine Zukunft und es ist zum Teil unver-
antwortlich gegenüber den Aktionären von soliden Firmen
(ich denke es gibt ca. 40 bis 50 solide Firmen am NM) die
Aktien in diesem Segment zu belassen und immer wieder ohne
Grund in Sippenhaft des Gesamtmarktes genommen zu werden.
Aktien im NM zu emmitieren oder zu belassen; eine echte
Anti-Shareholdervalue Politik.
von THECANADIEN 13.03.01 15:57:55 3090248 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Aus der FTD vom 13.3.2001 www.ftd.de/neuer-markt
Krise am Neuen Markt: Falscher Glaube an eine Neue Ära
Von W. Münchau & C. Keese, Hamburg, & I. Bauer & T. Bartz, Frankfurt
Wie die Euphorie entstand und wer sie antrieb - Teil 2 der Serie über den Aufstieg und Fall des Neuen Marktes.
Vor 13 Jahren führte eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler ein Börsen-Experiment durch. Jeder Spieler bekam Startkapital, das Spiel ging über 15 Runden. Gleich zu Anfang bekamen die Spieler gesagt, wie viel die einzelnen Aktien am Ende Wert sein würden. Die Professoren wollten herausbekommen, ob selbst bei absoluter Sicherheit des Endstandes ein Crash möglich ist.
Ergebnis: Die Spieler erzeugten stets eine Blase, auf die unweigerlich ein Crash folgte. Erst kauften sie massiv Aktien, dann glaubten sie, rechtzeitig vor den anderen aussteigen zu können. Ein fataler Irrtum - bei überreizten Märkten reicht schon ein kleines Signal für eine Verkaufspanik.
Mangelnde Erfahrung
Dieses Ergebnis der experimentellen Wirtschaftsforschung liefert eine zentrale Erklärung, was am Neuen Markt falsch gelaufen ist. Neben der globalen Überbewertung der Technologie-Märkte herrschte in Deutschland eine hausgemachte Euphorie. Mike Young, Chefstratege für Europäische Aktien bei der Investmentbank Goldman Sachs: "Deutsche Investoren handelten weniger intelligent als Amerikaner und Briten, und deutsche Analysten haben die Bewertung der Firmen unkritisch betrachtet." In den USA war die Situation anders: Dort hatten die meisten Privatinvestoren Ähnliches schon einmal persönlich erlebt.
Die Hochphase der deutschen Euphorie dauerte vom Herbst 1999 bis zum März 2000. In dieser Zeit schwangen sich viele Aktien in abenteuerliche Höhen auf:
Beispiel Intertainment: Zwischen Februar und Dezember 1999 legte der Film- und Videohändler 595 Prozent zu. Als Begründung reichte den Märkten der Abschluss einiger großer Verträge mit Filmstudios. Die Anleger waren bereit, für die Aktie das 204-Fache des Gewinns zu zahlen, ein astronomischer Wert. Jetzt ist es nur noch 4,7-Fache.
Beispiel RTV Family Entertainment: Hier schoss der Kurs Ende 1999 sogar auf das 438-Fache des Gewinns. Hauptgrund war die Kooperation mit der kanadischen Firma Nelvana. Niemand wusste jedoch, wie dieses Geschäft auf die Zahlen wirken würde. Rekordhalter war Broadvision, der Hersteller von E-Business-Lösungen. Die Käufer zahlten das 763-Fache des Gewinns. Broadvision kam damit auf einen Börsenwert von 10 Mrd. Euro, dreimal soviel wie Adidas-Salomon.
Die Börse funktionierte wie ein Schneeballsystem. Wolfgang Gerke, Professor für Börsenwesen an der Universität Erlangen: "Alle sind plötzlich gierig geworden und hatten Angst, hinter den Profiten der Nachbarn zurückzubleiben." Klaus Rainer Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender der Kirchhoff Consult in Hamburg: "Die Analysten waren zu euphorisch. Aber am meisten haben Presse und Kleinanleger überzogen."
Zeitungen und Magazine, Radio und Fernsehen bauten ihre Finanzberichterstattung aus. Unzählige Börsenbriefe und Internetportale kamen auf den Markt. Im Februar 2000 druckte "Das Wertpapier" eine Titelgeschichte mit der Überschrift "Mit 100 Mark zur Million". Die Geheimtipps des Magazins waren: EM.TV, Intershop und Microsoft. Fazit: "Der Börsenboom dürfe aller Voraussicht nach auch in naher Zukunft weitergehen."
Ein Investment-Profis wie Wassili Papas, Manager des Uni Dynamic Global Fonds sagte noch im März letzten Jahres öffentlich: "Wir werden im Jahr 2000 erst einmal eine Konsolidierung oder Korrektur sehen. Aber dann wieder eine sehr positive Entwicklung. Ich setze auf Techno-Werte."
Der Internetdienst Meome.de meinte noch im Herbst 2000 in einem Leitartikel: "Von einer fairen Bewertung spricht man bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 90 (sic!)." Ob Nasdaq oder Neuer Markt - hier werde "die Zukunft gehandelt, in der wir leben werden."
Naive Aussagen wie diese erklären, warum viele Privatanleger den rechtzeitigen Ausstieg nicht schafften. Für sie war der Neue Markt das Symbol einer neuen Ära - die New Economy -, an die sie selbst glaubten. Keiner wollte zugeben, dass er einer altmodische Blase zum Opfer gefallen war. Ein typischer Anfängerfehler: Man redete sich ein, es würde alles besser und gab nicht zu, sich geirrt haben.
Auch die Analysten waren dem "New Era"-Denken verfallen. Gebhard Klingenstein, Managing Director Equity Sales and Trading, bei Merrill Lynch: "Mir wurde im Januar 2000 klar, dass der Neue Markt überbewertet war. Da fingen Analysten nämlich an, die hohen Aktienkurse mit White Noise zu erklären." Der Begriff White Noise stammt aus der Physik. Damit erklären Wissenschaftler jenen Teil der Bewegung eines Gasmoleküls, den man nicht errechnen kann.
Unsinnige Erklärungen
Auf die Aktienmärkte übertragen heißt das: Der Trend der Vergangenheit wird in die Zukunft extrapoliert - mit einer kleinen Bandbreite von Schwankungen und ohne Rücksicht auf Fundamentaldaten. Mit der White-Noise-Erklärung erreichte der Irrsinn seinen Höhepunkt. Nie zuvor war über die Finanzmärkte soviel Unsinn geredet worden wie in der Hochphase dieser Euphorie.
Unter dem Beschuss von Analysten und Medien wurden immer mehr Deutsche vom Sparbuchinhaber zum Zocker. Zwischen 1997 und 2000 stieg der Anteil der Aktionäre und Fondsbesitzer an der Bevölkerung von 8,9 Prozent auf 19,3 Prozent. Dieser Sprung kam plötzlich. Noch im Februar 1997 hatte Hans Büschgen, Professor für Bankwirtschaft und Bankrecht an der Universität Köln, bemängelt, dass es in Deutschland keine Aktienkultur gibt: "Ein über lange Dauer eingeübtes Anlageverhalten wird sich nicht leicht kurzfristig ändern lassen."
"Ein Volk von Zockern"
Da irrte der Professor. "Die Deutschen sind ein Volk von Zockern", meint Markus Straub, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Und Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), sagt: "Der Deutsche ist im Innersten ein Spekulant. Er liebt das Risiko." Ein Beispiel dafür ist der Erfolg von Optionsscheinen hierzulande. Davon gibt es etwa zehnmal so viele wie Aktien.
Warnungen ertönten viele, doch die meisten blieben ungehört. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) zum Beispiel schlug Anfang März 2000 Alarm. "Doch wer damals auf die Euphorie-Bremse trat, wurde als Miesepeter abgekanzelt", sagt Rüdiger von Rosen, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DAI. "Nichts wird im Wirtschaftsleben so bewusst falsch verstanden wie eine Phase der großen finanziellen Spekulation", schreibt der amerikanische Ökonom John Kenneth Galbraith.
Fast alle Börsencrashs des 20. Jahrhunderts fanden unter ähnlichen Voraussetzungen statt - zum Beispiel die Einbrüche von 1901, 1929, 1966, und 2000. Meist beginnt eine so genannte Boom-Bust-Phase in einer Zeit stabilen Wirtschaftswachstums. Erst gehen die Gewinne der Unternehmen hoch, dann steigen die Erwartungen der Anleger langsam und die Aktienkurse klettern stetig. Das heizt die Erwartungen weiter an, die Kurse beginnen zu fliegen.
Plötzlich reichen die traditionellen Bewertungskriterien nicht mehr aus. Theorien von einer Neuen Ära werden populär. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts lösten vermeintliche Kartellgewinne einen Börsenboom aus. In den 20er Jahren glaubten die Leute an eine Ära hoher Produktivität. In den 60er Jahren war es der Irrglaube, Wirtschaftszyklen durch Fiskalpolitik kontrollieren zu können. Und den 90er Jahren die Mär von der New Economy. Früher oder später wurden all diese Theorien von der Wirklichkeit eingeholt.
"Es ist interessant, dass vor der Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren auch von einer Neuen Ökonomie gesprochen wurde", sagt Wirtschafts-Nobelpreisträger Reinhard Selten von der Universität Bonn. Und es kam dann zu der großen Krise.
Seltens Argument erinnert an die Warnung von Robert Shiller, Finanzprofessor an der Universität Yale. In seinem Bestseller "Irrational Exuberance" sagte Shiller den Börsenkrach vorher. Sein zentrales Argument: Kurs-Gewinn-Verhältnis und Anteil der Firmenprofite am Volkseinkommen sind über lange Perioden konstant. Wenn sie eine Zeit lang nach oben abweichen, folgt unweigerlich eine Periode des Ausbruchs nach unten. Langfristig liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse zwischen 10 und 15 - und nicht bei 736 wie im Falle Broadvision.
Stagnation möglich
Ökonom Selten hat errechnet, dass es auch nach dem Crash im Nemax 50 nur drei Werte mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 15 gibt. Dabei vergleicht er die Situation am Neuen Markt mit der Autoindustrie zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals gab es sehr viele Hersteller, von denen die meisten bis heute untergegangen sind. Auch im Neuen Markt würden nur wenige überleben.
Shiller und Selten glauben, dass der Periode der Überschwangs eine längere Pause folgen wird. Selten: "Von 1968 bis 1983 bewegten sich die Aktienmärkte seitwärts. Auch heute kann es sein, dass es zu einer solch langen Stagnation kommen wird."
In den USA hatte die New Economy einen messbaren Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität. Der blieb in Deutschland und anderen europäischen Staaten jedoch aus. Ray Barrell, Konjunkturchef des National Institute for Economic Research in London, meint, dass die USA durch den Technologie-Sektor einen permanenten und nicht einholbaren Wettbewerbsvorteil gewonnen haben. Auch die Europäische Zentralbank glaubt nicht, dass die New Economy für die europäische Volkswirtschaft ein wichtiger Faktor ist.
Vor einem Jahr machten Privatanleger etwa 50 Prozent des Handelsvolumens am Neuen Markt aus. Heute sind es nach Schätzungen eher 40 Prozent - Tendenz weiter fallend. In den USA, wo die Aktienkultur viel älter und intensiver ist als in Deutschland, investieren die meisten Privatanleger ohnehin nicht direkt in Aktien, sondern in Fonds. Sie gehen vermeidbaren Risiken eher aus dem Weg. Auch deutsche Privatanleger werden in Zukunft wohl vorsichtiger sein - allerdings vermutlich nur bis zur nächsten Euphorie.
© 2001 Financial Times Deutschland
and up
hi The Canadian,
danke dir für die beiträge.
wangert
@ alle,
ruhig mal lesen. ist zwar viel aber sorgt für aufklärung.
danke dir für die beiträge.
wangert
@ alle,
ruhig mal lesen. ist zwar viel aber sorgt für aufklärung.
Mal etwas aus der Schweiz:
Konten geplündert
Mehrere Personen wurden verhaftet, darunter Ernst Imfeld, Exdirektor der Bank Leumi. Die Affäre zieht immer weitere Kreise
Von Daniel Ammann
Bundesanwalt Valentin Roschacher gönnte sich am 30. November 2000, ein Donnerstag wars, eine ungezwungene Party: Der oberste Ankläger der Schweiz nahm als Gast am Weihnachtsessen der Allfinanz Zentrum AG teil, einer kleinen Vermögensverwaltungsgesellschaft in Zürich. Im trauten Rahmen speiste man im spanischen Spezialitätenrestaurant «Casa Aurelio» an der Zürcher Langstrasse, stadtbekannt für seine erlesenen Weine.
Was als unbeschwerter Abend unter Bekannten gedacht war, ist aus heutiger Sicht eine belastete Tafelrunde: Vier der acht Personen, die mit Roschacher am Tisch in der «Casa Aurelio» sassen, sind vergangene Woche verhaftet worden, wie FACTS-Recherchen ergaben. Ihre Privatwohnungen und Büros wurden durchsucht, Akten beschlagnahmt. Der Verdacht gegen sie ist gravierend: Sie sollen mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag veruntreut und Kunden der Bank Leumi in Zürich betrogen haben.
Im Zentrum der Strafuntersuchung steht Ernst Imfeld, langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Private Banking bei der Bank Leumi. Ihm wird vorgeworfen, Verluste aus Aktiengeschäften mit fremdem Geld bezahlt zu haben; mit Geld aus Kundenkonten, die er verwaltete. Ohne Einwilligung der Kunden habe er, so der Verdacht, rund 21,9 Millionen Franken verschoben. Zudem habe er hochriskante Aktiengeschäfte getätigt, ohne von seinen Kunden dazu autorisiert gewesen zu sein, und dabei Millionenverluste eingefahren. Imfeld, der Anfang Januar von der Bank Leumi fristlos entlassen wurde, ist teilweise geständig und hat sich selbst angezeigt. Sein Anwalt weilt in den Ferien und war nicht zu sprechen.
Der geschasste Leumi-Banker hatte mehrfach mit seiner Bekanntschaft mit Roschacher geprahlt. Viele Kollegen wuss-ten vom «hohen Bundesbeamten», von dem der Banker gerne sprach. «Imfeld bezeichnete sich als engen Freund des Bundesanwalts», sagt ein Bekannter, «und er betonte oft, er habe einigen Einfluss auf ihn.»
Davon weiss Bundesanwalt Roschacher nichts. Er bestätigt aber, dass er am Weihnachtsessen der Allfinanz war. Und er sagt auch offen, dass er Imfeld und die anderen Verhafteten seit Jahren kennt. Per Fax lässt er über seine Medienstelle ausrichten: «Herr Roschacher ist mit Herrn Imfeld zwar per Du, der Ausdruck ‹Duz-Freund› würde allerdings eine Freundschaft implizieren, die den Rahmen dieser Bekanntschaft übersteigt.»
Die Frage stellt sich, ob der Bundesanwalt von seinem Duz-Bekannten Imfeld, der in der Branche lange als begnadeter Vermögensverwalter galt, auch Geld anlegen liess. Nein, heisst es im Fax aus der Bundesanwaltschaft: «Es bestand zu keiner Zeit irgendeine Geschäfts- oder Finanzbeziehung zwischen Herrn Roschacher und Herrn Imfeld und/oder der Bank Leumi und/oder dem Allfinanz Zentrum.»
Auch Allfinanz-Präsident H. Z. und Allfinanz-Verwaltungsrat M. W., die beide am Weihnachtsessen dabei waren, wurden letzten Donnerstag verhaftet. Gegen sie wird vor allem wegen Anlagebetrugs ermittelt. Mit der Hilfe von Imfeld sollen sie gegen 18 Millionen Franken an Kundengeldern, die die Allfinanz bei der Bank Leumi angelegt hatte, in die eigenen Taschen abgezweigt haben. «Z. ist auf Grund meiner bisherigen Aktenkenntnis unschuldig», sagt dessen Verteidiger, der Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer, und will sich nicht weiter zum Fall äussern. Die Anwälte der übrigen Beschuldigten liessen die Anfragen von FACTS unbeantwortet.
Die Affäre bei der Bank Leumi, die vor einem Monat bekannt wurde und von der Bank als Verfehlung eines einzelnen Direktors dargestellt wird, zieht immer grössere Kreise. «Die Sachverhalte haben sich ausgeweitet und kompliziert», bestätigt der Zürcher Bezirksanwalt Nathan Landshut. Er spricht von einem «grossen Fall» und ermittelt nun neben ungetreuer Geschäftsbesorgung neu auch wegen Betrug. Und die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) liess per superprovisorische Verfügung vom 5. Februar bei der Bank Leumi Konten der Allfinanz sperren.
Vieles deutet darauf hin, dass die Kontrollmechanismen der Bank während Jahren versagten. Dies lässt ein vertraulicher Bericht der Revisionsfirma PricewaterhouseCoopers (pwc) vermuten, der im Auftrag der Eidgenössischen Bankenkommission verfasst wurde. Der Englisch gehaltene Zwischenbericht datiert vom 31. Januar 2001 und umfasst 22 Seiten. Demnach reichen die möglichen Verfehlungen des Leumi-Direktors Imfeld bis Januar 1992 zurück. Schon damals habe er 2,624 Millionen Franken transferiert, ohne dafür das Einverständnis der Kunden einzuholen, heisst es im Zwischenbericht. In den letzten acht Jahren habe Imfeld 42 illegale Geld- und Aktientransfers im Wert von 21,89 Millionen Franken getätigt. Imfeld, so scheint es, konnte während Jahren schalten und walten, wie er wollte. Misstrauisch wurde niemand - weder die interne Risikokontrolle noch die interne Revision, weder das Mutterhaus in Israel noch die externe Revision, die ebenfalls durch die pwc vorgenommen wird.
Der Zwischenbericht zeigt aber auch klar auf, dass Imfeld kein Einzelfall war: Wegen unsauberen Geschäften mussten vor einem Monat auch andere hohe Leumi-Bankkader den Hut nehmen. Börsenchef G. K. zum Beispiel, Cheftrader H. W. und drei Prokuristen aus der Trading-Abteilung. Sie hatten es offenbar satt, immer nur zuzusehen, wie andere mit dem Börsengang (IPO) von Erfolg versprechenden Firmen Profite machten. Als Händler durften sie keine Geschäfte auf eigene Rechnung machen. So schanzten die Leumi-Banker IPO-Aktien offiziell der Allfinanz zu. Die Gewinne daraus - im pwc-Bericht wird ein Betrag von 1,5 Millionen genannt - wurden dann aber zwischen den Bankangestellten und der Allfinanz aufgeteilt: Fünf Sechstel gingen an die Banker, ein Sechstel blieb bei der Allfinanz. Die Leumi-Händler haben das zugegeben - wenn auch nicht in der genannten Höhe - und wurden deswegen fristlos entlassen.
Und noch etwas deutet auf Unstimmigkeiten bei der Bank hin: Vor einem Jahr warfen drei Kader der Abteilung Administration, wo das interne Controlling angesiedelt ist, das Handtuch: der Chef der Abteilung, sein Stellvertreter und ein Mitarbeiter.
Verhaftungen, Entlassungen, Kündigungen: Im pwc-Bericht heisst es dazu diplomatisch, es brauche weitere Anstrengungen, um mögliche Kontrollschwächen zu erfassen. Jene Schwächen nämlich, «die es erlaubten, dass kriminelle Aktivitäten unentdeckt blieben». Von strukturellen Problemen will die Bank trotzdem nichts wissen. Sie schreibt in einem Fax, «dass die internen und externen Kontrollorgane ihre Aufgabe pflichtgemäss erfüllt» hätten. Die Bank betont zudem, dass die «Unregel-mässigkeiten» nur eine «kleine Anzahl von Konti» beträfen. Die betroffenen Kunden würden informiert und vor Schaden bewahrt. Gleichzeitig wurde aber einigen Leumi-Kunden, die ihr Geld über die Allfinanz angelegt hatten, der Zugriff auf ihr Konto verweigert - und das, bevor die Bankenkommission die Konten blockieren liess.
Von einer «grösseren Dimension als angenommen» spricht mittlerweile auch Daniel Zuberbühler, der Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK). Noch Ende Januar hatte er das etwas anders gesehen: «Für mich ist das keine sensationelle Geschichte, solche Veruntreuungen gibt es immer wieder», sagte er dem «Tages-Anzeiger», der die Affäre bekannt gemacht hatte. Heute stellt sich die Frage, ob die EBK nicht früher hätte aktiv werden und die Justiz orientieren müssen: So vergingen zwischen den ersten Artikeln und der Verhaftung der Verdächtigten drei Wochen. Das kritisiert der ermittelnde Bezirksanwalt Nathan Landshut mit diplomatischen Worten: Er vertrete die Auffassung, sagt er, «dass die EBK auf Grund der ihr zur Verfügung stehenden Erkenntnisse ohne weiteres die Strafverfolgungsbehörden hätte informieren können». EBK-Direktor Zuberbühler weist die Kritik zurück: «Wir erstatten erst dann Strafanzeige, wenn dies die Bank nicht selber macht.» Diese aber zögerte mehrere Wochen, gegen ihr langjähriges Geschäftsleitungsmitglied Ernst Imfeld vorzugehen.
Und Bundesanwalt Valentin Roschacher? Er bedauert, lässt er seinen Pressesprecher ausrichten, «dass jemand aus seinem Bekanntenkreis ins Visier der Strafverfolgung geraten ist». Gleichzeitig stellt der oberste Ankläger der Schweiz fest, «dass im Rechtsstaat für alle dieselben Regeln gelten: Gesetz ist Gesetz.» Als problematisch nimmt er die «Bekanntschaft» mit Imfeld nicht wahr - «weil es sich um einen privaten Kontakt handelt, der in keinem Zusammenhang mit seiner Stellung als Bundesanwalt steht, und weil er von der Entwicklung des Falls weder betroffen noch an der Entwicklung des Falls beteiligt ist.»
Seit 1953 in Zürich
Die Bank Leumi le-Israel ist die zweitgrösste Bank Israels und gehört zu 42 Prozent dem Staat. Die Zürcher Niederlassung, die von der Affäre betroffen ist, wurde 1953 gegründet. In ihrem Verwaltungsrat sitzen prominente Schweizer wie Energieexperte Michael Kohn - er ist Vizepräsident - und Rolf Bloch, der Präsident des Schweizer Fonds für Holocaust-Opfer.
Die Bank Leumi in Zürich hat eine Bilanzsumme von etwas über einer Milliarde Franken und verwaltet gegen sieben Milliarden Franken Kundenvermögen. 1999 machte sie einen Reingewinn von rund 33 Millionen Franken.
Die israelische Regierung will das Mutterhaus privatisieren und kann keine negativen Schlagzeilen brauchen. Das Finanzministerium sucht eine ausländische Bank als Käuferin. Laut israelischen Medienberichten wird mit der amerikanischen Citibank und der holländischen ABN Amro verhandelt.
Konten geplündert
Mehrere Personen wurden verhaftet, darunter Ernst Imfeld, Exdirektor der Bank Leumi. Die Affäre zieht immer weitere Kreise
Von Daniel Ammann
Bundesanwalt Valentin Roschacher gönnte sich am 30. November 2000, ein Donnerstag wars, eine ungezwungene Party: Der oberste Ankläger der Schweiz nahm als Gast am Weihnachtsessen der Allfinanz Zentrum AG teil, einer kleinen Vermögensverwaltungsgesellschaft in Zürich. Im trauten Rahmen speiste man im spanischen Spezialitätenrestaurant «Casa Aurelio» an der Zürcher Langstrasse, stadtbekannt für seine erlesenen Weine.
Was als unbeschwerter Abend unter Bekannten gedacht war, ist aus heutiger Sicht eine belastete Tafelrunde: Vier der acht Personen, die mit Roschacher am Tisch in der «Casa Aurelio» sassen, sind vergangene Woche verhaftet worden, wie FACTS-Recherchen ergaben. Ihre Privatwohnungen und Büros wurden durchsucht, Akten beschlagnahmt. Der Verdacht gegen sie ist gravierend: Sie sollen mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag veruntreut und Kunden der Bank Leumi in Zürich betrogen haben.
Im Zentrum der Strafuntersuchung steht Ernst Imfeld, langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Private Banking bei der Bank Leumi. Ihm wird vorgeworfen, Verluste aus Aktiengeschäften mit fremdem Geld bezahlt zu haben; mit Geld aus Kundenkonten, die er verwaltete. Ohne Einwilligung der Kunden habe er, so der Verdacht, rund 21,9 Millionen Franken verschoben. Zudem habe er hochriskante Aktiengeschäfte getätigt, ohne von seinen Kunden dazu autorisiert gewesen zu sein, und dabei Millionenverluste eingefahren. Imfeld, der Anfang Januar von der Bank Leumi fristlos entlassen wurde, ist teilweise geständig und hat sich selbst angezeigt. Sein Anwalt weilt in den Ferien und war nicht zu sprechen.
Der geschasste Leumi-Banker hatte mehrfach mit seiner Bekanntschaft mit Roschacher geprahlt. Viele Kollegen wuss-ten vom «hohen Bundesbeamten», von dem der Banker gerne sprach. «Imfeld bezeichnete sich als engen Freund des Bundesanwalts», sagt ein Bekannter, «und er betonte oft, er habe einigen Einfluss auf ihn.»
Davon weiss Bundesanwalt Roschacher nichts. Er bestätigt aber, dass er am Weihnachtsessen der Allfinanz war. Und er sagt auch offen, dass er Imfeld und die anderen Verhafteten seit Jahren kennt. Per Fax lässt er über seine Medienstelle ausrichten: «Herr Roschacher ist mit Herrn Imfeld zwar per Du, der Ausdruck ‹Duz-Freund› würde allerdings eine Freundschaft implizieren, die den Rahmen dieser Bekanntschaft übersteigt.»
Die Frage stellt sich, ob der Bundesanwalt von seinem Duz-Bekannten Imfeld, der in der Branche lange als begnadeter Vermögensverwalter galt, auch Geld anlegen liess. Nein, heisst es im Fax aus der Bundesanwaltschaft: «Es bestand zu keiner Zeit irgendeine Geschäfts- oder Finanzbeziehung zwischen Herrn Roschacher und Herrn Imfeld und/oder der Bank Leumi und/oder dem Allfinanz Zentrum.»
Auch Allfinanz-Präsident H. Z. und Allfinanz-Verwaltungsrat M. W., die beide am Weihnachtsessen dabei waren, wurden letzten Donnerstag verhaftet. Gegen sie wird vor allem wegen Anlagebetrugs ermittelt. Mit der Hilfe von Imfeld sollen sie gegen 18 Millionen Franken an Kundengeldern, die die Allfinanz bei der Bank Leumi angelegt hatte, in die eigenen Taschen abgezweigt haben. «Z. ist auf Grund meiner bisherigen Aktenkenntnis unschuldig», sagt dessen Verteidiger, der Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer, und will sich nicht weiter zum Fall äussern. Die Anwälte der übrigen Beschuldigten liessen die Anfragen von FACTS unbeantwortet.
Die Affäre bei der Bank Leumi, die vor einem Monat bekannt wurde und von der Bank als Verfehlung eines einzelnen Direktors dargestellt wird, zieht immer grössere Kreise. «Die Sachverhalte haben sich ausgeweitet und kompliziert», bestätigt der Zürcher Bezirksanwalt Nathan Landshut. Er spricht von einem «grossen Fall» und ermittelt nun neben ungetreuer Geschäftsbesorgung neu auch wegen Betrug. Und die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) liess per superprovisorische Verfügung vom 5. Februar bei der Bank Leumi Konten der Allfinanz sperren.
Vieles deutet darauf hin, dass die Kontrollmechanismen der Bank während Jahren versagten. Dies lässt ein vertraulicher Bericht der Revisionsfirma PricewaterhouseCoopers (pwc) vermuten, der im Auftrag der Eidgenössischen Bankenkommission verfasst wurde. Der Englisch gehaltene Zwischenbericht datiert vom 31. Januar 2001 und umfasst 22 Seiten. Demnach reichen die möglichen Verfehlungen des Leumi-Direktors Imfeld bis Januar 1992 zurück. Schon damals habe er 2,624 Millionen Franken transferiert, ohne dafür das Einverständnis der Kunden einzuholen, heisst es im Zwischenbericht. In den letzten acht Jahren habe Imfeld 42 illegale Geld- und Aktientransfers im Wert von 21,89 Millionen Franken getätigt. Imfeld, so scheint es, konnte während Jahren schalten und walten, wie er wollte. Misstrauisch wurde niemand - weder die interne Risikokontrolle noch die interne Revision, weder das Mutterhaus in Israel noch die externe Revision, die ebenfalls durch die pwc vorgenommen wird.
Der Zwischenbericht zeigt aber auch klar auf, dass Imfeld kein Einzelfall war: Wegen unsauberen Geschäften mussten vor einem Monat auch andere hohe Leumi-Bankkader den Hut nehmen. Börsenchef G. K. zum Beispiel, Cheftrader H. W. und drei Prokuristen aus der Trading-Abteilung. Sie hatten es offenbar satt, immer nur zuzusehen, wie andere mit dem Börsengang (IPO) von Erfolg versprechenden Firmen Profite machten. Als Händler durften sie keine Geschäfte auf eigene Rechnung machen. So schanzten die Leumi-Banker IPO-Aktien offiziell der Allfinanz zu. Die Gewinne daraus - im pwc-Bericht wird ein Betrag von 1,5 Millionen genannt - wurden dann aber zwischen den Bankangestellten und der Allfinanz aufgeteilt: Fünf Sechstel gingen an die Banker, ein Sechstel blieb bei der Allfinanz. Die Leumi-Händler haben das zugegeben - wenn auch nicht in der genannten Höhe - und wurden deswegen fristlos entlassen.
Und noch etwas deutet auf Unstimmigkeiten bei der Bank hin: Vor einem Jahr warfen drei Kader der Abteilung Administration, wo das interne Controlling angesiedelt ist, das Handtuch: der Chef der Abteilung, sein Stellvertreter und ein Mitarbeiter.
Verhaftungen, Entlassungen, Kündigungen: Im pwc-Bericht heisst es dazu diplomatisch, es brauche weitere Anstrengungen, um mögliche Kontrollschwächen zu erfassen. Jene Schwächen nämlich, «die es erlaubten, dass kriminelle Aktivitäten unentdeckt blieben». Von strukturellen Problemen will die Bank trotzdem nichts wissen. Sie schreibt in einem Fax, «dass die internen und externen Kontrollorgane ihre Aufgabe pflichtgemäss erfüllt» hätten. Die Bank betont zudem, dass die «Unregel-mässigkeiten» nur eine «kleine Anzahl von Konti» beträfen. Die betroffenen Kunden würden informiert und vor Schaden bewahrt. Gleichzeitig wurde aber einigen Leumi-Kunden, die ihr Geld über die Allfinanz angelegt hatten, der Zugriff auf ihr Konto verweigert - und das, bevor die Bankenkommission die Konten blockieren liess.
Von einer «grösseren Dimension als angenommen» spricht mittlerweile auch Daniel Zuberbühler, der Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK). Noch Ende Januar hatte er das etwas anders gesehen: «Für mich ist das keine sensationelle Geschichte, solche Veruntreuungen gibt es immer wieder», sagte er dem «Tages-Anzeiger», der die Affäre bekannt gemacht hatte. Heute stellt sich die Frage, ob die EBK nicht früher hätte aktiv werden und die Justiz orientieren müssen: So vergingen zwischen den ersten Artikeln und der Verhaftung der Verdächtigten drei Wochen. Das kritisiert der ermittelnde Bezirksanwalt Nathan Landshut mit diplomatischen Worten: Er vertrete die Auffassung, sagt er, «dass die EBK auf Grund der ihr zur Verfügung stehenden Erkenntnisse ohne weiteres die Strafverfolgungsbehörden hätte informieren können». EBK-Direktor Zuberbühler weist die Kritik zurück: «Wir erstatten erst dann Strafanzeige, wenn dies die Bank nicht selber macht.» Diese aber zögerte mehrere Wochen, gegen ihr langjähriges Geschäftsleitungsmitglied Ernst Imfeld vorzugehen.
Und Bundesanwalt Valentin Roschacher? Er bedauert, lässt er seinen Pressesprecher ausrichten, «dass jemand aus seinem Bekanntenkreis ins Visier der Strafverfolgung geraten ist». Gleichzeitig stellt der oberste Ankläger der Schweiz fest, «dass im Rechtsstaat für alle dieselben Regeln gelten: Gesetz ist Gesetz.» Als problematisch nimmt er die «Bekanntschaft» mit Imfeld nicht wahr - «weil es sich um einen privaten Kontakt handelt, der in keinem Zusammenhang mit seiner Stellung als Bundesanwalt steht, und weil er von der Entwicklung des Falls weder betroffen noch an der Entwicklung des Falls beteiligt ist.»
Seit 1953 in Zürich
Die Bank Leumi le-Israel ist die zweitgrösste Bank Israels und gehört zu 42 Prozent dem Staat. Die Zürcher Niederlassung, die von der Affäre betroffen ist, wurde 1953 gegründet. In ihrem Verwaltungsrat sitzen prominente Schweizer wie Energieexperte Michael Kohn - er ist Vizepräsident - und Rolf Bloch, der Präsident des Schweizer Fonds für Holocaust-Opfer.
Die Bank Leumi in Zürich hat eine Bilanzsumme von etwas über einer Milliarde Franken und verwaltet gegen sieben Milliarden Franken Kundenvermögen. 1999 machte sie einen Reingewinn von rund 33 Millionen Franken.
Die israelische Regierung will das Mutterhaus privatisieren und kann keine negativen Schlagzeilen brauchen. Das Finanzministerium sucht eine ausländische Bank als Käuferin. Laut israelischen Medienberichten wird mit der amerikanischen Citibank und der holländischen ABN Amro verhandelt.
gute Artikel, Danke mfg a.head
hey Canadian,
du bist gold wert . deine beiträge sind der absolute hammer !!!
wo kann ich die finden (quelle).
@ alle,
leute macht die augen auf, und überlegt doch mal was am neuen markt getrieben wird!
grüsse
Mafiabroker
du bist gold wert . deine beiträge sind der absolute hammer !!!
wo kann ich die finden (quelle).
@ alle,
leute macht die augen auf, und überlegt doch mal was am neuen markt getrieben wird!
grüsse
Mafiabroker
"Im Zentrum der Strafuntersuchung steht Ernst Imfeld, langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Private Banking bei der
Bank Leumi. Ihm wird vorgeworfen, Verluste aus Aktiengeschäften mit fremdem Geld bezahlt zu haben; mit Geld aus Kundenkonten, die
er verwaltete. Ohne Einwilligung der Kunden habe er, so der Verdacht, rund 21,9 Millionen Franken verschoben. Zudem habe er
hochriskante Aktiengeschäfte getätigt, ohne von seinen Kunden dazu autorisiert gewesen zu sein, und dabei Millionenverluste
eingefahren. Imfeld, der Anfang Januar von der Bank Leumi fristlos entlassen wurde, ist teilweise geständig und hat sich selbst
angezeigt. Sein Anwalt weilt in den Ferien und war nicht zu sprechen.
Bank Leumi. Ihm wird vorgeworfen, Verluste aus Aktiengeschäften mit fremdem Geld bezahlt zu haben; mit Geld aus Kundenkonten, die
er verwaltete. Ohne Einwilligung der Kunden habe er, so der Verdacht, rund 21,9 Millionen Franken verschoben. Zudem habe er
hochriskante Aktiengeschäfte getätigt, ohne von seinen Kunden dazu autorisiert gewesen zu sein, und dabei Millionenverluste
eingefahren. Imfeld, der Anfang Januar von der Bank Leumi fristlos entlassen wurde, ist teilweise geständig und hat sich selbst
angezeigt. Sein Anwalt weilt in den Ferien und war nicht zu sprechen.
kriminelle Absichten lassen sich langsam nicht mehr leugnen - oder "so wird an der Börse Geld verdient"??? Auf Kosten der Kleinanleger! Wir bleiben am Ball...
greetz charlie
Aus der FTD vom 23.3.2001
Aktionärsschützer gehen in die Offensive
Von Ina Bauer, Frankfurt
Vorstandschefs müssen sich für die diesjährige Saison der Hauptversammlungen (HVs) warm anziehen: Aktionärsschützer wollen aufgrund der enormen Kursverluste verstärkt auf rechtliche Missstände in Deutschland hinzuweisen.
Die Aktionärsschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wollen die "Gunst" der dramatischen Kursverluste für ihre Zwecke nutzen, kündigte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Donnerstag in Frankfurt an. An Beispielen wie der Deutschen Telekom oder den skandalbehafteten Unternehmen des Neuen Marktes wie EM.TV oder Infomatec will Hocker aufzeigen, wie wenig Erfolg auf Schadensersatz deutsche Aktionäre eigentlich haben.
Im Gegensatz zur Rechtslage in anderen europäischen Ländern verlangt das deutsche Gesetz, dass Aktionäre nur Recht bekommen, wenn sie den Vorständen nicht nur grobe Fahrlässigkeit, sondern einen Vorsatz nachweisen. Gewinnen die Aktionäre den strafrechtlichen Prozess, müssen sie dann in einem zivilrechtlichen Verfahren ihren Schadensersatzanspruch geltend machen. Mit der Flut der Börsengänge ist die Zahl der HVs sprunghaft angestiegen. In diesem Jahr wird die DSW erstmals auf mehr als 1000 Versammlungen anwesend sein, sagte Hocker.
Auf den HVs der Unternehmen vom Neuen Markt würden die DSW-Sprecher vor allem auf den Reformbedarf in dem Wachstumssegment hinweisen, sagte Hocker. Nach Angaben der Deutschen Börse hat der Neue Markt bis zu seinem vierten Geburtstag 163 Mrd. Euro an Wert verloren. Ein Teil dieses Kapitals zogen Investoren aus dem Marktsegment ab. Der andere Teil wurde schlichtweg vernichtet. Seit dem Hoch im März hat der Neue Markt rund 80 Prozent seines Wertes eingebüßt. Wie bereits in der Vergangenheit kritisierte Hocker das unzureichende Regelwerk hinsichtlich des Insiderhandels. Im Falle von Verstößen sei eine Höchststrafe von 100.000 Euro lächerlich. Der EM.TV-Chef Thomas Haffa hatte beispielsweise 40 Mio. DM bei einem Aktienverkauf verdient, der gegen eine Absprache mit der Konsortialbank WestLB verstieß.
Zehn Prozent Edelsteine
Hocker schätzt, dass nur rund zehn Prozent der 339 am Neuen Markt notierten Unternehmen "Edelsteine" sind. Nach der DSW-Definition sind dies Firmen, die auch als Wachstumswerte Gewinne erwirtschaften. Dazu zählen unter anderem Aixtron , Qiagen und Thiel Logistics . Der Mehrheit im Wachstumssegment verpasst die DSW das Etikett "Missmanager". In dieser Gruppe werden die DSW-Vertreter auf den HVs mehrere Aspekte kritisieren: Mangelnde Prognosefestigkeit, Zuwiderhandlungen gegen Lock-Up-Vereinbarungen, Missbrauch der Ad-hoc-Veröffentlichungen und fehlendes Controlling.
Um ihre Kritik mit Fakten zu untermauern, hat die DSW eigene Recherche betrieben. Rund 98 Prozent der Gewinnwarnungen gingen auf Missmanagement zurück. Um mehr Transparenz bei den Haltefristen von Altaktionären zu schaffen, hat die DSW unter den Unternehmen des Neuen Markts und des Smax eine Umfrage gestartet. Bereits ein Drittel hätten die Informationen geliefert, wann die Haltefrist ausläuft und wie viele Aktien sich in den Händen der Vorstände und Aufsichtsräte befinden.
Kriminelle?
In einer dritten Kategorie mit dem Namen "Kriminelle", die allerdings mit einem Fragezeichen versehen ist, fasst die DSW EM.TV, Metabox, Infomatec & Co. zusammen. Hier prüft die Vereinigung die Erfolgsaussichten eines gerichtlichen Vorgehens. Wie schlecht die jedoch sein können, zeigt die DSW am Beispiel der Deutschen Telekom auf.
Der Telekomkonzern hat vor kurzem den Wert seiner Immobilien nach unten korrigiert. In diesem Fall könnten die Aktionäre eine Prospekthaftungsklage anstrengen, weil die Telekom auf diesen Sachverhalt bei der Platzierung einer weiteren Aktientranche im vergangenen Jahr hätte hinweisen müssen. Allerdings unterliegt diese Klage einer Verjährungsfrist von sechs Monaten. Da die Telekom am 21. Februar die Wertberichtigung bekannt gegeben hat, bleiben der DSW noch drei Monate, um den komplexen Sachverhalt zu prüfen. In dem Verfahren richtet sich der Schadensersatzanspruch auf die Erstattung des Emissionspreises. Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Klagen rund fünf Jahre dauern. Bis dahin könnte der Kurs aber wieder über den Emissionspreis steigen. Die Aktionäre, die ihre Aktien behalten haben, wären nicht geschädigt.
© 2001 Financial Times Deutschland
greetz charlie
Aus der FTD vom 23.3.2001
Aktionärsschützer gehen in die Offensive
Von Ina Bauer, Frankfurt
Vorstandschefs müssen sich für die diesjährige Saison der Hauptversammlungen (HVs) warm anziehen: Aktionärsschützer wollen aufgrund der enormen Kursverluste verstärkt auf rechtliche Missstände in Deutschland hinzuweisen.
Die Aktionärsschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wollen die "Gunst" der dramatischen Kursverluste für ihre Zwecke nutzen, kündigte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Donnerstag in Frankfurt an. An Beispielen wie der Deutschen Telekom oder den skandalbehafteten Unternehmen des Neuen Marktes wie EM.TV oder Infomatec will Hocker aufzeigen, wie wenig Erfolg auf Schadensersatz deutsche Aktionäre eigentlich haben.
Im Gegensatz zur Rechtslage in anderen europäischen Ländern verlangt das deutsche Gesetz, dass Aktionäre nur Recht bekommen, wenn sie den Vorständen nicht nur grobe Fahrlässigkeit, sondern einen Vorsatz nachweisen. Gewinnen die Aktionäre den strafrechtlichen Prozess, müssen sie dann in einem zivilrechtlichen Verfahren ihren Schadensersatzanspruch geltend machen. Mit der Flut der Börsengänge ist die Zahl der HVs sprunghaft angestiegen. In diesem Jahr wird die DSW erstmals auf mehr als 1000 Versammlungen anwesend sein, sagte Hocker.
Auf den HVs der Unternehmen vom Neuen Markt würden die DSW-Sprecher vor allem auf den Reformbedarf in dem Wachstumssegment hinweisen, sagte Hocker. Nach Angaben der Deutschen Börse hat der Neue Markt bis zu seinem vierten Geburtstag 163 Mrd. Euro an Wert verloren. Ein Teil dieses Kapitals zogen Investoren aus dem Marktsegment ab. Der andere Teil wurde schlichtweg vernichtet. Seit dem Hoch im März hat der Neue Markt rund 80 Prozent seines Wertes eingebüßt. Wie bereits in der Vergangenheit kritisierte Hocker das unzureichende Regelwerk hinsichtlich des Insiderhandels. Im Falle von Verstößen sei eine Höchststrafe von 100.000 Euro lächerlich. Der EM.TV-Chef Thomas Haffa hatte beispielsweise 40 Mio. DM bei einem Aktienverkauf verdient, der gegen eine Absprache mit der Konsortialbank WestLB verstieß.
Zehn Prozent Edelsteine
Hocker schätzt, dass nur rund zehn Prozent der 339 am Neuen Markt notierten Unternehmen "Edelsteine" sind. Nach der DSW-Definition sind dies Firmen, die auch als Wachstumswerte Gewinne erwirtschaften. Dazu zählen unter anderem Aixtron , Qiagen und Thiel Logistics . Der Mehrheit im Wachstumssegment verpasst die DSW das Etikett "Missmanager". In dieser Gruppe werden die DSW-Vertreter auf den HVs mehrere Aspekte kritisieren: Mangelnde Prognosefestigkeit, Zuwiderhandlungen gegen Lock-Up-Vereinbarungen, Missbrauch der Ad-hoc-Veröffentlichungen und fehlendes Controlling.
Um ihre Kritik mit Fakten zu untermauern, hat die DSW eigene Recherche betrieben. Rund 98 Prozent der Gewinnwarnungen gingen auf Missmanagement zurück. Um mehr Transparenz bei den Haltefristen von Altaktionären zu schaffen, hat die DSW unter den Unternehmen des Neuen Markts und des Smax eine Umfrage gestartet. Bereits ein Drittel hätten die Informationen geliefert, wann die Haltefrist ausläuft und wie viele Aktien sich in den Händen der Vorstände und Aufsichtsräte befinden.
Kriminelle?
In einer dritten Kategorie mit dem Namen "Kriminelle", die allerdings mit einem Fragezeichen versehen ist, fasst die DSW EM.TV, Metabox, Infomatec & Co. zusammen. Hier prüft die Vereinigung die Erfolgsaussichten eines gerichtlichen Vorgehens. Wie schlecht die jedoch sein können, zeigt die DSW am Beispiel der Deutschen Telekom auf.
Der Telekomkonzern hat vor kurzem den Wert seiner Immobilien nach unten korrigiert. In diesem Fall könnten die Aktionäre eine Prospekthaftungsklage anstrengen, weil die Telekom auf diesen Sachverhalt bei der Platzierung einer weiteren Aktientranche im vergangenen Jahr hätte hinweisen müssen. Allerdings unterliegt diese Klage einer Verjährungsfrist von sechs Monaten. Da die Telekom am 21. Februar die Wertberichtigung bekannt gegeben hat, bleiben der DSW noch drei Monate, um den komplexen Sachverhalt zu prüfen. In dem Verfahren richtet sich der Schadensersatzanspruch auf die Erstattung des Emissionspreises. Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Klagen rund fünf Jahre dauern. Bis dahin könnte der Kurs aber wieder über den Emissionspreis steigen. Die Aktionäre, die ihre Aktien behalten haben, wären nicht geschädigt.
© 2001 Financial Times Deutschland
von THECANADIEN 27.03.01 12:20:26 3182502
E M P R I S E
Absturz eines Highflyers
Das Grundkapital ist aufgebraucht, und die Wertpapier-Aufsicht ermittelt.
Hamburg - Der Vorstand der Emprise Management Consulting AG, Hamburg, lädt seine Aktionäre am 8. Mai zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Anzeige gemäß § 92 Absatz 1 Aktiengesetz, wonach ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals besteht.
Das Unternehmen hatte am 13. März vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 gemeldet und darauf hingewiesen, dass auf Grund des Jahresergebnisses im HGB-Einzelabschluss der AG das bilanzielle Grundkapital von zwölf Mio DEM aufgebraucht ist. Das Konzern-EBIT wurde mit rund minus 38 Mio DEM beziffert.
Wertpapieraufsicht ermittelt
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, Frankfurt, hatte daraufhin eine Voruntersuchung eingeleitet und prüft, ob Emprise gegen das Ad-hoc-Reglement verstoßen hat. Dem Gesetz zufolge muss ein Unternehmen seine Aktionäre bereits informieren, wenn die Hälfte des Grundkapitals verbraucht ist.
Die Ermittlungen des Amtes sind nach Angaben einer Sprecherin nicht abgeschlossen. Noch seien die Marktanalysten tätig. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warten auf das Ende des Verfahrens. Sie hatten einen Verstoß gegen das Reglement für möglich gehalten.
Rund 99 Prozent Verlust seit Anfang 2000
Emprise indes wehrte sich gegen diese Vorwürfe und schickte den Organisationen Unterlassungserklärungen. Nach Angaben von Emprise-Alleinvorstand Bernhard Mannheim hat es nämlich keinen Zeitpunkt gegeben, "an dem man hätte sagen können, das jetzt die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht ist". Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 sollen am 30. März veröffentlicht werden.
Die Aktie geriet daraufhin am Dienstag-Morgen weiter unter Druck und fiel auf etwa 3,30 Euro. Damit hat sie seit ihrer Erstnotiz am 16.7.1999 über 83 Prozent verloren. Der Verlust seit dem Rekordhoch von Anfang letzten Jahres fällt noch dramatischer aus: Damals hatte die Aktie intraday ein Niveau von über 230 Euro erreicht
E M P R I S E
Absturz eines Highflyers
Das Grundkapital ist aufgebraucht, und die Wertpapier-Aufsicht ermittelt.
Hamburg - Der Vorstand der Emprise Management Consulting AG, Hamburg, lädt seine Aktionäre am 8. Mai zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ein. Einziger Tagesordnungspunkt ist die Anzeige gemäß § 92 Absatz 1 Aktiengesetz, wonach ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals besteht.
Das Unternehmen hatte am 13. März vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 gemeldet und darauf hingewiesen, dass auf Grund des Jahresergebnisses im HGB-Einzelabschluss der AG das bilanzielle Grundkapital von zwölf Mio DEM aufgebraucht ist. Das Konzern-EBIT wurde mit rund minus 38 Mio DEM beziffert.
Wertpapieraufsicht ermittelt
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, Frankfurt, hatte daraufhin eine Voruntersuchung eingeleitet und prüft, ob Emprise gegen das Ad-hoc-Reglement verstoßen hat. Dem Gesetz zufolge muss ein Unternehmen seine Aktionäre bereits informieren, wenn die Hälfte des Grundkapitals verbraucht ist.
Die Ermittlungen des Amtes sind nach Angaben einer Sprecherin nicht abgeschlossen. Noch seien die Marktanalysten tätig. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warten auf das Ende des Verfahrens. Sie hatten einen Verstoß gegen das Reglement für möglich gehalten.
Rund 99 Prozent Verlust seit Anfang 2000
Emprise indes wehrte sich gegen diese Vorwürfe und schickte den Organisationen Unterlassungserklärungen. Nach Angaben von Emprise-Alleinvorstand Bernhard Mannheim hat es nämlich keinen Zeitpunkt gegeben, "an dem man hätte sagen können, das jetzt die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht ist". Die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 sollen am 30. März veröffentlicht werden.
Die Aktie geriet daraufhin am Dienstag-Morgen weiter unter Druck und fiel auf etwa 3,30 Euro. Damit hat sie seit ihrer Erstnotiz am 16.7.1999 über 83 Prozent verloren. Der Verlust seit dem Rekordhoch von Anfang letzten Jahres fällt noch dramatischer aus: Damals hatte die Aktie intraday ein Niveau von über 230 Euro erreicht
Hi Canadien,
bist mir zuvorgekommen hab` das auch gerade gelesen, war erstaunt, dass es diesesmal Emprise ist, und frage mich, welche Firma als nächstes in diesem Thread erwähnt wird und wann dies ein Ende hat.
greetz charlie
bist mir zuvorgekommen hab` das auch gerade gelesen, war erstaunt, dass es diesesmal Emprise ist, und frage mich, welche Firma als nächstes in diesem Thread erwähnt wird und wann dies ein Ende hat.
greetz charlie
@mafiabroker und alle anderen die sich hier engagiert beteiligen,ein grosses DANKESCHöN!
zum thema "emprise"schrieb gunter ogger:
auch vorstandssprecher gerd nicklisch pushte den kurs des hamburger beratungsunternehmens mit sensationsmeldungen so lange hoch,bis er seine eigenen aktien verkaufen durfte.so verkündete er am 12 januar 2000 den börsengang der telekomunikationstochter mediascape und versprach einen sensationellen durchbruch in der richtfunktechnologie. prompt legte der kurs der emprise-aktie,die beim börsenstart im juli 1999
gerade mal 11.5 euro gekostet hatte,binnen eines tages um 65% zu und kulminierte bei saganhaften 224.5 euro.
das relativ kleine unternehmen,das 1999 bescheidene 50.6millionen mark umsatz erzielt hatte,war damit an der börse plötzlich über 2.6 milliarden mark wert.doch die ernüchterung folgte auf dem fuß.als nämlich die tochter mediascape communications an die börse ging,stellte sich heraus,dass der "sensationelle durchbruch"der hilfe des schwedischen mobilfunkkonzerns ericsson zu verdanken war.als sich dies an der börse herumgesprochen hatte,verlor die mediascape aktie über ein drittel,das papier der muttergesellschaft emprise sogar rund 80% ihres wertes-lautsprecher gerd nicklisch verabschiedete sich von der kommandobrücke und wechselte in den aufsichtsrat.-ende-
mfg wangert
zum thema "emprise"schrieb gunter ogger:
auch vorstandssprecher gerd nicklisch pushte den kurs des hamburger beratungsunternehmens mit sensationsmeldungen so lange hoch,bis er seine eigenen aktien verkaufen durfte.so verkündete er am 12 januar 2000 den börsengang der telekomunikationstochter mediascape und versprach einen sensationellen durchbruch in der richtfunktechnologie. prompt legte der kurs der emprise-aktie,die beim börsenstart im juli 1999
gerade mal 11.5 euro gekostet hatte,binnen eines tages um 65% zu und kulminierte bei saganhaften 224.5 euro.
das relativ kleine unternehmen,das 1999 bescheidene 50.6millionen mark umsatz erzielt hatte,war damit an der börse plötzlich über 2.6 milliarden mark wert.doch die ernüchterung folgte auf dem fuß.als nämlich die tochter mediascape communications an die börse ging,stellte sich heraus,dass der "sensationelle durchbruch"der hilfe des schwedischen mobilfunkkonzerns ericsson zu verdanken war.als sich dies an der börse herumgesprochen hatte,verlor die mediascape aktie über ein drittel,das papier der muttergesellschaft emprise sogar rund 80% ihres wertes-lautsprecher gerd nicklisch verabschiedete sich von der kommandobrücke und wechselte in den aufsichtsrat.-ende-
mfg wangert
@charlie100
wer weiss das schon,da kannste noch soviel eigenrecherche betreiben,analysieren, debattieren,dich hier und dort schlau machen,aber was bringt’s wenn jeder nach gutdünken und wie’s ihm grad so in den kram passt (ich meine damit die untenehmen) seine planzahlen,laufendesgeschäftsjahr,prognosen für die nächsten 12 monaten,usw.ablabbern darf wie’s ihm gerade so passt,hauptsache nur POSITIVE meldungen bis es zum supergau kommt. ich kann dir ein lied davon singen,mich hatte es letzte woche bei sunburst aus heiterem himmel getroffen(mich nicht alleine)
mfg.wangert einer der dem neuen markt die kretze an den hals wünscht,solange es kein gesamtes und strengeres regelwerk gibt.
wer weiss das schon,da kannste noch soviel eigenrecherche betreiben,analysieren, debattieren,dich hier und dort schlau machen,aber was bringt’s wenn jeder nach gutdünken und wie’s ihm grad so in den kram passt (ich meine damit die untenehmen) seine planzahlen,laufendesgeschäftsjahr,prognosen für die nächsten 12 monaten,usw.ablabbern darf wie’s ihm gerade so passt,hauptsache nur POSITIVE meldungen bis es zum supergau kommt. ich kann dir ein lied davon singen,mich hatte es letzte woche bei sunburst aus heiterem himmel getroffen(mich nicht alleine)
mfg.wangert einer der dem neuen markt die kretze an den hals wünscht,solange es kein gesamtes und strengeres regelwerk gibt.
Na ja.
Na Ja !!!
Die Einsicht kommt spät, sehr spät sogar !!!! Aber immerhin. Bei manchem zumindest kommt sie. Aber jetzt, jetzt sind die Kurse schon so weit unten. Und jetzt merken manche erst was wirklich Sache ist ??? Unfassbar !!
Wie geht es weiter an der Börse ?
Ich empfehle Thread: Heute werden Lemminge gegrillt !. Da gehts um die Zukunft. Und zwar, bevor die Dinge passieren. Danach ist jeder schlauer.
Tipp : Schaut mal auf das Datum der einzelnen Beiträge. Ich kringle mich immer wieder vor Lachen wenn ich das heute lese .....
Na Ja !!!
Die Einsicht kommt spät, sehr spät sogar !!!! Aber immerhin. Bei manchem zumindest kommt sie. Aber jetzt, jetzt sind die Kurse schon so weit unten. Und jetzt merken manche erst was wirklich Sache ist ??? Unfassbar !!
Wie geht es weiter an der Börse ?
Ich empfehle Thread: Heute werden Lemminge gegrillt !. Da gehts um die Zukunft. Und zwar, bevor die Dinge passieren. Danach ist jeder schlauer.
Tipp : Schaut mal auf das Datum der einzelnen Beiträge. Ich kringle mich immer wieder vor Lachen wenn ich das heute lese .....
Wertpapieraufsicht allein gegen Kursmanipulation
Der Bund zieht Konsequenzen aus den Skandalen am
Neuen Markt: Das Bundesaufsichtsamt für den
Wertpapierhandel soll künftig allein für die Überwachung
des Kapitalmarkts zuständig sein.
Berlin - Die bisher regionale
Überwachung des Verbots von
Kurs- und Marktmanipulationen
an den deutschen Börsen soll
zentral vom Bundesaufsichtsamt
für den Wertpapierhandel
übernommen werden. Das sieht
das Vierte
Finanzmarktförderungsgesetz
vor, das am Dienstag in ersten
Grundzügen des
Bundesfinanzministeriums bekannt wurde. Der Gesetzentwurf
soll im Juni vorgelegt werden. Die neuen Regelungen, die
nicht nur das Börsenrecht, sondern auch das
Wertpapierhandels- und das Investmentrecht sowie das
Kreditwesengesetz betreffen, sollen möglichst Anfang 2002 in
Kraft treten.
Angesichts der offenen Märkte sei eine wirksame
bundesweite Marktaufsicht erforderlich, heißt es zur
Begründung der neuen Aufgabe für das Bundesaufsichtsamt,
das bereits für die Überwachung des Insiderhandels zuständig
ist. Es soll nach dem Willen von Bundesfinanzminister Hans
Eichel (SPD) ohnehin Teil einer noch umstrittenen
Allfinanzaufsicht werden.
Missbräuche sollen stärker bekämpft werden
Stärker bekämpft werden sollen Missbräuche durch Geschäfte
von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern mit
Wertpapieren der eigenen börsennotierten Gesellschaft.
Derartige Geschäfte sollen nach dem neuen
Finanzmarktförderungsgesetz künftig unverzüglich,
spätestens innerhalb von zwei Wochen nach ihrem Abschluss
veröffentlicht werden. Die Kenntnis solcher Transaktionen für
den Markt gebe häufig wichtige Anhaltspunkte für die
Einschätzung der weiteren Geschäftsaussichten, heißt es im
Finanzministerium.
Zudem soll das Börsengesetz entschlackt werden, um den
Börsen mehr Flexibilität bei der Gestaltung des Börsenhandels
zu geben. So soll die Zulassung der Wertpapiere von der
Preisfeststellung entkoppelt werden. Die Börsen dürfen dann
ihre Handelsarten (amtlicher Handel oder Freiverkehr) selbst
festlegen. In diesem Zusammenhang wird auch das
Maklerrecht geändert.
Quelle: manager-magazin.de
Der Bund zieht Konsequenzen aus den Skandalen am
Neuen Markt: Das Bundesaufsichtsamt für den
Wertpapierhandel soll künftig allein für die Überwachung
des Kapitalmarkts zuständig sein.
Berlin - Die bisher regionale
Überwachung des Verbots von
Kurs- und Marktmanipulationen
an den deutschen Börsen soll
zentral vom Bundesaufsichtsamt
für den Wertpapierhandel
übernommen werden. Das sieht
das Vierte
Finanzmarktförderungsgesetz
vor, das am Dienstag in ersten
Grundzügen des
Bundesfinanzministeriums bekannt wurde. Der Gesetzentwurf
soll im Juni vorgelegt werden. Die neuen Regelungen, die
nicht nur das Börsenrecht, sondern auch das
Wertpapierhandels- und das Investmentrecht sowie das
Kreditwesengesetz betreffen, sollen möglichst Anfang 2002 in
Kraft treten.
Angesichts der offenen Märkte sei eine wirksame
bundesweite Marktaufsicht erforderlich, heißt es zur
Begründung der neuen Aufgabe für das Bundesaufsichtsamt,
das bereits für die Überwachung des Insiderhandels zuständig
ist. Es soll nach dem Willen von Bundesfinanzminister Hans
Eichel (SPD) ohnehin Teil einer noch umstrittenen
Allfinanzaufsicht werden.
Missbräuche sollen stärker bekämpft werden
Stärker bekämpft werden sollen Missbräuche durch Geschäfte
von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern mit
Wertpapieren der eigenen börsennotierten Gesellschaft.
Derartige Geschäfte sollen nach dem neuen
Finanzmarktförderungsgesetz künftig unverzüglich,
spätestens innerhalb von zwei Wochen nach ihrem Abschluss
veröffentlicht werden. Die Kenntnis solcher Transaktionen für
den Markt gebe häufig wichtige Anhaltspunkte für die
Einschätzung der weiteren Geschäftsaussichten, heißt es im
Finanzministerium.
Zudem soll das Börsengesetz entschlackt werden, um den
Börsen mehr Flexibilität bei der Gestaltung des Börsenhandels
zu geben. So soll die Zulassung der Wertpapiere von der
Preisfeststellung entkoppelt werden. Die Börsen dürfen dann
ihre Handelsarten (amtlicher Handel oder Freiverkehr) selbst
festlegen. In diesem Zusammenhang wird auch das
Maklerrecht geändert.
Quelle: manager-magazin.de
A K T I E N F L A U T E
"Kapitalvernichtung ungekannten Ausmaßes"
Die Seele der Kleinanleger kocht. Die anstehenden Hauptversammlungen verheißen wenig Gutes.
Frankfurt - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwartet eine "heiße Saison". Nach den massiven Verlusten an der Börse werden viele Anleger ihrem Unmut während der anstehenden Hauptversammlungen Luft machen, schätzt DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker.
Von der Geldmaschine zum Milliardengrab
Gegen zahlreiche Unternehmen wurden inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Eine kleine Auswahl:
Amatech
Blue C
EM.TV
Emprise
Herzog Telecom
Hunzinger
Ixos
Metabox
Sunburst
Emprise
Im Zentrum der Kritik steht der Neue Markt. Die einstige Geldmaschine ist längst zum Milliardengrab geworden. Vor einem Jahr erreichte der Nemax 50 mit 9604 Punkten seinen Höchststand. "Doch die Euphorie wurde durch eine nicht endende Serie von Hiobsbotschaften zerstört", sagt Hocker.
"Nach Angaben der Deutschen Börse beliefen sich die Verluste auf etwa 163 Milliarden Euro", so der DSW-Geschäftsführer. "Was professionelle Anleger als Buchverluste verzeichnen, stellt in den Augen der privaten Aktionäre eine Kapitalvernichtung bisher ungekannten Ausmaßes dar."
In Zahlen: Noch vor einem Jahr summierte sich die Kapitalisierung der am Neuen Markt notierten Unternehmen auf 234 Milliarden Euro. Inzwischen ist die Zahl der notierten Aktiengesellschaften um rund 50 Prozent auf fast 340 gestiegen, die gesamte Börsenkapitalisierung jedoch ist auf unter 90 Milliarden Euro gefallen.
Neuer Markt: Nur wenige Firmen mit Substanz
Die bevorstehenden Aktionärsversammlungen dürften nach Einschätzung Hockers am Neuen Markt neue Negativmeldungen zu Tage fördern. Unter den vermeintlichen Hoffnungsträgern der New Economy sieht die DSW lediglich einige Unternehmen mit Substanz und guten Aussichten. Die meisten der rund 340 Firmen seien dagegen von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt - in einigen Fällen möglicherweise gepaart mit kriminellen Machenschaften.
Präzise Vorhersagen mag angesichts eklatanter Fehlprognosen mittlerweile niemand mehr geben. Mit Glück könnte der Nemax All Share - von mehr als 8500 Punkten auf mittlerweile 1500 abgestürzt - am Jahresende 2001 bei 2700 Zählern stehen, mutmaßen die Analysten der DG Bank. Einst hatten sie noch an 10 000 Punkte geglaubt.
Prognosen für Dax zurückgenommen
Aufgrund der schwächelnden US-Konjunktur kennt auch die Wall Street derzeit nur den Weg nach unten. Daher stecken die Experten auch beim Dax mit weniger als 5500 Punkten zurück. Alfred Roelli, bei der Deutschen Bank Chefanlageberater für vermögende Privatkunden, traute dem Barometer der 30 wichtigsten Werte am deutschen Aktienmarkt noch vor wenigen Monaten 8200 bis 8700 Punkte zu. Nun wurde die Prognose für die kommenden 12 Monate auf 7000 bis 7300 Zähler zurück genommen.
"Kapitalvernichtung ungekannten Ausmaßes"
Die Seele der Kleinanleger kocht. Die anstehenden Hauptversammlungen verheißen wenig Gutes.
Frankfurt - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwartet eine "heiße Saison". Nach den massiven Verlusten an der Börse werden viele Anleger ihrem Unmut während der anstehenden Hauptversammlungen Luft machen, schätzt DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker.
Von der Geldmaschine zum Milliardengrab
Gegen zahlreiche Unternehmen wurden inzwischen Ermittlungen aufgenommen. Eine kleine Auswahl:
Amatech
Blue C
EM.TV
Emprise
Herzog Telecom
Hunzinger
Ixos
Metabox
Sunburst
Emprise
Im Zentrum der Kritik steht der Neue Markt. Die einstige Geldmaschine ist längst zum Milliardengrab geworden. Vor einem Jahr erreichte der Nemax 50 mit 9604 Punkten seinen Höchststand. "Doch die Euphorie wurde durch eine nicht endende Serie von Hiobsbotschaften zerstört", sagt Hocker.
"Nach Angaben der Deutschen Börse beliefen sich die Verluste auf etwa 163 Milliarden Euro", so der DSW-Geschäftsführer. "Was professionelle Anleger als Buchverluste verzeichnen, stellt in den Augen der privaten Aktionäre eine Kapitalvernichtung bisher ungekannten Ausmaßes dar."
In Zahlen: Noch vor einem Jahr summierte sich die Kapitalisierung der am Neuen Markt notierten Unternehmen auf 234 Milliarden Euro. Inzwischen ist die Zahl der notierten Aktiengesellschaften um rund 50 Prozent auf fast 340 gestiegen, die gesamte Börsenkapitalisierung jedoch ist auf unter 90 Milliarden Euro gefallen.
Neuer Markt: Nur wenige Firmen mit Substanz
Die bevorstehenden Aktionärsversammlungen dürften nach Einschätzung Hockers am Neuen Markt neue Negativmeldungen zu Tage fördern. Unter den vermeintlichen Hoffnungsträgern der New Economy sieht die DSW lediglich einige Unternehmen mit Substanz und guten Aussichten. Die meisten der rund 340 Firmen seien dagegen von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt - in einigen Fällen möglicherweise gepaart mit kriminellen Machenschaften.
Präzise Vorhersagen mag angesichts eklatanter Fehlprognosen mittlerweile niemand mehr geben. Mit Glück könnte der Nemax All Share - von mehr als 8500 Punkten auf mittlerweile 1500 abgestürzt - am Jahresende 2001 bei 2700 Zählern stehen, mutmaßen die Analysten der DG Bank. Einst hatten sie noch an 10 000 Punkte geglaubt.
Prognosen für Dax zurückgenommen
Aufgrund der schwächelnden US-Konjunktur kennt auch die Wall Street derzeit nur den Weg nach unten. Daher stecken die Experten auch beim Dax mit weniger als 5500 Punkten zurück. Alfred Roelli, bei der Deutschen Bank Chefanlageberater für vermögende Privatkunden, traute dem Barometer der 30 wichtigsten Werte am deutschen Aktienmarkt noch vor wenigen Monaten 8200 bis 8700 Punkte zu. Nun wurde die Prognose für die kommenden 12 Monate auf 7000 bis 7300 Zähler zurück genommen.
ftd.de, Di, 27.3.2001, 16:32, aktualisiert: Di, 27.3.2001, 18:36
Bundesaufsichtsamt überprüft Kinowelt
Von Till Weber, Hamburg
Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) untersucht Aktienverkäufe des im Nemax 50 notierten Medienunternehmens Kinowelt. Einen Tag vor der Veröffentlichung der schlechten Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 hatte sich die Anzahl der gehandelten Aktien fast versechsfacht.
"Wir werden uns den Sachverhalt genau ansehen und dann entscheiden, ob Anhaltspunkte für Insiderhandel vorliegen", sagte eine Sprecherin des BAWe am Dienstag der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland. Eine solche Untersuchung werde routinemäßig durchgeführt. Am Freitag hatte das Medienunternehmen für das vergangene Jahr einen Gewinnrückgang bekannt gegeben und damit die eigenen wie auch die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt. An den Tagen vor der Veröffentlichung schoss die Anzahl von gehandelten Aktien auffällig in die Höhe: Die Stückzahl der Aktien stieg von 88.000 Aktien am Dienstag auf 497.000 Aktien am Donnerstag. Die Aktie stürzte am Dienstag um mehr als 15 Prozent auf 6,66 Euro und notierte damit zwischenzeitlich auf einem neuen 52-Wochen-Tief.
Einem Sprecher von Kinowelt zufolge hat eine Mitteilung der ABN Amro Bank vom Mittwoch den hohen Aktienumsatz und den Kursverfall ausgelöst. In der Mitteilung hatte die Bank auf Risiken wegen Sonderabschreibungsbedarfs hingewiesen. Diese Vermutung habe einige Anleger verunsichert, sagte der Sprecher weiter. "Vom Vorstand hat niemand Aktien verkauft." Von einem Insiderhandel könne daher keine Rede sein. Ein Branchenkenner bezweifelte jedoch, dass "eine Mitteilung alleine für einen derartigen Kursverlust und einen solch starken Anstieg an gehandelten Aktien der Auslöser gewesen sein konnte".
Kinowelt mit schwachen Geschäftszahlen
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag den Angaben zufolge mit 49 Mio. DM um 16 Mio. DM unter dem Vorjahreswert. Kinowelt erklärte das gesunkene Ebit vor allem mit "Maßnahmen zur Zukunftsvorsorge". Es seien einmalige Sonderfaktoren von 30 Mio. DM verbucht worden. Den größten Teil des Ergebnisrückganges hätten außerplanmäßige Abschreibungen beim Fußball-Merchandising verursacht. Außerdem hätten sich durch Investitionen im Kinobetrieb einmalige Sondereffekte ergeben. Noch vor wenigen Monaten hatte Kinowelt-Vorstand Michael Kölmel gegenüber der Financial Times Deutschland erklärt, sein Unternehmen habe die angepeilten Geschäftszahlen bisher noch immer erreicht.
© 2001 Financial Times Deutschland
Bundesaufsichtsamt überprüft Kinowelt
Von Till Weber, Hamburg
Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) untersucht Aktienverkäufe des im Nemax 50 notierten Medienunternehmens Kinowelt. Einen Tag vor der Veröffentlichung der schlechten Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 hatte sich die Anzahl der gehandelten Aktien fast versechsfacht.
"Wir werden uns den Sachverhalt genau ansehen und dann entscheiden, ob Anhaltspunkte für Insiderhandel vorliegen", sagte eine Sprecherin des BAWe am Dienstag der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland. Eine solche Untersuchung werde routinemäßig durchgeführt. Am Freitag hatte das Medienunternehmen für das vergangene Jahr einen Gewinnrückgang bekannt gegeben und damit die eigenen wie auch die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt. An den Tagen vor der Veröffentlichung schoss die Anzahl von gehandelten Aktien auffällig in die Höhe: Die Stückzahl der Aktien stieg von 88.000 Aktien am Dienstag auf 497.000 Aktien am Donnerstag. Die Aktie stürzte am Dienstag um mehr als 15 Prozent auf 6,66 Euro und notierte damit zwischenzeitlich auf einem neuen 52-Wochen-Tief.
Einem Sprecher von Kinowelt zufolge hat eine Mitteilung der ABN Amro Bank vom Mittwoch den hohen Aktienumsatz und den Kursverfall ausgelöst. In der Mitteilung hatte die Bank auf Risiken wegen Sonderabschreibungsbedarfs hingewiesen. Diese Vermutung habe einige Anleger verunsichert, sagte der Sprecher weiter. "Vom Vorstand hat niemand Aktien verkauft." Von einem Insiderhandel könne daher keine Rede sein. Ein Branchenkenner bezweifelte jedoch, dass "eine Mitteilung alleine für einen derartigen Kursverlust und einen solch starken Anstieg an gehandelten Aktien der Auslöser gewesen sein konnte".
Kinowelt mit schwachen Geschäftszahlen
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) lag den Angaben zufolge mit 49 Mio. DM um 16 Mio. DM unter dem Vorjahreswert. Kinowelt erklärte das gesunkene Ebit vor allem mit "Maßnahmen zur Zukunftsvorsorge". Es seien einmalige Sonderfaktoren von 30 Mio. DM verbucht worden. Den größten Teil des Ergebnisrückganges hätten außerplanmäßige Abschreibungen beim Fußball-Merchandising verursacht. Außerdem hätten sich durch Investitionen im Kinobetrieb einmalige Sondereffekte ergeben. Noch vor wenigen Monaten hatte Kinowelt-Vorstand Michael Kölmel gegenüber der Financial Times Deutschland erklärt, sein Unternehmen habe die angepeilten Geschäftszahlen bisher noch immer erreicht.
© 2001 Financial Times Deutschland
Bundesfinanzministerium plant schärfere Börsen-Spielregeln
Gesetzentwurf soll Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte stärken - Bundesweite Marktaufsicht geplant
Von Henning Kruse
Berlin - Das Bundesfinanzministerium will die Spielregeln für den deutschen Kapitalmarkt verschärfen. Aufgeschreckt durch Skandale und mögliche Kursmanipulationen speziell am Neuen Markt verfolgt die Gesetzesinitiative vor allem ein Ziel: Das Vertrauen der Anleger in die Integrität der Finanzmärkte zu stärken. Gestern wurden nun Grundzüge des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes bekannt, das noch vor der Sommerpause vorgelegt werden und im kommenden Jahr in Kraft treten soll.
Kernpunkt ist die Stärkung des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel. Bisher ist es vor allem für die Überwachung des Insiderhandelsverbots verantwortlich. Nun soll auch die Verfolgung von Kurs- und Marktmanipulationen dazu kommen, die bisher Ländersache war. Mit einer bundesweiten Marktaufsicht sollen mögliche betrügerische Motive von Börsengeschäften - in Zeiten offener Märkte - schneller aufgespürt werden, hofft das Ministerium.
Dazu soll die Aufsichtsbehörde stärkere Sanktionsmöglichkeiten in die Hand bekommen. So will das Ministerium klarer formulieren, wann überhaupt der Tatbestand einer Manipulation erfüllt ist. Bisher hatten etwa Staatsanwaltschaften die Einleitung von Verfahren häufig mit Hinweis auf die wenig Erfolg versprechende Gesetzeslage abgelehnt. Weniger gravierende Verstöße, die bisher nicht verfolgt wurden, sollen künftig nach Vorstellungen des Ministeriums mit einem Bußgeld bestraft werden.
Irrelevante Ad-hoc-Mitteilungen nach dem Wertpapierhandelsgesetz sollen ebenfalls als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Über die Höhe des Bußgeldes wird aber noch mit dem Bundesjustizministerium verhandelt, hieß es. Bislang können Unternehmen nur belangt werden, wenn sie kursrelevante Nachrichten nicht veröffentlichen oder falsche Angaben machen. Das maximale Bußgeld beträgt dabei drei Mio. DM. Keine Handhabe hat die Aufsichtsbehörde bisher aber, wenn Unternehmen - wie vor allem am Neuen Markt Usus - die Pflichtmeldungen ganz oder zumindest teilweise für Werbebotschaften nutzen. Dies führt dazu, dass auf Anleger ein wahrer Regen von Ad-hoc-Mitteilungen mit vermeintlich kursrelevanten Nachrichten niederprasselt.
Zusätzliche Irritationen lösten Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte aus, die sich schnell nach dem Börsengang des Unternehmens wieder von einem Teil ihrer Aktien verabschiedeten. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Eigentümer möglichst schnell "Kasse machen wollten", heißt es aus dem Ministerium. Deshalb soll nun im Wertpapierhandelsrecht verankert werden, dass Geschäfte von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern mit Aktien der eigenen börsennotierten Gesellschaft künftig unverzüglich, spätestens innerhalb von zwei Wochen nach ihrem Abschluss veröffentlicht werden. Am privatrechtlich organisierten Neuen Markt ist diese Regel bereits in Kraft. Die Veröffentlichungspflicht soll nach Plänen des Ministeriums auch für nahe Verwandte wie Ehepartner, Kinder und Großeltern gelten. Zudem soll die so genannte "Lock up"-Regelung verschärft werden
Einen Imagegewinn für den Finanzplatz erhofft sich das Ministerium von einem Neuzuschnitt der Börsensegmente. Unter dem Börsendach soll es künftig neben dem amtlichen nur noch den geregelten Handel geben, dessen Basisanforderungen die Börsen selbst noch aufwerten können. Das dritte und von den Auflagen her lascheste Segment - der Freiverkehr - fällt weg.
Die Welt 28/03/01
Gesetzentwurf soll Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte stärken - Bundesweite Marktaufsicht geplant
Von Henning Kruse
Berlin - Das Bundesfinanzministerium will die Spielregeln für den deutschen Kapitalmarkt verschärfen. Aufgeschreckt durch Skandale und mögliche Kursmanipulationen speziell am Neuen Markt verfolgt die Gesetzesinitiative vor allem ein Ziel: Das Vertrauen der Anleger in die Integrität der Finanzmärkte zu stärken. Gestern wurden nun Grundzüge des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes bekannt, das noch vor der Sommerpause vorgelegt werden und im kommenden Jahr in Kraft treten soll.
Kernpunkt ist die Stärkung des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel. Bisher ist es vor allem für die Überwachung des Insiderhandelsverbots verantwortlich. Nun soll auch die Verfolgung von Kurs- und Marktmanipulationen dazu kommen, die bisher Ländersache war. Mit einer bundesweiten Marktaufsicht sollen mögliche betrügerische Motive von Börsengeschäften - in Zeiten offener Märkte - schneller aufgespürt werden, hofft das Ministerium.
Dazu soll die Aufsichtsbehörde stärkere Sanktionsmöglichkeiten in die Hand bekommen. So will das Ministerium klarer formulieren, wann überhaupt der Tatbestand einer Manipulation erfüllt ist. Bisher hatten etwa Staatsanwaltschaften die Einleitung von Verfahren häufig mit Hinweis auf die wenig Erfolg versprechende Gesetzeslage abgelehnt. Weniger gravierende Verstöße, die bisher nicht verfolgt wurden, sollen künftig nach Vorstellungen des Ministeriums mit einem Bußgeld bestraft werden.
Irrelevante Ad-hoc-Mitteilungen nach dem Wertpapierhandelsgesetz sollen ebenfalls als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Über die Höhe des Bußgeldes wird aber noch mit dem Bundesjustizministerium verhandelt, hieß es. Bislang können Unternehmen nur belangt werden, wenn sie kursrelevante Nachrichten nicht veröffentlichen oder falsche Angaben machen. Das maximale Bußgeld beträgt dabei drei Mio. DM. Keine Handhabe hat die Aufsichtsbehörde bisher aber, wenn Unternehmen - wie vor allem am Neuen Markt Usus - die Pflichtmeldungen ganz oder zumindest teilweise für Werbebotschaften nutzen. Dies führt dazu, dass auf Anleger ein wahrer Regen von Ad-hoc-Mitteilungen mit vermeintlich kursrelevanten Nachrichten niederprasselt.
Zusätzliche Irritationen lösten Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte aus, die sich schnell nach dem Börsengang des Unternehmens wieder von einem Teil ihrer Aktien verabschiedeten. Es sei der Eindruck entstanden, dass die Eigentümer möglichst schnell "Kasse machen wollten", heißt es aus dem Ministerium. Deshalb soll nun im Wertpapierhandelsrecht verankert werden, dass Geschäfte von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern mit Aktien der eigenen börsennotierten Gesellschaft künftig unverzüglich, spätestens innerhalb von zwei Wochen nach ihrem Abschluss veröffentlicht werden. Am privatrechtlich organisierten Neuen Markt ist diese Regel bereits in Kraft. Die Veröffentlichungspflicht soll nach Plänen des Ministeriums auch für nahe Verwandte wie Ehepartner, Kinder und Großeltern gelten. Zudem soll die so genannte "Lock up"-Regelung verschärft werden
Einen Imagegewinn für den Finanzplatz erhofft sich das Ministerium von einem Neuzuschnitt der Börsensegmente. Unter dem Börsendach soll es künftig neben dem amtlichen nur noch den geregelten Handel geben, dessen Basisanforderungen die Börsen selbst noch aufwerten können. Das dritte und von den Auflagen her lascheste Segment - der Freiverkehr - fällt weg.
Die Welt 28/03/01
Nochmal ein Nachtrag aus der Schweiz
Konkurs - na und?
Wegen eines Bankrotts blamiert sich niemand mehr. Hasardeure der New Economy sorgen für einen unbeschwerteren Umgang mit Konkursen. Davon profitieren alle Pleitiers.
Von Thomas Schenk
Peter Schüpbach steht zu seinem Misserfolg. «Ich schäme mich nicht», zieht der Miracle-Gründer Bilanz über den Niedergang der Langenthaler Software-Herstellerin. Im letzten November musste Schüpbach, 38, das Handtuch werfen. Miracle war Pleite, nachdem die Credit Suisse First Boston den Kredithahn zugedreht hatte. Während Monaten war Schüpbachs Firma zuvor von Investoren und Journalisten als Vorzeigebeispiel der unbegrenzten Möglichkeiten der New Economy gefeiert worden. Heute gilt sie als Paradefall dafür, wie fragil und kurzlebig die neue Wirtschaft ist.
Mit seiner unverkrampften Art, die Pleite wegzustecken, ist Peter Schüpbach Wegbereiter der neuen Risikokultur. «Was wir mit Miracle erlebt haben, kann jedem jungen, stark wachsenden Unternehmen passieren», sagt Schüpbach. Innerhalb von acht Monaten brach der Kurs der Miracle-Aktien vom Höchststand von 1`100 auf 4.10 Franken ein, statt Glückwünschen bekam Schüpbach nun gehässige Mails von aufgebrachten Aktionären. Das Schicksal eines Unternehmens, erklärt Schüpbach, hängt von vielen Faktoren ab - Kapitalgeber, Börsenstimmung, Medienberichten -, «da lässt sich nicht alles mit hundertprozentiger Sicherheit kalkulieren».
Konkurs - na und? Wer mit seiner Firma Schiffbruch erleidet, will sich nicht lange mit Vorwürfen herumschlagen. Niemand, der Verantwortung für die Misere übernimmt, der das Scheitern als persönliches Versagen akzeptiert. Egal, ob jemand ein paar hunderttausend oder Millionen Franken in den Sand setzt. Egal, ob damit Hunderte von Angestellten um ihre Existenz bangen müssen: Die Pleitiers weisen Anschuldigungen keck von sich.
Ein kleiner Konkurs beweist die eigene Courage, gilt als Zeichen von Risikobereitschaft, das einem veritablen Unternehmer gut ansteht. Vorausgesetzt, man hat der wirtschaftlichen Not nicht mit illegalen Mitteln nachgeholfen, Firmen arglistig ausgehöhlt und Gläubiger hintergangen.
Früher hatten Konkursiten unter gesellschaftlicher Ächtung zu leiden. Der stetige Aufwärtstrend der Nachkriegszeit hatte das Wirtschaften berechenbar gemacht. «Um in dieser Zeit Konkurs zu machen, musste jemand entweder kriminell handeln oder ein absoluter Versager sein», erinnert sich Marcel Meier vom Konkursamt Bern.
Einen ersten Stimmungswandel brachte die Rezession der Neunzigerjahre. Als auch seriöse Bauunternehmen und langjährige Industriebetriebe ihre Bilanz deponieren mussten, setzte ein Umdenken ein. «In der Wirtschaftskrise lernten die Schweizer,
dass es jeden erwischen kann», fasst Willy Egeli, Präsident der Wirtschaftsdatei Creditreform, den Wandel zusammen. «Damit wurden Konkurse hier zu Lande erstmals salonfähig.»
Tatsächlich kletterte die Zahl der Konkurse zwischen 1980 und 1996 von jährlich 3`000 auf über 10`000. Dazu kommen mehr als 20`000 Firmen, die jedes Jahr vor dem Konkurs im Handelsregister gelöscht werden. Trotz des Aufschwungs Ende der Neunzigerjahre verharren die Zahlen mit über 8`300 eröffneten Fällen auf hohem Niveau. Ein Phänomen, das Willy Egeli mit der Anonymisierung der Gesellschaft erklärt: «Wer in der Stadt oder einer gesichtslosen Agglomerationsgemeinde wohnt und die Nachbarn kaum kennt, hat bei einem Konkurs nichts zu befürchten.»
Oliver Diener hat ebenfalls keine Probleme mit seiner Pleite. Ende 2000 hat der 29-jährige Zürcher mit dem Internet-Fotodienst eBaraza Konkurs gemacht. «Ich fühle mich deswegen nicht als gescheitert, brauche mich nicht zu verstecken», gibt sich Diener selbstbewusst. Die Situation am Kapitalmarkt hatte sich radikal verändert, die weitere Finanzierung der jungen Firma war nicht mehr möglich. So rasch kann es gehen, «die Wirtschaft ist einfach unberechenbar geworden», fasst Diener die Episode zusammen. Pech gehabt.
Try and error, versuchen und Fehler machen - das amerikanische Prinzip hält in der Schweiz Einzug. Und auch die Kapitalgeber halten sich an die einprägsame Formel. «Heute gibt es keine wissenschaftlich präzisen Methoden, um den Erfolg eines Start-ups zu ermitteln», sagt Peter Bohnenblust von The Corporate Finance Group (TCFG) in Bern.
Die Investoren versuchen das Risiko zu streuen, beteiligen sich an diversen Firmen - in der Hoffnung, dass davon wenigstens eine reüssiert. Von 100 Business-Plänen von Start-ups, die TCFG vorgelegt werden, landen im Schnitt 80 im Papierkorb, in die verbleibenden 20 Projekte wird mit der Erwartung investiert, die Besten deckten die Gesamtkosten. «Es ist wie im Kinobusiness», meint Bohnenblust, «ein, zwei erfolgreiche Filme genügen, um die Kosten von zwei Dutzend Produktionen einzuspielen.» Logisch, dass man dabei Totalverluste in Kauf nimmt.
Wenn selbst erfahrenen Finanzprofis der Durchblick fehlt, haben Jungunternehmer nichts zu verlieren. Sie gewinnen auf jeden Fall - bei Erfolg eine Menge Geld, bei Misserfolg wertvolle Erfahrung. Was sich ebenfalls finanziell auszahlt. «Wer Konkurs geht, profitiert für seine weitere Karriere», glaubt Headhunter Björn Johansson.
«Niederlagen machen einem stärker, man verzeiht einfacher Fehler bei anderen Leuten, wenn man selbst welche gemacht hat», sagt Johansson. Nur wer einen Rückschlag erlebt hat, könne sich zu einer guten Führungskraft entwickeln.
Doch Peter Schüpbach und Oliver Diener verbindet mehr als die Konkurserfahrung: Beide spielen mit dem Gedanken, wieder eine eigene Firma zu gründen. «Gut möglich, dass ich eine führende Rolle in einem Unternehmen übernehme», sagt Miracle-Gründer Schüpbach unverzagt. Diener plant, etwas Neues zu starten, «das sich ums Internet oder eine andere dynamische Industrie dreht».
Ein rechter Unternehmer gibt nicht auf. Da hilft es, dass einem das Gesetz keinerlei Hindernisse in den Weg stellt. Wer Konkurs geht, kann am gleichen Ort das gleiche Geschäft eröffnen. Ein Serienpleitier, der mit Handwerksbetrieben bereits viermal Bankrott gegangen ist, erklärt das Prozedere: «Wenn meine Firma Konkurs geht, kann ich das Inventar günstig erwerben und neu anfangen. So kann ich alles retten.» Wichtig sei, das neue Geschäft nicht im Handelsregister eintragen zu lassen: Gläubiger könnten auf die Idee kommen, verlorenes Geld zurückzufordern.
Andere Länder sind im Umgang mit Firmenpleiten weniger freizügig. In Norwegen werden Manager bestraft, wenn sie eine Firma in den Abgrund treiben, und können die folgenden zwei Jahre keine leitende Position mehr einnehmen. Verbreitet sind auch Sperrfristen, bis ein Pleitier wieder eine Firma gründen darf.
Die Schweiz sieht von solchen Vorschriften ab. «Der Gesetzgeber nimmt an, dass die Leute nicht so dumm sind und immer wieder auf dieselben Personen hereinfallen», umschreibt Max Rieser, Leiter des Konkursamtes Zürich-Riesbach, die juristische Logik. «Aber leider sind sie so dumm», zieht er ernüchtert Bilanz. Daran hat auch das per Anfang 1997 revidierte Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz nichts geändert. Zwar wurde die Hürde für Privatkonkurse erhöht, so dass heute jemand vor dem Richter glaubhaft machen muss, tatsächlich über kein Vermögen zu verfügen. Für notorische Pleitiers ist der Spielraum aber nach wie vor gross genug.
Vorausgesetzt, jemand trifft die richtigen Vorkehrungen. Das einfachste Mittel ist die Gründung einer Aktiengesellschaft. Kommt es zum Konkurs, bleibt das Privatvermögen unangetastet. Wer dies unterlassen hat, muss sich anders behelfen. Zum Beispiel, indem eine neue Firma auf den Namen des Ehepartners eingetragen wird. Lebt das Paar in Gütertrennung, bleibt allfälliges neues Vermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt.
Bruno Winnewisser ist dank dieser Methode wieder im Geschäft. In den Neunzigerjahren hat er seine Optikerkette in der Innerschweiz mit einem überrissenen privaten Bauprojekt in den Ruin getrieben. Doch seit einem halben Jahr verkauft der 51-Jährige wieder Brillen, im Geschäft seiner Frau in der Luzerner Vorortsgemeinde Horw. Als Geschäftsführer erhält er ein vergleichsweise bescheidenes Gehalt von 5`000 Franken. «Würde ich mehr beziehen, riskierte ich, dass die Gläubiger meinen Lohn pfänden», sagt Winnewisser.
Robert Casutt will ebenfalls im Beruf bleiben. Der 51-jährige Maler aus Igis GR musste im November 2000 Konkurs anmelden. Nachdem verschiedene Auftraggeber ihre Rechnungen nicht bezahlt hatten, konnte Casutt Steuern und Sozialbeiträge nicht mehr termingerecht begleichen. Doch bereits träumt er wieder von einer selbstständigen Tätigkeit. «Nie zuvor hatte ich derart interessante Aufträge», sagt er jetzt. Auch er quält sich nicht mit lästigen Vorwürfen. Zwar sei der Konkurs eine persönliche Niederlage, «doch es trifft heute so viele ehrliche Unternehmer, da stellt sich die Frage nach der Schuld nicht mehr».
Gute Zeiten für Konkursiten. Um so schlechtere für Gläubiger. Sie zahlen den Preis für den nonchalanten Umgang mit Pleiten. Ein hoher Preis: Laut Bundesamt für Statistik entgehen Geldgebern durch Konkurs jedes Jahr über vier Milliarden Franken. Betroffen sind Banken, die Kredite abschreiben, Handwerker und Lieferanten, die vergeblich auf Geld warten, Arbeitnehmer, die um Lohn geprellt werden.
Über solche Zahlen halten sich Volkswirtschafter nicht lang auf. «Uns geht auf Grund zu geringer Wirtschaftsdynamik deutlich mehr Geld verloren», glaubt Christoph Koellreuter, Leiter der Konjunkturforschungsstelle Basel. Neidisch blickt der Ökonom in die USA, wo Firmengründungen und Pleiten alltäglich sind. «Im Vergleich dazu haben wir in der Schweiz noch immer zu wenig Konkurse», meint Koellreuter.
Die USA, das gern zitierte Konkursparadies. Neben den kulturellen Unterschieden gibt es dafür einen juristischen Grund: In den USA werden Schulden von Gesetzes wegen grosszügig abgeschrieben, was Neustarts erleichtert. Firmen profitieren vom «Chapter 11», das grösstmöglichen Schutz vor Gläubigern bietet. Privatpersonen werden nach US-Konkursrecht automatisch sämtliche Schulden erlassen, wenn sie eine Insolvenzerklärung abgeben.
Doch die Schweiz holt auf. Zwar werden bei Privatkonkursen Verlustscheine ausgestellt, die erst nach zwanzig Jahren verjähren. Es laufen aber Anstrengungen, die Pleitiers von ihren Schulden zu befreien. Eine 1999 veröffentlichte Studie des Nationalfonds verlangt eine Angleichung an das amerikanische Recht. Die zentrale Forderung: vorzeitiger Erlass der Schulden. «Damit könnte der Wiedereinstieg nach einem Konkurs erleichtert werden», betont Professor Isaak Meier, Mitautor der Studie und Leiter des Instituts für Zivilgerichtliches Verfahren der Universität Zürich.
Wer keine Angst vor Schulden zu haben braucht, kann noch unbeschwerter wirtschaften - und fallieren. Und Spass haben: Mit der Dotcom-Krise sind in New York «pink slip parties» aufgekommen, Veranstaltungen, wo gestrauchelte (Englisch: to slip) Jungunternehmer das Leben trotz Pleite in fröhlichen Farben (pink) sehen.
Konkurs - na und?
Wegen eines Bankrotts blamiert sich niemand mehr. Hasardeure der New Economy sorgen für einen unbeschwerteren Umgang mit Konkursen. Davon profitieren alle Pleitiers.
Von Thomas Schenk
Peter Schüpbach steht zu seinem Misserfolg. «Ich schäme mich nicht», zieht der Miracle-Gründer Bilanz über den Niedergang der Langenthaler Software-Herstellerin. Im letzten November musste Schüpbach, 38, das Handtuch werfen. Miracle war Pleite, nachdem die Credit Suisse First Boston den Kredithahn zugedreht hatte. Während Monaten war Schüpbachs Firma zuvor von Investoren und Journalisten als Vorzeigebeispiel der unbegrenzten Möglichkeiten der New Economy gefeiert worden. Heute gilt sie als Paradefall dafür, wie fragil und kurzlebig die neue Wirtschaft ist.
Mit seiner unverkrampften Art, die Pleite wegzustecken, ist Peter Schüpbach Wegbereiter der neuen Risikokultur. «Was wir mit Miracle erlebt haben, kann jedem jungen, stark wachsenden Unternehmen passieren», sagt Schüpbach. Innerhalb von acht Monaten brach der Kurs der Miracle-Aktien vom Höchststand von 1`100 auf 4.10 Franken ein, statt Glückwünschen bekam Schüpbach nun gehässige Mails von aufgebrachten Aktionären. Das Schicksal eines Unternehmens, erklärt Schüpbach, hängt von vielen Faktoren ab - Kapitalgeber, Börsenstimmung, Medienberichten -, «da lässt sich nicht alles mit hundertprozentiger Sicherheit kalkulieren».
Konkurs - na und? Wer mit seiner Firma Schiffbruch erleidet, will sich nicht lange mit Vorwürfen herumschlagen. Niemand, der Verantwortung für die Misere übernimmt, der das Scheitern als persönliches Versagen akzeptiert. Egal, ob jemand ein paar hunderttausend oder Millionen Franken in den Sand setzt. Egal, ob damit Hunderte von Angestellten um ihre Existenz bangen müssen: Die Pleitiers weisen Anschuldigungen keck von sich.
Ein kleiner Konkurs beweist die eigene Courage, gilt als Zeichen von Risikobereitschaft, das einem veritablen Unternehmer gut ansteht. Vorausgesetzt, man hat der wirtschaftlichen Not nicht mit illegalen Mitteln nachgeholfen, Firmen arglistig ausgehöhlt und Gläubiger hintergangen.
Früher hatten Konkursiten unter gesellschaftlicher Ächtung zu leiden. Der stetige Aufwärtstrend der Nachkriegszeit hatte das Wirtschaften berechenbar gemacht. «Um in dieser Zeit Konkurs zu machen, musste jemand entweder kriminell handeln oder ein absoluter Versager sein», erinnert sich Marcel Meier vom Konkursamt Bern.
Einen ersten Stimmungswandel brachte die Rezession der Neunzigerjahre. Als auch seriöse Bauunternehmen und langjährige Industriebetriebe ihre Bilanz deponieren mussten, setzte ein Umdenken ein. «In der Wirtschaftskrise lernten die Schweizer,
dass es jeden erwischen kann», fasst Willy Egeli, Präsident der Wirtschaftsdatei Creditreform, den Wandel zusammen. «Damit wurden Konkurse hier zu Lande erstmals salonfähig.»
Tatsächlich kletterte die Zahl der Konkurse zwischen 1980 und 1996 von jährlich 3`000 auf über 10`000. Dazu kommen mehr als 20`000 Firmen, die jedes Jahr vor dem Konkurs im Handelsregister gelöscht werden. Trotz des Aufschwungs Ende der Neunzigerjahre verharren die Zahlen mit über 8`300 eröffneten Fällen auf hohem Niveau. Ein Phänomen, das Willy Egeli mit der Anonymisierung der Gesellschaft erklärt: «Wer in der Stadt oder einer gesichtslosen Agglomerationsgemeinde wohnt und die Nachbarn kaum kennt, hat bei einem Konkurs nichts zu befürchten.»
Oliver Diener hat ebenfalls keine Probleme mit seiner Pleite. Ende 2000 hat der 29-jährige Zürcher mit dem Internet-Fotodienst eBaraza Konkurs gemacht. «Ich fühle mich deswegen nicht als gescheitert, brauche mich nicht zu verstecken», gibt sich Diener selbstbewusst. Die Situation am Kapitalmarkt hatte sich radikal verändert, die weitere Finanzierung der jungen Firma war nicht mehr möglich. So rasch kann es gehen, «die Wirtschaft ist einfach unberechenbar geworden», fasst Diener die Episode zusammen. Pech gehabt.
Try and error, versuchen und Fehler machen - das amerikanische Prinzip hält in der Schweiz Einzug. Und auch die Kapitalgeber halten sich an die einprägsame Formel. «Heute gibt es keine wissenschaftlich präzisen Methoden, um den Erfolg eines Start-ups zu ermitteln», sagt Peter Bohnenblust von The Corporate Finance Group (TCFG) in Bern.
Die Investoren versuchen das Risiko zu streuen, beteiligen sich an diversen Firmen - in der Hoffnung, dass davon wenigstens eine reüssiert. Von 100 Business-Plänen von Start-ups, die TCFG vorgelegt werden, landen im Schnitt 80 im Papierkorb, in die verbleibenden 20 Projekte wird mit der Erwartung investiert, die Besten deckten die Gesamtkosten. «Es ist wie im Kinobusiness», meint Bohnenblust, «ein, zwei erfolgreiche Filme genügen, um die Kosten von zwei Dutzend Produktionen einzuspielen.» Logisch, dass man dabei Totalverluste in Kauf nimmt.
Wenn selbst erfahrenen Finanzprofis der Durchblick fehlt, haben Jungunternehmer nichts zu verlieren. Sie gewinnen auf jeden Fall - bei Erfolg eine Menge Geld, bei Misserfolg wertvolle Erfahrung. Was sich ebenfalls finanziell auszahlt. «Wer Konkurs geht, profitiert für seine weitere Karriere», glaubt Headhunter Björn Johansson.
«Niederlagen machen einem stärker, man verzeiht einfacher Fehler bei anderen Leuten, wenn man selbst welche gemacht hat», sagt Johansson. Nur wer einen Rückschlag erlebt hat, könne sich zu einer guten Führungskraft entwickeln.
Doch Peter Schüpbach und Oliver Diener verbindet mehr als die Konkurserfahrung: Beide spielen mit dem Gedanken, wieder eine eigene Firma zu gründen. «Gut möglich, dass ich eine führende Rolle in einem Unternehmen übernehme», sagt Miracle-Gründer Schüpbach unverzagt. Diener plant, etwas Neues zu starten, «das sich ums Internet oder eine andere dynamische Industrie dreht».
Ein rechter Unternehmer gibt nicht auf. Da hilft es, dass einem das Gesetz keinerlei Hindernisse in den Weg stellt. Wer Konkurs geht, kann am gleichen Ort das gleiche Geschäft eröffnen. Ein Serienpleitier, der mit Handwerksbetrieben bereits viermal Bankrott gegangen ist, erklärt das Prozedere: «Wenn meine Firma Konkurs geht, kann ich das Inventar günstig erwerben und neu anfangen. So kann ich alles retten.» Wichtig sei, das neue Geschäft nicht im Handelsregister eintragen zu lassen: Gläubiger könnten auf die Idee kommen, verlorenes Geld zurückzufordern.
Andere Länder sind im Umgang mit Firmenpleiten weniger freizügig. In Norwegen werden Manager bestraft, wenn sie eine Firma in den Abgrund treiben, und können die folgenden zwei Jahre keine leitende Position mehr einnehmen. Verbreitet sind auch Sperrfristen, bis ein Pleitier wieder eine Firma gründen darf.
Die Schweiz sieht von solchen Vorschriften ab. «Der Gesetzgeber nimmt an, dass die Leute nicht so dumm sind und immer wieder auf dieselben Personen hereinfallen», umschreibt Max Rieser, Leiter des Konkursamtes Zürich-Riesbach, die juristische Logik. «Aber leider sind sie so dumm», zieht er ernüchtert Bilanz. Daran hat auch das per Anfang 1997 revidierte Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz nichts geändert. Zwar wurde die Hürde für Privatkonkurse erhöht, so dass heute jemand vor dem Richter glaubhaft machen muss, tatsächlich über kein Vermögen zu verfügen. Für notorische Pleitiers ist der Spielraum aber nach wie vor gross genug.
Vorausgesetzt, jemand trifft die richtigen Vorkehrungen. Das einfachste Mittel ist die Gründung einer Aktiengesellschaft. Kommt es zum Konkurs, bleibt das Privatvermögen unangetastet. Wer dies unterlassen hat, muss sich anders behelfen. Zum Beispiel, indem eine neue Firma auf den Namen des Ehepartners eingetragen wird. Lebt das Paar in Gütertrennung, bleibt allfälliges neues Vermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt.
Bruno Winnewisser ist dank dieser Methode wieder im Geschäft. In den Neunzigerjahren hat er seine Optikerkette in der Innerschweiz mit einem überrissenen privaten Bauprojekt in den Ruin getrieben. Doch seit einem halben Jahr verkauft der 51-Jährige wieder Brillen, im Geschäft seiner Frau in der Luzerner Vorortsgemeinde Horw. Als Geschäftsführer erhält er ein vergleichsweise bescheidenes Gehalt von 5`000 Franken. «Würde ich mehr beziehen, riskierte ich, dass die Gläubiger meinen Lohn pfänden», sagt Winnewisser.
Robert Casutt will ebenfalls im Beruf bleiben. Der 51-jährige Maler aus Igis GR musste im November 2000 Konkurs anmelden. Nachdem verschiedene Auftraggeber ihre Rechnungen nicht bezahlt hatten, konnte Casutt Steuern und Sozialbeiträge nicht mehr termingerecht begleichen. Doch bereits träumt er wieder von einer selbstständigen Tätigkeit. «Nie zuvor hatte ich derart interessante Aufträge», sagt er jetzt. Auch er quält sich nicht mit lästigen Vorwürfen. Zwar sei der Konkurs eine persönliche Niederlage, «doch es trifft heute so viele ehrliche Unternehmer, da stellt sich die Frage nach der Schuld nicht mehr».
Gute Zeiten für Konkursiten. Um so schlechtere für Gläubiger. Sie zahlen den Preis für den nonchalanten Umgang mit Pleiten. Ein hoher Preis: Laut Bundesamt für Statistik entgehen Geldgebern durch Konkurs jedes Jahr über vier Milliarden Franken. Betroffen sind Banken, die Kredite abschreiben, Handwerker und Lieferanten, die vergeblich auf Geld warten, Arbeitnehmer, die um Lohn geprellt werden.
Über solche Zahlen halten sich Volkswirtschafter nicht lang auf. «Uns geht auf Grund zu geringer Wirtschaftsdynamik deutlich mehr Geld verloren», glaubt Christoph Koellreuter, Leiter der Konjunkturforschungsstelle Basel. Neidisch blickt der Ökonom in die USA, wo Firmengründungen und Pleiten alltäglich sind. «Im Vergleich dazu haben wir in der Schweiz noch immer zu wenig Konkurse», meint Koellreuter.
Die USA, das gern zitierte Konkursparadies. Neben den kulturellen Unterschieden gibt es dafür einen juristischen Grund: In den USA werden Schulden von Gesetzes wegen grosszügig abgeschrieben, was Neustarts erleichtert. Firmen profitieren vom «Chapter 11», das grösstmöglichen Schutz vor Gläubigern bietet. Privatpersonen werden nach US-Konkursrecht automatisch sämtliche Schulden erlassen, wenn sie eine Insolvenzerklärung abgeben.
Doch die Schweiz holt auf. Zwar werden bei Privatkonkursen Verlustscheine ausgestellt, die erst nach zwanzig Jahren verjähren. Es laufen aber Anstrengungen, die Pleitiers von ihren Schulden zu befreien. Eine 1999 veröffentlichte Studie des Nationalfonds verlangt eine Angleichung an das amerikanische Recht. Die zentrale Forderung: vorzeitiger Erlass der Schulden. «Damit könnte der Wiedereinstieg nach einem Konkurs erleichtert werden», betont Professor Isaak Meier, Mitautor der Studie und Leiter des Instituts für Zivilgerichtliches Verfahren der Universität Zürich.
Wer keine Angst vor Schulden zu haben braucht, kann noch unbeschwerter wirtschaften - und fallieren. Und Spass haben: Mit der Dotcom-Krise sind in New York «pink slip parties» aufgekommen, Veranstaltungen, wo gestrauchelte (Englisch: to slip) Jungunternehmer das Leben trotz Pleite in fröhlichen Farben (pink) sehen.
hi,
guten morgen an alle fleißigen aktionäre die sich hier engagiert beteiligen.
langsam aber sicher kriegen wir sie
ist als kleine aufmunterung gedacht und soll auf gar keinen fall die ernsthaftigkeit dieser beiträge nehmen.
grüsse
Mafiabroker
guten morgen an alle fleißigen aktionäre die sich hier engagiert beteiligen.
langsam aber sicher kriegen wir sie
ist als kleine aufmunterung gedacht und soll auf gar keinen fall die ernsthaftigkeit dieser beiträge nehmen.
grüsse
Mafiabroker
Für mich nach wie vor unerreicht:
EMPRISE AG, die mit einer beispiellosen
push-adhoc-Serie in den ersten 3 Monaten
2000, im nahezu dreitägigem Rythmus,
ohne wesentliche Inhalte den Kurs
in sensationelle Höhen trieb durch den
damaligen, schon legendären CEO B. Nicklisch.
Natürlich sind die damaligen news nirgendwo
in der Historie dargestellt und auffindbar.
EMPRISE AG, die mit einer beispiellosen
push-adhoc-Serie in den ersten 3 Monaten
2000, im nahezu dreitägigem Rythmus,
ohne wesentliche Inhalte den Kurs
in sensationelle Höhen trieb durch den
damaligen, schon legendären CEO B. Nicklisch.
Natürlich sind die damaligen news nirgendwo
in der Historie dargestellt und auffindbar.
der chart sagt ja wohl alles aus.
da haben bestimmt eine reihe von aktionären federn lassen müssen.
hoffentlich ändert sich bald die gesetzgebung.
die geldstrafen die dafür bislang vorgesehen sind, sind doch absolut lächerlich!
da haben bestimmt eine reihe von aktionären federn lassen müssen.
hoffentlich ändert sich bald die gesetzgebung.
die geldstrafen die dafür bislang vorgesehen sind, sind doch absolut lächerlich!
Hier nun etwas zum "NEPP IM NETZ"
Aktuelle Anlegerfallen Diese Seiten sind uns aufgefallen:
Alexander Ye Chiu
Der Chinese (?) hat die Domain E-Trade.de aus den AMDIV-Resten erworben. Er wirbt darauf für seltsame Dinge wie eine Teleportationsmaschine, aber auch für Unsterblichkeits-Ringe. Kostenpunkt: 25-135$.
Unsere Empfehlung: memento mori.
American Diversified Holding
Das früher vor allem in Deutschland aktive amerikanische Unternehmen stand lange im Kreuzfeuer der Anlegerschützer. Der versprochene Börsengang wurde immer wieder verschoben. Mittlerweile sind alle Adressen verkauft oder abgeschaltet, mit Ausnahme von amdiv.com, die als ominöses und nicht sehr gutes e-commerce-Portal fungiert.
Bullresearch.com
Seit Jahren trommelt die "Börsencommunity" für die selben zehn Aktien - auf dem Website und via Newsletter. Nichts gegen die Werte - doch man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier das eigene Depot einen Schubs bekommen soll. Der Rest des Inhalts macht einen zusammengeschusterten Eindruck.
Unsere Empfehlung: Es gibt anderswo jedenfalls mehr Informationen.
Geheim.com
"Freiheit für Weltbürger!" fordert Dr. Walter Bertram von Wittgenstein und verspricht DIE Informationen für Ihren persönlichen Vorsprung. Unter anderem Vorteile einer eigenen Offshore-Bank: Eigene Verrechnungsschecks drucken, Darlehen abgesichert mit Bankgarantie, Vertraulichkeit, Steuerfreiheit. Ob das alles legal ist?
Übrigens: Wer die Tipps haben will, muss erstmal 99 DM für den "Insider-Report" abdrücken - und davon gibt es mehr als 20.
Unsere Empfehlung: Bevor sie 100 Mark für zweifelhafte Insidertipps abgeben, versuchen Sie es erst bei einer ausgewiesen seriösen Quelle.
Schuno.de
Derzeit 58 Tipp-Sammlungen zum Reich werden verspricht Norbert Schumm aus Eckental auf seiner sehr bunten Site in unsicherer Rechtschreibung. Jede Sammlung kostet 50 Mark und bietet Tipps "Wie Sie 800 % und mehr Zinsen für Ihr Sparguthaben bekommen" oder "Wie Sie ein zinslose Riesendarlehn ohne Sicherheiten bekommen" (Original-Orthografie).
Unsere Meinung: Wer so etwas verspricht, setzt sich dem Geruch aus, den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen.
Göttinger Gruppe
Mit seinen atypischen stillen Beteiligungen ist die Gruppe das wohl bekannteste Unternehmen des grauen Kapitalmarkts - nicht zuletzt als (ehemaliger) Sponsor des VfB Stuttgart oder von Tennis Borussia Berlin. Kritiker werfen der Gruppe vor, ein unsolides Schneeballsystem zu betreiben, dem praktisch laufend der Zusammenbruch drohe.
Auch im Internet ist die Gruppe aktiv - mit schlecht komprimierten Grafiken auf langsamem Server.
Die Methoden der Nepper
- Beteiligungsgeschäfte: Hierunter fallen unrentable Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an nicht existierenden Unternehmen oder zu hohe Renditeversprechen. Wer hier anlegt, wirft sein Geld in der Regel zum Fenster raus.
- Cash-Back-Modelle: Immobilien geringer Qualität werden zu überhöhten Preisen angeboten. Als Lockmittel dient häufig der Hinweis auf "Steuervorteile".
- Diamantenhandel: Im Internet werden Imitate oder Diamanten von schlechter Qualität zu überhöhten Preisen angeboten. Angebliche Echtheitsgarantien sind kein Zeichen für die Seriosität des Anbieters.
- Zins-/Tilgungslose Kredite: Ein Teil des Kreditbetrags soll zunächst- zu unrealistisch hohen Guthabenzinsen- angelegt werden und damit niedrige Kreditzinen/Tilgung erwirtschaften.
- P-Bonds: Dabei handelt es sich um britische Staatsanleihen, bei denen die Zinsleistung von einer Lotterie bestimmt wird. Auf den Lotteriecharakter wird aber meist nicht hingewiesen.
- Warentermingeschäfte: Häufig handelt es sich um ein Optionsgeschäft mit Rohstoffen. Wenn Risiken heruntergespielt werden oder Geld ins Ausland fließt, besteht die Gefahr, daß das Geld unterschlagen wird.
- Bankgarantien: Zahlungszusagen von Banken. Achtung: Ein Markt für den Handel mit diesen Zusagen existiert nicht.
- Immobilien: Entweder Time Sharing ( in der Regel unrentabel) oder Beleihung von Immobilien und Abschöpfen der Arbitrage ( dafür existiert jedoch kein Markt).
Aktuelle Anlegerfallen Diese Seiten sind uns aufgefallen:
Alexander Ye Chiu
Der Chinese (?) hat die Domain E-Trade.de aus den AMDIV-Resten erworben. Er wirbt darauf für seltsame Dinge wie eine Teleportationsmaschine, aber auch für Unsterblichkeits-Ringe. Kostenpunkt: 25-135$.
Unsere Empfehlung: memento mori.
American Diversified Holding
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Bullresearch.com
Seit Jahren trommelt die "Börsencommunity" für die selben zehn Aktien - auf dem Website und via Newsletter. Nichts gegen die Werte - doch man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier das eigene Depot einen Schubs bekommen soll. Der Rest des Inhalts macht einen zusammengeschusterten Eindruck.
Unsere Empfehlung: Es gibt anderswo jedenfalls mehr Informationen.
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"Freiheit für Weltbürger!" fordert Dr. Walter Bertram von Wittgenstein und verspricht DIE Informationen für Ihren persönlichen Vorsprung. Unter anderem Vorteile einer eigenen Offshore-Bank: Eigene Verrechnungsschecks drucken, Darlehen abgesichert mit Bankgarantie, Vertraulichkeit, Steuerfreiheit. Ob das alles legal ist?
Übrigens: Wer die Tipps haben will, muss erstmal 99 DM für den "Insider-Report" abdrücken - und davon gibt es mehr als 20.
Unsere Empfehlung: Bevor sie 100 Mark für zweifelhafte Insidertipps abgeben, versuchen Sie es erst bei einer ausgewiesen seriösen Quelle.
Schuno.de
Derzeit 58 Tipp-Sammlungen zum Reich werden verspricht Norbert Schumm aus Eckental auf seiner sehr bunten Site in unsicherer Rechtschreibung. Jede Sammlung kostet 50 Mark und bietet Tipps "Wie Sie 800 % und mehr Zinsen für Ihr Sparguthaben bekommen" oder "Wie Sie ein zinslose Riesendarlehn ohne Sicherheiten bekommen" (Original-Orthografie).
Unsere Meinung: Wer so etwas verspricht, setzt sich dem Geruch aus, den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen zu wollen.
Göttinger Gruppe
Mit seinen atypischen stillen Beteiligungen ist die Gruppe das wohl bekannteste Unternehmen des grauen Kapitalmarkts - nicht zuletzt als (ehemaliger) Sponsor des VfB Stuttgart oder von Tennis Borussia Berlin. Kritiker werfen der Gruppe vor, ein unsolides Schneeballsystem zu betreiben, dem praktisch laufend der Zusammenbruch drohe.
Auch im Internet ist die Gruppe aktiv - mit schlecht komprimierten Grafiken auf langsamem Server.
Die Methoden der Nepper
- Beteiligungsgeschäfte: Hierunter fallen unrentable Unternehmensbeteiligungen, Beteiligungen an nicht existierenden Unternehmen oder zu hohe Renditeversprechen. Wer hier anlegt, wirft sein Geld in der Regel zum Fenster raus.
- Cash-Back-Modelle: Immobilien geringer Qualität werden zu überhöhten Preisen angeboten. Als Lockmittel dient häufig der Hinweis auf "Steuervorteile".
- Diamantenhandel: Im Internet werden Imitate oder Diamanten von schlechter Qualität zu überhöhten Preisen angeboten. Angebliche Echtheitsgarantien sind kein Zeichen für die Seriosität des Anbieters.
- Zins-/Tilgungslose Kredite: Ein Teil des Kreditbetrags soll zunächst- zu unrealistisch hohen Guthabenzinsen- angelegt werden und damit niedrige Kreditzinen/Tilgung erwirtschaften.
- P-Bonds: Dabei handelt es sich um britische Staatsanleihen, bei denen die Zinsleistung von einer Lotterie bestimmt wird. Auf den Lotteriecharakter wird aber meist nicht hingewiesen.
- Warentermingeschäfte: Häufig handelt es sich um ein Optionsgeschäft mit Rohstoffen. Wenn Risiken heruntergespielt werden oder Geld ins Ausland fließt, besteht die Gefahr, daß das Geld unterschlagen wird.
- Bankgarantien: Zahlungszusagen von Banken. Achtung: Ein Markt für den Handel mit diesen Zusagen existiert nicht.
- Immobilien: Entweder Time Sharing ( in der Regel unrentabel) oder Beleihung von Immobilien und Abschöpfen der Arbitrage ( dafür existiert jedoch kein Markt).
Betrifft zwar nicht den NM,jedoch die "STOLZE LEISTUNG"
der Deutschen Bank;
H O L Z M A N N - N A C H S P I E L
Deutsche Bank schasst Vorstand
Carl von Boehm-Bezing, der für das Holzmann-Desaster verantwortlich gemacht wird, verlässt den Vorstand der Deutschen Bank vorzeitig. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es offiziell heißt.
© DPA
Carl von Boehm-Bezing
Frankfurt am Main - Der 60-jährige Boehm-Bezing wird sein Amt zur Hauptversammlung am 17. Mai 2001 aufgeben, teilte die Deutsche Bank am Mittwoch mit. Das ist ein Jahr vor seinem planmäßigen Ausstieg. Der Vorstand für Transaction Banking und Corporate Finance habe sich zu diesem Schritt auf ärztliches Anraten entschlossen, hieß es weiter.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat dem Rücktritt bereits zugestimmt und gleichzeitig Jürgen Fitschen mit sofortiger Wirkung in den Vorstand berufen.
Boehm-Bezing stand seit dem Beinahe-Konkurs des Baukonzerns Philipp Holzmann 1999 in der Kritik. Als Aufsichtsratschef des Unternehmens hatte er die Milliardenlöcher in der Bilanz übersehen. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren, der Vorwurf lautet auf "Betrug zum Nachteil der Bundesrepublik Deutschland". Für Beobachter kommt der Rücktritt daher nicht überraschend: Die Schonfrist innerhalb der Bank sei abgelaufen, heißt es.
Sein Nachfolger begann seine Bankkarriere bei der Citibank. 1987 trat der heute 52-jährige Fitschen in den Asien-Ableger der Deutschen Bank ein. Nach Stationen in Bangkok, Tokio und Singapur wurde er 1997 Mitglied des Bereichsvorstands Unternehmen und Immobilien. Seit 1998 ist er Mitglied des Bereichsvorstands Globale Unternehmen und Institutionen.
der Deutschen Bank;
H O L Z M A N N - N A C H S P I E L
Deutsche Bank schasst Vorstand
Carl von Boehm-Bezing, der für das Holzmann-Desaster verantwortlich gemacht wird, verlässt den Vorstand der Deutschen Bank vorzeitig. Aus gesundheitlichen Gründen, wie es offiziell heißt.
© DPA
Carl von Boehm-Bezing
Frankfurt am Main - Der 60-jährige Boehm-Bezing wird sein Amt zur Hauptversammlung am 17. Mai 2001 aufgeben, teilte die Deutsche Bank am Mittwoch mit. Das ist ein Jahr vor seinem planmäßigen Ausstieg. Der Vorstand für Transaction Banking und Corporate Finance habe sich zu diesem Schritt auf ärztliches Anraten entschlossen, hieß es weiter.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat dem Rücktritt bereits zugestimmt und gleichzeitig Jürgen Fitschen mit sofortiger Wirkung in den Vorstand berufen.
Boehm-Bezing stand seit dem Beinahe-Konkurs des Baukonzerns Philipp Holzmann 1999 in der Kritik. Als Aufsichtsratschef des Unternehmens hatte er die Milliardenlöcher in der Bilanz übersehen. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren, der Vorwurf lautet auf "Betrug zum Nachteil der Bundesrepublik Deutschland". Für Beobachter kommt der Rücktritt daher nicht überraschend: Die Schonfrist innerhalb der Bank sei abgelaufen, heißt es.
Sein Nachfolger begann seine Bankkarriere bei der Citibank. 1987 trat der heute 52-jährige Fitschen in den Asien-Ableger der Deutschen Bank ein. Nach Stationen in Bangkok, Tokio und Singapur wurde er 1997 Mitglied des Bereichsvorstands Unternehmen und Immobilien. Seit 1998 ist er Mitglied des Bereichsvorstands Globale Unternehmen und Institutionen.
@ Azawi
doch - hier habe ich noch eine ausgegraben. Ist zwar noch nicht soooo alt, aber man sieht, dass selbst im August noch Stimmung verbreitet wurde. Als kleine Erinnerung an "bessere" Zeiten. Möchte vor allem diese Passage hervorheben:
"Die hohen Investitionen in den beiden letzten Quartalen werden sich schnell in überproportional steigenden Umsätzen niederschlagen. Die im zweiten Quartal eingeleitete klare Fokussierung aller Einheiten der Unternehmensgruppe wird es ermöglichen, die Gewinnschwelle bereits im zweiten Halbjahr 2001 (exklusive mediascape communications AG) zu erreichen."
...tsts.....
Aus vwd:
EMPRISE Manag. Consulting <DE0005710503> dt/
Ad-hoc Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist allein der Emittent verantwortlich.
------------------------------------------------------------
Hamburg, 15. August 2000 - Die EMPRISE Management Consulting AG, Hamburg, meldet für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres positive Zahlen: Der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 66 Prozent auf 36,6 Millionen Mark (1999: 22,1 Millionen Mark) und liegt damit sieben Prozent über Plan. Das Betriebsergebnis von minus 13,9 Millionen Mark liegt im Rahmen der Erwartungen. Vor allem die umfangreichen Investitionen in den Ausbau des Richtfunknetzes der EMPRISE- Tochter mediascape communications AG sowie in den Auf- und Ausbau des weltweiten E-Businessgeschäfts wirkten sich belastend aus. Alle Segmente der Unternehmensgruppe erzielten im ersten Halbjahr 2000 deutliche Umsatzzuwächse. Am kräftigsten ging es im Bereich IT-Services nach oben. Hier betrug der Umsatz im ersten Halbjahr 7,6 Millionen Mark. Das ist ein Plus gegenüber dem ersten Halbjahr 1999 (4,0 Millionen Mark) von 91,9 Prozent. Der Unternehmensbereich Consulting setzte in den ersten sechs Monaten des Jahres 11,4 Millionen Mark um (1999: 7,3 Millionen Mark), eine Steigerung um 55,7 Prozent. Um sogar 62,6 Prozent wuchs der Bereich Systemintegration: Nach 10,8 Millionen Mark im ersten Halbjahr 1999 wurden von Januar bis Juli des laufenden Geschäftsjahres 17,6 Millionen Mark umgesetzt. Dieser Bereich erzielte ein Betriebsergebnis von 1,75 Millionen Mark - verglichen mit dem Vorjahr eine Steigerung um 195 Prozent. Die hohen Investitionen in den beiden letzten Quartalen werden sich schnell in überproportional steigenden Umsätzen niederschlagen. Die im zweiten Quartal eingeleitete klare Fokussierung aller Einheiten der Unternehmensgruppe wird es ermöglichen, die Gewinnschwelle bereits im zweiten Halbjahr 2001 (exklusive mediascape communications AG) zu erreichen. Presseinformationen: Hoschke & Consorten, Grit Muschelknautz, Andreas Hoschke , Deichstraße 29, 20459 Hamburg,Tel.: 040/36 11-46, Fax: 040/36 11-44, e-mail: g.muschelknautz@hoschke.de Finanzinformationen: EMPRISE Management Consulting AG, Andrea Voigt, Osterbekstr. 90 b, 22083 Hamburg, Tel.: 040/27072-0, Fax: 040/27072-199, e-mail: ir@emprise.de
greetz charlie
doch - hier habe ich noch eine ausgegraben. Ist zwar noch nicht soooo alt, aber man sieht, dass selbst im August noch Stimmung verbreitet wurde. Als kleine Erinnerung an "bessere" Zeiten. Möchte vor allem diese Passage hervorheben:
"Die hohen Investitionen in den beiden letzten Quartalen werden sich schnell in überproportional steigenden Umsätzen niederschlagen. Die im zweiten Quartal eingeleitete klare Fokussierung aller Einheiten der Unternehmensgruppe wird es ermöglichen, die Gewinnschwelle bereits im zweiten Halbjahr 2001 (exklusive mediascape communications AG) zu erreichen."
...tsts.....
Aus vwd:
EMPRISE Manag. Consulting <DE0005710503> dt/
Ad-hoc Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist allein der Emittent verantwortlich.
------------------------------------------------------------
Hamburg, 15. August 2000 - Die EMPRISE Management Consulting AG, Hamburg, meldet für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres positive Zahlen: Der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 66 Prozent auf 36,6 Millionen Mark (1999: 22,1 Millionen Mark) und liegt damit sieben Prozent über Plan. Das Betriebsergebnis von minus 13,9 Millionen Mark liegt im Rahmen der Erwartungen. Vor allem die umfangreichen Investitionen in den Ausbau des Richtfunknetzes der EMPRISE- Tochter mediascape communications AG sowie in den Auf- und Ausbau des weltweiten E-Businessgeschäfts wirkten sich belastend aus. Alle Segmente der Unternehmensgruppe erzielten im ersten Halbjahr 2000 deutliche Umsatzzuwächse. Am kräftigsten ging es im Bereich IT-Services nach oben. Hier betrug der Umsatz im ersten Halbjahr 7,6 Millionen Mark. Das ist ein Plus gegenüber dem ersten Halbjahr 1999 (4,0 Millionen Mark) von 91,9 Prozent. Der Unternehmensbereich Consulting setzte in den ersten sechs Monaten des Jahres 11,4 Millionen Mark um (1999: 7,3 Millionen Mark), eine Steigerung um 55,7 Prozent. Um sogar 62,6 Prozent wuchs der Bereich Systemintegration: Nach 10,8 Millionen Mark im ersten Halbjahr 1999 wurden von Januar bis Juli des laufenden Geschäftsjahres 17,6 Millionen Mark umgesetzt. Dieser Bereich erzielte ein Betriebsergebnis von 1,75 Millionen Mark - verglichen mit dem Vorjahr eine Steigerung um 195 Prozent. Die hohen Investitionen in den beiden letzten Quartalen werden sich schnell in überproportional steigenden Umsätzen niederschlagen. Die im zweiten Quartal eingeleitete klare Fokussierung aller Einheiten der Unternehmensgruppe wird es ermöglichen, die Gewinnschwelle bereits im zweiten Halbjahr 2001 (exklusive mediascape communications AG) zu erreichen. Presseinformationen: Hoschke & Consorten, Grit Muschelknautz, Andreas Hoschke , Deichstraße 29, 20459 Hamburg,Tel.: 040/36 11-46, Fax: 040/36 11-44, e-mail: g.muschelknautz@hoschke.de Finanzinformationen: EMPRISE Management Consulting AG, Andrea Voigt, Osterbekstr. 90 b, 22083 Hamburg, Tel.: 040/27072-0, Fax: 040/27072-199, e-mail: ir@emprise.de
greetz charlie
F L O W T E X
Schwere Vorwürfe gegen Gläubigerbank
Der Baden-Württembergischen Bank (BW) wird vorgeworfen, früh von den Millionenbetrügereien bei FlowTex gewusst zu haben. Doch anstatt andere Gläubiger zu warnen, sollen die Stuttgarter lieber ihre eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht haben.
© DPA
Geschäftsführer des Milliardenbetrugs verdächtigt: FlowTex in Ettlingen bei Karlsruhe
Frankfurt - Das Kreditinstitut habe sich zu Lasten anderer Banken größere Geldbeträge gesichert, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Das Geldhaus habe einen FlowTex-Prokuristen veranlasst, Zahlungen an andere Gläubiger durch Lastschriftstornierungen rückgängig zu machen, um so die eigenen Kredite zu sichern. Die von der BW-Bank an FlowTex ausgezahlten Kredite hätten sich auf weniger als 50 Millionen Mark belaufen, meldet die Zeitung.
Ein Sprecher der BW-Bank wies die Vorwürfe "mit Entschiedenheit" zurück. "Da versuchen einige Banken und Leasingfirmen, die es noch härter getroffen hat, Stimmung gegen unsere Bank zu machen", sagte ein BW-Sprecher. Am Mittwochnachmittag wollten sich in Frankfurt am Main Vertreter der Gläubigerbanken mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter für die FlowTex, Rechtsanwalt Eberhard Braun, und einem möglichen Treuhänder treffen.
Die Sprecherin von FlowTex, Brigitte Morlok, teilte mit, dass ein alleinvertretungsberechtigter FlowTex-Prokurist aus ihr nicht näher bekannten Gründen seine Prokura niedergelegt habe und auch aus seinem Amt als Geschäftsführer der FlowTex-Tochter RPP ausgeschieden sei.
Schwere Vorwürfe gegen Gläubigerbank
Der Baden-Württembergischen Bank (BW) wird vorgeworfen, früh von den Millionenbetrügereien bei FlowTex gewusst zu haben. Doch anstatt andere Gläubiger zu warnen, sollen die Stuttgarter lieber ihre eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht haben.
© DPA
Geschäftsführer des Milliardenbetrugs verdächtigt: FlowTex in Ettlingen bei Karlsruhe
Frankfurt - Das Kreditinstitut habe sich zu Lasten anderer Banken größere Geldbeträge gesichert, berichtet die "Frankfurter Rundschau". Das Geldhaus habe einen FlowTex-Prokuristen veranlasst, Zahlungen an andere Gläubiger durch Lastschriftstornierungen rückgängig zu machen, um so die eigenen Kredite zu sichern. Die von der BW-Bank an FlowTex ausgezahlten Kredite hätten sich auf weniger als 50 Millionen Mark belaufen, meldet die Zeitung.
Ein Sprecher der BW-Bank wies die Vorwürfe "mit Entschiedenheit" zurück. "Da versuchen einige Banken und Leasingfirmen, die es noch härter getroffen hat, Stimmung gegen unsere Bank zu machen", sagte ein BW-Sprecher. Am Mittwochnachmittag wollten sich in Frankfurt am Main Vertreter der Gläubigerbanken mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter für die FlowTex, Rechtsanwalt Eberhard Braun, und einem möglichen Treuhänder treffen.
Die Sprecherin von FlowTex, Brigitte Morlok, teilte mit, dass ein alleinvertretungsberechtigter FlowTex-Prokurist aus ihr nicht näher bekannten Gründen seine Prokura niedergelegt habe und auch aus seinem Amt als Geschäftsführer der FlowTex-Tochter RPP ausgeschieden sei.
KPMG steht im übrigen auch DEUTLICH im Zusammenhang mit FLOWTEX
K P M G
Holzmann-Prüfer am Pranger
Der Fall Holzmann könnte ein neues Kapitel in der Wirtschaftskriminalität eröffnen. Mit KPMG steht erstmals eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in der Gefahr, sich in Deutschland strafrechtlich verantworten zu müssen.
Frankfurt am Main - Für die Frankfurter Staatsanwälte gibt es zumindest Anhaltspunkte, dass Mitarbeiter der KPMG Konzernabschlüsse des Baukonzerns testiert haben, obwohl notwendige Wertberichtigungen und Rückstellungen nicht vorgenommen worden waren.
© DPA
Die Konzernzentralen von Holzmann und Deutsche Bank
Der Vorwurf geht sogar so weit, dass dies den Abschlussprüfern bekannt gewesen sei. Damit war auch die Basis gelegt, mit frisierten Bilanzen ohne erkennbare Milliarden-Risiken neue Kredite bei den Banken abzuholen.
Die KPMG war seit Beginn der Beinahe-Pleite des Frankfurter Bauriesen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Aber selbst auf der außerordentlichen Hauptversammlung Ende Dezember versicherte der Aufsichtsratsvorsitzende Carl von Boehm-Bezing, zugleich Vorstand der Deutschen Bank: "Eine Öffnung früherer Jahresabschlüsse ist nicht erforderlich. Die Bestätigungsvermerke der KPMG für die Vorjahre stehen ... nicht in Frage."
Aktenstudium bestätigte Verdacht
Nach der Lektüre der ersten 30 Aktenordner, mit denen der Holzmann-Vorstand seine Anzeige gegen frühere Vorstandsmitglieder unterlegte, sind die Spezialisten des Bundeskriminalamtes offensichtlich zu einem anderen Urteil gekommen. Deshalb fuhren die Staatsanwälte am Donnerstag auch bei der KPMG vor, um weiteres Beweismaterial zu sichern.
Dabei ist die Ausgangslage für Wirtschaftsprüfer ohnehin prekär. Sie stehen immer in einem schwierigen Interessenkonflikt. In kritischen Fällen müssen sie ihren Auftraggeber dazu bringen, eine notwendige Risikovorsorge zu bilden und in den Bilanzen Farbe zu bekennen. Allzu heftiges Drängen kann allerdings rasch mit dem Verlust der Geschäftsbeziehungen enden. Dabei geht es häufig nicht nur um die Jahresabschlüsse, sondern um einen Rattenschwanz zusätzlicher Aktivitäten wie Steuerberatung und juristische Vertretung.
Hinzu kommen die verschärften Konkurrenzbedingungen, die mittlerweile schon in Dumping-Angeboten ausarten. Dies könne aber "nur zu einer Prüfung minderer Qualität und zu einem Testat ohne Wert" führen, moniert etwa die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson. Nach Darstellung ihres Deutschland-Chefs tritt die Konkurrenz teilweise mit Gebührensätzen von 1200 Mark pro Mann und Tag an. Dabei gelten Sätze zwischen 2000 und 2500 in der Branche als Faustregel.
Milliardenverluste wurden verschleiert
Ganz schwierig wird es, wenn mit krimineller Energie versucht wird, dubiose Tatbestände zu verschleiern. Bei Holzmann wurden Milliarden-Verluste bereits seit Anfang der 90er Jahre systematisch versteckt. Dazu wurde eine schweizerische Gesellschaft benutzt, bei der die Philipp Holzmann AG allerdings mit weniger als 50 Prozent engagiert war. Deshalb brauchte sie nicht in den Bilanzen des Konzerns aufzutauchen.
Erste Unregelmäßigkeiten fielen im Spätsommer 1995 auf. Die Aussagen des Holzmann-Vorstandes über die Verschuldung des Konzerns wiesen damals erhebliche Widersprüche zu parallel erstellten Berichten der Bundesbank über die Schuldensituation auf. Das hohe Minus ergab sich im wesentlichen aus Projektgeschäften, die über die schweizerische Vebau/Vebag-Gruppe abgewickelt worden waren.
Auch die interne Revision bei Holzmann stieß 1995 schon auf dubiose Immobiliengeschäfte mit drohenden Verlusten in der Größenordnung von einer Milliarde Mark. Als ihr Leiter darüber berichten wollte, wurde ihm die Kompetenz für die entdeckten Fälle entzogen.
Wolf Pampel
K P M G
Holzmann-Prüfer am Pranger
Der Fall Holzmann könnte ein neues Kapitel in der Wirtschaftskriminalität eröffnen. Mit KPMG steht erstmals eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in der Gefahr, sich in Deutschland strafrechtlich verantworten zu müssen.
Frankfurt am Main - Für die Frankfurter Staatsanwälte gibt es zumindest Anhaltspunkte, dass Mitarbeiter der KPMG Konzernabschlüsse des Baukonzerns testiert haben, obwohl notwendige Wertberichtigungen und Rückstellungen nicht vorgenommen worden waren.
© DPA
Die Konzernzentralen von Holzmann und Deutsche Bank
Der Vorwurf geht sogar so weit, dass dies den Abschlussprüfern bekannt gewesen sei. Damit war auch die Basis gelegt, mit frisierten Bilanzen ohne erkennbare Milliarden-Risiken neue Kredite bei den Banken abzuholen.
Die KPMG war seit Beginn der Beinahe-Pleite des Frankfurter Bauriesen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Aber selbst auf der außerordentlichen Hauptversammlung Ende Dezember versicherte der Aufsichtsratsvorsitzende Carl von Boehm-Bezing, zugleich Vorstand der Deutschen Bank: "Eine Öffnung früherer Jahresabschlüsse ist nicht erforderlich. Die Bestätigungsvermerke der KPMG für die Vorjahre stehen ... nicht in Frage."
Aktenstudium bestätigte Verdacht
Nach der Lektüre der ersten 30 Aktenordner, mit denen der Holzmann-Vorstand seine Anzeige gegen frühere Vorstandsmitglieder unterlegte, sind die Spezialisten des Bundeskriminalamtes offensichtlich zu einem anderen Urteil gekommen. Deshalb fuhren die Staatsanwälte am Donnerstag auch bei der KPMG vor, um weiteres Beweismaterial zu sichern.
Dabei ist die Ausgangslage für Wirtschaftsprüfer ohnehin prekär. Sie stehen immer in einem schwierigen Interessenkonflikt. In kritischen Fällen müssen sie ihren Auftraggeber dazu bringen, eine notwendige Risikovorsorge zu bilden und in den Bilanzen Farbe zu bekennen. Allzu heftiges Drängen kann allerdings rasch mit dem Verlust der Geschäftsbeziehungen enden. Dabei geht es häufig nicht nur um die Jahresabschlüsse, sondern um einen Rattenschwanz zusätzlicher Aktivitäten wie Steuerberatung und juristische Vertretung.
Hinzu kommen die verschärften Konkurrenzbedingungen, die mittlerweile schon in Dumping-Angeboten ausarten. Dies könne aber "nur zu einer Prüfung minderer Qualität und zu einem Testat ohne Wert" führen, moniert etwa die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson. Nach Darstellung ihres Deutschland-Chefs tritt die Konkurrenz teilweise mit Gebührensätzen von 1200 Mark pro Mann und Tag an. Dabei gelten Sätze zwischen 2000 und 2500 in der Branche als Faustregel.
Milliardenverluste wurden verschleiert
Ganz schwierig wird es, wenn mit krimineller Energie versucht wird, dubiose Tatbestände zu verschleiern. Bei Holzmann wurden Milliarden-Verluste bereits seit Anfang der 90er Jahre systematisch versteckt. Dazu wurde eine schweizerische Gesellschaft benutzt, bei der die Philipp Holzmann AG allerdings mit weniger als 50 Prozent engagiert war. Deshalb brauchte sie nicht in den Bilanzen des Konzerns aufzutauchen.
Erste Unregelmäßigkeiten fielen im Spätsommer 1995 auf. Die Aussagen des Holzmann-Vorstandes über die Verschuldung des Konzerns wiesen damals erhebliche Widersprüche zu parallel erstellten Berichten der Bundesbank über die Schuldensituation auf. Das hohe Minus ergab sich im wesentlichen aus Projektgeschäften, die über die schweizerische Vebau/Vebag-Gruppe abgewickelt worden waren.
Auch die interne Revision bei Holzmann stieß 1995 schon auf dubiose Immobiliengeschäfte mit drohenden Verlusten in der Größenordnung von einer Milliarde Mark. Als ihr Leiter darüber berichten wollte, wurde ihm die Kompetenz für die entdeckten Fälle entzogen.
Wolf Pampel
Hier anbei die Rolle der KPMG im FLOWTEX-Skandal
F L O W T E X - S K A N D A L
KPMG sollen zahlen
Der mutmaßliche Betrugsskandal um FlowTex kann für die Wirtschaftsprüfer sehr teuer werden.
Stuttgart/Berlin - Rund 70 Banken und Leasingfirmen fordern nach Informationen aus Gläubigerkreisen Schadenersatz in Höhe von etlichen Millionen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Nach einer erfolglosen Korrespondenz mit KPMG werde es nun voraussichtlich im Laufe des Februars Gespräche zwischen beiden Parteien geben. KPMG erklärte, sie werde sich gegen vermeintliche Ansprüche zur Wehr setzen.
Die beiden Firmenchefs der Ettlinger FlowTex-Gruppe, Manfred Schmider und Klaus Kleiser, sitzen seit Anfang Februar 2000 in Untersuchungshaft. Sie werden verdächtigt, nicht existierende Bohrmaschinen an Leasinggesellschaften verkauft und anschließend wieder geleast zu haben.
Schaden wird auf 3,4 Milliarden Mark geschätzt
Die Insolvenzverwalter und das Oberlandesgericht Karlsruhe schätzen den entstandenen Schaden bei den betroffenen Gläubigern auf maximal 3,4 Milliarden Mark. KPMG hatte als Wirtschaftsprüfer die Jahresabschlüsse der Gruppe testiert.
Vertreter der Gläubiger erklärten, sie hätten bereits Ende Oktober ein Schreiben an KPMG gerichtet, in dem grundsätzlich Schadenersatz verlangt worden sei. Die Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft habe in einer schriftlichen Antwort die Forderungen abgelehnt.
Inzwischen zeigt sich die KPMG offenbar gesprächsbereiter. Wie die FlowTex-Gläubiger mitteilten, soll es noch im Februar zu einem Gespräch kommen.
Gütliche Einigung angestrebt
Obwohl eine Klage gegen KPMG nicht endgültig ausgeschlossen wird, sei man bestrebt, die Angelegenheit auf dem Gesprächsweg zu lösen. Zur angestrebten Schadenersatzsumme hieß es, diese sei noch nicht beziffert worden.
Die Summe könnte aber nach Einschätzungen der Gläubigerkreise höher ausfallen als bei dem Präzedenzfall des Sportbodenherstellers Balsam, bei dem die Wirtschaftsprüfer rund 50 Millionen Mark bezahlt haben sollen.
KMPG erklärte in einer Stellungnahme, sie werde sich gegenüber vermeintlichen Ansprüchen und Anschuldigungen mit allen gebotenen Mitteln zur Wehr setzen. Sie habe erst im Jahr 1997 den Auftrag zur Jahresabschlussprüfung der Gruppe erhalten. Die betrügerischen Machenschaften der FlowTex-Gesellschafter hätten dagegen schon zu Beginn der neunziger Jahre begonnen.
F L O W T E X - S K A N D A L
KPMG sollen zahlen
Der mutmaßliche Betrugsskandal um FlowTex kann für die Wirtschaftsprüfer sehr teuer werden.
Stuttgart/Berlin - Rund 70 Banken und Leasingfirmen fordern nach Informationen aus Gläubigerkreisen Schadenersatz in Höhe von etlichen Millionen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Nach einer erfolglosen Korrespondenz mit KPMG werde es nun voraussichtlich im Laufe des Februars Gespräche zwischen beiden Parteien geben. KPMG erklärte, sie werde sich gegen vermeintliche Ansprüche zur Wehr setzen.
Die beiden Firmenchefs der Ettlinger FlowTex-Gruppe, Manfred Schmider und Klaus Kleiser, sitzen seit Anfang Februar 2000 in Untersuchungshaft. Sie werden verdächtigt, nicht existierende Bohrmaschinen an Leasinggesellschaften verkauft und anschließend wieder geleast zu haben.
Schaden wird auf 3,4 Milliarden Mark geschätzt
Die Insolvenzverwalter und das Oberlandesgericht Karlsruhe schätzen den entstandenen Schaden bei den betroffenen Gläubigern auf maximal 3,4 Milliarden Mark. KPMG hatte als Wirtschaftsprüfer die Jahresabschlüsse der Gruppe testiert.
Vertreter der Gläubiger erklärten, sie hätten bereits Ende Oktober ein Schreiben an KPMG gerichtet, in dem grundsätzlich Schadenersatz verlangt worden sei. Die Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft habe in einer schriftlichen Antwort die Forderungen abgelehnt.
Inzwischen zeigt sich die KPMG offenbar gesprächsbereiter. Wie die FlowTex-Gläubiger mitteilten, soll es noch im Februar zu einem Gespräch kommen.
Gütliche Einigung angestrebt
Obwohl eine Klage gegen KPMG nicht endgültig ausgeschlossen wird, sei man bestrebt, die Angelegenheit auf dem Gesprächsweg zu lösen. Zur angestrebten Schadenersatzsumme hieß es, diese sei noch nicht beziffert worden.
Die Summe könnte aber nach Einschätzungen der Gläubigerkreise höher ausfallen als bei dem Präzedenzfall des Sportbodenherstellers Balsam, bei dem die Wirtschaftsprüfer rund 50 Millionen Mark bezahlt haben sollen.
KMPG erklärte in einer Stellungnahme, sie werde sich gegenüber vermeintlichen Ansprüchen und Anschuldigungen mit allen gebotenen Mitteln zur Wehr setzen. Sie habe erst im Jahr 1997 den Auftrag zur Jahresabschlussprüfung der Gruppe erhalten. Die betrügerischen Machenschaften der FlowTex-Gesellschafter hätten dagegen schon zu Beginn der neunziger Jahre begonnen.
von THECANADIEN 06.03.01 21:32:40 3043246 TELEFONICA S.A. EO 1 ADR3
Vier Jahre Neuer Markt
Der Euphorie folgt Trübsal
(sueddeutsche.de/dpa) - Sektkorken werden am vierten Geburtstag des Neuen Marktes an diesem Samstag (10. März) wohl nicht knallen - eine dramatische Talfahrt der Kurse, fast tägliche negative Unternehmensmeldungen und andauernde Proteste wütender und enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zu Ausgelassenheit und Freude.
Am dritten Geburtstag war alles anders
Vor einem Jahr noch feierte das so genannte „Wachstumssegment“ der Deutschen Börse sein drittes „Wiegenfest“ auf dem absoluten Höchststand von 8583,34 Zählern. Inzwischen ist der alle Aktien umfassende Nemax-All-Share-Index unter die Marke von 2000 Punkten getaucht.
Die unsanfte Landung aus den luftigen Höhen des Spekulationshimmels auf dem harten Boden der Börsenrealität erschütterte das Vertrauen der Anleger.
Alle Marktgesetze schienen am Neuen Markt lange Zeit außer Kraft gesetzt. Lange Zeit schien nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Neuemissionen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine „Lizenz zum Gelddrucken“ gewonnen zu haben.
An eine langfristige Anlage dachte dabei kaum einer: Das Interesse galt allein dem schnellen Gewinn.
Sprachverwirrung
Schnell war in der Euphorie fast so etwas wie eine neue Sprache erfunden: Die Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern „sexy“ sein.
Unternehmenschefs gebärdeten sich wie Popstars und die Medien spielten meist mit. Wichtig war eine viel versprechende „Story“ - oft genug ein „ungedeckter Wechsel auf die Zukunft“.
Und die Anleger bissen an: Die Kurse erklommen schwindelerregende Höhen, das Wachstum schien unaufhaltsam. Firmen der so genannten „New Economy“ hatten durch die aufgeblähte Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert weit über dem großer und profitabler Konzerne.
Dass mit aufgenommenem Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen und möglichen Betrug wie beispielsweise im skandalträchtigen Fall des Software-Anbieters Infomatec schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in tiefe Depression umschlagen.
Aufstieg und Fall von EM.TV
Als Paradebeispiel für Aufstieg und Fall am Neuen Markt mag die Geschichte von EM.TV gelten: Als einer der ersten dort gehandelten Werte verzeichnete die Aktie des Münchner Filmrechtehändlers innerhalb kurzer Zeit eine Kursexplosion von mehreren tausend Prozent.
Wer zum Börsenstart etwa für 5000 Mark Aktien gekauft hatte, war wenig später Millionär. Jedenfalls auf dem Papier. Wer nicht verkaufte, sah sein Geld seit Mitte 2000 dahinschmelzen.
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen vor einem Scherbenhaufen. Klagen enttäuschter Aktionäre sind längst anhängig. Das Vertrauen ist erst einmal zerstört. Das dürfte auch für die hochbezahlte Zunft der Analysten gelten: Deren Rolle war vielfach kritisiert worden, denn trotz allen Expertenwissens hatten sie vielfach mit ihren Prognosen weit neben der tatsächlichen Entwicklung der Unternehmen und ihrer Aktienkurse gelegen und damit Anleger zum Kauf animiert.
Hatte der Chefanalyst einer großen deutschen Bank Mitte vergangenen Jahres noch 10.000 Zähler für den Nemax-All-Share bis März 2001 als möglich bezeichnet, nahm er diese Schätzung im November auf 8.000 und wenig später sogar auf 6.000 bis 6.500 Punkte zurück.
Unfreiwillig vom Börsenzettel am Neuen Markt gestrichen wurde vor kurzem als erstes die insolvente Gigabell. Das Telekom-Unternehmen war auch das erste Unternehmen des Wachstums-Index, das im vergangenen Sommer pleite ging.
Und der Chef von Neuer-Markt-Pionier MobilCom, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, Gerhard Schmid, denkt mittlerweile sogar über einen freiwilligen Rückzug nach.
Verlorene Unschuld
Seine Unschuld jedenfalls habe der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren, sind sich die Experten einig.
von a.head 06.03.01 21:49:32 3043385 TELEFONICA S.A. EO 1 ADR3
lebe schnell und gefährlich
von THECANADIEN 09.03.01 15:34:53 3067529 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Neuer Markt
Börsensegment feiert vierten Geburtstag
Am 10. März feiert der Neue Markt seinen vierten Geburtstag. Im Laufe der Zeit hat sich die Zahl der gelisteten Unternehmen drastisch vergrößert. Doch mittlerweile ist die Euphorie über das neue Marktsegment eher ins Gegenteil umgeschlagen. Falsche Gewinnprognosen, Verdacht auf Insiderhandel und ungenaue Ad-Hoc-Meldungen überschatteten die Wachstumsbörse und zogen den Index in den vergangenen Monaten enorm nach unten.
Kapital für junge Firmen
Der Neue Markt wurde als Forum für Unternehmen mit innovativen Produkten und Ideen geschaffen. Damit sollten auch kleinere oder jüngere Firmen an die Börse gehen und günstig Eigenkapital beschaffen können. Ergebnis: Die Anleger helfen, die Finanzierung der neuen Ideen und Trends zu realisieren und teilen sich das Risiko des Start-Up-Unternehmens. Die Firmen, die am Wachstumsmarkt notiert sind, befassen sich vorrangig mit Biotechnologie, Internet, Telekommunikation und Elektronik.
Strenge Regeln - streng genug?
Bei der Schaffung des Neuen Marktes wollten die Verantwortlichen strengere Zugangsbedingungen, als sie in jedem anderen Börsensegment üblich waren. So müssen mindestens 100.000 Stammaktien emittiert werden. Den Altaktionären ist es außerdem verboten, ihre Aktien vor der so genannten sechsmonatigen Lock-up-Frist zu verkaufen. Trotzdem kam es besonders im Jahr 2000 zu vielen Unregelmäßigkeiten, so dass die Deutsche Börse erneut handeln musste und neue Regeln aufstellen musste. Die meisten von ihnen wurden zum 1. Januar wirksam, die neuesten Änderungen gelten seit dem 1. März (siehe Hintergrund).
Die hohe Zahl der Neuemissionen in den Jahren 1999 und 2000 führte allerdings dazu, dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. Während anfänglich noch Kursgewinne von mehreren Hundert oder gar Tausend Prozent möglich waren, stellte sich nun heraus, dass nicht jedes Unternehmen solche Spekulationen rechtfertigte. Viele Firmen mussten zugeben, dass ihre Erfolgsaussichten und Gewinnprognosen viel zu hoch eingeschätzt worden waren - von Fällen echter Kriminalität ganz zu schweigen.
Noch beim dritten Geburtstag des Neuen Marktes im vergangenen Jahr stand der Nemax 50 bei 9603 Punkten. Nun notiert er nur noch bei rund 2000 Zählern - und eine echte Trendwende ist noch nicht zu erkennen.
Quelle: N-Tv
von Mentat 09.03.01 16:02:39 3067774 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Die hohe Zahl der Neuemissionen in den Jahren 1999 und 2000 führte allerdings dazu, dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. Während anfänglich noch Kursgewinne von mehreren Hundert oder gar Tausend Prozent möglich waren, stellte sich nun heraus, dass nicht jedes Unternehmen solche Spekulationen rechtfertigte. Viele Firmen mussten zugeben, dass ihre Erfolgsaussichten und Gewinnprognosen viel zu hoch eingeschätzt worden waren - von Fällen echter Kriminalität ganz zu schweigen.
-- dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. --
Man könnte es auch anders formulieren:
Die blinde Gier der Anleger und eine Mischung aus krimineller Energie und Unfähigkeit bei den Banken führte dazu, daß auch der letzte Scheiß zum revolutionären Wachstumsunternehmen hochfrisiert wurde.
von metzki 09.03.01 16:09:22 3067840 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Es war eine gute Zeit und eine gerechte Zeit.
von oswald11 09.03.01 16:15:01 3067887 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
es ist an der Zeit das Licht auszumachen!
In Österreich bereits geschehen!
von THECANADIEN 09.03.01 23:59:56 3071359 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
N E U E R M A R K T
Katerstimmung zum Geburtstag
Zum dritten Geburtstag gab es Sekt, zum vierten gibt es Selters. Der Neue Markt hat im vierten Jahr seines Bestehens eine beispiellose Talfahrt hingelegt.
Frankfurt - Sektkorken werden am vierten Geburtstag des Neuen Marktes am Sonnabend (10. März) nicht knallen. Eine beispiellose Talfahrt der Kurse seit März 2000, fast täglich wiederkehrende negative Unternehmensmeldungen und die Proteste enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zur Freude.
Feierte das Wachstumssegment der Deutschen Börse auf den Tag genau an seinem dritten Geburtstag seinen Höchststand von 8583 Zählern, ist der Nemax-All-Share-Index zum Handelsschluss am Freitag auf 2033 Punkte gefallen. In einer seit einem Jahr andauernden Talfahrt hat der Index knapp 80 Prozent seines Wertes verloren - der zähe Crash auf Raten ging mit 60 Prozent Wertverlust der US-Technologiebörse Nasdaq einher.
Während des Aufschwungs schienen alle Marktgesetze zeitweise außer Kraft gesetzt: Nach dem Vorbild der Nasdaq wurde der Neue Markt ins Leben gerufen, um kleineren und mittelgroßen Unternehmen die Kapitalaufnahme zu erleichtern. Während der Hightech- und Interneteuphorie schien nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Lizenz zum Gelddrucken
Die zahlreichen Neuemissionen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine Lizenz zum Gelddrucken gewonnen zu haben.
Passend zur Euphorie wurde eine neue Sprache für den Neuen Markt erfunden: Die jungen Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern "sexy" sein. Unternehmenschefs gebärdeten sich wie Popstars, und die Medien spielten mit. Wichtig war die vielversprechende "Story" - oft genug ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft.
Und die Anleger bissen an: Die Kurse erklommen schwindelerregende Höhen, das Wachstum schien unaufhaltsam zu sein. Unternehmen der "New Economy" hatten dank einer riesigen Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert, der weit über dem von großen und profitablen Konzernen lag.
"Story" allein reicht nicht
Dass mit dem aufgenommenen Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in Depression umschlagen.
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse über Nacht zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen seitdem vor einem Scherbenhaufen. Erste Klagen enttäuschter Aktionäre gegen Unternehmen sind anhängig.
Erst Gurus, dann Buhmänner
Oft hatten Analysten mit ihren Prognosen weit neben der tatsächlichen Entwicklung der Unternehmen und ihrer Aktienkurse gelegen. Die DG Bank zum Beispiel setzte in einer Studie zum Neuen Markt noch im April 2000 das Kursziel des Wachstumsmarktes zum Jahresende 2000 auf 8500 Punkte. Ein "Ende der Korrektur sei in Sicht", und "Privatanleger sollten Kursrückschläge für den Aufbau von Positionen am Neuen Markt nutzen". Aber auch andere Banken und Analysten animierten Anleger mit abenteuerlichen Kurszielen immer wieder zum Kauf - und die Anleger spielten mit. Eben noch zu Helden oder sogar Gurus stilisiert, sehen sich manche Analysten jetzt massiven Vorwürfen ausgesetzt.
Unschuld verloren
Unfreiwillig vom Börsenzettel am Neuen Markt gestrichen wurde vor kurzem als erstes das insolvente Telekom-Unternehmen Gigabell. Und auch Gerhard Schmid, der den Neuen Markt von der Wiege an begleitet hat, hat zum vierten Geburtstag keine Glückwünsche parat: Der Chef des Neue-Markt-Pioniers Mobilcom, der am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, denkt inzwischen über einen freiwilligen Rückzug nach.
"Da geht es im Moment mehr um Zocken mit Aktien als um ein Investment", sagt Schmid, der selbst mit atemberaubenden Prognosen über die Wachstumsaussichten von Mobilcom die Kurse angeheizt hatte. In Zukunft würden alle genauer hinschauen, sind sich die Experten einig. Seine Unschuld jedenfalls hat der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren.
Quelle: MM
von Goethe1971 10.03.01 00:05:32 3071381 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
von THECANADIEN 10.03.01 11:43:29 3072296 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
ftd.de, Sa, 10.3.2001, 10:40
Neuer Markt: Katerstimmung am vierten Geburtstag
Der Neue Markt wird heute vier Jahre alt. Eine anhaltende Talfahrt der Kurse, fast täglich negative Unternehmensmeldungen und das Protestgeschrei enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zu Ausgelassenheit und Freude.
Feierte das Wachstumssegment der Deutschen Börse auf den Tag genau an seinem dritten Geburtstag seinen absoluten Höchststand von 8583,34 Zählern, ist der alle am Neuen Markt gehandelten Werte umfassende Nemax-All-Share-Index mittlerweile auf 2033 Punkte gefallen. Das Vertrauen der Anleger ist erschüttert.
Alle Marktgesetze schienen lange Zeit außer Kraft gesetzt: Nach dem Vorbild der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq ins Leben gerufen, um kleineren und mittelgroßen Unternehmen die Kapitalaufnahme zu erleichtern, schien zeitweise nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Lizenz zum Gelddrucken
Die Aktien-Neuemissionen der sich zahlreich vor der Tür der Frankfurter Wertpapierbörse drängenden Unternehmen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine "Lizenz zum Gelddrucken" gewonnen zu haben. An eine langfristige Anlage dachte dabei kaum einer: Das Interesse galt allein dem schnellen Gewinn.
In der Euphorie wurde fast so etwas wie eine neue Sprache erfunden: Die jungen Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern sexy sein. Unternehmenschefs gebärdeten sich beinahe wie Popstars, und viele Medien spielten mit. Wichtig war die viel versprechende Story - oft genug ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft. Und die Anleger bissen an: Unternehmen der New Economy hatten dank einer riesigen Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert, der weit über dem von großen und profitablen Konzernen lag.
Missmanagement und Skandale
Dass mit dem aufgenommenen Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, um am Markt bestehen zu können, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen und möglichen Betrug wie beispielsweise im skandalträchtigen Fall des Software-Anbieters Infomatec schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in tiefe Depression umschlagen.
Als Paradebeispiel für Aufstieg und Fall am Neuen Markt mag die Geschichte von EM.TV gelten: Als einer der ersten dort gehandelten Werte verzeichnete die Aktie des Münchner Filmrechtehändlers innerhalb kurzer Zeit ein Kursplus von mehreren tausend Prozent. Wer zum Börsenstart für 5000 DM Aktien gekauft hatte, war wenig später Millionär. Jedenfalls auf dem Papier. Wer nicht verkaufte, sah sein Geld seit Mitte letzten Jahres dahinschmelzen.
Kleinanleger vor dem Scherbenhaufen
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse über Nacht zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen seitdem vor einem Scherbenhaufen. Erste Klagen enttäuschter Aktionäre gegen Unternehmen sind längst anhängig. Unfreiwillig vom Börsenzettel wurde als erstes das insolvente Telekom-Unternehmen Gigabell. Und der Chef von Neuer-Markt-Pionier Mobilcom, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, Gerhard Schmid, denkt mittlerweile sogar über einen freiwilligen Rückzug nach.
In Zukunft würden alle genauer hinschauen, sind sich die Experten einig. Seine Unschuld jedenfalls habe der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren.
© dpa
von Stockfinder 10.03.01 12:08:58 3072383 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
und ich sage trotzdem herzlichen Glückwunsch!
von THECANADIEN 10.03.01 12:40:04 3072519 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
10. März 2001 P O L I T I K | W I R T S C H A F T | N E T Z W E L T
N E U E R M A R K T
Die Zockerbörse wird vier
Der Neue Markt feiert seinen vierten Geburtstag, aber den Anlegern dürfte kaum zum Feiern zu Mute sein. Vor einem Jahr gab es noch Sekt, heute fließt allenfalls Selters.
© SPIEGEL ONLINE
Neuer Markt: Geburtstag ohne Party
Frankfurt am Main - Doch am Tag danach hatte der Abschwung eingesetzt, der im Prinzip bis heute anhält und - gemessen an den Indizes - mittlerweile mehr als drei Viertel des Marktwertes vernichtet hat. Finanzexperten gehen aber pünktlich zum Geburtstag des Neuen Marktes davon aus, dass er sich nach den extremen Kursverlusten bis zum Jahresende wieder deutlich erholen dürfte. Die Kurse werden jedoch noch weit von den Höchstständen früherer Tage entfernt bleiben, so die Einschätzung.
Die DG Bank beispielsweise rechnet damit, dass der momentan bei gut 2000 Punkten dümpelnde Nemax-All-Share-Index, der alleWerte des Neuen Marktes umfasst, bis Jahresende wieder 3000Punkte erreichen könnte. Im April 2000 freilich - der Nemax war nach dem Rekordhoch vom März zwischenzeitlich bereits um ein Drittel abgestürzt - war die Bank noch von einem Indexziel von 8500 Punkten zum Jahresende 2000 ausgegangen.
Die HypoVereinsbank und die Investmentgesellschaft Hypoinvest erwarten zum Jahresende 2001 Nemax-Indexstände zwischen 3200 und 3600 Punkten beziehungsweise deutlich über 3500 Zähler. Analysten des Aktienhändlers Lang & Schwarz halten sogar einen Zuwachs auf 4000 bis 4500 Punkte für möglich.
Doch selbst bei einer solchen deutlichen Erholung würden die Notierungen noch weit von den Höchstständen entfernt bleiben, die der Neue Markt just an seinem dritten Geburtstag verzeichnet hatte: Am 10. März 2000 hatte der Blue-Chip-Index Nemax 50 seinen bis heute geltenden Rekord von 9665 Punkten erreicht, der alle Werte umfassende Nemax-All-Share-Index war auf ein Maximum von 8546 Zählern geklettert. Der Marktwert des Börsensegments betrug damals 234,25 Milliarden Euro.
K O N T E X T
· Chronik: Vier Jahre Neuer Markt
· Pleiten am Neuen Markt: Warum Aufsichtsräte versagen
· Neuer Markt: Meldepflicht für Insidergeschäfte
Fast ebenso rasch wie der Aufstieg verlief der Fall des Neuen Marktes: Nachdem sich die Kurse von November 1999 bis März 2000 in etwa verdreifacht hatten, brachen die Indizes seinerzeit praktisch parallel zu einer ähnlichen Entwicklung an der US-Technologiebörse Nasdaq binnen eines Monats um etwa ein Drittel ein. Bis heute hat der Nemax 50 seit seinem Rekordstand mehr als vier Fünftel an Wert verloren. Gewinnwarnungen von Unternehmen häuften sich, und im September war mit Gigabell das erste Unternehmen des Neuen Marktes zahlungsunfähig. Weitere Insolvenzanträge und schwere Krisen anderer Firmen folgten.
Finanzexperten begründen die Kurseinbrüche zu einem wesentlichen Teil damit, dass die Anleger nach vielfach nicht eingehaltenen Geschäftsprognosen das Vertrauen in den Markt verloren hätten. "Bei bestimmten Titeln ist eine regelrechte Verkaufspanik eingetreten", sagt ein Fondsmanager im Rückblick. Anfang März betrug die Marktkapitalisierung des Neuen Marktes mit 87,95 Milliarden Euro nur noch gut ein Drittel des Wertes von vor einem Jahr, obwohl weitere Firmen ihre Aktien in den Handel gebracht hatten, darunter im April 2000 im Rahmen des bislang größten Börsengangs an den Neuen Markt die Telekom-Tochter T-Online. In gleicher Weise, wie das Börsensegment zuvor den Aktienboom in Deutschland angeheizt hatte, führte der Absturz zu einer landesweiten Börsenskepsis.
Die Analysten machen nun die Aussichten auf eine Erholung des Neuen Marktes von einigen Bedingungen abhängig. So sei notwendig, dass die US-Konjunktur einigermaßen robust und die US-Technologiebörse Nasdaq stabil bleibe, sagte Marc Schaedler, Fondsmanager bei Hypoinvest. Der Leiter des Aktien-Research der DG Bank, Lothar Weniger, ergänzte, nötig sei auch, dass die Firmen des Neuen Marktes für das Jahr 2000 Geschäftszahlen vorlegten, die den Erwartungen entsprächen. Nur so könne verloren gegangenes Vertrauen wieder hergestellt werden.
Übereinstimmend beurteilen die Experten die derzeitige Situation als eine notwendige Selektions- und Konsolidierungsphase. Ralf Neuhaus, Leiter für Corporate Finance bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, sieht in dem Neuen Markt durchaus ein Risikosegment. Nach den Zusammenbrüchen von Firmen wie Gigabell oder Teamwork seien auch künftig Konkurse möglich. Fondsmanager Schaedler sagte dazu: "Da werden noch einige Titel verschwinden - das ist normal."
Privatanleger sollten künftig mit ihren Investments vorsichtiger umgehen. Sie sollten sich besser über die Unternehmen und deren Branchen informieren, bevor sie investierten. Fondsmanager Schaedler empfahl, vor allem unternehmensspezifisch und weniger branchenspezifisch Investments auszuwählen. Grund dafür sei beispielsweise, dass die an der Börse favorisierten Branchen wegen der raschen technologischen Fortschritte immer häufiger wechselten. Außerdem gebe es eine große Bandbreite von guten und schlechten Unternehmen in bestimmten Branchen.
Michele Di Giovanni, Reuters
von dreamjieper 10.03.01 13:09:25 3072635 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
lauter luftblasen
ziel 100
von THECANADIEN 11.03.01 20:27:01 3077657 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Scharlatane am Neuen Markt verderben die Geburtstagsfeier
Kolumne von Gottfried Heller
Noch beim dritten Geburtstag knallten die Sektkorken, markierte doch damals der Nemax-50 seinen höchsten Stand. Seitdem hat der Index 80 Prozent verloren und steht heute nahe seinem Tiefstpunkt. Während noch vor einem Jahr das Motto galt "Kaufen zu jedem Kurs", lauten heute die Schlagzeilen "Nie wieder Aktien".
Die Nasdaq erreichte ihren Zenit zeitgleich mit dem Nemax-50. Sie hat seitdem 60 Prozent verloren. In Geld ausgedrückt entspricht das einem Betrag von mehr als acht Billionen DM. In zwölf Monaten ist ein Verlust entstanden, der das gesamte in Deutschland über 50 Jahre angesparte Geldvermögen übersteigt. Da nehmen sich die Verluste am Neuen Markt mit 200 Mrd. DM wie Peanuts aus.
Die Ablaufmuster von Finanzblasen sind immer dieselben. Zunächst bildet sich, begleitet von einem Strom guter Nachrichten, ein Konsens, dass die Gewinnchancen riesig sind. Der Optimismus nimmt zu, während sich die Überzeugung bildet, dass einerlei, wie gut die Dinge schon jetzt sind, sie noch besser werden. Die Zahl der Aktienkäufer nimmt ständig zu. Eine neue Klasse von Gurus entsteht, die meist die Botschaft verbreitet, dass alte Börsengesetze und Bewertungsmaßstäbe nicht mehr gelten, weil das rasante Wachstum nicht von kurzfristig zyklischer Natur, sondern von Dauer sei.
Die Schar der gläubigen Aktienkäufer nimmt rasant zu. Und nun beginnt das letzte Stadium: blinder Wahn. Die gläubigen Jünger werden mit märchenhaften Gewinnen belohnt. Die öffentliche und veröffentlichte Meinung schart sich um berühmt gewordenen Propheten. Der Geldstrom schwillt dramatisch an. Die Kurse schießen senkrecht in die Höhe, wenn schließlich auch die letzten Zweifler kapitulieren und sich der Börsenparty anschließen. Täglich gehen neue Firmen an die Börse. Die Euphorie kennt keine Grenzen, denn scheinbar werden alle steinreich: die Emittenten und die Aktienkäufer. Aber eben nur scheinbar.
Die Spitze ist erreicht, wenn keine neuen Zocker hinzukommen. Das ist dann, wie wenn einer Rakete der Treibstoff ausgeht. Mein Freund und Partner Kostolany hat es kurz und deftig so ausgedrückt: Die Börse fällt, wenn es mehr Papiere gibt als Dummköpfe. Dieser Zustand war genau vor einem Jahr eingetreten. Eine Goldgräberzeit ruft jedoch auch immer eine Schar von Glücksrittern auf den Plan, die von den Anlegern Kapital einsammeln, weniger für den Aufbau der Firma als für die eigene Tasche. Zwei prominente Vertreter sind Nina Brink, die ihre Firma World Online an die Börse brachte, und Thomas Haffa, Gründer und Chef von EM.TV. Beide gestanden treuherzig, als sie gefragt wurden, warum sie Kasse gemacht hätten, während sie ihre Aktien mit viel Werberummel an der Börse zu Mondkursen abgeladen hatten, sie hätten eben dabei an die Zukunft ihrer Familie gedacht. Die Zukunft ihrer Aktionäre war den Abkassierern egal.
Der volkswirtschaftlich so außerordentlich wichtige Neue Markt hat wegen skandalöser Machenschaften einen schweren Rückschlag erlitten. Aus einer nützlichen Kapitalsammelstelle für junge Start-ups war ein Spielcasino geworden. Alle, die dazu beigetragen haben: Scharlatane, die die Gunst der Stunde nutzten, um abzukassieren, Emissionsbanken, die fette Provisionen einstrichen, Fondsmanager, die mit zweifelhaften Methoden ihre Kurse hochtrieben, und schließlich die Medien, die die Spekulationswut weiter anheizten, haben dem zarten Pflänzchen Aktienkultur Schaden zugefügt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier zu Lande die Schurken Porsche fahren, verfolgt von Sheriffs auf dem Moped.
Gottfried Heller ist Fondsmanager und Chef der Fiduka Depotverwaltung.
Die Welt 12/03/01
Vier Jahre Neuer Markt
Der Euphorie folgt Trübsal
(sueddeutsche.de/dpa) - Sektkorken werden am vierten Geburtstag des Neuen Marktes an diesem Samstag (10. März) wohl nicht knallen - eine dramatische Talfahrt der Kurse, fast tägliche negative Unternehmensmeldungen und andauernde Proteste wütender und enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zu Ausgelassenheit und Freude.
Am dritten Geburtstag war alles anders
Vor einem Jahr noch feierte das so genannte „Wachstumssegment“ der Deutschen Börse sein drittes „Wiegenfest“ auf dem absoluten Höchststand von 8583,34 Zählern. Inzwischen ist der alle Aktien umfassende Nemax-All-Share-Index unter die Marke von 2000 Punkten getaucht.
Die unsanfte Landung aus den luftigen Höhen des Spekulationshimmels auf dem harten Boden der Börsenrealität erschütterte das Vertrauen der Anleger.
Alle Marktgesetze schienen am Neuen Markt lange Zeit außer Kraft gesetzt. Lange Zeit schien nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Neuemissionen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine „Lizenz zum Gelddrucken“ gewonnen zu haben.
An eine langfristige Anlage dachte dabei kaum einer: Das Interesse galt allein dem schnellen Gewinn.
Sprachverwirrung
Schnell war in der Euphorie fast so etwas wie eine neue Sprache erfunden: Die Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern „sexy“ sein.
Unternehmenschefs gebärdeten sich wie Popstars und die Medien spielten meist mit. Wichtig war eine viel versprechende „Story“ - oft genug ein „ungedeckter Wechsel auf die Zukunft“.
Und die Anleger bissen an: Die Kurse erklommen schwindelerregende Höhen, das Wachstum schien unaufhaltsam. Firmen der so genannten „New Economy“ hatten durch die aufgeblähte Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert weit über dem großer und profitabler Konzerne.
Dass mit aufgenommenem Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen und möglichen Betrug wie beispielsweise im skandalträchtigen Fall des Software-Anbieters Infomatec schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in tiefe Depression umschlagen.
Aufstieg und Fall von EM.TV
Als Paradebeispiel für Aufstieg und Fall am Neuen Markt mag die Geschichte von EM.TV gelten: Als einer der ersten dort gehandelten Werte verzeichnete die Aktie des Münchner Filmrechtehändlers innerhalb kurzer Zeit eine Kursexplosion von mehreren tausend Prozent.
Wer zum Börsenstart etwa für 5000 Mark Aktien gekauft hatte, war wenig später Millionär. Jedenfalls auf dem Papier. Wer nicht verkaufte, sah sein Geld seit Mitte 2000 dahinschmelzen.
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen vor einem Scherbenhaufen. Klagen enttäuschter Aktionäre sind längst anhängig. Das Vertrauen ist erst einmal zerstört. Das dürfte auch für die hochbezahlte Zunft der Analysten gelten: Deren Rolle war vielfach kritisiert worden, denn trotz allen Expertenwissens hatten sie vielfach mit ihren Prognosen weit neben der tatsächlichen Entwicklung der Unternehmen und ihrer Aktienkurse gelegen und damit Anleger zum Kauf animiert.
Hatte der Chefanalyst einer großen deutschen Bank Mitte vergangenen Jahres noch 10.000 Zähler für den Nemax-All-Share bis März 2001 als möglich bezeichnet, nahm er diese Schätzung im November auf 8.000 und wenig später sogar auf 6.000 bis 6.500 Punkte zurück.
Unfreiwillig vom Börsenzettel am Neuen Markt gestrichen wurde vor kurzem als erstes die insolvente Gigabell. Das Telekom-Unternehmen war auch das erste Unternehmen des Wachstums-Index, das im vergangenen Sommer pleite ging.
Und der Chef von Neuer-Markt-Pionier MobilCom, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, Gerhard Schmid, denkt mittlerweile sogar über einen freiwilligen Rückzug nach.
Verlorene Unschuld
Seine Unschuld jedenfalls habe der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren, sind sich die Experten einig.
von a.head 06.03.01 21:49:32 3043385 TELEFONICA S.A. EO 1 ADR3
lebe schnell und gefährlich
von THECANADIEN 09.03.01 15:34:53 3067529 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Neuer Markt
Börsensegment feiert vierten Geburtstag
Am 10. März feiert der Neue Markt seinen vierten Geburtstag. Im Laufe der Zeit hat sich die Zahl der gelisteten Unternehmen drastisch vergrößert. Doch mittlerweile ist die Euphorie über das neue Marktsegment eher ins Gegenteil umgeschlagen. Falsche Gewinnprognosen, Verdacht auf Insiderhandel und ungenaue Ad-Hoc-Meldungen überschatteten die Wachstumsbörse und zogen den Index in den vergangenen Monaten enorm nach unten.
Kapital für junge Firmen
Der Neue Markt wurde als Forum für Unternehmen mit innovativen Produkten und Ideen geschaffen. Damit sollten auch kleinere oder jüngere Firmen an die Börse gehen und günstig Eigenkapital beschaffen können. Ergebnis: Die Anleger helfen, die Finanzierung der neuen Ideen und Trends zu realisieren und teilen sich das Risiko des Start-Up-Unternehmens. Die Firmen, die am Wachstumsmarkt notiert sind, befassen sich vorrangig mit Biotechnologie, Internet, Telekommunikation und Elektronik.
Strenge Regeln - streng genug?
Bei der Schaffung des Neuen Marktes wollten die Verantwortlichen strengere Zugangsbedingungen, als sie in jedem anderen Börsensegment üblich waren. So müssen mindestens 100.000 Stammaktien emittiert werden. Den Altaktionären ist es außerdem verboten, ihre Aktien vor der so genannten sechsmonatigen Lock-up-Frist zu verkaufen. Trotzdem kam es besonders im Jahr 2000 zu vielen Unregelmäßigkeiten, so dass die Deutsche Börse erneut handeln musste und neue Regeln aufstellen musste. Die meisten von ihnen wurden zum 1. Januar wirksam, die neuesten Änderungen gelten seit dem 1. März (siehe Hintergrund).
Die hohe Zahl der Neuemissionen in den Jahren 1999 und 2000 führte allerdings dazu, dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. Während anfänglich noch Kursgewinne von mehreren Hundert oder gar Tausend Prozent möglich waren, stellte sich nun heraus, dass nicht jedes Unternehmen solche Spekulationen rechtfertigte. Viele Firmen mussten zugeben, dass ihre Erfolgsaussichten und Gewinnprognosen viel zu hoch eingeschätzt worden waren - von Fällen echter Kriminalität ganz zu schweigen.
Noch beim dritten Geburtstag des Neuen Marktes im vergangenen Jahr stand der Nemax 50 bei 9603 Punkten. Nun notiert er nur noch bei rund 2000 Zählern - und eine echte Trendwende ist noch nicht zu erkennen.
Quelle: N-Tv
von Mentat 09.03.01 16:02:39 3067774 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Die hohe Zahl der Neuemissionen in den Jahren 1999 und 2000 führte allerdings dazu, dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. Während anfänglich noch Kursgewinne von mehreren Hundert oder gar Tausend Prozent möglich waren, stellte sich nun heraus, dass nicht jedes Unternehmen solche Spekulationen rechtfertigte. Viele Firmen mussten zugeben, dass ihre Erfolgsaussichten und Gewinnprognosen viel zu hoch eingeschätzt worden waren - von Fällen echter Kriminalität ganz zu schweigen.
-- dass die Börsenreife der Unternehmen nicht immer genau genug geprüft wurde. --
Man könnte es auch anders formulieren:
Die blinde Gier der Anleger und eine Mischung aus krimineller Energie und Unfähigkeit bei den Banken führte dazu, daß auch der letzte Scheiß zum revolutionären Wachstumsunternehmen hochfrisiert wurde.
von metzki 09.03.01 16:09:22 3067840 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Es war eine gute Zeit und eine gerechte Zeit.
von oswald11 09.03.01 16:15:01 3067887 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
es ist an der Zeit das Licht auszumachen!
In Österreich bereits geschehen!
von THECANADIEN 09.03.01 23:59:56 3071359 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
N E U E R M A R K T
Katerstimmung zum Geburtstag
Zum dritten Geburtstag gab es Sekt, zum vierten gibt es Selters. Der Neue Markt hat im vierten Jahr seines Bestehens eine beispiellose Talfahrt hingelegt.
Frankfurt - Sektkorken werden am vierten Geburtstag des Neuen Marktes am Sonnabend (10. März) nicht knallen. Eine beispiellose Talfahrt der Kurse seit März 2000, fast täglich wiederkehrende negative Unternehmensmeldungen und die Proteste enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zur Freude.
Feierte das Wachstumssegment der Deutschen Börse auf den Tag genau an seinem dritten Geburtstag seinen Höchststand von 8583 Zählern, ist der Nemax-All-Share-Index zum Handelsschluss am Freitag auf 2033 Punkte gefallen. In einer seit einem Jahr andauernden Talfahrt hat der Index knapp 80 Prozent seines Wertes verloren - der zähe Crash auf Raten ging mit 60 Prozent Wertverlust der US-Technologiebörse Nasdaq einher.
Während des Aufschwungs schienen alle Marktgesetze zeitweise außer Kraft gesetzt: Nach dem Vorbild der Nasdaq wurde der Neue Markt ins Leben gerufen, um kleineren und mittelgroßen Unternehmen die Kapitalaufnahme zu erleichtern. Während der Hightech- und Interneteuphorie schien nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Lizenz zum Gelddrucken
Die zahlreichen Neuemissionen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine Lizenz zum Gelddrucken gewonnen zu haben.
Passend zur Euphorie wurde eine neue Sprache für den Neuen Markt erfunden: Die jungen Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern "sexy" sein. Unternehmenschefs gebärdeten sich wie Popstars, und die Medien spielten mit. Wichtig war die vielversprechende "Story" - oft genug ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft.
Und die Anleger bissen an: Die Kurse erklommen schwindelerregende Höhen, das Wachstum schien unaufhaltsam zu sein. Unternehmen der "New Economy" hatten dank einer riesigen Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert, der weit über dem von großen und profitablen Konzernen lag.
"Story" allein reicht nicht
Dass mit dem aufgenommenen Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in Depression umschlagen.
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse über Nacht zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen seitdem vor einem Scherbenhaufen. Erste Klagen enttäuschter Aktionäre gegen Unternehmen sind anhängig.
Erst Gurus, dann Buhmänner
Oft hatten Analysten mit ihren Prognosen weit neben der tatsächlichen Entwicklung der Unternehmen und ihrer Aktienkurse gelegen. Die DG Bank zum Beispiel setzte in einer Studie zum Neuen Markt noch im April 2000 das Kursziel des Wachstumsmarktes zum Jahresende 2000 auf 8500 Punkte. Ein "Ende der Korrektur sei in Sicht", und "Privatanleger sollten Kursrückschläge für den Aufbau von Positionen am Neuen Markt nutzen". Aber auch andere Banken und Analysten animierten Anleger mit abenteuerlichen Kurszielen immer wieder zum Kauf - und die Anleger spielten mit. Eben noch zu Helden oder sogar Gurus stilisiert, sehen sich manche Analysten jetzt massiven Vorwürfen ausgesetzt.
Unschuld verloren
Unfreiwillig vom Börsenzettel am Neuen Markt gestrichen wurde vor kurzem als erstes das insolvente Telekom-Unternehmen Gigabell. Und auch Gerhard Schmid, der den Neuen Markt von der Wiege an begleitet hat, hat zum vierten Geburtstag keine Glückwünsche parat: Der Chef des Neue-Markt-Pioniers Mobilcom, der am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, denkt inzwischen über einen freiwilligen Rückzug nach.
"Da geht es im Moment mehr um Zocken mit Aktien als um ein Investment", sagt Schmid, der selbst mit atemberaubenden Prognosen über die Wachstumsaussichten von Mobilcom die Kurse angeheizt hatte. In Zukunft würden alle genauer hinschauen, sind sich die Experten einig. Seine Unschuld jedenfalls hat der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren.
Quelle: MM
von Goethe1971 10.03.01 00:05:32 3071381 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
von THECANADIEN 10.03.01 11:43:29 3072296 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
ftd.de, Sa, 10.3.2001, 10:40
Neuer Markt: Katerstimmung am vierten Geburtstag
Der Neue Markt wird heute vier Jahre alt. Eine anhaltende Talfahrt der Kurse, fast täglich negative Unternehmensmeldungen und das Protestgeschrei enttäuschter Kleinaktionäre bieten wenig Grund zu Ausgelassenheit und Freude.
Feierte das Wachstumssegment der Deutschen Börse auf den Tag genau an seinem dritten Geburtstag seinen absoluten Höchststand von 8583,34 Zählern, ist der alle am Neuen Markt gehandelten Werte umfassende Nemax-All-Share-Index mittlerweile auf 2033 Punkte gefallen. Das Vertrauen der Anleger ist erschüttert.
Alle Marktgesetze schienen lange Zeit außer Kraft gesetzt: Nach dem Vorbild der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq ins Leben gerufen, um kleineren und mittelgroßen Unternehmen die Kapitalaufnahme zu erleichtern, schien zeitweise nichts einfacher, als am Neuen Markt schnell an Geld zu kommen: Kaum mehr als eine gute Geschäftsidee war nötig, und schon floss das Kapital der Anleger in Strömen.
Lizenz zum Gelddrucken
Die Aktien-Neuemissionen der sich zahlreich vor der Tür der Frankfurter Wertpapierbörse drängenden Unternehmen waren regelmäßig überzeichnet. Und wer als Anleger so glücklich war, Aktien zugeteilt zu bekommen, schien fast schon eine "Lizenz zum Gelddrucken" gewonnen zu haben. An eine langfristige Anlage dachte dabei kaum einer: Das Interesse galt allein dem schnellen Gewinn.
In der Euphorie wurde fast so etwas wie eine neue Sprache erfunden: Die jungen Aktien mussten nicht die Substanz der Unternehmen widerspiegeln, sondern sexy sein. Unternehmenschefs gebärdeten sich beinahe wie Popstars, und viele Medien spielten mit. Wichtig war die viel versprechende Story - oft genug ein ungedeckter Wechsel auf die Zukunft. Und die Anleger bissen an: Unternehmen der New Economy hatten dank einer riesigen Spekulationsblase nicht selten einen Börsenwert, der weit über dem von großen und profitablen Konzernen lag.
Missmanagement und Skandale
Dass mit dem aufgenommenen Kapital zumindest mittelfristig auch Gewinne erwirtschaftet werden müssen, um am Markt bestehen zu können, schien lange Zeit keine Rolle zu spielen. Zu hohe Ergebnisprognosen, von Aktionärsschützern bemängeltes Missmanagement und Vermutungen um geschönte Zahlen und möglichen Betrug wie beispielsweise im skandalträchtigen Fall des Software-Anbieters Infomatec schickten die Kurse in den Keller und ließen die Euphorie in der zweiten Hälfte vergangenen Jahres in tiefe Depression umschlagen.
Als Paradebeispiel für Aufstieg und Fall am Neuen Markt mag die Geschichte von EM.TV gelten: Als einer der ersten dort gehandelten Werte verzeichnete die Aktie des Münchner Filmrechtehändlers innerhalb kurzer Zeit ein Kursplus von mehreren tausend Prozent. Wer zum Börsenstart für 5000 DM Aktien gekauft hatte, war wenig später Millionär. Jedenfalls auf dem Papier. Wer nicht verkaufte, sah sein Geld seit Mitte letzten Jahres dahinschmelzen.
Kleinanleger vor dem Scherbenhaufen
Viele Börsenneulinge, die in Zeiten ständig steigender Kurse über Nacht zu selbsternannten Börsenexperten wurden, stehen seitdem vor einem Scherbenhaufen. Erste Klagen enttäuschter Aktionäre gegen Unternehmen sind längst anhängig. Unfreiwillig vom Börsenzettel wurde als erstes das insolvente Telekom-Unternehmen Gigabell. Und der Chef von Neuer-Markt-Pionier Mobilcom, die am 10. März 1997 als erstes Unternehmen notiert worden war, Gerhard Schmid, denkt mittlerweile sogar über einen freiwilligen Rückzug nach.
In Zukunft würden alle genauer hinschauen, sind sich die Experten einig. Seine Unschuld jedenfalls habe der Neue Markt an seinem vierten Geburtstag längst verloren.
© dpa
von Stockfinder 10.03.01 12:08:58 3072383 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
und ich sage trotzdem herzlichen Glückwunsch!
von THECANADIEN 10.03.01 12:40:04 3072519 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
10. März 2001 P O L I T I K | W I R T S C H A F T | N E T Z W E L T
N E U E R M A R K T
Die Zockerbörse wird vier
Der Neue Markt feiert seinen vierten Geburtstag, aber den Anlegern dürfte kaum zum Feiern zu Mute sein. Vor einem Jahr gab es noch Sekt, heute fließt allenfalls Selters.
© SPIEGEL ONLINE
Neuer Markt: Geburtstag ohne Party
Frankfurt am Main - Doch am Tag danach hatte der Abschwung eingesetzt, der im Prinzip bis heute anhält und - gemessen an den Indizes - mittlerweile mehr als drei Viertel des Marktwertes vernichtet hat. Finanzexperten gehen aber pünktlich zum Geburtstag des Neuen Marktes davon aus, dass er sich nach den extremen Kursverlusten bis zum Jahresende wieder deutlich erholen dürfte. Die Kurse werden jedoch noch weit von den Höchstständen früherer Tage entfernt bleiben, so die Einschätzung.
Die DG Bank beispielsweise rechnet damit, dass der momentan bei gut 2000 Punkten dümpelnde Nemax-All-Share-Index, der alleWerte des Neuen Marktes umfasst, bis Jahresende wieder 3000Punkte erreichen könnte. Im April 2000 freilich - der Nemax war nach dem Rekordhoch vom März zwischenzeitlich bereits um ein Drittel abgestürzt - war die Bank noch von einem Indexziel von 8500 Punkten zum Jahresende 2000 ausgegangen.
Die HypoVereinsbank und die Investmentgesellschaft Hypoinvest erwarten zum Jahresende 2001 Nemax-Indexstände zwischen 3200 und 3600 Punkten beziehungsweise deutlich über 3500 Zähler. Analysten des Aktienhändlers Lang & Schwarz halten sogar einen Zuwachs auf 4000 bis 4500 Punkte für möglich.
Doch selbst bei einer solchen deutlichen Erholung würden die Notierungen noch weit von den Höchstständen entfernt bleiben, die der Neue Markt just an seinem dritten Geburtstag verzeichnet hatte: Am 10. März 2000 hatte der Blue-Chip-Index Nemax 50 seinen bis heute geltenden Rekord von 9665 Punkten erreicht, der alle Werte umfassende Nemax-All-Share-Index war auf ein Maximum von 8546 Zählern geklettert. Der Marktwert des Börsensegments betrug damals 234,25 Milliarden Euro.
K O N T E X T
· Chronik: Vier Jahre Neuer Markt
· Pleiten am Neuen Markt: Warum Aufsichtsräte versagen
· Neuer Markt: Meldepflicht für Insidergeschäfte
Fast ebenso rasch wie der Aufstieg verlief der Fall des Neuen Marktes: Nachdem sich die Kurse von November 1999 bis März 2000 in etwa verdreifacht hatten, brachen die Indizes seinerzeit praktisch parallel zu einer ähnlichen Entwicklung an der US-Technologiebörse Nasdaq binnen eines Monats um etwa ein Drittel ein. Bis heute hat der Nemax 50 seit seinem Rekordstand mehr als vier Fünftel an Wert verloren. Gewinnwarnungen von Unternehmen häuften sich, und im September war mit Gigabell das erste Unternehmen des Neuen Marktes zahlungsunfähig. Weitere Insolvenzanträge und schwere Krisen anderer Firmen folgten.
Finanzexperten begründen die Kurseinbrüche zu einem wesentlichen Teil damit, dass die Anleger nach vielfach nicht eingehaltenen Geschäftsprognosen das Vertrauen in den Markt verloren hätten. "Bei bestimmten Titeln ist eine regelrechte Verkaufspanik eingetreten", sagt ein Fondsmanager im Rückblick. Anfang März betrug die Marktkapitalisierung des Neuen Marktes mit 87,95 Milliarden Euro nur noch gut ein Drittel des Wertes von vor einem Jahr, obwohl weitere Firmen ihre Aktien in den Handel gebracht hatten, darunter im April 2000 im Rahmen des bislang größten Börsengangs an den Neuen Markt die Telekom-Tochter T-Online. In gleicher Weise, wie das Börsensegment zuvor den Aktienboom in Deutschland angeheizt hatte, führte der Absturz zu einer landesweiten Börsenskepsis.
Die Analysten machen nun die Aussichten auf eine Erholung des Neuen Marktes von einigen Bedingungen abhängig. So sei notwendig, dass die US-Konjunktur einigermaßen robust und die US-Technologiebörse Nasdaq stabil bleibe, sagte Marc Schaedler, Fondsmanager bei Hypoinvest. Der Leiter des Aktien-Research der DG Bank, Lothar Weniger, ergänzte, nötig sei auch, dass die Firmen des Neuen Marktes für das Jahr 2000 Geschäftszahlen vorlegten, die den Erwartungen entsprächen. Nur so könne verloren gegangenes Vertrauen wieder hergestellt werden.
Übereinstimmend beurteilen die Experten die derzeitige Situation als eine notwendige Selektions- und Konsolidierungsphase. Ralf Neuhaus, Leiter für Corporate Finance bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, sieht in dem Neuen Markt durchaus ein Risikosegment. Nach den Zusammenbrüchen von Firmen wie Gigabell oder Teamwork seien auch künftig Konkurse möglich. Fondsmanager Schaedler sagte dazu: "Da werden noch einige Titel verschwinden - das ist normal."
Privatanleger sollten künftig mit ihren Investments vorsichtiger umgehen. Sie sollten sich besser über die Unternehmen und deren Branchen informieren, bevor sie investierten. Fondsmanager Schaedler empfahl, vor allem unternehmensspezifisch und weniger branchenspezifisch Investments auszuwählen. Grund dafür sei beispielsweise, dass die an der Börse favorisierten Branchen wegen der raschen technologischen Fortschritte immer häufiger wechselten. Außerdem gebe es eine große Bandbreite von guten und schlechten Unternehmen in bestimmten Branchen.
Michele Di Giovanni, Reuters
von dreamjieper 10.03.01 13:09:25 3072635 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
lauter luftblasen
ziel 100
von THECANADIEN 11.03.01 20:27:01 3077657 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
Scharlatane am Neuen Markt verderben die Geburtstagsfeier
Kolumne von Gottfried Heller
Noch beim dritten Geburtstag knallten die Sektkorken, markierte doch damals der Nemax-50 seinen höchsten Stand. Seitdem hat der Index 80 Prozent verloren und steht heute nahe seinem Tiefstpunkt. Während noch vor einem Jahr das Motto galt "Kaufen zu jedem Kurs", lauten heute die Schlagzeilen "Nie wieder Aktien".
Die Nasdaq erreichte ihren Zenit zeitgleich mit dem Nemax-50. Sie hat seitdem 60 Prozent verloren. In Geld ausgedrückt entspricht das einem Betrag von mehr als acht Billionen DM. In zwölf Monaten ist ein Verlust entstanden, der das gesamte in Deutschland über 50 Jahre angesparte Geldvermögen übersteigt. Da nehmen sich die Verluste am Neuen Markt mit 200 Mrd. DM wie Peanuts aus.
Die Ablaufmuster von Finanzblasen sind immer dieselben. Zunächst bildet sich, begleitet von einem Strom guter Nachrichten, ein Konsens, dass die Gewinnchancen riesig sind. Der Optimismus nimmt zu, während sich die Überzeugung bildet, dass einerlei, wie gut die Dinge schon jetzt sind, sie noch besser werden. Die Zahl der Aktienkäufer nimmt ständig zu. Eine neue Klasse von Gurus entsteht, die meist die Botschaft verbreitet, dass alte Börsengesetze und Bewertungsmaßstäbe nicht mehr gelten, weil das rasante Wachstum nicht von kurzfristig zyklischer Natur, sondern von Dauer sei.
Die Schar der gläubigen Aktienkäufer nimmt rasant zu. Und nun beginnt das letzte Stadium: blinder Wahn. Die gläubigen Jünger werden mit märchenhaften Gewinnen belohnt. Die öffentliche und veröffentlichte Meinung schart sich um berühmt gewordenen Propheten. Der Geldstrom schwillt dramatisch an. Die Kurse schießen senkrecht in die Höhe, wenn schließlich auch die letzten Zweifler kapitulieren und sich der Börsenparty anschließen. Täglich gehen neue Firmen an die Börse. Die Euphorie kennt keine Grenzen, denn scheinbar werden alle steinreich: die Emittenten und die Aktienkäufer. Aber eben nur scheinbar.
Die Spitze ist erreicht, wenn keine neuen Zocker hinzukommen. Das ist dann, wie wenn einer Rakete der Treibstoff ausgeht. Mein Freund und Partner Kostolany hat es kurz und deftig so ausgedrückt: Die Börse fällt, wenn es mehr Papiere gibt als Dummköpfe. Dieser Zustand war genau vor einem Jahr eingetreten. Eine Goldgräberzeit ruft jedoch auch immer eine Schar von Glücksrittern auf den Plan, die von den Anlegern Kapital einsammeln, weniger für den Aufbau der Firma als für die eigene Tasche. Zwei prominente Vertreter sind Nina Brink, die ihre Firma World Online an die Börse brachte, und Thomas Haffa, Gründer und Chef von EM.TV. Beide gestanden treuherzig, als sie gefragt wurden, warum sie Kasse gemacht hätten, während sie ihre Aktien mit viel Werberummel an der Börse zu Mondkursen abgeladen hatten, sie hätten eben dabei an die Zukunft ihrer Familie gedacht. Die Zukunft ihrer Aktionäre war den Abkassierern egal.
Der volkswirtschaftlich so außerordentlich wichtige Neue Markt hat wegen skandalöser Machenschaften einen schweren Rückschlag erlitten. Aus einer nützlichen Kapitalsammelstelle für junge Start-ups war ein Spielcasino geworden. Alle, die dazu beigetragen haben: Scharlatane, die die Gunst der Stunde nutzten, um abzukassieren, Emissionsbanken, die fette Provisionen einstrichen, Fondsmanager, die mit zweifelhaften Methoden ihre Kurse hochtrieben, und schließlich die Medien, die die Spekulationswut weiter anheizten, haben dem zarten Pflänzchen Aktienkultur Schaden zugefügt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier zu Lande die Schurken Porsche fahren, verfolgt von Sheriffs auf dem Moped.
Gottfried Heller ist Fondsmanager und Chef der Fiduka Depotverwaltung.
Die Welt 12/03/01
hier die nächste Schreckensmeldung (bzw. Abzocke), diesmal für Teldafax-Aktionäre
charlie
aus dem Manager-Magazin:
28.03.2001
T E L D A F A X
Bittere Enttäuschung
World Access, der neue Großaktionär der Marburger Telekom-AG, steht kurz vor dem Bankrott.
Atlanta - Das amerikanische Unternehmen Word Access (WA) steht offenbar kurz vor der Pleite. Wie Vorstands-Chef John Phillips am Dienstag-Abend mitteilte, erwägt die Aktiengesellschaft, ein sogenanntes "Chapter 11"-Verfahren einzuleiten, das dem deutschen Insolvenz-Prozedere entspricht. Begründet wird dieser Schritt unter anderem damit, dass die Ergebnisse für das vierte Quartal nach Auskunft des Vorstands vermutlich "signifikant" unter den Erwartungen liegen.
Betroffen davon sind vor allem die früheren TelDaFax-Aktionäre, die ein Übernahmeangebot des amerikanischen Telekom-Unternehmens angenommen hatten. World Access hatte Mitte Juni vergangenen Jahres angekündigt, eine Mehrheitsbeteiligung an der Marburger Aktiengesellschaft erwerben zu wollen. Die Transaktion sollte nach WA-Angaben in mehreren Schritten erfolgen und TelDaFax "zu einem der wettbewerbsfähigsten Telekommunikationsanbieter in Deutschland" machen. Der erste Schritt war die Übernahme aller Anteile, die sich damals im Besitz des Investors Apax Partners befanden. Dieser hielt bis dahin 33 Prozent der Aktien.
Über 95 Prozent Kursverlust seit Anfang 2000
Den übrigen Aktionären wurde ein Umtausch gegen Stammaktien von World Access angeboten. Das Tauschverhältnis lag anfangs etwa bei eins zu eins, Ende 2000 wurde es zugunsten der Aktionäre leicht nachgebessert. Außerdem hieß es in einer Unternehmensmitteilung: "World Access strebt Zulassungen an einer oder mehreren europäischen Börsen an, darunter der Neue Markt in Deutschland. (...) Nachteilige finanzielle Auswirkungen auf andere Akquisitionen des Unternehmens (STAR Telecommunications und WorldxChange) werden nicht erwartet."
Unmittelbar nach diesem Übernahmeangebot brach der Aktienkurs von World Access allerdings dramatisch ein und begann eine monatelange Talfahrt. Vorläufiger Tiefpunkt: Der Schlusskurs von Dienstag-Abend. Die Aktie fiel an der Nasdaq zum Handelsende auf 0,25 Dollar (minus 61,9 Prozent), womit der Börsenwert des Unternehmens auf 18,3 Millionen Dollar gesunken ist. Vor einem Jahr wurde die Aktie noch für über 23 Dollar gehandelt.
Hiobsbotschaft kam kurz nach Ende der Umtauschfrist
Einen ähnlich dramatischen Kursverlauf nahm die Aktie von Teldafax. Sie schloss am Dienstag nach ungewöhnlich hohen Umsätzen mit etwa 0,80 Euro, nachdem sie im vergangenen Jahr noch ein Niveau von annähernd 20 Euro erreicht hatte. Am heutigen Mittwoch verlor sie abermals über 10 Prozent und fiel unter 0,70 Euro.
Besonders bitter für die TelDaFax-Aktionäre: Die Rücktrittsfrist von der Aktienumtausch-Offerte endete vor einigen Tagen - am Freitag, dem 23. März. Ursprünglich sollte sie bereits eine Woche früher enden. Auf der Homepage von TelDaFax heißt es dazu: "World Access geht davon aus, das Übernahmeangebot am 26. März 2001 abzuschließen."
Nach eigenen Aussagen ist der Beteiligungsanteil von WA an TelDaFax inzwischen auf etwa 70 Prozent gestiegen, nachdem zahlreiche Aktionäre von dem Angebot der Amerikaner Gebrauch gemacht und ihren Umtauschwillen bekundet haben. Bei vielen von ihnen macht sich nun allerdings Verägerung breit. Sie beanstanden, dass der TelDaFax-Vorstand noch bis vor einigen Tagen ausdrücklich dazu geraten hatte, das Angebot anzunehmen.
TelDaFax erfuhr von der Schieflage über eine Pressemeldung
Der Marburger AG selbst hat für die aktuelle Situation keine Erklärung. Technik-Vorstand Stefan Legner, der das Unternehmen seit dem Abgang des alten CEO gemeinsam mit Stefan Koch (Vorstand Marketing und Vertrieb) und Michael F. Mies (Vorstand Finanz- und Rechnungswesen) leitet, äußerte gegenüber manager-magazin.de seine Verwunderung über die jüngsten Vorgänge. "Wir haben vom drohenden Bankrott unseres neuen Großaktionärs auch erst am Dienstag erfahren, und zwar über eine Pressemitteilung von World Access. Eine andere Information zu dem Sachverhalt gab es bislang nicht."
Keine Erklärung hat Legner auch für den Umstand, dass die Schreckensmeldung aus Atlanta erst am Dienstag abend kam - also unmittelbar nach Ablauf der Umtauschfrist. "Bis zum Dienstag sind auch wir davon ausgegangen, dass World Access ein gesundes, profitables Unternehmen ist. Wenn ich nun höre, dass offenbar das Gegenteil der Fall ist, kann ich nur sagen: Ich bin vollkommen überrascht und fühle mich massiv getäuscht." Nun will der Vorstand rechtliche Schritte gegen World Access prüfen lassen.
Unterdessen warten die Aktionäre auf eine offizielle Meldung aus dem Hause TelDaFax. Die steht bislang noch aus.
Autor: Clemens von Frentz
charlie
aus dem Manager-Magazin:
28.03.2001
T E L D A F A X
Bittere Enttäuschung
World Access, der neue Großaktionär der Marburger Telekom-AG, steht kurz vor dem Bankrott.
Atlanta - Das amerikanische Unternehmen Word Access (WA) steht offenbar kurz vor der Pleite. Wie Vorstands-Chef John Phillips am Dienstag-Abend mitteilte, erwägt die Aktiengesellschaft, ein sogenanntes "Chapter 11"-Verfahren einzuleiten, das dem deutschen Insolvenz-Prozedere entspricht. Begründet wird dieser Schritt unter anderem damit, dass die Ergebnisse für das vierte Quartal nach Auskunft des Vorstands vermutlich "signifikant" unter den Erwartungen liegen.
Betroffen davon sind vor allem die früheren TelDaFax-Aktionäre, die ein Übernahmeangebot des amerikanischen Telekom-Unternehmens angenommen hatten. World Access hatte Mitte Juni vergangenen Jahres angekündigt, eine Mehrheitsbeteiligung an der Marburger Aktiengesellschaft erwerben zu wollen. Die Transaktion sollte nach WA-Angaben in mehreren Schritten erfolgen und TelDaFax "zu einem der wettbewerbsfähigsten Telekommunikationsanbieter in Deutschland" machen. Der erste Schritt war die Übernahme aller Anteile, die sich damals im Besitz des Investors Apax Partners befanden. Dieser hielt bis dahin 33 Prozent der Aktien.
Über 95 Prozent Kursverlust seit Anfang 2000
Den übrigen Aktionären wurde ein Umtausch gegen Stammaktien von World Access angeboten. Das Tauschverhältnis lag anfangs etwa bei eins zu eins, Ende 2000 wurde es zugunsten der Aktionäre leicht nachgebessert. Außerdem hieß es in einer Unternehmensmitteilung: "World Access strebt Zulassungen an einer oder mehreren europäischen Börsen an, darunter der Neue Markt in Deutschland. (...) Nachteilige finanzielle Auswirkungen auf andere Akquisitionen des Unternehmens (STAR Telecommunications und WorldxChange) werden nicht erwartet."
Unmittelbar nach diesem Übernahmeangebot brach der Aktienkurs von World Access allerdings dramatisch ein und begann eine monatelange Talfahrt. Vorläufiger Tiefpunkt: Der Schlusskurs von Dienstag-Abend. Die Aktie fiel an der Nasdaq zum Handelsende auf 0,25 Dollar (minus 61,9 Prozent), womit der Börsenwert des Unternehmens auf 18,3 Millionen Dollar gesunken ist. Vor einem Jahr wurde die Aktie noch für über 23 Dollar gehandelt.
Hiobsbotschaft kam kurz nach Ende der Umtauschfrist
Einen ähnlich dramatischen Kursverlauf nahm die Aktie von Teldafax. Sie schloss am Dienstag nach ungewöhnlich hohen Umsätzen mit etwa 0,80 Euro, nachdem sie im vergangenen Jahr noch ein Niveau von annähernd 20 Euro erreicht hatte. Am heutigen Mittwoch verlor sie abermals über 10 Prozent und fiel unter 0,70 Euro.
Besonders bitter für die TelDaFax-Aktionäre: Die Rücktrittsfrist von der Aktienumtausch-Offerte endete vor einigen Tagen - am Freitag, dem 23. März. Ursprünglich sollte sie bereits eine Woche früher enden. Auf der Homepage von TelDaFax heißt es dazu: "World Access geht davon aus, das Übernahmeangebot am 26. März 2001 abzuschließen."
Nach eigenen Aussagen ist der Beteiligungsanteil von WA an TelDaFax inzwischen auf etwa 70 Prozent gestiegen, nachdem zahlreiche Aktionäre von dem Angebot der Amerikaner Gebrauch gemacht und ihren Umtauschwillen bekundet haben. Bei vielen von ihnen macht sich nun allerdings Verägerung breit. Sie beanstanden, dass der TelDaFax-Vorstand noch bis vor einigen Tagen ausdrücklich dazu geraten hatte, das Angebot anzunehmen.
TelDaFax erfuhr von der Schieflage über eine Pressemeldung
Der Marburger AG selbst hat für die aktuelle Situation keine Erklärung. Technik-Vorstand Stefan Legner, der das Unternehmen seit dem Abgang des alten CEO gemeinsam mit Stefan Koch (Vorstand Marketing und Vertrieb) und Michael F. Mies (Vorstand Finanz- und Rechnungswesen) leitet, äußerte gegenüber manager-magazin.de seine Verwunderung über die jüngsten Vorgänge. "Wir haben vom drohenden Bankrott unseres neuen Großaktionärs auch erst am Dienstag erfahren, und zwar über eine Pressemitteilung von World Access. Eine andere Information zu dem Sachverhalt gab es bislang nicht."
Keine Erklärung hat Legner auch für den Umstand, dass die Schreckensmeldung aus Atlanta erst am Dienstag abend kam - also unmittelbar nach Ablauf der Umtauschfrist. "Bis zum Dienstag sind auch wir davon ausgegangen, dass World Access ein gesundes, profitables Unternehmen ist. Wenn ich nun höre, dass offenbar das Gegenteil der Fall ist, kann ich nur sagen: Ich bin vollkommen überrascht und fühle mich massiv getäuscht." Nun will der Vorstand rechtliche Schritte gegen World Access prüfen lassen.
Unterdessen warten die Aktionäre auf eine offizielle Meldung aus dem Hause TelDaFax. Die steht bislang noch aus.
Autor: Clemens von Frentz
@all, eine interessante Geschichte
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Darf der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (!!!) Ulrich Hocker als Aufsichtsratsmitglied bei Systracom 75.000 DM Vergütung kassieren ????
Quelle: www.gelon.de, dort `Gedanken zu Systracom`
Auszug:
-----------
Grund zur Verwunderung ergibt sich aus dem zweiten Tagesordnungspunkt der anstehenden Hauptversammlung. Der Vorstand schlägt darin vor, den drei Aufsichtsratmitgliedern eine geradezu utopisch hohe Vergütung von 225.000 DM zu bewilligen - das sind im Durchschnitt 75.000 DM. Bei ConSors erhält ein Aufsichtsrat durchschnittlich 12.500 DM, bei comdirect rund 14.300 DM. Angesichts dieser (bei Systracom) vergleichsweise immens hohen Beträge drängen sich dem Beobachter Fragen auf, zu denen Systracom erst nach der Hauptversammlung Stellung beziehen will.
-----------
Grüsse, Peter (der sehr nachdenklich ist).
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Darf der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (!!!) Ulrich Hocker als Aufsichtsratsmitglied bei Systracom 75.000 DM Vergütung kassieren ????
Quelle: www.gelon.de, dort `Gedanken zu Systracom`
Auszug:
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Grund zur Verwunderung ergibt sich aus dem zweiten Tagesordnungspunkt der anstehenden Hauptversammlung. Der Vorstand schlägt darin vor, den drei Aufsichtsratmitgliedern eine geradezu utopisch hohe Vergütung von 225.000 DM zu bewilligen - das sind im Durchschnitt 75.000 DM. Bei ConSors erhält ein Aufsichtsrat durchschnittlich 12.500 DM, bei comdirect rund 14.300 DM. Angesichts dieser (bei Systracom) vergleichsweise immens hohen Beträge drängen sich dem Beobachter Fragen auf, zu denen Systracom erst nach der Hauptversammlung Stellung beziehen will.
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Grüsse, Peter (der sehr nachdenklich ist).
Hi Peter,
ein Amt scheint wohl nicht zu genügen Für etliche obere Herren - auch aus der Politik - gehört es doch fast schon zum guten Ton, ein Aufsichtsratsamt inne zu haben. Mal ganz abgesehen vom netten Zubrot Ob man dann auch seinen Anforderungen gerecht werden kann, sei mal dahingestellt...
Hier noch ein Artikel aus der Wirtschaftswoche, von dem ich wieder einen Absatz hervorheben möchte:
"Viele Unternehmen, bei denen wir jetzt Gewinnwarnungen sehen, sind in der Hausse an die Börse gegangen", erklärt Sabine Bendiek vom Risikokapitalgeber Earlybird in Hamburg. In Erwartung großer Umsatzschübe wurde "mit den Emissionserlösen wild expandiert. Wenn die Umsätze nicht wie erhofft mitwachsen, sitzen die auf ihren definitiv mitgewachsenen Kosten." Oft verschweigen die Vorstände die schlechte Lage so lange wie möglich, weil sie sich an die Hoffnung auf eine Wende klammern. Viel zu spät folgt dann die Ergebniswarnung, die den Kurs zum Absturz bringt."
...die Kleinanleger erfahren immer zum Schluß, wie`s um die Firma steht. Nett von den Vorständen!...tsts...
Hier der vollständige Artikel:
Vorstandswechsel: Deutliches Warnsignal
Ein Unglück kommt selten allein. Schon gar nicht, wenn es sich um Hiobsbotschaften am Neuen Markt handelt. Ende Januar meldete der Wiener IT-Dienstleister Blue C, man trenne sich wegen „unterschiedlicher Auffassungen in der Firmenstrategie“ von Finanzvorstand Folker Pieterse. Nur einen Monat später folgte eine Gewinnwarnung ...
In der zugehörigen Ad-hoc-Meldung teilt Blue C mit, wegen „der Zurückhaltung der Zielkunden“ habe man „Umsätze nicht wie erwartet realisieren“ können. Seit letzter Woche ermittelt nun auch noch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel wegen des Verdachts auf Insiderhandel.
Der Fall Blue C ist einer von über 100 am Neuen Markt, bei denen Michael Wassiluk von der Beratungsgesellschaft IPO Management einen direkten Zusammenhang zwischen Rücktritten in der Vorstandsetage und verheerenden Ergebniswarnungen erkannt hat. Dabei ist besonders für Anleger interessant: Nicht immer treten die Verantwortlichen erst zurück, nachdem das ganze Schadensausmaß bekannt geworden ist. Fast die Hälfte der von Wassiluk untersuchten Rücktritte erfolgte kurz vor einer Gewinn- oder Umsatzwarnung. Die logische Erklärung: Nach dem Abgang offenbart der Nachfolger erst einmal das ganze Ausmaß des Desasters. Danach purzeln in jedem Fall die Kurse .
Viele Experten befürchten gar, dass die Flut schlechter Meldungen noch lange nicht abreißt. „Derzeit passiert fast jeden Tag was“, sagt Berater Wassiluk, „für Anleger herrscht Alarmstufe Rot.“ Zugleich steigt der Druck auf die Verantwortlichen: Laut Wassiluk mussten von Dezember 1999 bis Januar 2001 bereits 174 Vorstände ihren Hut nehmen – meist kurz vor oder nach einer der 128 Ergebniswarnungen im gleichen Zeitraum.
Wassiluk untersuchte besonders jene Gewinn- und Umsatzwarnungen genauer, die kurz vor oder nach einem Vorstandswechsel die Anleger schockierten. Aufhorchen sollten Anleger bei Rücktritten immer. Auch dann, wenn in den offiziellen Verlautbarungen zu Vorstandsrücktritten nur von „familiären“ oder „altersbedingten Gründen“ die Rede ist. Solchen Beschönigungen folgen oft verfehlte Ergebnisse mit dann sehr viel handfesteren Begründungen: 41-mal waren die Kosten aus dem Ruder gelaufen, 37-mal wurde der Markt zu positiv eingeschätzt. „Keine altersbedingten“, sondern „klare operative Fehlleistungen“, sagt Wassiluk.
„Viele Unternehmen, bei denen wir jetzt Gewinnwarnungen sehen, sind in der Hausse an die Börse gegangen“, erklärt Sabine Bendiek vom Risikokapitalgeber Earlybird in Hamburg. In Erwartung großer Umsatzschübe wurde „mit den Emissionserlösen wild expandiert. Wenn die Umsätze nicht wie erhofft mitwachsen, sitzen die auf ihren definitiv mitgewachsenen Kosten.“ Oft verschweigen die Vorstände die schlechte Lage so lange wie möglich, weil sie sich an die Hoffnung auf eine Wende klammern. Viel zu spät folgt dann die Ergebniswarnung, die den Kurs zum Absturz bringt.
Häufig geben die Personalwechsel schon vorher Warnsignale, glaubt Börsengangsberater Wassiluk: „In 47 Prozent der Fälle trat ein Vorstand vor einer Ergebniswarnung zurück.“ Vor allem Rücktritte kurz vor der Bekanntgabe neuer Quartalszahlen sind ein deutliches Alarmsignal. Die Position des Finanzvorstands gilt dabei als besonders kritisch. „Oft ist der erst kurz vor dem Börsengang zum Unternehmen gestoßen, weil dringend Leute mit Börsengangs-Know-how benötigt wurden“, erklärt Wassiluk. Beliebt sind deshalb bei den Börsenfrischlingen mehr oder weniger erfahrene Investmentbanker. Doch den Finanzchefs fehlt oft das Branchenwissen, und im Unternehmen selbst bleiben sie oft ein Fremdkörper. Wassiluk: „Die Banker sind zwar gut für die Verkäufe beim Börsengang, aber sie verschätzen sich schnell bei der Marktposition des neuen Arbeitgebers“ – mit bösen Folgen für die Planzahlen.
Nur wer schnell auf einen Rücktritt reagiert, kann extreme Kursverluste vermeiden. So veranlassten bei Popnet Internet „rein persönliche Gründe“ den Finanzchef am 31. Oktober zum Rücktritt. Am 30. November verkündete Popnet statt der erwarteten 4,5 Millionen horrende zwölf Millionen Euro Verlust. Und bei Softline hatte es der Finanzvorstand plötzlich eilig mit dem Ruhestand: Am 5. Februar 2001 meldete das Unternehmen, Vorstand Bruno Schwelling stehe „aus Altersgründen“ nicht mehr zur Verfügung. Schon am 12. Februar folgte die Gewinnwarnung. Schwellings Nachfolger kommt zwar erst am 1. April. Doch die Zahlen ließen Schwelling wohl so schnell altern, dass er nicht einmal die knapp zwei Monate bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers abwarten konnte.
STEFAN HAJEK
greetz charlie
ein Amt scheint wohl nicht zu genügen Für etliche obere Herren - auch aus der Politik - gehört es doch fast schon zum guten Ton, ein Aufsichtsratsamt inne zu haben. Mal ganz abgesehen vom netten Zubrot Ob man dann auch seinen Anforderungen gerecht werden kann, sei mal dahingestellt...
Hier noch ein Artikel aus der Wirtschaftswoche, von dem ich wieder einen Absatz hervorheben möchte:
"Viele Unternehmen, bei denen wir jetzt Gewinnwarnungen sehen, sind in der Hausse an die Börse gegangen", erklärt Sabine Bendiek vom Risikokapitalgeber Earlybird in Hamburg. In Erwartung großer Umsatzschübe wurde "mit den Emissionserlösen wild expandiert. Wenn die Umsätze nicht wie erhofft mitwachsen, sitzen die auf ihren definitiv mitgewachsenen Kosten." Oft verschweigen die Vorstände die schlechte Lage so lange wie möglich, weil sie sich an die Hoffnung auf eine Wende klammern. Viel zu spät folgt dann die Ergebniswarnung, die den Kurs zum Absturz bringt."
...die Kleinanleger erfahren immer zum Schluß, wie`s um die Firma steht. Nett von den Vorständen!...tsts...
Hier der vollständige Artikel:
Vorstandswechsel: Deutliches Warnsignal
Ein Unglück kommt selten allein. Schon gar nicht, wenn es sich um Hiobsbotschaften am Neuen Markt handelt. Ende Januar meldete der Wiener IT-Dienstleister Blue C, man trenne sich wegen „unterschiedlicher Auffassungen in der Firmenstrategie“ von Finanzvorstand Folker Pieterse. Nur einen Monat später folgte eine Gewinnwarnung ...
In der zugehörigen Ad-hoc-Meldung teilt Blue C mit, wegen „der Zurückhaltung der Zielkunden“ habe man „Umsätze nicht wie erwartet realisieren“ können. Seit letzter Woche ermittelt nun auch noch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel wegen des Verdachts auf Insiderhandel.
Der Fall Blue C ist einer von über 100 am Neuen Markt, bei denen Michael Wassiluk von der Beratungsgesellschaft IPO Management einen direkten Zusammenhang zwischen Rücktritten in der Vorstandsetage und verheerenden Ergebniswarnungen erkannt hat. Dabei ist besonders für Anleger interessant: Nicht immer treten die Verantwortlichen erst zurück, nachdem das ganze Schadensausmaß bekannt geworden ist. Fast die Hälfte der von Wassiluk untersuchten Rücktritte erfolgte kurz vor einer Gewinn- oder Umsatzwarnung. Die logische Erklärung: Nach dem Abgang offenbart der Nachfolger erst einmal das ganze Ausmaß des Desasters. Danach purzeln in jedem Fall die Kurse .
Viele Experten befürchten gar, dass die Flut schlechter Meldungen noch lange nicht abreißt. „Derzeit passiert fast jeden Tag was“, sagt Berater Wassiluk, „für Anleger herrscht Alarmstufe Rot.“ Zugleich steigt der Druck auf die Verantwortlichen: Laut Wassiluk mussten von Dezember 1999 bis Januar 2001 bereits 174 Vorstände ihren Hut nehmen – meist kurz vor oder nach einer der 128 Ergebniswarnungen im gleichen Zeitraum.
Wassiluk untersuchte besonders jene Gewinn- und Umsatzwarnungen genauer, die kurz vor oder nach einem Vorstandswechsel die Anleger schockierten. Aufhorchen sollten Anleger bei Rücktritten immer. Auch dann, wenn in den offiziellen Verlautbarungen zu Vorstandsrücktritten nur von „familiären“ oder „altersbedingten Gründen“ die Rede ist. Solchen Beschönigungen folgen oft verfehlte Ergebnisse mit dann sehr viel handfesteren Begründungen: 41-mal waren die Kosten aus dem Ruder gelaufen, 37-mal wurde der Markt zu positiv eingeschätzt. „Keine altersbedingten“, sondern „klare operative Fehlleistungen“, sagt Wassiluk.
„Viele Unternehmen, bei denen wir jetzt Gewinnwarnungen sehen, sind in der Hausse an die Börse gegangen“, erklärt Sabine Bendiek vom Risikokapitalgeber Earlybird in Hamburg. In Erwartung großer Umsatzschübe wurde „mit den Emissionserlösen wild expandiert. Wenn die Umsätze nicht wie erhofft mitwachsen, sitzen die auf ihren definitiv mitgewachsenen Kosten.“ Oft verschweigen die Vorstände die schlechte Lage so lange wie möglich, weil sie sich an die Hoffnung auf eine Wende klammern. Viel zu spät folgt dann die Ergebniswarnung, die den Kurs zum Absturz bringt.
Häufig geben die Personalwechsel schon vorher Warnsignale, glaubt Börsengangsberater Wassiluk: „In 47 Prozent der Fälle trat ein Vorstand vor einer Ergebniswarnung zurück.“ Vor allem Rücktritte kurz vor der Bekanntgabe neuer Quartalszahlen sind ein deutliches Alarmsignal. Die Position des Finanzvorstands gilt dabei als besonders kritisch. „Oft ist der erst kurz vor dem Börsengang zum Unternehmen gestoßen, weil dringend Leute mit Börsengangs-Know-how benötigt wurden“, erklärt Wassiluk. Beliebt sind deshalb bei den Börsenfrischlingen mehr oder weniger erfahrene Investmentbanker. Doch den Finanzchefs fehlt oft das Branchenwissen, und im Unternehmen selbst bleiben sie oft ein Fremdkörper. Wassiluk: „Die Banker sind zwar gut für die Verkäufe beim Börsengang, aber sie verschätzen sich schnell bei der Marktposition des neuen Arbeitgebers“ – mit bösen Folgen für die Planzahlen.
Nur wer schnell auf einen Rücktritt reagiert, kann extreme Kursverluste vermeiden. So veranlassten bei Popnet Internet „rein persönliche Gründe“ den Finanzchef am 31. Oktober zum Rücktritt. Am 30. November verkündete Popnet statt der erwarteten 4,5 Millionen horrende zwölf Millionen Euro Verlust. Und bei Softline hatte es der Finanzvorstand plötzlich eilig mit dem Ruhestand: Am 5. Februar 2001 meldete das Unternehmen, Vorstand Bruno Schwelling stehe „aus Altersgründen“ nicht mehr zur Verfügung. Schon am 12. Februar folgte die Gewinnwarnung. Schwellings Nachfolger kommt zwar erst am 1. April. Doch die Zahlen ließen Schwelling wohl so schnell altern, dass er nicht einmal die knapp zwei Monate bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers abwarten konnte.
STEFAN HAJEK
greetz charlie
@ TeertSllaw ,
deftig ... deftig .....schon die kombination dieser beiden tätigkeiten
finde ich unvertretbar. sollte uns zu denken geben.
@ charlie 100 ,
guter beitrag.
deftig ... deftig .....schon die kombination dieser beiden tätigkeiten
finde ich unvertretbar. sollte uns zu denken geben.
@ charlie 100 ,
guter beitrag.
E M . T V
Fristverlängerung beantragt
Der Filmrechtehändler kann die Frist für die Bekanntgabe der Geschäftszahlen nicht einhalten.
München - Das angeschlagene Medienunternehmen EM.TV & Merchandising will seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht wie gesetzlich vorgeschrieben bis zum 31. März veröffentlichen.
EM.TV: Wie tief geht es noch?
Auch der Einstieg von Leo Kirch hat der Aktie nicht mehr aufgeholfen. Nun hat das Unternehmen Probleme mit der eigenen Bilanz.
Deshalb hat es am Mittwoch bei der Deutschen Börse eine offizielle Anfrage für eine Fristverlängerung eingereicht, teilte eine Sprecherin des Medienkonzerns mit.
EM.TV habe auf Grund der Gegebenheiten der vergangenen Wochen eine "außerordentliche Ressourcenbindung" gehabt und schaffe es nicht, die Zahlen fristgerecht vorzulegen, begründete die Sprecherin die Anfrage. Sie rechne mit einer Fristverlängerung von maximal vier Wochen.
Fristverlängerung beantragt
Der Filmrechtehändler kann die Frist für die Bekanntgabe der Geschäftszahlen nicht einhalten.
München - Das angeschlagene Medienunternehmen EM.TV & Merchandising will seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht wie gesetzlich vorgeschrieben bis zum 31. März veröffentlichen.
EM.TV: Wie tief geht es noch?
Auch der Einstieg von Leo Kirch hat der Aktie nicht mehr aufgeholfen. Nun hat das Unternehmen Probleme mit der eigenen Bilanz.
Deshalb hat es am Mittwoch bei der Deutschen Börse eine offizielle Anfrage für eine Fristverlängerung eingereicht, teilte eine Sprecherin des Medienkonzerns mit.
EM.TV habe auf Grund der Gegebenheiten der vergangenen Wochen eine "außerordentliche Ressourcenbindung" gehabt und schaffe es nicht, die Zahlen fristgerecht vorzulegen, begründete die Sprecherin die Anfrage. Sie rechne mit einer Fristverlängerung von maximal vier Wochen.
Neuer Markt
Reiche Verlierer
Peter Brors, Michael Freitag
Tristesse am Neuen Markt: Tausende Anleger haben hohe Summen verloren. Vielen Vorständen aber geht es trotz mieser Bilanzen prächtig. Sie verkauften rechtzeitig eigene Aktien.
Der 5. Februar muss für Hero Alting ein guter Tag gewesen sein. Den vierzigsten Geburtstag im Blick, sah er die Zeit gekommen, sein Werk, die Sunburst Merchandising AG, in jüngere Hände zu legen. Vom Lichtdesigner für Rockkonzerte und Hersteller bedruckter Fan-T-Shirts hatte er es zum Vorstandsvorsitzenden gebracht.
Die Aktie notierte in jenen Tagen in der Gegend von 16 Euro. Nicht übermäßig hoch, aber immerhin höher als vor der Ankündigung des Vorstands, die Prognosen für 2001 anzuheben. So bekam Alting einen anständigen Preis für das Aktienpaket, das er seinem Nachfolger Benjamin Gawlik verkaufte.
Der 17. März muss für Gawlik der schlimmste Tag seines Lebens gewesen sein. Da will er nach eigener Aussage erfahren haben, dass nicht nur die Prognose für 2001, sondern auch der bis dahin angekündigte Gewinn für das Vorjahr Makulatur war – die ganze Bilanz eine Luftnummer, der Gewinn in Wahrheit ein Verlust. Der Kurs stürzte unter drei Euro. Gawlik und mit ihm Tausende Kleinanleger verloren innerhalb von Stunden Millionen.
Reichtum auf Kosten der Kleinanleger
Die Hero Altings sind überall. Etliche Vorstände haben ihre Aktien rechtzeitig verkauft, bevor es mit den Kursen nach unten ging. Längst sind sie schwer reich – unabhängig von ihrer eigenen Leistung, unabhängig davon, ob ihre Firmen florieren oder vor der Pleite stehen. Doch dem Aufstieg der Gründer und Großinvestoren steht der finanzielle Abstieg unzähliger Kleinanleger gegenüber.
Die Bilanz des Neuen Markts fällt vier Jahre nach dem Start der Börse für Wachstumswerte ernüchternd aus: Der Crash hat so viel Kapital vernichtet wie kein anderes Börsenereignis in Deutschland. Vor einem Jahr noch steckten fast 250 Milliarden Euro Kapital in diesem Segment. Heute sind es weniger als 100 Milliarden. Der Nemax-All-Share-Index fiel seit seinem Höchststand am 10. März 2000 von 8 559 Punkten auf ein Tief von 1 596 Punkten.
Auf etliche Vorstände und Aufsichtsräte der Unternehmen am Neuen Markt fällt derzeit ein schlechtes Licht. Seit Anfang März müssen sie offen legen, wie viele ihrer Aktien sie wann verkauft haben. So lässt sich verfolgen, wie sie durch den Verkauf größerer Aktienpakete den Niedergang der Kurse teilweise erheblich beschleunigten.
Beispiel Intertainment AG: Als absehbar war, dass die Münchener Medienfirma aus dem Nemax 50 fliegen würde, begann Vorstand Rüdiger Bäres, 41, damit, Aktien zu verkaufen – „aus rein privaten Gründen“, wie Investor-Relations-Leiterin Marietta Birner erklärt. Am 1. März veräußerte der Intertainment-Gründer zunächst 27 504 Aktien, der Aktienkurs rutschte von 10,30 Euro auf 9,50 Euro. Einen Tag später warf Bäres weitere 33 030 Aktien auf den Markt, am Tag darauf nochmals 11 026. Der Kurs gab auf 8,70 Euro weiter nach. Keinen Handelstag ließ Bäres in den folgenden zwei Wochen aus. Am 14. März erreichte die Verkaufswelle ihren Höhepunkt: Der Firmenchef verschleuderte weitere 74 704 Stücke, der Kurs fiel auf 5,10 Euro. Bis zum 16. März trennte sich Bäres von 357 186 Aktien. Am Schlusstag des Ausverkaufs hatte der Kurs im Vergleich zum Stand Anfang März um mehr als die Hälfte nachgegeben. Medienunternehmer Bäres, der sich auf Premierenpartys gerne mal mit Hollywood-Größen wie Bruce Willis und Glamourgirls wie Verona Feldbusch zeigt, kassierte 2,4 Millionen Euro. Seine Aktionäre aber verloren ein Vielfaches.
Das Kassemachen von Vorständen und Aufsichtsräten gehört inzwischen genauso selbstverständlich zum Neuen Markt wie zweistellige Kursstürze: Tag für Tag vergolden Gründer und Unternehmensbosse ihre Anteile – und katapultieren nicht selten damit den Kurs ihrer Unternehmen in die Tiefe.
Beispiel CAA AG: Gabriele Müller und Hans-Peter Schmidt, Gründer und Vorstände des Filderstädter Softwareunternehmens, verkauften am 12. März insgesamt 15 000 Aktien zu einem Kurs von 28 Euro. Innerhalb von nicht einmal einer Woche stürzte daraufhin der Kurs auf weniger als 20 Euro ab.
Beispiel IM Internationalmedia AG: Aufsichtsrat Mathias Deyle veräußerte am 8. März 11 000 Aktien des Münchener Medienunternehmens zu knapp 27 Euro. In den Tagen darauf gab der Kurs um fast 30 Prozent nach und fiel zeitweise unter 20 Euro.
Hausgemachte Kurseinbrüche
In diesen schlechten Börsenzeiten führen oft auch kleinere Verkaufsorders von Vorständen zu Kurseinbrüchen. „Die Umsätze mit den betreffenden Werten sind meistens sehr gering, so dass schon Verkäufe kleinerer Aktienpakete den Kurs drücken können“, erläutert Gerold Deppisch, Analyst bei der Stuttgarter GZ-Bank. „Außerdem werten es viele Aktionäre als schlechtes Zeichen, wenn sich Top-Manager, aus welchen Gründen auch immer, von einem Teil ihrer Bestände verabschieden“, ergänzt er.
Bis zur Einführung der neuen Regeln am Neuen Markt gelangten derartige Vorgänge nur selten an die Öffentlichkeit. Auch im Fall des EM.TV-Chefs Thomas Haffa rätselt die Branche, warum er sich outete. Haffa hatte EM.TV-Aktien im Wert von rund 40 Millionen Mark verkauft – obwohl er sich nach einer Kapitalerhöhung gegenüber dem Konsortialführer WestLB verpflichtet hatte, keine Anteile abzustoßen.
In den nächsten Wochen drohen weitere Negativnachrichten: Zum Ende des ersten Quartals müssen die Unternehmen am Neuen Markt wieder die Aktienbestände ihrer Vorstände und Aufsichtsräte offen legen. „Da sind einige Überraschungen zu erwarten – gerade bei den Firmen, die schon ins Gerede gekommen sind“, warnt Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Anlegerschützer fordern eine weitere Verschärfung der Regeln: Verkäufe der Vorstände sollten nicht mehr im Nachhinein bekannt gegeben werden, sondern schon drei Tage vorher. Dann könnten Anleger rechtzeitig reagieren und selbst verkaufen.
Doch auch die strengsten Börsenregeln können nicht verhindern, dass die Vorstände ihre Unternehmen durch Missmanagement nach unten wirtschaften. Die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz erwartet, dass am Neuen Markt künftig alles noch viel schlimmer kommt. „Die meisten der rund 340 Unternehmen“, urteilt DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker, „sind von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt – in einigen Fällen womöglich sogar gepaart mit kriminellen Machenschaften.“
Das Missmanagement lässt sich auch mit Zahlen belegen: Allein im vergangenen Jahr verließen mehr als 170 Vorstände ihre Firmen – in 128 Fällen kurz vor oder nach einer Ergebniswarnung der betreffenden Unternehmen. So war es beispielsweise auch beim Wiener IT-Dienstleister Blue C, wo Finanzvorstand Folker Pieterse Mitte Januar seinen Job aufgab. Nur vier Wochen später korrigierte die Firma ihre Ergebnisprognose nach unten.
Ruf vieler Fondsmanager beschädigt
Auch an den Profis geht die Krise nicht spurlos vorüber. Die Baisse der Wachstumswerte hat den Ruf vieler Fondsmanager angekratzt. Etwa den Wassili Papas’, der den Uni Neue Märkte für die Fondsgesellschaft Union Investment managt. Der Fonds verlor binnen eines Jahres mehr als 70 Prozent an Wert. Den Verlust aber tragen nur die Kunden. Anleger-Schützer Hocker drückt es so aus: „Die professionellen Anleger schreiben die Kursrückgänge als Buchverluste ab, so mancher Kleinanleger dagegen sein mühsam erspartes Eigenheim.“
Allzu bereitwillig haben viele private Anleger in Firmen investiert, über die sie nicht viel mehr wussten, als dass sie an die Börse gingen. Die Gier und die von Anlegerpostillen noch angeheizte Hoffnung auf schnelle Gewinne von 100 Prozent und mehr haben bei vielen die Sicherungen durchbrennen lassen.
Es galt nur noch: kaufen, kaufen, kaufen. Inzwischen sind etliche der Firmen konkursreif, deren Aktienkurse so blindlings nach oben getrieben wurden. So wie Telekomdienstleister Gigabell, der im September 2000 als erstes Unternehmen am Neuen Markt Pleite ging. Oder die Softwarefirma Teamwork, die auch Vorstandschef Heinz Ikenmeyer, einst Ostwestfalens Unternehmer des Jahres, nicht retten konnte. Auch die Bargteheider Micrologica AG stellte Insolvenzantrag. 134 Euro wurden am 2. März 1999 für die Anteile des Softwareherstellers gezahlt. Heute sind sie gerade noch 64 Cents wert. Dass der frühere Vorstandschef Kurt Kuhn rechtzeitig Aktien verkauft und seinen Schnitt gemacht hat, mag eine Firmensprecherin nicht bestätigen. Aber sie kündigt Neuigkeiten an: „Im Geschäftsbericht werden Sie zu dem Thema bald etwas finden.“
Auch Stephan Schambach gehört zu denen, die am Neuen Markt reich geworden sind. Seine Intershop Communications AG und ihre E-Commerce-Software gehörten lange zu den Lieblingen der Anleger – bis zum 2. Januar 2001. An diesem Tag gestand die ostdeutsche Vorzeigefirma, sie habe ihre Ziele deutlich verfehlt. Der Kurs brach um 70 Prozent ein. Vorstandschef Schambach aber hat die Zukunft seiner Familie gesichert. „Unser Vermögen ist groß genug, um als Privatinvestor in Amerika zu bleiben“, vertraute er Anfang des Jahres dem Magazin Capital an. Inzwischen möchte er davon nichts mehr wissen: „Heute würde ich das nicht mehr unterschreiben. Auch ich habe am 2. Januar einen Großteil meines Vermögens verloren“, sagte er dem Handelsblatt dieser Tage – kurz vor einer neuen Abwärtskorrektur der Umsatzziele.
Sicher ist: Schambach, 30, hat rechtzeitig etwa fünf Prozent seiner Anteile verkauft. 450 000 Aktien im zweiten Halbjahr 1999 und 280 000 Aktien im ersten Quartal 2000. Etwa 30 Millionen Euro hat er dafür kassiert. Auch seine Co-Gründer versilberten einen Teil ihrer Aktien. Alles legal und auch lange bevor sie das Unternehmen in die Krise führten. Kürzlich hat Schambach die Führung des operativen Geschäfts abgegeben. Jetzt klappert er mögliche Kunden und Partner ab. Und Journalisten bittet er schon mal um Nachsicht: „Bitte schreiben Sie uns nicht allzu schlecht.“
HANDELSBLATT, Mittwoch, 28. März 2001
Reiche Verlierer
Peter Brors, Michael Freitag
Tristesse am Neuen Markt: Tausende Anleger haben hohe Summen verloren. Vielen Vorständen aber geht es trotz mieser Bilanzen prächtig. Sie verkauften rechtzeitig eigene Aktien.
Der 5. Februar muss für Hero Alting ein guter Tag gewesen sein. Den vierzigsten Geburtstag im Blick, sah er die Zeit gekommen, sein Werk, die Sunburst Merchandising AG, in jüngere Hände zu legen. Vom Lichtdesigner für Rockkonzerte und Hersteller bedruckter Fan-T-Shirts hatte er es zum Vorstandsvorsitzenden gebracht.
Die Aktie notierte in jenen Tagen in der Gegend von 16 Euro. Nicht übermäßig hoch, aber immerhin höher als vor der Ankündigung des Vorstands, die Prognosen für 2001 anzuheben. So bekam Alting einen anständigen Preis für das Aktienpaket, das er seinem Nachfolger Benjamin Gawlik verkaufte.
Der 17. März muss für Gawlik der schlimmste Tag seines Lebens gewesen sein. Da will er nach eigener Aussage erfahren haben, dass nicht nur die Prognose für 2001, sondern auch der bis dahin angekündigte Gewinn für das Vorjahr Makulatur war – die ganze Bilanz eine Luftnummer, der Gewinn in Wahrheit ein Verlust. Der Kurs stürzte unter drei Euro. Gawlik und mit ihm Tausende Kleinanleger verloren innerhalb von Stunden Millionen.
Reichtum auf Kosten der Kleinanleger
Die Hero Altings sind überall. Etliche Vorstände haben ihre Aktien rechtzeitig verkauft, bevor es mit den Kursen nach unten ging. Längst sind sie schwer reich – unabhängig von ihrer eigenen Leistung, unabhängig davon, ob ihre Firmen florieren oder vor der Pleite stehen. Doch dem Aufstieg der Gründer und Großinvestoren steht der finanzielle Abstieg unzähliger Kleinanleger gegenüber.
Die Bilanz des Neuen Markts fällt vier Jahre nach dem Start der Börse für Wachstumswerte ernüchternd aus: Der Crash hat so viel Kapital vernichtet wie kein anderes Börsenereignis in Deutschland. Vor einem Jahr noch steckten fast 250 Milliarden Euro Kapital in diesem Segment. Heute sind es weniger als 100 Milliarden. Der Nemax-All-Share-Index fiel seit seinem Höchststand am 10. März 2000 von 8 559 Punkten auf ein Tief von 1 596 Punkten.
Auf etliche Vorstände und Aufsichtsräte der Unternehmen am Neuen Markt fällt derzeit ein schlechtes Licht. Seit Anfang März müssen sie offen legen, wie viele ihrer Aktien sie wann verkauft haben. So lässt sich verfolgen, wie sie durch den Verkauf größerer Aktienpakete den Niedergang der Kurse teilweise erheblich beschleunigten.
Beispiel Intertainment AG: Als absehbar war, dass die Münchener Medienfirma aus dem Nemax 50 fliegen würde, begann Vorstand Rüdiger Bäres, 41, damit, Aktien zu verkaufen – „aus rein privaten Gründen“, wie Investor-Relations-Leiterin Marietta Birner erklärt. Am 1. März veräußerte der Intertainment-Gründer zunächst 27 504 Aktien, der Aktienkurs rutschte von 10,30 Euro auf 9,50 Euro. Einen Tag später warf Bäres weitere 33 030 Aktien auf den Markt, am Tag darauf nochmals 11 026. Der Kurs gab auf 8,70 Euro weiter nach. Keinen Handelstag ließ Bäres in den folgenden zwei Wochen aus. Am 14. März erreichte die Verkaufswelle ihren Höhepunkt: Der Firmenchef verschleuderte weitere 74 704 Stücke, der Kurs fiel auf 5,10 Euro. Bis zum 16. März trennte sich Bäres von 357 186 Aktien. Am Schlusstag des Ausverkaufs hatte der Kurs im Vergleich zum Stand Anfang März um mehr als die Hälfte nachgegeben. Medienunternehmer Bäres, der sich auf Premierenpartys gerne mal mit Hollywood-Größen wie Bruce Willis und Glamourgirls wie Verona Feldbusch zeigt, kassierte 2,4 Millionen Euro. Seine Aktionäre aber verloren ein Vielfaches.
Das Kassemachen von Vorständen und Aufsichtsräten gehört inzwischen genauso selbstverständlich zum Neuen Markt wie zweistellige Kursstürze: Tag für Tag vergolden Gründer und Unternehmensbosse ihre Anteile – und katapultieren nicht selten damit den Kurs ihrer Unternehmen in die Tiefe.
Beispiel CAA AG: Gabriele Müller und Hans-Peter Schmidt, Gründer und Vorstände des Filderstädter Softwareunternehmens, verkauften am 12. März insgesamt 15 000 Aktien zu einem Kurs von 28 Euro. Innerhalb von nicht einmal einer Woche stürzte daraufhin der Kurs auf weniger als 20 Euro ab.
Beispiel IM Internationalmedia AG: Aufsichtsrat Mathias Deyle veräußerte am 8. März 11 000 Aktien des Münchener Medienunternehmens zu knapp 27 Euro. In den Tagen darauf gab der Kurs um fast 30 Prozent nach und fiel zeitweise unter 20 Euro.
Hausgemachte Kurseinbrüche
In diesen schlechten Börsenzeiten führen oft auch kleinere Verkaufsorders von Vorständen zu Kurseinbrüchen. „Die Umsätze mit den betreffenden Werten sind meistens sehr gering, so dass schon Verkäufe kleinerer Aktienpakete den Kurs drücken können“, erläutert Gerold Deppisch, Analyst bei der Stuttgarter GZ-Bank. „Außerdem werten es viele Aktionäre als schlechtes Zeichen, wenn sich Top-Manager, aus welchen Gründen auch immer, von einem Teil ihrer Bestände verabschieden“, ergänzt er.
Bis zur Einführung der neuen Regeln am Neuen Markt gelangten derartige Vorgänge nur selten an die Öffentlichkeit. Auch im Fall des EM.TV-Chefs Thomas Haffa rätselt die Branche, warum er sich outete. Haffa hatte EM.TV-Aktien im Wert von rund 40 Millionen Mark verkauft – obwohl er sich nach einer Kapitalerhöhung gegenüber dem Konsortialführer WestLB verpflichtet hatte, keine Anteile abzustoßen.
In den nächsten Wochen drohen weitere Negativnachrichten: Zum Ende des ersten Quartals müssen die Unternehmen am Neuen Markt wieder die Aktienbestände ihrer Vorstände und Aufsichtsräte offen legen. „Da sind einige Überraschungen zu erwarten – gerade bei den Firmen, die schon ins Gerede gekommen sind“, warnt Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Anlegerschützer fordern eine weitere Verschärfung der Regeln: Verkäufe der Vorstände sollten nicht mehr im Nachhinein bekannt gegeben werden, sondern schon drei Tage vorher. Dann könnten Anleger rechtzeitig reagieren und selbst verkaufen.
Doch auch die strengsten Börsenregeln können nicht verhindern, dass die Vorstände ihre Unternehmen durch Missmanagement nach unten wirtschaften. Die Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz erwartet, dass am Neuen Markt künftig alles noch viel schlimmer kommt. „Die meisten der rund 340 Unternehmen“, urteilt DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker, „sind von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt – in einigen Fällen womöglich sogar gepaart mit kriminellen Machenschaften.“
Das Missmanagement lässt sich auch mit Zahlen belegen: Allein im vergangenen Jahr verließen mehr als 170 Vorstände ihre Firmen – in 128 Fällen kurz vor oder nach einer Ergebniswarnung der betreffenden Unternehmen. So war es beispielsweise auch beim Wiener IT-Dienstleister Blue C, wo Finanzvorstand Folker Pieterse Mitte Januar seinen Job aufgab. Nur vier Wochen später korrigierte die Firma ihre Ergebnisprognose nach unten.
Ruf vieler Fondsmanager beschädigt
Auch an den Profis geht die Krise nicht spurlos vorüber. Die Baisse der Wachstumswerte hat den Ruf vieler Fondsmanager angekratzt. Etwa den Wassili Papas’, der den Uni Neue Märkte für die Fondsgesellschaft Union Investment managt. Der Fonds verlor binnen eines Jahres mehr als 70 Prozent an Wert. Den Verlust aber tragen nur die Kunden. Anleger-Schützer Hocker drückt es so aus: „Die professionellen Anleger schreiben die Kursrückgänge als Buchverluste ab, so mancher Kleinanleger dagegen sein mühsam erspartes Eigenheim.“
Allzu bereitwillig haben viele private Anleger in Firmen investiert, über die sie nicht viel mehr wussten, als dass sie an die Börse gingen. Die Gier und die von Anlegerpostillen noch angeheizte Hoffnung auf schnelle Gewinne von 100 Prozent und mehr haben bei vielen die Sicherungen durchbrennen lassen.
Es galt nur noch: kaufen, kaufen, kaufen. Inzwischen sind etliche der Firmen konkursreif, deren Aktienkurse so blindlings nach oben getrieben wurden. So wie Telekomdienstleister Gigabell, der im September 2000 als erstes Unternehmen am Neuen Markt Pleite ging. Oder die Softwarefirma Teamwork, die auch Vorstandschef Heinz Ikenmeyer, einst Ostwestfalens Unternehmer des Jahres, nicht retten konnte. Auch die Bargteheider Micrologica AG stellte Insolvenzantrag. 134 Euro wurden am 2. März 1999 für die Anteile des Softwareherstellers gezahlt. Heute sind sie gerade noch 64 Cents wert. Dass der frühere Vorstandschef Kurt Kuhn rechtzeitig Aktien verkauft und seinen Schnitt gemacht hat, mag eine Firmensprecherin nicht bestätigen. Aber sie kündigt Neuigkeiten an: „Im Geschäftsbericht werden Sie zu dem Thema bald etwas finden.“
Auch Stephan Schambach gehört zu denen, die am Neuen Markt reich geworden sind. Seine Intershop Communications AG und ihre E-Commerce-Software gehörten lange zu den Lieblingen der Anleger – bis zum 2. Januar 2001. An diesem Tag gestand die ostdeutsche Vorzeigefirma, sie habe ihre Ziele deutlich verfehlt. Der Kurs brach um 70 Prozent ein. Vorstandschef Schambach aber hat die Zukunft seiner Familie gesichert. „Unser Vermögen ist groß genug, um als Privatinvestor in Amerika zu bleiben“, vertraute er Anfang des Jahres dem Magazin Capital an. Inzwischen möchte er davon nichts mehr wissen: „Heute würde ich das nicht mehr unterschreiben. Auch ich habe am 2. Januar einen Großteil meines Vermögens verloren“, sagte er dem Handelsblatt dieser Tage – kurz vor einer neuen Abwärtskorrektur der Umsatzziele.
Sicher ist: Schambach, 30, hat rechtzeitig etwa fünf Prozent seiner Anteile verkauft. 450 000 Aktien im zweiten Halbjahr 1999 und 280 000 Aktien im ersten Quartal 2000. Etwa 30 Millionen Euro hat er dafür kassiert. Auch seine Co-Gründer versilberten einen Teil ihrer Aktien. Alles legal und auch lange bevor sie das Unternehmen in die Krise führten. Kürzlich hat Schambach die Führung des operativen Geschäfts abgegeben. Jetzt klappert er mögliche Kunden und Partner ab. Und Journalisten bittet er schon mal um Nachsicht: „Bitte schreiben Sie uns nicht allzu schlecht.“
HANDELSBLATT, Mittwoch, 28. März 2001
Cisco wusste von schlechten Zahlen vor Gewinnwarnung
Von Sven Clausen, Florenz
Der Netzwerk-Ausrüster Cisco hat bereits Wochen vor seiner Gewinnwarnung für das vergangene Quartal von schlechten Geschäftszahlen gewusst.
"Bei einem Treffen von Führungskräften am 15. Dezember haben wir an den Zahlen gemerkt: Das sieht nicht gut aus", sagte Robert Lloyd, Cisco-Präsident für Europa, den Nahen Osten und Afrika, am Mittwoch auf einer Konferenz der Beratungsfirma Gartner in Florenz.
Lloyds Aussagen können Cisco vor Probleme mit der US-Börsenaufsicht stellen. Unternehmen sind verpflichtet, möglichst rasch von Unregelmäßigkeiten im Geschäftsverlauf zu berichten. Eine versteckte Gewinnwarnung hatte Cisco-Chef John Chambers aber erst am 28. Januar 2001 beim Weltwirtschafts-Forum in Davos gegeben. Er sagte damals, die nächsten Monate seien "konservativer" einzuschätzen.
Da wusste er Lloyd zufolge aber schon mehr: Am Tag vor seiner Rede habe der Cisco-Finanzvorstand Chambers mitgeteilt, dass der angepeilte Quartalsgewinn je Aktie um 1 Cent verfehlt werde, sagte Lloyd. Diese Information veröffentlichte Cisco aber erst am 6. Februar: Statt 19 wurden es 18 Cent je Aktie.
Controlling umgestellt
Der Konzern mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 6,75 Mrd. $ hat in den vergangenen Jahren sein Controlling praktisch auf Tagesrhythmus umgestellt. "Wir können täglich in unsere Zahlen sehen", sagte Lloyd am Mittwoch.
Die schlechten Zahlen Mitte Dezember hätten überrascht, berichtete Lloyd. Noch am 4. Dezember habe Cisco Investoren mitteilen können, das Geschäft laufe blendend. Als man dann Mitte Dezember unter Plan geraten sei, habe man entschieden, die angepeilte Einstellung von 6000 bis 7000 Mitarbeitern aufzuschieben, sagte Lloyd. Gut drei Wochen später, am 10. Januar, habe Chambers vor Analysten erstmals von "neuen Herausforderungen" gesprochen.
Als Konsequenz dieser Lage hat Cisco nach Informationen der Financial Times beschlossen, keine Firmen mehr zu übernehmen, bis sich die Hightech-Branche wieder erholt. Allein 2000 hatte Cisco 23 Unternehmen gekauft, zuletzt am 14. Dezember. Seitdem steht die Übernahme-Maschine von Cisco still.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Sven Clausen, Florenz
Der Netzwerk-Ausrüster Cisco hat bereits Wochen vor seiner Gewinnwarnung für das vergangene Quartal von schlechten Geschäftszahlen gewusst.
"Bei einem Treffen von Führungskräften am 15. Dezember haben wir an den Zahlen gemerkt: Das sieht nicht gut aus", sagte Robert Lloyd, Cisco-Präsident für Europa, den Nahen Osten und Afrika, am Mittwoch auf einer Konferenz der Beratungsfirma Gartner in Florenz.
Lloyds Aussagen können Cisco vor Probleme mit der US-Börsenaufsicht stellen. Unternehmen sind verpflichtet, möglichst rasch von Unregelmäßigkeiten im Geschäftsverlauf zu berichten. Eine versteckte Gewinnwarnung hatte Cisco-Chef John Chambers aber erst am 28. Januar 2001 beim Weltwirtschafts-Forum in Davos gegeben. Er sagte damals, die nächsten Monate seien "konservativer" einzuschätzen.
Da wusste er Lloyd zufolge aber schon mehr: Am Tag vor seiner Rede habe der Cisco-Finanzvorstand Chambers mitgeteilt, dass der angepeilte Quartalsgewinn je Aktie um 1 Cent verfehlt werde, sagte Lloyd. Diese Information veröffentlichte Cisco aber erst am 6. Februar: Statt 19 wurden es 18 Cent je Aktie.
Controlling umgestellt
Der Konzern mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 6,75 Mrd. $ hat in den vergangenen Jahren sein Controlling praktisch auf Tagesrhythmus umgestellt. "Wir können täglich in unsere Zahlen sehen", sagte Lloyd am Mittwoch.
Die schlechten Zahlen Mitte Dezember hätten überrascht, berichtete Lloyd. Noch am 4. Dezember habe Cisco Investoren mitteilen können, das Geschäft laufe blendend. Als man dann Mitte Dezember unter Plan geraten sei, habe man entschieden, die angepeilte Einstellung von 6000 bis 7000 Mitarbeitern aufzuschieben, sagte Lloyd. Gut drei Wochen später, am 10. Januar, habe Chambers vor Analysten erstmals von "neuen Herausforderungen" gesprochen.
Als Konsequenz dieser Lage hat Cisco nach Informationen der Financial Times beschlossen, keine Firmen mehr zu übernehmen, bis sich die Hightech-Branche wieder erholt. Allein 2000 hatte Cisco 23 Unternehmen gekauft, zuletzt am 14. Dezember. Seitdem steht die Übernahme-Maschine von Cisco still.
© 2001 Financial Times Deutschland
Zu Sunburst fällt mir noch ein, dass schon im Prospekt zum Börsengang gelogen worden war. Da wurde eine Kooperation genannt, die schon seit zwei Jahren nicht mehr existierte.
Neuer-Markt-Unternehmen lassen Ad-hoc-Flut steigen
Jedes Nemax-Mitglied gab 2000 fast zehn Pflichtmitteilungen heraus - Aktionärsschützer kritisieren sinnlose Meldungen
Von Astrid Zawodniak
Berlin - Die riesige Menge von tatsächlich - oder vermeintlich - wichtigen Ad-hoc-Mitteilungen hat bei Börsianern schon öfters für Kopfschütteln gesorgt. Gerade die Neuer-Markt-Unternehmen überschütten Investoren regelrecht mit Nachrichten. Dies ermittelte das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe), das jetzt erstmals die Ad-hoc-Flut nach einzelnen Börsensegmenten aufgeschlüsselt hat. Danach hat jedes Unternehmen des deutschen Wachstumsmarktes im Jahr 2000 im Schnitt fast zehn Ad-hocs herausgegeben.
Das BaWe zählte 2830 Ad-hoc-Meldungen aus dem Nemax-Segment, in dem im vergangenen Jahr 339 Unternehmen notiert waren. Damit gaben die Neuer-Markt-Unternehmen fast die Hälfte aller Pflichtmitteilungen heraus, obwohl sie nur rund ein Drittel der publizitätspflichtigen Firmen repräsentieren. Die Ad-hoc-Mitteilungen summierten sich in 2000 auf 5693. Das ist ein Rekord: 1999 waren es erst rund 3200. Das BaWe berücksichtigte bei seiner Erhebung sämtliche Unternehmen aus dem Geregelten Markt, dem Amtlichen Handel und dem Neuen Markt.
"Uns ist der Publizitätseifer der Unternehmen am Neuen Markt schon seit längerem aufgefallen", sagt BaWe-Sprecherin Sabine Reimer. Für die Ad-hoc-Schwemme aus dem Nemax hat sie zwei Begründungen. Zum einen sei die Zahl der Emittenten in 2000 um 133 gestiegen. Vor allem aber habe der Ad-hoc-Missbrauch zugenommen - und zwar in allen Segmenten. Pflichtmitteilungen sollen laut Wertpapierhandels-Gesetz nur wichtige, kursbeeinflussende Informationen enthalten - etwa Gewinnwarnungen oder Unternehmenszukäufe. Immer mehr Unternehmen packten jedoch Überflüssiges wie Werbung, Termine oder ungekürzte Zwischenberichte in Ad-hoc-Meldungen und zweckentfremdeten sie so, sagt Reimer.
"Anstatt aufzuklären, verwirren die Unternehmen ihre Aktionäre", kritisiert Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre - oder leiteten sie sogar fehl. Das Nemax-Mitglied Metabox etwa - mit 16 Börsenmeldungen in 2000 überdurchschnittlich schreibwütig - habe "Umsatzfantasien" herausgegeben, die sich nicht hätten belegen lassen. Ein anderes Beispiel für Ad-hoc-Missbrauch sei Infomatec, so Öfele. Die Technologiefirma räumte sogar selbst ein, einige Ad-hoc-Meldungen seien "irreführend formuliert" gewesen.
Bisher kann das Bundesaufsichtsamt kaum etwas gegen Missbrauch von Ad-hocs unternehmen. Ein Rundschreiben, in dem das BaWe alle publizitätspflichtigen Unternehmen ermahnte, Inhalt und Umfang der Pflichtmeldungen auf das Wesentliche zu beschränken, fruchtete nicht. Nun hofft die Behörde auf das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das noch 2001 verabschiedet werden soll. Bußen von bis zu drei Mio. DM sollen danach verhängt werden können, wenn Nicht-Börsenrelevantes unter dem Ad-hoc-Tarnmäntelchen verbreitet wird. Reimer kündigt an: "Wir werden ohne mit der Wimper zu zucken Ad-hoc-Missbrauch bestrafen."
Bis dahin dürfte der Strom sinnloser Ad-hocs jedoch nicht abreißen. Bestes Beispiel: die israelische Valor Computerized Systems. Über deren Ad-hoc-Politik ärgert sich Öfele besonders: "Seit vier oder fünf Wochen vermeldet das Unternehmen immer wieder, dass es ein Aktionrückkaufprogramm beschlossen habe. Das nervt."
Jedes Nemax-Mitglied gab 2000 fast zehn Pflichtmitteilungen heraus - Aktionärsschützer kritisieren sinnlose Meldungen
Von Astrid Zawodniak
Berlin - Die riesige Menge von tatsächlich - oder vermeintlich - wichtigen Ad-hoc-Mitteilungen hat bei Börsianern schon öfters für Kopfschütteln gesorgt. Gerade die Neuer-Markt-Unternehmen überschütten Investoren regelrecht mit Nachrichten. Dies ermittelte das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe), das jetzt erstmals die Ad-hoc-Flut nach einzelnen Börsensegmenten aufgeschlüsselt hat. Danach hat jedes Unternehmen des deutschen Wachstumsmarktes im Jahr 2000 im Schnitt fast zehn Ad-hocs herausgegeben.
Das BaWe zählte 2830 Ad-hoc-Meldungen aus dem Nemax-Segment, in dem im vergangenen Jahr 339 Unternehmen notiert waren. Damit gaben die Neuer-Markt-Unternehmen fast die Hälfte aller Pflichtmitteilungen heraus, obwohl sie nur rund ein Drittel der publizitätspflichtigen Firmen repräsentieren. Die Ad-hoc-Mitteilungen summierten sich in 2000 auf 5693. Das ist ein Rekord: 1999 waren es erst rund 3200. Das BaWe berücksichtigte bei seiner Erhebung sämtliche Unternehmen aus dem Geregelten Markt, dem Amtlichen Handel und dem Neuen Markt.
"Uns ist der Publizitätseifer der Unternehmen am Neuen Markt schon seit längerem aufgefallen", sagt BaWe-Sprecherin Sabine Reimer. Für die Ad-hoc-Schwemme aus dem Nemax hat sie zwei Begründungen. Zum einen sei die Zahl der Emittenten in 2000 um 133 gestiegen. Vor allem aber habe der Ad-hoc-Missbrauch zugenommen - und zwar in allen Segmenten. Pflichtmitteilungen sollen laut Wertpapierhandels-Gesetz nur wichtige, kursbeeinflussende Informationen enthalten - etwa Gewinnwarnungen oder Unternehmenszukäufe. Immer mehr Unternehmen packten jedoch Überflüssiges wie Werbung, Termine oder ungekürzte Zwischenberichte in Ad-hoc-Meldungen und zweckentfremdeten sie so, sagt Reimer.
"Anstatt aufzuklären, verwirren die Unternehmen ihre Aktionäre", kritisiert Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre - oder leiteten sie sogar fehl. Das Nemax-Mitglied Metabox etwa - mit 16 Börsenmeldungen in 2000 überdurchschnittlich schreibwütig - habe "Umsatzfantasien" herausgegeben, die sich nicht hätten belegen lassen. Ein anderes Beispiel für Ad-hoc-Missbrauch sei Infomatec, so Öfele. Die Technologiefirma räumte sogar selbst ein, einige Ad-hoc-Meldungen seien "irreführend formuliert" gewesen.
Bisher kann das Bundesaufsichtsamt kaum etwas gegen Missbrauch von Ad-hocs unternehmen. Ein Rundschreiben, in dem das BaWe alle publizitätspflichtigen Unternehmen ermahnte, Inhalt und Umfang der Pflichtmeldungen auf das Wesentliche zu beschränken, fruchtete nicht. Nun hofft die Behörde auf das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das noch 2001 verabschiedet werden soll. Bußen von bis zu drei Mio. DM sollen danach verhängt werden können, wenn Nicht-Börsenrelevantes unter dem Ad-hoc-Tarnmäntelchen verbreitet wird. Reimer kündigt an: "Wir werden ohne mit der Wimper zu zucken Ad-hoc-Missbrauch bestrafen."
Bis dahin dürfte der Strom sinnloser Ad-hocs jedoch nicht abreißen. Bestes Beispiel: die israelische Valor Computerized Systems. Über deren Ad-hoc-Politik ärgert sich Öfele besonders: "Seit vier oder fünf Wochen vermeldet das Unternehmen immer wieder, dass es ein Aktionrückkaufprogramm beschlossen habe. Das nervt."
Was mich am meisten ärgert ist, dass die Abzocke weitergeht. Wenn ich mir Emissionen wie Nordex und Lila Logistik anschaue, die versuchen auf der Umwelt und Logistikwelle mitzuschwimmen und deswegen weit überzogenen Preisvorstellungen haben, dann kommt mir die Galle hoch.
Es wird sich aber nichts ändern, solange die Verantwortlichen nicht unter Druck gesetzt werden.
Wenn wir als Kleinanleger keine Neuemissionen kaufen, an wen können sie denn dann ihren Müll abladen? Richtig, sie bleiben selber drauf sitzen.
Wenn der Kleinanleger bei Banken wie Comdirect oder Direktanlagebank, die uns einige faule Eier ins Depot gelegt haben, in Zukunft keine Aktien mehr kauft, dann ist das Strafe genug.
Und die wenigen soliden Unternehmen am Neuen Markt fordere ich zum Segmentwechsel auf, damit der Neue Markt ausgetrocknet wird. Die wenigen redlichen Firmenchefs, deren Unternehmen florieren, und die deswegen keine eigenen Aktien verkauft haben, müssen unter dem Vertrauensverlust mitleiden.
Es wird sich aber nichts ändern, solange die Verantwortlichen nicht unter Druck gesetzt werden.
Wenn wir als Kleinanleger keine Neuemissionen kaufen, an wen können sie denn dann ihren Müll abladen? Richtig, sie bleiben selber drauf sitzen.
Wenn der Kleinanleger bei Banken wie Comdirect oder Direktanlagebank, die uns einige faule Eier ins Depot gelegt haben, in Zukunft keine Aktien mehr kauft, dann ist das Strafe genug.
Und die wenigen soliden Unternehmen am Neuen Markt fordere ich zum Segmentwechsel auf, damit der Neue Markt ausgetrocknet wird. Die wenigen redlichen Firmenchefs, deren Unternehmen florieren, und die deswegen keine eigenen Aktien verkauft haben, müssen unter dem Vertrauensverlust mitleiden.
up SEHR GUTE BEITRÄGE
FRANK LEHMANN
Macht`s Maul auf
Kleinaktionäre sind kompetente Anleger - viel besser als ihr Ruf
Kriegst die Tür nicht zu! Da singen die Marktforscher der Gesellschaft GfK das Hohelied eines überlegt handelnden Privatanlegers, der sogar das Schockjahr 2000 erfolgreich überstanden hat: Drei Viertel (!) von 1200 befragten "Aktionärs-Haushalten" haben ein Plus erwirtschaftet. Nur 12 Prozent jammerten über Verluste. Der Kleinaktionär handele rational, sei kein Zocker und betrachte die Aktie als Dauerinvestment, so die selbst überraschten Marktforscher. Na toll, fast wie im Lehrbuch.
Und jetzt? Da wird doch wirklich laut darüber nachgedacht, aufmüpfige Aktionäre als querulatorische "Berufsanfechtungskläger" auszugrenzen. Vielleicht gar über eine Änderung des Aktiengesetzes. Motto: "Leute mit zwölf Aktien" dürften doch nicht den Fortbestand eines Unternehmens gefährden. Schmarrn! Und ein ganz Schlauer, ein Professor für Handels- und Wirtschaftsrecht, tönt sogar, dass Aktionäre ihr Auskunftsrecht in einer Hauptversammlung nur dann wahrnehmen dürfen, wenn sie "kompetent" sind. Fein. Fragt der Sicherheitsmensch den Aktionär am Eingang: "Und? Wissen Sie auch, was Cashflow ist? Sonst `no entrance`, gell." Sachkundenachweis will der Herr Professor.
Ach, lieber Mann in Passau: Bleiben Sie bei Ihrem Leisten, forschen und lehren Sie, da gibt`s viel zu tun. Warum ist denn der Wissensstand gerade junger Leute über Zusammenhänge "der Wirtschaft" so verheerend? Weil in Schule und Uni (fast) nix aus dieser Richtung kommt! Professorchen: Schauen Sie auf die GfK-Untersuchung über den deutschen Kleinaktionär. Das ist lehrreich. Nein, wir wollen auf den Aktionärsversammlungen die volle Pluralität aller Gruppen und Schattierungen. Gott sei Dank sind die einst stinklangweiligen Veranstaltungen lebendiger und informativer geworden. Die miese Präsenz (oft unter 50 Prozent!) wird durch Verbannung lästiger Kritiker nicht besser. Wenn die geringe Quote ein "Alarmzeichen für die deutsche Aktienkultur" (so Fonds-Marktführer DWS) ist, dann sollte die GfK-Studie ermutigen: Der Kleinaktionär, das (ziemlich gut) aufgeklärte Wesen, sollte sich auf den Hauptversammlungen so benehmen, wie`s Martin Luther forderte: Tritt fest auf, mach`s Maul auf!
E-Mail: frank.lehmann@woche.de
Macht`s Maul auf
Kleinaktionäre sind kompetente Anleger - viel besser als ihr Ruf
Kriegst die Tür nicht zu! Da singen die Marktforscher der Gesellschaft GfK das Hohelied eines überlegt handelnden Privatanlegers, der sogar das Schockjahr 2000 erfolgreich überstanden hat: Drei Viertel (!) von 1200 befragten "Aktionärs-Haushalten" haben ein Plus erwirtschaftet. Nur 12 Prozent jammerten über Verluste. Der Kleinaktionär handele rational, sei kein Zocker und betrachte die Aktie als Dauerinvestment, so die selbst überraschten Marktforscher. Na toll, fast wie im Lehrbuch.
Und jetzt? Da wird doch wirklich laut darüber nachgedacht, aufmüpfige Aktionäre als querulatorische "Berufsanfechtungskläger" auszugrenzen. Vielleicht gar über eine Änderung des Aktiengesetzes. Motto: "Leute mit zwölf Aktien" dürften doch nicht den Fortbestand eines Unternehmens gefährden. Schmarrn! Und ein ganz Schlauer, ein Professor für Handels- und Wirtschaftsrecht, tönt sogar, dass Aktionäre ihr Auskunftsrecht in einer Hauptversammlung nur dann wahrnehmen dürfen, wenn sie "kompetent" sind. Fein. Fragt der Sicherheitsmensch den Aktionär am Eingang: "Und? Wissen Sie auch, was Cashflow ist? Sonst `no entrance`, gell." Sachkundenachweis will der Herr Professor.
Ach, lieber Mann in Passau: Bleiben Sie bei Ihrem Leisten, forschen und lehren Sie, da gibt`s viel zu tun. Warum ist denn der Wissensstand gerade junger Leute über Zusammenhänge "der Wirtschaft" so verheerend? Weil in Schule und Uni (fast) nix aus dieser Richtung kommt! Professorchen: Schauen Sie auf die GfK-Untersuchung über den deutschen Kleinaktionär. Das ist lehrreich. Nein, wir wollen auf den Aktionärsversammlungen die volle Pluralität aller Gruppen und Schattierungen. Gott sei Dank sind die einst stinklangweiligen Veranstaltungen lebendiger und informativer geworden. Die miese Präsenz (oft unter 50 Prozent!) wird durch Verbannung lästiger Kritiker nicht besser. Wenn die geringe Quote ein "Alarmzeichen für die deutsche Aktienkultur" (so Fonds-Marktführer DWS) ist, dann sollte die GfK-Studie ermutigen: Der Kleinaktionär, das (ziemlich gut) aufgeklärte Wesen, sollte sich auf den Hauptversammlungen so benehmen, wie`s Martin Luther forderte: Tritt fest auf, mach`s Maul auf!
E-Mail: frank.lehmann@woche.de
Bericht eines Aussteigers in London
Vom zynischen Spiel der Analysten
(SZ vom 27. März 2001) - Im Grunde ist Tony Goldings Botschaft simpel. Analysten, lautet ein Fazit des Ex-Investmentbankers, sind gekauft. Und Fondsmanager, so eine weitere Einsicht, haben längst aufgehört, den geschriebenen Analysten-Empfehlungen zu trauen.
Dabei ist Golding kein Rebell. Der schmale Mittfünfziger mit den schneeweißen Haaren hat lediglich in den letzten zwei Jahren seine Insidersicht auf die City, das Finanzzentrum London, niedergeschrieben.
Zuvor hat er vierundzwanzig Jahre lang selbst dort gearbeitet. 1974 begann er als Analyst bei einer kleinen Brokerfirma. Vier Jahre später wechselte er zur Investmentbank Flemings, zunächst als Forschungsdirektor in der Anlageabteilung, zuletzt auf der Seite der Investmentbanker, die Geschäfte mit Unternehmenskunden abschließen. 1998 ließ er sich vorzeitig pensionieren, zog sich in den Londoner Vorort Chiswick zurück, wo er in einem Backsteinhäuschen mit Erker wohnt.
„Meine Sicht von dem, was Analysten tun, ist ziemlich zynisch“, räumt Golding ein. Kein Lächeln mildert das Urteil. In der Theorie ist der Rat von Analysten, die externe Kunden beraten, unabhängig: Empfiehlt der Analyst von Merrill Lynch für die Telekom-Branche, Vodafone zu kaufen, so sollte der so informierte Fondsmanager davon ausgehen können, dass das Lob nicht einem verdeckten Interesse von Merrill Lynch folgt.
In der Branche spricht man von der Chinesischen Mauer, die Analysten von den Investmentbankern zu trennen habe. Die Praxis jedoch funktioniere anders, erzählt Golding und zitiert einen Freund, Investmentbanker bei einer großen amerikanischen Bank: „Unser Verhältnis zu Analysten ist ganz klar geregelt: Sie arbeiten für uns.“
Üppige Bezahlung
Das aber, sagt Golding, sei schlicht eine Frage der Bezahlung. Analysten verdienen viel. Ein internes Papier des Personalkonzerns TMP Worldwide hielt mit Stand November 2000 fest, dass amerikanische Analysten bereits in ihren ersten drei Berufsjahren ein Gesamteinkommen von bis zu einer Millionen DM erwarten könnten, in Europa seien immerhin bis zu 400000 DM drin.
Erfahrenere Analysten könnten in Amerika mit vier Millionen und in Europa immerhin noch mit rund 1,5 Millionen DM rechnen, wobei die Gehälter der Sell-side-Analysten, die die Kunden beim Aktienkauf beraten, deutlich über denen der Buy-side-Analysten liegen, die die Fondsmanager des eigenen Hauses beraten.
Die üppigen Gehälter, sagt Tony Golding, könnten aber nicht mehr aus den Gebühren gezahlt werden – etwa 0,1 bis 0,2 Prozent des Gesamtwertes, zu dem Aktien ge- oder verkauft werden. Ein Klacks im Vergleich zu den Handelsgebühren, wie sie bis Mitte der siebziger Jahre üblich waren. Deren Verfall setzte ein mit der Liberalisierung der Börsengesetze, zunächst 1975 in New York, dann im Oktober 1986 in London (Big Bang).
Heute müssen Analysten subventioniert werden: „Ich würde mich sehr wundern“, sagt Golding, „wenn heute noch irgendein Investmenthaus eine in sich profitable Forschungsabteilung hätte.“
Damit kamen die Investmentabteilungen ins Spiel. „Das Aktiengeschäft“, schreibt der Ex-Banker in seinem Buch, „kann ruhig Verluste machen, solange es als Hebel dient für andere Geschäfte.“ Bei Flemings zum Beispiel habe er sich unter anderem um ein mittelständisches Unternehmen bemüht. Sein Ziel: Flemings als Berater für eine Fusion zu empfehlen, ein Geschäft, das typischerweise ein halbes bis ein Prozent vom Gesamtumfang des Abschlusses einbringt.
„Unser Konkurrent war Morgan Stanley. Sie erschienen mit ihrem Merger-and-Acquisition-Team, und mit im Tross war ihr Analyst. Der hielt seine Präsentation, glänzte mit seinen Branchenkenntnissen und warb damit für die Kompetenz seiner Bank. Als es dann zur Sache ging, musste er den Raum verlassen. Aber seinem Bonus hat dieser Auftritt gewiss nicht geschadet. Wir hingegen als kleines Investmenthaus konnten mit solch einem Analysten nicht aufwarten, und das war deutlich von Nachteil.“
Golding glaubt, dass die Hälfte der Kosten, die Analysten verursachen, mittlerweile vom Investmentgeschäft getragen werden, also der Beratung von Unternehmenskunden bei Fusionen, Firmenkäufen oder beim Börsengang. „Ich weiß, dass Goldman Sachs es so handhabt. Und UBS Warburg.“ Credit Suisse First Boston habe sogar ganz offen den Schleier fallen lassen. Im vergangenen März ernannte die Bank kurzerhand ein und dieselbe Person zum Leiter des Investmentbanking und des Aktiengeschäftes, für das die Analysten arbeiten.
Mit ihren Branchenkenntnissen und ihren engen Kontakten zum Management seien Analysten ideal positioniert, um ihre Kollegen vom Investment Banking bei Unternehmen einzuführen und den Weg für deren Finanzierungsgeschäfte zu ebnen, schreibt Golding. Das heißt: Analysten lassen sich ihre Unabhängigkeit vom eigenen Haus abkaufen.
„Wenn Analysten einer Bank heute eine Aktie besonders loben, geht die Branche mittlerweile davon aus, dass sie versuchen, den Preis des Unternehmens vor einer Übernahme hochzureden.“ Und: „Kein institutioneller Anleger traut heute noch den geschriebenen Empfehlungen eines Sell-side-Analysten.“
Anderes gelte jedoch für das vertrauliche Gespräch. Wenn ein Fondsmanager das Urteil eines Analysten schätze, dann greife er zum Telefon und frage nach dessen wahrer Meinung. Die könne sich dann so anhören: „Wir empfehlen für das Papier X Kaufen. Das buchstabieren Sie bitte folgendermaßen: V-e-r-k-a-u-f-e-n.“
Und die Unternehmen? Warum spielen sie das Spiel mit, lassen sich von Analysten beeindrucken, von positiven Berichten schmeicheln, die anscheinend doch niemand glaubt? „Die Unternehmen haben Angst,“ sagt Golding. Der Grund dafür sei wieder Geld. Das Geld nämlich, das Investmentbanken damit verdienen, der einen Firma den Kauf einer anderen vorzuschlagen. Dabei kann jeder Jäger, aber auch Beute sein.
Die Konsequenz: Kein Unternehmen will es sich mit einer Investmentbank verscherzen. „Die größeren achten darauf, dass sie mit jedem Finanzgeschäft eine andere Bank beauftragen, um nur ja keine zu verärgern. Jedes Unternehmen ist angreifbar. Da muss nur einmal die Jahresbilanz schlechter ausgefallen sein als erwartet, der Börsenkurs sinkt, und schon wäre ein Aufkauf billiger.“
Abgekartetes Spiel
Hier wiederum schließt sich der Kreis. Denn welche Zahlen das Publikum von einer Bilanz erwartet, entscheiden Analysten. Die brauchen für ihre Vorhersagen Zahlen.
„Das Spiel geht dann folgendermaßen“, erzählt Golding: „Ein Finanzvorstand gibt dem Analysten ein paar Einblicke in die Lage des Unternehmens. Darauf sagt der Analyst: Das sieht nach diesem oder jenem Gewinn oder Verlust aus. Wenn der Vorstand damit einverstanden ist, murmelt er etwas vor sich hin, oder grunzt zustimmend.
Und man kann davon ausgehen, dass er den Analysten auf eine leicht pessimistische Vorhersage hinlenkt, damit am Bilanztag selbst die positive Überraschung den Aktienpreis nach oben treibt.“
Imke Henkel
Vom zynischen Spiel der Analysten
(SZ vom 27. März 2001) - Im Grunde ist Tony Goldings Botschaft simpel. Analysten, lautet ein Fazit des Ex-Investmentbankers, sind gekauft. Und Fondsmanager, so eine weitere Einsicht, haben längst aufgehört, den geschriebenen Analysten-Empfehlungen zu trauen.
Dabei ist Golding kein Rebell. Der schmale Mittfünfziger mit den schneeweißen Haaren hat lediglich in den letzten zwei Jahren seine Insidersicht auf die City, das Finanzzentrum London, niedergeschrieben.
Zuvor hat er vierundzwanzig Jahre lang selbst dort gearbeitet. 1974 begann er als Analyst bei einer kleinen Brokerfirma. Vier Jahre später wechselte er zur Investmentbank Flemings, zunächst als Forschungsdirektor in der Anlageabteilung, zuletzt auf der Seite der Investmentbanker, die Geschäfte mit Unternehmenskunden abschließen. 1998 ließ er sich vorzeitig pensionieren, zog sich in den Londoner Vorort Chiswick zurück, wo er in einem Backsteinhäuschen mit Erker wohnt.
„Meine Sicht von dem, was Analysten tun, ist ziemlich zynisch“, räumt Golding ein. Kein Lächeln mildert das Urteil. In der Theorie ist der Rat von Analysten, die externe Kunden beraten, unabhängig: Empfiehlt der Analyst von Merrill Lynch für die Telekom-Branche, Vodafone zu kaufen, so sollte der so informierte Fondsmanager davon ausgehen können, dass das Lob nicht einem verdeckten Interesse von Merrill Lynch folgt.
In der Branche spricht man von der Chinesischen Mauer, die Analysten von den Investmentbankern zu trennen habe. Die Praxis jedoch funktioniere anders, erzählt Golding und zitiert einen Freund, Investmentbanker bei einer großen amerikanischen Bank: „Unser Verhältnis zu Analysten ist ganz klar geregelt: Sie arbeiten für uns.“
Üppige Bezahlung
Das aber, sagt Golding, sei schlicht eine Frage der Bezahlung. Analysten verdienen viel. Ein internes Papier des Personalkonzerns TMP Worldwide hielt mit Stand November 2000 fest, dass amerikanische Analysten bereits in ihren ersten drei Berufsjahren ein Gesamteinkommen von bis zu einer Millionen DM erwarten könnten, in Europa seien immerhin bis zu 400000 DM drin.
Erfahrenere Analysten könnten in Amerika mit vier Millionen und in Europa immerhin noch mit rund 1,5 Millionen DM rechnen, wobei die Gehälter der Sell-side-Analysten, die die Kunden beim Aktienkauf beraten, deutlich über denen der Buy-side-Analysten liegen, die die Fondsmanager des eigenen Hauses beraten.
Die üppigen Gehälter, sagt Tony Golding, könnten aber nicht mehr aus den Gebühren gezahlt werden – etwa 0,1 bis 0,2 Prozent des Gesamtwertes, zu dem Aktien ge- oder verkauft werden. Ein Klacks im Vergleich zu den Handelsgebühren, wie sie bis Mitte der siebziger Jahre üblich waren. Deren Verfall setzte ein mit der Liberalisierung der Börsengesetze, zunächst 1975 in New York, dann im Oktober 1986 in London (Big Bang).
Heute müssen Analysten subventioniert werden: „Ich würde mich sehr wundern“, sagt Golding, „wenn heute noch irgendein Investmenthaus eine in sich profitable Forschungsabteilung hätte.“
Damit kamen die Investmentabteilungen ins Spiel. „Das Aktiengeschäft“, schreibt der Ex-Banker in seinem Buch, „kann ruhig Verluste machen, solange es als Hebel dient für andere Geschäfte.“ Bei Flemings zum Beispiel habe er sich unter anderem um ein mittelständisches Unternehmen bemüht. Sein Ziel: Flemings als Berater für eine Fusion zu empfehlen, ein Geschäft, das typischerweise ein halbes bis ein Prozent vom Gesamtumfang des Abschlusses einbringt.
„Unser Konkurrent war Morgan Stanley. Sie erschienen mit ihrem Merger-and-Acquisition-Team, und mit im Tross war ihr Analyst. Der hielt seine Präsentation, glänzte mit seinen Branchenkenntnissen und warb damit für die Kompetenz seiner Bank. Als es dann zur Sache ging, musste er den Raum verlassen. Aber seinem Bonus hat dieser Auftritt gewiss nicht geschadet. Wir hingegen als kleines Investmenthaus konnten mit solch einem Analysten nicht aufwarten, und das war deutlich von Nachteil.“
Golding glaubt, dass die Hälfte der Kosten, die Analysten verursachen, mittlerweile vom Investmentgeschäft getragen werden, also der Beratung von Unternehmenskunden bei Fusionen, Firmenkäufen oder beim Börsengang. „Ich weiß, dass Goldman Sachs es so handhabt. Und UBS Warburg.“ Credit Suisse First Boston habe sogar ganz offen den Schleier fallen lassen. Im vergangenen März ernannte die Bank kurzerhand ein und dieselbe Person zum Leiter des Investmentbanking und des Aktiengeschäftes, für das die Analysten arbeiten.
Mit ihren Branchenkenntnissen und ihren engen Kontakten zum Management seien Analysten ideal positioniert, um ihre Kollegen vom Investment Banking bei Unternehmen einzuführen und den Weg für deren Finanzierungsgeschäfte zu ebnen, schreibt Golding. Das heißt: Analysten lassen sich ihre Unabhängigkeit vom eigenen Haus abkaufen.
„Wenn Analysten einer Bank heute eine Aktie besonders loben, geht die Branche mittlerweile davon aus, dass sie versuchen, den Preis des Unternehmens vor einer Übernahme hochzureden.“ Und: „Kein institutioneller Anleger traut heute noch den geschriebenen Empfehlungen eines Sell-side-Analysten.“
Anderes gelte jedoch für das vertrauliche Gespräch. Wenn ein Fondsmanager das Urteil eines Analysten schätze, dann greife er zum Telefon und frage nach dessen wahrer Meinung. Die könne sich dann so anhören: „Wir empfehlen für das Papier X Kaufen. Das buchstabieren Sie bitte folgendermaßen: V-e-r-k-a-u-f-e-n.“
Und die Unternehmen? Warum spielen sie das Spiel mit, lassen sich von Analysten beeindrucken, von positiven Berichten schmeicheln, die anscheinend doch niemand glaubt? „Die Unternehmen haben Angst,“ sagt Golding. Der Grund dafür sei wieder Geld. Das Geld nämlich, das Investmentbanken damit verdienen, der einen Firma den Kauf einer anderen vorzuschlagen. Dabei kann jeder Jäger, aber auch Beute sein.
Die Konsequenz: Kein Unternehmen will es sich mit einer Investmentbank verscherzen. „Die größeren achten darauf, dass sie mit jedem Finanzgeschäft eine andere Bank beauftragen, um nur ja keine zu verärgern. Jedes Unternehmen ist angreifbar. Da muss nur einmal die Jahresbilanz schlechter ausgefallen sein als erwartet, der Börsenkurs sinkt, und schon wäre ein Aufkauf billiger.“
Abgekartetes Spiel
Hier wiederum schließt sich der Kreis. Denn welche Zahlen das Publikum von einer Bilanz erwartet, entscheiden Analysten. Die brauchen für ihre Vorhersagen Zahlen.
„Das Spiel geht dann folgendermaßen“, erzählt Golding: „Ein Finanzvorstand gibt dem Analysten ein paar Einblicke in die Lage des Unternehmens. Darauf sagt der Analyst: Das sieht nach diesem oder jenem Gewinn oder Verlust aus. Wenn der Vorstand damit einverstanden ist, murmelt er etwas vor sich hin, oder grunzt zustimmend.
Und man kann davon ausgehen, dass er den Analysten auf eine leicht pessimistische Vorhersage hinlenkt, damit am Bilanztag selbst die positive Überraschung den Aktienpreis nach oben treibt.“
Imke Henkel
hallo freunde,
wo das wohl enden wird?
von Big-Apple 29.03.01 12:31:07
"... von den angesehenen Analysten des Hauses Goldman Sachs ..."
Goldman Sachs wird gerade von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes auf Insider-Handel am Neuen Markt angesehen!
"So sah sich Ixos am 31. März gezwungen, eine Gewinnwarnung herauszugeben. Es hieß, Ixos gehe von einem "signifikanten
Verlustbetrag" aus. Unmittelbar danach brach der Aktienkurs um fast die Hälfte ein. Die US-Investmentbank Goldman Sachs soll,
wie die beiden Gründer, noch vor der Gewinnwarnung 600.000 eigene Aktien abgestoßen haben. "
wo das wohl enden wird?
von Big-Apple 29.03.01 12:31:07
"... von den angesehenen Analysten des Hauses Goldman Sachs ..."
Goldman Sachs wird gerade von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes auf Insider-Handel am Neuen Markt angesehen!
"So sah sich Ixos am 31. März gezwungen, eine Gewinnwarnung herauszugeben. Es hieß, Ixos gehe von einem "signifikanten
Verlustbetrag" aus. Unmittelbar danach brach der Aktienkurs um fast die Hälfte ein. Die US-Investmentbank Goldman Sachs soll,
wie die beiden Gründer, noch vor der Gewinnwarnung 600.000 eigene Aktien abgestoßen haben. "
ZUR VORBEREITUNG DIE KOMMENDEN LOCK-UP FRISTEN:
06.04.01 syzygy AG Neuer Markt
09.04.01 ad pepper media N.V. Neuer Markt
18.04.01 Genmab A/S Neuer Markt
20.04.01 AWD Holding AG Amtlicher Handel
30.04.01 Camelot AG Neuer Markt
02.05.01 syskoplan AG Neuer Markt
07.05.01 Heiler Software AG Neuer Markt
07.05.01 WIGE MEDIA AG SMAX
15.05.01 Biolitec AG Neuer Markt
15.05.01 Funkwerk AG Neuer Markt
16.05.01 TC Unterhaltungselektroni Geregelter Markt
20.05.01 GERICOM AG Neuer Markt
20.05.01 MME Me, Myself & Eye Ente Neuer Markt
21.05.01 e-m-s new media AG Neuer Markt
21.05.01 Group Technologies AG Neuer Markt
22.05.01 Neue Sentimental Film AG Neuer Markt
24.05.01 Comtrade AG Neuer Markt
28.05.01 P&T Technology AG Neuer Markt
01.06.01 BioTissue Technologies AG Neuer Markt
06.06.01 MediClin AG SMAX
Quelle: boerse.de
06.04.01 syzygy AG Neuer Markt
09.04.01 ad pepper media N.V. Neuer Markt
18.04.01 Genmab A/S Neuer Markt
20.04.01 AWD Holding AG Amtlicher Handel
30.04.01 Camelot AG Neuer Markt
02.05.01 syskoplan AG Neuer Markt
07.05.01 Heiler Software AG Neuer Markt
07.05.01 WIGE MEDIA AG SMAX
15.05.01 Biolitec AG Neuer Markt
15.05.01 Funkwerk AG Neuer Markt
16.05.01 TC Unterhaltungselektroni Geregelter Markt
20.05.01 GERICOM AG Neuer Markt
20.05.01 MME Me, Myself & Eye Ente Neuer Markt
21.05.01 e-m-s new media AG Neuer Markt
21.05.01 Group Technologies AG Neuer Markt
22.05.01 Neue Sentimental Film AG Neuer Markt
24.05.01 Comtrade AG Neuer Markt
28.05.01 P&T Technology AG Neuer Markt
01.06.01 BioTissue Technologies AG Neuer Markt
06.06.01 MediClin AG SMAX
Quelle: boerse.de
@ The Canadian,
DIE SOLLTE MAN AUF JEDEN FALL BEACHTEN
Danke
DIE SOLLTE MAN AUF JEDEN FALL BEACHTEN
Danke
K U R S B E T R U G
Kaum Chancen auf Schadensersatz
Die Gesetze zu schwach, die Strafen zu lasch - Aktionärsschützer schlagen Alarm.
Frankfurt - Die rechtliche Schutz für deutsche Aktienbesitzer ist nach Ansicht der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) unzureichend. Anleger seien in der Vergangenheit durch falsche oder unvollständige Informationen von Unternehmen geschädigt worden, beklagten die Aktionärsschützer am Donnerstag in Frankfurt am Main.
Kaum Chancen auf Schadensersatz
Angesichts der "restriktiven Gesetzeslage" gebe es aber kaum Möglichkeiten, Schadensersatz zu erzwingen. Die SdK forderte daher den Gesetzgeber auf, neue Regelungen zu schaffen. Andernfalls könne beispielsweise die Altesvorsorge durch "Aktiensparen" ad acta gelegt werden. Auch in den seit 1. März geltenden Regelungen zur Meldepflicht von Wertpapiergeschäften sehen die Aktionärsschützer etliche Schwachpunkte.
Tatbestand Kursbetrug ein "stumpfes Schwert"
Zum verbesserten Schutz der Anleger forderte Vorstandsmitglied Harald Petersen unter anderem, dass der Tatbestand des Kursbetrugs geändert werden müsse. Dieser sei derzeit ein "stumpfes Schwert", da unrichtige Angaben von Unternehmen nur dann strafbar seien, wenn nachweislich der Kurs habe beeinflusst werden sollen.
Dieser Beweis sei aber kaum zu führen. Die Kursbeeinflussungsabsicht müsse deshalb gestrichen werden. Dann sei allein das "Verbreiten von falschen Informationen in Kenntnis deren Unrichtigkeit" strafbar.
Petersen monierte, dass es auch in einer Spielbank Absicherungen gegen Betrug gebe. Es könne aber nicht sein, dass ein "Aktienanleger weniger geschützt als ein Spielbankbesucher" sei.
Das Schadensersatzrecht muss aus Sicht des Aktionärsschützer ebenfalls geändert werden. So müsse etwa für die so genannte Prospekthaftung die Verjährungsfrist auf drei Jahre heraufgesetzt werden, forderte Petersen. Bislang liegt sie bei sechs Monaten. Dies sei viel zu kurz, um oftmals komplizierte Sachverhalte aufzuklären.
Der Verein prüft derzeit unter anderem, die Möglichkeit einer Prospekthaftung bei der Deutschen Telekom. Auf Grund einer Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens vom Februar sei anzunehmen, dass die Angaben zu den Immobilien des Unternehmens in den Börsenprospekten von 1999 und 2000 fehlerhaft gewesen sei. Die Telekom hatte im Februar durch Wertberichtigungen ihres Immobilienbesitzes ihren Jahresüberschuss deutlich nach unten korrigiert.
SdK: Neue Meldepflicht reicht nicht aus
Die SdK bewertet auch die Regelungen über meldepflichtige Wertpapiergeschäfte am Neuen Markt als unzureichend. Seit dem 1. März müssen Wertpapiergeschäfte der Emittenten sowie deren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Börse gemeldet werden. Damit soll die Transparenz am Neuen Markt erhöht und der Anlegerschutz verbessert werden. SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub sagte dazu, der Mut der Börse zu einer solchen Regelung sei zu loben. Es gebe allerdings zahlreiche "Schwachstellen".
Mögliche Strafen sind zu lasch
Straub bemängelte unter anderem, dass Geschäfte von Familienmitglieder von Vorständen nicht meldepflichtig sind. Theoretisch sei daher vorstellbar, dass ein Vorstand Käufe von täglich tausend Stück melde und so ein positives Signal an den Markt sende und seine Familie zeitgleich täglich ein Vielfaches an Aktien verkaufe. Ein solches Vorgehen wäre "nicht verboten, sanktionierbar und auch nicht nachweisbar."
Kritik übte Straub auch an den laschen Sanktionsmöglichkeiten. Die maximale Strafe liege bei 100.000 Euro, was im Verhältnis zu den Erlösen aus einem Verstoß im Einzelfall keine abschreckende Wirkung haben dürfte.
Neue Liste mit Fonds bei der DSW
Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht erheblichen Verbesserungsbedarf in Sachen Anlegerschutz. DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker hält vor allem die Transparenz im Bereich Aktienfonds für nicht ausreichend. Die DSW veröffentlicht daher auf Ihrer Homepage eine Fonds-Liste, die gemeinsam mit der zur Quandt-Gruppe gehörenden Vermögensverwaltung FERI Trust erstellt wurde.
HIntergrund: Anlageberater animieren nach DSW-Beobachtung Kleinanleger häufig unter Verweis auf einen hohen Wertzuwachs im Vorjahr zum Kauf von Fondsanteilen zu einem für sie ungünstigen Kurs. DSW und FERI Trust haben daher einen Kriterienkatalog entwickelt, der helfen soll, die Wahrscheinlichkeit von Verlusten genauer zu bestimmen. Auch die langristige Ertragskraft eines Fonds über mindestens fünf Jahre hinweg und seine Entwicklung im Vergleich zum Index würden untersucht.
Kaum Chancen auf Schadensersatz
Die Gesetze zu schwach, die Strafen zu lasch - Aktionärsschützer schlagen Alarm.
Frankfurt - Die rechtliche Schutz für deutsche Aktienbesitzer ist nach Ansicht der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) unzureichend. Anleger seien in der Vergangenheit durch falsche oder unvollständige Informationen von Unternehmen geschädigt worden, beklagten die Aktionärsschützer am Donnerstag in Frankfurt am Main.
Kaum Chancen auf Schadensersatz
Angesichts der "restriktiven Gesetzeslage" gebe es aber kaum Möglichkeiten, Schadensersatz zu erzwingen. Die SdK forderte daher den Gesetzgeber auf, neue Regelungen zu schaffen. Andernfalls könne beispielsweise die Altesvorsorge durch "Aktiensparen" ad acta gelegt werden. Auch in den seit 1. März geltenden Regelungen zur Meldepflicht von Wertpapiergeschäften sehen die Aktionärsschützer etliche Schwachpunkte.
Tatbestand Kursbetrug ein "stumpfes Schwert"
Zum verbesserten Schutz der Anleger forderte Vorstandsmitglied Harald Petersen unter anderem, dass der Tatbestand des Kursbetrugs geändert werden müsse. Dieser sei derzeit ein "stumpfes Schwert", da unrichtige Angaben von Unternehmen nur dann strafbar seien, wenn nachweislich der Kurs habe beeinflusst werden sollen.
Dieser Beweis sei aber kaum zu führen. Die Kursbeeinflussungsabsicht müsse deshalb gestrichen werden. Dann sei allein das "Verbreiten von falschen Informationen in Kenntnis deren Unrichtigkeit" strafbar.
Petersen monierte, dass es auch in einer Spielbank Absicherungen gegen Betrug gebe. Es könne aber nicht sein, dass ein "Aktienanleger weniger geschützt als ein Spielbankbesucher" sei.
Das Schadensersatzrecht muss aus Sicht des Aktionärsschützer ebenfalls geändert werden. So müsse etwa für die so genannte Prospekthaftung die Verjährungsfrist auf drei Jahre heraufgesetzt werden, forderte Petersen. Bislang liegt sie bei sechs Monaten. Dies sei viel zu kurz, um oftmals komplizierte Sachverhalte aufzuklären.
Der Verein prüft derzeit unter anderem, die Möglichkeit einer Prospekthaftung bei der Deutschen Telekom. Auf Grund einer Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens vom Februar sei anzunehmen, dass die Angaben zu den Immobilien des Unternehmens in den Börsenprospekten von 1999 und 2000 fehlerhaft gewesen sei. Die Telekom hatte im Februar durch Wertberichtigungen ihres Immobilienbesitzes ihren Jahresüberschuss deutlich nach unten korrigiert.
SdK: Neue Meldepflicht reicht nicht aus
Die SdK bewertet auch die Regelungen über meldepflichtige Wertpapiergeschäfte am Neuen Markt als unzureichend. Seit dem 1. März müssen Wertpapiergeschäfte der Emittenten sowie deren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Börse gemeldet werden. Damit soll die Transparenz am Neuen Markt erhöht und der Anlegerschutz verbessert werden. SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub sagte dazu, der Mut der Börse zu einer solchen Regelung sei zu loben. Es gebe allerdings zahlreiche "Schwachstellen".
Mögliche Strafen sind zu lasch
Straub bemängelte unter anderem, dass Geschäfte von Familienmitglieder von Vorständen nicht meldepflichtig sind. Theoretisch sei daher vorstellbar, dass ein Vorstand Käufe von täglich tausend Stück melde und so ein positives Signal an den Markt sende und seine Familie zeitgleich täglich ein Vielfaches an Aktien verkaufe. Ein solches Vorgehen wäre "nicht verboten, sanktionierbar und auch nicht nachweisbar."
Kritik übte Straub auch an den laschen Sanktionsmöglichkeiten. Die maximale Strafe liege bei 100.000 Euro, was im Verhältnis zu den Erlösen aus einem Verstoß im Einzelfall keine abschreckende Wirkung haben dürfte.
Neue Liste mit Fonds bei der DSW
Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht erheblichen Verbesserungsbedarf in Sachen Anlegerschutz. DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker hält vor allem die Transparenz im Bereich Aktienfonds für nicht ausreichend. Die DSW veröffentlicht daher auf Ihrer Homepage eine Fonds-Liste, die gemeinsam mit der zur Quandt-Gruppe gehörenden Vermögensverwaltung FERI Trust erstellt wurde.
HIntergrund: Anlageberater animieren nach DSW-Beobachtung Kleinanleger häufig unter Verweis auf einen hohen Wertzuwachs im Vorjahr zum Kauf von Fondsanteilen zu einem für sie ungünstigen Kurs. DSW und FERI Trust haben daher einen Kriterienkatalog entwickelt, der helfen soll, die Wahrscheinlichkeit von Verlusten genauer zu bestimmen. Auch die langristige Ertragskraft eines Fonds über mindestens fünf Jahre hinweg und seine Entwicklung im Vergleich zum Index würden untersucht.
Millionenspiel an der Börse: Ein Paradies für Abzocker?
Wer mehr weiß als andere, verdient an der Börse Geld. Insider und Aktienpusher spielen in Deutschland ein Millionenspiel. Der Blick hinter die Kulissen des Insiderhandels offenbart: Die Börsenpolizei arbeitet schlampig. Ist das sonst so bürokratische Deutschland etwa ein Paradies für Abzocker?
Bargeld lacht, dachte sich der Hamburger Rechtsanwalt Martin B. (Name von der Redaktion geändert). An den Übernahmeverhandlungen einer aufstrebenden Softwarefirma beteiligt, wusste er mehr als andere. Und er kombinierte: Wenn das an der Risikobörse Neuer Markt notierte Unternehmen die Übernahme meldet, explodiert der Kurs.
Also deckte sich Martin B. mit Aktien ein, um seinen Wissensvorsprung in Bares zu verwandeln. Die Rechnung ging auf. 27.400 Mark Gewinn kassierte der Advokat mit diesem risikolosen Geschäft. Bestraft wurde er dafür nie. Zwar gab es ein Verfahren - das hat die Hamburger Staatsanwaltschaft allerdings gegen Zahlung einer Geldbuße von 24.700 Mark eingestellt. Da blieb dem Anwalt unter dem Strich sogar noch ein Gewinn.
Ist Martin B. ein Einzelfall? Kaum. Aber ein kleiner Fisch. "Da drehen ganz andere Kaliber viel größere Geschäfte, ohne dass es jemand merkt", sagt ein Mitarbeiter des Bundesaufsichtsamtes für Wertpapierhandel (BAWe), der nicht namentlich genannt werden möchte.
Insidergeschäfte, Kursmanipulationen über 0190er-Hotlines oder falsche Ad-Hoc-Meldungen - was in den vergangenen Monaten ans Tageslicht kam, "ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges", vermutet auch der renommierte Nürnberger Bank- und Börsenwissenschaftler Wolfgang Gehrke.
Deutschland, ein Paradies für Börsenabzocker? Langsam formiert sich Widerstand. Experten prangern die laschen Gesetze an, das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) wird als zahnloser Tiger verspottet. "Das Amt ist relativ machtlos, Insider dingfest zu machen", meint etwa Petra Krüll von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Die Zeche schlampiger Börsenaufsicht zahlen Kleinanleger, die in die Falle geplanter Kursmanipulationen tappen, beklagt die DSW. "Der Verdacht liegt nahe, dass Gurus, die Aktien in Hotlines oder im Fernsehen empfehlen, kräftig daran verdienen."
Es wird Zeit, dass die Börsenpolizei ihrem Namen gerecht wird. "So geht es jedenfalls nicht mehr weiter", ärgert sich auch Börsenprofessor Gehrke. (mak)
Der Tiger brüllt- und niemand hat Angst
Die Bilanz der deutschen Börsenpolizei fällt ernüchterd aus
Anlagebetrüger nehmen sie nicht ernst, Experten haben Mitleid: Die deutsche Börsenpolizei verbreitet auf dem Börsenparkett kaum Angst. Denn wer fürchtet sich schon vor einem zahnlosen Tiger?
Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) ist nicht zu beneiden. Es scheint, als stecke die Frankfurter Behörde in der Klemme. Etwa 30 Mitarbeiter - insgesamt beschäftigt das BAWe 140 Menschen - sollen Insidergeschäfte oder Kursmanipulationen aufspüren - zu wenig, angesichts der Vielzahl börsennotierter Unternehmen und der Flut täglicher Ad-Hoc-Meldungen.
Eigentlich müsste bei fast jeder der 7.500 Ad-Hoc-Meldungen im Jahr geprüft werden, ob es vor der Veröffentlichung auffällige Kursbewegungen gibt. "Alles zu prüfen, ist sehr zeitaufwändig. Da braucht man mehr Personal", gesteht Sabine Reimer, Sprecherin des BAWe. Außerdem gilt: "Wer Insidergeschäfte geschickt macht, den kriegen wir nur schwer." Viel gravierender ist aber, dass die deutsche Justiz Probleme hat, Insider zu verurteilen.
Entsprechend ernüchternd fällt die Bilanz der deutschen Börsenpolizei aus: Von 52 neuen Untersuchungsverfahren im vergangenen Jahr wurden 22 an die Staatsanwaltschaft übergeben - und bis auf einen Fall hat die Justiz alle eingestellt. Nur der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Klaus Heugel (SPD) ist von einem Gericht verurteilt worden. Pikant: Heugel hatte mit seinem Insidergeschäft lediglich knapp 15.000 Mark verdient. Und er hatte sich auch keine Mühe gegeben, sein krummes Geschäft zu vertuschen.
Kaum Verfahren, kaum Strafen - der Nürnberger Bank- und Börsenwissenschaftler Wolfgang Gehrke fordert deshalb, die Wertpapieraufsicht mit mehr Personal und Ermittlungsbefugnissen auszustatten, "um dem Insiderhandel auf den Pelz zu rücken". Auch die Strafverfahren müssten auf den Prüfstand. Gehrke: "Was nützt es, wenn Insiderfälle aufgedeckt werden, es aber keine Verurteilungen gibt?"
Als Vorbild für einen Tiger mit Zähnen gilt die amerikanische Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission). Mit wesentlich mehr Ermittlungsbefugnissen und Personal ausgestattet, kommt die SEC Anlagebetrügern viel eher auf die Schliche. Und: Die amerikanische Börsenaufsicht kann auch selbst Strafen verhängen.
Nicht ohne Grund ist die SEC in Amerika gefürchtet. Allein 1998 deckte die SEC 48 Insidergeschäfte auf und verhängte Strafen in Höhe von 864 Millionen Dollar. In besonders schlimmen Fällen droht Anlagebetrügern der Gang hinter Gitter. Und dagegen ist Deutschland nun wirklich ein Paradies. (mak)
Jemanden fragen, der Bescheid weiß
Motto: Früher reagieren oder falsche Meldungen verbreiten
Wer im Vorstand eines Unternehmens sitzt, über einen "heißen Draht" zum Management verfügt oder geschäftlich mit der Firma zu tun hat, ist ein Insider. Das allein ist noch nicht schlimm. Kriminell wird es, wenn Insider aufgrund ihres Wissens Aktien kaufen oder verkaufen. Denn Insidergeschäfte sind strafbar.
In den vergangenen Monaten sind einige spektakuläre Insiderfälle ans Tageslicht gekommen. Viel zu tun hat die Münchner Staatsanwaltschaft zum Beispiel im Fall Ixos. Das Softwareunternehmen hatte am 31. März vergangenen Jahres in einer Ad-Hoc-Meldung einen Verlust angekündigt, der Aktienkurs brach daraufhin um mehr als 46 Prozent ein. Kurz darauf fiel die Ixos-Aktie erneut um über 50 Prozent.
Da einige Anteilseigner der Ixos AG wussten, was an der Börse mit dem Aktienkurs passieren wird, haben sie vor Veröffentlichung der Ad-Hoc-Mitteilung massiv Aktien verkauft. Weil es dadurch an der Börse zu auffälligen Umsätzen kam, ist das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel den Abzockern auf die Schliche gekommen.
München ist ein heißes Pflaster. Florian Haffa, ehemaliger Finanzvorstand der Münchner EM.TV & Merchandising AG, soll zweimal vor Veröffentlichung von Horrornachrichten EM.TV-Aktien im Wert von 34 Millionen Mark verkauft haben.
Dies gilt auch für Bruder Thomas Haffa, der allerdings bereits im Februar 2000 Aktien verkauft hat - nahe des historischen Höchstkurses. Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel sieht in dem frühzeitigen Verkauf, der Haffa etwa 40 Millionen Mark in die Kasse gespült hat, allerdings keinen Anlass für Ermittlungen, solange kein Verdacht auf ein verbotenes Insidergeschäft besteht.
Aber nicht nur das Ausnutzen von Wissen bringt Gewinne, auch die Verbreitung von Unternehmensnachrichten, die nicht stimmen. Entsprechende Ad-Hoc-Meldungen, insbesondere beliebt bei Unternehmen des Neuen Marktes, waren oft nur heiße Luft.
Dreist beispielsweise ging es bei der Infomatec AG zu. Den beiden Vorstandschefs des Softwareunternehmens wird vorgeworfen, den Infomatec-Aktienkurs über eine gefälschte Ad-Hoc-Meldung nach oben getrieben und dann Aktien im Wert von etwa 56 Millionen Mark verkauft zu haben.
Aber auch der Fall Metabox wirft viele Fragezeichen auf. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat mittlerweile Strafanzeige gegen den Hildesheimer Hersteller von Settop-Boxen für das Internet erstattet. Vorwurf: Metabox habe in Ad-Hoc-Meldungen über angebliche Großaufträge in Millionenhöhe berichtet. Diese Aufträge hätten insgesamt zu Umsätzen von weiter über einer Milliarde Mark führen müssen.
Da es anders kam als angekündigt, vermutet die SdK Kursbetrug. Denn der Metabox-Kurs ist nach den Ad-Hoc-Meldungen explosionsartig gestiegen - und dann vom Hoch bei knapp 60 Euro auf etwa drei Euro abgestürzt. Geprüft werden soll nun, ob Metabox-Verantwortliche Aktien zu den hohen Kursen abgestoßen haben. (mak)
Kursziel 1000 Euro- und alle kaufen
Seltsame Kurssprünge an einem Tag- wer verdient daran?
Pushen, um abzusahnen - Börsengurus gehen immer nach der gleichen Masche vor. Wenn sie Aktien empfehlen, dann vor allem solche, die schon bei kleinen Kauforders kräftig zulegen. Und die gibt es am Neuen Markt wie Sand am Meer.
Haben sich die Pusher eine Aktie herausgepickt, müssen sie nur noch einen leckeren Köder auslegen. "Neue Rakete", "1.000-Prozent-Chance" oder "Schnell einsteigen" - wenige Worte in Börsenmagazinen, 0190er-Hotlines oder Fernsehsendungen reichen meist aus, damit Anleger anbeißen.
Klettern die Kurse kräftig, reiben sich die dubiosen Tippgeber die Hände. Denn: Sie haben sich bereits vor ihren Empfehlungen die entsprechenden Aktien ins Depot gelegt - und verkaufen mit Gewinn, während andere kaufen.
Ein Strippenzieher auf dem Parkett ist zum Beispiel der Kulmbacher Verleger und längst verblasste Aktienguru Bernd Förtsch. Als Plattform für seine geheimen Tipps - er tut immer so, als wären sie geheim, aber sie sind es natürlich nicht - dient nicht nur seine Anlegerpostille "Der Aktionär".
Auch in der 3sat-Börse hatte Förtsch seine großen Auftritte. Dort empfahl er beispielsweise im Februar vergangenen Jahres Aktien von Edel Music mit einem Kursziel von 100 Euro. Prompt kletterte der Kurs von 42 auf 60 Euro, um dann einige Tage später wieder abzustürzen. Mittlerweile ist Edel bei etwa vier Euro gelandet.
Ob Förtsch daran verdient hat? Zu beweisen war das bisher nicht. Erlaubt ist aber die Frage, ob hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Denn Edel war nicht das einzige Push-Objekt des Kulmbachers. Alles bisher Dagewesene stellte Förtsch mit der Aktie des Münchner Biotechnolgieunternehmens Morphosys in den Schatten.
Hier rief er - ebenfalls im Februar 2000 in der 3sat-Börse - ein Kursziel von 1.000 Euro aus - bei einem Stand der Aktie von etwa 200 Euro. Erstaunlich die Wirkung: Morphosys kletterte daraufhin in der Spitze um etwa 80 Prozent auf 360 Euro. Was von dem Kursziel zu halten war, zeigte sich schon wenig später. Kontinuierlich ging es mit dem Kurs von Morphosys bergab, mittlerweile ist das Papier für etwa 75 Euro zu haben.
Gut in Erinnerung sind auch die Auftritte von Egbert Prior im - wie sollte es anders sein - 3sat-Börsenspiel. Dort empfahl Prior Aktien von Mobilcom und SCM. Die hatte er sich aber schon längst ein paar Tage vorher ins Depot gelegt - und so freute sich Prior über einen stattlichen Gewinn.
Anders als im Fall Förtsch hat das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) Prior das auch nachgewiesen. Aber der Aktienpusher Egbert Prior kam ungeschoren davon: Das Oberlandesgericht Frankfurt stellte das Verfahren gegen ihn ein. Grund: Man könne ihm nicht nachweisen, dass er, als er die Aktien gekauft hat, bereits vorhatte, sie in der TV-Sendung zu empfehlen.
Mit anderen Worten: Selbst wenn Aktienpusher auffliegen - nach dem Gesetz sind sie scheinbar nicht zu verurteilen, weil sie immer behaupten können, sich erst nach dem Kauf der Aktie zu einer Empfehlung entschlossen zu haben.
Acht Regeln, die Sie beachten sollten
Je größer die Gewinnchancen, desto höher die Risiken
Seien Sie clever und lassen Sie sich nicht von Aktienkurspushern aufs Kreuz legen. Am besten schützen Sie sich, wenn Sie folgende Regeln beachten:
1. Wenn ein Anlageexperte (Analyst, Banker, Guru oder Finanzjournalist) Aktien empfiehlt, ist zunächst Vorsicht angebracht. Insbesondere dann, wenn es sich um Aktien des Neuen Marktes handelt. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild vom Unternehmen, bevor Sie die Aktien kaufen.
2. Egal, in welchem Medium (Fernsehen, Zeitung, Anlegermagazin oder Internet) Aktien empfohlen werden - niemandem können Sie blind vertrauen. Das gilt auch dann, wenn der Experte einen seriösen Eindruck macht.
3. Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn der Experte bei der Aktie, die er empfiehlt, große Gewinnchancen in Aussicht stellt. Hier lauern Gefahren.
4. Finger weg von 0190er-Hotlines, die im Videotext Ihres Fernsehers mit markigen Sprüchen zum Anrufen auffordern. Hier werden tolle Tipps angekündigt (zum Beispiel: "Achtung: 100-Prozent-Chance? Jetzt einsteigen?"), die nicht ernst zu nehmen sind. Sie zahlen einen Haufen Gebühren und werden dafür noch hinters Licht geführt.
5. Plötzliche Kurssteigerungen nach Empfehlungen im Fernsehen oder in Anlegermagazinen kommen in der Regel zustande, weil andere Anleger den Tipps folgen. Sollten Sie ebenfalls die Aktie ordern wollen, ziehen Sie die Notbremse. Hier sind Aktienpusher am Werk.
6. Wenn Sie Aktien, insbesondere am Neuen Markt, ordern, setzen Sie immer ein Limit. Auch wenn Sie die Aktie dann vielleicht nicht bekommen, meistens fällt sie einige Tage später wieder zurück.
7. Erzählt jemand, er wisse, dass ein Unternehmen demnächst eine Top-Meldung bringt, sollten Sie abschalten. Entweder der Tippgeber lügt oder er hat Recht. Hat er Recht, wissen es die anderen aber auch schon.
8. Hält der Vorstand eines Unternehmens seine Aktie für unterbewertet, sollten Sie vorsichtig sein. Seriöse Vorstände äußern sich dazu nicht. (mak)
Wer mehr weiß als andere, verdient an der Börse Geld. Insider und Aktienpusher spielen in Deutschland ein Millionenspiel. Der Blick hinter die Kulissen des Insiderhandels offenbart: Die Börsenpolizei arbeitet schlampig. Ist das sonst so bürokratische Deutschland etwa ein Paradies für Abzocker?
Bargeld lacht, dachte sich der Hamburger Rechtsanwalt Martin B. (Name von der Redaktion geändert). An den Übernahmeverhandlungen einer aufstrebenden Softwarefirma beteiligt, wusste er mehr als andere. Und er kombinierte: Wenn das an der Risikobörse Neuer Markt notierte Unternehmen die Übernahme meldet, explodiert der Kurs.
Also deckte sich Martin B. mit Aktien ein, um seinen Wissensvorsprung in Bares zu verwandeln. Die Rechnung ging auf. 27.400 Mark Gewinn kassierte der Advokat mit diesem risikolosen Geschäft. Bestraft wurde er dafür nie. Zwar gab es ein Verfahren - das hat die Hamburger Staatsanwaltschaft allerdings gegen Zahlung einer Geldbuße von 24.700 Mark eingestellt. Da blieb dem Anwalt unter dem Strich sogar noch ein Gewinn.
Ist Martin B. ein Einzelfall? Kaum. Aber ein kleiner Fisch. "Da drehen ganz andere Kaliber viel größere Geschäfte, ohne dass es jemand merkt", sagt ein Mitarbeiter des Bundesaufsichtsamtes für Wertpapierhandel (BAWe), der nicht namentlich genannt werden möchte.
Insidergeschäfte, Kursmanipulationen über 0190er-Hotlines oder falsche Ad-Hoc-Meldungen - was in den vergangenen Monaten ans Tageslicht kam, "ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges", vermutet auch der renommierte Nürnberger Bank- und Börsenwissenschaftler Wolfgang Gehrke.
Deutschland, ein Paradies für Börsenabzocker? Langsam formiert sich Widerstand. Experten prangern die laschen Gesetze an, das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) wird als zahnloser Tiger verspottet. "Das Amt ist relativ machtlos, Insider dingfest zu machen", meint etwa Petra Krüll von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Die Zeche schlampiger Börsenaufsicht zahlen Kleinanleger, die in die Falle geplanter Kursmanipulationen tappen, beklagt die DSW. "Der Verdacht liegt nahe, dass Gurus, die Aktien in Hotlines oder im Fernsehen empfehlen, kräftig daran verdienen."
Es wird Zeit, dass die Börsenpolizei ihrem Namen gerecht wird. "So geht es jedenfalls nicht mehr weiter", ärgert sich auch Börsenprofessor Gehrke. (mak)
Der Tiger brüllt- und niemand hat Angst
Die Bilanz der deutschen Börsenpolizei fällt ernüchterd aus
Anlagebetrüger nehmen sie nicht ernst, Experten haben Mitleid: Die deutsche Börsenpolizei verbreitet auf dem Börsenparkett kaum Angst. Denn wer fürchtet sich schon vor einem zahnlosen Tiger?
Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) ist nicht zu beneiden. Es scheint, als stecke die Frankfurter Behörde in der Klemme. Etwa 30 Mitarbeiter - insgesamt beschäftigt das BAWe 140 Menschen - sollen Insidergeschäfte oder Kursmanipulationen aufspüren - zu wenig, angesichts der Vielzahl börsennotierter Unternehmen und der Flut täglicher Ad-Hoc-Meldungen.
Eigentlich müsste bei fast jeder der 7.500 Ad-Hoc-Meldungen im Jahr geprüft werden, ob es vor der Veröffentlichung auffällige Kursbewegungen gibt. "Alles zu prüfen, ist sehr zeitaufwändig. Da braucht man mehr Personal", gesteht Sabine Reimer, Sprecherin des BAWe. Außerdem gilt: "Wer Insidergeschäfte geschickt macht, den kriegen wir nur schwer." Viel gravierender ist aber, dass die deutsche Justiz Probleme hat, Insider zu verurteilen.
Entsprechend ernüchternd fällt die Bilanz der deutschen Börsenpolizei aus: Von 52 neuen Untersuchungsverfahren im vergangenen Jahr wurden 22 an die Staatsanwaltschaft übergeben - und bis auf einen Fall hat die Justiz alle eingestellt. Nur der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Klaus Heugel (SPD) ist von einem Gericht verurteilt worden. Pikant: Heugel hatte mit seinem Insidergeschäft lediglich knapp 15.000 Mark verdient. Und er hatte sich auch keine Mühe gegeben, sein krummes Geschäft zu vertuschen.
Kaum Verfahren, kaum Strafen - der Nürnberger Bank- und Börsenwissenschaftler Wolfgang Gehrke fordert deshalb, die Wertpapieraufsicht mit mehr Personal und Ermittlungsbefugnissen auszustatten, "um dem Insiderhandel auf den Pelz zu rücken". Auch die Strafverfahren müssten auf den Prüfstand. Gehrke: "Was nützt es, wenn Insiderfälle aufgedeckt werden, es aber keine Verurteilungen gibt?"
Als Vorbild für einen Tiger mit Zähnen gilt die amerikanische Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission). Mit wesentlich mehr Ermittlungsbefugnissen und Personal ausgestattet, kommt die SEC Anlagebetrügern viel eher auf die Schliche. Und: Die amerikanische Börsenaufsicht kann auch selbst Strafen verhängen.
Nicht ohne Grund ist die SEC in Amerika gefürchtet. Allein 1998 deckte die SEC 48 Insidergeschäfte auf und verhängte Strafen in Höhe von 864 Millionen Dollar. In besonders schlimmen Fällen droht Anlagebetrügern der Gang hinter Gitter. Und dagegen ist Deutschland nun wirklich ein Paradies. (mak)
Jemanden fragen, der Bescheid weiß
Motto: Früher reagieren oder falsche Meldungen verbreiten
Wer im Vorstand eines Unternehmens sitzt, über einen "heißen Draht" zum Management verfügt oder geschäftlich mit der Firma zu tun hat, ist ein Insider. Das allein ist noch nicht schlimm. Kriminell wird es, wenn Insider aufgrund ihres Wissens Aktien kaufen oder verkaufen. Denn Insidergeschäfte sind strafbar.
In den vergangenen Monaten sind einige spektakuläre Insiderfälle ans Tageslicht gekommen. Viel zu tun hat die Münchner Staatsanwaltschaft zum Beispiel im Fall Ixos. Das Softwareunternehmen hatte am 31. März vergangenen Jahres in einer Ad-Hoc-Meldung einen Verlust angekündigt, der Aktienkurs brach daraufhin um mehr als 46 Prozent ein. Kurz darauf fiel die Ixos-Aktie erneut um über 50 Prozent.
Da einige Anteilseigner der Ixos AG wussten, was an der Börse mit dem Aktienkurs passieren wird, haben sie vor Veröffentlichung der Ad-Hoc-Mitteilung massiv Aktien verkauft. Weil es dadurch an der Börse zu auffälligen Umsätzen kam, ist das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel den Abzockern auf die Schliche gekommen.
München ist ein heißes Pflaster. Florian Haffa, ehemaliger Finanzvorstand der Münchner EM.TV & Merchandising AG, soll zweimal vor Veröffentlichung von Horrornachrichten EM.TV-Aktien im Wert von 34 Millionen Mark verkauft haben.
Dies gilt auch für Bruder Thomas Haffa, der allerdings bereits im Februar 2000 Aktien verkauft hat - nahe des historischen Höchstkurses. Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel sieht in dem frühzeitigen Verkauf, der Haffa etwa 40 Millionen Mark in die Kasse gespült hat, allerdings keinen Anlass für Ermittlungen, solange kein Verdacht auf ein verbotenes Insidergeschäft besteht.
Aber nicht nur das Ausnutzen von Wissen bringt Gewinne, auch die Verbreitung von Unternehmensnachrichten, die nicht stimmen. Entsprechende Ad-Hoc-Meldungen, insbesondere beliebt bei Unternehmen des Neuen Marktes, waren oft nur heiße Luft.
Dreist beispielsweise ging es bei der Infomatec AG zu. Den beiden Vorstandschefs des Softwareunternehmens wird vorgeworfen, den Infomatec-Aktienkurs über eine gefälschte Ad-Hoc-Meldung nach oben getrieben und dann Aktien im Wert von etwa 56 Millionen Mark verkauft zu haben.
Aber auch der Fall Metabox wirft viele Fragezeichen auf. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat mittlerweile Strafanzeige gegen den Hildesheimer Hersteller von Settop-Boxen für das Internet erstattet. Vorwurf: Metabox habe in Ad-Hoc-Meldungen über angebliche Großaufträge in Millionenhöhe berichtet. Diese Aufträge hätten insgesamt zu Umsätzen von weiter über einer Milliarde Mark führen müssen.
Da es anders kam als angekündigt, vermutet die SdK Kursbetrug. Denn der Metabox-Kurs ist nach den Ad-Hoc-Meldungen explosionsartig gestiegen - und dann vom Hoch bei knapp 60 Euro auf etwa drei Euro abgestürzt. Geprüft werden soll nun, ob Metabox-Verantwortliche Aktien zu den hohen Kursen abgestoßen haben. (mak)
Kursziel 1000 Euro- und alle kaufen
Seltsame Kurssprünge an einem Tag- wer verdient daran?
Pushen, um abzusahnen - Börsengurus gehen immer nach der gleichen Masche vor. Wenn sie Aktien empfehlen, dann vor allem solche, die schon bei kleinen Kauforders kräftig zulegen. Und die gibt es am Neuen Markt wie Sand am Meer.
Haben sich die Pusher eine Aktie herausgepickt, müssen sie nur noch einen leckeren Köder auslegen. "Neue Rakete", "1.000-Prozent-Chance" oder "Schnell einsteigen" - wenige Worte in Börsenmagazinen, 0190er-Hotlines oder Fernsehsendungen reichen meist aus, damit Anleger anbeißen.
Klettern die Kurse kräftig, reiben sich die dubiosen Tippgeber die Hände. Denn: Sie haben sich bereits vor ihren Empfehlungen die entsprechenden Aktien ins Depot gelegt - und verkaufen mit Gewinn, während andere kaufen.
Ein Strippenzieher auf dem Parkett ist zum Beispiel der Kulmbacher Verleger und längst verblasste Aktienguru Bernd Förtsch. Als Plattform für seine geheimen Tipps - er tut immer so, als wären sie geheim, aber sie sind es natürlich nicht - dient nicht nur seine Anlegerpostille "Der Aktionär".
Auch in der 3sat-Börse hatte Förtsch seine großen Auftritte. Dort empfahl er beispielsweise im Februar vergangenen Jahres Aktien von Edel Music mit einem Kursziel von 100 Euro. Prompt kletterte der Kurs von 42 auf 60 Euro, um dann einige Tage später wieder abzustürzen. Mittlerweile ist Edel bei etwa vier Euro gelandet.
Ob Förtsch daran verdient hat? Zu beweisen war das bisher nicht. Erlaubt ist aber die Frage, ob hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Denn Edel war nicht das einzige Push-Objekt des Kulmbachers. Alles bisher Dagewesene stellte Förtsch mit der Aktie des Münchner Biotechnolgieunternehmens Morphosys in den Schatten.
Hier rief er - ebenfalls im Februar 2000 in der 3sat-Börse - ein Kursziel von 1.000 Euro aus - bei einem Stand der Aktie von etwa 200 Euro. Erstaunlich die Wirkung: Morphosys kletterte daraufhin in der Spitze um etwa 80 Prozent auf 360 Euro. Was von dem Kursziel zu halten war, zeigte sich schon wenig später. Kontinuierlich ging es mit dem Kurs von Morphosys bergab, mittlerweile ist das Papier für etwa 75 Euro zu haben.
Gut in Erinnerung sind auch die Auftritte von Egbert Prior im - wie sollte es anders sein - 3sat-Börsenspiel. Dort empfahl Prior Aktien von Mobilcom und SCM. Die hatte er sich aber schon längst ein paar Tage vorher ins Depot gelegt - und so freute sich Prior über einen stattlichen Gewinn.
Anders als im Fall Förtsch hat das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) Prior das auch nachgewiesen. Aber der Aktienpusher Egbert Prior kam ungeschoren davon: Das Oberlandesgericht Frankfurt stellte das Verfahren gegen ihn ein. Grund: Man könne ihm nicht nachweisen, dass er, als er die Aktien gekauft hat, bereits vorhatte, sie in der TV-Sendung zu empfehlen.
Mit anderen Worten: Selbst wenn Aktienpusher auffliegen - nach dem Gesetz sind sie scheinbar nicht zu verurteilen, weil sie immer behaupten können, sich erst nach dem Kauf der Aktie zu einer Empfehlung entschlossen zu haben.
Acht Regeln, die Sie beachten sollten
Je größer die Gewinnchancen, desto höher die Risiken
Seien Sie clever und lassen Sie sich nicht von Aktienkurspushern aufs Kreuz legen. Am besten schützen Sie sich, wenn Sie folgende Regeln beachten:
1. Wenn ein Anlageexperte (Analyst, Banker, Guru oder Finanzjournalist) Aktien empfiehlt, ist zunächst Vorsicht angebracht. Insbesondere dann, wenn es sich um Aktien des Neuen Marktes handelt. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild vom Unternehmen, bevor Sie die Aktien kaufen.
2. Egal, in welchem Medium (Fernsehen, Zeitung, Anlegermagazin oder Internet) Aktien empfohlen werden - niemandem können Sie blind vertrauen. Das gilt auch dann, wenn der Experte einen seriösen Eindruck macht.
3. Alle Alarmglocken sollten schrillen, wenn der Experte bei der Aktie, die er empfiehlt, große Gewinnchancen in Aussicht stellt. Hier lauern Gefahren.
4. Finger weg von 0190er-Hotlines, die im Videotext Ihres Fernsehers mit markigen Sprüchen zum Anrufen auffordern. Hier werden tolle Tipps angekündigt (zum Beispiel: "Achtung: 100-Prozent-Chance? Jetzt einsteigen?"), die nicht ernst zu nehmen sind. Sie zahlen einen Haufen Gebühren und werden dafür noch hinters Licht geführt.
5. Plötzliche Kurssteigerungen nach Empfehlungen im Fernsehen oder in Anlegermagazinen kommen in der Regel zustande, weil andere Anleger den Tipps folgen. Sollten Sie ebenfalls die Aktie ordern wollen, ziehen Sie die Notbremse. Hier sind Aktienpusher am Werk.
6. Wenn Sie Aktien, insbesondere am Neuen Markt, ordern, setzen Sie immer ein Limit. Auch wenn Sie die Aktie dann vielleicht nicht bekommen, meistens fällt sie einige Tage später wieder zurück.
7. Erzählt jemand, er wisse, dass ein Unternehmen demnächst eine Top-Meldung bringt, sollten Sie abschalten. Entweder der Tippgeber lügt oder er hat Recht. Hat er Recht, wissen es die anderen aber auch schon.
8. Hält der Vorstand eines Unternehmens seine Aktie für unterbewertet, sollten Sie vorsichtig sein. Seriöse Vorstände äußern sich dazu nicht. (mak)
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Diskussion um das vierte Finanzmarktförderungs-Gesetz
Schärfere Waffen gegen Kursmanipulatoren
(SZ vom 28. März 2001) - Vor einigen Wochen schrieb das Mainzer Amtsgericht Justizgeschichte. Erstmals musste sich dort ein Angeklagter in einem Hauptverfahren gegen die Anschuldigung verteidigen, Aktienkurse bewusst zum eigenen Vorteil manipuliert zu haben.
Dem Frankfurter Börsen-Tippgeber Egbert Prior wurden falsche Angaben in einer Fernsehsendung zum – damals noch als aufstrebend geltenden – Medienunternehmen EM.TV vorgeworfen.
Doch kam der Börsenguru mit einem Bußgeld davon. Beobachter machten dafür auch die Gesetzesbasis verantwortlich, die eine Verurteilung gar nicht zugelassen habe. Geht es nach der Bundesregierung, sollen der Justiz und den Marktwächtern bald schärfere Waffen an die Hand gegeben werden.
Keine leichte Aufgabe
Allerdings ist der Aufbau eines unbestritten notwendigen Rechtsrahmens, der zudem noch die vielfältigen aktuellen Tendenzen berücksichtigt, keine leichte Aufgabe.
Schon zu Zeiten der Regierung Kohl hatte man sich deswegen etwas ausgedacht, an dem auch die Nachfolger Gefallen fanden: das so genannte Finanzmarktförderungs-Gesetz, eine Vorschrift mit Fortsetzungen. An der mittlerweile vierten Auflage arbeitet seit geraumer Zeit das dafür zuständige Bundesfinanzministerium.
Der neue Entwurf, der im Juni vorliegen soll, gewinnt nun an Konturen. Zu den Hauptthemen gehört der Anlegerschutz. Vor allem in Internet-Plauderecken, „Chatrooms“ genannt, würden immer wieder Falsch-Informationen lanciert mit dem Ziel, den Aktienkurs in eine gewünschte Richtung zu lenken, warnt das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe).
Auch wenn das Börsengesetz solche Aktionen verbietet – der geforderte Nachweis des Vorsatzes ist kaum zu führen, wie der Fall Prior zeigt. So räumen Experten in der Bundesregierung denn auch unumwunden ein, dass sich die geltende Regelung in Form eines einzigen Paragrafen nicht bewährt habe. Künftig will man die Tatbestandsvoraussetzungen klarer fassen und eine breit angelegte Rechtsverordnung erlassen.
Aufsichtsamt stärken
Darin soll unter anderem detailliert auf illegale Handelstechniken eingegangen werden. Mit der Überwachung will der Bund das bereits für den Insiderhandel zuständige BAWe betrauen.
Bislang musste die Behörde ihre Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaften weitergeben. Doch die sind „auch mit vielen anderen Dingen beschäftigt“, heißt es im Finanzministerium. Im Klartext: Die Verfolgung solcher Wirtschaftsdelikte kann schon mal zu kurz kommen.
Mit einem sowohl von den Aufgaben als auch vom Personal her erweiterten BAWe erhofft sich der Bund eine wirksame deutschlandweite Marktaufsicht.
Widerstand der Länder
So gut und plausibel das Konzept gegen Kursmanipulationen klingt – mit Widerstand ist zu rechnen, vor allem von Seiten der Bundesländer. Der für die hessische Börsenaufsicht zuständige Landes-Wirtschaftsminister Dieter Posch hatte bereits Anfang März seine Bedenken geäußert. Experten im Finanzministerium wiederum zeigen sich zuversichtlich, dass sich die Länder „den besseren Argumenten beugen“.
Kaum Widerstand erwartet das Ministerium bei den übrigen Passagen des vierten Finanzmarktförderungsgesetzes. Änderungen im Börsengesetz sollen den Handelsplätzen mehr Flexibilität bei der Geschäftsgestaltung einräumen.
Als ein Ziel hat sich das Finanzressort eine Revision der Marktsegmente auf die Fahnen geschrieben. Die Berliner Ministerialen möchten den gesamten börslichen Handel als regulierten Markt einstufen (SZ vom 20. März). Damit entfiele der bisherige Freiverkehr.
Um Unternehmens-Eigentümern nach einem Börsengang das schnelle Kassemachen zu verleiden, müssen sie nach dem Willen des Finanzministeriums künftig Aktien-Haltevereinbarungen obligatorisch veröffentlichen. Generell sollen Vorstände und Aufsichtsräte sowie deren unmittelbare Verwandte eigene Aktiengeschäfte binnen zwei Wochen melden müssen; eine ähnliche Vorschrift hatte die Deutsche Börse Anfang März für ihr Wachstumssegment Neuer Markt aufgestellt.
In Berlin rechnet man unterdessen nicht damit, dass diese Punkte und zahlreiche weitere Detailregelungen schon in diesem Jahr Gesetz werden. Die Vorschrift müsse wegen der Länderbeteiligung schließlich auch vom Bundesrat gebilligt werden, heißt es. Doch Anfang 2002 könnte das vierte Finanzmarktförderungsgesetz durchaus in Kraft treten – und dann steht auch voraussichtlich bald das fünfte auf der Tagesordnung.
Von Thiemo Heeg
Schärfere Waffen gegen Kursmanipulatoren
(SZ vom 28. März 2001) - Vor einigen Wochen schrieb das Mainzer Amtsgericht Justizgeschichte. Erstmals musste sich dort ein Angeklagter in einem Hauptverfahren gegen die Anschuldigung verteidigen, Aktienkurse bewusst zum eigenen Vorteil manipuliert zu haben.
Dem Frankfurter Börsen-Tippgeber Egbert Prior wurden falsche Angaben in einer Fernsehsendung zum – damals noch als aufstrebend geltenden – Medienunternehmen EM.TV vorgeworfen.
Doch kam der Börsenguru mit einem Bußgeld davon. Beobachter machten dafür auch die Gesetzesbasis verantwortlich, die eine Verurteilung gar nicht zugelassen habe. Geht es nach der Bundesregierung, sollen der Justiz und den Marktwächtern bald schärfere Waffen an die Hand gegeben werden.
Keine leichte Aufgabe
Allerdings ist der Aufbau eines unbestritten notwendigen Rechtsrahmens, der zudem noch die vielfältigen aktuellen Tendenzen berücksichtigt, keine leichte Aufgabe.
Schon zu Zeiten der Regierung Kohl hatte man sich deswegen etwas ausgedacht, an dem auch die Nachfolger Gefallen fanden: das so genannte Finanzmarktförderungs-Gesetz, eine Vorschrift mit Fortsetzungen. An der mittlerweile vierten Auflage arbeitet seit geraumer Zeit das dafür zuständige Bundesfinanzministerium.
Der neue Entwurf, der im Juni vorliegen soll, gewinnt nun an Konturen. Zu den Hauptthemen gehört der Anlegerschutz. Vor allem in Internet-Plauderecken, „Chatrooms“ genannt, würden immer wieder Falsch-Informationen lanciert mit dem Ziel, den Aktienkurs in eine gewünschte Richtung zu lenken, warnt das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe).
Auch wenn das Börsengesetz solche Aktionen verbietet – der geforderte Nachweis des Vorsatzes ist kaum zu führen, wie der Fall Prior zeigt. So räumen Experten in der Bundesregierung denn auch unumwunden ein, dass sich die geltende Regelung in Form eines einzigen Paragrafen nicht bewährt habe. Künftig will man die Tatbestandsvoraussetzungen klarer fassen und eine breit angelegte Rechtsverordnung erlassen.
Aufsichtsamt stärken
Darin soll unter anderem detailliert auf illegale Handelstechniken eingegangen werden. Mit der Überwachung will der Bund das bereits für den Insiderhandel zuständige BAWe betrauen.
Bislang musste die Behörde ihre Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaften weitergeben. Doch die sind „auch mit vielen anderen Dingen beschäftigt“, heißt es im Finanzministerium. Im Klartext: Die Verfolgung solcher Wirtschaftsdelikte kann schon mal zu kurz kommen.
Mit einem sowohl von den Aufgaben als auch vom Personal her erweiterten BAWe erhofft sich der Bund eine wirksame deutschlandweite Marktaufsicht.
Widerstand der Länder
So gut und plausibel das Konzept gegen Kursmanipulationen klingt – mit Widerstand ist zu rechnen, vor allem von Seiten der Bundesländer. Der für die hessische Börsenaufsicht zuständige Landes-Wirtschaftsminister Dieter Posch hatte bereits Anfang März seine Bedenken geäußert. Experten im Finanzministerium wiederum zeigen sich zuversichtlich, dass sich die Länder „den besseren Argumenten beugen“.
Kaum Widerstand erwartet das Ministerium bei den übrigen Passagen des vierten Finanzmarktförderungsgesetzes. Änderungen im Börsengesetz sollen den Handelsplätzen mehr Flexibilität bei der Geschäftsgestaltung einräumen.
Als ein Ziel hat sich das Finanzressort eine Revision der Marktsegmente auf die Fahnen geschrieben. Die Berliner Ministerialen möchten den gesamten börslichen Handel als regulierten Markt einstufen (SZ vom 20. März). Damit entfiele der bisherige Freiverkehr.
Um Unternehmens-Eigentümern nach einem Börsengang das schnelle Kassemachen zu verleiden, müssen sie nach dem Willen des Finanzministeriums künftig Aktien-Haltevereinbarungen obligatorisch veröffentlichen. Generell sollen Vorstände und Aufsichtsräte sowie deren unmittelbare Verwandte eigene Aktiengeschäfte binnen zwei Wochen melden müssen; eine ähnliche Vorschrift hatte die Deutsche Börse Anfang März für ihr Wachstumssegment Neuer Markt aufgestellt.
In Berlin rechnet man unterdessen nicht damit, dass diese Punkte und zahlreiche weitere Detailregelungen schon in diesem Jahr Gesetz werden. Die Vorschrift müsse wegen der Länderbeteiligung schließlich auch vom Bundesrat gebilligt werden, heißt es. Doch Anfang 2002 könnte das vierte Finanzmarktförderungsgesetz durchaus in Kraft treten – und dann steht auch voraussichtlich bald das fünfte auf der Tagesordnung.
Von Thiemo Heeg
Aus der FTD vom 30.3.2001 www.ftd.de/sdk
Kleinaktionären reichen neue Börsenregeln nicht
Von Tim Bartz, Frankfurt
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat das verschärfte Regelwerk für den Neuen Markt gelobt, zugleich aber auf Schwachstellen aufmerksam gemacht.
So sei nicht gewährleistet, dass die Regeln kontrolliert würden, sagte SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub. Zudem sei zweifelhaft, ob Verstöße wirkungsvoll geahndet werden könnten. "Die Sanktionen greifen nur bedingt", sagte Straub. Mit Blick auf das geplante 4. Finanzmarktförderungsgesetz forderte die SdK Änderungen im Straf- und Zivilrecht, um den Anlegerschutz zu erhöhen. "Selbst in der Spielbank ist man gegen Betrug geschützt", sagte SdK-Rechtsexperte Harald Petersen.
Nach dem neuen Regelwerk der Deutschen Börse müssen Firmen sowie deren Vorstände und Aufsichtsräte seit März spätestens nach drei Handelstagen offen legen, wenn sie Aktien der eigenen Gesellschaft gehandelt haben. Zudem müssen sie im Emissionsprospekt und in den Quartalsberichten einzeln aufschlüsseln, wie viele Aktien ihrer Firma sie besitzen. Bislang musste lediglich die Gesamtzahl genannt worden.
Zentraler Schwachpunkt des neuen Regelwerkes sei, dass ausschließlich die Firmen selbst, nicht aber ihre Organmitglieder wie Vorstände und Aufsichtsräte meldepflichtig gegenüber der Börse seien, sagte Straub. Die Unternehmen müssten sich darauf verlassen, dass das entsprechende Organmitglied einen Aktienverkauf fristgerecht meldet. Unklarheit bestehe, wenn sich ein Aufsichtsrat unter Verweis auf den Datenschutz weigere, einen Verkauf zu melden. Besonders problematisch sei, wenn die Börse den Verstoß gegen die Meldepflicht bemerke. Dann könne sie nur das Unternehmen, nicht aber den Aufsichtsrat selbst zur Rechenschaft ziehen.
Unklarer Anspruch auf Schadenersatz
Der Sanktionskatalog der Börse reicht dabei von einer Höchststrafe von 100.000 Euro bis hin zum Ausschluss aus dem Marktsegment. Beides ginge aber zu Lasten des betreffenden Unternehmen und damit der Aktionäre, beklagte Straub. Unklar sei zudem, ob die Firmen Anspruch auf Schadenersatz gegenüber ihren Organmitgliedern hätten.
Für problematisch hält Straub auch die Möglichkeit, dass Vorstände ihre Aktienpakete als Schenkung an Familienmitglieder weiterreichen und sich so der Meldepflicht entziehen. Den Verkauf der Papiere zu einem späteren Zeitpunkt kann die Börse auf Grund des Datenschutzes nicht mehr kontrollieren. Die SdK will demnächst auf ihrer Homepage (www.sdk.org), ähnlich wie die Börse, darüber informieren, wer wann wieviel Aktien seines Unternehmens gehandelt hat. Zudem sollen der jeweils aktuelle Aktienbestand und der Bestand zum Börsengang aufgeführt werden. Diese Informationen werden mit dem Aktienkurs zum Zeitpunkt der Transaktion verknüpft.
Dafür hat die SdK alle 338 Unternehmen des Neuen Marktes angeschrieben, um die Aktienbestände der Organmitglieder in Erfahrung zu bringen. Bislang hätten 221 Firmen die Informationen geliefert. "Schwarze Schafe wie Metabox oder Sunburst sind aber nicht dabei", sagte Straub. Petersen forderte, im 4. Finanzmarktförderungsgesetz den Tatbestand des Kursbetruges zu reformieren und Verstöße gegen Ad-hoc-Mitteilungen zu bestrafen. Bußgelder allein reichten nicht aus. Das Merkmal der Kursbeeinflussungsabsicht müsse aus dem Tatbestand des Kursbetruges herausgenommen werden. "Dann ist allein das wissentliche Verbreiten von falschen Informationen strafbar", sagte Petersen.
Zudem sollten Investoren ein Recht auf Schadenersatz erhalten, falls Anlageentscheidungen nach bewusst falschen Firmenprognosen getroffen wurden. Der Schädiger müsse dann ein nicht vorsätzliches Handeln nachweisen. Bislang liegt die Beweispflicht bei den Aktionären. Ein Entwurf der Gesetzesnovelle soll bis zum Sommer vorliegen. Mit dem Gesetz will die Bundesregierung die Finanzmärkte stärker kontrollieren, sie transparenter machen und die Zuständigkeit der Aufsichtsämter eindeutiger definieren.
© 2001 Financial Times Deutschland
Kleinaktionären reichen neue Börsenregeln nicht
Von Tim Bartz, Frankfurt
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat das verschärfte Regelwerk für den Neuen Markt gelobt, zugleich aber auf Schwachstellen aufmerksam gemacht.
So sei nicht gewährleistet, dass die Regeln kontrolliert würden, sagte SdK-Vorstandsmitglied Markus Straub. Zudem sei zweifelhaft, ob Verstöße wirkungsvoll geahndet werden könnten. "Die Sanktionen greifen nur bedingt", sagte Straub. Mit Blick auf das geplante 4. Finanzmarktförderungsgesetz forderte die SdK Änderungen im Straf- und Zivilrecht, um den Anlegerschutz zu erhöhen. "Selbst in der Spielbank ist man gegen Betrug geschützt", sagte SdK-Rechtsexperte Harald Petersen.
Nach dem neuen Regelwerk der Deutschen Börse müssen Firmen sowie deren Vorstände und Aufsichtsräte seit März spätestens nach drei Handelstagen offen legen, wenn sie Aktien der eigenen Gesellschaft gehandelt haben. Zudem müssen sie im Emissionsprospekt und in den Quartalsberichten einzeln aufschlüsseln, wie viele Aktien ihrer Firma sie besitzen. Bislang musste lediglich die Gesamtzahl genannt worden.
Zentraler Schwachpunkt des neuen Regelwerkes sei, dass ausschließlich die Firmen selbst, nicht aber ihre Organmitglieder wie Vorstände und Aufsichtsräte meldepflichtig gegenüber der Börse seien, sagte Straub. Die Unternehmen müssten sich darauf verlassen, dass das entsprechende Organmitglied einen Aktienverkauf fristgerecht meldet. Unklarheit bestehe, wenn sich ein Aufsichtsrat unter Verweis auf den Datenschutz weigere, einen Verkauf zu melden. Besonders problematisch sei, wenn die Börse den Verstoß gegen die Meldepflicht bemerke. Dann könne sie nur das Unternehmen, nicht aber den Aufsichtsrat selbst zur Rechenschaft ziehen.
Unklarer Anspruch auf Schadenersatz
Der Sanktionskatalog der Börse reicht dabei von einer Höchststrafe von 100.000 Euro bis hin zum Ausschluss aus dem Marktsegment. Beides ginge aber zu Lasten des betreffenden Unternehmen und damit der Aktionäre, beklagte Straub. Unklar sei zudem, ob die Firmen Anspruch auf Schadenersatz gegenüber ihren Organmitgliedern hätten.
Für problematisch hält Straub auch die Möglichkeit, dass Vorstände ihre Aktienpakete als Schenkung an Familienmitglieder weiterreichen und sich so der Meldepflicht entziehen. Den Verkauf der Papiere zu einem späteren Zeitpunkt kann die Börse auf Grund des Datenschutzes nicht mehr kontrollieren. Die SdK will demnächst auf ihrer Homepage (www.sdk.org), ähnlich wie die Börse, darüber informieren, wer wann wieviel Aktien seines Unternehmens gehandelt hat. Zudem sollen der jeweils aktuelle Aktienbestand und der Bestand zum Börsengang aufgeführt werden. Diese Informationen werden mit dem Aktienkurs zum Zeitpunkt der Transaktion verknüpft.
Dafür hat die SdK alle 338 Unternehmen des Neuen Marktes angeschrieben, um die Aktienbestände der Organmitglieder in Erfahrung zu bringen. Bislang hätten 221 Firmen die Informationen geliefert. "Schwarze Schafe wie Metabox oder Sunburst sind aber nicht dabei", sagte Straub. Petersen forderte, im 4. Finanzmarktförderungsgesetz den Tatbestand des Kursbetruges zu reformieren und Verstöße gegen Ad-hoc-Mitteilungen zu bestrafen. Bußgelder allein reichten nicht aus. Das Merkmal der Kursbeeinflussungsabsicht müsse aus dem Tatbestand des Kursbetruges herausgenommen werden. "Dann ist allein das wissentliche Verbreiten von falschen Informationen strafbar", sagte Petersen.
Zudem sollten Investoren ein Recht auf Schadenersatz erhalten, falls Anlageentscheidungen nach bewusst falschen Firmenprognosen getroffen wurden. Der Schädiger müsse dann ein nicht vorsätzliches Handeln nachweisen. Bislang liegt die Beweispflicht bei den Aktionären. Ein Entwurf der Gesetzesnovelle soll bis zum Sommer vorliegen. Mit dem Gesetz will die Bundesregierung die Finanzmärkte stärker kontrollieren, sie transparenter machen und die Zuständigkeit der Aufsichtsämter eindeutiger definieren.
© 2001 Financial Times Deutschland
hallo alle zusammen,
hab hier mal was interessantes gefunden, was eindeutig wieder mal
beweist, wieviele firmen ohne einem ordentlichen konzept arbeiten.
von profitabilität ganz zu schweigen.
an dieser stelle möchte ich mich noch mal bei canadian bedanken für
die sehr aufschlußreichen und interessanten beiträgen, die er hier
beiträgt.
wangert,
wo steckst du eigentlich? laß dich mal wieder blicken.
----------------------------------------
ftd.de, Fr, 5.1.2001, 12:50
Studie: 210 Internet-Pleiten im letzten Jahr
Im Jahr 2000 sind weltweit 210 Internet-Firmen geschlossen
worden. Der Online-Einzelhandel war am stärksten betroffen.
Bei den Internet-Pleiten verloren zwischen 12.000 und 15.000 Arbeitnehmer
ihre Stelle. Die meisten Unternehmen erwischte es im vierten Quartal, in dem
fast 60 Prozent aller Pleiten verzeichnet wurden. Dies geht aus einer Studie
des Marktforschers Webmergers hervor.
Die meisten Pleite gegangenen Internet-Firmen - 60 Prozent - hatten ihren
Sitz in den USA. Elf Prozent der Pleiten von Internet-Firmen fanden in
West-Europa statt, auf den asiatisch-pazifischen Raum entfielen drei Prozent
der Zusammenbrüche. 26 Prozent der im letzten Jahr geschlossenen
Unternehmen kamen aus den anderen Regionen.
Internet-Einzelhandel mit den meisten Pleiten
Am härtesten traf es die Business-to-Consumer-(B2C)-Anbieter. 75 Prozent
der Dot-coms, die den Betrieb einstellten, hätten sich an Verbraucher
gewandt, 21 Prozent an Geschäftskunden (B2B) und vier Prozent an beide
Gruppen.
Mehr als die Hälfte der geschlossenen Firmen waren im E-Commerce tätig. 30
Prozent boten Inhalte an. Die anderen zusammengebrochenen Unternehmen
stellten Infrastruktur bereit oder boten Online-Dienste an wie beispielsweise
Internetprovider.
Webmergers hat in seiner Studie nur bekanntere Firmen berücksichtigt und
beruft sich auf mehr als 50 Informationsquellen.
© 2001 Financial Times Deutschland
hab hier mal was interessantes gefunden, was eindeutig wieder mal
beweist, wieviele firmen ohne einem ordentlichen konzept arbeiten.
von profitabilität ganz zu schweigen.
an dieser stelle möchte ich mich noch mal bei canadian bedanken für
die sehr aufschlußreichen und interessanten beiträgen, die er hier
beiträgt.
wangert,
wo steckst du eigentlich? laß dich mal wieder blicken.
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ftd.de, Fr, 5.1.2001, 12:50
Studie: 210 Internet-Pleiten im letzten Jahr
Im Jahr 2000 sind weltweit 210 Internet-Firmen geschlossen
worden. Der Online-Einzelhandel war am stärksten betroffen.
Bei den Internet-Pleiten verloren zwischen 12.000 und 15.000 Arbeitnehmer
ihre Stelle. Die meisten Unternehmen erwischte es im vierten Quartal, in dem
fast 60 Prozent aller Pleiten verzeichnet wurden. Dies geht aus einer Studie
des Marktforschers Webmergers hervor.
Die meisten Pleite gegangenen Internet-Firmen - 60 Prozent - hatten ihren
Sitz in den USA. Elf Prozent der Pleiten von Internet-Firmen fanden in
West-Europa statt, auf den asiatisch-pazifischen Raum entfielen drei Prozent
der Zusammenbrüche. 26 Prozent der im letzten Jahr geschlossenen
Unternehmen kamen aus den anderen Regionen.
Internet-Einzelhandel mit den meisten Pleiten
Am härtesten traf es die Business-to-Consumer-(B2C)-Anbieter. 75 Prozent
der Dot-coms, die den Betrieb einstellten, hätten sich an Verbraucher
gewandt, 21 Prozent an Geschäftskunden (B2B) und vier Prozent an beide
Gruppen.
Mehr als die Hälfte der geschlossenen Firmen waren im E-Commerce tätig. 30
Prozent boten Inhalte an. Die anderen zusammengebrochenen Unternehmen
stellten Infrastruktur bereit oder boten Online-Dienste an wie beispielsweise
Internetprovider.
Webmergers hat in seiner Studie nur bekanntere Firmen berücksichtigt und
beruft sich auf mehr als 50 Informationsquellen.
© 2001 Financial Times Deutschland
P I R O N E T
Umsatzprognose drastisch gesenkt
Das Softwarehaus sieht sich dem Vorwurf der Täuschung ausgesetzt. Die Aktie stürzt ab.
Die Aktien der Pironet AG zählten am Freitag nach Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Quartal zu den stärksten Verlierern am Neuen Markt. Bis um 18 Uhr verlor das Papier rund ein Viertel seines Wertes und wurde zuletzt noch mit 3,64 Euro gehandelt. Zwischenzeitlich sackte der Kurs auf ein neues 52 Wochen-Tief von 3,25 Euro ab.
Anleger und Anlysten zeigten sich gleichermaßen verärgert über die neuen Nachrichten. "Vor vier Tagen hat Pironet vor Analysten die Einschätzung der Pflichtmitteilung vom 19. März bestätigt, wonach mit einem Umsatz für 2001 von mehr als 33 Millionen Euro gerechnet wurde", sagte ein Händler. Wörtlich hatte es in der Mitteilung geheißen: "Aufgrund der rasant steigenden Nachfrage nach leistungsfähigen Content Management-Lösungen rechnet das Unternehmen mit einer Umsatzsteigerung zwischen 35 und 45 %, was einem Jahresumsatz von 33 bis 36 Millionen Euro entspricht.
In einer heutigen Ad-Hoc-Meldung las sich das plötzllich alles ganz anders. Das Unternehmen revidierte seine Umsatzerwartungen auf "rund" 25 Millionen Euro revidiert. Der Händler sieht darin "eine gewisse Art von Täuschung". Mittlerweile hätten sich die institutionellen Anleger aus dem Wert zurückgezogen.
Ein Pironet-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass es von Händlern Täuschungsvorwürfe gebe. In Bezug auf die innerhalb von vier Tagen revidierten Prognosen sagte er, sein Unternehmen habe in der vergangenen Woche mit neuen Aufträgen gerechnet. Der Sprecher wollte keine Stellung dazu nehmen, ob deshalb Umsätze im Wert von 8 Millionen Euro weggefallen seien. Einige Investoren berichten, dass man ihnen einen baldigen Großauftrag im Zusammenhang mit der Cebit "signalisiert" habe.
Lebhafter Handel vor der Schreckensnachricht
Zu den überdurchschnittlichen Handelsumsätzen des Papiers vor der Hiobsbotschaft sagte er: "Wir haben alle Maßnahmen ergriffen, um die Informationen im Haus zu halten". Von Seite der Pironet sei "alles sauber gelaufen". Vor Spekulationen am Markt sei allerdings keiner gefeit. Pironet hatte solche Gerüchte zuletzt gehört, habe jedoch stets "gesetzeskonform" gehandelt.
Das Kölner Internet Softwarehaus bietet Pironet Lösungen für Business Relationship Management an, die auf Internet-Technologien basieren. Das Leistungsspektrum von Pironet reicht von der Konzeption über die Implementierung bis zum Betrieb solcher Lösungen.
Umsatzprognose drastisch gesenkt
Das Softwarehaus sieht sich dem Vorwurf der Täuschung ausgesetzt. Die Aktie stürzt ab.
Die Aktien der Pironet AG zählten am Freitag nach Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Quartal zu den stärksten Verlierern am Neuen Markt. Bis um 18 Uhr verlor das Papier rund ein Viertel seines Wertes und wurde zuletzt noch mit 3,64 Euro gehandelt. Zwischenzeitlich sackte der Kurs auf ein neues 52 Wochen-Tief von 3,25 Euro ab.
Anleger und Anlysten zeigten sich gleichermaßen verärgert über die neuen Nachrichten. "Vor vier Tagen hat Pironet vor Analysten die Einschätzung der Pflichtmitteilung vom 19. März bestätigt, wonach mit einem Umsatz für 2001 von mehr als 33 Millionen Euro gerechnet wurde", sagte ein Händler. Wörtlich hatte es in der Mitteilung geheißen: "Aufgrund der rasant steigenden Nachfrage nach leistungsfähigen Content Management-Lösungen rechnet das Unternehmen mit einer Umsatzsteigerung zwischen 35 und 45 %, was einem Jahresumsatz von 33 bis 36 Millionen Euro entspricht.
In einer heutigen Ad-Hoc-Meldung las sich das plötzllich alles ganz anders. Das Unternehmen revidierte seine Umsatzerwartungen auf "rund" 25 Millionen Euro revidiert. Der Händler sieht darin "eine gewisse Art von Täuschung". Mittlerweile hätten sich die institutionellen Anleger aus dem Wert zurückgezogen.
Ein Pironet-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass es von Händlern Täuschungsvorwürfe gebe. In Bezug auf die innerhalb von vier Tagen revidierten Prognosen sagte er, sein Unternehmen habe in der vergangenen Woche mit neuen Aufträgen gerechnet. Der Sprecher wollte keine Stellung dazu nehmen, ob deshalb Umsätze im Wert von 8 Millionen Euro weggefallen seien. Einige Investoren berichten, dass man ihnen einen baldigen Großauftrag im Zusammenhang mit der Cebit "signalisiert" habe.
Lebhafter Handel vor der Schreckensnachricht
Zu den überdurchschnittlichen Handelsumsätzen des Papiers vor der Hiobsbotschaft sagte er: "Wir haben alle Maßnahmen ergriffen, um die Informationen im Haus zu halten". Von Seite der Pironet sei "alles sauber gelaufen". Vor Spekulationen am Markt sei allerdings keiner gefeit. Pironet hatte solche Gerüchte zuletzt gehört, habe jedoch stets "gesetzeskonform" gehandelt.
Das Kölner Internet Softwarehaus bietet Pironet Lösungen für Business Relationship Management an, die auf Internet-Technologien basieren. Das Leistungsspektrum von Pironet reicht von der Konzeption über die Implementierung bis zum Betrieb solcher Lösungen.
M E T A B O X
Sparkurs für den TV-Spezialisten
Das angeschlagene Multimedia-Unternehmen Metabox will 40 der rund 120 Mitarbeiter entlassen.
Hildesheim - Damit sollen rund 2,8 Millionen Mark pro Jahr eingespart werden, teilte das Multimedia-Unternehmens am Freitag mit. Im Zuge von Restrukturierungen wolle sich die Metabox AG auf die Kernbereiche Geräte und Systeme für interaktives Fernsehen konzentrieren.
Die Metabox AG erwirtschaftete im Jahr 2000 einen Umsatz von etwa 50 Millionen Mark und verfehlte damit eigene Prognosen. Gegen das Unternehmen laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover wegen des Verdachts des Kapital- und Kursbetruges sowie des Insiderhandels.
Die Schutzgemeinschaft der kleinaktionäre (SdK) hatte wegen des Verdachts auf unrichtige Darstellung, Kursbetrug und verbotene Insidergeschäfte beim Landgericht Frankfurt Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat von Metabox erstattet.
Mitte März legte dann Aufsichtsrat Engelbert Nelle sein Amt bei Metabox nieder. Der CDU-Politiker sei nicht gewillt, "sich auch nur in die Nähe des Scheines strafrechtlicher Verwicklungen zu begeben", teilte das Unternehmen.
Sparkurs für den TV-Spezialisten
Das angeschlagene Multimedia-Unternehmen Metabox will 40 der rund 120 Mitarbeiter entlassen.
Hildesheim - Damit sollen rund 2,8 Millionen Mark pro Jahr eingespart werden, teilte das Multimedia-Unternehmens am Freitag mit. Im Zuge von Restrukturierungen wolle sich die Metabox AG auf die Kernbereiche Geräte und Systeme für interaktives Fernsehen konzentrieren.
Die Metabox AG erwirtschaftete im Jahr 2000 einen Umsatz von etwa 50 Millionen Mark und verfehlte damit eigene Prognosen. Gegen das Unternehmen laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover wegen des Verdachts des Kapital- und Kursbetruges sowie des Insiderhandels.
Die Schutzgemeinschaft der kleinaktionäre (SdK) hatte wegen des Verdachts auf unrichtige Darstellung, Kursbetrug und verbotene Insidergeschäfte beim Landgericht Frankfurt Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat von Metabox erstattet.
Mitte März legte dann Aufsichtsrat Engelbert Nelle sein Amt bei Metabox nieder. Der CDU-Politiker sei nicht gewillt, "sich auch nur in die Nähe des Scheines strafrechtlicher Verwicklungen zu begeben", teilte das Unternehmen.
Neuer Markt
„Laden dicht machen bringt Gewinne“
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst
30. März 2001 Bei der Bewertung von Aktien ist der Neue Markt innerhalb eines Jahres von einem Extrem ins andere gefallen. Zunächst wurden undifferenziert die Titel dieses Marktsegmentes in atemberaubende Kurshöhen katapultiert, die alle bis dahin geltenden fundamentalen Bewertungskriterien außer Kraft setzten. Jetzt scheint dies mit umgekehrten Vorzeichen in negativer Hinsicht bei diversen Aktien wieder der Fall zu sein.
Als ein besonders augenfälliges Beispiel einer ungewöhnlichen Bewertung hat FAZ.NET die Aktie des Anbieters von Breitband-Internetanwendungen mediascape herausgegriffen. Wie uns der Vorstand versicherte (siehe Link Interview), verfügt das Unternehmen aktuell über liquide Mittel von 90,5 Millionen Mark. Bei 5,85 Millionen Aktien entspricht dies somit einer Liquidität je Aktie von 7,90 Euro. An der Börse wird der Aktie jedoch nur ein Kurs von rund 5,30 Euro zugebilligt. Da ist es kein Wunder, wenn einige Anleger augenzwinkernd fordern: „Macht doch den Laden dicht und zahlt die Liquidität an die Aktionäre aus.“ Rein rechnerisch würde sich dies durchaus lohnen, liegen doch die liquiden Mittel gut 50 Prozent über dem Aktienkurs.
Vom langfristigen Erfolg überzeugt
Von der Umsetzung solcher Pläne ist der Vorstand natürlich weit entfernt. So zeigte sich Frank Brügmann, CEO der mediascape communications AG, gegenüber FAZ.NET vom langfristigen Erfolg des Unternehmens überzeugt. Bisher nehmen sich die erzielten Umsätze trotz hoher Steigerungsraten jedoch noch bescheiden aus. So meldete das Unternehmen vor wenigen Tagen für das Geschäftsjahr 2000 einen Umsatzsprung von 1,1 Millionen Mark auf 7,3 Millionen Mark. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) von minus zwölf Millionen Mark ausgewiesen. Die hohe Liquidität soll in das operative Geschäft und strategisch sinnvolle Unternehmenskäufe investiert werden. Das Erreichen der Gewinnschwelle ist für 2003 vorgesehen.
Funktionierendes Geschäftsmodell entscheidend
Ist die mediascape-Aktie nun aufgrund der hohen Liquidität im Verhältnis zum Börsenwert ein klarer Kauf? Nein, auf diese Kennzahl allein sollte keine Kaufentscheidung gestützt werden. Entscheidend ist viel eher, ob mediascape über ein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell verfügt. Wäre dies nicht der Fall, würde auch die beste Kapitalausstattung über kurz oder lang ohne Nutzen für die Anleger aufgezehrt werden. Zudem sollte hinterfragt werden, worin diese ungewöhnlich niedrige Bewertung begründet liegen könnte.
„Laden dicht machen bringt Gewinne“
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst
30. März 2001 Bei der Bewertung von Aktien ist der Neue Markt innerhalb eines Jahres von einem Extrem ins andere gefallen. Zunächst wurden undifferenziert die Titel dieses Marktsegmentes in atemberaubende Kurshöhen katapultiert, die alle bis dahin geltenden fundamentalen Bewertungskriterien außer Kraft setzten. Jetzt scheint dies mit umgekehrten Vorzeichen in negativer Hinsicht bei diversen Aktien wieder der Fall zu sein.
Als ein besonders augenfälliges Beispiel einer ungewöhnlichen Bewertung hat FAZ.NET die Aktie des Anbieters von Breitband-Internetanwendungen mediascape herausgegriffen. Wie uns der Vorstand versicherte (siehe Link Interview), verfügt das Unternehmen aktuell über liquide Mittel von 90,5 Millionen Mark. Bei 5,85 Millionen Aktien entspricht dies somit einer Liquidität je Aktie von 7,90 Euro. An der Börse wird der Aktie jedoch nur ein Kurs von rund 5,30 Euro zugebilligt. Da ist es kein Wunder, wenn einige Anleger augenzwinkernd fordern: „Macht doch den Laden dicht und zahlt die Liquidität an die Aktionäre aus.“ Rein rechnerisch würde sich dies durchaus lohnen, liegen doch die liquiden Mittel gut 50 Prozent über dem Aktienkurs.
Vom langfristigen Erfolg überzeugt
Von der Umsetzung solcher Pläne ist der Vorstand natürlich weit entfernt. So zeigte sich Frank Brügmann, CEO der mediascape communications AG, gegenüber FAZ.NET vom langfristigen Erfolg des Unternehmens überzeugt. Bisher nehmen sich die erzielten Umsätze trotz hoher Steigerungsraten jedoch noch bescheiden aus. So meldete das Unternehmen vor wenigen Tagen für das Geschäftsjahr 2000 einen Umsatzsprung von 1,1 Millionen Mark auf 7,3 Millionen Mark. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) von minus zwölf Millionen Mark ausgewiesen. Die hohe Liquidität soll in das operative Geschäft und strategisch sinnvolle Unternehmenskäufe investiert werden. Das Erreichen der Gewinnschwelle ist für 2003 vorgesehen.
Funktionierendes Geschäftsmodell entscheidend
Ist die mediascape-Aktie nun aufgrund der hohen Liquidität im Verhältnis zum Börsenwert ein klarer Kauf? Nein, auf diese Kennzahl allein sollte keine Kaufentscheidung gestützt werden. Entscheidend ist viel eher, ob mediascape über ein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell verfügt. Wäre dies nicht der Fall, würde auch die beste Kapitalausstattung über kurz oder lang ohne Nutzen für die Anleger aufgezehrt werden. Zudem sollte hinterfragt werden, worin diese ungewöhnlich niedrige Bewertung begründet liegen könnte.
Interview
„mediascape und Emprise sind völlig voneinander unabhängig“
30. März 2001 Mehrheitsaktionär der mediascape ist die ebenfalls am Neuen Markt gelistete Emprise, die überschuldet ist und für die Experten bereits den Gang zum Insolvenzverwalter vorhersagen. FAZ.NET sprach mit mediascape-Vorstand Frank Bürgmann über die Verbindung zwischen den beiden Unternehmen.
Wie wirkt sich das angeschlagene Image von Emprise auf mediascape aus?
Da mediascape und Emprise zwei völlig voneinander unabhängige Gesellschaften sind, hat die momentane Situation bei Emprise keinerlei Auswirkungen auf mediascape. An Gerüchten der letzten Zeit, Emprise würde sich am Cash-Bestand von mediascape „bedienen“ sind also völlig haltlos.
Durch die Übernahmen der vier Tochtergesellschaften NCC, TRANSMEDIA, Sitecom und Ping im vergangenen Jahr, hat sich die Aktienanzahl bei mediascape von 5,15 Mio. auf 5.852.741 erhöht und damit der Emprise-Anteil auf 46,13% verwässert, wir werden also für 2001 nicht mehr konsolidiert.
Sucht Emprise einen Käufer für ihren mediascape-Anteil? Wie ist hier der Stand der Dinge?
Trotz einer momentanen bilanziellen Überschuldung der Emprise AG ist die Finanzierung des Unternehmens gesichert. Also auch hier entbehren Gerüchte, Emprise würde mediascape wie „Sauerbier anbieten“ jeglicher Grundlage. Die Emprise AG wird ihren Anteil an mediascape nicht zur Schaffung kurzfristiger Liquidität um jeden Preis forcieren.
Der Markt der „Letzten Meile“ wird in den kommenden Jahren einem Konzentrationsprozess unterworfen werden. Wir gehen davon aus, dass nach diesem Konzentrationsprozess einige wenige Player neben der Telekom existieren werden. Durch die heutige Positionierung der mediascape communications AG mit einem klaren Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, können wir diesen Konzentrationsprozess aktiv mitgestalten. Hier gibt es diverse Ansätze, unter anderem auch verschiedene Beteiligungsmodelle. Sollte ein für mediascape interessanter strategischer Partner sich beteiligen wollen, wird Emprise einen Verkauf ihrer Anteile nicht strikt ablehnen.
Emprise genießt unter Finanzanalysten nicht gerade den besten Ruf. Könnte dies auf mediascape abgefärbt haben? Wie selbständig ist mediascape gegenüber seiner kränkelnden Mutter?
Im momentanen Umfeld des Neuen Marktes ist es als kleine Emission aus dem Telekomsektor schwer, die Aufmerksamkeit von Analysten zu erregen. Die Gründe hierfür liegen an unterschiedlichen Stellen. In den letzten Monaten waren Internet- und Telekomtitel „out“. Es gibt relativ wenig Analysten, gemessen an der Vielzahl an notierten Unternehmen. Fondsmanager werden häufig an Benchmarks gemessen, investieren also vorrangig in indexnotierte Unternehmen, wollen diese also von ihren Analysten gecovert sehen. Ein Wert mit einer Kursperformance wie mediascape weckt auch das Interesse der Medien nur mäßig - besonders in Zeiten von Infomatec, Gigabell, EM.TV und Intershop. So lässt sich nur schwer sagen, ob und wie stark das schlechte Image von Emprise einen Einfluß auf mediascape gehabt hat.
Wie bereits oben erwähnt ist mediascape in keinster Weise von Emprise abhängig.
„mediascape und Emprise sind völlig voneinander unabhängig“
30. März 2001 Mehrheitsaktionär der mediascape ist die ebenfalls am Neuen Markt gelistete Emprise, die überschuldet ist und für die Experten bereits den Gang zum Insolvenzverwalter vorhersagen. FAZ.NET sprach mit mediascape-Vorstand Frank Bürgmann über die Verbindung zwischen den beiden Unternehmen.
Wie wirkt sich das angeschlagene Image von Emprise auf mediascape aus?
Da mediascape und Emprise zwei völlig voneinander unabhängige Gesellschaften sind, hat die momentane Situation bei Emprise keinerlei Auswirkungen auf mediascape. An Gerüchten der letzten Zeit, Emprise würde sich am Cash-Bestand von mediascape „bedienen“ sind also völlig haltlos.
Durch die Übernahmen der vier Tochtergesellschaften NCC, TRANSMEDIA, Sitecom und Ping im vergangenen Jahr, hat sich die Aktienanzahl bei mediascape von 5,15 Mio. auf 5.852.741 erhöht und damit der Emprise-Anteil auf 46,13% verwässert, wir werden also für 2001 nicht mehr konsolidiert.
Sucht Emprise einen Käufer für ihren mediascape-Anteil? Wie ist hier der Stand der Dinge?
Trotz einer momentanen bilanziellen Überschuldung der Emprise AG ist die Finanzierung des Unternehmens gesichert. Also auch hier entbehren Gerüchte, Emprise würde mediascape wie „Sauerbier anbieten“ jeglicher Grundlage. Die Emprise AG wird ihren Anteil an mediascape nicht zur Schaffung kurzfristiger Liquidität um jeden Preis forcieren.
Der Markt der „Letzten Meile“ wird in den kommenden Jahren einem Konzentrationsprozess unterworfen werden. Wir gehen davon aus, dass nach diesem Konzentrationsprozess einige wenige Player neben der Telekom existieren werden. Durch die heutige Positionierung der mediascape communications AG mit einem klaren Vorteil gegenüber dem Wettbewerb, können wir diesen Konzentrationsprozess aktiv mitgestalten. Hier gibt es diverse Ansätze, unter anderem auch verschiedene Beteiligungsmodelle. Sollte ein für mediascape interessanter strategischer Partner sich beteiligen wollen, wird Emprise einen Verkauf ihrer Anteile nicht strikt ablehnen.
Emprise genießt unter Finanzanalysten nicht gerade den besten Ruf. Könnte dies auf mediascape abgefärbt haben? Wie selbständig ist mediascape gegenüber seiner kränkelnden Mutter?
Im momentanen Umfeld des Neuen Marktes ist es als kleine Emission aus dem Telekomsektor schwer, die Aufmerksamkeit von Analysten zu erregen. Die Gründe hierfür liegen an unterschiedlichen Stellen. In den letzten Monaten waren Internet- und Telekomtitel „out“. Es gibt relativ wenig Analysten, gemessen an der Vielzahl an notierten Unternehmen. Fondsmanager werden häufig an Benchmarks gemessen, investieren also vorrangig in indexnotierte Unternehmen, wollen diese also von ihren Analysten gecovert sehen. Ein Wert mit einer Kursperformance wie mediascape weckt auch das Interesse der Medien nur mäßig - besonders in Zeiten von Infomatec, Gigabell, EM.TV und Intershop. So lässt sich nur schwer sagen, ob und wie stark das schlechte Image von Emprise einen Einfluß auf mediascape gehabt hat.
Wie bereits oben erwähnt ist mediascape in keinster Weise von Emprise abhängig.
Interview
„Es steht schlecht um die Aktionärsdemokratie“
29. März 2001 Er hat schon einiges erlebt im Zusammenhang mit seinen Auftritten auf Hauptversammlungen deutscher Aktiengesellschaften: Ekkehard Wenger, Professor am Lehrstuhl für Bank- und Kreditwirtschaft der Universität Würzburg. Mit FAZ.NET sprach er über Themen wie Aktionärsdemokratie, die Rolle institiutioneller Anleger und die Möglichkeiten privater Anteilseigner zur Klage gegen Entscheidungen eines Unternehmens.
Wie ist es um die Aktionärsdemokratie bestellt im Hinblick auf die Hauptversammlung als die im Grunde einzige Möglichkeit des Aktionärs, sich gegenüber seinem Unternehmen zu artikulieren?
Unverändert schlecht aus meiner Sicht. Weil Aktionärsinteressen auf einer HV von der Mehrzahl derer, die dort Stimmen vertreten, nicht wahrgenommen werden. Die meisten sind doch institutionelle Anleger oder Bankenverterter, die sich nur sehr bedingt auf Aktionärsinteressen verpflichtet fühlen. Wer nur das Geld anderer Leute verwaltet, wird in seinen Bemühungen in der Regel zu wünschen übrig lassen. Häufig dominieren zudem Interessenkonflikte das Abstimmungsverhalten.
Was meinen Sie mit Konflikten?
Das sehr weite Feld von Beeinflussungsversuchen durch die Unternehmensleitung, damit die institutionellen Anleger Ruhe geben. Die werden zu netten Veranstaltungen eingeladen, bevorzugt mit Informationen versorgt, vielleicht auch mal bei einem Bezugsrechtsausschluss gut bedient. Auf diese Weise kann man sie mit kleinen Zuckerln dem Management gewogen halten, solange nicht die ganz große Katastrophe ausbricht.
Welche Rolle spielen Medien und Aktionärsvertretungen?
Aktionärsverbände vertreten meistens nur eine sehr geringe Anzahl von Stimmen. Das liegt an Organisationsproblemen, die Mehrzahl der Aktionäre auch tatsächlich hinter sich zu bringen. Die meisten Anleger übertragen ihre Stimme dann doch auf ihre Depotbank. Außerdem sind die Schutzvereinigungen ja auch nicht frei von Interessenkonflikten. Wir hatten den Fall, dass einer meiner Studenten Siemens auf Auskunft über den Beteiligungsbesitz verklagt hat. Der gegnerische Anwalt in der ersten Instanz war damals der Vizepräsident der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Das Gericht hat uns zwar am Ende Recht gegeben, aber Fakt ist: Der Vizepräsident der DSW hat damals versucht, einen begründeten Auskunftsanspruch eines Kleinaktionärs abwehren zu helfen.
Was mich an der Medienberichtserstattung - gerade auch an den für ihre Börsenberichterstattung renommierten Tageszeitungen - vor allem stört, das ist die einseitige Parteinahme. Wenn Sie auf einer Hauptversammlung eine berechtigte Kritik vorbringen, kann der Vorstand irgendeinen Müll dazu verzapfen und in der Zeitung erscheint es dann so, als ob der Müll des Vorstands eine adäquate Antwort gewesen sei. Vor allem aber, wenn es um Rechtsstreitigkeiten geht, sind ganz bestimmte Medien in aller Regel auf der Seite des Managements. Die Frage, ob die Kritik oder ein Prozess berechtigt ist, wird gar nicht erst gestellt.
Was sind die wichtigsten Punkte im Zusammenhang mit der Hauptversammlung, bei denen Sie Nachholbedarf sehen?
Beispielsweise, dass ein Vorstand dem Aktionär immer noch Auskünfte über den Wert des verwalteten Vermögens verweigern darf. Paragraph 131, Absatz 3 des Aktiengesetzes beinhaltet immer noch ein Auskunftsverweigerungsrecht über stille Reserven, unlängst sogar noch bestätigt durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die sich außerhalb jeglicher ökonomischen Vernunft bewegt. Da wurden Abwägungen getroffen nach dem Motto, es gibt auch Großaktionäre, die ein Interesse daran haben, dass alles geheim bleibt, damit die Kleinaktionäre leichter geprellt werden können.
Gibt es noch andere Punkte?
Was geändert werden muss, ist die Anreizstruktur bei Aktionärsklagen. Im Moment wird in Deutschland die Legitimität von Aktionärsklagen davon abhängig gemacht, dass der Kläger altruistisch handelt, sich für alle anderen Aktionäre aufopfert, alle Kosten und Risiken trägt, und möglichst keine Belohnung dafür fordert, dass er Erfolg hat.
Diese krause Vorstellung führt natürlich dazu, dass viel zu wenig geklagt wird. Jeder hofft, dass es ein Anderer tut. Eine weitere Folge besteht in der Gefahr, dass hinterrücks irgendwelche Sonderzahlungen zur Erledigung von Klagen geleistet werden. Dann beschweren sich die Zeitungen nicht über die Unternehmen, sondern über räuberische Aktionäre, die für eine Tätigkeit, die in den USA ganz normal vergütet wird, in Deutschland diskriminiert werden. Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass dort wo es um viel Geld geht, nur Altruisten am Werk sein dürfen.
Wie groß ist denn aus Ihrer Sicht der Anteil des Missbrauchs, den Aktionäre ausnutzen?
Völlig bedeutungslos im Vergleich zu dem, was Großaktionäre den Unternehmen abpressen. Nehmen Sie den Freistaat Bayern, der verlangt hat, dass man ihm bei der Fusion von Veba und Viag zur E.ON sein zehnprozentiges Aktienpaket zu einem Kurs abkauft, der 30 Prozent über dem Börsenkurs lag. Allein diese Transaktion kam die Aktionäre teurer als alle Klagen von räuberischen Aktionären in den nächsten hundert Jahren zusammengenommen.
Handlungsbedarf ist höchstens insoweit gegeben, als einschlägige Vorgänge ans Tageslicht gehören. Dazu würde eine vernünftige Regelung über die Höhe der Belohung für erfolgreiche Kläger dienen. Dann muss das nicht unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit und je nach Sachlage mehr oder weniger berechtigten Erpressungsvorwürfen ablaufen. Dann könnte das ganz normal vor sich gehen etwa wie bei einer so genannten Class-Action in den USA. Da profitiert nur derjenige, der sich der Klage auch tatsächlich anschließt.
Sie gelten nach wie vor als Enfant terrible der Hauptversammlungen. Wie lebt es sich damit?
Ach, das hat sich schon weitgehend gelegt. Weil die Leute sehen, dass ich die richtigen Sachen aufgreife. Die Mehrfachstimmrechte sind weg, Überkreuzverflechtungen beginnen sich aufzulösen. Für die krassen Fehler von Herrn Schrempp, die ich ihm schon vor Jahren vorgehalten habe, müssen jetzt die Aktionäre büßen, die damals anders abgestimmt haben als ich.
FAZ.net
„Es steht schlecht um die Aktionärsdemokratie“
29. März 2001 Er hat schon einiges erlebt im Zusammenhang mit seinen Auftritten auf Hauptversammlungen deutscher Aktiengesellschaften: Ekkehard Wenger, Professor am Lehrstuhl für Bank- und Kreditwirtschaft der Universität Würzburg. Mit FAZ.NET sprach er über Themen wie Aktionärsdemokratie, die Rolle institiutioneller Anleger und die Möglichkeiten privater Anteilseigner zur Klage gegen Entscheidungen eines Unternehmens.
Wie ist es um die Aktionärsdemokratie bestellt im Hinblick auf die Hauptversammlung als die im Grunde einzige Möglichkeit des Aktionärs, sich gegenüber seinem Unternehmen zu artikulieren?
Unverändert schlecht aus meiner Sicht. Weil Aktionärsinteressen auf einer HV von der Mehrzahl derer, die dort Stimmen vertreten, nicht wahrgenommen werden. Die meisten sind doch institutionelle Anleger oder Bankenverterter, die sich nur sehr bedingt auf Aktionärsinteressen verpflichtet fühlen. Wer nur das Geld anderer Leute verwaltet, wird in seinen Bemühungen in der Regel zu wünschen übrig lassen. Häufig dominieren zudem Interessenkonflikte das Abstimmungsverhalten.
Was meinen Sie mit Konflikten?
Das sehr weite Feld von Beeinflussungsversuchen durch die Unternehmensleitung, damit die institutionellen Anleger Ruhe geben. Die werden zu netten Veranstaltungen eingeladen, bevorzugt mit Informationen versorgt, vielleicht auch mal bei einem Bezugsrechtsausschluss gut bedient. Auf diese Weise kann man sie mit kleinen Zuckerln dem Management gewogen halten, solange nicht die ganz große Katastrophe ausbricht.
Welche Rolle spielen Medien und Aktionärsvertretungen?
Aktionärsverbände vertreten meistens nur eine sehr geringe Anzahl von Stimmen. Das liegt an Organisationsproblemen, die Mehrzahl der Aktionäre auch tatsächlich hinter sich zu bringen. Die meisten Anleger übertragen ihre Stimme dann doch auf ihre Depotbank. Außerdem sind die Schutzvereinigungen ja auch nicht frei von Interessenkonflikten. Wir hatten den Fall, dass einer meiner Studenten Siemens auf Auskunft über den Beteiligungsbesitz verklagt hat. Der gegnerische Anwalt in der ersten Instanz war damals der Vizepräsident der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Das Gericht hat uns zwar am Ende Recht gegeben, aber Fakt ist: Der Vizepräsident der DSW hat damals versucht, einen begründeten Auskunftsanspruch eines Kleinaktionärs abwehren zu helfen.
Was mich an der Medienberichtserstattung - gerade auch an den für ihre Börsenberichterstattung renommierten Tageszeitungen - vor allem stört, das ist die einseitige Parteinahme. Wenn Sie auf einer Hauptversammlung eine berechtigte Kritik vorbringen, kann der Vorstand irgendeinen Müll dazu verzapfen und in der Zeitung erscheint es dann so, als ob der Müll des Vorstands eine adäquate Antwort gewesen sei. Vor allem aber, wenn es um Rechtsstreitigkeiten geht, sind ganz bestimmte Medien in aller Regel auf der Seite des Managements. Die Frage, ob die Kritik oder ein Prozess berechtigt ist, wird gar nicht erst gestellt.
Was sind die wichtigsten Punkte im Zusammenhang mit der Hauptversammlung, bei denen Sie Nachholbedarf sehen?
Beispielsweise, dass ein Vorstand dem Aktionär immer noch Auskünfte über den Wert des verwalteten Vermögens verweigern darf. Paragraph 131, Absatz 3 des Aktiengesetzes beinhaltet immer noch ein Auskunftsverweigerungsrecht über stille Reserven, unlängst sogar noch bestätigt durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die sich außerhalb jeglicher ökonomischen Vernunft bewegt. Da wurden Abwägungen getroffen nach dem Motto, es gibt auch Großaktionäre, die ein Interesse daran haben, dass alles geheim bleibt, damit die Kleinaktionäre leichter geprellt werden können.
Gibt es noch andere Punkte?
Was geändert werden muss, ist die Anreizstruktur bei Aktionärsklagen. Im Moment wird in Deutschland die Legitimität von Aktionärsklagen davon abhängig gemacht, dass der Kläger altruistisch handelt, sich für alle anderen Aktionäre aufopfert, alle Kosten und Risiken trägt, und möglichst keine Belohnung dafür fordert, dass er Erfolg hat.
Diese krause Vorstellung führt natürlich dazu, dass viel zu wenig geklagt wird. Jeder hofft, dass es ein Anderer tut. Eine weitere Folge besteht in der Gefahr, dass hinterrücks irgendwelche Sonderzahlungen zur Erledigung von Klagen geleistet werden. Dann beschweren sich die Zeitungen nicht über die Unternehmen, sondern über räuberische Aktionäre, die für eine Tätigkeit, die in den USA ganz normal vergütet wird, in Deutschland diskriminiert werden. Man kann einfach nicht davon ausgehen, dass dort wo es um viel Geld geht, nur Altruisten am Werk sein dürfen.
Wie groß ist denn aus Ihrer Sicht der Anteil des Missbrauchs, den Aktionäre ausnutzen?
Völlig bedeutungslos im Vergleich zu dem, was Großaktionäre den Unternehmen abpressen. Nehmen Sie den Freistaat Bayern, der verlangt hat, dass man ihm bei der Fusion von Veba und Viag zur E.ON sein zehnprozentiges Aktienpaket zu einem Kurs abkauft, der 30 Prozent über dem Börsenkurs lag. Allein diese Transaktion kam die Aktionäre teurer als alle Klagen von räuberischen Aktionären in den nächsten hundert Jahren zusammengenommen.
Handlungsbedarf ist höchstens insoweit gegeben, als einschlägige Vorgänge ans Tageslicht gehören. Dazu würde eine vernünftige Regelung über die Höhe der Belohung für erfolgreiche Kläger dienen. Dann muss das nicht unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit und je nach Sachlage mehr oder weniger berechtigten Erpressungsvorwürfen ablaufen. Dann könnte das ganz normal vor sich gehen etwa wie bei einer so genannten Class-Action in den USA. Da profitiert nur derjenige, der sich der Klage auch tatsächlich anschließt.
Sie gelten nach wie vor als Enfant terrible der Hauptversammlungen. Wie lebt es sich damit?
Ach, das hat sich schon weitgehend gelegt. Weil die Leute sehen, dass ich die richtigen Sachen aufgreife. Die Mehrfachstimmrechte sind weg, Überkreuzverflechtungen beginnen sich aufzulösen. Für die krassen Fehler von Herrn Schrempp, die ich ihm schon vor Jahren vorgehalten habe, müssen jetzt die Aktionäre büßen, die damals anders abgestimmt haben als ich.
FAZ.net
@mafiabroker
hey,versprochen ist versprochen!
schönes wochenende @all.
mfg.wangert
hey,versprochen ist versprochen!
schönes wochenende @all.
mfg.wangert
S I N G U L U S
Aktienverkäufe vom Vorstand
Firmenchef Roland Lacher gibt eine Gewinnwarnung aus und trennt sich von seinem Aktienpaket.
Frankfurt am Main – Anleger haben die Singulus-Aktie zum Wochenschluss auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Nach Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr war der Kurs zunächst gestiegen, um nach der Meldung einer Gewinnwarnung für dieses Jahr um mehr als 15 Prozent abzustürzen. Das Papier erholte sich am Freitag zum Handelsschluss auf 17,20 Euro. Das ist ein Verlust von 7,23 Prozent.
Für Unsicherheit am Markt sorgte auch die Ankündigung vom Vorstandsvorsitzenden Roland Lacher, sich von Anteilen an seinem Unternehmen zu trennen. Zwar bestreitet Lacher einen Zusammenhang zwischen seinen Verkaufplänen und des Aussichten des Unternehmens – es wurden steuerliche Gründe herangezogen – doch belasten derartige Verkäufe den Aktienkurs deutlich.
Rückläufige Umsatz- und Gewinnzahlen
Der am Neuen Markt gelistete Hersteller für DVD- und CD-Produktionsanlagen Singulus erwartet, dass Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 2001 unter dem 2000er-Niveau liegen werden. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Roland Lacher am Freitag vor Journalisten in Frankfurt. Die Umsätze in 2001 würden rund 500 Millionen Mark betragen, sagte Lacher, in 2000 waren es noch 734,8 Millionen Mark.
Grund für den Rückgang seien Überkapazitäten in Asien. Zudem geht Singulus davon aus, dass die Gesamtbranche der Hersteller für Optical-Disc-Replikationsanlagen in diesem Jahr eine Phase der Konsolidierung mit zunehmendem Preiswettbewerb durchlaufen werde. Dies führe bei Singulus im Vergleich zum Vorjahr zu einem "rückläufigen Geschäftsvolumen und Ergebnisrückgang", erklärte das Unternehmen.
Kapazitätsüberschuss für Produktionsmaschinen
"Der Kursverlauf von Singulus ist für mich völlig unverständlich. Auf der heutigen Bilanz-Pressekonferenz wurde absolut nichts Neues mitgeteilt", sagte ein Frankfurter Händler. So hätte der Hersteller von CD- und DVD-Produktionsmaschinen stets die obere Bandbreite der 2000er Ergebnisse als Prognose für dieses Jahr angegeben. "Vielleicht wollen einige Anleger den Markt nervös machen, um sich billiger mit Singulus einzudecken", sagte der Händler.
Langfristig sieht er keine Probleme für Singulus: "Die verdienen doch die meiste Kohle am Neuen Markt". In diesem Jahr leide das Unternehmen jedoch unter einem Kapazitätsüberschuss für Produktionsmaschinen. Daher sei es durchaus verständlich, dass die ebenfalls im Nemax-50 notierte Steag Hamatech derzeit eine positivere Kursentwicklung zeige. "Steag hat in diesem Jahr ein größeres Potenzial. Das CD-R-Segment zieht wieder an. Relativ zu Singulus ist Steag unterbewertet", sagte der Händler
Aktienverkäufe vom Vorstand
Firmenchef Roland Lacher gibt eine Gewinnwarnung aus und trennt sich von seinem Aktienpaket.
Frankfurt am Main – Anleger haben die Singulus-Aktie zum Wochenschluss auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Nach Vorlage der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr war der Kurs zunächst gestiegen, um nach der Meldung einer Gewinnwarnung für dieses Jahr um mehr als 15 Prozent abzustürzen. Das Papier erholte sich am Freitag zum Handelsschluss auf 17,20 Euro. Das ist ein Verlust von 7,23 Prozent.
Für Unsicherheit am Markt sorgte auch die Ankündigung vom Vorstandsvorsitzenden Roland Lacher, sich von Anteilen an seinem Unternehmen zu trennen. Zwar bestreitet Lacher einen Zusammenhang zwischen seinen Verkaufplänen und des Aussichten des Unternehmens – es wurden steuerliche Gründe herangezogen – doch belasten derartige Verkäufe den Aktienkurs deutlich.
Rückläufige Umsatz- und Gewinnzahlen
Der am Neuen Markt gelistete Hersteller für DVD- und CD-Produktionsanlagen Singulus erwartet, dass Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 2001 unter dem 2000er-Niveau liegen werden. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Roland Lacher am Freitag vor Journalisten in Frankfurt. Die Umsätze in 2001 würden rund 500 Millionen Mark betragen, sagte Lacher, in 2000 waren es noch 734,8 Millionen Mark.
Grund für den Rückgang seien Überkapazitäten in Asien. Zudem geht Singulus davon aus, dass die Gesamtbranche der Hersteller für Optical-Disc-Replikationsanlagen in diesem Jahr eine Phase der Konsolidierung mit zunehmendem Preiswettbewerb durchlaufen werde. Dies führe bei Singulus im Vergleich zum Vorjahr zu einem "rückläufigen Geschäftsvolumen und Ergebnisrückgang", erklärte das Unternehmen.
Kapazitätsüberschuss für Produktionsmaschinen
"Der Kursverlauf von Singulus ist für mich völlig unverständlich. Auf der heutigen Bilanz-Pressekonferenz wurde absolut nichts Neues mitgeteilt", sagte ein Frankfurter Händler. So hätte der Hersteller von CD- und DVD-Produktionsmaschinen stets die obere Bandbreite der 2000er Ergebnisse als Prognose für dieses Jahr angegeben. "Vielleicht wollen einige Anleger den Markt nervös machen, um sich billiger mit Singulus einzudecken", sagte der Händler.
Langfristig sieht er keine Probleme für Singulus: "Die verdienen doch die meiste Kohle am Neuen Markt". In diesem Jahr leide das Unternehmen jedoch unter einem Kapazitätsüberschuss für Produktionsmaschinen. Daher sei es durchaus verständlich, dass die ebenfalls im Nemax-50 notierte Steag Hamatech derzeit eine positivere Kursentwicklung zeige. "Steag hat in diesem Jahr ein größeres Potenzial. Das CD-R-Segment zieht wieder an. Relativ zu Singulus ist Steag unterbewertet", sagte der Händler
ftd.de, Sa, 31.3.2001, 11:29
Kleinaktionäre verklagen EM.TV
Zwei Kleinaktionäre haben gegen das Medienunternehmen EM.TV Klage auf Schadenersatz eingereicht.
Nach Angaben ihres Rechtsanwalts Andreas Tilp handelt es sich um die ersten beiden Klagen gegen EM.TV, berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus" am Samstag vorab. Insbesondere dem Unternehmenschef Thomas Haffa und dem ehemaligen Finanz-Vorstand Florian Haffa werfe Tilp schwere Verstöße gegen Schutzvorschriften für Kleinanleger vor, hieß es weiter. Verklagt werden dem Bericht zufolge die Aktiengesellschaft EM.TV, die Brüder Haffa und die Konsortialbank WestLB. Die Haffa-Brüder hatten Ende vergangenen Jahres den ungenehmigten Verkauf von Aktienpaketen eingeräumt.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte Strafanzeige gegen EM.TV gestellt. Die Staatsanwaltschaft München müsse prüfen, inwiefern Vorstands- und Aufsichtsrats-Mitglieder die Umsatz- und Ertragslage "bewusst falsch dargestellt" hätten, erklärte die DSW im Dezember. Das Unternehmen habe bis Mitte November an seiner Ergebnis-Prognose von rund 600 Mio. DM festgehalten. Nur zwei Wochen später habe es die Prognose durch eine nachbörsliche Gewinnwarnung auf 50 Mio. DM korrigiert.
© AP
Kleinaktionäre verklagen EM.TV
Zwei Kleinaktionäre haben gegen das Medienunternehmen EM.TV Klage auf Schadenersatz eingereicht.
Nach Angaben ihres Rechtsanwalts Andreas Tilp handelt es sich um die ersten beiden Klagen gegen EM.TV, berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus" am Samstag vorab. Insbesondere dem Unternehmenschef Thomas Haffa und dem ehemaligen Finanz-Vorstand Florian Haffa werfe Tilp schwere Verstöße gegen Schutzvorschriften für Kleinanleger vor, hieß es weiter. Verklagt werden dem Bericht zufolge die Aktiengesellschaft EM.TV, die Brüder Haffa und die Konsortialbank WestLB. Die Haffa-Brüder hatten Ende vergangenen Jahres den ungenehmigten Verkauf von Aktienpaketen eingeräumt.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte Strafanzeige gegen EM.TV gestellt. Die Staatsanwaltschaft München müsse prüfen, inwiefern Vorstands- und Aufsichtsrats-Mitglieder die Umsatz- und Ertragslage "bewusst falsch dargestellt" hätten, erklärte die DSW im Dezember. Das Unternehmen habe bis Mitte November an seiner Ergebnis-Prognose von rund 600 Mio. DM festgehalten. Nur zwei Wochen später habe es die Prognose durch eine nachbörsliche Gewinnwarnung auf 50 Mio. DM korrigiert.
© AP
alles klar wangert ,
wünsche dir und den anderen auch ein schönes wochenende.
wünsche dir und den anderen auch ein schönes wochenende.
von THECANADIEN 31.03.01 18:11:05 3215321
E M I S S I O N E N
Entlarven Sie die Börsenzauberer
Die Aktien junger Hightech-Unternehmen sind noch immer eine der heißesten Börsenwetten. Start-ups mit hohem Umsatz- und Gewinnwachstum verdoppeln und verdreifachen das Kapital ihrer Aktionäre. Bilanztrickser und falsche Propheten andererseits vernichten das Geld ihrer Anleger im Rekordtempo. mm zeigt, wie Sie in sechs Schritten die Gewinner finden und die Verlierer aussortieren.
Der Hype ist tot, es lebe der Hype. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich der Emissionswahn des vergangenen Jahres auch 2001 fortsetzen könnte. Kaum hatten sich im Januar die Kurse am Neuen Markt erholt, tauchten schon erste Listen mit neuen Börsenkandidaten auf.
Zählt man die Ankündigungen in Anlegermagazinen, Tageszeitungen und Internet-Diensten, kommen mehrere hundert Unternehmen zusammen, die voraussichtlich, vielleicht oder möglicherweise in diesem Jahr an die Börse wollen.
(© mm)
Doch der erste Eindruck täuscht. Festlegen mag sich kaum einer. Bis Ende Januar schafften es gerade mal zwei Newcomer auf den Kurszettel.
Nach dem Desaster des Jahres 2000 - über drei Viertel aller Emissionen notierten Ende Januar unter ihrem Ausgabepreis - zögern private und institutionelle Investoren.
Zu Recht, wie eine aktuelle Arthur-Andersen-Studie bestätigt. Nach einer Umfrage unter 430 Unternehmen über den derzeitigen Stand der Vorbereitungen potenzieller Börsenkandidaten stellten die Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater unter anderem fest:
Rund ein Viertel dieser Unternehmen legt keine vollständigen Planabschlüsse vor.
Fast ein Fünftel der Befragten hält das eigene Rechnungswesen für nicht börsenfähig.
Immerhin 14 Prozent haben sich noch nicht mit den am Neuen Markt verbindlichen internationalen Rechnungslegungsvorschriften IAS und US-GAAP beschäftigt.
Das Urteil fällt entsprechend aus: Die Berater halten nur rund ein Drittel der Aspiranten für börsenreif.
Dies deckt sich mit den Einschätzungen profilierter Emissionsbanken und Venture-Capital-Gesellschaften. "Nur zwischen 50 und 70 Kandidaten werden in diesem Jahr den Weg an die Börse finden", schätzt Michael Bednar, Leiter der deutschen Capital Markets Gruppe der Schweizer Investmentmank UBS Warburg; letztes Jahr waren es noch 165 Unternehmen.
Die Experten geben lediglich Kandidaten mit einem erprobten Geschäftsmodell eine Chance. Und: Die Gewinne sollten bald, dass heißt spätestens in zwei Jahren, fließen.
So betrachtet, bietet der Jahrgang 2001 Privatanlegern sicher die Möglichkeit, mit dem Kauf neuer Aktien Geld zu verdienen. Bei fundamental guten Unternehmen sind stets Chancen auf Zeichnungsgewinne drin.
Aber Vorsicht, Garantien gibt es nicht. Aktien junger Unternehmen sind und bleiben eine riskante Geldanlage. Auch 2001 wird sich hinter so manchem vollmundigen Versprechen nur heiße Luft und fauler Zauber verbergen.
Hinzu kommt: Eine Börsenpolizei, die Unternehmen disziplinieren und Anleger vor Schaden bewahren könnte, existiert in Deutschland praktisch nicht. Die Mahnungen von Aktionärsschützern verhallen ungehört (siehe "Verfall der Sitten").
Vor allem in den kommenden Monaten ist Skepsis angebracht. Rund 50 Börsenkandidaten haben im Jahr 2000 ihre IPO-Pläne verschoben. Beim zweiten Versuch könnte sich bei so manchem Unternehmen herausstellen, dass die Gründer noch mal Kasse machen wollen, bevor der Konkursverwalter vor der Tür steht.
Schon allein deshalb sollten sich Privatinvestoren vor jeder Order gründlich informieren. Absolutes Muss ist die Analyse des vorläufigen Emissionsprospekts, den Anleger nach Bekanntgabe der Bookbuildingspanne entweder über die Konsortialbanken oder über die Homepage des Unternehmens bekommen.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
Es folgen sechs Schritte;
Quelle: Manager-Magazin
Gruss
THE CANADIEN
von THECANADIEN 31.03.01 18:12:56 3215331
E M I S S I O N E N
Geschäftsmodell prüfen
Der erste Blick von Fondsmanagern und Vermögensverwaltern gilt stets dem Geschäftsmodell. Die Profis möchten vor allem verstehen, wie der Börsenkandidat mit seinen Ideen und Produkten Geld verdienen will. Hier sollten Privatanleger von den Geldleuten lernen. Leuchtet Ihnen das Geschäftsmodell nicht ein, werfen Sie den Prospekt weg.
Das Vorgehen ist stets gleich: Schauen Sie sich Vertriebsstruktur und Kundenzahlen an, analysieren Sie Umsatz- und Gewinnwachstum, untersuchen sie die Kapitalflussrechnung im Finanzteil des Prospektes. Dort können Sie prüfen, ob das Unternehmen in seinem Kerngeschäft schwarze Zahlen schreibt.
Die wichtigste Kennzahl ist der operative Cashflow. Ein negatives Ergebnis gilt als Alarmsignal. Das Unternehmen gibt mehr für Herstellung und Vertrieb aus, als durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen in die Kasse fließt.
(© mm)
Das Risiko solcher Kandidaten ist hoch: Reicht das Kapital aus dem Börsengang nicht aus, um das Startup profitabel zu machen, ist das Geld der Anleger schnell weg.
Gründer, die an diesem Punkt nicht überzeugen, gehören gleich aussortiert. "Warum soll ich ein Unternehmen kaufen, wenn ich nicht verstehe, wie die mit ihrem Geschäft Geld verdienen wollen", fragt Karl Fickel, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Lupus Alpha.
Verständnisschwierigkeiten dieser Art gab es im vergangenen Jahr vor allem bei Internet-Unternehmen reichlich.
Beispiel Letsbuyit.com. Martin Coles, der zwischenzeitlich geschasste Chef des am Neuen Markt notierten Internet-Händlers, kaufte Markenartikel zu Discountkonditionen. Er schlug die Produkte dann auf seiner Webpage zu Schnäppchenpreisen los und behielt einen Teil der Mengenrabatte als Provision. Das muss nicht schief gehen.
Doch Letsbuyit.com gehörte bereits vor dem Börsengang zu den größten Kapitalvernichtern der europäischen Internet-Wirtschaft. Coles gab irrsinnige Summen für Marketingkampagnen aus. Bis Anfang März 2000 - knapp 13 Monate nach der Gründung des Unternehmens - waren bei einem Gesamtumsatz von rund 6 Millionen Euro Verluste von fast 50 Millionen Euro aufgelaufen.
Sechs Monate nach dem Going Public musste Coles gehen, das Unternehmen stand vor dem Aus. Das neue Management schaffte es zwar Ende Januar, frisches Kapital zu beschaffen. Ein Konkurs scheint vorerst abgewendet.
Für die Anleger ist das allerdings nur ein schwacher Trost. Gegenüber dem Emissionspreis verlor das Letsbuyit.com-Papier rund 85 Prozent.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:13:39 3215337
Risiken abschätzen
Um das Urteil über das Geschäftsmodell eines Unternehmens zu komplettieren, sollten Anleger unbedingt die Risikohinweise des Prospekts genau unter die Lupe nehmen.
(© mm)
Das hätte den Aktionären der ostdeutschen Biotechfirma Plasma-Select herbe Verluste ersparen können. Umsatz- und Gewinnprognosen hingen im Wesentlichen vom Erfolg des Medikaments Rheo Sorb ab. Plasma-Select startete im März 2000 am Neuen Markt. Damals war nicht klar, ob die Kassen die Kosten des Medikaments übernehmen. Auf dieses Risiko wies das Unternehmen hin.
Mitte Oktober musste Plasma-Select-Chef Karl-Heinz Riggers eingestehen, dass seine Wissenschaftler zu wenig Patienten untersucht hatten, um die Kassen von der Wirksamkeit seines Präparats zu überzeugen.
Die Krankenversicherer weigerten sich nun tatsächlich, die Rheo-Sorb-Therapie zu finanzieren. Riggers muss eine neue Studie durchführen. Gleichzeitig reduzierte er für das Jahr 2000 die Umsatzerwartung um knapp die Hälfte und kündigte die Verdopplung der Verluste an. Der Kurs der Aktie brach innerhalb weniger Stunden um 29 Prozent ein.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:14:26 3215343
Marktposition analysieren
Wie gefestigt ein Unternehmen in seinem Markt ist, hat für Börsenprofis eine fast ebenso hohe Bedeutung wie ein profitables Geschäftsmodell. Die Börsenprofis trauen nur Branchenspitzenreitern auf Dauer hohe Gewinnsteigerungen und damit hohe Kursgewinne zu.
Als Vorbilder dienen ihnen Adressen wie Qiagen; das Biotech-Unternehmen beherrscht mit seinen Werkzeugen zur Genanalyse den Weltmarkt. Oder Firmen wie Aixtron; der Maschinenbauer kontrolliert rund 54 Prozent des stark wachsenden Marktes für LED-Chips.
Aber Vorsicht: Nicht immer ist das Etikett "Weltmarktführer" zutreffend. Dass es sich oftmals nur um Marketing und nicht um eine realistische Einschätzung oder gar Tatsachen handelt, lässt sich gleichfalls aus so manchem Prospekt der Börsenkandidaten herauslesen.
(© mm)
Beispiel Openshop. Das 1998 gegründete Softwarehaus bietet, ähnlich wie der große Konkurrent Intershop aus Jena, Softwarepakete für den Handel im Internet an. Innerhalb kurzer Zeit, so das Versprechen, sollte die Software zu einer weltweit führenden Plattform für elektronischen Handel ausgebaut werden.
Krasse Selbstüberschätzung, wie ein Vergleich mit dem existierenden Marktführer gezeigt hätte.
Als Intershop im Sommer 1998 an den Neuen Markt ging, konnten die Ostdeutschen auf Vertriebspartner wie die US-IT-Giganten Hewlett-Packard und Sun Microsystems verweisen. Zusätzlich schaffte es Intershop-Gründer Stephan Schambach, Konzerne wie die Deutsche Telekom und die France Télécom an seinem Unternehmen zu beteiligen.
Die Partnerschaften von Openshop nahmen sich da bescheidener aus. Der zwischenzeitlich bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte Openshop-Chef Thomas Egner erwirtschaftete seine Umsätze im Jahr vor dem Börsenstart hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit Neuer-Markt-Unternehmen. Das Softwarehaus Bäurer oder der IT-Dienstleister Netlife lieferten den Großteil der Umsätze. Außer einer 4-prozentigen Beteiligung des US-Chipkonzerns Intel konnte Egner nur zwei deutsche Partner zur Absicherung seiner Vertriebskooperationen gewinnen.
Den Glauben, dass Openshop den Vorsprung von Intershop einholen könnte, haben die Anleger schnell verloren. Seit Börsenstart verlor das Papier 80 Prozent.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:15:06 3215347
Management checken
Selbst wenn professionelle Investoren an das Geschäftsmodell glauben und die Marktposition des Börsenkandidaten stimmt - sie werden nicht investieren, wenn sie nicht an die Unternehmensspitze glauben.
Nicht ohne Grund. Managementfehler sind meist die Ursache für verfehlte Umsatzziele und drastische Gewinnwarnungen. Jede dritte Neuer-Markt-Firma wechselte im vergangenen Jahr einen ihrer Topleute aus.
An den technischen Fähigkeiten der Gründer liegt es vielfach nicht. Doch diese Qualitäten sind nach dem Börsengang nicht mehr allein entscheidend. Das Management muss Controlling, Rechnungswesen und Vertrieb dem Wachstumstempo des Unternehmens anpassen.
(© mm)
Die Schlüsselpositionen besetzen dabei Finanz- und Vertriebsvorstand. Über die Qualitäten der Führungskräfte finden Anleger im Prospekt unter der Überschrift "Organe der Gesellschaft" wichtige Hinweise. Es gilt: Der Vertriebschef sollte bereits lange in der Branche arbeiten. Als Finanzvorstand haben Börsenprofis am liebsten einen Ex-Investmentbanker.
Eine gehörige Portion Misstrauen ist vor allem dann angesagt, wenn das Unternehmen zum Börsengang eine Neuausrichtung ankündigt.
So passte die Vita der Allgeier-Computer-Topleute Hubert Rohrer und Thomas Schmölling viel besser zum angestammten Geschäft mit Betriebssoftware für mittelständische Betriebe als in die schnelle Welt des Internets. Trotzdem sollte das Internet schon im ersten Jahr beinahe die Hälfte des Umsatzes bringen.
Der Absturz folgte prompt. Weil die E-Commerce-Produkte praktisch unverkäuflich waren, meldete Allgeier nur drei Monate nach dem Börsengang 50 Prozent Umsatzausfall. Statt eines Gewinns von rund 3 Millionen Euro hagelte es Verluste von 2,5 Millionen Euro.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:15:51 3215353
Altaktionäre durchleuchten
Fondsmanager und Vermögensverwalter sehen es nicht gern, wenn Gründer und Venture-Capital-Gesellschaften zum Börsenstart große Aktienpakete abstoßen. Dann, so die Befürchtung der Profis, ist es mit dem Glauben an die Zukunft des Unternehmens nicht mehr weit her.
(© mm)
Im Prospekt des Telekom-Anbieters Comtelco hätten Anleger nachlesen können, dass bis zu einem Drittel des Börsenkapitals nicht in die Kassen des Unternehmens, sondern in die Taschen der Altgesellschafter fließt. Die Börse aber will an der Spitze junger Firmen Unternehmer und nicht nur Manager sehen. "Das Vertrauen in die Topleute eines Unternehmens ist größer, wenn die Vorstände Aktien haben", meint Carmen Weber, Fondsmanagerin beim Frankfurter Bankhaus Metzler. "Wenn die einen Fehler machen, spüren sie das am eigenen Vermögen."
Gerade diesen Punkt sollten die Anleger auch nach dem Börsengang im Auge behalten. Im Angebotsteil des Emissionsprospekts ist nachzulesen, wie lange nach dem Going Public Management und Altaktionäre ihre Papiere nicht verkaufen dürfen.
Läuft diese so genannte Lock-up-Periode (siehe Lock-up Fristen: "Auf und davon") aus und geraten die Kurse ins Rutschen, liegt das meist daran, dass Alteigentümer ihre Papiere auf den Markt werfen. Spätestens dann sollten auch Privatanleger über einen Ausstieg nachdenken.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:17:13 3215357
Emissionsbanken testen
Grundsätzlich gilt: Besteht das Bankenkonsortium aus international ausgerichteten Geldhäusern, hat die Emission gute Chancen, bei privaten und institutionellen Anlegern platziert zu werden. Auch eine intensive Beobachtung der Aktie nach dem Going Public scheint so garantiert.
Kleinere Emissionshäuser haben dagegen oft ein sehr begrenztes Vertriebsnetz und nur geringe Research-Kapazitäten. Wie sollen so verlässliche Investoren gefunden werden, die nicht bei der ersten schlechten Nachricht ihre Aktienpakete abstoßen? Wie will eine kleine Bank ohne kompetentes Research das Unternehmen überhaupt richtig bewerten?
Allerdings - auf Größe und Renommee ist nicht unbedingt Verlass. So bewerteten Deutsche Bank und Goldman Sachs im März 2000 die Internet-Suchmaschine Lycos Europe mit 5,5 Milliarden Euro. Ziemlich viel für ein Unternehmen mit einem Quartalsumsatz von gerademal 11 Millionen Euro. Das erkannten auch die Anleger. Kursverlust seit Emission: rund 85 Prozent.
(© mm)
Hilfreich bei der Beurteilung der Emissionsbanken kann deren so genannter Track Record sein. Wer prüft, wie sich die Börsenkandidaten der konsortialführenden Banken in der Vergangenheit entwickelt haben, erkennt, wie gut die Investmentbanker bei der Auswahl der Kandidaten und bei der Ermittlung des Ausgabepreises lagen (siehe Grafik rechts).
Die Bedeutung des richtigen Ausgabekurses wird oft sträflich vernachlässigt. Eine Aktie kann mit fünf Euro zu teuer, eine andere mit 50 Euro zu billig sein. Anleger erfahren erst zu Beginn der Zeichnungsfrist etwas über den Preis.
Dann heißt es, vorbereitet zu sein. Vergleichen Sie den Kurs der neuen Aktie mit dem bereits notierter Konkurrenten. Diese so genannte Peergroup können Sie aus dem Emissionsprospekt entnehmen - aus den Kapiteln "Markt" und "Wettbewerb".
Nur wenn der Ausgabekurs in der Nähe von Unternehmen liegt, deren Umsatz, Gewinn und Marktposition vergleichbar sind, ist der Börsenkandidat angemessen bewertet. Wenn nicht, ist Zeichnen sinnlos. Die Börse korrigiert Überbewertungen meist schon wenige Wochen nach dem IPO.
Überzeugt ein Unternehmen in allen Punkten, dann können Sie es riskieren. Mit ein bisschen Fortüne sollten Sie es schaffen, Ihr Vermögen kräftig zu steigern.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
Emissionen - Fauler Börsenzauber?
Die Aktien junger Hightech-Unternehmen sind noch immer eine der heißesten Börsenwetten. Start-ups mit hohem Umsatz- und Gewinnwachstum verdoppeln und verdreifachen das Kapital ihrer Aktionäre. Bilanztrickser und falsche Propheten andererseits vernichten das Geld ihrer Anleger im Rekordtempo.
E M I S S I O N E N
Entlarven Sie die Börsenzauberer
Die Aktien junger Hightech-Unternehmen sind noch immer eine der heißesten Börsenwetten. Start-ups mit hohem Umsatz- und Gewinnwachstum verdoppeln und verdreifachen das Kapital ihrer Aktionäre. Bilanztrickser und falsche Propheten andererseits vernichten das Geld ihrer Anleger im Rekordtempo. mm zeigt, wie Sie in sechs Schritten die Gewinner finden und die Verlierer aussortieren.
Der Hype ist tot, es lebe der Hype. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich der Emissionswahn des vergangenen Jahres auch 2001 fortsetzen könnte. Kaum hatten sich im Januar die Kurse am Neuen Markt erholt, tauchten schon erste Listen mit neuen Börsenkandidaten auf.
Zählt man die Ankündigungen in Anlegermagazinen, Tageszeitungen und Internet-Diensten, kommen mehrere hundert Unternehmen zusammen, die voraussichtlich, vielleicht oder möglicherweise in diesem Jahr an die Börse wollen.
(© mm)
Doch der erste Eindruck täuscht. Festlegen mag sich kaum einer. Bis Ende Januar schafften es gerade mal zwei Newcomer auf den Kurszettel.
Nach dem Desaster des Jahres 2000 - über drei Viertel aller Emissionen notierten Ende Januar unter ihrem Ausgabepreis - zögern private und institutionelle Investoren.
Zu Recht, wie eine aktuelle Arthur-Andersen-Studie bestätigt. Nach einer Umfrage unter 430 Unternehmen über den derzeitigen Stand der Vorbereitungen potenzieller Börsenkandidaten stellten die Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater unter anderem fest:
Rund ein Viertel dieser Unternehmen legt keine vollständigen Planabschlüsse vor.
Fast ein Fünftel der Befragten hält das eigene Rechnungswesen für nicht börsenfähig.
Immerhin 14 Prozent haben sich noch nicht mit den am Neuen Markt verbindlichen internationalen Rechnungslegungsvorschriften IAS und US-GAAP beschäftigt.
Das Urteil fällt entsprechend aus: Die Berater halten nur rund ein Drittel der Aspiranten für börsenreif.
Dies deckt sich mit den Einschätzungen profilierter Emissionsbanken und Venture-Capital-Gesellschaften. "Nur zwischen 50 und 70 Kandidaten werden in diesem Jahr den Weg an die Börse finden", schätzt Michael Bednar, Leiter der deutschen Capital Markets Gruppe der Schweizer Investmentmank UBS Warburg; letztes Jahr waren es noch 165 Unternehmen.
Die Experten geben lediglich Kandidaten mit einem erprobten Geschäftsmodell eine Chance. Und: Die Gewinne sollten bald, dass heißt spätestens in zwei Jahren, fließen.
So betrachtet, bietet der Jahrgang 2001 Privatanlegern sicher die Möglichkeit, mit dem Kauf neuer Aktien Geld zu verdienen. Bei fundamental guten Unternehmen sind stets Chancen auf Zeichnungsgewinne drin.
Aber Vorsicht, Garantien gibt es nicht. Aktien junger Unternehmen sind und bleiben eine riskante Geldanlage. Auch 2001 wird sich hinter so manchem vollmundigen Versprechen nur heiße Luft und fauler Zauber verbergen.
Hinzu kommt: Eine Börsenpolizei, die Unternehmen disziplinieren und Anleger vor Schaden bewahren könnte, existiert in Deutschland praktisch nicht. Die Mahnungen von Aktionärsschützern verhallen ungehört (siehe "Verfall der Sitten").
Vor allem in den kommenden Monaten ist Skepsis angebracht. Rund 50 Börsenkandidaten haben im Jahr 2000 ihre IPO-Pläne verschoben. Beim zweiten Versuch könnte sich bei so manchem Unternehmen herausstellen, dass die Gründer noch mal Kasse machen wollen, bevor der Konkursverwalter vor der Tür steht.
Schon allein deshalb sollten sich Privatinvestoren vor jeder Order gründlich informieren. Absolutes Muss ist die Analyse des vorläufigen Emissionsprospekts, den Anleger nach Bekanntgabe der Bookbuildingspanne entweder über die Konsortialbanken oder über die Homepage des Unternehmens bekommen.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
Es folgen sechs Schritte;
Quelle: Manager-Magazin
Gruss
THE CANADIEN
von THECANADIEN 31.03.01 18:12:56 3215331
E M I S S I O N E N
Geschäftsmodell prüfen
Der erste Blick von Fondsmanagern und Vermögensverwaltern gilt stets dem Geschäftsmodell. Die Profis möchten vor allem verstehen, wie der Börsenkandidat mit seinen Ideen und Produkten Geld verdienen will. Hier sollten Privatanleger von den Geldleuten lernen. Leuchtet Ihnen das Geschäftsmodell nicht ein, werfen Sie den Prospekt weg.
Das Vorgehen ist stets gleich: Schauen Sie sich Vertriebsstruktur und Kundenzahlen an, analysieren Sie Umsatz- und Gewinnwachstum, untersuchen sie die Kapitalflussrechnung im Finanzteil des Prospektes. Dort können Sie prüfen, ob das Unternehmen in seinem Kerngeschäft schwarze Zahlen schreibt.
Die wichtigste Kennzahl ist der operative Cashflow. Ein negatives Ergebnis gilt als Alarmsignal. Das Unternehmen gibt mehr für Herstellung und Vertrieb aus, als durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen in die Kasse fließt.
(© mm)
Das Risiko solcher Kandidaten ist hoch: Reicht das Kapital aus dem Börsengang nicht aus, um das Startup profitabel zu machen, ist das Geld der Anleger schnell weg.
Gründer, die an diesem Punkt nicht überzeugen, gehören gleich aussortiert. "Warum soll ich ein Unternehmen kaufen, wenn ich nicht verstehe, wie die mit ihrem Geschäft Geld verdienen wollen", fragt Karl Fickel, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Lupus Alpha.
Verständnisschwierigkeiten dieser Art gab es im vergangenen Jahr vor allem bei Internet-Unternehmen reichlich.
Beispiel Letsbuyit.com. Martin Coles, der zwischenzeitlich geschasste Chef des am Neuen Markt notierten Internet-Händlers, kaufte Markenartikel zu Discountkonditionen. Er schlug die Produkte dann auf seiner Webpage zu Schnäppchenpreisen los und behielt einen Teil der Mengenrabatte als Provision. Das muss nicht schief gehen.
Doch Letsbuyit.com gehörte bereits vor dem Börsengang zu den größten Kapitalvernichtern der europäischen Internet-Wirtschaft. Coles gab irrsinnige Summen für Marketingkampagnen aus. Bis Anfang März 2000 - knapp 13 Monate nach der Gründung des Unternehmens - waren bei einem Gesamtumsatz von rund 6 Millionen Euro Verluste von fast 50 Millionen Euro aufgelaufen.
Sechs Monate nach dem Going Public musste Coles gehen, das Unternehmen stand vor dem Aus. Das neue Management schaffte es zwar Ende Januar, frisches Kapital zu beschaffen. Ein Konkurs scheint vorerst abgewendet.
Für die Anleger ist das allerdings nur ein schwacher Trost. Gegenüber dem Emissionspreis verlor das Letsbuyit.com-Papier rund 85 Prozent.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:13:39 3215337
Risiken abschätzen
Um das Urteil über das Geschäftsmodell eines Unternehmens zu komplettieren, sollten Anleger unbedingt die Risikohinweise des Prospekts genau unter die Lupe nehmen.
(© mm)
Das hätte den Aktionären der ostdeutschen Biotechfirma Plasma-Select herbe Verluste ersparen können. Umsatz- und Gewinnprognosen hingen im Wesentlichen vom Erfolg des Medikaments Rheo Sorb ab. Plasma-Select startete im März 2000 am Neuen Markt. Damals war nicht klar, ob die Kassen die Kosten des Medikaments übernehmen. Auf dieses Risiko wies das Unternehmen hin.
Mitte Oktober musste Plasma-Select-Chef Karl-Heinz Riggers eingestehen, dass seine Wissenschaftler zu wenig Patienten untersucht hatten, um die Kassen von der Wirksamkeit seines Präparats zu überzeugen.
Die Krankenversicherer weigerten sich nun tatsächlich, die Rheo-Sorb-Therapie zu finanzieren. Riggers muss eine neue Studie durchführen. Gleichzeitig reduzierte er für das Jahr 2000 die Umsatzerwartung um knapp die Hälfte und kündigte die Verdopplung der Verluste an. Der Kurs der Aktie brach innerhalb weniger Stunden um 29 Prozent ein.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:14:26 3215343
Marktposition analysieren
Wie gefestigt ein Unternehmen in seinem Markt ist, hat für Börsenprofis eine fast ebenso hohe Bedeutung wie ein profitables Geschäftsmodell. Die Börsenprofis trauen nur Branchenspitzenreitern auf Dauer hohe Gewinnsteigerungen und damit hohe Kursgewinne zu.
Als Vorbilder dienen ihnen Adressen wie Qiagen; das Biotech-Unternehmen beherrscht mit seinen Werkzeugen zur Genanalyse den Weltmarkt. Oder Firmen wie Aixtron; der Maschinenbauer kontrolliert rund 54 Prozent des stark wachsenden Marktes für LED-Chips.
Aber Vorsicht: Nicht immer ist das Etikett "Weltmarktführer" zutreffend. Dass es sich oftmals nur um Marketing und nicht um eine realistische Einschätzung oder gar Tatsachen handelt, lässt sich gleichfalls aus so manchem Prospekt der Börsenkandidaten herauslesen.
(© mm)
Beispiel Openshop. Das 1998 gegründete Softwarehaus bietet, ähnlich wie der große Konkurrent Intershop aus Jena, Softwarepakete für den Handel im Internet an. Innerhalb kurzer Zeit, so das Versprechen, sollte die Software zu einer weltweit führenden Plattform für elektronischen Handel ausgebaut werden.
Krasse Selbstüberschätzung, wie ein Vergleich mit dem existierenden Marktführer gezeigt hätte.
Als Intershop im Sommer 1998 an den Neuen Markt ging, konnten die Ostdeutschen auf Vertriebspartner wie die US-IT-Giganten Hewlett-Packard und Sun Microsystems verweisen. Zusätzlich schaffte es Intershop-Gründer Stephan Schambach, Konzerne wie die Deutsche Telekom und die France Télécom an seinem Unternehmen zu beteiligen.
Die Partnerschaften von Openshop nahmen sich da bescheidener aus. Der zwischenzeitlich bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte Openshop-Chef Thomas Egner erwirtschaftete seine Umsätze im Jahr vor dem Börsenstart hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit Neuer-Markt-Unternehmen. Das Softwarehaus Bäurer oder der IT-Dienstleister Netlife lieferten den Großteil der Umsätze. Außer einer 4-prozentigen Beteiligung des US-Chipkonzerns Intel konnte Egner nur zwei deutsche Partner zur Absicherung seiner Vertriebskooperationen gewinnen.
Den Glauben, dass Openshop den Vorsprung von Intershop einholen könnte, haben die Anleger schnell verloren. Seit Börsenstart verlor das Papier 80 Prozent.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:15:06 3215347
Management checken
Selbst wenn professionelle Investoren an das Geschäftsmodell glauben und die Marktposition des Börsenkandidaten stimmt - sie werden nicht investieren, wenn sie nicht an die Unternehmensspitze glauben.
Nicht ohne Grund. Managementfehler sind meist die Ursache für verfehlte Umsatzziele und drastische Gewinnwarnungen. Jede dritte Neuer-Markt-Firma wechselte im vergangenen Jahr einen ihrer Topleute aus.
An den technischen Fähigkeiten der Gründer liegt es vielfach nicht. Doch diese Qualitäten sind nach dem Börsengang nicht mehr allein entscheidend. Das Management muss Controlling, Rechnungswesen und Vertrieb dem Wachstumstempo des Unternehmens anpassen.
(© mm)
Die Schlüsselpositionen besetzen dabei Finanz- und Vertriebsvorstand. Über die Qualitäten der Führungskräfte finden Anleger im Prospekt unter der Überschrift "Organe der Gesellschaft" wichtige Hinweise. Es gilt: Der Vertriebschef sollte bereits lange in der Branche arbeiten. Als Finanzvorstand haben Börsenprofis am liebsten einen Ex-Investmentbanker.
Eine gehörige Portion Misstrauen ist vor allem dann angesagt, wenn das Unternehmen zum Börsengang eine Neuausrichtung ankündigt.
So passte die Vita der Allgeier-Computer-Topleute Hubert Rohrer und Thomas Schmölling viel besser zum angestammten Geschäft mit Betriebssoftware für mittelständische Betriebe als in die schnelle Welt des Internets. Trotzdem sollte das Internet schon im ersten Jahr beinahe die Hälfte des Umsatzes bringen.
Der Absturz folgte prompt. Weil die E-Commerce-Produkte praktisch unverkäuflich waren, meldete Allgeier nur drei Monate nach dem Börsengang 50 Prozent Umsatzausfall. Statt eines Gewinns von rund 3 Millionen Euro hagelte es Verluste von 2,5 Millionen Euro.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:15:51 3215353
Altaktionäre durchleuchten
Fondsmanager und Vermögensverwalter sehen es nicht gern, wenn Gründer und Venture-Capital-Gesellschaften zum Börsenstart große Aktienpakete abstoßen. Dann, so die Befürchtung der Profis, ist es mit dem Glauben an die Zukunft des Unternehmens nicht mehr weit her.
(© mm)
Im Prospekt des Telekom-Anbieters Comtelco hätten Anleger nachlesen können, dass bis zu einem Drittel des Börsenkapitals nicht in die Kassen des Unternehmens, sondern in die Taschen der Altgesellschafter fließt. Die Börse aber will an der Spitze junger Firmen Unternehmer und nicht nur Manager sehen. "Das Vertrauen in die Topleute eines Unternehmens ist größer, wenn die Vorstände Aktien haben", meint Carmen Weber, Fondsmanagerin beim Frankfurter Bankhaus Metzler. "Wenn die einen Fehler machen, spüren sie das am eigenen Vermögen."
Gerade diesen Punkt sollten die Anleger auch nach dem Börsengang im Auge behalten. Im Angebotsteil des Emissionsprospekts ist nachzulesen, wie lange nach dem Going Public Management und Altaktionäre ihre Papiere nicht verkaufen dürfen.
Läuft diese so genannte Lock-up-Periode (siehe Lock-up Fristen: "Auf und davon") aus und geraten die Kurse ins Rutschen, liegt das meist daran, dass Alteigentümer ihre Papiere auf den Markt werfen. Spätestens dann sollten auch Privatanleger über einen Ausstieg nachdenken.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
von THECANADIEN 31.03.01 18:17:13 3215357
Emissionsbanken testen
Grundsätzlich gilt: Besteht das Bankenkonsortium aus international ausgerichteten Geldhäusern, hat die Emission gute Chancen, bei privaten und institutionellen Anlegern platziert zu werden. Auch eine intensive Beobachtung der Aktie nach dem Going Public scheint so garantiert.
Kleinere Emissionshäuser haben dagegen oft ein sehr begrenztes Vertriebsnetz und nur geringe Research-Kapazitäten. Wie sollen so verlässliche Investoren gefunden werden, die nicht bei der ersten schlechten Nachricht ihre Aktienpakete abstoßen? Wie will eine kleine Bank ohne kompetentes Research das Unternehmen überhaupt richtig bewerten?
Allerdings - auf Größe und Renommee ist nicht unbedingt Verlass. So bewerteten Deutsche Bank und Goldman Sachs im März 2000 die Internet-Suchmaschine Lycos Europe mit 5,5 Milliarden Euro. Ziemlich viel für ein Unternehmen mit einem Quartalsumsatz von gerademal 11 Millionen Euro. Das erkannten auch die Anleger. Kursverlust seit Emission: rund 85 Prozent.
(© mm)
Hilfreich bei der Beurteilung der Emissionsbanken kann deren so genannter Track Record sein. Wer prüft, wie sich die Börsenkandidaten der konsortialführenden Banken in der Vergangenheit entwickelt haben, erkennt, wie gut die Investmentbanker bei der Auswahl der Kandidaten und bei der Ermittlung des Ausgabepreises lagen (siehe Grafik rechts).
Die Bedeutung des richtigen Ausgabekurses wird oft sträflich vernachlässigt. Eine Aktie kann mit fünf Euro zu teuer, eine andere mit 50 Euro zu billig sein. Anleger erfahren erst zu Beginn der Zeichnungsfrist etwas über den Preis.
Dann heißt es, vorbereitet zu sein. Vergleichen Sie den Kurs der neuen Aktie mit dem bereits notierter Konkurrenten. Diese so genannte Peergroup können Sie aus dem Emissionsprospekt entnehmen - aus den Kapiteln "Markt" und "Wettbewerb".
Nur wenn der Ausgabekurs in der Nähe von Unternehmen liegt, deren Umsatz, Gewinn und Marktposition vergleichbar sind, ist der Börsenkandidat angemessen bewertet. Wenn nicht, ist Zeichnen sinnlos. Die Börse korrigiert Überbewertungen meist schon wenige Wochen nach dem IPO.
Überzeugt ein Unternehmen in allen Punkten, dann können Sie es riskieren. Mit ein bisschen Fortüne sollten Sie es schaffen, Ihr Vermögen kräftig zu steigern.
Dietmar Palan/Christoph Seeger
Emissionen - Fauler Börsenzauber?
Die Aktien junger Hightech-Unternehmen sind noch immer eine der heißesten Börsenwetten. Start-ups mit hohem Umsatz- und Gewinnwachstum verdoppeln und verdreifachen das Kapital ihrer Aktionäre. Bilanztrickser und falsche Propheten andererseits vernichten das Geld ihrer Anleger im Rekordtempo.
Prüfer versprechen mehr Transparenz
Wirtschaftsprüfer in der Kritik - Haben die Kontrolleure den Zustand des Unternehmens richtig bewertet?
Hamburg cdo - Was haben Unternehmen wie Balsam, Telekom, Flowtex, Holzmann, HypoVereinsbank und mg technologies gemeinsam? In jedem dieser Fälle sind die Wirtschaftsprüfer umstritten. Haben die Kontrolleure den Zustand des Unternehmens richtig bewertet? Die Experten werden mit Schieflagen, möglichen Risiken im Immobiliengeschäft oder drohenden Pleiten von Unternehmen in Verbindung gebracht, deren Bilanzen sie testiert hatten. Das Image ist "angekratzt", beklagen Kenner. Im gleichen Atemzug wird der Ruf nach einer "Kontrolle der Kontrolleure" laut. Jetzt endlich reagiert Branche und verspricht mehr Transparenz.
Es wurde Zeit. "Alle sechs Monate kommt das Thema wieder hoch", schimpft der Würzburger Professor Hansrudi Lenz. "Immer häufiger müssen sich die Prüfer rechtfertigen." Immerhin, so betont Lenz, konnten den Prüfern keine Fehler nachgewiesen werden. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Die Öffentlichkeit fragt sich, ob die Prüfer, zuweilen als "zahme Wachhunde" (Financial Times Deutschland) tituliert, ihren Auftrag gründlich genug erfüllen.
In der Tat klafft zwischen Erwartungshaltung und Wirklichkeit eine große Lücke, so Harald Kessler vom Institut für Wirtschaftsprüfung an der Uni Saarbrücken. "Die Öffentlichkeit denkt, dass mit einem Testat die Wirtschaftlichkeit des Unternehmen garantiert ist. Es geht bei der Prüfung aber vor allem darum, ob die Bilanz den Vorschriften der Rechnungslegung entspricht", erklärt Kessler, der für den renommierten Bilanzprofessor Karlheinz Küting arbeitet, die negative Wahrnehmung.
Die Branche hat das Problem erkannt. Harald Wiedmann, Sprecher des Vorstandes von KPMG, spricht von einer "Erwartungslücke" und empfiehlt Offenheit und Transparenz. Christian Dyckerhoff, Vorstandssprecher der BDO Deutsche Warentreuhand, selbstkritisch: "Die Branche muss die Öffentlichkeit besser über ihre Arbeit und die Qualitätssicherheitssysteme informieren und erklären, warum sie was testiert hat."
Zumindest ein erster Schritt ist getan: Seit Jahresanfang müssen sich Wirtschaftsprüfer laut Gesetz einer Kontrolle durch einen Mitbewerber unterziehen, dem so genannten Peer Review. In diesem Rahmen wird das System der Prüfung, die Abwicklung und die interne Qualitätssicherung kontrolliert. Zudem gründete die Wirtschaftsprüferkammer eine unabhängige Kommission für Qualitätskontrolle. Für die Berufsvertretung sind dies "große Schritte in Richtung Qualität und Transparenz".
BDO will die Peer Review, nach einem Probelauf, im nächsten Jahr offiziell starten. KPMG hatte sich nach dem Holzmann-Skandal bereits im Jahr 2000 einem freiwilligen Check durch das Haus Ernst & Young unterzogen. Ergebnis: Alles in Ordnung.
Für Kritiker Lenz ist die gesetzliche Neuregelung unzureichend: Er fordert eine übergeordnete, möglicherweise staatliche Institution, die die Prüfer kontrolliert. Als Vorbild sieht er Großbritannien und die USA, wo diese Art von Schiedsrichtern schon arbeitet. Sie schlichten im Streitfall, korrigieren Jahresabschlüsse, können ermitteln und Sanktionen verhängen. "Solche Gremien könnten gerade im Fall mg helfen", so Lenz, "wenn verschiedene Gutachten existieren, die der Kleinanleger nicht mehr versteht."
Mit der Forderung nach mehr Transparenz hat Lenz die Zunft an seiner Seite: KPMG-Chef Wiedmann bezeichnet zwar die gesetzlichen Regelungen bei der Testierung als ausreichend, begrüßt aber zugleich die internationalen Rechnungslegungsstandards, weil sie deutlich höhere Anforderungen an den Informationsgehalt des Jahresabschluss stellen. Zudem befürwortet er eine Einrichtung wie das britische Panel Review, das bei Hinweisen Jahresabschlüsse untersucht und öffentlich kritisiert.
Trotz aller guten Vorsätze: An der aktuellen Diskussion über die mg technologies will sich Wiedmann als Betroffener jedoch nicht beteiligen und sagt lediglich: "Unsere Prüfer haben einwandfreie Arbeit geleistet."
BDO-Chef Dyckerhoff sieht die Branche mit der Novelle zwar auf dem richtigen Weg, regt aber an, dass sich "Prüfgesellschaften in Intervallen bei einem Unternehmen abwechseln, um mehr Transparenz zu schaffen". Und beklagt zugleich die Oligopol-Situation der Branche, in der mit KPMG und PricewaterhouseCoopers zwei Unternehmen rund 80 Prozent aller Dax-30-Firmen betreuen und in der sich das gesamte Geschäft überwiegend auf sechs Spieler verteilt.
Quelle Welt am Sonntag 01/04/2001
Wirtschaftsprüfer in der Kritik - Haben die Kontrolleure den Zustand des Unternehmens richtig bewertet?
Hamburg cdo - Was haben Unternehmen wie Balsam, Telekom, Flowtex, Holzmann, HypoVereinsbank und mg technologies gemeinsam? In jedem dieser Fälle sind die Wirtschaftsprüfer umstritten. Haben die Kontrolleure den Zustand des Unternehmens richtig bewertet? Die Experten werden mit Schieflagen, möglichen Risiken im Immobiliengeschäft oder drohenden Pleiten von Unternehmen in Verbindung gebracht, deren Bilanzen sie testiert hatten. Das Image ist "angekratzt", beklagen Kenner. Im gleichen Atemzug wird der Ruf nach einer "Kontrolle der Kontrolleure" laut. Jetzt endlich reagiert Branche und verspricht mehr Transparenz.
Es wurde Zeit. "Alle sechs Monate kommt das Thema wieder hoch", schimpft der Würzburger Professor Hansrudi Lenz. "Immer häufiger müssen sich die Prüfer rechtfertigen." Immerhin, so betont Lenz, konnten den Prüfern keine Fehler nachgewiesen werden. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Die Öffentlichkeit fragt sich, ob die Prüfer, zuweilen als "zahme Wachhunde" (Financial Times Deutschland) tituliert, ihren Auftrag gründlich genug erfüllen.
In der Tat klafft zwischen Erwartungshaltung und Wirklichkeit eine große Lücke, so Harald Kessler vom Institut für Wirtschaftsprüfung an der Uni Saarbrücken. "Die Öffentlichkeit denkt, dass mit einem Testat die Wirtschaftlichkeit des Unternehmen garantiert ist. Es geht bei der Prüfung aber vor allem darum, ob die Bilanz den Vorschriften der Rechnungslegung entspricht", erklärt Kessler, der für den renommierten Bilanzprofessor Karlheinz Küting arbeitet, die negative Wahrnehmung.
Die Branche hat das Problem erkannt. Harald Wiedmann, Sprecher des Vorstandes von KPMG, spricht von einer "Erwartungslücke" und empfiehlt Offenheit und Transparenz. Christian Dyckerhoff, Vorstandssprecher der BDO Deutsche Warentreuhand, selbstkritisch: "Die Branche muss die Öffentlichkeit besser über ihre Arbeit und die Qualitätssicherheitssysteme informieren und erklären, warum sie was testiert hat."
Zumindest ein erster Schritt ist getan: Seit Jahresanfang müssen sich Wirtschaftsprüfer laut Gesetz einer Kontrolle durch einen Mitbewerber unterziehen, dem so genannten Peer Review. In diesem Rahmen wird das System der Prüfung, die Abwicklung und die interne Qualitätssicherung kontrolliert. Zudem gründete die Wirtschaftsprüferkammer eine unabhängige Kommission für Qualitätskontrolle. Für die Berufsvertretung sind dies "große Schritte in Richtung Qualität und Transparenz".
BDO will die Peer Review, nach einem Probelauf, im nächsten Jahr offiziell starten. KPMG hatte sich nach dem Holzmann-Skandal bereits im Jahr 2000 einem freiwilligen Check durch das Haus Ernst & Young unterzogen. Ergebnis: Alles in Ordnung.
Für Kritiker Lenz ist die gesetzliche Neuregelung unzureichend: Er fordert eine übergeordnete, möglicherweise staatliche Institution, die die Prüfer kontrolliert. Als Vorbild sieht er Großbritannien und die USA, wo diese Art von Schiedsrichtern schon arbeitet. Sie schlichten im Streitfall, korrigieren Jahresabschlüsse, können ermitteln und Sanktionen verhängen. "Solche Gremien könnten gerade im Fall mg helfen", so Lenz, "wenn verschiedene Gutachten existieren, die der Kleinanleger nicht mehr versteht."
Mit der Forderung nach mehr Transparenz hat Lenz die Zunft an seiner Seite: KPMG-Chef Wiedmann bezeichnet zwar die gesetzlichen Regelungen bei der Testierung als ausreichend, begrüßt aber zugleich die internationalen Rechnungslegungsstandards, weil sie deutlich höhere Anforderungen an den Informationsgehalt des Jahresabschluss stellen. Zudem befürwortet er eine Einrichtung wie das britische Panel Review, das bei Hinweisen Jahresabschlüsse untersucht und öffentlich kritisiert.
Trotz aller guten Vorsätze: An der aktuellen Diskussion über die mg technologies will sich Wiedmann als Betroffener jedoch nicht beteiligen und sagt lediglich: "Unsere Prüfer haben einwandfreie Arbeit geleistet."
BDO-Chef Dyckerhoff sieht die Branche mit der Novelle zwar auf dem richtigen Weg, regt aber an, dass sich "Prüfgesellschaften in Intervallen bei einem Unternehmen abwechseln, um mehr Transparenz zu schaffen". Und beklagt zugleich die Oligopol-Situation der Branche, in der mit KPMG und PricewaterhouseCoopers zwei Unternehmen rund 80 Prozent aller Dax-30-Firmen betreuen und in der sich das gesamte Geschäft überwiegend auf sechs Spieler verteilt.
Quelle Welt am Sonntag 01/04/2001
Nochmal als Nachtrag der IXOS-Skandal
Quelle: MM 19/03/01
I X O S
Erneuter Insider-Verdacht am Neuen Markt
Massive Verkäufe vor einer Gewinnwarnung - die Staatsanwaltschaft ermittelt.
(© FLIFE)
München - Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ehemalige Verantwortliche des Softwareunternehmens Ixos wegen Verdachts des Insiderhandels. Wie die Ixos Software AG am Freitag bestätigte, gibt es Ermittlungen gegen einzelne, bereits aus dem Unternehmen ausgeschiedene Anteilseigner, die Aktienverkäufe getätigt hätten.
"Derzeitige Ixos-Vorstände und Mitarbeiter sind davon nicht betroffen", heißt es in der Mitteilung der AG. Konkrete Namen der Personen, auf die sich die Ermittlungen erstrecken, seien Ixos nicht bekannt, da das Unternehmen nicht in die Ermittlungen involviert sei.
Wertpapieraufsicht: Wir vermuten Insider-Handel
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) bestätigte, am 16. Februar gegen mehr als zwei Personen Anzeige erstattet zu haben. Hintergrund: Vor einer Ad-Hoc-Meldung vom 31. März vergangenen Jahres war es zu auffälligen Umsätzen gekommen, die Hinweise auf verbotene Insider-Geschäfte lieferten.
Eine Untersuchung durch BaWe-Ermittler habe diesen Verdacht bestätigt. "Wir gehen davon aus, dass es im Vorfeld Aktienverkäufe durch mehrere Personen mit Insiderkenntnissen gegeben hat", sagte eine Sprecherin der Behörde.
Vorstand verkaufte 300.000 Aktien
Ende März 2000 hatte Ixos überraschend für das dritte Geschäftsquartal einen erheblichen Verlust angekündigt. Daraufhin war der Aktienkurs um mehr als 46 Prozent auf 42 Euro eingebrochen. Kurz darauf fiel sie erneut um über 50 Prozent. Vor der Verlustwarnung allerdings hatten mehrere Altaktionäre massiv verkauft.
Der frühere Vorstand und Mitgründer Hans Strack-Zimmermann räumte dies Wochen später ein. Er habe etwa 300.000 Aktien zu einem Durchschnittspreis von rund 50 Euro abgegeben, sagt er damals. Auch der ehemalige Vorstandssprecher Eberhard Färber und eine Investmentbank hätten Anteile verkauft. Bei dieser Investmentbank handelt es sich nach Recherchen von manager-magazin.de um Goldman Sachs.
Ixos erklärte dazu, man werde auf Anfrage alle bekannten Aktienverkäufe von Mitarbeitern im Vorfeld der Gewinnwarnung offenlegen. Im übrigen habe sich das Unternehmen von allen Angestellten, die in dem betreffenden Zeitraum mit Aktien gehandelt hätten, eine eidesstattliche Erklärung geben lassen, der zufolge sie damals keinerlei Insider-Informationen hatten. Auch von dem damaligen Vorstandsmitglied Hans Strack-Zimmermann und dem damaligen Aufsichtsratmitglied Eberhard Färber lägen solche Erklärungen vor, betonte Unternehmenssprecherin Gala Conrad am Montag.
Auch die Bank verkaufte - nachdem sie zum Kauf geraten hatte
Ixos, World Online und Pixelpark: Die Flops von Goldman Sachs
Pikantes Detail: Das Paket der Investmentbank Goldman Sachs hatte einen Umfang von insgesamt 600.000 Aktien. Zusammen mit den von den Vorständen verkauften Papieren - ebenfalls 600.000 Stück - wurden so wenige Wochen vor der Gewinnwarnung 1,2 Millionen Aktien oder sechs Prozent des Grundkapitals auf den Markt geworfen.
Dieselbe Bank hatte die Aktie zuvor nachdrücklich empfohlen, und zwar gleich zweimal. Am 20. Januar stuften die Goldman- Analysten Ixos als "attraktiven Kauf" ein und begründeten dies damit, dass der Spezialist für Archivierungs-Software erhebliches Nachholpotential an der Börse hätte.
Empfehlung als "Market Outperformer"
Etwa eine Woche später legten die Goldman-Strategen noch einmal nach: Kursziel 65 Euro, so ihre Vorgabe für die Ixos-Aktie, die weiterhin als "Market Outperformer" eingestuft wurde. Das Unternehmen habe mit der Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal überzeugen können, außerdem sei der Umsatz von 23,5 Millionen Euro im Vorjahr nun auf 31 Millionen Euro gestiegen. Für die Jahre 2000 und 2001 revidierten die Experten ihre Gewinnprognosen von 0,26 auf 0,30 Euro und von 0,58 auf 1,02 Euro nach oben.
Die Empfehlung verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Aktie schoss steil nach oben und erreichte innerhalb weniger Wochen ein Niveau von etwa 104 Euro. Wenige Wochen später kam die Gewinnwarnung, aber davon war die Bank nur marginal betroffen. Sie hatte ihr Paket schon vorher, Anfang März, zum Durchschnittspreis von 92 Euro an institutionelle Anleger abgegeben.
Goldman Sachs: "Keinerlei Insider-Information"
Bank-Sprecher Peter Dietlmaier sprach später von "Zufall". Man habe keinerlei Insider-Informationen besessen. Im übrigen gebe es zwischen den verschiedenen Abteilungen des Hauses eine "Chinese Wall". Dietlmaier wörtlich: "Die Analysten wissen gar nicht, was im Investmentbanking läuft".
Goldman Sachs war übrigens in dem Konsortium vertreten, das Ixos am 7.10.1998 an die Börse gebracht hatte. Konsortialführer war die Deutsche Bank. Auch sie hatte Ixos kurz vor der Hiobsbotschaft massiv zum Kauf empfohlen.
Quelle: MM 19/03/01
I X O S
Erneuter Insider-Verdacht am Neuen Markt
Massive Verkäufe vor einer Gewinnwarnung - die Staatsanwaltschaft ermittelt.
(© FLIFE)
München - Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ehemalige Verantwortliche des Softwareunternehmens Ixos wegen Verdachts des Insiderhandels. Wie die Ixos Software AG am Freitag bestätigte, gibt es Ermittlungen gegen einzelne, bereits aus dem Unternehmen ausgeschiedene Anteilseigner, die Aktienverkäufe getätigt hätten.
"Derzeitige Ixos-Vorstände und Mitarbeiter sind davon nicht betroffen", heißt es in der Mitteilung der AG. Konkrete Namen der Personen, auf die sich die Ermittlungen erstrecken, seien Ixos nicht bekannt, da das Unternehmen nicht in die Ermittlungen involviert sei.
Wertpapieraufsicht: Wir vermuten Insider-Handel
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) bestätigte, am 16. Februar gegen mehr als zwei Personen Anzeige erstattet zu haben. Hintergrund: Vor einer Ad-Hoc-Meldung vom 31. März vergangenen Jahres war es zu auffälligen Umsätzen gekommen, die Hinweise auf verbotene Insider-Geschäfte lieferten.
Eine Untersuchung durch BaWe-Ermittler habe diesen Verdacht bestätigt. "Wir gehen davon aus, dass es im Vorfeld Aktienverkäufe durch mehrere Personen mit Insiderkenntnissen gegeben hat", sagte eine Sprecherin der Behörde.
Vorstand verkaufte 300.000 Aktien
Ende März 2000 hatte Ixos überraschend für das dritte Geschäftsquartal einen erheblichen Verlust angekündigt. Daraufhin war der Aktienkurs um mehr als 46 Prozent auf 42 Euro eingebrochen. Kurz darauf fiel sie erneut um über 50 Prozent. Vor der Verlustwarnung allerdings hatten mehrere Altaktionäre massiv verkauft.
Der frühere Vorstand und Mitgründer Hans Strack-Zimmermann räumte dies Wochen später ein. Er habe etwa 300.000 Aktien zu einem Durchschnittspreis von rund 50 Euro abgegeben, sagt er damals. Auch der ehemalige Vorstandssprecher Eberhard Färber und eine Investmentbank hätten Anteile verkauft. Bei dieser Investmentbank handelt es sich nach Recherchen von manager-magazin.de um Goldman Sachs.
Ixos erklärte dazu, man werde auf Anfrage alle bekannten Aktienverkäufe von Mitarbeitern im Vorfeld der Gewinnwarnung offenlegen. Im übrigen habe sich das Unternehmen von allen Angestellten, die in dem betreffenden Zeitraum mit Aktien gehandelt hätten, eine eidesstattliche Erklärung geben lassen, der zufolge sie damals keinerlei Insider-Informationen hatten. Auch von dem damaligen Vorstandsmitglied Hans Strack-Zimmermann und dem damaligen Aufsichtsratmitglied Eberhard Färber lägen solche Erklärungen vor, betonte Unternehmenssprecherin Gala Conrad am Montag.
Auch die Bank verkaufte - nachdem sie zum Kauf geraten hatte
Ixos, World Online und Pixelpark: Die Flops von Goldman Sachs
Pikantes Detail: Das Paket der Investmentbank Goldman Sachs hatte einen Umfang von insgesamt 600.000 Aktien. Zusammen mit den von den Vorständen verkauften Papieren - ebenfalls 600.000 Stück - wurden so wenige Wochen vor der Gewinnwarnung 1,2 Millionen Aktien oder sechs Prozent des Grundkapitals auf den Markt geworfen.
Dieselbe Bank hatte die Aktie zuvor nachdrücklich empfohlen, und zwar gleich zweimal. Am 20. Januar stuften die Goldman- Analysten Ixos als "attraktiven Kauf" ein und begründeten dies damit, dass der Spezialist für Archivierungs-Software erhebliches Nachholpotential an der Börse hätte.
Empfehlung als "Market Outperformer"
Etwa eine Woche später legten die Goldman-Strategen noch einmal nach: Kursziel 65 Euro, so ihre Vorgabe für die Ixos-Aktie, die weiterhin als "Market Outperformer" eingestuft wurde. Das Unternehmen habe mit der Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal überzeugen können, außerdem sei der Umsatz von 23,5 Millionen Euro im Vorjahr nun auf 31 Millionen Euro gestiegen. Für die Jahre 2000 und 2001 revidierten die Experten ihre Gewinnprognosen von 0,26 auf 0,30 Euro und von 0,58 auf 1,02 Euro nach oben.
Die Empfehlung verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Aktie schoss steil nach oben und erreichte innerhalb weniger Wochen ein Niveau von etwa 104 Euro. Wenige Wochen später kam die Gewinnwarnung, aber davon war die Bank nur marginal betroffen. Sie hatte ihr Paket schon vorher, Anfang März, zum Durchschnittspreis von 92 Euro an institutionelle Anleger abgegeben.
Goldman Sachs: "Keinerlei Insider-Information"
Bank-Sprecher Peter Dietlmaier sprach später von "Zufall". Man habe keinerlei Insider-Informationen besessen. Im übrigen gebe es zwischen den verschiedenen Abteilungen des Hauses eine "Chinese Wall". Dietlmaier wörtlich: "Die Analysten wissen gar nicht, was im Investmentbanking läuft".
Goldman Sachs war übrigens in dem Konsortium vertreten, das Ixos am 7.10.1998 an die Börse gebracht hatte. Konsortialführer war die Deutsche Bank. Auch sie hatte Ixos kurz vor der Hiobsbotschaft massiv zum Kauf empfohlen.
hier ein Auszug aus Günter Hannich`s Buch "Börsenkrach und Weltwirtschaftskrise":
Der Kleinanleger wird geködert
Doch auch die Börse kann nicht ewig so weiterwachsen, deshalb werden zunehmend die normalen Geldanleger, durch großangelegte Werbung, für das Börseninvestment begeistert. Von Expertenseite wird erklärt, daß wir uns in einer andauernden Aufschwungphase befänden, es wird von der "Besten aller Welten" geredet. Kritische Stimmen werden als "Pessimisten" abgetan. In der breiten Bevölkerung wird dadurch, wenn man die Gesetze der Massenpsychologie anwendet, der Eindruck erweckt, daß die Entwicklung immer so weitergehen würde. Je mehr in den Medien scheinbar hohe Aktiengewinne herausgestellt werden, um so mehr tendiert der Normalbürger dazu, bei diesem Spiel auch dabeisein zu wollen. Scheinbar mühelos ließen sich hier Gewinne machen, für welche man sonst jahrelang arbeiten müßte, so wird argumentiert.
Der erste größere Schlag, um die Kleinanleger zu ködern, erfolgte mit der Telekom-Aktie im Sommer 1997. Die T-Aktie wurde im weiteren Verlauf langsam nach oben spekuliert, um Ende 1998, ohne fundamentalen Grund, zu explodieren. Seit Herbst 1999 konnte sich die T-Aktie zum größten Marktwert im DAX entwickeln. Da diese Aktie bei den Finanzkrisen im Herbst 1997 und 1998 nicht massiv abstürzte, wurde bei der Masse der Eindruck erweckt, daß man Aktien im Krisenfall keineswegs verkaufen dürfe, sondern diese nur lange genug halten müsse, weil sie später noch viel schneller wachsen würden.
Eine neue Manipulation der breiten Massenmeinung erfolgte durch die Ausgabe der Infineon-Aktie Anfang des Jahres 2000. Vor dem geplanten Börsengang hieß die Firma Siemens-Halbleiter und wurde vom Mutterkonzern abgestoßen, weil die Sparte nur Verluste einfuhr. Durch Werbeexperten wurde der Name "Infineon" geschaffen und eine großangelegte Werbung sorgte dafür, daß ein lebhaftes Interesse bei der Masse erzeugt wurde. Die Nachfrage nach dem früher verschmähten Pleiteunternehmen wuchs so stark an, daß allein bei der Stadtsparkasse München in der Zeichnungsphase jeden Tag über 1100 neue Depots eröffnet wurden, 90% nur wegen dieser einen Aktie. Die Aktie war am Ende über dreißigfach überzeichnet. Die Enttäuschung folgte am Ausgabetag, als bekannt wurde, daß nur jeder Sechste überhaupt das Papier erhalten werde. Vom massenpsychologischen Standpunkt war die Aktion trotzdem ein voller Erfolg, da der breiten Bevölkerung damit gelehrt wurde, daß einmal Aktien schon am ersten Tag ansteigen (Infineon verdoppelte sich) und daß es sich lohne, einen möglichst hohen Betrag der Papiere zu zeichnen, da man am Ausgabetag nur einen Bruchteil der georderten Menge überhaupt erhalte. Die Maßnahmen zeigten Erfolg: Im März 2000 vertraten bereits 56 Prozent der Menschen die Meinung, daß man an der Börse reich werde.
Nach einer Studie des Deutschen Aktieninstitutes waren 1999 erstmals mehr als 5 Mio. Anleger im Besitz von Aktien. Insgesamt legten 8,2 Mio. Deutsche ihr Geld in Aktien oder Fonds an. Immer mehr Aktien werden in gieriger Erwartung riesiger Gewinne von der Bevölkerung aufgekauft. In diesem Umfeld führen sogar negative Meldungen, entgegen jeder Vernunft, zu Kurssteigerungen. So führte eine katastrophale Meldung im Oktober 1999, welche besagte, daß IBM vor sinkenden Gewinnen stehe, bei den Börsianern zu Optimismus. Es wurde argumentiert, daß wenn solch eine schlechte Nachricht nicht zu einem Crash geführt habe, dieser deshalb gänzlich ausgeschlossen sei. Doch der Boom beginnt erst. So konnten Anfang 2000 schon mehr als doppelt so viele Aktien an der Börse plaziert werden, wie im Vorjahreszeitraum. "Der Markt legt einen so furiosen Start hin, weil die Leute so wild darauf sind, neue Aktien mit Kurszuwächsen von 60, 80, 100 oder noch mehr Prozent in die Hände zu bekommen", erklärte David Menlow, Präsident von Ipofinancial.com. "Der Gierfaktor beherrscht alles. Der durchschnittliche Kursgewinn am ersten Tag soll im Jahr 2000 mit 101 Prozent noch höher als 1999 mit 68 Prozent liegen."
Auch der Staat möchte in diesem Umfeld, daß möglichst viel Geld an die Börse fließt. In Zukunft sollen Aktien zwangsweise in die breite Bevölkerung gestreut werden. Dazu will man die Arbeitnehmer, nach Plänen der Bundesregierung, stärker an ihr Unternehmen binden. Die Beschäftigten sollen dann einen Barlohn und einen Sparlohn in Form von Aktien erhalten. Mit Recht haben sich die Gewerkschaften bisher immer dagegen gesträubt, neben dem Lohn- und Arbeitsplatzrisiko auch noch das Kapitalrisiko übernehmen zu müssen. Die breite Bevölkerung wird also in Zukunft freiwillig oder unfreiwillig noch mehr bereit sein, viel Geld im Aktienmarkt zu investieren, da der Eindruck vorherrscht, daß man nur gewinnen könne. Dies ist jedoch genau die Gelegenheit, welche die Reichen suchen, um langsam aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Bei einem Crash wird dann das gesamte Vermögen der Mittelschicht nach oben umverteilt.....
schönen Sonntag
charlie
Der Kleinanleger wird geködert
Doch auch die Börse kann nicht ewig so weiterwachsen, deshalb werden zunehmend die normalen Geldanleger, durch großangelegte Werbung, für das Börseninvestment begeistert. Von Expertenseite wird erklärt, daß wir uns in einer andauernden Aufschwungphase befänden, es wird von der "Besten aller Welten" geredet. Kritische Stimmen werden als "Pessimisten" abgetan. In der breiten Bevölkerung wird dadurch, wenn man die Gesetze der Massenpsychologie anwendet, der Eindruck erweckt, daß die Entwicklung immer so weitergehen würde. Je mehr in den Medien scheinbar hohe Aktiengewinne herausgestellt werden, um so mehr tendiert der Normalbürger dazu, bei diesem Spiel auch dabeisein zu wollen. Scheinbar mühelos ließen sich hier Gewinne machen, für welche man sonst jahrelang arbeiten müßte, so wird argumentiert.
Der erste größere Schlag, um die Kleinanleger zu ködern, erfolgte mit der Telekom-Aktie im Sommer 1997. Die T-Aktie wurde im weiteren Verlauf langsam nach oben spekuliert, um Ende 1998, ohne fundamentalen Grund, zu explodieren. Seit Herbst 1999 konnte sich die T-Aktie zum größten Marktwert im DAX entwickeln. Da diese Aktie bei den Finanzkrisen im Herbst 1997 und 1998 nicht massiv abstürzte, wurde bei der Masse der Eindruck erweckt, daß man Aktien im Krisenfall keineswegs verkaufen dürfe, sondern diese nur lange genug halten müsse, weil sie später noch viel schneller wachsen würden.
Eine neue Manipulation der breiten Massenmeinung erfolgte durch die Ausgabe der Infineon-Aktie Anfang des Jahres 2000. Vor dem geplanten Börsengang hieß die Firma Siemens-Halbleiter und wurde vom Mutterkonzern abgestoßen, weil die Sparte nur Verluste einfuhr. Durch Werbeexperten wurde der Name "Infineon" geschaffen und eine großangelegte Werbung sorgte dafür, daß ein lebhaftes Interesse bei der Masse erzeugt wurde. Die Nachfrage nach dem früher verschmähten Pleiteunternehmen wuchs so stark an, daß allein bei der Stadtsparkasse München in der Zeichnungsphase jeden Tag über 1100 neue Depots eröffnet wurden, 90% nur wegen dieser einen Aktie. Die Aktie war am Ende über dreißigfach überzeichnet. Die Enttäuschung folgte am Ausgabetag, als bekannt wurde, daß nur jeder Sechste überhaupt das Papier erhalten werde. Vom massenpsychologischen Standpunkt war die Aktion trotzdem ein voller Erfolg, da der breiten Bevölkerung damit gelehrt wurde, daß einmal Aktien schon am ersten Tag ansteigen (Infineon verdoppelte sich) und daß es sich lohne, einen möglichst hohen Betrag der Papiere zu zeichnen, da man am Ausgabetag nur einen Bruchteil der georderten Menge überhaupt erhalte. Die Maßnahmen zeigten Erfolg: Im März 2000 vertraten bereits 56 Prozent der Menschen die Meinung, daß man an der Börse reich werde.
Nach einer Studie des Deutschen Aktieninstitutes waren 1999 erstmals mehr als 5 Mio. Anleger im Besitz von Aktien. Insgesamt legten 8,2 Mio. Deutsche ihr Geld in Aktien oder Fonds an. Immer mehr Aktien werden in gieriger Erwartung riesiger Gewinne von der Bevölkerung aufgekauft. In diesem Umfeld führen sogar negative Meldungen, entgegen jeder Vernunft, zu Kurssteigerungen. So führte eine katastrophale Meldung im Oktober 1999, welche besagte, daß IBM vor sinkenden Gewinnen stehe, bei den Börsianern zu Optimismus. Es wurde argumentiert, daß wenn solch eine schlechte Nachricht nicht zu einem Crash geführt habe, dieser deshalb gänzlich ausgeschlossen sei. Doch der Boom beginnt erst. So konnten Anfang 2000 schon mehr als doppelt so viele Aktien an der Börse plaziert werden, wie im Vorjahreszeitraum. "Der Markt legt einen so furiosen Start hin, weil die Leute so wild darauf sind, neue Aktien mit Kurszuwächsen von 60, 80, 100 oder noch mehr Prozent in die Hände zu bekommen", erklärte David Menlow, Präsident von Ipofinancial.com. "Der Gierfaktor beherrscht alles. Der durchschnittliche Kursgewinn am ersten Tag soll im Jahr 2000 mit 101 Prozent noch höher als 1999 mit 68 Prozent liegen."
Auch der Staat möchte in diesem Umfeld, daß möglichst viel Geld an die Börse fließt. In Zukunft sollen Aktien zwangsweise in die breite Bevölkerung gestreut werden. Dazu will man die Arbeitnehmer, nach Plänen der Bundesregierung, stärker an ihr Unternehmen binden. Die Beschäftigten sollen dann einen Barlohn und einen Sparlohn in Form von Aktien erhalten. Mit Recht haben sich die Gewerkschaften bisher immer dagegen gesträubt, neben dem Lohn- und Arbeitsplatzrisiko auch noch das Kapitalrisiko übernehmen zu müssen. Die breite Bevölkerung wird also in Zukunft freiwillig oder unfreiwillig noch mehr bereit sein, viel Geld im Aktienmarkt zu investieren, da der Eindruck vorherrscht, daß man nur gewinnen könne. Dies ist jedoch genau die Gelegenheit, welche die Reichen suchen, um langsam aus dem Aktienmarkt auszusteigen. Bei einem Crash wird dann das gesamte Vermögen der Mittelschicht nach oben umverteilt.....
schönen Sonntag
charlie
Gefälschte Gewinnwarnung ist Aktienbetrug
Wegen Aktienmanipulation hat ein New Yorker Gericht den Day Trader Fred Moldofsky schuldig gesprochen. Ihn erwarten bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe.
Vom Freitag, 9. März 2001 14:36
Der Texaner hatte im März vergangenen Jahres über das Internet-Portal Yahoo eine gefälschte Gewinnwarnung von Lucent Technologies veröffentlicht. Der Aktienkurs des Telco-Ausrüsters war daraufhin um 3,6 Prozent gefallen, bevor das Unternehmen klären konnte, dass es sich um eine Fälschung handelt. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass Moldofsky in der Absicht gehandelt habe, die Investoren zu täuschen. Es zähle daher nicht, dass er damit kaum Erfolg hatte.
Der vorliegende Fall einer über das Internet verbreiteten, gefälschten Ad-Hoc-Meldung ist der erste, der von einem Gericht verhandelt wird. In früheren Fällen, in denen gefälschte Meldungen über Emulex Corp. und PairGain Technologies veröffentlicht worden waren, bekannten sich die Täter schuldig und die Angelegenheit wurde aussergerichtlich geklärt.
(idg)
Grüsse charlie
Wegen Aktienmanipulation hat ein New Yorker Gericht den Day Trader Fred Moldofsky schuldig gesprochen. Ihn erwarten bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe.
Vom Freitag, 9. März 2001 14:36
Der Texaner hatte im März vergangenen Jahres über das Internet-Portal Yahoo eine gefälschte Gewinnwarnung von Lucent Technologies veröffentlicht. Der Aktienkurs des Telco-Ausrüsters war daraufhin um 3,6 Prozent gefallen, bevor das Unternehmen klären konnte, dass es sich um eine Fälschung handelt. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass Moldofsky in der Absicht gehandelt habe, die Investoren zu täuschen. Es zähle daher nicht, dass er damit kaum Erfolg hatte.
Der vorliegende Fall einer über das Internet verbreiteten, gefälschten Ad-Hoc-Meldung ist der erste, der von einem Gericht verhandelt wird. In früheren Fällen, in denen gefälschte Meldungen über Emulex Corp. und PairGain Technologies veröffentlicht worden waren, bekannten sich die Täter schuldig und die Angelegenheit wurde aussergerichtlich geklärt.
(idg)
Grüsse charlie
Julius Bär Kapitalanlage AG trennt sich von Kurt Ochner
Frankfurt (vwd) - Die Julius Bär Kapitalanlage AG wird sich von ihrem Vorstandsmitglied und "Star-Fondsmanager" Kurt Ochner
trennen und hat ihn mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat hat sich aufgrund unterschiedlicher
strategischer Auffassungen bezüglich der Geschäftstätigkeit zu diesem Schritt entschlossen, teilte das Unternehmen am Montag
weiter mit. Mit sofortiger Wirkung übernehme Carlo Seregni, Leiter des Teams "Europäische Small Caps", das Management der
bisher von Kurt Ochner betreuten Small-Cap-Funds, darunter der Julius Bär Special German Stock Fund und Julius Bär Creativ
Fund.
vwd/2.4.2001/jej
Frankfurt (vwd) - Die Julius Bär Kapitalanlage AG wird sich von ihrem Vorstandsmitglied und "Star-Fondsmanager" Kurt Ochner
trennen und hat ihn mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat hat sich aufgrund unterschiedlicher
strategischer Auffassungen bezüglich der Geschäftstätigkeit zu diesem Schritt entschlossen, teilte das Unternehmen am Montag
weiter mit. Mit sofortiger Wirkung übernehme Carlo Seregni, Leiter des Teams "Europäische Small Caps", das Management der
bisher von Kurt Ochner betreuten Small-Cap-Funds, darunter der Julius Bär Special German Stock Fund und Julius Bär Creativ
Fund.
vwd/2.4.2001/jej
So es geht weiter:
Diesmal mit WWL-Internet
W W L
Wertpapieraufsicht ermittelt
Auffällig hohe Umsätze vor einer Ad-hoc-Meldung rufen das Bundesaufsichtsamt auf den Plan.
Nun ist auch WWL Internet ins Visier des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) geraten. Wie eine Sprecherin der Behörde gegenüber manager-magazin.de auf Anfrage bestätigte, wird eine formale Untersuchung wegen auffällig hoher Umsätze vor einer Ad-hoc-Meldung aufgenommen.
Hintergrund des Ermittlungsverfahrens ist das Handelsgeschehen am 26. März diesen Jahres. An diesem Tag hatte der Vorstand der Nürnberger AG seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 vorgelegt. Der Jahresfehlbetrag lag bei 23,5 Millionen Euro, das Ebitda - vor allem aufgrund außerordentlicher Abschreibungen - bei minus 11,6 Millionen Euro.
Eine herbe Enttäuschung für die Aktionäre, insbesondere deswegen, weil die Nürnberger noch am 23. Januar deutlich bessere Zahlen in Aussicht gestellt hatten. Wörtlich hieß es in eine Pressemeldung: "Die WWL Internet AG rechnet auf Basis erster konkreter Hochrechnungen damit, im Geschäftsjahr 2000 Umsätze in Höhe von zirka 17,6 Millionen Euro und Gewinne vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von etwa minus 9 Millionen Euro erzielt zu haben."
Noch verärgerter waren die Anleger allerdings darüber, dass einige Investoren möglicherweise etwas früher über die Schieflage informiert waren. Zumindest deuten die hohen Umsätze am betreffenden Tag darauf hin. Allein auf Xetra wechselten fast 60.000 Papiere im Wert von über 90.000 Euro den Besitzer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsumsatz der letzten 30 Tage zuvor (in denen der Durchschnittspreis der Aktie noch 100 Prozent über dem aktuellen Niveau notierte!) belief sich ca. 55.000 Euro.
Die Ermittler des Bundesaufsichtsamtes nehmen dies zum Anlass, den Sachverhalt eingehend zu untersuchen. BAWe-Sprecherin Sabine Reimer: "Wir haben routinemäßige Ermittlungen aufgenommen, um den Fall zu klären."
Das Unternehmen selber hat für das Phänomen bislang keine Erklärung. WWL-Sprecherin Dagmar Munk: "Mitglieder unserer Aktiengesellschaft haben mit Sicherheit nicht verkauft. Allerdings kann man natürlich nie hundertprozentig ausschliessen, dass das eine oder andere Detail aus der Ad-hoc vorab nach außen gelangt - auch wenn wir selbstverständlich alles tun, um das verhindern."
Clemens von Frentz
Diesmal mit WWL-Internet
W W L
Wertpapieraufsicht ermittelt
Auffällig hohe Umsätze vor einer Ad-hoc-Meldung rufen das Bundesaufsichtsamt auf den Plan.
Nun ist auch WWL Internet ins Visier des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) geraten. Wie eine Sprecherin der Behörde gegenüber manager-magazin.de auf Anfrage bestätigte, wird eine formale Untersuchung wegen auffällig hoher Umsätze vor einer Ad-hoc-Meldung aufgenommen.
Hintergrund des Ermittlungsverfahrens ist das Handelsgeschehen am 26. März diesen Jahres. An diesem Tag hatte der Vorstand der Nürnberger AG seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 vorgelegt. Der Jahresfehlbetrag lag bei 23,5 Millionen Euro, das Ebitda - vor allem aufgrund außerordentlicher Abschreibungen - bei minus 11,6 Millionen Euro.
Eine herbe Enttäuschung für die Aktionäre, insbesondere deswegen, weil die Nürnberger noch am 23. Januar deutlich bessere Zahlen in Aussicht gestellt hatten. Wörtlich hieß es in eine Pressemeldung: "Die WWL Internet AG rechnet auf Basis erster konkreter Hochrechnungen damit, im Geschäftsjahr 2000 Umsätze in Höhe von zirka 17,6 Millionen Euro und Gewinne vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von etwa minus 9 Millionen Euro erzielt zu haben."
Noch verärgerter waren die Anleger allerdings darüber, dass einige Investoren möglicherweise etwas früher über die Schieflage informiert waren. Zumindest deuten die hohen Umsätze am betreffenden Tag darauf hin. Allein auf Xetra wechselten fast 60.000 Papiere im Wert von über 90.000 Euro den Besitzer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsumsatz der letzten 30 Tage zuvor (in denen der Durchschnittspreis der Aktie noch 100 Prozent über dem aktuellen Niveau notierte!) belief sich ca. 55.000 Euro.
Die Ermittler des Bundesaufsichtsamtes nehmen dies zum Anlass, den Sachverhalt eingehend zu untersuchen. BAWe-Sprecherin Sabine Reimer: "Wir haben routinemäßige Ermittlungen aufgenommen, um den Fall zu klären."
Das Unternehmen selber hat für das Phänomen bislang keine Erklärung. WWL-Sprecherin Dagmar Munk: "Mitglieder unserer Aktiengesellschaft haben mit Sicherheit nicht verkauft. Allerdings kann man natürlich nie hundertprozentig ausschliessen, dass das eine oder andere Detail aus der Ad-hoc vorab nach außen gelangt - auch wenn wir selbstverständlich alles tun, um das verhindern."
Clemens von Frentz
Verlust noch höher
Carrier 1 verrechnete sich erneut bei Jahresbilanz
Der Schweizer Telekom-Infrastrukturdienstleister Carrier 1 hat sich offensichtlich zum wiederholten Mal bei seiner Jahresbilanz verrechnet.
ddp/vwd ZÜRICH. Statt des bereits Mitte März revidierten Verlustes vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 35,5 Mill. US-Dollar (78,6 Mill. Mark) liegt der Verlust nun bei 43,3 Mill. US-Dollar (95,9 Mill. Mark), wie der Anbieter von Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen für das Internet am Dienstag in Zürich mitteilte. Finanzvorstand Joachim Bauer werde zurücktreten. Die erneute Korrektur sei auf die Neuberechnung des Ebitda-Ergebnisses für das vierte Quartal zurückzuführen. Hier sei ein Verlust von 4,3 Mill. US-Dollar eingetreten. Für das laufende Geschäftsjahr bestätigte das Unternehmen seine Umsatzziele. So will Carrier 1 im ersten Quartal bei einem Ebitda-Verlust von 8,5 Mill. US-Dollar einen Umsatz von 87 Mill. US-Dollar erzielen. Im Gesamtjahr werde ein Umsatz zwischen 420 und 450 Mill. US-Dollar bei einem positiven Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen angestrebt. Auf Grund der gegenwärtigen Situation in der Telekom-Branche kündigte Carrier 1 zudem an, die Aufwendungen im laufenden Jahr rund 25 % zu reduzieren.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
Carrier 1 verrechnete sich erneut bei Jahresbilanz
Der Schweizer Telekom-Infrastrukturdienstleister Carrier 1 hat sich offensichtlich zum wiederholten Mal bei seiner Jahresbilanz verrechnet.
ddp/vwd ZÜRICH. Statt des bereits Mitte März revidierten Verlustes vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 35,5 Mill. US-Dollar (78,6 Mill. Mark) liegt der Verlust nun bei 43,3 Mill. US-Dollar (95,9 Mill. Mark), wie der Anbieter von Glasfaser-Hochgeschwindigkeitsdatenleitungen für das Internet am Dienstag in Zürich mitteilte. Finanzvorstand Joachim Bauer werde zurücktreten. Die erneute Korrektur sei auf die Neuberechnung des Ebitda-Ergebnisses für das vierte Quartal zurückzuführen. Hier sei ein Verlust von 4,3 Mill. US-Dollar eingetreten. Für das laufende Geschäftsjahr bestätigte das Unternehmen seine Umsatzziele. So will Carrier 1 im ersten Quartal bei einem Ebitda-Verlust von 8,5 Mill. US-Dollar einen Umsatz von 87 Mill. US-Dollar erzielen. Im Gesamtjahr werde ein Umsatz zwischen 420 und 450 Mill. US-Dollar bei einem positiven Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen angestrebt. Auf Grund der gegenwärtigen Situation in der Telekom-Branche kündigte Carrier 1 zudem an, die Aufwendungen im laufenden Jahr rund 25 % zu reduzieren.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
I N T E R V I E W
Verhaltenskodex für Analysten ist noch nicht praktikabel
Finanzprofessor Wolfgang Gerke sieht das Vertrauen der Anleger in die Glaubwürdigkeit von Analysten erschüttert. Vor allem Emissionshäusern empfiehlt er mehr Zurückhaltung.
Hamburg, 25.01.2001 - mm.de: Herr Gerke, Wirtschaftsminister Werner Müller fordert einen Verhaltenskodex für Analysten. Danach sollen die Wertpapierexperten nur noch über solche Aktien berichten, die weder sie noch ihr Arbeitgeber im Portfolio halten. Wie praktikabel ist ein solcher Vorschlag?
Gerke: Die Stoßrichtung ist grundsätzlich richtig. Nur die Umsetzung muss noch verbessert werden. Die Deutsche Bank kontrolliert die Fondstochter DWS. In diesem Falle ist es schwierig zu verlangen, dass ihre Analysten nichts mehr über die Titel sagen dürfen, die die DWS im Portfolio hält. Denn dann dürften die Analysten der Deutschen Bank gar nichts mehr sagen. Anders sieht es aus, wenn sich DB Research über die Chancen von DaimlerChrysler äußert. Die Deutsche Bank ist dort Großaktionär. Daher ist der Interessenkonflikt der Frankfurter so gewaltig, dass die Analysten der Deutschen Bank zu solchen Titeln besser schweigen sollten.
mm.de: Ist das Vertrauen der Anleger in die Glaubwürdigkeit der Analysten beschädigt?
Gerke: Das befürchte ich. Gerade die Emissionshäuser sollten sich künftig mehr zurückhalten. Sie dürfen eben nicht mit entsprechenden Analysen den Eindruck vermitteln, ihre eigenen Interessen als Emissionsbank zu fördern. Ich kann der Analyse einer Bank doch nicht vertrauen, die eine Emission unbedingt platzieren will. Da ist doch kaum zu erwarten, dass die bankeigenen Analysten sagen, Finger weg von dieser Emission. Genau in diese Richtung geht die Initiative des Wirtschaftsministeriums. Der Minister möchte, dass wir neutralere Analystenmeinungen bekommen.
mm.de: Bisher argumentieren die großen Banken mit dem Funktionieren ihrer sogenannten Chinese Walls - also der Abschottung wichtiger Abteilungen innerhalb ihrer Häuser. Halten Sie von diesen Sicherheitsmaßnahmen nichts?
Gerke: Ich glaube nicht daran, dass die Chinese Walls funktionieren. Wir sind alle Menschen. Und womöglich gehen wir zusammen Mittag essen. Und dort können dann Informationen ausgetauscht werden, die eigentlich zwischen den Mitarbeitern einer Bank nicht ausgetauscht werden dürften.
mm.de: Haben Sie in Ihren Studien Kursauswirkungen von Analystenempfehlungen beobachtet?
Gerke: Wir haben die Studien von 42 großen Analystenhäusern untersucht und nachhaltige Auswirkungen der Empfehlungen auf die Kurse beobachtet. Gerade bei Verkaufstipps haben wir bemerkt, dass bereits vor Veröffentlichung der Studien Kursauswirkungen auftreten. Das deutet auf "Frontrunning" hin. Die Aktien werden bereits verkauft, bevor der Markt die Verkaufsempfehlung erhält und entsprechend reagieren kann.
Das Interview führte mm.de-Redakteur Andreas Nölting
Verhaltenskodex für Analysten ist noch nicht praktikabel
Finanzprofessor Wolfgang Gerke sieht das Vertrauen der Anleger in die Glaubwürdigkeit von Analysten erschüttert. Vor allem Emissionshäusern empfiehlt er mehr Zurückhaltung.
Hamburg, 25.01.2001 - mm.de: Herr Gerke, Wirtschaftsminister Werner Müller fordert einen Verhaltenskodex für Analysten. Danach sollen die Wertpapierexperten nur noch über solche Aktien berichten, die weder sie noch ihr Arbeitgeber im Portfolio halten. Wie praktikabel ist ein solcher Vorschlag?
Gerke: Die Stoßrichtung ist grundsätzlich richtig. Nur die Umsetzung muss noch verbessert werden. Die Deutsche Bank kontrolliert die Fondstochter DWS. In diesem Falle ist es schwierig zu verlangen, dass ihre Analysten nichts mehr über die Titel sagen dürfen, die die DWS im Portfolio hält. Denn dann dürften die Analysten der Deutschen Bank gar nichts mehr sagen. Anders sieht es aus, wenn sich DB Research über die Chancen von DaimlerChrysler äußert. Die Deutsche Bank ist dort Großaktionär. Daher ist der Interessenkonflikt der Frankfurter so gewaltig, dass die Analysten der Deutschen Bank zu solchen Titeln besser schweigen sollten.
mm.de: Ist das Vertrauen der Anleger in die Glaubwürdigkeit der Analysten beschädigt?
Gerke: Das befürchte ich. Gerade die Emissionshäuser sollten sich künftig mehr zurückhalten. Sie dürfen eben nicht mit entsprechenden Analysen den Eindruck vermitteln, ihre eigenen Interessen als Emissionsbank zu fördern. Ich kann der Analyse einer Bank doch nicht vertrauen, die eine Emission unbedingt platzieren will. Da ist doch kaum zu erwarten, dass die bankeigenen Analysten sagen, Finger weg von dieser Emission. Genau in diese Richtung geht die Initiative des Wirtschaftsministeriums. Der Minister möchte, dass wir neutralere Analystenmeinungen bekommen.
mm.de: Bisher argumentieren die großen Banken mit dem Funktionieren ihrer sogenannten Chinese Walls - also der Abschottung wichtiger Abteilungen innerhalb ihrer Häuser. Halten Sie von diesen Sicherheitsmaßnahmen nichts?
Gerke: Ich glaube nicht daran, dass die Chinese Walls funktionieren. Wir sind alle Menschen. Und womöglich gehen wir zusammen Mittag essen. Und dort können dann Informationen ausgetauscht werden, die eigentlich zwischen den Mitarbeitern einer Bank nicht ausgetauscht werden dürften.
mm.de: Haben Sie in Ihren Studien Kursauswirkungen von Analystenempfehlungen beobachtet?
Gerke: Wir haben die Studien von 42 großen Analystenhäusern untersucht und nachhaltige Auswirkungen der Empfehlungen auf die Kurse beobachtet. Gerade bei Verkaufstipps haben wir bemerkt, dass bereits vor Veröffentlichung der Studien Kursauswirkungen auftreten. Das deutet auf "Frontrunning" hin. Die Aktien werden bereits verkauft, bevor der Markt die Verkaufsempfehlung erhält und entsprechend reagieren kann.
Das Interview führte mm.de-Redakteur Andreas Nölting
Bereits etwas älter(Ende Jan./Anfang Februar)2001
jedoch sehr bedeutsam.
A N A L Y S T E N
Sensible Studien
Wie stark beeinflussen Analysten die Börsenkurse? Eine Untersuchung zeigt, daß gerade bei Verkaufstips negative Kursreaktionen auftreten und womöglich Insider ihr Wissen bereits vor Veröffentlichung der Analysen nutzen.
(© CHRISTIANE KRÜGER)
Egbert Prior (35) ist ein Mensch, der kein ganz unproblematisches Verhältnis zur Presse hat. Der Börsenguru (ehemals "3Sat-Börse") nennt – obwohl selbst Journalist – die kritischen Berichte einiger Kollegen über seine merkwürdige Geschäftspraxis wütend "triefender Neid der Journaille".
Überwachung von Insidergeschäften noch unzureichend
Von wegen Neid. Der Chefredakteur des Informationsbriefs "Prior Börse" ist derzeit eher zu bemitleiden. Kürzlich hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen ihn wegen "verbotener Insider-Geschäfte" erhoben. Nun drohen Egbert Prior bis zu fünf Jahre Gefängnis oder eine satte Geldstrafe.
Dem Parkettexperten Prior wird vorgehalten, sich vorab genau mit jenen Werten eingedeckt zu haben, die er Freitag abends den rund 500 000 Zuschauern der "3Sat-Börse" als "heißen Tip" empfahl – Aktien der SCM Microsystems AG und des Telekommunikationsanbieters Mobilcom.„Scalping“ heißen derartige Börsengeschäfte im Fachjargon. Dabei skalpieren, bildlich gesprochen, die Börseninsider schlecht informierte Privatanleger. In Kenntnis der Kurswirksamkeit ihrer Empfehlungen tätigen sie vorab eigene Geschäfte. Diese Praxis verstößt gegen das gerade vier Jahre alte Wertpapierhandelsgesetz.
Priors Geschäfte haben viel Wirbel gemacht. Doch sie sind wahrscheinlich harmlos gegenüber dem, was vor der Veröffentlichung wichtiger Analystenstudien auf dem Börsenparkett passiert.
Glaubt man der jüngst erschienenen Studie des Nürnberger Finanzprofessors Wolfgang Gerke („Marktbeeinflussung durch Analystenempfehlungen“), dann sprechen starke Indizien dafür, daß das „System Prior“ gängige Praxis ist: Großbanken und ihre institutionelle Klientel nutzen ihr Wissen schamlos aus; sie kaufen oder verkaufen, bevor die breite Öffentlichkeit von den neuen Studien erfährt.
Der Bankprofessor Gerke und sein Kollege Marc Oerke haben für Deutschland erstmals untersucht, in welchem Maße Analystentips die Börsenkurse beeinflussen. Die Basis ihrer Arbeit sind 371 Empfehlungen von 43 größeren Analystenhäusern (unter anderem Goldman Sachs, JP Morgan, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Julius Bär). Der Zeitraum der Untersuchung reichte von August 1995 bis Dezember 1996.
Danach zeigen Kaufempfehlungen der Analystenhäuser nur sehr geringe Wirkungen am Markt. Die Kurse der jeweiligen Aktien steigen gegenüber dem Index kaum an. Begründung: Positive Signale gehen in einem insgesamt steigenden Aktienmarkt unter. Firmenfreundliche Studien gelten zudem in der Szene als nicht so fundiert wie kritische.
Starke Indizien sprechen für den Insiderverdacht
Wesentlich sensibler reagiert der Markt – so die Studie – auf Verkaufsempfehlungen. Die Kurse der zum Verkaufen („underweight“, „underperformer“) empfohlenen Titel verlieren bis zum Tag der Veröffentlichung der Analystenstudie im Schnitt 3,55 Prozent gegenüber dem Marktindex.
Der Verdacht liegt nahe: Wenn ein Analyst und dessen Broker vorher wissen, daß die eigene Empfehlung den Kurs des jeweiligen Papiers unter Druck setzt, dann tätigen sie ihre Geschäfte vorab. Sie müssen schon „standhaft sein, um nicht der Versuchung zu erliegen, Puts zu kaufen oder eigene Bestände abzustoßen“, argumentiert Wissenschaftler Gerke.
Das Erstaunliche an Gerkes Untersuchung ist, daß mehr als die Hälfte des kumulierten Kursverlustes von 3,55 Prozent in den Tagen vor Veröffentlichung der Analystenstudie eintritt (siehe Graphik).
„Der Markt reagiert bereits vor Verbreitung der Nachricht“, beobachtet Gerke. Dabei gelte: Je größer und renommierter das analysierende Finanzinstitut sei, desto heftiger reagiere der Kurs.
„Wir beobachten denselben Effekt des Vorlaufs und der Kursbeeinflussung, egal ob der selbsternannte Börsenexperte Prior oder bedeutende Analysten ihre Aktienempfehlungen veröffentlichen“, stützt August Schäfer, Leiter der Handelsüberwachung an der Frankfurter Börse, die Beobachtung Gerkes.
Natürlich ist das, was Gerke da vorlegt, kein unangreifbarer Beweis. „Es sprechen zwar starke Indizien für diesen Verdacht“, meint der Wissenschaftler; nachgewiesen sei die anrüchige Praxis damit allerdings nicht.
Denn der Professor hat nicht untersucht, ob die hellhörigen Großanleger womöglich vor Erscheinen der Analystenstudie durch negative Unternehmensnachrichten, schlechte Quartalszahlen, kritische Artikel oder Ad-hoc-Meldungen der Firmen aufgerüttelt worden sind. Dann wäre der negative Analystenreport nur noch eine Zusammenfassung der kritischen Meinung, die sowieso schon am Markt umgeht.
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) sieht nach Gerkes Studie keinerlei Anlaß, initiativ zu werden. „Es macht keinen Sinn, Gespenster zu jagen“, sagt Rainer Süßmann, der die Insiderüberwachung leitet. Sein Amt habe noch nie gegen Analysten und damit verbundene Insidergeschäfte ermittelt.
Die Kritik an seiner Studie läßt Gerke nicht gelten. Sicherlich mag es bei etlichen Werten vor der Veröffentlichung der Analystenstudie negative Unternehmensmeldungen gegeben haben, meint Gerke. Doch sein statistisch beobachtetes Phänomen des vorweggenommenen Kurseffektes lasse sich so nicht erklären: „Dieser Effekt tritt in der gesamten Breite auf“, sagt der Wissenschaftler, „er ist nur dadurch zu begründen, daß die Research-Ergebnisse bereits vor Veröffentlichung in Verkaufsorders umgesetzt werden.“
Finanzprofessor Gerke fordert, daß sich die Analysten an das Abstinenzgebot halten sollten
Offenbar mangelt es in Deutschland noch immer an der notwendigen Sensibilität gegenüber Insiderhändlern. Anders als in den USA, wo die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) sehr genau auf die Arbeit der Analysten schaut. Da die Researcher häufig mit Wertpapierhäusern zusammenarbeiteten oder im Dienst von Brokern stünden, sei die Gefahr groß, daß die Informationen „durch ein Leck“ heraussickerten und von Insidern genutzt würden, befürchtet SEC-Chef Arthur Levitt. Es sei jedoch sehr schwierig, Verstöße justitiabel zu machen.
Der Verdacht des Oberaufsehers ist begründet. Häufig sitzen die Wertpapierberater einer Bank, die sogenannten Sales-Manager, eng mit ihren Analysten – den sogenannten Sell-side-Analysten – zusammen. Meist sind dies junge, aggressive Finanzprofis, die sich Anerkennung noch verdienen müssen und so emsig an „Stories“ für ihre Händler arbeiten.
Ein Analyst erstellt bis zu zehn Firmenanalysen seiner Branche pro Jahr. Auslöser einer Untersuchung ist meist nicht der eigene kritische Ansatz, sondern der Geschäftsdruck der Branche. „Studien machen nur dann Sinn, wenn sie sich am Markt verkaufen lassen“, sagt Bernd Janssen, Chefanalyst bei Warburg Dillon Read.
Kunden der Sales-Manager und Analysten sind die Portfolio- und Fondsmanager großer institutioneller Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds. Verkauft werden in dem Geschäft sogenannte Überrenditen – also Chancen, mit einer bestimmten Aktie mehr zu verdienen als der Branchenindex. Genauso wichtig ist es, die Klientel rechtzeitig auf neu entstehende Risiken hinzuweisen.
Eigentlich dürfen die Sales-Leute von den Ergebnissen einer neuen Studie und der möglichen Meinungsänderung eines Analysten erst erfahren, wenn die Firmenuntersuchung fertig ist. In einem Treffen, das meist morgens stattfindet, bekommen dann alle Wertpapierberater die Papiere, die sie sogleich per Fax und E-mail an die Kundschaft schicken.
Die Tips der Analysten werden streng benotet
Danach werden Medien wie Bloomberg, Reuters oder vwd benachrichtigt. So soll gewährleistet sein, daß die Öffentlichkeit rechtzeitig die kursrelevanten Informationen erhält. Bei Journalisten genießen die Analysten ein sehr hohes Ansehen. Viele Zeitungen veröffentlichen ihre Kommentare zu Unternehmensmeldungen – so prägen die Analysten maßgeblich das Firmenimage.
Häufig jedoch finden bereits im Vorfeld der Veröffentlichung Diskussionen statt. Der Sales-Manager drängt seinen Analysten, mit der neuen Expertise schnell auf den Markt zu gehen. Er weiß bereits, an welchem Papier sein Kollege arbeitet, und kann darauf spekulieren, ob der Analyst etwa die Gewinnschätzungen pro Aktie zurücknimmt. So gelangen Insiderkenntnisse vor Veröffentlichung der Studien in den Markt.
Gegen den Parkettexperten Prior ermitteln die Staatsanwälte wegen Insidergeschäften
Mit den neuen Erkenntnissen der Analysten versuchen die Sales-Manager dann, die Vermögensverwalter ihrer Kunden zu überzeugen, bestimmte Aktien zu kaufen oder andere abzustoßen. Meist sprechen auch noch die Analysten direkt mit der Kundschaft – entweder den Portfoliomanagern oder deren Analysten (buy-side).
Aufträge zum Kauf oder Verkauf bestimmter Aktien gibt der Sales-Manager dann direkt weiter an den Händler. Als Gebühr bekommen die Banken 0,2 bis 0,3 Prozent des jeweiligen Handelsvolumens – egal ob ein Kauf oder Verkauf getätigt wird. „Der Druck in der Branche ist gewaltig“, weiß Ralf Conen, Geschäftsführer Research bei Sal. Oppenheim.
Die Kunden benoten die Qualität der Analystentips mit Punkten. Das den Finanzfirmen zugesicherte Handelsgeschäft wird dann proportional zu der Anzahl der erreichten Punkte vergeben. Liegt ein Analyst mit seinen Prognosen mehrfach daneben, dann darf er bei dem Kunden nicht wieder erscheinen.
„Wir müssen jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben“, sagt ein führender Analyst. Beliebt ist in der Branche, einen bestimmten Wert als „Stock of the Week“ auszurufen und dann eine Woche bei den Kunden anzupreisen.
Die Banker haben sich vorher günstig mit der jeweiligen Aktie eingedeckt, die sie dann Tage später zu höheren Preisen an die Klientel verkaufen – eine Praxis, die rechtlich umstritten ist.
Chinese Walls schotten die Geschäftsbereiche ab
In den vergangenen Jahren sind einige Fälle von Kursmanipulationen bekanntgeworden, gegen die entsprechenden Banken wurde ermittelt (so Lehman Brothers in Deutschland, JP Morgan in England). Seither achten die Geschäfts- und Investmentbanken darauf, daß die einzelnen Geschäftsbereiche ihres Hauses durch sogenannte Chinese Walls (separate Stockwerke, computergesteuerte Zugangskontrollen) abgeschottet werden.
So dürfen die Manager der Vermögensverwaltung (Asset Management) nie erfahren, daß ihre Investmentbanker gerade an einer spektakulären Fusion arbeiten. Dieses Wissen ließe sich schnell zu Geld machen.
Zuweilen allerdings werden Analysten über die Mauer „gehoben“. Wenn Merrill-Lynch-Analystin Lynn Reinhardt etwa eine Studie für die Investmentbanker ihres Hauses schreibt, dann gilt sie als „restricted“ – sie ist quasi mit Insiderwissen infiziert. Ab sofort darf sie zu speziellen Werten keinen Kommentar mehr abgeben.
Ein Oberaufseher (Compliance Officer) überwacht die Einhaltung der Regeln und führt eine Beobachtungsliste (Watch List). Hier sind alle Firmen aufgeführt, von denen die Bank gerade spezielle Insiderkenntnisse hat – etwa Analysen, einen Börsengang oder eine Fusion vorbereitet.
Bei der Deutschen Bank sind mehrere tausend Firmen weltweit gelistet, erzählt Dieter Eisele, Direktor Compliance. Bestimmte Geschäfte – etwa Aktienkäufe auf eigene Rechnung – sind dann für die betreffenden Mitarbeiter verboten.
Einen schweren Verstoß gegen die Insiderregeln habe es in seinem Haus noch nicht gegeben, sagt Eisele. Weltweit arbeiten bei der Deutschen Bank immerhin 150 Manager an der Überwachung der Geschäfte.
„Ob die Chinese Walls tatsächlich halten, läßt sich nicht eindeutig beantworten“, meint dagegen Wissenschaftler Gerke: „Da gibt es eine Dunkelziffer.“ Wer Insidervergehen plane, verwende viel Scharfsinn darauf, seine Order bei unverfänglichen Adressen über mehrere Tage zu verstecken.
Die Gerke-Studie ist jedenfalls für die Arbeit der Analysten wenig schmeichelhaft: Entweder nutzen sie intime Kenntnisse, bevor der Markt von ihnen erfahren hat. Oder sie hecheln den Meldungen nach, die längst in den Kursen verarbeitet sind.
Die peinlichen Geschäfte des Barton Biggs
Eines hat die Untersuchung deutlich gemacht: Die Analysten müssen damit rechnen, daß ihre Empfehlungen die Kurse beeinflussen. Sie sollten daher völlige Abstinenz bei den von ihnen analysierten Werten bewahren.
Dieses Abstinenzgebot wird in Deutschland nicht so rigoros durchgesetzt wie in den USA. Bei der Deutschen und bei der Dresdner Bank etwa dürfen die Analysten – wenn sie bestimmte Zeitregeln einhalten – auch die Aktien kaufen, die sie mit Studien begleiten.
Jenseits des Atlantiks werden die persönlichen Geschäfte der Investmentbanker zumindest veröffentlicht. Dann werden zuweilen peinliche Details bekannt, die ein merkwürdiges Licht auf die Arbeit der Analysten und ihrer Banken werfen.
So hat Barton Biggs, Chairman von Morgan Stanley Asset Management, gerade für 440.000 Dollar private Anteile am Emerging Market Fonds verkauft. Drei Wochen zuvor hatte ein Analyst seines Hauses genau diese Fondsaktien zum Kauf empfohlen. War da der Kurs vorher wissentlich hochgetrieben worden? Verboten ist ein solches Geschäft in Amerika nicht.
Und so mag Börsenexperte Prior auch nicht einsehen, warum gerade er wegen Insiderhandels bestraft werden soll: "Bei den Banken ist es doch geradezu die Regel, daß sie die Aktien empfehlen, die sie selbst halten."
Andreas Nölting
jedoch sehr bedeutsam.
A N A L Y S T E N
Sensible Studien
Wie stark beeinflussen Analysten die Börsenkurse? Eine Untersuchung zeigt, daß gerade bei Verkaufstips negative Kursreaktionen auftreten und womöglich Insider ihr Wissen bereits vor Veröffentlichung der Analysen nutzen.
(© CHRISTIANE KRÜGER)
Egbert Prior (35) ist ein Mensch, der kein ganz unproblematisches Verhältnis zur Presse hat. Der Börsenguru (ehemals "3Sat-Börse") nennt – obwohl selbst Journalist – die kritischen Berichte einiger Kollegen über seine merkwürdige Geschäftspraxis wütend "triefender Neid der Journaille".
Überwachung von Insidergeschäften noch unzureichend
Von wegen Neid. Der Chefredakteur des Informationsbriefs "Prior Börse" ist derzeit eher zu bemitleiden. Kürzlich hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen ihn wegen "verbotener Insider-Geschäfte" erhoben. Nun drohen Egbert Prior bis zu fünf Jahre Gefängnis oder eine satte Geldstrafe.
Dem Parkettexperten Prior wird vorgehalten, sich vorab genau mit jenen Werten eingedeckt zu haben, die er Freitag abends den rund 500 000 Zuschauern der "3Sat-Börse" als "heißen Tip" empfahl – Aktien der SCM Microsystems AG und des Telekommunikationsanbieters Mobilcom.„Scalping“ heißen derartige Börsengeschäfte im Fachjargon. Dabei skalpieren, bildlich gesprochen, die Börseninsider schlecht informierte Privatanleger. In Kenntnis der Kurswirksamkeit ihrer Empfehlungen tätigen sie vorab eigene Geschäfte. Diese Praxis verstößt gegen das gerade vier Jahre alte Wertpapierhandelsgesetz.
Priors Geschäfte haben viel Wirbel gemacht. Doch sie sind wahrscheinlich harmlos gegenüber dem, was vor der Veröffentlichung wichtiger Analystenstudien auf dem Börsenparkett passiert.
Glaubt man der jüngst erschienenen Studie des Nürnberger Finanzprofessors Wolfgang Gerke („Marktbeeinflussung durch Analystenempfehlungen“), dann sprechen starke Indizien dafür, daß das „System Prior“ gängige Praxis ist: Großbanken und ihre institutionelle Klientel nutzen ihr Wissen schamlos aus; sie kaufen oder verkaufen, bevor die breite Öffentlichkeit von den neuen Studien erfährt.
Der Bankprofessor Gerke und sein Kollege Marc Oerke haben für Deutschland erstmals untersucht, in welchem Maße Analystentips die Börsenkurse beeinflussen. Die Basis ihrer Arbeit sind 371 Empfehlungen von 43 größeren Analystenhäusern (unter anderem Goldman Sachs, JP Morgan, Deutsche Bank, Dresdner Bank, Julius Bär). Der Zeitraum der Untersuchung reichte von August 1995 bis Dezember 1996.
Danach zeigen Kaufempfehlungen der Analystenhäuser nur sehr geringe Wirkungen am Markt. Die Kurse der jeweiligen Aktien steigen gegenüber dem Index kaum an. Begründung: Positive Signale gehen in einem insgesamt steigenden Aktienmarkt unter. Firmenfreundliche Studien gelten zudem in der Szene als nicht so fundiert wie kritische.
Starke Indizien sprechen für den Insiderverdacht
Wesentlich sensibler reagiert der Markt – so die Studie – auf Verkaufsempfehlungen. Die Kurse der zum Verkaufen („underweight“, „underperformer“) empfohlenen Titel verlieren bis zum Tag der Veröffentlichung der Analystenstudie im Schnitt 3,55 Prozent gegenüber dem Marktindex.
Der Verdacht liegt nahe: Wenn ein Analyst und dessen Broker vorher wissen, daß die eigene Empfehlung den Kurs des jeweiligen Papiers unter Druck setzt, dann tätigen sie ihre Geschäfte vorab. Sie müssen schon „standhaft sein, um nicht der Versuchung zu erliegen, Puts zu kaufen oder eigene Bestände abzustoßen“, argumentiert Wissenschaftler Gerke.
Das Erstaunliche an Gerkes Untersuchung ist, daß mehr als die Hälfte des kumulierten Kursverlustes von 3,55 Prozent in den Tagen vor Veröffentlichung der Analystenstudie eintritt (siehe Graphik).
„Der Markt reagiert bereits vor Verbreitung der Nachricht“, beobachtet Gerke. Dabei gelte: Je größer und renommierter das analysierende Finanzinstitut sei, desto heftiger reagiere der Kurs.
„Wir beobachten denselben Effekt des Vorlaufs und der Kursbeeinflussung, egal ob der selbsternannte Börsenexperte Prior oder bedeutende Analysten ihre Aktienempfehlungen veröffentlichen“, stützt August Schäfer, Leiter der Handelsüberwachung an der Frankfurter Börse, die Beobachtung Gerkes.
Natürlich ist das, was Gerke da vorlegt, kein unangreifbarer Beweis. „Es sprechen zwar starke Indizien für diesen Verdacht“, meint der Wissenschaftler; nachgewiesen sei die anrüchige Praxis damit allerdings nicht.
Denn der Professor hat nicht untersucht, ob die hellhörigen Großanleger womöglich vor Erscheinen der Analystenstudie durch negative Unternehmensnachrichten, schlechte Quartalszahlen, kritische Artikel oder Ad-hoc-Meldungen der Firmen aufgerüttelt worden sind. Dann wäre der negative Analystenreport nur noch eine Zusammenfassung der kritischen Meinung, die sowieso schon am Markt umgeht.
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) sieht nach Gerkes Studie keinerlei Anlaß, initiativ zu werden. „Es macht keinen Sinn, Gespenster zu jagen“, sagt Rainer Süßmann, der die Insiderüberwachung leitet. Sein Amt habe noch nie gegen Analysten und damit verbundene Insidergeschäfte ermittelt.
Die Kritik an seiner Studie läßt Gerke nicht gelten. Sicherlich mag es bei etlichen Werten vor der Veröffentlichung der Analystenstudie negative Unternehmensmeldungen gegeben haben, meint Gerke. Doch sein statistisch beobachtetes Phänomen des vorweggenommenen Kurseffektes lasse sich so nicht erklären: „Dieser Effekt tritt in der gesamten Breite auf“, sagt der Wissenschaftler, „er ist nur dadurch zu begründen, daß die Research-Ergebnisse bereits vor Veröffentlichung in Verkaufsorders umgesetzt werden.“
Finanzprofessor Gerke fordert, daß sich die Analysten an das Abstinenzgebot halten sollten
Offenbar mangelt es in Deutschland noch immer an der notwendigen Sensibilität gegenüber Insiderhändlern. Anders als in den USA, wo die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) sehr genau auf die Arbeit der Analysten schaut. Da die Researcher häufig mit Wertpapierhäusern zusammenarbeiteten oder im Dienst von Brokern stünden, sei die Gefahr groß, daß die Informationen „durch ein Leck“ heraussickerten und von Insidern genutzt würden, befürchtet SEC-Chef Arthur Levitt. Es sei jedoch sehr schwierig, Verstöße justitiabel zu machen.
Der Verdacht des Oberaufsehers ist begründet. Häufig sitzen die Wertpapierberater einer Bank, die sogenannten Sales-Manager, eng mit ihren Analysten – den sogenannten Sell-side-Analysten – zusammen. Meist sind dies junge, aggressive Finanzprofis, die sich Anerkennung noch verdienen müssen und so emsig an „Stories“ für ihre Händler arbeiten.
Ein Analyst erstellt bis zu zehn Firmenanalysen seiner Branche pro Jahr. Auslöser einer Untersuchung ist meist nicht der eigene kritische Ansatz, sondern der Geschäftsdruck der Branche. „Studien machen nur dann Sinn, wenn sie sich am Markt verkaufen lassen“, sagt Bernd Janssen, Chefanalyst bei Warburg Dillon Read.
Kunden der Sales-Manager und Analysten sind die Portfolio- und Fondsmanager großer institutioneller Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds. Verkauft werden in dem Geschäft sogenannte Überrenditen – also Chancen, mit einer bestimmten Aktie mehr zu verdienen als der Branchenindex. Genauso wichtig ist es, die Klientel rechtzeitig auf neu entstehende Risiken hinzuweisen.
Eigentlich dürfen die Sales-Leute von den Ergebnissen einer neuen Studie und der möglichen Meinungsänderung eines Analysten erst erfahren, wenn die Firmenuntersuchung fertig ist. In einem Treffen, das meist morgens stattfindet, bekommen dann alle Wertpapierberater die Papiere, die sie sogleich per Fax und E-mail an die Kundschaft schicken.
Die Tips der Analysten werden streng benotet
Danach werden Medien wie Bloomberg, Reuters oder vwd benachrichtigt. So soll gewährleistet sein, daß die Öffentlichkeit rechtzeitig die kursrelevanten Informationen erhält. Bei Journalisten genießen die Analysten ein sehr hohes Ansehen. Viele Zeitungen veröffentlichen ihre Kommentare zu Unternehmensmeldungen – so prägen die Analysten maßgeblich das Firmenimage.
Häufig jedoch finden bereits im Vorfeld der Veröffentlichung Diskussionen statt. Der Sales-Manager drängt seinen Analysten, mit der neuen Expertise schnell auf den Markt zu gehen. Er weiß bereits, an welchem Papier sein Kollege arbeitet, und kann darauf spekulieren, ob der Analyst etwa die Gewinnschätzungen pro Aktie zurücknimmt. So gelangen Insiderkenntnisse vor Veröffentlichung der Studien in den Markt.
Gegen den Parkettexperten Prior ermitteln die Staatsanwälte wegen Insidergeschäften
Mit den neuen Erkenntnissen der Analysten versuchen die Sales-Manager dann, die Vermögensverwalter ihrer Kunden zu überzeugen, bestimmte Aktien zu kaufen oder andere abzustoßen. Meist sprechen auch noch die Analysten direkt mit der Kundschaft – entweder den Portfoliomanagern oder deren Analysten (buy-side).
Aufträge zum Kauf oder Verkauf bestimmter Aktien gibt der Sales-Manager dann direkt weiter an den Händler. Als Gebühr bekommen die Banken 0,2 bis 0,3 Prozent des jeweiligen Handelsvolumens – egal ob ein Kauf oder Verkauf getätigt wird. „Der Druck in der Branche ist gewaltig“, weiß Ralf Conen, Geschäftsführer Research bei Sal. Oppenheim.
Die Kunden benoten die Qualität der Analystentips mit Punkten. Das den Finanzfirmen zugesicherte Handelsgeschäft wird dann proportional zu der Anzahl der erreichten Punkte vergeben. Liegt ein Analyst mit seinen Prognosen mehrfach daneben, dann darf er bei dem Kunden nicht wieder erscheinen.
„Wir müssen jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben“, sagt ein führender Analyst. Beliebt ist in der Branche, einen bestimmten Wert als „Stock of the Week“ auszurufen und dann eine Woche bei den Kunden anzupreisen.
Die Banker haben sich vorher günstig mit der jeweiligen Aktie eingedeckt, die sie dann Tage später zu höheren Preisen an die Klientel verkaufen – eine Praxis, die rechtlich umstritten ist.
Chinese Walls schotten die Geschäftsbereiche ab
In den vergangenen Jahren sind einige Fälle von Kursmanipulationen bekanntgeworden, gegen die entsprechenden Banken wurde ermittelt (so Lehman Brothers in Deutschland, JP Morgan in England). Seither achten die Geschäfts- und Investmentbanken darauf, daß die einzelnen Geschäftsbereiche ihres Hauses durch sogenannte Chinese Walls (separate Stockwerke, computergesteuerte Zugangskontrollen) abgeschottet werden.
So dürfen die Manager der Vermögensverwaltung (Asset Management) nie erfahren, daß ihre Investmentbanker gerade an einer spektakulären Fusion arbeiten. Dieses Wissen ließe sich schnell zu Geld machen.
Zuweilen allerdings werden Analysten über die Mauer „gehoben“. Wenn Merrill-Lynch-Analystin Lynn Reinhardt etwa eine Studie für die Investmentbanker ihres Hauses schreibt, dann gilt sie als „restricted“ – sie ist quasi mit Insiderwissen infiziert. Ab sofort darf sie zu speziellen Werten keinen Kommentar mehr abgeben.
Ein Oberaufseher (Compliance Officer) überwacht die Einhaltung der Regeln und führt eine Beobachtungsliste (Watch List). Hier sind alle Firmen aufgeführt, von denen die Bank gerade spezielle Insiderkenntnisse hat – etwa Analysen, einen Börsengang oder eine Fusion vorbereitet.
Bei der Deutschen Bank sind mehrere tausend Firmen weltweit gelistet, erzählt Dieter Eisele, Direktor Compliance. Bestimmte Geschäfte – etwa Aktienkäufe auf eigene Rechnung – sind dann für die betreffenden Mitarbeiter verboten.
Einen schweren Verstoß gegen die Insiderregeln habe es in seinem Haus noch nicht gegeben, sagt Eisele. Weltweit arbeiten bei der Deutschen Bank immerhin 150 Manager an der Überwachung der Geschäfte.
„Ob die Chinese Walls tatsächlich halten, läßt sich nicht eindeutig beantworten“, meint dagegen Wissenschaftler Gerke: „Da gibt es eine Dunkelziffer.“ Wer Insidervergehen plane, verwende viel Scharfsinn darauf, seine Order bei unverfänglichen Adressen über mehrere Tage zu verstecken.
Die Gerke-Studie ist jedenfalls für die Arbeit der Analysten wenig schmeichelhaft: Entweder nutzen sie intime Kenntnisse, bevor der Markt von ihnen erfahren hat. Oder sie hecheln den Meldungen nach, die längst in den Kursen verarbeitet sind.
Die peinlichen Geschäfte des Barton Biggs
Eines hat die Untersuchung deutlich gemacht: Die Analysten müssen damit rechnen, daß ihre Empfehlungen die Kurse beeinflussen. Sie sollten daher völlige Abstinenz bei den von ihnen analysierten Werten bewahren.
Dieses Abstinenzgebot wird in Deutschland nicht so rigoros durchgesetzt wie in den USA. Bei der Deutschen und bei der Dresdner Bank etwa dürfen die Analysten – wenn sie bestimmte Zeitregeln einhalten – auch die Aktien kaufen, die sie mit Studien begleiten.
Jenseits des Atlantiks werden die persönlichen Geschäfte der Investmentbanker zumindest veröffentlicht. Dann werden zuweilen peinliche Details bekannt, die ein merkwürdiges Licht auf die Arbeit der Analysten und ihrer Banken werfen.
So hat Barton Biggs, Chairman von Morgan Stanley Asset Management, gerade für 440.000 Dollar private Anteile am Emerging Market Fonds verkauft. Drei Wochen zuvor hatte ein Analyst seines Hauses genau diese Fondsaktien zum Kauf empfohlen. War da der Kurs vorher wissentlich hochgetrieben worden? Verboten ist ein solches Geschäft in Amerika nicht.
Und so mag Börsenexperte Prior auch nicht einsehen, warum gerade er wegen Insiderhandels bestraft werden soll: "Bei den Banken ist es doch geradezu die Regel, daß sie die Aktien empfehlen, die sie selbst halten."
Andreas Nölting
B Ö R S E
"Diener vieler Herren"
Der ehemalige Investmentbanker Tony Golding über die zweifelhafte Rolle von Analysten
Tony Golding arbeitete 24 Jahre lang als Investmentbanker in der Londoner City, dem Finanzzentrum der britischen Hauptstadt. Angefangen hat er als Analyst einer Brokerfirma. Dann ging er zur Investmentbank Flemings und wurde Direktor in der Anlageabteilung. Später wechselte er zu den Investmentbankern und erlebte, wie das Geschäft mit Firmenverkäufen funktioniert. In einem Buch rechnet Golding, inzwischen pensioniert, mit der Welt der Hochfinanz ab.
SPIEGEL: Sie arbeiteten jahrelang als Analystenchef einer Londoner Investmentbank. Können Anleger den Analysten trauen?
Golding: Analysten sind die Diener vieler Herren. In den vergangenen fünf Jahren hat der Druck auf sie ständig zugenommen, ihre Investmentbanken mit zusätzlichem Geschäft zu versorgen. Denn die guten Analysten sprechen ständig mit den Vorständen, die darüber entscheiden, ob eine Tochterfirma an die Börse kommt oder welche Bank bei einer Kapitalerhöhung mitmachen darf.
SPIEGEL: Nur ein Prozent der Analystenberichte sind Verkaufsempfehlungen. Warum?
Golding: Kein Unternehmen hat es gern, wenn eine Verkaufsempfehlung weltweit auf den Handelsbildschirmen auftaucht. Die Bank hat Angst, dass sie kein Geschäft mehr mit der Firma macht. Bei der amerikanischen Investmentbank Lehman warnte der zuständige Anleiheanalyst vor knapp einem Jahr öffentlich, dass der Internet-Händler Amazon wegen anhaltender Verluste bald nichts mehr in der Kasse hat. Die Aktienanalystin von Lehman blieb bei ihrer Kaufempfehlung für den Buchhändler. Mittlerweile hat der verkaufsschädigende Anleiheanalyst, der Recht behalten hat, die Bank verlassen.
SPIEGEL: Was meinen Analysten, wenn sie raten, eine Aktie zu "halten"?
Golding: Das heißt übersetzt: möglichst schnell verkaufen. Was sie schreiben und was sie sagen, sind oft sehr unterschiedliche Dinge. In den USA heißt "strong buy" kaufen und "buy" höchstens noch die Aktie halten. Die Fondsmanager trauen den unklaren Botschaften nicht und telefonieren direkt mit den Analysten. Dort hören sie dann oft genug, dass der Analyst als Privatmann zum Verkauf rät, während er als Angestellter einer Bank eine Kaufempfehlung abgibt.
SPIEGEL: Gute Analysten können in der Londoner City über drei Millionen Mark verdienen. Woher kommt das Geld?
Golding: Wenn die Analysten davon abhängig wären, was die Großinvestoren für ihre Studien zahlen, bekämen sie vielleicht 200 000 Mark. Die hohen Bonuszahlungen kassieren sie, weil sie den Investmentbankern helfen, große Deals an Land zu ziehen. Als J. P. Morgan vor 15 Jahren in das Investmentbanking einstieg, kauften sie nur Analysten für Unternehmenssektoren, in denen sie im Fusionsgeschäft aktiv werden wollten. Gerade wurde eine interne Dienstanweisung von J. P. Morgan bekannt, die die Aktienanalysten verpflichtet, die Investmentbanker vorher zu informieren, wenn sie ihre Empfehlung verändern wollen.
SPIEGEL: Morgan Stanley und Goldman Sachs dominieren die Analystenszene weltweit. Woran liegt das?
Golding: Bei einer vor kurzem durchgeführten Reuters-Umfrage bedachten Fondsmanager die Analyseabteilungen von Goldman Sachs und Morgan Stanley nur mit den Plätzen sechs bis neun, während die Finanzvorstände sie auf die Spitzenplätze hoben. Die wollen Beziehungen pflegen, weil sie Angst davor haben, dass sich die Banken in der nächsten Übernahmeschlacht gegen sie wenden.
SPIEGEL: Sind die Analysten mit schuld an der Spekulationsblase, die sich vor allem bei Technologiewerten gebildet hatte?
Golding: Natürlich. Es gab so wenig kritische Studien, weil alle von Boommärkten profitieren. Die Investmentbanken kassieren, die Anwälte und die Manager verdienen an den Deals, die Analysten kreieren zur Not neue Bewertungskriterien, um ihre kühnen Prognosen zu rechtfertigen. Die werden ausgeschickt, Börsenkandidaten aufzutreiben. Bei diesem Geschäft kassieren die Banken bis zu sieben Prozent des Emissionserlöses.
SPIEGEL: In den vergangenen Monaten gab es keine echte Verkaufsempfehlung für Vodafone-Aktien von irgendeiner großen Investmentbank, obwohl der Kurs um 50 Prozent einbrach. Was steckt dahinter?
Golding: Keine Investmentbank will sich mit diesem Mobilfunkriesen anlegen. Schließlich könnte demnächst ein Geschäft locken. Vodafone ist bei Übernahmen und Börsengängen sehr aktiv. Zurzeit locken die hochverzinslichen Anleihen, ein sehr profitables Geschäft.
SPIEGEL: Manche Beobachter sagen, dass Vodafone-Chef Chris Gent Mannesmann übernehmen konnte, weil er viele Analysten in der Londoner City mit Namen kennt.
Golding: Die Analysten sind nicht so wichtig. Deren Einfluss auf den Kurs ist meist nur kurzfristig. Die Kontakte zu den Großanlegern zählen, die auch bei Mannesmann zu zwei Dritteln aus den USA und England stammten. Diese institutionellen Investoren, die viele hundert Milliarden Dollar mobilisieren können, haben die wirkliche Macht. Die wollen den direkten Zugang zu den Vorständen der Firmen haben, in die sie investieren. Die trauen den Analysten nicht mehr über den Weg.
SPIEGEL: In Deutschland haben viele Vorstände immer noch Probleme, sich vor Analysten oder Fondsmanagern zu rechtfertigen.
Golding: Ich habe sehr viel Sympathie mit erfahrenen Vorständen, die Probleme mit 28-jährigen ahnungslosen Analysten haben. Aber so läuft die Welt. Der US-amerikanische Kapitalismus hat in den vergangenen zehn Jahren dominiert. Der deutsche Weg enger Beziehungen zwischen Banken und den Firmenkunden erodiert schnell.
SPIEGEL: Welche Konsequenzen hat das für die Wirtschaft?
Golding: Amerikanische Großinvestoren wie Fidelity, Capital Investment oder Franklin Templeton kontrollieren 50 Prozent der institutionellen Gelder weltweit. Wenn sie zwei oder vier Prozent der Aktien eines Unternehmens kaufen, verlangen sie direkten Zugang zum Management. Die Unternehmen werden alles tun, um die neuen Großaktionäre zu befriedigen. Wenn die verlangen, dass sie die Unternehmen in Einzelteile zerlegen, werden sie es tun.
SPIEGEL: In Großbritannien revoltieren die Großanleger gerade gegen die Prämien, die Vorständen bei gelungenen Übernahmen gezahlt werden. Ist das gerechtfertigt?
Golding: Auf jeden Fall. Vodafone-Chef Chris Gent und der Chef der Royal Bank of Scotland wurden um einige Millionen Mark reicher, weil sie ihre Unternehmen durch Übernahmen noch größer gemacht haben. Das schafft falsche Anreize. Sie müssten Boni in drei Jahren bekommen, wenn sie bewiesen haben, dass die Übernahmen tatsächlich Mehrwert geschaffen haben. Bei Übernahmen ist nur eines sicher: Die beteiligten Investmentbanken kassieren richtig ab.
INTERVIEW: CHRISTOPH PAULY
Spiegel-Online 03/04/2001
"Diener vieler Herren"
Der ehemalige Investmentbanker Tony Golding über die zweifelhafte Rolle von Analysten
Tony Golding arbeitete 24 Jahre lang als Investmentbanker in der Londoner City, dem Finanzzentrum der britischen Hauptstadt. Angefangen hat er als Analyst einer Brokerfirma. Dann ging er zur Investmentbank Flemings und wurde Direktor in der Anlageabteilung. Später wechselte er zu den Investmentbankern und erlebte, wie das Geschäft mit Firmenverkäufen funktioniert. In einem Buch rechnet Golding, inzwischen pensioniert, mit der Welt der Hochfinanz ab.
SPIEGEL: Sie arbeiteten jahrelang als Analystenchef einer Londoner Investmentbank. Können Anleger den Analysten trauen?
Golding: Analysten sind die Diener vieler Herren. In den vergangenen fünf Jahren hat der Druck auf sie ständig zugenommen, ihre Investmentbanken mit zusätzlichem Geschäft zu versorgen. Denn die guten Analysten sprechen ständig mit den Vorständen, die darüber entscheiden, ob eine Tochterfirma an die Börse kommt oder welche Bank bei einer Kapitalerhöhung mitmachen darf.
SPIEGEL: Nur ein Prozent der Analystenberichte sind Verkaufsempfehlungen. Warum?
Golding: Kein Unternehmen hat es gern, wenn eine Verkaufsempfehlung weltweit auf den Handelsbildschirmen auftaucht. Die Bank hat Angst, dass sie kein Geschäft mehr mit der Firma macht. Bei der amerikanischen Investmentbank Lehman warnte der zuständige Anleiheanalyst vor knapp einem Jahr öffentlich, dass der Internet-Händler Amazon wegen anhaltender Verluste bald nichts mehr in der Kasse hat. Die Aktienanalystin von Lehman blieb bei ihrer Kaufempfehlung für den Buchhändler. Mittlerweile hat der verkaufsschädigende Anleiheanalyst, der Recht behalten hat, die Bank verlassen.
SPIEGEL: Was meinen Analysten, wenn sie raten, eine Aktie zu "halten"?
Golding: Das heißt übersetzt: möglichst schnell verkaufen. Was sie schreiben und was sie sagen, sind oft sehr unterschiedliche Dinge. In den USA heißt "strong buy" kaufen und "buy" höchstens noch die Aktie halten. Die Fondsmanager trauen den unklaren Botschaften nicht und telefonieren direkt mit den Analysten. Dort hören sie dann oft genug, dass der Analyst als Privatmann zum Verkauf rät, während er als Angestellter einer Bank eine Kaufempfehlung abgibt.
SPIEGEL: Gute Analysten können in der Londoner City über drei Millionen Mark verdienen. Woher kommt das Geld?
Golding: Wenn die Analysten davon abhängig wären, was die Großinvestoren für ihre Studien zahlen, bekämen sie vielleicht 200 000 Mark. Die hohen Bonuszahlungen kassieren sie, weil sie den Investmentbankern helfen, große Deals an Land zu ziehen. Als J. P. Morgan vor 15 Jahren in das Investmentbanking einstieg, kauften sie nur Analysten für Unternehmenssektoren, in denen sie im Fusionsgeschäft aktiv werden wollten. Gerade wurde eine interne Dienstanweisung von J. P. Morgan bekannt, die die Aktienanalysten verpflichtet, die Investmentbanker vorher zu informieren, wenn sie ihre Empfehlung verändern wollen.
SPIEGEL: Morgan Stanley und Goldman Sachs dominieren die Analystenszene weltweit. Woran liegt das?
Golding: Bei einer vor kurzem durchgeführten Reuters-Umfrage bedachten Fondsmanager die Analyseabteilungen von Goldman Sachs und Morgan Stanley nur mit den Plätzen sechs bis neun, während die Finanzvorstände sie auf die Spitzenplätze hoben. Die wollen Beziehungen pflegen, weil sie Angst davor haben, dass sich die Banken in der nächsten Übernahmeschlacht gegen sie wenden.
SPIEGEL: Sind die Analysten mit schuld an der Spekulationsblase, die sich vor allem bei Technologiewerten gebildet hatte?
Golding: Natürlich. Es gab so wenig kritische Studien, weil alle von Boommärkten profitieren. Die Investmentbanken kassieren, die Anwälte und die Manager verdienen an den Deals, die Analysten kreieren zur Not neue Bewertungskriterien, um ihre kühnen Prognosen zu rechtfertigen. Die werden ausgeschickt, Börsenkandidaten aufzutreiben. Bei diesem Geschäft kassieren die Banken bis zu sieben Prozent des Emissionserlöses.
SPIEGEL: In den vergangenen Monaten gab es keine echte Verkaufsempfehlung für Vodafone-Aktien von irgendeiner großen Investmentbank, obwohl der Kurs um 50 Prozent einbrach. Was steckt dahinter?
Golding: Keine Investmentbank will sich mit diesem Mobilfunkriesen anlegen. Schließlich könnte demnächst ein Geschäft locken. Vodafone ist bei Übernahmen und Börsengängen sehr aktiv. Zurzeit locken die hochverzinslichen Anleihen, ein sehr profitables Geschäft.
SPIEGEL: Manche Beobachter sagen, dass Vodafone-Chef Chris Gent Mannesmann übernehmen konnte, weil er viele Analysten in der Londoner City mit Namen kennt.
Golding: Die Analysten sind nicht so wichtig. Deren Einfluss auf den Kurs ist meist nur kurzfristig. Die Kontakte zu den Großanlegern zählen, die auch bei Mannesmann zu zwei Dritteln aus den USA und England stammten. Diese institutionellen Investoren, die viele hundert Milliarden Dollar mobilisieren können, haben die wirkliche Macht. Die wollen den direkten Zugang zu den Vorständen der Firmen haben, in die sie investieren. Die trauen den Analysten nicht mehr über den Weg.
SPIEGEL: In Deutschland haben viele Vorstände immer noch Probleme, sich vor Analysten oder Fondsmanagern zu rechtfertigen.
Golding: Ich habe sehr viel Sympathie mit erfahrenen Vorständen, die Probleme mit 28-jährigen ahnungslosen Analysten haben. Aber so läuft die Welt. Der US-amerikanische Kapitalismus hat in den vergangenen zehn Jahren dominiert. Der deutsche Weg enger Beziehungen zwischen Banken und den Firmenkunden erodiert schnell.
SPIEGEL: Welche Konsequenzen hat das für die Wirtschaft?
Golding: Amerikanische Großinvestoren wie Fidelity, Capital Investment oder Franklin Templeton kontrollieren 50 Prozent der institutionellen Gelder weltweit. Wenn sie zwei oder vier Prozent der Aktien eines Unternehmens kaufen, verlangen sie direkten Zugang zum Management. Die Unternehmen werden alles tun, um die neuen Großaktionäre zu befriedigen. Wenn die verlangen, dass sie die Unternehmen in Einzelteile zerlegen, werden sie es tun.
SPIEGEL: In Großbritannien revoltieren die Großanleger gerade gegen die Prämien, die Vorständen bei gelungenen Übernahmen gezahlt werden. Ist das gerechtfertigt?
Golding: Auf jeden Fall. Vodafone-Chef Chris Gent und der Chef der Royal Bank of Scotland wurden um einige Millionen Mark reicher, weil sie ihre Unternehmen durch Übernahmen noch größer gemacht haben. Das schafft falsche Anreize. Sie müssten Boni in drei Jahren bekommen, wenn sie bewiesen haben, dass die Übernahmen tatsächlich Mehrwert geschaffen haben. Bei Übernahmen ist nur eines sicher: Die beteiligten Investmentbanken kassieren richtig ab.
INTERVIEW: CHRISTOPH PAULY
Spiegel-Online 03/04/2001
Nochmal etwas aus dem benachbarten Ausland.
WIRTSCHAFT
Die Pasta-Connection
Im grössten Betrugsfall Italiens führen Spuren in die Schweiz. Der Ex-Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission muss mit unangenehmen Fragen rechnen.
Von Daniel Ammann
Die Beamten der italienischen Finanzbehörde überraschten Francesco Ambrosio im Schlaf. Am Mittwoch letzter Woche polterten sie um 6.30 Uhr an die Tür seiner luxuriösen Residenz in Gajola unweit von Neapel. Viel Zeit, um zu packen, gaben ihm die Finanz-Polizisten nicht. Dann setzten sie den 68-jährigen Ambrosio, in Italien als «Getreidekönig des Mezzogiorno» bekannt, in Untersuchungshaft.
Die neapolitanische Staatsanwaltschaft wirft Ambrosio einen gigantischen Betrug vor, den er vor allem über Firmen, Banken und Strohmänner in der Schweiz abgewickelt haben soll. Im Herbst 1999 ging sein Konzern Italgrani, einer der grössten Getreidehändler Europas, hoch verschuldet in Konkurs. Die italienischen Justizbehörden vermuten nun, dass Ambrosio vor dem Bankrott umgerechnet 800 Millionen Franken in die eigenen Taschen abgezweigt habe: tausend Milliarden Lire. Die Ermittlungen wegen betrügerischem Konkurs, Bilanzfälschung und Geldwäscherei zielen auf die letzten zehn Jahre.
Seit der Verhaftung des italienischen «re del grano» (Getreidekönig) fürchten prominente Schweizer um ihren guten Ruf. Heute ist es ihnen gar nicht mehr recht, im gleichen Atemzug mit dem als Millionenbetrüger beschuldigten Francesco Ambrosio genannt zu werden.
Silvio de Capitani, 75, zum Beispiel. Ausgerechnet der Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) von 1992 bis 1996 war lange Zeit der wohl wichtigste Geschäftspartner Ambrosios in der Schweiz: Wirtschaftsanwalt de Capitani war Mitgründer und Verwaltungsrat von zwei Schweizer Firmen, die Ambrosio gehören und heute zuvorderst im Visier der italienischen Justiz stehen.
Über diese beiden Firmen - die Itex Itagrani in Zürich und die Galaxia Maritime in Zug - sollen laut Staatsanwaltschaft Neapel Millionenbeträge illegal abgezweigt, gewaschen und in diverse Steuerparadiese transferiert worden sein. Die Staatsanwaltschaft sieht die beiden Schweizer Firmen laut italienischen Medien sogar als zentrale Schaltstelle. Ambrosio soll das Geld mittels fiktiven Geschäften in die Schweiz geschafft haben. Die Itex und die Galaxia hätten seinem Konzern Italgrani fingierte Rechnungen gestellt für Material, das gar nicht existierte. Italgrani habe das fiktive Material mit Geld aus Bankkrediten bezahlt.
Da die Firmen in der Schweiz aber Ambrosio selber gehörten, landete das Geld letztlich wieder in seinen Kassen. Das Nachsehen hatten, immer laut Staatsanwaltschaft, die Banken, deren Kredite auf diese Weise in die Schweiz flossen und von Ambrosios Konzern nie zurückbezahlt wurden. Die Staatsanwaltschaft Neapel stellte in diesem Zusammenhang zwei Rechtshilfegesuche an die Schweiz, in dem diese beiden Gesellschaften namentlich genannt werden.
Ex-Bankenkommissions-Präsident Silvio de Capitani, der laut eigenen Angaben erst vor kurzem vom Konkurs der Italgrani erfahren hat, spricht von einer «bedauerlichen Geschichte», mit der er überhaupt nichts zu tun habe. Zu seiner Zeit sei immer alles mit rechten Dingen zugegangen.
De Capitani kennt Ambrosio, der noch 1989 vom italienischen Staatspräsidenten mit dem Orden des Cavaliere del Lavoro (Ritter der Arbeit) ausgezeichnet worden war, sehr gut. Zusammen hatten sie 1977 die Itex Itagrani und 1979 die Galaxia Maritime gegründet.
Selbst als de Capitani im Dezember 1991 zum Chef der EBK berufen wurde, hielt er Ambrosio die Treue. Bei der Itex blieb er laut Handelsregister bis September 1992 im Verwaltungsrat. Bei der Galaxia amtete er sogar bis April 1994 als Präsident. Bei beiden beschuldigten Firmen sass de Capitani also auch noch zu einer Zeit an höchster Stelle, welche die italienische Justiz heute besonders interessiert. Sie untersucht alle Geschäfte der Italgrani seit 1990.
De Capitani war an der Itex auch finanziell beteiligt, wie Auszüge der Zürcher Kantonalbank zeigen. Er machte bei mehreren Kapitalerhöhungen der Gesellschaft mit und hielt ab 1979 exakt 480 Aktien im Wert von 480 000 Franken. «Das war nicht mein Geld», sagt de Capitani heute, «ich war nur treuhänderisch tätig.» Ambrosio, betont de Capitani, sei sehr lange ein höchst angesehener Geschäftsmann gewesen. Und er, de Capitani, habe sofort seinen Rücktritt eingereicht, als der Neapolitaner Anfang der Neunzigerjahre im Zusammenhang mit der italienischen Bestechungsaffäre Tangentopoli ins Gerede gekommen sei.
Auch ein zweiter bekannter Schweizer war zur fraglichen Zeit, die von den italienischen Strafverfolgungsbehörden durchleuchtet wird, für Ambrosios Itex Itagrani in Zürich tätig: Rechtsanwalt Peter Duft. Der frühere CVP-Kantonsrat und Präsident des Hauseigentümerverbandes der Stadt Zürich ersetzte im Herbst 1992 de Capitani im Itex-Verwaltungsrat. Von November 1994 bis zu seiner Demission im August 1997 präsidierte er sogar die Firma.
Von den aktuellen Vorgängen um die Itex und um Francesco Ambrosio sei er in keiner Weise betroffen, sagt Duft. Bei seinem Rücktritt sei der ordnungsgemässe Revisionsbericht von Arthur Andersen vorgelegen - ohne Hinweis auf Unregelmässigkeiten. Der Zürcher Anwalt hat schlechte Erinnerungen an die italienische Justiz. Ein Mailänder Gericht hatte Duft im Juli 1994 in erster Instanz wegen Erpressung des Präsidenten des Banco Ambrosiano zu sieben Jahren Gefängnis und einer Busse von 400 000 Franken verurteilt. Gegen dieses Urteil legte er damals Berufung ein, weil er das Opfer einer falschen Anschuldigung geworden sei. «Ich kann mittlerweile mit Dokumenten beweisen, dass ich unschuldig bin», sagt Duft. Das Verfahren ist noch hängig.
Dramatisch ist die Situation für Markus Dennler, den aktuellen Verwaltungsrat der Galaxia und bis vor kurzem Liquidator der Itex Itagrani. Er ist, soweit heute bekannt, der einzige Schweizer, der in der Affäre Ambrosio von Italien zur Verhaftung ausgeschrieben wurde.
Mit «Entsetzen und Empörung», schreibt Dennler in einem Fax, habe er von den Vorwürfen vernehmen müssen. Die Anschuldigungen aus Italien seien absurd: «Ich distanziere mich in aller Form davon, mich strafrechtlich verantwortlich gemacht zu haben.» Weder seien fiktive Rechnungen ausgestellt noch Geld auf Konten in Fiskalparadiesen überwiesen worden. Das wisse auch der neapolitanische Staatsanwalt Vincenzo Piscitelli, er habe schliesslich die Geschäftspapiere eingehend geprüft.
Bloss: Der genannte Staatsanwalt sieht das offensichtlich anders.
WIRTSCHAFT
Die Pasta-Connection
Im grössten Betrugsfall Italiens führen Spuren in die Schweiz. Der Ex-Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission muss mit unangenehmen Fragen rechnen.
Von Daniel Ammann
Die Beamten der italienischen Finanzbehörde überraschten Francesco Ambrosio im Schlaf. Am Mittwoch letzter Woche polterten sie um 6.30 Uhr an die Tür seiner luxuriösen Residenz in Gajola unweit von Neapel. Viel Zeit, um zu packen, gaben ihm die Finanz-Polizisten nicht. Dann setzten sie den 68-jährigen Ambrosio, in Italien als «Getreidekönig des Mezzogiorno» bekannt, in Untersuchungshaft.
Die neapolitanische Staatsanwaltschaft wirft Ambrosio einen gigantischen Betrug vor, den er vor allem über Firmen, Banken und Strohmänner in der Schweiz abgewickelt haben soll. Im Herbst 1999 ging sein Konzern Italgrani, einer der grössten Getreidehändler Europas, hoch verschuldet in Konkurs. Die italienischen Justizbehörden vermuten nun, dass Ambrosio vor dem Bankrott umgerechnet 800 Millionen Franken in die eigenen Taschen abgezweigt habe: tausend Milliarden Lire. Die Ermittlungen wegen betrügerischem Konkurs, Bilanzfälschung und Geldwäscherei zielen auf die letzten zehn Jahre.
Seit der Verhaftung des italienischen «re del grano» (Getreidekönig) fürchten prominente Schweizer um ihren guten Ruf. Heute ist es ihnen gar nicht mehr recht, im gleichen Atemzug mit dem als Millionenbetrüger beschuldigten Francesco Ambrosio genannt zu werden.
Silvio de Capitani, 75, zum Beispiel. Ausgerechnet der Präsident der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) von 1992 bis 1996 war lange Zeit der wohl wichtigste Geschäftspartner Ambrosios in der Schweiz: Wirtschaftsanwalt de Capitani war Mitgründer und Verwaltungsrat von zwei Schweizer Firmen, die Ambrosio gehören und heute zuvorderst im Visier der italienischen Justiz stehen.
Über diese beiden Firmen - die Itex Itagrani in Zürich und die Galaxia Maritime in Zug - sollen laut Staatsanwaltschaft Neapel Millionenbeträge illegal abgezweigt, gewaschen und in diverse Steuerparadiese transferiert worden sein. Die Staatsanwaltschaft sieht die beiden Schweizer Firmen laut italienischen Medien sogar als zentrale Schaltstelle. Ambrosio soll das Geld mittels fiktiven Geschäften in die Schweiz geschafft haben. Die Itex und die Galaxia hätten seinem Konzern Italgrani fingierte Rechnungen gestellt für Material, das gar nicht existierte. Italgrani habe das fiktive Material mit Geld aus Bankkrediten bezahlt.
Da die Firmen in der Schweiz aber Ambrosio selber gehörten, landete das Geld letztlich wieder in seinen Kassen. Das Nachsehen hatten, immer laut Staatsanwaltschaft, die Banken, deren Kredite auf diese Weise in die Schweiz flossen und von Ambrosios Konzern nie zurückbezahlt wurden. Die Staatsanwaltschaft Neapel stellte in diesem Zusammenhang zwei Rechtshilfegesuche an die Schweiz, in dem diese beiden Gesellschaften namentlich genannt werden.
Ex-Bankenkommissions-Präsident Silvio de Capitani, der laut eigenen Angaben erst vor kurzem vom Konkurs der Italgrani erfahren hat, spricht von einer «bedauerlichen Geschichte», mit der er überhaupt nichts zu tun habe. Zu seiner Zeit sei immer alles mit rechten Dingen zugegangen.
De Capitani kennt Ambrosio, der noch 1989 vom italienischen Staatspräsidenten mit dem Orden des Cavaliere del Lavoro (Ritter der Arbeit) ausgezeichnet worden war, sehr gut. Zusammen hatten sie 1977 die Itex Itagrani und 1979 die Galaxia Maritime gegründet.
Selbst als de Capitani im Dezember 1991 zum Chef der EBK berufen wurde, hielt er Ambrosio die Treue. Bei der Itex blieb er laut Handelsregister bis September 1992 im Verwaltungsrat. Bei der Galaxia amtete er sogar bis April 1994 als Präsident. Bei beiden beschuldigten Firmen sass de Capitani also auch noch zu einer Zeit an höchster Stelle, welche die italienische Justiz heute besonders interessiert. Sie untersucht alle Geschäfte der Italgrani seit 1990.
De Capitani war an der Itex auch finanziell beteiligt, wie Auszüge der Zürcher Kantonalbank zeigen. Er machte bei mehreren Kapitalerhöhungen der Gesellschaft mit und hielt ab 1979 exakt 480 Aktien im Wert von 480 000 Franken. «Das war nicht mein Geld», sagt de Capitani heute, «ich war nur treuhänderisch tätig.» Ambrosio, betont de Capitani, sei sehr lange ein höchst angesehener Geschäftsmann gewesen. Und er, de Capitani, habe sofort seinen Rücktritt eingereicht, als der Neapolitaner Anfang der Neunzigerjahre im Zusammenhang mit der italienischen Bestechungsaffäre Tangentopoli ins Gerede gekommen sei.
Auch ein zweiter bekannter Schweizer war zur fraglichen Zeit, die von den italienischen Strafverfolgungsbehörden durchleuchtet wird, für Ambrosios Itex Itagrani in Zürich tätig: Rechtsanwalt Peter Duft. Der frühere CVP-Kantonsrat und Präsident des Hauseigentümerverbandes der Stadt Zürich ersetzte im Herbst 1992 de Capitani im Itex-Verwaltungsrat. Von November 1994 bis zu seiner Demission im August 1997 präsidierte er sogar die Firma.
Von den aktuellen Vorgängen um die Itex und um Francesco Ambrosio sei er in keiner Weise betroffen, sagt Duft. Bei seinem Rücktritt sei der ordnungsgemässe Revisionsbericht von Arthur Andersen vorgelegen - ohne Hinweis auf Unregelmässigkeiten. Der Zürcher Anwalt hat schlechte Erinnerungen an die italienische Justiz. Ein Mailänder Gericht hatte Duft im Juli 1994 in erster Instanz wegen Erpressung des Präsidenten des Banco Ambrosiano zu sieben Jahren Gefängnis und einer Busse von 400 000 Franken verurteilt. Gegen dieses Urteil legte er damals Berufung ein, weil er das Opfer einer falschen Anschuldigung geworden sei. «Ich kann mittlerweile mit Dokumenten beweisen, dass ich unschuldig bin», sagt Duft. Das Verfahren ist noch hängig.
Dramatisch ist die Situation für Markus Dennler, den aktuellen Verwaltungsrat der Galaxia und bis vor kurzem Liquidator der Itex Itagrani. Er ist, soweit heute bekannt, der einzige Schweizer, der in der Affäre Ambrosio von Italien zur Verhaftung ausgeschrieben wurde.
Mit «Entsetzen und Empörung», schreibt Dennler in einem Fax, habe er von den Vorwürfen vernehmen müssen. Die Anschuldigungen aus Italien seien absurd: «Ich distanziere mich in aller Form davon, mich strafrechtlich verantwortlich gemacht zu haben.» Weder seien fiktive Rechnungen ausgestellt noch Geld auf Konten in Fiskalparadiesen überwiesen worden. Das wisse auch der neapolitanische Staatsanwalt Vincenzo Piscitelli, er habe schliesslich die Geschäftspapiere eingehend geprüft.
Bloss: Der genannte Staatsanwalt sieht das offensichtlich anders.
Quelle: dpa/Deutsche Börse
Deutsche Börse veröffentlicht Verstöße gegen das Regelwerk des Neuen Marktes
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse AG hat damit begonnen, Verstöße gegen das Regelwerk des Neuen Marktes im
Internet zu veröffentlichen. Dies sei Resultat der seit 1. Januar in Kraft getretenen Verschärfung dieses Regelwerkes, teilte eine
Sprecherin des Handelsplatzes am Dienstag in Frankfurt mit. Es würden ab sofort all jene Unternehmen benannt werden, die ihre
Geschäftszahlen nicht fristgerecht veröffentlicht hätten. Geht das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr einher, endet die Frist zum
31. März des Folgejahres.
Begonnen wurde mit der Auflistung solcher Unternehmen, die ihre Jahreszahlen zum gesetzten Termin nicht bekannt gaben,
obwohl ihrem Antrag auf eine Fristverlängerung zur Veröffentlichung nicht stattgegeben wurde. Dies sind der Liste zufolge ADVA ,
ArtStor , ARBOmedia.net , Lipro , intelligence , Energiekontor , Kinowelt Medien , Prodacta , Augusta Technologie , Pro DV
Software , F.A.M.E Film&Music Entertainment und Group Technologies .
Gegen Ende der Woche soll dann eine zweite Liste folgen, in der auch solche Unternehmen aufgelistet würden, die mit der
Veröffentlichung in Verzug sind und dabei erst gar keinen Antrag auf Fristverlängerung gestellt hätten.
Hingegen seien die Anträgen von Intertainment , Metabox und EM.TV bewilligt worden.
Neben der Veröffentlichung von Regelverstößen sieht die Verschärfung des Regelwerkes vor, dass die Unternehmen seit Januar
umfangreichere und standardisierte Quartalsberichte veröffentlichen müssen. Auch sind seit 1. März Unternehmen, Vorstand oder
Aufsichtsrat dazu verpflichtet, den Kauf und Verkauf von Aktien des Unternehmens umgehend nach Erfolg (spätestens nach drei
Tagen) zu melden./fh/aa/kh
Deutsche Börse veröffentlicht Verstöße gegen das Regelwerk des Neuen Marktes
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse AG hat damit begonnen, Verstöße gegen das Regelwerk des Neuen Marktes im
Internet zu veröffentlichen. Dies sei Resultat der seit 1. Januar in Kraft getretenen Verschärfung dieses Regelwerkes, teilte eine
Sprecherin des Handelsplatzes am Dienstag in Frankfurt mit. Es würden ab sofort all jene Unternehmen benannt werden, die ihre
Geschäftszahlen nicht fristgerecht veröffentlicht hätten. Geht das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr einher, endet die Frist zum
31. März des Folgejahres.
Begonnen wurde mit der Auflistung solcher Unternehmen, die ihre Jahreszahlen zum gesetzten Termin nicht bekannt gaben,
obwohl ihrem Antrag auf eine Fristverlängerung zur Veröffentlichung nicht stattgegeben wurde. Dies sind der Liste zufolge ADVA ,
ArtStor , ARBOmedia.net , Lipro , intelligence , Energiekontor , Kinowelt Medien , Prodacta , Augusta Technologie , Pro DV
Software , F.A.M.E Film&Music Entertainment und Group Technologies .
Gegen Ende der Woche soll dann eine zweite Liste folgen, in der auch solche Unternehmen aufgelistet würden, die mit der
Veröffentlichung in Verzug sind und dabei erst gar keinen Antrag auf Fristverlängerung gestellt hätten.
Hingegen seien die Anträgen von Intertainment , Metabox und EM.TV bewilligt worden.
Neben der Veröffentlichung von Regelverstößen sieht die Verschärfung des Regelwerkes vor, dass die Unternehmen seit Januar
umfangreichere und standardisierte Quartalsberichte veröffentlichen müssen. Auch sind seit 1. März Unternehmen, Vorstand oder
Aufsichtsrat dazu verpflichtet, den Kauf und Verkauf von Aktien des Unternehmens umgehend nach Erfolg (spätestens nach drei
Tagen) zu melden./fh/aa/kh
D E U T S C H E T E L E K O M
Ultimatum gestellt
Zwei Aktionärs-Anwälte setzen dem Konzern eine Frist. Sie drängen auf eine Einigung in der Immobilien-Affäre.
Hannover - Dabei geht es um die korrigierten Bewertungen der Immobilien der Telekom, die den Sturz der T-Aktie an der Börse beschleunigte.
Die Telekom solle bis 13. April auf das Angebot einer außergerichtlichen Einigung reagieren. Andernfalls wolle man das Unternehmen verklagen, um die Verjährung abzuwenden und Schadenersatzansprüche durchzusetzen, erklärten die Anwälte am Dienstag.
Die Juristen vertreten etwa 90 Aktionäre. Mit dem Hebel möglicherweise falscher Angaben über die Grundstückswerte in den Börsenprospekten der Telekom versuchen sie, das Unternehmen zur Rücknahme der inzwischen an der Börse deutlich gefallenen Aktien zu dem damals von den Anlegern gezahlten Preis zu bewegen.
Ein Telekom-Sprecher erklärte, das Unternehmen gebe dazu keinen Kommentar ab.
Ultimatum gestellt
Zwei Aktionärs-Anwälte setzen dem Konzern eine Frist. Sie drängen auf eine Einigung in der Immobilien-Affäre.
Hannover - Dabei geht es um die korrigierten Bewertungen der Immobilien der Telekom, die den Sturz der T-Aktie an der Börse beschleunigte.
Die Telekom solle bis 13. April auf das Angebot einer außergerichtlichen Einigung reagieren. Andernfalls wolle man das Unternehmen verklagen, um die Verjährung abzuwenden und Schadenersatzansprüche durchzusetzen, erklärten die Anwälte am Dienstag.
Die Juristen vertreten etwa 90 Aktionäre. Mit dem Hebel möglicherweise falscher Angaben über die Grundstückswerte in den Börsenprospekten der Telekom versuchen sie, das Unternehmen zur Rücknahme der inzwischen an der Börse deutlich gefallenen Aktien zu dem damals von den Anlegern gezahlten Preis zu bewegen.
Ein Telekom-Sprecher erklärte, das Unternehmen gebe dazu keinen Kommentar ab.
Seltene Verkaufsempfehlungen - Herabstufungen kommen häufig zu spät
Analysten sind notorische Optimisten
von Tobias Moerschen, Handelsblatt
Bankexperten stufen eine Aktie oft erst dann herab, wenn der Kurs bereits abgestürzt ist. Anleger warten meist vergebens auf Tipps für den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg.
2.11.2000 DÜSSELDORF. Die Telegate-Aktie zählt derzeit nicht zu den Favoriten der Analysten. Vorgestern stuften zwei weitere Banken den am Neuen Markt notierten Titel herab. In den vergangenen Tagen senkten damit bereits fünf Institute den Daumen. Diese Bankanalysten kamen allerdings alle zu spät. Denn Telegate fielen nach einer Gewinnwarnung bereits am Freitagmorgen um mehr als 40 %. Privatanleger, die sich auf die Analysten verließen, konnten ihre Titel nicht mehr rechtzeitig verkaufen.
Das ist kein Einzelfall: Nicht nur bei Telegate hinken die Bankexperten den Ereignissen hinterher. Auch die Kursverluste beim Netzwerkspezialisten Cisco und beim Chip-Giganten Intel überraschte die meisten Analysten. Sie nahmen ihre Empfehlungen erst zurück, als die Kurse bereits in den Keller gerutscht waren. Beim Neuer-Markt- Titel EM.TV und beim US-Computerbauer IBM war es nicht anders. Auch den Abstieg auf Raten bei der Telekom und Daimler-Chrysler sagte kaum ein Experte rechtzeitig voraus.
"Viele Analysten tun sich schwer, einen Titel auf Verkaufen zu stufen, den sie zuvor empfohlen haben", sagt Fondsmanager Johannes Day, der für die Fondsgesellschaft der Dresdner Bank, Deutscher Investment Trust (DIT), 2 Mrd. Euro verwaltet. Die meisten offiziellen Urteile der Bankexperten seien außerdem zu optimistisch, sagt Day.
Tatsächlich veröffentlichen nur sehr wenige Analysten negative Prognosen. Private Anleger warten daher meist vergebens auf Tipps für den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg.
Druck bei negativen Urteilen
"Eine Aktie auf Verkaufen zu stellen, kann viel Ärger bringen", erklärt Analyst Ernst Scheerer von Dresdner Kleinwort Benson. Er zählt zu den wenigen Experten, die bei Telegate schon seit Monaten zum Verkauf raten. Solche negativen Urteile seien manchmal schlecht fürs Geschäft, erzählt Scheerer. Schließlich arbeitet er - wie fast alle Analysten, deren Urteile veröffentlicht werden - auf der so genannten "Sellside" (Verkaufsabteilung) seiner Bank. Scheerers Abteilungskollegen verdienen ihr Geld damit, dass sie Firmen an die Börse bringen und Kapitalerhöhungen begleiten.
"Wenn ein Unternehmen auch Kunde ist, kommt bei negativen Urteilen schon mal Druck", sagt Scheerer. Dann werde manche Verkaufsempfehlung abgeschwächt zu einem "Halten"-Urteil. "Man nennt das Corporate Hold ", sagt der Analyst. Wer um die Geschäftsbeziehungen zwischen Bank und Unternehmen wisse, könne sich seinen Teil dazu denken.
Beispiel Telegate: Bei dem Auskunftsdienst mit dem bekannten Slogan ("Da werden Sie geholfen") bekräftigte die Privatbank Sal. Oppenheim ihr Urteil "Halten", nachdem Telegate eine Gewinn- und Umsatzwarnung veröffentlichte. Sal. Oppenheim begleitete den Telegate-Börsengang. Analyst Frank Rothauge betont, dass er die Aktie bereits seit Monaten zurückhaltend bewertet. "Der Finanzvorstand hat sich immer beschwert, wir seien die einzigen mit einer Halten -Empfehlung", erzählt Rothauge. Als verkappte Verkaufsempfehlung sei sein Rating aber nicht zu verstehen.
Noch vorsichtiger äußert sich Rainer Raschdorf von der DG Bank, die ebenfalls zum Telegate-Konsortium gehörte. Er reduzierte sein Urteil von einer Kaufempfehlung lediglich auf "Akkumulieren", was einer verhalten optimistischen Einschätzung entspricht. Raschdorf bestreitet jeden Zusammenhang zwischen dem Urteil und der geschäftlichen Verbindung mit Telegate - ebenso wie David Armitage von Morgan Stanley. Die US-Investmentbank führte das Bankenkonsortium beim Telegate-Börsengang. Der Morgan-Stanley-Experte bekräftigte am Tag des Kurssturzes seine Einstufung "Outperform" (überdurchschnittliche Kursentwicklung) und senkte lediglich das Kursziel von 140 Euro auf 120 Euro.
Institute, die beim Telegate-Börsengang nicht zum Zug kamen, bewerten die Aktie kritischer. So beurteilt das Wertpapierhaus Hornblower Fischer die Titel inzwischen mit "Trading Sell" (Verkaufsempfehlung). Die Privatbank Merck Finck senkte ihr Urteil von "Outperform" (allerdings auf nur) auf "Halten".
Beispiel Deutsche Telekom: Die Wirtschaftswoche untersuchte Studien zur T-Aktie. Das Ergebnis war eindeutig - Telekom-Konsorten bewerteten den Konzern positiver als Nicht-Konsorten.
"Bei Analystenurteilen muss man genau beachten, woher sie kommen", sagt Fondsmanager Day. Er schert sich wenig um offizielle Empfehlungen, sondern baut auf die DIT-interne Analyseabteilung. Deren Studien gehen jedoch nicht an die Öffentlichkeit.
Nicht immer sind allerdings die Analysten schuld, wenn ein negatives Urteil nicht veröffentlicht wird. So empfahl DG-Bank-Experte Raschdorf im April die Gigabell-Aktie zum Kauf. Als später die Liquiditätsprobleme des heutigen Pleitekandidaten offenkundig wurden, konnte Raschdorf seine Empfehlung nicht zurücknehmen: Die so genannte Compliance-Abteilung der DG Bank hatte Gigabell auf die Sperrliste der Werte gesetzt, zu denen das Institut sich nicht äußern darf. Auf dieser Liste landen Aktien, wenn die Bank - etwa durch Geschäftsbeziehungen - kursrelevante Nachrichten erfährt, die vertraulich behandelt werden müssen. "Für Privatanleger ist das Verfahren natürlich ungünstig", sagt Analyst Raschdorf.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
Analysten sind notorische Optimisten
von Tobias Moerschen, Handelsblatt
Bankexperten stufen eine Aktie oft erst dann herab, wenn der Kurs bereits abgestürzt ist. Anleger warten meist vergebens auf Tipps für den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg.
2.11.2000 DÜSSELDORF. Die Telegate-Aktie zählt derzeit nicht zu den Favoriten der Analysten. Vorgestern stuften zwei weitere Banken den am Neuen Markt notierten Titel herab. In den vergangenen Tagen senkten damit bereits fünf Institute den Daumen. Diese Bankanalysten kamen allerdings alle zu spät. Denn Telegate fielen nach einer Gewinnwarnung bereits am Freitagmorgen um mehr als 40 %. Privatanleger, die sich auf die Analysten verließen, konnten ihre Titel nicht mehr rechtzeitig verkaufen.
Das ist kein Einzelfall: Nicht nur bei Telegate hinken die Bankexperten den Ereignissen hinterher. Auch die Kursverluste beim Netzwerkspezialisten Cisco und beim Chip-Giganten Intel überraschte die meisten Analysten. Sie nahmen ihre Empfehlungen erst zurück, als die Kurse bereits in den Keller gerutscht waren. Beim Neuer-Markt- Titel EM.TV und beim US-Computerbauer IBM war es nicht anders. Auch den Abstieg auf Raten bei der Telekom und Daimler-Chrysler sagte kaum ein Experte rechtzeitig voraus.
"Viele Analysten tun sich schwer, einen Titel auf Verkaufen zu stufen, den sie zuvor empfohlen haben", sagt Fondsmanager Johannes Day, der für die Fondsgesellschaft der Dresdner Bank, Deutscher Investment Trust (DIT), 2 Mrd. Euro verwaltet. Die meisten offiziellen Urteile der Bankexperten seien außerdem zu optimistisch, sagt Day.
Tatsächlich veröffentlichen nur sehr wenige Analysten negative Prognosen. Private Anleger warten daher meist vergebens auf Tipps für den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg.
Druck bei negativen Urteilen
"Eine Aktie auf Verkaufen zu stellen, kann viel Ärger bringen", erklärt Analyst Ernst Scheerer von Dresdner Kleinwort Benson. Er zählt zu den wenigen Experten, die bei Telegate schon seit Monaten zum Verkauf raten. Solche negativen Urteile seien manchmal schlecht fürs Geschäft, erzählt Scheerer. Schließlich arbeitet er - wie fast alle Analysten, deren Urteile veröffentlicht werden - auf der so genannten "Sellside" (Verkaufsabteilung) seiner Bank. Scheerers Abteilungskollegen verdienen ihr Geld damit, dass sie Firmen an die Börse bringen und Kapitalerhöhungen begleiten.
"Wenn ein Unternehmen auch Kunde ist, kommt bei negativen Urteilen schon mal Druck", sagt Scheerer. Dann werde manche Verkaufsempfehlung abgeschwächt zu einem "Halten"-Urteil. "Man nennt das Corporate Hold ", sagt der Analyst. Wer um die Geschäftsbeziehungen zwischen Bank und Unternehmen wisse, könne sich seinen Teil dazu denken.
Beispiel Telegate: Bei dem Auskunftsdienst mit dem bekannten Slogan ("Da werden Sie geholfen") bekräftigte die Privatbank Sal. Oppenheim ihr Urteil "Halten", nachdem Telegate eine Gewinn- und Umsatzwarnung veröffentlichte. Sal. Oppenheim begleitete den Telegate-Börsengang. Analyst Frank Rothauge betont, dass er die Aktie bereits seit Monaten zurückhaltend bewertet. "Der Finanzvorstand hat sich immer beschwert, wir seien die einzigen mit einer Halten -Empfehlung", erzählt Rothauge. Als verkappte Verkaufsempfehlung sei sein Rating aber nicht zu verstehen.
Noch vorsichtiger äußert sich Rainer Raschdorf von der DG Bank, die ebenfalls zum Telegate-Konsortium gehörte. Er reduzierte sein Urteil von einer Kaufempfehlung lediglich auf "Akkumulieren", was einer verhalten optimistischen Einschätzung entspricht. Raschdorf bestreitet jeden Zusammenhang zwischen dem Urteil und der geschäftlichen Verbindung mit Telegate - ebenso wie David Armitage von Morgan Stanley. Die US-Investmentbank führte das Bankenkonsortium beim Telegate-Börsengang. Der Morgan-Stanley-Experte bekräftigte am Tag des Kurssturzes seine Einstufung "Outperform" (überdurchschnittliche Kursentwicklung) und senkte lediglich das Kursziel von 140 Euro auf 120 Euro.
Institute, die beim Telegate-Börsengang nicht zum Zug kamen, bewerten die Aktie kritischer. So beurteilt das Wertpapierhaus Hornblower Fischer die Titel inzwischen mit "Trading Sell" (Verkaufsempfehlung). Die Privatbank Merck Finck senkte ihr Urteil von "Outperform" (allerdings auf nur) auf "Halten".
Beispiel Deutsche Telekom: Die Wirtschaftswoche untersuchte Studien zur T-Aktie. Das Ergebnis war eindeutig - Telekom-Konsorten bewerteten den Konzern positiver als Nicht-Konsorten.
"Bei Analystenurteilen muss man genau beachten, woher sie kommen", sagt Fondsmanager Day. Er schert sich wenig um offizielle Empfehlungen, sondern baut auf die DIT-interne Analyseabteilung. Deren Studien gehen jedoch nicht an die Öffentlichkeit.
Nicht immer sind allerdings die Analysten schuld, wenn ein negatives Urteil nicht veröffentlicht wird. So empfahl DG-Bank-Experte Raschdorf im April die Gigabell-Aktie zum Kauf. Als später die Liquiditätsprobleme des heutigen Pleitekandidaten offenkundig wurden, konnte Raschdorf seine Empfehlung nicht zurücknehmen: Die so genannte Compliance-Abteilung der DG Bank hatte Gigabell auf die Sperrliste der Werte gesetzt, zu denen das Institut sich nicht äußern darf. Auf dieser Liste landen Aktien, wenn die Bank - etwa durch Geschäftsbeziehungen - kursrelevante Nachrichten erfährt, die vertraulich behandelt werden müssen. "Für Privatanleger ist das Verfahren natürlich ungünstig", sagt Analyst Raschdorf.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
PSINet: Drohender Bankrott
Nun mal etwas aus den USA;
WALL STREET CORRESPONDENTS
Der Internet-Provider PSINet steht möglicherweise vor dem Aus. Das Unternehmen teilte mit, dass es die Veröffentlichung des Jahresberichts verschoben habe.
Es werde noch mit Umstrukturierungskosten für das vierte Quartal 2000 gerechnet, die eventuell zum Bankrott führen könnten, hieß es in einer Mitteilung. Die Aktie, die nur den Bruchteil eines Dollars kostet, wird demnächst wahrscheinlich vom Handel ausgesetzt. Sie erfüllt mit dem niedrigen Kurs nicht mehr die Voraussetzungen, um an der Nasdaq gelistet zu sein.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
Nun mal etwas aus den USA;
WALL STREET CORRESPONDENTS
Der Internet-Provider PSINet steht möglicherweise vor dem Aus. Das Unternehmen teilte mit, dass es die Veröffentlichung des Jahresberichts verschoben habe.
Es werde noch mit Umstrukturierungskosten für das vierte Quartal 2000 gerechnet, die eventuell zum Bankrott führen könnten, hieß es in einer Mitteilung. Die Aktie, die nur den Bruchteil eines Dollars kostet, wird demnächst wahrscheinlich vom Handel ausgesetzt. Sie erfüllt mit dem niedrigen Kurs nicht mehr die Voraussetzungen, um an der Nasdaq gelistet zu sein.
HANDELSBLATT, Dienstag, 03. April 2001
Studie: Unternehmen am Neuen Markt akquirieren oft ohne Ziel und Plan
Keine nachvollziehbare Akquisitionsstrategie, weitgehender Verzicht auf externe Beratung und Schwierigkeiten bei der Integration der akquirierten Unternehmen: Das sind die ernüchternden Kernergebnisse einer breit angelegten Studie der Beratungsfirma APCON Business Consulting und des Corporate-Finance-Magazins `FINANCE`. 112 Unternehmen - d.h. jeder dritte Wert am Neuen Markt, repräsentativ nach Branchen ausgewählt - wurden zu ihrer Akquisitionsaktivität seit ihrem Börsengang befragt. Die Bilanz: Gekauft wurde reichlich. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen habe sich seit dem Börsengang auf dem Markt für Unternehmen überwiegend in der eigenen Branche bedient, so das Ergebnis der Studie. Ingesamt wurden 275 Unternehmen ganz oder anteilig erworben, das bedeutet 85 Unternehmen sind im Durchschnitt 3,24 Beteiligungen eingegangen. Jeder vierte Deal ging auf das Konto von Software-Dienstleistern.
Überwiegend hatte die New Economy kleine Firmen im Visier mit einem Transaktionsvolumen von unter 10 Millionen Mark. Gerade einmal sechs Prozent aller Beteiligungen haben mehr als 100 Millionen Mark gekostet. Im Gegensatz zur der von den Unternehmensberatern allseits gepredigten Verlängerung der Wertschöpfungskette, war die Diversifizierung des Produktportfolios das entscheidende Motiv für den Zukauf. Eine wichtige Rolle spielte auch die Vertriebsstärkung. Überraschend war zudem, dass die Übernahme des Mitarbeiterstammes nur selten als Kaufgrund angeführt, fand die Befragung heraus.
Alles in allem legen die Ergebnisse die Erkenntnis nahe, dass nur wenigsten Neue Markt Unternehmen eine klare Akquisitionsstrategie verfolgen. Auch die Geschwindigkeit, mit der Deals durchgezogen werden, lassen folgende Schlussfolgerung zu: Die meisten Unternehmen ließen nichts anbrennen. Jede zehnte Akquisition wurde innerhalb von 30 Tagen getätigt, bei 60 Prozent dauerte die Verhandlungsphase weniger als drei Monate.
Ein Grund für die Ursachen der beinahe blinden Kauflust sei sicherlich die Notierung im Wachstumssegment Neuer Markt. Viele Vorstände wurden von den eigenen Wachstumsversprechen getrieben, das unzureichende interne Wachstum durch Akquisitionen zu ergänzen, ermittelten die Berater. "Unter altgedienten Industriekapitänen gelten Firmenübernahmen schon geraume Zeit als `letztes großes Abenteuer`. Dass aber auch die New Economy so abenteuerlich - weil konzeptlos - einkauft, überrascht. Schluckbeschwerden sind dann unvermeidlich", resümiert APCON-Berater Dr. Klaus Blettner.
(susa) de.internet.com
charlie
Keine nachvollziehbare Akquisitionsstrategie, weitgehender Verzicht auf externe Beratung und Schwierigkeiten bei der Integration der akquirierten Unternehmen: Das sind die ernüchternden Kernergebnisse einer breit angelegten Studie der Beratungsfirma APCON Business Consulting und des Corporate-Finance-Magazins `FINANCE`. 112 Unternehmen - d.h. jeder dritte Wert am Neuen Markt, repräsentativ nach Branchen ausgewählt - wurden zu ihrer Akquisitionsaktivität seit ihrem Börsengang befragt. Die Bilanz: Gekauft wurde reichlich. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen habe sich seit dem Börsengang auf dem Markt für Unternehmen überwiegend in der eigenen Branche bedient, so das Ergebnis der Studie. Ingesamt wurden 275 Unternehmen ganz oder anteilig erworben, das bedeutet 85 Unternehmen sind im Durchschnitt 3,24 Beteiligungen eingegangen. Jeder vierte Deal ging auf das Konto von Software-Dienstleistern.
Überwiegend hatte die New Economy kleine Firmen im Visier mit einem Transaktionsvolumen von unter 10 Millionen Mark. Gerade einmal sechs Prozent aller Beteiligungen haben mehr als 100 Millionen Mark gekostet. Im Gegensatz zur der von den Unternehmensberatern allseits gepredigten Verlängerung der Wertschöpfungskette, war die Diversifizierung des Produktportfolios das entscheidende Motiv für den Zukauf. Eine wichtige Rolle spielte auch die Vertriebsstärkung. Überraschend war zudem, dass die Übernahme des Mitarbeiterstammes nur selten als Kaufgrund angeführt, fand die Befragung heraus.
Alles in allem legen die Ergebnisse die Erkenntnis nahe, dass nur wenigsten Neue Markt Unternehmen eine klare Akquisitionsstrategie verfolgen. Auch die Geschwindigkeit, mit der Deals durchgezogen werden, lassen folgende Schlussfolgerung zu: Die meisten Unternehmen ließen nichts anbrennen. Jede zehnte Akquisition wurde innerhalb von 30 Tagen getätigt, bei 60 Prozent dauerte die Verhandlungsphase weniger als drei Monate.
Ein Grund für die Ursachen der beinahe blinden Kauflust sei sicherlich die Notierung im Wachstumssegment Neuer Markt. Viele Vorstände wurden von den eigenen Wachstumsversprechen getrieben, das unzureichende interne Wachstum durch Akquisitionen zu ergänzen, ermittelten die Berater. "Unter altgedienten Industriekapitänen gelten Firmenübernahmen schon geraume Zeit als `letztes großes Abenteuer`. Dass aber auch die New Economy so abenteuerlich - weil konzeptlos - einkauft, überrascht. Schluckbeschwerden sind dann unvermeidlich", resümiert APCON-Berater Dr. Klaus Blettner.
(susa) de.internet.com
charlie
hier nochmal eine andere Meldung zu Psinet aus iStandard:
Psinet ist pleite
Psinets Kassen sind leer. Derzeit werden Alternativen zu einem Konkursverfahren geprüft.
Vom Dienstag, 3. April 2001 17:12
Der Internetzugangs-Provider Psinet teilt am Dienstag mit, dass eventuell der Konkurs angemeldet werden müsse. Das Unternehmen kündigt gleichzeitg an, dass die Frist für den Finanzbericht über das Jahr 2000 nicht eingehalten werden könne. Dies wegen der "rapide ändernden Umstände". Vor allem die Restrukurierungskosten für das vierte Quartal 2000 könnten "signifikant" sein. Psinet prüfe derzeit finanzielle und strategische Alternativen zum Konkurs. Der Finanzbericht wird innerhalb der nächsten fünfzehn Tage erwartet. (red)
Für den Anleger ist zu wünschen, dass sie sich tatsächlich eine Alternative zum Konkurs einfallen lassen!
charlie
Psinet ist pleite
Psinets Kassen sind leer. Derzeit werden Alternativen zu einem Konkursverfahren geprüft.
Vom Dienstag, 3. April 2001 17:12
Der Internetzugangs-Provider Psinet teilt am Dienstag mit, dass eventuell der Konkurs angemeldet werden müsse. Das Unternehmen kündigt gleichzeitg an, dass die Frist für den Finanzbericht über das Jahr 2000 nicht eingehalten werden könne. Dies wegen der "rapide ändernden Umstände". Vor allem die Restrukurierungskosten für das vierte Quartal 2000 könnten "signifikant" sein. Psinet prüfe derzeit finanzielle und strategische Alternativen zum Konkurs. Der Finanzbericht wird innerhalb der nächsten fünfzehn Tage erwartet. (red)
Für den Anleger ist zu wünschen, dass sie sich tatsächlich eine Alternative zum Konkurs einfallen lassen!
charlie
Aktionärsschützer für härtere Strafen bei Regel-Verstößen
SdK schlägt Bußgeld bei verspäteter Bilanz vor
Frankfurt/Main - Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat schärfere Sanktionen gegen Unternehmen gefordert, die ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 nicht rechtzeitig veröffentlicht haben. Die SdK kritisierte damit eine Liste säumiger Neuer-Markt-Unternehmen, die die Deutsche Börse seit Montagabend ins Internet gestellt hat. SdK-Vertreter Markus Straub sagte, eine solche "schwarze Liste" sei als Sanktion nicht ausreichend. "Je länger eine solche Liste ist, umso weniger werden die darin enthaltenen Unternehmen die Aufzählung als Strafe empfinden." Vielmehr sollte die Deutsche Börse härtere Strafen - zum Beispiel Bußgelder - in Erwägung ziehen.
Nach Aussage einer Sprecherin der Deutschen Börse führt die Liste Unternehmen auf, die ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sind, ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr rechtzeitig zu veröffentlichen. Laut Regelwerk müssen die endgültigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, sofern es mit dem Kalenderjahr endet, spätestens am 31. März veröffentlicht werden. Die Liste nennt diejenigen Unternehmen, die einerseits ihre endgültigen Geschäftszahlen nicht termingerecht veröffentlicht und andererseits vorher einen Antrag auf Fristverlängerung gestellt haben, ohne dass dem Antrag stattgegeben wurde. Dies sind Adva, Artstor, Lipro, Itelligence, Kinowelt, Prodacta, und F.A.M.E. Außerdem führt die Liste Unternehmen auf, die die endgültigen Geschäftszahlen rechtzeitig veröffentlicht hatten, jedoch mit der englischen Version in Verzug geraten sind. Dazu zählen Arbomedia.net, Energiekontor, Augusta, Pro DV und Group Technologies.
Wie die Sprecherin weiter mitteilte, hätten unter anderem folgende Unternehmen erfolgreich einen Antrag auf Fristverlängerung gestellt: Intertainment, Metabox und EM.TV. Gegen Ende der Woche, so die Sprecherin, wird eine zweite Liste folgen.
Die Welt 04/04/2001
SdK schlägt Bußgeld bei verspäteter Bilanz vor
Frankfurt/Main - Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hat schärfere Sanktionen gegen Unternehmen gefordert, die ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 nicht rechtzeitig veröffentlicht haben. Die SdK kritisierte damit eine Liste säumiger Neuer-Markt-Unternehmen, die die Deutsche Börse seit Montagabend ins Internet gestellt hat. SdK-Vertreter Markus Straub sagte, eine solche "schwarze Liste" sei als Sanktion nicht ausreichend. "Je länger eine solche Liste ist, umso weniger werden die darin enthaltenen Unternehmen die Aufzählung als Strafe empfinden." Vielmehr sollte die Deutsche Börse härtere Strafen - zum Beispiel Bußgelder - in Erwägung ziehen.
Nach Aussage einer Sprecherin der Deutschen Börse führt die Liste Unternehmen auf, die ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sind, ihre Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr rechtzeitig zu veröffentlichen. Laut Regelwerk müssen die endgültigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, sofern es mit dem Kalenderjahr endet, spätestens am 31. März veröffentlicht werden. Die Liste nennt diejenigen Unternehmen, die einerseits ihre endgültigen Geschäftszahlen nicht termingerecht veröffentlicht und andererseits vorher einen Antrag auf Fristverlängerung gestellt haben, ohne dass dem Antrag stattgegeben wurde. Dies sind Adva, Artstor, Lipro, Itelligence, Kinowelt, Prodacta, und F.A.M.E. Außerdem führt die Liste Unternehmen auf, die die endgültigen Geschäftszahlen rechtzeitig veröffentlicht hatten, jedoch mit der englischen Version in Verzug geraten sind. Dazu zählen Arbomedia.net, Energiekontor, Augusta, Pro DV und Group Technologies.
Wie die Sprecherin weiter mitteilte, hätten unter anderem folgende Unternehmen erfolgreich einen Antrag auf Fristverlängerung gestellt: Intertainment, Metabox und EM.TV. Gegen Ende der Woche, so die Sprecherin, wird eine zweite Liste folgen.
Die Welt 04/04/2001
Diesmal eine Razzia bei ACG:
Wir halten die Maßnahmen für überzogen und nicht gerechtfertigt“, sagt der Chef des Wiesbadener Chipbrokers ACG Peter Bohn gegenüber boerse-online.de. Gestern Vormittag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Firmenräume in Wiesbaden und München durchsucht. Die Beamten suchten nach Beweisen für organisierte Umsatzsteuerhinterziehung. ACG sieht sich nach den Worten Bohns als „unbeteiligter Dritter“ und unterstützt aktiv die Ermittlungen. Dennoch bricht der Aktienkurs zweistellig ein.
Rund 80 Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft waren nach Angaben Bohns an der Durchsuchung beteiligt. Die Aktion sei durchgeführt worden „wie im Tatort“. Beamte haben leitende Angestellte befragt und mehrere Ordner mit Kopien von Unterlagen beschlagnahmt. Während der Durchsuchung habe der Geschäftsbetrieb geruht. Mittlerweile sei ACG wieder „voll operabel“.
Nach Angaben von Bohn wäre ein illegaler Handel, wie ihn die Ermittler untersuchen, über ACG nicht möglich, da bei jeder Transaktion die Steuernummer angegeben werden muss. Hintergrund der Fahndung sind organisierte Steuerhinterziehungen. Dabei werden in einem Ring Prozessorchips gehandelt, ohne dass die Ware tatsächlich bewegt wird. Es entsteht jeweils ein illegaler Anspruch auf Umsatzsteuererstattung beim Finanzamt. Nach Angaben der Regensburger Polizei ist dem deutschen Fiskus dadurch ein Schaden in mehrstelliger Millionenhöhe entstanden.
Laut Staatsanwaltschaft in Landshut und Polizei in Regensburg wurden zeitgleich Firmen und Banken von mehreren Hundert Einsatzkräften durchsucht. Die Aktion fand in elf deutschen Bundesländern sowie in sieben europäischen Staaten statt. Durchsucht wurden nach Angaben der Fahnder sowohl Beschuldigte als auch Dritte. Nach unbestätigten Informationen gab es fünf Festnahmen. Bohn legt Wert auf die Feststellung, dass bei ACG niemand festgenommen wurde.
Der Münchner Chipbroker CE Consumer Electronics wurde im Rahmen der Fahndungsaktion nicht durchsucht. Das bestätigte Vorstandsmitglied Irène Lejeune auf Nachfrage von boerse-online.de. Nach Informationen von boerse-online.de ist die Steuerhinterziehung ausschließlich durch den Handel mit Prozessorchips (CPUs) durchgeführt worden, die CE nicht handelt. Bei ACG machen sie nach Angaben von Bohn einen Umsatzanteil von rund 15 Prozent aus.
Wir halten die Maßnahmen für überzogen und nicht gerechtfertigt“, sagt der Chef des Wiesbadener Chipbrokers ACG Peter Bohn gegenüber boerse-online.de. Gestern Vormittag hatten Polizei und Staatsanwaltschaft Firmenräume in Wiesbaden und München durchsucht. Die Beamten suchten nach Beweisen für organisierte Umsatzsteuerhinterziehung. ACG sieht sich nach den Worten Bohns als „unbeteiligter Dritter“ und unterstützt aktiv die Ermittlungen. Dennoch bricht der Aktienkurs zweistellig ein.
Rund 80 Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft waren nach Angaben Bohns an der Durchsuchung beteiligt. Die Aktion sei durchgeführt worden „wie im Tatort“. Beamte haben leitende Angestellte befragt und mehrere Ordner mit Kopien von Unterlagen beschlagnahmt. Während der Durchsuchung habe der Geschäftsbetrieb geruht. Mittlerweile sei ACG wieder „voll operabel“.
Nach Angaben von Bohn wäre ein illegaler Handel, wie ihn die Ermittler untersuchen, über ACG nicht möglich, da bei jeder Transaktion die Steuernummer angegeben werden muss. Hintergrund der Fahndung sind organisierte Steuerhinterziehungen. Dabei werden in einem Ring Prozessorchips gehandelt, ohne dass die Ware tatsächlich bewegt wird. Es entsteht jeweils ein illegaler Anspruch auf Umsatzsteuererstattung beim Finanzamt. Nach Angaben der Regensburger Polizei ist dem deutschen Fiskus dadurch ein Schaden in mehrstelliger Millionenhöhe entstanden.
Laut Staatsanwaltschaft in Landshut und Polizei in Regensburg wurden zeitgleich Firmen und Banken von mehreren Hundert Einsatzkräften durchsucht. Die Aktion fand in elf deutschen Bundesländern sowie in sieben europäischen Staaten statt. Durchsucht wurden nach Angaben der Fahnder sowohl Beschuldigte als auch Dritte. Nach unbestätigten Informationen gab es fünf Festnahmen. Bohn legt Wert auf die Feststellung, dass bei ACG niemand festgenommen wurde.
Der Münchner Chipbroker CE Consumer Electronics wurde im Rahmen der Fahndungsaktion nicht durchsucht. Das bestätigte Vorstandsmitglied Irène Lejeune auf Nachfrage von boerse-online.de. Nach Informationen von boerse-online.de ist die Steuerhinterziehung ausschließlich durch den Handel mit Prozessorchips (CPUs) durchgeführt worden, die CE nicht handelt. Bei ACG machen sie nach Angaben von Bohn einen Umsatzanteil von rund 15 Prozent aus.
hi canadian ,
habe gerade erst die mails von dir entdeckt.
sorry das ich nicht vorher darauf geachtet habe.
bezüglich zurückhalten : deine beiträge beleben diesen thread
und haben einen sehr hohen informationsgehalt.
du bist eine bereicherung für dieses board.
bitte weiter so.
wenn ich etwas mehr zeit habe maile ich dir.
@ charli ,
auf dich ist natürlich auch verlass.
grüsse @ alle
habe gerade erst die mails von dir entdeckt.
sorry das ich nicht vorher darauf geachtet habe.
bezüglich zurückhalten : deine beiträge beleben diesen thread
und haben einen sehr hohen informationsgehalt.
du bist eine bereicherung für dieses board.
bitte weiter so.
wenn ich etwas mehr zeit habe maile ich dir.
@ charli ,
auf dich ist natürlich auch verlass.
grüsse @ alle
BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom schaltet das Netz ihres insolventen Konkurrenten TelDaFax am Donnerstag ganz ab. Der Bonner Ex-Monopolist begründete den Schritt am Mittwoch mit dem Scheitern von Verhandlungen mit TelDaFax über einen "tragfähigen Schuldentilgungsplan". Die Verbindlichkeiten des Marburger Wettbewerbers bei der Telekom beliefen sich demnach auf rund 90 Mio DM (46 Mio. Euro)./pin/FP/js
das war`s dann wohl
charlie
das war`s dann wohl
charlie
MITTWOCH
04.04.200114:18
Aktieninstitut fordert besseren Anlegerschutz
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) sorgt sich angesichts dramatischer Kurseinbrüche an den Börsen und vieler Pleiten am Neuen Markt um die Aktienkultur in Deutschland. Der Verein fordert daher einen besseren Schutz der Anleger. Dazu müsse unter anderem dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) mehr rechtlicher Handlungsspielraum gegeben werden. Zu oft verliefen Ermittlungen des BAWe »wegen der Untätigkeit einer Staatsanwaltschaft im Sande«. Auch seien Strafen bei nachgewiesenen Gesetzesverstößen bislang oft »symbolischer Art«, sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen am Mittwoch in Frankfurt.
»Wir müssen verstärkt darauf achten, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Das ist aber nicht ganz einfach durchzusetzen«, so von Rosen. Der drastische Kursrutsch - von mehr als 80 Prozent - am gerade bei Kleinanlegern beliebten Neuen Markt könnte die jüngst aufgeblühte Aktienkultur hier zu Lande schädigen. »Es besteht die Gefahr, dass die extrem positive, ja euphorische Stimmung, die wir letztes Jahr sahen, nun ins Gegenteil umschlägt.«
Dies wäre nach Einschätzung des DAI jedoch verheerend, da die immer wichtiger werdende private, kapitalgedeckte Altersvorsorge ohne die Investition in Aktien kaum zu leisten sei. »Die Altersvorsorge muss sich zu einem großen Teil auf die Anlageform Aktie stützen, wenn sie erfolgreich sein soll«, betonte von Rosen.
Nach Ansicht des DAI ist bei den Privatinvestoren ein nachhaltiger Vertrauensverlust in die Börsen aber noch nicht eingetreten. Zwar hat sich die Zahl der direkten Aktionäre in Deutschland im zweiten Halbjahr 2000 von 6,23 auf 6,19 Millionen reduziert. Dies sei aber kein Beleg dafür, dass die Anleger den Börsen den Rücken zudrehten. Vielmehr seien die Investoren - nicht selten nach immensen Verlusten im eigenen Depot - vorsichtiger geworden. Es gebe einen starken Trend zur Geldanlage in von Finanzhäusern professionell betreuten Aktien- oder Gemischtfonds. Die Zahl der Fondsbesitzer hatte sich allein von 1999 auf 2000 mit inzwischen fast neun Millionen nahezu verdoppelt.
Im Boomjahr 2000 seien die Chancen der Aktie als renditestarkes Anlageobjekt von Börsen, Banken und Anlegern generell »übertrieben« worden. Nun bestehe »die Gefahr, dass ebenso undifferenziert das Risiko der Aktienanlage in den Vordergrund gestellt wird«, warnte von Rosen. Die von der Deutschen Börse AG beschlossene Regelverschärfung für Firmen am spekulativen Neuen Markt sei zu begrüßen. »Allerdings wird auch ein strengeres Reglement nicht verhindern, dass in den nächsten Monaten oder Jahren einige der Unternehmen, die heute am Neuen Markt gehandelt werden, vom Kurszettel verschwinden.«
aus tomorrow business.de
charlie
04.04.200114:18
Aktieninstitut fordert besseren Anlegerschutz
Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) sorgt sich angesichts dramatischer Kurseinbrüche an den Börsen und vieler Pleiten am Neuen Markt um die Aktienkultur in Deutschland. Der Verein fordert daher einen besseren Schutz der Anleger. Dazu müsse unter anderem dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) mehr rechtlicher Handlungsspielraum gegeben werden. Zu oft verliefen Ermittlungen des BAWe »wegen der Untätigkeit einer Staatsanwaltschaft im Sande«. Auch seien Strafen bei nachgewiesenen Gesetzesverstößen bislang oft »symbolischer Art«, sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen am Mittwoch in Frankfurt.
»Wir müssen verstärkt darauf achten, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Das ist aber nicht ganz einfach durchzusetzen«, so von Rosen. Der drastische Kursrutsch - von mehr als 80 Prozent - am gerade bei Kleinanlegern beliebten Neuen Markt könnte die jüngst aufgeblühte Aktienkultur hier zu Lande schädigen. »Es besteht die Gefahr, dass die extrem positive, ja euphorische Stimmung, die wir letztes Jahr sahen, nun ins Gegenteil umschlägt.«
Dies wäre nach Einschätzung des DAI jedoch verheerend, da die immer wichtiger werdende private, kapitalgedeckte Altersvorsorge ohne die Investition in Aktien kaum zu leisten sei. »Die Altersvorsorge muss sich zu einem großen Teil auf die Anlageform Aktie stützen, wenn sie erfolgreich sein soll«, betonte von Rosen.
Nach Ansicht des DAI ist bei den Privatinvestoren ein nachhaltiger Vertrauensverlust in die Börsen aber noch nicht eingetreten. Zwar hat sich die Zahl der direkten Aktionäre in Deutschland im zweiten Halbjahr 2000 von 6,23 auf 6,19 Millionen reduziert. Dies sei aber kein Beleg dafür, dass die Anleger den Börsen den Rücken zudrehten. Vielmehr seien die Investoren - nicht selten nach immensen Verlusten im eigenen Depot - vorsichtiger geworden. Es gebe einen starken Trend zur Geldanlage in von Finanzhäusern professionell betreuten Aktien- oder Gemischtfonds. Die Zahl der Fondsbesitzer hatte sich allein von 1999 auf 2000 mit inzwischen fast neun Millionen nahezu verdoppelt.
Im Boomjahr 2000 seien die Chancen der Aktie als renditestarkes Anlageobjekt von Börsen, Banken und Anlegern generell »übertrieben« worden. Nun bestehe »die Gefahr, dass ebenso undifferenziert das Risiko der Aktienanlage in den Vordergrund gestellt wird«, warnte von Rosen. Die von der Deutschen Börse AG beschlossene Regelverschärfung für Firmen am spekulativen Neuen Markt sei zu begrüßen. »Allerdings wird auch ein strengeres Reglement nicht verhindern, dass in den nächsten Monaten oder Jahren einige der Unternehmen, die heute am Neuen Markt gehandelt werden, vom Kurszettel verschwinden.«
aus tomorrow business.de
charlie
Red Hat: Investoren klagen
WALL STREET CORRESPONDENTS
Der Linux-Softwarehersteller Red Hat wird von Aktionären in Zusammenhang mit dem Börsengang im April 1999 auf Schadenersatz verklagt.
Die Anleger beschuldigen die Unternehmensleitung, dass sie nicht über den Verkauf von Aktienpaketen durch die beiden Emissionsbanken Goldman Sachs und Credit Suisse First Boston informiert wurden.
Verklagt werden in diesem Zusammenhang die beide Emissionsbanken und einige Vorstände von Red Hat. Die Höhe der Schadenersatzklage ist noch nicht bekannt.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 04. April 2001
WALL STREET CORRESPONDENTS
Der Linux-Softwarehersteller Red Hat wird von Aktionären in Zusammenhang mit dem Börsengang im April 1999 auf Schadenersatz verklagt.
Die Anleger beschuldigen die Unternehmensleitung, dass sie nicht über den Verkauf von Aktienpaketen durch die beiden Emissionsbanken Goldman Sachs und Credit Suisse First Boston informiert wurden.
Verklagt werden in diesem Zusammenhang die beide Emissionsbanken und einige Vorstände von Red Hat. Die Höhe der Schadenersatzklage ist noch nicht bekannt.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 04. April 2001
Kritik an mangelhafter Prüfung von Börsenkandidaten
Deutsches Aktieninstitut rechnet mit weiteren Pleiten am Neuen Markt
Trotz Verschärfung der Börsenregeln werden noch einige der Unternehmen vom Neuen Markt veschwinden, sagt DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen. Auch gesunde Firmen drohen zu Übernahmekandidaten zu werden.
afp FRANKFURT. Das Deutsche Aktieninsitut (DAI) rechnet mit weiteren Pleiten am Neuen Markt. Trotz der Verschärfung der Börsenregeln sei klar, "dass in den nächsten Monaten oder Jahren einige der Unternehmen, die heute am Neuen Markt gehandelt werden, vom Kurszettel verschwinden", sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen am Mittwoch in Frankfurt am Main. Er kritisierte eine lange Zeit mangelhafte Prüfung von Börsenkandidaten bei der Zulassung zu dem Marktsegment. Diese sei oft "recht großzügig erteilt" worden. Andererseits würden auch viele gute Unternehmen, deren Kurse unter dem allgemeinen Abwärtstrend leiden, "zu Übernahmekandidaten par excellence".
Rosen betonte, die derzeitigen Kursbereinigungen seien "völlig normale Vorgänge für einen Wagniskapitalmarkt". Anleger hätten die Risiken, die der Neue Markt berge, "in der Vergangenheit manchmal übersehen". Weiterhin gelte der Satz, dass es höhere Chancen ohne höheres Risiko nicht gebe. "Allerdings entbindet dies die Unternehmen und die Marktorganisatoren nicht von der Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen."
Handelsblatt
Deutsches Aktieninstitut rechnet mit weiteren Pleiten am Neuen Markt
Trotz Verschärfung der Börsenregeln werden noch einige der Unternehmen vom Neuen Markt veschwinden, sagt DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen. Auch gesunde Firmen drohen zu Übernahmekandidaten zu werden.
afp FRANKFURT. Das Deutsche Aktieninsitut (DAI) rechnet mit weiteren Pleiten am Neuen Markt. Trotz der Verschärfung der Börsenregeln sei klar, "dass in den nächsten Monaten oder Jahren einige der Unternehmen, die heute am Neuen Markt gehandelt werden, vom Kurszettel verschwinden", sagte DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen am Mittwoch in Frankfurt am Main. Er kritisierte eine lange Zeit mangelhafte Prüfung von Börsenkandidaten bei der Zulassung zu dem Marktsegment. Diese sei oft "recht großzügig erteilt" worden. Andererseits würden auch viele gute Unternehmen, deren Kurse unter dem allgemeinen Abwärtstrend leiden, "zu Übernahmekandidaten par excellence".
Rosen betonte, die derzeitigen Kursbereinigungen seien "völlig normale Vorgänge für einen Wagniskapitalmarkt". Anleger hätten die Risiken, die der Neue Markt berge, "in der Vergangenheit manchmal übersehen". Weiterhin gelte der Satz, dass es höhere Chancen ohne höheres Risiko nicht gebe. "Allerdings entbindet dies die Unternehmen und die Marktorganisatoren nicht von der Einhaltung gesetzlicher Verpflichtungen."
Handelsblatt
Habe auch noch was beizusteuern. Diesmal zu Kurt Ochner.
Text aus manager-magazin.de vom 4.4.2001
Ziehkinder des gefeuerten
Fondsmanagers unter Druck
Der Abgang von Fondsmanager Kurt Ochner bei Julius
Bär hat am Neuen Markt für Aufregung gesorgt. Seine
Ziehkinder sind unter die Räder geraten. Das Bankhaus
dementiert Gerüchte, wonach Ochner wegen
Interessenskonflikten durch private Geschäfte seinen
Stuhl räumen musste.
Zürich - Julius-Bär-Sprecher Juerg Staehelin nannte die
Berichte über angebliche Interessenkonflikte Ochners "völlig
falsch". "Das ist absolut nicht der Trennungsgrund", sagte
Staehelin. Man habe sich auf Grund unterschiedlicher
Auffassungen über das Fondsmanagement von Ochner
getrennt.
Die "Wirtschaftswoche" berichtete am Mittwoch vorab,
Ochner habe nebenberuflich als Aufsichtsratsvorsitzender des
Walldorfer Start-Ups InterComponentWare (ICW) fungiert.
Ochner halte selbst zehn Prozent an dem Anbieter von
Telemedizin-Lösungen.
Die Aufsichtsratstätigkeit ihres
ehemaligen Mitarbeiters sei der
Bank bekannt gewesen, sagte
Staehelin. "Wir sind aber mit
unserem Fonds in keinster Weise
in diesem Titel investiert",
betonte der Banksprecher.
Deshalb gebe es auch keinen
Interessenskonflikt.
"Ochner-Werte" massiv unter Druck
Nach dem Ausscheiden des
Neue-Markt-Fondsmanagers bei
der Julius Bär Kapitalanlage sind
Aktien unter Druck geraten, die
Ochner in sein Portfolio
aufgenommen hatte. Marktexperten sehen darunter die Titel
von Caatoosee (Chart), Cybio (Chart), Biodata (Chart),
Novasoft (Chart) und Medion (Chart), die zu Wochenbeginn
zwischen zehn und fünfzig Prozent verloren. Am Mittwoch
konnten sich zumindest Cybio und Cyytoosee ein wenig
erholen.
"Caatoosee ist sehr markteng und meines Wissens in allen
Ochner-Fonds vertreten", sagte ein Händler in Frankfurt. Die
Verluste bei Medion könnten dagegen mehrere Faktoren
haben: "Hier sind so viele Papiere in Umlauf, dass ich einen
direkten Zusammenhang bei diesem Umsatz nicht sehen
kann", sagte der Händler.
Am Montag hatte Julius Bär bekannt gegeben, sich vom
Vorstandsmitglied Kurt Ochner zu trennen. Wie die Züricher
mitteilten, hatten sie ihren Fondsmanager mit sofortiger
Wirkung von allen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat
habe den Schnitt auf Grund unterschiedlicher strategischer
Auffassungen in Geschäftsangelegenheiten vollzogen. Die
bislang von Ochner betreuten Small-Cap-Funds übernehme
Carlo Seregni.
Der "Nebenwerte-Papst" war zu unternehmensnah
Ochner galt vielen Anlegern als "Nebenwerte-Papst". Seine
Investment-Strategie zielte häufig auf marktenge Titel, also
Unternehmen, von denen nur ein geringer Aktienanteil im
Streubesitz ist. Zudem hatte er häufig auch einen engen
Kontakt zu den Unternehmen gesucht – zu eng für seinen
Ex-Arbeitgeber.
"Ich kümmere mich um die Unternehmen, wenn die Banken
schon längst wieder abgezogen sind", umschrieb er einst
seinen unkonventionellen Stil. So legte sich Ochner auch bei
Börsengängen junger Unternehmen kräftig ins Zeug und warb
zum Beispiel selbst in großformatigen Anzeigen zur Emission
des Internet-Buchhändlers Buecher.de.
Ochner habe sehr viel Zeit für Dinge aufgewendet, die nicht
Bestandteil des Fondsmanager-Geschäfts seien, und er sei
"sehr nahe" bei den Unternehmen gewesen, sagte dazu der
Julius-Bär-Aufsichtsratsvorsitzende Leo Schrutt. Vor allem in
der Pionierphase des Neuen Markts habe er zeitweilig mehr
die Rolle eines Beraters als die eines Fondsmanagers gespielt.
Erfolge wurden in letzter Zeit seltener
"Wir sehen seine Zukunft auch eher dort", sagte Schrutt.
Diese Positionierung Ochners habe in der ersten Phase des
Wachstumssegments ihre Berechtigung gehabt, das belegten
nicht zuletzt seine Erfolge. Nunmehr befinde sich der Neue
Markt allerdings in einer Konsolidierungsphase. Das erfordere
eine andere Strategie.
Die Erfolge sind in den vergangenen Monaten jedoch immer
seltener geworden. Die von Kurt Ochner betreuten
Small-Cap-Fonds Julius Bär Special German Stock Fund
(Chart) und Julius Bär Creativ Fund (Chart) mussten in den
vergangenen Monaten herbe Verluste hinnehmen. Und auch
die von ihm einst hochgeredeten und -gelobten Titel wie
EM.TV (Chart), CE Consumer (Chart), Biodata (Chart) oder
MWG Biotech (Chart) verloren drastisch.
Vor allem der Julius Bär Creativ Fund (WKN 978500) enthält
zahlreiche Aktien des Neuen Marktes. Die Top-Werte des
Fonds und ihre Gewichtung:
6,0 % THINK TOOLS (WKN 936376)
4,7 % TV-LOONLAND (WKN 534840)
3,7 % D. LOGISTICS (WKN 510150)
3,2 % BIODATA (WKN 542270)
3,2 % MIS AG (WKN 661240)
2,6 % TISCON AG (WKN 745880)
2,5 % BWT AG OS 100 (WKN 884042)
2,4 % MOUNT10 INC.(WKN 876954)
2,2 % RTV FAMILY ENTERTAINMENT (WKN 706020)
Außerdem enthält der Fonds einen großen Anteil an der
Dresdner Netlinx AG. Mit diesem Einkauf, vorbörslich getätigt,
hatte Ochner allerdings etwas Pech. Das IPO wurde im
Dezember letzten Jahres verschoben.
Auch bei GAM wurde Ochner ersetzt
Betroffen sind allerdings auch andere Fonds, die nicht von
Julius Bär aufgelegt wurden. Einer davon ist der GAM Star All
Germany Fund (WKN 930 578). Die Geschäftsführung der
Fondsgesellschaft GAM (Global Asset Management) Fonds
Marketing will nun darüber beraten, welcher Manager künftig
für den Fonds zuständig ist.
"Wir haben einen Vertrag mit Julius Bär und nicht mit Herrn
Ochner", sagte GAM-Geschäftsführer Rainer Lang. Vorläufig
habe der Stellvertreter Ochners, Thomas Röder, die Leitung
des Fonds übernommen. Es fänden derzeit "intensive
Gespräche" mit Julius Bär statt. Auch wenn ein Entzug des
Mandats möglich sei, ist Lang zufolge eine Fortführung des
Vertrages mit strengeren Auflagen das wahrscheinlichere
Verhandlungsergebnis". Eigentümer von GAM ist seit Ende
1999 die Schweizer Großbank UBS.
Fast ein Zehntel des Fondsvermögens in Catoosee
Einer der größten Einzelposten im GAM Star All Germany Fund
ist Linos mit 9,1 Prozent (Ende Februar 2001), gefolgt von
Catoosee (9 Prozent). Mit 5,1 Prozent vertreten ist die Aktie
von Novasoft, die sich in den vergangen drei Monaten gegen
den Trend erstaunlich fest zeigte und per Saldo sogar noch
leicht zulegen konnte.
Die beiden letztgenannten Werte sind nach Einschätzung von
Branchenkennern typische "Ochner-Titel", die auf Grund ihrer
Marktenge in der Vergangenheit durch vereinzelte
Transaktionen "hochgekauft" werden konnten. Dem Fonds
selbst half das allerdings am Ende wenig: In den vergangenen
zwölf Monaten (per Ende Februar) fiel der Kurs um 51,4
Prozent.
Quelle:
http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,126205,00.…
Text aus manager-magazin.de vom 4.4.2001
Ziehkinder des gefeuerten
Fondsmanagers unter Druck
Der Abgang von Fondsmanager Kurt Ochner bei Julius
Bär hat am Neuen Markt für Aufregung gesorgt. Seine
Ziehkinder sind unter die Räder geraten. Das Bankhaus
dementiert Gerüchte, wonach Ochner wegen
Interessenskonflikten durch private Geschäfte seinen
Stuhl räumen musste.
Zürich - Julius-Bär-Sprecher Juerg Staehelin nannte die
Berichte über angebliche Interessenkonflikte Ochners "völlig
falsch". "Das ist absolut nicht der Trennungsgrund", sagte
Staehelin. Man habe sich auf Grund unterschiedlicher
Auffassungen über das Fondsmanagement von Ochner
getrennt.
Die "Wirtschaftswoche" berichtete am Mittwoch vorab,
Ochner habe nebenberuflich als Aufsichtsratsvorsitzender des
Walldorfer Start-Ups InterComponentWare (ICW) fungiert.
Ochner halte selbst zehn Prozent an dem Anbieter von
Telemedizin-Lösungen.
Die Aufsichtsratstätigkeit ihres
ehemaligen Mitarbeiters sei der
Bank bekannt gewesen, sagte
Staehelin. "Wir sind aber mit
unserem Fonds in keinster Weise
in diesem Titel investiert",
betonte der Banksprecher.
Deshalb gebe es auch keinen
Interessenskonflikt.
"Ochner-Werte" massiv unter Druck
Nach dem Ausscheiden des
Neue-Markt-Fondsmanagers bei
der Julius Bär Kapitalanlage sind
Aktien unter Druck geraten, die
Ochner in sein Portfolio
aufgenommen hatte. Marktexperten sehen darunter die Titel
von Caatoosee (Chart), Cybio (Chart), Biodata (Chart),
Novasoft (Chart) und Medion (Chart), die zu Wochenbeginn
zwischen zehn und fünfzig Prozent verloren. Am Mittwoch
konnten sich zumindest Cybio und Cyytoosee ein wenig
erholen.
"Caatoosee ist sehr markteng und meines Wissens in allen
Ochner-Fonds vertreten", sagte ein Händler in Frankfurt. Die
Verluste bei Medion könnten dagegen mehrere Faktoren
haben: "Hier sind so viele Papiere in Umlauf, dass ich einen
direkten Zusammenhang bei diesem Umsatz nicht sehen
kann", sagte der Händler.
Am Montag hatte Julius Bär bekannt gegeben, sich vom
Vorstandsmitglied Kurt Ochner zu trennen. Wie die Züricher
mitteilten, hatten sie ihren Fondsmanager mit sofortiger
Wirkung von allen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat
habe den Schnitt auf Grund unterschiedlicher strategischer
Auffassungen in Geschäftsangelegenheiten vollzogen. Die
bislang von Ochner betreuten Small-Cap-Funds übernehme
Carlo Seregni.
Der "Nebenwerte-Papst" war zu unternehmensnah
Ochner galt vielen Anlegern als "Nebenwerte-Papst". Seine
Investment-Strategie zielte häufig auf marktenge Titel, also
Unternehmen, von denen nur ein geringer Aktienanteil im
Streubesitz ist. Zudem hatte er häufig auch einen engen
Kontakt zu den Unternehmen gesucht – zu eng für seinen
Ex-Arbeitgeber.
"Ich kümmere mich um die Unternehmen, wenn die Banken
schon längst wieder abgezogen sind", umschrieb er einst
seinen unkonventionellen Stil. So legte sich Ochner auch bei
Börsengängen junger Unternehmen kräftig ins Zeug und warb
zum Beispiel selbst in großformatigen Anzeigen zur Emission
des Internet-Buchhändlers Buecher.de.
Ochner habe sehr viel Zeit für Dinge aufgewendet, die nicht
Bestandteil des Fondsmanager-Geschäfts seien, und er sei
"sehr nahe" bei den Unternehmen gewesen, sagte dazu der
Julius-Bär-Aufsichtsratsvorsitzende Leo Schrutt. Vor allem in
der Pionierphase des Neuen Markts habe er zeitweilig mehr
die Rolle eines Beraters als die eines Fondsmanagers gespielt.
Erfolge wurden in letzter Zeit seltener
"Wir sehen seine Zukunft auch eher dort", sagte Schrutt.
Diese Positionierung Ochners habe in der ersten Phase des
Wachstumssegments ihre Berechtigung gehabt, das belegten
nicht zuletzt seine Erfolge. Nunmehr befinde sich der Neue
Markt allerdings in einer Konsolidierungsphase. Das erfordere
eine andere Strategie.
Die Erfolge sind in den vergangenen Monaten jedoch immer
seltener geworden. Die von Kurt Ochner betreuten
Small-Cap-Fonds Julius Bär Special German Stock Fund
(Chart) und Julius Bär Creativ Fund (Chart) mussten in den
vergangenen Monaten herbe Verluste hinnehmen. Und auch
die von ihm einst hochgeredeten und -gelobten Titel wie
EM.TV (Chart), CE Consumer (Chart), Biodata (Chart) oder
MWG Biotech (Chart) verloren drastisch.
Vor allem der Julius Bär Creativ Fund (WKN 978500) enthält
zahlreiche Aktien des Neuen Marktes. Die Top-Werte des
Fonds und ihre Gewichtung:
6,0 % THINK TOOLS (WKN 936376)
4,7 % TV-LOONLAND (WKN 534840)
3,7 % D. LOGISTICS (WKN 510150)
3,2 % BIODATA (WKN 542270)
3,2 % MIS AG (WKN 661240)
2,6 % TISCON AG (WKN 745880)
2,5 % BWT AG OS 100 (WKN 884042)
2,4 % MOUNT10 INC.(WKN 876954)
2,2 % RTV FAMILY ENTERTAINMENT (WKN 706020)
Außerdem enthält der Fonds einen großen Anteil an der
Dresdner Netlinx AG. Mit diesem Einkauf, vorbörslich getätigt,
hatte Ochner allerdings etwas Pech. Das IPO wurde im
Dezember letzten Jahres verschoben.
Auch bei GAM wurde Ochner ersetzt
Betroffen sind allerdings auch andere Fonds, die nicht von
Julius Bär aufgelegt wurden. Einer davon ist der GAM Star All
Germany Fund (WKN 930 578). Die Geschäftsführung der
Fondsgesellschaft GAM (Global Asset Management) Fonds
Marketing will nun darüber beraten, welcher Manager künftig
für den Fonds zuständig ist.
"Wir haben einen Vertrag mit Julius Bär und nicht mit Herrn
Ochner", sagte GAM-Geschäftsführer Rainer Lang. Vorläufig
habe der Stellvertreter Ochners, Thomas Röder, die Leitung
des Fonds übernommen. Es fänden derzeit "intensive
Gespräche" mit Julius Bär statt. Auch wenn ein Entzug des
Mandats möglich sei, ist Lang zufolge eine Fortführung des
Vertrages mit strengeren Auflagen das wahrscheinlichere
Verhandlungsergebnis". Eigentümer von GAM ist seit Ende
1999 die Schweizer Großbank UBS.
Fast ein Zehntel des Fondsvermögens in Catoosee
Einer der größten Einzelposten im GAM Star All Germany Fund
ist Linos mit 9,1 Prozent (Ende Februar 2001), gefolgt von
Catoosee (9 Prozent). Mit 5,1 Prozent vertreten ist die Aktie
von Novasoft, die sich in den vergangen drei Monaten gegen
den Trend erstaunlich fest zeigte und per Saldo sogar noch
leicht zulegen konnte.
Die beiden letztgenannten Werte sind nach Einschätzung von
Branchenkennern typische "Ochner-Titel", die auf Grund ihrer
Marktenge in der Vergangenheit durch vereinzelte
Transaktionen "hochgekauft" werden konnten. Dem Fonds
selbst half das allerdings am Ende wenig: In den vergangenen
zwölf Monaten (per Ende Februar) fiel der Kurs um 51,4
Prozent.
Quelle:
http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,126205,00.…
Viele Warnzeichen legen den Ausstieg nahe
Indizien signalisieren: Kursgewinne fallen ins Wasser - Nach Hiobsbotschaften müssen Aktien auf den Prüfstand
Unternehmensnachrichten, die wie ein Stoppschild zum sofortigen Verkauf einer Aktie raten
Von Matthias Iken
Berlin - Hinterher ist man an der Börse nicht nur schlauer, sondern meist auch ärmer. In diesen Tagen prasselt eine Hiobsbotschaft nach der nächsten auf Investoren nieder - für viele völlig überraschend. Doch es gibt einige Alarmzeichen, die Investoren schon vorher klüger machen könnten - Unternehmensnachrichten, die wie ein Stoppschild zum sofortigen Verkauf einer Aktie raten.
Ein klassisches Alarmzeichen sind Gewinnwarnungen. Wie Fondsmanager sollten auch Privatanleger die Unternehmen nach jedem Verfehlen der Ziele auf den Prüfstand stellen. Oftmals signalisieren Gewinnwarnungen nämlich fundamentale Probleme im Geschäftsfeld. "Eine Gewinnwarnung kommt selten allein", lautet daher eine Börsenweisheit. Eine Fülle von Beispielen von Abit über Ericsson und Lucent bis WWL Internet beweisen dies. Wer nach der ersten Hiobsbotschaft die Reißleine zieht, fährt zurzeit am besten, wie die Poet-Aktie zeigt. Der Softwarehersteller warnte bereits im Juli 2000 vor einer Umsatzenttäuschung: Wer damals rasch reagierte, bekam noch über 20 Euro für das Papier. Die Investoren hingegen, die ausharrten und auf bessere Zeiten hofften, wurden immer wieder enttäuscht. Die Probleme blieben, der Kurs fiel auf weit unter fünf Euro.
Noch besser als der Verkauf bei einer Gewinnwarnung ist indes der Verkauf vor einer Hiobsbotschaft - denn auch hier gibt es gerade am Neuen Markt Anzeichen. Verfällt etwa der Kurs einige Wochen vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen, ist Vorsicht angebracht - so begannen die Aktien von Sunburst und Amatech schon vor der Gewinnwarnung einzubrechen. "Bei einigen Unternehmen am Neuen Markt kann man schon am Chart erkennen, ob eine Gewinnwarnung droht", spotten Händler. Bei Amatech kam ein weiteres Warnzeichen hinzu: Am 12. März meldete das Unternehmen, dass es für die Bilanz länger braucht, einen Tag später kam die Gewinnwarnung.
Oftmals sprechen auch Personalwechsel in den Unternehmen eine deutliche Sprache - gerade der CEO (Vorstandschef) und der CFO (Finanzvorstand) verlassen oft schon vor dem Kursuntergang das sinkende Schiff. Ein deutliches Warnsignal für die Aktionäre von Blue C war so der Rücktritt von Finanzvorstand Folker Pieterse am 18. Januar 2001. Offiziell lagen die Gründe in "unterschiedlichen Auffassungen in der Weiterentwicklung der Firmenstrategie", inoffiziell aber vermutlich im desaströsen Geschäftsergebnis. Dieses kam einen Monat später ans Licht. Das österreichische Unternehmen erreichte nicht einmal ein Sechstel des prognostizierten Quartalsumsatzes von 5,7 Mio. Euro. Die Umsatzprognose für 2001 wurde von 36,2 Mio. Euro auf 10,6 Mio. gesenkt. Wer im Januar verkaufte, kam mit 4,25 Euro noch recht billig aus Blue C heraus, inzwischen ist der Kurs nach einer nochmaligen Umsatzwarnung auf 44 Cent abgesackt. In einer Studie kommt Axel Herlinghaus von der GZ-Bank zu der Erkenntnis, dass sowohl in den Wochen vor als auch nach einem Vorstandswechsel die betreffenden Kurse deutlich schlechter als der Index laufen. Nur in den Tagen des Revirements liefen die Aktien besser. "Bei vielen Werten erwies sich dieser Zeitraum auf Grund des Ankündigungseffektes als günstiger Ausstiegszeitpunkt", so Herlinghaus. So entzündeten die Personalwechsel bei Abit, Brain, CPU, Empris, und Infomatec ein kurzes Strohfeuer, ehe die Notierungen wieder absackten.
Zudem lohnt immer auch der Blick auf das Ende der Haltefristen. Die Altaktionäre müssen sich nach dem Börsengang verpflichten, für mindestens sechs Monate die eigenen Aktien nicht zu verkaufen. In einer anderen Untersuchung der GZ-Bank wird deutlich, dass innerhalb von drei Monaten nach Ablauf dieser so genannten Lock-up-Frist der Kurs zu hinken beginnt. "Innerhalb von drei Monaten liegt die Underperformance bei 6,2 Prozent", sagt Gerold Deppisch von der GZ-Bank. "Daher sollten Aktionäre die Lock-up-Frist im Auge behalten." Inzwischen sind Aktienverkäufe meldepflichtig - wenn auch erst drei Tage im Nachhinein. Auf der Internet-Seite der Deutschen Börse können Anleger einsehen, welche Vorstände anscheinend selbst nicht mehr an die Zukunft ihres Unternehmens glauben. Intertainment-Chef Rüdiger Baeres etwa verkauft seit Wochen eigene Aktien, am 29. März allein 200 000 Papiere. Bei solchen Stückzahlen kann die Devise für Privatanleger nur lauten: Raus - und zwar schnell.
Indizien signalisieren: Kursgewinne fallen ins Wasser - Nach Hiobsbotschaften müssen Aktien auf den Prüfstand
Unternehmensnachrichten, die wie ein Stoppschild zum sofortigen Verkauf einer Aktie raten
Von Matthias Iken
Berlin - Hinterher ist man an der Börse nicht nur schlauer, sondern meist auch ärmer. In diesen Tagen prasselt eine Hiobsbotschaft nach der nächsten auf Investoren nieder - für viele völlig überraschend. Doch es gibt einige Alarmzeichen, die Investoren schon vorher klüger machen könnten - Unternehmensnachrichten, die wie ein Stoppschild zum sofortigen Verkauf einer Aktie raten.
Ein klassisches Alarmzeichen sind Gewinnwarnungen. Wie Fondsmanager sollten auch Privatanleger die Unternehmen nach jedem Verfehlen der Ziele auf den Prüfstand stellen. Oftmals signalisieren Gewinnwarnungen nämlich fundamentale Probleme im Geschäftsfeld. "Eine Gewinnwarnung kommt selten allein", lautet daher eine Börsenweisheit. Eine Fülle von Beispielen von Abit über Ericsson und Lucent bis WWL Internet beweisen dies. Wer nach der ersten Hiobsbotschaft die Reißleine zieht, fährt zurzeit am besten, wie die Poet-Aktie zeigt. Der Softwarehersteller warnte bereits im Juli 2000 vor einer Umsatzenttäuschung: Wer damals rasch reagierte, bekam noch über 20 Euro für das Papier. Die Investoren hingegen, die ausharrten und auf bessere Zeiten hofften, wurden immer wieder enttäuscht. Die Probleme blieben, der Kurs fiel auf weit unter fünf Euro.
Noch besser als der Verkauf bei einer Gewinnwarnung ist indes der Verkauf vor einer Hiobsbotschaft - denn auch hier gibt es gerade am Neuen Markt Anzeichen. Verfällt etwa der Kurs einige Wochen vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen, ist Vorsicht angebracht - so begannen die Aktien von Sunburst und Amatech schon vor der Gewinnwarnung einzubrechen. "Bei einigen Unternehmen am Neuen Markt kann man schon am Chart erkennen, ob eine Gewinnwarnung droht", spotten Händler. Bei Amatech kam ein weiteres Warnzeichen hinzu: Am 12. März meldete das Unternehmen, dass es für die Bilanz länger braucht, einen Tag später kam die Gewinnwarnung.
Oftmals sprechen auch Personalwechsel in den Unternehmen eine deutliche Sprache - gerade der CEO (Vorstandschef) und der CFO (Finanzvorstand) verlassen oft schon vor dem Kursuntergang das sinkende Schiff. Ein deutliches Warnsignal für die Aktionäre von Blue C war so der Rücktritt von Finanzvorstand Folker Pieterse am 18. Januar 2001. Offiziell lagen die Gründe in "unterschiedlichen Auffassungen in der Weiterentwicklung der Firmenstrategie", inoffiziell aber vermutlich im desaströsen Geschäftsergebnis. Dieses kam einen Monat später ans Licht. Das österreichische Unternehmen erreichte nicht einmal ein Sechstel des prognostizierten Quartalsumsatzes von 5,7 Mio. Euro. Die Umsatzprognose für 2001 wurde von 36,2 Mio. Euro auf 10,6 Mio. gesenkt. Wer im Januar verkaufte, kam mit 4,25 Euro noch recht billig aus Blue C heraus, inzwischen ist der Kurs nach einer nochmaligen Umsatzwarnung auf 44 Cent abgesackt. In einer Studie kommt Axel Herlinghaus von der GZ-Bank zu der Erkenntnis, dass sowohl in den Wochen vor als auch nach einem Vorstandswechsel die betreffenden Kurse deutlich schlechter als der Index laufen. Nur in den Tagen des Revirements liefen die Aktien besser. "Bei vielen Werten erwies sich dieser Zeitraum auf Grund des Ankündigungseffektes als günstiger Ausstiegszeitpunkt", so Herlinghaus. So entzündeten die Personalwechsel bei Abit, Brain, CPU, Empris, und Infomatec ein kurzes Strohfeuer, ehe die Notierungen wieder absackten.
Zudem lohnt immer auch der Blick auf das Ende der Haltefristen. Die Altaktionäre müssen sich nach dem Börsengang verpflichten, für mindestens sechs Monate die eigenen Aktien nicht zu verkaufen. In einer anderen Untersuchung der GZ-Bank wird deutlich, dass innerhalb von drei Monaten nach Ablauf dieser so genannten Lock-up-Frist der Kurs zu hinken beginnt. "Innerhalb von drei Monaten liegt die Underperformance bei 6,2 Prozent", sagt Gerold Deppisch von der GZ-Bank. "Daher sollten Aktionäre die Lock-up-Frist im Auge behalten." Inzwischen sind Aktienverkäufe meldepflichtig - wenn auch erst drei Tage im Nachhinein. Auf der Internet-Seite der Deutschen Börse können Anleger einsehen, welche Vorstände anscheinend selbst nicht mehr an die Zukunft ihres Unternehmens glauben. Intertainment-Chef Rüdiger Baeres etwa verkauft seit Wochen eigene Aktien, am 29. März allein 200 000 Papiere. Bei solchen Stückzahlen kann die Devise für Privatanleger nur lauten: Raus - und zwar schnell.
Um es im Klartext zu sagen: Ochner hat das Geld der Leute verzockt! Meist die Werte gepusht, inder er selbst investiert war.Z.B. absolute Luftnummer wie Caatoosee . Wenn das noch im Rahmen des legalen ist, kann ich nur noch ein Ei über den NM schlagen.
So was ist im strafrechtlichen Sinn Betrug.
Offensichtlich hat J.Bär kalte Füsse gekriegt bei all dem Insidergezocke.
So was ist im strafrechtlichen Sinn Betrug.
Offensichtlich hat J.Bär kalte Füsse gekriegt bei all dem Insidergezocke.
LIPRO hat Liquiditätsprobleme - Prognose für 2001 bleibt aber unverändert
BERLIN (dpa-AFX) - Das Softwarehaus LIPRO AG (LPR.ETR) steckt in finanziellen Nöten. Ein Teil der Belegschaft hätte nur verspätet das März-Gehalt erhalten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. Das rasant wachsende Geschäft habe zu einem kurzfristigen Liquiditätsengpass geführt. Um der Probleme Herr zu werden, führe LIPRO mit Unterstützung des Landes Berlin Gespräche mit dem Konsortium der finanzierenden Banken.
An ihren Prognosen für das laufende Geschäftsjahr halten die Berliner aber fest. Der Umsatz im ersten Quartal habe mit 7,2 Mio. Euro im Plan gelegen. Derzeit habe LIPRO Aufträge im Wert von 21 Mio. Euro in den Büchern. Für das Geschäftsjahr 2001 peilt das Softwareunternehmen einen Umsatz von 52 Mio. Euro und ein Ergebnis von 6 Mio. Euro an./ar/rw/kh
BERLIN (dpa-AFX) - Das Softwarehaus LIPRO AG (LPR.ETR) steckt in finanziellen Nöten. Ein Teil der Belegschaft hätte nur verspätet das März-Gehalt erhalten, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. Das rasant wachsende Geschäft habe zu einem kurzfristigen Liquiditätsengpass geführt. Um der Probleme Herr zu werden, führe LIPRO mit Unterstützung des Landes Berlin Gespräche mit dem Konsortium der finanzierenden Banken.
An ihren Prognosen für das laufende Geschäftsjahr halten die Berliner aber fest. Der Umsatz im ersten Quartal habe mit 7,2 Mio. Euro im Plan gelegen. Derzeit habe LIPRO Aufträge im Wert von 21 Mio. Euro in den Büchern. Für das Geschäftsjahr 2001 peilt das Softwareunternehmen einen Umsatz von 52 Mio. Euro und ein Ergebnis von 6 Mio. Euro an./ar/rw/kh
Es geht mal wieder weiter,diesmal mit Plasmaselect.Gewinn - und Umsatzwarnung reduziert,sowie die Aussage "Sich an der Börse verspekuliert zu haben".
P L A S M A S E L E C T
Aktie nach gesenkten Prognosen auf Talfahrt
Die Gewinn- und Umsatzplanung drastisch gesenkt, an der Börse verspekuliert - die Aktie stürzt ab.
Teterow - Die Aktien des Biotechunternehmens Plasmaselect sind am Morgen abgestürzt und waren bis 10.30 Uhr mit Kursverlusten von mehr als 21 Prozent auf 3,40 Euro schwächster Wert am gesamten Neuen Markt.
Gewinn- und Umsatzplanung drastisch reduziert
Plasmaselect hat im ersten Quartal ihr Ergebnis um 1,6 Millionen Euro verfehlt und reduziert deshalb die Gewinnplanung für das laufende Geschäftsjahr um 3,9 Millionen Euro. Insgesamt erwartet Plasmaselect einen Gesamtjahresverlust vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 14 Millionen. Gleichzeitig senkte das Biotechunternehmen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf 8 Millionen Euro.
An der Börse verspekuliert
Das Unternehmen begründete den Schritt am Mittwoch nach Börsenschluss mit Abwertungen von Überbeständen im Vorratsvermögen und Verlusten aus einem für die Firma aufgelegten Spezialfonds. Mit anderen Worten: Man hat sich an der Börse verspekuliert.
Die geringere Geschäftserwartung begründete Plasmaselect damit, dass die Umsätze mit dem Blutreinigungsmittel Rheosorb sich nicht wie erwartet entwickelt hätten. Der Fonds habe insgesamt einen Verlust von 1,4 Millionen Euro eingefahren.
Der Kurs der Aktie hat sich seit der ersten Aktionärsversammlung im Februar halbiert. Der Vorstand der 160-Mann-Firma hatte bei der Hauptversammlung auch Fehler im Management eingeräumt und angekündigt, sich zunächst auf bewährte Blutreinigungsprodukte zu konzentrieren.
Der Aktienkurs von Plasmaselect war seit März 2000 vom Ausgabekurs 45 Euro auf 175 Euro gestiegen und danach abgestürzt. Grund waren neue Studien für den Blutreiniger Rheosorb, die die geregelte Kostenübernahme im Krankheitsfall durch die Krankenkassen um etwa zwei Jahre verschoben. Mit Rheosorb kann nach Plasmaselect-Angaben Diabetiekern die Amputation des Fußes erspart werden
P L A S M A S E L E C T
Aktie nach gesenkten Prognosen auf Talfahrt
Die Gewinn- und Umsatzplanung drastisch gesenkt, an der Börse verspekuliert - die Aktie stürzt ab.
Teterow - Die Aktien des Biotechunternehmens Plasmaselect sind am Morgen abgestürzt und waren bis 10.30 Uhr mit Kursverlusten von mehr als 21 Prozent auf 3,40 Euro schwächster Wert am gesamten Neuen Markt.
Gewinn- und Umsatzplanung drastisch reduziert
Plasmaselect hat im ersten Quartal ihr Ergebnis um 1,6 Millionen Euro verfehlt und reduziert deshalb die Gewinnplanung für das laufende Geschäftsjahr um 3,9 Millionen Euro. Insgesamt erwartet Plasmaselect einen Gesamtjahresverlust vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 14 Millionen. Gleichzeitig senkte das Biotechunternehmen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf 8 Millionen Euro.
An der Börse verspekuliert
Das Unternehmen begründete den Schritt am Mittwoch nach Börsenschluss mit Abwertungen von Überbeständen im Vorratsvermögen und Verlusten aus einem für die Firma aufgelegten Spezialfonds. Mit anderen Worten: Man hat sich an der Börse verspekuliert.
Die geringere Geschäftserwartung begründete Plasmaselect damit, dass die Umsätze mit dem Blutreinigungsmittel Rheosorb sich nicht wie erwartet entwickelt hätten. Der Fonds habe insgesamt einen Verlust von 1,4 Millionen Euro eingefahren.
Der Kurs der Aktie hat sich seit der ersten Aktionärsversammlung im Februar halbiert. Der Vorstand der 160-Mann-Firma hatte bei der Hauptversammlung auch Fehler im Management eingeräumt und angekündigt, sich zunächst auf bewährte Blutreinigungsprodukte zu konzentrieren.
Der Aktienkurs von Plasmaselect war seit März 2000 vom Ausgabekurs 45 Euro auf 175 Euro gestiegen und danach abgestürzt. Grund waren neue Studien für den Blutreiniger Rheosorb, die die geregelte Kostenübernahme im Krankheitsfall durch die Krankenkassen um etwa zwei Jahre verschoben. Mit Rheosorb kann nach Plasmaselect-Angaben Diabetiekern die Amputation des Fußes erspart werden
"mafiaBroker" hat wohl heute keine Zeit, muss Gewinne machen.
Darf man das denn an der Börse, oder ist das schon Betrug ?
Wenn man selbst Gewinne macht und andere verlieren ist das o.k.,
was ? Einer von uns hat das Börsengeschäft nicht verstanden.
Darf man das denn an der Börse, oder ist das schon Betrug ?
Wenn man selbst Gewinne macht und andere verlieren ist das o.k.,
was ? Einer von uns hat das Börsengeschäft nicht verstanden.
hauptsache du hast es verstanden !
erst heute angemeldet und schon .....
allgemein
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zockilinski
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Biodata oder die Tricks der
Shortseller
Bei Biodata sind sie offenbar unlängst am Drücker
gewesen: Professionelle Shortseller. Sie stürzen
sich vor allem auf gut bewertete und marktenge Titel und der Neue
Markt bietet ihnen in dieser Hinsicht ein ideales Spielfeld.
Bei dem Anbieter von IT-Sicherheitsprodukten aus dem hessischen
Lichtenfels sollen sich die Shortseller einer besonders elaborierten,
manche würden auch sagen abgefeimten, aber nach Händlerauskunft
durchaus nicht unüblichen Methode bedient haben. Und die ging so:
In das Handelssystem Xetra wurden etwas oberhalb der letzten
Bezahltkurse umfangreiche Verkaufsorders eingestellt, die den Eindruck
erweckten, als wolle sich eine Adresse von umfangreichen Beständen
trennen. Sobald man sich aber an diesen Kurs herantastete, wurde die
Order gelöscht, um wenig später auf einem etwas höheren Niveau
wieder zu erscheinen. Ziel dieser Operation ist es, Panik zu säen, und
Verkäufe zu stimulieren. Ist der Effekt wie gewünscht eingetreten, werden
die Papier von den Shortsellern auf dem niedrigeren Niveau wieder
eingesammelt.
Wer sich am Neuen Markt engagiert, muss auch auf solche Spiele
gefasst sei. Je marktenger die Titel, um so gefährdeter sind sie für
Manipulationen aller Art, seien es getürkte Briefseiten wie bei Biodata,
seien es gezielt gestreute Gerüchte. Ein hoher Informationsstand und
Vertrauen in das Management sind gefragt, um in solchen Situationen
als Anleger nicht die falsche Entscheidung zu treffen.
Shortseller
Bei Biodata sind sie offenbar unlängst am Drücker
gewesen: Professionelle Shortseller. Sie stürzen
sich vor allem auf gut bewertete und marktenge Titel und der Neue
Markt bietet ihnen in dieser Hinsicht ein ideales Spielfeld.
Bei dem Anbieter von IT-Sicherheitsprodukten aus dem hessischen
Lichtenfels sollen sich die Shortseller einer besonders elaborierten,
manche würden auch sagen abgefeimten, aber nach Händlerauskunft
durchaus nicht unüblichen Methode bedient haben. Und die ging so:
In das Handelssystem Xetra wurden etwas oberhalb der letzten
Bezahltkurse umfangreiche Verkaufsorders eingestellt, die den Eindruck
erweckten, als wolle sich eine Adresse von umfangreichen Beständen
trennen. Sobald man sich aber an diesen Kurs herantastete, wurde die
Order gelöscht, um wenig später auf einem etwas höheren Niveau
wieder zu erscheinen. Ziel dieser Operation ist es, Panik zu säen, und
Verkäufe zu stimulieren. Ist der Effekt wie gewünscht eingetreten, werden
die Papier von den Shortsellern auf dem niedrigeren Niveau wieder
eingesammelt.
Wer sich am Neuen Markt engagiert, muss auch auf solche Spiele
gefasst sei. Je marktenger die Titel, um so gefährdeter sind sie für
Manipulationen aller Art, seien es getürkte Briefseiten wie bei Biodata,
seien es gezielt gestreute Gerüchte. Ein hoher Informationsstand und
Vertrauen in das Management sind gefragt, um in solchen Situationen
als Anleger nicht die falsche Entscheidung zu treffen.
Schlechtes Zeugnis für deutsche Geschäftsberichte
Sprachexperte kritisiert "Bürokratenjargon" und Mangel an Emotionalität - Beziehung zum Anleger bleibt auf der Strecke
Von Alexander Antonoff
Frankfurt/Main - "Gute Geschäftsberichte sollten sich so spannend wie Krimis lesen", fordert der Düsseldorfer Germanistikprofessor Rudi Keller. Doch gleichzeitig muss er feststellen, dass die Berichte von diesem Anspruch meilenweit entfernt sind. "Wenn es um die Sprache geht, dann sind gute Geschäftsberichte rar", sagte Keller auf dem dritten "Capital Market Relations"-Kongress in der Deutschen Börse in Frankfurt. Neben oft aufwendigen Illustrationen falle die Textqualität oft in einen "Jargon der Bürokraten" ab. Angesichts der Funktion des Geschäftsberichts als Instrument des Aktienmarketings sei dies ein sträfliches Versäumnis, hielt der Sprachwissenschaftler den über 200 Kongressteilnehmern vor.
"Heute wendet sich der Geschäftsbericht nicht mehr nur an einen Personenkreis, der diesen lesen muss, sondern an einen, von dem er gelesen werden soll", erklärte Keller. Gerade, wenn das Vertrauen in die Kapitalmärkte immer mehr auf die Probe gestellt werde, könne die falsche Wahl der Worte ein schlechtes Bild auf das Unternehmen werfen. "Wer sich im Jargon des Einwohnermeldeamtes an seine Aktionäre wendet, läuft Gefahr, dass das Unternehmen auch wie ein Einwohnermeldeamt wahrgenommen wird", sagte Keller. Dabei sei der meistgelesene Text in einem Geschäftsbericht oft zugleich der schlechteste Text: der "Brief an die Aktionäre". Wenn dieser bereits mit einer Floskel wie "Wir blicken auf eine erfolgreiches Jahr zurück" beginne, dann sei dies nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme. Zudem vermittle der Brief oft lediglich eine Botschaft: Der Verfasser kann die Informationen, die auf den nächsten Seiten folgen, zusammenfassen. "Das kann auch die Buchhaltung", kritisierte Keller.
Nach Ansicht des Wissenschaflers sollten sich deutsche Unternehmen amerikanische Geschäftsberichte zum Vorbild nehmen. Hier lese sich der Aktionärsbrief nicht selten wie eine Geschichte, die beispielsweise der Vorstandschef von Coca Cola aus seinem Berufsleben erzählt. Die trotz alledem mit Fakten gespickte Anekdote mache einfach Lust, bis zum Ende zu lesen. Im Gegensatz dazu stellt Keller einen Mangel an Emotionalität in deutschen Geschäftsberichten fest. Wer nur schreibe, dass der Umsatz um x Prozent gesteigert werden konnte, der verschweige dem Leser, ob dies herausragend, passabel oder aber eine Katastrophe ist.
"Gute Geschäftsberichte haben immer eine Art Leitmotiv", ergänzte Keller am Beispiel Coca Cola. So ziehe sich hier vom Aktionärsbrief bis zur letzten Seite das Wort und das Motiv der "Unendlichkeit". Ein solches Leitmotiv habe zudem den Vorteil, dass es dem Geschäftsbericht einen Spannungsbogen, eine Dramaturgie gebe. Oft wählten deutsche Unternehmen bereits die falsche Perspektive, bemängelte Keller zudem. Statt für die Anleger werde der Geschäftsbericht oft für den Vorstand verfasst, glaubt der Wissenschaftler - ein Bewusstsein, das von Beginn an jede gute sprachliche Gestaltung zunichte mache. Statt dessen empfiehlt Keller, bei der Konzeption eines Geschäftsberichtes die Geschichte des Unternehmens und die Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, in den Vordergrund zu stellen. Schließlich mangele es heutzutage nicht an Rohinformationen. Vielmehr liege die Chance des Geschäftsberichtes darin, mit veredelten Informationen um den Anleger zu werben.
So ist der Sprachexperte der Überzeugung, dass die pure Informationsvermittlung im Medium Geschäftsbericht oft überbewertet wird. Mindestens genauso wichtig sei es, das Image des Unternehmens zu entwickeln und die Beziehung zum Anleger zu pflegen. Und dabei dürfe der Unterhaltungsaspekt nicht zu kurz kommen, regt Keller an. Schließlich gelte beim Geschäftsbericht das Gleiche wie bei einem Krimi: "Ein Text, der nicht unterhaltend ist, wird auch nicht gelesen."
Links ins World Wide Web
Mehr zur Sprache der Geschäftsberichte: www.phil-fak.uni-duesseldorf.de
Sprachexperte kritisiert "Bürokratenjargon" und Mangel an Emotionalität - Beziehung zum Anleger bleibt auf der Strecke
Von Alexander Antonoff
Frankfurt/Main - "Gute Geschäftsberichte sollten sich so spannend wie Krimis lesen", fordert der Düsseldorfer Germanistikprofessor Rudi Keller. Doch gleichzeitig muss er feststellen, dass die Berichte von diesem Anspruch meilenweit entfernt sind. "Wenn es um die Sprache geht, dann sind gute Geschäftsberichte rar", sagte Keller auf dem dritten "Capital Market Relations"-Kongress in der Deutschen Börse in Frankfurt. Neben oft aufwendigen Illustrationen falle die Textqualität oft in einen "Jargon der Bürokraten" ab. Angesichts der Funktion des Geschäftsberichts als Instrument des Aktienmarketings sei dies ein sträfliches Versäumnis, hielt der Sprachwissenschaftler den über 200 Kongressteilnehmern vor.
"Heute wendet sich der Geschäftsbericht nicht mehr nur an einen Personenkreis, der diesen lesen muss, sondern an einen, von dem er gelesen werden soll", erklärte Keller. Gerade, wenn das Vertrauen in die Kapitalmärkte immer mehr auf die Probe gestellt werde, könne die falsche Wahl der Worte ein schlechtes Bild auf das Unternehmen werfen. "Wer sich im Jargon des Einwohnermeldeamtes an seine Aktionäre wendet, läuft Gefahr, dass das Unternehmen auch wie ein Einwohnermeldeamt wahrgenommen wird", sagte Keller. Dabei sei der meistgelesene Text in einem Geschäftsbericht oft zugleich der schlechteste Text: der "Brief an die Aktionäre". Wenn dieser bereits mit einer Floskel wie "Wir blicken auf eine erfolgreiches Jahr zurück" beginne, dann sei dies nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme. Zudem vermittle der Brief oft lediglich eine Botschaft: Der Verfasser kann die Informationen, die auf den nächsten Seiten folgen, zusammenfassen. "Das kann auch die Buchhaltung", kritisierte Keller.
Nach Ansicht des Wissenschaflers sollten sich deutsche Unternehmen amerikanische Geschäftsberichte zum Vorbild nehmen. Hier lese sich der Aktionärsbrief nicht selten wie eine Geschichte, die beispielsweise der Vorstandschef von Coca Cola aus seinem Berufsleben erzählt. Die trotz alledem mit Fakten gespickte Anekdote mache einfach Lust, bis zum Ende zu lesen. Im Gegensatz dazu stellt Keller einen Mangel an Emotionalität in deutschen Geschäftsberichten fest. Wer nur schreibe, dass der Umsatz um x Prozent gesteigert werden konnte, der verschweige dem Leser, ob dies herausragend, passabel oder aber eine Katastrophe ist.
"Gute Geschäftsberichte haben immer eine Art Leitmotiv", ergänzte Keller am Beispiel Coca Cola. So ziehe sich hier vom Aktionärsbrief bis zur letzten Seite das Wort und das Motiv der "Unendlichkeit". Ein solches Leitmotiv habe zudem den Vorteil, dass es dem Geschäftsbericht einen Spannungsbogen, eine Dramaturgie gebe. Oft wählten deutsche Unternehmen bereits die falsche Perspektive, bemängelte Keller zudem. Statt für die Anleger werde der Geschäftsbericht oft für den Vorstand verfasst, glaubt der Wissenschaftler - ein Bewusstsein, das von Beginn an jede gute sprachliche Gestaltung zunichte mache. Statt dessen empfiehlt Keller, bei der Konzeption eines Geschäftsberichtes die Geschichte des Unternehmens und die Menschen, die in einem Unternehmen arbeiten, in den Vordergrund zu stellen. Schließlich mangele es heutzutage nicht an Rohinformationen. Vielmehr liege die Chance des Geschäftsberichtes darin, mit veredelten Informationen um den Anleger zu werben.
So ist der Sprachexperte der Überzeugung, dass die pure Informationsvermittlung im Medium Geschäftsbericht oft überbewertet wird. Mindestens genauso wichtig sei es, das Image des Unternehmens zu entwickeln und die Beziehung zum Anleger zu pflegen. Und dabei dürfe der Unterhaltungsaspekt nicht zu kurz kommen, regt Keller an. Schließlich gelte beim Geschäftsbericht das Gleiche wie bei einem Krimi: "Ein Text, der nicht unterhaltend ist, wird auch nicht gelesen."
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Und wieder mal hat es einen NM-Wert wohl erwischt.
C A A
Auf dem Weg zum Kellerkind
Die Aktie des Neue-Markt-Unternehmens verliert nach einer Gewinnwarnung deutlich an Wert.
Filderstadt - Die am Neuen Markt notierte CAA hat für das Geschäftsjahr 2000 ihre Prognosen deutlich herabgeschraubt. Die Börse reagierte auf die Gewinnwarnung vom Freitag mit einem deutlichen Abschlag für die CAA-Aktie. Der Kurs sackte am Vormittag um über 70 Prozent auf unter vier Euro ab. Erst im November vergangenen Jahres notierte das Papier bei über 45 Euro.
Der Entwickler von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen hatte mitgeteilt, dass Umsatz und Ergebnis 2000 wesentlich geringer ausfallen würden. Zahlen nannte das Unternehmen nicht. Wie die Filderstädter weiter berichteten, liegt ein geprüfter Jahresabschluss noch nicht vor. Auch werde der Termin für die Hauptversammlung verschoben.
C A A
Auf dem Weg zum Kellerkind
Die Aktie des Neue-Markt-Unternehmens verliert nach einer Gewinnwarnung deutlich an Wert.
Filderstadt - Die am Neuen Markt notierte CAA hat für das Geschäftsjahr 2000 ihre Prognosen deutlich herabgeschraubt. Die Börse reagierte auf die Gewinnwarnung vom Freitag mit einem deutlichen Abschlag für die CAA-Aktie. Der Kurs sackte am Vormittag um über 70 Prozent auf unter vier Euro ab. Erst im November vergangenen Jahres notierte das Papier bei über 45 Euro.
Der Entwickler von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen hatte mitgeteilt, dass Umsatz und Ergebnis 2000 wesentlich geringer ausfallen würden. Zahlen nannte das Unternehmen nicht. Wie die Filderstädter weiter berichteten, liegt ein geprüfter Jahresabschluss noch nicht vor. Auch werde der Termin für die Hauptversammlung verschoben.
Diesmal etwas Kritik an einem DAX-Wert;
dpa-afx STUTTGART. Auf ersten Hauptversammlung der ehemaligen Siemens-Sparte am heutigen Freitag sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), er habe bei der Ausgabe der Volksaktie Infineon "Warnhinweise" auf die starken Schwankungen des Halbleitermarktes vermisst. Die Aktionäre hätten angesichts der unsicheren Entwicklung für Technologiewerte inzwischen "das Zittern gelernt".
Der Aktionärsvertreter kritisierte auch den neuen Aktienoptionsplan, der auf der Hauptversammlung zur Abstimmung stand. Mit der Senkung der Ausübungshürde auf 105 % des Ausgabekurses "beglückt sich das Management selbst". Stattdessen sollten sich die Anstrengungen auf eine Steigerung des Kurses konzentrieren.
Infineon-Vorstandschef Schumacher betonte, dass der bisherige Optionsplan international nicht konkurrenzfähig sei. Den Aktionären wurde auf der Hauptversammlung die Auszahlung einer einmaligen Dividende in Höhe von 0,65 Euro je Stückaktie vorgeschlagen. Der Infineon-Kurs stieg bis zum Freitagmittag um 2,90 % auf 43,00 Euro.
Schumacher zog eine positive Bilanz für das junge Unternehmen: "Infineon hat sich innerhalb von zwei Jahren von einem wenig bekannten Geschäftsbereich der Siemens AG zu einem der schnellst wachsenden weltweiten Top-Ten-Unternehmen der Halbleiterindustrie entwickelt." Der Aktienkurs habe seit dem Börsengang am 13. März 2000 besser abgeschnitten als die Papiere der Wettbewerber.
Auf der Hauptversammlung waren knapp drei Viertel des stimmberechtigten Kapitals vertreten.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. April 2001
dpa-afx STUTTGART. Auf ersten Hauptversammlung der ehemaligen Siemens-Sparte am heutigen Freitag sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), er habe bei der Ausgabe der Volksaktie Infineon "Warnhinweise" auf die starken Schwankungen des Halbleitermarktes vermisst. Die Aktionäre hätten angesichts der unsicheren Entwicklung für Technologiewerte inzwischen "das Zittern gelernt".
Der Aktionärsvertreter kritisierte auch den neuen Aktienoptionsplan, der auf der Hauptversammlung zur Abstimmung stand. Mit der Senkung der Ausübungshürde auf 105 % des Ausgabekurses "beglückt sich das Management selbst". Stattdessen sollten sich die Anstrengungen auf eine Steigerung des Kurses konzentrieren.
Infineon-Vorstandschef Schumacher betonte, dass der bisherige Optionsplan international nicht konkurrenzfähig sei. Den Aktionären wurde auf der Hauptversammlung die Auszahlung einer einmaligen Dividende in Höhe von 0,65 Euro je Stückaktie vorgeschlagen. Der Infineon-Kurs stieg bis zum Freitagmittag um 2,90 % auf 43,00 Euro.
Schumacher zog eine positive Bilanz für das junge Unternehmen: "Infineon hat sich innerhalb von zwei Jahren von einem wenig bekannten Geschäftsbereich der Siemens AG zu einem der schnellst wachsenden weltweiten Top-Ten-Unternehmen der Halbleiterindustrie entwickelt." Der Aktienkurs habe seit dem Börsengang am 13. März 2000 besser abgeschnitten als die Papiere der Wettbewerber.
Auf der Hauptversammlung waren knapp drei Viertel des stimmberechtigten Kapitals vertreten.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. April 2001
N E U E R M A R K T
Sanktionsverfahren gegen 29 Unternehmen
Die Deutsche Börse AG droht 29 Unternehmen vom Neuen Markt mit Geldstrafen. Grund: Die Firmen halten ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2000 zurück.
© AP
Frankfurt am Main - Die jeweilige Sanktion werde mit Eingang der fälligen Unterlagen festgesetzt, teilte die Deutsche Börse am Freitag auf ihrer Website mit. Genaue Angaben über die Form der Sanktion wurden nicht gemacht. Das Regelwerk des Neuen Marktes sieht vor, dass die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, sofern es mit dem Kalenderjahr endet, spätestens am 31. März veröffentlicht werden müssen.
Die Deutsche Börse veröffentlichte eine vollständige Liste der 29 Unternehmen, die den fälligen Jahresabschluss weder in deutscher noch in englischer Sprache rechtzeitig übermittelt haben. Kurz nach Veröffentlichung zog die Deutsche Börse die Liste wegen "fehlerhafter Angaben" wieder zurück. Definitiv falsch sei der Eintrag zur Firma Adcon Telemetry. Das Unternehmen habe den Bericht fristgerecht abgeliefert.
Mit der Liste solle der Anleger über das Geschäftsgebaren der Firmen informiert werden, hatte eine Sprecherin der Börse das Vorhaben am Dienstag begründet. Unternehmen, die ihre Zahlen tatsächlich nicht termingerecht vorgelegt hätten, erhielten in einem ersten Schritt von der Börse eine Mahnung. Erst in einem zweiten Schritt werde dann über weitere Sanktionen wie etwa Bußgeldverfahren entschieden.
Die Aixtron AG sieht nach Aussage eines Sprechers keinen Grund für eine Strafe. "Wir haben unsere endgültigen Zahlen für 2000 bereits am 8. März veröffentlicht und den kompletten Geschäftsbericht ins Internet gestellt", sagte der Sprecher. Einen Tag später seien die Geschäftszahlen auf der Bilanzpressekonferenz detailliert erläutert worden, fügte der Sprecher hinzu. Allerdings räumte er ein, dass es Aixtron aus technischen Gründen versäumt habe, die Geschäftsdaten für 2000 der Deutschen Börse AG bis zum 31. März zu übermitteln. Auf elektronischem Wege habe die Deutsche Börse AG die Kennziffern erst am 3. April erhalten, sagte der Sprecher.
Auch die österreichische Gericom AG hat nach Aussage von Unternehmenssprecherin Michaela Hochreiter rechtzeitig ihren Geschäftsbericht an die Deutsche Börse AG übermittelt. "Der vollständige Geschäftsbericht wurde am 30. März, dem Tage der Bilanzpressekonferenz, per E-Mail übersendet", sagte Hochreiter. Sie könne deshalb "überhaupt nicht verstehen, wie Gericom auf diese Liste gekommen ist".
Sanktionsverfahren gegen 29 Unternehmen
Die Deutsche Börse AG droht 29 Unternehmen vom Neuen Markt mit Geldstrafen. Grund: Die Firmen halten ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2000 zurück.
© AP
Frankfurt am Main - Die jeweilige Sanktion werde mit Eingang der fälligen Unterlagen festgesetzt, teilte die Deutsche Börse am Freitag auf ihrer Website mit. Genaue Angaben über die Form der Sanktion wurden nicht gemacht. Das Regelwerk des Neuen Marktes sieht vor, dass die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, sofern es mit dem Kalenderjahr endet, spätestens am 31. März veröffentlicht werden müssen.
Die Deutsche Börse veröffentlichte eine vollständige Liste der 29 Unternehmen, die den fälligen Jahresabschluss weder in deutscher noch in englischer Sprache rechtzeitig übermittelt haben. Kurz nach Veröffentlichung zog die Deutsche Börse die Liste wegen "fehlerhafter Angaben" wieder zurück. Definitiv falsch sei der Eintrag zur Firma Adcon Telemetry. Das Unternehmen habe den Bericht fristgerecht abgeliefert.
Mit der Liste solle der Anleger über das Geschäftsgebaren der Firmen informiert werden, hatte eine Sprecherin der Börse das Vorhaben am Dienstag begründet. Unternehmen, die ihre Zahlen tatsächlich nicht termingerecht vorgelegt hätten, erhielten in einem ersten Schritt von der Börse eine Mahnung. Erst in einem zweiten Schritt werde dann über weitere Sanktionen wie etwa Bußgeldverfahren entschieden.
Die Aixtron AG sieht nach Aussage eines Sprechers keinen Grund für eine Strafe. "Wir haben unsere endgültigen Zahlen für 2000 bereits am 8. März veröffentlicht und den kompletten Geschäftsbericht ins Internet gestellt", sagte der Sprecher. Einen Tag später seien die Geschäftszahlen auf der Bilanzpressekonferenz detailliert erläutert worden, fügte der Sprecher hinzu. Allerdings räumte er ein, dass es Aixtron aus technischen Gründen versäumt habe, die Geschäftsdaten für 2000 der Deutschen Börse AG bis zum 31. März zu übermitteln. Auf elektronischem Wege habe die Deutsche Börse AG die Kennziffern erst am 3. April erhalten, sagte der Sprecher.
Auch die österreichische Gericom AG hat nach Aussage von Unternehmenssprecherin Michaela Hochreiter rechtzeitig ihren Geschäftsbericht an die Deutsche Börse AG übermittelt. "Der vollständige Geschäftsbericht wurde am 30. März, dem Tage der Bilanzpressekonferenz, per E-Mail übersendet", sagte Hochreiter. Sie könne deshalb "überhaupt nicht verstehen, wie Gericom auf diese Liste gekommen ist".
Nochmal ein Nachtrag aus dem Manager-Magazin zu dem NM-Wert.
C A A
Neuer Fall von Insiderhandel?
Erst gab es eine Gewinnwarnung, dann wurde die Bilanz-Pressekonferenz erneut verschoben, und nun bestätigt die Wertpapieraufsicht, dass sie "Auffälligkeiten im Kursverlauf" untersucht.
Filderstadt - Die Aktie des Nemax-Unternehmens CAA geriet am heutigen Freitag massiv unter Druck. Hintergrund: Der Vorstand hat seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2000 deutlich herabgeschraubt, außerdem meldet das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel, dass man den Kursverlauf der Aktie untersucht, um Hinweise auf möglichen Insiderhandel zu finden.
Der Entwickler von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen hatte am Morgen mitgeteilt, dass Umsatz und Ergebnis 2000 wesentlich geringer ausfallen würden. Zahlen nannte das Unternehmen nicht. Wie die Filderstädter weiter berichteten, liegt ein geprüfter Jahresabschluss noch nicht vor. Auch werde der Termin für die Hauptversammlung verschoben.
"Normalerweise werden schlechte Nachrichten in guten Zeiten eher verziehen", sagte der Frankfurter Händler. "Weil jedoch niemand weiß, wie lange das Aufbäumen des Kurse anhält, gehen Anleger schnell enttäuschenden Werten heraus, um auf den steigenden Gesamtmarkt zu springen."
Positive Progose kurz nach Ende der Lock-up-Frist
Möglicherweise liegt die harsche Reaktion des Marktes auch daran, dass am 30. Januar der Vorstand noch ganz andere Zahlen avisiert hatte. Demnach sollte der Planumsatz für 2000 bei 27,9 Millionen Mark und das EBIT bei minus zwölf Millionen Mark liegen. Für das aktuelle Geschäftsjahr hatte die AG ursprünglich mit einem Umsatz von 65 Millionen Mark bei einem negativen EBIT von 20,2 Millionen Mark gerechnet.
Hans Peter Schmidt, CEO beiCAA
Inzwischen gestand der Vorstand ein, dass man mit dem Ende Januar veröffentlichten ersten - positiven - Rückblick auf das abgelaufene Jahr etwas "zu früh gewesen" sei. Diese Aussagen seien noch ohne die US-Gaap-bedingten Differenzierungen getroffen worden. Kurioser Zufall: Die Meldung vom 30. Januar kam - so ein Analyst - "verdächtig kurz nach Ende der Lock-up-Frist". Diese endete am 21.1. - sieben Handelstage vor der Meldung.
Außerdem dürften zahlreiche Anleger verärgert darüber sein, dass die bereits vom 27. März auf den 10. April vertagte Bilanzpressekonferenz abermals verschoben wird. Und noch immer gibt es keine Klarheit, wann man mit den Zahlen rechnen kann. Als Grund für die erneute Verschiebung nennt der Vorstand weitere Verzögerungen bei der Erstellung der Jahresrechnung 2000 nach den komplizierteren Bilanzierungsrichtlinien US-Gaap.
CAA nach eigenen Angaben "absolut abgesichert"
Dabei gehe es insbesondere noch um zeitliche Abgrenzungsfragen beim Jahresumsatz, was letztendlich auch die Feststellung des Ergebnisses berühre. Über die Größenordnung der Abgrenzungsdifferenzen beim Umsatz könne man noch nichts abschließendes sagen.
Gleichzeitig weist das Unternehmen hartnäckige Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten zurück. Bei der "aktuellen Cash-Situation" gebe es keine Probleme. Die Liquidität liege bei 85 Millionen Mark, insofern sei das Unternehmen "von dieser Seite her absolut abgesichert".
Aktienverkäufe durch den Vorstand
Ein weiterer belastender Faktor: Die Anleger haben offenbar registriert, dass es innerhalb des CAA-Vorstands erst kürzlich außerbörsliche Verkäufe eigener Aktien gab. Als Verkäufer traten auf: Der CEO Hans-Peter Schmidt und Vorstands-Mitglied Gabriele Müller, verantwortlich für die Bereiche Personal, Marketing und Investor Relations. Beide veräußerten am 12.3. jeweils 7.500 Aktien, als der Kurs noch bei etwa 28 Euro lag.
Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamts für Wertpapierhandel in Frankfurt bestätigte inzwischen, dass der Kursverlauf der Aktie nun auf "Auffälligkeiten" untersucht werde, die auf Insiderhandel hinweisen. Gabriele Müller sagte dazu gegenüber dem "SWR3 BörsenMan", man habe zum damaligen Zeitpunkt aber noch keine Kenntnis von der Verschlechterung der Geschäftszahlen gehabt. Juristisch betrachtet liegt Insiderhandel erst dann vor, wenn Marktteilnehmern nachgewiesen werden kann, dass sie einen Wissensvorsprung für Aktiengeschäfte genutzt haben.
Kursverlust von über 75 Prozent an einem Tag
Am heutigen Freitag brach der Kurs deutlich ein. Gegen 16 Uhr notierte die Aktie bei etwa 3,10 Euro - im Vergleich zum Vortag ein Minus von über 75 Prozent. Im November vergangenen Jahres lag das Papier noch bei über 45 Euro und wurde auf diesem Niveau nachdrücklich zum Kauf empfohlen - insbesondere von der LB Baden-Württemberg, die beim Börsengang am 21. Juli des gleichen Jahres als Konsortialführer fungiert hatte. Die Begründung für die damalige Kaufempfehlung: CAA sei "auf stark wachsenden Märkten hervorragend positioniert" und überzeuge durch eine "dynamische Unternehmensentwicklung".
C A A
Neuer Fall von Insiderhandel?
Erst gab es eine Gewinnwarnung, dann wurde die Bilanz-Pressekonferenz erneut verschoben, und nun bestätigt die Wertpapieraufsicht, dass sie "Auffälligkeiten im Kursverlauf" untersucht.
Filderstadt - Die Aktie des Nemax-Unternehmens CAA geriet am heutigen Freitag massiv unter Druck. Hintergrund: Der Vorstand hat seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2000 deutlich herabgeschraubt, außerdem meldet das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel, dass man den Kursverlauf der Aktie untersucht, um Hinweise auf möglichen Insiderhandel zu finden.
Der Entwickler von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen hatte am Morgen mitgeteilt, dass Umsatz und Ergebnis 2000 wesentlich geringer ausfallen würden. Zahlen nannte das Unternehmen nicht. Wie die Filderstädter weiter berichteten, liegt ein geprüfter Jahresabschluss noch nicht vor. Auch werde der Termin für die Hauptversammlung verschoben.
"Normalerweise werden schlechte Nachrichten in guten Zeiten eher verziehen", sagte der Frankfurter Händler. "Weil jedoch niemand weiß, wie lange das Aufbäumen des Kurse anhält, gehen Anleger schnell enttäuschenden Werten heraus, um auf den steigenden Gesamtmarkt zu springen."
Positive Progose kurz nach Ende der Lock-up-Frist
Möglicherweise liegt die harsche Reaktion des Marktes auch daran, dass am 30. Januar der Vorstand noch ganz andere Zahlen avisiert hatte. Demnach sollte der Planumsatz für 2000 bei 27,9 Millionen Mark und das EBIT bei minus zwölf Millionen Mark liegen. Für das aktuelle Geschäftsjahr hatte die AG ursprünglich mit einem Umsatz von 65 Millionen Mark bei einem negativen EBIT von 20,2 Millionen Mark gerechnet.
Hans Peter Schmidt, CEO beiCAA
Inzwischen gestand der Vorstand ein, dass man mit dem Ende Januar veröffentlichten ersten - positiven - Rückblick auf das abgelaufene Jahr etwas "zu früh gewesen" sei. Diese Aussagen seien noch ohne die US-Gaap-bedingten Differenzierungen getroffen worden. Kurioser Zufall: Die Meldung vom 30. Januar kam - so ein Analyst - "verdächtig kurz nach Ende der Lock-up-Frist". Diese endete am 21.1. - sieben Handelstage vor der Meldung.
Außerdem dürften zahlreiche Anleger verärgert darüber sein, dass die bereits vom 27. März auf den 10. April vertagte Bilanzpressekonferenz abermals verschoben wird. Und noch immer gibt es keine Klarheit, wann man mit den Zahlen rechnen kann. Als Grund für die erneute Verschiebung nennt der Vorstand weitere Verzögerungen bei der Erstellung der Jahresrechnung 2000 nach den komplizierteren Bilanzierungsrichtlinien US-Gaap.
CAA nach eigenen Angaben "absolut abgesichert"
Dabei gehe es insbesondere noch um zeitliche Abgrenzungsfragen beim Jahresumsatz, was letztendlich auch die Feststellung des Ergebnisses berühre. Über die Größenordnung der Abgrenzungsdifferenzen beim Umsatz könne man noch nichts abschließendes sagen.
Gleichzeitig weist das Unternehmen hartnäckige Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten zurück. Bei der "aktuellen Cash-Situation" gebe es keine Probleme. Die Liquidität liege bei 85 Millionen Mark, insofern sei das Unternehmen "von dieser Seite her absolut abgesichert".
Aktienverkäufe durch den Vorstand
Ein weiterer belastender Faktor: Die Anleger haben offenbar registriert, dass es innerhalb des CAA-Vorstands erst kürzlich außerbörsliche Verkäufe eigener Aktien gab. Als Verkäufer traten auf: Der CEO Hans-Peter Schmidt und Vorstands-Mitglied Gabriele Müller, verantwortlich für die Bereiche Personal, Marketing und Investor Relations. Beide veräußerten am 12.3. jeweils 7.500 Aktien, als der Kurs noch bei etwa 28 Euro lag.
Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamts für Wertpapierhandel in Frankfurt bestätigte inzwischen, dass der Kursverlauf der Aktie nun auf "Auffälligkeiten" untersucht werde, die auf Insiderhandel hinweisen. Gabriele Müller sagte dazu gegenüber dem "SWR3 BörsenMan", man habe zum damaligen Zeitpunkt aber noch keine Kenntnis von der Verschlechterung der Geschäftszahlen gehabt. Juristisch betrachtet liegt Insiderhandel erst dann vor, wenn Marktteilnehmern nachgewiesen werden kann, dass sie einen Wissensvorsprung für Aktiengeschäfte genutzt haben.
Kursverlust von über 75 Prozent an einem Tag
Am heutigen Freitag brach der Kurs deutlich ein. Gegen 16 Uhr notierte die Aktie bei etwa 3,10 Euro - im Vergleich zum Vortag ein Minus von über 75 Prozent. Im November vergangenen Jahres lag das Papier noch bei über 45 Euro und wurde auf diesem Niveau nachdrücklich zum Kauf empfohlen - insbesondere von der LB Baden-Württemberg, die beim Börsengang am 21. Juli des gleichen Jahres als Konsortialführer fungiert hatte. Die Begründung für die damalige Kaufempfehlung: CAA sei "auf stark wachsenden Märkten hervorragend positioniert" und überzeuge durch eine "dynamische Unternehmensentwicklung".
Nochmal ein Nachtrag zur Kapitalvernichtung am NM innerhalb des letzten Jahres;
A K T I E N F L A U T E
"Kapitalvernichtung ungekannten Ausmaßes"
Die Seele der Kleinanleger kocht. Die anstehenden Hauptversammlungen verheißen wenig Gutes.
Frankfurt - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwartet eine "heiße Saison". Nach den massiven Verlusten an der Börse werden viele Anleger ihrem Unmut während der anstehenden Hauptversammlungen Luft machen, schätzt DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker.
Von der Geldmaschine zum Milliardengrab
Im Zentrum der Kritik steht der Neue Markt. Die einstige Geldmaschine ist längst zum Milliardengrab geworden. Vor einem Jahr erreichte der Nemax 50 mit 9604 Punkten seinen Höchststand. "Doch die Euphorie wurde durch eine nicht endende Serie von Hiobsbotschaften zerstört", sagt Hocker.
"Nach Angaben der Deutschen Börse beliefen sich die Verluste auf etwa 163 Milliarden Euro", so der DSW-Geschäftsführer. "Was professionelle Anleger als Buchverluste verzeichnen, stellt in den Augen der privaten Aktionäre eine Kapitalvernichtung bisher ungekannten Ausmaßes dar."
In Zahlen: Noch vor einem Jahr summierte sich die Kapitalisierung der am Neuen Markt notierten Unternehmen auf 234 Milliarden Euro. Inzwischen ist die Zahl der notierten Aktiengesellschaften um rund 50 Prozent auf fast 340 gestiegen, die gesamte Börsenkapitalisierung jedoch ist auf unter 90 Milliarden Euro gefallen.
Neuer Markt: Nur wenige Firmen mit Substanz
Die bevorstehenden Aktionärsversammlungen dürften nach Einschätzung Hockers am Neuen Markt neue Negativmeldungen zu Tage fördern. Unter den vermeintlichen Hoffnungsträgern der New Economy sieht die DSW lediglich einige Unternehmen mit Substanz und guten Aussichten. Die meisten der rund 340 Firmen seien dagegen von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt - in einigen Fällen möglicherweise gepaart mit kriminellen Machenschaften.
A K T I E N F L A U T E
"Kapitalvernichtung ungekannten Ausmaßes"
Die Seele der Kleinanleger kocht. Die anstehenden Hauptversammlungen verheißen wenig Gutes.
Frankfurt - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwartet eine "heiße Saison". Nach den massiven Verlusten an der Börse werden viele Anleger ihrem Unmut während der anstehenden Hauptversammlungen Luft machen, schätzt DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker.
Von der Geldmaschine zum Milliardengrab
Im Zentrum der Kritik steht der Neue Markt. Die einstige Geldmaschine ist längst zum Milliardengrab geworden. Vor einem Jahr erreichte der Nemax 50 mit 9604 Punkten seinen Höchststand. "Doch die Euphorie wurde durch eine nicht endende Serie von Hiobsbotschaften zerstört", sagt Hocker.
"Nach Angaben der Deutschen Börse beliefen sich die Verluste auf etwa 163 Milliarden Euro", so der DSW-Geschäftsführer. "Was professionelle Anleger als Buchverluste verzeichnen, stellt in den Augen der privaten Aktionäre eine Kapitalvernichtung bisher ungekannten Ausmaßes dar."
In Zahlen: Noch vor einem Jahr summierte sich die Kapitalisierung der am Neuen Markt notierten Unternehmen auf 234 Milliarden Euro. Inzwischen ist die Zahl der notierten Aktiengesellschaften um rund 50 Prozent auf fast 340 gestiegen, die gesamte Börsenkapitalisierung jedoch ist auf unter 90 Milliarden Euro gefallen.
Neuer Markt: Nur wenige Firmen mit Substanz
Die bevorstehenden Aktionärsversammlungen dürften nach Einschätzung Hockers am Neuen Markt neue Negativmeldungen zu Tage fördern. Unter den vermeintlichen Hoffnungsträgern der New Economy sieht die DSW lediglich einige Unternehmen mit Substanz und guten Aussichten. Die meisten der rund 340 Firmen seien dagegen von Missmanagement und Unfähigkeit geprägt - in einigen Fällen möglicherweise gepaart mit kriminellen Machenschaften.
Geldanlage: Der Aufmüpfigen Zähmung
Die Saison der Hauptversammlungen beginnt. Bei vielen gibt es Knatsch.
Der Ton war gereizt. Die Bilanzen seien geschönt, in Wirklichkeit biete der Konzern ein desaströses Bild. Dann stellte Martin Sorg seine Fragen. Dutzende waren es, und ihre Vielzahl sollte vor allem den anderen Aktionären auf der Hauptversammlung vermitteln: Dieses Management dort oben auf dem Podest, das hält mit Informationen hinter dem Berg. Und die Manager auf dem Podest schossen in schneidendem Ton zurück: Mit solchen Vorwürfen würde das Unternehmen geschädigt. Die Metallgesellschaft gab mit diesem Verbalgeplänkel den Ton an für eine ganze Reihe im Laufe des Jahres noch stattfindender Hauptversammlungen (kurz HV genannt). Statt froher Mienen über Dividenden und Kursentwicklung sind Streit und Ärger angesagt.
Reden und Anträge stellen darf jeder Eigentümer auf einer HV - egal, ob ihm eine Million oder nur eine einzige Aktie gehören. Und das nervt die Manager. Denn selbst wenn die Forderungen der Kleinaktionäre mangels Masse abgeschmettert werden, geben die Medien dieser Kritik prominenten Platz. Dem Image der Unternehmen ist das nie zuträglich. Darauf setzen auch die größten Verbände der Kleinaktionäre, die Schutzgemeinschaft deutscher Kleinaktionäre (SdK) und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die in diesem Jahr bei mehr als 1.000 HVs vertreten sein werden. "Negative Öffentlichkeit hat eine selbst reinigende Wirkung", sagt SdK-Sprecher Markus Straub. "Es schmerzt die Unternehmen am meisten, wenn die Anleger merken, was da für Banausen als Manager am Werk sind und sich von diesen Aktien verabschieden."
Banausen als Manager
Über die rechtliche Schiene hingegen sind kaum Erfolge zu erwarten. Kritische Aktionäre müssen den Managern nachweisen, dass diese wissentlich Informationen verschwiegen oder gar gelogen haben. Das verlangt das deutsche Recht - und legt die Latte damit sehr hoch. Auch wenn Anwälte immer neuen Anlauf nehmen: Bislang sind Klagen auf Schadenersatz daran gescheitert, dass kein Vorsatz nachzuweisen war.
Der Weg über die Öffentlichkeit scheint sinnvoller. Bereits jetzt, zu Beginn der HV-Saison, ist absehbar, bei welchen Aktionärstreffs es garantiert kritische Nachfragen und missliebige Anträge geben wird. Bei den Großen sind es DaimlerChrysler und Deutsche Telekom , aber auch das Geschäftsgebaren am Neuen Markt wird für Trubel sorgen. "Die Grenze zwischen unfähig und kriminell ist fließend", sagt SdK-Sprecher Straub.
Das weiß auch die Justiz. Seit November sitzen die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft, weil immer neue Auslandskonten entdeckt werden. Bei Sunburst (Insider-Geschäfte) und Metabox (Kursbetrug) wird ebenso ermittelt wie bei den früheren Börsen-Darlings von EM.TV . Deren Anleger werden auf der Hauptversammlung Chef Thomas Haffa sicherlich fragen, wie er 40 Mio. DM bei einem Aktienverkauf verdienen konnte, der eindeutig gegen eine Absprache mit der Konsortialbank WestLB verstieß. Und EM.TV ist nicht das einzige faule Ei im Nemax, sagt die DSW: Missmanagement sei der Normalfall. Eine Kritik, die auch auf Heyde, Intraware und Mediascape zuträfe, die ihre Anleger mit unerwartet niedrigen Umsatz- und Gewinnzahlen schockten. Oder das Beispiel Allgeier Computer: Drei Monate nach dem Börsengang verkündete die Firma plötzlich, dass nur die Hälfte des avisierten Umsatzes erreicht werden könne, die Verluste allerdings doppelt so hoch ausfallen wie bis dato angenommen. Prognosefehler oder kriminelles Handeln? Nicht alle Aktionäre setzen auf die Unschuldsvermutung.
Die SdK wird auch auf der außerordentlichen Hauptversammlung von NSE Software präsent sein, die sich "durch eine konsequent unseriöse Informationspolitik auszeichnet", sagt Straub. Die Hälfte des Grundkapitals sei bereits vernichtet worden.
Faule Eier im Nemax
Richtig skeptisch blickt der Anlegerschützer bei Unternehmen, die von den Niederlanden aus operieren. "Da sitzen viele der ganz üblen Firmen", sagt Straub. Es gibt einen Grund, warum das Nachbarland so attraktiv ist: Während für jede ausgegebene Aktie in Deutschland zumindest ein Euro an Eigenkapital nachgewiesen werden muss, reicht dort ein Cent. Wer also hier mit einem Eigenkapital von 100.000 Euro exakt 10.000 Aktien ausgeben kann, darf aus den Niederlanden für dieselbe Summe gleich zehn Millionen Stück verkaufen und damit die Marktkapitalisierung ins Utopische erhöhen.
1-Cent-Aktien auszugeben traut sich bislang niemand - aber zehn Cent sind durchaus schon mal drin. Ad Pepper, einer der Börsenneulinge des Jahres 2000, hat sich mit zehn Cent beschieden. Straub: "Ob Aeco, Lycos Europe und nicht zuletzt Letsbuyit - am Neuen Markt steht Holland für schlechte Geschäftsführung."
Normalfall Missmanagement
Nicht der Bezug zu den Niederlanden, sondern der zu den USA stört bei DaimlerChrysler die Aktionäre. Die Fusion mit dem amerikanischen Autobauer Chrysler sei ein Flop, für den Firmenchef Jürgen Schrempp geradestehen müsse, sagt SdK-Sprecherin Reinhild Keitel. Ihr Verband wird deshalb den Rücktritt Schrempps fordern. Nicht die einzige Forderung dieser Art: Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger will auf der HV am 11. April überdies die Abberufung von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper durchsetzen: Da er die Fusion nicht verhindert habe, habe er in seinem Amt versagt. Auch die DSW möchte sich auf der Hauptversammlung zu Wort melden und gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen. "Das wird die turbulenteste Hauptversammlungs-Party der Saison", freut sich die DSW auf Berlin.
Sieben Wochen mehr Vorbereitungszeit hat Ron Sommer: Erst am 29. Mai muss sich der Chef der Deutschen Telekom der Frage stellen, warum seine Firma den Wert der eigenen Immobilien nicht richtig zu bewerten wusste. Keine akademische Frage, denn durch die "Wertberichtigung" sank der Überschuss um immerhin 20 Prozent von 7,4 auf 5,9 Mio. Euro - die Dividende schwindet. Die Staatsanwaltschaft Bonn will nicht ausschließen, dass der Wert der Immobilien bewusst falsch angegeben wurde und ermittelt. Als Folge dieser juristischen Aktivitäten hat eine Gruppe von Kleinaktionären die Deutsche Telekom wegen "falscher Bilanzierung" verklagt und fordert Schadenersatz.
Klar mengen sich gelegentlich auch Selbstdarsteller und notorische Querulanten unter die Redner, das Bild bestimmen sie allerdings selten. Meist geht es nicht um Geld oder um die Chance, sich vor großem Publikum zu produzieren. So nutzt der DSW vor allem die Chance, kritische Fragen zu stellen, bei denen sich die Manager bislang um konkrete Antworten gedrückt haben. Beispielsweise wollen sie auf der Lufthansa-HV vor allem über das ergebnisschwache Frachtgeschäft sprechen und bei Infineon über die eigenen Manager, die bevorzugt mit Aktien versorgt worden sind. Bei SAP missfällt den Vertretern der Kleinaktionäre, dass das Bonus-Programm für Mitarbeiter, "Star", im vergangenen Jahr auf das Dreifache angewachsen ist. 441 Mio. Euro für Star gehen zu Lasten des Shareholder-Value, moniert die DSW.
In deren Zentrale in Düsseldorf gehen in diesen Tagen Hunderte von Tagesordnungen ein, doch die der Stolberger Telecom ist nicht dabei. Das Unternehmen, von der DSW als "erfolgreichster Kapitalvernichter" der deutschen Aktiengesellschaften gegeißelt, lässt das Aktionärstreffen wohl einfach ausfallen - wie schon im Vorjahr.
© 2001 Financial Times Deutschland
Die Saison der Hauptversammlungen beginnt. Bei vielen gibt es Knatsch.
Der Ton war gereizt. Die Bilanzen seien geschönt, in Wirklichkeit biete der Konzern ein desaströses Bild. Dann stellte Martin Sorg seine Fragen. Dutzende waren es, und ihre Vielzahl sollte vor allem den anderen Aktionären auf der Hauptversammlung vermitteln: Dieses Management dort oben auf dem Podest, das hält mit Informationen hinter dem Berg. Und die Manager auf dem Podest schossen in schneidendem Ton zurück: Mit solchen Vorwürfen würde das Unternehmen geschädigt. Die Metallgesellschaft gab mit diesem Verbalgeplänkel den Ton an für eine ganze Reihe im Laufe des Jahres noch stattfindender Hauptversammlungen (kurz HV genannt). Statt froher Mienen über Dividenden und Kursentwicklung sind Streit und Ärger angesagt.
Reden und Anträge stellen darf jeder Eigentümer auf einer HV - egal, ob ihm eine Million oder nur eine einzige Aktie gehören. Und das nervt die Manager. Denn selbst wenn die Forderungen der Kleinaktionäre mangels Masse abgeschmettert werden, geben die Medien dieser Kritik prominenten Platz. Dem Image der Unternehmen ist das nie zuträglich. Darauf setzen auch die größten Verbände der Kleinaktionäre, die Schutzgemeinschaft deutscher Kleinaktionäre (SdK) und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die in diesem Jahr bei mehr als 1.000 HVs vertreten sein werden. "Negative Öffentlichkeit hat eine selbst reinigende Wirkung", sagt SdK-Sprecher Markus Straub. "Es schmerzt die Unternehmen am meisten, wenn die Anleger merken, was da für Banausen als Manager am Werk sind und sich von diesen Aktien verabschieden."
Banausen als Manager
Über die rechtliche Schiene hingegen sind kaum Erfolge zu erwarten. Kritische Aktionäre müssen den Managern nachweisen, dass diese wissentlich Informationen verschwiegen oder gar gelogen haben. Das verlangt das deutsche Recht - und legt die Latte damit sehr hoch. Auch wenn Anwälte immer neuen Anlauf nehmen: Bislang sind Klagen auf Schadenersatz daran gescheitert, dass kein Vorsatz nachzuweisen war.
Der Weg über die Öffentlichkeit scheint sinnvoller. Bereits jetzt, zu Beginn der HV-Saison, ist absehbar, bei welchen Aktionärstreffs es garantiert kritische Nachfragen und missliebige Anträge geben wird. Bei den Großen sind es DaimlerChrysler und Deutsche Telekom , aber auch das Geschäftsgebaren am Neuen Markt wird für Trubel sorgen. "Die Grenze zwischen unfähig und kriminell ist fließend", sagt SdK-Sprecher Straub.
Das weiß auch die Justiz. Seit November sitzen die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft, weil immer neue Auslandskonten entdeckt werden. Bei Sunburst (Insider-Geschäfte) und Metabox (Kursbetrug) wird ebenso ermittelt wie bei den früheren Börsen-Darlings von EM.TV . Deren Anleger werden auf der Hauptversammlung Chef Thomas Haffa sicherlich fragen, wie er 40 Mio. DM bei einem Aktienverkauf verdienen konnte, der eindeutig gegen eine Absprache mit der Konsortialbank WestLB verstieß. Und EM.TV ist nicht das einzige faule Ei im Nemax, sagt die DSW: Missmanagement sei der Normalfall. Eine Kritik, die auch auf Heyde, Intraware und Mediascape zuträfe, die ihre Anleger mit unerwartet niedrigen Umsatz- und Gewinnzahlen schockten. Oder das Beispiel Allgeier Computer: Drei Monate nach dem Börsengang verkündete die Firma plötzlich, dass nur die Hälfte des avisierten Umsatzes erreicht werden könne, die Verluste allerdings doppelt so hoch ausfallen wie bis dato angenommen. Prognosefehler oder kriminelles Handeln? Nicht alle Aktionäre setzen auf die Unschuldsvermutung.
Die SdK wird auch auf der außerordentlichen Hauptversammlung von NSE Software präsent sein, die sich "durch eine konsequent unseriöse Informationspolitik auszeichnet", sagt Straub. Die Hälfte des Grundkapitals sei bereits vernichtet worden.
Faule Eier im Nemax
Richtig skeptisch blickt der Anlegerschützer bei Unternehmen, die von den Niederlanden aus operieren. "Da sitzen viele der ganz üblen Firmen", sagt Straub. Es gibt einen Grund, warum das Nachbarland so attraktiv ist: Während für jede ausgegebene Aktie in Deutschland zumindest ein Euro an Eigenkapital nachgewiesen werden muss, reicht dort ein Cent. Wer also hier mit einem Eigenkapital von 100.000 Euro exakt 10.000 Aktien ausgeben kann, darf aus den Niederlanden für dieselbe Summe gleich zehn Millionen Stück verkaufen und damit die Marktkapitalisierung ins Utopische erhöhen.
1-Cent-Aktien auszugeben traut sich bislang niemand - aber zehn Cent sind durchaus schon mal drin. Ad Pepper, einer der Börsenneulinge des Jahres 2000, hat sich mit zehn Cent beschieden. Straub: "Ob Aeco, Lycos Europe und nicht zuletzt Letsbuyit - am Neuen Markt steht Holland für schlechte Geschäftsführung."
Normalfall Missmanagement
Nicht der Bezug zu den Niederlanden, sondern der zu den USA stört bei DaimlerChrysler die Aktionäre. Die Fusion mit dem amerikanischen Autobauer Chrysler sei ein Flop, für den Firmenchef Jürgen Schrempp geradestehen müsse, sagt SdK-Sprecherin Reinhild Keitel. Ihr Verband wird deshalb den Rücktritt Schrempps fordern. Nicht die einzige Forderung dieser Art: Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger will auf der HV am 11. April überdies die Abberufung von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper durchsetzen: Da er die Fusion nicht verhindert habe, habe er in seinem Amt versagt. Auch die DSW möchte sich auf der Hauptversammlung zu Wort melden und gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen. "Das wird die turbulenteste Hauptversammlungs-Party der Saison", freut sich die DSW auf Berlin.
Sieben Wochen mehr Vorbereitungszeit hat Ron Sommer: Erst am 29. Mai muss sich der Chef der Deutschen Telekom der Frage stellen, warum seine Firma den Wert der eigenen Immobilien nicht richtig zu bewerten wusste. Keine akademische Frage, denn durch die "Wertberichtigung" sank der Überschuss um immerhin 20 Prozent von 7,4 auf 5,9 Mio. Euro - die Dividende schwindet. Die Staatsanwaltschaft Bonn will nicht ausschließen, dass der Wert der Immobilien bewusst falsch angegeben wurde und ermittelt. Als Folge dieser juristischen Aktivitäten hat eine Gruppe von Kleinaktionären die Deutsche Telekom wegen "falscher Bilanzierung" verklagt und fordert Schadenersatz.
Klar mengen sich gelegentlich auch Selbstdarsteller und notorische Querulanten unter die Redner, das Bild bestimmen sie allerdings selten. Meist geht es nicht um Geld oder um die Chance, sich vor großem Publikum zu produzieren. So nutzt der DSW vor allem die Chance, kritische Fragen zu stellen, bei denen sich die Manager bislang um konkrete Antworten gedrückt haben. Beispielsweise wollen sie auf der Lufthansa-HV vor allem über das ergebnisschwache Frachtgeschäft sprechen und bei Infineon über die eigenen Manager, die bevorzugt mit Aktien versorgt worden sind. Bei SAP missfällt den Vertretern der Kleinaktionäre, dass das Bonus-Programm für Mitarbeiter, "Star", im vergangenen Jahr auf das Dreifache angewachsen ist. 441 Mio. Euro für Star gehen zu Lasten des Shareholder-Value, moniert die DSW.
In deren Zentrale in Düsseldorf gehen in diesen Tagen Hunderte von Tagesordnungen ein, doch die der Stolberger Telecom ist nicht dabei. Das Unternehmen, von der DSW als "erfolgreichster Kapitalvernichter" der deutschen Aktiengesellschaften gegeißelt, lässt das Aktionärstreffen wohl einfach ausfallen - wie schon im Vorjahr.
© 2001 Financial Times Deutschland
Mal etwas aus dem Fürstentum Monaco:
B B V I - F O N D S
Kick-backs vom Bau
Die Ex-Geschäftsführer sollen mindestens 20 Millionen Mark Schmiergeld kassiert haben.
Die CFM gilt im Fürstentum Monaco als äußerst verschwiegenes Finanzhaus. Ihrer betuchten Kundschaft bietet das 1922 gegründete Institut "maßgeschneiderte Lösungen" in einem "vertraulichen und diskreten Umfeld" an.
Einer, der die Dienste der CFM lange zu schätzen wusste, ist Michael Zingerling (49). Bis zu 18 Konten, geführt in Deutscher Mark, Schweizer Franken, US-Dollar, spanischer Peseta und italienischer Lira, unterhielt der ehemalige Geschäftsführer der Bayerischen Beamtenversicherungen Immobilien (BBVI) beim ältesten monegassischen Geldhaus. Konten, über die in den vergangenen Jahren Millionen flossen.
(© DPA)
Bereits verurteilt: Der Ex-BBV-Vorstandsvorsitzende Schweickert erhielt sechs Jahre wegen der Annahme von rund vier Millionen Mark Schmiergeld
Seit einiger Zeit interessiert sich die Münchener Staatsanwaltschaft für Zingerlings Guthaben im fürstlichen Steuerparadies. Die Fahnder sind sicher, dass es sich bei den Beträgen um Schmiergelder aus Immobiliengeschäften der BBVI handelt.
Mindestens 20 Millionen Mark soll Zingerling zwischen 1993 und 1999 kassiert und die Hälfte davon an seinen Ex-Mitgeschäftsführer Karl Fütterer (61), der die Vorwürfe bestreitet, weitergeleitet haben. Beide wurden Anfang des Jahres verhaftet. Laut Zeugenaussagen sollen auch Topmanager der Holzmann-Tochter Imbau von den Geschäften profitiert haben.
Die Erkenntnisse der Ermittler stellen den vorläufigen Höhepunkt einer der größten deutschen Immobilienaffären dar. Die 1988 gegründete BBVI, die zu 70 Prozent der Bayerischen Beamten Versicherungen (BBV) gehört und an der Fütterer selbst 30 Prozent hielt, scheint jahrelang ein Selbstbedienungsladen für BBV-Manager gewesen zu sein.
Bereits im vergangenen Jahr war der ehemalige BBV-Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Schweickert (61) wegen der Annahme von rund vier Millionen Mark Schmiergeld zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Den Schaden haben vor allem jene Anleger, die in geschlossene Fonds der BBVI einzahlten. Für die Münchener ist das Ganze äußerst peinlich. Zingerling, Fütterer und Schweickert wurden gefeuert; das Unternehmen beteiligt sich seither nach Kräften an der Aufklärung des Falles.
Jörg Schmitt
B B V I - F O N D S
Kick-backs vom Bau
Die Ex-Geschäftsführer sollen mindestens 20 Millionen Mark Schmiergeld kassiert haben.
Die CFM gilt im Fürstentum Monaco als äußerst verschwiegenes Finanzhaus. Ihrer betuchten Kundschaft bietet das 1922 gegründete Institut "maßgeschneiderte Lösungen" in einem "vertraulichen und diskreten Umfeld" an.
Einer, der die Dienste der CFM lange zu schätzen wusste, ist Michael Zingerling (49). Bis zu 18 Konten, geführt in Deutscher Mark, Schweizer Franken, US-Dollar, spanischer Peseta und italienischer Lira, unterhielt der ehemalige Geschäftsführer der Bayerischen Beamtenversicherungen Immobilien (BBVI) beim ältesten monegassischen Geldhaus. Konten, über die in den vergangenen Jahren Millionen flossen.
(© DPA)
Bereits verurteilt: Der Ex-BBV-Vorstandsvorsitzende Schweickert erhielt sechs Jahre wegen der Annahme von rund vier Millionen Mark Schmiergeld
Seit einiger Zeit interessiert sich die Münchener Staatsanwaltschaft für Zingerlings Guthaben im fürstlichen Steuerparadies. Die Fahnder sind sicher, dass es sich bei den Beträgen um Schmiergelder aus Immobiliengeschäften der BBVI handelt.
Mindestens 20 Millionen Mark soll Zingerling zwischen 1993 und 1999 kassiert und die Hälfte davon an seinen Ex-Mitgeschäftsführer Karl Fütterer (61), der die Vorwürfe bestreitet, weitergeleitet haben. Beide wurden Anfang des Jahres verhaftet. Laut Zeugenaussagen sollen auch Topmanager der Holzmann-Tochter Imbau von den Geschäften profitiert haben.
Die Erkenntnisse der Ermittler stellen den vorläufigen Höhepunkt einer der größten deutschen Immobilienaffären dar. Die 1988 gegründete BBVI, die zu 70 Prozent der Bayerischen Beamten Versicherungen (BBV) gehört und an der Fütterer selbst 30 Prozent hielt, scheint jahrelang ein Selbstbedienungsladen für BBV-Manager gewesen zu sein.
Bereits im vergangenen Jahr war der ehemalige BBV-Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Schweickert (61) wegen der Annahme von rund vier Millionen Mark Schmiergeld zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
Den Schaden haben vor allem jene Anleger, die in geschlossene Fonds der BBVI einzahlten. Für die Münchener ist das Ganze äußerst peinlich. Zingerling, Fütterer und Schweickert wurden gefeuert; das Unternehmen beteiligt sich seither nach Kräften an der Aufklärung des Falles.
Jörg Schmitt
Teil 2
Viel zu tun für die Staatsanwälte
Ende Februar begann in München der Prozess gegen Fütterer und den früheren Caritas-Manager Hans-Joachim Doerfert (57). Fütterer soll in 28 Fällen mehr als 93 Millionen Mark seiner Firma veruntreut haben.
Hiervon sollen unter anderem Schmiergelder in zweistelliger Millionenhöhe an Doerfert geflossen sein. Offenbar als Gegenleistung unterschrieb dieser, im Namen der Caritas, 20 bis 30 Jahre laufende Mietverträge für Luxuskliniken für einen eigens gegründeten BBVI-Fonds.
Mehr als eineinhalb Jahre hat sich die Münchener Staatsanwaltschaft durch Aktenberge gewühlt und mit Hilfe ausländischer Kollegen Konten in Monaco und der Schweiz gefilzt. Jetzt, glauben die Fahnder, sei erstmals zu belegen, dass auch Fütterer und Zingerling massiv in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
(© DPA)
Hilfe von der Caritas: Ex-Manager Doerfert war den BBVI-Leuten mit Mietverträgen dienlich
Immer mit von der Partie war der ehemalige Elektrofachunternehmer Klaus Peter Martin, der seit 1997 in der Schweiz lebt. Martin, inzwischen als Generalübernehmer im Immobiliengeschäft tätig, soll von den Geschäften ebenfalls profitiert haben.
Zingerling lernte Martin 1991 kennen. Man kam ins Geschäft, und das lief seither wie geschmiert, anscheinend immer nach dem gleichen Muster. So zahlte die BBVI für mindestens neun Objekte, die sie in mehrere Fonds übernahm, deutlich überhöhte Preise an die mit den Bauarbeiten beauftragte Holzmann-Tochter Imbau.
Der Imbau wiederum stellte Martin überhöhte Rechnungen für die Projektentwicklung aus. Die Gelder verteilte er anschließend als Kick-backs an die an dem Schwindel beteiligten Manager.
Allein beim Projekt "Bedburg", einem Logistikzentrum in Nordrhein-Westfalen, habe die BBVI auf diese Weise sieben bis acht Millionen Mark zu viel gezahlt. Das sagte Martin vor der Staatsanwaltschaft in München aus. Ein Großteil des Betrages sei an das Duo Zingerling/Fütterer geflossen, 550.000 Mark habe ein Imbau-Manager für seine Mithilfe bekommen.
Bei dem mit 13 Millionen Mark überbezahlten Logistikzentrum "Clarenberg/Frechen" seien insgesamt 7 Millionen an die BBVI-Manager gegangen, bei einem ähnlichen Bauvorhaben in Troisdorf sollen es gar 8,3 Millionen Mark gewesen sein. Auch bei diesen Objekten sollen Imbau-Manager für ihre Kooperation bezahlt worden sein.
Bereits Ende 1992 erhielt Michael Zingerling die ersten Zahlungen von dem Projektentwickler. Die Kickbacks legte der BBVI-Manager zunächst als Wertpapier in Form von Tafelgeschäften bei der Raiffeisenbank Mangfalltal an, die er später bei der DG Bank in Zürich einreichte. Im Jahr 1994 kassierte der BBVI-Manager rund 1,5 Millionen Mark in bar. Ein Jahr später flossen rund 4 Millionen Mark auf ein Konto Zingerlings bei der CFM in Monaco. Auch in den folgenden Jahren liefen in Zürich und Monaco Beträge von 2 beziehungsweise 8,2 Millionen Mark auf.
1999 wurden die Bareinzahlungen und Überweisungen anscheinend zu riskant, zumal die Konten ganz offen auf Zingerlings Namen liefen. Wohl um den wahren Nutznießer zu verschleiern, wurde nach Erkenntnis der Ermittler ein Teil der Kick-backs von November 1999 an auf das Konto 0138370/001.000.987 der Varolio-Stiftung in Vaduz bei der Züricher DG-Bank-Filiale eingezahlt. Nutznießer: Michael Zingerling.
Auch die Schmiergeldspur nach Monaco wurde verwischt. Offenbar hierzu richtete Zingerling den Takara Trust ein, der bei der CFM-Bank das Konto mit der Nummer 221-100-96118X unterhielt. Dort ging am 28. Mai 1998 erstmals Geld ein, genau 749.210,03 Mark.
Die Millionen von Martin behielt Zingerling nicht allein für sich. Den Staatsanwälten präsentierte der ehemalige BBVI-Manager eine Auflistung, wonach er insgesamt 9,915 Millionen Mark an seinen Kollegen Fütterer überweisen habe - auf dessen CFM-Konto oder an die ihm zugerechnete Manicon Stiftung.
Fütterer konnte Geld gebrauchen. Der 61-Jährige hatte sich Mitte der 90er Jahre bei einem privaten Immobiliengeschäft in Berlin verspekuliert; die Fehlinvestition soll ihn angeblich jährlich drei Millionen Mark gekostet haben.
Nicht zuletzt deshalb vermuten die Fahnder, dass das Duo Zingerling/ Fütterer weit mehr als die bislang bekannten rund 20 Millionen Mark kassierte. So sagte Martin aus, dass er Zingerling weitere 7 Millionen Mark ausgehändigt habe.
Der bestreitet, diesen Betrag bekommen zu haben. "Martin soll bitte nachweisen, wie und wann er mir dieses Geld gegeben hat", sagte Zingerling den Ermittlern.
Jörg Schmitt
Viel zu tun für die Staatsanwälte
Ende Februar begann in München der Prozess gegen Fütterer und den früheren Caritas-Manager Hans-Joachim Doerfert (57). Fütterer soll in 28 Fällen mehr als 93 Millionen Mark seiner Firma veruntreut haben.
Hiervon sollen unter anderem Schmiergelder in zweistelliger Millionenhöhe an Doerfert geflossen sein. Offenbar als Gegenleistung unterschrieb dieser, im Namen der Caritas, 20 bis 30 Jahre laufende Mietverträge für Luxuskliniken für einen eigens gegründeten BBVI-Fonds.
Mehr als eineinhalb Jahre hat sich die Münchener Staatsanwaltschaft durch Aktenberge gewühlt und mit Hilfe ausländischer Kollegen Konten in Monaco und der Schweiz gefilzt. Jetzt, glauben die Fahnder, sei erstmals zu belegen, dass auch Fütterer und Zingerling massiv in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
(© DPA)
Hilfe von der Caritas: Ex-Manager Doerfert war den BBVI-Leuten mit Mietverträgen dienlich
Immer mit von der Partie war der ehemalige Elektrofachunternehmer Klaus Peter Martin, der seit 1997 in der Schweiz lebt. Martin, inzwischen als Generalübernehmer im Immobiliengeschäft tätig, soll von den Geschäften ebenfalls profitiert haben.
Zingerling lernte Martin 1991 kennen. Man kam ins Geschäft, und das lief seither wie geschmiert, anscheinend immer nach dem gleichen Muster. So zahlte die BBVI für mindestens neun Objekte, die sie in mehrere Fonds übernahm, deutlich überhöhte Preise an die mit den Bauarbeiten beauftragte Holzmann-Tochter Imbau.
Der Imbau wiederum stellte Martin überhöhte Rechnungen für die Projektentwicklung aus. Die Gelder verteilte er anschließend als Kick-backs an die an dem Schwindel beteiligten Manager.
Allein beim Projekt "Bedburg", einem Logistikzentrum in Nordrhein-Westfalen, habe die BBVI auf diese Weise sieben bis acht Millionen Mark zu viel gezahlt. Das sagte Martin vor der Staatsanwaltschaft in München aus. Ein Großteil des Betrages sei an das Duo Zingerling/Fütterer geflossen, 550.000 Mark habe ein Imbau-Manager für seine Mithilfe bekommen.
Bei dem mit 13 Millionen Mark überbezahlten Logistikzentrum "Clarenberg/Frechen" seien insgesamt 7 Millionen an die BBVI-Manager gegangen, bei einem ähnlichen Bauvorhaben in Troisdorf sollen es gar 8,3 Millionen Mark gewesen sein. Auch bei diesen Objekten sollen Imbau-Manager für ihre Kooperation bezahlt worden sein.
Bereits Ende 1992 erhielt Michael Zingerling die ersten Zahlungen von dem Projektentwickler. Die Kickbacks legte der BBVI-Manager zunächst als Wertpapier in Form von Tafelgeschäften bei der Raiffeisenbank Mangfalltal an, die er später bei der DG Bank in Zürich einreichte. Im Jahr 1994 kassierte der BBVI-Manager rund 1,5 Millionen Mark in bar. Ein Jahr später flossen rund 4 Millionen Mark auf ein Konto Zingerlings bei der CFM in Monaco. Auch in den folgenden Jahren liefen in Zürich und Monaco Beträge von 2 beziehungsweise 8,2 Millionen Mark auf.
1999 wurden die Bareinzahlungen und Überweisungen anscheinend zu riskant, zumal die Konten ganz offen auf Zingerlings Namen liefen. Wohl um den wahren Nutznießer zu verschleiern, wurde nach Erkenntnis der Ermittler ein Teil der Kick-backs von November 1999 an auf das Konto 0138370/001.000.987 der Varolio-Stiftung in Vaduz bei der Züricher DG-Bank-Filiale eingezahlt. Nutznießer: Michael Zingerling.
Auch die Schmiergeldspur nach Monaco wurde verwischt. Offenbar hierzu richtete Zingerling den Takara Trust ein, der bei der CFM-Bank das Konto mit der Nummer 221-100-96118X unterhielt. Dort ging am 28. Mai 1998 erstmals Geld ein, genau 749.210,03 Mark.
Die Millionen von Martin behielt Zingerling nicht allein für sich. Den Staatsanwälten präsentierte der ehemalige BBVI-Manager eine Auflistung, wonach er insgesamt 9,915 Millionen Mark an seinen Kollegen Fütterer überweisen habe - auf dessen CFM-Konto oder an die ihm zugerechnete Manicon Stiftung.
Fütterer konnte Geld gebrauchen. Der 61-Jährige hatte sich Mitte der 90er Jahre bei einem privaten Immobiliengeschäft in Berlin verspekuliert; die Fehlinvestition soll ihn angeblich jährlich drei Millionen Mark gekostet haben.
Nicht zuletzt deshalb vermuten die Fahnder, dass das Duo Zingerling/ Fütterer weit mehr als die bislang bekannten rund 20 Millionen Mark kassierte. So sagte Martin aus, dass er Zingerling weitere 7 Millionen Mark ausgehändigt habe.
Der bestreitet, diesen Betrag bekommen zu haben. "Martin soll bitte nachweisen, wie und wann er mir dieses Geld gegeben hat", sagte Zingerling den Ermittlern.
Jörg Schmitt
Es war wohl etwas ruhiger in den letzten Tagen,jetzt jedoch ein weiteres Unternehmen im Visier der StA;
Philips: Vorstand an Insidergeschäft beteiligt?
Die niederländische Staatsanwaltschaft hat wegen des Verdachts auf Insidergeschäfte gegen Cor Boonstra, den ausscheidenden Vorstand von Philips Electronics, Eindhoven, Ermittlungen eingeleitet.
Boonstra teilte mit, dass die niederländische Börsenaufsicht den Fall nach Abschluss eigener Ermittlungen an den Staatsanwalt weitergeleitet hat.
Boonstra steht unter Verdacht, Endemol-Aktien im März 2000 mit Insider-Wissen gekauft zu haben. Zu dieser Zeit befand sich Endemol kurz vor der Übernahme durch die spanische Telefongesellschaft Telefonica Madrid.
Philips: Vorstand an Insidergeschäft beteiligt?
Die niederländische Staatsanwaltschaft hat wegen des Verdachts auf Insidergeschäfte gegen Cor Boonstra, den ausscheidenden Vorstand von Philips Electronics, Eindhoven, Ermittlungen eingeleitet.
Boonstra teilte mit, dass die niederländische Börsenaufsicht den Fall nach Abschluss eigener Ermittlungen an den Staatsanwalt weitergeleitet hat.
Boonstra steht unter Verdacht, Endemol-Aktien im März 2000 mit Insider-Wissen gekauft zu haben. Zu dieser Zeit befand sich Endemol kurz vor der Übernahme durch die spanische Telefongesellschaft Telefonica Madrid.
Im folgenden nochmal ein Beitrag aus der FAZ zur Kapitalvernichtung am NM
von THECANADIEN 10.04.01 13:13:31 3277399
Neuer Markt
Wertverlust von 167 Milliarden Euro
9. April 2001 Auch wenn die Bewertung im Nachhinein betrachtet unrealistisch gewesen sein mag, seit September des vergangenen Jahres sind am Neuen Markt 167 Milliarden Euro vernichtet worden. Lag die gesamte Marktkapitalisierung in der Spitze bei 233 Milliarden Euro, so sind die handelbaren Aktien des Gesamtmarktes im April des Jahres 2001 nur noch 67 Milliarden Euro wert. Ein Minus von mehr als 70 Prozent.
Das Marktsegment als solches sei zwar nicht gescheitert, aber die Enttäuschung der Anleger sei groß, sagen Marktteilnehmer. „Ich denke, es wird einige Zeit dauern, bis das Vertrauen wieder zurückkehren wird“, sagt etwa Klaus Tafferner von Concord Effekten. So sei der etablierte Abwärtstrend voll in Takt. Wenn der kurzfristige, seit März 2001 geltende steile Abwärtskanal nach oben durchbrochen werden sollte, dann könne es eine kräftige Erholung geben. Der kritische Punkt liege bei etwa 1.430 Punkten. Sollte die Marke überwunden werden, dann sei der Weg bis auf 1.650 Punkte frei. Allerdings sei ungewiss, wie lange die Erholung dauern werde. Man müsse dann einfach einmal weitersehen.
Anzeichen für „Bodennähe“
Es gebe immer wieder Anzeichen, die auf eine zumindest zeitweilige Bodenbildung hindeuten könnten. So sei man vielleicht noch nicht direkt am Boden, aber zumindest in der Nähe. An der Nasdaq gebe es Indikatoren, die kurz davor seien, Kaufsignale auszulösen. Und der Neue Markt hänge von der Nasdaq ab. Außerdem fange nun in den USA die Berichtssaison für das erste Quartal des Jahres 2001 langsam an und es sei denkbar, dass die eine oder andere positive Überraschung dabei sei. Immerhin haben die Märkte viele negative Informationen schon vorweggenommen. Wenn also Zahlen besser sind, als befürchtet, dann wäre eine positive Reaktion der Börsen nicht ausgeschlossen.
Sicher dürfte sein, dass eine neue Rally - wenn sie denn einmal kommen sollte - nicht auf breiter Basis stattfinden wird, sondern nur noch selektiv. Also in Aktien, die bewertet mit traditionellen Methoden, attraktiv sind. Dazu könnten Werte wie etwa CE Consumer, TV Loonland oder auch eine Highlight Communications gehören. Das seien Wachstumswerte, die gutes Geld verdienen, aber günstig zu haben seien. So könnten sich zwar manche Werte am Neuen Markt durchaus erholen, allerdings seien die Aussichten in Standardwerten eher besser.
Optimistische Börse
Die Börse selbst glaubt an die Zukunft des Neuen Marktes. „Natürlich ist auf Grund des Marktumfeldes klar, dass nicht so viele Neuemissionen wie in der Vergangenheit stattfinden werden“, sagt Börsen-Sprecherin Ursula Brita Schneider. So seien auch die Emissions-Banken selber und die Börse kritischer gegenüber von Kandidaten geworden. Aber es sei nicht so, dass jetzt die Unternehmen in andere Segmente drängen würden. Unter anderen Bedingungen werde das Interesse aber wieder zunehmen.
von THECANADIEN 10.04.01 13:13:31 3277399
Neuer Markt
Wertverlust von 167 Milliarden Euro
9. April 2001 Auch wenn die Bewertung im Nachhinein betrachtet unrealistisch gewesen sein mag, seit September des vergangenen Jahres sind am Neuen Markt 167 Milliarden Euro vernichtet worden. Lag die gesamte Marktkapitalisierung in der Spitze bei 233 Milliarden Euro, so sind die handelbaren Aktien des Gesamtmarktes im April des Jahres 2001 nur noch 67 Milliarden Euro wert. Ein Minus von mehr als 70 Prozent.
Das Marktsegment als solches sei zwar nicht gescheitert, aber die Enttäuschung der Anleger sei groß, sagen Marktteilnehmer. „Ich denke, es wird einige Zeit dauern, bis das Vertrauen wieder zurückkehren wird“, sagt etwa Klaus Tafferner von Concord Effekten. So sei der etablierte Abwärtstrend voll in Takt. Wenn der kurzfristige, seit März 2001 geltende steile Abwärtskanal nach oben durchbrochen werden sollte, dann könne es eine kräftige Erholung geben. Der kritische Punkt liege bei etwa 1.430 Punkten. Sollte die Marke überwunden werden, dann sei der Weg bis auf 1.650 Punkte frei. Allerdings sei ungewiss, wie lange die Erholung dauern werde. Man müsse dann einfach einmal weitersehen.
Anzeichen für „Bodennähe“
Es gebe immer wieder Anzeichen, die auf eine zumindest zeitweilige Bodenbildung hindeuten könnten. So sei man vielleicht noch nicht direkt am Boden, aber zumindest in der Nähe. An der Nasdaq gebe es Indikatoren, die kurz davor seien, Kaufsignale auszulösen. Und der Neue Markt hänge von der Nasdaq ab. Außerdem fange nun in den USA die Berichtssaison für das erste Quartal des Jahres 2001 langsam an und es sei denkbar, dass die eine oder andere positive Überraschung dabei sei. Immerhin haben die Märkte viele negative Informationen schon vorweggenommen. Wenn also Zahlen besser sind, als befürchtet, dann wäre eine positive Reaktion der Börsen nicht ausgeschlossen.
Sicher dürfte sein, dass eine neue Rally - wenn sie denn einmal kommen sollte - nicht auf breiter Basis stattfinden wird, sondern nur noch selektiv. Also in Aktien, die bewertet mit traditionellen Methoden, attraktiv sind. Dazu könnten Werte wie etwa CE Consumer, TV Loonland oder auch eine Highlight Communications gehören. Das seien Wachstumswerte, die gutes Geld verdienen, aber günstig zu haben seien. So könnten sich zwar manche Werte am Neuen Markt durchaus erholen, allerdings seien die Aussichten in Standardwerten eher besser.
Optimistische Börse
Die Börse selbst glaubt an die Zukunft des Neuen Marktes. „Natürlich ist auf Grund des Marktumfeldes klar, dass nicht so viele Neuemissionen wie in der Vergangenheit stattfinden werden“, sagt Börsen-Sprecherin Ursula Brita Schneider. So seien auch die Emissions-Banken selber und die Börse kritischer gegenüber von Kandidaten geworden. Aber es sei nicht so, dass jetzt die Unternehmen in andere Segmente drängen würden. Unter anderen Bedingungen werde das Interesse aber wieder zunehmen.
Mal wieder etwas aus der Schweiz;
S A I R G R O U P
Im Visier der Ermittler
Das Debakel der Schweizer Luftverkehrsholding hat ein juristisches Nachspiel.
Zürich/Paris - Die Züricher Bezirksanwaltschaft gab am Dienstag bekannt, dass sie ein Strafuntersuchung gegen Unbekannt eröffnet habe. Die SAirGroup hatte mit einem Rekordverlust von 2,885 Milliarden Franken (3,7 Milliarden Mark/ 1,9 Milliarden Euro) im Jahr 2000 das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer 70-jährigen Firmengeschichte verbucht.
Wie Bezirksanwalt Hanspeter Hirt sagte, betrifft die Untersuchung unter anderem die Behandlung von Aktiven und Passiven in der Bilanz und die Frage, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Außerdem hat ein Rechtsanwalt eine Klage gegen die verantwortlichen Organe der SAirGroup eingereicht. Der Anwalt ist weder Aktionär noch vertritt er Gläubiger der SAirGroup. Nach Informationen der "Neuen Zürcher Zeitung" macht der Anwalt ungetreue Geschäftsbesorgung sowie unwahre Angaben über das kaufmännische Gewerbe geltend. Gemäß Hirt lässt sich die Dauer des Verfahrens zurzeit nicht abschätzen.
Auch wenn sich das Verfahren vorerst gegen Unbekannt richtet, kommen als mögliche Beschuldigte in erster Linie die Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung in Frage. Die Hürden für den Nachweis eines strafrechtlich relevanten Fehlverhaltens sind nach Darstellung von Juristen allerdings hoch. Geschäftspolitische Aktivitäten, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen herausstellen, sind nicht strafbar.
Das Unternehmen hatte das finanzielle Debakel vor allem mit den großen Schwierigkeiten der meisten ausländischen Airline-Beteiligungen begründet. Auf der Generalversammlung am 25. April werden die Aktionäre zudem über den Antrag auf Durchführung einer Sonderprüfung zu entscheiden haben.
S A I R G R O U P
Im Visier der Ermittler
Das Debakel der Schweizer Luftverkehrsholding hat ein juristisches Nachspiel.
Zürich/Paris - Die Züricher Bezirksanwaltschaft gab am Dienstag bekannt, dass sie ein Strafuntersuchung gegen Unbekannt eröffnet habe. Die SAirGroup hatte mit einem Rekordverlust von 2,885 Milliarden Franken (3,7 Milliarden Mark/ 1,9 Milliarden Euro) im Jahr 2000 das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer 70-jährigen Firmengeschichte verbucht.
Wie Bezirksanwalt Hanspeter Hirt sagte, betrifft die Untersuchung unter anderem die Behandlung von Aktiven und Passiven in der Bilanz und die Frage, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Außerdem hat ein Rechtsanwalt eine Klage gegen die verantwortlichen Organe der SAirGroup eingereicht. Der Anwalt ist weder Aktionär noch vertritt er Gläubiger der SAirGroup. Nach Informationen der "Neuen Zürcher Zeitung" macht der Anwalt ungetreue Geschäftsbesorgung sowie unwahre Angaben über das kaufmännische Gewerbe geltend. Gemäß Hirt lässt sich die Dauer des Verfahrens zurzeit nicht abschätzen.
Auch wenn sich das Verfahren vorerst gegen Unbekannt richtet, kommen als mögliche Beschuldigte in erster Linie die Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung in Frage. Die Hürden für den Nachweis eines strafrechtlich relevanten Fehlverhaltens sind nach Darstellung von Juristen allerdings hoch. Geschäftspolitische Aktivitäten, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen herausstellen, sind nicht strafbar.
Das Unternehmen hatte das finanzielle Debakel vor allem mit den großen Schwierigkeiten der meisten ausländischen Airline-Beteiligungen begründet. Auf der Generalversammlung am 25. April werden die Aktionäre zudem über den Antrag auf Durchführung einer Sonderprüfung zu entscheiden haben.
hallo @ alle ,
bin wieder da. hatte bisher keine zeit.
grüsse @ Canadian , charli , wangert und alle anderen
Mafiabroker
bin wieder da. hatte bisher keine zeit.
grüsse @ Canadian , charli , wangert und alle anderen
Mafiabroker
Jetzt mal etwas von der iberischen Halbinsel;
Bei iberischen Unternehmen bleiben die Kleinanleger aussen vor
Lissabon, 9. April (Bloomberg) - In Spanien und Portugal haben Kleinaktionäre bei vielen Unternehmen schlechte Karten, wenn sie ihre Interessen wahrnehmen und auf der Hauptversammlung abstimmen wollen. Denn viele iberische Gesellschaften haben die Teilnahme an Aktionärsversammlungen beschränkt. Oft müssen die Anleger zwischen 100 und 1000 Aktien besitzen, um überhaupt an der Hauptversammlung teilnehmen zu dürfen, oder sie müssen happige Eintrittsgebühren berappen. ,Wir sind diejenigen, die unter dieser Situation zu leiden haben," beklagt Anleger Manuel Marques. ,Die Kleinanleger haben keine Stimmen."
Nach einer Untersuchung der deutschen Aktionärsvereinigung erlauben von 15 europäischen Ländern nur noch Portugal und Spanien den Aktiengesellschaften, Aktionäre mit nur einer Aktie von der Hauptversammlung auszuschließen. Und die Liste der Unternehmen mit Zugangsbegrenzungen ist lang und die Eintrittsbarrieren sind hoch: Bei der portugiesischen Bank Banco Espirito Santo sind 100 Aktien notwendig, Repsol YPF SA, Spaniens führende Ölgesellschaft legt die Schwelle bei 150 fest. Für Telefonica SA, Spaniens größter Aktie und führendem Telekomkonzern, sind 300 Aktien notwendig. Portugal Telecom SGPS SA, das Schwergewicht im portugiesischen Index, verlangt 500 Aktien. Und beim portugiesischen Zementhersteller Cimpor-Cimentos de Portugal SGPS SA kostet die Teilnahme an der Hauptversammlung 3462 Euro. Nelson Bernardo, ein Rechtsanwalt aus Lissabon mit dem Spezialgebiet Unternehmensrecht, kritisiert, dass viele Unternehmen die Kleinaktionäre oft als unwissend und uninteressiert ansehen.
Diese Zugangsbeschränkungen sind noch ein Relikt aus der Zeit der Überseeexpeditionen der Portugiesen im 16. und 17. Jahrhundert. Zur Finanzierung der Entdeckungsfahrten wurden Gesellschaften gegründet wurden, aber stimmberechtigte Aktien erhielten nur die Adeligen und die führenden Kaufleute, die den Grossteil der Finanzmittel beisteurten. Die Kleinanleger bekamen nur stimmrechtlose Aktien.
Heutzutage gelingt es den Kleinaktionäre mitunter, den Grossen ein Schnippchen schlagen. So können bei BCP und anderen Gesellschaften die Kleinaktionäre ihre Aktien bündeln, dann kann wenigstens einer von ihnen teilnehmen und abstimmen. Bei einigen Unternehmen wie Telefonica dürfen die Aktionäre brieflich abstimmen.
Zwar drängen die Börsenaufsichtsbehören weltweit die Unternehmen, das Stimmrecht zu fördern. "Eine Aktie eine Stimme", lautet die Parole. Auch die OECD hat die restriktive Praxis bereits kritisiert und Verbesserungen angemahnt, aber bisher ohne Erfolg. Spanische Unternehmen machen den zunehmenden ,Volkskapitalismus" für die Beschränkungen verantwortlich. Die Unternehmen und die Regierung hätten den Privatanlegern zugeredet, Aktien bei Neuemissionen und Privatisierungen zu kaufen. Jetzt haben Spaniens Großkonzerne so viele Aktionäre, dass diese nicht in ihre Hauptversammlungen passen. ,Die Bank hat so viele Aktionäre, sie muss irgendwie den Zustrom begrenzen," verteidigt Unternehmenssprecherin Myriam Gomez die Haltung der Banco Santander Central Hispano SA. Spaniens größte Bank zählt eine Million Aktionäre.
Diese Restriktionen wirken sich in erster Linie auf den Meinungsaustausch zwischen Aktionären und Unternehmen aus, der die Hauptversammlungen in anderen Ländern bestimmt. In Deutschland und Schweden, ist es für das Management ganz normal, von den Kleinaktionären ins Kreuzverhör genommen zu werden." erklärt Stephen Davis, Präsident von Davis Global Advisors. Telefonica führte die Begrenzung von 100 Aktien 1998 ein, nachdem Gewerkschaftsmitglieder, die auch Aktionäre waren, auf einer Hauptversammlung gegen Personaleinsparungen protestierten. Die HV war nach weniger als 15 Minuten beendet, nachdem Telefonica ohne weitere Diskussion eine Abstimmung erzwang.
Die portugiesischen Kleinanleger seien keine Aktivisten, beschreibt Paulo Pinto, Präsident einer Aktionärsvertretung. In Spanien und Portugal halten Privatinvestoren nur einen geringen Teil der Aktien an Unternehmen. Der Großteil der Aktien befindet sich in den Händen der Gründerfamilien, der Regierung oder von institutionellen Anlegern. Das hat Veränderungen erschwert. ,Die Kleinanleger setzen sich nicht dafür ein und die Unternehmen fördern dies nicht," beklagt Davis.
Die Regeln in Spanien tragen dazu bei, die Stimmen der Kleinaktionäre zu unterdrücken," kritisiert Jacinto Solder Padro, Direktor einer Anwaltskanzlei aus Barcelona. ,In Spanien ist es sehr kompliziert für die Aktionäre, ihre Rechte wahrzunehmen. Die Kleinaktionäre haben kaum Schutz."
Die Großaktionäre finden es nicht ungerecht, die Teilnahme zu beschränken. ,Kleinaktionäre leisten keinen Beitrag zu den strategischen Entscheidungen," behauptet Prem Thapar, Fondsmanager bei BNP Paribas SA in Madrid. ,Wenn sie zu viel Macht hätten, wäre das nicht unbedingt positiv. Kleinanleger haben keine Ahnung von Unternehmensführung."
Bei iberischen Unternehmen bleiben die Kleinanleger aussen vor
Lissabon, 9. April (Bloomberg) - In Spanien und Portugal haben Kleinaktionäre bei vielen Unternehmen schlechte Karten, wenn sie ihre Interessen wahrnehmen und auf der Hauptversammlung abstimmen wollen. Denn viele iberische Gesellschaften haben die Teilnahme an Aktionärsversammlungen beschränkt. Oft müssen die Anleger zwischen 100 und 1000 Aktien besitzen, um überhaupt an der Hauptversammlung teilnehmen zu dürfen, oder sie müssen happige Eintrittsgebühren berappen. ,Wir sind diejenigen, die unter dieser Situation zu leiden haben," beklagt Anleger Manuel Marques. ,Die Kleinanleger haben keine Stimmen."
Nach einer Untersuchung der deutschen Aktionärsvereinigung erlauben von 15 europäischen Ländern nur noch Portugal und Spanien den Aktiengesellschaften, Aktionäre mit nur einer Aktie von der Hauptversammlung auszuschließen. Und die Liste der Unternehmen mit Zugangsbegrenzungen ist lang und die Eintrittsbarrieren sind hoch: Bei der portugiesischen Bank Banco Espirito Santo sind 100 Aktien notwendig, Repsol YPF SA, Spaniens führende Ölgesellschaft legt die Schwelle bei 150 fest. Für Telefonica SA, Spaniens größter Aktie und führendem Telekomkonzern, sind 300 Aktien notwendig. Portugal Telecom SGPS SA, das Schwergewicht im portugiesischen Index, verlangt 500 Aktien. Und beim portugiesischen Zementhersteller Cimpor-Cimentos de Portugal SGPS SA kostet die Teilnahme an der Hauptversammlung 3462 Euro. Nelson Bernardo, ein Rechtsanwalt aus Lissabon mit dem Spezialgebiet Unternehmensrecht, kritisiert, dass viele Unternehmen die Kleinaktionäre oft als unwissend und uninteressiert ansehen.
Diese Zugangsbeschränkungen sind noch ein Relikt aus der Zeit der Überseeexpeditionen der Portugiesen im 16. und 17. Jahrhundert. Zur Finanzierung der Entdeckungsfahrten wurden Gesellschaften gegründet wurden, aber stimmberechtigte Aktien erhielten nur die Adeligen und die führenden Kaufleute, die den Grossteil der Finanzmittel beisteurten. Die Kleinanleger bekamen nur stimmrechtlose Aktien.
Heutzutage gelingt es den Kleinaktionäre mitunter, den Grossen ein Schnippchen schlagen. So können bei BCP und anderen Gesellschaften die Kleinaktionäre ihre Aktien bündeln, dann kann wenigstens einer von ihnen teilnehmen und abstimmen. Bei einigen Unternehmen wie Telefonica dürfen die Aktionäre brieflich abstimmen.
Zwar drängen die Börsenaufsichtsbehören weltweit die Unternehmen, das Stimmrecht zu fördern. "Eine Aktie eine Stimme", lautet die Parole. Auch die OECD hat die restriktive Praxis bereits kritisiert und Verbesserungen angemahnt, aber bisher ohne Erfolg. Spanische Unternehmen machen den zunehmenden ,Volkskapitalismus" für die Beschränkungen verantwortlich. Die Unternehmen und die Regierung hätten den Privatanlegern zugeredet, Aktien bei Neuemissionen und Privatisierungen zu kaufen. Jetzt haben Spaniens Großkonzerne so viele Aktionäre, dass diese nicht in ihre Hauptversammlungen passen. ,Die Bank hat so viele Aktionäre, sie muss irgendwie den Zustrom begrenzen," verteidigt Unternehmenssprecherin Myriam Gomez die Haltung der Banco Santander Central Hispano SA. Spaniens größte Bank zählt eine Million Aktionäre.
Diese Restriktionen wirken sich in erster Linie auf den Meinungsaustausch zwischen Aktionären und Unternehmen aus, der die Hauptversammlungen in anderen Ländern bestimmt. In Deutschland und Schweden, ist es für das Management ganz normal, von den Kleinaktionären ins Kreuzverhör genommen zu werden." erklärt Stephen Davis, Präsident von Davis Global Advisors. Telefonica führte die Begrenzung von 100 Aktien 1998 ein, nachdem Gewerkschaftsmitglieder, die auch Aktionäre waren, auf einer Hauptversammlung gegen Personaleinsparungen protestierten. Die HV war nach weniger als 15 Minuten beendet, nachdem Telefonica ohne weitere Diskussion eine Abstimmung erzwang.
Die portugiesischen Kleinanleger seien keine Aktivisten, beschreibt Paulo Pinto, Präsident einer Aktionärsvertretung. In Spanien und Portugal halten Privatinvestoren nur einen geringen Teil der Aktien an Unternehmen. Der Großteil der Aktien befindet sich in den Händen der Gründerfamilien, der Regierung oder von institutionellen Anlegern. Das hat Veränderungen erschwert. ,Die Kleinanleger setzen sich nicht dafür ein und die Unternehmen fördern dies nicht," beklagt Davis.
Die Regeln in Spanien tragen dazu bei, die Stimmen der Kleinaktionäre zu unterdrücken," kritisiert Jacinto Solder Padro, Direktor einer Anwaltskanzlei aus Barcelona. ,In Spanien ist es sehr kompliziert für die Aktionäre, ihre Rechte wahrzunehmen. Die Kleinaktionäre haben kaum Schutz."
Die Großaktionäre finden es nicht ungerecht, die Teilnahme zu beschränken. ,Kleinaktionäre leisten keinen Beitrag zu den strategischen Entscheidungen," behauptet Prem Thapar, Fondsmanager bei BNP Paribas SA in Madrid. ,Wenn sie zu viel Macht hätten, wäre das nicht unbedingt positiv. Kleinanleger haben keine Ahnung von Unternehmensführung."
Anbei von der HV des DAX-Wertes;
Aktionäre mahnen DaimlerChrysler ab - `Letzte Chance` für Vorstand
BERLIN/STUTTGART (dpa-AFX) - Auf der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung in Berlin hat DaimlerChrysler-Chef (DCX.ETR) Jürgen Schrempp seinen Internationalisierungskurs gegen heftige Aktionärskritik verteidigt. Gleichzeitig gab er am Mittwoch bekannt, dass der deutsch-amerikanische Autokonzern zusätzlich 3,3 Prozent am japanischen Autobauer Mitsubishi von Volvo erwirbt. Damit baut DaimlerChrysler seine Beteiligung auf 37,3 Prozent aus.
"Dies ist ein wesentlicher Schritt zur Komplettierung unserer Asienstrategie", sagte Schrempp. Nach dem Rückzug der Schweden ist der Weg für eine direkte Zusammenarbeit mit Mitsubishi auch bei Lkw und Bussen frei. Die Restrukturierung beim angeschlagenen amerikanischen Autobauer Chrysler laufe nach Plan, betonte Schrempp. Vertreter der Kleinaktionäre sprachen angesichts der hohen Sanierungskosten von 3,4 Mrd. Euro von einer gelben Karte für Vorstand und Aufsichtsrat.
Die Manager hätten nun eine letzte Chance, das Ruder wieder herumzureißen, sagte für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Kessler. "Entweder andere Zahlen oder andere Köpfe." Einer Entlastung wollten weder DSW noch die Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK) zustimmen. SdK-Vertreter Lars Labryga kritisierte die milliardenschwere Kapitalvernichtung an der Börse. "Es kann nicht sein, dass der strahlende Daimler-Stern Fässer ohne Boden auf der ganzen Welt subventioniert", sagte Kessler.
SCHREMPP UNZUFRIEDEN MIT AKTIENKURS
Schrempp räumte ein, dass der Aktienkurs von DaimlerChrysler niemanden zufrieden stellen könne. Er lag am Vormittag mit 53,80 Euro etwa 1,82 Prozent unter dem Vortageskurs. Sowohl Chrysler als auch der japanische Autokonzern Mitsubishi seien fester Bestandteil der Unternehmensstrategie und stünden nicht zur Disposition. Wie erwartet, sei das erste Quartal von den milliardenschweren Sanierungskosten geprägt. Der weitaus größte Teil der Restrukturierungskosten werde im ersten Quartal verbucht. Ohne diese negativen Einmaleffekte erwartet der Konzern im ersten Quartal eine operativen Verlust von 0,8 bis 1,0 Mrd. Euro.
2002 sollen sowohl Chrysler als auch Mitsubishi wieder die Gewinnschwelle erreichen. 2003 erwartet Schrempp für Chrysler eine Umsatzrendite von 4 Prozent und einen Operating Profit von über zwei Milliarden Euro, für Mitsubishi 2003/04 eine Rendite von 4,5 Prozent. Schrempp betonte, dass die Sanierung auch von der konjunkturellen Entwicklung abhänge. "Dort liegen die wirklichen Unwägbarkeiten für unser Unternehmen", sagte Schrempp. Für 2002 rechnet der Konzernchef jedoch wieder mit einem deutlichen Aufleben der Konjunktur. Dann soll auch der Konzern mit einem operativen Gewinn von 5,5 bis 6,5 Milliarden Euro wieder deutlich besser als in diesem Jahr abschneiden. Inklusive der Sanierungskosten rechnet der Konzern in diesem Jahr mit einem operativen Verlust von 1,2 bis 1,7 Milliarden Euro.
Für die zusätzlichen 3,3 Prozent sowie für Entwicklungs- und Planungsleistungen zahlt DaimlerChrysler rund 297 Mio. USD. Nutzfahrzeugvorstand Eckhard Cordes sieht durch die neue Situation großes Potenzial, zusätzliche Gewinne für beide Unternehmen zu erwirtschaften. Mitsubishi Fuso Truck and Bus Divison, im Gegensatz zum Pkw-Geschäft profitabel, erreichte im Vorjahr in Japan einen Marktanteil von 30,7 Prozent und verkaufte rund 154.000 Busse und Lastwagen. Der Umsatz damit betrug etwa 672 Mrd. Yen. DaimlerChrysler verkaufte 549.000 Busse und Lastwagen und kam auf einen Umsatz von 28,8 Mrd. Euro./nb/ub/DP
Quelle: dpa-AFX
Aktionäre mahnen DaimlerChrysler ab - `Letzte Chance` für Vorstand
BERLIN/STUTTGART (dpa-AFX) - Auf der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung in Berlin hat DaimlerChrysler-Chef (DCX.ETR) Jürgen Schrempp seinen Internationalisierungskurs gegen heftige Aktionärskritik verteidigt. Gleichzeitig gab er am Mittwoch bekannt, dass der deutsch-amerikanische Autokonzern zusätzlich 3,3 Prozent am japanischen Autobauer Mitsubishi von Volvo erwirbt. Damit baut DaimlerChrysler seine Beteiligung auf 37,3 Prozent aus.
"Dies ist ein wesentlicher Schritt zur Komplettierung unserer Asienstrategie", sagte Schrempp. Nach dem Rückzug der Schweden ist der Weg für eine direkte Zusammenarbeit mit Mitsubishi auch bei Lkw und Bussen frei. Die Restrukturierung beim angeschlagenen amerikanischen Autobauer Chrysler laufe nach Plan, betonte Schrempp. Vertreter der Kleinaktionäre sprachen angesichts der hohen Sanierungskosten von 3,4 Mrd. Euro von einer gelben Karte für Vorstand und Aufsichtsrat.
Die Manager hätten nun eine letzte Chance, das Ruder wieder herumzureißen, sagte für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Klaus Kessler. "Entweder andere Zahlen oder andere Köpfe." Einer Entlastung wollten weder DSW noch die Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK) zustimmen. SdK-Vertreter Lars Labryga kritisierte die milliardenschwere Kapitalvernichtung an der Börse. "Es kann nicht sein, dass der strahlende Daimler-Stern Fässer ohne Boden auf der ganzen Welt subventioniert", sagte Kessler.
SCHREMPP UNZUFRIEDEN MIT AKTIENKURS
Schrempp räumte ein, dass der Aktienkurs von DaimlerChrysler niemanden zufrieden stellen könne. Er lag am Vormittag mit 53,80 Euro etwa 1,82 Prozent unter dem Vortageskurs. Sowohl Chrysler als auch der japanische Autokonzern Mitsubishi seien fester Bestandteil der Unternehmensstrategie und stünden nicht zur Disposition. Wie erwartet, sei das erste Quartal von den milliardenschweren Sanierungskosten geprägt. Der weitaus größte Teil der Restrukturierungskosten werde im ersten Quartal verbucht. Ohne diese negativen Einmaleffekte erwartet der Konzern im ersten Quartal eine operativen Verlust von 0,8 bis 1,0 Mrd. Euro.
2002 sollen sowohl Chrysler als auch Mitsubishi wieder die Gewinnschwelle erreichen. 2003 erwartet Schrempp für Chrysler eine Umsatzrendite von 4 Prozent und einen Operating Profit von über zwei Milliarden Euro, für Mitsubishi 2003/04 eine Rendite von 4,5 Prozent. Schrempp betonte, dass die Sanierung auch von der konjunkturellen Entwicklung abhänge. "Dort liegen die wirklichen Unwägbarkeiten für unser Unternehmen", sagte Schrempp. Für 2002 rechnet der Konzernchef jedoch wieder mit einem deutlichen Aufleben der Konjunktur. Dann soll auch der Konzern mit einem operativen Gewinn von 5,5 bis 6,5 Milliarden Euro wieder deutlich besser als in diesem Jahr abschneiden. Inklusive der Sanierungskosten rechnet der Konzern in diesem Jahr mit einem operativen Verlust von 1,2 bis 1,7 Milliarden Euro.
Für die zusätzlichen 3,3 Prozent sowie für Entwicklungs- und Planungsleistungen zahlt DaimlerChrysler rund 297 Mio. USD. Nutzfahrzeugvorstand Eckhard Cordes sieht durch die neue Situation großes Potenzial, zusätzliche Gewinne für beide Unternehmen zu erwirtschaften. Mitsubishi Fuso Truck and Bus Divison, im Gegensatz zum Pkw-Geschäft profitabel, erreichte im Vorjahr in Japan einen Marktanteil von 30,7 Prozent und verkaufte rund 154.000 Busse und Lastwagen. Der Umsatz damit betrug etwa 672 Mrd. Yen. DaimlerChrysler verkaufte 549.000 Busse und Lastwagen und kam auf einen Umsatz von 28,8 Mrd. Euro./nb/ub/DP
Quelle: dpa-AFX
Deutsche Bank
Ein New Yorker Mitarbeiter der Bank bediente sich offenbar am Thyssen-Vermögen.
Frankfurt - Ein Kundenbetreuer in der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank in New York hat jahrelang Kundengelder in Millionenhöhe veruntreut. Ein Sprecher des Kreditinstitutes bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte. Wie das "Handelsblatt" berichtete, wurden dabei rund 90 Privatkunden um insgesamt 8,5 Millionen Dollar geschädigt.
Nach Angaben des Sprechers wurde der Schaden bei einer internen Kontrolle im vergangenen Jahr entdeckt. Der frühere Mitarbeiter, der elf Jahre lang für die Deutsche Bank tätig gewesen sei, sei von einem US-Gericht wegen Veruntreuung bereits verurteilt worden, und die Kunden seien entschädigt worden. Man habe zudem die internen Kontrollen verschärft. Nach Informationen des "Wall Street Journal" soll ein Großteil der veruntreuten Gelder wahrscheinlich aus dem Vermögen der Thyssen-Familie stammen.
Ein New Yorker Mitarbeiter der Bank bediente sich offenbar am Thyssen-Vermögen.
Frankfurt - Ein Kundenbetreuer in der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank in New York hat jahrelang Kundengelder in Millionenhöhe veruntreut. Ein Sprecher des Kreditinstitutes bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte. Wie das "Handelsblatt" berichtete, wurden dabei rund 90 Privatkunden um insgesamt 8,5 Millionen Dollar geschädigt.
Nach Angaben des Sprechers wurde der Schaden bei einer internen Kontrolle im vergangenen Jahr entdeckt. Der frühere Mitarbeiter, der elf Jahre lang für die Deutsche Bank tätig gewesen sei, sei von einem US-Gericht wegen Veruntreuung bereits verurteilt worden, und die Kunden seien entschädigt worden. Man habe zudem die internen Kontrollen verschärft. Nach Informationen des "Wall Street Journal" soll ein Großteil der veruntreuten Gelder wahrscheinlich aus dem Vermögen der Thyssen-Familie stammen.
11.04.2001] Strafantrag gegen den Vorstand von TelDaFax [15:05]
Der Interessenverband Telekommunikation e.V. hat heute bei der Staatsanwaltschaft Marburg Strafantrag gegen den Vorstand der TelDaFax AG, Stefan Koch, gestellt. Der Verband wirft Koch vor, er habe den Konkurs zu spät beantragt. Er habe bereits vor Monaten absehen können, dass die Deutsche Telekom AG irgendwann die Leitungen seiner Kunden „kappen“ würde, da schon drei Monatsrechnungen nicht mehr gezahlt worden seien. Koch habe dies gegenüber Vertriebspartnern eingeräumt. Durch den zu spät beantragten Konkurs hätten mehrere Mitglieder des Verbandes finanzielle Einbußen erlitten, darunter zum einen Vertriebspartner von TelDaFax und zum anderen Kunden der Telefongesellschaft.
von THECANADIEN 11.04.01 15:24:53 3287780 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
TelDaFax: Strafanzeige gegen den Vorstand wegen möglicher Konkursverschleppung
Insolvenzverwalter will Unternehmen zerschlagen 11.04.2001
15:02
Wie heute bekannt wurde, hat der Interessenverband Telekommunikation e. V. bei der Marburger Staatsanwaltschaft einen Strafantrag gegen den TelDaFax-Vorstand Stefan Koch gestellt. Hintergrund sind, laut IVT, Erkenntnisse, dass die Insolvenzanträge für die TelDaFax AG und ihre Vertriebsgesellschaft möglicherweise zu spät gestellt - also verschleppt - wurden.
In dem Strafantrag heißt es wörtlich, das Unternehmen habe im E-Mail-Verkehr mit seinen Vertriebspartnern eingeräumt, TelDaFax habe der Deutschen Telekom AG "bereits drei Monatsrechnungen nicht mehr zahlen können. Insofern hatte das Unternehmen spätestens seit drei Monaten Zahlungsschwierigkeiten." Entsprechend den gesetzlichen Vorschriften ist jedoch ein Unternehmen verpflichtet, drei Wochen nach Eintritt von Zahlungsschweirigkeiten einen Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht zu stellen. Folgt man der Argumentation des IVT e. V., wäre für Herrn Koch als TelDaFax-Vorstand "frühzeitig absehbar" gewesen, dass die der Telekom "geschuldeten Leistungen demnächst nicht mehr" erbracht werden könnten. Aus dem internen Schriftverkehr geht andererseits die Behauptung von Herrn Koch hervor, er habe "zu keinem Zeitpunkt" eine "Täuschung" versucht.
Der Strafantrag wirft überdies ein bezeichnendes Licht auf die Vertriebsstruktur von TelDaFax: Deren Außendienstmitarbeiter waren, so sieht es zumindest der IVT e. V., "scheinselbständig" für das Unternehmen tätig. Sie arbeiteten "in der Regel exklusiv für TelDaFax" und sollen auch "weisungsgebunden" gewesen sein. Als Beleg hierfür führt der Antragssteller an, dass sich die Provisionen von zwei Prozent Umsatzbeteiligung um weitere zwei Prozent erhöht hätten, wenn der Vertriebspartner exklusiv für TelDaFax gearbeitet hätte. Eine weitere Steigerung um zwei Prozent sei möglich gewesen, "wenn der Vertriebspartner an regelmäßigen (wöchentlichen) Besprechungen bei seinem Gebietsleiter" teilgenommen hätte. Diese Vertriebspartner hätten, so die Ansicht des IVT e. V., "bereits vor vier Monaten beginnen können, sich berufliche Alternativen aufzubauen [...], wenn sie von der Insolvenzreife gewusst hätten".
TelDaFax schob auch heute noch der Deutschen Telekom den Schwarzen Peter zu. Die Firma habe alle Schulden begleichen wollen, hieß es. Zudem soll Insolvenzverwalter Bernd Reuss der Telekom-Spitze angeboten haben, alle zukünftigen Leistungen sogar "gegen Vorauskasse" beziehen zu wollen.
Telekom-Sprecher Stephan Broszio forderte dagegen erneut ein "tragfähiges Schuldentilgungskonzept" vom zahlungsunfähigen Billig-Anbieter. "Es gibt eine einfache Formel: Nur wer zahlt, bekommt eine Leitung", sagte er der dpa.
TelDaFax droht damit endgültig die Zerschlagung, denn Reuss will nun mit dem Verkauf einzelner Unternehmensteile beginnen. Zu den Tochtergesellschaften, die als erste veräußert werden sollen, gehören nach Angaben von TelDaFax-Sprecher Marcus Hoffmann unter anderem die Mobilfunkbeteiligung Netztel Plus und die GeoNet Systems GmbH.
Der Interessenverband Telekommunikation e.V. hat heute bei der Staatsanwaltschaft Marburg Strafantrag gegen den Vorstand der TelDaFax AG, Stefan Koch, gestellt. Der Verband wirft Koch vor, er habe den Konkurs zu spät beantragt. Er habe bereits vor Monaten absehen können, dass die Deutsche Telekom AG irgendwann die Leitungen seiner Kunden „kappen“ würde, da schon drei Monatsrechnungen nicht mehr gezahlt worden seien. Koch habe dies gegenüber Vertriebspartnern eingeräumt. Durch den zu spät beantragten Konkurs hätten mehrere Mitglieder des Verbandes finanzielle Einbußen erlitten, darunter zum einen Vertriebspartner von TelDaFax und zum anderen Kunden der Telefongesellschaft.
von THECANADIEN 11.04.01 15:24:53 3287780 TELEFONICA S.A. ACCIONES (SPONS. ADRS) 3/EO 1
TelDaFax: Strafanzeige gegen den Vorstand wegen möglicher Konkursverschleppung
Insolvenzverwalter will Unternehmen zerschlagen 11.04.2001
15:02
Wie heute bekannt wurde, hat der Interessenverband Telekommunikation e. V. bei der Marburger Staatsanwaltschaft einen Strafantrag gegen den TelDaFax-Vorstand Stefan Koch gestellt. Hintergrund sind, laut IVT, Erkenntnisse, dass die Insolvenzanträge für die TelDaFax AG und ihre Vertriebsgesellschaft möglicherweise zu spät gestellt - also verschleppt - wurden.
In dem Strafantrag heißt es wörtlich, das Unternehmen habe im E-Mail-Verkehr mit seinen Vertriebspartnern eingeräumt, TelDaFax habe der Deutschen Telekom AG "bereits drei Monatsrechnungen nicht mehr zahlen können. Insofern hatte das Unternehmen spätestens seit drei Monaten Zahlungsschwierigkeiten." Entsprechend den gesetzlichen Vorschriften ist jedoch ein Unternehmen verpflichtet, drei Wochen nach Eintritt von Zahlungsschweirigkeiten einen Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht zu stellen. Folgt man der Argumentation des IVT e. V., wäre für Herrn Koch als TelDaFax-Vorstand "frühzeitig absehbar" gewesen, dass die der Telekom "geschuldeten Leistungen demnächst nicht mehr" erbracht werden könnten. Aus dem internen Schriftverkehr geht andererseits die Behauptung von Herrn Koch hervor, er habe "zu keinem Zeitpunkt" eine "Täuschung" versucht.
Der Strafantrag wirft überdies ein bezeichnendes Licht auf die Vertriebsstruktur von TelDaFax: Deren Außendienstmitarbeiter waren, so sieht es zumindest der IVT e. V., "scheinselbständig" für das Unternehmen tätig. Sie arbeiteten "in der Regel exklusiv für TelDaFax" und sollen auch "weisungsgebunden" gewesen sein. Als Beleg hierfür führt der Antragssteller an, dass sich die Provisionen von zwei Prozent Umsatzbeteiligung um weitere zwei Prozent erhöht hätten, wenn der Vertriebspartner exklusiv für TelDaFax gearbeitet hätte. Eine weitere Steigerung um zwei Prozent sei möglich gewesen, "wenn der Vertriebspartner an regelmäßigen (wöchentlichen) Besprechungen bei seinem Gebietsleiter" teilgenommen hätte. Diese Vertriebspartner hätten, so die Ansicht des IVT e. V., "bereits vor vier Monaten beginnen können, sich berufliche Alternativen aufzubauen [...], wenn sie von der Insolvenzreife gewusst hätten".
TelDaFax schob auch heute noch der Deutschen Telekom den Schwarzen Peter zu. Die Firma habe alle Schulden begleichen wollen, hieß es. Zudem soll Insolvenzverwalter Bernd Reuss der Telekom-Spitze angeboten haben, alle zukünftigen Leistungen sogar "gegen Vorauskasse" beziehen zu wollen.
Telekom-Sprecher Stephan Broszio forderte dagegen erneut ein "tragfähiges Schuldentilgungskonzept" vom zahlungsunfähigen Billig-Anbieter. "Es gibt eine einfache Formel: Nur wer zahlt, bekommt eine Leitung", sagte er der dpa.
TelDaFax droht damit endgültig die Zerschlagung, denn Reuss will nun mit dem Verkauf einzelner Unternehmensteile beginnen. Zu den Tochtergesellschaften, die als erste veräußert werden sollen, gehören nach Angaben von TelDaFax-Sprecher Marcus Hoffmann unter anderem die Mobilfunkbeteiligung Netztel Plus und die GeoNet Systems GmbH.
SAUBERE ARBEIT
up .....
up .....
Diesmal hagelt es bei ENDEMANN Kritik;
Im Visier der Aktionärsschützer
Die Aktionäre wehren sich. Dem Vorstand werden "unverantwortliche Entscheidungen" vorgeworfen.
Düsseldorf - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wird auf der Hauptversammlung der Endemann Internet AG gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen. Entsprechende Anträge seien eingereicht worden, teilte die DSW am Donnerstag in Düsseldorf mit.
Der Vorstand habe durch "unverantwortliche Entscheidungen" den Kurssturz zu verantworten, Prognosen seien innerhalb kürzester Zeit revidiert worden. Der Aufsichtsrat habe seine Aufsichts- und Beratungspflicht verletzt, hieß es weiter.
Bei dem am Neuen Markt gelisteten Suchmaschinen-Betreiber ist 2000 ein Verlust von 4,9 Millionen Mark angefallen. Ursprünglich war ein Vorsteuergewinn von zehn Millionen Mark in Aussicht gestellt worden. Den Fehlbetrag begründete das Neusser Unternehmen mit hohen Werbekosten für die Einführung der neuen Kernmarke Abacho und Abwertungen im Beteiligungs- und Aktiengeschäft.
Vor einem Jahr noch mit etwa 20 Euro notiert, verlor das Papier seit dem Sommer vergangenen Jahres sukzessive an Wert, nachdem bekannt wurde, dass das Ergebnis durch Marketingaufwendungen belastet wird. Am Donnerstag notierte das Papier bei schwachen Umsätzen mit 1,79 Euro 0,56 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortages.
Im Visier der Aktionärsschützer
Die Aktionäre wehren sich. Dem Vorstand werden "unverantwortliche Entscheidungen" vorgeworfen.
Düsseldorf - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wird auf der Hauptversammlung der Endemann Internet AG gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen. Entsprechende Anträge seien eingereicht worden, teilte die DSW am Donnerstag in Düsseldorf mit.
Der Vorstand habe durch "unverantwortliche Entscheidungen" den Kurssturz zu verantworten, Prognosen seien innerhalb kürzester Zeit revidiert worden. Der Aufsichtsrat habe seine Aufsichts- und Beratungspflicht verletzt, hieß es weiter.
Bei dem am Neuen Markt gelisteten Suchmaschinen-Betreiber ist 2000 ein Verlust von 4,9 Millionen Mark angefallen. Ursprünglich war ein Vorsteuergewinn von zehn Millionen Mark in Aussicht gestellt worden. Den Fehlbetrag begründete das Neusser Unternehmen mit hohen Werbekosten für die Einführung der neuen Kernmarke Abacho und Abwertungen im Beteiligungs- und Aktiengeschäft.
Vor einem Jahr noch mit etwa 20 Euro notiert, verlor das Papier seit dem Sommer vergangenen Jahres sukzessive an Wert, nachdem bekannt wurde, dass das Ergebnis durch Marketingaufwendungen belastet wird. Am Donnerstag notierte das Papier bei schwachen Umsätzen mit 1,79 Euro 0,56 Prozent unter dem Schlusskurs des Vortages.
RAZZIA und VERHAFTUNGEN bei PIXELNET und LINTEC;
Die PixelNet-Lintec-Connection
Eine groß angelegte Polizeirazzia bei Chiphändlern sorgte vergangene Woche für Aufregung. Auch mehrere Unternehmen des Neuen Marktes, wie Lintec und PixelNet, waren das Ziel der Ermittler. Der Vorwurf des Umsatzsteuerbetruges lag in der Luft. Jetzt scheint sich dieser zu erhärten: Matthias Sawatzky – der Vorstandschef der PixelNet AG aus Passau - steht unter dringendem Tatverdacht. Seine Privatkonten wurden eingefroren.
Eine ehemalige Angestellte der Batavia Multimedia, einer 100-prozentigen Lintec-Tochter, sitzt in Haft. Diese Gesellschaft ist das Bindeglied der bayerisch-sächsischen Connection der Lintec AG aus Taucha mit der Passauer PixelNet. Diese Firma gründete Sawatzky vor 30 Jahren und war vor dem Verkauf an Lintec von Januar 1999 bis Mai 2000 Vorstandsvorsitzender. Über die Beteiligung der Batavia verdienten die Hardwarebauer aus Sachsen kräftig am Börsengang von PixelNet mit, doch dieses Geschäft könnte sich jetzt rächen.
Mit 140 Beamten durchsuchte vergangene Woche die Sonderkommission Chipdeal die Räume von PixelNet, Batavia sowie das Privathaus von Sawatzky. Von fingierten Auslandsunternehmen sollen Chips gekauft worden sein. Daraus entstand den Unternehmen sofort ein Umsatzsteueranspruch von 16 Prozent, der gegenüber dem Finanzamt geltend gemacht wurde. Die Auslandsfirmen lösten sich wenige Wochen später wieder auf und zahlten keine Vorsteuer. Als Teil eines europaweiten Händlerringes soll durch diese Steuerhinterziehung allein dem deutschen Fiskus ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe entstanden sein.
Matthias Sawatzky weist bislang alle Vorwürfe zurück und spricht von einem lupenreinen Gewissen gegenüber der Lokalzeitung „Passauer Neue Presse“. Ein erboster Ermittler kommentierte diese vollmundige Unschuldsbekräftigung: „Und das bei der vorhandenen Beweislage. Er glaubt doch nicht, dass wir einfach so mit 140 Mann auftauchen und dass irgendein Richter dieser Republik die Durchsuchung ohne entsprechende Verdachtsmomente abgesegnet hätte.“
Gegenüber boerse-online.de beteuert Sawatzky noch einmal seine Unschuld: "Ich gehe fest davon aus, dass meine Konten bereits heute wieder freigeschaltet werden. Sämtliche Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen, denn erst Anfang 2000 wurde eine Umsatzsteuerprüfung bei der Batavia durchgeführt. Diese ominöse Mitarbeiterin war bereits wegen eines anderen Vorfalles aktenkundig, hat aber absolut nichts mit mir zu tun. Für PixelNet hat die Geschichte nicht die geringste Bedeutung."
Die Rolle von PixelNet und Sawatzky in diesem europaweiten Skandal ist bislang noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass die Ermittlungen in Passau ihren Ausgangspunkt nahmen. Zudem sitzt eine ehemalige Vertraute des Firmenchefs, die bei Batavia für die Buchführung zuständig war, in Untersuchungshaft. Von ihr erhoffen sich die Justizbeamten Aufklärung. Gerüchten zufolge soll Sawatzky selbst nur knapp einer Verhaftung entgangen sein. Dass seine Konten eingefroren sind, gab er zu.
Anleger sollten bis zur Trockenlegung des Sumpfes aus Betrug und Steuerhinterziehung vorerst einen weiten Bogen um PixelNet und Lintec machen. Die Kaufempfehlung für Lintec von Mittwoch wird vor diesem Hintergrund zurückgezogen. Eine Handlungsempfehlung folgt in Kürze. Zu prüfen bleibt weiterhin ein möglicher Verstoß gegen die Adhoc-Pflicht. Weder Lintec noch PixelNet wiesen auf die Vorkommnisse bislang hin.
Die PixelNet-Lintec-Connection
Eine groß angelegte Polizeirazzia bei Chiphändlern sorgte vergangene Woche für Aufregung. Auch mehrere Unternehmen des Neuen Marktes, wie Lintec und PixelNet, waren das Ziel der Ermittler. Der Vorwurf des Umsatzsteuerbetruges lag in der Luft. Jetzt scheint sich dieser zu erhärten: Matthias Sawatzky – der Vorstandschef der PixelNet AG aus Passau - steht unter dringendem Tatverdacht. Seine Privatkonten wurden eingefroren.
Eine ehemalige Angestellte der Batavia Multimedia, einer 100-prozentigen Lintec-Tochter, sitzt in Haft. Diese Gesellschaft ist das Bindeglied der bayerisch-sächsischen Connection der Lintec AG aus Taucha mit der Passauer PixelNet. Diese Firma gründete Sawatzky vor 30 Jahren und war vor dem Verkauf an Lintec von Januar 1999 bis Mai 2000 Vorstandsvorsitzender. Über die Beteiligung der Batavia verdienten die Hardwarebauer aus Sachsen kräftig am Börsengang von PixelNet mit, doch dieses Geschäft könnte sich jetzt rächen.
Mit 140 Beamten durchsuchte vergangene Woche die Sonderkommission Chipdeal die Räume von PixelNet, Batavia sowie das Privathaus von Sawatzky. Von fingierten Auslandsunternehmen sollen Chips gekauft worden sein. Daraus entstand den Unternehmen sofort ein Umsatzsteueranspruch von 16 Prozent, der gegenüber dem Finanzamt geltend gemacht wurde. Die Auslandsfirmen lösten sich wenige Wochen später wieder auf und zahlten keine Vorsteuer. Als Teil eines europaweiten Händlerringes soll durch diese Steuerhinterziehung allein dem deutschen Fiskus ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe entstanden sein.
Matthias Sawatzky weist bislang alle Vorwürfe zurück und spricht von einem lupenreinen Gewissen gegenüber der Lokalzeitung „Passauer Neue Presse“. Ein erboster Ermittler kommentierte diese vollmundige Unschuldsbekräftigung: „Und das bei der vorhandenen Beweislage. Er glaubt doch nicht, dass wir einfach so mit 140 Mann auftauchen und dass irgendein Richter dieser Republik die Durchsuchung ohne entsprechende Verdachtsmomente abgesegnet hätte.“
Gegenüber boerse-online.de beteuert Sawatzky noch einmal seine Unschuld: "Ich gehe fest davon aus, dass meine Konten bereits heute wieder freigeschaltet werden. Sämtliche Vorwürfe sind aus der Luft gegriffen, denn erst Anfang 2000 wurde eine Umsatzsteuerprüfung bei der Batavia durchgeführt. Diese ominöse Mitarbeiterin war bereits wegen eines anderen Vorfalles aktenkundig, hat aber absolut nichts mit mir zu tun. Für PixelNet hat die Geschichte nicht die geringste Bedeutung."
Die Rolle von PixelNet und Sawatzky in diesem europaweiten Skandal ist bislang noch nicht geklärt. Fest steht aber, dass die Ermittlungen in Passau ihren Ausgangspunkt nahmen. Zudem sitzt eine ehemalige Vertraute des Firmenchefs, die bei Batavia für die Buchführung zuständig war, in Untersuchungshaft. Von ihr erhoffen sich die Justizbeamten Aufklärung. Gerüchten zufolge soll Sawatzky selbst nur knapp einer Verhaftung entgangen sein. Dass seine Konten eingefroren sind, gab er zu.
Anleger sollten bis zur Trockenlegung des Sumpfes aus Betrug und Steuerhinterziehung vorerst einen weiten Bogen um PixelNet und Lintec machen. Die Kaufempfehlung für Lintec von Mittwoch wird vor diesem Hintergrund zurückgezogen. Eine Handlungsempfehlung folgt in Kürze. Zu prüfen bleibt weiterhin ein möglicher Verstoß gegen die Adhoc-Pflicht. Weder Lintec noch PixelNet wiesen auf die Vorkommnisse bislang hin.
Anbei der Platow-Bericht zu der heiss diskutierten ComROAD-Aktie;
"Platow": ComROAD-Umsätze aus nicht seriösen Geschäftsbeziehungen
Frankfurt (vwd) - Aus informierten Kreisen will die "Platow Börse" erfahren haben, dass die vorgelegten Umsätze der ComROAD AG, Unterschleißheim, nicht auf seriösen Geschäftsbeziehungen beruhen. Wie der Börsenbrief in seiner Osterausgabe berichtet, fürchten Branchenkenner, dass der britische Kooperationspartner Skynet Telematics dem Telematikunternehmen ComROAD bewusst Einheiten ohne Chance auf einen Weiterverkauf abnehme. Um ein "Ausbluten" von Skynet zu verhindern, habe der ComROAD-Vorstandsvorsitzende Bodo Schnabel dem britischen Unternehmen mit einer Finanzspritze in Form einer Beteiligung "unter die Arme gegriffen".
Ein ähnliches Vorgehen vermuten "Platow" zufolge Insider auch beim spanischen ComROAD-Kooperationspartner Idea-Lab. Die Spanier sollen aktuell erst 20 Einheiten weiterverkauft haben, in den ComROAD-Planungen sollen aber laut "Platow" mindestens 30.000 Stück an Idea-Lab geliefert werden. Dies entspreche fast einem Fünftel der gesamten Planung für 2001.
"Platow": ComROAD-Umsätze aus nicht seriösen Geschäftsbeziehungen
Frankfurt (vwd) - Aus informierten Kreisen will die "Platow Börse" erfahren haben, dass die vorgelegten Umsätze der ComROAD AG, Unterschleißheim, nicht auf seriösen Geschäftsbeziehungen beruhen. Wie der Börsenbrief in seiner Osterausgabe berichtet, fürchten Branchenkenner, dass der britische Kooperationspartner Skynet Telematics dem Telematikunternehmen ComROAD bewusst Einheiten ohne Chance auf einen Weiterverkauf abnehme. Um ein "Ausbluten" von Skynet zu verhindern, habe der ComROAD-Vorstandsvorsitzende Bodo Schnabel dem britischen Unternehmen mit einer Finanzspritze in Form einer Beteiligung "unter die Arme gegriffen".
Ein ähnliches Vorgehen vermuten "Platow" zufolge Insider auch beim spanischen ComROAD-Kooperationspartner Idea-Lab. Die Spanier sollen aktuell erst 20 Einheiten weiterverkauft haben, in den ComROAD-Planungen sollen aber laut "Platow" mindestens 30.000 Stück an Idea-Lab geliefert werden. Dies entspreche fast einem Fünftel der gesamten Planung für 2001.
Hi Mafiabroker and all:
sehr guter Thread. Weil es so schön passt, bitte
NEHMT DOCH AUCH AM FOLG. THREAD TEIL:
Thread: UMFRAGE: Sanktionsregelungen für Neuen Markt
Danke.
Gruss
Lassemann
sehr guter Thread. Weil es so schön passt, bitte
NEHMT DOCH AUCH AM FOLG. THREAD TEIL:
Thread: UMFRAGE: Sanktionsregelungen für Neuen Markt
Danke.
Gruss
Lassemann
Ein Nachtrag "Der Spiegel" im Oktober;
Die Börse ist zum Spielfeld von Spekulanten geworden
Absturz aus dem Paradies: Der Höhenflug der Hightech-Börsen ist zunächst einmal beendet. Leere Versprechen, frisierte Bilanzen, erste Pleiten: Die Finanzmärkte sind zum Spielfeld von Scharlatanen geworden, die Kleinanleger sind die Dummen.
Er war der erste Held des Internet-Zeitalters. Einer, der aus ärmlichen Verhältnissen kam, an den Universitäten von New Orleans und Utah Physik studierte, nicht viel mehr besaß als eine Idee - und es dennoch im Raketentempo zum Milliardär brachte.
Jim Clark, Erfinder des legendären Internet-Zugangs Netscape, hat für immer ausgesorgt. Als Mitgründer des Großcomputer-Herstellers Silicon Graphics kassierte er Anfang der neunziger Jahre die ersten Millionen. Zu wenig für seine schnell wachsenden Ansprüche: Privatjet, Hubschrauber und ein Eigenheim mit 3000 Quadratmeter Wohnfläche. Allein die Gemälde auf seinem Segelschiff "Hyperion" kosteten 30 Millionen Dollar.
Also gründete Clark die Firma Netscape. Er beglückte die Welt mit dem Internet-Browser, der jedermann schnellen Zugang zum World Wide Web verschaffte, das bis dahin nur von Wissenschaftlern und Firmen genutzt wurde.
Die neue Firma Netscape, die im August 1995 an der Nasdaq startete, wurde zunächst ein Börsenstar. Clark stieg zum Milliardär auf - und setzte sich ein neues Ziel. Er wollte nun Larry Ellison überrunden, den neun Milliarden Dollar schweren Chef des Software-Giganten Oracle: "Ich will nur mehr haben als Larry Ellison. Danach höre ich auf."
Clark versprach seinen neuen Geldgebern, einen Markt von vielen hundert Milliarden Dollar zu erobern: das amerikanische Gesundheitswesen. Healtheon hieß die Wunderfirma, die Patienten, Ärzte, Krankenhäuser und Versicherungen vernetzen sollte. Wieder wurde die Firma, die - wie Netscape - bei der Börseneinführung kaum mehr als ein Konzept aufwies, zunächst ein durchschlagender Erfolg.
Schön für Clark: Das Mathematik-Genie ist mit den Börsengängen von drei Firmen sehr reich geworden. Schlecht für die Anleger: Ihnen hinterließ der Visionär einen finanziellen Trümmerhaufen.
Der Aktienkurs von Silicon Graphics ist lange vor dem Börsencrash abgeschmiert; als Netscape ausgeblutet war, wurde es im Februar 1999 von dem Online-Dienst America Online (AOL) geschluckt, und der Kurs von Healtheon, die vor kurzem in WebMD umgetauft wurde, dümpelt zwischen acht und neun Dollar. Gut ein Jahr zuvor lag er bei 105 Dollar.
Die Jim Clarks sind überall. Dem Aufstieg der Gründer und Großinvestoren steht der finanzielle Abstieg von Millionen kleinen und mittleren Anlegern gegenüber. Die Bilanz der Internet-Ära fällt zehn Jahre nach dem Start von Börsenboom und Online-Euphorie ernüchternd aus: Ruhm und Reichtum für wenige, Enttäuschung und finanzieller Ruin für viele.
Vor allem die Späteinsteiger, also in der Mehrzahl Kleinanleger, stehen derzeit als Verlierer da. Im Zeitalter der heißen Tipps, der lauten Empfehlungen und eines oft größenwahnsinnig anmutenden Optimismus ist die Börse zum Paradies für Spieler und Trickbetrüger geworden. Gefälschte Erfolgsmeldungen, frisierte Bilanzen und die ersten Firmenpleiten sorgen für Empörung weltweit. Die Hightech-Revolution entlässt ihre Schwindler.
Galt in schönen Tagen, als die Börsenindizes scheinbar unaufhörlich nach oben kletterten, besinnungsloser Optimismus als Ausweis echter Börsianer-Mentalität, folgt nun das kollektive Erwachen. Viele stellen sich erstmals jene Fragen, die sie monatelang erfolgreich verdrängt haben:
Wie konnte es eigentlich sein, dass Mini-Firmen für sich die Weltmarktführerschaft reklamierten? Ist es wirklich normal, dass der Internet-Buchhändler Amazon zu jedem verkauften Bestseller rund 15 Mark zuzahlt? Warum floss so viel Geld an Firmen, die außer einer Idee nichts zu bieten hatten? Und wie konnte es sein, dass eine Firma wie das deutsche Medienunternehmen EM.TV mit 284 Mitarbeitern (Ende März) so viel wert sein sollte wie die Lufthansa mit 66 000 Beschäftigten?
Doch das Angebot der Träume fand regen Zuspruch, alle wollten mitträumen und mitkassieren. So gleicht der Neue Markt in Deutschland mittlerweile eher einem Wettbüro für Zocker, die den besonderen Kick suchen. Sie setzen auf Pferde, die noch nie ein Rennen gelaufen sind. Bestenfalls haben sie ein schönes Fell und einen guten Trainer, doch meist bleibt den Wettfreudigen nicht einmal die Zeit zu kontrollieren, ob ihr Gaul überhaupt vier Beine hat.
Die meisten Börsenneulinge machen Verluste und werden dennoch nicht selten höher bewertet als traditionelle Industriegiganten. Ein plausibler Business-Plan - die Ausnahme. Ein erfahrenes Management - oft Fehlanzeige. Die Auswirkung all dieser offensichtlichen Unzulänglichkeiten - keine.
Denn auf dem neu geborenen Cyber-Marktplatz werden Hoffnungen gehandelt statt Werte, Visionen statt Bilanzen. Entwicklungsstrategien, Verkaufsaussichten, Einnahmen? Weg mit diesen lähmenden Insignien der alten Wirtschaft.
Von den flotten, kleinen Hightech-Unternehmen und Biotech-Firmen erwartete man keinen Unternehmensgewinn. Das einzige nachprüfbare Bewertungskriterium ist der Umsatz, der sich möglichst von Quartal zu Quartal potenzieren soll. Da störte es kaum, dass dem Umsatzerfolg bei Amazon (seit 1997 ein Plus von 682 Prozent) ein ebenfalls beeindruckender Anstieg der Verluste folgte, plus 1716 Prozent seit Gründung der Firma.
In einer fatalen Mischung aus Hoffnung und Gier glaubten auch Millionen hier zu Lande an das Wunder vom Reichwerden ohne Arbeit. So wurde das Ersparte millionenfach in Klitschen von der Größe eines Klempnerladens gepumpt, in der Erwartung, ein Master of the Universe würde so entstehen.
Alle spielten mit: Die Banken empfahlen jene Aktien der New Economy zum Kauf, die mit besonders kühnen Versprechungen vor die Anleger traten. Die Analysten, die eigentlich unabhängig die Szene beobachten sollen, mutierten zu Marktschreiern der New Economy. Assistiert wurden und werden sie von Dutzenden selbst ernannter Börsengurus, die in Tippbriefen und TV-Shows ihre Empfehlungen lancieren. Und die Anleger folgen ihnen wie dem Rattenfänger von Hameln.
Die ersten Erfolge waren ja beachtlich, nirgendwo ließ sich mit so wenig Geld so viel dazuverdienen. Die Kleinstfirmen des Silicon Valley legten am Aktienmarkt Steigerungsraten hin, die bis dahin als undenkbar galten: AOL, der Online-Club für Internet-Einsteiger, schaffte in der Spitze einen Anstieg des Aktienwerts von über 78 000 Prozent; das Auktionshaus EBay, eine Art Flohmarkt im Netz, beeindruckte mit immer noch gut 1600 Prozent; Yahoo beglückte die Investoren der ersten Stunde mit einem Kursanstieg von über 8600 Prozent.
Der Wahnsinn wuchs langsam - und er ging einher mit realen Veränderungen, die das Leben und Arbeiten der Industrienationen für alle Zeit verändern werden. Mit dem Internet, im Kern also mit der Vernetzung von Datenbanken, Firmen und Privathaushalten via Kupfer- und Glasfaserkabel, ist das Rückgrat der Informationsgesellschaft entstanden. Kommunikation total, Daten- und damit Wissensaustausch lässt sich heute in Sekundenschnelle organisieren.
Nahezu alle Wirtschaftszweige werden von der Revolution berührt, und auch Otto Normalverbraucher profitiert: Der Computer wurde von der primitiven Rechenmaschine zum Kommunikationsinstrument und schließlich zur schnellsten Informationsquelle der Welt. Online-Banking, E-Mails, Internet-News - auch immer mehr Deutsche finden sich vor dem Bildschirm wieder.
Pro Woche kommen hier zu Lande rund 80 000 Internet-Anschlüsse hinzu, die Nutzungsdauer steigt rapide an, auf durchschnittlich rund vier Stunden pro Woche. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.
Die Gleichzeitigkeit von Realität und Fiktion, beide vom Siegeszug des Internet getrieben, machte es für viele so schwer zu unterscheiden. Der rasante Wechsel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft fand ja nicht an der Börse, sondern im Büro und zu Hause statt - spürbar, für jedermann greifbar.
Doch zugleich begannen die Visionen sich von der Realität zu lösen. Während das weltweite Sozialprodukt, also die Summe aus Dienstleistungen und Produkten, seit 1980 um 115 Prozent zulegte, verloren die Finanzjongleure jeden Bodenkontakt. Im gleichen Zeitraum stiegen die Indizes der Börsen um 1072 Prozent.
In immer neuen Wellen strahlte die Phantasie in die Köpfe von Millionen, nichts schien unmöglich: Das papierlose Büro, die menschenleere Fabrik, damit fing alles an. Dass die Papierindustrie boomt und qualifizierte Arbeitskräfte noch immer rar sind, nahm kaum einer zur Kenntnis.
Für Ernüchterung war einfach keine Zeit, es folgte stets der nächste Hightech-Traum, kühn, mutig, größenwahnsinnig. Der Glaube an die totale Digitalisierung: Video on Demand, das bis heute nicht richtig funktioniert. Der sprechende Computer, der das Labor noch immer nicht verlassen hat. Das Einkaufen via Internet, das über das Experimentierstadium kaum hinausreicht. Und jetzt der neue Glaube an den M-Commerce, das Einkaufen per Handy, auf das im Zuge der UMTS-Versteigerung dreistellige Milliardenwetten abgeschlossen wurden.
Wo die Phantasie allen Verstand durcheinander wirbelt, mischte sich schnell jene Spezies unters Volk, die scheffeln will, ohne zu schaffen. Wie stets in Umbruchsituationen, wenn Schnelligkeit zählt, wenn viel Geld ins Spiel gepumpt wird und die staatliche Kontrolle für ein paar historische Sekunden überfordert ist.
So war es beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert, als wenige Familien zu Tycoons aufstiegen. So war es beim deutschen Aufbau Ost, als Unternehmer wie Jürgen Schneider die Gunst der Stunde nutzten, um mit fremdem Geld ihren Größenwahn auszuleben.
Wundersame Geldvermehrer gab es schon immer, der Trick mit den Kettenbriefen etwa taucht in regelmäßigen Abständen wieder auf. Eine legendäre Gestalt war Erich Wirrwa, der Anfang der sechziger Jahre in Hamburg als "der Geldzauberer von Altona" Furore machte.
Der Geldzauberer erfüllte die Wünsche vieler tausend Bürger: Für Autos oder Kühlschränke, Waschmaschinen oder Möbel mussten Wirrwa-Fans ein Jahr lang 15 Prozent der Kaufsumme ansparen, die restlichen 85 Prozent legte der Magier drauf.
Am besten lief bei Wirrwa der VW Käfer, der damals 5200 Mark kostete. Wer jede Woche Wirrwa 15 Mark gab, konnte nach einem Jahr und einer Einzahlung von insgesamt 780 Mark den 5200-Mark-Wagen abholen. Jeden Freitag wurden - unter beträchtlichem Menschenauflauf - die Waren ausgegeben.
"Bei mir geht alles mit rechten Dingen zu", versicherte der dürre 1,60-Meter-Mann. "Eines Tages", träumte er, "werden 52 Millionen Bundesbürger meine Kunden sein. Dann werde ich den deutschen Automobilfabriken die Preise diktieren."
Die Geldzauberei war zu Ende, als 1964 die Wirtschaftsbehörde ihm das "Geschäft mit Spargewinn- und Kaufverträgen" untersagte. Nach langjährigen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft das Betrugsverfahren ein, der Magier arbeitete zuletzt als Parkwächter.
Auch in der Internet-Zeit haben Absahner, Halbkriminelle und Cleverles aller Art wieder Konjunktur. George Colony, Chef des Marktforschungsunternehmens Forrester Research, sieht heute überall "geistlose, seichte, wertlose" Firmen, deren einzige Anstrengung darin besteht, möglichst große Summen beim Anleger einzusammeln. "Flip and flee" - raff und renn - heißt die neue Beweglichkeit im Valley.
Habgier treibe die Computerfreaks und Start-up-Pioniere an, klagt Bill Joy, der Mitbegründer des Software-Konzerns Sun Microsystems: "Eine Million reicht nicht, zehn Millionen reichen nicht, hundert Millionen sind nicht genug."
Die Aussicht auf aberwitzige Gewinne und die mangelnde Kontrolle über den unübersichtlichen Markt lockt sie alle an: die Trickbetrüger, die mit falschen Meldungen Aktienkurse manipulieren. Die Firmenchefs, die mit kreativer Kraft ihre Bilanzen schönen. Die Banken, die nur den Börsengang und nicht das Wohl der Anleger im Auge haben; und jene Analysten, die in einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Dreistheit alle Firmen empfehlen, die auch nur entfernt mit dem Internet zu tun haben.
Die Profite sind derart lukrativ, dass sogar die Mafia ihr traditionelles Drogen- und Erpressungsgeschäft vernachlässigt hat und sich zunehmend auf Aktienbetrug konzentriert. Im März flog der größte Wertpapierschwindel in der Geschichte der USA auf. Die US-Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass skrupellose Mafiosi ahnungslose Investoren um 50 Millionen Dollar geprellt haben.
Eine, so die New Yorker Staatsanwaltschaft, offenbar von der Cosa Nostra dominierte Investmentbank kaufte große Partien "Penny stocks" - Billigaktien - unauffälliger Unternehmen und ließ sie von bestochenen Aktienbrokern anpreisen. Die Kurse stiegen, die Papiere konnten mit hohem Aufschlag wieder abgestoßen werden. Die Geprellten blieben auf wertlosen Aktien sitzen.
Der Kreislauf, der schließlich zum Niedergang der Hightech-Werte führte, beginnt bereits bei den Risikokapitalgebern. Je hysterischer der Markt nach Hightech- oder Biotech-Werten lechzt, desto härter die Konkurrenz der Finanzierer.
Da bleibt oft wenig Zeit für eine genaue Prüfung. Die Aussicht, mit einem hastigen Börsengang schnelle Gewinne zu machen, führte zu vorschnellen Börsengängen. 1995 waren die Neulinge auf dem Finanzmarkt durchschnittlich 8,1 Jahre alt, vergangenes Jahr nur noch 5,2 Jahre.
Auch Großinvestoren ließen sich von der Dynamik anstecken. Als die Manager der Internet-Firma OneMain vor dem Börsengang auf Werbetour gingen, staunten sie, wie wenig substanzielle Fragen sie den Geldprofis der Wall Street beantworten mussten. Kaum eines der 72 Einzelgespräche mit institutionellen Investoren dauerte länger als 20 Minuten.
Eine zwielichtige Rolle in der New Economy spielen vor allem die Analysten. Arthur Levitt, Chef der amerikanischen Börsenaufsicht SEC rät Investoren, "auch solch professionellen Rat mit Vorsicht zu genießen". Denn viele Analysten, so Levitt, arbeiten für die Firmen, die Geschäftsverbindungen mit den Unternehmen haben, die sie analysieren. Im Klartext: Sie beurteilen die Firmen, die ihr Arbeitgeber an die Börse bringt.
Gezielte Abzocke? Ein kleiner Schmu? Oder ein Fehler im System der Finanzwelt? Dummer Zufall spiele zuweilen mit, versichert die Investmentbank Goldman Sachs, die in einen bösen Verdacht geraten ist.
Goldman Sachs hat Spezialfonds aufgelegt für seine besonders wohlhabenden Kunden und für seine besonders gut verdienenden Spitzenmanager.
Anfang 1997 fiel den Bankern eine kleine Software-Firma aus Grasbrunn bei München auf: die Ixos, die Programme lieferte, mit denen Unternehmen ihre gesamten Unterlagen - von der Taxiquittung bis zur E-Mail eines Kunden - elektronisch archivieren konnten. Goldman Sachs beteiligte sich mit 18,7 Prozent an der florierenden Firma.
Ziel war natürlich der Börsengang, den Goldman Sachs gemeinsam mit der Deutschen Bank arrangierte. Im Oktober 1998 wurde die Aktie zu - umgerechnet - knapp 87 Euro ausgegeben. Zu jener Zeit war die Stimmung am Neuen Markt flau, und so lag Anfang November der Ixos-Kurs erst bei 100 Euro.
Zunächst, Anfang November, empfahl Goldman Sachs die Aktie als "market outperformer", der Kurs kletterte auf über 180 Euro. Einen Monat später riet auch die Deutsche Bank zum Kauf. Der Kurs stieg auf über 200 Euro. Nun war Goldman Sachs wieder am Zuge. Der Kurs werde wohl auf 260 Euro weitersteigen, meinte die Investmentbank Anfang Februar und empfahl Ixos mit "Kursziel 270 Euro". Ixos legte auf über 250 Euro zu.
Die Investment-Abteilung freute sich über den schönen Wertzuwachs, die Research-Abteilung über die Ixos-Zahlen. Zwischen den beiden Bereichen sei "eine Chinese Wall", erläutert Peter Dietlmaier von Goldman Sachs, "die Analysten wissen gar nicht, was im Investmentbanking läuft".
Die Research-Abteilung lobte, und streng getrennt machte die Investment-Abteilung Kasse. Im Mai vergangenen Jahres stieß Goldman Sachs 7,6 Prozent an Ixos für über 50 Millionen Euro ab.
Der Kurs sackte leicht ab, aber Goldman Sachs empfahl Ixos immer wieder als "outperformer": Anfang Juni und Mitte Juni, im September, Oktober und November. Auch die Deutsche Bank empfahl in einem Jahr dreimal die Ixos-Aktie.
Das Getrommel der beiden Banken weckte die Analysten anderer Häuser. Denn wenn die Experten von zwei renommierten Banken sich derart für eine Aktie einsetzen, mögen andere Fachleute nicht gegenhalten. "Analysten lehnen sich nicht gern aus dem Fenster", weiß Gerhard Schleif, über die DGZ-Dekabank Chef-Aktienhändler der Sparkassen.
So geriet Ixos auf die Empfehlungslisten, vom Bankhaus Merck Finck & Co. bis zur Kreissparkasse Pinneberg. Nur der Kurs dümpelte beharrlich um 150 Euro.
Kurz vor Weihnachten splittete Ixos die Aktie im Verhältnis 1:5. Mit diesem Kunstgriff lässt sich der Kurs hochtreiben, weil die Aktie optisch billiger wird. Statt einer Aktie für 150 Euro gab es nunmehr fünf zum Kurs von 30 Euro. Der Kurs stieg planmäßig wieder an. Mitte Januar empfahlen Goldman Sachs und die Deutsche Bank gleichzeitig wieder einmal Ixos und nur eine Woche später noch einmal: Kursziel 65 Euro, prophezeite Goldman Sachs. Der Kurs kletterte, Mitte Februar schraubte die Deutsche Bank das Kursziel auf 90 hoch. Nun gab es kein Halten mehr: 95 Euro prophezeite Merrill Lynch, 118 das Bankhaus Julius Bär.
Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne. Also stießen die Ixos-Firmengründer Eberhard Färber und Hans Strack-Zimmermann insgesamt 600 000 Aktien ab, und auch für die Investmentbanker wurde es Zeit, wieder einmal Gewinne mitzunehmen. Am 10. März verkauften fünf Goldman-Sachs-Fonds für rund 55 Millionen Euro 600 000 Ixos-Aktien an andere Fonds - solche für Kleinanleger? Genau drei Wochen später gab Ixos eine Gewinnwarnung heraus, der Kurs stürzte steil ab. Am Freitag vergangener Woche kostete die Aktie 15,75 Euro, vor der Gewinnwarnung waren es 104.
Auch wer sich online besser beraten glaubt als von Banken, kann sich täuschen. In vielen Chatrooms der Internet-Services melden sich bezahlte Einflüsterer und treiben, wie im Fall des US-Mafiabetrugs, als unabhängige Berater oder schlichte Diskussionsteilnehmer getarnt, mit irreführender Information Aktien in die Höhe.
"Achten Sie auf ökonomische Grunddaten, schauen Sie sich den Geschäftsplan an, das Management und das Preis-Umsatz-Verhältnis. Dann sehen Sie, dass manche der heutigen Firmen tatsächlich 1000mal nichts wert sind", rät Arthur Levitt. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er war 16 Jahre lang Investmentbanker an der Wall Street und 11 Jahre lang Börsenchef der American Stock Exchange.
Auf die Profis jedenfalls kann sich der Kleinanleger nur in Ausnahmefällen verlassen. Die wissen zwar viel, aber nutzen den Informationsvorsprung oftmals für eigene Zwecke.
Bezeichnend für den unfairen Informationsvorsprung ist die Tatsache, wie viele Insider vor dem großen Crash der Hightech-Werte im April ausgestiegen sind. Obwohl sich die Nasdaq im März noch auf Höchststand befand, stießen Risikokapitalisten, Gründer und andere Insider, also Teilnehmer an den firmeneigenen Family&Friends-Programmen, Aktien im Wert von 22 Milliarden Dollar ab - das Doppelte des bisherigen Monatsrekords und das Fünffache des gleichen Vorjahresmonats.
Solche Verkäufe sind in den USA immerhin meldepflichtig. So können die Kleinanleger sehen, wann das Vertrauen des eigenen Managements und der Geldgeber abnimmt. Allerdings muss der Verkaufsvorgang der Börsenaufsicht erst am Zehnten des nächsten Monats berichtet werden - die Insider haben also einen Vorsprung von bis zu sechs Wochen.
Selbst Lichtgestalten der New Economy entpuppen sich bei genauerem Hinsehen oft als Scharlatane. Jüngstes Beispiel: Firmengründer Michael Saylor von der Internet-Firma Microstrategy.
Seine Firma entwickelt intelligente Software, die, so seine Vision, das gesamte Leben der Menschen und Geschäfte elektronisch vernetzen und steuern soll. Wie ein Messias des Cyberspace reiste der 35-Jährige durch das Land, predigte vor Politikern und Wissenschaftlern und kündigte an, für hundert Millionen Dollar eine Internet-Universität zu gründen.
Am 10. März kletterte der Kurs seiner Firma auf den Höchststand von 313 Dollar - Microstrategy war damit 24,7 Milliarden Dollar wert.
Zehn Tage später folgte die Entzauberung des Magiers. Die Börsenaufsicht war einem Artikel des "Wall Street Journal" nachgegangen und stieß so auf Saylors Erfolgsrezept: Um Gewinnversprechen einzuhalten, datierte er Vertragsabschlüsse in andere Quartale und führte Verkäufe, die sich über viele Jahre erstrecken, sofort in vollem Wert als Einnahmen auf, statt sie über den Zeitraum zu verrechnen.
Als Saylor die Nachricht von der - durch die Börsenaufsicht erzwungenen - Neuberechnung seiner Finanzen veröffentlichte, verließen ihn seine Jünger. Microstrategy verlor an einem Tag elf Milliarden Dollar an Wert. Es täte ihm wirklich leid, sagte er später seinen Aktionären.
Der Fall ermunterte die US-Börsenaufseher, einen strengeren Blick in die Bücher der Internet-Firmen zu werfen. Und was sie sahen, entsetzte sie. In der neuen Wirtschaft, so lautet der jüngste Befund, werden traditionelle Bilanzierungsregeln gedehnt, bis sie den Chefs gefallen.
Aus Angst, bei den Anlegern und Analysten in Ungnade zu fallen, werden interne Papiere frisiert und Umsätze aufgeblasen. Etliche E-Commerce-Firmen wie Priceline, ein Online-Vertrieb für Hotelzimmer und Flugreisen, rechnen den vollen Preis etwa eines Fluges als Umsatz ab, obwohl - wie bei einer Reiseagentur - nur ein Bruchteil davon in den eigenen Kassen bleibt.
Auf diese Art meldete die Firma im dritten Quartal 1999 Umsätze von 152 Millionen Dollar. Unter der Rubrik "Produktkosten" werden dann Zimmer, Flugtickets und Mietwagen wieder abgezogen. Im fraglichen Quartal waren das 134 Millionen. Was im Klartext bedeutet, dass Priceline lediglich acht Millionen Dollar eigene Einnahmen hatte. Zieht man davon die Kosten ab, bleibt ein realer Verlust von 102 Millionen Dollar übrig.
Weit verbreitet ist ausgerechnet in der New Economy auch das Tauschgeschäft, früher ein Markenzeichen der DDR-Mangelwirtschaft. Die Betreiber von Web-Firmen platzieren gegenseitig ihre Werbebanner auf den Seiten der Konkurrenz, ohne dass dafür Geld fließt. In den Bilanzen jedoch wird die erhaltene Werbung als Einnahme verbucht. Bei Internet-Firmen, die alle ihren Markennamen bewerben, machen solche Schein-Einnahmen oft mehr als die Hälfte des Umsatzes aus.
Ähnlich wird auch mit Discounts und Rabatten umgegangen. Gebucht wird für die Bilanz in der Regel der volle Preis der Ware, um den Umsatz hochzutreiben. Die gewährten Rabatte werden in der Rubrik "Marketingausgaben" versteckt.
Die Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG weigerte sich im Oktober 1999, die Betriebskosten ihres Kunden Varsitybooks derart zu schönen - und wurde von dem Schulbuchhändler prompt vom Auftrag entbunden. Die neuen Prüfer waren nicht so pingelig.
Geraten die Firmen der New Economy unter massiven Druck, lassen sie sich allerdings mehr einfallen als schnöde Bilanztricks. Um Anleger zu gewinnen, verfiel der Chef der virtuellen Hausaufgabenhilfe Tutornet aus dem US-Staat Virginia, so der Vorwurf der SEC, auf ein todsicheres Rezept: falsche Erfolgsmeldungen.
Euburn Forde kündigte im Mai eine Zusammenarbeit mit AOL an, die potenziell 324 Millionen Dollar bringen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte AOL längst jegliche Kooperation beendet. Auch eine in Aussicht gestellte lukrative Kooperation mit dem US-Städtebauministerium entsprach nicht der Realität: Tatsächlich bot Tutornet der Behörde unentgeltlich seine Dienste an.
Ähnlich geht es auch in Deutschland zu. "Europe`s hottest market" nannte das "Wall Street Journal" den Neuen Markt, wo wie im Spielcasino riesige Gewinne und böse Verluste eingefahren werden.
Wer beim Börsenstart der EM.TV 10 000 Mark investierte, ist heute Millionär. Wer im Mai dieses Jahres für eine Million Mark EM.TV-Aktien kaufte, ist um 500 000 Mark ärmer (siehe Seite 132).
Die deutschen Banken spielen oft genug eine unrühmliche Rolle. So weigerte sich die BHF Bank, die Münchner Advanced Medien AG an die Börse zu bringen. Daraufhin wechselte die Medienfirma schnell die Bank und auch gleich den Wirtschaftsprüfer KPMG.
An die Börse kam die Advanced Medien im August 1999 mit Hilfe der Baader Wertpapierhandelsbank, die sich vor dem Börsenstart mit 44,4 Prozent an der Firma beteiligte. Die Studie, die der neue Wirtschaftsprüfer für den Börsengang verfasste, wies pflichtgemäß auf einen kleinen Schönheitsfehler hin: einen "erheblichen Liquiditätsengpass". Den durften die neuen Aktionäre beseitigen.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Wert einer Aktie. Doch die Nachfrage lässt sich stimulieren - durch gezielte Käufe von Großinvestoren (siehe Seite 130), durch positive Meldungen, durch Gerüchte.
Kein Wunder also: Die PR-Maschine ist oft der effektivste Teil vieler Internet-Firmen, die kaum Umsatz, keinen Gewinn, aber viel Wirbel veranstalten. Fast jeder ist irgendwie Marktführer in irgendeiner Nische, bläst Kleinaufträge zu riesigen Erfolgen auf, verkündet ständig strategische Allianzen, Rahmenverträge und Kooperationen.
Die Anleger kommen da kaum noch mit, der Informationshunger hat die Auflage der Börsenzeitschriften hochschnellen lassen. Ungleich stärker ist der Einfluss des Fernsehens. Am populärsten ist die "3Sat-Börse", freitagabends um halb zehn mit durchschnittlich 500 000 Zuschauern. Vier Experten stellen dort ihr Musterdepot vor und empfehlen ihre Aktien.
Doch schon am Freitagnachmittag ab halb vier, so beobachteten Frankfurter Börsianer, werden die Aktien geordert, die sechs Stunden später empfohlen werden. "Es ist so offenkundig, was bei 3Sat abläuft", sagt Gerhard Schleif, Börsenchef der DGZ-Dekabank.
Gegen zehn Uhr abends treffen dann die Aufträge bei dem Makler Lange & Schwarz ein: Der Düsseldorfer Broker ist die führende Adresse für außerbörslichen Handel mit Privaten. Am Samstag darf bei der Direkt Anlage Bank geordert werden, wie die Bank in "FAZ"-Anzeigen den Fans der "3Sat-Börse" mitteilte. Am Montag setzt dann der Run von Kleinanlegern auf die Fernsehempfehlungen ein - und viele Profis machen Kasse.
Argwöhnisch beobachtet das Bundesamt für Wertpapierhandel die möglichen Insidergeschäfte bei 3Sat. Die Versuchung ist groß, dass der eine oder andere Experte sich mit den Aktien eingedeckt hat, die er am Freitagabend präsentiert und wenig später verkauft, wenn der Kurs nach seinen Empfehlungen hochgeschossen ist. "Scalping" nennen das die Broker.
Egbert Prior, ein ehemaliger Journalist des Wirtschaftsmagzins "Capital", ist mit Aktien und seinen Auftritten bei 3Sat reich geworden. Seine Anhänger feierten ihn als Börsenguru, mit Priors Tipps war viel Geld zu verdienen. Einige der Werte, die der Herausgeber der "Prior Börse" bei 3Sat empfahl, hatte er sich zuvor in sein privates Depot gelegt.
Ein Prozess wegen Insidergeschäften blieb ihm erspart. Es sei nicht nachzuweisen, befand das Landgericht Frankfurt, dass Prior die Aktien mit der Absicht gekauft habe, sie am Freitagabend zu empfehlen. Von diesem Freibrief will sich der Chef der Wertpapieraufsicht, Georg Wittich, nicht abschrecken lassen. "Ein anderer Fall kann bei einem anderen Gericht zu einem anderen Urteil führen", glaubt der Präsident der Aufsichtsbehörde, der endlich einmal einem Tipp-Geber illegale Insidergeschäfte nachweisen möchte.
Einer von Priors Nachfolgern bei dem Börsenspiel am Freitag war Bernd Förtsch aus dem fränkischen Kulmbach. Der 38-Jährige fiel auf, weil Aktien, die er empfahl, auch in den von ihm betreuten Investmentfonds vertreten waren - Artnet etwa oder Edel Music. Fürs Fernsehen nahm er Morphosys beim Kurs von 92 in sein Musterdepot, lobte die Firma, für die er in leutselig fränkischem Akzent einen Kurs von "dausend" Euro sah. Der Höchstkurs lag bei 430 Euro, vergangenen Freitag kostete Morphosys rund 180 Euro.
So mancher öffentliche Tipp Förtschs wirkte sich segensreich für ihn aus. "Das machen alle in der Branche", sagt er lapidar dem "Tagesspiegel".
Gemeinsam mit dem Sohn eines Tankstellenpächters hatte Förtsch in Kulmbach seinen Börsenbuchverlag gegründet, der vorwiegend Übersetzungen amerikanischer Fachliteratur herausbrachte. Aus dem Börsenbuchverlag - Förtschs Kompagnon schied bald aus - wurde die Börsenmedien AG, die als Hauptprodukt die Wochenzeitschrift "Der Aktionär" herausbringt.
Neben dem "Aktionär", dessen Auflage in vier Jahren von 10 000 auf derzeit 130 000 stieg, betreibt Förtsch mehrere Telefon-Hotlines, alle mit der 0190-Nummer. Als Fondsmanager betreut er insgesamt sieben Fonds. Rund 80 Angestellte stehen heute auf seiner Gehaltsliste.
Förtsch hat eine ganze Reihe von Firmen wie beispielsweise Artnet oder FortuneCity empfohlen, von denen andere Fondsmanager die Finger lassen. Der Börsengang von FortuneCity gehört zu den erstaunlichsten Leistungen der Deutschen Bank.
In seinem letzten Geschäftsbericht vor dem Börsengang wies das amerikanische Unternehmen einen Umsatz von 2,5 Millionen und einen Verlust von 7,5 Millionen Mark aus. Die Deutsche Bank taxierte den Wert der Firma auf 835 Millionen Mark.
Die Anleger rissen sich um die Aktie, die im März vergangenen Jahres zu 15 Euro emittiert wurde. FortuneCity betreibt werbefinanzierte Chatrooms im Internet - als eine von vielen Firmen, die alle mit den Plauderecken Geld verdienen wollen. Nach anhaltend katastrophalen Ergebnissen liegt der Kurs jetzt unter drei Euro.
FortuneCity war ein gutes Geschäft für die Banken. Am meisten kassierte die Deutsche Bank als Konsortialführerin, die sich über eine Tochterfirma vorab 230 000 Aktien zum Schnäppchenpreis sicherte. Die Altgesellschafter haben zur Börseneinführung einen Teil ihrer Aktien abgegeben, Großaktionär Jeremy Metcalve bekam über Nacht 35 Millionen Mark auf sein Konto.
Das Geld, das der Börsengang in die Firmenkasse gespült hat, reicht noch bis Jahresende, vielleicht auch ein paar Monate länger. So wird FortuneCity das angestrebte Ziel kaum schaffen: Der Umsatz, so hatte die Deutsche Bank prognostiziert, würde in drei Jahren um das 40fache steigen.
"Ohne Heißluftgebläse können Sie auch einen guten Wert an der Börse vergessen", meint Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Der Mann begrüßt das nicht - er beschreibt nur die triste Realität.
Ein großes Gebläse betreibt der Berliner Professor Sigram Schindler, Gründer und Großaktionär der Teles AG. Die Firma verkauft Internet-Dienste und Telekommunikationsausrüstungen und verbreitet viele Erfolgsmeldungen.
Bislang habe die Teles "die eigenen Ziele fast immer verfehlt", resümiert Rainer Raschdorf, Analyst bei der DG Bank. Schindler ist eben ein Großmeister in der Ankündigung ehrgeiziger Ziele und im Aufblasen von Petitessen.
Als Teles einen Kooperationsvertrag mit dem Satellitenbetreiber Eutelsat abschloss, gab sich der Professor euphorisch: Mit dieser Kooperation biete sein SkyDSL-Dienst "den absolut verlässlichen und extrem kostengünstigen europaweiten Betrieb".
Schnickschnack, befand der Teles-Chef einige Monate später und stieg aus dem Vertrag aus. Die Zusammenarbeit sei "letztendlich geschäftlich uninteressant".
Anfang vergangenen Jahres verkündete Schindler, die Teles würde ihren Gewinn 1999 verdoppeln. Statt der versprochenen 42 Millionen schaffte die Firma nur 10,1 Millionen Mark. Daraus machte der Professor, der kurz zuvor mit noch weniger Gewinn rechnete, eine Erfolgsstory unter der Überschrift "Jahresabschluss 1999 besser als erwartet".
Schindlers Getöse muss veröffentlicht werden. Es handelt sich in der Regel um Pflichtmitteilungen, so genannte Ad-hoc-Meldungen. Seit 1995 muss jede AG alle Informationen, die den Aktienkurs beeinflussen könnten, sofort über Nachrichtenagenturen verbreiten lassen.
Typische Ad-hoc-Meldungen sind Quartalsberichte, Übernahmen und deutliche Abweichungen von den Gewinnerwartungen. Viele Unternehmen benutzen die Adhoc-Meldungen mittlerweile als preiswerte Plattform für Reklame.
Unter verschärfter Beobachtung des Bundesaufsichtsamts wegen der Verbreitung von Informationsmüll steht der Suchmaschinenbetreiber Endemann!! Internet AG, mit zwei Ausrufezeichen. "Lärmstangen" nannte der Schriftsteller Gottfried Benn Ausrufezeichen, und Ingo Endemann macht oft Lärm.
Endemann betreibt, unter anderem, www.bellissima.de, eine Suchmaschine für Frauen. Das ist so sinnvoll wie ein Computer für Frauen, aber mit diesem Stuss kam Endemann wieder einmal in die Medien: Zeitschriften von "Brigitte" bis "Bild am Sonntag" stellten Endemanns Suchmaschine ("Qualität ist weiblich") vor.
Um seine Suchmaschine Abacho in die Zeitung zu bringen, kaufte Endemann drei kleine Lämmer. Ehefrau Heike und Finanzvorstand Patrick Hund fuhren mit den Tieren zu einem nahe gelegenen Kinderbauernhof und lieferten die Schafe dort medienwirksam als gute Tat ab. Abacho sei erfolgreich, begründete Ingo Endemann die Aktion, "an diesem Erfolg wollten wir auch andere teilhaben lassen".
Der gelernte Werber bietet viele Suchhilfen an. Das Computerfachblatt "C`t" hat bei drei Suchmaschinen aus dem Haus Endemann festgestellt, "dass sie auf dieselbe Anfrage identische Ergebnisse liefern". Aladin, Intersearch und Bellissima, die Suchmaschine für Frauen, sind offenbar identische Produkte, die dem Anleger Vielfalt vortäuschen.
Geholfen hat die Marktschreierei wenig. Großsprecherische Ankündigungen über die demnächst sprudelnden Gewinne helfen, wenn überhaupt, dem Kurs nur noch ein bisschen. Und wer zu oft den Mund zu voll genommen hat, riskiert ein chronisches Kurstief.
Von der Trickserei bis zu Täuschung und Betrug ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Die Grenze womöglich überschritten haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die beiden Gründer der Augsburger Infomatec.
Der Infomatec-Kurs war deutlich abgebröckelt, als das Unternehmen im Mai vergangenen Jahres mit einem "großartigen Erfolg" prahlte, der angeblichen Lieferung von 100 000 so genannten Surfstations, die den Internet-Zugang über das Fernsehgerät ermöglichen. Auftragswert: 55 Millionen Mark.
Gleich nach dieser Meldung sprang der Kurs in die Höhe, und der Vorstandsvorsitzende Harlos flunkerte bald noch dreister: Zwei weitere Firmen hätten für mindestens 105 Millionen Mark Internet-Boxen bestellt. Das Bankhaus Delbrück sah den Infomatec-Kurs bis auf 320 steigen.
Die Infomatec-Aktie kostet jetzt knapp vier Euro, denn die Großaufträge stellten sich als Bluff heraus - Harlos und Häfele stehen unter dem Verdacht des Kursbetrugs und Insiderhandels. Am Donnerstag vergangener Woche durchsuchten mehr als 50 Kriminalbeamte, Staatsanwälte und Mitarbeiter des Frankfurter Bundesamts für Wertpapierhandel Büros sowie die Wohnungen von Harlos und Häfele. In der Bank der beiden beschlagnahmten die Staatsanwälte private Depot-Unterlagen, um festzustellen, ob die Infomatec-Chefs nach hochgepuschten Kursen Aktien verkauft hatten.
Mit einem Kurssturz abgestraft wurde auch Stefan Domeyer, der Chef der Hildesheimer Metabox, die ähnliche Geräte wie Infomatec liefert. Domeyer hatte Aufträge für gut zwei Milliarden Mark angekündigt, der Kurs schoss steil nach oben.
Der Umsatz wie der Gewinn werde in diesem Jahr Rekordhöhen erreichen, versicherte Domeyer Mitte September. Nur zehn Tage später meldete er ganz andere Zahlen: statt 198 Millionen Mark Umsatz nur noch 70 Millionen, und der angepeilte Gewinn von 14 Millionen Mark verwandelte sich nun in einen Verlust von 15 Millionen.
Der Kurs, der nach Domeyers vollmundigen Ankündigungen bis auf 45 Euro geklettert war, lag am Freitag vergangener Woche bei 8 Euro.
"Planzahlen sind so absurd geworden, die Leute sind dagegen fast immun", sagt Irving Einhorn, ein ehemaliger Manager der amerikanischen Börsenaufsicht. Auch die Deutschen lassen sich nicht mehr so leicht hinters Licht führen. Der Endemann-Kurs, einst fast 22 Euro, ist unter 6 Euro gesunken, der Teles-Kurs, vor 14 Monaten noch bei 42, liegt bei 10.
"Wir müssen eine Marktbereinigung bekommen", forderte Wolfgang Gerke, Mitglied der Börsensachverständigenkommission. Der Crash vom März habe keine reinigende Wirkung gehabt, sagt auch Sparkassen-Experte Gerhard Schleif: "Wir brauchen einen ganzen Zyklus abwärts. Dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen."
Viele Anleger werden in den nächsten Monaten weitere Lektionen lernen - über schwankende Märkte, unzuverlässige Prognosen und Banken, denen sie besser nicht vertraut hätten. Das genaue Hinschauen, beim Autokauf längst gang und gäbe, muss sich am Aktienmarkt erst noch durchsetzen.
Schleif glaubt, nur durch Negativerfahrungen stellten sich Lernerfolge beim Publikum ein: "Erst wenn der Markt richtig in die Grütze geht, bekommen wir eine Aktienkultur." HERMANN BOTT,
MICHAELA SCHIEßL, GABOR STEINGART
Die Börse ist zum Spielfeld von Spekulanten geworden
Absturz aus dem Paradies: Der Höhenflug der Hightech-Börsen ist zunächst einmal beendet. Leere Versprechen, frisierte Bilanzen, erste Pleiten: Die Finanzmärkte sind zum Spielfeld von Scharlatanen geworden, die Kleinanleger sind die Dummen.
Er war der erste Held des Internet-Zeitalters. Einer, der aus ärmlichen Verhältnissen kam, an den Universitäten von New Orleans und Utah Physik studierte, nicht viel mehr besaß als eine Idee - und es dennoch im Raketentempo zum Milliardär brachte.
Jim Clark, Erfinder des legendären Internet-Zugangs Netscape, hat für immer ausgesorgt. Als Mitgründer des Großcomputer-Herstellers Silicon Graphics kassierte er Anfang der neunziger Jahre die ersten Millionen. Zu wenig für seine schnell wachsenden Ansprüche: Privatjet, Hubschrauber und ein Eigenheim mit 3000 Quadratmeter Wohnfläche. Allein die Gemälde auf seinem Segelschiff "Hyperion" kosteten 30 Millionen Dollar.
Also gründete Clark die Firma Netscape. Er beglückte die Welt mit dem Internet-Browser, der jedermann schnellen Zugang zum World Wide Web verschaffte, das bis dahin nur von Wissenschaftlern und Firmen genutzt wurde.
Die neue Firma Netscape, die im August 1995 an der Nasdaq startete, wurde zunächst ein Börsenstar. Clark stieg zum Milliardär auf - und setzte sich ein neues Ziel. Er wollte nun Larry Ellison überrunden, den neun Milliarden Dollar schweren Chef des Software-Giganten Oracle: "Ich will nur mehr haben als Larry Ellison. Danach höre ich auf."
Clark versprach seinen neuen Geldgebern, einen Markt von vielen hundert Milliarden Dollar zu erobern: das amerikanische Gesundheitswesen. Healtheon hieß die Wunderfirma, die Patienten, Ärzte, Krankenhäuser und Versicherungen vernetzen sollte. Wieder wurde die Firma, die - wie Netscape - bei der Börseneinführung kaum mehr als ein Konzept aufwies, zunächst ein durchschlagender Erfolg.
Schön für Clark: Das Mathematik-Genie ist mit den Börsengängen von drei Firmen sehr reich geworden. Schlecht für die Anleger: Ihnen hinterließ der Visionär einen finanziellen Trümmerhaufen.
Der Aktienkurs von Silicon Graphics ist lange vor dem Börsencrash abgeschmiert; als Netscape ausgeblutet war, wurde es im Februar 1999 von dem Online-Dienst America Online (AOL) geschluckt, und der Kurs von Healtheon, die vor kurzem in WebMD umgetauft wurde, dümpelt zwischen acht und neun Dollar. Gut ein Jahr zuvor lag er bei 105 Dollar.
Die Jim Clarks sind überall. Dem Aufstieg der Gründer und Großinvestoren steht der finanzielle Abstieg von Millionen kleinen und mittleren Anlegern gegenüber. Die Bilanz der Internet-Ära fällt zehn Jahre nach dem Start von Börsenboom und Online-Euphorie ernüchternd aus: Ruhm und Reichtum für wenige, Enttäuschung und finanzieller Ruin für viele.
Vor allem die Späteinsteiger, also in der Mehrzahl Kleinanleger, stehen derzeit als Verlierer da. Im Zeitalter der heißen Tipps, der lauten Empfehlungen und eines oft größenwahnsinnig anmutenden Optimismus ist die Börse zum Paradies für Spieler und Trickbetrüger geworden. Gefälschte Erfolgsmeldungen, frisierte Bilanzen und die ersten Firmenpleiten sorgen für Empörung weltweit. Die Hightech-Revolution entlässt ihre Schwindler.
Galt in schönen Tagen, als die Börsenindizes scheinbar unaufhörlich nach oben kletterten, besinnungsloser Optimismus als Ausweis echter Börsianer-Mentalität, folgt nun das kollektive Erwachen. Viele stellen sich erstmals jene Fragen, die sie monatelang erfolgreich verdrängt haben:
Wie konnte es eigentlich sein, dass Mini-Firmen für sich die Weltmarktführerschaft reklamierten? Ist es wirklich normal, dass der Internet-Buchhändler Amazon zu jedem verkauften Bestseller rund 15 Mark zuzahlt? Warum floss so viel Geld an Firmen, die außer einer Idee nichts zu bieten hatten? Und wie konnte es sein, dass eine Firma wie das deutsche Medienunternehmen EM.TV mit 284 Mitarbeitern (Ende März) so viel wert sein sollte wie die Lufthansa mit 66 000 Beschäftigten?
Doch das Angebot der Träume fand regen Zuspruch, alle wollten mitträumen und mitkassieren. So gleicht der Neue Markt in Deutschland mittlerweile eher einem Wettbüro für Zocker, die den besonderen Kick suchen. Sie setzen auf Pferde, die noch nie ein Rennen gelaufen sind. Bestenfalls haben sie ein schönes Fell und einen guten Trainer, doch meist bleibt den Wettfreudigen nicht einmal die Zeit zu kontrollieren, ob ihr Gaul überhaupt vier Beine hat.
Die meisten Börsenneulinge machen Verluste und werden dennoch nicht selten höher bewertet als traditionelle Industriegiganten. Ein plausibler Business-Plan - die Ausnahme. Ein erfahrenes Management - oft Fehlanzeige. Die Auswirkung all dieser offensichtlichen Unzulänglichkeiten - keine.
Denn auf dem neu geborenen Cyber-Marktplatz werden Hoffnungen gehandelt statt Werte, Visionen statt Bilanzen. Entwicklungsstrategien, Verkaufsaussichten, Einnahmen? Weg mit diesen lähmenden Insignien der alten Wirtschaft.
Von den flotten, kleinen Hightech-Unternehmen und Biotech-Firmen erwartete man keinen Unternehmensgewinn. Das einzige nachprüfbare Bewertungskriterium ist der Umsatz, der sich möglichst von Quartal zu Quartal potenzieren soll. Da störte es kaum, dass dem Umsatzerfolg bei Amazon (seit 1997 ein Plus von 682 Prozent) ein ebenfalls beeindruckender Anstieg der Verluste folgte, plus 1716 Prozent seit Gründung der Firma.
In einer fatalen Mischung aus Hoffnung und Gier glaubten auch Millionen hier zu Lande an das Wunder vom Reichwerden ohne Arbeit. So wurde das Ersparte millionenfach in Klitschen von der Größe eines Klempnerladens gepumpt, in der Erwartung, ein Master of the Universe würde so entstehen.
Alle spielten mit: Die Banken empfahlen jene Aktien der New Economy zum Kauf, die mit besonders kühnen Versprechungen vor die Anleger traten. Die Analysten, die eigentlich unabhängig die Szene beobachten sollen, mutierten zu Marktschreiern der New Economy. Assistiert wurden und werden sie von Dutzenden selbst ernannter Börsengurus, die in Tippbriefen und TV-Shows ihre Empfehlungen lancieren. Und die Anleger folgen ihnen wie dem Rattenfänger von Hameln.
Die ersten Erfolge waren ja beachtlich, nirgendwo ließ sich mit so wenig Geld so viel dazuverdienen. Die Kleinstfirmen des Silicon Valley legten am Aktienmarkt Steigerungsraten hin, die bis dahin als undenkbar galten: AOL, der Online-Club für Internet-Einsteiger, schaffte in der Spitze einen Anstieg des Aktienwerts von über 78 000 Prozent; das Auktionshaus EBay, eine Art Flohmarkt im Netz, beeindruckte mit immer noch gut 1600 Prozent; Yahoo beglückte die Investoren der ersten Stunde mit einem Kursanstieg von über 8600 Prozent.
Der Wahnsinn wuchs langsam - und er ging einher mit realen Veränderungen, die das Leben und Arbeiten der Industrienationen für alle Zeit verändern werden. Mit dem Internet, im Kern also mit der Vernetzung von Datenbanken, Firmen und Privathaushalten via Kupfer- und Glasfaserkabel, ist das Rückgrat der Informationsgesellschaft entstanden. Kommunikation total, Daten- und damit Wissensaustausch lässt sich heute in Sekundenschnelle organisieren.
Nahezu alle Wirtschaftszweige werden von der Revolution berührt, und auch Otto Normalverbraucher profitiert: Der Computer wurde von der primitiven Rechenmaschine zum Kommunikationsinstrument und schließlich zur schnellsten Informationsquelle der Welt. Online-Banking, E-Mails, Internet-News - auch immer mehr Deutsche finden sich vor dem Bildschirm wieder.
Pro Woche kommen hier zu Lande rund 80 000 Internet-Anschlüsse hinzu, die Nutzungsdauer steigt rapide an, auf durchschnittlich rund vier Stunden pro Woche. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht.
Die Gleichzeitigkeit von Realität und Fiktion, beide vom Siegeszug des Internet getrieben, machte es für viele so schwer zu unterscheiden. Der rasante Wechsel von der Industrie- zur Informationsgesellschaft fand ja nicht an der Börse, sondern im Büro und zu Hause statt - spürbar, für jedermann greifbar.
Doch zugleich begannen die Visionen sich von der Realität zu lösen. Während das weltweite Sozialprodukt, also die Summe aus Dienstleistungen und Produkten, seit 1980 um 115 Prozent zulegte, verloren die Finanzjongleure jeden Bodenkontakt. Im gleichen Zeitraum stiegen die Indizes der Börsen um 1072 Prozent.
In immer neuen Wellen strahlte die Phantasie in die Köpfe von Millionen, nichts schien unmöglich: Das papierlose Büro, die menschenleere Fabrik, damit fing alles an. Dass die Papierindustrie boomt und qualifizierte Arbeitskräfte noch immer rar sind, nahm kaum einer zur Kenntnis.
Für Ernüchterung war einfach keine Zeit, es folgte stets der nächste Hightech-Traum, kühn, mutig, größenwahnsinnig. Der Glaube an die totale Digitalisierung: Video on Demand, das bis heute nicht richtig funktioniert. Der sprechende Computer, der das Labor noch immer nicht verlassen hat. Das Einkaufen via Internet, das über das Experimentierstadium kaum hinausreicht. Und jetzt der neue Glaube an den M-Commerce, das Einkaufen per Handy, auf das im Zuge der UMTS-Versteigerung dreistellige Milliardenwetten abgeschlossen wurden.
Wo die Phantasie allen Verstand durcheinander wirbelt, mischte sich schnell jene Spezies unters Volk, die scheffeln will, ohne zu schaffen. Wie stets in Umbruchsituationen, wenn Schnelligkeit zählt, wenn viel Geld ins Spiel gepumpt wird und die staatliche Kontrolle für ein paar historische Sekunden überfordert ist.
So war es beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert, als wenige Familien zu Tycoons aufstiegen. So war es beim deutschen Aufbau Ost, als Unternehmer wie Jürgen Schneider die Gunst der Stunde nutzten, um mit fremdem Geld ihren Größenwahn auszuleben.
Wundersame Geldvermehrer gab es schon immer, der Trick mit den Kettenbriefen etwa taucht in regelmäßigen Abständen wieder auf. Eine legendäre Gestalt war Erich Wirrwa, der Anfang der sechziger Jahre in Hamburg als "der Geldzauberer von Altona" Furore machte.
Der Geldzauberer erfüllte die Wünsche vieler tausend Bürger: Für Autos oder Kühlschränke, Waschmaschinen oder Möbel mussten Wirrwa-Fans ein Jahr lang 15 Prozent der Kaufsumme ansparen, die restlichen 85 Prozent legte der Magier drauf.
Am besten lief bei Wirrwa der VW Käfer, der damals 5200 Mark kostete. Wer jede Woche Wirrwa 15 Mark gab, konnte nach einem Jahr und einer Einzahlung von insgesamt 780 Mark den 5200-Mark-Wagen abholen. Jeden Freitag wurden - unter beträchtlichem Menschenauflauf - die Waren ausgegeben.
"Bei mir geht alles mit rechten Dingen zu", versicherte der dürre 1,60-Meter-Mann. "Eines Tages", träumte er, "werden 52 Millionen Bundesbürger meine Kunden sein. Dann werde ich den deutschen Automobilfabriken die Preise diktieren."
Die Geldzauberei war zu Ende, als 1964 die Wirtschaftsbehörde ihm das "Geschäft mit Spargewinn- und Kaufverträgen" untersagte. Nach langjährigen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft das Betrugsverfahren ein, der Magier arbeitete zuletzt als Parkwächter.
Auch in der Internet-Zeit haben Absahner, Halbkriminelle und Cleverles aller Art wieder Konjunktur. George Colony, Chef des Marktforschungsunternehmens Forrester Research, sieht heute überall "geistlose, seichte, wertlose" Firmen, deren einzige Anstrengung darin besteht, möglichst große Summen beim Anleger einzusammeln. "Flip and flee" - raff und renn - heißt die neue Beweglichkeit im Valley.
Habgier treibe die Computerfreaks und Start-up-Pioniere an, klagt Bill Joy, der Mitbegründer des Software-Konzerns Sun Microsystems: "Eine Million reicht nicht, zehn Millionen reichen nicht, hundert Millionen sind nicht genug."
Die Aussicht auf aberwitzige Gewinne und die mangelnde Kontrolle über den unübersichtlichen Markt lockt sie alle an: die Trickbetrüger, die mit falschen Meldungen Aktienkurse manipulieren. Die Firmenchefs, die mit kreativer Kraft ihre Bilanzen schönen. Die Banken, die nur den Börsengang und nicht das Wohl der Anleger im Auge haben; und jene Analysten, die in einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Dreistheit alle Firmen empfehlen, die auch nur entfernt mit dem Internet zu tun haben.
Die Profite sind derart lukrativ, dass sogar die Mafia ihr traditionelles Drogen- und Erpressungsgeschäft vernachlässigt hat und sich zunehmend auf Aktienbetrug konzentriert. Im März flog der größte Wertpapierschwindel in der Geschichte der USA auf. Die US-Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass skrupellose Mafiosi ahnungslose Investoren um 50 Millionen Dollar geprellt haben.
Eine, so die New Yorker Staatsanwaltschaft, offenbar von der Cosa Nostra dominierte Investmentbank kaufte große Partien "Penny stocks" - Billigaktien - unauffälliger Unternehmen und ließ sie von bestochenen Aktienbrokern anpreisen. Die Kurse stiegen, die Papiere konnten mit hohem Aufschlag wieder abgestoßen werden. Die Geprellten blieben auf wertlosen Aktien sitzen.
Der Kreislauf, der schließlich zum Niedergang der Hightech-Werte führte, beginnt bereits bei den Risikokapitalgebern. Je hysterischer der Markt nach Hightech- oder Biotech-Werten lechzt, desto härter die Konkurrenz der Finanzierer.
Da bleibt oft wenig Zeit für eine genaue Prüfung. Die Aussicht, mit einem hastigen Börsengang schnelle Gewinne zu machen, führte zu vorschnellen Börsengängen. 1995 waren die Neulinge auf dem Finanzmarkt durchschnittlich 8,1 Jahre alt, vergangenes Jahr nur noch 5,2 Jahre.
Auch Großinvestoren ließen sich von der Dynamik anstecken. Als die Manager der Internet-Firma OneMain vor dem Börsengang auf Werbetour gingen, staunten sie, wie wenig substanzielle Fragen sie den Geldprofis der Wall Street beantworten mussten. Kaum eines der 72 Einzelgespräche mit institutionellen Investoren dauerte länger als 20 Minuten.
Eine zwielichtige Rolle in der New Economy spielen vor allem die Analysten. Arthur Levitt, Chef der amerikanischen Börsenaufsicht SEC rät Investoren, "auch solch professionellen Rat mit Vorsicht zu genießen". Denn viele Analysten, so Levitt, arbeiten für die Firmen, die Geschäftsverbindungen mit den Unternehmen haben, die sie analysieren. Im Klartext: Sie beurteilen die Firmen, die ihr Arbeitgeber an die Börse bringt.
Gezielte Abzocke? Ein kleiner Schmu? Oder ein Fehler im System der Finanzwelt? Dummer Zufall spiele zuweilen mit, versichert die Investmentbank Goldman Sachs, die in einen bösen Verdacht geraten ist.
Goldman Sachs hat Spezialfonds aufgelegt für seine besonders wohlhabenden Kunden und für seine besonders gut verdienenden Spitzenmanager.
Anfang 1997 fiel den Bankern eine kleine Software-Firma aus Grasbrunn bei München auf: die Ixos, die Programme lieferte, mit denen Unternehmen ihre gesamten Unterlagen - von der Taxiquittung bis zur E-Mail eines Kunden - elektronisch archivieren konnten. Goldman Sachs beteiligte sich mit 18,7 Prozent an der florierenden Firma.
Ziel war natürlich der Börsengang, den Goldman Sachs gemeinsam mit der Deutschen Bank arrangierte. Im Oktober 1998 wurde die Aktie zu - umgerechnet - knapp 87 Euro ausgegeben. Zu jener Zeit war die Stimmung am Neuen Markt flau, und so lag Anfang November der Ixos-Kurs erst bei 100 Euro.
Zunächst, Anfang November, empfahl Goldman Sachs die Aktie als "market outperformer", der Kurs kletterte auf über 180 Euro. Einen Monat später riet auch die Deutsche Bank zum Kauf. Der Kurs stieg auf über 200 Euro. Nun war Goldman Sachs wieder am Zuge. Der Kurs werde wohl auf 260 Euro weitersteigen, meinte die Investmentbank Anfang Februar und empfahl Ixos mit "Kursziel 270 Euro". Ixos legte auf über 250 Euro zu.
Die Investment-Abteilung freute sich über den schönen Wertzuwachs, die Research-Abteilung über die Ixos-Zahlen. Zwischen den beiden Bereichen sei "eine Chinese Wall", erläutert Peter Dietlmaier von Goldman Sachs, "die Analysten wissen gar nicht, was im Investmentbanking läuft".
Die Research-Abteilung lobte, und streng getrennt machte die Investment-Abteilung Kasse. Im Mai vergangenen Jahres stieß Goldman Sachs 7,6 Prozent an Ixos für über 50 Millionen Euro ab.
Der Kurs sackte leicht ab, aber Goldman Sachs empfahl Ixos immer wieder als "outperformer": Anfang Juni und Mitte Juni, im September, Oktober und November. Auch die Deutsche Bank empfahl in einem Jahr dreimal die Ixos-Aktie.
Das Getrommel der beiden Banken weckte die Analysten anderer Häuser. Denn wenn die Experten von zwei renommierten Banken sich derart für eine Aktie einsetzen, mögen andere Fachleute nicht gegenhalten. "Analysten lehnen sich nicht gern aus dem Fenster", weiß Gerhard Schleif, über die DGZ-Dekabank Chef-Aktienhändler der Sparkassen.
So geriet Ixos auf die Empfehlungslisten, vom Bankhaus Merck Finck & Co. bis zur Kreissparkasse Pinneberg. Nur der Kurs dümpelte beharrlich um 150 Euro.
Kurz vor Weihnachten splittete Ixos die Aktie im Verhältnis 1:5. Mit diesem Kunstgriff lässt sich der Kurs hochtreiben, weil die Aktie optisch billiger wird. Statt einer Aktie für 150 Euro gab es nunmehr fünf zum Kurs von 30 Euro. Der Kurs stieg planmäßig wieder an. Mitte Januar empfahlen Goldman Sachs und die Deutsche Bank gleichzeitig wieder einmal Ixos und nur eine Woche später noch einmal: Kursziel 65 Euro, prophezeite Goldman Sachs. Der Kurs kletterte, Mitte Februar schraubte die Deutsche Bank das Kursziel auf 90 hoch. Nun gab es kein Halten mehr: 95 Euro prophezeite Merrill Lynch, 118 das Bankhaus Julius Bär.
Nur realisierte Gewinne sind echte Gewinne. Also stießen die Ixos-Firmengründer Eberhard Färber und Hans Strack-Zimmermann insgesamt 600 000 Aktien ab, und auch für die Investmentbanker wurde es Zeit, wieder einmal Gewinne mitzunehmen. Am 10. März verkauften fünf Goldman-Sachs-Fonds für rund 55 Millionen Euro 600 000 Ixos-Aktien an andere Fonds - solche für Kleinanleger? Genau drei Wochen später gab Ixos eine Gewinnwarnung heraus, der Kurs stürzte steil ab. Am Freitag vergangener Woche kostete die Aktie 15,75 Euro, vor der Gewinnwarnung waren es 104.
Auch wer sich online besser beraten glaubt als von Banken, kann sich täuschen. In vielen Chatrooms der Internet-Services melden sich bezahlte Einflüsterer und treiben, wie im Fall des US-Mafiabetrugs, als unabhängige Berater oder schlichte Diskussionsteilnehmer getarnt, mit irreführender Information Aktien in die Höhe.
"Achten Sie auf ökonomische Grunddaten, schauen Sie sich den Geschäftsplan an, das Management und das Preis-Umsatz-Verhältnis. Dann sehen Sie, dass manche der heutigen Firmen tatsächlich 1000mal nichts wert sind", rät Arthur Levitt. Der Mann weiß, wovon er spricht. Er war 16 Jahre lang Investmentbanker an der Wall Street und 11 Jahre lang Börsenchef der American Stock Exchange.
Auf die Profis jedenfalls kann sich der Kleinanleger nur in Ausnahmefällen verlassen. Die wissen zwar viel, aber nutzen den Informationsvorsprung oftmals für eigene Zwecke.
Bezeichnend für den unfairen Informationsvorsprung ist die Tatsache, wie viele Insider vor dem großen Crash der Hightech-Werte im April ausgestiegen sind. Obwohl sich die Nasdaq im März noch auf Höchststand befand, stießen Risikokapitalisten, Gründer und andere Insider, also Teilnehmer an den firmeneigenen Family&Friends-Programmen, Aktien im Wert von 22 Milliarden Dollar ab - das Doppelte des bisherigen Monatsrekords und das Fünffache des gleichen Vorjahresmonats.
Solche Verkäufe sind in den USA immerhin meldepflichtig. So können die Kleinanleger sehen, wann das Vertrauen des eigenen Managements und der Geldgeber abnimmt. Allerdings muss der Verkaufsvorgang der Börsenaufsicht erst am Zehnten des nächsten Monats berichtet werden - die Insider haben also einen Vorsprung von bis zu sechs Wochen.
Selbst Lichtgestalten der New Economy entpuppen sich bei genauerem Hinsehen oft als Scharlatane. Jüngstes Beispiel: Firmengründer Michael Saylor von der Internet-Firma Microstrategy.
Seine Firma entwickelt intelligente Software, die, so seine Vision, das gesamte Leben der Menschen und Geschäfte elektronisch vernetzen und steuern soll. Wie ein Messias des Cyberspace reiste der 35-Jährige durch das Land, predigte vor Politikern und Wissenschaftlern und kündigte an, für hundert Millionen Dollar eine Internet-Universität zu gründen.
Am 10. März kletterte der Kurs seiner Firma auf den Höchststand von 313 Dollar - Microstrategy war damit 24,7 Milliarden Dollar wert.
Zehn Tage später folgte die Entzauberung des Magiers. Die Börsenaufsicht war einem Artikel des "Wall Street Journal" nachgegangen und stieß so auf Saylors Erfolgsrezept: Um Gewinnversprechen einzuhalten, datierte er Vertragsabschlüsse in andere Quartale und führte Verkäufe, die sich über viele Jahre erstrecken, sofort in vollem Wert als Einnahmen auf, statt sie über den Zeitraum zu verrechnen.
Als Saylor die Nachricht von der - durch die Börsenaufsicht erzwungenen - Neuberechnung seiner Finanzen veröffentlichte, verließen ihn seine Jünger. Microstrategy verlor an einem Tag elf Milliarden Dollar an Wert. Es täte ihm wirklich leid, sagte er später seinen Aktionären.
Der Fall ermunterte die US-Börsenaufseher, einen strengeren Blick in die Bücher der Internet-Firmen zu werfen. Und was sie sahen, entsetzte sie. In der neuen Wirtschaft, so lautet der jüngste Befund, werden traditionelle Bilanzierungsregeln gedehnt, bis sie den Chefs gefallen.
Aus Angst, bei den Anlegern und Analysten in Ungnade zu fallen, werden interne Papiere frisiert und Umsätze aufgeblasen. Etliche E-Commerce-Firmen wie Priceline, ein Online-Vertrieb für Hotelzimmer und Flugreisen, rechnen den vollen Preis etwa eines Fluges als Umsatz ab, obwohl - wie bei einer Reiseagentur - nur ein Bruchteil davon in den eigenen Kassen bleibt.
Auf diese Art meldete die Firma im dritten Quartal 1999 Umsätze von 152 Millionen Dollar. Unter der Rubrik "Produktkosten" werden dann Zimmer, Flugtickets und Mietwagen wieder abgezogen. Im fraglichen Quartal waren das 134 Millionen. Was im Klartext bedeutet, dass Priceline lediglich acht Millionen Dollar eigene Einnahmen hatte. Zieht man davon die Kosten ab, bleibt ein realer Verlust von 102 Millionen Dollar übrig.
Weit verbreitet ist ausgerechnet in der New Economy auch das Tauschgeschäft, früher ein Markenzeichen der DDR-Mangelwirtschaft. Die Betreiber von Web-Firmen platzieren gegenseitig ihre Werbebanner auf den Seiten der Konkurrenz, ohne dass dafür Geld fließt. In den Bilanzen jedoch wird die erhaltene Werbung als Einnahme verbucht. Bei Internet-Firmen, die alle ihren Markennamen bewerben, machen solche Schein-Einnahmen oft mehr als die Hälfte des Umsatzes aus.
Ähnlich wird auch mit Discounts und Rabatten umgegangen. Gebucht wird für die Bilanz in der Regel der volle Preis der Ware, um den Umsatz hochzutreiben. Die gewährten Rabatte werden in der Rubrik "Marketingausgaben" versteckt.
Die Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG weigerte sich im Oktober 1999, die Betriebskosten ihres Kunden Varsitybooks derart zu schönen - und wurde von dem Schulbuchhändler prompt vom Auftrag entbunden. Die neuen Prüfer waren nicht so pingelig.
Geraten die Firmen der New Economy unter massiven Druck, lassen sie sich allerdings mehr einfallen als schnöde Bilanztricks. Um Anleger zu gewinnen, verfiel der Chef der virtuellen Hausaufgabenhilfe Tutornet aus dem US-Staat Virginia, so der Vorwurf der SEC, auf ein todsicheres Rezept: falsche Erfolgsmeldungen.
Euburn Forde kündigte im Mai eine Zusammenarbeit mit AOL an, die potenziell 324 Millionen Dollar bringen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte AOL längst jegliche Kooperation beendet. Auch eine in Aussicht gestellte lukrative Kooperation mit dem US-Städtebauministerium entsprach nicht der Realität: Tatsächlich bot Tutornet der Behörde unentgeltlich seine Dienste an.
Ähnlich geht es auch in Deutschland zu. "Europe`s hottest market" nannte das "Wall Street Journal" den Neuen Markt, wo wie im Spielcasino riesige Gewinne und böse Verluste eingefahren werden.
Wer beim Börsenstart der EM.TV 10 000 Mark investierte, ist heute Millionär. Wer im Mai dieses Jahres für eine Million Mark EM.TV-Aktien kaufte, ist um 500 000 Mark ärmer (siehe Seite 132).
Die deutschen Banken spielen oft genug eine unrühmliche Rolle. So weigerte sich die BHF Bank, die Münchner Advanced Medien AG an die Börse zu bringen. Daraufhin wechselte die Medienfirma schnell die Bank und auch gleich den Wirtschaftsprüfer KPMG.
An die Börse kam die Advanced Medien im August 1999 mit Hilfe der Baader Wertpapierhandelsbank, die sich vor dem Börsenstart mit 44,4 Prozent an der Firma beteiligte. Die Studie, die der neue Wirtschaftsprüfer für den Börsengang verfasste, wies pflichtgemäß auf einen kleinen Schönheitsfehler hin: einen "erheblichen Liquiditätsengpass". Den durften die neuen Aktionäre beseitigen.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Wert einer Aktie. Doch die Nachfrage lässt sich stimulieren - durch gezielte Käufe von Großinvestoren (siehe Seite 130), durch positive Meldungen, durch Gerüchte.
Kein Wunder also: Die PR-Maschine ist oft der effektivste Teil vieler Internet-Firmen, die kaum Umsatz, keinen Gewinn, aber viel Wirbel veranstalten. Fast jeder ist irgendwie Marktführer in irgendeiner Nische, bläst Kleinaufträge zu riesigen Erfolgen auf, verkündet ständig strategische Allianzen, Rahmenverträge und Kooperationen.
Die Anleger kommen da kaum noch mit, der Informationshunger hat die Auflage der Börsenzeitschriften hochschnellen lassen. Ungleich stärker ist der Einfluss des Fernsehens. Am populärsten ist die "3Sat-Börse", freitagabends um halb zehn mit durchschnittlich 500 000 Zuschauern. Vier Experten stellen dort ihr Musterdepot vor und empfehlen ihre Aktien.
Doch schon am Freitagnachmittag ab halb vier, so beobachteten Frankfurter Börsianer, werden die Aktien geordert, die sechs Stunden später empfohlen werden. "Es ist so offenkundig, was bei 3Sat abläuft", sagt Gerhard Schleif, Börsenchef der DGZ-Dekabank.
Gegen zehn Uhr abends treffen dann die Aufträge bei dem Makler Lange & Schwarz ein: Der Düsseldorfer Broker ist die führende Adresse für außerbörslichen Handel mit Privaten. Am Samstag darf bei der Direkt Anlage Bank geordert werden, wie die Bank in "FAZ"-Anzeigen den Fans der "3Sat-Börse" mitteilte. Am Montag setzt dann der Run von Kleinanlegern auf die Fernsehempfehlungen ein - und viele Profis machen Kasse.
Argwöhnisch beobachtet das Bundesamt für Wertpapierhandel die möglichen Insidergeschäfte bei 3Sat. Die Versuchung ist groß, dass der eine oder andere Experte sich mit den Aktien eingedeckt hat, die er am Freitagabend präsentiert und wenig später verkauft, wenn der Kurs nach seinen Empfehlungen hochgeschossen ist. "Scalping" nennen das die Broker.
Egbert Prior, ein ehemaliger Journalist des Wirtschaftsmagzins "Capital", ist mit Aktien und seinen Auftritten bei 3Sat reich geworden. Seine Anhänger feierten ihn als Börsenguru, mit Priors Tipps war viel Geld zu verdienen. Einige der Werte, die der Herausgeber der "Prior Börse" bei 3Sat empfahl, hatte er sich zuvor in sein privates Depot gelegt.
Ein Prozess wegen Insidergeschäften blieb ihm erspart. Es sei nicht nachzuweisen, befand das Landgericht Frankfurt, dass Prior die Aktien mit der Absicht gekauft habe, sie am Freitagabend zu empfehlen. Von diesem Freibrief will sich der Chef der Wertpapieraufsicht, Georg Wittich, nicht abschrecken lassen. "Ein anderer Fall kann bei einem anderen Gericht zu einem anderen Urteil führen", glaubt der Präsident der Aufsichtsbehörde, der endlich einmal einem Tipp-Geber illegale Insidergeschäfte nachweisen möchte.
Einer von Priors Nachfolgern bei dem Börsenspiel am Freitag war Bernd Förtsch aus dem fränkischen Kulmbach. Der 38-Jährige fiel auf, weil Aktien, die er empfahl, auch in den von ihm betreuten Investmentfonds vertreten waren - Artnet etwa oder Edel Music. Fürs Fernsehen nahm er Morphosys beim Kurs von 92 in sein Musterdepot, lobte die Firma, für die er in leutselig fränkischem Akzent einen Kurs von "dausend" Euro sah. Der Höchstkurs lag bei 430 Euro, vergangenen Freitag kostete Morphosys rund 180 Euro.
So mancher öffentliche Tipp Förtschs wirkte sich segensreich für ihn aus. "Das machen alle in der Branche", sagt er lapidar dem "Tagesspiegel".
Gemeinsam mit dem Sohn eines Tankstellenpächters hatte Förtsch in Kulmbach seinen Börsenbuchverlag gegründet, der vorwiegend Übersetzungen amerikanischer Fachliteratur herausbrachte. Aus dem Börsenbuchverlag - Förtschs Kompagnon schied bald aus - wurde die Börsenmedien AG, die als Hauptprodukt die Wochenzeitschrift "Der Aktionär" herausbringt.
Neben dem "Aktionär", dessen Auflage in vier Jahren von 10 000 auf derzeit 130 000 stieg, betreibt Förtsch mehrere Telefon-Hotlines, alle mit der 0190-Nummer. Als Fondsmanager betreut er insgesamt sieben Fonds. Rund 80 Angestellte stehen heute auf seiner Gehaltsliste.
Förtsch hat eine ganze Reihe von Firmen wie beispielsweise Artnet oder FortuneCity empfohlen, von denen andere Fondsmanager die Finger lassen. Der Börsengang von FortuneCity gehört zu den erstaunlichsten Leistungen der Deutschen Bank.
In seinem letzten Geschäftsbericht vor dem Börsengang wies das amerikanische Unternehmen einen Umsatz von 2,5 Millionen und einen Verlust von 7,5 Millionen Mark aus. Die Deutsche Bank taxierte den Wert der Firma auf 835 Millionen Mark.
Die Anleger rissen sich um die Aktie, die im März vergangenen Jahres zu 15 Euro emittiert wurde. FortuneCity betreibt werbefinanzierte Chatrooms im Internet - als eine von vielen Firmen, die alle mit den Plauderecken Geld verdienen wollen. Nach anhaltend katastrophalen Ergebnissen liegt der Kurs jetzt unter drei Euro.
FortuneCity war ein gutes Geschäft für die Banken. Am meisten kassierte die Deutsche Bank als Konsortialführerin, die sich über eine Tochterfirma vorab 230 000 Aktien zum Schnäppchenpreis sicherte. Die Altgesellschafter haben zur Börseneinführung einen Teil ihrer Aktien abgegeben, Großaktionär Jeremy Metcalve bekam über Nacht 35 Millionen Mark auf sein Konto.
Das Geld, das der Börsengang in die Firmenkasse gespült hat, reicht noch bis Jahresende, vielleicht auch ein paar Monate länger. So wird FortuneCity das angestrebte Ziel kaum schaffen: Der Umsatz, so hatte die Deutsche Bank prognostiziert, würde in drei Jahren um das 40fache steigen.
"Ohne Heißluftgebläse können Sie auch einen guten Wert an der Börse vergessen", meint Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Der Mann begrüßt das nicht - er beschreibt nur die triste Realität.
Ein großes Gebläse betreibt der Berliner Professor Sigram Schindler, Gründer und Großaktionär der Teles AG. Die Firma verkauft Internet-Dienste und Telekommunikationsausrüstungen und verbreitet viele Erfolgsmeldungen.
Bislang habe die Teles "die eigenen Ziele fast immer verfehlt", resümiert Rainer Raschdorf, Analyst bei der DG Bank. Schindler ist eben ein Großmeister in der Ankündigung ehrgeiziger Ziele und im Aufblasen von Petitessen.
Als Teles einen Kooperationsvertrag mit dem Satellitenbetreiber Eutelsat abschloss, gab sich der Professor euphorisch: Mit dieser Kooperation biete sein SkyDSL-Dienst "den absolut verlässlichen und extrem kostengünstigen europaweiten Betrieb".
Schnickschnack, befand der Teles-Chef einige Monate später und stieg aus dem Vertrag aus. Die Zusammenarbeit sei "letztendlich geschäftlich uninteressant".
Anfang vergangenen Jahres verkündete Schindler, die Teles würde ihren Gewinn 1999 verdoppeln. Statt der versprochenen 42 Millionen schaffte die Firma nur 10,1 Millionen Mark. Daraus machte der Professor, der kurz zuvor mit noch weniger Gewinn rechnete, eine Erfolgsstory unter der Überschrift "Jahresabschluss 1999 besser als erwartet".
Schindlers Getöse muss veröffentlicht werden. Es handelt sich in der Regel um Pflichtmitteilungen, so genannte Ad-hoc-Meldungen. Seit 1995 muss jede AG alle Informationen, die den Aktienkurs beeinflussen könnten, sofort über Nachrichtenagenturen verbreiten lassen.
Typische Ad-hoc-Meldungen sind Quartalsberichte, Übernahmen und deutliche Abweichungen von den Gewinnerwartungen. Viele Unternehmen benutzen die Adhoc-Meldungen mittlerweile als preiswerte Plattform für Reklame.
Unter verschärfter Beobachtung des Bundesaufsichtsamts wegen der Verbreitung von Informationsmüll steht der Suchmaschinenbetreiber Endemann!! Internet AG, mit zwei Ausrufezeichen. "Lärmstangen" nannte der Schriftsteller Gottfried Benn Ausrufezeichen, und Ingo Endemann macht oft Lärm.
Endemann betreibt, unter anderem, www.bellissima.de, eine Suchmaschine für Frauen. Das ist so sinnvoll wie ein Computer für Frauen, aber mit diesem Stuss kam Endemann wieder einmal in die Medien: Zeitschriften von "Brigitte" bis "Bild am Sonntag" stellten Endemanns Suchmaschine ("Qualität ist weiblich") vor.
Um seine Suchmaschine Abacho in die Zeitung zu bringen, kaufte Endemann drei kleine Lämmer. Ehefrau Heike und Finanzvorstand Patrick Hund fuhren mit den Tieren zu einem nahe gelegenen Kinderbauernhof und lieferten die Schafe dort medienwirksam als gute Tat ab. Abacho sei erfolgreich, begründete Ingo Endemann die Aktion, "an diesem Erfolg wollten wir auch andere teilhaben lassen".
Der gelernte Werber bietet viele Suchhilfen an. Das Computerfachblatt "C`t" hat bei drei Suchmaschinen aus dem Haus Endemann festgestellt, "dass sie auf dieselbe Anfrage identische Ergebnisse liefern". Aladin, Intersearch und Bellissima, die Suchmaschine für Frauen, sind offenbar identische Produkte, die dem Anleger Vielfalt vortäuschen.
Geholfen hat die Marktschreierei wenig. Großsprecherische Ankündigungen über die demnächst sprudelnden Gewinne helfen, wenn überhaupt, dem Kurs nur noch ein bisschen. Und wer zu oft den Mund zu voll genommen hat, riskiert ein chronisches Kurstief.
Von der Trickserei bis zu Täuschung und Betrug ist es manchmal nur ein kleiner Schritt. Die Grenze womöglich überschritten haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die beiden Gründer der Augsburger Infomatec.
Der Infomatec-Kurs war deutlich abgebröckelt, als das Unternehmen im Mai vergangenen Jahres mit einem "großartigen Erfolg" prahlte, der angeblichen Lieferung von 100 000 so genannten Surfstations, die den Internet-Zugang über das Fernsehgerät ermöglichen. Auftragswert: 55 Millionen Mark.
Gleich nach dieser Meldung sprang der Kurs in die Höhe, und der Vorstandsvorsitzende Harlos flunkerte bald noch dreister: Zwei weitere Firmen hätten für mindestens 105 Millionen Mark Internet-Boxen bestellt. Das Bankhaus Delbrück sah den Infomatec-Kurs bis auf 320 steigen.
Die Infomatec-Aktie kostet jetzt knapp vier Euro, denn die Großaufträge stellten sich als Bluff heraus - Harlos und Häfele stehen unter dem Verdacht des Kursbetrugs und Insiderhandels. Am Donnerstag vergangener Woche durchsuchten mehr als 50 Kriminalbeamte, Staatsanwälte und Mitarbeiter des Frankfurter Bundesamts für Wertpapierhandel Büros sowie die Wohnungen von Harlos und Häfele. In der Bank der beiden beschlagnahmten die Staatsanwälte private Depot-Unterlagen, um festzustellen, ob die Infomatec-Chefs nach hochgepuschten Kursen Aktien verkauft hatten.
Mit einem Kurssturz abgestraft wurde auch Stefan Domeyer, der Chef der Hildesheimer Metabox, die ähnliche Geräte wie Infomatec liefert. Domeyer hatte Aufträge für gut zwei Milliarden Mark angekündigt, der Kurs schoss steil nach oben.
Der Umsatz wie der Gewinn werde in diesem Jahr Rekordhöhen erreichen, versicherte Domeyer Mitte September. Nur zehn Tage später meldete er ganz andere Zahlen: statt 198 Millionen Mark Umsatz nur noch 70 Millionen, und der angepeilte Gewinn von 14 Millionen Mark verwandelte sich nun in einen Verlust von 15 Millionen.
Der Kurs, der nach Domeyers vollmundigen Ankündigungen bis auf 45 Euro geklettert war, lag am Freitag vergangener Woche bei 8 Euro.
"Planzahlen sind so absurd geworden, die Leute sind dagegen fast immun", sagt Irving Einhorn, ein ehemaliger Manager der amerikanischen Börsenaufsicht. Auch die Deutschen lassen sich nicht mehr so leicht hinters Licht führen. Der Endemann-Kurs, einst fast 22 Euro, ist unter 6 Euro gesunken, der Teles-Kurs, vor 14 Monaten noch bei 42, liegt bei 10.
"Wir müssen eine Marktbereinigung bekommen", forderte Wolfgang Gerke, Mitglied der Börsensachverständigenkommission. Der Crash vom März habe keine reinigende Wirkung gehabt, sagt auch Sparkassen-Experte Gerhard Schleif: "Wir brauchen einen ganzen Zyklus abwärts. Dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen."
Viele Anleger werden in den nächsten Monaten weitere Lektionen lernen - über schwankende Märkte, unzuverlässige Prognosen und Banken, denen sie besser nicht vertraut hätten. Das genaue Hinschauen, beim Autokauf längst gang und gäbe, muss sich am Aktienmarkt erst noch durchsetzen.
Schleif glaubt, nur durch Negativerfahrungen stellten sich Lernerfolge beim Publikum ein: "Erst wenn der Markt richtig in die Grütze geht, bekommen wir eine Aktienkultur." HERMANN BOTT,
MICHAELA SCHIEßL, GABOR STEINGART
Diesmal wieder Sunburst;Klagen von Kleinaktionären sowie starke finanzielle Probleme.
Gespräche mit kreditgebenden Banken
Suburst schließt Insolvenzantrag nicht aus
Falls Kredite sofort zurück gezahlt werden müssen, befindet sich der angeschlagene Lizenzvermarkte nach eigenen Aussagen in einer "Extremsituation". Vor wenigen Wochen hatte Sunburst eine Gewinnwarnung gegeben.
vwd/rtr OSNABRÜCK. Die Sunburst Merchandising AG, Osnabrück, kann derzeit nicht ausschließen, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen mit ihren kreditgebenden Banken Insolvenzantrag gestellt werden muss. Dies sagte Finanzvorstand Ralf Schwung am Dienstag. "Ich denke aber schon, dass es möglich ist, zu einer Einigung zu kommen", sagte er. Würden die Verhandlungen allerdings scheitern, befände sich das Unternehmen in einer "Extremsituation", wobei es aber sehr unwahrscheinlich sei, dass eine sofortige Rückzahlung der Kredite verlangt werde.
Sunburst hatte zuvor mitgeteilt, dass intensive Verhandlungen zur weiteren Sicherung der Liquiditätslage des Unternehmens geführt werden. Hierfür seien Zusagen der Banken notwendig. Parallel würden Gespräche über die Restrukturierung und Sanierung der Unternehmensgruppe geführt. Wie Schwung erklärte, benötigt das Unternehmen einen niedrigen einstelligen Millionen-Betrag. Das Unternehmen hatte vor wenigen Wochen die für 2000 publizierten Zahlen drastisch korrigiert. Das zunächst angepeilte positive Ebit von fünf Mill. Euro musste in einen Verlust von 9,8 Mill. Euro korrigiert werden.
Zu den Klagen von Kleinaktionären wegen Insiderhandels und Betrugs durch falsche Ad-hoc-meldungen sagte Schwung, der selbst erst seit kurzem seine Position bekleidet, dass der Vorstand bereits vor drei Wochen selbst mit dem Bundesaufsichtsamt in Kontakt getreten ist. Auch der Aufsichtsrat des Unternehmens habe sich bereits in diese Sache eingeschaltet. Der jetzige Vorstand lege auf jeden Fall die eigenen Depots offen.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. April 2001
Gespräche mit kreditgebenden Banken
Suburst schließt Insolvenzantrag nicht aus
Falls Kredite sofort zurück gezahlt werden müssen, befindet sich der angeschlagene Lizenzvermarkte nach eigenen Aussagen in einer "Extremsituation". Vor wenigen Wochen hatte Sunburst eine Gewinnwarnung gegeben.
vwd/rtr OSNABRÜCK. Die Sunburst Merchandising AG, Osnabrück, kann derzeit nicht ausschließen, dass bei einem Scheitern der Verhandlungen mit ihren kreditgebenden Banken Insolvenzantrag gestellt werden muss. Dies sagte Finanzvorstand Ralf Schwung am Dienstag. "Ich denke aber schon, dass es möglich ist, zu einer Einigung zu kommen", sagte er. Würden die Verhandlungen allerdings scheitern, befände sich das Unternehmen in einer "Extremsituation", wobei es aber sehr unwahrscheinlich sei, dass eine sofortige Rückzahlung der Kredite verlangt werde.
Sunburst hatte zuvor mitgeteilt, dass intensive Verhandlungen zur weiteren Sicherung der Liquiditätslage des Unternehmens geführt werden. Hierfür seien Zusagen der Banken notwendig. Parallel würden Gespräche über die Restrukturierung und Sanierung der Unternehmensgruppe geführt. Wie Schwung erklärte, benötigt das Unternehmen einen niedrigen einstelligen Millionen-Betrag. Das Unternehmen hatte vor wenigen Wochen die für 2000 publizierten Zahlen drastisch korrigiert. Das zunächst angepeilte positive Ebit von fünf Mill. Euro musste in einen Verlust von 9,8 Mill. Euro korrigiert werden.
Zu den Klagen von Kleinaktionären wegen Insiderhandels und Betrugs durch falsche Ad-hoc-meldungen sagte Schwung, der selbst erst seit kurzem seine Position bekleidet, dass der Vorstand bereits vor drei Wochen selbst mit dem Bundesaufsichtsamt in Kontakt getreten ist. Auch der Aufsichtsrat des Unternehmens habe sich bereits in diese Sache eingeschaltet. Der jetzige Vorstand lege auf jeden Fall die eigenen Depots offen.
HANDELSBLATT, Dienstag, 17. April 2001
SdK: Schadensersatz für Falsch-Infos gefordert
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) fordert ein verbessertes Schadenersatzrecht für Aktionäre. Vor allem seien die Sanktionen gegen fehlerhafte Ad-hoc-Meldungen unzureichend und daher wenig abschreckend, so die SdK.
Zwar sehe das Gesetz schon jetzt eine Bußgeldandrohung gegen das Unternehmen von bis zu drei Millionen Mark vor, doch treffe dies nicht den für die Meldung Verantwortlichen unmittelbar.
Und genau hier müsse der Gesetzgeber ansetzen. „Der Vorstand muss für die Meldungen, die er an die Öffentlichkeit richtet, persönlich verantwortlich gemacht werden und zwar sowohl straf- als auch zivilrechtlich“, fordern die Aktionärsschützer. Gerade im Zivilrecht, in dem es um die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen geht, sei das deutsche Recht unterentwickelt.
„Das Gesetz gewährt dem Aktionär nicht nur keinen unmittelbaren Anspruch auf Schadensersatz gegen den Vorstand, sondern schließt einen solchen gegen jede Person bei der Verletzung von Pflichten aus der Ad-hoc-Publizität sogar explizit aus,“ monieren die Aktionärsschützer. So müsse man, um möglicherweise zu einem Schadensersatzanspruch zu kommen, den Umweg über eine strafrechtliche Haftung des Vorstandes gehen.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) fordert ein verbessertes Schadenersatzrecht für Aktionäre. Vor allem seien die Sanktionen gegen fehlerhafte Ad-hoc-Meldungen unzureichend und daher wenig abschreckend, so die SdK.
Zwar sehe das Gesetz schon jetzt eine Bußgeldandrohung gegen das Unternehmen von bis zu drei Millionen Mark vor, doch treffe dies nicht den für die Meldung Verantwortlichen unmittelbar.
Und genau hier müsse der Gesetzgeber ansetzen. „Der Vorstand muss für die Meldungen, die er an die Öffentlichkeit richtet, persönlich verantwortlich gemacht werden und zwar sowohl straf- als auch zivilrechtlich“, fordern die Aktionärsschützer. Gerade im Zivilrecht, in dem es um die Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen geht, sei das deutsche Recht unterentwickelt.
„Das Gesetz gewährt dem Aktionär nicht nur keinen unmittelbaren Anspruch auf Schadensersatz gegen den Vorstand, sondern schließt einen solchen gegen jede Person bei der Verletzung von Pflichten aus der Ad-hoc-Publizität sogar explizit aus,“ monieren die Aktionärsschützer. So müsse man, um möglicherweise zu einem Schadensersatzanspruch zu kommen, den Umweg über eine strafrechtliche Haftung des Vorstandes gehen.
hi canadian ,
zeit der wahrheit am neuen markt.
die verarschungen und betrügereien der firmen gelangen an die öffentlichkeit.
zeit wurde es auch .
grüsse @ canadian, charlie, wangert und alle anderen
Mafiabroker
zeit der wahrheit am neuen markt.
die verarschungen und betrügereien der firmen gelangen an die öffentlichkeit.
zeit wurde es auch .
grüsse @ canadian, charlie, wangert und alle anderen
Mafiabroker
von THECANADIEN 12.04.01 13:35:03 3295201
R E F U G I U M
Im Würgegriff der Kleinanleger
Refugium hat offenbar Schwierigkeiten, die Gehälter pünktlich zu zahlen. Kleinanleger blockieren mit Klagen eine Kapitalerhöhung des am Neuen Markt notierten Betreibers von Seniorenwohnheimen.
Königswinter - Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf ein Betriebsratsmitglied berichtet, werden die Löhne und Gehälter für 3600 Angestellte nicht mehr pünktlich gezahlt. Der Betriebsrat habe mit Refugium-Chef Klaus Küthe einen Plan ausgehandelt, wann die Löhne und Gehälter von insgesamt rund zehn Millionen Mark jeweils in Tranchen innerhalb eines Monats ausgezahlt werden sollen. Derzeit würden die Gehälter ausschließlich aus den laufenden Einnahmen gedeckt.
Zwei Kleinaktionäre verhindern durch Klagen bei den Bonner Gerichten die Eintragung einer Kapitalerhöhung. Der Saarbrücker Seniorenheimbetreiber Pro Seniore will sich über eine Sacheinlage mit 52 Prozent, die Beteiligungsgesellschaft Gold Zack mit 20 Prozent in bar an Refugium beteiligen. Die Kleinaktionäre wehren sich dagegen, dass durch die geplante Kapitalerhöhung der Einfluss der freien Aktionäre zurückgedrängt wird. Wann die Gerichte entscheiden werden, ist völlig offen.
Damit kann Refugium sich vorerst kein Finanzpolster verschaffen. "Die Banken sind nicht bereit, uns Kreditlinien einzuräumen", zitiert die Zeitung Refugium-Chef Küthe. Das Unternehmen werde im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen. 1999 war Refugium durch falsche Bilanzierungen in Schwierigkeiten geraten. Auf Druck des Aufsichtsrats wurde der Vorstand mit Klaus Küthe besetzt. Seitdem bemüht sich der ehemalige Finanzvorstand von Alcatel SEL um eine Sanierung des Konzerns.
von THECANADIEN 12.04.01 13:42:59 3295267
Mal ein Blick zum einen Konkurrenten von Refugium;
Berliner Rentaco AG vor Insolvenz
Verfahren soll nach Angaben des Unternehmens für Seniorenimmobilien die Weiterführung der Geschäfte ermöglichen
Von Robert Ummen
Berlin - Die Berliner Rentaco AG, einer der führenden Projektentwickler, Bauträger und Betreiber von Seniorenimmobilien in Deutschland, ist nach Informationen der WELT zahlungsunfähig. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gestern, dass Rentaco noch in dieser Woche beim Berliner Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren beantragen wird.
Bereits Anfang Januar berichtete die WELT, dass Rentaco in finanziellen Nöten steckt, weil es zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Erstbelegung neuer Seniorenresidenzen zum Beispiel in Köln, Mainz und Trier kam. Das Berliner Projekt am Tegeler See war zu diesem Zeitpunkt bereits zurückgestellt worden. Vom zuständigen Vorstandsmitglied für die Seniorenresidenzen, Wolfgang Grimm, hatte sich Rentaco zum Jahresende getrennt.
Nach den Worten des Sprechers würden trotz der Insolvenz jedoch alle Residenzen weitergeführt. „Fast alle entsprechenden Betriebsgesellschaften wurden bereits an Investoren übertragen“, sagte er.
Anfang Januar hatte Vorstandschef und Alleinaktionär Günter Hartwig noch angekündigt, dass mit Banken und institutionellen Investoren Gespräche über ein Konzept zur Konsolidierung der Unternehmensgruppe geführt würden. Die Investoren hatten Rentaco einen Zahlungsaufschub insbesondere bei den Pachtzahlungen bis Ende Februar gewährt. Diese Verhandlungen scheinen nun endgültig gescheitert zu sein.
Von der Insolvenz betroffen sind bei der Rentaco AG rund 80 Mitarbeiter für die ein Sozialplan erstellt wird. In der gesamten Gruppe, also inklusive der Betreibergesellschaften für die einzelnen Rentaco-Residenzen, sind etwa 1200 Mitarbeiter beschäftigt.
Wie der Sprecher des Unternehmens weiter sagte, sei das Ziel des Insolvenzverfahrens die Weiterführung des Unternehmens. Hartwig hatte schon früher betont, dass er finanzstarke Partner insbesondere für den Bau- und Immobilienbereich suche. In diesem Jahr wollte Rentaco ein Bauvolumen in Höhe von etwa 300 Mio. DM abwickeln.
Rentaco erzielte 1999 einen Jahresumsatz von 81 Mio. DM, der Jahresüberschuss betrug 3,1 Mio. DM. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten sollte der Abschluss 2000 laut Hartwig noch eine schwarze Zahl ausweisen. Das bilanzielle Eigenkapital der Rentaco AG betrug Ende 1999 rund 13,1 Mio. DM. Hartwig hatte Anfang Januar auch betont das es im umkämpften Markt für Seniorenimmobilien „Interessen gebe, unsere Standorte und unser Know-how zu übernehmen“.
In ihrer elfjährigen Firmengeschichte hat die Rentaco AG nach eigenen Angaben über 100 Projekte realisiert. Insgesamt seien 5000 Wohneinheiten und Pflegeplätze für Senioren geschaffen worden.
von THECANADIEN 17.04.01 12:28:37 3318935
: Rette sich wer kann!
Die zahlreichen Warnungen gegenüber der Aktie von Refugium erweisen sich als richtig. Der Kurs ist mittlerweile zum freien Fall übergangen. Ausgelöst wurde der jüngste Schwächeanfall durch die Meldung, dass der Betreiber von Seniorenheimen Probleme bei der Zahlung von Löhnen und Gehälter an die 3600 Beschäftigten hat.
Den Beteuerungen von Vorstandschef Klaus Küthe, dass es sich dabei nur um vorübergehende Liquiditätsstörungen handelt, will an der Börse kaum jemand glauben. Für Ende Januar hatte Refugium geplant, eine Kapitalerhöhung durchzuziehen. Weil damit auch eine Sacheinlage verbunden war, erhob die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre eine Anfechtungsklage. Das blockierte zunächst die Eintragung der beabsichtigten Kapitalmaßnahmen ins Handelsregister.
Nun ist die Gontard & Metallbank in der Pflicht. Denn die Emissionsbank hat den Ausgabepreis der jungen Aktien in Höhe von 2,56 Euro garantiert. Refugium gehört zu den Unternehmen des Neuen Markts, gegen die von der Deutschen Börse ein Sanktionsverfahren wegen verspäteter Vorlage des Jahresabschlusses eingeleitet wird.
Bei so viel Ungemach bleibt es dem Urteil: Rette sich wer kann
R E F U G I U M
Im Würgegriff der Kleinanleger
Refugium hat offenbar Schwierigkeiten, die Gehälter pünktlich zu zahlen. Kleinanleger blockieren mit Klagen eine Kapitalerhöhung des am Neuen Markt notierten Betreibers von Seniorenwohnheimen.
Königswinter - Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf ein Betriebsratsmitglied berichtet, werden die Löhne und Gehälter für 3600 Angestellte nicht mehr pünktlich gezahlt. Der Betriebsrat habe mit Refugium-Chef Klaus Küthe einen Plan ausgehandelt, wann die Löhne und Gehälter von insgesamt rund zehn Millionen Mark jeweils in Tranchen innerhalb eines Monats ausgezahlt werden sollen. Derzeit würden die Gehälter ausschließlich aus den laufenden Einnahmen gedeckt.
Zwei Kleinaktionäre verhindern durch Klagen bei den Bonner Gerichten die Eintragung einer Kapitalerhöhung. Der Saarbrücker Seniorenheimbetreiber Pro Seniore will sich über eine Sacheinlage mit 52 Prozent, die Beteiligungsgesellschaft Gold Zack mit 20 Prozent in bar an Refugium beteiligen. Die Kleinaktionäre wehren sich dagegen, dass durch die geplante Kapitalerhöhung der Einfluss der freien Aktionäre zurückgedrängt wird. Wann die Gerichte entscheiden werden, ist völlig offen.
Damit kann Refugium sich vorerst kein Finanzpolster verschaffen. "Die Banken sind nicht bereit, uns Kreditlinien einzuräumen", zitiert die Zeitung Refugium-Chef Küthe. Das Unternehmen werde im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Fehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen. 1999 war Refugium durch falsche Bilanzierungen in Schwierigkeiten geraten. Auf Druck des Aufsichtsrats wurde der Vorstand mit Klaus Küthe besetzt. Seitdem bemüht sich der ehemalige Finanzvorstand von Alcatel SEL um eine Sanierung des Konzerns.
von THECANADIEN 12.04.01 13:42:59 3295267
Mal ein Blick zum einen Konkurrenten von Refugium;
Berliner Rentaco AG vor Insolvenz
Verfahren soll nach Angaben des Unternehmens für Seniorenimmobilien die Weiterführung der Geschäfte ermöglichen
Von Robert Ummen
Berlin - Die Berliner Rentaco AG, einer der führenden Projektentwickler, Bauträger und Betreiber von Seniorenimmobilien in Deutschland, ist nach Informationen der WELT zahlungsunfähig. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte gestern, dass Rentaco noch in dieser Woche beim Berliner Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren beantragen wird.
Bereits Anfang Januar berichtete die WELT, dass Rentaco in finanziellen Nöten steckt, weil es zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Erstbelegung neuer Seniorenresidenzen zum Beispiel in Köln, Mainz und Trier kam. Das Berliner Projekt am Tegeler See war zu diesem Zeitpunkt bereits zurückgestellt worden. Vom zuständigen Vorstandsmitglied für die Seniorenresidenzen, Wolfgang Grimm, hatte sich Rentaco zum Jahresende getrennt.
Nach den Worten des Sprechers würden trotz der Insolvenz jedoch alle Residenzen weitergeführt. „Fast alle entsprechenden Betriebsgesellschaften wurden bereits an Investoren übertragen“, sagte er.
Anfang Januar hatte Vorstandschef und Alleinaktionär Günter Hartwig noch angekündigt, dass mit Banken und institutionellen Investoren Gespräche über ein Konzept zur Konsolidierung der Unternehmensgruppe geführt würden. Die Investoren hatten Rentaco einen Zahlungsaufschub insbesondere bei den Pachtzahlungen bis Ende Februar gewährt. Diese Verhandlungen scheinen nun endgültig gescheitert zu sein.
Von der Insolvenz betroffen sind bei der Rentaco AG rund 80 Mitarbeiter für die ein Sozialplan erstellt wird. In der gesamten Gruppe, also inklusive der Betreibergesellschaften für die einzelnen Rentaco-Residenzen, sind etwa 1200 Mitarbeiter beschäftigt.
Wie der Sprecher des Unternehmens weiter sagte, sei das Ziel des Insolvenzverfahrens die Weiterführung des Unternehmens. Hartwig hatte schon früher betont, dass er finanzstarke Partner insbesondere für den Bau- und Immobilienbereich suche. In diesem Jahr wollte Rentaco ein Bauvolumen in Höhe von etwa 300 Mio. DM abwickeln.
Rentaco erzielte 1999 einen Jahresumsatz von 81 Mio. DM, der Jahresüberschuss betrug 3,1 Mio. DM. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten sollte der Abschluss 2000 laut Hartwig noch eine schwarze Zahl ausweisen. Das bilanzielle Eigenkapital der Rentaco AG betrug Ende 1999 rund 13,1 Mio. DM. Hartwig hatte Anfang Januar auch betont das es im umkämpften Markt für Seniorenimmobilien „Interessen gebe, unsere Standorte und unser Know-how zu übernehmen“.
In ihrer elfjährigen Firmengeschichte hat die Rentaco AG nach eigenen Angaben über 100 Projekte realisiert. Insgesamt seien 5000 Wohneinheiten und Pflegeplätze für Senioren geschaffen worden.
von THECANADIEN 17.04.01 12:28:37 3318935
: Rette sich wer kann!
Die zahlreichen Warnungen gegenüber der Aktie von Refugium erweisen sich als richtig. Der Kurs ist mittlerweile zum freien Fall übergangen. Ausgelöst wurde der jüngste Schwächeanfall durch die Meldung, dass der Betreiber von Seniorenheimen Probleme bei der Zahlung von Löhnen und Gehälter an die 3600 Beschäftigten hat.
Den Beteuerungen von Vorstandschef Klaus Küthe, dass es sich dabei nur um vorübergehende Liquiditätsstörungen handelt, will an der Börse kaum jemand glauben. Für Ende Januar hatte Refugium geplant, eine Kapitalerhöhung durchzuziehen. Weil damit auch eine Sacheinlage verbunden war, erhob die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre eine Anfechtungsklage. Das blockierte zunächst die Eintragung der beabsichtigten Kapitalmaßnahmen ins Handelsregister.
Nun ist die Gontard & Metallbank in der Pflicht. Denn die Emissionsbank hat den Ausgabepreis der jungen Aktien in Höhe von 2,56 Euro garantiert. Refugium gehört zu den Unternehmen des Neuen Markts, gegen die von der Deutschen Börse ein Sanktionsverfahren wegen verspäteter Vorlage des Jahresabschlusses eingeleitet wird.
Bei so viel Ungemach bleibt es dem Urteil: Rette sich wer kann
... zurück aus dem erholsamen Osterurlaub liest man schon wieder nichts gutes. Mein wirklich aufrichtiges Beileid gilt heute allen Sunburst-Aktionären Hoffentlich haben die Banken doch noch ein Einsehen?!
Grüße an alle
charlie
Grüße an alle
charlie
...up
hallo@ all! und "special thanks"an mafiabroker,charlie100 und natürlich the canadien,komm auch jetzt erst wieder aus den ferien zurück,und muß euch sagen,ich hab keinen einzigen tag oder auch nur ne minute einen gedanken an die börse verschwendet,vorallem aber ich nicht bereit sein werde,geld in die selbe zu investieren und weiterhin geld verbrennen,möchte nämlich ab 40 nicht mehr arbeiten wollen und kann mir das in 5 jahren locker leisten. mfg wangert
ps.klar kann hier im board jeder das gleiche behaupten oder mich als angeber bezeichnen ,wieso sollte ich dies tun?würd doch bloß mir selber was vormachen,trotzdem allen viel glück und auf bessere zeiten
,hab lieber den spatzen in der hand als wie die taube auf dem dach!.,you know what i mean mfg.wangert.
ps.klar kann hier im board jeder das gleiche behaupten oder mich als angeber bezeichnen ,wieso sollte ich dies tun?würd doch bloß mir selber was vormachen,trotzdem allen viel glück und auf bessere zeiten
,hab lieber den spatzen in der hand als wie die taube auf dem dach!.,you know what i mean mfg.wangert.
Und das nächste Unternehmen,diesmal NSE;
NSE mit Riesenverlust
von Joachim Dreykluft [17.04.01, 11:09]
Die Situation bei NSE ist noch dramatischer, als es bisher zu sehen war. Der Münchner Softwareanbieter meldet heute – mehr als zwei Wochen später, als es die Regeln des Neuen Marktes eigentlich zulassen – Zahlen für das Jahr 2000. Der Verlust nach Steuern beträgt 45,3 Millionen Euro oder 3,87 Euro je Aktie und ist damit deutlich höher als angenommen. Der Umsatz ist mit 26,5 Millionen Euro ganz leicht über der bisherigen Planung.
Bei NSE ist in den vergangenen Monaten das bisherige Geschäft fast vollständig weggebrochen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 22,5 Millionen Euro in die Entwicklung einer eigenen Software mit dem Namen „FINAS Enterprise“ gesteckt. Die Kosten waren vor allem deshalb so hoch, weil qualifiziertes Personal gekündigt hat und NSE auf externe Entwickler zurückgreifen musste.
Im Januar kam dann das Eingeständnis, dass der damalige Umsatzplan von 54,1 Millionen Euro für 2001 nicht einzuhalten sei. Im Februar musste NSE zugeben, dass mit der Lizenzabrechnungsfirma GEMA der erste Großkunde seinen Auftrag für „FINAS Enterprise“ zurückgezogen hat. Mit der Bausparkasse BHW stornierte anschließend ein zweiter Großkunde seine Bestellung. Anfang März teilte NSE dann mit, 30 Prozent der Belegschaft abzubauen. Die Niederlassung in Hamburg und die Tochtergesellschaft in Würzburg stehen zum Verkauf.
NSE hat für kommenden Montag eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben, wenn bei einem Unternehmen ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals angefallen ist. Nach Unternehmensangaben handele es sich dabei um eine „rein bilanzielle Sache“.
Der Vorstand hat, um die derzeitige Situation zu überstehen, eine Rückstellung von 12,4 Millionen Euro in die 2000er-Bilanz eingebucht. Sollte das, plus rund zehn Millionen Euro weiterer Mittel, bis zur Gewinnschwelle nicht ausreichen, droht Zahlungsunfähigkeit. Den neuen Vorständen Petr Vaclavek und Manfred Schmaderer ist durchaus bewusst, dass NSE dieses Jahr möglicherweise nicht übersteht. Es bestünden „aktuell hohe Risiken, die zur Insolvenz des Unternehmens führen können“. Konkret benennen sie hohe Einmalkosten durch die Restrukturierung sowie die negativen Imageeffekte aus der wirtschaftlichen Entwicklung. Diese Gefahr ist besonders hoch einzuschätzen, denn kaum ein Unternehmen kauft Software von einer Firma, die es künftig vielleicht nicht mehr gibt.
Der Börsenwert von NSE beträgt zwar nur noch elf Millionen Euro. Dennoch rät boerse-online.de weiter zum Ausstieg, da wir das Risiko einer Insolvenz recht hoch einschätzen. Käme es dazu, droht den Aktionären als Eigenkapitalgebern Totalverlust.
Empfehlung: Verkaufen
Kurs am 17. April: 1,00 Euro
NSE mit Riesenverlust
von Joachim Dreykluft [17.04.01, 11:09]
Die Situation bei NSE ist noch dramatischer, als es bisher zu sehen war. Der Münchner Softwareanbieter meldet heute – mehr als zwei Wochen später, als es die Regeln des Neuen Marktes eigentlich zulassen – Zahlen für das Jahr 2000. Der Verlust nach Steuern beträgt 45,3 Millionen Euro oder 3,87 Euro je Aktie und ist damit deutlich höher als angenommen. Der Umsatz ist mit 26,5 Millionen Euro ganz leicht über der bisherigen Planung.
Bei NSE ist in den vergangenen Monaten das bisherige Geschäft fast vollständig weggebrochen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 22,5 Millionen Euro in die Entwicklung einer eigenen Software mit dem Namen „FINAS Enterprise“ gesteckt. Die Kosten waren vor allem deshalb so hoch, weil qualifiziertes Personal gekündigt hat und NSE auf externe Entwickler zurückgreifen musste.
Im Januar kam dann das Eingeständnis, dass der damalige Umsatzplan von 54,1 Millionen Euro für 2001 nicht einzuhalten sei. Im Februar musste NSE zugeben, dass mit der Lizenzabrechnungsfirma GEMA der erste Großkunde seinen Auftrag für „FINAS Enterprise“ zurückgezogen hat. Mit der Bausparkasse BHW stornierte anschließend ein zweiter Großkunde seine Bestellung. Anfang März teilte NSE dann mit, 30 Prozent der Belegschaft abzubauen. Die Niederlassung in Hamburg und die Tochtergesellschaft in Würzburg stehen zum Verkauf.
NSE hat für kommenden Montag eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben, wenn bei einem Unternehmen ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals angefallen ist. Nach Unternehmensangaben handele es sich dabei um eine „rein bilanzielle Sache“.
Der Vorstand hat, um die derzeitige Situation zu überstehen, eine Rückstellung von 12,4 Millionen Euro in die 2000er-Bilanz eingebucht. Sollte das, plus rund zehn Millionen Euro weiterer Mittel, bis zur Gewinnschwelle nicht ausreichen, droht Zahlungsunfähigkeit. Den neuen Vorständen Petr Vaclavek und Manfred Schmaderer ist durchaus bewusst, dass NSE dieses Jahr möglicherweise nicht übersteht. Es bestünden „aktuell hohe Risiken, die zur Insolvenz des Unternehmens führen können“. Konkret benennen sie hohe Einmalkosten durch die Restrukturierung sowie die negativen Imageeffekte aus der wirtschaftlichen Entwicklung. Diese Gefahr ist besonders hoch einzuschätzen, denn kaum ein Unternehmen kauft Software von einer Firma, die es künftig vielleicht nicht mehr gibt.
Der Börsenwert von NSE beträgt zwar nur noch elf Millionen Euro. Dennoch rät boerse-online.de weiter zum Ausstieg, da wir das Risiko einer Insolvenz recht hoch einschätzen. Käme es dazu, droht den Aktionären als Eigenkapitalgebern Totalverlust.
Empfehlung: Verkaufen
Kurs am 17. April: 1,00 Euro
Sunburst beantragt Insolvenzverfahren
Die am Neuen Markt gelistete Firma Sunburst hat die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Die Aktie wurde vorübergehend vom Handel ausgesetzt.
Wie der Lizenzvermarkter in einer Pflichtmitteilung weiter bekanntgab, beabsichtigt der Vorstand eine Fortführung des Unternehmens unter Zuhilfenahme eines Insolvenzplanes. Bereits am Vortag hatte Unternehmenssprecher Michael Müller auf Nachfrage gesagt, angesichts der Liquiditätslage des Unternehmens sei ein solcher Schritt nicht ausgeschlossen.
Sunburst befinde sich in Verhandlungen mit Banken über eine Summe im unteren einstelligen Millionen-DM-Bereich. Die Aktie des Unternehmens bleibe voraussichtlich bis 18.30 Uhr vom Handel ausgesetzt, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse auf Nachfrage.
© 2001 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
Die am Neuen Markt gelistete Firma Sunburst hat die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Die Aktie wurde vorübergehend vom Handel ausgesetzt.
Wie der Lizenzvermarkter in einer Pflichtmitteilung weiter bekanntgab, beabsichtigt der Vorstand eine Fortführung des Unternehmens unter Zuhilfenahme eines Insolvenzplanes. Bereits am Vortag hatte Unternehmenssprecher Michael Müller auf Nachfrage gesagt, angesichts der Liquiditätslage des Unternehmens sei ein solcher Schritt nicht ausgeschlossen.
Sunburst befinde sich in Verhandlungen mit Banken über eine Summe im unteren einstelligen Millionen-DM-Bereich. Die Aktie des Unternehmens bleibe voraussichtlich bis 18.30 Uhr vom Handel ausgesetzt, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse auf Nachfrage.
© 2001 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
Mal wieder etwas aus der Schweiz;
SAirGroup
Nach Rekordverlust prüft der Staatsanwalt
Die SAirGroup verbuchte 2000 einen Verlust von 3,7 Milliarden Mark. Nun kontrolliert der Staatsanwalt, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Das Debakel der Schweizer Luftverkehrsholding SAirGroup hat ein juristisches Nachspiel. Die Züricher Bezirksanwaltschaft gab am Dienstag bekannt, dass sie eine Strafuntersuchung gegen Unbekannt eröffnet habe.
Schlechtestes Ergebnis seit 70 Jahren
Die SAirGroup hatte mit einem Rekordverlust von 2,885 Milliarden Franken (3,7 Milliarden Mark) im Jahr 2000 das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer 70-jährigen Firmengeschichte verbucht.
Wie Bezirksanwalt Hanspeter Hirt sagte, betrifft die Untersuchung unter anderem die Behandlung von Aktiven und Passiven in der Bilanz und die Frage, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Außerdem hat ein Rechtsanwalt eine Klage gegen die verantwortlichen Organe der SAirGroup eingereicht.
Verfahrensdauer ist ungewiss
Der Anwalt ist weder Aktionär noch vertritt er Gläubiger der SAirGroup. Nach Informationen der Neuen Zürcher Zeitung macht der Anwalt ungetreue Geschäftsbesorgung sowie unwahre Angaben über das kaufmännische Gewerbe geltend. Laut Hirt lässt sich die Dauer des Verfahrens zurzeit nicht abschätzen.
Auch wenn sich das Verfahren vorerst gegen Unbekannt richtet, kommen als mögliche Beschuldigte in erster Linie die Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung in Frage.
Die Hürden für den Nachweis eines strafrechtlich relevanten Fehlverhaltens sind nach Darstellung von Juristen allerdings hoch.
Geschäftspolitische Aktivitäten, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen herausstellen, sind nicht strafbar.
Das Unternehmen hatte das finanzielle Debakel vor allem mit den großen Schwierigkeiten der meisten ausländischen Airline-Beteiligungen begründet.
Auf der Generalversammlung am 25. April werden die Aktionäre darüber entscheiden, ob es eine Sonderprüfung gibt.
SAirGroup
Nach Rekordverlust prüft der Staatsanwalt
Die SAirGroup verbuchte 2000 einen Verlust von 3,7 Milliarden Mark. Nun kontrolliert der Staatsanwalt, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Das Debakel der Schweizer Luftverkehrsholding SAirGroup hat ein juristisches Nachspiel. Die Züricher Bezirksanwaltschaft gab am Dienstag bekannt, dass sie eine Strafuntersuchung gegen Unbekannt eröffnet habe.
Schlechtestes Ergebnis seit 70 Jahren
Die SAirGroup hatte mit einem Rekordverlust von 2,885 Milliarden Franken (3,7 Milliarden Mark) im Jahr 2000 das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer 70-jährigen Firmengeschichte verbucht.
Wie Bezirksanwalt Hanspeter Hirt sagte, betrifft die Untersuchung unter anderem die Behandlung von Aktiven und Passiven in der Bilanz und die Frage, ob wahrheitsgetreu über den Geschäftsgang informiert wurde.
Außerdem hat ein Rechtsanwalt eine Klage gegen die verantwortlichen Organe der SAirGroup eingereicht.
Verfahrensdauer ist ungewiss
Der Anwalt ist weder Aktionär noch vertritt er Gläubiger der SAirGroup. Nach Informationen der Neuen Zürcher Zeitung macht der Anwalt ungetreue Geschäftsbesorgung sowie unwahre Angaben über das kaufmännische Gewerbe geltend. Laut Hirt lässt sich die Dauer des Verfahrens zurzeit nicht abschätzen.
Auch wenn sich das Verfahren vorerst gegen Unbekannt richtet, kommen als mögliche Beschuldigte in erster Linie die Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsführung in Frage.
Die Hürden für den Nachweis eines strafrechtlich relevanten Fehlverhaltens sind nach Darstellung von Juristen allerdings hoch.
Geschäftspolitische Aktivitäten, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen herausstellen, sind nicht strafbar.
Das Unternehmen hatte das finanzielle Debakel vor allem mit den großen Schwierigkeiten der meisten ausländischen Airline-Beteiligungen begründet.
Auf der Generalversammlung am 25. April werden die Aktionäre darüber entscheiden, ob es eine Sonderprüfung gibt.
Vorab möchte ich mich für die netten Grüsse bedanken;
Nun zu den Fakten:Nachtrag CAA
Aus der FTD vom 19.4.2001
Aktionäre planen Klage gegen Vorstände von CAA
Von Doris Grass, Frankfurt
Den Managern der Software-Firma wird Insiderhandel vorgeworfen.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) plant rechtliche Schritte gegen das Neuer-Markt-Unternehmen CAA in Filderstadt. Wie Vorstandsmitglied Reinhild Keitel der FTD sagte, werden die Aktionärsschützer eine Schadensersatzklage einreichen und Strafanzeige wegen Insiderhandels und Kursbetrugs gegen den Vorstand des Unternehmens stellen. Ob auch juristische Schritte gegen den Aufsichtsrat eingeleitet werden, ist noch offen. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel untersucht gegenwärtig die Kursbewegungen der CAA-Aktie.
Die CAA-Vorstände Gabriele Müller und ihr Ehemann Hans-Peter Schmidt hatten am 12. März mitgeteilt, dass sie jeweils 7500 CAA-Aktien verkauft haben. Nach Angaben von SdK-Vorstand Markus Straub wurden die Aktien an diesem Tag außerbörslich zu einem Preis von 28 Euro veräußert. Am 6. April veröffentlichte das Unternehmen eine Pflichtmitteilung, der zufolge die Umsätze im Jahr 2000 wesentlich geringer ausfallen würden als zuletzt gemeldet und geplant. Auch das Ergebnis werde erheblich unter den Erwartungen liegen. Die Planungen für 2001 würden ebenfalls nach unten korrigiert. Ein geprüfter Jahresabschluss liegt noch nicht vor. Die Hauptversammlung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach dieser Mitteilung brach der Kurs kräftig ein. Am Mittwoch notierte die Aktie knapp über drei Euro.
Pikante Doppelfunktion
Besonders pikant ist, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von CAA, Peter Ladwig, Geschäftsführer der Stuttgarter Börse ist. Die SdK sieht diese Doppelfunktion nach eigenen Angaben als äußerst bedenklich an. Schließlich müssen die Börsen über eventuelle Handelsaussetzungen von Firmen entscheiden. Die Geschäftsführer anderer deutscher Börsen nehmen keine Aufsichtsratsmandate bei börsennotierten Unternehmen wahr. Ladwig ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des Neuer-Markt-Werts USU AG.
© 2001 Financial Times Deutschland
Nun zu den Fakten:Nachtrag CAA
Aus der FTD vom 19.4.2001
Aktionäre planen Klage gegen Vorstände von CAA
Von Doris Grass, Frankfurt
Den Managern der Software-Firma wird Insiderhandel vorgeworfen.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) plant rechtliche Schritte gegen das Neuer-Markt-Unternehmen CAA in Filderstadt. Wie Vorstandsmitglied Reinhild Keitel der FTD sagte, werden die Aktionärsschützer eine Schadensersatzklage einreichen und Strafanzeige wegen Insiderhandels und Kursbetrugs gegen den Vorstand des Unternehmens stellen. Ob auch juristische Schritte gegen den Aufsichtsrat eingeleitet werden, ist noch offen. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel untersucht gegenwärtig die Kursbewegungen der CAA-Aktie.
Die CAA-Vorstände Gabriele Müller und ihr Ehemann Hans-Peter Schmidt hatten am 12. März mitgeteilt, dass sie jeweils 7500 CAA-Aktien verkauft haben. Nach Angaben von SdK-Vorstand Markus Straub wurden die Aktien an diesem Tag außerbörslich zu einem Preis von 28 Euro veräußert. Am 6. April veröffentlichte das Unternehmen eine Pflichtmitteilung, der zufolge die Umsätze im Jahr 2000 wesentlich geringer ausfallen würden als zuletzt gemeldet und geplant. Auch das Ergebnis werde erheblich unter den Erwartungen liegen. Die Planungen für 2001 würden ebenfalls nach unten korrigiert. Ein geprüfter Jahresabschluss liegt noch nicht vor. Die Hauptversammlung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach dieser Mitteilung brach der Kurs kräftig ein. Am Mittwoch notierte die Aktie knapp über drei Euro.
Pikante Doppelfunktion
Besonders pikant ist, dass der Aufsichtsratsvorsitzende von CAA, Peter Ladwig, Geschäftsführer der Stuttgarter Börse ist. Die SdK sieht diese Doppelfunktion nach eigenen Angaben als äußerst bedenklich an. Schließlich müssen die Börsen über eventuelle Handelsaussetzungen von Firmen entscheiden. Die Geschäftsführer anderer deutscher Börsen nehmen keine Aufsichtsratsmandate bei börsennotierten Unternehmen wahr. Ladwig ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des Neuer-Markt-Werts USU AG.
© 2001 Financial Times Deutschland
@ wangert ,
willkommen zurück.
grüsse @ alle aktiven poster und natürlich alle leser.
Mafiabroker
willkommen zurück.
grüsse @ alle aktiven poster und natürlich alle leser.
Mafiabroker
tja canadien, und davon wollen die Damen und Herren Vorstände der CAA überhaupt nichts wissen...
greetz!
charlie
Klage gegen Vorstände von CAA
Manager des Telematik-Unternehmens weisen Vorwürfe zurück
München/Filderstadt (pte, 19. April 01/12:16) - Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) http://www.sdk.org will eine Strafanzeige wegen Insiderhandels gegen die Vorstände des am Neuen Markt notierten Unternehmens CAA stellen. Wie das Vorstandsmitglied der SdK Marcus Straub heute, Donnerstag, gegenüber pressetext.deutschland bestätigte, werden die Anlegerschützer auch die zivilrechtlichen Möglichkeiten prüfen und eine Schadensersatzklage einreichen. Beim CAA-Fall ginge es nicht wie bei Metabox um "zielgerichtet irreführende Adhoc-Mitteiungen", so Straub. "Es ist juristisches Neuland", sagte Straub.
Am 12. März hatten CAA-Vorstände Gabrielle Müller und Hans-Peter Schmidt insgesamt 15.000 Aktien des Telematik-Unternehmens verkauft. Laut Presseberichten seien die Papiere zu einem Preis von 28 Euro veräußert worden. Am 6. April teilte CAA http://www.caa.de mit, dass die Umsätze im abgelaufenen Geschäftsjahr wesentlich geringer ausfallen würden als zuletzt geplant. Auch das Ergebnis werde sich wesentlich verschlechtern. Die Planungen für das laufende Jahr würden ebenfalls nach unten korrigiert. Ferner werde der Termin für die Hauptversammlung und für die Bilanzpressekonferenz bis auf Weiteres verschoben. Daraufhin brach die CAA-Aktie ein. Zur Zeit notiert sie bei 3,10 Euro.
"Ich kann bestätigen, dass ich und Herr Schmidt am 12. März je 7.500 Aktien des Unternehmens verkauft haben", sagte Vorstandsmitglied Gabriele Müller gegenüber pressetext.deutschland. "Wir haben es direkt außerbörslich und dadurch kursschonend gemacht", so Müller. Daraus wolle sie auch kein Geheimnis machen, denn sie sei sich bewusst gewesen, dass die meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte durch die Deutsche Börse AG http://www.deutsche-boerse.com veröffentlicht würden. Zu dem Preis von 28 Euro wollte sich Müller nicht äußern. Der Aktienverkauf steht in keinem Zusammenhang mit der nachfolgenden Pflichtmitteilung, so Müller. "Bedenken Sie, dass Herr Schmidt und ich zusammen immer noch über 50 Prozent der Unternehmensaktien besitzen", sagte Müller. Wie es zu einer Verschlechterung der Geschäftszahlen kam, wollte Müller vorab nicht erklären. "Wir werden in Kürze den Jahresabschluss vorlegen", sagte sie.
(Ende)
greetz!
charlie
Klage gegen Vorstände von CAA
Manager des Telematik-Unternehmens weisen Vorwürfe zurück
München/Filderstadt (pte, 19. April 01/12:16) - Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) http://www.sdk.org will eine Strafanzeige wegen Insiderhandels gegen die Vorstände des am Neuen Markt notierten Unternehmens CAA stellen. Wie das Vorstandsmitglied der SdK Marcus Straub heute, Donnerstag, gegenüber pressetext.deutschland bestätigte, werden die Anlegerschützer auch die zivilrechtlichen Möglichkeiten prüfen und eine Schadensersatzklage einreichen. Beim CAA-Fall ginge es nicht wie bei Metabox um "zielgerichtet irreführende Adhoc-Mitteiungen", so Straub. "Es ist juristisches Neuland", sagte Straub.
Am 12. März hatten CAA-Vorstände Gabrielle Müller und Hans-Peter Schmidt insgesamt 15.000 Aktien des Telematik-Unternehmens verkauft. Laut Presseberichten seien die Papiere zu einem Preis von 28 Euro veräußert worden. Am 6. April teilte CAA http://www.caa.de mit, dass die Umsätze im abgelaufenen Geschäftsjahr wesentlich geringer ausfallen würden als zuletzt geplant. Auch das Ergebnis werde sich wesentlich verschlechtern. Die Planungen für das laufende Jahr würden ebenfalls nach unten korrigiert. Ferner werde der Termin für die Hauptversammlung und für die Bilanzpressekonferenz bis auf Weiteres verschoben. Daraufhin brach die CAA-Aktie ein. Zur Zeit notiert sie bei 3,10 Euro.
"Ich kann bestätigen, dass ich und Herr Schmidt am 12. März je 7.500 Aktien des Unternehmens verkauft haben", sagte Vorstandsmitglied Gabriele Müller gegenüber pressetext.deutschland. "Wir haben es direkt außerbörslich und dadurch kursschonend gemacht", so Müller. Daraus wolle sie auch kein Geheimnis machen, denn sie sei sich bewusst gewesen, dass die meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte durch die Deutsche Börse AG http://www.deutsche-boerse.com veröffentlicht würden. Zu dem Preis von 28 Euro wollte sich Müller nicht äußern. Der Aktienverkauf steht in keinem Zusammenhang mit der nachfolgenden Pflichtmitteilung, so Müller. "Bedenken Sie, dass Herr Schmidt und ich zusammen immer noch über 50 Prozent der Unternehmensaktien besitzen", sagte Müller. Wie es zu einer Verschlechterung der Geschäftszahlen kam, wollte Müller vorab nicht erklären. "Wir werden in Kürze den Jahresabschluss vorlegen", sagte sie.
(Ende)
Hier die nächste Unverschämtheit zum Fall SAir aus dem schweizer Tagesanzeiger:
Gescheiterter SAir-Chef will Lohn bis 2005
Zeigt keine Einsicht: Ex-SAir-Präsident Eric Honegger.
Der zurückgetretene SAir-Präsident Eric Honegger beharrt trotz Milliardenverlusten des Flugkonzerns auf seinem vollen Lohn, Bonuszahlungen sowie weiteren Privilegien bis ins Jahr 2005.
Schon kurz nach dem Rücktritt des glücklosen Verwaltungsratspräsidenten der schwer angeschlagenen SAirGroup kursierten Gerüchte, Eric Honegger lasse sich seinen Abgang mit fünf Millionen Franken vergolden. Wie die «Weltwoche» in ihrer jüngsten Ausgabe schreibt, dürften Honeggers Forderungen diesen Betrag eher noch übersteigen.
Laut der Zeitung verlangt Honegger bis ins Jahr 2005 weiterhin seinen Lohn sowie uneingeschränkte Bonuszahlungen für diesen Zeitraum. Ausserdem bestehe er darauf, weiterhin zusammen mit seiner Frau gratis bei der Swissair First Class fliegen zu können.
Honegger beruft sich dabei auf seinen Arbeitsvertrag für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten, den er im Dezember 2000 unterschrieben hat. Arbeitsverträge sind für VR-Präsidenten nicht üblich, sie werden normalerweise auf Auftragsbasis verpflichtet. Solche Arbeitsverhältnisse sind kurzfristig kündbar ohne weitergehende Verpflichtungen.
Honegger hat laut «Weltwoche» die grossen Schwierigkeiten der SAirGroup kommen sehen und deshalb auf einem Arbeitsvertrag bestanden. Nun poche er, gegenüber dem neuen VR-Präsidenten Mario Corti auf die Erfüllung seines Vertrages. Er zeigt sich damit uneinsichtig und stur, während andere SAir-Verwaltungsräte ihre Mitverantwortung am Debakel der Airline mindestens teilweise eingestehen.
Corti, der die Interessen des Unternehmens und der Aktionäre vertreten muss, widersetzt sich offenbar Honeggers Forderungen. Die SAirGroup sei bereit, ihm den Lohn bis zur Generalversamlung 2002 weiter zu bezahlen. Auf diesen Zeitpunkt hin hatte Honegger zunächst seinen Rücktritt erklärt, als das Finanzloch bei der SAirGroup bekannt wurde. Honegger selbst wollte sich zum Zeitungsartikel nicht äussern. (stri)
13:31 Uhr | Donnerstag, 19. April 2001
charlie
Gescheiterter SAir-Chef will Lohn bis 2005
Zeigt keine Einsicht: Ex-SAir-Präsident Eric Honegger.
Der zurückgetretene SAir-Präsident Eric Honegger beharrt trotz Milliardenverlusten des Flugkonzerns auf seinem vollen Lohn, Bonuszahlungen sowie weiteren Privilegien bis ins Jahr 2005.
Schon kurz nach dem Rücktritt des glücklosen Verwaltungsratspräsidenten der schwer angeschlagenen SAirGroup kursierten Gerüchte, Eric Honegger lasse sich seinen Abgang mit fünf Millionen Franken vergolden. Wie die «Weltwoche» in ihrer jüngsten Ausgabe schreibt, dürften Honeggers Forderungen diesen Betrag eher noch übersteigen.
Laut der Zeitung verlangt Honegger bis ins Jahr 2005 weiterhin seinen Lohn sowie uneingeschränkte Bonuszahlungen für diesen Zeitraum. Ausserdem bestehe er darauf, weiterhin zusammen mit seiner Frau gratis bei der Swissair First Class fliegen zu können.
Honegger beruft sich dabei auf seinen Arbeitsvertrag für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten, den er im Dezember 2000 unterschrieben hat. Arbeitsverträge sind für VR-Präsidenten nicht üblich, sie werden normalerweise auf Auftragsbasis verpflichtet. Solche Arbeitsverhältnisse sind kurzfristig kündbar ohne weitergehende Verpflichtungen.
Honegger hat laut «Weltwoche» die grossen Schwierigkeiten der SAirGroup kommen sehen und deshalb auf einem Arbeitsvertrag bestanden. Nun poche er, gegenüber dem neuen VR-Präsidenten Mario Corti auf die Erfüllung seines Vertrages. Er zeigt sich damit uneinsichtig und stur, während andere SAir-Verwaltungsräte ihre Mitverantwortung am Debakel der Airline mindestens teilweise eingestehen.
Corti, der die Interessen des Unternehmens und der Aktionäre vertreten muss, widersetzt sich offenbar Honeggers Forderungen. Die SAirGroup sei bereit, ihm den Lohn bis zur Generalversamlung 2002 weiter zu bezahlen. Auf diesen Zeitpunkt hin hatte Honegger zunächst seinen Rücktritt erklärt, als das Finanzloch bei der SAirGroup bekannt wurde. Honegger selbst wollte sich zum Zeitungsartikel nicht äussern. (stri)
13:31 Uhr | Donnerstag, 19. April 2001
charlie
BÖRSE / Das neue Finanzmarktförderungsgesetz soll die Kleinaktionäre besser schützen
Fester Boden gesucht
Nach dem Crash auf Raten lecken viele Anleger ihre finanziellen Wunden. Nun hoffen sie auf eine Stärkung ihrer Rechte gegenüber Kapitalvernichtern.
Autor: MICHAEL BRÜCKNER
Gratwanderung: Den Privatanlegern fehlt das sichere Gerüst einer gesetzlichen Fundierung - kritisieren Aktionärsschützer.
Gut gelaunt und mit Schweizer Charme präsentierte sich Reto Francioni im Plenarsaal der Frankfurter Industrie- und Handelskammer. "Wir kommen nach einem schweren Rennen lächelnd ans Ziel", meinte das damalige Vorstandsmitglied der Deutschen Börse mit Blick auf den Neuen Markt. Dessen Erfolgsfaktor heiße Transparenz, versprach Francioni. Das war im März 1997, als das neue Börsensegment für Wachstumsunternehmen aus der Taufe gehoben wurde. Gerade mal zwei Unternehmen - Mobilcom und Bertrandt - begleiteten die Premiere und ließen ihre Aktien vom ersten Tag an am Neuen Markt notieren.
Aktienkultur im Elchtest
Mittlerweile sind mehr als 300 Unternehmen an der deutschen Wachstumsbörse gelistet - und von Transparenz kann keine Rede mehr sein. Das Lächeln ist den Anlegern nach den Kursstürzen der vergangenen Monate längst vergangen. Und es darf vermutet werden, dass sich auch die Stimmungslage der Börsen-Verantwortlichen deutlich eingetrübt hat. Schließlich geriet die einstige Erfolgsstory des Neuen Marktes durch die Machenschaften einiger Unternehmensvorstände streckenweise zu einem Wirtschaftskrimi. Getürkte Bilanzen, verbotene Insidergeschäfte, falsche Ad-hoc-Meldungen, Firmenchefs, die unversehens aus den Sphären der New Economy in die nüchterne Tristesse eines Untersuchungsgefängnisses wanderten: Es scheint, als wollten einige Marktteilnehmer die aufblühende deutsche Aktienkultur einem Elchtest unterziehen.
Die Anleger ärgern sich über den Kapitalverlust, und die soliden Unternehmen am Neuen Markt wundern sich über die neuen Sitten an der Wachstumsbörse: "Als wir 1997 an den Neuen Markt gingen, hatte man uns im Vorfeld sehr klare Fragen gestellt. Uns war klar, dass sich Wachstum vor allem in Gewinnen darstellen muss", erinnert sich Singulus-Vorstandschef Roland Lacher an das Zulassungsverfahren seines Unternehmens. Umso bemerkenswerter sei es, dass später Firmen "mit kleinen Umsätzen und tiefroten Zahlen" an die Börse gekommen seien.
Also doch? Bleiben die Kapitalmärkte ein globales Spielkasino, in dem der Kleinanleger selten gewinnt und häufig verliert? Haben sich da - vom Herdentrieb verführt - einfältige Schafe in ein Wolfsrudel begeben, um sich jetzt die Wunden zu lecken und zu jammern, wie gemein doch die Wölfe seien?
Immerhin sind es keineswegs nur die Unternehmen am Neuen Markt, die mitunter ihre Aktionäre schocken. Die Neubewertung des Immobilienvermögens der Deutschen Telekom war gleichfalls kein Beispiel für nachhaltigen Vertrauensaufbau. Solche Hiobsbotschaften kommen immer mal wieder über die Anleger und sind alles andere als eine neue Erscheinung. "Vor einigen Jahren machte zum Beispiel der niederländische Elektronikkonzern Philips unrichtige Angaben über den Geschäftsverlauf", erinnert Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Damals habe das Unternehmen knapp neun Millionen Mark an deutsche und holländische Teilhaber zahlen müssen.
Nach dem Crash der vergangenen Monate soll nun alles anders, vor allem anlegerfreundlicher werden: Die Deutsche Börse erweiterte zum Jahresbeginn ihr Regelwerk für den Neuen Markt. Verstöße werden seither publik gemacht, selbst auf die Gefahr hin, dass "Unschuldige" auf die Sanktionsliste geraten, wie unlängst "wegen technischer Probleme" geschehen. Die Bundesregierung wiederum will die Analysten an die kurze Leine nehmen. Die Anlegerschützer plädieren zudem für neue gesetzliche Regelungen, die es den Aktionären erleichtern, Schadenersatzforderungen durchzusetzen.
Der Anleger, das ungeschützte Wesen? Vergessen scheint in diesen turbulenten Zeiten, dass sich die Deutsche Börse vor dem Start des Neuen Marktes vorwerfen lassen musste, die Anforderungen an die Unternehmen seien zu hoch. Mitte der achtziger Jahre wurde noch beklagt, die Zulassungsvoraussetzungen für den amtlichen Handel an der Deutschen Börse versperrten den mittelständischen Unternehmen den Weg an die Kapitalmärkte.
Erst der geregelte Markt, der seit dem 1.Mai 1987 besteht, lockerte die Auflagen. Statt einer umfassenden Prospektveröffentlichung war an diesem Börsensegment nur ein aktueller Unternehmensbericht gefordert. Der Gesamtnennwert der zum geregelten Markt zugelassenen Aktien eines Unternehmens musste lediglich noch 500000 Mark betragen, während für eine Notierung im amtlichen Handel nach wie vor ein voraussichtlicher Gesamtkurswert von mindestens 2,5 Millionen Mark gefordert wird. Mit dem 1998 in Kraft getretenen dritten Finanzmarktförderungsgesetz wurde der Zugang zum geregelten Markt weiter erleichtert.
Für den Neuen Markt galten jedoch von Anfang an strenge Vorgaben. So muss der voraussichtliche Kurswert der Aktien mindestens fünf Millionen Euro - also 9,8 Millionen Mark - betragen. Gefordert werden ferner die Vorlage von Quartalsberichten in deutscher und englischer Sprache sowie Abschlüsse nach den Bilanzierungsvorschriften IAS (International Accounting Standards) oder US-GAAP (US-Generally Accepted Accounting Principles).
Doch selbst eine nach internationalen Standards erstellte Bilanz bringt nichts, wenn sie falsch ist. Die in den vergangenen Tagen in stürmische See geratene Refugium AG wies zum Beispiel in ihrer Bilanz für 1997 noch einen Gewinn von 8,5 Millionen Mark aus. Wenig später wurde der damalige Refugium-Großaktionär und Vorstandsvorsitzende Paul Kostrewa unter dem Vorwurf der Bilanzfälschung fristlos gekündigt. Die neuen Herren an der Spitze rechneten nach und kamen plötzlich auf einen Verlust von 21,4 Millionen Mark. Seither geht es mit dem Seniorenwohnheim-Betreiber nur abwärts. Vergangene Woche kursierten die ersten Insolvenz-Gerüchte. Noch dementiert Refugium-Chef Klaus Küthe, aber die Märkte haben ihr Urteil gesprochen: Das Refugium-Papier notiert mittlerweile unter zwei Euro - nach einem Niveau von über 45 Euro vor drei Jahren.
Transparenz und zeitnahe Information der Anleger werden am Neuen Markt nur in der Theorie groß geschrieben. In der Praxis sieht es anders aus: Wer sich die Investor-Relations-Seiten im Internet anschaue, habe bei einigen Unternehmen den Eindruck, "der Börsengang habe noch gar nicht stattgefunden", wundert sich der Hamburger Investor-Relations-Berater Klaus Rainer Kirchhoff.
Nur Vorsatz strafbar
Da werden locker Bilanzen gefälscht. Da räumt der einstige Börsenstar Thomas Haffa von EM.TV in entwaffnender Offenheit ein, mit dem Verkauf seiner eigenen Aktien gegen die Börsenregeln verstoßen zu haben. Da landeten die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele unter dem Vorwurf des Anlagebetrugs und der Kursmanipulation in Untersuchungshaft - und die Anleger sollen dies alles als normales Kapitalmarktrisiko hinnehmen?
Immer weniger sind dazu bereit. In den vergangenen Wochen sollen sich Tausende von frustrierten Aktionären bei Anwälten und Anlegerschützern gemeldet haben, um ihr verlorenes Geld einzuklagen. So verständlich dies sein mag, die Erfolgsaussichten nehmen sich eher gering aus. Anders in den USA: Dort mussten einige Unternehmen in den neunziger Jahren über sechs Milliarden Dollar an geschädigte Aktionäre zahlen. In den vergangenen Wochen gerieten unter anderem die US-Unternehmen Ariba und Amazon ins Kreuzfeuer der Anwälte.
Auch in Deutschland gibt es eigentlich zahlreiche Anknüpfungspunkte, um Schadenersatzansprüche gegenüber den Aktiengesellschaften geltend zu machen. Bei näherem Hinsehen erweisen sie sich hingegen als stumpfe Waffen. So muss im Fall von Anlagebetrug der geprellte Investor dem Unternehmen einen Vorsatz nachweisen. In der Praxis schwierig bis unmöglich. Selbst bei Bilanzfälschungen muss der Nachweis des Vorsatzes erbracht werden, um erfolgreich Schadenersatzansprüche durchsetzen zu können.
Neue Regeln, neues Glück?
Verkauft ein Altaktionär innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Haltefrist von sechs Monaten nach dem Börsengang ("Lock-up-Periode") Aktien des betreffenden Unternehmens, so kann allenfalls die Emissionsbank Ansprüche geltend machen - nicht aber der Anleger. Auch der Tatbestand der Prospekthaftung setzt den Nachweis unrichtiger oder fehlender Angaben voraus. Außerdem beträgt die Verjährungsfrist lediglich sechs Monate ab dem Zeitpunkt, da die falschen Prospektangaben bekannt werden. Nur in Ausnahmefällen verlängert sich die Frist auf drei Jahre.
Während in den Vereinigten Staaten schon Fahrlässigkeit der Aktiengesellschaft eventuelle Schadenersatzansprüche begründen kann, muss also in der Bundesrepublik noch immer der Vorsatz nachgewiesen werden. Derweil dürfen die Aktionäre hoffen: Das voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft tretende vierte Finanzmarktförderungsgesetz könnte die Stellung der Anteilseigner stärken und ihnen direkte Schadenersatzklagen ohne Rückgriff auf die Paragrafen des Bürgerlichen Gesetzbuches ermöglichen. Darüber hinaus soll der Tatbestand der Marktmanipulation klarer bestimmt und die Kompetenz der Aufsichtsämter eindeutiger definiert werden. Unter anderem ist geplant, den Missbrauch von Ad-hoc-Mitteilungen künftig als Ordnungswidrigkeit zu ahnden.
Angesichts von so viel Aktionismus warnt Rüdiger von Rosen davor, den eigentlichen Handlungsbedarf beim Anlegerschutz aus den Augen zu verlieren. Der Chef des Deutschen Aktieninstituts beklagt, dass Anlage- und Finanzberater in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung sei. Der Schaden, der Anlegern dadurch entstehe, sei um ein Vielfaches höher als die Verluste, die die Aktionäre am Neuen Markt erlitten hätten.
Quelle:Rheinischer Merkur
Fester Boden gesucht
Nach dem Crash auf Raten lecken viele Anleger ihre finanziellen Wunden. Nun hoffen sie auf eine Stärkung ihrer Rechte gegenüber Kapitalvernichtern.
Autor: MICHAEL BRÜCKNER
Gratwanderung: Den Privatanlegern fehlt das sichere Gerüst einer gesetzlichen Fundierung - kritisieren Aktionärsschützer.
Gut gelaunt und mit Schweizer Charme präsentierte sich Reto Francioni im Plenarsaal der Frankfurter Industrie- und Handelskammer. "Wir kommen nach einem schweren Rennen lächelnd ans Ziel", meinte das damalige Vorstandsmitglied der Deutschen Börse mit Blick auf den Neuen Markt. Dessen Erfolgsfaktor heiße Transparenz, versprach Francioni. Das war im März 1997, als das neue Börsensegment für Wachstumsunternehmen aus der Taufe gehoben wurde. Gerade mal zwei Unternehmen - Mobilcom und Bertrandt - begleiteten die Premiere und ließen ihre Aktien vom ersten Tag an am Neuen Markt notieren.
Aktienkultur im Elchtest
Mittlerweile sind mehr als 300 Unternehmen an der deutschen Wachstumsbörse gelistet - und von Transparenz kann keine Rede mehr sein. Das Lächeln ist den Anlegern nach den Kursstürzen der vergangenen Monate längst vergangen. Und es darf vermutet werden, dass sich auch die Stimmungslage der Börsen-Verantwortlichen deutlich eingetrübt hat. Schließlich geriet die einstige Erfolgsstory des Neuen Marktes durch die Machenschaften einiger Unternehmensvorstände streckenweise zu einem Wirtschaftskrimi. Getürkte Bilanzen, verbotene Insidergeschäfte, falsche Ad-hoc-Meldungen, Firmenchefs, die unversehens aus den Sphären der New Economy in die nüchterne Tristesse eines Untersuchungsgefängnisses wanderten: Es scheint, als wollten einige Marktteilnehmer die aufblühende deutsche Aktienkultur einem Elchtest unterziehen.
Die Anleger ärgern sich über den Kapitalverlust, und die soliden Unternehmen am Neuen Markt wundern sich über die neuen Sitten an der Wachstumsbörse: "Als wir 1997 an den Neuen Markt gingen, hatte man uns im Vorfeld sehr klare Fragen gestellt. Uns war klar, dass sich Wachstum vor allem in Gewinnen darstellen muss", erinnert sich Singulus-Vorstandschef Roland Lacher an das Zulassungsverfahren seines Unternehmens. Umso bemerkenswerter sei es, dass später Firmen "mit kleinen Umsätzen und tiefroten Zahlen" an die Börse gekommen seien.
Also doch? Bleiben die Kapitalmärkte ein globales Spielkasino, in dem der Kleinanleger selten gewinnt und häufig verliert? Haben sich da - vom Herdentrieb verführt - einfältige Schafe in ein Wolfsrudel begeben, um sich jetzt die Wunden zu lecken und zu jammern, wie gemein doch die Wölfe seien?
Immerhin sind es keineswegs nur die Unternehmen am Neuen Markt, die mitunter ihre Aktionäre schocken. Die Neubewertung des Immobilienvermögens der Deutschen Telekom war gleichfalls kein Beispiel für nachhaltigen Vertrauensaufbau. Solche Hiobsbotschaften kommen immer mal wieder über die Anleger und sind alles andere als eine neue Erscheinung. "Vor einigen Jahren machte zum Beispiel der niederländische Elektronikkonzern Philips unrichtige Angaben über den Geschäftsverlauf", erinnert Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Damals habe das Unternehmen knapp neun Millionen Mark an deutsche und holländische Teilhaber zahlen müssen.
Nach dem Crash der vergangenen Monate soll nun alles anders, vor allem anlegerfreundlicher werden: Die Deutsche Börse erweiterte zum Jahresbeginn ihr Regelwerk für den Neuen Markt. Verstöße werden seither publik gemacht, selbst auf die Gefahr hin, dass "Unschuldige" auf die Sanktionsliste geraten, wie unlängst "wegen technischer Probleme" geschehen. Die Bundesregierung wiederum will die Analysten an die kurze Leine nehmen. Die Anlegerschützer plädieren zudem für neue gesetzliche Regelungen, die es den Aktionären erleichtern, Schadenersatzforderungen durchzusetzen.
Der Anleger, das ungeschützte Wesen? Vergessen scheint in diesen turbulenten Zeiten, dass sich die Deutsche Börse vor dem Start des Neuen Marktes vorwerfen lassen musste, die Anforderungen an die Unternehmen seien zu hoch. Mitte der achtziger Jahre wurde noch beklagt, die Zulassungsvoraussetzungen für den amtlichen Handel an der Deutschen Börse versperrten den mittelständischen Unternehmen den Weg an die Kapitalmärkte.
Erst der geregelte Markt, der seit dem 1.Mai 1987 besteht, lockerte die Auflagen. Statt einer umfassenden Prospektveröffentlichung war an diesem Börsensegment nur ein aktueller Unternehmensbericht gefordert. Der Gesamtnennwert der zum geregelten Markt zugelassenen Aktien eines Unternehmens musste lediglich noch 500000 Mark betragen, während für eine Notierung im amtlichen Handel nach wie vor ein voraussichtlicher Gesamtkurswert von mindestens 2,5 Millionen Mark gefordert wird. Mit dem 1998 in Kraft getretenen dritten Finanzmarktförderungsgesetz wurde der Zugang zum geregelten Markt weiter erleichtert.
Für den Neuen Markt galten jedoch von Anfang an strenge Vorgaben. So muss der voraussichtliche Kurswert der Aktien mindestens fünf Millionen Euro - also 9,8 Millionen Mark - betragen. Gefordert werden ferner die Vorlage von Quartalsberichten in deutscher und englischer Sprache sowie Abschlüsse nach den Bilanzierungsvorschriften IAS (International Accounting Standards) oder US-GAAP (US-Generally Accepted Accounting Principles).
Doch selbst eine nach internationalen Standards erstellte Bilanz bringt nichts, wenn sie falsch ist. Die in den vergangenen Tagen in stürmische See geratene Refugium AG wies zum Beispiel in ihrer Bilanz für 1997 noch einen Gewinn von 8,5 Millionen Mark aus. Wenig später wurde der damalige Refugium-Großaktionär und Vorstandsvorsitzende Paul Kostrewa unter dem Vorwurf der Bilanzfälschung fristlos gekündigt. Die neuen Herren an der Spitze rechneten nach und kamen plötzlich auf einen Verlust von 21,4 Millionen Mark. Seither geht es mit dem Seniorenwohnheim-Betreiber nur abwärts. Vergangene Woche kursierten die ersten Insolvenz-Gerüchte. Noch dementiert Refugium-Chef Klaus Küthe, aber die Märkte haben ihr Urteil gesprochen: Das Refugium-Papier notiert mittlerweile unter zwei Euro - nach einem Niveau von über 45 Euro vor drei Jahren.
Transparenz und zeitnahe Information der Anleger werden am Neuen Markt nur in der Theorie groß geschrieben. In der Praxis sieht es anders aus: Wer sich die Investor-Relations-Seiten im Internet anschaue, habe bei einigen Unternehmen den Eindruck, "der Börsengang habe noch gar nicht stattgefunden", wundert sich der Hamburger Investor-Relations-Berater Klaus Rainer Kirchhoff.
Nur Vorsatz strafbar
Da werden locker Bilanzen gefälscht. Da räumt der einstige Börsenstar Thomas Haffa von EM.TV in entwaffnender Offenheit ein, mit dem Verkauf seiner eigenen Aktien gegen die Börsenregeln verstoßen zu haben. Da landeten die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele unter dem Vorwurf des Anlagebetrugs und der Kursmanipulation in Untersuchungshaft - und die Anleger sollen dies alles als normales Kapitalmarktrisiko hinnehmen?
Immer weniger sind dazu bereit. In den vergangenen Wochen sollen sich Tausende von frustrierten Aktionären bei Anwälten und Anlegerschützern gemeldet haben, um ihr verlorenes Geld einzuklagen. So verständlich dies sein mag, die Erfolgsaussichten nehmen sich eher gering aus. Anders in den USA: Dort mussten einige Unternehmen in den neunziger Jahren über sechs Milliarden Dollar an geschädigte Aktionäre zahlen. In den vergangenen Wochen gerieten unter anderem die US-Unternehmen Ariba und Amazon ins Kreuzfeuer der Anwälte.
Auch in Deutschland gibt es eigentlich zahlreiche Anknüpfungspunkte, um Schadenersatzansprüche gegenüber den Aktiengesellschaften geltend zu machen. Bei näherem Hinsehen erweisen sie sich hingegen als stumpfe Waffen. So muss im Fall von Anlagebetrug der geprellte Investor dem Unternehmen einen Vorsatz nachweisen. In der Praxis schwierig bis unmöglich. Selbst bei Bilanzfälschungen muss der Nachweis des Vorsatzes erbracht werden, um erfolgreich Schadenersatzansprüche durchsetzen zu können.
Neue Regeln, neues Glück?
Verkauft ein Altaktionär innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Haltefrist von sechs Monaten nach dem Börsengang ("Lock-up-Periode") Aktien des betreffenden Unternehmens, so kann allenfalls die Emissionsbank Ansprüche geltend machen - nicht aber der Anleger. Auch der Tatbestand der Prospekthaftung setzt den Nachweis unrichtiger oder fehlender Angaben voraus. Außerdem beträgt die Verjährungsfrist lediglich sechs Monate ab dem Zeitpunkt, da die falschen Prospektangaben bekannt werden. Nur in Ausnahmefällen verlängert sich die Frist auf drei Jahre.
Während in den Vereinigten Staaten schon Fahrlässigkeit der Aktiengesellschaft eventuelle Schadenersatzansprüche begründen kann, muss also in der Bundesrepublik noch immer der Vorsatz nachgewiesen werden. Derweil dürfen die Aktionäre hoffen: Das voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft tretende vierte Finanzmarktförderungsgesetz könnte die Stellung der Anteilseigner stärken und ihnen direkte Schadenersatzklagen ohne Rückgriff auf die Paragrafen des Bürgerlichen Gesetzbuches ermöglichen. Darüber hinaus soll der Tatbestand der Marktmanipulation klarer bestimmt und die Kompetenz der Aufsichtsämter eindeutiger definiert werden. Unter anderem ist geplant, den Missbrauch von Ad-hoc-Mitteilungen künftig als Ordnungswidrigkeit zu ahnden.
Angesichts von so viel Aktionismus warnt Rüdiger von Rosen davor, den eigentlichen Handlungsbedarf beim Anlegerschutz aus den Augen zu verlieren. Der Chef des Deutschen Aktieninstituts beklagt, dass Anlage- und Finanzberater in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung sei. Der Schaden, der Anlegern dadurch entstehe, sei um ein Vielfaches höher als die Verluste, die die Aktionäre am Neuen Markt erlitten hätten.
Quelle:Rheinischer Merkur
unglaublich was am neuen markt alles notiert ist.
Es geht weiter;
Börsenmitarbeiter unter Verdacht
Deutsche Börse wegen Verdachts auf Insiderhandel durchsucht
vwd FRANKFURT. Die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) haben am Donnerstagmorgen Räume der Deutsche Börse AG, Frankfurt, wegen Verdachts auf Insiderhandel durchsucht. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag zu vwd sagte, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der Marschollek, Lautenschläger und Partner oder MLP AG, Heidelberg, eingeleitet. Die Ermittlungen richteten sich gegen Unbekannt. Bei den Durchsuchungen seien Unterlagen sicher gestellt worden, die nun ausgewertet und geprüft würden.
Nach der Durchsuchung habe sich der Anfangsverdacht auf unzulässigen Insiderhandel vor dem Hintergrund der möglichen Aufnahme der MLP-Titel in den DAX bestätigt. Wer die Strafanzeige gestellt hat, wollte der Sprecher nicht sagen. Die Anzeige sei "vor ein paar Monaten" eingegangen. Ein Sprecher der Deutschen Börse bestätigte vwd die Durchsuchungen der Räume. Es sei ein Durchsuchungsbefehl für die Deutsche Börse als "nicht verfahrensbeteiligter Dritter" erwirkt worden. Grund dafür sei eine Strafanzeige gegen Unbekannt auf unzulässigen Insiderhandel gewesen. Der Sprecher betonte, dass weder Organe noch Mitarbeiter der Deutsche Börse AG zum Kreis der Verdächtigen zählen.
Aus Finanzkreisen wurde verlautbart, sollen Mitarbeiter der Börse im Vorfeld der nicht erfolgten Aufnahme der MLP-Titel in den Dax in Kenntnis der Entscheidung Leerverkäufe getätigt haben.
HANDELSBLATT, Freitag, 20. April 2001
Börsenmitarbeiter unter Verdacht
Deutsche Börse wegen Verdachts auf Insiderhandel durchsucht
vwd FRANKFURT. Die Staatsanwaltschaft Mannheim und das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel (BAWe) haben am Donnerstagmorgen Räume der Deutsche Börse AG, Frankfurt, wegen Verdachts auf Insiderhandel durchsucht. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag zu vwd sagte, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der Marschollek, Lautenschläger und Partner oder MLP AG, Heidelberg, eingeleitet. Die Ermittlungen richteten sich gegen Unbekannt. Bei den Durchsuchungen seien Unterlagen sicher gestellt worden, die nun ausgewertet und geprüft würden.
Nach der Durchsuchung habe sich der Anfangsverdacht auf unzulässigen Insiderhandel vor dem Hintergrund der möglichen Aufnahme der MLP-Titel in den DAX bestätigt. Wer die Strafanzeige gestellt hat, wollte der Sprecher nicht sagen. Die Anzeige sei "vor ein paar Monaten" eingegangen. Ein Sprecher der Deutschen Börse bestätigte vwd die Durchsuchungen der Räume. Es sei ein Durchsuchungsbefehl für die Deutsche Börse als "nicht verfahrensbeteiligter Dritter" erwirkt worden. Grund dafür sei eine Strafanzeige gegen Unbekannt auf unzulässigen Insiderhandel gewesen. Der Sprecher betonte, dass weder Organe noch Mitarbeiter der Deutsche Börse AG zum Kreis der Verdächtigen zählen.
Aus Finanzkreisen wurde verlautbart, sollen Mitarbeiter der Börse im Vorfeld der nicht erfolgten Aufnahme der MLP-Titel in den Dax in Kenntnis der Entscheidung Leerverkäufe getätigt haben.
HANDELSBLATT, Freitag, 20. April 2001
Aus den Niederlanden diesmal;
Buhrmann: Ein Fall für die Börsenaufsicht
Längst hat man sich daran gewöhnt, dass junge Unternehmen am Neuen Markt mit ihren Prognosen häufig schief liegen. Doch auch etablierte Gesellschaften wie die holländische Bührmann lösen nun bei den Anlegern einen Schock aus.
Erst vor drei Wochen versprach der weltgrößte Büroartikel- und Verpackungskonzern für das erste Quartal ein Umsatzplus von mindestens vier Prozent in den USA. Gleichzeitig sollte der gesamte Gewinn zweistellig gewachsen sein. Dank dieser vermeintlich günstigen Entwicklung gelang es Buhrmann, eine Kapitalerhöhung bei institutionellen Investoren im Volumen von 690 Millionen Euro zu platzieren.
Jetzt kündigten die Holländer an, dass der Ertrag bis Ende März wohl um zwanzig Prozent geschrumpft ist. Daraufhin hagelte es an der Amsterdamer Börse Verkaufsaufträge, die den Kurs um mehr als ein Drittel nach unten drückten. Begründet wurde der Ergebnisschwund lapidar mit einem veränderten Produktmix und der schleppenden US-Konjunktur. Dieser geradezu skandalöse Vorgang hat die Börsenaufsicht auf den Plan gerufen. Wahrscheinlich werden einige Aktionäre gegen die Informationspolitik von Buhrmann gerichtlich vorgehen. Das Unternehmen können Sie ab sofort von der internationalen Aktienliste streichen.
Buhrmann: Ein Fall für die Börsenaufsicht
Längst hat man sich daran gewöhnt, dass junge Unternehmen am Neuen Markt mit ihren Prognosen häufig schief liegen. Doch auch etablierte Gesellschaften wie die holländische Bührmann lösen nun bei den Anlegern einen Schock aus.
Erst vor drei Wochen versprach der weltgrößte Büroartikel- und Verpackungskonzern für das erste Quartal ein Umsatzplus von mindestens vier Prozent in den USA. Gleichzeitig sollte der gesamte Gewinn zweistellig gewachsen sein. Dank dieser vermeintlich günstigen Entwicklung gelang es Buhrmann, eine Kapitalerhöhung bei institutionellen Investoren im Volumen von 690 Millionen Euro zu platzieren.
Jetzt kündigten die Holländer an, dass der Ertrag bis Ende März wohl um zwanzig Prozent geschrumpft ist. Daraufhin hagelte es an der Amsterdamer Börse Verkaufsaufträge, die den Kurs um mehr als ein Drittel nach unten drückten. Begründet wurde der Ergebnisschwund lapidar mit einem veränderten Produktmix und der schleppenden US-Konjunktur. Dieser geradezu skandalöse Vorgang hat die Börsenaufsicht auf den Plan gerufen. Wahrscheinlich werden einige Aktionäre gegen die Informationspolitik von Buhrmann gerichtlich vorgehen. Das Unternehmen können Sie ab sofort von der internationalen Aktienliste streichen.
Nachtrag zu Sunburst;Der Spiegel 20/04/01
S U N B U R S T
"Von Anfang an auf tönernen Füßen"
Gewinnwarnung, Insiderhandel, Insolvenz - der Lizenzrechte-Vermarkter Sunburst beschert dem Neuen Markt einen kräftigen Skandal. Bis heute beteuert der Vorstand, von nichts gewusst zu haben. Doch alle Anzeichen sprechen für das Gegenteil.
© SPIEGEL ONLINE
Sunburst-Aktienkurs: "Alles nur ein Spiel"
"Große Summen inspirieren mich", tönte der frisch gebackene Sunburst-Chef Benjamin Gawlik noch im März. In Interviews gab der 28-Jährige lockere Business-Weisheiten von sich: "Letztendlich ist das alles nur ein großes Spiel." Gut einen Monat später ist aus dem großen Spiel ein weiteres Schmierentheaterstück am Neuen Markt geworden: Sunburst brauche vier bis fünf Millionen Mark, um die Liquidität zu sichern, hieß es am Dienstag. Doch nicht einmal diese Summe wollten die Banken dem Hersteller von Merchandising-Produkten (unter anderem Disney und South Park) noch anvertrauen. Daraufhin blieb Sunburst nichts anderes übrig, als am Mittwoch Insolvenzantrag zu stellen.
Der Antrag kam nicht mehr überraschend, nachdem Sunburst am 21. März bereits eine drastische Gewinnwarnung herausgegeben hatte: Statt eines operativen Gewinns (Ebit) von fünf Millionen Euro müsse man im Geschäftsjahr 2000 voraussichtlich einen Verlust von 9,8 Millionen Euro ausweisen. Die Ad-hoc-Meldung schlug ein wie eine Bombe, denn noch im Februar hatte Sunburst die ursprüngliche Gewinnprognose bestätigt. Der Aktienkurs halbierte sich binnen Stunden.
Damit nicht genug, wenige Tage später tauchte der Verdacht des Insiderhandels auf: Kurz vor der Gewinnwarnung waren verdächtig viele Aktien verkauft worden. Inzwischen haben Aktionäre den Vorstand verklagt, das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel ermittelt.
Auch Gawlik steht in der Kritik. Doch der smarte Jung-Chef will nichts von dem anstehenden Debakel gewusst haben. Stattdessen wälzt er alle Schuld auf seine Vorgänger ab: Ex-Vorstandschef Hero Alting und insbesondere Ex-Finanzvorstand Oliver Butke hätten ihn und die Öffentlichkeit unzureichend informiert. Gawlik: "Da ist eine Riesensauerei passiert."
Doch Gawlik, der seit Mai 1999 als Strategie-Vorstand die Expansion des Unternehmens betrieb, kann die Probleme kaum übersehen haben. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE ist der Zustand des Unternehmens intern schon lange vor der Gewinnwarnung bekannt gewesen. "Die Firma stand von Anfang an auf tönernen Füßen", sagt ein Insider. Niemand habe gewusst, was die Zentrale in Osnabrück eigentlich getrieben habe: "Es gab kein Kerngeschäft." Den Umsatz machten die 14 Tochterunternehmen, die Sunburst in einem Kaufrausch seit 1999 akquirierte.
Unter den ersten Deals, die Gawlik einfädelte, war ein Vertrag mit EM.TV. Demnach sollte EM.TV alle Lizenzrechte zuerst Sunburst zur Vermarktung anbieten. Dieser Exklusivvertrag mit dem damaligen Börsenliebling Thomas Haffa wurde auch in den Börsenprospekt von Sunburst geschrieben. Das Kalkül ist klar: Der Name EM.TV allein weckte damals schon die Fantasie der Anleger. Doch im Gegenzug hat Sunburst sich bereit erklärt, zwei Lizenzen, für die Vermarktung der Figur Tabaluga und des Oktoberfestes in München, zu einem völlig überteuerten Preis zu kaufen. Eine Investition, die die Bilanz bis heute belaste, so der Insider.
Auch unter den 14 Töchtern, die laut Gawlik schwarze Zahlen schreiben, finden sich etliche Ausfälle: Die Firma CMT, die mit Tabakshops in deutschen Kinos einen Millionenverlust gemacht hat, wird offiziell als Hauptursache für die korrigierten Zahlen genannt. Doch auch die Beteiligungen am E-Commerce-Anbieter Adori und der US-Shoppingseite Gotmerch.com sind klassische Fehlinvestitionen. Inzwischen distanziert sich Gawlik von Adori, die Beteiligung soll so schnell wie möglich abgestoßen werden. Kein Gewinn in Sicht ist auch bei der Potsdamer Textilfirma Nastrovje, die mit T-Shirts vom Hype der Sendungen "Big Brother" und "Girlscamp" profitieren wollte. Die Firma befinde sich in Auflösung, so der Insider.
Noch hat der Sunburst-Vorstand nicht aufgegeben. Man verhandelt weiter mit den Banken über Notkredite, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Insolvenzverwalter ist optimistisch. Doch die Chancen sinken mit jedem Tag. Schließlich, so spekuliert das "Handelsblatt", dürften noch weitere Tretminen in der Bilanz vergraben sein.
S U N B U R S T
"Von Anfang an auf tönernen Füßen"
Gewinnwarnung, Insiderhandel, Insolvenz - der Lizenzrechte-Vermarkter Sunburst beschert dem Neuen Markt einen kräftigen Skandal. Bis heute beteuert der Vorstand, von nichts gewusst zu haben. Doch alle Anzeichen sprechen für das Gegenteil.
© SPIEGEL ONLINE
Sunburst-Aktienkurs: "Alles nur ein Spiel"
"Große Summen inspirieren mich", tönte der frisch gebackene Sunburst-Chef Benjamin Gawlik noch im März. In Interviews gab der 28-Jährige lockere Business-Weisheiten von sich: "Letztendlich ist das alles nur ein großes Spiel." Gut einen Monat später ist aus dem großen Spiel ein weiteres Schmierentheaterstück am Neuen Markt geworden: Sunburst brauche vier bis fünf Millionen Mark, um die Liquidität zu sichern, hieß es am Dienstag. Doch nicht einmal diese Summe wollten die Banken dem Hersteller von Merchandising-Produkten (unter anderem Disney und South Park) noch anvertrauen. Daraufhin blieb Sunburst nichts anderes übrig, als am Mittwoch Insolvenzantrag zu stellen.
Der Antrag kam nicht mehr überraschend, nachdem Sunburst am 21. März bereits eine drastische Gewinnwarnung herausgegeben hatte: Statt eines operativen Gewinns (Ebit) von fünf Millionen Euro müsse man im Geschäftsjahr 2000 voraussichtlich einen Verlust von 9,8 Millionen Euro ausweisen. Die Ad-hoc-Meldung schlug ein wie eine Bombe, denn noch im Februar hatte Sunburst die ursprüngliche Gewinnprognose bestätigt. Der Aktienkurs halbierte sich binnen Stunden.
Damit nicht genug, wenige Tage später tauchte der Verdacht des Insiderhandels auf: Kurz vor der Gewinnwarnung waren verdächtig viele Aktien verkauft worden. Inzwischen haben Aktionäre den Vorstand verklagt, das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel ermittelt.
Auch Gawlik steht in der Kritik. Doch der smarte Jung-Chef will nichts von dem anstehenden Debakel gewusst haben. Stattdessen wälzt er alle Schuld auf seine Vorgänger ab: Ex-Vorstandschef Hero Alting und insbesondere Ex-Finanzvorstand Oliver Butke hätten ihn und die Öffentlichkeit unzureichend informiert. Gawlik: "Da ist eine Riesensauerei passiert."
Doch Gawlik, der seit Mai 1999 als Strategie-Vorstand die Expansion des Unternehmens betrieb, kann die Probleme kaum übersehen haben. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE ist der Zustand des Unternehmens intern schon lange vor der Gewinnwarnung bekannt gewesen. "Die Firma stand von Anfang an auf tönernen Füßen", sagt ein Insider. Niemand habe gewusst, was die Zentrale in Osnabrück eigentlich getrieben habe: "Es gab kein Kerngeschäft." Den Umsatz machten die 14 Tochterunternehmen, die Sunburst in einem Kaufrausch seit 1999 akquirierte.
Unter den ersten Deals, die Gawlik einfädelte, war ein Vertrag mit EM.TV. Demnach sollte EM.TV alle Lizenzrechte zuerst Sunburst zur Vermarktung anbieten. Dieser Exklusivvertrag mit dem damaligen Börsenliebling Thomas Haffa wurde auch in den Börsenprospekt von Sunburst geschrieben. Das Kalkül ist klar: Der Name EM.TV allein weckte damals schon die Fantasie der Anleger. Doch im Gegenzug hat Sunburst sich bereit erklärt, zwei Lizenzen, für die Vermarktung der Figur Tabaluga und des Oktoberfestes in München, zu einem völlig überteuerten Preis zu kaufen. Eine Investition, die die Bilanz bis heute belaste, so der Insider.
Auch unter den 14 Töchtern, die laut Gawlik schwarze Zahlen schreiben, finden sich etliche Ausfälle: Die Firma CMT, die mit Tabakshops in deutschen Kinos einen Millionenverlust gemacht hat, wird offiziell als Hauptursache für die korrigierten Zahlen genannt. Doch auch die Beteiligungen am E-Commerce-Anbieter Adori und der US-Shoppingseite Gotmerch.com sind klassische Fehlinvestitionen. Inzwischen distanziert sich Gawlik von Adori, die Beteiligung soll so schnell wie möglich abgestoßen werden. Kein Gewinn in Sicht ist auch bei der Potsdamer Textilfirma Nastrovje, die mit T-Shirts vom Hype der Sendungen "Big Brother" und "Girlscamp" profitieren wollte. Die Firma befinde sich in Auflösung, so der Insider.
Noch hat der Sunburst-Vorstand nicht aufgegeben. Man verhandelt weiter mit den Banken über Notkredite, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Insolvenzverwalter ist optimistisch. Doch die Chancen sinken mit jedem Tag. Schließlich, so spekuliert das "Handelsblatt", dürften noch weitere Tretminen in der Bilanz vergraben sein.
habe ich gerade im bereich allgemeines gefunden.
"D E U T S C H E B A N K
Wie die Vorstände abkassieren
Die Wertsteigerung für ihre Aktionäre sollen Manager der Deutschen Bank eigentlich im Blick haben - aber wirklich reich
geworden sind vor allem die Vorstände selbst.
Ihre Gehälter stiegen seit 1998 um 350 Prozent.
© DPA
Rolf Breuer, Vorstandschef der Deutschen Bank
Hamburg - Die Gehälter der Deutschen-Bank-Vorstände haben sich seit dem Jahr 1995
mehr als verachtfacht:
Jedes Mitglied des höchsten operativen Gremiums der Bank verdiente im vergangenen Jahr im Schnitt fast 16 Millionen Mark. Der
Grund: Seit 1998 beteiligt das Geldhaus seine Vorstände verstärkt am Erfolg des Unternehmens, schließlich sind Vorstandschef
Rolf Breuer und sein Nachfolger Josef Ackermann vehemente Vertreter des Shareholder-Value.
Die Wertsteigerung für Aktionäre sei oberstes Ziel, versicherten beide Manager immer wieder. Doch seither hat die Deutsche
Bank vor allem ihre Vorstände reich gemacht. Deren Gehälter sind seit 1998 um mehr als 350 Prozent gestiegen, der Aktienkurs
kletterte dagegen nur um knapp 40 Prozent. Das Ergebnis des vergangenen Jahres ist darüber hinaus durch den Verkauf
wertvoller Beteiligungen verzerrt.
© DER SPIEGEL
Vor allem hat sich die Deutsche Bank von Allianz-Aktien im Wert von über vier Milliarden Mark getrennt. Diese Anteile hatten die
Vorgänger von Breuer und Co. einmal als strategisches Investment angeschafft. Zieht man alle außerordentlichen Erträge in Höhe
von 6,1 Milliarden Mark vom Ergebnis des größten deutschen Instituts ab, bleibt für das Jahr 2000 ein Gewinn von 7,1 Milliarden
Mark."
"D E U T S C H E B A N K
Wie die Vorstände abkassieren
Die Wertsteigerung für ihre Aktionäre sollen Manager der Deutschen Bank eigentlich im Blick haben - aber wirklich reich
geworden sind vor allem die Vorstände selbst.
Ihre Gehälter stiegen seit 1998 um 350 Prozent.
© DPA
Rolf Breuer, Vorstandschef der Deutschen Bank
Hamburg - Die Gehälter der Deutschen-Bank-Vorstände haben sich seit dem Jahr 1995
mehr als verachtfacht:
Jedes Mitglied des höchsten operativen Gremiums der Bank verdiente im vergangenen Jahr im Schnitt fast 16 Millionen Mark. Der
Grund: Seit 1998 beteiligt das Geldhaus seine Vorstände verstärkt am Erfolg des Unternehmens, schließlich sind Vorstandschef
Rolf Breuer und sein Nachfolger Josef Ackermann vehemente Vertreter des Shareholder-Value.
Die Wertsteigerung für Aktionäre sei oberstes Ziel, versicherten beide Manager immer wieder. Doch seither hat die Deutsche
Bank vor allem ihre Vorstände reich gemacht. Deren Gehälter sind seit 1998 um mehr als 350 Prozent gestiegen, der Aktienkurs
kletterte dagegen nur um knapp 40 Prozent. Das Ergebnis des vergangenen Jahres ist darüber hinaus durch den Verkauf
wertvoller Beteiligungen verzerrt.
© DER SPIEGEL
Vor allem hat sich die Deutsche Bank von Allianz-Aktien im Wert von über vier Milliarden Mark getrennt. Diese Anteile hatten die
Vorgänger von Breuer und Co. einmal als strategisches Investment angeschafft. Zieht man alle außerordentlichen Erträge in Höhe
von 6,1 Milliarden Mark vom Ergebnis des größten deutschen Instituts ab, bleibt für das Jahr 2000 ein Gewinn von 7,1 Milliarden
Mark."
bei folgenden Unternehmen dürfen Altaktionäre bald Kasse machen:
update
Ablauf der Lock-up-Frist:
21.04.2001 MWB WKN 665 610
26.04.2001 Eurofins scientific WKN 910 251
30.04.2001 Camelot WKN 501 089
02.05.2001 Telesens WKN 529 970
07.05.2001 Heiler Software WKN 542 990
09.05.2001 ARBO media.net WKN 548 930
09.05.2001 EichbornVerlag WKN 518 370
Grüsse
charlie
update
Ablauf der Lock-up-Frist:
21.04.2001 MWB WKN 665 610
26.04.2001 Eurofins scientific WKN 910 251
30.04.2001 Camelot WKN 501 089
02.05.2001 Telesens WKN 529 970
07.05.2001 Heiler Software WKN 542 990
09.05.2001 ARBO media.net WKN 548 930
09.05.2001 EichbornVerlag WKN 518 370
Grüsse
charlie
S Y S T R A C O M
Bonn zieht die Notbremse
Bevor das Geld endgültig weg ist, schließt die Bankenaufsicht den Online-Broker.
Berlin/Bonn - Dem Internet-Broker Systracom droht wenige Monate nach dem Start das Ende. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen ordnete am Freitag ein so genanntes Moratorium an, mit dem die Bank für den Kundenverkehr geschlossen wird. Es sei notwendig geworden, weil Systracom Zahlungsunfähigkeit und baldige Aufzehrung des Eigenkapitals drohe.
Die Bankenaufsicht verweist darauf, dass Systracom dem Einlagensicherungsfonds der Banken angehört. Die Kunden könnten ihr Wertpapierdepot als ganzes auf eine andere Bank übertragen, wenn es nicht als Sicherheit für einen Negativsaldo herangezogen werden könnte. Einzelne Kauf- und Verkaufsaufträge darf das Institut während des Moratoriums nicht ausführen. Die Maßnahme eröffne die Möglichkeit, die Sanierungsbemühungen fortzusetzen, hieß es beim Bundesaufsichtsamt.
Deutlich weniger Kunden als erwartet
Bei der Gründung von Systracom hatte Vorstandssprecher Klaus-Peter Möritz der Internet-Konkurrenz der Geldinstitute einen harten Preiskampf angekündigt. Die Kursstürze an den Aktienmärkten ließen die Geschäftspläne aber nicht aufgehen. Statt ursprünglich erwarteten 15.000 bis 16.000 Kunden kamen nur 9000. Im Februar wurde eine Investmentbank mit der Suche nach einem Partner oder Käufer im In- und Ausland beauftragt.
Aufsichtsratsvorsitzender von Systracom ist der ehemalige Vorstandssprecher der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Steinriede. Dem Gremium gehören weiter der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Krumnow und der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, an. Zu den Anteilseignern zählt auch Bernd Porsch, dem die Systracom-Vorläuferin Midas AG gehörte.
Bonn zieht die Notbremse
Bevor das Geld endgültig weg ist, schließt die Bankenaufsicht den Online-Broker.
Berlin/Bonn - Dem Internet-Broker Systracom droht wenige Monate nach dem Start das Ende. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen ordnete am Freitag ein so genanntes Moratorium an, mit dem die Bank für den Kundenverkehr geschlossen wird. Es sei notwendig geworden, weil Systracom Zahlungsunfähigkeit und baldige Aufzehrung des Eigenkapitals drohe.
Die Bankenaufsicht verweist darauf, dass Systracom dem Einlagensicherungsfonds der Banken angehört. Die Kunden könnten ihr Wertpapierdepot als ganzes auf eine andere Bank übertragen, wenn es nicht als Sicherheit für einen Negativsaldo herangezogen werden könnte. Einzelne Kauf- und Verkaufsaufträge darf das Institut während des Moratoriums nicht ausführen. Die Maßnahme eröffne die Möglichkeit, die Sanierungsbemühungen fortzusetzen, hieß es beim Bundesaufsichtsamt.
Deutlich weniger Kunden als erwartet
Bei der Gründung von Systracom hatte Vorstandssprecher Klaus-Peter Möritz der Internet-Konkurrenz der Geldinstitute einen harten Preiskampf angekündigt. Die Kursstürze an den Aktienmärkten ließen die Geschäftspläne aber nicht aufgehen. Statt ursprünglich erwarteten 15.000 bis 16.000 Kunden kamen nur 9000. Im Februar wurde eine Investmentbank mit der Suche nach einem Partner oder Käufer im In- und Ausland beauftragt.
Aufsichtsratsvorsitzender von Systracom ist der ehemalige Vorstandssprecher der Bankgesellschaft Berlin, Wolfgang Steinriede. Dem Gremium gehören weiter der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Krumnow und der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, an. Zu den Anteilseignern zählt auch Bernd Porsch, dem die Systracom-Vorläuferin Midas AG gehörte.
Nachtrag aus dem Manager-Magazin zur Razzia;
D E U T S C H E B Ö R S E
Besuch vom Staatsanwalt
Ermittler der Staatsanwaltschaft Mannheim haben die Deutsche Börse sowie drei Banken durchsucht. Es besteht Verdacht auf Insiderhandel mit MLP-Aktien.
Frankfurt - Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der Marschollek, Lautenschläger und Partner (MLP) eingeleitet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen richteten sich gegen Unbekannt.
Bei den Durchsuchungen seien Unterlagen sicher gestellt worden, die nun ausgewertet und geprüft werden. Nach der Durchsuchung habe sich der Anfangsverdacht auf unzulässigen Insiderhandel vor dem Hintergrund der möglichen Aufnahme der MLP-Titel in den DAX bestätigt.
"Nicht beteiligter Dritter"
Ein Sprecher der Deutschen Börse bestätigte die Durchsuchungen der Räume. Es sei ein Durchsuchungsbefehl für die Deutsche Börse als "nicht verfahrensbeteiligter Dritter" erwirkt worden. Der Sprecher betonte, dass weder Organe noch Mitarbeiter der Deutsche Börse AG zum Kreis der Verdächtigen zählen.
Die Aktion sei bereits am Donnerstag durchgeführt worden, sagte am Freitag Hubert Jobski, Leiter der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität bei der Mannheimer Staatsanwaltschaft. Anlass der Ermittlungen sei eine Anzeige im Zusammenhang mit der MLP-Kursentwicklung im vergangenen Sommer.
Leerverkäufe vor Nichtaufnahme in den Dax?
Angeblich sollen Mitarbeiter der Börse im Vorfeld der nicht erfolgten Aufnahme der MLP-Titel in den Dax Leerverkäufe getätigt haben, heißt es aus Finanzkreisen. Die Aktie des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP war im vergangenen Jahr stark gestiegen, weil Anleger auf eine Aufnahme des M-Dax-Titels in den Dax spekuliert hatten. Nachdem der Arbeitskreis Indizes sich gegen einen Aufstieg der MLP-Papiere entschieden hatte, fiel das Papier wieder.
In den vergangenen Wochen hatte bereits das Frankfurter Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) Auffälligkeiten der MLP-Kursentwicklung im vergangenen Sommer geprüft.
Mitteilungspflicht für Mitarbeiter
Am 8. August 2000 entschied der Vorstand der Deutschen Börse, MLP nicht in den DAX aufzunehmen, obwohl das Unternehmen eigentlich nach Börsenumsatz und Marktkapitalisierung die Voraussetzungen erfüllte. «Es gab keinen geeigneten Kandidaten, den wir aus dem Dax hätten herausnehmen können», sagte Börsensprecher Frank Hartmann. In den Wochen vor der Entscheidung waren die MLP-Papiere in Frankfurt steil auf über 170 Euro gestiegen, um dann wieder zu sinken.
Die Deutsche Börse AG hat am Freitag bekräftigt, ihre Mitarbeiter hätten keine Aktiengeschäfte im Umfeld von Entscheidungen zur Zusammensetzung des Aktienindex Dax getätigt. Alle Mitarbeiter seien an die Compliance-Richtline des Unternehmens gebunden, teilte die Börse mit. Danach dürften Mitarbeiter, die über vertrauliche kursrelevante Informationen verfügen, in den entsprechenden Aktien keine Geschäfte tätigen. Für diese Mitarbeiter gelte zudem eine Mitteilungspflicht für ihre Aktiengeschäfte.
D E U T S C H E B Ö R S E
Besuch vom Staatsanwalt
Ermittler der Staatsanwaltschaft Mannheim haben die Deutsche Börse sowie drei Banken durchsucht. Es besteht Verdacht auf Insiderhandel mit MLP-Aktien.
Frankfurt - Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der Marschollek, Lautenschläger und Partner (MLP) eingeleitet, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen richteten sich gegen Unbekannt.
Bei den Durchsuchungen seien Unterlagen sicher gestellt worden, die nun ausgewertet und geprüft werden. Nach der Durchsuchung habe sich der Anfangsverdacht auf unzulässigen Insiderhandel vor dem Hintergrund der möglichen Aufnahme der MLP-Titel in den DAX bestätigt.
"Nicht beteiligter Dritter"
Ein Sprecher der Deutschen Börse bestätigte die Durchsuchungen der Räume. Es sei ein Durchsuchungsbefehl für die Deutsche Börse als "nicht verfahrensbeteiligter Dritter" erwirkt worden. Der Sprecher betonte, dass weder Organe noch Mitarbeiter der Deutsche Börse AG zum Kreis der Verdächtigen zählen.
Die Aktion sei bereits am Donnerstag durchgeführt worden, sagte am Freitag Hubert Jobski, Leiter der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität bei der Mannheimer Staatsanwaltschaft. Anlass der Ermittlungen sei eine Anzeige im Zusammenhang mit der MLP-Kursentwicklung im vergangenen Sommer.
Leerverkäufe vor Nichtaufnahme in den Dax?
Angeblich sollen Mitarbeiter der Börse im Vorfeld der nicht erfolgten Aufnahme der MLP-Titel in den Dax Leerverkäufe getätigt haben, heißt es aus Finanzkreisen. Die Aktie des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP war im vergangenen Jahr stark gestiegen, weil Anleger auf eine Aufnahme des M-Dax-Titels in den Dax spekuliert hatten. Nachdem der Arbeitskreis Indizes sich gegen einen Aufstieg der MLP-Papiere entschieden hatte, fiel das Papier wieder.
In den vergangenen Wochen hatte bereits das Frankfurter Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) Auffälligkeiten der MLP-Kursentwicklung im vergangenen Sommer geprüft.
Mitteilungspflicht für Mitarbeiter
Am 8. August 2000 entschied der Vorstand der Deutschen Börse, MLP nicht in den DAX aufzunehmen, obwohl das Unternehmen eigentlich nach Börsenumsatz und Marktkapitalisierung die Voraussetzungen erfüllte. «Es gab keinen geeigneten Kandidaten, den wir aus dem Dax hätten herausnehmen können», sagte Börsensprecher Frank Hartmann. In den Wochen vor der Entscheidung waren die MLP-Papiere in Frankfurt steil auf über 170 Euro gestiegen, um dann wieder zu sinken.
Die Deutsche Börse AG hat am Freitag bekräftigt, ihre Mitarbeiter hätten keine Aktiengeschäfte im Umfeld von Entscheidungen zur Zusammensetzung des Aktienindex Dax getätigt. Alle Mitarbeiter seien an die Compliance-Richtline des Unternehmens gebunden, teilte die Börse mit. Danach dürften Mitarbeiter, die über vertrauliche kursrelevante Informationen verfügen, in den entsprechenden Aktien keine Geschäfte tätigen. Für diese Mitarbeiter gelte zudem eine Mitteilungspflicht für ihre Aktiengeschäfte.
Diesmal ein Blick zu Vodafone;
V O D A F O N E
Ärger mit den Aktionären
Zahlreiche Altaktionäre von Mannesmann werfen Vodafone-Chef Chris Gent "zweifelhafte" Praktiken bei der Zerschlagung des deutschen Konzerns vor. Sie erwägen sogar, auf Schadenersatz zu klagen.
© AP
Immer Ärger mit Mannesmann: Chris Gent
Vodafone-Chef Chris Gent könnte auf der nächsten Hauptversammlung der Mannesmann AG im August gewaltiger Ärger ins Haus stehen - nicht nur wegen der umstrittenen Abfindungen für den ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser und dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Funk.
Zahlreiche Altaktionäre von Mannesmann, die ihre Aktien nicht gegen Vodafone-Papiere getauscht haben, befürchten, dass der Restkonzern unzulässig ausgehöhlt wird. Wegen "massiver Verletzung" ihrer Interessen wollen sie eventuell sogar Schadensersatzansprüche geltend machen. Der Verkauf zahlreicher Firmenteile, etwa der Mobilfunkfirma Orange oder der Maschinenbautochter Atecs, argumentiert der Hamburger Anwalt Andreas Dimke, sei "höchst zweifelhaft", da es keinen "Beherrschungsvertrag" zwischen Vodafone und Mannesmann gebe und ein Ausgleich der Nachteile für die Altaktionäre nicht sichergestellt sei.
Andere Bilanzexperten wie die Stuttgarter Anwälte Mark Binz und Martin Sorg zweifeln auch die ordnungsgemäße Verwendung der Gelder an. Mehr als zehn Milliarden Mark hat Mannesmann aus den Verkäufen bereits erhalten. Teile des Geldes werden Vodafone gegen Zahlung eines mageren marktüblichen Zinses für die Schuldentilgung der teuren UMTS-Lizenzen zur Verfügung gestellt. Das, so Sorg, sei mit den Interessen der Altaktionäre kaum vereinbar.
Ob sich genügend Aktionäre finden, um die Schadensersatzansprüche durchzusetzen, ist unklar. Obwohl Mannesmann betont, dass alle Geschäfte legal seien, profitiert die Aktie von der unsicheren Rechtslage. Weil Spekulanten damit rechnen, dass Vodafone den Altaktionären ein höheres Übernahmeangebot macht, um möglichen Klagen vorzubeugen, legte das Papier in den vergangenen Wochen von 77 auf 118 Euro zu.
V O D A F O N E
Ärger mit den Aktionären
Zahlreiche Altaktionäre von Mannesmann werfen Vodafone-Chef Chris Gent "zweifelhafte" Praktiken bei der Zerschlagung des deutschen Konzerns vor. Sie erwägen sogar, auf Schadenersatz zu klagen.
© AP
Immer Ärger mit Mannesmann: Chris Gent
Vodafone-Chef Chris Gent könnte auf der nächsten Hauptversammlung der Mannesmann AG im August gewaltiger Ärger ins Haus stehen - nicht nur wegen der umstrittenen Abfindungen für den ehemaligen Mannesmann-Chef Klaus Esser und dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Funk.
Zahlreiche Altaktionäre von Mannesmann, die ihre Aktien nicht gegen Vodafone-Papiere getauscht haben, befürchten, dass der Restkonzern unzulässig ausgehöhlt wird. Wegen "massiver Verletzung" ihrer Interessen wollen sie eventuell sogar Schadensersatzansprüche geltend machen. Der Verkauf zahlreicher Firmenteile, etwa der Mobilfunkfirma Orange oder der Maschinenbautochter Atecs, argumentiert der Hamburger Anwalt Andreas Dimke, sei "höchst zweifelhaft", da es keinen "Beherrschungsvertrag" zwischen Vodafone und Mannesmann gebe und ein Ausgleich der Nachteile für die Altaktionäre nicht sichergestellt sei.
Andere Bilanzexperten wie die Stuttgarter Anwälte Mark Binz und Martin Sorg zweifeln auch die ordnungsgemäße Verwendung der Gelder an. Mehr als zehn Milliarden Mark hat Mannesmann aus den Verkäufen bereits erhalten. Teile des Geldes werden Vodafone gegen Zahlung eines mageren marktüblichen Zinses für die Schuldentilgung der teuren UMTS-Lizenzen zur Verfügung gestellt. Das, so Sorg, sei mit den Interessen der Altaktionäre kaum vereinbar.
Ob sich genügend Aktionäre finden, um die Schadensersatzansprüche durchzusetzen, ist unklar. Obwohl Mannesmann betont, dass alle Geschäfte legal seien, profitiert die Aktie von der unsicheren Rechtslage. Weil Spekulanten damit rechnen, dass Vodafone den Altaktionären ein höheres Übernahmeangebot macht, um möglichen Klagen vorzubeugen, legte das Papier in den vergangenen Wochen von 77 auf 118 Euro zu.
Nochmal ein Nachtrag aus dem Handelsblatt zur Razzia bei der Deutschen Börse AG;
Auch DG Bank und BHF Bank betroffen
Staatsanwaltschaft durchsucht Banken
von Michael Maisch, Christian Potthoff
Im Zuge der Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP hat die Staatsanwaltschaft Mannheim mit Unterstützung des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) neben der Deutschen Börse auch drei Banken durchsucht.
HB FRANKFURT. Bei den Instituten handelt es sich nach Informationen des Handelsblatts um die DG Bank, die BHF Bank und die Heidelberger Volksbank.
Sprecher der DG Bank und der BHF-Bank bestätigten gegenüber dem Handelsblatt die Durchsuchungen. Aus Kreisen der Heidelberger Volksbank hieß es, der Verdacht richte sich nicht gegen das Institut selbst, sondern gegen Kunden. Die Durchsuchungen fanden am vergangenen Donnerstag statt, dabei wurden Unterlagen sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden.
Die Staatsanwaltschaft verfolgt nach eigenen Angaben eine Strafanzeige gegen unbekannt, bei der es um mutmaßliche Insidergeschäfte mit MLP-Aktien im vergangenen August geht. Damals wurde allgemein erwartet, dass der Finanzdienstleister in den Deutschen Aktienindex (Dax) gewählt wird. Letzlich schaffte MLP den Sprung unter die deutschen Top-30-Werte aber doch nicht. Jetzt wird untersucht, ob es im Vorfeld der Entscheidung zu verbotenen Aktienkäufen oder -verkäufen aufgrund von Insider-Wissen gekommen ist.
Die Deutsche Börse AG wies entschieden Spekulationen über mögliche Aktiengeschäfte von eigenen Mitarbeitern zurück. Sowohl die DG Bank als auch die BHF-Bank sind im Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse vertreten, der maßgeblich an der Entscheidung über die Zusammensetzung der wichtigsten deutschen Marktbarometer beteiligt ist.
Auch DG Bank und BHF Bank betroffen
Staatsanwaltschaft durchsucht Banken
von Michael Maisch, Christian Potthoff
Im Zuge der Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP hat die Staatsanwaltschaft Mannheim mit Unterstützung des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) neben der Deutschen Börse auch drei Banken durchsucht.
HB FRANKFURT. Bei den Instituten handelt es sich nach Informationen des Handelsblatts um die DG Bank, die BHF Bank und die Heidelberger Volksbank.
Sprecher der DG Bank und der BHF-Bank bestätigten gegenüber dem Handelsblatt die Durchsuchungen. Aus Kreisen der Heidelberger Volksbank hieß es, der Verdacht richte sich nicht gegen das Institut selbst, sondern gegen Kunden. Die Durchsuchungen fanden am vergangenen Donnerstag statt, dabei wurden Unterlagen sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden.
Die Staatsanwaltschaft verfolgt nach eigenen Angaben eine Strafanzeige gegen unbekannt, bei der es um mutmaßliche Insidergeschäfte mit MLP-Aktien im vergangenen August geht. Damals wurde allgemein erwartet, dass der Finanzdienstleister in den Deutschen Aktienindex (Dax) gewählt wird. Letzlich schaffte MLP den Sprung unter die deutschen Top-30-Werte aber doch nicht. Jetzt wird untersucht, ob es im Vorfeld der Entscheidung zu verbotenen Aktienkäufen oder -verkäufen aufgrund von Insider-Wissen gekommen ist.
Die Deutsche Börse AG wies entschieden Spekulationen über mögliche Aktiengeschäfte von eigenen Mitarbeitern zurück. Sowohl die DG Bank als auch die BHF-Bank sind im Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse vertreten, der maßgeblich an der Entscheidung über die Zusammensetzung der wichtigsten deutschen Marktbarometer beteiligt ist.
Druckfrisch aus dem Spiegel;
21. April 2001
N E U E R M A R K T
Hightech-Firmen in der Todeszone
Die Frankfurter Wachstumsbörse verkommt zum Tummelplatz für Hochstapler und unseriöse Geschäftemacher. Immer mehr Hightech-Firmen trudeln in der Todeszone. Börsenexperten prophezeien: Nur jedes fünfte Unternehmen am Neuen Markt wird überleben.
Es war 17.35 Uhr, als am Mittwoch vergangener Woche die Sonne von "Sunburst" unterging. In einer dürren Pflichtmitteilung gestand das Unternehmen aus Osnabrück, das versucht hatte, mit den Rechten für die Berliner Love Parade Geld zu machen, die "drohende Zahlungsunfähigkeit" ein.
In letzter Minute gerettet: Letsbuyit.com in München
Doch die neuerliche Pleite am Neuen Markt scherte in diesem Augenblick offenbar niemanden. Aus New York nämlich vermeldeten die Nachrichtenagenturen, dass kurz zuvor eine weitaus mächtigere Börsensonne aufgegangen war: Alan Greenspan, der amerikanische Notenbankchef, hatte überraschend die Zinsen gesenkt.
Allein dieser Schritt genügte, um auch die deutschen Kleinanleger wieder in einen wahren Rausch zu stürzen. Binnen weniger Minuten schoss der Nemax, das Kursbarometer des Neuen Markts, beinahe lotrecht nach oben. "Greenspan, wir danken Dir", schrieben verzückte Anleger im Chatroom der Comdirect-Bank.
Heiß begehrt waren ausgerechnet jene Werte, die die Börsianer in den Wochen zuvor, nach teils desaströsen Geschäftszahlen, besonders heftig abgestraft hatten. Heyde, der krisengeschüttelte IT-Dienstleister: plus 92 Prozent. Internolix, das marode Software-Haus: plus 76 Prozent. Brokat, der verlustreiche Finanzsoftware-Anbieter: plus 52 Prozent. Börse verrückt.
Wieder einmal wurde der Wahnsinn sichtbar, der im letzten Jahr an den Finanzmärkten regiert hatte. Wieder einmal offenbarte sich jener Mangel an Vernunft, der die Aktienkurse bis zum Frühjahr 2000 auf schier astronomische Höhen klettern ließ. Ein kleiner Funke genügte - und schon kehrte die Gier zurück.
Niemand interessierte sich mehr für all die schlechten Nachrichten der vergangenen Tage. Die Massenentlassungen in den USA? Die Gewinnwarnungen von Intel oder Cisco? Vergessen, verdrängt. Und auch die graue Realität am Neuen Markt erschien den Spekulanten mit einem Mal wieder rosarot. Adieu, Tristesse!
Tatsächlich vergeht kaum eine Woche, in der nicht eines der deutschen Start-ups in die Todeszone trudelt. Kaum eine Woche, in der nicht gleich mehrere Finanzvorstände einräumen, dass ihre Unternehmen - sorry, sorry - die Planzahlen nicht erreichen werden. Die Börseneuphorie der vergangenen Woche täuscht, die Fundamentaldaten der deutschen Hightech-Börse sehen katastrophal aus.
Eine nicht repräsentative SPIEGEL-Umfrage bei rund 150 Unternehmen des Neuen Markts zeigt das ganze Ausmaß der Misere: Das beim Börsengang kassierte Geld wird von vielen Firmen regelrecht verbrannt, die Umsätze vieler selbst ernannter Marktführer sind minimal.
Erstaunlich ist vor allem das Tempo, mit dem das eingesammelte Kapital wieder verbraucht wird. Verfügte etwa der Chiphändler CE Consumer zu Hoch-Zeiten noch über 153,9 Millionen Mark liquider Mittel, so sind es nach Abschluss des Geschäftsjahrs 2000 nur 39,3 Millionen Mark. Mit dem Geld hat Firmengründer Erich Lejeune vor allem andere Firmen gekauft, deren liquide Mittel wurden in der Bilanz konsolidiert. Immerhin: CE Consumer erwirtschaftet einen bescheidenen Gewinn.
Viele Neue-Markt-Firmen können davon nur träumen. Das Internet-Kunstportal Artnet machte im vergangenen Jahr 7,8 Millionen Mark Umsatz - und weist einen Jahresfehlbetrag von 38,2 Millionen Mark aus. Auch die Zahlen von FortuneCity sind beeindruckend: Bei 24,2 Millionen Mark Erlösen aus Bannerwerbung und E-Commerce-Geschäften schreibt die Internet-Firma 87,8 Millionen Mark Verlust. Wie aus diesen Firmen jemals normale Profitbetriebe werden sollen, ist völlig unklar.
Da das Internet bisher für nahezu niemanden ausreichend Erlöse abwirft - nicht für die Inhalteanbieter, auch nicht für Web-Agenturen, erst recht nicht für die Portale - ist mit einer schnellen Trendumkehr nicht zu rechnen. Ohne neues Anlegergeld können die meisten Firmen ihren Verlustbetrieb wohl nicht mehr lange finanzieren.
Dem Neuen Markt, sagen seriöse Beobachter, droht ein beispielloser Ausleseprozess. "Viel Schrott" hat der Unternehmensberater Roland Berger ausgemacht und prophezeit angesichts der bisherigen Pleiten: "Das wird mit Sicherheit erst der Auftakt sein." Analysten der Investmentbank J. P. Morgan Fleming befürchten gar, dass auf mittlere Sicht rund 80 Prozent aller heutigen Firmen vom Kurszettel verschwunden sind - pleite, verkauft oder zwangsfusioniert mit einem Ex-Rivalen.
Das deutsche Hightech-Wunder war ein Traum, in der Realität steht das bevor, was die Stahlindustrie hinter sich hat: Rationalisierung, Kostensenkung, Entlassungen, Übernahmen und viele, viele Konkurse.
Auch nach dem Greenspan-Coup ist das deutsche Segment für Wachstumswerte immer noch Lichtjahre von seinen Höchstständen entfernt. Auf abenteuerliche 8500 Punkte war der Nemax im März 2000 gestiegen, über 6700 Punkte hat er seither verloren. Selbst Fondsmanager wie Kurt Ochner haben 70 Prozent des verwalteten Kapitals eingebüßt - deswegen wurde er vom Bankhaus Julius Bär inzwischen geschasst.
Keine bedeutende Wachstumsbörse der Welt, auch nicht die Nasdaq in New York, ist in so kurzer Zeit derart heftig abgestürzt. Der Neue Markt habe sich, höhnt das "Handelsblatt", "von der Gelddruck- zur Geldschluckmaschine" entwickelt.
Der Hype ist der Depression gewichen. So waren die rund 250 Unternehmen, die im Mai 2000 am Neuen Markt gelistet waren, zusammengenommen über 250 Milliarden Euro wert, jetzt sind es nicht einmal mehr 90 Milliarden - und dies, obwohl 91 neue Firmen auf den Kurszettel drängten.
Schmerzhaft müssen vor allem die Kleinanleger erfahren, dass selbst jene Firmen, die ihnen als "Blue Chips" verkauft wurden, in Wahrheit oft nichts anderes sind als ganz normale Mittelständler. Pixelpark? Tief in den roten Zahlen. Mobilcom? Bis zum Es-geht-nicht-Mehr verschuldet. Intershop? Rückzug aus Amerika.
Denn mittlerweile haben auch in der Neuen Ökonomie die Gesetze der alten Wirtschaft Einzug gehalten. Reichte noch vor wenigen Monaten eine gute "Story", um für die nötige Kursphantasie zu sorgen, rücken jetzt so altmodische Kriterien wie Ertrag und Rendite in den Vordergrund. Was nützt etwa das prächtigste Wachstum, wenn die Verluste noch schneller wachsen? Und was ist von Gründern zu halten, die allenfalls etwas von PR, nichts aber von Kostenrechnung verstehen? Gleichzeitig hat sich bei einigen Firmen ein Geschäftsgebaren eingebürgert, das im besten Fall als dubios, im schlimmsten Fall als kriminell zu bezeichnen ist.
Seit fünf Monaten sitzen die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele in U-Haft, weil sich bei der Augsburger Staatsanwaltschaft der Verdacht der Kursmanipulation und des Insiderhandels erhärtet hat.
Wie sehr die Sitten verfallen sind, wissen vor allem jene Kanzleien zu berichten, die sich auf das komplizierte Börsenrecht spezialisiert haben. "Am Neuen Markt", urteilt Rechtsanwalt Dietmar Kälberer, "werden die Anleger teilweise richtig betrogen."
Über 2000 düpierte Aktionäre haben sich seit Jahresbeginn in Kälberers Kanzlei in Kirchentellinsfurt, einem Nest bei Tübingen, gemeldet. Gegen rund 20 Firmen prüft die Sozietät inzwischen rechtliche Schritte. "In einigen Unternehmen", lautet Kälberers ernüchternde Erkenntnis, "herrschen Wildwestmethoden."
Da werden Bilanzen geschönt und Aufträge erfunden, da wird in manchen Adhoc-Mitteilungen viel heiße Luft verblasen - und merkwürdigerweise, so wundern sich Anlegerschützer, kommt die Wahrheit oft erst dann ans Licht, wenn die Gründer längst Kasse gemacht haben.
Beispiel Sunburst: Noch im Februar verkündete Firmengründer Hero Alting, sein Unternehmen werde selbstverständlich die gesetzten Gewinn- und Umsatzziele einhalten. Das hielt Alting allerdings nicht davon ab, sich aus der Firma zurückzuziehen.
Sieben Wochen später stellt sich heraus, dass die Planzahlen Makulatur sind. Eine Gruppe von Aktionären hat bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück Strafanzeige eingereicht. Sie werfen den Verantwortlichen Insiderhandel und Betrug vor.
Beispiel CAA: Mitte März verkauften zwei Vorstände des Filderstädter Software-Anbieters, der sich auf Computer im Auto spezialisiert hat, insgesamt 15 000 Aktien - damaliger Kurs: 28 Euro. Im April folgte dann die Gewinnwarnung, die Aktie rauschte auf 3 Euro herunter.
Dabei hatten die Macher des Neuen Markts, als sie das Wachstumssegment vor vier Jahren aus der Taufe hoben, eigentlich ein ehrenwertes Anliegen: Sie wollten einen Gründerboom entfachen, ganz so wie in den USA.
Denn vor allem die Unternehmen aus Technologiebranchen klagten darüber, dass sie nur schwer an Kapital kamen, um ihre Geschäftsideen umzusetzen. Der traditionelle Bankenkredit blieb ihnen verschlossen, weil sie keine Sicherheiten vorweisen konnten: keine Maschinen, keine Immobilien, nur die Köpfe der Mitarbeiter.
Die neue Börse erhob den Anspruch, diesen Widerspruch aufzulösen, sie sollte, ähnlich wie ihr großes Vorbild, die Nasdaq in New York, "eine Plattform für Wachstumsunternehmen schaffen", wie es Reto Francioni beschreibt.
Francioni, damals Vorstand der Börse, gilt als der eigentliche Vater des Neuen Markts. Rund 20 Unternehmen wollte er im ersten Jahr etablieren, in den Jahren danach jeweils weitere 30. Doch inzwischen sind 341 Unternehmen notiert.
Es waren die Signale aus Amerika, die dem Neuen Markt plötzlich solche Anziehungskraft verliehen. Dort erfasste das ganze Land eine beispiellose Aufbruchstimmung. Rund um das Internet entstanden zahllose neue Unternehmen, die an der Nasdaq Steigerungsraten hinlegten, wie sie bis dahin undenkbar erschienen. AOL legte in der Spitze um 78 000 Prozent zu. Firmen wie EBay oder Yahoo verkauften, was an den Aktienmärkten am höchsten gehandelt wird: die Hoffnung auf eine goldene Zukunft.
Schnell sprang diese überbordende Begeisterung auf Deutschland über. Studenten brachen ihre Ausbildung ab, um bloß nicht diese historische Gelegenheit zu verpassen. Wagniskapitalfirmen investierten bereitwillig in Gründerteams, deren Geschäftsmodell im Wesentlichen darin bestand, an den Neuen Markt zu gehen.
Denn nach dem IPO, dem "Initial Public Offering", wie der Börsengang heißt, verfügten die flotten Newcomer über ein scheinbar magisches Instrument - Aktien. Mit dieser virtuellen Währung konnten die Möchtegern-Millionarios Berater, Werbeagenturen und Rechtsanwälte bezahlen, mit Aktien ließen sich Mitarbeiter ködern, vor allem aber: Mit Aktien konnten sie im großen Stil Konkurrenten aufkaufen.
Und so starteten etliche Firmen eine geradezu abenteuerliche Einkaufstour: Mit jeder Übernahme schraubten sie ihre Geschäftsprognosen nach oben, der Börsenwert stieg weiter, die nächste Übernahme wurde so möglich. Eine schier wundersame Kapitalvermehrung kam in Gang.
Allein der Bad Nauheimer IT-Dienstleister Heyde raffte in zwei Jahren fast 20 Firmen zusammen, erst in Deutschland, dann in Polen, Brasilien, Uruguay und den USA - finanziert vor allem durch Aktien. Aber ausgerechnet bei der "Integration Company" (Eigenwerbung) klappte es nicht mit der Zusammenführung.
Irgendwann verlor Vorstandschef Dieter Heyde den Überblick. Und so musste die Firma einräumen, dass statt des geplanten Gewinns - ursprünglich ging Heyde für das Jahr 2000 von 43 Millionen Mark aus - ein Verlust in gleicher Größenordnung droht. Schamvoll räumte der Firmengründer seinen Posten, aber auch 160 Mitarbeiter müssen gehen.
Bei anderen Start-ups scheint ein ähnliches Desaster nur noch eine Frage der Zeit zu sein. 65 Prozent aller Übernahmedeals, fand die Beratungsgesellschaft Apcon Business Consulting in einer Studie heraus, wurden nämlich ohne externen Sachverstand durchgezogen: "Es wurde viel gekauft, aber offensichtlich wenig darüber nachgedacht, was und warum."
So lieferten sich etwa die IT-Dienstleister wie Pixelpark oder Kabel New Media eine wahre Schlacht um Größe und Macht. Allein Kabel kaufte seit dem Börsengang ein Dutzend Unternehmen, die Zahl der Mitarbeiter stieg in einem Jahr von 487 auf 1066. Jeder wollte als Erster in die Liga der internationalen Beratungsriesen wie Boston Consulting oder McKinsey aufsteigen.
Geschafft hat das keiner. Pixelpark muss das Büro in den USA schließen und konzentriert jetzt sein Geschäft, so der Gründer Paulus Neef, auf "Kerneuropa" - was wohl wörtlich zu nehmen ist: In der Schweiz erwirtschaftet das Unternehmen, das einst einen globalen Anspruch verfolgte, ein Viertel des Gruppenumsatzes.
Nach und nach entpuppte sich die Vision von globaler Marktführerschaft als Illusion, die Firmen müssen einräumen, dass sie ein zu großes Rad drehen wollten. Vor einem Jahr zum Beispiel wurden US-Unternehmen wie CMGI bewundert, die ein Netzwerk von Internet-Beteiligungen um sich scharen. Die Firmen glaubten, so am Geschäft maximal zu profitieren, ihr Risiko aber durch die Vielzahl an Beteiligungen zu minimieren. In Deutschland verfolgte Ralph Dommermuth mit United Internet eine ähnliche Strategie. In nur drei Monaten explodierte der Börsenkurs von 7 auf 50 Euro, heute liegt die Aktie wieder bei rund 3 Euro. "Wir haben die Luken dichtgemacht", sagt Dommermuth.
Im Sog der Internet- und Biotech-Revolution drängten zudem etliche Firmen an den Neuen Markt, die an einer Wachstumsbörse eigentlich gar nichts zu suchen haben: Klamottenhändler und Altenheimbesitzer etwa. Den Weg ebnete ein willfähriges Geflecht aus Beratern und Banken, Emissionshäusern und PR-Agenturen.
So organisierte allein Dietrich Walther, Chef der Mettmanner Gold-Zack AG, in vier Jahren 28 Börsengänge. Nur ein Viertel dieser Firmen notiert heute über dem Ausgabekurs. Besonders trübe sieht es beim Seniorenheim-Unternehmen Refugium aus Königswinter aus: Das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen, die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 1999 geschassten Alt-Vorstände wegen Bilanzfälschung, und nun droht auch der jüngste Sanierungsplan zu scheitern.
So stoppte der für das Handelsregister in Königswinter zuständige Richter vor wenigen Tagen eine dringend benötigte Kapitalerhöhung über 180 Millionen Mark, weil zwei Aktionäre wegen "erheblicher formeller und materieller Einwände" beim Bonner Landgericht klagen. Der Registerrichter will jetzt erst das Urteil dieser Instanz abwarten - doch das kann Monate dauern. Inzwischen räumt Walther selbstkritisch ein, dass "wir ein paar Unternehmen heute wohl nicht mehr an die Börse bringen würden."
Für die meisten Kleinanleger, die ihr Vermögen verloren haben, kommen solche Einsichten zu spät. Viele Neuaktionäre hatten nämlich nicht nur den flotten Botschaften der Gründer vertraut, sondern auch den vollmundigen Sprüchen, mit denen die Deutsche Börse einst für ihr Wachstumssegment warb. "Der Neue Markt", versicherte Börsenchef Werner Seifert immer wieder, "ist der am schärfsten regulierte Markt in Europa."
Tatsächlich wurden etliche Regeln erst nachgeschoben, als es schon zu spät war. Bis Ende Februar durften die Vorstände und Aufsichtsräte der Neue-Markt-Firmen etwa nach Belieben eigene Aktienpakete verkaufen, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Nun sollen die Verkäufe immerhin gemeldet werden - wenn auch erst drei Tage im Nachhinein. In den USA dagegen müssen die betroffenen Manager solche Transaktionen schon vorab publizieren.
Recht freigiebig verfährt die Deutsche Börse offenbar auch bei einer weiteren Regel: So müssen die Firmen spätestens nach drei Monaten ihren Bericht für das letzte Quartal einreichen. Doch zum jüngsten Stichtag kamen gleich 29 Unternehmen dieser Pflicht nicht nach.
Börsenexperten wie der Frankfurter Bankrechtler Theodor Baums halten das Regelwerk des Neuen Markts deshalb weiterhin für stark verbesserungswürdig. "Was nützen die wunderbarsten Regeln, wenn keine echten Sanktionen drohen?", fragt Baums. Er rät: Die Börse sollte die Unternehmen, die gegen das Regelwerk verstoßen, mit saftigen Vertragsstrafen belegen oder "beherzter rausschmeißen" - ähnlich, wie dies die Nasdaq macht.
Gleichzeitig will Baums sich in der Regierungskommission zum Unternehmensrecht, die er derzeit im Auftrag des Kanzlers leitet, für eine weitere Regel stark machen, wie sie sich in ähnlicher Form bereits in den USA bewährt hat: Dort können düpierte Aktionäre mit einer Sammelklage gegen zwielichtige Unternehmen und Vorstände vorgehen; in Deutschland muss jeder einzeln klagen. "Wir müssen verhindern", fordert Baums, "dass es an der Börse drunter und drüber geht. Nur wenn die Regeln stimmen, gewinnt der Neue Markt wieder das Vertrauen der Anleger."
Den heutigen Akteuren ist das offenbar völlig schnuppe. Sie haben sich einen lockeren Umgang mit dem Anlegergeld angewöhnt, nur zu gern gönnen sie sich einen Schuss Größenwahn. "Große Summen inspirieren mich", tönte Sunburst-Chef Benjamin Gawlik, 28. Noch wenige Wochen vor dem jetzt beantragten Insolvenzverfahren, der Aktienkurs befand sich bereits im freien Fall, hatte er für die Anleger nur Hohn und Spott übrig: "Letztendlich ist es alles nur ein großes Spiel."
BEAT BALZLI, ALEXANDER JUNG, ULRICH SCHÄFER
21. April 2001
N E U E R M A R K T
Hightech-Firmen in der Todeszone
Die Frankfurter Wachstumsbörse verkommt zum Tummelplatz für Hochstapler und unseriöse Geschäftemacher. Immer mehr Hightech-Firmen trudeln in der Todeszone. Börsenexperten prophezeien: Nur jedes fünfte Unternehmen am Neuen Markt wird überleben.
Es war 17.35 Uhr, als am Mittwoch vergangener Woche die Sonne von "Sunburst" unterging. In einer dürren Pflichtmitteilung gestand das Unternehmen aus Osnabrück, das versucht hatte, mit den Rechten für die Berliner Love Parade Geld zu machen, die "drohende Zahlungsunfähigkeit" ein.
In letzter Minute gerettet: Letsbuyit.com in München
Doch die neuerliche Pleite am Neuen Markt scherte in diesem Augenblick offenbar niemanden. Aus New York nämlich vermeldeten die Nachrichtenagenturen, dass kurz zuvor eine weitaus mächtigere Börsensonne aufgegangen war: Alan Greenspan, der amerikanische Notenbankchef, hatte überraschend die Zinsen gesenkt.
Allein dieser Schritt genügte, um auch die deutschen Kleinanleger wieder in einen wahren Rausch zu stürzen. Binnen weniger Minuten schoss der Nemax, das Kursbarometer des Neuen Markts, beinahe lotrecht nach oben. "Greenspan, wir danken Dir", schrieben verzückte Anleger im Chatroom der Comdirect-Bank.
Heiß begehrt waren ausgerechnet jene Werte, die die Börsianer in den Wochen zuvor, nach teils desaströsen Geschäftszahlen, besonders heftig abgestraft hatten. Heyde, der krisengeschüttelte IT-Dienstleister: plus 92 Prozent. Internolix, das marode Software-Haus: plus 76 Prozent. Brokat, der verlustreiche Finanzsoftware-Anbieter: plus 52 Prozent. Börse verrückt.
Wieder einmal wurde der Wahnsinn sichtbar, der im letzten Jahr an den Finanzmärkten regiert hatte. Wieder einmal offenbarte sich jener Mangel an Vernunft, der die Aktienkurse bis zum Frühjahr 2000 auf schier astronomische Höhen klettern ließ. Ein kleiner Funke genügte - und schon kehrte die Gier zurück.
Niemand interessierte sich mehr für all die schlechten Nachrichten der vergangenen Tage. Die Massenentlassungen in den USA? Die Gewinnwarnungen von Intel oder Cisco? Vergessen, verdrängt. Und auch die graue Realität am Neuen Markt erschien den Spekulanten mit einem Mal wieder rosarot. Adieu, Tristesse!
Tatsächlich vergeht kaum eine Woche, in der nicht eines der deutschen Start-ups in die Todeszone trudelt. Kaum eine Woche, in der nicht gleich mehrere Finanzvorstände einräumen, dass ihre Unternehmen - sorry, sorry - die Planzahlen nicht erreichen werden. Die Börseneuphorie der vergangenen Woche täuscht, die Fundamentaldaten der deutschen Hightech-Börse sehen katastrophal aus.
Eine nicht repräsentative SPIEGEL-Umfrage bei rund 150 Unternehmen des Neuen Markts zeigt das ganze Ausmaß der Misere: Das beim Börsengang kassierte Geld wird von vielen Firmen regelrecht verbrannt, die Umsätze vieler selbst ernannter Marktführer sind minimal.
Erstaunlich ist vor allem das Tempo, mit dem das eingesammelte Kapital wieder verbraucht wird. Verfügte etwa der Chiphändler CE Consumer zu Hoch-Zeiten noch über 153,9 Millionen Mark liquider Mittel, so sind es nach Abschluss des Geschäftsjahrs 2000 nur 39,3 Millionen Mark. Mit dem Geld hat Firmengründer Erich Lejeune vor allem andere Firmen gekauft, deren liquide Mittel wurden in der Bilanz konsolidiert. Immerhin: CE Consumer erwirtschaftet einen bescheidenen Gewinn.
Viele Neue-Markt-Firmen können davon nur träumen. Das Internet-Kunstportal Artnet machte im vergangenen Jahr 7,8 Millionen Mark Umsatz - und weist einen Jahresfehlbetrag von 38,2 Millionen Mark aus. Auch die Zahlen von FortuneCity sind beeindruckend: Bei 24,2 Millionen Mark Erlösen aus Bannerwerbung und E-Commerce-Geschäften schreibt die Internet-Firma 87,8 Millionen Mark Verlust. Wie aus diesen Firmen jemals normale Profitbetriebe werden sollen, ist völlig unklar.
Da das Internet bisher für nahezu niemanden ausreichend Erlöse abwirft - nicht für die Inhalteanbieter, auch nicht für Web-Agenturen, erst recht nicht für die Portale - ist mit einer schnellen Trendumkehr nicht zu rechnen. Ohne neues Anlegergeld können die meisten Firmen ihren Verlustbetrieb wohl nicht mehr lange finanzieren.
Dem Neuen Markt, sagen seriöse Beobachter, droht ein beispielloser Ausleseprozess. "Viel Schrott" hat der Unternehmensberater Roland Berger ausgemacht und prophezeit angesichts der bisherigen Pleiten: "Das wird mit Sicherheit erst der Auftakt sein." Analysten der Investmentbank J. P. Morgan Fleming befürchten gar, dass auf mittlere Sicht rund 80 Prozent aller heutigen Firmen vom Kurszettel verschwunden sind - pleite, verkauft oder zwangsfusioniert mit einem Ex-Rivalen.
Das deutsche Hightech-Wunder war ein Traum, in der Realität steht das bevor, was die Stahlindustrie hinter sich hat: Rationalisierung, Kostensenkung, Entlassungen, Übernahmen und viele, viele Konkurse.
Auch nach dem Greenspan-Coup ist das deutsche Segment für Wachstumswerte immer noch Lichtjahre von seinen Höchstständen entfernt. Auf abenteuerliche 8500 Punkte war der Nemax im März 2000 gestiegen, über 6700 Punkte hat er seither verloren. Selbst Fondsmanager wie Kurt Ochner haben 70 Prozent des verwalteten Kapitals eingebüßt - deswegen wurde er vom Bankhaus Julius Bär inzwischen geschasst.
Keine bedeutende Wachstumsbörse der Welt, auch nicht die Nasdaq in New York, ist in so kurzer Zeit derart heftig abgestürzt. Der Neue Markt habe sich, höhnt das "Handelsblatt", "von der Gelddruck- zur Geldschluckmaschine" entwickelt.
Der Hype ist der Depression gewichen. So waren die rund 250 Unternehmen, die im Mai 2000 am Neuen Markt gelistet waren, zusammengenommen über 250 Milliarden Euro wert, jetzt sind es nicht einmal mehr 90 Milliarden - und dies, obwohl 91 neue Firmen auf den Kurszettel drängten.
Schmerzhaft müssen vor allem die Kleinanleger erfahren, dass selbst jene Firmen, die ihnen als "Blue Chips" verkauft wurden, in Wahrheit oft nichts anderes sind als ganz normale Mittelständler. Pixelpark? Tief in den roten Zahlen. Mobilcom? Bis zum Es-geht-nicht-Mehr verschuldet. Intershop? Rückzug aus Amerika.
Denn mittlerweile haben auch in der Neuen Ökonomie die Gesetze der alten Wirtschaft Einzug gehalten. Reichte noch vor wenigen Monaten eine gute "Story", um für die nötige Kursphantasie zu sorgen, rücken jetzt so altmodische Kriterien wie Ertrag und Rendite in den Vordergrund. Was nützt etwa das prächtigste Wachstum, wenn die Verluste noch schneller wachsen? Und was ist von Gründern zu halten, die allenfalls etwas von PR, nichts aber von Kostenrechnung verstehen? Gleichzeitig hat sich bei einigen Firmen ein Geschäftsgebaren eingebürgert, das im besten Fall als dubios, im schlimmsten Fall als kriminell zu bezeichnen ist.
Seit fünf Monaten sitzen die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele in U-Haft, weil sich bei der Augsburger Staatsanwaltschaft der Verdacht der Kursmanipulation und des Insiderhandels erhärtet hat.
Wie sehr die Sitten verfallen sind, wissen vor allem jene Kanzleien zu berichten, die sich auf das komplizierte Börsenrecht spezialisiert haben. "Am Neuen Markt", urteilt Rechtsanwalt Dietmar Kälberer, "werden die Anleger teilweise richtig betrogen."
Über 2000 düpierte Aktionäre haben sich seit Jahresbeginn in Kälberers Kanzlei in Kirchentellinsfurt, einem Nest bei Tübingen, gemeldet. Gegen rund 20 Firmen prüft die Sozietät inzwischen rechtliche Schritte. "In einigen Unternehmen", lautet Kälberers ernüchternde Erkenntnis, "herrschen Wildwestmethoden."
Da werden Bilanzen geschönt und Aufträge erfunden, da wird in manchen Adhoc-Mitteilungen viel heiße Luft verblasen - und merkwürdigerweise, so wundern sich Anlegerschützer, kommt die Wahrheit oft erst dann ans Licht, wenn die Gründer längst Kasse gemacht haben.
Beispiel Sunburst: Noch im Februar verkündete Firmengründer Hero Alting, sein Unternehmen werde selbstverständlich die gesetzten Gewinn- und Umsatzziele einhalten. Das hielt Alting allerdings nicht davon ab, sich aus der Firma zurückzuziehen.
Sieben Wochen später stellt sich heraus, dass die Planzahlen Makulatur sind. Eine Gruppe von Aktionären hat bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück Strafanzeige eingereicht. Sie werfen den Verantwortlichen Insiderhandel und Betrug vor.
Beispiel CAA: Mitte März verkauften zwei Vorstände des Filderstädter Software-Anbieters, der sich auf Computer im Auto spezialisiert hat, insgesamt 15 000 Aktien - damaliger Kurs: 28 Euro. Im April folgte dann die Gewinnwarnung, die Aktie rauschte auf 3 Euro herunter.
Dabei hatten die Macher des Neuen Markts, als sie das Wachstumssegment vor vier Jahren aus der Taufe hoben, eigentlich ein ehrenwertes Anliegen: Sie wollten einen Gründerboom entfachen, ganz so wie in den USA.
Denn vor allem die Unternehmen aus Technologiebranchen klagten darüber, dass sie nur schwer an Kapital kamen, um ihre Geschäftsideen umzusetzen. Der traditionelle Bankenkredit blieb ihnen verschlossen, weil sie keine Sicherheiten vorweisen konnten: keine Maschinen, keine Immobilien, nur die Köpfe der Mitarbeiter.
Die neue Börse erhob den Anspruch, diesen Widerspruch aufzulösen, sie sollte, ähnlich wie ihr großes Vorbild, die Nasdaq in New York, "eine Plattform für Wachstumsunternehmen schaffen", wie es Reto Francioni beschreibt.
Francioni, damals Vorstand der Börse, gilt als der eigentliche Vater des Neuen Markts. Rund 20 Unternehmen wollte er im ersten Jahr etablieren, in den Jahren danach jeweils weitere 30. Doch inzwischen sind 341 Unternehmen notiert.
Es waren die Signale aus Amerika, die dem Neuen Markt plötzlich solche Anziehungskraft verliehen. Dort erfasste das ganze Land eine beispiellose Aufbruchstimmung. Rund um das Internet entstanden zahllose neue Unternehmen, die an der Nasdaq Steigerungsraten hinlegten, wie sie bis dahin undenkbar erschienen. AOL legte in der Spitze um 78 000 Prozent zu. Firmen wie EBay oder Yahoo verkauften, was an den Aktienmärkten am höchsten gehandelt wird: die Hoffnung auf eine goldene Zukunft.
Schnell sprang diese überbordende Begeisterung auf Deutschland über. Studenten brachen ihre Ausbildung ab, um bloß nicht diese historische Gelegenheit zu verpassen. Wagniskapitalfirmen investierten bereitwillig in Gründerteams, deren Geschäftsmodell im Wesentlichen darin bestand, an den Neuen Markt zu gehen.
Denn nach dem IPO, dem "Initial Public Offering", wie der Börsengang heißt, verfügten die flotten Newcomer über ein scheinbar magisches Instrument - Aktien. Mit dieser virtuellen Währung konnten die Möchtegern-Millionarios Berater, Werbeagenturen und Rechtsanwälte bezahlen, mit Aktien ließen sich Mitarbeiter ködern, vor allem aber: Mit Aktien konnten sie im großen Stil Konkurrenten aufkaufen.
Und so starteten etliche Firmen eine geradezu abenteuerliche Einkaufstour: Mit jeder Übernahme schraubten sie ihre Geschäftsprognosen nach oben, der Börsenwert stieg weiter, die nächste Übernahme wurde so möglich. Eine schier wundersame Kapitalvermehrung kam in Gang.
Allein der Bad Nauheimer IT-Dienstleister Heyde raffte in zwei Jahren fast 20 Firmen zusammen, erst in Deutschland, dann in Polen, Brasilien, Uruguay und den USA - finanziert vor allem durch Aktien. Aber ausgerechnet bei der "Integration Company" (Eigenwerbung) klappte es nicht mit der Zusammenführung.
Irgendwann verlor Vorstandschef Dieter Heyde den Überblick. Und so musste die Firma einräumen, dass statt des geplanten Gewinns - ursprünglich ging Heyde für das Jahr 2000 von 43 Millionen Mark aus - ein Verlust in gleicher Größenordnung droht. Schamvoll räumte der Firmengründer seinen Posten, aber auch 160 Mitarbeiter müssen gehen.
Bei anderen Start-ups scheint ein ähnliches Desaster nur noch eine Frage der Zeit zu sein. 65 Prozent aller Übernahmedeals, fand die Beratungsgesellschaft Apcon Business Consulting in einer Studie heraus, wurden nämlich ohne externen Sachverstand durchgezogen: "Es wurde viel gekauft, aber offensichtlich wenig darüber nachgedacht, was und warum."
So lieferten sich etwa die IT-Dienstleister wie Pixelpark oder Kabel New Media eine wahre Schlacht um Größe und Macht. Allein Kabel kaufte seit dem Börsengang ein Dutzend Unternehmen, die Zahl der Mitarbeiter stieg in einem Jahr von 487 auf 1066. Jeder wollte als Erster in die Liga der internationalen Beratungsriesen wie Boston Consulting oder McKinsey aufsteigen.
Geschafft hat das keiner. Pixelpark muss das Büro in den USA schließen und konzentriert jetzt sein Geschäft, so der Gründer Paulus Neef, auf "Kerneuropa" - was wohl wörtlich zu nehmen ist: In der Schweiz erwirtschaftet das Unternehmen, das einst einen globalen Anspruch verfolgte, ein Viertel des Gruppenumsatzes.
Nach und nach entpuppte sich die Vision von globaler Marktführerschaft als Illusion, die Firmen müssen einräumen, dass sie ein zu großes Rad drehen wollten. Vor einem Jahr zum Beispiel wurden US-Unternehmen wie CMGI bewundert, die ein Netzwerk von Internet-Beteiligungen um sich scharen. Die Firmen glaubten, so am Geschäft maximal zu profitieren, ihr Risiko aber durch die Vielzahl an Beteiligungen zu minimieren. In Deutschland verfolgte Ralph Dommermuth mit United Internet eine ähnliche Strategie. In nur drei Monaten explodierte der Börsenkurs von 7 auf 50 Euro, heute liegt die Aktie wieder bei rund 3 Euro. "Wir haben die Luken dichtgemacht", sagt Dommermuth.
Im Sog der Internet- und Biotech-Revolution drängten zudem etliche Firmen an den Neuen Markt, die an einer Wachstumsbörse eigentlich gar nichts zu suchen haben: Klamottenhändler und Altenheimbesitzer etwa. Den Weg ebnete ein willfähriges Geflecht aus Beratern und Banken, Emissionshäusern und PR-Agenturen.
So organisierte allein Dietrich Walther, Chef der Mettmanner Gold-Zack AG, in vier Jahren 28 Börsengänge. Nur ein Viertel dieser Firmen notiert heute über dem Ausgabekurs. Besonders trübe sieht es beim Seniorenheim-Unternehmen Refugium aus Königswinter aus: Das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen, die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 1999 geschassten Alt-Vorstände wegen Bilanzfälschung, und nun droht auch der jüngste Sanierungsplan zu scheitern.
So stoppte der für das Handelsregister in Königswinter zuständige Richter vor wenigen Tagen eine dringend benötigte Kapitalerhöhung über 180 Millionen Mark, weil zwei Aktionäre wegen "erheblicher formeller und materieller Einwände" beim Bonner Landgericht klagen. Der Registerrichter will jetzt erst das Urteil dieser Instanz abwarten - doch das kann Monate dauern. Inzwischen räumt Walther selbstkritisch ein, dass "wir ein paar Unternehmen heute wohl nicht mehr an die Börse bringen würden."
Für die meisten Kleinanleger, die ihr Vermögen verloren haben, kommen solche Einsichten zu spät. Viele Neuaktionäre hatten nämlich nicht nur den flotten Botschaften der Gründer vertraut, sondern auch den vollmundigen Sprüchen, mit denen die Deutsche Börse einst für ihr Wachstumssegment warb. "Der Neue Markt", versicherte Börsenchef Werner Seifert immer wieder, "ist der am schärfsten regulierte Markt in Europa."
Tatsächlich wurden etliche Regeln erst nachgeschoben, als es schon zu spät war. Bis Ende Februar durften die Vorstände und Aufsichtsräte der Neue-Markt-Firmen etwa nach Belieben eigene Aktienpakete verkaufen, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Nun sollen die Verkäufe immerhin gemeldet werden - wenn auch erst drei Tage im Nachhinein. In den USA dagegen müssen die betroffenen Manager solche Transaktionen schon vorab publizieren.
Recht freigiebig verfährt die Deutsche Börse offenbar auch bei einer weiteren Regel: So müssen die Firmen spätestens nach drei Monaten ihren Bericht für das letzte Quartal einreichen. Doch zum jüngsten Stichtag kamen gleich 29 Unternehmen dieser Pflicht nicht nach.
Börsenexperten wie der Frankfurter Bankrechtler Theodor Baums halten das Regelwerk des Neuen Markts deshalb weiterhin für stark verbesserungswürdig. "Was nützen die wunderbarsten Regeln, wenn keine echten Sanktionen drohen?", fragt Baums. Er rät: Die Börse sollte die Unternehmen, die gegen das Regelwerk verstoßen, mit saftigen Vertragsstrafen belegen oder "beherzter rausschmeißen" - ähnlich, wie dies die Nasdaq macht.
Gleichzeitig will Baums sich in der Regierungskommission zum Unternehmensrecht, die er derzeit im Auftrag des Kanzlers leitet, für eine weitere Regel stark machen, wie sie sich in ähnlicher Form bereits in den USA bewährt hat: Dort können düpierte Aktionäre mit einer Sammelklage gegen zwielichtige Unternehmen und Vorstände vorgehen; in Deutschland muss jeder einzeln klagen. "Wir müssen verhindern", fordert Baums, "dass es an der Börse drunter und drüber geht. Nur wenn die Regeln stimmen, gewinnt der Neue Markt wieder das Vertrauen der Anleger."
Den heutigen Akteuren ist das offenbar völlig schnuppe. Sie haben sich einen lockeren Umgang mit dem Anlegergeld angewöhnt, nur zu gern gönnen sie sich einen Schuss Größenwahn. "Große Summen inspirieren mich", tönte Sunburst-Chef Benjamin Gawlik, 28. Noch wenige Wochen vor dem jetzt beantragten Insolvenzverfahren, der Aktienkurs befand sich bereits im freien Fall, hatte er für die Anleger nur Hohn und Spott übrig: "Letztendlich ist es alles nur ein großes Spiel."
BEAT BALZLI, ALEXANDER JUNG, ULRICH SCHÄFER
Fondgesellschaften wollen Kurssünder an den Pranger stellen
Unternehmen mit schlechter Wertentwicklung werden auf den Hauptversammlungen scharf kritisiert
bpb. FRANKFURT, 20. April. Die nahende Saison der Hauptversammlungen dürfte für manche Vorstände alles andere als ein beschauliches Frühjahrsfest werden: Bedeutende Fondsgesellschaften planen, Aktiengesellschaften mit schwacher Kursentwicklung vor den Augen und Ohren aller Anleger zu tadeln. Insbesondere die Union Investment will ohne Umschweife kritisieren, was den Fondsmanagern und -sparern nicht gefällt. "Wenn sich die Notierung einer Aktie über einen längeren Zeitraum unterdurchschnittlich entwickelt, müssen wir den Finger in die Wunde legen", erklärt Rolf Drees, Sprecher der genossenschaftlichen Investmentgruppe. "Dazu gehört auch, Vorstandsmitgliedern in besonders eklatanten Fällen die Entlastung zu verweigern." Ähnlich argumentiert die DWS, die seit mehreren Jahren eine Strategie der offenen Worte auf Hauptversammlungen verfolgt. "Der Gesetzgeber verpflichtet uns dazu, die Interessen unserer Anleger zu vertreten, und dazu zählt auch Kritik oder Lob vor allen Aktionären", begründet DWS-Sprecher Thomas Richter das Vorgehen der zur Deutschen Bank gehörenden Fondsgesellschaft.
Im Fokus des Interesses steht in diesem Jahr offenbar die Deutsche Telekom, deren Hauptversammlung sowohl Union Investment als auch DWS besuchen wollen. "Die auf der ganzen Linie enttäuschende Kursentwicklung muß sich das Top-Management zurechnen lassen", heißt es von der Union Investment. "Wir vermissen eine klare Strategie des Managements." Beispielsweise könne der Börsengang von T-Online nicht überzeugen. Entweder sei das Unternehmen selbständig - dann wäre die Anwesenheit des Telekom-Vorstandschefs Ron Sommer bei der Verkündung diverser Partnerschaften der Tochtergesellschaft entbehrlich. Oder aber T-Online agiere weiterhin als Unterabteilung der Telefongesellschaft, was aber mit dem Status einer eigenen Aktiengesellschaft schwer zu vereinbaren wäre. "T-Online ist nicht Fisch und nicht Fleisch", lautet das Fazit der Fondsstrategen.
Derart starke Worte wollen die übrigen großen Fondsgesellschaften nur ungern in der Öffentlichkeit äußern. "Für die anstehende Hauptversammlungssaison sind keine speziellen Auftritte geplant", läßt die Deka, die Investmentgesellschaft der Sparkassen, verlauten. Auch der DIT, die Fondsgesellschaft der Dresdner Bank, avisiert lediglich Besuche zahlreicher Aktionärstreffen, ohne eigene Redebeiträge hervorzuheben. Die Zurückhaltung in der Jahreshauptversammlung bedeutet jedoch nicht, daß die Investmentexperten ihren Unmut für sich behalten. "Wir verfolgen unsere Interessen eher in Einzelgesprächen", erklärt Josef Wild, einer der Sprecher der Commerzbank-Fondsgesellschaft Adig.
Das klärende Einzelgespräch zwischen Vorstand und Fondsmanager gilt unter institutionellen Anlegern nach wie vor als Königsweg, um Fehler mit Erfolg anzuprangern. "Zwanzig dieser One-on-one-Gespräche haben mehr Einfluß als die Debattenbeiträge auf der Hauptversammlung", sagt DWS-Sprecher Richter. "Doch einen gewissen Hebel stellt auch das offene Wort dar, das vor Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionären gesprochen wird."
Allerdings achten die Fondsprofis genau darauf, ihre Ressourcen gezielt einzusetzen. Soll eine verbale Ohrfeige Wirkung zeigen, ist erheblicher Aufwand für die Formulierung und vor allem die zuvor notwendige Recherche einzuplanen. So beschränkt die DWS die aktiven Auftritte im laufenden Jahr auf ein gutes Dutzend. Die Union Investment plant zur Zeit sechs Wortmeldungen, und zwar drei in Deutschland und drei weitere in anderen Ländern Europas. Alle sechs Gesellschaften zählen zu der Gruppe der Standardtitel, und dies hat einen besonderen Grund. "Kleinere Börsenwerte verkaufen wir lieber, wenn wir von der Strategie der Unternehmensführung nicht überzeugt sind", erläutert Rolf Drees. "Bei den großen Gesellschaften, die in wichtigen Indizes wie dem Dax oder dem Euro-Stoxx geführt werden, müssen wir aber dauerhaft engagiert sein." Ohne diese Aktien könne ein indexnah geführter Fonds wie der Uni Deutschland nicht konstruiert werden.
Angesichts dieses Umstands bleibt den Fondsmanagern nichts anderes übrig, als die Aktie zu erwerben und den Kursverlauf penibel zu kontrollieren. Fällt ein Titel dann durch seine schlechte Kursentwicklung im Vergleich des relevanten Marktsegments auf, kommt es zunächst zum klärenden Gespräch. "Auf die Pauke zu hauen ist kein Vergnügen", sagt Drees. "Doch wenn die Kritik fundiert ist, läßt sich damit mehr erreichen als durch das Pochen auf den repräsentierten Aktienanteil." Dieser darf nämlich, so hat es der Gesetzgeber in Deutschland festgelegt, je Fondsgesellschaft nicht mehr als 10 Prozent an einem Unternehmen betragen - zu wenig, um die Firmenpolitik durch das Abstimmungsverhalten allein zu ändern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2001, Nr. 93 / Seite 25
Unternehmen mit schlechter Wertentwicklung werden auf den Hauptversammlungen scharf kritisiert
bpb. FRANKFURT, 20. April. Die nahende Saison der Hauptversammlungen dürfte für manche Vorstände alles andere als ein beschauliches Frühjahrsfest werden: Bedeutende Fondsgesellschaften planen, Aktiengesellschaften mit schwacher Kursentwicklung vor den Augen und Ohren aller Anleger zu tadeln. Insbesondere die Union Investment will ohne Umschweife kritisieren, was den Fondsmanagern und -sparern nicht gefällt. "Wenn sich die Notierung einer Aktie über einen längeren Zeitraum unterdurchschnittlich entwickelt, müssen wir den Finger in die Wunde legen", erklärt Rolf Drees, Sprecher der genossenschaftlichen Investmentgruppe. "Dazu gehört auch, Vorstandsmitgliedern in besonders eklatanten Fällen die Entlastung zu verweigern." Ähnlich argumentiert die DWS, die seit mehreren Jahren eine Strategie der offenen Worte auf Hauptversammlungen verfolgt. "Der Gesetzgeber verpflichtet uns dazu, die Interessen unserer Anleger zu vertreten, und dazu zählt auch Kritik oder Lob vor allen Aktionären", begründet DWS-Sprecher Thomas Richter das Vorgehen der zur Deutschen Bank gehörenden Fondsgesellschaft.
Im Fokus des Interesses steht in diesem Jahr offenbar die Deutsche Telekom, deren Hauptversammlung sowohl Union Investment als auch DWS besuchen wollen. "Die auf der ganzen Linie enttäuschende Kursentwicklung muß sich das Top-Management zurechnen lassen", heißt es von der Union Investment. "Wir vermissen eine klare Strategie des Managements." Beispielsweise könne der Börsengang von T-Online nicht überzeugen. Entweder sei das Unternehmen selbständig - dann wäre die Anwesenheit des Telekom-Vorstandschefs Ron Sommer bei der Verkündung diverser Partnerschaften der Tochtergesellschaft entbehrlich. Oder aber T-Online agiere weiterhin als Unterabteilung der Telefongesellschaft, was aber mit dem Status einer eigenen Aktiengesellschaft schwer zu vereinbaren wäre. "T-Online ist nicht Fisch und nicht Fleisch", lautet das Fazit der Fondsstrategen.
Derart starke Worte wollen die übrigen großen Fondsgesellschaften nur ungern in der Öffentlichkeit äußern. "Für die anstehende Hauptversammlungssaison sind keine speziellen Auftritte geplant", läßt die Deka, die Investmentgesellschaft der Sparkassen, verlauten. Auch der DIT, die Fondsgesellschaft der Dresdner Bank, avisiert lediglich Besuche zahlreicher Aktionärstreffen, ohne eigene Redebeiträge hervorzuheben. Die Zurückhaltung in der Jahreshauptversammlung bedeutet jedoch nicht, daß die Investmentexperten ihren Unmut für sich behalten. "Wir verfolgen unsere Interessen eher in Einzelgesprächen", erklärt Josef Wild, einer der Sprecher der Commerzbank-Fondsgesellschaft Adig.
Das klärende Einzelgespräch zwischen Vorstand und Fondsmanager gilt unter institutionellen Anlegern nach wie vor als Königsweg, um Fehler mit Erfolg anzuprangern. "Zwanzig dieser One-on-one-Gespräche haben mehr Einfluß als die Debattenbeiträge auf der Hauptversammlung", sagt DWS-Sprecher Richter. "Doch einen gewissen Hebel stellt auch das offene Wort dar, das vor Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionären gesprochen wird."
Allerdings achten die Fondsprofis genau darauf, ihre Ressourcen gezielt einzusetzen. Soll eine verbale Ohrfeige Wirkung zeigen, ist erheblicher Aufwand für die Formulierung und vor allem die zuvor notwendige Recherche einzuplanen. So beschränkt die DWS die aktiven Auftritte im laufenden Jahr auf ein gutes Dutzend. Die Union Investment plant zur Zeit sechs Wortmeldungen, und zwar drei in Deutschland und drei weitere in anderen Ländern Europas. Alle sechs Gesellschaften zählen zu der Gruppe der Standardtitel, und dies hat einen besonderen Grund. "Kleinere Börsenwerte verkaufen wir lieber, wenn wir von der Strategie der Unternehmensführung nicht überzeugt sind", erläutert Rolf Drees. "Bei den großen Gesellschaften, die in wichtigen Indizes wie dem Dax oder dem Euro-Stoxx geführt werden, müssen wir aber dauerhaft engagiert sein." Ohne diese Aktien könne ein indexnah geführter Fonds wie der Uni Deutschland nicht konstruiert werden.
Angesichts dieses Umstands bleibt den Fondsmanagern nichts anderes übrig, als die Aktie zu erwerben und den Kursverlauf penibel zu kontrollieren. Fällt ein Titel dann durch seine schlechte Kursentwicklung im Vergleich des relevanten Marktsegments auf, kommt es zunächst zum klärenden Gespräch. "Auf die Pauke zu hauen ist kein Vergnügen", sagt Drees. "Doch wenn die Kritik fundiert ist, läßt sich damit mehr erreichen als durch das Pochen auf den repräsentierten Aktienanteil." Dieser darf nämlich, so hat es der Gesetzgeber in Deutschland festgelegt, je Fondsgesellschaft nicht mehr als 10 Prozent an einem Unternehmen betragen - zu wenig, um die Firmenpolitik durch das Abstimmungsverhalten allein zu ändern.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.04.2001, Nr. 93 / Seite 25
Nicht auf den NM bezogen,trotzdem lesenswert;
B A N K E N
Ein Kreis genügt
Die Geldhäuser verstoßen im Umgang mit Überweisungen in hohem Maße gegen ihre Sorgfaltspflicht.
Mainz (dpa/lrs) - Viele Banken führen nach einem Bericht des ZDF- Wirtschaftsmagazins "WISO" Überweisungen ohne ausreichende Kontrolle aus. Selbst Kontoinhaber wie Osterhase oder Donald Duck fallen nicht auf, statt Unterschriften werden auch Wellenlinien oder Kreise akzeptiert. Das ergab ein Test des Magazins bei zehn Banken, wie das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) am Sonntag vorab berichtete (WISO, 23. April, 19.25 Uhr im ZDF).
In 17 von 20 Fällen seien Beträge von 955 und 1830 Mark abgebucht worden, obwohl die Aufträge nicht unterschrieben waren. Es genügte die Angabe der Kontonummer, in keinem Fall sei ein Namenszug als Unterschrift vorgetäuscht worden. Nur drei Mal seien die Überweisungen nicht gebucht worden. Damit verletzten die Banken in hohem Maße ihre Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Kunden.
Kontoinhaber können sich schützen
Verbraucher können sich vor einem solchem Missbrauch schützen, indem sie ihre Kontoauszüge regelmäßig und sorgfältig prüfen. Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagte dem Magazin: "Wenn die Unterschrift auf einem Überweisungsträger nicht stimmt, dann ist der Kunde eigentlich raus, denn er hat keine wirksame Weisung, keinen Auftrag erteilt." In diesem Fall müsse die Bank den Betrag zurückbuchen.
Getestet wurden nach Darstellung von "WISO" die SEB Bank, Deutsche Bank 24, HypoVereinsbank, Dresdner Bank, Commerzbank, Postbank, Sparda Bank sowie jeweils eine Sparkasse, eine Kreissparkasse und eine Volksbank. Welche Banken die Überweisungen nicht ausführten, wurde nicht mitgeteilt.
B A N K E N
Ein Kreis genügt
Die Geldhäuser verstoßen im Umgang mit Überweisungen in hohem Maße gegen ihre Sorgfaltspflicht.
Mainz (dpa/lrs) - Viele Banken führen nach einem Bericht des ZDF- Wirtschaftsmagazins "WISO" Überweisungen ohne ausreichende Kontrolle aus. Selbst Kontoinhaber wie Osterhase oder Donald Duck fallen nicht auf, statt Unterschriften werden auch Wellenlinien oder Kreise akzeptiert. Das ergab ein Test des Magazins bei zehn Banken, wie das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) am Sonntag vorab berichtete (WISO, 23. April, 19.25 Uhr im ZDF).
In 17 von 20 Fällen seien Beträge von 955 und 1830 Mark abgebucht worden, obwohl die Aufträge nicht unterschrieben waren. Es genügte die Angabe der Kontonummer, in keinem Fall sei ein Namenszug als Unterschrift vorgetäuscht worden. Nur drei Mal seien die Überweisungen nicht gebucht worden. Damit verletzten die Banken in hohem Maße ihre Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Kunden.
Kontoinhaber können sich schützen
Verbraucher können sich vor einem solchem Missbrauch schützen, indem sie ihre Kontoauszüge regelmäßig und sorgfältig prüfen. Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagte dem Magazin: "Wenn die Unterschrift auf einem Überweisungsträger nicht stimmt, dann ist der Kunde eigentlich raus, denn er hat keine wirksame Weisung, keinen Auftrag erteilt." In diesem Fall müsse die Bank den Betrag zurückbuchen.
Getestet wurden nach Darstellung von "WISO" die SEB Bank, Deutsche Bank 24, HypoVereinsbank, Dresdner Bank, Commerzbank, Postbank, Sparda Bank sowie jeweils eine Sparkasse, eine Kreissparkasse und eine Volksbank. Welche Banken die Überweisungen nicht ausführten, wurde nicht mitgeteilt.
Aus Der Welt vom 23/04/01 zum Thema Aktienrückkäufe;
Aktienrückkäufe - oft ein trügerisches Signal
Studie: Erwerb eigener Anteilsscheine hilft dem Kurs langfristig nicht - Gefahr reiner Liquiditätsvernichtung
Kauf eigener Aktien verpufft wirkungslos
Von Beatrix Wirth
Berlin - Nur langsam schreitet die Kurserholung an den Aktienmärkten voran. Dies stimmt nicht nur Anleger ungeduldig: Auch die Vorstände vieler Unternehmen wollen sich nicht damit abfinden, dass die Aktien ihrer Firma ein Schattendasein fristen. Daher greifen sie derzeit verstärkt in die Trickkiste und kaufen eigene Aktien zurück. Allein seit Anfang April schritten an die 20 Unternehmen zur Tat oder kündigten an, sich von der Hauptversammlung Aktienrückkauf-Programme genehmigen lassen zu wollen - darunter vor allem Unternehmen des Neuen Marktes wie Augusta, Macropore oder Onvista. Welche Hoffnungen die Firmenchefs damit verbinden, liegt auf der Hand: Die Demonstration, dass sie als "Insider" an ein hohes Potenzial der eigenen "unterbewerteten" Aktien glauben, soll ein Signal für steigende Kurse setzen.
Doch nicht immer geht die Rechnung auf. Bei vielen Titeln löste die Aussicht auf Aktienrückkäufe keinen oder nur einen geringen Effekt aus - oder es ging sogar abwärts. Beispiel Escada: Seit der Zustimmung der Hauptversammlung zum Aktienrückkauf-Programm am 3. April verloren die Titel mehr als sieben Prozent. Diese Reaktionen bestätigen die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Peter Dombeck, Analyst bei der Berenberg Bank. Er beobachtete bei Dax-100-Titeln in einem 21-Tages-Fenster um die Ad-hoc-Meldungen, in denen die Absicht von Aktienrückkäufen angekündigt wurde, lediglich eine Outperformance gegenüber dem Index von rund drei Prozent. Nach dem Hauptversammlungsbeschluss brachen die Aktien der tatsächlich rückkaufenden Gesellschaften dann sogar regelrecht ein. In dem gesamten Analysezeitraum von zwölf Monaten vor der Hauptversammlung bis 18 Monate danach (so lange ist die Rückkaufermächtigung gültig) konnten die Titel keine signifikant bessere Kursentwicklung als der Index erreichen. "Aktienrückkäufe sind kein Allheilmittel für steigende Kurse", fasst Dombeck zusammen.
Nach Ansicht des Analysten resultiert das ernüchternde Ergebnis auch daraus, dass deutsche Manager im Vergleich zu ihren US-Kollegen noch wenig Erfahrung mit Aktienrückkäufen haben. Während in den USA entsprechende Programme seit langem gang und gäbe sind, sind Aktienrückkäufe in Deutschland erst seit 1998 erlaubt. "Auch kennen sich viele Unternehmensführer nicht ausreichend mit dem Kapitalmarkt aus", sagt Dombeck. Dies berge ein hohes Risiko: "Wenn die Aktien zum falschen Zeitpunkt zurückgekauft werden, also die Kurse danach fallen, führt dies nicht zur Steigerung des Unternehmenswertes, sondern ist reine Liquiditätsvernichtung."
Auch Aktionärsschützer werfen die Frage auf, inwieweit Aktiengesellschaften mit den Rückkäufen tatsächlich den Nutzen der Investoren mehren. "Entscheidend ist die Verwendung der rückgekauften Aktien", sagt Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Wenn die Anteilsscheine als Akquisitionswährung für aussichtsreiche Beteiligungen genutzt würden, sei das positiv zu werten. "Wenig sinnvoll ist jedoch, wenn die Aktien später einfach an den Markt zurückgegeben werden." Dann habe das Unternehmen keine strategischen Ziele verfolgt und nur "kurzfristigen Aktionismus" gezeigt. Ähnlich negativ beurteilt Pluta, wenn die Unternehmen einfach nur ihr Geld "parken" wollen: "Dann weiß der Vorstand offenbar nichts Besseres mit der überschüssigen Liquidität anzufangen."
Die meisten Unternehmen geben denn auch als Grund für den Aktienrückkauf die Schaffung eines "Mehrwerts für Aktionäre" oder einer Akquisitionswährung an. "Wir tun den Investoren einen Gefallen, wenn wir im derzeitigen Marktumfeld Aktien einsammeln", meint Ari Bisimis, Finanzvorstand bei Macropore. Bisher hat er allerdings von der Genehmigung, bis zu eine Million Aktien zu erwerben, nur spärlich Gebrauch gemacht: Lediglich 4000 Stücke hat Macropore zurückgekauft. Oft nutzen Unternehmen die Berechtigung sogar überhaupt nicht: Abit etwa hat sein erstes Aktienrückkauf-Programm verstreichen lassen, sich aber dennoch gerade eine neue Option genehmigen lassen. "Das gehört inzwischen fast schon zum guten Ton", sagt Analyst Dombeck, nach dessen Schätzungen gerade mal ein Viertel der Unternehmen nach der Genehmigung tatsächlich Aktien zurückkauft.
Seiner Ansicht nach kann Zurückhaltung im derzeitigen Umfeld auch durchaus angebracht sein - selbst wenn die niedrigen Kurse den Unternehmen verlockend erscheinen. In den USA, berichtet Dombeck, stellten Firmen derzeit Aktienrückkäufe zurück. Der Grund: Sie verfügten für den Fall einer Rezession lieber über ein größeres Liquiditätspolster und konservierten daher ihre Barbestände. "Vielleicht", so Dombeck, "wäre das für das eine oder andere deutsche Unternehmen auch eine angemessene Verhaltensweise."
Aktienrückkäufe - oft ein trügerisches Signal
Studie: Erwerb eigener Anteilsscheine hilft dem Kurs langfristig nicht - Gefahr reiner Liquiditätsvernichtung
Kauf eigener Aktien verpufft wirkungslos
Von Beatrix Wirth
Berlin - Nur langsam schreitet die Kurserholung an den Aktienmärkten voran. Dies stimmt nicht nur Anleger ungeduldig: Auch die Vorstände vieler Unternehmen wollen sich nicht damit abfinden, dass die Aktien ihrer Firma ein Schattendasein fristen. Daher greifen sie derzeit verstärkt in die Trickkiste und kaufen eigene Aktien zurück. Allein seit Anfang April schritten an die 20 Unternehmen zur Tat oder kündigten an, sich von der Hauptversammlung Aktienrückkauf-Programme genehmigen lassen zu wollen - darunter vor allem Unternehmen des Neuen Marktes wie Augusta, Macropore oder Onvista. Welche Hoffnungen die Firmenchefs damit verbinden, liegt auf der Hand: Die Demonstration, dass sie als "Insider" an ein hohes Potenzial der eigenen "unterbewerteten" Aktien glauben, soll ein Signal für steigende Kurse setzen.
Doch nicht immer geht die Rechnung auf. Bei vielen Titeln löste die Aussicht auf Aktienrückkäufe keinen oder nur einen geringen Effekt aus - oder es ging sogar abwärts. Beispiel Escada: Seit der Zustimmung der Hauptversammlung zum Aktienrückkauf-Programm am 3. April verloren die Titel mehr als sieben Prozent. Diese Reaktionen bestätigen die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Peter Dombeck, Analyst bei der Berenberg Bank. Er beobachtete bei Dax-100-Titeln in einem 21-Tages-Fenster um die Ad-hoc-Meldungen, in denen die Absicht von Aktienrückkäufen angekündigt wurde, lediglich eine Outperformance gegenüber dem Index von rund drei Prozent. Nach dem Hauptversammlungsbeschluss brachen die Aktien der tatsächlich rückkaufenden Gesellschaften dann sogar regelrecht ein. In dem gesamten Analysezeitraum von zwölf Monaten vor der Hauptversammlung bis 18 Monate danach (so lange ist die Rückkaufermächtigung gültig) konnten die Titel keine signifikant bessere Kursentwicklung als der Index erreichen. "Aktienrückkäufe sind kein Allheilmittel für steigende Kurse", fasst Dombeck zusammen.
Nach Ansicht des Analysten resultiert das ernüchternde Ergebnis auch daraus, dass deutsche Manager im Vergleich zu ihren US-Kollegen noch wenig Erfahrung mit Aktienrückkäufen haben. Während in den USA entsprechende Programme seit langem gang und gäbe sind, sind Aktienrückkäufe in Deutschland erst seit 1998 erlaubt. "Auch kennen sich viele Unternehmensführer nicht ausreichend mit dem Kapitalmarkt aus", sagt Dombeck. Dies berge ein hohes Risiko: "Wenn die Aktien zum falschen Zeitpunkt zurückgekauft werden, also die Kurse danach fallen, führt dies nicht zur Steigerung des Unternehmenswertes, sondern ist reine Liquiditätsvernichtung."
Auch Aktionärsschützer werfen die Frage auf, inwieweit Aktiengesellschaften mit den Rückkäufen tatsächlich den Nutzen der Investoren mehren. "Entscheidend ist die Verwendung der rückgekauften Aktien", sagt Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Wenn die Anteilsscheine als Akquisitionswährung für aussichtsreiche Beteiligungen genutzt würden, sei das positiv zu werten. "Wenig sinnvoll ist jedoch, wenn die Aktien später einfach an den Markt zurückgegeben werden." Dann habe das Unternehmen keine strategischen Ziele verfolgt und nur "kurzfristigen Aktionismus" gezeigt. Ähnlich negativ beurteilt Pluta, wenn die Unternehmen einfach nur ihr Geld "parken" wollen: "Dann weiß der Vorstand offenbar nichts Besseres mit der überschüssigen Liquidität anzufangen."
Die meisten Unternehmen geben denn auch als Grund für den Aktienrückkauf die Schaffung eines "Mehrwerts für Aktionäre" oder einer Akquisitionswährung an. "Wir tun den Investoren einen Gefallen, wenn wir im derzeitigen Marktumfeld Aktien einsammeln", meint Ari Bisimis, Finanzvorstand bei Macropore. Bisher hat er allerdings von der Genehmigung, bis zu eine Million Aktien zu erwerben, nur spärlich Gebrauch gemacht: Lediglich 4000 Stücke hat Macropore zurückgekauft. Oft nutzen Unternehmen die Berechtigung sogar überhaupt nicht: Abit etwa hat sein erstes Aktienrückkauf-Programm verstreichen lassen, sich aber dennoch gerade eine neue Option genehmigen lassen. "Das gehört inzwischen fast schon zum guten Ton", sagt Analyst Dombeck, nach dessen Schätzungen gerade mal ein Viertel der Unternehmen nach der Genehmigung tatsächlich Aktien zurückkauft.
Seiner Ansicht nach kann Zurückhaltung im derzeitigen Umfeld auch durchaus angebracht sein - selbst wenn die niedrigen Kurse den Unternehmen verlockend erscheinen. In den USA, berichtet Dombeck, stellten Firmen derzeit Aktienrückkäufe zurück. Der Grund: Sie verfügten für den Fall einer Rezession lieber über ein größeres Liquiditätspolster und konservierten daher ihre Barbestände. "Vielleicht", so Dombeck, "wäre das für das eine oder andere deutsche Unternehmen auch eine angemessene Verhaltensweise."
Flowtex-Beschuldigter will Dresdner Bank verklagen
München (ddp.vwd). Der in der Flowtex-Affäre mitbeschuldigte Deutsch-Syrer Yassin Dogmoch will deutsche Geschäftsbanken auf Schadenersatz verklagen. Er kündigte im Nachrichtenmagazin «Focus» Klagen bei deutschen, US-amerikanischen, libanesischen und Schweizer Gerichten an. Im Zusammenhang mit dem Flowtex-Skandal hatten Behörden in der Schweiz und Deutschland Konten des wegen Geldwäsche verdächtigen Dogmoch eingefroren. Die Banken, «allen voran die Dresdner Bank», seien wegen Bruchs des Bankgeheimnisses zu Zahlungen von über 100 Millionen Mark verpflichtet, sagte der in Beirut residierende Geschäftsmann einem am Sonntag vorab veröffentlichten Bericht zufolge.
München (ddp.vwd). Der in der Flowtex-Affäre mitbeschuldigte Deutsch-Syrer Yassin Dogmoch will deutsche Geschäftsbanken auf Schadenersatz verklagen. Er kündigte im Nachrichtenmagazin «Focus» Klagen bei deutschen, US-amerikanischen, libanesischen und Schweizer Gerichten an. Im Zusammenhang mit dem Flowtex-Skandal hatten Behörden in der Schweiz und Deutschland Konten des wegen Geldwäsche verdächtigen Dogmoch eingefroren. Die Banken, «allen voran die Dresdner Bank», seien wegen Bruchs des Bankgeheimnisses zu Zahlungen von über 100 Millionen Mark verpflichtet, sagte der in Beirut residierende Geschäftsmann einem am Sonntag vorab veröffentlichten Bericht zufolge.
was steht uns noch bevor ?
Robert S. Gordon, zuständig für Geschäftsentwicklung beim größten Internet-Ausrüster der Welt Cisco Systems wird wegen der
Veruntreuung von 10 Mio.$ festgenommen und angeklagt. Wie in einer eidesstattlichen Erklärung des FBI (Federal Bureau of
Investigation) mitgeteilt wird, habe Gordon in betrügerischer Absicht mehr als 30.000 Aktie der Internet Security Group
erworben und diese dann über eine Firma mit Sitz auf den Bahamas verkauft.
Angeblich hat Gordon den Erlös zu einem Großteil in das Cisco-Partnerunternehmen Spanlink Communication investiert. Er
sieht sich einer Geldstrafe von 250.000$ und einer fünfjährigen Gefängnisstrafe gegenüber. Nach Angaben von Cisco habe man
die Behörden über den Fall in Kenntnis gesetzt und unterstütze die Untersuchungen. Ein Unternehmenssprecher teilt zudem mit,
dass Gordon nicht mehr bei Cisco arbeite.
quelle: Redaktion WO
Robert S. Gordon, zuständig für Geschäftsentwicklung beim größten Internet-Ausrüster der Welt Cisco Systems wird wegen der
Veruntreuung von 10 Mio.$ festgenommen und angeklagt. Wie in einer eidesstattlichen Erklärung des FBI (Federal Bureau of
Investigation) mitgeteilt wird, habe Gordon in betrügerischer Absicht mehr als 30.000 Aktie der Internet Security Group
erworben und diese dann über eine Firma mit Sitz auf den Bahamas verkauft.
Angeblich hat Gordon den Erlös zu einem Großteil in das Cisco-Partnerunternehmen Spanlink Communication investiert. Er
sieht sich einer Geldstrafe von 250.000$ und einer fünfjährigen Gefängnisstrafe gegenüber. Nach Angaben von Cisco habe man
die Behörden über den Fall in Kenntnis gesetzt und unterstütze die Untersuchungen. Ein Unternehmenssprecher teilt zudem mit,
dass Gordon nicht mehr bei Cisco arbeite.
quelle: Redaktion WO
So war drei Tage nicht vor Ort,jetzt geht es weiter;
von THECANADIEN 25.04.01 19:17:41 3388051
Finanzplatz Deutschland: Zahnlose Börsenaufsicht
Auch nach der Flut von Skandalen am Neuen Markt richten die Aufsichtsbehörden zu wenig gegen Insiderhandel und Kursmanipulation aus
Es wirkt wie das Ende der Lethargie: Deutschlands Staatsanwälte, bisher eher lässig beim Verfolgen von Börsendelikten, wirbeln den Frankfurter Sumpf auf. Fahnder der Staatsanwaltschaft Mannheim durchsuchten vergangene Woche die DG Bank, die BHF-Bank, die Heidelberger Volksbank und die Deutsche Börse. Sie stöberten nach Informationen über Mitglieder des Arbeitskreises Aktienindizes an der Frankfurter Börse. Diese hatte im August entschieden, den Heidelberger Finanzdienstleister MLP nicht in den Dax aufzunehmen. Bevor dieser Entschluss veröffentlicht wurde, hatten offenbar Insider, nachdem sie von Mitgliedern des Ausschusses einen heißen Tipp erhalten hatten, massiv MLP-Aktien auf den Markt geworfen.
Selbst wenn es den Staatsanwälten gelingen sollte, Beschuldigte vor Gericht zu bringen: Das Ansehen des oft als „zahnloser Tiger“ verspotteten Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) wird der Fall MLP nicht verbessern. BAWe-Sachbearbeiter nahmen zwar an den Durchsuchungen teil. Angestoßen wurde die Aktion aber durch eine Anzeige, die direkt bei den Staatsanwälten einging. BAWe-Mitarbeiter hatten zwar auch „Auffälligkeiten“ bei der Kursentwicklung von MLP registriert. Weil die Aktie aber immer stark schwankt, hatten sie den Vorgang achselzuckend ad acta gelegt – wie schon so viele Fälle zuvor.
Prüfen, registrieren, wieder vorlegen, abheften, vergessen – Insiderverfahren laufen in Frankfurt fast immer nach dem selben Muster: Eine Aktie fällt, niemand weiß, warum. Dann die Erklärung: Das Unternehmen gibt eine Gewinnwarnung heraus. In den Internetboards schäumen die Anleger vor Wut: „Insider haben etwas gewusst und vorab Aktien verkauft.“ Journalisten rufen beim BAWe an. „Wir prüfen die Angelegenheit“, lässt sich die Pressestelle der Behörde am folgenden Tag in den Zeitungen zitieren. Falls sich, was bei kleineren Auffälligkeiten selten vorkommt, einige Wochen später noch jemand für den Fall interessiert, heißt es fast immer: „Die Sache wurde eingestellt.“ Wenn die BAWe-Beamten tatsächlich etwas gefunden haben, „wurde der Fall an die zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben.“ Die wiederum lässt ihn dann meistens fallen.
„Wenn wir die Tat nachweisen konnten, die Schuld aber gering war und kein öffentliches Interesse an der weiteren Verfolgung bestand“, sagt der Frankfurter Staatsanwalt Claus Hildner, „stellen wir die Ermittlungen ein, oft gegen Zahlung einer Geldauflage.“ Die Quote der Einstellungen sei aber nicht höher als bei anderen Delikten auch. Eine Diskrepanz zwischen den häufigen Unregelmäßigkeiten und der verschwindend geringen Zahl von Bestrafungen sieht Hildner nicht: „Wenn uns keine konkreten Beweise geliefert werden, können wir auch keine Verfahren einleiten,“ sagt er – ein Versuch, den Schwarzen Peter an das BAWe zurückzuschieben.
Aus Börsenkreisen ist dagegen unter der Hand immer wieder Kritik an der Frankfurter Staatsanwaltschaft zu hören. August Schäfer, ehemaliger Chef der Frankfurter Handelsüberwachung, hatte nach den Untersuchungen gegen Börsenbriefschreiber Egbert Prior sogar beim Generalstaatsanwalt Beschwerde wegen „unterlassener Ermittlungen“ eingelegt. Rüdiger von Rosen, Präsident des Deutschen Aktieninstituts, monierte erst kürzlich, dass Ermittlungen des BAWe „wegen Untätigkeit einer Staatsanwaltschaft im Sande verlaufen.“
Tatsächlich fällt auf, dass an den wenigen spektakuläreren Verfahren meist weder das BAWe noch die Frankfurter Justiz beteiligt sind. Siehe MLP: Obwohl es um einen Vorfall in Frankfurt geht – hier tagt der Arbeitskreis Aktienindizes, hier sitzen Börse und Banken – schlugen Staatsanwälte aus Mannheim zu. Und Prior stand in Mainz vor Gericht, angeklagt von der Staatsanwaltschaft Koblenz. Die früheren Infomatec-Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele wanderten in Augsburg ins Gefängnis. Gegen den Verleger der Anlegerpostille „Der Aktionär“, Bernd Förtsch, gingen Stuttgarter Staatsanwälte vor, der Fall der mit kriminellen Machenschaften an den Rand des Ruins manövrierten Entsorgungsfirmen am Neuen Markt, Loesch und Sero, läuft in Bielefeld, die dubiosen Kursbeeinflussungen mit Ad-hoc-Mitteilungen bei Metabox bearbeitet die Staatsanwaltschaft Hannover. Der erste Fall von Kursmanipulation im Internet wird demnächst in Düsseldorf zur Anklage gebracht.
Fünf gleichzeitig von der Frankfurter Handelsüberwachungsstelle angezeigte Fälle von Kursmanipulation schoben die Frankfurter an fünf verschiedene Staatsanwaltschaften ab – nach Stuttgart, Hamburg, Augsburg, Kiel und Potsdam.
In der Börsenprovinz aber kann es dann passieren, dass Richter, die sonst mit Ladendiebstahl und Drogenmissbrauch, aber nur einmal in ihrem Leben mit einem Börsendelikt zu tun haben, Angeklagten gegenüberstehen, die Professoren für Börsenrecht als Verteidiger aufbieten. So war es etwa in Mainz im Fall Prior.
Manchmal platzt den Staatsanwälten in der Provinz aber auch der Kragen. Ein Verfahren gegen Aktienhändler der WestLB wegen vermuteter Kursmanipulationen bei Gildemeister-Aktien schoben die Frankfurter Staatsanwälte nach Bielefeld ab – weil dort der Sitz des Unternehmens ist. Die Bielefelder aber lehnten eine Übernahme „aus sachlichen Gründen“ ab. Jetzt muss Frankfurt wieder ran.
„Insidergeschäfte sind ein so ernstes Verbrechen wie Bankraub“, sagt Arthur Levitt, bis vor kurzem Chef der legendären US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC . In Deutschland glauben das noch längst nicht alle Justizvertreter.
Das BAWe seinerseits konnte bisher in allen Fällen von Kursmanipulation auf die eigene Nicht-Zuständigkeit verweisen. Das Amt soll sich laut Gesetz auf Insidergeschäfte konzentrieren, nicht aber um in aller Öffentlichkeit verfälschte Kurse kümmern. Das ändert sich in Zukunft: Mit Inkrafttreten des vierten Finanzmarktförderungsgesetzes soll das Amt von 2002 an auch Kursmanipulation verfolgen. Das können heimliche Stützungskäufe sein, mit deren Hilfe ein Kurs hoch- gehalten wird, aber auch Manipulationen seitens der Unternehmen.
Infomatec etwa trieb durch falsche Ad-hoc-Meldungen den Börsenkurs künstlich in die Höhe. „Anschließend haben die Vorstände eigene Aktien abgestoßen und erhebliche Kursgewinne realisiert,“ sagt der Münchner Anwalt Klaus Rotter, der Anleger gegen Infomatec vertritt. „Die Lancierung falscher Meldungen am Markt ist durchaus vergleichbar mit Geldfälschung. Der deutsche Gesetzgeber sollte sich daher auch hier zu einer angemessenen Sanktionierung entschließen,“ fordert der Anwalt.
Weniger gravierende Fälle von Kursmanipulation, die bisher von Staatsanwaltschaften nur widerwillig verfolgt wurden, können künftig direkt mit einem Bußgeld geahndet werden. BAWe-Vizepräsident Georg Dreyling wünscht sich etwas Ähnliches auch für kleinere Insidervergehen: „In minder schweren Fällen sollte das als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld bestraft werden.“ In Berlin hat man rechtspolitische Bedenken, weil bei Insiderdelikten Straftaten von bloßen Ordnungswidrigkeiten nur schwer abzugrenzen seien.
Ebenfalls wenig wahrscheinlich ist, dass Insidern generell der Aktienhandel verboten wird. Auch das hatte das BAWe zeitweise gefordert. Bisher untersagt das Gesetz Insidern nur, „unter Ausnutzung“ ihres Wissensvorsprungs zu handeln. Wer glaubhaft machen kann, er habe verkauft, weil sein Banker das geraten habe oder weil er gerade Geld für ein Haus brauchte, kommt straffrei davon.
Eine weitere Schwäche der Gesetze: Gängige Instrumente zur Kursmanipulation wie Ad-hoc-Mitteilungen oder Aktientipps in obskuren Börsenbriefen schützt das hessische Presserecht. Folge: Die Delikte sind bereits nach sechs Monaten verjährt. In dieser kurzen Zeit aber kann kaum ein Fall zu Ende ermittelt werden. „Unsere amerikanischen Kollegen schütteln darüber nur mit dem Kopf“, schimpft Anwalt Rotter.
2002 will Finanzminister Hans Eichel das BAWe zusammen mit Banken- und Versicherungsaufsichtsämtern zu einer Allfinanzbehörde verschmelzen. Wichtiger als eine Mammut-Aufsichtsbehörde scheint indes, dass bestimmte Strafverfolger und Gerichte sich auf Börsenfälle spezialisieren. Der Frankfurter Staatsanwalt Hildner wehrt sich zwar dagegen: „Ich muss nicht einen jahrelang geschulten Kollegen auf diese Fälle ansetzen. Man kann sich in diese Materie einlesen.“ Die schwache Bilanz der Justiz in Sachen Kursmanipulation und Insiderhandel spricht aber dafür, dass am per definitionen immer zuständigen Finanzplatz Frankfurt eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft eingerichtet wird, die sich ausschließlich mit Kapitalmarktdelikten beschäftigt.
Als Kandidat für die Leitung einer solchen Behörde wird in Frankfurt Klaus-Dieter Benner gehandelt. Benner überführte als Staatsanwalt in Frankfurt bis Mitte der Neunzigerjahre die ersten Insider in Deutschland überhaupt. 1997 wechselte der in der Frankfurter Staatsanwaltschaft als übereifrig verschriene Ermittler als Staatskommissar zur hessischen Börsenaufsichtsbehörde. Seit dem Regierungswechsel in Hessen liegt der Staatskommissar aber auch hier mit seinen Wiesbadener Vorgesetzten im Clinch. Mancher im Landeswirtschaftsministerium wäre vermutlich froh, wenn er den unbequemen Benner auf diesem Weg loswürde.
Selbst eine motivierte Schwerpunkt-staatsanwaltschaft wird aber auch in Zukunft nichts ausrichten, wenn Unternehmen gegen das Regelwerk des Neuen Markts verstoßen. Um die Regeln selbst bestimmen zu können, hatte die Börse den Neuen Markt 1997 bewusst als privatrechtliches Gebilde konstruiert. Der Staat ist außen vor. Wenn Unternehmen Aktienverkäufe von Managern vertuschen oder Sperrfristvereinbarungen brechen, drohen nur die von der Börse festgelegten Sanktionen. Die Börse aber sieht in den gelisteten Unternehmen vor allem eigene Kunden, die man lieber nicht vergraulen möchte.
von THECANADIEN 25.04.01 19:17:41 3388051
Finanzplatz Deutschland: Zahnlose Börsenaufsicht
Auch nach der Flut von Skandalen am Neuen Markt richten die Aufsichtsbehörden zu wenig gegen Insiderhandel und Kursmanipulation aus
Es wirkt wie das Ende der Lethargie: Deutschlands Staatsanwälte, bisher eher lässig beim Verfolgen von Börsendelikten, wirbeln den Frankfurter Sumpf auf. Fahnder der Staatsanwaltschaft Mannheim durchsuchten vergangene Woche die DG Bank, die BHF-Bank, die Heidelberger Volksbank und die Deutsche Börse. Sie stöberten nach Informationen über Mitglieder des Arbeitskreises Aktienindizes an der Frankfurter Börse. Diese hatte im August entschieden, den Heidelberger Finanzdienstleister MLP nicht in den Dax aufzunehmen. Bevor dieser Entschluss veröffentlicht wurde, hatten offenbar Insider, nachdem sie von Mitgliedern des Ausschusses einen heißen Tipp erhalten hatten, massiv MLP-Aktien auf den Markt geworfen.
Selbst wenn es den Staatsanwälten gelingen sollte, Beschuldigte vor Gericht zu bringen: Das Ansehen des oft als „zahnloser Tiger“ verspotteten Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) wird der Fall MLP nicht verbessern. BAWe-Sachbearbeiter nahmen zwar an den Durchsuchungen teil. Angestoßen wurde die Aktion aber durch eine Anzeige, die direkt bei den Staatsanwälten einging. BAWe-Mitarbeiter hatten zwar auch „Auffälligkeiten“ bei der Kursentwicklung von MLP registriert. Weil die Aktie aber immer stark schwankt, hatten sie den Vorgang achselzuckend ad acta gelegt – wie schon so viele Fälle zuvor.
Prüfen, registrieren, wieder vorlegen, abheften, vergessen – Insiderverfahren laufen in Frankfurt fast immer nach dem selben Muster: Eine Aktie fällt, niemand weiß, warum. Dann die Erklärung: Das Unternehmen gibt eine Gewinnwarnung heraus. In den Internetboards schäumen die Anleger vor Wut: „Insider haben etwas gewusst und vorab Aktien verkauft.“ Journalisten rufen beim BAWe an. „Wir prüfen die Angelegenheit“, lässt sich die Pressestelle der Behörde am folgenden Tag in den Zeitungen zitieren. Falls sich, was bei kleineren Auffälligkeiten selten vorkommt, einige Wochen später noch jemand für den Fall interessiert, heißt es fast immer: „Die Sache wurde eingestellt.“ Wenn die BAWe-Beamten tatsächlich etwas gefunden haben, „wurde der Fall an die zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben.“ Die wiederum lässt ihn dann meistens fallen.
„Wenn wir die Tat nachweisen konnten, die Schuld aber gering war und kein öffentliches Interesse an der weiteren Verfolgung bestand“, sagt der Frankfurter Staatsanwalt Claus Hildner, „stellen wir die Ermittlungen ein, oft gegen Zahlung einer Geldauflage.“ Die Quote der Einstellungen sei aber nicht höher als bei anderen Delikten auch. Eine Diskrepanz zwischen den häufigen Unregelmäßigkeiten und der verschwindend geringen Zahl von Bestrafungen sieht Hildner nicht: „Wenn uns keine konkreten Beweise geliefert werden, können wir auch keine Verfahren einleiten,“ sagt er – ein Versuch, den Schwarzen Peter an das BAWe zurückzuschieben.
Aus Börsenkreisen ist dagegen unter der Hand immer wieder Kritik an der Frankfurter Staatsanwaltschaft zu hören. August Schäfer, ehemaliger Chef der Frankfurter Handelsüberwachung, hatte nach den Untersuchungen gegen Börsenbriefschreiber Egbert Prior sogar beim Generalstaatsanwalt Beschwerde wegen „unterlassener Ermittlungen“ eingelegt. Rüdiger von Rosen, Präsident des Deutschen Aktieninstituts, monierte erst kürzlich, dass Ermittlungen des BAWe „wegen Untätigkeit einer Staatsanwaltschaft im Sande verlaufen.“
Tatsächlich fällt auf, dass an den wenigen spektakuläreren Verfahren meist weder das BAWe noch die Frankfurter Justiz beteiligt sind. Siehe MLP: Obwohl es um einen Vorfall in Frankfurt geht – hier tagt der Arbeitskreis Aktienindizes, hier sitzen Börse und Banken – schlugen Staatsanwälte aus Mannheim zu. Und Prior stand in Mainz vor Gericht, angeklagt von der Staatsanwaltschaft Koblenz. Die früheren Infomatec-Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele wanderten in Augsburg ins Gefängnis. Gegen den Verleger der Anlegerpostille „Der Aktionär“, Bernd Förtsch, gingen Stuttgarter Staatsanwälte vor, der Fall der mit kriminellen Machenschaften an den Rand des Ruins manövrierten Entsorgungsfirmen am Neuen Markt, Loesch und Sero, läuft in Bielefeld, die dubiosen Kursbeeinflussungen mit Ad-hoc-Mitteilungen bei Metabox bearbeitet die Staatsanwaltschaft Hannover. Der erste Fall von Kursmanipulation im Internet wird demnächst in Düsseldorf zur Anklage gebracht.
Fünf gleichzeitig von der Frankfurter Handelsüberwachungsstelle angezeigte Fälle von Kursmanipulation schoben die Frankfurter an fünf verschiedene Staatsanwaltschaften ab – nach Stuttgart, Hamburg, Augsburg, Kiel und Potsdam.
In der Börsenprovinz aber kann es dann passieren, dass Richter, die sonst mit Ladendiebstahl und Drogenmissbrauch, aber nur einmal in ihrem Leben mit einem Börsendelikt zu tun haben, Angeklagten gegenüberstehen, die Professoren für Börsenrecht als Verteidiger aufbieten. So war es etwa in Mainz im Fall Prior.
Manchmal platzt den Staatsanwälten in der Provinz aber auch der Kragen. Ein Verfahren gegen Aktienhändler der WestLB wegen vermuteter Kursmanipulationen bei Gildemeister-Aktien schoben die Frankfurter Staatsanwälte nach Bielefeld ab – weil dort der Sitz des Unternehmens ist. Die Bielefelder aber lehnten eine Übernahme „aus sachlichen Gründen“ ab. Jetzt muss Frankfurt wieder ran.
„Insidergeschäfte sind ein so ernstes Verbrechen wie Bankraub“, sagt Arthur Levitt, bis vor kurzem Chef der legendären US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC . In Deutschland glauben das noch längst nicht alle Justizvertreter.
Das BAWe seinerseits konnte bisher in allen Fällen von Kursmanipulation auf die eigene Nicht-Zuständigkeit verweisen. Das Amt soll sich laut Gesetz auf Insidergeschäfte konzentrieren, nicht aber um in aller Öffentlichkeit verfälschte Kurse kümmern. Das ändert sich in Zukunft: Mit Inkrafttreten des vierten Finanzmarktförderungsgesetzes soll das Amt von 2002 an auch Kursmanipulation verfolgen. Das können heimliche Stützungskäufe sein, mit deren Hilfe ein Kurs hoch- gehalten wird, aber auch Manipulationen seitens der Unternehmen.
Infomatec etwa trieb durch falsche Ad-hoc-Meldungen den Börsenkurs künstlich in die Höhe. „Anschließend haben die Vorstände eigene Aktien abgestoßen und erhebliche Kursgewinne realisiert,“ sagt der Münchner Anwalt Klaus Rotter, der Anleger gegen Infomatec vertritt. „Die Lancierung falscher Meldungen am Markt ist durchaus vergleichbar mit Geldfälschung. Der deutsche Gesetzgeber sollte sich daher auch hier zu einer angemessenen Sanktionierung entschließen,“ fordert der Anwalt.
Weniger gravierende Fälle von Kursmanipulation, die bisher von Staatsanwaltschaften nur widerwillig verfolgt wurden, können künftig direkt mit einem Bußgeld geahndet werden. BAWe-Vizepräsident Georg Dreyling wünscht sich etwas Ähnliches auch für kleinere Insidervergehen: „In minder schweren Fällen sollte das als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld bestraft werden.“ In Berlin hat man rechtspolitische Bedenken, weil bei Insiderdelikten Straftaten von bloßen Ordnungswidrigkeiten nur schwer abzugrenzen seien.
Ebenfalls wenig wahrscheinlich ist, dass Insidern generell der Aktienhandel verboten wird. Auch das hatte das BAWe zeitweise gefordert. Bisher untersagt das Gesetz Insidern nur, „unter Ausnutzung“ ihres Wissensvorsprungs zu handeln. Wer glaubhaft machen kann, er habe verkauft, weil sein Banker das geraten habe oder weil er gerade Geld für ein Haus brauchte, kommt straffrei davon.
Eine weitere Schwäche der Gesetze: Gängige Instrumente zur Kursmanipulation wie Ad-hoc-Mitteilungen oder Aktientipps in obskuren Börsenbriefen schützt das hessische Presserecht. Folge: Die Delikte sind bereits nach sechs Monaten verjährt. In dieser kurzen Zeit aber kann kaum ein Fall zu Ende ermittelt werden. „Unsere amerikanischen Kollegen schütteln darüber nur mit dem Kopf“, schimpft Anwalt Rotter.
2002 will Finanzminister Hans Eichel das BAWe zusammen mit Banken- und Versicherungsaufsichtsämtern zu einer Allfinanzbehörde verschmelzen. Wichtiger als eine Mammut-Aufsichtsbehörde scheint indes, dass bestimmte Strafverfolger und Gerichte sich auf Börsenfälle spezialisieren. Der Frankfurter Staatsanwalt Hildner wehrt sich zwar dagegen: „Ich muss nicht einen jahrelang geschulten Kollegen auf diese Fälle ansetzen. Man kann sich in diese Materie einlesen.“ Die schwache Bilanz der Justiz in Sachen Kursmanipulation und Insiderhandel spricht aber dafür, dass am per definitionen immer zuständigen Finanzplatz Frankfurt eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft eingerichtet wird, die sich ausschließlich mit Kapitalmarktdelikten beschäftigt.
Als Kandidat für die Leitung einer solchen Behörde wird in Frankfurt Klaus-Dieter Benner gehandelt. Benner überführte als Staatsanwalt in Frankfurt bis Mitte der Neunzigerjahre die ersten Insider in Deutschland überhaupt. 1997 wechselte der in der Frankfurter Staatsanwaltschaft als übereifrig verschriene Ermittler als Staatskommissar zur hessischen Börsenaufsichtsbehörde. Seit dem Regierungswechsel in Hessen liegt der Staatskommissar aber auch hier mit seinen Wiesbadener Vorgesetzten im Clinch. Mancher im Landeswirtschaftsministerium wäre vermutlich froh, wenn er den unbequemen Benner auf diesem Weg loswürde.
Selbst eine motivierte Schwerpunkt-staatsanwaltschaft wird aber auch in Zukunft nichts ausrichten, wenn Unternehmen gegen das Regelwerk des Neuen Markts verstoßen. Um die Regeln selbst bestimmen zu können, hatte die Börse den Neuen Markt 1997 bewusst als privatrechtliches Gebilde konstruiert. Der Staat ist außen vor. Wenn Unternehmen Aktienverkäufe von Managern vertuschen oder Sperrfristvereinbarungen brechen, drohen nur die von der Börse festgelegten Sanktionen. Die Börse aber sieht in den gelisteten Unternehmen vor allem eigene Kunden, die man lieber nicht vergraulen möchte.
"Infomatec-Vorstand muß persönlich haften"
Gutachter: 60 Millionen DM durch falsche Ad-hoc-Mitteilung verdient / Musterklagen anhängig
jja. FRANKFURT, 25. April. Die früheren Infomatec-Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die wegen mutmaßlichen Kursbetrugs in Untersuchungshaft sitzen, haften geschädigten Anlegern für falsche Ad-hoc-Mitteilungen des Unternehmens persönlich. Zu diesem Ergebnis kommt ein achtzigseitiges Gutachten des Augsburger Universitätsprofessors Thomas M. J. Möllers, das dieser Zeitung vorliegt. Harlos und Häfele hatten - wie mehrfach berichtet - vorgebliche Großaufträge für Software und "Surfstations" bekanntgegeben. Nach dem dadurch ausgelösten Kursanstieg haben sie den Gerichtsakten zufolge mit dem Verkauf eigener Aktien jeweils rund 30 Millionen DM verdient. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft - auch wegen Verdachts auf Insiderhandel und unrichtige Bilanzdarstellung - dauern noch an, wie es dort am Mittwoch hieß. Eine "weitere Beschwerde" gegen ihre Haft liegt derzeit beim Oberlandesgericht München.
Verschiedene Anwaltskanzleien und Aktionärsvereinigungen haben bereits Hunderte von Klagen gegen Infomatec angekündigt. Das Landgericht Augsburg, bei dem mittlerweile erste Musterklagen von Geschädigten anhängig sind, ist an die Studie von Möllers nicht gebunden; der Wissenschaftler hat sie für eine der Kanzleien erstellt, die Kläger vertreten. Da mit dem Verfahren jedoch juristisches Neuland betreten wird, könnte die Expertise die Rechtsprechung - auch in Prozessen gegen andere Unternehmen, die derzeit anrollen - maßgeblich beeinflussen. Der Zugriff auf das Privatvermögen von Vorständen ist für Anleger besonders dann erfolgversprechend, wenn damit Kursgewinne abgeschöpft werden können, die durch unzutreffende Ad-hoc-Mitteilungen erzielt worden sind. Von Bedeutung ist ein solcher Anspruch auch für die Diskussion, ob beim geplanten Vierten Finanzmarktförderungsgesetz die Rechte von Anlegern gestärkt werden müssen.
Möllers räumt ein, daß das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), das Unternehmen zur unverzüglichen Veröffentlichung von kursrelevanten Tatsachen verpflichtet, bei Verstößen ausdrücklich keine Regreßansprüche begründen will. Der Rechtswissenschaftler untersucht aber nicht näher den von Anwälten hiergegen gerichteten Einwand, dieser Ausschluß in Paragraph 15 verletze die zugrundeliegende EU-Richtlinie. Vielmehr stützt er sich mit Blick darauf, daß die Vorschrift erklärtermaßen andere Rechtsgrundlagen nicht einschränkt, auf das Bürgerliche Gesetzbuch. Dessen Paragraph 826 verpflichtet bei "sittenwidrigen vorsätzlichen Schädigungen" zum Schadensersatz. Und diesen Tatbestand hätten die Vorstände durch die Ad-hoc-Mitteilungen vom Dezember 1998 und Mai 1999 erfüllt - selbst wenn diese, wie Harlos und Häfele behaupten, von ihrer Presseabteilung eigenmächtig herausgegeben worden sein sollten.
Da zur zivilrechtlichen Haftung für falsche Ad-hoc-Mitteilungen noch keine Grundsatzurteile vorliegen, knüpft Möllers an die Fallgruppen an, die die Rechtsprechung zu dieser Bestimmung bislang entwickelt hat. Ausführlich leitet er her, daß sowohl die von den Gerichten aufgestellten Voraussetzungen einer "bewußt unrichtigen Auskunft" als auch die einer "leichtfertigen Fehlinformation Dritter" vorlägen. Denn die Pflicht zur Ad-hoc-Publizität werde vom Gesetz gerade deshalb angeordnet, weil "Kapitalanleger diese Informationen benötigen, um in Kenntnis der Chancen und Risiken eines Papiers eine rationale Anlageentscheidung treffen" zu können. Die Veröffentlichung zum angeblichen Vertrag mit Mobilcom sei "eindeutig falsch" gewesen, schreibt Möllers weiter; in der zweiten Ad-hoc-Mitteilung habe sich das Unternehmen selbst von seinen vorherigen Angaben distanziert. Durch deren Herausgabe habe Infomatec zudem deutlich gemacht, daß das Unternehmen diese Angaben selbst für kursrelevant halte. Aufgrund dieser Täuschung hätten Anleger die Aktien zu teuer eingekauft, worin ein Schaden liege. Möllers beruft sich hierbei auch auf die "ständige Rechtsprechung" zur Haftung für eine "Anlagestimmung" durch fehlerhafte Prospekte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2001, Nr. 97 / Seite 33
Gutachter: 60 Millionen DM durch falsche Ad-hoc-Mitteilung verdient / Musterklagen anhängig
jja. FRANKFURT, 25. April. Die früheren Infomatec-Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die wegen mutmaßlichen Kursbetrugs in Untersuchungshaft sitzen, haften geschädigten Anlegern für falsche Ad-hoc-Mitteilungen des Unternehmens persönlich. Zu diesem Ergebnis kommt ein achtzigseitiges Gutachten des Augsburger Universitätsprofessors Thomas M. J. Möllers, das dieser Zeitung vorliegt. Harlos und Häfele hatten - wie mehrfach berichtet - vorgebliche Großaufträge für Software und "Surfstations" bekanntgegeben. Nach dem dadurch ausgelösten Kursanstieg haben sie den Gerichtsakten zufolge mit dem Verkauf eigener Aktien jeweils rund 30 Millionen DM verdient. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft - auch wegen Verdachts auf Insiderhandel und unrichtige Bilanzdarstellung - dauern noch an, wie es dort am Mittwoch hieß. Eine "weitere Beschwerde" gegen ihre Haft liegt derzeit beim Oberlandesgericht München.
Verschiedene Anwaltskanzleien und Aktionärsvereinigungen haben bereits Hunderte von Klagen gegen Infomatec angekündigt. Das Landgericht Augsburg, bei dem mittlerweile erste Musterklagen von Geschädigten anhängig sind, ist an die Studie von Möllers nicht gebunden; der Wissenschaftler hat sie für eine der Kanzleien erstellt, die Kläger vertreten. Da mit dem Verfahren jedoch juristisches Neuland betreten wird, könnte die Expertise die Rechtsprechung - auch in Prozessen gegen andere Unternehmen, die derzeit anrollen - maßgeblich beeinflussen. Der Zugriff auf das Privatvermögen von Vorständen ist für Anleger besonders dann erfolgversprechend, wenn damit Kursgewinne abgeschöpft werden können, die durch unzutreffende Ad-hoc-Mitteilungen erzielt worden sind. Von Bedeutung ist ein solcher Anspruch auch für die Diskussion, ob beim geplanten Vierten Finanzmarktförderungsgesetz die Rechte von Anlegern gestärkt werden müssen.
Möllers räumt ein, daß das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), das Unternehmen zur unverzüglichen Veröffentlichung von kursrelevanten Tatsachen verpflichtet, bei Verstößen ausdrücklich keine Regreßansprüche begründen will. Der Rechtswissenschaftler untersucht aber nicht näher den von Anwälten hiergegen gerichteten Einwand, dieser Ausschluß in Paragraph 15 verletze die zugrundeliegende EU-Richtlinie. Vielmehr stützt er sich mit Blick darauf, daß die Vorschrift erklärtermaßen andere Rechtsgrundlagen nicht einschränkt, auf das Bürgerliche Gesetzbuch. Dessen Paragraph 826 verpflichtet bei "sittenwidrigen vorsätzlichen Schädigungen" zum Schadensersatz. Und diesen Tatbestand hätten die Vorstände durch die Ad-hoc-Mitteilungen vom Dezember 1998 und Mai 1999 erfüllt - selbst wenn diese, wie Harlos und Häfele behaupten, von ihrer Presseabteilung eigenmächtig herausgegeben worden sein sollten.
Da zur zivilrechtlichen Haftung für falsche Ad-hoc-Mitteilungen noch keine Grundsatzurteile vorliegen, knüpft Möllers an die Fallgruppen an, die die Rechtsprechung zu dieser Bestimmung bislang entwickelt hat. Ausführlich leitet er her, daß sowohl die von den Gerichten aufgestellten Voraussetzungen einer "bewußt unrichtigen Auskunft" als auch die einer "leichtfertigen Fehlinformation Dritter" vorlägen. Denn die Pflicht zur Ad-hoc-Publizität werde vom Gesetz gerade deshalb angeordnet, weil "Kapitalanleger diese Informationen benötigen, um in Kenntnis der Chancen und Risiken eines Papiers eine rationale Anlageentscheidung treffen" zu können. Die Veröffentlichung zum angeblichen Vertrag mit Mobilcom sei "eindeutig falsch" gewesen, schreibt Möllers weiter; in der zweiten Ad-hoc-Mitteilung habe sich das Unternehmen selbst von seinen vorherigen Angaben distanziert. Durch deren Herausgabe habe Infomatec zudem deutlich gemacht, daß das Unternehmen diese Angaben selbst für kursrelevant halte. Aufgrund dieser Täuschung hätten Anleger die Aktien zu teuer eingekauft, worin ein Schaden liege. Möllers beruft sich hierbei auch auf die "ständige Rechtsprechung" zur Haftung für eine "Anlagestimmung" durch fehlerhafte Prospekte.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2001, Nr. 97 / Seite 33
Nochmal etwas aus dem Archiv;
30.01.2001
B A N K E N A U F S I C H T
Eine Bank, viel Arbeit
Das Bankhaus Partin muss zum zweiten Mal schließen. Sein Kreditgeschäft gibt Rätsel auf.
Berlin - Die Bankenaufsicht hat das baden-württembergische Bankhaus Partin geschlossen. Grund seien Schwierigkeiten im Kreditgeschäft, teilte der Bundesverband deutscher Banken am Dienstag in Berlin mit. Es ist die erste angeordnete Bankschließung des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen seit 1997. Damals war das Bankhaus Partin wegen ungedeckter Wertberichtigungen für Kredite schon einmal vorübergehend geschlossen worden. Hauptanteilseigner des Instituts ist die Göttinger Gruppe.
Durch den Eingriff der Bankenaufsicht sind die Kundeneinlagen des privaten Geldinstituts mit Sitz in Bad Mergentheim in Höhe von rund 470 Millionen Mark vorübergehend gesperrt. Sie sind über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken geschützt.
Der Fonds werde sich wegen einer kurzfristigen Entschädigung mit den Einlegern in Verbindung setzen, wenn sich herausstellen sollte, dass das Bankhaus Partin GmbH & Co. KGaA nicht in der Lage sei, die Einlagen zurückzuzahlen. Über Wertpapierdepots der Bank könne dagegen weiter verfügt werden. Die Bank hat in Deutschland sieben Filialen und eine Niederlassung in München.
30.01.2001
B A N K E N A U F S I C H T
Eine Bank, viel Arbeit
Das Bankhaus Partin muss zum zweiten Mal schließen. Sein Kreditgeschäft gibt Rätsel auf.
Berlin - Die Bankenaufsicht hat das baden-württembergische Bankhaus Partin geschlossen. Grund seien Schwierigkeiten im Kreditgeschäft, teilte der Bundesverband deutscher Banken am Dienstag in Berlin mit. Es ist die erste angeordnete Bankschließung des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen seit 1997. Damals war das Bankhaus Partin wegen ungedeckter Wertberichtigungen für Kredite schon einmal vorübergehend geschlossen worden. Hauptanteilseigner des Instituts ist die Göttinger Gruppe.
Durch den Eingriff der Bankenaufsicht sind die Kundeneinlagen des privaten Geldinstituts mit Sitz in Bad Mergentheim in Höhe von rund 470 Millionen Mark vorübergehend gesperrt. Sie sind über den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken geschützt.
Der Fonds werde sich wegen einer kurzfristigen Entschädigung mit den Einlegern in Verbindung setzen, wenn sich herausstellen sollte, dass das Bankhaus Partin GmbH & Co. KGaA nicht in der Lage sei, die Einlagen zurückzuzahlen. Über Wertpapierdepots der Bank könne dagegen weiter verfügt werden. Die Bank hat in Deutschland sieben Filialen und eine Niederlassung in München.
Nochmal ein Nachtrag aus den USA zu Cisco;
Robert Gardon drohen fünf Jahre Haft / Kurs verliert über zehn Prozent
Der Vizepräsident von Cisco (Börse Frankfurt: CIS) , Robert Gardon ist gestern verhaftet worden. Er wird verdächtigt, zehn Millionen Dollar veruntreut zu haben. Nach Angaben des FBI hat Gordon 30.206 firmeneigene Aktien der ISS (Internet Security Services Group), auf die Bahamas übertragen, berichtet das "Wall Street Journal".
Den Gewinn aus der Transaktion, rund fünf Millionen Mark, soll Gordon auf sein eigenes Konto übertragen haben. Nun drohen ihm fünf Jahre Haft und eine Strafe in Höhe von 250.000 Dollar.
Robert Gardon drohen fünf Jahre Haft / Kurs verliert über zehn Prozent
Der Vizepräsident von Cisco (Börse Frankfurt: CIS) , Robert Gardon ist gestern verhaftet worden. Er wird verdächtigt, zehn Millionen Dollar veruntreut zu haben. Nach Angaben des FBI hat Gordon 30.206 firmeneigene Aktien der ISS (Internet Security Services Group), auf die Bahamas übertragen, berichtet das "Wall Street Journal".
Den Gewinn aus der Transaktion, rund fünf Millionen Mark, soll Gordon auf sein eigenes Konto übertragen haben. Nun drohen ihm fünf Jahre Haft und eine Strafe in Höhe von 250.000 Dollar.
Neues von CAA:
26.04.2001
C A A
Überraschender Abgang
Die zwei Vorstände, die in den Verdacht des Insiderhandels geraten waren, treten zurück.
Filderstadt - Das Nemax-Unternehmen CAA kommt nicht zur Ruhe. Erst musste sich das Unternehmen mit dem Verdacht auf Insidergeschäfte auseinandersetzen, nun haben haben zwei Vorstände des Software-Unternehmens ihre Ämter niedergelegt. Besonders pikant: Es handelt sich dabei um die Unternehmensgründer Hans-Peter Schmidt und Gabriele Müller. Beide ziehen sich zum 14. Mai aus dem Vorstand zurück.
Den beiden Top-Managern wird vorgehalten, Mitte März Aktienpakte außerbörslich verkauft zu haben. Wenige Wochen später gab das Unternehmen eine massive Gewinnwarnung heraus. Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel hatte daraufhin den Kursverlauf der Aktie nach Auffälligkeiten untersucht, die auf Insiderhandel hinweisen.
Die CAA AG, spezialisiert auf die Entwicklung von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen, erzielte 2000 nach den vorläufigen Zahlen Umsätze von 8,5 Millionen Mark und einen operativen Verlust vor Steuern und Zinsen von 22 Millionen Mark. Die Zahlen blieben damit erheblich hinter den Erwartungen zurück. Der Kurs der Aktie war nach der Gewinnwarnung Anfang des Monats massiv eingebrochen.
Bis zum Donnerstag-Abend legte die Aktie des Unternehmens rund zehn Prozent zu und schloss bei 2,81 Euro zu. Ein testierter Jahresabschluss solle in Kürze vorgelegt werden, hieß es. Bislang hatten die Aktionäre vergeblich darauf gewartet, und das trotz mehrmaliger Anmahnung durch die Deutsche Börse AG. Die Aktiengesellschaft muss daher mit einer Geldstrafe wegen des Verstosses gegen das geltende Regelwerk rechnen.
Quelle: manager-magazin
nützt nur leider den Aktionären nichts mehr
Gruß
charlie
26.04.2001
C A A
Überraschender Abgang
Die zwei Vorstände, die in den Verdacht des Insiderhandels geraten waren, treten zurück.
Filderstadt - Das Nemax-Unternehmen CAA kommt nicht zur Ruhe. Erst musste sich das Unternehmen mit dem Verdacht auf Insidergeschäfte auseinandersetzen, nun haben haben zwei Vorstände des Software-Unternehmens ihre Ämter niedergelegt. Besonders pikant: Es handelt sich dabei um die Unternehmensgründer Hans-Peter Schmidt und Gabriele Müller. Beide ziehen sich zum 14. Mai aus dem Vorstand zurück.
Den beiden Top-Managern wird vorgehalten, Mitte März Aktienpakte außerbörslich verkauft zu haben. Wenige Wochen später gab das Unternehmen eine massive Gewinnwarnung heraus. Das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel hatte daraufhin den Kursverlauf der Aktie nach Auffälligkeiten untersucht, die auf Insiderhandel hinweisen.
Die CAA AG, spezialisiert auf die Entwicklung von Fahrerinformations- und Kommunikationssystemen, erzielte 2000 nach den vorläufigen Zahlen Umsätze von 8,5 Millionen Mark und einen operativen Verlust vor Steuern und Zinsen von 22 Millionen Mark. Die Zahlen blieben damit erheblich hinter den Erwartungen zurück. Der Kurs der Aktie war nach der Gewinnwarnung Anfang des Monats massiv eingebrochen.
Bis zum Donnerstag-Abend legte die Aktie des Unternehmens rund zehn Prozent zu und schloss bei 2,81 Euro zu. Ein testierter Jahresabschluss solle in Kürze vorgelegt werden, hieß es. Bislang hatten die Aktionäre vergeblich darauf gewartet, und das trotz mehrmaliger Anmahnung durch die Deutsche Börse AG. Die Aktiengesellschaft muss daher mit einer Geldstrafe wegen des Verstosses gegen das geltende Regelwerk rechnen.
Quelle: manager-magazin
nützt nur leider den Aktionären nichts mehr
Gruß
charlie
Zur Abwechslung mal etwas aus Belgien;
Lernout & Hauspie: Firmengründer festgenommen
Die Firmengründer des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Weltmarktführers für elektronische Spracherkennungssysteme Lernout & Hauspie sind festgenommen worden.
Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga wurden die ehemaligen Manager Jo Lernout und Pol Hauspie in der Nacht zum Freitag ins Gefängnis in Brügge gebracht.
Die Staatsanwaltschaft im westflämischen Ypern, dem Sitz des Unternehmens, konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Auf der heutigen außerordentlichen Aktionärsversammlung sollen die Hintergründe für den Zusammenbruch des Unternehmens geklärt werden.
Lernout & Hauspie: Firmengründer festgenommen
Die Firmengründer des in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Weltmarktführers für elektronische Spracherkennungssysteme Lernout & Hauspie sind festgenommen worden.
Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga wurden die ehemaligen Manager Jo Lernout und Pol Hauspie in der Nacht zum Freitag ins Gefängnis in Brügge gebracht.
Die Staatsanwaltschaft im westflämischen Ypern, dem Sitz des Unternehmens, konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Auf der heutigen außerordentlichen Aktionärsversammlung sollen die Hintergründe für den Zusammenbruch des Unternehmens geklärt werden.
etwas abwechslung: Thread: Eine kleine Fabel von Löwen, Wölfen, Hyänen und die Möglichkeit der Metamorphose !
mfg, Cybervirus
mfg, Cybervirus
@ alle leser,
also liebe leute, nicht nur immer die fehler bei euch selbst suchen, wenn
man euch getäuscht hat.
wundere mich schon sehr, dass nicht weitaus mehr aktionäre sich hier
blicken lassen.
getreu dem motto: "das geld ist eh weg, zu kämpfen lohnt es sich nicht."
nun ja, ein jeder muss es selbst wissen, was das richtige für ihn ist.
nichts desto trotz werde ich und dank canadian, charly, wangert und einige
andere diesen thread und die wie ich meine äusserst aufschlußreiche artikel
nicht verstauben lassen.
in der hoffnung, dass immer mehr anleger sich anschliessen werden, aber vorallem
die öffentlichkeit wie z. b. medien, politik und andere wichtige instanzen
sich dieser horde betrüger, die hier ihr unwesen treiben, annehmen.
in diesem sinne möchte ich jetzt an dieser stelle aufhören um euch nicht weiter
die zeit zu rauben.
den beitrag den ich reinstellen wollte zur auffrichung, setze ich drunter und hoffe auf etwas
resonanz.
mit besten grüßen an die moderatoren dieses threads canadian, charly, wangert und
der rest.
----------------------------
von Gold Rainbow 24.02.01 12:39:37
Meine Erkenntnis zu den Unternehmen am Neuen Markt:
Es wird vorsätzliche Anlegertäuschung durch Umsatz u. Gewinnzahlen betrieben, die auf kurz oder lang nicht eingehalten werden
können.
Analysten u. Banken pushen die Neuen Markt Unternehmen je nach "NOTWENDIGKEIT" durch Kaufempfehlungen u.
Kursziele
u. sonstigen Lügnereien um die eigenen Bestände mit bester
Perform. an den Dummen zu bringen. Der schwarze Peter wird
letztlich wieder den Unternehmen durch nichtereichen Ihrer Ziele zugeschoben, die Banken Groß u. Altaktionäre
haben Ihr Geld i.
der Tasche ( Interne Vorab Infos) u. der Kleinanleger ist das letzte Glied u. darf Verluste realisieren o. lange
aussitzen.
Kommen Ungereimtheiten der Neuen Markt Unternehmen mal vorher schon ans tageslicht, wird von den Unternehmen gelogen
was das Zeug hält und die Meldungen als falsch
zurückgewiesen . AUCH DISES STRAFFREI !
also liebe leute, nicht nur immer die fehler bei euch selbst suchen, wenn
man euch getäuscht hat.
wundere mich schon sehr, dass nicht weitaus mehr aktionäre sich hier
blicken lassen.
getreu dem motto: "das geld ist eh weg, zu kämpfen lohnt es sich nicht."
nun ja, ein jeder muss es selbst wissen, was das richtige für ihn ist.
nichts desto trotz werde ich und dank canadian, charly, wangert und einige
andere diesen thread und die wie ich meine äusserst aufschlußreiche artikel
nicht verstauben lassen.
in der hoffnung, dass immer mehr anleger sich anschliessen werden, aber vorallem
die öffentlichkeit wie z. b. medien, politik und andere wichtige instanzen
sich dieser horde betrüger, die hier ihr unwesen treiben, annehmen.
in diesem sinne möchte ich jetzt an dieser stelle aufhören um euch nicht weiter
die zeit zu rauben.
den beitrag den ich reinstellen wollte zur auffrichung, setze ich drunter und hoffe auf etwas
resonanz.
mit besten grüßen an die moderatoren dieses threads canadian, charly, wangert und
der rest.
----------------------------
von Gold Rainbow 24.02.01 12:39:37
Meine Erkenntnis zu den Unternehmen am Neuen Markt:
Es wird vorsätzliche Anlegertäuschung durch Umsatz u. Gewinnzahlen betrieben, die auf kurz oder lang nicht eingehalten werden
können.
Analysten u. Banken pushen die Neuen Markt Unternehmen je nach "NOTWENDIGKEIT" durch Kaufempfehlungen u.
Kursziele
u. sonstigen Lügnereien um die eigenen Bestände mit bester
Perform. an den Dummen zu bringen. Der schwarze Peter wird
letztlich wieder den Unternehmen durch nichtereichen Ihrer Ziele zugeschoben, die Banken Groß u. Altaktionäre
haben Ihr Geld i.
der Tasche ( Interne Vorab Infos) u. der Kleinanleger ist das letzte Glied u. darf Verluste realisieren o. lange
aussitzen.
Kommen Ungereimtheiten der Neuen Markt Unternehmen mal vorher schon ans tageslicht, wird von den Unternehmen gelogen
was das Zeug hält und die Meldungen als falsch
zurückgewiesen . AUCH DISES STRAFFREI !
In diesem Zusammenhang empfehle ich den Thread
http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph…
.
http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/thread.ph…
.
Kartellverfahren beendet: 370 Millionen Bußgeld für Betonbranche =
Bonn (dpa/lnw) - Im größten Verfahren seiner Geschichte hat das
Bundeskartellamt wegen verbotener Absprachen gegen 69 Unternehmen und
51 Geschäftsführer der Transportbetonbranche Bußgelder in Höhe von
insgesamt rund 370 Millionen DM verhängt. Das seit 1999 laufende
Verfahren sei abgeschlossen, teilte die Behörde am Mittwoch in Bonn
mit. Betroffen seien alle führenden Unternehmen der Branche gewesen.
Mit dem beendeten Verfahren - 58 Bußgeldbescheide sind bereits
rechtskräftig - wurden Quotenabsprachen über die Lieferung von
Transportbeton für Bauunternehmen und Bauprojekte über Jahre hinweg
in Berlin, Südost-Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Chemnitz
geahndet. In den Verabredungen sei geregelt worden, welches
Unternehmen welches Bauprojekt mit welchen Mengen beliefern durfte,
berichtete das Kartellamt. Schwerpunkt sei Berlin gewesen, wobei das
Kartell vom Bauboom nach der Wiedervereinigung profitiert habe.
Betroffen waren an der Spitze die Readymix AG (Ratingen) sowie
ferner unter anderem Klösters Baustoffwerke GmbH & Co. KG (Teltow),
Heidelberger Zement AG (Heidelberg), Rollbeton GmbH (Berlin),
Dyckerhoff AG (Wiesbaden). Die Bußgelder sollen die mit den
Absprachen erzielten Mehrerlöse abschöpfen.
Erste Hinweise auf die Absprachen hatte das Kartellamt von
Abnehmern des Transportbetons vor etwa zwei Jahren erhalten. Böge
verwies darauf, dass die Behörde eine Bonusregelung für Insider
eingeführt habe, die auf ein verbotenes Kartell hinweisen. «Wer sich
als erster bei uns meldet und zur Aufdeckung eines Kartells beiträgt,
wird vom Bußgeld völlig freigestellt.»
Die Bekämpfung von Kartellen gehöre zu den wichtigsten Aufgaben
des Amtes, betonte Kartellamtspräsident Ulf Böge. Sie schädigten
Wettbewerber und Verbraucher und fügten letztlich auch der
Volkswirtschaft insgesamt hohen Schaden zu.
Ein weiteres Verfahren wegen des Verdachts von Quoten- und
Preisabsprachen beim Transportbeton wie auch bei Betonpumpen läuft
noch. Es richte sich gegen rund 40 Unternehmen vor allem aus
Südwestdeutschland sowie aus Thüringen und Sachsen. Bei
Transportbeton handelt es sich um die gängige und rationellste Form
der Betonherstellung in sich drehenden Behältern auf Fahrzeugen.
Bonn (dpa/lnw) - Im größten Verfahren seiner Geschichte hat das
Bundeskartellamt wegen verbotener Absprachen gegen 69 Unternehmen und
51 Geschäftsführer der Transportbetonbranche Bußgelder in Höhe von
insgesamt rund 370 Millionen DM verhängt. Das seit 1999 laufende
Verfahren sei abgeschlossen, teilte die Behörde am Mittwoch in Bonn
mit. Betroffen seien alle führenden Unternehmen der Branche gewesen.
Mit dem beendeten Verfahren - 58 Bußgeldbescheide sind bereits
rechtskräftig - wurden Quotenabsprachen über die Lieferung von
Transportbeton für Bauunternehmen und Bauprojekte über Jahre hinweg
in Berlin, Südost-Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Chemnitz
geahndet. In den Verabredungen sei geregelt worden, welches
Unternehmen welches Bauprojekt mit welchen Mengen beliefern durfte,
berichtete das Kartellamt. Schwerpunkt sei Berlin gewesen, wobei das
Kartell vom Bauboom nach der Wiedervereinigung profitiert habe.
Betroffen waren an der Spitze die Readymix AG (Ratingen) sowie
ferner unter anderem Klösters Baustoffwerke GmbH & Co. KG (Teltow),
Heidelberger Zement AG (Heidelberg), Rollbeton GmbH (Berlin),
Dyckerhoff AG (Wiesbaden). Die Bußgelder sollen die mit den
Absprachen erzielten Mehrerlöse abschöpfen.
Erste Hinweise auf die Absprachen hatte das Kartellamt von
Abnehmern des Transportbetons vor etwa zwei Jahren erhalten. Böge
verwies darauf, dass die Behörde eine Bonusregelung für Insider
eingeführt habe, die auf ein verbotenes Kartell hinweisen. «Wer sich
als erster bei uns meldet und zur Aufdeckung eines Kartells beiträgt,
wird vom Bußgeld völlig freigestellt.»
Die Bekämpfung von Kartellen gehöre zu den wichtigsten Aufgaben
des Amtes, betonte Kartellamtspräsident Ulf Böge. Sie schädigten
Wettbewerber und Verbraucher und fügten letztlich auch der
Volkswirtschaft insgesamt hohen Schaden zu.
Ein weiteres Verfahren wegen des Verdachts von Quoten- und
Preisabsprachen beim Transportbeton wie auch bei Betonpumpen läuft
noch. Es richte sich gegen rund 40 Unternehmen vor allem aus
Südwestdeutschland sowie aus Thüringen und Sachsen. Bei
Transportbeton handelt es sich um die gängige und rationellste Form
der Betonherstellung in sich drehenden Behältern auf Fahrzeugen.
nicht vergessen...
Aus dem Manager-Magazin:
18.05.2001
S U N B U R S T
Kein Licht. Nirgends.
Insider-Ermittlungen, zwei Dutzend Strafanzeigen und ein Sanktions-Verfahren der Deutschen Börse - die Lage der insolventen AG wird immer bedrohlicher.
Osnabrück/München - Die Situation des angeschlagenen Nemax-Unternehmens Sunburst Merchandising spitzt sich dramatisch zu. Nachdem Mitte April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt worden war, droht nun weiteres Ungemach: Die Deutsche Börse AG wird wegen des immer noch fehlenden Jahresabschlusses ein Sanktionsverfahren einleiten, das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat mit einer Insider-Untersuchung begonnen, und verschiedene Anleger haben Strafanzeige eingereicht.
Das Sanktionsverfahren der Deutschen Börse war bereits seit einigen Wochen erwartet worden. Hintergrund: Trotz mehrmaliger Anmahnung hat Sunburst den testierten Abschluss für 2000 immer noch nicht vorgelegt. Das Regelwerk für den Neuen Markt sieht vor, dass die Zahlen spätestens drei Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres präsentiert werden müssen. In begründeten Ausnahmefällen kann eine Fristverlängerung beantragt werden, diese bringt jedoch maximal vier Wochen Aufschub.
Delisting nicht ausgeschlossen
Wie hoch die Strafe nun ausfällt, ist nach Angaben der Deutschen Börse noch nicht abzusehen. Sprecherin Ursula Schneider: "Wir können entweder eine Geldbuße bis 100.000 Euro verhängen oder - in besonders schwerwiegenden Fällen - einen Ausschluss vom Neuen Markt verhängen. Im Falle Gigabell beispielsweise haben wir das getan. Wie die Entscheidung bei Sunburst ausfällt, hängt davon ab, wann der Vorstand die testierten Zahlen nachreicht."
Die Aktie des Lizenzverwerters ist seit ihrem Rekordhoch um mehr als 90 Prozent gefallen.
Wieder eine Pleite am Neuen Markt ...mehr
Das Unternehmen selbst sieht sich momentan außerstande, eine Prognose zum Abgabe-Datum abzugeben. Narghes Bernecker, Assistentin von Vorstands-Chef Benjamin Gawlik, begründet die Verzögerung gegenüber manager-magazin.de mit dem laufenden Insolvenzverfahren: "Wir können im Augenblick nichts machen, um den Vorgang zu beschleunigen. Die Wirtschaftsprüfer arbeiten daran, und wir hoffen, die Zahlen Anfang oder Mitte Juni vorlegen zu können."
Benjamin Gawlik selbst ist erst seit Februar 2001 im Amt. Zuvor war er Geschäftsführer der OM Oktoberfest GmbH, die von EM.TV und Mama Concerts & Rau gegründet worden war.
Insider-Untersuchung der Wertpapieraufsicht
Weiteres Unheil droht dem Unternehmen von Seiten des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel. Dieses hat unlängst nach eingehenden Marktanalysen eine förmliche Insider-Untersuchung eingeleitet, nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, dass vor einer Ad-hoc-Meldung vom 21. März diesen Jahres einige Aktionäre offenbar etwas früher über den Inhalt der Mitteilung informiert waren.
Der Vorstand hatte an dem betreffenden Tag die Ergebnisse für das abgelaufene Jahr präsentiert, und die waren noch schlechter ausgefallen, als viele Analysten befürchtet hatten. Das Ergebnis vor Steuern lag massiv unter den Erwartungen, und auch beim Umsatz wurden die anvisierten Ziel deutlich verfehlt. Für die Anleger vor allem deshalb ärgerlich, weil wenige Wochen vorher die Prognosen vom Vorstand noch nach oben revidiert worden waren.
Reger Umsatz vor der Hiobsbotschaft
Kurz vor der Ad-hoc-Meldung war einigen Markteilnehmern bereits aufgefallen, dass der Aktien-Umsatz bei Sunburst deutlich zugenommen hatte. Am Montag vor der Hiobsbotschaft lag das Handelsvolumen mehr als 200 Prozent über dem Durchschnitts-Wert der letzten Monate; es wurde offenbar kräftig verkauft, und zwei Tage später war die Aktie um rund 50 Prozent gefallen.
Unternehmenssprecher Christian Kröger hatte damals ausgeschlossen, dass die Aktienverkäufe von Mitgliedern des Sunburst-Vorstands getätigt wurden. Narghes Bernecker dazu: "Wir unterstützen die Untersuchung und haben bereits einen entsprechenden Brief an das Bundesaufsichtsamt geschrieben. Über den Fortgang der Ermittlungen können wir nichts sagen, weil wir dazu keine Informationen erhalten. Derzeit warten wir auf weitere Auskünfte."
Über 20 Strafanzeigen gegen Sunburst
Auf den Ausgang der Insider-Untersuchung wartet auch die Münchner Anwaltskanzlei Rotter. Sie vertritt im Fall Sunburst etwa 25 Anleger und hat ihrerseits Strafanzeige erstattet. Nach Informationen der Kanzlei sollen mindestens 20 weitere Strafanzeigen gegen Sunburst vorliegen.
Die Anzeige richtet sich unter anderem gegen den neuen CEO Benjamin Gawlik und seinen Vorgänger Hero Alting. Ihnen und anderen Mitarbeitern der AG wird vorgeworfen, "in Schreiben an die Aktionäre und in Ad-hoc-Meldungen die Unternehmens-Situation grundlegend falsch dargestellt" zu haben.
"Starke Analogien zum Fall Infomatec"
Rotter-Anwalt Franz Braun dazu: "Die Vorwürfe in unserer Strafanzeige haben weiterhin Bestand. Die Sachlage ist eindeutig. Man kann sich nicht so einfach verschätzen - von 6,2 Millionen Plus auf 6,2 Millionen Minus - und quasi mal eben das Vorzeichen ändern. Das ist auf jeden Fall grob fahrlässig."
Braun sieht starke Analogien zum Fall Infomatec, der seit Freitag-Morgen vor dem Landgericht Augsburg verhandelt wird. Der Anwalt: "Nach einem Gutachten, das im Falle Infomatec erstellt wurde, haften die Vorstände auch für grob fahrlässig veröffentlichte Falsch-Meldungen. Der Fall Infomatec ist daher unserer Ansicht nach übertragbar auf Sunburst."
Braun: "Die Wut der Anleger ist absolut verständlich"
Für eine Erfolgsprognose ist es nach Einschätzung des Juristen allerdings noch zu früh. Braun: "Wir stehen bei Sunburst derzeit ein wenig im luftleeren Raum. Die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft gestaltet sich etwas schwieriger als bei Infomatec, weil einige der zuständigen Mitarbeiter derzeit auf die Ergebnisse der BAWe-Untersuchung warten und einfach nichts machen. Ich hätte schon gedacht, dass hier schnelles Handeln geboten ist, damit nichts auf die Seite geschafft werden kann an Unterlagen und Vermögenswerten."
Dem Ausgang des angestrebten Verfahrens sieht der Advokat dennoch mit Zuversicht entgegen. Braun: "Der Fall ist schon sehr krass. Die Enttäuschung und die Wut der Anleger ist groß und absolut verständlich, denn sie hatten sich auf die Informationen des Unternehmens verlassen."
Lutz Reiche/Clemens von Frentz
18.05.2001
S U N B U R S T
Kein Licht. Nirgends.
Insider-Ermittlungen, zwei Dutzend Strafanzeigen und ein Sanktions-Verfahren der Deutschen Börse - die Lage der insolventen AG wird immer bedrohlicher.
Osnabrück/München - Die Situation des angeschlagenen Nemax-Unternehmens Sunburst Merchandising spitzt sich dramatisch zu. Nachdem Mitte April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt worden war, droht nun weiteres Ungemach: Die Deutsche Börse AG wird wegen des immer noch fehlenden Jahresabschlusses ein Sanktionsverfahren einleiten, das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat mit einer Insider-Untersuchung begonnen, und verschiedene Anleger haben Strafanzeige eingereicht.
Das Sanktionsverfahren der Deutschen Börse war bereits seit einigen Wochen erwartet worden. Hintergrund: Trotz mehrmaliger Anmahnung hat Sunburst den testierten Abschluss für 2000 immer noch nicht vorgelegt. Das Regelwerk für den Neuen Markt sieht vor, dass die Zahlen spätestens drei Monate nach Ablauf des Geschäftsjahres präsentiert werden müssen. In begründeten Ausnahmefällen kann eine Fristverlängerung beantragt werden, diese bringt jedoch maximal vier Wochen Aufschub.
Delisting nicht ausgeschlossen
Wie hoch die Strafe nun ausfällt, ist nach Angaben der Deutschen Börse noch nicht abzusehen. Sprecherin Ursula Schneider: "Wir können entweder eine Geldbuße bis 100.000 Euro verhängen oder - in besonders schwerwiegenden Fällen - einen Ausschluss vom Neuen Markt verhängen. Im Falle Gigabell beispielsweise haben wir das getan. Wie die Entscheidung bei Sunburst ausfällt, hängt davon ab, wann der Vorstand die testierten Zahlen nachreicht."
Die Aktie des Lizenzverwerters ist seit ihrem Rekordhoch um mehr als 90 Prozent gefallen.
Wieder eine Pleite am Neuen Markt ...mehr
Das Unternehmen selbst sieht sich momentan außerstande, eine Prognose zum Abgabe-Datum abzugeben. Narghes Bernecker, Assistentin von Vorstands-Chef Benjamin Gawlik, begründet die Verzögerung gegenüber manager-magazin.de mit dem laufenden Insolvenzverfahren: "Wir können im Augenblick nichts machen, um den Vorgang zu beschleunigen. Die Wirtschaftsprüfer arbeiten daran, und wir hoffen, die Zahlen Anfang oder Mitte Juni vorlegen zu können."
Benjamin Gawlik selbst ist erst seit Februar 2001 im Amt. Zuvor war er Geschäftsführer der OM Oktoberfest GmbH, die von EM.TV und Mama Concerts & Rau gegründet worden war.
Insider-Untersuchung der Wertpapieraufsicht
Weiteres Unheil droht dem Unternehmen von Seiten des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel. Dieses hat unlängst nach eingehenden Marktanalysen eine förmliche Insider-Untersuchung eingeleitet, nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, dass vor einer Ad-hoc-Meldung vom 21. März diesen Jahres einige Aktionäre offenbar etwas früher über den Inhalt der Mitteilung informiert waren.
Der Vorstand hatte an dem betreffenden Tag die Ergebnisse für das abgelaufene Jahr präsentiert, und die waren noch schlechter ausgefallen, als viele Analysten befürchtet hatten. Das Ergebnis vor Steuern lag massiv unter den Erwartungen, und auch beim Umsatz wurden die anvisierten Ziel deutlich verfehlt. Für die Anleger vor allem deshalb ärgerlich, weil wenige Wochen vorher die Prognosen vom Vorstand noch nach oben revidiert worden waren.
Reger Umsatz vor der Hiobsbotschaft
Kurz vor der Ad-hoc-Meldung war einigen Markteilnehmern bereits aufgefallen, dass der Aktien-Umsatz bei Sunburst deutlich zugenommen hatte. Am Montag vor der Hiobsbotschaft lag das Handelsvolumen mehr als 200 Prozent über dem Durchschnitts-Wert der letzten Monate; es wurde offenbar kräftig verkauft, und zwei Tage später war die Aktie um rund 50 Prozent gefallen.
Unternehmenssprecher Christian Kröger hatte damals ausgeschlossen, dass die Aktienverkäufe von Mitgliedern des Sunburst-Vorstands getätigt wurden. Narghes Bernecker dazu: "Wir unterstützen die Untersuchung und haben bereits einen entsprechenden Brief an das Bundesaufsichtsamt geschrieben. Über den Fortgang der Ermittlungen können wir nichts sagen, weil wir dazu keine Informationen erhalten. Derzeit warten wir auf weitere Auskünfte."
Über 20 Strafanzeigen gegen Sunburst
Auf den Ausgang der Insider-Untersuchung wartet auch die Münchner Anwaltskanzlei Rotter. Sie vertritt im Fall Sunburst etwa 25 Anleger und hat ihrerseits Strafanzeige erstattet. Nach Informationen der Kanzlei sollen mindestens 20 weitere Strafanzeigen gegen Sunburst vorliegen.
Die Anzeige richtet sich unter anderem gegen den neuen CEO Benjamin Gawlik und seinen Vorgänger Hero Alting. Ihnen und anderen Mitarbeitern der AG wird vorgeworfen, "in Schreiben an die Aktionäre und in Ad-hoc-Meldungen die Unternehmens-Situation grundlegend falsch dargestellt" zu haben.
"Starke Analogien zum Fall Infomatec"
Rotter-Anwalt Franz Braun dazu: "Die Vorwürfe in unserer Strafanzeige haben weiterhin Bestand. Die Sachlage ist eindeutig. Man kann sich nicht so einfach verschätzen - von 6,2 Millionen Plus auf 6,2 Millionen Minus - und quasi mal eben das Vorzeichen ändern. Das ist auf jeden Fall grob fahrlässig."
Braun sieht starke Analogien zum Fall Infomatec, der seit Freitag-Morgen vor dem Landgericht Augsburg verhandelt wird. Der Anwalt: "Nach einem Gutachten, das im Falle Infomatec erstellt wurde, haften die Vorstände auch für grob fahrlässig veröffentlichte Falsch-Meldungen. Der Fall Infomatec ist daher unserer Ansicht nach übertragbar auf Sunburst."
Braun: "Die Wut der Anleger ist absolut verständlich"
Für eine Erfolgsprognose ist es nach Einschätzung des Juristen allerdings noch zu früh. Braun: "Wir stehen bei Sunburst derzeit ein wenig im luftleeren Raum. Die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft gestaltet sich etwas schwieriger als bei Infomatec, weil einige der zuständigen Mitarbeiter derzeit auf die Ergebnisse der BAWe-Untersuchung warten und einfach nichts machen. Ich hätte schon gedacht, dass hier schnelles Handeln geboten ist, damit nichts auf die Seite geschafft werden kann an Unterlagen und Vermögenswerten."
Dem Ausgang des angestrebten Verfahrens sieht der Advokat dennoch mit Zuversicht entgegen. Braun: "Der Fall ist schon sehr krass. Die Enttäuschung und die Wut der Anleger ist groß und absolut verständlich, denn sie hatten sich auf die Informationen des Unternehmens verlassen."
Lutz Reiche/Clemens von Frentz
DGAP-Ad hoc: Met@box AG <MBX > deutsch
Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
------------------------------------------------------------------------------
Met@box AG beantragt Insolvenzverfahren
Hildesheim, den 22.5.2001
Die Met@box AG, Hildesheim (Neuer Markt: MBX, WKN 692120 und 692122) hat heute
beim zuständigen Amtsgericht in Hildesheim die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens beantragt. Als Insolvenzgrund wurde die Zahlungsunfähigkeit
angegeben. Das Unternehmen beabsichtigt, in Zusammenarbeit mit dem vorläufigen
Insolvenzverwalter, einen Insolvenzplan zur Vorlage zur Beschlussfassung durch
die Gläubigerversammlung zu entwickeln, um eine Fortführung der Gesellschaft
nach Reorganisation zu ermöglichen.
Ende der Ad-hoc-Mitteilung © DGAP 22.05.2001
-------------------------------------------------------------------------------
WKN: 692 120; Index:
Notiert: Neuer Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf,
Hamburg, Hannover, München und Stuttgart
Ende der Mitteilung
. ++ ACHTUNG ++ ACHTUNG ++ .
WANTED:
GESUCHT WIRD THE CANADIAN
HINWEISE BITTE IN DIESEM THREAD POSTEN
HOHE BELOHNUNG AUSGESETZT
DER OBEN GENANNTE IST SCHON LANGE NICHT MEHR AN SEINEM ARBEITSPLATZ
(DIESER THREAD ERSCHIENEN UND WIRD FOLGLICH VERMISST.
grüsse @ THE CANADIAN und ALLE
WANTED:
GESUCHT WIRD THE CANADIAN
HINWEISE BITTE IN DIESEM THREAD POSTEN
HOHE BELOHNUNG AUSGESETZT
DER OBEN GENANNTE IST SCHON LANGE NICHT MEHR AN SEINEM ARBEITSPLATZ
(DIESER THREAD ERSCHIENEN UND WIRD FOLGLICH VERMISST.
grüsse @ THE CANADIAN und ALLE
Hi Mafiabroker, er wird vielleicht auch mal Urlaub machen? Gruß charlie
Ermittlungen gegen Manager von Sunburst
Verdacht des Insiderhandels (PFUIII)
DÜSSELDORF, 25. Mai. Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter und Vorstände der Sunburst Merchandising AG wegen des Verdachts auf Insiderhandel und Veröffentlichung falscher Pflichtmitteilungen. Bei der Behörde seien zahlreiche Strafanzeigen gegen Manager von Sunburst eingegangen, daraufhin habe man die Ermittlungen aufgenommen, sagte Staatsanwalt Norbert Mayer am Feitag in Osnabrück.
Angekündigter Gewinn blieb aus
Ermittelt werde unter anderem gegen den früheren Vorstandschef Hero Alting. Bei Sunburst war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. An der Frankfurter Börse brach die am Neuen Markt notierte Aktie der Firma ein. Im Tagesverlauf hatte sie bis zu 15 Prozent an Wert verloren. Händler verwiesen aber darauf, dass es nur sehr geringe Umsätze gebe und gravierende Kursveränderungen damit schon mit kleinsten Stückzahlen erreicht würden. Sunburst hatte im April wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Insolvenzverfahren beantragt. Im März hatte das im Lizenz-Vermarktungs-Geschäft tätige Unternehmen trotz zuvor angekündigter Gewinne einen Verlust ausgewiesen. (Reuters)
Ermittlungen gegen Manager von Sunburst
Verdacht des Insiderhandels (PFUIII)
DÜSSELDORF, 25. Mai. Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter und Vorstände der Sunburst Merchandising AG wegen des Verdachts auf Insiderhandel und Veröffentlichung falscher Pflichtmitteilungen. Bei der Behörde seien zahlreiche Strafanzeigen gegen Manager von Sunburst eingegangen, daraufhin habe man die Ermittlungen aufgenommen, sagte Staatsanwalt Norbert Mayer am Feitag in Osnabrück.
Angekündigter Gewinn blieb aus
Ermittelt werde unter anderem gegen den früheren Vorstandschef Hero Alting. Bei Sunburst war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. An der Frankfurter Börse brach die am Neuen Markt notierte Aktie der Firma ein. Im Tagesverlauf hatte sie bis zu 15 Prozent an Wert verloren. Händler verwiesen aber darauf, dass es nur sehr geringe Umsätze gebe und gravierende Kursveränderungen damit schon mit kleinsten Stückzahlen erreicht würden. Sunburst hatte im April wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Insolvenzverfahren beantragt. Im März hatte das im Lizenz-Vermarktungs-Geschäft tätige Unternehmen trotz zuvor angekündigter Gewinne einen Verlust ausgewiesen. (Reuters)
Hi charlie,
hoffentlich kommt er auch wieder.
dir noch ein schönes wochenende .
von igor1 20.05.01 21:21:58
Der Anleger zahlt die Zeche am Neuen Markt
Von Frank Mella
Zahlreiche Ermittlungen und Anklagen lassen ahnen, dass dem Neuen Markt noch eine Prozesslawine bevorsteht. Gut
so, wo immer der Verdacht begründet ist, dass Recht und Gesetz verletzt wurden. Dies ist aber nicht der Normalfall.
Anleger sollten keine falschen Hoffnungen auf die Justiz setzen. So gehört die folgende fiktive Szene eher auf die
Theaterbühne denn in einen Gerichtssaal.
Anleger: Weg! Mein ganzes Vermögen ist weg. Ich habe doch keine Ahnung von der Börse. Ich habe die Aktien nur
gekauft, weil mein Berater gesagt hat, dass die Fantasia AG fünf Euro je Aktie verdienen würde. Ich will mein Geld
zurück!
Berater: Das stimmt so nicht. Ich habe den Kunden sogar schriftlich über die Risiken solcher Geschäfte aufgeklärt und
im Gespräch eine breite Streuung der Anlagen nahe gelegt. Wohl haben wir ihm Kredit eingeräumt, aber doch nicht,
um damit noch mehr Fantasia zu kaufen. Übrigens hatte ich damals nur mit vier Euro Gewinn gerechnet. Auf die
Gesellschaft bin ich selber erst aufmerksam geworden durch diesen reißerischen Magazin-Artikel, in dem die Aktie in
den höchsten Tönen hoch gejubelt worden ist.
Redakteur: Das stimmt so nicht. Der Beitrag war sauber recherchiert. Übrigens hatten wir den Fantasia-Gewinn nur
mit drei Euro veranschlagt. Wir hatten die Aktie zwar in unser Musterdepot aufgenommen, sind aber schon kurz
danach wieder ausgestoppt worden, so dass unsere Leser mit einem kleinen Verlust davon gekommen sind. Wir
haben uns weitgehend auf eine Studie verlassen, in der ein Analyst die Aktie als "sofort kaufen" eingestuft hatte. Mit
diesem Urteil hat er seiner Bank vermutlich einen größeren Dienst erwiesen als den Anlegern.
Analyst: Das stimmt so nicht. Ein Eigeninteresse der Bank anzugeben ist unüblich. Alle unsere Studien tragen den
Vermerk, dass wir keine Haftung übernehmen können, auch wenn wir uns stets aus Quellen unterrichten, die wir für
zuverlässig halten. Und die zahlreichen Prämissen und Risikohinweise scheinen die Journalisten überhaupt nicht
gelesen zu haben. Übrigens hatte ich den Fantasia-Gewinn nur mit zwei Euro geschätzt. Selbstverständlich haben wir
auch den Vorstand dazu befragt. Er schilderte uns die Zukunft seines Unternehmens in den rosigsten Farben.
Vorstand: Das stimmt so nicht. Ich habe immer wieder auf den scharfen Wettbewerb in unserer Branche hingewiesen.
Im Übrigen hatten wir selbst in unserer ehrgeizigsten Projektion nur einen Gewinn von einem Euro je Aktie
vorgesehen.
Richter: Ich habe jetzt fünf verschiedene Gewinnzahlen gehört. Darf man erfahren, welche denn nun stimmt?
Vorstand: Keine. Wir haben Verlust gemacht. Aber daran sind wir unschuldig. Wir hatten in den USA einige
Großaufträge angebahnt. Die Verträge waren unterschriftsreif, aber wegen der schlechten Konjunkturaussichten sind
sie in letzter Minute geplatzt. Dies haben wir der Öffentlichkeit natürlich form- und fristgerecht ad hoc mitgeteilt. Es
tut mir leid, wenn Aktionäre der Fantasia Geld verloren haben. Aber der Hauptleidtragende bin ich selbst. Ich bin
meinen Job los und meine Aktienoptionen sind heute wertlos. Vor ein paar Monaten waren sie noch Millionen wert.
Richter: Der Anleger hat selber Schuld. Er trägt die Kosten des Verfahrens.
Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex
hoffentlich kommt er auch wieder.
dir noch ein schönes wochenende .
von igor1 20.05.01 21:21:58
Der Anleger zahlt die Zeche am Neuen Markt
Von Frank Mella
Zahlreiche Ermittlungen und Anklagen lassen ahnen, dass dem Neuen Markt noch eine Prozesslawine bevorsteht. Gut
so, wo immer der Verdacht begründet ist, dass Recht und Gesetz verletzt wurden. Dies ist aber nicht der Normalfall.
Anleger sollten keine falschen Hoffnungen auf die Justiz setzen. So gehört die folgende fiktive Szene eher auf die
Theaterbühne denn in einen Gerichtssaal.
Anleger: Weg! Mein ganzes Vermögen ist weg. Ich habe doch keine Ahnung von der Börse. Ich habe die Aktien nur
gekauft, weil mein Berater gesagt hat, dass die Fantasia AG fünf Euro je Aktie verdienen würde. Ich will mein Geld
zurück!
Berater: Das stimmt so nicht. Ich habe den Kunden sogar schriftlich über die Risiken solcher Geschäfte aufgeklärt und
im Gespräch eine breite Streuung der Anlagen nahe gelegt. Wohl haben wir ihm Kredit eingeräumt, aber doch nicht,
um damit noch mehr Fantasia zu kaufen. Übrigens hatte ich damals nur mit vier Euro Gewinn gerechnet. Auf die
Gesellschaft bin ich selber erst aufmerksam geworden durch diesen reißerischen Magazin-Artikel, in dem die Aktie in
den höchsten Tönen hoch gejubelt worden ist.
Redakteur: Das stimmt so nicht. Der Beitrag war sauber recherchiert. Übrigens hatten wir den Fantasia-Gewinn nur
mit drei Euro veranschlagt. Wir hatten die Aktie zwar in unser Musterdepot aufgenommen, sind aber schon kurz
danach wieder ausgestoppt worden, so dass unsere Leser mit einem kleinen Verlust davon gekommen sind. Wir
haben uns weitgehend auf eine Studie verlassen, in der ein Analyst die Aktie als "sofort kaufen" eingestuft hatte. Mit
diesem Urteil hat er seiner Bank vermutlich einen größeren Dienst erwiesen als den Anlegern.
Analyst: Das stimmt so nicht. Ein Eigeninteresse der Bank anzugeben ist unüblich. Alle unsere Studien tragen den
Vermerk, dass wir keine Haftung übernehmen können, auch wenn wir uns stets aus Quellen unterrichten, die wir für
zuverlässig halten. Und die zahlreichen Prämissen und Risikohinweise scheinen die Journalisten überhaupt nicht
gelesen zu haben. Übrigens hatte ich den Fantasia-Gewinn nur mit zwei Euro geschätzt. Selbstverständlich haben wir
auch den Vorstand dazu befragt. Er schilderte uns die Zukunft seines Unternehmens in den rosigsten Farben.
Vorstand: Das stimmt so nicht. Ich habe immer wieder auf den scharfen Wettbewerb in unserer Branche hingewiesen.
Im Übrigen hatten wir selbst in unserer ehrgeizigsten Projektion nur einen Gewinn von einem Euro je Aktie
vorgesehen.
Richter: Ich habe jetzt fünf verschiedene Gewinnzahlen gehört. Darf man erfahren, welche denn nun stimmt?
Vorstand: Keine. Wir haben Verlust gemacht. Aber daran sind wir unschuldig. Wir hatten in den USA einige
Großaufträge angebahnt. Die Verträge waren unterschriftsreif, aber wegen der schlechten Konjunkturaussichten sind
sie in letzter Minute geplatzt. Dies haben wir der Öffentlichkeit natürlich form- und fristgerecht ad hoc mitgeteilt. Es
tut mir leid, wenn Aktionäre der Fantasia Geld verloren haben. Aber der Hauptleidtragende bin ich selbst. Ich bin
meinen Job los und meine Aktienoptionen sind heute wertlos. Vor ein paar Monaten waren sie noch Millionen wert.
Richter: Der Anleger hat selber Schuld. Er trägt die Kosten des Verfahrens.
Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex
Hier zur Information etwas zu sog. Eisberg-Orders,
die in Deutschland verschämt IW-Order genannt werden,
gegen die Maßgabe der Markttransparenz wegen Verdecken
der Markttiefe verstoßen und somit Kursmanipulation
Tür und Tor öffnen.
" die Anordnung vom 20. September 1995 betreffend Interessewahrende Order hebe ich ersatzlos auf. Die kursschonende
Ausführung interessewahrender Aufträge wird von der Börsenaufsichtsbehörde nicht beanstandet werden, wenn die
nachfolgend aufgeführten Meldungen an die Handelsüberwachungsstelle vollständig und zeitgerecht erstattet werden.
Unter dem Sammelbegriff Interessewahrende Order sind alle Aufträge zusammengefaßt, die der Skontroführer nicht
unverzüglich und vollständig eingibt, den Markt nicht im Rahmen der Taxenstellung über diese Aufträge informiert, diese
Aufträge, soweit sie ausführbar sind, nicht zum nächsten Kurs ausführt, den nicht ausgeführten Teil der Aufträge nicht
in Kurszusätzen anzeigt und somit bei der Kursfindung nicht die aktuelle wirkliche Geschäftslage an der Börse beachtet.
Der Skontroführer darf einen Auftrag zur interessewahrenden Ausführung entgegennehmen und kursschonend ausführen,
wenn er die Entgegennahme des (interessewahrenden) Auftrages unverzüglich der Handelsüberwachungsstelle der
Frankfurter Wertpapierbörse mit Angabe
des Auftraggebers,
des Wertes,
der Uhrzeit der Entgegennahme,
des Gesamtvolumens und
einer eventuellen zeitlichen Befristung anzeigt.
Der Skontroführer hat zur Wahrung der Neutralität die Ausführungsparameter vor Beginn der Ausführung festzulegen.
Diese sind die Teilmengen und die Zeitabstände oder der jeweilige Kurs, zu denen die Teilmenge ausgeführt werden sollen.
Die Abrechnung hat nach der tatsächlichen Ausführung zu erfolgen.
Die Ausführung und die Parameter sind der HÜSt noch am selben Tag anzuzeigen.
Begründung:
Ein interessewahrender Auftrag wird erteilt, um größere Volumen sukzessive und damit kursschonend auszuführen. Der
Begriff interessewahrend hat daher einen Gesamtmarktbezug; er bedeutet nicht, daß der Skontroführer die Interessen des
Auftraggebers zu wahren habe.
Grundsätzlich ist der Skontroführer verpflichtet,
bei der Kursfindung die wirkliche Geschäftslage an der Börse zu beachten (§ 29 Abs. 3 S. 1 BörsG)
erteilte Aufträge unverzüglich und vollständig einzugeben (§ 37 Abs. 1 S. 1 BörsO),
den Markt über die Taxenstellung (indirekt) über diese Aufträge zu informieren
§§ 11 Abs. 2 S. 3 BörsG, 32 Abs. 3 BörsO),
falls ausführbar, zum nächsten Kurs auszuführen (§ 32 Abs. 1 S. 1 BörsG) und
den nicht ausgeführten Teil der Aufträge in Kurszusätzen anzuzeigen (§ 33 BörsO).
Die Einhaltung dieser Pflichten ist mit der gegenwärtigen Praxis der Entgegennahme und schrittweisen Ausführung
interessewahrender Aufträge nicht vereinbar.
Daher hat der Skontroführer nach Entgegennahme von interessewahrenden Aufträgen von vornherein festzulegen, in
welchen Abschnitten (d.h. Stückzahlen und Zeitabschnitte) er die Teilschritte auszuführen beabsichtigt. Wenn er im
Börsenverlauf davon abweicht, muß dies begründbar und nachvollziehbar sein. Grundsätzlich sind interessewahrende
Aufträge nur tagesgültig.
Die Eingabe des IW Auftrages in das Börsensystem in den (kursschonenden) Teilschritten entspricht nicht dem Eingang der
Order bei dem Skontroführer. Der Zeitpunkt des tatsächlichen Eingangs und die wirkliche Größe des Auftrages sind Daten
über den Börsenhandel, die von der Handelsüberwachungsstelle nach § 1b Abs. 1 S. 2 BörsG erfaßt werden müssen. Um
die Erfassungspflicht sicherzustellen, muß der Eingang der IW-Order in der oben aufgeführten Form der HÜSt gemeldet
werden.
Wenn die Meldung erfolgt ist, wird eine eventuelle Kollision mit den vorgenannten Pflichten in Zusammenhang mit der
Ausführung eines interessewahrenden Auftrages in Teilschritten nicht von der Börsenaufsichtsbehörde beanstandet."
MfG
Pinkertonn
die in Deutschland verschämt IW-Order genannt werden,
gegen die Maßgabe der Markttransparenz wegen Verdecken
der Markttiefe verstoßen und somit Kursmanipulation
Tür und Tor öffnen.
" die Anordnung vom 20. September 1995 betreffend Interessewahrende Order hebe ich ersatzlos auf. Die kursschonende
Ausführung interessewahrender Aufträge wird von der Börsenaufsichtsbehörde nicht beanstandet werden, wenn die
nachfolgend aufgeführten Meldungen an die Handelsüberwachungsstelle vollständig und zeitgerecht erstattet werden.
Unter dem Sammelbegriff Interessewahrende Order sind alle Aufträge zusammengefaßt, die der Skontroführer nicht
unverzüglich und vollständig eingibt, den Markt nicht im Rahmen der Taxenstellung über diese Aufträge informiert, diese
Aufträge, soweit sie ausführbar sind, nicht zum nächsten Kurs ausführt, den nicht ausgeführten Teil der Aufträge nicht
in Kurszusätzen anzeigt und somit bei der Kursfindung nicht die aktuelle wirkliche Geschäftslage an der Börse beachtet.
Der Skontroführer darf einen Auftrag zur interessewahrenden Ausführung entgegennehmen und kursschonend ausführen,
wenn er die Entgegennahme des (interessewahrenden) Auftrages unverzüglich der Handelsüberwachungsstelle der
Frankfurter Wertpapierbörse mit Angabe
des Auftraggebers,
des Wertes,
der Uhrzeit der Entgegennahme,
des Gesamtvolumens und
einer eventuellen zeitlichen Befristung anzeigt.
Der Skontroführer hat zur Wahrung der Neutralität die Ausführungsparameter vor Beginn der Ausführung festzulegen.
Diese sind die Teilmengen und die Zeitabstände oder der jeweilige Kurs, zu denen die Teilmenge ausgeführt werden sollen.
Die Abrechnung hat nach der tatsächlichen Ausführung zu erfolgen.
Die Ausführung und die Parameter sind der HÜSt noch am selben Tag anzuzeigen.
Begründung:
Ein interessewahrender Auftrag wird erteilt, um größere Volumen sukzessive und damit kursschonend auszuführen. Der
Begriff interessewahrend hat daher einen Gesamtmarktbezug; er bedeutet nicht, daß der Skontroführer die Interessen des
Auftraggebers zu wahren habe.
Grundsätzlich ist der Skontroführer verpflichtet,
bei der Kursfindung die wirkliche Geschäftslage an der Börse zu beachten (§ 29 Abs. 3 S. 1 BörsG)
erteilte Aufträge unverzüglich und vollständig einzugeben (§ 37 Abs. 1 S. 1 BörsO),
den Markt über die Taxenstellung (indirekt) über diese Aufträge zu informieren
§§ 11 Abs. 2 S. 3 BörsG, 32 Abs. 3 BörsO),
falls ausführbar, zum nächsten Kurs auszuführen (§ 32 Abs. 1 S. 1 BörsG) und
den nicht ausgeführten Teil der Aufträge in Kurszusätzen anzuzeigen (§ 33 BörsO).
Die Einhaltung dieser Pflichten ist mit der gegenwärtigen Praxis der Entgegennahme und schrittweisen Ausführung
interessewahrender Aufträge nicht vereinbar.
Daher hat der Skontroführer nach Entgegennahme von interessewahrenden Aufträgen von vornherein festzulegen, in
welchen Abschnitten (d.h. Stückzahlen und Zeitabschnitte) er die Teilschritte auszuführen beabsichtigt. Wenn er im
Börsenverlauf davon abweicht, muß dies begründbar und nachvollziehbar sein. Grundsätzlich sind interessewahrende
Aufträge nur tagesgültig.
Die Eingabe des IW Auftrages in das Börsensystem in den (kursschonenden) Teilschritten entspricht nicht dem Eingang der
Order bei dem Skontroführer. Der Zeitpunkt des tatsächlichen Eingangs und die wirkliche Größe des Auftrages sind Daten
über den Börsenhandel, die von der Handelsüberwachungsstelle nach § 1b Abs. 1 S. 2 BörsG erfaßt werden müssen. Um
die Erfassungspflicht sicherzustellen, muß der Eingang der IW-Order in der oben aufgeführten Form der HÜSt gemeldet
werden.
Wenn die Meldung erfolgt ist, wird eine eventuelle Kollision mit den vorgenannten Pflichten in Zusammenhang mit der
Ausführung eines interessewahrenden Auftrages in Teilschritten nicht von der Börsenaufsichtsbehörde beanstandet."
MfG
Pinkertonn
Hi Mafiabroker
... er scheint sich wohl einen Langzeiturlaub zu gönnen... Habe mal wieder etwas zum Lesen mitgebracht (aus einer Schweizer Zeitung) bzw. etwas zum Ärgern ist zwar nicht vom NM - paßt aber gut in diesen Thread und zeigt mal wieder Gier der Kriminellen in Chefsesseln.
Schönen Tag noch
charlie
Der Tages-Anzeiger am Donnerstag, 31.5.2001
--------------------------------------------------------------------------------
Bonus für Bankrotteure
Zürich/San Francisco. - Die Chefs des vom Bankrott bedrohten kalifornischen Energiekonzerns Pacific Gas and Electric - meist kurz PG&E genannt - leisten sich etwas: Am letzten Freitag haben sie das Konkursgericht in San Francisco angefragt, 25,5 Mio. Dollar an Boni ausschütten zu dürfen.
Boni für welche Leistung?
Die Zahlungen sollen sicherstellen, dass 1250 wichtige Mitarbeitende - rund 6% des Personalbestandes - das kriselnde Unternehmen nicht verlassen. Der Grossteil der Gelder - 17,5 Mio. Dollar - soll allerdings an die 225 Topmanager selbst fliessen, berichtete die "Los Angeles Times".
Hoch verschuldet
Der Energiekonzern PG&E hatte am 6. April bei den Richtern um Schutz vor seinen Gläubigern ersucht, weil seine Schulden auf 9 Mrd. Dollar angewachsen waren. Am Tag zuvor hatte das Unternehmen bereits einmal mit umstrittenen Boni für Aufsehen gesorgt. Damals wurden 50 Mio. Dollar für Leistungen in den letzten Jahren ausbezahlt. In den nächsten Monaten wird ein Rettungsplan für den Energiekonzern mit 13 Millionen Kunden aufgestellt.
Die neueste Absicht der PG&E-Oberen ruft haufenweise Kritiker auf den Plan. "Die eigenen Taschen zu füllen und gleichzeitig die Kundschaft die Rechnung für die eigenen Kosten zahlen zu lassen, zeugt von einem schlechten Gespür des Managements", kommentierte ein Mediensprecher von Gouverneur Gray Davies. "Jetzt wirds langsam lächerlich", meinte Rechtsanwalt Michael Florio von der Konsumentenschutzorganisation Utility Reform Network. (se)
... er scheint sich wohl einen Langzeiturlaub zu gönnen... Habe mal wieder etwas zum Lesen mitgebracht (aus einer Schweizer Zeitung) bzw. etwas zum Ärgern ist zwar nicht vom NM - paßt aber gut in diesen Thread und zeigt mal wieder Gier der Kriminellen in Chefsesseln.
Schönen Tag noch
charlie
Der Tages-Anzeiger am Donnerstag, 31.5.2001
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Bonus für Bankrotteure
Zürich/San Francisco. - Die Chefs des vom Bankrott bedrohten kalifornischen Energiekonzerns Pacific Gas and Electric - meist kurz PG&E genannt - leisten sich etwas: Am letzten Freitag haben sie das Konkursgericht in San Francisco angefragt, 25,5 Mio. Dollar an Boni ausschütten zu dürfen.
Boni für welche Leistung?
Die Zahlungen sollen sicherstellen, dass 1250 wichtige Mitarbeitende - rund 6% des Personalbestandes - das kriselnde Unternehmen nicht verlassen. Der Grossteil der Gelder - 17,5 Mio. Dollar - soll allerdings an die 225 Topmanager selbst fliessen, berichtete die "Los Angeles Times".
Hoch verschuldet
Der Energiekonzern PG&E hatte am 6. April bei den Richtern um Schutz vor seinen Gläubigern ersucht, weil seine Schulden auf 9 Mrd. Dollar angewachsen waren. Am Tag zuvor hatte das Unternehmen bereits einmal mit umstrittenen Boni für Aufsehen gesorgt. Damals wurden 50 Mio. Dollar für Leistungen in den letzten Jahren ausbezahlt. In den nächsten Monaten wird ein Rettungsplan für den Energiekonzern mit 13 Millionen Kunden aufgestellt.
Die neueste Absicht der PG&E-Oberen ruft haufenweise Kritiker auf den Plan. "Die eigenen Taschen zu füllen und gleichzeitig die Kundschaft die Rechnung für die eigenen Kosten zahlen zu lassen, zeugt von einem schlechten Gespür des Managements", kommentierte ein Mediensprecher von Gouverneur Gray Davies. "Jetzt wirds langsam lächerlich", meinte Rechtsanwalt Michael Florio von der Konsumentenschutzorganisation Utility Reform Network. (se)
Hi charlie ,
scheint mir auch so (langzeiturlaub).
das werden wir ihm aber vom gehalt kürzen, so dass sein nächster urlaub
vielleicht nicht mehr so lang wird aufgrund finanzieller engpässe.
was ich übrigens noch loswerden wollte:
habe eben gerade entdeckt, dass du mir vor einiger zeit gemailt hast.
da ich mich sehr selten einlogge (bin zu faul), konnte ich somit nicht wissen, dass ich
nachrichten im postfach zu liegen habe.
werde es zukünftig anders handhaben und mich regelmässig einloggen, um keine
nachrichten verstauben zu lassen bzw. zu verpassen.
insofern entschuldige bitte meine unaufmerksamkeit diesbezüglich , wird bestimmt
nicht mehr vorkommen.
@ pinkertonn,
willkommen unter den aufklärenden
grüße alle die mitlesen und mitschreiben, besonders charlie und canadian.
scheint mir auch so (langzeiturlaub).
das werden wir ihm aber vom gehalt kürzen, so dass sein nächster urlaub
vielleicht nicht mehr so lang wird aufgrund finanzieller engpässe.
was ich übrigens noch loswerden wollte:
habe eben gerade entdeckt, dass du mir vor einiger zeit gemailt hast.
da ich mich sehr selten einlogge (bin zu faul), konnte ich somit nicht wissen, dass ich
nachrichten im postfach zu liegen habe.
werde es zukünftig anders handhaben und mich regelmässig einloggen, um keine
nachrichten verstauben zu lassen bzw. zu verpassen.
insofern entschuldige bitte meine unaufmerksamkeit diesbezüglich , wird bestimmt
nicht mehr vorkommen.
@ pinkertonn,
willkommen unter den aufklärenden
grüße alle die mitlesen und mitschreiben, besonders charlie und canadian.
Dieser Thread ist ein "wunderschönes" Mahnmal. Danke. Mfg
@ Putzteufel
hier mal ein interessanter beitrag eines users.
-----------------------------
von kobold1 30.03.01 00:49:05
Hab ich schonmal irgendwo anders gepostet,passt aber denke ich sehr gut
In diesem Zusammenhang möchte ich nochmal die Deutsche Börse AG ins Spiel bringen,die sich standhaft gegen eine
Verschärfung ausspricht.Die Frage ist warum.Eine Veschärfung würde schließlich auch die Eintrittsbarriere für Neuemessionen
hochsetzen,etwas,was weder die Deutsche Börse AG,noch die beteiligten Banken wünschen; der Profit ist bei Neuemessionen
einfach zu groß.Der Verdacht liegt verdammt nahe,wurde im übrigen auch schon von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger
geäußert.Der Kunde ist König,gilt,zumindest im Neuen Markt-Segment,nicht für die Deutsche Börse AG.Man bevorzugt hier eher
das schnelle Geschäft,an einer langfristigen Geschäftsbeziehung ist man anscheinend nicht interessiert.Ich kenne kein Geschäft
oder Unternehmen,das mit so einer Geschäftspolitik Erfolg hatte.
Wir leben in einer Welt,der weltweiten Globalisierung,in wenigen Jahren wird es für europäische Anleger,über
Online-Broking,selbstverständlich sein,in Euro an den wichtigsten Börsenplätzen dieser Welt kostengünstig Aktien zu kaufen.Und
es wird wie immer sein,der Kunde geht dahin,wo er den besten Service und in unserem Falle den besten Schutz erhält.
Die Aktie der Deutschen Börse AG ist nicht für den Privatanleger geeignet,da er unser Geschäft nicht versteht. Aussage eines
Vorstandes zum Börsengang.Ich habe mir mal die Mühe gemacht diesen Satz in einen Translater zu geben und die Taste Von
Hochdeutsch in Ruhrpottdeutsch zu drücken,hier das Ergebnis:Der deutsche Kleinanleger ist einfach zu dämlich,hat
zuweilen einen an der Klatsche;soll aber gefälligst die Kohle auf den Tisch des Hauses legen und ansonsten die
Klappe halten und nicht immerfort über seine Verluste winseln.Ist doch selbst schuld,wenn er jedes Lügenmärchen
glaubt,der alte Trottel.
In der Hoffnung,daß nicht jeder überteuerte Neuemmisions-Müll gezeichnet wird,aber die Hoffnung ist ja bekanntlich das Kapital
der Dummen.
An dem Wirtschaftsrecht,in Bezug auf Ad hocs,hätte ich im übrigen auch noch die ein oder andere klitzekleine Kritik
anzubringen.
KOBO
-----------------------------
von kobold1 30.03.01 00:49:05
Hab ich schonmal irgendwo anders gepostet,passt aber denke ich sehr gut
In diesem Zusammenhang möchte ich nochmal die Deutsche Börse AG ins Spiel bringen,die sich standhaft gegen eine
Verschärfung ausspricht.Die Frage ist warum.Eine Veschärfung würde schließlich auch die Eintrittsbarriere für Neuemessionen
hochsetzen,etwas,was weder die Deutsche Börse AG,noch die beteiligten Banken wünschen; der Profit ist bei Neuemessionen
einfach zu groß.Der Verdacht liegt verdammt nahe,wurde im übrigen auch schon von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger
geäußert.Der Kunde ist König,gilt,zumindest im Neuen Markt-Segment,nicht für die Deutsche Börse AG.Man bevorzugt hier eher
das schnelle Geschäft,an einer langfristigen Geschäftsbeziehung ist man anscheinend nicht interessiert.Ich kenne kein Geschäft
oder Unternehmen,das mit so einer Geschäftspolitik Erfolg hatte.
Wir leben in einer Welt,der weltweiten Globalisierung,in wenigen Jahren wird es für europäische Anleger,über
Online-Broking,selbstverständlich sein,in Euro an den wichtigsten Börsenplätzen dieser Welt kostengünstig Aktien zu kaufen.Und
es wird wie immer sein,der Kunde geht dahin,wo er den besten Service und in unserem Falle den besten Schutz erhält.
Die Aktie der Deutschen Börse AG ist nicht für den Privatanleger geeignet,da er unser Geschäft nicht versteht. Aussage eines
Vorstandes zum Börsengang.Ich habe mir mal die Mühe gemacht diesen Satz in einen Translater zu geben und die Taste Von
Hochdeutsch in Ruhrpottdeutsch zu drücken,hier das Ergebnis:Der deutsche Kleinanleger ist einfach zu dämlich,hat
zuweilen einen an der Klatsche;soll aber gefälligst die Kohle auf den Tisch des Hauses legen und ansonsten die
Klappe halten und nicht immerfort über seine Verluste winseln.Ist doch selbst schuld,wenn er jedes Lügenmärchen
glaubt,der alte Trottel.
In der Hoffnung,daß nicht jeder überteuerte Neuemmisions-Müll gezeichnet wird,aber die Hoffnung ist ja bekanntlich das Kapital
der Dummen.
An dem Wirtschaftsrecht,in Bezug auf Ad hocs,hätte ich im übrigen auch noch die ein oder andere klitzekleine Kritik
anzubringen.
KOBO
hier mal was sehr positives von einem user :
endlich mal einer der nicht pusht !!!
----------------------------------------------------------------------
von Janus2 03.06.01 13:47:18
-Verlass dich auf nichts, was du hier liest oder empfohlen bekommst, ohne selbständig research zu betreiben - schliesslich ist es dein
geld.
-Kauf Werte, die konstant nach oben laufen, keine fallen angels, wo du nur hoffen kannst. Allein die Tatsache, dass ein Wert um 90%
oder mehr gefallen ist, bedeutet noch lange nicht, dass es wieder nach oben geht.
-Investier in liquide Werte, nicht in irgendwelche dubiosen Firmen, die kein Mensch kennt.
-Bevorzuge Werte, die Dividende zahlen oder kurz davor stehen.
-Meide Zockertwerte - du bist im Normalfall zu langsam.
-Berücksichtige Fundamentals und Charttechnik: Fundamentals sagen dir, was du kaufen kannst, Charttechnik, wann du kaufen kannst.
-Setz dir Stop-Loss und halte dich daran.
-Setz dir für jeden Wert ein vernünftiges Ziel, wenn es erreicht ist, bewerte die Aktie neu und entscheide, ob die hältst oder verkaufst.
-Realisiere Gewinne, ausser du hast einen seeehr langen Anlagehorizont
Gruss
Janus
endlich mal einer der nicht pusht !!!
----------------------------------------------------------------------
von Janus2 03.06.01 13:47:18
-Verlass dich auf nichts, was du hier liest oder empfohlen bekommst, ohne selbständig research zu betreiben - schliesslich ist es dein
geld.
-Kauf Werte, die konstant nach oben laufen, keine fallen angels, wo du nur hoffen kannst. Allein die Tatsache, dass ein Wert um 90%
oder mehr gefallen ist, bedeutet noch lange nicht, dass es wieder nach oben geht.
-Investier in liquide Werte, nicht in irgendwelche dubiosen Firmen, die kein Mensch kennt.
-Bevorzuge Werte, die Dividende zahlen oder kurz davor stehen.
-Meide Zockertwerte - du bist im Normalfall zu langsam.
-Berücksichtige Fundamentals und Charttechnik: Fundamentals sagen dir, was du kaufen kannst, Charttechnik, wann du kaufen kannst.
-Setz dir Stop-Loss und halte dich daran.
-Setz dir für jeden Wert ein vernünftiges Ziel, wenn es erreicht ist, bewerte die Aktie neu und entscheide, ob die hältst oder verkaufst.
-Realisiere Gewinne, ausser du hast einen seeehr langen Anlagehorizont
Gruss
Janus
In der Telebörse stand, dass der ehemalige Gigabell Chef Daniel kurz vor der Insolvenz 1,5 Millionen vom Firmenkonto auf sein eigenes Konto überwiesen hat. Das ist doch so etwas wie ein Bankraub von 1,5 Millionen. Wie lange muß man für so einen Bankraub eigentlich in den Knast?
@ alamos,
die gesetze müssen geändert werden.
diese kriminellen vorstände leben ihre ganzen perversen energien
am neuen markt aus.
in amerika würden solche subjekte für lange zeit hinter gittern wandern.
der neue markt ist die reinste koruption.
meiner ansicht nach sind die geldstrafen die reinste lächerlichkeit im
vergleich zu den erbeuteten geldern, die auf privatkonten landen.
ist doch schon erstaunlich was die vorstände von solchen pleiteunternehmen
für ein luxiriöses leben nach der insolvenz führen.
die gesetze müssen geändert werden.
diese kriminellen vorstände leben ihre ganzen perversen energien
am neuen markt aus.
in amerika würden solche subjekte für lange zeit hinter gittern wandern.
der neue markt ist die reinste koruption.
meiner ansicht nach sind die geldstrafen die reinste lächerlichkeit im
vergleich zu den erbeuteten geldern, die auf privatkonten landen.
ist doch schon erstaunlich was die vorstände von solchen pleiteunternehmen
für ein luxiriöses leben nach der insolvenz führen.
Neue-Markt-Firmen verspekulieren sich
Geschäftszahlen durch schwache Finanzergebnisse belastet - Erste Klagen gegen Fondsverwalter laufen
Am Neuen Markt zocken einige Unternehmen mehr denn je. Das wird ihnen jetzt zum Verhängnis und die Anleger
zahlen dafür
Montage: DWO
Von Matthias Iken
und Holger Zschäpitz
Berlin - Am Neuen Markt schließt sich der Kreis: Bislang hatten schwache Unternehmenszahlen nur die Kurse negativ
beeinflusst - nun beeinflussen schwache Kurse auch die Geschäftszahlen. So musste in der vergangenen Woche der
Technologiewert Mania einen Gewinnrückgang eingestehen. Doch nicht etwa der Konjunktureinbruch oder
Auftragsverschiebungen waren Schuld, sondern das Geld aus dem Börsengang arbeitete nicht mehr für Mania. "Bedingt durch
außerordentliche Erträge aus Wertpapieren im Vorjahresquartal in Höhe von 0,5 Mio. Euro, die in diesem Quartal nicht anfielen,
ging der Gewinn von 3,5 auf 3,4 Mio. Euro zurück", ließ das Technologie-Unternehmen in der Ad-hoc-Mitteilung verlauten.
Klar ist: Am Neuen Markt zocken nicht nur die Anleger, auch einige Unternehmen zocken mit. Die Einnahmen aus dem
Börsengang, die noch nicht ins operative Geschäft geflossen sind, flossen oftmals wieder direkt an die Märkte - und fachten die
Hausse künstlich an. Während verantwortungsbewusste Unternehmen auf Nummer sicher gingen und in risikoarme Wertpapiere
investierten, spielten andere Firmen Harakiri. So lange die Kurse nach oben liefen, zahlte sich die hohe Risikobereitschaft aus -
inzwischen zahlen die Anleger dafür.
Endemann beispielsweise überraschte die Investoren im Februar 2000 mit einer Anhebung der Planzahlen. "Unsere vor dem
Börsengang getätigte Gewinn-Planung für das Jahr 2000 und 2001 ist wohl Makulatur", jubelte Ingo Endemann - dank einer guten
Börse. So hatte sich das Neusser Unternehmen vorbörslich an Swing Entertainment beteiligt. Dank der erfolgreichen Aktien- und
Beteiligungsgeschäfte stellte Endemann ein Vorsteuerergebnis von mindestens 18 Mio. DM in Aussicht. Nach dem Börsencrash
sahen die Zahlen etwas anders aus: Das Jahr schloss die Internet-Firma mit einem Minus von 4,9 Mio. DM ab. Auch die Bilanz
verschweigt das desaströse Aktiengeschäft nicht. Die Aktien, die für rund elf Mio. DM gekauft wurden, waren am 31. Dezember
nur noch 5,6 Mio. Euro wert.
Dumm gelaufen ist das Abenteuer Börse auch für GFT. Nachdem schon im vergangenen Jahr 2,5 Mio. DM an Aktienbesitz
abgeschrieben werden mussten, kamen im ersten Quartal noch einmal 950 000 DM hinzu. Mit 2700 Cisco-Aktien und 21 150
DWS-Internet-Fondsanteilen verspekulierte sich der ehemalige Investmentbanker und jetzige GFT-Finanzvorstand Markus Kerber.
Dino Entertainment lag mit einer Auslands-Anleihe schief, Web.de mit Aktien, Mühlbauer mit Wertpapieren. "Unternehmen sind
keine Finanzdienstleister", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus. "Es ist nicht ihre Aufgabe, das Geld der Anleger an
der Börse zu investieren." Er kritisiert, dass viele Gesellschaften immer noch spekulieren. "Viele halten sich offenbar für
begnadete Fondsmanager."
Zu dem seltsamen Gebaren haben die Banken mitunter die Gesellschaften sogar ermuntert. Denn es ging ums lukrative
Folgegeschäft nach dem Börsengang - und hier wurde auch mancher Kuhhandel vereinbart. "Oft lief es nach dem Schema: Wir
legen unseren Emissionserlös bei euch an, wenn ihr unseren Kurs pflegt", sagt ein Kenner der Szene. Im Klartext:
Gesellschaften ließen nur dann ihr Kapital verwalten, wenn die bankeigenen Fonds im Gegenzug ihre Aktien kauften.
Doch möglicherweise spekulierten Fondsmanager sogar mit Anlagegeldern, ohne dass sich die Gesellschaften darüber im Klaren
waren. Bei Biodata fielen im ersten Quartal Buchverluste in Höhe von 1,9 Mio. Euro aus einem gemanagten Spezialfonds an -
nach Informationen der WELT der Julius Bär Kapitalanlagesellschaft, bei der Kurt Ochner bis vor wenigen Wochen als "Mr. Neuer
Markt" nicht nur das Geld der Anleger, sondern auch vieler Unternehmen managte. Doch während Biodata offenbar eine
konservatives Management des Spezialfonds vereinbart hatte (70 Prozent Rentenpapiere und 30 Prozent Eurostoxx-Aktien), soll
Ochner sogar auf vorbörsliche Beteiligungen gesetzt haben. Nun will Biodata über eine Klage das verloren gegangene Geld wieder
hereinholen.
Andere Unternehmen aber sitzen ohne jede juristische Möglichkeit auf dem Minus - und erst wenn die Börse wieder anzieht, ist
Besserung in Sicht. Der Teufelskreis dabei: So lange die Geschäftszahlen schwach bleiben, bleiben auch die Kurse im Keller.
Geschäftszahlen durch schwache Finanzergebnisse belastet - Erste Klagen gegen Fondsverwalter laufen
Am Neuen Markt zocken einige Unternehmen mehr denn je. Das wird ihnen jetzt zum Verhängnis und die Anleger
zahlen dafür
Montage: DWO
Von Matthias Iken
und Holger Zschäpitz
Berlin - Am Neuen Markt schließt sich der Kreis: Bislang hatten schwache Unternehmenszahlen nur die Kurse negativ
beeinflusst - nun beeinflussen schwache Kurse auch die Geschäftszahlen. So musste in der vergangenen Woche der
Technologiewert Mania einen Gewinnrückgang eingestehen. Doch nicht etwa der Konjunktureinbruch oder
Auftragsverschiebungen waren Schuld, sondern das Geld aus dem Börsengang arbeitete nicht mehr für Mania. "Bedingt durch
außerordentliche Erträge aus Wertpapieren im Vorjahresquartal in Höhe von 0,5 Mio. Euro, die in diesem Quartal nicht anfielen,
ging der Gewinn von 3,5 auf 3,4 Mio. Euro zurück", ließ das Technologie-Unternehmen in der Ad-hoc-Mitteilung verlauten.
Klar ist: Am Neuen Markt zocken nicht nur die Anleger, auch einige Unternehmen zocken mit. Die Einnahmen aus dem
Börsengang, die noch nicht ins operative Geschäft geflossen sind, flossen oftmals wieder direkt an die Märkte - und fachten die
Hausse künstlich an. Während verantwortungsbewusste Unternehmen auf Nummer sicher gingen und in risikoarme Wertpapiere
investierten, spielten andere Firmen Harakiri. So lange die Kurse nach oben liefen, zahlte sich die hohe Risikobereitschaft aus -
inzwischen zahlen die Anleger dafür.
Endemann beispielsweise überraschte die Investoren im Februar 2000 mit einer Anhebung der Planzahlen. "Unsere vor dem
Börsengang getätigte Gewinn-Planung für das Jahr 2000 und 2001 ist wohl Makulatur", jubelte Ingo Endemann - dank einer guten
Börse. So hatte sich das Neusser Unternehmen vorbörslich an Swing Entertainment beteiligt. Dank der erfolgreichen Aktien- und
Beteiligungsgeschäfte stellte Endemann ein Vorsteuerergebnis von mindestens 18 Mio. DM in Aussicht. Nach dem Börsencrash
sahen die Zahlen etwas anders aus: Das Jahr schloss die Internet-Firma mit einem Minus von 4,9 Mio. DM ab. Auch die Bilanz
verschweigt das desaströse Aktiengeschäft nicht. Die Aktien, die für rund elf Mio. DM gekauft wurden, waren am 31. Dezember
nur noch 5,6 Mio. Euro wert.
Dumm gelaufen ist das Abenteuer Börse auch für GFT. Nachdem schon im vergangenen Jahr 2,5 Mio. DM an Aktienbesitz
abgeschrieben werden mussten, kamen im ersten Quartal noch einmal 950 000 DM hinzu. Mit 2700 Cisco-Aktien und 21 150
DWS-Internet-Fondsanteilen verspekulierte sich der ehemalige Investmentbanker und jetzige GFT-Finanzvorstand Markus Kerber.
Dino Entertainment lag mit einer Auslands-Anleihe schief, Web.de mit Aktien, Mühlbauer mit Wertpapieren. "Unternehmen sind
keine Finanzdienstleister", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus. "Es ist nicht ihre Aufgabe, das Geld der Anleger an
der Börse zu investieren." Er kritisiert, dass viele Gesellschaften immer noch spekulieren. "Viele halten sich offenbar für
begnadete Fondsmanager."
Zu dem seltsamen Gebaren haben die Banken mitunter die Gesellschaften sogar ermuntert. Denn es ging ums lukrative
Folgegeschäft nach dem Börsengang - und hier wurde auch mancher Kuhhandel vereinbart. "Oft lief es nach dem Schema: Wir
legen unseren Emissionserlös bei euch an, wenn ihr unseren Kurs pflegt", sagt ein Kenner der Szene. Im Klartext:
Gesellschaften ließen nur dann ihr Kapital verwalten, wenn die bankeigenen Fonds im Gegenzug ihre Aktien kauften.
Doch möglicherweise spekulierten Fondsmanager sogar mit Anlagegeldern, ohne dass sich die Gesellschaften darüber im Klaren
waren. Bei Biodata fielen im ersten Quartal Buchverluste in Höhe von 1,9 Mio. Euro aus einem gemanagten Spezialfonds an -
nach Informationen der WELT der Julius Bär Kapitalanlagesellschaft, bei der Kurt Ochner bis vor wenigen Wochen als "Mr. Neuer
Markt" nicht nur das Geld der Anleger, sondern auch vieler Unternehmen managte. Doch während Biodata offenbar eine
konservatives Management des Spezialfonds vereinbart hatte (70 Prozent Rentenpapiere und 30 Prozent Eurostoxx-Aktien), soll
Ochner sogar auf vorbörsliche Beteiligungen gesetzt haben. Nun will Biodata über eine Klage das verloren gegangene Geld wieder
hereinholen.
Andere Unternehmen aber sitzen ohne jede juristische Möglichkeit auf dem Minus - und erst wenn die Börse wieder anzieht, ist
Besserung in Sicht. Der Teufelskreis dabei: So lange die Geschäftszahlen schwach bleiben, bleiben auch die Kurse im Keller.
Wer paule2s "Geheimplan zur Rettung des Nemax" liest, hat verstanden.
@ alle lieben Mitstreiter;
War acht Wochen in den USA beruflich,somit leider nicht an Board.
Werde in einigen Tagen wieder regelmässig vor Ort sein.Dann geht es weiter *g*!
Danke für die vielen netten Grüsse!
Gruss
THE CANADIEN
War acht Wochen in den USA beruflich,somit leider nicht an Board.
Werde in einigen Tagen wieder regelmässig vor Ort sein.Dann geht es weiter *g*!
Danke für die vielen netten Grüsse!
Gruss
THE CANADIEN
Nochmal ein Nachtrag hier aus dem Internet-Cafe;
Es ist ziemlich ruhig geworden in diesem Thread!FORZA
Da liegt jawohl nicht am NM und den fehlenden Skandalen...
So jetzt bis dann
Ciao
THE CANADIEN
Es ist ziemlich ruhig geworden in diesem Thread!FORZA
Da liegt jawohl nicht am NM und den fehlenden Skandalen...
So jetzt bis dann
Ciao
THE CANADIEN
Jetzt doch noch etwas brisantes aus dem Spiegel von morgen;
Ermittlungen gegen Top-Banker Ackermann
In der Affäre um die 100-Millionen-Mark-Abfindung für
Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser und einige seiner Mitarbeiter
ist ein weiterer prominenter Manager ins Visier der
Staatsanwaltschaft geraten: der designierte Chef der
Deutschen Bank, Josef Ackermann.
Gegen ihn ermittelt die Düsseldorfer
Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der
Untreue. Ackermann hatte als
Mannesmann-Aufsichtsrat dem vierköpfigen
Ausschuss für Vorstandsangelegenheiten
angehört, der Esser und weiteren
Mannesmann-Managern nur wenige Stunden nach
der Übernahme durch Vodafone die üppige
Millionenabfindung zugeschanzt hatte.
Die Höhe der Zahlungen, glauben die Ermittler,
stehe jedoch in keinem angemessenen Verhältnis
zu den Aufgaben der Manager und der Lage der
Gesellschaft, wie es das Aktiengesetz
vorschreibt. Damit könnten sich die zusagenden
Aufsichtsratsmitglieder wie Ackermann der Untreue schuldig gemacht
haben.
Außerdem hegen die Ermittler den Verdacht, dass es sich bei den von
Vodafone zugesagten Anerkennungsprämien um Bestechungsgelder
handeln könnte. Die Zahlungen, so ihre Vermutung, könnten den
Zweck gehabt haben, den Widerstand des Managements gegen die
Übernahme durch den britischen Handy-Konzern zu brechen.
Ermittlungsverfahren laufen aus diesem Grund bereits gegen Esser,
Ex-Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und Vodafone-Chef
Chris Gent. Auf Anfrage erklärte Ackermann, dass er von Ermittlungen
gegen seine Person keine Kenntnis habe.
Ermittlungen gegen Top-Banker Ackermann
In der Affäre um die 100-Millionen-Mark-Abfindung für
Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser und einige seiner Mitarbeiter
ist ein weiterer prominenter Manager ins Visier der
Staatsanwaltschaft geraten: der designierte Chef der
Deutschen Bank, Josef Ackermann.
Gegen ihn ermittelt die Düsseldorfer
Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der
Untreue. Ackermann hatte als
Mannesmann-Aufsichtsrat dem vierköpfigen
Ausschuss für Vorstandsangelegenheiten
angehört, der Esser und weiteren
Mannesmann-Managern nur wenige Stunden nach
der Übernahme durch Vodafone die üppige
Millionenabfindung zugeschanzt hatte.
Die Höhe der Zahlungen, glauben die Ermittler,
stehe jedoch in keinem angemessenen Verhältnis
zu den Aufgaben der Manager und der Lage der
Gesellschaft, wie es das Aktiengesetz
vorschreibt. Damit könnten sich die zusagenden
Aufsichtsratsmitglieder wie Ackermann der Untreue schuldig gemacht
haben.
Außerdem hegen die Ermittler den Verdacht, dass es sich bei den von
Vodafone zugesagten Anerkennungsprämien um Bestechungsgelder
handeln könnte. Die Zahlungen, so ihre Vermutung, könnten den
Zweck gehabt haben, den Widerstand des Managements gegen die
Übernahme durch den britischen Handy-Konzern zu brechen.
Ermittlungsverfahren laufen aus diesem Grund bereits gegen Esser,
Ex-Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und Vodafone-Chef
Chris Gent. Auf Anfrage erklärte Ackermann, dass er von Ermittlungen
gegen seine Person keine Kenntnis habe.
Und auch etwas zu Refugium;
N E U E R M A R K T
Gruß an Madame E.
Im Überlebenskampf des Seniorenheimbetreibers Refugium
spielt ein prozessfreudiger Kleinaktionär eine fragwürdige
Doppelrolle. Ist er ein Strohmann des Konkurrenten Marseille?
Das Fax aus Ibiza mit dem Vermerk "EILT" ging an einen
Anschluss in der Blumenstraße 59, mitten im Hamburger
Nobelviertel Winterhude. "Lieber Ulli, der Hund Walther
möchte zurückbeißen", schrieb Michael T. Bohndorf am 9.
Mai und erkundigte sich nach "Munition" für weitere
Schreiben an Walther. Die Mitteilung endet mit einem
herzlichen Gruß, "natürlich auch an Madame E."
Die kryptische Nachricht aus Spanien ist Teil - und
möglicherweise ein wichtiges Indiz - in einem prominent
besetzten Wirtschaftskrimi am Neuen Markt. Dort kämpft
der Seniorenheimbetreiber Refugium gegen den Exitus.
Mehr als 27 Millionen Mark operativer Verlust
erwirtschaftete er im vergangenen Jahr, bei einem
Umsatz von knapp 300 Millionen Mark. Über 3800
Refugium-Mitarbeiter warten derzeit auf ihre Mai-Löhne, rund 6000
betagte Bewohner in 57 Heimen sind völlig verunsichert.
Der eigentliche Kampf aber wird hinter den Kulissen ausgefochten,
und der Hamburger Anwalt Michael T. Bohndorf mit Wohnsitz auf
Ibiza spielt dabei eine höchst fragwürdige Doppelrolle: Er agiert als
prozessfreudiger Kleinaktionär, gleichzeitig unterhält er enge
Kontakte zur Hamburger Refugium-Konkurrenz.
Mit "lieber Ulli" ist nämlich Hobbypilot Ulrich Marseille gemeint,
verheiratet mit Estella-Maria Marseille ("Madame E."?) und
Großaktionär der gleichnamigen Hamburger Klinik-Gruppe. Die prüft
derzeit eine enge Zusammenarbeit mit der angeschlagenen Refugium
- vorausgesetzt, die Gläubiger leisten großzügig Verzicht.
Auf der anderen Seite lauert der "Hund Walther". Der hemdsärmelige
Unternehmer Dietrich Walther hat aus dem Börsenmantel des
Reißverschlussherstellers Gold-Zack binnen weniger Jahre eine
Investmentbank gemacht, die vor allem vom Boom des Neuen
Marktes profitierte.
Nicht immer allerdings waren die Unternehmen, die Gold-Zack in den
Zeiten des Aktienfiebers an die Börse brachte, von bester Qualität.
Gegen Alt-Vorstände von Refugium ermittelt inzwischen die Bonner
Staatsanwaltschaft wegen Bilanzfälschung. Geprüft wird zudem, ob
schon beim Börsengang mit einer gefälschten Bilanz operiert wurde.
Die Ermittlungen könnten auch für Walther gefährlich werden, der bei
Refugium bis vor zwei Jahren den Aufsichtsrat führte.
Finanziell trifft die Refugium-Krise Walther ebenfalls hart. Der
Gold-Zack-Tochtergesellschaft Pako gehören 27 Seniorenheime, die
Refugium nutzt. Inzwischen wurden alle Betreiberverträge wegen
Pachtrückständen von rund 15 Millionen Mark gekündigt.
Vorvergangene Woche gründete Walther mit der Berliner
Dussmann-Gruppe eine gemeinsame Gesellschaft, um eine Lösung für
seine Pako-Häuser und vielleicht auch für den Rest von Refugium zu
finden. An der Beseitigung finanzieller Altlasten wird noch gearbeitet.
Das Angebot von Marseille lehnte Walther bereits Ende April als
inakzeptabel ab.
Noch Ende vergangenen Jahres war die Situation viel übersichtlicher.
Walther hatte alles minutiös geplant. "Pro Seniore und Gold Zack AG
werden Großaktionäre der Refugium Holding AG", hieß es in einer
Pressemitteilung kurz vor Weihnachten. Gold-Zack sollte die Pako
Immobilien und Pro Seniore die Victor`s Health Care in das
Unternehmen einbringen. Die Aktionäre segneten den Sanierungsplan,
der auch eine Barkapitalerhöhung vorsah, in der Hauptversammlung
Ende Januar ab.
Doch dann kam Kleinaktionär Bohndorf ins Spiel. Er vereitelte den
Plan - und verschaffte damit automatisch dem Hamburger
Konkurrenten Marseille Zutritt zur Endzeit-Party bei Refugium.
Bereits im Vorfeld der Hauptversammlung hatte Bohndorf in der
Presse gegen die Kapitalerhöhung Stimmung gemacht und mit
juristischen Schritten gedroht. Während des Aktionärstreffens stellte
er unzählige Fragen, und Ende Februar deponierte er parallel mit
einem anderen Aktionär beim Bonner Landgericht eine
Anfechtungsklage gegen die beschlossene Kapitalerhöhung.
Einen Monat später konnte er einen ersten Erfolg verbuchen. Das
Amtsgericht Königswinter setzte am 5. April die Eintragung der
Kapitalerhöhung ins Handelsregister aus, der Registerrichter wollte
zuerst auf die Bonner Urteile warten.
Damit war der Gold-Zack-Plan faktisch gescheitert. Doch noch am
selben Tag trafen sich Manager von Marseille und Refugium zu ersten
Gesprächen. Ganz zufällig war der weiße Ritter aus Hamburg einige
Tage zuvor aufgetaucht: Ulrich Marseille hatte telefonisch
Refugium-Chef Klaus Küthe kontaktiert.
Bohndorfs offizieller Standpunkt ist klar: Die Kleinaktionäre sollten
"entmachtet werden", schrieb er am 29. Mai in einem Rundbrief an die
Mitaktionäre der Refugium-Holding. Nach seiner Meinung waren "die
geplanten Sacheinlagen (PAKO bzw. pro seniore) maßlos überhöht
angesetzt, nämlich zehnfach zu hoch". Die Gutachten der Firmen
Arthur Andersen und PricewaterhouseCoopers, auf die sich die
Bewertung stützt, seien "reine Gefälligkeitswerke".
Vor allem gegen "Strippenzieher" Walther
feuerte Bohndorf Breitseiten. "Teils tritt er
persönlich auf, teils bedient er sich ihm nahe
stehenden Dritten, Hintermänner und ihm
verbundener Gesellschaften", durften die
Mitaktionäre lesen.
Ebenso hart geht er in Schreiben an Walther
persönlich zur Sache. Bei dem Verkauf des
ehemaligen britischen Militärhospitals in Iserlohn
wittert Bohndorf zum Beispiel krumme
Privatgeschäfte. Walther soll Refugium das
Gelände für einen Spottpreis abgeluchst haben.
"Völlig absurd", kontert der Finanzer, "die Bewertung war korrekt."
Bohndorf schreckt auch vor unorthodoxen Methoden nicht zurück.
Kurz vor Pfingsten schlug er Refugium-Chef Klaus Küthe schriftlich ein
"Joint-Venture" vor. Zitat: "Ich hatte Ihnen gegenüber ausgedrückt,
dass ich - für die Refugium AG ohne Honorarverpflichtung - in meiner
Eigenschaft als Aktionär Ansprüche gegen Herrn Walther geltend
machen würde." Die Beute sollte dann "stimmig" geteilt werden.
In den schonungslosen Attacken gibt sich Bohndorf freilich immer als
unabhängiger Geist. Hintermänner und Dritte existieren nur im
feindlichen Lager. Kein Wort von den zahlreichen Faxschreiben und
Telefonaten, die in den vergangenen Monaten zwischen seinem
Domizil auf Ibiza und dem privaten Anschluss von Ulrich Marseille alias
"lieber Ulli" hin- und hergingen, darunter Gerichtsmitteilungen und
Klageentwürfe.
Zum Beispiel ein Fax vom 27. April mit dem Deckblatt Ulrich Marseille:
"Sehr geehrter Herr Dr. Bohndorf, anliegend erhalten Sie die Abschrift
einer sehr schwer verständlichen Mailbox-Aufzeichnung i. S. Refugium
zu Ihrer weiteren Bearbeitung."
Bei der Abschrift handelt es sich um ein Gesprächsangebot von
Dietrich Walther auf dem Telefonbeantworter von Michael Gehrckens.
Er ist der Zweite, der vor dem Bonner Landgericht gegen die geplante
Kapitalerhöhung klagt.
Solche Fakten sowie der Zeitablauf lassen den Verdacht aufkommen,
dass Bohndorfs Aktionen von langer Hand vorbereitet sind. Vieles
deutet daraufhin, dass Marseille mit Hilfe streitlustiger Strohmänner
Konkurrent Refugium und dessen Gläubiger in eine aussichtslose Lage
bringen wollte, um die halb tote Firma billig zu übernehmen.
Am Hauptsitz des Konzerns, in dessen Aufsichtsrat auch
Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm sitzt, werden solche Zusammenhänge
dementiert. "Weder Herr Bohndorf noch Herr Gehrckens stehen `im
Dienste` der Marseille-Kliniken AG", sagt ein Sprecher.
Bohndorf kann nicht bestreiten, "mit Herrn Marseille seit einiger Zeit
in angenehmem Kontakt zu stehen". Vielsagend spricht er von
"Interessen-Identität". Er beziehe jedoch keine "Munition" von
Dritten, sondern schreibe seine Stellungnahmen, Schriftsätze und
Schreiben selbständig. Die Geschichte mit dem "Hund Walther" sei
darum nur im Sinne eines regen Gedankenaustausches zu verstehen,
behauptet Bohndorf.
Von Strohmann-Theorien will er nichts wissen. Stattdessen verweist
Bohndorf auf sein offizielles Motiv für seinen juristischen
Guerrillakrieg: Onkel Dr. Arthur Cohn aus New York. Der soll vor
geraumer Zeit auf Anraten einer Schweizer Bank für 3,2 Millionen
Mark Refugium-Aktien gekauft haben. Das Geld stammte angeblich
aus Entschädigungsleistungen anlässlich von Enteignungen während
des Nazi-Regimes.
Anfang des Jahres war das Paket noch rund 400 000 Mark wert, ein
Verlust von 2,8 Millionen Mark. Grund genug für Dr. Cohn, Bohndorf
"bei einem seiner letzten Aufenthalte in New York" zu bitten, sich der
Angelegenheit anzunehmen. Kurz nach der turbulenten
Hauptversammlung bei Refugium Ende Januar unterbreitete Bohndorf
diese Geschichte Walthers Anwalt.
Es folgten verschiedene Schriftwechsel. Ende Februar reichte
Gold-Zack in Hamburg eine Strafanzeige wegen Erpressung ein.
Bohndorf hingegen bestreitet, für den Verzicht auf eine
Anfechtungsklage 2,8 Millionen Mark verlangt zu haben.
Aber gibt es Arthur Cohn und seine Aktiengeschäfte wirklich?
Bohndorf bittet um Verständnis, dass sein "88-jähriger Onkel, der
gesundheitlich sehr angegriffen ist, sich nicht der Presse stellen
möchte (und auch nicht kann)". Den Namen der Schweizer Bank will
der Mann aus Ibiza nicht nennen.
BEAT BALZLI
N E U E R M A R K T
Gruß an Madame E.
Im Überlebenskampf des Seniorenheimbetreibers Refugium
spielt ein prozessfreudiger Kleinaktionär eine fragwürdige
Doppelrolle. Ist er ein Strohmann des Konkurrenten Marseille?
Das Fax aus Ibiza mit dem Vermerk "EILT" ging an einen
Anschluss in der Blumenstraße 59, mitten im Hamburger
Nobelviertel Winterhude. "Lieber Ulli, der Hund Walther
möchte zurückbeißen", schrieb Michael T. Bohndorf am 9.
Mai und erkundigte sich nach "Munition" für weitere
Schreiben an Walther. Die Mitteilung endet mit einem
herzlichen Gruß, "natürlich auch an Madame E."
Die kryptische Nachricht aus Spanien ist Teil - und
möglicherweise ein wichtiges Indiz - in einem prominent
besetzten Wirtschaftskrimi am Neuen Markt. Dort kämpft
der Seniorenheimbetreiber Refugium gegen den Exitus.
Mehr als 27 Millionen Mark operativer Verlust
erwirtschaftete er im vergangenen Jahr, bei einem
Umsatz von knapp 300 Millionen Mark. Über 3800
Refugium-Mitarbeiter warten derzeit auf ihre Mai-Löhne, rund 6000
betagte Bewohner in 57 Heimen sind völlig verunsichert.
Der eigentliche Kampf aber wird hinter den Kulissen ausgefochten,
und der Hamburger Anwalt Michael T. Bohndorf mit Wohnsitz auf
Ibiza spielt dabei eine höchst fragwürdige Doppelrolle: Er agiert als
prozessfreudiger Kleinaktionär, gleichzeitig unterhält er enge
Kontakte zur Hamburger Refugium-Konkurrenz.
Mit "lieber Ulli" ist nämlich Hobbypilot Ulrich Marseille gemeint,
verheiratet mit Estella-Maria Marseille ("Madame E."?) und
Großaktionär der gleichnamigen Hamburger Klinik-Gruppe. Die prüft
derzeit eine enge Zusammenarbeit mit der angeschlagenen Refugium
- vorausgesetzt, die Gläubiger leisten großzügig Verzicht.
Auf der anderen Seite lauert der "Hund Walther". Der hemdsärmelige
Unternehmer Dietrich Walther hat aus dem Börsenmantel des
Reißverschlussherstellers Gold-Zack binnen weniger Jahre eine
Investmentbank gemacht, die vor allem vom Boom des Neuen
Marktes profitierte.
Nicht immer allerdings waren die Unternehmen, die Gold-Zack in den
Zeiten des Aktienfiebers an die Börse brachte, von bester Qualität.
Gegen Alt-Vorstände von Refugium ermittelt inzwischen die Bonner
Staatsanwaltschaft wegen Bilanzfälschung. Geprüft wird zudem, ob
schon beim Börsengang mit einer gefälschten Bilanz operiert wurde.
Die Ermittlungen könnten auch für Walther gefährlich werden, der bei
Refugium bis vor zwei Jahren den Aufsichtsrat führte.
Finanziell trifft die Refugium-Krise Walther ebenfalls hart. Der
Gold-Zack-Tochtergesellschaft Pako gehören 27 Seniorenheime, die
Refugium nutzt. Inzwischen wurden alle Betreiberverträge wegen
Pachtrückständen von rund 15 Millionen Mark gekündigt.
Vorvergangene Woche gründete Walther mit der Berliner
Dussmann-Gruppe eine gemeinsame Gesellschaft, um eine Lösung für
seine Pako-Häuser und vielleicht auch für den Rest von Refugium zu
finden. An der Beseitigung finanzieller Altlasten wird noch gearbeitet.
Das Angebot von Marseille lehnte Walther bereits Ende April als
inakzeptabel ab.
Noch Ende vergangenen Jahres war die Situation viel übersichtlicher.
Walther hatte alles minutiös geplant. "Pro Seniore und Gold Zack AG
werden Großaktionäre der Refugium Holding AG", hieß es in einer
Pressemitteilung kurz vor Weihnachten. Gold-Zack sollte die Pako
Immobilien und Pro Seniore die Victor`s Health Care in das
Unternehmen einbringen. Die Aktionäre segneten den Sanierungsplan,
der auch eine Barkapitalerhöhung vorsah, in der Hauptversammlung
Ende Januar ab.
Doch dann kam Kleinaktionär Bohndorf ins Spiel. Er vereitelte den
Plan - und verschaffte damit automatisch dem Hamburger
Konkurrenten Marseille Zutritt zur Endzeit-Party bei Refugium.
Bereits im Vorfeld der Hauptversammlung hatte Bohndorf in der
Presse gegen die Kapitalerhöhung Stimmung gemacht und mit
juristischen Schritten gedroht. Während des Aktionärstreffens stellte
er unzählige Fragen, und Ende Februar deponierte er parallel mit
einem anderen Aktionär beim Bonner Landgericht eine
Anfechtungsklage gegen die beschlossene Kapitalerhöhung.
Einen Monat später konnte er einen ersten Erfolg verbuchen. Das
Amtsgericht Königswinter setzte am 5. April die Eintragung der
Kapitalerhöhung ins Handelsregister aus, der Registerrichter wollte
zuerst auf die Bonner Urteile warten.
Damit war der Gold-Zack-Plan faktisch gescheitert. Doch noch am
selben Tag trafen sich Manager von Marseille und Refugium zu ersten
Gesprächen. Ganz zufällig war der weiße Ritter aus Hamburg einige
Tage zuvor aufgetaucht: Ulrich Marseille hatte telefonisch
Refugium-Chef Klaus Küthe kontaktiert.
Bohndorfs offizieller Standpunkt ist klar: Die Kleinaktionäre sollten
"entmachtet werden", schrieb er am 29. Mai in einem Rundbrief an die
Mitaktionäre der Refugium-Holding. Nach seiner Meinung waren "die
geplanten Sacheinlagen (PAKO bzw. pro seniore) maßlos überhöht
angesetzt, nämlich zehnfach zu hoch". Die Gutachten der Firmen
Arthur Andersen und PricewaterhouseCoopers, auf die sich die
Bewertung stützt, seien "reine Gefälligkeitswerke".
Vor allem gegen "Strippenzieher" Walther
feuerte Bohndorf Breitseiten. "Teils tritt er
persönlich auf, teils bedient er sich ihm nahe
stehenden Dritten, Hintermänner und ihm
verbundener Gesellschaften", durften die
Mitaktionäre lesen.
Ebenso hart geht er in Schreiben an Walther
persönlich zur Sache. Bei dem Verkauf des
ehemaligen britischen Militärhospitals in Iserlohn
wittert Bohndorf zum Beispiel krumme
Privatgeschäfte. Walther soll Refugium das
Gelände für einen Spottpreis abgeluchst haben.
"Völlig absurd", kontert der Finanzer, "die Bewertung war korrekt."
Bohndorf schreckt auch vor unorthodoxen Methoden nicht zurück.
Kurz vor Pfingsten schlug er Refugium-Chef Klaus Küthe schriftlich ein
"Joint-Venture" vor. Zitat: "Ich hatte Ihnen gegenüber ausgedrückt,
dass ich - für die Refugium AG ohne Honorarverpflichtung - in meiner
Eigenschaft als Aktionär Ansprüche gegen Herrn Walther geltend
machen würde." Die Beute sollte dann "stimmig" geteilt werden.
In den schonungslosen Attacken gibt sich Bohndorf freilich immer als
unabhängiger Geist. Hintermänner und Dritte existieren nur im
feindlichen Lager. Kein Wort von den zahlreichen Faxschreiben und
Telefonaten, die in den vergangenen Monaten zwischen seinem
Domizil auf Ibiza und dem privaten Anschluss von Ulrich Marseille alias
"lieber Ulli" hin- und hergingen, darunter Gerichtsmitteilungen und
Klageentwürfe.
Zum Beispiel ein Fax vom 27. April mit dem Deckblatt Ulrich Marseille:
"Sehr geehrter Herr Dr. Bohndorf, anliegend erhalten Sie die Abschrift
einer sehr schwer verständlichen Mailbox-Aufzeichnung i. S. Refugium
zu Ihrer weiteren Bearbeitung."
Bei der Abschrift handelt es sich um ein Gesprächsangebot von
Dietrich Walther auf dem Telefonbeantworter von Michael Gehrckens.
Er ist der Zweite, der vor dem Bonner Landgericht gegen die geplante
Kapitalerhöhung klagt.
Solche Fakten sowie der Zeitablauf lassen den Verdacht aufkommen,
dass Bohndorfs Aktionen von langer Hand vorbereitet sind. Vieles
deutet daraufhin, dass Marseille mit Hilfe streitlustiger Strohmänner
Konkurrent Refugium und dessen Gläubiger in eine aussichtslose Lage
bringen wollte, um die halb tote Firma billig zu übernehmen.
Am Hauptsitz des Konzerns, in dessen Aufsichtsrat auch
Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm sitzt, werden solche Zusammenhänge
dementiert. "Weder Herr Bohndorf noch Herr Gehrckens stehen `im
Dienste` der Marseille-Kliniken AG", sagt ein Sprecher.
Bohndorf kann nicht bestreiten, "mit Herrn Marseille seit einiger Zeit
in angenehmem Kontakt zu stehen". Vielsagend spricht er von
"Interessen-Identität". Er beziehe jedoch keine "Munition" von
Dritten, sondern schreibe seine Stellungnahmen, Schriftsätze und
Schreiben selbständig. Die Geschichte mit dem "Hund Walther" sei
darum nur im Sinne eines regen Gedankenaustausches zu verstehen,
behauptet Bohndorf.
Von Strohmann-Theorien will er nichts wissen. Stattdessen verweist
Bohndorf auf sein offizielles Motiv für seinen juristischen
Guerrillakrieg: Onkel Dr. Arthur Cohn aus New York. Der soll vor
geraumer Zeit auf Anraten einer Schweizer Bank für 3,2 Millionen
Mark Refugium-Aktien gekauft haben. Das Geld stammte angeblich
aus Entschädigungsleistungen anlässlich von Enteignungen während
des Nazi-Regimes.
Anfang des Jahres war das Paket noch rund 400 000 Mark wert, ein
Verlust von 2,8 Millionen Mark. Grund genug für Dr. Cohn, Bohndorf
"bei einem seiner letzten Aufenthalte in New York" zu bitten, sich der
Angelegenheit anzunehmen. Kurz nach der turbulenten
Hauptversammlung bei Refugium Ende Januar unterbreitete Bohndorf
diese Geschichte Walthers Anwalt.
Es folgten verschiedene Schriftwechsel. Ende Februar reichte
Gold-Zack in Hamburg eine Strafanzeige wegen Erpressung ein.
Bohndorf hingegen bestreitet, für den Verzicht auf eine
Anfechtungsklage 2,8 Millionen Mark verlangt zu haben.
Aber gibt es Arthur Cohn und seine Aktiengeschäfte wirklich?
Bohndorf bittet um Verständnis, dass sein "88-jähriger Onkel, der
gesundheitlich sehr angegriffen ist, sich nicht der Presse stellen
möchte (und auch nicht kann)". Den Namen der Schweizer Bank will
der Mann aus Ibiza nicht nennen.
BEAT BALZLI
Internet: Aktionäre fordern den Cash-Bestand
Von Roland Lang
Rückt unser Geld raus! Diese Forderung stellen Anleger an den mediantis-Vorstand. Die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre ruft zur Liquidation des angeschlagenen
Internetbuchhändlers auf. Die Begründung: 15,3 Millionen Euro Cash in der Kasse
übersteigen deutlich den Börsenwert, der sich gerade einmal noch auf 9,2 Millionen Euro
beläuft.
Nach dieser Milchmädchenrechnung ergäbe sich ein Barausgleich für jeden Aktionär der
acht Millionen Anteilsscheine von 1,92 Euro je Aktie gegenüber zuletzt einem Kurs von
1,15 Euro. Dass diese Rechnung nicht so einfach aufgeht - ohne Schulden oder
Liquidationskosten zu berücksichtigen, diskutierte boerse-online.de am Vortag im
Branchenkommentar. Ein Einstieg für wertorientierte Anleger in diese Aktie lohnt sich
nicht. Dennoch scheint die Forderung der SdK, die Aktionäre auf der Hauptversammlung
am 24. Juli gemäß Paragraph 119 Aktiengesetz über eine Liquidation abstimmen zu
lassen, mehr als berechtigt.
Die Konkurrenz mit Amazon und bol.de ist schlicht erdrückend. Ohne einen großen
Konzern im Hintergrund scheinen die Tage der ehemaligen buecher.de gezählt zu sein.
Dieser Meinung scheinen sich die eigenen Vorstände der Gesellschaft anzuschließen. Laut
Recherche der SdK verkauften nach Ablauf der Sperrfrist im Juli 2000 diverse Vorstands-
und Aufsichtsratsmitglieder ihre Papiere und drückten so den Kurs.
Florian Langenscheidt, Spross einer berühmten Verlegerfamilie und Kenner des
Buchmarktes, zeigt sein Misstrauen in die Gesellschaft eindeutig. Dieser besitzt von seinen
ehemals 447.146 Stück nur noch 79.147 Papiere. Durch die Verkäufe fiel der Anteil der
Vorstände und Aufsichtsräte am Grundkapital auf rund 32 Prozent. Allerdings liegen noch
etliche Stücke bei Familienmitgliedern und Wagniskapitalgebern. Somit ist die
Durchsetzung eines Hauptversammlungsbeschlusses gegen den Willen der Altaktionäre
nicht möglich.
Neben dem operativen Verlust von 2,2 Millionen Euro im ersten Quartal vernichtete das
Management 600.000 Euro durch die Anlage der liquiden Mittel in einen Spezialfonds. Da
stellt sich wirklich die Frage: Sollten Aktionäre ihr Geld nicht selbst besser in andere Aktien
investieren? Wieso also als Anteilseigener einem erfolglosen Management weiterhin Gehalt
zahlen?
Die Liquidation von Dotcoms gehört in den nächsten Monaten zum Tagesgeschäft –
entweder zwangsweise durch Insolvenz oder vielleicht schon bald durch einen
Hauptversammlungsbeschluss der Aktionäre. Im Gegensatz zu mediantis erholt sich am
Freitag der Internetsektor um rund ein Prozent. Neuigkeiten aus den Unternehmen fehlen
gänzlich. T-Online und Intershop führen die Gewinnerliste bei den Schwergewichten an.
Von Roland Lang
Rückt unser Geld raus! Diese Forderung stellen Anleger an den mediantis-Vorstand. Die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre ruft zur Liquidation des angeschlagenen
Internetbuchhändlers auf. Die Begründung: 15,3 Millionen Euro Cash in der Kasse
übersteigen deutlich den Börsenwert, der sich gerade einmal noch auf 9,2 Millionen Euro
beläuft.
Nach dieser Milchmädchenrechnung ergäbe sich ein Barausgleich für jeden Aktionär der
acht Millionen Anteilsscheine von 1,92 Euro je Aktie gegenüber zuletzt einem Kurs von
1,15 Euro. Dass diese Rechnung nicht so einfach aufgeht - ohne Schulden oder
Liquidationskosten zu berücksichtigen, diskutierte boerse-online.de am Vortag im
Branchenkommentar. Ein Einstieg für wertorientierte Anleger in diese Aktie lohnt sich
nicht. Dennoch scheint die Forderung der SdK, die Aktionäre auf der Hauptversammlung
am 24. Juli gemäß Paragraph 119 Aktiengesetz über eine Liquidation abstimmen zu
lassen, mehr als berechtigt.
Die Konkurrenz mit Amazon und bol.de ist schlicht erdrückend. Ohne einen großen
Konzern im Hintergrund scheinen die Tage der ehemaligen buecher.de gezählt zu sein.
Dieser Meinung scheinen sich die eigenen Vorstände der Gesellschaft anzuschließen. Laut
Recherche der SdK verkauften nach Ablauf der Sperrfrist im Juli 2000 diverse Vorstands-
und Aufsichtsratsmitglieder ihre Papiere und drückten so den Kurs.
Florian Langenscheidt, Spross einer berühmten Verlegerfamilie und Kenner des
Buchmarktes, zeigt sein Misstrauen in die Gesellschaft eindeutig. Dieser besitzt von seinen
ehemals 447.146 Stück nur noch 79.147 Papiere. Durch die Verkäufe fiel der Anteil der
Vorstände und Aufsichtsräte am Grundkapital auf rund 32 Prozent. Allerdings liegen noch
etliche Stücke bei Familienmitgliedern und Wagniskapitalgebern. Somit ist die
Durchsetzung eines Hauptversammlungsbeschlusses gegen den Willen der Altaktionäre
nicht möglich.
Neben dem operativen Verlust von 2,2 Millionen Euro im ersten Quartal vernichtete das
Management 600.000 Euro durch die Anlage der liquiden Mittel in einen Spezialfonds. Da
stellt sich wirklich die Frage: Sollten Aktionäre ihr Geld nicht selbst besser in andere Aktien
investieren? Wieso also als Anteilseigener einem erfolglosen Management weiterhin Gehalt
zahlen?
Die Liquidation von Dotcoms gehört in den nächsten Monaten zum Tagesgeschäft –
entweder zwangsweise durch Insolvenz oder vielleicht schon bald durch einen
Hauptversammlungsbeschluss der Aktionäre. Im Gegensatz zu mediantis erholt sich am
Freitag der Internetsektor um rund ein Prozent. Neuigkeiten aus den Unternehmen fehlen
gänzlich. T-Online und Intershop führen die Gewinnerliste bei den Schwergewichten an.
So als letztes für heute;
DSW: "90 Prozent kriminell oder unfähig"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
DSW: "90 Prozent kriminell oder unfähig"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
Nochmal etwas aus der Schweiz;
Die Affäre weitet sich aus
Jetzt muss sich die Bank Leumi auch noch gegen Vorwürfe
der Geldwäscherei verteidigen. Der inhaftierte Exdirektor
Ernst Imfeld belastet sie schwer.
Von Daniel Ammann
Die Affäre um die Zürcher Niederlassung der Bank Leumi
le-Israel nimmt immer grössere Dimensionen an. Bisher
war nur bekannt, dass Kundengelder in zweistelliger
Millionenhöhe veruntreut wurden. Der langjährige
Leumi-Direktor Ernst Imfeld sitzt aus diesem Grund seit 8.
Februar in Untersuchungshaft (FACTS 7/2001).
Jetzt muss sich die Bank auch noch gegen Vorwürfe der
Geldwäscherei wehren. Zudem soll sie Konto-Unterlagen
gefälscht, Sorgfaltspflichten verletzt und amerikanische
Steuergesetze umgangen haben.
Diese gravierenden Vorwürfe macht der inhaftierte Imfeld,
der bis vor kurzem in der Geschäftsleitung der Bank Leumi
war. Festgehalten sind sie in einem vertraulichen Bericht
der Revisionsfirma PricewaterhouseCoopers (pwc) vom 31.
Januar 2001. Die pwc untersucht die Affäre bei der Leumi
im Auftrag der Eidgenössischen Bankenkommission.
Imfeld, der von der pwc als «kooperativ» bezeichnet wird,
gab den Revisoren freimütig Auskunft über angebliche
Geschäftspraktiken bei der Bank Leumi. So sprach er etwa
von einer ganzen Anzahl von Konten, «bei denen der
wirtschaftlich Berechtigte nicht korrekt angegeben wurde».
In mehreren Fällen habe die Bank bewusst einen Anwalt
vorgeschoben, um den wahren Kontoinhaber gegen aussen
zu verheimlichen. Dabei sei das gesetzlich
vorgeschriebene Formular A «gefälscht» worden, sagt
Exbanker Imfeld.
Das ist illegal und kann mit Gefängnis bestraft werden.
Das Schweizer Gesetz und die Standesregeln zur
Sorgfaltspflicht verlangen von den Banken, einen
Kontoinhaber zu identifizieren und ihn im Formular A
einzutragen. Dies gilt als eine der wichtigsten
Massnahmen, um die Geldwäscherei zu bekämpfen.
In anderen Fällen, gestand Imfeld, habe er für Kunden in
den USA, in Grossbritannien und in Australien so
genanntes «cash matching» betrieben. Er half diesen
Kunden, unter sich Bargeld auszutauschen. So wurde
verhindert, dass das Geld offiziell und nachprüfbar über
Bankkanäle floss. Diese Praxis läuft im pwc-Bericht unter
dem Titel Geldwäscherei. Laut Finanzexperten wird
derartiges «cash matching» gerne auch zur Kapitalflucht
genutzt.
Und schliesslich habe die Bank Leumi - immer laut ihrem
ehemaligen Direktor Imfeld - das neue amerikanische
Steuerregime unterlaufen. Die hiesigen Banken haben
nämlich mit der US-Steuerbehörde ein weit reichendes
Abkommen geschlossen, das Anfang Jahr in Kraft getreten
ist: Sie dürfen amerikanische Wertschriften nur noch an
US-Bürger und Green-Card-Träger verkaufen, wenn sie bei
der Steuerbehörde registriert sind und ihre
Vermögenswerte offen legen. Das müssen die Schweizer
Banken nachprüfen. So wollen die USA verhindern, dass
ihre Staatsbürger in der Schweiz Steuern hinterziehen.
Imfeld gesteht nun offen ein, er habe Kunden unterstützt,
ihr Geld bei der Bank Leumi vor dem US-Fiskus zu
verstecken. Den amerikanischen Kunden sei «geraten und
geholfen» worden, ihre Konten vor dem 1. Januar 2001
offiziell aufzulösen. Das Geld sei dann aber einfach auf
neue Konten bei der Bank Leumi überwiesen worden - mit
Strohmännern als Kontoinhabern und gefälschten
A-Formularen.
Die Bank Leumi hält laut ihrem Sprecher Thomas Hermann
fest, «dass es sich um Einzeldarstellungen von Ernst
Imfeld handelt, um seine kriminellen Machenschaften aus
seiner Sicht zu illustrieren». Sie betont, dass es die Bank
selber gewesen sei, die die Unregelmässigkeiten
aufgedeckt habe. Und sie habe «alles unternommen», um
ihre Geschäfte «in vollem Einklang» mit dem
amerikanischen Steuerregime abzuwickeln.
Treffen Imfelds Aussagen aber zu - die pwc muss das noch
genauer abklären -, wird die Bank Leumi ernsthafte
Probleme mit den Behörden in der Schweiz und in den
USA kriegen. Immerhin stellt sich die Frage, wieso sich
Imfeld mit falschen Behauptungen denn selbst belasten
sollte.
Zu den Vorwürfen keine Stellung nimmt derzeit die
Eidgenössische Bankenkommission (EBK). «Ich will
zuerst alle Sachverhalte kennen», sagt EBK-Direktor
Daniel Zuberbühler. Der Zürcher Bezirksanwalt Nathan
Landshut, der Imfeld verhaften liess und das Strafverfahren
führt, bestätigt, dass er «auch ein Auge auf mögliche
Geldwäscherei» hat. Da die Untersuchung aber noch ganz
am Anfang steht, müsse er sich zuerst ein allgemeines
Bild verschaffen. Für das Management der Bank Leumi
wird es immer schwieriger, die Affäre als Verfehlung eines
Einzelnen darzustellen. Es ist offensichtlich, dass die
Kontrollmechanismen gleich während Jahren versagt
haben. Das wird nun auch von höchster Stelle eingeräumt:
«Die interne und die externe Kontrolle haben anscheinend
nichts bemerkt», konstatiert Leumi-Verwaltungsrat Rolf
Bloch. Und fragt sich, «wie das hat passieren können».
Neues Ungemach droht der Bank Leumi auch von einer
Liste mit gegen 300 Privatkunden. Vor allem Kunden aus
Deutschland und Israel, Grossbritannien und den USA
sollen auf dieser Liste von Leumi figurieren. Eine private
deutsche Fernsehstation sei zum Beispiel darunter oder
ein einflussreicher israelischer Verleger, wollen Insider
wissen. Prominente Namen, die auf dieser Liste aufgeführt
sind, so wurde der Bank gedroht, würden der Presse
zugespielt.
Das wäre für die Bank Leumi, deren wichtiges Kapital die
Diskretion ist, verheerend. Ein reales Risiko?
Bezirksanwalt Landshut jedenfalls bestätigt, dass eine
Kundenliste sichergestellt worden ist. Ihre Bedeutung
allerdings sei noch unklar, sagt der Bezirksanwalt.
Unschwer vorzustellen, dass auch noch Kopien der
beschlagnahmten Liste im Umlauf sind.
Die Affäre weitet sich aus
Jetzt muss sich die Bank Leumi auch noch gegen Vorwürfe
der Geldwäscherei verteidigen. Der inhaftierte Exdirektor
Ernst Imfeld belastet sie schwer.
Von Daniel Ammann
Die Affäre um die Zürcher Niederlassung der Bank Leumi
le-Israel nimmt immer grössere Dimensionen an. Bisher
war nur bekannt, dass Kundengelder in zweistelliger
Millionenhöhe veruntreut wurden. Der langjährige
Leumi-Direktor Ernst Imfeld sitzt aus diesem Grund seit 8.
Februar in Untersuchungshaft (FACTS 7/2001).
Jetzt muss sich die Bank auch noch gegen Vorwürfe der
Geldwäscherei wehren. Zudem soll sie Konto-Unterlagen
gefälscht, Sorgfaltspflichten verletzt und amerikanische
Steuergesetze umgangen haben.
Diese gravierenden Vorwürfe macht der inhaftierte Imfeld,
der bis vor kurzem in der Geschäftsleitung der Bank Leumi
war. Festgehalten sind sie in einem vertraulichen Bericht
der Revisionsfirma PricewaterhouseCoopers (pwc) vom 31.
Januar 2001. Die pwc untersucht die Affäre bei der Leumi
im Auftrag der Eidgenössischen Bankenkommission.
Imfeld, der von der pwc als «kooperativ» bezeichnet wird,
gab den Revisoren freimütig Auskunft über angebliche
Geschäftspraktiken bei der Bank Leumi. So sprach er etwa
von einer ganzen Anzahl von Konten, «bei denen der
wirtschaftlich Berechtigte nicht korrekt angegeben wurde».
In mehreren Fällen habe die Bank bewusst einen Anwalt
vorgeschoben, um den wahren Kontoinhaber gegen aussen
zu verheimlichen. Dabei sei das gesetzlich
vorgeschriebene Formular A «gefälscht» worden, sagt
Exbanker Imfeld.
Das ist illegal und kann mit Gefängnis bestraft werden.
Das Schweizer Gesetz und die Standesregeln zur
Sorgfaltspflicht verlangen von den Banken, einen
Kontoinhaber zu identifizieren und ihn im Formular A
einzutragen. Dies gilt als eine der wichtigsten
Massnahmen, um die Geldwäscherei zu bekämpfen.
In anderen Fällen, gestand Imfeld, habe er für Kunden in
den USA, in Grossbritannien und in Australien so
genanntes «cash matching» betrieben. Er half diesen
Kunden, unter sich Bargeld auszutauschen. So wurde
verhindert, dass das Geld offiziell und nachprüfbar über
Bankkanäle floss. Diese Praxis läuft im pwc-Bericht unter
dem Titel Geldwäscherei. Laut Finanzexperten wird
derartiges «cash matching» gerne auch zur Kapitalflucht
genutzt.
Und schliesslich habe die Bank Leumi - immer laut ihrem
ehemaligen Direktor Imfeld - das neue amerikanische
Steuerregime unterlaufen. Die hiesigen Banken haben
nämlich mit der US-Steuerbehörde ein weit reichendes
Abkommen geschlossen, das Anfang Jahr in Kraft getreten
ist: Sie dürfen amerikanische Wertschriften nur noch an
US-Bürger und Green-Card-Träger verkaufen, wenn sie bei
der Steuerbehörde registriert sind und ihre
Vermögenswerte offen legen. Das müssen die Schweizer
Banken nachprüfen. So wollen die USA verhindern, dass
ihre Staatsbürger in der Schweiz Steuern hinterziehen.
Imfeld gesteht nun offen ein, er habe Kunden unterstützt,
ihr Geld bei der Bank Leumi vor dem US-Fiskus zu
verstecken. Den amerikanischen Kunden sei «geraten und
geholfen» worden, ihre Konten vor dem 1. Januar 2001
offiziell aufzulösen. Das Geld sei dann aber einfach auf
neue Konten bei der Bank Leumi überwiesen worden - mit
Strohmännern als Kontoinhabern und gefälschten
A-Formularen.
Die Bank Leumi hält laut ihrem Sprecher Thomas Hermann
fest, «dass es sich um Einzeldarstellungen von Ernst
Imfeld handelt, um seine kriminellen Machenschaften aus
seiner Sicht zu illustrieren». Sie betont, dass es die Bank
selber gewesen sei, die die Unregelmässigkeiten
aufgedeckt habe. Und sie habe «alles unternommen», um
ihre Geschäfte «in vollem Einklang» mit dem
amerikanischen Steuerregime abzuwickeln.
Treffen Imfelds Aussagen aber zu - die pwc muss das noch
genauer abklären -, wird die Bank Leumi ernsthafte
Probleme mit den Behörden in der Schweiz und in den
USA kriegen. Immerhin stellt sich die Frage, wieso sich
Imfeld mit falschen Behauptungen denn selbst belasten
sollte.
Zu den Vorwürfen keine Stellung nimmt derzeit die
Eidgenössische Bankenkommission (EBK). «Ich will
zuerst alle Sachverhalte kennen», sagt EBK-Direktor
Daniel Zuberbühler. Der Zürcher Bezirksanwalt Nathan
Landshut, der Imfeld verhaften liess und das Strafverfahren
führt, bestätigt, dass er «auch ein Auge auf mögliche
Geldwäscherei» hat. Da die Untersuchung aber noch ganz
am Anfang steht, müsse er sich zuerst ein allgemeines
Bild verschaffen. Für das Management der Bank Leumi
wird es immer schwieriger, die Affäre als Verfehlung eines
Einzelnen darzustellen. Es ist offensichtlich, dass die
Kontrollmechanismen gleich während Jahren versagt
haben. Das wird nun auch von höchster Stelle eingeräumt:
«Die interne und die externe Kontrolle haben anscheinend
nichts bemerkt», konstatiert Leumi-Verwaltungsrat Rolf
Bloch. Und fragt sich, «wie das hat passieren können».
Neues Ungemach droht der Bank Leumi auch von einer
Liste mit gegen 300 Privatkunden. Vor allem Kunden aus
Deutschland und Israel, Grossbritannien und den USA
sollen auf dieser Liste von Leumi figurieren. Eine private
deutsche Fernsehstation sei zum Beispiel darunter oder
ein einflussreicher israelischer Verleger, wollen Insider
wissen. Prominente Namen, die auf dieser Liste aufgeführt
sind, so wurde der Bank gedroht, würden der Presse
zugespielt.
Das wäre für die Bank Leumi, deren wichtiges Kapital die
Diskretion ist, verheerend. Ein reales Risiko?
Bezirksanwalt Landshut jedenfalls bestätigt, dass eine
Kundenliste sichergestellt worden ist. Ihre Bedeutung
allerdings sei noch unklar, sagt der Bezirksanwalt.
Unschwer vorzustellen, dass auch noch Kopien der
beschlagnahmten Liste im Umlauf sind.
und nicht nur das,
auch die vom DSW scheinen einen an der waffel zu haben.
siehe:
Thread: Systracom: Wenn Schützer schützen!
auch die vom DSW scheinen einen an der waffel zu haben.
siehe:
Thread: Systracom: Wenn Schützer schützen!
Hi The Canadian,
willkommen zurück.
wir haben dich alle vermisst.
grüße
willkommen zurück.
wir haben dich alle vermisst.
grüße
Hi Canadien, hier nochmal: willkommen zurück und frohes Schaffen
Nun wird`s ernst:
Boris Beckers Internetportal Sportgate beantragt Insolvenz
Das Internet-Portal Sportgate des ehemaligen Tennisstars Boris Becker ist pleite
dpa-afx BERLIN. Beim Amtsgericht Charlottenburg sei die Insolvenz beantragt worden, sagte ein Sprecher des Berliner Unternehmens am Montag. Die Gespräche zur Rettung der Firma seien gescheitert. Es bestünden offene Forderungen des Unternehmens an alle Gesellschafter.
An der Berliner Sportgate AG hält Boris Becker mit mehr als 50 Prozent die Mehrheit. Weitere Gesellschaftler sind Neef mit fünf Prozent, die Venturepark Incubator AG, an der Pixelpark wiederum beteiligt ist, mit 35 Prozent und der Deutsche Sportbund. Das Portal, das zu einem führenden Anbieter von Sport- und Freizeit-Informationen ausgebaut werden sollte, war mit monatelanger Verspätung Ende März gestartet. Ursprünglich war für 2002 der Börsengang vorgesehen.
gruss charlie
Nun wird`s ernst:
Boris Beckers Internetportal Sportgate beantragt Insolvenz
Das Internet-Portal Sportgate des ehemaligen Tennisstars Boris Becker ist pleite
dpa-afx BERLIN. Beim Amtsgericht Charlottenburg sei die Insolvenz beantragt worden, sagte ein Sprecher des Berliner Unternehmens am Montag. Die Gespräche zur Rettung der Firma seien gescheitert. Es bestünden offene Forderungen des Unternehmens an alle Gesellschafter.
An der Berliner Sportgate AG hält Boris Becker mit mehr als 50 Prozent die Mehrheit. Weitere Gesellschaftler sind Neef mit fünf Prozent, die Venturepark Incubator AG, an der Pixelpark wiederum beteiligt ist, mit 35 Prozent und der Deutsche Sportbund. Das Portal, das zu einem führenden Anbieter von Sport- und Freizeit-Informationen ausgebaut werden sollte, war mit monatelanger Verspätung Ende März gestartet. Ursprünglich war für 2002 der Börsengang vorgesehen.
gruss charlie
was für eine sauerei.
nur noch kriminelle am neuen markt!
- 6% / -5 %
nur noch kriminelle am neuen markt!
- 6% / -5 %
Mal etwas aus den USA;
A M A Z O N . C O M
Analysten vermuten Bilanzkosmetik
Amazon-Chef Jeff Bezos ist ständig dabei, von der gewaltigen
Schuldenlast seines Internet-Kaufhauses abzulenken. Nach
Meinung von US-Analysten könnte ihm das jedoch zum
Verhängnis werden.
Los Angeles - Schon im letzten Jahr hatte ein
Analyst dem Mut, sich gegen den Börsenstar Jeff
Bezos aufzulehnen. Die Finanzierung des
Unternehmens sei in Gefahr, sagte Ravi Suria
von Lehman Brothers, und sorgte damit für helle
Aufregung bei Amazon.com. Bezos und seine
Kollegen reagierten mit ungewohnter Schärfe auf
diese Vermutung und brandmarkten die Analyse
als kompletten Unsinn.
Angesichts des öffentlichen Streits um die
Finanzmittel ging ein Kritikpunkt Surias unter:
"Wir glauben, dass die Kombination von
negativem Cash-Flow, schwachem Working
Capital und der extremen Verschuldung in einem
höchst kompetitiven Markt diese Firma einem sehr hohen Risiko
aussetzen", schrieb der Analyst. Vereinfacht gesagt wies Suria auf
die Gefahr hin, dass Amazon in der momentanen Verfassung nicht in
der Lage sein könnte, den eigenen Schuldenberg abzutragen.
Dieses Problem wird nun von anderen
Analysten aufgegriffen. So sagte James
Gerwick von Stock USA gegenüber
"manager-magazin.de": "Um die fälligen
Milliarden für die Schuldentilgung
aufbringen zu können, müsste Amazon
jährlich um mehr als 20 Prozent wachsen
und eine Umsatzrendite von knapp vier
Prozent erwirtschaften". Gerwick wirft der
Amazon-Führung sogar Bilanzkosmetik vor.
Die Internetfirma versucht seiner Meinung nach, nur noch über den
Gewinn vor Kosten zu reden. Damit würde aber die tatsächliche
Problematik nicht abgebildet.
A M A Z O N . C O M
Analysten vermuten Bilanzkosmetik
Amazon-Chef Jeff Bezos ist ständig dabei, von der gewaltigen
Schuldenlast seines Internet-Kaufhauses abzulenken. Nach
Meinung von US-Analysten könnte ihm das jedoch zum
Verhängnis werden.
Los Angeles - Schon im letzten Jahr hatte ein
Analyst dem Mut, sich gegen den Börsenstar Jeff
Bezos aufzulehnen. Die Finanzierung des
Unternehmens sei in Gefahr, sagte Ravi Suria
von Lehman Brothers, und sorgte damit für helle
Aufregung bei Amazon.com. Bezos und seine
Kollegen reagierten mit ungewohnter Schärfe auf
diese Vermutung und brandmarkten die Analyse
als kompletten Unsinn.
Angesichts des öffentlichen Streits um die
Finanzmittel ging ein Kritikpunkt Surias unter:
"Wir glauben, dass die Kombination von
negativem Cash-Flow, schwachem Working
Capital und der extremen Verschuldung in einem
höchst kompetitiven Markt diese Firma einem sehr hohen Risiko
aussetzen", schrieb der Analyst. Vereinfacht gesagt wies Suria auf
die Gefahr hin, dass Amazon in der momentanen Verfassung nicht in
der Lage sein könnte, den eigenen Schuldenberg abzutragen.
Dieses Problem wird nun von anderen
Analysten aufgegriffen. So sagte James
Gerwick von Stock USA gegenüber
"manager-magazin.de": "Um die fälligen
Milliarden für die Schuldentilgung
aufbringen zu können, müsste Amazon
jährlich um mehr als 20 Prozent wachsen
und eine Umsatzrendite von knapp vier
Prozent erwirtschaften". Gerwick wirft der
Amazon-Führung sogar Bilanzkosmetik vor.
Die Internetfirma versucht seiner Meinung nach, nur noch über den
Gewinn vor Kosten zu reden. Damit würde aber die tatsächliche
Problematik nicht abgebildet.
Hier jetzt auch mal zur Brokat-Story;
B R O K A T
Kursziel "Null"
Der Stuttgarter Spezialist für Verschlüsselungssoftware steht
nach Einschätzung von Analysten kurz vor der Pleite. Als
Warnung für alle Anleger setzte das Bankhaus Metzler das
Kursziel für den Titel auf "Null"
Sollte es Brokat nicht gelingen, frische
Mittel zu bekommen, werde die am
Neuen Markt und an der Nasdaq notierte
Firma Anfang kommenden Jahres
voraussichtlich Insolvenz anmelden
müssen, lautet das Urteil von Lothar
Lubinezki vom Bankhaus Metzler. "Das
Kursziel null soll signalisieren, dass das
Unternehmen in
Liquiditätsschwierigkeiten steckt", sagte Lubinetzki zu
manager-magazin.de.
Auch die Analysten der Berenberg-Bank und von ABN Amro
bekräftigten ihre "Reduzieren"-Empfehlung. Das Bankhaus Sal.
Oppenheim, das Brokat zuvor als "Outperform" führte, stufte den
Wert auf "Neutral" zurück. Hier traut man Brokat-Aktien zwar keine
überdurchschnittliche, aber doch noch eine marktgemäße
Entwicklung zu.
Die vernichtende Beurteilung der Analysten beschleunigte den
dramatischen Kursverfall der Brokat-Aktie noch weiter. An der
Frankfurter Börse verlor das Papier heute zwischenzeitlich bis zu 30
Prozent auf gut vier Euro - im August vergangenen Jahres hatten
Anleger für die Aktie noch 124 Euro bezahlt. Anfang der Woche hatte
der Spezialist für Verschlüsselungssoftware bekannt geben müssen,
dass bereits die Hälfte seines Grundkapitals aufgebraucht ist.
Im Falle Brokat wiederholt sich das Drama vieler Wachstumswerte am
Neuen Markt. Der Vertrauensvorschuss, mit dem die Anleger das
Unternehmen beim Börsengang 1998 noch bedacht hatten, scheint
endgültig aufgebraucht. Dabei gilt die Software unter
Branchenkennern nach wie vor als zukunftsträchtig. Doch die noch
zu flaue Nachfrage machte den hochfliegenden Plänen einen Strich
durch die Rechnung.
Trotzdem verbreitet Brokat-Finanz-Chef Michael Janßen weiterhin
Zuversicht. Die jetzt vorgenommenen Wertberichtigungen, die das
Grundkapital zur Hälfte aufzehren, würden die Zahlungsfähigkeit des
Unternehmens nicht beeinträchtigen. Er hält auch an der Prognose
fest, im vierten Quartal endlich wenigstens ein ausgeglichenes
Betriebsergebnis vor Mitarbeiterbeteiligungen zu erreichen.
B R O K A T
Kursziel "Null"
Der Stuttgarter Spezialist für Verschlüsselungssoftware steht
nach Einschätzung von Analysten kurz vor der Pleite. Als
Warnung für alle Anleger setzte das Bankhaus Metzler das
Kursziel für den Titel auf "Null"
Sollte es Brokat nicht gelingen, frische
Mittel zu bekommen, werde die am
Neuen Markt und an der Nasdaq notierte
Firma Anfang kommenden Jahres
voraussichtlich Insolvenz anmelden
müssen, lautet das Urteil von Lothar
Lubinezki vom Bankhaus Metzler. "Das
Kursziel null soll signalisieren, dass das
Unternehmen in
Liquiditätsschwierigkeiten steckt", sagte Lubinetzki zu
manager-magazin.de.
Auch die Analysten der Berenberg-Bank und von ABN Amro
bekräftigten ihre "Reduzieren"-Empfehlung. Das Bankhaus Sal.
Oppenheim, das Brokat zuvor als "Outperform" führte, stufte den
Wert auf "Neutral" zurück. Hier traut man Brokat-Aktien zwar keine
überdurchschnittliche, aber doch noch eine marktgemäße
Entwicklung zu.
Die vernichtende Beurteilung der Analysten beschleunigte den
dramatischen Kursverfall der Brokat-Aktie noch weiter. An der
Frankfurter Börse verlor das Papier heute zwischenzeitlich bis zu 30
Prozent auf gut vier Euro - im August vergangenen Jahres hatten
Anleger für die Aktie noch 124 Euro bezahlt. Anfang der Woche hatte
der Spezialist für Verschlüsselungssoftware bekannt geben müssen,
dass bereits die Hälfte seines Grundkapitals aufgebraucht ist.
Im Falle Brokat wiederholt sich das Drama vieler Wachstumswerte am
Neuen Markt. Der Vertrauensvorschuss, mit dem die Anleger das
Unternehmen beim Börsengang 1998 noch bedacht hatten, scheint
endgültig aufgebraucht. Dabei gilt die Software unter
Branchenkennern nach wie vor als zukunftsträchtig. Doch die noch
zu flaue Nachfrage machte den hochfliegenden Plänen einen Strich
durch die Rechnung.
Trotzdem verbreitet Brokat-Finanz-Chef Michael Janßen weiterhin
Zuversicht. Die jetzt vorgenommenen Wertberichtigungen, die das
Grundkapital zur Hälfte aufzehren, würden die Zahlungsfähigkeit des
Unternehmens nicht beeinträchtigen. Er hält auch an der Prognose
fest, im vierten Quartal endlich wenigstens ein ausgeglichenes
Betriebsergebnis vor Mitarbeiterbeteiligungen zu erreichen.
Jetzt geht es bei AXA weiter;
Vorläufige Festnahmen
Ermittlungen gegen Axa-Chefs wegen
Geldwäsche
Gegen die beiden Spitzen-Manager des führenden
europäischen Versicherungskonzerns Axa wird wegen des
Verdachts der Geldwäsche ermittelt.
dpa PARIS. Der
Aufsichtsratsvorsitzende und
Axa-Gründer Claude Bebear sowie der
Vorstandsvorsitzende Henri de
Castries sollten am Mittwoch in Paris
vor dem Untersuchungsrichter
aussagen, hieß es nach Angaben aus
Justizkreisen. Sie seien vorläufig
festgenommen worden. Hingegen
sprach der Versicherungskonzern in einer Mitteilung lediglich
von einer Zeugenvernehmung.
Es geht um die frühere Konzerntochter, die Lebensversicherung
Pan-Euro-Life in Luxemburg, über die angeblich seit Jahren
Millionenbeträge am französischen Finanzamt vorbei nach
Luxemburg transferiert worden sein sollen. In den letzten
Monaten sind mehrere führende Angestellte von PanEuroLife
kurzfristig festgenommen worden, denen Diebstahl, Betrug und
Geldwäsche vorgeworfen wurde.
Vorläufige Festnahmen
Ermittlungen gegen Axa-Chefs wegen
Geldwäsche
Gegen die beiden Spitzen-Manager des führenden
europäischen Versicherungskonzerns Axa wird wegen des
Verdachts der Geldwäsche ermittelt.
dpa PARIS. Der
Aufsichtsratsvorsitzende und
Axa-Gründer Claude Bebear sowie der
Vorstandsvorsitzende Henri de
Castries sollten am Mittwoch in Paris
vor dem Untersuchungsrichter
aussagen, hieß es nach Angaben aus
Justizkreisen. Sie seien vorläufig
festgenommen worden. Hingegen
sprach der Versicherungskonzern in einer Mitteilung lediglich
von einer Zeugenvernehmung.
Es geht um die frühere Konzerntochter, die Lebensversicherung
Pan-Euro-Life in Luxemburg, über die angeblich seit Jahren
Millionenbeträge am französischen Finanzamt vorbei nach
Luxemburg transferiert worden sein sollen. In den letzten
Monaten sind mehrere führende Angestellte von PanEuroLife
kurzfristig festgenommen worden, denen Diebstahl, Betrug und
Geldwäsche vorgeworfen wurde.
TIP:Feiertagshandel - Vorsicht für unerfahrene Kleinanleger
Zocker nutzen niedrige Umsätze
An Feiertagen ist der Neue Markt für
Kursmanipulationen besonders anfällig
Von ANNA TRÖMEL
Wer Aktien loswerden will, sollte nicht ausgerechnet am
heutigen Fronleichnam eine unlimitierte Verkaufsorder
platzieren. Weil an den Feiertagen besonders am
Wachstumssegment deutlich weniger Käufer zu Gange
sind, können die Kurse bei sehr niedrigen Stückzahlen
beinahe ins Bodenlose fallen.
Kommentar: Rationaler Handel
HB FRANKFURT. Wer an
Fronleichnam eine Verkaufsorder für
seine Aktien platziert und ins
verlängerte Wochenende fährt, könnte
womöglich sein blaues Wunder
erleben. Seit die Deutsche Börse im
vergangenen Jahr den Feiertagshandel
einführte, bieten Fronleichnam,
Pfingsten und Vatertag Zockern eine
gute Gelegenheit, mit kleinen Einsätzen große Kursbewegungen
auszulösen. Da an diesen Tagen deutlich weniger Anleger am
Markt sind, kann eine einzige Verkaufsorder zu einer extremen
Übertreibung nach unten führen: Der Kurs fällt ins Bodenlose,
bis sich doch noch jemand zum Kauf erbarmt.
Bisweilen wird dies von gewieften Zockern am Neuen Markt
zudem genutzt, um Aktien unter die so genannten Stop-Losses
zu drücken. Dabei handelt es sich um Kursmarken, die
Privatanleger setzen, um etwaige Kursverluste automatisch
einzugrenzen. Werden diese Marken unterschritten, können die
dadurch ausgelösten Verkäufe die Kurse auf ein Niveau drücken,
das den Einstieg für manch einen wieder attraktiv erscheinen
lässt.
So versuchte ein Anleger am Pfingstmontag offenbar, den Kurs
des Pleitekandidaten Metabox durch den verkauf einer einzelnen
Aktie bis auf 0,52 Euro zu drücken. Metabox-Chef Stefan
Domeyer konnte dies verhindern – durch einen Stützkauf von
gerade einmal 100 Papieren – der Kurs stieg daraufhin. Mangels
Nachfrage würden von den Betreuerbanken der Titel am Neuen
Markt Preisspannen gestellt, „die so breit sind, dass ein
Lastwagen durchpasst“, sagt Stephan Ignatzy, Sales-Trader bei
der Commerzbank. Er rät Privatanlegern deshalb grundsätzlich
dazu, an Feiertagen die Finger von Verkaufsaufträgen zu lassen.
Ein Vertreter einer US-Investmentbank mit Sitz in London
empfiehlt, auf jeden Fall mit Limits zu agieren.
Börse sieht Preisqualität nicht beeinträchtigt
Wer sich mit den um die Tour mit dem Bollerwagen oder den
Familienausflug geprellten Aktienhändlern unterhält, dem schlägt
die mit Frust gepaarte Langeweile entgegen. „Das sind doch
alles Zufallskurse“, stöhnt es vom Parkett. „Bei derart geringen
Umsätzen lohnt es sich doch eigentlich gar nicht, die Kantine
aufzumachen“, sagt ein auf den Neuen Markt spezialisierter
Händler einer Frankfurter Großbank. Die Deutsche Börse AG,
die den Feiertagshandel eisern gegen die Kritik verteidigt, wehrt
sich gegen die Behauptung, dass an diesen Tagen nur
Zufallskurse zustandekämen. Ein Börsensprecher mutmaßt,
dass diese Klagen nur von den Parketthändler kommen können,
die auch an anderen Tagen deutlich weniger zu tun hätten, als
die Kollegen, die auf dem Computerhandelssystem Xetra
handelten.
„Das Aktienhandelsvolumen an den Deutschen Börsen ist in
etwa halb so groß wie an den normalen Tagen“, betont er. Als
Ende Mai die angelsächsischen Banken geschlossen blieben
und nur die Anleger hier zu Lande aktiv waren, bewegte sich die
Umsatzeinbuße in der gleichen Größenordnung. Auch der Leiter
der Handelsüberwachungsstelle der Frankfurter
Wertpapierbörse, Michael Zollweg, hält es für falsch, von dem
geringen Handelsvolumen auf eine geringere Preisqualität zu
schließen. „An vielen Börsen liegt das Handelsvolumen selbst
an Rekordtagen weit unter dem Frankfurter Niveau an den
zusätzlichen Handelstagen“, sagt er.
Was für die Standardwerte gelten mag, ist am Neuen Markt
jedoch nicht der Fall. Hier lagen die Handelsumsätze an Christi
Himmelfahrt und am Pfingstmontag um ein Vielfaches unter dem
Jahresdurchschnitt. Das dürfte auch an der Zurückhaltung eines
Teils der Privatanleger liegen: „Wir haben an den Feiertagen fast
50 % weniger Geschäft als sonst“, sagt eine Sprecherin der
Direktbank Comdirect und auch bei Consors herrschte an diesen
Tagen Flaute. Der Grund hierfür ist allerdings kaum in der
Vorsicht der Online-Trader zu suchen, als vielmehr darin, dass
manch einer von seinem Arbeitsplatz aus die schnelle Mark am
Aktienmarkt sucht. Bei Comdirect jedenfalls gehen die meisten
Order üblicherweise zwischen 9 und 11 Uhr morgens ein, wenn
auch die Arbeitnehmer ihren Computer eingeschaltet haben.
Zocker nutzen niedrige Umsätze
An Feiertagen ist der Neue Markt für
Kursmanipulationen besonders anfällig
Von ANNA TRÖMEL
Wer Aktien loswerden will, sollte nicht ausgerechnet am
heutigen Fronleichnam eine unlimitierte Verkaufsorder
platzieren. Weil an den Feiertagen besonders am
Wachstumssegment deutlich weniger Käufer zu Gange
sind, können die Kurse bei sehr niedrigen Stückzahlen
beinahe ins Bodenlose fallen.
Kommentar: Rationaler Handel
HB FRANKFURT. Wer an
Fronleichnam eine Verkaufsorder für
seine Aktien platziert und ins
verlängerte Wochenende fährt, könnte
womöglich sein blaues Wunder
erleben. Seit die Deutsche Börse im
vergangenen Jahr den Feiertagshandel
einführte, bieten Fronleichnam,
Pfingsten und Vatertag Zockern eine
gute Gelegenheit, mit kleinen Einsätzen große Kursbewegungen
auszulösen. Da an diesen Tagen deutlich weniger Anleger am
Markt sind, kann eine einzige Verkaufsorder zu einer extremen
Übertreibung nach unten führen: Der Kurs fällt ins Bodenlose,
bis sich doch noch jemand zum Kauf erbarmt.
Bisweilen wird dies von gewieften Zockern am Neuen Markt
zudem genutzt, um Aktien unter die so genannten Stop-Losses
zu drücken. Dabei handelt es sich um Kursmarken, die
Privatanleger setzen, um etwaige Kursverluste automatisch
einzugrenzen. Werden diese Marken unterschritten, können die
dadurch ausgelösten Verkäufe die Kurse auf ein Niveau drücken,
das den Einstieg für manch einen wieder attraktiv erscheinen
lässt.
So versuchte ein Anleger am Pfingstmontag offenbar, den Kurs
des Pleitekandidaten Metabox durch den verkauf einer einzelnen
Aktie bis auf 0,52 Euro zu drücken. Metabox-Chef Stefan
Domeyer konnte dies verhindern – durch einen Stützkauf von
gerade einmal 100 Papieren – der Kurs stieg daraufhin. Mangels
Nachfrage würden von den Betreuerbanken der Titel am Neuen
Markt Preisspannen gestellt, „die so breit sind, dass ein
Lastwagen durchpasst“, sagt Stephan Ignatzy, Sales-Trader bei
der Commerzbank. Er rät Privatanlegern deshalb grundsätzlich
dazu, an Feiertagen die Finger von Verkaufsaufträgen zu lassen.
Ein Vertreter einer US-Investmentbank mit Sitz in London
empfiehlt, auf jeden Fall mit Limits zu agieren.
Börse sieht Preisqualität nicht beeinträchtigt
Wer sich mit den um die Tour mit dem Bollerwagen oder den
Familienausflug geprellten Aktienhändlern unterhält, dem schlägt
die mit Frust gepaarte Langeweile entgegen. „Das sind doch
alles Zufallskurse“, stöhnt es vom Parkett. „Bei derart geringen
Umsätzen lohnt es sich doch eigentlich gar nicht, die Kantine
aufzumachen“, sagt ein auf den Neuen Markt spezialisierter
Händler einer Frankfurter Großbank. Die Deutsche Börse AG,
die den Feiertagshandel eisern gegen die Kritik verteidigt, wehrt
sich gegen die Behauptung, dass an diesen Tagen nur
Zufallskurse zustandekämen. Ein Börsensprecher mutmaßt,
dass diese Klagen nur von den Parketthändler kommen können,
die auch an anderen Tagen deutlich weniger zu tun hätten, als
die Kollegen, die auf dem Computerhandelssystem Xetra
handelten.
„Das Aktienhandelsvolumen an den Deutschen Börsen ist in
etwa halb so groß wie an den normalen Tagen“, betont er. Als
Ende Mai die angelsächsischen Banken geschlossen blieben
und nur die Anleger hier zu Lande aktiv waren, bewegte sich die
Umsatzeinbuße in der gleichen Größenordnung. Auch der Leiter
der Handelsüberwachungsstelle der Frankfurter
Wertpapierbörse, Michael Zollweg, hält es für falsch, von dem
geringen Handelsvolumen auf eine geringere Preisqualität zu
schließen. „An vielen Börsen liegt das Handelsvolumen selbst
an Rekordtagen weit unter dem Frankfurter Niveau an den
zusätzlichen Handelstagen“, sagt er.
Was für die Standardwerte gelten mag, ist am Neuen Markt
jedoch nicht der Fall. Hier lagen die Handelsumsätze an Christi
Himmelfahrt und am Pfingstmontag um ein Vielfaches unter dem
Jahresdurchschnitt. Das dürfte auch an der Zurückhaltung eines
Teils der Privatanleger liegen: „Wir haben an den Feiertagen fast
50 % weniger Geschäft als sonst“, sagt eine Sprecherin der
Direktbank Comdirect und auch bei Consors herrschte an diesen
Tagen Flaute. Der Grund hierfür ist allerdings kaum in der
Vorsicht der Online-Trader zu suchen, als vielmehr darin, dass
manch einer von seinem Arbeitsplatz aus die schnelle Mark am
Aktienmarkt sucht. Bei Comdirect jedenfalls gehen die meisten
Order üblicherweise zwischen 9 und 11 Uhr morgens ein, wenn
auch die Arbeitnehmer ihren Computer eingeschaltet haben.
Aus dem Handelsblatt;
Begriffswirrwarr und Bilanzpolitik schränken Aussagekraft ein
Experten kritisieren deutsche
Bilanzierungspraxis
von REINHARD LÜCKMANN
Zwar bilanzieren inzwischen immer mehr Unternehmen
nach internationalen Standards. Bilanzpolitische Tricks
und ein babylonisches Sprachgewirr schränken die
Aussagekraft und den Vergleich der Jahresabschlüsse ein.
Bilanzexperten fordern deshalb eine einheitlichere und
verständlichere Berichterstattung.
DÜSSELDORF. Die
Bilanzierungspraxis deutscher
Unternehmen gerät immer stärker in
das Kreuzfeuer der Kritik. Viele
Abschlüsse sind durch Begriffswirrwarr
und eine stark bilanzpolitisch geprägte
Gewinnermittlung kaum vergleichbar,
bemängeln Fachleute. So erklärte der
rennomierte Bilanzexperte Karlheinz
Küting gegenüber dem Handelsblatt:
„Unternehmen suchen nach Gutdünken
ihre Kennzahlen aus. Jeder definiert sie
so, wie er es für richtig hält“. Christian
Strenger, Mitglied der
Börsensachverständigenkommission, macht dies am Beispiel
Neuer Markt fest: Das überarbeitete Regelwerk in diesem
Segment hat sich nach seiner Auffassung als Papiertiger
entpuppt. „Das Bestreben der Unternehmen, die Braut so schön
wie möglich zu machen, ist zwar zu verstehen, und
professionelle Analysten können ja bilanzpolitisch aufgepeppte
Berichte auch korrigieren. Benachteiligt wird aber immer der
bilanzanalytisch weniger versierte Privatanleger.“
Bilanzfachmann Karlheinz Küting fordert deshalb ein
einheitlicheres Auftreten der Unternehmen in ihrer externen
Kommunikation. „Für den normalen Bilanzleser ist es wichtig,
dass die Kennzahlen vergleichbar sind.“
Dass dies aber momentan noch Zukunftsmusik ist, zeigt der
Blick in aktuelle Geschäftsberichte. Hier herrscht der Eindruck
vor, dass sich die Konzerne aus dem Werkzeugkasten der
Bilanzpolitik das nehmen, was ihnen am besten passt. Wer zum
Beispiel fleißig auf Akquisitionstour war, teuer eingekauft hat
und dadurch einen hohen Posten Goodwill in seiner Bilanz
aufweist, den belasten die jährlichen Abschreibungen auf diesen
Posten das Ergebnis – es sei denn, er nimmt eine Kennzahl, die
eben diese Belastung „herausfiltert“ (Ebitda).
Auch die Deutsche Telekom verwendet diese Kennzahl – die
teuren UMTS-Lizenzen lassen grüßen. Bei VW werden andere
Kennzahlen, wie das DVFA-Ergebnis und ein Cash-Flow
genannt, der aber nicht definiert wird. Auf Ebit-Nennungen
verzichten die Wolfsburger. BMW veröffentlicht weder
DVFA-Zahlen noch Ebit-Angaben.Siemens informiert die
Aktionäre mit einem Ergebnis je Aktie nach DVFA/SG. Darüber
hinaus gibt es aber keine betriebsergebnisähnlichen Kennzahlen
wie zum Beispiel das Ebit. Diese Angaben gibt es vordergründig
nur in den Zwischenberichten. Im Geschäftsbericht muss man
sie sich aus den „Tiefen“ der Segmentberichterstattung
heraussuchen.
Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Jahresabschlüsse werden
aber nicht nur durch eine unterschiedliche „Sprache“
eingeschränkt. Nach wie vor beeinträchtigen auch
bilanzpolitische Maßnahmen die Aussagekraft der Berichte.
So haben zum Beispiel bei der Telekom hohe Erträge aus
Beteiligungsverkäufen das Ergebnis gestützt. Diese werden
unter „sonstige betriebliche Erträge“ gezeigt, was für denjenigen,
der wissen möchte, wie das ordentliche Geschäft gelaufen ist,
verwirrend ist. Zusätzliche Milliardenbeträge aus
Beteiligungsverkäufen kann man im Finanzergebnis „entdecken“.
Beliebt ist auch die Praxis, Firmenwerte erfolgsneutral gegen die
Rücklagen zu verrechnen und damit den Ergebnisausweis
aufzupolieren. Küting wift dies aktuell dem Großbäcker Kamps
vor. Ein weiteres Beispiel, wie stille Reserven helfen, matte
Jahresabschlüsse aufzupolieren, liefert MG Technologies. Auch
hier stützen, wie bei der Telekom, hohe außerordentliche
Erträge aus Beteiligungsverkäufen das Ergebnis. Zudem ist das
Zahlenwerk des Frankfurter Konzerns zu wenig differenziert,
kritisiert Bernhard Pellens vom Institut für Internationale
Rechnungslegung der Universität Bochum.
Reichlich Beispiele für fehlende Aussagekraft und
Vergleichbarkeit der Abschlüsse liefern Unternehmen des Neuen
Marktes. Durch Maßnahmen wie die Nichteinbeziehung von
Goodwill-Abschreibungen in die Ertragsrechnung, fehlende
Kosten von Aktienoptionsprogrammen, Generierung von
Buchgewinnen durch Auflösung von Rückstellungen und
Zuschreibungen konnten Gesellschaften sich auch dann noch
glänzend darstellen, wenn bereits die Illiquidität drohte.
Dass sich durch strengere Börsenregeln möglicherweise
einheitliche und wahrheitsgetreuere Darstellungsformen
erzwingen lassen, hält Karlheinz Küting für wenig
wahrscheinlich. „Wir werden keine einheitlichen Bilanzen
bekommen. Im Gegenteil – die Internationalisierung trägt dazu
bei, dass wir bei der Vergleichbarkeit sogar weiter auseinander
driften.“
Begriffswirrwarr und Bilanzpolitik schränken Aussagekraft ein
Experten kritisieren deutsche
Bilanzierungspraxis
von REINHARD LÜCKMANN
Zwar bilanzieren inzwischen immer mehr Unternehmen
nach internationalen Standards. Bilanzpolitische Tricks
und ein babylonisches Sprachgewirr schränken die
Aussagekraft und den Vergleich der Jahresabschlüsse ein.
Bilanzexperten fordern deshalb eine einheitlichere und
verständlichere Berichterstattung.
DÜSSELDORF. Die
Bilanzierungspraxis deutscher
Unternehmen gerät immer stärker in
das Kreuzfeuer der Kritik. Viele
Abschlüsse sind durch Begriffswirrwarr
und eine stark bilanzpolitisch geprägte
Gewinnermittlung kaum vergleichbar,
bemängeln Fachleute. So erklärte der
rennomierte Bilanzexperte Karlheinz
Küting gegenüber dem Handelsblatt:
„Unternehmen suchen nach Gutdünken
ihre Kennzahlen aus. Jeder definiert sie
so, wie er es für richtig hält“. Christian
Strenger, Mitglied der
Börsensachverständigenkommission, macht dies am Beispiel
Neuer Markt fest: Das überarbeitete Regelwerk in diesem
Segment hat sich nach seiner Auffassung als Papiertiger
entpuppt. „Das Bestreben der Unternehmen, die Braut so schön
wie möglich zu machen, ist zwar zu verstehen, und
professionelle Analysten können ja bilanzpolitisch aufgepeppte
Berichte auch korrigieren. Benachteiligt wird aber immer der
bilanzanalytisch weniger versierte Privatanleger.“
Bilanzfachmann Karlheinz Küting fordert deshalb ein
einheitlicheres Auftreten der Unternehmen in ihrer externen
Kommunikation. „Für den normalen Bilanzleser ist es wichtig,
dass die Kennzahlen vergleichbar sind.“
Dass dies aber momentan noch Zukunftsmusik ist, zeigt der
Blick in aktuelle Geschäftsberichte. Hier herrscht der Eindruck
vor, dass sich die Konzerne aus dem Werkzeugkasten der
Bilanzpolitik das nehmen, was ihnen am besten passt. Wer zum
Beispiel fleißig auf Akquisitionstour war, teuer eingekauft hat
und dadurch einen hohen Posten Goodwill in seiner Bilanz
aufweist, den belasten die jährlichen Abschreibungen auf diesen
Posten das Ergebnis – es sei denn, er nimmt eine Kennzahl, die
eben diese Belastung „herausfiltert“ (Ebitda).
Auch die Deutsche Telekom verwendet diese Kennzahl – die
teuren UMTS-Lizenzen lassen grüßen. Bei VW werden andere
Kennzahlen, wie das DVFA-Ergebnis und ein Cash-Flow
genannt, der aber nicht definiert wird. Auf Ebit-Nennungen
verzichten die Wolfsburger. BMW veröffentlicht weder
DVFA-Zahlen noch Ebit-Angaben.Siemens informiert die
Aktionäre mit einem Ergebnis je Aktie nach DVFA/SG. Darüber
hinaus gibt es aber keine betriebsergebnisähnlichen Kennzahlen
wie zum Beispiel das Ebit. Diese Angaben gibt es vordergründig
nur in den Zwischenberichten. Im Geschäftsbericht muss man
sie sich aus den „Tiefen“ der Segmentberichterstattung
heraussuchen.
Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Jahresabschlüsse werden
aber nicht nur durch eine unterschiedliche „Sprache“
eingeschränkt. Nach wie vor beeinträchtigen auch
bilanzpolitische Maßnahmen die Aussagekraft der Berichte.
So haben zum Beispiel bei der Telekom hohe Erträge aus
Beteiligungsverkäufen das Ergebnis gestützt. Diese werden
unter „sonstige betriebliche Erträge“ gezeigt, was für denjenigen,
der wissen möchte, wie das ordentliche Geschäft gelaufen ist,
verwirrend ist. Zusätzliche Milliardenbeträge aus
Beteiligungsverkäufen kann man im Finanzergebnis „entdecken“.
Beliebt ist auch die Praxis, Firmenwerte erfolgsneutral gegen die
Rücklagen zu verrechnen und damit den Ergebnisausweis
aufzupolieren. Küting wift dies aktuell dem Großbäcker Kamps
vor. Ein weiteres Beispiel, wie stille Reserven helfen, matte
Jahresabschlüsse aufzupolieren, liefert MG Technologies. Auch
hier stützen, wie bei der Telekom, hohe außerordentliche
Erträge aus Beteiligungsverkäufen das Ergebnis. Zudem ist das
Zahlenwerk des Frankfurter Konzerns zu wenig differenziert,
kritisiert Bernhard Pellens vom Institut für Internationale
Rechnungslegung der Universität Bochum.
Reichlich Beispiele für fehlende Aussagekraft und
Vergleichbarkeit der Abschlüsse liefern Unternehmen des Neuen
Marktes. Durch Maßnahmen wie die Nichteinbeziehung von
Goodwill-Abschreibungen in die Ertragsrechnung, fehlende
Kosten von Aktienoptionsprogrammen, Generierung von
Buchgewinnen durch Auflösung von Rückstellungen und
Zuschreibungen konnten Gesellschaften sich auch dann noch
glänzend darstellen, wenn bereits die Illiquidität drohte.
Dass sich durch strengere Börsenregeln möglicherweise
einheitliche und wahrheitsgetreuere Darstellungsformen
erzwingen lassen, hält Karlheinz Küting für wenig
wahrscheinlich. „Wir werden keine einheitlichen Bilanzen
bekommen. Im Gegenteil – die Internationalisierung trägt dazu
bei, dass wir bei der Vergleichbarkeit sogar weiter auseinander
driften.“
Nochmal als kompletter Nachtrag zu L&H;
Aus der FTD vom 29.5.2001
www.ftd.de/l&h
Lernout & Hauspie: Tief gefallen
Von Philipp Jaklin, Hamburg
Bilanzfälschungen, Betrug, Kursmanipulation: Kriminelle Machenschaften
und übertriebene Hoffnungen in die Fortschritte der elektronischen
Spracherkennung haben das Softwarehaus Lernout & Hauspie ruiniert.
Es war ein sonniger Tag in Winchester, einem Vorort von Boston, als US-Polizisten
für das bislang letzte Kapitel in der Saga eines Skandalunternehmens sorgten.
Gaston Bastiaens, Ex-Vorstandschef des belgischen Softwarehauses Lernout &
Hauspie (L&H), bräunte sich gerade im Garten seines Hauses, als die Beamten ihm
einen Haftbefehl überreichten - und ihn am Samstag vorläufig einbuchteten. Die
Liste der Vorwürfe: Unterschlagung, Insiderhandel, Kursmanipulation, Verstoß
gegen das Bilanzrecht und Betrug.
Dabei hatte die Geschichte anfangs alle Zutaten für ein Happy End: L&H mischte
technologisch in einem Zukunftsmarkt vorne mit. Die Gründer Jo Lernout und Pol
Hauspie wurden in ihrer Heimat als nationale Helden gefeiert. Und selbst Bill Gates,
Mr. Software höchstpersönlich, gab dem Geschäftsmodell der Belgier seinen Segen:
"Spracherkennung ist die Zukunft der Softwareindustrie", erklärte Gates vor
wenigen Jahren noch begeistert und stieg mit 45 Mio. $ bei L&H ein.
Doch das vermeintlich sichere Happy End mündete in ein Desaster. L&H, einst
Marktführer für Spracherkennungssoftware, steht kurz vor der Auflösung. Auf fast
600 Mio. $ summieren sich die Schulden der ehemaligen Vorzeigefirma. Geprellte
Anleger überziehen den Konzern mit Klagen. Vier Topmanager - darunter Lernout
und Hauspie - sitzen mittlerweile hinter Gittern: in Ypern, in Brügge und jetzt auch
im amerikanischen Winchester. Längst ist das Firmenkürzel L&H zu einem Synonym
für desaströses Management, undurchsichtige Geschäfte und verschwundene
Millionen geworden.
Lange hat L&H von der Vision gezehrt, dass Mensch und Maschine miteinander
kommunizieren können wie gute alte Freunde. Doch sollte dieser Traum eines
Tages wirklich in Erfüllung gehen, wird L&H wohl nicht mehr davon profitieren.
Kaum jemand glaubt noch, dass der Konzern die kommenden Monate überlebt.
Start in Saus und Braus
Vierzehn Jahre ist es her, als Lernout und Hauspie ihr Unternehmen im
westflandrischen Städtchen Ypern gründeten. Mit Hilfe belgischer Fördergelder
stampften sie ein Technologiezentrum aus dem Boden, ein kleines "Silicon Valley"
der Sprachtechnologie. Zwischenzeitlich arbeiteten 5000 Festangestellte weltweit für
L&H, außerdem 5000 Freiberufler: Computerexperten, Linguisten und Übersetzer.
Schnell erwarben sich die L&H-Gründer einen Ruf als Liebhaber ausgelassener
Partys und Helikopter-Transfers - und als Berufs-Visionäre. "In wenigen Jahren
werden wir menschliche Gespräche innerhalb von Sekunden in Schrift umsetzen
können", schwärmte der ehemalige Biologielehrer Lernout, wo immer er
auftauchte.
Absturz im Sommer 2000
Innerhalb kürzester Zeit setzte sich der Konzern - mit Unterstützung von
Branchengiganten wie Intel und Microsoft - an die Spitze im Markt für
Sprachsoftware. L&H entwickelte Programme, mit der sich etwa Arztbriefe direkt in
den PC diktieren lassen, dazu Übersetzungssoftware und so genannte "Text to
Speech"-Programme, die E-Mails per Computerstimme verlesen können.
Der Konzern wuchs rasant. 1995 ging L&H an die US-Technologiebörse Nasdaq, wo
das Papier von 4 $ bis auf 72 $ kletterte - bis es, im Sommer 2000, zur jähen
Wende kam. Analysten von Lehman Brothers äußerten Zweifel an den
vorausgesagten Wachstumsraten. Als das "Wall Street Journal" über manipulierte
Bilanzen und Scheingeschäfte berichtete und die US-Börsenaufsicht SEC
Ermittlungen wegen Kursbetrug aufnahm, gab es kein Halten mehr: Die Aktie
stürzte ab - an einem Tag allein um knapp 30 Prozent. Auch das kleinlaute
Eingeständnis des Managements, fehlerhafte Bilanzen vorgelegt zu haben, konnte
den Niedergang nicht stoppen.
Seitdem kämpft der Konzern gegen den Bankrott. Langsam lichtet sich der Nebel
um die Tricksereien im Management von L&H: Der Konzern soll Fantasieumsätze
von 30 kleinen Startup-Tochterunternehmen in Korea und Belgien verbucht haben.
Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers kamen zu dem Ergebnis, dass
mehr als zwei Drittel der Einnahmen von L&Hs Korea-Einheit zwischen September
1999 und Juni 2000 fingiert waren. Um mindestens 373 Mio. $ schönte der Konzern
seine Bilanzen, wie L&H inzwischen selbst eingestand.
Wer ist verantwortlich
Ein KPMG-Bericht vom April greift die ehemaligen L&H-Vorstände frontal an: Gaston
Bastiaens, Nico Willaert, Lernout und Hauspie hätten absichtlich falsche oder
unvollständige Angaben über die Konzernfinanzen gemacht. "Das Topmanagement
oder wenigstens einzelne Mitglieder waren sich dessen voll bewusst", heißt es dort.
Die Firmengründer schießen zurück: Die Wirtschaftsprüfer hätten jahrelang die
L&H-Finanzen geprüft und seien so für die Bilanzierungsmethoden des Konzerns
maßgeblich mitverantwortlich, teilten sie Aktionären in einem offenen Brief mit.
"KPMG trifft sicherlich eine Mitschuld", sagt Analyst Patrick Michielsen von der Fortis
Bank.
Die Vorwürfe sind mittlerweile ausgeweitet worden. Einzelne L&H-Manager, so der
Verdacht, sollen sich selbst bereichert haben. Korea-Chef Joo Chul Seo jedenfalls
ist seit November vergangenen Jahres untergetaucht - kurz nachdem bekannt
geworden war, dass 100 Mio. $ in seinen Büchern fehlten. "Auch bei Gaston
Bastiaens gibt es solche Anschuldigungen", sagt Bert Maes von Delta Lloyd. Kurz
vor seinem Rücktritt im August 2000 soll Bastiaens noch 600.000 Aktien verkauft
haben.
Produktschwächen
Zum Verhängnis wurde den Belgiern aber nicht nur ihre zweifelhaften
Machenschaften; in die Krise manövrierten sie sich auch mit ihren eigenen
Produkten. Ihre einst so euphorisch gepriesene Software hielt kaum das, was die
Branche erwartete. "L&H hat immer sehr viel versprochen, jedoch technologisch
viel weniger eingelöst", sagt Ingolf Franke, technischer Geschäftsführer des kleinen
Stuttgarter Sprachtechnologie-Anbieters LingCom. Das Geschäft mit
Sprachtechnologie ist bis heute ein Nischengeschäft. "Viele Firmen beginnen erst
jetzt, Interesse an Sprachtechnologie zu zeigen", sagt Dimitris Sabatakakis, Chef
von Systron, einem kleinen Anbieter von Übersetzungsprogrammen.
Zu groß sind die Erwartungen der Nutzer - und zu begrenzt die technologischen
Möglichkeiten. Sprachsoftware gilt unter Fachleuten als geeignet für einfache
Funktionen - etwa eine automatische Telefonauskunft - oder Spezialanwendungen
wie Arztbriefe. Dort ist das Vokabular klein, der Computer kann die wichtigen
Wörter leicht lernen und erkennen.
Überfordert sind Rechner zumeist, wenn sie Dialekte, Eigennamen oder frei
formulierte Sätze erkennen sollen. Nutzer müssen dann Sätze, die sie ihrem PC
diktiert haben, umständlich per Hand korrigieren. "Bis Menschen sich mit einem
Computer einigermaßen normal unterhalten können, werden noch Jahre vergehen",
sagt Wolfgang Wokurek vom Stuttgarter Institut für Maschinelle
Sprachverarbeitung.
Auch Konkurrenten wie Nuance, Speechworks oder Philips drängten das
Softwarehaus aus Ypern in die Defensive. "L&H hat es nicht geschafft, mit
Wettbewerbern mitzuhalten und seine Produkte anzupassen", sagt Gartner-Analyst
Earl Perkins.
Für den Konzern tickt die Uhr: In einer Woche entscheiden die Geldgeber - darunter
ein Bankenkonsortium der belgische KBC-Gruppe und der Deutschen Bank -, ob
der Gläubigerschutz aufrechterhalten oder das Unternehmen zerschlagen wird.
Die Konkurrenz freut sich
Die Kunden werden unruhig. Das Mobilfunkunternehmen E-Plus erwägt bereits, die
L&H-Software Realspeak abzustoßen, mit der Kurzmitteilungen vom Handy
automatisch über das Telefon vorgelesen werden.
Konkurrenten der Belgier dagegen profitieren von den Schreckensmeldungen aus
Ypern - etwa Philips oder IBM. "Uns tut es am Markt gut, wenn L&H Probleme hat",
gibt IBM-Manager Wolfgang Karpstein offen zu.
Ans Ende des belgischen Softwarehauses will der neue Konzernchef Philippe
Bodson jedoch nicht glauben. Seit er im Januar den Posten übernommen hat, sucht
er nach Käufern - bislang vergebens. IBM, Philips oder auch Microsoft gelten als
Interessenten, halten sich aber noch bedeckt.
Plan B sieht vor, L&H in einen neuen Konzern zu verwandeln. Die Banken müssten
dabei bereit sein, die Schulden in Höhe von 600 Mio. $ in Aktien einzutauschen - ein
Szenario, das in Branchenkreisen als höchst unwahrscheinlich gilt.
Doch selbst wenn die Banken dem enormen politischen Druck in Belgien nachgeben
und den Gläubigerschutz verlängern - das endgültige Ende von L&H steht offenbar
kurz bevor. "Ich bin nicht sehr optimistisch, dass der Konzern überleben kann",
sagt Bernard Thuybaert, Anwalt der L&H-Aktionäre.
Wahrscheinlich ist, dass der Konzern zerfällt und höchstens einzelne Teile
weiterleben. Die gewaltigen Schulden wird der L&H-Chef selbst mit dem Ausverkauf
kaum tilgen können. Analyst Pierre-Paul Verelst von ING Barings: "L&H ist
momentan einfach zu wenig wert."
Mehr als ein Viertel der 5000 L&H-Mitarbeiter hat indes das Softwarehaus
verlassen. Selbst der inoffizielle Handel an der Nasdaq ist inzwischen eingestellt.
Der letzte Kurs des L&H-Papiers: 40 US-Cent.
Harte Zeiten also für die etwa 12.000 Kleinanleger, die ihr Geld wohl niemals
wieder sehen werden. Und für die gesamte belgische Tech-Branche, deren Image
gewaltigen Schaden genommen hat. Kein Wunder, dass im gesamten Flanders
Language Valley derzeit Weltuntergangsstimmung herrscht. FLV-Chef Raymond
Magdelijns: "Wir können nur hoffen und beten, dass bessere Zeiten kommen."
© 2001 Financial Times Deutschland
Aus der FTD vom 29.5.2001
www.ftd.de/l&h
Lernout & Hauspie: Tief gefallen
Von Philipp Jaklin, Hamburg
Bilanzfälschungen, Betrug, Kursmanipulation: Kriminelle Machenschaften
und übertriebene Hoffnungen in die Fortschritte der elektronischen
Spracherkennung haben das Softwarehaus Lernout & Hauspie ruiniert.
Es war ein sonniger Tag in Winchester, einem Vorort von Boston, als US-Polizisten
für das bislang letzte Kapitel in der Saga eines Skandalunternehmens sorgten.
Gaston Bastiaens, Ex-Vorstandschef des belgischen Softwarehauses Lernout &
Hauspie (L&H), bräunte sich gerade im Garten seines Hauses, als die Beamten ihm
einen Haftbefehl überreichten - und ihn am Samstag vorläufig einbuchteten. Die
Liste der Vorwürfe: Unterschlagung, Insiderhandel, Kursmanipulation, Verstoß
gegen das Bilanzrecht und Betrug.
Dabei hatte die Geschichte anfangs alle Zutaten für ein Happy End: L&H mischte
technologisch in einem Zukunftsmarkt vorne mit. Die Gründer Jo Lernout und Pol
Hauspie wurden in ihrer Heimat als nationale Helden gefeiert. Und selbst Bill Gates,
Mr. Software höchstpersönlich, gab dem Geschäftsmodell der Belgier seinen Segen:
"Spracherkennung ist die Zukunft der Softwareindustrie", erklärte Gates vor
wenigen Jahren noch begeistert und stieg mit 45 Mio. $ bei L&H ein.
Doch das vermeintlich sichere Happy End mündete in ein Desaster. L&H, einst
Marktführer für Spracherkennungssoftware, steht kurz vor der Auflösung. Auf fast
600 Mio. $ summieren sich die Schulden der ehemaligen Vorzeigefirma. Geprellte
Anleger überziehen den Konzern mit Klagen. Vier Topmanager - darunter Lernout
und Hauspie - sitzen mittlerweile hinter Gittern: in Ypern, in Brügge und jetzt auch
im amerikanischen Winchester. Längst ist das Firmenkürzel L&H zu einem Synonym
für desaströses Management, undurchsichtige Geschäfte und verschwundene
Millionen geworden.
Lange hat L&H von der Vision gezehrt, dass Mensch und Maschine miteinander
kommunizieren können wie gute alte Freunde. Doch sollte dieser Traum eines
Tages wirklich in Erfüllung gehen, wird L&H wohl nicht mehr davon profitieren.
Kaum jemand glaubt noch, dass der Konzern die kommenden Monate überlebt.
Start in Saus und Braus
Vierzehn Jahre ist es her, als Lernout und Hauspie ihr Unternehmen im
westflandrischen Städtchen Ypern gründeten. Mit Hilfe belgischer Fördergelder
stampften sie ein Technologiezentrum aus dem Boden, ein kleines "Silicon Valley"
der Sprachtechnologie. Zwischenzeitlich arbeiteten 5000 Festangestellte weltweit für
L&H, außerdem 5000 Freiberufler: Computerexperten, Linguisten und Übersetzer.
Schnell erwarben sich die L&H-Gründer einen Ruf als Liebhaber ausgelassener
Partys und Helikopter-Transfers - und als Berufs-Visionäre. "In wenigen Jahren
werden wir menschliche Gespräche innerhalb von Sekunden in Schrift umsetzen
können", schwärmte der ehemalige Biologielehrer Lernout, wo immer er
auftauchte.
Absturz im Sommer 2000
Innerhalb kürzester Zeit setzte sich der Konzern - mit Unterstützung von
Branchengiganten wie Intel und Microsoft - an die Spitze im Markt für
Sprachsoftware. L&H entwickelte Programme, mit der sich etwa Arztbriefe direkt in
den PC diktieren lassen, dazu Übersetzungssoftware und so genannte "Text to
Speech"-Programme, die E-Mails per Computerstimme verlesen können.
Der Konzern wuchs rasant. 1995 ging L&H an die US-Technologiebörse Nasdaq, wo
das Papier von 4 $ bis auf 72 $ kletterte - bis es, im Sommer 2000, zur jähen
Wende kam. Analysten von Lehman Brothers äußerten Zweifel an den
vorausgesagten Wachstumsraten. Als das "Wall Street Journal" über manipulierte
Bilanzen und Scheingeschäfte berichtete und die US-Börsenaufsicht SEC
Ermittlungen wegen Kursbetrug aufnahm, gab es kein Halten mehr: Die Aktie
stürzte ab - an einem Tag allein um knapp 30 Prozent. Auch das kleinlaute
Eingeständnis des Managements, fehlerhafte Bilanzen vorgelegt zu haben, konnte
den Niedergang nicht stoppen.
Seitdem kämpft der Konzern gegen den Bankrott. Langsam lichtet sich der Nebel
um die Tricksereien im Management von L&H: Der Konzern soll Fantasieumsätze
von 30 kleinen Startup-Tochterunternehmen in Korea und Belgien verbucht haben.
Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers kamen zu dem Ergebnis, dass
mehr als zwei Drittel der Einnahmen von L&Hs Korea-Einheit zwischen September
1999 und Juni 2000 fingiert waren. Um mindestens 373 Mio. $ schönte der Konzern
seine Bilanzen, wie L&H inzwischen selbst eingestand.
Wer ist verantwortlich
Ein KPMG-Bericht vom April greift die ehemaligen L&H-Vorstände frontal an: Gaston
Bastiaens, Nico Willaert, Lernout und Hauspie hätten absichtlich falsche oder
unvollständige Angaben über die Konzernfinanzen gemacht. "Das Topmanagement
oder wenigstens einzelne Mitglieder waren sich dessen voll bewusst", heißt es dort.
Die Firmengründer schießen zurück: Die Wirtschaftsprüfer hätten jahrelang die
L&H-Finanzen geprüft und seien so für die Bilanzierungsmethoden des Konzerns
maßgeblich mitverantwortlich, teilten sie Aktionären in einem offenen Brief mit.
"KPMG trifft sicherlich eine Mitschuld", sagt Analyst Patrick Michielsen von der Fortis
Bank.
Die Vorwürfe sind mittlerweile ausgeweitet worden. Einzelne L&H-Manager, so der
Verdacht, sollen sich selbst bereichert haben. Korea-Chef Joo Chul Seo jedenfalls
ist seit November vergangenen Jahres untergetaucht - kurz nachdem bekannt
geworden war, dass 100 Mio. $ in seinen Büchern fehlten. "Auch bei Gaston
Bastiaens gibt es solche Anschuldigungen", sagt Bert Maes von Delta Lloyd. Kurz
vor seinem Rücktritt im August 2000 soll Bastiaens noch 600.000 Aktien verkauft
haben.
Produktschwächen
Zum Verhängnis wurde den Belgiern aber nicht nur ihre zweifelhaften
Machenschaften; in die Krise manövrierten sie sich auch mit ihren eigenen
Produkten. Ihre einst so euphorisch gepriesene Software hielt kaum das, was die
Branche erwartete. "L&H hat immer sehr viel versprochen, jedoch technologisch
viel weniger eingelöst", sagt Ingolf Franke, technischer Geschäftsführer des kleinen
Stuttgarter Sprachtechnologie-Anbieters LingCom. Das Geschäft mit
Sprachtechnologie ist bis heute ein Nischengeschäft. "Viele Firmen beginnen erst
jetzt, Interesse an Sprachtechnologie zu zeigen", sagt Dimitris Sabatakakis, Chef
von Systron, einem kleinen Anbieter von Übersetzungsprogrammen.
Zu groß sind die Erwartungen der Nutzer - und zu begrenzt die technologischen
Möglichkeiten. Sprachsoftware gilt unter Fachleuten als geeignet für einfache
Funktionen - etwa eine automatische Telefonauskunft - oder Spezialanwendungen
wie Arztbriefe. Dort ist das Vokabular klein, der Computer kann die wichtigen
Wörter leicht lernen und erkennen.
Überfordert sind Rechner zumeist, wenn sie Dialekte, Eigennamen oder frei
formulierte Sätze erkennen sollen. Nutzer müssen dann Sätze, die sie ihrem PC
diktiert haben, umständlich per Hand korrigieren. "Bis Menschen sich mit einem
Computer einigermaßen normal unterhalten können, werden noch Jahre vergehen",
sagt Wolfgang Wokurek vom Stuttgarter Institut für Maschinelle
Sprachverarbeitung.
Auch Konkurrenten wie Nuance, Speechworks oder Philips drängten das
Softwarehaus aus Ypern in die Defensive. "L&H hat es nicht geschafft, mit
Wettbewerbern mitzuhalten und seine Produkte anzupassen", sagt Gartner-Analyst
Earl Perkins.
Für den Konzern tickt die Uhr: In einer Woche entscheiden die Geldgeber - darunter
ein Bankenkonsortium der belgische KBC-Gruppe und der Deutschen Bank -, ob
der Gläubigerschutz aufrechterhalten oder das Unternehmen zerschlagen wird.
Die Konkurrenz freut sich
Die Kunden werden unruhig. Das Mobilfunkunternehmen E-Plus erwägt bereits, die
L&H-Software Realspeak abzustoßen, mit der Kurzmitteilungen vom Handy
automatisch über das Telefon vorgelesen werden.
Konkurrenten der Belgier dagegen profitieren von den Schreckensmeldungen aus
Ypern - etwa Philips oder IBM. "Uns tut es am Markt gut, wenn L&H Probleme hat",
gibt IBM-Manager Wolfgang Karpstein offen zu.
Ans Ende des belgischen Softwarehauses will der neue Konzernchef Philippe
Bodson jedoch nicht glauben. Seit er im Januar den Posten übernommen hat, sucht
er nach Käufern - bislang vergebens. IBM, Philips oder auch Microsoft gelten als
Interessenten, halten sich aber noch bedeckt.
Plan B sieht vor, L&H in einen neuen Konzern zu verwandeln. Die Banken müssten
dabei bereit sein, die Schulden in Höhe von 600 Mio. $ in Aktien einzutauschen - ein
Szenario, das in Branchenkreisen als höchst unwahrscheinlich gilt.
Doch selbst wenn die Banken dem enormen politischen Druck in Belgien nachgeben
und den Gläubigerschutz verlängern - das endgültige Ende von L&H steht offenbar
kurz bevor. "Ich bin nicht sehr optimistisch, dass der Konzern überleben kann",
sagt Bernard Thuybaert, Anwalt der L&H-Aktionäre.
Wahrscheinlich ist, dass der Konzern zerfällt und höchstens einzelne Teile
weiterleben. Die gewaltigen Schulden wird der L&H-Chef selbst mit dem Ausverkauf
kaum tilgen können. Analyst Pierre-Paul Verelst von ING Barings: "L&H ist
momentan einfach zu wenig wert."
Mehr als ein Viertel der 5000 L&H-Mitarbeiter hat indes das Softwarehaus
verlassen. Selbst der inoffizielle Handel an der Nasdaq ist inzwischen eingestellt.
Der letzte Kurs des L&H-Papiers: 40 US-Cent.
Harte Zeiten also für die etwa 12.000 Kleinanleger, die ihr Geld wohl niemals
wieder sehen werden. Und für die gesamte belgische Tech-Branche, deren Image
gewaltigen Schaden genommen hat. Kein Wunder, dass im gesamten Flanders
Language Valley derzeit Weltuntergangsstimmung herrscht. FLV-Chef Raymond
Magdelijns: "Wir können nur hoffen und beten, dass bessere Zeiten kommen."
© 2001 Financial Times Deutschland
Hier der fehlende Nachtrag zum KPMG-Glanzstück bei FlowTex;
KPMG zahlt Flow-Tex-Gläubigern
Rekordsumme
Im milliardenschweren Flow-Tex-Skandal zahlt die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Rekordsumme von 100
Mio. DM an die Flow-Tex-Gläubiger. Damit wurde eine erste Einigung
in dem bisher wohl größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahren
erzielt.
KPMG hat sich eigenen Angaben zufolge mit einer Reihe von Gläubigern der
unter Betrugsverdacht stehenden Flow-Tex-Industriegruppe auf einen
außergerichtlichen Vergleich geeinigt und damit eine Schadensersatzklage in
Höhe von rund zwei Mrd. DM abgewendet. Der Anwalt der
Flow-Tex-Geschädigten bestätigte dies am Mittwoch in Freiburg. Die bei der in
Insolvenz gegangenen Flow Tex als Prüfer tätige KPMG teilte am Mittwoch in
Berlin mit, man habe sich gegenüber Banken, Sparkassen und
Leasinggesellschaften zur Zahlung von 100 Mio. DM verpflichtet.
Die Zahlung der Vergleichssumme, die nur rund fünf Prozent der behaupteten
Ansprüche ausmache, erfolge ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht, so die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin. Damit könne ein jahrelanger
Rechtsstreit vermeiden werden, obwohl man weiterhin davon überzeugt sei,
dass die eigene Prüfungstätigkeit bei Flow Tex korrekt gewesen sei.
"Schadensersatzforderungen gegen KPMG unbegründet"
KPMG teilte mit, die Prüfer seien von Flow Tex "mit außergewöhnlicher
krimineller Energie" getäuscht worden. Die Staatsanwaltschaft zähle KPMG
ebenfalls zu den Geschädigten. "Für KPMG gilt nach wie vor: Unsere
Prüfungstätigkeit bei FlowTex war korrekt", lautet das Fazit. "Mit den Mitteln
und Maßnahmen im Rahmen einer Abschlussprüfung sind extreme
Betrugshandlungen wie im Fall Flow Tex nicht aufzudecken", teilte KPMG
weiter mit. Daher seien die erhobenen Ansprüche auf Schadensersatz nach
wie vor nicht begründet. Allerdings sei der Schaden eines "langwierigen und
kostspieligen Rechtsstreits" hoch, begründete KPMG die außergerichtliche
Einigung. Hinzu kam ein weiterer Faktor: Einige Mitglieder des Flow-Tex-Pools
sind auch Kunden von KPMG. Die vielfältigen Geschäftsbeziehungen zu diesen
Unternehmen habe KPMG nicht belasten wollen.
Im Zuge der Flow-Tex-Pleite hatten sich mehrere Dutzend Gläubiger des in
Ettlingen ansässigen Unternehmens auf eine gemeinsame
Schadensersatzforderung gegen die KPMG wegen deren Prüfungstätigkeit seit
dem Jahr 1998 verständigt und Ende Februar Verhandlungen mit der
Prüfgesellschaft aufgenommen. Zu der Gläubigergruppe gehören auch die
Dresdner Bank und die Commerzbank.
Prozess gegen zweiten Wirtschaftsprüfer
Der von den Gläubigern als Poolverwalter beauftragte Rechtsanwalt Wolf
teilte in Freiburg mit, mit dem Wirtschaftsprüfer, der Flow Tex in der Zeit vor
der Tätigkeit von KPMG - also vor dem Jahr 1998 - die Testate erstellt habe,
sei keine Einigung erreicht worden. Daher werde es hier demnächst zu einem
Rechtsstreit vor dem Landgericht Baden-Baden kommen. Den Namen des
Wirtschaftsprüfers nannte Wolf nicht.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte im April im milliardenschweren
Betrugsskandal gegen die ehemaligen Flow-Tex-Gesellschafter, Manfred
Schmider und Klaus Kleiser, Anklage erhoben. Schmider und Kleiser sowie
einer früheren Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe und dem
ehemaligen Finanzdirektor werden bandenmäßiger und gemeinschaftlicher
Betrug im besonders schweren Fall zu Last gelegt.
Mehr als vier Milliarden DM Schaden
Der Schaden in dem bisher wohl größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahren
wurde mit 4,13 Mrd. DM angegeben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft
sollen die Angeklagten in einem Zeitraum von fünf Jahren rund 50
Leasingunternehmen 3187 nur auf dem Papier existierende
Horizontalbohrmaschinen verkauft haben. Schmider und Kleiser hätten
"exorbitante Privatentnahmen zur persönlichen Bereicherung getätigt."
Schmider und Kleiser sitzen seit über einem Jahr in Untersuchungshaft. Ein
Termin zur Verhandlung vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Mannheimer
Landgerichts steht noch nicht fest.
Mit mehr als 100.000 Beschäftigten in 155 Ländern und einem Jahresumsatz
von 13,5 Mrd. $ (30 Mrd. DM) ist KPMG eine der weltweit größten
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
© 2001 Financial Times Deutschland
KPMG zahlt Flow-Tex-Gläubigern
Rekordsumme
Im milliardenschweren Flow-Tex-Skandal zahlt die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Rekordsumme von 100
Mio. DM an die Flow-Tex-Gläubiger. Damit wurde eine erste Einigung
in dem bisher wohl größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahren
erzielt.
KPMG hat sich eigenen Angaben zufolge mit einer Reihe von Gläubigern der
unter Betrugsverdacht stehenden Flow-Tex-Industriegruppe auf einen
außergerichtlichen Vergleich geeinigt und damit eine Schadensersatzklage in
Höhe von rund zwei Mrd. DM abgewendet. Der Anwalt der
Flow-Tex-Geschädigten bestätigte dies am Mittwoch in Freiburg. Die bei der in
Insolvenz gegangenen Flow Tex als Prüfer tätige KPMG teilte am Mittwoch in
Berlin mit, man habe sich gegenüber Banken, Sparkassen und
Leasinggesellschaften zur Zahlung von 100 Mio. DM verpflichtet.
Die Zahlung der Vergleichssumme, die nur rund fünf Prozent der behaupteten
Ansprüche ausmache, erfolge ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht, so die
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin. Damit könne ein jahrelanger
Rechtsstreit vermeiden werden, obwohl man weiterhin davon überzeugt sei,
dass die eigene Prüfungstätigkeit bei Flow Tex korrekt gewesen sei.
"Schadensersatzforderungen gegen KPMG unbegründet"
KPMG teilte mit, die Prüfer seien von Flow Tex "mit außergewöhnlicher
krimineller Energie" getäuscht worden. Die Staatsanwaltschaft zähle KPMG
ebenfalls zu den Geschädigten. "Für KPMG gilt nach wie vor: Unsere
Prüfungstätigkeit bei FlowTex war korrekt", lautet das Fazit. "Mit den Mitteln
und Maßnahmen im Rahmen einer Abschlussprüfung sind extreme
Betrugshandlungen wie im Fall Flow Tex nicht aufzudecken", teilte KPMG
weiter mit. Daher seien die erhobenen Ansprüche auf Schadensersatz nach
wie vor nicht begründet. Allerdings sei der Schaden eines "langwierigen und
kostspieligen Rechtsstreits" hoch, begründete KPMG die außergerichtliche
Einigung. Hinzu kam ein weiterer Faktor: Einige Mitglieder des Flow-Tex-Pools
sind auch Kunden von KPMG. Die vielfältigen Geschäftsbeziehungen zu diesen
Unternehmen habe KPMG nicht belasten wollen.
Im Zuge der Flow-Tex-Pleite hatten sich mehrere Dutzend Gläubiger des in
Ettlingen ansässigen Unternehmens auf eine gemeinsame
Schadensersatzforderung gegen die KPMG wegen deren Prüfungstätigkeit seit
dem Jahr 1998 verständigt und Ende Februar Verhandlungen mit der
Prüfgesellschaft aufgenommen. Zu der Gläubigergruppe gehören auch die
Dresdner Bank und die Commerzbank.
Prozess gegen zweiten Wirtschaftsprüfer
Der von den Gläubigern als Poolverwalter beauftragte Rechtsanwalt Wolf
teilte in Freiburg mit, mit dem Wirtschaftsprüfer, der Flow Tex in der Zeit vor
der Tätigkeit von KPMG - also vor dem Jahr 1998 - die Testate erstellt habe,
sei keine Einigung erreicht worden. Daher werde es hier demnächst zu einem
Rechtsstreit vor dem Landgericht Baden-Baden kommen. Den Namen des
Wirtschaftsprüfers nannte Wolf nicht.
Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte im April im milliardenschweren
Betrugsskandal gegen die ehemaligen Flow-Tex-Gesellschafter, Manfred
Schmider und Klaus Kleiser, Anklage erhoben. Schmider und Kleiser sowie
einer früheren Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe und dem
ehemaligen Finanzdirektor werden bandenmäßiger und gemeinschaftlicher
Betrug im besonders schweren Fall zu Last gelegt.
Mehr als vier Milliarden DM Schaden
Der Schaden in dem bisher wohl größten deutschen Wirtschaftsstrafverfahren
wurde mit 4,13 Mrd. DM angegeben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft
sollen die Angeklagten in einem Zeitraum von fünf Jahren rund 50
Leasingunternehmen 3187 nur auf dem Papier existierende
Horizontalbohrmaschinen verkauft haben. Schmider und Kleiser hätten
"exorbitante Privatentnahmen zur persönlichen Bereicherung getätigt."
Schmider und Kleiser sitzen seit über einem Jahr in Untersuchungshaft. Ein
Termin zur Verhandlung vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Mannheimer
Landgerichts steht noch nicht fest.
Mit mehr als 100.000 Beschäftigten in 155 Ländern und einem Jahresumsatz
von 13,5 Mrd. $ (30 Mrd. DM) ist KPMG eine der weltweit größten
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
© 2001 Financial Times Deutschland
hier mal ein sehr interessanter beitrag von einem user.
grüße
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von sittin bull inv 14.06.01 17:41:20
Hallo Leute!
bevor hier jemand meinen Nick prüft, kann ich es auch gleich sagen,
ich bin erst 25, seit knapp 1 1/4 Jahr bei WO dabei,
interessiere mich aber schon seit meinem 13. Lebensjahr für die Börse,
habe auch schon den Mini-Crash 1999 mitgemacht.
Damals wie heute stiegen und fielen die Kurse genauso.
Aber etwas ist seit dem Neuen Markt anders geworden.
Mag es nur mein Blickwinkel sein,
aber es gibt immer mehr Verbrecher in der Welt.
Am Anfgang dem NM sehr skeptisch ggü. eingestellt,
traf auch mich irgendwann die NM-Euphorie.
Es waren auch ja auch fantastische Kursgewinne und fantastische Story`s
die z.B. Mobilcom, EM.TV oder Intershop brachten.
Heute mehr denn je fällt mir aber auf,
das viel Kapital auch viel Verbrecher anlockt.
Es gibt z.Z. so viele kriminelle Machenschaften, das ist schon unfassbar.
Nur ein paar Beispiele der letzten Zeit genügen schon,
und ich denke jeder von euch kennt selbst welche.
Da ist z.B. EM.TV, die Puppenkiste, die Mrd-Schulden durch wilde Übernahmen
anhäufte, obwohl wie es scheint, sie noch nicht einmal eine Buchhaltung haben.
Da ist eine Intershop, deren Chef erst am 2.1.01 erkannt haben will,
das die Fa. in 2000 einen riesigen Verlustberg angehäuft hat.
Da ist die Krönung, die Met@box AG,
die ein Produkt verkaufen will, das in der ganzen Welt erst ein Handvoll
Leute gekauft haben, deshalb melden sie vorsorglich Konsortien,
die nicht bekannt waren, als Großkunden.
Herr Domeyer selbst hat nie Aktien verkauft,
aber auf einmal hat er keine mehr.
Das sind nur einige wenige Beispiele, es gibt an der Zahl Dutzende,
mittlerweile ist es sogar recht schwierig, verläßliche, seriöse Unternehmen am NM
zu finden.
Und wenn es sie denn gibt, sind sie sehr hoch bewertet !
Leute, das muß aufhören,
das hier unseriöse Geschäftsgebaren überhand nehmen,
daß Altaktionäre abzocken wollen,
daß Vorstände euer Geld verbraten, ja, euer Geld!
Was wurde bisher dagegen unternommen?
Nun wir haben die Banken, die bei vielen Unternehmen entweder
über die Kreditgeber-Seite in die Unternehmen Einblick haben,
oder in Aufsichtsräten sitzen oder gar Anteile an den Unternehmen halten.
Von denen ist für Kleinaktionäre keine Hilfe zu erwarten,
eher empfehlen sie eine Aktie noch mal auf "Strong buy"
um selbst bestens auszusteigen!
( Deutsche Bank - Poet )
Wir haben die Vorstände,
die überall Wachstum sehen, Break-even nächstes Quartal,
blablabla
Die glauben wohlmöglich noch selber, was sie sagen,
und tun grenzenlos überrascht, wenn es mal wieder nix wird
( s. Schambach-Intershop )
Wir haben Aufsichtsräte, bei denen bin ich mir nicht ganz klar,
ob die wirklich wissen,
welche unseriösen Methoden da wirken...
Wir haben Analysten, die wirklich immer ihre Fahne in den
Wind hängen, nur nach 70 % Verlust braucht man auch keine Verkaufsempfehlung mehr.
Wir haben Börsenmagazine und Zeitschriften,
bei denen Herr Förtsch erst sein eigenes Depot bedient,
bevor er estwas empfiehlt.
( Oh Front-Running ist ja verboten, aber, wen interessiert`s ? )
Die nächste Instutition ist die Deutsche Börse AG,
die allein aus finanziellen gar keinen Grund hat,
aktionärsfreundliche Regelungen zu finden,
bekommt sie doch von jedem noch so unbedeutenen Penny-Stock
7500 Euro min. Zulassung pro Jahr.
Wir haben eine Gesetzgebung, die solch Betrügerei wie am Neuen Markt gar nicht kennt,
und wenn tatsächlich mal von der Staatsanwaltschaft ermittelt wird,
scheitert es an unzureichenden Aktionärsschutzbestimmungen.
Wir haben das BaKred, das leider chronisch unterbesetzt ist,
wenn hier mal erfolgreich ermittelt würde,
wäre die Frist zum klagen meist schon verjährt!
Wir haben Kleinaktionärsvertretungen wie die SDK oder DSW,
deren eigentliche Zielsetzung sehr löblich erscheint,
die aber im Zweifelsfall außer großen Reden auf HV`s nichts bewirken,
allein weil die meisten ehrenamtlich tätig sind.
Schluß damit jetzt!
Es ist euer Geld, das von allen Seiten hemmungslos gefordert wird,
ohne auch nur das minimalste Vertrauen zu generieren!
Wir wissen, wie es auszusehen hat, siehe SEC in den USA.
Auch wenn dort auch nicht alles Gold ist was glänzt,
gibt es dort zumindest eine schlagkräftige Einheit,
von über 1000 Leuten, die immer zum Schutze der Anleger
selbst Kleinigkeiten wie die SEC-Filings prüfen.
Bitte bitte, gebt euer Geld nicht unseriösen Firmen,
und wenn auch nur der leiseste Zweifel an einem Investment besteht,
dann laßt es ganz sein!
( hätte bei PA Power z.B. geholfen )
Bitte bitte, fordert wo immer ihr auch seid,
das endlich dem Wunsch der Geldgeber und hiermit wichtigsten
Personen am Aktienmarkt überhaupt,
entsprochen wird, eine unabhängige Prüfungsstelle einzurichten,
die den Abzockern ordentlich Kontra gibt,
mit allen möglichen Konsequenzen!
( siehe SEC, Delisting, Kursaussetzung, E-an Aktie hängen wenn
Daten unklar, Segmentwechsel, Strafverfolgung bei Falschaussage,
Front-Running, Insider-Verkäufen usw. )
Ihr seit die wichtigsten Akteure in diesem Markt,
man behandelt euch wie Schafe...
Laßt sie die Marktmacht spüren,
am besten mit einer virtuellen Unterschriften-Liste,
die ich hiermit anfange!
Pro Schluß mit der Abzocke!
Dirk Gerhardt
Hamburg
grüße
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von sittin bull inv 14.06.01 17:41:20
Hallo Leute!
bevor hier jemand meinen Nick prüft, kann ich es auch gleich sagen,
ich bin erst 25, seit knapp 1 1/4 Jahr bei WO dabei,
interessiere mich aber schon seit meinem 13. Lebensjahr für die Börse,
habe auch schon den Mini-Crash 1999 mitgemacht.
Damals wie heute stiegen und fielen die Kurse genauso.
Aber etwas ist seit dem Neuen Markt anders geworden.
Mag es nur mein Blickwinkel sein,
aber es gibt immer mehr Verbrecher in der Welt.
Am Anfgang dem NM sehr skeptisch ggü. eingestellt,
traf auch mich irgendwann die NM-Euphorie.
Es waren auch ja auch fantastische Kursgewinne und fantastische Story`s
die z.B. Mobilcom, EM.TV oder Intershop brachten.
Heute mehr denn je fällt mir aber auf,
das viel Kapital auch viel Verbrecher anlockt.
Es gibt z.Z. so viele kriminelle Machenschaften, das ist schon unfassbar.
Nur ein paar Beispiele der letzten Zeit genügen schon,
und ich denke jeder von euch kennt selbst welche.
Da ist z.B. EM.TV, die Puppenkiste, die Mrd-Schulden durch wilde Übernahmen
anhäufte, obwohl wie es scheint, sie noch nicht einmal eine Buchhaltung haben.
Da ist eine Intershop, deren Chef erst am 2.1.01 erkannt haben will,
das die Fa. in 2000 einen riesigen Verlustberg angehäuft hat.
Da ist die Krönung, die Met@box AG,
die ein Produkt verkaufen will, das in der ganzen Welt erst ein Handvoll
Leute gekauft haben, deshalb melden sie vorsorglich Konsortien,
die nicht bekannt waren, als Großkunden.
Herr Domeyer selbst hat nie Aktien verkauft,
aber auf einmal hat er keine mehr.
Das sind nur einige wenige Beispiele, es gibt an der Zahl Dutzende,
mittlerweile ist es sogar recht schwierig, verläßliche, seriöse Unternehmen am NM
zu finden.
Und wenn es sie denn gibt, sind sie sehr hoch bewertet !
Leute, das muß aufhören,
das hier unseriöse Geschäftsgebaren überhand nehmen,
daß Altaktionäre abzocken wollen,
daß Vorstände euer Geld verbraten, ja, euer Geld!
Was wurde bisher dagegen unternommen?
Nun wir haben die Banken, die bei vielen Unternehmen entweder
über die Kreditgeber-Seite in die Unternehmen Einblick haben,
oder in Aufsichtsräten sitzen oder gar Anteile an den Unternehmen halten.
Von denen ist für Kleinaktionäre keine Hilfe zu erwarten,
eher empfehlen sie eine Aktie noch mal auf "Strong buy"
um selbst bestens auszusteigen!
( Deutsche Bank - Poet )
Wir haben die Vorstände,
die überall Wachstum sehen, Break-even nächstes Quartal,
blablabla
Die glauben wohlmöglich noch selber, was sie sagen,
und tun grenzenlos überrascht, wenn es mal wieder nix wird
( s. Schambach-Intershop )
Wir haben Aufsichtsräte, bei denen bin ich mir nicht ganz klar,
ob die wirklich wissen,
welche unseriösen Methoden da wirken...
Wir haben Analysten, die wirklich immer ihre Fahne in den
Wind hängen, nur nach 70 % Verlust braucht man auch keine Verkaufsempfehlung mehr.
Wir haben Börsenmagazine und Zeitschriften,
bei denen Herr Förtsch erst sein eigenes Depot bedient,
bevor er estwas empfiehlt.
( Oh Front-Running ist ja verboten, aber, wen interessiert`s ? )
Die nächste Instutition ist die Deutsche Börse AG,
die allein aus finanziellen gar keinen Grund hat,
aktionärsfreundliche Regelungen zu finden,
bekommt sie doch von jedem noch so unbedeutenen Penny-Stock
7500 Euro min. Zulassung pro Jahr.
Wir haben eine Gesetzgebung, die solch Betrügerei wie am Neuen Markt gar nicht kennt,
und wenn tatsächlich mal von der Staatsanwaltschaft ermittelt wird,
scheitert es an unzureichenden Aktionärsschutzbestimmungen.
Wir haben das BaKred, das leider chronisch unterbesetzt ist,
wenn hier mal erfolgreich ermittelt würde,
wäre die Frist zum klagen meist schon verjährt!
Wir haben Kleinaktionärsvertretungen wie die SDK oder DSW,
deren eigentliche Zielsetzung sehr löblich erscheint,
die aber im Zweifelsfall außer großen Reden auf HV`s nichts bewirken,
allein weil die meisten ehrenamtlich tätig sind.
Schluß damit jetzt!
Es ist euer Geld, das von allen Seiten hemmungslos gefordert wird,
ohne auch nur das minimalste Vertrauen zu generieren!
Wir wissen, wie es auszusehen hat, siehe SEC in den USA.
Auch wenn dort auch nicht alles Gold ist was glänzt,
gibt es dort zumindest eine schlagkräftige Einheit,
von über 1000 Leuten, die immer zum Schutze der Anleger
selbst Kleinigkeiten wie die SEC-Filings prüfen.
Bitte bitte, gebt euer Geld nicht unseriösen Firmen,
und wenn auch nur der leiseste Zweifel an einem Investment besteht,
dann laßt es ganz sein!
( hätte bei PA Power z.B. geholfen )
Bitte bitte, fordert wo immer ihr auch seid,
das endlich dem Wunsch der Geldgeber und hiermit wichtigsten
Personen am Aktienmarkt überhaupt,
entsprochen wird, eine unabhängige Prüfungsstelle einzurichten,
die den Abzockern ordentlich Kontra gibt,
mit allen möglichen Konsequenzen!
( siehe SEC, Delisting, Kursaussetzung, E-an Aktie hängen wenn
Daten unklar, Segmentwechsel, Strafverfolgung bei Falschaussage,
Front-Running, Insider-Verkäufen usw. )
Ihr seit die wichtigsten Akteure in diesem Markt,
man behandelt euch wie Schafe...
Laßt sie die Marktmacht spüren,
am besten mit einer virtuellen Unterschriften-Liste,
die ich hiermit anfange!
Pro Schluß mit der Abzocke!
Dirk Gerhardt
Hamburg
LESENSWERT
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von THECANADIEN 10.06.01 15:32:08
DSW: "90 Prozent kriminell oder unfähig"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
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von THECANADIEN 10.06.01 15:32:08
DSW: "90 Prozent kriminell oder unfähig"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
Hallo mal wieder zusammen;GRÜSSE @ All!
BITTE UNBEDINGT BEACHTEN: www.investars.com
Hier ein Beispiel für die "starke Leistung" der Investmentbank
Goldman Sachs;
April 1999:erste Analyse zur Internet-Aktie Priceline.com
Urteil "Strong Buy";damaliger Kurs:104,44 $
Während der folgenden Talfahrt folgte fünfmal das Urteil
"Strong Buy";
November 2000:Herabstufung als der Kurs auf 4,56 $ gefallen ist
Mai 2001:bei der ersten Kurserholung auf 6,05 $ setzt Goldman Sachs die Aktie wieder auf "Kaufen"
Seither ca. 15% Minus;
Fazit:94% des Einsatzes wären verloren,wenn der Anleger allen Empfehlungen gefolgt ist.
ALSO VORSICHT ANALYSTEN-FALLE
THE CANADIEN
BITTE UNBEDINGT BEACHTEN: www.investars.com
Hier ein Beispiel für die "starke Leistung" der Investmentbank
Goldman Sachs;
April 1999:erste Analyse zur Internet-Aktie Priceline.com
Urteil "Strong Buy";damaliger Kurs:104,44 $
Während der folgenden Talfahrt folgte fünfmal das Urteil
"Strong Buy";
November 2000:Herabstufung als der Kurs auf 4,56 $ gefallen ist
Mai 2001:bei der ersten Kurserholung auf 6,05 $ setzt Goldman Sachs die Aktie wieder auf "Kaufen"
Seither ca. 15% Minus;
Fazit:94% des Einsatzes wären verloren,wenn der Anleger allen Empfehlungen gefolgt ist.
ALSO VORSICHT ANALYSTEN-FALLE
THE CANADIEN
Keine Versicherung gegen Wertverluste
Auch Anlage-Profis können nicht zaubern
Peter Köhler
Der Finanzbranche liebstes Kind ist das „Private Banking“
– so ziemlich alle Banken, Sparkassen und unabhängigen
Vermögensverwalter stürzen sich auf dieses Segment, da
es mehr als auskömmliche Gewinnmargen verspricht.
Aber geht die Rechnung auch für die Kunden auf? Zweifel
sind angebracht.
FRANKFURT/MAIN. Mit dem
Abschwung an den Weltbörsen sind
auch einige Profis für die S-Klasse im
Anlagemanagement ins Schleudern
gekommen. „Die schlechtesten
Vermögensverwalter in Deutschland
vernichteten in den vergangenen
Monaten im Extremfall bis zu 70 % der
ihnen anvertrauten Mittel“, sagt Steffen
Pauls, Vorstandssprecher der Firstfive Deutschland AG. Das
Unternehmen zeigt wohlhabenden Privatkunden über ein
gebührenpflichtiges Internet-Angebot, wie gut sich ihr
Vermögensverwalter im Wettbewerb geschlagen hat.
Auf der anderen Seite erwirtschafteten die besten
Finanzjongleure mit gemischten Depots allerdings deutlich
positive Anlageergebnisse. Trotzdem ist die Bilanz insgesamt
ernüchternd: Die durchschnittliche Performance betrage derzeit
„Index minus Kosten der Verwalter“, wie es ein Insider formuliert.
Gemeint ist: viele Portfoliomanager schaffen gerade die
Performance einer Benchmark wie dem Dax, die man mit einem
Indexfonds oder Zertifikaten aber viel preiswerter einkaufen
könnte. „Auf Sicht von zehn Jahren sind zehn bis zwölf Prozent
per annum eine realistische Renditeannahme in der
Vermögensverwaltung“, sagt Lutz Gebser,
Vorstandsvorsitzender des 60 Gesellschaften umfassenden
Verbands unabhängiger Vermögensverwalter (VuV).
Betrachtungen von Einzeljahren – wie dem vergangenen – seien
wenig fruchtbar. Wichtiger sei eine stetige Werterhaltung und
-vermehrung. „Keiner kann versprechen, dass er permanent die
Benchmark schlagen wird", warnt auch Ulrich Lingenthal,
Mitglied der Geschäftsfeldleitung Private Banking bei der
BHF-Bank, vor überzogenen Erwartungen.
Vielfalt nimmt zu
Die Vielfalt der Angebote im Private Banking nimmt auf jeden
Fall zu, weil die Sparschweine der Deutschen ein Schlachtfest
versprechen. Der „German Wealth Report“ von Merrill Lynch und
Cap Gemini Ernst & Young ermittelt immerhin 365 000 deutsche
„High Net Worth Individuals“, die jeweils über ein Geldvermögen
von mindestens zwei Mill. DM verfügen.
Letztlich geht es auch um diese Zielgruppe, denn das
professionelle Geldmanagement fängt mit Einzelaktien in der
Regel bei rund einer Million DM liquidem Geldvermögen an. Bei
der populärer werdenden fondsgebundenen
Vermögensverwaltung können es viel geringere Beträge sein.
100 000 DM gelten hier als sinnvolle Untergrenze. „Je
renommierter das Institut, umso höher die Richtgrößen“, weiß
Firstfive-Experte Pauls.
Checkliste für Anleger
Doch wie findet der Anleger die richtige Adresse?
„Vermögensverwalter“ kann sich schließlich jeder nennen, wie
Gebser erklärt, der deshalb in Zukunft auf die geschützte
Bezeichnung „Finanzportfolioverwalter“ setzt. Zunächst bleibt die
Wahl zwischen Banken und unabhängigen
Vermögensverwaltern. Letztere sind nicht an die Produkte eines
Bankkonzerns gebunden und können unter vielen Anbietern
auswählen. Dafür haben sie aber auch keine großen
Research-Teams zur Seite wie die Investmentbanken. Eine
Abwägungssache also. Nach dieser Weichenstellung ist eine
Art Checkliste hilfreich, um sich an den „richtigen“ Verwalter
heranzutasten. Wichtig sind:
>> Tatsächliche Anlageergebnisse der Vergangenheit (keine
fiktiven Musterdepots).
>> Nicht der Name des Instituts ist entscheidend, sondern das
Profil des zuständigen Betreuers.
>> Zeitnaher Bericht über Zwischenergebnisse, möglichst
detaillierte Auflistungen, also etwa „Renten steuerten vier
Prozent zur Gesamtrendite bei, darunter Unternehmensanleihen
1,5 %“ etc., personalisiertes Internet-Angebot zur
Performance-Einsicht.
>> Wie oft wird die Risikostruktur des Depots überprüft?
>> Höhe und Transparenz der Gebühren. Gängig sind: eine
Verwaltungsgebühr von 0,5 bis 1,0 % oder „All-Inclusive-Pakete“
mit 1,5 % Gebühr oder Performance-abhängige Gebühren, wo
nach einer Mindestrendite von beispielsweise 5 bis 8 % („Hurdle
Rate“) 10 bis 20 % des darüber hinaus gehenden Gewinns
einbehalten werden. Letzteres Modell ist für Hausse-Zeiten an
der Börse verheerend, weil dann von den Kurssteigerungen
wenig übrig bleibt.
Hat man seine Wahl getroffen, muss sich der Investor für eine
Risikoklasse entscheiden. „Eine ungemein schwierige Aufgabe,
die oft unterschätzt wird“, sagt BHF-Manager Lingenthal, der
seinen Kunden fünf Risikostufen anbietet. Denn was die
Risikoklasse tatsächlich bedeutet, „merkt der Anleger erst,
wenn er mit den Marktschwankungen leben muss.“ Übrigens
werden die Vermögensverwalter in den seltensten Fällen
kritisiert, selbst wenn die Performance erbärmlich ist – eine Art
„Hausarzt-Phänomen“. „Die emotionale Bindung der Kunden zu
ihren Vermögensverwaltern ist unerwartet hoch", hat Pauls
beobachtet.
HANDELSBLATT, Dienstag, 19. Juni 2001
Auch Anlage-Profis können nicht zaubern
Peter Köhler
Der Finanzbranche liebstes Kind ist das „Private Banking“
– so ziemlich alle Banken, Sparkassen und unabhängigen
Vermögensverwalter stürzen sich auf dieses Segment, da
es mehr als auskömmliche Gewinnmargen verspricht.
Aber geht die Rechnung auch für die Kunden auf? Zweifel
sind angebracht.
FRANKFURT/MAIN. Mit dem
Abschwung an den Weltbörsen sind
auch einige Profis für die S-Klasse im
Anlagemanagement ins Schleudern
gekommen. „Die schlechtesten
Vermögensverwalter in Deutschland
vernichteten in den vergangenen
Monaten im Extremfall bis zu 70 % der
ihnen anvertrauten Mittel“, sagt Steffen
Pauls, Vorstandssprecher der Firstfive Deutschland AG. Das
Unternehmen zeigt wohlhabenden Privatkunden über ein
gebührenpflichtiges Internet-Angebot, wie gut sich ihr
Vermögensverwalter im Wettbewerb geschlagen hat.
Auf der anderen Seite erwirtschafteten die besten
Finanzjongleure mit gemischten Depots allerdings deutlich
positive Anlageergebnisse. Trotzdem ist die Bilanz insgesamt
ernüchternd: Die durchschnittliche Performance betrage derzeit
„Index minus Kosten der Verwalter“, wie es ein Insider formuliert.
Gemeint ist: viele Portfoliomanager schaffen gerade die
Performance einer Benchmark wie dem Dax, die man mit einem
Indexfonds oder Zertifikaten aber viel preiswerter einkaufen
könnte. „Auf Sicht von zehn Jahren sind zehn bis zwölf Prozent
per annum eine realistische Renditeannahme in der
Vermögensverwaltung“, sagt Lutz Gebser,
Vorstandsvorsitzender des 60 Gesellschaften umfassenden
Verbands unabhängiger Vermögensverwalter (VuV).
Betrachtungen von Einzeljahren – wie dem vergangenen – seien
wenig fruchtbar. Wichtiger sei eine stetige Werterhaltung und
-vermehrung. „Keiner kann versprechen, dass er permanent die
Benchmark schlagen wird", warnt auch Ulrich Lingenthal,
Mitglied der Geschäftsfeldleitung Private Banking bei der
BHF-Bank, vor überzogenen Erwartungen.
Vielfalt nimmt zu
Die Vielfalt der Angebote im Private Banking nimmt auf jeden
Fall zu, weil die Sparschweine der Deutschen ein Schlachtfest
versprechen. Der „German Wealth Report“ von Merrill Lynch und
Cap Gemini Ernst & Young ermittelt immerhin 365 000 deutsche
„High Net Worth Individuals“, die jeweils über ein Geldvermögen
von mindestens zwei Mill. DM verfügen.
Letztlich geht es auch um diese Zielgruppe, denn das
professionelle Geldmanagement fängt mit Einzelaktien in der
Regel bei rund einer Million DM liquidem Geldvermögen an. Bei
der populärer werdenden fondsgebundenen
Vermögensverwaltung können es viel geringere Beträge sein.
100 000 DM gelten hier als sinnvolle Untergrenze. „Je
renommierter das Institut, umso höher die Richtgrößen“, weiß
Firstfive-Experte Pauls.
Checkliste für Anleger
Doch wie findet der Anleger die richtige Adresse?
„Vermögensverwalter“ kann sich schließlich jeder nennen, wie
Gebser erklärt, der deshalb in Zukunft auf die geschützte
Bezeichnung „Finanzportfolioverwalter“ setzt. Zunächst bleibt die
Wahl zwischen Banken und unabhängigen
Vermögensverwaltern. Letztere sind nicht an die Produkte eines
Bankkonzerns gebunden und können unter vielen Anbietern
auswählen. Dafür haben sie aber auch keine großen
Research-Teams zur Seite wie die Investmentbanken. Eine
Abwägungssache also. Nach dieser Weichenstellung ist eine
Art Checkliste hilfreich, um sich an den „richtigen“ Verwalter
heranzutasten. Wichtig sind:
>> Tatsächliche Anlageergebnisse der Vergangenheit (keine
fiktiven Musterdepots).
>> Nicht der Name des Instituts ist entscheidend, sondern das
Profil des zuständigen Betreuers.
>> Zeitnaher Bericht über Zwischenergebnisse, möglichst
detaillierte Auflistungen, also etwa „Renten steuerten vier
Prozent zur Gesamtrendite bei, darunter Unternehmensanleihen
1,5 %“ etc., personalisiertes Internet-Angebot zur
Performance-Einsicht.
>> Wie oft wird die Risikostruktur des Depots überprüft?
>> Höhe und Transparenz der Gebühren. Gängig sind: eine
Verwaltungsgebühr von 0,5 bis 1,0 % oder „All-Inclusive-Pakete“
mit 1,5 % Gebühr oder Performance-abhängige Gebühren, wo
nach einer Mindestrendite von beispielsweise 5 bis 8 % („Hurdle
Rate“) 10 bis 20 % des darüber hinaus gehenden Gewinns
einbehalten werden. Letzteres Modell ist für Hausse-Zeiten an
der Börse verheerend, weil dann von den Kurssteigerungen
wenig übrig bleibt.
Hat man seine Wahl getroffen, muss sich der Investor für eine
Risikoklasse entscheiden. „Eine ungemein schwierige Aufgabe,
die oft unterschätzt wird“, sagt BHF-Manager Lingenthal, der
seinen Kunden fünf Risikostufen anbietet. Denn was die
Risikoklasse tatsächlich bedeutet, „merkt der Anleger erst,
wenn er mit den Marktschwankungen leben muss.“ Übrigens
werden die Vermögensverwalter in den seltensten Fällen
kritisiert, selbst wenn die Performance erbärmlich ist – eine Art
„Hausarzt-Phänomen“. „Die emotionale Bindung der Kunden zu
ihren Vermögensverwaltern ist unerwartet hoch", hat Pauls
beobachtet.
HANDELSBLATT, Dienstag, 19. Juni 2001
Mal etwas aus den USA;
Quelle:Handelsblatt
Untersuchungsausschuss prüft Interessenkonflikte der Investmentbanken
Rosige Analysten-Reports beschäftigen
US-Kongress
Deutliche Kritik wurde im Ausschuss für Kapitalmärkte des
US-Repräsentantenhauses an der Arbeit von
Wertpapieranalysten laut. Bei einer Anhörung gaben
gestern Zeugen aus der Finanzwirtschaft ihre
Einschätzung zur Rolle der Analysten während der
Spekulationsblase im High-Tech-Bereich ab. Die Anhörung
sollte klären, welche Rolle die Analysten während der
jüngsten Spekulations-Blase an den Aktien- Märkten
gespielt haben und wie weit ihre Kaufempfehlungen von
Eigeninteresse gelenkt waren.
zz/hus/ WASHINGTON/NEW YORK.
Der Ausschuss- Vorsitzende Richard
Baker fand klare Worte: „Im Jahr
1992 hatten wir noch etwa 50 %
Verkaufsempfehlungen, heute sind
es nur 2 %. Die Beweise, dass die
Analysten-Empfehlungen beinflusst
sind, sind überwältigend.“
Gregg Hymowitz von der
Vermögensverwaltung Entrust
Capital bezeichnete die
Bewertungskriterien der Analysten
für Technologie-Aktien als „albern“; er hielt es für offensichtlich,
dass ihre Noten vom Eigeninteresse der Banken beeinflusst
waren. Auch Portfoliomanager Daivd Tice vom Prudent Bear
Fund kritisierte das Verhalten der Analysten scharf. Dagegen
nahm James Glassman vom Forschungsinstiut American
Enterprise Institute die Analysten zum Teil in Schutz: „Wir
sollten sicher überwachen, wie Analysten ihre Arbeit machen.
Doch obwohl sie in den letzten Jahren schlechte Empfehlungen
abgegeben haben, waren ihre Analysen über einen längeren
Zeitraum gesehen nicht schlecht.“
Interessenkonflikte durch die Betreuung von
Börsengängen
Nach der Anhörung wird der Ausschuss jetzt nach Wegen
suchen, wie die Investmentbanken zu mehr Neutralität bei ihren
Empfehlungen verpflichtet werden können. Entsprechende
Vorschläge könnte der Kongress auch an die Wertpapier- und
Börsenaufsicht SEC weiterleiten.
Der Interessenkonflikt der Investmentbanken entsteht aus ihrer
doppelten Rolle. Zum einen veröffentlichen sie routinemäßig
Analysen zu den wichtigsten gehandelten Aktien. Zum anderen
stehen sie in intensivem Wettbewerb untereinander, wenn es um
die Betreuung von Börsengängen geht. Wer ein Unternehmen an
die Börse gebracht hat, will anschließend nicht schlecht darüber
schreiben.
Beweisführung gilt als äußerst schwierig
Der Zusammenhang zwischen den Aktien-Bewertungen und
Investmentbanking-Aufträgen einer Wall Street Firma ist oft
schwer zu beweisen, obwohl er sich in vielen Fällen aufdrängt.
Der auf Internet-Aktien spezialisierte Analyst der Investmentbank
Merrill Lynch, Henry Blodget, hat beispielsweise erst vor
wenigen Tagen die Aktie GoTo.com herabgestuft, nachdem
der Anbieter von Internet-Suchmaschinen einen lukrativen
Auftrag für eine Neuplazierung an die Konkurrentin Credit
Suisse First Boston gegeben hatte. Das berichtete das Wall
Street Journal. Merrill Lynch stritt jeden Zusammenhang ab,
Blodget habe von dem Zuschlag keinerlei Kenntnis gehabt.
Blodget hatte 2000 ein Einkommen von mehr als 5 Mill. $ und
trug maßgeblich zum Ergebnis der Investmentbank bei. Er
erschien regelmäßig auf den Kanälen der
Wirtschaftsfernsehens, darf aber inzwischen auf Grund eines
gerichtlichen Verfahrens nicht mehr auftreten.
Ausschuss-Vorsitzender Baker hatte vor, Analysten wie Blodget
vor den Ausschuss zu laden. Doch das haben die Banken
abgelehnt. Auftreten werden jetzt Portfolio-Manager, Vertreter
von Industrieverbänden, ein Journalist und Vertreter von
Berufsverbänden.
Investmentbanken begegnen Kritik mit freiwilligen
Standards
Unterdessen bemühen sich die Investmentbanken die Wogen zu
glätten. Zwei Tage vor der Anhörung haben die betroffenen
Institute mit Hilfe ihres Verbandes SIA (Securities Industry
Assiociation) freiwillige ethische Standards verabschiedet.
Danach müssen mögliche Interessenkonflikte des Analysten in
Analysebericht vermerkt sein und in verständlichem Enlisch
geschrieben sein. Weiter müssen Analysten offenlegen, ob sie
selbst eine besprochene Aktie im Depot haben.
Baker bezeichnete dabei die freiwilligen Analysten-Richtlinien
der Branche als „einen ersten“, aber „nicht adäquaten Schritt“.
Denn die Einhaltung der Selbstverpflichtung würden nicht von
einer außenstehenden Institution wie der SEC überwacht. Er
wünscht, dass Interessenkonflikte von Analysten deutlich
gekennzeichnet werden. Gesetzes-Änderungen befürwortete
Baker nur als allerletzten Schritt.
Baker kritisierte bereits vor der Anhörung, die Analysten-Reports
seien zu reinen Werbeprospekten für die Aktien der
Bank-Klienten verkommen. Das sei im Hinblick auf die
veränderte Rolle des Aktiensparens für die Altersvorsorge
verantwortungslos. „50 % unserer Haushalte besitzen Aktien, die
meisten dieser privaten Investoren verstehen nicht, dass „Halten“
eigentlich „Verkaufen“ bedeutet“, sagte er.
THE CANADIEN
Quelle:Handelsblatt
Untersuchungsausschuss prüft Interessenkonflikte der Investmentbanken
Rosige Analysten-Reports beschäftigen
US-Kongress
Deutliche Kritik wurde im Ausschuss für Kapitalmärkte des
US-Repräsentantenhauses an der Arbeit von
Wertpapieranalysten laut. Bei einer Anhörung gaben
gestern Zeugen aus der Finanzwirtschaft ihre
Einschätzung zur Rolle der Analysten während der
Spekulationsblase im High-Tech-Bereich ab. Die Anhörung
sollte klären, welche Rolle die Analysten während der
jüngsten Spekulations-Blase an den Aktien- Märkten
gespielt haben und wie weit ihre Kaufempfehlungen von
Eigeninteresse gelenkt waren.
zz/hus/ WASHINGTON/NEW YORK.
Der Ausschuss- Vorsitzende Richard
Baker fand klare Worte: „Im Jahr
1992 hatten wir noch etwa 50 %
Verkaufsempfehlungen, heute sind
es nur 2 %. Die Beweise, dass die
Analysten-Empfehlungen beinflusst
sind, sind überwältigend.“
Gregg Hymowitz von der
Vermögensverwaltung Entrust
Capital bezeichnete die
Bewertungskriterien der Analysten
für Technologie-Aktien als „albern“; er hielt es für offensichtlich,
dass ihre Noten vom Eigeninteresse der Banken beeinflusst
waren. Auch Portfoliomanager Daivd Tice vom Prudent Bear
Fund kritisierte das Verhalten der Analysten scharf. Dagegen
nahm James Glassman vom Forschungsinstiut American
Enterprise Institute die Analysten zum Teil in Schutz: „Wir
sollten sicher überwachen, wie Analysten ihre Arbeit machen.
Doch obwohl sie in den letzten Jahren schlechte Empfehlungen
abgegeben haben, waren ihre Analysen über einen längeren
Zeitraum gesehen nicht schlecht.“
Interessenkonflikte durch die Betreuung von
Börsengängen
Nach der Anhörung wird der Ausschuss jetzt nach Wegen
suchen, wie die Investmentbanken zu mehr Neutralität bei ihren
Empfehlungen verpflichtet werden können. Entsprechende
Vorschläge könnte der Kongress auch an die Wertpapier- und
Börsenaufsicht SEC weiterleiten.
Der Interessenkonflikt der Investmentbanken entsteht aus ihrer
doppelten Rolle. Zum einen veröffentlichen sie routinemäßig
Analysen zu den wichtigsten gehandelten Aktien. Zum anderen
stehen sie in intensivem Wettbewerb untereinander, wenn es um
die Betreuung von Börsengängen geht. Wer ein Unternehmen an
die Börse gebracht hat, will anschließend nicht schlecht darüber
schreiben.
Beweisführung gilt als äußerst schwierig
Der Zusammenhang zwischen den Aktien-Bewertungen und
Investmentbanking-Aufträgen einer Wall Street Firma ist oft
schwer zu beweisen, obwohl er sich in vielen Fällen aufdrängt.
Der auf Internet-Aktien spezialisierte Analyst der Investmentbank
Merrill Lynch, Henry Blodget, hat beispielsweise erst vor
wenigen Tagen die Aktie GoTo.com herabgestuft, nachdem
der Anbieter von Internet-Suchmaschinen einen lukrativen
Auftrag für eine Neuplazierung an die Konkurrentin Credit
Suisse First Boston gegeben hatte. Das berichtete das Wall
Street Journal. Merrill Lynch stritt jeden Zusammenhang ab,
Blodget habe von dem Zuschlag keinerlei Kenntnis gehabt.
Blodget hatte 2000 ein Einkommen von mehr als 5 Mill. $ und
trug maßgeblich zum Ergebnis der Investmentbank bei. Er
erschien regelmäßig auf den Kanälen der
Wirtschaftsfernsehens, darf aber inzwischen auf Grund eines
gerichtlichen Verfahrens nicht mehr auftreten.
Ausschuss-Vorsitzender Baker hatte vor, Analysten wie Blodget
vor den Ausschuss zu laden. Doch das haben die Banken
abgelehnt. Auftreten werden jetzt Portfolio-Manager, Vertreter
von Industrieverbänden, ein Journalist und Vertreter von
Berufsverbänden.
Investmentbanken begegnen Kritik mit freiwilligen
Standards
Unterdessen bemühen sich die Investmentbanken die Wogen zu
glätten. Zwei Tage vor der Anhörung haben die betroffenen
Institute mit Hilfe ihres Verbandes SIA (Securities Industry
Assiociation) freiwillige ethische Standards verabschiedet.
Danach müssen mögliche Interessenkonflikte des Analysten in
Analysebericht vermerkt sein und in verständlichem Enlisch
geschrieben sein. Weiter müssen Analysten offenlegen, ob sie
selbst eine besprochene Aktie im Depot haben.
Baker bezeichnete dabei die freiwilligen Analysten-Richtlinien
der Branche als „einen ersten“, aber „nicht adäquaten Schritt“.
Denn die Einhaltung der Selbstverpflichtung würden nicht von
einer außenstehenden Institution wie der SEC überwacht. Er
wünscht, dass Interessenkonflikte von Analysten deutlich
gekennzeichnet werden. Gesetzes-Änderungen befürwortete
Baker nur als allerletzten Schritt.
Baker kritisierte bereits vor der Anhörung, die Analysten-Reports
seien zu reinen Werbeprospekten für die Aktien der
Bank-Klienten verkommen. Das sei im Hinblick auf die
veränderte Rolle des Aktiensparens für die Altersvorsorge
verantwortungslos. „50 % unserer Haushalte besitzen Aktien, die
meisten dieser privaten Investoren verstehen nicht, dass „Halten“
eigentlich „Verkaufen“ bedeutet“, sagte er.
THE CANADIEN
Mal etwas aus der Provinz;
Quelle: Der Spiegel
D E V I S E N S P E K U L A T I O N
Nick Leeson in Nordhorn
Mit Wetten auf Dollar und Yen verloren Anleger im
niedersächsischen Nordhorn Millionenbeträge. Alle hatten auf
den Rat eines Angestellten der örtlichen Sparkasse vertraut.
Nordhorn - Seit zwei Jahren hält die Kreissparkasse
Grafschaft Bentheim zu Nordhorn den Fall unter der
Decke, berichtete das "Handelsblatt". Dabei
schätzt die Deutsche Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz, dass Kunden mit
Devisenspekulationen mindestens 40 Millionen Mark
verloren haben. Die Wetten auf einen schwachen
Yen oder Dollar gingen - nach anfänglichen
Gewinnen - allesamt gründlich in die Hose.
90 Prozent aller von niedersächsischen Sparkassen vermittelten
Devisenoptionsgeschäfte liefen zeitweilig in Nordhorn ab, schätzt der
ehemalige Devisenguru. Inzwischen nennen seine früheren Kunden ihn
nur noch den "Nick Leeson von Nordhorn". Vor dem Landgericht
Osnabrück laufen mehrere Verfahren. Die Sparkasse klagt gegen
zahlungsunwillige Kunden, geschädigte Anleger klagen gegen die
Sparkasse.
Ein Bericht des Sparkassen- und Giroverbands im Auftrag des
niedersächsischen Finanzministeriums soll klären, wer die Schuld an
dem Debakel trägt. Bislang sieht es so aus, als müssten die Kunden
den Schaden tragen. Denn ihr Ex-Berater will sie über alle etwaigen
Risiken aufgeklärt haben. So musste er auch nicht, wie der echte
Nick Leeson, ins Gefängnis. Er arbeitet jetzt im Süddeutschen und
berät weiter Anleger - bei Devisengeschäften.
THE CANADIEN
Quelle: Der Spiegel
D E V I S E N S P E K U L A T I O N
Nick Leeson in Nordhorn
Mit Wetten auf Dollar und Yen verloren Anleger im
niedersächsischen Nordhorn Millionenbeträge. Alle hatten auf
den Rat eines Angestellten der örtlichen Sparkasse vertraut.
Nordhorn - Seit zwei Jahren hält die Kreissparkasse
Grafschaft Bentheim zu Nordhorn den Fall unter der
Decke, berichtete das "Handelsblatt". Dabei
schätzt die Deutsche Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz, dass Kunden mit
Devisenspekulationen mindestens 40 Millionen Mark
verloren haben. Die Wetten auf einen schwachen
Yen oder Dollar gingen - nach anfänglichen
Gewinnen - allesamt gründlich in die Hose.
90 Prozent aller von niedersächsischen Sparkassen vermittelten
Devisenoptionsgeschäfte liefen zeitweilig in Nordhorn ab, schätzt der
ehemalige Devisenguru. Inzwischen nennen seine früheren Kunden ihn
nur noch den "Nick Leeson von Nordhorn". Vor dem Landgericht
Osnabrück laufen mehrere Verfahren. Die Sparkasse klagt gegen
zahlungsunwillige Kunden, geschädigte Anleger klagen gegen die
Sparkasse.
Ein Bericht des Sparkassen- und Giroverbands im Auftrag des
niedersächsischen Finanzministeriums soll klären, wer die Schuld an
dem Debakel trägt. Bislang sieht es so aus, als müssten die Kunden
den Schaden tragen. Denn ihr Ex-Berater will sie über alle etwaigen
Risiken aufgeklärt haben. So musste er auch nicht, wie der echte
Nick Leeson, ins Gefängnis. Er arbeitet jetzt im Süddeutschen und
berät weiter Anleger - bei Devisengeschäften.
THE CANADIEN
Die Ökobank steht vor dem Aus
Deutschlands erste "grüne Bank", die 1988 gegründete
Frankfurter Ökobank, soll aufgelöst werden.
(sueddeutsche.de/rtr) - Auf einer Vertreterversammlung am 30.
Juni in Frankfurt soll die Auflösung der genossenschaftlichen Bank
mit zuletzt 24.000 Anteilseignern beschlossen werden, sagte eine
Sprecherin des Instituts der Nachrichtenagentur Reuters am
Dienstag in Bochum.
„Nach den großen Verlusten in den beiden Vorjahren hat die Bank
einen finanzstarken Partner gesucht und diese Suche ist
gescheitert“, fügte die Sprecherin hinzu.
Rückwirkende Abwicklung
Der Bilanzverlust des Instituts liegt nach einem internen
Lagebericht des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2000 bei rund 5,5
Millionen Mark.
Das Bankgeschäft der Ökobank sowie die Abwicklung auf die BAG
Bankaktiengesellschaft Hamm soll nach Angaben der Sprecherin
rückwirkend zum 30. Dezember 2000 erfolgen.
Ein entsprechender Vertrag sei bereits mit der BAG vereinbart
worden, bedürfe aber noch der Zustimmung der
Vertreterversammlung der Ökobank. Die Banklizenz werde dann an
das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Bonn
zurückgegeben.
Vergebliche Suche nach starkem Partner
In dem Reuters vorliegenden internen Lagebericht des
Ökobank-Vorstandes ist ein Eigenkapitalanteil von knapp 16
Millionen Mark ausgewiesen. Die Bilanzsumme für 2000 ist dem
Bericht zufolge um 12,7 Millionen Mark auf 366,7 Millionen Mark
zurückgegangen.
Im Herbst 2000 war ein Übernahmeversuch der Bochumer GLS
Gemeinschaftsbank gescheitert. Einen anderen Partner konnte die
Ökobank nach Angaben der Sprecherin bisher nicht finden.
Die Ökobank steckt seit 1999 in einer Finanzkrise, als das Institut
das erste Mal einen Bilanzverlust von über 5 Millionen Mark
ausweisen musste.
1988 war die Ökobank mit einem Gründungskapital von 7 Millionen
Mark als Genossenschaft gestartet. Ziel war es, selbstverwaltete
oder genossenschaftlich organisierte Betriebe zu fördern. Zuletzt
hatte die Ökobank 24.000 Genossenschaftler.
Deutschlands erste "grüne Bank", die 1988 gegründete
Frankfurter Ökobank, soll aufgelöst werden.
(sueddeutsche.de/rtr) - Auf einer Vertreterversammlung am 30.
Juni in Frankfurt soll die Auflösung der genossenschaftlichen Bank
mit zuletzt 24.000 Anteilseignern beschlossen werden, sagte eine
Sprecherin des Instituts der Nachrichtenagentur Reuters am
Dienstag in Bochum.
„Nach den großen Verlusten in den beiden Vorjahren hat die Bank
einen finanzstarken Partner gesucht und diese Suche ist
gescheitert“, fügte die Sprecherin hinzu.
Rückwirkende Abwicklung
Der Bilanzverlust des Instituts liegt nach einem internen
Lagebericht des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2000 bei rund 5,5
Millionen Mark.
Das Bankgeschäft der Ökobank sowie die Abwicklung auf die BAG
Bankaktiengesellschaft Hamm soll nach Angaben der Sprecherin
rückwirkend zum 30. Dezember 2000 erfolgen.
Ein entsprechender Vertrag sei bereits mit der BAG vereinbart
worden, bedürfe aber noch der Zustimmung der
Vertreterversammlung der Ökobank. Die Banklizenz werde dann an
das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Bonn
zurückgegeben.
Vergebliche Suche nach starkem Partner
In dem Reuters vorliegenden internen Lagebericht des
Ökobank-Vorstandes ist ein Eigenkapitalanteil von knapp 16
Millionen Mark ausgewiesen. Die Bilanzsumme für 2000 ist dem
Bericht zufolge um 12,7 Millionen Mark auf 366,7 Millionen Mark
zurückgegangen.
Im Herbst 2000 war ein Übernahmeversuch der Bochumer GLS
Gemeinschaftsbank gescheitert. Einen anderen Partner konnte die
Ökobank nach Angaben der Sprecherin bisher nicht finden.
Die Ökobank steckt seit 1999 in einer Finanzkrise, als das Institut
das erste Mal einen Bilanzverlust von über 5 Millionen Mark
ausweisen musste.
1988 war die Ökobank mit einem Gründungskapital von 7 Millionen
Mark als Genossenschaft gestartet. Ziel war es, selbstverwaltete
oder genossenschaftlich organisierte Betriebe zu fördern. Zuletzt
hatte die Ökobank 24.000 Genossenschaftler.
Vorsicht, Fantasie
"Kaufe nur Unternehmen, deren Geschäft du verstehst" - bei Neuemissionen
zählen Bilanzen mehr als Prognosen
Von Markus Balser
Es war die Zeit großer Versprechen, als Ad Pepper im vergangenen Herbst an die Börse
ging. Wachstumsprognosen von 300 Prozent und mehr waren gang und gäbe; die Aufnahme
an den Neuen Markt galt als chic. Kunstvoll erhob mancher Börsengänger die equity story
zur epischen Form. Ad Pepper, die Nürnberger Internet-Werbefirma, musste ihre
"Erfolgsgeschichte" jedoch schnell umschreiben. Nur sieben Wochen nach dem Börsengang
senkte man die Gewinnprognosen. Ähnlich flott stürzte der Computerzulieferer Allgeier ab.
Drei Monate nach der Emission im Juli teilte das Unternehmen kleinlaut mit, die
Umsatzprognosen bewahrheiteten sich nicht. Der Kurs brach um 70 Prozent ein.
Galten noch im vergangenen Jahr bei Neuemissionen hohe Wachstumsaussichten als
Kaufsignal, besinnen sich Experten nun auf solide Bilanzen. "Das beste Versprechen an
Aktionäre ist ein funktionierendes Geschäftsmodell", glaubt Kay Steffen, Leiter Equity Capital
Markets bei der DG Bank. Und das, sagt Petra Krüll von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz, "lässt sich am einfachsten an schwarzen Zahlen ablesen". Drei Jahre, so
die Faustregel der Aktionärsschützer, sollte ein Börsenaspirant erfolgreich am Markt
operieren. Dann sei die Gefahr geringer, dass die Aktien nach dem Börsengang abstürzen.
Fließen die Einnahmen aus der Emission ins Unternehmen zurück, stehen die Chancen für
weiteres Wachstum gut. "Konkrete Investitionspläne schaffen Vertrauen", sagt Volker
Pietsch. Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin rät zur Vorsicht, wenn
Neuemissionen mit dem Erlös lediglich Verluste aus der Vergangenheit tilgen wollen.
Verunsichert von der Zurückhaltung der Anleger, wagen sich derzeit ohnehin nur wenige
Unternehmen an die Börse. Nach 46 Börsengängen im ersten Quartal des Vorjahres gab es
dieses Jahr im gleichen Zeitraum gerade neun. Das Volumen der Neuemissionen nahm um
78 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ab. Europaweit schrumpfte der Wert der Börsengänge von
43 auf 18 Milliarden Euro. Und in den USA gab es gerade 26 Börsengänge - so wenige wie
seit elf Jahren nicht mehr.
Warren Buffett, US-Börsenphilosoph und Großinvestor, rät, in Krisenzeiten vorsichtig
auszuwählen. "Kaufe nur Unternehmen, deren Geschäft du verstehst." Auch wenn die
wenigsten Investoren das Marktumfeld genau kennen, müsste ihnen die Strategie
verständlich sein, sagt Andreas Rams, Manager für Corporate Finance bei Pricewaterhouse
Coopers. Die Grundlage jeder Investitionsentscheidung sollte der offizielle Emissionsprospekt
sein, in dem der Börsengänger über die Risiken seiner Papiere informieren muss.
"Die Anleger sind preissensibler geworden", sagt DG-Bank-Aktienstratege Steffen. "So
starke Kursbewegungen wie bisher wird es nach den nächsten Börsengängen nicht mehr
geben." Hohe Zeichnungsgewinne damit auch nicht. Ein Rekord des vergangenen Jahres wird
deshalb wohl nicht so schnell eingestellt. Am 22. Februar schoss der erste Kurs des
Debütanten Biodata auf 240 Euro - ein Zeichnungsgewinn von 430 Prozent. Dass Biodata gar
kein Unternehmen der Erfolgsbranche Biotechnologie war, wie es der Name versprach,
sondern nur ein fantasievoll verpackter Computerwert, störte zu Boomzeiten niemanden
(c) DIE ZEIT 25/2001
"Kaufe nur Unternehmen, deren Geschäft du verstehst" - bei Neuemissionen
zählen Bilanzen mehr als Prognosen
Von Markus Balser
Es war die Zeit großer Versprechen, als Ad Pepper im vergangenen Herbst an die Börse
ging. Wachstumsprognosen von 300 Prozent und mehr waren gang und gäbe; die Aufnahme
an den Neuen Markt galt als chic. Kunstvoll erhob mancher Börsengänger die equity story
zur epischen Form. Ad Pepper, die Nürnberger Internet-Werbefirma, musste ihre
"Erfolgsgeschichte" jedoch schnell umschreiben. Nur sieben Wochen nach dem Börsengang
senkte man die Gewinnprognosen. Ähnlich flott stürzte der Computerzulieferer Allgeier ab.
Drei Monate nach der Emission im Juli teilte das Unternehmen kleinlaut mit, die
Umsatzprognosen bewahrheiteten sich nicht. Der Kurs brach um 70 Prozent ein.
Galten noch im vergangenen Jahr bei Neuemissionen hohe Wachstumsaussichten als
Kaufsignal, besinnen sich Experten nun auf solide Bilanzen. "Das beste Versprechen an
Aktionäre ist ein funktionierendes Geschäftsmodell", glaubt Kay Steffen, Leiter Equity Capital
Markets bei der DG Bank. Und das, sagt Petra Krüll von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz, "lässt sich am einfachsten an schwarzen Zahlen ablesen". Drei Jahre, so
die Faustregel der Aktionärsschützer, sollte ein Börsenaspirant erfolgreich am Markt
operieren. Dann sei die Gefahr geringer, dass die Aktien nach dem Börsengang abstürzen.
Fließen die Einnahmen aus der Emission ins Unternehmen zurück, stehen die Chancen für
weiteres Wachstum gut. "Konkrete Investitionspläne schaffen Vertrauen", sagt Volker
Pietsch. Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Berlin rät zur Vorsicht, wenn
Neuemissionen mit dem Erlös lediglich Verluste aus der Vergangenheit tilgen wollen.
Verunsichert von der Zurückhaltung der Anleger, wagen sich derzeit ohnehin nur wenige
Unternehmen an die Börse. Nach 46 Börsengängen im ersten Quartal des Vorjahres gab es
dieses Jahr im gleichen Zeitraum gerade neun. Das Volumen der Neuemissionen nahm um
78 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ab. Europaweit schrumpfte der Wert der Börsengänge von
43 auf 18 Milliarden Euro. Und in den USA gab es gerade 26 Börsengänge - so wenige wie
seit elf Jahren nicht mehr.
Warren Buffett, US-Börsenphilosoph und Großinvestor, rät, in Krisenzeiten vorsichtig
auszuwählen. "Kaufe nur Unternehmen, deren Geschäft du verstehst." Auch wenn die
wenigsten Investoren das Marktumfeld genau kennen, müsste ihnen die Strategie
verständlich sein, sagt Andreas Rams, Manager für Corporate Finance bei Pricewaterhouse
Coopers. Die Grundlage jeder Investitionsentscheidung sollte der offizielle Emissionsprospekt
sein, in dem der Börsengänger über die Risiken seiner Papiere informieren muss.
"Die Anleger sind preissensibler geworden", sagt DG-Bank-Aktienstratege Steffen. "So
starke Kursbewegungen wie bisher wird es nach den nächsten Börsengängen nicht mehr
geben." Hohe Zeichnungsgewinne damit auch nicht. Ein Rekord des vergangenen Jahres wird
deshalb wohl nicht so schnell eingestellt. Am 22. Februar schoss der erste Kurs des
Debütanten Biodata auf 240 Euro - ein Zeichnungsgewinn von 430 Prozent. Dass Biodata gar
kein Unternehmen der Erfolgsbranche Biotechnologie war, wie es der Name versprach,
sondern nur ein fantasievoll verpackter Computerwert, störte zu Boomzeiten niemanden
(c) DIE ZEIT 25/2001
@Mafiabroker
Ich verfolge Deine Beiträge seit einigen Tagen und bin froh, daß Du und die anderen, die sich hier rege beteiligen,
endlich die Thematik der "kriminelle Machenschaften im Bereich Börse" diskutieren.
Die Seite www.nemwax.de dient in diesem Zusammenhang auch sehr gut zur Informationsgewinnung über die Unternehmen, die negativ auffallen.
Ich frage mich wirklich, ob die Justiz und die exekutiven Organe der BRD, die laut § 163 der Strafprozeßordnung zur Aufklärung von Straftaten verpflichtes sind,
1. nicht die erforderlichen Resourcen
oder
2. nicht den erforderlichen Willen
zur Aufklärung der strafrechtlich relevanten Sachverhalte im und um den Bereich Wertpapier-/Börsenhandel, Bankenaufsich, IPO usw. haben? Oder sind diese Dinge gewollt und zwar von einer ganz anderen Ebene aus?
Diese Fragen/Dinge müssen unbedingt aufgeklärt, angeprangert und weiter diskutiert werden.
Weiter so.
Gruß F 50!
Ich verfolge Deine Beiträge seit einigen Tagen und bin froh, daß Du und die anderen, die sich hier rege beteiligen,
endlich die Thematik der "kriminelle Machenschaften im Bereich Börse" diskutieren.
Die Seite www.nemwax.de dient in diesem Zusammenhang auch sehr gut zur Informationsgewinnung über die Unternehmen, die negativ auffallen.
Ich frage mich wirklich, ob die Justiz und die exekutiven Organe der BRD, die laut § 163 der Strafprozeßordnung zur Aufklärung von Straftaten verpflichtes sind,
1. nicht die erforderlichen Resourcen
oder
2. nicht den erforderlichen Willen
zur Aufklärung der strafrechtlich relevanten Sachverhalte im und um den Bereich Wertpapier-/Börsenhandel, Bankenaufsich, IPO usw. haben? Oder sind diese Dinge gewollt und zwar von einer ganz anderen Ebene aus?
Diese Fragen/Dinge müssen unbedingt aufgeklärt, angeprangert und weiter diskutiert werden.
Weiter so.
Gruß F 50!
muß nach oben...
Die Masse scheint`s noch nicht zu interessieren,
was hier gespielt wird.
Wahrscheinlich hat sich die Masse aber auch schon längst von NM verabschiedet...
Wann werden erste NM-Unternehmen Segmentwechsel durchführen?
was hier gespielt wird.
Wahrscheinlich hat sich die Masse aber auch schon längst von NM verabschiedet...
Wann werden erste NM-Unternehmen Segmentwechsel durchführen?
Mittwoch 20. Juni 2001, 16:01 Uhr
Neuer Markt anfällig für dubiose Geschäfte
Frankfurt/Main (dpa) - Das Börsensegment Neuer Markt ist besonders anfällig für dubiose Geschäfte. Kursmanipulationen, falsche oder irreführende Pflichtveröffentlichungen der Unternehmen (Ad-hoc- Mitteilungen) und Insiderhandel häufen sich insbesondere im Umfeld der jungen Unternehmen.
Dies berichtete das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWE) am Mittwoch in Frankfurt. Allein von den 28 in diesem Jahr vom BAWE gestarteten Untersuchungen wegen des Verdachts der Nutzung interner Unternehmensinformationen beim Aktienhandel entfielen 18 auf den Neuen Markt. 2000 wurden insgesamt 51 Untersuchungen wegen vermuteten Insiderhandels eröffnet, davon betrafen 19 ebenfalls das junge Börsensegment, betonte BAWE-Präsident Georg Wittich. In 22 Fällen erstattete das Aufsichtsamt Anzeige bei den zuständigen Staatsanwaltschaften. «Die Zunahme von Insideruntersuchungen gegenüber dem Vorjahr ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien des Neuen Marktes untersucht wurden».
Ähnlich sieht das Bild bei der Information der Anleger über neue und kursbeeinflussende Fakten aus, die so rasch wie möglich veröffentlicht werden müssen. Die dafür vorgesehenen Ad-hoc- Mitteilungen werden häufig zu spät, mit falschen oder irreführenden Nachrichten veröffentlicht, kritisierte Wittich. Beliebt sei auch das «Hin- und Herspringen» zwischen unterschiedlichen Bilanzierungsverfahren, um schlechte Unternehmensergebnisse aufzupolieren.
Zu diesem Komplex hat das BAWE seit Jahresbeginn schon 55 Prüfungen veranlasst, davon allein 36 bei Neue-Markt-Unternehmen. Im Gesamtjahr 2000 gingen von 61 Untersuchungen 34 auf das Konto dieser Firmengruppe. «In einigen Fällen bestand der Verdacht, dass Emittenten selbst gezielt unrichtige Ad-hoc-Mitteilungen verbreiteten, um dadurch den Kurs der eigenen Aktie in die Höhe zu treiben, beziehungsweise in einem schwachen Marktfeld zu stützen», betonte Wittich.
Die Gefahr, bei illegalen Aktiengeschäften oder Informationsmanipulationen erwischt und bestraft zu werden, ist allerdings überschaubar. Das BAWE kann in begründeten Verdachtsfällen nicht selbst sanktionieren, sondern muss für weitergehende Ermittlungen Staatsanwälte beauftragen. «Die sind zwar kooperativ, aber häufig überlastet», klagte der BAWE-Präsident.
Die bisherige Bilanz, den deutschen Kapitalmarkt sauber zu halten, wertete er als «nicht zufriedenstellend». Die mehr als 100 Fälle, die seit der Gründung des Amtes 1995 bei den Staatsanwaltschaften gelandet sind, führten bislang nur in einem Fall zu einer rechtskräftigen Verurteilung mit einer Geldstrafe in Höhe von 37500 DM. Es handelte sich um den spektakulären Fall des damals amtierenden Oberstadtdirektors von Köln, der als Aufsichtsrat Informationen zur eigenen Bereicherung genutzt hatte.
90 Verfahren wurden dagegen eingestellt, wobei 34 mit der Zahlung einer Geldsumme verbunden waren. Hinzu kamen 15 Strafbefehle mit Geldstrafen von maximal 150000 DM. Der BAWE-Präsident sieht in dieser Bilanz keine ausreichende Abschreckung für potenzielle Täter. Vor allem bei weniger schweren Vergehen wünscht sich die Behörde das Recht, selbst Bußgelder verhängen zu können. Diese Ausweitung der Befugnis bedarf allerdings einer Gesetzesänderung.
Neuer Markt anfällig für dubiose Geschäfte
Frankfurt/Main (dpa) - Das Börsensegment Neuer Markt ist besonders anfällig für dubiose Geschäfte. Kursmanipulationen, falsche oder irreführende Pflichtveröffentlichungen der Unternehmen (Ad-hoc- Mitteilungen) und Insiderhandel häufen sich insbesondere im Umfeld der jungen Unternehmen.
Dies berichtete das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWE) am Mittwoch in Frankfurt. Allein von den 28 in diesem Jahr vom BAWE gestarteten Untersuchungen wegen des Verdachts der Nutzung interner Unternehmensinformationen beim Aktienhandel entfielen 18 auf den Neuen Markt. 2000 wurden insgesamt 51 Untersuchungen wegen vermuteten Insiderhandels eröffnet, davon betrafen 19 ebenfalls das junge Börsensegment, betonte BAWE-Präsident Georg Wittich. In 22 Fällen erstattete das Aufsichtsamt Anzeige bei den zuständigen Staatsanwaltschaften. «Die Zunahme von Insideruntersuchungen gegenüber dem Vorjahr ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien des Neuen Marktes untersucht wurden».
Ähnlich sieht das Bild bei der Information der Anleger über neue und kursbeeinflussende Fakten aus, die so rasch wie möglich veröffentlicht werden müssen. Die dafür vorgesehenen Ad-hoc- Mitteilungen werden häufig zu spät, mit falschen oder irreführenden Nachrichten veröffentlicht, kritisierte Wittich. Beliebt sei auch das «Hin- und Herspringen» zwischen unterschiedlichen Bilanzierungsverfahren, um schlechte Unternehmensergebnisse aufzupolieren.
Zu diesem Komplex hat das BAWE seit Jahresbeginn schon 55 Prüfungen veranlasst, davon allein 36 bei Neue-Markt-Unternehmen. Im Gesamtjahr 2000 gingen von 61 Untersuchungen 34 auf das Konto dieser Firmengruppe. «In einigen Fällen bestand der Verdacht, dass Emittenten selbst gezielt unrichtige Ad-hoc-Mitteilungen verbreiteten, um dadurch den Kurs der eigenen Aktie in die Höhe zu treiben, beziehungsweise in einem schwachen Marktfeld zu stützen», betonte Wittich.
Die Gefahr, bei illegalen Aktiengeschäften oder Informationsmanipulationen erwischt und bestraft zu werden, ist allerdings überschaubar. Das BAWE kann in begründeten Verdachtsfällen nicht selbst sanktionieren, sondern muss für weitergehende Ermittlungen Staatsanwälte beauftragen. «Die sind zwar kooperativ, aber häufig überlastet», klagte der BAWE-Präsident.
Die bisherige Bilanz, den deutschen Kapitalmarkt sauber zu halten, wertete er als «nicht zufriedenstellend». Die mehr als 100 Fälle, die seit der Gründung des Amtes 1995 bei den Staatsanwaltschaften gelandet sind, führten bislang nur in einem Fall zu einer rechtskräftigen Verurteilung mit einer Geldstrafe in Höhe von 37500 DM. Es handelte sich um den spektakulären Fall des damals amtierenden Oberstadtdirektors von Köln, der als Aufsichtsrat Informationen zur eigenen Bereicherung genutzt hatte.
90 Verfahren wurden dagegen eingestellt, wobei 34 mit der Zahlung einer Geldsumme verbunden waren. Hinzu kamen 15 Strafbefehle mit Geldstrafen von maximal 150000 DM. Der BAWE-Präsident sieht in dieser Bilanz keine ausreichende Abschreckung für potenzielle Täter. Vor allem bei weniger schweren Vergehen wünscht sich die Behörde das Recht, selbst Bußgelder verhängen zu können. Diese Ausweitung der Befugnis bedarf allerdings einer Gesetzesänderung.
Willkommen F50 & sittin bull
leider müssen wir uns hier mit wirklich sehr unschönen Dingen beschäftigen
gruss @all
charlie
Aus der FTD vom 21.6.2001
Viele schwarze Schafe am Neuen Markt
Von Sead Husic und Doris Grass, Frankfurt
Die Firmen des Neuen Marktes verstoßen am häufigsten gegen die Bestimmungen der Publizitätspflicht (Ad-hoc). Zugleich stehen sie nach Angaben des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) an der Spitze der Insider-Ermittlungen.
Dieses Jahr standen in 36 von 55 Fällen Wachstumsunternehmen im Zentrum der Nachforschungen des BAWe bezüglich der Ad-hoc-Publizität. Im vergangenen Jahr waren es 34 von 61 Unternehmen, wie BAWe-Präsident Georg Wittich am Mittwoch in Frankfurt sagte.
Trotz eines dringenden Appells der Aufsicht nutzten die Firmen die Pflichtmitteilungen weiterhin übermäßig zu Werbezwecken, hieß es. Andere informierten nicht unverzüglich oder irreführend über mögliche kursbeeinflussende Entwicklungen. Dagegen seien sie "vor allem bei der Bekanntgabe schlechter Nachrichten zögerlich", kritisierte Wittich. In einigen Fällen bestand der Verdacht, dass die Firmen gezielt falsche Ad-hoc’s verbreiteten, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Solche Fälle könnten nach den geplanten Änderungen im 4. Finanzmarktförderungsgesetz als Kursmanipulation strafrechtlich geahndet werden.
Bei den Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insider-Geschäfte rangierten die Neuer-Markt-Firmen mit 18 von 28 Fällen in diesem Jahr und 19 von 51 im vergangenen Jahr ebenfalls ganz vorn. Nicht zufrieden ist Wittich mit der strafrechtlichen Verfolgung der Insiderverstöße. "Die geringe Zahl der Verurteilungen ist bedauerlich" , sagte der BAWe-Chef.
Bisher gab es nur eine rechtskräftige Verurteilung wegen Insider-Handels. Seit der Gründung des BAWe 1995 wurden 90 staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingestellt, 34 davon gegen die Auflage einer Geldbuße. In nur 15 Fällen ergingen Strafbefehle. In zwei Fällen wurden Firmen mit einer Strafe von 150.000 DM belegt. "Aus unserer Sicht kann das nicht zufrieden stellend sein", sagte Wittich. Die Staatsanwaltschaften sind mit der Materie meist überfordert.
Daher hofft Wittich, dass die Bundesregierung dem BAWe im 4. Finanzmarktförderungsgesetz die Möglichkeit einräumt, in weniger schweren Fällen auch Bußgelder wegen Insider-Handels verhängen zu können. Nach den bisherigen Berliner Plänen ist dies für Kursmanipulationen, die die Aufsicht künftig bundesweit überwachen soll, bereits vorgesehen. Der Gesetzentwurf soll im August vorgelegt werden.
Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, Markus Straub, forderte eine deutliche Verschärfung des Insider-Gesetzes und kritisierte die unbefriedigende Bilanz der Aufsicht.
© 2001 Financial Times Deutschland
leider müssen wir uns hier mit wirklich sehr unschönen Dingen beschäftigen
gruss @all
charlie
Aus der FTD vom 21.6.2001
Viele schwarze Schafe am Neuen Markt
Von Sead Husic und Doris Grass, Frankfurt
Die Firmen des Neuen Marktes verstoßen am häufigsten gegen die Bestimmungen der Publizitätspflicht (Ad-hoc). Zugleich stehen sie nach Angaben des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) an der Spitze der Insider-Ermittlungen.
Dieses Jahr standen in 36 von 55 Fällen Wachstumsunternehmen im Zentrum der Nachforschungen des BAWe bezüglich der Ad-hoc-Publizität. Im vergangenen Jahr waren es 34 von 61 Unternehmen, wie BAWe-Präsident Georg Wittich am Mittwoch in Frankfurt sagte.
Trotz eines dringenden Appells der Aufsicht nutzten die Firmen die Pflichtmitteilungen weiterhin übermäßig zu Werbezwecken, hieß es. Andere informierten nicht unverzüglich oder irreführend über mögliche kursbeeinflussende Entwicklungen. Dagegen seien sie "vor allem bei der Bekanntgabe schlechter Nachrichten zögerlich", kritisierte Wittich. In einigen Fällen bestand der Verdacht, dass die Firmen gezielt falsche Ad-hoc’s verbreiteten, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Solche Fälle könnten nach den geplanten Änderungen im 4. Finanzmarktförderungsgesetz als Kursmanipulation strafrechtlich geahndet werden.
Bei den Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insider-Geschäfte rangierten die Neuer-Markt-Firmen mit 18 von 28 Fällen in diesem Jahr und 19 von 51 im vergangenen Jahr ebenfalls ganz vorn. Nicht zufrieden ist Wittich mit der strafrechtlichen Verfolgung der Insiderverstöße. "Die geringe Zahl der Verurteilungen ist bedauerlich" , sagte der BAWe-Chef.
Bisher gab es nur eine rechtskräftige Verurteilung wegen Insider-Handels. Seit der Gründung des BAWe 1995 wurden 90 staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingestellt, 34 davon gegen die Auflage einer Geldbuße. In nur 15 Fällen ergingen Strafbefehle. In zwei Fällen wurden Firmen mit einer Strafe von 150.000 DM belegt. "Aus unserer Sicht kann das nicht zufrieden stellend sein", sagte Wittich. Die Staatsanwaltschaften sind mit der Materie meist überfordert.
Daher hofft Wittich, dass die Bundesregierung dem BAWe im 4. Finanzmarktförderungsgesetz die Möglichkeit einräumt, in weniger schweren Fällen auch Bußgelder wegen Insider-Handels verhängen zu können. Nach den bisherigen Berliner Plänen ist dies für Kursmanipulationen, die die Aufsicht künftig bundesweit überwachen soll, bereits vorgesehen. Der Gesetzentwurf soll im August vorgelegt werden.
Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, Markus Straub, forderte eine deutliche Verschärfung des Insider-Gesetzes und kritisierte die unbefriedigende Bilanz der Aufsicht.
© 2001 Financial Times Deutschland
Eins vorweg: Ich will mit dem Text nichts suggerieren oder sonstiges, sondern nur informieren. Der Text ist aus der Neuen Presse, Hannover.
Geldanleger alarmieren Aufsichtsamt
Bei der Wertpapieraufsicht häufen sich die Beschwerden. Probleme gibt es meist am Neuen Markt.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) teilte am Mittwoch mit, die Zahl von Anlegerbeschwerden hätten sich binnen Jahresfrist auf 1702 fast verdreifacht. Starke Kursrückgänge sowie Gewinnwarnungen durch Unternehmen am Neuen Markt hätten verstärkt zu Insider-Untersuchungen geführt.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) bezeichnete die Effektivität des Aufsichtsamtes bei der Insiderverfolgung als unzureichend. "Nur eine rechtskräftige Verurteilung in fünf Jahren. Das ist völlig unbefriedigend, was das Bundesamt da abliefert", bemängelte der SdK-Vizechef Markus Straub. Die Aufklärungsquote liege praktisch bei Null.
Gründe sieht die Schutzgemeinschaft vor allem in der fehlenden Exekutivgewalt des BaWe, das sich bei Verdachtsfällen an die Staatsanwaltschaften wenden müsse, die aber meist mit solchen Delikten überfordert seien.
Hier brauche es eine Verschärfung des Insidergesetzes, sagte Straub. Die Dunkelziffer vor allem bei Unternehmen am Neuen Markt sei deutlich höher gewesen, als die vom BaWe ausgewiesenen Zahlen nahe legten.
Bei den formellen Insideruntersuchungen verzeichnete die Wertpapieraufsicht einen Zuwachs auf 51 neu aufgenommene Untersuchungen nach 39 im Vorjahr und 58 im Jahr 1998. Der Zuwachs sei auf den Neuen Markt zurückzuführen.
Die Behörde beaufsichtigt 416 private Kreditinstitute, 2366 Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie 1045 Finanzdienstleister und 1889 Firmen, die für Wertpapierdienstleister als Vermittler tätig waren.
Was tut das BaWe:
http://www.bawe.de/
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) in Frankfurt am Main sucht derzeit
keine Mitarbeiter
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
Postfach 50 01 54
60391 Frankfurt am Main
© Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
Da haben die Anleger ja noch mal Glück gehabt, zuviel Auklärung ist halt nicht gewollt!
Das Problem sind auch die örtlichen STAs, die nicht mit den entsprechenden Resourcen ausgestattet sind und fast alle Fälle wieder einstellen, da sie auch gegen die teuer gekauften Fachanwälte der Firmen kaum anstinken können.
Es ist zum Kotzen im Staate!!! Die Ehrlichen sind leider fast immer die Dummen, das ist fast schon eine Axiom.
Geldanleger alarmieren Aufsichtsamt
Bei der Wertpapieraufsicht häufen sich die Beschwerden. Probleme gibt es meist am Neuen Markt.
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) teilte am Mittwoch mit, die Zahl von Anlegerbeschwerden hätten sich binnen Jahresfrist auf 1702 fast verdreifacht. Starke Kursrückgänge sowie Gewinnwarnungen durch Unternehmen am Neuen Markt hätten verstärkt zu Insider-Untersuchungen geführt.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) bezeichnete die Effektivität des Aufsichtsamtes bei der Insiderverfolgung als unzureichend. "Nur eine rechtskräftige Verurteilung in fünf Jahren. Das ist völlig unbefriedigend, was das Bundesamt da abliefert", bemängelte der SdK-Vizechef Markus Straub. Die Aufklärungsquote liege praktisch bei Null.
Gründe sieht die Schutzgemeinschaft vor allem in der fehlenden Exekutivgewalt des BaWe, das sich bei Verdachtsfällen an die Staatsanwaltschaften wenden müsse, die aber meist mit solchen Delikten überfordert seien.
Hier brauche es eine Verschärfung des Insidergesetzes, sagte Straub. Die Dunkelziffer vor allem bei Unternehmen am Neuen Markt sei deutlich höher gewesen, als die vom BaWe ausgewiesenen Zahlen nahe legten.
Bei den formellen Insideruntersuchungen verzeichnete die Wertpapieraufsicht einen Zuwachs auf 51 neu aufgenommene Untersuchungen nach 39 im Vorjahr und 58 im Jahr 1998. Der Zuwachs sei auf den Neuen Markt zurückzuführen.
Die Behörde beaufsichtigt 416 private Kreditinstitute, 2366 Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie 1045 Finanzdienstleister und 1889 Firmen, die für Wertpapierdienstleister als Vermittler tätig waren.
Was tut das BaWe:
http://www.bawe.de/
Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) in Frankfurt am Main sucht derzeit
keine Mitarbeiter
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
Postfach 50 01 54
60391 Frankfurt am Main
© Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
Da haben die Anleger ja noch mal Glück gehabt, zuviel Auklärung ist halt nicht gewollt!
Das Problem sind auch die örtlichen STAs, die nicht mit den entsprechenden Resourcen ausgestattet sind und fast alle Fälle wieder einstellen, da sie auch gegen die teuer gekauften Fachanwälte der Firmen kaum anstinken können.
Es ist zum Kotzen im Staate!!! Die Ehrlichen sind leider fast immer die Dummen, das ist fast schon eine Axiom.
So auch mal wieder vor Ort;Diesmal wieder etwas zu unserem "Liebling" Metabox;
Was muss man tun, um
Metabox-Vorstand zu werden?
Es ist schon komisch: Da lobt ein Mann unter dem
Pseudonym seiner jugendlichen Söhne ein
Unternehmen mit mehreren hundert Einträgen in
Internet-Diskussionsforen in den Himmel, arbeitet
zusätzlich in der "Aktionärsgemeinschaft Metabox”
mit – und wird plötzlich als Vorstand für diese Firma
engagiert. So geschehen bei Metabox mit Michael
Heckeroth. Hatte sein Verhalten Einfluss auf seine Einstellung?
Nach Angaben des Handelsblattes hatte sich der 51-jährige
Diplom-Psychologe Michael Heckeroth in so genannten
Online-„Pusher-Boards“ massiv für die Metabox-Papiere eingesetzt.
Gegen Metabox-Kritiker Stimmung gemacht
Unter dem Pseudonym Janphil – seine Söhne heißen Jan (17) und
Philip (19) – berichtete er über neue Großaufträge für das Unternehmen,
das Hard- und Softwarelösungen für Anwendungen des interaktiven
Fernsehens entwickelt und vertreibt, und gab Interviews mit seinen
jetzigen Vorstandskollegen wieder. Und er zog über seiner Ansicht nach
unfreundliche Metabox-Berichte her. “Gerade in den letzten Tagen ist der
Fanatismus, mit dem von Seiten der Gegner des Unternehmens
(Metabox, die Redaktion) zu Werke gegangen wird, unübersehbar. Bei
einigen muss man mittlerweile richtiger von Feinden als von Gegnern
sprechen, so blindwütig werden die Attacken”, schrieb er noch Ende März
2000 in einem Beitrag für den virtuellen Diskussionsraum.
Dass diese Tätigkeit beim Unternehmen mit Wohlwollen betrachtet wird,
bestätigte Metabox-Chef Stefan Domeyer. „Wir freuen uns auf die
Zusammenarbeit mit Herrn Heckeroth, der sich bereits in der
Vergangenheit entscheidend mit großem Know how für unser
Unternehmen eingesetzt hat“, begründete er die Entscheidung für den
51-Jährigen. Laut Pressemitteilung soll Heckeroth im Vorstand die
Bereich Personal, interne Organisation sowie
Finanzmarktkommunikation übernehmen.
Aktien hochgepusht
Eine Sprecherin des Hildesheimer Technologierunternehmens
bestätigte inzwischen, dass Heckeroth die Einträge verfasst hat, sah dies
aber nicht als gezieltes „pushen“ von Aktien. Vielmehr lenkte sie den
Blick auf seine langjährige Arbeit in der freien „Aktionärsgemeinschaft
Metabox“, die mit 190 Mitgliedern rund acht Prozent des Kapitals auf sich
vereint. Nach ihren Angaben habe Heckeroth die Vereinigung mit
gegründet und war bis zu seinem Wechsel in den Vorstand deren
Sprecher. Der Psychologe „hat das Unternehmen gut gekannt und sich
dafür eingesetzt“, heißt es.
Als sich Heckeroth in den Foren, in denen er massenweise seine
schmeichelnden Lobreden veröffentlichte, seine Identität unter dem Titel
„Abschied und Neuanfang“ mehr oder weniger preis gab, hagelte es
Kritik seitens der anderen Teilnehmer: „Ich empfinde es als Beleidigung
für alle soliden Geldanleger, wenn der designierte Vorstand einer
Aktiengesellschaft über Monate seine Söhne in einem Aktienboard zum
Wohl der Firma "argumentieren üben" lässt“, schrieb ein
Board-Teilnehmer unter dem Pseudonym more and more. „Hat dieser
Mann überhaupt kein Gewissen oder ist er wirklich so naiv, das er glaubt,
dass er damit durchkommt?“
Kurzfristiges Maßnahmenpaket festgelegt
Vorstand, Aufsichtsrat und vorläufiger Insolvenzverwalter des
Unternehmens haben inzwischen einen Maßnahmenkatalog
beschlossen, um das Unternehmen aus der aktuellen Krise
herauszuführen. Der neue Vorstand Heckeroth wird den Schwerpunkt
seiner Arbeit auf die rasche Verbesserung der organisatorischen Abläufe
legen. „Das Unternehmen arbeitet an High-Tech-Lösungen. Diese
Komplexität erfordert eine wesentlich verbesserte Kommunikation über
alle Ebenen im Betrieb“, betonte er am Donnerstag. Heckeroth will damit
künftig Fehlentwicklungen entgegenwirken, die in der Vergangenheit zu
Verzögerungen geführt haben.
Die Gesprächspartner haben die Fokussierung aller Mitarbeiter auf
Cashflow-wirksame Aktivitäten vereinbart. „Nur eine effizientere
Organisation wird den notwendigen Markterfolg auch kurzfristig
erreichen“, sagte der Vorstand. Auf die ad hoc gemeldeten Lieferverträge
seitens Metabox angesprochen sagte er: „Die gibt es“.
Was muss man tun, um
Metabox-Vorstand zu werden?
Es ist schon komisch: Da lobt ein Mann unter dem
Pseudonym seiner jugendlichen Söhne ein
Unternehmen mit mehreren hundert Einträgen in
Internet-Diskussionsforen in den Himmel, arbeitet
zusätzlich in der "Aktionärsgemeinschaft Metabox”
mit – und wird plötzlich als Vorstand für diese Firma
engagiert. So geschehen bei Metabox mit Michael
Heckeroth. Hatte sein Verhalten Einfluss auf seine Einstellung?
Nach Angaben des Handelsblattes hatte sich der 51-jährige
Diplom-Psychologe Michael Heckeroth in so genannten
Online-„Pusher-Boards“ massiv für die Metabox-Papiere eingesetzt.
Gegen Metabox-Kritiker Stimmung gemacht
Unter dem Pseudonym Janphil – seine Söhne heißen Jan (17) und
Philip (19) – berichtete er über neue Großaufträge für das Unternehmen,
das Hard- und Softwarelösungen für Anwendungen des interaktiven
Fernsehens entwickelt und vertreibt, und gab Interviews mit seinen
jetzigen Vorstandskollegen wieder. Und er zog über seiner Ansicht nach
unfreundliche Metabox-Berichte her. “Gerade in den letzten Tagen ist der
Fanatismus, mit dem von Seiten der Gegner des Unternehmens
(Metabox, die Redaktion) zu Werke gegangen wird, unübersehbar. Bei
einigen muss man mittlerweile richtiger von Feinden als von Gegnern
sprechen, so blindwütig werden die Attacken”, schrieb er noch Ende März
2000 in einem Beitrag für den virtuellen Diskussionsraum.
Dass diese Tätigkeit beim Unternehmen mit Wohlwollen betrachtet wird,
bestätigte Metabox-Chef Stefan Domeyer. „Wir freuen uns auf die
Zusammenarbeit mit Herrn Heckeroth, der sich bereits in der
Vergangenheit entscheidend mit großem Know how für unser
Unternehmen eingesetzt hat“, begründete er die Entscheidung für den
51-Jährigen. Laut Pressemitteilung soll Heckeroth im Vorstand die
Bereich Personal, interne Organisation sowie
Finanzmarktkommunikation übernehmen.
Aktien hochgepusht
Eine Sprecherin des Hildesheimer Technologierunternehmens
bestätigte inzwischen, dass Heckeroth die Einträge verfasst hat, sah dies
aber nicht als gezieltes „pushen“ von Aktien. Vielmehr lenkte sie den
Blick auf seine langjährige Arbeit in der freien „Aktionärsgemeinschaft
Metabox“, die mit 190 Mitgliedern rund acht Prozent des Kapitals auf sich
vereint. Nach ihren Angaben habe Heckeroth die Vereinigung mit
gegründet und war bis zu seinem Wechsel in den Vorstand deren
Sprecher. Der Psychologe „hat das Unternehmen gut gekannt und sich
dafür eingesetzt“, heißt es.
Als sich Heckeroth in den Foren, in denen er massenweise seine
schmeichelnden Lobreden veröffentlichte, seine Identität unter dem Titel
„Abschied und Neuanfang“ mehr oder weniger preis gab, hagelte es
Kritik seitens der anderen Teilnehmer: „Ich empfinde es als Beleidigung
für alle soliden Geldanleger, wenn der designierte Vorstand einer
Aktiengesellschaft über Monate seine Söhne in einem Aktienboard zum
Wohl der Firma "argumentieren üben" lässt“, schrieb ein
Board-Teilnehmer unter dem Pseudonym more and more. „Hat dieser
Mann überhaupt kein Gewissen oder ist er wirklich so naiv, das er glaubt,
dass er damit durchkommt?“
Kurzfristiges Maßnahmenpaket festgelegt
Vorstand, Aufsichtsrat und vorläufiger Insolvenzverwalter des
Unternehmens haben inzwischen einen Maßnahmenkatalog
beschlossen, um das Unternehmen aus der aktuellen Krise
herauszuführen. Der neue Vorstand Heckeroth wird den Schwerpunkt
seiner Arbeit auf die rasche Verbesserung der organisatorischen Abläufe
legen. „Das Unternehmen arbeitet an High-Tech-Lösungen. Diese
Komplexität erfordert eine wesentlich verbesserte Kommunikation über
alle Ebenen im Betrieb“, betonte er am Donnerstag. Heckeroth will damit
künftig Fehlentwicklungen entgegenwirken, die in der Vergangenheit zu
Verzögerungen geführt haben.
Die Gesprächspartner haben die Fokussierung aller Mitarbeiter auf
Cashflow-wirksame Aktivitäten vereinbart. „Nur eine effizientere
Organisation wird den notwendigen Markterfolg auch kurzfristig
erreichen“, sagte der Vorstand. Auf die ad hoc gemeldeten Lieferverträge
seitens Metabox angesprochen sagte er: „Die gibt es“.
Es geht weiter;Refugium sowie Ermittlungen gegen Gontard & MetallBank AG;
Refugium: Welche Rolle spielte Lothar Mark?
Der 1999 erstellte Lagebericht der Refugium AG war nach Ansicht des
damaligen Aufsichtsrats Lothar Mark „falsch“. Dies geht aus einem
Protokoll des Aufsichtsrats hervor, dass der dpa-AFX vorliegt.
In dem Protokoll vom 18. Mai 1999 heißt es: „Herr Mark hofft, daß man
keine Probleme wegen Irreführung bekommt“. Der Aufsichtsrat habe
Mark zufolge keine Einflussmöglichkeiten gehabt, da ihm der Lagebericht
erst am 30.4.1999 zugegangen sei. Er fühle sich „schlecht vom Vorstand
informiert“.
Vorstand Werner Düll wies „hinsichtlich der zu positiven Darstellung der
Lage des Unternehmens im Lagebericht“ darauf hin, „dieser habe
zugleich als „Emissionsprospekt` für die geplante Kapitalerhöhung
dienen sollen. Dieser Entwurf sei mit der Metallbank abgestimmt.“
Die MetallBank GmbH war noch 1999 mit der Heinrich Gontard & Co. AG
zur Gontard & MetallBank AG verschmolzen. Gegen deren Vorstandschef
Lothar Mark laufen derzeit Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft
wegen des Verdachts auf Insiderhandel im Zusammenhang mit der
Refugium AG.
Dabei handele es sich um eine „routinemäßige Verdachtsermittlung“, so
das Unternehmen. Diese habe ihren Ausgangspunkt im gegenwärtigen
„konfliktiven Klima“ der Sanierungsbemühungen um die
Refugium-Gruppe.
Es geht um den Verkauf von Refugium-Aktienpaketen aus dem Besitz
des Refugium- Gründers Paul Kostrewa stammen. Lothar Mark soll
Kostrewa zum Verkauf der Anteilscheine gedrängt haben, weil dieser
Refugium mit verlustreichen Immobiliengeschäften in finanzielle
Schwierigkeiten gebracht haben solle.
Die Staatsanwälte vermuteten, dass Mark von den bevorstehenden
Turbulenzen gewusst und diese Insider-Information beim Weiterverkauf
der Aktien ausgenutzt habe soll, hieß es in dem Bericht weiter.
Mark bestreitet die Vorwürfe. Die Gontard & Metallbank habe von der
Transaktion nicht profitiert und den Deal lediglich abgewickelt.
Refugium: Welche Rolle spielte Lothar Mark?
Der 1999 erstellte Lagebericht der Refugium AG war nach Ansicht des
damaligen Aufsichtsrats Lothar Mark „falsch“. Dies geht aus einem
Protokoll des Aufsichtsrats hervor, dass der dpa-AFX vorliegt.
In dem Protokoll vom 18. Mai 1999 heißt es: „Herr Mark hofft, daß man
keine Probleme wegen Irreführung bekommt“. Der Aufsichtsrat habe
Mark zufolge keine Einflussmöglichkeiten gehabt, da ihm der Lagebericht
erst am 30.4.1999 zugegangen sei. Er fühle sich „schlecht vom Vorstand
informiert“.
Vorstand Werner Düll wies „hinsichtlich der zu positiven Darstellung der
Lage des Unternehmens im Lagebericht“ darauf hin, „dieser habe
zugleich als „Emissionsprospekt` für die geplante Kapitalerhöhung
dienen sollen. Dieser Entwurf sei mit der Metallbank abgestimmt.“
Die MetallBank GmbH war noch 1999 mit der Heinrich Gontard & Co. AG
zur Gontard & MetallBank AG verschmolzen. Gegen deren Vorstandschef
Lothar Mark laufen derzeit Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft
wegen des Verdachts auf Insiderhandel im Zusammenhang mit der
Refugium AG.
Dabei handele es sich um eine „routinemäßige Verdachtsermittlung“, so
das Unternehmen. Diese habe ihren Ausgangspunkt im gegenwärtigen
„konfliktiven Klima“ der Sanierungsbemühungen um die
Refugium-Gruppe.
Es geht um den Verkauf von Refugium-Aktienpaketen aus dem Besitz
des Refugium- Gründers Paul Kostrewa stammen. Lothar Mark soll
Kostrewa zum Verkauf der Anteilscheine gedrängt haben, weil dieser
Refugium mit verlustreichen Immobiliengeschäften in finanzielle
Schwierigkeiten gebracht haben solle.
Die Staatsanwälte vermuteten, dass Mark von den bevorstehenden
Turbulenzen gewusst und diese Insider-Information beim Weiterverkauf
der Aktien ausgenutzt habe soll, hieß es in dem Bericht weiter.
Mark bestreitet die Vorwürfe. Die Gontard & Metallbank habe von der
Transaktion nicht profitiert und den Deal lediglich abgewickelt.
Insiderhandel im Jahr 2000;
Insiderhandel: 2000 war ein Rekordjahr
Die Talfahrt an den Aktienmärkten weckt offenbar
kriminelle Energie: Die Börsenaufsicht musste im
vergangenen Jahr deutlich häufiger wegen
Insiderhandels oder falscher
Unternehmensinformationen einschreiten als noch
1999.
Dies sagte der Präsident des Bundesaufsichtsamts für den
Wertpapierhandel (BAWe), Georg Wittich. Unter den mehreren hundert
Verdachtsfällen von Insiderhandel seien die Indizien in 51 Fällen so stark
gewesen, dass seine Behörde förmliche Untersuchungen aufnahm und
22 Fälle an die Staatsanwaltschaft weiter reichte.
1999 hatte es dagegen nur 39 förmliche Untersuchungen gegeben, nur
13 Fälle gingen an die Staatsanwaltschaft. Die Zunahme sei im
wesentlichen darauf zurück zuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien
des Neuen Marktes - insgesamt 19 Fälle - ins Visier des Amtes gerieten.
Erstmals wurde im vergangenen Jahr ein Angeklagter wegen
Insiderhandels rechtskräftig verurteilt - der Kölner Oberstadtdirektor
Klaus Heugel. Mehr derartige Verfahren könnten zur Abschreckung
beitragen, sagte er.
Doch nicht nur Anleger werden von der Börsenaufsicht überwacht,
sondern auch Unternehmen. Unter anderem kritisierte Wittich die
zunehmende Zahl mangelhafter Verkaufsprospekte. In 89 Fällen waren
die Verkaufsprospekte so schlecht, dass das Aufsichtsamt die
Veröffentlichung untersagte.
Aber auch nach den Börsengängen hielten sich die Unternehmen nicht
ausnahmslos an die Regeln: „In der zweiten Jahreshälfte kam es im
Zusammenhang mit der sich verschlechternden Börsensituation vor,
dass einige börsennotierte Unternehmen irreführende Tatsachen als
Ad-hoc-Mitteilung verbreiteten oder Pflichtmitteilungen verzögerten, um
den Kurs der eigenen Aktie unzulässig zu stützen“, sagt Wittich.
Anhaltspunkte für Marktmanipulationen müsse das BAWe derzeit aber
noch ohne eigene Prüfung an die Staatsanwaltschaften weiterleiten.
Überhaupt kritisierte die Aufsichtsbehörde, dass sie bei
Kursmaniplulationen keine Vollmachten habe. Diese Manipulationen
seien vermehrt im Internet zu beobachten. Sie reichten von der
Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen über gefälschte
Aktionärsbriefe bis zur Anpreisung wertloser Aktien in Chaträumen.
Insiderhandel: 2000 war ein Rekordjahr
Die Talfahrt an den Aktienmärkten weckt offenbar
kriminelle Energie: Die Börsenaufsicht musste im
vergangenen Jahr deutlich häufiger wegen
Insiderhandels oder falscher
Unternehmensinformationen einschreiten als noch
1999.
Dies sagte der Präsident des Bundesaufsichtsamts für den
Wertpapierhandel (BAWe), Georg Wittich. Unter den mehreren hundert
Verdachtsfällen von Insiderhandel seien die Indizien in 51 Fällen so stark
gewesen, dass seine Behörde förmliche Untersuchungen aufnahm und
22 Fälle an die Staatsanwaltschaft weiter reichte.
1999 hatte es dagegen nur 39 förmliche Untersuchungen gegeben, nur
13 Fälle gingen an die Staatsanwaltschaft. Die Zunahme sei im
wesentlichen darauf zurück zuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien
des Neuen Marktes - insgesamt 19 Fälle - ins Visier des Amtes gerieten.
Erstmals wurde im vergangenen Jahr ein Angeklagter wegen
Insiderhandels rechtskräftig verurteilt - der Kölner Oberstadtdirektor
Klaus Heugel. Mehr derartige Verfahren könnten zur Abschreckung
beitragen, sagte er.
Doch nicht nur Anleger werden von der Börsenaufsicht überwacht,
sondern auch Unternehmen. Unter anderem kritisierte Wittich die
zunehmende Zahl mangelhafter Verkaufsprospekte. In 89 Fällen waren
die Verkaufsprospekte so schlecht, dass das Aufsichtsamt die
Veröffentlichung untersagte.
Aber auch nach den Börsengängen hielten sich die Unternehmen nicht
ausnahmslos an die Regeln: „In der zweiten Jahreshälfte kam es im
Zusammenhang mit der sich verschlechternden Börsensituation vor,
dass einige börsennotierte Unternehmen irreführende Tatsachen als
Ad-hoc-Mitteilung verbreiteten oder Pflichtmitteilungen verzögerten, um
den Kurs der eigenen Aktie unzulässig zu stützen“, sagt Wittich.
Anhaltspunkte für Marktmanipulationen müsse das BAWe derzeit aber
noch ohne eigene Prüfung an die Staatsanwaltschaften weiterleiten.
Überhaupt kritisierte die Aufsichtsbehörde, dass sie bei
Kursmaniplulationen keine Vollmachten habe. Diese Manipulationen
seien vermehrt im Internet zu beobachten. Sie reichten von der
Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen über gefälschte
Aktionärsbriefe bis zur Anpreisung wertloser Aktien in Chaträumen.
Zum Thema Wirtschaftsprüfer;
Schadensersatz wegen falscher Bilanzen
US-Wirtschaftprüfer müssen zahlen
Wegen mangelhafte Bilanzprüfungen bei dem
US-Unternehmen Waste Management zahlt die
amerikanische Wirtschaftprüfungsgesellschaft Arthur
Andersen LLP, Chicago, im Zuge eines Vergleichs mit der
amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission (SEC)
sieben Mill. $ Strafe .
HB DÜSSELDORF. Die SEC,
Washington, hatte Arthur Andersen
vorgeworfen, von 1992 bis 1996 falsche
und irreführende Prüfungsberichte über
die Jahresabschlüsse des führenden
amerikanischen Entsorgungskonzerns
gemacht zu haben.
Andersen hatte Waste Management
nach Buchprüfungen die Richtigkeit der
Abschlüsse bescheinigt. In den
Abschlüssen hatte Waste
Management nach Angaben der SEC
ihre Vorsteuergewinne jedoch um mehr
als eine Mrd. DM zu hoch
ausgewiesen. Die SEC warf den
Prüfern vor, wissentlich oder fahrlässig
falsche und irreführende
Prüfungsberichte herausgegeben zu
haben.
Es handelt sich um die höchste zivilrechtliche Strafe in einer
SEC-Aktion gegen eine der großen fünf amerikanischen
Rechnungsprüfungsfirmen. Drei Andersen-Manager zahlen
wegen ihrer persönlichen Verwicklung in den Fall zudem Bußen
von 30 000 bis 50 000 $. Den Angaben der SEC zufolge hatte
Arthur Andersen die Firma Waste Management seit 1971
betreut und als bevorzugten Kunden behandelt.
Zahlreiche Manager waren von der Beratungsfirma zu Waste
gewechselt. Im Dezember 1998 hatten Waste Management und
Arthur Andersen sich bereit erklärt, wegen der aufgeblähten
Bilanzen 220 Mill. $ Entschädigung an getäuschte
Waste-Aktionäre zu zahlen.
Auch in Deutschland gab es in der Vergangenheit Zahlungen von
Wirtschaftsprüfern auf dem Vergleichswege. So zahlte im
Rahmen des Flowtex-Skandals KPMG Deutschland an 76
geschädigte Banken, Sparkassen und Leasinggesellschaften
100 Mill. DM Schadensersatz, die Hypo-Vereinsbank erhielt von
KPMG und der Wedit nicht näher bezifferte Zahlungen in
Millionenhöhe. Ein Sondergutachten hatte ergeben, dass die
97er Bilanz der Hypo-Bank, die später in der Hypo-Vereinsbank
aufging, ungültig war.
Schadensersatz wegen falscher Bilanzen
US-Wirtschaftprüfer müssen zahlen
Wegen mangelhafte Bilanzprüfungen bei dem
US-Unternehmen Waste Management zahlt die
amerikanische Wirtschaftprüfungsgesellschaft Arthur
Andersen LLP, Chicago, im Zuge eines Vergleichs mit der
amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission (SEC)
sieben Mill. $ Strafe .
HB DÜSSELDORF. Die SEC,
Washington, hatte Arthur Andersen
vorgeworfen, von 1992 bis 1996 falsche
und irreführende Prüfungsberichte über
die Jahresabschlüsse des führenden
amerikanischen Entsorgungskonzerns
gemacht zu haben.
Andersen hatte Waste Management
nach Buchprüfungen die Richtigkeit der
Abschlüsse bescheinigt. In den
Abschlüssen hatte Waste
Management nach Angaben der SEC
ihre Vorsteuergewinne jedoch um mehr
als eine Mrd. DM zu hoch
ausgewiesen. Die SEC warf den
Prüfern vor, wissentlich oder fahrlässig
falsche und irreführende
Prüfungsberichte herausgegeben zu
haben.
Es handelt sich um die höchste zivilrechtliche Strafe in einer
SEC-Aktion gegen eine der großen fünf amerikanischen
Rechnungsprüfungsfirmen. Drei Andersen-Manager zahlen
wegen ihrer persönlichen Verwicklung in den Fall zudem Bußen
von 30 000 bis 50 000 $. Den Angaben der SEC zufolge hatte
Arthur Andersen die Firma Waste Management seit 1971
betreut und als bevorzugten Kunden behandelt.
Zahlreiche Manager waren von der Beratungsfirma zu Waste
gewechselt. Im Dezember 1998 hatten Waste Management und
Arthur Andersen sich bereit erklärt, wegen der aufgeblähten
Bilanzen 220 Mill. $ Entschädigung an getäuschte
Waste-Aktionäre zu zahlen.
Auch in Deutschland gab es in der Vergangenheit Zahlungen von
Wirtschaftsprüfern auf dem Vergleichswege. So zahlte im
Rahmen des Flowtex-Skandals KPMG Deutschland an 76
geschädigte Banken, Sparkassen und Leasinggesellschaften
100 Mill. DM Schadensersatz, die Hypo-Vereinsbank erhielt von
KPMG und der Wedit nicht näher bezifferte Zahlungen in
Millionenhöhe. Ein Sondergutachten hatte ergeben, dass die
97er Bilanz der Hypo-Bank, die später in der Hypo-Vereinsbank
aufging, ungültig war.
Aus dem Handelsblatt zum Thema Insiderhandel;
Verfahren verlaufen oft im Sand
Kursdebakel am Neuen Markt nährt zwielichtige
Praktiken
Mit der Verfolgung von Insidergeschäften tun sich die
deutschen Behörden schwer. Das zuständige
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat
im vergangenen Jahr 51 Insider-Untersuchungen
eingeleitet. Obwohl in 22 Fällen die Staatsanwaltschaft
eingeschaltet wurde, sei es nur zu einer rechtskräftigen
Verurteilung gekommen, sagte BAWe-Chef Georg Wittich
bei der Vorstellung des Jahresberichts.
pot FRANKFURT/M. Das Urteil gegen den früheren Kölner
Oberstadtdirektor Klaus Heugel war zugleich die erste
Insider-Verurteilung in Deutschland überhaupt. Die geringe Zahl
von Urteilen sei „bedauerlich“, beklagt Wittich.
Experten führen die ernüchternde Bilanz nicht zuletzt auf das
Kompetenz-Wirrwarr der deutschen Börsenwächter zurück. Das
BAWe selbst kann bei Insiderhandel keine Sanktionen
verhängen, sondern muss die Fälle an die Staatsanwaltschaft
weiter leiten. Nach Ansicht Wittichs zeigt die hohe Zahl der
eingestellten Verfahren, dass die Staatsanwaltschaften nicht in
der Lage sind, die kleineren Insiderfälle bis zu Ende zu führen.
Aber auch diese belasteten den Kapitalmarkt. Sein Amt
versuche, die Justizbehörden für die Insiderverfolgung „zu
sensibilisieren“. Ferner drängt Wittich darauf, dass das BAWe
Bußgelder erheben kann. Ob die Behörde diese Kompetenz im
Zuge des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes erhält, dessen
Entwurf in den nächsten Wochen vorliegen soll, stehe aber noch
nicht fest.
Den Anstieg der Insiderfälle im vergangenen Jahr führt Wittich
auf den Kurssturz am Neuen Markt zurück. Auch in diesem Jahr
steht die Wachstumsbörse im Fokus: Von den 28 seit Januar
eingeleiteten Untersuchungen betreffen immerhin 18 den Neuen
Markt.
Auch beim zweiten großen Aufgabenbereich des BAWe, der
Kontrolle der Ad-Hoc-Publizität, liegt insbesondere am Neuen
Markt vieles im Argen. Von den im vergangenen Jahr initiierten
61 Verfahren betrafen 34 den Neuen Markt. In diesem Jahr
wurden bisher 55 Prüfungen wegen des Verdachts des
Verstoßes gegen Publizitätsvorschriften begonnen, 36 davon bei
Wachstumswerten. Vor allem schlechte Nachrichten würden „
zögerlich“ verbreitet, monierte Wittich. Gelegentlich besteht
zudem der Verdacht, dass Firmen mit falschen Mitteilungen den
Kurs der eigenen Aktie in die Höhe treiben wollen. Hier kann das
BAWe bisher nicht tätig werden, sondern muss die
Staatsanwaltschaft einschalten.
Mit dem 4. Finanzmarktförderungsgesetz wird sich dies
allerdings ändern. Dann soll die Zuständigkeit für
Marktmanipulation, die bisher bei den Börsenaufsichten der
einzelnen Bundesländer liegt, auf das BAWe übergehen. Wittich
begrüßte diese Pläne ausdrücklich. Für eine Zentralisierung der
Kontrolle spreche auch, dass außerbörsliche
Marktmanipulationen, etwa durch falsche Behauptungen in
Internet-Chatrooms, außerhalb des Zugriffs der
Börsenaufsichtsbehörden lägen.
Verfahren verlaufen oft im Sand
Kursdebakel am Neuen Markt nährt zwielichtige
Praktiken
Mit der Verfolgung von Insidergeschäften tun sich die
deutschen Behörden schwer. Das zuständige
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat
im vergangenen Jahr 51 Insider-Untersuchungen
eingeleitet. Obwohl in 22 Fällen die Staatsanwaltschaft
eingeschaltet wurde, sei es nur zu einer rechtskräftigen
Verurteilung gekommen, sagte BAWe-Chef Georg Wittich
bei der Vorstellung des Jahresberichts.
pot FRANKFURT/M. Das Urteil gegen den früheren Kölner
Oberstadtdirektor Klaus Heugel war zugleich die erste
Insider-Verurteilung in Deutschland überhaupt. Die geringe Zahl
von Urteilen sei „bedauerlich“, beklagt Wittich.
Experten führen die ernüchternde Bilanz nicht zuletzt auf das
Kompetenz-Wirrwarr der deutschen Börsenwächter zurück. Das
BAWe selbst kann bei Insiderhandel keine Sanktionen
verhängen, sondern muss die Fälle an die Staatsanwaltschaft
weiter leiten. Nach Ansicht Wittichs zeigt die hohe Zahl der
eingestellten Verfahren, dass die Staatsanwaltschaften nicht in
der Lage sind, die kleineren Insiderfälle bis zu Ende zu führen.
Aber auch diese belasteten den Kapitalmarkt. Sein Amt
versuche, die Justizbehörden für die Insiderverfolgung „zu
sensibilisieren“. Ferner drängt Wittich darauf, dass das BAWe
Bußgelder erheben kann. Ob die Behörde diese Kompetenz im
Zuge des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes erhält, dessen
Entwurf in den nächsten Wochen vorliegen soll, stehe aber noch
nicht fest.
Den Anstieg der Insiderfälle im vergangenen Jahr führt Wittich
auf den Kurssturz am Neuen Markt zurück. Auch in diesem Jahr
steht die Wachstumsbörse im Fokus: Von den 28 seit Januar
eingeleiteten Untersuchungen betreffen immerhin 18 den Neuen
Markt.
Auch beim zweiten großen Aufgabenbereich des BAWe, der
Kontrolle der Ad-Hoc-Publizität, liegt insbesondere am Neuen
Markt vieles im Argen. Von den im vergangenen Jahr initiierten
61 Verfahren betrafen 34 den Neuen Markt. In diesem Jahr
wurden bisher 55 Prüfungen wegen des Verdachts des
Verstoßes gegen Publizitätsvorschriften begonnen, 36 davon bei
Wachstumswerten. Vor allem schlechte Nachrichten würden „
zögerlich“ verbreitet, monierte Wittich. Gelegentlich besteht
zudem der Verdacht, dass Firmen mit falschen Mitteilungen den
Kurs der eigenen Aktie in die Höhe treiben wollen. Hier kann das
BAWe bisher nicht tätig werden, sondern muss die
Staatsanwaltschaft einschalten.
Mit dem 4. Finanzmarktförderungsgesetz wird sich dies
allerdings ändern. Dann soll die Zuständigkeit für
Marktmanipulation, die bisher bei den Börsenaufsichten der
einzelnen Bundesländer liegt, auf das BAWe übergehen. Wittich
begrüßte diese Pläne ausdrücklich. Für eine Zentralisierung der
Kontrolle spreche auch, dass außerbörsliche
Marktmanipulationen, etwa durch falsche Behauptungen in
Internet-Chatrooms, außerhalb des Zugriffs der
Börsenaufsichtsbehörden lägen.
Der Neue Markt;
Keine ausreichende Abschreckung
Neuer Markt anfällig für dubiose Geschäfte
Das Börsensegment Neuer Markt ist besonders anfällig
für dubiose Geschäfte. Kursmanipulationen, falsche oder
irreführende Pflichtveröffentlichungen der Unternehmen
und Insiderhandel häufen sich insbesondere im Umfeld
der jungen Unternehmen. Dies berichtete das
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWE) am
Mittwoch in Frankfurt.
dpa FRANKFURT/MAIN. Allein von
den 28 in diesem Jahr vom BAWE
gestarteten Untersuchungen wegen
des Verdachts der Nutzung interner
Unternehmensinformationen beim
Aktienhandel entfielen 18 auf den
Neuen Markt. 2000 wurden insgesamt
51 Untersuchungen wegen vermuteten Insiderhandels eröffnet,
davon betrafen 19 ebenfalls das junge Börsensegment, betonte
BAWE-Präsident Georg Wittich. In 22 Fällen erstattete das
Aufsichtsamt Anzeige bei den zuständigen
Staatsanwaltschaften. «Die Zunahme von Insideruntersuchungen
gegenüber dem Vorjahr ist im wesentlichen darauf
zurückzuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien des Neuen
Marktes untersucht wurden».
Ähnlich sieht das Bild bei der Information der Anleger über neue
und kursbeeinflussende Fakten aus, die so rasch wie möglich
veröffentlicht werden müssen. Die dafür vorgesehenen Ad-hoc-
Mitteilungen werden häufig zu spät, mit falschen oder
irreführenden Nachrichten veröffentlicht, kritisierte Wittich.
Beliebt sei auch das «Hin- und Herspringen» zwischen
unterschiedlichen Bilanzierungsverfahren, um schlechte
Unternehmensergebnisse aufzupolieren.
Zu diesem Komplex hat das BAWE seit Jahresbeginn schon 55
Prüfungen veranlasst, davon allein 36 bei
Neue-Markt-Unternehmen. Im Gesamtjahr 2000 gingen von 61
Untersuchungen 34 auf das Konto dieser Firmengruppe. «In
einigen Fällen bestand der Verdacht, dass Emittenten selbst
gezielt unrichtige Ad-hoc-Mitteilungen verbreiteten, um dadurch
den Kurs der eigenen Aktie in die Höhe zu treiben,
beziehungsweise in einem schwachen Marktfeld zu stützen»,
betonte Wittich.
Illegale Geschäfte
Die Gefahr, bei illegalen Aktiengeschäften oder
Informationsmanipulationen erwischt und bestraft zu werden, ist
allerdings überschaubar. Das BAWE kann in begründeten
Verdachtsfällen nicht selbst sanktionieren, sondern muss für
weitergehende Ermittlungen Staatsanwälte beauftragen. «Die
sind zwar kooperativ, aber häufig überlastet», klagte der
BAWE-Präsident.
Die bisherige Bilanz, den deutschen Kapitalmarkt sauber zu
halten, wertete er als «nicht zufriedenstellend». Die mehr als
100 Fälle, die seit der Gründung des Amtes 1995 bei den
Staatsanwaltschaften gelandet sind, führten bislang nur in einem
Fall zu einer rechtskräftigen Verurteilung mit einer Geldstrafe in
Höhe von 37 500 DM. Es handelte sich um den spektakulären
Fall des damals amtierenden Oberstadtdirektors von Köln, der
als Aufsichtsrat Informationen zur eigenen Bereicherung genutzt
hatte.
90 Verfahren wurden dagegen eingestellt, wobei 34 mit der
Zahlung einer Geldsumme verbunden waren. Hinzu kamen 15
Strafbefehle mit Geldstrafen von maximal 150 000 DM. Der
BAWE-Präsident sieht in dieser Bilanz keine ausreichende
Abschreckung für potenzielle Täter. Vor allem bei weniger
schweren Vergehen wünscht sich die Behörde das Recht, selbst
Bußgelder verhängen zu können. Diese Ausweitung der
Befugnis bedarf allerdings einer Gesetzesänderung.
Keine ausreichende Abschreckung
Neuer Markt anfällig für dubiose Geschäfte
Das Börsensegment Neuer Markt ist besonders anfällig
für dubiose Geschäfte. Kursmanipulationen, falsche oder
irreführende Pflichtveröffentlichungen der Unternehmen
und Insiderhandel häufen sich insbesondere im Umfeld
der jungen Unternehmen. Dies berichtete das
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWE) am
Mittwoch in Frankfurt.
dpa FRANKFURT/MAIN. Allein von
den 28 in diesem Jahr vom BAWE
gestarteten Untersuchungen wegen
des Verdachts der Nutzung interner
Unternehmensinformationen beim
Aktienhandel entfielen 18 auf den
Neuen Markt. 2000 wurden insgesamt
51 Untersuchungen wegen vermuteten Insiderhandels eröffnet,
davon betrafen 19 ebenfalls das junge Börsensegment, betonte
BAWE-Präsident Georg Wittich. In 22 Fällen erstattete das
Aufsichtsamt Anzeige bei den zuständigen
Staatsanwaltschaften. «Die Zunahme von Insideruntersuchungen
gegenüber dem Vorjahr ist im wesentlichen darauf
zurückzuführen, dass verstärkt Geschäfte in Aktien des Neuen
Marktes untersucht wurden».
Ähnlich sieht das Bild bei der Information der Anleger über neue
und kursbeeinflussende Fakten aus, die so rasch wie möglich
veröffentlicht werden müssen. Die dafür vorgesehenen Ad-hoc-
Mitteilungen werden häufig zu spät, mit falschen oder
irreführenden Nachrichten veröffentlicht, kritisierte Wittich.
Beliebt sei auch das «Hin- und Herspringen» zwischen
unterschiedlichen Bilanzierungsverfahren, um schlechte
Unternehmensergebnisse aufzupolieren.
Zu diesem Komplex hat das BAWE seit Jahresbeginn schon 55
Prüfungen veranlasst, davon allein 36 bei
Neue-Markt-Unternehmen. Im Gesamtjahr 2000 gingen von 61
Untersuchungen 34 auf das Konto dieser Firmengruppe. «In
einigen Fällen bestand der Verdacht, dass Emittenten selbst
gezielt unrichtige Ad-hoc-Mitteilungen verbreiteten, um dadurch
den Kurs der eigenen Aktie in die Höhe zu treiben,
beziehungsweise in einem schwachen Marktfeld zu stützen»,
betonte Wittich.
Illegale Geschäfte
Die Gefahr, bei illegalen Aktiengeschäften oder
Informationsmanipulationen erwischt und bestraft zu werden, ist
allerdings überschaubar. Das BAWE kann in begründeten
Verdachtsfällen nicht selbst sanktionieren, sondern muss für
weitergehende Ermittlungen Staatsanwälte beauftragen. «Die
sind zwar kooperativ, aber häufig überlastet», klagte der
BAWE-Präsident.
Die bisherige Bilanz, den deutschen Kapitalmarkt sauber zu
halten, wertete er als «nicht zufriedenstellend». Die mehr als
100 Fälle, die seit der Gründung des Amtes 1995 bei den
Staatsanwaltschaften gelandet sind, führten bislang nur in einem
Fall zu einer rechtskräftigen Verurteilung mit einer Geldstrafe in
Höhe von 37 500 DM. Es handelte sich um den spektakulären
Fall des damals amtierenden Oberstadtdirektors von Köln, der
als Aufsichtsrat Informationen zur eigenen Bereicherung genutzt
hatte.
90 Verfahren wurden dagegen eingestellt, wobei 34 mit der
Zahlung einer Geldsumme verbunden waren. Hinzu kamen 15
Strafbefehle mit Geldstrafen von maximal 150 000 DM. Der
BAWE-Präsident sieht in dieser Bilanz keine ausreichende
Abschreckung für potenzielle Täter. Vor allem bei weniger
schweren Vergehen wünscht sich die Behörde das Recht, selbst
Bußgelder verhängen zu können. Diese Ausweitung der
Befugnis bedarf allerdings einer Gesetzesänderung.
EM-TV --- jetzt geht es los;
Gebrüder Haffa beantragen Abweisung
Erste Schadensersatz-Verhandlung gegen EM.TV
Gegen die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring,
ist vor dem Münchener Amtsgericht am Donnerstag
erstmals wegen der Schadensersatzforderung eines
Kleinanlegers verhandelt worden. Der Anleger, der im
November vergangenen Jahres EM.TV-Aktien erworben
hatte, fordert Schadenersatz von rund 6 000 DM bzw. den
Rücktausch der Aktien zum Kaufkurs, sagte sein
Rechtsanwalt Peter Gundermann von der Kanzlei Tilp &
Kälberer.
vwd MÜNCHEN. Er wirft sowohl dem
Unternehmen als auch dem
Vorstandsvorsitzenden Thomas Haffa
und dessen Bruder, dem ehemaligen
Finanzvorstand Florian Haffa,
Kapitalanlagebetrug durch
Verschweigen und Falschdarstellung
von Tatsachen vor.
EM.TV und die Gebrüder Haffa haben
die Vorwürfe bestritten und die
Abweisung der Klage beantragt. Die
Kanzlei Tilp & Kälberer vertritt nach
Angaben von Gundermann in über 30
weiteren Verfahren vor dem
Landgericht München und dem
Landgericht Frankfurt rund 100 Anleger
von EM.TV. Mit der Klage vor dem
Amtsgericht München solle zudem eine Vorlage des Falls vor
dem Europäischen Gerichtshof erreicht werden. Dieser solle
prüfen, ob die Regelung zur Informationspflicht im deutschen
Wertpapierhandelsgesetz, die Schadenersatz nach einer
flaschen Pflichtmitteilung ausschließt, gegen EU-Recht
verstößt.
Nach dem unerwarteten Gewinneinbruch von EM-TV im
vergangenen Herbst ermittelt die Staatsanwaltschaft zudem
gegen die Gebrüder Haffa wegen des Verdachts auf
Insiderhandel. Die Entscheidung des Münchener Amtsgerichts
soll am 23. August verkündet werden.
Gebrüder Haffa beantragen Abweisung
Erste Schadensersatz-Verhandlung gegen EM.TV
Gegen die EM.TV & Merchandising AG, Unterföhring,
ist vor dem Münchener Amtsgericht am Donnerstag
erstmals wegen der Schadensersatzforderung eines
Kleinanlegers verhandelt worden. Der Anleger, der im
November vergangenen Jahres EM.TV-Aktien erworben
hatte, fordert Schadenersatz von rund 6 000 DM bzw. den
Rücktausch der Aktien zum Kaufkurs, sagte sein
Rechtsanwalt Peter Gundermann von der Kanzlei Tilp &
Kälberer.
vwd MÜNCHEN. Er wirft sowohl dem
Unternehmen als auch dem
Vorstandsvorsitzenden Thomas Haffa
und dessen Bruder, dem ehemaligen
Finanzvorstand Florian Haffa,
Kapitalanlagebetrug durch
Verschweigen und Falschdarstellung
von Tatsachen vor.
EM.TV und die Gebrüder Haffa haben
die Vorwürfe bestritten und die
Abweisung der Klage beantragt. Die
Kanzlei Tilp & Kälberer vertritt nach
Angaben von Gundermann in über 30
weiteren Verfahren vor dem
Landgericht München und dem
Landgericht Frankfurt rund 100 Anleger
von EM.TV. Mit der Klage vor dem
Amtsgericht München solle zudem eine Vorlage des Falls vor
dem Europäischen Gerichtshof erreicht werden. Dieser solle
prüfen, ob die Regelung zur Informationspflicht im deutschen
Wertpapierhandelsgesetz, die Schadenersatz nach einer
flaschen Pflichtmitteilung ausschließt, gegen EU-Recht
verstößt.
Nach dem unerwarteten Gewinneinbruch von EM-TV im
vergangenen Herbst ermittelt die Staatsanwaltschaft zudem
gegen die Gebrüder Haffa wegen des Verdachts auf
Insiderhandel. Die Entscheidung des Münchener Amtsgerichts
soll am 23. August verkündet werden.
Bilanz-Chaos an der Börse;
Internationale Harmonisierung ist notwendig
Bilanzdickicht an der Börse
An der deutschen Börse wuchert das Bilanzdickicht.
Eine Gemengelage aus US-Standards und deutschen HGB-
Vorschriften macht Jahresabschlüsse zunehmend
unvergleichbar. Zudem sind viele Unternehmen mit der
Erstellung der Bilanz überfordert. "Wir haben jetzt schon
ein Chaos. Wenn dann 2005 noch die EU- Richtlinie in
Kraft tritt, ist es um die Vergleichbarkeit der Abschlüsse
geschehen", kritisiert Wolfgang Ballwieser, Professor für
Rechnungslegung an der Münchner Ludwig
Maximilians-Universität.
dpa-afx MÜNCHEN. Im Dickicht der
Anforderungen haben sich viele Firmen
verstrickt. So musste der Vorstand
des Medienkonzerns EM.TV im
vergangenen Jahr wegen
Bilanzierungsfehlern bereits
veröffentlichte Zahlen zurücknehmen.
Der aktuelle und testierte
Jahresbericht kam trotz mehrwöchiger
Fristverlängerung fast drei Wochen zu
spät. Damit wurde eine Strafe in Höhe
von 50 000 € fällig. "Den jungen, meist
mittelständischen Unternehmen am
Neuen Markt hängen trotz berechtigter
Aktionärsinteressen die
Bilanzierungsanforderungen um den
Hals wie ein Mühlstein", sagte
EM.TV-Vorstand Rolf Rickmeyer.
Die sich zunehmend durchsetzenden
amerikanischen
Bilanzierungsmaßstäbe wie US-Gaap
(Generally Accepted Accounting
Principles) und IAS (International
Accounting Standards) wurden nie
vollständig niedergeschrieben.
Vielmehr sind sie eine lose
Sammlung, die sich in der
Bilanzierungspraxis durchgesetzt hat.
"Die Gaap sind sehr vielschichtig und kaum nachzulesen, weil
sie vor allem aus dem privaten Wissen einiger Fachleute
bestehen", sagte Ballwieser.
Umstellung wird auf die leichte Schulter genommen
Auch die Generalsekretärin des privaten Standardisierungsrates,
Liesel Knorr, warnte vor der Komplexität der verschiedenen
Standards. "Viele nehmen US-Gaap Regeln oder die Umstellung
auf die leichte Schulter", sagte die Expertin. Viele Berichte am
Neuen Markt entsprächen nicht den Standards. "Das ist nicht
immer böser Wille, sondern meistens können es die Controller
einfach nicht besser."
Das Unwissen vieler Controller und Wirtschaftsprüfer und die
mangelnde Transparenz alarmieren auch die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). "Eine Firma weist
bei Mitarbeiterprogrammen die Aktienoptionen als
Personalkosten aus, die nächste nicht", kritisiert SdK-Chef
Claus Schneider. Die Umstellung von HGB-Maßstäben auf Gaap
biete enorme Möglichkeiten für den, der Nebelkerzen werfen
wolle.
So verbuchten viele Firmen im Jahresabschluss Umsätze,
entsprechende Rechnungen aber erst ein Jahr später. Firmen,
die auf Einkaufstour gegangen seien, verschwiegen die
entstandenen Abschreibungen, indem sie via Pressemitteilung
nur das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(Ebitda) angäben. Beliebt sei auch das Aufpolieren von
Jahresüberschüssen durch aufgelöste Rückstellungen.
Benachteiligt werde vor allem der Privatanleger, der in das
Dickicht von Konzernabschluss, Segmentberichterstattung und
Anhang kein Licht bringen könne.
Kontrollbehörde für den Neuen Markt
Einhellige Forderung aller Experten ist daher eine
Börsenkontrollbehörde nach dem Vorbild der US-Bundesbehörde
SEC (Security Exchange Commission). "Am Neuen Markt passt
keiner auf, außer uns", kritisierte der Kleinaktionärvertreter
Schneider. Die wenigen Mitarbeiter der Deutschen Börse seien
derart überfordert, dass sie Berichte nur noch abzeichneten,
aber nicht mehr die langen, komplizierten Anhänge
kontrollierten. Auch die Höhe der existierenden Bußgelder wirke
nicht disziplinierend. "Was sind denn 50 000 € für ein
börsennotiertes Unternehmen?"
Eine internationale Harmonisierung der Bilanzregeln ist
unvermeidlich. "Nationale Alleingänge gehen nicht mehr", räumte
Rickmeyer ein. Die Vorteile der US-Standards liegen dabei laut
Ballwieser auf der Hand. Die Richtlinien enthalten weniger
Wahlmöglichkeiten als das deutsche HGB und sind Anleger
orientiert, während das HGB sich eher am Interesse der
Gläubiger ausrichtet. Wichtig sei zudem die Ausbildung
qualifizierter Wirtschaftsprüfer und Mitarbeiter, sind sich
Experten einig. "Eine Tochterfirma bilanziert nach US-Gaap, die
nächste nach UK-Gaap, die übernächste nach HGB, und wir
stellen unser System um - da muss man erstmal Controller
finden, die auf diesem Klavier spielen können", sagte
Rickmeyer.
Internationale Harmonisierung ist notwendig
Bilanzdickicht an der Börse
An der deutschen Börse wuchert das Bilanzdickicht.
Eine Gemengelage aus US-Standards und deutschen HGB-
Vorschriften macht Jahresabschlüsse zunehmend
unvergleichbar. Zudem sind viele Unternehmen mit der
Erstellung der Bilanz überfordert. "Wir haben jetzt schon
ein Chaos. Wenn dann 2005 noch die EU- Richtlinie in
Kraft tritt, ist es um die Vergleichbarkeit der Abschlüsse
geschehen", kritisiert Wolfgang Ballwieser, Professor für
Rechnungslegung an der Münchner Ludwig
Maximilians-Universität.
dpa-afx MÜNCHEN. Im Dickicht der
Anforderungen haben sich viele Firmen
verstrickt. So musste der Vorstand
des Medienkonzerns EM.TV im
vergangenen Jahr wegen
Bilanzierungsfehlern bereits
veröffentlichte Zahlen zurücknehmen.
Der aktuelle und testierte
Jahresbericht kam trotz mehrwöchiger
Fristverlängerung fast drei Wochen zu
spät. Damit wurde eine Strafe in Höhe
von 50 000 € fällig. "Den jungen, meist
mittelständischen Unternehmen am
Neuen Markt hängen trotz berechtigter
Aktionärsinteressen die
Bilanzierungsanforderungen um den
Hals wie ein Mühlstein", sagte
EM.TV-Vorstand Rolf Rickmeyer.
Die sich zunehmend durchsetzenden
amerikanischen
Bilanzierungsmaßstäbe wie US-Gaap
(Generally Accepted Accounting
Principles) und IAS (International
Accounting Standards) wurden nie
vollständig niedergeschrieben.
Vielmehr sind sie eine lose
Sammlung, die sich in der
Bilanzierungspraxis durchgesetzt hat.
"Die Gaap sind sehr vielschichtig und kaum nachzulesen, weil
sie vor allem aus dem privaten Wissen einiger Fachleute
bestehen", sagte Ballwieser.
Umstellung wird auf die leichte Schulter genommen
Auch die Generalsekretärin des privaten Standardisierungsrates,
Liesel Knorr, warnte vor der Komplexität der verschiedenen
Standards. "Viele nehmen US-Gaap Regeln oder die Umstellung
auf die leichte Schulter", sagte die Expertin. Viele Berichte am
Neuen Markt entsprächen nicht den Standards. "Das ist nicht
immer böser Wille, sondern meistens können es die Controller
einfach nicht besser."
Das Unwissen vieler Controller und Wirtschaftsprüfer und die
mangelnde Transparenz alarmieren auch die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). "Eine Firma weist
bei Mitarbeiterprogrammen die Aktienoptionen als
Personalkosten aus, die nächste nicht", kritisiert SdK-Chef
Claus Schneider. Die Umstellung von HGB-Maßstäben auf Gaap
biete enorme Möglichkeiten für den, der Nebelkerzen werfen
wolle.
So verbuchten viele Firmen im Jahresabschluss Umsätze,
entsprechende Rechnungen aber erst ein Jahr später. Firmen,
die auf Einkaufstour gegangen seien, verschwiegen die
entstandenen Abschreibungen, indem sie via Pressemitteilung
nur das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(Ebitda) angäben. Beliebt sei auch das Aufpolieren von
Jahresüberschüssen durch aufgelöste Rückstellungen.
Benachteiligt werde vor allem der Privatanleger, der in das
Dickicht von Konzernabschluss, Segmentberichterstattung und
Anhang kein Licht bringen könne.
Kontrollbehörde für den Neuen Markt
Einhellige Forderung aller Experten ist daher eine
Börsenkontrollbehörde nach dem Vorbild der US-Bundesbehörde
SEC (Security Exchange Commission). "Am Neuen Markt passt
keiner auf, außer uns", kritisierte der Kleinaktionärvertreter
Schneider. Die wenigen Mitarbeiter der Deutschen Börse seien
derart überfordert, dass sie Berichte nur noch abzeichneten,
aber nicht mehr die langen, komplizierten Anhänge
kontrollierten. Auch die Höhe der existierenden Bußgelder wirke
nicht disziplinierend. "Was sind denn 50 000 € für ein
börsennotiertes Unternehmen?"
Eine internationale Harmonisierung der Bilanzregeln ist
unvermeidlich. "Nationale Alleingänge gehen nicht mehr", räumte
Rickmeyer ein. Die Vorteile der US-Standards liegen dabei laut
Ballwieser auf der Hand. Die Richtlinien enthalten weniger
Wahlmöglichkeiten als das deutsche HGB und sind Anleger
orientiert, während das HGB sich eher am Interesse der
Gläubiger ausrichtet. Wichtig sei zudem die Ausbildung
qualifizierter Wirtschaftsprüfer und Mitarbeiter, sind sich
Experten einig. "Eine Tochterfirma bilanziert nach US-Gaap, die
nächste nach UK-Gaap, die übernächste nach HGB, und wir
stellen unser System um - da muss man erstmal Controller
finden, die auf diesem Klavier spielen können", sagte
Rickmeyer.
I N V E S T M E N T B A N K E N
Die Abzocker der Wall Street
Mit unsauberen Methoden haben Investmentbanker Millionenbeträge
eingestrichen, am dreistesten in den USA. Die Börsenaufsicht und New
Yorker Staatsanwälte ermitteln - bei den ersten Adressen des
Geldgewerbes.
Wenn Frank Quattrone, 45, Freunde besuchte,
legte er Wert auf Stil. In der Regel schwebte
der Investmentbanker mit jenem Privatjet ein,
der einst Bob Dylan gehörte.
Seine Geschäftspartner lud der Leiter des
Tech-Teams der Credit Suisse First Boston,
der im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar
verdient haben soll, gern zum Skifahren nach
Aspen ein. Am liebsten ließ Quattrone die
Abende in einer Karaoke-Bar ausklingen,
indem er den alten Beatles-Song "Rocky
Raccoon" zum Besten gab.
Nicht nur Quattrone, der mit Vorliebe Pullover aus den siebziger Jahren trägt,
wurde in der Hoch-Zeit des Tech-Booms zum hoch bezahlten Star. Auch
Analysten, früher eher als Zahlenfreaks belächelt, kassierten auf einmal
Traumgehälter.
Mary Meeker, 41, bekam von ihrer Bank Morgan Stanley 15 Millionen Dollar im
Jahr, weil sie als "Diva of the Internet" mit optimistischen Studien den
Internet-Hype befeuerte. Ihr Kollege von Merrill Lynch, der telegene Henry
Blodget, stieg ebenfalls in die höchste Einkommensklasse auf, auch seine
Analysen kannten nur eine Richtung: steil nach oben.
Niemand hat vom Aktienboom der letzten Jahre so schamlos profitiert wie die
Golden Boys in den Investmenthäusern, deren Geschäft der Börsengang eines
Unternehmens ist und die Bewertung seiner Kursaussichten. Und weil der
Wertpapierhandel auch für die Banken Milliardengewinne brachte, sahen die
Herren in den Vorstandsetagen großzügig darüber hinweg, dass bei den Gurus
des schnellen Geldes alles ein wenig größer ausfiel als im vornehmen
Finanzgewerbe üblich: die Gehälter, die Spesen und auch die Feste.
Doch seit die Party an den Technologiebörsen vorbei ist, interessieren sich
plötzlich nicht mehr nur die Zeitungen für den extravaganten Lebensstil der
Investmentbanker - und ihr Geschäftsgebaren. Nach der amerikanischen
Börsenaufsichtsbehörde SEC hat nun auch die New Yorker Staatsanwaltschaft
Ermittlungen bei eine
Reihe führender Investmentbanken eingeleitet.
Zudem ist seit Mitte Juni eine Kommission des
US-Kongresses dabei, Hinweisen
nachzugehen, wonach Anleger bei vielen
Börsengängen in den letzten zwei Jahren
systematisch übervorteilt wurden.
Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen
zeigen, dass die angeblich unabhängigen
Empfehlungen der Analysten häufig den Interessen der Banken dienten, die sich
gerade bei Börsengängen ein paar aufmunternde Worte an die Anleger
wünschten. Auch bei der Zuteilung von Aktienpaketen wurde offenbar kräftig
manipuliert: Großinvestoren, die sich zu Nachkäufen verpflichteten und so die
Kurse in die Höhe trieben, erhielten häufiger die gewünschte Stückzahl.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen derzeit die Credit Suisse First Boston
(CSFB) und das Team des für die Technologiewerte zuständigen
Investmentbankers Quattrone, dem zeitweise bis zu 400 Leute angehörten.
Manche aus Quattrones Truppe sollen sich bei Börsengängen von
Technologiefirmen auch persönlich bereichert haben. Außerdem wird ihnen
vorgeworfen, dass sie von ihren Klienten Sonderprovisionen für die Zuteilung von
Aktien kassiert haben, so genannte Kickbacks.
Für die Abnehmer war das trotzdem eine lohnende Sache: Weil auf der Höhe
des Internet-Booms praktisch jede Aktie nach Börseneinführung einen kräftigen
Kursanstieg verzeichnete, konnten alle, die zum Emissionspreis kauften und
wenige Tage später wieder verkauften, einen schönen Gewinn einstreichen.
Unter Profis heißt diese Praxis "Flipping".
Dabei treffen die Ermittlungen der New
Yorker Staatsanwälte, die wohl zu Verfahren
führen werden, nicht nur die CSFB. Der
Fondsmanager Anthony Bruan hat die
meisten führenden Investmentbanken schwer
belastet, nachdem ihm die Ermittler
Straffreiheit zugesichert hatten. Auch
renommierte Adressen wie Goldman Sachs,
Morgan Stanley, Lehman Brothers, Merrill
Lynch oder Salomon Smith Barney sollen
einen Teil der Kursgewinne gefordert haben,
bevor sie Aktien von besonders begehrten Neuemissionen zuteilten.
"Diese Geschichte trifft in das Herz der Wall Street, denn im Gegensatz zu
früheren Skandalen sind diesmal viele große Traditionsfirmen betroffen", sagt
der US-Anwalt Melvyn Weiss, der nun Schadensersatz für Anleger fordert, die
erst bei den aus seiner Sicht nach oben manipulierten Kursen eingestiegen
sind. Über 30 solcher Fälle betreut mittlerweile allein die Kanzlei Milberg Weiss.
Insgesamt, so schätzt der Jurist, sind derzeit bei den amerikanischen Gerichten
rund 150 Klagen anhängig. Natürlich weisen die betroffenen Investmentbanken
die Vorwürfe zurück.
Ermittlungen wegen zu hoher Provisionen
Auch bei regulärem Geschäftsbetrieb war der Handel mit Neuemissionen für die
Investmentbanken in der Vergangenheit hoch profitabel. Auf vier bis sechs
Prozent beläuft sich in der Regel die Provision, die sie bei einem erfolgreichen
Börsengang in Rechnung stellen - eine Gebührenordnung, die den
Wall-Street-Firmen in den letzten beiden Jahren knapp neun Milliarden Dollar
einbrachte.
Doch das reichte den Investmentbankern offenbar nicht. Wer über die Zuteilung
der Aktienpakete heiß begehrter Neuemissionen entschied, verfügte schließlich
über eine handfeste Währung. Welcher Fondsmanager konnte sich leisten, die
Forderung der Emissionshäuser zu ignorieren?
Als die CSFB das Software-Unternehmen VA Linux Systems am 9. Dezember
1999 an die Börse brachte, schoss der Aktienkurs am ersten Tag um 697
Prozent nach oben. Einer der glücklichen Kunden, die über zahlreiche Konten
eine große Zuteilung und damit weitgehend sichere Gewinne erhielt, war der
Hedge-Fonds PTJP Partners von Bruan, der nun als Kronzeuge gegen die
Banken aussagt. Den Ermittlern liegt zudem eine Aussage eines
Hedge-Fonds-Traders vor, dem ein Aktienhändler der Credit Suisse gesagt
haben soll: "Du hast mit dem Börsengang zwei Millionen Dollar an Gewinn
gemacht, aber uns nur 500 000 Dollar an Provision bezahlt." Der
Hedge-Fonds-Händler verstand die Botschaft: "Der wollte sagen, hör zu, kannst
du das nicht ein bisschen aufstocken?"
Mit einer verqueren Logik wehrt sich die CSFB gegen die Ermittlungen der
amerikanischen Organisation der Wertpapierhändler, die belegen sollen, dass
die Bank im Gegenzug für solche Zuteilungen hohe Handelsgebühren kassiert
hat. Es gebe keine Regeln, die es Kunden verbieten würden, durch freiwillige
Zahlungen solcher Kommissionen zu beweisen, "dass sie ausreichend gute
Kunden sind, um Aktienzuteilungen zu erhalten".
Vorsorglich hat die Bank allerdings bereits den Chefhändler für Hightech-Aktien
und zwei seiner Mitarbeiter beurlaubt. Die Organisation der Wertpapierhändler
hat den Untersuchungsbehörden mitgeteilt, dass sie die Strafverfolgung weiterer
enger Mitarbeiter von Quattrone befürworte.
Nun rächt sich, dass den Vorständen der großen Investmentbanker im Kampf
um Marktanteile beinahe jedes Mittel recht war, um Spezialisten von der
Konkurrenz abzuwerben. Nicht nur dass die Geldhäuser die begehrten Experten
mit horrenden Gehältern lockten, auf Verlangen waren sie auch zu weit
reichenden Zugeständnissen bereit, wenn es um lukrative Zusatzgeschäfte ging.
Wie der Anführer einer Söldnertruppe war Quattrone 1996 mit 25 Getreuen von
Morgan Stanley zur Deutschen Bank gezogen. Der Deutsche-Bank-Vorstand
hatte ihm 50 Prozent aller Erträge versprochen, die er mit seinem Team im
kalifornischen Palo Alto erzielen würde. Und Quattrone baute mit seiner Bank in
der Bank ein florierendes Geschäft auf, brachte Amazon und viele andere
ehemalige Highflyer der Internet-Welt an die Börse.
Doch als ihn die Deutsche Bank stärker an die
Kandare nehmen wollte, ging er mit über hundert
Gefolgsleuten zur CSFB. An der
Unternehmenszentrale in Palo Alto, die die Deutsche
Bank für ihn gemietet hatte, musste nur das
Firmenschild ausgewechselt werden.
Die schweizerische Investmentbank garantierte ihm
die Autonomie, die der Deutschen Bank unheimlich
geworden war. So durften Quattrone und seine
Mitarbeiter sogar vorbörslich in Unternehmen wie
Interwoven, einem Hersteller von Internet-Software,
investieren.
Vier Monate nach ihrem Einstieg brachte die CSFB das Unternehmen an die
Börse, Quattrone und seine Teamkollegen kassierten rund zwei Millionen Dollar
extra, indem sie ihre Anteile später verkauften.
Zu Quattrones Rundum-Service für die Technologiekunden aus dem Silicon
Valley gehörte, dass er auch über ein Team von 50 Analysten gebot, die gern
mal pünktlich zum Börsengang hymnische Studien ablieferten.
Häufig suchten sich die Börsenkandidaten die Bank aus, deren Analysten die
Zukunftschancen ihres Unternehmens scheinbar kompetent in den rosigsten
Farben schildern konnten. Die Analysten waren hoch motiviert, denn Quattrone
bestimmte am Ende des Jahres mit, wer welche Boni erhielt.
Nicht nur bei der CSFB, auch bei anderen Investmentbanken wie Lehman oder
Donaldson, Lufkin & Jenrette war es üblich, die Analysten danach zu bezahlen,
wie ihre Studien die Geschäfte der Investmentbanker fördern. "Die konnten sich
für das Jahr 2000 anhand der Börsengänge genau ausrechnen, wie hoch ihre
Boni sind", sagt ein hochrangiger Londoner Investmentbanker.
Selbst die Deutsche Bank, die bislang von Ermittlungen verschont blieb, zahlte
Erfolgsprämien an einzelne Analysten - zu übermächtig war der Wunsch,
endlich den Anschluss an die Großen des Investmentbanking zu schaffen.
So kassierte beispielsweise Stuart Conrad, Chefanalyst für
Telekommunikationsfirmen bei der amerikanischen Tochtergesellschaft
Deutsche Bank Alex Brown, 20 Prozent der Erträge aus den Geschäften, an
denen er mit seinen scheinbar unabhängigen Experten beteiligt war. Mittlerweile
hat er sich als Fondsmanager selbständig gemacht und spekuliert gegen die
Werte, die er früher an die Börse begleitet hat.
Wie unabhängig die Analysten der Banken sind, belegt beispielsweise ein
interner Vermerk von J.P. Morgan: Alle Analysten wurden angewiesen,
Verkaufsempfehlungen zuerst den Investmentbankern vorzulegen, die diese
Klienten betreuen.
Mittlerweile beschäftigt sich in den USA ein Komitee des amerikanischen
Kongresses mit den Praktiken an der Wall Street. Aus Angst vor einer
gesetzlichen Regelung verabschiedeten die Chefs der 14 größten
Emissionshäuser Mitte Juni neue Standesregeln. "Analysten sollen nicht an die
Investmentbanker berichten", heißt es im ersten Paragrafen.
Wenn alle Investmentbanken sich an ihr eigenes Regelwerk halten, wäre das
eine Revolution. Daran glauben die Kongressabgeordneten nicht, sie plädieren
für eine Überwachung durch die New Yorker Börsenaufsicht SEC. "Ich glaube
nicht, dass wir uns allein auf den Privatsektor verlassen können", sagt der
demokratische Abgeordnete Edward Markey. Von einer "Besorgnis erregenden
Erosion der ethischen Standards an der Wall Street" spricht sein Kollege
Richard Baker.
Die Investmentbanken geben sich kooperationsbereit. Bei Goldman Sachs wird
betont, dass die Bank ihren Managern nie direkte Vergütungen für die von ihnen
eingefädelten Geschäfte versprochen hat.
Allerdings sorgt bei Goldman Sachs wie bei den anderen Investmentbanken
schon die extrem erfolgsabhängige Bezahlung dafür, dass die Interessen der
Kunden oft an zweiter Stelle kommen. Schon leisten sich viele Unternehmen
Berater, die sie im Umgang mit den mächtigen Investmentbanken beraten.
Die CSFB, die derzeit am ärgsten unter den staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen leidet, hat ihren einstigen Superstar Quattrone etwas
zurechtgestutzt und ihm nun die Kontrolle über die Technologieanalysten
entzogen.
Der Schaden für die CSFB hält sich in Grenzen: Quattrones Tech-Team brachte
in den vergangenen fünf Monaten nur mickrige Erlöse. Gegenüber dem
Vorjahreszeitraum rauschten die Einnahmen aus Börsengängen von
Hightech-Firmen um 97 Prozent nach unten.
JAN FLEISCHHAUER, CHRISTOPH PAULY
Die Abzocker der Wall Street
Mit unsauberen Methoden haben Investmentbanker Millionenbeträge
eingestrichen, am dreistesten in den USA. Die Börsenaufsicht und New
Yorker Staatsanwälte ermitteln - bei den ersten Adressen des
Geldgewerbes.
Wenn Frank Quattrone, 45, Freunde besuchte,
legte er Wert auf Stil. In der Regel schwebte
der Investmentbanker mit jenem Privatjet ein,
der einst Bob Dylan gehörte.
Seine Geschäftspartner lud der Leiter des
Tech-Teams der Credit Suisse First Boston,
der im vergangenen Jahr 100 Millionen Dollar
verdient haben soll, gern zum Skifahren nach
Aspen ein. Am liebsten ließ Quattrone die
Abende in einer Karaoke-Bar ausklingen,
indem er den alten Beatles-Song "Rocky
Raccoon" zum Besten gab.
Nicht nur Quattrone, der mit Vorliebe Pullover aus den siebziger Jahren trägt,
wurde in der Hoch-Zeit des Tech-Booms zum hoch bezahlten Star. Auch
Analysten, früher eher als Zahlenfreaks belächelt, kassierten auf einmal
Traumgehälter.
Mary Meeker, 41, bekam von ihrer Bank Morgan Stanley 15 Millionen Dollar im
Jahr, weil sie als "Diva of the Internet" mit optimistischen Studien den
Internet-Hype befeuerte. Ihr Kollege von Merrill Lynch, der telegene Henry
Blodget, stieg ebenfalls in die höchste Einkommensklasse auf, auch seine
Analysen kannten nur eine Richtung: steil nach oben.
Niemand hat vom Aktienboom der letzten Jahre so schamlos profitiert wie die
Golden Boys in den Investmenthäusern, deren Geschäft der Börsengang eines
Unternehmens ist und die Bewertung seiner Kursaussichten. Und weil der
Wertpapierhandel auch für die Banken Milliardengewinne brachte, sahen die
Herren in den Vorstandsetagen großzügig darüber hinweg, dass bei den Gurus
des schnellen Geldes alles ein wenig größer ausfiel als im vornehmen
Finanzgewerbe üblich: die Gehälter, die Spesen und auch die Feste.
Doch seit die Party an den Technologiebörsen vorbei ist, interessieren sich
plötzlich nicht mehr nur die Zeitungen für den extravaganten Lebensstil der
Investmentbanker - und ihr Geschäftsgebaren. Nach der amerikanischen
Börsenaufsichtsbehörde SEC hat nun auch die New Yorker Staatsanwaltschaft
Ermittlungen bei eine
Reihe führender Investmentbanken eingeleitet.
Zudem ist seit Mitte Juni eine Kommission des
US-Kongresses dabei, Hinweisen
nachzugehen, wonach Anleger bei vielen
Börsengängen in den letzten zwei Jahren
systematisch übervorteilt wurden.
Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen
zeigen, dass die angeblich unabhängigen
Empfehlungen der Analysten häufig den Interessen der Banken dienten, die sich
gerade bei Börsengängen ein paar aufmunternde Worte an die Anleger
wünschten. Auch bei der Zuteilung von Aktienpaketen wurde offenbar kräftig
manipuliert: Großinvestoren, die sich zu Nachkäufen verpflichteten und so die
Kurse in die Höhe trieben, erhielten häufiger die gewünschte Stückzahl.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen derzeit die Credit Suisse First Boston
(CSFB) und das Team des für die Technologiewerte zuständigen
Investmentbankers Quattrone, dem zeitweise bis zu 400 Leute angehörten.
Manche aus Quattrones Truppe sollen sich bei Börsengängen von
Technologiefirmen auch persönlich bereichert haben. Außerdem wird ihnen
vorgeworfen, dass sie von ihren Klienten Sonderprovisionen für die Zuteilung von
Aktien kassiert haben, so genannte Kickbacks.
Für die Abnehmer war das trotzdem eine lohnende Sache: Weil auf der Höhe
des Internet-Booms praktisch jede Aktie nach Börseneinführung einen kräftigen
Kursanstieg verzeichnete, konnten alle, die zum Emissionspreis kauften und
wenige Tage später wieder verkauften, einen schönen Gewinn einstreichen.
Unter Profis heißt diese Praxis "Flipping".
Dabei treffen die Ermittlungen der New
Yorker Staatsanwälte, die wohl zu Verfahren
führen werden, nicht nur die CSFB. Der
Fondsmanager Anthony Bruan hat die
meisten führenden Investmentbanken schwer
belastet, nachdem ihm die Ermittler
Straffreiheit zugesichert hatten. Auch
renommierte Adressen wie Goldman Sachs,
Morgan Stanley, Lehman Brothers, Merrill
Lynch oder Salomon Smith Barney sollen
einen Teil der Kursgewinne gefordert haben,
bevor sie Aktien von besonders begehrten Neuemissionen zuteilten.
"Diese Geschichte trifft in das Herz der Wall Street, denn im Gegensatz zu
früheren Skandalen sind diesmal viele große Traditionsfirmen betroffen", sagt
der US-Anwalt Melvyn Weiss, der nun Schadensersatz für Anleger fordert, die
erst bei den aus seiner Sicht nach oben manipulierten Kursen eingestiegen
sind. Über 30 solcher Fälle betreut mittlerweile allein die Kanzlei Milberg Weiss.
Insgesamt, so schätzt der Jurist, sind derzeit bei den amerikanischen Gerichten
rund 150 Klagen anhängig. Natürlich weisen die betroffenen Investmentbanken
die Vorwürfe zurück.
Ermittlungen wegen zu hoher Provisionen
Auch bei regulärem Geschäftsbetrieb war der Handel mit Neuemissionen für die
Investmentbanken in der Vergangenheit hoch profitabel. Auf vier bis sechs
Prozent beläuft sich in der Regel die Provision, die sie bei einem erfolgreichen
Börsengang in Rechnung stellen - eine Gebührenordnung, die den
Wall-Street-Firmen in den letzten beiden Jahren knapp neun Milliarden Dollar
einbrachte.
Doch das reichte den Investmentbankern offenbar nicht. Wer über die Zuteilung
der Aktienpakete heiß begehrter Neuemissionen entschied, verfügte schließlich
über eine handfeste Währung. Welcher Fondsmanager konnte sich leisten, die
Forderung der Emissionshäuser zu ignorieren?
Als die CSFB das Software-Unternehmen VA Linux Systems am 9. Dezember
1999 an die Börse brachte, schoss der Aktienkurs am ersten Tag um 697
Prozent nach oben. Einer der glücklichen Kunden, die über zahlreiche Konten
eine große Zuteilung und damit weitgehend sichere Gewinne erhielt, war der
Hedge-Fonds PTJP Partners von Bruan, der nun als Kronzeuge gegen die
Banken aussagt. Den Ermittlern liegt zudem eine Aussage eines
Hedge-Fonds-Traders vor, dem ein Aktienhändler der Credit Suisse gesagt
haben soll: "Du hast mit dem Börsengang zwei Millionen Dollar an Gewinn
gemacht, aber uns nur 500 000 Dollar an Provision bezahlt." Der
Hedge-Fonds-Händler verstand die Botschaft: "Der wollte sagen, hör zu, kannst
du das nicht ein bisschen aufstocken?"
Mit einer verqueren Logik wehrt sich die CSFB gegen die Ermittlungen der
amerikanischen Organisation der Wertpapierhändler, die belegen sollen, dass
die Bank im Gegenzug für solche Zuteilungen hohe Handelsgebühren kassiert
hat. Es gebe keine Regeln, die es Kunden verbieten würden, durch freiwillige
Zahlungen solcher Kommissionen zu beweisen, "dass sie ausreichend gute
Kunden sind, um Aktienzuteilungen zu erhalten".
Vorsorglich hat die Bank allerdings bereits den Chefhändler für Hightech-Aktien
und zwei seiner Mitarbeiter beurlaubt. Die Organisation der Wertpapierhändler
hat den Untersuchungsbehörden mitgeteilt, dass sie die Strafverfolgung weiterer
enger Mitarbeiter von Quattrone befürworte.
Nun rächt sich, dass den Vorständen der großen Investmentbanker im Kampf
um Marktanteile beinahe jedes Mittel recht war, um Spezialisten von der
Konkurrenz abzuwerben. Nicht nur dass die Geldhäuser die begehrten Experten
mit horrenden Gehältern lockten, auf Verlangen waren sie auch zu weit
reichenden Zugeständnissen bereit, wenn es um lukrative Zusatzgeschäfte ging.
Wie der Anführer einer Söldnertruppe war Quattrone 1996 mit 25 Getreuen von
Morgan Stanley zur Deutschen Bank gezogen. Der Deutsche-Bank-Vorstand
hatte ihm 50 Prozent aller Erträge versprochen, die er mit seinem Team im
kalifornischen Palo Alto erzielen würde. Und Quattrone baute mit seiner Bank in
der Bank ein florierendes Geschäft auf, brachte Amazon und viele andere
ehemalige Highflyer der Internet-Welt an die Börse.
Doch als ihn die Deutsche Bank stärker an die
Kandare nehmen wollte, ging er mit über hundert
Gefolgsleuten zur CSFB. An der
Unternehmenszentrale in Palo Alto, die die Deutsche
Bank für ihn gemietet hatte, musste nur das
Firmenschild ausgewechselt werden.
Die schweizerische Investmentbank garantierte ihm
die Autonomie, die der Deutschen Bank unheimlich
geworden war. So durften Quattrone und seine
Mitarbeiter sogar vorbörslich in Unternehmen wie
Interwoven, einem Hersteller von Internet-Software,
investieren.
Vier Monate nach ihrem Einstieg brachte die CSFB das Unternehmen an die
Börse, Quattrone und seine Teamkollegen kassierten rund zwei Millionen Dollar
extra, indem sie ihre Anteile später verkauften.
Zu Quattrones Rundum-Service für die Technologiekunden aus dem Silicon
Valley gehörte, dass er auch über ein Team von 50 Analysten gebot, die gern
mal pünktlich zum Börsengang hymnische Studien ablieferten.
Häufig suchten sich die Börsenkandidaten die Bank aus, deren Analysten die
Zukunftschancen ihres Unternehmens scheinbar kompetent in den rosigsten
Farben schildern konnten. Die Analysten waren hoch motiviert, denn Quattrone
bestimmte am Ende des Jahres mit, wer welche Boni erhielt.
Nicht nur bei der CSFB, auch bei anderen Investmentbanken wie Lehman oder
Donaldson, Lufkin & Jenrette war es üblich, die Analysten danach zu bezahlen,
wie ihre Studien die Geschäfte der Investmentbanker fördern. "Die konnten sich
für das Jahr 2000 anhand der Börsengänge genau ausrechnen, wie hoch ihre
Boni sind", sagt ein hochrangiger Londoner Investmentbanker.
Selbst die Deutsche Bank, die bislang von Ermittlungen verschont blieb, zahlte
Erfolgsprämien an einzelne Analysten - zu übermächtig war der Wunsch,
endlich den Anschluss an die Großen des Investmentbanking zu schaffen.
So kassierte beispielsweise Stuart Conrad, Chefanalyst für
Telekommunikationsfirmen bei der amerikanischen Tochtergesellschaft
Deutsche Bank Alex Brown, 20 Prozent der Erträge aus den Geschäften, an
denen er mit seinen scheinbar unabhängigen Experten beteiligt war. Mittlerweile
hat er sich als Fondsmanager selbständig gemacht und spekuliert gegen die
Werte, die er früher an die Börse begleitet hat.
Wie unabhängig die Analysten der Banken sind, belegt beispielsweise ein
interner Vermerk von J.P. Morgan: Alle Analysten wurden angewiesen,
Verkaufsempfehlungen zuerst den Investmentbankern vorzulegen, die diese
Klienten betreuen.
Mittlerweile beschäftigt sich in den USA ein Komitee des amerikanischen
Kongresses mit den Praktiken an der Wall Street. Aus Angst vor einer
gesetzlichen Regelung verabschiedeten die Chefs der 14 größten
Emissionshäuser Mitte Juni neue Standesregeln. "Analysten sollen nicht an die
Investmentbanker berichten", heißt es im ersten Paragrafen.
Wenn alle Investmentbanken sich an ihr eigenes Regelwerk halten, wäre das
eine Revolution. Daran glauben die Kongressabgeordneten nicht, sie plädieren
für eine Überwachung durch die New Yorker Börsenaufsicht SEC. "Ich glaube
nicht, dass wir uns allein auf den Privatsektor verlassen können", sagt der
demokratische Abgeordnete Edward Markey. Von einer "Besorgnis erregenden
Erosion der ethischen Standards an der Wall Street" spricht sein Kollege
Richard Baker.
Die Investmentbanken geben sich kooperationsbereit. Bei Goldman Sachs wird
betont, dass die Bank ihren Managern nie direkte Vergütungen für die von ihnen
eingefädelten Geschäfte versprochen hat.
Allerdings sorgt bei Goldman Sachs wie bei den anderen Investmentbanken
schon die extrem erfolgsabhängige Bezahlung dafür, dass die Interessen der
Kunden oft an zweiter Stelle kommen. Schon leisten sich viele Unternehmen
Berater, die sie im Umgang mit den mächtigen Investmentbanken beraten.
Die CSFB, die derzeit am ärgsten unter den staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen leidet, hat ihren einstigen Superstar Quattrone etwas
zurechtgestutzt und ihm nun die Kontrolle über die Technologieanalysten
entzogen.
Der Schaden für die CSFB hält sich in Grenzen: Quattrones Tech-Team brachte
in den vergangenen fünf Monaten nur mickrige Erlöse. Gegenüber dem
Vorjahreszeitraum rauschten die Einnahmen aus Börsengängen von
Hightech-Firmen um 97 Prozent nach unten.
JAN FLEISCHHAUER, CHRISTOPH PAULY
Hallo @all,
welch` ein Schmierentheater um EM TV. Den Brüdern scheint es sehr schwer zu fallen, Fehler einzugestehen! Der Ausverkauf und die Skandale am NM scheinen tatsächlich kein Ende zu nehmen. Schade, dass es dabei auch ein paar gute Werte wie Lambda Physik erwischt, die wohl mit Aixtron in einen Topf geworfen werden - oder wer weiß schon warum....tsts...
sonnige Grüsse
charlie
welch` ein Schmierentheater um EM TV. Den Brüdern scheint es sehr schwer zu fallen, Fehler einzugestehen! Der Ausverkauf und die Skandale am NM scheinen tatsächlich kein Ende zu nehmen. Schade, dass es dabei auch ein paar gute Werte wie Lambda Physik erwischt, die wohl mit Aixtron in einen Topf geworfen werden - oder wer weiß schon warum....tsts...
sonnige Grüsse
charlie
Vorab Grüsse @ ALL!
Das nächste Ende;
Insolvenzantrag gegen Refugium
gestellt
Der Refugium Holding AG droht das Aus, nachdem der zuständige
Richter am Landgericht Bonn am Dienstagnachmittag ein vorläufiges
Insolvenzverfahren eröffnet hat. Der Antrag sei von einem Gläubiger
wegen Mietforderungen in Millionenhöhe gestellt worden, sagte ein
Sprecher des Gerichts.
Einen Tag vor der Hauptversammlung der Gold-Zack AG am Mittwoch in
Düsseldorf hat deren ehemaliger Vorstandschef Dietrich Walther mit
dem Insolvenzantrag die Notbremse gezogen. Die Pako AG, eine
78-prozentige Tochter von Gold-Zack, hat über 18,5 Millionen Mark
Mietforderungen an die Refugium Holding.
Walther wollte am vergangenen Wochenende noch erreichen, dass der
Refugium-Chef Klaus Küthe den Insolvenzantrag für Refugium mit
unterschreibt. Küthe habe dies jedoch abgelehnt, hieß es aus
Unternehmenskreisen. Der Refugium-Chef sitzt gleichzeitig im
Aufsichtsrat der Pako AG.
Die 27 von Pako vermieteten Heime will Walther von der Berliner
Dussmann-Gruppe weiter betreiben lassen. Neben der
Refugium-Holding sind auch einige der Betreibergesellschaften von der
Pleite bedroht. Einen Insolvenzantrag einer Heimmitarbeiterin habe
Refugium am Dienstag nur mit der Zahlung der Verbindlichkeiten
abwenden können, hieß aus Unternehmenskreisen.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Kölner Rechtsanwalt Andreas
Ringstmeier bestellt worden.
Refugium hatte in den vergangenen Monaten Gehälter nicht pünktlich
zahlen können. Das Unternehmen führte in den vergangenen Wochen
Gespräche mit potenziellen Partnern, darunter der Marseille-Kliniken AG.
Am vergangenen Donnerstag war ein Refugium-Heim im rheinischen
Elsdorf geschlossen worden. Als Grund nannte die zuständige
Heimaufsicht des Erftkreises fehlendes Fachpersonal. Die Senioren
konnten zunächst in dem Haus bleiben und werden von zusätzlichem
Pflegepersonal betreut. Refugium betreibt bundesweit 57
Senioreneinrichtungen mit 6000 Betten und hat 3800 Mitarbeiter.
Das nächste Ende;
Insolvenzantrag gegen Refugium
gestellt
Der Refugium Holding AG droht das Aus, nachdem der zuständige
Richter am Landgericht Bonn am Dienstagnachmittag ein vorläufiges
Insolvenzverfahren eröffnet hat. Der Antrag sei von einem Gläubiger
wegen Mietforderungen in Millionenhöhe gestellt worden, sagte ein
Sprecher des Gerichts.
Einen Tag vor der Hauptversammlung der Gold-Zack AG am Mittwoch in
Düsseldorf hat deren ehemaliger Vorstandschef Dietrich Walther mit
dem Insolvenzantrag die Notbremse gezogen. Die Pako AG, eine
78-prozentige Tochter von Gold-Zack, hat über 18,5 Millionen Mark
Mietforderungen an die Refugium Holding.
Walther wollte am vergangenen Wochenende noch erreichen, dass der
Refugium-Chef Klaus Küthe den Insolvenzantrag für Refugium mit
unterschreibt. Küthe habe dies jedoch abgelehnt, hieß es aus
Unternehmenskreisen. Der Refugium-Chef sitzt gleichzeitig im
Aufsichtsrat der Pako AG.
Die 27 von Pako vermieteten Heime will Walther von der Berliner
Dussmann-Gruppe weiter betreiben lassen. Neben der
Refugium-Holding sind auch einige der Betreibergesellschaften von der
Pleite bedroht. Einen Insolvenzantrag einer Heimmitarbeiterin habe
Refugium am Dienstag nur mit der Zahlung der Verbindlichkeiten
abwenden können, hieß aus Unternehmenskreisen.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist der Kölner Rechtsanwalt Andreas
Ringstmeier bestellt worden.
Refugium hatte in den vergangenen Monaten Gehälter nicht pünktlich
zahlen können. Das Unternehmen führte in den vergangenen Wochen
Gespräche mit potenziellen Partnern, darunter der Marseille-Kliniken AG.
Am vergangenen Donnerstag war ein Refugium-Heim im rheinischen
Elsdorf geschlossen worden. Als Grund nannte die zuständige
Heimaufsicht des Erftkreises fehlendes Fachpersonal. Die Senioren
konnten zunächst in dem Haus bleiben und werden von zusätzlichem
Pflegepersonal betreut. Refugium betreibt bundesweit 57
Senioreneinrichtungen mit 6000 Betten und hat 3800 Mitarbeiter.
Quelle:Handelsblatt
Chancen auf Schadenersatz sind gering
Börsennotierten Skandal-Unternehmen ist
nur schwer beizukommen
"Wir wehren uns!" Bundesweit sucht die
Aktionsgemeinschaft von Aktionären der Bankgesellschaft
Berlin per Anzeige nach Leidensgefährten. Das finanzielle
Fiasko bei der Berliner Bank, Missmanagement,
Milliardenlöcher und der Kursrutsch könnten nicht tatenlos
hingenommen werden, sagt Dieter Schultze-Zeu, einer der
Initiatoren. "Uns geht es darum, Schadensersatzansprüche
durchzusetzen." Immer mehr frustrierte Anleger, die viel
Geld verloren haben, denken wie der Rechtsanwalt aus
Berlin. Klagen gegen Skandal-Unternehmen wie
Infomatec oder Metabox und ihre Vorstände haben
Konjunktur. An diesem Freitag wird ein
richtungsweisendes Urteil erwartet.
dpa FRANKFURT/MAIN. Aber auch EM.TV, Sunburst, Refugium
oder Intershop stehen für eine ganze Reihe von
Aktiengesellschaften, von denen sich Kleinaktionäre getäuscht
fühlen. In einigen Fällen wie der Solinger Saltus AG ermitteln
Staatsanwälte gegen Ex-Manager und Aufsichtsräte wegen
Verdachts der Untreue. "Wir haben täglich Anfragen, bei denen
es um Schadensersatz geht. Die Leute sind gebeutelt",
beschreibt der Frankfurter Geschäftsführer der Deutschen
Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding, die
Situation.
Im Gegensatz zu einigen Anwaltskanzleien sehen
Aktionärsschützer die Erfolgsaussicht von Klagen skeptisch.
Anleger bringen vor allem vermeintlich falsche Pflichtmitteilungen
und nicht eingehaltene Prognosen in Rage. "Nach
gegenwärtigem Recht gibt es sehr, sehr wenig Chancen für
Schadensersatz", sagt Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Ihr sei bisher kein Fall
bekannt, in denen Vorstände oder Unternehmen zu Zahlungen
an Aktionäre rechtskräftig verurteilt wurden. "In den USA ist das
anders."
Das Landgericht Augsburg könnte Aktien-Geschichte
schreiben
Hoffnungen setzten geprellte Kleinaktionäre auf einen
Zivilprozess vor dem Landgericht Augsburg. Ein Anleger hat das
angeschlagene Software-Unternehmen Infomatec auf etwa
12 000 DM Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Aufträge von
Kunden wurden in Pflichtmitteilungen vorgetäuscht. Der Prozess
ist der erste dieser Art gegen eine Firma vom Neuen Markt. "Ein
Urteil in diesem Fall könnte Maßstäbe setzen", glaubt Keitel. Es
soll an diesem Freitag verkündet werden.
Anlegeranwalt Nieding gibt solchen Verfahren oft nur eine
"theoretische Aussicht auf Erfolg". Der Grund: Kläger müssen
nachweisen, dass Angaben zur wirtschaftlichen Situation eines
Unternehmens unrichtig waren und von Vorstand oder
Aufsichtsrat vorsätzlich gemacht wurden. Vor allem der Beweis
des Vorsatzes sei äußerst schwer. Wie im Fall EM.TV müsse
der Vorstand nur vorgeben, er sei unfähig gewesen, eine
ordnungsgemäße Bilanz aufzustellen oder er habe sich auf
Gutachten von Wirtschaftsprüfern verlassen, schimpft er.
"Paragraf 400 des Aktiengesetzes stellt fahrlässiges Handel
nicht unter Strafe." Das gelte auch für die Ahndung von
Kursmanipulation nach Börsengesetz.
Risiko gehört dazu
Die Aktionärsschützer warnen vor einer "Vollkaskomentalität",
wenn Kurse in den Keller rauschen. Einig sind sie sich aber
auch darin: In Deutschland muss sich der Anlegerschutz
verbessern. "Es fehlt eine rechtliche Grundlage für einen direkten
zivilrechtlichen Schadenersatzanspruch gegen Vorstände,
Aufsichtsräte und Großaktionäre im Fall einer falschen
Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von Unternehmen",
moniert Nieding. Auch Sammelklagen nach US-Vorbild gehören
zu ihrem Forderungskatalog an die Politik. Keitel verlangt eine
Umkehr der Beweislast. "Der Vorstand muss vor Gericht
nachweisen, dass er rechtens gehandelt hat." Sie verspricht
sich eine disziplinierende Wirkung, «wenn Vorstände damit
rechnen müssen, dass sie verknackt werden».
Chancen auf Schadenersatz sind gering
Börsennotierten Skandal-Unternehmen ist
nur schwer beizukommen
"Wir wehren uns!" Bundesweit sucht die
Aktionsgemeinschaft von Aktionären der Bankgesellschaft
Berlin per Anzeige nach Leidensgefährten. Das finanzielle
Fiasko bei der Berliner Bank, Missmanagement,
Milliardenlöcher und der Kursrutsch könnten nicht tatenlos
hingenommen werden, sagt Dieter Schultze-Zeu, einer der
Initiatoren. "Uns geht es darum, Schadensersatzansprüche
durchzusetzen." Immer mehr frustrierte Anleger, die viel
Geld verloren haben, denken wie der Rechtsanwalt aus
Berlin. Klagen gegen Skandal-Unternehmen wie
Infomatec oder Metabox und ihre Vorstände haben
Konjunktur. An diesem Freitag wird ein
richtungsweisendes Urteil erwartet.
dpa FRANKFURT/MAIN. Aber auch EM.TV, Sunburst, Refugium
oder Intershop stehen für eine ganze Reihe von
Aktiengesellschaften, von denen sich Kleinaktionäre getäuscht
fühlen. In einigen Fällen wie der Solinger Saltus AG ermitteln
Staatsanwälte gegen Ex-Manager und Aufsichtsräte wegen
Verdachts der Untreue. "Wir haben täglich Anfragen, bei denen
es um Schadensersatz geht. Die Leute sind gebeutelt",
beschreibt der Frankfurter Geschäftsführer der Deutschen
Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding, die
Situation.
Im Gegensatz zu einigen Anwaltskanzleien sehen
Aktionärsschützer die Erfolgsaussicht von Klagen skeptisch.
Anleger bringen vor allem vermeintlich falsche Pflichtmitteilungen
und nicht eingehaltene Prognosen in Rage. "Nach
gegenwärtigem Recht gibt es sehr, sehr wenig Chancen für
Schadensersatz", sagt Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Ihr sei bisher kein Fall
bekannt, in denen Vorstände oder Unternehmen zu Zahlungen
an Aktionäre rechtskräftig verurteilt wurden. "In den USA ist das
anders."
Das Landgericht Augsburg könnte Aktien-Geschichte
schreiben
Hoffnungen setzten geprellte Kleinaktionäre auf einen
Zivilprozess vor dem Landgericht Augsburg. Ein Anleger hat das
angeschlagene Software-Unternehmen Infomatec auf etwa
12 000 DM Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Aufträge von
Kunden wurden in Pflichtmitteilungen vorgetäuscht. Der Prozess
ist der erste dieser Art gegen eine Firma vom Neuen Markt. "Ein
Urteil in diesem Fall könnte Maßstäbe setzen", glaubt Keitel. Es
soll an diesem Freitag verkündet werden.
Anlegeranwalt Nieding gibt solchen Verfahren oft nur eine
"theoretische Aussicht auf Erfolg". Der Grund: Kläger müssen
nachweisen, dass Angaben zur wirtschaftlichen Situation eines
Unternehmens unrichtig waren und von Vorstand oder
Aufsichtsrat vorsätzlich gemacht wurden. Vor allem der Beweis
des Vorsatzes sei äußerst schwer. Wie im Fall EM.TV müsse
der Vorstand nur vorgeben, er sei unfähig gewesen, eine
ordnungsgemäße Bilanz aufzustellen oder er habe sich auf
Gutachten von Wirtschaftsprüfern verlassen, schimpft er.
"Paragraf 400 des Aktiengesetzes stellt fahrlässiges Handel
nicht unter Strafe." Das gelte auch für die Ahndung von
Kursmanipulation nach Börsengesetz.
Risiko gehört dazu
Die Aktionärsschützer warnen vor einer "Vollkaskomentalität",
wenn Kurse in den Keller rauschen. Einig sind sie sich aber
auch darin: In Deutschland muss sich der Anlegerschutz
verbessern. "Es fehlt eine rechtliche Grundlage für einen direkten
zivilrechtlichen Schadenersatzanspruch gegen Vorstände,
Aufsichtsräte und Großaktionäre im Fall einer falschen
Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von Unternehmen",
moniert Nieding. Auch Sammelklagen nach US-Vorbild gehören
zu ihrem Forderungskatalog an die Politik. Keitel verlangt eine
Umkehr der Beweislast. "Der Vorstand muss vor Gericht
nachweisen, dass er rechtens gehandelt hat." Sie verspricht
sich eine disziplinierende Wirkung, «wenn Vorstände damit
rechnen müssen, dass sie verknackt werden».
Jetzt auf einmal...
Zahl der negativen Nachrichten überwiegt
Deutsche Bank: Neuer Markt ist nicht
analysierbar
Der Neue Markt ist nach Ansicht der Deutschen Bank nicht
analysierbar. Das sagte der Leiter der Sparte
Anlage-Strategie Privatkunden der Deutschen Bank, Alfred
Roelli, am Dienstag in Frankfurt.
dpa-afx FRANKFURT. Seine
Zwischenbilanz für das laufende Jahr
fällt vernichtend aus: "Das Vertrauen
der Anleger konnte nicht
zurückgewonnen worden", sagte er.
Die Zahl der negativen Meldungen
überwiege. Die außerplanmäßigen
Abschreibungen wirkten sich
zusätzlich belastend auf die
Ergebnisse der Unternehmen am
Neuen Markt aus.
Der Experte sieht das
Erholungspotenzial als begrenzt an.
Dennoch hat Roelli sich einige
Rosinen raus gepickt, die sich
durchaus mit Dax-Werten vergleichen
ließen. Hierzu gehören die Papiere der Direkt Anlage Bank,
Qiagen und Singulus AG. An Aixtron hält der Experte trotz einer
Verkaufsempfehlung des Bankhauses Julius Bär ebenfalls weiter
fest. Auf die Frage, ob Fondsmanager Aixtron aus ihrem
Portfolio rausgeschmissen hätten, antwortete er: Nach seinem
Wissen habe kein Fondsmanager der Deutschen Bank Aixtron
rausgenommen.
Zahl der negativen Nachrichten überwiegt
Deutsche Bank: Neuer Markt ist nicht
analysierbar
Der Neue Markt ist nach Ansicht der Deutschen Bank nicht
analysierbar. Das sagte der Leiter der Sparte
Anlage-Strategie Privatkunden der Deutschen Bank, Alfred
Roelli, am Dienstag in Frankfurt.
dpa-afx FRANKFURT. Seine
Zwischenbilanz für das laufende Jahr
fällt vernichtend aus: "Das Vertrauen
der Anleger konnte nicht
zurückgewonnen worden", sagte er.
Die Zahl der negativen Meldungen
überwiege. Die außerplanmäßigen
Abschreibungen wirkten sich
zusätzlich belastend auf die
Ergebnisse der Unternehmen am
Neuen Markt aus.
Der Experte sieht das
Erholungspotenzial als begrenzt an.
Dennoch hat Roelli sich einige
Rosinen raus gepickt, die sich
durchaus mit Dax-Werten vergleichen
ließen. Hierzu gehören die Papiere der Direkt Anlage Bank,
Qiagen und Singulus AG. An Aixtron hält der Experte trotz einer
Verkaufsempfehlung des Bankhauses Julius Bär ebenfalls weiter
fest. Auf die Frage, ob Fondsmanager Aixtron aus ihrem
Portfolio rausgeschmissen hätten, antwortete er: Nach seinem
Wissen habe kein Fondsmanager der Deutschen Bank Aixtron
rausgenommen.
Studie des Vereins Creditreform
Pleitewelle und Gründerflaute kosten 340 000
Jobs
Durch eine Pleitewelle und das Abflauen des
Gründerbooms in Deutschland gehen in diesem Jahr einer
Studie zufolge 340 000 Arbeitsplätze mehr verloren, als
neue geschaffen werden. Die Zahl der Insolvenzanträge
von Firmen und Haushalten werde voraussichtlich um
knapp 20 Prozent auf 50 000 steigen, teilte der
Informationsdienstleister Creditreform am Dienstag in
Düsseldorf bei der Vorlage seiner traditionellen
Halbjahresumfrage mit.
Reuters DÜSSELDORF. Im vergangenen Jahr fiel der Rückgang
der Arbeitsplätze durch Firmenbankrotte und Neugründungen mit
130 000 Stellen nur halb so groß aus. Der volkswirtschaftliche
Schaden durch die beantragten Insolvenzen werde
voraussichtlich auf bis zu 75 (Vorjahr: 53) Milliarden Mark
steigen, sagte Creditreform-Chef Helmut Rödel.
Die Creditreform erfasst in ihrer halbjährlichen Umfrage Anträge
auf Zahlungsunfähigkeit von Unternehmern, Verbrauchern sowie
Vereinen und Stiftungen. Neben der traditionell stark betroffenen
Baubranche gingen nun immer mehr Dienstleister in Konkurs,
sagte Rödel weiter. Unter den am Neuen Markt der Frankfurter
Börse notierten Firmen trügen diejenigen das höchste
Pleiterisiko, die im Internet-Handel mit Verbrauchern tätig seien.
Insgesamt sei das Insolvenzrisiko am Neuen Markt aber
geringer, weil viele Bankrott-Kandidaten oftmals gekauft würden.
Den diesjährigen Anstieg der Insolvenzen signalisierten bereits
die Halbjahreszahlen, sagte Rödel weiter. Zum ersten Mal seit
1996 zeige sich in einem Halbjahr ein zweistelliger Zuwachs auf
nunmehr 22 300 Fälle. Damit habe sich die Zahl der Insolvenzen
binnen zehn Jahren verdreifacht, kommentierte Rödel die
Halbzeit-Bilanz für 2001. 85 Prozent der Pleiten und damit
deutlich mehr als im Vorjahr beträfen Firmen, der Rest entfalle
auf Privatpersonen. Die absolute Zahl der Insolvenzen könnte in
diesem Jahr sogar noch über die prognostizierten Werte steigen,
warnte Rödel. Wahrscheinlich würden nach der für den Herbst
geplanten neuen Insolvenzordnung noch mehr Verbraucher
Zahlungsunfähigkeit anmelden, um die geplante
Prozesskostenhilfe mitzunehmen. Dann könnte auch die
Schadenssumme noch weiter steigen, sagte Rödel voraus.
Der Gründungssaldo, die Zahl der aus den Gewerberegistern
gelöschten Firmen verglichen mit den Neugründungen, ist nach
Rödels Worten für das erste Halbjahr in Ostdeutschland zum
ersten Mal seit der Wiedervereinigung negativ. In den neuen
Bundesländern sei das Insolvenzrisiko drei Mal so hoch wie im
Westen. Aber auch im Westen sei der Saldo aus An- und
Abmeldungen leicht gefallen, war aber immer noch positiv. Die
meisten Firmen würden in Nordrhein-Westfalen und Bayern
gegründet, sagte Rödel.
Als "Lichtblick" wertete der Creditreform-Chef, dass inzwischen
bei einer gestiegenen Zahl von Insolvenzen für die Schuldner
noch etwas Geld übrig bleibe. Bei 65 von 100 Verfahren würden
die Schuldner zumindest noch einen Teil ihrer Forderungen
erhalten. "Damit haben wir das Niveau der 60er Jahre erreicht",
sagte Rödel.
Pleitewelle und Gründerflaute kosten 340 000
Jobs
Durch eine Pleitewelle und das Abflauen des
Gründerbooms in Deutschland gehen in diesem Jahr einer
Studie zufolge 340 000 Arbeitsplätze mehr verloren, als
neue geschaffen werden. Die Zahl der Insolvenzanträge
von Firmen und Haushalten werde voraussichtlich um
knapp 20 Prozent auf 50 000 steigen, teilte der
Informationsdienstleister Creditreform am Dienstag in
Düsseldorf bei der Vorlage seiner traditionellen
Halbjahresumfrage mit.
Reuters DÜSSELDORF. Im vergangenen Jahr fiel der Rückgang
der Arbeitsplätze durch Firmenbankrotte und Neugründungen mit
130 000 Stellen nur halb so groß aus. Der volkswirtschaftliche
Schaden durch die beantragten Insolvenzen werde
voraussichtlich auf bis zu 75 (Vorjahr: 53) Milliarden Mark
steigen, sagte Creditreform-Chef Helmut Rödel.
Die Creditreform erfasst in ihrer halbjährlichen Umfrage Anträge
auf Zahlungsunfähigkeit von Unternehmern, Verbrauchern sowie
Vereinen und Stiftungen. Neben der traditionell stark betroffenen
Baubranche gingen nun immer mehr Dienstleister in Konkurs,
sagte Rödel weiter. Unter den am Neuen Markt der Frankfurter
Börse notierten Firmen trügen diejenigen das höchste
Pleiterisiko, die im Internet-Handel mit Verbrauchern tätig seien.
Insgesamt sei das Insolvenzrisiko am Neuen Markt aber
geringer, weil viele Bankrott-Kandidaten oftmals gekauft würden.
Den diesjährigen Anstieg der Insolvenzen signalisierten bereits
die Halbjahreszahlen, sagte Rödel weiter. Zum ersten Mal seit
1996 zeige sich in einem Halbjahr ein zweistelliger Zuwachs auf
nunmehr 22 300 Fälle. Damit habe sich die Zahl der Insolvenzen
binnen zehn Jahren verdreifacht, kommentierte Rödel die
Halbzeit-Bilanz für 2001. 85 Prozent der Pleiten und damit
deutlich mehr als im Vorjahr beträfen Firmen, der Rest entfalle
auf Privatpersonen. Die absolute Zahl der Insolvenzen könnte in
diesem Jahr sogar noch über die prognostizierten Werte steigen,
warnte Rödel. Wahrscheinlich würden nach der für den Herbst
geplanten neuen Insolvenzordnung noch mehr Verbraucher
Zahlungsunfähigkeit anmelden, um die geplante
Prozesskostenhilfe mitzunehmen. Dann könnte auch die
Schadenssumme noch weiter steigen, sagte Rödel voraus.
Der Gründungssaldo, die Zahl der aus den Gewerberegistern
gelöschten Firmen verglichen mit den Neugründungen, ist nach
Rödels Worten für das erste Halbjahr in Ostdeutschland zum
ersten Mal seit der Wiedervereinigung negativ. In den neuen
Bundesländern sei das Insolvenzrisiko drei Mal so hoch wie im
Westen. Aber auch im Westen sei der Saldo aus An- und
Abmeldungen leicht gefallen, war aber immer noch positiv. Die
meisten Firmen würden in Nordrhein-Westfalen und Bayern
gegründet, sagte Rödel.
Als "Lichtblick" wertete der Creditreform-Chef, dass inzwischen
bei einer gestiegenen Zahl von Insolvenzen für die Schuldner
noch etwas Geld übrig bleibe. Bei 65 von 100 Verfahren würden
die Schuldner zumindest noch einen Teil ihrer Forderungen
erhalten. "Damit haben wir das Niveau der 60er Jahre erreicht",
sagte Rödel.
Nochmal aus dem Handelsblatt zum Refugium-Skandal;
Gehälter nicht pünktlich gezahlt
Vorläufiges Insolvenzverfahren gegen
Refugium Holding
Gegen den angeschlagenen Altenheim-Betreiber
Refugium Holding AG (Königswinter) ist am Dienstag ein
vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet worden. Das
teilte das Amtsgericht Bonn mit. Der Antrag sei von einem
Gläubiger wegen Mietforderungen in Millionenhöhe
gestellt worden, sagte ein Sprecher des Gerichts.
dpa BONN. Das vorläufige
Insolvenzverfahren richte sich nicht
gegen die einzelnen
Betreibergesellschaften der Alten- und
Pflegeheime, sondern gegen die
Holding. Zum vorläufigen
Insolvenzverwalter sei der Kölner
Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier
bestellt worden. Zum Gläubiger wurden
keine näheren Angaben gemacht.
Das börsennotierte Unternehmen steckt seit Monaten in
finanziellen Schwierigkeiten. Zu Jahresbeginn beschlossene
Kapitalmaßnahmen konnten wegen Anfechtungsklagen zweier
Kleinaktionäre nicht umgesetzt werden. Danach sollte die Pro
Seniore AG (Saarbrücken) über eine Sacheinlage mit 52 %, die
Gold-Zack AG (Mettmann) mittels Bareinlage mit 20 % an
Refugium beteiligt werden.
Zwischenzeitlich hatte die Pro Seniore die Zusammenarbeit auf
Eis gelegt und die Gold-Zack-Tochter Pako Immobilien AG
Pachtverträge für 27 von Refugium betriebene Heime gekündigt.
Refugium sowie auch der Aufsichtsrats-Chef der Gold-Zack AG,
Dietrich Walther, wollten zum aktuellen Stand keine
Stellungnahme abgeben.
Am vergangenen Donnerstag war ein Refugium-Heim im
rheinischen Elsdorf geschlossen worden. Als Grund nannte die
zuständige Heimaufsicht des Erftkreises fehlendes
Fachpersonal. Die Senioren konnten zunächst in dem Haus
bleiben und werden von zusätzlichem Pflegepersonal betreut.
Refugium betreibt bundesweit 57 Senioreneinrichtungen mit
6000 Betten und hat 3800 Mitarbeiter.
Refugium hatte eigenen Angaben zufolge in den vergangenen
Monaten Gehälter nicht pünktlich zahlen können. Das
Unternehmen führte in den vergangenen Wochen Gespräche mit
potenziellen Partnern, darunter der Marseille-Kliniken AG
(Hamburg).
Wegen des Verdachts der Bilanzfälschung müssen sich derzeit
vier einstige Refugium-Vorstände vor dem Landgericht Bonn
verantworten. Refugium hatte sie auf mehr als 12 Mill. DM (23,4
Mio Euro) Schadensersatz verklagt. Zudem ermittelt die Bonner
Staatsanwaltschaft gegen den Chef der Gontard & Metallbank,
Lothar DM, wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit
Refugium-Aktien.
Gehälter nicht pünktlich gezahlt
Vorläufiges Insolvenzverfahren gegen
Refugium Holding
Gegen den angeschlagenen Altenheim-Betreiber
Refugium Holding AG (Königswinter) ist am Dienstag ein
vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet worden. Das
teilte das Amtsgericht Bonn mit. Der Antrag sei von einem
Gläubiger wegen Mietforderungen in Millionenhöhe
gestellt worden, sagte ein Sprecher des Gerichts.
dpa BONN. Das vorläufige
Insolvenzverfahren richte sich nicht
gegen die einzelnen
Betreibergesellschaften der Alten- und
Pflegeheime, sondern gegen die
Holding. Zum vorläufigen
Insolvenzverwalter sei der Kölner
Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier
bestellt worden. Zum Gläubiger wurden
keine näheren Angaben gemacht.
Das börsennotierte Unternehmen steckt seit Monaten in
finanziellen Schwierigkeiten. Zu Jahresbeginn beschlossene
Kapitalmaßnahmen konnten wegen Anfechtungsklagen zweier
Kleinaktionäre nicht umgesetzt werden. Danach sollte die Pro
Seniore AG (Saarbrücken) über eine Sacheinlage mit 52 %, die
Gold-Zack AG (Mettmann) mittels Bareinlage mit 20 % an
Refugium beteiligt werden.
Zwischenzeitlich hatte die Pro Seniore die Zusammenarbeit auf
Eis gelegt und die Gold-Zack-Tochter Pako Immobilien AG
Pachtverträge für 27 von Refugium betriebene Heime gekündigt.
Refugium sowie auch der Aufsichtsrats-Chef der Gold-Zack AG,
Dietrich Walther, wollten zum aktuellen Stand keine
Stellungnahme abgeben.
Am vergangenen Donnerstag war ein Refugium-Heim im
rheinischen Elsdorf geschlossen worden. Als Grund nannte die
zuständige Heimaufsicht des Erftkreises fehlendes
Fachpersonal. Die Senioren konnten zunächst in dem Haus
bleiben und werden von zusätzlichem Pflegepersonal betreut.
Refugium betreibt bundesweit 57 Senioreneinrichtungen mit
6000 Betten und hat 3800 Mitarbeiter.
Refugium hatte eigenen Angaben zufolge in den vergangenen
Monaten Gehälter nicht pünktlich zahlen können. Das
Unternehmen führte in den vergangenen Wochen Gespräche mit
potenziellen Partnern, darunter der Marseille-Kliniken AG
(Hamburg).
Wegen des Verdachts der Bilanzfälschung müssen sich derzeit
vier einstige Refugium-Vorstände vor dem Landgericht Bonn
verantworten. Refugium hatte sie auf mehr als 12 Mill. DM (23,4
Mio Euro) Schadensersatz verklagt. Zudem ermittelt die Bonner
Staatsanwaltschaft gegen den Chef der Gontard & Metallbank,
Lothar DM, wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit
Refugium-Aktien.
Im Aktiencrash zerbricht das Weltbild der
Börsen-Experten
Anlagechef der Deutschen Bank ist über die eigenen
Fehlprognosen entsetzt / Kurse am Neuen Markt fallen auf
Rekordtief
msv FRANKFURT A.M. Das Weltbild von Alfred Roelli ist zusammengebrochen.
Aus heutiger Sicht sei kaum zu verstehen, räumt der Leiter der Anlagen-Strategie
Privatkunden Deutsche Bank ein, was er und seine Leute Anfang Dezember für die
Börsen vorausgesagt hatten. "Einiges ist schief gegangen", meint Roelli - und
schließt die eigenen Prognosen ein.
Börsen-Experten
Anlagechef der Deutschen Bank ist über die eigenen
Fehlprognosen entsetzt / Kurse am Neuen Markt fallen auf
Rekordtief
msv FRANKFURT A.M. Das Weltbild von Alfred Roelli ist zusammengebrochen.
Aus heutiger Sicht sei kaum zu verstehen, räumt der Leiter der Anlagen-Strategie
Privatkunden Deutsche Bank ein, was er und seine Leute Anfang Dezember für die
Börsen vorausgesagt hatten. "Einiges ist schief gegangen", meint Roelli - und
schließt die eigenen Prognosen ein.
Nochmal ein Nachtrag zu Flowtex;
Staatsanwälte bestätigen frühzeitige Warnung
KARLSRUHE (ap). Bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ist bereits 1996 eine
anonyme Anzeige wegen möglicher Betrügereien bei der Bohrfirma Flowtex
eingegangen. Ein Behördensprecher bestätigte eine entsprechende Vorabmeldung
des Fernsehmagazins Report. Diesem zufolge wurde damals vor dem "größten
Betrug nach (dem Fall des Immobilienlöwen Jürgen) Schneider" gewarnt. Der
Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte, die Vorwürfe wegen des Verdachts der
Steuerhinterziehung und des Betrugs seien überprüft worden. Sie hätten aber nicht
untermauert werden können.
Die Rechtsanwälte des im Flowtex-Verfahren mitbeschuldigten Geschäftsmannes
Yassin Dogmoch prüfen derzeit eine Amtshaftungsklage gegen das Land
Baden-Württemberg. Sie werfen den Behörden eklatante Pflichtversäumnisse vor.
Flowtex soll mit Scheingeschäften einen Gesamtschaden von mehr als vier
Milliarden Mark angerichtet haben.
Staatsanwälte bestätigen frühzeitige Warnung
KARLSRUHE (ap). Bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ist bereits 1996 eine
anonyme Anzeige wegen möglicher Betrügereien bei der Bohrfirma Flowtex
eingegangen. Ein Behördensprecher bestätigte eine entsprechende Vorabmeldung
des Fernsehmagazins Report. Diesem zufolge wurde damals vor dem "größten
Betrug nach (dem Fall des Immobilienlöwen Jürgen) Schneider" gewarnt. Der
Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte, die Vorwürfe wegen des Verdachts der
Steuerhinterziehung und des Betrugs seien überprüft worden. Sie hätten aber nicht
untermauert werden können.
Die Rechtsanwälte des im Flowtex-Verfahren mitbeschuldigten Geschäftsmannes
Yassin Dogmoch prüfen derzeit eine Amtshaftungsklage gegen das Land
Baden-Württemberg. Sie werfen den Behörden eklatante Pflichtversäumnisse vor.
Flowtex soll mit Scheingeschäften einen Gesamtschaden von mehr als vier
Milliarden Mark angerichtet haben.
Ein pers. Eintrag:
Der gesamte Börsenwert des Nemax-All-Share am 26.06.2001
ca. 70 Mrd. Euro
-zehn Unternehmen mit einem Marktwert über eine Mrd. Euro
-davon T-Online ca. 12 Mrd. Euro
Qiagen 3,2 Mrd. Euro
Medion 2,1 Mrd. Euro
Nur nochmal zur gigantischen Kapitalvernichtung an den Märkten
(s. Einträge);Vergleich zu den Höchstständen im März 2000 bitte hinzuziehen.
Der gesamte Börsenwert des Nemax-All-Share am 26.06.2001
ca. 70 Mrd. Euro
-zehn Unternehmen mit einem Marktwert über eine Mrd. Euro
-davon T-Online ca. 12 Mrd. Euro
Qiagen 3,2 Mrd. Euro
Medion 2,1 Mrd. Euro
Nur nochmal zur gigantischen Kapitalvernichtung an den Märkten
(s. Einträge);Vergleich zu den Höchstständen im März 2000 bitte hinzuziehen.
FINANZEN 27.06.2001
Skandal-Unternehmen am Pranger
"Wir wehren uns!" Bundesweit sucht die Aktionsgemeinschaft von Aktionären der Bankgesellschaft Berlin per Anzeige nach Leidensgefährten. Das finanzielle Fiasko bei der Berliner Bank, Missmanagement, Milliardenlöcher und der Kursrutsch könnten nicht tatenlos hingenommen werden, sagt Dieter Schultze-Zeu, einer der Initiatoren. "Uns geht es darum, Schadensersatzansprüche durchzusetzen." Immer mehr frustrierte Anleger, die viel Geld verloren haben, denken wie er. Klagen gegen Skandal-Unternehmen wie Infomatec oder Metabox und ihre Vorstände haben Konjunktur.
Aber auch EM.TV, Sunburst, Refugium oder Intershop stehen für eine ganze Reihe von Aktiengesellschaften, von denen sich Kleinaktionäre getäuscht fühlen. In einigen Fällen wie der Solinger Saltus AG ermitteln Staatsanwälte gegen Ex-Manager und Aufsichtsräte wegen Verdachts der Untreue. "Wir haben täglich Anfragen, bei denen es um Schadensersatz geht. Die Leute sind gebeutelt", beschreibt der Frankfurter Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding, die Situation.
Im Gegensatz zu einigen Anwaltskanzleien sehen Aktionärsschützer die Erfolgsaussicht von Klagen skeptisch. Anleger bringen vor allem vermeintlich falsche Pflichtmitteilungen und nicht eingehaltene Prognosen in Rage. "Nach gegenwärtigem Recht gibt es sehr, sehr wenig Chancen für Schadensersatz", sagt Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Ihr sei bisher kein Fall bekannt, in denen Vorstände oder Unternehmen zu Zahlungen an Aktionäre rechtskräftig verurteilt wurden. "In den USA ist das anders."
Hoffnungen setzten geprellte Kleinaktionäre auf einen Zivilprozess vor dem Landgericht Augsburg. Ein Anleger hat das angeschlagene Software-Unternehmen Infomatec auf etwa 12.000 Mark Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Aufträge von Kunden wurden in Pflichtmitteilungen vorgetäuscht. Der Prozess ist der erste dieser Art gegen eine Firma vom Neuen Markt. "Ein Urteil in diesem Fall könnte Maßstäbe setzen", glaubt Keitel. Es soll an diesem Freitag fallen.
Anlegeranwalt Nieding gibt solchen Verfahren oft nur eine "theoretische Aussicht auf Erfolg". Der Grund: Kläger müssen nachweisen, dass Angaben zur wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens unrichtig waren und von Vorstand oder Aufsichtsrat vorsätzlich gemacht wurden. Vor allem der Beweis des Vorsatzes sei äußerst schwer. Wie im Fall EM.TV müsse der Vorstand nur vorgeben, er sei unfähig gewesen, eine ordnungsgemäße Bilanz aufzustellen oder er habe sich auf Gutachten von Wirtschaftsprüfern verlassen, schimpft er. "Paragraf 400 des Aktiengesetzes stellt fahrlässiges Handel nicht unter Strafe." Das gelte auch für die Ahndung von Kursmanipulation nach Börsengesetz.
Die Aktionärsschützer warnen vor einer "Vollkaskomentalität", wenn Kurse in den Keller rauschen. Einig sind sie sich aber auch darin: In Deutschland muss sich der Anlegerschutz verbessern. "Es fehlt eine rechtliche Grundlage für einen direkten zivilrechtlichen Schadenersatzanspruch gegen Vorstände, Aufsichtsräte und Großaktionäre im Fall einer falschen Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von Unternehmen", moniert Nieding. Auch Sammelklagen nach US-Vorbild gehören zu ihrem Forderungskatalog an die Politik. Keitel verlangt eine Umkehr der Beweislast. "Der Vorstand muss vor Gericht nachweisen, dass er rechtens gehandelt hat." Sie verspricht sich eine disziplinierende Wirkung, "wenn Vorstände damit rechnen müssen, dass sie verknackt werden".
Skandal-Unternehmen am Pranger
"Wir wehren uns!" Bundesweit sucht die Aktionsgemeinschaft von Aktionären der Bankgesellschaft Berlin per Anzeige nach Leidensgefährten. Das finanzielle Fiasko bei der Berliner Bank, Missmanagement, Milliardenlöcher und der Kursrutsch könnten nicht tatenlos hingenommen werden, sagt Dieter Schultze-Zeu, einer der Initiatoren. "Uns geht es darum, Schadensersatzansprüche durchzusetzen." Immer mehr frustrierte Anleger, die viel Geld verloren haben, denken wie er. Klagen gegen Skandal-Unternehmen wie Infomatec oder Metabox und ihre Vorstände haben Konjunktur.
Aber auch EM.TV, Sunburst, Refugium oder Intershop stehen für eine ganze Reihe von Aktiengesellschaften, von denen sich Kleinaktionäre getäuscht fühlen. In einigen Fällen wie der Solinger Saltus AG ermitteln Staatsanwälte gegen Ex-Manager und Aufsichtsräte wegen Verdachts der Untreue. "Wir haben täglich Anfragen, bei denen es um Schadensersatz geht. Die Leute sind gebeutelt", beschreibt der Frankfurter Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, Klaus Nieding, die Situation.
Im Gegensatz zu einigen Anwaltskanzleien sehen Aktionärsschützer die Erfolgsaussicht von Klagen skeptisch. Anleger bringen vor allem vermeintlich falsche Pflichtmitteilungen und nicht eingehaltene Prognosen in Rage. "Nach gegenwärtigem Recht gibt es sehr, sehr wenig Chancen für Schadensersatz", sagt Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Ihr sei bisher kein Fall bekannt, in denen Vorstände oder Unternehmen zu Zahlungen an Aktionäre rechtskräftig verurteilt wurden. "In den USA ist das anders."
Hoffnungen setzten geprellte Kleinaktionäre auf einen Zivilprozess vor dem Landgericht Augsburg. Ein Anleger hat das angeschlagene Software-Unternehmen Infomatec auf etwa 12.000 Mark Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Aufträge von Kunden wurden in Pflichtmitteilungen vorgetäuscht. Der Prozess ist der erste dieser Art gegen eine Firma vom Neuen Markt. "Ein Urteil in diesem Fall könnte Maßstäbe setzen", glaubt Keitel. Es soll an diesem Freitag fallen.
Anlegeranwalt Nieding gibt solchen Verfahren oft nur eine "theoretische Aussicht auf Erfolg". Der Grund: Kläger müssen nachweisen, dass Angaben zur wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens unrichtig waren und von Vorstand oder Aufsichtsrat vorsätzlich gemacht wurden. Vor allem der Beweis des Vorsatzes sei äußerst schwer. Wie im Fall EM.TV müsse der Vorstand nur vorgeben, er sei unfähig gewesen, eine ordnungsgemäße Bilanz aufzustellen oder er habe sich auf Gutachten von Wirtschaftsprüfern verlassen, schimpft er. "Paragraf 400 des Aktiengesetzes stellt fahrlässiges Handel nicht unter Strafe." Das gelte auch für die Ahndung von Kursmanipulation nach Börsengesetz.
Die Aktionärsschützer warnen vor einer "Vollkaskomentalität", wenn Kurse in den Keller rauschen. Einig sind sie sich aber auch darin: In Deutschland muss sich der Anlegerschutz verbessern. "Es fehlt eine rechtliche Grundlage für einen direkten zivilrechtlichen Schadenersatzanspruch gegen Vorstände, Aufsichtsräte und Großaktionäre im Fall einer falschen Darstellung der wirtschaftlichen Verhältnisse von Unternehmen", moniert Nieding. Auch Sammelklagen nach US-Vorbild gehören zu ihrem Forderungskatalog an die Politik. Keitel verlangt eine Umkehr der Beweislast. "Der Vorstand muss vor Gericht nachweisen, dass er rechtens gehandelt hat." Sie verspricht sich eine disziplinierende Wirkung, "wenn Vorstände damit rechnen müssen, dass sie verknackt werden".
hallo @ alle ,
saubere arbeit, weiter so.
Softwarehaus LIPRO senkt Jahresprognose zum zweiten Mal in acht Wochen
Donnerstag, 28.06.2001
BERLIN (dpa-AFX) - Das angeschlagene Berliner Softwarehaus LIBRO hat seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laudfende
Geschäftsjahr zum zweiten Mal in acht Wochen drastisch gesenkt. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, erwarte der Vorstand in
diesem Jahr jetzt einen Umsatz von 21,7 Mio. Euro bei einem Vorsteuer-Verlust von 6,7 Mio. Euro. Die anhaltenden Liquiditätsprobleme hätten das operative
Geschäft auch im zweiten Quartal beeinträchtigt
Bereits Mitte Mai hatte das Softwarehaus seine Umsatzprognose für dieses Jahr um knapp die Hälfte auf 35,9 Mio. Euro nach unten korrigiert. Auch die
Schätzung für das Vorsteuerergebnis war von 18,00 Mio. Euro auf 9,2 Mio. Euro heruntergeschraubt worden.
Für die Zukunft gibt sich die LIPRO AG trotz anhaltender Probleme dagegen positiv. Mit einem Sanierungsprogramm und Finanzspritzen von Investoren solle
der eigene Fortbestand gesichert werden. Das Softwarehaus hofft dabei zudem auf Landesbürgschaften aus Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Kosten
für das Sanierungsprogramm schätzt das Unternehmen auf rund 14 Mio. Euro./fn/tv/af
Quelle: http://fnet.de/newsstories/news/ueberblick/index.phtml?aid=A…
saubere arbeit, weiter so.
Softwarehaus LIPRO senkt Jahresprognose zum zweiten Mal in acht Wochen
Donnerstag, 28.06.2001
BERLIN (dpa-AFX) - Das angeschlagene Berliner Softwarehaus LIBRO hat seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laudfende
Geschäftsjahr zum zweiten Mal in acht Wochen drastisch gesenkt. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, erwarte der Vorstand in
diesem Jahr jetzt einen Umsatz von 21,7 Mio. Euro bei einem Vorsteuer-Verlust von 6,7 Mio. Euro. Die anhaltenden Liquiditätsprobleme hätten das operative
Geschäft auch im zweiten Quartal beeinträchtigt
Bereits Mitte Mai hatte das Softwarehaus seine Umsatzprognose für dieses Jahr um knapp die Hälfte auf 35,9 Mio. Euro nach unten korrigiert. Auch die
Schätzung für das Vorsteuerergebnis war von 18,00 Mio. Euro auf 9,2 Mio. Euro heruntergeschraubt worden.
Für die Zukunft gibt sich die LIPRO AG trotz anhaltender Probleme dagegen positiv. Mit einem Sanierungsprogramm und Finanzspritzen von Investoren solle
der eigene Fortbestand gesichert werden. Das Softwarehaus hofft dabei zudem auf Landesbürgschaften aus Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Kosten
für das Sanierungsprogramm schätzt das Unternehmen auf rund 14 Mio. Euro./fn/tv/af
Quelle: http://fnet.de/newsstories/news/ueberblick/index.phtml?aid=A…
up
@all
wir kommen ja mit der Aktualisierung gar nicht mehr nach - jede Hilfe ist also willkommen. Auch diese Woche versetzten Firmen wie z.B. Sunburst und Kabel New Media den Kleinanlegern einen Riesenschock! Der Neue Markt scheint sich immer mehr zur größten Kapitalvernichtungsmaschine zu entwickeln
dennoch schönen Sonntag
charlie
wir kommen ja mit der Aktualisierung gar nicht mehr nach - jede Hilfe ist also willkommen. Auch diese Woche versetzten Firmen wie z.B. Sunburst und Kabel New Media den Kleinanlegern einen Riesenschock! Der Neue Markt scheint sich immer mehr zur größten Kapitalvernichtungsmaschine zu entwickeln
dennoch schönen Sonntag
charlie
Quelle: http://www.sdk.org
Schutzgemeinschaft fordert die Auflösung der mediantis AG
Erstmals fordert die SdK Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e. V. die Liquidierung einer am Neuen Markt gelisteten Gesellschaft.
Die SdK fordert den Vorstand der mediantis AG auf, im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft am 24. Juli 2001 gemäß § 119 AktG über die Auflösung der mediantis AG abstimmen zu lassen.
Begründung:
Die mediantis AG versucht, sich unabhängig von großen Vertriebs- und Handelspartnern und ohne einen starken Konzern im Hintergrund im Internetbuchhandel gegen Konkurrenten wie Amazon oder bol.de durchzusetzen. Aufgrund der Erkenntnis, dass die Geschäftspotenziale des Internets völlig überschätzt wurden, Konsumenten sich nur eingeschränkt zu virtuellen Einkäufen animieren lassen und die mediantis AG zudem von einem wenig fähigen Management geleitet wird, erscheint es äußerst zweifelhaft, ob das Geschäftsmodell der Firma jemals aufgeht und profitabel werden wird.
Das größte Asset der Firma ist die noch aus dem Börsengang bestehende Liquidität, die sich nach Firmenangaben zum 31.3. noch auf rund 15,3 Mio. Euro belief. An der Börse notiert die mit 19 Euro ausgegebene Aktie jedoch gerade noch bei 1,2 Euro, wodurch sich eine Marktbewertung von 9 600 000 Euro ergibt. Da der Börsenwert erheblich unter dem Cashwert der Aktie liegt, muss man schlussfolgern, dass der Markt das von der mediantis AG aufgebaute operative Geschäft nicht nur als wertlos, sondern sogar negativ bewertet. Die SdK ist der Ansicht, dass das Geschäft daher schnellstmöglich aufgegeben, die Unternehmenswerte liquidiert und die freien Mittel an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollten.
Bestärkt wird diese Meinung durch die Tatsache, dass Vorstand und Aufsichtsrat Aktien in erheblichem Umfang verkauft haben, was die Schlussfolgerung zulässt, dass offensichtlich auch auf höchster Unternehmensebene Zweifel am Gelingen des Geschäfts bestehen. Beim Börsengang hielten die Altaktionäre 3 450 633 Aktien. Diese waren für 12 Monate, also bis zum 5. Juli 2000, für den Verkauf gesperrt. Seit Ablauf der Sperrfrist - Anfang Juli 2000 - ist der Kurs der mediantis AG rapide im Fallen begriffen.
Die Vorstandsmitglieder Georg Heusgen (Aktienbestand bei IPO: 848 859 Stück) und Rolf Freiherr von Rheinbaben (Aktienbestand bei IPO: 744 445 Stück) haben inzwischen 173 607 bzw. 160 000 ihrer Aktien abgestoßen. Im Aufsichtsrat hat Richard Freiherr von Rheinbaben (IPO: 518 083 Stück) 17 330 Aktien verkauft, Oliver Bücken (IPO: 497 028 Stück) 20 649 und Dr. Michael Urban (IPO: 413 072 Stück) 180 000. Sehr wenig Vertrauen in das Unternehmenskonzept scheint gerade der aus einer bekannten und erfolgreichen Verlegerfamilie stammende Dr. Florian Langenscheidt zu haben: beim Börsengang besaß er 447 146 Aktien des Unternehmens. Zum 31. März 2001 meldete er nur noch einen „Restposten“ von gerade mal 79 147 Stück.
Die mediantis AG verbuchte im Geschäftsjahr 2000 bei einem Umsatz von 38 Mio. Euro einen Verlust von 25 Mio. Euro. Vom zum Börsengang prognostizierten Ziel, in 2001 schwarze Zahlen zu präsentieren, ist das Unternehmen weit entfernt. Schon im ersten Quartal verbuchte man einen Verlust von 2,9 Mio. Euro. Besonders bedenklich stimmt auch, dass der Vorstand nicht nur im operativen Geschäft weitgehend erfolglos ist, sondern auch mit der Investition der Aktionärsgelder wenig verantwortungsbewusst umgeht.
Durch die Anlage der Liquidität in einem Spezialfonds fabrizierte die mediantis AG im ersten Quartal 2001 einen Millionenverlust.
Die SdK ist der Meinung, dass die Aktionäre wesentlich besser mit dem Geld wirtschaften können und plädiert auch deshalb für die Auflösung und Liquidierung der Gesellschaft.
München, 8. Juni 2001
Da kann man nur hoffen, daß die sdk bei anderen Unternehmen ähnliche Aktivitäten an den Tag legt.
Gruß F 50!
Schutzgemeinschaft fordert die Auflösung der mediantis AG
Erstmals fordert die SdK Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e. V. die Liquidierung einer am Neuen Markt gelisteten Gesellschaft.
Die SdK fordert den Vorstand der mediantis AG auf, im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft am 24. Juli 2001 gemäß § 119 AktG über die Auflösung der mediantis AG abstimmen zu lassen.
Begründung:
Die mediantis AG versucht, sich unabhängig von großen Vertriebs- und Handelspartnern und ohne einen starken Konzern im Hintergrund im Internetbuchhandel gegen Konkurrenten wie Amazon oder bol.de durchzusetzen. Aufgrund der Erkenntnis, dass die Geschäftspotenziale des Internets völlig überschätzt wurden, Konsumenten sich nur eingeschränkt zu virtuellen Einkäufen animieren lassen und die mediantis AG zudem von einem wenig fähigen Management geleitet wird, erscheint es äußerst zweifelhaft, ob das Geschäftsmodell der Firma jemals aufgeht und profitabel werden wird.
Das größte Asset der Firma ist die noch aus dem Börsengang bestehende Liquidität, die sich nach Firmenangaben zum 31.3. noch auf rund 15,3 Mio. Euro belief. An der Börse notiert die mit 19 Euro ausgegebene Aktie jedoch gerade noch bei 1,2 Euro, wodurch sich eine Marktbewertung von 9 600 000 Euro ergibt. Da der Börsenwert erheblich unter dem Cashwert der Aktie liegt, muss man schlussfolgern, dass der Markt das von der mediantis AG aufgebaute operative Geschäft nicht nur als wertlos, sondern sogar negativ bewertet. Die SdK ist der Ansicht, dass das Geschäft daher schnellstmöglich aufgegeben, die Unternehmenswerte liquidiert und die freien Mittel an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollten.
Bestärkt wird diese Meinung durch die Tatsache, dass Vorstand und Aufsichtsrat Aktien in erheblichem Umfang verkauft haben, was die Schlussfolgerung zulässt, dass offensichtlich auch auf höchster Unternehmensebene Zweifel am Gelingen des Geschäfts bestehen. Beim Börsengang hielten die Altaktionäre 3 450 633 Aktien. Diese waren für 12 Monate, also bis zum 5. Juli 2000, für den Verkauf gesperrt. Seit Ablauf der Sperrfrist - Anfang Juli 2000 - ist der Kurs der mediantis AG rapide im Fallen begriffen.
Die Vorstandsmitglieder Georg Heusgen (Aktienbestand bei IPO: 848 859 Stück) und Rolf Freiherr von Rheinbaben (Aktienbestand bei IPO: 744 445 Stück) haben inzwischen 173 607 bzw. 160 000 ihrer Aktien abgestoßen. Im Aufsichtsrat hat Richard Freiherr von Rheinbaben (IPO: 518 083 Stück) 17 330 Aktien verkauft, Oliver Bücken (IPO: 497 028 Stück) 20 649 und Dr. Michael Urban (IPO: 413 072 Stück) 180 000. Sehr wenig Vertrauen in das Unternehmenskonzept scheint gerade der aus einer bekannten und erfolgreichen Verlegerfamilie stammende Dr. Florian Langenscheidt zu haben: beim Börsengang besaß er 447 146 Aktien des Unternehmens. Zum 31. März 2001 meldete er nur noch einen „Restposten“ von gerade mal 79 147 Stück.
Die mediantis AG verbuchte im Geschäftsjahr 2000 bei einem Umsatz von 38 Mio. Euro einen Verlust von 25 Mio. Euro. Vom zum Börsengang prognostizierten Ziel, in 2001 schwarze Zahlen zu präsentieren, ist das Unternehmen weit entfernt. Schon im ersten Quartal verbuchte man einen Verlust von 2,9 Mio. Euro. Besonders bedenklich stimmt auch, dass der Vorstand nicht nur im operativen Geschäft weitgehend erfolglos ist, sondern auch mit der Investition der Aktionärsgelder wenig verantwortungsbewusst umgeht.
Durch die Anlage der Liquidität in einem Spezialfonds fabrizierte die mediantis AG im ersten Quartal 2001 einen Millionenverlust.
Die SdK ist der Meinung, dass die Aktionäre wesentlich besser mit dem Geld wirtschaften können und plädiert auch deshalb für die Auflösung und Liquidierung der Gesellschaft.
München, 8. Juni 2001
Da kann man nur hoffen, daß die sdk bei anderen Unternehmen ähnliche Aktivitäten an den Tag legt.
Gruß F 50!
Ob das was bringt???
gruss @all
charlie
02.07.2001
A N L E G E R S C H U T Z
Vorstände sollen haften
Ein neuer Kodex soll börsennotierte Unternehmen zu mehr Transparenz zwingen und die Rechte der Anleger besser schützen als bislang. Unter anderem ist geplant, Vorstände für falsche Darstellungen stärker in die Haftung zu nehmen.
Berlin - Die Regierungskommission zur Reform des Aktienrechts will die deutschen Aktiengesellschaften zu einem Verhaltenskodex sowie zu regelmäßigen Quartalsberichten verpflichten. Die Firmen sollten gesetzlich dazu angehalten werden, den Kodex insgesamt zu respektieren oder zu begründen, warum sie sich an bestimmte Punkte nicht halten wollten, sagte der Frankfurter Rechtsprofessor und Kommissionsvorstand, Theodor Baums, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Ferner solle empfohlen werden, die Pflicht zu Quartalsberichten im Handelsgesetzbuch festzuschreiben. In der Kommission sind unter anderem Kanzleramt sowie Finanz- und Wirtschaftsministerium vertreten.
Haftung der Vorstände für falsche Darstellung
Die Kommission "Corporate Governance", die Bundeskanzler Gerhard Schröder nach der Beinahe-Pleite des Baukonzerns Philipp Holzmann eingerichtet hatte, will Baums zufolge vor allem den Anlegerschutz verbessern. "Für falsche kapitalmarktbezogene Darstellungen sollen Vorstände künftig stärker haften", sagte Baums.
Besonders Firmen am Neuen Markt wird vorgeworfen, mit falschen Darstellungen der Geschäftslage Anleger getäuscht und Kurse beeinflusst zu haben. So sollten etwa Aktionäre bei Gericht einen gemeinschaftlichen Vertreter bestellen können, um so ihre Rechte besser durchzusetzen.
Umgekehrt sollen Baums zufolge Unternehmen stärker offenkundig unberechtigten Anfechtungs- klagen gegen HV-Beschlüsse geschützt werden. Es gebe die Praxis, dass Kleinaktionäre den Vorstand mit Fragen überfluteten, um nachher gegen die Nicht-Beantwortung einzelner Aspekte zu klagen. Unternehmen zahlten dann häufig hohe Beträge, um dennoch die Versammlungsbeschlüsse ins Handelsregister eintragen zu können.
Gestärkt werden soll mit dem Kodex zudem die Stellung der Aufsichtsräte. "Sie sollen ein aktiverer Gesprächspartner des Vorstandes werden", sagte Baums. Dies schließe eine bessere und frühere Information des Aufsichtrats über Vorstandsentscheidungen ein. Baums sagte, eine Kommission zur Umsetzung des Kodexes werde bald die Arbeit aufnehmen. An der Spitze werde ein international renommierter Vorstandschef eines Großunternehmens stehen.
Gesetzliche Verpflichtung auf Quartals-Berichte
Nach den Worten von Baums soll der Kodex im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Unternehmen sollen dabei gesetzlich gezwungen werden, den ganzen Kodex zu akzeptieren oder aber zu begründen, warum sie einzelne Punkte nicht beachten wollten. "Wir setzen hier auf den Marktmechanismus. Unternehmen, die ihr Verhalten nicht plausibel begründen, müssen mit Abschlägen an der Börse rechnen", sagte Baums.
Ferner wolle die Kommission auch die gesetzliche Verpflichtung zur Veröffentlichung von Quartalsberichten verlangen. Diese solle im Handelsgesetzbuch festgeschrieben werden. Der Sportwagenhersteller Porsche etwa hatte zuletzt solche Berichte mit dem Hinweis auf das zyklische Autogeschäft abgelehnt und damit den Ausschluss aus dem MDax riskiert.
Die Liste umfaßt 170 Einzelpunkte
Quartalsberichte seien daher wenig aussagekräftig, hatte es von Porsche geheißen. "Wenn dies so ist, muss dass der Vorstand eben den Aktionären zusammen mit dem Quartalsbericht erklären", sagte Baums.
Die Liste der Empfehlungen, die Dienstag formell beschlossen werden soll, umfasst Baums zufolge etwa 170 Einzelpunkte. In der Kommission sitzen neben Regierungsvertretern auch Gewerkschafter sowie Unternehmens- und Anlegervertreter.
Auch Analysten sollen einen Kodex bekommen
Unlängst hatte bereits die Forderung nach einem anderen Kodex für lebhafte Debatten gesorgt. Es ging dabei um den geplanten Ehrenkodex für Finanzmarktteilnehmer, der auch für Börseninformationsdienste, Chatroom-Betreiber und Journalisten gelten soll. Ausgearbeitet wurde der Entwurf unter anderem von Professor Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen-Nürnberg.
Eine ausführlichen Artikel zu diesem Thema finden Sie übrigens in der nächsten Ausgabe von manager magazin, das die 50 größten europäischen Aktiengesellschaften auf ihr Verhalten hinsichtlich der Corporate-Governance-Regeln untersucht hat. Das Heft erscheint Ende Juli.
Quelle: manager-magazin.de
gruss @all
charlie
02.07.2001
A N L E G E R S C H U T Z
Vorstände sollen haften
Ein neuer Kodex soll börsennotierte Unternehmen zu mehr Transparenz zwingen und die Rechte der Anleger besser schützen als bislang. Unter anderem ist geplant, Vorstände für falsche Darstellungen stärker in die Haftung zu nehmen.
Berlin - Die Regierungskommission zur Reform des Aktienrechts will die deutschen Aktiengesellschaften zu einem Verhaltenskodex sowie zu regelmäßigen Quartalsberichten verpflichten. Die Firmen sollten gesetzlich dazu angehalten werden, den Kodex insgesamt zu respektieren oder zu begründen, warum sie sich an bestimmte Punkte nicht halten wollten, sagte der Frankfurter Rechtsprofessor und Kommissionsvorstand, Theodor Baums, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Ferner solle empfohlen werden, die Pflicht zu Quartalsberichten im Handelsgesetzbuch festzuschreiben. In der Kommission sind unter anderem Kanzleramt sowie Finanz- und Wirtschaftsministerium vertreten.
Haftung der Vorstände für falsche Darstellung
Die Kommission "Corporate Governance", die Bundeskanzler Gerhard Schröder nach der Beinahe-Pleite des Baukonzerns Philipp Holzmann eingerichtet hatte, will Baums zufolge vor allem den Anlegerschutz verbessern. "Für falsche kapitalmarktbezogene Darstellungen sollen Vorstände künftig stärker haften", sagte Baums.
Besonders Firmen am Neuen Markt wird vorgeworfen, mit falschen Darstellungen der Geschäftslage Anleger getäuscht und Kurse beeinflusst zu haben. So sollten etwa Aktionäre bei Gericht einen gemeinschaftlichen Vertreter bestellen können, um so ihre Rechte besser durchzusetzen.
Umgekehrt sollen Baums zufolge Unternehmen stärker offenkundig unberechtigten Anfechtungs- klagen gegen HV-Beschlüsse geschützt werden. Es gebe die Praxis, dass Kleinaktionäre den Vorstand mit Fragen überfluteten, um nachher gegen die Nicht-Beantwortung einzelner Aspekte zu klagen. Unternehmen zahlten dann häufig hohe Beträge, um dennoch die Versammlungsbeschlüsse ins Handelsregister eintragen zu können.
Gestärkt werden soll mit dem Kodex zudem die Stellung der Aufsichtsräte. "Sie sollen ein aktiverer Gesprächspartner des Vorstandes werden", sagte Baums. Dies schließe eine bessere und frühere Information des Aufsichtrats über Vorstandsentscheidungen ein. Baums sagte, eine Kommission zur Umsetzung des Kodexes werde bald die Arbeit aufnehmen. An der Spitze werde ein international renommierter Vorstandschef eines Großunternehmens stehen.
Gesetzliche Verpflichtung auf Quartals-Berichte
Nach den Worten von Baums soll der Kodex im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Unternehmen sollen dabei gesetzlich gezwungen werden, den ganzen Kodex zu akzeptieren oder aber zu begründen, warum sie einzelne Punkte nicht beachten wollten. "Wir setzen hier auf den Marktmechanismus. Unternehmen, die ihr Verhalten nicht plausibel begründen, müssen mit Abschlägen an der Börse rechnen", sagte Baums.
Ferner wolle die Kommission auch die gesetzliche Verpflichtung zur Veröffentlichung von Quartalsberichten verlangen. Diese solle im Handelsgesetzbuch festgeschrieben werden. Der Sportwagenhersteller Porsche etwa hatte zuletzt solche Berichte mit dem Hinweis auf das zyklische Autogeschäft abgelehnt und damit den Ausschluss aus dem MDax riskiert.
Die Liste umfaßt 170 Einzelpunkte
Quartalsberichte seien daher wenig aussagekräftig, hatte es von Porsche geheißen. "Wenn dies so ist, muss dass der Vorstand eben den Aktionären zusammen mit dem Quartalsbericht erklären", sagte Baums.
Die Liste der Empfehlungen, die Dienstag formell beschlossen werden soll, umfasst Baums zufolge etwa 170 Einzelpunkte. In der Kommission sitzen neben Regierungsvertretern auch Gewerkschafter sowie Unternehmens- und Anlegervertreter.
Auch Analysten sollen einen Kodex bekommen
Unlängst hatte bereits die Forderung nach einem anderen Kodex für lebhafte Debatten gesorgt. Es ging dabei um den geplanten Ehrenkodex für Finanzmarktteilnehmer, der auch für Börseninformationsdienste, Chatroom-Betreiber und Journalisten gelten soll. Ausgearbeitet wurde der Entwurf unter anderem von Professor Wolfgang Gerke von der Universität Erlangen-Nürnberg.
Eine ausführlichen Artikel zu diesem Thema finden Sie übrigens in der nächsten Ausgabe von manager magazin, das die 50 größten europäischen Aktiengesellschaften auf ihr Verhalten hinsichtlich der Corporate-Governance-Regeln untersucht hat. Das Heft erscheint Ende Juli.
Quelle: manager-magazin.de
Einen Ehrenkodex?
Wenn`s um viel Geld geht?
Wenn da kriminelle Machenschaften ablaufen?
Wenn Vorstände es bis jetzt auch nicht ernst genommen haben,
seriöse Zahlen zur Unternehmensentwicklung zu bringen?
In diesem Thread ist übrigens der Link
zum gesamten Ehrenkodex -Entwurf.
Thread: Brauchen wir schärfere Bestimmungen an den Börsen?
Immer noch besser als nichts zu unternehmen!
Wenn`s um viel Geld geht?
Wenn da kriminelle Machenschaften ablaufen?
Wenn Vorstände es bis jetzt auch nicht ernst genommen haben,
seriöse Zahlen zur Unternehmensentwicklung zu bringen?
In diesem Thread ist übrigens der Link
zum gesamten Ehrenkodex -Entwurf.
Thread: Brauchen wir schärfere Bestimmungen an den Börsen?
Immer noch besser als nichts zu unternehmen!
na ja - ein Schritt in die richtige Richtung ist es schon mal und jeder Stillstand ist Rückschritt. Überzeugt mich aber dennoch nicht ganz
charlie
charlie
hallo und grüße @ alle zuersteinmal.
es freut mich zu sehen, das wir zuwachs bekommen haben.WILLKOMMEN
tag täglich kriegen wir ganz frische neue schreckensnachrichten von den
ach so seriösen neue markt unternehmen serviert.
immer mehr anleger kriegen nach dem grossen crash nun jetzt die wahrheit
presentiert, in form von gewinnwarnungen, mieserablen quartalsergebnissen,
gefälschten bilanzen, vorgetäuschte übernahmen die jetzt im nachhinein
revidiert werden, massig kapitalerhöhungen aufgrund von mangelnder liquidität
und somit zahlungsunfahigkeit.
die versprechen und schönrederein der vorstände vieler ag´s entpuppen sich nun
im nachhinein als dreiste lügen hoffnungsloser unternehmen ohne konzept und
ohne eine reale chance jemals durch das geschäftsmodel sich aus eigenen kräften
ihr überleben zu sichern.
die verkaufsstrategie dieser unternehmen ist zunächsteinmal aufgegangen, jedoch
wurden die konsequenzen dieser handlungen nicht mit berücksichtigt.
die ersten strafanzeigen und klagen werden bereits verhandelt und gegen viele
unternehmen ermittelt bereits die staatsanwaltschaft.
ich wünsche und hoffe im interesse von uns aktionären die gutgläubig sich auf die
aussagen der unternehmen gestützt haben und somit auf diese grundlage die eine
oder andere kaufentscheidung getroffen haben, dass schon bald die medien über
die ersten verurteilungen / angemessenen strafen gegenüber diverse unseriöse
ag´s berichten um somit endlich die wende einzuleuten.
ich persönlich bin überzeugt, dass wir schon bald die ersten urteile auf dem
tisch haben.
diese urteile werden - so hoffe ich jedenfalls - als abschreckendes beispiel
gegen diese kriminellen subjekte dienen.
in diesem sinne wünsche ich euch allen noch einen schönen abend.
das war mein wort zum montag.
grüße
es freut mich zu sehen, das wir zuwachs bekommen haben.WILLKOMMEN
tag täglich kriegen wir ganz frische neue schreckensnachrichten von den
ach so seriösen neue markt unternehmen serviert.
immer mehr anleger kriegen nach dem grossen crash nun jetzt die wahrheit
presentiert, in form von gewinnwarnungen, mieserablen quartalsergebnissen,
gefälschten bilanzen, vorgetäuschte übernahmen die jetzt im nachhinein
revidiert werden, massig kapitalerhöhungen aufgrund von mangelnder liquidität
und somit zahlungsunfahigkeit.
die versprechen und schönrederein der vorstände vieler ag´s entpuppen sich nun
im nachhinein als dreiste lügen hoffnungsloser unternehmen ohne konzept und
ohne eine reale chance jemals durch das geschäftsmodel sich aus eigenen kräften
ihr überleben zu sichern.
die verkaufsstrategie dieser unternehmen ist zunächsteinmal aufgegangen, jedoch
wurden die konsequenzen dieser handlungen nicht mit berücksichtigt.
die ersten strafanzeigen und klagen werden bereits verhandelt und gegen viele
unternehmen ermittelt bereits die staatsanwaltschaft.
ich wünsche und hoffe im interesse von uns aktionären die gutgläubig sich auf die
aussagen der unternehmen gestützt haben und somit auf diese grundlage die eine
oder andere kaufentscheidung getroffen haben, dass schon bald die medien über
die ersten verurteilungen / angemessenen strafen gegenüber diverse unseriöse
ag´s berichten um somit endlich die wende einzuleuten.
ich persönlich bin überzeugt, dass wir schon bald die ersten urteile auf dem
tisch haben.
diese urteile werden - so hoffe ich jedenfalls - als abschreckendes beispiel
gegen diese kriminellen subjekte dienen.
in diesem sinne wünsche ich euch allen noch einen schönen abend.
das war mein wort zum montag.
grüße
msv FRANKFURT A.M. Das Weltbild von Alfred Roelli ist zusammengebrochen.
Aus heutiger Sicht sei kaum zu verstehen, räumt der Leiter der Anlagen-Strategie
Privatkunden Deutsche Bank ein, was er und seine Leute Anfang Dezember für die
Börsen vorausgesagt hatten. "Einiges ist schief gegangen", meint Roelli - und
schließt die eigenen Prognosen ein.
Ein Blick in die eigene Bilanz hat den Guten ganz sicher wieder aufgerichtet. Will der uns auf den Arm nehmen?
Aus heutiger Sicht sei kaum zu verstehen, räumt der Leiter der Anlagen-Strategie
Privatkunden Deutsche Bank ein, was er und seine Leute Anfang Dezember für die
Börsen vorausgesagt hatten. "Einiges ist schief gegangen", meint Roelli - und
schließt die eigenen Prognosen ein.
Ein Blick in die eigene Bilanz hat den Guten ganz sicher wieder aufgerichtet. Will der uns auf den Arm nehmen?
von wegen zusammengebrochen ...
alles berechnung !
alles berechnung !
Eben frisch geklaut:
von bareda 04.07.01 11:27:22 3876287
29.06.2001
K O M M E N T A R
Von Ferraris und Tretrollern
Die Pleite des Neuen Marktes ist in erster Linie eine Folge von Versäumnissen und einem erschreckenden Mangel an Weitsicht, meint mm.de-Redakteur Clemens von Frentz.
Als am heutigen Freitag die Schreckens-Meldungen zu Refugium, Sunburst und Kabel New Media bekannt wurden, sackte die Stimmung der Anleger auf einen neuen Tiefpunkt. "Der Neue Markt ist tot",
sagte ein Händler auf dem Frankfurter Parkett. Bei allem Verständnis für diesen Stoßseufzer: Der Mann hat unrecht. Der Neue Markt ist alles andere als tot, denn er bewegt sich noch - allerdings in die
falsche Richtung. Er taumelt von einem Rekordtief zum nächsten, und es vergeht kein Tag ohne neue Hiobsbotschaften.
Und wie immer in solchen Fällen wird der Schwarze Peter von einem zum anderen geschoben. Die Banken sagen: "Wir haben keine Schuld, die Anleger sind schließlich erwachsene Menschen, und
unsere Analysten haben nach bestem Wissen und Gewissen geurteilt." Die Analysten verteidigen sich: "Gewiss, wir haben immer wieder Empfehlungen ausgesprochen, aber was sollten wir denn
machen? Die Anleger wollten doch nichts anderes..."
Niemand will`s gewesen sein...
Die Anleger fühlen sich betrogen und schimpfen auf die selbsternannten Börsengurus und Herausgeber von fragwürdigen Anleger-Postillen. Die wiederum weisen jede Schuld von sich. Ihr Argument:
"Wir haben den Vorständen geglaubt und sind dabei selber reingefallen." Die Vorstände schließlich geben sich empört. Ihr Argument: "Die Zeiten sind härter geworden, die Schieflagen waren nicht
abzusehen, die Krise ist nicht hausgemacht. Im übrigen sind die Banken nicht ganz unschuldig an der Misere." Damit schließt sich der Kreis.
Nur einer sagt nichts: Der Chef des Neuen Marktes, Rainer Riess, Leiter der Abteilung Primary Markets von der Deutschen Börse AG hält sich vornehm zurück. Das spricht für seine Klugheit. Was sollte
er auch sagen - angesichts der unglaublichen Blamage seines Marktsegmentes? Seit März letzten Jahres wurde am Neuen Markt ein Vermögen von rund 450 Milliarden Mark vernichtet, und alles deutet
darauf hin, dass die Talfahrt noch lange nicht zu Ende ist.
Gelassenheit ist nicht angebracht
Angesichts dessen würde sich der eine oder andere Anleger wohl die Gelassenheit wünschen, mit der das Management der Deutschen Börse AG der Entwicklung zuschaut. Für Rainer Riess war die
fatale Entwicklung am Neuen Markt vor allem eine "Lernkurve", wie er der Börsen-Zeitung unlängst anvertraute. Eine Lernkurve also. Das hat Stil.
Dass in dieser Kurve Tausende von Kleinanleger verunglückten und - bildlich gesprochen - mit gebrochenen Knochen auf der Strecke blieben, wird bestenfalls als unerfreuliche Begleiterscheinung
gesehen. Die passenden Wort dazu fand Klaus Nieding, Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Wertpapieraufsichts-Ermittler, so seine Anmerkung,
seien "auf Tretrollern unterwegs, während die Täter Ferrari fahren".
Nur eine konzertierte Aktion kann noch helfen
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Ausgerechnet in Deutschland, wo selbst die Krümmung von Salatgurken und die Normgröße von Kondomen bis auf den Millimeter festgelegt ist, fehlt es bis heute an
brauchbaren Regelungen für Bekämpfung zweifelhafter Machenschaften im Aktienbereich. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel ist - ohne eigenes Verschulden - weitestgehend machtlos,
die Staatsanwaltschaften überfordert. Und die Deutsche Börse? Sie wirkt ein bisschen wie ein Hotelier, der untätig zusieht, wie seine Räumlichkeiten zum Treffpunkt für sinistre Schieberbanden werden.
Gefragt ist Handeln, weiteres Abwarten wäre unvertretbar. Dem Übel ist nur mit einer konzertierten Aktion von Wertpapieraufsicht, Ermittlern, Deutscher Börse und Vertretern der Justiz beizukommen.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen, das ist unbestreitbar, aber wenn weiter nichts geschieht, ergeht es dem Neuen Markt wie dem japanischen Nikkei. Der war in der Spitze bis auf 40.000 Punkten
gestiegen und dümpelt heute bei knapp 13.000 Zählern - elf Jahre nach seinem Rekordhoch.
von bareda 04.07.01 11:27:22 3876287
29.06.2001
K O M M E N T A R
Von Ferraris und Tretrollern
Die Pleite des Neuen Marktes ist in erster Linie eine Folge von Versäumnissen und einem erschreckenden Mangel an Weitsicht, meint mm.de-Redakteur Clemens von Frentz.
Als am heutigen Freitag die Schreckens-Meldungen zu Refugium, Sunburst und Kabel New Media bekannt wurden, sackte die Stimmung der Anleger auf einen neuen Tiefpunkt. "Der Neue Markt ist tot",
sagte ein Händler auf dem Frankfurter Parkett. Bei allem Verständnis für diesen Stoßseufzer: Der Mann hat unrecht. Der Neue Markt ist alles andere als tot, denn er bewegt sich noch - allerdings in die
falsche Richtung. Er taumelt von einem Rekordtief zum nächsten, und es vergeht kein Tag ohne neue Hiobsbotschaften.
Und wie immer in solchen Fällen wird der Schwarze Peter von einem zum anderen geschoben. Die Banken sagen: "Wir haben keine Schuld, die Anleger sind schließlich erwachsene Menschen, und
unsere Analysten haben nach bestem Wissen und Gewissen geurteilt." Die Analysten verteidigen sich: "Gewiss, wir haben immer wieder Empfehlungen ausgesprochen, aber was sollten wir denn
machen? Die Anleger wollten doch nichts anderes..."
Niemand will`s gewesen sein...
Die Anleger fühlen sich betrogen und schimpfen auf die selbsternannten Börsengurus und Herausgeber von fragwürdigen Anleger-Postillen. Die wiederum weisen jede Schuld von sich. Ihr Argument:
"Wir haben den Vorständen geglaubt und sind dabei selber reingefallen." Die Vorstände schließlich geben sich empört. Ihr Argument: "Die Zeiten sind härter geworden, die Schieflagen waren nicht
abzusehen, die Krise ist nicht hausgemacht. Im übrigen sind die Banken nicht ganz unschuldig an der Misere." Damit schließt sich der Kreis.
Nur einer sagt nichts: Der Chef des Neuen Marktes, Rainer Riess, Leiter der Abteilung Primary Markets von der Deutschen Börse AG hält sich vornehm zurück. Das spricht für seine Klugheit. Was sollte
er auch sagen - angesichts der unglaublichen Blamage seines Marktsegmentes? Seit März letzten Jahres wurde am Neuen Markt ein Vermögen von rund 450 Milliarden Mark vernichtet, und alles deutet
darauf hin, dass die Talfahrt noch lange nicht zu Ende ist.
Gelassenheit ist nicht angebracht
Angesichts dessen würde sich der eine oder andere Anleger wohl die Gelassenheit wünschen, mit der das Management der Deutschen Börse AG der Entwicklung zuschaut. Für Rainer Riess war die
fatale Entwicklung am Neuen Markt vor allem eine "Lernkurve", wie er der Börsen-Zeitung unlängst anvertraute. Eine Lernkurve also. Das hat Stil.
Dass in dieser Kurve Tausende von Kleinanleger verunglückten und - bildlich gesprochen - mit gebrochenen Knochen auf der Strecke blieben, wird bestenfalls als unerfreuliche Begleiterscheinung
gesehen. Die passenden Wort dazu fand Klaus Nieding, Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Wertpapieraufsichts-Ermittler, so seine Anmerkung,
seien "auf Tretrollern unterwegs, während die Täter Ferrari fahren".
Nur eine konzertierte Aktion kann noch helfen
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Ausgerechnet in Deutschland, wo selbst die Krümmung von Salatgurken und die Normgröße von Kondomen bis auf den Millimeter festgelegt ist, fehlt es bis heute an
brauchbaren Regelungen für Bekämpfung zweifelhafter Machenschaften im Aktienbereich. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel ist - ohne eigenes Verschulden - weitestgehend machtlos,
die Staatsanwaltschaften überfordert. Und die Deutsche Börse? Sie wirkt ein bisschen wie ein Hotelier, der untätig zusieht, wie seine Räumlichkeiten zum Treffpunkt für sinistre Schieberbanden werden.
Gefragt ist Handeln, weiteres Abwarten wäre unvertretbar. Dem Übel ist nur mit einer konzertierten Aktion von Wertpapieraufsicht, Ermittlern, Deutscher Börse und Vertretern der Justiz beizukommen.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen, das ist unbestreitbar, aber wenn weiter nichts geschieht, ergeht es dem Neuen Markt wie dem japanischen Nikkei. Der war in der Spitze bis auf 40.000 Punkten
gestiegen und dümpelt heute bei knapp 13.000 Zählern - elf Jahre nach seinem Rekordhoch.
danke dir sittin,
ist ein sehr interessanter beitrag.
grüße
ist ein sehr interessanter beitrag.
grüße
up
Quelle: Der Spiegel 09/07/2001
E R M I T T L U N G E N G E G E N T E L E K O M
Start mit falschen Zahlen?
Die Immobilienaffäre ist noch nicht abgeschlossen, da droht
der Telekom neuer Ärger. Auch die Technik könnte in der Bilanz
überbewertet sein - in Milliardenhöhe.
Hamburg - Der Chef der Deutschen Telekom
AG gab sich - wie stets - kämpferisch und
optimistisch. Nichts, aber auch gar nichts,
versicherte Ron Sommer den Aktionären noch
kurz vor der Hauptversammlung des
Unternehmens vor knapp fünf Wochen, sei bei
der Telekom "unseriös gelaufen. Weder beim
Eröffnungsbörsengang noch später".
Er sei deshalb sehr zuversichtlich, dass die
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen
ihn und weitere Kollegen aus Vorstand und
Aufsichtsrat wegen der vermeintlichen
Fehlbewertung des Telekom-Vermögens schon
recht bald eingestellt würden.
Sie fangen offensichtlich erst richtig an. Vergangenen Mittwoch
zumindest haben die Ermittler kistenweise weiteres Aktenmaterial in
der Bonner Telekom-Zentrale abholen lassen. Der Grund: Sie haben
Anhaltspunkte, dass nicht nur das Immobilienvermögen in den
Telekom-Bilanzen überbewertet gewesen sein könnte (SPIEGEL
12/2001), sondern auch das technische Anlagevermögen, also
Telefonleitungen oder Vermittlungsstellen, eventuell zu überhöhten
Preisen in die Bilanzen eingegangen ist.
Nach internen Telekom-Vermerken, die
den Ermittlern vorliegen, soll die
Technik des Telefonriesen in den
Bilanzen um eine Summe zwischen 15
und 21 Milliarden Mark zu hoch
bewertet worden sein. Die
vermeintliche Bilanzmanipulation könnte
den Unterlagen zufolge bis in die
Gründungszeit der Aktiengesellschaft
zurückreichen. Die laufenden
Ermittlungen wegen Kapitalbetrugs, so hat die Staatsanwaltschaft
der Telekom mitgeteilt, seien deshalb auf den Zeitraum zwischen
1990 und 1995 ausgedehnt worden.
Die Telekom hat die Ausweitung des Ermittlungsverfahrens auf das
technische Anlagevermögen durch die Bonner
Strafverfolgungsbehörde inzwischen bestätigt. Zu der Summe von bis
zu 21 Milliarden Mark jedoch will das Unternehmen keine Stellung
nehmen.
Das könnte gute Gründe haben: Denn sollte es sich tatsächlich um
einen so gewaltigen Betrag handeln, hätte das Unternehmen die
Kapitalmärkte in der vergangenen Woche womöglich in Form einer
Pflichtmitteilung über die neuen Vorwürfe informieren müssen - zumal
die Telekom fast zeitgleich eine Rekordanleihe von 16 Milliarden Mark
an den Aktienmärkten platziert hat, mit der sie ihre weitere
Finanzierung sicherstellen will. Nach heftigen internen Diskussionen
entschied sich der Telefonmulti jedoch gegen eine solche Mitteilung
an die Börse.
Der gesamte Vorgang, so die Begründung von
Telekom-Vorstandsmitglied Max Hirschberger, sei bisher noch so
vage, dass man aus Sicht des Unternehmens "kaum etwas Konkretes
dazu sagen" könne. Bisher hätten die Ermittler der Telekom zudem
jede Akteneinsicht verweigert, so dass eine Mitteilung an die
Finanzmärkte bei Anlegern und Aktionären womöglich mehr Verwirrung
als Klarheit gebracht hätte.
Allerdings, gibt man sich beim Bonner Telefonmulti überzeugt, sei eine
Überbewertung des technischen Anlagevermögens kaum möglich.
Immerhin sei der Technikbesitz bereits mit der Erstellung der
Eröffnungsbilanz im Jahr 1995 um rund 14,8 Milliarden Mark
abgewertet worden. Außerdem seien viele Anlagen inzwischen
vollständig steuerlich abgeschrieben oder wie das
TV-Breitbandkabelnetz in andere Gesellschaften ausgegliedert.
Darüber hinaus habe die Telekom in den vergangenen sechs Jahren
durchschnittlich fast 14 Milliarden Mark pro Jahr in neue Technik
investiert, so dass viele Anlagen, für die 1995 in der Eröffnungsbilanz
rund 86 Milliarden Mark angesetzt wurden, heute gar nicht mehr
vorhanden seien.
Doch genau hier könnte ein Problem liegen. Denn der
Staatsanwaltschaft liegen nicht nur Hinweise vor, dass die 1995
vorgenommene Abwertung zu gering war. Auch
Sonderwertberichtigungen könnten bei den zahlreichen
Modernisierungsprogrammen wie der milliardenschweren Umrüstung
von analoger Telefontechnik auf ISDN nicht in vorgeschriebenem
Umfang getätigt worden sein. Solche Wertberichtigungen fallen
beispielsweise an, wenn alte Anlagen durch modernere Technik
ersetzt wird, bevor sie in der Bilanz vollständig abgeschrieben sind.
Auch solche Vermutungen hält die Telekom für unzutreffend.
Sämtliche Bilanzen, so heißt es, seien von Wirtschaftsprüfern testiert
worden. Innerhalb des Unternehmens gebe es weder Anhaltspunkte
für Unregelmäßigkeiten bei der Technik noch bei den Immobilien.
Die Notwendigkeit einer Wertberichtigung weist die Telekom deshalb
auch weit von sich. Viele technische Anlagen wie beispielsweise das
TV-Kabelnetz seien in der Bilanz ``eher konservativ bewertet". Bei
einem Verkauf könnten am Markt wesentlich höhere Preise erzielt
werden.
Doch eine gewisse Skepsis bleibt. Ähnliches hatte die Telekom auch
über ihre Immobilien gesagt. Und die musste Finanzvorstand
Karl-Gerhard Eick am Ende doch noch abwerten - um fast vier
Milliarden Mark.
GEORG BÖNISCH, FRANK DOHMEN
E R M I T T L U N G E N G E G E N T E L E K O M
Start mit falschen Zahlen?
Die Immobilienaffäre ist noch nicht abgeschlossen, da droht
der Telekom neuer Ärger. Auch die Technik könnte in der Bilanz
überbewertet sein - in Milliardenhöhe.
Hamburg - Der Chef der Deutschen Telekom
AG gab sich - wie stets - kämpferisch und
optimistisch. Nichts, aber auch gar nichts,
versicherte Ron Sommer den Aktionären noch
kurz vor der Hauptversammlung des
Unternehmens vor knapp fünf Wochen, sei bei
der Telekom "unseriös gelaufen. Weder beim
Eröffnungsbörsengang noch später".
Er sei deshalb sehr zuversichtlich, dass die
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen
ihn und weitere Kollegen aus Vorstand und
Aufsichtsrat wegen der vermeintlichen
Fehlbewertung des Telekom-Vermögens schon
recht bald eingestellt würden.
Sie fangen offensichtlich erst richtig an. Vergangenen Mittwoch
zumindest haben die Ermittler kistenweise weiteres Aktenmaterial in
der Bonner Telekom-Zentrale abholen lassen. Der Grund: Sie haben
Anhaltspunkte, dass nicht nur das Immobilienvermögen in den
Telekom-Bilanzen überbewertet gewesen sein könnte (SPIEGEL
12/2001), sondern auch das technische Anlagevermögen, also
Telefonleitungen oder Vermittlungsstellen, eventuell zu überhöhten
Preisen in die Bilanzen eingegangen ist.
Nach internen Telekom-Vermerken, die
den Ermittlern vorliegen, soll die
Technik des Telefonriesen in den
Bilanzen um eine Summe zwischen 15
und 21 Milliarden Mark zu hoch
bewertet worden sein. Die
vermeintliche Bilanzmanipulation könnte
den Unterlagen zufolge bis in die
Gründungszeit der Aktiengesellschaft
zurückreichen. Die laufenden
Ermittlungen wegen Kapitalbetrugs, so hat die Staatsanwaltschaft
der Telekom mitgeteilt, seien deshalb auf den Zeitraum zwischen
1990 und 1995 ausgedehnt worden.
Die Telekom hat die Ausweitung des Ermittlungsverfahrens auf das
technische Anlagevermögen durch die Bonner
Strafverfolgungsbehörde inzwischen bestätigt. Zu der Summe von bis
zu 21 Milliarden Mark jedoch will das Unternehmen keine Stellung
nehmen.
Das könnte gute Gründe haben: Denn sollte es sich tatsächlich um
einen so gewaltigen Betrag handeln, hätte das Unternehmen die
Kapitalmärkte in der vergangenen Woche womöglich in Form einer
Pflichtmitteilung über die neuen Vorwürfe informieren müssen - zumal
die Telekom fast zeitgleich eine Rekordanleihe von 16 Milliarden Mark
an den Aktienmärkten platziert hat, mit der sie ihre weitere
Finanzierung sicherstellen will. Nach heftigen internen Diskussionen
entschied sich der Telefonmulti jedoch gegen eine solche Mitteilung
an die Börse.
Der gesamte Vorgang, so die Begründung von
Telekom-Vorstandsmitglied Max Hirschberger, sei bisher noch so
vage, dass man aus Sicht des Unternehmens "kaum etwas Konkretes
dazu sagen" könne. Bisher hätten die Ermittler der Telekom zudem
jede Akteneinsicht verweigert, so dass eine Mitteilung an die
Finanzmärkte bei Anlegern und Aktionären womöglich mehr Verwirrung
als Klarheit gebracht hätte.
Allerdings, gibt man sich beim Bonner Telefonmulti überzeugt, sei eine
Überbewertung des technischen Anlagevermögens kaum möglich.
Immerhin sei der Technikbesitz bereits mit der Erstellung der
Eröffnungsbilanz im Jahr 1995 um rund 14,8 Milliarden Mark
abgewertet worden. Außerdem seien viele Anlagen inzwischen
vollständig steuerlich abgeschrieben oder wie das
TV-Breitbandkabelnetz in andere Gesellschaften ausgegliedert.
Darüber hinaus habe die Telekom in den vergangenen sechs Jahren
durchschnittlich fast 14 Milliarden Mark pro Jahr in neue Technik
investiert, so dass viele Anlagen, für die 1995 in der Eröffnungsbilanz
rund 86 Milliarden Mark angesetzt wurden, heute gar nicht mehr
vorhanden seien.
Doch genau hier könnte ein Problem liegen. Denn der
Staatsanwaltschaft liegen nicht nur Hinweise vor, dass die 1995
vorgenommene Abwertung zu gering war. Auch
Sonderwertberichtigungen könnten bei den zahlreichen
Modernisierungsprogrammen wie der milliardenschweren Umrüstung
von analoger Telefontechnik auf ISDN nicht in vorgeschriebenem
Umfang getätigt worden sein. Solche Wertberichtigungen fallen
beispielsweise an, wenn alte Anlagen durch modernere Technik
ersetzt wird, bevor sie in der Bilanz vollständig abgeschrieben sind.
Auch solche Vermutungen hält die Telekom für unzutreffend.
Sämtliche Bilanzen, so heißt es, seien von Wirtschaftsprüfern testiert
worden. Innerhalb des Unternehmens gebe es weder Anhaltspunkte
für Unregelmäßigkeiten bei der Technik noch bei den Immobilien.
Die Notwendigkeit einer Wertberichtigung weist die Telekom deshalb
auch weit von sich. Viele technische Anlagen wie beispielsweise das
TV-Kabelnetz seien in der Bilanz ``eher konservativ bewertet". Bei
einem Verkauf könnten am Markt wesentlich höhere Preise erzielt
werden.
Doch eine gewisse Skepsis bleibt. Ähnliches hatte die Telekom auch
über ihre Immobilien gesagt. Und die musste Finanzvorstand
Karl-Gerhard Eick am Ende doch noch abwerten - um fast vier
Milliarden Mark.
GEORG BÖNISCH, FRANK DOHMEN
"Delisting von Penny Stocks"
Experten fordern Streichung von
"Billig-Aktien"
Um das angekratzte Image des Neuen Marktes wieder
aufzupolieren fordern immer mehr Händler und Analysten
eine Streichung von "Billig-Aktien" im Euro-Cent Bereich
vom Kurszettel.
Reuters/dpa-afx FRANKFURT. Die
Penny Stocks lockten nur noch
Spekulanten zum Handeln an und
brächten dadurch den gesamten
Neuen Markt in Verruf, sagten
Aktienexperten der Nachrichtenagentur
Reuters. Speziell für Fonds sind ihrer
Ansicht nach Unternehmen, deren
Aktien weniger als ein Euro wert sind,
unattraktiv. Die Deutsche Börse hat die Problematik der Penny
Stocks offenbar erkannt. "Ein Delisting von Penny Stocks wird
im Moment in einem entsprechenden Gremium diskutiert", sagte
Candice Adam von der Deutschen Börse. Am Freitag lag der
Aktienkurs von 23 der 343 am Neuen Markt gelisteten Firmen
unter einem Euro, 80 Titel schwankten zwischen einem und drei
Euro.
Eine bessere Stimmung an den Handelsplätzen könne nur vom
Markt kommen, sagte Norbert Empting, Händler bei der
Börsenmakler Schnigge AG. Vor allem die Zusammensetzung
der Indizes müsse neu diskutiert werden. "Werte, die eine
bestimmte Zeit zwischen null und drei Euro notieren, müssen
kompromisslos aussortiert werden. Wenn da nichts passiert, ist
der Neue Markt auf Jahre hin out", sagte Empting. Er verwies auf
entsprechende Regularien der US-Technologiebörse Nasdaq,
wonach Aktien, die über einen längeren Zeitraum weniger als ein
Dollar wert sind, vom Kurszettel der Nasdaq verschwinden. "Die
Billigaktien locken nur noch Spekulanten zum Handeln an und
bringen dadurch den gesamten Neuen Markt in Verruf", sagte
ein Händler, der nicht namentlich genannt werden wollte.
Penny Stocks seien prinzipiell für Fonds unattraktiv, sagte
Michael Fraikin, Fondsmanager bei SEB und Invesco. Sie hätten
in der Regel zu oft die Erwartungen der Anleger enttäuscht und
seien besonders für langfristige Investments ungeeignet.
Außerdem fehle es vielen Werten im niedrigen Kursbereich an
der notwendigen Liquidität, sagte ein Frankfurter Händler. Es sei
dann sehr schwierig größere Verkäufe auch loszuwerden. Daher
sollte auch der Umsatz ein mögliches Kriterium für ein Delisting
sein, sagte der Händler. "Aktien ohne Umsatz kann man sich
schenken."
Nur noch auf kurzfristigen Gewinn spekuliert
Problematisch ist darüber hinaus nach Händlereinschätzung,
dass fast ausschließlich spekulativ orientierte Anleger mit einem
Anlagehorizont von wenigen Stunden in den Penny Stocks aktiv
seien. Es werde nur noch auf den kurzfristigen Gewinn
spekuliert. Dabei gehe es nur darum, im Vorfeld von Meldungen
oder bei Gerüchten am Markt möglichst als Erster zu kaufen
und wenige Stunden später Gewinn bringend wieder zu
verkaufen. "Das ist reine Zockerei", sagte der Aktienhändler.
Hier müsse das Regelwerk der Deutschen Börse schnell
angepasst werden. "Der Handlungsbedarf ist nicht mehr von der
Hand zu weisen."
Zum aktuellen Stand der Beratungen wollte die Deutsche
Börse-Sprecherin Adam keine konkreten Angaben machen.
Entscheidungen über eine mögliche Änderung oder
Verschärfung des Regelwerks seien noch nicht absehbar. Es
werden derzeit Kriterien für ein Delisting, also die Streichung
einzelner Aktien vom Kurszettel des Neuen Marktes, erörtert,
hieß es. Über ein gesondertes Segment für Penny-Stocks werde
dagegen nicht beraten. "Es gibt keinen Bedarf für herausfallende
Werte", sagte Adam.
Am Freitagvormittag lag der Aktienkurs von 23 der 343 am
Neuen Markt gelisteten Firmen unter einem Euro. Das ist etwa
jeder fünfzehnte Wert am deutschen Wachstumssegment.
Weitere 80 Titel schwankten zwischen einem und drei Euro.
Damit tendierte insgesamt fast jede dritte Aktie unter drei Euro.
Nur noch 118 Titel kosteten über zehn Euro. Im Blue-Chip-Index
Nemax-50 stellte sich die Situation hingegen anders dar.
Immerhin 27 Werte und damit mehr als die Hälfte aller Papiere
kosteten noch mehr als zehn Euro. Lediglich das
Software-Unternehmen Fantastic Corp tendierte unter einem
Euro. Weitere sieben Titel kosteten zwischen einem und
drei Euro.
Aufgeschlüsselt nach den zehn Sektoren am Neuen Markt
zeigte sich, dass neun der 23 Penny Stocks im Internet-Sektor
gelistet sind. "Der Internet-Sektor befindet sich in einem
Ausleseprozess", sagte Joachim Michler, Internet-Analyst bei
Independent Research. Der extrem niedrige Kurs vieler
Internet-Werte spiegele die eklatante Nachfrageschwäche in der
Branche und die teilweise nicht funktionierenden
Geschäftsmodelle wider. Die Situation werde sich in den
kommenden Wochen tendenziell weiter verschärfen, hieß es.
Nach Einschätzung von Fondsmanager Fraikin leide der
Internet-Sektor vor allem unter ausbleibenden Gewinnen und
einer fehlenden Perspektive. "Wir sind hier sehr skeptisch und
untergewichten den Sektor in unseren Portfolios."
Aktionärsschützer fordern schärfere Börsenregeln
Angesichts immer neuer Rekordtiefstände am Neuen Markt
haben Aktionärsschützer die Deutsche Börse zum Handeln
aufgefordert. Es sei "höchste Zeit", dass wirtschaftlich nicht
mehr haltbare Titel aus dem Technologiemarkt verschwänden,
sagte Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), am Freitag in
Frankfurt am Main. Ähnlich wie bei der US-Technologiebörse
Nasdaq müssten Titel, die nur noch einige Cent wert seien, aus
dem Handel genommen werden. Die so genannten Pennystocks
zerstörten das Vertrauen der Anleger und zögen den Markt
immer weiter in die Tiefe.
"Die Deutsche Börse ist nun am Zug", sagte Keitel. Sie forderte
eine ähnliche Regelung wie an der Nasdaq, wo Titeln
automatisch mit dem Ausschluss vom Handel gedroht wird,
wenn sie 30 Tage lang unter einem USD (gut 2,33
DM/1,19 Euro) notieren. Schafft es das Management daraufhin
weiter nicht, den Kurs wieder anzuheben, erfolgt der Rauswurf.
Derzeit gibt es am 343 Titel umfassenden Neuen Markt mehr als
20 Titel, die weniger als einen Euro wert sind, darunter die in der
Insolvenz befindlichen Firmen Teldafax und Infomatec.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. Juli 2001
Experten fordern Streichung von
"Billig-Aktien"
Um das angekratzte Image des Neuen Marktes wieder
aufzupolieren fordern immer mehr Händler und Analysten
eine Streichung von "Billig-Aktien" im Euro-Cent Bereich
vom Kurszettel.
Reuters/dpa-afx FRANKFURT. Die
Penny Stocks lockten nur noch
Spekulanten zum Handeln an und
brächten dadurch den gesamten
Neuen Markt in Verruf, sagten
Aktienexperten der Nachrichtenagentur
Reuters. Speziell für Fonds sind ihrer
Ansicht nach Unternehmen, deren
Aktien weniger als ein Euro wert sind,
unattraktiv. Die Deutsche Börse hat die Problematik der Penny
Stocks offenbar erkannt. "Ein Delisting von Penny Stocks wird
im Moment in einem entsprechenden Gremium diskutiert", sagte
Candice Adam von der Deutschen Börse. Am Freitag lag der
Aktienkurs von 23 der 343 am Neuen Markt gelisteten Firmen
unter einem Euro, 80 Titel schwankten zwischen einem und drei
Euro.
Eine bessere Stimmung an den Handelsplätzen könne nur vom
Markt kommen, sagte Norbert Empting, Händler bei der
Börsenmakler Schnigge AG. Vor allem die Zusammensetzung
der Indizes müsse neu diskutiert werden. "Werte, die eine
bestimmte Zeit zwischen null und drei Euro notieren, müssen
kompromisslos aussortiert werden. Wenn da nichts passiert, ist
der Neue Markt auf Jahre hin out", sagte Empting. Er verwies auf
entsprechende Regularien der US-Technologiebörse Nasdaq,
wonach Aktien, die über einen längeren Zeitraum weniger als ein
Dollar wert sind, vom Kurszettel der Nasdaq verschwinden. "Die
Billigaktien locken nur noch Spekulanten zum Handeln an und
bringen dadurch den gesamten Neuen Markt in Verruf", sagte
ein Händler, der nicht namentlich genannt werden wollte.
Penny Stocks seien prinzipiell für Fonds unattraktiv, sagte
Michael Fraikin, Fondsmanager bei SEB und Invesco. Sie hätten
in der Regel zu oft die Erwartungen der Anleger enttäuscht und
seien besonders für langfristige Investments ungeeignet.
Außerdem fehle es vielen Werten im niedrigen Kursbereich an
der notwendigen Liquidität, sagte ein Frankfurter Händler. Es sei
dann sehr schwierig größere Verkäufe auch loszuwerden. Daher
sollte auch der Umsatz ein mögliches Kriterium für ein Delisting
sein, sagte der Händler. "Aktien ohne Umsatz kann man sich
schenken."
Nur noch auf kurzfristigen Gewinn spekuliert
Problematisch ist darüber hinaus nach Händlereinschätzung,
dass fast ausschließlich spekulativ orientierte Anleger mit einem
Anlagehorizont von wenigen Stunden in den Penny Stocks aktiv
seien. Es werde nur noch auf den kurzfristigen Gewinn
spekuliert. Dabei gehe es nur darum, im Vorfeld von Meldungen
oder bei Gerüchten am Markt möglichst als Erster zu kaufen
und wenige Stunden später Gewinn bringend wieder zu
verkaufen. "Das ist reine Zockerei", sagte der Aktienhändler.
Hier müsse das Regelwerk der Deutschen Börse schnell
angepasst werden. "Der Handlungsbedarf ist nicht mehr von der
Hand zu weisen."
Zum aktuellen Stand der Beratungen wollte die Deutsche
Börse-Sprecherin Adam keine konkreten Angaben machen.
Entscheidungen über eine mögliche Änderung oder
Verschärfung des Regelwerks seien noch nicht absehbar. Es
werden derzeit Kriterien für ein Delisting, also die Streichung
einzelner Aktien vom Kurszettel des Neuen Marktes, erörtert,
hieß es. Über ein gesondertes Segment für Penny-Stocks werde
dagegen nicht beraten. "Es gibt keinen Bedarf für herausfallende
Werte", sagte Adam.
Am Freitagvormittag lag der Aktienkurs von 23 der 343 am
Neuen Markt gelisteten Firmen unter einem Euro. Das ist etwa
jeder fünfzehnte Wert am deutschen Wachstumssegment.
Weitere 80 Titel schwankten zwischen einem und drei Euro.
Damit tendierte insgesamt fast jede dritte Aktie unter drei Euro.
Nur noch 118 Titel kosteten über zehn Euro. Im Blue-Chip-Index
Nemax-50 stellte sich die Situation hingegen anders dar.
Immerhin 27 Werte und damit mehr als die Hälfte aller Papiere
kosteten noch mehr als zehn Euro. Lediglich das
Software-Unternehmen Fantastic Corp tendierte unter einem
Euro. Weitere sieben Titel kosteten zwischen einem und
drei Euro.
Aufgeschlüsselt nach den zehn Sektoren am Neuen Markt
zeigte sich, dass neun der 23 Penny Stocks im Internet-Sektor
gelistet sind. "Der Internet-Sektor befindet sich in einem
Ausleseprozess", sagte Joachim Michler, Internet-Analyst bei
Independent Research. Der extrem niedrige Kurs vieler
Internet-Werte spiegele die eklatante Nachfrageschwäche in der
Branche und die teilweise nicht funktionierenden
Geschäftsmodelle wider. Die Situation werde sich in den
kommenden Wochen tendenziell weiter verschärfen, hieß es.
Nach Einschätzung von Fondsmanager Fraikin leide der
Internet-Sektor vor allem unter ausbleibenden Gewinnen und
einer fehlenden Perspektive. "Wir sind hier sehr skeptisch und
untergewichten den Sektor in unseren Portfolios."
Aktionärsschützer fordern schärfere Börsenregeln
Angesichts immer neuer Rekordtiefstände am Neuen Markt
haben Aktionärsschützer die Deutsche Börse zum Handeln
aufgefordert. Es sei "höchste Zeit", dass wirtschaftlich nicht
mehr haltbare Titel aus dem Technologiemarkt verschwänden,
sagte Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), am Freitag in
Frankfurt am Main. Ähnlich wie bei der US-Technologiebörse
Nasdaq müssten Titel, die nur noch einige Cent wert seien, aus
dem Handel genommen werden. Die so genannten Pennystocks
zerstörten das Vertrauen der Anleger und zögen den Markt
immer weiter in die Tiefe.
"Die Deutsche Börse ist nun am Zug", sagte Keitel. Sie forderte
eine ähnliche Regelung wie an der Nasdaq, wo Titeln
automatisch mit dem Ausschluss vom Handel gedroht wird,
wenn sie 30 Tage lang unter einem USD (gut 2,33
DM/1,19 Euro) notieren. Schafft es das Management daraufhin
weiter nicht, den Kurs wieder anzuheben, erfolgt der Rauswurf.
Derzeit gibt es am 343 Titel umfassenden Neuen Markt mehr als
20 Titel, die weniger als einen Euro wert sind, darunter die in der
Insolvenz befindlichen Firmen Teldafax und Infomatec.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. Juli 2001
Mal etwas zu EADS;
Ermittlungen wegen Bestechungsvorwürfen
gegen EADS in Südafrika
Die Staatsanwaltschaft München hat Ermittlungen im
Zusammenhang mit Medienberichten über
Bestechungsvorwürfe gegen Mitarbeiter des europäischen
Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS in Südafrika
eingeleitet.
Reuters MÜNCHEN/PRETORIA. Oberstaatsanwalt Manfred
Nötzel sagte am Dienstag, die Ermittler prüften südafrikanische
Presseberichte, wonach EADS-Mitarbeiter verbilligte Luxusautos
an Politiker, Diplomaten und Militärs verkauft hätten. Gegen wen
sich die Ermittlungen richten und welche Vorwürfe geprüft
werden, sagte Nötzel nicht. Die EADS hatte in Südafrika einen
Rüstungsauftrag im Wert von mehr als 50 Mill. Dollar erhalten.
Der Konzern zeigte sich überrascht über die Ermittlungen und
sagte eine Aufklärung der Vorwürfe zu.
Die südafrikanische Behörden hatten am Dienstag ihre
Untersuchung von Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit
dem Rüstungsauftrag ausgeweitet, die wiederholt in der Presse
laut geworden waren. Das Handelsministerium teilte in Pretoria
mit, es prüfe, ob sich ein früherer Ministeriumsvertreter bei den
Verhandlungen über die Auftragsvergabe falsch verhalten habe.
Die südafrikanische Zeitung "The Star" hatte am Montag
Einzelheiten über 33 Luxuslimousinen berichtet, die
EADS-Mitarbeiter führenden südafrikanischen Politikern und
Militärs zu stark nachgelassenen Preisen verkauft hätten.
Die südafrikanische Regierung wies die Bestechungsvorwürfe
zurück. Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) forderte
die EADS auf, die Vorwürfe zu klären. Das Unternehmen müsse
erklären, warum EADS bei Autoverkäufen Preisnachlässe
gegeben habe, wenn es bei der Auftragsvergabe nicht
Schlüsselfiguren beeinflussen wollte, sagte ein DA-Sprecherin.
Ein EADS-Sprecher sagte in München, das Unternehmen sei
über die Ermittlungen nicht informiert. Bereits vor Wochen hatte
der Konzern eingeräumt, rund 30 Luxuswagen an Politiker und
Militärs in Südafrika verbilligt verkauft zu haben. Dies habe aber
nichts mit dem Rüstungsauftrag zu tun gehabt, sagte der
Unternehmenssprecher. In Justizkreisen hieß es, die
Staatsanwaltschaft München habe die Ermittlungen
aufgenommen, weil die EADS ihre operative Zentrale außer in
Paris auch in München habe.
Ermittlungen wegen Bestechungsvorwürfen
gegen EADS in Südafrika
Die Staatsanwaltschaft München hat Ermittlungen im
Zusammenhang mit Medienberichten über
Bestechungsvorwürfe gegen Mitarbeiter des europäischen
Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS in Südafrika
eingeleitet.
Reuters MÜNCHEN/PRETORIA. Oberstaatsanwalt Manfred
Nötzel sagte am Dienstag, die Ermittler prüften südafrikanische
Presseberichte, wonach EADS-Mitarbeiter verbilligte Luxusautos
an Politiker, Diplomaten und Militärs verkauft hätten. Gegen wen
sich die Ermittlungen richten und welche Vorwürfe geprüft
werden, sagte Nötzel nicht. Die EADS hatte in Südafrika einen
Rüstungsauftrag im Wert von mehr als 50 Mill. Dollar erhalten.
Der Konzern zeigte sich überrascht über die Ermittlungen und
sagte eine Aufklärung der Vorwürfe zu.
Die südafrikanische Behörden hatten am Dienstag ihre
Untersuchung von Bestechungsvorwürfen im Zusammenhang mit
dem Rüstungsauftrag ausgeweitet, die wiederholt in der Presse
laut geworden waren. Das Handelsministerium teilte in Pretoria
mit, es prüfe, ob sich ein früherer Ministeriumsvertreter bei den
Verhandlungen über die Auftragsvergabe falsch verhalten habe.
Die südafrikanische Zeitung "The Star" hatte am Montag
Einzelheiten über 33 Luxuslimousinen berichtet, die
EADS-Mitarbeiter führenden südafrikanischen Politikern und
Militärs zu stark nachgelassenen Preisen verkauft hätten.
Die südafrikanische Regierung wies die Bestechungsvorwürfe
zurück. Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) forderte
die EADS auf, die Vorwürfe zu klären. Das Unternehmen müsse
erklären, warum EADS bei Autoverkäufen Preisnachlässe
gegeben habe, wenn es bei der Auftragsvergabe nicht
Schlüsselfiguren beeinflussen wollte, sagte ein DA-Sprecherin.
Ein EADS-Sprecher sagte in München, das Unternehmen sei
über die Ermittlungen nicht informiert. Bereits vor Wochen hatte
der Konzern eingeräumt, rund 30 Luxuswagen an Politiker und
Militärs in Südafrika verbilligt verkauft zu haben. Dies habe aber
nichts mit dem Rüstungsauftrag zu tun gehabt, sagte der
Unternehmenssprecher. In Justizkreisen hieß es, die
Staatsanwaltschaft München habe die Ermittlungen
aufgenommen, weil die EADS ihre operative Zentrale außer in
Paris auch in München habe.
N E U E R M A R K T
Immer kräftig mixen!
Übernahmen und Fusionen - am Neuen Markt gerät die alte Hierarchie
durcheinander
Von Gerhard Maier
Den Unternehmen am Neuen Markt stehen harte Zeiten bevor: Nach dem monatelangen
Kursverfall sind ihre Aktien derart billig, dass Experten eine Welle von Fusionen und
Übernahmen erwarten. Während noch vor kurzem Todeslisten von Firmen kursierten, die aus
Geldmangel bald eingehen würden, arbeiten mehrere Banken inzwischen an Listen von
Übernahmekandidaten.
Spekulationen über Käufe bewegen die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen. Seit Mitte
April hat sich beispielsweise der Kurs von Internolix zunächst mehr als verdoppelt, weil ein
Großinvestor dort einstieg. Er erwarb rund ein Viertel des Produzenten von
E-Commcerce-Software - als "langfristiges strategisches Investment". Doch dann fiel die
Aktie wieder auf ihr altes Tief zurück. Auch der Börsenwert des Internet-Unternehmens
Netlife hat sich zeitweise vervierfacht, als ein neuer Großaktionär auftauchte.
Die neuen Herren am Neuen Markt kommen inzwischen häufig aus dem Ausland. Im April
schluckte der amerikanische High-Tech-Riese Electronic Data Systems den IT-Dienstleister
Systematics. Kurz zuvor hatte das britische Kommunikationsunternehmen Energis die
Internet-Firma Ision übernommen, und bereits im Januar hatte der italienische
Finanzdienstleister Bipop Carire den Direktbroker Entrium geschluckt.
Die deutsche Wachstumsbörse wandelt sich zur Spielwiese für Schnäppchenjäger. "Warum
soll ich als Großer die schlechte Stimmung für den Neuen Markt nicht ausnutzen?", begründet
Ingolf Böhle vom Bankhaus Delbrück & Co das Verhalten der Kaufinteressenten.
Fusionen und Übernahmen sind für den Neuen Markt keineswegs ein neues Thema. 253-mal
waren am Neuen Markt notierte Aktiengesellschaften daran beteiligt, wenn
Unternehmensanteile im großen Stil den Besitzer wechselten. In einer Studie hat Concord
Corporate Finance alle Transaktionen im Zeitraum von August 1999 bis zum Januar dieses
Jahres ausgewertet, "bei denen Unternehmen des Neuen Marktes entweder als Käufer oder
Verkäufer auftraten". Bislang waren die Unternehmen des Neuen Marktes allerdings fast
ausschließlich auf der Käuferseite. Viele wollten durch den Erwerb kleinerer Gesellschaften -
oder Anteile an ihnen - selbst wachsen. "Lediglich in sieben Fällen erwarben Unternehmen,
die nicht am Neuen Markt gelistet waren, Anteile von Unternehmen des Neuen Marktes".
Aber auch unabhängig vom aktuellen Kurstal halten viele Experten eine Übernahmewelle am
Neuen Markt für fällig. Unternehmen, die Gewinn machen, sind die Ausnahme. Das beim
Börsengang eingesammelte Geld geht zur Neige oder ist schon ausgegeben. Und auch der
Konjunktureinbruch in den USA und die Abkühlung der Wirtschaftslage in Europa und Asien
bereitet den Unternehmen Probleme - manch einem bricht der Markt für seine Produkte weg.
Gleichzeitig wächst der Konkurrenzdruck, weil Großunternehmen in die klassischen
Geschäftsfelder der New Economy vorstoßen - mit ihrer ganzen Finanzkraft,
Marketing-Power, Logistik und Erfahrung. Ein Beispiel dafür ist der erfolgreiche Start einer
eigenen E-Commerce-Strategie von Otto und Quelle. Die Markennamen der großen
Versandhäuser waren den meisten Kunden ohnehin schon bekannt - das senkte die
Ausgaben für Werbung. Lagerhaltung und Kurierdienst mussten nicht erst aufgebaut werden.
So wurde das Internet für die Versandhäuser einfach zu einer weiteren Möglichkeit,
Bestellungen anzunehmen.
"Viele Unternehmen haben noch nicht die kritische Masse, um zu überleben", beobachtet
Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. Fusionen und Übernahmen - auch mit Teilen
der Old Economy - sind ein Mittel, um schnell die notwendige Größe zu erreichen. "Schlucken
oder geschluckt werden, heißt die Devise", folgern deshalb die Analysten von Independent
Research.
Delbrück-Analyst Böhle glaubt, dass durch eine Fusion mit einem größeren etablierten
Partner das verborgene Potenzial eines Unternehmens gehoben werden kann. Beispielsweise
wenn dort ein völlig überforderter Vorstand ausgetauscht wird. Beschäftigte könnten sich
besser auf ihre Arbeit konzentrieren, wenn sie nicht ständig um die Zukunft ihres
Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze bangen müssten. Und schließlich dürften sie auch
dadurch motiviert werden, dass ihre Gehälter nicht mehr aus wertlosen Aktienoptionen
bestehen, sondern aus einem tatsächlich vorhandenen Personalbudget finanziert werden.
Die Konsolidierungswelle wird vor allem auch die Medienunternehmen erfassen. Nach
Angaben von Bernard Tubeileh von der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch ist
etwa der Markt der Filmrechtehändler sehr zersplittert. Zu dieser Branche gehören am Neuen
Markt die Kinowelt AG, Highlight Communication und Splendid Media. Sie konkurrieren heftig
miteinander, um ihre Filme an die Fernsehsender zu verkaufen. Dort stehen ihnen faktisch
drei Blöcke gegenüber - die Kirch-Gruppe (Premiere, ProSieben, Sat.1, Kabel), die
RTL-Gruppe (RTL, RTL 2, Vox) und die Öffentlich-Rechtlichen von ARD und ZDF. Weil die
Filmrechtehändler das beim Börsengang eingesammelte Geld nach Hollywood getragen und
die Preise für Kinofilme in die Höhe trieben, haben sie jetzt Probleme, die Filme wieder
loszuwerden. Kaum ein Sender ist bereit, die überteuerten Preise zu bezahlen. Es würde
daher Sinn machen, sagt Investmentbanker Tubeileh, die vielen kleinen Unternehmen zu
bündeln. Wenn sie gemeinsam auftreten würden, hätten sie eine größere Marktmacht und
müssten keine Zeit darauf verwenden, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Michael Bahlmann vom Bankhaus M. M. Warburg erwartet zudem bei
Informationstechnologie-Dienstleistern und Multimedia-Agenturen ohnehin eine
Konzentration. Dass die Hamburger Agentur Kabel New Media die Zahlung der Gehälter
einstellte und Insolvenz anmeldete, ist ein großes Signal in diese Richtung.
Mehr Geld in der Kasse zu haben, als die eigenen Aktien an der Börse wert sind - dieses
Phänomen macht sieben Prozent der Unternehmen am Neuen Markt zu
Übernahmekandidaten, wie Thorsten Reigber von der GZ-Bank herausgefunden hat. Dazu
zählen vor allem jene Gesellschaften, "die erst kürzlich an den Markt gekommen sind und
noch über einen Großteil ihrer Erlöse aus der Neuemission verfügen". Bei vielen "könnte eine
Übernahme direkt mit den Cash-Beständen des akquirierten Unternehmens finanziert
werden". Das spricht zunächst für ein lohnendes Geschäft. Dennoch hält Analyst Reigber die
von ihm untersuchten Gesellschaften nicht zwingend für geeignete Übernahmekandidaten.
Ein potenzieller Aufkäufer müsse sich nämlich entscheiden, ob er das gekaufte Unternehmen
zerschlagen oder fortführen wolle.
Gegen die Zerschlagung sprächen aber die damit verbundenen "hohen Kosten, die die
vorhandenen liquiden Mittel weitgehend aufzehren würden". Dazu zählen beispielsweise
Vertragsstrafen aus langfristigen Verträgen oder Abfindungszahlungen für Mitarbeiter. Eine
Fortführung sei aber nur dann sinnvoll, wenn das aufzukaufende Unternehmen über
attraktive Produkte beziehungsweise Technologien verfügt, eine etablierte Marke oder eine
solide Kundenbasis. Doch genau das ist das Problem vieler Unternehmen am Neuen Markt:
Sie wurden von der Börse gerade dafür bestraft, dass sie nicht genug Kunden haben, keinen
Markennamen und keine effiziente Vertriebsstruktur.
(c) DIE ZEIT 28/2001
Immer kräftig mixen!
Übernahmen und Fusionen - am Neuen Markt gerät die alte Hierarchie
durcheinander
Von Gerhard Maier
Den Unternehmen am Neuen Markt stehen harte Zeiten bevor: Nach dem monatelangen
Kursverfall sind ihre Aktien derart billig, dass Experten eine Welle von Fusionen und
Übernahmen erwarten. Während noch vor kurzem Todeslisten von Firmen kursierten, die aus
Geldmangel bald eingehen würden, arbeiten mehrere Banken inzwischen an Listen von
Übernahmekandidaten.
Spekulationen über Käufe bewegen die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen. Seit Mitte
April hat sich beispielsweise der Kurs von Internolix zunächst mehr als verdoppelt, weil ein
Großinvestor dort einstieg. Er erwarb rund ein Viertel des Produzenten von
E-Commcerce-Software - als "langfristiges strategisches Investment". Doch dann fiel die
Aktie wieder auf ihr altes Tief zurück. Auch der Börsenwert des Internet-Unternehmens
Netlife hat sich zeitweise vervierfacht, als ein neuer Großaktionär auftauchte.
Die neuen Herren am Neuen Markt kommen inzwischen häufig aus dem Ausland. Im April
schluckte der amerikanische High-Tech-Riese Electronic Data Systems den IT-Dienstleister
Systematics. Kurz zuvor hatte das britische Kommunikationsunternehmen Energis die
Internet-Firma Ision übernommen, und bereits im Januar hatte der italienische
Finanzdienstleister Bipop Carire den Direktbroker Entrium geschluckt.
Die deutsche Wachstumsbörse wandelt sich zur Spielwiese für Schnäppchenjäger. "Warum
soll ich als Großer die schlechte Stimmung für den Neuen Markt nicht ausnutzen?", begründet
Ingolf Böhle vom Bankhaus Delbrück & Co das Verhalten der Kaufinteressenten.
Fusionen und Übernahmen sind für den Neuen Markt keineswegs ein neues Thema. 253-mal
waren am Neuen Markt notierte Aktiengesellschaften daran beteiligt, wenn
Unternehmensanteile im großen Stil den Besitzer wechselten. In einer Studie hat Concord
Corporate Finance alle Transaktionen im Zeitraum von August 1999 bis zum Januar dieses
Jahres ausgewertet, "bei denen Unternehmen des Neuen Marktes entweder als Käufer oder
Verkäufer auftraten". Bislang waren die Unternehmen des Neuen Marktes allerdings fast
ausschließlich auf der Käuferseite. Viele wollten durch den Erwerb kleinerer Gesellschaften -
oder Anteile an ihnen - selbst wachsen. "Lediglich in sieben Fällen erwarben Unternehmen,
die nicht am Neuen Markt gelistet waren, Anteile von Unternehmen des Neuen Marktes".
Aber auch unabhängig vom aktuellen Kurstal halten viele Experten eine Übernahmewelle am
Neuen Markt für fällig. Unternehmen, die Gewinn machen, sind die Ausnahme. Das beim
Börsengang eingesammelte Geld geht zur Neige oder ist schon ausgegeben. Und auch der
Konjunktureinbruch in den USA und die Abkühlung der Wirtschaftslage in Europa und Asien
bereitet den Unternehmen Probleme - manch einem bricht der Markt für seine Produkte weg.
Gleichzeitig wächst der Konkurrenzdruck, weil Großunternehmen in die klassischen
Geschäftsfelder der New Economy vorstoßen - mit ihrer ganzen Finanzkraft,
Marketing-Power, Logistik und Erfahrung. Ein Beispiel dafür ist der erfolgreiche Start einer
eigenen E-Commerce-Strategie von Otto und Quelle. Die Markennamen der großen
Versandhäuser waren den meisten Kunden ohnehin schon bekannt - das senkte die
Ausgaben für Werbung. Lagerhaltung und Kurierdienst mussten nicht erst aufgebaut werden.
So wurde das Internet für die Versandhäuser einfach zu einer weiteren Möglichkeit,
Bestellungen anzunehmen.
"Viele Unternehmen haben noch nicht die kritische Masse, um zu überleben", beobachtet
Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. Fusionen und Übernahmen - auch mit Teilen
der Old Economy - sind ein Mittel, um schnell die notwendige Größe zu erreichen. "Schlucken
oder geschluckt werden, heißt die Devise", folgern deshalb die Analysten von Independent
Research.
Delbrück-Analyst Böhle glaubt, dass durch eine Fusion mit einem größeren etablierten
Partner das verborgene Potenzial eines Unternehmens gehoben werden kann. Beispielsweise
wenn dort ein völlig überforderter Vorstand ausgetauscht wird. Beschäftigte könnten sich
besser auf ihre Arbeit konzentrieren, wenn sie nicht ständig um die Zukunft ihres
Unternehmens und ihrer Arbeitsplätze bangen müssten. Und schließlich dürften sie auch
dadurch motiviert werden, dass ihre Gehälter nicht mehr aus wertlosen Aktienoptionen
bestehen, sondern aus einem tatsächlich vorhandenen Personalbudget finanziert werden.
Die Konsolidierungswelle wird vor allem auch die Medienunternehmen erfassen. Nach
Angaben von Bernard Tubeileh von der amerikanischen Investmentbank Merrill Lynch ist
etwa der Markt der Filmrechtehändler sehr zersplittert. Zu dieser Branche gehören am Neuen
Markt die Kinowelt AG, Highlight Communication und Splendid Media. Sie konkurrieren heftig
miteinander, um ihre Filme an die Fernsehsender zu verkaufen. Dort stehen ihnen faktisch
drei Blöcke gegenüber - die Kirch-Gruppe (Premiere, ProSieben, Sat.1, Kabel), die
RTL-Gruppe (RTL, RTL 2, Vox) und die Öffentlich-Rechtlichen von ARD und ZDF. Weil die
Filmrechtehändler das beim Börsengang eingesammelte Geld nach Hollywood getragen und
die Preise für Kinofilme in die Höhe trieben, haben sie jetzt Probleme, die Filme wieder
loszuwerden. Kaum ein Sender ist bereit, die überteuerten Preise zu bezahlen. Es würde
daher Sinn machen, sagt Investmentbanker Tubeileh, die vielen kleinen Unternehmen zu
bündeln. Wenn sie gemeinsam auftreten würden, hätten sie eine größere Marktmacht und
müssten keine Zeit darauf verwenden, sich gegenseitig zu bekämpfen.
Michael Bahlmann vom Bankhaus M. M. Warburg erwartet zudem bei
Informationstechnologie-Dienstleistern und Multimedia-Agenturen ohnehin eine
Konzentration. Dass die Hamburger Agentur Kabel New Media die Zahlung der Gehälter
einstellte und Insolvenz anmeldete, ist ein großes Signal in diese Richtung.
Mehr Geld in der Kasse zu haben, als die eigenen Aktien an der Börse wert sind - dieses
Phänomen macht sieben Prozent der Unternehmen am Neuen Markt zu
Übernahmekandidaten, wie Thorsten Reigber von der GZ-Bank herausgefunden hat. Dazu
zählen vor allem jene Gesellschaften, "die erst kürzlich an den Markt gekommen sind und
noch über einen Großteil ihrer Erlöse aus der Neuemission verfügen". Bei vielen "könnte eine
Übernahme direkt mit den Cash-Beständen des akquirierten Unternehmens finanziert
werden". Das spricht zunächst für ein lohnendes Geschäft. Dennoch hält Analyst Reigber die
von ihm untersuchten Gesellschaften nicht zwingend für geeignete Übernahmekandidaten.
Ein potenzieller Aufkäufer müsse sich nämlich entscheiden, ob er das gekaufte Unternehmen
zerschlagen oder fortführen wolle.
Gegen die Zerschlagung sprächen aber die damit verbundenen "hohen Kosten, die die
vorhandenen liquiden Mittel weitgehend aufzehren würden". Dazu zählen beispielsweise
Vertragsstrafen aus langfristigen Verträgen oder Abfindungszahlungen für Mitarbeiter. Eine
Fortführung sei aber nur dann sinnvoll, wenn das aufzukaufende Unternehmen über
attraktive Produkte beziehungsweise Technologien verfügt, eine etablierte Marke oder eine
solide Kundenbasis. Doch genau das ist das Problem vieler Unternehmen am Neuen Markt:
Sie wurden von der Börse gerade dafür bestraft, dass sie nicht genug Kunden haben, keinen
Markennamen und keine effiziente Vertriebsstruktur.
(c) DIE ZEIT 28/2001
ftd.de, Fr, 6.7.2001, 16:26
Neuer Markt - Keiner ist schlechter
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Keine andere europäische Börse hat mit ihrem Wachstrumssegment
soviel Verlust eingefahren wie die Deutsche Börse. Eine Folge der
besonderen Struktur der hiesigen Börsenlandschaft, sagen
Experten.
Mit Blick auf vielversprechende Renditen wurden in den vergangenen drei
Jahren an zahlreichen europäischen Börsen die Neuen Märkte eingeführt.
Handelsplätze für risikoreiche Aktien von High-Tech-Firmen und
Internet-Start-Ups aller Art. Jetzt scheint der Traum vom schnellen Geld zu
zerplatzen – vor allem in Deutschland. Der Neue-Markt-Index Nemax 50
stand noch im März vergangenen Jahres bei 9631 Punkten 15 Monate später
hält er sich nur mühsam an der 1200er Marke. Ein Verlust von rund 87
Prozent. Derart abgestürzt ist in diesem Zeitraum keiner seiner europäischen
Pendants.
Das nächst schlechteste Ergebnis ist nur halb so groß wie in Deutschland:
Knapp 40 Prozent verlor der französische Nouveau Marché. In Italien büßte
das Wachstumssegment Nuovo Mercato knapp 33 Prozent ein, die Schweizer
Anleger schicken den SWX Index um knapp 30 Prozent in den Keller und der
Spanische Neuvo Mercado sackte seit März 2000 fast 21 Prozent ab.
Insbesondere die Finnen stehen glänzend dar mit einem vergleichsweise
kleinen Minus von 5,88 Prozent.
Strategie-Experte Thomas Teetz von HSBC Trinkaus und Burkhardt mach die
besonderen strukturellen Gegebenheiten am Neuen Markt für das schlechte
Abschneiden verantwortlich. Das Frankfurter Wachstumssegment ist vor
allem stärker abgestürzt als alle anderen, weil es das größte in Europa ist.
"Frankfurt war der Vorreiter aller Neuen Märkte, 350 Firmen waren im
Nemax. Weit mehr als in jedem anderen europäischen Wachstumssegment,"
sagte Teetz. So seien in Spanien gerade ein dutzend Firmen gelistet, am
italienischen Wachstumsmarkt sind 44 Unternehmen notiert. In Frankreich
hingegen mit seinem ebenfalls schwachen Neuen Markt seien es 166 Firmen.
Vertrauensverlust und Wirtschaftsschwäche
Hinzu komme der Vertrauensverlust bei den Anlegern. Hervorgerufen durch
zum Teil utopische Prognosen, die nicht eingehalten werden konnten.
Allerdings, fügte Teetz hinzu, sei das erst im Rückblick zu erkennen gewesen.
"Wir hatten hier in der Vergangenheit eine Vielzahl von notierten
Unternehmen mit unausgegorenen Geschäftsmodellen. Diese Firmen waren
einfach noch nicht börsenreif", so Teetz.
Nach Ansicht der Volkswirte habe zusätzlich die schwache Wirtschaft in
Deutschland den Markt belastet. "Deutschland hat eine deutlich schlechtere
Konjunktur als das übrige Europa," sagte Michael Stierle, Volkswirt bei Sal
Openheim. Nach Berechnungen des Bankhauses liegt das
Wirtschaftswachstum in Deutschland bei 1,2 Prozent. Den europäische
Durchschnitt geben die Volkswirte zwei Prozent an. Der Schnitt könnte noch
höher liegen, wenn das Schwergewicht Deutschland es nicht mit seiner
mäßigen Wirtschaft drücken würde, sagte Stierle. Im europäischen Ausland
ist das Börsenumfeld unter anderem besser, weil die Menschen dort
größreres Vertrauen in ihre Wirtschaft hätten, so der Experte.
© 2001 Financial Times Deutschland
Neuer Markt - Keiner ist schlechter
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Keine andere europäische Börse hat mit ihrem Wachstrumssegment
soviel Verlust eingefahren wie die Deutsche Börse. Eine Folge der
besonderen Struktur der hiesigen Börsenlandschaft, sagen
Experten.
Mit Blick auf vielversprechende Renditen wurden in den vergangenen drei
Jahren an zahlreichen europäischen Börsen die Neuen Märkte eingeführt.
Handelsplätze für risikoreiche Aktien von High-Tech-Firmen und
Internet-Start-Ups aller Art. Jetzt scheint der Traum vom schnellen Geld zu
zerplatzen – vor allem in Deutschland. Der Neue-Markt-Index Nemax 50
stand noch im März vergangenen Jahres bei 9631 Punkten 15 Monate später
hält er sich nur mühsam an der 1200er Marke. Ein Verlust von rund 87
Prozent. Derart abgestürzt ist in diesem Zeitraum keiner seiner europäischen
Pendants.
Das nächst schlechteste Ergebnis ist nur halb so groß wie in Deutschland:
Knapp 40 Prozent verlor der französische Nouveau Marché. In Italien büßte
das Wachstumssegment Nuovo Mercato knapp 33 Prozent ein, die Schweizer
Anleger schicken den SWX Index um knapp 30 Prozent in den Keller und der
Spanische Neuvo Mercado sackte seit März 2000 fast 21 Prozent ab.
Insbesondere die Finnen stehen glänzend dar mit einem vergleichsweise
kleinen Minus von 5,88 Prozent.
Strategie-Experte Thomas Teetz von HSBC Trinkaus und Burkhardt mach die
besonderen strukturellen Gegebenheiten am Neuen Markt für das schlechte
Abschneiden verantwortlich. Das Frankfurter Wachstumssegment ist vor
allem stärker abgestürzt als alle anderen, weil es das größte in Europa ist.
"Frankfurt war der Vorreiter aller Neuen Märkte, 350 Firmen waren im
Nemax. Weit mehr als in jedem anderen europäischen Wachstumssegment,"
sagte Teetz. So seien in Spanien gerade ein dutzend Firmen gelistet, am
italienischen Wachstumsmarkt sind 44 Unternehmen notiert. In Frankreich
hingegen mit seinem ebenfalls schwachen Neuen Markt seien es 166 Firmen.
Vertrauensverlust und Wirtschaftsschwäche
Hinzu komme der Vertrauensverlust bei den Anlegern. Hervorgerufen durch
zum Teil utopische Prognosen, die nicht eingehalten werden konnten.
Allerdings, fügte Teetz hinzu, sei das erst im Rückblick zu erkennen gewesen.
"Wir hatten hier in der Vergangenheit eine Vielzahl von notierten
Unternehmen mit unausgegorenen Geschäftsmodellen. Diese Firmen waren
einfach noch nicht börsenreif", so Teetz.
Nach Ansicht der Volkswirte habe zusätzlich die schwache Wirtschaft in
Deutschland den Markt belastet. "Deutschland hat eine deutlich schlechtere
Konjunktur als das übrige Europa," sagte Michael Stierle, Volkswirt bei Sal
Openheim. Nach Berechnungen des Bankhauses liegt das
Wirtschaftswachstum in Deutschland bei 1,2 Prozent. Den europäische
Durchschnitt geben die Volkswirte zwei Prozent an. Der Schnitt könnte noch
höher liegen, wenn das Schwergewicht Deutschland es nicht mit seiner
mäßigen Wirtschaft drücken würde, sagte Stierle. Im europäischen Ausland
ist das Börsenumfeld unter anderem besser, weil die Menschen dort
größreres Vertrauen in ihre Wirtschaft hätten, so der Experte.
© 2001 Financial Times Deutschland
«Spiegel»: gegen Wirtschaftsprüfer von Infomatec wird
ermittelt
Hamburg (dpa) - Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat nach
einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» ihre
Ermittlungen um die am Neuen Markt notierte Softwarefirma
Infomatec ausgeweitet.
Wie das Hamburger Magazin in seiner neuen Ausgabe berichtet,
sind nach den beiden Firmengründern Gerhard Harlos und
Alexander Häfele nun auch zwei Mitarbeiter einer Münchner
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ins Visier der Ermittler geraten.
Sie hätten fünf kleinere Firmen, die die beiden Gründer vor dem
Börsengang in das Unternehmen einbrachten, mit 207 Millionen
DM bewertet. Nach dem Gutachten des Münsteraner
Wirtschaftsprofessors Klaus Röder hätte eine realistische
Bewertung allerdings bei 55 Millionen DM gelegen.
Die Infomatec Integrated Information Systems AG (Gersthofen bei
Augsburg) war im Jahr 2000 tief in die roten Zahlen gerutscht. Im
vergangenen Mai hatte das Unternehmen, das inzwischen rund
110 Beschäftigte zählt, wegen fehlender liquider Mittel beantragt,
das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Seitdem laufen Gespräche mit
potenziellen Investoren.
16:24 am 07.07.2001 - Ressort: Wirtschaft
ermittelt
Hamburg (dpa) - Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat nach
einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» ihre
Ermittlungen um die am Neuen Markt notierte Softwarefirma
Infomatec ausgeweitet.
Wie das Hamburger Magazin in seiner neuen Ausgabe berichtet,
sind nach den beiden Firmengründern Gerhard Harlos und
Alexander Häfele nun auch zwei Mitarbeiter einer Münchner
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ins Visier der Ermittler geraten.
Sie hätten fünf kleinere Firmen, die die beiden Gründer vor dem
Börsengang in das Unternehmen einbrachten, mit 207 Millionen
DM bewertet. Nach dem Gutachten des Münsteraner
Wirtschaftsprofessors Klaus Röder hätte eine realistische
Bewertung allerdings bei 55 Millionen DM gelegen.
Die Infomatec Integrated Information Systems AG (Gersthofen bei
Augsburg) war im Jahr 2000 tief in die roten Zahlen gerutscht. Im
vergangenen Mai hatte das Unternehmen, das inzwischen rund
110 Beschäftigte zählt, wegen fehlender liquider Mittel beantragt,
das Insolvenzverfahren zu eröffnen. Seitdem laufen Gespräche mit
potenziellen Investoren.
16:24 am 07.07.2001 - Ressort: Wirtschaft
BÖRSENVERLUSTE / Zahlreiche Betrüger haben es auf gebeutelte Kleininvestoren abgesehen
Anleger in der Falle
Aus der Hoffnung mancher Privatanleger, verlorenes Geld zurückzuerhalten, wird trefflich Profit geschlagen.
Autor: CHRISTIAN HÜLSMEIER
Angelockt von der Aussicht auf schnellen Reichtum, investierten
viele Bundesbürger im letzten Jahr erstmals an der Börse. Doch
insbesondere der Kursverfall am Neuen Markt ließ manches
Vermögen rapide dahinschwinden. Viele der geschröpften Anleger
fürchten, oftmals mit unseriösem Geschäftsgebaren um ihr Geld
gebracht worden zu sein.
Allein im Fall EM.TV fordern heute über 2000 aufgebrachte
Aktionäre Entschädigung. Die Neuer-Markt-Aktie notierte
zeitweise bei rund 120 Euro - und ist mittlerweile so gut wie
wertlos. Die Firma wies - wie aus dem Nichts - plötzlich 2,6
Milliarden Mark Verlust aus. Ende Januar stellte die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) gegen die
ehemaligen Vorstände Strafanzeige wegen Kapitalanlagebetrug,
Kursbetrug und Insiderhandel.
Immer häufiger wehren sich gerupfte Aktionäre vor Gericht. Die
vom Münchner Anwalt Klaus Rotter gegründete Anleger-Kanzlei
zählt derzeit über 2500 Mandanten und klagt gegen 25 Firmen.
Seine Aufgabe sieht Rotter darin, "der Willkür von Banken und
Unternehmen ein Ende zu machen". Die ebenfalls auf
Wertpapierklagen spezialisierte Kanzlei von Andreas Tilp und
Dietmar Kälberer im schwäbischen Kirchentellinsfurt führt
gegenwärtig 3000 Mandanten.
Riskanter Gang vor Gericht
Die Aussichten der Aktionäre, verlorenes Geld vor Gericht wieder einzutreiben, sind freilich
gering. Zwar müssen börsennotierte Unternehmen Informationen, die für die Entwicklung des
Aktienkurses von Bedeutung sind, unverzüglich veröffentlichen. Doch eine Haftung gegenüber den
Aktionären ist ausgeschlossen. Selbst bei falschen oder unvollständigen Angaben im
Börsenprospekt haften Vorstände nur, wenn sie den Fehler nachweislich kannten. Der betroffene
Anleger muss dagegen vor Gericht darlegen, dass ihm der Schaden tatsächlich aufgrund der
Falschmeldung entstanden ist - etwa, weil er sonst nicht in das jeweilige Papier investiert hätte.
Geprellte Anleger, die auf juristischem Wege Entschädigung anstreben, gehen somit zumeist ein
hohes Prozessrisiko ein.
Insgesamt sollte vorsichtig sein, wer auf Wiedergutmachung seiner Verluste hofft.
Verbraucherschützer warnen zurzeit vor den Aktivitäten selbst ernannter Opfer- oder
Interessengemeinschaften. Vermeintlich schließen sich hier geschädigte Anleger zusammen, um
gemeinsam einen Ausgleich ihrer Verluste zu erreichen. Doch tatsächlich werden die Hilfe
Suchenden oft ein zweites Mal geleimt - vom gleichen Personenkreis, der zuvor das eingesetzte
Kapital verschwinden ließ.
Etwa im Fall der Konkurs gegangenen Wohnungsbaugesellschaft Stuttgart (WGS). Den
geprellten Investoren versprach eine "Interessengemeinschaft ASG", die Verluste wieder
hereinzuholen - gegen eine Aufnahmegebühr von bis zu 280 Mark. Gründer Paul Jäger jedoch
kassierte und entschwand gen Teneriffa. Verdient hatte Jäger bereits zuvor - als Hauptvermittler
von WGS-Anteilsscheinen.
Dubiose Gebühren
Neunzig Prozent aller Opfergemeinschaften werden aus dem Dunstkreis der Täter gegründet.
Denn die "Fortsetzung des Betrugs mit anderen Mitteln", so Volker Pietsch von der
Verbraucherzentrale Berlin, lohnt gleich doppelt. Zum einen streichen die Finanzhaie allerlei
Gebühren ein - für angebliche Rechtsvertretung beispielsweise. Zum anderen lenken die
Vereinigungen von den wahren Tätern ab, indem sie etwa für eine Verschleppung möglicher
Verfahren bis zur Verjährung sorgen.
Vorsicht ist zudem angebracht, Interessenvertretern Vertretungsaufträge einräumen. Als ebenso
windig erweisen sich auch vielfach Angebote obskurer Detekteien. Stutzig machen muss die
Privatinvestoren überdies ungebetene Post selbst ernannter Helfer. Seriöse Vertreter von
Kleinaktionären wie die SdK oder die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW)
beobachten, dass in betrügerischen Milieus viel Geld für die Adressen gerupfter Anleger geboten
wird. Wer bereits einen schmerzhaften Verlust erlitten hat, ist offenbar leicht bereit, für die
Aussicht auf finanziellen Ausgleich nochmals in die Tasche zu greifen. Fazit: Wer hofft, beiseite
geschafftes Geld werde wieder zurückgeholt, zahlt zumeist drauf.
Besser wäre es, stattdessen rechtzeitig in eine unabhängige Anlageberatung zu investieren.
Denn die meisten Verluste privater Anleger gehen nach Einschätzung von Dietmar Vogelsang auf
"Fehlberatung" zurück. Der vereidigte Sachverständige und Vorstandschef der Bad Homburger
Finanzberatung AIFP kritisiert, dass den Bundesbürgern eine unabhängige Beratung in
finanziellen Angelegenheiten bislang wenig wert ist.
Tatsächlich vertrauen die Kleinanleger zumeist entweder allein auf das eigene Urteilsvermögen
oder auf die Empfehlungen der Hausbank. Doch die Ratschläge der Banker sind ebenso wie die
Tipps provisionsabhängiger Allfinanzvertreter nur selten frei von Eigeninteressen. Zwar hat der
Bundesgerichtshof 1993 entschieden, eine Beratung durch die Bank müsse "anleger- und
anlagerecht" sein. Doch in der Praxis ist dem Anleger mit diesem Richterspruch kaum gedient.
Spitzfindige Banker
Die Finanzinstitute lassen ihre Kunden seither spezielle Fragebögen ausfüllen. Besonders
wichtig ist dabei das Bekenntnis, über alle möglichen Risiken der empfohlenen Anlage informiert
worden zu sein. "Wer leichtfertig unterschreibt, hat später kaum Chancen zu beweisen, dass die
Beratung tatsächlich ganz anders abgelaufen ist", warnt Carsten Heise, Geschäftsführer bei der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Die Beratungslücke könnte ein neuer Dienstleistungszweig aus den USA schließen: die
unabhängige Finanzplanung durch einen Berater für Kleinanleger. Kennzeichnend dafür ist die
Bereitstellung von Know-how gegen festes Honorar - bei AIFP etwa bis zu 280 Mark pro Stunde.
Im Gegenzug wird auf eine Erfolgsbeteiligung verzichtet, eine etwaige Provision bei Vermittlung
eines Anlageproduktes geht an den Klienten. Der Berater übergibt zudem ein unterschriebenes
Protokoll seiner Empfehlungen.
Der Finanzplatz leidet
Noch freilich krankt der junge Dienstleistungszweig an einem wesentlichen Manko. Es gibt kein
Zertifikat, das die Qualifikation der Finanzberater verbürgt. In zwei bis drei Jahren soll ein
einheitlicher DIN-Standard für mehr Transparenz sorgen. Bis dahin kann sich der Anleger zum
Beispiel an dem Gütesiegel CFP orientieren. Diese "Certified Financial Planner" haben zuvor eine
Prüfung beim Deutschen Verband Financial Planners bestanden und zudem Finanzökonomie
studiert.
Die Bundesregierung hat sich ob der Erfahrung des vergangenen Jahres vorgenommen, den
Anlegerschutz zu verbessern. Eine neu eingerichtete Kommission arbeitet an entsprechenden
Gesetzesänderungen. "Wenn wir nicht handeln, wird der Finanzplatz Deutschland geschädigt",
erklärt Margareta Wolf, grüne Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Das Kapital könnte
dorthin abwandern, wo Aktionären mehr Fürsorge gewährt wird.
Anleger in der Falle
Aus der Hoffnung mancher Privatanleger, verlorenes Geld zurückzuerhalten, wird trefflich Profit geschlagen.
Autor: CHRISTIAN HÜLSMEIER
Angelockt von der Aussicht auf schnellen Reichtum, investierten
viele Bundesbürger im letzten Jahr erstmals an der Börse. Doch
insbesondere der Kursverfall am Neuen Markt ließ manches
Vermögen rapide dahinschwinden. Viele der geschröpften Anleger
fürchten, oftmals mit unseriösem Geschäftsgebaren um ihr Geld
gebracht worden zu sein.
Allein im Fall EM.TV fordern heute über 2000 aufgebrachte
Aktionäre Entschädigung. Die Neuer-Markt-Aktie notierte
zeitweise bei rund 120 Euro - und ist mittlerweile so gut wie
wertlos. Die Firma wies - wie aus dem Nichts - plötzlich 2,6
Milliarden Mark Verlust aus. Ende Januar stellte die
Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) gegen die
ehemaligen Vorstände Strafanzeige wegen Kapitalanlagebetrug,
Kursbetrug und Insiderhandel.
Immer häufiger wehren sich gerupfte Aktionäre vor Gericht. Die
vom Münchner Anwalt Klaus Rotter gegründete Anleger-Kanzlei
zählt derzeit über 2500 Mandanten und klagt gegen 25 Firmen.
Seine Aufgabe sieht Rotter darin, "der Willkür von Banken und
Unternehmen ein Ende zu machen". Die ebenfalls auf
Wertpapierklagen spezialisierte Kanzlei von Andreas Tilp und
Dietmar Kälberer im schwäbischen Kirchentellinsfurt führt
gegenwärtig 3000 Mandanten.
Riskanter Gang vor Gericht
Die Aussichten der Aktionäre, verlorenes Geld vor Gericht wieder einzutreiben, sind freilich
gering. Zwar müssen börsennotierte Unternehmen Informationen, die für die Entwicklung des
Aktienkurses von Bedeutung sind, unverzüglich veröffentlichen. Doch eine Haftung gegenüber den
Aktionären ist ausgeschlossen. Selbst bei falschen oder unvollständigen Angaben im
Börsenprospekt haften Vorstände nur, wenn sie den Fehler nachweislich kannten. Der betroffene
Anleger muss dagegen vor Gericht darlegen, dass ihm der Schaden tatsächlich aufgrund der
Falschmeldung entstanden ist - etwa, weil er sonst nicht in das jeweilige Papier investiert hätte.
Geprellte Anleger, die auf juristischem Wege Entschädigung anstreben, gehen somit zumeist ein
hohes Prozessrisiko ein.
Insgesamt sollte vorsichtig sein, wer auf Wiedergutmachung seiner Verluste hofft.
Verbraucherschützer warnen zurzeit vor den Aktivitäten selbst ernannter Opfer- oder
Interessengemeinschaften. Vermeintlich schließen sich hier geschädigte Anleger zusammen, um
gemeinsam einen Ausgleich ihrer Verluste zu erreichen. Doch tatsächlich werden die Hilfe
Suchenden oft ein zweites Mal geleimt - vom gleichen Personenkreis, der zuvor das eingesetzte
Kapital verschwinden ließ.
Etwa im Fall der Konkurs gegangenen Wohnungsbaugesellschaft Stuttgart (WGS). Den
geprellten Investoren versprach eine "Interessengemeinschaft ASG", die Verluste wieder
hereinzuholen - gegen eine Aufnahmegebühr von bis zu 280 Mark. Gründer Paul Jäger jedoch
kassierte und entschwand gen Teneriffa. Verdient hatte Jäger bereits zuvor - als Hauptvermittler
von WGS-Anteilsscheinen.
Dubiose Gebühren
Neunzig Prozent aller Opfergemeinschaften werden aus dem Dunstkreis der Täter gegründet.
Denn die "Fortsetzung des Betrugs mit anderen Mitteln", so Volker Pietsch von der
Verbraucherzentrale Berlin, lohnt gleich doppelt. Zum einen streichen die Finanzhaie allerlei
Gebühren ein - für angebliche Rechtsvertretung beispielsweise. Zum anderen lenken die
Vereinigungen von den wahren Tätern ab, indem sie etwa für eine Verschleppung möglicher
Verfahren bis zur Verjährung sorgen.
Vorsicht ist zudem angebracht, Interessenvertretern Vertretungsaufträge einräumen. Als ebenso
windig erweisen sich auch vielfach Angebote obskurer Detekteien. Stutzig machen muss die
Privatinvestoren überdies ungebetene Post selbst ernannter Helfer. Seriöse Vertreter von
Kleinaktionären wie die SdK oder die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW)
beobachten, dass in betrügerischen Milieus viel Geld für die Adressen gerupfter Anleger geboten
wird. Wer bereits einen schmerzhaften Verlust erlitten hat, ist offenbar leicht bereit, für die
Aussicht auf finanziellen Ausgleich nochmals in die Tasche zu greifen. Fazit: Wer hofft, beiseite
geschafftes Geld werde wieder zurückgeholt, zahlt zumeist drauf.
Besser wäre es, stattdessen rechtzeitig in eine unabhängige Anlageberatung zu investieren.
Denn die meisten Verluste privater Anleger gehen nach Einschätzung von Dietmar Vogelsang auf
"Fehlberatung" zurück. Der vereidigte Sachverständige und Vorstandschef der Bad Homburger
Finanzberatung AIFP kritisiert, dass den Bundesbürgern eine unabhängige Beratung in
finanziellen Angelegenheiten bislang wenig wert ist.
Tatsächlich vertrauen die Kleinanleger zumeist entweder allein auf das eigene Urteilsvermögen
oder auf die Empfehlungen der Hausbank. Doch die Ratschläge der Banker sind ebenso wie die
Tipps provisionsabhängiger Allfinanzvertreter nur selten frei von Eigeninteressen. Zwar hat der
Bundesgerichtshof 1993 entschieden, eine Beratung durch die Bank müsse "anleger- und
anlagerecht" sein. Doch in der Praxis ist dem Anleger mit diesem Richterspruch kaum gedient.
Spitzfindige Banker
Die Finanzinstitute lassen ihre Kunden seither spezielle Fragebögen ausfüllen. Besonders
wichtig ist dabei das Bekenntnis, über alle möglichen Risiken der empfohlenen Anlage informiert
worden zu sein. "Wer leichtfertig unterschreibt, hat später kaum Chancen zu beweisen, dass die
Beratung tatsächlich ganz anders abgelaufen ist", warnt Carsten Heise, Geschäftsführer bei der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Die Beratungslücke könnte ein neuer Dienstleistungszweig aus den USA schließen: die
unabhängige Finanzplanung durch einen Berater für Kleinanleger. Kennzeichnend dafür ist die
Bereitstellung von Know-how gegen festes Honorar - bei AIFP etwa bis zu 280 Mark pro Stunde.
Im Gegenzug wird auf eine Erfolgsbeteiligung verzichtet, eine etwaige Provision bei Vermittlung
eines Anlageproduktes geht an den Klienten. Der Berater übergibt zudem ein unterschriebenes
Protokoll seiner Empfehlungen.
Der Finanzplatz leidet
Noch freilich krankt der junge Dienstleistungszweig an einem wesentlichen Manko. Es gibt kein
Zertifikat, das die Qualifikation der Finanzberater verbürgt. In zwei bis drei Jahren soll ein
einheitlicher DIN-Standard für mehr Transparenz sorgen. Bis dahin kann sich der Anleger zum
Beispiel an dem Gütesiegel CFP orientieren. Diese "Certified Financial Planner" haben zuvor eine
Prüfung beim Deutschen Verband Financial Planners bestanden und zudem Finanzökonomie
studiert.
Die Bundesregierung hat sich ob der Erfahrung des vergangenen Jahres vorgenommen, den
Anlegerschutz zu verbessern. Eine neu eingerichtete Kommission arbeitet an entsprechenden
Gesetzesänderungen. "Wenn wir nicht handeln, wird der Finanzplatz Deutschland geschädigt",
erklärt Margareta Wolf, grüne Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Das Kapital könnte
dorthin abwandern, wo Aktionären mehr Fürsorge gewährt wird.
Aufpumpen und abstoßen
Spiegel 19.02.2001
Aufpumpen und abstoßen
Der Kursrutsch an den Börsen offenbart die Schwächen der deutschen Aktienkultur. Während die Banken Rekordgewinne einfahren, sind Privatanleger gegen Kursmanipulationen und Täuschung kaum geschützt. Der Staat überläßt die Börsenaufsicht weit gehend den Börsianern.
Börsencrash, Aktiendepression, Kurspanik? Ach was. Wenn die Herren des Geldes in diesen Tagen auf das vergangene Geschäftsjahr zurückblicken, dann geben sie ihre vornehme Zurückhaltung auf und beginnen zu strahlen.
Wieder einmal habe die Deutsche Bank ihre Ertragskraft als "führendes inter nationales Aktienhaus" unter Beweis gestellt, sagt deren Vorstandssprecher Rolf Breuer, die Zahlen aus dem Handelsgeschäft an der Börse seien einfach "hervorragend".
"Wir haben noch nie ein Ergebnis gehabt, wie wir es demnächst vorstellen werden", jubelt Martin Kohlhaussen, Vorstandssprecher der Commerzbank: "Die Entwicklung in 2000 war großartig." Inder Tat: Die Geldinstitute haben im vergangenen Jahr mehr Gewinn nach Steuern gemacht als je zuvor. So legte die Deutsche Bank 102 Prozent zu, die Commerzbank verbesserte sich um 37 Prozent. Die HypoVereinsbank, in den letzten Jahren durch verlustreiche Immobilienspekulationen arg gebeutelt, steigerte ihren Gewinn in den ersten neun Monaten 2000 um fabelhafte 498 Prozent.
Vor allem das Geschäft mit Aktien und anderen Wertpapieren läuft aus Sicht der Finanzhäuser wie geschmiert. Keine andere Sparte spülte in den letzten Jahren so viel Geld in ihre Kassen. Allein durch Provisionen verdiente die Dresdner Bank in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres 6,4 Milliarden Mark. Den Brokern der Deutschen Bank gelang es, ihr Handelsergebnis im ganzen Jahr auf über 13 Milliarden Mark zu steigern. "Den höchsten Gewinnbeitrag erbrachte wiederum das Aktiengeschäft", hieß es bereits im Herbst anerkennend im Zwischenbericht des Vorstandssprechers. War da nicht noch was?
Noch nie zuvor in der bundesdeutschen Börsengeschichte haben die Anleger binnen eines Jahres so viel Vermögen verloren, noch nie haben sie sich erst so reich und dann so arm gefühlt.
Seit März 2000, dem Monat seines Höchststandes, hat der Deutsche Aktien-Index Dax rund 20 Prozent seines Werts eingebüßt. Der Nemax, also das Kursbarometer des gerade bei Kleinanlegern beliebten Neuen Markts, sackte im gleichen Zeitraum gar von 8559 auf 2523 Punkte ab - ein Kurssturz, den kaum ein Depot unbeschadet überstanden hat.
Von den 169 Firmen, die von den Banken im vergangenen Jahr an die Börse gebracht wurden, notieren mittlerweile 124 unter dem Emissionspreis, also dem Kurs, den die Finanzhäuser den Anlegern bei Erstausgabe der Aktie als fairen Wert empfohlen hatten. Die Zahl der so genannten Wachstumswerte, die über 80 oder sogar 90 Prozent verloren, ist mittlerweile so groß, daß sie unter einen eigenen Gattungsbegriff fallen: "Penny Stocks" heißen solche Kursruinen, die nur noch die ganz verwegenen Zocker anziehen.
Selbst eine Volksaktie wie die Deutsche Telekom verlor seit ihrem Höchststand, allen Prognosen der Banken zum Trotz, über zwei Drittel ihres Werts. Trotzdem haben die Geldhäuser prächtig verdient, als sie im Juni nochmals über 230 Millionen Telekom Aktien in den Markt drückten. Sie kassierten für dieses Manöver eine Provision von rund 400 Millionen Mark - ungeachtet der Tatsache, daß allein dieses Aktienpaket anschließend etwa 17 Milliarden Mark an Wert verlor. Inzwischen gilt die Telekom als Krisenunternehmen (siehe Seite 110).
Ohne Zweifel, für die Mehrzahl der Aktionäre war das goldene Bankenjahr ein Desaster. Alles in allem vernichtete der Crash an den deutschen Aktienmärkten, zumindest auf dem Papier, die gigantische Summe von rund 500 Milliarden Mark. Von einem "Annus horribilis" spricht die "Börsenzeitung", einem Schreckensjahr.
Daß von den Verwerfungen am Aktienmarkt in den Berichten der Banken allenfalls am Rande die Rede ist, daß der Kursschock die Strategen in den FrankfurterGlastürmen seltsam unberührt läßt, während die Kleinanleger fassungslos dem Wertverfall ihrer Depots zusehen, hat einen einfachen Grund: Ganz gleich, in welche Richtung sich Dax und Nemax bewegen - die Banken verdienen immer.
Treibmittel der Dauer-Hausse waren die knapp 200 Milliarden Mark, die die Finanzinstitute seit 1997 bei den Privatanlegern eingesammelt haben, um sie gegen allfällige Aufschläge in den Wertpapiermarkt zu pumpen. Keine Frage, daß viele Anleger den Versprechungen auf schnellen Reichtum allzu schnell Glauben schenkten, daß die Hoffnung, mal eben ein zweites Jahresgehalt einstreichen zu können, selbst biedere Familienväter alle Vorsicht über Bord werfen ließ. Doch es waren eben auch immer die Banken an ihrer Seite, die der allgemeinen Börseneuphorie allzu gern nachhalfen, getreu dem Motto "Wir machen den Weg frei".
Der Kursrutsch der vergangenen Monate offenbart schlagartig alle Schwächen der deutschen Börsenkultur. Deutlicher denn je zeigt sich jetzt, daß die deutschen Finanzinstitute nur ungenügend ihrer Aufgabe nachkommen, bei allen Aktiengeschäften stets das "Interesse der Kunden"1 zu wahren, wie es das Wertpapierhandelsgesetz ausdrücklich vorschreibt. Immer klarer wird auch, daß gerade die Kleinaktionäre vor Tricks und Täuschung kaum geschützt sind. Die Liste der Aktiendesaster, bei der die Banken als Konsortialführer Pate standen, ist lang - und sie wird mit jedem Monat länger:
Beispiel Allgeier. Im Juli brachte das ehrwürdige Bankhaus Merck Finck & Co den Computerzulieferer an die Börse, drei Monate später waren alle Umsatzprognosen, mit denen die Anleger gelockt wurden, überholt. Der Kurs stürzte um 70 Prozent. Verlust für die Aktionäre bis heute: 100 Millionen Mark.
Beispiel Ad Pepper. Im Herbst bot die HypoVereinsbank die Papiere der Nürnberger Internet-Werbefirma zur Zeichnung an, rund 900000 Aktien gingen an Privatanleger. Die erste Gewinnwarnung erfolgte bereits sieben Wochen nach Börsengang. Verlust für die Aktionäre: 320 Millionen Mark.
Beispiel Letsbuyit.com. Bei Börsenstart im Sommer hatte das E-Commerce Unternehmen nach Einschätzung der begleitenden Banken einen Wert von rund 600 Millionen Mark. Zum Jahreswechsel war die Firma beinahe zahlungsunfähig. Kein Papier ist im Augenblick am Neuen Markt billiger zu haben.
Während bei jedem Autokauf detailliert geregelt ist, welche Garantieleistungen und Haftungsansprüche dem Verbraucher zustehen, deren Durchsetzung er notfalls vor Gericht erstreiten kann, ist ausgerechnet der deutsche Kapitalmarkt weit gehend der Selbstkontrolle überlassen. Weder gibt es in Deutschland bislang ein einheitliches Gesetz, das die Rechte und Ansprüche der Anleger eindeutig regelt, noch eine schlagkräftige Börsenaufsicht, die diesen Namen verdient. Tatsächlich dürfen sich allein für die Frankfurter Wertpapierbörse drei Aufsichtsorgane irgendwie zuständig fühlen. Keines verfügt über das ausreichende Personal, keines besitzt klar abgegrenzte Kompetenzen oder Zugriffsrechte, wie sie etwa in den USA seit Jahrzehnten Standard sind. Natürlich sind auch hier zu Lande Kursmanipulation und Irreführung der Aktionäre verboten.
Auch in Deutschland sind die Banken gehalten, das Aktiengeschäft mit der "erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit" zu betreiben, so steht es jedenfalls in den Gesetzestexten. In der Praxis allerdings erweisen sich die vielen Verordnungen und Vorschriften, mit denen der Gesetzgeber einen geordneten Handel an den Aktienmärkten sicherstellen will, für den Anleger als weit gehend wertlos.
Was nützt beispielsweise die so genannte Prospekthaftung, die die Banken zu vollständigen und zutreffenden Angaben im Börsenprospekt verpflichtet, wenn Geldhäuser ohne jede rechtliche Folgen Unternehmen an den Markt bringen können, die schon wenige Monate nach Börsengang einen Insolvenzantrag stellen?
Wie verträgt es sich mit dem gesetzlichen Auftrag der Bank, den Anleger vor dem Kauf von Aktien über sämtliche Risiken aufzuklären, wenn dasselbe Finanzhaus in seinen begleitenden Studien selbst bei fallenden Kursen noch von "überdurchschnittlichen Wachstumschancen" spricht?
Welchen Wert hat die Verpflichtung der Geldinstitute, sauber zwischen den Interessen der Kunden und denen des eigenen Hauses zu trennen, wenn die großen Fonds oder Händler der Banken auch dazu eingesetzt werden, bestimmte Aktien zwecks "Kurspflege" nach oben zu treiben?
Wie schlecht es um den Anlegerschutz in Deutschland bestellt ist, zeigt schon die so genannte Risikoaufklärung, die am Beginn des ersten Aktiengeschäfts steht. Seit einigen Jahren muß jede Bank ihren Kunden vor Depoteröffnung ein spezielles Formblatt vorlegen, in dem diese dann anzugeben haben, wie es um ihre Vermögensverhältnisse und Börsenkenntnisse bestellt ist und welche Anlageziele sie verfolgen.
Doch was die Risikobelehrung im Streitfall wert ist, erleben in diesen Tagen all jene, die bei Aktionärsschützern und Anwälten vergeblich um Beistand nachsuchen. Nach Erfahrung von Juristen genügt die Unterschrift unter das Standardformular nämlich in aller Regel als Nachweis, daß die Bank ihrer Aufklärungspflicht ausreichend nachgekommen ist. Wie gründlich der Kundenbetreuer die Börseneinsteiger beraten hat, spielt dabei meist keine Rolle und auch nicht die Frage, ob der Kunde eigentlich begriffen hat, welche Folgen die Wahl einer der vorgegebenen Risikoklassen haben kann.
Wohl kaum einem Neuaktionär ist etwa bewußt, daß selbst derjenige, der sich als eher konservativer Anleger einstuft, im Extremfall mit seinen Aktien 70 oder gar 80 Prozent des eingesetzten Kapitals verlieren kann. Und wer seinem Bankberater die Freude gemacht hat, sich Kenntnisse über Optionsscheine oder Futures attestieren zu lassen, geht beinah jedes Haftungsanspruchs verlustig. "Solche Anleger sind praktisch Freiwild", sagt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Ebenso fragwürdig wie das Risikoklassensystem sind auch die Regeln, mit denen die Banken für ihre Wertpapierkredite werben, also den Aktienkauf auf Pump. So räumen vor allem Direktbanken gern all jenen, die sich schon ein kleines Depot aufgebaut haben, problemlos ein Darlehen ein, um weitere Papiere zu ordern. Die so genannte Beleihungsgrenze beträgt dabei in der Regel 50 Prozent, das heißt: Wer bereits über ein Depot von 10000 Mark verfügt, bekommt bis zu 5000 Mark Kredit für Zukäufe.
Das Tückische an dem System: Mit steigenden Kursen steigt auch die Kreditlinie, da der Wert des Aktiendepots als Sicherheit gilt. Ein Depot, das dank günstiger Marktentwicklung plötzlich 30000 Mark wert ist, kann also mit weiteren 10000 Mark beliehen werden. Dramatisch wird es für den Anleger, wenn die Kurse in den Keller rauschen, seine Kreditlinie damit automatisch wieder sinkt und die Bank das Darlehen zurückfordert. Vielen bleibt dann nichts anderes übrig, als ihre Aktien mit Verlust zu verkaufen, um die Bankschuld zu tilgen. "Zwangsexekution" heißt dies im Bankendeutsch.
Nicht einmal bei offenkundigen Beratungsfehlern können Kunden auf Rechtssicherheit vertrauen. "Die Gesetze sind so vage, daß die Banken fast immer am längeren Hebel sitzen", sagt der Rechtsanwalt Bernd Jochem von der Münchner Kanzlei Rotter. Der Mann weiß, wovon er spricht, schließlich zählt das Anwaltsbüro zu den wenigen Sozietäten in Deutschland, die sich auf Börsenrecht spezialisiert haben.
Derzeit liegen bei Jochem gleich zwei Dutzend Regressansprüche von Anlegern auf dem Tisch, die dem Rat ihrer Kundenbetreuer folgend Aktien des Software-Unternehmens Baan erwarben. Selbst als die Wirtschaftsblätter bereits ausführlich über Absatzprobleme und mögliche Bilanzmanipulationen berichteten, sei das Papier, so Jochem, den unbedarften Kleinanlegern noch als bombensicheres Investment empfohlen worden. Wenig später stürzte die Baan-Aktie, wie von den Finanzzeitungen erwartet, ab - heute liegt sie bei einem Zwanzigstel ihres ursprünglichen Werts.
Allzu große Hoffnungen kann Jochem seinen Klienten nicht machen. Bislang sind alle Versuche, vor deutschen Gerichten Schadensersatz einzuklagen, gescheitert. Nun will er es wenigstens mit einer Klage in den Niederlanden versuchen, dem Heimatland von Baan.
Daß die großen Finanzinstitute bei einer derart komfortablen Rechtslage nur wenig Veranlassung sehen, sich ihrerseits kulant zu zeigen, ist nicht weiter verwunderlich. Selbst Anleger, die ihrer Bank über Jahrzehnte die Treue gehalten haben, dürfen bestenfalls auf ein paar freundliche Worte hoffen. Das liest sich dann so:
"Ich kann Ihnen versichern, daß wir Anliegen und Beschwerden unserer Kunden stets ernst nehmen", schreibt das Büro von Commerzbank-Chef Kohlhaussen an Kundin Barbara Kloepfer, die gerade einen Teil ihrer Altersvorsorge in Aktien der Immobilenfirma US Realty versenkt hat. Man bitte aber um Verständnis, teilt ihr die Abteilung "Kundenzufriedenheit" ergänzend mit, "daß wir bedauerlicherweise die Ihnen entstandenen Buchverluste nicht ersetzen können".
Kein Wort darüber, daß der zuständige Mann in der Berliner Commerzbank-Filiale der Frührentnerin ausdrücklich zu den verhängnisvollen Aktienengagement geraten hatte. Kein Wort auch über das Wer beschreiben der Bank, in dem von "attraktiven Perspektiven" die Rede war, und davon, daß die Commerzbank beim Kauf des US-Papiers "von nachhaltig erzielbaren, attraktiven Wertzuwächsen" ausgehe.
Barbara Kloepfer hat wenigstens noch nette Briefe bekommen. Mit welcher Kaltschnäuzigkeit die Finanzinstitute mitunter auf Beschwerden reagieren, zeigt der Fall von Eckard Koch aus Reinbek. Der Mann hatte brasilianische Schuldverschreibungen gekauft, die zu einem bestimmten Termin vorzeitig gekündigt werden konnten. "Zu pari" wohlgemerkt, also zum Nennwert von 10000 Mark.
Doch im Kleingedruckten fand sich noch ein anderer Kündigungsmodus, Koch erhielt deswegen nur rund 4300 Mark zurück. Alle Versuche, den Schaden von seinem Geldinstitut ersetzt zu bekommen, liefen ins Leere. Die Emissionsbank der Anleihe, die deutsche Tochter des amerikanischer Geldhauses Morgan Stanley, empfahl dem Mann aus Reinbek in einem Schreiben schließlich, "sich hinsichtlich weiterer Fragen an den Trustee der Schuldverschreibung zu wenden", und gab Koch eine Telefonnummer in London in die Hand. Pech für Koch, daß er kaum Englisch spricht.
Daß sich im Verhältnis der Bank zu ihren Kunden etwas verschoben hat, das spüren die Verbraucher nur allzu genau. 45 Prozent geben einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge an, daß ihr Vertrauen in die Banken gesunken sei. Nach den Analysten und deren Urteilen befragt, sprechen sogar 60 Prozent von einem Vertrauensverlust.
Mit dem zunehmenden Wertpapierverkauf über den Bankschalter ist eine Geschäftsbeziehung ins Wanken geraten, auf die gerade die Geldbranche immer stolz war und die sie in ihrer Werbung (,‚Die Bank an Ihrer Seite") gern herausstellt. Nicht von ungefähr sprechen Verbraucherschützer wie der Berliner Finanzexperte Volker Pietsch von einem "Vertrauensvorschuß, den sonst nur Arzte und Apotheker genießen".
Tatsächlich steht hinter dem gezielten Ausbau des Aktiengeschäfts ein grundlegender Wandel des deutschen Bankensystems. Das "Band der Sympathie" ist ja auch deshalb gerissen, weil sich die großen Finanzdienstleister nicht mehr als bloße Verwalter von Spareinlagen verstehen, als Kreditinstitute eben, die das Geld ihrer Kunden eifrig horten, um es dann unter Abwägung aller Sicherheiten und Risiken weiterzuverleihen.
Investmentbanking heißt die neue Hoffnungssparte, und so schön glitzernd wie dieser Begriff, so zukunftsträchtig scheint auch das damit verbundene Geschäftsmodell. Anstatt die Unternehmen vorzugsweise selber mit Darlehen zu versorgen, die in der Regel eng begrenzt sind, sammeln die Geldhäuser nun das Kapital an der Börse ein - mit weit reichenden Folgen für den Kunden.
Denn in dem Maß, in dem die Banken sich zunehmend als Finanzmakler zwischen Unternehmen und Kapitalmarkt betätigen, tritt der Anleger an die Stelle der traditionellen Kreditgeber und übernimmt damit auch deren Risiko. Während bei der klassischen Darlehensvergabe die Bank selbst für Verluste geradestehen mußte, sind es nun die Anteilseigner, die bei schlechtem Geschäftsverlauf oder gar Konkurs ihr Vermögen verlieren. Der Strategiewechsel war für die Banken sehr erfolgreich: Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Wertpapierdepots, die die deutschen Finanzhäuser im Namen ihrer Kunden verwalten, auf 24‚6 Millionen mehr als verdoppelt. Die Zahl der Orderaufträge hat sich im gleichen Zeitraum vervielfacht, und daß sich dies für die Geldhäuser auch rentiert, dafür sorgt ein tief gestaffeltes System von Gebühren, Aufschlägen und Provisionen.
Wie einträglich dieses Geschäft ist, zeigt geradezu mustergültig die Fusion des Stuttgarter Daimler-Benz-Konzerns mit dem amerikanischen Autohersteller Chrysler. Bei diesem Firmenzusammenschluß, einem Aktientausch, der nur zu Stande kommen konnte, weil mindestens 90 Prozent der Anleger ihm zustimmten, profitierten die Banken von einem ausgeklügelten Provisionssystem, das der Würzburger Bankenrechtler Ekkehard Wenger schlicht für "sittenwidrig" hält. Deshalb hat er sich vor wenigen Tagen an das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen gewandt.
Tatsächlich nämlich kassierten die Banken von ihrem Auftraggeber Daimler um so mehr Geld, je eher sie ihre Depotkunden vom Sinn des Deals überzeugt hatten:
"Konkret wurde eine Provisionsstruktur verabschiedet, die vorsah, bei einem Tausch innerhalb der ersten 20 Tage des Angebots eine Provision von zwei Prozent des Kurswerts zu bezahlen", schrieb der damalige Leiter der Direktion Investor Relations, Ralf Bammer, jüngst in einem Buch mit dem Titel "Praxis der Investor Relations", "nach Ablauf von 20 Tagen reduzierte sich die Provision auf ein Prozent."
Nach ähnlichem Muster, klagt Wenger, arbeiten auch Drückerkolonnen. Schön für Daimler, daß viele Bankkunden dem Drängen ihrer Bank nachgaben und zügig der Fusion zustimmten. Ärgerlich nur für die Anleger, daß die Daimler-Aktie seither rund ein Viertel ihres Werts verloren hat.
Das wichtigste Schmiermittel für die große Börsenmaschine liefern die jungen Firmen mit den flotten Namen und den großen Versprechen, diese Entrepreneure aus der Büroetage nebenan, die zwar außer dem festen Willen zum Börsengang und einer schönen Geschäftsidee wenig zu bieten haben, dafür aber das mitbringen, was Börsianer "Phantasie" nennen. Erst sie haben die Anleger in Massen an die Kundenschalter getrieben, erst sie machen aus einem guten Bankgeschäft ein lukratives.
Kaum etwas illustriert die Erfolgsgeschichte des Investmentbanking anschaulicher als die Zahl des so genannten IPO, des "Initial Public Offering", wie der erste Börsengang unter Kundigen heißt. Waren es bis Mitte der Neunziger pro Jahr lediglich etwa 20 Firmen, die von den Banken an die Börse gebracht wurden, lag die Zahl 1997 deutlich über 30. 1998 konnten die deutschen Börsen bereits 79 Neuzugänge vermelden. Im vorvergangenen Jahr wurde mit 194 Emissionen der bisherige Höchststand erreicht.
Für die Banken sind die Börsenneulinge auch deshalb so interessant, weil sie ihnen ganz neue Einnahmequellen verschaffen. Auf vier bis sechs Prozent des eingesammelten Kapitals beläuft sich in der Regel die Provision, die das begleitende Emissionshaus bei einem erfolgreichen Börsengang in Rechnung stellen kann. Das heißt: Je höher der Emissionspreis, den die Bank bei den Anlegern durchsetzen kann, desto höher die Prämie.
Hinzu kommen oft vorbörsliche Beteiligungen, also der Zugriff auf Aktienpakete zu einem Preis, der deutlich unter dem liegt, den später die Anleger zu zahlen haben. Gut bedacht werden muß hierbei nur der Zeitpunkt des Wiederverkaufs, wie das Beispiel Gigabell zeigt.
So kassierte HSBC Trinkaus & Burkhardt von ihrem Schützling im Vorfeld des IPO 165000 Aktien zum Schnäppchenpreis von einem Euro - und reichte die Papiere noch während der Zeichnungsfrist an die Anleger weiter. Da die Bank den Emissionspreis auf 38 Euro taxiert hatte, brachte ihr dieses kleine Manöver zu der eh üppig bemessenen Provision in Höhe von rund 5 Millionen noch einmal 12 Millionen Mark ein. Zur Erinnerung: Gigabell war eine der ersten Aktien am Neuen Markt, die gleich am ersten Handelstag unter Ausgabekurs fiel. Im Herbst meldete Gigabell die Zahlungsunfähigkeit.
Die dritte und mit Abstand risikoloseste Möglichkeit, beim Emissionsgeschäft zu verdienen, ist der "Greenshoe", ohne den heute fast kein Börsengang mehr auskommt. Genau besehen, ist der Greenshoe eine Art Aktienoption, bei der die Bank das Recht erhält. bis zu 15 Prozent der Wertpapiere des von ihr betreuten Unternehmens zusätzlich am Markt zu plazieren. Die Alteigentümer verpflichten sich im Gegenzug, diese Aktien rund vier Wochen nach Börsengang aus dem eigenen Bestand herauszureichen - und zwar zum Emissionskurs. Die Bank kann also schon am ersten Handelstag die zusätzlichen Aktien den Depots ihrer Kunden gutschreiben, auch wenn sie die Papiere de facto noch gar nicht besitzt.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Fällt der Kurs der Aktie unter den Ausgabepreis, dann verzichten die Banken selbstverständlich auf Ausübung ihrer Kaufoption. Statt dessen erwerben sie die Papiere, die sie an die Anleger gegeben haben, billiger über den Markt zurück. Die Differenz zwischen Ausgabepreis und Rückkaufkurs verbuchen die Banken als Gewinn.
Schießt der Aktienkurs hingegen nach oben, greifen die Banken auf ihre Option zurück und übernehmen die nun vergleichsweise günstigen Aktien von den Altaktionären der Firma, um sie diesmal auf eigene Rechnung zu verkaufen. Welche Gewinne dabei theoretisch möglich sind, zeigt das Consors-Geschäft: Die Aktie des Direktbrokers zog mit der Erstnotiz von 33 auf 76 Euro an, was den Konsortialbanken dank Greenshoe eine zusätzliche Einnahme von 47,3 Millionen Euro bescherte, sollten sie an diesem Tag die Aktien tatsächlich verkauft haben.
Kein Wunder, daß um die Börsenkandidaten ein regelrechter Wettkampf entbrannt ist. Die großen Bankhäuser haben mittlerweile ganze Stabsabteilungen im Einsatz, um den Markt nach Unternehmen zu durchforsten, die man als Zukunftswerte verkaufen kann. Und weil die IPO-Fachkräfte gar nicht so schnell nachwachsen konnten, wie sie eingestellt wurden, lieferten sich die Finanzinstitute auch um diejenigen wahre Bietergefechte, die nur so aussahen, als könnten sie "Going Public" fehlerfrei buchstabieren.
"Personell gesehen, ist die ganze Branche auf dem letzten Riemen gelaufen", sagt Lutz Weiler, Vorstand der Frankfurter IPO Beratung Equinet. "Manche haben in ihrer Not komplette Teams abgeworben, dabei wurde zum Teil mit abenteuerlichen Gehältern gelockt." Weiler weiß, wovon er spricht: Erst vor kurzem hat er sich mit einer Reihe von Kollegen bei der Dresdner Bank abgesetzt, um die eigene Firma zu gründen, und selbst ordentlich im Revier gewildert.
Welche Folgen diese Konkurrenz um Aufträge und Marktanteile hat, wird spätestens beim so genannten Beauty-Contest deutlich, dem Schönheitswettbewerb, der am Anfang jedes IPO steht und bei dem sich die Banken um das Wohlwollen der Börsenaspiranten bemühen. Über 60 Finanzinstitute rangeln in Deutschland um dieses Geschäft mit den Erstnotierungen. Selbst die Sparkassen und die Ärzte- und Apothekerbank sind mittlerweile im IPO-Geschäft tätig.
Glaubt man der Schilderung von Experten wie Weiler, dann hält der Beauty Contest, was der Name verspricht: Bis zu acht Bankenteams treten da gegeneinander an. Gut eine Stunde haben die IPO-Jungs Zeit, um die Vorzüge ihres Hauses zu nennen und vielleicht auch einmal die eine oder andere kritische Frage nach dem vorgelegten Business-Plan zu stellen. Am Ende erhält derjenige meist den Zuschlag, der den Unternehmenswert möglichst hoch taxiert - auch dies erklärt die zum Teil horrenden Emissionspreise der vergangenen Monate.
Gern betonen die Spezialisten in den Emissionsabteilungen, daß ihre erste Werteinschätzung kein verbindliches Angebot sei. Daß man notfalls auch den Börsengang aussetzen könne, wenn eine genauere Prüfung Zweifel am Geschäftserfolg nähre und sich das Unternehmen trotz guten Zuredens, mit dem Preis herunterzugehen, uneinsichtig zeige. Doch bei diesen Nachverhandlungen sind den Banken, wie die Erfahrung lehrt, enge Grenzen gesetzt. Zum einen sind viele Unternehmen dazu übergegangen, das Erstgebot im Vertrag zu fixieren. Zudem
sind die Banken sehr auf ihren guten Leumund als durchsetzungsfähige Börsenhelfer bedacht. Und nichts schädigt die Reputation schneller als der Ruf, ein kleinlicher Preisdrücker zu sein. Vor allem aber: Jeder abgesagte Börsengang bedeutet den Verzicht auf alle Provisionen.
"Es wäre Unsinn zu behaupten, daß auf Leuten wie mir keine ökonomische Verantwortung lastet", sagt Friedrich Kühne, einer der Chefs der IPO-Abteilung der Dresdner Bank. "Wenn ich ein Going Public nicht verantworten kann, dann breche ich es ab. Aber wenn ich das öfter hintereinander mache, könnte mich die Bank irgendwann fragen, wie ich eigentlich meine Leute zu bezahlen gedenke."
Kühne gehört zu den Veteranen der Branche. Seit 18 Jahren ist er schon damit beschäftigt, Börsenkandidaten zu bewerten, und seine eigene Bilanz ist nicht einmal schlecht: Im Branchenvergleich steht die Dresdner Bank derzeit auf einem der ersten Plätze, selbst wenn mittlerweile auch bei ihr über die Hälfte der Neuemissionen unter Ausgabekurs gerutscht sind.
Sein wichtigstes Handwerkszeug, sagt Kühne, sei sein Gespür für die Qualität des Managements. Doch wie soll der Controller auch anders eine Firma einschätzen, deren Firmengeschichte gerade mal ein halbes Jahr alt ist? Die noch nie Gewinne verbucht hat und deren schöne Umsatzkurven auf Schätzungen beruhen?
Also behilft er sich mit einer möglichst genauen Marktanalyse, stellt Vergleichsstudien zu den Wettbewerbern an, holt Voraussagen der Forschungsagenturen ein - und hofft, daß die Branche sich so entwickeln wird, wie es die Prognosen verheißen. Allzu viel Zeit bleibt ihm für die Prüfung eh nicht: In drei Monaten müssen alle Formalitäten erledigt sein, das ist die gängige Frist, schließlich drängt jeder Debütant auf schnellen Börsengang.
Vielleicht hätte man mehr Zutrauen zu den IPO-Spezialisten der Finanzinstitute, in die Unbestechlichkeit ihres Urteils, wenn sie nicht Tür an Tür säßen mit Aktienvertrieb und Marketing und den eigenen Handelsabteilungen. So wie die Ölmultis die gesamte Wertschöpfungskette im Ölgeschäft kontrollieren, von der ersten Probebohrung über die Veredelung in der Raffinerie bis hin zum Verkauf an der Tankstelle, so haben auch die Banken inzwischen alle Stufen des Geschäfts mit der Aktie im Griff. Bei jedem Wertpapier, das an der Börse umläuft, sind sie gleich mehrfach dabei -und eben das ist das Problem.
Denn die Geldhäuser feilen ja nicht nur mit den Börsenkandidaten an den Geschäftsplänen, bestimmen deren Emissionspreis und sorgen danach mit entsprechenden Analystenstudien für ein "positives Börsenumfeld".
So brachte die West LB im Oktober 1997 das Medienunternehmen EM.TV an die Börse und hielt ihm seither die Treue. Noch im März vorigen Jahres, als der Kurs von EM.TV bei rund 90 Euro lag, empfahl die Bank den Wert zum Kauf. Damals war die Firma des Unternehmers ähnlich viel wert wie die Lufthansa, heute ist es nicht einmal ein Zehntel.
Auch der Handel liegt fest in der Hand der Geldhäuser. Zusammen mit den Fondsgesellschaften steuern sie gut ein Viertel des deutschen Aktienkapitals. Sie stellen die Mehrzahl der Broker, die für den Umschlag von Wertpapieren sorgen, und natürlich gehört auch die Börse selbst mehrheitlich den Finanzinstituten. Aufsichtsratschef der Deutsche Börse AG, die den Frankfurter Finanzplatz kontrolliert, ist der Vorstandssprecher des mächtigsten Kreditinstituts der Republik, Deutsche-Bank-Chef Breuer.
Bei einer solchen Aufgabenfülle bleiben Interessenkonflikte nicht aus. Zwar verweist die Geldindustrie immer wieder auf die Feuerwände, die sie zwischen den einzelnen Finanzabteilungen ihrer Häuser eingezogen habe, auf die "Chinese Walls", die eine unzulässige Einflußnahme beim Aktienhandel angeblich komplett ausschließen. Doch wie löchrig diese Trennwände in Wirklichkeit sind, wissen die Insider nur zu genau. "Selbstverständlich redet Sales mit Research", sagt ein Börsenwächter, der mit Rücksicht auf seine Vorgesetzten lieber ungenannt bleiben möchte. "Chinese Walls? Forget it." Vergiß es.
Häufig braucht es noch nicht einmal den direkten Kontakt, um den Profit zu mehren. Natürlich kennt jeder Fondsmanager einer Bank die exakten Beteiligungsverhältnisse seines Hauses. Und ebenso gut weiß er, welche Folgen der Kauf oder Verkauf eines größeren Aktienpostens aus seinem Fonds am Markt auslösen kann.
Natürlich muß man als Analyst kein Genie sein, um zu begreifen, daß die negative Beurteilung einer Neuemission für den Börsenkurs nicht gerade förderlich ist. Und wie verträgt es sich mit der viel beschworenen Unabhängigkeit aller am Aktiengeschäft unmittelbar Beteiligten, wenn ausgerechnet die Überwachung des elektronischen Handels einer Stelle obliegt, deren Mitarbeiter von der Deutsche Börse AG mit eingesetzt und bezahlt werden?
Möglichkeiten der Manipulation gibt es zuhauf. Und es mangelt auch nicht an Hinweisen, wie diese Möglichkeiten genutzt werden. Das beginnt schon mit den versteckten Gebühren und Beutelschneidereien, die sich die Banken erlauben können, weil der ganze Handelsablauf mit Bedacht so angelegt ist, daß ihn der normale Anleger nicht durchschaut. Tatsächlich fehlt dem deutschen Kapitalmarkt genau das, was für Ökonomen einen funktionierenden Markt ausmacht: Transparenz.
Kein Instrument ist dabei so wirkungsvoll, Kauf und Verkauf und damit auch den
Preis eines Wertpapiers zu beeinflussen, wie der Computer des Traders. Mit seiner Hilfe, und großen Fondsvermögen im Rücken, bewahren die Finanzhäuser manche Werte gezielt vor dem Absturz oder treiben, was noch einträglicher ist, die Kurse mit systematischen Aufkäufen nach oben.
Auch hier bewährt sich, daß allein die Banken über die Zuteilung der Aktien befinden. Wenn bei Börsengängen die Nachfrage das Angebot übersteigt, die Aktie also deutlich überzeichnet ist, müssen sich Großinvestoren öfters verpflichten, zu höheren Kursen nachzukaufen. Nur wer entsprechend ordert, kann sich für eine größere Zuteilung beim Börsengang qualifizieren. "Einer pumpt Sauerstoff hinein, ein anderer wirft Stroh ins Feuer, ein Dritter legt Holzscheite nach", beschreibt ein Investmentbanker das Prinzip.
So lassen sich Börsenstars produzieren. Die Software-Schmiede Biodata kam zu einem Emissionspreis von 45 Euro an den Markt, der erste Börsenkurs lag bei 240 Euro. Großanleger wie der Fondsmanager Kurt Ochner bestätigen, daß sie bei dem Deal massiv nachgeordert haben. Der Haken dabei: Wenn die Holzscheite abgebrannt sind, bleibt in vielen Fällen nur Asche übrig. Das Nachsehen haben all jene Kleinanleger, die nicht rechtzeitig ausgestiegen sind, weil sie den Kursanstieg fälschlicherweise für einen echten Wertzuwachs hielten.
Das simpelste und deshalb von Brokern auch besonders häufig gewählte Verfahren, einen hübschen Zusatzgewinn herauszuschlagen, ist das gezielte Streuen von angeblichen Exklusivinformationen, die geeignet sind, den Markt in Schwingungen zu versetzen. Der Händler wartet einfach ab, bis das Gerücht seine Wirkung tut, und verkauft dann schnell wieder die Aktien, mit denen er sich zuvor reichlich eingedeckt hat. "Pumping and dumping" heißt dieses Manöver in der Fachsprache - aufpumpen und abstoßen.
Etwas anspruchsvoller ist da schon der so genannte Pre-Arranged-Trade, der zuvor ausgemachte Handel. Hierbei beschließen zwei Broker, den Mechanismus der freien Kursbildung am Markt durch eine Geheimabsprache auszuhebeln. Der eine bietet zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt einen Schwung Aktien zu einem deutlich überhöhten Preis an, der andere stellt zeitgleich eine entsprechende Kauforder ins Computersystem der Börse und zieht damit das Papier zumindest kurzfristig in die Höhe. Später folgt nach der gleichen Methode dann das "Rückwärtsgeschäft", und der Deal läuft einfach wieder in die andere Richtung.
Dieses Vorgehen empfiehlt sich für die Banken vor allem immer dann, wenn beispielsweise der Wert eines Fondsanteils festgelegt wird, den Tausende Kunden im Rahmen eines Investmentsparplans regelmäßig zu einem bestimmten Termin, etwa dem Monatsersten, erwerben. Der Kaufpreis dieses Fondsanteils richtet sich nämlich nach dem Kurs der darin enthaltenen Aktien an diesem Tag und wird den Anlegern entsprechend in Rechnung gestellt.
Solche krummen Geschäfte sind geradezu narrensicher, wenn sich die Trader, wie mittlerweile üblich, mehrerer Zwischenhändler bedienen. Voraussetzung ist allerdings, daß sie bei ihren Absprachen nur private Telefone benutzen und keinesfalls die Apparate in den Handeisräumen, bei denen alle Gespräche routinemäßig mitgeschnitten werden.
Wie gefährlich es sein kann, diese einfache Vorsichtsmaßnahme zu mißachten, weiß die Börsengemeinde spätestens, seitdem kurz nacheinander gleich drei Banken bei dem Versuch erwischt wurden, die Anleger zu betuppen.
Schon die Vorgeschichte ist typisch deutsch: So offerierte die Frankfurter Tochter der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers ihren Kunden 1997 ein Wertpapier, das in den Staaten aus guten Grund verboten ist, und zwar einen Optionsschein mit einem so genannten Knockout-Kicker.
Dieses Papier stellte neben der üblichen Gewinnchance, die jede Option bietet und sich in diesem Fall auf Bayer-Aktien bezog, eine zusätzliche Prämie in Aussicht. Für den Fall, daß sich der Kurs von Bayer während der Laufzeit der Option konstant über 65 Mark halten würde, versprach Lehman den Käufern des Optionsscheins einen Sonderbonus in Höhe von 10 Mark. Sollte der Kurs hingegen nur ein einziges Mal unter diese Marke fallen, würde der Knockout-Kicker greifen und der Anspruch wäre erloschen.
Aus einem der erhalten gebliebenen Tonbandprotokolle geht hervor, was geschah, als die Bayer-Aktie sich erstmals der 65-Mark-Grenze zu nähern begann. Ganz ungeniert rief ein Lehman-Händler Bekannte unter den Frankfurter Freimaklern an, um größere Pakete der Bayer-Aktie aus eigenem Bestand abzustoßen. Er wolle Bayer, teilte er offen mit, unbedingt unter 65 Mark sehen. Und tatsächlich: Das Papier notierte an diesem Tag bei 64,95 Mark Kursrutsch genug, um eine Auszahlung aller Born an die Anleger zu vereiteln.
Nach dem gleichen Prinzip verfuhr auch die Investmentbank Goldman Sachs. Das Finanzinstitut nutzte ebenfalls den Zugang zur Börse, um durch massive Aktienverkäufe bei ihren eigenen Optionsscheinen auf die Preussag-Aktie den Knockout-Kicker in Gang zu setzen.
Und auch die BHF-Bank trickste: Sie verkaufte Allianz-Aktien, um den Kurs des Versicherungspapiers nach unten zu treiben. Ein einträgliches Manöver, denn dadurch gewannen Verkaufsoptionen für Allianz-Aktien an Wert, die das Geldinstitut auf eigene Rechnung erworben hatte.
Daß es sich in allen drei Fällen um eindeutige Kursmanipulationen handelt, steht außer Frage. Doch nur Lehman Brothers wurde vom Sanktionsausschuß der Frankfurter Wertpapierbörse ein scharfer Verweis erteilt. Goldman Sachs kam schon mit einer deutlich milderen Abmahnung durch die Geschäftsführung der Börse davon, und der BHF blieb eine Rüge erspart.
Wo die Selbstkontrolle ganz offenkundig versagt, wären eigentlich die Gerichte oder die staatliche Börsenaufsicht gefordert. Aber auch von dort haben Kursbetrüger wenig zu befürchten. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel erklärt sich bei Kursmanipulationen bislang für nicht zuständig, und die Staatsanwaltschaften lehnen die Eröffnung von solchen Verfahren bislang stets mit Hinweis auf die wenig Erfolg versprechende Gesetzeslage ab.
In der Tat ist das Delikt Kursbetrug nur sehr vage definiert. So macht sich nach § 88 des Börsengesetzes zwar jeder strafbar, der Kurse durch "unrichtige Angaben" oder "sonstige auf Täuschung berechnete Mittel" zu beeinflussen sucht.
Doch was genau unter "unrichtigen Angaben" zu verstehen ist, hat der Gesetzgeber ebenso offen gelassen wie die Frage, ab wann man denn von "Täuschung" sprechen kann. Beginnt sie schon mit den gezielten Stützungskäufen, wie Börsenrechtler meinen, die mit der Praxis vertraut sind - oder erst, wenn sich auch verdeckte Absprachen zu Lasten Dritter nachweisen lassen?
Wie kommod sich die Banken in dieser juristischen Grauzone eingerichtet haben, zeigt schon der schöne Begriff "Kurspflege", mit dem hier zu Lande umschrieben wird, was an Finanzplätzen wie New York oder London schnell die Aufmerksamkeit der Kontrollorgane weckt. Als "Kurspflege" gilt beispielsweise der massive Eingriff der Deutschen Bank zu Gunsten der Fußballaktie Borussia Dortmund. Und natürlich ist es "Kurspflege", wenn die Banken dem Dax-Schwergewicht Telekom kurz nach dem dritten Börsengang mit schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro unter die Arme greifen, um dem Unternehmen in dieser kritischen Phase das Wohlwollen der Anleger zu erhalten.
"Ach ja, die Kontrolle", seufzt Georg Wittich und blickt betrübt auf seine Schuhe. "Bei Kursmanipulation läuft die weit gehend ins Leere." Und natürlich sei es auch wahr, daß die Finanzinstitute eine Reihe von Unternehmen an den Markt gebracht hätten, "die offenbar nicht börsenreif waren". Aber andererseits, sagt Deutschlands oberster Börsenaufseher und strafft sich wieder: "Die Banken haben auch gelernt" Vor sechs Jahren wurde das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel in Frankfurt gegründet, um über die Einhaltung des Wertpapierhandelsgesetzes zu wachen, exakt 60 Jahre nach der amerikanischen Börsenbehörde SEC. Seit dem ersten Tag ist der ehemalige Referatsleiter aus dem Bundesfinanzministerium, Abteilung Geld und Kredit, nun dort Präsident. Keiner kann so schön wie er über "Integrität" und "Transparenz" des Kapitalmarkts sprechen, über "Sauberkeit" und "Fairness".
Doch wenn man Wittich fragt, wo er Mißstände sieht und wie er gegebenenfalls Abhilfe schaffen will, gerät er erkennbar ins Stocken. Prüft er beispielsweise, wie seriös die Unternehmen sind, die an den Markt gehen, ob der vorgelegte Prospekt auch den Tatsachen entspricht? Nein, sagt Wittich, dafür sei die Börse zu ständig. Wie steht es um Beratungsfehler der Banken, leistet er den Anlegern Amtshilfe? Da verweist Wittich auf den "zivilrechtlichen Weg". Überwacht er wenigstens das Geschäftsgebaren der mächtigen Aktienfonds? Nein, sagt Wittich, das erledige nun wiederum das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen.
Anderseits: Auch der Präsident kann Erfolge vorweisen. Stolz rechnet er vor, daß sich die Zahl der Ad-hoc-Mitteilungen, mit denen börsennotierte Firmen wichtige Veränderungen bekannt geben, im Jahr 2000 "fast verdoppelt" habe. Und auch bei der Verfolgung des Insiderhandels sei seine Behörde "ganz gut vorangekommen". Die Zahl der im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossenen Verfahren? Sieben.
Die ganze Machtlosigkeit der obersten Kontrollinstitution des Landes offenbart sich zwei Stockwerke tiefer im "Analystenraum", dem Herzstück des Aufsichtsamts. Fünf Mitarbeiter sollen von hier aus den gesamten deutschen Aktienhandel kontrollieren: in Frankfurt ebenso wie in Berlin, München oder Düsseldorf, zwei Millionen Börsentransaktionen täglich, mehrere tausend Firmen aus zwei Dutzend Branchen. "Mit der Analystenabteilung einer Bank", gesteht Referatsleiter Jürgen Oberfrank, "können wir natürlich nicht mithalten." Immerhin: Seit kurzem verfügt die Abteilung jetzt wenigstens über einen Internet-Anschluß.
Einer, der weiß, was Not tut, und auch die nötigen Ermittlerinstinkte mitbringt, sitzt nur wenige Kilometer weiter, in einem Nebenraum des Neuen Markts gleich neben der Kurstafel. Klaus-Dieter Benner hat als Staatsanwalt für Wirtschaftskriminalität schon zahllose Anlageganoven zur Strecke gebracht. Er hat den European Kings Club auffliegen lassen, den wohl größten Fall von Kapitalbetrug, der jemals vor ein deutsches Gericht kam. Aus seiner Feder stammen die einschlägigen Kommentare im "Handbuch des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts", dem juristischen Standardwerk zu diesem Thema.
Schade nur, daß Benner in seiner jetzigen Funktion nicht allzu viel zu sagen hat. Formal gesehen obliegt dem Juristen heute die staatliche Aufsicht der Frankfurter Börse und damit die Kontrolle über alle dort eingeschriebenen Händler und Kursmakler. Die direkte Börsenaufsicht ist Ländersache und fällt damit in die Zuständigkeit von Benners Dienstherrn, dem Hessischen Wirtschaftsministerium.
Doch höheren Orts scheint man den Aufklärungswillen des Ermittlers nicht sonderlich zu schätzen. Erst haben ihm seine Vorgesetzten im Wirtschaftsministerium drei von zehn Mitarbeitern abgezogen, dann wurde ihm die Kompetenz für die elektronischen Handelssysteme Xetra und Eurex genommen. Und selbst die Bezeichnung "Staatskommissariat", die immerhin eine gewisse Autorität signalisiert, hat das Ministerium dem Kontrollreferat mittlerweile aberkannt.
Fachleute wie Benner können genau sagen, wie der Anlegerschutz wirksam zu verbessern wäre, wie sich die Macht der Banken sinnvoll austarieren ließe. Zunächst braucht es auch in Deutschland eine zentrale Börsenbehörde, wie sie in den USA oder Großbritannien aus gutem Grund schon seit Jahrzehnten existiert, eine Kontrollinstanz, die jeden Börsenprospekt ebenso auf seine Richtigkeit überprüft wie die Zahlen in den Quartals- und Zwischenberichten der Firmen - und die auch genug Leute einsetzen kann. "Es ist wie mit den Falschparkern", sagt Benner: "Wenn man keine Politessen auf die Straße schickt, findet man auch keine."
Zum Vergleich: Die amerikanische Secunties and Exchange Commission (SEC) verfügt über rund tausend exzellent geschulte Ermittler. Sie kann bei Verdacht Bankbüros durchsuchen, Akten beschlagnahmen, Bußgelder verhangen und selbst Zivilverfahren anstrengen, wenn Börsenregeln verletzt werden. Über 400 waren es allein im vergangenen Jahr (siehe Seite 103).
Nötig ist, darüber sind sich die Börsenwächter einig, außerdem eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft, die sich speziell für die Verfolgung von Börsendelikten verantwortlich fühlt. Bislang winken die Ermittler vor Ort auch deshalb müde ab, wenn eine Akte auf den Tisch kommt, weil ihnen entweder das nötige Fachwissen fehlt oder einfach die Zeit, sich mit der komplizierten Materie zu beschäftigen.
Vor allem aber: Eindeutige und klare Gesetze müßten her, das gilt für die Prospekthaftung ebenso wie für den Regreß wegen fehlerhafter Beratung oder den Kursbetrug. Natürlich kann man es einer Bank kaum verwehren, Aktien zu kaufen und zu verkaufen - dies ist schließlich das Prinzip der Börse. In jedem Fall aber sollten die Geldhäuser gezwungen werden, die Details über Stützungskäufe umgehend publik zu machen. Ähnlich wie in den USA müßte der Gesetzgeber zudem in einem Kriterienkatalog definieren, welche Eingriffe in den Markt erlaubt sind und welche nicht - was also Kurspflege ist und was verbotene Kursmanipulation.
Allmählich dämmert auch den Verantwortlichen in Berlin, daß ein unbedarftes "Weiter so" den Finanzplatz und die Aktienkultur in Deutschland nachhaltig beschädigt. Denn was ist eine Börse wert, der die Anleger mißtrauen? Was nützen die schönsten Anlageformen, wenn die Aktionäre, durch Schulden und Verluste verunsichert, ihr Geld lieber wieder in Sparbriefen anlegen?
"Wir müssen überlegen, was man tun kann, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen", sagt Margareta Wolf von den Grünen, die Anfang Januar zur neuen Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium berufen wurde. Sie will nun zumindest für die Arbeit der Analysten neue Regeln durchsetzen, um Interessenkonflikte auszuschließen: So sollen die Aktienspezialisten künftig nur noch die Papiere bewerten dürfen, die weder sie noch ihre Bank besitzen.
Im Bundesjustizministerium wird derzeit geprüft, wie man Anlegern helfen kann, Schadensersatzansprüche leichter vor Gericht durchzusetzen, etwa durch Sammelklagen, die schlagartig die Position der Kunden verbessern würden. Der Ministeriumssprecher dämpft aber die Erwartungen: "Wir stehen noch ganz am Anfang."
Die eigentliche Verantwortung für eine Börsenreform liegt freilich bei Bundesfinanzminister Hans Eichel. Vergangenen Monat stellte der immerhin einen Plan zur Neuordnung der Finanzaufsicht vor. Danach sollen die drei Bundesaufsichtsämter für das Kreditwesen, das Versicherungswesen und den Wertpapierhandel zu einer Behörde zusammengefaßt werden.
Doch an eine deutliche Personalaufstockung bei den Börsenkontrolleuren ist bisher nicht gedacht, auch erweiterte Kompetenzen und Zugriffsrechte stehen nicht zur Debatte. Tatsächlich handelt es sich bei dem Vorhaben zur Gründung einer "Allfinanzaufsicht" eher um eine behördeninterne Umwidmung von Stellen und Referaten. Das eigentliche Problem, die Zersplitterung der Börsenkontrolle in Bundes-, Landes- und Privatzuständigkeit, bleibt unverändert bestehen.
Kaum viel versprechender sehen derzeit die Vorarbeiten für das im Sommer anstehende "Vierte Finanzmarktförderungsgesetz" aus, das eine Vielzahl bislang bestehender Regelungen ersetzen soll. Nicht nur der Name des Fördergesetzes erscheint verdächtig, von Anlegerschutz jedenfalls ist in dem Titel keine Rede. Auch der Wille, die Kursmanipulationen zu erschweren oder aber die Prospekthaftung zu verbessern, ist bei Eichels Fachbeamten bislang eher unterentwickelt.
Durchgriffsrechte, wie sie die amerikanische SEC genießt, seien "mit dem deutschen Rechtsstaat nicht vereinbar", heißt es in der zuständigen Abteilung. "Eine Grauzone wird es immer geben."
Bislang haben sich die Banken noch gegen jeden Versuch, ihre Marktmacht einzuschränken, erfolgreich gewehrt. Wenn die Politik sich in der Vergangenheit daran machte, die veralteten Börsenregeln der sich schnell verändernden Wirklichkeit anzupassen, gab es am Ende häufig nicht mehr, sondern weniger Rechte für die Anleger.
Bestes Beispiel: Als die Regierung unter Helmut Kohl 1998 das "Dritte Finanzmarktförderungsgesetz" vorlegte, war auf einmal die Frist, innerhalb derer die Geldhäuser für fehlerhafte Börsenprospekte haften, von fünf auf drei Jahre verkürzt. Schließlich, so das Argument der Reformer, müsse die "Attraktivität des Finanzplatzes Deutschland" sichergestellt sein.
Wer einen Eindruck bekommen will, wie sich die Banken die Zukunft des Wertpapierhandels vorstellen, muß nur einen Blick in die neuesten Werbebroschüren werfen. Neben die Aktie, das Angebot für den eher konservativen Anleger, treten jetzt die "Hochzinsanleihen". Früher, als sie noch nicht als Produkt der Zukunft galten, hießen diese Scheine "Junk Bonds", zu Deutsch: Ramschpapiere.
Die Hochzinsanleihe ist die nächste konsequente Stufe beim Umbau der Banken zu reinen Dienstleistern. Sie ist der Triumph des lnvestmentbankings über das klassische Kreditgeschäft. Nach wie vor stillen ja vor allem Großunternehmen ihren Kapitalhunger nicht nur über die Ausgabe von Aktien, sondern eben auch über Darlehen. Was liegt da näher, als diese Finanzierungsart ebenfalls nach den Kriterien der Risikominimierung zu organisieren? In Zukunft werden die Banken einen Großteil ihrer Kredite bündeln, mit einem ordentlichen Zins versehen und sie als spekulative Anleihen über ihre Schalter verkaufen.
Glaubt man den Strategen der Investmenthäuser, sind die Tage des klassischen Kreditgeschäfts gezählt. "Normale Bankkredite werden austrocknen", prophezeite der Brite Mike Weston von der Investmentbank Morgan Stanley bei einer Branchentagung im Londoner Grosvenor House. Die europäischen Kreditinstitute könnten es sich schlicht nicht länger leisten, die margenschwache und risikobehaftete Darlehensvergabe selbst zu betreiben, führte Weston in schöner Offenheit aus: "Der Kapitalmarkt steht bereit, die Unternehmen über Anleihen mit dem erforderlichen Geld zu versorgen."
Das Geschäftsprinzip hat sich schon bei der Aktie bewährt: hohe Gewinnspannen über Provisionen, Aufschläge und Handelsgebühren; keinerlei Risiko bei Ausfall des Kreditnehmers.
Das trägt ja jetzt der Anleger.
Spiegel 19.02.2001
Aufpumpen und abstoßen
Der Kursrutsch an den Börsen offenbart die Schwächen der deutschen Aktienkultur. Während die Banken Rekordgewinne einfahren, sind Privatanleger gegen Kursmanipulationen und Täuschung kaum geschützt. Der Staat überläßt die Börsenaufsicht weit gehend den Börsianern.
Börsencrash, Aktiendepression, Kurspanik? Ach was. Wenn die Herren des Geldes in diesen Tagen auf das vergangene Geschäftsjahr zurückblicken, dann geben sie ihre vornehme Zurückhaltung auf und beginnen zu strahlen.
Wieder einmal habe die Deutsche Bank ihre Ertragskraft als "führendes inter nationales Aktienhaus" unter Beweis gestellt, sagt deren Vorstandssprecher Rolf Breuer, die Zahlen aus dem Handelsgeschäft an der Börse seien einfach "hervorragend".
"Wir haben noch nie ein Ergebnis gehabt, wie wir es demnächst vorstellen werden", jubelt Martin Kohlhaussen, Vorstandssprecher der Commerzbank: "Die Entwicklung in 2000 war großartig." Inder Tat: Die Geldinstitute haben im vergangenen Jahr mehr Gewinn nach Steuern gemacht als je zuvor. So legte die Deutsche Bank 102 Prozent zu, die Commerzbank verbesserte sich um 37 Prozent. Die HypoVereinsbank, in den letzten Jahren durch verlustreiche Immobilienspekulationen arg gebeutelt, steigerte ihren Gewinn in den ersten neun Monaten 2000 um fabelhafte 498 Prozent.
Vor allem das Geschäft mit Aktien und anderen Wertpapieren läuft aus Sicht der Finanzhäuser wie geschmiert. Keine andere Sparte spülte in den letzten Jahren so viel Geld in ihre Kassen. Allein durch Provisionen verdiente die Dresdner Bank in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres 6,4 Milliarden Mark. Den Brokern der Deutschen Bank gelang es, ihr Handelsergebnis im ganzen Jahr auf über 13 Milliarden Mark zu steigern. "Den höchsten Gewinnbeitrag erbrachte wiederum das Aktiengeschäft", hieß es bereits im Herbst anerkennend im Zwischenbericht des Vorstandssprechers. War da nicht noch was?
Noch nie zuvor in der bundesdeutschen Börsengeschichte haben die Anleger binnen eines Jahres so viel Vermögen verloren, noch nie haben sie sich erst so reich und dann so arm gefühlt.
Seit März 2000, dem Monat seines Höchststandes, hat der Deutsche Aktien-Index Dax rund 20 Prozent seines Werts eingebüßt. Der Nemax, also das Kursbarometer des gerade bei Kleinanlegern beliebten Neuen Markts, sackte im gleichen Zeitraum gar von 8559 auf 2523 Punkte ab - ein Kurssturz, den kaum ein Depot unbeschadet überstanden hat.
Von den 169 Firmen, die von den Banken im vergangenen Jahr an die Börse gebracht wurden, notieren mittlerweile 124 unter dem Emissionspreis, also dem Kurs, den die Finanzhäuser den Anlegern bei Erstausgabe der Aktie als fairen Wert empfohlen hatten. Die Zahl der so genannten Wachstumswerte, die über 80 oder sogar 90 Prozent verloren, ist mittlerweile so groß, daß sie unter einen eigenen Gattungsbegriff fallen: "Penny Stocks" heißen solche Kursruinen, die nur noch die ganz verwegenen Zocker anziehen.
Selbst eine Volksaktie wie die Deutsche Telekom verlor seit ihrem Höchststand, allen Prognosen der Banken zum Trotz, über zwei Drittel ihres Werts. Trotzdem haben die Geldhäuser prächtig verdient, als sie im Juni nochmals über 230 Millionen Telekom Aktien in den Markt drückten. Sie kassierten für dieses Manöver eine Provision von rund 400 Millionen Mark - ungeachtet der Tatsache, daß allein dieses Aktienpaket anschließend etwa 17 Milliarden Mark an Wert verlor. Inzwischen gilt die Telekom als Krisenunternehmen (siehe Seite 110).
Ohne Zweifel, für die Mehrzahl der Aktionäre war das goldene Bankenjahr ein Desaster. Alles in allem vernichtete der Crash an den deutschen Aktienmärkten, zumindest auf dem Papier, die gigantische Summe von rund 500 Milliarden Mark. Von einem "Annus horribilis" spricht die "Börsenzeitung", einem Schreckensjahr.
Daß von den Verwerfungen am Aktienmarkt in den Berichten der Banken allenfalls am Rande die Rede ist, daß der Kursschock die Strategen in den FrankfurterGlastürmen seltsam unberührt läßt, während die Kleinanleger fassungslos dem Wertverfall ihrer Depots zusehen, hat einen einfachen Grund: Ganz gleich, in welche Richtung sich Dax und Nemax bewegen - die Banken verdienen immer.
Treibmittel der Dauer-Hausse waren die knapp 200 Milliarden Mark, die die Finanzinstitute seit 1997 bei den Privatanlegern eingesammelt haben, um sie gegen allfällige Aufschläge in den Wertpapiermarkt zu pumpen. Keine Frage, daß viele Anleger den Versprechungen auf schnellen Reichtum allzu schnell Glauben schenkten, daß die Hoffnung, mal eben ein zweites Jahresgehalt einstreichen zu können, selbst biedere Familienväter alle Vorsicht über Bord werfen ließ. Doch es waren eben auch immer die Banken an ihrer Seite, die der allgemeinen Börseneuphorie allzu gern nachhalfen, getreu dem Motto "Wir machen den Weg frei".
Der Kursrutsch der vergangenen Monate offenbart schlagartig alle Schwächen der deutschen Börsenkultur. Deutlicher denn je zeigt sich jetzt, daß die deutschen Finanzinstitute nur ungenügend ihrer Aufgabe nachkommen, bei allen Aktiengeschäften stets das "Interesse der Kunden"1 zu wahren, wie es das Wertpapierhandelsgesetz ausdrücklich vorschreibt. Immer klarer wird auch, daß gerade die Kleinaktionäre vor Tricks und Täuschung kaum geschützt sind. Die Liste der Aktiendesaster, bei der die Banken als Konsortialführer Pate standen, ist lang - und sie wird mit jedem Monat länger:
Beispiel Allgeier. Im Juli brachte das ehrwürdige Bankhaus Merck Finck & Co den Computerzulieferer an die Börse, drei Monate später waren alle Umsatzprognosen, mit denen die Anleger gelockt wurden, überholt. Der Kurs stürzte um 70 Prozent. Verlust für die Aktionäre bis heute: 100 Millionen Mark.
Beispiel Ad Pepper. Im Herbst bot die HypoVereinsbank die Papiere der Nürnberger Internet-Werbefirma zur Zeichnung an, rund 900000 Aktien gingen an Privatanleger. Die erste Gewinnwarnung erfolgte bereits sieben Wochen nach Börsengang. Verlust für die Aktionäre: 320 Millionen Mark.
Beispiel Letsbuyit.com. Bei Börsenstart im Sommer hatte das E-Commerce Unternehmen nach Einschätzung der begleitenden Banken einen Wert von rund 600 Millionen Mark. Zum Jahreswechsel war die Firma beinahe zahlungsunfähig. Kein Papier ist im Augenblick am Neuen Markt billiger zu haben.
Während bei jedem Autokauf detailliert geregelt ist, welche Garantieleistungen und Haftungsansprüche dem Verbraucher zustehen, deren Durchsetzung er notfalls vor Gericht erstreiten kann, ist ausgerechnet der deutsche Kapitalmarkt weit gehend der Selbstkontrolle überlassen. Weder gibt es in Deutschland bislang ein einheitliches Gesetz, das die Rechte und Ansprüche der Anleger eindeutig regelt, noch eine schlagkräftige Börsenaufsicht, die diesen Namen verdient. Tatsächlich dürfen sich allein für die Frankfurter Wertpapierbörse drei Aufsichtsorgane irgendwie zuständig fühlen. Keines verfügt über das ausreichende Personal, keines besitzt klar abgegrenzte Kompetenzen oder Zugriffsrechte, wie sie etwa in den USA seit Jahrzehnten Standard sind. Natürlich sind auch hier zu Lande Kursmanipulation und Irreführung der Aktionäre verboten.
Auch in Deutschland sind die Banken gehalten, das Aktiengeschäft mit der "erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit" zu betreiben, so steht es jedenfalls in den Gesetzestexten. In der Praxis allerdings erweisen sich die vielen Verordnungen und Vorschriften, mit denen der Gesetzgeber einen geordneten Handel an den Aktienmärkten sicherstellen will, für den Anleger als weit gehend wertlos.
Was nützt beispielsweise die so genannte Prospekthaftung, die die Banken zu vollständigen und zutreffenden Angaben im Börsenprospekt verpflichtet, wenn Geldhäuser ohne jede rechtliche Folgen Unternehmen an den Markt bringen können, die schon wenige Monate nach Börsengang einen Insolvenzantrag stellen?
Wie verträgt es sich mit dem gesetzlichen Auftrag der Bank, den Anleger vor dem Kauf von Aktien über sämtliche Risiken aufzuklären, wenn dasselbe Finanzhaus in seinen begleitenden Studien selbst bei fallenden Kursen noch von "überdurchschnittlichen Wachstumschancen" spricht?
Welchen Wert hat die Verpflichtung der Geldinstitute, sauber zwischen den Interessen der Kunden und denen des eigenen Hauses zu trennen, wenn die großen Fonds oder Händler der Banken auch dazu eingesetzt werden, bestimmte Aktien zwecks "Kurspflege" nach oben zu treiben?
Wie schlecht es um den Anlegerschutz in Deutschland bestellt ist, zeigt schon die so genannte Risikoaufklärung, die am Beginn des ersten Aktiengeschäfts steht. Seit einigen Jahren muß jede Bank ihren Kunden vor Depoteröffnung ein spezielles Formblatt vorlegen, in dem diese dann anzugeben haben, wie es um ihre Vermögensverhältnisse und Börsenkenntnisse bestellt ist und welche Anlageziele sie verfolgen.
Doch was die Risikobelehrung im Streitfall wert ist, erleben in diesen Tagen all jene, die bei Aktionärsschützern und Anwälten vergeblich um Beistand nachsuchen. Nach Erfahrung von Juristen genügt die Unterschrift unter das Standardformular nämlich in aller Regel als Nachweis, daß die Bank ihrer Aufklärungspflicht ausreichend nachgekommen ist. Wie gründlich der Kundenbetreuer die Börseneinsteiger beraten hat, spielt dabei meist keine Rolle und auch nicht die Frage, ob der Kunde eigentlich begriffen hat, welche Folgen die Wahl einer der vorgegebenen Risikoklassen haben kann.
Wohl kaum einem Neuaktionär ist etwa bewußt, daß selbst derjenige, der sich als eher konservativer Anleger einstuft, im Extremfall mit seinen Aktien 70 oder gar 80 Prozent des eingesetzten Kapitals verlieren kann. Und wer seinem Bankberater die Freude gemacht hat, sich Kenntnisse über Optionsscheine oder Futures attestieren zu lassen, geht beinah jedes Haftungsanspruchs verlustig. "Solche Anleger sind praktisch Freiwild", sagt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Ebenso fragwürdig wie das Risikoklassensystem sind auch die Regeln, mit denen die Banken für ihre Wertpapierkredite werben, also den Aktienkauf auf Pump. So räumen vor allem Direktbanken gern all jenen, die sich schon ein kleines Depot aufgebaut haben, problemlos ein Darlehen ein, um weitere Papiere zu ordern. Die so genannte Beleihungsgrenze beträgt dabei in der Regel 50 Prozent, das heißt: Wer bereits über ein Depot von 10000 Mark verfügt, bekommt bis zu 5000 Mark Kredit für Zukäufe.
Das Tückische an dem System: Mit steigenden Kursen steigt auch die Kreditlinie, da der Wert des Aktiendepots als Sicherheit gilt. Ein Depot, das dank günstiger Marktentwicklung plötzlich 30000 Mark wert ist, kann also mit weiteren 10000 Mark beliehen werden. Dramatisch wird es für den Anleger, wenn die Kurse in den Keller rauschen, seine Kreditlinie damit automatisch wieder sinkt und die Bank das Darlehen zurückfordert. Vielen bleibt dann nichts anderes übrig, als ihre Aktien mit Verlust zu verkaufen, um die Bankschuld zu tilgen. "Zwangsexekution" heißt dies im Bankendeutsch.
Nicht einmal bei offenkundigen Beratungsfehlern können Kunden auf Rechtssicherheit vertrauen. "Die Gesetze sind so vage, daß die Banken fast immer am längeren Hebel sitzen", sagt der Rechtsanwalt Bernd Jochem von der Münchner Kanzlei Rotter. Der Mann weiß, wovon er spricht, schließlich zählt das Anwaltsbüro zu den wenigen Sozietäten in Deutschland, die sich auf Börsenrecht spezialisiert haben.
Derzeit liegen bei Jochem gleich zwei Dutzend Regressansprüche von Anlegern auf dem Tisch, die dem Rat ihrer Kundenbetreuer folgend Aktien des Software-Unternehmens Baan erwarben. Selbst als die Wirtschaftsblätter bereits ausführlich über Absatzprobleme und mögliche Bilanzmanipulationen berichteten, sei das Papier, so Jochem, den unbedarften Kleinanlegern noch als bombensicheres Investment empfohlen worden. Wenig später stürzte die Baan-Aktie, wie von den Finanzzeitungen erwartet, ab - heute liegt sie bei einem Zwanzigstel ihres ursprünglichen Werts.
Allzu große Hoffnungen kann Jochem seinen Klienten nicht machen. Bislang sind alle Versuche, vor deutschen Gerichten Schadensersatz einzuklagen, gescheitert. Nun will er es wenigstens mit einer Klage in den Niederlanden versuchen, dem Heimatland von Baan.
Daß die großen Finanzinstitute bei einer derart komfortablen Rechtslage nur wenig Veranlassung sehen, sich ihrerseits kulant zu zeigen, ist nicht weiter verwunderlich. Selbst Anleger, die ihrer Bank über Jahrzehnte die Treue gehalten haben, dürfen bestenfalls auf ein paar freundliche Worte hoffen. Das liest sich dann so:
"Ich kann Ihnen versichern, daß wir Anliegen und Beschwerden unserer Kunden stets ernst nehmen", schreibt das Büro von Commerzbank-Chef Kohlhaussen an Kundin Barbara Kloepfer, die gerade einen Teil ihrer Altersvorsorge in Aktien der Immobilenfirma US Realty versenkt hat. Man bitte aber um Verständnis, teilt ihr die Abteilung "Kundenzufriedenheit" ergänzend mit, "daß wir bedauerlicherweise die Ihnen entstandenen Buchverluste nicht ersetzen können".
Kein Wort darüber, daß der zuständige Mann in der Berliner Commerzbank-Filiale der Frührentnerin ausdrücklich zu den verhängnisvollen Aktienengagement geraten hatte. Kein Wort auch über das Wer beschreiben der Bank, in dem von "attraktiven Perspektiven" die Rede war, und davon, daß die Commerzbank beim Kauf des US-Papiers "von nachhaltig erzielbaren, attraktiven Wertzuwächsen" ausgehe.
Barbara Kloepfer hat wenigstens noch nette Briefe bekommen. Mit welcher Kaltschnäuzigkeit die Finanzinstitute mitunter auf Beschwerden reagieren, zeigt der Fall von Eckard Koch aus Reinbek. Der Mann hatte brasilianische Schuldverschreibungen gekauft, die zu einem bestimmten Termin vorzeitig gekündigt werden konnten. "Zu pari" wohlgemerkt, also zum Nennwert von 10000 Mark.
Doch im Kleingedruckten fand sich noch ein anderer Kündigungsmodus, Koch erhielt deswegen nur rund 4300 Mark zurück. Alle Versuche, den Schaden von seinem Geldinstitut ersetzt zu bekommen, liefen ins Leere. Die Emissionsbank der Anleihe, die deutsche Tochter des amerikanischer Geldhauses Morgan Stanley, empfahl dem Mann aus Reinbek in einem Schreiben schließlich, "sich hinsichtlich weiterer Fragen an den Trustee der Schuldverschreibung zu wenden", und gab Koch eine Telefonnummer in London in die Hand. Pech für Koch, daß er kaum Englisch spricht.
Daß sich im Verhältnis der Bank zu ihren Kunden etwas verschoben hat, das spüren die Verbraucher nur allzu genau. 45 Prozent geben einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge an, daß ihr Vertrauen in die Banken gesunken sei. Nach den Analysten und deren Urteilen befragt, sprechen sogar 60 Prozent von einem Vertrauensverlust.
Mit dem zunehmenden Wertpapierverkauf über den Bankschalter ist eine Geschäftsbeziehung ins Wanken geraten, auf die gerade die Geldbranche immer stolz war und die sie in ihrer Werbung (,‚Die Bank an Ihrer Seite") gern herausstellt. Nicht von ungefähr sprechen Verbraucherschützer wie der Berliner Finanzexperte Volker Pietsch von einem "Vertrauensvorschuß, den sonst nur Arzte und Apotheker genießen".
Tatsächlich steht hinter dem gezielten Ausbau des Aktiengeschäfts ein grundlegender Wandel des deutschen Bankensystems. Das "Band der Sympathie" ist ja auch deshalb gerissen, weil sich die großen Finanzdienstleister nicht mehr als bloße Verwalter von Spareinlagen verstehen, als Kreditinstitute eben, die das Geld ihrer Kunden eifrig horten, um es dann unter Abwägung aller Sicherheiten und Risiken weiterzuverleihen.
Investmentbanking heißt die neue Hoffnungssparte, und so schön glitzernd wie dieser Begriff, so zukunftsträchtig scheint auch das damit verbundene Geschäftsmodell. Anstatt die Unternehmen vorzugsweise selber mit Darlehen zu versorgen, die in der Regel eng begrenzt sind, sammeln die Geldhäuser nun das Kapital an der Börse ein - mit weit reichenden Folgen für den Kunden.
Denn in dem Maß, in dem die Banken sich zunehmend als Finanzmakler zwischen Unternehmen und Kapitalmarkt betätigen, tritt der Anleger an die Stelle der traditionellen Kreditgeber und übernimmt damit auch deren Risiko. Während bei der klassischen Darlehensvergabe die Bank selbst für Verluste geradestehen mußte, sind es nun die Anteilseigner, die bei schlechtem Geschäftsverlauf oder gar Konkurs ihr Vermögen verlieren. Der Strategiewechsel war für die Banken sehr erfolgreich: Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Wertpapierdepots, die die deutschen Finanzhäuser im Namen ihrer Kunden verwalten, auf 24‚6 Millionen mehr als verdoppelt. Die Zahl der Orderaufträge hat sich im gleichen Zeitraum vervielfacht, und daß sich dies für die Geldhäuser auch rentiert, dafür sorgt ein tief gestaffeltes System von Gebühren, Aufschlägen und Provisionen.
Wie einträglich dieses Geschäft ist, zeigt geradezu mustergültig die Fusion des Stuttgarter Daimler-Benz-Konzerns mit dem amerikanischen Autohersteller Chrysler. Bei diesem Firmenzusammenschluß, einem Aktientausch, der nur zu Stande kommen konnte, weil mindestens 90 Prozent der Anleger ihm zustimmten, profitierten die Banken von einem ausgeklügelten Provisionssystem, das der Würzburger Bankenrechtler Ekkehard Wenger schlicht für "sittenwidrig" hält. Deshalb hat er sich vor wenigen Tagen an das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen gewandt.
Tatsächlich nämlich kassierten die Banken von ihrem Auftraggeber Daimler um so mehr Geld, je eher sie ihre Depotkunden vom Sinn des Deals überzeugt hatten:
"Konkret wurde eine Provisionsstruktur verabschiedet, die vorsah, bei einem Tausch innerhalb der ersten 20 Tage des Angebots eine Provision von zwei Prozent des Kurswerts zu bezahlen", schrieb der damalige Leiter der Direktion Investor Relations, Ralf Bammer, jüngst in einem Buch mit dem Titel "Praxis der Investor Relations", "nach Ablauf von 20 Tagen reduzierte sich die Provision auf ein Prozent."
Nach ähnlichem Muster, klagt Wenger, arbeiten auch Drückerkolonnen. Schön für Daimler, daß viele Bankkunden dem Drängen ihrer Bank nachgaben und zügig der Fusion zustimmten. Ärgerlich nur für die Anleger, daß die Daimler-Aktie seither rund ein Viertel ihres Werts verloren hat.
Das wichtigste Schmiermittel für die große Börsenmaschine liefern die jungen Firmen mit den flotten Namen und den großen Versprechen, diese Entrepreneure aus der Büroetage nebenan, die zwar außer dem festen Willen zum Börsengang und einer schönen Geschäftsidee wenig zu bieten haben, dafür aber das mitbringen, was Börsianer "Phantasie" nennen. Erst sie haben die Anleger in Massen an die Kundenschalter getrieben, erst sie machen aus einem guten Bankgeschäft ein lukratives.
Kaum etwas illustriert die Erfolgsgeschichte des Investmentbanking anschaulicher als die Zahl des so genannten IPO, des "Initial Public Offering", wie der erste Börsengang unter Kundigen heißt. Waren es bis Mitte der Neunziger pro Jahr lediglich etwa 20 Firmen, die von den Banken an die Börse gebracht wurden, lag die Zahl 1997 deutlich über 30. 1998 konnten die deutschen Börsen bereits 79 Neuzugänge vermelden. Im vorvergangenen Jahr wurde mit 194 Emissionen der bisherige Höchststand erreicht.
Für die Banken sind die Börsenneulinge auch deshalb so interessant, weil sie ihnen ganz neue Einnahmequellen verschaffen. Auf vier bis sechs Prozent des eingesammelten Kapitals beläuft sich in der Regel die Provision, die das begleitende Emissionshaus bei einem erfolgreichen Börsengang in Rechnung stellen kann. Das heißt: Je höher der Emissionspreis, den die Bank bei den Anlegern durchsetzen kann, desto höher die Prämie.
Hinzu kommen oft vorbörsliche Beteiligungen, also der Zugriff auf Aktienpakete zu einem Preis, der deutlich unter dem liegt, den später die Anleger zu zahlen haben. Gut bedacht werden muß hierbei nur der Zeitpunkt des Wiederverkaufs, wie das Beispiel Gigabell zeigt.
So kassierte HSBC Trinkaus & Burkhardt von ihrem Schützling im Vorfeld des IPO 165000 Aktien zum Schnäppchenpreis von einem Euro - und reichte die Papiere noch während der Zeichnungsfrist an die Anleger weiter. Da die Bank den Emissionspreis auf 38 Euro taxiert hatte, brachte ihr dieses kleine Manöver zu der eh üppig bemessenen Provision in Höhe von rund 5 Millionen noch einmal 12 Millionen Mark ein. Zur Erinnerung: Gigabell war eine der ersten Aktien am Neuen Markt, die gleich am ersten Handelstag unter Ausgabekurs fiel. Im Herbst meldete Gigabell die Zahlungsunfähigkeit.
Die dritte und mit Abstand risikoloseste Möglichkeit, beim Emissionsgeschäft zu verdienen, ist der "Greenshoe", ohne den heute fast kein Börsengang mehr auskommt. Genau besehen, ist der Greenshoe eine Art Aktienoption, bei der die Bank das Recht erhält. bis zu 15 Prozent der Wertpapiere des von ihr betreuten Unternehmens zusätzlich am Markt zu plazieren. Die Alteigentümer verpflichten sich im Gegenzug, diese Aktien rund vier Wochen nach Börsengang aus dem eigenen Bestand herauszureichen - und zwar zum Emissionskurs. Die Bank kann also schon am ersten Handelstag die zusätzlichen Aktien den Depots ihrer Kunden gutschreiben, auch wenn sie die Papiere de facto noch gar nicht besitzt.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Fällt der Kurs der Aktie unter den Ausgabepreis, dann verzichten die Banken selbstverständlich auf Ausübung ihrer Kaufoption. Statt dessen erwerben sie die Papiere, die sie an die Anleger gegeben haben, billiger über den Markt zurück. Die Differenz zwischen Ausgabepreis und Rückkaufkurs verbuchen die Banken als Gewinn.
Schießt der Aktienkurs hingegen nach oben, greifen die Banken auf ihre Option zurück und übernehmen die nun vergleichsweise günstigen Aktien von den Altaktionären der Firma, um sie diesmal auf eigene Rechnung zu verkaufen. Welche Gewinne dabei theoretisch möglich sind, zeigt das Consors-Geschäft: Die Aktie des Direktbrokers zog mit der Erstnotiz von 33 auf 76 Euro an, was den Konsortialbanken dank Greenshoe eine zusätzliche Einnahme von 47,3 Millionen Euro bescherte, sollten sie an diesem Tag die Aktien tatsächlich verkauft haben.
Kein Wunder, daß um die Börsenkandidaten ein regelrechter Wettkampf entbrannt ist. Die großen Bankhäuser haben mittlerweile ganze Stabsabteilungen im Einsatz, um den Markt nach Unternehmen zu durchforsten, die man als Zukunftswerte verkaufen kann. Und weil die IPO-Fachkräfte gar nicht so schnell nachwachsen konnten, wie sie eingestellt wurden, lieferten sich die Finanzinstitute auch um diejenigen wahre Bietergefechte, die nur so aussahen, als könnten sie "Going Public" fehlerfrei buchstabieren.
"Personell gesehen, ist die ganze Branche auf dem letzten Riemen gelaufen", sagt Lutz Weiler, Vorstand der Frankfurter IPO Beratung Equinet. "Manche haben in ihrer Not komplette Teams abgeworben, dabei wurde zum Teil mit abenteuerlichen Gehältern gelockt." Weiler weiß, wovon er spricht: Erst vor kurzem hat er sich mit einer Reihe von Kollegen bei der Dresdner Bank abgesetzt, um die eigene Firma zu gründen, und selbst ordentlich im Revier gewildert.
Welche Folgen diese Konkurrenz um Aufträge und Marktanteile hat, wird spätestens beim so genannten Beauty-Contest deutlich, dem Schönheitswettbewerb, der am Anfang jedes IPO steht und bei dem sich die Banken um das Wohlwollen der Börsenaspiranten bemühen. Über 60 Finanzinstitute rangeln in Deutschland um dieses Geschäft mit den Erstnotierungen. Selbst die Sparkassen und die Ärzte- und Apothekerbank sind mittlerweile im IPO-Geschäft tätig.
Glaubt man der Schilderung von Experten wie Weiler, dann hält der Beauty Contest, was der Name verspricht: Bis zu acht Bankenteams treten da gegeneinander an. Gut eine Stunde haben die IPO-Jungs Zeit, um die Vorzüge ihres Hauses zu nennen und vielleicht auch einmal die eine oder andere kritische Frage nach dem vorgelegten Business-Plan zu stellen. Am Ende erhält derjenige meist den Zuschlag, der den Unternehmenswert möglichst hoch taxiert - auch dies erklärt die zum Teil horrenden Emissionspreise der vergangenen Monate.
Gern betonen die Spezialisten in den Emissionsabteilungen, daß ihre erste Werteinschätzung kein verbindliches Angebot sei. Daß man notfalls auch den Börsengang aussetzen könne, wenn eine genauere Prüfung Zweifel am Geschäftserfolg nähre und sich das Unternehmen trotz guten Zuredens, mit dem Preis herunterzugehen, uneinsichtig zeige. Doch bei diesen Nachverhandlungen sind den Banken, wie die Erfahrung lehrt, enge Grenzen gesetzt. Zum einen sind viele Unternehmen dazu übergegangen, das Erstgebot im Vertrag zu fixieren. Zudem
sind die Banken sehr auf ihren guten Leumund als durchsetzungsfähige Börsenhelfer bedacht. Und nichts schädigt die Reputation schneller als der Ruf, ein kleinlicher Preisdrücker zu sein. Vor allem aber: Jeder abgesagte Börsengang bedeutet den Verzicht auf alle Provisionen.
"Es wäre Unsinn zu behaupten, daß auf Leuten wie mir keine ökonomische Verantwortung lastet", sagt Friedrich Kühne, einer der Chefs der IPO-Abteilung der Dresdner Bank. "Wenn ich ein Going Public nicht verantworten kann, dann breche ich es ab. Aber wenn ich das öfter hintereinander mache, könnte mich die Bank irgendwann fragen, wie ich eigentlich meine Leute zu bezahlen gedenke."
Kühne gehört zu den Veteranen der Branche. Seit 18 Jahren ist er schon damit beschäftigt, Börsenkandidaten zu bewerten, und seine eigene Bilanz ist nicht einmal schlecht: Im Branchenvergleich steht die Dresdner Bank derzeit auf einem der ersten Plätze, selbst wenn mittlerweile auch bei ihr über die Hälfte der Neuemissionen unter Ausgabekurs gerutscht sind.
Sein wichtigstes Handwerkszeug, sagt Kühne, sei sein Gespür für die Qualität des Managements. Doch wie soll der Controller auch anders eine Firma einschätzen, deren Firmengeschichte gerade mal ein halbes Jahr alt ist? Die noch nie Gewinne verbucht hat und deren schöne Umsatzkurven auf Schätzungen beruhen?
Also behilft er sich mit einer möglichst genauen Marktanalyse, stellt Vergleichsstudien zu den Wettbewerbern an, holt Voraussagen der Forschungsagenturen ein - und hofft, daß die Branche sich so entwickeln wird, wie es die Prognosen verheißen. Allzu viel Zeit bleibt ihm für die Prüfung eh nicht: In drei Monaten müssen alle Formalitäten erledigt sein, das ist die gängige Frist, schließlich drängt jeder Debütant auf schnellen Börsengang.
Vielleicht hätte man mehr Zutrauen zu den IPO-Spezialisten der Finanzinstitute, in die Unbestechlichkeit ihres Urteils, wenn sie nicht Tür an Tür säßen mit Aktienvertrieb und Marketing und den eigenen Handelsabteilungen. So wie die Ölmultis die gesamte Wertschöpfungskette im Ölgeschäft kontrollieren, von der ersten Probebohrung über die Veredelung in der Raffinerie bis hin zum Verkauf an der Tankstelle, so haben auch die Banken inzwischen alle Stufen des Geschäfts mit der Aktie im Griff. Bei jedem Wertpapier, das an der Börse umläuft, sind sie gleich mehrfach dabei -und eben das ist das Problem.
Denn die Geldhäuser feilen ja nicht nur mit den Börsenkandidaten an den Geschäftsplänen, bestimmen deren Emissionspreis und sorgen danach mit entsprechenden Analystenstudien für ein "positives Börsenumfeld".
So brachte die West LB im Oktober 1997 das Medienunternehmen EM.TV an die Börse und hielt ihm seither die Treue. Noch im März vorigen Jahres, als der Kurs von EM.TV bei rund 90 Euro lag, empfahl die Bank den Wert zum Kauf. Damals war die Firma des Unternehmers ähnlich viel wert wie die Lufthansa, heute ist es nicht einmal ein Zehntel.
Auch der Handel liegt fest in der Hand der Geldhäuser. Zusammen mit den Fondsgesellschaften steuern sie gut ein Viertel des deutschen Aktienkapitals. Sie stellen die Mehrzahl der Broker, die für den Umschlag von Wertpapieren sorgen, und natürlich gehört auch die Börse selbst mehrheitlich den Finanzinstituten. Aufsichtsratschef der Deutsche Börse AG, die den Frankfurter Finanzplatz kontrolliert, ist der Vorstandssprecher des mächtigsten Kreditinstituts der Republik, Deutsche-Bank-Chef Breuer.
Bei einer solchen Aufgabenfülle bleiben Interessenkonflikte nicht aus. Zwar verweist die Geldindustrie immer wieder auf die Feuerwände, die sie zwischen den einzelnen Finanzabteilungen ihrer Häuser eingezogen habe, auf die "Chinese Walls", die eine unzulässige Einflußnahme beim Aktienhandel angeblich komplett ausschließen. Doch wie löchrig diese Trennwände in Wirklichkeit sind, wissen die Insider nur zu genau. "Selbstverständlich redet Sales mit Research", sagt ein Börsenwächter, der mit Rücksicht auf seine Vorgesetzten lieber ungenannt bleiben möchte. "Chinese Walls? Forget it." Vergiß es.
Häufig braucht es noch nicht einmal den direkten Kontakt, um den Profit zu mehren. Natürlich kennt jeder Fondsmanager einer Bank die exakten Beteiligungsverhältnisse seines Hauses. Und ebenso gut weiß er, welche Folgen der Kauf oder Verkauf eines größeren Aktienpostens aus seinem Fonds am Markt auslösen kann.
Natürlich muß man als Analyst kein Genie sein, um zu begreifen, daß die negative Beurteilung einer Neuemission für den Börsenkurs nicht gerade förderlich ist. Und wie verträgt es sich mit der viel beschworenen Unabhängigkeit aller am Aktiengeschäft unmittelbar Beteiligten, wenn ausgerechnet die Überwachung des elektronischen Handels einer Stelle obliegt, deren Mitarbeiter von der Deutsche Börse AG mit eingesetzt und bezahlt werden?
Möglichkeiten der Manipulation gibt es zuhauf. Und es mangelt auch nicht an Hinweisen, wie diese Möglichkeiten genutzt werden. Das beginnt schon mit den versteckten Gebühren und Beutelschneidereien, die sich die Banken erlauben können, weil der ganze Handelsablauf mit Bedacht so angelegt ist, daß ihn der normale Anleger nicht durchschaut. Tatsächlich fehlt dem deutschen Kapitalmarkt genau das, was für Ökonomen einen funktionierenden Markt ausmacht: Transparenz.
Kein Instrument ist dabei so wirkungsvoll, Kauf und Verkauf und damit auch den
Preis eines Wertpapiers zu beeinflussen, wie der Computer des Traders. Mit seiner Hilfe, und großen Fondsvermögen im Rücken, bewahren die Finanzhäuser manche Werte gezielt vor dem Absturz oder treiben, was noch einträglicher ist, die Kurse mit systematischen Aufkäufen nach oben.
Auch hier bewährt sich, daß allein die Banken über die Zuteilung der Aktien befinden. Wenn bei Börsengängen die Nachfrage das Angebot übersteigt, die Aktie also deutlich überzeichnet ist, müssen sich Großinvestoren öfters verpflichten, zu höheren Kursen nachzukaufen. Nur wer entsprechend ordert, kann sich für eine größere Zuteilung beim Börsengang qualifizieren. "Einer pumpt Sauerstoff hinein, ein anderer wirft Stroh ins Feuer, ein Dritter legt Holzscheite nach", beschreibt ein Investmentbanker das Prinzip.
So lassen sich Börsenstars produzieren. Die Software-Schmiede Biodata kam zu einem Emissionspreis von 45 Euro an den Markt, der erste Börsenkurs lag bei 240 Euro. Großanleger wie der Fondsmanager Kurt Ochner bestätigen, daß sie bei dem Deal massiv nachgeordert haben. Der Haken dabei: Wenn die Holzscheite abgebrannt sind, bleibt in vielen Fällen nur Asche übrig. Das Nachsehen haben all jene Kleinanleger, die nicht rechtzeitig ausgestiegen sind, weil sie den Kursanstieg fälschlicherweise für einen echten Wertzuwachs hielten.
Das simpelste und deshalb von Brokern auch besonders häufig gewählte Verfahren, einen hübschen Zusatzgewinn herauszuschlagen, ist das gezielte Streuen von angeblichen Exklusivinformationen, die geeignet sind, den Markt in Schwingungen zu versetzen. Der Händler wartet einfach ab, bis das Gerücht seine Wirkung tut, und verkauft dann schnell wieder die Aktien, mit denen er sich zuvor reichlich eingedeckt hat. "Pumping and dumping" heißt dieses Manöver in der Fachsprache - aufpumpen und abstoßen.
Etwas anspruchsvoller ist da schon der so genannte Pre-Arranged-Trade, der zuvor ausgemachte Handel. Hierbei beschließen zwei Broker, den Mechanismus der freien Kursbildung am Markt durch eine Geheimabsprache auszuhebeln. Der eine bietet zu einem fest vereinbarten Zeitpunkt einen Schwung Aktien zu einem deutlich überhöhten Preis an, der andere stellt zeitgleich eine entsprechende Kauforder ins Computersystem der Börse und zieht damit das Papier zumindest kurzfristig in die Höhe. Später folgt nach der gleichen Methode dann das "Rückwärtsgeschäft", und der Deal läuft einfach wieder in die andere Richtung.
Dieses Vorgehen empfiehlt sich für die Banken vor allem immer dann, wenn beispielsweise der Wert eines Fondsanteils festgelegt wird, den Tausende Kunden im Rahmen eines Investmentsparplans regelmäßig zu einem bestimmten Termin, etwa dem Monatsersten, erwerben. Der Kaufpreis dieses Fondsanteils richtet sich nämlich nach dem Kurs der darin enthaltenen Aktien an diesem Tag und wird den Anlegern entsprechend in Rechnung gestellt.
Solche krummen Geschäfte sind geradezu narrensicher, wenn sich die Trader, wie mittlerweile üblich, mehrerer Zwischenhändler bedienen. Voraussetzung ist allerdings, daß sie bei ihren Absprachen nur private Telefone benutzen und keinesfalls die Apparate in den Handeisräumen, bei denen alle Gespräche routinemäßig mitgeschnitten werden.
Wie gefährlich es sein kann, diese einfache Vorsichtsmaßnahme zu mißachten, weiß die Börsengemeinde spätestens, seitdem kurz nacheinander gleich drei Banken bei dem Versuch erwischt wurden, die Anleger zu betuppen.
Schon die Vorgeschichte ist typisch deutsch: So offerierte die Frankfurter Tochter der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers ihren Kunden 1997 ein Wertpapier, das in den Staaten aus guten Grund verboten ist, und zwar einen Optionsschein mit einem so genannten Knockout-Kicker.
Dieses Papier stellte neben der üblichen Gewinnchance, die jede Option bietet und sich in diesem Fall auf Bayer-Aktien bezog, eine zusätzliche Prämie in Aussicht. Für den Fall, daß sich der Kurs von Bayer während der Laufzeit der Option konstant über 65 Mark halten würde, versprach Lehman den Käufern des Optionsscheins einen Sonderbonus in Höhe von 10 Mark. Sollte der Kurs hingegen nur ein einziges Mal unter diese Marke fallen, würde der Knockout-Kicker greifen und der Anspruch wäre erloschen.
Aus einem der erhalten gebliebenen Tonbandprotokolle geht hervor, was geschah, als die Bayer-Aktie sich erstmals der 65-Mark-Grenze zu nähern begann. Ganz ungeniert rief ein Lehman-Händler Bekannte unter den Frankfurter Freimaklern an, um größere Pakete der Bayer-Aktie aus eigenem Bestand abzustoßen. Er wolle Bayer, teilte er offen mit, unbedingt unter 65 Mark sehen. Und tatsächlich: Das Papier notierte an diesem Tag bei 64,95 Mark Kursrutsch genug, um eine Auszahlung aller Born an die Anleger zu vereiteln.
Nach dem gleichen Prinzip verfuhr auch die Investmentbank Goldman Sachs. Das Finanzinstitut nutzte ebenfalls den Zugang zur Börse, um durch massive Aktienverkäufe bei ihren eigenen Optionsscheinen auf die Preussag-Aktie den Knockout-Kicker in Gang zu setzen.
Und auch die BHF-Bank trickste: Sie verkaufte Allianz-Aktien, um den Kurs des Versicherungspapiers nach unten zu treiben. Ein einträgliches Manöver, denn dadurch gewannen Verkaufsoptionen für Allianz-Aktien an Wert, die das Geldinstitut auf eigene Rechnung erworben hatte.
Daß es sich in allen drei Fällen um eindeutige Kursmanipulationen handelt, steht außer Frage. Doch nur Lehman Brothers wurde vom Sanktionsausschuß der Frankfurter Wertpapierbörse ein scharfer Verweis erteilt. Goldman Sachs kam schon mit einer deutlich milderen Abmahnung durch die Geschäftsführung der Börse davon, und der BHF blieb eine Rüge erspart.
Wo die Selbstkontrolle ganz offenkundig versagt, wären eigentlich die Gerichte oder die staatliche Börsenaufsicht gefordert. Aber auch von dort haben Kursbetrüger wenig zu befürchten. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel erklärt sich bei Kursmanipulationen bislang für nicht zuständig, und die Staatsanwaltschaften lehnen die Eröffnung von solchen Verfahren bislang stets mit Hinweis auf die wenig Erfolg versprechende Gesetzeslage ab.
In der Tat ist das Delikt Kursbetrug nur sehr vage definiert. So macht sich nach § 88 des Börsengesetzes zwar jeder strafbar, der Kurse durch "unrichtige Angaben" oder "sonstige auf Täuschung berechnete Mittel" zu beeinflussen sucht.
Doch was genau unter "unrichtigen Angaben" zu verstehen ist, hat der Gesetzgeber ebenso offen gelassen wie die Frage, ab wann man denn von "Täuschung" sprechen kann. Beginnt sie schon mit den gezielten Stützungskäufen, wie Börsenrechtler meinen, die mit der Praxis vertraut sind - oder erst, wenn sich auch verdeckte Absprachen zu Lasten Dritter nachweisen lassen?
Wie kommod sich die Banken in dieser juristischen Grauzone eingerichtet haben, zeigt schon der schöne Begriff "Kurspflege", mit dem hier zu Lande umschrieben wird, was an Finanzplätzen wie New York oder London schnell die Aufmerksamkeit der Kontrollorgane weckt. Als "Kurspflege" gilt beispielsweise der massive Eingriff der Deutschen Bank zu Gunsten der Fußballaktie Borussia Dortmund. Und natürlich ist es "Kurspflege", wenn die Banken dem Dax-Schwergewicht Telekom kurz nach dem dritten Börsengang mit schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro unter die Arme greifen, um dem Unternehmen in dieser kritischen Phase das Wohlwollen der Anleger zu erhalten.
"Ach ja, die Kontrolle", seufzt Georg Wittich und blickt betrübt auf seine Schuhe. "Bei Kursmanipulation läuft die weit gehend ins Leere." Und natürlich sei es auch wahr, daß die Finanzinstitute eine Reihe von Unternehmen an den Markt gebracht hätten, "die offenbar nicht börsenreif waren". Aber andererseits, sagt Deutschlands oberster Börsenaufseher und strafft sich wieder: "Die Banken haben auch gelernt" Vor sechs Jahren wurde das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel in Frankfurt gegründet, um über die Einhaltung des Wertpapierhandelsgesetzes zu wachen, exakt 60 Jahre nach der amerikanischen Börsenbehörde SEC. Seit dem ersten Tag ist der ehemalige Referatsleiter aus dem Bundesfinanzministerium, Abteilung Geld und Kredit, nun dort Präsident. Keiner kann so schön wie er über "Integrität" und "Transparenz" des Kapitalmarkts sprechen, über "Sauberkeit" und "Fairness".
Doch wenn man Wittich fragt, wo er Mißstände sieht und wie er gegebenenfalls Abhilfe schaffen will, gerät er erkennbar ins Stocken. Prüft er beispielsweise, wie seriös die Unternehmen sind, die an den Markt gehen, ob der vorgelegte Prospekt auch den Tatsachen entspricht? Nein, sagt Wittich, dafür sei die Börse zu ständig. Wie steht es um Beratungsfehler der Banken, leistet er den Anlegern Amtshilfe? Da verweist Wittich auf den "zivilrechtlichen Weg". Überwacht er wenigstens das Geschäftsgebaren der mächtigen Aktienfonds? Nein, sagt Wittich, das erledige nun wiederum das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen.
Anderseits: Auch der Präsident kann Erfolge vorweisen. Stolz rechnet er vor, daß sich die Zahl der Ad-hoc-Mitteilungen, mit denen börsennotierte Firmen wichtige Veränderungen bekannt geben, im Jahr 2000 "fast verdoppelt" habe. Und auch bei der Verfolgung des Insiderhandels sei seine Behörde "ganz gut vorangekommen". Die Zahl der im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossenen Verfahren? Sieben.
Die ganze Machtlosigkeit der obersten Kontrollinstitution des Landes offenbart sich zwei Stockwerke tiefer im "Analystenraum", dem Herzstück des Aufsichtsamts. Fünf Mitarbeiter sollen von hier aus den gesamten deutschen Aktienhandel kontrollieren: in Frankfurt ebenso wie in Berlin, München oder Düsseldorf, zwei Millionen Börsentransaktionen täglich, mehrere tausend Firmen aus zwei Dutzend Branchen. "Mit der Analystenabteilung einer Bank", gesteht Referatsleiter Jürgen Oberfrank, "können wir natürlich nicht mithalten." Immerhin: Seit kurzem verfügt die Abteilung jetzt wenigstens über einen Internet-Anschluß.
Einer, der weiß, was Not tut, und auch die nötigen Ermittlerinstinkte mitbringt, sitzt nur wenige Kilometer weiter, in einem Nebenraum des Neuen Markts gleich neben der Kurstafel. Klaus-Dieter Benner hat als Staatsanwalt für Wirtschaftskriminalität schon zahllose Anlageganoven zur Strecke gebracht. Er hat den European Kings Club auffliegen lassen, den wohl größten Fall von Kapitalbetrug, der jemals vor ein deutsches Gericht kam. Aus seiner Feder stammen die einschlägigen Kommentare im "Handbuch des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts", dem juristischen Standardwerk zu diesem Thema.
Schade nur, daß Benner in seiner jetzigen Funktion nicht allzu viel zu sagen hat. Formal gesehen obliegt dem Juristen heute die staatliche Aufsicht der Frankfurter Börse und damit die Kontrolle über alle dort eingeschriebenen Händler und Kursmakler. Die direkte Börsenaufsicht ist Ländersache und fällt damit in die Zuständigkeit von Benners Dienstherrn, dem Hessischen Wirtschaftsministerium.
Doch höheren Orts scheint man den Aufklärungswillen des Ermittlers nicht sonderlich zu schätzen. Erst haben ihm seine Vorgesetzten im Wirtschaftsministerium drei von zehn Mitarbeitern abgezogen, dann wurde ihm die Kompetenz für die elektronischen Handelssysteme Xetra und Eurex genommen. Und selbst die Bezeichnung "Staatskommissariat", die immerhin eine gewisse Autorität signalisiert, hat das Ministerium dem Kontrollreferat mittlerweile aberkannt.
Fachleute wie Benner können genau sagen, wie der Anlegerschutz wirksam zu verbessern wäre, wie sich die Macht der Banken sinnvoll austarieren ließe. Zunächst braucht es auch in Deutschland eine zentrale Börsenbehörde, wie sie in den USA oder Großbritannien aus gutem Grund schon seit Jahrzehnten existiert, eine Kontrollinstanz, die jeden Börsenprospekt ebenso auf seine Richtigkeit überprüft wie die Zahlen in den Quartals- und Zwischenberichten der Firmen - und die auch genug Leute einsetzen kann. "Es ist wie mit den Falschparkern", sagt Benner: "Wenn man keine Politessen auf die Straße schickt, findet man auch keine."
Zum Vergleich: Die amerikanische Secunties and Exchange Commission (SEC) verfügt über rund tausend exzellent geschulte Ermittler. Sie kann bei Verdacht Bankbüros durchsuchen, Akten beschlagnahmen, Bußgelder verhangen und selbst Zivilverfahren anstrengen, wenn Börsenregeln verletzt werden. Über 400 waren es allein im vergangenen Jahr (siehe Seite 103).
Nötig ist, darüber sind sich die Börsenwächter einig, außerdem eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft, die sich speziell für die Verfolgung von Börsendelikten verantwortlich fühlt. Bislang winken die Ermittler vor Ort auch deshalb müde ab, wenn eine Akte auf den Tisch kommt, weil ihnen entweder das nötige Fachwissen fehlt oder einfach die Zeit, sich mit der komplizierten Materie zu beschäftigen.
Vor allem aber: Eindeutige und klare Gesetze müßten her, das gilt für die Prospekthaftung ebenso wie für den Regreß wegen fehlerhafter Beratung oder den Kursbetrug. Natürlich kann man es einer Bank kaum verwehren, Aktien zu kaufen und zu verkaufen - dies ist schließlich das Prinzip der Börse. In jedem Fall aber sollten die Geldhäuser gezwungen werden, die Details über Stützungskäufe umgehend publik zu machen. Ähnlich wie in den USA müßte der Gesetzgeber zudem in einem Kriterienkatalog definieren, welche Eingriffe in den Markt erlaubt sind und welche nicht - was also Kurspflege ist und was verbotene Kursmanipulation.
Allmählich dämmert auch den Verantwortlichen in Berlin, daß ein unbedarftes "Weiter so" den Finanzplatz und die Aktienkultur in Deutschland nachhaltig beschädigt. Denn was ist eine Börse wert, der die Anleger mißtrauen? Was nützen die schönsten Anlageformen, wenn die Aktionäre, durch Schulden und Verluste verunsichert, ihr Geld lieber wieder in Sparbriefen anlegen?
"Wir müssen überlegen, was man tun kann, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen", sagt Margareta Wolf von den Grünen, die Anfang Januar zur neuen Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium berufen wurde. Sie will nun zumindest für die Arbeit der Analysten neue Regeln durchsetzen, um Interessenkonflikte auszuschließen: So sollen die Aktienspezialisten künftig nur noch die Papiere bewerten dürfen, die weder sie noch ihre Bank besitzen.
Im Bundesjustizministerium wird derzeit geprüft, wie man Anlegern helfen kann, Schadensersatzansprüche leichter vor Gericht durchzusetzen, etwa durch Sammelklagen, die schlagartig die Position der Kunden verbessern würden. Der Ministeriumssprecher dämpft aber die Erwartungen: "Wir stehen noch ganz am Anfang."
Die eigentliche Verantwortung für eine Börsenreform liegt freilich bei Bundesfinanzminister Hans Eichel. Vergangenen Monat stellte der immerhin einen Plan zur Neuordnung der Finanzaufsicht vor. Danach sollen die drei Bundesaufsichtsämter für das Kreditwesen, das Versicherungswesen und den Wertpapierhandel zu einer Behörde zusammengefaßt werden.
Doch an eine deutliche Personalaufstockung bei den Börsenkontrolleuren ist bisher nicht gedacht, auch erweiterte Kompetenzen und Zugriffsrechte stehen nicht zur Debatte. Tatsächlich handelt es sich bei dem Vorhaben zur Gründung einer "Allfinanzaufsicht" eher um eine behördeninterne Umwidmung von Stellen und Referaten. Das eigentliche Problem, die Zersplitterung der Börsenkontrolle in Bundes-, Landes- und Privatzuständigkeit, bleibt unverändert bestehen.
Kaum viel versprechender sehen derzeit die Vorarbeiten für das im Sommer anstehende "Vierte Finanzmarktförderungsgesetz" aus, das eine Vielzahl bislang bestehender Regelungen ersetzen soll. Nicht nur der Name des Fördergesetzes erscheint verdächtig, von Anlegerschutz jedenfalls ist in dem Titel keine Rede. Auch der Wille, die Kursmanipulationen zu erschweren oder aber die Prospekthaftung zu verbessern, ist bei Eichels Fachbeamten bislang eher unterentwickelt.
Durchgriffsrechte, wie sie die amerikanische SEC genießt, seien "mit dem deutschen Rechtsstaat nicht vereinbar", heißt es in der zuständigen Abteilung. "Eine Grauzone wird es immer geben."
Bislang haben sich die Banken noch gegen jeden Versuch, ihre Marktmacht einzuschränken, erfolgreich gewehrt. Wenn die Politik sich in der Vergangenheit daran machte, die veralteten Börsenregeln der sich schnell verändernden Wirklichkeit anzupassen, gab es am Ende häufig nicht mehr, sondern weniger Rechte für die Anleger.
Bestes Beispiel: Als die Regierung unter Helmut Kohl 1998 das "Dritte Finanzmarktförderungsgesetz" vorlegte, war auf einmal die Frist, innerhalb derer die Geldhäuser für fehlerhafte Börsenprospekte haften, von fünf auf drei Jahre verkürzt. Schließlich, so das Argument der Reformer, müsse die "Attraktivität des Finanzplatzes Deutschland" sichergestellt sein.
Wer einen Eindruck bekommen will, wie sich die Banken die Zukunft des Wertpapierhandels vorstellen, muß nur einen Blick in die neuesten Werbebroschüren werfen. Neben die Aktie, das Angebot für den eher konservativen Anleger, treten jetzt die "Hochzinsanleihen". Früher, als sie noch nicht als Produkt der Zukunft galten, hießen diese Scheine "Junk Bonds", zu Deutsch: Ramschpapiere.
Die Hochzinsanleihe ist die nächste konsequente Stufe beim Umbau der Banken zu reinen Dienstleistern. Sie ist der Triumph des lnvestmentbankings über das klassische Kreditgeschäft. Nach wie vor stillen ja vor allem Großunternehmen ihren Kapitalhunger nicht nur über die Ausgabe von Aktien, sondern eben auch über Darlehen. Was liegt da näher, als diese Finanzierungsart ebenfalls nach den Kriterien der Risikominimierung zu organisieren? In Zukunft werden die Banken einen Großteil ihrer Kredite bündeln, mit einem ordentlichen Zins versehen und sie als spekulative Anleihen über ihre Schalter verkaufen.
Glaubt man den Strategen der Investmenthäuser, sind die Tage des klassischen Kreditgeschäfts gezählt. "Normale Bankkredite werden austrocknen", prophezeite der Brite Mike Weston von der Investmentbank Morgan Stanley bei einer Branchentagung im Londoner Grosvenor House. Die europäischen Kreditinstitute könnten es sich schlicht nicht länger leisten, die margenschwache und risikobehaftete Darlehensvergabe selbst zu betreiben, führte Weston in schöner Offenheit aus: "Der Kapitalmarkt steht bereit, die Unternehmen über Anleihen mit dem erforderlichen Geld zu versorgen."
Das Geschäftsprinzip hat sich schon bei der Aktie bewährt: hohe Gewinnspannen über Provisionen, Aufschläge und Handelsgebühren; keinerlei Risiko bei Ausfall des Kreditnehmers.
Das trägt ja jetzt der Anleger.
Kommt Zeit......kommt Rat
Neuer Markt: Regeln verschärft
Die Deutsche Börse reagiert auf die Krise des
Börsensegments Neuer Markt mit einer
Verschärfung der Regeln noch im Sommer.
Pleite-Kandidaten und Firmen mit einem geringem
Börsenwert sollen künftig vom Kurszettel verbannt
werden können.
Der Sprecher der Deutsche Börse AG, Walter Allwicher, bestätigte am Mittwoch
Zeitungsberichte, wonach nicht nur Aktien von insolventen Firmen aus dem
Marktsegment gestrichen werden können. Das soll auch für Unternehmen mit
geringem Börsenwert gelten, den so genannten „Penny Stocks“. Ähnliche
Regelungen gibt es seit langem an der US-Technologiebörse Nasdaq.
Nach dem Kursdesaster am Neuen Markt und vielen Skandalen waren seit
Monaten strengere Regelungen unter anderem von Aktionärsschützern verlangt
worden. Das Vertrauen in viele Technologie-Werte, die zum Teil wegen
Unregelmäßigkeiten und falschen Prognosen ins Gerede gekommen sind, war
rapide gesunken. Die Verschärfung des Regelwerks soll noch in diesem Sommer
verkündet werden, heißt es bei der Börse. Derzeit laufen laut Allwicher
Gespräche mit den Marktteilnehmern über die Details.
Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ (FTD) erwägen mehrere
Unternehmen aus dem Neuen Markt der Frankfurter Börse auszusteigen. An der
Umfrage beteiligten sich 44 der 50 Firmen aus dem Standardwerte-Index des
Neuen Marktes.
Neuer Markt: Regeln verschärft
Die Deutsche Börse reagiert auf die Krise des
Börsensegments Neuer Markt mit einer
Verschärfung der Regeln noch im Sommer.
Pleite-Kandidaten und Firmen mit einem geringem
Börsenwert sollen künftig vom Kurszettel verbannt
werden können.
Der Sprecher der Deutsche Börse AG, Walter Allwicher, bestätigte am Mittwoch
Zeitungsberichte, wonach nicht nur Aktien von insolventen Firmen aus dem
Marktsegment gestrichen werden können. Das soll auch für Unternehmen mit
geringem Börsenwert gelten, den so genannten „Penny Stocks“. Ähnliche
Regelungen gibt es seit langem an der US-Technologiebörse Nasdaq.
Nach dem Kursdesaster am Neuen Markt und vielen Skandalen waren seit
Monaten strengere Regelungen unter anderem von Aktionärsschützern verlangt
worden. Das Vertrauen in viele Technologie-Werte, die zum Teil wegen
Unregelmäßigkeiten und falschen Prognosen ins Gerede gekommen sind, war
rapide gesunken. Die Verschärfung des Regelwerks soll noch in diesem Sommer
verkündet werden, heißt es bei der Börse. Derzeit laufen laut Allwicher
Gespräche mit den Marktteilnehmern über die Details.
Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ (FTD) erwägen mehrere
Unternehmen aus dem Neuen Markt der Frankfurter Börse auszusteigen. An der
Umfrage beteiligten sich 44 der 50 Firmen aus dem Standardwerte-Index des
Neuen Marktes.
Klare Regelung an der Nasdaq
Am Neuen Markt steht Radikalkur bevor
Von Jürgen Röder, Handelsblatt.com
Wenn die Deutsche Börse wie angekündigt „Penny
Stocks“ aus dem Marktsegment verbannt, steht ein
drastischer Schnitt bevor. 31 New Economy-Unternehmen
notieren derzeit unter der Grenze von einem Euro - unter
anderem Lycos Europe, Kabel New Media und RTV Family
Entertainment.
jr DÜSSELDORF. Neun Prozent von
den derzeit 342 Unternehmen am
Markt für Wachstumswerten wären von
einer entsprechenden Regelung
betroffen. Ihre Titel werden am
heutigen Mittwoch mit einem Kurs
unterhalb von ein Euro gehandelt.
Darunter sind sämtliche
Pleite-Kandidaten wie zum Beispiel
Infomatec oder Teldafax, die bereits
unter 20 Cent notieren. Weitere fünf
Gesellschaften notieren knapp über 99
Cent – unter anderem der
Internet-Suchmaschinen-Hersteller
Endemann oder Heiler Software.
Bislang hat mit Gigabell nur ein
Unternehmen die Zulassung für den
Neuen Markt verloren. Grund: Das
Telekommunikations-Unternehmen hat
seinen Quartalsbericht zu spät
eingereicht.
Die Deutsche Börse will die Regeln
noch im Sommer verschärfen und
dabei Unternehmen mit geringem
Marktwert entfernen. Derzeit laufen
Gespräche mit den Marktteilnehmern
über die Details, so dass noch keine
Aussage über die genaue Grenze des
Marktwertes feststeht.
An der US-Technologiebörse Nasdaq
gibt es bereits eine entsprechende Regelung. Dort hat man die
Gefahr erkannt, dass bei diesen „Penny Stocks“ jede noch so
kleine Nachricht massive Kursbewegungen auslösen kann und
dass damit die Gefahr von Manipulationen besonders groß ist.
Deswegen wurde dort ein Minimumkurs von 1 $ eingeführt.
Aktien, die längere Zeit unterhalb der Grenze liegen, müssen die
Nasdaq verlassen. Notieren die Papiere eines Unternehmens
länger als 30 Tage unter 1&nsp;$, versendet die Nasdaq einen
blauen Brief. Nach weiteren 90 Tagen wird es ernst. Das
Unternehmen hat dann aber noch das Recht auf eine Anhörung.
Die aktuellen Penny-Stocks am Neuen Markt
Unternehmen
Kurs
Unternehmen
Kurs
Advanced Medien
0,43
Lipro
0,54
Amatech
0,84
Lycos Europe
0,90
Artstor
0,94
mb Software
0,69
Blue C New
Economy
0,36
Mediantis
0,93
Brainpower
0,97
Metabox
0,61
Camelot Telecom
0,81
Micrologica
0,28
Cybernet
0,71
Musicmusicmusic
0,28
Ejay
0,62
NSE Software
0,74
Fame Film + Music
0,94
Prodacta
0,53
Fantastic
0,60
Prout
0,58
Fortune City
0,29
Refugium
0,58
Gauss Interprise
0,71
RTV Family
Entertainment
0,95
Infomatec
0,21
Team Communication
0,88
Kabel New Media
0,37
Teldafax
0,18
Letsbuyit
0,18
Wizcom
0,55
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Juli 2001
Am Neuen Markt steht Radikalkur bevor
Von Jürgen Röder, Handelsblatt.com
Wenn die Deutsche Börse wie angekündigt „Penny
Stocks“ aus dem Marktsegment verbannt, steht ein
drastischer Schnitt bevor. 31 New Economy-Unternehmen
notieren derzeit unter der Grenze von einem Euro - unter
anderem Lycos Europe, Kabel New Media und RTV Family
Entertainment.
jr DÜSSELDORF. Neun Prozent von
den derzeit 342 Unternehmen am
Markt für Wachstumswerten wären von
einer entsprechenden Regelung
betroffen. Ihre Titel werden am
heutigen Mittwoch mit einem Kurs
unterhalb von ein Euro gehandelt.
Darunter sind sämtliche
Pleite-Kandidaten wie zum Beispiel
Infomatec oder Teldafax, die bereits
unter 20 Cent notieren. Weitere fünf
Gesellschaften notieren knapp über 99
Cent – unter anderem der
Internet-Suchmaschinen-Hersteller
Endemann oder Heiler Software.
Bislang hat mit Gigabell nur ein
Unternehmen die Zulassung für den
Neuen Markt verloren. Grund: Das
Telekommunikations-Unternehmen hat
seinen Quartalsbericht zu spät
eingereicht.
Die Deutsche Börse will die Regeln
noch im Sommer verschärfen und
dabei Unternehmen mit geringem
Marktwert entfernen. Derzeit laufen
Gespräche mit den Marktteilnehmern
über die Details, so dass noch keine
Aussage über die genaue Grenze des
Marktwertes feststeht.
An der US-Technologiebörse Nasdaq
gibt es bereits eine entsprechende Regelung. Dort hat man die
Gefahr erkannt, dass bei diesen „Penny Stocks“ jede noch so
kleine Nachricht massive Kursbewegungen auslösen kann und
dass damit die Gefahr von Manipulationen besonders groß ist.
Deswegen wurde dort ein Minimumkurs von 1 $ eingeführt.
Aktien, die längere Zeit unterhalb der Grenze liegen, müssen die
Nasdaq verlassen. Notieren die Papiere eines Unternehmens
länger als 30 Tage unter 1&nsp;$, versendet die Nasdaq einen
blauen Brief. Nach weiteren 90 Tagen wird es ernst. Das
Unternehmen hat dann aber noch das Recht auf eine Anhörung.
Die aktuellen Penny-Stocks am Neuen Markt
Unternehmen
Kurs
Unternehmen
Kurs
Advanced Medien
0,43
Lipro
0,54
Amatech
0,84
Lycos Europe
0,90
Artstor
0,94
mb Software
0,69
Blue C New
Economy
0,36
Mediantis
0,93
Brainpower
0,97
Metabox
0,61
Camelot Telecom
0,81
Micrologica
0,28
Cybernet
0,71
Musicmusicmusic
0,28
Ejay
0,62
NSE Software
0,74
Fame Film + Music
0,94
Prodacta
0,53
Fantastic
0,60
Prout
0,58
Fortune City
0,29
Refugium
0,58
Gauss Interprise
0,71
RTV Family
Entertainment
0,95
Infomatec
0,21
Team Communication
0,88
Kabel New Media
0,37
Teldafax
0,18
Letsbuyit
0,18
Wizcom
0,55
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Juli 2001
ftd.de, Mi, 11.7.2001, 13:14
Sinkende Kurse: Gute Zeiten für Short Seller
Wenn es mit den Aktienmärkten bergab geht, schlägt die Stunde der Short
Seller. Diese Spekulationsgeschäfte auf fallende Kurs sind zumeist
institutionellen Anleger vorbehalten, Privat-Anleger bleiben außen vor.
Bei "Short-Positionen" spekuliert der Anleger darauf, dass die Kurse in absehbarer Zeit
fallen. Er verkauft ein Aktienpaket von einer Bank oder einem Fond gegen eine bestimmte
Leihgebühr zum aktuellen Börsenpreis, ohne es tatsächlich in seinem Depot zu haben. An
der Börse spricht man dann von einem Leerverkauf, das heißt, wenn jemand Wertpapiere
veräußert, sie aber nicht in seinem Besitz hat. Fällt der Kurs dann tatsächlich, deckt sich der
Anleger mit den Papieren zu einem deutlich günstigeren Kurs ein. Die Differenz ist dann der
Gewinn.
"In den letzten Tagen sind etwa fünf von sechs Short-Positionen am Neuen Markt
aufgegangen", sagte ein Frankfurter Händler am Dienstag. Solange der Markt derart
verunsichert sei, funktioniere die Taktik gut. Nach Angaben von Giuseppe-Guido Amato,
Analyst beim Handelshaus Lang & Schwarz, werde Short Selling speziell am Neuen Markt
jedoch immer schwieriger, da angesichts des niedrigen Kursniveaus weniger zu verdienen
sei. Die "Shorties", wie die Spekulanten auch genannt werden, würden verstärkt in andere
Segmente ausweichen. "Ich vermute, dass beispielsweise vergangene Woche bei Infineon
viele Short Seller aufgesprungen sind, als Infineon die Kapitalerhöhung bekannt gegeben
hat", sagte Amato.
Nur institutionelle Anleger
Während in den USA das "shorten" auch bei Privatanlegern betrieben wird, treten in
Deutschland fast ausschließlich institutionelle Anleger wie Hedge Fonds und Banken als
Short Seller auf. Für Amato ist das nicht nachvollziehbar: Er spricht sich dafür aus, dass
auch Privat-Anleger in Deutschland auf diese Weise spekulieren dürfen - und zwar nicht nur
intra-day. "Für mich gehört das zum Markt dazu. Es gibt zwar Leute, die haben moralische
Bedenken, aber das ist halt Business."
In die gleiche Kerbe schlägt Matthias Hocke, Vorstand des Düsseldorfer Brokers Sino. "In
den USA kann es jeder machen, also muss es auch hier möglich sein." Nach Hockes
Angaben ist Sino bislang der einzige Broker, der Privatanlegern Short Selling anbietet. Bei
den Kunden handele es sich allerdings um "Halbprofis", von denen etwa 80 Prozent ohnehin
hauptberuflich handeln und die zudem nicht ausschließlich "shorten". "Unsere Kunden sind
technisch sehr gut ausgestattet", so Hocke. Durchschnittlich setze jeder der 120 Kunden
etwa fünf Mio. Euro im Monat um.
Für mehr Transparenz
Voraussetzung, dass auch Privat-Anleger Short Selling betreiben können, ist nach Ansicht
Hockes mehr Transparenz. Denn für Privatanleger in Deutschland sind Daten über
Short-Verkäufe nur sehr eingeschränkt verfügbar. "Der Anleger muss sehen können, wie
viele Stücke gerade short sind, sonst macht es keinen Sinn". In Amerika werde alles sehr
detailliert dokumentiert, "in Deutschland ist es schwer, an solche Marktdaten zu gelangen",
sagt auch Analyst Amato. Die Deutsche Börse führt keine Statistik über Leerverkäufe.
Dass das riskante Geschäft nicht immer von Erfolg gekrönt ist, beweist das Beispiel Biodata.
Nach Angaben von Frankfurter Händlern hatten offenbar Anfang der Woche zahlreiche
Short Seller auf sinkende Kurse gesetzt. Als dies jedoch nicht eintraf und der Kurs stieg,
mussten die Short Seller ihre geliehenen Aktienpakete schnellstmöglich verkaufen. "Die
waren short gegangen und mussten schnell ihre Positionen glatt stellen, um nicht noch mehr
zu verlieren", sagte ein Händler am Dienstag. Das hatte Folgen: Der Kurs schnellt in der
Spitze um fast 20 Prozent nach oben.
Sinkende Kurse: Gute Zeiten für Short Seller
Wenn es mit den Aktienmärkten bergab geht, schlägt die Stunde der Short
Seller. Diese Spekulationsgeschäfte auf fallende Kurs sind zumeist
institutionellen Anleger vorbehalten, Privat-Anleger bleiben außen vor.
Bei "Short-Positionen" spekuliert der Anleger darauf, dass die Kurse in absehbarer Zeit
fallen. Er verkauft ein Aktienpaket von einer Bank oder einem Fond gegen eine bestimmte
Leihgebühr zum aktuellen Börsenpreis, ohne es tatsächlich in seinem Depot zu haben. An
der Börse spricht man dann von einem Leerverkauf, das heißt, wenn jemand Wertpapiere
veräußert, sie aber nicht in seinem Besitz hat. Fällt der Kurs dann tatsächlich, deckt sich der
Anleger mit den Papieren zu einem deutlich günstigeren Kurs ein. Die Differenz ist dann der
Gewinn.
"In den letzten Tagen sind etwa fünf von sechs Short-Positionen am Neuen Markt
aufgegangen", sagte ein Frankfurter Händler am Dienstag. Solange der Markt derart
verunsichert sei, funktioniere die Taktik gut. Nach Angaben von Giuseppe-Guido Amato,
Analyst beim Handelshaus Lang & Schwarz, werde Short Selling speziell am Neuen Markt
jedoch immer schwieriger, da angesichts des niedrigen Kursniveaus weniger zu verdienen
sei. Die "Shorties", wie die Spekulanten auch genannt werden, würden verstärkt in andere
Segmente ausweichen. "Ich vermute, dass beispielsweise vergangene Woche bei Infineon
viele Short Seller aufgesprungen sind, als Infineon die Kapitalerhöhung bekannt gegeben
hat", sagte Amato.
Nur institutionelle Anleger
Während in den USA das "shorten" auch bei Privatanlegern betrieben wird, treten in
Deutschland fast ausschließlich institutionelle Anleger wie Hedge Fonds und Banken als
Short Seller auf. Für Amato ist das nicht nachvollziehbar: Er spricht sich dafür aus, dass
auch Privat-Anleger in Deutschland auf diese Weise spekulieren dürfen - und zwar nicht nur
intra-day. "Für mich gehört das zum Markt dazu. Es gibt zwar Leute, die haben moralische
Bedenken, aber das ist halt Business."
In die gleiche Kerbe schlägt Matthias Hocke, Vorstand des Düsseldorfer Brokers Sino. "In
den USA kann es jeder machen, also muss es auch hier möglich sein." Nach Hockes
Angaben ist Sino bislang der einzige Broker, der Privatanlegern Short Selling anbietet. Bei
den Kunden handele es sich allerdings um "Halbprofis", von denen etwa 80 Prozent ohnehin
hauptberuflich handeln und die zudem nicht ausschließlich "shorten". "Unsere Kunden sind
technisch sehr gut ausgestattet", so Hocke. Durchschnittlich setze jeder der 120 Kunden
etwa fünf Mio. Euro im Monat um.
Für mehr Transparenz
Voraussetzung, dass auch Privat-Anleger Short Selling betreiben können, ist nach Ansicht
Hockes mehr Transparenz. Denn für Privatanleger in Deutschland sind Daten über
Short-Verkäufe nur sehr eingeschränkt verfügbar. "Der Anleger muss sehen können, wie
viele Stücke gerade short sind, sonst macht es keinen Sinn". In Amerika werde alles sehr
detailliert dokumentiert, "in Deutschland ist es schwer, an solche Marktdaten zu gelangen",
sagt auch Analyst Amato. Die Deutsche Börse führt keine Statistik über Leerverkäufe.
Dass das riskante Geschäft nicht immer von Erfolg gekrönt ist, beweist das Beispiel Biodata.
Nach Angaben von Frankfurter Händlern hatten offenbar Anfang der Woche zahlreiche
Short Seller auf sinkende Kurse gesetzt. Als dies jedoch nicht eintraf und der Kurs stieg,
mussten die Short Seller ihre geliehenen Aktienpakete schnellstmöglich verkaufen. "Die
waren short gegangen und mussten schnell ihre Positionen glatt stellen, um nicht noch mehr
zu verlieren", sagte ein Händler am Dienstag. Das hatte Folgen: Der Kurs schnellt in der
Spitze um fast 20 Prozent nach oben.
Mal wieder etwas ais den USA;
Online-Supermarkt Webvan macht zu
Von Nicola Liebert, New York
Wie man Kunden dazu bringt, ihre Einkäufe per Internet zu tätigen, und wie man
damit einen Gewinn machen kann - an diesem Rätsel ist bereits eine ganze
Reihe von Unternehmen gescheitert. Webvan, einer der letzten großen
Online-Lebensmittelhändler in den USA, hat ebenfalls keine Lösung für das
Problem gefunden.
Am Montag machte Webvan zu, 2000 Mitarbeiter landeten auf der Straße. Über 1 Mrd. $ hat
das kalifornische Unternehmen verpulvert. Zuvor hatten bereits Internetlieferanten wie
Streamline und Shoplink aufgeben müssen, ebenso wie Urbanfetch und Kozmo, die alle
nach hohen Verlusten keine Geldgeber mehr finden konnten.
"Webvan hat zahlreiche Herausforderungen gemeistert, und in einem anderen Klima hätte
unser Geschäftsmodell vielleicht erfolgreich sein können", sagte Firmenchef Robert Swan in
einer Presseerklärung. Doch die Investoren - neben Risikokapitalfirmen auch Goldman,
Sachs und CBS - gaben die Hoffnung auf.
Die letzte Quartalsbilanz vor gut zwei Monaten wies einen Verlust von 217 Mio. $ auf,
doppelt so viel wie im Vorjahr. Auch das operative Geschäft rentierte sich mit einem Minus
von 86 Mio. $ nicht. Im zweiten Quartal, so Swan, sei die Nachfrage nach Webvans
Lieferdiensten noch weiter zurückgegangen.
Webvan hatte auf die Schwierigkeiten zunächst mit einem massiven Sparprogramm reagiert.
Statt wie ursprünglich geplant das Geschäft auf die ganzen USA auszudehnen, zog sich
der Onlinehändler aus wichtigen Märkten, darunter Atlanta und Dallas, zurück. Die nötigen
Investitionen in Lagerhäuser waren einfach zu teuer.
Einmal und niewieder
Aber auch im Heimatmarkt San Francisco und Umgebung, wo Warenhaus und Logistik auf
8000 Bestellungen täglich ausgelegt waren, lief das Geschäft keineswegs. Im Schnitt kamen
nur 2150 Bestellungen am Tag herein. Gut 6,5 Prozent aller Haushalte haben je über die
Website des Lebensmittelhändlers geordert, doch die meisten haben es kein zweites Mal
versucht. Statt zu Hause zu sitzen und auf den Lieferanten zu warten, finden es die
meisten Kunden schneller, selbst zum Supermarkt zu fahren, wo es zudem oft
Sonderangebote gibt.
Um aus den roten Zahlen zu kommen hätte die Firma in San Francisco mehr als 125 Mio. $ im
Jahr umsetzen müssen. Sie schaffte aber nur ein Drittel dessen. "Sie hätten zunächst
wenigstens in einem Markt ihr Geschäftsmodell perfektionieren sollen, um zu zeigen, dass
es funktioniert", urteilt Lauren Levitan, Analystin bei Robertson Stephens. "Niemand geht
sonst an die Börse, der im ganzen Land null Märkte hat, die nach Plan funktionieren."
Kaum vorstellbar ist es da, dass sich die Einzelhändler noch vor kurzem vor der
Internetkonkurrenz fürchteten. Jetzt läuft das Geschäft - wenn überhaupt noch - umgekehrt.
Supermarktketten betreiben Online-lieferdienste nebenher, für die sie keine eigenen
Lagerhallen aufbauen müssen. So will Tesco, die größte Supermarktkette Großbritanniens,
den Amerikanern zeigen, wie man mit Onlinelieferdiensten Geld verdienen kann. Mit 22 Mio. $
will Tesco in GroceryWorks.com, einsteigen, das seinerseits Safeway-Supermärkte als
Verteilerzentren benutzt. Die Tesco-Tochter Tesco.com macht nach eigenen Angaben
bereits Gewinn.
Online-Supermarkt Webvan macht zu
Von Nicola Liebert, New York
Wie man Kunden dazu bringt, ihre Einkäufe per Internet zu tätigen, und wie man
damit einen Gewinn machen kann - an diesem Rätsel ist bereits eine ganze
Reihe von Unternehmen gescheitert. Webvan, einer der letzten großen
Online-Lebensmittelhändler in den USA, hat ebenfalls keine Lösung für das
Problem gefunden.
Am Montag machte Webvan zu, 2000 Mitarbeiter landeten auf der Straße. Über 1 Mrd. $ hat
das kalifornische Unternehmen verpulvert. Zuvor hatten bereits Internetlieferanten wie
Streamline und Shoplink aufgeben müssen, ebenso wie Urbanfetch und Kozmo, die alle
nach hohen Verlusten keine Geldgeber mehr finden konnten.
"Webvan hat zahlreiche Herausforderungen gemeistert, und in einem anderen Klima hätte
unser Geschäftsmodell vielleicht erfolgreich sein können", sagte Firmenchef Robert Swan in
einer Presseerklärung. Doch die Investoren - neben Risikokapitalfirmen auch Goldman,
Sachs und CBS - gaben die Hoffnung auf.
Die letzte Quartalsbilanz vor gut zwei Monaten wies einen Verlust von 217 Mio. $ auf,
doppelt so viel wie im Vorjahr. Auch das operative Geschäft rentierte sich mit einem Minus
von 86 Mio. $ nicht. Im zweiten Quartal, so Swan, sei die Nachfrage nach Webvans
Lieferdiensten noch weiter zurückgegangen.
Webvan hatte auf die Schwierigkeiten zunächst mit einem massiven Sparprogramm reagiert.
Statt wie ursprünglich geplant das Geschäft auf die ganzen USA auszudehnen, zog sich
der Onlinehändler aus wichtigen Märkten, darunter Atlanta und Dallas, zurück. Die nötigen
Investitionen in Lagerhäuser waren einfach zu teuer.
Einmal und niewieder
Aber auch im Heimatmarkt San Francisco und Umgebung, wo Warenhaus und Logistik auf
8000 Bestellungen täglich ausgelegt waren, lief das Geschäft keineswegs. Im Schnitt kamen
nur 2150 Bestellungen am Tag herein. Gut 6,5 Prozent aller Haushalte haben je über die
Website des Lebensmittelhändlers geordert, doch die meisten haben es kein zweites Mal
versucht. Statt zu Hause zu sitzen und auf den Lieferanten zu warten, finden es die
meisten Kunden schneller, selbst zum Supermarkt zu fahren, wo es zudem oft
Sonderangebote gibt.
Um aus den roten Zahlen zu kommen hätte die Firma in San Francisco mehr als 125 Mio. $ im
Jahr umsetzen müssen. Sie schaffte aber nur ein Drittel dessen. "Sie hätten zunächst
wenigstens in einem Markt ihr Geschäftsmodell perfektionieren sollen, um zu zeigen, dass
es funktioniert", urteilt Lauren Levitan, Analystin bei Robertson Stephens. "Niemand geht
sonst an die Börse, der im ganzen Land null Märkte hat, die nach Plan funktionieren."
Kaum vorstellbar ist es da, dass sich die Einzelhändler noch vor kurzem vor der
Internetkonkurrenz fürchteten. Jetzt läuft das Geschäft - wenn überhaupt noch - umgekehrt.
Supermarktketten betreiben Online-lieferdienste nebenher, für die sie keine eigenen
Lagerhallen aufbauen müssen. So will Tesco, die größte Supermarktkette Großbritanniens,
den Amerikanern zeigen, wie man mit Onlinelieferdiensten Geld verdienen kann. Mit 22 Mio. $
will Tesco in GroceryWorks.com, einsteigen, das seinerseits Safeway-Supermärkte als
Verteilerzentren benutzt. Die Tesco-Tochter Tesco.com macht nach eigenen Angaben
bereits Gewinn.
Auch an der Nasdaq immer mehr "Delistings"
Auch die Nasdaq schließt immer mehr Unternehmen vom Handel aus. In diesem Jahr
dürfte diese Zahl der Delistings nach Expertenmeinung deutlich überschritten werden:
Allein bis Mai mussten bereits 205 Unternehmen die Nasdaq verlassen. Nicht alle
Delistings erfolgten allerdings auf Grund des Unterschreitens der Ein-Dollar-Marke.
Auch Verstöße gegen die Vorgabe, Bilanzen rechtzeitig vorzulegen, sowie Insolvenzen
führen zur Herausnahme aus dem Handel.
Auch die Nasdaq schließt immer mehr Unternehmen vom Handel aus. In diesem Jahr
dürfte diese Zahl der Delistings nach Expertenmeinung deutlich überschritten werden:
Allein bis Mai mussten bereits 205 Unternehmen die Nasdaq verlassen. Nicht alle
Delistings erfolgten allerdings auf Grund des Unterschreitens der Ein-Dollar-Marke.
Auch Verstöße gegen die Vorgabe, Bilanzen rechtzeitig vorzulegen, sowie Insolvenzen
führen zur Herausnahme aus dem Handel.
So nach relativ langer Zeit mal wieder vor Ort.
Es ist ruhig geworden hier...
Gruss @ All
USA: 44 Monate Haft für gefälschte
Emulex-Meldung
In einem Aufsehen erregenden Prozess hat ein Gericht in Los Angeles
einen Aktienhändler zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er einem
High-Tech-Unternehmen mit einer gefälschten Verlustmitteilung
dreistellige Millionenverluste eingebrockt hatte.
Der 24-jährige Börsenzocker Mark Simeon Jakob hatte im August vergangenen
Jahres einen dramatischen Kurssturz des Aktie des Unternehmens Emulex
verursacht: Innerhalb weniger Minuten fiel der Kurs von 110 auf 43 Dollar, der
Börsenwert des Unternehmens sank um insgesamt 2,2 Milliarden Dollar.
Zu dem Einbruch kam es, nachdem ein online-Informationsdienst die gefälschte
Unternehmenmitteilung Jakobs aufgenommen und weiter verbreitet hatte.
Das Gericht verurteilte Jakob zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht
Monaten. Richter Dickran Tevrizian verglich die Tat des Angeklagten mit dem
„Abwurf einer Atombombe“ auf die Finanzmärkte des Landes: „Wir sehen jetzt,
dass ein Mann mit einem Laptop und Internetzugang mehr Geld stehlen kann als ein
Mann mit einer Waffe.“
Der Richter ließ durchblicken, dass er Jakob gern zu einer noch härteren Strafe
verurteilt hätte, wäre dies nach den gesetzlichen Strafzumessungen möglich
gewesen. Jakob hatte in dem Verfahren die Tat zugegeben und bedauert. Er habe
die Falschmeldung in Umlauf gebracht, weil er zuvor auf einen sinkenden
Aktienkurs von Emulex spekuliert hatte. Tatsächlich habe er dann durch den
Kurssturz 55.000 Dollar eingenommen.
In der gefälschten Meldung hatte er unter anderem geschrieben, dass Emulex statt
des erwarteten Gewinns Verluste mache und ins Visier der
Börsenaufsichtsbehörde SEC geraten sei. Daraufhin stießen viele Anleger
panikartig ihre Aktien an dem Unternehmen ab, der Kurs rauschte in den Keller.
Es ist ruhig geworden hier...
Gruss @ All
USA: 44 Monate Haft für gefälschte
Emulex-Meldung
In einem Aufsehen erregenden Prozess hat ein Gericht in Los Angeles
einen Aktienhändler zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er einem
High-Tech-Unternehmen mit einer gefälschten Verlustmitteilung
dreistellige Millionenverluste eingebrockt hatte.
Der 24-jährige Börsenzocker Mark Simeon Jakob hatte im August vergangenen
Jahres einen dramatischen Kurssturz des Aktie des Unternehmens Emulex
verursacht: Innerhalb weniger Minuten fiel der Kurs von 110 auf 43 Dollar, der
Börsenwert des Unternehmens sank um insgesamt 2,2 Milliarden Dollar.
Zu dem Einbruch kam es, nachdem ein online-Informationsdienst die gefälschte
Unternehmenmitteilung Jakobs aufgenommen und weiter verbreitet hatte.
Das Gericht verurteilte Jakob zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht
Monaten. Richter Dickran Tevrizian verglich die Tat des Angeklagten mit dem
„Abwurf einer Atombombe“ auf die Finanzmärkte des Landes: „Wir sehen jetzt,
dass ein Mann mit einem Laptop und Internetzugang mehr Geld stehlen kann als ein
Mann mit einer Waffe.“
Der Richter ließ durchblicken, dass er Jakob gern zu einer noch härteren Strafe
verurteilt hätte, wäre dies nach den gesetzlichen Strafzumessungen möglich
gewesen. Jakob hatte in dem Verfahren die Tat zugegeben und bedauert. Er habe
die Falschmeldung in Umlauf gebracht, weil er zuvor auf einen sinkenden
Aktienkurs von Emulex spekuliert hatte. Tatsächlich habe er dann durch den
Kurssturz 55.000 Dollar eingenommen.
In der gefälschten Meldung hatte er unter anderem geschrieben, dass Emulex statt
des erwarteten Gewinns Verluste mache und ins Visier der
Börsenaufsichtsbehörde SEC geraten sei. Daraufhin stießen viele Anleger
panikartig ihre Aktien an dem Unternehmen ab, der Kurs rauschte in den Keller.
SdK: 2001 ist ein Geldvernichtungsjahr
Das Jahr 2001 wird nach Einschätzung von Aktionärsschützern zu den
schwärzesten Kapiteln der Börsengeschichte zählen. „2001 geht als das
Jahr der größten Kapitalvernichtung in die Annalen der Börse ein“, sagte
der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus
Schneider, am Montag in Frankfurt.
Zu den größten Sündern unter den deutschen Unternehmen gehört laut SdK die
Deutsche Telekom mit einer „Wertvernichtung“ von gigantischen 200 Milliarden Euro
(391 Milliarden Mark) binnen Jahresfrist. Aber auch der Stuttgarter Autoriese
DaimlerChrysler habe sich - trotz des stabilen Aktienkurses in diesem Jahr - in der
Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Anstatt die von Vorstandschef Jürgen
Schrempp einst versprochenen Erfolge einer „Welt AG“ zu ernten, habe der
Konzern nach der Fusion mit Chrysler gut 50 Milliarden Euro Börsenwert verloren.
Ungleich brisanter sehen die Aktionärsschützer jedoch die Situation am
krisengeschüttelten Neuen Markt der Börse. Dem ehemals hochgejubelten Segment
für angebliche Wachstumswerte droht nach Einschätzung der SdK sogar der
Absturz in die „Bedeutungslosigkeit“. Nach dem inzwischen drastischen
Kursrutsch sei kaum mehr mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, urteilte
SdK-Vize Markus Straub. Privatanleger warteten nur auf eine erste Kurserholung,
um erlittene Verluste durch schnelle Aktienverkäufe zu begrenzen. Professionelle
Investoren könnten wegen der niedrigen Umsätze und schlechten Aktien-
Bewertungen ohnehin kaum noch in den Neuen Markt investieren. Von den heute
342 Firmen notieren weniger als ein Fünftel noch über ihrem Aktienkurs bei
Börsenstart. Der Kursrutsch des Index für den Gesamtmarkt Nemax All Share seit
seinem historischen Höchststand mit 8559 Punkten am 10. März vergangenen
Jahres beträgt rund 85 Prozent. Die zum damaligen Zeitpunkt am Neuen Markt
vertretenen 226 Firmen kommen nach SdK-Berechnung nur noch auf einen
Börsenwert von zusammen 30 Milliarden Euro - nach 234 Milliarden Euro im März
2000. Der Neue Markt werde noch viele Jahre brauchen, um sich von diesem
Kursdesaster auch nur annähernd zu erholen, glaubt Straub.
Auch die jüngsten Sanktionsmaßnahmen der Deutsche Börse AG dürften daran
nichts ändern. „Damit ist niemandem geholfen“, sagte er. Ohnehin seien die
eingeleiteten Schritte, wie der drohende Rauswurf von Billigwerten, nur
kosmetischer Natur. Nach Meinung der SdK hat es der Börsenvorstand schon im
Vorfeld versäumt, ein schärferes Regelwerk mit entsprechenden Strafen zu
etablieren. Die Skandale am Neuen Markt haben die SdK erstmals veranlasst,
selbst Strafanzeigen zu erstatten. Dabei geht es um den Verdacht des
Kursbetrugs, die Verbreitung falscher Unternehmensnachrichten sowie illegale
Börsengeschäfte zum eigenen Vorteil. Namentlich streitet sich die SdK unter
anderem mit Infomatec, EM.TV, Metabox sowie der CAA AG.
Schadensersatzklagen gegen die Firmen oder deren Vorstände räumt die SdK
allerdings selbst nahezu keine Chancen ein. Die Beweislast liege in Deutschland
fast ausschließlich auf Seiten der Anleger, so dass die Erfolgsaussichten bei
einem Prozess praktisch gegen Null gingen. „Da wirft man schlechtem Geld
höchstens noch gutes Geld hinterher.“
Das Jahr 2001 wird nach Einschätzung von Aktionärsschützern zu den
schwärzesten Kapiteln der Börsengeschichte zählen. „2001 geht als das
Jahr der größten Kapitalvernichtung in die Annalen der Börse ein“, sagte
der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus
Schneider, am Montag in Frankfurt.
Zu den größten Sündern unter den deutschen Unternehmen gehört laut SdK die
Deutsche Telekom mit einer „Wertvernichtung“ von gigantischen 200 Milliarden Euro
(391 Milliarden Mark) binnen Jahresfrist. Aber auch der Stuttgarter Autoriese
DaimlerChrysler habe sich - trotz des stabilen Aktienkurses in diesem Jahr - in der
Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Anstatt die von Vorstandschef Jürgen
Schrempp einst versprochenen Erfolge einer „Welt AG“ zu ernten, habe der
Konzern nach der Fusion mit Chrysler gut 50 Milliarden Euro Börsenwert verloren.
Ungleich brisanter sehen die Aktionärsschützer jedoch die Situation am
krisengeschüttelten Neuen Markt der Börse. Dem ehemals hochgejubelten Segment
für angebliche Wachstumswerte droht nach Einschätzung der SdK sogar der
Absturz in die „Bedeutungslosigkeit“. Nach dem inzwischen drastischen
Kursrutsch sei kaum mehr mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, urteilte
SdK-Vize Markus Straub. Privatanleger warteten nur auf eine erste Kurserholung,
um erlittene Verluste durch schnelle Aktienverkäufe zu begrenzen. Professionelle
Investoren könnten wegen der niedrigen Umsätze und schlechten Aktien-
Bewertungen ohnehin kaum noch in den Neuen Markt investieren. Von den heute
342 Firmen notieren weniger als ein Fünftel noch über ihrem Aktienkurs bei
Börsenstart. Der Kursrutsch des Index für den Gesamtmarkt Nemax All Share seit
seinem historischen Höchststand mit 8559 Punkten am 10. März vergangenen
Jahres beträgt rund 85 Prozent. Die zum damaligen Zeitpunkt am Neuen Markt
vertretenen 226 Firmen kommen nach SdK-Berechnung nur noch auf einen
Börsenwert von zusammen 30 Milliarden Euro - nach 234 Milliarden Euro im März
2000. Der Neue Markt werde noch viele Jahre brauchen, um sich von diesem
Kursdesaster auch nur annähernd zu erholen, glaubt Straub.
Auch die jüngsten Sanktionsmaßnahmen der Deutsche Börse AG dürften daran
nichts ändern. „Damit ist niemandem geholfen“, sagte er. Ohnehin seien die
eingeleiteten Schritte, wie der drohende Rauswurf von Billigwerten, nur
kosmetischer Natur. Nach Meinung der SdK hat es der Börsenvorstand schon im
Vorfeld versäumt, ein schärferes Regelwerk mit entsprechenden Strafen zu
etablieren. Die Skandale am Neuen Markt haben die SdK erstmals veranlasst,
selbst Strafanzeigen zu erstatten. Dabei geht es um den Verdacht des
Kursbetrugs, die Verbreitung falscher Unternehmensnachrichten sowie illegale
Börsengeschäfte zum eigenen Vorteil. Namentlich streitet sich die SdK unter
anderem mit Infomatec, EM.TV, Metabox sowie der CAA AG.
Schadensersatzklagen gegen die Firmen oder deren Vorstände räumt die SdK
allerdings selbst nahezu keine Chancen ein. Die Beweislast liege in Deutschland
fast ausschließlich auf Seiten der Anleger, so dass die Erfolgsaussichten bei
einem Prozess praktisch gegen Null gingen. „Da wirft man schlechtem Geld
höchstens noch gutes Geld hinterher.“
Neuer Markt: Experten erwarten weitere Pleiten
Die Pleitewelle am Neuen Markt wird nach Ansicht von Analysten nach
dem jüngsten Insolvenzantrag der Prodacta AG nicht abreißen. Als
Gründe für die finanzielle Schieflage vieler deutscher Wachstumswerte
nennen die Finanzexperten unrealistische Geschäftsprognosen, die
Investitionszurückhaltung großer Konzerne, abenteuerliche
Akquisitionen sowie die Talfahrt der Aktienmärkte.
„Wir werden im zweiten Halbjahr sicherlich noch zehn bis zwölf Insolvenzen
sehen“, so Volker Borghoff, Analyst bei HSBC Trinkaus und Burkhardt.
Risikopotenzial bergen nach Ansicht von Analysten die Branchen Internet und
Software. Eine Erholung erwarten sie erst mit einem Anziehen der Konjunktur. Mit
dem IT-Dienstleister Prodacta stellte am Donnerstag das zwölfte Neue
Markt-Unternehmen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
„Viele Unternehmen waren nicht in der Lage, mit ihrem Geld aus dem Börsengang
effizient zu wirtschaften“, sagte Borghoff mit Blick auf die oftmals ausufernden
Kosten und der expansiven Akquisitionspolitik einiger Gesellschaften. Hinzu
komme, dass Großunternehmen angesichts der gegenwärtigen konjunkturellen
Flaute nur zögerlich in neue Technologien investierten.
„Die Konzerne selektieren sehr stark und wählen oftmals führende Anbieter, wenn
sie sich beispielsweise für eine neue Softwarelösung entscheiden“, sagte
Borghoff. Steckt eine Gesellschaft dann erst einmal in finanziellen Problemen,
bleibe ihr angesichts der derzeitigen Börsenflaute am Neuen Markt zudem der
Mittelzufluss über den Kapitalmarkt verwehrt. Die Unternehmen hätten oftmals ihre
überzogenen Planungen nicht erfüllt und damit das Vertrauen der Anleger
verspielt, sagte Borghoff. Er rechnet speziell in den Branchen Software,
IT-Services, Internet und Telekommunikation mit weiteren Insolvenzen.
Auch Hans-Peter Kuhlmann, Analyst bei der BW-Bank, führte die angespannte
finanzielle Lage einiger deutscher Wachstumswerte unter anderem auf die seit
rund einem Jahr andauernde Rezession im Technologiesektor zurück. „Eine
wesentliche Besserung ist nicht zu erwarten“, sagte Kuhlmann. Er geht davon
aus, dass die Anzahl der Insolvenzen im zweiten Halbjahr „mindestens auf dem
gleichen Niveau“ wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres liegen wird.
Dabei sieht der Analyst bei den noch vor rund eineinhalb Jahren besonders gut
laufenden Branchen Internet und Software, die die Erwartung der Anleger am
stärksten enttäuscht hätten, das größte Risiko. Firmen mit einem überzeugenden
Geschäftsplan dürften jedoch auch weiter Kapitalgeber finden, sagte Kuhlmann.
WGZ-Bank-Analyst Stefan Steib erwartet im zweiten Halbjahr deutlich mehr
Insolvenzen als in der ersten Jahreshälfte. Die gegenwärtige Flaute an der
deutschen Wachstumsbörse verstärke die finanzielle Schieflage vieler Firmen.
„Vor zwei Jahren war es kein Problem, Kapital über den Markt aufzunehmen“,
sagte Steib. Heute müssten sich die Wachstumsunternehmen nach Alternativen
wie der Beteiligung von Investoren umschauen.
Die Pleitewelle am Neuen Markt wird nach Ansicht von Analysten nach
dem jüngsten Insolvenzantrag der Prodacta AG nicht abreißen. Als
Gründe für die finanzielle Schieflage vieler deutscher Wachstumswerte
nennen die Finanzexperten unrealistische Geschäftsprognosen, die
Investitionszurückhaltung großer Konzerne, abenteuerliche
Akquisitionen sowie die Talfahrt der Aktienmärkte.
„Wir werden im zweiten Halbjahr sicherlich noch zehn bis zwölf Insolvenzen
sehen“, so Volker Borghoff, Analyst bei HSBC Trinkaus und Burkhardt.
Risikopotenzial bergen nach Ansicht von Analysten die Branchen Internet und
Software. Eine Erholung erwarten sie erst mit einem Anziehen der Konjunktur. Mit
dem IT-Dienstleister Prodacta stellte am Donnerstag das zwölfte Neue
Markt-Unternehmen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
„Viele Unternehmen waren nicht in der Lage, mit ihrem Geld aus dem Börsengang
effizient zu wirtschaften“, sagte Borghoff mit Blick auf die oftmals ausufernden
Kosten und der expansiven Akquisitionspolitik einiger Gesellschaften. Hinzu
komme, dass Großunternehmen angesichts der gegenwärtigen konjunkturellen
Flaute nur zögerlich in neue Technologien investierten.
„Die Konzerne selektieren sehr stark und wählen oftmals führende Anbieter, wenn
sie sich beispielsweise für eine neue Softwarelösung entscheiden“, sagte
Borghoff. Steckt eine Gesellschaft dann erst einmal in finanziellen Problemen,
bleibe ihr angesichts der derzeitigen Börsenflaute am Neuen Markt zudem der
Mittelzufluss über den Kapitalmarkt verwehrt. Die Unternehmen hätten oftmals ihre
überzogenen Planungen nicht erfüllt und damit das Vertrauen der Anleger
verspielt, sagte Borghoff. Er rechnet speziell in den Branchen Software,
IT-Services, Internet und Telekommunikation mit weiteren Insolvenzen.
Auch Hans-Peter Kuhlmann, Analyst bei der BW-Bank, führte die angespannte
finanzielle Lage einiger deutscher Wachstumswerte unter anderem auf die seit
rund einem Jahr andauernde Rezession im Technologiesektor zurück. „Eine
wesentliche Besserung ist nicht zu erwarten“, sagte Kuhlmann. Er geht davon
aus, dass die Anzahl der Insolvenzen im zweiten Halbjahr „mindestens auf dem
gleichen Niveau“ wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres liegen wird.
Dabei sieht der Analyst bei den noch vor rund eineinhalb Jahren besonders gut
laufenden Branchen Internet und Software, die die Erwartung der Anleger am
stärksten enttäuscht hätten, das größte Risiko. Firmen mit einem überzeugenden
Geschäftsplan dürften jedoch auch weiter Kapitalgeber finden, sagte Kuhlmann.
WGZ-Bank-Analyst Stefan Steib erwartet im zweiten Halbjahr deutlich mehr
Insolvenzen als in der ersten Jahreshälfte. Die gegenwärtige Flaute an der
deutschen Wachstumsbörse verstärke die finanzielle Schieflage vieler Firmen.
„Vor zwei Jahren war es kein Problem, Kapital über den Markt aufzunehmen“,
sagte Steib. Heute müssten sich die Wachstumsunternehmen nach Alternativen
wie der Beteiligung von Investoren umschauen.
Mal etwas aus dem Printmedien-Bereich;
Net Investor: Weiteres Internet-Magazin verschwindet vom Markt
Die Flaute auf dem Internet- und Anzeigenmarkt hat ein weiteres Webwirtschafts-Magazin zum
Aufgeben gezwungen. Die Münchner Monatszeitschrift "Net Investor" stellt ihr Erscheinen ein.
Grund sei die "extrem schwierige" Lage auf dem Werbemarkt. Die angepeilten Umsätze hätten nicht erreicht
werden können, hieß es in einer Erklärung des Verlags Net-bc. Das Magazin sei einem "konjunkturellen
Supergau" erlegen. Außerdem sei "in den letzten Monaten der Glaube an das Segment der Internet-Magazine
insgesamt verloren gegangen".
"Net Investor" war vor fünf Jahren auf den Markt gekommen. Im ersten Quartal 2001 lag die Verkaufsauflage
des Magazins nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern
(IVW) bei 63.442 Stück. Erst Anfang Juli hatte die Handelsblatt-Gruppe ihren Ableger "Wirtschaftswoche
e-business" wegen des geringen Anzeigenaufkommens eingestellt.
Net Investor: Weiteres Internet-Magazin verschwindet vom Markt
Die Flaute auf dem Internet- und Anzeigenmarkt hat ein weiteres Webwirtschafts-Magazin zum
Aufgeben gezwungen. Die Münchner Monatszeitschrift "Net Investor" stellt ihr Erscheinen ein.
Grund sei die "extrem schwierige" Lage auf dem Werbemarkt. Die angepeilten Umsätze hätten nicht erreicht
werden können, hieß es in einer Erklärung des Verlags Net-bc. Das Magazin sei einem "konjunkturellen
Supergau" erlegen. Außerdem sei "in den letzten Monaten der Glaube an das Segment der Internet-Magazine
insgesamt verloren gegangen".
"Net Investor" war vor fünf Jahren auf den Markt gekommen. Im ersten Quartal 2001 lag die Verkaufsauflage
des Magazins nach Angaben der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern
(IVW) bei 63.442 Stück. Erst Anfang Juli hatte die Handelsblatt-Gruppe ihren Ableger "Wirtschaftswoche
e-business" wegen des geringen Anzeigenaufkommens eingestellt.
Quelle:Handelsblatt
Firmen am Neuen Markt in Not: Immer mehr
Vorstände treten ab
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Unternehmen
am Neuen Markt führen zunehmend auch zu personellen
Konsequenzen. Allein am Donnerstag zogen sich bei
Kinowelt, Prodacta, Kabel New Media und bei MB
Software Führungskräfte aus den Unternehmen zurück.
dpa-afx/mr MÜNCHEN. Zumeist waren die
teils langjährigen Vorstände für die
Finanzen verantwortlich. Nach den
Rücktrittsmeldungen zogen die
Aktienkurse von Kinowelt und MB
Software zunächst deutlich an, rutschten
gegen Abend aber ins Minus. Bei Kabel
ging es den ganzen Tag über weiter
bergab, Prodacta verlor sogar fast die
Hälfte ihres Wertes.
Bei Kinowelt verlässt überraschend Finanzvorstand Eduard
Unzeitig den Medienkonzern. Der Vertrag sei einvernehmlich mit
sofortiger Wirkung aufgehoben worden, teilte die Kinowelt
Medien AG (München) mit. Seine Aufgaben wird bis auf weiteres
Vorstandschef Michael Kölmel mit übernehmen. Unzeitig war
seit Gründung der Kinowelt Medien AG im Oktober 1997 dabei.
"Der Aufsichtsrat wird im Zusammenhang mit dem derzeitigen
Restrukturierungsprozess der Gruppe das
Führungsmanagement der Kinowelt Medien AG neu ausrichten",
sagte nun Aufsichtsratschef Peter Bach. In den nächsten
Wochen will Kinowelt ein Restrukturierungskonzept vorstellen.
Der Kinowelt-Aktienkurs sprang am Morgen auf knapp 2,85 Euro
und lag am Nachmittag noch mit gut einem Prozent im Plus bei
2,64 Euro. Am Abend rutschte er mit jedoch mit 2,50 Euro mehr
als 4 % in die Verlustzone.
Bei der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen MB Software AG
(Hameln) legten die beiden Firmengründer Bernhard Mursch und
Klaus Wassermann ihre Vorstandsämter nieder. Alleiniger
Vorstand sei nun Wolfgang Diekmann, teilte der Spezialist für
Bau-Software mit. Das Unternehmen hatte am 20. Juli
Insolvenzantrag gestellt. Mit dem Ausstieg der beiden
Firmengründer sei der Weg frei für unbelastete Gespräche mit
Investoren, so Insolvenzverwalter Helge Wachsmuth. Der
MB-Aktienkurs legte zunächst um zeitweise gut 3 % auf 0,72
Euro zu, verlor aber bis zum Abend deutlich. Gegen 18.30 Uhr
notierte er im Xetra-Handel mehr als 16 % schwächer bei 0,62
Euro.
Bei der ebenfalls im Insolvenzverfahren stehenden Kabel New
Media AG (Hamburg) trat der Finanzvorstand und
stellvertretende Vorstandsvorsitzende Fritz Mathys zurück. Nur
einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass die Hamburger
Staatsanwaltschaft gegen den Gründer der Internet-Agentur,
Peter Kabel, ermittelt. Der Kabel- Aktienkurs sank um
zwischenzeitlich 18 Prozent auf 0,26 Euro.
Beim IT-Unternehmen Prodacta trat am Donnerstag
Vorstandschef Manfred Metzger-Buschor bei einer turbulenten
Hauptversammlung zurück. Das Unternehmen hatte in den
vergangenen beiden Jahren fast 40 Millionen DM Verlust
gemacht und am Morgen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
beantragt. Verhandlungen mit Aktionären und potenziellen
Investoren hätten zu keinem endgültigen Ergebnis geführt, hieß
es auf der Hauptversammlung. Als vorläufige Insolvenzverwalter
wurden laut Amtsgericht die beiden Mannheimer Rechtsanwälte
Martin Wiedemann und Markus Ernestus bestellt. Der
Aktienkurs der Prodacta AG brach nach der Nachricht von der
Zahlungsunfähigkeit im Xetra-Handel bis Donnerstagabend um
mehr als 45 Prozent auf 35 Cent ein. Der Wert hatte mal bei 15
Euro gelegen.
Nach früheren Angaben hatte Prodacta für das Jahr 2000 einen
Umsatz von etwa 35 Millionen DM und ein negatives Ergebnis
von rund 14 Millionen DM erwartet. Bereits im Frühjahr hatte der
Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Skubch sein Mandat
niedergelegt.
Firmen am Neuen Markt in Not: Immer mehr
Vorstände treten ab
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Unternehmen
am Neuen Markt führen zunehmend auch zu personellen
Konsequenzen. Allein am Donnerstag zogen sich bei
Kinowelt, Prodacta, Kabel New Media und bei MB
Software Führungskräfte aus den Unternehmen zurück.
dpa-afx/mr MÜNCHEN. Zumeist waren die
teils langjährigen Vorstände für die
Finanzen verantwortlich. Nach den
Rücktrittsmeldungen zogen die
Aktienkurse von Kinowelt und MB
Software zunächst deutlich an, rutschten
gegen Abend aber ins Minus. Bei Kabel
ging es den ganzen Tag über weiter
bergab, Prodacta verlor sogar fast die
Hälfte ihres Wertes.
Bei Kinowelt verlässt überraschend Finanzvorstand Eduard
Unzeitig den Medienkonzern. Der Vertrag sei einvernehmlich mit
sofortiger Wirkung aufgehoben worden, teilte die Kinowelt
Medien AG (München) mit. Seine Aufgaben wird bis auf weiteres
Vorstandschef Michael Kölmel mit übernehmen. Unzeitig war
seit Gründung der Kinowelt Medien AG im Oktober 1997 dabei.
"Der Aufsichtsrat wird im Zusammenhang mit dem derzeitigen
Restrukturierungsprozess der Gruppe das
Führungsmanagement der Kinowelt Medien AG neu ausrichten",
sagte nun Aufsichtsratschef Peter Bach. In den nächsten
Wochen will Kinowelt ein Restrukturierungskonzept vorstellen.
Der Kinowelt-Aktienkurs sprang am Morgen auf knapp 2,85 Euro
und lag am Nachmittag noch mit gut einem Prozent im Plus bei
2,64 Euro. Am Abend rutschte er mit jedoch mit 2,50 Euro mehr
als 4 % in die Verlustzone.
Bei der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen MB Software AG
(Hameln) legten die beiden Firmengründer Bernhard Mursch und
Klaus Wassermann ihre Vorstandsämter nieder. Alleiniger
Vorstand sei nun Wolfgang Diekmann, teilte der Spezialist für
Bau-Software mit. Das Unternehmen hatte am 20. Juli
Insolvenzantrag gestellt. Mit dem Ausstieg der beiden
Firmengründer sei der Weg frei für unbelastete Gespräche mit
Investoren, so Insolvenzverwalter Helge Wachsmuth. Der
MB-Aktienkurs legte zunächst um zeitweise gut 3 % auf 0,72
Euro zu, verlor aber bis zum Abend deutlich. Gegen 18.30 Uhr
notierte er im Xetra-Handel mehr als 16 % schwächer bei 0,62
Euro.
Bei der ebenfalls im Insolvenzverfahren stehenden Kabel New
Media AG (Hamburg) trat der Finanzvorstand und
stellvertretende Vorstandsvorsitzende Fritz Mathys zurück. Nur
einen Tag zuvor war bekannt geworden, dass die Hamburger
Staatsanwaltschaft gegen den Gründer der Internet-Agentur,
Peter Kabel, ermittelt. Der Kabel- Aktienkurs sank um
zwischenzeitlich 18 Prozent auf 0,26 Euro.
Beim IT-Unternehmen Prodacta trat am Donnerstag
Vorstandschef Manfred Metzger-Buschor bei einer turbulenten
Hauptversammlung zurück. Das Unternehmen hatte in den
vergangenen beiden Jahren fast 40 Millionen DM Verlust
gemacht und am Morgen die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
beantragt. Verhandlungen mit Aktionären und potenziellen
Investoren hätten zu keinem endgültigen Ergebnis geführt, hieß
es auf der Hauptversammlung. Als vorläufige Insolvenzverwalter
wurden laut Amtsgericht die beiden Mannheimer Rechtsanwälte
Martin Wiedemann und Markus Ernestus bestellt. Der
Aktienkurs der Prodacta AG brach nach der Nachricht von der
Zahlungsunfähigkeit im Xetra-Handel bis Donnerstagabend um
mehr als 45 Prozent auf 35 Cent ein. Der Wert hatte mal bei 15
Euro gelegen.
Nach früheren Angaben hatte Prodacta für das Jahr 2000 einen
Umsatz von etwa 35 Millionen DM und ein negatives Ergebnis
von rund 14 Millionen DM erwartet. Bereits im Frühjahr hatte der
Aufsichtsratsvorsitzende Hartmut Skubch sein Mandat
niedergelegt.
Dt. Telekom: Danke, Deutsche Bank!
Ein Kommentar von w:o-Redakteur Robert Sopella
6. August 2001: Die Deutsche Bank bestätigt in einer Studie ihre Empfehlung für die Aktie der Deutschen Telekom. „Kaufen“ lautet die Einstufung der Analysten. Einen Tag später verkauft das Bankhaus Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro. 44 Millionen Aktien, rund 1,1 Prozent des Telekom-Grundkapitals. Mal eben so.
Wen wundert es, dass die T-Aktie daraufhin in neue Kurstiefen vorstößt? Haben die Banker tatsächlich tausende von Kleinanlegern abgezockt? Nein! Natürlich nicht. Sie wollten nur dem Markt auf die Beine helfen. Die Bank hat Anlegern die T-Aktie zum Kauf empfohlen, also muss sie auch dafür sorgen, dass es etwas zu kaufen gibt. Ist doch klar!
Und dass die Aktie nun nicht mehr 105 Euro kostet, wie im März vergangenen Jahres, sondern rund 20 Euro ist doch auch nur ein Entgegenkommen der Deutsch-Banker. Sie, liebe Investoren, haben nun die einmalige Möglichkeit, günstig wie nie zuvor in die T-Aktie einzusteigen. Es ist förmlich Sommerschlussverkauf auf dem Parkett. Schimpfen Sie nicht auf die Deutsche Bank, danken Sie ihr!
Und glauben Sie doch endlich, dass der Verkaufsauftrag, den die Banker am Dienstag ausführen mussten, in der Research-Abteilung am Montag selbstverständlich nicht bekannt war! Sonst hätten die Herren Analysten doch selbstverständlich warnend darauf hingewiesen und das Papier natürlich auf „Verkaufen“ gestuft. Von Abzocke kann hier wirklich keine Rede sein. Sie wissen doch: Alle Kapitalmarktteilnehmer werden zeitgleich informiert. Niemand hat einen Informationsvorsprung. Schon gar nicht die Banker.
Es gibt nur einen Unterschied zwischen Ihnen, liebe Kleinaktionäre, und der Deutschen Bank. Die Banker haben bei dem Verkauf ein paar Millionen Euro verdient. Kleinanleger haben ein paar Millionen Euro verloren. Frei nach dem Motto: „Seien Sie nicht traurig! Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer.“ - Danke an alle Analysten.
Autor: Robert Sopella, 16:01 09.08.01
Ein Kommentar von w:o-Redakteur Robert Sopella
6. August 2001: Die Deutsche Bank bestätigt in einer Studie ihre Empfehlung für die Aktie der Deutschen Telekom. „Kaufen“ lautet die Einstufung der Analysten. Einen Tag später verkauft das Bankhaus Aktien im Wert von rund einer Milliarde Euro. 44 Millionen Aktien, rund 1,1 Prozent des Telekom-Grundkapitals. Mal eben so.
Wen wundert es, dass die T-Aktie daraufhin in neue Kurstiefen vorstößt? Haben die Banker tatsächlich tausende von Kleinanlegern abgezockt? Nein! Natürlich nicht. Sie wollten nur dem Markt auf die Beine helfen. Die Bank hat Anlegern die T-Aktie zum Kauf empfohlen, also muss sie auch dafür sorgen, dass es etwas zu kaufen gibt. Ist doch klar!
Und dass die Aktie nun nicht mehr 105 Euro kostet, wie im März vergangenen Jahres, sondern rund 20 Euro ist doch auch nur ein Entgegenkommen der Deutsch-Banker. Sie, liebe Investoren, haben nun die einmalige Möglichkeit, günstig wie nie zuvor in die T-Aktie einzusteigen. Es ist förmlich Sommerschlussverkauf auf dem Parkett. Schimpfen Sie nicht auf die Deutsche Bank, danken Sie ihr!
Und glauben Sie doch endlich, dass der Verkaufsauftrag, den die Banker am Dienstag ausführen mussten, in der Research-Abteilung am Montag selbstverständlich nicht bekannt war! Sonst hätten die Herren Analysten doch selbstverständlich warnend darauf hingewiesen und das Papier natürlich auf „Verkaufen“ gestuft. Von Abzocke kann hier wirklich keine Rede sein. Sie wissen doch: Alle Kapitalmarktteilnehmer werden zeitgleich informiert. Niemand hat einen Informationsvorsprung. Schon gar nicht die Banker.
Es gibt nur einen Unterschied zwischen Ihnen, liebe Kleinaktionäre, und der Deutschen Bank. Die Banker haben bei dem Verkauf ein paar Millionen Euro verdient. Kleinanleger haben ein paar Millionen Euro verloren. Frei nach dem Motto: „Seien Sie nicht traurig! Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer.“ - Danke an alle Analysten.
Autor: Robert Sopella, 16:01 09.08.01
So es geht weiter;Wo sind die Wächter des NM geblieben;
Grüsse trotzdem an alle Verschollenen...
Prospekthaftungsansprüche
Anlegerschützerin verklagt Telekom auf
Schadenersatz
Die Deutsche Telekom sieht sich nach dem Verfall ihres
Aktienkurses mit einer Sammelklage von enttäuschten
Anlegern konfrontiert.
ddp/vwd MÜNCHEN. Die Münchener
Anlegerschützerin und Rechtsanwältin
Daniela Bergdolt hat die Telekom im
Auftrag zahlreicher Aktionäre auf
Schadenersatz verklagt. Ihre
Mandanten hätten aus der dritten
Tranche der Telekom im Juni 2000
Aktien erworben, teilte Bergdolt,
bayerische Landesgeschäftsführerin
der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW),
am Dienstag mit.
Die Klage stütze sich auf Prospekthaftungsansprüche. So sei im
Emissionsprospekt zur Kapitalerhöhung das
Immobilienvermögen der Telekom mit rund 4 Mrd. DM zu hoch
bewertet worden. Bereits im Februar 2001 habe die Telekom das
Immobilienvermögen mit 2 Mrd. Euro pauschal wertberichtigen
müssen. Nach Auffassung von Bergdolt gibt es zahlreiche
Anhaltspunkte, dass diese Wertberichtigung bereits im
Emissionsprospekt hätte erfolgen müssen. Die Bonner
Staatsanwaltschaft habe bereits die Ermittlungen aufgenommen.
Eine Klage gegen die Deutsche Bank schloss Bergdolt nicht
aus. Diese habe zu Beginn der vergangenen Woche eine
Kaufempfehlung für die Telekom-Aktie herausgegeben und einen
Tag später ein großes Aktienpaket im Kundenauftrag verkauft.
Analysten müssten für ihre Kaufempfehlungen zur
Verantwortung gezogen werden, sagte Bergdolt.
HANDELSBLATT, Dienstag, 14. August 2001
Grüsse trotzdem an alle Verschollenen...
Prospekthaftungsansprüche
Anlegerschützerin verklagt Telekom auf
Schadenersatz
Die Deutsche Telekom sieht sich nach dem Verfall ihres
Aktienkurses mit einer Sammelklage von enttäuschten
Anlegern konfrontiert.
ddp/vwd MÜNCHEN. Die Münchener
Anlegerschützerin und Rechtsanwältin
Daniela Bergdolt hat die Telekom im
Auftrag zahlreicher Aktionäre auf
Schadenersatz verklagt. Ihre
Mandanten hätten aus der dritten
Tranche der Telekom im Juni 2000
Aktien erworben, teilte Bergdolt,
bayerische Landesgeschäftsführerin
der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW),
am Dienstag mit.
Die Klage stütze sich auf Prospekthaftungsansprüche. So sei im
Emissionsprospekt zur Kapitalerhöhung das
Immobilienvermögen der Telekom mit rund 4 Mrd. DM zu hoch
bewertet worden. Bereits im Februar 2001 habe die Telekom das
Immobilienvermögen mit 2 Mrd. Euro pauschal wertberichtigen
müssen. Nach Auffassung von Bergdolt gibt es zahlreiche
Anhaltspunkte, dass diese Wertberichtigung bereits im
Emissionsprospekt hätte erfolgen müssen. Die Bonner
Staatsanwaltschaft habe bereits die Ermittlungen aufgenommen.
Eine Klage gegen die Deutsche Bank schloss Bergdolt nicht
aus. Diese habe zu Beginn der vergangenen Woche eine
Kaufempfehlung für die Telekom-Aktie herausgegeben und einen
Tag später ein großes Aktienpaket im Kundenauftrag verkauft.
Analysten müssten für ihre Kaufempfehlungen zur
Verantwortung gezogen werden, sagte Bergdolt.
HANDELSBLATT, Dienstag, 14. August 2001
Kopiert aus UPGD-Board:
"Blamage für die Deutsche Bank
Von Wolfgang Reuter
Ein internes Schreiben der Deutschen Bank belegt: Das Institut hat einen Paketverkauf von Telekom-Aktien gründlich vermasselt. Jetzt
hat die Suche nach den Schuldigen begonnen.
Das Handy klingelte gegen 7.45 Uhr. Michael Cohrs, Chef der Abteilung für Konzern-Finanzierungen, wollte seinen Boss, Josef
Ackermann, dringend sprechen.
Es ging um die Deutsche Telekom und um den wohl umstrittensten Aktiendeal der jüngsten Bankengeschichte. Der in seinem
italienischen Feriendomizil aufgestöberte Ackermann, so berichten hochrangige Investmentbanker aus London, ließ sich den
anstehenden Paketverkauf in groben Zügen am Telefon erklären. "In so einer Situation arbeitet sein Gehirn wie ein Computer", berichtet
ein ihm unterstellter Banker, "er wägt alle Risiken ab, stellt Zwischenfragen, bis er alle Details verstanden hat. Dann sagt er: Go ahead."
Also: "Macht es."
In diesem Fall eine dramatische Fehlentscheidung. Das "go ahead" war der Startschuss zum größten Debakel, das die Bank seit der
Schneider-Pleite im Jahre 1994 erlebt hat.
Denn das Institut hatte die T-Aktie zwei Tage zuvor mit einem Kursziel von 31 Euro für jedermann zum Kauf empfohlen. Am Dienstag
aber warfen die Händler der Bank 44 Millionen T-Aktien auf den Markt - so auffällig und so geräuschvoll, dass der Kurs der Volksaktie
seither um 28,6 Prozent abgesackt ist. Binnen 48 Stunden verloren die Anteilseigner der Telekom rund 24 Milliarden Mark. Hilflos sah
sich die Deutsche Bank öffentlichen Beschimpfungen und harter Kritik ausgeliefert.
"Ein Schlag ins Gesicht der Kleinaktionäre", wetterte Grünen-Wirtschaftsexperte Werner Schulz in "Bild". Auch Hermann Otto Solms,
finanzpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, schimpfte: "Das Institut hat sich über die Maßen blamiert." Selbst die honorige
"Frankfurter Allgemeine" fragte: "Ist aus dem deutschen Kapitalmarkt eine Räuberhöhle geworden?"
Telekom-Chef Ron Sommer kochte vor Wut und warf der Bank einen "gravierenden Arbeitsfehler" vor. Die Börsenaufsicht ermittelt und
forderte das Geldhaus auf, den Hergang detailliert zu beschreiben.
Das siebenseitige Papier, das dem SPIEGEL vorliegt, zeigt erstmals, was in jenen hektischen Tagen wirklich geschah. Das Dokument
ist von der Rechtsabteilung und der so genannten Compliance der Bank erstellt worden - also der Abteilung, die für die Einhaltung von
Recht und Gesetz in allen Geschäftsabläufen zuständig ist. In dem Papier wird der Ablauf der Transaktion minutiös offen gelegt.
Die Affäre begann am Freitag vor dem verhängnisvollen Verkauf der T-Aktien. An diesem Tag, es war der 3. August, waren "Vertreter der
Abteilung Equity Capital Markets aus unseren Filialen London und Hongkong zu einem Kundengespräch bei Hutchison Whampoa zu
Gast", heißt es in dem Schreiben. Dabei ging es der asiatischen Industriefirma auch um den teilweisen Verkauf eben jenes
Telekom-Aktien-Pakets, das Hutchison seit der Übernahme der US-Telefon-Gesellschaft VoiceStream durch die Deutsche Telekom im
Mai dieses Jahres hält. Ein Auftrag über den Verkauf der Aktien wurde von den Asiaten in Aussicht gestellt. Die Deutsche Bank witterte
den großen Deal, denn an den Provisionen eines solchen Paketverkaufs verdient das Geldhaus Millionen.
Nach diesem Gespräch haben die Banker ihren ersten schweren Fehler begangen. Sie hätten den möglicherweise unmittelbar
bevorstehenden Deal sofort an ihre Compliance-Abteilung melden müssen. Die hätte dann die Veröffentlichung eben jener Positivstudie
des Deutsche- Bank-Analysten Stuart Birdt verhindert, die nun quer durch die Republik für Ärger sorgt. Zu der "im späteren Verlauf des
Tages veröffentlichten" Kaufempfehlung hätte es also gar nicht kommen müssen.
Die Deutsch-Banker in Hongkong sahen jedoch keinen Anlass, die Compliance-Abteilung zu informieren. "Ohne ein Vertragsangebot
abzugeben oder verbindliche Absprachen zu treffen, wurde die Begegnung in dem Verständnis beendet, dass der Kunde seine
Handlungsoptionen auf der Grundlage der erhaltenen Informationen überdenkt, ehe die Gespräche fortgesetzt werden", rechtfertigen die
Banker ihr Versäumnis gegenüber der Bankenaufsicht.
Dabei hatten die Manager der Deutschen Bank, wie an anderer Stelle des Briefes deutlich wird, bereits viele Details des späteren Deals
besprochen. Die Verhandlung zwischen Bank und Großkunde war also mehr als eine seichte Plauderei.
Hutchison bekam bereits am Freitag von den Deutsch-Bankern eine raffinierte Konstruktion präsentiert, die es erlaubte, das T-Paket
über dem aktuellen Marktpreis zu veräußern. Der Industriekonzern aus Asien brauchte nur ein paar Tage des Nachdenkens und des
Nachrechnens - dann griff er zu.
Schon am Montagabend gegen 22 Uhr Londoner Zeit "informierte Hutchison Whampoa unsere Mitarbeiter aus Equity Capital Markets,
dass man entschlossen sei, rund 35 Millionen Aktien der Deutschen Telekom als Paket abzugeben, und deshalb bereits mit einer
anderen Bank in Kontakt stehe. Man sei jedoch auch an einem verbindlichen Angebot für ein Termingeschäft der in dem Gespräch am
03.08.2001 dargestellten Art interessiert", heißt es in dem Papier an die Wertpapieraufsicht.
Fieberhaft arbeiteten sich drei Dutzend Spitzenmanager der globalen Investmentbank durch die Nacht - um einen der größten
Paketverkäufe vorzubereiten, den die Bank je durchgezogen hat. Andere Investmentbanken saßen ihnen dabei im Nacken. Und sie
wollten gewinnen. Denn Hutchison, einer der weltweit lukrativsten Kunden überhaupt, hatte bislang die Dienste der Deutschen Bank
nicht in Anspruch genommen.
Laut des Papiers fand "um 3.30 Uhr (Ortszeit London) ein Konferenzgespräch der Fachleute in Hongkong, London und New York
hinsichtlich der Durchführbarkeit und der Preisfindung statt". Die komplizierte Struktur des Deals stand dabei längst fest.
Sie war vor allem davon geprägt, dass Hutchison die Aktien eigentlich gar nicht verkaufen durfte, auch wenn der Konzern gegenüber der
Deutschen Bank schriftlich das Gegenteil versichert habe, wie die Banker der Wertpapieraufsicht mitteilen.
Denn Hutchison war als ehemaliger Aktionär der US-Telefongesellschaft VoiceStream an eine so genannte Lock-up-Frist gebunden, die
nach der Übernahme der Gesellschaft durch die Telekom vereinbart wurde. Sie zwang die wichtigsten Altaktionäre, den größten Teil
ihrer Aktien mindestens bis zum 1. September dieses Jahres zu halten. Erst im Lauf der folgenden zwölf Monate dürfen sie Zug um Zug
weitere Aktien abgeben. Der Grund solcher Absprachen: Der Börsenkurs soll, auch im Interesse der Kleinanleger, nicht allzu sehr
schwanken.
Doch die Asiaten wollten eher verkaufen als die anderen; der Markt, die Telekom und womöglich auch der Gesetzgeber sollten also
überlistet werden. Um die Lock-up-Regelung zu umgehen, beruht der Deal im Wesentlichen auf zwei Teilgeschäften. Zusammen
ergeben die jedoch nach Ansicht von Juristen ein Verschleierungsgeschäft.
Im ersten Teil verkaufte Hutchison der Deutschen Bank 35 433 520 Aktien zum Preis von 25,45 Euro. Der Clou: Die Papiere, die der
Konzern eigentlich noch halten musste, sollten erst am 7. August kommenden Jahres bezahlt und ausgehändigt werden. Ein
klassisches Termingeschäft.
Zugleich sicherte sich die Bank das Recht, "die Zahl der zu liefernden Aktien um weitere 17 716 760 Stück zu erhöhen", heißt es in dem
Brief. Im Bankerjargon heißt so etwas "Kaufoption" oder "Call".
Für die Deutsche Bank war die Sache mit dem Call eine tolle Marketingidee. Denn einerseits ist ihr Risiko begrenzt: Liegt der Kurs in
einem Jahr unter den vereinbarten 25,45 Euro, bleibt Hutchison auf den 17,7 Millionen T-Aktien sitzen. Notiert die Aktie jedoch höher,
muss der Konzern die Papiere zu 25,45 Euro, also unter dem Marktpreis, liefern. Die Deutsche Bank macht dann ein Schnäppchen.
Andererseits aber zahlte sie ihrem Kunden die übliche Prämie für so eine Option - in diesem Fall waren es 1,85 Euro - nicht aus.
Stattdessen machte sie ihm ein besseres Angebot für sein Paket. So lag der Preis, zu dem die Deutsche Bank die T-Aktien von
Hutchison kaufte, mehr als fünf Prozent über dem Schlusskurs an der Frankfurter Börse. Mit diesem Angebot machten die Manager der
Deutschen Bank das Rennen.
Jetzt musste sich das Institut nur noch selbst absichern. Denn in einem Jahr, so viel stand fest, hatte sie 35 Millionen Aktien in ihren
Büchern, möglicherweise sogar 53 Millionen. Und gegen das Risiko eines Kursrückgangs, so verlangt es das Gesetz, muss sie sich
absichern. Oder die Papiere verkaufen - und zwar 44 Millionen Stück, was der durchschnittlichen Größe des Pakets entspricht, das sie in
einem Jahr von ihrem Kunden erwartete.
Dabei freilich gab es ein Problem: Das Geldhaus sollte sämtliche Aktien ja erst in einem Jahr bekommen, konnte sie also gar nicht jetzt
verkaufen.
Deshalb erfanden die kreativen Händler den zweiten Teil dieses Geschäfts. Dabei lieh sich die Bank von Hutchison eben diese Aktien,
die sie in einem Jahr erhalten sollte. Diese geliehenen Stücke wollte sie am Dienstag verkaufen.
Doch zunächst musste der Deal noch eine wichtige bankinterne Hürde nehmen. So schreiben die Banker an die Wertpapieraufsicht:
"Für 05.45 Uhr (Ortszeit London) wurde sodann das für die Genehmigung von Paketplatzierungen zuständige Equity Commitment
Committee zu einem Konferenzgespräch einberufen."
Wegen der Größe der Transaktion, so die nächtliche Entscheidung, musste ein Mitglied des Konzernvorstands zustimmen. Michael
Cohrs, so heißt es in dem Brief, "berichtete um 07.00 Uhr (Ortszeit London), dass Herr Fitschen zugestimmt habe". Jürgen Fitschen ist
wie Ackermann Vorstand für das Investmentbanking.
Als das Okay von Fitschen und Ackermann kam, startete die Bank ihre Verkaufsoffensive. "Am 07.08.2001, 7.15 bis 7.45 Uhr (Ortszeit
London) wurden die Handelsabteilung (Sales) sowie der Analyst Stuart Birdt unterrichtet", heißt es in dem Brief. Hunderte von
Aktienverkäufern boten in den darauffolgenden Stunden ihren Großkunden die Aktien an.
Mit mäßigem Erfolg, denn die einst hochgelobten Telefonaktien sind derzeit weltweit wenig gefragt. Bis 10.15 Uhr wurden die Händler
nur etwa 36,5 Millionen der angebotenen 44 Millionen Aktien los. Sie beendeten die Aktion. Auch "die Erwartung, nach Aufnahme des
Börsenhandels in New York weitere Aktien dort platzieren zu können, erfüllte sich nicht", klagen die Manager in dem Brief. Offenbar
hatten einige Fondsgesellschaften und andere Großkunden einfach abgewinkt - keine T-Aktien bitte.
Der Markt war nun verunsichert - und die Deutsche Bank geriet in Panik. Denn sie hatte die nicht verkauften 7,5 Millionen Aktien nun in
ihren Büchern. Und jetzt musste sie sich gegen das Risiko eines Kursverfalls absichern. Und zwar entweder mit eigenem Kapital, das
sie für das Risiko eines Kursrückgangs bereitstellen muss - oder mit Verkaufsoptionen auf die T-Aktie. Sonst hätte sie massiv gegen
das Kreditwesengesetz verstoßen.
Sie entschied sich für die Verkaufsoptionen, die sie an der Computerbörse Eurex platzierte. In der Folge stiegen die Umsätze an der
Terminbörse steil an, was Händler anderer Banken sofort registrierten. Schon am Vormittag brodelte die Gerüchteküche: "Der Deal läuft
schlecht", munkelten Broker in Frankfurt und London. Jeder aufmerksame Börsianer wusste jetzt: Die Deutsche Bank hatte im diskreten
Telefonhandel nicht alle T-Aktien platzieren können.
Nun war die Stunde der Spekulanten gekommen. Wenn der Kurs rutscht, rutschen diverse Daytrader, also Tagesinvestoren, schnell
noch mit. Doch in diesem Fall wetteten auch große private Investoren und selbst Banken gegen das Papier. Die Umsätze an der Eurex,
aber auch im offiziellen Frankfurter Xetra-Handel verdreifachten sich am Dienstag - und spätestens am Mittwoch gab es kein Halten
mehr. Vor allem auch, weil viele Händler nicht wussten, was da noch auf sie zukommt, wer von den VoiceStream-Aktionären noch
Anteile verkaufen will - und wo der Kurs letztlich landen würde. Eine regelrechte Verkaufspanik ließ die T-Aktie an diesem Tag um neun
Prozent fallen.
Zum Schaden der Kleinaktionäre, die von der Schlacht um das Telefonpapier praktisch nichts mitbekamen. Und jetzt noch auf ihren
T-Aktien sitzen, die ja nicht nur die Deutsche Bank empfohlen hatte. Einst waren die Schauspieler Manfred Krug und Charles Brauer
aktiv geworden, den Anlegern dieses Wertpapier ans Herz und damit ins Depot zu legen.
Aber auch die Großkunden der Deutschen Bank sind sauer über das Vorgehen des Instituts. Sie hatten - zu Recht - erwartet, das
Geldhaus werde genau berechnen, wie viele Aktien der Markt tatsächlich aufnehmen könne. Sie hatten sich - ebenfalls zu Recht - darauf
verlassen, dass ihre Papiere den Preis in etwa halten würden. Vor allem die Fondsgesellschaften, die bei dem Deal ja nicht ihr eigenes
Geld verloren haben, sondern das ihrer Kunden.
Seither sind Dutzende von Mitarbeitern der Deutschen Bank einzig und allein damit beschäftigt, den Ärger der großen Kunden
abzufangen. "Wir versuchen, den Leuten den Deal zu erklären - und was dabei passiert ist", berichtet ein Mitarbeiter.
Dennoch: Der Imageschaden für die Bank ist riesig. Und die Verärgerung der Kunden hat auch finanzielle Folgen. So haben vier der fünf
größten deutschen Fondsgesellschaften - darunter der Deutsche Investment-Trust und die Adig - nach SPIEGEL-Informationen ihren
Handel mit dem Institut fürs Erste unterbrochen. Eine bislang in Deutschland einmalige Sanktion.
Längst hat bei der Deutschen Bank die Suche nach den Schuldigen begonnen. "Einige Leute sind erheblich unter Druck", berichtet ein
Mitarbeiter, "und die Sache wird wohl auch personelle Konsequenzen haben".
Selbst für die zuständigen Vorstände könnte es eng werden, wenn die Ermittlungen der staatlichen Börsen- und der Wertpapieraufsicht
abgeschlossen sind. Gerade die geschickte Konstruktion, mit der letztendlich der sofortige Verkauf der Papiere und damit womöglich
die Umgehung der Haltefrist verschleiert wird, weckt das Interesse, vor allem auch der Bankenaufsicht.
In diesem Zusammenhang ist das Schreiben der Banker an ihre Kontrolleure ausgesprochen aufschlussreich. Denn einer, so scheint
es, hatte mit der Sache gar nichts zu tun. Josef Ackermann, Chef des Investmentbanking, ist außen vor. Schließlich soll der 53-Jährige
in knapp einem Jahr den bisherigen Sprecher der Bank, Rolf Breuer, ablösen.
Der künftige Chef taucht in dem Dokument nur ein einziges Mal auf - und zwar mit dem Vermerk: "seinerzeit in Urlaub".
Dass auch Ackermann, der aus dem Urlaub beinahe täglich Kontakt mit seiner Bank hält, dem Deal zugestimmt hatte, verschweigt die
Bank der Aufsichtsbehörde. Der designierte Vorstandschef wollte sich auch gegenüber dem SPIEGEL vergangene Woche nicht äußern.
Er sei, hieß es erneut, schließlich im Urlaub."
"Blamage für die Deutsche Bank
Von Wolfgang Reuter
Ein internes Schreiben der Deutschen Bank belegt: Das Institut hat einen Paketverkauf von Telekom-Aktien gründlich vermasselt. Jetzt
hat die Suche nach den Schuldigen begonnen.
Das Handy klingelte gegen 7.45 Uhr. Michael Cohrs, Chef der Abteilung für Konzern-Finanzierungen, wollte seinen Boss, Josef
Ackermann, dringend sprechen.
Es ging um die Deutsche Telekom und um den wohl umstrittensten Aktiendeal der jüngsten Bankengeschichte. Der in seinem
italienischen Feriendomizil aufgestöberte Ackermann, so berichten hochrangige Investmentbanker aus London, ließ sich den
anstehenden Paketverkauf in groben Zügen am Telefon erklären. "In so einer Situation arbeitet sein Gehirn wie ein Computer", berichtet
ein ihm unterstellter Banker, "er wägt alle Risiken ab, stellt Zwischenfragen, bis er alle Details verstanden hat. Dann sagt er: Go ahead."
Also: "Macht es."
In diesem Fall eine dramatische Fehlentscheidung. Das "go ahead" war der Startschuss zum größten Debakel, das die Bank seit der
Schneider-Pleite im Jahre 1994 erlebt hat.
Denn das Institut hatte die T-Aktie zwei Tage zuvor mit einem Kursziel von 31 Euro für jedermann zum Kauf empfohlen. Am Dienstag
aber warfen die Händler der Bank 44 Millionen T-Aktien auf den Markt - so auffällig und so geräuschvoll, dass der Kurs der Volksaktie
seither um 28,6 Prozent abgesackt ist. Binnen 48 Stunden verloren die Anteilseigner der Telekom rund 24 Milliarden Mark. Hilflos sah
sich die Deutsche Bank öffentlichen Beschimpfungen und harter Kritik ausgeliefert.
"Ein Schlag ins Gesicht der Kleinaktionäre", wetterte Grünen-Wirtschaftsexperte Werner Schulz in "Bild". Auch Hermann Otto Solms,
finanzpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, schimpfte: "Das Institut hat sich über die Maßen blamiert." Selbst die honorige
"Frankfurter Allgemeine" fragte: "Ist aus dem deutschen Kapitalmarkt eine Räuberhöhle geworden?"
Telekom-Chef Ron Sommer kochte vor Wut und warf der Bank einen "gravierenden Arbeitsfehler" vor. Die Börsenaufsicht ermittelt und
forderte das Geldhaus auf, den Hergang detailliert zu beschreiben.
Das siebenseitige Papier, das dem SPIEGEL vorliegt, zeigt erstmals, was in jenen hektischen Tagen wirklich geschah. Das Dokument
ist von der Rechtsabteilung und der so genannten Compliance der Bank erstellt worden - also der Abteilung, die für die Einhaltung von
Recht und Gesetz in allen Geschäftsabläufen zuständig ist. In dem Papier wird der Ablauf der Transaktion minutiös offen gelegt.
Die Affäre begann am Freitag vor dem verhängnisvollen Verkauf der T-Aktien. An diesem Tag, es war der 3. August, waren "Vertreter der
Abteilung Equity Capital Markets aus unseren Filialen London und Hongkong zu einem Kundengespräch bei Hutchison Whampoa zu
Gast", heißt es in dem Schreiben. Dabei ging es der asiatischen Industriefirma auch um den teilweisen Verkauf eben jenes
Telekom-Aktien-Pakets, das Hutchison seit der Übernahme der US-Telefon-Gesellschaft VoiceStream durch die Deutsche Telekom im
Mai dieses Jahres hält. Ein Auftrag über den Verkauf der Aktien wurde von den Asiaten in Aussicht gestellt. Die Deutsche Bank witterte
den großen Deal, denn an den Provisionen eines solchen Paketverkaufs verdient das Geldhaus Millionen.
Nach diesem Gespräch haben die Banker ihren ersten schweren Fehler begangen. Sie hätten den möglicherweise unmittelbar
bevorstehenden Deal sofort an ihre Compliance-Abteilung melden müssen. Die hätte dann die Veröffentlichung eben jener Positivstudie
des Deutsche- Bank-Analysten Stuart Birdt verhindert, die nun quer durch die Republik für Ärger sorgt. Zu der "im späteren Verlauf des
Tages veröffentlichten" Kaufempfehlung hätte es also gar nicht kommen müssen.
Die Deutsch-Banker in Hongkong sahen jedoch keinen Anlass, die Compliance-Abteilung zu informieren. "Ohne ein Vertragsangebot
abzugeben oder verbindliche Absprachen zu treffen, wurde die Begegnung in dem Verständnis beendet, dass der Kunde seine
Handlungsoptionen auf der Grundlage der erhaltenen Informationen überdenkt, ehe die Gespräche fortgesetzt werden", rechtfertigen die
Banker ihr Versäumnis gegenüber der Bankenaufsicht.
Dabei hatten die Manager der Deutschen Bank, wie an anderer Stelle des Briefes deutlich wird, bereits viele Details des späteren Deals
besprochen. Die Verhandlung zwischen Bank und Großkunde war also mehr als eine seichte Plauderei.
Hutchison bekam bereits am Freitag von den Deutsch-Bankern eine raffinierte Konstruktion präsentiert, die es erlaubte, das T-Paket
über dem aktuellen Marktpreis zu veräußern. Der Industriekonzern aus Asien brauchte nur ein paar Tage des Nachdenkens und des
Nachrechnens - dann griff er zu.
Schon am Montagabend gegen 22 Uhr Londoner Zeit "informierte Hutchison Whampoa unsere Mitarbeiter aus Equity Capital Markets,
dass man entschlossen sei, rund 35 Millionen Aktien der Deutschen Telekom als Paket abzugeben, und deshalb bereits mit einer
anderen Bank in Kontakt stehe. Man sei jedoch auch an einem verbindlichen Angebot für ein Termingeschäft der in dem Gespräch am
03.08.2001 dargestellten Art interessiert", heißt es in dem Papier an die Wertpapieraufsicht.
Fieberhaft arbeiteten sich drei Dutzend Spitzenmanager der globalen Investmentbank durch die Nacht - um einen der größten
Paketverkäufe vorzubereiten, den die Bank je durchgezogen hat. Andere Investmentbanken saßen ihnen dabei im Nacken. Und sie
wollten gewinnen. Denn Hutchison, einer der weltweit lukrativsten Kunden überhaupt, hatte bislang die Dienste der Deutschen Bank
nicht in Anspruch genommen.
Laut des Papiers fand "um 3.30 Uhr (Ortszeit London) ein Konferenzgespräch der Fachleute in Hongkong, London und New York
hinsichtlich der Durchführbarkeit und der Preisfindung statt". Die komplizierte Struktur des Deals stand dabei längst fest.
Sie war vor allem davon geprägt, dass Hutchison die Aktien eigentlich gar nicht verkaufen durfte, auch wenn der Konzern gegenüber der
Deutschen Bank schriftlich das Gegenteil versichert habe, wie die Banker der Wertpapieraufsicht mitteilen.
Denn Hutchison war als ehemaliger Aktionär der US-Telefongesellschaft VoiceStream an eine so genannte Lock-up-Frist gebunden, die
nach der Übernahme der Gesellschaft durch die Telekom vereinbart wurde. Sie zwang die wichtigsten Altaktionäre, den größten Teil
ihrer Aktien mindestens bis zum 1. September dieses Jahres zu halten. Erst im Lauf der folgenden zwölf Monate dürfen sie Zug um Zug
weitere Aktien abgeben. Der Grund solcher Absprachen: Der Börsenkurs soll, auch im Interesse der Kleinanleger, nicht allzu sehr
schwanken.
Doch die Asiaten wollten eher verkaufen als die anderen; der Markt, die Telekom und womöglich auch der Gesetzgeber sollten also
überlistet werden. Um die Lock-up-Regelung zu umgehen, beruht der Deal im Wesentlichen auf zwei Teilgeschäften. Zusammen
ergeben die jedoch nach Ansicht von Juristen ein Verschleierungsgeschäft.
Im ersten Teil verkaufte Hutchison der Deutschen Bank 35 433 520 Aktien zum Preis von 25,45 Euro. Der Clou: Die Papiere, die der
Konzern eigentlich noch halten musste, sollten erst am 7. August kommenden Jahres bezahlt und ausgehändigt werden. Ein
klassisches Termingeschäft.
Zugleich sicherte sich die Bank das Recht, "die Zahl der zu liefernden Aktien um weitere 17 716 760 Stück zu erhöhen", heißt es in dem
Brief. Im Bankerjargon heißt so etwas "Kaufoption" oder "Call".
Für die Deutsche Bank war die Sache mit dem Call eine tolle Marketingidee. Denn einerseits ist ihr Risiko begrenzt: Liegt der Kurs in
einem Jahr unter den vereinbarten 25,45 Euro, bleibt Hutchison auf den 17,7 Millionen T-Aktien sitzen. Notiert die Aktie jedoch höher,
muss der Konzern die Papiere zu 25,45 Euro, also unter dem Marktpreis, liefern. Die Deutsche Bank macht dann ein Schnäppchen.
Andererseits aber zahlte sie ihrem Kunden die übliche Prämie für so eine Option - in diesem Fall waren es 1,85 Euro - nicht aus.
Stattdessen machte sie ihm ein besseres Angebot für sein Paket. So lag der Preis, zu dem die Deutsche Bank die T-Aktien von
Hutchison kaufte, mehr als fünf Prozent über dem Schlusskurs an der Frankfurter Börse. Mit diesem Angebot machten die Manager der
Deutschen Bank das Rennen.
Jetzt musste sich das Institut nur noch selbst absichern. Denn in einem Jahr, so viel stand fest, hatte sie 35 Millionen Aktien in ihren
Büchern, möglicherweise sogar 53 Millionen. Und gegen das Risiko eines Kursrückgangs, so verlangt es das Gesetz, muss sie sich
absichern. Oder die Papiere verkaufen - und zwar 44 Millionen Stück, was der durchschnittlichen Größe des Pakets entspricht, das sie in
einem Jahr von ihrem Kunden erwartete.
Dabei freilich gab es ein Problem: Das Geldhaus sollte sämtliche Aktien ja erst in einem Jahr bekommen, konnte sie also gar nicht jetzt
verkaufen.
Deshalb erfanden die kreativen Händler den zweiten Teil dieses Geschäfts. Dabei lieh sich die Bank von Hutchison eben diese Aktien,
die sie in einem Jahr erhalten sollte. Diese geliehenen Stücke wollte sie am Dienstag verkaufen.
Doch zunächst musste der Deal noch eine wichtige bankinterne Hürde nehmen. So schreiben die Banker an die Wertpapieraufsicht:
"Für 05.45 Uhr (Ortszeit London) wurde sodann das für die Genehmigung von Paketplatzierungen zuständige Equity Commitment
Committee zu einem Konferenzgespräch einberufen."
Wegen der Größe der Transaktion, so die nächtliche Entscheidung, musste ein Mitglied des Konzernvorstands zustimmen. Michael
Cohrs, so heißt es in dem Brief, "berichtete um 07.00 Uhr (Ortszeit London), dass Herr Fitschen zugestimmt habe". Jürgen Fitschen ist
wie Ackermann Vorstand für das Investmentbanking.
Als das Okay von Fitschen und Ackermann kam, startete die Bank ihre Verkaufsoffensive. "Am 07.08.2001, 7.15 bis 7.45 Uhr (Ortszeit
London) wurden die Handelsabteilung (Sales) sowie der Analyst Stuart Birdt unterrichtet", heißt es in dem Brief. Hunderte von
Aktienverkäufern boten in den darauffolgenden Stunden ihren Großkunden die Aktien an.
Mit mäßigem Erfolg, denn die einst hochgelobten Telefonaktien sind derzeit weltweit wenig gefragt. Bis 10.15 Uhr wurden die Händler
nur etwa 36,5 Millionen der angebotenen 44 Millionen Aktien los. Sie beendeten die Aktion. Auch "die Erwartung, nach Aufnahme des
Börsenhandels in New York weitere Aktien dort platzieren zu können, erfüllte sich nicht", klagen die Manager in dem Brief. Offenbar
hatten einige Fondsgesellschaften und andere Großkunden einfach abgewinkt - keine T-Aktien bitte.
Der Markt war nun verunsichert - und die Deutsche Bank geriet in Panik. Denn sie hatte die nicht verkauften 7,5 Millionen Aktien nun in
ihren Büchern. Und jetzt musste sie sich gegen das Risiko eines Kursverfalls absichern. Und zwar entweder mit eigenem Kapital, das
sie für das Risiko eines Kursrückgangs bereitstellen muss - oder mit Verkaufsoptionen auf die T-Aktie. Sonst hätte sie massiv gegen
das Kreditwesengesetz verstoßen.
Sie entschied sich für die Verkaufsoptionen, die sie an der Computerbörse Eurex platzierte. In der Folge stiegen die Umsätze an der
Terminbörse steil an, was Händler anderer Banken sofort registrierten. Schon am Vormittag brodelte die Gerüchteküche: "Der Deal läuft
schlecht", munkelten Broker in Frankfurt und London. Jeder aufmerksame Börsianer wusste jetzt: Die Deutsche Bank hatte im diskreten
Telefonhandel nicht alle T-Aktien platzieren können.
Nun war die Stunde der Spekulanten gekommen. Wenn der Kurs rutscht, rutschen diverse Daytrader, also Tagesinvestoren, schnell
noch mit. Doch in diesem Fall wetteten auch große private Investoren und selbst Banken gegen das Papier. Die Umsätze an der Eurex,
aber auch im offiziellen Frankfurter Xetra-Handel verdreifachten sich am Dienstag - und spätestens am Mittwoch gab es kein Halten
mehr. Vor allem auch, weil viele Händler nicht wussten, was da noch auf sie zukommt, wer von den VoiceStream-Aktionären noch
Anteile verkaufen will - und wo der Kurs letztlich landen würde. Eine regelrechte Verkaufspanik ließ die T-Aktie an diesem Tag um neun
Prozent fallen.
Zum Schaden der Kleinaktionäre, die von der Schlacht um das Telefonpapier praktisch nichts mitbekamen. Und jetzt noch auf ihren
T-Aktien sitzen, die ja nicht nur die Deutsche Bank empfohlen hatte. Einst waren die Schauspieler Manfred Krug und Charles Brauer
aktiv geworden, den Anlegern dieses Wertpapier ans Herz und damit ins Depot zu legen.
Aber auch die Großkunden der Deutschen Bank sind sauer über das Vorgehen des Instituts. Sie hatten - zu Recht - erwartet, das
Geldhaus werde genau berechnen, wie viele Aktien der Markt tatsächlich aufnehmen könne. Sie hatten sich - ebenfalls zu Recht - darauf
verlassen, dass ihre Papiere den Preis in etwa halten würden. Vor allem die Fondsgesellschaften, die bei dem Deal ja nicht ihr eigenes
Geld verloren haben, sondern das ihrer Kunden.
Seither sind Dutzende von Mitarbeitern der Deutschen Bank einzig und allein damit beschäftigt, den Ärger der großen Kunden
abzufangen. "Wir versuchen, den Leuten den Deal zu erklären - und was dabei passiert ist", berichtet ein Mitarbeiter.
Dennoch: Der Imageschaden für die Bank ist riesig. Und die Verärgerung der Kunden hat auch finanzielle Folgen. So haben vier der fünf
größten deutschen Fondsgesellschaften - darunter der Deutsche Investment-Trust und die Adig - nach SPIEGEL-Informationen ihren
Handel mit dem Institut fürs Erste unterbrochen. Eine bislang in Deutschland einmalige Sanktion.
Längst hat bei der Deutschen Bank die Suche nach den Schuldigen begonnen. "Einige Leute sind erheblich unter Druck", berichtet ein
Mitarbeiter, "und die Sache wird wohl auch personelle Konsequenzen haben".
Selbst für die zuständigen Vorstände könnte es eng werden, wenn die Ermittlungen der staatlichen Börsen- und der Wertpapieraufsicht
abgeschlossen sind. Gerade die geschickte Konstruktion, mit der letztendlich der sofortige Verkauf der Papiere und damit womöglich
die Umgehung der Haltefrist verschleiert wird, weckt das Interesse, vor allem auch der Bankenaufsicht.
In diesem Zusammenhang ist das Schreiben der Banker an ihre Kontrolleure ausgesprochen aufschlussreich. Denn einer, so scheint
es, hatte mit der Sache gar nichts zu tun. Josef Ackermann, Chef des Investmentbanking, ist außen vor. Schließlich soll der 53-Jährige
in knapp einem Jahr den bisherigen Sprecher der Bank, Rolf Breuer, ablösen.
Der künftige Chef taucht in dem Dokument nur ein einziges Mal auf - und zwar mit dem Vermerk: "seinerzeit in Urlaub".
Dass auch Ackermann, der aus dem Urlaub beinahe täglich Kontakt mit seiner Bank hält, dem Deal zugestimmt hatte, verschweigt die
Bank der Aufsichtsbehörde. Der designierte Vorstandschef wollte sich auch gegenüber dem SPIEGEL vergangene Woche nicht äußern.
Er sei, hieß es erneut, schließlich im Urlaub."
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die steigende Zahl insolventer Unternehmen belastet die deutschen Banken nach einem Bericht des "Handelsblatts" zunehmend. Wie die Zeitung in ihrer Mittwochausgabe berichtet, habe sich die Risikovorsorge der Deutschen Bank im ersten Halbjahr 2001 im Vergleich zum Vorjahr auf 429 Mio. Euro nahezu verdreifacht. Die Dresdner Bank habe ihre Vorsorgeposition im 2. Quartal gegenüber den ersten drei Monaten 2001 um 160 Prozent angehoben.
Für das Gesamtjahr rechne der Wirtschaftsauskunftsdienst Creditreform mit mindestens 30.000 Unternehmenspleiten. Deshalb werde die Risikovorsorge der Banken im weiteren Jahresverlauf kontinuierlich zunehmen, sagte der Analyst David Williams von Morgan Stanley Dean Witter der Düsseldorfer Finanzzeitung.
Für die Deutsche Bank geht er von einer Verdoppelung der Vorsorgeposition aus. Bei der HypoVereinsbank erwartet er einen Zuwachs von 18 Prozent, bei der Commerzbank von 16 Prozent. Die Sparkassen rechnen derzeit nicht mit einer Erhöhung, weil sie in den vergangenen Jahren bereits entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen hätten, sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands./DP/af
Für das Gesamtjahr rechne der Wirtschaftsauskunftsdienst Creditreform mit mindestens 30.000 Unternehmenspleiten. Deshalb werde die Risikovorsorge der Banken im weiteren Jahresverlauf kontinuierlich zunehmen, sagte der Analyst David Williams von Morgan Stanley Dean Witter der Düsseldorfer Finanzzeitung.
Für die Deutsche Bank geht er von einer Verdoppelung der Vorsorgeposition aus. Bei der HypoVereinsbank erwartet er einen Zuwachs von 18 Prozent, bei der Commerzbank von 16 Prozent. Die Sparkassen rechnen derzeit nicht mit einer Erhöhung, weil sie in den vergangenen Jahren bereits entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen hätten, sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands./DP/af
http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0%2C2828%2C154204…
31.08.2001
N E U E R M A R K T
"Ein Tummelplatz für Betrüger"
Der Crash auf Raten geht weiter, vor allem der Neue Markt scheint kein Halten mehr zu kennen. Für den Finanz-Experten Günter Ogger
ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch
etwas zu retten.
(© DPA)
Günter Ogger, Autor der Bücher "Der Börsenschwindel" und "Nieten in Nadelstreifen"
mm.de:* Herr Ogger, die Krise am Neuen Markt hat nach Ansicht vieler Experten damit zu tun, dass viele Unternehmen beim IPO nicht
die nötige Börsenreife hatten. Was halten Sie vom geplanten "Kapitalmarktkodex", mit dem die Deutsche Börse die Zulassungsregeln
reformieren will?
Ogger: Das Ganze ist ein sehr durchsichtiges Manöver. Außerdem kommt das alles viel zu spät. Wenn es den Organisatoren des Neuen
Marktes ernst wäre mit ihrem Bemühen, den Anleger vor Durchstechereien zu schützen, hätte sie lange genug Zeit gehabt, alles
Erforderliche in Wege zu leiten. Dass man erst jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, ein Gutachten erstellen lässt und
ankündigt, man wolle bis Mitte nächsten Jahres über geeignete Maßnahmen nachdenken, ist ein Witz.
Außerdem ist für mich offensichtlich, dass dieses ganze Vorhaben nur deswegen gestartet wurde, um den Staat davon abzuhalten, sich
dieses Themas zu bemächtigen. Denn diese Forderung wird ja nun zunehmend erhoben.
mm.de: Auch von Ihnen?
Ogger: Der Staat lässt der Finanzwirtschaft zu viel Freiraum, gemessen an den anderen Bereichen der Wirtschaft. Denken Sie an die
Handwerker oder vergleichbare Berufe: Dort ist jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail reglementiert. Übertretungen werden rigoros
geahndet.
"Eine angemessene Kontrolle findet nicht statt"
In der Finanzwirtschaft aber finden die Akteure ein Betätigungsfeld vor, das ziemlich unreguliert ist. Das fängt mit den Strukturvertrieben
an, die die kompliziertesten Instrumente verkaufen dürfen, ohne dass sie irgendeine Qualifikation nachweisen müssen.
mm.de: Aber im Aktienwesen gibt es das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel....
Ogger: Das ist richtig, aber das BAWe überwacht nur den Amtlichen Handel. Schon das ist eigenartig, dass nur ein Börsensegment
kontrolliert wird – zumindest pro forma. De facto findet dort aber auch keine angemessene Kontrolle statt.
Dazu gibt es verschiedene andere Institutionen wie die Landesämter und das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Diese
Zersplitterung des Aufsichtswesens hat dazu geführt, dass letztlich keine Aufsicht stattfindet.
mm.de: Was müsste sich ändern?
Ogger: Verbessert werden müsste zum einen die Gesetzeslage, und zwar insofern, dass die Beweisführungspflicht für die Ermittler nicht
mehr so streng gehandhabt wird wie bisher. Nach wie vor ist es fast unmöglich, Verstöße wie Insiderhandel ernsthaft zu ahnden, da vor
Gericht auch der Vorsatz nachgewiesen werden muss. Folglich gehen fast alle Insiderverfahren aus wie das Hornberger Schießen.
mm.de: Ist das nicht ein Angriff auf das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, nach dem jeder Angeklagte bis zum Nachweis des Gegenteils als
unschuldig zu gelten hat?
Ogger: Die Unschuldsvermutung gilt ja primär für das Strafrecht, aber es geht ja bei anlegerschädigendem Verhalten in erster Linie um
Vermögensschäden durch unfaires Verhalten gegen über anderen Aktionären. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier auch mit
zivilrechtlichen Mitteln einiges erreichen könnte. Denken Sie an das deutsche Steuerrecht: Dort ist die Beweislast umgekehrt – zu
Ungunsten des Steuerzahlers. Warum sollte das im Sektor des Finanzwesens nicht auch möglich sein - zu Gunsten des Anlegers?
"Überwachung der Gesetze müsste verbessert werden"
Zum anderen müsste aber auch die Überwachung der Gesetze verbessert werden. Da liegt immer noch einiges im Argen. Was nützen
die schärfsten Gesetze, wenn man nicht sicherstellt, dass sie eingehalten werden? Und da sind wir wieder bei der Wertpapieraufsicht.
Die wird zu einem erheblichen Teil aus Mitteln finanziert, die von den Banken gestellt werden. Da wundert es mich überhaupt nicht, wenn
so wenig dabei rauskommt.
mm.de: Wäre eine Aufsicht nach dem Muster der amerikanischen SEC die Lösung des Problems?
Ogger: Das wird ja immer wieder von Aktionärsschützern gefordert, aber bislang leider ohne jeden Erfolg. Mir kommt das seltsam vor,
dass das Bundesfinanzministerium da nichts unternimmt. Völlig unverständlich.
mm.de: Warum ist das so?
Ogger: Ich habe mich über dieses Thema schon mit zahlreichen Experten unterhalten, und da taucht immer wieder die gleiche Erklärung
auf: Die Banken hätten dem Finanzministerium beizeiten damit gedroht, sie würden Bundeswertpapiere nicht mehr an den Schaltern
verkaufen, wenn man sie zu sehr an die kurze Leine nähme. Ähnlich die großen Versicherer. Sie sollen, als es um die geplante
Besteuerung von Lebensversicherungen ging, mit der Drohung gearbeitet haben, in Zukunft keine Bundeswertpapiere mehr zu kaufen.
Prompt waren die Pläne vom Tisch.
*Das Interview führte mm.de-Redakteur Clemens von Frentz
31.08.2001
N E U E R M A R K T
"Ein Tummelplatz für Betrüger"
Der Crash auf Raten geht weiter, vor allem der Neue Markt scheint kein Halten mehr zu kennen. Für den Finanz-Experten Günter Ogger
ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch
etwas zu retten.
(© DPA)
Günter Ogger, Autor der Bücher "Der Börsenschwindel" und "Nieten in Nadelstreifen"
mm.de:* Herr Ogger, die Krise am Neuen Markt hat nach Ansicht vieler Experten damit zu tun, dass viele Unternehmen beim IPO nicht
die nötige Börsenreife hatten. Was halten Sie vom geplanten "Kapitalmarktkodex", mit dem die Deutsche Börse die Zulassungsregeln
reformieren will?
Ogger: Das Ganze ist ein sehr durchsichtiges Manöver. Außerdem kommt das alles viel zu spät. Wenn es den Organisatoren des Neuen
Marktes ernst wäre mit ihrem Bemühen, den Anleger vor Durchstechereien zu schützen, hätte sie lange genug Zeit gehabt, alles
Erforderliche in Wege zu leiten. Dass man erst jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, ein Gutachten erstellen lässt und
ankündigt, man wolle bis Mitte nächsten Jahres über geeignete Maßnahmen nachdenken, ist ein Witz.
Außerdem ist für mich offensichtlich, dass dieses ganze Vorhaben nur deswegen gestartet wurde, um den Staat davon abzuhalten, sich
dieses Themas zu bemächtigen. Denn diese Forderung wird ja nun zunehmend erhoben.
mm.de: Auch von Ihnen?
Ogger: Der Staat lässt der Finanzwirtschaft zu viel Freiraum, gemessen an den anderen Bereichen der Wirtschaft. Denken Sie an die
Handwerker oder vergleichbare Berufe: Dort ist jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail reglementiert. Übertretungen werden rigoros
geahndet.
"Eine angemessene Kontrolle findet nicht statt"
In der Finanzwirtschaft aber finden die Akteure ein Betätigungsfeld vor, das ziemlich unreguliert ist. Das fängt mit den Strukturvertrieben
an, die die kompliziertesten Instrumente verkaufen dürfen, ohne dass sie irgendeine Qualifikation nachweisen müssen.
mm.de: Aber im Aktienwesen gibt es das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel....
Ogger: Das ist richtig, aber das BAWe überwacht nur den Amtlichen Handel. Schon das ist eigenartig, dass nur ein Börsensegment
kontrolliert wird – zumindest pro forma. De facto findet dort aber auch keine angemessene Kontrolle statt.
Dazu gibt es verschiedene andere Institutionen wie die Landesämter und das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Diese
Zersplitterung des Aufsichtswesens hat dazu geführt, dass letztlich keine Aufsicht stattfindet.
mm.de: Was müsste sich ändern?
Ogger: Verbessert werden müsste zum einen die Gesetzeslage, und zwar insofern, dass die Beweisführungspflicht für die Ermittler nicht
mehr so streng gehandhabt wird wie bisher. Nach wie vor ist es fast unmöglich, Verstöße wie Insiderhandel ernsthaft zu ahnden, da vor
Gericht auch der Vorsatz nachgewiesen werden muss. Folglich gehen fast alle Insiderverfahren aus wie das Hornberger Schießen.
mm.de: Ist das nicht ein Angriff auf das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, nach dem jeder Angeklagte bis zum Nachweis des Gegenteils als
unschuldig zu gelten hat?
Ogger: Die Unschuldsvermutung gilt ja primär für das Strafrecht, aber es geht ja bei anlegerschädigendem Verhalten in erster Linie um
Vermögensschäden durch unfaires Verhalten gegen über anderen Aktionären. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier auch mit
zivilrechtlichen Mitteln einiges erreichen könnte. Denken Sie an das deutsche Steuerrecht: Dort ist die Beweislast umgekehrt – zu
Ungunsten des Steuerzahlers. Warum sollte das im Sektor des Finanzwesens nicht auch möglich sein - zu Gunsten des Anlegers?
"Überwachung der Gesetze müsste verbessert werden"
Zum anderen müsste aber auch die Überwachung der Gesetze verbessert werden. Da liegt immer noch einiges im Argen. Was nützen
die schärfsten Gesetze, wenn man nicht sicherstellt, dass sie eingehalten werden? Und da sind wir wieder bei der Wertpapieraufsicht.
Die wird zu einem erheblichen Teil aus Mitteln finanziert, die von den Banken gestellt werden. Da wundert es mich überhaupt nicht, wenn
so wenig dabei rauskommt.
mm.de: Wäre eine Aufsicht nach dem Muster der amerikanischen SEC die Lösung des Problems?
Ogger: Das wird ja immer wieder von Aktionärsschützern gefordert, aber bislang leider ohne jeden Erfolg. Mir kommt das seltsam vor,
dass das Bundesfinanzministerium da nichts unternimmt. Völlig unverständlich.
mm.de: Warum ist das so?
Ogger: Ich habe mich über dieses Thema schon mit zahlreichen Experten unterhalten, und da taucht immer wieder die gleiche Erklärung
auf: Die Banken hätten dem Finanzministerium beizeiten damit gedroht, sie würden Bundeswertpapiere nicht mehr an den Schaltern
verkaufen, wenn man sie zu sehr an die kurze Leine nähme. Ähnlich die großen Versicherer. Sie sollen, als es um die geplante
Besteuerung von Lebensversicherungen ging, mit der Drohung gearbeitet haben, in Zukunft keine Bundeswertpapiere mehr zu kaufen.
Prompt waren die Pläne vom Tisch.
*Das Interview führte mm.de-Redakteur Clemens von Frentz
ps. grüße zurück Canadian und @ alle .
Der Staat lässt der Finanzwirtschaft zu viel Freiraum, gemessen an den anderen Bereichen der Wirtschaft. Denken Sie an die
Handwerker oder vergleichbare Berufe: Dort ist jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail reglementiert. Übertretungen werden rigoros
geahndet.
Das wundert mich allerdings auch,
ob da nicht einige Spezialdemokraten
mitverdienen?
Bussi Bondgirl
Handwerker oder vergleichbare Berufe: Dort ist jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail reglementiert. Übertretungen werden rigoros
geahndet.
Das wundert mich allerdings auch,
ob da nicht einige Spezialdemokraten
mitverdienen?
Bussi Bondgirl
.
>>>>!<<<< hättest du gebrauchen können .....und nicht >>>>?<<<<
.
>>>>!<<<< hättest du gebrauchen können .....und nicht >>>>?<<<<
.
Kinowelt steht offenbar kurz vor dem Konkurs (Zus)
München (vwd) - Ein Konkurs des in die Krise gestürzten
Filmrechtehändlers Kinowelt Medien AG, München, ist offenbar
nicht mehr aufzuhalten. Seit Mitte August sei das Geld, das ein
Bankenkonsortium Anfang Mai kurzfristig zur Verfügung gestellt
hatte, aufgebraucht, hieß es am Montag aus Bankenkreisen.
Zudem hätten die rund zwei Dutzend Banken, die sich um eine
Rettung der Gesellschaft bemüht haben, mittlerweile ihre Suche
nach Investoren eingestellt. Beobachter rechnen damit, dass
Kinowelt noch in dieser Woche einen Insolvenzantrag stellen
wird. Die Aktie verliert am Montagnachmittag rund 30 Prozent auf
0,65 EUR.
Das Sanierungskonzept, das Kinowelt am 20. August dem
Bankenkonsortium vorgelegt hatte, sei als "völlig unzureichend"
zurückgewiesen worden. Kinowelt habe vorgeschlagen, dass die
Banken auf einen Euro-Betrag in dreistelliger Millionenhöhe
verzichten sollen, während die Investoren nur mit einem kleinen
Betrag einsteigen würden, hieß es aus den Kreisen. Außerdem
habe Kinowelt frische Mittel von mehr als 150 Mio EUR verlangt.
"Es kann nicht sein, dass man einfach neues Geld gibt und nichts
ändert sich", sagte ein Bankenvertreter. Unter den Banken
herrsche Enttäuschung darüber, dass bei Kinowelt "nicht auf den
guten Rat gehört" worden sei und kein überzeugendes Konzept
präsentiert wurde.
Auch Analysten räumen der hochverschuldeten Kinowelt nur noch
geringe Überlebenschancen ein. "Ein Konkurs ist wohl
unvermeidlich", sagte ein Branchenexperte. Die Gesellschaft
hatte am Freitagabend nach Börsenschluss ihre
Halbjahreszahlen vorgelegt, die von Analysten als "katastrophal"
eingestuft wurden. In den ersten sechs Monaten verbuchte
Kinowelt einen EBIT-Verlust von 161,9 Mio EUR. Analysten hatten
dagegen lediglich mit 44,2 Mio EUR gerechnet. Beim Umsatz
wurde ein Rückgang um 6,2 Prozent auf 118,6 Mio EUR
ausgewiesen.
Ein Analyst wies darauf hin, dass Kinowelt Ende Juni über ein
Eigenkapital von 149 Mio EUR verfügte. Da vom Filmvermögen
noch kein einziger Euro abgeschrieben worden sei, würde schon
bei einer Abschreibung von einem Drittel das Eigenkapital
negativ werden. Schwer vorstellbar sei zudem, dass beim
gegenwärtigen Marktumfeld die Banken bereit seien, weiteres
Geld einzuschießen. Auch potenzielle Partner wie die KirchGruppe
oder die RTL-Group dürften damit zögern, dem Konkurrenten zu
Hilfe zu kommen. Die Kinowelt verfüge durchaus über
interessante Filmrechte, doch ziehen es Kirch und die anderen
Interessenten offenbar vor, sich billig aus der Konkursmasse zu
bedienen. +++ Andreas Plecko
vwd/3.9.2001/apo/sei
3. September 2001, 15:38
Kinowelt Medien AG: 628590
München (vwd) - Ein Konkurs des in die Krise gestürzten
Filmrechtehändlers Kinowelt Medien AG, München, ist offenbar
nicht mehr aufzuhalten. Seit Mitte August sei das Geld, das ein
Bankenkonsortium Anfang Mai kurzfristig zur Verfügung gestellt
hatte, aufgebraucht, hieß es am Montag aus Bankenkreisen.
Zudem hätten die rund zwei Dutzend Banken, die sich um eine
Rettung der Gesellschaft bemüht haben, mittlerweile ihre Suche
nach Investoren eingestellt. Beobachter rechnen damit, dass
Kinowelt noch in dieser Woche einen Insolvenzantrag stellen
wird. Die Aktie verliert am Montagnachmittag rund 30 Prozent auf
0,65 EUR.
Das Sanierungskonzept, das Kinowelt am 20. August dem
Bankenkonsortium vorgelegt hatte, sei als "völlig unzureichend"
zurückgewiesen worden. Kinowelt habe vorgeschlagen, dass die
Banken auf einen Euro-Betrag in dreistelliger Millionenhöhe
verzichten sollen, während die Investoren nur mit einem kleinen
Betrag einsteigen würden, hieß es aus den Kreisen. Außerdem
habe Kinowelt frische Mittel von mehr als 150 Mio EUR verlangt.
"Es kann nicht sein, dass man einfach neues Geld gibt und nichts
ändert sich", sagte ein Bankenvertreter. Unter den Banken
herrsche Enttäuschung darüber, dass bei Kinowelt "nicht auf den
guten Rat gehört" worden sei und kein überzeugendes Konzept
präsentiert wurde.
Auch Analysten räumen der hochverschuldeten Kinowelt nur noch
geringe Überlebenschancen ein. "Ein Konkurs ist wohl
unvermeidlich", sagte ein Branchenexperte. Die Gesellschaft
hatte am Freitagabend nach Börsenschluss ihre
Halbjahreszahlen vorgelegt, die von Analysten als "katastrophal"
eingestuft wurden. In den ersten sechs Monaten verbuchte
Kinowelt einen EBIT-Verlust von 161,9 Mio EUR. Analysten hatten
dagegen lediglich mit 44,2 Mio EUR gerechnet. Beim Umsatz
wurde ein Rückgang um 6,2 Prozent auf 118,6 Mio EUR
ausgewiesen.
Ein Analyst wies darauf hin, dass Kinowelt Ende Juni über ein
Eigenkapital von 149 Mio EUR verfügte. Da vom Filmvermögen
noch kein einziger Euro abgeschrieben worden sei, würde schon
bei einer Abschreibung von einem Drittel das Eigenkapital
negativ werden. Schwer vorstellbar sei zudem, dass beim
gegenwärtigen Marktumfeld die Banken bereit seien, weiteres
Geld einzuschießen. Auch potenzielle Partner wie die KirchGruppe
oder die RTL-Group dürften damit zögern, dem Konkurrenten zu
Hilfe zu kommen. Die Kinowelt verfüge durchaus über
interessante Filmrechte, doch ziehen es Kirch und die anderen
Interessenten offenbar vor, sich billig aus der Konkursmasse zu
bedienen. +++ Andreas Plecko
vwd/3.9.2001/apo/sei
3. September 2001, 15:38
Kinowelt Medien AG: 628590
NEUER MARKT
Breuer gesteht Mitschuld am Kursdesaster ein
Die Banken sind für den Zusammenbruch des Neuen Marktes mitverantwortlich. Die Mitschuld räumte heute kein Geringerer ein als Rolf
Breuer, der Vorstandssprecher der Deutschen Bank.
Frankfurt am Main - Bei der Begleitung von Börsengängen der Unternehmen habe das Geldgewerbe oftmals "mangelnde Sorgfalt"
walten lassen. Die Kreditinstitute müssten sich künftig stärker ihrer "Pflicht einer sorgfältigen Kontrolle" bei der Auswahl von
Börsen-Kandidaten bewusst werden, sagte Breuer auf einer Veranstaltung zu den Perspektiven des krisengeschüttelten Neuen Marktes
am Montag in Frankfurt.
Der Chef der größten deutschen Bank betonte jedoch, dass alle Börsen-Akteure am Absturz des Neuen Marktes beteiligt gewesen
seien. So hätten "unseriöse Marktteilnehmer" zum Imageschaden des Wachstumsmarktes beigetragen. Analysten hätten mit oft viel zu
optimistischen Urteilen die Stimmung künstlich hochgeschraubt. Zudem habe die Deutsche Börse als Hausherr in den Anfangsjahren
des 1997 ins Leben gerufenen Marktsegments mit einem unzureichenden Regelwerk operiert. Pikante Note: Breuer gehört selbst dem
Aufsichtsrat der Deutschen Börse an.
Von den Medien seien zugleich zu wenig warnende Stimmen vor den Folgen der Euphorie gekommen. Dennoch zeigte sich Breuer
optimistisch, dass die Krise des Neuen Marktes bald überwunden sein könnte. Der Finanzplatz Deutschland brauche einen
funktionierenden Markt für Risikokapital. "Der Neue Markt hat eine zweite Chance nicht nur verdient, wir müssen sie ihm auch geben."
Unterdessen will die Bundesregierung künftig mit gesetzlichen Maßnahmen den Anlegerschutz in Deutschland verbessern. Die
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, Margareta Wolf (Grüne), kündigte an, dass möglicherweise
schon im Oktober das vierte Finanzmarkt-Förderungsgesetz vom Gesetzgeber verabschiedet werden könnte.
Dieses schaffe die Voraussetzung, um das Vertrauen der Anleger in die Börsenlandschaft zu stärken. Unter anderem solle
Kursmanipulation künftig schärfer verfolgt werden. Zudem würden die Kompetenzen der Behörden neu verteilt. "Das Vertrauen der
Anleger muss zurückgewonnen werden. Alle Beteiligten sind dazu aufgerufen, auch der Gesetzgeber", betonte Wolf.
Breuer gesteht Mitschuld am Kursdesaster ein
Die Banken sind für den Zusammenbruch des Neuen Marktes mitverantwortlich. Die Mitschuld räumte heute kein Geringerer ein als Rolf
Breuer, der Vorstandssprecher der Deutschen Bank.
Frankfurt am Main - Bei der Begleitung von Börsengängen der Unternehmen habe das Geldgewerbe oftmals "mangelnde Sorgfalt"
walten lassen. Die Kreditinstitute müssten sich künftig stärker ihrer "Pflicht einer sorgfältigen Kontrolle" bei der Auswahl von
Börsen-Kandidaten bewusst werden, sagte Breuer auf einer Veranstaltung zu den Perspektiven des krisengeschüttelten Neuen Marktes
am Montag in Frankfurt.
Der Chef der größten deutschen Bank betonte jedoch, dass alle Börsen-Akteure am Absturz des Neuen Marktes beteiligt gewesen
seien. So hätten "unseriöse Marktteilnehmer" zum Imageschaden des Wachstumsmarktes beigetragen. Analysten hätten mit oft viel zu
optimistischen Urteilen die Stimmung künstlich hochgeschraubt. Zudem habe die Deutsche Börse als Hausherr in den Anfangsjahren
des 1997 ins Leben gerufenen Marktsegments mit einem unzureichenden Regelwerk operiert. Pikante Note: Breuer gehört selbst dem
Aufsichtsrat der Deutschen Börse an.
Von den Medien seien zugleich zu wenig warnende Stimmen vor den Folgen der Euphorie gekommen. Dennoch zeigte sich Breuer
optimistisch, dass die Krise des Neuen Marktes bald überwunden sein könnte. Der Finanzplatz Deutschland brauche einen
funktionierenden Markt für Risikokapital. "Der Neue Markt hat eine zweite Chance nicht nur verdient, wir müssen sie ihm auch geben."
Unterdessen will die Bundesregierung künftig mit gesetzlichen Maßnahmen den Anlegerschutz in Deutschland verbessern. Die
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, Margareta Wolf (Grüne), kündigte an, dass möglicherweise
schon im Oktober das vierte Finanzmarkt-Förderungsgesetz vom Gesetzgeber verabschiedet werden könnte.
Dieses schaffe die Voraussetzung, um das Vertrauen der Anleger in die Börsenlandschaft zu stärken. Unter anderem solle
Kursmanipulation künftig schärfer verfolgt werden. Zudem würden die Kompetenzen der Behörden neu verteilt. "Das Vertrauen der
Anleger muss zurückgewonnen werden. Alle Beteiligten sind dazu aufgerufen, auch der Gesetzgeber", betonte Wolf.
hi mafiabroker
diesem thread widme ich alle ehren,und glaub mir ich hab schon genug am nm verloren,(ungefähr 40000euro)sei’s drum,man lernt nie aus ,bloß finde ich daß hier nur immer im kreis rum gepostet wird ,wir längst wissen wer die schuldigen sind ,und gottseidank mit dem lehrgeld ,was so mancher hier an federn ließ wir uns eigentlich auf zukünftiges und nicht nach-haltig uns mit der vergangenheit,sondern eher um das zukünftige börsengeschehen ausseinander zusetzen sollten
mfg.wangert ;;;;;;, an m.f. t.c. charly. usw.
diesem thread widme ich alle ehren,und glaub mir ich hab schon genug am nm verloren,(ungefähr 40000euro)sei’s drum,man lernt nie aus ,bloß finde ich daß hier nur immer im kreis rum gepostet wird ,wir längst wissen wer die schuldigen sind ,und gottseidank mit dem lehrgeld ,was so mancher hier an federn ließ wir uns eigentlich auf zukünftiges und nicht nach-haltig uns mit der vergangenheit,sondern eher um das zukünftige börsengeschehen ausseinander zusetzen sollten
mfg.wangert ;;;;;;, an m.f. t.c. charly. usw.
@ all
ich will hiermit bloß die 300 vollmachen
mfg.wangert
ich will hiermit bloß die 300 vollmachen
mfg.wangert
Das Vertrauen der Anleger können sie ja haben.
Aber ob die ihr Geld noch einmal freudestrahlend den Dausendbrüllern übergeben.
Vertrauen ja, Geld nein.
Aber ob die ihr Geld noch einmal freudestrahlend den Dausendbrüllern übergeben.
Vertrauen ja, Geld nein.
hi wangert,
schön mal wieder von dir zu hören .
grüsse
ps. schaden kann es nicht weitere artikel zu sammeln
@ paule 2 ,
veeerrtttraauueenn ???
nie wieder .....GELD ERST RECHT NICHT
schön mal wieder von dir zu hören .
grüsse
ps. schaden kann es nicht weitere artikel zu sammeln
@ paule 2 ,
veeerrtttraauueenn ???
nie wieder .....GELD ERST RECHT NICHT
Zwei Analysten streiten sich, ob man einen Blinden mit Blindenhund drei Tage auf das Dach eines Hochhauses stellen kann, ohne daß etwas passiert.
Sie tun es. 2 Tage lang passiert tatsächlich nichts.
Am dritten Tag fallen beide runter.
Sagt der Eine: Ich habe dir doch gleich gesagt, daß das nicht funktioniert.
Sagt der Andere: Was willst du denn, der Hund lebt doch noch!
Sie tun es. 2 Tage lang passiert tatsächlich nichts.
Am dritten Tag fallen beide runter.
Sagt der Eine: Ich habe dir doch gleich gesagt, daß das nicht funktioniert.
Sagt der Andere: Was willst du denn, der Hund lebt doch noch!
So vorab Grüsse @ ALL !!!
Mal wieder vor Ort;diesmal mit einem Report aus der FTD über die TK-Branche
Aus der FTD vom 6.9.2001
Keine Hoffnung unter dieser Nummer
Von Dan Roberts, London
Rund 1000 Mrd. Dollar wurden durch den Hype um die Telekommunikation
vernichtet. In zwei Teilen berichten wir über die geplatzten Träume der
Branche. Der zweite Teil erscheint am Freitag.
Ihre größte Schmach erleidet die Telekommunikations-Branche derzeit in einem
Industriegebiet östlich von London. Jeden Morgen liefern Lkws kühlschrankgroße
Kästen voller Elektrogeräte an. Die Folie, die sie vor dem Nieselregen schützen
soll, kann die Namen auf diesen Schränken nicht verdecken: Nortel, Ericsson,
Lucent, Cisco ... 6000 Tonnen an unerwünschten Telekommunikationsgeräten
fallen dieses Jahr an. Das hat Shields Environmental errechnet: Das
Unternehmen zerlegt den Schrott und versucht, so viele Teile wie möglich zu
verkaufen. Doch der Markt ist gesättigt, nachdem im vergangenen halben Jahr
durchschnittlich alle sechs Tage ein großer Telekomanbieter Pleite gegangen
ist.
Was bleibt von den früher viele Millionen Dollar teuren Schränken ist Schrott, ein
Rest Edelmetalle, einige toxische Teile und viel Plastik, das in einer
nahegelegenen Verbrennungsanlage vernichtet wird. Alles Teil eines
Scheiterhaufens im Wert von 1000 Mrd. $, der die Welt an den Rand einer
Rezession gebracht hat.
Erst kürzlich hat der britische Telekomkonzern Marconi bekannt geben müssen,
dass 2000 Mitarbeiter entlassen werden müssen. Doch das fällt noch gering
aus, verglichen mit den Zehntausenden von Arbeitsplätzen, die jede Woche bei
größeren Geräteherstellern wie Lucent und Nortel verloren gehen.
Seifenblase zerplatzt
Die öffentliche Meinung hält die Dotcom-Manie für das markerschütterndste
Ereignis der vergangenen Jahre. Wichtiger war jedoch die Telekom-Seifenblase,
die das Dotcom-Debakel bei weitem überstieg. Diese Geschichte wird selten
erzählt - obwohl der Knall beim Platzen der Blase noch immer nachhallt.
Fehlgeschlagene Internethändler haben vielleicht Dollarbeträge in zweistelliger
Millionenhöhe verschleudert, bevor sie Pleite gingen. Nach Angaben des
European Information Technology Observatory beliefen sich die Ausgaben für
Telekom-geräte und -leistungen in Europa und den USA zwischen 1997 und
2001 jedoch auf mehr als 4000 Mrd. $.
Laut Thomson Financial vergaben die Banken zwischen 1996 und 2001
Konsortialkredite in Höhe von 890 Mrd. $. Weitere 415 Mrd. $ lieferten die
Rentenmärkte und 500 Mrd. $ stammten aus privaten Mitteln und der Ausgabe
von Aktien. Noch mehr kam von rentablen Blue-Chip-Unternehmen, die sich in
dem Glauben, dass ein explosionsartiger Anstieg der Internetnutzung zu einer
fast unbegrenzten Nachfrage nach Telekomkapazitäten führen würde, an den
Rand des Konkurses oder darüber hinaus brachten.
Hochspekulative Anleihen
Das globale Finanzsystem verfiel dem Wahn, mehr und mehr Holz auf diesen
Scheiterhaufen zu werfen. Fast die Hälfte der von europäischen Banken 1999
vergebenen Kredite ging an Telekomunternehmen. Die Kreditagentur Moody’s
schätzt, dass etwa 80 Prozent aller in den USA am Höhepunkt des Booms
ausgegebenen Junkbonds, also hochspekulativen Anleihen, an Telekomanbieter
gingen. Fünf der zehn größten Fusionen oder Akquisitionen der Geschichte
betrafen Telekomunternehmen während des Booms.
Das bleibende Erbe all diesen Geldes ist ein Überangebot an "Bandbreite" -
Kapazitäten zur Übertragung von Datenmengen sowie das Rohmaterial aller
Kommunikationsnetze. Dieses Überangebot ist so groß, dass, wenn die sechs
Milliarden Erdbewohner das ganze nächste Jahr ununterbrochen telefonierten,
ihre Gespräche mit den vorhandenen Kapazitäten innerhalb weniger Stunden
übertragen werden könnten.
Analysten gehen davon aus, dass lediglich ein oder zwei Prozent der in Europa
und Nordamerika verlegten Glasfaserkabel aktiviert sind. Nach Ansicht einiger
Analysten benötigen die restlichen Kabel zur Aktivierung zusätzliches Kapital und
stellen deshalb keinen Überhang dar - ein geringer Trost für die hart bedrängte
Branche. Denn es gibt genügend Möglichkeiten, aus bereits aktivierten
Verbindungen Zusatzkapazitäten herauszuholen, was bereits zu einem
deutlichen Preisverfall im Bandbreiten-Angebot geführt hat.
Milliardengrab Bandbreite
Mit neuester Technologie können durch eine einzige Glasfaserverbindung Daten
über bis zu 160 verschiedene Lichtwellen übertragen werden. Die meisten
modernen Netzwerke verwenden gegenwärtig lediglich ein Zehntel dieses
Potenzials.
Auch bei Tiefseeverbindungen liegt eine ähnliche Überkapazität vor. Dort hat
jedes neu verlegte Transatlantikkabel so viel Bandbreite wie alle
Vorgängerverbindungen zusammen. Die Mobiltelefonunternehmen haben allein
in Europa mehr als 200 Mrd. $ investiert, um die Bandbreite ihrer kabellosen
Internetdienste auszubauen. Beweise, dass die Verbraucher diese Leitungen
benutzen werden oder dass die Technik funktionieren wird, gab es nicht.
Das Platzen der Blase hat sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar gemacht - von
Kreditausfällen in Höhe von bislang 60 Mrd. $ dieses Jahr bis hin zu den
jüngsten Stelleneinsparungen in fünfstelliger Höhe bei Investmentbanken.
Innerhalb eines halben Jahres haben allein die Telekomausrüster über 300.000
Stellen gestrichen, bei Zulieferern und ähnlichen Branchen waren es weitere
200.000.
Kapitalvernichtung in großem Stil
Auch der Börsenwert sämtlicher Telekommunikationsbetreiber und -hersteller ist
eingebrochen. Hatten die Unternehmen im März 2000 noch einen
Gesamtbörsenwert von 6300 Mrd. $, sind es heute 3800 Mrd. $ weniger. Zum
Vergleich: Der Gesamtwertverlust sämtlicher asiatischer Wertpapierbörsen
während der Asienkrise Ende der 90er Jahre betrug lediglich 813 Mrd. $.
Die minimalen Erlöse, die aus dem Zusammenbruch derjenigen Unternehmen
geborgen werden können, denen der Geldhahn abgedreht wurde, verdeutlichen
das verheerende Ausmaß der Lage. Die meisten der 31 Telekombetreiber, die in
den vergangenen sechs Monaten Konkurs angemeldet haben, steckten hunderte
Millionen Dollar in den Netzwerkausbau. Die Gläubiger müssen bei der
Liquidierung dieser Vermögenswerte feststellen, dass diese Investitionen jetzt
nur noch einen winzig kleinen Teil des Ausgangsbetrages wert sind.
Der Iridium-Flop
1997 ließ Motorola gleich eine Flotte von Kommunikationssatelliten im Wert von 5
Mrd. $ ins Weltall befördern. Iridium, wie das Projekt hieß, scheiterte jedoch
mangels Nachfrage. Wäre das US-Verteidigungsministerium nicht dieses Jahr
eingeschritten und hätte nicht ein Konsortium für 25 Mio. $ die Satellitenflotte vom
Konkursverwalter erworben, hätte man diese ganz ihrem Schicksal überlassen.
Untersuchungen von Edward Altman von der New York University zufolge konnten
Inhaber von Junkbonds Pleite gegangener Telekommunikationsfirmen im ersten
Halbjahr dieses Jahres lediglich durchschnittlich 11,9 Cents pro investiertem
Dollar retten. Im Vergleich dazu betrug der Wert vergangenes Jahr noch 24,7
Cent.
Sanierungsexperte Richard Coates von Ernst & Young in Großbritannien schätzt,
dass gerichtlich bestellte Konkursverwalter durchschnittlich weniger als zehn
Prozent der ursprünglichen Aufbaukosten für Netzwerke beim Verkauf dieser
Vermögenswerte einbringen können. Bemisst man den Anteil an den
Gesamtkosten, nämlich einschließlich der Ausgaben für Infrastrukturen, die
nichts mit dem Netzwerk an sich zu tun haben, etwa Personal- und
Büromaterialkosten, liegt der Prozentsatz sogar noch niedriger. Den
Konkursverwaltern zufolge beläuft sich die durchschnittliche Einbringungsquote
der sechs europäischen Telekomfirmen, die gerade ihr Konkursverfahren hinter
sich haben, zwischen zwei und drei Prozent. "Es wird zunehmend schwieriger,
Käufer zu finden. Viele wägen inzwischen ab, die Ausrüstung einzumotten. Sie
hoffen, dass sich die Lage verbessert und sich irgendwann ein Käufer findet, der
damit etwas anfangen kann", meint Coates.
Vermutlich werden sie sehr viel Geduld aufbringen müssen. Zu den ersten
Alternativanbietern, die 1998 bankrott gingen, gehörte Ionica. Das britische
Unternehmen hatte Privathaushalte und Kleinbüros per Funk kabellose
Telefondienste angeboten. Drei Jahre später steht der Großteil der Geräte noch
immer auf den Dächern, denn ein Abbau ist teurer als die Geräte zu recyceln.
Langsam erkennen die großen Unternehmen endlich, wie viel Geld sie
verschwendet haben. Dieses Jahr haben mit Nortel Networks und JDS Uniphase
zwei der größten Gerätehersteller den Bilanzwert der Zukäufe, die sie während
der Hochphase des Booms getätigt hatten, teilweise abgeschrieben. Dabei kam
es zu einigen der größten Buchverluste in der Geschichte der Wirtschaft.
Das finnische Telekomunternehmen Sonera gehörte zu dem guten Dutzend
europäischer Unternehmen, die insgesamt 120 Mrd. Euro für UMTS-Lizenzen
ausgegeben haben. Letzten Monat gab Sonera eine seiner Lizenzen umsonst
zurück, anstatt zusätzlich zu den bisher vier Mrd. Euro weitere Investitionen zu
tätigen.
Geld zum Fenster hinausgeworfen
Die Telekommunikations-Manie hat die Welt ein Vermögen gekostet. Ökonomen
werden immer darüber debattieren, wie viel genau verschwendet wurde, vor
allem, da viele Menschen durch den Goldrausch reich geworden sind. Dabei
sollte man bedenken, dass:
O Überkapazitäten im kapitalintensivsten Segment der Industrie bei über 98
Prozent liegen;
O die Rückgewinnungsquote für die abgewickelten Unternehmen zwischen zwei
und drei Prozent liegt;
O die Unternehmen, die noch im Handel sind, durchschnittlich Einbußen von 60
Prozent ihres Börsenwerts hinnehmen mussten.
Unter diesen Gesichtspunkten könnte vielleicht ein Viertel des Gelds, das
während der Blase ausgegeben wurde, als verschwendete Investition eingestuft
werden. Anders gesagt - rund 1000 Mrd. $ wurden zum Fenster hinausgeblasen.
Sensationelle Irrtümer
Einige sehen dies immer noch als Phase kreativer Zerstörung, ohne die wir
Erdenbürger niemals die Vorzüge des Internets und verbesserter
Kommunikationstechnologie erlebt hätten. Dieselben Optimisten glauben, dass
die Telekommunikations-Manie in der Zukunft zur Entwicklung eines neuen
Stroms gesunder Profite führen wird.
Doch die lächerlichen Summen, die beim Verkauf von Aktiva erzielt wurden,
deuten darauf hin, dass von dieser Technologie derzeit wenig gewünscht wird,
nicht einmal zu einem Bruchteil der Herstellungskosten.
Mindestens zwei Fragen muss man sich nach diesem Desaster stellen: Wie
konnten so viele clevere Menschen sich so sensationell irren? Und wie hat es
das globale Finanzsystem geschafft (zumindest bislang), den Verlust von 3800
Mrd. $ in Aktienwerten und rund 1000 Mrd. $ in echtem Geld zu verdauen?
© 2001 Financial Times Deutschland
Mal wieder vor Ort;diesmal mit einem Report aus der FTD über die TK-Branche
Aus der FTD vom 6.9.2001
Keine Hoffnung unter dieser Nummer
Von Dan Roberts, London
Rund 1000 Mrd. Dollar wurden durch den Hype um die Telekommunikation
vernichtet. In zwei Teilen berichten wir über die geplatzten Träume der
Branche. Der zweite Teil erscheint am Freitag.
Ihre größte Schmach erleidet die Telekommunikations-Branche derzeit in einem
Industriegebiet östlich von London. Jeden Morgen liefern Lkws kühlschrankgroße
Kästen voller Elektrogeräte an. Die Folie, die sie vor dem Nieselregen schützen
soll, kann die Namen auf diesen Schränken nicht verdecken: Nortel, Ericsson,
Lucent, Cisco ... 6000 Tonnen an unerwünschten Telekommunikationsgeräten
fallen dieses Jahr an. Das hat Shields Environmental errechnet: Das
Unternehmen zerlegt den Schrott und versucht, so viele Teile wie möglich zu
verkaufen. Doch der Markt ist gesättigt, nachdem im vergangenen halben Jahr
durchschnittlich alle sechs Tage ein großer Telekomanbieter Pleite gegangen
ist.
Was bleibt von den früher viele Millionen Dollar teuren Schränken ist Schrott, ein
Rest Edelmetalle, einige toxische Teile und viel Plastik, das in einer
nahegelegenen Verbrennungsanlage vernichtet wird. Alles Teil eines
Scheiterhaufens im Wert von 1000 Mrd. $, der die Welt an den Rand einer
Rezession gebracht hat.
Erst kürzlich hat der britische Telekomkonzern Marconi bekannt geben müssen,
dass 2000 Mitarbeiter entlassen werden müssen. Doch das fällt noch gering
aus, verglichen mit den Zehntausenden von Arbeitsplätzen, die jede Woche bei
größeren Geräteherstellern wie Lucent und Nortel verloren gehen.
Seifenblase zerplatzt
Die öffentliche Meinung hält die Dotcom-Manie für das markerschütterndste
Ereignis der vergangenen Jahre. Wichtiger war jedoch die Telekom-Seifenblase,
die das Dotcom-Debakel bei weitem überstieg. Diese Geschichte wird selten
erzählt - obwohl der Knall beim Platzen der Blase noch immer nachhallt.
Fehlgeschlagene Internethändler haben vielleicht Dollarbeträge in zweistelliger
Millionenhöhe verschleudert, bevor sie Pleite gingen. Nach Angaben des
European Information Technology Observatory beliefen sich die Ausgaben für
Telekom-geräte und -leistungen in Europa und den USA zwischen 1997 und
2001 jedoch auf mehr als 4000 Mrd. $.
Laut Thomson Financial vergaben die Banken zwischen 1996 und 2001
Konsortialkredite in Höhe von 890 Mrd. $. Weitere 415 Mrd. $ lieferten die
Rentenmärkte und 500 Mrd. $ stammten aus privaten Mitteln und der Ausgabe
von Aktien. Noch mehr kam von rentablen Blue-Chip-Unternehmen, die sich in
dem Glauben, dass ein explosionsartiger Anstieg der Internetnutzung zu einer
fast unbegrenzten Nachfrage nach Telekomkapazitäten führen würde, an den
Rand des Konkurses oder darüber hinaus brachten.
Hochspekulative Anleihen
Das globale Finanzsystem verfiel dem Wahn, mehr und mehr Holz auf diesen
Scheiterhaufen zu werfen. Fast die Hälfte der von europäischen Banken 1999
vergebenen Kredite ging an Telekomunternehmen. Die Kreditagentur Moody’s
schätzt, dass etwa 80 Prozent aller in den USA am Höhepunkt des Booms
ausgegebenen Junkbonds, also hochspekulativen Anleihen, an Telekomanbieter
gingen. Fünf der zehn größten Fusionen oder Akquisitionen der Geschichte
betrafen Telekomunternehmen während des Booms.
Das bleibende Erbe all diesen Geldes ist ein Überangebot an "Bandbreite" -
Kapazitäten zur Übertragung von Datenmengen sowie das Rohmaterial aller
Kommunikationsnetze. Dieses Überangebot ist so groß, dass, wenn die sechs
Milliarden Erdbewohner das ganze nächste Jahr ununterbrochen telefonierten,
ihre Gespräche mit den vorhandenen Kapazitäten innerhalb weniger Stunden
übertragen werden könnten.
Analysten gehen davon aus, dass lediglich ein oder zwei Prozent der in Europa
und Nordamerika verlegten Glasfaserkabel aktiviert sind. Nach Ansicht einiger
Analysten benötigen die restlichen Kabel zur Aktivierung zusätzliches Kapital und
stellen deshalb keinen Überhang dar - ein geringer Trost für die hart bedrängte
Branche. Denn es gibt genügend Möglichkeiten, aus bereits aktivierten
Verbindungen Zusatzkapazitäten herauszuholen, was bereits zu einem
deutlichen Preisverfall im Bandbreiten-Angebot geführt hat.
Milliardengrab Bandbreite
Mit neuester Technologie können durch eine einzige Glasfaserverbindung Daten
über bis zu 160 verschiedene Lichtwellen übertragen werden. Die meisten
modernen Netzwerke verwenden gegenwärtig lediglich ein Zehntel dieses
Potenzials.
Auch bei Tiefseeverbindungen liegt eine ähnliche Überkapazität vor. Dort hat
jedes neu verlegte Transatlantikkabel so viel Bandbreite wie alle
Vorgängerverbindungen zusammen. Die Mobiltelefonunternehmen haben allein
in Europa mehr als 200 Mrd. $ investiert, um die Bandbreite ihrer kabellosen
Internetdienste auszubauen. Beweise, dass die Verbraucher diese Leitungen
benutzen werden oder dass die Technik funktionieren wird, gab es nicht.
Das Platzen der Blase hat sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar gemacht - von
Kreditausfällen in Höhe von bislang 60 Mrd. $ dieses Jahr bis hin zu den
jüngsten Stelleneinsparungen in fünfstelliger Höhe bei Investmentbanken.
Innerhalb eines halben Jahres haben allein die Telekomausrüster über 300.000
Stellen gestrichen, bei Zulieferern und ähnlichen Branchen waren es weitere
200.000.
Kapitalvernichtung in großem Stil
Auch der Börsenwert sämtlicher Telekommunikationsbetreiber und -hersteller ist
eingebrochen. Hatten die Unternehmen im März 2000 noch einen
Gesamtbörsenwert von 6300 Mrd. $, sind es heute 3800 Mrd. $ weniger. Zum
Vergleich: Der Gesamtwertverlust sämtlicher asiatischer Wertpapierbörsen
während der Asienkrise Ende der 90er Jahre betrug lediglich 813 Mrd. $.
Die minimalen Erlöse, die aus dem Zusammenbruch derjenigen Unternehmen
geborgen werden können, denen der Geldhahn abgedreht wurde, verdeutlichen
das verheerende Ausmaß der Lage. Die meisten der 31 Telekombetreiber, die in
den vergangenen sechs Monaten Konkurs angemeldet haben, steckten hunderte
Millionen Dollar in den Netzwerkausbau. Die Gläubiger müssen bei der
Liquidierung dieser Vermögenswerte feststellen, dass diese Investitionen jetzt
nur noch einen winzig kleinen Teil des Ausgangsbetrages wert sind.
Der Iridium-Flop
1997 ließ Motorola gleich eine Flotte von Kommunikationssatelliten im Wert von 5
Mrd. $ ins Weltall befördern. Iridium, wie das Projekt hieß, scheiterte jedoch
mangels Nachfrage. Wäre das US-Verteidigungsministerium nicht dieses Jahr
eingeschritten und hätte nicht ein Konsortium für 25 Mio. $ die Satellitenflotte vom
Konkursverwalter erworben, hätte man diese ganz ihrem Schicksal überlassen.
Untersuchungen von Edward Altman von der New York University zufolge konnten
Inhaber von Junkbonds Pleite gegangener Telekommunikationsfirmen im ersten
Halbjahr dieses Jahres lediglich durchschnittlich 11,9 Cents pro investiertem
Dollar retten. Im Vergleich dazu betrug der Wert vergangenes Jahr noch 24,7
Cent.
Sanierungsexperte Richard Coates von Ernst & Young in Großbritannien schätzt,
dass gerichtlich bestellte Konkursverwalter durchschnittlich weniger als zehn
Prozent der ursprünglichen Aufbaukosten für Netzwerke beim Verkauf dieser
Vermögenswerte einbringen können. Bemisst man den Anteil an den
Gesamtkosten, nämlich einschließlich der Ausgaben für Infrastrukturen, die
nichts mit dem Netzwerk an sich zu tun haben, etwa Personal- und
Büromaterialkosten, liegt der Prozentsatz sogar noch niedriger. Den
Konkursverwaltern zufolge beläuft sich die durchschnittliche Einbringungsquote
der sechs europäischen Telekomfirmen, die gerade ihr Konkursverfahren hinter
sich haben, zwischen zwei und drei Prozent. "Es wird zunehmend schwieriger,
Käufer zu finden. Viele wägen inzwischen ab, die Ausrüstung einzumotten. Sie
hoffen, dass sich die Lage verbessert und sich irgendwann ein Käufer findet, der
damit etwas anfangen kann", meint Coates.
Vermutlich werden sie sehr viel Geduld aufbringen müssen. Zu den ersten
Alternativanbietern, die 1998 bankrott gingen, gehörte Ionica. Das britische
Unternehmen hatte Privathaushalte und Kleinbüros per Funk kabellose
Telefondienste angeboten. Drei Jahre später steht der Großteil der Geräte noch
immer auf den Dächern, denn ein Abbau ist teurer als die Geräte zu recyceln.
Langsam erkennen die großen Unternehmen endlich, wie viel Geld sie
verschwendet haben. Dieses Jahr haben mit Nortel Networks und JDS Uniphase
zwei der größten Gerätehersteller den Bilanzwert der Zukäufe, die sie während
der Hochphase des Booms getätigt hatten, teilweise abgeschrieben. Dabei kam
es zu einigen der größten Buchverluste in der Geschichte der Wirtschaft.
Das finnische Telekomunternehmen Sonera gehörte zu dem guten Dutzend
europäischer Unternehmen, die insgesamt 120 Mrd. Euro für UMTS-Lizenzen
ausgegeben haben. Letzten Monat gab Sonera eine seiner Lizenzen umsonst
zurück, anstatt zusätzlich zu den bisher vier Mrd. Euro weitere Investitionen zu
tätigen.
Geld zum Fenster hinausgeworfen
Die Telekommunikations-Manie hat die Welt ein Vermögen gekostet. Ökonomen
werden immer darüber debattieren, wie viel genau verschwendet wurde, vor
allem, da viele Menschen durch den Goldrausch reich geworden sind. Dabei
sollte man bedenken, dass:
O Überkapazitäten im kapitalintensivsten Segment der Industrie bei über 98
Prozent liegen;
O die Rückgewinnungsquote für die abgewickelten Unternehmen zwischen zwei
und drei Prozent liegt;
O die Unternehmen, die noch im Handel sind, durchschnittlich Einbußen von 60
Prozent ihres Börsenwerts hinnehmen mussten.
Unter diesen Gesichtspunkten könnte vielleicht ein Viertel des Gelds, das
während der Blase ausgegeben wurde, als verschwendete Investition eingestuft
werden. Anders gesagt - rund 1000 Mrd. $ wurden zum Fenster hinausgeblasen.
Sensationelle Irrtümer
Einige sehen dies immer noch als Phase kreativer Zerstörung, ohne die wir
Erdenbürger niemals die Vorzüge des Internets und verbesserter
Kommunikationstechnologie erlebt hätten. Dieselben Optimisten glauben, dass
die Telekommunikations-Manie in der Zukunft zur Entwicklung eines neuen
Stroms gesunder Profite führen wird.
Doch die lächerlichen Summen, die beim Verkauf von Aktiva erzielt wurden,
deuten darauf hin, dass von dieser Technologie derzeit wenig gewünscht wird,
nicht einmal zu einem Bruchteil der Herstellungskosten.
Mindestens zwei Fragen muss man sich nach diesem Desaster stellen: Wie
konnten so viele clevere Menschen sich so sensationell irren? Und wie hat es
das globale Finanzsystem geschafft (zumindest bislang), den Verlust von 3800
Mrd. $ in Aktienwerten und rund 1000 Mrd. $ in echtem Geld zu verdauen?
© 2001 Financial Times Deutschland
So hier auch der zweite Teil;
Aus der FTD vom 7.9.2001
Telekomcrash: Goldrausch ohne Gold
Von Dan Roberts, London
Auf eine leuchtende Zukunft der Kommunikation hat die
Telekom-Industrie gesetzt - und dafür 1000 Mrd. Dollar vernichtet.
Nach den hochfliegenden Plänen erleben Unternehmen und Anleger
jetzt eine bitterharte Landung: Heute erscheint der letzte Teil der
Serie über den Telekomcrash.
Der Scheck wurde in großer Eile ausgeschrieben. Per Hand. Der große
Moment war da, und er wollte ergriffen werden. Wochenlang hatten die vier
Männer auf diesen Moment hingearbeitet: Als eines von fünf
Mobilfunkunternehmen erhielt Orange im Frühjahr 2000 bei der
Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Großbritannien den Zuschlag. Das
hektische Bieten hatte den Gesamtpreis auf 22,5 Mrd. £ getrieben. Der
Biet-Poker um die UMTS-Lizenzen in Westeuropa bildete den Wendepunkt für
die vierjährige Investitions-Seifenblase, die letztendlich weltweit 4000 Mrd. $
verschluckt hat.
Um zu verstehen, wieso eine ganze Branche solche Summen aufs Spiel
setzen und verlieren kann, muss man sich die Lage der Orange-Bieter vor
Augen führen. Ihr Büro war mit vier Sicherheitstüren abgeriegelt, von denen
jede durch immer kompliziertere Kombinationsschlösser und
Magnetkartensysteme gesichert war. Die Fenster waren geschwärzt, damit
niemand die Bietetaktik per Fernglas ausspionieren konnte. Während der
Auktion wurde der Raum regelmäßig nach Abhörgeräten durchsucht.
Im Nachhinein erscheinen diese Sicherheitsmaßnahmen lächerlich. Aus
heutiger Sicht wirkt das abgeschottete Arbeitszimmer wie ein Mausoleum für
die großen Pläne der Telekommunikationsbranche.
Keine Lizenz zum Geld drucken
Damals meinten die Mobiltelefonanbieter, sie hätten die Formel für
garantierten Erfolg gefunden. Aber sowie die Schecks ausgestellt waren,
begann der Abstieg der Branche. Nach einer ähnlichen Auktion in
Deutschland, wo noch mehr Geld ausgegeben wurde, stöhnte die gesamte
europäische Telekombranche unter einer Schuldenlast, die bei den
Bankenaufsichten die Befürchtung weckte, dass die Finanzmärkte dem Druck
nicht standhalten könnten.
Heute sehen die Zukunftsvisionen, mit denen die Mobiltelefonanbieter die
Investition von so viel Geld rechtfertigen, immer unwirklicher aus. Auf Grund
technischer Schwierigkeiten hat bis heute kein Hersteller kommerziell
verwertbare Geräte und Ausrüstungen produzieren können, die auch nur
annähernd an die versprochenen Datenübertragungsraten herankommen.
Eine der einflussreichsten Studien über die Nutzung von Handys wird
regelmäßig von der Management-beratung A.T. Kearney und der Cambridge
Business School erstellt. Sie enthüllt, dass die meisten Verbraucher kein
Interesse daran haben, mit ihrem Mobiltelefon im Internet zu surfen. Von
2400 befragten Handynutzern gaben nur 4 Prozent an, dass sie ihr Handy
benutzen würden, um online zu surfen. Nur 2 Prozent hatten das bisher mit
den internetfähigen Handys versucht, deren Entwicklung die Branche bereits
Hunderte Millionen Dollar gekostet hat.
Jagd auf Bandbreite
Die Verheißungen klangen mal anders: Als sich das Internet allgemein
durchsetzte, erkannten auch die Telekomanbieter Anfang der 90er Jahre
dessen Attraktivität. Aber wie umsetzen? Als Hindernisse stellten sich die
Geschwindigkeit und die Telekommunikationskosten in den Weg. Wenn die
Daten, also gedruckte Texte und Bilder, doch nur schnell und kostengünstig
übertragen werden könnten, würde das Internet für alle möglichen Zwecke
eingesetzt werden können.
Technisch ging es hier einzig und allein um größere Bandbreiten - die
Kapazität der Kabel und Drähte, mit denen die Computer zu Hause und in
den Büros miteinander und mit Datenanbietern in der gesamten Welt
verbunden waren. Es war Walter Scott, Chairman von MFS, der als einer der
ersten Anbieter von Fernverbindungen die Zeichen der Zeit erkannte. Er sah
voraus, dass die mächtige AT&T nicht schnell genug auf das Verlangen nach
Bandbreite reagieren könnte. Scott verkaufte MFS und steckte die 3 Mrd. $,
die er dafür bekam, in eine neue Gesellschaft mit dem Namen Level 3.
Investitionsrausch
Diese bei Outsidern kaum bekannte Firma hat der Telekombrille der Wall
Street neue Gläser verpasst. Das Unternehmen nahm 11 Mrd. $ auf, um das
weltweit erste komplette Glasfasernetzwerk auf Basis des
Kommunikationsstandards Internet Protocol (IP) zu schaffen. In vielerlei
Hinsicht sind Telefonleitungen, die auf IP beruhen, mit dem Internet
gleichzusetzen. Über solche Leitungen können Computer mit unzähligen
neuen Websites verbunden werden. Ohne sie gäbe es keine Neue Wirtschaft,
sondern nur ein "World Wide Wait". Die von Level 3 erstellten
Folienpräsentationen und Hochglanzdarstellungen für Anleger verleiteten ein
ganzes Heer anderer Firmen, dieser Richtung zu folgen. Zumeist völlig
unbekannte Unternehmen rissen in einem panischen Rennen um die meisten
verlegten Glasfaserkapazitäten die Straßen auf beiden Seiten des Atlantiks
auf.
Die hektischen Aktivitäten riefen die Regulierungsbehörden auf den Plan. Mit
der Privatisierung in Europa und dem US-Gesetz zur Liberalisierung des
Telekommunikationsbereiches sahen sich die Industrienationen einer
plötzlichen Liberalisierungswelle gegenüber. Die meisten Investoren
erwarteten, dass neue Marktteilnehmer den "Dinosauriern" wie AT&T, France
Telecom, BT, Deutsche Telekom und Nippon Telegraph & Telephone schnell
den Rang ablaufen würden.
Dieser Investitionsrausch wurde möglich durch eine explosionsartige
Entwicklung bei günstigen Fremdkapitalfinanzierungen. Als die
Investorengemeinde das Potenzial des Internet erkannte, füllten sich die
Schatztruhen der Wagniskapitalunternehmen zunehmend. Anleger standen
praktisch Schlange, um Unternehmen möglichst vor dem Börsengang bei
ihren ersten Gehversuchen durch privates Kapital zu unterstützen.
Überzogene Erwartungen
Damit hätte diese Geschichte ein Ende finden können, wenn nicht eine
überraschende Wende die Telekomblase in ganz andere Dimensionen
befördert hätte. Denn plötzlich betraten die etablierten Unternehmen den
Markt. Sie waren mit ihren starken Bilanzen und Bonitätsbewertungen solide
genug, um zig Milliarden Dollar Fremdkapital aufnehmen zu können.
Nach Ansicht von Greg Blonder, bis 1998 verantwortlich für den Bereich
Technologie bei AT&T, waren Überheblichkeit und Trägheit die Hauptgründe,
warum das Potenzial des Internets für die Branche erst erkannt wurde, als es
schon fast zu spät war. Laut Blonder wurde die Wende durch einen Artikel
über Netscape in der "New York Times" herbeigeführt. Zahlreiche Vorstände
lasen diesen Artikel über die Pionierarbeit des Internetbrowsers und
erkannten daraufhin, dass die Internet-Manie nicht nur ein vorübergehendes
Phänomen sein würde.
All diese Unternehmen, alte Hasen wie auch Neulinge im Geschäft, glaubten,
dass sie früher oder später zusätzliche Einnahmequellen erschließen
könnten, die die hohen Investitionen rechtfertigen würden. Im Nachhinein
zeigt sich jedoch, dass diese Erwartungen maßlos überzogen waren. Die
Ausbreitung verschiedener Zugangstechnologien hatte zur Folge, dass
Privathaushalte und Kleinunternehmen plötzlich Telefon- und
Internetdienstleistungen von einem guten Dutzend Unternehmen angeboten
bekamen, die alle auf eine Erhöhung ihres Marktanteils angewiesen waren.
Es war wie ein Goldrausch ohne Gold. Gebeutelte Telekomausrüster,
Netzbetreiber, Investmentbanker und Investoren schauen jetzt reuevoll auf
ihre Exzesse zurück.
Ausrüster am Boden
Die größten Verlierer sind natürlich die 349.000 Menschen, deren Stellen von
den großen Telekom-unternehmen gestrichen worden sind, wie auch die
200.000 Menschen, die ihre Arbeit in den mit der Telekommunikation stark
verknüpften Bereichen der Informationstechnik-branche verloren haben.
Bei den Unternehmen hat es die Ausrüstungshersteller am härtesten
getroffen. Zum einen haben Anfang des Jahres die großen Netzbetreiber
plötzlich ihre Einkaufsaktivitäten ausgesetzt, zum anderen ist der Markt durch
den Bankrott vieler junger Netzbetreiber mit großen Mengen an fast
neuwertigen Geräten überschwemmt worden, die zu Schnäppchenpreisen zu
haben ist.
Analysten schätzen, dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird, bis
die Produktionskapazitäten so weit gesund geschrumpft sind, dass wieder
Wachstum zu verzeichnen ist. Die Netzbetreiber scheinen allerorten durch
drückende Schulden und geringe Nachfrage wie gelähmt.
Das plötzliche Ende der Nachfrage hat die am Ende der Produktionskette am
stärksten leiden lassen - wie bei einem Stau auf der Autobahn, der dadurch
zustande kommt, dass jedes Fahrzeug ein bisschen stärker abbremst als das
vorausfahrende. Diese Entwicklung, die bei den Herstellern von
Mikroprozessoren und Netzwerktechnik anfing, greift inzwischen mit großer
Geschwindigkeit auf weite Teile der Wirtschaft über. So ist der Stellenabbau
im Technologiesektor die größte Triebfeder für Rezessionsängste in Europa
und den USA.
Finanzmärkte nicht gefährdet
Trotz aller Turbulenzen an der Wall Street haben sich die internationalen
Finanzmärkte bisher erstaunlich unbeeindruckt vom Tief der
Telekommunikationsbranche gezeigt. Auch der Verfall der Aktienkurse - vier
Mal so stark wie der bei der Asienkrise - hat bisher weder Banken noch
Investoren an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Die Angst vor einem Bankenkollaps ist zurückgegangen, da die Unternehmen
ihre Kredite längerfristig refinanziert und Vermögenswerte zum Aufbessern
ihrer Bilanz verkauft haben, während die Banken ihre Risiken gesenkt haben.
Dadurch, dass in den letzten Jahren an der Wall Street
Unternehmensanleihen zur Deckung von Schulden beliebter geworden sind,
konnten einige Banken ihr Risiko deutlich senken.
Während die Kreditvergabe an die europäische Telekommunikationsbranche
immer noch von durch große Banken gestützten Versorgungsunternehmen
dominiert wird, bedienen sich neuere Branchenunternehmen in den USA
vorzugsweise Finanzquellen wie Aktien, Junkbonds und anderer Kredite, wie
sie üblicherweise an Investoren vergeben werden. Die Notenbank der USA
(Fed) schätzt, dass in den USA zurzeit lediglich 8 Prozent der von
amerikanischen Banken an Handel und Industrie vergebenen Kredite auf
Unternehmen aus dem Telekomsektor und anderer Hightechbereiche
entfallen. Bei ausländischen Zweigstellen amerikanischer Banken und
ausländischen Banken liegt diese Rate dagegen laut Fed bei 14 Prozent. Die
Diversifizierung ist laut David Gibbons vom US-Finanzministerium besser als
im letzten Kreditzyklus, als fast jede Bank mit 25 bis 30 Prozent ihres
Portfolios auf Geschäftsimmobilien setzte.
Parallelen zum Eisenbahntaumel
Die Streuung der Kredite macht es leider schwer zu verfolgen, auf wem
letztlich das Risiko lastet und wer bei Pleiten der Leidtragende ist. Die
Aufsichtsbehörden haben die Sorge, dass die Not sich an unerwarteter Stelle
zeigt und die Weltfinanzen destabilisieren könnte.
Um zu verstehen, wie eine einzige Branche die Wirtschaft verheeren und von
den Geldgebern geschluckt werden konnte, ist es erforderlich, die
Seifenblase der Telekommunikation im größerem geschichtlichen
Zusammenhang zu betrachten.
Trotz der virtuellen Realität des Cyberspace und der "masselosen Wirtschaft"
handelt es sich um eine Revolution des Transports, die von Leuten abhängt,
die Löcher in die Erde graben. Für die Glasfasernetze wurden Gräben
gestochen, für die Mobiltelefone Masten aufgestellt und ausgeklügelte
Maschinen in Mikrochip-Schmieden zusammengesetzt, um dem Datenstrom
rund um die Welt genügend Dampf zu geben. Für kurze Zeit herrschte gar
der Wahn, an optischen Hauptknotenpunkten Datenträger-Hotels und
-Speicherzentren zu bauen, wie damals die Grandhotels und Warenhäuser,
die an den Häfen und Bahnkreuzungen empor sprossen.
Die kommenden Historiker stehen vor der Frage, ob dies eine Zeit kreativer
Zerstörung war oder der Geldvernichtung. So wie der Eisenbahntaumel
halbfertige Brücken und Gleisstränge hinterließ, die kurz vor dem Bahnhof
ins Leere liefen, ist vielen Firmen das Geld ausgegangen, noch bevor sie ihre
neuen Telekomnetze in Betrieb nehmen konnten. Und was fertig geworden
ist, liegt herum, ist nicht ausgelastet oder verwahrlost angesichts enormer
Überkapazitäten.
Wenn diese Zeit als Periode kreativer Zerstörung gelten soll, müssten die
Enthusiasten beweisen, dass sie vielen Abnehmern zu schnellen und
billigeren Internetzugängen verholfen hat und die Wirtschaft dadurch in
großen Stil produktiver geworden ist.
Beides bleiben Behauptungen, nicht zuletzt, weil viele, die für ihr Zuhause
oder ihre Firma einen billigen DSL-Zugang ins Internet suchen, feststellen,
dass sich nicht viel geändert hat. Die früher vorherrschenden Betreiber von
Telekomnetzen kontrollieren weitgehend noch immer die Ortszugänge und
verlangen viel Geld für lahme Leitungen.
Aus der FTD vom 7.9.2001
Telekomcrash: Goldrausch ohne Gold
Von Dan Roberts, London
Auf eine leuchtende Zukunft der Kommunikation hat die
Telekom-Industrie gesetzt - und dafür 1000 Mrd. Dollar vernichtet.
Nach den hochfliegenden Plänen erleben Unternehmen und Anleger
jetzt eine bitterharte Landung: Heute erscheint der letzte Teil der
Serie über den Telekomcrash.
Der Scheck wurde in großer Eile ausgeschrieben. Per Hand. Der große
Moment war da, und er wollte ergriffen werden. Wochenlang hatten die vier
Männer auf diesen Moment hingearbeitet: Als eines von fünf
Mobilfunkunternehmen erhielt Orange im Frühjahr 2000 bei der
Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Großbritannien den Zuschlag. Das
hektische Bieten hatte den Gesamtpreis auf 22,5 Mrd. £ getrieben. Der
Biet-Poker um die UMTS-Lizenzen in Westeuropa bildete den Wendepunkt für
die vierjährige Investitions-Seifenblase, die letztendlich weltweit 4000 Mrd. $
verschluckt hat.
Um zu verstehen, wieso eine ganze Branche solche Summen aufs Spiel
setzen und verlieren kann, muss man sich die Lage der Orange-Bieter vor
Augen führen. Ihr Büro war mit vier Sicherheitstüren abgeriegelt, von denen
jede durch immer kompliziertere Kombinationsschlösser und
Magnetkartensysteme gesichert war. Die Fenster waren geschwärzt, damit
niemand die Bietetaktik per Fernglas ausspionieren konnte. Während der
Auktion wurde der Raum regelmäßig nach Abhörgeräten durchsucht.
Im Nachhinein erscheinen diese Sicherheitsmaßnahmen lächerlich. Aus
heutiger Sicht wirkt das abgeschottete Arbeitszimmer wie ein Mausoleum für
die großen Pläne der Telekommunikationsbranche.
Keine Lizenz zum Geld drucken
Damals meinten die Mobiltelefonanbieter, sie hätten die Formel für
garantierten Erfolg gefunden. Aber sowie die Schecks ausgestellt waren,
begann der Abstieg der Branche. Nach einer ähnlichen Auktion in
Deutschland, wo noch mehr Geld ausgegeben wurde, stöhnte die gesamte
europäische Telekombranche unter einer Schuldenlast, die bei den
Bankenaufsichten die Befürchtung weckte, dass die Finanzmärkte dem Druck
nicht standhalten könnten.
Heute sehen die Zukunftsvisionen, mit denen die Mobiltelefonanbieter die
Investition von so viel Geld rechtfertigen, immer unwirklicher aus. Auf Grund
technischer Schwierigkeiten hat bis heute kein Hersteller kommerziell
verwertbare Geräte und Ausrüstungen produzieren können, die auch nur
annähernd an die versprochenen Datenübertragungsraten herankommen.
Eine der einflussreichsten Studien über die Nutzung von Handys wird
regelmäßig von der Management-beratung A.T. Kearney und der Cambridge
Business School erstellt. Sie enthüllt, dass die meisten Verbraucher kein
Interesse daran haben, mit ihrem Mobiltelefon im Internet zu surfen. Von
2400 befragten Handynutzern gaben nur 4 Prozent an, dass sie ihr Handy
benutzen würden, um online zu surfen. Nur 2 Prozent hatten das bisher mit
den internetfähigen Handys versucht, deren Entwicklung die Branche bereits
Hunderte Millionen Dollar gekostet hat.
Jagd auf Bandbreite
Die Verheißungen klangen mal anders: Als sich das Internet allgemein
durchsetzte, erkannten auch die Telekomanbieter Anfang der 90er Jahre
dessen Attraktivität. Aber wie umsetzen? Als Hindernisse stellten sich die
Geschwindigkeit und die Telekommunikationskosten in den Weg. Wenn die
Daten, also gedruckte Texte und Bilder, doch nur schnell und kostengünstig
übertragen werden könnten, würde das Internet für alle möglichen Zwecke
eingesetzt werden können.
Technisch ging es hier einzig und allein um größere Bandbreiten - die
Kapazität der Kabel und Drähte, mit denen die Computer zu Hause und in
den Büros miteinander und mit Datenanbietern in der gesamten Welt
verbunden waren. Es war Walter Scott, Chairman von MFS, der als einer der
ersten Anbieter von Fernverbindungen die Zeichen der Zeit erkannte. Er sah
voraus, dass die mächtige AT&T nicht schnell genug auf das Verlangen nach
Bandbreite reagieren könnte. Scott verkaufte MFS und steckte die 3 Mrd. $,
die er dafür bekam, in eine neue Gesellschaft mit dem Namen Level 3.
Investitionsrausch
Diese bei Outsidern kaum bekannte Firma hat der Telekombrille der Wall
Street neue Gläser verpasst. Das Unternehmen nahm 11 Mrd. $ auf, um das
weltweit erste komplette Glasfasernetzwerk auf Basis des
Kommunikationsstandards Internet Protocol (IP) zu schaffen. In vielerlei
Hinsicht sind Telefonleitungen, die auf IP beruhen, mit dem Internet
gleichzusetzen. Über solche Leitungen können Computer mit unzähligen
neuen Websites verbunden werden. Ohne sie gäbe es keine Neue Wirtschaft,
sondern nur ein "World Wide Wait". Die von Level 3 erstellten
Folienpräsentationen und Hochglanzdarstellungen für Anleger verleiteten ein
ganzes Heer anderer Firmen, dieser Richtung zu folgen. Zumeist völlig
unbekannte Unternehmen rissen in einem panischen Rennen um die meisten
verlegten Glasfaserkapazitäten die Straßen auf beiden Seiten des Atlantiks
auf.
Die hektischen Aktivitäten riefen die Regulierungsbehörden auf den Plan. Mit
der Privatisierung in Europa und dem US-Gesetz zur Liberalisierung des
Telekommunikationsbereiches sahen sich die Industrienationen einer
plötzlichen Liberalisierungswelle gegenüber. Die meisten Investoren
erwarteten, dass neue Marktteilnehmer den "Dinosauriern" wie AT&T, France
Telecom, BT, Deutsche Telekom und Nippon Telegraph & Telephone schnell
den Rang ablaufen würden.
Dieser Investitionsrausch wurde möglich durch eine explosionsartige
Entwicklung bei günstigen Fremdkapitalfinanzierungen. Als die
Investorengemeinde das Potenzial des Internet erkannte, füllten sich die
Schatztruhen der Wagniskapitalunternehmen zunehmend. Anleger standen
praktisch Schlange, um Unternehmen möglichst vor dem Börsengang bei
ihren ersten Gehversuchen durch privates Kapital zu unterstützen.
Überzogene Erwartungen
Damit hätte diese Geschichte ein Ende finden können, wenn nicht eine
überraschende Wende die Telekomblase in ganz andere Dimensionen
befördert hätte. Denn plötzlich betraten die etablierten Unternehmen den
Markt. Sie waren mit ihren starken Bilanzen und Bonitätsbewertungen solide
genug, um zig Milliarden Dollar Fremdkapital aufnehmen zu können.
Nach Ansicht von Greg Blonder, bis 1998 verantwortlich für den Bereich
Technologie bei AT&T, waren Überheblichkeit und Trägheit die Hauptgründe,
warum das Potenzial des Internets für die Branche erst erkannt wurde, als es
schon fast zu spät war. Laut Blonder wurde die Wende durch einen Artikel
über Netscape in der "New York Times" herbeigeführt. Zahlreiche Vorstände
lasen diesen Artikel über die Pionierarbeit des Internetbrowsers und
erkannten daraufhin, dass die Internet-Manie nicht nur ein vorübergehendes
Phänomen sein würde.
All diese Unternehmen, alte Hasen wie auch Neulinge im Geschäft, glaubten,
dass sie früher oder später zusätzliche Einnahmequellen erschließen
könnten, die die hohen Investitionen rechtfertigen würden. Im Nachhinein
zeigt sich jedoch, dass diese Erwartungen maßlos überzogen waren. Die
Ausbreitung verschiedener Zugangstechnologien hatte zur Folge, dass
Privathaushalte und Kleinunternehmen plötzlich Telefon- und
Internetdienstleistungen von einem guten Dutzend Unternehmen angeboten
bekamen, die alle auf eine Erhöhung ihres Marktanteils angewiesen waren.
Es war wie ein Goldrausch ohne Gold. Gebeutelte Telekomausrüster,
Netzbetreiber, Investmentbanker und Investoren schauen jetzt reuevoll auf
ihre Exzesse zurück.
Ausrüster am Boden
Die größten Verlierer sind natürlich die 349.000 Menschen, deren Stellen von
den großen Telekom-unternehmen gestrichen worden sind, wie auch die
200.000 Menschen, die ihre Arbeit in den mit der Telekommunikation stark
verknüpften Bereichen der Informationstechnik-branche verloren haben.
Bei den Unternehmen hat es die Ausrüstungshersteller am härtesten
getroffen. Zum einen haben Anfang des Jahres die großen Netzbetreiber
plötzlich ihre Einkaufsaktivitäten ausgesetzt, zum anderen ist der Markt durch
den Bankrott vieler junger Netzbetreiber mit großen Mengen an fast
neuwertigen Geräten überschwemmt worden, die zu Schnäppchenpreisen zu
haben ist.
Analysten schätzen, dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauern wird, bis
die Produktionskapazitäten so weit gesund geschrumpft sind, dass wieder
Wachstum zu verzeichnen ist. Die Netzbetreiber scheinen allerorten durch
drückende Schulden und geringe Nachfrage wie gelähmt.
Das plötzliche Ende der Nachfrage hat die am Ende der Produktionskette am
stärksten leiden lassen - wie bei einem Stau auf der Autobahn, der dadurch
zustande kommt, dass jedes Fahrzeug ein bisschen stärker abbremst als das
vorausfahrende. Diese Entwicklung, die bei den Herstellern von
Mikroprozessoren und Netzwerktechnik anfing, greift inzwischen mit großer
Geschwindigkeit auf weite Teile der Wirtschaft über. So ist der Stellenabbau
im Technologiesektor die größte Triebfeder für Rezessionsängste in Europa
und den USA.
Finanzmärkte nicht gefährdet
Trotz aller Turbulenzen an der Wall Street haben sich die internationalen
Finanzmärkte bisher erstaunlich unbeeindruckt vom Tief der
Telekommunikationsbranche gezeigt. Auch der Verfall der Aktienkurse - vier
Mal so stark wie der bei der Asienkrise - hat bisher weder Banken noch
Investoren an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Die Angst vor einem Bankenkollaps ist zurückgegangen, da die Unternehmen
ihre Kredite längerfristig refinanziert und Vermögenswerte zum Aufbessern
ihrer Bilanz verkauft haben, während die Banken ihre Risiken gesenkt haben.
Dadurch, dass in den letzten Jahren an der Wall Street
Unternehmensanleihen zur Deckung von Schulden beliebter geworden sind,
konnten einige Banken ihr Risiko deutlich senken.
Während die Kreditvergabe an die europäische Telekommunikationsbranche
immer noch von durch große Banken gestützten Versorgungsunternehmen
dominiert wird, bedienen sich neuere Branchenunternehmen in den USA
vorzugsweise Finanzquellen wie Aktien, Junkbonds und anderer Kredite, wie
sie üblicherweise an Investoren vergeben werden. Die Notenbank der USA
(Fed) schätzt, dass in den USA zurzeit lediglich 8 Prozent der von
amerikanischen Banken an Handel und Industrie vergebenen Kredite auf
Unternehmen aus dem Telekomsektor und anderer Hightechbereiche
entfallen. Bei ausländischen Zweigstellen amerikanischer Banken und
ausländischen Banken liegt diese Rate dagegen laut Fed bei 14 Prozent. Die
Diversifizierung ist laut David Gibbons vom US-Finanzministerium besser als
im letzten Kreditzyklus, als fast jede Bank mit 25 bis 30 Prozent ihres
Portfolios auf Geschäftsimmobilien setzte.
Parallelen zum Eisenbahntaumel
Die Streuung der Kredite macht es leider schwer zu verfolgen, auf wem
letztlich das Risiko lastet und wer bei Pleiten der Leidtragende ist. Die
Aufsichtsbehörden haben die Sorge, dass die Not sich an unerwarteter Stelle
zeigt und die Weltfinanzen destabilisieren könnte.
Um zu verstehen, wie eine einzige Branche die Wirtschaft verheeren und von
den Geldgebern geschluckt werden konnte, ist es erforderlich, die
Seifenblase der Telekommunikation im größerem geschichtlichen
Zusammenhang zu betrachten.
Trotz der virtuellen Realität des Cyberspace und der "masselosen Wirtschaft"
handelt es sich um eine Revolution des Transports, die von Leuten abhängt,
die Löcher in die Erde graben. Für die Glasfasernetze wurden Gräben
gestochen, für die Mobiltelefone Masten aufgestellt und ausgeklügelte
Maschinen in Mikrochip-Schmieden zusammengesetzt, um dem Datenstrom
rund um die Welt genügend Dampf zu geben. Für kurze Zeit herrschte gar
der Wahn, an optischen Hauptknotenpunkten Datenträger-Hotels und
-Speicherzentren zu bauen, wie damals die Grandhotels und Warenhäuser,
die an den Häfen und Bahnkreuzungen empor sprossen.
Die kommenden Historiker stehen vor der Frage, ob dies eine Zeit kreativer
Zerstörung war oder der Geldvernichtung. So wie der Eisenbahntaumel
halbfertige Brücken und Gleisstränge hinterließ, die kurz vor dem Bahnhof
ins Leere liefen, ist vielen Firmen das Geld ausgegangen, noch bevor sie ihre
neuen Telekomnetze in Betrieb nehmen konnten. Und was fertig geworden
ist, liegt herum, ist nicht ausgelastet oder verwahrlost angesichts enormer
Überkapazitäten.
Wenn diese Zeit als Periode kreativer Zerstörung gelten soll, müssten die
Enthusiasten beweisen, dass sie vielen Abnehmern zu schnellen und
billigeren Internetzugängen verholfen hat und die Wirtschaft dadurch in
großen Stil produktiver geworden ist.
Beides bleiben Behauptungen, nicht zuletzt, weil viele, die für ihr Zuhause
oder ihre Firma einen billigen DSL-Zugang ins Internet suchen, feststellen,
dass sich nicht viel geändert hat. Die früher vorherrschenden Betreiber von
Telekomnetzen kontrollieren weitgehend noch immer die Ortszugänge und
verlangen viel Geld für lahme Leitungen.
Wie sich Analysten und institutionelle Anleger die Krise am Neuen Markt
erklären
Zu früher Börsenstart und mangelhaftes
Finanzmanagement
Börsenstart zu früh, mangelhaftes Finanzmanagement
oder auch unzureichende Marktkenntnisse - das ist ein Teil
der Gründe, den rund 330 Analysten und institutionelle
Anleger als Ursachen der Vertrauenskrise am Neuen Markt
ausgemacht haben.
ap MANNHEIM. Das Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim befragte die Fachleute
für den ZEW-Finanzmarkttest zum Neuen Markt und dessen
Absturz um nahezu 90 % seit dem Höchststand im Frühjahr
2000. "Mehr als 80 % der befragten Experten bemängeln bei den
Gründern die unzureichenden Marktkenntnisse, ein
mangelhaftes Finanzmanagement und einen verfrühten Verkauf
der Anteile sowie die falsche Auswahl von Managern", berichtet
das ZEW.
Vor allem das Finanzmanagement der Unternehmen am Neuen
Markt werde von den Finanzexperten kritisiert. Mehr als 95 %
der Befragten sähen hierin einen Grund für die Vertrauenskrise.
Aber auch wenn das gesamte Unternehmen betrachtet werde,
sehe es nicht viel anders aus: "Auch hier stimmen mehr als
95 % der Aussage zu, dass die Ursachen in einer überzogenen
Unternehmensstrategie liegen."
Mehr als 90 % der Befragten glauben laut ZEW, dass die
Informationspolitik der Unternehmen mangelhaft ist und der
Börsenstart zu früh erfolgte. Während etwa 56 % der befragten
Finanzexperten der Meinung seien, dass mangelndes Kapital
eine Ursache für die Vertrauenskrise am Neuen Markt ist,
glauben weniger als 40 %, dass die Krise auch auf fehlende
Arbeitskräfte zurückzuführen sind. Aber auch nach dem Einfluss
Dritter auf die Entwicklung beim einstigen Star Neuer Markt
wurde gefragt. Ergebnis: Mehr als 95 % waren der Ansicht, dass
auch die Zeichnungseuphorie ein Grund für die Krise ist.
Nahezu 85 % sehen Probleme zudem in der externen Kontrolle.
Rund 80 % sind der Befragung zufolge der Ansicht, dass die
Börsenanforderungen zu niedrig sind. Und 60 % hielten die
aktuellen Rechnungslegungsvorschriften für nicht ausreichend.
Als einen richtigen Schritt, um wieder mehr Vertrauen zu
schaffen, scheinen die Experten laut ZEW die Verschärfung der
Börsen- und Rechnungslegungsvorschriften zu sehen.
HANDELSBLATT, Sonntag, 09. September 2001
erklären
Zu früher Börsenstart und mangelhaftes
Finanzmanagement
Börsenstart zu früh, mangelhaftes Finanzmanagement
oder auch unzureichende Marktkenntnisse - das ist ein Teil
der Gründe, den rund 330 Analysten und institutionelle
Anleger als Ursachen der Vertrauenskrise am Neuen Markt
ausgemacht haben.
ap MANNHEIM. Das Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim befragte die Fachleute
für den ZEW-Finanzmarkttest zum Neuen Markt und dessen
Absturz um nahezu 90 % seit dem Höchststand im Frühjahr
2000. "Mehr als 80 % der befragten Experten bemängeln bei den
Gründern die unzureichenden Marktkenntnisse, ein
mangelhaftes Finanzmanagement und einen verfrühten Verkauf
der Anteile sowie die falsche Auswahl von Managern", berichtet
das ZEW.
Vor allem das Finanzmanagement der Unternehmen am Neuen
Markt werde von den Finanzexperten kritisiert. Mehr als 95 %
der Befragten sähen hierin einen Grund für die Vertrauenskrise.
Aber auch wenn das gesamte Unternehmen betrachtet werde,
sehe es nicht viel anders aus: "Auch hier stimmen mehr als
95 % der Aussage zu, dass die Ursachen in einer überzogenen
Unternehmensstrategie liegen."
Mehr als 90 % der Befragten glauben laut ZEW, dass die
Informationspolitik der Unternehmen mangelhaft ist und der
Börsenstart zu früh erfolgte. Während etwa 56 % der befragten
Finanzexperten der Meinung seien, dass mangelndes Kapital
eine Ursache für die Vertrauenskrise am Neuen Markt ist,
glauben weniger als 40 %, dass die Krise auch auf fehlende
Arbeitskräfte zurückzuführen sind. Aber auch nach dem Einfluss
Dritter auf die Entwicklung beim einstigen Star Neuer Markt
wurde gefragt. Ergebnis: Mehr als 95 % waren der Ansicht, dass
auch die Zeichnungseuphorie ein Grund für die Krise ist.
Nahezu 85 % sehen Probleme zudem in der externen Kontrolle.
Rund 80 % sind der Befragung zufolge der Ansicht, dass die
Börsenanforderungen zu niedrig sind. Und 60 % hielten die
aktuellen Rechnungslegungsvorschriften für nicht ausreichend.
Als einen richtigen Schritt, um wieder mehr Vertrauen zu
schaffen, scheinen die Experten laut ZEW die Verschärfung der
Börsen- und Rechnungslegungsvorschriften zu sehen.
HANDELSBLATT, Sonntag, 09. September 2001
Mal etwas aus der Old Economy;
ROUNDUP: Moulinex-Brandt geht wegen
Milliardenschulden in die Insolvenz
PARIS (dpa-AFX) - Der unter Milliardenschulden leidende
Hausgerätehersteller Moulinex-Brandt (PMX.PSE) (MLX.BER) soll mit
einem Insolvenzverfahren vor dem Aus gerettet werden. Der Aufsichtsrat
des französisch-italienischen Traditionsunternehmens billigte am Freitag
in Paris einen entsprechenden Plan von Konzernchef Patrick Puy.
Während einer sechsmonatigen Frist kann ein Insolvenzverwalter nun
nach einem zahlungskräftigen Übernahmekandidaten suchen. Damit soll
statt des drohenden Konkurses die Sanierung des Unternehmens noch
gelingen. Moulinex-Beschäftigte demonstrierten gegen Misswirtschaft.
Moulinex-Brandt habe sich für zahlungsunfähig erklärt und "in den Schutz
der Justizverwaltung" begeben, sagte Puy nach der Aufsichtsratssitzung
im Pariser Geschäftsviertel La Défense. Mit der Einleitung des
Insolvenzverfahrens entfällt für das Unternehmen nach französischem
Handelsrecht die Pflicht, die bislang aufgelaufenen Schulden zu
begleichen, die sich Ende 2000 bereits auf 766 Mio. Euro (knapp 1,5 Mrd.
DM) belaufen hatten. Der Insolvenzverwalter übernimmt die
Geschäftsvollmacht und sorgt sechs Monate lang dafür, dass neu
auflaufende Rechnungen und Gehaltszahlungen für Mitarbeiter beglichen
werden.
HOFFUNG AUF ÜBERNAHME DURCH INDUSTRIEUNTERNEHMEN
Der Pariser Staatssekretär für Industrie, Christian Pierret, zeigte sich
zuversichtlich, dass "ein richtiges Industrieunternehmen" aus Europa
oder den USA Interesse an Moulinex-Brandt anmelden werde. Der
französische Staat sei bereit, eine "glaubwürdige Strategie" zur
Wiederbelebung von Moulinex-Brandt zu unterstützen.
Moulinex-Brandt hat weltweit rund 22.000 Beschäftigte, davon mehr als
10.000 in Frankreich. Hauptaktionär von Moulinex-Brandt ist die
italienische El.Fi-Gruppe, die 74,3 Prozent der Anteile hält. Die Pariser
Tageszeitung "Le Monde" richtete schwere Vorwürfe an El.fi: Die Gruppe
habe sich noch im vergangenen Dezember eine außerordentliche
Dividende von 120 Mio. Euro gesichert. In ihrem jüngsten Rettungsplan
habe sie aber nur eine Finanzspritze von 45 Mio. Euro und Immobilien im
Wert von 22,8 Mio. Euro angeboten. El.Fi hatte Brandt 1992 übernommen
und Moulinex im vergangenen Jahr zur Fusion gedrängt.
STREIKS BEI MOULINEX IN DER NORMANDIE
Bei Moulinex in Cormelles-le-Royal in der Normandie setzten in der Nacht
zum Freitag wilde Streikaktionen ein. Mehrere Dutzend Mitarbeiter
entfachten vor der Firmenzufahrt einen Brand. Das Werk im nahe
gelegenen Alençon wird schon seit elf Tagen bestreikt. "In den
Geschäftszahlen der Moulinex-Brandt-Gruppe sind 1,4 Mrd. Franc
ausgewiesen, für die die Unternehmensleitung niemals einen
Verwendungszweck angegeben hat", sagte ein Gewerkschaftsvertreter.
Moulinex produziert seit den 30er Jahren kleine Haushaltsgeräte und
erzielte bis in die 70er Jahre große Geschäftserfolge mit
Püriermaschinen. Experten zufolge hatte das Unternehmen aber seine
Produktpalette angesichts wachsender weltweiter Konkurrenz nicht
rechtzeitig verbessert. Seit 1991 gehört auch die deutsche Krups GmbH in
Solingen zu Moulinex. Die Produktion von Kaffeautomaten wurde in
Solingen im März dieses Jahres eingestellt. Die verbliebenen knapp 200
Mitarbeiter sind vor allem mit Kundendienstaufgaben beschäftigt./ao/FX/js
Quelle: dpa-AFX
ROUNDUP: Moulinex-Brandt geht wegen
Milliardenschulden in die Insolvenz
PARIS (dpa-AFX) - Der unter Milliardenschulden leidende
Hausgerätehersteller Moulinex-Brandt (PMX.PSE) (MLX.BER) soll mit
einem Insolvenzverfahren vor dem Aus gerettet werden. Der Aufsichtsrat
des französisch-italienischen Traditionsunternehmens billigte am Freitag
in Paris einen entsprechenden Plan von Konzernchef Patrick Puy.
Während einer sechsmonatigen Frist kann ein Insolvenzverwalter nun
nach einem zahlungskräftigen Übernahmekandidaten suchen. Damit soll
statt des drohenden Konkurses die Sanierung des Unternehmens noch
gelingen. Moulinex-Beschäftigte demonstrierten gegen Misswirtschaft.
Moulinex-Brandt habe sich für zahlungsunfähig erklärt und "in den Schutz
der Justizverwaltung" begeben, sagte Puy nach der Aufsichtsratssitzung
im Pariser Geschäftsviertel La Défense. Mit der Einleitung des
Insolvenzverfahrens entfällt für das Unternehmen nach französischem
Handelsrecht die Pflicht, die bislang aufgelaufenen Schulden zu
begleichen, die sich Ende 2000 bereits auf 766 Mio. Euro (knapp 1,5 Mrd.
DM) belaufen hatten. Der Insolvenzverwalter übernimmt die
Geschäftsvollmacht und sorgt sechs Monate lang dafür, dass neu
auflaufende Rechnungen und Gehaltszahlungen für Mitarbeiter beglichen
werden.
HOFFUNG AUF ÜBERNAHME DURCH INDUSTRIEUNTERNEHMEN
Der Pariser Staatssekretär für Industrie, Christian Pierret, zeigte sich
zuversichtlich, dass "ein richtiges Industrieunternehmen" aus Europa
oder den USA Interesse an Moulinex-Brandt anmelden werde. Der
französische Staat sei bereit, eine "glaubwürdige Strategie" zur
Wiederbelebung von Moulinex-Brandt zu unterstützen.
Moulinex-Brandt hat weltweit rund 22.000 Beschäftigte, davon mehr als
10.000 in Frankreich. Hauptaktionär von Moulinex-Brandt ist die
italienische El.Fi-Gruppe, die 74,3 Prozent der Anteile hält. Die Pariser
Tageszeitung "Le Monde" richtete schwere Vorwürfe an El.fi: Die Gruppe
habe sich noch im vergangenen Dezember eine außerordentliche
Dividende von 120 Mio. Euro gesichert. In ihrem jüngsten Rettungsplan
habe sie aber nur eine Finanzspritze von 45 Mio. Euro und Immobilien im
Wert von 22,8 Mio. Euro angeboten. El.Fi hatte Brandt 1992 übernommen
und Moulinex im vergangenen Jahr zur Fusion gedrängt.
STREIKS BEI MOULINEX IN DER NORMANDIE
Bei Moulinex in Cormelles-le-Royal in der Normandie setzten in der Nacht
zum Freitag wilde Streikaktionen ein. Mehrere Dutzend Mitarbeiter
entfachten vor der Firmenzufahrt einen Brand. Das Werk im nahe
gelegenen Alençon wird schon seit elf Tagen bestreikt. "In den
Geschäftszahlen der Moulinex-Brandt-Gruppe sind 1,4 Mrd. Franc
ausgewiesen, für die die Unternehmensleitung niemals einen
Verwendungszweck angegeben hat", sagte ein Gewerkschaftsvertreter.
Moulinex produziert seit den 30er Jahren kleine Haushaltsgeräte und
erzielte bis in die 70er Jahre große Geschäftserfolge mit
Püriermaschinen. Experten zufolge hatte das Unternehmen aber seine
Produktpalette angesichts wachsender weltweiter Konkurrenz nicht
rechtzeitig verbessert. Seit 1991 gehört auch die deutsche Krups GmbH in
Solingen zu Moulinex. Die Produktion von Kaffeautomaten wurde in
Solingen im März dieses Jahres eingestellt. Die verbliebenen knapp 200
Mitarbeiter sind vor allem mit Kundendienstaufgaben beschäftigt./ao/FX/js
Quelle: dpa-AFX
Hier etwas zu den Banken;
Commerzbank ist schlechtester
Konsortialführer
Die Kurse der von der Commerzbank betreuten
Neuemissionen entwickelten sich einer Studie zufolge schlechter als
die jeder anderen deutschen Bank. Am erfolgreichsten brachte im
vergangangenen Jahr Salomon Smith Barney Unternehmen an die
Börse. Doch auch bei deren IPOs mussten Anleger kräftige Verluste
hinnehmen.
Bei einer von der „Telebörse“ veröffentlichten Studie des Analyseinstituts
Dealogic Capital Data wurden die zehn nach dem Emissionsvolumen
größten Konsortialführer nach der Entwicklung aller ihrer Emissionen in
diesem Jahr vom Tag der Erstnotiz bis Ende August beurteilt.
Dabei büßten die von der Commerzbank betreuten Emissionen
durchschnittlich 66,6 Prozent ihres Wertes ein. Damit hält die
Commerzbank den traurigen Rekord vor Morgan Stanley und der DG
Bank mit Verlusten von 62 beziehhungsweise 60 Prozent.
Beste Konsortialbank war der Untersuchung zufolge Salomon Smith
Barney mit einem Minus 29,7 Prozent. Auf Platz zwei landete UBS
Warburg.
Commerzbank ist schlechtester
Konsortialführer
Die Kurse der von der Commerzbank betreuten
Neuemissionen entwickelten sich einer Studie zufolge schlechter als
die jeder anderen deutschen Bank. Am erfolgreichsten brachte im
vergangangenen Jahr Salomon Smith Barney Unternehmen an die
Börse. Doch auch bei deren IPOs mussten Anleger kräftige Verluste
hinnehmen.
Bei einer von der „Telebörse“ veröffentlichten Studie des Analyseinstituts
Dealogic Capital Data wurden die zehn nach dem Emissionsvolumen
größten Konsortialführer nach der Entwicklung aller ihrer Emissionen in
diesem Jahr vom Tag der Erstnotiz bis Ende August beurteilt.
Dabei büßten die von der Commerzbank betreuten Emissionen
durchschnittlich 66,6 Prozent ihres Wertes ein. Damit hält die
Commerzbank den traurigen Rekord vor Morgan Stanley und der DG
Bank mit Verlusten von 62 beziehhungsweise 60 Prozent.
Beste Konsortialbank war der Untersuchung zufolge Salomon Smith
Barney mit einem Minus 29,7 Prozent. Auf Platz zwei landete UBS
Warburg.
Zur Aufheiterung...;
Kabel New Media: Peter Kabel beschuldigt
Aktionäre
Von Peter Kleinort, Hamburg
Der am Montag zurückgetretene Peter Kabel hat in einem
Abschiedsbrief an die Mitarbeiter des Unternehmens Aktionäre und
Banken beschuldigt, den Niedergang von Kabel New Media
hauptsächlich verschuldet zu haben.
In einer E-Mail vom vergangenen Freitag, die der Online-Ausgabe der
Financial Times Deutschland vorliegt, räumt Kabel Fehlentscheidungen im
Management als Grund für das Scheitern der Internet-Agentur ein. Die
Hauptschuld für die Insolvenz weist Peter Kabel allerdings weit von sich.
"Wichtig ist die Tatsache der Anfechtungsklagen von erpresserisch
agierenden Kleinaktionären zu einer außerordentlichen Hauptversammlung
im Frühjahr 2000, die uns als Gesellschaft bis in den Januar 2001 massiv
behindert haben", schreibt Kabel an seine ehemaligen Mitarbeiter.
Zudem habe der "frühe Börsengang" nur "einen Bruchteil der Mittel
eingebracht, "die teilweise deutlich kleinere Mitbewerber später
aufgenommen haben". Die Insolvenz des Kabel-Großkunden ISL und der
damit verbundene Millionen-Verlust habe nach Kabels Ansicht das
Unternehmen endgültig ins Straucheln gebracht.
Die harte Kritik an den Anlegern dehnt Kabel auch auf Großinvestoren und
Banken aus. Die "indifferente Haltung unserer Großaktionäre beim Versuch
der Rettung und der Unwillen unserer Hausbank zur Hilfe" habe Kabel New
Media endgültig in die Insolvenz getrieben.
Bei Kabel New Media war am Dienstag für eine Stellungnahme zu Kabels
Abschiedbrief an seine Mitarbeiter niemand zu erreichen.
© 2001 Financial Times Deutschland
Kabel New Media: Peter Kabel beschuldigt
Aktionäre
Von Peter Kleinort, Hamburg
Der am Montag zurückgetretene Peter Kabel hat in einem
Abschiedsbrief an die Mitarbeiter des Unternehmens Aktionäre und
Banken beschuldigt, den Niedergang von Kabel New Media
hauptsächlich verschuldet zu haben.
In einer E-Mail vom vergangenen Freitag, die der Online-Ausgabe der
Financial Times Deutschland vorliegt, räumt Kabel Fehlentscheidungen im
Management als Grund für das Scheitern der Internet-Agentur ein. Die
Hauptschuld für die Insolvenz weist Peter Kabel allerdings weit von sich.
"Wichtig ist die Tatsache der Anfechtungsklagen von erpresserisch
agierenden Kleinaktionären zu einer außerordentlichen Hauptversammlung
im Frühjahr 2000, die uns als Gesellschaft bis in den Januar 2001 massiv
behindert haben", schreibt Kabel an seine ehemaligen Mitarbeiter.
Zudem habe der "frühe Börsengang" nur "einen Bruchteil der Mittel
eingebracht, "die teilweise deutlich kleinere Mitbewerber später
aufgenommen haben". Die Insolvenz des Kabel-Großkunden ISL und der
damit verbundene Millionen-Verlust habe nach Kabels Ansicht das
Unternehmen endgültig ins Straucheln gebracht.
Die harte Kritik an den Anlegern dehnt Kabel auch auf Großinvestoren und
Banken aus. Die "indifferente Haltung unserer Großaktionäre beim Versuch
der Rettung und der Unwillen unserer Hausbank zur Hilfe" habe Kabel New
Media endgültig in die Insolvenz getrieben.
Bei Kabel New Media war am Dienstag für eine Stellungnahme zu Kabels
Abschiedbrief an seine Mitarbeiter niemand zu erreichen.
© 2001 Financial Times Deutschland
Mal etwas aus der Beratungsunternehmen-Branche;
Verblasste Euphorie - die fetten Jahre sind
vorbei
Von Rainer Steppan, Düsseldorf
Nach den fetten Jahren sieht die Branche einer mageren Zukunft
entgegen. Entlassungen sollen das Schlimmste verhindern.
Pamela McNamara hat einen Job, um den sie keiner beneidet. Seit Februar
steht die 43-jährige Managerin an der Spitze von Arthur D. Little (ADL), der
ältesten Beraterfirma der Welt. Was zuerst nur als Interimslösung gedacht
war, wurde am 13. August vom Board in eine Dauerstellung umgewandelt.
Offensichtlich hatte sich kein Kandidat gefunden, der McNamara auf dem
Chefsessel ablösen wollte. Kein Wunder - der Posten ist ein Schleudersitz,
wie der unsanfte Abgang ihres Vorgängers beweist. Der Exilkubaner Lorenzo
Lamadrid musste im Februar in Zwangsurlaub gehen, weil er den Börsengang
von C-Quential verpatzt hatte, der Technologietochter von Arthur D. Little.
Zu allem Übel brach in der Zwischenzeit das Geschäft in den USA ein. Die
Firma geriet in Liquiditätsnot. Jetzt stehen Consultants, die das Unternehmen
verlassen und Firmenanteile aus dem Employee-Stock-Option-Programm
versilbern wollen, vor dem Problem, dass ADL kein Geld hat, um ihnen die
Anteile abzukaufen. McNamara - die erste Frau an der Spitze einer weltweit
agierenden Consultingfirma - soll den festgefahrenen Karren schleunigst aus
dem Schlamassel ziehen.
Weniger Büros, weniger Mitarbeiter
Seither pfeift bei ADL ein rauer Wind. Um eine Pleite zu vermeiden, muss
McNamara zur Axt greifen. Entlassungen sind bei der Firma, deren
Consultants einst stolz auf ein humanes Personalmanagement waren, an der
Tagesordnung. Sechs Prozent der Mitarbeiter, vor allem in den Vereinigten
Staaten, aber auch in Europa, müssen gehen, hieß es im März . Die Büros in
Buenos Aires, Bogota und Bombay wurden geschlossen.
Deutschland sei von den Sparmaßnahmen nicht betroffen, hieß es noch vor
kurzem. Jetzt aber ist diese Aussage nicht mehr haltbar. Rund fünf Prozent
seiner zuletzt 335 Köpfe zählenden Mannschaft hat Achim Riemann,
Deutschland-Chef von ADL, in den vergangenen Wochen entlassen oder zur
Aufhebung der Arbeitsverträge überredet. Grund: ein "starker
Nachfrageausfall im Telekomsektor", so Riemann gegenüber der Financial
Times Deutschland.
Arthur D. Little ist mit seinen hausgemachten Problemen gewiss ein
Sonderfall. Doch auch anderswo kämpfen Consultants mit den Auswirkungen
der Konjunkturflaute. Vor allem die Technologieberater leiden unter dem
Rückgang des Geschäfts. Cap Gemini Ernst & Young, KPMG Consulting,
PricewaterhouseCoopers und Accenture - allesamt Unternehmen, die im
vergangenen Jahr massenweise Personal an Bord genommen hatten - setzen
jetzt Tausende ihrer Mitarbeiter auf die Straße.
Selbst jene klassischen Beratungshäuser, die nicht so tief in der Bredouille
stecken wie die genannten Firmen, müssen Personal entlassen. A.T. Kearney
etwa trennte sich in den USA von rund elf Prozent seiner Consultants - die
größte derartige Aktion in der Geschichte der traditionsreichen Firma. Die
Entlassungswelle wirkte sich freilich auch in Deutschland aus, wenngleich
nicht so stark.
Besorgtes Raunen in der Branche
Ein besorgtes Raunen geht durch die Branche. Denn selbst bei McKinsey oder
Booz, Allen & Hamilton, die zu den Top-Playern der Branche gehören, soll es
Überhänge und so genannte Involuntary Leaves geben: erzwungene
Trennungen von Mitarbeitern.
Die Firmen bestreiten dies: "Wir wachsen nach wie vor und entlassen
niemanden - im Gegenteil", sagt Christian Burger, Vice President und Partner
bei Booz, Allen & Hamilton in München. Über die Situation in den USA könne
er nichts sagen, aber hier zu Lande werde die Firma dieses Jahr 50 neue
Berater einstellen. Rolf Antrecht, Sprecher des deutschen McKinsey-Büros,
sagt, dass sein Unternehmen im deutschsprachigen Raum 2001 rund 300
neue Mitarbeiter einstellen werde.
Allen Beteuerungen zum Trotz gilt auch für diese Firmen: Unfreiwillige
Trennungen sind der Kern des "Up or out"-Prinzips (Wer nicht befördert wird,
muss gehen). Und das eherne Gesetz der Branche kommt erst recht in
schlechten Zeiten zur Anwendung.
"Die Fluktuation bei Booz, Allen & Hamilton geht zurzeit gegen Null", sagt
Burger. Berater, die in den vergangenen Jahren vor allem zu
Investmentbanken oder in die New Economy wechselten, gehen dort jetzt
nicht mehr freiwillig hin. "Aus Gründen der Qualität" achte man jedoch
darauf, dass bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter pro Jahr ausscheiden, so
Burger. Das sei aber "ein ganz normaler Vorgang", beteuert der Manager.
Ganz normal soll es ebenso sein, wenn McKinsey seinen 275 Direktoren, also
den leitenden Partnern, in die Privatschatullen greifen muss - wie unlängst
geschehen. Zwischen 50.000 und 200.000 $ müsse jeder Top-Consultant in
die Firmenkasse einzahlen, melden Branchenbeobachter wie der
Fachjournalist Tom Rodenhauser. Indes: Einen solchen "Cash Call" hatte es
bei der Firma in den vergangenen zehn Jahren nur dreimal gegeben. Das
deutet darauf hin, dass selbst bei McKinsey die Beraterbäume inzwischen
nicht mehr in den Himmel wachsen.
Klar ist: Zum ersten Mal seit fast einem Vierteljahrhundert sehen die Berater
mageren Zeiten entgegen. "Alle großen Consultants haben den Gürtel enger
geschnallt", sagt Branchenbeobachter Rodenhauser. Er spricht von einem
Zustand der Lähmung bei den Kunden, der für die schrumpfenden
Auftragseingänge verantwortlich sei.
Die Logik ist bekannt: In schlechten Zeiten erteilen Unternehmen ihren
Beratern Sanierungsaufträge; in guten Zeiten müssen Consultants
Investitionsentscheidungen vorbereiten helfen. Zurzeit aber, so Rodenhauser,
sei weder das eine noch das andere gefragt: "Die derzeitige Malaise spiegelt
das So-la-la-Geschäftsklima wieder. Es mag eigenartig klingen, aber das
Beste, was der Branche passieren könnte, wäre eine Verschlechterung der
wirtschaftlichen Lage."
Berater treten auf die Bremse
Die Situation jedenfalls ist neu. Im Frühjahr noch meldeten die Berater
Rekordzahlen. Sie gaben sich zuversichtlich, dass sie zumindest weiter
zulegen werden - wenn auch nicht mehr so stark. Bislang waren zweistellige
Wachstumsraten die Regel. Allein in den vergangenen fünf Jahren hatten sich
die Umsätze der Berater in Europa mehr als verdreifacht. Sie kletterten von
14 Mrd. Euro auf rund 46 Mrd. Euro, berichtet die Fédération Européenne des
Associations de Conseil en Organisation (Feaco).
Nun aber müssen die Chefs mancher Beratungshäuser auf die Bremse treten.
Am schlimmsten trifft es die Internet-Consultants und so genannten
Web-Enable, Unternehmen wie Scient, Viant, iXL oder Razorfish, um nur
einige der bekannteren US-Firmen dieser Gattung zu nennen. Hier zu Lande
zählen Pixelpark, GFT und Kabel New Media dazu.
Besonders hart traf es Marchfirst. Dessen Gründer, der 40-jährige
Amerikaner Robert Bernard, war mit dem Anspruch gestartet, die Branche
aufzumischen. Er hatte die Bedeutung des Internets früh erkannt. Seine 1984
in Chicago gegründete IT-Beratungsfirma Whittman-Hart richtete er
konsequent auf die digitale Wirtschaft aus und brachte sie 1996 erfolgreich an
die Börse. Im März vergangenen Jahres fusionierte er seine Agentur mit dem
Netz-Dienstleister US Web/CKS und gab dem Unternehmen den Namen
"Marchfirst". Das klang wie ein historisches Datum, erinnerte an epochale
Ereignisse - und genauso war das auch gemeint.
Fallbeispiel: Marchfirst
"Bernard führt ein revolutionäres, Dienstleistungsunternehmen - eines das
Strategie, Technologie, Marketing und kreative Kompetenz in einem nie
dagewesenen, weltweiten Maßstab zur Vollendung führt", hieß es in einer
Presseerklärung des Unternehmens aus besseren Tagen. Mit einer teuer
eingekauften Elitetruppe von Technologieexperten, Webdesignern und
Strategieberatern wollte Bernard schnurstracks ins digitale Zeitalter
marschieren.
Rund um den Globus eröffnete er Filialen. Zuletzt waren es 73 Büros in 16
Ländern. Mehr als 9000 Mitarbeiter - die meisten hochqualifiziert und
mindestens ebenso hochbezahlt - standen auf der Gehaltsliste des
Internetkonzerns.
Inzwischen ist Marchfirst pleite. Teile konnten verkauft werden; die deutsche
Tochtergesellschaft, die ebenfalls insolvent ist, musste sich von zahlreichen
Mitarbeitern trennen. Als Letzte ging vor einigen Tagen die Truppe der
Strategieberater um den ehemaligen Deutschland-Chef Marchfirst, Wolfgang
Zillessen, von Bord. Der Consultant hatte noch versucht, den hiesigen
Unternehmensteil zu verkaufen und deswegen wochenlang mit A.T. Kearney
und IBM verhandelt. Die signalisierten zwar zunächst Interesse, machten
dann aber einen Rückzieher. Jetzt versuchen die wenigen verbliebenen
Marchfirst-Mitarbeiter, aus eigener Kraft aus der Insolvenz zu steuern. Der
bislang vehement vertretene Anspruch, alle E-Business-Dienstleistungen aus
einer Hand anbieten zu wollen, ist definitiv vom Tisch.
Die Krise der Web-Enabler hängt eng mit dem Absturz der Internetaktien an
den Börsen im Frühjahr des vergangenen Jahres zusammen. Denn
Hauptkunden der Internet- oder E-Business-Berater waren Dotcoms. Solange
sie von den Investoren mit Millionen überschüttet wurden, zeichneten sie sich
durch ein äußerst freizügiges Ausgabeverhalten aus. Für eine gut gemachte
Website inklusive Branding und strategischer Beratung zahlten sie den
Consultants Spitzenpreise. E-Business-Beratung war das Geschäft, dem
Marktforscher und Analysten die größten Wachstumschancen voraussagten.
Da wundert es nicht, dass auch die anderen Beratungsfirmen in das Geschäft
drängten. Sie schufen entsprechende Abteilungen und bauten so genannte
Inkubatoren auf: "Brutstätten" für junge Dotcoms. Die Consultants schlossen
Allianzen mit Multimediafirmen und auch Softwareherstellern. Sie suchten
händeringend Personal und konnten nicht genug finden, weil ihre eigenen
Leute - kaum eingestellt - schon wieder abgewandert waren, vor allem zu
den Startup-Unternehmen oder waschechten Internet-Consultants.
Lawine der Insolvenzen
Aus, vorbei, Game over. Mit lautem Getöse rauscht die Lawine der
Insolvenzen ins Tal der Trauer. Die Unternehmen der New Economy müssen
sparen oder dichtmachen. Als Kunden für die Berater fallen sie weitgehend
aus. Die Aufträge aus den Unternehmen der Old Economy aber können den
Nachfrageausfall nicht wettmachen. Selbst jene Unternehmen, die kräftig ins
E-Business investieren, wählen streng aus und verzeihen keine Fehler. So
arbeitet die HypoVereinsbank zwar weiterhin mit der Internetagentur
Razorfish zusammen, allerdings nur noch beim Frontend-Geschäft, bei dem
es vor allem ums Webdesign geht. Dagegen sind die Banker beim
Backend-Geschäft - dem Anbinden der internen IT-Systeme ans Internet - zu
Accenture übergelaufen.
Gelbe Karte für Pixelpark
Gleiches Bild bei der Allianz: Dort versagte Pixelpark beim Installieren eines
komplizierten Content-Management-Systems. Die Berliner Consultants
arbeiten zwar weiter für den Versicherungsriesen, mussten aber ihre
Umsatzzahlen wegen des entzogenen Auftrags kräftig nach unten korrigieren.
Inzwischen hat das Management um Firmengründer Paulus Neef
Gegenmaßnahmen ergriffen.
Straffes Risiko- und Projektmanagement soll Pannen dieser Art künftig
vermeiden helfen. Analysten, die das am Neuen Markt notierte Unternehmen
beobachten, bleiben dennoch skeptisch, ob es Pixelpark gelingt, den
Turnaround zu schaffen. "Verkaufen" lautete jüngst die Empfehlung für all
jene, die noch Aktien des Berliner Unternehmens in ihren Depots haben.
Ein Glück für Pixelpark-Gründer Paulus Neef, den einstigen
Vorzeigeunternehmer der kränkelnden Branche, dass Medienriese
Bertelsmann den Löwenanteil seiner Firma hält. Und an dessen Spitze steht
Thomas Middelhoff, der unbeirrt an die Zukunft des E-Commerce glaubt.
© 2001 Financial Times Deutschland
Verblasste Euphorie - die fetten Jahre sind
vorbei
Von Rainer Steppan, Düsseldorf
Nach den fetten Jahren sieht die Branche einer mageren Zukunft
entgegen. Entlassungen sollen das Schlimmste verhindern.
Pamela McNamara hat einen Job, um den sie keiner beneidet. Seit Februar
steht die 43-jährige Managerin an der Spitze von Arthur D. Little (ADL), der
ältesten Beraterfirma der Welt. Was zuerst nur als Interimslösung gedacht
war, wurde am 13. August vom Board in eine Dauerstellung umgewandelt.
Offensichtlich hatte sich kein Kandidat gefunden, der McNamara auf dem
Chefsessel ablösen wollte. Kein Wunder - der Posten ist ein Schleudersitz,
wie der unsanfte Abgang ihres Vorgängers beweist. Der Exilkubaner Lorenzo
Lamadrid musste im Februar in Zwangsurlaub gehen, weil er den Börsengang
von C-Quential verpatzt hatte, der Technologietochter von Arthur D. Little.
Zu allem Übel brach in der Zwischenzeit das Geschäft in den USA ein. Die
Firma geriet in Liquiditätsnot. Jetzt stehen Consultants, die das Unternehmen
verlassen und Firmenanteile aus dem Employee-Stock-Option-Programm
versilbern wollen, vor dem Problem, dass ADL kein Geld hat, um ihnen die
Anteile abzukaufen. McNamara - die erste Frau an der Spitze einer weltweit
agierenden Consultingfirma - soll den festgefahrenen Karren schleunigst aus
dem Schlamassel ziehen.
Weniger Büros, weniger Mitarbeiter
Seither pfeift bei ADL ein rauer Wind. Um eine Pleite zu vermeiden, muss
McNamara zur Axt greifen. Entlassungen sind bei der Firma, deren
Consultants einst stolz auf ein humanes Personalmanagement waren, an der
Tagesordnung. Sechs Prozent der Mitarbeiter, vor allem in den Vereinigten
Staaten, aber auch in Europa, müssen gehen, hieß es im März . Die Büros in
Buenos Aires, Bogota und Bombay wurden geschlossen.
Deutschland sei von den Sparmaßnahmen nicht betroffen, hieß es noch vor
kurzem. Jetzt aber ist diese Aussage nicht mehr haltbar. Rund fünf Prozent
seiner zuletzt 335 Köpfe zählenden Mannschaft hat Achim Riemann,
Deutschland-Chef von ADL, in den vergangenen Wochen entlassen oder zur
Aufhebung der Arbeitsverträge überredet. Grund: ein "starker
Nachfrageausfall im Telekomsektor", so Riemann gegenüber der Financial
Times Deutschland.
Arthur D. Little ist mit seinen hausgemachten Problemen gewiss ein
Sonderfall. Doch auch anderswo kämpfen Consultants mit den Auswirkungen
der Konjunkturflaute. Vor allem die Technologieberater leiden unter dem
Rückgang des Geschäfts. Cap Gemini Ernst & Young, KPMG Consulting,
PricewaterhouseCoopers und Accenture - allesamt Unternehmen, die im
vergangenen Jahr massenweise Personal an Bord genommen hatten - setzen
jetzt Tausende ihrer Mitarbeiter auf die Straße.
Selbst jene klassischen Beratungshäuser, die nicht so tief in der Bredouille
stecken wie die genannten Firmen, müssen Personal entlassen. A.T. Kearney
etwa trennte sich in den USA von rund elf Prozent seiner Consultants - die
größte derartige Aktion in der Geschichte der traditionsreichen Firma. Die
Entlassungswelle wirkte sich freilich auch in Deutschland aus, wenngleich
nicht so stark.
Besorgtes Raunen in der Branche
Ein besorgtes Raunen geht durch die Branche. Denn selbst bei McKinsey oder
Booz, Allen & Hamilton, die zu den Top-Playern der Branche gehören, soll es
Überhänge und so genannte Involuntary Leaves geben: erzwungene
Trennungen von Mitarbeitern.
Die Firmen bestreiten dies: "Wir wachsen nach wie vor und entlassen
niemanden - im Gegenteil", sagt Christian Burger, Vice President und Partner
bei Booz, Allen & Hamilton in München. Über die Situation in den USA könne
er nichts sagen, aber hier zu Lande werde die Firma dieses Jahr 50 neue
Berater einstellen. Rolf Antrecht, Sprecher des deutschen McKinsey-Büros,
sagt, dass sein Unternehmen im deutschsprachigen Raum 2001 rund 300
neue Mitarbeiter einstellen werde.
Allen Beteuerungen zum Trotz gilt auch für diese Firmen: Unfreiwillige
Trennungen sind der Kern des "Up or out"-Prinzips (Wer nicht befördert wird,
muss gehen). Und das eherne Gesetz der Branche kommt erst recht in
schlechten Zeiten zur Anwendung.
"Die Fluktuation bei Booz, Allen & Hamilton geht zurzeit gegen Null", sagt
Burger. Berater, die in den vergangenen Jahren vor allem zu
Investmentbanken oder in die New Economy wechselten, gehen dort jetzt
nicht mehr freiwillig hin. "Aus Gründen der Qualität" achte man jedoch
darauf, dass bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter pro Jahr ausscheiden, so
Burger. Das sei aber "ein ganz normaler Vorgang", beteuert der Manager.
Ganz normal soll es ebenso sein, wenn McKinsey seinen 275 Direktoren, also
den leitenden Partnern, in die Privatschatullen greifen muss - wie unlängst
geschehen. Zwischen 50.000 und 200.000 $ müsse jeder Top-Consultant in
die Firmenkasse einzahlen, melden Branchenbeobachter wie der
Fachjournalist Tom Rodenhauser. Indes: Einen solchen "Cash Call" hatte es
bei der Firma in den vergangenen zehn Jahren nur dreimal gegeben. Das
deutet darauf hin, dass selbst bei McKinsey die Beraterbäume inzwischen
nicht mehr in den Himmel wachsen.
Klar ist: Zum ersten Mal seit fast einem Vierteljahrhundert sehen die Berater
mageren Zeiten entgegen. "Alle großen Consultants haben den Gürtel enger
geschnallt", sagt Branchenbeobachter Rodenhauser. Er spricht von einem
Zustand der Lähmung bei den Kunden, der für die schrumpfenden
Auftragseingänge verantwortlich sei.
Die Logik ist bekannt: In schlechten Zeiten erteilen Unternehmen ihren
Beratern Sanierungsaufträge; in guten Zeiten müssen Consultants
Investitionsentscheidungen vorbereiten helfen. Zurzeit aber, so Rodenhauser,
sei weder das eine noch das andere gefragt: "Die derzeitige Malaise spiegelt
das So-la-la-Geschäftsklima wieder. Es mag eigenartig klingen, aber das
Beste, was der Branche passieren könnte, wäre eine Verschlechterung der
wirtschaftlichen Lage."
Berater treten auf die Bremse
Die Situation jedenfalls ist neu. Im Frühjahr noch meldeten die Berater
Rekordzahlen. Sie gaben sich zuversichtlich, dass sie zumindest weiter
zulegen werden - wenn auch nicht mehr so stark. Bislang waren zweistellige
Wachstumsraten die Regel. Allein in den vergangenen fünf Jahren hatten sich
die Umsätze der Berater in Europa mehr als verdreifacht. Sie kletterten von
14 Mrd. Euro auf rund 46 Mrd. Euro, berichtet die Fédération Européenne des
Associations de Conseil en Organisation (Feaco).
Nun aber müssen die Chefs mancher Beratungshäuser auf die Bremse treten.
Am schlimmsten trifft es die Internet-Consultants und so genannten
Web-Enable, Unternehmen wie Scient, Viant, iXL oder Razorfish, um nur
einige der bekannteren US-Firmen dieser Gattung zu nennen. Hier zu Lande
zählen Pixelpark, GFT und Kabel New Media dazu.
Besonders hart traf es Marchfirst. Dessen Gründer, der 40-jährige
Amerikaner Robert Bernard, war mit dem Anspruch gestartet, die Branche
aufzumischen. Er hatte die Bedeutung des Internets früh erkannt. Seine 1984
in Chicago gegründete IT-Beratungsfirma Whittman-Hart richtete er
konsequent auf die digitale Wirtschaft aus und brachte sie 1996 erfolgreich an
die Börse. Im März vergangenen Jahres fusionierte er seine Agentur mit dem
Netz-Dienstleister US Web/CKS und gab dem Unternehmen den Namen
"Marchfirst". Das klang wie ein historisches Datum, erinnerte an epochale
Ereignisse - und genauso war das auch gemeint.
Fallbeispiel: Marchfirst
"Bernard führt ein revolutionäres, Dienstleistungsunternehmen - eines das
Strategie, Technologie, Marketing und kreative Kompetenz in einem nie
dagewesenen, weltweiten Maßstab zur Vollendung führt", hieß es in einer
Presseerklärung des Unternehmens aus besseren Tagen. Mit einer teuer
eingekauften Elitetruppe von Technologieexperten, Webdesignern und
Strategieberatern wollte Bernard schnurstracks ins digitale Zeitalter
marschieren.
Rund um den Globus eröffnete er Filialen. Zuletzt waren es 73 Büros in 16
Ländern. Mehr als 9000 Mitarbeiter - die meisten hochqualifiziert und
mindestens ebenso hochbezahlt - standen auf der Gehaltsliste des
Internetkonzerns.
Inzwischen ist Marchfirst pleite. Teile konnten verkauft werden; die deutsche
Tochtergesellschaft, die ebenfalls insolvent ist, musste sich von zahlreichen
Mitarbeitern trennen. Als Letzte ging vor einigen Tagen die Truppe der
Strategieberater um den ehemaligen Deutschland-Chef Marchfirst, Wolfgang
Zillessen, von Bord. Der Consultant hatte noch versucht, den hiesigen
Unternehmensteil zu verkaufen und deswegen wochenlang mit A.T. Kearney
und IBM verhandelt. Die signalisierten zwar zunächst Interesse, machten
dann aber einen Rückzieher. Jetzt versuchen die wenigen verbliebenen
Marchfirst-Mitarbeiter, aus eigener Kraft aus der Insolvenz zu steuern. Der
bislang vehement vertretene Anspruch, alle E-Business-Dienstleistungen aus
einer Hand anbieten zu wollen, ist definitiv vom Tisch.
Die Krise der Web-Enabler hängt eng mit dem Absturz der Internetaktien an
den Börsen im Frühjahr des vergangenen Jahres zusammen. Denn
Hauptkunden der Internet- oder E-Business-Berater waren Dotcoms. Solange
sie von den Investoren mit Millionen überschüttet wurden, zeichneten sie sich
durch ein äußerst freizügiges Ausgabeverhalten aus. Für eine gut gemachte
Website inklusive Branding und strategischer Beratung zahlten sie den
Consultants Spitzenpreise. E-Business-Beratung war das Geschäft, dem
Marktforscher und Analysten die größten Wachstumschancen voraussagten.
Da wundert es nicht, dass auch die anderen Beratungsfirmen in das Geschäft
drängten. Sie schufen entsprechende Abteilungen und bauten so genannte
Inkubatoren auf: "Brutstätten" für junge Dotcoms. Die Consultants schlossen
Allianzen mit Multimediafirmen und auch Softwareherstellern. Sie suchten
händeringend Personal und konnten nicht genug finden, weil ihre eigenen
Leute - kaum eingestellt - schon wieder abgewandert waren, vor allem zu
den Startup-Unternehmen oder waschechten Internet-Consultants.
Lawine der Insolvenzen
Aus, vorbei, Game over. Mit lautem Getöse rauscht die Lawine der
Insolvenzen ins Tal der Trauer. Die Unternehmen der New Economy müssen
sparen oder dichtmachen. Als Kunden für die Berater fallen sie weitgehend
aus. Die Aufträge aus den Unternehmen der Old Economy aber können den
Nachfrageausfall nicht wettmachen. Selbst jene Unternehmen, die kräftig ins
E-Business investieren, wählen streng aus und verzeihen keine Fehler. So
arbeitet die HypoVereinsbank zwar weiterhin mit der Internetagentur
Razorfish zusammen, allerdings nur noch beim Frontend-Geschäft, bei dem
es vor allem ums Webdesign geht. Dagegen sind die Banker beim
Backend-Geschäft - dem Anbinden der internen IT-Systeme ans Internet - zu
Accenture übergelaufen.
Gelbe Karte für Pixelpark
Gleiches Bild bei der Allianz: Dort versagte Pixelpark beim Installieren eines
komplizierten Content-Management-Systems. Die Berliner Consultants
arbeiten zwar weiter für den Versicherungsriesen, mussten aber ihre
Umsatzzahlen wegen des entzogenen Auftrags kräftig nach unten korrigieren.
Inzwischen hat das Management um Firmengründer Paulus Neef
Gegenmaßnahmen ergriffen.
Straffes Risiko- und Projektmanagement soll Pannen dieser Art künftig
vermeiden helfen. Analysten, die das am Neuen Markt notierte Unternehmen
beobachten, bleiben dennoch skeptisch, ob es Pixelpark gelingt, den
Turnaround zu schaffen. "Verkaufen" lautete jüngst die Empfehlung für all
jene, die noch Aktien des Berliner Unternehmens in ihren Depots haben.
Ein Glück für Pixelpark-Gründer Paulus Neef, den einstigen
Vorzeigeunternehmer der kränkelnden Branche, dass Medienriese
Bertelsmann den Löwenanteil seiner Firma hält. Und an dessen Spitze steht
Thomas Middelhoff, der unbeirrt an die Zukunft des E-Commerce glaubt.
© 2001 Financial Times Deutschland
Die Sonnyboys stecken in Schwierigkeiten
Von Gabriele Albers, Hamburg
Vor einem knappen Jahr stellte die Financial Times Deutschland die
101 Köpfe der New Economy vor. Was machen die entscheidenden
Köpfe von damals heute, im Jahr eins nach dem Ende der Euphorie?
Die Branche ist verstummt. Nur noch selten lassen sich die bekanntesten
Köpfe der New Economy in der Öffentlichkeit blicken, Interviews mit der
Presse sind rar geworden. Intershop-Gründer Stephan Schambach wollte sich
an dem Remake der 101-Köpfe-Serie "in diesem Jahr nicht beteiligen". Auch
Brokats Vorstandschef Stefan Röver möchte sich nicht äußern.
Rövers Unternehmen schrammt gerade an der Insolvenz entlang. Falls sich
bis Ende September keine neuen Investoren für Brokat finden, bleibt nur der
Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Verluste des
vergangenen zweiten Quartals in Höhe von 40,2 Mio. Euro decken sich in
etwa mit den noch verbliebenen flüssigen Reserven in Höhe von 41 Mio. Euro.
Auf die Kostenbremse trat Röver schon Ende April, als die Zahlen für das
erste Quartal herauskamen. "Wir werden das Geschäft so führen, dass wir
kein zusätzliches Kapital brauchen", sagte Röver damals. "Was wir
beeinflussen können, sind die Kosten und die Investitionen, und die werden
wir der Einnahmeentwicklung anpassen." Leider dauert es immer seine Zeit,
bis sich solche Maßnahmen auf die Bilanz durchschlagen.
Insolvenz verhindern
Anfang August berief Brokat den Sanierungsexperten Dirk Pfeil in den
Aufsichtsrat. "Mein Ziel ist es, die Insolvenz zu verhindern", sagte Pfeil bei
seinem Antritt. Vorstandschef Röver gab keinen Kommentar zu dieser
Personalie. Geholt wurde Pfeil nach Angaben der Presseagentur dpa vom
Finanzvorstand Michael Janßen.
Mitte August meldete Brokat erste Erfolge bei Investorengesprächen. In den
USA konnten Teile des Geschäfts verkauft werden. Damit hat Brokat sich ein
bisschen Luft verschafft: 21,7 Mio. $ brachten diese Geschäfte ein. Seitdem
stehen 160 Mitarbeiter weniger auf der Gehaltsliste - fast 15 Prozent der
gesamten Belegschaft. Auch zu diesem Deal äußerte sich Röver nicht. Das
ständige Schweigen könnte das erste Zeichen für Rövers Rückzug als Chef
von Brokat sein.
Was bei Röver noch ein Gerücht ist, ist bei Intershop-Gründer Stephan
Schambach schon länger Realität: Im März 2001 hat er seinen Posten als
operativer Kopf des Unternehmens an seinen Finanzvorstand Wilfried Beek
abgegeben. Schambachs gute Jahre waren 1999 und 2000. Damals galt seine
Software als die Schaufel schlechthin, die jeder Onlinehändler zum
Goldschürfen bräuchte.
Schambachs Abstieg begann Anfang des Jahres. Der Umsatzeinbruch in den
USA im vierten Quartal 2000 hatte den Traum vom weltweiten
Softwarekonzern zerplatzen lassen. Um 250 Prozent auf 33 Mio. Euro war der
Verlust gestiegen.
Börse kehrte Intershop den Rücken
Die jüngsten Quartalszahlen Anfang August machen nicht wirklich Mut:
Zwischen April und Ende Juni 2001 verlor Intershop weitere 27 Mio. Euro - bei
einem Umsatz von gerade einmal 22 Mio. Euro. Auch die Börse ist nicht mehr
auf der Seite der ehemaligen Shootingstars. Seit Anfang des Jahres verlor
Intershop 73 Prozent an Wert, Brokat sogar 89 Prozent. Am besten man ist
gar nicht an der Börse notiert.
Wie Paybox. Dessen Gründer und Chef, Mathias Entenmann, redet noch mit
der Presse und ist vorsichtig optimistisch: "Wir sehen noch keinen Abgrund
vor uns, auch wenn die Zeiten schon mal freudiger waren." Sein
Unternehmen hat eine Software entwickelt, die es ermöglicht, mit dem Handy
zu bezahlen. Entenmann: "Das Vertrauen ins Wachstum der Branche hat
nachgelassen." Das eigene Wachstum hat er im vergangenen Jahr
vorangetrieben. Beim letzten Besuch der Financial Times Deutschland im
Herbst 2000 hatte er 50 Mitarbeiter, verteilt auf drei Zweigstellen nahe
Wiesbaden. Damals akzeptierten 200 Internetshops und 1500 Taxifahrer das
Bezahlen übers Handy. Heute sind es 1000 Online- und 4000 Offline-Händler.
Paybox beschäftigt mittlerweile 170 Mitarbeiter an fünf Standorten, darunter
Wien, Barcelona, Stockholm und London.
"Wir sind zur Geschwindigkeit gezwungen", hatte Entenmann im vergangen
Jahr gesagt. Inzwischen erweitert er den Satz um den Aspekt Erfolg. "Der
Druck auf die internationale Expansion hat nachgelassen. Heute ist es
wichtiger, in Schlüsselmärkten erfolgreich zu sein", so Entenmann.
Finanzieren lässt er Paybox über Investoren. Die Deutsche Bank hält 50
Prozent an dem Unternehmen, der Telekomanbieter Debitel knapp fünf
Prozent. In Österreich hat Mobilcom Austria 49 Prozent der österreichischen
Paybox-Tochter übernommen. Die einzelnen Segmente machen Gewinne, der
weitere Marktaufbau dagegen kostet Geld. Break Even? "In etwa zwei bis drei
Jahren", glaubt Entenmann.
Von Gabriele Albers, Hamburg
Vor einem knappen Jahr stellte die Financial Times Deutschland die
101 Köpfe der New Economy vor. Was machen die entscheidenden
Köpfe von damals heute, im Jahr eins nach dem Ende der Euphorie?
Die Branche ist verstummt. Nur noch selten lassen sich die bekanntesten
Köpfe der New Economy in der Öffentlichkeit blicken, Interviews mit der
Presse sind rar geworden. Intershop-Gründer Stephan Schambach wollte sich
an dem Remake der 101-Köpfe-Serie "in diesem Jahr nicht beteiligen". Auch
Brokats Vorstandschef Stefan Röver möchte sich nicht äußern.
Rövers Unternehmen schrammt gerade an der Insolvenz entlang. Falls sich
bis Ende September keine neuen Investoren für Brokat finden, bleibt nur der
Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Verluste des
vergangenen zweiten Quartals in Höhe von 40,2 Mio. Euro decken sich in
etwa mit den noch verbliebenen flüssigen Reserven in Höhe von 41 Mio. Euro.
Auf die Kostenbremse trat Röver schon Ende April, als die Zahlen für das
erste Quartal herauskamen. "Wir werden das Geschäft so führen, dass wir
kein zusätzliches Kapital brauchen", sagte Röver damals. "Was wir
beeinflussen können, sind die Kosten und die Investitionen, und die werden
wir der Einnahmeentwicklung anpassen." Leider dauert es immer seine Zeit,
bis sich solche Maßnahmen auf die Bilanz durchschlagen.
Insolvenz verhindern
Anfang August berief Brokat den Sanierungsexperten Dirk Pfeil in den
Aufsichtsrat. "Mein Ziel ist es, die Insolvenz zu verhindern", sagte Pfeil bei
seinem Antritt. Vorstandschef Röver gab keinen Kommentar zu dieser
Personalie. Geholt wurde Pfeil nach Angaben der Presseagentur dpa vom
Finanzvorstand Michael Janßen.
Mitte August meldete Brokat erste Erfolge bei Investorengesprächen. In den
USA konnten Teile des Geschäfts verkauft werden. Damit hat Brokat sich ein
bisschen Luft verschafft: 21,7 Mio. $ brachten diese Geschäfte ein. Seitdem
stehen 160 Mitarbeiter weniger auf der Gehaltsliste - fast 15 Prozent der
gesamten Belegschaft. Auch zu diesem Deal äußerte sich Röver nicht. Das
ständige Schweigen könnte das erste Zeichen für Rövers Rückzug als Chef
von Brokat sein.
Was bei Röver noch ein Gerücht ist, ist bei Intershop-Gründer Stephan
Schambach schon länger Realität: Im März 2001 hat er seinen Posten als
operativer Kopf des Unternehmens an seinen Finanzvorstand Wilfried Beek
abgegeben. Schambachs gute Jahre waren 1999 und 2000. Damals galt seine
Software als die Schaufel schlechthin, die jeder Onlinehändler zum
Goldschürfen bräuchte.
Schambachs Abstieg begann Anfang des Jahres. Der Umsatzeinbruch in den
USA im vierten Quartal 2000 hatte den Traum vom weltweiten
Softwarekonzern zerplatzen lassen. Um 250 Prozent auf 33 Mio. Euro war der
Verlust gestiegen.
Börse kehrte Intershop den Rücken
Die jüngsten Quartalszahlen Anfang August machen nicht wirklich Mut:
Zwischen April und Ende Juni 2001 verlor Intershop weitere 27 Mio. Euro - bei
einem Umsatz von gerade einmal 22 Mio. Euro. Auch die Börse ist nicht mehr
auf der Seite der ehemaligen Shootingstars. Seit Anfang des Jahres verlor
Intershop 73 Prozent an Wert, Brokat sogar 89 Prozent. Am besten man ist
gar nicht an der Börse notiert.
Wie Paybox. Dessen Gründer und Chef, Mathias Entenmann, redet noch mit
der Presse und ist vorsichtig optimistisch: "Wir sehen noch keinen Abgrund
vor uns, auch wenn die Zeiten schon mal freudiger waren." Sein
Unternehmen hat eine Software entwickelt, die es ermöglicht, mit dem Handy
zu bezahlen. Entenmann: "Das Vertrauen ins Wachstum der Branche hat
nachgelassen." Das eigene Wachstum hat er im vergangenen Jahr
vorangetrieben. Beim letzten Besuch der Financial Times Deutschland im
Herbst 2000 hatte er 50 Mitarbeiter, verteilt auf drei Zweigstellen nahe
Wiesbaden. Damals akzeptierten 200 Internetshops und 1500 Taxifahrer das
Bezahlen übers Handy. Heute sind es 1000 Online- und 4000 Offline-Händler.
Paybox beschäftigt mittlerweile 170 Mitarbeiter an fünf Standorten, darunter
Wien, Barcelona, Stockholm und London.
"Wir sind zur Geschwindigkeit gezwungen", hatte Entenmann im vergangen
Jahr gesagt. Inzwischen erweitert er den Satz um den Aspekt Erfolg. "Der
Druck auf die internationale Expansion hat nachgelassen. Heute ist es
wichtiger, in Schlüsselmärkten erfolgreich zu sein", so Entenmann.
Finanzieren lässt er Paybox über Investoren. Die Deutsche Bank hält 50
Prozent an dem Unternehmen, der Telekomanbieter Debitel knapp fünf
Prozent. In Österreich hat Mobilcom Austria 49 Prozent der österreichischen
Paybox-Tochter übernommen. Die einzelnen Segmente machen Gewinne, der
weitere Marktaufbau dagegen kostet Geld. Break Even? "In etwa zwei bis drei
Jahren", glaubt Entenmann.
Höhenflieger versuchen Neustart
Von Gabriele Albers, Hamburg
Vor einem knappen Jahr stellte Financial Times Deutschland die 101
Köpfe der New Economy vor. Was machen die entscheidenden Köpfe
von damals im Jahr 1 nach dem Ende der Euphorie?
Wenn ich nicht mehr ans Internet als Vertriebsform glaube, höre ich auf." Die
starken Worte sagte André Rettberg im vorigen März. Rettberg hat aufgehört,
zwangsweise. Denn Rettberg war der Chef des österreichischen Buchhändlers
Libro, und der musste Insolvenz anmelden.
Das Geschäftsmodell Internet birgt große Schwierigkeiten und kann - siehe
Libro - sogar etablierte Firmen ins Straucheln bringen. Die Onlinehändler, die
die Financial Times Deutschland vor einiger Zeit besuchte, strotzten nur so
vor Selbstbewusstsein. Heute sind die Köpfe der New Economy
zurückhaltender - viele haben ihre Geschäftspläne überdacht und verändert.
Rettbergs Misserfolg gründet unter anderem auf der Internettochter Lion.cc.
Mit Kampfpreisen ging er gegen die Buchpreisbindung an - was für einen
langwierigen Streit auf europäischer Ebene und hohe Verluste sorgte. Hinzu
kam eine teure Expansion nach Deutschland. Und dann waren da noch die
Schwierigkeiten im Finanzwesen: Das Controlling lief nicht einwandfrei, die
Finanzvorstände reichten sich die Klinke in die Hand. Eine Rettberg nahe
stehende Person sieht ihn als tragische Figur: "Er ist so ein kreativer Kopf,
aber er hätte jemanden gebraucht, der ihn im Zaum gehalten hätte." Jede
einzelne seiner Ideen sei gut gewesen - abgesehen vielleicht von der, nach
Deutschland zu expandieren. Aber das Programm und Tempo, die er dem
Buchhändler auferlegt hatte, hätten für die nächsten Jahre gereicht.
Insolvenz war keine Überraschung
Schwierigkeiten im Onlinegeschäft hatte auch der Flugticketverkäufer
Flights.com. Die Geldreserven waren im Mai dieses Jahres aufgebraucht. Die
Firma musste Insolvenz anmelden, nachdem die Investoren Star Venture und
die Telekom-Tochter T-Venture eine bereits zugesagte Finanzierung nicht
gezahlt hatten.
Für den damaligen Vorstandsvorsitzenden Michael Jung kam der Rückzug der
Investoren nicht überraschend: "Uns allen war klar gewesen, dass im
jetzigen Umfeld ein Börsengang mittelfristig nicht mehr absehbar war." Damit
fehlte der Firma das Geld für eine weitere Expansion und den
Risikokapitalgebern die Möglichkeit, ihre Anteile an Flights.com
gewinnbringend an der Börse zu verkaufen. "Dann kam die Idee auf,
T-Online als strategischen Partner zu gewinnen, der Flights.com komplett
aufnimmt", erzählt Jung. Der Ticketverkäufer wäre damit nicht länger
abhängig vom Venture-Geld, sondern Teil eines Internetkonzerns. An diesem
Punkt beschloss Jung, der Firma den Rücken zuzukehren: "Die Attraktivität
eines Amtes, in dem man für die Tochter einer Tochter der Telekom arbeitet,
war nicht mehr groß - das Managementteam ist gegangen", sagt Jung.
Größtenteils ging es zurück in die Old Economy. Jung arbeitet seit Juli als
Investmentbanker bei Rothschild in Frankfurt. Pikantes Detail am Rande:
Nachdem Flights.com Insolvenz angemeldet hatte, interessierten sich 26
namhafte Unternehmen aus der Reiseindustrie für die Firma. T-Online kam
nicht zum Zug. In der vergangenen Woche erhielt die britische World Travel
Holding den Zuschlag. Flights.com kommentierte diesen Umstand nicht. Aus
Unternehmenskreisen war aber zu hören, dass die Verhandlungen mit
T-Online sich schwierig gestaltet hatten. Offensichtlich zu schwierig, als dass
sie innerhalb der für die vorläufige Insolvenz geltenden Frist von drei
Monaten hätten abgeschlossen werden können.
Rettung durch Strategiewechsel
Dass Stefan Tewes, Gründer von Farmpartner.com noch nicht pleite ist, hat
er einem radikalen Strategiewechsel zu verdanken. Seine ursprüngliche Idee
war es gewesen, einen Onlinemarktplatz für die Landwirtschaft aufzubauen.
Von Dünger bis Trecker wollte er sämtliche Landwirtschaftsprodukte über das
Internet versteigern und an den Provisionen verdienen. Statt Marktplatz heißt
das Geschäftsmodell heute Infoportal. Bei Farmpartner.com informiert sich
der Landwirt über Produkte, und der Hersteller zahlt dafür, möglichst gut
positioniert zu sein.
Für die nötige Glaubwürdigkeit werden Tests und Bewertungsergebnisse
veröffentlicht. Das zweite Standbein nennt sich AG-Solution und bietet
agrarspezifische IT-Lösungen für die Großindustrie an. Die ursprüngliche
Umsatzprognose ist nicht mehr gültig: 40 Mio. DM werde man weder in
diesem noch im nächsten Jahr erwirtschaften, sagt Tewes. Genauere Zahlen
nennt er nicht. "Wir haben die Kosten reduziert und können so schon bei
deutlich weniger Umsatz die Gewinnschwelle schaffen", meint er. Die
Gewinnzone strebt er für das erste Halbjahr 2002 an. Die Cash-Reserven
reichen dank einer zweiten Finanzierungsrunde bis Ende 2002.
Auch die Gründer von Raba.tt haben ihr Geschäftsmodell verändert und
erweitert. Die Firma vertreibt Gutscheine über das Internet. Über die
Gewinnzone machen sich die Gründer dabei wenig Gedanken. "Man muss viel
vorschießen, wenn man wachsen will", erklärt Michael Timmermann,
Geschäftsführender Gesellschafter.
Nebenrolle für das Internet
In der Frühzeit der New Economy sorgten solche Sätze für offene
Portemonnaies bei den Investoren - ebenso wie das immer noch bestehende
strategische Ziel des Unternehmers: "Wir wollen der Coupon-Dienstleister
Nummer eins in Deutschland sein und so lange wie möglich von unserem
First-Mover-Status profitieren", so Timmermann vor einigen Tagen. Der
Börsengang in "etwa drei bis fünf Jahren" ist nicht ausgeschlossen. Das
Internet soll dann nur eine Nebenrolle spielen.
Denn Timmermann setzt vermehrt auf die Offline-Welt. Anfang August
erschien die Rabatt-Zeitung als Beilage der "Berliner Zeitung" und der "BZ".
Das Prinzip ist das gleiche wie im Internet - der Verbraucher bekommt
Coupons zum Ausschneiden und kann damit etwa beim Kauf eines VW Golfs
4000 DM sparen. Der Autohändler bezahlt diesen Coupon wie eine Anzeige.
Diese Idee ist zwar von den Anzeigenabteilungen der großen Verlagshäuser
sehr einfach zu kopieren. Timmermann lässt trotzdem "wegen der starken
Entwicklung" die Sektkorken knallen. Die Pläne für das weitere Wachstum
sind schon geschmiedet: "Wir möchten nicht beim Internet oder bei den
Zeitungen stehen bleiben, sondern auch andere Trägermedien gewinnen",
sagt Timmermann, ohne Details zu nennen. Klar ist: Das neue Projekt wird
groß.
Der erfolgreichste Onlinehändler hat nie viel Aufheben um seine Person oder
sein Unternehmen gemacht. Der Erfolg von Michael Otto, Chef des
gleichnamigen Versandhandels, zeigt, dass im Onlinehandel durchaus Geld zu
verdienen ist. Waren im Wert von 1,5 Mrd. DM hat Otto im vorigen
Geschäftsjahr über das Internet verkauft, und die Geschäfte laufen weiter
gut. Für den Versandhändler ist das Internetgeschäft nur eine weitere
Variante des Distanzhandels - und den betreibt Otto seit Jahren mit Erfolg.
Einer seiner Grundsätze: "Mich interessieren Projekte, die in drei bis fünf
Jahren zu Ergebnissen führen." Das hatte Otto im letzten Herbst im Interview
der FTD gesagt. Sein Onlinehandel hat diese Ergebnisse geliefert. Das
nächste große Projekt ist in Vorbereitung: Als Olympiabeauftragter der
Hamburger Wirtschaft wirbt er dafür, dass die Spiele 2012 nach Hamburg
kommen. Denn auch damit lässt sich, wenn man es richtig macht, gutes Geld
verdienen.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Gabriele Albers, Hamburg
Vor einem knappen Jahr stellte Financial Times Deutschland die 101
Köpfe der New Economy vor. Was machen die entscheidenden Köpfe
von damals im Jahr 1 nach dem Ende der Euphorie?
Wenn ich nicht mehr ans Internet als Vertriebsform glaube, höre ich auf." Die
starken Worte sagte André Rettberg im vorigen März. Rettberg hat aufgehört,
zwangsweise. Denn Rettberg war der Chef des österreichischen Buchhändlers
Libro, und der musste Insolvenz anmelden.
Das Geschäftsmodell Internet birgt große Schwierigkeiten und kann - siehe
Libro - sogar etablierte Firmen ins Straucheln bringen. Die Onlinehändler, die
die Financial Times Deutschland vor einiger Zeit besuchte, strotzten nur so
vor Selbstbewusstsein. Heute sind die Köpfe der New Economy
zurückhaltender - viele haben ihre Geschäftspläne überdacht und verändert.
Rettbergs Misserfolg gründet unter anderem auf der Internettochter Lion.cc.
Mit Kampfpreisen ging er gegen die Buchpreisbindung an - was für einen
langwierigen Streit auf europäischer Ebene und hohe Verluste sorgte. Hinzu
kam eine teure Expansion nach Deutschland. Und dann waren da noch die
Schwierigkeiten im Finanzwesen: Das Controlling lief nicht einwandfrei, die
Finanzvorstände reichten sich die Klinke in die Hand. Eine Rettberg nahe
stehende Person sieht ihn als tragische Figur: "Er ist so ein kreativer Kopf,
aber er hätte jemanden gebraucht, der ihn im Zaum gehalten hätte." Jede
einzelne seiner Ideen sei gut gewesen - abgesehen vielleicht von der, nach
Deutschland zu expandieren. Aber das Programm und Tempo, die er dem
Buchhändler auferlegt hatte, hätten für die nächsten Jahre gereicht.
Insolvenz war keine Überraschung
Schwierigkeiten im Onlinegeschäft hatte auch der Flugticketverkäufer
Flights.com. Die Geldreserven waren im Mai dieses Jahres aufgebraucht. Die
Firma musste Insolvenz anmelden, nachdem die Investoren Star Venture und
die Telekom-Tochter T-Venture eine bereits zugesagte Finanzierung nicht
gezahlt hatten.
Für den damaligen Vorstandsvorsitzenden Michael Jung kam der Rückzug der
Investoren nicht überraschend: "Uns allen war klar gewesen, dass im
jetzigen Umfeld ein Börsengang mittelfristig nicht mehr absehbar war." Damit
fehlte der Firma das Geld für eine weitere Expansion und den
Risikokapitalgebern die Möglichkeit, ihre Anteile an Flights.com
gewinnbringend an der Börse zu verkaufen. "Dann kam die Idee auf,
T-Online als strategischen Partner zu gewinnen, der Flights.com komplett
aufnimmt", erzählt Jung. Der Ticketverkäufer wäre damit nicht länger
abhängig vom Venture-Geld, sondern Teil eines Internetkonzerns. An diesem
Punkt beschloss Jung, der Firma den Rücken zuzukehren: "Die Attraktivität
eines Amtes, in dem man für die Tochter einer Tochter der Telekom arbeitet,
war nicht mehr groß - das Managementteam ist gegangen", sagt Jung.
Größtenteils ging es zurück in die Old Economy. Jung arbeitet seit Juli als
Investmentbanker bei Rothschild in Frankfurt. Pikantes Detail am Rande:
Nachdem Flights.com Insolvenz angemeldet hatte, interessierten sich 26
namhafte Unternehmen aus der Reiseindustrie für die Firma. T-Online kam
nicht zum Zug. In der vergangenen Woche erhielt die britische World Travel
Holding den Zuschlag. Flights.com kommentierte diesen Umstand nicht. Aus
Unternehmenskreisen war aber zu hören, dass die Verhandlungen mit
T-Online sich schwierig gestaltet hatten. Offensichtlich zu schwierig, als dass
sie innerhalb der für die vorläufige Insolvenz geltenden Frist von drei
Monaten hätten abgeschlossen werden können.
Rettung durch Strategiewechsel
Dass Stefan Tewes, Gründer von Farmpartner.com noch nicht pleite ist, hat
er einem radikalen Strategiewechsel zu verdanken. Seine ursprüngliche Idee
war es gewesen, einen Onlinemarktplatz für die Landwirtschaft aufzubauen.
Von Dünger bis Trecker wollte er sämtliche Landwirtschaftsprodukte über das
Internet versteigern und an den Provisionen verdienen. Statt Marktplatz heißt
das Geschäftsmodell heute Infoportal. Bei Farmpartner.com informiert sich
der Landwirt über Produkte, und der Hersteller zahlt dafür, möglichst gut
positioniert zu sein.
Für die nötige Glaubwürdigkeit werden Tests und Bewertungsergebnisse
veröffentlicht. Das zweite Standbein nennt sich AG-Solution und bietet
agrarspezifische IT-Lösungen für die Großindustrie an. Die ursprüngliche
Umsatzprognose ist nicht mehr gültig: 40 Mio. DM werde man weder in
diesem noch im nächsten Jahr erwirtschaften, sagt Tewes. Genauere Zahlen
nennt er nicht. "Wir haben die Kosten reduziert und können so schon bei
deutlich weniger Umsatz die Gewinnschwelle schaffen", meint er. Die
Gewinnzone strebt er für das erste Halbjahr 2002 an. Die Cash-Reserven
reichen dank einer zweiten Finanzierungsrunde bis Ende 2002.
Auch die Gründer von Raba.tt haben ihr Geschäftsmodell verändert und
erweitert. Die Firma vertreibt Gutscheine über das Internet. Über die
Gewinnzone machen sich die Gründer dabei wenig Gedanken. "Man muss viel
vorschießen, wenn man wachsen will", erklärt Michael Timmermann,
Geschäftsführender Gesellschafter.
Nebenrolle für das Internet
In der Frühzeit der New Economy sorgten solche Sätze für offene
Portemonnaies bei den Investoren - ebenso wie das immer noch bestehende
strategische Ziel des Unternehmers: "Wir wollen der Coupon-Dienstleister
Nummer eins in Deutschland sein und so lange wie möglich von unserem
First-Mover-Status profitieren", so Timmermann vor einigen Tagen. Der
Börsengang in "etwa drei bis fünf Jahren" ist nicht ausgeschlossen. Das
Internet soll dann nur eine Nebenrolle spielen.
Denn Timmermann setzt vermehrt auf die Offline-Welt. Anfang August
erschien die Rabatt-Zeitung als Beilage der "Berliner Zeitung" und der "BZ".
Das Prinzip ist das gleiche wie im Internet - der Verbraucher bekommt
Coupons zum Ausschneiden und kann damit etwa beim Kauf eines VW Golfs
4000 DM sparen. Der Autohändler bezahlt diesen Coupon wie eine Anzeige.
Diese Idee ist zwar von den Anzeigenabteilungen der großen Verlagshäuser
sehr einfach zu kopieren. Timmermann lässt trotzdem "wegen der starken
Entwicklung" die Sektkorken knallen. Die Pläne für das weitere Wachstum
sind schon geschmiedet: "Wir möchten nicht beim Internet oder bei den
Zeitungen stehen bleiben, sondern auch andere Trägermedien gewinnen",
sagt Timmermann, ohne Details zu nennen. Klar ist: Das neue Projekt wird
groß.
Der erfolgreichste Onlinehändler hat nie viel Aufheben um seine Person oder
sein Unternehmen gemacht. Der Erfolg von Michael Otto, Chef des
gleichnamigen Versandhandels, zeigt, dass im Onlinehandel durchaus Geld zu
verdienen ist. Waren im Wert von 1,5 Mrd. DM hat Otto im vorigen
Geschäftsjahr über das Internet verkauft, und die Geschäfte laufen weiter
gut. Für den Versandhändler ist das Internetgeschäft nur eine weitere
Variante des Distanzhandels - und den betreibt Otto seit Jahren mit Erfolg.
Einer seiner Grundsätze: "Mich interessieren Projekte, die in drei bis fünf
Jahren zu Ergebnissen führen." Das hatte Otto im letzten Herbst im Interview
der FTD gesagt. Sein Onlinehandel hat diese Ergebnisse geliefert. Das
nächste große Projekt ist in Vorbereitung: Als Olympiabeauftragter der
Hamburger Wirtschaft wirbt er dafür, dass die Spiele 2012 nach Hamburg
kommen. Denn auch damit lässt sich, wenn man es richtig macht, gutes Geld
verdienen.
© 2001 Financial Times Deutschland
Anteilseigner müssen Restbestände verkaufen
Kleinaktionären droht der Rausschmiss
P. BLANK, C. KRÖGER, J. KOENEN
Unternehmen in Deutschland werden im kommenden Jahr
unliebsame Minderheitsaktionäre vor die Tür setzen
können. Das Squeeze-out (Herausdrängen) ist Teil des
neuen Gesetzes zur Unternehmensübernahme, das Anfang
2002 in Kraft treten soll. Danach erhalten Großaktionäre
mit über 95 % Anteil die Möglichkeit, Restaktionäre gegen
eine Abfindung zum Verkauf ihrer Anteile zu zwingen. So
wollen sie sich die Tochtergesellschaften komplett
einverleiben.
HB DÜSSELDORF. „Wir bereiten jetzt
schon Squeezeouts für mehrere
Firmen vor“, sagt Hans-Ulrich Wilsing,
Partner der Anwaltskanzlei Linklaters
Oppenhoff & Rädler in Köln. Auch die
Frankfurter Anwaltssozietät Clifford
Chance Pünder berät mehrere Firmen,
die planen, sich von kleinen
Anteilseignern zu trennen.
Als eines der ersten Unternehmen dürfte Systematics die
Neuregelung nutzen. Auch wenn es offiziell nicht bestätigt wird,
plant die Muttergesellschaft EDS, ihre Tochter mit Hilfe des
Squeeze-out von der Börse zu nehmen. Auch bei Kiekert dürfte
es recht schnell zu einer Zwangsabfindung kommen. Zuvor muss
der Eigner Schroder Venture freilich seinen Anteil von 93 % auf
95 % steigern. Die Unternehmen selbst wollen bisher nicht
sagen, ob sie planen, ihre Kleinstaktionäre zum Verkauf zu
zwingen. Man warte das Gesetz erst einmal ab und prüfe es
dann, heißt es von ABB, MAN, VW, Metro und anderen
Aktiengesellschaften.
Viele Firmen machen Übernahmeangebote
Allerdings haben viele Firmen bereits Übernahmeangebote
gemacht, um an den verbliebenen Streubesitz heranzukommen.
Analysten der Deutschen Bank vermuten, dass den
ausgeschlagenen Angeboten Zwangsmaßnahmen folgen
werden. Zum Beispiel die französische Alcatel und ihre deutsche
Tochter SEL: „Unsere ehemaligen Mitarbeiter werden sich
freiwillig nie von ihren Aktien trennen“, sagt eine
Alcatel-Sprecherin. Die BHF-Bank sieht die Situation ähnlich.
Der holländische Finanzkonzern ING, der 98 % der BHF besitzt,
will im November aber noch ein freiwilliges Abfindungsangebot
vorlegen. „Es macht einfach keinen Sinn, mit 2 % an der Börse
gehandelt zu werden“, sagt Sprecher Wilhelm Burmester. Im
nächsten Jahr könne die Anwendung der Zwangsmittel überlegt
werden.
Insgesamt kommen mehr als 30 Firmen für ein solches Delisting
via Zwangsverkauf in Frage: von Audi bis zu Dea, von Pirelli bis
zu Nestlé Deutschland. In allen Fällen stehen Kleinaktionäre
einem Großanteilseigner gegenüber – und können ihn ganz
schön piesacken. So ziehen Audi-Aktionäre VW wegen der
Gewinnabführung vor den Kadi, Vodafone muss sich
stundenlang auf Hauptversammlungen vor verbliebenen
Mannesmännern rechtfertigen, und die Anteilseigner von Alcatel
SEL verhindern die komplette Fusion mit der französischen
Mutter.
Zu hohe Kosten durch "Restaktionäre"
Lästig sind auch die Kosten für Börsenlisting, Pflichtanzeigen,
Geschäftsbericht und Hauptversammlungen. „Der
Minderheitenschutz ist in Deutschland bislang viel zu
überzogen“, meint Rechtsanwalt Wilsing. „Es wird Zeit, dass wir
uns internationalen Standards angleichen.“ Wissenschaftler von
der Universität Witten-Herdecke erwarten, dass das Gesetz
Impulse für den Umbau der Deutschland AG bringt. Übernahmen
würden damit attraktiver.
Ein Gegner des Squeeze-out ist Ekkehard Wenger,
Wirtschaftsprofessor an der Universität Würzburg und
Schrecken vieler Vorstände auf Hauptversammlungen. Die
Methode der Zwangsabfindung sei indiskutabel: „Erst enteignet
man die Aktionäre, und dann bestimmt der Hauptaktionär auch
noch die Höhe der Abfindung“, sagt Wenger, der selbst an
Gesellschaften beteiligt ist, die unter die neue Regelung fallen
könnten.
Laut Gesetzesvorlage können die Minderheitsaktionäre die Höhe
der Barabfindung jedoch anfechten. Dem Verkaufszwang
müssen sie sich allerdings fügen. Wenger fordert, dass die
Abfindung zwischen Groß- und Kleinaktionär ausgehandelt
werden muss. Transparenz ginge dabei trotzdem verloren, klagt
er: „In Wahrheit wollen sich die Unternehmen nicht länger in die
Karten schauen lassen.“
HANDELSBLATT
Kleinaktionären droht der Rausschmiss
P. BLANK, C. KRÖGER, J. KOENEN
Unternehmen in Deutschland werden im kommenden Jahr
unliebsame Minderheitsaktionäre vor die Tür setzen
können. Das Squeeze-out (Herausdrängen) ist Teil des
neuen Gesetzes zur Unternehmensübernahme, das Anfang
2002 in Kraft treten soll. Danach erhalten Großaktionäre
mit über 95 % Anteil die Möglichkeit, Restaktionäre gegen
eine Abfindung zum Verkauf ihrer Anteile zu zwingen. So
wollen sie sich die Tochtergesellschaften komplett
einverleiben.
HB DÜSSELDORF. „Wir bereiten jetzt
schon Squeezeouts für mehrere
Firmen vor“, sagt Hans-Ulrich Wilsing,
Partner der Anwaltskanzlei Linklaters
Oppenhoff & Rädler in Köln. Auch die
Frankfurter Anwaltssozietät Clifford
Chance Pünder berät mehrere Firmen,
die planen, sich von kleinen
Anteilseignern zu trennen.
Als eines der ersten Unternehmen dürfte Systematics die
Neuregelung nutzen. Auch wenn es offiziell nicht bestätigt wird,
plant die Muttergesellschaft EDS, ihre Tochter mit Hilfe des
Squeeze-out von der Börse zu nehmen. Auch bei Kiekert dürfte
es recht schnell zu einer Zwangsabfindung kommen. Zuvor muss
der Eigner Schroder Venture freilich seinen Anteil von 93 % auf
95 % steigern. Die Unternehmen selbst wollen bisher nicht
sagen, ob sie planen, ihre Kleinstaktionäre zum Verkauf zu
zwingen. Man warte das Gesetz erst einmal ab und prüfe es
dann, heißt es von ABB, MAN, VW, Metro und anderen
Aktiengesellschaften.
Viele Firmen machen Übernahmeangebote
Allerdings haben viele Firmen bereits Übernahmeangebote
gemacht, um an den verbliebenen Streubesitz heranzukommen.
Analysten der Deutschen Bank vermuten, dass den
ausgeschlagenen Angeboten Zwangsmaßnahmen folgen
werden. Zum Beispiel die französische Alcatel und ihre deutsche
Tochter SEL: „Unsere ehemaligen Mitarbeiter werden sich
freiwillig nie von ihren Aktien trennen“, sagt eine
Alcatel-Sprecherin. Die BHF-Bank sieht die Situation ähnlich.
Der holländische Finanzkonzern ING, der 98 % der BHF besitzt,
will im November aber noch ein freiwilliges Abfindungsangebot
vorlegen. „Es macht einfach keinen Sinn, mit 2 % an der Börse
gehandelt zu werden“, sagt Sprecher Wilhelm Burmester. Im
nächsten Jahr könne die Anwendung der Zwangsmittel überlegt
werden.
Insgesamt kommen mehr als 30 Firmen für ein solches Delisting
via Zwangsverkauf in Frage: von Audi bis zu Dea, von Pirelli bis
zu Nestlé Deutschland. In allen Fällen stehen Kleinaktionäre
einem Großanteilseigner gegenüber – und können ihn ganz
schön piesacken. So ziehen Audi-Aktionäre VW wegen der
Gewinnabführung vor den Kadi, Vodafone muss sich
stundenlang auf Hauptversammlungen vor verbliebenen
Mannesmännern rechtfertigen, und die Anteilseigner von Alcatel
SEL verhindern die komplette Fusion mit der französischen
Mutter.
Zu hohe Kosten durch "Restaktionäre"
Lästig sind auch die Kosten für Börsenlisting, Pflichtanzeigen,
Geschäftsbericht und Hauptversammlungen. „Der
Minderheitenschutz ist in Deutschland bislang viel zu
überzogen“, meint Rechtsanwalt Wilsing. „Es wird Zeit, dass wir
uns internationalen Standards angleichen.“ Wissenschaftler von
der Universität Witten-Herdecke erwarten, dass das Gesetz
Impulse für den Umbau der Deutschland AG bringt. Übernahmen
würden damit attraktiver.
Ein Gegner des Squeeze-out ist Ekkehard Wenger,
Wirtschaftsprofessor an der Universität Würzburg und
Schrecken vieler Vorstände auf Hauptversammlungen. Die
Methode der Zwangsabfindung sei indiskutabel: „Erst enteignet
man die Aktionäre, und dann bestimmt der Hauptaktionär auch
noch die Höhe der Abfindung“, sagt Wenger, der selbst an
Gesellschaften beteiligt ist, die unter die neue Regelung fallen
könnten.
Laut Gesetzesvorlage können die Minderheitsaktionäre die Höhe
der Barabfindung jedoch anfechten. Dem Verkaufszwang
müssen sie sich allerdings fügen. Wenger fordert, dass die
Abfindung zwischen Groß- und Kleinaktionär ausgehandelt
werden muss. Transparenz ginge dabei trotzdem verloren, klagt
er: „In Wahrheit wollen sich die Unternehmen nicht länger in die
Karten schauen lassen.“
HANDELSBLATT
Aktien der Biotech-Branche haben seit Jahresbeginn zwei Drittel an Wert
verloren
Kursverfall bei Biotech-Unternehmen
Siegfried Hofmann
Aus Sicht der Aktionäre fällt die Zwischenbilanz geradezu
verheerend aus. Mit der Baisse im Technologiebereich
sind auch die börsennotierten deutschen
Biotech-Unternehmen in den vergangenen Monaten
massiv unter Druck geraten. Im Schnitt haben sie seit
Jahresbeginn rund zwei Drittel an Wert verloren. Mehrere
Werte, darunter das Schwergewicht Qiagen, haben am
Freitag neue Tiefststände erreicht.
HB FRANKFURT/M. Fundamental
und geschäftlich lässt sich diese
Abwertung des Sektors kaum
begründen. Ein Blick auf die
Halbjahresberichte zeigt vielmehr,
dass sich schwerwiegende
Enttäuschungen in erster Linie auf
einige Gerätehersteller konzentrieren,
so warteten insbesondere Cybio und
MWG Biotech zuletzt mit verfehlten Planzahlen und revidierten
Prognosen auf.
Die stärker forschungsorientierten, typischen
Biotech-Unternehmen dagegen sind weder mit ihren Projekten
noch mit ihrem Zahlenwerk nachhaltig vom Kurs abgekommen.
Teilweise konnten sie jüngst sogar mit positiven Nachrichten
aufwarten. Die Münchner Morphosys etwa konnte vor wenigen
Wochen vorläufige Erfolge in zwei Patentverfahren gegen den
Konkurrenten CAT erringen. Medigene bearbeitet inzwischen
sieben Produkte in der klinischen Prüfung. Trotzdem wird das
Unternehmen, wie auch einige weitere Vertreter der Branche,
kaum noch höher bewertet als sein Bestand an liquiden Mitteln.
Kaum ein Unternehmen schreibt schwarze Zahlen
Auch wenn das operative Geschäft nicht unmittelbar beeinflusst
wird, bereitet die Börsenflaute dem Management der
Biotechfirmen Kopfzerbrechen. Denn angesichts des nach wie
vor hohen Cash-Verbrauchs in der Branche könnte der
Wertverfall über kurz oder lang neue Strategien in der
Finanzierung erzwingen.
Nur zwei der 15 börsennotierten Biotechfirmen – Qiagen und
Rhein Biotech – erwirtschafteten im ersten Halbjahr schwarze
Zahlen und einen positiven Finanzsaldo im operativen Geschäft.
Legt man den Finanzmittelverbrauch der Branche im ersten
Halbjahr zugrunde, reichen die vorhandenen Finanzmittel im
Durchschnitt noch für etwa drei Jahre – was im internationalen
Vergleich und auch gemessen an früheren Erfahrungen in der
Branche einer durchaus soliden Ausstattung entspricht.
Andererseits bleibt zu beachten, dass ähnlich wie in den USA
die Mittel relativ stark bei jenen Unternehmen konzentriert sind,
die den Börsenboom des vergangenen Jahres für besonders
üppige Platzierungen nutzen konnten.
Die Gewinnschwelle muss möglichst schnell erreicht
werden
Bei etlichen anderen Biotech-Vertretern, so auch bei den
Problemfällen MWG und Cybio, ist die Reichweite inzwischen
auf deutlich weniger als zwei Jahre gesunken. Diese Firmen
müssen spätestens 2002 die Gewinnschwelle erreichen oder
aber nach neuen Finanzierungsquellen Ausschau halten.
Gleichzeitig dürfte bei den Unternehmen, die auf die Entwicklung
eigener Pharmaprodukte zielen, der Liquiditätsverbrauch in den
kommenden Jahren noch spürbar zunehmen. Mehrere
Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle in dieser Hinsicht in
den vergangenen beiden Jahren schrittweise modifiziert.
Morphosys zum Beispiel will noch im Herbst eine erweiterte
Strategie präsentieren, die auf die Entwicklung eigener
Wirkstoffe zielt.
Ein solcher Einstieg in die Pharmaforschung eröffnet zwar
theoretisch große Ertragschancen, erfordert finanziell aber auch
einen längeren Atem und höheren Einsatz – insbesondere dann,
wenn entsprechende Produkte tatsächlich in die klinischen
Prüfungen gelangen. Viele Analysten zeigen sich daher
skeptisch, ob zum Beispiel ein Unternehmen wie Medigene den
Aufwand für die klinische Entwicklung seiner Produkte ohne
zusätzliche Finanzierung stemmen kann. Sollte die Börse auf
Dauer als Finanzierungsquelle ausfallen, müssen die
Unternehmen alternative Geldquellen erschließen. Das
„Partnering“ mit den etablierten Pharmaherstellern wird wohl
wieder stärker an Bedeutung gewinnen – sowohl für die
börsennotierten Biotechunternehmen als auch für jene, die
bisher vergeblich in den Startlöchern warten.
HANDELSBLATT,
verloren
Kursverfall bei Biotech-Unternehmen
Siegfried Hofmann
Aus Sicht der Aktionäre fällt die Zwischenbilanz geradezu
verheerend aus. Mit der Baisse im Technologiebereich
sind auch die börsennotierten deutschen
Biotech-Unternehmen in den vergangenen Monaten
massiv unter Druck geraten. Im Schnitt haben sie seit
Jahresbeginn rund zwei Drittel an Wert verloren. Mehrere
Werte, darunter das Schwergewicht Qiagen, haben am
Freitag neue Tiefststände erreicht.
HB FRANKFURT/M. Fundamental
und geschäftlich lässt sich diese
Abwertung des Sektors kaum
begründen. Ein Blick auf die
Halbjahresberichte zeigt vielmehr,
dass sich schwerwiegende
Enttäuschungen in erster Linie auf
einige Gerätehersteller konzentrieren,
so warteten insbesondere Cybio und
MWG Biotech zuletzt mit verfehlten Planzahlen und revidierten
Prognosen auf.
Die stärker forschungsorientierten, typischen
Biotech-Unternehmen dagegen sind weder mit ihren Projekten
noch mit ihrem Zahlenwerk nachhaltig vom Kurs abgekommen.
Teilweise konnten sie jüngst sogar mit positiven Nachrichten
aufwarten. Die Münchner Morphosys etwa konnte vor wenigen
Wochen vorläufige Erfolge in zwei Patentverfahren gegen den
Konkurrenten CAT erringen. Medigene bearbeitet inzwischen
sieben Produkte in der klinischen Prüfung. Trotzdem wird das
Unternehmen, wie auch einige weitere Vertreter der Branche,
kaum noch höher bewertet als sein Bestand an liquiden Mitteln.
Kaum ein Unternehmen schreibt schwarze Zahlen
Auch wenn das operative Geschäft nicht unmittelbar beeinflusst
wird, bereitet die Börsenflaute dem Management der
Biotechfirmen Kopfzerbrechen. Denn angesichts des nach wie
vor hohen Cash-Verbrauchs in der Branche könnte der
Wertverfall über kurz oder lang neue Strategien in der
Finanzierung erzwingen.
Nur zwei der 15 börsennotierten Biotechfirmen – Qiagen und
Rhein Biotech – erwirtschafteten im ersten Halbjahr schwarze
Zahlen und einen positiven Finanzsaldo im operativen Geschäft.
Legt man den Finanzmittelverbrauch der Branche im ersten
Halbjahr zugrunde, reichen die vorhandenen Finanzmittel im
Durchschnitt noch für etwa drei Jahre – was im internationalen
Vergleich und auch gemessen an früheren Erfahrungen in der
Branche einer durchaus soliden Ausstattung entspricht.
Andererseits bleibt zu beachten, dass ähnlich wie in den USA
die Mittel relativ stark bei jenen Unternehmen konzentriert sind,
die den Börsenboom des vergangenen Jahres für besonders
üppige Platzierungen nutzen konnten.
Die Gewinnschwelle muss möglichst schnell erreicht
werden
Bei etlichen anderen Biotech-Vertretern, so auch bei den
Problemfällen MWG und Cybio, ist die Reichweite inzwischen
auf deutlich weniger als zwei Jahre gesunken. Diese Firmen
müssen spätestens 2002 die Gewinnschwelle erreichen oder
aber nach neuen Finanzierungsquellen Ausschau halten.
Gleichzeitig dürfte bei den Unternehmen, die auf die Entwicklung
eigener Pharmaprodukte zielen, der Liquiditätsverbrauch in den
kommenden Jahren noch spürbar zunehmen. Mehrere
Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle in dieser Hinsicht in
den vergangenen beiden Jahren schrittweise modifiziert.
Morphosys zum Beispiel will noch im Herbst eine erweiterte
Strategie präsentieren, die auf die Entwicklung eigener
Wirkstoffe zielt.
Ein solcher Einstieg in die Pharmaforschung eröffnet zwar
theoretisch große Ertragschancen, erfordert finanziell aber auch
einen längeren Atem und höheren Einsatz – insbesondere dann,
wenn entsprechende Produkte tatsächlich in die klinischen
Prüfungen gelangen. Viele Analysten zeigen sich daher
skeptisch, ob zum Beispiel ein Unternehmen wie Medigene den
Aufwand für die klinische Entwicklung seiner Produkte ohne
zusätzliche Finanzierung stemmen kann. Sollte die Börse auf
Dauer als Finanzierungsquelle ausfallen, müssen die
Unternehmen alternative Geldquellen erschließen. Das
„Partnering“ mit den etablierten Pharmaherstellern wird wohl
wieder stärker an Bedeutung gewinnen – sowohl für die
börsennotierten Biotechunternehmen als auch für jene, die
bisher vergeblich in den Startlöchern warten.
HANDELSBLATT,
hallo ,
grüsse @ alle.
einfach mal so .....
grüsse @ alle.
einfach mal so .....
DSW: "90 Prozent kriminell oder unfähig"
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht das
Vertrauen in den Neuen Markt als längerfristig zerstört an. Erst zum
Jahresende rechnet der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich
Hocker, damit, dass es wieder zu einer Vertrauensbildung kommen
könnte.
Innerhalb eines Jahres verlor der Nemax50 mehr als 80 Prozent seines
Wertes. Die Verluste beliefen sich auf etwa 163 Milliarden Euro, die
entweder aus diesem Börsensegment abgezogen oder vernichtet
wurden. In den Augen der privaten Anleger sei dies eine
Kapitalvernichtung von bisher unbekanntem Ausmaß, so Hocker.
Auf den Hauptversammlungen in diesem Jahr will die DSW vor allem die
Verwendung der aus dem Börsengang erhaltenen Eigenmittel
hinterfragen. Außerdem sollen die persönlichen und wirtschaftlichen
Verbindungen und finanzielle Interessen, die Mitglieder des
Aufsichtsrates zur Gesellschaft oder zu den Hauptgesellschaftern haben,
aufgedeckt werden.
Nach Ansicht der DSW hätte die Deutsche Börse für den Neuen Markt
von Anfang an strengere Regeln vorgeben sollen. So habe die DSW
beispielsweise frühzeitig auf die Gefahr hingewiesen, dass sich
Großaktionäre nicht an Lock-up-Perioden hielten und ihre Aktien - wie im
Falle EM.TV - vorzeitig verkauft haben.
Als weitere Kritikpunkte an den Anfang des Jahres in Kraft getretenen
Regeln für den Neuen Markt nannte die DSW die aus ihrer Sicht
unzureichende Haltefrist von sechs Monaten, desweiteren sollten sich
meldepflichtige Wertpapiergeschäfte nicht nur auf Vorstände und
Aufsichtsräte beschränken sondern Familienangehörige und leitende
Mitarbeiter mit einbeziehen. Ein Schwachpunkt seien darüber hinaus, die
verhältnismäßig niedrigen Geldstrafen bei Pflichtverletzungen, die kaum
Wirkung hätten, moniert die DSW.
Vor dem Hintergrund der vielen Skandale müssen aus der Sicht der
DSW die Unternehmen des Neuen Marktes in drei Kategorien eingeteilt
werden:
„Erfolgreiche“ (nach Schätzung der DSW unter zehn Prozent der
Unternehmen),
„Missmanager“, die zum Teil aus mangelnder Kompetenz und
Unerfahrenheit auf dem Börsenparkett gescheitert seien und
„Kriminelle“.
Bei entsprechenden Verdachtsmomenten auf ein kriminelles Verhalten
will die DSW auch künftig die Möglichkeiten und Erfolgsaussichten eines
gerichtlichen Vorgehens prüfen.
Delisting: Ab Montag wird es ernst
Mindestens 40 "Penny-Stocks" vorwiegend aus der Internet- und
Softwarebranche droht wegen der Einführung der verschärften
Regeln am heutigen Montag der Ausschluss vom Neuen Markt.
Aktionärsschützer halten die Regeln für überfällig.
40 weitere Firmen, die derzeit zwischen einem und zwei Euro notieren,
stünden "auf der Kippe", sagte der New Economy-Experte Markus Straub
von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in einem Gespräch
mit dpa-AFX.
Insgesamt umfasst der einstige Wachstumsmarkt 340 Werte. Innerhalb der
nächsten drei bis fünf Jahre werde der Neue Markt aber um die Hälfte
schrumpfen, prognostiziert Straub. Mindestens 15 der vom Ausschluss
bedrohten Unternehmen werde es schon in einem halben Jahr nicht mehr
geben. Nach der Einführung der "Penny-Stock"-Regeln sei zudem für lange
Zeit nicht mit Neuemissionen zu rechnen.
Klagen gegen Sofortvollzug der Regeln
Ab Montag werden nach dem Konzept der Deutschen Börse die Aktien am
Neuen Markt verschärft beobachtet werden. Auf dem Prüfstand stehen
Unternehmen, deren Aktienkurs an 30 aufeinander folgenden Börsentagen
den Kurs von einem Euro unterschreitet und deren Marktkapitalisierung
zugleich unter 20 Mio. Euro sinkt. 90 Handelstage haben die Unternehmen
daraufhin Zeit, ihren Kurs zu konsolidieren. Schaffen die Billigaktien die
Grenzwerte an 15 aufeinander folgenden Tagen nicht, bedeutet das den
Ausschluss aus dem Neuen Markt.
Die SdK hält diese Regelung für überfällig. Es sei ein "Geburtsfehler" des
Neuen Marktes gewesen, keine "Exit-Lösung" festzuschreiben, sagte
Straub. Allerdings kritisierte er die Art der Einführung. Nachdem die Firmen
Advanced Medien und Foris erfolgreich gegen eine sofortige Anwendung
der Regelung ab Oktober geklagt hatten, gilt für sie ein halbes Jahr
Aufschub. Straub nannte es "unerträglich", dass unterschiedliche Regeln in
einem Marktsegment herrschen. "Das bringt dem Neuen Markt kein
besseres Image", sagte er.
© dpa
Mindestens 40 "Penny-Stocks" vorwiegend aus der Internet- und
Softwarebranche droht wegen der Einführung der verschärften
Regeln am heutigen Montag der Ausschluss vom Neuen Markt.
Aktionärsschützer halten die Regeln für überfällig.
40 weitere Firmen, die derzeit zwischen einem und zwei Euro notieren,
stünden "auf der Kippe", sagte der New Economy-Experte Markus Straub
von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in einem Gespräch
mit dpa-AFX.
Insgesamt umfasst der einstige Wachstumsmarkt 340 Werte. Innerhalb der
nächsten drei bis fünf Jahre werde der Neue Markt aber um die Hälfte
schrumpfen, prognostiziert Straub. Mindestens 15 der vom Ausschluss
bedrohten Unternehmen werde es schon in einem halben Jahr nicht mehr
geben. Nach der Einführung der "Penny-Stock"-Regeln sei zudem für lange
Zeit nicht mit Neuemissionen zu rechnen.
Klagen gegen Sofortvollzug der Regeln
Ab Montag werden nach dem Konzept der Deutschen Börse die Aktien am
Neuen Markt verschärft beobachtet werden. Auf dem Prüfstand stehen
Unternehmen, deren Aktienkurs an 30 aufeinander folgenden Börsentagen
den Kurs von einem Euro unterschreitet und deren Marktkapitalisierung
zugleich unter 20 Mio. Euro sinkt. 90 Handelstage haben die Unternehmen
daraufhin Zeit, ihren Kurs zu konsolidieren. Schaffen die Billigaktien die
Grenzwerte an 15 aufeinander folgenden Tagen nicht, bedeutet das den
Ausschluss aus dem Neuen Markt.
Die SdK hält diese Regelung für überfällig. Es sei ein "Geburtsfehler" des
Neuen Marktes gewesen, keine "Exit-Lösung" festzuschreiben, sagte
Straub. Allerdings kritisierte er die Art der Einführung. Nachdem die Firmen
Advanced Medien und Foris erfolgreich gegen eine sofortige Anwendung
der Regelung ab Oktober geklagt hatten, gilt für sie ein halbes Jahr
Aufschub. Straub nannte es "unerträglich", dass unterschiedliche Regeln in
einem Marktsegment herrschen. "Das bringt dem Neuen Markt kein
besseres Image", sagte er.
© dpa
Nemax am Abend: Kabel New Media fliegt raus
Von Peter Kleinort und Dirk Heitkötter, Hamburg
Der Neuen Markt hat am Abend Gewinne verzeichnet. Kabel Mew
Media fliegt als erstes Unternehmen aus dem Nemax All Share
heraus.
Der Nemax 50 notierte 781 Punkten bei einem Plus von 0,81 Prozent.
Der Nemax All Share gewann 0,51 Prozent auf 821 Zähler. In Punkten
ausgedrückt stehe der Neue Markt fast unverändert, sagte
Guiseppe-Guido Amato von Lang & Schwarz. Es sei wenig los: Alles
warte darauf, ob Alan Greenspan in den USA erneut die Zinsen senke.
Es gebe kaum Nachrichten und noch weniger Käufer. Schließlich sei am
Mittwoch in Deutschland ein Feiertag, da hätten bereits heute viele
frei genommen.
Darüber hinaus prägten nach wie vor die Sorgen vor einem
US-Militärschlag die Stimmung der Börsianer - aber auch die Sorge vor
weiteren Gewinnwarnungen. Es sei nicht absehbar, wann die
konjunkturelle Schwäche vorüber sein werde. Zwar gebe es zunächst
wenige Unternehmensmeldungen, aber die Berichtssaison beginne
erst. Vor allem der Ausblick der Unternehmen - und "weniger die
nackten Zahlen" - stünden dabei im Mittelpunkt, denn bisher hatten
viele Unternehmen für 2002 Ertragssteigerungen prognostiziert. "Da
wird es noch die eine oder andere Revision geben", sagte der
Börsianer.
Die Gewinnwarnung von US-Computerhersteller Compaq hat auf die
Chip-Broker Auswirkungen, sagte ein Düsseldorfer Händler. Am Neuen
Markt hätten vor allem ACG und Aixtron dasselbe Problem wie
Compaq: ACG notierten 7,03 Prozent im Minus bei 3,44 Euro. Aixtron
hingegen legten zu, nachdem das Unternehmen seine Ziele für 2001
bestätigt hatte. "Das dritte Quartal ist unseren Erwartungen
entsprechend verlaufen, und wir werden auch das Jahr genauso
abschließen, wie wir das vorausgesagt haben", sagte Vorstand Kim
Schindelhauer am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die
Papiere gewannen 1,40 Prozent auf 17,35 Euro.
Medigene legt kräftig zu
Die Aktie des Biotechnologie-Unternehmens Medigene profitierte am
Dienstag unter anderem von einer Kooperation mit dem Deutschen
Krebsforschungszentrum. Der Titel stieg um 28,38 Prozent auf 13,30
Euro. Die Kooperation trage zur freundlichen Tendenz der Aktie bei,
sagte ein Händler einer Frankfurter Großbank.
Gewinner waren auch Grenkeleasing mit plus 18,76 Prozent auf 15,32
Euro. Das Leasing-Unternehmen hat in den ersten neun Monaten des
Geschäftsjahres 2001 sein Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr
deutlich gesteigert.
Mit dem Internet-Dienstleister Kabel New Media ist die erste
Pleitefirma vom Neuen Markt gestrichen. Als Grund nannte die
Deutsche Börse am Dienstag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens
und Verstößen gegen Börsenregeln. Der Rauswurf des Hamburger
Unternehmens erfolge zum 2. November. Die Zulassung zum
Geregelten Markt sei von dieser Entscheidung unberührt. Seit dieser
Woche gelten am Neuen Markt verschärfte Regeln. Sie ermöglichen
nach bestimmten Fristen die Streichung von Billig-Aktien unter einem
Euro und insolventen Firmen.
Der angeschlagene Internet-Dienstleister Popnet (plus 6,67 Prozent
auf 0,32 Euro) hat die Commerzbank als Betreuerbank (Designated
Sponsor) verloren. Aufgrund der erheblichen Veränderung der
Vermögenslage von Popnet sei die rechtliche Grundlage für diesen
Schritt gegeben gewesen, teilte das am Neuen Markt gelistete
Unternehmen mit. Popnet wolle nun unverzüglich in Verhandlungen
mit relevanten Partnern treten, um erneut die Regularien des Neuen
Marktes zu erfüllen, die zwei Betreuerbanken vorsehen
Von Peter Kleinort und Dirk Heitkötter, Hamburg
Der Neuen Markt hat am Abend Gewinne verzeichnet. Kabel Mew
Media fliegt als erstes Unternehmen aus dem Nemax All Share
heraus.
Der Nemax 50 notierte 781 Punkten bei einem Plus von 0,81 Prozent.
Der Nemax All Share gewann 0,51 Prozent auf 821 Zähler. In Punkten
ausgedrückt stehe der Neue Markt fast unverändert, sagte
Guiseppe-Guido Amato von Lang & Schwarz. Es sei wenig los: Alles
warte darauf, ob Alan Greenspan in den USA erneut die Zinsen senke.
Es gebe kaum Nachrichten und noch weniger Käufer. Schließlich sei am
Mittwoch in Deutschland ein Feiertag, da hätten bereits heute viele
frei genommen.
Darüber hinaus prägten nach wie vor die Sorgen vor einem
US-Militärschlag die Stimmung der Börsianer - aber auch die Sorge vor
weiteren Gewinnwarnungen. Es sei nicht absehbar, wann die
konjunkturelle Schwäche vorüber sein werde. Zwar gebe es zunächst
wenige Unternehmensmeldungen, aber die Berichtssaison beginne
erst. Vor allem der Ausblick der Unternehmen - und "weniger die
nackten Zahlen" - stünden dabei im Mittelpunkt, denn bisher hatten
viele Unternehmen für 2002 Ertragssteigerungen prognostiziert. "Da
wird es noch die eine oder andere Revision geben", sagte der
Börsianer.
Die Gewinnwarnung von US-Computerhersteller Compaq hat auf die
Chip-Broker Auswirkungen, sagte ein Düsseldorfer Händler. Am Neuen
Markt hätten vor allem ACG und Aixtron dasselbe Problem wie
Compaq: ACG notierten 7,03 Prozent im Minus bei 3,44 Euro. Aixtron
hingegen legten zu, nachdem das Unternehmen seine Ziele für 2001
bestätigt hatte. "Das dritte Quartal ist unseren Erwartungen
entsprechend verlaufen, und wir werden auch das Jahr genauso
abschließen, wie wir das vorausgesagt haben", sagte Vorstand Kim
Schindelhauer am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die
Papiere gewannen 1,40 Prozent auf 17,35 Euro.
Medigene legt kräftig zu
Die Aktie des Biotechnologie-Unternehmens Medigene profitierte am
Dienstag unter anderem von einer Kooperation mit dem Deutschen
Krebsforschungszentrum. Der Titel stieg um 28,38 Prozent auf 13,30
Euro. Die Kooperation trage zur freundlichen Tendenz der Aktie bei,
sagte ein Händler einer Frankfurter Großbank.
Gewinner waren auch Grenkeleasing mit plus 18,76 Prozent auf 15,32
Euro. Das Leasing-Unternehmen hat in den ersten neun Monaten des
Geschäftsjahres 2001 sein Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr
deutlich gesteigert.
Mit dem Internet-Dienstleister Kabel New Media ist die erste
Pleitefirma vom Neuen Markt gestrichen. Als Grund nannte die
Deutsche Börse am Dienstag die Eröffnung des Insolvenzverfahrens
und Verstößen gegen Börsenregeln. Der Rauswurf des Hamburger
Unternehmens erfolge zum 2. November. Die Zulassung zum
Geregelten Markt sei von dieser Entscheidung unberührt. Seit dieser
Woche gelten am Neuen Markt verschärfte Regeln. Sie ermöglichen
nach bestimmten Fristen die Streichung von Billig-Aktien unter einem
Euro und insolventen Firmen.
Der angeschlagene Internet-Dienstleister Popnet (plus 6,67 Prozent
auf 0,32 Euro) hat die Commerzbank als Betreuerbank (Designated
Sponsor) verloren. Aufgrund der erheblichen Veränderung der
Vermögenslage von Popnet sei die rechtliche Grundlage für diesen
Schritt gegeben gewesen, teilte das am Neuen Markt gelistete
Unternehmen mit. Popnet wolle nun unverzüglich in Verhandlungen
mit relevanten Partnern treten, um erneut die Regularien des Neuen
Marktes zu erfüllen, die zwei Betreuerbanken vorsehen
Gründer von MB Software verhaftet
Der Gründer der Hamelner MB Software, Bernhard Mursch, bleibt zunächst in Untersuchungshaft. Es bestehe Fluchtgefahr, sagt die
Staatsanwaltschaft.
Mursch werde Untreue in 16 Fällen zum Nachteil des Unternehmens vorgeworfen, sagte Staatsanwältin Jutta Rosendahl am Dienstag in
Hannover und bestätigte damit einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
Wegen Fluchtgefahr bleibe Mursch auch nach dem Haftprüfungstermin, der am Montag stattgefunden hatte, in Untersuchungshaft.
Mursch wurde bereits vor einer Woche auf dem Flughafen Langenhagen festgenommen. Gegen MB Software läuft ein
Insolvenzverfahren.
Quelle: http://www.ftd.de/tm/hs/FTDI6PZ8LSC.html?nv=hpm
Der Gründer der Hamelner MB Software, Bernhard Mursch, bleibt zunächst in Untersuchungshaft. Es bestehe Fluchtgefahr, sagt die
Staatsanwaltschaft.
Mursch werde Untreue in 16 Fällen zum Nachteil des Unternehmens vorgeworfen, sagte Staatsanwältin Jutta Rosendahl am Dienstag in
Hannover und bestätigte damit einen Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
Wegen Fluchtgefahr bleibe Mursch auch nach dem Haftprüfungstermin, der am Montag stattgefunden hatte, in Untersuchungshaft.
Mursch wurde bereits vor einer Woche auf dem Flughafen Langenhagen festgenommen. Gegen MB Software läuft ein
Insolvenzverfahren.
Quelle: http://www.ftd.de/tm/hs/FTDI6PZ8LSC.html?nv=hpm
.
B I O D A T A
Doppeltes Ungemach
Dem Unternehmen steht eine Strafanzeige und eine Schadensersatz-Klage
ins Haus. Die Münchner Kanzlei Rotter wirft dem Vorstand vor, die
Anleger getäuscht zu haben.
Frankfurt - Nun wird auch Biodata ein Fall für die Juristen. Der Münchener
Rechtsanwalt Klaus Rotter, der bereits die Klage eines geprellten
Infomatec-Anlegers erfolgreich vertreten hatte, will in den kommenden
Tagen Strafanzeige gegen das Software-Unternehmen einreichen.
Außerdem bereitet er derzeit eine Schadensersatzklage gegen das
Unternehmen vor.
(http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,162889,00.…
-
Doppeltes Ungemach
Dem Unternehmen steht eine Strafanzeige und eine Schadensersatz-Klage
ins Haus. Die Münchner Kanzlei Rotter wirft dem Vorstand vor, die
Anleger getäuscht zu haben.
Frankfurt - Nun wird auch Biodata ein Fall für die Juristen. Der Münchener
Rechtsanwalt Klaus Rotter, der bereits die Klage eines geprellten
Infomatec-Anlegers erfolgreich vertreten hatte, will in den kommenden
Tagen Strafanzeige gegen das Software-Unternehmen einreichen.
Außerdem bereitet er derzeit eine Schadensersatzklage gegen das
Unternehmen vor.
(http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,162889,00.…
-
ftd.de, Mo, 22.10.2001, 14:11, aktualisiert: Mo, 22.10.2001, 16:08
Metabox: Ohne Investoren wird es eng
Der skandalgeschüttelten Hildesheimer Metabox steht das Wasser
bis zum Hals. Bis zur Hauptversammlung in gut einer Woche muss
das Unternehmen sieben Mio. DM von Investoren einwerben, um
die Eröffnung des Insolvenzverfahrens abzuwenden.
Anschließend sind nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters
Michael Graaff vom Montag in Frankfurt weitere zehn Mio. DM nötig.
Stehen die sieben Mio. DM bis zum 30. Oktober nicht zur Verfügung,
sei die Eröffnung des Insolvenzverfahrens unvermeidbar, hieß es.
Die Gespräche mit potenziellen Investoren hätten bisher noch zu
keinem konkreten Ergebnis geführt, sagte der Vorstandsvorsitzende
Herbert Steinhauer. "Wir arbeiten daran mit Hochdruck". Metabox
rutschte im ersten Halbjahr 2001 mit einem ausgewiesenen
Nettoverlust von 45 Mio. DM (23 Mio. Euro) weiter in die roten Zahlen.
Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58 Prozent
auf elf Mio. DM ein. Seit Ende Juni seien praktisch keine Erlöse mehr
erzielt worden, sagte Steinhauer.
Mehrere Fehlschläge bei Suche nach Investoren
Der Hersteller von Set-Top-Boxen für multimediales Fernsehen hatte
am 22. Mai Insolvenzantrag gestellt. Um den Betrieb bis zur
Hauptversammlung zu gewährleisten, nahm das Unternehmen ein
privates Darlehen in Höhe von zwei Mio. DM in Anspruch. Das Geld war
damals nur mit großen Problemen zusammengekommen. Metabox
musste bei der Suche nach Investoren mehrere Fehlschläge
hinnehmen.
Damit Verfahrenkosten und andere Rechnungen gedeckt werden
können, seien nun insgesamt 17 Mio. DM notwendig, betonte
Rechtsanwalt Graaff. Derzeit habe Metabox noch 900.000 DM in der
Kasse. Die Hauptversammlung in der nächsten Woche solle die
notwendigen Kapitalmaßnahmen absegnen.
Steinhauer räumt schwere Fehler ein
Steinhauer entschuldigte sich für die Verzögerungen bei der
Bilanzvorlage und räumte schwere Fehler ein. Der Jahresbericht war
vor gut zehn Tagen mit fast sechsmonatiger Verspätung veröffentlicht
worden. Unterschiedliche Buchführungen hätten dazu geführt, dass
das Unternehmen im Geschäftsbericht 2000 und in den
Quartalsberichten abweichende Zahlen angegeben hatte.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen machte in ihrem
Testat der Bilanz mehrere Einschränkungen. Diese Zweifel habe
Metabox inzwischen ausgeräumt oder halte sie für unbegründet,
sagte Steinhauer. Der Kurs der am Neuen Markt notierten Aktie ging
bis zum Nachmittag leicht um einen Cent auf 0,69 Euro zurück. Der
Höchststand im Juli 2000 lag noch bei 42,20 Euro.
Falls Rettung: Metabox will nur noch als Lizenzgeber auftreten
Metabox will im Fall einer Rettung künftig die digitalen Boxen auch
nicht mehr selbst fertigen, sondern nur noch als Lizenzgeber
auftreten. Dadurch könnten Produktionskosten eingespart werden,
sagte Steinhauer. Das bereits im Vorjahr angekündigte Produkt
"Metabox 1000" soll Anfang 2002 endgültig serienreif sein.
Im Geschäftsbericht hatte Steinhauer noch eine Produktionsreife des
Gerätes bis Ende November in Aussicht gestellt. Die Verzögerungen
seien entstanden, weil Kunden spezielle Anwendungen wünschten.
Gegen Vorstandsmitglied Stefan Domgyer, früher Sprecher des
Gremiums, läuft nach eigenen Angaben weiterhin ein
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Die Behörde verfolgt
den Verdacht der falschen Information der Kapitalmärkte.
© dpa
Metabox: Ohne Investoren wird es eng
Der skandalgeschüttelten Hildesheimer Metabox steht das Wasser
bis zum Hals. Bis zur Hauptversammlung in gut einer Woche muss
das Unternehmen sieben Mio. DM von Investoren einwerben, um
die Eröffnung des Insolvenzverfahrens abzuwenden.
Anschließend sind nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters
Michael Graaff vom Montag in Frankfurt weitere zehn Mio. DM nötig.
Stehen die sieben Mio. DM bis zum 30. Oktober nicht zur Verfügung,
sei die Eröffnung des Insolvenzverfahrens unvermeidbar, hieß es.
Die Gespräche mit potenziellen Investoren hätten bisher noch zu
keinem konkreten Ergebnis geführt, sagte der Vorstandsvorsitzende
Herbert Steinhauer. "Wir arbeiten daran mit Hochdruck". Metabox
rutschte im ersten Halbjahr 2001 mit einem ausgewiesenen
Nettoverlust von 45 Mio. DM (23 Mio. Euro) weiter in die roten Zahlen.
Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58 Prozent
auf elf Mio. DM ein. Seit Ende Juni seien praktisch keine Erlöse mehr
erzielt worden, sagte Steinhauer.
Mehrere Fehlschläge bei Suche nach Investoren
Der Hersteller von Set-Top-Boxen für multimediales Fernsehen hatte
am 22. Mai Insolvenzantrag gestellt. Um den Betrieb bis zur
Hauptversammlung zu gewährleisten, nahm das Unternehmen ein
privates Darlehen in Höhe von zwei Mio. DM in Anspruch. Das Geld war
damals nur mit großen Problemen zusammengekommen. Metabox
musste bei der Suche nach Investoren mehrere Fehlschläge
hinnehmen.
Damit Verfahrenkosten und andere Rechnungen gedeckt werden
können, seien nun insgesamt 17 Mio. DM notwendig, betonte
Rechtsanwalt Graaff. Derzeit habe Metabox noch 900.000 DM in der
Kasse. Die Hauptversammlung in der nächsten Woche solle die
notwendigen Kapitalmaßnahmen absegnen.
Steinhauer räumt schwere Fehler ein
Steinhauer entschuldigte sich für die Verzögerungen bei der
Bilanzvorlage und räumte schwere Fehler ein. Der Jahresbericht war
vor gut zehn Tagen mit fast sechsmonatiger Verspätung veröffentlicht
worden. Unterschiedliche Buchführungen hätten dazu geführt, dass
das Unternehmen im Geschäftsbericht 2000 und in den
Quartalsberichten abweichende Zahlen angegeben hatte.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen machte in ihrem
Testat der Bilanz mehrere Einschränkungen. Diese Zweifel habe
Metabox inzwischen ausgeräumt oder halte sie für unbegründet,
sagte Steinhauer. Der Kurs der am Neuen Markt notierten Aktie ging
bis zum Nachmittag leicht um einen Cent auf 0,69 Euro zurück. Der
Höchststand im Juli 2000 lag noch bei 42,20 Euro.
Falls Rettung: Metabox will nur noch als Lizenzgeber auftreten
Metabox will im Fall einer Rettung künftig die digitalen Boxen auch
nicht mehr selbst fertigen, sondern nur noch als Lizenzgeber
auftreten. Dadurch könnten Produktionskosten eingespart werden,
sagte Steinhauer. Das bereits im Vorjahr angekündigte Produkt
"Metabox 1000" soll Anfang 2002 endgültig serienreif sein.
Im Geschäftsbericht hatte Steinhauer noch eine Produktionsreife des
Gerätes bis Ende November in Aussicht gestellt. Die Verzögerungen
seien entstanden, weil Kunden spezielle Anwendungen wünschten.
Gegen Vorstandsmitglied Stefan Domgyer, früher Sprecher des
Gremiums, läuft nach eigenen Angaben weiterhin ein
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. Die Behörde verfolgt
den Verdacht der falschen Information der Kapitalmärkte.
© dpa
Die Deutsche Börse und der Neue Markt;Fortsetzung einer Serie von Pleiten,Pech und Pannen...
ABENTEUERLICH!!!
Delisting-Regeln: Richtungsweisender Erfolg gegen Deutsche Börse
Von Heino Reents, Hamburg
Schwere Schlappe für die Deutsche Börse: Der Software-Anbieter Prout ist per Gerichtsbeschluss als bisher einziges Neue-Markt-Unternehmen dauerhaft von den Delisting-Regeln ausgenommen.
Mit der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Frankfurt hätten die zum 1. Oktober neu eingeführten Delisting-Vorschriften der Deutschen Börse dauerhaft keine Auswirkungen auf Prout, sagte der Gerichtssprecher der Online-Ausgabe der FTD. Damit habe das Gericht in vollem Umfang dem Antrag des Darmstädter Unternehmens entsprochen. Eine Sprecherin der Börse wollte den Sachverhalt nicht kommentieren und verwies darauf, dass die Urteilsbegründung noch nicht vorliege.
Nach Angaben des Landgerichts hat Prout im Gegensatz zu den meisten anderen Unternehmen am Neuen Markt keine sogenannte Unterwerfungserklärung der Deutschen Börse unterzeichnet. Das bedeute, dass Änderungen des Regelwerks nur mit Zustimmung des Unternehmens erfolgen dürfe. Es seien noch rund 15 Verfahren in dieser Sache gegen die Deutsche Börse anhängig, so der Sprecher.
Teamwork wollte nur ein Jahr Aufschub
Eine ähnliche Gerichtsentscheidung gab es vor einigen Tagen bereits bei Teamwork. Dem Unternehmen wurde eine Fristverlängerung von einem Jahr gewährt. "Theoretisch hätte Teamwork auch einen unbegrenzten Aufschub bekommen können. Das Unternehmen wollte aber nur ein Jahr", sagte der Gerichtssprecher.
Die Deutsche Börse kann gegen den Gerichtsbeschluss Einspruch erheben. "Wenn die Deutsche Börse Widerspruch einlegt, gehen wir davon aus, dass es zu einem Hauptverfahren kommt", sagte Prout-Vorstandsmitglied Günter Laukhardt. Für Prout sei es sehr wichtig, aus dem Kreis der möglichen Delisting-Kandidaten herausgekommen zu sein. Die Prout-Aktie stieg am Freitagvormittag in der Spitze um über 50 Prozent auf 1,55 Euro.
Mit Prout haben inzwischen 15 der am Neuen Markt gelisteten Unternehmen einen Aufschub beziehungsweise eine Aussetzung der Delisting-Regeln für sich erwirkt. Zuvor hatten bereits Foris, Advanced Medien, Abacho, Telesens, Heiler Software, Blue C, Digital Advertising, Kinowelt, Travel24.com, VIZRT, CPU Softwarehouse und Aeco eine entsprechende Einstweilige Verfügung mit einem Fristverlängerung um ein halbes Jahr vor dem Landgericht Frankfurt erreicht. Die GFN AG hat nach Angaben eines Unternehmensvertreters ebenfalls einen entsprechenden Antrag bei Gericht eingereicht.
Ausschluss droht
Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse sehen vor, dass Unternehmen, deren Aktien längere Zeit unter einem Euro gehandelt werden und deren Marktkapitalisierung dauerhaft unter 20 Mio. Euro liegt, vom Neuen Markt ausgeschlossen werden. Nach den seit 1. Oktober geltenden Regeln werden auch insolvente Firmen vom Neuen Markt ausgeschlossen.
© 2001 Financial Times Deutschland
ABENTEUERLICH!!!
Delisting-Regeln: Richtungsweisender Erfolg gegen Deutsche Börse
Von Heino Reents, Hamburg
Schwere Schlappe für die Deutsche Börse: Der Software-Anbieter Prout ist per Gerichtsbeschluss als bisher einziges Neue-Markt-Unternehmen dauerhaft von den Delisting-Regeln ausgenommen.
Mit der einstweiligen Verfügung des Landgerichts Frankfurt hätten die zum 1. Oktober neu eingeführten Delisting-Vorschriften der Deutschen Börse dauerhaft keine Auswirkungen auf Prout, sagte der Gerichtssprecher der Online-Ausgabe der FTD. Damit habe das Gericht in vollem Umfang dem Antrag des Darmstädter Unternehmens entsprochen. Eine Sprecherin der Börse wollte den Sachverhalt nicht kommentieren und verwies darauf, dass die Urteilsbegründung noch nicht vorliege.
Nach Angaben des Landgerichts hat Prout im Gegensatz zu den meisten anderen Unternehmen am Neuen Markt keine sogenannte Unterwerfungserklärung der Deutschen Börse unterzeichnet. Das bedeute, dass Änderungen des Regelwerks nur mit Zustimmung des Unternehmens erfolgen dürfe. Es seien noch rund 15 Verfahren in dieser Sache gegen die Deutsche Börse anhängig, so der Sprecher.
Teamwork wollte nur ein Jahr Aufschub
Eine ähnliche Gerichtsentscheidung gab es vor einigen Tagen bereits bei Teamwork. Dem Unternehmen wurde eine Fristverlängerung von einem Jahr gewährt. "Theoretisch hätte Teamwork auch einen unbegrenzten Aufschub bekommen können. Das Unternehmen wollte aber nur ein Jahr", sagte der Gerichtssprecher.
Die Deutsche Börse kann gegen den Gerichtsbeschluss Einspruch erheben. "Wenn die Deutsche Börse Widerspruch einlegt, gehen wir davon aus, dass es zu einem Hauptverfahren kommt", sagte Prout-Vorstandsmitglied Günter Laukhardt. Für Prout sei es sehr wichtig, aus dem Kreis der möglichen Delisting-Kandidaten herausgekommen zu sein. Die Prout-Aktie stieg am Freitagvormittag in der Spitze um über 50 Prozent auf 1,55 Euro.
Mit Prout haben inzwischen 15 der am Neuen Markt gelisteten Unternehmen einen Aufschub beziehungsweise eine Aussetzung der Delisting-Regeln für sich erwirkt. Zuvor hatten bereits Foris, Advanced Medien, Abacho, Telesens, Heiler Software, Blue C, Digital Advertising, Kinowelt, Travel24.com, VIZRT, CPU Softwarehouse und Aeco eine entsprechende Einstweilige Verfügung mit einem Fristverlängerung um ein halbes Jahr vor dem Landgericht Frankfurt erreicht. Die GFN AG hat nach Angaben eines Unternehmensvertreters ebenfalls einen entsprechenden Antrag bei Gericht eingereicht.
Ausschluss droht
Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse sehen vor, dass Unternehmen, deren Aktien längere Zeit unter einem Euro gehandelt werden und deren Marktkapitalisierung dauerhaft unter 20 Mio. Euro liegt, vom Neuen Markt ausgeschlossen werden. Nach den seit 1. Oktober geltenden Regeln werden auch insolvente Firmen vom Neuen Markt ausgeschlossen.
© 2001 Financial Times Deutschland
So erstmal die besten Grüsse @ ALL!
Hier nachfolgend ein Nachtrag zu Lipro;
Aktie stürzt wieder ab
Insolvenzverwalter wirft Lipro Betrug vor
Das insolvente Berliner Softwarehaus Lipro steht unter Betrugsverdacht. Nach den Worten des Insolvenzverwalters Peter Leonhardt wurden Vermögen verschoben und Konten verschwiegen.
va BERLIN. Er befürchte, dass das Vermögen „beiseitegeschafft und verheimlicht wurde“, stellte Leonhardt in einem Zwischenbericht an das Amtsgericht Charlottenburg fest. Die bisherigen Informationen der Verantwortlichen der Lipro AG seien im wesentlichen falsch. Eine Stellungnahme des am Neuen Markt notierten Unternehmens war gestern nicht zu erhalten.
Das Unternehmen ist laut Leonhard seit Juli „ausgehöhlt“ worden. Obwohl mehrere Krankenkassen einen Insolvenzantrag gestellt hätten – wegen Rückständen von rund 2,7 Mill. DM –, habe Lipro noch über Verhandlungen mit einem „angeblichen“ ausländischen Investor berichtet. Dieser sei Leonhardt nie begegnet. In der Zeit habe das Management auch Vermögensgegenstände der Lipro auf andere Gesellschaften übertragen, die zum Teil im Handelsregister nicht eingetragen seien. Mittlerweile spreche vieles für die endgültige Liquidierung des Unternehmens, sagte Leonhardt dem Handelsblatt.
Lipro-Intraday-Chart
Der Kurs der am Neuen Markt notierten Lipro-Aktie war in den vergangenen Tagen durch spekulative Käufe stark gestiegen. Gestern fiel die Aktie zwischenzeitlich um über 26 % auf 0,31 Euro.
Das Unternehmen hat schon seit Anfang des Jahres gravierende Liquiditätsprobleme, nachdem erhoffte Kredite nicht erteilt wurden. Bereits seit März zahlte Lipro Teilen seiner Belegschaft – derzeit sind es noch rund 100 Mitarbeiter – kein Gehalt mehr. Die Firma hatte im Juni den Einstieg von Investoren aus Schweden und den USA angekündigt. Diese sollten Lipro zusammen mit den Ländern Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Finanzspritze von rund 28 Mill. DM verpassen. Sie ist nie gezahlt worden.
HANDELSBLATT, Dienstag, 16. Oktober 2001
Hier nachfolgend ein Nachtrag zu Lipro;
Aktie stürzt wieder ab
Insolvenzverwalter wirft Lipro Betrug vor
Das insolvente Berliner Softwarehaus Lipro steht unter Betrugsverdacht. Nach den Worten des Insolvenzverwalters Peter Leonhardt wurden Vermögen verschoben und Konten verschwiegen.
va BERLIN. Er befürchte, dass das Vermögen „beiseitegeschafft und verheimlicht wurde“, stellte Leonhardt in einem Zwischenbericht an das Amtsgericht Charlottenburg fest. Die bisherigen Informationen der Verantwortlichen der Lipro AG seien im wesentlichen falsch. Eine Stellungnahme des am Neuen Markt notierten Unternehmens war gestern nicht zu erhalten.
Das Unternehmen ist laut Leonhard seit Juli „ausgehöhlt“ worden. Obwohl mehrere Krankenkassen einen Insolvenzantrag gestellt hätten – wegen Rückständen von rund 2,7 Mill. DM –, habe Lipro noch über Verhandlungen mit einem „angeblichen“ ausländischen Investor berichtet. Dieser sei Leonhardt nie begegnet. In der Zeit habe das Management auch Vermögensgegenstände der Lipro auf andere Gesellschaften übertragen, die zum Teil im Handelsregister nicht eingetragen seien. Mittlerweile spreche vieles für die endgültige Liquidierung des Unternehmens, sagte Leonhardt dem Handelsblatt.
Lipro-Intraday-Chart
Der Kurs der am Neuen Markt notierten Lipro-Aktie war in den vergangenen Tagen durch spekulative Käufe stark gestiegen. Gestern fiel die Aktie zwischenzeitlich um über 26 % auf 0,31 Euro.
Das Unternehmen hat schon seit Anfang des Jahres gravierende Liquiditätsprobleme, nachdem erhoffte Kredite nicht erteilt wurden. Bereits seit März zahlte Lipro Teilen seiner Belegschaft – derzeit sind es noch rund 100 Mitarbeiter – kein Gehalt mehr. Die Firma hatte im Juni den Einstieg von Investoren aus Schweden und den USA angekündigt. Diese sollten Lipro zusammen mit den Ländern Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Finanzspritze von rund 28 Mill. DM verpassen. Sie ist nie gezahlt worden.
HANDELSBLATT, Dienstag, 16. Oktober 2001
Biodata: Schadensersatz von Ex-Vorstand gefordert
Der IT-Sicherheitsspezialist Biodata AG will gegen seine ehemaligen Vorstände Tan Siekmann und Stefan Schrapps Schadensersatzansprüche geltend machen. Der eingeforderte Anspruch liege bei 4,415 Millionen Dollar, teilte das am Neuen Markt gelistete Unternehmen mit.
Im August vergangenen Jahres hätten die beiden früheren Vorstände einen Großauftrag in Australien über Firewalls mit einem Volumen von insgesamt 20 Millionen Euro Umsatz jährlich gemeldet. Obwohl dieser durch zwei Bedingungsklauseln nicht zustande gekommen sei, hätten Siekmann und Schraps Aufträge zur Produktion der vermeintlich bestellten Geräte veranlasst. Hieraus sei Biodata ein vermeidbarer Schaden von 4,415 Millionen Dollar entstanden.
Die Mitteilung dieses Geschäfts, die Produktionaufträge und die nicht rechtzeitige Stornierung seien in vollem Umfang den beiden ehemaligen Vorständen anzulasten. Dem IT-Sicherheitsspezialist steht nach Angaben des Münchener Rechtsanwalts Klaus Rotter eine Strafanzeige und eine Klage auf Schadensersatz bevor.
Er sammele Klagen enttäuschter Aktionäre wegen der Vermeldung des Australien-Auftrages. „Hier liegt wenigstens der Tatbestand einer leichtfertigen Täuschung der Anleger vor“, hatte er der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Die Forderung auf Schadensersatz könne sich abhängig von der Zahl der Anleger in einem zweistelligen Millionen-Euro-bereich bewegen.
Die Biodata-Aktie verließ den Handel am Donnerstag rund zwei Prozent leichter bei 1,91 Euro.
Der IT-Sicherheitsspezialist Biodata AG will gegen seine ehemaligen Vorstände Tan Siekmann und Stefan Schrapps Schadensersatzansprüche geltend machen. Der eingeforderte Anspruch liege bei 4,415 Millionen Dollar, teilte das am Neuen Markt gelistete Unternehmen mit.
Im August vergangenen Jahres hätten die beiden früheren Vorstände einen Großauftrag in Australien über Firewalls mit einem Volumen von insgesamt 20 Millionen Euro Umsatz jährlich gemeldet. Obwohl dieser durch zwei Bedingungsklauseln nicht zustande gekommen sei, hätten Siekmann und Schraps Aufträge zur Produktion der vermeintlich bestellten Geräte veranlasst. Hieraus sei Biodata ein vermeidbarer Schaden von 4,415 Millionen Dollar entstanden.
Die Mitteilung dieses Geschäfts, die Produktionaufträge und die nicht rechtzeitige Stornierung seien in vollem Umfang den beiden ehemaligen Vorständen anzulasten. Dem IT-Sicherheitsspezialist steht nach Angaben des Münchener Rechtsanwalts Klaus Rotter eine Strafanzeige und eine Klage auf Schadensersatz bevor.
Er sammele Klagen enttäuschter Aktionäre wegen der Vermeldung des Australien-Auftrages. „Hier liegt wenigstens der Tatbestand einer leichtfertigen Täuschung der Anleger vor“, hatte er der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Die Forderung auf Schadensersatz könne sich abhängig von der Zahl der Anleger in einem zweistelligen Millionen-Euro-bereich bewegen.
Die Biodata-Aktie verließ den Handel am Donnerstag rund zwei Prozent leichter bei 1,91 Euro.
hi Canadien,
schön mal wieder von dir zu hören.
viele grüsse
schön mal wieder von dir zu hören.
viele grüsse
15.07.2001
A N A L Y S T E N
Perfekte Marionetten
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Mit immer neuen Kaufstudien waren sie wichtige Antreiber des Börsenhypes. Erst der Crash entzauberte die Gurus. Was ist der Rat der Aktienexperten noch wert? mm zeigt, wie Sie mit den Urteilen der Profis umgehen müssen.
Als Christopher Chandiramani im Frühjahr vergangenen Jahres die Aktie des Schweizer Luftfahrtkonzerns SAir Group bewertete, machte er nichts anderes als seinen Job.
(© AP)
Der ehemalige CS-Analyst Cristopher Chandiramani
Gewissenhaft prüfte der Analyst der Züricher Investmentbank Credit Suisse Bilanz, Strategie und Geschäftsaussichten der Airline, wog Chancen und Risiken ab und kam schließlich zu einem negativen Urteil: Das von der Fluggesellschaft angekündigte ausgeglichene Ergebnis, schrieb Chandiramani auf den Internet-Seiten von Credit Suisse, werde die SAir Group nicht erreichen. Im Gegenteil: Allein im ersten Halbjahr 2000 drohe ein Verlust von mindestens 625 Millionen Mark.
SAir-Group-Chef Philippe Bruggisser war ganz und gar nicht begeistert. Der Konzernchef, nebenbei Verwaltungsratsmitglied der Bank, beschwerte sich.
Mit Erfolg: Die Credit Suisse befürchtete den Abgang ihres Großkunden, nahm die indirekte Verkaufsempfehlung umgehend von ihrer Webpage und feuerte Chandiramani vier Tage, nachdem der Report an die Öffentlichkeit gelangt war.
Der Fluglinie half dieser dreiste Rausschmiss wenig. Im vergangenen Jahr schrieb die SAir Group einen Verlust von 3,6 Milliarden Mark, die Aktie stürzte ab, und heute gilt der Konzern als Sanierungsfall.
Chandiramani, der inzwischen für eine Schweizer Investmentgesellschaft arbeitet, erhielt als einzigen Trost für seine treffende Analyse eine Abfindung in Höhe von 250.000 Mark. Die musste er sich allerdings mit anwaltlicher Hilfe von der Bank erstreiten.
So sieht es also aus mit der Unabhängigkeit der Analysten, jener Spezies, die für Profis und Amateure ihre Urteile über die Chancen und Risiken von Aktien abgibt.
Die Schweizer Großbank findet sich in bester Gesellschaft. Allenthalben sind die professionellen Ratgeber in Verruf geraten.
Die gigantische Vermögensvernichtung, die in den vergangenen Monaten am Neuen Markt stattfand - sie ist nicht zuletzt auch auf das Versagen dieser Aktienjuroren zurückzuführen.
Längst sind die Experten der Banken keine unauffälligen und neutralen Ratgeber mehr. Die Analysten verstehen sich vielmehr als unverzichtbaren Teil der gigantischen Gelddruckmaschine namens Börse, die den Banken seit Jahren Rekordgewinne beschert.
Nicht der Anleger ist es, der im Zentrum des Analysteninteresses steht. Es geht vor allem um die großen Kunden der Bankhäuser:
Institutionelle Investoren wie zum Beispiel die Fondsgesellschaften: Sie wickeln als Gegenleistung für die fundierten Untersuchungen ihre Wertpapiergeschäfte über die Bank des Analysten ab und bescheren dem Kreditinstitut auf diese Weise hohe Kommissionseinnahmen.
Unternehmen, die Fusionen oder Übernahmen planen: Für solche Zusammenschlüsse wollen die Banken schmeichelhafte Studien sehen, um den Deal zu begleiten und so stattliche Honorare zu kassieren.
Firmen, die einen Börsengang planen: Die Bank will den Schönheitswettbewerb um einen der provisionsträchtigen Plätze im Emissionskonsortium gewinnen; da stört ein skeptischer Analystenreport aus dem eigenen Haus natürlich.
Frage also: Kann der Anleger dem Rat der Banken überhaupt noch trauen? manager magazin hat die merkwürdigen Methoden der Geldhäuser untersucht, legt die Interessenkonflikte der Analysten offen und zeigt mögliche Lösungen für die Privat-anleger auf.
Jonas Hetzer/Dietmar Palan/Christoph Seger
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Mit immer neuen Kaufstudien waren sie wichtige Antreiber des Börsenhypes. Erst der Crash entzauberte die Gurus. Was ist der Rat der Aktienexperten noch wert? mm zeigt, wie Sie mit den Urteilen der Profis umgehen müssen.
Als Christopher Chandiramani im Frühjahr vergangenen Jahres die Aktie des Schweizer Luftfahrtkonzerns SAir Group bewertete, machte er nichts anderes als seinen Job.
(© AP)
Der ehemalige CS-Analyst Cristopher Chandiramani
Gewissenhaft prüfte der Analyst der Züricher Investmentbank Credit Suisse Bilanz, Strategie und Geschäftsaussichten der Airline, wog Chancen und Risiken ab und kam schließlich zu einem negativen Urteil: Das von der Fluggesellschaft angekündigte ausgeglichene Ergebnis, schrieb Chandiramani auf den Internet-Seiten von Credit Suisse, werde die SAir Group nicht erreichen. Im Gegenteil: Allein im ersten Halbjahr 2000 drohe ein Verlust von mindestens 625 Millionen Mark.
SAir-Group-Chef Philippe Bruggisser war ganz und gar nicht begeistert. Der Konzernchef, nebenbei Verwaltungsratsmitglied der Bank, beschwerte sich.
Mit Erfolg: Die Credit Suisse befürchtete den Abgang ihres Großkunden, nahm die indirekte Verkaufsempfehlung umgehend von ihrer Webpage und feuerte Chandiramani vier Tage, nachdem der Report an die Öffentlichkeit gelangt war.
Der Fluglinie half dieser dreiste Rausschmiss wenig. Im vergangenen Jahr schrieb die SAir Group einen Verlust von 3,6 Milliarden Mark, die Aktie stürzte ab, und heute gilt der Konzern als Sanierungsfall.
Chandiramani, der inzwischen für eine Schweizer Investmentgesellschaft arbeitet, erhielt als einzigen Trost für seine treffende Analyse eine Abfindung in Höhe von 250.000 Mark. Die musste er sich allerdings mit anwaltlicher Hilfe von der Bank erstreiten.
So sieht es also aus mit der Unabhängigkeit der Analysten, jener Spezies, die für Profis und Amateure ihre Urteile über die Chancen und Risiken von Aktien abgibt.
Die Schweizer Großbank findet sich in bester Gesellschaft. Allenthalben sind die professionellen Ratgeber in Verruf geraten.
Die gigantische Vermögensvernichtung, die in den vergangenen Monaten am Neuen Markt stattfand - sie ist nicht zuletzt auch auf das Versagen dieser Aktienjuroren zurückzuführen.
Längst sind die Experten der Banken keine unauffälligen und neutralen Ratgeber mehr. Die Analysten verstehen sich vielmehr als unverzichtbaren Teil der gigantischen Gelddruckmaschine namens Börse, die den Banken seit Jahren Rekordgewinne beschert.
Nicht der Anleger ist es, der im Zentrum des Analysteninteresses steht. Es geht vor allem um die großen Kunden der Bankhäuser:
Institutionelle Investoren wie zum Beispiel die Fondsgesellschaften: Sie wickeln als Gegenleistung für die fundierten Untersuchungen ihre Wertpapiergeschäfte über die Bank des Analysten ab und bescheren dem Kreditinstitut auf diese Weise hohe Kommissionseinnahmen.
Unternehmen, die Fusionen oder Übernahmen planen: Für solche Zusammenschlüsse wollen die Banken schmeichelhafte Studien sehen, um den Deal zu begleiten und so stattliche Honorare zu kassieren.
Firmen, die einen Börsengang planen: Die Bank will den Schönheitswettbewerb um einen der provisionsträchtigen Plätze im Emissionskonsortium gewinnen; da stört ein skeptischer Analystenreport aus dem eigenen Haus natürlich.
Frage also: Kann der Anleger dem Rat der Banken überhaupt noch trauen? manager magazin hat die merkwürdigen Methoden der Geldhäuser untersucht, legt die Interessenkonflikte der Analysten offen und zeigt mögliche Lösungen für die Privat-anleger auf.
Jonas Hetzer/Dietmar Palan/Christoph Seger
@ Friseur,
sehr schöner und aufschlußreicher beitrag.
willkommen in unserer runde.
grüsse
sehr schöner und aufschlußreicher beitrag.
willkommen in unserer runde.
grüsse
Staatsanwalt klagt Haffa-Brüder an
Von Gerhard Hegmann, München
Die Münchner Staatsanwaltschaft hat gegen die EM.TV-Brüder Thomas und Florian Haffa Anklage wegen des Verdachts unrichtiger Bilanzdarstellungen und Kursbetrug erhoben.
Nach mehrmonatigen Ermittlungen will die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht München beweisen, dass die Ex-Vorstände des am Neuen Markt notierten Unternehmens bewusst am 24. August 2000 falsche Halbjahreszahlen veröffentlichten sowie in Interviews und Vorträgen zwischen dem 9. Oktober und dem 15. November 2000 die Geschäftsentwicklung zu positiv darstellten. Die Verteidigung der Haffa-Brüder wies in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme die Vorwürfe als unbegründet zurück.
Die Anklageerhebung gegen die Ex-EM.TV-Vorstände in einem Strafprozess gilt unter Rechtsexperten als Musterfall für den Anlegerschutz in Deutschland, der im Vergleich zu US-Gesetzen weniger Rechte für die Aktionäre vorsieht. Vertreter von Aktionärsvereinigungen wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) oder die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisieren, dass der jetzt auch von der Münchner Staatsanwaltschaft genannte Paragraf 400 des Aktiengesetzes nur dann greift, wenn der Vorsatz der falschen Darstellung nachgewiesen werden kann. Nach den Plänen für das 4. Finanzmarktförderungsgesetz soll sich die Haftung künftig auch auf fahrlässige Verstöße erstrecken. Die Höchststrafe des Paragrafen 400 sieht derzeit drei Jahre Freiheitsstrafe vor.
Verteidigung legt Gutachten vor
Die Verteidiger der Haffa-Brüder, der renommierte Frankfurter Anwalt Prof. Rainer Hamm und Rechtsanwalt Wolfgang Dingfelder in München, verweisen darauf, dass es bislang noch nie eine Verurteilung nach diesen Vorschriften (§400 AktG und §88 Börsengesetz) gab. Die Verteidigung ist davon überzeugt, dass sich die Anklagevorwürfe auch in diesem Fall als unbegründet erweisen. Ein Gutachten belege, dass die Haffa-Brüder nicht vorsätzlich handelten.
Die EM.TV AG hatte als ehemaliger Börsenstar am Neuen Markt am 9. Oktober 2000 unerwartet neue Wertansätze für wichtige Beteiligungen mitgeteilt und damit die Halbjahreszahlen korrigiert. Es kam zu massiven Kurseinbrüchen und in der Folge zu zivilrechtlichen Schadensersatzklagen von Kleinaktionären, die bislang aber erfolglos blieben. "Eine Verurteilung in einem strafrechtlichen Verfahren kann der Türöffner für die Beweisführung von Schadensersatzansprüchen sein", sagte eine Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Der Münchner Anwalt Klaus Rotter, der jüngst einen Schadensersatzprozess gegen das Neue-Markt-Unternehmen Infomatec wegen falscher Ad-hoc-Mitteilungen gewann, rechnet im Haffa-Fall mit einer Verurteilung. "Ich tippe auf ein Strafmaß von zwei Jahren auf Bewährung." Der Staatsanwalt habe offensichtlich genügend Beweise, dass es zur Eröffnung des Verfahrens kommt.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Gerhard Hegmann, München
Die Münchner Staatsanwaltschaft hat gegen die EM.TV-Brüder Thomas und Florian Haffa Anklage wegen des Verdachts unrichtiger Bilanzdarstellungen und Kursbetrug erhoben.
Nach mehrmonatigen Ermittlungen will die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht München beweisen, dass die Ex-Vorstände des am Neuen Markt notierten Unternehmens bewusst am 24. August 2000 falsche Halbjahreszahlen veröffentlichten sowie in Interviews und Vorträgen zwischen dem 9. Oktober und dem 15. November 2000 die Geschäftsentwicklung zu positiv darstellten. Die Verteidigung der Haffa-Brüder wies in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme die Vorwürfe als unbegründet zurück.
Die Anklageerhebung gegen die Ex-EM.TV-Vorstände in einem Strafprozess gilt unter Rechtsexperten als Musterfall für den Anlegerschutz in Deutschland, der im Vergleich zu US-Gesetzen weniger Rechte für die Aktionäre vorsieht. Vertreter von Aktionärsvereinigungen wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) oder die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisieren, dass der jetzt auch von der Münchner Staatsanwaltschaft genannte Paragraf 400 des Aktiengesetzes nur dann greift, wenn der Vorsatz der falschen Darstellung nachgewiesen werden kann. Nach den Plänen für das 4. Finanzmarktförderungsgesetz soll sich die Haftung künftig auch auf fahrlässige Verstöße erstrecken. Die Höchststrafe des Paragrafen 400 sieht derzeit drei Jahre Freiheitsstrafe vor.
Verteidigung legt Gutachten vor
Die Verteidiger der Haffa-Brüder, der renommierte Frankfurter Anwalt Prof. Rainer Hamm und Rechtsanwalt Wolfgang Dingfelder in München, verweisen darauf, dass es bislang noch nie eine Verurteilung nach diesen Vorschriften (§400 AktG und §88 Börsengesetz) gab. Die Verteidigung ist davon überzeugt, dass sich die Anklagevorwürfe auch in diesem Fall als unbegründet erweisen. Ein Gutachten belege, dass die Haffa-Brüder nicht vorsätzlich handelten.
Die EM.TV AG hatte als ehemaliger Börsenstar am Neuen Markt am 9. Oktober 2000 unerwartet neue Wertansätze für wichtige Beteiligungen mitgeteilt und damit die Halbjahreszahlen korrigiert. Es kam zu massiven Kurseinbrüchen und in der Folge zu zivilrechtlichen Schadensersatzklagen von Kleinaktionären, die bislang aber erfolglos blieben. "Eine Verurteilung in einem strafrechtlichen Verfahren kann der Türöffner für die Beweisführung von Schadensersatzansprüchen sein", sagte eine Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Der Münchner Anwalt Klaus Rotter, der jüngst einen Schadensersatzprozess gegen das Neue-Markt-Unternehmen Infomatec wegen falscher Ad-hoc-Mitteilungen gewann, rechnet im Haffa-Fall mit einer Verurteilung. "Ich tippe auf ein Strafmaß von zwei Jahren auf Bewährung." Der Staatsanwalt habe offensichtlich genügend Beweise, dass es zur Eröffnung des Verfahrens kommt.
© 2001 Financial Times Deutschland
@ mafiabroker: check wo-mailbox
Auch Bundesaufsichtsamt ermittelt
DSW stellt Strafanzeige gegen neun Biodata-Führungskräfte
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat am Berichtstag beim Landgericht Kassel Strafanzeige gegen neun Führungskräfte der Biodata Information Technology AG, Lichtenfels, gestellt. Den verantwortlichen Managern werde vorgeworfen, die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse des Anbieters von Sicherheitssoftware mehrfach verschleiert zu haben, teilte die DSW am Freitag mit. Die Staatsanwaltschaft müsse nun prüfen, inwieweit die Verhältnisse des Unternehmens falsch dargestellt worden seien.
vwd DÜSSELDORF. Hintergrund der Anzeige ist eine am 24. August 2000 veröffentlichte Ad-hoc-Mitteilung von Biodata über einen Großauftrag, der dem Unternehmen jährlich rund 20 Mill. Euro in die Kassen spülen sollte. Den Meldungsinhalt hatte der Vorstand noch auf der Hauptversammlung am 15. März 2001 bekräftigt. Erst am 5. Oktober hatte Biodata eingeräumt, die Mitteilung sei unrichtig gewesen, da der Auftrag an eine nicht erwähnte und letztlich nicht erfüllte Bedingung gekoppelt war. Zudem soll es nach Aussage des neuen Vorstandes "Unregelmäßigkeiten bei der Umsatzrealisierung" von Tochtergesellschaften gegeben haben.
In diesem Zusammenhang hat auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) bereits seit Wochen Prüfungen wegen möglichen Ad-hoc-Verstoßes bzw Insiderhandels aufgenommen. Wie die DSW weiter mitteilt, ist zu befürchten, "dass der Gesellschaft in diesem Zusammenhang nutzlose Aufwendungen im zweistelligen Mill.-Euro-Bereich entstanden sind". Laut einer Sonderprüfung besteht bei Biodata ein Wertberichtigungsbedarf von über 40 Mill. Euro, womit das Unternehmen überschuldet ist. Sollte sich bis kommenden Dienstag, an dem die 21 Tage währende Insolvenzphase zu Ende geht, kein Finanzier finden, muss Biodata offiziell Insolvenz anmelden.
HANDELSBLATT, Freitag, 16. November 2001
DSW stellt Strafanzeige gegen neun Biodata-Führungskräfte
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat am Berichtstag beim Landgericht Kassel Strafanzeige gegen neun Führungskräfte der Biodata Information Technology AG, Lichtenfels, gestellt. Den verantwortlichen Managern werde vorgeworfen, die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse des Anbieters von Sicherheitssoftware mehrfach verschleiert zu haben, teilte die DSW am Freitag mit. Die Staatsanwaltschaft müsse nun prüfen, inwieweit die Verhältnisse des Unternehmens falsch dargestellt worden seien.
vwd DÜSSELDORF. Hintergrund der Anzeige ist eine am 24. August 2000 veröffentlichte Ad-hoc-Mitteilung von Biodata über einen Großauftrag, der dem Unternehmen jährlich rund 20 Mill. Euro in die Kassen spülen sollte. Den Meldungsinhalt hatte der Vorstand noch auf der Hauptversammlung am 15. März 2001 bekräftigt. Erst am 5. Oktober hatte Biodata eingeräumt, die Mitteilung sei unrichtig gewesen, da der Auftrag an eine nicht erwähnte und letztlich nicht erfüllte Bedingung gekoppelt war. Zudem soll es nach Aussage des neuen Vorstandes "Unregelmäßigkeiten bei der Umsatzrealisierung" von Tochtergesellschaften gegeben haben.
In diesem Zusammenhang hat auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) bereits seit Wochen Prüfungen wegen möglichen Ad-hoc-Verstoßes bzw Insiderhandels aufgenommen. Wie die DSW weiter mitteilt, ist zu befürchten, "dass der Gesellschaft in diesem Zusammenhang nutzlose Aufwendungen im zweistelligen Mill.-Euro-Bereich entstanden sind". Laut einer Sonderprüfung besteht bei Biodata ein Wertberichtigungsbedarf von über 40 Mill. Euro, womit das Unternehmen überschuldet ist. Sollte sich bis kommenden Dienstag, an dem die 21 Tage währende Insolvenzphase zu Ende geht, kein Finanzier finden, muss Biodata offiziell Insolvenz anmelden.
HANDELSBLATT, Freitag, 16. November 2001
So vorab Grüsse @ alle!Wo steckt Ihr...
Der nächste Gang zum Amtsgericht steht an,diesmal siehe Bericht.
ftd.de, Di, 20.11.2001, 7:54
Biodata beantragt Insolvenz
Der am Neuen Markt gelistete IT-Sicherheitsspezialist Biodata hat eigenen Angaben zufolge beim zuständigen Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Ursachen seien Überschuldung und drohende Zahlungsunfähigkeit.
Das teilte das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag in einer Pflichtveröffentlichung weiter mit. Biodata strebe in Zusammenarbeit mit dem noch zu benennenden Insolvenzverwalter eine Restrukturierung an, um die Firma weiterzuführen. "Verhandlungen zur Sicherung einer positiven Fortführung laufen weiter", hieß es in der Mitteilung zudem.
Nach externer Untersuchung der finanziellen Situation durch Wirtschaftsprüfer sei die Überschuldung von Biodata am 30. Oktober festgestellt worden, teilte die Firma weiter mit. Daraufhin hätten außergerichtliche Vergleichsverfahren mit den Gläubigern begonnen. Auch seien Gespräche mit verschiedenen potenziellen Investoren und Kreditgebern geführt worden. Überschuldung und drohende Zahlungsunfähigkeit von Biodata konnten den Angaben zufolge allerdings bislang nicht abgewendet werden. Das Unternehmen stehe jedoch weiter in intensiven Verhandlungen, um in Kürze zu konkreten Ergebnissen zur Sicherung der Liquidität zu kommen.
Der nächste Gang zum Amtsgericht steht an,diesmal siehe Bericht.
ftd.de, Di, 20.11.2001, 7:54
Biodata beantragt Insolvenz
Der am Neuen Markt gelistete IT-Sicherheitsspezialist Biodata hat eigenen Angaben zufolge beim zuständigen Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Ursachen seien Überschuldung und drohende Zahlungsunfähigkeit.
Das teilte das Unternehmen in der Nacht zum Dienstag in einer Pflichtveröffentlichung weiter mit. Biodata strebe in Zusammenarbeit mit dem noch zu benennenden Insolvenzverwalter eine Restrukturierung an, um die Firma weiterzuführen. "Verhandlungen zur Sicherung einer positiven Fortführung laufen weiter", hieß es in der Mitteilung zudem.
Nach externer Untersuchung der finanziellen Situation durch Wirtschaftsprüfer sei die Überschuldung von Biodata am 30. Oktober festgestellt worden, teilte die Firma weiter mit. Daraufhin hätten außergerichtliche Vergleichsverfahren mit den Gläubigern begonnen. Auch seien Gespräche mit verschiedenen potenziellen Investoren und Kreditgebern geführt worden. Überschuldung und drohende Zahlungsunfähigkeit von Biodata konnten den Angaben zufolge allerdings bislang nicht abgewendet werden. Das Unternehmen stehe jedoch weiter in intensiven Verhandlungen, um in Kürze zu konkreten Ergebnissen zur Sicherung der Liquidität zu kommen.
Nachtrag zu Brokat aus der WIWO;aktuelle Tagesereignisse blieben vorenthalten-Aktie ausgesetzt;
Brokat: Insolvent in drei Wochen?
Die von Brokat von Freitag auf Montag hinausgezögerten Quartalszahlen enthalten tatsächlich, wie von vielen Anlegern bereits geargwöhnt, eine Bombe. Brokat sei überschuldet, teilte das Unternehmen mit. Die Gläubiger einer Hochzinsanleihe konnten sich nicht auf die vom Vorstand vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen einigen. Die Sanierung droht nun endgültig zu scheitern.
Der Tatbestand, dass die Schulden das Vermögen der Firma übertreffen, sei bereits vor Abschluss der Sanierung eingetreten, so das Unternehmen.
Der Verkauf eines Geschäftsbereichs in die USA wurde gestoppt. Kommt eine Einigung nicht doch noch zu Stande, müsste Brokat in spätestens drei Wochen Insolvenz anmelden.
Das kalifornische Unternehmen eOne Global hatte die Übernahme der Sparte für das mobile Internet von einer Einigung mit den Anleihegläubigern abhängig gemacht. Diese sollten einer Auflösung der im vergangenen Jahr begebenen Anleihe zustimmen und im Gegenzug bis zu 60,6 Millionen Euro in bar und die Mehrheit der Aktien an Brokat erhalten. Die größten Gläubiger sind WestLB, Deutsche Bank und die Fondsgesellschaft Invesco. Die WestLB hatte die Anleihe im März 2000 auf den Markt gebracht und dafür eine Provision in Höhe von 3,75 Millionen Euro erhalten. Die bisherigen Aktionäre stimmten den dazu notwendigen Kapitalmaßnahmen mit großer Mehrheit zu.
Finanzvorstand Michael Janssen, der als Vorstandschef für die neue Brokat AG vorgesehen ist, bekräftigte vor den Aktionären sein Konzept. Für 2002 seien ein Umsatz von 25 Millionen Euro und schwarze Zahlen im zweiten Halbjahr angepeilt. Doch durch den Stopp der Transaktion mit eOne Global droht auch die Strategie des Gesundschrumpfens fehlzuschlagen.
Brokat: Insolvent in drei Wochen?
Die von Brokat von Freitag auf Montag hinausgezögerten Quartalszahlen enthalten tatsächlich, wie von vielen Anlegern bereits geargwöhnt, eine Bombe. Brokat sei überschuldet, teilte das Unternehmen mit. Die Gläubiger einer Hochzinsanleihe konnten sich nicht auf die vom Vorstand vorgeschlagenen Rettungsmaßnahmen einigen. Die Sanierung droht nun endgültig zu scheitern.
Der Tatbestand, dass die Schulden das Vermögen der Firma übertreffen, sei bereits vor Abschluss der Sanierung eingetreten, so das Unternehmen.
Der Verkauf eines Geschäftsbereichs in die USA wurde gestoppt. Kommt eine Einigung nicht doch noch zu Stande, müsste Brokat in spätestens drei Wochen Insolvenz anmelden.
Das kalifornische Unternehmen eOne Global hatte die Übernahme der Sparte für das mobile Internet von einer Einigung mit den Anleihegläubigern abhängig gemacht. Diese sollten einer Auflösung der im vergangenen Jahr begebenen Anleihe zustimmen und im Gegenzug bis zu 60,6 Millionen Euro in bar und die Mehrheit der Aktien an Brokat erhalten. Die größten Gläubiger sind WestLB, Deutsche Bank und die Fondsgesellschaft Invesco. Die WestLB hatte die Anleihe im März 2000 auf den Markt gebracht und dafür eine Provision in Höhe von 3,75 Millionen Euro erhalten. Die bisherigen Aktionäre stimmten den dazu notwendigen Kapitalmaßnahmen mit großer Mehrheit zu.
Finanzvorstand Michael Janssen, der als Vorstandschef für die neue Brokat AG vorgesehen ist, bekräftigte vor den Aktionären sein Konzept. Für 2002 seien ein Umsatz von 25 Millionen Euro und schwarze Zahlen im zweiten Halbjahr angepeilt. Doch durch den Stopp der Transaktion mit eOne Global droht auch die Strategie des Gesundschrumpfens fehlzuschlagen.
@ Canadian,
bin zur zeit beschäftigt
grüsse
bin zur zeit beschäftigt
grüsse
AKTUELLER Nachtrag zu Brokat aus dem Manager-Magazin;
Überschuldung nicht abgewendet
Der Verkauf der Sparte Mobile Business hat Unternehmensangaben zufolge allerdings keinen Einfluss auf die schwierige finanzielle Situation der Gruppe und die am 12. November 2001 gemeldete Überschuldung der Brokat AG. Diese sei nicht beseitigt, da die Verhandlungen mit den Bondholdern über eine Restrukturierung der Anleihe noch zu keinem Erfolg geführt hätten.
Der Umsatz von Brokat war im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 75 Prozent auf 5,7 Millionen Euro eingebrochen. Der Nettoverlust lag bei 71 Millionen Euro. Der Aktienkurs des einstigen Börsenstars dümpelt bereits seit Wochen unter einem Euro. An diesem Dienstag wurden die Brokat-Aktien in Frankfurt ab 14.40 Uhr von Handel ausgesetzt. Später wurde der Handel mit dem Titel wieder aufgenommen.
Überschuldung nicht abgewendet
Der Verkauf der Sparte Mobile Business hat Unternehmensangaben zufolge allerdings keinen Einfluss auf die schwierige finanzielle Situation der Gruppe und die am 12. November 2001 gemeldete Überschuldung der Brokat AG. Diese sei nicht beseitigt, da die Verhandlungen mit den Bondholdern über eine Restrukturierung der Anleihe noch zu keinem Erfolg geführt hätten.
Der Umsatz von Brokat war im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 75 Prozent auf 5,7 Millionen Euro eingebrochen. Der Nettoverlust lag bei 71 Millionen Euro. Der Aktienkurs des einstigen Börsenstars dümpelt bereits seit Wochen unter einem Euro. An diesem Dienstag wurden die Brokat-Aktien in Frankfurt ab 14.40 Uhr von Handel ausgesetzt. Später wurde der Handel mit dem Titel wieder aufgenommen.
Mal wieder eine DOT-COM PLEITE...
C E N S I O
Informativ, aber nicht profitabel
90 Millionen Mark verbrannt. Dem Internet-Versicherungsmakler droht die Insolvenz.
Oestrich-Winkel - Dem Internet-Versicherungsmakler Censio AG mit Sitz in Oestrich-Winkel droht die Insolvenz.
Der vorläufige Insolvenzverwalter und Wiesbadener Rechtsanwalt Jürgen Blersch teilte am Donnerstag mit, es werde versucht, die gescheiterten Verhandlungen mit potenziellen Investoren über eine Beteiligung an dem Unternehmen oder dessen Übernahme wieder aufzunehmen. Das Unternehmen, das nach Darstellung von Blersch rund 80 Mitarbeiter beschäftigt, hatte am Dienstag beim Amtsgericht Wiesbaden einen Insolvenzantrag gestellt. Über die Eröffnung des Verfahrens sei aber noch nicht entschieden, betonte Blersch.
Censio bietet im Internet eine Plattform für den Vergleich und die Vermittlung von Versicherungen. Das Unternehmen galt mit seinen ehrgeizigen Wachstumsplänen als Hoffnungsträger der Region. Auf bis zu 500 Mitarbeiter wolle Censio anwachsen, hatte das Unternehmen noch im vergangenen Jahr prognostiziert.
Blersch teilte mit, er habe begonnen, sich in die "komplexe wirtschaftliche und rechtliche Situation des Unternehmens einzuarbeiten". Der Geschäftsbetrieb werde vorläufig zumindest eingeschränkt aufrechterhalten. Medienberichten zufolge warten die Mitarbeiter von Censio zur Zeit noch auf ihre Oktober-Gehälter.
Mit der drohenden Pleite von Censio steht offenbar ein weiteres Geschäftsmodell der New Economy vor dem Scheitern: Censio war im Mai 2000 mit dem Ziel gestartet, das aufwändigste und umfassendste Versicherungsportal im deutschsprachigen Internet zu bieten.
Nun mussten die Betreiber allerdings feststellen, dass sich die Kunden zwar gern auf der Website über die angebotenen Preis-Leistungsvergleiche von rund 125 Versicherungen informieren. Der Vertrag wurde dann aber nicht online abgeschlossen, so dass Censio keine Maklerprovision bekam.
C E N S I O
Informativ, aber nicht profitabel
90 Millionen Mark verbrannt. Dem Internet-Versicherungsmakler droht die Insolvenz.
Oestrich-Winkel - Dem Internet-Versicherungsmakler Censio AG mit Sitz in Oestrich-Winkel droht die Insolvenz.
Der vorläufige Insolvenzverwalter und Wiesbadener Rechtsanwalt Jürgen Blersch teilte am Donnerstag mit, es werde versucht, die gescheiterten Verhandlungen mit potenziellen Investoren über eine Beteiligung an dem Unternehmen oder dessen Übernahme wieder aufzunehmen. Das Unternehmen, das nach Darstellung von Blersch rund 80 Mitarbeiter beschäftigt, hatte am Dienstag beim Amtsgericht Wiesbaden einen Insolvenzantrag gestellt. Über die Eröffnung des Verfahrens sei aber noch nicht entschieden, betonte Blersch.
Censio bietet im Internet eine Plattform für den Vergleich und die Vermittlung von Versicherungen. Das Unternehmen galt mit seinen ehrgeizigen Wachstumsplänen als Hoffnungsträger der Region. Auf bis zu 500 Mitarbeiter wolle Censio anwachsen, hatte das Unternehmen noch im vergangenen Jahr prognostiziert.
Blersch teilte mit, er habe begonnen, sich in die "komplexe wirtschaftliche und rechtliche Situation des Unternehmens einzuarbeiten". Der Geschäftsbetrieb werde vorläufig zumindest eingeschränkt aufrechterhalten. Medienberichten zufolge warten die Mitarbeiter von Censio zur Zeit noch auf ihre Oktober-Gehälter.
Mit der drohenden Pleite von Censio steht offenbar ein weiteres Geschäftsmodell der New Economy vor dem Scheitern: Censio war im Mai 2000 mit dem Ziel gestartet, das aufwändigste und umfassendste Versicherungsportal im deutschsprachigen Internet zu bieten.
Nun mussten die Betreiber allerdings feststellen, dass sich die Kunden zwar gern auf der Website über die angebotenen Preis-Leistungsvergleiche von rund 125 Versicherungen informieren. Der Vertrag wurde dann aber nicht online abgeschlossen, so dass Censio keine Maklerprovision bekam.
PLEITEN PECH UND PANNEN EINE FORTSETZUNG IN DER HAUPTROLLE
DIE DEUTSCHE BÖRSE AG!!!DIESMAL OSCAR-REIFE FÜR EINEN AZUBI...*g*
F E H L T R A D E
Azubi schießt Dax ab
Ein Trainee an der Frankfurter Börse soll heute den Kurssturz ausgelöst haben. Offenbar glaubte der Auszubildende, nur ein Testprogramm zu benutzen. Experten schätzen den möglichen Schaden auf bis zu 30 Millionen Euro.
Ein unerwarteter Kurssturz am Morgen trieb Händler in die Verzweiflung.
Frankfurt am Main – Ein Sturz des Dax-Futures um rund 16 Prozent innerhalb von Sekunden hat am Dienstag am deutschen Aktienmarkt für erhebliche Verwirrung unter den Finanzmarktteilnehmern geführt. Der Dezember-Kontrakt des Futures auf den Deutschen Aktienindex (Dax) war kurz nach Beginn des Aktienhandels um rund 800 Stellen auf 4348 Punkten gefallen. Daraufhin wurde auch der Dax um mehr als 100 Punkte auf 5016 Zähler gedrückt.
Die internationale Terminbörse Eurex, an der der Future gehandelt wird, teilte später mit, den Mistrade- Antrag eines Kunden auf Stornierung des Future-Geschäfts zu überprüfen. Ein Marktteilnehmer sagte, der Vorgang könne im schlimmsten Fall bei allen Beteiligten insgesamt zu Kosten von bis zu 30 Millionen Euro führen.
"Da denkt man gleich an das Schlimmste"
"So allmählich erhole ich mich wieder von dem Schock", sagte ein Händler. Im ersten Moment sei nicht klar gewesen, was den Kurssturz verursacht habe. "Da denkt man gleich erst mal an das Schlimmste", sagte der Börsianer mit Blick auf die Anschläge in den USA vom 11. September und die dadurch damals ausgelösten Kurseinbrüche an den internationalen Finanzmärkten.
Von Terminmarkt Eurex wurde zunächst keine offizielle Begründung für den Kurssturz genannt. Marktteilnehmer sagten aber, es gebe Gerüchte, wonach ein Händler das Simulationsprogramm für den Eurex-Computerhandel mit dem richtigen Handelsprogramm verwechselt und Futures unlimitiert verkauft haben soll.
"Wir haben gehört, dass es ein Händler in der Ausbildung gewesen sein soll", sagte ein Börsianer. "Man hat wohl ein Testprogramm laufen lassen und es hat sich als Realität herausgestellt."
Handelsüberwachung prüft den Fall
Eine Sprecherin der Eurex bestätigte auf Anfrage den Eingang eines Mistrade-Antrages eines Handelsteilnehmers. Derzeit werde der Antrag überprüft, hieß es. Bei wem es sich um den Antragsteller handelte, wollte die Sprecherin nicht sagen.
"Ein Kunde hat bei unserer Handelsüberwachung einen Mistrade-Antrag gestellt", sagte die Sprecherin. "Wir werden überprüfen, ob nach unserem Regelwerk dem Antrag statt gegeben werden kann." Sollte es sich herausstellen, dass es sich um einen Mistrade handeln sollte, werde der Markt darüber informiert werden.
Wieviele Geschäfte müssen rückabgewickelt werden?
Marktteilnehmer äußerten jedoch ihre Zweifel, dass es einfach wäre, die Geschäfte, die es unmittelbar nach dem möglichen groben Handelsfehler gegeben habe, rückgängig zu machen. Sollte dem Mistrade-Antrag statt gegeben werden, müssten alle Geschäfte, die in Folge des Kursrutsches beim Dax-Future getätigt worden waren, ebenfalls rückgängig gemacht werden, sagte Tobias Voigt, Derivate-Händler bei der DZ-Bank.
"Viele Leute haben nach dem Fall des Futures Arbitrage gespielt, das heißt, den billigen Future gekauft und die Kasse (Aktien) dagegen gegeben." Diese Verkäufe am Aktienmarkt müssten dann ebenfalls rückgängig gemacht werden.
Händler sprechen von 1000 Kontrakten
Über die ungefähre Anzahl der verkauften Future-Kontrakte herrschte nach wie vor Unklarheit am Markt. Einige Händler sprachen von einer Größenordnung von 1000 Kontrakten, andere sagten, in Anbetracht der starken Bewegung um 800 Punkte sei eine Anzahl von 5000 Kontrakten eher wahrscheinlich. Ein Londoner Händler sprach von einer sehr geringen Anzahl von gehandelten Kontrakten und führte den Kursrutsch auf wenig Geldkurse (Nachfrage) im Orderbuch zurück.
Bei einer Kontraktanzahl von 1000 Futures auf den Dax und einem Kurssturz von 800 Punkten würde sich das Volumen eines solchen Geschäfts auf rund 20 Millionen Euro belaufen, bei einer Anzahl von 5000 Kontrakten demzufolge auf 100 Millionen Euro. "Es ist recht unwahrscheinlich, dass die Börse diesen Trade rückgängig machen wird", sagte ein Derivatehändler eines US-Geldhauses in London.
Alle Geschäfte unter 5083 Punkten storniert
Der Dax hatte sich am Dienstamorgen kurz nach dem plötzlichen Kursverfall in etwa wieder auf dem Niveau eingependelt, auf dem er vor dem Future-Sturz notiert worden war.
Die Deutsche Börse AG, Frankfurt, hat laut Händlern am Dienstagnachmittag über das Vorgehen wegen des Mistrades vom Morgen entschieden. Wie die Agentur vwd aus zuverlässigen Handelskreisen erfuhr, storniert die Börse alle Geschäfte, in denen der Future mit weniger als 5.083,5 Punkten umging.
Die Börse habe den Dax-Future-Stand vor dem Mistrade von 5.163,5 Punkten zu Grunde gelegt. Davon habe sie die "Initial Margin" von 80 Punkten abgezogen. Alle Geschäfte ab 5.083,5 Punkten seien damit gültig, alle unterhalb ungültig.
DIE DEUTSCHE BÖRSE AG!!!DIESMAL OSCAR-REIFE FÜR EINEN AZUBI...*g*
F E H L T R A D E
Azubi schießt Dax ab
Ein Trainee an der Frankfurter Börse soll heute den Kurssturz ausgelöst haben. Offenbar glaubte der Auszubildende, nur ein Testprogramm zu benutzen. Experten schätzen den möglichen Schaden auf bis zu 30 Millionen Euro.
Ein unerwarteter Kurssturz am Morgen trieb Händler in die Verzweiflung.
Frankfurt am Main – Ein Sturz des Dax-Futures um rund 16 Prozent innerhalb von Sekunden hat am Dienstag am deutschen Aktienmarkt für erhebliche Verwirrung unter den Finanzmarktteilnehmern geführt. Der Dezember-Kontrakt des Futures auf den Deutschen Aktienindex (Dax) war kurz nach Beginn des Aktienhandels um rund 800 Stellen auf 4348 Punkten gefallen. Daraufhin wurde auch der Dax um mehr als 100 Punkte auf 5016 Zähler gedrückt.
Die internationale Terminbörse Eurex, an der der Future gehandelt wird, teilte später mit, den Mistrade- Antrag eines Kunden auf Stornierung des Future-Geschäfts zu überprüfen. Ein Marktteilnehmer sagte, der Vorgang könne im schlimmsten Fall bei allen Beteiligten insgesamt zu Kosten von bis zu 30 Millionen Euro führen.
"Da denkt man gleich an das Schlimmste"
"So allmählich erhole ich mich wieder von dem Schock", sagte ein Händler. Im ersten Moment sei nicht klar gewesen, was den Kurssturz verursacht habe. "Da denkt man gleich erst mal an das Schlimmste", sagte der Börsianer mit Blick auf die Anschläge in den USA vom 11. September und die dadurch damals ausgelösten Kurseinbrüche an den internationalen Finanzmärkten.
Von Terminmarkt Eurex wurde zunächst keine offizielle Begründung für den Kurssturz genannt. Marktteilnehmer sagten aber, es gebe Gerüchte, wonach ein Händler das Simulationsprogramm für den Eurex-Computerhandel mit dem richtigen Handelsprogramm verwechselt und Futures unlimitiert verkauft haben soll.
"Wir haben gehört, dass es ein Händler in der Ausbildung gewesen sein soll", sagte ein Börsianer. "Man hat wohl ein Testprogramm laufen lassen und es hat sich als Realität herausgestellt."
Handelsüberwachung prüft den Fall
Eine Sprecherin der Eurex bestätigte auf Anfrage den Eingang eines Mistrade-Antrages eines Handelsteilnehmers. Derzeit werde der Antrag überprüft, hieß es. Bei wem es sich um den Antragsteller handelte, wollte die Sprecherin nicht sagen.
"Ein Kunde hat bei unserer Handelsüberwachung einen Mistrade-Antrag gestellt", sagte die Sprecherin. "Wir werden überprüfen, ob nach unserem Regelwerk dem Antrag statt gegeben werden kann." Sollte es sich herausstellen, dass es sich um einen Mistrade handeln sollte, werde der Markt darüber informiert werden.
Wieviele Geschäfte müssen rückabgewickelt werden?
Marktteilnehmer äußerten jedoch ihre Zweifel, dass es einfach wäre, die Geschäfte, die es unmittelbar nach dem möglichen groben Handelsfehler gegeben habe, rückgängig zu machen. Sollte dem Mistrade-Antrag statt gegeben werden, müssten alle Geschäfte, die in Folge des Kursrutsches beim Dax-Future getätigt worden waren, ebenfalls rückgängig gemacht werden, sagte Tobias Voigt, Derivate-Händler bei der DZ-Bank.
"Viele Leute haben nach dem Fall des Futures Arbitrage gespielt, das heißt, den billigen Future gekauft und die Kasse (Aktien) dagegen gegeben." Diese Verkäufe am Aktienmarkt müssten dann ebenfalls rückgängig gemacht werden.
Händler sprechen von 1000 Kontrakten
Über die ungefähre Anzahl der verkauften Future-Kontrakte herrschte nach wie vor Unklarheit am Markt. Einige Händler sprachen von einer Größenordnung von 1000 Kontrakten, andere sagten, in Anbetracht der starken Bewegung um 800 Punkte sei eine Anzahl von 5000 Kontrakten eher wahrscheinlich. Ein Londoner Händler sprach von einer sehr geringen Anzahl von gehandelten Kontrakten und führte den Kursrutsch auf wenig Geldkurse (Nachfrage) im Orderbuch zurück.
Bei einer Kontraktanzahl von 1000 Futures auf den Dax und einem Kurssturz von 800 Punkten würde sich das Volumen eines solchen Geschäfts auf rund 20 Millionen Euro belaufen, bei einer Anzahl von 5000 Kontrakten demzufolge auf 100 Millionen Euro. "Es ist recht unwahrscheinlich, dass die Börse diesen Trade rückgängig machen wird", sagte ein Derivatehändler eines US-Geldhauses in London.
Alle Geschäfte unter 5083 Punkten storniert
Der Dax hatte sich am Dienstamorgen kurz nach dem plötzlichen Kursverfall in etwa wieder auf dem Niveau eingependelt, auf dem er vor dem Future-Sturz notiert worden war.
Die Deutsche Börse AG, Frankfurt, hat laut Händlern am Dienstagnachmittag über das Vorgehen wegen des Mistrades vom Morgen entschieden. Wie die Agentur vwd aus zuverlässigen Handelskreisen erfuhr, storniert die Börse alle Geschäfte, in denen der Future mit weniger als 5.083,5 Punkten umging.
Die Börse habe den Dax-Future-Stand vor dem Mistrade von 5.163,5 Punkten zu Grunde gelegt. Davon habe sie die "Initial Margin" von 80 Punkten abgezogen. Alle Geschäfte ab 5.083,5 Punkten seien damit gültig, alle unterhalb ungültig.
So jetzt ist es auch soweit...
Brokat: Aus der Traum
Der überschuldete Softwarehersteller Brokat hat am Freitag Insolvenz angemeldet. Der Schuldenberg kann nicht mehr abgetragen werden.
Derzeit bestehe keine realistische Chance, die Überschuldung zu beseitigen, teilte das am Neuen Markt notierte Unternehmen am Freitag mit. Die Verhandlungen mit den Eigentümern einer im Mai 2000 begegebenen Unternehmensanleihe seien gescheitert, hieß es. Das Amtsgericht Stuttgart wird über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens entscheiden.
Die Aktien wurden für eine Stunde vom Frankfurter Handel ausgesetzt. Das Papier, das zuvor ein Plus von knapp zwei Prozent notierte, verlor nach Wiederaufnahme des Handels fast 50 Prozent seines Wertes und tendierte auf einem Tiefstand von 27 Cent. Zu ihren besten Zeiten hatte die Brokat-Aktie noch um die 200 Euro gekostet. Händler sagten, das Vertrauen in das Unternehmen sei nicht erst sei heute zerstört. Das Papier ziehe nur noch spekulativ orientierte Investoren an.
Operatives Geschäft wird fortgeführt
Das operative Geschäft soll nach Unternehmensangaben in der Brokat eFinance Technologies weiter geführt werden. Deren Ausgliederung wurde bereits am 12. November auf der außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. Am gleichen Tag hatte das einstige Vorzeigeunternehmen des Neuen Marktes seine Überschuldung offengelegt.
Ziel der Tochtergesellschaft sei es, die darin enthaltenen etwa 150 Arbeitsplätze zu sichern. Noch im Mai hatte Brokat 1450 Mitarbeiter. Auch soll so die Kontinuität der Kundenbeziehungen aufrecht erhalten werden. Brokat suche nach wie vor nach einem Investor, um dem verbliebenen Geschäftsbereich eFinance weiteres Kapital zuzuführen.
Langer Abstieg
Der tiefe Fall des einstigen Sterns am Neuen Markt hatte sich bereits im Sommer abgezeichnet. Im Juni wurde bekannt, dass das Grundkapital zur Hälfte aufgebraucht war. Im Juli meldete Brokat einen Quartalsverlust von 824 Mio. Euro und begann, mit den Gläubigern der hochverzinslichen Anleihe über 125 Mio. Euro zu verhandeln. Die Milliarden teuren Übernahmen in den USA im Jahr zuvor hatte das 1994 von Absolventen der Universität Tübingen gegründete Unternehmen nicht verkraftet.
Vor der Hauptversammlung meldete Brokat am 12. November die Überschuldung an. Die Verhandlungen mit den Gläubigern waren gescheitert. Das dritte Quartal hatte einen Nettoverlust von 71 Mio. Euro gebracht, während der Umsatz auf 5,7 Mio. Euro eingebrochen war. Brokat-Sprecher Reiner Jung hatte damals im Anschluss an die außerordentliche Hauptversammlung gesagt, mit der Zustimmung der Aktionäre zum Sanierungskonzept im Rücken solle eine Einigung mit den Anleihegläubigern erzielt werden. Brokat habe keine andere Möglichkeit, der Überschuldung zu entkommen. Nach Abschluss des dritten Quartals hatte Brokat nur noch flüssiges Kapital in Höhe von 25,3 Mio. Euro.
Neustrukturierung konnte nicht überzeugen
Angesichts dieser Entwicklung entschloss sich die Firmenleitung zu einer Neustrukturierung, die aber nicht wie erwartet griff und auch die Anleger nicht überzeugte. Trotz intensiver Verhandlungen fand Brokat nach eigenen Angaben bis Freitag keine neuen Investoren, auch die Gläubiger wollten nicht auf ihre Forderungen verzichten. Offenbar scheute auch die britische Vodafone vor einem Engagement zurück. Der Mobilfunkriese ist einer der größten Brokat-Kunden und dürfte eigentlich an der Rettung der Softwarefirma interessiert sein.
Brokat hatte es nicht geholfen, dass noch am vergangenen Dienstag der zunächst gestoppte Verkauf des Geschäftsbereichs Mobile Business an die amerikanische eOne Global für 28,25 Mio. Euro bekannt gegeben worden war. Brokat blieb überschuldet und hätte noch bis zum 30. November Zeit gehabt, seine Probleme zu lösen. Dann hätte spätestens die Insolvenz angemeldet werden müssen.
Brokat: Aus der Traum
Der überschuldete Softwarehersteller Brokat hat am Freitag Insolvenz angemeldet. Der Schuldenberg kann nicht mehr abgetragen werden.
Derzeit bestehe keine realistische Chance, die Überschuldung zu beseitigen, teilte das am Neuen Markt notierte Unternehmen am Freitag mit. Die Verhandlungen mit den Eigentümern einer im Mai 2000 begegebenen Unternehmensanleihe seien gescheitert, hieß es. Das Amtsgericht Stuttgart wird über die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens entscheiden.
Die Aktien wurden für eine Stunde vom Frankfurter Handel ausgesetzt. Das Papier, das zuvor ein Plus von knapp zwei Prozent notierte, verlor nach Wiederaufnahme des Handels fast 50 Prozent seines Wertes und tendierte auf einem Tiefstand von 27 Cent. Zu ihren besten Zeiten hatte die Brokat-Aktie noch um die 200 Euro gekostet. Händler sagten, das Vertrauen in das Unternehmen sei nicht erst sei heute zerstört. Das Papier ziehe nur noch spekulativ orientierte Investoren an.
Operatives Geschäft wird fortgeführt
Das operative Geschäft soll nach Unternehmensangaben in der Brokat eFinance Technologies weiter geführt werden. Deren Ausgliederung wurde bereits am 12. November auf der außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. Am gleichen Tag hatte das einstige Vorzeigeunternehmen des Neuen Marktes seine Überschuldung offengelegt.
Ziel der Tochtergesellschaft sei es, die darin enthaltenen etwa 150 Arbeitsplätze zu sichern. Noch im Mai hatte Brokat 1450 Mitarbeiter. Auch soll so die Kontinuität der Kundenbeziehungen aufrecht erhalten werden. Brokat suche nach wie vor nach einem Investor, um dem verbliebenen Geschäftsbereich eFinance weiteres Kapital zuzuführen.
Langer Abstieg
Der tiefe Fall des einstigen Sterns am Neuen Markt hatte sich bereits im Sommer abgezeichnet. Im Juni wurde bekannt, dass das Grundkapital zur Hälfte aufgebraucht war. Im Juli meldete Brokat einen Quartalsverlust von 824 Mio. Euro und begann, mit den Gläubigern der hochverzinslichen Anleihe über 125 Mio. Euro zu verhandeln. Die Milliarden teuren Übernahmen in den USA im Jahr zuvor hatte das 1994 von Absolventen der Universität Tübingen gegründete Unternehmen nicht verkraftet.
Vor der Hauptversammlung meldete Brokat am 12. November die Überschuldung an. Die Verhandlungen mit den Gläubigern waren gescheitert. Das dritte Quartal hatte einen Nettoverlust von 71 Mio. Euro gebracht, während der Umsatz auf 5,7 Mio. Euro eingebrochen war. Brokat-Sprecher Reiner Jung hatte damals im Anschluss an die außerordentliche Hauptversammlung gesagt, mit der Zustimmung der Aktionäre zum Sanierungskonzept im Rücken solle eine Einigung mit den Anleihegläubigern erzielt werden. Brokat habe keine andere Möglichkeit, der Überschuldung zu entkommen. Nach Abschluss des dritten Quartals hatte Brokat nur noch flüssiges Kapital in Höhe von 25,3 Mio. Euro.
Neustrukturierung konnte nicht überzeugen
Angesichts dieser Entwicklung entschloss sich die Firmenleitung zu einer Neustrukturierung, die aber nicht wie erwartet griff und auch die Anleger nicht überzeugte. Trotz intensiver Verhandlungen fand Brokat nach eigenen Angaben bis Freitag keine neuen Investoren, auch die Gläubiger wollten nicht auf ihre Forderungen verzichten. Offenbar scheute auch die britische Vodafone vor einem Engagement zurück. Der Mobilfunkriese ist einer der größten Brokat-Kunden und dürfte eigentlich an der Rettung der Softwarefirma interessiert sein.
Brokat hatte es nicht geholfen, dass noch am vergangenen Dienstag der zunächst gestoppte Verkauf des Geschäftsbereichs Mobile Business an die amerikanische eOne Global für 28,25 Mio. Euro bekannt gegeben worden war. Brokat blieb überschuldet und hätte noch bis zum 30. November Zeit gehabt, seine Probleme zu lösen. Dann hätte spätestens die Insolvenz angemeldet werden müssen.
Der Aufruf zum Aufpassen;
N E U E R M A R K T
Fonds in der Klemme
Die Rallye am Wachstumsmarkt bricht alle Rekorde. Manche Fondsmanger bleiben skeptisch: Der Aufschwung sei übertrieben und nur von wenigen Werten getragen. Sie setzen auf "Qualität", doch der Performancedruck steigt.
Frankfurt - Zum Aufschwung am Neuen Markt seit den Tiefständen vom 21. September haben zweifelsohne zu einem großen Teil die Investmentfonds beigetragen. Viele von ihnen sind nach eigener Auskunft mittlerweile wieder voll investiert. Andere trauen der Rallye nicht und halten sich bewusst zurück.
Nemax-Rallye hat historische Ausmaße
So hat der Nemax 50 in den vergangenen zwei Monaten mehr als 100 Prozent zugelegt. In der deutschen Börsengeschichte ist das bislang einmalig. Bei dieser Performance haben zahlreiche Fonds das Nachsehen, auch weil sie mit Blick auf die Qualität ihres Portfolios offenbar nicht bereit waren, die Rallye mitzugehen. "Wenn Schrott läuft, will man unbedingt nicht dabei sein", erklärt etwa Wassili Papas, Fondsmanger bei Union Investment.
Viele Marktbeobachter trauen der Rallye ohnehin nicht. "Aus fundamentaler Sicht ist die Rallye schwer nachzuvollziehen", erklärt Franz Kaim, Händler bei Lang & Schwarz im Gespräch mit manager-magazin.de. Wie schon die Abwärtsbewegung nach den Anschlägen am 11. September hält Kaim auch die seit Wochen anhaltende Aufwärtsbewegung für übertrieben. Rückschläge schließt der Händler nicht aus, glaubt aber nicht, dass die Nemax-Indizes alte Tiefstände noch einmal testen werden. Kaim: "Wir haben die Bodenbildung gesehen."
"Fondsmanager laufen der Rallye nicht hinterher"
Der Händler von Lang & Schwarz bestätigt zwar, dass Fonds einen Teil ihrer hohen Cashbestände abgebaut und in Neuen Markt investiert hätten. Doch glaubt er nicht, dass Fondsmanger sich verspekuliert hätten und nun der Rallye hinterherlaufen würden, wie dies in der vergangenen Woche mehrfach konstatiert wurde. Auch andere institutionelle Anleger hätten mit spekulativen Käufen den Markt in die Höhe getrieben. Nicht zuletzt engagierten sich mutige Privatanleger wieder in dem Wachstumssegment.
Während Fondsmanager vor allem die großen und soliden Werte gekauft hätten, griffen Privatanleger eher bei den Werten der zweiten und dritten Reihe zu, erklärt Marc Schädler, Fondsmanager bei Nordinvest. Dabei hätten die Manager auch unter Druck gestanden, schnell Liquidität abzubauen und zu investieren, räumt Schädler ein. "Manager, die jetzt noch große Kassenbestände halten, machen sich bei ihren Anlegern nicht sonderlich beliebt."
Internet-, Online-Broker- und Biotech-Werte gefragt
Stefan Müller, Fondsmanager für den Neuen Markt bei der Münchener Activest, hat nach eigenen Angaben sein Budget für den Neuen Markt seit November wieder zu 100 Prozent investiert. Nach den Tiefständen am 21. September hätten Anleger durch die allgemeine Verunsicherung zunächst Wert auf defensive Titel etwa in den Sektoren Medizintechnik oder Industrial Services gelegt.
"Seit Mitte Oktober haben wir aber unser Portfolio wieder etwas zyklischer ausgerichtet", sagt der Münchener Fondsmanager. Titel aus den Branchen Internet, Online-Broker und Biotechnologie seien stark nachgefragt worden.
Waren die Experten zu vorsichtig?
HSBC-Aktienstratege Borghoff sieht nach eigenen Angaben jedoch eine zu vorsichtige Haltung der Fondsmanager."Ich habe den Eindruck, dass eine ganze Reihe von Fondsmanagern den Aufschwung am Neuen Markt einfach verpasst hat", sagt er. Sie seien zu lange vorsichtig und pessimistisch gewesen.
T-Online oder Broadvision konnten sich seit ihren Tiefständen mehr als verdreifachen. Sie gehören zu den Unternehmen, die immer noch Verluste machen oder die Gewinnzone noch nicht sicher erreicht haben. Auf Grund ihrer vorsichtigen Anlagephilosophie hatten viele Fondsmanager gerade diese Papiere gescheut. Marc Schädler von Nordinvest: "Nur weil die gut gelaufen sind, trenne ich mich doch nicht einfach von Qualitätstiteln. Das wird kein Investor wirklich wollen."
DWS: "Unser Timing hätte etwas besser sein können"
"Wir haben auf Solidität gesetzt", sagt auch Jochen Mathee, Manger von der Anlagegesellschaft Invesco. Deren Fonds "Invesco Neue Märkte" ist um sieben Prozent hinter dem Nemax-All-Share zurückgeblieben. "Der Anstieg hat aber keine breite Basis und wurde wesentlich von einigen Werten wie zum Beispiel T-Online getragen", so Mathee. Von diesem Papier sei man aber bei Invesco nicht voll überzeugt, weshalb man der Aktie innerhalb der Fonds auch nicht viel Gewicht eingeräumt habe. Dies drücke nun verständlicherweise auf die Performance.
Ähnlich ist es bei der Anlagegesellschaft DWS. "Unser Timing hätte zwar etwas besser sein können", sagt Manager Tim Albrecht. "Aber wir waren eben vorsichtig."
"Wir müssen nach Anweisung investieren"
Andreas Gartner von der SEB weist darauf hin, dass der Neue Markt für die Institutionellen, also unter anderem Versicherungen und Banken, zu einem schwierigen Pflaster geworden sei. "Da will keiner mehr in ein fallendes Messer greifen", sagt er. Die Fondsmanager müssten aber gemäß der Anweisungen dieser Großanleger investieren und daher am Neuen Markt Zurückhaltung üben. Trotzdem seien Ende Oktober die Neuer-Markt-Fonds der SEB fast vollständig investiert gewesen.
Laut Gartner sind viele Anleger auch wegen der Illiquidität vieler Neuer-Markt-Titel vorsichtig. "Bei einer Infineon-Aktie kann ich mir sicher sein, dass ich trotz der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit immer wieder raus komme, am Neuen Markt aber nicht."
N E U E R M A R K T
Fonds in der Klemme
Die Rallye am Wachstumsmarkt bricht alle Rekorde. Manche Fondsmanger bleiben skeptisch: Der Aufschwung sei übertrieben und nur von wenigen Werten getragen. Sie setzen auf "Qualität", doch der Performancedruck steigt.
Frankfurt - Zum Aufschwung am Neuen Markt seit den Tiefständen vom 21. September haben zweifelsohne zu einem großen Teil die Investmentfonds beigetragen. Viele von ihnen sind nach eigener Auskunft mittlerweile wieder voll investiert. Andere trauen der Rallye nicht und halten sich bewusst zurück.
Nemax-Rallye hat historische Ausmaße
So hat der Nemax 50 in den vergangenen zwei Monaten mehr als 100 Prozent zugelegt. In der deutschen Börsengeschichte ist das bislang einmalig. Bei dieser Performance haben zahlreiche Fonds das Nachsehen, auch weil sie mit Blick auf die Qualität ihres Portfolios offenbar nicht bereit waren, die Rallye mitzugehen. "Wenn Schrott läuft, will man unbedingt nicht dabei sein", erklärt etwa Wassili Papas, Fondsmanger bei Union Investment.
Viele Marktbeobachter trauen der Rallye ohnehin nicht. "Aus fundamentaler Sicht ist die Rallye schwer nachzuvollziehen", erklärt Franz Kaim, Händler bei Lang & Schwarz im Gespräch mit manager-magazin.de. Wie schon die Abwärtsbewegung nach den Anschlägen am 11. September hält Kaim auch die seit Wochen anhaltende Aufwärtsbewegung für übertrieben. Rückschläge schließt der Händler nicht aus, glaubt aber nicht, dass die Nemax-Indizes alte Tiefstände noch einmal testen werden. Kaim: "Wir haben die Bodenbildung gesehen."
"Fondsmanager laufen der Rallye nicht hinterher"
Der Händler von Lang & Schwarz bestätigt zwar, dass Fonds einen Teil ihrer hohen Cashbestände abgebaut und in Neuen Markt investiert hätten. Doch glaubt er nicht, dass Fondsmanger sich verspekuliert hätten und nun der Rallye hinterherlaufen würden, wie dies in der vergangenen Woche mehrfach konstatiert wurde. Auch andere institutionelle Anleger hätten mit spekulativen Käufen den Markt in die Höhe getrieben. Nicht zuletzt engagierten sich mutige Privatanleger wieder in dem Wachstumssegment.
Während Fondsmanager vor allem die großen und soliden Werte gekauft hätten, griffen Privatanleger eher bei den Werten der zweiten und dritten Reihe zu, erklärt Marc Schädler, Fondsmanager bei Nordinvest. Dabei hätten die Manager auch unter Druck gestanden, schnell Liquidität abzubauen und zu investieren, räumt Schädler ein. "Manager, die jetzt noch große Kassenbestände halten, machen sich bei ihren Anlegern nicht sonderlich beliebt."
Internet-, Online-Broker- und Biotech-Werte gefragt
Stefan Müller, Fondsmanager für den Neuen Markt bei der Münchener Activest, hat nach eigenen Angaben sein Budget für den Neuen Markt seit November wieder zu 100 Prozent investiert. Nach den Tiefständen am 21. September hätten Anleger durch die allgemeine Verunsicherung zunächst Wert auf defensive Titel etwa in den Sektoren Medizintechnik oder Industrial Services gelegt.
"Seit Mitte Oktober haben wir aber unser Portfolio wieder etwas zyklischer ausgerichtet", sagt der Münchener Fondsmanager. Titel aus den Branchen Internet, Online-Broker und Biotechnologie seien stark nachgefragt worden.
Waren die Experten zu vorsichtig?
HSBC-Aktienstratege Borghoff sieht nach eigenen Angaben jedoch eine zu vorsichtige Haltung der Fondsmanager."Ich habe den Eindruck, dass eine ganze Reihe von Fondsmanagern den Aufschwung am Neuen Markt einfach verpasst hat", sagt er. Sie seien zu lange vorsichtig und pessimistisch gewesen.
T-Online oder Broadvision konnten sich seit ihren Tiefständen mehr als verdreifachen. Sie gehören zu den Unternehmen, die immer noch Verluste machen oder die Gewinnzone noch nicht sicher erreicht haben. Auf Grund ihrer vorsichtigen Anlagephilosophie hatten viele Fondsmanager gerade diese Papiere gescheut. Marc Schädler von Nordinvest: "Nur weil die gut gelaufen sind, trenne ich mich doch nicht einfach von Qualitätstiteln. Das wird kein Investor wirklich wollen."
DWS: "Unser Timing hätte etwas besser sein können"
"Wir haben auf Solidität gesetzt", sagt auch Jochen Mathee, Manger von der Anlagegesellschaft Invesco. Deren Fonds "Invesco Neue Märkte" ist um sieben Prozent hinter dem Nemax-All-Share zurückgeblieben. "Der Anstieg hat aber keine breite Basis und wurde wesentlich von einigen Werten wie zum Beispiel T-Online getragen", so Mathee. Von diesem Papier sei man aber bei Invesco nicht voll überzeugt, weshalb man der Aktie innerhalb der Fonds auch nicht viel Gewicht eingeräumt habe. Dies drücke nun verständlicherweise auf die Performance.
Ähnlich ist es bei der Anlagegesellschaft DWS. "Unser Timing hätte zwar etwas besser sein können", sagt Manager Tim Albrecht. "Aber wir waren eben vorsichtig."
"Wir müssen nach Anweisung investieren"
Andreas Gartner von der SEB weist darauf hin, dass der Neue Markt für die Institutionellen, also unter anderem Versicherungen und Banken, zu einem schwierigen Pflaster geworden sei. "Da will keiner mehr in ein fallendes Messer greifen", sagt er. Die Fondsmanager müssten aber gemäß der Anweisungen dieser Großanleger investieren und daher am Neuen Markt Zurückhaltung üben. Trotzdem seien Ende Oktober die Neuer-Markt-Fonds der SEB fast vollständig investiert gewesen.
Laut Gartner sind viele Anleger auch wegen der Illiquidität vieler Neuer-Markt-Titel vorsichtig. "Bei einer Infineon-Aktie kann ich mir sicher sein, dass ich trotz der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit immer wieder raus komme, am Neuen Markt aber nicht."
D . L O G I S T I C S
Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ein hoher Kurs- und Umsatzsprung vor der jüngsten Ad-hoc-Meldung des Logistik-Dienstleisters sorgt für Irritationen.
Der Chart von D.Logistics zeigt den Kurssprung am Dienstag
Hamburg – Das Frankfurter Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) leitet eine Voruntersuchung ein, um zu klären, ob es vor der jüngsten Ad-hoc-Meldung der am Neuen Markt notierten Firma D.Logistics (WKN 510150) möglicherweise zu Käufen durch Insider kam.
Am 21. November veröffentlichte das Hofheimer Unternehmen in einer Ad-Hoc-Meldung seine Zahlen für die ersten neun Monate des aktuellen Geschäftsjahres. Der Logistik-Dienstleister erreichte nach eigenen Angaben von Januar bis September nach vorläufigen Berechnungen Konzernerlöse von 493 Millionen Euro nach 211 Millionen Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode – ein Plus von 134 Prozent.
Der Kurs der Aktie konnte von dieser Meldung kräftig profitieren, das Papier gehörte am Mittwoch zu den stärksten Gewinnern im Neuen Markt. Analysten begründeten dies auch mit dem Ausblick, den D.Logistics veröffentlichte. Im Gesamtjahr 2001 soll der Umsatz auf rund 700 Millionen Euro gesteigert werden - gegenüber dem Vorjahreswert von 383 Millionen Euro fast eine Verdoppelung.
Allerdings hatte die Aktie auch schon am Vortag bei hohen Umsätzen deutlich zugelegt. Am Dienstag-Mittag notierte das Papier mit einem Plus von über zehn Prozent.
Dieser Sachverhalt war nicht nur Markbeobachtern, sondern auch mehreren Händlern aufgefallen; einige von ihnen äußerten anschließend die Vermutung, bereits im Vorfeld hätten Anleger von der positiven Meldung gewusst und vorgekauft. Ein Händler kommentierte den Vorgang mit den Worten: "Das ist so offensichtlich, da stolpert ja meine Oma mit dem Krückstock drüber."
Das Bundesaufsichtsamt will nun klären, ob es im Vorfeld der Meldung zu Käufen durch Insider kam. BAWe-Sprecherin Sabine Reimer gegenüber manager-magazin.de: "Der Kursgewinn und die Umsätze waren nach Einschätzung unserer Experten auffallend hoch. Wir leiten daher eine erste Voruntersuchung ein, um den Fall zu klären."
Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ein hoher Kurs- und Umsatzsprung vor der jüngsten Ad-hoc-Meldung des Logistik-Dienstleisters sorgt für Irritationen.
Der Chart von D.Logistics zeigt den Kurssprung am Dienstag
Hamburg – Das Frankfurter Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) leitet eine Voruntersuchung ein, um zu klären, ob es vor der jüngsten Ad-hoc-Meldung der am Neuen Markt notierten Firma D.Logistics (WKN 510150) möglicherweise zu Käufen durch Insider kam.
Am 21. November veröffentlichte das Hofheimer Unternehmen in einer Ad-Hoc-Meldung seine Zahlen für die ersten neun Monate des aktuellen Geschäftsjahres. Der Logistik-Dienstleister erreichte nach eigenen Angaben von Januar bis September nach vorläufigen Berechnungen Konzernerlöse von 493 Millionen Euro nach 211 Millionen Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode – ein Plus von 134 Prozent.
Der Kurs der Aktie konnte von dieser Meldung kräftig profitieren, das Papier gehörte am Mittwoch zu den stärksten Gewinnern im Neuen Markt. Analysten begründeten dies auch mit dem Ausblick, den D.Logistics veröffentlichte. Im Gesamtjahr 2001 soll der Umsatz auf rund 700 Millionen Euro gesteigert werden - gegenüber dem Vorjahreswert von 383 Millionen Euro fast eine Verdoppelung.
Allerdings hatte die Aktie auch schon am Vortag bei hohen Umsätzen deutlich zugelegt. Am Dienstag-Mittag notierte das Papier mit einem Plus von über zehn Prozent.
Dieser Sachverhalt war nicht nur Markbeobachtern, sondern auch mehreren Händlern aufgefallen; einige von ihnen äußerten anschließend die Vermutung, bereits im Vorfeld hätten Anleger von der positiven Meldung gewusst und vorgekauft. Ein Händler kommentierte den Vorgang mit den Worten: "Das ist so offensichtlich, da stolpert ja meine Oma mit dem Krückstock drüber."
Das Bundesaufsichtsamt will nun klären, ob es im Vorfeld der Meldung zu Käufen durch Insider kam. BAWe-Sprecherin Sabine Reimer gegenüber manager-magazin.de: "Der Kursgewinn und die Umsätze waren nach Einschätzung unserer Experten auffallend hoch. Wir leiten daher eine erste Voruntersuchung ein, um den Fall zu klären."
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten;
W T C - R A U B
Erste Verhaftung
Nach dem Millionendiebstahl vom 11. September wurde einer der Gesuchten gefasst. Er beteuert seine Unschuld. Sein mutmaßlicher Komplize soll sich nach Russland abgesetzt haben.
New York - Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Millionenraub im World Trade Center haben zu einem ersten Erfolg geführt. Der geflohene Hauptverdächtige, Gary Farberov, wurde am Mittwoch einem Richter vorgeführt. Die ihm zur Last gelegte Tat bestreitet er jedoch. Nach Angaben amerikanischer Juristen drohen ihm mehr als 20 Jahr Haft.
Sein Anwalt Charles Clayman gab zu Protokoll, die Anschuldigungen beruhten auf "Gerüchten und falschen Informationen". Nach einer kurzen Anhörung wurde sein Mandant gegen eine Kaution von 500.000 Dollar bis auf weiteres aus dem Gewahrsam der Behörden entlassen.
Der 32jährige Farberov war Präsident der Anlagefirma First Equity Enterprises mit Sitz im World Trade Center. Gemeinsam mit Komplizen soll er Beträge im Wert von umgerechnet 225 Millionen Mark auf eigene Konten überwiesen haben. Entdeckt wurde dies unmittelbar nach den Terror-Anschlägen vom 11. September.
Wie FBI-Ermittler zwischenzeitlich herausfanden, hatten die Unterschlagungen vermutlich schon vor einiger Zeit begonnen. Geschädigt wurden rund 1400 Investoren aus 14 Ländern, darunter Anleger aus Großbritannien, Australien und Neuseeland.
Das Chaos nach den Anschlägen wurde von den Verdächtigen offenbar genutzt, um die Spuren ihres Betrugs zu verwischen. Anschließend setzten sie sich mit unbekanntem Ziel ab.
Der zweite Hauptverdächtige Andrei Koudachev ist weiter flüchtig. Die Behörden vermuten ihn in Russland; über seinen Anwalt Nathaniel Marmur ließ er ausrichten, er sei unschuldig.
Koudachev soll gemeinsam mit seinem Partner Farberov über die Firmen First Equity Enterprises, Evergreen International Spot Trading and Forex International ein regelrechtes Betrugsnetzwerk aufgebaut haben. Einige Millionen des unterschlagenen Geldes wurden inzwischen sichergestellt und eingefroren, nach dem Rest wird weiterhin gesucht.
W T C - R A U B
Erste Verhaftung
Nach dem Millionendiebstahl vom 11. September wurde einer der Gesuchten gefasst. Er beteuert seine Unschuld. Sein mutmaßlicher Komplize soll sich nach Russland abgesetzt haben.
New York - Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Millionenraub im World Trade Center haben zu einem ersten Erfolg geführt. Der geflohene Hauptverdächtige, Gary Farberov, wurde am Mittwoch einem Richter vorgeführt. Die ihm zur Last gelegte Tat bestreitet er jedoch. Nach Angaben amerikanischer Juristen drohen ihm mehr als 20 Jahr Haft.
Sein Anwalt Charles Clayman gab zu Protokoll, die Anschuldigungen beruhten auf "Gerüchten und falschen Informationen". Nach einer kurzen Anhörung wurde sein Mandant gegen eine Kaution von 500.000 Dollar bis auf weiteres aus dem Gewahrsam der Behörden entlassen.
Der 32jährige Farberov war Präsident der Anlagefirma First Equity Enterprises mit Sitz im World Trade Center. Gemeinsam mit Komplizen soll er Beträge im Wert von umgerechnet 225 Millionen Mark auf eigene Konten überwiesen haben. Entdeckt wurde dies unmittelbar nach den Terror-Anschlägen vom 11. September.
Wie FBI-Ermittler zwischenzeitlich herausfanden, hatten die Unterschlagungen vermutlich schon vor einiger Zeit begonnen. Geschädigt wurden rund 1400 Investoren aus 14 Ländern, darunter Anleger aus Großbritannien, Australien und Neuseeland.
Das Chaos nach den Anschlägen wurde von den Verdächtigen offenbar genutzt, um die Spuren ihres Betrugs zu verwischen. Anschließend setzten sie sich mit unbekanntem Ziel ab.
Der zweite Hauptverdächtige Andrei Koudachev ist weiter flüchtig. Die Behörden vermuten ihn in Russland; über seinen Anwalt Nathaniel Marmur ließ er ausrichten, er sei unschuldig.
Koudachev soll gemeinsam mit seinem Partner Farberov über die Firmen First Equity Enterprises, Evergreen International Spot Trading and Forex International ein regelrechtes Betrugsnetzwerk aufgebaut haben. Einige Millionen des unterschlagenen Geldes wurden inzwischen sichergestellt und eingefroren, nach dem Rest wird weiterhin gesucht.
Abzocken mit Aktien
Neuer Markt: Wie die Glücksritter Kasse machten
Sie machten Kasse, lange bevor der Neue Markt in die Krise geriet: Glücksrittern wie Thomas Haffa und Peter Kabel brachte der Verkauf ihrer Anteile mehrstellige Millionenbeträge. Der ehemalige EMTV-Chef Haffa versilberte Anfang 2000 Aktien für rund 40 Millionen Mark, obwohl er sich verpflichtet hatte, die Papiere zu halten. Kabel, Gründer der Multimedia-Agentur Kabel New Media, soll mit dem Verkauf von Aktien seines Unternehmens sogar 100 Millionen Mark verdient haben.
Haffa und Kabel sind keine Einzelfälle. Während die Aktionäre am Neuen Markt in den vergangenen eineinhalb Jahren Verluste von über 90 Prozent einfuhren, geht es einigen Ex-Superstars der New Economy blendend. manager-magazin.de beleuchtet die Hintergründe für die Krise am Neuen Markt und listet Pleiten und Skandale auf.
Neuer Markt: Wie die Glücksritter Kasse machten
Sie machten Kasse, lange bevor der Neue Markt in die Krise geriet: Glücksrittern wie Thomas Haffa und Peter Kabel brachte der Verkauf ihrer Anteile mehrstellige Millionenbeträge. Der ehemalige EMTV-Chef Haffa versilberte Anfang 2000 Aktien für rund 40 Millionen Mark, obwohl er sich verpflichtet hatte, die Papiere zu halten. Kabel, Gründer der Multimedia-Agentur Kabel New Media, soll mit dem Verkauf von Aktien seines Unternehmens sogar 100 Millionen Mark verdient haben.
Haffa und Kabel sind keine Einzelfälle. Während die Aktionäre am Neuen Markt in den vergangenen eineinhalb Jahren Verluste von über 90 Prozent einfuhren, geht es einigen Ex-Superstars der New Economy blendend. manager-magazin.de beleuchtet die Hintergründe für die Krise am Neuen Markt und listet Pleiten und Skandale auf.
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Mal wieder vor Ort;zuerst die Aktualität.
Frohes Fest und schöne Tage an die immer seltener präsenten
Mitstreiter.
ftd.de, Fr, 21.12.2001, 14:23
M+S Elektronik stellt Insolvenzantrag
Mit der M+S Elektronik hat am Freitag einer der größten deutschen IT-Dienstleister Insolvenz angemeldet. Mit einem Sanierungskonzept soll die Zerschlagung verhindert werden.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter sei Rechtsanwalt Werner Schreiber von Wellensiek Grub & Partner bestellt worden, teilte die Gesellschaft mit. Er werde die Restrukturierung der M+S soweit wie möglich auf Basis des von der Unternehmensberatung Roland Berger & Partner entwickelten Konzepts weiter verfolgen. Die Zerschlagung der 1974 gegründeten, rund 1600 Mitarbeiter zählenden M+S solle vermieden werden. Bereits am Vorabend hatte die am Neuen Markt gelistete Firma den Antrag nicht mehr ausgeschlossen. Lieferanten hätten die Belieferung weitgehend eingestellt, nachdem die Kreditversicherer nicht wieder in den Versicherungsschutz eingetreten seien, hieß es.
Die Aktie wurde am Freitag nach Angaben der Deutschen Börse vorübergehend vom Handel am Neuen Markt ausgesetzt. Zeitweise verlor der Titel rund 50 Prozent auf einen Tiefststand von 0,35 Euro. Die in Niedernberg bei Aschaffenburg ansässige M+S hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, nach dem teilweisen Lieferstopp sei eine ordnungsgemäße Abwicklung des operativen Geschäfts kaum noch gewährleistet und der Fortbestand des Unternehmens gefährdet.
Banken halten Kreditlinie aufrecht
In der vergangenen Woche hatte M+S angekündigt, sich um die Finanzierung für eine notwendige Umstrukturierung zu bemühen und dabei auch in Gesprächen mit der bayerischen Staatsregierung zu stehen. Am Dienstag gab M+S dann bekannt, die finanzierenden Banken würden auf Grundlage des vorgelegten Restrukturierungskonzepts die eingeräumte Kreditlinie von 24,2 Mio. Euro aufrechterhalten.
Defizite in der Führung und Organisation der schnell wachsenden Gesellschaft sowie die allgemeinen Schwierigkeiten der IT-Branche brachten M+S nach eigenen Angaben in Schwierigkeiten. Für das Ende April auslaufende Geschäftsjahr nannte M+S am Dienstag eine Umsatzerwartung von 532 (Vorjahr: 667,6) Mio. Euro und eine Ergebniserwartung (Ebit) von minus 36,2 (minus 27,7) Mio. Euro genannt. Im September prognostizierte der IT-Dienstleister noch einen Umsatz von 610 Mio. Euro sowie einen Vorsteuerverlust von 19,3 (minus 26,8) Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2001/2002.
Nach Angaben der Deutschen Börse ist die seit dem 29. Februar 2000 am Neuen Markt gelistete M+S der zweitgrößte deutsche Anbieter von IT-Lösungen. Die Leistungen der Firma umfassen sowohl die klassischen IT-Bereiche wie Reparatur, Vertrieb und Training als auch die Marktsegmente IT-Beratung, Systemintegration, IT-Management und Datenspeicherlösungen bis zu Lösungen für das elektronische Geschäft.
Frohes Fest und schöne Tage an die immer seltener präsenten
Mitstreiter.
ftd.de, Fr, 21.12.2001, 14:23
M+S Elektronik stellt Insolvenzantrag
Mit der M+S Elektronik hat am Freitag einer der größten deutschen IT-Dienstleister Insolvenz angemeldet. Mit einem Sanierungskonzept soll die Zerschlagung verhindert werden.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter sei Rechtsanwalt Werner Schreiber von Wellensiek Grub & Partner bestellt worden, teilte die Gesellschaft mit. Er werde die Restrukturierung der M+S soweit wie möglich auf Basis des von der Unternehmensberatung Roland Berger & Partner entwickelten Konzepts weiter verfolgen. Die Zerschlagung der 1974 gegründeten, rund 1600 Mitarbeiter zählenden M+S solle vermieden werden. Bereits am Vorabend hatte die am Neuen Markt gelistete Firma den Antrag nicht mehr ausgeschlossen. Lieferanten hätten die Belieferung weitgehend eingestellt, nachdem die Kreditversicherer nicht wieder in den Versicherungsschutz eingetreten seien, hieß es.
Die Aktie wurde am Freitag nach Angaben der Deutschen Börse vorübergehend vom Handel am Neuen Markt ausgesetzt. Zeitweise verlor der Titel rund 50 Prozent auf einen Tiefststand von 0,35 Euro. Die in Niedernberg bei Aschaffenburg ansässige M+S hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, nach dem teilweisen Lieferstopp sei eine ordnungsgemäße Abwicklung des operativen Geschäfts kaum noch gewährleistet und der Fortbestand des Unternehmens gefährdet.
Banken halten Kreditlinie aufrecht
In der vergangenen Woche hatte M+S angekündigt, sich um die Finanzierung für eine notwendige Umstrukturierung zu bemühen und dabei auch in Gesprächen mit der bayerischen Staatsregierung zu stehen. Am Dienstag gab M+S dann bekannt, die finanzierenden Banken würden auf Grundlage des vorgelegten Restrukturierungskonzepts die eingeräumte Kreditlinie von 24,2 Mio. Euro aufrechterhalten.
Defizite in der Führung und Organisation der schnell wachsenden Gesellschaft sowie die allgemeinen Schwierigkeiten der IT-Branche brachten M+S nach eigenen Angaben in Schwierigkeiten. Für das Ende April auslaufende Geschäftsjahr nannte M+S am Dienstag eine Umsatzerwartung von 532 (Vorjahr: 667,6) Mio. Euro und eine Ergebniserwartung (Ebit) von minus 36,2 (minus 27,7) Mio. Euro genannt. Im September prognostizierte der IT-Dienstleister noch einen Umsatz von 610 Mio. Euro sowie einen Vorsteuerverlust von 19,3 (minus 26,8) Mio. Euro für das Geschäftsjahr 2001/2002.
Nach Angaben der Deutschen Börse ist die seit dem 29. Februar 2000 am Neuen Markt gelistete M+S der zweitgrößte deutsche Anbieter von IT-Lösungen. Die Leistungen der Firma umfassen sowohl die klassischen IT-Bereiche wie Reparatur, Vertrieb und Training als auch die Marktsegmente IT-Beratung, Systemintegration, IT-Management und Datenspeicherlösungen bis zu Lösungen für das elektronische Geschäft.
ftd.de, Do, 20.12.2001, 14:48
Teldafax: Krumme Geschäfte bei der Insolvenz
Die Staatsanwaltschaft Marburg ermittelt gegen den Vorstand der zahlungsunfähigen Telefongesellschaft Teldafax. Die Behörde untersucht dabei auch undurchsichtige Mietgeschäfte des Unternehmens.
Vor drei Wochen seien das Firmengebäude in Marburg sowie Wohnungen von Vorstandsmitgliedern durchsucht worden, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Hans-Joachim Wölk, am Donnerstag. Das Landeskriminalamt werde die beschlagnahmten "Aktenberge" in den kommenden Monaten auf mögliche Insolvenzdelikte untersuchen. Anfang Juni war ein Insolvenzverfahren gegen Teldafax eröffnet worden.
Der Anfangsverdacht gegen die Geschäftsführer des insolventen Unternehmens richte sich gegen so genannte Bankrottdelikte, sagte Wölk. "Es kann sein, dass keine ordnungsgemäßen Bilanzen geführt wurden, dass Vermögenswerte erdichtet worden sind oder dass Gläubiger benachteiligt wurden."
Dubiose Mietgeschäfte
Dass die Staatsanwaltschaft wegen deutlich überhöhter Mietforderungen für das Firmengebäude in Marburg ermittele, wollte der Sprecher nicht dementieren. "Das kann auch sein." Zwei Vorstandsmitglieder sollen gleichzeitig Gesellschafter einer Vermietungsgesellschaft gewesen sein, der das Gebäude gehörte. Die zu hohe Miete soll zu Lasten der Aktionäre gegangen sein. Mehrere Aktionäre sollen daher Strafanzeigen gegen Teldafax gestellt haben. Teldafax wollte am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.
Teldafax: Krumme Geschäfte bei der Insolvenz
Die Staatsanwaltschaft Marburg ermittelt gegen den Vorstand der zahlungsunfähigen Telefongesellschaft Teldafax. Die Behörde untersucht dabei auch undurchsichtige Mietgeschäfte des Unternehmens.
Vor drei Wochen seien das Firmengebäude in Marburg sowie Wohnungen von Vorstandsmitgliedern durchsucht worden, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Hans-Joachim Wölk, am Donnerstag. Das Landeskriminalamt werde die beschlagnahmten "Aktenberge" in den kommenden Monaten auf mögliche Insolvenzdelikte untersuchen. Anfang Juni war ein Insolvenzverfahren gegen Teldafax eröffnet worden.
Der Anfangsverdacht gegen die Geschäftsführer des insolventen Unternehmens richte sich gegen so genannte Bankrottdelikte, sagte Wölk. "Es kann sein, dass keine ordnungsgemäßen Bilanzen geführt wurden, dass Vermögenswerte erdichtet worden sind oder dass Gläubiger benachteiligt wurden."
Dubiose Mietgeschäfte
Dass die Staatsanwaltschaft wegen deutlich überhöhter Mietforderungen für das Firmengebäude in Marburg ermittele, wollte der Sprecher nicht dementieren. "Das kann auch sein." Zwei Vorstandsmitglieder sollen gleichzeitig Gesellschafter einer Vermietungsgesellschaft gewesen sein, der das Gebäude gehörte. Die zu hohe Miete soll zu Lasten der Aktionäre gegangen sein. Mehrere Aktionäre sollen daher Strafanzeigen gegen Teldafax gestellt haben. Teldafax wollte am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben.
Nemax-Schlussbericht: Anleger realisieren Verluste
Von Christina Kestel und Andreas Albert, Hamburg
Die Werte am Neuen Markt sind am Mittwoch leichter aus dem Handel gegangen. Bei CPU standen die Ermittler von der Staatsanwaltschaft vor der Tür. Weiter unter Druck stand die Intershop-Aktie.
Der Nemax 50 gab 2,7 Prozent auf 1189 Punkte nach, der alle Werte umfassende Nemax All Share verlor 2,6 Prozent auf 1126 Punkte. Händler machten den Gewinneinbruch des US-Speicherchipherstellers Micron Technology für die Verkaufslaune verantwortlich. Auch die schlechten Vorgaben von der Wall Street drückten auf die Stimmung. Der negative Ausblick des Handy- und Halbleiterkonzerns Motorola habe auf die Kurse gedrückt, sagten Händler am Mittwoch.
Fondsmanager trennten sich zudem von Aktien, denen sie auch im kommenden Jahr wenig Kurspotenzial zutrauen und Kleinanleger würden Verluste realisieren, damit sie Steuern sparen. "Die Auftragsbücher werden immer dünner", sagte ein Händler. Einen entscheidenden Impuls erwartete der Börsianer vom "dreifachen Hexensabbatt", dem Verfallstag für Optionsscheingeschäfte am Freitag.
CPU erholt sich von den Verlusten
Nach Ermittlungen wegen Insiderhandels sind die Aktien von CPU Software bei hohen Umsätzen zwischenzeitlich 20 Prozent auf 1,12 Euro gefallen. Die Ermittlungen der Augsburger Staatsanwaltschaft konzentrieren sich auf einen ehemaligen Vorstand sowie fünf weitere Beschuldigte, darunter auch ein ehemaliger Analyst der Bayerischen Landesbank. Zum ersten Mal wird ein Analyst des Insiderhandels verdächtigt. Im Handelsverlauf konnte die Aktie ihre Verluste eingrenzen und schloss 3,6 Prozent leichter bei 1,35 Euro.
"Die Aktien der Online-Broker reagieren immer sehr stark auf das Absinken des Aktienumsatzes", begründete ein Börsianer den Kursrückgang bei Comdirect und Consors. Die zum Verkauf stehende Consors könnte einem Zeitungsbericht zufolge von Anlegern verklagt werden. Die Klage richtet sich gegen die Vergabe von Aktienkrediten. "Wegen des Prozessrisikos wird ein Käufer garantiert keine 9 Euro für die Aktie bezahlen," sagte ein Händler. Bei vergangenen Verbraucherschutz-Prozessen im Optionsscheinhandel hätten sich die Anleger vor Gericht durchgesetzt. "Wenn das der Grund ist, dann müßte Consors stärker verlieren als die Comdirect", sagte ein anderer Börsianer. Comdirect-Aktien sanken um 5,9 Prozent auf 11,13 Euro, während Consors um 4,5 Prozent auf 9,17 Euro nachgaben. DAB-Bank-Aktien stiegen hingegen 2,7 Prozent auf 15,10 Euro.
Intershop unter Druck
Die Aktie des Softwareentwicklers Intershop steuerte auf das bisherige Jahrestief von 1,17 Euro zu. Den sechsten Tag in Folge sank der Anteilsschein. Am Mittwoch verlor das einstige Vorzeigepapier der New Economy 11,4 Prozent und kostete 1,56 Euro. "Da realisieren anscheinend ein paar Anleger die bisherigen Kursverluste, um Steuern zu sparen", vermutete ein Analyst in Düsseldorf. Die Zukunft des Unternehmens stehe mehr und mehr auf der Kippe, sagte ein Händler. Ob Intershop den Kapitalbedarf des kommenden Jahres aufbringen könne, sei mehr als unsicher: "Wer kauft schon Software von einem Unternehmen, dass es morgen vielleicht nicht mehr gibt."
Unter Druck stand auch das Papier des Internet-Beteiligungsunternehmens United Internet, da sich offenbar Institutionelle Anleger zunehmend von der Aktie verabschieden. United Internet verloren 14,2 Prozent auf 3,52 Euro, nachdem die Aktie an den drei Vortagen bereits 0,50 Euro abgegeben hatte.
Kinowelt beantragt Insolvenz
Der finanziell angeschlagene Filmrechtehändler Kinowelt hat beim Amtsgericht München selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. Gespräche mit der niederländischen Bank ABN Amro über neue Kredite bleiben erfolglos. Überrascht habe das scheinbar nur wenige, sagte ein Händler. Die Aktie verlor 26,3 Prozent auf 0,28 Euro und war damit schwächster Wert. Vor einem Jahr war das Papier noch rund 50 Euro Wert gewesen.
Von Christina Kestel und Andreas Albert, Hamburg
Die Werte am Neuen Markt sind am Mittwoch leichter aus dem Handel gegangen. Bei CPU standen die Ermittler von der Staatsanwaltschaft vor der Tür. Weiter unter Druck stand die Intershop-Aktie.
Der Nemax 50 gab 2,7 Prozent auf 1189 Punkte nach, der alle Werte umfassende Nemax All Share verlor 2,6 Prozent auf 1126 Punkte. Händler machten den Gewinneinbruch des US-Speicherchipherstellers Micron Technology für die Verkaufslaune verantwortlich. Auch die schlechten Vorgaben von der Wall Street drückten auf die Stimmung. Der negative Ausblick des Handy- und Halbleiterkonzerns Motorola habe auf die Kurse gedrückt, sagten Händler am Mittwoch.
Fondsmanager trennten sich zudem von Aktien, denen sie auch im kommenden Jahr wenig Kurspotenzial zutrauen und Kleinanleger würden Verluste realisieren, damit sie Steuern sparen. "Die Auftragsbücher werden immer dünner", sagte ein Händler. Einen entscheidenden Impuls erwartete der Börsianer vom "dreifachen Hexensabbatt", dem Verfallstag für Optionsscheingeschäfte am Freitag.
CPU erholt sich von den Verlusten
Nach Ermittlungen wegen Insiderhandels sind die Aktien von CPU Software bei hohen Umsätzen zwischenzeitlich 20 Prozent auf 1,12 Euro gefallen. Die Ermittlungen der Augsburger Staatsanwaltschaft konzentrieren sich auf einen ehemaligen Vorstand sowie fünf weitere Beschuldigte, darunter auch ein ehemaliger Analyst der Bayerischen Landesbank. Zum ersten Mal wird ein Analyst des Insiderhandels verdächtigt. Im Handelsverlauf konnte die Aktie ihre Verluste eingrenzen und schloss 3,6 Prozent leichter bei 1,35 Euro.
"Die Aktien der Online-Broker reagieren immer sehr stark auf das Absinken des Aktienumsatzes", begründete ein Börsianer den Kursrückgang bei Comdirect und Consors. Die zum Verkauf stehende Consors könnte einem Zeitungsbericht zufolge von Anlegern verklagt werden. Die Klage richtet sich gegen die Vergabe von Aktienkrediten. "Wegen des Prozessrisikos wird ein Käufer garantiert keine 9 Euro für die Aktie bezahlen," sagte ein Händler. Bei vergangenen Verbraucherschutz-Prozessen im Optionsscheinhandel hätten sich die Anleger vor Gericht durchgesetzt. "Wenn das der Grund ist, dann müßte Consors stärker verlieren als die Comdirect", sagte ein anderer Börsianer. Comdirect-Aktien sanken um 5,9 Prozent auf 11,13 Euro, während Consors um 4,5 Prozent auf 9,17 Euro nachgaben. DAB-Bank-Aktien stiegen hingegen 2,7 Prozent auf 15,10 Euro.
Intershop unter Druck
Die Aktie des Softwareentwicklers Intershop steuerte auf das bisherige Jahrestief von 1,17 Euro zu. Den sechsten Tag in Folge sank der Anteilsschein. Am Mittwoch verlor das einstige Vorzeigepapier der New Economy 11,4 Prozent und kostete 1,56 Euro. "Da realisieren anscheinend ein paar Anleger die bisherigen Kursverluste, um Steuern zu sparen", vermutete ein Analyst in Düsseldorf. Die Zukunft des Unternehmens stehe mehr und mehr auf der Kippe, sagte ein Händler. Ob Intershop den Kapitalbedarf des kommenden Jahres aufbringen könne, sei mehr als unsicher: "Wer kauft schon Software von einem Unternehmen, dass es morgen vielleicht nicht mehr gibt."
Unter Druck stand auch das Papier des Internet-Beteiligungsunternehmens United Internet, da sich offenbar Institutionelle Anleger zunehmend von der Aktie verabschieden. United Internet verloren 14,2 Prozent auf 3,52 Euro, nachdem die Aktie an den drei Vortagen bereits 0,50 Euro abgegeben hatte.
Kinowelt beantragt Insolvenz
Der finanziell angeschlagene Filmrechtehändler Kinowelt hat beim Amtsgericht München selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. Gespräche mit der niederländischen Bank ABN Amro über neue Kredite bleiben erfolglos. Überrascht habe das scheinbar nur wenige, sagte ein Händler. Die Aktie verlor 26,3 Prozent auf 0,28 Euro und war damit schwächster Wert. Vor einem Jahr war das Papier noch rund 50 Euro Wert gewesen.
Lobster beantragt Insolvenz
Die Lobster Network Storage wird am Montag die Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beantragen. Der Speicherspezilist hat die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben.
Das teilte der am Neuen Markt gelistete Anbieter von Datenspeicherlösungen am Freitag nach Börsenschluss in Berlin mit. Das Unternehmen verfügt nach eigener Aussage derzeit noch über ausreichend liquide Mittel, um in einem vorläufigen Insolvenzverfahren weitgehend handlungsfähig zu bleiben. Zudem beabsichtige der Vorstand, die Gespräche mit möglichen Investoren fortzuführen und erfolgreich abzuschließen.
Bereits am vergangenen Mittwoch hatte Lobster bekannt gegeben, dass sich eine für die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs dringend benötigte Kapitalerhöhung kurzfristig nicht mehr realisieren lasse. Die beiden Lobster-Aufsichtsräte Klaus Krone und Wilhelm Nordemann hatten ihre Ämter niedergelegt.
Die Lobster Network Storage wird am Montag die Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beantragen. Der Speicherspezilist hat die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben.
Das teilte der am Neuen Markt gelistete Anbieter von Datenspeicherlösungen am Freitag nach Börsenschluss in Berlin mit. Das Unternehmen verfügt nach eigener Aussage derzeit noch über ausreichend liquide Mittel, um in einem vorläufigen Insolvenzverfahren weitgehend handlungsfähig zu bleiben. Zudem beabsichtige der Vorstand, die Gespräche mit möglichen Investoren fortzuführen und erfolgreich abzuschließen.
Bereits am vergangenen Mittwoch hatte Lobster bekannt gegeben, dass sich eine für die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs dringend benötigte Kapitalerhöhung kurzfristig nicht mehr realisieren lasse. Die beiden Lobster-Aufsichtsräte Klaus Krone und Wilhelm Nordemann hatten ihre Ämter niedergelegt.
Ejay: Die nächste Insolvenz am Neuen Markt
Der Musiksoftware-Spezialist Ejay hat wegen Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt.
Dabei strebe die am Neuen Markt gelistete Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter an, die operativen Geschäfte weiter zu führen und die Kontinuität der Kundenbeziehung aufrecht zu halten, gab Ejay am Montagabend per Adhoc-Mitteilung bekannt. Bereits begonnene Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Erwerbern würden weitergeführt, hieß es.
Die Ejay-Aktie wurde nach Angaben der Börse bis zum Börsenschluss vom Handel ausgesetzt. Am Dienstag solle der Handel wieder aufgenommen werden. Zuletzt notierte das Papier mehr als elf Prozent tiefer bei 0,40 Euro.
Der Musiksoftware-Spezialist Ejay hat wegen Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt.
Dabei strebe die am Neuen Markt gelistete Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter an, die operativen Geschäfte weiter zu führen und die Kontinuität der Kundenbeziehung aufrecht zu halten, gab Ejay am Montagabend per Adhoc-Mitteilung bekannt. Bereits begonnene Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Erwerbern würden weitergeführt, hieß es.
Die Ejay-Aktie wurde nach Angaben der Börse bis zum Börsenschluss vom Handel ausgesetzt. Am Dienstag solle der Handel wieder aufgenommen werden. Zuletzt notierte das Papier mehr als elf Prozent tiefer bei 0,40 Euro.
Etwas positives aus den Pleiten....*g*
Aus Pleiten Profit schlagen
Von Torsten Meise, Hamburg
Im Internet werden Konkursmassen gescheiterter Unternehmen günstig verkauft: Firmenwagen, Computer und ganze Krankenhäuser.
Konkursmassen ziehen Schnäppchenjäger an wie ein verendetes Tier die Geier. Das weiß keiner besser als Andre Maxeiner, Projektleiter von Konkurse.com. Auf seiner Webseite werden die Überreste von Insolvenzen verkauft: Betonpulverisierer, Krankenhäuser, Bäckereien oder Bürostühlen. "Unsere Zugriffszahlen steigen jeden Monat zwischen 250 und 300 Prozent", sagt er. Insolvenzen bieten Käufern eine Chance, für wenig Geld an viel Gegenwert zu kommen. Und das Internet macht es noch leichter, vom Pech anderer zu profitieren. Online-Auktionen und B2B-Marktplätze bieten mittlerweile rein virtuelle Wege zur "Verwertung" von Insolvenzgütern, wie es in der Branchensprache heißt.
Konkurse.com, ein Projekt der Heilbronner Firma Globalpool, ist seit einem Jahr am Netz. 4000 registrierte Kunden aus der ganzen Welt schauen regelmäßig auf der Webseite vorbei oder lassen sich wöchentlich per Newsletter über die aktuellsten Angebote informieren. "Interessante Waren sind allerdings oft schon nach wenigen Tagen verkauft", sagt Maxeiner. Auch immer mehr Existenzgründer decken sich auf seiner Webseite mit gebrauchten Büroeinrichtungen oder technischer Ausrüstung ein.
Konkurse beleben das Geschäft
Bereits 19.000 Firmen mussten in den ersten sieben Monaten des Jahres Insolvenz anmelden, berichtet das Statistische Bundesamt. Voraussichtlich wird damit die Rekordmarke des Vorjahres von 28.235 Insolvenzen noch überschritten. Des einen Leid ist des anderen Freud: Das Angebot aus Konkursmassen insolventer Unternehmen steigt ständig. "Mittlerweile stirbt in Deutschland alle 15 Minuten eine Firma", so Maxeiner. Für das Geschäftsmodell von Konkurse.com ist dies Rückenwind. Und das in einem Markt, der allein in Deutschland auf jährlich 10 bis 12 Mrd. DM geschätzt wird.
Zu Maxeiners wichtigsten Konkurrenten zählt die Firma Goindustry .com. Das Münchener Startup hat sich durch mehrfache Fusionen mit anderen Anbietern zu einem internationalen Unternehmen entwickelt. Erst Mitte November verkündete man den Zusammenschluss mit der britischen Traditionsfirma Henry Butcher, dem größten Industrie-Auktionshaus Europas. Hauptaufgabe von Goindustrie.com ist eigentlich der Verkauf gebrauchter Industrieanlagen. In letzter Zeit aber melden sich immer öfter Insolvenzverwalter, die über das Unternehmen einen neuen Vertriebsweg gefunden haben. Das technische Inventar kompletter deutscher Software-Firmen steht in den Lagern nun neben gebrauchten britischen Produktionsanlagen von Rolls-Royce. Über Hunderte von Unterkategorien finden aber auch Klein- und Mittelständler Angebote.
Termin aus dem Internet
Auch Zwangsversteigerungen von Immobilien helfen gerade Existenzgründern, vom Elend anderer zu profitieren. Nach dem vom Ratinger Verlag Argetra herausgegebenen Versteigerungskalender wird in diesem Jahr mit knapp 80.000 Versteigerungen sogar die Rekordzahl des Vorjahres von 57.600 übertroffen. Auch hier kann das Internet potenziellen Käufern helfen: Wer früher über Objekte und Termine Bescheid wissen wollte, musste von Amtsgericht zu Amtsgericht eilen. Das geht heute per Mausklick. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind bereits über 60 Amtsgerichte an eine gänzlich automatisierte Datenbank angeschlossen, deren Inhalte auch im Internet unter der Adresse www.zvg .nrw.de einsehbar sind. Zum Teil werden die Immobilien dort bereits mit Gutachten und Fotos angeboten. "Wir sehen mittlerweile sehr viele Bieter, die unsere Unterlagen aus dem Netz unter dem Arm haben", berichtet der Dortmunder Rechtspfleger Rainer Sievers, der das NRW-System betreut. Demnächst sollen alle 130 Amtsgerichte des Landes mit dem Online-Angebot verbunden sein. Auch unter www.zgv.de können potenzielle Bieter bundesweit nach neuen Versteigerungsobjekte suchen - allerdings ist diese Liste der Amtsgerichte noch nicht vollständig. Auf der Webseite des Argetra-Verlages www.argetra.de können zu versteigernde Objekte online recherchiert werden.
Auch Ebay macht mit
Selbst die Mutter aller Online-Auktionen, das Unternehmen Ebay, hat sich mittlerweile den schlechten Zeiten angepasst. In einer eigenen Kategorie der "Ebay Pro"-Abteilung, dem so genannten Insolvenz-Forum, wird ebenfalls bereits verwertet. Das Angebot reicht vom Architektenbüro bis zur Tischlerei. So richtig viel los ist hier allerdings noch nicht.
Dafür werden treue Ebay-Kunden mit großer Wahrscheinlichkeit schon hin und wieder auf Insolvenz-Ware gestoßen sein - ohne es zu merken. Längst haben einige Cleverle entdeckt, wie man mit Hilfe von Insolvenz-Auktionen Geld verdienen kann. Sie kaufen in einer B2B-Auktion beispielsweise neuwertige Markenlaptops älteren Baujahrs im Hunderter-Pack. Über private Auktionsseiten wie Ebay werden die dann einzeln und mit Gewinn an den Endverbraucher gebracht. "Einige unserer Kunden machen das durchaus so", bestätigt auch Konkurse-Chef Maxeiner.
Vorbild für die Nutznießer des Elends ist das amerikanische Unternehmen Overstock.com. Dessen Chef Patrick Byrne, ein promovierter Philosoph, wurde vom "Wall Street Journal" bereits als "Geier des E-Commerce" beschimpft. Er und seine Mitarbeiter kaufen mit Vorliebe komplette Dotcoms auf und verhökern die so eingesammelten Waren direkt auf der eigenen Seite. Allein der Kauf des Spielwaren-Händlers Toytime.com soll Overstock eine Gewinnspanne von 400 Prozent verschafft haben. Mit seinen zum Teil 70-prozentigen Rabatten gilt Overstock unter Amerikas Schnäppchenjägern als eine der Topadressen - und als eines der wenigen Geschäftsmodelle, die im E-Commerce funktionieren. Schade nur, dass Overstock seine Waren nur in den USA handelt.
Ein derart erfolgreiches Restposten-Portal für Privatkunden sucht man in Deutschland noch vergebens. Wem es nichts ausmacht, statt einem einzigen gleich 2000 Handys für einen Spottpreis zu kaufen, der sollte einmal in der B2B-Ecke von Restposten.de vorbeischauen. Auch hier versuchen einige notleidende Händler, ihre Warenlager zu leeren.
Im Gegensatz zum Business-Bereich ist die Restposten-Ecke für Endkunden allerdings enttäuschend. Das Warenangebot orientiert sich hier eher an Rudis Reste-Rampe. Aber die gibt es ja an jeder Häuserecke.
Aus Pleiten Profit schlagen
Von Torsten Meise, Hamburg
Im Internet werden Konkursmassen gescheiterter Unternehmen günstig verkauft: Firmenwagen, Computer und ganze Krankenhäuser.
Konkursmassen ziehen Schnäppchenjäger an wie ein verendetes Tier die Geier. Das weiß keiner besser als Andre Maxeiner, Projektleiter von Konkurse.com. Auf seiner Webseite werden die Überreste von Insolvenzen verkauft: Betonpulverisierer, Krankenhäuser, Bäckereien oder Bürostühlen. "Unsere Zugriffszahlen steigen jeden Monat zwischen 250 und 300 Prozent", sagt er. Insolvenzen bieten Käufern eine Chance, für wenig Geld an viel Gegenwert zu kommen. Und das Internet macht es noch leichter, vom Pech anderer zu profitieren. Online-Auktionen und B2B-Marktplätze bieten mittlerweile rein virtuelle Wege zur "Verwertung" von Insolvenzgütern, wie es in der Branchensprache heißt.
Konkurse.com, ein Projekt der Heilbronner Firma Globalpool, ist seit einem Jahr am Netz. 4000 registrierte Kunden aus der ganzen Welt schauen regelmäßig auf der Webseite vorbei oder lassen sich wöchentlich per Newsletter über die aktuellsten Angebote informieren. "Interessante Waren sind allerdings oft schon nach wenigen Tagen verkauft", sagt Maxeiner. Auch immer mehr Existenzgründer decken sich auf seiner Webseite mit gebrauchten Büroeinrichtungen oder technischer Ausrüstung ein.
Konkurse beleben das Geschäft
Bereits 19.000 Firmen mussten in den ersten sieben Monaten des Jahres Insolvenz anmelden, berichtet das Statistische Bundesamt. Voraussichtlich wird damit die Rekordmarke des Vorjahres von 28.235 Insolvenzen noch überschritten. Des einen Leid ist des anderen Freud: Das Angebot aus Konkursmassen insolventer Unternehmen steigt ständig. "Mittlerweile stirbt in Deutschland alle 15 Minuten eine Firma", so Maxeiner. Für das Geschäftsmodell von Konkurse.com ist dies Rückenwind. Und das in einem Markt, der allein in Deutschland auf jährlich 10 bis 12 Mrd. DM geschätzt wird.
Zu Maxeiners wichtigsten Konkurrenten zählt die Firma Goindustry .com. Das Münchener Startup hat sich durch mehrfache Fusionen mit anderen Anbietern zu einem internationalen Unternehmen entwickelt. Erst Mitte November verkündete man den Zusammenschluss mit der britischen Traditionsfirma Henry Butcher, dem größten Industrie-Auktionshaus Europas. Hauptaufgabe von Goindustrie.com ist eigentlich der Verkauf gebrauchter Industrieanlagen. In letzter Zeit aber melden sich immer öfter Insolvenzverwalter, die über das Unternehmen einen neuen Vertriebsweg gefunden haben. Das technische Inventar kompletter deutscher Software-Firmen steht in den Lagern nun neben gebrauchten britischen Produktionsanlagen von Rolls-Royce. Über Hunderte von Unterkategorien finden aber auch Klein- und Mittelständler Angebote.
Termin aus dem Internet
Auch Zwangsversteigerungen von Immobilien helfen gerade Existenzgründern, vom Elend anderer zu profitieren. Nach dem vom Ratinger Verlag Argetra herausgegebenen Versteigerungskalender wird in diesem Jahr mit knapp 80.000 Versteigerungen sogar die Rekordzahl des Vorjahres von 57.600 übertroffen. Auch hier kann das Internet potenziellen Käufern helfen: Wer früher über Objekte und Termine Bescheid wissen wollte, musste von Amtsgericht zu Amtsgericht eilen. Das geht heute per Mausklick. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sind bereits über 60 Amtsgerichte an eine gänzlich automatisierte Datenbank angeschlossen, deren Inhalte auch im Internet unter der Adresse www.zvg .nrw.de einsehbar sind. Zum Teil werden die Immobilien dort bereits mit Gutachten und Fotos angeboten. "Wir sehen mittlerweile sehr viele Bieter, die unsere Unterlagen aus dem Netz unter dem Arm haben", berichtet der Dortmunder Rechtspfleger Rainer Sievers, der das NRW-System betreut. Demnächst sollen alle 130 Amtsgerichte des Landes mit dem Online-Angebot verbunden sein. Auch unter www.zgv.de können potenzielle Bieter bundesweit nach neuen Versteigerungsobjekte suchen - allerdings ist diese Liste der Amtsgerichte noch nicht vollständig. Auf der Webseite des Argetra-Verlages www.argetra.de können zu versteigernde Objekte online recherchiert werden.
Auch Ebay macht mit
Selbst die Mutter aller Online-Auktionen, das Unternehmen Ebay, hat sich mittlerweile den schlechten Zeiten angepasst. In einer eigenen Kategorie der "Ebay Pro"-Abteilung, dem so genannten Insolvenz-Forum, wird ebenfalls bereits verwertet. Das Angebot reicht vom Architektenbüro bis zur Tischlerei. So richtig viel los ist hier allerdings noch nicht.
Dafür werden treue Ebay-Kunden mit großer Wahrscheinlichkeit schon hin und wieder auf Insolvenz-Ware gestoßen sein - ohne es zu merken. Längst haben einige Cleverle entdeckt, wie man mit Hilfe von Insolvenz-Auktionen Geld verdienen kann. Sie kaufen in einer B2B-Auktion beispielsweise neuwertige Markenlaptops älteren Baujahrs im Hunderter-Pack. Über private Auktionsseiten wie Ebay werden die dann einzeln und mit Gewinn an den Endverbraucher gebracht. "Einige unserer Kunden machen das durchaus so", bestätigt auch Konkurse-Chef Maxeiner.
Vorbild für die Nutznießer des Elends ist das amerikanische Unternehmen Overstock.com. Dessen Chef Patrick Byrne, ein promovierter Philosoph, wurde vom "Wall Street Journal" bereits als "Geier des E-Commerce" beschimpft. Er und seine Mitarbeiter kaufen mit Vorliebe komplette Dotcoms auf und verhökern die so eingesammelten Waren direkt auf der eigenen Seite. Allein der Kauf des Spielwaren-Händlers Toytime.com soll Overstock eine Gewinnspanne von 400 Prozent verschafft haben. Mit seinen zum Teil 70-prozentigen Rabatten gilt Overstock unter Amerikas Schnäppchenjägern als eine der Topadressen - und als eines der wenigen Geschäftsmodelle, die im E-Commerce funktionieren. Schade nur, dass Overstock seine Waren nur in den USA handelt.
Ein derart erfolgreiches Restposten-Portal für Privatkunden sucht man in Deutschland noch vergebens. Wem es nichts ausmacht, statt einem einzigen gleich 2000 Handys für einen Spottpreis zu kaufen, der sollte einmal in der B2B-Ecke von Restposten.de vorbeischauen. Auch hier versuchen einige notleidende Händler, ihre Warenlager zu leeren.
Im Gegensatz zum Business-Bereich ist die Restposten-Ecke für Endkunden allerdings enttäuschend. Das Warenangebot orientiert sich hier eher an Rudis Reste-Rampe. Aber die gibt es ja an jeder Häuserecke.
Wirtschaftsprüfer sind Absahnern auf der Spur
Von Christian Baulig, Hamburg, und Sabine Rössing, Frankfurt
Wirtschaftsprüfer haben ein lukratives Geschäftsfeld entdeckt: die Ermittlung von Straftätern in Unternehmen. Die Fahndungsmethoden der privaten Schnüffler sind diskret, aber wenig zimperlich.
Einsacken und hoffen - Wirtschaftskriminalität in Deutschland und Europa
Bis zu dreimal in der Woche melden sich am Empfang der Messe Frankfurt drei Herren für Jürgen Seidt. Den Weg zum Büro des Chef der internen Revision im Torhaus kennen die Besucher im Schlaf. Seit Januar kommen sie regelmäßig, um einen der spektakulärsten Korruptionsfälle aufzuarbeiten - mit 100 Verdächtigen, 25 Haftbefehlen und einem Schaden von etwa 12 Mio. DM.
Die drei umtriebigen Kriminalexperten sind weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Polizei. Sie sind Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die im Auftrag der Messegesellschaft Licht ins Dunkel bringen soll.
Für die Wirtschaftsprüfer sind Ermittlungen in der Grauzone ein kleines, aber rasant wachsendes Geschäft. Alle großen Häuser wie PwC, Ernst & Young, Arthur Andersen und KPMG bauen derzeit Spezialabteilungen mit so geheimnisvollen Namen wie Forensic Services oder Integrity Services aus. Bis zu 50 Spezialisten werden dort beschäftigt. Im Auftrag von Aufsichtsräten, Vorständen oder Geschäftsführern sind sie Betrügereien und unterschlagenen Geldern auf der Spur, untersuchen gefälschte Bilanzen und Markenpiraterie.
Betrüger im eigenen Haus
Der Bedarf an Aufklärung ist enorm: PwC hat in einer Studie ermittelt, dass beinahe jedes zweite befragte deutsche Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Opfer krimineller Machenschaften geworden ist. Bis zu 500 Mio. DM hätten die Firmen dabei verloren. Arthur Andersen beziffert den Gesamtschaden auf 30 bis 40 Mrd. DM pro Jahr. Die Dunkelziffer ist hoch.
Meist sitzen die Absahner im Haus, nicht selten sind die Täter langjährige Führungskräfte: Chefeinkäufer, die sich bestechen lassen, Bauleiter, die bei mangelhafter Qualität ein Auge zudrücken, wenn davon das eigene Bankkonto profitiert.
Bekannte Beispiele für Wirtschaftskriminalität in Chefetagen sind die Luftbuchungen bei der Ehinger FlowTex, die waghalsige Kreditvergabe bei der Mannheimer Sparkasse, die Tricksereien mit Immobilienrisiken bei der Bankgesellschaft Berlin. Bei der Messe Frankfurt kassierten Angestellte von Lieferanten Bares, ließen sich zum Surfen nach Hawaii einladen oder nagelneue Autos vor die Tür stellen. Im Gegenzug schanzten sie Geschäftspartnern über Jahre lukrative Aufträge zu und segneten überhöhte oder fingierte Rechnungen ab.
Als die Staatsanwaltschaft Ende vergangenen Jahres den ersten Fällen auf die Spur kam, erkannte die Gesellschaft schnell, dass sie die Vorgänge allein kaum würde aufdecken können. "Da fehlte uns die Erfahrung", sagt Andreas Kaster von der Messe Frankfurt. Und die Kapazität. Das Unternehmen beschäftigt sieben eigene Prüfer. "Aber die haben schließlich noch andere Aufgaben", so Kaster.
Drei Mitarbeiter wurden für die Korruptionsrecherchen abgestellt, drei PwC-Leute und ein paar Anwälte hinzugezogen. Gemeinsam durchforsten die Experten seit zehn Monaten mehrere Hundert Aktenordner, überprüfen Aufträge und Rechnungen, befragen Mitarbeiter und Lieferanten.
Firmen sind überfordert
Für die Prüfer sind solche Aufträge ein probates Mittel, sich bei ihrer Kundschaft zu profilieren. Viele Firmen sind schlicht überfordert, wenn sich Delikte einzelner Mitarbeiter zu einem faustdicken Skandal auszuweiten drohen. Sie brauchen erfahrene Krisenmanager.
Betrügereien offenbaren meist Sicherheitslücken und ein schlechtes Controlling. In diesen Bereichen winken dann oft gleich weitere Beratungsaufträge.
Zudem polieren die Anti-Korruptions-Abteilungen das Image der Prüfgesellschaften auf. Die Skandale um Philipp Holzmann, Metallgesellschaft und Bremer Vulkan, bei denen die Kontrolleure Falschbilanzierern aufgesessen sind, haben am guten Ruf der Branche gekratzt. "Wirtschaftsprüfer haben ein dezidiertes Interesse, dass in den Unternehmen sorgfältig gearbeitet wird", sagt Professor Hans See, Vorsitzender der Interessenvereinigung Business Crime Control.
Dieses Anliegen teilen die Kontrolleure mit ihren Mandanten. "Viele Firmen haben begriffen, dass der Schaden durch Korruption weit über den eigentlichen Finanzschaden hinausgeht", sagt Michael Wiehen, Deutschland-Chef von Transparency International (TI), einer Organisation, die jegliche Art von Korruption bekämpft. Sobald die Firma ein Hauch des Unseriösen umweht, könnten Banken Kreditlinien kürzen, Kunden und Lieferanten abspringen.
Für kleine Firmen bedeutet dies schnell das Aus. Bei jeder zweiten mittelständischen Insolvenz, schätzt Dieter John, Leiter der Abteilung Integrity Services bei KPMG, könnte ein wirtschaftskriminelles Delikt im Spiel sein.
Redselige Zulieferer
"Haben die Ermittler mit ihrer Arbeit erst einmal begonnen, gewinnen die Recherchen oft unverhofft an Dynamik", berichtet Steffen Salvenmoser, der für PwC Wirtschaftsdelikten nachspürt. Plötzlich tauchen anonyme Briefe auf, packen Zulieferer und Konkurrenten aus und berichten über Preisdumping, Absprachen, Veruntreuung oder buchhalterische Tricks. Manchmal helfe auch der Zufall, wenn Schreiben oder Anrufe versehentlich beim Kollegen auflaufen.
Was die Wirtschaftsprüfer für die Schnüffelei geradezu prädestiniert, ist ihre viel gerühmte Diskretion. "Wenn’s irgend geht, versuchen die Auftraggeber, die Ergebnisse unter der Decke zu halten", beobachtet Wirtschaftskriminologe See. "Viele Unternehmen ziehen den Goldenen Handschlag einer öffentlichen Auseinandersetzung vor", bestätigt PwC-Mann Salvenmoser. Wer private Ermittler beauftragt, entscheidet selbst, was die Strafverfolgungsbehörden erfahren und was nicht. Damit können die Auftraggeber "das Ergebnis der Untersuchungen selbst kontrollieren", sagt TI-Vorsitzender Wiehen.
Bei der Messe Frankfurt legen die Prüfer die Karten - nolens volens - offen auf den Tisch. "Und zwar komplett", wie Messesprecher Kaster betont. Man habe schließlich nichts zu verbergen. "Die Zusammenarbeit klappt hervorragend", lobt auch Job Tillmann, Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt der Jurist, "ohne unsere Erfahrungen würden die oft nicht den Knackpunkt finden." Und ohne die Mithilfe der Prüfer müsste die Behörde mehr Leute für den Fall abstellen.
Wenn es im Sinn des Auftraggebers ist, erhalten überlastete und oft schlecht ausgestattete Staatsanwälte hervorragend aufbereitetes Beweismaterial von den Privatermittlern. Seine Abteilung trage durch die Sicherung und Interpretation von Informationen dazu bei, eine etwaige Strafanzeige "anzufüttern", sagt Thomas Spemann von Arthur Andersen. Und KPMG-Mann John rühmt sich, sein Team habe allein in den vergangenen Monaten vier Strafanzeigen vorbereitet: "Dank unseres Materials war der Staatsanwalt sofort handlungsfähig."
Prüfer erhalten heiße Tipps
Zuweilen haben die Prüfer heiße Tipps, wenn es darum geht, Beweismaterial zu sichern oder veruntreute Vermögenswerte wiederzubeschaffen. "In solchen Fällen geben wir schon mal weiter, wo ein Verdächtiger seine Skihütte hat", sagt Klaus Fischer, Chef der Abteilung Forensic Services bei Ernst & Young.
Bei der Vorgehensweise stehen die Wirtschaftsprüfer den Beamten in nichts nach. Neben Bilanzexperten, IT-Spezialisten oder Bauingenieuren beschäftigen sie auch ehemalige Polizisten und Staatsanwälte. "Wer Betrügern auf die Schliche kommen will, muss ihre Methoden kennen", sagt PwC-Experte Salvenmoser.
Die Profis gehen bei ihrer Arbeit wenig zimperlich vor. Verdächtigen, werde ordentlich auf den Zahn gefühlt, sagen die Fahnder ohne staatlichen Auftrag selbstbewusst. Dabei scheuen sie nicht einmal vor Derrick-Methoden zurück wie dem Verhör mit verteilten Rollen. Die Befugnisse der Privat-Ermittler enden allerdings dort, wo staatliches Hoheitsrecht beginnt, bei Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und Festnahmen.
Rechtfertigung "rüder Methoden"
"Das Ergreifen entschiedener Maßnahmen ist ein wichtiger Bestandteil für das Entstehen einer ,Präventionskultur‘", rechtfertigt PwC in einer Studie die teils rüden Methoden. Eine Auffassung, die mancher Experte nicht teilt. "Prävention darf nicht allein aus Abschreckung bestehen", sagt Josef Wieland, Chef des Zentrums für Wirtschaftsethik in Konstanz. Unternehmen müssen ihre Anreize so verändern, dass "abweichendes Verhalten" unattraktiv werde.
ABB, die Bahn oder Philipp Holzmann beherzigen diesen Rat: Mitarbeiter auf anfälligen Positionen müssen regelmäßig rotieren, Vergütungssysteme belohnen Sparsamkeit statt Kaufrausch, Verhaltensregeln werden klar formuliert. Die Messe Frankfurt muss hingegen erst einmal weiter auf den Eisatz externer Ermittler setzen. Zumal sich die Expertise der PwC-Mitarbeiter ausgezahlt hat. Ein Fünftel der Schadenssumme konnte das Unternehmen bei den Verursachern bereits eintreiben, auf weitere 70 Prozent hält es zumindest die Hand.
Damit ergeht es der Messe besser als den meisten Opfern: Laut PwC kann nur jedes fünfte Unternehmen damit rechnen, mehr als die Hälfte der erlittenen Verluste zurückzubekommen. "Die meisten Täter haben ihre Schuld sofort eingestanden, als wir ihnen die Recherche-Ergebnisse präsentierten", erzählt Messemann Kaster. "Wären wir in jedem einzelnen Fall vor Gericht gezogen, hätte das Jahre gedauert."
Von Christian Baulig, Hamburg, und Sabine Rössing, Frankfurt
Wirtschaftsprüfer haben ein lukratives Geschäftsfeld entdeckt: die Ermittlung von Straftätern in Unternehmen. Die Fahndungsmethoden der privaten Schnüffler sind diskret, aber wenig zimperlich.
Einsacken und hoffen - Wirtschaftskriminalität in Deutschland und Europa
Bis zu dreimal in der Woche melden sich am Empfang der Messe Frankfurt drei Herren für Jürgen Seidt. Den Weg zum Büro des Chef der internen Revision im Torhaus kennen die Besucher im Schlaf. Seit Januar kommen sie regelmäßig, um einen der spektakulärsten Korruptionsfälle aufzuarbeiten - mit 100 Verdächtigen, 25 Haftbefehlen und einem Schaden von etwa 12 Mio. DM.
Die drei umtriebigen Kriminalexperten sind weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Polizei. Sie sind Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die im Auftrag der Messegesellschaft Licht ins Dunkel bringen soll.
Für die Wirtschaftsprüfer sind Ermittlungen in der Grauzone ein kleines, aber rasant wachsendes Geschäft. Alle großen Häuser wie PwC, Ernst & Young, Arthur Andersen und KPMG bauen derzeit Spezialabteilungen mit so geheimnisvollen Namen wie Forensic Services oder Integrity Services aus. Bis zu 50 Spezialisten werden dort beschäftigt. Im Auftrag von Aufsichtsräten, Vorständen oder Geschäftsführern sind sie Betrügereien und unterschlagenen Geldern auf der Spur, untersuchen gefälschte Bilanzen und Markenpiraterie.
Betrüger im eigenen Haus
Der Bedarf an Aufklärung ist enorm: PwC hat in einer Studie ermittelt, dass beinahe jedes zweite befragte deutsche Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren Opfer krimineller Machenschaften geworden ist. Bis zu 500 Mio. DM hätten die Firmen dabei verloren. Arthur Andersen beziffert den Gesamtschaden auf 30 bis 40 Mrd. DM pro Jahr. Die Dunkelziffer ist hoch.
Meist sitzen die Absahner im Haus, nicht selten sind die Täter langjährige Führungskräfte: Chefeinkäufer, die sich bestechen lassen, Bauleiter, die bei mangelhafter Qualität ein Auge zudrücken, wenn davon das eigene Bankkonto profitiert.
Bekannte Beispiele für Wirtschaftskriminalität in Chefetagen sind die Luftbuchungen bei der Ehinger FlowTex, die waghalsige Kreditvergabe bei der Mannheimer Sparkasse, die Tricksereien mit Immobilienrisiken bei der Bankgesellschaft Berlin. Bei der Messe Frankfurt kassierten Angestellte von Lieferanten Bares, ließen sich zum Surfen nach Hawaii einladen oder nagelneue Autos vor die Tür stellen. Im Gegenzug schanzten sie Geschäftspartnern über Jahre lukrative Aufträge zu und segneten überhöhte oder fingierte Rechnungen ab.
Als die Staatsanwaltschaft Ende vergangenen Jahres den ersten Fällen auf die Spur kam, erkannte die Gesellschaft schnell, dass sie die Vorgänge allein kaum würde aufdecken können. "Da fehlte uns die Erfahrung", sagt Andreas Kaster von der Messe Frankfurt. Und die Kapazität. Das Unternehmen beschäftigt sieben eigene Prüfer. "Aber die haben schließlich noch andere Aufgaben", so Kaster.
Drei Mitarbeiter wurden für die Korruptionsrecherchen abgestellt, drei PwC-Leute und ein paar Anwälte hinzugezogen. Gemeinsam durchforsten die Experten seit zehn Monaten mehrere Hundert Aktenordner, überprüfen Aufträge und Rechnungen, befragen Mitarbeiter und Lieferanten.
Firmen sind überfordert
Für die Prüfer sind solche Aufträge ein probates Mittel, sich bei ihrer Kundschaft zu profilieren. Viele Firmen sind schlicht überfordert, wenn sich Delikte einzelner Mitarbeiter zu einem faustdicken Skandal auszuweiten drohen. Sie brauchen erfahrene Krisenmanager.
Betrügereien offenbaren meist Sicherheitslücken und ein schlechtes Controlling. In diesen Bereichen winken dann oft gleich weitere Beratungsaufträge.
Zudem polieren die Anti-Korruptions-Abteilungen das Image der Prüfgesellschaften auf. Die Skandale um Philipp Holzmann, Metallgesellschaft und Bremer Vulkan, bei denen die Kontrolleure Falschbilanzierern aufgesessen sind, haben am guten Ruf der Branche gekratzt. "Wirtschaftsprüfer haben ein dezidiertes Interesse, dass in den Unternehmen sorgfältig gearbeitet wird", sagt Professor Hans See, Vorsitzender der Interessenvereinigung Business Crime Control.
Dieses Anliegen teilen die Kontrolleure mit ihren Mandanten. "Viele Firmen haben begriffen, dass der Schaden durch Korruption weit über den eigentlichen Finanzschaden hinausgeht", sagt Michael Wiehen, Deutschland-Chef von Transparency International (TI), einer Organisation, die jegliche Art von Korruption bekämpft. Sobald die Firma ein Hauch des Unseriösen umweht, könnten Banken Kreditlinien kürzen, Kunden und Lieferanten abspringen.
Für kleine Firmen bedeutet dies schnell das Aus. Bei jeder zweiten mittelständischen Insolvenz, schätzt Dieter John, Leiter der Abteilung Integrity Services bei KPMG, könnte ein wirtschaftskriminelles Delikt im Spiel sein.
Redselige Zulieferer
"Haben die Ermittler mit ihrer Arbeit erst einmal begonnen, gewinnen die Recherchen oft unverhofft an Dynamik", berichtet Steffen Salvenmoser, der für PwC Wirtschaftsdelikten nachspürt. Plötzlich tauchen anonyme Briefe auf, packen Zulieferer und Konkurrenten aus und berichten über Preisdumping, Absprachen, Veruntreuung oder buchhalterische Tricks. Manchmal helfe auch der Zufall, wenn Schreiben oder Anrufe versehentlich beim Kollegen auflaufen.
Was die Wirtschaftsprüfer für die Schnüffelei geradezu prädestiniert, ist ihre viel gerühmte Diskretion. "Wenn’s irgend geht, versuchen die Auftraggeber, die Ergebnisse unter der Decke zu halten", beobachtet Wirtschaftskriminologe See. "Viele Unternehmen ziehen den Goldenen Handschlag einer öffentlichen Auseinandersetzung vor", bestätigt PwC-Mann Salvenmoser. Wer private Ermittler beauftragt, entscheidet selbst, was die Strafverfolgungsbehörden erfahren und was nicht. Damit können die Auftraggeber "das Ergebnis der Untersuchungen selbst kontrollieren", sagt TI-Vorsitzender Wiehen.
Bei der Messe Frankfurt legen die Prüfer die Karten - nolens volens - offen auf den Tisch. "Und zwar komplett", wie Messesprecher Kaster betont. Man habe schließlich nichts zu verbergen. "Die Zusammenarbeit klappt hervorragend", lobt auch Job Tillmann, Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt der Jurist, "ohne unsere Erfahrungen würden die oft nicht den Knackpunkt finden." Und ohne die Mithilfe der Prüfer müsste die Behörde mehr Leute für den Fall abstellen.
Wenn es im Sinn des Auftraggebers ist, erhalten überlastete und oft schlecht ausgestattete Staatsanwälte hervorragend aufbereitetes Beweismaterial von den Privatermittlern. Seine Abteilung trage durch die Sicherung und Interpretation von Informationen dazu bei, eine etwaige Strafanzeige "anzufüttern", sagt Thomas Spemann von Arthur Andersen. Und KPMG-Mann John rühmt sich, sein Team habe allein in den vergangenen Monaten vier Strafanzeigen vorbereitet: "Dank unseres Materials war der Staatsanwalt sofort handlungsfähig."
Prüfer erhalten heiße Tipps
Zuweilen haben die Prüfer heiße Tipps, wenn es darum geht, Beweismaterial zu sichern oder veruntreute Vermögenswerte wiederzubeschaffen. "In solchen Fällen geben wir schon mal weiter, wo ein Verdächtiger seine Skihütte hat", sagt Klaus Fischer, Chef der Abteilung Forensic Services bei Ernst & Young.
Bei der Vorgehensweise stehen die Wirtschaftsprüfer den Beamten in nichts nach. Neben Bilanzexperten, IT-Spezialisten oder Bauingenieuren beschäftigen sie auch ehemalige Polizisten und Staatsanwälte. "Wer Betrügern auf die Schliche kommen will, muss ihre Methoden kennen", sagt PwC-Experte Salvenmoser.
Die Profis gehen bei ihrer Arbeit wenig zimperlich vor. Verdächtigen, werde ordentlich auf den Zahn gefühlt, sagen die Fahnder ohne staatlichen Auftrag selbstbewusst. Dabei scheuen sie nicht einmal vor Derrick-Methoden zurück wie dem Verhör mit verteilten Rollen. Die Befugnisse der Privat-Ermittler enden allerdings dort, wo staatliches Hoheitsrecht beginnt, bei Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und Festnahmen.
Rechtfertigung "rüder Methoden"
"Das Ergreifen entschiedener Maßnahmen ist ein wichtiger Bestandteil für das Entstehen einer ,Präventionskultur‘", rechtfertigt PwC in einer Studie die teils rüden Methoden. Eine Auffassung, die mancher Experte nicht teilt. "Prävention darf nicht allein aus Abschreckung bestehen", sagt Josef Wieland, Chef des Zentrums für Wirtschaftsethik in Konstanz. Unternehmen müssen ihre Anreize so verändern, dass "abweichendes Verhalten" unattraktiv werde.
ABB, die Bahn oder Philipp Holzmann beherzigen diesen Rat: Mitarbeiter auf anfälligen Positionen müssen regelmäßig rotieren, Vergütungssysteme belohnen Sparsamkeit statt Kaufrausch, Verhaltensregeln werden klar formuliert. Die Messe Frankfurt muss hingegen erst einmal weiter auf den Eisatz externer Ermittler setzen. Zumal sich die Expertise der PwC-Mitarbeiter ausgezahlt hat. Ein Fünftel der Schadenssumme konnte das Unternehmen bei den Verursachern bereits eintreiben, auf weitere 70 Prozent hält es zumindest die Hand.
Damit ergeht es der Messe besser als den meisten Opfern: Laut PwC kann nur jedes fünfte Unternehmen damit rechnen, mehr als die Hälfte der erlittenen Verluste zurückzubekommen. "Die meisten Täter haben ihre Schuld sofort eingestanden, als wir ihnen die Recherche-Ergebnisse präsentierten", erzählt Messemann Kaster. "Wären wir in jedem einzelnen Fall vor Gericht gezogen, hätte das Jahre gedauert."
Nachtrag zu Brokat
Brokat: Insolvenzverfahren eröffnet
Über das Vermögen des zahlungsunfähigen Finanzsoftware-Herstellers Brokat ist vom Amtsgericht Stuttgart das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Talfahrt der Aktie hielt auch am Montag an.
Wie das am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Montag nach Börsenschluss weiter mitteilte, wurde Volker Grub dabei zum Insolvenzverwalter bestimmt. Grub, der bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter beim überschuldeten Stuttgarter Unternehmen fungierte, hatte die Eröffnung des Verfahrens zuvor selbst empfohlen. Eine Beseitigung der Überschuldung war nicht mehr als realistisch erachtet worden.
Brokat, einst ein Hoffnungsträger des Neuen Marktes, hatte sich bei der Übernahme zahlreicher Unternehmen übernommen. Die Gesellschaft hatte daher bereits im November selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. In den ersten neun Monaten 2001 hatte die Firma nach früheren Angaben auf Grund von Sonderabschreibungen einen Nettoverlust von 970,6 Mio. Euro verbucht, nach einem Minus von 68,1 Mio. Euro vor Jahresfrist. Das Eigenkapital war zum Ende September auf minus 75,89 Mio. Euro gesunken. Die Verbindlichkeiten und Rückstellungen zum gleichen Zeitpunkt waren zudem auf zusammen 150,5 Mio. Euro beziffert worden.
Nach einer zuletzt rasanten Talfahrt an der Börse gab der Aktienkurs von Brokat auch am Montag weiter nach. Die Papiere schlossen im elektronischen Handel mit einem Minus von mehr als acht Prozent auf 0,33 Euro.
Brokat: Insolvenzverfahren eröffnet
Über das Vermögen des zahlungsunfähigen Finanzsoftware-Herstellers Brokat ist vom Amtsgericht Stuttgart das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Talfahrt der Aktie hielt auch am Montag an.
Wie das am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Montag nach Börsenschluss weiter mitteilte, wurde Volker Grub dabei zum Insolvenzverwalter bestimmt. Grub, der bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter beim überschuldeten Stuttgarter Unternehmen fungierte, hatte die Eröffnung des Verfahrens zuvor selbst empfohlen. Eine Beseitigung der Überschuldung war nicht mehr als realistisch erachtet worden.
Brokat, einst ein Hoffnungsträger des Neuen Marktes, hatte sich bei der Übernahme zahlreicher Unternehmen übernommen. Die Gesellschaft hatte daher bereits im November selbst Antrag auf Insolvenz gestellt. In den ersten neun Monaten 2001 hatte die Firma nach früheren Angaben auf Grund von Sonderabschreibungen einen Nettoverlust von 970,6 Mio. Euro verbucht, nach einem Minus von 68,1 Mio. Euro vor Jahresfrist. Das Eigenkapital war zum Ende September auf minus 75,89 Mio. Euro gesunken. Die Verbindlichkeiten und Rückstellungen zum gleichen Zeitpunkt waren zudem auf zusammen 150,5 Mio. Euro beziffert worden.
Nach einer zuletzt rasanten Talfahrt an der Börse gab der Aktienkurs von Brokat auch am Montag weiter nach. Die Papiere schlossen im elektronischen Handel mit einem Minus von mehr als acht Prozent auf 0,33 Euro.
D O T C O M T O D
Staatsanwalt ermittelt wegen Insider-Postings
Wer bei "Dotcomtod" Insidertipps aus einem strauchelnden Unternehmen kolportiert, gewinnt Punkte und Respekt. Auf der Verliererseite stehen die "verpfiffenen" Unternehmen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die anonymen Plaudertaschen.
Icon bei Dotcomtod: Benutzerführung mit deutlichen Symbolen
Wer im Hintergrund die Fäden zieht, das bleibt unklar. Anonymität ist einer der Grundsätze, die das Spiel beim Pleiten-Portal Dotcomtod.com ermöglichen. Ein zweiter Grundsatz: Du sollst keine Gnade kennen mit den Venture Capitalists, Firmen-Gründern und PR-Leuten. Systemkritik, internet-like.
Auf Dotcomtod zelebriert die Internet-Gemeinschaft einen Maskenball: Sie applaudiert verzückt, wenn einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die sich als Wachposten, als "sentinels", bezeichnen, nach einem firmeninternen Krisentreffen öffentlich auf den Putz haut. Das Spannende an Deutschlands führender Plattform "für exitorientierte Unternehmensmeldungen" (Selbstbeschreibung): Hinter den Masken verbergen sich nicht nur entlassene Mitarbeiter, die ihren Frust ablassen. Auch Journalisten, Banker und Manager geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie bei Dotcomtod.com auf Punktejagd gehen.
"Die aussortierten Mitarbeiter bleiben am Straßenrand liegen, während die übrig gebliebenen fröhlich in den Abgrund ziehen", kommentiert "DonAlphonso", ein Beteiligter aus der Münchner Internet-Szene, seine Motivation. "Davor wollen wir eindringlich warnen." Ein Manager eines bekannten Berliner Start-ups meldet sich bei Dotcomtod zu Wort, "weil dort offen über Probleme diskutiert wird, die in unserem Unternehmen totgeschwiegen werden. Das Friede-Freude-Eierkuchen-Spielchen unserer Vorstände kann ich nicht mehr mit ansehen."
So tauchen bei Dotcomtod brisante Insider-Informationen und Spekulationen auf, die von den Machern der Seite freigegeben werden, ohne sie zuvor auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. "Für gewissenhafte Recherche fühlen wir uns nicht verantwortlich", sagt "Joman", Mitgründer und Sprecher des Projektes.
Worst Case: Firmenpleite durch hochgekochte Gerüchte?
Jüngstes Opfer, über das sich die sentinels des Pleiten-Portals hermachten: Frogdesign, die Firma, die maßgeblich an der Neugestaltung der grafischen Oberfläche des Betriebssystems Windows XP beteiligt war. Bereits Anfang November, knapp drei Wochen, bevor die europäische Division der einst gefeierten Designschmiede Insolvenzantrag stellte, wurde bei Dotcomtod.com über Frogdesign gemutmaßt: "Die Sümpfe trocknen aus." In dem Unternehmen brannte darauf hin die Luft, die Firmenleitung ermahnte Mitarbeiter zu Verschwiegenheit. Mit dem Ergebnis, dass weiter fast täglich neue Interna gepostet - und das Management verhöhnt wurden.
Vorläufiger Höhepunkt der Posse: Offenbar fand selbst ein warnender Brief des vorläufigen Insolvenzverwalters den Weg in das Forum:
" (...) wurde ich darauf hingewiesen, dass firmeninterne Informationen, sowie geschäftsschädigende Außerungen über die Firma frogdesign über das Internet verbreitet werden. (...) weise ich darauf hin, dass dieses Verhalten sowohl die Abwicklung des Insolvenzverfahrens gefährdet, als auch die Chancen auf eine Auffanglösung verschlechtert."
Inzwischen hat ein Frogdesign-Vertreter nach Informationen von SPIEGEL ONLINE Strafanzeige erstattet. Diese richtet sich allerdings nicht gegen die Betreiber des Pleiten-Portals, sondern gegen die anonymen Plaudertaschen. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf leitete die Ermittlungen ein.
Auf Amtsdeutsch heißt das "Verdacht auf Verstoß gegen Paragraf 17 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb". Der Vorwurf: Schädigung von Frogdesign durch Verletzung des Betriebsgeheimnisses. Jetzt müssen die Internetfahnder der Düsseldorfer Kripo ran.
Bei Frogdesign will man die jüngsten Entwicklungen weder bestätigen noch dementieren. Sprecher Marc Esslinger verweist allenfalls auf die "fatalen Konsequenzen, die derartige Veröffentlichungen im Internet haben können": "Den verbleibenden Mitarbeitern wird die Substanz entzogen." Kunden würden verunsichert, ebenso mögliche Investoren, die das Überleben der Firma sichern könnten. Schließlich befürchtet Esslinger "fatale Konsequenzen" auch in anderen Firmen: "Wenn derartiges Verhalten Schule macht, ist die Idee eines für alle Mitarbeiter transparenten Unternehmens dahin."
Dotcomtod: Schuld? Schuld an was?
Joman, der Sprecher der Dotcomtod-Betreibergemeinschaft, pflegt derweil seinen Heiligenschein und fragt sich, "um welche Betriebsgeheimnisse es dabei gehen sollte". Abgesehen von der Kripo sei bislang kein Vertreter der Firma an Dotcomtod herangetreten, betont er und fügt in bestem PR-Deutsch an: "Wir halten das Miteinanderreden für sehr wichtig."
Lapidarer Abschied: Wieder ein Unternehmen für die "Akte E"
Was sich die Teilnehmer bei Dotcomtod zu sagen haben, interessiert inzwischen nicht nur die Internet-Gemeinde, Fachjournalisten und die Kriminalpolizei, sondern auch die Wissenschaft. Romy Fröhlich, Professorin am Münchner Institut für Kommunikationswissenschaft, orakelt mit Blick auf die Medienvertreter, die bei Dotcomtod zu Tage gebrachte Themen aufgreifen: "Das könnte künftig die Art und Weise, wie Themen in den Medien Karriere machen, wesentlich verändern."
Als Verlierer gingen dabei die betroffenen Unternehmen aus dem Spiel. "Die Firmen haben kaum mehr eine Chance, ihre Botschaft glaubhaft unter die Internetnutzer zu bringen", beschreibt die Professorin eine mögliche Entwicklung. Auch die klassischen Medien, insbesondere Zeitungen und Zeitschriften, sieht sie unter Druck: "Wenn die Popularität solcher Foren künftig weiter steigt, könnte sich der öffentliche Diskurs mehr und mehr ins Internet verlagern."
Noch gibt man sich in den PR-Abteilungen der Republik nach außen hin betont cool: "Bislang hat unser Image unter solchen Gerüchten nicht gelitten", erklärt Christina Bock, Sprecherin des Handy-Portals Jamba. Die PR-Managerin eines Münchner Internet-Unternehmens gesteht jedoch hinter vorgehaltener Hand, der Vorstand sei "stinksauer", wenn wieder einmal Interna in die Öffentlichkeit gelangten. "Lanu", geistige Mutter von Dotcomtod, kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Wir haben den Unternehmen die Suppe nicht eingebrockt. Wir servieren sie lediglich."
Michael Wiesemann
Staatsanwalt ermittelt wegen Insider-Postings
Wer bei "Dotcomtod" Insidertipps aus einem strauchelnden Unternehmen kolportiert, gewinnt Punkte und Respekt. Auf der Verliererseite stehen die "verpfiffenen" Unternehmen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die anonymen Plaudertaschen.
Icon bei Dotcomtod: Benutzerführung mit deutlichen Symbolen
Wer im Hintergrund die Fäden zieht, das bleibt unklar. Anonymität ist einer der Grundsätze, die das Spiel beim Pleiten-Portal Dotcomtod.com ermöglichen. Ein zweiter Grundsatz: Du sollst keine Gnade kennen mit den Venture Capitalists, Firmen-Gründern und PR-Leuten. Systemkritik, internet-like.
Auf Dotcomtod zelebriert die Internet-Gemeinschaft einen Maskenball: Sie applaudiert verzückt, wenn einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die sich als Wachposten, als "sentinels", bezeichnen, nach einem firmeninternen Krisentreffen öffentlich auf den Putz haut. Das Spannende an Deutschlands führender Plattform "für exitorientierte Unternehmensmeldungen" (Selbstbeschreibung): Hinter den Masken verbergen sich nicht nur entlassene Mitarbeiter, die ihren Frust ablassen. Auch Journalisten, Banker und Manager geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie bei Dotcomtod.com auf Punktejagd gehen.
"Die aussortierten Mitarbeiter bleiben am Straßenrand liegen, während die übrig gebliebenen fröhlich in den Abgrund ziehen", kommentiert "DonAlphonso", ein Beteiligter aus der Münchner Internet-Szene, seine Motivation. "Davor wollen wir eindringlich warnen." Ein Manager eines bekannten Berliner Start-ups meldet sich bei Dotcomtod zu Wort, "weil dort offen über Probleme diskutiert wird, die in unserem Unternehmen totgeschwiegen werden. Das Friede-Freude-Eierkuchen-Spielchen unserer Vorstände kann ich nicht mehr mit ansehen."
So tauchen bei Dotcomtod brisante Insider-Informationen und Spekulationen auf, die von den Machern der Seite freigegeben werden, ohne sie zuvor auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. "Für gewissenhafte Recherche fühlen wir uns nicht verantwortlich", sagt "Joman", Mitgründer und Sprecher des Projektes.
Worst Case: Firmenpleite durch hochgekochte Gerüchte?
Jüngstes Opfer, über das sich die sentinels des Pleiten-Portals hermachten: Frogdesign, die Firma, die maßgeblich an der Neugestaltung der grafischen Oberfläche des Betriebssystems Windows XP beteiligt war. Bereits Anfang November, knapp drei Wochen, bevor die europäische Division der einst gefeierten Designschmiede Insolvenzantrag stellte, wurde bei Dotcomtod.com über Frogdesign gemutmaßt: "Die Sümpfe trocknen aus." In dem Unternehmen brannte darauf hin die Luft, die Firmenleitung ermahnte Mitarbeiter zu Verschwiegenheit. Mit dem Ergebnis, dass weiter fast täglich neue Interna gepostet - und das Management verhöhnt wurden.
Vorläufiger Höhepunkt der Posse: Offenbar fand selbst ein warnender Brief des vorläufigen Insolvenzverwalters den Weg in das Forum:
" (...) wurde ich darauf hingewiesen, dass firmeninterne Informationen, sowie geschäftsschädigende Außerungen über die Firma frogdesign über das Internet verbreitet werden. (...) weise ich darauf hin, dass dieses Verhalten sowohl die Abwicklung des Insolvenzverfahrens gefährdet, als auch die Chancen auf eine Auffanglösung verschlechtert."
Inzwischen hat ein Frogdesign-Vertreter nach Informationen von SPIEGEL ONLINE Strafanzeige erstattet. Diese richtet sich allerdings nicht gegen die Betreiber des Pleiten-Portals, sondern gegen die anonymen Plaudertaschen. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf leitete die Ermittlungen ein.
Auf Amtsdeutsch heißt das "Verdacht auf Verstoß gegen Paragraf 17 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb". Der Vorwurf: Schädigung von Frogdesign durch Verletzung des Betriebsgeheimnisses. Jetzt müssen die Internetfahnder der Düsseldorfer Kripo ran.
Bei Frogdesign will man die jüngsten Entwicklungen weder bestätigen noch dementieren. Sprecher Marc Esslinger verweist allenfalls auf die "fatalen Konsequenzen, die derartige Veröffentlichungen im Internet haben können": "Den verbleibenden Mitarbeitern wird die Substanz entzogen." Kunden würden verunsichert, ebenso mögliche Investoren, die das Überleben der Firma sichern könnten. Schließlich befürchtet Esslinger "fatale Konsequenzen" auch in anderen Firmen: "Wenn derartiges Verhalten Schule macht, ist die Idee eines für alle Mitarbeiter transparenten Unternehmens dahin."
Dotcomtod: Schuld? Schuld an was?
Joman, der Sprecher der Dotcomtod-Betreibergemeinschaft, pflegt derweil seinen Heiligenschein und fragt sich, "um welche Betriebsgeheimnisse es dabei gehen sollte". Abgesehen von der Kripo sei bislang kein Vertreter der Firma an Dotcomtod herangetreten, betont er und fügt in bestem PR-Deutsch an: "Wir halten das Miteinanderreden für sehr wichtig."
Lapidarer Abschied: Wieder ein Unternehmen für die "Akte E"
Was sich die Teilnehmer bei Dotcomtod zu sagen haben, interessiert inzwischen nicht nur die Internet-Gemeinde, Fachjournalisten und die Kriminalpolizei, sondern auch die Wissenschaft. Romy Fröhlich, Professorin am Münchner Institut für Kommunikationswissenschaft, orakelt mit Blick auf die Medienvertreter, die bei Dotcomtod zu Tage gebrachte Themen aufgreifen: "Das könnte künftig die Art und Weise, wie Themen in den Medien Karriere machen, wesentlich verändern."
Als Verlierer gingen dabei die betroffenen Unternehmen aus dem Spiel. "Die Firmen haben kaum mehr eine Chance, ihre Botschaft glaubhaft unter die Internetnutzer zu bringen", beschreibt die Professorin eine mögliche Entwicklung. Auch die klassischen Medien, insbesondere Zeitungen und Zeitschriften, sieht sie unter Druck: "Wenn die Popularität solcher Foren künftig weiter steigt, könnte sich der öffentliche Diskurs mehr und mehr ins Internet verlagern."
Noch gibt man sich in den PR-Abteilungen der Republik nach außen hin betont cool: "Bislang hat unser Image unter solchen Gerüchten nicht gelitten", erklärt Christina Bock, Sprecherin des Handy-Portals Jamba. Die PR-Managerin eines Münchner Internet-Unternehmens gesteht jedoch hinter vorgehaltener Hand, der Vorstand sei "stinksauer", wenn wieder einmal Interna in die Öffentlichkeit gelangten. "Lanu", geistige Mutter von Dotcomtod, kann die ganze Aufregung nicht verstehen: "Wir haben den Unternehmen die Suppe nicht eingebrockt. Wir servieren sie lediglich."
Michael Wiesemann
M E T A B O X
Finanzierung nicht gesichert
Das Geld geht aus. Angestellte werden nach Hause geschickt. Aktionäre sollen helfen.
Metabox-Chef Herbert Steinhauer.
Hildesheim - Der angeschlagenen Metabox AG (Chart) ist es bisher nicht gelungen, eine gesicherte Finanzierung des Unternehmens zu erreichen. Dies schreibt Vorstandsvorsitzender Herbert Steinhauer in einem Brief an die Anteileigner. Aus diesem Grund wird den Aktionären eine "atypisch stille Beteiligung" angeboten, die neben "attraktiven Chancen" auch die Gelegenheit biete, an einer steuerlichen Verlustzuweisung für 2001 zu partizipieren.
Mitarbeiter nach Hause geschickt
Die finanziellen Mittel neigten sich dem Ende zu, heißt es weiter. So werde es in der kommenden Woche für die Mitarbeiter Betriebsferien geben, während Vorstand und Berater weiter an der Finanzierung arbeiten würden. Die hauptsächliche Finanzierung sei in den vergangenen Wochen über private Geldgeber gesichert worden.
Zum Teil sei die Zeichnung neuer Aktien durch den Verkauf der handelbaren Aktien finanziert worden, womit die Aktionäre auf ihre handelbaren Aktien verzichtet und neue Aktien gezeichnet hätten, die ihnen erst in den nächsten Wochen zur Verfügung stehen würden.
Die stille Beteiligung bezieht sich laut Steinhauer auf die Metabox AG. Der Zeichner nimmt an den Verlusten der Gesellschaft bis zu seiner Einlagenhöhe teil und partizipiert an den geschaffenen Vermögenswerten vom Zeitpunkt seines Eintretens. Das Angebot gilt bis zum 31. Dezember.
Steinhauer betonte, dass das Unternehmen ursprünglich erst nach Sicherstellen der Finanzierung dieses Angebot habe unterbreiten wollen. "Da sich aber die Verhandlungen - auch über die Immobilienverkäufe und den Verkauf der Filmrechte - weiter hinauszögern, ist dies ein entscheidender Schritt zur Gesamtfinanzierung", schreibt der Vorstandsvorsitzende.
Den Förderantrag an das Wirtschaftsministerium Niedersachsens bezeichnet der Vorstand als Baustein des Gesamtfinanzierungskonzeptes. Mit der Genehmigung sei die Wirksamkeit eines Kooperationsvertrages und verschiedener Absichtserklärungen verbunden.
In abschließenden Verhandlungen sei Metabox mit einem britischen Investor, der neben Aktien und Optionen für bis zu drei Millionen Euro eine Wandelanleihe zeichnen wolle. Damit sei das Unternehmen aus heutiger Sicht finanziert, schreibt Steinhauer weiter. Voraussetzung für die erste Zahlung sei ein Einblick in die Bücher von Metabox und ein Aktienkurs von 0,90 Euro.
Finanzierung nicht gesichert
Das Geld geht aus. Angestellte werden nach Hause geschickt. Aktionäre sollen helfen.
Metabox-Chef Herbert Steinhauer.
Hildesheim - Der angeschlagenen Metabox AG (Chart) ist es bisher nicht gelungen, eine gesicherte Finanzierung des Unternehmens zu erreichen. Dies schreibt Vorstandsvorsitzender Herbert Steinhauer in einem Brief an die Anteileigner. Aus diesem Grund wird den Aktionären eine "atypisch stille Beteiligung" angeboten, die neben "attraktiven Chancen" auch die Gelegenheit biete, an einer steuerlichen Verlustzuweisung für 2001 zu partizipieren.
Mitarbeiter nach Hause geschickt
Die finanziellen Mittel neigten sich dem Ende zu, heißt es weiter. So werde es in der kommenden Woche für die Mitarbeiter Betriebsferien geben, während Vorstand und Berater weiter an der Finanzierung arbeiten würden. Die hauptsächliche Finanzierung sei in den vergangenen Wochen über private Geldgeber gesichert worden.
Zum Teil sei die Zeichnung neuer Aktien durch den Verkauf der handelbaren Aktien finanziert worden, womit die Aktionäre auf ihre handelbaren Aktien verzichtet und neue Aktien gezeichnet hätten, die ihnen erst in den nächsten Wochen zur Verfügung stehen würden.
Die stille Beteiligung bezieht sich laut Steinhauer auf die Metabox AG. Der Zeichner nimmt an den Verlusten der Gesellschaft bis zu seiner Einlagenhöhe teil und partizipiert an den geschaffenen Vermögenswerten vom Zeitpunkt seines Eintretens. Das Angebot gilt bis zum 31. Dezember.
Steinhauer betonte, dass das Unternehmen ursprünglich erst nach Sicherstellen der Finanzierung dieses Angebot habe unterbreiten wollen. "Da sich aber die Verhandlungen - auch über die Immobilienverkäufe und den Verkauf der Filmrechte - weiter hinauszögern, ist dies ein entscheidender Schritt zur Gesamtfinanzierung", schreibt der Vorstandsvorsitzende.
Den Förderantrag an das Wirtschaftsministerium Niedersachsens bezeichnet der Vorstand als Baustein des Gesamtfinanzierungskonzeptes. Mit der Genehmigung sei die Wirksamkeit eines Kooperationsvertrages und verschiedener Absichtserklärungen verbunden.
In abschließenden Verhandlungen sei Metabox mit einem britischen Investor, der neben Aktien und Optionen für bis zu drei Millionen Euro eine Wandelanleihe zeichnen wolle. Damit sei das Unternehmen aus heutiger Sicht finanziert, schreibt Steinhauer weiter. Voraussetzung für die erste Zahlung sei ein Einblick in die Bücher von Metabox und ein Aktienkurs von 0,90 Euro.
S T E F A N R Ö V E R
Bye-bye, Monopolkommission
Erst Börsengang, dann Schuldenfalle. Nun gibt Stefan Röver, Mitgründer und Noch-Vorstand des gefallenen Börsenstars Brokat, einen prominenten Wirtschaftsposten auf. Röver - quo vadis?
Stuttgart - Stefan Röver, Mitgründer und noch amtierender Vorstand des insolventen Finanzsoftware-Herstellers Brokat , gibt sein Amt in der Monopolkommission zum Jahresende auf. Ein entsprechendes Schreiben hat Röver dem Bundespräsidenten, der die Mitglieder der Kommission ernennt, bereits zugeleitet. Das bestätigte Professor Martin Hellwig, der Vorsitzende des Gremiums, gegenüber manager-magazin.de. Bei der letzten Tagung der Kommission am 7. Dezember war Röver schon nicht mehr dabei.
Noch-Vorstand Röver: Rückzug aus Deutschland?
Zu den Gründen für Rövers Rückzug aus der Monopolkommission wollte Hellwig, der die Mitarbeit des 36-jährigen Unternehmers "sehr geschätzt" hat, keine Angaben machen; gleichwohl sprach Hellwig von einem ungewöhnlichen Vorgang. Bei der Suche nach einem Nachfolgekandidaten für Röver sei er völlig offen, sagte Hellwig. Die Arbeitsfähigkeit der Kommission werde durch Rövers Ausscheiden nicht beeinträchtigt.
Rövers Abgang aus dem prominenten Gremium deutet auf einen vollständigen Rückzug des gefallenen Börsenstars aus Deutschland hin. Im November hatte das US-Unternehmen EOne Global aus Kalifornien den Kerngeschäftsbereich Mobile Business von Brokat gekauft. Röver, der schon seit längerem mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Silicon Valley lebt, sollte ins Management von EOne Global einsteigen (siehe: "Aufkäufer Staglin trägt Optimismus zur Schau").
Sprecher der Kleinen
Röver wurde im Juli 2000 Mitglied der fünfköpfigen Monopolkommission, die traditionell mit zwei Wissenschaftlern und drei Praktikern besetzt ist. Röver sollte die Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen vertreten.
Die weiteren Mitglieder der Monopolkommission, die auf Vorschlag der Bundesregierung vom Bundespräsidenten auf vier Jahre ernannt werden, sind Professor Jürgen Basedow, Direktor am Max-Planck-Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht in Hamburg, Winfried Haastert aus der Automotive-Sparte von ThyssenKrupp sowie die Hamburger Filmproduzentin Katharina M. Trebitsch.
Kommission für den Wettbewerb
Die Aufgabe der 1973 gegründeten Monopolkommission ist es, wettbewerbspolitische Fragen aufzugreifen, die Entwicklung der Unternehmenskonzentration in Deutschland zu beurteilen sowie die praktische Handhabung der deutschen und europäischen Fusionskontrolle zu bewerten. Die Kommission veröffentlicht regelmäßig Gutachten zu Wettbewerbsfragen. In ihrem jüngsten Sondergutachten zur Wettbewerbsentwicklung bei Telekommunikation und Post rügte die Kommission,
dass es noch nicht gelungen sei einen chancengleichen und funktionsfähigen Wettbewerb im Postwesen herzustellen.
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wies die Kritik der Monopolkommission an der Verlängerung der gesetzlichen Exklusivlizenz zurück: "Das vorliegende Gutachten der Monopolkommission gibt die Positionen wieder, die bereits in der Vergangenheit von den Gegnern der Verlängerung der Exklusivlizenz der Deutschen Post AG vorgetragen wurden. Es enthält keine neuartigen Argumente."
Bye-bye, Monopolkommission
Erst Börsengang, dann Schuldenfalle. Nun gibt Stefan Röver, Mitgründer und Noch-Vorstand des gefallenen Börsenstars Brokat, einen prominenten Wirtschaftsposten auf. Röver - quo vadis?
Stuttgart - Stefan Röver, Mitgründer und noch amtierender Vorstand des insolventen Finanzsoftware-Herstellers Brokat , gibt sein Amt in der Monopolkommission zum Jahresende auf. Ein entsprechendes Schreiben hat Röver dem Bundespräsidenten, der die Mitglieder der Kommission ernennt, bereits zugeleitet. Das bestätigte Professor Martin Hellwig, der Vorsitzende des Gremiums, gegenüber manager-magazin.de. Bei der letzten Tagung der Kommission am 7. Dezember war Röver schon nicht mehr dabei.
Noch-Vorstand Röver: Rückzug aus Deutschland?
Zu den Gründen für Rövers Rückzug aus der Monopolkommission wollte Hellwig, der die Mitarbeit des 36-jährigen Unternehmers "sehr geschätzt" hat, keine Angaben machen; gleichwohl sprach Hellwig von einem ungewöhnlichen Vorgang. Bei der Suche nach einem Nachfolgekandidaten für Röver sei er völlig offen, sagte Hellwig. Die Arbeitsfähigkeit der Kommission werde durch Rövers Ausscheiden nicht beeinträchtigt.
Rövers Abgang aus dem prominenten Gremium deutet auf einen vollständigen Rückzug des gefallenen Börsenstars aus Deutschland hin. Im November hatte das US-Unternehmen EOne Global aus Kalifornien den Kerngeschäftsbereich Mobile Business von Brokat gekauft. Röver, der schon seit längerem mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Silicon Valley lebt, sollte ins Management von EOne Global einsteigen (siehe: "Aufkäufer Staglin trägt Optimismus zur Schau").
Sprecher der Kleinen
Röver wurde im Juli 2000 Mitglied der fünfköpfigen Monopolkommission, die traditionell mit zwei Wissenschaftlern und drei Praktikern besetzt ist. Röver sollte die Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen vertreten.
Die weiteren Mitglieder der Monopolkommission, die auf Vorschlag der Bundesregierung vom Bundespräsidenten auf vier Jahre ernannt werden, sind Professor Jürgen Basedow, Direktor am Max-Planck-Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht in Hamburg, Winfried Haastert aus der Automotive-Sparte von ThyssenKrupp sowie die Hamburger Filmproduzentin Katharina M. Trebitsch.
Kommission für den Wettbewerb
Die Aufgabe der 1973 gegründeten Monopolkommission ist es, wettbewerbspolitische Fragen aufzugreifen, die Entwicklung der Unternehmenskonzentration in Deutschland zu beurteilen sowie die praktische Handhabung der deutschen und europäischen Fusionskontrolle zu bewerten. Die Kommission veröffentlicht regelmäßig Gutachten zu Wettbewerbsfragen. In ihrem jüngsten Sondergutachten zur Wettbewerbsentwicklung bei Telekommunikation und Post rügte die Kommission,
dass es noch nicht gelungen sei einen chancengleichen und funktionsfähigen Wettbewerb im Postwesen herzustellen.
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller wies die Kritik der Monopolkommission an der Verlängerung der gesetzlichen Exklusivlizenz zurück: "Das vorliegende Gutachten der Monopolkommission gibt die Positionen wieder, die bereits in der Vergangenheit von den Gegnern der Verlängerung der Exklusivlizenz der Deutschen Post AG vorgetragen wurden. Es enthält keine neuartigen Argumente."
nicht vergessen...
@ Friseur,
keine sorge ......
die anleger vergessen so schnell nicht die betrügereien
grüsse @ alle
keine sorge ......
die anleger vergessen so schnell nicht die betrügereien
grüsse @ alle
Vorab GRÜSSE @ All!!!Auch wenn es ruhig geworden ist...
A N L E G E R S C H U T Z
Hoffnung für geprellte Investoren
Banken tricksen, Unternehmen schummeln - nach der
Pleite hilft nur noch der Gang vor das Gericht. Ein neues
Gesetz verspricht bessere Chancen für geschädigte
Anleger. Was bringt die Novelle wirklich?
Hamburg - EM.TV-Gründer Thomas Haffa hat einen
unverschämt guten Schnitt gemacht: Rund 40 Millionen Mark
kassierte der frühere Sunnyboy der New Economy im Februar
2000 für einen Teil seines Aktienpakets. Das war zwar nicht
erlaubt, schließlich hatte er sich nach einer Kapitalerhöhung
verpflichtet, keine Anteile abzustoßen, doch "strategische
Investoren" hätten ihn gedrängt. Und während Haffa
stillschweigend seine Anteile versilberte, griffen andere zu.
Geblendet von schönenden Ad-hoc-Mitteilungen trieben sie den
Kurs der EM.TV-Aktie in schwindelerregende Höhen. Bis die
Blase platzte. Jetzt treffen sich Anleger und Unternehmen vor
Gericht wieder.
Bislang kennt das deutsche Recht
jedoch keinen
Schadenersatzanspruch auf Grund
falscher Ad-hoc-Meldungen. Im
Paragraph 15 des
Wertpapierhandelsgesetzes heißt
es dazu: "Verstößt der Emittent
gegen die Verpflichtung nach
Absatz 1, 2 oder 3, so ist er einem
anderen nicht zum Ersatz des
daraus entstehenden Schadens
verpflichtet." Das soll sich nun
ändern.
Im Entwurf für das 4. Finanzmarktförderungsgesetz ist
vorgesehen, dass ein Anleger bei fehlerhaften
Pflichtmitteilungen gezielt gegen ein Unternehmen vorgehen
kann. Betrügerische Firmen müssen mit Geldbußen bis zu
500.000 Euro für falsche oder unterlassene Pflichtinformationen
rechnen.
Experten: Kein großer Wurf für Anleger
Aktionärsschützer brandmarken die Änderungen als zu lasch:
Die Novelle sei ein "Schritt in die richtige Richtung, aber der
Schritt ist zu kurz geraten", kritisiert Klaus Nieding, Präsident
des Deutschen Anleger-Schutzbundes (DASB) und
Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW). Die Beweislast liege immer noch beim
Kläger.
Ob ein Unternehmen eine Tatsache bewusst verschwiegen oder
geschönt hat, könne ein privater Investor nur in den seltensten
Fällen beweisen, warnt der auf Kapitalmarktrecht spezialisierte
Anwalt Nieding. Deshalb solle "eine Beweislastumkehr
vorgenommen werden". Eine solche Regelung wurde in Berlin
zwar diskutiert, jedoch nicht in den Entwurf aufgenommen.
Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, plädiert
zusätzlich für eine Ausweitung auf die Medien. Das Gesetz soll
nicht nur falsche oder unterlassene Pflichtmitteilungen unter
Strafe stellen, sondern auch ebensolche Äußerungen in
Zeitungen oder TV-Sendungen, fordert Gerke im Gespräch mit
manager-magazin.de.
Böse Überraschung
Aber selbst ein erfolgreich geführter Prozess hält für Kläger eine
Enttäuschung parat: Schadenersatzansprüche können nach der
jetzigen Fassung des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes nur
gegen den Emittenten von Wertpapieren, aber nicht gegen die
verantwortlichen Personen gerichtet werden. Das bedeutet,
dass ein Anleger Geld von dem Unternehmen einklagt, an dem er
selbst beteiligt ist. "Dies lehnen wir ausdrücklich ab", betont
Nieding in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf, die
manager-magazin.de vorliegt. Schadenersatzansprüche sollten
sich stattdessen gegen Vorstände und Aufsichtsräte richten.
Für diesen Fall regt Nieding auch eine Pflichtversicherung
(Directors and Officers Liability Insurance) an.
Auch der Aktienhandel von
Managern wird künftig stärker
reglementiert. Vorstände,
Aufsichtsräte und deren
Familienangehörige sollen nach dem
Willen des Finanzministers künftig
"unverzüglich schriftlich mitteilen",
wenn sie sich von Aktien ihres
Unternehmens getrennt haben. Für
Anleger ist dies jedoch kaum eine
Hilfe. Zum einen ist der Begriff "unverzüglich" dehnbar, erläutert
Nieding, zum anderen ist der Aktienkurs eines Unternehmens
nach den Paketverkäufen bereits stark gefallen.
Aktionärsschützer fordern daher, dass eine entsprechende
Ankündigung bereits im Vorfeld getätigt werden muss.
Ein weiterer Stolperstein für geprellte Anleger ist das
"Unverbindlichkeits-Modell". Bislang mussten Kreditinstitute
private Investoren ausführlich über die Risiken von
Börsentermingeschäften aufklären und anlage- und
objektgerechte Beratung leisten. Diese Regelung soll mit dem
neuen Gesetz fallen, und das "geht zu Lasten des Anlegers",
sagt Nieding. "Wir plädieren für die Beibehaltung des bisherigen
Unverbindlichkeits-Modells und zusätzlicher gesetzlicher
Regelung der Informationspflichten der Kreditinstitute."
A N L E G E R S C H U T Z
Hoffnung für geprellte Investoren
Banken tricksen, Unternehmen schummeln - nach der
Pleite hilft nur noch der Gang vor das Gericht. Ein neues
Gesetz verspricht bessere Chancen für geschädigte
Anleger. Was bringt die Novelle wirklich?
Hamburg - EM.TV-Gründer Thomas Haffa hat einen
unverschämt guten Schnitt gemacht: Rund 40 Millionen Mark
kassierte der frühere Sunnyboy der New Economy im Februar
2000 für einen Teil seines Aktienpakets. Das war zwar nicht
erlaubt, schließlich hatte er sich nach einer Kapitalerhöhung
verpflichtet, keine Anteile abzustoßen, doch "strategische
Investoren" hätten ihn gedrängt. Und während Haffa
stillschweigend seine Anteile versilberte, griffen andere zu.
Geblendet von schönenden Ad-hoc-Mitteilungen trieben sie den
Kurs der EM.TV-Aktie in schwindelerregende Höhen. Bis die
Blase platzte. Jetzt treffen sich Anleger und Unternehmen vor
Gericht wieder.
Bislang kennt das deutsche Recht
jedoch keinen
Schadenersatzanspruch auf Grund
falscher Ad-hoc-Meldungen. Im
Paragraph 15 des
Wertpapierhandelsgesetzes heißt
es dazu: "Verstößt der Emittent
gegen die Verpflichtung nach
Absatz 1, 2 oder 3, so ist er einem
anderen nicht zum Ersatz des
daraus entstehenden Schadens
verpflichtet." Das soll sich nun
ändern.
Im Entwurf für das 4. Finanzmarktförderungsgesetz ist
vorgesehen, dass ein Anleger bei fehlerhaften
Pflichtmitteilungen gezielt gegen ein Unternehmen vorgehen
kann. Betrügerische Firmen müssen mit Geldbußen bis zu
500.000 Euro für falsche oder unterlassene Pflichtinformationen
rechnen.
Experten: Kein großer Wurf für Anleger
Aktionärsschützer brandmarken die Änderungen als zu lasch:
Die Novelle sei ein "Schritt in die richtige Richtung, aber der
Schritt ist zu kurz geraten", kritisiert Klaus Nieding, Präsident
des Deutschen Anleger-Schutzbundes (DASB) und
Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW). Die Beweislast liege immer noch beim
Kläger.
Ob ein Unternehmen eine Tatsache bewusst verschwiegen oder
geschönt hat, könne ein privater Investor nur in den seltensten
Fällen beweisen, warnt der auf Kapitalmarktrecht spezialisierte
Anwalt Nieding. Deshalb solle "eine Beweislastumkehr
vorgenommen werden". Eine solche Regelung wurde in Berlin
zwar diskutiert, jedoch nicht in den Entwurf aufgenommen.
Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, plädiert
zusätzlich für eine Ausweitung auf die Medien. Das Gesetz soll
nicht nur falsche oder unterlassene Pflichtmitteilungen unter
Strafe stellen, sondern auch ebensolche Äußerungen in
Zeitungen oder TV-Sendungen, fordert Gerke im Gespräch mit
manager-magazin.de.
Böse Überraschung
Aber selbst ein erfolgreich geführter Prozess hält für Kläger eine
Enttäuschung parat: Schadenersatzansprüche können nach der
jetzigen Fassung des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes nur
gegen den Emittenten von Wertpapieren, aber nicht gegen die
verantwortlichen Personen gerichtet werden. Das bedeutet,
dass ein Anleger Geld von dem Unternehmen einklagt, an dem er
selbst beteiligt ist. "Dies lehnen wir ausdrücklich ab", betont
Nieding in einer Stellungnahme zum Gesetzentwurf, die
manager-magazin.de vorliegt. Schadenersatzansprüche sollten
sich stattdessen gegen Vorstände und Aufsichtsräte richten.
Für diesen Fall regt Nieding auch eine Pflichtversicherung
(Directors and Officers Liability Insurance) an.
Auch der Aktienhandel von
Managern wird künftig stärker
reglementiert. Vorstände,
Aufsichtsräte und deren
Familienangehörige sollen nach dem
Willen des Finanzministers künftig
"unverzüglich schriftlich mitteilen",
wenn sie sich von Aktien ihres
Unternehmens getrennt haben. Für
Anleger ist dies jedoch kaum eine
Hilfe. Zum einen ist der Begriff "unverzüglich" dehnbar, erläutert
Nieding, zum anderen ist der Aktienkurs eines Unternehmens
nach den Paketverkäufen bereits stark gefallen.
Aktionärsschützer fordern daher, dass eine entsprechende
Ankündigung bereits im Vorfeld getätigt werden muss.
Ein weiterer Stolperstein für geprellte Anleger ist das
"Unverbindlichkeits-Modell". Bislang mussten Kreditinstitute
private Investoren ausführlich über die Risiken von
Börsentermingeschäften aufklären und anlage- und
objektgerechte Beratung leisten. Diese Regelung soll mit dem
neuen Gesetz fallen, und das "geht zu Lasten des Anlegers",
sagt Nieding. "Wir plädieren für die Beibehaltung des bisherigen
Unverbindlichkeits-Modells und zusätzlicher gesetzlicher
Regelung der Informationspflichten der Kreditinstitute."
Quellen-Nachweis:Manager-Magazin 02/02/2002(beide Berichte)
Auf Anlegerrecht spezialisierte Kanzleien
Jens Graf
Königsallee 52
40212 Düsseldorf
Tel. 02 11 / 86 32 25 25
Wilhelm Lachmair
Widenmayerstr. 24
80538 München
Tel. 0 89 / 2 16 33 30
Nieding + Barth
Solmsstr. 25
60486 Frankfurt am Main
Tel. 0 69 / 23 85 38 0
Klaus Rotter
Bavariafilmplatz 3
82031 Grünwald
Tel. 0 89 / 64 98 45 0
Tilp & Kälberer
Einhornstr. 21
72138 Kirchentellinsfurt
Tel. 0 71 21 / 90 90 90
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Nochmal ein Nachtrag aus dem MM zum Neuen Markt im Jahre 2001
N E U E R M A R K T
Ein Jahr des Schreckens endet
Das einst hochgelobte Wachstumssegment erlebte in den
vergangenen zwölf Monaten eine Krise, die alle
pessimistischen Erwartungen noch übertraf.
Frankfurt - Wenn Anleger und Börsianer am Neuen Markt das
Wort des Jahres wählen müssten, stünde ein Begriff mit großem
Abstand an der Spitze: Vertrauensverlust. Angesichts
handfester Skandale, undurchsichtiger Unternehmenspleiten,
unbefriedigender Bilanzen und erdrutschartiger Kursverluste
stellen viele die Frage, ob der einst gefeierte Marktplatz der
"New Economy" überhaupt noch eine Existenzberechtigung hat.
Der Nemax 50 hatte sich mit einem Stand von 2.869,01 Punkten
vom Jahr 2000 verabschiedet - weit entfernt vom Höchststand
der Spekulationsblase bei 9.694,07 Punkten. Kein Wunder also,
dass sich wohl so mancher Privatanleger zu Silvester wieder
steigende Kurse am Neuen Markt für 2001 gewünscht haben
mag. Doch zum Jahresende dümpelt der Leitzindex unter 1.200
Punkten.
Intershop-Desaster läutete das Jahr ein
Schon der Start ins Börsenjahr 2001 begann mit einem
Paukenschlag. Während die Börsianer noch das neue
Jahrtausend mit Sekt begrüßten, brachte das Jenaer
Software-Unternehmen Intershop völlig unerwartet eine
Gewinnwarnung heraus. Die Seenot des Flaggschiffs der "New
Economy" löste regelrechte Panik aus. Schließlich hatte im
Boomjahr 2000 fast jede fünfte gehandelte Aktie am Neuen
Markt "Intershop" geheißen.
Jetzt stürzte das Wertpapier
binnen Stunden um 70 Prozent ab,
die Intershop-Anleger verloren
etwa vier Milliarden Euro - und der
Nemax 50 gut 227 Punkte. "Da
werden Depots schnell zu
Deponien", war das Fazit eines
Aktienhändlers. Selbst die
Anteilsscheine des
DAX-Unternehmens SAP stürzte
am Tag des Offenbarungseides der
Neuen Wirtschaft zeitweilig um 17
Prozent.
Der Medienrechtehändler EM.TV
stolperte schließlich über horrende
Verluste, überteuerte Unternehmenskäufe und ein gescheitertes
Geschäftsmodell. Unternehmenschef Thomas Haffa schaffte es
mit seinem Rücktritt noch ein Mal auf die Titelseiten der
Wirtschaftspresse, allerdings auch in die Akten der
Staatsanwaltschaft.
Insolvenzen am laufenden Band
Während ein neues Management die schwierige Rettung des
Unternehmens probt, haben bei Brokat , Infomatec und
Biodata inzwischen die Insolvenzverwalter das Sagen. Ein
Insolvenzantrag wurde auch bei Metabox gestellt; dieser
wurde allerdings zwischenzeitlich zurückgezogen, weil das
Unternehmen seine Probleme angeblich in den Griff bekommen
hat. Und auch die seit Jahren bei den Kinogängern etablierte
Kinowelt muss trotz eines Rekordjahres an den Kinokassen
um ihre Existenz kämpfen.
Wie einige Unternehmen des Neuen Marktes ins Wanken geraten
konnten oder gar fielen, erklärte Jörg Pluta, Geschäftsführer der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW),
schon vor Monaten. Sein Urteil war vernichtend. Bei den Köpfen
einiger schwarzer Schafe am Neuen Markt seien die
"unternehmerischen Fähigkeiten so wenig ausgeprägt, wie die
Geldgier übersteigert" sei.
Penny-Stocks wehren sich gegen Rauswurf
Die Deutsche Börse AG , Betreiber und Hauptprofiteur des
Neuen Marktes, versucht den Schaden mit einer Reform zu
begrenzen. Titel, die als "Penny Stocks" weniger als einen Euro
kosten, sollten aus dem Segment herausfliegen. Das ist
schwerer als gedacht: Die Entertainment-Gesellschaft e-m-s
new media AG zum Beispiel und der mittlerweile insolvente
Musiksoftware-Vermarkter eJay wehrten sich vor Gericht
bisher erfolgreich gegen den Rauswurf.
Zuletzt schien sich jedoch das Blatt zu Gunsten der Deutschen
Börse - und damit vielleicht auch der Anleger - zu wenden.
Überraschend scheiterte das Software-Unternehmen NSE AG
mit seinem Antrag, weiterhin am schrumpfenden
Wachstumsmarkt zu bleiben.
Anwalt Rotter: "Es fehlt das Unrechtsbewusstsein"
Die Anleger, die zuerst vom Börsenboom profitiert hatten,
blieben auf ihren Kursverlusten sitzen: Viele fühlen sich
betrogen, können aber nur auf geringe Hilfe der Justiz hoffen.
"Bei Staatsanwaltschaften, Bundesaufsichtsämtern und
Gerichten fehlt schlicht das Unrechtsbewusstsein. Wir brauchen
insoweit das gleiche Unrechtsbewusstsein wie beim Tatbestand
der Geldfälschung", bringt Anwalt Klaus Rotter, der Prozesse
gegen Unternehmen am Neuen Markt führt, seine Kritik an der
Justiz auf den Punkt.
Unterdessen schrumpft der Wachstumsmarkt weiter: Die
Börsengänge - nur bescheidene elf an der Zahl - konnten das
oft nicht freiwillige Ausscheiden nicht ausgleichen. Statt 338
Unternehmen standen zum Jahresende noch 330 auf dem
Kurszettel; Tendenz sinkend.
Erfolgsbilanz: Aus 1000 Euro wurde 90 Euro
Mit einem Rechenbeispiel zog die Schutzgemeinschaft der
Kleinaktionäre einen Schlussstrich unter das Jahr: Von 1000
Euro, die ein Anleger vor 18 Monaten in den Neuen Markt
investiert habe, seien noch 90 Euro übrig. Wer das Geld statt
dessen in Bierkästen investiert hätte, der hätte jede Woche 20
Flaschen Spitzenbier trinken können. Das übrig gebliebene
Leergut hätte immer noch einen Restwert von immerhin 200
Euro.
N E U E R M A R K T
Ein Jahr des Schreckens endet
Das einst hochgelobte Wachstumssegment erlebte in den
vergangenen zwölf Monaten eine Krise, die alle
pessimistischen Erwartungen noch übertraf.
Frankfurt - Wenn Anleger und Börsianer am Neuen Markt das
Wort des Jahres wählen müssten, stünde ein Begriff mit großem
Abstand an der Spitze: Vertrauensverlust. Angesichts
handfester Skandale, undurchsichtiger Unternehmenspleiten,
unbefriedigender Bilanzen und erdrutschartiger Kursverluste
stellen viele die Frage, ob der einst gefeierte Marktplatz der
"New Economy" überhaupt noch eine Existenzberechtigung hat.
Der Nemax 50 hatte sich mit einem Stand von 2.869,01 Punkten
vom Jahr 2000 verabschiedet - weit entfernt vom Höchststand
der Spekulationsblase bei 9.694,07 Punkten. Kein Wunder also,
dass sich wohl so mancher Privatanleger zu Silvester wieder
steigende Kurse am Neuen Markt für 2001 gewünscht haben
mag. Doch zum Jahresende dümpelt der Leitzindex unter 1.200
Punkten.
Intershop-Desaster läutete das Jahr ein
Schon der Start ins Börsenjahr 2001 begann mit einem
Paukenschlag. Während die Börsianer noch das neue
Jahrtausend mit Sekt begrüßten, brachte das Jenaer
Software-Unternehmen Intershop völlig unerwartet eine
Gewinnwarnung heraus. Die Seenot des Flaggschiffs der "New
Economy" löste regelrechte Panik aus. Schließlich hatte im
Boomjahr 2000 fast jede fünfte gehandelte Aktie am Neuen
Markt "Intershop" geheißen.
Jetzt stürzte das Wertpapier
binnen Stunden um 70 Prozent ab,
die Intershop-Anleger verloren
etwa vier Milliarden Euro - und der
Nemax 50 gut 227 Punkte. "Da
werden Depots schnell zu
Deponien", war das Fazit eines
Aktienhändlers. Selbst die
Anteilsscheine des
DAX-Unternehmens SAP stürzte
am Tag des Offenbarungseides der
Neuen Wirtschaft zeitweilig um 17
Prozent.
Der Medienrechtehändler EM.TV
stolperte schließlich über horrende
Verluste, überteuerte Unternehmenskäufe und ein gescheitertes
Geschäftsmodell. Unternehmenschef Thomas Haffa schaffte es
mit seinem Rücktritt noch ein Mal auf die Titelseiten der
Wirtschaftspresse, allerdings auch in die Akten der
Staatsanwaltschaft.
Insolvenzen am laufenden Band
Während ein neues Management die schwierige Rettung des
Unternehmens probt, haben bei Brokat , Infomatec und
Biodata inzwischen die Insolvenzverwalter das Sagen. Ein
Insolvenzantrag wurde auch bei Metabox gestellt; dieser
wurde allerdings zwischenzeitlich zurückgezogen, weil das
Unternehmen seine Probleme angeblich in den Griff bekommen
hat. Und auch die seit Jahren bei den Kinogängern etablierte
Kinowelt muss trotz eines Rekordjahres an den Kinokassen
um ihre Existenz kämpfen.
Wie einige Unternehmen des Neuen Marktes ins Wanken geraten
konnten oder gar fielen, erklärte Jörg Pluta, Geschäftsführer der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW),
schon vor Monaten. Sein Urteil war vernichtend. Bei den Köpfen
einiger schwarzer Schafe am Neuen Markt seien die
"unternehmerischen Fähigkeiten so wenig ausgeprägt, wie die
Geldgier übersteigert" sei.
Penny-Stocks wehren sich gegen Rauswurf
Die Deutsche Börse AG , Betreiber und Hauptprofiteur des
Neuen Marktes, versucht den Schaden mit einer Reform zu
begrenzen. Titel, die als "Penny Stocks" weniger als einen Euro
kosten, sollten aus dem Segment herausfliegen. Das ist
schwerer als gedacht: Die Entertainment-Gesellschaft e-m-s
new media AG zum Beispiel und der mittlerweile insolvente
Musiksoftware-Vermarkter eJay wehrten sich vor Gericht
bisher erfolgreich gegen den Rauswurf.
Zuletzt schien sich jedoch das Blatt zu Gunsten der Deutschen
Börse - und damit vielleicht auch der Anleger - zu wenden.
Überraschend scheiterte das Software-Unternehmen NSE AG
mit seinem Antrag, weiterhin am schrumpfenden
Wachstumsmarkt zu bleiben.
Anwalt Rotter: "Es fehlt das Unrechtsbewusstsein"
Die Anleger, die zuerst vom Börsenboom profitiert hatten,
blieben auf ihren Kursverlusten sitzen: Viele fühlen sich
betrogen, können aber nur auf geringe Hilfe der Justiz hoffen.
"Bei Staatsanwaltschaften, Bundesaufsichtsämtern und
Gerichten fehlt schlicht das Unrechtsbewusstsein. Wir brauchen
insoweit das gleiche Unrechtsbewusstsein wie beim Tatbestand
der Geldfälschung", bringt Anwalt Klaus Rotter, der Prozesse
gegen Unternehmen am Neuen Markt führt, seine Kritik an der
Justiz auf den Punkt.
Unterdessen schrumpft der Wachstumsmarkt weiter: Die
Börsengänge - nur bescheidene elf an der Zahl - konnten das
oft nicht freiwillige Ausscheiden nicht ausgleichen. Statt 338
Unternehmen standen zum Jahresende noch 330 auf dem
Kurszettel; Tendenz sinkend.
Erfolgsbilanz: Aus 1000 Euro wurde 90 Euro
Mit einem Rechenbeispiel zog die Schutzgemeinschaft der
Kleinaktionäre einen Schlussstrich unter das Jahr: Von 1000
Euro, die ein Anleger vor 18 Monaten in den Neuen Markt
investiert habe, seien noch 90 Euro übrig. Wer das Geld statt
dessen in Bierkästen investiert hätte, der hätte jede Woche 20
Flaschen Spitzenbier trinken können. Das übrig gebliebene
Leergut hätte immer noch einen Restwert von immerhin 200
Euro.
Die zehn größten US-Pleiten seit 1980
Global Crossing gehört zu den spektakulärsten Pleiten seit 1980.
Unangefochtener Spitzenreiter bleibt das skandalumwitterte
Enron-Debakel.
1.Enron (Dezember 2001): 63,39 Milliarden Dollar
2.Texaco (April 1987): 35,89
3.Financial Corporation of America (September 1988): 33,86
4.Global Crossing (Januar 2002): 22,44
5.Pacific Gas & Electric (April 2001): 21,47
6.MCorp (März 1989): 20,22
7.First Executive (Mai 1991): 15,19
8.Gibraltar Financial (Februar 1990): 15,01
9.Finova Group (März 2001): 14,05
10.HomeFed (Oktober 1992): 13,88
Quelle: BankruptcyData.com
Global Crossing gehört zu den spektakulärsten Pleiten seit 1980.
Unangefochtener Spitzenreiter bleibt das skandalumwitterte
Enron-Debakel.
1.Enron (Dezember 2001): 63,39 Milliarden Dollar
2.Texaco (April 1987): 35,89
3.Financial Corporation of America (September 1988): 33,86
4.Global Crossing (Januar 2002): 22,44
5.Pacific Gas & Electric (April 2001): 21,47
6.MCorp (März 1989): 20,22
7.First Executive (Mai 1991): 15,19
8.Gibraltar Financial (Februar 1990): 15,01
9.Finova Group (März 2001): 14,05
10.HomeFed (Oktober 1992): 13,88
Quelle: BankruptcyData.com
So es geht mal wieder weiter...
M O B I L C O M
Schmidbankpleite auf norddeutsch
Was lange währt, wird endlich nichts. Gerhard Schmid und die LBBW beerdigen die Mobilbank.
Stuttgart/Büdelsdorf - Also doch: Wie bereits im Oktober von manager-magazin.de vermutet, wird nichts aus Gerhard Schmids vor einem Jahr mit viel Getrommel angekündigten Plänen, eine eigene "Mobilbank" zu gründen. Mobilcom und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die 49 Prozent an der Mobilbank halten sollte, haben ihre Pläne gestoppt.
Lesen lohnt sich
Die Büdelsdorfer nehmen es bei Tarifumstellungen nicht so genau. Zu ihrem Vorteil. ...mehr
"Spätestens im Herbst werden die Weichen gestellt"
Der europäische Telekom-Markt befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Für sieben Unternehmen tickt einer Gartner-Studie zufolge die Uhr. ...mehr
Das gemeinsame Geldinstitut sollte Zahlungsverkehr und Wertpapierhandel per Handy abwickeln. Auf den mobilen Aktienhandel werde nun angesichts der rückläufigen Entwicklung an den Börsen verzichtet, teilte die LBBW am Dienstag in Stuttgart mit.
"Der Markt für Mobile Brokerage ist weggebrochen", begründete auch Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch gegenüber manager-magazin.de die Entscheidung. Allein für das elektronische Bezahlen per Mobiltelefon werde keine Banklizenz mehr benötigt. Laut Quaritsch sei die Entscheidung einvernehmlich von beiden Partnern getroffen worden.
Mobilcom will sich künftig auf den mobilen Zahlungsverkehr konzentrieren. Ein genauer Termin für den Marktstart wurde nicht genannt. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft Mobile Financial Services GmbH sei aber noch offen für Kooperationen.
"Auch die Sparkassenorganisation ist weiterhin ein möglicher Partner", sagte Quaritsch. Zurzeit gebe es aber keine direkte Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der LBBW. Auch die Stuttgarter könnten sich neue gemeinsame Projekte vorstellen.
Mehrere Millionen investiert
Ursprünglich war der Start für die Mobilbank für das erste Halbjahr 2001 vorgesehen und galt als wichtiges strategisches Standbein für das künftige UMTS-Angebot von Mobilcom. Noch im Oktober hatte die LBBW angekündigt, das Projekt "Mobile Banking" werde auf der Cebit im März 2002 präsentiert.
"Wir haben für das Projekt Investitionen im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich vorgenommen", sagte Martina Scheible, Leiterin der LBBW-Presseabteilung, gegenüber manager-magazin.de. Die Erkenntnisse der bisherigen Entwicklungsarbeiten sollen jetzt für die eigene Multi-Kanal-Strategie genutzt werden.
M O B I L C O M
Schmidbankpleite auf norddeutsch
Was lange währt, wird endlich nichts. Gerhard Schmid und die LBBW beerdigen die Mobilbank.
Stuttgart/Büdelsdorf - Also doch: Wie bereits im Oktober von manager-magazin.de vermutet, wird nichts aus Gerhard Schmids vor einem Jahr mit viel Getrommel angekündigten Plänen, eine eigene "Mobilbank" zu gründen. Mobilcom und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die 49 Prozent an der Mobilbank halten sollte, haben ihre Pläne gestoppt.
Lesen lohnt sich
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"Spätestens im Herbst werden die Weichen gestellt"
Der europäische Telekom-Markt befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Für sieben Unternehmen tickt einer Gartner-Studie zufolge die Uhr. ...mehr
Das gemeinsame Geldinstitut sollte Zahlungsverkehr und Wertpapierhandel per Handy abwickeln. Auf den mobilen Aktienhandel werde nun angesichts der rückläufigen Entwicklung an den Börsen verzichtet, teilte die LBBW am Dienstag in Stuttgart mit.
"Der Markt für Mobile Brokerage ist weggebrochen", begründete auch Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch gegenüber manager-magazin.de die Entscheidung. Allein für das elektronische Bezahlen per Mobiltelefon werde keine Banklizenz mehr benötigt. Laut Quaritsch sei die Entscheidung einvernehmlich von beiden Partnern getroffen worden.
Mobilcom will sich künftig auf den mobilen Zahlungsverkehr konzentrieren. Ein genauer Termin für den Marktstart wurde nicht genannt. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft Mobile Financial Services GmbH sei aber noch offen für Kooperationen.
"Auch die Sparkassenorganisation ist weiterhin ein möglicher Partner", sagte Quaritsch. Zurzeit gebe es aber keine direkte Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der LBBW. Auch die Stuttgarter könnten sich neue gemeinsame Projekte vorstellen.
Mehrere Millionen investiert
Ursprünglich war der Start für die Mobilbank für das erste Halbjahr 2001 vorgesehen und galt als wichtiges strategisches Standbein für das künftige UMTS-Angebot von Mobilcom. Noch im Oktober hatte die LBBW angekündigt, das Projekt "Mobile Banking" werde auf der Cebit im März 2002 präsentiert.
"Wir haben für das Projekt Investitionen im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich vorgenommen", sagte Martina Scheible, Leiterin der LBBW-Presseabteilung, gegenüber manager-magazin.de. Die Erkenntnisse der bisherigen Entwicklungsarbeiten sollen jetzt für die eigene Multi-Kanal-Strategie genutzt werden.
Etwas aus dem schönen/grünen Irland...
B A N K S K A N D A L
3,3 Milliarden Euro vernichtet
Der Millionenbetrug eines Devisenhändlers reißt die Aktie der Allied Irish Bank in die Tiefe.
Dublin/Baltimore - Die amerikanische Bank Allfirst Financial, eine Tochter der größten irischen Bank, Allied Irish Bank (AIB) , ist von einem Devisenhändler durch Scheingeschäfte um 750 Millionen Dollar betrogen worden. Nachdem der Betrug bekannt wurde, verlor die AIB zeitweise mehr als zwei Milliarden Pfund (3,3 Milliarden Euro) oder 17 Prozent ihres Börsenwertes.
AIB-Chef Michael Buckley sagte am Mittwoch, der Händler John Rusnak sei seit Montag verschwunden. "Das ist ein schwerer Schlag für die Bank", so Buckley. "Wir sind sehr enttäuscht, dass unsere Kontrollmechanismen versagt und den Betrug nicht früher entdeckt haben." Der Betrug bedrohe jedoch nicht deren Fortbestand. Fünf leitende Manager der Allfirst seien suspendiert worden. Dies bedeute jedoch nicht, dass sie mit dem Diebstahl etwas zu tun hätten.
Ein zweifacher Familienvater
Die Bank habe die US-Bundespolizei FBI um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Allied hatte nach eigenen Angaben die interne Untersuchung bereits vor mehreren Wochen begonnen. Die Prüfung sei auf Rusnaks Arbeitsbereich konzentriert worden, nachdem dieser auf Nachfragen des Managements nicht geantwortet habe. Die irische Zentralbank teilte mit, auch sie stehe in dem Fall in engem Dialog mit AIB. Der Devisenhändler ist ein zweifacher Familienvater aus Pennsylvania. Sein Jahresgehalt gibt die AIB mit rund 85.000 Dollar an.
Die AIB-Tochter Allfirst beschäftigt in den USA 6000 Mitarbeiter und zählt mit 250 Filialen zu den 50 größten Banken der USA. Die gesamte AIB-Group hat weltweit mehr als 31.000 Beschäftigte. Der Betrag von 750 Millionen Dollar entspricht etwa 60 Prozent der Vorsteuergewinne der AIB im Jahr 2001. Nach Angaben von Buckley bedeutet dies, dass die AIB-Gewinne nach Steuern um 595 Millionen Euro einbrechen werden.
Die Analysten von Merrill Lynch bewerten den Skandal als ein "einmaliges Ereignis" und bleiben deshalb vorerst bei ihrer Kaufempfehlung "buy" für die AIB-Aktie.
B A N K S K A N D A L
3,3 Milliarden Euro vernichtet
Der Millionenbetrug eines Devisenhändlers reißt die Aktie der Allied Irish Bank in die Tiefe.
Dublin/Baltimore - Die amerikanische Bank Allfirst Financial, eine Tochter der größten irischen Bank, Allied Irish Bank (AIB) , ist von einem Devisenhändler durch Scheingeschäfte um 750 Millionen Dollar betrogen worden. Nachdem der Betrug bekannt wurde, verlor die AIB zeitweise mehr als zwei Milliarden Pfund (3,3 Milliarden Euro) oder 17 Prozent ihres Börsenwertes.
AIB-Chef Michael Buckley sagte am Mittwoch, der Händler John Rusnak sei seit Montag verschwunden. "Das ist ein schwerer Schlag für die Bank", so Buckley. "Wir sind sehr enttäuscht, dass unsere Kontrollmechanismen versagt und den Betrug nicht früher entdeckt haben." Der Betrug bedrohe jedoch nicht deren Fortbestand. Fünf leitende Manager der Allfirst seien suspendiert worden. Dies bedeute jedoch nicht, dass sie mit dem Diebstahl etwas zu tun hätten.
Ein zweifacher Familienvater
Die Bank habe die US-Bundespolizei FBI um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Allied hatte nach eigenen Angaben die interne Untersuchung bereits vor mehreren Wochen begonnen. Die Prüfung sei auf Rusnaks Arbeitsbereich konzentriert worden, nachdem dieser auf Nachfragen des Managements nicht geantwortet habe. Die irische Zentralbank teilte mit, auch sie stehe in dem Fall in engem Dialog mit AIB. Der Devisenhändler ist ein zweifacher Familienvater aus Pennsylvania. Sein Jahresgehalt gibt die AIB mit rund 85.000 Dollar an.
Die AIB-Tochter Allfirst beschäftigt in den USA 6000 Mitarbeiter und zählt mit 250 Filialen zu den 50 größten Banken der USA. Die gesamte AIB-Group hat weltweit mehr als 31.000 Beschäftigte. Der Betrag von 750 Millionen Dollar entspricht etwa 60 Prozent der Vorsteuergewinne der AIB im Jahr 2001. Nach Angaben von Buckley bedeutet dies, dass die AIB-Gewinne nach Steuern um 595 Millionen Euro einbrechen werden.
Die Analysten von Merrill Lynch bewerten den Skandal als ein "einmaliges Ereignis" und bleiben deshalb vorerst bei ihrer Kaufempfehlung "buy" für die AIB-Aktie.
R E Z E N S I O N
Grab für Spargroschen
Mit welchen Tricks die Fondsbranche ahnungslose Kleinanleger um ihr Vermögen bringt
Von Herbert-Rudolf Saalheim
Was bei Krimifreunden verpönt ist, kann für den Leser eines Sachbuchs eine gute Strategie sein: die Lektüre mit dem Schlusskapitel beginnen. Das gilt auch für den jüngst bei Droemer erschienenen Titel Burn Rate - Wie Fondsmanager unser Geld verbrennen. Autor Bruno Wagner gibt den Lesern auf den letzten drei Seiten seines Buches zehn wichtige Anlagetipps, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: "Vorsicht beim Kauf von Investmentfonds!" Wer nach dieser Erkenntnis noch Zeit und Lust hat, sich die vorangehenden Seiten zu Gemüte zu führen, wird durchaus belohnt. Das Buch liefert zwar hauptsächlich Bekanntes, liest sich aber stellenweise spannend wie ein Kriminalroman.
Bruno Wagner ist Wirtschaftspublizist und lebt in Berlin. Er sollte wissen, worüber er schreibt - schließlich arbeitete er einige Jahre lang bei Fidelity Investments, der größten Fondsgesellschaft der Welt. Seine Botschaft: Geschichte wiederholt sich. Schon seit Jahrhunderten versprechen professionelle Geldverwalter den Anlegern viel und halten wenig. Als Beispiel dienen die Vorläufer der auch hierzulande beliebten offenen Investmentfonds. In Großbritannien und den USA waren börsennotierte Investmenttrusts bereits im 19. Jahrhundert verbreitet. In seinem historischen Exkurs zeigt Wagner, dass Gebührenschneiderei und das Erzeugen spekulativer Blasen an den Börsen bereits lange vor der Eröffnung des Neuen Marktes und der Internet-Euphorie die Regel waren. Tatsächlich erinnert die Beschreibung der unrühmlichen Rolle der Trusts beim Börsencrash 1929 fatal an den Niedergang der Wachstumsmärkte während der vergangenen zwei Jahre. Die Gelackmeierten waren stets dieselben: unerfahrene Kleininvestoren, die zu spät auf den Börsenzug aufsprangen und den Profis ihr Geld anvertrauten. Den Banken und Fondsmanagern konnte das damals wie heute egal sein, denn sie stehen stets auf der Gewinnerseite.
Selbstbedienung der Manager
Auch von den Geldverwaltern der Gegenwart ist Bruno Wagner nicht begeistert. Fondsgesellschaften und ihre Manager, meint er, verlangen überdurchschnittlich viel Geld für unterdurchschnittliche Leistungen. Seine detaillierte Beschreibung der Gebührenstruktur von Fondsprodukten sollte den Anlegern zu denken geben: Zuerst bedienen sich die Herren des Geldes aus dem Fondsvermögen - erst dann wird investiert. Vielleicht schneiden die meisten Aktienfonds gerade deswegen schlechter ab als ihre Vergleichsindizes.
Als Alternativen zu solchen Aktienfonds empfiehlt Wagner preiswerte Indexfonds und -zertifikate. Sie bilden einen Aktienindex - wie etwa den Dax - lediglich nach und sparen sich auf diese Weise teure Fondsmanager. Von Rentenfonds hält Wagner gar nichts und rät stattdessen zum Kauf des guten alten Bundesschatzbriefs. Besonders eindringlich warnt er vor den in letzter Zeit sehr beliebten Dachfonds, da Anleger beim Kauf gleich mehrfach zur Kasse gebeten werden.
Als wichtigen Grund für die schlechte Wertentwicklung vieler Investmentfonds nennt Wagner den Herdentrieb der Manager. Ganz frei davon ist jedoch auch er nicht: Nachdem Milliarden von Euro an den Börsen verbrannt wurden, ist es in der Mode, die Fondsindustrie zu kritisieren. Hätte er sein Buch ein Jahr früher geschrieben, wären so manchem Kleinanleger Verluste erspart geblieben.
Bruno Wagner: Burn Rate
Wie Fondsmanager unser Geld verbrennen
Droemersche Verlagsanstalt 2001; 288 Seiten, 22,90 €
(c) DIE ZEIT 07/2002
Grab für Spargroschen
Mit welchen Tricks die Fondsbranche ahnungslose Kleinanleger um ihr Vermögen bringt
Von Herbert-Rudolf Saalheim
Was bei Krimifreunden verpönt ist, kann für den Leser eines Sachbuchs eine gute Strategie sein: die Lektüre mit dem Schlusskapitel beginnen. Das gilt auch für den jüngst bei Droemer erschienenen Titel Burn Rate - Wie Fondsmanager unser Geld verbrennen. Autor Bruno Wagner gibt den Lesern auf den letzten drei Seiten seines Buches zehn wichtige Anlagetipps, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: "Vorsicht beim Kauf von Investmentfonds!" Wer nach dieser Erkenntnis noch Zeit und Lust hat, sich die vorangehenden Seiten zu Gemüte zu führen, wird durchaus belohnt. Das Buch liefert zwar hauptsächlich Bekanntes, liest sich aber stellenweise spannend wie ein Kriminalroman.
Bruno Wagner ist Wirtschaftspublizist und lebt in Berlin. Er sollte wissen, worüber er schreibt - schließlich arbeitete er einige Jahre lang bei Fidelity Investments, der größten Fondsgesellschaft der Welt. Seine Botschaft: Geschichte wiederholt sich. Schon seit Jahrhunderten versprechen professionelle Geldverwalter den Anlegern viel und halten wenig. Als Beispiel dienen die Vorläufer der auch hierzulande beliebten offenen Investmentfonds. In Großbritannien und den USA waren börsennotierte Investmenttrusts bereits im 19. Jahrhundert verbreitet. In seinem historischen Exkurs zeigt Wagner, dass Gebührenschneiderei und das Erzeugen spekulativer Blasen an den Börsen bereits lange vor der Eröffnung des Neuen Marktes und der Internet-Euphorie die Regel waren. Tatsächlich erinnert die Beschreibung der unrühmlichen Rolle der Trusts beim Börsencrash 1929 fatal an den Niedergang der Wachstumsmärkte während der vergangenen zwei Jahre. Die Gelackmeierten waren stets dieselben: unerfahrene Kleininvestoren, die zu spät auf den Börsenzug aufsprangen und den Profis ihr Geld anvertrauten. Den Banken und Fondsmanagern konnte das damals wie heute egal sein, denn sie stehen stets auf der Gewinnerseite.
Selbstbedienung der Manager
Auch von den Geldverwaltern der Gegenwart ist Bruno Wagner nicht begeistert. Fondsgesellschaften und ihre Manager, meint er, verlangen überdurchschnittlich viel Geld für unterdurchschnittliche Leistungen. Seine detaillierte Beschreibung der Gebührenstruktur von Fondsprodukten sollte den Anlegern zu denken geben: Zuerst bedienen sich die Herren des Geldes aus dem Fondsvermögen - erst dann wird investiert. Vielleicht schneiden die meisten Aktienfonds gerade deswegen schlechter ab als ihre Vergleichsindizes.
Als Alternativen zu solchen Aktienfonds empfiehlt Wagner preiswerte Indexfonds und -zertifikate. Sie bilden einen Aktienindex - wie etwa den Dax - lediglich nach und sparen sich auf diese Weise teure Fondsmanager. Von Rentenfonds hält Wagner gar nichts und rät stattdessen zum Kauf des guten alten Bundesschatzbriefs. Besonders eindringlich warnt er vor den in letzter Zeit sehr beliebten Dachfonds, da Anleger beim Kauf gleich mehrfach zur Kasse gebeten werden.
Als wichtigen Grund für die schlechte Wertentwicklung vieler Investmentfonds nennt Wagner den Herdentrieb der Manager. Ganz frei davon ist jedoch auch er nicht: Nachdem Milliarden von Euro an den Börsen verbrannt wurden, ist es in der Mode, die Fondsindustrie zu kritisieren. Hätte er sein Buch ein Jahr früher geschrieben, wären so manchem Kleinanleger Verluste erspart geblieben.
Bruno Wagner: Burn Rate
Wie Fondsmanager unser Geld verbrennen
Droemersche Verlagsanstalt 2001; 288 Seiten, 22,90 €
(c) DIE ZEIT 07/2002
Hier wieder etwas aus dem Wachstumssegment....
Grüsse@ALL!!!
Comroad: Wirtschaftsprüfer KPMG kündigen Mandat
Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben ihr Mandat bei dem am Neuen Markt notierten Telematikdienstleister Comroad nach Angaben des Unternehmens überraschend gekündigt. Vorausgegangen waren wochenlange Gerüchte über angeblich nicht existierende Geschäftsbeziehungen.
"Das Mandat wurde gestern Abend niedergelegt", sagte Comroad-Vorstandschef Bodo Schnabel am Mittwoch auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des Magazins "Börse Online". Die Wirtschafsprüfer hätten in einigen Punkten Bedenken an den Geschäftsbeziehungen der Comroad angemeldet. Es sei vor allem darum gegangen, dass mehrere angegebene Adressen von Partnerfirmen "nicht da sein sollen". Schnabel kündigte für den Nachmittag eine Mitteilung an. Die deutsche Börse setzte daraufhin kurz vor Mittag das Papier vom Handel aus. Die Aktie hatte, unmittelbar nach Bekanntwerden der Mandatsniederlegung mehr als ein Viertel ihres Werts verloren und notierte nach der Aussetzung bei drei Euro.
Zweifel an Existenz einer Herstellerfirma
"Börse Online" hatte am Mittwoch vorab berichtet, die Zweifel der KPMG-Prüfer bezögen sich vor allem auf eine Herstellerfirma in Hongkong, deren Existenz fraglich sei. Vor Ort habe sich herausgestellt, dass weder die Adresse der Gesellschaft bekannt seien noch ein Registernachweis vorliege.
Schnabel wies die Vorwürfe zurück und fügte hinzu, es sei nicht das erste Mal, dass das Magazin Berichte dieser Art veröffentliche. "Wir können die entsprechenden Informationen vorlegen und wir werden das auch tun", sagte er. Am Nachmittag werde es zudem nochmals Gespräche mit den KPMG-Prüfern geben, die Comroad schon seit mehreren Jahren betreuen würden. Der Vorstandschef deutete an, dass der Rückzug der Wirtschaftsprüfer vor allem Folge der negativen Presseberichte sei.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten Händlern zufolge Gerüchte über angebliche Unregelmäßigkeiten die Comroad-Aktie kräftig gedrückt. Ende Januar 2001 war das Papier noch 53,50 Euro wert gewesen. Die Gesellschaft wiederum hatte angekündigt, die für kommende Woche anberaumte Veröffentlichung der Jahreszahlen 2001 zu nützen, um die Vorwürfe zu entkräften.
Grüsse@ALL!!!
Comroad: Wirtschaftsprüfer KPMG kündigen Mandat
Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben ihr Mandat bei dem am Neuen Markt notierten Telematikdienstleister Comroad nach Angaben des Unternehmens überraschend gekündigt. Vorausgegangen waren wochenlange Gerüchte über angeblich nicht existierende Geschäftsbeziehungen.
"Das Mandat wurde gestern Abend niedergelegt", sagte Comroad-Vorstandschef Bodo Schnabel am Mittwoch auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des Magazins "Börse Online". Die Wirtschafsprüfer hätten in einigen Punkten Bedenken an den Geschäftsbeziehungen der Comroad angemeldet. Es sei vor allem darum gegangen, dass mehrere angegebene Adressen von Partnerfirmen "nicht da sein sollen". Schnabel kündigte für den Nachmittag eine Mitteilung an. Die deutsche Börse setzte daraufhin kurz vor Mittag das Papier vom Handel aus. Die Aktie hatte, unmittelbar nach Bekanntwerden der Mandatsniederlegung mehr als ein Viertel ihres Werts verloren und notierte nach der Aussetzung bei drei Euro.
Zweifel an Existenz einer Herstellerfirma
"Börse Online" hatte am Mittwoch vorab berichtet, die Zweifel der KPMG-Prüfer bezögen sich vor allem auf eine Herstellerfirma in Hongkong, deren Existenz fraglich sei. Vor Ort habe sich herausgestellt, dass weder die Adresse der Gesellschaft bekannt seien noch ein Registernachweis vorliege.
Schnabel wies die Vorwürfe zurück und fügte hinzu, es sei nicht das erste Mal, dass das Magazin Berichte dieser Art veröffentliche. "Wir können die entsprechenden Informationen vorlegen und wir werden das auch tun", sagte er. Am Nachmittag werde es zudem nochmals Gespräche mit den KPMG-Prüfern geben, die Comroad schon seit mehreren Jahren betreuen würden. Der Vorstandschef deutete an, dass der Rückzug der Wirtschaftsprüfer vor allem Folge der negativen Presseberichte sei.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten Händlern zufolge Gerüchte über angebliche Unregelmäßigkeiten die Comroad-Aktie kräftig gedrückt. Ende Januar 2001 war das Papier noch 53,50 Euro wert gewesen. Die Gesellschaft wiederum hatte angekündigt, die für kommende Woche anberaumte Veröffentlichung der Jahreszahlen 2001 zu nützen, um die Vorwürfe zu entkräften.
Folgend der Nachtrag zu ELSA
Elsa: Grafik- und Netzwerkspezialist steht vor der Insolvenz
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Der deutsche Grafikkarten- und Netzwerkspezialist Elsa ist zahlungsunfähig. Die Erklärungen des Unternehmens sind vielfältig.
Sieben von acht Banken haben dem Aachener Unternehmen die Kreditlinie gekündigt. "Damit sind wir zahlungsunfähig," sagte Elsa-Vorstand Theo Beisch am Donnerstag der FTD. Auch der geplante Einstieg eines taiwanesischen Investors habe die Banken nicht überzeugen können. Nach eigenen Angaben hätte das Unternehmen 40 Mio. Euro für dieses Jahr benötigt. "Wir stehen bereits in Gesprächen mit möglichen Investoren", sagte Beisch. Verfrühte Hoffnungen wolle er jedoch nicht wecken, zurzeit werde auch ein Insolvenzantrag geprüft.
Der möglichen Insolvenz war eine Serie von negativen Nachrichten vorausgegangen. Im dritten Quartal 2001 hatte Elsa einen Umsatz von 57, 1 Mio. Euro gemeldet - 22 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahresquartal. Mit der am Neuen Markt notierten Aktie geht es seit Mitte 2000 kontinuierlich abwärts. "Wir sind nach dem Börsengang zu schnell gewachsen", sagte Beisch. Zu häufig sei das laufende Geschäft über Kredite finanziert worden. Vor allem die Expansion in Europa habe Millionen verschlungen, ohne sich wie erhofft schnell zu rentieren. Die noch 1999 leicht zu bekommenen Lieferantenkredite seien zum Schluß vollständig entfallen. Obwohl die Auftragsbücher bei Elsa gefüllt seien, hätten die Forderungen der Lieferanten zum Schluss nicht mehr beglichen werden können. Zum Weihnachtsgeschäft sei Elsa daher beispielsweise mit seiner Grafikkarten-Serie "Gladiac" fast vollständig aus den Angebotslisten der Händer verschwunden. Entsprechend schlecht dürfte das Ergebnis zum vierten Quartal ausfallen.
Als sich Anfang 2001 die finanzielle Schieflage abzeichnete, steuerte Elsa mit einem Sanierungsprogramm gegen. Unter anderem wurden rund die die Hälfte der 700 Stellen abgebaut. "Der Spareffekt wurde jedoch durch das ohnehin für die gesamte IT-Branche schwache vergangene Jahr wieder aufgefressen", sagte Beisch.
Produkte mit kleinen Haken
Elsa sieht sich mit seinem Angebot jedoch gut aufgestellt. So pflegen die Aachener eine enge Bindung zum marktführenden Grafikchiphersteller Nvidia. Für den europäischen Markt gelten die neusten Grafikkarten mit Nvidia-Chip indes als überteuert, an den günstigen Versionen verdient Elsa nach eigenen Angaben kaum etwas. In Europa tragen Grafikarten 30 Prozent des Umsatzes bei, in Deutschland sind es 60 Prozent. Das Geschäft mit DSL-Breitbandmodem läuft nach Elsa-Angaben nicht so gut wie erwartet. Zur Zeit drücke die Deutsche Telekom ihre eigenen DSL-Geräte in die Haushalte, sagt Beisch. Elsa könnte mit den eigenen Breitband-Produkte frühestens Ende des Jahres Gewinne erzielen.
Elsa: Grafik- und Netzwerkspezialist steht vor der Insolvenz
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Der deutsche Grafikkarten- und Netzwerkspezialist Elsa ist zahlungsunfähig. Die Erklärungen des Unternehmens sind vielfältig.
Sieben von acht Banken haben dem Aachener Unternehmen die Kreditlinie gekündigt. "Damit sind wir zahlungsunfähig," sagte Elsa-Vorstand Theo Beisch am Donnerstag der FTD. Auch der geplante Einstieg eines taiwanesischen Investors habe die Banken nicht überzeugen können. Nach eigenen Angaben hätte das Unternehmen 40 Mio. Euro für dieses Jahr benötigt. "Wir stehen bereits in Gesprächen mit möglichen Investoren", sagte Beisch. Verfrühte Hoffnungen wolle er jedoch nicht wecken, zurzeit werde auch ein Insolvenzantrag geprüft.
Der möglichen Insolvenz war eine Serie von negativen Nachrichten vorausgegangen. Im dritten Quartal 2001 hatte Elsa einen Umsatz von 57, 1 Mio. Euro gemeldet - 22 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahresquartal. Mit der am Neuen Markt notierten Aktie geht es seit Mitte 2000 kontinuierlich abwärts. "Wir sind nach dem Börsengang zu schnell gewachsen", sagte Beisch. Zu häufig sei das laufende Geschäft über Kredite finanziert worden. Vor allem die Expansion in Europa habe Millionen verschlungen, ohne sich wie erhofft schnell zu rentieren. Die noch 1999 leicht zu bekommenen Lieferantenkredite seien zum Schluß vollständig entfallen. Obwohl die Auftragsbücher bei Elsa gefüllt seien, hätten die Forderungen der Lieferanten zum Schluss nicht mehr beglichen werden können. Zum Weihnachtsgeschäft sei Elsa daher beispielsweise mit seiner Grafikkarten-Serie "Gladiac" fast vollständig aus den Angebotslisten der Händer verschwunden. Entsprechend schlecht dürfte das Ergebnis zum vierten Quartal ausfallen.
Als sich Anfang 2001 die finanzielle Schieflage abzeichnete, steuerte Elsa mit einem Sanierungsprogramm gegen. Unter anderem wurden rund die die Hälfte der 700 Stellen abgebaut. "Der Spareffekt wurde jedoch durch das ohnehin für die gesamte IT-Branche schwache vergangene Jahr wieder aufgefressen", sagte Beisch.
Produkte mit kleinen Haken
Elsa sieht sich mit seinem Angebot jedoch gut aufgestellt. So pflegen die Aachener eine enge Bindung zum marktführenden Grafikchiphersteller Nvidia. Für den europäischen Markt gelten die neusten Grafikkarten mit Nvidia-Chip indes als überteuert, an den günstigen Versionen verdient Elsa nach eigenen Angaben kaum etwas. In Europa tragen Grafikarten 30 Prozent des Umsatzes bei, in Deutschland sind es 60 Prozent. Das Geschäft mit DSL-Breitbandmodem läuft nach Elsa-Angaben nicht so gut wie erwartet. Zur Zeit drücke die Deutsche Telekom ihre eigenen DSL-Geräte in die Haushalte, sagt Beisch. Elsa könnte mit den eigenen Breitband-Produkte frühestens Ende des Jahres Gewinne erzielen.
Ranking: Die größten Kapitalvernichter
Zum fünften Mal hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Liste der Aktiengesellschaften mit dem größten Wertverlust veröffentlicht. Damit will die DSW Aktionäre vor riskanten Anlagen warnen und Druck auf die Vorstände der angeschlagenen Unternehmen ausüben.
Von den 346 untersuchten Firmen entwickelten sich die 30 Dax-Werte überdurchschnittlich gut. Mit 2,3 Prozent Verlust im Jahr schnitt die Commerzbank in diesem Segment am schlechtesten ab. Eine getrennte Liste für Unternehmen am Neuen Markt legt die Vereinigung seit vergangenem Jahr vor. An dem einst hochgejubelten Wachstumssegment sieht die Bilanz besonders düster aus. 90 Prozent der seit zwei Jahren notierten Werte haben dem Anleger Verluste eingebracht. "Keiner sollte sich darauf einlassen, mit diesen Werten, die ganz am Boden liegen, zu zocken", sagte der Berliner Landesgeschäftsführer der DSW, Malte Diesselhorst.
Nach Berechnungen der DSW waren im vergangenen Jahr der Einkaufsverbund Kaufring und das Software-Unternehmen Brokat die größten Vernichter von Anlegerkapital. Umgerechnet auf die vergangenen fünf Jahre verloren Kaufring-Aktionäre mit 56 Prozent jährlich mehr als die Hälfte ihres Geldes. Bei Brokat am Neuen Markt blieben auf die vergangenen zwei Jahre gerechnet nach einem Jahr gerade einmal vier Prozent des Kapitals übrig. Traurige zweite und dritte Spitzenplätze belegten auf der allgemeinen Liste der Gerüstbauer Plettac und der Schreibwarenhersteller Herlitz. Am Neuen Markt folgten der Medienkonzern Kinowelt und das Software-Unternehmen Micrologica.
Die besten deutschen Standardwerte
Die schlechtesten deutschen Standardwerte
Die schlechtesten Nemax-Werte
Die Pleitenwelle unter börsennotierten Firmen ist nach Befürchtung von Aktionärsvertretern noch längst nicht ausgestanden. "Das dicke Ende kommt erst", prognostiziert die DSW. Er erwarte eine zweistellige Zahl an Insolvenzen, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Donnerstag in Berlin. Anleger müssten künftig besser vor vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Falschinformationen der Unternehmen geschützt werden, verlangt die DSW. Deshalb sollten sie per Gesetz die Möglichkeit direkter Schadensersatzklagen gegen Vorstände oder Aufsichtsräte erhalten.
Ins Visier nimmt die DSW die Banken. Bei deren Anlageberatern sei ein "manchmal erschreckendes Nichtwissen" festzustellen. Die Institute hätten an den Provisionen für die Börsengänge gerne verdient und Firmen, die noch nicht börsenreif gewesen seien, zum Gang aufs Parkett ermutigt. "Jetzt kommt es darauf an, den Unternehmen Liquidität zur Verfügung zu stellen, wenn man schon einmal dran verdient hat", sagte Hocker. Häufig säßen Bankenvertreter schließlich auch im Aufsichtsrat der Firmen. Dennoch würden die Institute den Kredithahn oft einfach zudrehen und das Tafelsilber verkaufen.
Für die Anleger sei das vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das in diesem Jahr verabschiedet werden soll, ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Hocker. Darüber hinaus müsse jedoch die Prospekthaftung verschärft werden. Außerdem müsse ausgeschlossen werden, dass Wirtschaftsprüfungsgesellschaften lukrative Beraterverträge bei Unternehmen hätten, die sie kritisch prüfen sollen.
Zum fünften Mal hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Liste der Aktiengesellschaften mit dem größten Wertverlust veröffentlicht. Damit will die DSW Aktionäre vor riskanten Anlagen warnen und Druck auf die Vorstände der angeschlagenen Unternehmen ausüben.
Von den 346 untersuchten Firmen entwickelten sich die 30 Dax-Werte überdurchschnittlich gut. Mit 2,3 Prozent Verlust im Jahr schnitt die Commerzbank in diesem Segment am schlechtesten ab. Eine getrennte Liste für Unternehmen am Neuen Markt legt die Vereinigung seit vergangenem Jahr vor. An dem einst hochgejubelten Wachstumssegment sieht die Bilanz besonders düster aus. 90 Prozent der seit zwei Jahren notierten Werte haben dem Anleger Verluste eingebracht. "Keiner sollte sich darauf einlassen, mit diesen Werten, die ganz am Boden liegen, zu zocken", sagte der Berliner Landesgeschäftsführer der DSW, Malte Diesselhorst.
Nach Berechnungen der DSW waren im vergangenen Jahr der Einkaufsverbund Kaufring und das Software-Unternehmen Brokat die größten Vernichter von Anlegerkapital. Umgerechnet auf die vergangenen fünf Jahre verloren Kaufring-Aktionäre mit 56 Prozent jährlich mehr als die Hälfte ihres Geldes. Bei Brokat am Neuen Markt blieben auf die vergangenen zwei Jahre gerechnet nach einem Jahr gerade einmal vier Prozent des Kapitals übrig. Traurige zweite und dritte Spitzenplätze belegten auf der allgemeinen Liste der Gerüstbauer Plettac und der Schreibwarenhersteller Herlitz. Am Neuen Markt folgten der Medienkonzern Kinowelt und das Software-Unternehmen Micrologica.
Die besten deutschen Standardwerte
Die schlechtesten deutschen Standardwerte
Die schlechtesten Nemax-Werte
Die Pleitenwelle unter börsennotierten Firmen ist nach Befürchtung von Aktionärsvertretern noch längst nicht ausgestanden. "Das dicke Ende kommt erst", prognostiziert die DSW. Er erwarte eine zweistellige Zahl an Insolvenzen, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Donnerstag in Berlin. Anleger müssten künftig besser vor vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Falschinformationen der Unternehmen geschützt werden, verlangt die DSW. Deshalb sollten sie per Gesetz die Möglichkeit direkter Schadensersatzklagen gegen Vorstände oder Aufsichtsräte erhalten.
Ins Visier nimmt die DSW die Banken. Bei deren Anlageberatern sei ein "manchmal erschreckendes Nichtwissen" festzustellen. Die Institute hätten an den Provisionen für die Börsengänge gerne verdient und Firmen, die noch nicht börsenreif gewesen seien, zum Gang aufs Parkett ermutigt. "Jetzt kommt es darauf an, den Unternehmen Liquidität zur Verfügung zu stellen, wenn man schon einmal dran verdient hat", sagte Hocker. Häufig säßen Bankenvertreter schließlich auch im Aufsichtsrat der Firmen. Dennoch würden die Institute den Kredithahn oft einfach zudrehen und das Tafelsilber verkaufen.
Für die Anleger sei das vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das in diesem Jahr verabschiedet werden soll, ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Hocker. Darüber hinaus müsse jedoch die Prospekthaftung verschärft werden. Außerdem müsse ausgeschlossen werden, dass Wirtschaftsprüfungsgesellschaften lukrative Beraterverträge bei Unternehmen hätten, die sie kritisch prüfen sollen.
Ranking: DSW-Watchlist - die schlechtesten Nemax-Werte
Rang
Unternehmen
Index
2002
Punkte max. 1000
Perf. p.a. in %
1
Brokat
Nemax All Share
-1000
-96,1
2
Kinowelt
Nemax All Share
-984
-94,1
3
Micrologica
Nemax All Share
-968
-92,9
4
Tiscon
Nemax All Share
-911
-85,4
5
Intershop
Nemax 50
-907
-84,2
6
Telegate
Nemax All Share
-895
-81,4
7
Bäurer
Nemax All Share
-885
-83,6
8
Fantastic
Nemax All Share
-878
-86,8
9
FortuneCity
Nemax All Share
-874
-85,9
10
Basler
Nemax All Share
-874
-85,6
11
Ser Systeme
Nemax All Share
-873
-81,3
12
I-D Media
Nemax All Share
-869
-85,5
13
Orad
Nemax All Share
-865
-81,4
14
UBAG
Nemax All Share
-859
-85,2
15
Lobster
Nemax All Share
-855
-78,2
16
Pixelpark
Nemax 50
-845
-79,5
17
Abacho
Nemax All Share
-843
-79,8
18
Vi[z]rt
Nemax All Share
-839
-82,0
19
EM.TV
Nemax 50
-838
-84,8
20
i:FAO
Nemax All Share
-835
-80,2
21
Advanced Medien
Nemax All Share
-834
-80,2
22
WWL Internet
Nemax All Share
-824
-81,0
23
Digital Advertising
Nemax All Share
-822
-77,8
24
Gauss Interprise
Nemax All Share
-815
-75,8
25
RTV Family
Nemax All Share
-815
-77,7
Quelle: DSW
Rang
Unternehmen
Index
2002
Punkte max. 1000
Perf. p.a. in %
1
Brokat
Nemax All Share
-1000
-96,1
2
Kinowelt
Nemax All Share
-984
-94,1
3
Micrologica
Nemax All Share
-968
-92,9
4
Tiscon
Nemax All Share
-911
-85,4
5
Intershop
Nemax 50
-907
-84,2
6
Telegate
Nemax All Share
-895
-81,4
7
Bäurer
Nemax All Share
-885
-83,6
8
Fantastic
Nemax All Share
-878
-86,8
9
FortuneCity
Nemax All Share
-874
-85,9
10
Basler
Nemax All Share
-874
-85,6
11
Ser Systeme
Nemax All Share
-873
-81,3
12
I-D Media
Nemax All Share
-869
-85,5
13
Orad
Nemax All Share
-865
-81,4
14
UBAG
Nemax All Share
-859
-85,2
15
Lobster
Nemax All Share
-855
-78,2
16
Pixelpark
Nemax 50
-845
-79,5
17
Abacho
Nemax All Share
-843
-79,8
18
Vi[z]rt
Nemax All Share
-839
-82,0
19
EM.TV
Nemax 50
-838
-84,8
20
i:FAO
Nemax All Share
-835
-80,2
21
Advanced Medien
Nemax All Share
-834
-80,2
22
WWL Internet
Nemax All Share
-824
-81,0
23
Digital Advertising
Nemax All Share
-822
-77,8
24
Gauss Interprise
Nemax All Share
-815
-75,8
25
RTV Family
Nemax All Share
-815
-77,7
Quelle: DSW
Nachtrag Carrier One/Softmatic
Nemax-Schlussbericht: Softmatic bricht ein
Von Ina Bauer und Heino Reents,Hamburg
Trotz einer Erholungstendenz am frühen Abend hat der Neue Markt am Mittwoch leichter geschlossen. Einen Tag nachdem der im Nemax 50 gelistete Telekomzulieferer Carrier One seine Zahlungsunfähigkeit angekündigt hat, erklärte das Software-Unternehmen Softmatic seine Insolvenz.
Der Nemax 50 verlor ein Prozent auf 1061 Zähler. Der Nemax-All-Share gab 0,6 Prozent auf 1030 Zähler ab. Angesichts der dünnen Nachrichtenlage seitens der Unternehmen stand der Insolvenzantrag des Softwareherstellers Softmatic im Vordergrund. Ansonsten, so beklagten die Händler, sei der Tag ruhig und die Umsätze gering gewesen. Zudem habe die bevorstehende Neuzusammenstellung des Nemax 50 einige Titel unter Druck gesetzt.
"Die Insolvenz von Softmatic hat heute für erneute Unsicherheit am Neuen Markt gesorgt. Und genau diese Nachrichten sind schädlich für das Segment", sagte Michael Röhrs, Analyst von der Hamburger Sparkasse. Nach Meinung des Experten wird der Prozess der Konsolidierung weitergehen. "Es wird noch die ein oder andere Insolvenz am Neuen Markt geben", so Röhrs.
Die Softmatic-Aktie wurde bis zu Mittag vom Handel ausgesetzt. Vorher war der Kurs um 29,7 Prozent auf 0,26 Euro eingebrochen. Zu Handelsschluss sackten die Papiere um rund 46 Prozent auf 0,20 Euro ab. Händler vermuteten, dass einige Investoren bereits vor der offiziellen Mitteilung von der drohenden Pleite wussten und entsprechend ihre Aktien verkauft haben. Ein weiterer Indikator für dieses Insiderwissen ist das Handelsvolumen, das in dem Wert seit vergangenem Freitag deutlich zugenommen hat.
Carrier One und Heyde unter Druck
Auf der Verliererseite standen erneut Carrier One. Die Aktie des Telekom-Dienstleisters, die am Vortag mit einem Abschlag von mehr als 50 Prozent aus dem Handel gegangen war, nachdem das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt hatte, verbilligte sich um weitere zehn Prozent auf 0,18 Euro. Carrier One wird unter Experten als klarer Abstiegskandidat bei der bevorstehenden Neugewichtung des Nemax 50 gesehen. Die Deutsche Börse wird nach Handelsschluss die neue Zusammenstellung von Nemax 50 und MDAX bekannt geben.
Die Aktien von Heyde verbuchten Verluste, nachdem sie schon am Dienstag um mehr als ein Drittel eingebrochen waren. Zuvor war der Chef des verlustreichen IT-Dienstleisters nach der Verfehlung der Geschäftsziele für 2001 und der Senkung der Prognosen für 2002 zurückgetreten. Zum Schlussgong lagen die Heyde-Titel acht Prozent im Minus bei 0,46 Euro.
Intershop auf den Verkaufslisten
Auch die Papiere des Softwareanbieters Intershop gaben 9,4 Prozent auf 1,26 Euro nach. Intershop hatte enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt und zudem angekündigt, mehr als ein Viertel seiner Belegschaft abbauen zu wollen.
Gegen den Trend gewannen T-Online . Das Papier des Index-Schwergewichts verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 12,01 Euro. An die Spitze setzten sich Aixtron. Der Hersteller von Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern legte 1,89 Prozent auf 22,12 Euro zu. Trintech drehten in die Verlustzone (minus 1,9 Prozent auf 1,55 Euro). Hunzinger gewannen 9,6 Prozent auf 1,60 Euro. Der Kommunikationsdienstleister bestätigte Gespräche mit der Kirch-Gruppe zur Übernahme der Nachrichtenagentur ddp. "Ich bin absolut optimistisch gestimmt, dass die Gespräche zu einem positiven Ergebnis führen", sagte Firmenchef Moritz Hunzinger. Nach seinen Worten ergänzt sich ddp gut mit seiner international präsenten Foto-Agentur Action Press.
Auf den Kauflisten standen ebenfalls Pironet , die 10,6 Prozent auf 3,85 Euro zulegten. Das Kölner Unternehmen teilte am Morgen mit, zwei neue internationale Aufträge bekommen zu haben. Elmos Semiconductor (plus 7,6 Prozent auf 12,90 Euro) hat 2001 nach eigenen Angaben einen deutlich kleineren Gewinnrückgang verzeichnet als zuvor erwartet.
LBBW stuft AT&S zurück
Die Landesbank Baden-Württemberg hat die Aktie von AT&S Austria Technologie & Systemtechnik nach Vorlage von Neun-Monatszahlen von "Kaufen" auf "Halten" zurückgestuft. Die Aussichten seien verhalten, auch wenn der im Nemax 50 gelistete österreichische Leiterplatten-Hersteller im Mobilfunkgeschäft gut positioniert sei, schrieb Analystin Alexandra Hauser in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Sie senkte die AT&S-Gewinnschätzungen für das Geschäftsjahr 2001/02 auf 0,01 Euro je Aktie sowie für 2002/03 auf 0,45 Euro je Aktie. Das Papier verlor 0,6 Prozent auf 11,92 Euro.
Abwärtes ging es mit dem Biotechnologietitel von Qiagen . Die Papiere verloren 0,4 Prozent auf 21,10 Euro. "Die Anleger denken auch bei den großen Werten in Zeiträumen von einem Tag oder darunter. Es würde mich nicht wundern, wenn Qiagen am Abend wieder im Plus ist", sagte ein Händler in Frankfurt. Titel von Lion Bioscience gehörten mit einem Minus von 5,4 auf zwölf Euro zu den Schlusslichtern im Nemax 50.
Micrologica notierten auf dem Schlusskurs vom Vortag. Das insolvente Software-Unternehmen muss wahrscheinlich vom Neuen Markt in den Geregelten Markt wechseln. Ein Schiedsgericht habe den Antrag des Insolvenzverwalters auf Aussetzen der seit Oktober geltenden schärferen Bedingungen für die Zulassung am Neuen Markt zurückgewiesen. Das teilte Micrologica am Dienstag nach Börsenschluss mit.
(mit Agenturen)
Nemax-Schlussbericht: Softmatic bricht ein
Von Ina Bauer und Heino Reents,Hamburg
Trotz einer Erholungstendenz am frühen Abend hat der Neue Markt am Mittwoch leichter geschlossen. Einen Tag nachdem der im Nemax 50 gelistete Telekomzulieferer Carrier One seine Zahlungsunfähigkeit angekündigt hat, erklärte das Software-Unternehmen Softmatic seine Insolvenz.
Der Nemax 50 verlor ein Prozent auf 1061 Zähler. Der Nemax-All-Share gab 0,6 Prozent auf 1030 Zähler ab. Angesichts der dünnen Nachrichtenlage seitens der Unternehmen stand der Insolvenzantrag des Softwareherstellers Softmatic im Vordergrund. Ansonsten, so beklagten die Händler, sei der Tag ruhig und die Umsätze gering gewesen. Zudem habe die bevorstehende Neuzusammenstellung des Nemax 50 einige Titel unter Druck gesetzt.
"Die Insolvenz von Softmatic hat heute für erneute Unsicherheit am Neuen Markt gesorgt. Und genau diese Nachrichten sind schädlich für das Segment", sagte Michael Röhrs, Analyst von der Hamburger Sparkasse. Nach Meinung des Experten wird der Prozess der Konsolidierung weitergehen. "Es wird noch die ein oder andere Insolvenz am Neuen Markt geben", so Röhrs.
Die Softmatic-Aktie wurde bis zu Mittag vom Handel ausgesetzt. Vorher war der Kurs um 29,7 Prozent auf 0,26 Euro eingebrochen. Zu Handelsschluss sackten die Papiere um rund 46 Prozent auf 0,20 Euro ab. Händler vermuteten, dass einige Investoren bereits vor der offiziellen Mitteilung von der drohenden Pleite wussten und entsprechend ihre Aktien verkauft haben. Ein weiterer Indikator für dieses Insiderwissen ist das Handelsvolumen, das in dem Wert seit vergangenem Freitag deutlich zugenommen hat.
Carrier One und Heyde unter Druck
Auf der Verliererseite standen erneut Carrier One. Die Aktie des Telekom-Dienstleisters, die am Vortag mit einem Abschlag von mehr als 50 Prozent aus dem Handel gegangen war, nachdem das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt hatte, verbilligte sich um weitere zehn Prozent auf 0,18 Euro. Carrier One wird unter Experten als klarer Abstiegskandidat bei der bevorstehenden Neugewichtung des Nemax 50 gesehen. Die Deutsche Börse wird nach Handelsschluss die neue Zusammenstellung von Nemax 50 und MDAX bekannt geben.
Die Aktien von Heyde verbuchten Verluste, nachdem sie schon am Dienstag um mehr als ein Drittel eingebrochen waren. Zuvor war der Chef des verlustreichen IT-Dienstleisters nach der Verfehlung der Geschäftsziele für 2001 und der Senkung der Prognosen für 2002 zurückgetreten. Zum Schlussgong lagen die Heyde-Titel acht Prozent im Minus bei 0,46 Euro.
Intershop auf den Verkaufslisten
Auch die Papiere des Softwareanbieters Intershop gaben 9,4 Prozent auf 1,26 Euro nach. Intershop hatte enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt und zudem angekündigt, mehr als ein Viertel seiner Belegschaft abbauen zu wollen.
Gegen den Trend gewannen T-Online . Das Papier des Index-Schwergewichts verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 12,01 Euro. An die Spitze setzten sich Aixtron. Der Hersteller von Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern legte 1,89 Prozent auf 22,12 Euro zu. Trintech drehten in die Verlustzone (minus 1,9 Prozent auf 1,55 Euro). Hunzinger gewannen 9,6 Prozent auf 1,60 Euro. Der Kommunikationsdienstleister bestätigte Gespräche mit der Kirch-Gruppe zur Übernahme der Nachrichtenagentur ddp. "Ich bin absolut optimistisch gestimmt, dass die Gespräche zu einem positiven Ergebnis führen", sagte Firmenchef Moritz Hunzinger. Nach seinen Worten ergänzt sich ddp gut mit seiner international präsenten Foto-Agentur Action Press.
Auf den Kauflisten standen ebenfalls Pironet , die 10,6 Prozent auf 3,85 Euro zulegten. Das Kölner Unternehmen teilte am Morgen mit, zwei neue internationale Aufträge bekommen zu haben. Elmos Semiconductor (plus 7,6 Prozent auf 12,90 Euro) hat 2001 nach eigenen Angaben einen deutlich kleineren Gewinnrückgang verzeichnet als zuvor erwartet.
LBBW stuft AT&S zurück
Die Landesbank Baden-Württemberg hat die Aktie von AT&S Austria Technologie & Systemtechnik nach Vorlage von Neun-Monatszahlen von "Kaufen" auf "Halten" zurückgestuft. Die Aussichten seien verhalten, auch wenn der im Nemax 50 gelistete österreichische Leiterplatten-Hersteller im Mobilfunkgeschäft gut positioniert sei, schrieb Analystin Alexandra Hauser in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. Sie senkte die AT&S-Gewinnschätzungen für das Geschäftsjahr 2001/02 auf 0,01 Euro je Aktie sowie für 2002/03 auf 0,45 Euro je Aktie. Das Papier verlor 0,6 Prozent auf 11,92 Euro.
Abwärtes ging es mit dem Biotechnologietitel von Qiagen . Die Papiere verloren 0,4 Prozent auf 21,10 Euro. "Die Anleger denken auch bei den großen Werten in Zeiträumen von einem Tag oder darunter. Es würde mich nicht wundern, wenn Qiagen am Abend wieder im Plus ist", sagte ein Händler in Frankfurt. Titel von Lion Bioscience gehörten mit einem Minus von 5,4 auf zwölf Euro zu den Schlusslichtern im Nemax 50.
Micrologica notierten auf dem Schlusskurs vom Vortag. Das insolvente Software-Unternehmen muss wahrscheinlich vom Neuen Markt in den Geregelten Markt wechseln. Ein Schiedsgericht habe den Antrag des Insolvenzverwalters auf Aussetzen der seit Oktober geltenden schärferen Bedingungen für die Zulassung am Neuen Markt zurückgewiesen. Das teilte Micrologica am Dienstag nach Börsenschluss mit.
(mit Agenturen)
Etwas aus dem MM zum NM...
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Raus, raus, raus
Diese Seite
Von Kai Lange
Investoren ziehen die Reißleine. Selbst Zahlen von Unternehmen, die die Erwartungen ausnahmsweise erfüllen, können den Abwärtstrend nicht stoppen.
Frankfurt am Main – Nach einer kurzen Atempause am Morgen ist der Nemax 50 am Mittag erneut deutlich ins Minus gedreht und notiert nur noch knapp über 900 Punkten. Die Zahlen des Marktschwergewichtes Qiagen, die Pessimisten eines Besseren belehrt hatten, sorgten nur eine kurze Stabilisierung: Anleger nutzen offenbar jede noch so kleine Erholung, um aus dem Markt auszusteigen und ihre Verluste zu begrenzen. "Die Umsätze sind gering, die Stimmung ist katastrophal", kommentierte ein Händler den Kehraus.
Anleger, die sich nach der ersten Erholung im Oktober wieder in den Neuen Markt gewagt haben, sitzen erneut auf zweistelligen Verlusten und dürften sich eine Rückkehr in den Zittermarkt nun dreimal überlegen. Nach dem Fall der 1000-Punkte-Marke halten Händler die Rückkehr auf ein Niveau unter 800 Punkte für möglich.
Neuer Markt: Optimisten unter sich
Wie konnte es zum Zusammenbruch der "New Economy" kommen? Eine Analyse von Thomas Mayer, Director of Euroland Economic Research bei Goldman Sachs. ...mehr
Pleiten, Pech und Pannen
Die Zahl der Skandale am Neuen Markt ist kaum noch überschaubar. ...mehr
"Ein Tummelplatz für Betrüger"
Der Crash auf Raten am Neuen Markt geht weiter. Für den Finanz-Experten Günter Ogger ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch etwas zu retten. ...mehr
Bereits am Dienstag war der Nemax 50 auf 941 Zähler gerutscht und notierte damit auf dem Eröffnungsstand vom 11. September. In den folgenden zehn Tagen nach den Terroranschlägen war der Index dann bis unter die Marke von 650 Punkten gefallen. Händler halten es nicht für ausgeschlossen, dass der Markt dass Tief von Ende September erneut testet.
Talfahrt an der Nasdaq
Weitere schlechte Nachrichten sind für den freien Fall der Kurse derzeit nicht nötig: Die Angst vor weiteren Bilanzmanipulationen in den USA reicht aus, um den Neuen Markt bei geringen Umsätzen weiter zu drücken. So drücken Spekulationen um Bilanztricks bei "Big Blue" IBM erneut auf die Stimmung. Die Technologiebörse Nasdaq hatte am Dienstag im späten Handel ihre Verluste ausgebaut, und die Futures drehten am Mittwoch erneut ins Minus.
Nur Zockerwerte steigen noch
"Das Vertrauen in den Neuen Markt ist futsch", ergänzte ein Händler. Auch große Titel wie etwa T-Online und Aixtron gaben deutlich nach. Börsianer werten dies als Zeichen, dass sich weitere Fondsmanager aus dem Segment verabschieden. Zu den "Gewinnern" im Nemax 50 zählten in jüngster Zeit lediglich Zockerwerte wie Intershop , Comroad und Carrier1 , die sich in einer technischen Gegenreaktion zeitweilig von ihren Kurseinbrüchen erholen. Am Mittwoch hat die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat bei der ComROAD AG niedergelegt. "Es bestehen begründete Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit von ComROAD", hieß es.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Neue Markt seit Wochen ohne eigene Impulse dahindümpelt. Fehlen stärkende Impulse aus den USA oder schwappen gar schlechte Nachrichten über den großen Teich, setzt sich die Abwärtsspirale in Bewegung. Und in den USA halten sich Anleger derzeit zurück, bis die Vorwürfe wegen fauler Bilanzen ausgeräumt sind. IBM betonte am Dienstag, dass die kritisierten Bilanzierungsmethoden den gesetzlichen Vorgaben entsprächen, und kündigte die Veröffentlichung weiterer Bilanz-Details an. Dennoch gehörte die Aktie am Dienstag in New York zu den schwächsten Werten.
"Die wenigen Investoren, die am Neuen Markt noch übrig sind, scheinen nach den jüngsten Unternehmenspleiten zu warten, bis der Markt wirklich aufgeräumt ist", sagte ein Händler. Ein Börsianer wollte trotz des dramatischen Kurssturzes die Hoffnung doch nicht ganz aufgeben: Wenn überall von Ausverkauf gesprochen werde, sei die Trendwende meist nicht mehr fern.
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Von Kai Lange
Investoren ziehen die Reißleine. Selbst Zahlen von Unternehmen, die die Erwartungen ausnahmsweise erfüllen, können den Abwärtstrend nicht stoppen.
Frankfurt am Main – Nach einer kurzen Atempause am Morgen ist der Nemax 50 am Mittag erneut deutlich ins Minus gedreht und notiert nur noch knapp über 900 Punkten. Die Zahlen des Marktschwergewichtes Qiagen, die Pessimisten eines Besseren belehrt hatten, sorgten nur eine kurze Stabilisierung: Anleger nutzen offenbar jede noch so kleine Erholung, um aus dem Markt auszusteigen und ihre Verluste zu begrenzen. "Die Umsätze sind gering, die Stimmung ist katastrophal", kommentierte ein Händler den Kehraus.
Anleger, die sich nach der ersten Erholung im Oktober wieder in den Neuen Markt gewagt haben, sitzen erneut auf zweistelligen Verlusten und dürften sich eine Rückkehr in den Zittermarkt nun dreimal überlegen. Nach dem Fall der 1000-Punkte-Marke halten Händler die Rückkehr auf ein Niveau unter 800 Punkte für möglich.
Neuer Markt: Optimisten unter sich
Wie konnte es zum Zusammenbruch der "New Economy" kommen? Eine Analyse von Thomas Mayer, Director of Euroland Economic Research bei Goldman Sachs. ...mehr
Pleiten, Pech und Pannen
Die Zahl der Skandale am Neuen Markt ist kaum noch überschaubar. ...mehr
"Ein Tummelplatz für Betrüger"
Der Crash auf Raten am Neuen Markt geht weiter. Für den Finanz-Experten Günter Ogger ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch etwas zu retten. ...mehr
Bereits am Dienstag war der Nemax 50 auf 941 Zähler gerutscht und notierte damit auf dem Eröffnungsstand vom 11. September. In den folgenden zehn Tagen nach den Terroranschlägen war der Index dann bis unter die Marke von 650 Punkten gefallen. Händler halten es nicht für ausgeschlossen, dass der Markt dass Tief von Ende September erneut testet.
Talfahrt an der Nasdaq
Weitere schlechte Nachrichten sind für den freien Fall der Kurse derzeit nicht nötig: Die Angst vor weiteren Bilanzmanipulationen in den USA reicht aus, um den Neuen Markt bei geringen Umsätzen weiter zu drücken. So drücken Spekulationen um Bilanztricks bei "Big Blue" IBM erneut auf die Stimmung. Die Technologiebörse Nasdaq hatte am Dienstag im späten Handel ihre Verluste ausgebaut, und die Futures drehten am Mittwoch erneut ins Minus.
Nur Zockerwerte steigen noch
"Das Vertrauen in den Neuen Markt ist futsch", ergänzte ein Händler. Auch große Titel wie etwa T-Online und Aixtron gaben deutlich nach. Börsianer werten dies als Zeichen, dass sich weitere Fondsmanager aus dem Segment verabschieden. Zu den "Gewinnern" im Nemax 50 zählten in jüngster Zeit lediglich Zockerwerte wie Intershop , Comroad und Carrier1 , die sich in einer technischen Gegenreaktion zeitweilig von ihren Kurseinbrüchen erholen. Am Mittwoch hat die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG ihr Mandat bei der ComROAD AG niedergelegt. "Es bestehen begründete Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit von ComROAD", hieß es.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Neue Markt seit Wochen ohne eigene Impulse dahindümpelt. Fehlen stärkende Impulse aus den USA oder schwappen gar schlechte Nachrichten über den großen Teich, setzt sich die Abwärtsspirale in Bewegung. Und in den USA halten sich Anleger derzeit zurück, bis die Vorwürfe wegen fauler Bilanzen ausgeräumt sind. IBM betonte am Dienstag, dass die kritisierten Bilanzierungsmethoden den gesetzlichen Vorgaben entsprächen, und kündigte die Veröffentlichung weiterer Bilanz-Details an. Dennoch gehörte die Aktie am Dienstag in New York zu den schwächsten Werten.
"Die wenigen Investoren, die am Neuen Markt noch übrig sind, scheinen nach den jüngsten Unternehmenspleiten zu warten, bis der Markt wirklich aufgeräumt ist", sagte ein Händler. Ein Börsianer wollte trotz des dramatischen Kurssturzes die Hoffnung doch nicht ganz aufgeben: Wenn überall von Ausverkauf gesprochen werde, sei die Trendwende meist nicht mehr fern.
N E U E R M A R K T
Die Liste der Pleiten und Skandale
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Fachleute sind sich einig: Die Krise des Neuen Marktes ist vor allem eine Folge der zahlreichen Skandale, die das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttert haben.
Frankfurt - Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer Reihenfolge:
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
Brainpool: Hinweise auf Insiderhandel
Brokat: Schneller Aufstieg, jäher Fall
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
Carrier 1: Gläubigerschutz beantragt
CE Consumer: Ärger wegen versteckter Gewinnwarnung
Consors: Schadensersatzklagen von Anlegern
CPU: Staatsanwalt ermittelt gegen Analysten
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ejay: Insolvenzantrag
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Intertainment: Fragwürdige Aktien-Verkäufe
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Lipro: Insolvenzverfahren eröffnet
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Softmatic: Hektische Verkäufe vor Insolvenz-Meldung
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
Teldafax: Rauswurf aus dem Neuen Markt
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Die Liste der Pleiten und Skandale
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Fachleute sind sich einig: Die Krise des Neuen Marktes ist vor allem eine Folge der zahlreichen Skandale, die das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttert haben.
Frankfurt - Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer Reihenfolge:
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
Brainpool: Hinweise auf Insiderhandel
Brokat: Schneller Aufstieg, jäher Fall
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
Carrier 1: Gläubigerschutz beantragt
CE Consumer: Ärger wegen versteckter Gewinnwarnung
Consors: Schadensersatzklagen von Anlegern
CPU: Staatsanwalt ermittelt gegen Analysten
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ejay: Insolvenzantrag
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Intertainment: Fragwürdige Aktien-Verkäufe
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Lipro: Insolvenzverfahren eröffnet
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Softmatic: Hektische Verkäufe vor Insolvenz-Meldung
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
Teldafax: Rauswurf aus dem Neuen Markt
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Hi THECANADIAN,
deine ausdauer finde ich schon bemerkenswert und somit möchte ich dir nochmal
danken für deine sehr informativen und aufklärenden beiträge.
Leider hatte ich in letzter zeit sehr sehr wenig zeit diesen thread weiter
zu führen.
Werde aber in zukunft versuchen es in regelmäßigen abständen abzudaten bzw.
auf dem neuesten stand zu halten.
Bzgl. des neuen marktes:
mir fallen schon kaum noch die richtigen begriffe ein um diese betrügereien
zu kommentieren. Wieviele kleinaktionäre sind wohl auf der strecke geblieben,
in den letzten 24 monaten? Und das tragische an der ganzen sache ist, dass
von seiten der justiz keine grawirenden änderungen in der gesetzgebung vor-
genommen werden, die zumindestens für die zukunft mehr sicherheit versprechen.
grüße @ alle.
deine ausdauer finde ich schon bemerkenswert und somit möchte ich dir nochmal
danken für deine sehr informativen und aufklärenden beiträge.
Leider hatte ich in letzter zeit sehr sehr wenig zeit diesen thread weiter
zu führen.
Werde aber in zukunft versuchen es in regelmäßigen abständen abzudaten bzw.
auf dem neuesten stand zu halten.
Bzgl. des neuen marktes:
mir fallen schon kaum noch die richtigen begriffe ein um diese betrügereien
zu kommentieren. Wieviele kleinaktionäre sind wohl auf der strecke geblieben,
in den letzten 24 monaten? Und das tragische an der ganzen sache ist, dass
von seiten der justiz keine grawirenden änderungen in der gesetzgebung vor-
genommen werden, die zumindestens für die zukunft mehr sicherheit versprechen.
grüße @ alle.
ftd.de, Fr, 22.2.2002, 17:18
Hessische Börsenaufsicht stellt Strafanzeige gegen Comroad
Das Land Hessen hat gegen die Unternehmensführung des Telematikdienstleisters Comroad
Strafanzeige gestellt. Grund ist der Verdacht auf Kursmanipulation.
"Eine solche Anzeige ist gestellt worden und wird jetzt der Staatsanwaltschaft München übergeben",
sagte am Freitag der Sprecher des hessichen Wirtschaftsministeriums, Thomas Uber. Weitere Einzelheiten
könne er nicht nennen. "Dies ist nun Sache der Staatsanwaltschaft." Ein Sprecher der am Neuen Markt
gelisteten Comroad sagte, die Anzeige liege ihm nicht vor. Daher könne er dazu auch keinen Kommentar
abgeben.
Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) sagte auf Anfrage, die
Behörde prüfe weiterhin, ob Comroad gegen Ad-hoc-Regeln verstoßen habe. Eine Anzeige sei von der
Behörde bislang nicht gestellt worden. "Wenn wir substanzielle Verdachtsmomente haben, dann werden
wir Anzeige erstatten", hieß es. Am Donnerstag hatte das BAWe mitgeteilt, eine Pflichtmitteilung des
Unternehmens vom Mittwoch über den Rückzug des Wirtschaftsprüfers KPMG zu prüfen. Möglicherweise
sei die Mitteilung zu spät erschienen, hieß es.
Comroad war in den vergangenen Wochen wegen Gerüchten über angeblich nicht existierende
Geschäftsbeziehungen in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen weist die Spekulationen zurück. Die
KPMG legte dennoch ihr Prüfermandat bei dem Unternehmen nieder und begründete den Rückzug mit
Zweifeln an der Vertrauenswürdigkeit von Comroad. Das Unternehmen will trotzdem versuchen, noch im
März Geschäftszahlen für 2001 vorzulegen. Die Aktien von Comroad notierten am Freitag mehr als elf
Prozent tiefer bei 2,05 Euro. Seit Mitte Februar haben die Papiere rund 70 Prozent an Wert verloren.
© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
Hessische Börsenaufsicht stellt Strafanzeige gegen Comroad
Das Land Hessen hat gegen die Unternehmensführung des Telematikdienstleisters Comroad
Strafanzeige gestellt. Grund ist der Verdacht auf Kursmanipulation.
"Eine solche Anzeige ist gestellt worden und wird jetzt der Staatsanwaltschaft München übergeben",
sagte am Freitag der Sprecher des hessichen Wirtschaftsministeriums, Thomas Uber. Weitere Einzelheiten
könne er nicht nennen. "Dies ist nun Sache der Staatsanwaltschaft." Ein Sprecher der am Neuen Markt
gelisteten Comroad sagte, die Anzeige liege ihm nicht vor. Daher könne er dazu auch keinen Kommentar
abgeben.
Eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) sagte auf Anfrage, die
Behörde prüfe weiterhin, ob Comroad gegen Ad-hoc-Regeln verstoßen habe. Eine Anzeige sei von der
Behörde bislang nicht gestellt worden. "Wenn wir substanzielle Verdachtsmomente haben, dann werden
wir Anzeige erstatten", hieß es. Am Donnerstag hatte das BAWe mitgeteilt, eine Pflichtmitteilung des
Unternehmens vom Mittwoch über den Rückzug des Wirtschaftsprüfers KPMG zu prüfen. Möglicherweise
sei die Mitteilung zu spät erschienen, hieß es.
Comroad war in den vergangenen Wochen wegen Gerüchten über angeblich nicht existierende
Geschäftsbeziehungen in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen weist die Spekulationen zurück. Die
KPMG legte dennoch ihr Prüfermandat bei dem Unternehmen nieder und begründete den Rückzug mit
Zweifeln an der Vertrauenswürdigkeit von Comroad. Das Unternehmen will trotzdem versuchen, noch im
März Geschäftszahlen für 2001 vorzulegen. Die Aktien von Comroad notierten am Freitag mehr als elf
Prozent tiefer bei 2,05 Euro. Seit Mitte Februar haben die Papiere rund 70 Prozent an Wert verloren.
© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
ftd.de, Mi, 20.2.2002, 12:40
Comroad: Wirtschaftsprüfer KPMG kündigen Mandat
Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben ihr Mandat bei dem am Neuen Markt notierten
Telematikdienstleister Comroad nach Angaben des Unternehmens überraschend gekündigt.
Vorausgegangen waren wochenlange Gerüchte über angeblich nicht existierende
Geschäftsbeziehungen.
"Das Mandat wurde gestern Abend niedergelegt", sagte Comroad-Vorstandschef Bodo Schnabel am
Mittwoch auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des Magazins "Börse Online". Die
Wirtschafsprüfer hätten in einigen Punkten Bedenken an den Geschäftsbeziehungen der Comroad
angemeldet. Es sei vor allem darum gegangen, dass mehrere angegebene Adressen von Partnerfirmen
"nicht da sein sollen". Schnabel kündigte für den Nachmittag eine Mitteilung an. Die deutsche Börse setzte
daraufhin kurz vor Mittag das Papier vom Handel aus. Die Aktie hatte, unmittelbar nach Bekanntwerden
der Mandatsniederlegung mehr als ein Viertel ihres Werts verloren und notierte nach der Aussetzung bei
drei Euro.
Zweifel an Existenz einer Herstellerfirma
"Börse Online" hatte am Mittwoch vorab berichtet, die Zweifel der KPMG-Prüfer bezögen sich vor allem auf
eine Herstellerfirma in Hongkong, deren Existenz fraglich sei. Vor Ort habe sich herausgestellt, dass
weder die Adresse der Gesellschaft bekannt seien noch ein Registernachweis vorliege.
Schnabel wies die Vorwürfe zurück und fügte hinzu, es sei nicht das erste Mal, dass das Magazin Berichte
dieser Art veröffentliche. "Wir können die entsprechenden Informationen vorlegen und wir werden das
auch tun", sagte er. Am Nachmittag werde es zudem nochmals Gespräche mit den KPMG-Prüfern geben,
die Comroad schon seit mehreren Jahren betreuen würden. Der Vorstandschef deutete an, dass der
Rückzug der Wirtschaftsprüfer vor allem Folge der negativen Presseberichte sei.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten Händlern zufolge Gerüchte über angebliche Unregelmäßigkeiten
die Comroad-Aktie kräftig gedrückt. Ende Januar 2001 war das Papier noch 53,50 Euro wert gewesen. Die
Gesellschaft wiederum hatte angekündigt, die für kommende Woche anberaumte Veröffentlichung der
Jahreszahlen 2001 zu nützen, um die Vorwürfe zu entkräften.
© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
Comroad: Wirtschaftsprüfer KPMG kündigen Mandat
Die Wirtschaftsprüfer der KPMG haben ihr Mandat bei dem am Neuen Markt notierten
Telematikdienstleister Comroad nach Angaben des Unternehmens überraschend gekündigt.
Vorausgegangen waren wochenlange Gerüchte über angeblich nicht existierende
Geschäftsbeziehungen.
"Das Mandat wurde gestern Abend niedergelegt", sagte Comroad-Vorstandschef Bodo Schnabel am
Mittwoch auf Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des Magazins "Börse Online". Die
Wirtschafsprüfer hätten in einigen Punkten Bedenken an den Geschäftsbeziehungen der Comroad
angemeldet. Es sei vor allem darum gegangen, dass mehrere angegebene Adressen von Partnerfirmen
"nicht da sein sollen". Schnabel kündigte für den Nachmittag eine Mitteilung an. Die deutsche Börse setzte
daraufhin kurz vor Mittag das Papier vom Handel aus. Die Aktie hatte, unmittelbar nach Bekanntwerden
der Mandatsniederlegung mehr als ein Viertel ihres Werts verloren und notierte nach der Aussetzung bei
drei Euro.
Zweifel an Existenz einer Herstellerfirma
"Börse Online" hatte am Mittwoch vorab berichtet, die Zweifel der KPMG-Prüfer bezögen sich vor allem auf
eine Herstellerfirma in Hongkong, deren Existenz fraglich sei. Vor Ort habe sich herausgestellt, dass
weder die Adresse der Gesellschaft bekannt seien noch ein Registernachweis vorliege.
Schnabel wies die Vorwürfe zurück und fügte hinzu, es sei nicht das erste Mal, dass das Magazin Berichte
dieser Art veröffentliche. "Wir können die entsprechenden Informationen vorlegen und wir werden das
auch tun", sagte er. Am Nachmittag werde es zudem nochmals Gespräche mit den KPMG-Prüfern geben,
die Comroad schon seit mehreren Jahren betreuen würden. Der Vorstandschef deutete an, dass der
Rückzug der Wirtschaftsprüfer vor allem Folge der negativen Presseberichte sei.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten Händlern zufolge Gerüchte über angebliche Unregelmäßigkeiten
die Comroad-Aktie kräftig gedrückt. Ende Januar 2001 war das Papier noch 53,50 Euro wert gewesen. Die
Gesellschaft wiederum hatte angekündigt, die für kommende Woche anberaumte Veröffentlichung der
Jahreszahlen 2001 zu nützen, um die Vorwürfe zu entkräften.
© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen
unglaublich ....aber wahr !
grüße @ PolyesterPower
#1 von PolyesterPower 18.11.99 18:47:40 Beitrag Nr.:257.758 Posting versenden 257758
diesmal betrifft es die Neuemission ComROAD
Bei dieser gelobten Neuemission ist mir im Vorfeld schon einiges komisch vorgekommen! Jetzt bekam ich zur Krönung noch ein Mail von der Going Publik Redaktion gesendet, lests Euch am besten mal
durch:
ComROAD - Anleger geprellt?
Am 26. November möchte das Unterschleißheimer Unter-
nehmen ComROAD sein Debüt am Neuen Markt feiern.
Plaziert werden sollen 1,29 Mio. Stückaktien (inklu-
sive Greenshoe) mit einem rechnerischen Nennwert von
1 Euro. Die Emission wird von der Concord Effekten
AG (Lead) und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers be-
gleitet. ComROAD ist nach eigenen Angaben Technolo-
gieführer im Bereich "Global Telematic Systems & Mo-
bile Online Services". Das klingt auf den ersten
Blick recht spannend und zukunftsträchtig. Doch auf
den zweiten Blick könnte sich hinter der Emission
eine weitere Skandalfirma des Neuen Marktes verber-
gen, denn Vorstand und Aufsichtsrat sind schon in
der Vergangenheit durch äußert fragwürdiges Verhal-
ten gegenüber Anlegern aufgefallen. Umfangreiche Re-
cherchen der GoingPublic-Redaktion brachten folgende
Fakten ans Tageslicht:
Das Unternehmen veröffentlichte am 23. März 1998 ei-
ne Anzeige im Handelsblatt, in der Privatinvestoren
die Teilnahme an einem Private Placement angeboten
wurde. Sieben Personen folgten dem Aufruf. Im Zuge
der folgenden Kapitalerhöhung, die auf der Hauptver-
sammlung vom 14. November 1997 beschlossen worden
war, zeichneten sie zu einem Bezugspreis von 50 DM
und einem Nennwert von 5 DM je Aktie insgesamt 1,8 %
des Aktienkapitals. Der Vorstand bestätigte Mitte
1998 den Erhalt und die Annahme der Zeichnungsanträ-
ge. Kurz darauf leisteten die Investoren ihre Einla-
ge.
Am 26. November 1998 teilte das Amtsgericht München
dem Notar des Unternehmens mit, daß die Zeichnungs-
scheine aufgrund eines Formfehlers nicht § 185 AktG
entsprechen. Zwei Wochen später gingen beim Regis-
tergericht die korrigierten Zeichnungsscheine - je-
doch nur die der Altaktionäre - ein. Die Privatin-
vestoren hatten zwar ihre Einlage von insgesamt
90.000 DM geleistet, wurden von ComROAD jedoch nicht
über den Formfehler unterrichtet. Somit hatten die
Privatanleger keine Kenntnis des Formfehlers, ge-
schweige denn Gelegenheit, rechtswirksame Zeich-
nungsscheine einzureichen.
Noch im Mai 1999 hatte sich ein Investor bei ComROAD
über die Entwicklung seiner Aktien erkundigt. Der
jetzige Vorstand Bodo Schnabel sendete ihm daraufhin
Informationsmaterial zu und teilte ihm schriftlich
mit, daß der Börsengang für November 1999 im Segment
Neuer Markt geplant sei.
Am 9. Juni 1999 wurden bei einer Hauptversammlung,
zu der die Privat-Investoren nicht eingeladen waren
und die laut Protokoll sage und schreibe nur 10 Mi-
nuten dauerte, 14 Tagesordnungspunkte abgehandelt.
Dabei wurde die Aufhebung des Kapitalerhöhungs-
beschlusses vom 14. November 1997 verabschiedet und
eine neuerliche Kapitalerhöhung in gleicher Höhe be-
schlossen.
Weitere sechs Wochen später, nämlich am 27. Juli
1999 bedankte sich der Vorstandsvorsitzende Bodo
Schnabel nochmals bei den Privat-Investoren für das
entgegengebrachte Vertrauen und die Zeichnung der
Aktien aus der Kapitalerhöhung vom 14. November
1997. Gleichzeitig teilte er den Investoren jedoch
mit, daß die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG
bei Prüfung des Jahresabschlusses 1998 und einer
nachfolgenden Due Diligence festgestellt habe, daß
die Kapitalerhöhung nichtig sei. Im gleichen Schrei-
ben kündigte er an, die Einlage zuzüglich einer Ver-
zinsung von 8 % p.a. in den nächsten Tagen zurückzu-
zahlen. Weiterhin stellte er die Prüfung der bevor-
rechtigten Zuteilung von Aktien im Rahmen des bevor-
stehenden Börsengangs in Aussicht.
Nur drei Tage später, am 30. Juli 1999, erwarb der
jetzige Konsortialführer Concord Effekten AG 113.800
auf den Inhaber lautende Stückaktien mit einem rech-
nerischen Nennwert von 1 Euro gegen Zahlung von
1,745 Mio. Euro aus dem Besitz von Bodo Schnabel,
Ingrid Schnabel und Hartmut Schwamm.
Am 11. August 1999 wurde bei einer weiteren Haupt-
versammlung beschlossen, das Grundkapital um 1,745
Mio. Euro auf 2 Mio. Euro anzuheben. Hierfür wurden
1,745 Mio. auf den Inhaber lautende Aktien zu einem
Preis von 1 Euro ausgegeben. Diese wurden von Herrn
und Frau Schnabel und vom damaligen Aufsichtsrat und
heutigen Vorstand Herrn Schwamm bezogen. Die Eintra-
gung ins Handelsregister wurde am 16. September 1999
vorgenommen.
Ebenfalls noch am 16. September wurde ein weiterer
Beteiligungsvertrag, diesmal mit TFG Venture Capi-
tal, abgeschlossen. Diese erwarb 56.800 Aktien im
Nennwert von 1 Euro für 1.596.151 Euro aus dem Be-
sitz von Herrn und Frau Schnabel sowie Herrn
Schwamm. Dies entspricht einem Kaufpreis von 28,10
Euro pro Aktie. Im gleichen Vertrag wurde eine wei-
tere Kapitalerhöhung vereinbart, die schon am nächs-
ten Tag von einer außerordentlichen Hauptversammlung
beschlossen wurde. An dieser Kapitalerhöhung nahmen
die Altaktionäre sowie Concord und TFG teil. Der
Ausgabebetrag für eine Aktie im Nennwert von 1 Euro
betrug 1 Euro.
Auf der bislang letzten außerordentlichen Hauptver-
sammlung am 29. September 1999 wurde schließlich die
Erhöhung des Grundkapitals um eine weitere Mio. Euro
beschlossen. Diese Aktien sowie 170.000 weitere Ak-
tien aus Altaktionärsbesitz und eines Greenshoe von
120.000 Aktien (ebenfalls aus Altaktionärsbesitz)
werden noch bis 22. November dem breiten Anlegerpub-
likum zur Zeichnung angeboten.
Soweit die Chronologie der Ereignisse. Den mit der
Anzeige geworbenen Privatinvestoren stellt sich nun
zurecht die Frage, warum sie von Vorstand und Auf-
sichtsrat über ein Jahr lang im Glauben gelassen
wurden, daß sie Aktionäre seien. Die mit 8 % p. a.
großzügige Verzinsung ihrer Kapitaleinlage ist ge-
genüber dem entgangenen Gewinn, wenn sie denn Aktio-
näre gewesen wären, ein schwacher Trost.
Dies mag um so frustrierender sein, als die Privat-
Investoren bei einem Umsatz 1998 von 4,5 Mio. DM als
Risikokapitalgeber eingestiegen sind. Nun, da sich
für 1999 ein Jahresumsatz von 18 Mio. DM und ein
Börsenerfolg abzeichnet, werden sie nachträglich als
Fremdkapitalgeber behandelt.
GoingPublic ließ die schriftlich vorliegenden Unter-
lagen von einem auf Aktienrecht spezialisierten
Rechtsanwalt prüfen. Dieser kommt zu dem Schluß, daß
die Investoren zwar nicht Aktionäre geworden sind,
jedoch im Wege des Schadensersatzes wegen treuwidri-
gen Handelns der Gesellschaft, ihrer Organe und Ak-
tionäre nicht nur die geleistete Kapitaleinlage zu-
rückverlangen können, sondern darüber hinaus auch
den entgangenen Gewinn.
Dies sollte von den Verantwortlichen, aber auch von
Erstzeichnern in ihre Rechnung mit einbezogen wer-
den.
Hoffe Ihr könnt mit diesem Posting was anfangen und lasst es bei Eurer Anlageentscheidungen miteinfliesen!
Ich hatte sowieso nicht vor, in diesen Wert zu investieren.
Dachte, dem ein oder anderen bringt dieser nette Bericht villeicht was.
Nur zu oft hat es mitlerweile schon Betrügereien oder unsaubere Geschäfte gegeben.
Fälle wie Turbodyne sind absolut schädlich für das Vertauen der Anleger. Wenn Banken einen Wert erst hochjubeln, um dann einzugestehen dass es sich um Luftnummern handelt läuft irgendwas
gewaltig schief!
Gerade am NM sollten wir es Betrüger schwer machen und Ihnen unser Kapital verweigern!
Danke noch mal an Going Public, hoffe sie haben nichts dagegen, dass ich dieses Posting veröffentliche!
Denke mal nicht, eine Aufklärung der Anleger ist mit Sicherheit im Sinne dieses absolut seriösen Magazins!!!
Gruß und Augen auf!!!
PolyesterPower
grüße @ PolyesterPower
#1 von PolyesterPower 18.11.99 18:47:40 Beitrag Nr.:257.758 Posting versenden 257758
diesmal betrifft es die Neuemission ComROAD
Bei dieser gelobten Neuemission ist mir im Vorfeld schon einiges komisch vorgekommen! Jetzt bekam ich zur Krönung noch ein Mail von der Going Publik Redaktion gesendet, lests Euch am besten mal
durch:
ComROAD - Anleger geprellt?
Am 26. November möchte das Unterschleißheimer Unter-
nehmen ComROAD sein Debüt am Neuen Markt feiern.
Plaziert werden sollen 1,29 Mio. Stückaktien (inklu-
sive Greenshoe) mit einem rechnerischen Nennwert von
1 Euro. Die Emission wird von der Concord Effekten
AG (Lead) und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers be-
gleitet. ComROAD ist nach eigenen Angaben Technolo-
gieführer im Bereich "Global Telematic Systems & Mo-
bile Online Services". Das klingt auf den ersten
Blick recht spannend und zukunftsträchtig. Doch auf
den zweiten Blick könnte sich hinter der Emission
eine weitere Skandalfirma des Neuen Marktes verber-
gen, denn Vorstand und Aufsichtsrat sind schon in
der Vergangenheit durch äußert fragwürdiges Verhal-
ten gegenüber Anlegern aufgefallen. Umfangreiche Re-
cherchen der GoingPublic-Redaktion brachten folgende
Fakten ans Tageslicht:
Das Unternehmen veröffentlichte am 23. März 1998 ei-
ne Anzeige im Handelsblatt, in der Privatinvestoren
die Teilnahme an einem Private Placement angeboten
wurde. Sieben Personen folgten dem Aufruf. Im Zuge
der folgenden Kapitalerhöhung, die auf der Hauptver-
sammlung vom 14. November 1997 beschlossen worden
war, zeichneten sie zu einem Bezugspreis von 50 DM
und einem Nennwert von 5 DM je Aktie insgesamt 1,8 %
des Aktienkapitals. Der Vorstand bestätigte Mitte
1998 den Erhalt und die Annahme der Zeichnungsanträ-
ge. Kurz darauf leisteten die Investoren ihre Einla-
ge.
Am 26. November 1998 teilte das Amtsgericht München
dem Notar des Unternehmens mit, daß die Zeichnungs-
scheine aufgrund eines Formfehlers nicht § 185 AktG
entsprechen. Zwei Wochen später gingen beim Regis-
tergericht die korrigierten Zeichnungsscheine - je-
doch nur die der Altaktionäre - ein. Die Privatin-
vestoren hatten zwar ihre Einlage von insgesamt
90.000 DM geleistet, wurden von ComROAD jedoch nicht
über den Formfehler unterrichtet. Somit hatten die
Privatanleger keine Kenntnis des Formfehlers, ge-
schweige denn Gelegenheit, rechtswirksame Zeich-
nungsscheine einzureichen.
Noch im Mai 1999 hatte sich ein Investor bei ComROAD
über die Entwicklung seiner Aktien erkundigt. Der
jetzige Vorstand Bodo Schnabel sendete ihm daraufhin
Informationsmaterial zu und teilte ihm schriftlich
mit, daß der Börsengang für November 1999 im Segment
Neuer Markt geplant sei.
Am 9. Juni 1999 wurden bei einer Hauptversammlung,
zu der die Privat-Investoren nicht eingeladen waren
und die laut Protokoll sage und schreibe nur 10 Mi-
nuten dauerte, 14 Tagesordnungspunkte abgehandelt.
Dabei wurde die Aufhebung des Kapitalerhöhungs-
beschlusses vom 14. November 1997 verabschiedet und
eine neuerliche Kapitalerhöhung in gleicher Höhe be-
schlossen.
Weitere sechs Wochen später, nämlich am 27. Juli
1999 bedankte sich der Vorstandsvorsitzende Bodo
Schnabel nochmals bei den Privat-Investoren für das
entgegengebrachte Vertrauen und die Zeichnung der
Aktien aus der Kapitalerhöhung vom 14. November
1997. Gleichzeitig teilte er den Investoren jedoch
mit, daß die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG
bei Prüfung des Jahresabschlusses 1998 und einer
nachfolgenden Due Diligence festgestellt habe, daß
die Kapitalerhöhung nichtig sei. Im gleichen Schrei-
ben kündigte er an, die Einlage zuzüglich einer Ver-
zinsung von 8 % p.a. in den nächsten Tagen zurückzu-
zahlen. Weiterhin stellte er die Prüfung der bevor-
rechtigten Zuteilung von Aktien im Rahmen des bevor-
stehenden Börsengangs in Aussicht.
Nur drei Tage später, am 30. Juli 1999, erwarb der
jetzige Konsortialführer Concord Effekten AG 113.800
auf den Inhaber lautende Stückaktien mit einem rech-
nerischen Nennwert von 1 Euro gegen Zahlung von
1,745 Mio. Euro aus dem Besitz von Bodo Schnabel,
Ingrid Schnabel und Hartmut Schwamm.
Am 11. August 1999 wurde bei einer weiteren Haupt-
versammlung beschlossen, das Grundkapital um 1,745
Mio. Euro auf 2 Mio. Euro anzuheben. Hierfür wurden
1,745 Mio. auf den Inhaber lautende Aktien zu einem
Preis von 1 Euro ausgegeben. Diese wurden von Herrn
und Frau Schnabel und vom damaligen Aufsichtsrat und
heutigen Vorstand Herrn Schwamm bezogen. Die Eintra-
gung ins Handelsregister wurde am 16. September 1999
vorgenommen.
Ebenfalls noch am 16. September wurde ein weiterer
Beteiligungsvertrag, diesmal mit TFG Venture Capi-
tal, abgeschlossen. Diese erwarb 56.800 Aktien im
Nennwert von 1 Euro für 1.596.151 Euro aus dem Be-
sitz von Herrn und Frau Schnabel sowie Herrn
Schwamm. Dies entspricht einem Kaufpreis von 28,10
Euro pro Aktie. Im gleichen Vertrag wurde eine wei-
tere Kapitalerhöhung vereinbart, die schon am nächs-
ten Tag von einer außerordentlichen Hauptversammlung
beschlossen wurde. An dieser Kapitalerhöhung nahmen
die Altaktionäre sowie Concord und TFG teil. Der
Ausgabebetrag für eine Aktie im Nennwert von 1 Euro
betrug 1 Euro.
Auf der bislang letzten außerordentlichen Hauptver-
sammlung am 29. September 1999 wurde schließlich die
Erhöhung des Grundkapitals um eine weitere Mio. Euro
beschlossen. Diese Aktien sowie 170.000 weitere Ak-
tien aus Altaktionärsbesitz und eines Greenshoe von
120.000 Aktien (ebenfalls aus Altaktionärsbesitz)
werden noch bis 22. November dem breiten Anlegerpub-
likum zur Zeichnung angeboten.
Soweit die Chronologie der Ereignisse. Den mit der
Anzeige geworbenen Privatinvestoren stellt sich nun
zurecht die Frage, warum sie von Vorstand und Auf-
sichtsrat über ein Jahr lang im Glauben gelassen
wurden, daß sie Aktionäre seien. Die mit 8 % p. a.
großzügige Verzinsung ihrer Kapitaleinlage ist ge-
genüber dem entgangenen Gewinn, wenn sie denn Aktio-
näre gewesen wären, ein schwacher Trost.
Dies mag um so frustrierender sein, als die Privat-
Investoren bei einem Umsatz 1998 von 4,5 Mio. DM als
Risikokapitalgeber eingestiegen sind. Nun, da sich
für 1999 ein Jahresumsatz von 18 Mio. DM und ein
Börsenerfolg abzeichnet, werden sie nachträglich als
Fremdkapitalgeber behandelt.
GoingPublic ließ die schriftlich vorliegenden Unter-
lagen von einem auf Aktienrecht spezialisierten
Rechtsanwalt prüfen. Dieser kommt zu dem Schluß, daß
die Investoren zwar nicht Aktionäre geworden sind,
jedoch im Wege des Schadensersatzes wegen treuwidri-
gen Handelns der Gesellschaft, ihrer Organe und Ak-
tionäre nicht nur die geleistete Kapitaleinlage zu-
rückverlangen können, sondern darüber hinaus auch
den entgangenen Gewinn.
Dies sollte von den Verantwortlichen, aber auch von
Erstzeichnern in ihre Rechnung mit einbezogen wer-
den.
Hoffe Ihr könnt mit diesem Posting was anfangen und lasst es bei Eurer Anlageentscheidungen miteinfliesen!
Ich hatte sowieso nicht vor, in diesen Wert zu investieren.
Dachte, dem ein oder anderen bringt dieser nette Bericht villeicht was.
Nur zu oft hat es mitlerweile schon Betrügereien oder unsaubere Geschäfte gegeben.
Fälle wie Turbodyne sind absolut schädlich für das Vertauen der Anleger. Wenn Banken einen Wert erst hochjubeln, um dann einzugestehen dass es sich um Luftnummern handelt läuft irgendwas
gewaltig schief!
Gerade am NM sollten wir es Betrüger schwer machen und Ihnen unser Kapital verweigern!
Danke noch mal an Going Public, hoffe sie haben nichts dagegen, dass ich dieses Posting veröffentliche!
Denke mal nicht, eine Aufklärung der Anleger ist mit Sicherheit im Sinne dieses absolut seriösen Magazins!!!
Gruß und Augen auf!!!
PolyesterPower
ftd.de, Mo, 4.3.2002, 10:42, aktualisiert: Mo, 4.3.2002, 16:15
IM Internationalmedia: Geplatzte Übernahme lässt Aktie ins
Bodenlose fallen
Von Peter Kleinort, Hamburg
IM Internationalmedia wird nicht wie geplant die amerikanische Filmgesellschaft Spyglass
Entertainment übernehmen. Nach einer dreistündigen Handelsunterbrechung in Frankfurt verlor die
Aktie über 60 Prozent an Wert.
Das Scheitern der Übernahme teilte das Medienunternehmen am Montag per Pflichtveröffentlichung mit.
Die Absage der Akquisition stehe in Zusammenhang mit einem von der Tochter Intermedia
beschlossenen Reorganisationsprogramm, das die Verlagerung weiterer Funktionen vom Standort
London nach Los Angeles sowie eine Anpassung der Rechnungslegung vorsehe.
Dies werde "einen wesentlichen Einfluss" auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2001 haben, die am 14.
März bekannt gegeben werden sollen. Der am Neuen Markt notierte Filmproduzent hat nach Änderung
der Rechnungslegung seine Umsatz- und Ertragsprognose für 2001 drastisch nach unten korrigiert.
"Wir werden ein leicht negatives Ebit (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) und auch Ergebnis haben",
sagte Vorstandschef Florian Bollen am Montag, ohne aber genaue Zahlen zu nennen. Bislang habe IM
mit rund 30 Mio. Euro Ebit gerechnet. Auch der geplante Umsatz von 300 Mio. Euro werde nicht erreicht.
Grund hierfür sei, dass sich IM nach Gesprächen mit Wirtschaftsprüfern entschieden habe, Umsatz und
Ertrag von Produktionen nicht mehr bei Auslieferung sondern erst beim Kinostart zu verbuchen.
Bollen will Konsequenzen ziehen
Die Übernahme der Initial Entertainment Group, die IM Ende vergangenen Jahres bekannt gegeben
hatte, sei von dieser Entwicklung nicht betroffen. Vorstandsvorsitzender Florian Bollen habe dem
Aufsichtsrat angeboten, aus dem Vorstand zurück zu treten.
Die Mitteilung lasse die Vermutung zu, dass es bei IM Internationalmedia zu erheblichen finanziellen
Engpässen kommen könne, sagte ein Düsseldorfer Händler der Financial Times Deutschland. "Das wird
von den Anlegern sehr kritisch beäugt werden, zumal die Aktie einer der besseren Werte am Neuen
Markt ist", sagte der Händler weiter.
Am Vormittag war die Aktie von IM Internationalmedia wegen der Pflichtmitteilung bis zum Mittag vom
Handel am Neuen Markt in Frankfurt ausgesetzt worden. Nach der Wiederaufnahme des Handels brach
der Aktienkurs um 64,77 Prozent auf 6,62 Euro ein. Zuvor war das Papier noch mit einem Kurs von
18,75 Euro gehandelt worden. Eine Aktienhändlerin sagte, die Nachrichten seien sehr schlecht. "Hier
werden die Anlegerhoffnungen alles andere als erfüllt", sagte die Börsianerin.
Branche ist überrascht
"Das kommt schon sehr überraschend und spricht für sich selbst", hieß es unterdessen in
Branchenkreisen. IM sei ein weiterer Beleg dafür, dass einige Medienunternehmen am Neuen Markt
wohl eine fragwürdige Einstellung zu den Anforderungen der Rechnungslegung hätten.
"Ich denke, die Geduld der Investoren ist jetzt ausgereizt", sagte der Analyst Alexander Kachler von
der Privatbank Merck & Finck und stufte das Papier von "Halten" auf "Verkaufen" herunter." Kachler
schloss nicht aus, dass IM im Zuge der veränderten Bilanzierung unter Umständen
Sonderabschreibungen tätigen muss. Hierbei könne es sich möglicherweise um einen Betrag in
zweistelliger Millionenhöhe handeln. "Das Business-Modell müsste aber weiter intakt sein", resümierte
er.
LBBW rät zum Verkauf
Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) haben den Titel von "Reduzieren" auf
"Verkaufen" herabgestuft. Angesichts der Reihe negativer Nachrichten sei ein deutlicher Kurssturz der
Aktie zu erwarten, schrieb Analystin Iris Schäfer in ihrer Einschätzung.
Zur Begründung ihrer Verkaufsempfehlung führte Analystin Schäfer an, dass nach dem Abbruch der
Übernahmegespräche mit einem negativen operativen Ergebnis bei IM zu rechnen sei. Die
Gewinnschätzungen der LBBW würden derzeit überarbeitet. Auch das Rücktrittsangebot von
IM-Vorstandschef Florian Bollen sei negativ zu werten. Gemäß der Anlageempfehlung "Verkaufen" hält
die LBBW die IM-Aktie für "kurz und auch langfristig unattraktiv".
Erst Ende Februar hatte HSBC Trinkaus & Burkhardt IM Internationalmedia in einer Ersteinstufung mit
"Hinzufügen" bewertet und für die Aktie ein Kursziel von 21 Euro genannt. Das Papier sei fundamental
unterbewertet, hieß es damals zur Begründung.
IM Internationalmedia: Geplatzte Übernahme lässt Aktie ins
Bodenlose fallen
Von Peter Kleinort, Hamburg
IM Internationalmedia wird nicht wie geplant die amerikanische Filmgesellschaft Spyglass
Entertainment übernehmen. Nach einer dreistündigen Handelsunterbrechung in Frankfurt verlor die
Aktie über 60 Prozent an Wert.
Das Scheitern der Übernahme teilte das Medienunternehmen am Montag per Pflichtveröffentlichung mit.
Die Absage der Akquisition stehe in Zusammenhang mit einem von der Tochter Intermedia
beschlossenen Reorganisationsprogramm, das die Verlagerung weiterer Funktionen vom Standort
London nach Los Angeles sowie eine Anpassung der Rechnungslegung vorsehe.
Dies werde "einen wesentlichen Einfluss" auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2001 haben, die am 14.
März bekannt gegeben werden sollen. Der am Neuen Markt notierte Filmproduzent hat nach Änderung
der Rechnungslegung seine Umsatz- und Ertragsprognose für 2001 drastisch nach unten korrigiert.
"Wir werden ein leicht negatives Ebit (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) und auch Ergebnis haben",
sagte Vorstandschef Florian Bollen am Montag, ohne aber genaue Zahlen zu nennen. Bislang habe IM
mit rund 30 Mio. Euro Ebit gerechnet. Auch der geplante Umsatz von 300 Mio. Euro werde nicht erreicht.
Grund hierfür sei, dass sich IM nach Gesprächen mit Wirtschaftsprüfern entschieden habe, Umsatz und
Ertrag von Produktionen nicht mehr bei Auslieferung sondern erst beim Kinostart zu verbuchen.
Bollen will Konsequenzen ziehen
Die Übernahme der Initial Entertainment Group, die IM Ende vergangenen Jahres bekannt gegeben
hatte, sei von dieser Entwicklung nicht betroffen. Vorstandsvorsitzender Florian Bollen habe dem
Aufsichtsrat angeboten, aus dem Vorstand zurück zu treten.
Die Mitteilung lasse die Vermutung zu, dass es bei IM Internationalmedia zu erheblichen finanziellen
Engpässen kommen könne, sagte ein Düsseldorfer Händler der Financial Times Deutschland. "Das wird
von den Anlegern sehr kritisch beäugt werden, zumal die Aktie einer der besseren Werte am Neuen
Markt ist", sagte der Händler weiter.
Am Vormittag war die Aktie von IM Internationalmedia wegen der Pflichtmitteilung bis zum Mittag vom
Handel am Neuen Markt in Frankfurt ausgesetzt worden. Nach der Wiederaufnahme des Handels brach
der Aktienkurs um 64,77 Prozent auf 6,62 Euro ein. Zuvor war das Papier noch mit einem Kurs von
18,75 Euro gehandelt worden. Eine Aktienhändlerin sagte, die Nachrichten seien sehr schlecht. "Hier
werden die Anlegerhoffnungen alles andere als erfüllt", sagte die Börsianerin.
Branche ist überrascht
"Das kommt schon sehr überraschend und spricht für sich selbst", hieß es unterdessen in
Branchenkreisen. IM sei ein weiterer Beleg dafür, dass einige Medienunternehmen am Neuen Markt
wohl eine fragwürdige Einstellung zu den Anforderungen der Rechnungslegung hätten.
"Ich denke, die Geduld der Investoren ist jetzt ausgereizt", sagte der Analyst Alexander Kachler von
der Privatbank Merck & Finck und stufte das Papier von "Halten" auf "Verkaufen" herunter." Kachler
schloss nicht aus, dass IM im Zuge der veränderten Bilanzierung unter Umständen
Sonderabschreibungen tätigen muss. Hierbei könne es sich möglicherweise um einen Betrag in
zweistelliger Millionenhöhe handeln. "Das Business-Modell müsste aber weiter intakt sein", resümierte
er.
LBBW rät zum Verkauf
Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) haben den Titel von "Reduzieren" auf
"Verkaufen" herabgestuft. Angesichts der Reihe negativer Nachrichten sei ein deutlicher Kurssturz der
Aktie zu erwarten, schrieb Analystin Iris Schäfer in ihrer Einschätzung.
Zur Begründung ihrer Verkaufsempfehlung führte Analystin Schäfer an, dass nach dem Abbruch der
Übernahmegespräche mit einem negativen operativen Ergebnis bei IM zu rechnen sei. Die
Gewinnschätzungen der LBBW würden derzeit überarbeitet. Auch das Rücktrittsangebot von
IM-Vorstandschef Florian Bollen sei negativ zu werten. Gemäß der Anlageempfehlung "Verkaufen" hält
die LBBW die IM-Aktie für "kurz und auch langfristig unattraktiv".
Erst Ende Februar hatte HSBC Trinkaus & Burkhardt IM Internationalmedia in einer Ersteinstufung mit
"Hinzufügen" bewertet und für die Aktie ein Kursziel von 21 Euro genannt. Das Papier sei fundamental
unterbewertet, hieß es damals zur Begründung.
#1 von Redaktion WO [W:O] 04.03.02 11:11:11 Beitrag Nr.: 5.713.799 5713799
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IM INTERNATIONALMED. O.N
Der Neue Markt ist um einen Skandal reicher. IM Internationalmedia hat der Börsenwelt wieder einmal bewiesen, dass man sich bei Neuer-Markt-Unternehmen auf nichts mehr
verlassen kann. Von vorne bis hinten hat der IM-Vorstand seine Aktionäre offenbar belogen.
Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, dass Internationalmedia am 14. Januar die Übernahme der renommierten US-amerikanischen Spyglass bekannt gegeben hat.
Benutzt wurde diese Nachricht unter anderem dazu, die gleichzeitig ausgegebene Gewinnwarnung für das Jahr 2001 zu relativieren. Deshalb fiel der Kursverlust von rund 20
Prozent am 14. Januar auch für Neuer-Markt-Verhältnisse recht bescheiden aus.
Heute kommt der überraschende Rückzug von dem Übernahmegeschäft. Die Vorstände beider Unternehmen hätten sich „einvernehmlich“ darauf geeinigt, die Transaktion für
beendet zu erklären. Hauptgrund war angeblich ein „internes Reorganisationsprogramm“, das die IM-Tochter Intermedia beschlossen hat. Das Programm werde das
Unternehmen auf eine „stärker auf große Kinofilme ausgerichtete Strategie vorbereiten“. Außerdem werden die Verlagerung weiterer Funktionen vom Standort London nach Los
Angeles und eine Anpassung der Rechnungslegung vorgenommen.
Und, bevor wir es vergessen: „Dies wird einen wesentlichen Einfluss auf die Zahlen für das vergangene Jahr haben“, lässt IM noch wissen. Man werde ein „leicht negatives
operatives Ergebnis ausweisen“, heißt es in der heutigen Mitteilung. Am 14. Januar hieß es dazu noch: „2001 wird IM ihren Umsatz und das operative Ergebnis gegenüber dem
Vorjahr übertreffen, die ursprünglichen Erwartungen diesbezüglich müssen jedoch korrigiert werden.“ – Um es klar zu machen: Auch heute „beglückt“ Internationalmedia ihre
Anteilseigner mit einer Gewinnwarnung.
Halten wir also fest: Vorstands-Chef Florian Bollen hat seine Versprechen vom 14. Januar nicht gehalten. Schon damals konstatierte wallstreet:online, dass der IM-Vorstand mit
dem Vertrauen seiner Aktionäre gespielt und verloren hat. Da ist es nur konsequent, dass Florian Bollen dem Aufsichtsrat nun angeboten hat, aus dem Vorstand zurück zu treten.
Die IM-Aktionäre dürfen hoffen, dass das Aufsichtsgremium dem Angebot zustimmt. Denn Bollen kann das Vertrauen, das er in wenigen Wochen zerstört hat, niemals wieder
aufbauen. Ein neuer Chef muss also her. Den drastischen Kursverlust für die Aktionäre, den es nach Handelsaufnahme des derzeit ausgesetzten Titels garantiert geben wird,
wird der neue Mann allerdings auch nicht mehr verhindern können.
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IM INTERNATIONALMED. O.N
Der Neue Markt ist um einen Skandal reicher. IM Internationalmedia hat der Börsenwelt wieder einmal bewiesen, dass man sich bei Neuer-Markt-Unternehmen auf nichts mehr
verlassen kann. Von vorne bis hinten hat der IM-Vorstand seine Aktionäre offenbar belogen.
Es ist gerade einmal ein paar Wochen her, dass Internationalmedia am 14. Januar die Übernahme der renommierten US-amerikanischen Spyglass bekannt gegeben hat.
Benutzt wurde diese Nachricht unter anderem dazu, die gleichzeitig ausgegebene Gewinnwarnung für das Jahr 2001 zu relativieren. Deshalb fiel der Kursverlust von rund 20
Prozent am 14. Januar auch für Neuer-Markt-Verhältnisse recht bescheiden aus.
Heute kommt der überraschende Rückzug von dem Übernahmegeschäft. Die Vorstände beider Unternehmen hätten sich „einvernehmlich“ darauf geeinigt, die Transaktion für
beendet zu erklären. Hauptgrund war angeblich ein „internes Reorganisationsprogramm“, das die IM-Tochter Intermedia beschlossen hat. Das Programm werde das
Unternehmen auf eine „stärker auf große Kinofilme ausgerichtete Strategie vorbereiten“. Außerdem werden die Verlagerung weiterer Funktionen vom Standort London nach Los
Angeles und eine Anpassung der Rechnungslegung vorgenommen.
Und, bevor wir es vergessen: „Dies wird einen wesentlichen Einfluss auf die Zahlen für das vergangene Jahr haben“, lässt IM noch wissen. Man werde ein „leicht negatives
operatives Ergebnis ausweisen“, heißt es in der heutigen Mitteilung. Am 14. Januar hieß es dazu noch: „2001 wird IM ihren Umsatz und das operative Ergebnis gegenüber dem
Vorjahr übertreffen, die ursprünglichen Erwartungen diesbezüglich müssen jedoch korrigiert werden.“ – Um es klar zu machen: Auch heute „beglückt“ Internationalmedia ihre
Anteilseigner mit einer Gewinnwarnung.
Halten wir also fest: Vorstands-Chef Florian Bollen hat seine Versprechen vom 14. Januar nicht gehalten. Schon damals konstatierte wallstreet:online, dass der IM-Vorstand mit
dem Vertrauen seiner Aktionäre gespielt und verloren hat. Da ist es nur konsequent, dass Florian Bollen dem Aufsichtsrat nun angeboten hat, aus dem Vorstand zurück zu treten.
Die IM-Aktionäre dürfen hoffen, dass das Aufsichtsgremium dem Angebot zustimmt. Denn Bollen kann das Vertrauen, das er in wenigen Wochen zerstört hat, niemals wieder
aufbauen. Ein neuer Chef muss also her. Den drastischen Kursverlust für die Aktionäre, den es nach Handelsaufnahme des derzeit ausgesetzten Titels garantiert geben wird,
wird der neue Mann allerdings auch nicht mehr verhindern können.
Der Mafiabroker ist wieder da;beste Grüsse
N E U E R M A R K T
Blendax, Pleitax oder Grabaz?
Von Clemens von Frentz
manager-magazin.de hatte um Vorschläge gebeten, und die Resonanz war großartig: Bald ist ein neuer Name für den Neuen Markt gefunden. Nun können Sie, werte Leser, sich an der entscheidenden Abstimmung beteiligen.
Hamburg - Am 10. März wird der Neue Markt 5 Jahre alt. Die Zeiten allerdings, in denen zu solchen Anlässen große Torten in den Frankfurter Börsensaal gerollt wurden, sind vorbei. Statt Feierstimmung herrscht Katzenjammer, und selbst die Deutsche Börse AG denkt über Veränderungen im "Qualitäts-Segment der Wachstums-Aktien" nach.
Dies war zumindest einer dpa-Meldung vom 20. Februar zu entnehmen. Dort hieß es:
"Zwei Jahren nach dem Platzen der Internetblase am Neuen Markt erwägt die Deutsche Börse, den durch Firmenpleiten und Kursstürze angeschlagenen Namen des Börsensegments aufzugeben. `Auf lange Sicht muss nicht unbedingt an diesem Namen festgehalten werden`, sagte Börsen-Vorstand Volker Potthoff."
Die Redaktion von manager-magazin.de hatte diese Nachricht zum Anlass genommen, Ihre Leser um Vorschläge für einen neuen Namen zu bitten. Und das Ergebnis war überwältigend. Über 150 Vorschläge wurden eingereicht, und viele davon waren so originell, dass sie trotz der unverändert schlechten Börsen-Stimmung für erhebliche Heiterkeit sorgten.
Wie versprochen haben Sie, werte Leser, nun die Gelegenheit, Ihren Favoriten aus den 10 besten Vorschlägen auszuwählen. Der Name, auf den die meisten Stimmen entfallen, wird am 10. März der Deutschen Börse übermittelt.
Außerdem erhält der Einsender des bestplatzierten Vorschlags ein Jahres-Abo des manager magazin. Der zweite Sieger bekommt das Buch "Albtraum Neuer Markt" aus dem Finanzbuchverlag. Der dritte Platz wird mit einem Gutschein auf zehn Artikel aus dem neuen Premiumbereich von manager-magazin.de belohnt.
Und auch der Letztplatzierte geht nicht leer aus. Er erhält als Trostpreis 13 Aktien der Firma Metabox .
N E U E R M A R K T
Blendax, Pleitax oder Grabaz?
Von Clemens von Frentz
manager-magazin.de hatte um Vorschläge gebeten, und die Resonanz war großartig: Bald ist ein neuer Name für den Neuen Markt gefunden. Nun können Sie, werte Leser, sich an der entscheidenden Abstimmung beteiligen.
Hamburg - Am 10. März wird der Neue Markt 5 Jahre alt. Die Zeiten allerdings, in denen zu solchen Anlässen große Torten in den Frankfurter Börsensaal gerollt wurden, sind vorbei. Statt Feierstimmung herrscht Katzenjammer, und selbst die Deutsche Börse AG denkt über Veränderungen im "Qualitäts-Segment der Wachstums-Aktien" nach.
Dies war zumindest einer dpa-Meldung vom 20. Februar zu entnehmen. Dort hieß es:
"Zwei Jahren nach dem Platzen der Internetblase am Neuen Markt erwägt die Deutsche Börse, den durch Firmenpleiten und Kursstürze angeschlagenen Namen des Börsensegments aufzugeben. `Auf lange Sicht muss nicht unbedingt an diesem Namen festgehalten werden`, sagte Börsen-Vorstand Volker Potthoff."
Die Redaktion von manager-magazin.de hatte diese Nachricht zum Anlass genommen, Ihre Leser um Vorschläge für einen neuen Namen zu bitten. Und das Ergebnis war überwältigend. Über 150 Vorschläge wurden eingereicht, und viele davon waren so originell, dass sie trotz der unverändert schlechten Börsen-Stimmung für erhebliche Heiterkeit sorgten.
Wie versprochen haben Sie, werte Leser, nun die Gelegenheit, Ihren Favoriten aus den 10 besten Vorschlägen auszuwählen. Der Name, auf den die meisten Stimmen entfallen, wird am 10. März der Deutschen Börse übermittelt.
Außerdem erhält der Einsender des bestplatzierten Vorschlags ein Jahres-Abo des manager magazin. Der zweite Sieger bekommt das Buch "Albtraum Neuer Markt" aus dem Finanzbuchverlag. Der dritte Platz wird mit einem Gutschein auf zehn Artikel aus dem neuen Premiumbereich von manager-magazin.de belohnt.
Und auch der Letztplatzierte geht nicht leer aus. Er erhält als Trostpreis 13 Aktien der Firma Metabox .
@ THECANADIEN,
Von Clemens von Frentz
Fünf Jahre nach dem Start des Neuen Marktes am 10. März
1987 ist das einst hochgelobte Wachstums-Segment der
Deutschen Börse in einer Krise ohnegleichen.
10. März 1997: Der Neue Markt
startet mit dem Börsenneuling
MobilCom und dem
Ingenieurdienstleister Bertrandt, der
vom Geregelten Markt in das
Segment wechselt.
25. September 1997: Als erste
ausländische Gesellschaft wird das
niederländische
Biotechnologieunternehmen Quiagen
am Neuen Markt notiert. Zum
Jahresende sind 17 Firmen gelistet.
Seit März hat der Neue Markt-Index
um 97,4 Prozent zugelegt.
1998: Zum Jahresende sind 64 Werte mit einem Marktwert von
rund 26 Milliarden Euro notiert. Der Neue Markt-Index legte in
Jahresfrist um 174,4 Prozent auf 2.738,64 Punkte zu.
6. April 1999: Die Lösch Umweltschutz AG und die Sero
Entsorgung AG ziehen als erste Unternehmen wieder ihre Aktien
aus dem Neuen Markt zurück und wechseln in den Geregelten
Markt.
1. Juli 1999: Die Deutsche Börse startet für die größten 50
Unternehmen am Neuen Markt den Blue Chip-Index Nemax 50.
Basis ist der 30. Dezember 1997 mit einem Wert von 1000. Der
bisherige Neue-Markt-Index wird als Nemax All Share
bezeichnet. Im All Share sind zu diesem Zeitpunkt 124
Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 56 Milliarden
Euro vertreten.
1999: Die Zahl der Neuemissionen steigt erstmals um über 100
auf 132 Gesellschaften. Am Jahresende sind 201 Titel mit einer
Marktkapitalisierung von 111,276 Milliarden Euro am Neuen
Markt notiert. Der All-Share legt um 66,2 Prozent auf 4.552
Zähler zu.
10. März 2000: Der Nemax-All-Share schließt am dritten
Geburtstag des Neuen Marktes auf einem neuen Allzeithoch von
8546,19 Punkten. Der Nemax 50 erreicht auf Schlusskurs-Basis
sein bisheriges Allzeithoch bei 9665,81 Zählern. Die
Marktkapitalisierung der 229 Unternehmen im Nemax All Share
beläuft sich auf 234,25 Milliarden Euro.
März 2000: Nur einen Tag nach seinem Geburtstag beginnt die
Talfahrt des Neuen Marktes - eng am Verlauf der
US-Technologiebörse Nasdaq orientiert - mit zwischenzeitlichen
Kurserholungen. Immer mehr Unternehmen verfehlen ihre
Prognosen aus der Zeit vor dem Börsengang.
17. April 2000: Die Emission von T-Online ist mit einem
Volumen von 2,489 Milliarden Euro das größte IPO am Neuen
Markt.
Juli 2000: In Börsenbriefen und
Anlegermagazinen kursieren die ersten
"Todeslisten" mit Unternehmen, die von
Zahlungsunfähigkeit bedroht sein sollen.
Zahlreiche Vorstände von Nemax-Firmen
regieren mit heftigen Dementis und
bezeichnen alle Negativ-Prognosen als
"völlig überzogen". Später zeigt sich,
dass viele dieser Listen noch viel zu
optimistisch waren.
September 2000: Mit dem
Telekom-Unternehmen Gigabell
beantragt die erste Nemax-Firma ein
Insolvenzverfahren.
2000: Die Zahl der Neuemissionen liegt im Gesamtjahr bei 132.
Ende des Jahres sind 339 Firmen mit einem Börsenwert von
120,992 Milliarden Euro am Neuen Markt gelistet.
23. Februar 2001: Mit Gigabell wird zum ersten Mal eine Firma
wegen Verstoßes gegen das Regelwerk ausgeschlossen.
1. März 2001: Das neue Regelwerk, wonach Vorstands- und
Aufsichtsratsmitglieder Käufe und Verkäufe von Aktien des
eigenen Unternehmens anzeigen müssen, tritt in Kraft.
6. Juli 2001: Die insolvente
Sunburst Merchandising eröffnet
einen Reigen von Unternehmen, die
2001 den Wechsel von dem Neuen
in den Geregelten Markt
beantragten.
19. Juli 2001: Die Deutsche Börse
kündigt erstmals offiziell an,
künftig so genannte Penny-Stocks
sowie die Aktien insolventer Firmen
vom Kurszettel des Neuen Marktes
streichen zu wollen.
20. Juli 2001: Die Börse nennt
Details zu den Delisting-Regeln.
Nach dem ab 1. Oktober geltenden
Regelwerk sind Firmen vom
Ausschluss bedroht, deren
Aktienkurs dauerhaft unter einem
Euro und deren Marktkapitalisierung
dauerhaft unter 20 Millionen Euro
liegt.
11. September 2001: Nach den Anschlägen in den USA
brechen die Kurse weltweit ein. Der Nemax 50 fällt an dem Tag
auf 837 Punkte, der All-Share auf 867 Stellen. Bis zum 21.
September setzen die Indizes ihre Talfahrt fort. Der Nemax 50
markiert mit 662 Punkten ein Allzeittief.
1. Oktober 2001: Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG
für Penny-Stocks und insolvente Firmen treten in Kraft. In
den folgenden Monaten erwirken über 20 Firmen eine
Einstweilige Verfügung gegen ihren Ausschluss.
2. November 2001: Kabel New
Media ist die erste insolvente
Firma, die auf Grund der
Delisting-Regeln ausgeschlossen
wird.
20. November 2001: Mit dem
IT-Sicherheitsspezialisten Biodata
beantragt erstmals ein Wert des
Nemax 50 die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens. Endes des
Jahres sind 327 Firmen mit einer
Marktkapitalisierung von 49,93
Milliarden am Neuen Markt gelistet.
Lediglich elf Unternehmen wagen in
diesem Jahr den Gang an den
Neuen Markt, als letztes am 24. Juli
der Telematikanbieter Init.
4. Februar 2002: Der an der
Nasdaq gelistete Erotikkonzern
Private Media sagt sein geplantes
Zweitlisting am Neuen Markt
wenige Stunden vor der Erstnotiz
ab.
27. Februar 2002: Die Börse teilt den Ausschluss von Biodata
und Lobster vom Neuen Markt wegen Insolvenz zum 27. März
mit.
7. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower
Systems AG kündigt seinen Gang an den Neuen Markt für den
26. März an. Dieses Listing wäre die erste Neuemission im Jahr
2002.
Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner
Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit
manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die
Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer
Reihenfolge ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Abacho: Neuer Markt ade
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer
Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
Brainpool: Hinweise auf Insiderhandel
Brokat: Schneller Aufstieg, jäher Fall
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
Carrier 1: Gläubigerschutz beantragt
CE Consumer: Ärger wegen versteckter
Gewinnwarnung
Comroad: Falsche eidesstattliche Versicherung?
Consors: Schadensersatzklagen von Anlegern
CPU: Staatsanwalt ermittelt gegen Analysten
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ejay: Insolvenzantrag
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark
Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Intertainment: Fragwürdige Aktien-Verkäufe
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden
sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Lipro: Insolvenzverfahren eröffnet
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Softmatic: Hektische Verkäufe vor Insolvenz-Meldung
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
Teldafax: Rauswurf aus dem Neuen Markt
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
original unter http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0%2C2828%2C186368…
Fünf Jahre nach dem Start des Neuen Marktes am 10. März
1987 ist das einst hochgelobte Wachstums-Segment der
Deutschen Börse in einer Krise ohnegleichen.
10. März 1997: Der Neue Markt
startet mit dem Börsenneuling
MobilCom und dem
Ingenieurdienstleister Bertrandt, der
vom Geregelten Markt in das
Segment wechselt.
25. September 1997: Als erste
ausländische Gesellschaft wird das
niederländische
Biotechnologieunternehmen Quiagen
am Neuen Markt notiert. Zum
Jahresende sind 17 Firmen gelistet.
Seit März hat der Neue Markt-Index
um 97,4 Prozent zugelegt.
1998: Zum Jahresende sind 64 Werte mit einem Marktwert von
rund 26 Milliarden Euro notiert. Der Neue Markt-Index legte in
Jahresfrist um 174,4 Prozent auf 2.738,64 Punkte zu.
6. April 1999: Die Lösch Umweltschutz AG und die Sero
Entsorgung AG ziehen als erste Unternehmen wieder ihre Aktien
aus dem Neuen Markt zurück und wechseln in den Geregelten
Markt.
1. Juli 1999: Die Deutsche Börse startet für die größten 50
Unternehmen am Neuen Markt den Blue Chip-Index Nemax 50.
Basis ist der 30. Dezember 1997 mit einem Wert von 1000. Der
bisherige Neue-Markt-Index wird als Nemax All Share
bezeichnet. Im All Share sind zu diesem Zeitpunkt 124
Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 56 Milliarden
Euro vertreten.
1999: Die Zahl der Neuemissionen steigt erstmals um über 100
auf 132 Gesellschaften. Am Jahresende sind 201 Titel mit einer
Marktkapitalisierung von 111,276 Milliarden Euro am Neuen
Markt notiert. Der All-Share legt um 66,2 Prozent auf 4.552
Zähler zu.
10. März 2000: Der Nemax-All-Share schließt am dritten
Geburtstag des Neuen Marktes auf einem neuen Allzeithoch von
8546,19 Punkten. Der Nemax 50 erreicht auf Schlusskurs-Basis
sein bisheriges Allzeithoch bei 9665,81 Zählern. Die
Marktkapitalisierung der 229 Unternehmen im Nemax All Share
beläuft sich auf 234,25 Milliarden Euro.
März 2000: Nur einen Tag nach seinem Geburtstag beginnt die
Talfahrt des Neuen Marktes - eng am Verlauf der
US-Technologiebörse Nasdaq orientiert - mit zwischenzeitlichen
Kurserholungen. Immer mehr Unternehmen verfehlen ihre
Prognosen aus der Zeit vor dem Börsengang.
17. April 2000: Die Emission von T-Online ist mit einem
Volumen von 2,489 Milliarden Euro das größte IPO am Neuen
Markt.
Juli 2000: In Börsenbriefen und
Anlegermagazinen kursieren die ersten
"Todeslisten" mit Unternehmen, die von
Zahlungsunfähigkeit bedroht sein sollen.
Zahlreiche Vorstände von Nemax-Firmen
regieren mit heftigen Dementis und
bezeichnen alle Negativ-Prognosen als
"völlig überzogen". Später zeigt sich,
dass viele dieser Listen noch viel zu
optimistisch waren.
September 2000: Mit dem
Telekom-Unternehmen Gigabell
beantragt die erste Nemax-Firma ein
Insolvenzverfahren.
2000: Die Zahl der Neuemissionen liegt im Gesamtjahr bei 132.
Ende des Jahres sind 339 Firmen mit einem Börsenwert von
120,992 Milliarden Euro am Neuen Markt gelistet.
23. Februar 2001: Mit Gigabell wird zum ersten Mal eine Firma
wegen Verstoßes gegen das Regelwerk ausgeschlossen.
1. März 2001: Das neue Regelwerk, wonach Vorstands- und
Aufsichtsratsmitglieder Käufe und Verkäufe von Aktien des
eigenen Unternehmens anzeigen müssen, tritt in Kraft.
6. Juli 2001: Die insolvente
Sunburst Merchandising eröffnet
einen Reigen von Unternehmen, die
2001 den Wechsel von dem Neuen
in den Geregelten Markt
beantragten.
19. Juli 2001: Die Deutsche Börse
kündigt erstmals offiziell an,
künftig so genannte Penny-Stocks
sowie die Aktien insolventer Firmen
vom Kurszettel des Neuen Marktes
streichen zu wollen.
20. Juli 2001: Die Börse nennt
Details zu den Delisting-Regeln.
Nach dem ab 1. Oktober geltenden
Regelwerk sind Firmen vom
Ausschluss bedroht, deren
Aktienkurs dauerhaft unter einem
Euro und deren Marktkapitalisierung
dauerhaft unter 20 Millionen Euro
liegt.
11. September 2001: Nach den Anschlägen in den USA
brechen die Kurse weltweit ein. Der Nemax 50 fällt an dem Tag
auf 837 Punkte, der All-Share auf 867 Stellen. Bis zum 21.
September setzen die Indizes ihre Talfahrt fort. Der Nemax 50
markiert mit 662 Punkten ein Allzeittief.
1. Oktober 2001: Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG
für Penny-Stocks und insolvente Firmen treten in Kraft. In
den folgenden Monaten erwirken über 20 Firmen eine
Einstweilige Verfügung gegen ihren Ausschluss.
2. November 2001: Kabel New
Media ist die erste insolvente
Firma, die auf Grund der
Delisting-Regeln ausgeschlossen
wird.
20. November 2001: Mit dem
IT-Sicherheitsspezialisten Biodata
beantragt erstmals ein Wert des
Nemax 50 die Eröffnung eines
Insolvenzverfahrens. Endes des
Jahres sind 327 Firmen mit einer
Marktkapitalisierung von 49,93
Milliarden am Neuen Markt gelistet.
Lediglich elf Unternehmen wagen in
diesem Jahr den Gang an den
Neuen Markt, als letztes am 24. Juli
der Telematikanbieter Init.
4. Februar 2002: Der an der
Nasdaq gelistete Erotikkonzern
Private Media sagt sein geplantes
Zweitlisting am Neuen Markt
wenige Stunden vor der Erstnotiz
ab.
27. Februar 2002: Die Börse teilt den Ausschluss von Biodata
und Lobster vom Neuen Markt wegen Insolvenz zum 27. März
mit.
7. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower
Systems AG kündigt seinen Gang an den Neuen Markt für den
26. März an. Dieses Listing wäre die erste Neuemission im Jahr
2002.
Stellvertretend für viele andere brachte der Münchner
Vermögensverwalter Gottfried Heller in einem Interview mit
manager-magazin.de die Dinge auf den Punkt. Sein Fazit: "Die
Kleinanleger sind nichts als Kanonenfutter."
Eine kleine Übersicht der Pleiten und Skandale in alphabetischer
Reihenfolge ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Abacho: Neuer Markt ade
Amatech: "Umsatzauffälligkeiten" vor einer
Ad-hoc-Meldung
Biodata: Insider-Verdacht
Biodata: Strafanzeige und Schadensersatzklage
Brain International: Insider am Werk?
Brainpool: Hinweise auf Insiderhandel
Brokat: Schneller Aufstieg, jäher Fall
CAA: Ermittlungen gegen einen Börsenvorstand
CAA: Wertpapieraufsicht prüft
Carrier 1: Gläubigerschutz beantragt
CE Consumer: Ärger wegen versteckter
Gewinnwarnung
Comroad: Falsche eidesstattliche Versicherung?
Consors: Schadensersatzklagen von Anlegern
CPU: Staatsanwalt ermittelt gegen Analysten
D.Logistic: Bundesaufsichtsamt wird aktiv
Ejay: Insolvenzantrag
EM.TV: Die geplatzte Milliarden-Blase
EM.TV: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen die Haffas
Heyde: Förmliche Insider-Untersuchung
Infomatec: Die Ex-Vorstände müssen 100.000 Mark
Schadensersatz zahlen
Intershop: Wertpapieraufsicht prüft
Intertainment: Fragwürdige Aktien-Verkäufe
Ixos: Verdacht auf Insiderhandel
Kabel New Media: Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Kabel New Media: Ausschluss vom Neuen Markt
Kinowelt: Kreditgeber und Betreuerbank verabschieden
sich
Kinowelt: Probleme ohne Ende
Kinowelt: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Letsbuyit: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
Lipro: Insolvenzverfahren eröffnet
Management Data: Insolvenz-Antrag
Management Data: Ausschluß vom Neuen Markt
MB Software: Insolvenz-Antrag
Metabox: Die Chronik eines angekündigten Todes
Popnet: Antrag auf Insolvenz-Eröffnung
Refugium: Insolvenzverfahren
Softmatic: Hektische Verkäufe vor Insolvenz-Meldung
Sunburst: Abschied vom Neuen Markt
Team: Eine Skandalgeschichte endet
Teldafax: Rauswurf aus dem Neuen Markt
United Visions: "Umsatzauffälligkeiten" vor der Fusion
Web.de: Kurspflege mit fragwürdigen Mitteln
WWL Internet: Insiderverfahren der Wertpapieraufsicht
original unter http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0%2C2828%2C186368…
Vorab Grüsse @ ALL!
ftd.de, Mo, 18.3.2002, 13:05
Teamwork verfehlt Prognose
Der insolvente Softwareanbieter Teamwork hat 2001 seinen Verlust deutlich reduziert, seine bereits
gesenkte Prognose aber verfehlt. Trotzdem bezeichnete das Unternehmen das Ergebnis als
Meilenstein in der geplanten Sanierung.
Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei auf 1,5 Mio. Euro von 33,56 Mio. Euro im Vorjahr gesunken, teilte
das am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Montag mit. Der Umsatz sei auf 9,95 Mio. Euro nach 15,43 Mio.
Euro zurück gegangen. Damit verfehlte die Firma aber ihre Prognosen, die sie im Dezember auf einen Umsatz von
10,5 Mio. Euro bei einem Verlust von rund 0,5 Mo. Euro gesenkt hatte.
Nach positiven Ergebnissen im zweiten und dritten Quartal sei das Schlussquartal deutlich hinter den Erwartungen
geblieben, wozu die gesamtwirtschaftlich schwierige Lage sowie die lang andauernde Insolvenz von Teamwork
beigetragen hätten. Rund 405.000 Euro und damit rund ein Drittel des Verlustes habe der Verkauf von
Beteiligungen ausgemacht.
Im zweiten Quartal 2002 will Teamwork aus der Insolvenz austreten und so im dritten Quartal wieder ein positives
Geschäftsergebnis erreichen. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hatte das Unternehmen Anfang November
2000 Antrag auf Insolvenz gestellt, das Verfahren wurde am 1. Januar 2001 eröffnet. Die Teamwork-Aktie stieg
am Montagmittag über drei Prozent auf 0,83 Euro.
ftd.de, Mo, 18.3.2002, 13:05
Teamwork verfehlt Prognose
Der insolvente Softwareanbieter Teamwork hat 2001 seinen Verlust deutlich reduziert, seine bereits
gesenkte Prognose aber verfehlt. Trotzdem bezeichnete das Unternehmen das Ergebnis als
Meilenstein in der geplanten Sanierung.
Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei auf 1,5 Mio. Euro von 33,56 Mio. Euro im Vorjahr gesunken, teilte
das am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Montag mit. Der Umsatz sei auf 9,95 Mio. Euro nach 15,43 Mio.
Euro zurück gegangen. Damit verfehlte die Firma aber ihre Prognosen, die sie im Dezember auf einen Umsatz von
10,5 Mio. Euro bei einem Verlust von rund 0,5 Mo. Euro gesenkt hatte.
Nach positiven Ergebnissen im zweiten und dritten Quartal sei das Schlussquartal deutlich hinter den Erwartungen
geblieben, wozu die gesamtwirtschaftlich schwierige Lage sowie die lang andauernde Insolvenz von Teamwork
beigetragen hätten. Rund 405.000 Euro und damit rund ein Drittel des Verlustes habe der Verkauf von
Beteiligungen ausgemacht.
Im zweiten Quartal 2002 will Teamwork aus der Insolvenz austreten und so im dritten Quartal wieder ein positives
Geschäftsergebnis erreichen. Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hatte das Unternehmen Anfang November
2000 Antrag auf Insolvenz gestellt, das Verfahren wurde am 1. Januar 2001 eröffnet. Die Teamwork-Aktie stieg
am Montagmittag über drei Prozent auf 0,83 Euro.
D E L I S T I N G
Abgang leicht gemacht
Die Börse will Firmen den Abgang erleichtern. Zum
Schaden der Anleger, meint die DSW.
Frankfurt am Main - Die Deutsche Börse will die Delisting-Regeln
lockern. Wie das "Handelsblatt" unter Verweis auf einen
Beschluss des Frankfurter Börsenrates berichtet, könne künftig
ein Unternehmen ein Delisting beantragen, ohne den freien
Aktionären ein Abfindungsangebot zu unterbreiten.
Dieser Schritt, der noch von der
hessischen Börsenaufsicht
abgesegnet werden müsse,
verschaffe den Emittenten größere
Freiheiten, berge aber nach
Ansicht von Fachleuten zugleich
Risiken für Kleinanleger, heißt es.
"Aus Sicht der Anleger ist das ein Rückschritt", kritisiert Carsten
Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW). Die Anleger liefen nun Gefahr, weniger
Geld für Aktien zu erhalten oder auf Titeln sitzen zu bleiben, die
an keiner Börse mehr gehandelt werden.
Abgang leicht gemacht
Die Börse will Firmen den Abgang erleichtern. Zum
Schaden der Anleger, meint die DSW.
Frankfurt am Main - Die Deutsche Börse will die Delisting-Regeln
lockern. Wie das "Handelsblatt" unter Verweis auf einen
Beschluss des Frankfurter Börsenrates berichtet, könne künftig
ein Unternehmen ein Delisting beantragen, ohne den freien
Aktionären ein Abfindungsangebot zu unterbreiten.
Dieser Schritt, der noch von der
hessischen Börsenaufsicht
abgesegnet werden müsse,
verschaffe den Emittenten größere
Freiheiten, berge aber nach
Ansicht von Fachleuten zugleich
Risiken für Kleinanleger, heißt es.
"Aus Sicht der Anleger ist das ein Rückschritt", kritisiert Carsten
Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz (DSW). Die Anleger liefen nun Gefahr, weniger
Geld für Aktien zu erhalten oder auf Titeln sitzen zu bleiben, die
an keiner Börse mehr gehandelt werden.
E U E R M A R K T
Die Chronik einer Kapitalvernichtung
Fünf Jahre nach dem Start des Neuen Marktes am 10. März
1987 ist das einst hochgelobte Wachstums-Segment der
Deutschen Börse in einer Krise ohnegleichen.
10. März 1997: Der Neue Markt
startet mit dem Börsenneuling
MobilCom und dem
Ingenieurdienstleister Bertrandt, der
vom Geregelten Markt in das
Segment wechselt.
25. September 1997: Als erste
ausländische Gesellschaft wird das
niederländische
Biotechnologieunternehmen Quiagen
am Neuen Markt notiert. Zum
Jahresende sind 17 Firmen gelistet.
Seit März hat der Neue Markt-Index
um 97,4 Prozent zugelegt.
1998: Zum Jahresende sind 64 Werte mit einem Marktwert von
rund 26 Milliarden Euro notiert. Der Neue Markt-Index legte in
Jahresfrist um 174,4 Prozent auf 2.738,64 Punkte zu.
6. April 1999: Die Lösch Umweltschutz AG und die Sero
Entsorgung AG ziehen als erste Unternehmen wieder ihre Aktien
aus dem Neuen Markt zurück und wechseln in den Geregelten
Markt.
1. Juli 1999: Die Deutsche Börse
führt für die größten 50
Unternehmen am Neuen Markt den
Blue-Chip-Index Nemax 50 ein.
Basis ist der 30. Dezember 1997
mit einem Wert von 1000 Punkten.
Zwei Jahre später wird dieser
Anfangswert im Handelsverlauf des
30. August 2001 erstmals wieder
unterschritten.
Eine weitere Neuerung: Der
bisherige Neue-Markt-Index wird
als Nemax All Share bezeichnet. Im
All Share sind zu diesem Zeitpunkt
124 Unternehmen mit einer
Marktkapitalisierung von 56 Milliarden Euro vertreten.
1999: Die Zahl der Neuemissionen steigt erstmals um über 100
auf 132 Gesellschaften. Am Jahresende sind 201 Titel mit einer
Marktkapitalisierung von 111,276 Milliarden Euro am Neuen
Markt notiert. Der All-Share legt um 66,2 Prozent auf 4.552
Zähler zu.
Die Chronik einer Kapitalvernichtung
Fünf Jahre nach dem Start des Neuen Marktes am 10. März
1987 ist das einst hochgelobte Wachstums-Segment der
Deutschen Börse in einer Krise ohnegleichen.
10. März 1997: Der Neue Markt
startet mit dem Börsenneuling
MobilCom und dem
Ingenieurdienstleister Bertrandt, der
vom Geregelten Markt in das
Segment wechselt.
25. September 1997: Als erste
ausländische Gesellschaft wird das
niederländische
Biotechnologieunternehmen Quiagen
am Neuen Markt notiert. Zum
Jahresende sind 17 Firmen gelistet.
Seit März hat der Neue Markt-Index
um 97,4 Prozent zugelegt.
1998: Zum Jahresende sind 64 Werte mit einem Marktwert von
rund 26 Milliarden Euro notiert. Der Neue Markt-Index legte in
Jahresfrist um 174,4 Prozent auf 2.738,64 Punkte zu.
6. April 1999: Die Lösch Umweltschutz AG und die Sero
Entsorgung AG ziehen als erste Unternehmen wieder ihre Aktien
aus dem Neuen Markt zurück und wechseln in den Geregelten
Markt.
1. Juli 1999: Die Deutsche Börse
führt für die größten 50
Unternehmen am Neuen Markt den
Blue-Chip-Index Nemax 50 ein.
Basis ist der 30. Dezember 1997
mit einem Wert von 1000 Punkten.
Zwei Jahre später wird dieser
Anfangswert im Handelsverlauf des
30. August 2001 erstmals wieder
unterschritten.
Eine weitere Neuerung: Der
bisherige Neue-Markt-Index wird
als Nemax All Share bezeichnet. Im
All Share sind zu diesem Zeitpunkt
124 Unternehmen mit einer
Marktkapitalisierung von 56 Milliarden Euro vertreten.
1999: Die Zahl der Neuemissionen steigt erstmals um über 100
auf 132 Gesellschaften. Am Jahresende sind 201 Titel mit einer
Marktkapitalisierung von 111,276 Milliarden Euro am Neuen
Markt notiert. Der All-Share legt um 66,2 Prozent auf 4.552
Zähler zu.
Die Chronik einer Kapitalvernichtung (2)
10. März 2000: Der Nemax-All-Share schließt am dritten
Geburtstag des Neuen Marktes auf einem neuen Allzeithoch von
8546,19 Punkten.
Der Nemax 50 erreicht auf
Schlusskurs-Basis sein bisheriges
Allzeithoch bei 9665,81 Zählern.
Die Marktkapitalisierung der 229
Unternehmen im Nemax All Share
beläuft sich auf 234,25 Milliarden
Euro.
März 2000: Nur einen Tag nach
seinem Geburtstag beginnt die
Talfahrt des Neuen Marktes - eng
am Verlauf der
US-Technologiebörse Nasdaq
orientiert - mit zwischenzeitlichen
Kurserholungen. Immer mehr
Unternehmen verfehlen ihre
Prognosen aus der Zeit vor dem
Börsengang.
17. April 2000: Die Emission von
T-Online ist mit einem Volumen von
2,489 Milliarden Euro das größte
IPO am Neuen Markt.
Juli 2000: In Börsenbriefen und Anlegermagazinen kursieren die
ersten "Todeslisten" mit Unternehmen, die von
Zahlungsunfähigkeit bedroht sein sollen. Zahlreiche Vorstände
von Nemax-Firmen regieren mit heftigen Dementis und
bezeichnen alle Negativ-Prognosen als "völlig überzogen".
Später zeigt sich, dass viele dieser Listen noch viel zu
optimistisch waren.
September 2000: Mit dem Telekom-Unternehmen Gigabell
beantragt die erste Nemax-Firma ein Insolvenzverfahren.
2000: Die Zahl der Neuemissionen liegt
im Gesamtjahr bei 132. Ende des Jahres
sind 339 Firmen mit einem Börsenwert
von 120,992 Milliarden Euro am Neuen
Markt gelistet.
23. Februar 2001: Mit Gigabell wird
zum ersten Mal eine Firma wegen
Verstoßes gegen das Regelwerk
ausgeschlossen.
1. März 2001: Das neue Regelwerk,
wonach Vorstands- und
Aufsichtsratsmitglieder Käufe und
Verkäufe von Aktien des eigenen
Unternehmens anzeigen müssen, tritt in Kraft.
6. Juli 2001: Die insolvente Sunburst Merchandising eröffnet
einen Reigen von Unternehmen, die 2001 den Wechsel von dem
Neuen in den Geregelten Markt beantragten.
10. März 2000: Der Nemax-All-Share schließt am dritten
Geburtstag des Neuen Marktes auf einem neuen Allzeithoch von
8546,19 Punkten.
Der Nemax 50 erreicht auf
Schlusskurs-Basis sein bisheriges
Allzeithoch bei 9665,81 Zählern.
Die Marktkapitalisierung der 229
Unternehmen im Nemax All Share
beläuft sich auf 234,25 Milliarden
Euro.
März 2000: Nur einen Tag nach
seinem Geburtstag beginnt die
Talfahrt des Neuen Marktes - eng
am Verlauf der
US-Technologiebörse Nasdaq
orientiert - mit zwischenzeitlichen
Kurserholungen. Immer mehr
Unternehmen verfehlen ihre
Prognosen aus der Zeit vor dem
Börsengang.
17. April 2000: Die Emission von
T-Online ist mit einem Volumen von
2,489 Milliarden Euro das größte
IPO am Neuen Markt.
Juli 2000: In Börsenbriefen und Anlegermagazinen kursieren die
ersten "Todeslisten" mit Unternehmen, die von
Zahlungsunfähigkeit bedroht sein sollen. Zahlreiche Vorstände
von Nemax-Firmen regieren mit heftigen Dementis und
bezeichnen alle Negativ-Prognosen als "völlig überzogen".
Später zeigt sich, dass viele dieser Listen noch viel zu
optimistisch waren.
September 2000: Mit dem Telekom-Unternehmen Gigabell
beantragt die erste Nemax-Firma ein Insolvenzverfahren.
2000: Die Zahl der Neuemissionen liegt
im Gesamtjahr bei 132. Ende des Jahres
sind 339 Firmen mit einem Börsenwert
von 120,992 Milliarden Euro am Neuen
Markt gelistet.
23. Februar 2001: Mit Gigabell wird
zum ersten Mal eine Firma wegen
Verstoßes gegen das Regelwerk
ausgeschlossen.
1. März 2001: Das neue Regelwerk,
wonach Vorstands- und
Aufsichtsratsmitglieder Käufe und
Verkäufe von Aktien des eigenen
Unternehmens anzeigen müssen, tritt in Kraft.
6. Juli 2001: Die insolvente Sunburst Merchandising eröffnet
einen Reigen von Unternehmen, die 2001 den Wechsel von dem
Neuen in den Geregelten Markt beantragten.
Die Chronik einer Kapitalvernichtung (3)
19. Juli 2001: Die Deutsche Börse kündigt erstmals offiziell
an, künftig so genannte Penny-Stocks sowie die Aktien
insolventer Firmen vom Kurszettel des Neuen Marktes streichen
zu wollen.
20. Juli 2001: Die Börse nennt
Details zu den Delisting-Regeln.
Nach dem ab 1. Oktober geltenden
Regelwerk sind Firmen vom
Ausschluss bedroht, deren
Aktienkurs dauerhaft unter einem
Euro und deren Marktkapitalisierung
dauerhaft unter 20 Millionen Euro
liegt.
30. August 2001: Der Nemax 50,
der Index der wichtigsten Werte
des Neuen Markts, fällt im
Handelsverlauf erstmals unter die
Marke von 1000 Punkten.
11. September 2001: Nach den
Anschlägen in den USA brechen die
Kurse weltweit ein. Der Nemax 50
fällt an dem Tag auf 837 Punkte,
der All-Share auf 867 Stellen. Bis
zum 21. September setzen die
Indizes ihre Talfahrt fort. Der
Nemax 50 markiert mit 662 Punkten
ein Allzeittief.
1. Oktober 2001: Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG
für Penny-Stocks und insolvente Firmen treten in Kraft. In
den folgenden Monaten erwirken über 20 Firmen eine
Einstweilige Verfügung gegen ihren Ausschluss.
2. November 2001: Kabel New Media ist die erste insolvente
Firma, die auf Grund der Delisting-Regeln ausgeschlossen wird.
20. November 2001: Mit dem IT-Sicherheitsspezialisten
Biodata Information Technology beantragt erstmals ein Wert
des Nemax 50 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Ende des Jahres sind 327 Firmen mit einer Marktkapitalisierung
von 49,93 Milliarden am Neuen Markt gelistet. Lediglich elf
Unternehmen wagen in diesem Jahr den Gang an den Neuen
Markt, als letztes am 24. Juli der Telematikanbieter Init.
22. November 2001: Die Deutsche Börse teilt mit, dass sie
ihr Finanzportal Neuermarkt.com zum Jahresende vom Netz
nehmen will. Die Trägergesellschaft, eine 100-prozentige
Tochter der Deutschen Börse, war erst im Juni 2000 gegründet
worden.
19. Juli 2001: Die Deutsche Börse kündigt erstmals offiziell
an, künftig so genannte Penny-Stocks sowie die Aktien
insolventer Firmen vom Kurszettel des Neuen Marktes streichen
zu wollen.
20. Juli 2001: Die Börse nennt
Details zu den Delisting-Regeln.
Nach dem ab 1. Oktober geltenden
Regelwerk sind Firmen vom
Ausschluss bedroht, deren
Aktienkurs dauerhaft unter einem
Euro und deren Marktkapitalisierung
dauerhaft unter 20 Millionen Euro
liegt.
30. August 2001: Der Nemax 50,
der Index der wichtigsten Werte
des Neuen Markts, fällt im
Handelsverlauf erstmals unter die
Marke von 1000 Punkten.
11. September 2001: Nach den
Anschlägen in den USA brechen die
Kurse weltweit ein. Der Nemax 50
fällt an dem Tag auf 837 Punkte,
der All-Share auf 867 Stellen. Bis
zum 21. September setzen die
Indizes ihre Talfahrt fort. Der
Nemax 50 markiert mit 662 Punkten
ein Allzeittief.
1. Oktober 2001: Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG
für Penny-Stocks und insolvente Firmen treten in Kraft. In
den folgenden Monaten erwirken über 20 Firmen eine
Einstweilige Verfügung gegen ihren Ausschluss.
2. November 2001: Kabel New Media ist die erste insolvente
Firma, die auf Grund der Delisting-Regeln ausgeschlossen wird.
20. November 2001: Mit dem IT-Sicherheitsspezialisten
Biodata Information Technology beantragt erstmals ein Wert
des Nemax 50 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Ende des Jahres sind 327 Firmen mit einer Marktkapitalisierung
von 49,93 Milliarden am Neuen Markt gelistet. Lediglich elf
Unternehmen wagen in diesem Jahr den Gang an den Neuen
Markt, als letztes am 24. Juli der Telematikanbieter Init.
22. November 2001: Die Deutsche Börse teilt mit, dass sie
ihr Finanzportal Neuermarkt.com zum Jahresende vom Netz
nehmen will. Die Trägergesellschaft, eine 100-prozentige
Tochter der Deutschen Börse, war erst im Juni 2000 gegründet
worden.
Die Chronik einer Kapitalvernichtung (4)
23. November 2001: Die am Neuen Markt notierte Firma Brokat Technologies beantragt beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Aufstieg und Fall der Aktie von Brokat
Das Unternehmen war dadurch bekannt geworden, dass das Bankhaus Metzler ein Kursziel von 0 Euro für die Aktie ausgegeben hatte.
19. Dezember 2001: Premiere am Neuen Markt: Erstmals wird jetzt auch gegen einen Analysten wegen Insider-Verdachts ermittelt. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Bank-Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Vorstandschef der Aktiengesellschaft an Kursmanipulationen beim Unternehmen CPU beteiligt war.
4. Februar 2002: Der an der Nasdaq gelistete Erotikkonzern Private Media sagt sein geplantes Zweitlisting am Neuen Markt wenige Stunden vor der Erstnotiz ab.
27. Februar 2002: Die Börse teilt den Ausschluss von Biodata und Lobster vom Neuen Markt wegen Insolvenz zum 27. März mit.
7. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower Systems AG kündigt seinen Gang an den Neuen Markt für den 26. März an. Dieses Listing wäre die erste Neuemission im Jahr 2002.
23. November 2001: Die am Neuen Markt notierte Firma Brokat Technologies beantragt beim Amtsgericht Stuttgart die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
Aufstieg und Fall der Aktie von Brokat
Das Unternehmen war dadurch bekannt geworden, dass das Bankhaus Metzler ein Kursziel von 0 Euro für die Aktie ausgegeben hatte.
19. Dezember 2001: Premiere am Neuen Markt: Erstmals wird jetzt auch gegen einen Analysten wegen Insider-Verdachts ermittelt. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Bank-Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Vorstandschef der Aktiengesellschaft an Kursmanipulationen beim Unternehmen CPU beteiligt war.
4. Februar 2002: Der an der Nasdaq gelistete Erotikkonzern Private Media sagt sein geplantes Zweitlisting am Neuen Markt wenige Stunden vor der Erstnotiz ab.
27. Februar 2002: Die Börse teilt den Ausschluss von Biodata und Lobster vom Neuen Markt wegen Insolvenz zum 27. März mit.
7. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower Systems AG kündigt seinen Gang an den Neuen Markt für den 26. März an. Dieses Listing wäre die erste Neuemission im Jahr 2002.
Gericht verurteilt Bank wegen fehlerhafter Anlageberatung
[20.03.02, 14:16]
Wegen fehlerhafter Beratung einer Anlegerin hat das Oberlandesgericht Bamberg eine Bank in Würzburg zur Zahlung von 80.000 Mark (rund 40.620 Euro) Schadenersatz verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Bankhaus eine Kundin bei der Anlage eines Erbes nicht "anlegergerecht" beraten hatte. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Urteil hervor (4 U 62/01).
Nach Angaben des Gerichts hatte die Kundin 1995 ihr Erbe in Höhe von umgerechnet 101.514 Euro (200.000 Mark) bei der Würzburger Bank vermögenserhaltend anlegen wollen. Statt der verlangten sicheren und konservativen Investition hätten Mitarbeiter des Geldinstituts der Frau Wandelanleihen der niederländischen Flugzeugfirma Fokker empfohlen, die ein knappes Jahr später in Konkurs gegangen war.
Nach Einschätzung des Gerichts hatte diese Anleihe schon damals als spekulativ gegolten. Die Beratung sei damit "weder anlegergerecht noch in Bezug auf das bestehende, aber nicht offen gelegte Verlustrisiko anlagegerecht" gewesen. Im Prinzip müsste die Bank nach dem Urteil für die gesamte Anklagesumme aufkommen. Weil die Kundin aber spätere Warnhinweise der Bank nicht beachtet hatte, beschränkte das Gericht die Haftung einen Teilbetrag.
dpa
[20.03.02, 14:16]
Wegen fehlerhafter Beratung einer Anlegerin hat das Oberlandesgericht Bamberg eine Bank in Würzburg zur Zahlung von 80.000 Mark (rund 40.620 Euro) Schadenersatz verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Bankhaus eine Kundin bei der Anlage eines Erbes nicht "anlegergerecht" beraten hatte. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Urteil hervor (4 U 62/01).
Nach Angaben des Gerichts hatte die Kundin 1995 ihr Erbe in Höhe von umgerechnet 101.514 Euro (200.000 Mark) bei der Würzburger Bank vermögenserhaltend anlegen wollen. Statt der verlangten sicheren und konservativen Investition hätten Mitarbeiter des Geldinstituts der Frau Wandelanleihen der niederländischen Flugzeugfirma Fokker empfohlen, die ein knappes Jahr später in Konkurs gegangen war.
Nach Einschätzung des Gerichts hatte diese Anleihe schon damals als spekulativ gegolten. Die Beratung sei damit "weder anlegergerecht noch in Bezug auf das bestehende, aber nicht offen gelegte Verlustrisiko anlagegerecht" gewesen. Im Prinzip müsste die Bank nach dem Urteil für die gesamte Anklagesumme aufkommen. Weil die Kundin aber spätere Warnhinweise der Bank nicht beachtet hatte, beschränkte das Gericht die Haftung einen Teilbetrag.
dpa
B I L A N Z E N
Sand in die Augen der Aktionäre
Von Christian Buchholz und Lutz Reiche
Eigentlich sollen Bilanzen auch dem Kleinaktionär transparent machen, wie die Geschäfte eines börsennotierten Unternehmens laufen. In der Praxis werden die Daten zu Gewinn und Umsatz aber häufig verschleiert. Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nennt vier häufig genutzte Tricks beim Namen.
Wie viel das eigene Haus oder die Wohnung wert sind, kann ein Privatbesitzer ziemlich genau beziffern. Grundstücks- und Quadratmeterpreise in der Region sowie der entrichtete Kaufpreis lassen Schummeln bei der Kalkulation kaum zu. Ganz anders verhält es sich, wenn Unternehmen ihr materielles Vermögen bewerten. Beim Ansatz und der Bewertung von Wirtschaftsgütern für die Bilanz ergibt sich reichlich Gestaltungsspielraum.
1. Wirtschaftsgüter können auf verschiedene Arten in die Bilanz einfließen
So ist beispielsweise entscheidend, ob eine Immobilie oder eine Gesellschaft zu mehr oder weniger als 50 Prozent im Besitz des bilanzierenden Unternehmens ist. Gehört ein Wirtschaftsgut dem Unternehmen mehrheitlich, muss es in der Bilanz erscheinen, so bei der Aufzählung der Vermögensgegenstände. Erwirbt man aber beispielsweise an einer Kapitalgesellschaft nicht die Mehrheit, sondern "nur" 50 Prozent minus eine Aktie, ergibt sich die Gelegenheit zum Tricksen.
Der Kieler Schiffbaukonzern HDW liefert so ein Beispiel: 50 Prozent plus eine Aktie gehörten dem Maschinenbauer Babcock Borsig, damit war die HDW konsolidierungspflichtig in dem Konzern. Babcock Borsig konnte somit Rückstellungen und Auftragsanzahlungen an HDW in voller Höhe in der Bilanz verbuchen. Die Posten der restlichen Anteilseigner wurden dann an anderer Stelle wieder herausgerechnet – insgesamt ergab sich aber ein verzerrtes Bild. Dabei war der Vorgang durchaus legal.
2. Der Trick mit den Finanzierungen über das Ausland
DWS-Geschäftsführer Jörg Pluta nennt ein zweites Beispiel: "Vor einigen Jahren ließ die Preussag verschiedene Finanzierungen über das Ausland laufen. Dieses Geld wurde nicht konsolidiert – was bilanziell zulässig war. In der Praxis stellte es aber ein Versteckspiel von Aufwendungen dar."
Ein ähnlicher Trick ist die Verlagerung von Betriebsteilen in aus steuerlicher Sicht günstigere (Steuerflucht)-Länder. Ein Verschleierungs-Problem ergibt sich hier auch beispielsweise beim Thema Leasing-Wirtschaftsgüter. Diese müssen nach den Bilanzierungsmethoden US-GAAP und IAS dort angesetzt und bilanziert werden, wo sie vom wirtschaftlichen Nutzungszugriff her liegen.
3. Teuer geleast – billig abgerechnet
Um einen einmaligen, hohen Gewinn aus einem Verkauf zu erzielen, kann ein Unternehmen Wirtschaftsgüter verkaufen. Allerdings mietet oder least es diese Produktionsanlagen, Immobilien oder andere materielle Werte sofort wieder beim Käufer. Die Methode "Sell and lease back" hat folgenden Effekt: Durch die Veräußerung kann das Unternehmen einmalig eine große Gewinn-Position in der Bilanz ausweisen. Die Belastungen durch das "Lease-back" schlagen allerdings nur als "künftiger Aufwand" zu Buche – und schmälern die Gewinn-Position aus dem Verkauf im selben Jahr nur in geringem Ausmaß. DSW-Geschäftsführer Pluta: "Die gesamtwirtschaftliche Belastung aus einem solchen Verkauf ist langfristig mit Sicherheit höher als das, was beispielsweise für Kauf und Werterhalt einer Immobilie aufgewendet werden muss. Nicht zuletzt deshalb, weil ja auch der Leasing-Geber an der Vereinbarung noch etwas verdienen will." Laut Pluta ergibt sich durch diesen und ähnliche Tricks "ein erhebliches Potenzial, um Gewinne darzustellen, die es eigentlich nicht gibt".
4. Holzmann – "Vorsätzlich" verspekuliert
Eine Bilanzierungs-Variante, die Holzmann bis knapp vor die Pleite brachte: Bei Ansatz und Bewertung von Wirtschaftsgütern nutzte das Management den breiten Spielraum, den das Bilanzrecht zulässt. So wurde die Bewertung von Grundstücken über Jahre in den Bilanzen erhöht, bis sie weitab vom eigentlichen Marktwert bewertet waren. Die Spanne zwischen tatsächlichem und in der Bilanz ausgewiesenem Wert klaffte schließlich so weit auseinander, dass das Missverhältnis nicht mehr zu verbergen war. Holzmann hatte immens überhöhte Abschreibungsvolumina in der Bilanz. Das brachte den Baukonzern - neben anderen Faktoren - schließlich an den Rand des Ruins.
Sand in die Augen der Aktionäre
Von Christian Buchholz und Lutz Reiche
Eigentlich sollen Bilanzen auch dem Kleinaktionär transparent machen, wie die Geschäfte eines börsennotierten Unternehmens laufen. In der Praxis werden die Daten zu Gewinn und Umsatz aber häufig verschleiert. Jörg Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) nennt vier häufig genutzte Tricks beim Namen.
Wie viel das eigene Haus oder die Wohnung wert sind, kann ein Privatbesitzer ziemlich genau beziffern. Grundstücks- und Quadratmeterpreise in der Region sowie der entrichtete Kaufpreis lassen Schummeln bei der Kalkulation kaum zu. Ganz anders verhält es sich, wenn Unternehmen ihr materielles Vermögen bewerten. Beim Ansatz und der Bewertung von Wirtschaftsgütern für die Bilanz ergibt sich reichlich Gestaltungsspielraum.
1. Wirtschaftsgüter können auf verschiedene Arten in die Bilanz einfließen
So ist beispielsweise entscheidend, ob eine Immobilie oder eine Gesellschaft zu mehr oder weniger als 50 Prozent im Besitz des bilanzierenden Unternehmens ist. Gehört ein Wirtschaftsgut dem Unternehmen mehrheitlich, muss es in der Bilanz erscheinen, so bei der Aufzählung der Vermögensgegenstände. Erwirbt man aber beispielsweise an einer Kapitalgesellschaft nicht die Mehrheit, sondern "nur" 50 Prozent minus eine Aktie, ergibt sich die Gelegenheit zum Tricksen.
Der Kieler Schiffbaukonzern HDW liefert so ein Beispiel: 50 Prozent plus eine Aktie gehörten dem Maschinenbauer Babcock Borsig, damit war die HDW konsolidierungspflichtig in dem Konzern. Babcock Borsig konnte somit Rückstellungen und Auftragsanzahlungen an HDW in voller Höhe in der Bilanz verbuchen. Die Posten der restlichen Anteilseigner wurden dann an anderer Stelle wieder herausgerechnet – insgesamt ergab sich aber ein verzerrtes Bild. Dabei war der Vorgang durchaus legal.
2. Der Trick mit den Finanzierungen über das Ausland
DWS-Geschäftsführer Jörg Pluta nennt ein zweites Beispiel: "Vor einigen Jahren ließ die Preussag verschiedene Finanzierungen über das Ausland laufen. Dieses Geld wurde nicht konsolidiert – was bilanziell zulässig war. In der Praxis stellte es aber ein Versteckspiel von Aufwendungen dar."
Ein ähnlicher Trick ist die Verlagerung von Betriebsteilen in aus steuerlicher Sicht günstigere (Steuerflucht)-Länder. Ein Verschleierungs-Problem ergibt sich hier auch beispielsweise beim Thema Leasing-Wirtschaftsgüter. Diese müssen nach den Bilanzierungsmethoden US-GAAP und IAS dort angesetzt und bilanziert werden, wo sie vom wirtschaftlichen Nutzungszugriff her liegen.
3. Teuer geleast – billig abgerechnet
Um einen einmaligen, hohen Gewinn aus einem Verkauf zu erzielen, kann ein Unternehmen Wirtschaftsgüter verkaufen. Allerdings mietet oder least es diese Produktionsanlagen, Immobilien oder andere materielle Werte sofort wieder beim Käufer. Die Methode "Sell and lease back" hat folgenden Effekt: Durch die Veräußerung kann das Unternehmen einmalig eine große Gewinn-Position in der Bilanz ausweisen. Die Belastungen durch das "Lease-back" schlagen allerdings nur als "künftiger Aufwand" zu Buche – und schmälern die Gewinn-Position aus dem Verkauf im selben Jahr nur in geringem Ausmaß. DSW-Geschäftsführer Pluta: "Die gesamtwirtschaftliche Belastung aus einem solchen Verkauf ist langfristig mit Sicherheit höher als das, was beispielsweise für Kauf und Werterhalt einer Immobilie aufgewendet werden muss. Nicht zuletzt deshalb, weil ja auch der Leasing-Geber an der Vereinbarung noch etwas verdienen will." Laut Pluta ergibt sich durch diesen und ähnliche Tricks "ein erhebliches Potenzial, um Gewinne darzustellen, die es eigentlich nicht gibt".
4. Holzmann – "Vorsätzlich" verspekuliert
Eine Bilanzierungs-Variante, die Holzmann bis knapp vor die Pleite brachte: Bei Ansatz und Bewertung von Wirtschaftsgütern nutzte das Management den breiten Spielraum, den das Bilanzrecht zulässt. So wurde die Bewertung von Grundstücken über Jahre in den Bilanzen erhöht, bis sie weitab vom eigentlichen Marktwert bewertet waren. Die Spanne zwischen tatsächlichem und in der Bilanz ausgewiesenem Wert klaffte schließlich so weit auseinander, dass das Missverhältnis nicht mehr zu verbergen war. Holzmann hatte immens überhöhte Abschreibungsvolumina in der Bilanz. Das brachte den Baukonzern - neben anderen Faktoren - schließlich an den Rand des Ruins.
21.03.2002
F I N A N Z S K A N D A L
"Nick Leeson der Adria"
Von Thomas Hillenbrand
Ein Devisenhändler aus Zagreb hat die kroatische Bank Rijecka durch einen groß angelegten Betrug fast in den Bankrott getrieben. Für einen Großteil des Millionenschadens wird die Bayerische Landesbank aufkommen müssen.
73 Millionen Dollar Verlust durch spekulative Geschäfte mit Devisen
Eduard "Edo" Nodilo war in kroatischen Finanzkreisen ein angesehener Mann. Als Chefdevisenhändler der Rijecka Banka, Kroatiens drittgrößtem Finanzinstitut, war seine Expertise überall gefragt. Nodilo hatte eine eigene wöchentlich erscheinende Zeitungskolumne und berichtete regelmäßig im Lokalradio über die Entwicklungen auf dem globalen Devisenmarkt.
Damit ist es jetzt vorbei. Der fünfzigjährige Nodilo, den Kollegen als einen hart arbeitenden Kettenraucher mit Herzproblemen beschreiben, ist seit kurzem der berüchtigtste Rogue Trader Osteuropas: Er soll durch spekulative Devisengeschäfte Verluste von mindestens 73 Millionen Dollar verursacht haben.
Auf den Spuren von Leeson und Rusnak
Nodilo ist damit schon der zweite Devisenhändler, der in diesem Jahr zu trauriger Berühmtheit gelangt. Sein Fall ähnelt dem von John Rusnak, der in den vergangenen fünf Jahren durch spekulative Deals bei der Allied Irish Bank einen Verlust von 691 Millionen Dollar angehäuft hatte. Ähnlich wie Rusnak oder Nick Leeson, dessen waghalsige Devisengeschäfte 1995 die britische Traditionsbank Barings in den Bankrott trieben, soll Nodilo sich nicht selber bereichert haben. Die kroatische Zentralbank, die den Fall untersucht, geht davon aus, dass der Rijecka-Banker frühere Verluste verschleiern wollte.
Auf großem Fuß lebte Nodilo nicht: Örtlichen Quellen zufolge wohnte der Cheftrader in einem Zwei-Zimmer-Apartment. Erst kürzlich soll er sein zwölf Jahre altes japanisches Auto durch einen Seat Cordoba ersetzt haben, den er ratenweise abzahlte. Nodilos Einkommen lag vor seiner Kündigung bei etwa 800 Dollar monatlich.
Grundkapital der Bank praktisch ausgelöscht
Der Rijecka Banka droht jetzt die Pleite. Die kroatische Zentralbank schätzt den entstandenen Schaden auf 73 bis 103 Millionen Dollar. Für eine Bank, deren Eigenkapital sich auf lediglich 118,9 Millionen Dollar beläuft ist das kein Pappenstiel. Zudem bestanden laut Zentralbank am Dienstag noch offene Devisenpositionen aus Nodilos Geschäften in Höhe von 20 Millionen Dollar, die für weitere Verluste sorgen könnten. Nach Bekanntwerden der Nachricht bildeten sich vor den Filialen der Rijecka lange Schlangen, weil Kunden versuchten, ihre Ersparnisse abzuheben. Nach Angaben des Rijecka-Geschäftsführers Ivan Stokic "sind die Einlagen gesichert und es gibt keinen Grund zur Sorge". Die kroatische Zentralbank, die Anteile an Rijecka hält, hat bereits 97,6 Millionen Dollar in die Bank gepumpt, um die drohende Pleite vorerst abzuwenden.
F I N A N Z S K A N D A L
"Nick Leeson der Adria"
Von Thomas Hillenbrand
Ein Devisenhändler aus Zagreb hat die kroatische Bank Rijecka durch einen groß angelegten Betrug fast in den Bankrott getrieben. Für einen Großteil des Millionenschadens wird die Bayerische Landesbank aufkommen müssen.
73 Millionen Dollar Verlust durch spekulative Geschäfte mit Devisen
Eduard "Edo" Nodilo war in kroatischen Finanzkreisen ein angesehener Mann. Als Chefdevisenhändler der Rijecka Banka, Kroatiens drittgrößtem Finanzinstitut, war seine Expertise überall gefragt. Nodilo hatte eine eigene wöchentlich erscheinende Zeitungskolumne und berichtete regelmäßig im Lokalradio über die Entwicklungen auf dem globalen Devisenmarkt.
Damit ist es jetzt vorbei. Der fünfzigjährige Nodilo, den Kollegen als einen hart arbeitenden Kettenraucher mit Herzproblemen beschreiben, ist seit kurzem der berüchtigtste Rogue Trader Osteuropas: Er soll durch spekulative Devisengeschäfte Verluste von mindestens 73 Millionen Dollar verursacht haben.
Auf den Spuren von Leeson und Rusnak
Nodilo ist damit schon der zweite Devisenhändler, der in diesem Jahr zu trauriger Berühmtheit gelangt. Sein Fall ähnelt dem von John Rusnak, der in den vergangenen fünf Jahren durch spekulative Deals bei der Allied Irish Bank einen Verlust von 691 Millionen Dollar angehäuft hatte. Ähnlich wie Rusnak oder Nick Leeson, dessen waghalsige Devisengeschäfte 1995 die britische Traditionsbank Barings in den Bankrott trieben, soll Nodilo sich nicht selber bereichert haben. Die kroatische Zentralbank, die den Fall untersucht, geht davon aus, dass der Rijecka-Banker frühere Verluste verschleiern wollte.
Auf großem Fuß lebte Nodilo nicht: Örtlichen Quellen zufolge wohnte der Cheftrader in einem Zwei-Zimmer-Apartment. Erst kürzlich soll er sein zwölf Jahre altes japanisches Auto durch einen Seat Cordoba ersetzt haben, den er ratenweise abzahlte. Nodilos Einkommen lag vor seiner Kündigung bei etwa 800 Dollar monatlich.
Grundkapital der Bank praktisch ausgelöscht
Der Rijecka Banka droht jetzt die Pleite. Die kroatische Zentralbank schätzt den entstandenen Schaden auf 73 bis 103 Millionen Dollar. Für eine Bank, deren Eigenkapital sich auf lediglich 118,9 Millionen Dollar beläuft ist das kein Pappenstiel. Zudem bestanden laut Zentralbank am Dienstag noch offene Devisenpositionen aus Nodilos Geschäften in Höhe von 20 Millionen Dollar, die für weitere Verluste sorgen könnten. Nach Bekanntwerden der Nachricht bildeten sich vor den Filialen der Rijecka lange Schlangen, weil Kunden versuchten, ihre Ersparnisse abzuheben. Nach Angaben des Rijecka-Geschäftsführers Ivan Stokic "sind die Einlagen gesichert und es gibt keinen Grund zur Sorge". Die kroatische Zentralbank, die Anteile an Rijecka hält, hat bereits 97,6 Millionen Dollar in die Bank gepumpt, um die drohende Pleite vorerst abzuwenden.
F I N A N Z S K A N D A L
"Nick Leeson der Adria" (2)
Von Thomas Hillenbrand
Als besonders unglücklich erweist sich der Devisenskandal bei der Rijecka für die Bayerische Landesbank: Die ist mit 59,5 Prozent am Grundkapital des kroatischen Instituts beteiligt. Mit der im Mai 2000 für etwa 80 Millionen Euro erworbenen Mehrheitsbeteiligung wollten die Bayernbanker einen Fuß in den kroatischen Markt bekommen. Im Mai 2001 schwärmte Vorstandschef Alfred Lehner noch von der "vernetzten Kooperation" die Auslandsbeteiligungen wie die Rijecka ermöglichten.
Rennt, rettet, flüchtet
Jetzt will die Bayern LB das missliche Investment zügig wieder los werden. Derzeit befinde man sich mit dem kroatischen Staat, der ebenfalls mit etwa 25 Prozent an Rijecka beteiligt ist, in "konstruktiven Verhandlungen über die künftige Eigentümerstruktur", teilte die Landesbank unlängst mit. Die Tatsache, dass Rijecka jetzt Opfer des größten Devisenskandals geworden ist, den das postkommunistische Osteuropa je erlebt hat, dürfte sich nicht gerade förderlich auf den Verkaufspreis auswirken.
Kroatiens stellvertretender Premierminister Zdravko Linic ließ denn auch schon mal durchblicken, wie viel die Regierung für den Anteil der Bayern noch zu zahlen bereit ist: nichts. "Die BLB wird der Regierung ihren Anteil im Wert von 70 Millionen Euro zurückgeben und die Regierung wird den Schaden reparieren", so Linic. Der Vizepremier, der sich am Montag mit Mitarbeitern der West LB traf, unterstrich, dass die Rettungsaktion nicht zu Lasten der kroatischen Steuerzahler gehen werde. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, die Bayern würden für ihren Anteil die symbolische Zahlung von einem Dollar erhalten. Die Landesbank will sich zu den kursierenden Zahlen nicht äußern. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, die Gespräche liefen noch.
Wie hat "Edo" das gemacht?
Noch ist unklar, wie Nodilo die Bank, die Aufsichtsbehörden und die Wirtschaftsprüfer über einen langen Zeitraum täuschen konnte. "Die Verluste müssen über mehrere Jahre angehäuft worden sein", so ein Händler. Gemessen an internationalen Standards ist das Volumen der Rijecka-Devisengeschäfte winzig - entsprechend niedrig müssen die Limits für einzelne Deals gewesen sein. Lokalen Quellen zufolge soll sich Nodilo vor allem auf Termin- und Optionsgeschäfte konzentriert haben - wer seine Handelspartner waren, ist bisher unklar.
Dass Nodilo mit seinem Schwindel nicht früher aufflog, erscheint aus mehreren Gründen unglaublich. Erstens hatte die Zentralbank die Rijecka Banka bereits 1999 aufgefordert, einem anonymen Hinweis über angebliche Durchstechereien bei dem Institut nachzugehen. Eine interne Untersuchung bei Rijecka kam zu dem Schluss, dass es keine Unregelmäßigkeiten gab.
Arglose Profibuchalter
Zweitens wurden die Bücher der Rijecka gleich mehrfach von Spezialisten unter die Lupe genommen: KPMG, eine der fünf weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, testierte in den vergangenen zwei Jahren die Jahresabschlüsse der Rijecka - und hatte nichts zu beanstanden. Während man den Wirtschaftsprüfern noch zu Gute halten könnte, dass sie lediglich den Jahresabschluss auf seine formelle Richtigkeit prüften, muss die Bayern LB sich fragen lassen, ob sie bei der Überprüfung ihrer Beteiligung nicht kräftig geschlampt hat.
Bevor die Bayern im Jahr 2000 die Mehrheit an der Rijecka übernahmen, führten sie eine so genannte Due-Diligence-Prüfung durch. Dabei durchleuchteten die Landesbanker das gesamte Unternehmen auf etwaige Leichen im Keller. Ergebnis: alles bestens.
"Nick Leeson der Adria" (2)
Von Thomas Hillenbrand
Als besonders unglücklich erweist sich der Devisenskandal bei der Rijecka für die Bayerische Landesbank: Die ist mit 59,5 Prozent am Grundkapital des kroatischen Instituts beteiligt. Mit der im Mai 2000 für etwa 80 Millionen Euro erworbenen Mehrheitsbeteiligung wollten die Bayernbanker einen Fuß in den kroatischen Markt bekommen. Im Mai 2001 schwärmte Vorstandschef Alfred Lehner noch von der "vernetzten Kooperation" die Auslandsbeteiligungen wie die Rijecka ermöglichten.
Rennt, rettet, flüchtet
Jetzt will die Bayern LB das missliche Investment zügig wieder los werden. Derzeit befinde man sich mit dem kroatischen Staat, der ebenfalls mit etwa 25 Prozent an Rijecka beteiligt ist, in "konstruktiven Verhandlungen über die künftige Eigentümerstruktur", teilte die Landesbank unlängst mit. Die Tatsache, dass Rijecka jetzt Opfer des größten Devisenskandals geworden ist, den das postkommunistische Osteuropa je erlebt hat, dürfte sich nicht gerade förderlich auf den Verkaufspreis auswirken.
Kroatiens stellvertretender Premierminister Zdravko Linic ließ denn auch schon mal durchblicken, wie viel die Regierung für den Anteil der Bayern noch zu zahlen bereit ist: nichts. "Die BLB wird der Regierung ihren Anteil im Wert von 70 Millionen Euro zurückgeben und die Regierung wird den Schaden reparieren", so Linic. Der Vizepremier, der sich am Montag mit Mitarbeitern der West LB traf, unterstrich, dass die Rettungsaktion nicht zu Lasten der kroatischen Steuerzahler gehen werde. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, die Bayern würden für ihren Anteil die symbolische Zahlung von einem Dollar erhalten. Die Landesbank will sich zu den kursierenden Zahlen nicht äußern. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, die Gespräche liefen noch.
Wie hat "Edo" das gemacht?
Noch ist unklar, wie Nodilo die Bank, die Aufsichtsbehörden und die Wirtschaftsprüfer über einen langen Zeitraum täuschen konnte. "Die Verluste müssen über mehrere Jahre angehäuft worden sein", so ein Händler. Gemessen an internationalen Standards ist das Volumen der Rijecka-Devisengeschäfte winzig - entsprechend niedrig müssen die Limits für einzelne Deals gewesen sein. Lokalen Quellen zufolge soll sich Nodilo vor allem auf Termin- und Optionsgeschäfte konzentriert haben - wer seine Handelspartner waren, ist bisher unklar.
Dass Nodilo mit seinem Schwindel nicht früher aufflog, erscheint aus mehreren Gründen unglaublich. Erstens hatte die Zentralbank die Rijecka Banka bereits 1999 aufgefordert, einem anonymen Hinweis über angebliche Durchstechereien bei dem Institut nachzugehen. Eine interne Untersuchung bei Rijecka kam zu dem Schluss, dass es keine Unregelmäßigkeiten gab.
Arglose Profibuchalter
Zweitens wurden die Bücher der Rijecka gleich mehrfach von Spezialisten unter die Lupe genommen: KPMG, eine der fünf weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, testierte in den vergangenen zwei Jahren die Jahresabschlüsse der Rijecka - und hatte nichts zu beanstanden. Während man den Wirtschaftsprüfern noch zu Gute halten könnte, dass sie lediglich den Jahresabschluss auf seine formelle Richtigkeit prüften, muss die Bayern LB sich fragen lassen, ob sie bei der Überprüfung ihrer Beteiligung nicht kräftig geschlampt hat.
Bevor die Bayern im Jahr 2000 die Mehrheit an der Rijecka übernahmen, führten sie eine so genannte Due-Diligence-Prüfung durch. Dabei durchleuchteten die Landesbanker das gesamte Unternehmen auf etwaige Leichen im Keller. Ergebnis: alles bestens.
Finanzmarkt Deutschland -ein Paradies für Blender [ 20.03.02, 13:02 ]
Selten kamen auf Artikel hin so viele Schmähbriefe wie zu ComRoad, vor dessen undurchsichtigen Geschäftspraktiken BÖRSE ONLINE seit Mitte vergangenen Jahres warnt. Ihr Tenor ging von "Kleinkrieg" zwischen uns und dem Münchner Telematikanbieter bis hin zum Vorwurf, die Redaktion würde die Aktie mit Absicht "herunterschreiben", um sich selbst günstig damit einzudecken.
Absurd! Doch man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Neu hingegen ist, dass offenbar auch stichhaltige Beweise, wie sie die Redaktion zusammengetragen hat, nicht so recht ernst genommen werden. Zwar hat ComRoad - nicht ganz freiwillig - reagiert und die Führungsebene ausgemistet. Und selbst die Staatsanwaltschaft wird aktiv - obwohl sie noch nicht so recht weiß, warum und gegen wen.
Besorgnis erregend aber ist, dass ComRoad und andere vergleichbare Fälle immer wieder zeigen, wie einfach es in Deutschland ist, mit dubiosen Businessmodellen und verkäuferischem Geschick via Börse an viel Geld zu kommen. Die Leidtragenden sind zuallererst die direkt betroffenen Aktionäre solcher Firmen, die auf Penny Stocks sitzen bleiben.
In Mitleidenschaft gezogen wird aber auch der Standort Deutschland. Denn die an sich gute Idee, den Neuen Markt als Kapitalquelle für kleine Unternehmen zu etablieren, wird konterkariert. Wenn Anleger Vertrauen in ein ganzes Marktsegment verlieren, haben innovative Firmen mit zukunftsträchtigen Technologien und wachstumstreibenden Investitionen keine Chance.
Schon auf Grund dieser längerfristigen Gefahren sollte sich der Staat nicht aus seiner Verantwortung stehlen. Ein paar neue Gesetze reichen nicht - deren Einhaltung muss kontrolliert werden. Mehr BörsenKnowhow und Kooperation zwischen Wertpapieraufsichtsamt und Rechtsbehörden sind dringend geboten.
Selten kamen auf Artikel hin so viele Schmähbriefe wie zu ComRoad, vor dessen undurchsichtigen Geschäftspraktiken BÖRSE ONLINE seit Mitte vergangenen Jahres warnt. Ihr Tenor ging von "Kleinkrieg" zwischen uns und dem Münchner Telematikanbieter bis hin zum Vorwurf, die Redaktion würde die Aktie mit Absicht "herunterschreiben", um sich selbst günstig damit einzudecken.
Absurd! Doch man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Neu hingegen ist, dass offenbar auch stichhaltige Beweise, wie sie die Redaktion zusammengetragen hat, nicht so recht ernst genommen werden. Zwar hat ComRoad - nicht ganz freiwillig - reagiert und die Führungsebene ausgemistet. Und selbst die Staatsanwaltschaft wird aktiv - obwohl sie noch nicht so recht weiß, warum und gegen wen.
Besorgnis erregend aber ist, dass ComRoad und andere vergleichbare Fälle immer wieder zeigen, wie einfach es in Deutschland ist, mit dubiosen Businessmodellen und verkäuferischem Geschick via Börse an viel Geld zu kommen. Die Leidtragenden sind zuallererst die direkt betroffenen Aktionäre solcher Firmen, die auf Penny Stocks sitzen bleiben.
In Mitleidenschaft gezogen wird aber auch der Standort Deutschland. Denn die an sich gute Idee, den Neuen Markt als Kapitalquelle für kleine Unternehmen zu etablieren, wird konterkariert. Wenn Anleger Vertrauen in ein ganzes Marktsegment verlieren, haben innovative Firmen mit zukunftsträchtigen Technologien und wachstumstreibenden Investitionen keine Chance.
Schon auf Grund dieser längerfristigen Gefahren sollte sich der Staat nicht aus seiner Verantwortung stehlen. Ein paar neue Gesetze reichen nicht - deren Einhaltung muss kontrolliert werden. Mehr BörsenKnowhow und Kooperation zwischen Wertpapieraufsichtsamt und Rechtsbehörden sind dringend geboten.
Vorab wieder die Grüsse @ALL!
E M . T V
Spätzünder
Business as usual bei den Münchenern. Die Bilanz wird wieder einmal verspätet vorgelegt.
München - Der angeschlagene Medienkonzern EM.TV kann die Frist für die Vorlage seiner Geschäftszahlen nicht einhalten. Die Börse habe bereits einer einmonatigen Verlängerung der Frist bis zum 29. April zugestimmt, teilte EM.TV am Freitag in München mit. EM.TV begründete die Verzögerung mit aktuellen Ereignissen außerhalb des Einflussbereichs der Gesellschaft. Auf Grund dieser Entwicklungen seien weitere Bewertungsarbeiten, insbesondere bei dem Joint-Venture mit der KirchGruppe, Junior TV, notwendig.
EM.TV hatte seine Zahlen im vergangenen Jahr nur einmal pünktlich vorgelegt und drei Tage später einen Fehler in der Buchhaltung einräumen müssen. Im ersten Quartal hatte das Unternehmen wegen der verspäteten Vorlage der Zahlen ein Strafgeld in Höhe von 60.000 Euro zahlen müssen. Den Halbjahresbericht legte das Unternehmen mit einer Ausnahmegenehmigung der Deutschen Börse ebenfalls verspätet vor. Die Neun-Monatszahlen musste EM.TV wegen einer Fehlbuchung korrigieren.
E M . T V
Spätzünder
Business as usual bei den Münchenern. Die Bilanz wird wieder einmal verspätet vorgelegt.
München - Der angeschlagene Medienkonzern EM.TV kann die Frist für die Vorlage seiner Geschäftszahlen nicht einhalten. Die Börse habe bereits einer einmonatigen Verlängerung der Frist bis zum 29. April zugestimmt, teilte EM.TV am Freitag in München mit. EM.TV begründete die Verzögerung mit aktuellen Ereignissen außerhalb des Einflussbereichs der Gesellschaft. Auf Grund dieser Entwicklungen seien weitere Bewertungsarbeiten, insbesondere bei dem Joint-Venture mit der KirchGruppe, Junior TV, notwendig.
EM.TV hatte seine Zahlen im vergangenen Jahr nur einmal pünktlich vorgelegt und drei Tage später einen Fehler in der Buchhaltung einräumen müssen. Im ersten Quartal hatte das Unternehmen wegen der verspäteten Vorlage der Zahlen ein Strafgeld in Höhe von 60.000 Euro zahlen müssen. Den Halbjahresbericht legte das Unternehmen mit einer Ausnahmegenehmigung der Deutschen Börse ebenfalls verspätet vor. Die Neun-Monatszahlen musste EM.TV wegen einer Fehlbuchung korrigieren.
N I K O L A I M A N E K
Ermittlungsverfahren gegen Internet-Unternehmer
Von Christian Rickens
Der einstige Hamburger Vorzeigeunternehmer hat Ärger mit der Justiz. Der Grund sind Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Insolvenzen früherer Manek-Firmen.
Nikolai Manek
Hamburg - Im Zusammenhang mit den Insolvenzen der zu Maneks Einflussbereich gehörenden Hamburger Internet-Servicefirmen Nikoworld Development GmbH und Nikotel AG ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen, meldet das manager magazin in seiner am Freitag (22. März) erscheinenden April-Ausgabe.
Wie das Magazin berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren gegen den in Hamburg und San Diego (Kalifornien) lebenden 32-jährigen Unternehmer eröffnet. Die Nikoworld Development GmbH, bei der Manek Geschäftsführer war, soll Sozialabgaben der Mitarbeiter nicht rechtzeitig abgeführt haben. Wie der Insolvenzverwalter berichtete, habe sich die Buchhaltung, die in ein anderes Manek-Unternehmen ausgelagert war, zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages etwa ein Vierteljahr im Rückstand befunden. Zwei ehemalige Mitgeschäftsführer werfen Manek zudem Betrug vor. Manek sieht sich hingegen zu unrecht beschuldigt.
Im Fall der Nikotel, die im Februar 2002 Insolvenz beantragte, ist laut manager magazin ein heftiger Streit um die Rechte an der für das Unternehmen entwickelten Software für das Telefonieren über das Internet entbrannt. In mehreren eidesstattlichen Versicherungen werfen Manek-Vertraute und Nikotel-Manager einander vor, die Software zu Unrecht für sich zu beanspruchen.
Der ehemalige Versicherungsmakler Manek hatte im Februar 2000 den von ihm gegründeten Internet-Provider Nikoma für Aktien im Wert von rund 270 Millionen Euro an die italienische Tiscali-Gruppe verkauft. Mit seinem Vermögen finanzierte Manek die Gründung mehrerer Technologieunternehmen.
Ermittlungsverfahren gegen Internet-Unternehmer
Von Christian Rickens
Der einstige Hamburger Vorzeigeunternehmer hat Ärger mit der Justiz. Der Grund sind Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Insolvenzen früherer Manek-Firmen.
Nikolai Manek
Hamburg - Im Zusammenhang mit den Insolvenzen der zu Maneks Einflussbereich gehörenden Hamburger Internet-Servicefirmen Nikoworld Development GmbH und Nikotel AG ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen, meldet das manager magazin in seiner am Freitag (22. März) erscheinenden April-Ausgabe.
Wie das Magazin berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg ein Ermittlungsverfahren gegen den in Hamburg und San Diego (Kalifornien) lebenden 32-jährigen Unternehmer eröffnet. Die Nikoworld Development GmbH, bei der Manek Geschäftsführer war, soll Sozialabgaben der Mitarbeiter nicht rechtzeitig abgeführt haben. Wie der Insolvenzverwalter berichtete, habe sich die Buchhaltung, die in ein anderes Manek-Unternehmen ausgelagert war, zum Zeitpunkt des Insolvenzantrages etwa ein Vierteljahr im Rückstand befunden. Zwei ehemalige Mitgeschäftsführer werfen Manek zudem Betrug vor. Manek sieht sich hingegen zu unrecht beschuldigt.
Im Fall der Nikotel, die im Februar 2002 Insolvenz beantragte, ist laut manager magazin ein heftiger Streit um die Rechte an der für das Unternehmen entwickelten Software für das Telefonieren über das Internet entbrannt. In mehreren eidesstattlichen Versicherungen werfen Manek-Vertraute und Nikotel-Manager einander vor, die Software zu Unrecht für sich zu beanspruchen.
Der ehemalige Versicherungsmakler Manek hatte im Februar 2000 den von ihm gegründeten Internet-Provider Nikoma für Aktien im Wert von rund 270 Millionen Euro an die italienische Tiscali-Gruppe verkauft. Mit seinem Vermögen finanzierte Manek die Gründung mehrerer Technologieunternehmen.
Managervergütung: Mit vollen Händen
John Chamers: Symbol-Gehalt
Anfang März grübelten tausende von Angestellten des Telekommunikationskonzerns Global Crossing darüber, ob sie die magere Abfindung des bankrotten Konzerns annehmen sollten. Derweil arbeiteten im schicken Bel-Air-Bezirk von Los Angeles Handwerker an der 15 Millionen Dollar teuren Renovierung der Villa ihres Chefs.
92 Millionen Dollar hatte Gary Winnick im September 2000 für die teuerste Privatimmobilie aller Zeiten bezahlt. Lange bevor das Unternehmen von seiner Schuldenlast erdrückt wurde, verkaufte er Anteilscheine im Wert von einer drei Viertel Milliarde Dollar.
Vergütungspakete in dreistelliger Millionenhöhe sind keine Neuheit in den USA. Solange der Prozess transparent ist und die Bezahlung sich an der Unternehmensentwicklung orientiert, störte sich niemand daran. Doch bei der jetzt beginnenden Offenlegung der Vergütung für das Jahr 2001 zeigt sich: immer öfter sichern sich Topmanager ihre Millionengehälter mit fragwürdigen Praktiken bis hin zum Betrug.
In einer aktuellen Umfrage unter institutionellen Anlegern stellte die Beratung Broadgate Consultants gerade fest, dass mehr als 80 Prozent der Ansicht sind, „US-Manager stellen ihre persönlichen Interessen über die der Aktionäre“. Kein Wunder: Die verantwortlichen Manager bei den Pleiten von Enron, Global Crossing und Kmart haben Millionen kassiert.
Im Januar und Februar 2001 erhielten Enron-Chairman Kenneth Lay und CEO Jeffrey Skilling für das Erreichen festgesetzter Gewinn- und Kursniveaus Bonus-schecks in Höhe von 10,6 beziehungsweise 7,52 Millionen Dollar zusätzlich zu den realisierten Gewinnen aus der Ausübung von Aktienoptionen. Heute ist klar, dass die Gewinne von Enron um rund eine Milliarde Dollar nach oben manipuliert waren. Die Mitarbeiter haben Pensionsrückstellungen im Wert von 1,3 Milliarden Dollar verloren.
Auswüchse und Symbolik
Solche Auswüchse sind nach Ansicht der Vergütungsexperten von William M. Mercer jedoch weit weniger verbreitet, als Fälle wie Enron glauben machen. Sie verweisen auf das Ergebnis einer vorläufigen Untersuchung der Vergütung im vergangenen Jahr, wonach Topmanager erstmals seit zwölf Jahren Einbußen hinnehmen mussten. 59 von 100 untersuchten Unternehmen reduzierten den Bonus für ihren CEO. Cisco-Chairman John Chambers forderte auf Grund der enttäuschenden Geschäftsentwicklung im April 2001 schlagzeilenträchtig sein Grundgehalt auf den symbolischen Betrag von einem Dollar zu reduzieren und erhielt keinen Bonus.
Doch das ist nicht mehr als Augenwischerei. Chambers bekam 2001 zunächst ein Optionspaket für vier Millionen Aktien. Und weil das weit über dem damaligen Kurs der Aktie lag, danach noch mal Optionen für zwei Millionen Aktien. Der Wert des bis Ende dieses Jahrzehnts gültigen Pakets könnte leicht bei über 300 Millionen Dollar liegen.
Inklusive der Langzeitvergütung wird die Entlohnung der Bosse bei den 50 größten US-Firmen um magere vier Prozent auf durchschnittlich 10,46 Millionen Dollar fallen, so eine Studie der Beratungsfirma Pearl Meyer & Partners. Die Gewinne der 500 größten US-Unternehmen fielen dagegen im Jahr 2001 „in einem der schwersten Einbrüche seit dem Zweiten Weltkrieg um rund 17 Prozent“, so Charles Hill, Director of Research bei Thomson Financial/First Call.
Starke Einbußen sind für Topmanager selten
„Das Risiko, starke Einbußen bei der Vergütung zu erleiden, ist für Topmanager sehr gering“, sagt Henry Hu, Finanzexperte an der University of Texas School of Law. Daran hat auch der wachsende Anteil vari-abler Vergütung nichts geändert. Weil die Ausgabe von Optionen nicht mit direkten Kosten für die Unternehmen verbunden sind, werden sie mit vollen Händen verteilt. Zum Nachteil der übrigen Aktionäre.
Nach einer Studie des Investor Responsibility Research Center (IRRC) erreicht der so genannte Overhang immer neue Rekordhöhen. Kommen die für Vergütungszwecke reservierten Optionen zum Einsatz, steigt die Zahl der ausgegebenen Aktien der 500 größten Unternehmen derzeit um 13,5 Prozent. Das verwässert alle pro Aktie berechneten Kennwerte. „Das Stück Kuchen von allen, die bereits am Tisch sitzen, wird dünner“, sagt IRRC-Expertin Carol Bowie. Fallende Aktienkurse verstärken den Trend noch. Weil viele Optionen „unter Wasser“, also unter dem vereinbarten Ausübungspreis liegen, legen Unternehmen wie im Fall Cisco einfach Beziehungsrechte mit niedrigeren Ausübungspreisen nach.
Die Folge sind groteske Situationen wie im Fall des Telekomkonzerns Worldcom. CEO Bernard Ebbers hatte sich rund 200 Millionen Dollar bei der Bank of America für die Ausübung von Optionen geliehen und die Aktien als Sicherheit geboten. Der Aktienkurs fiel unter anderem wegen Untersuchungen der Börsenaufsicht immer weiter und die Bank forderte ihr Geld zurück. Da Worldcom den Verfall des Aktienpreises nicht noch weiter schüren wollte, bewahrte das Unternehmen seinen Chef mit einer Kreditlinie von 340 Millionen Dollar vor dem Verkauf. Die Firma berechnet Ebbers nur knapp über zwei Prozent Zinsen und lässt ihm so auf Umwegen (die Differenz zu im freien Markt verfügbaren Zinssätzen) zusätzlich mehrere Millionen Dollar pro Jahr an Vergütung zukommen.
Fall Ebbers ist eine Ausnahme - die Praxis aber nicht
Der Fall Ebbers ist in seiner Dimension eine Ausnahme, die Praxis selbst dagegen nicht. Rund ein Viertel aller großen US-Unternehmen betätigen sich als Privatbank ihrer CEOs. Oft sind die Kredite zinsfrei. „Wenn die als Sicherheit hinterlegten Aktien wegen des Kursverfalls nicht ausreichen, um die Kredite zu decken, werden sie in den meisten Fällen einfach erlassen“, verrät denn auch Susan Eichen, Vergütungsexpertin bei William M. Mercer.
Durch die Kreditvergabe haben Unternehmen nicht nur einen zusätzlichen Weg der Vergütung gefunden. Auch die viel gepriesene Transparenz der Bezahlung leidet. Die Manager zahlen Kredite oft mit Aktien an das Unternehmen zurück. Insiderverkäufe in den Markt müssen bis spätestens zum zehnten Kalendertag des Folgemonats bei der Börsenaufsicht gemeldet werden. Verkäufe an das Unternehmen unterliegen dieser Regelung nicht. Auf diesem Weg konnte etwa Tyco-Chef Dennis Kozlowski öffentlich behaupten, er würde so gut wie keine Aktien des Unternehmens verkaufen, während er gleichzeitig Aktien im Wert von 70 Millionen Dollar als Kreditrückzahlung an das Unternehmen gab.
Schuld an den Auswüchsen bei der Vergütung von Topmanagern ist nach Ansicht von University-of-Texas-Experte Hu die fehlende Unabhängigkeit der externen Aufsichtsratmitglieder (Board of Directors), die die Vergütungskomitees bilden und diese Bezahlungspraktiken absegnen. Nach Ansicht von Vergütungsexperte Graef Crystal „bezahlte sich Kozlowski in den vergangenen Jahren wie Krösus“. Das Orakel prophezeite dem König von Lydien, der zu den reichsten Männern der Antike gehörte, er werde ein großes Reich zerstören. Es war freilich sein eigenes.
Michael Baumann/New York
John Chamers: Symbol-Gehalt
Anfang März grübelten tausende von Angestellten des Telekommunikationskonzerns Global Crossing darüber, ob sie die magere Abfindung des bankrotten Konzerns annehmen sollten. Derweil arbeiteten im schicken Bel-Air-Bezirk von Los Angeles Handwerker an der 15 Millionen Dollar teuren Renovierung der Villa ihres Chefs.
92 Millionen Dollar hatte Gary Winnick im September 2000 für die teuerste Privatimmobilie aller Zeiten bezahlt. Lange bevor das Unternehmen von seiner Schuldenlast erdrückt wurde, verkaufte er Anteilscheine im Wert von einer drei Viertel Milliarde Dollar.
Vergütungspakete in dreistelliger Millionenhöhe sind keine Neuheit in den USA. Solange der Prozess transparent ist und die Bezahlung sich an der Unternehmensentwicklung orientiert, störte sich niemand daran. Doch bei der jetzt beginnenden Offenlegung der Vergütung für das Jahr 2001 zeigt sich: immer öfter sichern sich Topmanager ihre Millionengehälter mit fragwürdigen Praktiken bis hin zum Betrug.
In einer aktuellen Umfrage unter institutionellen Anlegern stellte die Beratung Broadgate Consultants gerade fest, dass mehr als 80 Prozent der Ansicht sind, „US-Manager stellen ihre persönlichen Interessen über die der Aktionäre“. Kein Wunder: Die verantwortlichen Manager bei den Pleiten von Enron, Global Crossing und Kmart haben Millionen kassiert.
Im Januar und Februar 2001 erhielten Enron-Chairman Kenneth Lay und CEO Jeffrey Skilling für das Erreichen festgesetzter Gewinn- und Kursniveaus Bonus-schecks in Höhe von 10,6 beziehungsweise 7,52 Millionen Dollar zusätzlich zu den realisierten Gewinnen aus der Ausübung von Aktienoptionen. Heute ist klar, dass die Gewinne von Enron um rund eine Milliarde Dollar nach oben manipuliert waren. Die Mitarbeiter haben Pensionsrückstellungen im Wert von 1,3 Milliarden Dollar verloren.
Auswüchse und Symbolik
Solche Auswüchse sind nach Ansicht der Vergütungsexperten von William M. Mercer jedoch weit weniger verbreitet, als Fälle wie Enron glauben machen. Sie verweisen auf das Ergebnis einer vorläufigen Untersuchung der Vergütung im vergangenen Jahr, wonach Topmanager erstmals seit zwölf Jahren Einbußen hinnehmen mussten. 59 von 100 untersuchten Unternehmen reduzierten den Bonus für ihren CEO. Cisco-Chairman John Chambers forderte auf Grund der enttäuschenden Geschäftsentwicklung im April 2001 schlagzeilenträchtig sein Grundgehalt auf den symbolischen Betrag von einem Dollar zu reduzieren und erhielt keinen Bonus.
Doch das ist nicht mehr als Augenwischerei. Chambers bekam 2001 zunächst ein Optionspaket für vier Millionen Aktien. Und weil das weit über dem damaligen Kurs der Aktie lag, danach noch mal Optionen für zwei Millionen Aktien. Der Wert des bis Ende dieses Jahrzehnts gültigen Pakets könnte leicht bei über 300 Millionen Dollar liegen.
Inklusive der Langzeitvergütung wird die Entlohnung der Bosse bei den 50 größten US-Firmen um magere vier Prozent auf durchschnittlich 10,46 Millionen Dollar fallen, so eine Studie der Beratungsfirma Pearl Meyer & Partners. Die Gewinne der 500 größten US-Unternehmen fielen dagegen im Jahr 2001 „in einem der schwersten Einbrüche seit dem Zweiten Weltkrieg um rund 17 Prozent“, so Charles Hill, Director of Research bei Thomson Financial/First Call.
Starke Einbußen sind für Topmanager selten
„Das Risiko, starke Einbußen bei der Vergütung zu erleiden, ist für Topmanager sehr gering“, sagt Henry Hu, Finanzexperte an der University of Texas School of Law. Daran hat auch der wachsende Anteil vari-abler Vergütung nichts geändert. Weil die Ausgabe von Optionen nicht mit direkten Kosten für die Unternehmen verbunden sind, werden sie mit vollen Händen verteilt. Zum Nachteil der übrigen Aktionäre.
Nach einer Studie des Investor Responsibility Research Center (IRRC) erreicht der so genannte Overhang immer neue Rekordhöhen. Kommen die für Vergütungszwecke reservierten Optionen zum Einsatz, steigt die Zahl der ausgegebenen Aktien der 500 größten Unternehmen derzeit um 13,5 Prozent. Das verwässert alle pro Aktie berechneten Kennwerte. „Das Stück Kuchen von allen, die bereits am Tisch sitzen, wird dünner“, sagt IRRC-Expertin Carol Bowie. Fallende Aktienkurse verstärken den Trend noch. Weil viele Optionen „unter Wasser“, also unter dem vereinbarten Ausübungspreis liegen, legen Unternehmen wie im Fall Cisco einfach Beziehungsrechte mit niedrigeren Ausübungspreisen nach.
Die Folge sind groteske Situationen wie im Fall des Telekomkonzerns Worldcom. CEO Bernard Ebbers hatte sich rund 200 Millionen Dollar bei der Bank of America für die Ausübung von Optionen geliehen und die Aktien als Sicherheit geboten. Der Aktienkurs fiel unter anderem wegen Untersuchungen der Börsenaufsicht immer weiter und die Bank forderte ihr Geld zurück. Da Worldcom den Verfall des Aktienpreises nicht noch weiter schüren wollte, bewahrte das Unternehmen seinen Chef mit einer Kreditlinie von 340 Millionen Dollar vor dem Verkauf. Die Firma berechnet Ebbers nur knapp über zwei Prozent Zinsen und lässt ihm so auf Umwegen (die Differenz zu im freien Markt verfügbaren Zinssätzen) zusätzlich mehrere Millionen Dollar pro Jahr an Vergütung zukommen.
Fall Ebbers ist eine Ausnahme - die Praxis aber nicht
Der Fall Ebbers ist in seiner Dimension eine Ausnahme, die Praxis selbst dagegen nicht. Rund ein Viertel aller großen US-Unternehmen betätigen sich als Privatbank ihrer CEOs. Oft sind die Kredite zinsfrei. „Wenn die als Sicherheit hinterlegten Aktien wegen des Kursverfalls nicht ausreichen, um die Kredite zu decken, werden sie in den meisten Fällen einfach erlassen“, verrät denn auch Susan Eichen, Vergütungsexpertin bei William M. Mercer.
Durch die Kreditvergabe haben Unternehmen nicht nur einen zusätzlichen Weg der Vergütung gefunden. Auch die viel gepriesene Transparenz der Bezahlung leidet. Die Manager zahlen Kredite oft mit Aktien an das Unternehmen zurück. Insiderverkäufe in den Markt müssen bis spätestens zum zehnten Kalendertag des Folgemonats bei der Börsenaufsicht gemeldet werden. Verkäufe an das Unternehmen unterliegen dieser Regelung nicht. Auf diesem Weg konnte etwa Tyco-Chef Dennis Kozlowski öffentlich behaupten, er würde so gut wie keine Aktien des Unternehmens verkaufen, während er gleichzeitig Aktien im Wert von 70 Millionen Dollar als Kreditrückzahlung an das Unternehmen gab.
Schuld an den Auswüchsen bei der Vergütung von Topmanagern ist nach Ansicht von University-of-Texas-Experte Hu die fehlende Unabhängigkeit der externen Aufsichtsratmitglieder (Board of Directors), die die Vergütungskomitees bilden und diese Bezahlungspraktiken absegnen. Nach Ansicht von Vergütungsexperte Graef Crystal „bezahlte sich Kozlowski in den vergangenen Jahren wie Krösus“. Das Orakel prophezeite dem König von Lydien, der zu den reichsten Männern der Antike gehörte, er werde ein großes Reich zerstören. Es war freilich sein eigenes.
Michael Baumann/New York
Bilanztricks: Mehr Raum für kreative Buchführung
Vorstände verschleiern oft den wahren Unternehmenswert mit zahlreichen Tricks. Neue Bilanzregeln vergrößern das Chaos – zum Nachteil der Aktionäre.
Mit Immobilien ist das so eine Sache. Was sie wirklich wert sind, erfährt der Eigentümer immer erst, wenn er sie verkaufen will: Der Markt bestimmt den Preis. Das weiß inzwischen auch Karl-Gerhard Eick. Der Finanzvorstand der Deutschen Telekom muss die Altlasten des Exmonopolisten verwalten. Schon vor dem Börsengang 1996 kursierten Gerüchte, der Wert der Grundstücke und Gebäude, die das Unternehmen nach der Teilung der alten Bundespost erhalten hatte, sei zu hoch angesetzt. Anfang 2001 schlug die Stunde der Wahrheit: Die Telekom musste ihr Immobilienvermögen um zwei Millarden Euro abwerten – der Kurs der T-Aktie bekam erneut Schlagseite. Doch bis heute dementiert Ron Sommer die Probleme vehement. „Bei uns ist nichts unseriös gelaufen“, lässt der Telekomchef verlauten.
Nicht nur bei der Telekom reiben sich Aktionäre verwundert die Augen, wenn der Vorstand die Bilanz präsentiert: Widersprechende nationale und internationale Vorschriften führen zu einem großen Tohuwabohu. Das verwirrt nicht nur Privatanleger. „Auch die Analysten der Banken sind häufig nicht mehr in der Lage, richtig zu differenzieren“, sagt Bernhard Pellens, Professor am Lehrstuhl für Internationale Unternehmensrechnung an der Uni Bochum. Zum Leidwesen des Experten machen neue US-Bilanzregeln „es künftig noch schwieriger“, die Tricks der Finanzvorstände zu durchschauen. Wer jedoch als Anleger die häufigsten Kniffe kennt und ein wenig Zeit auf das Studium der Geschäftsberichte verwendet, entlarvt zumindest einige der Gefahren.
Eigentlich sind die Regeln einfach. Die Buchungen, auf denen am Jahresende die Bilanz aufbaut, sollen „alle Geschäftsfälle wahrheitsgetreu und vollständig wiedergeben. Sie müssen übersichtlich und verständlich sein“. So steht es in den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung, die für alle deutschen Unternehmen gelten. In der Praxis allerdings geben sich nicht nur windige Finanzjongleure am Neuen Markt alle Mühe, Schieflagen zu verbergen, mit der Wahrheit nur häppchenweise herauszurücken oder die tatsächliche Gewinnsituation zu verschleiern. Auch angesehene Weltkonzerne biegen in den Geschäftsberichten ihre Finanzlage so zurecht, wie es dem Vorstand gerade ins Kalkül passt. Grundsätzlich gilt dabei: Je komplexer die Struktur eines Konzerns, desto zahlreicher sind die Möglichkeiten zur Schummelei.
Dahinter steckt meist nicht einmal kriminelle Energie: Oft sollen nur Managementfehler kaschiert werden, in der Hoffnung, diese später unauffällig wieder ausbügeln zu können. Das Täuschen und Tricksen wird über eine unheilige Allianz mit den Wirtschaftsprüfern erleichtert. Denn die Prüfer stemmen sich immer noch zu wenig gegen dubiose Methoden ihrer Kunden oder erteilen trotz vieler Bilanzirrungen zu einfach das Testat. Daher sind inzwischen viele Bankanalysten dazu übergegangen, neue Kennzahlen zu entwickeln, um den Unternehmenswert besser ermitteln zu können. Allein: Kennzahlen wie Cash-Flow (Kapitalfluss), Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) und ein daraus abgeleiteter Enterprise Value (Firmenwert) haben nicht wirklich dabei geholfen, Fehlbewertungen an der Börse zu erkennen, die oft auf mangelhafte Bilanzanalyse zurückzuführen sind.
Und selbst wer bisher in der Lage war, bilanzielle Falltüren früh genug zu erkennen, wird künftig auf größere Schwierigkeiten stoßen. Experten beklagen schon jetzt eine Änderung der US-Vorschriften Generally Accepted Accounting Principles (GAAP, siehe Kasten Seite 96), nach der auch viele deutsche Firmen ihren Abschluss aufstellen. Das Regelwerk wird gelockert, die Spielräume für kreative Buchführung werden erweitert. Nur Investoren, die kontinuierlich die Veröffentlichungen ihrer Unternehmen verfolgen, können dann noch einige Tricks der Finanzchefs erkennen. „Mitunter entsteht der Eindruck, die Rechnungslegung nach US-GAAP sei deshalb so viel besser als die nach deutschem Recht, weil sie keine Bilanzierungsspielräume böte“, sagt Walther Busse von Colbe, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bochum und einer der anerkanntesten Experten seines Fachs, „doch das ist falsch.“ Gerade die internationalen Regeln – nach denen alle Unternehmen am Neuen Markt und 29 von 30 Dax-Konzernen bilanzieren – erlauben einen leichtfertigen Umgang mit immateriellen Teilen des Vermögens wie Software, Patenten oder Lizenzen.
Konsequenz für Anleger: Sie sollten nur mit Vorsicht in Aktien von Unternehmen investieren, bei denen ein Großteil des Vermögens (Aktivseite der Bilanz) aus immateriellen Gütern stammt. Denn bringen die dahinter versteckten Entwicklungen oder Nutzrechte später nicht den erhofften Gewinn, muss der Finanzchef irgendwann die Karten offen legen und den Wert abschreiben. Das schlägt durch auf Gewinn und Aktienkurs. Um welch enorme Beträge es sich dabei gerade im Technologiesektor handeln kann, zeigte jüngst Nortel Networks. Um 12,3 Milliarden Dollar musste der Telekomzulieferer die Werte immaterieller Bilanzposten und zugekaufter Beteiligungen nach unten korrigieren – ein trauriger Rekord. Zusammen mit weiteren Abschreibungen und einem operativen Milliardenverlust wies Nortel im zweiten Quartal 2001 ein Minus von 19,4 Milliarden Dollar aus – der Kurs fiel auf ein 52-Wochen-Tief.
Die Gefahr von krassen Fehlentscheidungen wird noch größer. Denn in Zukunft können die Unternehmen ihre aufgeblähten Bilanzen noch leichter als bisher auf einem dem Anschein nach hohen Niveau halten. Hintergrund: Im Zuge des Aktienbooms kauften viele Unternehmen Konkurrenten zu völlig überzogenen Preisen. Die Differenz zwischen Preis und echtem Wert der Übernahmeopfer, die beispielsweise bei der Telekom für den Mobilfunker One-2-One und andere Firmen fast 20 Millionen Euro ausmacht , musste bisher nach US-Recht abgeschrieben werden. Das schmälerte den Gewinn erheblich. Künftig aber werden Unternehmen, die nach US-GAAP ihre Bilanz aufstellen, auf die planmäßige Abschreibung dieser so genannten Firmenwerte (Goodwill) verzichten (WirtschaftsWoche 27/2001).
Stattdessen wird dann jährlich nach einer komplizierten Methode ermittelt, ob eine Sonderabschreibung notwendig ist. Können die Finanzvorstände den Wirtschaftsprüfern einreden, dass die teuer eingekauften Beteiligungen so viel wert sind, wie in den Büchern steht, fallen die Abschreibungen niedriger aus oder ganz weg. Somit hängt der Goodwill ebenso wie viele andere Bilanzpositionen zukünftig an subjektiven Einschätzungen. Investoren sollten überraschend hohe Gewinne daher kritisch prüfen – sie könnten nur auf dem Papier stehen.
Denn ob bei fingierten Scheingeschäften wie im Fall des Bohrgeräteherstellers Flowtex, dramatisch überbewerteten Immobilien bei der Hypobank oder der Beinahepleite des Bauriesen Philipp Holzmann – immer hatten Wirtschaftsprüfer die Bilanz angeblich auf Herz und Nieren geprüft. Da die Prüfungsgesellschaften ungern ein langjähriges, lukratives Mandat verlieren, besteht die Gefahr, dass sie zu oft nicht genau genug hinschauen und bei Ungereimtheiten keinen Einspruch erheben.
Wegen der unterschiedlichen Rechtssysteme und Regelungen wird der Verzicht auf die Goodwill-Abschreibungen den Wirrwarr um die nationalen und internationalen Rechnungslegungsvorschriften weiter verstärken. Denn: „Das Verbot, den Goodwill aus dem Erwerb von Unternehmen planmäßig abzuschreiben, steht in krassem Widerspruch nicht nur zu den Bilanzrichtlinien der EU und damit auch zum HGB, sondern auch zur vorherrschenden internationalen Praxis“, kritisiert Experte Pellens. So könnte es dazu kommen, dass künftig international operierende deutsche Unternehmen zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse ausweisen – einmal nach deutschem und einmal nach amerikanischem Recht. Pellens: „Das trägt nicht gerade zur Verständlichkeit und Vergleichbarkeit der ohnehin komplizierten Konzernrechnungslegung bei.“ Der Verzicht auf die Firmenwertabschreibung wird dazu führen, dass sich auf den ersten Blick die Vermögens- und Ertragslage deutlich verbessert, ohne dass sich realwirtschaftlich etwas verändert hätte. Beispiel Vodafone: Die Akquisition des Mannesmann-Konzerns verursachte 150 Milliarden Euro Goodwill bei den Briten. Nach der neuen Regelung hätte der Betrag keinen Einfluss mehr auf den Jahresüberschuss. „Die Gewinne steigen allein, weil die teilweise sehr hohen bisherigen planmäßigen Goodwill-Abschreibungen entfallen“, erklärt Busse von Colbe. „Die Kurse wird dieser Bilanzierungstrick immer dann beeinflussen, wenn Investoren die Auswirkungen auf Kennzahlen der betroffenen Konzerne nicht vollständig erkennen“, ergänzt Pellens. Kurzfristige Kurssprünge nach der Bekanntgabe von Zahlen können künftig noch häufiger als bisher eine schnelle Fehleinschätzung der Börse sein.
Aber nicht nur die High-Tech-Firmen, auch Unternehmen ohne kritische Goodwill-Größen in der Bilanz vernebeln gerne ihre wahre Vermögenslage. Oft allerdings in umgekehrter Richtung: Sie rechnen sich arm statt reich. So parken Finanzvorstände gerne Kapital bei Töchtern, die wegen der geringen Beteiligung nicht in der Konzernbilanz auftauchen. So soll E.On Unternehmensinsidern zufolge einen Großteil seines liquiden Vermögens bei Minderheitsbeteiligungen versteckt haben. Grund: Ein niedriger Kassenbestand in der Bilanz schreckt mögliche Aufkäufer ab. Auch Wilhelm Zeller, Vorstandschef der Hannover Rück, räumte im Juni ein, Gestaltungsspielräume der US-GAAP zu nutzen, „um den Überschuss gegenüber dem Vorjahr nicht zu stark wachsen zu lassen“.
Nicht nur Dritten gegenüber versuchen die Finanzchefs, Gewinne zu verschleiern. Auch die eigenen Anteilseigner staunen manchmal über die findigen Tricks. „Die Konzernleitungen können die Gewinne der Tochtergesellschaften durch Verrechnungspreise erhöhen und sie dann dort parken. Die Aktionäre des Mutterunternehmens bekommen diese Gewinne dann zwar im Konzernabschluss zu sehen, können hierauf aber keine Dividendenansprüche stellen“, erläutert Pellens eine beliebte Praxis, wie Erträge im Unternehmen und Aktionäre außen vor gehalten werden. „DaimlerChrysler, Volkswagen und E.On haben so in der Vergangenheit ihre Bilanzsubstanz auf Kosten einer geringeren Ausschüttung gestärkt“, so Pellens.
Hintergrund: Die Gewinnausschüttung richtet sich in Deutschland noch nach der Einzelbilanz des Mutterunternehmens und nicht nach dem Konzernabschluss, in dem alle Gewinne der Mehrheitsbeteiligungen auftauchen. „In die Einzelbilanz werden nur so viel Gewinne der Töchter gelenkt, wie Vorstand und Aufsichtsrat der Mutter an die Aktionäre verteilen wollen“, sagt Pellens. Der Bochumer Professor vermutet, dass dies auch bei Familienunternehmen, deren Anteile bei vielen Verwandten gestreut sind, der Fall sein dürfte: „BMW ist hierfür ein klassisches Beispiel.“
Wo aber auf der einen Seite von vielen Unternehmen leere Taschen vorgegaukelt werden, protzen auf der anderen Seite viele Firmen mit vermeintlichem Reichtum. So ist das aktuelle Milliardendesaster der Bankgesellschaft Berlin unter anderem auf eine Überbewertung von Mietwohnungen zurückzuführen. Auch die inzwischen zur HypoVereinsbank fusionierte Bayerische Hypotheken- und Wechselbank bewertete Ostimmobilien um rund 3,5 Milliarden Mark zu hoch. Die Folge: Die Bilanz barg auf dem ersten Blick viel Substanz. In solchen Fällen ergibt sich an der Börse ein überhöhter Kurs, da sich viele der von Analysten benutzten Kennzahlen zur Ermittlung des fairen Unternehmenswertes an den Vermögensgrößen der Bilanz orientieren.
Ein anderes Spiel in den Vorstandsetagen: Innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung werden Positionen nach Belieben hin- und hergeschoben. Eigentlich als außerordentliches Ergebnis auszuweisende Posten werden dem operativen Ergebnis zugeschlagen, sodass der Anleger den Eindruck gewinnt, das Kerngeschäft laufe gut. So wollte Ex-Eurobike-Chef Herbert Will Verluste aus dem operativen Geschäft mit außerordentlichen Einnahmen aus dem Leasinggeschäft kompensieren. Doch der Aufsichtsrat spielte nicht mit – eine löbliche Ausnahme. Will musste nach dem Kursdesaster der Eurobike-Aktie im Frühling seinen Hut nehmen. Auch die Lufthansa polierte Ende der Neunzigerjahre erheblich ihre Gewinnrechnung auf und schlug eigentlich außerordentliche Erträge dem operativen Geschäft zu. Insgeheim hatte die Airline Rückstellungen aufgelöst und Gewinne aus Flugzeugverkäufen ins operative Ergebnis verschoben. So verdreifachte die Lufthansa völlig überraschend ihren operativens Gewinn im ersten Halbjahr 1997. Fragwürdig ist auch der jüngste Ergebnisausweis von Yahoo, der ähnliche Tricks zumindest vermuten lässt.
Um der Muttergesellschaft General Motors bessere Zahlen zu präsentieren, schönte 1999 auch der damalige Opel-Chef Robert Hendry elegant den Abschluss. Stolz präsentierte er einen 1998er-Jahresüberschuss von 576 Millionen Mark. Nur: Das operatives Ergebnis wies Opel im Gegensatz zum Vorjahr nicht aus. Hendry bediente sich gleich mehrerer Kniffe. Der erste war für den kundigen Bilanzleser sofort zu erkennen: Opel hatte einfach die letzten noch freien Rücklagen in Höhe von 462 Millionen Mark aufgelöst und dem Ergebnis zugeschlagen. Zudem bezog der Autobauer Anteile der Opel-Schwestern Eisenach, Polen und Ungarn in die Bilanz ein und hob so stille Reserven. Der Effekt: Aus einem Betriebsverlust von 802 Millionen Mark, den Hendry geflissenlich verschwiegen hatte, wurde ein üppiger Gewinn. Auch Babcock-Chef Klaus Lederer trickste in der Bilanz 1997/98 heftig, um vor das eigentlich negative Eigenkapital noch ein positives Vorzeichen zu drehen .
Was den Finanzchefs der Großunternehmen recht ist, ist den jung-dynamischen Bilanzgestaltern am Neuen Markt nur billig. Häufig findet der Anleger erst im Anhang der Bilanz die entscheidenden Aussagen. So erfahren Investoren auf den letzten Seiten des Geschäftsberichts, dass die Neusser Endemann Internet AG mit ihrem Kerngeschäft keinen Pfennig erlöst. Die Erträge stammen einzig und allein aus der Anlage der üppigen Einnahmen aus dem Börsengang in Festgeldern und Aktien. Seit dem der Börsencrash auch die außerordentlichen Erträge vermiest, hat Vorstandschef Ingo Endemann inzwischen aber auch die letzte Täuschungskarte verspielt.
Kein Wunder, dass die Fachleute Busse von Colbe und Pellens jedem Investor „dringend raten, den Konzernabschluss zu studieren, wenn er sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens machen will“. Das haben inzwischen auch Staatsanwälte bei der Telekom getan. Bei genauen Hinsehen entdeckten sie nicht nur den überwerteten Immobilienbestand. Auch sind nach neuesten Vermutungen der Staatsanwaltschaft technische Anlagen möglicherweise um Milliarden zu hoch bewertet. Sollte sich diese Vermutung als richtig erweisen, wird die T-Aktie wie die T-Bilanz erneut auf Schrumpfkurs gehen.
CHRISTOF SCHÜRMANN
Vorstände verschleiern oft den wahren Unternehmenswert mit zahlreichen Tricks. Neue Bilanzregeln vergrößern das Chaos – zum Nachteil der Aktionäre.
Mit Immobilien ist das so eine Sache. Was sie wirklich wert sind, erfährt der Eigentümer immer erst, wenn er sie verkaufen will: Der Markt bestimmt den Preis. Das weiß inzwischen auch Karl-Gerhard Eick. Der Finanzvorstand der Deutschen Telekom muss die Altlasten des Exmonopolisten verwalten. Schon vor dem Börsengang 1996 kursierten Gerüchte, der Wert der Grundstücke und Gebäude, die das Unternehmen nach der Teilung der alten Bundespost erhalten hatte, sei zu hoch angesetzt. Anfang 2001 schlug die Stunde der Wahrheit: Die Telekom musste ihr Immobilienvermögen um zwei Millarden Euro abwerten – der Kurs der T-Aktie bekam erneut Schlagseite. Doch bis heute dementiert Ron Sommer die Probleme vehement. „Bei uns ist nichts unseriös gelaufen“, lässt der Telekomchef verlauten.
Nicht nur bei der Telekom reiben sich Aktionäre verwundert die Augen, wenn der Vorstand die Bilanz präsentiert: Widersprechende nationale und internationale Vorschriften führen zu einem großen Tohuwabohu. Das verwirrt nicht nur Privatanleger. „Auch die Analysten der Banken sind häufig nicht mehr in der Lage, richtig zu differenzieren“, sagt Bernhard Pellens, Professor am Lehrstuhl für Internationale Unternehmensrechnung an der Uni Bochum. Zum Leidwesen des Experten machen neue US-Bilanzregeln „es künftig noch schwieriger“, die Tricks der Finanzvorstände zu durchschauen. Wer jedoch als Anleger die häufigsten Kniffe kennt und ein wenig Zeit auf das Studium der Geschäftsberichte verwendet, entlarvt zumindest einige der Gefahren.
Eigentlich sind die Regeln einfach. Die Buchungen, auf denen am Jahresende die Bilanz aufbaut, sollen „alle Geschäftsfälle wahrheitsgetreu und vollständig wiedergeben. Sie müssen übersichtlich und verständlich sein“. So steht es in den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung, die für alle deutschen Unternehmen gelten. In der Praxis allerdings geben sich nicht nur windige Finanzjongleure am Neuen Markt alle Mühe, Schieflagen zu verbergen, mit der Wahrheit nur häppchenweise herauszurücken oder die tatsächliche Gewinnsituation zu verschleiern. Auch angesehene Weltkonzerne biegen in den Geschäftsberichten ihre Finanzlage so zurecht, wie es dem Vorstand gerade ins Kalkül passt. Grundsätzlich gilt dabei: Je komplexer die Struktur eines Konzerns, desto zahlreicher sind die Möglichkeiten zur Schummelei.
Dahinter steckt meist nicht einmal kriminelle Energie: Oft sollen nur Managementfehler kaschiert werden, in der Hoffnung, diese später unauffällig wieder ausbügeln zu können. Das Täuschen und Tricksen wird über eine unheilige Allianz mit den Wirtschaftsprüfern erleichtert. Denn die Prüfer stemmen sich immer noch zu wenig gegen dubiose Methoden ihrer Kunden oder erteilen trotz vieler Bilanzirrungen zu einfach das Testat. Daher sind inzwischen viele Bankanalysten dazu übergegangen, neue Kennzahlen zu entwickeln, um den Unternehmenswert besser ermitteln zu können. Allein: Kennzahlen wie Cash-Flow (Kapitalfluss), Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) und ein daraus abgeleiteter Enterprise Value (Firmenwert) haben nicht wirklich dabei geholfen, Fehlbewertungen an der Börse zu erkennen, die oft auf mangelhafte Bilanzanalyse zurückzuführen sind.
Und selbst wer bisher in der Lage war, bilanzielle Falltüren früh genug zu erkennen, wird künftig auf größere Schwierigkeiten stoßen. Experten beklagen schon jetzt eine Änderung der US-Vorschriften Generally Accepted Accounting Principles (GAAP, siehe Kasten Seite 96), nach der auch viele deutsche Firmen ihren Abschluss aufstellen. Das Regelwerk wird gelockert, die Spielräume für kreative Buchführung werden erweitert. Nur Investoren, die kontinuierlich die Veröffentlichungen ihrer Unternehmen verfolgen, können dann noch einige Tricks der Finanzchefs erkennen. „Mitunter entsteht der Eindruck, die Rechnungslegung nach US-GAAP sei deshalb so viel besser als die nach deutschem Recht, weil sie keine Bilanzierungsspielräume böte“, sagt Walther Busse von Colbe, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Bochum und einer der anerkanntesten Experten seines Fachs, „doch das ist falsch.“ Gerade die internationalen Regeln – nach denen alle Unternehmen am Neuen Markt und 29 von 30 Dax-Konzernen bilanzieren – erlauben einen leichtfertigen Umgang mit immateriellen Teilen des Vermögens wie Software, Patenten oder Lizenzen.
Konsequenz für Anleger: Sie sollten nur mit Vorsicht in Aktien von Unternehmen investieren, bei denen ein Großteil des Vermögens (Aktivseite der Bilanz) aus immateriellen Gütern stammt. Denn bringen die dahinter versteckten Entwicklungen oder Nutzrechte später nicht den erhofften Gewinn, muss der Finanzchef irgendwann die Karten offen legen und den Wert abschreiben. Das schlägt durch auf Gewinn und Aktienkurs. Um welch enorme Beträge es sich dabei gerade im Technologiesektor handeln kann, zeigte jüngst Nortel Networks. Um 12,3 Milliarden Dollar musste der Telekomzulieferer die Werte immaterieller Bilanzposten und zugekaufter Beteiligungen nach unten korrigieren – ein trauriger Rekord. Zusammen mit weiteren Abschreibungen und einem operativen Milliardenverlust wies Nortel im zweiten Quartal 2001 ein Minus von 19,4 Milliarden Dollar aus – der Kurs fiel auf ein 52-Wochen-Tief.
Die Gefahr von krassen Fehlentscheidungen wird noch größer. Denn in Zukunft können die Unternehmen ihre aufgeblähten Bilanzen noch leichter als bisher auf einem dem Anschein nach hohen Niveau halten. Hintergrund: Im Zuge des Aktienbooms kauften viele Unternehmen Konkurrenten zu völlig überzogenen Preisen. Die Differenz zwischen Preis und echtem Wert der Übernahmeopfer, die beispielsweise bei der Telekom für den Mobilfunker One-2-One und andere Firmen fast 20 Millionen Euro ausmacht , musste bisher nach US-Recht abgeschrieben werden. Das schmälerte den Gewinn erheblich. Künftig aber werden Unternehmen, die nach US-GAAP ihre Bilanz aufstellen, auf die planmäßige Abschreibung dieser so genannten Firmenwerte (Goodwill) verzichten (WirtschaftsWoche 27/2001).
Stattdessen wird dann jährlich nach einer komplizierten Methode ermittelt, ob eine Sonderabschreibung notwendig ist. Können die Finanzvorstände den Wirtschaftsprüfern einreden, dass die teuer eingekauften Beteiligungen so viel wert sind, wie in den Büchern steht, fallen die Abschreibungen niedriger aus oder ganz weg. Somit hängt der Goodwill ebenso wie viele andere Bilanzpositionen zukünftig an subjektiven Einschätzungen. Investoren sollten überraschend hohe Gewinne daher kritisch prüfen – sie könnten nur auf dem Papier stehen.
Denn ob bei fingierten Scheingeschäften wie im Fall des Bohrgeräteherstellers Flowtex, dramatisch überbewerteten Immobilien bei der Hypobank oder der Beinahepleite des Bauriesen Philipp Holzmann – immer hatten Wirtschaftsprüfer die Bilanz angeblich auf Herz und Nieren geprüft. Da die Prüfungsgesellschaften ungern ein langjähriges, lukratives Mandat verlieren, besteht die Gefahr, dass sie zu oft nicht genau genug hinschauen und bei Ungereimtheiten keinen Einspruch erheben.
Wegen der unterschiedlichen Rechtssysteme und Regelungen wird der Verzicht auf die Goodwill-Abschreibungen den Wirrwarr um die nationalen und internationalen Rechnungslegungsvorschriften weiter verstärken. Denn: „Das Verbot, den Goodwill aus dem Erwerb von Unternehmen planmäßig abzuschreiben, steht in krassem Widerspruch nicht nur zu den Bilanzrichtlinien der EU und damit auch zum HGB, sondern auch zur vorherrschenden internationalen Praxis“, kritisiert Experte Pellens. So könnte es dazu kommen, dass künftig international operierende deutsche Unternehmen zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse ausweisen – einmal nach deutschem und einmal nach amerikanischem Recht. Pellens: „Das trägt nicht gerade zur Verständlichkeit und Vergleichbarkeit der ohnehin komplizierten Konzernrechnungslegung bei.“ Der Verzicht auf die Firmenwertabschreibung wird dazu führen, dass sich auf den ersten Blick die Vermögens- und Ertragslage deutlich verbessert, ohne dass sich realwirtschaftlich etwas verändert hätte. Beispiel Vodafone: Die Akquisition des Mannesmann-Konzerns verursachte 150 Milliarden Euro Goodwill bei den Briten. Nach der neuen Regelung hätte der Betrag keinen Einfluss mehr auf den Jahresüberschuss. „Die Gewinne steigen allein, weil die teilweise sehr hohen bisherigen planmäßigen Goodwill-Abschreibungen entfallen“, erklärt Busse von Colbe. „Die Kurse wird dieser Bilanzierungstrick immer dann beeinflussen, wenn Investoren die Auswirkungen auf Kennzahlen der betroffenen Konzerne nicht vollständig erkennen“, ergänzt Pellens. Kurzfristige Kurssprünge nach der Bekanntgabe von Zahlen können künftig noch häufiger als bisher eine schnelle Fehleinschätzung der Börse sein.
Aber nicht nur die High-Tech-Firmen, auch Unternehmen ohne kritische Goodwill-Größen in der Bilanz vernebeln gerne ihre wahre Vermögenslage. Oft allerdings in umgekehrter Richtung: Sie rechnen sich arm statt reich. So parken Finanzvorstände gerne Kapital bei Töchtern, die wegen der geringen Beteiligung nicht in der Konzernbilanz auftauchen. So soll E.On Unternehmensinsidern zufolge einen Großteil seines liquiden Vermögens bei Minderheitsbeteiligungen versteckt haben. Grund: Ein niedriger Kassenbestand in der Bilanz schreckt mögliche Aufkäufer ab. Auch Wilhelm Zeller, Vorstandschef der Hannover Rück, räumte im Juni ein, Gestaltungsspielräume der US-GAAP zu nutzen, „um den Überschuss gegenüber dem Vorjahr nicht zu stark wachsen zu lassen“.
Nicht nur Dritten gegenüber versuchen die Finanzchefs, Gewinne zu verschleiern. Auch die eigenen Anteilseigner staunen manchmal über die findigen Tricks. „Die Konzernleitungen können die Gewinne der Tochtergesellschaften durch Verrechnungspreise erhöhen und sie dann dort parken. Die Aktionäre des Mutterunternehmens bekommen diese Gewinne dann zwar im Konzernabschluss zu sehen, können hierauf aber keine Dividendenansprüche stellen“, erläutert Pellens eine beliebte Praxis, wie Erträge im Unternehmen und Aktionäre außen vor gehalten werden. „DaimlerChrysler, Volkswagen und E.On haben so in der Vergangenheit ihre Bilanzsubstanz auf Kosten einer geringeren Ausschüttung gestärkt“, so Pellens.
Hintergrund: Die Gewinnausschüttung richtet sich in Deutschland noch nach der Einzelbilanz des Mutterunternehmens und nicht nach dem Konzernabschluss, in dem alle Gewinne der Mehrheitsbeteiligungen auftauchen. „In die Einzelbilanz werden nur so viel Gewinne der Töchter gelenkt, wie Vorstand und Aufsichtsrat der Mutter an die Aktionäre verteilen wollen“, sagt Pellens. Der Bochumer Professor vermutet, dass dies auch bei Familienunternehmen, deren Anteile bei vielen Verwandten gestreut sind, der Fall sein dürfte: „BMW ist hierfür ein klassisches Beispiel.“
Wo aber auf der einen Seite von vielen Unternehmen leere Taschen vorgegaukelt werden, protzen auf der anderen Seite viele Firmen mit vermeintlichem Reichtum. So ist das aktuelle Milliardendesaster der Bankgesellschaft Berlin unter anderem auf eine Überbewertung von Mietwohnungen zurückzuführen. Auch die inzwischen zur HypoVereinsbank fusionierte Bayerische Hypotheken- und Wechselbank bewertete Ostimmobilien um rund 3,5 Milliarden Mark zu hoch. Die Folge: Die Bilanz barg auf dem ersten Blick viel Substanz. In solchen Fällen ergibt sich an der Börse ein überhöhter Kurs, da sich viele der von Analysten benutzten Kennzahlen zur Ermittlung des fairen Unternehmenswertes an den Vermögensgrößen der Bilanz orientieren.
Ein anderes Spiel in den Vorstandsetagen: Innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung werden Positionen nach Belieben hin- und hergeschoben. Eigentlich als außerordentliches Ergebnis auszuweisende Posten werden dem operativen Ergebnis zugeschlagen, sodass der Anleger den Eindruck gewinnt, das Kerngeschäft laufe gut. So wollte Ex-Eurobike-Chef Herbert Will Verluste aus dem operativen Geschäft mit außerordentlichen Einnahmen aus dem Leasinggeschäft kompensieren. Doch der Aufsichtsrat spielte nicht mit – eine löbliche Ausnahme. Will musste nach dem Kursdesaster der Eurobike-Aktie im Frühling seinen Hut nehmen. Auch die Lufthansa polierte Ende der Neunzigerjahre erheblich ihre Gewinnrechnung auf und schlug eigentlich außerordentliche Erträge dem operativen Geschäft zu. Insgeheim hatte die Airline Rückstellungen aufgelöst und Gewinne aus Flugzeugverkäufen ins operative Ergebnis verschoben. So verdreifachte die Lufthansa völlig überraschend ihren operativens Gewinn im ersten Halbjahr 1997. Fragwürdig ist auch der jüngste Ergebnisausweis von Yahoo, der ähnliche Tricks zumindest vermuten lässt.
Um der Muttergesellschaft General Motors bessere Zahlen zu präsentieren, schönte 1999 auch der damalige Opel-Chef Robert Hendry elegant den Abschluss. Stolz präsentierte er einen 1998er-Jahresüberschuss von 576 Millionen Mark. Nur: Das operatives Ergebnis wies Opel im Gegensatz zum Vorjahr nicht aus. Hendry bediente sich gleich mehrerer Kniffe. Der erste war für den kundigen Bilanzleser sofort zu erkennen: Opel hatte einfach die letzten noch freien Rücklagen in Höhe von 462 Millionen Mark aufgelöst und dem Ergebnis zugeschlagen. Zudem bezog der Autobauer Anteile der Opel-Schwestern Eisenach, Polen und Ungarn in die Bilanz ein und hob so stille Reserven. Der Effekt: Aus einem Betriebsverlust von 802 Millionen Mark, den Hendry geflissenlich verschwiegen hatte, wurde ein üppiger Gewinn. Auch Babcock-Chef Klaus Lederer trickste in der Bilanz 1997/98 heftig, um vor das eigentlich negative Eigenkapital noch ein positives Vorzeichen zu drehen .
Was den Finanzchefs der Großunternehmen recht ist, ist den jung-dynamischen Bilanzgestaltern am Neuen Markt nur billig. Häufig findet der Anleger erst im Anhang der Bilanz die entscheidenden Aussagen. So erfahren Investoren auf den letzten Seiten des Geschäftsberichts, dass die Neusser Endemann Internet AG mit ihrem Kerngeschäft keinen Pfennig erlöst. Die Erträge stammen einzig und allein aus der Anlage der üppigen Einnahmen aus dem Börsengang in Festgeldern und Aktien. Seit dem der Börsencrash auch die außerordentlichen Erträge vermiest, hat Vorstandschef Ingo Endemann inzwischen aber auch die letzte Täuschungskarte verspielt.
Kein Wunder, dass die Fachleute Busse von Colbe und Pellens jedem Investor „dringend raten, den Konzernabschluss zu studieren, wenn er sich ein Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens machen will“. Das haben inzwischen auch Staatsanwälte bei der Telekom getan. Bei genauen Hinsehen entdeckten sie nicht nur den überwerteten Immobilienbestand. Auch sind nach neuesten Vermutungen der Staatsanwaltschaft technische Anlagen möglicherweise um Milliarden zu hoch bewertet. Sollte sich diese Vermutung als richtig erweisen, wird die T-Aktie wie die T-Bilanz erneut auf Schrumpfkurs gehen.
CHRISTOF SCHÜRMANN
Vorab die obligatorischen Grüsse @ALL!
So es geht weiter...
W I N T E R A G
Falsche Ad-hoc-Mitteilungen?
Wieder einmal gibt es Ärger beim Chipkartenproduzenten. Susanne Winter wirft dem Vorstand vor, in zwei Ad-hoc-Mitteilungen falsche Angaben gemacht zu haben.
Düsseldorf/Olching - Großaktionärin Winter werfe dem Vorstand der Winter AG vor, in Ad-hoc-Mitteilungen vom November 2001 und Februar 2002 falsche und fadenscheinige Begründungen für Einbußen bei Umsatz und Gewinn gegeben zu haben, berichtet das "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Auch das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel prüfe eventuelle Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Mitteilung vom 26. Februar. Im Vorfeld sei die Aktie zehn mal mehr gehandelt worden als üblich, heißt es in dem Bericht weiter. Firmenchef Gerhard Osterrieder (45) bestreite jegliche Unkorrektheiten von Seiten des Vorstandes.
Groll des Patriarchen
Streitereien mit der Gründerfamilie gehören für die Geschäftsführung der Winter AG seit dem Börsengang im Sommer 2000 zum Alltag. Zunächst hatte der Vater von Susanne Winter, Alteigentümer Otto Winter (76), versucht, seine Tochter mit fragwürdigen Methoden im Aufsichtsrat zu platzieren; später erhob er Vorwürfe gegen Vorstandschef Osterrieder und Vertriebsvorstand Franz Schiederer (49) unter anderem wegen Bestechung, Untreue und Prospektbetrug. Beobachter mutmaßen indes, dass der Ex-Chef in erster Linie damit Probleme hat, nicht mehr alle Macht in den eigenen Händen zu halten.
Die Auseinandersetzungen zwischen Familie und Vorstand beginnen das Image der Firma bei Anlegern und Analysten nachhaltig zu belasten. Dabei ist die Marktpositionierung des Unternehmens beachtlich: Auch im allgemeinen Krisenjahr 2001 wurde ein positives Ergebnis erreicht, das aber unter anderen durch "erhöhten Aufwand für Rechtsstreitigkeiten", laut Unternehmensangaben 600.000 Euro, geschmälert wurde.
So es geht weiter...
W I N T E R A G
Falsche Ad-hoc-Mitteilungen?
Wieder einmal gibt es Ärger beim Chipkartenproduzenten. Susanne Winter wirft dem Vorstand vor, in zwei Ad-hoc-Mitteilungen falsche Angaben gemacht zu haben.
Düsseldorf/Olching - Großaktionärin Winter werfe dem Vorstand der Winter AG vor, in Ad-hoc-Mitteilungen vom November 2001 und Februar 2002 falsche und fadenscheinige Begründungen für Einbußen bei Umsatz und Gewinn gegeben zu haben, berichtet das "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Auch das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel prüfe eventuelle Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Mitteilung vom 26. Februar. Im Vorfeld sei die Aktie zehn mal mehr gehandelt worden als üblich, heißt es in dem Bericht weiter. Firmenchef Gerhard Osterrieder (45) bestreite jegliche Unkorrektheiten von Seiten des Vorstandes.
Groll des Patriarchen
Streitereien mit der Gründerfamilie gehören für die Geschäftsführung der Winter AG seit dem Börsengang im Sommer 2000 zum Alltag. Zunächst hatte der Vater von Susanne Winter, Alteigentümer Otto Winter (76), versucht, seine Tochter mit fragwürdigen Methoden im Aufsichtsrat zu platzieren; später erhob er Vorwürfe gegen Vorstandschef Osterrieder und Vertriebsvorstand Franz Schiederer (49) unter anderem wegen Bestechung, Untreue und Prospektbetrug. Beobachter mutmaßen indes, dass der Ex-Chef in erster Linie damit Probleme hat, nicht mehr alle Macht in den eigenen Händen zu halten.
Die Auseinandersetzungen zwischen Familie und Vorstand beginnen das Image der Firma bei Anlegern und Analysten nachhaltig zu belasten. Dabei ist die Marktpositionierung des Unternehmens beachtlich: Auch im allgemeinen Krisenjahr 2001 wurde ein positives Ergebnis erreicht, das aber unter anderen durch "erhöhten Aufwand für Rechtsstreitigkeiten", laut Unternehmensangaben 600.000 Euro, geschmälert wurde.
Die Jagd auf die 400!!! ist eröffnet...
Ision ist überschuldet
Die Ision Internet AG geht gegenwärtig davon aus, dass eine rechtliche Überschuldung der Gesellschaft vorliegt.
Der Vorstand versucht nun, ein Insolvenzverfahren abzuwenden. Scheitert der Versuch, soll spätestens bis zum 3. April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt werden.
vwd
26.03.2002 14:04:26
Ision ist überschuldet
Die Ision Internet AG geht gegenwärtig davon aus, dass eine rechtliche Überschuldung der Gesellschaft vorliegt.
Der Vorstand versucht nun, ein Insolvenzverfahren abzuwenden. Scheitert der Versuch, soll spätestens bis zum 3. April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt werden.
vwd
26.03.2002 14:04:26
Nur noch einer...
Müde Geister am Neuen Markt
Viele Börsianer in Frankfurt scheinen von der Frühjahrs-Müdigkeit befallen. Jedenfalls wollen nur wenige Aktionäre Nemax-Aktien kaufen. Selbst Mobilcom-Aktien sind nicht mehr gefragt. Auch am frühen Nachmittag liegen die Indizes unter ihren gestrigen Schlussständen.
HB - FRANKFURT. Das gute Geschäftsklima lässt die Börsianer am Neuen Markt kalt. Jedenfalls bewegt sie der positive ifo-Index nicht zum Kauf von Nemax-Aktien. Vor Ostern hält sich eine schläfrige Lethargie am Markt. Die Aktien tendierten uneinheitlich. Dann kamen jedoch Zahlen aus Amerika und drückten auf die Stimmung. Der Nemax50 verliert bis gegen 14.45 Uhr neun Punkte oder 0,9 Prozent auf 1020 Punkte. Der Nemax All Share liegt etwa sechs Punkte oder 0,6 Prozent tiefer als gestern bei 1021 Punkten.
Im Mittelpunkt des Geschäfts stehen erneut Mobilcom-Aktien. Sie legten zunächst mehr als sechs Prozent auf 15,90 Euro zu. Doch am frühen Nachmittag sind die Gewinne schon wieder weg. Die Aktien kosten wieder weniger als 15 Euro. "Die Phantasie ist raus", sagte ein Händler. Die Mobilcom AG und ihre Großaktionärin France Telecom hatten in ihrem Streit um die Finanzierung des UMTS-Geschäftes in Deutschland eine Einigung erreicht. Mobilcom-Vorstandschef Gerhard Schmid wird seine 40-prozentige Beteiligung an eine Gruppe von Finanzdienstleistern zu einem Preis um die 22 EUR je Aktie in bar verkaufen. Dadurch fließen ihm rund 500 Millionen Euro zu. Die Banken wird France Telecom, die 28,5 Prozent der Mobilcom-Aktien über ihre Mobilfunktochter Orange SA hält, bestimmen.
Mit nennenswerten Umsätzen starteten RePower ihren Handel. Die erste Neuemission seit acht Monaten wurde zu 41 Euro zugeteilt und notiert am Nachmittag im Nemax50 bei 43,50 Euro - immerhin ein Zeichnungsgewinn von sechs Prozent.
Gut im Gewinn sind am frühen Nachmittag auch IM International Media, die mittlerweile um gut acht Prozent auf 9,78 Euro steigen. Von den kleineren Nemax-Werten sind SoftM, RTV Family Entertainmentund Teleatlashervorzuheben, die allesamt knapp zehn Prozent zulegen.
Als rote Laternen "leuchten" am Schluss der Nemax-Aktienliste Werte wie Comtrade, TV Loonland und Ceyoniq mit Kursverlusten von mehr als zehn Prozent.
Schließlich: Die Concept! AG hat heute bei der Deutsche Börse AG beantragt, die Notierung der Aktien der Concept! AG am Neuen Markt mit Ablauf des 12. April 2002 einzustellen. Unter Fortbestand der Zulassung dieser Aktien soll die Concept! AG ab dem 15. April 2002 am Geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden.
Müde Geister am Neuen Markt
Viele Börsianer in Frankfurt scheinen von der Frühjahrs-Müdigkeit befallen. Jedenfalls wollen nur wenige Aktionäre Nemax-Aktien kaufen. Selbst Mobilcom-Aktien sind nicht mehr gefragt. Auch am frühen Nachmittag liegen die Indizes unter ihren gestrigen Schlussständen.
HB - FRANKFURT. Das gute Geschäftsklima lässt die Börsianer am Neuen Markt kalt. Jedenfalls bewegt sie der positive ifo-Index nicht zum Kauf von Nemax-Aktien. Vor Ostern hält sich eine schläfrige Lethargie am Markt. Die Aktien tendierten uneinheitlich. Dann kamen jedoch Zahlen aus Amerika und drückten auf die Stimmung. Der Nemax50 verliert bis gegen 14.45 Uhr neun Punkte oder 0,9 Prozent auf 1020 Punkte. Der Nemax All Share liegt etwa sechs Punkte oder 0,6 Prozent tiefer als gestern bei 1021 Punkten.
Im Mittelpunkt des Geschäfts stehen erneut Mobilcom-Aktien. Sie legten zunächst mehr als sechs Prozent auf 15,90 Euro zu. Doch am frühen Nachmittag sind die Gewinne schon wieder weg. Die Aktien kosten wieder weniger als 15 Euro. "Die Phantasie ist raus", sagte ein Händler. Die Mobilcom AG und ihre Großaktionärin France Telecom hatten in ihrem Streit um die Finanzierung des UMTS-Geschäftes in Deutschland eine Einigung erreicht. Mobilcom-Vorstandschef Gerhard Schmid wird seine 40-prozentige Beteiligung an eine Gruppe von Finanzdienstleistern zu einem Preis um die 22 EUR je Aktie in bar verkaufen. Dadurch fließen ihm rund 500 Millionen Euro zu. Die Banken wird France Telecom, die 28,5 Prozent der Mobilcom-Aktien über ihre Mobilfunktochter Orange SA hält, bestimmen.
Mit nennenswerten Umsätzen starteten RePower ihren Handel. Die erste Neuemission seit acht Monaten wurde zu 41 Euro zugeteilt und notiert am Nachmittag im Nemax50 bei 43,50 Euro - immerhin ein Zeichnungsgewinn von sechs Prozent.
Gut im Gewinn sind am frühen Nachmittag auch IM International Media, die mittlerweile um gut acht Prozent auf 9,78 Euro steigen. Von den kleineren Nemax-Werten sind SoftM, RTV Family Entertainmentund Teleatlashervorzuheben, die allesamt knapp zehn Prozent zulegen.
Als rote Laternen "leuchten" am Schluss der Nemax-Aktienliste Werte wie Comtrade, TV Loonland und Ceyoniq mit Kursverlusten von mehr als zehn Prozent.
Schließlich: Die Concept! AG hat heute bei der Deutsche Börse AG beantragt, die Notierung der Aktien der Concept! AG am Neuen Markt mit Ablauf des 12. April 2002 einzustellen. Unter Fortbestand der Zulassung dieser Aktien soll die Concept! AG ab dem 15. April 2002 am Geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse notiert werden.
Treffer,da ist No.400...
Performance
Viele Fonds sind schlechter als ihr Vergleichsindex
Von Martin Diekmann
25. März 2002 Steigende Börsenkurse sorgten für rege Aktivitäten bei den Investmentgesellschaften: Die vergangenen Monate bescherten dem Anleger viele neue Fonds. Dabei kann man sich die Frage stellen, ob die stetige Erweiterung der Fondspalette überhaupt sinnvoll ist.
Natürlich kann man als Investor dankbar sein, sich heutzutage auf beinahe jedem Finanzplatz dieser Welt mit einem speziell dafür entwickelten Investment tummeln zu können. Auch Fonds, mit denen man in erster Linie auf steigende oder fallende Märkte setzen kann, haben als Nischenprodukt durchaus ihren Sinn. Die Frage nach der Daseinsberechtigung so manches Produkts stellt sich auf einem anderem Gebiet. Nämlich dort, wo der Massenmarkt angesprochen wird, das Angebot also besonders groß ist.
Nur wenige Fonds schlagen ihren Index
Das gilt etwa für den Bereich der international anlegenden Aktienfonds. Die Ratingagentur Morningstar ermittelte zum Jahresanfang für 116 Fonds eine Performance über drei Jahre. Davon schafften es gerade 36, ihren Vergleichsindex MSCI World in diesem Zeitraum zu schlagen.
Wer denkt, dass es sich hierbei um einen Ausrutscher handelt, sollte sich den Vergleichsraum über fünf Jahre ansehen. Hier sind 57 Fonds gelistet. 44 von ihnen bleiben hinter ihrem Index zurück. Der schlechteste unter ihnen, der Oppenheim Thieme Fonds International, bescherte Anlegern gar ein Minus von mehr als 20 Prozent. Aber es kommt noch besser: Auf Sicht von zehn Jahren weist Morningstar 13 weltweit anlegende Fonds aus: Nur einer, der FMM Fonds von Frankfurt Trust, schlägt seinen Index. Und das auch nur um ganze 0,12 Prozent.
Die Annahme, ein Fonds könnte einen Durchhänger haben und nur vorübergehend schlechter dastehen als der Rest, erweist sich allzu oft als trügerisch. Denn schlecht bleibt meistens schlecht. Beispiel: Der MK-Fonds der Münchener Kapitalanlagegesellschaft gehört über alle Zeiträume zu den Schlußlichtern. Auch der Nordinvest Weka Nord schafft es im gesamten Zeitraum nicht einmal, den Index hinter sich zu lassen. Und das ist beileibe kein Einzelfall.
Alternative Indexfonds
Die Fondsgesellschaften sind also gefordert: mehr Klasse statt mehr Masse an den Markt zu bringen. Investoren tun in jedem Fall gut daran, sich die Performance ihrer Fonds von Zeit zu Zeit anzusehen. Sollte der Fonds zu schlecht abschneiden ist das ein guter Grund, sich von dem Investment zu trennen und sich ein besseres zu suchen. Anleger sollten sich nicht scheuen, der entsprechenden Fondsgesellschaft die Gründe für den Verkauf mitzuteilen.
Wem das zu umständlich ist der kann von vornherein den leichteren Weg gehen. Mit der Investition in einen Indexfonds. Das ist günstiger und läuft unabhängig vom Fondsmanager. Zwar hat man keine Aussichten, jemals den Index schlagen zu können. Aber wie die Zahlen von Morningstar aufzeigen, hat man das als Fondsanleger offensichtlich auch kaum.
Investmentfonds haben trotzdem ihren Sinn: Und zwar dort, wo es nicht sinnvoll ist, auf einen ganzen Index zu setzen. Dies trifft besonders für illiquide oder stark schwankende Märkte zu. So macht ein Fonds-Investment in Osteuropa sicherlich Sinn. Und auch in Japan konnte in den vergangenen Jahren nur gewinnen, wer auf Fonds gesetzt hat. Anleger, die einen Index im Depot haben, mussten dagegen hohe zweistellige Verluste einstecken.
Performance
Viele Fonds sind schlechter als ihr Vergleichsindex
Von Martin Diekmann
25. März 2002 Steigende Börsenkurse sorgten für rege Aktivitäten bei den Investmentgesellschaften: Die vergangenen Monate bescherten dem Anleger viele neue Fonds. Dabei kann man sich die Frage stellen, ob die stetige Erweiterung der Fondspalette überhaupt sinnvoll ist.
Natürlich kann man als Investor dankbar sein, sich heutzutage auf beinahe jedem Finanzplatz dieser Welt mit einem speziell dafür entwickelten Investment tummeln zu können. Auch Fonds, mit denen man in erster Linie auf steigende oder fallende Märkte setzen kann, haben als Nischenprodukt durchaus ihren Sinn. Die Frage nach der Daseinsberechtigung so manches Produkts stellt sich auf einem anderem Gebiet. Nämlich dort, wo der Massenmarkt angesprochen wird, das Angebot also besonders groß ist.
Nur wenige Fonds schlagen ihren Index
Das gilt etwa für den Bereich der international anlegenden Aktienfonds. Die Ratingagentur Morningstar ermittelte zum Jahresanfang für 116 Fonds eine Performance über drei Jahre. Davon schafften es gerade 36, ihren Vergleichsindex MSCI World in diesem Zeitraum zu schlagen.
Wer denkt, dass es sich hierbei um einen Ausrutscher handelt, sollte sich den Vergleichsraum über fünf Jahre ansehen. Hier sind 57 Fonds gelistet. 44 von ihnen bleiben hinter ihrem Index zurück. Der schlechteste unter ihnen, der Oppenheim Thieme Fonds International, bescherte Anlegern gar ein Minus von mehr als 20 Prozent. Aber es kommt noch besser: Auf Sicht von zehn Jahren weist Morningstar 13 weltweit anlegende Fonds aus: Nur einer, der FMM Fonds von Frankfurt Trust, schlägt seinen Index. Und das auch nur um ganze 0,12 Prozent.
Die Annahme, ein Fonds könnte einen Durchhänger haben und nur vorübergehend schlechter dastehen als der Rest, erweist sich allzu oft als trügerisch. Denn schlecht bleibt meistens schlecht. Beispiel: Der MK-Fonds der Münchener Kapitalanlagegesellschaft gehört über alle Zeiträume zu den Schlußlichtern. Auch der Nordinvest Weka Nord schafft es im gesamten Zeitraum nicht einmal, den Index hinter sich zu lassen. Und das ist beileibe kein Einzelfall.
Alternative Indexfonds
Die Fondsgesellschaften sind also gefordert: mehr Klasse statt mehr Masse an den Markt zu bringen. Investoren tun in jedem Fall gut daran, sich die Performance ihrer Fonds von Zeit zu Zeit anzusehen. Sollte der Fonds zu schlecht abschneiden ist das ein guter Grund, sich von dem Investment zu trennen und sich ein besseres zu suchen. Anleger sollten sich nicht scheuen, der entsprechenden Fondsgesellschaft die Gründe für den Verkauf mitzuteilen.
Wem das zu umständlich ist der kann von vornherein den leichteren Weg gehen. Mit der Investition in einen Indexfonds. Das ist günstiger und läuft unabhängig vom Fondsmanager. Zwar hat man keine Aussichten, jemals den Index schlagen zu können. Aber wie die Zahlen von Morningstar aufzeigen, hat man das als Fondsanleger offensichtlich auch kaum.
Investmentfonds haben trotzdem ihren Sinn: Und zwar dort, wo es nicht sinnvoll ist, auf einen ganzen Index zu setzen. Dies trifft besonders für illiquide oder stark schwankende Märkte zu. So macht ein Fonds-Investment in Osteuropa sicherlich Sinn. Und auch in Japan konnte in den vergangenen Jahren nur gewinnen, wer auf Fonds gesetzt hat. Anleger, die einen Index im Depot haben, mussten dagegen hohe zweistellige Verluste einstecken.
So es geht weiter...
P R I M A C O M
Verlusttreiber
Über 100 Millionen Euro Verlust. Der Kabelbetreiber weist Missmanagement-Vorwürfe zurück.
Mainz – Tief in den roten Zahlen sitzt die PrimaCom AG . Das Mainzer Unternehmen erwirtschaftete 2001 zwar mit einem Plus von 33,1 Prozent einen Umsatz von 165,5 Millionen Euro. Doch der Jahresfehlbetrag erreichte ebenfalls traurige 104,1 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Verlust noch bei 64,3 Millionen Euro. Der Anstieg des Fehlbetrags sei vor allem auf Abschreibungen in Höhe von 42,3 Millionen Euro zurückzuführen. Auf Grund der Änderung der Bilanzierungsrichtlinien für Abschreibungen erwarte die Gesellschaft künftig eine Verringerung der Höhe der Abschreibungen, hieß es in einer Pressemitteilung.
Primacom, eine Beteiligung der hoch verschuldeten Kabelnetzgesellschaft United Pan-Europe Communications (UPC), teilte weiter mit, dass eine Refinanzierung ihres vorrangigen Bankdarlehens und Betriebsmittelkredites plane. Das Unternehmen will sich damit zusätzliche Flexibilität zur Einhaltung der finanziellen Verpflichtungen verschaffen und weiterhin voll finanziert bleiben. Die Finanzierung enthalte eine Wandlungsoption in Aktien ab dem 31. Dezember 2004, hieß es.
Vorwurf Missmanagement und Kungelei
Derweil ist der Kabelbetreiber in die Schlagzeilen geraten. In einem Bericht der "Telebörse" wird dem Unternehmen Missmanagement und Kungelei vorgeworfen. Dem tritt Primacom erwartungsgemäß entgegen.
© DPA
Klaus von Dohnanyi berät Primacom
Das Magazin berichtete am Dienstag vorab, 2001 habe das Defizit von Primacom bei über 90 Millionen Euro gelegen, der Schuldenberg liege weit über 800 Millionen Euro. Zudem stünden 300.000 ans Kabelnetz angeschlossene Wohnungen leer, und Aufsichtsratsmitglied Klaus von Dohnanyi habe einen Beratervertrag erhalten, der ihm ein monatliches Mindesteinkommen von 25.000 Mark beschert habe.
Betratervertrag bekannt
Alexanders Hoffmann, Direktor Investor Relation bei Primacom, sagte, die Angaben zum Defizit stimmten nicht, er wolle sie aber nicht weiter kommentieren. Auch die Zahl der angeschlossenen, aber angeblich leer stehenden Wohnungen könne er nicht bestätigen. Zum Beratervertrag für Klaus von Dohnanyi sagte Hoffmann, der ehemalige SPD-Politiker sei vom Aufsichtsrat gebeten worden, das Unternehmen in Verhandlungen mit einer SPD-regierten Kommune zu beraten. Das sei aber kein Geheimnis.
Der von der "Telebörse" berichtete Rücktritt des Aufsichtsratsmitglieds James S. Hoch (Morgan Stanley) stehe nicht im Zusammenhang mit dem Beratervertrag für Dohnanyi, sondern sei wegen dessen Wechsel von London nach New York erfolgt. Zu einer Ad-hoc-Mitteilung in dieser Sache habe Primacom keine Veranlassung gesehen.
P R I M A C O M
Verlusttreiber
Über 100 Millionen Euro Verlust. Der Kabelbetreiber weist Missmanagement-Vorwürfe zurück.
Mainz – Tief in den roten Zahlen sitzt die PrimaCom AG . Das Mainzer Unternehmen erwirtschaftete 2001 zwar mit einem Plus von 33,1 Prozent einen Umsatz von 165,5 Millionen Euro. Doch der Jahresfehlbetrag erreichte ebenfalls traurige 104,1 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Verlust noch bei 64,3 Millionen Euro. Der Anstieg des Fehlbetrags sei vor allem auf Abschreibungen in Höhe von 42,3 Millionen Euro zurückzuführen. Auf Grund der Änderung der Bilanzierungsrichtlinien für Abschreibungen erwarte die Gesellschaft künftig eine Verringerung der Höhe der Abschreibungen, hieß es in einer Pressemitteilung.
Primacom, eine Beteiligung der hoch verschuldeten Kabelnetzgesellschaft United Pan-Europe Communications (UPC), teilte weiter mit, dass eine Refinanzierung ihres vorrangigen Bankdarlehens und Betriebsmittelkredites plane. Das Unternehmen will sich damit zusätzliche Flexibilität zur Einhaltung der finanziellen Verpflichtungen verschaffen und weiterhin voll finanziert bleiben. Die Finanzierung enthalte eine Wandlungsoption in Aktien ab dem 31. Dezember 2004, hieß es.
Vorwurf Missmanagement und Kungelei
Derweil ist der Kabelbetreiber in die Schlagzeilen geraten. In einem Bericht der "Telebörse" wird dem Unternehmen Missmanagement und Kungelei vorgeworfen. Dem tritt Primacom erwartungsgemäß entgegen.
© DPA
Klaus von Dohnanyi berät Primacom
Das Magazin berichtete am Dienstag vorab, 2001 habe das Defizit von Primacom bei über 90 Millionen Euro gelegen, der Schuldenberg liege weit über 800 Millionen Euro. Zudem stünden 300.000 ans Kabelnetz angeschlossene Wohnungen leer, und Aufsichtsratsmitglied Klaus von Dohnanyi habe einen Beratervertrag erhalten, der ihm ein monatliches Mindesteinkommen von 25.000 Mark beschert habe.
Betratervertrag bekannt
Alexanders Hoffmann, Direktor Investor Relation bei Primacom, sagte, die Angaben zum Defizit stimmten nicht, er wolle sie aber nicht weiter kommentieren. Auch die Zahl der angeschlossenen, aber angeblich leer stehenden Wohnungen könne er nicht bestätigen. Zum Beratervertrag für Klaus von Dohnanyi sagte Hoffmann, der ehemalige SPD-Politiker sei vom Aufsichtsrat gebeten worden, das Unternehmen in Verhandlungen mit einer SPD-regierten Kommune zu beraten. Das sei aber kein Geheimnis.
Der von der "Telebörse" berichtete Rücktritt des Aufsichtsratsmitglieds James S. Hoch (Morgan Stanley) stehe nicht im Zusammenhang mit dem Beratervertrag für Dohnanyi, sondern sei wegen dessen Wechsel von London nach New York erfolgt. Zu einer Ad-hoc-Mitteilung in dieser Sache habe Primacom keine Veranlassung gesehen.
Vorab Ostergrüsse @ALL!!!
ROUNDUP 2: Mühl verliert Finanzpoker mit Banken - 3.800 Arbeitsplätze bedroht
ERFURT/KRANICHFELD (dpa-AFX) - Mit der Thüringer Mühl AG (MPS.ETR) steht einer der größten ostdeutschen Konzerne mit rund 3.800 Beschäftigten und ein weiteres börsennotiertes Unternehmen am Abgrund. Nach monatelangem Tauziehen mit den Gläubigerbanken drehten einige Kreditinstitute dem Baudienstleister jetzt den Geldhahn zu. Beim Amtsgericht Erfurt musste wegen Zahlungsunfähigkeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt werden, teilte Vorstandschef Thomas Wolf am Freitag mit.
Thüringens Wirtschaftsminister Franz Schuster (CDU) will bei der Suche nach einer Nachfolgelösung vermitteln. "Der Insolvenzantrag muss nicht das endgültige Aus bedeuten", sagte er in Erfurt. Nach dem verlorenen Finanzpoker stehen allein in den neuen Ländern mehr als 2.000 Arbeitsplätze bei dem seit Monaten kriselnden Unternehmen auf der Kippe. In Thüringen sind es allein rund 500.
`INSOLVENZANTRAG MUSS NICHT DAS ENDGÜLTIGE AUS BEDEUTEN` - SCHUSTER
"Letztlich sind wir an sieben Millionen Euro und einer Frist von zehn Tagen gescheitert", sagte Wolf der Nachrichtenagentur dpa. Nicht bezahlt werden konnten nach seinen Angaben fällige Zinsen für eine 51-Millionen-Euro Anleihe und Kredite. In den vergangenen Wochen waren Entscheidungen der Banken über die weitere Finanzierung der am Neuen Markt notierten Gesellschaft immer wieder vertagt worden. Noch vor einer Woche hatte Mühl mitgeteilt, dass die Dresdner Bank und die Bayerische Landesbank zu weiteren Finanzspritzen bereit seien, wenn Wirtschaftsprüfer bis Mitte April eine positive Prognose für den Mühl-Fortbestand geben. Verhandelt wurde mit etwa 30 Banken und regionalen Instituten. Zwei kleinere Banken - Namen wollte Wolf nicht nennen - hielten sich nicht an die ursprünglich vereinbarte Stillhalte-Frist bis zum 10. April und weigerten sich, bereits gekündigte Darlehen zu verlängern.
Trotz der Misere hofft der 44-jährige Wolf, der 1990 eine Bäuerliche Handelsgesellschaft in Kranichfeld bei Weimar übernahm und daraus einen bundesweit agierenden Konzern mit 700 Millionen Euro Jahrsumsatz machte, auf eine Rettung in letzter Minute: "Noch ist nichts verloren. Die neue Insolvenzordnung bietet Möglichkeiten zur Fortführung des Unternehmens." Letztlich entscheidet der vorläufige Insolvenzverwalter, der voraussichtlich am Dienstag nach Ostern vom Gericht bestellt wird. Eine Zukunft für Mühl gibt es nur, wenn ein Vergleich mit den Gläubigern gelingt.
250 MILLIONEN EURO BANKSCHULDEN
Dabei geht es um viel Geld. Nach dpa-Informationen steht der Konzern mit rund 250 Millionen Euro bei Banken in der Kreide. Weitere 50 Millionen könnten es bei Baustofflieferanten sein, die jedoch über Kreditversicherungen weitgehend abgesichert sein sollen.
Wolf kündigte für den kommenden Donnerstag ein Fortführungskonzept für Mühl an. Es soll vom Management zusammen mit Kleinaktionären und neuen Investoren in Weimar vorlegen werden. "Ich vertraue darauf, dass die Banken, die Politik und der Insolvenzverwalter uns und unsere Mitarbeiter dabei unterstützen." Bei den bisherigen Krisengesprächen agierte bereits der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Rolf Schwanitz (SPD) im Hintergrund. Wettbewerber wie hagebau und i&M (Karlsruhe) reagierten verärgert. Sie werfen Mühl eine "riskante Expansions- und Finanzpolitik" vor und warnen vor einem Eingreifen der Politik.
Nach hohen Zuwachsraten beim Umsatz und jährlich ausgewiesenen Gewinnen war Mühl 2001 erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Der Vorstand reagierte mit der Streichung von rund 1000 Stellen und der Schließung von 65 Standorten. Das Restrukturierungsprogramm belastet das Unternehmen mit etwa 40 Millionen Euro./ro/DP/hi/ --- Von Simone Rothe, dpa ---
Quelle: dpa-AFX
ROUNDUP 2: Mühl verliert Finanzpoker mit Banken - 3.800 Arbeitsplätze bedroht
ERFURT/KRANICHFELD (dpa-AFX) - Mit der Thüringer Mühl AG (MPS.ETR) steht einer der größten ostdeutschen Konzerne mit rund 3.800 Beschäftigten und ein weiteres börsennotiertes Unternehmen am Abgrund. Nach monatelangem Tauziehen mit den Gläubigerbanken drehten einige Kreditinstitute dem Baudienstleister jetzt den Geldhahn zu. Beim Amtsgericht Erfurt musste wegen Zahlungsunfähigkeit die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt werden, teilte Vorstandschef Thomas Wolf am Freitag mit.
Thüringens Wirtschaftsminister Franz Schuster (CDU) will bei der Suche nach einer Nachfolgelösung vermitteln. "Der Insolvenzantrag muss nicht das endgültige Aus bedeuten", sagte er in Erfurt. Nach dem verlorenen Finanzpoker stehen allein in den neuen Ländern mehr als 2.000 Arbeitsplätze bei dem seit Monaten kriselnden Unternehmen auf der Kippe. In Thüringen sind es allein rund 500.
`INSOLVENZANTRAG MUSS NICHT DAS ENDGÜLTIGE AUS BEDEUTEN` - SCHUSTER
"Letztlich sind wir an sieben Millionen Euro und einer Frist von zehn Tagen gescheitert", sagte Wolf der Nachrichtenagentur dpa. Nicht bezahlt werden konnten nach seinen Angaben fällige Zinsen für eine 51-Millionen-Euro Anleihe und Kredite. In den vergangenen Wochen waren Entscheidungen der Banken über die weitere Finanzierung der am Neuen Markt notierten Gesellschaft immer wieder vertagt worden. Noch vor einer Woche hatte Mühl mitgeteilt, dass die Dresdner Bank und die Bayerische Landesbank zu weiteren Finanzspritzen bereit seien, wenn Wirtschaftsprüfer bis Mitte April eine positive Prognose für den Mühl-Fortbestand geben. Verhandelt wurde mit etwa 30 Banken und regionalen Instituten. Zwei kleinere Banken - Namen wollte Wolf nicht nennen - hielten sich nicht an die ursprünglich vereinbarte Stillhalte-Frist bis zum 10. April und weigerten sich, bereits gekündigte Darlehen zu verlängern.
Trotz der Misere hofft der 44-jährige Wolf, der 1990 eine Bäuerliche Handelsgesellschaft in Kranichfeld bei Weimar übernahm und daraus einen bundesweit agierenden Konzern mit 700 Millionen Euro Jahrsumsatz machte, auf eine Rettung in letzter Minute: "Noch ist nichts verloren. Die neue Insolvenzordnung bietet Möglichkeiten zur Fortführung des Unternehmens." Letztlich entscheidet der vorläufige Insolvenzverwalter, der voraussichtlich am Dienstag nach Ostern vom Gericht bestellt wird. Eine Zukunft für Mühl gibt es nur, wenn ein Vergleich mit den Gläubigern gelingt.
250 MILLIONEN EURO BANKSCHULDEN
Dabei geht es um viel Geld. Nach dpa-Informationen steht der Konzern mit rund 250 Millionen Euro bei Banken in der Kreide. Weitere 50 Millionen könnten es bei Baustofflieferanten sein, die jedoch über Kreditversicherungen weitgehend abgesichert sein sollen.
Wolf kündigte für den kommenden Donnerstag ein Fortführungskonzept für Mühl an. Es soll vom Management zusammen mit Kleinaktionären und neuen Investoren in Weimar vorlegen werden. "Ich vertraue darauf, dass die Banken, die Politik und der Insolvenzverwalter uns und unsere Mitarbeiter dabei unterstützen." Bei den bisherigen Krisengesprächen agierte bereits der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Rolf Schwanitz (SPD) im Hintergrund. Wettbewerber wie hagebau und i&M (Karlsruhe) reagierten verärgert. Sie werfen Mühl eine "riskante Expansions- und Finanzpolitik" vor und warnen vor einem Eingreifen der Politik.
Nach hohen Zuwachsraten beim Umsatz und jährlich ausgewiesenen Gewinnen war Mühl 2001 erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Der Vorstand reagierte mit der Streichung von rund 1000 Stellen und der Schließung von 65 Standorten. Das Restrukturierungsprogramm belastet das Unternehmen mit etwa 40 Millionen Euro./ro/DP/hi/ --- Von Simone Rothe, dpa ---
Quelle: dpa-AFX
Etwas zu Intershop;
W I L F R I E D B E E C K
Vom Partner entmachtet
In Zukunft wird Wilfried Beeck viel Zeit zum Segeln haben. Anfang Februar musste er seinen Posten als COO beim Softwarehaus Intershop räumen. mm recherchierte, warum ein Gründer dem anderen Platz machen muss.
Wenn sich Wilfried Beeck (42) der Küste nähert, schlägt ihm eine Mischung aus Neid und Bewunderung entgegen. Diese Gefühle gelten allerdings nicht Beecks Person, sondern seiner Segeljacht: der "Trivia", einem 1937 gebauten 20-Meter-Boot von aufreizender Eleganz.
© José Giribas
Entmachtet vom Partner: Wilfried Beeck
In Zukunft wird Beeck viel Zeit zum Segeln haben. Anfang Februar musste er seinen Posten als Chief Operating Officer beim Softwarehaus Intershop räumen. Mit ihm ging Europa-Direktor Michael Tsifidaris (33).
Vorangegangen war ein knapp einjähriges Ringen zwischen Beeck und Vorstandschef Stephan Schambach (31). Beide hatten Intershop einst gemeinsam gegründet.
Schambach steuerte das Unternehmen durch seine planlose US-Expansion in eine schwere Krise. Im März 2001 musste er deshalb das operative Geschäft an Beeck abgeben.
Beeck senkte die Kosten und entließ ein Drittel der Belegschaft. Zusätzlich sollte der von IBM abgeworbene Tsifidaris den Intershop-Vertrieb auf Vordermann bringen. Doch er lieferte statt mehr Umsatz nur forsche Sprüche über Schambachs Fehler in den USA - während Schambach mit versteinerter Miene zuhörte.
Immer häufiger kamen sich Beeck und Schambach bei Entscheidungen in die Quere. Bereits als die Zahlen für das dritte Quartal 2001 mal wieder erbärmlich ausfielen, sah Schambach seine Chance: Er bastelte zusammen mit dem Aufsichtsrat eine neue Firmenstruktur. Eine, die ohne Beeck und Tsifidaris auskommt.
W I L F R I E D B E E C K
Vom Partner entmachtet
In Zukunft wird Wilfried Beeck viel Zeit zum Segeln haben. Anfang Februar musste er seinen Posten als COO beim Softwarehaus Intershop räumen. mm recherchierte, warum ein Gründer dem anderen Platz machen muss.
Wenn sich Wilfried Beeck (42) der Küste nähert, schlägt ihm eine Mischung aus Neid und Bewunderung entgegen. Diese Gefühle gelten allerdings nicht Beecks Person, sondern seiner Segeljacht: der "Trivia", einem 1937 gebauten 20-Meter-Boot von aufreizender Eleganz.
© José Giribas
Entmachtet vom Partner: Wilfried Beeck
In Zukunft wird Beeck viel Zeit zum Segeln haben. Anfang Februar musste er seinen Posten als Chief Operating Officer beim Softwarehaus Intershop räumen. Mit ihm ging Europa-Direktor Michael Tsifidaris (33).
Vorangegangen war ein knapp einjähriges Ringen zwischen Beeck und Vorstandschef Stephan Schambach (31). Beide hatten Intershop einst gemeinsam gegründet.
Schambach steuerte das Unternehmen durch seine planlose US-Expansion in eine schwere Krise. Im März 2001 musste er deshalb das operative Geschäft an Beeck abgeben.
Beeck senkte die Kosten und entließ ein Drittel der Belegschaft. Zusätzlich sollte der von IBM abgeworbene Tsifidaris den Intershop-Vertrieb auf Vordermann bringen. Doch er lieferte statt mehr Umsatz nur forsche Sprüche über Schambachs Fehler in den USA - während Schambach mit versteinerter Miene zuhörte.
Immer häufiger kamen sich Beeck und Schambach bei Entscheidungen in die Quere. Bereits als die Zahlen für das dritte Quartal 2001 mal wieder erbärmlich ausfielen, sah Schambach seine Chance: Er bastelte zusammen mit dem Aufsichtsrat eine neue Firmenstruktur. Eine, die ohne Beeck und Tsifidaris auskommt.
P E N N Y S T O C K S
Frühjahrsputz am Neuen Markt
Sechs Unternehmen müssen gehen. Zu den Abgängern zählt auch Letsbuyit.com.
Frankfurt am Main - Die Deutsche Börse verbannt erstmals sechs Unternehmen wegen ihres niedrigen Kursniveaus vom Neuen Markt. Die Penny-Stocks FortuneCity.com, InfoGenie, GfN, e.multi Digitale Dienste, LetsBuyIt.com und NSE Software müssen das Börsensegment verlassen, teilte die Deutsche Börse am Mittwoch in Frankfurt mit.
Mit juristisch umstrittenen Ausschlussregeln will die Börse das Image des Neuen Markts aufpolieren. Der Rauswurf erfolgloser Firmen soll das angeschlagene Marktsegment von negativen Schlagzeilen befreien.
Betroffen sind Gesellschaften, deren Aktienkurs 30 Tage lang unter einem Euro liegt und deren Börsenwert (errechnet aus Kurs multipliziert mit Aktienzahl) 20 Millionen Euro unterschreitet. Gelingt es den so genannten "Penny Stocks" auch in den sich anschließenden 90 Handelstagen nicht, an mindestens 15 aufeinander folgenden Tagen diese Grenzwerte zu übertreffen, werden sie aus dem Neuen Markt geworfen. Daneben können auch insolvente Unternehmen ausgeschlossen werden. Auf dieser Basis entfernte die Börse bereits Micrologica und Kabel New Media.
Rechtsstreit geht weiter
Allerdings ist noch immer nicht geklärt, ob die Börse die Regeln am Neuen Markt einseitig und gegen den Willen betroffener Firmen einführen durfte. Etwa 20 Aktiengesellschaften erwirkten vor dem Frankfurter Landgericht bereits per Eilverfahren einen Aufschub von bis zu einem Jahr. Auf die Darmstädter Prout AG darf die Börse die Regeln vorerst überhaupt nicht anwenden. Gegen dieses Urteil legte sie allerdings Berufung ein.
"Wir wehren uns nicht gegen neue Regeln, aber sie dürfen nicht rückwirkend gelten", argumentiert das Münchner Unternehmen Infogenie, das sich vor Gericht gegen den drohenden Ausschluss wehrt. Die Deutsche Börse vertritt dagegen die Position, sie dürfe auch einseitige Änderungen vornehmen.
Das letzte Wort hat vorerst das Oberlandesgericht Frankfurt. Am 9. April entscheiden die Richter über die Anträge von LetsBuyIt.com, GfN, Wizcom, NSE Software, InfoGenie Europe und e.multi Digitale Dienste. Es wäre das erste Mal, dass sich die zweite Instanz zu der Kernfrage äußert, ob die Börse die Regeln einseitig ändern durfte.
Kinowelt und Heyde gingen freiwillig
Unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits haben seit Jahresbeginn bereits 13 Unternehmen freiwillig Konsequenzen gezogen und den Wechsel aus dem Neuen Markt beantragt. Zu ihnen gehören einst renommierte Börsenlieblinge wie die insolvente Kinowelt oder der angeschlagene IT-Dienstleister Heyde. Einen entsprechenden Antrag des Internet-Buchhändlers buch.de bewilligte die Börse am Mittwoch.
Die Mitgliedschaft im Club der "Wachstumsfirmen" ist teuer. "Die Kosten für zwei Betreuerbanken und Quartalsberichte liegen bei 300 000 bis 400 000 Euro", schätzt der Sprecher von Infogenie, Bernd Wilmer.
Frühjahrsputz am Neuen Markt
Sechs Unternehmen müssen gehen. Zu den Abgängern zählt auch Letsbuyit.com.
Frankfurt am Main - Die Deutsche Börse verbannt erstmals sechs Unternehmen wegen ihres niedrigen Kursniveaus vom Neuen Markt. Die Penny-Stocks FortuneCity.com, InfoGenie, GfN, e.multi Digitale Dienste, LetsBuyIt.com und NSE Software müssen das Börsensegment verlassen, teilte die Deutsche Börse am Mittwoch in Frankfurt mit.
Mit juristisch umstrittenen Ausschlussregeln will die Börse das Image des Neuen Markts aufpolieren. Der Rauswurf erfolgloser Firmen soll das angeschlagene Marktsegment von negativen Schlagzeilen befreien.
Betroffen sind Gesellschaften, deren Aktienkurs 30 Tage lang unter einem Euro liegt und deren Börsenwert (errechnet aus Kurs multipliziert mit Aktienzahl) 20 Millionen Euro unterschreitet. Gelingt es den so genannten "Penny Stocks" auch in den sich anschließenden 90 Handelstagen nicht, an mindestens 15 aufeinander folgenden Tagen diese Grenzwerte zu übertreffen, werden sie aus dem Neuen Markt geworfen. Daneben können auch insolvente Unternehmen ausgeschlossen werden. Auf dieser Basis entfernte die Börse bereits Micrologica und Kabel New Media.
Rechtsstreit geht weiter
Allerdings ist noch immer nicht geklärt, ob die Börse die Regeln am Neuen Markt einseitig und gegen den Willen betroffener Firmen einführen durfte. Etwa 20 Aktiengesellschaften erwirkten vor dem Frankfurter Landgericht bereits per Eilverfahren einen Aufschub von bis zu einem Jahr. Auf die Darmstädter Prout AG darf die Börse die Regeln vorerst überhaupt nicht anwenden. Gegen dieses Urteil legte sie allerdings Berufung ein.
"Wir wehren uns nicht gegen neue Regeln, aber sie dürfen nicht rückwirkend gelten", argumentiert das Münchner Unternehmen Infogenie, das sich vor Gericht gegen den drohenden Ausschluss wehrt. Die Deutsche Börse vertritt dagegen die Position, sie dürfe auch einseitige Änderungen vornehmen.
Das letzte Wort hat vorerst das Oberlandesgericht Frankfurt. Am 9. April entscheiden die Richter über die Anträge von LetsBuyIt.com, GfN, Wizcom, NSE Software, InfoGenie Europe und e.multi Digitale Dienste. Es wäre das erste Mal, dass sich die zweite Instanz zu der Kernfrage äußert, ob die Börse die Regeln einseitig ändern durfte.
Kinowelt und Heyde gingen freiwillig
Unabhängig vom Ausgang des Rechtsstreits haben seit Jahresbeginn bereits 13 Unternehmen freiwillig Konsequenzen gezogen und den Wechsel aus dem Neuen Markt beantragt. Zu ihnen gehören einst renommierte Börsenlieblinge wie die insolvente Kinowelt oder der angeschlagene IT-Dienstleister Heyde. Einen entsprechenden Antrag des Internet-Buchhändlers buch.de bewilligte die Börse am Mittwoch.
Die Mitgliedschaft im Club der "Wachstumsfirmen" ist teuer. "Die Kosten für zwei Betreuerbanken und Quartalsberichte liegen bei 300 000 bis 400 000 Euro", schätzt der Sprecher von Infogenie, Bernd Wilmer.
Es geht schon wieder los...
N E U E M I S S I O N E N
Geschäft springt wieder an
Investmentbanker, hoch bezahlt und unterbeschäftigt, wittern Morgenluft.
Das erfolgreiche Börsendebut der REpower Systems AG sehen Experten als hoffnungsvolles Zeichen für die Investmentbanken. Der Branche, die sich auf Börsengänge, Übernahmen, Fusionen und Kapitalerhöhungen spezialisiert hat, geht es derzeit alles andere als gut.
"Ganze Teams hoch bezahlter Spezialisten sitzen untätig herum. Das wollen sich die Banken nicht unbegrenzt leisten", sagt ein Investmentbanker in London, der namentlich nicht genannt werden will. "Den Leuten ist buchstäblich die Arbeit ausgegangen", erklärt Robert Bayer vom Fachbereich Finanzdienstleistungen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Das einst florierende Geschäft mit den Börsengängen junger Unternehmen liegt am Boden.
Weniger Geschäft mit Fusionen
Acht Monate lang kein Neuzugang am Neuen Markt, und am Geregelten Markt sieht das Bild nur unwesentlich besser aus. Dass im Februar der Erotikanbieter Private Media Group seinen Börsengang in letzter Sekunde abblies, dürfte den Investmentbankern der konsortialführenden Commerzbank noch gut in Erinnerung sein. Schon im Vorjahr hatte die Restaurantkette Nordsee ihre Börsenpläne überraschend auf Eis gelegt. Auch ob Ron Sommer die Telekom-Tochter T-Mobile dieses Jahr an die Börse bringt, wird zunehmend fraglich.
Auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) ist deutlich zurückgegangen. "Unser Geschäft ist derzeit auf dem Stand von 1998", sagt John Jetter, Head of Investment Banking bei JP Morgan. Nach Aussage von Richard Peterson, Analyst bei Thomson Financial, ist die Zahl der M&A-Geschäfte im vergangenen halben Jahr weltweit um gut die Hälfte eingebrochen. In der Zeit von November bis Anfang März hatten die Fusionen weltweit einen Gesamtwert von 577 Milliarden Dollar, ein Jahr zuvor waren es gut 1,14 Billionen Dollar gewesen.
Frankfurt weniger betroffen als New York
In den Finanzmetropolen London und New York machen sich einige Banken zudem auf weitere Einsparungen im Investment Banking gefasst. HSBC hat in einigen Abteilungen bereits alle Boni gestrichen. Die zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley kämpft das sechste Quartal in Folge mit Gewinnrückgängen, zuletzt schrumpfte der Umsatz in der Beratungssparte um 35 Prozent.
Frankfurt ist nach Ansicht des Gewerkschaftlers Robert Bayer aber weniger stark betroffen als London oder New York. John Jetter von JP Morgan sieht das ähnlich. "Der M&A-Markt in Deutschland ist stabiler als im angelsächsischen Raum. Es gibt weniger Banken, weniger Spezialisten - und daher in schlechten Zeiten auch weniger Angebotsüberhang."
Hoffen auf Jahresende
Wann sich das Geschäft der Branche erholen wird, darüber sind sich die Experten uneinig. Der Analyst Pläsier rechnet frühestens 2003 mit einem Aufschwung, John Jetter erwartet eine "deutlich spürbare Erholung" noch für das dritte Quartal 2002. Dabei werde das Geschäft mit Kapitalerhöhungen zuerst anspringen. Aber auch bei den Börsengängen werde der deutsche Markt - zumindest im amtlichen Handel - "noch in diesem Jahr einige Transaktionen erleben".
N E U E M I S S I O N E N
Geschäft springt wieder an
Investmentbanker, hoch bezahlt und unterbeschäftigt, wittern Morgenluft.
Das erfolgreiche Börsendebut der REpower Systems AG sehen Experten als hoffnungsvolles Zeichen für die Investmentbanken. Der Branche, die sich auf Börsengänge, Übernahmen, Fusionen und Kapitalerhöhungen spezialisiert hat, geht es derzeit alles andere als gut.
"Ganze Teams hoch bezahlter Spezialisten sitzen untätig herum. Das wollen sich die Banken nicht unbegrenzt leisten", sagt ein Investmentbanker in London, der namentlich nicht genannt werden will. "Den Leuten ist buchstäblich die Arbeit ausgegangen", erklärt Robert Bayer vom Fachbereich Finanzdienstleistungen der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Das einst florierende Geschäft mit den Börsengängen junger Unternehmen liegt am Boden.
Weniger Geschäft mit Fusionen
Acht Monate lang kein Neuzugang am Neuen Markt, und am Geregelten Markt sieht das Bild nur unwesentlich besser aus. Dass im Februar der Erotikanbieter Private Media Group seinen Börsengang in letzter Sekunde abblies, dürfte den Investmentbankern der konsortialführenden Commerzbank noch gut in Erinnerung sein. Schon im Vorjahr hatte die Restaurantkette Nordsee ihre Börsenpläne überraschend auf Eis gelegt. Auch ob Ron Sommer die Telekom-Tochter T-Mobile dieses Jahr an die Börse bringt, wird zunehmend fraglich.
Auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) ist deutlich zurückgegangen. "Unser Geschäft ist derzeit auf dem Stand von 1998", sagt John Jetter, Head of Investment Banking bei JP Morgan. Nach Aussage von Richard Peterson, Analyst bei Thomson Financial, ist die Zahl der M&A-Geschäfte im vergangenen halben Jahr weltweit um gut die Hälfte eingebrochen. In der Zeit von November bis Anfang März hatten die Fusionen weltweit einen Gesamtwert von 577 Milliarden Dollar, ein Jahr zuvor waren es gut 1,14 Billionen Dollar gewesen.
Frankfurt weniger betroffen als New York
In den Finanzmetropolen London und New York machen sich einige Banken zudem auf weitere Einsparungen im Investment Banking gefasst. HSBC hat in einigen Abteilungen bereits alle Boni gestrichen. Die zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley kämpft das sechste Quartal in Folge mit Gewinnrückgängen, zuletzt schrumpfte der Umsatz in der Beratungssparte um 35 Prozent.
Frankfurt ist nach Ansicht des Gewerkschaftlers Robert Bayer aber weniger stark betroffen als London oder New York. John Jetter von JP Morgan sieht das ähnlich. "Der M&A-Markt in Deutschland ist stabiler als im angelsächsischen Raum. Es gibt weniger Banken, weniger Spezialisten - und daher in schlechten Zeiten auch weniger Angebotsüberhang."
Hoffen auf Jahresende
Wann sich das Geschäft der Branche erholen wird, darüber sind sich die Experten uneinig. Der Analyst Pläsier rechnet frühestens 2003 mit einem Aufschwung, John Jetter erwartet eine "deutlich spürbare Erholung" noch für das dritte Quartal 2002. Dabei werde das Geschäft mit Kapitalerhöhungen zuerst anspringen. Aber auch bei den Börsengängen werde der deutsche Markt - zumindest im amtlichen Handel - "noch in diesem Jahr einige Transaktionen erleben".
Zur Ehrenrettung...*g*
Grüsse @ALL!
P L E I T E W E L L E
Die schnelle Hand der Banken
Die Banken in Deutschland sind in hohem Maße verantwortlich für die jüngsten Insolvenzen der Großunternehmen. Nach Ansicht des renommierten Wirtschaftsforschers Rüdiger Pohl ist den Instituten allerdings kein Vorwurf zu machen.
[M]DPA;mm.de
Halle / Erfurt - Für die Zahlungsunfähigkeit von Großunternehmen sind nach Einschätzung des Direktors des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Rüdiger Pohl, vor allem die Banken verantwortlich. "Sie können es sich nicht mehr leisten, über ihre Bankkredite Unternehmensrisiken mitzutragen, die die Unternehmen eigentlich mit Eigenkapital abdecken müssten", schreibt Pohl in der "Mitteldeutschen Zeitung" aus Halle. Die Banken müssten sich dem Wettbewerb in einer globalisierten Welt stellen.
Pohl: "Den Banken bleibt kaum etwas anderes übrig"
"Man mag die Banken schelten, dass sie schlingernden Unternehmen den Kredithahn zusperren." Aber ihnen bleibe kaum etwas anderes übrig, wenn sie nicht selbst unter Ertragsdruck geraten wollten. Die Eigenkapitalbasis der deutschen Wirtschaft müsse gestärkt werden, schreibt Pohl. In den vergangenen Wochen hatten Großunternehmen wie das Bauunternehmen Holzmann, der Schreibgerätehersteller Herlitz, der Flugzeugbauer Fairchild-Dornier und der Baudienstleister Mühl AG Insolvenz angemeldet.
Pohl forderte zugleich die Politik auf, ihre Rolle zu überdenken. "Natürlich spielen Politiker gern den Unternehmensretter. Die großen Insolvenzen unserer Tage zeigen, wohin dies führt."
Die Welle von Insolvenzen ist laut Pohl auch ein untrügliches Zeichen für das Ende der so genannten Deutschland AG. Unter Deutschland AG verstehe man ein Netzwerk von Banken, Politikern und Industrie, das unter dem Beifall der Gewerkschaften dafür gesorgt habe, dass Großunternehmen nicht Pleite gehen. "Die Ziele sind ehrenwert (Arbeitsplätze retten), eigennützig (Kapitalverluste vermeiden) und anrüchig (ausländische Interessenten von strauchelnden Unternehmen fern halten). Das funktionierte lange gut, jetzt aber nicht mehr", so Pohl.
Zahl der Insolvenzen in Deutschland fast vervierfacht
Seit 1991 hat sich Zahl der Firmeninsolvenzen von 8837 auf heute 32.278 im vergangenen Jahr erhöht, zeigt eine Creditreform-Statistik. Für das laufende Jahr wird erneut ein starker Anstieg um etwa 25 Prozent auf 40.000 Insolvenzen erwartet.
Joachim Scheide, Leiter der Konjunkturabteilung am Kieler Institut für Weltwirtschaft, sieht in der Pleitewelle allerdings keine ernsthafte Bedrohung - im Gegenteil: "Insolvenzen sind traditionell ein nachlaufender Konjunkturindikator", sagte Scheide gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Trotz der Pleitwelle ist das Vertrauen von Industrie und Konsumenten einen Wirtschaftsaufschwung gestiegen. Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Ergebnisse der Konjunkturumfrage für März in den EU-Mitgliedsstaaten sind "maßvoll optimistisch".
Ähnlich wie schon der Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland zeigt das EU-Stimmungsbarometer zwar eine negative Einschätzung der aktuellen Lage - aber auch eine wachsende Zuversicht für die kommenden Monate. Die positiven Stimmen der Auswertung in allen 15 EU-Ländern nahmen im Vergleich zum Vormonat um drei Prozentpunkte zu (von -15 auf -12 Prozentpunkte).
Damit hat die Umfrage zum vierten Mal in Folge ein verbessertes Ergebnis gebracht. Das Konsumentenvertrauen stieg gleichzeitig um einen Prozentpunkt (von -8 auf -7 Punkte).
Grüsse @ALL!
P L E I T E W E L L E
Die schnelle Hand der Banken
Die Banken in Deutschland sind in hohem Maße verantwortlich für die jüngsten Insolvenzen der Großunternehmen. Nach Ansicht des renommierten Wirtschaftsforschers Rüdiger Pohl ist den Instituten allerdings kein Vorwurf zu machen.
[M]DPA;mm.de
Halle / Erfurt - Für die Zahlungsunfähigkeit von Großunternehmen sind nach Einschätzung des Direktors des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Rüdiger Pohl, vor allem die Banken verantwortlich. "Sie können es sich nicht mehr leisten, über ihre Bankkredite Unternehmensrisiken mitzutragen, die die Unternehmen eigentlich mit Eigenkapital abdecken müssten", schreibt Pohl in der "Mitteldeutschen Zeitung" aus Halle. Die Banken müssten sich dem Wettbewerb in einer globalisierten Welt stellen.
Pohl: "Den Banken bleibt kaum etwas anderes übrig"
"Man mag die Banken schelten, dass sie schlingernden Unternehmen den Kredithahn zusperren." Aber ihnen bleibe kaum etwas anderes übrig, wenn sie nicht selbst unter Ertragsdruck geraten wollten. Die Eigenkapitalbasis der deutschen Wirtschaft müsse gestärkt werden, schreibt Pohl. In den vergangenen Wochen hatten Großunternehmen wie das Bauunternehmen Holzmann, der Schreibgerätehersteller Herlitz, der Flugzeugbauer Fairchild-Dornier und der Baudienstleister Mühl AG Insolvenz angemeldet.
Pohl forderte zugleich die Politik auf, ihre Rolle zu überdenken. "Natürlich spielen Politiker gern den Unternehmensretter. Die großen Insolvenzen unserer Tage zeigen, wohin dies führt."
Die Welle von Insolvenzen ist laut Pohl auch ein untrügliches Zeichen für das Ende der so genannten Deutschland AG. Unter Deutschland AG verstehe man ein Netzwerk von Banken, Politikern und Industrie, das unter dem Beifall der Gewerkschaften dafür gesorgt habe, dass Großunternehmen nicht Pleite gehen. "Die Ziele sind ehrenwert (Arbeitsplätze retten), eigennützig (Kapitalverluste vermeiden) und anrüchig (ausländische Interessenten von strauchelnden Unternehmen fern halten). Das funktionierte lange gut, jetzt aber nicht mehr", so Pohl.
Zahl der Insolvenzen in Deutschland fast vervierfacht
Seit 1991 hat sich Zahl der Firmeninsolvenzen von 8837 auf heute 32.278 im vergangenen Jahr erhöht, zeigt eine Creditreform-Statistik. Für das laufende Jahr wird erneut ein starker Anstieg um etwa 25 Prozent auf 40.000 Insolvenzen erwartet.
Joachim Scheide, Leiter der Konjunkturabteilung am Kieler Institut für Weltwirtschaft, sieht in der Pleitewelle allerdings keine ernsthafte Bedrohung - im Gegenteil: "Insolvenzen sind traditionell ein nachlaufender Konjunkturindikator", sagte Scheide gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Trotz der Pleitwelle ist das Vertrauen von Industrie und Konsumenten einen Wirtschaftsaufschwung gestiegen. Die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Ergebnisse der Konjunkturumfrage für März in den EU-Mitgliedsstaaten sind "maßvoll optimistisch".
Ähnlich wie schon der Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland zeigt das EU-Stimmungsbarometer zwar eine negative Einschätzung der aktuellen Lage - aber auch eine wachsende Zuversicht für die kommenden Monate. Die positiven Stimmen der Auswertung in allen 15 EU-Ländern nahmen im Vergleich zum Vormonat um drei Prozentpunkte zu (von -15 auf -12 Prozentpunkte).
Damit hat die Umfrage zum vierten Mal in Folge ein verbessertes Ergebnis gebracht. Das Konsumentenvertrauen stieg gleichzeitig um einen Prozentpunkt (von -8 auf -7 Punkte).
Es geht mal wieder weiter...
Grüsse @ALL!!!
C O M R O A D
Umsätze lösen sich in Luft auf
Der Skandal beim Telematik-Anbieter weitet sich aus. Der angebliche Umsatz schmilzt von 93 auf 1,3 Millionen Euro, melden die Sonderprüfer. Offenbar gab es Scheingeschäfte im großen Stil. Der Vorstand schließt eine Insolvenz nicht mehr aus.
© mm.de
Unterschleißheim - Der Skandal bei dem im Auswahlindex Nemax 50 notierten Telematik-Anbieter Comroad nimmt neue Ausmaße an. Nach der Sonderprüfung des Jahresabschlusses muss das Unternehmen seine Umsatzangaben für das abgelaufene Geschäftsjahr dramatisch nach unten revidieren.
Die Firma hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mitnichten 93,6 Millionen Euro umgesetzt, wie der Vorstand noch am 15. Januar dieses Jahres gemeldet hatte. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Prüfer bleiben gerade einmal 1,3 Millionen Euro bestätigter Umsatz übrig. 98,6 Prozent der ad hoc gemeldeten Umsätze lösen sich damit in Luft auf.
Geschäfte mit Scheinfirmen
Recherchen über angebliche Vertragspartner hätten ergeben, dass es diese nicht oder nicht mehr gibt, heißt es in dem Bericht der Sonderprüfer. Zahlreiche Geschäftsverbindungen des Unternehmen entpuppen sich nunmehr offenbar als Scheingeschäfte.
Der entlassene Comroad-Gründer Bodo Schnabel sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft. Außerdem droht dem Skandal-Unternehmen ein Delisting, da die Deutsche Börse eine von Comroad beantragte Fristverlängerung für die Vorlage des Jahresabschlusses abgelehnt hatte.
Ein Großteil der angeblichen Umsatzerlöse für 2001 (90,3 Millionen Euro) wurden über die "VT Electronics Ltd" in Hong Kong abgewickelt. Nachweise, dass diese Gesellschaft "zu irgendeinem Zeitpunkt existierte, konnten nicht erbracht werden", so die Prüfer.
Vermutlich seien Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert worden. Weiteren Partnern wurden 3,2 Millionen Euro direkt in Rechnung gestellt. Die übrigen, in Deutschland erlösten Umsätze sind marginal: Sie liegen bei 100.000 Euro.
Mit der Sonderprüfung wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner beauftragt. Ihr soeben vorgelegter Bericht umfasst 232 Seiten.
Die Prüfungsgesellschaft KPMG, die Comroad nach Aussage von Bodo Schnabel fünf Jahre lang prüfte, hatte erst Mitte Februar ihr Mandat niedergelegt und das Testat für 2001 verweigert. Offen ist noch, ob die testierten Abschlüsse ebenfalls falsch waren.
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de.
Grüsse @ALL!!!
C O M R O A D
Umsätze lösen sich in Luft auf
Der Skandal beim Telematik-Anbieter weitet sich aus. Der angebliche Umsatz schmilzt von 93 auf 1,3 Millionen Euro, melden die Sonderprüfer. Offenbar gab es Scheingeschäfte im großen Stil. Der Vorstand schließt eine Insolvenz nicht mehr aus.
© mm.de
Unterschleißheim - Der Skandal bei dem im Auswahlindex Nemax 50 notierten Telematik-Anbieter Comroad nimmt neue Ausmaße an. Nach der Sonderprüfung des Jahresabschlusses muss das Unternehmen seine Umsatzangaben für das abgelaufene Geschäftsjahr dramatisch nach unten revidieren.
Die Firma hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mitnichten 93,6 Millionen Euro umgesetzt, wie der Vorstand noch am 15. Januar dieses Jahres gemeldet hatte. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Prüfer bleiben gerade einmal 1,3 Millionen Euro bestätigter Umsatz übrig. 98,6 Prozent der ad hoc gemeldeten Umsätze lösen sich damit in Luft auf.
Geschäfte mit Scheinfirmen
Recherchen über angebliche Vertragspartner hätten ergeben, dass es diese nicht oder nicht mehr gibt, heißt es in dem Bericht der Sonderprüfer. Zahlreiche Geschäftsverbindungen des Unternehmen entpuppen sich nunmehr offenbar als Scheingeschäfte.
Der entlassene Comroad-Gründer Bodo Schnabel sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft. Außerdem droht dem Skandal-Unternehmen ein Delisting, da die Deutsche Börse eine von Comroad beantragte Fristverlängerung für die Vorlage des Jahresabschlusses abgelehnt hatte.
Ein Großteil der angeblichen Umsatzerlöse für 2001 (90,3 Millionen Euro) wurden über die "VT Electronics Ltd" in Hong Kong abgewickelt. Nachweise, dass diese Gesellschaft "zu irgendeinem Zeitpunkt existierte, konnten nicht erbracht werden", so die Prüfer.
Vermutlich seien Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert worden. Weiteren Partnern wurden 3,2 Millionen Euro direkt in Rechnung gestellt. Die übrigen, in Deutschland erlösten Umsätze sind marginal: Sie liegen bei 100.000 Euro.
Mit der Sonderprüfung wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner beauftragt. Ihr soeben vorgelegter Bericht umfasst 232 Seiten.
Die Prüfungsgesellschaft KPMG, die Comroad nach Aussage von Bodo Schnabel fünf Jahre lang prüfte, hatte erst Mitte Februar ihr Mandat niedergelegt und das Testat für 2001 verweigert. Offen ist noch, ob die testierten Abschlüsse ebenfalls falsch waren.
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de.
Es geht mal wieder weiter...
Grüsse @ALL!!!
C O M R O A D
Umsätze lösen sich in Luft auf
Der Skandal beim Telematik-Anbieter weitet sich aus. Der angebliche Umsatz schmilzt von 93 auf 1,3 Millionen Euro, melden die Sonderprüfer. Offenbar gab es Scheingeschäfte im großen Stil. Der Vorstand schließt eine Insolvenz nicht mehr aus.
© mm.de
Unterschleißheim - Der Skandal bei dem im Auswahlindex Nemax 50 notierten Telematik-Anbieter Comroad nimmt neue Ausmaße an. Nach der Sonderprüfung des Jahresabschlusses muss das Unternehmen seine Umsatzangaben für das abgelaufene Geschäftsjahr dramatisch nach unten revidieren.
Die Firma hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mitnichten 93,6 Millionen Euro umgesetzt, wie der Vorstand noch am 15. Januar dieses Jahres gemeldet hatte. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Prüfer bleiben gerade einmal 1,3 Millionen Euro bestätigter Umsatz übrig. 98,6 Prozent der ad hoc gemeldeten Umsätze lösen sich damit in Luft auf.
Geschäfte mit Scheinfirmen
Recherchen über angebliche Vertragspartner hätten ergeben, dass es diese nicht oder nicht mehr gibt, heißt es in dem Bericht der Sonderprüfer. Zahlreiche Geschäftsverbindungen des Unternehmen entpuppen sich nunmehr offenbar als Scheingeschäfte.
Der entlassene Comroad-Gründer Bodo Schnabel sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft. Außerdem droht dem Skandal-Unternehmen ein Delisting, da die Deutsche Börse eine von Comroad beantragte Fristverlängerung für die Vorlage des Jahresabschlusses abgelehnt hatte.
Ein Großteil der angeblichen Umsatzerlöse für 2001 (90,3 Millionen Euro) wurden über die "VT Electronics Ltd" in Hong Kong abgewickelt. Nachweise, dass diese Gesellschaft "zu irgendeinem Zeitpunkt existierte, konnten nicht erbracht werden", so die Prüfer.
Vermutlich seien Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert worden. Weiteren Partnern wurden 3,2 Millionen Euro direkt in Rechnung gestellt. Die übrigen, in Deutschland erlösten Umsätze sind marginal: Sie liegen bei 100.000 Euro.
Mit der Sonderprüfung wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner beauftragt. Ihr soeben vorgelegter Bericht umfasst 232 Seiten.
Die Prüfungsgesellschaft KPMG, die Comroad nach Aussage von Bodo Schnabel fünf Jahre lang prüfte, hatte erst Mitte Februar ihr Mandat niedergelegt und das Testat für 2001 verweigert. Offen ist noch, ob die testierten Abschlüsse ebenfalls falsch waren.
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de.
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Umsätze lösen sich in Luft auf
Der Skandal beim Telematik-Anbieter weitet sich aus. Der angebliche Umsatz schmilzt von 93 auf 1,3 Millionen Euro, melden die Sonderprüfer. Offenbar gab es Scheingeschäfte im großen Stil. Der Vorstand schließt eine Insolvenz nicht mehr aus.
© mm.de
Unterschleißheim - Der Skandal bei dem im Auswahlindex Nemax 50 notierten Telematik-Anbieter Comroad nimmt neue Ausmaße an. Nach der Sonderprüfung des Jahresabschlusses muss das Unternehmen seine Umsatzangaben für das abgelaufene Geschäftsjahr dramatisch nach unten revidieren.
Die Firma hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mitnichten 93,6 Millionen Euro umgesetzt, wie der Vorstand noch am 15. Januar dieses Jahres gemeldet hatte. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Prüfer bleiben gerade einmal 1,3 Millionen Euro bestätigter Umsatz übrig. 98,6 Prozent der ad hoc gemeldeten Umsätze lösen sich damit in Luft auf.
Geschäfte mit Scheinfirmen
Recherchen über angebliche Vertragspartner hätten ergeben, dass es diese nicht oder nicht mehr gibt, heißt es in dem Bericht der Sonderprüfer. Zahlreiche Geschäftsverbindungen des Unternehmen entpuppen sich nunmehr offenbar als Scheingeschäfte.
Der entlassene Comroad-Gründer Bodo Schnabel sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft. Außerdem droht dem Skandal-Unternehmen ein Delisting, da die Deutsche Börse eine von Comroad beantragte Fristverlängerung für die Vorlage des Jahresabschlusses abgelehnt hatte.
Ein Großteil der angeblichen Umsatzerlöse für 2001 (90,3 Millionen Euro) wurden über die "VT Electronics Ltd" in Hong Kong abgewickelt. Nachweise, dass diese Gesellschaft "zu irgendeinem Zeitpunkt existierte, konnten nicht erbracht werden", so die Prüfer.
Vermutlich seien Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert worden. Weiteren Partnern wurden 3,2 Millionen Euro direkt in Rechnung gestellt. Die übrigen, in Deutschland erlösten Umsätze sind marginal: Sie liegen bei 100.000 Euro.
Mit der Sonderprüfung wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner beauftragt. Ihr soeben vorgelegter Bericht umfasst 232 Seiten.
Die Prüfungsgesellschaft KPMG, die Comroad nach Aussage von Bodo Schnabel fünf Jahre lang prüfte, hatte erst Mitte Februar ihr Mandat niedergelegt und das Testat für 2001 verweigert. Offen ist noch, ob die testierten Abschlüsse ebenfalls falsch waren.
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de.
Umsätze lösen sich in Luft auf (2)
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de
Laut Comroad hatten die KPMG-Prüfer bemängelt, dass Partnergesellschaften in Spanien und Hong Kong nicht aufzufinden seien. Die Sonderprüfung soll auf die Jahre 1998 bis 2000 ausgeweitet werden. Comroad hatte Schnabel bereits Anfang März fristlos gekündigt.
Die Comroad teilte in ihrer ad-hoc-Mitteilung am Mittwoch außerdem mit, dass sie mit "einem hohen Wertberichtigungsbedarf" rechne. Bei einzelnen Beteiligungsgesellschaften drohe die Insolvenz bzw. sei bereits eingetreten. An diese seien neben der Kapitalbeteiligung zusätzlich Darlehen geflossen: In anderen Fällen habe sich Comroad für diese verbürgt.
Daraus könnten sich "mögliche zukünftige finanzielle Verpflichtungen" für Comroad ergeben, heißt es weiter. Beteiligungen und Darlehen seien nicht oder nicht ausreichend besichert worden.
"Das ist natürlich einmalig, was da passiert ist. Letztendlich sind hier skandalöse Scheingeschäft getätigt worden", sagte ein Frankfurter Aktienhändler. Es könne nicht verstehen, warum so ein Wert wie Comroad immer noch im Auswahlindex des Neuen Marktes gelistet sei. Dies sei für die notwendige Verbesserung des Images des Neuen Marktes Gift. Es sei schon seit längerem bekannt gewesen, dass bei Comroad Leichen im Keller lägen.
Die drastische Bilanzkorrektur ist nach Einschätzung von Aktionärsschützern der schwerste Betrugsfall in der Geschichte des Neuen Marktes. "So etwas krasses habe ich noch nie erlebt", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigt sich schockiert. "Es handelt sich hier wohl um den dreistesten Betrugsfall am Neuen Markt", sagte SdK-Vorstand Markus Straub. Comroad-Chef Schnabel habe bei der Darstellung seines Unternehmens eine Frechheit an den Tag gelegt, die eine "neue Dimension" erreicht habe.
Neben Straub forderte auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) Schadenersatz für die betroffenen Aktionäre. Im Gegensatz zu etlichen strittigen anderen Fällen könnten die Aktionäre bei Comroad wohl auf die vorsätzliche Verbreitung falscher Tatsachen verweisen, sagte Nieding. Damit sei ein Schutzgesetz verletzt worden, weshalb die Schadenersatzpflicht aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) greifen könne.
Angesichts des katastrophalen Berichtes spürt der Aufsichtsrat nun Drang zum Handeln. Die Ehefrau des inhaftierten Bodo Schnabel, die gemeinsam mit ihrem Mann über 50 Prozent der Aktien hält, soll "aus wichtigem Grund" aus dem Kontrollgremium abberufen werden. Außerdem wurde eine außerordentliche Hauptversammlung avisiert.
Nun können sich Prüfer und Aufsichtsrat gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben: Ein Betrugsfall wie Comroad sei in jedem Bilanzierungssystem möglich, sagte Bilanz-Experte Karlheinz Küting im Interview mit manager-magazin.de
Laut Comroad hatten die KPMG-Prüfer bemängelt, dass Partnergesellschaften in Spanien und Hong Kong nicht aufzufinden seien. Die Sonderprüfung soll auf die Jahre 1998 bis 2000 ausgeweitet werden. Comroad hatte Schnabel bereits Anfang März fristlos gekündigt.
Die Comroad teilte in ihrer ad-hoc-Mitteilung am Mittwoch außerdem mit, dass sie mit "einem hohen Wertberichtigungsbedarf" rechne. Bei einzelnen Beteiligungsgesellschaften drohe die Insolvenz bzw. sei bereits eingetreten. An diese seien neben der Kapitalbeteiligung zusätzlich Darlehen geflossen: In anderen Fällen habe sich Comroad für diese verbürgt.
Daraus könnten sich "mögliche zukünftige finanzielle Verpflichtungen" für Comroad ergeben, heißt es weiter. Beteiligungen und Darlehen seien nicht oder nicht ausreichend besichert worden.
"Das ist natürlich einmalig, was da passiert ist. Letztendlich sind hier skandalöse Scheingeschäft getätigt worden", sagte ein Frankfurter Aktienhändler. Es könne nicht verstehen, warum so ein Wert wie Comroad immer noch im Auswahlindex des Neuen Marktes gelistet sei. Dies sei für die notwendige Verbesserung des Images des Neuen Marktes Gift. Es sei schon seit längerem bekannt gewesen, dass bei Comroad Leichen im Keller lägen.
Die drastische Bilanzkorrektur ist nach Einschätzung von Aktionärsschützern der schwerste Betrugsfall in der Geschichte des Neuen Marktes. "So etwas krasses habe ich noch nie erlebt", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
Auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigt sich schockiert. "Es handelt sich hier wohl um den dreistesten Betrugsfall am Neuen Markt", sagte SdK-Vorstand Markus Straub. Comroad-Chef Schnabel habe bei der Darstellung seines Unternehmens eine Frechheit an den Tag gelegt, die eine "neue Dimension" erreicht habe.
Neben Straub forderte auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) Schadenersatz für die betroffenen Aktionäre. Im Gegensatz zu etlichen strittigen anderen Fällen könnten die Aktionäre bei Comroad wohl auf die vorsätzliche Verbreitung falscher Tatsachen verweisen, sagte Nieding. Damit sei ein Schutzgesetz verletzt worden, weshalb die Schadenersatzpflicht aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) greifen könne.
Angesichts des katastrophalen Berichtes spürt der Aufsichtsrat nun Drang zum Handeln. Die Ehefrau des inhaftierten Bodo Schnabel, die gemeinsam mit ihrem Mann über 50 Prozent der Aktien hält, soll "aus wichtigem Grund" aus dem Kontrollgremium abberufen werden. Außerdem wurde eine außerordentliche Hauptversammlung avisiert.
Umsätze lösen sich in Luft auf (3)
Auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigt sich schockiert. "Es handelt sich hier wohl um den dreistesten Betrugsfall am Neuen Markt", sagte SdK-Vorstand Markus Straub. Comroad-Chef Schnabel habe bei der Darstellung seines Unternehmens eine Frechheit an den Tag gelegt, die eine "neue Dimension" erreicht habe.
Neben Straub forderte auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) Schadenersatz für die betroffenen Aktionäre. Im Gegensatz zu etlichen strittigen anderen Fällen könnten die Aktionäre bei Comroad wohl auf die vorsätzliche Verbreitung falscher Tatsachen verweisen, sagte Nieding. Damit sei ein Schutzgesetz verletzt worden, weshalb die Schadenersatzpflicht aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) greifen könne.
Angesichts des katastrophalen Berichtes spürt der Aufsichtsrat nun Drang zum Handeln. Die Ehefrau des inhaftierten Bodo Schnabel, die gemeinsam mit ihrem Mann über 50 Prozent der Aktien hält, soll "aus wichtigem Grund" aus dem Kontrollgremium abberufen werden. Außerdem wurde eine außerordentliche Hauptversammlung avisiert.
Der neue Comroad-Chef Hartmut Schwamm geht mittlerweile vom Schlimmsten aus. Er könne nach seinem bisherigen Wissensstand eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nicht mehr ausschließen, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Schwamm ist seit Abberufung von Bodo Schnabel am 8. März Alleinvorstand des im Nemax 50 gelisteten Unternehmens.
Auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigt sich schockiert. "Es handelt sich hier wohl um den dreistesten Betrugsfall am Neuen Markt", sagte SdK-Vorstand Markus Straub. Comroad-Chef Schnabel habe bei der Darstellung seines Unternehmens eine Frechheit an den Tag gelegt, die eine "neue Dimension" erreicht habe.
Neben Straub forderte auch Klaus Nieding von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) Schadenersatz für die betroffenen Aktionäre. Im Gegensatz zu etlichen strittigen anderen Fällen könnten die Aktionäre bei Comroad wohl auf die vorsätzliche Verbreitung falscher Tatsachen verweisen, sagte Nieding. Damit sei ein Schutzgesetz verletzt worden, weshalb die Schadenersatzpflicht aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) greifen könne.
Angesichts des katastrophalen Berichtes spürt der Aufsichtsrat nun Drang zum Handeln. Die Ehefrau des inhaftierten Bodo Schnabel, die gemeinsam mit ihrem Mann über 50 Prozent der Aktien hält, soll "aus wichtigem Grund" aus dem Kontrollgremium abberufen werden. Außerdem wurde eine außerordentliche Hauptversammlung avisiert.
Der neue Comroad-Chef Hartmut Schwamm geht mittlerweile vom Schlimmsten aus. Er könne nach seinem bisherigen Wissensstand eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nicht mehr ausschließen, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa-AFX. Schwamm ist seit Abberufung von Bodo Schnabel am 8. März Alleinvorstand des im Nemax 50 gelisteten Unternehmens.
10.04.2002
C O M R O A D
Umsätze lösen sich in Luft auf (4)
In U-Haft: Bodo Schnabel
Derzeit habe Comroad noch rund 26 Millionen Euro in der Kasse, so das Ergebnis der Sonderprüfung. Laut Schwamm ist noch nicht absehbar, in wie weit finanzielle Ansprüche von Tochtergesellschaften, für die Comroad Bürgschaften übernommen hat, und Schadensersatzansprüche geprellter Investoren diese Position belasten werden. Auch der Kapitalfluss aus dem operativen Geschäft sowie das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres seien bislang noch unbekannt.
"Ich habe persönliche Kontakte zu einigen Partnern, die von den Prüfern nicht ausfindig gemacht werden konnten", sagte Schwamm. Warum er diese Kontakte allerdings nicht an die Wirtschaftsprüfer weiter gegeben hat, konnte er nicht erklären.
"Wir haben alle für den Prüfungsbericht relevanten Informationen genutzt", sagte dazu Rödel & Partner-Sprecher Matthias Struwe. "Wir haben die Kontakte von Comroad angefordert und alle erhaltenen Daten verarbeitet."
Um das operative Geschäft aufrecht zu erhalten, will Schwamm auf die bestehende Partnerbasis aufbauen. Als Haken dieser Strategie könnte sich allerdings herausstellen, dass anscheinend niemand genau wisse, welche der Partner tatsächlich existieren und welche nur auf dem Papier stehen.
Die Wirtschaftsprüfer wollten zudem Sonderprüfung herausfinden, ob schon zum Börsengang 1998 die Bilanz zum Zweck eines höheren Emissionserlöses geschönt wurde. Bislang sei das noch nicht absehbar, die Prüfung dauere noch immer an, sagte Schwamm, der eine rückwirkende Korrektur der Jahresabschlusses nicht ausschließen konnte. Einen genaue Zeitplan für den weiteren Verlauf und den Abschluss der Prüfung nannte der Alleinvorstand nicht.
C O M R O A D
Umsätze lösen sich in Luft auf (4)
In U-Haft: Bodo Schnabel
Derzeit habe Comroad noch rund 26 Millionen Euro in der Kasse, so das Ergebnis der Sonderprüfung. Laut Schwamm ist noch nicht absehbar, in wie weit finanzielle Ansprüche von Tochtergesellschaften, für die Comroad Bürgschaften übernommen hat, und Schadensersatzansprüche geprellter Investoren diese Position belasten werden. Auch der Kapitalfluss aus dem operativen Geschäft sowie das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres seien bislang noch unbekannt.
"Ich habe persönliche Kontakte zu einigen Partnern, die von den Prüfern nicht ausfindig gemacht werden konnten", sagte Schwamm. Warum er diese Kontakte allerdings nicht an die Wirtschaftsprüfer weiter gegeben hat, konnte er nicht erklären.
"Wir haben alle für den Prüfungsbericht relevanten Informationen genutzt", sagte dazu Rödel & Partner-Sprecher Matthias Struwe. "Wir haben die Kontakte von Comroad angefordert und alle erhaltenen Daten verarbeitet."
Um das operative Geschäft aufrecht zu erhalten, will Schwamm auf die bestehende Partnerbasis aufbauen. Als Haken dieser Strategie könnte sich allerdings herausstellen, dass anscheinend niemand genau wisse, welche der Partner tatsächlich existieren und welche nur auf dem Papier stehen.
Die Wirtschaftsprüfer wollten zudem Sonderprüfung herausfinden, ob schon zum Börsengang 1998 die Bilanz zum Zweck eines höheren Emissionserlöses geschönt wurde. Bislang sei das noch nicht absehbar, die Prüfung dauere noch immer an, sagte Schwamm, der eine rückwirkende Korrektur der Jahresabschlusses nicht ausschließen konnte. Einen genaue Zeitplan für den weiteren Verlauf und den Abschluss der Prüfung nannte der Alleinvorstand nicht.
H E Y D E
März-Gehälter noch nicht gezahlt
Nach langer Talfahrt kommt das Ende. Das Neue-Markt-Unternehmen stellt einen Insolvenzantrag.
Bad Nauheim - Das Software- und Beratungsunternehmen Heyde ist zahlungsunfähig. Der Vorstand werde beim Amtsgericht Friedberg einen Insolvenzantrag stellen, teilte das Unternehmen am Montag in Bad Nauheim mit. Die Börse setzte die Aktie am Nachmittag vom Handel aus.
Die Gläubigerbanken hätten zwar ihre Unterstützung für die nächste Restrukturierungsphase zugesagt, dann aber nicht die notwendige Finanzierung zur Verfügung gestellt, hieß es in einer Pflichtmitteilung der Heyde AG.
© mm.de
Die Gespräche mit verschiedenen strategischen Investoren laufen unabhängig vom Insolvenzantrag weiter. Hier bestünden weiterhin mehrere Optionen, die von einer Minderheitsbeteiligung bis zu einer Vollübernahme reichten, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag zu vwd. Ansonsten gehe das Geschäft zunächst einmal "normal" weiter. "Der Königsweg für uns ist ein Fortführungsszenario", sagte der Sprecher.
Um die baldige Auszahlung der März-Gehälter werde sich der noch unbekannte vorläufige Insolvenzverwalter kümmern. Die Gehälter würden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt durch eine Drittbank vorfinanziert. Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal sei durchwachsen. Während das Bestandsgeschäft solide gewesen sei, habe sich das Neugeschäft als flau erwiesen, hieß es weiter.
März-Gehälter noch nicht gezahlt
Nach langer Talfahrt kommt das Ende. Das Neue-Markt-Unternehmen stellt einen Insolvenzantrag.
Bad Nauheim - Das Software- und Beratungsunternehmen Heyde ist zahlungsunfähig. Der Vorstand werde beim Amtsgericht Friedberg einen Insolvenzantrag stellen, teilte das Unternehmen am Montag in Bad Nauheim mit. Die Börse setzte die Aktie am Nachmittag vom Handel aus.
Die Gläubigerbanken hätten zwar ihre Unterstützung für die nächste Restrukturierungsphase zugesagt, dann aber nicht die notwendige Finanzierung zur Verfügung gestellt, hieß es in einer Pflichtmitteilung der Heyde AG.
© mm.de
Die Gespräche mit verschiedenen strategischen Investoren laufen unabhängig vom Insolvenzantrag weiter. Hier bestünden weiterhin mehrere Optionen, die von einer Minderheitsbeteiligung bis zu einer Vollübernahme reichten, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag zu vwd. Ansonsten gehe das Geschäft zunächst einmal "normal" weiter. "Der Königsweg für uns ist ein Fortführungsszenario", sagte der Sprecher.
Um die baldige Auszahlung der März-Gehälter werde sich der noch unbekannte vorläufige Insolvenzverwalter kümmern. Die Gehälter würden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt durch eine Drittbank vorfinanziert. Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal sei durchwachsen. Während das Bestandsgeschäft solide gewesen sei, habe sich das Neugeschäft als flau erwiesen, hieß es weiter.
Die lieben Banken...
D E U T S C H E B A N K
Konkurrenten übern Tisch gezogen?
Marktmissbrauch beim Branchenprimus? Der Eurex-Sanktionsausschuss ermittelt.
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank muss sich laut einem Pressebericht wegen Marktmissbrauchs vor dem Sanktionsausschuss der Terminbörse Eurex verantworten. Ihr wird vorgeworfen, im März 2001 beim sogenannten "Bobl-Squeeze" gegen das kaufmännische Vertrauen verstoßen zu haben. Nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" tritt das Gremium, das den Sachverhalt von Amts wegen ermitteln kann, am 27. Mai zusammen.
In einem Aufsehen erregenden Fall hatten die Händler der Deutschen Bank im März 2001 über geschickte Transaktionen am Termin- und Kassamarkt das Angebot an Bundesobligationen künstlich verknappt - zum eigenen Vorteil. Die anderen Banken, die Papiere zur Lieferung an der Eurex dringend benötigt hatten, mussten schließlich laut "Zeit" hohe Preise an die Deutsche Bank zahlen, deren Gewinn in Marktkreisen auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt wird.
Der Bobl-Kontrakt ist ein Optionsgeschäft mit Schuldverschreibungen des Bundes mit 4,5- bis 5,5-jähriger Laufzeit. Wer am Fälligkeitstermin keine Bundesanleihen liefern kann, muss sich entweder ein teureres Papier beschaffen oder Strafe an die Eurex zahlen. Einige Banken versuchen deshalb, sich untereinander die Anleihen auf Termin zu sichern.
Der Sanktionsausschuss wird nur in äußerst seltenen und gravierenden Fällen angerufen. Deshalb gilt es unter Börsianern bereits als Höchststrafe, vor dieses Gremium zitiert zu werden. Der Katalog des Ausschusses reicht von Freispruch über Verweis und Geldstrafen bis hin zu einem Ausschluss vom Handel für maximal 30 Tage.
D E U T S C H E B A N K
Konkurrenten übern Tisch gezogen?
Marktmissbrauch beim Branchenprimus? Der Eurex-Sanktionsausschuss ermittelt.
Frankfurt am Main – Die Deutsche Bank muss sich laut einem Pressebericht wegen Marktmissbrauchs vor dem Sanktionsausschuss der Terminbörse Eurex verantworten. Ihr wird vorgeworfen, im März 2001 beim sogenannten "Bobl-Squeeze" gegen das kaufmännische Vertrauen verstoßen zu haben. Nach Informationen der Wochenzeitung "Die Zeit" tritt das Gremium, das den Sachverhalt von Amts wegen ermitteln kann, am 27. Mai zusammen.
In einem Aufsehen erregenden Fall hatten die Händler der Deutschen Bank im März 2001 über geschickte Transaktionen am Termin- und Kassamarkt das Angebot an Bundesobligationen künstlich verknappt - zum eigenen Vorteil. Die anderen Banken, die Papiere zur Lieferung an der Eurex dringend benötigt hatten, mussten schließlich laut "Zeit" hohe Preise an die Deutsche Bank zahlen, deren Gewinn in Marktkreisen auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt wird.
Der Bobl-Kontrakt ist ein Optionsgeschäft mit Schuldverschreibungen des Bundes mit 4,5- bis 5,5-jähriger Laufzeit. Wer am Fälligkeitstermin keine Bundesanleihen liefern kann, muss sich entweder ein teureres Papier beschaffen oder Strafe an die Eurex zahlen. Einige Banken versuchen deshalb, sich untereinander die Anleihen auf Termin zu sichern.
Der Sanktionsausschuss wird nur in äußerst seltenen und gravierenden Fällen angerufen. Deshalb gilt es unter Börsianern bereits als Höchststrafe, vor dieses Gremium zitiert zu werden. Der Katalog des Ausschusses reicht von Freispruch über Verweis und Geldstrafen bis hin zu einem Ausschluss vom Handel für maximal 30 Tage.
Hammerhart...Es geht immer weiter!!!
M E R R I L L L Y N C H
"Ein Stück Ramsch"
Von Harald Grimm
Peinliche Enthüllung an der Wall Street: Privat werteten Analysten Unternehmen als Schund. Investoren wurde die Aktie jedoch wärmstens empfohlen. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.
© AP
Schwere Vorwürfe: Merrill Lynch muss um den guten Ruf bangen
New York/Hamburg – Nach dem Absturz der Internetbranche und dem Enron-Skandal ist der Ruf der Analystenzunft bereits arg lädiert. Weiteres Ungemach droht, und mittendrin steckt eines der renommiertesten Geldhäuser: Merrill Lynch (ML). Der New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer wirft den hochbezahlten Wertpapierexperten vor, wissentlich Anleger mit geschönten Analysen getäuscht zu haben.
Zum Beweis hat Spitzer vor Gericht brisantes Material veröffentlicht. So bezeichneten Merrill-Lynch-Analysten in privaten E-Mails Unternehmen abschätzig als "Ramsch" und "Scheiße" ("a piece of junk" und "such a piece of crap" ), obwohl die Aktien Investoren zum Kauf empfohlen wurden, zum Teil sogar mit dem bestmöglichen Rating. "So dramatisch und verurteilenswert diese Beweise gegen Merrill Lynch auch sind, es könnte nur die Spitze eines Eisbergs sein", sagte Spitzer.
Die "explosivsten Dokumente, die ich je gesehen habe"
John Coffee, Professor für Unternehmensrecht an der Columbia University, nannte die vorgelegten Dokumente die "explosivsten, die ich je gesehen habe". Die anstehenden Gerichtsverhandlungen könnten für Merrill Lynch und andere Wall-Street-Banken eine "zeremonielle Demütigung" werden.
Merrill Lynch bemüht sich unterdessen, seinen Ruf zu verteidigen und weist die Anschuldigungen zurück. Die E-Mails seien aus ihrem Kontext genommen worden und die gezogenen Rückschlüsse "einfach falsch".
Vizepräsident Robert McCann, zuständig für den Bereich Research, führte in einer Stellungnahme des Unternehmens die zum Teil bereits unternommenen Schritte an, die Arbeit der Analyse-Abteilung zu verbessern. So sollen Analysten künftig nach Erfüllung ihrer Prognosen bewertet und bezahlt werden. Dies sei Teil einer im vergangenen Sommer gestarteten Überarbeitung des gesamten Research-Bereichs.
M E R R I L L L Y N C H
"Ein Stück Ramsch"
Von Harald Grimm
Peinliche Enthüllung an der Wall Street: Privat werteten Analysten Unternehmen als Schund. Investoren wurde die Aktie jedoch wärmstens empfohlen. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.
© AP
Schwere Vorwürfe: Merrill Lynch muss um den guten Ruf bangen
New York/Hamburg – Nach dem Absturz der Internetbranche und dem Enron-Skandal ist der Ruf der Analystenzunft bereits arg lädiert. Weiteres Ungemach droht, und mittendrin steckt eines der renommiertesten Geldhäuser: Merrill Lynch (ML). Der New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer wirft den hochbezahlten Wertpapierexperten vor, wissentlich Anleger mit geschönten Analysen getäuscht zu haben.
Zum Beweis hat Spitzer vor Gericht brisantes Material veröffentlicht. So bezeichneten Merrill-Lynch-Analysten in privaten E-Mails Unternehmen abschätzig als "Ramsch" und "Scheiße" ("a piece of junk" und "such a piece of crap" ), obwohl die Aktien Investoren zum Kauf empfohlen wurden, zum Teil sogar mit dem bestmöglichen Rating. "So dramatisch und verurteilenswert diese Beweise gegen Merrill Lynch auch sind, es könnte nur die Spitze eines Eisbergs sein", sagte Spitzer.
Die "explosivsten Dokumente, die ich je gesehen habe"
John Coffee, Professor für Unternehmensrecht an der Columbia University, nannte die vorgelegten Dokumente die "explosivsten, die ich je gesehen habe". Die anstehenden Gerichtsverhandlungen könnten für Merrill Lynch und andere Wall-Street-Banken eine "zeremonielle Demütigung" werden.
Merrill Lynch bemüht sich unterdessen, seinen Ruf zu verteidigen und weist die Anschuldigungen zurück. Die E-Mails seien aus ihrem Kontext genommen worden und die gezogenen Rückschlüsse "einfach falsch".
Vizepräsident Robert McCann, zuständig für den Bereich Research, führte in einer Stellungnahme des Unternehmens die zum Teil bereits unternommenen Schritte an, die Arbeit der Analyse-Abteilung zu verbessern. So sollen Analysten künftig nach Erfüllung ihrer Prognosen bewertet und bezahlt werden. Dies sei Teil einer im vergangenen Sommer gestarteten Überarbeitung des gesamten Research-Bereichs.
"Ein Stück Ramsch" (2)
Von Harald Grimm
"Vertrauen der Investoren systematisch missbraucht"
Ankläger Spitzer hingegen argumentiert, dass Merrill Lynch das Vertrauen der Investoren missbraucht habe. Systematisch sei die Research-Abteilung als Verkaufsarm für die Investmentbank genutzt worden. Nun drängt der Staatsanwalt auf ein hohes Strafgeld. In Verhandlungskreisen wird von 100 Millionen Dollar berichtet, die teils als Strafe und teils als Wiedergutmachung an Investoren gezahlt werden soll.
Zudem soll sich Spitzer dafür einsetzen, dass die Research-Abteilung als unabhängiger Bereich ausgegliedert wird. "Das würde uns helfen, zu einem Punkt zu gelangen, an dem wir in der ganzen Industrie strukturelle Entlastung bekämen. Ich glaube, man hat erkannt, dass mehr getan werden muss, als nur Überwachungsbüros anzumeckern."
Namhafte Banken im Visier der Justiz
Im Zuge der Untersuchung über Research-Methoden an der Wall Street interessiert sich die Staatsanwaltschaft auch für andere namhafte Banken. Der US-Bundesstaat New York untersucht mögliche Interessenskonflikte zwischen Analysten und Investmentbanken. Nach Angaben des Wall Street Journal vom Mittwoch gehören Goldman Sachs, Credit Suisse First Boston, Morgan Stanley Dean Witter, Lehman Brothers, UBS PaineWebber, Salomon Smith Barney, Lazard Freres und Bear Stearns zu den Unternehmen, die eine Vorladung bekommen könnten.
In den kommenden Monaten müssen sich zumindest die Analysten von Merrill Lynch auf etliche Verhandlungstermine einstellen. Offiziellen Stellen zufolge sollen ehemalige und immer noch bei Merrill Lynch beschäftigte Mitarbeiter zu einer öffentlichen Vernehmung vorgeladen werden.
Von Harald Grimm
"Vertrauen der Investoren systematisch missbraucht"
Ankläger Spitzer hingegen argumentiert, dass Merrill Lynch das Vertrauen der Investoren missbraucht habe. Systematisch sei die Research-Abteilung als Verkaufsarm für die Investmentbank genutzt worden. Nun drängt der Staatsanwalt auf ein hohes Strafgeld. In Verhandlungskreisen wird von 100 Millionen Dollar berichtet, die teils als Strafe und teils als Wiedergutmachung an Investoren gezahlt werden soll.
Zudem soll sich Spitzer dafür einsetzen, dass die Research-Abteilung als unabhängiger Bereich ausgegliedert wird. "Das würde uns helfen, zu einem Punkt zu gelangen, an dem wir in der ganzen Industrie strukturelle Entlastung bekämen. Ich glaube, man hat erkannt, dass mehr getan werden muss, als nur Überwachungsbüros anzumeckern."
Namhafte Banken im Visier der Justiz
Im Zuge der Untersuchung über Research-Methoden an der Wall Street interessiert sich die Staatsanwaltschaft auch für andere namhafte Banken. Der US-Bundesstaat New York untersucht mögliche Interessenskonflikte zwischen Analysten und Investmentbanken. Nach Angaben des Wall Street Journal vom Mittwoch gehören Goldman Sachs, Credit Suisse First Boston, Morgan Stanley Dean Witter, Lehman Brothers, UBS PaineWebber, Salomon Smith Barney, Lazard Freres und Bear Stearns zu den Unternehmen, die eine Vorladung bekommen könnten.
In den kommenden Monaten müssen sich zumindest die Analysten von Merrill Lynch auf etliche Verhandlungstermine einstellen. Offiziellen Stellen zufolge sollen ehemalige und immer noch bei Merrill Lynch beschäftigte Mitarbeiter zu einer öffentlichen Vernehmung vorgeladen werden.
Keine weiteren Zicken, bitte
Von Christian Buchholz
Mobilcom, France Télécom und das BAWe verspielen gerade viele Aktionärssymphatien. Seit Wochen werden dem Kleinaktionär Informationen über Anteilsverkäufe verwehrt, auf die er ein Recht hat. Höchste Zeit für ein deutliches Signal.
Keine Auskunft unter dieser Nummer. Ob, wann und wie es zu einem Besitzerwechsel bei dem Büdelsdorfer Konzern kommt, bleibt offen. Seit Wochen gibt es auf die kursrelevante Frage keine Antwort - gleich, ob man bei Mobilcom, Großaktionär France Télécom oder dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) nachfragt.
So überschlagen sich Spekulationen und Gerüchte, der Mobilcom-Kurs hüpft oder purzelt von Tag zu Tag. Je nachdem, welche Saite Analysten und Großinvestoren gerade anschlagen.
Musik in den Ohren der Aktionäre, darunter viele der 5700 Mobilcom-Beschäftigten, kommt dabei nicht heraus.
Im Fall Mobilcom wird dem Kleinanleger Transparenz in einem Punkt verwehrt, der nach dem im Januar gestarteten Übernahmegesetz subito auf den Tisch gehörte: Zahlt France Télécom den freien Aktionären für ihre Mobilcom-Aktien denselben Preis wie dem Firmengründer Gerhard Schmid - kolportiert werden 50 Prozent Aufschlag - oder nicht?
France Télécom will natürlich nicht zuviel Geld ausgeben, und versucht es mit einem Milchmädchen-Trick: Wir lassen Schmid seine Aktien erstmal an fünf Banken verkaufen, übernehmen die Anteile aber erst in drei Jahren. Schon ist das Übernahmegesetz ausgehebelt, France Télécom wird trotzdem neuer Herrscher über Mobilcom und die Kleinaktionäre haben eben Pech gehabt.
Darf France Télécom das? Entsteht hier ein unrühmliche Exempel für die Löchrigkeit des neuen Übernahmegesetzes? Nach Wochen voller Fragezeichen meldet sich jetzt endlich das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe). Man untersuche den Fall und könne den Milchmädchen-Trick nicht gutheißen - letzteres wird allerdings nur hinter vorgehaltener Hand geäußert.
Allein durch sein Zögern hat das BAWe der vorsichtig wieder aufkeimenden Aktienkultur in Deutschland Schaden zugefügt.
Allerhöchste Zeit also, hinter den Kulissen hervorzukommen: Die Weisung des BAWe an die France Télécom muss lauten - ein Preis für alle Mobilcom-Aktien. Und keine weiteren Zicken, bitte.
Von Christian Buchholz
Mobilcom, France Télécom und das BAWe verspielen gerade viele Aktionärssymphatien. Seit Wochen werden dem Kleinaktionär Informationen über Anteilsverkäufe verwehrt, auf die er ein Recht hat. Höchste Zeit für ein deutliches Signal.
Keine Auskunft unter dieser Nummer. Ob, wann und wie es zu einem Besitzerwechsel bei dem Büdelsdorfer Konzern kommt, bleibt offen. Seit Wochen gibt es auf die kursrelevante Frage keine Antwort - gleich, ob man bei Mobilcom, Großaktionär France Télécom oder dem Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) nachfragt.
So überschlagen sich Spekulationen und Gerüchte, der Mobilcom-Kurs hüpft oder purzelt von Tag zu Tag. Je nachdem, welche Saite Analysten und Großinvestoren gerade anschlagen.
Musik in den Ohren der Aktionäre, darunter viele der 5700 Mobilcom-Beschäftigten, kommt dabei nicht heraus.
Im Fall Mobilcom wird dem Kleinanleger Transparenz in einem Punkt verwehrt, der nach dem im Januar gestarteten Übernahmegesetz subito auf den Tisch gehörte: Zahlt France Télécom den freien Aktionären für ihre Mobilcom-Aktien denselben Preis wie dem Firmengründer Gerhard Schmid - kolportiert werden 50 Prozent Aufschlag - oder nicht?
France Télécom will natürlich nicht zuviel Geld ausgeben, und versucht es mit einem Milchmädchen-Trick: Wir lassen Schmid seine Aktien erstmal an fünf Banken verkaufen, übernehmen die Anteile aber erst in drei Jahren. Schon ist das Übernahmegesetz ausgehebelt, France Télécom wird trotzdem neuer Herrscher über Mobilcom und die Kleinaktionäre haben eben Pech gehabt.
Darf France Télécom das? Entsteht hier ein unrühmliche Exempel für die Löchrigkeit des neuen Übernahmegesetzes? Nach Wochen voller Fragezeichen meldet sich jetzt endlich das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe). Man untersuche den Fall und könne den Milchmädchen-Trick nicht gutheißen - letzteres wird allerdings nur hinter vorgehaltener Hand geäußert.
Allein durch sein Zögern hat das BAWe der vorsichtig wieder aufkeimenden Aktienkultur in Deutschland Schaden zugefügt.
Allerhöchste Zeit also, hinter den Kulissen hervorzukommen: Die Weisung des BAWe an die France Télécom muss lauten - ein Preis für alle Mobilcom-Aktien. Und keine weiteren Zicken, bitte.
Es geht wieder weiter;
ftd.de, Fr, 12.4.2002, 20:47
Comroad-Emissionsbanken geraten in Erklärungsnot
Von Tim Bartz, Sabine Rössing und Claudia Wanner, Frankfurt
Der Betrugsfall Comroad bringt nicht nur den Wirtschaftsprüfer des Telematik-Unternehmens in Bedrängnis. Den an der Emission beteiligten Kreditinstituten Concord Effekten und Hauck & Aufhäuser drohen möglicherweise Prospekthaftungsklagen.
Geprellte Anleger könnten Schadenersatz fordern, wenn sich herausstellt, dass ihnen im Emissionsprospekt zum Börsengang wesentliche Informationen vorenthalten wurden.
Eine Sonderprüfung der Nürnberger Wirtschaftsprüfer Rödl & Partner hatte ergeben, dass der Hauptgeschäftspartner von Comroad, die Hongkonger VT Electronics, gar nicht existiert. Von den für 2001 ausgewiesenen Umsatzerlösen von 93,6 Mio. Euro konnten nur 1,3 Mio. Euro nachgewiesen werden. Die am Neuen Markt notierte Comroad-Aktie war daraufhin deutlich eingebrochen. Am Freitagnachmittag trieben Spekulanten den Kurs dann aber wieder um knapp 15 Prozent auf 0,31 Euro in die Höhe.
VT schon im Börsenprospekt als Auftragsproduzent genannt
Bereits die Bilanz des Jahres 1998, auf der der Emissionsprospekt beruht, weist auf eine enge Verbindung von Comroad zu VT Electronics hin. Comroad war im November 1999 an den Neuen Markt gegangen. VT wird im Börsenprospekt als einer von insgesamt zwei Auftragsproduzenten genannt. Comroad hatte demnach - mit der nicht existierenden - VT offenbar reichlich Geschäft abgewickelt. Ende 1998 beliefen sich die Verbindlichkeiten gegenüber VT Electronics auf 2,8 Mio. DM oder 67 Prozent der Bilanzsumme.
Auf die Idee, die Existenz des Hauses durch eine Anfrage in Hongkong zu überprüfen, kamen damals aber weder Prüfer noch Emissionsbanken. "Wenn das eine von 50 kleineren Vertriebsgesellschaften wäre, würde es sich um einen Schönheitsfehler handeln", sagte Rechtsanwalt Stephan Hutter von der Kanzlei Shearman & Sterling in Frankfurt. Bei wesentlicher Bedeutung für das Unternehmen sei das aber anders. Dann müsse genauer geprüft werden, um was für eine Gesellschaft es sich handelt - auf jeden Fall aber, ob sie existiert.
Passiere dies nicht, haften die Banken für die Vollständigkeit des Prospektes, sagte Hutter. Anleger hätten in diesem Fall eine Anspruchsgrundlage, von den Banken eine Entschädigung bis hin zum vollständigen Verlustbetrag einzuklagen. Eine Verjährung tritt bei der Prospekthaftung nach drei Jahren ein - im Fall Comroad also im November 2002.
Institute sehen kein Fehlverhalten
Die beteiligten Institute wollen ein Verfehlen allerdings nicht einräumen. "Grundlage der Börseneinführung war eine sorgfältige Prüfung ("Due Dilligence"), sowohl aus ökonomischer als auch aus rechtlicher Sicht", teilte Concord am Freitag mit. Bei dieser Prüfung durch Externe hätten sich keinerlei Anzeichen für vorgetäuschte Umsätze oder ähnliche Unregelmäßigkeiten ergeben, hieß es. Es habe keinen Anlass gegeben, an den Berichten zu zweifeln. Wer die "Due Dilligence" beim Börsengang vorgenommen hatte, war von Concord nicht zu erfahren.
Auch Dirk Lahmann, Geschäftsführer der für den Börsengang zuständigen Hauck & Aufhäuser-Tochter, sieht sich nicht in der Pflicht. "Wir sehen keinerlei Anlass für Prospekthaftungsansprüche", sagte er. Die Verhältnisse seien seinerzeit mit der gebotenen Sorgfalt geprüft worden. Im übrigen verwies Lahmann auf die Aussagen der konsortialführenden Bank Concord.
KPMG fühlt sich übel getäuscht
Noch weniger Grundlage für eine Handhabe sieht die HypoVereinsbank. Das Institut war nicht am Börsengang, allerdings an der Kapitalerhöhung im Jahr 2000 beteiligt. Dabei habe es sich jedoch um eine prospektlose Kapitalerhöhung gehandelt, sagte ein Sprecher. Diese ist dann möglich, wenn der Kapitalzufluss zehn Prozent des Eigenkapitals nicht überschreitet und die Papiere nicht an Privatanleger abgegeben werden. Auch eine "Due Dilligence" ist in diesem Fall nicht erforderlich, gleichwohl von der HypoVereinsbank dennoch vorgenommen worden. Allerdings schöpften die Prüfer in allen Fällen keinen Verdacht. KPMG-Chef Harald Wiedmann jedenfalls sieht seine Gesellschaft übel getäuscht. Die KPMG hatte seit 1996 die Bilanzen von Comroad testiert - bis sie im Februar nach dem Verdacht, dass VT Electronics womöglich nicht existiert, das Mandat niederlegte.
Fingierte Rechnungen und Geschäftsbeziehungen sowie Manager in verschiedenen Rollen habe es gegeben - alles aber professionell in Szene gesetzt, sagte Wiedmann. So hätten die Wirtschaftsprüfer sogar eine schriftliche Bestätigung von Aufträgen aus Fernost eingefordert und auch bekommen. Dass es sich um eine Täuschung handelt, habe man nicht vermuten können. Darüber hinaus lagen über alle Geschäftsvorgänge Telefax-Bestätigungen vor. Das Produkt habe es, anders als etwa im Betrugsfall Flowtex, ebenfalls gegeben. Der Vergleich von Unterschriften mit Handelsregister-Einträgen gehöre nicht zu den Standardaufgaben eines Prüfers und dürfe es auch nicht werden, sagte Wiedmann. Es habe daher aus seiner Sicht zunächst keinen Grund gegeben, die Saldenbestätigung des Unternehmens anzuzweifeln.
Verdacht geschöpft habe das KPMG-Prüfungsteam erst bei der Bilanz des Jahres 2001. Unrealistische Umsatzvolumina mit Lizenzverträgen hätten die Prüfer stutzig gemacht. Als sich der Schwindel herausstellte, habe die KPMG das Mandat umgehend niedergelegt - ein laut Wiedmann in Deutschland einmaliger Vorgang. Daraufhin hätten Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaft sofort reagiert.
© 2002 Financial Times Deutschland
ftd.de, Fr, 12.4.2002, 20:47
Comroad-Emissionsbanken geraten in Erklärungsnot
Von Tim Bartz, Sabine Rössing und Claudia Wanner, Frankfurt
Der Betrugsfall Comroad bringt nicht nur den Wirtschaftsprüfer des Telematik-Unternehmens in Bedrängnis. Den an der Emission beteiligten Kreditinstituten Concord Effekten und Hauck & Aufhäuser drohen möglicherweise Prospekthaftungsklagen.
Geprellte Anleger könnten Schadenersatz fordern, wenn sich herausstellt, dass ihnen im Emissionsprospekt zum Börsengang wesentliche Informationen vorenthalten wurden.
Eine Sonderprüfung der Nürnberger Wirtschaftsprüfer Rödl & Partner hatte ergeben, dass der Hauptgeschäftspartner von Comroad, die Hongkonger VT Electronics, gar nicht existiert. Von den für 2001 ausgewiesenen Umsatzerlösen von 93,6 Mio. Euro konnten nur 1,3 Mio. Euro nachgewiesen werden. Die am Neuen Markt notierte Comroad-Aktie war daraufhin deutlich eingebrochen. Am Freitagnachmittag trieben Spekulanten den Kurs dann aber wieder um knapp 15 Prozent auf 0,31 Euro in die Höhe.
VT schon im Börsenprospekt als Auftragsproduzent genannt
Bereits die Bilanz des Jahres 1998, auf der der Emissionsprospekt beruht, weist auf eine enge Verbindung von Comroad zu VT Electronics hin. Comroad war im November 1999 an den Neuen Markt gegangen. VT wird im Börsenprospekt als einer von insgesamt zwei Auftragsproduzenten genannt. Comroad hatte demnach - mit der nicht existierenden - VT offenbar reichlich Geschäft abgewickelt. Ende 1998 beliefen sich die Verbindlichkeiten gegenüber VT Electronics auf 2,8 Mio. DM oder 67 Prozent der Bilanzsumme.
Auf die Idee, die Existenz des Hauses durch eine Anfrage in Hongkong zu überprüfen, kamen damals aber weder Prüfer noch Emissionsbanken. "Wenn das eine von 50 kleineren Vertriebsgesellschaften wäre, würde es sich um einen Schönheitsfehler handeln", sagte Rechtsanwalt Stephan Hutter von der Kanzlei Shearman & Sterling in Frankfurt. Bei wesentlicher Bedeutung für das Unternehmen sei das aber anders. Dann müsse genauer geprüft werden, um was für eine Gesellschaft es sich handelt - auf jeden Fall aber, ob sie existiert.
Passiere dies nicht, haften die Banken für die Vollständigkeit des Prospektes, sagte Hutter. Anleger hätten in diesem Fall eine Anspruchsgrundlage, von den Banken eine Entschädigung bis hin zum vollständigen Verlustbetrag einzuklagen. Eine Verjährung tritt bei der Prospekthaftung nach drei Jahren ein - im Fall Comroad also im November 2002.
Institute sehen kein Fehlverhalten
Die beteiligten Institute wollen ein Verfehlen allerdings nicht einräumen. "Grundlage der Börseneinführung war eine sorgfältige Prüfung ("Due Dilligence"), sowohl aus ökonomischer als auch aus rechtlicher Sicht", teilte Concord am Freitag mit. Bei dieser Prüfung durch Externe hätten sich keinerlei Anzeichen für vorgetäuschte Umsätze oder ähnliche Unregelmäßigkeiten ergeben, hieß es. Es habe keinen Anlass gegeben, an den Berichten zu zweifeln. Wer die "Due Dilligence" beim Börsengang vorgenommen hatte, war von Concord nicht zu erfahren.
Auch Dirk Lahmann, Geschäftsführer der für den Börsengang zuständigen Hauck & Aufhäuser-Tochter, sieht sich nicht in der Pflicht. "Wir sehen keinerlei Anlass für Prospekthaftungsansprüche", sagte er. Die Verhältnisse seien seinerzeit mit der gebotenen Sorgfalt geprüft worden. Im übrigen verwies Lahmann auf die Aussagen der konsortialführenden Bank Concord.
KPMG fühlt sich übel getäuscht
Noch weniger Grundlage für eine Handhabe sieht die HypoVereinsbank. Das Institut war nicht am Börsengang, allerdings an der Kapitalerhöhung im Jahr 2000 beteiligt. Dabei habe es sich jedoch um eine prospektlose Kapitalerhöhung gehandelt, sagte ein Sprecher. Diese ist dann möglich, wenn der Kapitalzufluss zehn Prozent des Eigenkapitals nicht überschreitet und die Papiere nicht an Privatanleger abgegeben werden. Auch eine "Due Dilligence" ist in diesem Fall nicht erforderlich, gleichwohl von der HypoVereinsbank dennoch vorgenommen worden. Allerdings schöpften die Prüfer in allen Fällen keinen Verdacht. KPMG-Chef Harald Wiedmann jedenfalls sieht seine Gesellschaft übel getäuscht. Die KPMG hatte seit 1996 die Bilanzen von Comroad testiert - bis sie im Februar nach dem Verdacht, dass VT Electronics womöglich nicht existiert, das Mandat niederlegte.
Fingierte Rechnungen und Geschäftsbeziehungen sowie Manager in verschiedenen Rollen habe es gegeben - alles aber professionell in Szene gesetzt, sagte Wiedmann. So hätten die Wirtschaftsprüfer sogar eine schriftliche Bestätigung von Aufträgen aus Fernost eingefordert und auch bekommen. Dass es sich um eine Täuschung handelt, habe man nicht vermuten können. Darüber hinaus lagen über alle Geschäftsvorgänge Telefax-Bestätigungen vor. Das Produkt habe es, anders als etwa im Betrugsfall Flowtex, ebenfalls gegeben. Der Vergleich von Unterschriften mit Handelsregister-Einträgen gehöre nicht zu den Standardaufgaben eines Prüfers und dürfe es auch nicht werden, sagte Wiedmann. Es habe daher aus seiner Sicht zunächst keinen Grund gegeben, die Saldenbestätigung des Unternehmens anzuzweifeln.
Verdacht geschöpft habe das KPMG-Prüfungsteam erst bei der Bilanz des Jahres 2001. Unrealistische Umsatzvolumina mit Lizenzverträgen hätten die Prüfer stutzig gemacht. Als sich der Schwindel herausstellte, habe die KPMG das Mandat umgehend niedergelegt - ein laut Wiedmann in Deutschland einmaliger Vorgang. Daraufhin hätten Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaft sofort reagiert.
© 2002 Financial Times Deutschland
Der nächste bitte;
Ceyoniq-Insolvenz kommt nicht überraschend
Bielefeld (vwd) - Die am späten Freitagnachmittag eingegangene Meldung, dass die Bielefelder Ceyoniq AG die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt hat, kam für Beobachter nicht wirklich überraschend. Nachdem das Unternehmen im März für das Geschäftsjahr 2001 tiefrote Zahlen präsentiert und Gespräche mit Banken angekündigt hatte, meldete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Morgen, Ceyoniq habe ihren Mitarbeitern das März-Gehalt verspätet gezahlt. Tagsüber war schon kein leitender Angestellter mehr für eine Stellungnahme erreichbar.
Die liquiden Mittel der ehemaligen CE Computer Equipment AG hatten sich per 31. Dezember 2001 nur noch auf 8,4 Mio EUR belaufen. Bei der Hauptversammlung im März hatte Vorstandsmitglied Jürgen Brintrup allerdings noch versucht, im Hinblick auf das operative Geschäft des Anbieters von Software für Content- und Dokumenten-Management Optimismus zu verbreiten und eine schärfere Kostenkontrolle besonders bei den Auslandstöchtern angekündigt.
Auf die im Jahr 2000 übernommene US-Tochter Ceyoniq Inc hatte das Unternehmen 2001 eine Sonderabschreibung von 54 Mio EUR vornehmen müssen. Sollte der US-Markt nicht anziehen, würden Teile von Ceyonic Inc verkauft, hatte Brintrup angekündigt. Noch am Abend hat eben diese Ceyoniq Inc angekündigt, das sie ihr Geschäft trotz der Insolvenz der deutschen Muttergesellschaft ohne Unterbrechung fortführen werde. David E. MacWhorter, President und CEO der Ceyoniq Inc, ließ verlauten, es gebe bereits mehrere Interessenten für das US-Geschäft der Ceyoniq AG.
Er gehe davon aus, dass der deutsche Insolvenzverwalter einen Käufer für das US-Geschäft suchen werde. MacWhorter schloss auch ein Management-Buy-Out nicht aus. Seine Notierung an der Nasdaq hatte das deutsche Unternehmen zuletzt noch aus Kostengründen einstellen wollen. In Frankfurt waren die Aktien von Ceyoniq am Freitagnachmittag vom Handel ausgesetzt, der letzte Kurs vor Aussetzung lag bei 0,42 EUR, nach Wiederaufnahme fiel der Kurs um 54,8 Prozent auf 0,19 EUR.
Mit Heyde und Ceyoniq haben in dieser Woche zwei am Neuen Markt notierte Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen müssen. +++ Hans Bentzien
vwd/12.4.2002/hab/rio
Ceyoniq-Insolvenz kommt nicht überraschend
Bielefeld (vwd) - Die am späten Freitagnachmittag eingegangene Meldung, dass die Bielefelder Ceyoniq AG die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt hat, kam für Beobachter nicht wirklich überraschend. Nachdem das Unternehmen im März für das Geschäftsjahr 2001 tiefrote Zahlen präsentiert und Gespräche mit Banken angekündigt hatte, meldete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Morgen, Ceyoniq habe ihren Mitarbeitern das März-Gehalt verspätet gezahlt. Tagsüber war schon kein leitender Angestellter mehr für eine Stellungnahme erreichbar.
Die liquiden Mittel der ehemaligen CE Computer Equipment AG hatten sich per 31. Dezember 2001 nur noch auf 8,4 Mio EUR belaufen. Bei der Hauptversammlung im März hatte Vorstandsmitglied Jürgen Brintrup allerdings noch versucht, im Hinblick auf das operative Geschäft des Anbieters von Software für Content- und Dokumenten-Management Optimismus zu verbreiten und eine schärfere Kostenkontrolle besonders bei den Auslandstöchtern angekündigt.
Auf die im Jahr 2000 übernommene US-Tochter Ceyoniq Inc hatte das Unternehmen 2001 eine Sonderabschreibung von 54 Mio EUR vornehmen müssen. Sollte der US-Markt nicht anziehen, würden Teile von Ceyonic Inc verkauft, hatte Brintrup angekündigt. Noch am Abend hat eben diese Ceyoniq Inc angekündigt, das sie ihr Geschäft trotz der Insolvenz der deutschen Muttergesellschaft ohne Unterbrechung fortführen werde. David E. MacWhorter, President und CEO der Ceyoniq Inc, ließ verlauten, es gebe bereits mehrere Interessenten für das US-Geschäft der Ceyoniq AG.
Er gehe davon aus, dass der deutsche Insolvenzverwalter einen Käufer für das US-Geschäft suchen werde. MacWhorter schloss auch ein Management-Buy-Out nicht aus. Seine Notierung an der Nasdaq hatte das deutsche Unternehmen zuletzt noch aus Kostengründen einstellen wollen. In Frankfurt waren die Aktien von Ceyoniq am Freitagnachmittag vom Handel ausgesetzt, der letzte Kurs vor Aussetzung lag bei 0,42 EUR, nach Wiederaufnahme fiel der Kurs um 54,8 Prozent auf 0,19 EUR.
Mit Heyde und Ceyoniq haben in dieser Woche zwei am Neuen Markt notierte Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen müssen. +++ Hans Bentzien
vwd/12.4.2002/hab/rio
GOOD-BYE!!!
H5B5 beantragt Delisting vom Neuen Markt
München (vwd) - Die H5B5 Media AG, München, hat am Freitag bei der Deutschen Börse AG das Delisting vom Neuen Markt beantragt, um sodann die Notierung und den Handel im Geregelten Markt aufzunehmen. Finanzvorstand Frank Winnenbrock äußerte in einer am gleichen Tag veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung: "Wir sind überzeugt, dass das Marktsegment Geregelter Markt gerade für uns als Medienfirma mehr Perspektiven für die Zukunft bietet als der Neue Markt, der, bedingt durch seinen Imageverlust, heute nicht mehr, wie noch zum Börsengang im Februar 2000, das ideale Börsenumfeld für uns darstellt".
Durch den Segmentwechsel spare H5B5 erhebliche Kosten ein. Die Notierung am Neuen Markt verursache im Vergleich zum Geregelten Markt beträchtliche Mehrkosten, zum Beispiel durch die umfangreichen Publizitätspflichten, die Betreuung durch zwei Designated Sponsors und die speziellen Informationsbedürfnisse des Neuen Marktes.
vwd/12/12.4.2002/hab
H5B5 beantragt Delisting vom Neuen Markt
München (vwd) - Die H5B5 Media AG, München, hat am Freitag bei der Deutschen Börse AG das Delisting vom Neuen Markt beantragt, um sodann die Notierung und den Handel im Geregelten Markt aufzunehmen. Finanzvorstand Frank Winnenbrock äußerte in einer am gleichen Tag veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung: "Wir sind überzeugt, dass das Marktsegment Geregelter Markt gerade für uns als Medienfirma mehr Perspektiven für die Zukunft bietet als der Neue Markt, der, bedingt durch seinen Imageverlust, heute nicht mehr, wie noch zum Börsengang im Februar 2000, das ideale Börsenumfeld für uns darstellt".
Durch den Segmentwechsel spare H5B5 erhebliche Kosten ein. Die Notierung am Neuen Markt verursache im Vergleich zum Geregelten Markt beträchtliche Mehrkosten, zum Beispiel durch die umfangreichen Publizitätspflichten, die Betreuung durch zwei Designated Sponsors und die speziellen Informationsbedürfnisse des Neuen Marktes.
vwd/12/12.4.2002/hab
Wie war dass nochmal bei Flowtex...
Wer war denn da der Wirtschaftsprüfer...!?
Zeitung: Wissenschaftler greift KPMG nach ComROAD-Skandal an
Berlin (vwd) - Als Konsequenz aus den zunehmenden Pleiten von Unternehmen, deren Abschlüsse zuvor von Wirtschaftsprüfern testiert worden sind, hat der Saarbrücker Professor Karl-Heinz Küting künftig schärfere Sanktionen gegen die Prüfer gefordert. "Auch den Prüfern sollte in diesen Fällen mit Strafen gedroht werden, und wir müssen in diesen Fällen auch über Haftstrafen reden", sagte der Direktor des renommierten Instituts für Wirtschaftsprüfung der Universität des Saarlandes, der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe).
Küting übte zudem heftige Kritik am Verhalten der Prüfungsgesellschaft KPMG im jüngsten Skandal um den Telematik-Anbieter ComROAD AG, Unterschleißheim. Die Wirtschaftsprüfer hatten das Mandat Anfang 2002 niedergelegt, nachdem ihnen Zweifel an der Existenz wichtiger Geschäftsverbindungen in Hongkong gekommen waren. "Es hilft keinem, wenn das Mandat niedergelegt wird", kritisierte Küting, "besser wäre es gewesen, weiter zu prüfen, den Aufsichtsrat zu informieren und gegebenenfalls auch den Staatsanwalt."
KPMG könne sich nicht auf die Verschwiegenheitspflicht berufen, sagte Küting. Bei begründeten Hinweisen auf Straftaten habe "jeder Bürger die Pflicht, die Staatsanwaltschaft zu informieren". Das gelte auch für Wirtschaftsprüfer, die immerhin verpflichtet seien, auch die Interessen der Anleger zu schützen. Der stellvertretende Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Markus Straub, sagte der Zeitung unterdessen, interne Papiere, welche der SdK zugespielt worden seien, wiesen darauf hin, dass KPMG bereits weitaus früher als Anfang 2002 Zweifel am Geschäftsgebaren der Comroad gehabt habe.
vwd/12/11.4.2002/rio
Wer war denn da der Wirtschaftsprüfer...!?
Zeitung: Wissenschaftler greift KPMG nach ComROAD-Skandal an
Berlin (vwd) - Als Konsequenz aus den zunehmenden Pleiten von Unternehmen, deren Abschlüsse zuvor von Wirtschaftsprüfern testiert worden sind, hat der Saarbrücker Professor Karl-Heinz Küting künftig schärfere Sanktionen gegen die Prüfer gefordert. "Auch den Prüfern sollte in diesen Fällen mit Strafen gedroht werden, und wir müssen in diesen Fällen auch über Haftstrafen reden", sagte der Direktor des renommierten Instituts für Wirtschaftsprüfung der Universität des Saarlandes, der "Berliner Zeitung" (Freitagausgabe).
Küting übte zudem heftige Kritik am Verhalten der Prüfungsgesellschaft KPMG im jüngsten Skandal um den Telematik-Anbieter ComROAD AG, Unterschleißheim. Die Wirtschaftsprüfer hatten das Mandat Anfang 2002 niedergelegt, nachdem ihnen Zweifel an der Existenz wichtiger Geschäftsverbindungen in Hongkong gekommen waren. "Es hilft keinem, wenn das Mandat niedergelegt wird", kritisierte Küting, "besser wäre es gewesen, weiter zu prüfen, den Aufsichtsrat zu informieren und gegebenenfalls auch den Staatsanwalt."
KPMG könne sich nicht auf die Verschwiegenheitspflicht berufen, sagte Küting. Bei begründeten Hinweisen auf Straftaten habe "jeder Bürger die Pflicht, die Staatsanwaltschaft zu informieren". Das gelte auch für Wirtschaftsprüfer, die immerhin verpflichtet seien, auch die Interessen der Anleger zu schützen. Der stellvertretende Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Markus Straub, sagte der Zeitung unterdessen, interne Papiere, welche der SdK zugespielt worden seien, wiesen darauf hin, dass KPMG bereits weitaus früher als Anfang 2002 Zweifel am Geschäftsgebaren der Comroad gehabt habe.
vwd/12/11.4.2002/rio
Aktionärsschützer unter Insider-Verdacht
DSW-Präsident soll vor wichtiger Übernahme Aktien der Metallgesellschaft erworben haben
Von Marco Dalan
Düsseldorf - Die Affäre um verbotene Insidergeschäfte mit Aktien der MG Technologies AG spitzt sich zu. Nach Informationen der WELT ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Roland Oetker wegen des Verdachts des Insiderhandels. Oetker ist Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) - eine Organisation, die sich für die Interessen privater Anleger einsetzt. "Die Beschuldigungen werden sich als unzutreffend erweisen", sagte Oetker der WELT.
Neben Oetker wird gegen den Düsseldorfer Medienberater Lutz Dreesbach, den Hamburger Kaufmann Hans-Hermann Münchmeyer, den Unternehmensberater Rolf-Ulf Püschel sowie Hans-Jochen Klütsch wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt. Zwischen dem 19. Januar und 8. Februar 1999 sollen die Beschuldigten ihr Wissen über die bevorstehende Übernahme des Bochumer Anlagenbauers Gea durch die damalige Metallgesellschaft (MG) zu Aktienkäufen genutzt haben.
"Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten bereits bei Erwerb der Aktien bzw. Optionsscheine auf Grund geschäftlicher oder privater Beziehungen zur Metallgesellschaft AG bzw. zu Vorstandsmitgliedern wussten, dass die Metallgesellschaft beabsichtigte, 75 Prozent der Gea AG zu erwerben", heißt es in einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Düsseldorf vom Dezember 2001. Daraufhin durchforsteten Beamte des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel und der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am 21. März dieses Jahres die Büros der MG und der Gea. Dabei suchten die Fahnder nach weiteren Informationen für die laufenden Ermittlungen "gegen unternehmensfremde Personen". Gleichzeitig wurden Wohnungen der Beschuldigten durchsucht.
Die Gea-Übernahme wurde am 8. Februar 1999 bekannt gegeben. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft erwarb Oetker mit drei Kaufaufträgen zwischen dem 22. Januar 1999 und dem 3. Februar 1999 über ein beim Bankhaus Sal. Oppenheim in Köln geführtes Wertpapierdepotkonto 35.000 Aktien der Metallgesellschaft. Für seinen Bruder Ernst-August Oetker kaufte er über dessen Depotkonto bei der Deutschen Bank 10.000 MG-Aktien. Schließlich erwarb Roland Oetker als Geschäftsführender Gesellschafter der ROI Verwaltungsgesellschaft über deren bei der Berenberg Bank in Hamburg geführtes Wertpapierkonto 26.000 Aktien und 60.000 Kaufoptionen auf MG-Aktien. Oetker will nun kooperativ mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten und den Fall aufklären: "Die Sache ist für mich in höchstem Maße unangenehm."
Dreesbach erwarb am 1. und 2. Februar insgesamt 3.000 Aktien der MG. Auch er weist den Vorwurf, Insidergeschäfte gemacht zu haben, zurück. Immerhin habe er schon in den Vormonaten aus eigenem Interesse MG-Aktien gekauft. Er habe erst am 3. Februar von MG-Chef Kajo Neukirchen von der geplanten Übernahme erfahren und dann keine Aktien mehr erworben. Hans-Hermann Münchmeyer kaufte am 5. Februar 3.000 MG-Papiere. Püschel erwarb am 4. Februar 1.800 Aktien und 11.000 Kaufoptionsscheine. Hans-Jochen Klütsch kaufte drei Tage vor Bekanntgabe der Übernahme 7.000 Kaufoptionsscheine auf MG-Aktien. Bisher ist noch keiner der Beschuldigten vernommen worden. Die Ermittlungen werden sich nach Angaben Staatsanwaltschaft noch Monate hinziehen.
DSW-Präsident soll vor wichtiger Übernahme Aktien der Metallgesellschaft erworben haben
Von Marco Dalan
Düsseldorf - Die Affäre um verbotene Insidergeschäfte mit Aktien der MG Technologies AG spitzt sich zu. Nach Informationen der WELT ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Roland Oetker wegen des Verdachts des Insiderhandels. Oetker ist Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) - eine Organisation, die sich für die Interessen privater Anleger einsetzt. "Die Beschuldigungen werden sich als unzutreffend erweisen", sagte Oetker der WELT.
Neben Oetker wird gegen den Düsseldorfer Medienberater Lutz Dreesbach, den Hamburger Kaufmann Hans-Hermann Münchmeyer, den Unternehmensberater Rolf-Ulf Püschel sowie Hans-Jochen Klütsch wegen des Verdachts des Insiderhandels ermittelt. Zwischen dem 19. Januar und 8. Februar 1999 sollen die Beschuldigten ihr Wissen über die bevorstehende Übernahme des Bochumer Anlagenbauers Gea durch die damalige Metallgesellschaft (MG) zu Aktienkäufen genutzt haben.
"Es besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten bereits bei Erwerb der Aktien bzw. Optionsscheine auf Grund geschäftlicher oder privater Beziehungen zur Metallgesellschaft AG bzw. zu Vorstandsmitgliedern wussten, dass die Metallgesellschaft beabsichtigte, 75 Prozent der Gea AG zu erwerben", heißt es in einem Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Düsseldorf vom Dezember 2001. Daraufhin durchforsteten Beamte des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel und der Staatsanwaltschaft Düsseldorf am 21. März dieses Jahres die Büros der MG und der Gea. Dabei suchten die Fahnder nach weiteren Informationen für die laufenden Ermittlungen "gegen unternehmensfremde Personen". Gleichzeitig wurden Wohnungen der Beschuldigten durchsucht.
Die Gea-Übernahme wurde am 8. Februar 1999 bekannt gegeben. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft erwarb Oetker mit drei Kaufaufträgen zwischen dem 22. Januar 1999 und dem 3. Februar 1999 über ein beim Bankhaus Sal. Oppenheim in Köln geführtes Wertpapierdepotkonto 35.000 Aktien der Metallgesellschaft. Für seinen Bruder Ernst-August Oetker kaufte er über dessen Depotkonto bei der Deutschen Bank 10.000 MG-Aktien. Schließlich erwarb Roland Oetker als Geschäftsführender Gesellschafter der ROI Verwaltungsgesellschaft über deren bei der Berenberg Bank in Hamburg geführtes Wertpapierkonto 26.000 Aktien und 60.000 Kaufoptionen auf MG-Aktien. Oetker will nun kooperativ mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten und den Fall aufklären: "Die Sache ist für mich in höchstem Maße unangenehm."
Dreesbach erwarb am 1. und 2. Februar insgesamt 3.000 Aktien der MG. Auch er weist den Vorwurf, Insidergeschäfte gemacht zu haben, zurück. Immerhin habe er schon in den Vormonaten aus eigenem Interesse MG-Aktien gekauft. Er habe erst am 3. Februar von MG-Chef Kajo Neukirchen von der geplanten Übernahme erfahren und dann keine Aktien mehr erworben. Hans-Hermann Münchmeyer kaufte am 5. Februar 3.000 MG-Papiere. Püschel erwarb am 4. Februar 1.800 Aktien und 11.000 Kaufoptionsscheine. Hans-Jochen Klütsch kaufte drei Tage vor Bekanntgabe der Übernahme 7.000 Kaufoptionsscheine auf MG-Aktien. Bisher ist noch keiner der Beschuldigten vernommen worden. Die Ermittlungen werden sich nach Angaben Staatsanwaltschaft noch Monate hinziehen.
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Rösch Medizintechnik rutscht ebenfalls in die Verlustzone. Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender Andy Rösch tritt zurück. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben auf "Nadelfreie Systeme" konzentrieren.
Eine interessante Begründug hat die Fernsehproduktionsfirma H5B5 für den Wechsel in den Geregelten Markt: Für Medienunternehmen sei dort das "ideale Börsenumfeld". Der Neue Markt leide unter einem "Imageverlust". Ein Musterknabe ist H5B5 allerdings auch nicht. Der Jahresabschluss 2001 fehlt nach wie vor.
Mount10 hat da scheinbar etwas verwechselt. Das Unternehmen vergleicht den Umsatz im ersten Quartal 2002 mit dem Vorquartal und den Gewinn mit dem Vorjahreszeitraum. Demnach stieg den ersten drei Monaten 2002 der Umsatz gegenüber dem vierten Quartal 2001 um 4,2 Prozent auf 6,6 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuer, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) beträgt 0,15 Millionen Euro nach einem Verlust von 2,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Eine interessante Begründug hat die Fernsehproduktionsfirma H5B5 für den Wechsel in den Geregelten Markt: Für Medienunternehmen sei dort das "ideale Börsenumfeld". Der Neue Markt leide unter einem "Imageverlust". Ein Musterknabe ist H5B5 allerdings auch nicht. Der Jahresabschluss 2001 fehlt nach wie vor.
Mount10 hat da scheinbar etwas verwechselt. Das Unternehmen vergleicht den Umsatz im ersten Quartal 2002 mit dem Vorquartal und den Gewinn mit dem Vorjahreszeitraum. Demnach stieg den ersten drei Monaten 2002 der Umsatz gegenüber dem vierten Quartal 2001 um 4,2 Prozent auf 6,6 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuer, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) beträgt 0,15 Millionen Euro nach einem Verlust von 2,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Grüsse@ALL!
Ein Nachtrag zu Ceyoniq;
Ceyoniq ist nach einem Riesenverlust pleite
Hartmut Stange zum Insolvenzverwalter berufen
ak Düsseldorf - Die Ceyoniq AG (vormals: CE Computer Equipment) ist zahlungsunfähig. Der Anbieter von Informationsmanagement stellte gestern beim Amtsgericht Bielefeld den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Bielefelder Rechtsanwalt Hartmut Stange bestellt, der bereits als Konkursverwalter bei dem skandalträchtigen Niedergang des Sportbodenherstellers Balsam bekannt geworden und in jüngerer Zeit als Insolvenzverwalter der Sunburst Merchandising AG tätig gewesen war.
Ein fatales US-Engagement führte bei Ceyoniq zur Zahlungsunfähigkeit. Für das vergangene Jahr musste das Unternehmen den immensen Betriebsverlust von 105 Mill. Euro ausweisen, der noch etwas höher war als der gesamte Umsatz. Verantwortlich für die tiefroten Zahlen waren hohe Wertberichtigungen bei der Anfang 2001 übernommenen Treev Inc. in den USA. Noch vor einem Monat - direkt nach der Veröffentlichung des dreistelligen Millionenverlustes - hatte Vorstandsmitglied Jürgen Brintrup im Gespräch mit der Börsen-Zeitung eine Insolvenzgefahr verneint (vgl. BZ vom 13. März). Der Jahresabschluss offenbarte dann aber liquide Mittel von 8,3 Mill. Euro, denen kurzfristige Verbindlichkeiten von 61,7 Mill. Euro gegenüberstanden.
Die Deutsche Börse setzte die Aktien am frühen Freitagabend für eine Stunde vom Handel aus. Ceyoniq war bereits Anfang April zum PennyStock mutiert, nachdem die Verlustankündigung Mitte März einen heftigen Kurssturz ausgelöst hatte. Noch im Januar hatte der Wert bei 5 Euro notiert. Die Ceyoniq-Aktie war im April 1998 zu damals 98 DM an die Börse gekommen, hat aber bereits zwei Aktiensplits (1 : 5 und 1 : 3) hinter sich. Das bereinigte Allzeithoch lag Mitte 2000 bei 35 Euro.
Ein Nachtrag zu Ceyoniq;
Ceyoniq ist nach einem Riesenverlust pleite
Hartmut Stange zum Insolvenzverwalter berufen
ak Düsseldorf - Die Ceyoniq AG (vormals: CE Computer Equipment) ist zahlungsunfähig. Der Anbieter von Informationsmanagement stellte gestern beim Amtsgericht Bielefeld den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Bielefelder Rechtsanwalt Hartmut Stange bestellt, der bereits als Konkursverwalter bei dem skandalträchtigen Niedergang des Sportbodenherstellers Balsam bekannt geworden und in jüngerer Zeit als Insolvenzverwalter der Sunburst Merchandising AG tätig gewesen war.
Ein fatales US-Engagement führte bei Ceyoniq zur Zahlungsunfähigkeit. Für das vergangene Jahr musste das Unternehmen den immensen Betriebsverlust von 105 Mill. Euro ausweisen, der noch etwas höher war als der gesamte Umsatz. Verantwortlich für die tiefroten Zahlen waren hohe Wertberichtigungen bei der Anfang 2001 übernommenen Treev Inc. in den USA. Noch vor einem Monat - direkt nach der Veröffentlichung des dreistelligen Millionenverlustes - hatte Vorstandsmitglied Jürgen Brintrup im Gespräch mit der Börsen-Zeitung eine Insolvenzgefahr verneint (vgl. BZ vom 13. März). Der Jahresabschluss offenbarte dann aber liquide Mittel von 8,3 Mill. Euro, denen kurzfristige Verbindlichkeiten von 61,7 Mill. Euro gegenüberstanden.
Die Deutsche Börse setzte die Aktien am frühen Freitagabend für eine Stunde vom Handel aus. Ceyoniq war bereits Anfang April zum PennyStock mutiert, nachdem die Verlustankündigung Mitte März einen heftigen Kurssturz ausgelöst hatte. Noch im Januar hatte der Wert bei 5 Euro notiert. Die Ceyoniq-Aktie war im April 1998 zu damals 98 DM an die Börse gekommen, hat aber bereits zwei Aktiensplits (1 : 5 und 1 : 3) hinter sich. Das bereinigte Allzeithoch lag Mitte 2000 bei 35 Euro.
*ROFL* Bis dato wars der 11. sept. Jetzt ist der NM schuld. Imageverlust eben. Darum halbieren sich die axien laufend. Fundamental ist selbstverstaendlich weiterhin alles oki. *LOL*
Never Ending Story...
Diesmal etwas aus den USA;
ftd.de, So, 14.4.2002, 16:19
Aktionäre verklagen JDS Uniphase
Vor dem Bezirksgericht Nord-Kalifornien streben Aktionäre des kanadischen Netzwerkausrüsters JDS Uniphase Sammelklage gegen das Unternehmen an. Grund ist eine angeblich falsche Ergebnis-Darstellung.
Beteiligt seien Anleger, die JDS-Aktien im Zeitraum zwischen dem 27. Juli 1999 und dem 26. Juli 2001 erworben haben. Dies teilte die Anwaltskanzlei Schatz & Nobel, PC mit. In der Klage werde dem Unternehmen vorgeworfen, gemeinsam mit seinen Top-Ten-Managern und dem Hauptaktionär das Wertpapiergesetz verletzt zu haben. Die Möglichkeit von JDS die Nachfrage zu überwachen und die Lagerbestände zu kontrollieren seien falsch dargestellt worden, hieß es.
Im genannten Zeitraum sei sich JDS darüber bewusst gewesen, dass sich die Nachfrage nach seinen Produkten rückläufig entwickelt habe und dass das Wachstum, trotz etlicher Unternehmenszukäufe, nur von wenigen Kunden abhängig gewesen sei. Dennoch habe JDS einen weiterhin positiven Geschäftsausblick gegeben, so die Klageschrift. Parallel hätten die beklagten Manager und der Hauptaktionär JDS-Aktien im Gesamtwert von 2,1 Mrd. $ verkauft. Am 26. Juli 2001 hatte JDS Uniphase angekündigt seine Zahlen für das dritte Quartal zu überarbeiten und Abschreibungen von insgesamt 44 Mrd. $ auf die akquirierten Unternehmen vorzunehmen.
© dpa
Diesmal etwas aus den USA;
ftd.de, So, 14.4.2002, 16:19
Aktionäre verklagen JDS Uniphase
Vor dem Bezirksgericht Nord-Kalifornien streben Aktionäre des kanadischen Netzwerkausrüsters JDS Uniphase Sammelklage gegen das Unternehmen an. Grund ist eine angeblich falsche Ergebnis-Darstellung.
Beteiligt seien Anleger, die JDS-Aktien im Zeitraum zwischen dem 27. Juli 1999 und dem 26. Juli 2001 erworben haben. Dies teilte die Anwaltskanzlei Schatz & Nobel, PC mit. In der Klage werde dem Unternehmen vorgeworfen, gemeinsam mit seinen Top-Ten-Managern und dem Hauptaktionär das Wertpapiergesetz verletzt zu haben. Die Möglichkeit von JDS die Nachfrage zu überwachen und die Lagerbestände zu kontrollieren seien falsch dargestellt worden, hieß es.
Im genannten Zeitraum sei sich JDS darüber bewusst gewesen, dass sich die Nachfrage nach seinen Produkten rückläufig entwickelt habe und dass das Wachstum, trotz etlicher Unternehmenszukäufe, nur von wenigen Kunden abhängig gewesen sei. Dennoch habe JDS einen weiterhin positiven Geschäftsausblick gegeben, so die Klageschrift. Parallel hätten die beklagten Manager und der Hauptaktionär JDS-Aktien im Gesamtwert von 2,1 Mrd. $ verkauft. Am 26. Juli 2001 hatte JDS Uniphase angekündigt seine Zahlen für das dritte Quartal zu überarbeiten und Abschreibungen von insgesamt 44 Mrd. $ auf die akquirierten Unternehmen vorzunehmen.
© dpa
Es geht weiter;
C E Y O N I Q
Firma insolvent, Vorstände in U-Haft
Am Freitag stellte die Nemax-Gesellschaft Insolvenzantrag, seit Dienstag ist sie ohne Führung: Die Vorstände wurden festgenommen.
Verhaftet: Thomas Wenzke (l.) und Jürgen Brintrup
Bielefeld - Die beiden einzigen Vorstandsmitglieder des insolventen Bielefelder Softwareproduzenten Ceyoniq AG sind am Dienstag in Untersuchungshaft genommen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittele gegen Jürgen Brintrup und Thomas Wenzke wegen Betrugsverdachts, teilte Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann am Dienstag mit.
Es werde gegen Jürgen Brintrup und Thomas Wenzke wegen Betrugsverdachts ermittelt, sagte Pollmann am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die geschädigte Bank hat Anzeige erstattet. Wir haben Haftbefehl erlassen", fügte er hinzu.
Verluste von 90 Millionen Euro
Den beiden Vorständen werde zur Last gelegt, Lizenzverträge manipuliert zu haben. Dabei gehe es um ein Volumen von vier Millionen Euro. "Wenzke räumt Manipulationen in der genannten Höhe ein. Brintrup bestreitet, davon gewusst zu haben", sagte Pollmann.
Ceyoniq habe Forderungen für Lizenzverträge gegenüber Kunden an eine Bank verkauft. Diese seien aber wohl manipuliert gewesen, "um über ihre tatsächliche Höhe und Existenz zu täuschen", sagte Pollmann weiter. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden fortgesetzt. Bei Ceyoniq war bislang niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Vergangenen Freitag hatte der am Neuen Markt gelistete Anbieter von Archivierungssoftware beim zuständigen Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Firmensprecher begründete den Schritt mit Verlusten in Höhe von 90 Millionen Euro. Erst im August 2001 hatte die Ceyoniq AG ihr 14 Millionen Euro teures neues Verwaltungsgebäude in Bielefeld bezogen.
Die Aktie hatte ihren seit Jahresbeginn anhaltenden Kursrutsch daraufhin fortgesetzt. Am Dienstag verlor sie erneut und lag zeitweise 30 Prozent im Minus bei 0,14 Euro. Seit Januar hat sie damit rund 98 Prozent an Wert verloren.
C E Y O N I Q
Firma insolvent, Vorstände in U-Haft
Am Freitag stellte die Nemax-Gesellschaft Insolvenzantrag, seit Dienstag ist sie ohne Führung: Die Vorstände wurden festgenommen.
Verhaftet: Thomas Wenzke (l.) und Jürgen Brintrup
Bielefeld - Die beiden einzigen Vorstandsmitglieder des insolventen Bielefelder Softwareproduzenten Ceyoniq AG sind am Dienstag in Untersuchungshaft genommen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittele gegen Jürgen Brintrup und Thomas Wenzke wegen Betrugsverdachts, teilte Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann am Dienstag mit.
Es werde gegen Jürgen Brintrup und Thomas Wenzke wegen Betrugsverdachts ermittelt, sagte Pollmann am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die geschädigte Bank hat Anzeige erstattet. Wir haben Haftbefehl erlassen", fügte er hinzu.
Verluste von 90 Millionen Euro
Den beiden Vorständen werde zur Last gelegt, Lizenzverträge manipuliert zu haben. Dabei gehe es um ein Volumen von vier Millionen Euro. "Wenzke räumt Manipulationen in der genannten Höhe ein. Brintrup bestreitet, davon gewusst zu haben", sagte Pollmann.
Ceyoniq habe Forderungen für Lizenzverträge gegenüber Kunden an eine Bank verkauft. Diese seien aber wohl manipuliert gewesen, "um über ihre tatsächliche Höhe und Existenz zu täuschen", sagte Pollmann weiter. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden fortgesetzt. Bei Ceyoniq war bislang niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Vergangenen Freitag hatte der am Neuen Markt gelistete Anbieter von Archivierungssoftware beim zuständigen Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Firmensprecher begründete den Schritt mit Verlusten in Höhe von 90 Millionen Euro. Erst im August 2001 hatte die Ceyoniq AG ihr 14 Millionen Euro teures neues Verwaltungsgebäude in Bielefeld bezogen.
Die Aktie hatte ihren seit Jahresbeginn anhaltenden Kursrutsch daraufhin fortgesetzt. Am Dienstag verlor sie erneut und lag zeitweise 30 Prozent im Minus bei 0,14 Euro. Seit Januar hat sie damit rund 98 Prozent an Wert verloren.
Firma insolvent, Vorstände in U-Haft (2)
Ceyoniq war 2001 deutlich in die Verlustzone gerutscht, hatte aber Marktgerüchte zurückgewiesen, wonach die Firma vor einer Pleite stehen könnte. Der Jahresverlust 2001 hatte sich nach Unternehmensangaben auf 90,4 Millionen Euro summiert nach einem Überschuss von 8,7 Millionen Euro im Vorjahr. Ceyoniq begründete den Gewinneinbruch unter anderem mit dem schwachen Marktumfeld, Restrukturierungs- und Forschungskosten.
© mm.de
Die Ceyoniq-Aktie im Vergleich zum Nemax All Share (rot)
Ceyoniq-Vorstand Brintrup hatte erst Mitte März gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, die liquiden Mittel des Unternehmens lägen mit neun Millionen Euro noch auf dem Niveau vom September 2001. "Das reicht aus", hatte er hinzugefügt.
Ungemach droht den Vorständen nun auch vom Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe). Dieses hat nach Informationen der Bielefelder Tageszeitung "Neue Westfälische" ein Verfahren wegen Insiderhandels gegen beide Topmanager eingeleitet. Dies laufe jedoch unabhängig von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Ob es zu einer weiteren Strafanzeige führen werde, sei noch unklar.
Der inhaftierte Vorstandschef Jürgen Brintrup war für die Bereiche Marketing, Strategie, Vertrieb, Forschung und Entwicklung verantwortlich. Der gelernte Maschinenbauer war zunächst für ein Touristikunternehmen tätig, ehe er 1990 in die Geschäftsleitung der CE Computer Equipment GmbH wechselte. Unter seiner Mitwirkung realisierte das Unternehmen 1998 den Börsengang, an dem auch Brintrups Kollege Thomas Wenzke beteiligt war.
Ceyoniq ist nach eigener Auskunft "einer der weltweit führenden Anbieter für innovatives Content Lifecycle Management (CLM)". Auf der Homepage des Unternehmens ist zu lesen: "Das Unternehmen ist mit Niederlassungen auf internationaler Ebene flächendeckend vertreten und beschäftigt, einschließlich der Tochterunternehmungen weltweit 850 Mitarbeiter. Zu den Tochterunternehmungen gehören Ceyoniq Inc, vormals TREEV in den USA, aconso AG, GROUP Technologies AG und die INSIDERS Information Management AG."
Ceyoniq war 2001 deutlich in die Verlustzone gerutscht, hatte aber Marktgerüchte zurückgewiesen, wonach die Firma vor einer Pleite stehen könnte. Der Jahresverlust 2001 hatte sich nach Unternehmensangaben auf 90,4 Millionen Euro summiert nach einem Überschuss von 8,7 Millionen Euro im Vorjahr. Ceyoniq begründete den Gewinneinbruch unter anderem mit dem schwachen Marktumfeld, Restrukturierungs- und Forschungskosten.
© mm.de
Die Ceyoniq-Aktie im Vergleich zum Nemax All Share (rot)
Ceyoniq-Vorstand Brintrup hatte erst Mitte März gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, die liquiden Mittel des Unternehmens lägen mit neun Millionen Euro noch auf dem Niveau vom September 2001. "Das reicht aus", hatte er hinzugefügt.
Ungemach droht den Vorständen nun auch vom Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe). Dieses hat nach Informationen der Bielefelder Tageszeitung "Neue Westfälische" ein Verfahren wegen Insiderhandels gegen beide Topmanager eingeleitet. Dies laufe jedoch unabhängig von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Ob es zu einer weiteren Strafanzeige führen werde, sei noch unklar.
Der inhaftierte Vorstandschef Jürgen Brintrup war für die Bereiche Marketing, Strategie, Vertrieb, Forschung und Entwicklung verantwortlich. Der gelernte Maschinenbauer war zunächst für ein Touristikunternehmen tätig, ehe er 1990 in die Geschäftsleitung der CE Computer Equipment GmbH wechselte. Unter seiner Mitwirkung realisierte das Unternehmen 1998 den Börsengang, an dem auch Brintrups Kollege Thomas Wenzke beteiligt war.
Ceyoniq ist nach eigener Auskunft "einer der weltweit führenden Anbieter für innovatives Content Lifecycle Management (CLM)". Auf der Homepage des Unternehmens ist zu lesen: "Das Unternehmen ist mit Niederlassungen auf internationaler Ebene flächendeckend vertreten und beschäftigt, einschließlich der Tochterunternehmungen weltweit 850 Mitarbeiter. Zu den Tochterunternehmungen gehören Ceyoniq Inc, vormals TREEV in den USA, aconso AG, GROUP Technologies AG und die INSIDERS Information Management AG."
Hier nocheinmal ein Nachtrag;
Wo sind die Mitstreiter verblieben...
Phenomedia: Verdacht auf gefälschte Geschäftsberichte
Der "Moorhuhn"-Erfinder Phenomedia geht mit einer Sonderprüfung Hinweisen auf Fehler in seinen Bilanzen nach und entlässt seinen Vorstandschef und den Finanzchef. Zugleich beschäftigt sich das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel mit den merkwürdigen Kursbewegungen bei Phenomedia in den vergangenen Tagen.
Mit dem Moorhuhn gelang Phenomedia der Durchbruch auf dem Spielemarkt
"Es bestehen Anhaltspunkte dafür, dass der Quartalsbericht der Gesellschaft zum 30.09.2001 sowie der Entwurf des Jahresabschlusses zum 31.12.2001 unrichtig sind", teilte der am Neuen Markt gelistete Computerspiele-Entwickler am Dienstag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Der Aufsichtsrat habe die Bestellung von Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard mit sofortiger Wirkung widerrufen. Der verbleibende Vorstand sowie der Aufsichtsrat würden eine Sonderprüfung in Auftrag geben, die sich vorsorglich auch auf weiter zurückliegende Rechnungsperioden erstrecken solle.
Der Wirtschaftsprüfer KPMG distanzierte sich am Nachmittag vom Phenomedia-Abschluss für das Jahr 2001. KPMG habe keinen Bestätigungsvermerk ausgestellt, hieß es. Hintergrund sei, dass das Unternehmen trotz "mehrmaliger intensiver Aufforderung durch KPMG noch offene Nachweise für angeblich ausstehende Forderungen bis heute nicht vorgelegt" habe. An der Erstellung der Quartalsabschlüsse zum 30. Juni und 30. September 2001 sei KPMG "in keiner Weise" beteiligt gewesen.
Kurs stürzt ins Bodenlose
Ende März diesen Jahres hatte das Unternehmen eingeräumt, sein Gewinnziel für 2001 zu verfehlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) habe im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,6 (Vorjahr: 6,2) Mio. Euro gelegen. Noch im Januar hatte das Unternehmen seine revidierte Prognose bekräftigt, einen Betriebsgewinn von 6,9 Mio. Euro zu erzielen. Den Gewinneinbruch hatte der Spielehersteller bereits bei der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen mit Abschreibungen auf Forderungen begründet. Diese hätten mit mehr als fünf Mio. Euro auf das Ergebnis gedrückt.
Mit dem Erfinder des Computerspiels "Moorhuhnjagd" gerät ein weiteres Unternehmen in den Strudel der Bilanzfälschungstricks. Zuvor hatten die massiven Bilanzbetrügereien des Telematikanbieters Comroad für Schlagzeilen gesorgt. Das Unternehmen hatte einen Umsatz von über 93 Mio. Euro ausgewiesen, nachweisbar waren jedoch lediglich 1,3 Mio. Euro. Der Aktienkurs des Unternehmens bewegte sich daraufhin steil nach unten. Ähnlich geht es den am Neuen Markt notierten Phenomedia-Aktien, die am Dienstag nach der Bekanntgabe der Sonderprüfung dramatisch eingebrochen sind. Auf dem Frankfurter Parkett stürzten die Papiere zeitweise um mehr als 65 Prozent auf ein Rekordtief von 0,85 Euro.
Verdacht auf Insiderhandel
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) beschäftigt sich mit Phenomedia. "Wir werden eine Analyse starten und das Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen", sagte eine Sprecherin am Dienstag. Auf den ersten Blick sei der Kursverlauf der vergangenen Tage "sehr auffällig". Die Aktie habe in den vergangenen acht Wochen rund 93 Prozent an Wert verloren. Sollte die Prüfung positiv ausfallen, werde das BAWe eine förmliche Untersuchung wegen möglichen Insiderhandels einleiten, sagte die Sprecherin. Dies könne aber noch einige Wochen dauern.
Der beim Bankhaus Lampe für Phenomedia zuständige Analyst, Christoph Schlienkamp, nannte die Vorgänge um Phenomedia "schrecklich". "Der Neue Markt ist um einen Skandalfall reicher", sagte er. "Wir stufen die Aktie herunter auf verkaufen von marktperformer", kündigte er an. Seit Tagen habe er vergeblich versucht, eine Stellungnahme von Phenomedia zu dem Kurssturz zu erhalten. "Bei so einem starken Kursverfall muss etwas im Busch sein", fügte er hinzu.
© 2002 Financial Times Deutschland ,
Wo sind die Mitstreiter verblieben...
Phenomedia: Verdacht auf gefälschte Geschäftsberichte
Der "Moorhuhn"-Erfinder Phenomedia geht mit einer Sonderprüfung Hinweisen auf Fehler in seinen Bilanzen nach und entlässt seinen Vorstandschef und den Finanzchef. Zugleich beschäftigt sich das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel mit den merkwürdigen Kursbewegungen bei Phenomedia in den vergangenen Tagen.
Mit dem Moorhuhn gelang Phenomedia der Durchbruch auf dem Spielemarkt
"Es bestehen Anhaltspunkte dafür, dass der Quartalsbericht der Gesellschaft zum 30.09.2001 sowie der Entwurf des Jahresabschlusses zum 31.12.2001 unrichtig sind", teilte der am Neuen Markt gelistete Computerspiele-Entwickler am Dienstag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Der Aufsichtsrat habe die Bestellung von Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard mit sofortiger Wirkung widerrufen. Der verbleibende Vorstand sowie der Aufsichtsrat würden eine Sonderprüfung in Auftrag geben, die sich vorsorglich auch auf weiter zurückliegende Rechnungsperioden erstrecken solle.
Der Wirtschaftsprüfer KPMG distanzierte sich am Nachmittag vom Phenomedia-Abschluss für das Jahr 2001. KPMG habe keinen Bestätigungsvermerk ausgestellt, hieß es. Hintergrund sei, dass das Unternehmen trotz "mehrmaliger intensiver Aufforderung durch KPMG noch offene Nachweise für angeblich ausstehende Forderungen bis heute nicht vorgelegt" habe. An der Erstellung der Quartalsabschlüsse zum 30. Juni und 30. September 2001 sei KPMG "in keiner Weise" beteiligt gewesen.
Kurs stürzt ins Bodenlose
Ende März diesen Jahres hatte das Unternehmen eingeräumt, sein Gewinnziel für 2001 zu verfehlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) habe im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,6 (Vorjahr: 6,2) Mio. Euro gelegen. Noch im Januar hatte das Unternehmen seine revidierte Prognose bekräftigt, einen Betriebsgewinn von 6,9 Mio. Euro zu erzielen. Den Gewinneinbruch hatte der Spielehersteller bereits bei der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen mit Abschreibungen auf Forderungen begründet. Diese hätten mit mehr als fünf Mio. Euro auf das Ergebnis gedrückt.
Mit dem Erfinder des Computerspiels "Moorhuhnjagd" gerät ein weiteres Unternehmen in den Strudel der Bilanzfälschungstricks. Zuvor hatten die massiven Bilanzbetrügereien des Telematikanbieters Comroad für Schlagzeilen gesorgt. Das Unternehmen hatte einen Umsatz von über 93 Mio. Euro ausgewiesen, nachweisbar waren jedoch lediglich 1,3 Mio. Euro. Der Aktienkurs des Unternehmens bewegte sich daraufhin steil nach unten. Ähnlich geht es den am Neuen Markt notierten Phenomedia-Aktien, die am Dienstag nach der Bekanntgabe der Sonderprüfung dramatisch eingebrochen sind. Auf dem Frankfurter Parkett stürzten die Papiere zeitweise um mehr als 65 Prozent auf ein Rekordtief von 0,85 Euro.
Verdacht auf Insiderhandel
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) beschäftigt sich mit Phenomedia. "Wir werden eine Analyse starten und das Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen", sagte eine Sprecherin am Dienstag. Auf den ersten Blick sei der Kursverlauf der vergangenen Tage "sehr auffällig". Die Aktie habe in den vergangenen acht Wochen rund 93 Prozent an Wert verloren. Sollte die Prüfung positiv ausfallen, werde das BAWe eine förmliche Untersuchung wegen möglichen Insiderhandels einleiten, sagte die Sprecherin. Dies könne aber noch einige Wochen dauern.
Der beim Bankhaus Lampe für Phenomedia zuständige Analyst, Christoph Schlienkamp, nannte die Vorgänge um Phenomedia "schrecklich". "Der Neue Markt ist um einen Skandalfall reicher", sagte er. "Wir stufen die Aktie herunter auf verkaufen von marktperformer", kündigte er an. Seit Tagen habe er vergeblich versucht, eine Stellungnahme von Phenomedia zu dem Kurssturz zu erhalten. "Bei so einem starken Kursverfall muss etwas im Busch sein", fügte er hinzu.
© 2002 Financial Times Deutschland ,
Wenn`s um Geld geht...
... versagen ausgerechnet Banker regelmäßig
Von Marc Brost
Am 3. Oktober vergangenen Jahres kaufte Rolf Breuer 100 Aktien. Genauer: Der Chef der Deutschen Bank legte sich Aktien der Deutschen Bank ins Depot. So etwas teilt die Bank nun regelmäßig mit, und dass sie die Aktiengeschäfte von Vorständen öffentlich macht, ist ein Novum in der deutschen Finanzszene. Es ist eine gute Neuerung. Schlimm nur: Es ist das einzig Gute, was sich in diesen Tagen über deutsche Banken sagen lässt.
Die Herren des Geldes sind maßlos geworden. Da kassieren Vorstände selbst dann noch Tantiemen in Millionenhöhe, wenn ihre Leistung das deutsche Bankgewerbe in eine "ernsthafte und fundamentale Strukturkrise" (Breuer) geführt hat. Zusammen 50 Millionen Euro extra gönnten sich die acht Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank dafür, dass der Gewinn des Geldhauses im vergangenen Jahr um 74 Prozent schrumpfte.
Da bringen die Geldhäuser im Wettbewerb um lukrative Provisionen auch die allerletzte Klitsche an die Börse, und Bankmanager bejubeln mit jedem verkauften Anteilsschein die neue "Aktienkultur" der Deutschen. Was macht es schon, wenn die Anleger ihr Geld verlieren, weil das Geschäft eines Unternehmens am Neuen Markt - wie nun im Fall Comroad - zu 98 Prozent aus Luftbuchungen besteht?
Da überlebt die Bankgesellschaft Berlin nur, weil das Land für Immobilienrisiken von bis zu 21,6 Milliarden Euro einsteht - die Insolvenz der halbstaatlichen Bank wäre Berlin weitaus teurer gekommen.
Und da ist die Pleite des Leo Kirch: Bankchefs auf der Suche nach mehr Profil und noch mehr Einfluss päppelten einen Unternehmer hoch, der schon lange nicht mehr kreditwürdig war. Jetzt ermittelt die Aufsicht.
Ein Mythos stirbt: Es ist das Ende des Bilds vom Bankmanager, der umsichtig die Geschäfte führt, der mit volkswirtschaftlicher Kompetenz und betriebswirtschaftlichem Wissen das Geld der Bank - und der Sparer - mehrt, der lieber am Schreibtisch sitzt als bei Sabine Christiansen. Die Realität sieht anders aus: Deutschlands Banken sind in Europa nur Mittelmaß, ihr Börsenwert ist zu gering, um mit anderen auf Augenhöhe über Kooperationen oder Fusionen zu verhandeln, ihre Möglichkeiten sind begrenzt, ihre Visionen sowieso.
Die Großbanken? Dresdner-Chef Bernd Fahrholz darf froh sein, dass sich die Allianz erbarmte, sein Institut zu übernehmen. Die Commerzbank steht so schlecht da, dass sie nicht einmal als Übernahmeopfer infrage kommt. Und der Deutschen Bank laufen die Kosten davon. Die Sparkassen? Besonders die kleineren arbeiten am Rande der Rentabilität. Doch ein Zusammengehen angeschlagener Sparkassen mit angeschlagenen Volksbanken - wie von lokalen Managern gern gesehen - kommt nicht infrage: Der Sparkassenverband könnte ja an Einfluss verlieren.
Was soll`s, wird jetzt mancher Kunde fragen. Was stören mich strukturelle Probleme, wenn die Leistung stimmt? Wenn ich doch gut beraten werde? Aber mal ehrlich: Das eine geht nicht ohne das andere.
(c) DIE ZEIT 17/2002
... versagen ausgerechnet Banker regelmäßig
Von Marc Brost
Am 3. Oktober vergangenen Jahres kaufte Rolf Breuer 100 Aktien. Genauer: Der Chef der Deutschen Bank legte sich Aktien der Deutschen Bank ins Depot. So etwas teilt die Bank nun regelmäßig mit, und dass sie die Aktiengeschäfte von Vorständen öffentlich macht, ist ein Novum in der deutschen Finanzszene. Es ist eine gute Neuerung. Schlimm nur: Es ist das einzig Gute, was sich in diesen Tagen über deutsche Banken sagen lässt.
Die Herren des Geldes sind maßlos geworden. Da kassieren Vorstände selbst dann noch Tantiemen in Millionenhöhe, wenn ihre Leistung das deutsche Bankgewerbe in eine "ernsthafte und fundamentale Strukturkrise" (Breuer) geführt hat. Zusammen 50 Millionen Euro extra gönnten sich die acht Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank dafür, dass der Gewinn des Geldhauses im vergangenen Jahr um 74 Prozent schrumpfte.
Da bringen die Geldhäuser im Wettbewerb um lukrative Provisionen auch die allerletzte Klitsche an die Börse, und Bankmanager bejubeln mit jedem verkauften Anteilsschein die neue "Aktienkultur" der Deutschen. Was macht es schon, wenn die Anleger ihr Geld verlieren, weil das Geschäft eines Unternehmens am Neuen Markt - wie nun im Fall Comroad - zu 98 Prozent aus Luftbuchungen besteht?
Da überlebt die Bankgesellschaft Berlin nur, weil das Land für Immobilienrisiken von bis zu 21,6 Milliarden Euro einsteht - die Insolvenz der halbstaatlichen Bank wäre Berlin weitaus teurer gekommen.
Und da ist die Pleite des Leo Kirch: Bankchefs auf der Suche nach mehr Profil und noch mehr Einfluss päppelten einen Unternehmer hoch, der schon lange nicht mehr kreditwürdig war. Jetzt ermittelt die Aufsicht.
Ein Mythos stirbt: Es ist das Ende des Bilds vom Bankmanager, der umsichtig die Geschäfte führt, der mit volkswirtschaftlicher Kompetenz und betriebswirtschaftlichem Wissen das Geld der Bank - und der Sparer - mehrt, der lieber am Schreibtisch sitzt als bei Sabine Christiansen. Die Realität sieht anders aus: Deutschlands Banken sind in Europa nur Mittelmaß, ihr Börsenwert ist zu gering, um mit anderen auf Augenhöhe über Kooperationen oder Fusionen zu verhandeln, ihre Möglichkeiten sind begrenzt, ihre Visionen sowieso.
Die Großbanken? Dresdner-Chef Bernd Fahrholz darf froh sein, dass sich die Allianz erbarmte, sein Institut zu übernehmen. Die Commerzbank steht so schlecht da, dass sie nicht einmal als Übernahmeopfer infrage kommt. Und der Deutschen Bank laufen die Kosten davon. Die Sparkassen? Besonders die kleineren arbeiten am Rande der Rentabilität. Doch ein Zusammengehen angeschlagener Sparkassen mit angeschlagenen Volksbanken - wie von lokalen Managern gern gesehen - kommt nicht infrage: Der Sparkassenverband könnte ja an Einfluss verlieren.
Was soll`s, wird jetzt mancher Kunde fragen. Was stören mich strukturelle Probleme, wenn die Leistung stimmt? Wenn ich doch gut beraten werde? Aber mal ehrlich: Das eine geht nicht ohne das andere.
(c) DIE ZEIT 17/2002
Diesmal nicht der NM;Selten aber wahr...
Verdacht auf Insidergeschäfte mit BHW-Aktien
Wegen des Verdachts auf strafbare Insidergeschäfte mit Aktien des Baufinanzierers BHW hat das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel eine förmliche Untersuchung eingeleitet. Es wird geprüft, ob jemand sein Wissen um die Anfang 2002 angekündigte Zweitplatzierung von BHW-Aktien genutzt hat.
wiwo/ AP FRANKFURT. Eine Sprecherin erklärte am Freitag, es werde geprüft, ob jemand sein Wissen um die Anfang 2002 angekündigte Zweitplatzierung von BHW-Aktien genutzt habe, um vorher Anteilsscheine zu verkaufen. Bei einer Analyse des Handelsverlaufs vor der Bekanntmachung seien Auffälligkeiten festgestellt worden. Falls sich bei der Prüfung herausstellen sollte, dass Insiderwissen unbefugt für Wertpapiergeschäfte genutzt worden sei, werde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bei verbotenen Insidergeschäften droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, es gehe in dem Fall um Privatgeschäfte mehrerer Personen mit der BHW-Aktie Anfang Dezember. Zu diesem Kreis dürfte auch der Vorstand der Finanzholding zählen, schrieb das Blatt. Nach dem Auslaufen der Haltefrist für die BHW-Papiere, die Mitarbeiter und Führungskräfte bei dem Börsengang 1997 erwerben konnten, hätten Vorstandschef Reinhard Wagner und drei weitere Vorstandsmitglieder BHW-Aktien verkauft. Zu diesem Zeitpunkt habe der Vorstand möglicherweise bereits wissen können, dass die später wegen mangelnden Interesses abgesagte Zweitplatzierung anstehen würde, schrieb das Blatt.
Wagner hatte in der Vergangenheit allerdings immer wieder bestritten, gegen Insiderregeln verstoßen zu haben. Das Bundesaufsichtsamt wollte sich zu Details der Untersuchung nicht äußern.
Verdacht auf Insidergeschäfte mit BHW-Aktien
Wegen des Verdachts auf strafbare Insidergeschäfte mit Aktien des Baufinanzierers BHW hat das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel eine förmliche Untersuchung eingeleitet. Es wird geprüft, ob jemand sein Wissen um die Anfang 2002 angekündigte Zweitplatzierung von BHW-Aktien genutzt hat.
wiwo/ AP FRANKFURT. Eine Sprecherin erklärte am Freitag, es werde geprüft, ob jemand sein Wissen um die Anfang 2002 angekündigte Zweitplatzierung von BHW-Aktien genutzt habe, um vorher Anteilsscheine zu verkaufen. Bei einer Analyse des Handelsverlaufs vor der Bekanntmachung seien Auffälligkeiten festgestellt worden. Falls sich bei der Prüfung herausstellen sollte, dass Insiderwissen unbefugt für Wertpapiergeschäfte genutzt worden sei, werde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bei verbotenen Insidergeschäften droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, es gehe in dem Fall um Privatgeschäfte mehrerer Personen mit der BHW-Aktie Anfang Dezember. Zu diesem Kreis dürfte auch der Vorstand der Finanzholding zählen, schrieb das Blatt. Nach dem Auslaufen der Haltefrist für die BHW-Papiere, die Mitarbeiter und Führungskräfte bei dem Börsengang 1997 erwerben konnten, hätten Vorstandschef Reinhard Wagner und drei weitere Vorstandsmitglieder BHW-Aktien verkauft. Zu diesem Zeitpunkt habe der Vorstand möglicherweise bereits wissen können, dass die später wegen mangelnden Interesses abgesagte Zweitplatzierung anstehen würde, schrieb das Blatt.
Wagner hatte in der Vergangenheit allerdings immer wieder bestritten, gegen Insiderregeln verstoßen zu haben. Das Bundesaufsichtsamt wollte sich zu Details der Untersuchung nicht äußern.
Gontard & Metallbank: Zusätzlicher Wertberichtigungsbedarf
Frankfurt (vwd) - Die Gontard & MetallBank AG, Frankfurt, hat auf Grund weiterer Kursrückgänge und Insolvenzen bei den als Sicherheiten für Kredite hinterlegten Wertpapieren einen zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf von rund 25 Mio EUR nach IAS. Das Ergebnis des zweiten Quartals werde durch diese Entwicklung belastet, teilte die Bank, die ihr Grundkapital mit 49,3 Mio EUR und die Rücklagen mit 4,8 Mio EUR bezifferte, am Freitag ad hoc mit. Die Bank befinde sich jedoch unverändert in guter Liquiditätslage und verfüge über eine günstige Einlagenstruktur, hieß es. Die Einlagen beliefen sich derzeit auf rund 850 Mio EUR.
Der Vorstand werde das Kreditgeschäft in enger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden konsolidieren und die Risikoaktiva weiter zurückführen. Die sich zum Bilanzstichtag (30. September 2001) noch auf 690 Mio EUR belaufenen Forderungen an Kunden seien bereits auf etwa 500 Mio EUR zurückgeführt worden und sollen um weitere zehn Prozent auf unter 450 Mio EUR verringert werden. Darüber hinaus soll das Kreditportfolio qualitativ weiter verbessert werden. Insgesamt werde die Stärkung des Eigenkapitals und die Stabilisierung der Erträge konsequent vorangetrieben, so die Bank.
Die Beschlüsse und Satzungsänderungen der Hauptversammlung vom 15. Februar sind der Mitteilung zufolge im Handelsregister eingetragen. Damit stehe der Gontard & MetallBank ein Genehmigtes Kapital von bis zu 24,6 Mio EUR für Kapitalmaßnahmen zur Verfügung. Aus diesem Grunde fänden derzeit Gespräche mit Investoren statt, die Interesse an einer Mehrheitsbeteiligung gezeigt hätten, teilte die Gontard & MetallBank weiter mit. Die Ergebnisse des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2001/02 sollen planmäßig am 6. Mai veröffentlicht werden.
vwd/12/19.4.2002/bb/mi
19. April 2002, 20:42
Frankfurt (vwd) - Die Gontard & MetallBank AG, Frankfurt, hat auf Grund weiterer Kursrückgänge und Insolvenzen bei den als Sicherheiten für Kredite hinterlegten Wertpapieren einen zusätzlichen Wertberichtigungsbedarf von rund 25 Mio EUR nach IAS. Das Ergebnis des zweiten Quartals werde durch diese Entwicklung belastet, teilte die Bank, die ihr Grundkapital mit 49,3 Mio EUR und die Rücklagen mit 4,8 Mio EUR bezifferte, am Freitag ad hoc mit. Die Bank befinde sich jedoch unverändert in guter Liquiditätslage und verfüge über eine günstige Einlagenstruktur, hieß es. Die Einlagen beliefen sich derzeit auf rund 850 Mio EUR.
Der Vorstand werde das Kreditgeschäft in enger Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden konsolidieren und die Risikoaktiva weiter zurückführen. Die sich zum Bilanzstichtag (30. September 2001) noch auf 690 Mio EUR belaufenen Forderungen an Kunden seien bereits auf etwa 500 Mio EUR zurückgeführt worden und sollen um weitere zehn Prozent auf unter 450 Mio EUR verringert werden. Darüber hinaus soll das Kreditportfolio qualitativ weiter verbessert werden. Insgesamt werde die Stärkung des Eigenkapitals und die Stabilisierung der Erträge konsequent vorangetrieben, so die Bank.
Die Beschlüsse und Satzungsänderungen der Hauptversammlung vom 15. Februar sind der Mitteilung zufolge im Handelsregister eingetragen. Damit stehe der Gontard & MetallBank ein Genehmigtes Kapital von bis zu 24,6 Mio EUR für Kapitalmaßnahmen zur Verfügung. Aus diesem Grunde fänden derzeit Gespräche mit Investoren statt, die Interesse an einer Mehrheitsbeteiligung gezeigt hätten, teilte die Gontard & MetallBank weiter mit. Die Ergebnisse des zweiten Quartals des Geschäftsjahres 2001/02 sollen planmäßig am 6. Mai veröffentlicht werden.
vwd/12/19.4.2002/bb/mi
19. April 2002, 20:42
Grüsse@ !!!
Es geht wieder weiter...
Zeitung: Börsenaufsicht ermittelt gegen D.Logistics
Hamburg (vwd) - Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe) ein Insiderverfahren wegen auffälliger Kursschwankungen der Aktie der D.Logistics AG, Hofheim, eingeleitet. Die Untersuchungen stünden im Zusammenhang mit zwei Ad-hoc-Mitteilungen vom 17. und 21. Februar, sagte eine BAWe-Sprecherin der Zeitung. Die Kursentwicklung sei auffällig gewesen. Das habe das Unternehmen veranlasst, "das Ganze näher zu betrachten". D.Logstics habe nichts zu befürchten, wird eine Unternehmens-Sprecherin zitiert. Kurzfristig werde aber nicht mit greifbaren Ergebnissen gerechnet.
vwd/23.4.2002/mr
Es geht wieder weiter...
Zeitung: Börsenaufsicht ermittelt gegen D.Logistics
Hamburg (vwd) - Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) hat nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe) ein Insiderverfahren wegen auffälliger Kursschwankungen der Aktie der D.Logistics AG, Hofheim, eingeleitet. Die Untersuchungen stünden im Zusammenhang mit zwei Ad-hoc-Mitteilungen vom 17. und 21. Februar, sagte eine BAWe-Sprecherin der Zeitung. Die Kursentwicklung sei auffällig gewesen. Das habe das Unternehmen veranlasst, "das Ganze näher zu betrachten". D.Logstics habe nichts zu befürchten, wird eine Unternehmens-Sprecherin zitiert. Kurzfristig werde aber nicht mit greifbaren Ergebnissen gerechnet.
vwd/23.4.2002/mr
So bitte;
#1 von THECANADIEN 23.04.02 09:28:54 Beitrag Nr.: 6.218.559 6218559
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C P U
Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs"
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Zahlreiche Jubel-Meldungen aus dem Vorstand um Ex-CEO Jochen Furch sorgten für einen kurzen Höhenflug, dann kam der Absturz. Seit Erstnotiz verlor die Aktie über 97 Prozent. Nun ermittelt der Staatsanwalt - nicht nur gegen frühere Manager des Nemax-Unternehmens, sondern auch gegen einen ehemaligen Analysten der Bayerischen Landesbank.
Aystetten steht für Exklusivität. Mit einem pompösen Neubau wurden im Augsburger Nobelvorort im vergangenen Jahr jedoch alle bisherigen Dimensionen exquisiten Wohnens gesprengt. Bauherr des schätzungsweise zehn Millionen Euro teuren Objekts ist der CPU-Gründer und ehemalige Firmenchef Jochen Furch.
In bester Hanglage entstand auf einer Wohnfläche von 700 Quadratmetern ein Palast der Superlative, der keine Wünsche übrig läßt. Ob erlesene Marmorfußböden, Stuckelemente, eine Bibliothek, zwei Weinkeller oder ein Wellness-Areal mit mehreren Saunen und Wasserlandschaft – das Beste war dem Glücksritter des Neuen Marktes gerade gut genug.
Prachtvilla "Grand Mansion" sucht Käufer
Übernommen hatte Furch, der sich in der TV-Sendung "Sag die Wahrheit" einmal als Weltmeister im Glücksspiel Black Jack bezeichnete, die Immobilie von der Gattin des "Müller-Milch"-Moguls Theobald Müller. Allerdings sagte ihm die Inneneinrichtung nicht zu, also wurde der Bau komplett entkernt und innen neu ausgebaut.
Doch der immobile Größenwahn des Augsburger Überfliegers platzte, noch ehe er begann. Der Ex-CPU-Mann sei klamm, heißt es. Bei Sotheby`s International kommt die möblierte Nobelresidenz jetzt unter den Hammer. Im Online-Katalog des renommierten Auktionshauses wird die Immobilie unter dem Namen "Grand Mansion" für 7,95 Millionen Euro angepriesen.
Dabei hatte für Furch mit dem Börsengang vor drei Jahren alles so schön begonnen. Die Aktie der CPU Softwarehouse AG – 29fach überzeichnet – legte am Neuen Markt einen Traumstart hin. "Der 19. April 1999 war ein Tag, an den sich Vorstand und Mitarbeiter noch lange erinnern werden", jubilierte Furch später bei Vorlage des Geschäftsberichts 1999. In den Ohren ehemaliger Mitarbeiter und arg gebeutelter CPU-Aktionäre muss der Satz wie Hohn klingen.
Um Anleger und Investoren seinerzeit bei Laune zu halten, schickte das frühere Vorstandstrio, dem neben Furch auch Kay Schleef und Karlheinz Glückstein angehörten, Dutzende von Ad-hoc-Meldungen über die Nachrichtenticker. Ein Gebaren, für das sich die Augsburger Mannen schnell den Titel "Ad-hoc-Könige" einhandelten.
Ihre Vorteile auf einen Blick
pro Order zahlen Sie nur eine Flatfee von 14,95 Euro
bei Teilausführungen fällt nur 1malig die Ordergebühr an
Änderung und Löschung einer Order kostenlos
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#2 von THECANADIEN 23.04.02 09:30:08 Beitrag Nr.: 6.218.576 6218576
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (2)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
So wurde in nur zwei Wochen im August 1999 – ad hoc zumindest – der osteuropäische Markt aufgerollt. Die Bilanz dieser Erfolgstour liest sich im nachhinein allerdings nüchtern: keine Umsätze in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei im Geschäftsjahr 1999!
Doch bei Schönheitsfehlern dieser Art blieb es nicht. Für einen ersten "hot shot" sorgten die Schwaben im November 1999. Ausgerechnet im Spieler-Paradies Las Vegas ließ Ex-CEO Furch vor einer kleinen Gruppe von Zuhörern eine deftige Gewinnwarnung los, was für reichlich Ärger sorgte.
Immerhin gibt es seit einiger Zeit die Publizitätspflicht des Wertpapierhandelsgesetzes, die klar regelt, dass kursrelevante Umstände allen Anlegern gleichzeitig mitgeteilt werden müssen - und zwar unverzüglich. Rund 40.000 Euro Strafe musste CPU für diesen Lapsus später an die Deutsche Börse zahlen.
Prognose vor Gewinnwarnung nach oben korrigiert
Besonders pikant: Nur wenige Wochen vorher hatte der Vorstand noch sehr optimistische Prognosen abgegeben. Dem "Handelsblatt" bestätigte das Unternehmen Mitte September, dass "Vorstandschef Jochen Furch für das laufende Jahr von einem Umsatz in Höhe von 35 Millionen Mark ausgeht", nachdem die letzte Prognose noch bei 23,6 Millionen Mark gelegen hatte.
Auch die Umsatzziele korrigierte Furch im Interview mit der Zeitung nach oben. Für das Geschäftsjahr 2000 rechne das Unternehmen nun mit 75 Millionen Mark statt - wie ursprünglich erwartet - mit 40 Millionen Mark Umsatz. Für 2001 wurde gar ein Umsatz von 140 Millionen Mark avisiert.
Ex-CPU-Boss im Fadenkreuz der Justiz
Eine überhastete Expansion, allzu vollmundige Prognosen und ein offenbar veraltetes Kernprodukt brachten den selbstherrlichen Patriarchen schließlich zu Fall. Das dicke Ende kam für den vormaligen Firmenchef kurz vor Weihnachten 2001. Zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt, dass sich die Augsburger Staatsanwaltschaft seit Monaten für die Machenschaften des früheren CPU-Managements interessiert.
#3 von THECANADIEN 23.04.02 09:30:58 Beitrag Nr.: 6.218.591 6218591
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (3)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Konkret lautet der Verdacht: Insiderhandel und Kursbetrug in großem Stil. Von Januar bis Mai 2000 soll die Ehefrau des Ex-CEOs Aktien im Wert von rund 30 Millionen Euro verkauft haben. Bei dem millionenschweren Zock hatte Furch nach Ansicht der Ermittler die tatkräftige Unterstützung eines Analysten der Bayerischen Landesbank.
© mm.de
Der Finanzexperte soll durch eine "Analyse mit Kurszielangabe und Kaufempfehlung" den profitablen Abverkauf großer Aktienpakete unterstützt haben. Auch gegen ihn wird nun ermittelt, nachdem das Finanzhaus die Behörden auf den Analysten aufmerksam gemacht hatte. Bank-Sprecher Peter Kulmburg gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben uns Ende 2000 von dem Mitarbeiter getrennt. Außerdem haben wir Strafanzeige gegen ihn erstattet, weil es verschiedene Verdachtsmomente gab."
Die Augsburger Staatsanwaltschaft leitete laut Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz insgesamt drei Ermittlungsverfahren ein und erwirkte Durchsuchungsbeschlüsse für 26 Objekte, die vom Bayerischen Landeskriminalamt am 18. Dezember 2001 bundesweit (Augsburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, München, Stuttgart u. a.) vollzogen wurden. Ins Visier geraten sind dabei auch "drei in der Führungsebene beschäftigte Angestellte" von CPU , bei denen der Verdacht auf Insiderhandel besteht.
Bundesaufsichtsamt erstattete im April 2001 Anzeige
Ausgelöst wurden die Ermittlungen auch durch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe), das sich einige Monate mit dem Fall CPU befasst hatte. BAWe-Sprecherin Regina Nößner gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben im April und Juni 2001 Anzeige gegen verschiedene Tatverdächtige erstattet, und zwar sowohl gegen Primär- als auch Sekundär-Insider." Diese Anzeigen bezogen sich unter anderem auf eine negative Meldung vom 31. Mai 2000, vor der es zu auffälligen Verkäufen gekommen war.
Von Interesse dürften für die Beamten des Münchner Landeskriminalamtes auch mehrere Ad-hoc-Mitteilungen aus der ersten Jahreshälfte 2000 sein. "Größter Einzelauftrag in der Geschichte der CPU AG" meldete die Augsburger Company am 28. Februar pünktlich zur Cebit 2000. Die Order, die laut Vorstand "mehrere Millionen Mark Vertragsvolumen und bis zu 100 Finanzinstitute" umfasst, sollte CPU den "Durchbruch im operativen Lizenzgeschäft" bringen.
Von wem stammte der Großauftrag?
Wer der Auftraggeber ist, wird in der Mitteilung tunlichst verschwiegen. Daran hat sich auch zwei Jahre nach der Meldung nichts geändert. CPU-Sprecherin Marlies Ott gegenüber manager-magazin.de: "Der Auftraggeber wollte nicht genannt werden, und wir respektieren das." Auf Nachfrage, ob es den Auftrag tatsächlich gegeben habe, bekräftigte die Sprecherin: "Es gab den Auftrag, und er wurde auch mit Leben gefüllt."
#4 von THECANADIEN 23.04.02 09:32:07 Beitrag Nr.: 6.218.607 6218607
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (4)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Nach Auskunft von Analysten stammte die Order von einer Anstalt des öffentlichen Rechts. CPU selbst hatte seit dem Börsengang mehrfach angekündigt, eine Softwarelösung für die bayerischen Sparkassen zu entwickeln. Dass die Sparkassen der tatsächliche Auftraggeber gewesen sein könnten, dafür spricht auch die in der Adhoc-Meldung genannte Zahl von bis zu 100 Finanzinstituten. Am 31. März 2000 gab CPU dann ad hoc bekannt, im ersten Quartal mit knapp 13 Millionen Euro den "höchsten Auftragsbestand der Firmengeschichte" verzeichnet zu haben.
IZB: "Wir machen im Moment keine Aussage"
Was aber ist dran an dem vermeintlichen Großauftrag? Nach Angaben der IZB Soft ist die Finanzsoftware "CPU-C5" bei keiner der derzeit 82 bayerischen Sparkassen-Hauptstellen im Einsatz. IZB Soft ist gemeinsam mit ihrem Tochterunternehmen IZB ("Informatik-Zentrum Bayern" ), das zu 35 Prozent der Landesbank gehört, der IT-Dienstleister der bayerischen Sparkassen.
Ob tatsächlich ein Auftrag an CPU vergeben wurde, dazu will man sich bei IZB Soft nicht äußern. "Wir machen darüber im Moment keine Aussage", erklärt die Pressesprecherin knapp.
Manfred W. Köhler, aktuell CEO bei CPU
Verwundern mag allerdings, dass auch die heutige CPU unter Vorstandschef Manfred Köhler nicht verraten möchte, wer hinter dem ominösen Auftrag steckt. Zu den Vorgängen um das frühere Management wolle man sich nicht äußern, ist aus der Pressestelle zu hören.
Auch weitere Adhoc-Meldungen während der – mutmaßlichen - Aktienverkäufe sind mit Vorsicht zu genießen. Bereits zum Jahreswechsel 1999/2000 gab das vormalige CPU-Management einen "Großauftrag" ihres Tochterunternehmens Telesoft bekannt. Kunde war diesmal der TK-Anbieter Talkline.
"Projekt ist nie richtig angelaufen"
Die Meldung entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als Luftnummer. "Die Handy-Banking-Lösung von Telesoft ist bei uns nie im Einsatz gewesen. Es gab eine Testphase, aber das Projekt ist nie richtig angelaufen", versichert eine Firmensprecherin von Talkline auf Anfrage.
Im März 2000 musste das vermeintliche Telesoft-Produkt erneut für eine Erfolgsmeldung herhalten. Bei "rund 120 Banken, Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken" sei die Handy-Banking-Lösung "in den letzten Wochen bereits installiert worden", behaupteten die Augsburger.
"Extremer Nachfrageboom"
Diese Meldung, die nach Angaben des Vorstand einen "extremen Nachfrageboom für das Produkt" belegt, verfehlte ihre Wirkung nicht; die Aktie zog deutlich an und stieg in den folgenden Tagen bis auf 40 Euro.
Merkwürdig nur: Auch bei dieser Meldung ist über die angeblichen Abnehmer trotz aufwendiger Recherche nichts zu erfahren. Eine Nachfrage bei der IZB-Sprecherin führt nicht weiter. Sie stellt unmissverständlich klar: "Das Produkt ist uns nicht bekannt."
#5 von THECANADIEN 23.04.02 09:33:20 Beitrag Nr.: 6.218.624 6218624
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23.04.2002
C P U
Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (5)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Brisant verhält es sich mit der ehemals in Starnberg ansässigen Telesoft GmbH noch in anderer Hinsicht. Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Verfahren wegen des Verdachts auf Untreue gegen ehemalige CPU-Vorstände. Konkret geht es um "möglicherweise krass überteuerte Firmenzukäufe" im Jahr 1999.
Die Kaufpreise, die das frühere Management zahlte, können sich sehen lassen. Für die zehnköpfige Telesoft-Mannschaft berappte CPU rund acht Millionen Euro in Aktien. Die T&R DV-Organisation & Beratung GmbH mit 42 Mitarbeitern wurde für fast 17 Millionen Euro (ebenfalls in Aktien) geschluckt.
Gemischtwarenladen ohne erkennbare Strategie
Das in Bad Soden-Salmünster ansässige Unternehmen entwickelt für Raiffeisenkassen eine Finanzsoftware, die zum Zeitpunkt der Übernahme als veraltet galt. Auffallend bei allen Firmenkäufen ist: In den meisten Fällen verabschiedeten sich die früheren Geschäftsführer nach der Akquisition binnen weniger Monate aus ihren Unternehmen.
Um die Umsatzprognose halten zu können, hatte CPU bis zum Jahresende 1999 hastig einen Gemischtwarenladen zusammengescharrt – ohne erkennbare Strategie und Linie. Das böse Erwachen kam für den neuen CPU-Vorstand Monate später. Die Auswüchse des früheren Missmanagements mussten bilanziell bereinigt werden. Im Geschäftsjahr 2000 waren außerplanmäßige Abschreibungen auf Firmenwerte und sonstige Beteiligungen in Höhe von fast 40 Millionen Euro (!) fällig.
Dass es bei CPU in den Jahren 1999 und 2000 zu "zweifelhaften Machenschaften bei Unternehmensübernahmen und Bilanzkosmetik" gekommen sein soll, darauf hat das Anlegermagazin "Die Telebörse" bereits vor mehr als einem Jahr in dem Artikel "Die Augsburg-Connection" hingewiesen. In mehreren Fällen wurde bei den Akquisitionen, die jeweils gegen Ausgabe von CPU-Aktien erfolgten, eklatant gegen geltendes Aktienrecht verstoßen.
#6 von THECANADIEN 23.04.02 09:34:05 Beitrag Nr.: 6.218.633 6218633
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (6)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Die mit der Kapitalerhöhung durch Sacheinlagen beauftragte Wirtschaftsprüferin war keine unabhängige Gutachterin. Sie gehörte als Gesellschafterin zur Augsburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rupp & Epple GmbH. Deren Geschäftsführer wiederum, Gerhard Epple, war bis August 2000 Aufsichtsratsvorsitzender bei CPU Softwarehouse. Vor dem IPO war die Kanzlei Gerhard Epple als Steuerberater für CPU tätig.
Laut Aktiengesetz dürfen aber weder ein Aufsichtsratsmitglied noch assoziierte Partner Kapitalerhöhungsprüfungen vornehmen. Mit dieser Regelung will der Gesetzgeber ausschließen, dass der Wert von Unternehmen beliebig in die Höhe gerechnet wird. Bereits im Februar 1999 hatte die Wirtschaftsprüferin im Zuge der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft den (gemäß Paragraph 33 Aktiengesetz erforderlichen) Gründungs-Prüfungsbericht für CPU erstellt. Auch dieser Vorgang verstieß gegen geltendes Recht.
Andersen testierte Abschlüsse 1999 und 2000
Während der Ägide Furch waren personelle Verstrickungen zwischen dem Unternehmen und Aufsichtsrat offenbar kein Thema. Auch der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen, die für den Jahresabschluss 1999 und 2000 das Testat erteilte, schienen die Machenschaften entgangen zu sein.
Zu besten CPU-Zeiten muss auch die Bayerische Landesbank auf einem Auge blind gewesen sein. Immerhin war mit Werner Strohmayr bis 30. Juni 2000 ein Vorstandsmitglied der Landesbank im Aufsichtsrat des Augsburger Unternehmens.
Bayern LB stockt Beteiligung auf
Der Bayern LB, die beim Börsengang im Konsortium vertreten war und sich mit rund 13 Prozent an CPU beteiligte, bescherte das Engagement aber nicht nur hohe Buchverluste. Angesichts staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen dürfte der Landesbank auch ein Imageschaden sicher sein.
In der Münchner Zentrale des Finanzhauses hält man seinem schwierigen Zögling jedoch weiterhin die Treue. Ende November 2001 erwarb die Beta Beteiligungsgesellschaft, ein Tochterunternehmen der Bayern LB, weitere 25 Prozent an CPU.
Gut informierten Kreisen zufolge soll das Aktienpaket von Firmengründer Jochen Furch stammen, der sich damit von seiner Sperrminorität und seinen letzten Anteilen verabschiedet hätte. Gegenüber der Zeitschrift "Augsburg Journal" bestätigte CPU-Sprecherin Marlies Ott Anfang 2002 diese Information. Ott wörtlich: "Seit 3. Dezember vergangenen Jahres hat Herr Furch keine Anteile mehr." Vor dem IPO hielt Furch laut Prospekt 464.861 Stückaktien.
Jochen Furch
Furch selbst bestreitet die Aktienverkäufe und die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für sich und seine Frau. Gegenüber manager-magazin.de verwies er auf eine Presseerklärung vom 4. September 2000, in der er es heißt: "Seit November 1999 wird über mich und die CPU Softwarehouse AG falsch und in verzerrender Weise tendenziös berichtet. (...) Immer wieder wird kolportiert, ich hätte in 1999 Aktien der CPU veräussert und mich damit bereichert."
Furch weiter: "Einmal davon abgesehen, dass es weder moralisch noch gesetzlich bedenklich ist, wenn man Aktien aus Privatbesitz veräußert, ist diese Berichterstattung nicht richtig. Richtig ist, dass ich seit dem Börsengang der CPU am 19.04.1999 keine Aktien der CPU veräussert habe."
#7 von THECANADIEN 23.04.02 09:34:55 Beitrag Nr.: 6.218.648 6218648
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (7)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Jochen Furch auf der Trabrennbahn
Aktuell will der ehemalige CPU-Lenker den Sachverhalt nicht weiter kommentieren. Furch: "Wie Sie sicherlich wissen, läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Augsburg gegen mich und andere. Nachdem ich nunmehr Rücksprache mit meinem juristischen Vertreter genommen habe, hat dieser mir aus grundsätzlichen Erwägungen heraus geraten, bis zum Abschluss des Verfahrens keinerlei Interviews zu geben."
Auch die Bayerische Landesbank gibt sich zugeknöpft. Das bayerische Geldinstitut hält heute über ihre Beteiligungstochter knapp 40 Prozent an der CPU AG , aber zu den Gründen für den neuerlichen Einstieg macht die Landesbank keine Angaben.
Landesbank sucht "strategischen Partner für CPU"
Aus der Pressestelle heißt es lediglich: "Wir suchen jetzt einen strategischen Partner für CPU." Das aber dürfte angesichts der vor kurzem präsentierten Zahlen nicht einfach sein. Einem Umsatz von 12,3 Millionen Euro stand im Geschäftsjahr 2001 ein Nettoverlust von 19,2 Millionen Euro gegenüber.
Derlei Zahlenspiele brauchen Firmengründer Furch nicht mehr zu kümmern. Nachdem er - laut Meldung vom 31. Mai 2000 "aus gesundheitlichen und familiären Gründen" - sein CEO-Amt niedergelegt hat, kann er sich jetzt ganz seinen teuren Hobbys, schnellen Autos und dem Pferdesport, widmen.
Einen Einblick, was der schwäbische Manager an Deckhengsten, Mutterstuten sowie ein- bis fünfjährigen Trabern in seinem Rennstall stehen hat, gibt die Homepage "www.blackjack-racehorses.com". Allem Anschein nach hat das geschäftige Treiben mittlerweile auch hier an Schwung verloren. Die letzte Meldung "Erstklassige Jährlinge gesucht" stammt vom März 2001.
"Kleingeister, Neidhammel, Egomanen"
In der Welt des Pferderennsports ist Furch zudem durch negative Meldungen aufgefallen. Beim Bruno-Cassierer Rennen in Berlin-Mariendorf wurde eines seiner Pferde im letzten Jahr positiv auf Doping getestet.
"Lady Gilldare", so der Name der vierbeinigen Übeltäterin, wurde daraufhin vom Hauptverband für Traberzucht und -Rennen (HVT) für drei Monate gesperrt. Zu unrecht, fand der temperamentvolle Schwabe, der seiner Wut im Online-Gästebuch der Traber-Rennbahn "daglfing.de" freien Lauf ließ.
"Kleingeister, Neidhammel und Egomanen zerfressen den Trabrennsport", ereiferte sich der engagierte Pferdezüchter in dem Online-Forum. Der Ärger lässt sich durchaus nachvollziehen. Immerhin steckt Furch in sein Hobby "sehr viele wirtschaftliche Ressourcen, alleine um Spaß zu haben".
Den Aktionären von CPU dürfte der Spaß unterdessen gründlich vergangen sein. Die Aktie notiert nur noch knapp über der Marke von einem Euro und ist - trotz einer Einstweiligen Verfügung gegen die Deutsche Börse - vom Rauswurf aus dem Neuen Markt bedroht. Vielleicht hätten die Anleger besser daran getan, ihr Glück im Spielcasino zu versuchen. Immerhin hätten sie dann beim Black Jack eine faire Chance gehabt.
#1 von THECANADIEN 23.04.02 09:28:54 Beitrag Nr.: 6.218.559 6218559
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C P U
Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs"
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Zahlreiche Jubel-Meldungen aus dem Vorstand um Ex-CEO Jochen Furch sorgten für einen kurzen Höhenflug, dann kam der Absturz. Seit Erstnotiz verlor die Aktie über 97 Prozent. Nun ermittelt der Staatsanwalt - nicht nur gegen frühere Manager des Nemax-Unternehmens, sondern auch gegen einen ehemaligen Analysten der Bayerischen Landesbank.
Aystetten steht für Exklusivität. Mit einem pompösen Neubau wurden im Augsburger Nobelvorort im vergangenen Jahr jedoch alle bisherigen Dimensionen exquisiten Wohnens gesprengt. Bauherr des schätzungsweise zehn Millionen Euro teuren Objekts ist der CPU-Gründer und ehemalige Firmenchef Jochen Furch.
In bester Hanglage entstand auf einer Wohnfläche von 700 Quadratmetern ein Palast der Superlative, der keine Wünsche übrig läßt. Ob erlesene Marmorfußböden, Stuckelemente, eine Bibliothek, zwei Weinkeller oder ein Wellness-Areal mit mehreren Saunen und Wasserlandschaft – das Beste war dem Glücksritter des Neuen Marktes gerade gut genug.
Prachtvilla "Grand Mansion" sucht Käufer
Übernommen hatte Furch, der sich in der TV-Sendung "Sag die Wahrheit" einmal als Weltmeister im Glücksspiel Black Jack bezeichnete, die Immobilie von der Gattin des "Müller-Milch"-Moguls Theobald Müller. Allerdings sagte ihm die Inneneinrichtung nicht zu, also wurde der Bau komplett entkernt und innen neu ausgebaut.
Doch der immobile Größenwahn des Augsburger Überfliegers platzte, noch ehe er begann. Der Ex-CPU-Mann sei klamm, heißt es. Bei Sotheby`s International kommt die möblierte Nobelresidenz jetzt unter den Hammer. Im Online-Katalog des renommierten Auktionshauses wird die Immobilie unter dem Namen "Grand Mansion" für 7,95 Millionen Euro angepriesen.
Dabei hatte für Furch mit dem Börsengang vor drei Jahren alles so schön begonnen. Die Aktie der CPU Softwarehouse AG – 29fach überzeichnet – legte am Neuen Markt einen Traumstart hin. "Der 19. April 1999 war ein Tag, an den sich Vorstand und Mitarbeiter noch lange erinnern werden", jubilierte Furch später bei Vorlage des Geschäftsberichts 1999. In den Ohren ehemaliger Mitarbeiter und arg gebeutelter CPU-Aktionäre muss der Satz wie Hohn klingen.
Um Anleger und Investoren seinerzeit bei Laune zu halten, schickte das frühere Vorstandstrio, dem neben Furch auch Kay Schleef und Karlheinz Glückstein angehörten, Dutzende von Ad-hoc-Meldungen über die Nachrichtenticker. Ein Gebaren, für das sich die Augsburger Mannen schnell den Titel "Ad-hoc-Könige" einhandelten.
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#2 von THECANADIEN 23.04.02 09:30:08 Beitrag Nr.: 6.218.576 6218576
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (2)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
So wurde in nur zwei Wochen im August 1999 – ad hoc zumindest – der osteuropäische Markt aufgerollt. Die Bilanz dieser Erfolgstour liest sich im nachhinein allerdings nüchtern: keine Umsätze in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei im Geschäftsjahr 1999!
Doch bei Schönheitsfehlern dieser Art blieb es nicht. Für einen ersten "hot shot" sorgten die Schwaben im November 1999. Ausgerechnet im Spieler-Paradies Las Vegas ließ Ex-CEO Furch vor einer kleinen Gruppe von Zuhörern eine deftige Gewinnwarnung los, was für reichlich Ärger sorgte.
Immerhin gibt es seit einiger Zeit die Publizitätspflicht des Wertpapierhandelsgesetzes, die klar regelt, dass kursrelevante Umstände allen Anlegern gleichzeitig mitgeteilt werden müssen - und zwar unverzüglich. Rund 40.000 Euro Strafe musste CPU für diesen Lapsus später an die Deutsche Börse zahlen.
Prognose vor Gewinnwarnung nach oben korrigiert
Besonders pikant: Nur wenige Wochen vorher hatte der Vorstand noch sehr optimistische Prognosen abgegeben. Dem "Handelsblatt" bestätigte das Unternehmen Mitte September, dass "Vorstandschef Jochen Furch für das laufende Jahr von einem Umsatz in Höhe von 35 Millionen Mark ausgeht", nachdem die letzte Prognose noch bei 23,6 Millionen Mark gelegen hatte.
Auch die Umsatzziele korrigierte Furch im Interview mit der Zeitung nach oben. Für das Geschäftsjahr 2000 rechne das Unternehmen nun mit 75 Millionen Mark statt - wie ursprünglich erwartet - mit 40 Millionen Mark Umsatz. Für 2001 wurde gar ein Umsatz von 140 Millionen Mark avisiert.
Ex-CPU-Boss im Fadenkreuz der Justiz
Eine überhastete Expansion, allzu vollmundige Prognosen und ein offenbar veraltetes Kernprodukt brachten den selbstherrlichen Patriarchen schließlich zu Fall. Das dicke Ende kam für den vormaligen Firmenchef kurz vor Weihnachten 2001. Zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt, dass sich die Augsburger Staatsanwaltschaft seit Monaten für die Machenschaften des früheren CPU-Managements interessiert.
#3 von THECANADIEN 23.04.02 09:30:58 Beitrag Nr.: 6.218.591 6218591
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (3)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Konkret lautet der Verdacht: Insiderhandel und Kursbetrug in großem Stil. Von Januar bis Mai 2000 soll die Ehefrau des Ex-CEOs Aktien im Wert von rund 30 Millionen Euro verkauft haben. Bei dem millionenschweren Zock hatte Furch nach Ansicht der Ermittler die tatkräftige Unterstützung eines Analysten der Bayerischen Landesbank.
© mm.de
Der Finanzexperte soll durch eine "Analyse mit Kurszielangabe und Kaufempfehlung" den profitablen Abverkauf großer Aktienpakete unterstützt haben. Auch gegen ihn wird nun ermittelt, nachdem das Finanzhaus die Behörden auf den Analysten aufmerksam gemacht hatte. Bank-Sprecher Peter Kulmburg gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben uns Ende 2000 von dem Mitarbeiter getrennt. Außerdem haben wir Strafanzeige gegen ihn erstattet, weil es verschiedene Verdachtsmomente gab."
Die Augsburger Staatsanwaltschaft leitete laut Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz insgesamt drei Ermittlungsverfahren ein und erwirkte Durchsuchungsbeschlüsse für 26 Objekte, die vom Bayerischen Landeskriminalamt am 18. Dezember 2001 bundesweit (Augsburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, München, Stuttgart u. a.) vollzogen wurden. Ins Visier geraten sind dabei auch "drei in der Führungsebene beschäftigte Angestellte" von CPU , bei denen der Verdacht auf Insiderhandel besteht.
Bundesaufsichtsamt erstattete im April 2001 Anzeige
Ausgelöst wurden die Ermittlungen auch durch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe), das sich einige Monate mit dem Fall CPU befasst hatte. BAWe-Sprecherin Regina Nößner gegenüber manager-magazin.de: "Wir haben im April und Juni 2001 Anzeige gegen verschiedene Tatverdächtige erstattet, und zwar sowohl gegen Primär- als auch Sekundär-Insider." Diese Anzeigen bezogen sich unter anderem auf eine negative Meldung vom 31. Mai 2000, vor der es zu auffälligen Verkäufen gekommen war.
Von Interesse dürften für die Beamten des Münchner Landeskriminalamtes auch mehrere Ad-hoc-Mitteilungen aus der ersten Jahreshälfte 2000 sein. "Größter Einzelauftrag in der Geschichte der CPU AG" meldete die Augsburger Company am 28. Februar pünktlich zur Cebit 2000. Die Order, die laut Vorstand "mehrere Millionen Mark Vertragsvolumen und bis zu 100 Finanzinstitute" umfasst, sollte CPU den "Durchbruch im operativen Lizenzgeschäft" bringen.
Von wem stammte der Großauftrag?
Wer der Auftraggeber ist, wird in der Mitteilung tunlichst verschwiegen. Daran hat sich auch zwei Jahre nach der Meldung nichts geändert. CPU-Sprecherin Marlies Ott gegenüber manager-magazin.de: "Der Auftraggeber wollte nicht genannt werden, und wir respektieren das." Auf Nachfrage, ob es den Auftrag tatsächlich gegeben habe, bekräftigte die Sprecherin: "Es gab den Auftrag, und er wurde auch mit Leben gefüllt."
#4 von THECANADIEN 23.04.02 09:32:07 Beitrag Nr.: 6.218.607 6218607
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (4)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Nach Auskunft von Analysten stammte die Order von einer Anstalt des öffentlichen Rechts. CPU selbst hatte seit dem Börsengang mehrfach angekündigt, eine Softwarelösung für die bayerischen Sparkassen zu entwickeln. Dass die Sparkassen der tatsächliche Auftraggeber gewesen sein könnten, dafür spricht auch die in der Adhoc-Meldung genannte Zahl von bis zu 100 Finanzinstituten. Am 31. März 2000 gab CPU dann ad hoc bekannt, im ersten Quartal mit knapp 13 Millionen Euro den "höchsten Auftragsbestand der Firmengeschichte" verzeichnet zu haben.
IZB: "Wir machen im Moment keine Aussage"
Was aber ist dran an dem vermeintlichen Großauftrag? Nach Angaben der IZB Soft ist die Finanzsoftware "CPU-C5" bei keiner der derzeit 82 bayerischen Sparkassen-Hauptstellen im Einsatz. IZB Soft ist gemeinsam mit ihrem Tochterunternehmen IZB ("Informatik-Zentrum Bayern" ), das zu 35 Prozent der Landesbank gehört, der IT-Dienstleister der bayerischen Sparkassen.
Ob tatsächlich ein Auftrag an CPU vergeben wurde, dazu will man sich bei IZB Soft nicht äußern. "Wir machen darüber im Moment keine Aussage", erklärt die Pressesprecherin knapp.
Manfred W. Köhler, aktuell CEO bei CPU
Verwundern mag allerdings, dass auch die heutige CPU unter Vorstandschef Manfred Köhler nicht verraten möchte, wer hinter dem ominösen Auftrag steckt. Zu den Vorgängen um das frühere Management wolle man sich nicht äußern, ist aus der Pressestelle zu hören.
Auch weitere Adhoc-Meldungen während der – mutmaßlichen - Aktienverkäufe sind mit Vorsicht zu genießen. Bereits zum Jahreswechsel 1999/2000 gab das vormalige CPU-Management einen "Großauftrag" ihres Tochterunternehmens Telesoft bekannt. Kunde war diesmal der TK-Anbieter Talkline.
"Projekt ist nie richtig angelaufen"
Die Meldung entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als Luftnummer. "Die Handy-Banking-Lösung von Telesoft ist bei uns nie im Einsatz gewesen. Es gab eine Testphase, aber das Projekt ist nie richtig angelaufen", versichert eine Firmensprecherin von Talkline auf Anfrage.
Im März 2000 musste das vermeintliche Telesoft-Produkt erneut für eine Erfolgsmeldung herhalten. Bei "rund 120 Banken, Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken" sei die Handy-Banking-Lösung "in den letzten Wochen bereits installiert worden", behaupteten die Augsburger.
"Extremer Nachfrageboom"
Diese Meldung, die nach Angaben des Vorstand einen "extremen Nachfrageboom für das Produkt" belegt, verfehlte ihre Wirkung nicht; die Aktie zog deutlich an und stieg in den folgenden Tagen bis auf 40 Euro.
Merkwürdig nur: Auch bei dieser Meldung ist über die angeblichen Abnehmer trotz aufwendiger Recherche nichts zu erfahren. Eine Nachfrage bei der IZB-Sprecherin führt nicht weiter. Sie stellt unmissverständlich klar: "Das Produkt ist uns nicht bekannt."
#5 von THECANADIEN 23.04.02 09:33:20 Beitrag Nr.: 6.218.624 6218624
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23.04.2002
C P U
Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (5)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Brisant verhält es sich mit der ehemals in Starnberg ansässigen Telesoft GmbH noch in anderer Hinsicht. Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Verfahren wegen des Verdachts auf Untreue gegen ehemalige CPU-Vorstände. Konkret geht es um "möglicherweise krass überteuerte Firmenzukäufe" im Jahr 1999.
Die Kaufpreise, die das frühere Management zahlte, können sich sehen lassen. Für die zehnköpfige Telesoft-Mannschaft berappte CPU rund acht Millionen Euro in Aktien. Die T&R DV-Organisation & Beratung GmbH mit 42 Mitarbeitern wurde für fast 17 Millionen Euro (ebenfalls in Aktien) geschluckt.
Gemischtwarenladen ohne erkennbare Strategie
Das in Bad Soden-Salmünster ansässige Unternehmen entwickelt für Raiffeisenkassen eine Finanzsoftware, die zum Zeitpunkt der Übernahme als veraltet galt. Auffallend bei allen Firmenkäufen ist: In den meisten Fällen verabschiedeten sich die früheren Geschäftsführer nach der Akquisition binnen weniger Monate aus ihren Unternehmen.
Um die Umsatzprognose halten zu können, hatte CPU bis zum Jahresende 1999 hastig einen Gemischtwarenladen zusammengescharrt – ohne erkennbare Strategie und Linie. Das böse Erwachen kam für den neuen CPU-Vorstand Monate später. Die Auswüchse des früheren Missmanagements mussten bilanziell bereinigt werden. Im Geschäftsjahr 2000 waren außerplanmäßige Abschreibungen auf Firmenwerte und sonstige Beteiligungen in Höhe von fast 40 Millionen Euro (!) fällig.
Dass es bei CPU in den Jahren 1999 und 2000 zu "zweifelhaften Machenschaften bei Unternehmensübernahmen und Bilanzkosmetik" gekommen sein soll, darauf hat das Anlegermagazin "Die Telebörse" bereits vor mehr als einem Jahr in dem Artikel "Die Augsburg-Connection" hingewiesen. In mehreren Fällen wurde bei den Akquisitionen, die jeweils gegen Ausgabe von CPU-Aktien erfolgten, eklatant gegen geltendes Aktienrecht verstoßen.
#6 von THECANADIEN 23.04.02 09:34:05 Beitrag Nr.: 6.218.633 6218633
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (6)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Die mit der Kapitalerhöhung durch Sacheinlagen beauftragte Wirtschaftsprüferin war keine unabhängige Gutachterin. Sie gehörte als Gesellschafterin zur Augsburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rupp & Epple GmbH. Deren Geschäftsführer wiederum, Gerhard Epple, war bis August 2000 Aufsichtsratsvorsitzender bei CPU Softwarehouse. Vor dem IPO war die Kanzlei Gerhard Epple als Steuerberater für CPU tätig.
Laut Aktiengesetz dürfen aber weder ein Aufsichtsratsmitglied noch assoziierte Partner Kapitalerhöhungsprüfungen vornehmen. Mit dieser Regelung will der Gesetzgeber ausschließen, dass der Wert von Unternehmen beliebig in die Höhe gerechnet wird. Bereits im Februar 1999 hatte die Wirtschaftsprüferin im Zuge der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft den (gemäß Paragraph 33 Aktiengesetz erforderlichen) Gründungs-Prüfungsbericht für CPU erstellt. Auch dieser Vorgang verstieß gegen geltendes Recht.
Andersen testierte Abschlüsse 1999 und 2000
Während der Ägide Furch waren personelle Verstrickungen zwischen dem Unternehmen und Aufsichtsrat offenbar kein Thema. Auch der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen, die für den Jahresabschluss 1999 und 2000 das Testat erteilte, schienen die Machenschaften entgangen zu sein.
Zu besten CPU-Zeiten muss auch die Bayerische Landesbank auf einem Auge blind gewesen sein. Immerhin war mit Werner Strohmayr bis 30. Juni 2000 ein Vorstandsmitglied der Landesbank im Aufsichtsrat des Augsburger Unternehmens.
Bayern LB stockt Beteiligung auf
Der Bayern LB, die beim Börsengang im Konsortium vertreten war und sich mit rund 13 Prozent an CPU beteiligte, bescherte das Engagement aber nicht nur hohe Buchverluste. Angesichts staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen dürfte der Landesbank auch ein Imageschaden sicher sein.
In der Münchner Zentrale des Finanzhauses hält man seinem schwierigen Zögling jedoch weiterhin die Treue. Ende November 2001 erwarb die Beta Beteiligungsgesellschaft, ein Tochterunternehmen der Bayern LB, weitere 25 Prozent an CPU.
Gut informierten Kreisen zufolge soll das Aktienpaket von Firmengründer Jochen Furch stammen, der sich damit von seiner Sperrminorität und seinen letzten Anteilen verabschiedet hätte. Gegenüber der Zeitschrift "Augsburg Journal" bestätigte CPU-Sprecherin Marlies Ott Anfang 2002 diese Information. Ott wörtlich: "Seit 3. Dezember vergangenen Jahres hat Herr Furch keine Anteile mehr." Vor dem IPO hielt Furch laut Prospekt 464.861 Stückaktien.
Jochen Furch
Furch selbst bestreitet die Aktienverkäufe und die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft für sich und seine Frau. Gegenüber manager-magazin.de verwies er auf eine Presseerklärung vom 4. September 2000, in der er es heißt: "Seit November 1999 wird über mich und die CPU Softwarehouse AG falsch und in verzerrender Weise tendenziös berichtet. (...) Immer wieder wird kolportiert, ich hätte in 1999 Aktien der CPU veräussert und mich damit bereichert."
Furch weiter: "Einmal davon abgesehen, dass es weder moralisch noch gesetzlich bedenklich ist, wenn man Aktien aus Privatbesitz veräußert, ist diese Berichterstattung nicht richtig. Richtig ist, dass ich seit dem Börsengang der CPU am 19.04.1999 keine Aktien der CPU veräussert habe."
#7 von THECANADIEN 23.04.02 09:34:55 Beitrag Nr.: 6.218.648 6218648
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Der tiefe Fall des "Ad-hoc-Königs" (7)
Von Andrea Goder und Clemens von Frentz
Jochen Furch auf der Trabrennbahn
Aktuell will der ehemalige CPU-Lenker den Sachverhalt nicht weiter kommentieren. Furch: "Wie Sie sicherlich wissen, läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Augsburg gegen mich und andere. Nachdem ich nunmehr Rücksprache mit meinem juristischen Vertreter genommen habe, hat dieser mir aus grundsätzlichen Erwägungen heraus geraten, bis zum Abschluss des Verfahrens keinerlei Interviews zu geben."
Auch die Bayerische Landesbank gibt sich zugeknöpft. Das bayerische Geldinstitut hält heute über ihre Beteiligungstochter knapp 40 Prozent an der CPU AG , aber zu den Gründen für den neuerlichen Einstieg macht die Landesbank keine Angaben.
Landesbank sucht "strategischen Partner für CPU"
Aus der Pressestelle heißt es lediglich: "Wir suchen jetzt einen strategischen Partner für CPU." Das aber dürfte angesichts der vor kurzem präsentierten Zahlen nicht einfach sein. Einem Umsatz von 12,3 Millionen Euro stand im Geschäftsjahr 2001 ein Nettoverlust von 19,2 Millionen Euro gegenüber.
Derlei Zahlenspiele brauchen Firmengründer Furch nicht mehr zu kümmern. Nachdem er - laut Meldung vom 31. Mai 2000 "aus gesundheitlichen und familiären Gründen" - sein CEO-Amt niedergelegt hat, kann er sich jetzt ganz seinen teuren Hobbys, schnellen Autos und dem Pferdesport, widmen.
Einen Einblick, was der schwäbische Manager an Deckhengsten, Mutterstuten sowie ein- bis fünfjährigen Trabern in seinem Rennstall stehen hat, gibt die Homepage "www.blackjack-racehorses.com". Allem Anschein nach hat das geschäftige Treiben mittlerweile auch hier an Schwung verloren. Die letzte Meldung "Erstklassige Jährlinge gesucht" stammt vom März 2001.
"Kleingeister, Neidhammel, Egomanen"
In der Welt des Pferderennsports ist Furch zudem durch negative Meldungen aufgefallen. Beim Bruno-Cassierer Rennen in Berlin-Mariendorf wurde eines seiner Pferde im letzten Jahr positiv auf Doping getestet.
"Lady Gilldare", so der Name der vierbeinigen Übeltäterin, wurde daraufhin vom Hauptverband für Traberzucht und -Rennen (HVT) für drei Monate gesperrt. Zu unrecht, fand der temperamentvolle Schwabe, der seiner Wut im Online-Gästebuch der Traber-Rennbahn "daglfing.de" freien Lauf ließ.
"Kleingeister, Neidhammel und Egomanen zerfressen den Trabrennsport", ereiferte sich der engagierte Pferdezüchter in dem Online-Forum. Der Ärger lässt sich durchaus nachvollziehen. Immerhin steckt Furch in sein Hobby "sehr viele wirtschaftliche Ressourcen, alleine um Spaß zu haben".
Den Aktionären von CPU dürfte der Spaß unterdessen gründlich vergangen sein. Die Aktie notiert nur noch knapp über der Marke von einem Euro und ist - trotz einer Einstweiligen Verfügung gegen die Deutsche Börse - vom Rauswurf aus dem Neuen Markt bedroht. Vielleicht hätten die Anleger besser daran getan, ihr Glück im Spielcasino zu versuchen. Immerhin hätten sie dann beim Black Jack eine faire Chance gehabt.
Hammerhart...
Heute 09:33 Uhr
OLG - Penny-Stock-Regel bei sechs Firmen vorerst ausgesetzt
Frankfurt, 23. Apr (Reuters) - Das Oberlandesgericht Frankfurt hat der Deutschen Börse am Dienstag auf Antrag von sechs Unternehmen vorerst untersagt, die so genannten Penny-Stock-Regeln zum Ausschluss von Firmen am Neuen Markt anzuwenden.
Geklagt hatten sechs Unternehmen, die auf Grund der im
Oktober 2001 eingeführten Regeln von einem Ausschluss vom Neuen Markt bedroht waren. Der Sprecher des Gerichts, Wolfgang Frank, sagte im Anschluss an die Urteilsverkündung: "Die Börse sollte sich nun überlegen, ob sie die Penny-Stock-Regeln nicht auch für die anderen Unternehmenn am Neuen Markt vorerst aussetzt."
Heute 09:33 Uhr
OLG - Penny-Stock-Regel bei sechs Firmen vorerst ausgesetzt
Frankfurt, 23. Apr (Reuters) - Das Oberlandesgericht Frankfurt hat der Deutschen Börse am Dienstag auf Antrag von sechs Unternehmen vorerst untersagt, die so genannten Penny-Stock-Regeln zum Ausschluss von Firmen am Neuen Markt anzuwenden.
Geklagt hatten sechs Unternehmen, die auf Grund der im
Oktober 2001 eingeführten Regeln von einem Ausschluss vom Neuen Markt bedroht waren. Der Sprecher des Gerichts, Wolfgang Frank, sagte im Anschluss an die Urteilsverkündung: "Die Börse sollte sich nun überlegen, ob sie die Penny-Stock-Regeln nicht auch für die anderen Unternehmenn am Neuen Markt vorerst aussetzt."
Mal wieder eine Verhaftung
Frau von Finanzjongleur Harksen festgenommen
Johannesburg (dpa) - Die Frau des nach Südafrika geflüchteten Finanzjongleurs Jürgen Harksen, Jeannette, ist in Kapstadt festgenommen worden. Sie stehe wie ihr Mann unter Betrugsverdacht und soll einem Richter vorgeführt werden, sagte ein Polizeisprecher. Harksen soll in Deutschland Anleger um Millionen betrogen haben. Nachdem auch in Südafrika Betrugsvorwürfe gegen ihn laut wurden, war er festgenommen worden. Möglicherweise wird er noch in dieser Woche ausgeliefert.
Frau von Finanzjongleur Harksen festgenommen
Johannesburg (dpa) - Die Frau des nach Südafrika geflüchteten Finanzjongleurs Jürgen Harksen, Jeannette, ist in Kapstadt festgenommen worden. Sie stehe wie ihr Mann unter Betrugsverdacht und soll einem Richter vorgeführt werden, sagte ein Polizeisprecher. Harksen soll in Deutschland Anleger um Millionen betrogen haben. Nachdem auch in Südafrika Betrugsvorwürfe gegen ihn laut wurden, war er festgenommen worden. Möglicherweise wird er noch in dieser Woche ausgeliefert.
Es geht wieder weiter...
Grüsse@ALL!!!
"Lassen Sie sich keine Kuckuckseier ins Nest legen"
In der Not werden die Gesellschaften erfinderisch Von Ulrich Harmssen
Worpswede - Die Fondsgesellschaften blicken auf zwei turbulente Börsenjahre zurück, mit starken Wertschwankungen insbesondere bei Aktienfonds. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch - auch in der Investmentbranche. So manches Kuckucksei haben die Anbieter den Anlegern in den vergangenen Monaten ins Nest gelegt: Je länger die Aktienmärkte schwächeln, desto öfter flattert den Anlegern Post von ihren Anlagegesellschaften ins Haus, in denen die Kunden beispielsweise über Gebührenerhöhungen, Benchmarkwechsel, Namensänderungen oder auch Fonds-Zusammenlegungen informiert werden.
Anlegern fällt es oft schwer, Änderungen zu deuten und gravierende Richtungswechsel zu erkennen. Nicht zuletzt auf Grund der freundlichen PR-Phrasen, in die die Ankündigungen meist eingekleidet werden. Wenn beispielsweise die Dresdner-Bank-Tochter dit ihre Kunden über eine "Vereinheitlichung und Anpassung der Verwaltungsvergütung an internationale Marktstandards" informiert. Welcher Schelm möchte schon etwas Böses dabei denken, sprich an eine Gebührenerhöhung? Die schwerwiegendste Änderung ist allerdings oft die, über die Investoren gar nicht erst in Kenntnis gesetzt werden, nämlich die der Richtungswechsel in der Anlagestrategie des Fonds.
Viele Anlagegesellschaften bemühen sich, die Verluste an den Aktienmärkten durch eine Verwässerung ihrer Investmentstrategie zu überdecken. Wer sich in den vergangenen Wochen die Mühe machte, in den Monatsberichten der Fondsgesellschaften einen Blick auf die aktuelle Depotstruktur zu werfen, stellte fest: Oft ist im Fonds gar nicht mehr drin, was draufsteht. Einige einst spekulative Produkte tragen das Wort "Wachstum" beziehungsweise "Growth" nur noch im Namen. Denn viele Wachstumsfonds, von Investoren als chancenreiche Renditespritze im Depot eingesetzt, setzten zur Verlustbegrenzung mittlerweile ausschließlich auf defensive Werte und große Standardtitel - ein Risiko für den Anleger. Kommt es zur Renaissance der Wachstums- und Technologieaktien, sind nur die "echten" Wachstumsfonds dabei.
Wenn Fondsmanager mit angezogener Handbremse fahren, sehen ihre Anleger bei der nächsten Börsenrally nur die Rücklichter. Auch hohe Barreserven können Fondsanleger teuer zu stehen kommen. Darum sollten sich Anleger regelmäßig über den Investitionsgrad ihres Fondsportfolios informieren. Das Kapitalanlagegesetz nämlich gestattet es einem Aktienfonds, bis zu 49 Prozent seines Volumens in liquiden Mitteln anzulegen. Zwar wird dieser Spielraum nur selten ausgeschöpft, aber es gibt einige Aktienfonds, die zeitweise sehr hohe Kassepositionen halten. Andere Fonds sind auf Grund ihrer Anlagephilosophie immer voll investiert - hier weiß der Anleger jederzeit, was er hat. Wachsam sollten Anleger auch dann sein, wenn die Kapitalanlagegesellschaft sie über einen Wechsel des Vergleichsindex, der so genannten Benchmark, informiert oder gar den Namen des Fonds wechselt. Nicht selten verbindet sich hiermit eine einschneidende Veränderung der Anlagestrategie.
Der Verkaufsprospekt, die einzige verbindliche Quelle für Fondsinformationen, wird von den Anbietern gern sehr vage formuliert. Dank schwammiger Formulierungen besitzen die Investmentgesellschaften dann Freiheiten, von denen Anleger bei der Depoteröffnung nichts ahnen. Damit sie je nach Marktphase ihr Fähnlein in den Wind hängen können, legen sich viele Fondsgesellschaften in ihrer Anlagestrategie und Konditionen so wenig wie möglich fest.
Die Transparenz der Investmentbranche lässt leider immer zu wünschen übrig. Umso wichtiger ist es, dass Anleger und unabhängige Berater sowie Dachfonds-Manager den Anbietern auf die Finger sehen. Nur wer sich regelmäßig über die Länder- und Branchengewichtung seiner Fonds, die Cashposition sowie über die größten Einzeltitel informiert, kann sein Anlagerisiko richtig streuen. Wer sich bei der Fondsauswahl allein am Werbematerial und dem Verkaufsprospekt orientiert, muss mit unangenehmen Überraschungen rechnen.
Grüsse@ALL!!!
"Lassen Sie sich keine Kuckuckseier ins Nest legen"
In der Not werden die Gesellschaften erfinderisch Von Ulrich Harmssen
Worpswede - Die Fondsgesellschaften blicken auf zwei turbulente Börsenjahre zurück, mit starken Wertschwankungen insbesondere bei Aktienfonds. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch - auch in der Investmentbranche. So manches Kuckucksei haben die Anbieter den Anlegern in den vergangenen Monaten ins Nest gelegt: Je länger die Aktienmärkte schwächeln, desto öfter flattert den Anlegern Post von ihren Anlagegesellschaften ins Haus, in denen die Kunden beispielsweise über Gebührenerhöhungen, Benchmarkwechsel, Namensänderungen oder auch Fonds-Zusammenlegungen informiert werden.
Anlegern fällt es oft schwer, Änderungen zu deuten und gravierende Richtungswechsel zu erkennen. Nicht zuletzt auf Grund der freundlichen PR-Phrasen, in die die Ankündigungen meist eingekleidet werden. Wenn beispielsweise die Dresdner-Bank-Tochter dit ihre Kunden über eine "Vereinheitlichung und Anpassung der Verwaltungsvergütung an internationale Marktstandards" informiert. Welcher Schelm möchte schon etwas Böses dabei denken, sprich an eine Gebührenerhöhung? Die schwerwiegendste Änderung ist allerdings oft die, über die Investoren gar nicht erst in Kenntnis gesetzt werden, nämlich die der Richtungswechsel in der Anlagestrategie des Fonds.
Viele Anlagegesellschaften bemühen sich, die Verluste an den Aktienmärkten durch eine Verwässerung ihrer Investmentstrategie zu überdecken. Wer sich in den vergangenen Wochen die Mühe machte, in den Monatsberichten der Fondsgesellschaften einen Blick auf die aktuelle Depotstruktur zu werfen, stellte fest: Oft ist im Fonds gar nicht mehr drin, was draufsteht. Einige einst spekulative Produkte tragen das Wort "Wachstum" beziehungsweise "Growth" nur noch im Namen. Denn viele Wachstumsfonds, von Investoren als chancenreiche Renditespritze im Depot eingesetzt, setzten zur Verlustbegrenzung mittlerweile ausschließlich auf defensive Werte und große Standardtitel - ein Risiko für den Anleger. Kommt es zur Renaissance der Wachstums- und Technologieaktien, sind nur die "echten" Wachstumsfonds dabei.
Wenn Fondsmanager mit angezogener Handbremse fahren, sehen ihre Anleger bei der nächsten Börsenrally nur die Rücklichter. Auch hohe Barreserven können Fondsanleger teuer zu stehen kommen. Darum sollten sich Anleger regelmäßig über den Investitionsgrad ihres Fondsportfolios informieren. Das Kapitalanlagegesetz nämlich gestattet es einem Aktienfonds, bis zu 49 Prozent seines Volumens in liquiden Mitteln anzulegen. Zwar wird dieser Spielraum nur selten ausgeschöpft, aber es gibt einige Aktienfonds, die zeitweise sehr hohe Kassepositionen halten. Andere Fonds sind auf Grund ihrer Anlagephilosophie immer voll investiert - hier weiß der Anleger jederzeit, was er hat. Wachsam sollten Anleger auch dann sein, wenn die Kapitalanlagegesellschaft sie über einen Wechsel des Vergleichsindex, der so genannten Benchmark, informiert oder gar den Namen des Fonds wechselt. Nicht selten verbindet sich hiermit eine einschneidende Veränderung der Anlagestrategie.
Der Verkaufsprospekt, die einzige verbindliche Quelle für Fondsinformationen, wird von den Anbietern gern sehr vage formuliert. Dank schwammiger Formulierungen besitzen die Investmentgesellschaften dann Freiheiten, von denen Anleger bei der Depoteröffnung nichts ahnen. Damit sie je nach Marktphase ihr Fähnlein in den Wind hängen können, legen sich viele Fondsgesellschaften in ihrer Anlagestrategie und Konditionen so wenig wie möglich fest.
Die Transparenz der Investmentbranche lässt leider immer zu wünschen übrig. Umso wichtiger ist es, dass Anleger und unabhängige Berater sowie Dachfonds-Manager den Anbietern auf die Finger sehen. Nur wer sich regelmäßig über die Länder- und Branchengewichtung seiner Fonds, die Cashposition sowie über die größten Einzeltitel informiert, kann sein Anlagerisiko richtig streuen. Wer sich bei der Fondsauswahl allein am Werbematerial und dem Verkaufsprospekt orientiert, muss mit unangenehmen Überraschungen rechnen.
Zur Alternative nocheinmal ein Nachtrag aus dem M-DAX
B A B C O C K - B O R S I G
Strafanzeige gegen den Vorstand
US-Großinvestor Guy Wyser-Pratte hat den scheidenden Babcock-Chef Lederer angezeigt. Der Vorwurf: Persönliche Vorteilnahme.
Zieht vor Gericht: US-Milliardär Wyser-Pratte
Düsseldorf - Der Babcock-Großaktionär Guy Wyser-Pratte hat nach Angaben seiner Anwälte Strafanzeige gegen den Vorstandsvorsitzenden der Babcock Borsig AG , Klaus Lederer, gestellt. Wyser-Prattes Anwalt Thomas Heidel von der Kanzlei Meilicke, Hoffmann und Partner, sagte zur Begründung, Lederer habe auf der Babcock-Hauptversammlung Ende März unzulässigerweise falsche Angaben über seine Beteiligung an einem Beratungsunternehmen gemacht. Die Strafanzeige sei bei der Staatsanwaltschaft in Bochum eingereicht.
Interessent für den HDW-Anteil abgeblitzt?
Wyser-Pratte hatte sich im Januar zunächst mit fünf Prozent an Babcock beteiligt und sich die Fokussierung des Anlagenbauers auf das Werftengeschäft zum Ziel gesetzt. Dazu soll es mehrere Gespräche mit dem Vorstand Lederer gegeben haben.
Anfang März hatte Babcock überraschend den Verkauf der Beteiligung an der Werft HDW bekannt gegeben und damit den Ausstieg aus dem Schiffbau. Damit wurden die Pläne von Wyser-Pratte torpediert.
Anschließend hatte er auf der Hauptversammlung angekündigt, er werde eine außerordentliche Hauptversammlung beantragen und strebe außerdem die Auswechselung des Aufsichtsrats an.
Babcock Borsig hatte Wyser-Pratte zufolge Alternativen zur Abgabe des 25-Prozent-Paketes an der HDW gehabt. So hätte Babcock den Kauf weiterer HDW-Anteile finanzieren können. Er selbst habe mit einem potenziellen US-Investor aus den USA gesprochen, der bereit gewesen wäre, 25 Prozent an der Kieler Werft selbst zu erwerben und den Kauf der restlichen Anteile zu finanzieren.
B A B C O C K - B O R S I G
Strafanzeige gegen den Vorstand
US-Großinvestor Guy Wyser-Pratte hat den scheidenden Babcock-Chef Lederer angezeigt. Der Vorwurf: Persönliche Vorteilnahme.
Zieht vor Gericht: US-Milliardär Wyser-Pratte
Düsseldorf - Der Babcock-Großaktionär Guy Wyser-Pratte hat nach Angaben seiner Anwälte Strafanzeige gegen den Vorstandsvorsitzenden der Babcock Borsig AG , Klaus Lederer, gestellt. Wyser-Prattes Anwalt Thomas Heidel von der Kanzlei Meilicke, Hoffmann und Partner, sagte zur Begründung, Lederer habe auf der Babcock-Hauptversammlung Ende März unzulässigerweise falsche Angaben über seine Beteiligung an einem Beratungsunternehmen gemacht. Die Strafanzeige sei bei der Staatsanwaltschaft in Bochum eingereicht.
Interessent für den HDW-Anteil abgeblitzt?
Wyser-Pratte hatte sich im Januar zunächst mit fünf Prozent an Babcock beteiligt und sich die Fokussierung des Anlagenbauers auf das Werftengeschäft zum Ziel gesetzt. Dazu soll es mehrere Gespräche mit dem Vorstand Lederer gegeben haben.
Anfang März hatte Babcock überraschend den Verkauf der Beteiligung an der Werft HDW bekannt gegeben und damit den Ausstieg aus dem Schiffbau. Damit wurden die Pläne von Wyser-Pratte torpediert.
Anschließend hatte er auf der Hauptversammlung angekündigt, er werde eine außerordentliche Hauptversammlung beantragen und strebe außerdem die Auswechselung des Aufsichtsrats an.
Babcock Borsig hatte Wyser-Pratte zufolge Alternativen zur Abgabe des 25-Prozent-Paketes an der HDW gehabt. So hätte Babcock den Kauf weiterer HDW-Anteile finanzieren können. Er selbst habe mit einem potenziellen US-Investor aus den USA gesprochen, der bereit gewesen wäre, 25 Prozent an der Kieler Werft selbst zu erwerben und den Kauf der restlichen Anteile zu finanzieren.
Ist wohl als auch ohne Bewertung klar....
EIGENTOR *g*
Die Börse will für mehr Transparenz sorgen
Neue Vorschriften für Börsengänge: Gleiche Informationen für alle / Kritiker berfürchten neue Haftungsrisiken
Die Deutsche Börse will mit schärferen Vorschriften für Emissionsprospekte weiteren Skandalen und Flops am Aktienmarkt vorbeugen und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Ziel ist, den Emissionsprospekt zum zentralen Informationsmedium für den Anleger zu machen. Damit soll es zugleich, wie Börsen-Vorstandsmitglied Rainer Riess am Mittwoch in Frankfurt sagte, ein einheitliches Informationsniveau für alle Anleger geben und die Transparenz über die Geschäfte des jeweiligen Börsenkandidaten steigen. Die neuen freiwilligen Vorschriften sollen am 1. Juni in Kraft treten. Für den Neuen Markt sind sie verbindlich.
Mit den Vorschriften will die Börse nach den Worten von Riess einer möglichen Richtlinie der EU zuvorkommen. "Börse und Marktteilnehmer wollen nicht so lange warten. Wir müssen schon heute ein Zeichen setzen und die Diskussion vorantreiben." Auch die Flaute bei Neuemissionen sei kein Hinderungsgrund. Man müsse sich jetzt darum bemühen, so Riess, die Qualität der Informationen rund um einen Börsengang zu verbessern und "einen weiteren Schritt Richtung Anlegerschutz" zu gehen. Die am Mittwoch vorgestellten Grundsätze hat die Börse gemeinsam mit Vertretern von Banken, Emittenten, Investoren und IPO-Experten erarbeitet. Sie werden jetzt noch einmal in einer vierwöchigen öffentlichen Anhörung im Internet zur Diskussion gestellt, bevor sie endgültig verabschiedet werden.
Verhaltensregeln für Banken
Nach dem jetzt vorliegenden Konzept gibt es genaue formale und inhaltliche Angaben über die Gestaltung des Prospektes. Inhaltlich soll dezidiert auf Risiken für das jeweilige Unternehmen hingewiesen werden. Aussagen zum künftigen Geschäftsverlauf sollen eindeutig erkennbar sein. Zugleich sollen die Emissionsbanken 14 Tage vor und bis mindestens 30 Tage nach dem Börsengang (IPO) keine Studien über das Unternehmen veröffentlichen (Black-out-Periode).
Der Börsenkandidat selbst soll vier Wochen vor und vier Wochen nach dem Börsengang keine Angaben machen, die nicht im Prospekt stehen, aber für die Beurteilung der Aktie wichtig sind. Offengelegt werden sollen alle Geschäfts- und Rechtsbeziehungen des Börsenkandidaten mit den Mitglieder des Vorstandes oder des Aufsichtsrates. Auch Beteiligungen von mindestens fünf Prozent an anderen Unternehmen müssen genannt werden. Schließlich müssen etwaige Sanktionen gegen Mitglieder des Managements in den letzten zehn Jahren, wie Verurteilungen, Bußgelder oder Berufsverbote angegeben werden. Angaben darüber, wie mögliche Verstöße gegen die neuen Vorschriften bestraft werden sollen, macht die Börse allerdings nicht.
Unternehmensvertreter begrüßten die Vorschriften zum Going Public und werten sie als wichtigen Schritt, wieder neues Vertrauen bei den Anlegern zu schaffen. Erfreulich sei, dass Vertreter von Banken, Emittenten, Investoren und Privatanlegern in die Ausarbeitung des Entwurfs einbezogen worden seien, hieß es etwa bei Lufthansa und Hypo-Vereinsbank. Andere Emissionsbanken sehen allerdings Konfliktpotenzial. "Alles, was im Prospekt steht, ist im Extremfall haftungsrelevant", heißt es in Frankfurt. Die Banken hielten sich deshalb mit Prognosen ohnehin zurück. Zu amerikanischen Verhältnissen werde es in Deutschland wohl nicht kommen. In den USA ist die Veröffentlichung von Unternehmensstudien rund um den Emissionstermin strikt verboten. Experten rechnen mit einem Mittelweg zwischen den Verhältnissen in den USA und der bisherigen Praxis in Deutschland. Problematisch könnten die Vorgaben auch für Wirtschaftsprüfer sein, sagen Experten.
Börsenvorstand Riess kritisierte am Mittwoch erneut das Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt gegen die Regeln zum Ausschluss von Billigaktien am Neuen Markt. Damit würden der Börse beim Bemühen um die Verbesserung des Gesamtmarktes und des Anlegerschutzes "enge Grenzen" gesetzt. Dagegen bewertet Roland Lacher, Vorstandschef der am Neuen Markt notierten Singulus AG, das Urteil als peinliche Schlappe für die Deutsche Börse. Er forderte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, am Neuen Markt ein Premiumsegment für die soliden Unternehmen zu schaffen. Es könne nicht sein, dass Qualitäts-Papiere durch die Skandale am Neuen Markt "quasi in Sippenhaft genommen" und mit nach unten gezogen würden.
EIGENTOR *g*
Die Börse will für mehr Transparenz sorgen
Neue Vorschriften für Börsengänge: Gleiche Informationen für alle / Kritiker berfürchten neue Haftungsrisiken
Die Deutsche Börse will mit schärferen Vorschriften für Emissionsprospekte weiteren Skandalen und Flops am Aktienmarkt vorbeugen und das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Ziel ist, den Emissionsprospekt zum zentralen Informationsmedium für den Anleger zu machen. Damit soll es zugleich, wie Börsen-Vorstandsmitglied Rainer Riess am Mittwoch in Frankfurt sagte, ein einheitliches Informationsniveau für alle Anleger geben und die Transparenz über die Geschäfte des jeweiligen Börsenkandidaten steigen. Die neuen freiwilligen Vorschriften sollen am 1. Juni in Kraft treten. Für den Neuen Markt sind sie verbindlich.
Mit den Vorschriften will die Börse nach den Worten von Riess einer möglichen Richtlinie der EU zuvorkommen. "Börse und Marktteilnehmer wollen nicht so lange warten. Wir müssen schon heute ein Zeichen setzen und die Diskussion vorantreiben." Auch die Flaute bei Neuemissionen sei kein Hinderungsgrund. Man müsse sich jetzt darum bemühen, so Riess, die Qualität der Informationen rund um einen Börsengang zu verbessern und "einen weiteren Schritt Richtung Anlegerschutz" zu gehen. Die am Mittwoch vorgestellten Grundsätze hat die Börse gemeinsam mit Vertretern von Banken, Emittenten, Investoren und IPO-Experten erarbeitet. Sie werden jetzt noch einmal in einer vierwöchigen öffentlichen Anhörung im Internet zur Diskussion gestellt, bevor sie endgültig verabschiedet werden.
Verhaltensregeln für Banken
Nach dem jetzt vorliegenden Konzept gibt es genaue formale und inhaltliche Angaben über die Gestaltung des Prospektes. Inhaltlich soll dezidiert auf Risiken für das jeweilige Unternehmen hingewiesen werden. Aussagen zum künftigen Geschäftsverlauf sollen eindeutig erkennbar sein. Zugleich sollen die Emissionsbanken 14 Tage vor und bis mindestens 30 Tage nach dem Börsengang (IPO) keine Studien über das Unternehmen veröffentlichen (Black-out-Periode).
Der Börsenkandidat selbst soll vier Wochen vor und vier Wochen nach dem Börsengang keine Angaben machen, die nicht im Prospekt stehen, aber für die Beurteilung der Aktie wichtig sind. Offengelegt werden sollen alle Geschäfts- und Rechtsbeziehungen des Börsenkandidaten mit den Mitglieder des Vorstandes oder des Aufsichtsrates. Auch Beteiligungen von mindestens fünf Prozent an anderen Unternehmen müssen genannt werden. Schließlich müssen etwaige Sanktionen gegen Mitglieder des Managements in den letzten zehn Jahren, wie Verurteilungen, Bußgelder oder Berufsverbote angegeben werden. Angaben darüber, wie mögliche Verstöße gegen die neuen Vorschriften bestraft werden sollen, macht die Börse allerdings nicht.
Unternehmensvertreter begrüßten die Vorschriften zum Going Public und werten sie als wichtigen Schritt, wieder neues Vertrauen bei den Anlegern zu schaffen. Erfreulich sei, dass Vertreter von Banken, Emittenten, Investoren und Privatanlegern in die Ausarbeitung des Entwurfs einbezogen worden seien, hieß es etwa bei Lufthansa und Hypo-Vereinsbank. Andere Emissionsbanken sehen allerdings Konfliktpotenzial. "Alles, was im Prospekt steht, ist im Extremfall haftungsrelevant", heißt es in Frankfurt. Die Banken hielten sich deshalb mit Prognosen ohnehin zurück. Zu amerikanischen Verhältnissen werde es in Deutschland wohl nicht kommen. In den USA ist die Veröffentlichung von Unternehmensstudien rund um den Emissionstermin strikt verboten. Experten rechnen mit einem Mittelweg zwischen den Verhältnissen in den USA und der bisherigen Praxis in Deutschland. Problematisch könnten die Vorgaben auch für Wirtschaftsprüfer sein, sagen Experten.
Börsenvorstand Riess kritisierte am Mittwoch erneut das Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt gegen die Regeln zum Ausschluss von Billigaktien am Neuen Markt. Damit würden der Börse beim Bemühen um die Verbesserung des Gesamtmarktes und des Anlegerschutzes "enge Grenzen" gesetzt. Dagegen bewertet Roland Lacher, Vorstandschef der am Neuen Markt notierten Singulus AG, das Urteil als peinliche Schlappe für die Deutsche Börse. Er forderte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, am Neuen Markt ein Premiumsegment für die soliden Unternehmen zu schaffen. Es könne nicht sein, dass Qualitäts-Papiere durch die Skandale am Neuen Markt "quasi in Sippenhaft genommen" und mit nach unten gezogen würden.
Nachtrag;Auch in den 70ern gab es bereits Skandale...
IOS vernichtete 3,5 Milliarden Mark
23. April 2002 Die Fonds von IOS sorgten zwölf Jahre lang für freudige Gewinne bei den Investoren. Bis Anfang der siebziger Jahre heraus kaum, dass hinter dem Finanzimperium lediglich ein Schneeballsystem steckte. Von dem Einbruch der Aktie und der Fonds waren 250.000 deutsche Anleger betroffen, 3,5 Milliarden Mark wurden vernichtet. Damit hatte die Börse ihren ersten großen Skandal der Nachkriegszeit.
IOS vernichtete 3,5 Milliarden Mark
23. April 2002 Die Fonds von IOS sorgten zwölf Jahre lang für freudige Gewinne bei den Investoren. Bis Anfang der siebziger Jahre heraus kaum, dass hinter dem Finanzimperium lediglich ein Schneeballsystem steckte. Von dem Einbruch der Aktie und der Fonds waren 250.000 deutsche Anleger betroffen, 3,5 Milliarden Mark wurden vernichtet. Damit hatte die Börse ihren ersten großen Skandal der Nachkriegszeit.
Mal wieder etwas zum Thema Wirtschaftsprüfer;diesmal aus Russland
Grüsse@ALL!!!
Zweifelhafte Geschäfte in Milliardenhöhe
PricewaterhouseCoopers in Russland in der Kritik
Die jüngsten Skandale in der Welt der Buchprüfer haben Branchenführer PricewaterhouseCoopers bisher unberührt gelassen. Doch nun droht dem weltweit tätigen Prüfungs- und Beraterriesen Ungemach in Russland.
dpa MOSKAU. Ein Minderheitsaktionär des weltgrößten Gaskonzerns Gasprom wirft dessen langjährigem Buchprüfer PwC vor, zweifelhafte Geschäfte in Milliardenhöhe verschwiegen oder übersehen zu haben. Gasprom und die Wirtschaftsprüfer weisen die Vorwürfe zurück, in Moskauer Medien ist bereits von einem "russischen Enron" die Rede.
Die Größenordnung, um die es bei Gasprom gehen soll, ist tatsächlich vergleichbar mit dem Skandal um den US-Energiehändler Enron, der PwCs Konkurrenten Andersen das Rückgrat gebrochen hat. Allein in einem Fall sollen dem russischen Gas-Multi 5,5 Mrd. $ (6,25 Mrd. Euro) durch dubiose Geschäfte der alten Führung entgangen sein. Dazu kommt noch der Vorwurf, ein Teil des Geldes habe später den Weg in die Taschen der Gasprom-Manager gefunden.
Der Fonds Hermitage Capital Management Limited (HCML), der schätzungsweise fünf Prozent der Gasprom-Anteile hält, fordert nun Aufklärung über die angeblichen Machenschaften und nimmt auch Buchprüfer PricewaterhouseCoopers ins Visier. Hermitage strengte beim Moskauer Schiedsgericht ein Verfahren gegen PwC an. Das Datum der Verhandlung soll Mitte Mai festgelegt werden. Zudem forderte der Fonds das russische Finanzministerium auf, PwC die Lizenz für die Prüfung der Gasprom-Bilanzen abzuerkennen.
Itera im Fokus der Vorwürfe
Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht wieder einmal der schon seit Jahren umstrittene Gashandelskonzern Itera. Die sonst wenig bekannte Firma mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Florida ist in den vergangenen Jahren zum zweitgrößten Gasunternehmen in Russland nach Gasprom aufgestiegen. Quelle des rasanten Wachstums waren stets Ressourcen des Monopolisten Gasprom - angeblich zu Schleuderpreisen erworben. So soll Itera den Hermitage-Vorwürfen zufolge für 32 % an der Gasprom-Tocher Purgas ganze 1200 $ bezahlt haben, während der damalige Marktwert des Pakets mindestens 400 Mill. $ betragen habe.
Zudem habe Gasprom auch erhebliche Gasreserven im Autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen in Nordsibirien billig an Itera verkauft, behauptet der Fonds weiter. Itera habe das Erdgas dann teuer im Westen verkauft. Experten von Hermitage lassen nun durchblicken, dass das Geld auf Privatkonten von Gasprom-Managern gelandet sein könnte. PwC weist die Vorwürfe zurück und hält dagegen, dass Itera keine vergünstigte Stellung bei Gasprom habe. Auch bei der Prüfung der Gasprom-Bücher für das Jahr 2000 habe PwC keine Verstöße von Seiten des Managements festgestellt. PricewaterhouseCoopers hatte auch die Bücher der russischen Zentralbank geprüft, zuletzt in den Jahren 1998 und 1999, wurde dann jedoch auf Druck des Parlaments von Deloitte & Touche und russischen Gesellschaften abgelöst.
Ein weiterer Vorwurf bei Gasprom betrifft den Handel mit anderen Nachfolgerepubliken der Sowjetunion. Gasprom soll mehr als 65 % des Gasmarktes in früheren Sowjetrepubliken an Itera abgegeben haben. Der frühere Gasprom-Vorstandschef Rem Wjachirew hatte Gasgeschäfte in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) als nicht lukrativ abgetan. Indes habe Itera allein auf diesem Markt hunderte Mill. $ Gewinn erwirtschaftet. Auch über die Abrechnung der Geschäfte mit Itera gibt es keine Einigkeit. Itera habe Ende 2000 keine Schulden gegenüber Gasprom gehabt, sagt PwC. Der russische Rechnungshof behauptet das Gegenteil.
HANDELSBLATT, Montag, 29. April 2002, 07:04 Uh
Grüsse@ALL!!!
Zweifelhafte Geschäfte in Milliardenhöhe
PricewaterhouseCoopers in Russland in der Kritik
Die jüngsten Skandale in der Welt der Buchprüfer haben Branchenführer PricewaterhouseCoopers bisher unberührt gelassen. Doch nun droht dem weltweit tätigen Prüfungs- und Beraterriesen Ungemach in Russland.
dpa MOSKAU. Ein Minderheitsaktionär des weltgrößten Gaskonzerns Gasprom wirft dessen langjährigem Buchprüfer PwC vor, zweifelhafte Geschäfte in Milliardenhöhe verschwiegen oder übersehen zu haben. Gasprom und die Wirtschaftsprüfer weisen die Vorwürfe zurück, in Moskauer Medien ist bereits von einem "russischen Enron" die Rede.
Die Größenordnung, um die es bei Gasprom gehen soll, ist tatsächlich vergleichbar mit dem Skandal um den US-Energiehändler Enron, der PwCs Konkurrenten Andersen das Rückgrat gebrochen hat. Allein in einem Fall sollen dem russischen Gas-Multi 5,5 Mrd. $ (6,25 Mrd. Euro) durch dubiose Geschäfte der alten Führung entgangen sein. Dazu kommt noch der Vorwurf, ein Teil des Geldes habe später den Weg in die Taschen der Gasprom-Manager gefunden.
Der Fonds Hermitage Capital Management Limited (HCML), der schätzungsweise fünf Prozent der Gasprom-Anteile hält, fordert nun Aufklärung über die angeblichen Machenschaften und nimmt auch Buchprüfer PricewaterhouseCoopers ins Visier. Hermitage strengte beim Moskauer Schiedsgericht ein Verfahren gegen PwC an. Das Datum der Verhandlung soll Mitte Mai festgelegt werden. Zudem forderte der Fonds das russische Finanzministerium auf, PwC die Lizenz für die Prüfung der Gasprom-Bilanzen abzuerkennen.
Itera im Fokus der Vorwürfe
Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht wieder einmal der schon seit Jahren umstrittene Gashandelskonzern Itera. Die sonst wenig bekannte Firma mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Florida ist in den vergangenen Jahren zum zweitgrößten Gasunternehmen in Russland nach Gasprom aufgestiegen. Quelle des rasanten Wachstums waren stets Ressourcen des Monopolisten Gasprom - angeblich zu Schleuderpreisen erworben. So soll Itera den Hermitage-Vorwürfen zufolge für 32 % an der Gasprom-Tocher Purgas ganze 1200 $ bezahlt haben, während der damalige Marktwert des Pakets mindestens 400 Mill. $ betragen habe.
Zudem habe Gasprom auch erhebliche Gasreserven im Autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen in Nordsibirien billig an Itera verkauft, behauptet der Fonds weiter. Itera habe das Erdgas dann teuer im Westen verkauft. Experten von Hermitage lassen nun durchblicken, dass das Geld auf Privatkonten von Gasprom-Managern gelandet sein könnte. PwC weist die Vorwürfe zurück und hält dagegen, dass Itera keine vergünstigte Stellung bei Gasprom habe. Auch bei der Prüfung der Gasprom-Bücher für das Jahr 2000 habe PwC keine Verstöße von Seiten des Managements festgestellt. PricewaterhouseCoopers hatte auch die Bücher der russischen Zentralbank geprüft, zuletzt in den Jahren 1998 und 1999, wurde dann jedoch auf Druck des Parlaments von Deloitte & Touche und russischen Gesellschaften abgelöst.
Ein weiterer Vorwurf bei Gasprom betrifft den Handel mit anderen Nachfolgerepubliken der Sowjetunion. Gasprom soll mehr als 65 % des Gasmarktes in früheren Sowjetrepubliken an Itera abgegeben haben. Der frühere Gasprom-Vorstandschef Rem Wjachirew hatte Gasgeschäfte in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) als nicht lukrativ abgetan. Indes habe Itera allein auf diesem Markt hunderte Mill. $ Gewinn erwirtschaftet. Auch über die Abrechnung der Geschäfte mit Itera gibt es keine Einigkeit. Itera habe Ende 2000 keine Schulden gegenüber Gasprom gehabt, sagt PwC. Der russische Rechnungshof behauptet das Gegenteil.
HANDELSBLATT, Montag, 29. April 2002, 07:04 Uh
Hier mal etwas aus dem DAX
Frankfurt am Main - Nach ihrem kräftigen Kursrutsch der Vorwoche kämpfte die Aktie der Deutschen Telekom am Montag weiterhin mit der Marke von 15 Euro. Unterdessen formiert sich wenige Wochen vor der Hauptversammlung Widerstand von Kleinaktionären gegen den Vorstand.
Wegen der "katastrophalen Kursentwicklung" will die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten. Binnen eines Jahres habe die T-Aktie 42 Prozent an Wert verloren. Als Gründe hierfür nannte die SdK unter anderem den verschobenen Schuldenabbau und die ungewissen Ertragsausichten im UMTS-Geschäft.
Vor einigen Wochen hatte die Düsseldorfer Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bereits angekündigt, dem Telekom-Vorstand die Entlastung zu verweigern. Die SdK wirft zudem dem Aufsichtsrat vor, die Gesamtbezüge des Vorstands um 90 Prozent erhöht zu haben. Angesichts der geplanten Dividendenkürzung um 40 Prozent hätten die Bezüge sinken müssen.
Frankfurt am Main - Nach ihrem kräftigen Kursrutsch der Vorwoche kämpfte die Aktie der Deutschen Telekom am Montag weiterhin mit der Marke von 15 Euro. Unterdessen formiert sich wenige Wochen vor der Hauptversammlung Widerstand von Kleinaktionären gegen den Vorstand.
Wegen der "katastrophalen Kursentwicklung" will die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Vorstand und Aufsichtsrat nicht entlasten. Binnen eines Jahres habe die T-Aktie 42 Prozent an Wert verloren. Als Gründe hierfür nannte die SdK unter anderem den verschobenen Schuldenabbau und die ungewissen Ertragsausichten im UMTS-Geschäft.
Vor einigen Wochen hatte die Düsseldorfer Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bereits angekündigt, dem Telekom-Vorstand die Entlastung zu verweigern. Die SdK wirft zudem dem Aufsichtsrat vor, die Gesamtbezüge des Vorstands um 90 Prozent erhöht zu haben. Angesichts der geplanten Dividendenkürzung um 40 Prozent hätten die Bezüge sinken müssen.
Es geht weiter...
Der nächste bitte;
H5B5 nach Wiederaufnahme weiter minus zehn Prozent
H5B5 notieren nach Wiederaufnahme des Handels unverändert mit einem Minus von zehn Prozent bei 0,36 EUR. Das Geschäft mit den Aktien war von 15.00 bis 16.00 Uhr ausgesetzt worden. Das Unternehmen hatte ad hoc mitgeteilt, dass mehr als die Hälfte des Grundkapitals durch Verluste aufgezehrt sei.
Der nächste bitte;
H5B5 nach Wiederaufnahme weiter minus zehn Prozent
H5B5 notieren nach Wiederaufnahme des Handels unverändert mit einem Minus von zehn Prozent bei 0,36 EUR. Das Geschäft mit den Aktien war von 15.00 bis 16.00 Uhr ausgesetzt worden. Das Unternehmen hatte ad hoc mitgeteilt, dass mehr als die Hälfte des Grundkapitals durch Verluste aufgezehrt sei.
Der NM lässt keine Ruhe...
Grüsse@ALL!!!
Lupus alpha erwartet Konsolidierung am Neuen Markt
Frankfurt (vwd) - Die Fondsgesellschaft Lupus alpha erwartet, dass bis Jahresende 30 bis 40 weitere Unternehmen vom Kurszettel am Neuen Markt verschwinden werden und empfiehlt Anlegern eine breite Diversifikation in dem riskanten Aktiensegment. "Im Verlaufe des Jahres 2000 sind einige Unternehmen an den Neuen Markt gebracht worden, deren Geschäftsmodelle nicht zukunftsträchtig waren, oder die nicht börsenreif waren", bemängelt Marcus Ratz, Co-Manager des Lupus Alpha Neue Märkte, im Gespräch mit vwd.
Neben möglichen Insolvenzen könnten auch Fusionen und Übernahmen zur Konsolidierung beitragen. Gegen vorsätzliche Täuschungen, wie im Falle des inzwischen vom Neuen Markt ausgeschlossenen Telematik-Anbieters Comroad, hätten Investoren wenig Chancen. Häufig fehle es bei den jungen Unternehmen an einem Track-Record, der den Geschäftsverlauf über mehrere Jahre nachvollziehbar mache. "Wir haben in den vergangenen Wochen einen Sell-out gesehen, der zum großen Teil Psychologie getrieben gewesen ist und auch Qualitätstitel mit sich gerissen hat", erklärte Ratz.
Als Beispiel führte der Fondsmanager Thiel Logistik an. Hier habe eine US-Fondsgesellschaft binnen wenigen Wochen ohne fundamental erkennbare Gründe über zwölf Prozent des gesamten Streubesitzes des Logistik-Unternehmens auf den Markt geworfen. "Das schlägt in Baisse-Zeiten dann auch voll durch", sagte Ratz weiter. Verliere eine Aktie zudem täglich zehn Prozent, rankten sich die Gerüchte um so heftiger.
Er erwarte, dass die Kurse am Neuen Markt im Zuge der konjunkturellen wieder nach oben streben werden. Allerdings sei offen, ob die Erholung schon bald eintreten werde, da der Sommer erfahrungsgemäß von geringer Kauflust geprägt sei. "Der Neue Markt ist sehr zyklisch, wenn die Konjunktur anspringt, erwirtschaften die Qualitätsunternehmen größere Gewinne, was die Kurse allgemein treiben wird", ist der Manager überzeugt. Seiner Einschätzung nach dürfte das Schlimmste an den Märkten jedoch ausgestanden sein.
Da es sich um ein hoch volatiles Segment handele, sei der Lupus alpha Neue Märkte stets voll investiert. Nur so könne eine abrupte Aufwärtsbewegung der Kurse auch nachvollzogen werden. Aktuell setzt der von Karl Fickel gemanagte Fonds vor allem auf BB Biotech, Thiel, Medion, OHB Teledata, Qiagen, Repower und Singulus. Die Top-ten im 33 Mio EUR großen Fonds machten 43 Prozent aus. +++ Ali Masarwah vwd/30.4.2002/maa
30. April 2002, 12:32
Grüsse@ALL!!!
Lupus alpha erwartet Konsolidierung am Neuen Markt
Frankfurt (vwd) - Die Fondsgesellschaft Lupus alpha erwartet, dass bis Jahresende 30 bis 40 weitere Unternehmen vom Kurszettel am Neuen Markt verschwinden werden und empfiehlt Anlegern eine breite Diversifikation in dem riskanten Aktiensegment. "Im Verlaufe des Jahres 2000 sind einige Unternehmen an den Neuen Markt gebracht worden, deren Geschäftsmodelle nicht zukunftsträchtig waren, oder die nicht börsenreif waren", bemängelt Marcus Ratz, Co-Manager des Lupus Alpha Neue Märkte, im Gespräch mit vwd.
Neben möglichen Insolvenzen könnten auch Fusionen und Übernahmen zur Konsolidierung beitragen. Gegen vorsätzliche Täuschungen, wie im Falle des inzwischen vom Neuen Markt ausgeschlossenen Telematik-Anbieters Comroad, hätten Investoren wenig Chancen. Häufig fehle es bei den jungen Unternehmen an einem Track-Record, der den Geschäftsverlauf über mehrere Jahre nachvollziehbar mache. "Wir haben in den vergangenen Wochen einen Sell-out gesehen, der zum großen Teil Psychologie getrieben gewesen ist und auch Qualitätstitel mit sich gerissen hat", erklärte Ratz.
Als Beispiel führte der Fondsmanager Thiel Logistik an. Hier habe eine US-Fondsgesellschaft binnen wenigen Wochen ohne fundamental erkennbare Gründe über zwölf Prozent des gesamten Streubesitzes des Logistik-Unternehmens auf den Markt geworfen. "Das schlägt in Baisse-Zeiten dann auch voll durch", sagte Ratz weiter. Verliere eine Aktie zudem täglich zehn Prozent, rankten sich die Gerüchte um so heftiger.
Er erwarte, dass die Kurse am Neuen Markt im Zuge der konjunkturellen wieder nach oben streben werden. Allerdings sei offen, ob die Erholung schon bald eintreten werde, da der Sommer erfahrungsgemäß von geringer Kauflust geprägt sei. "Der Neue Markt ist sehr zyklisch, wenn die Konjunktur anspringt, erwirtschaften die Qualitätsunternehmen größere Gewinne, was die Kurse allgemein treiben wird", ist der Manager überzeugt. Seiner Einschätzung nach dürfte das Schlimmste an den Märkten jedoch ausgestanden sein.
Da es sich um ein hoch volatiles Segment handele, sei der Lupus alpha Neue Märkte stets voll investiert. Nur so könne eine abrupte Aufwärtsbewegung der Kurse auch nachvollzogen werden. Aktuell setzt der von Karl Fickel gemanagte Fonds vor allem auf BB Biotech, Thiel, Medion, OHB Teledata, Qiagen, Repower und Singulus. Die Top-ten im 33 Mio EUR großen Fonds machten 43 Prozent aus. +++ Ali Masarwah vwd/30.4.2002/maa
30. April 2002, 12:32
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Tag der Arbeit;Es geht los...
Neuer Kodex soll den Neuen Markt retten
Wenn man die Penny-Stocks schon nicht rauswerfen kann, dann sollen wenigstens Neulinge und Frischlinge am Neuen Markt künftig blitzsauber sein. So jedenfalls stellt sich die Deutsche Börse das vor.
Theo Nilsson
Doch der Kodex, der von Anlegerschützern und Banken als Schritt zur Stärkung der Aktienkultur gelobt wird, ist ebenso ein Schnellschuss wie die jetzt eingeschlafene Delisting-Regel.
Künftig soll nämlich der Emissionsprospekt das zentrale Dokument für die Anlageentscheidung der Investoren werden. Nach der Veröffentlichung soll eine lange Schweigeperiode für den IPO-Kandidaten gelten. Interessant ist auch, dass die Börse genaue Vorgaben zur Gestaltung des Prospektes macht. Selbst die Schriftgröße wird geregelt. Ob das hilft, Betrüger vom Gang an den Neuen Markt abzuhalten? Wir zweifeln da. Um den Neuen Markt zu retten, bedarf es schon etwas mehr Fantasie.
Neuer Kodex soll den Neuen Markt retten
Wenn man die Penny-Stocks schon nicht rauswerfen kann, dann sollen wenigstens Neulinge und Frischlinge am Neuen Markt künftig blitzsauber sein. So jedenfalls stellt sich die Deutsche Börse das vor.
Theo Nilsson
Doch der Kodex, der von Anlegerschützern und Banken als Schritt zur Stärkung der Aktienkultur gelobt wird, ist ebenso ein Schnellschuss wie die jetzt eingeschlafene Delisting-Regel.
Künftig soll nämlich der Emissionsprospekt das zentrale Dokument für die Anlageentscheidung der Investoren werden. Nach der Veröffentlichung soll eine lange Schweigeperiode für den IPO-Kandidaten gelten. Interessant ist auch, dass die Börse genaue Vorgaben zur Gestaltung des Prospektes macht. Selbst die Schriftgröße wird geregelt. Ob das hilft, Betrüger vom Gang an den Neuen Markt abzuhalten? Wir zweifeln da. Um den Neuen Markt zu retten, bedarf es schon etwas mehr Fantasie.
Imagegewinn durch Segmentwechsel
Dem Neuen Markt laufen die Firmen davon
Dem von Skandalen heimgesuchten und seit Monaten auf Talfahrt befindlichen Neuen Markt kehren immer mehr Firmen freiwillig den Rücken zu. Viele Gesellschaften sehen sich in einem anderen Börsensegment inzwischen besser aufgehoben.
Reuters MÜNCHEN. Neben Kosteneinsparungen, die ein Listing am Geregelten Markt mit sich bringt, versprechen sich die Manager vor allem einen Imagegewinn. Nachlassendes Investoreninteresse befürchten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Firmen-Chefs indes nicht. Eine Rückkehr an den Neuen Markt zu einem späteren Zeitpunkt schlossen sie nicht aus.
Fusionen, Delistings, Insolvenzen oder der freiwillige Segmentwechsel haben die Anzahl der am Neuen Markt gelisteten Firmen seit seiner Hochphase im Jahr 2000 mit einst über 340 Firmen auf derzeit 304 reduziert. Erst am Mittwoch kündigte das Index-Schwergewicht Broadvision seinen Rückzug an. CeoTronics gab einen Tag später seinen Segmentwechsel bekannt.
Segmentwechsel soll Imagegewinn bringen
Vor allem wegen des inzwischen schlechten Ansehens des Neuen Marktes will der Hersteller von Kommunikationssoftware Ceotronics an den Geregelten Markt wechseln. "Wir werden überall, besonders bei Kunden, angesprochen und in die kriminelle Ecke gestellt", sagte Vorstandschef Hans-Dieter Günther mit Blick auf die jüngsten Bilanz-Skandale der Firmen Comroad und Phenomedia. "Unsere Mitarbeiter werden gefragt, wann denn ihre Vorstände im Gefängnis landen, und wann unsere Bilanzen denn auffliegen würden." Von einem Segmentwechsel verspricht sich der Firmen-Chef vor allem einen Imagegewinn. "Wir wollen kein Delisting sondern ein seriöses Geschäftsumfeld, was unserem Status entspricht", sagte Günther. Davon erhoffe er sich, "dass die Ceotronics-Aktie vom Risiko-Papier zum sicheren Dividendenpapier wird". Sollte sich das Ansehen des einstigen Vorzeigesegments der Deutschen Börse wieder verbessern, schloss Günther eine Rückkehr nicht aus.
Auch Moritz Hunzinger, Chef des profitablen Kommunikationsdienstleisters Hunzinger Information AG, verspricht sich von einem Segmentwechsel neben Kosteneinsparungen von rund 500.000 Euro jährlich auch einen Imagegewinn. "Wir wollen nicht in einen Topf mit den jüngsten Skandalen wie Phenomedia oder Comroad geworfen werden", sagte Hunzinger. Auch ein nachlassendes Interesse seitens der Investoren könne er nicht erkennen. "Für ein so marktenges Papier interessiert sich sowieso niemand", sagte er und fügte hinzu: "Wenn sich jemand für unser Papier interessiert, ist es egal, ob wir am Neuen Markt oder Geregelten Markt notiert sind." Sollte sich das Klima am Neuen Markt wieder deutlich verbessern, schloss Hunzinger eine Rückkehr nicht aus.
Investoren konzentrieren sich auf einzelne Werte
Saltus-Chef Wolfgang Koll hat den Segmentwechsel bereits Ende Januar vollzogen und diesen Schritt bislang nicht bereut. "Aus unserer Sicht ist die Entscheidung richtig", sagte Koll. Der durch einige Skandale des früheren Managements in finanzielle Bedrängnis geratene Spezialist für Drehmomenttechnik und Präzisionsteile könne jährlich hohe Kosten einsparen, die bei einer Notierung am Neuen Markt anfielen. Der Wegfall beider Betreuerbanken (Designated Sponsor) wie auch die Quartalsberichterstattung setzten Gelder frei, sagte Koll. Nachlassendes Interesse seitens der Investoren habe er bislang nicht erkennen können. Eine Kapitalerhöhung sei angesichts der seit Monaten anhaltenden Talfahrt der Aktienmärkte derzeit weder am Geregelten Markt noch am Neuen Markt möglich. Eine Rückkehr an das deutsche Wachstumssegment schloss Koll indes nicht aus.
Auch Edel-Music-Chef Michael Haentjes sieht sich am Geregelten Markt gut aufgehoben. Neben Kosten seien auch viele zeitintensiven Aufgaben wie die Erstellung von Quartalsberichten oder das Abhalten von Analystenkonferenzen weggefallen. So könne sich das Management des Musikproduzenten wieder stärker dem operativen Geschäft widmen. Um das Interesse potenzieller Investoren auf sich zu ziehen, ist es nach Ansicht Haentjes irrelevant, an welchem Börsensegment die Firma notiert ist. "Die Investoren schauen sich einzelne Werte an", sagte er.
Dem Neuen Markt laufen die Firmen davon
Dem von Skandalen heimgesuchten und seit Monaten auf Talfahrt befindlichen Neuen Markt kehren immer mehr Firmen freiwillig den Rücken zu. Viele Gesellschaften sehen sich in einem anderen Börsensegment inzwischen besser aufgehoben.
Reuters MÜNCHEN. Neben Kosteneinsparungen, die ein Listing am Geregelten Markt mit sich bringt, versprechen sich die Manager vor allem einen Imagegewinn. Nachlassendes Investoreninteresse befürchten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Firmen-Chefs indes nicht. Eine Rückkehr an den Neuen Markt zu einem späteren Zeitpunkt schlossen sie nicht aus.
Fusionen, Delistings, Insolvenzen oder der freiwillige Segmentwechsel haben die Anzahl der am Neuen Markt gelisteten Firmen seit seiner Hochphase im Jahr 2000 mit einst über 340 Firmen auf derzeit 304 reduziert. Erst am Mittwoch kündigte das Index-Schwergewicht Broadvision seinen Rückzug an. CeoTronics gab einen Tag später seinen Segmentwechsel bekannt.
Segmentwechsel soll Imagegewinn bringen
Vor allem wegen des inzwischen schlechten Ansehens des Neuen Marktes will der Hersteller von Kommunikationssoftware Ceotronics an den Geregelten Markt wechseln. "Wir werden überall, besonders bei Kunden, angesprochen und in die kriminelle Ecke gestellt", sagte Vorstandschef Hans-Dieter Günther mit Blick auf die jüngsten Bilanz-Skandale der Firmen Comroad und Phenomedia. "Unsere Mitarbeiter werden gefragt, wann denn ihre Vorstände im Gefängnis landen, und wann unsere Bilanzen denn auffliegen würden." Von einem Segmentwechsel verspricht sich der Firmen-Chef vor allem einen Imagegewinn. "Wir wollen kein Delisting sondern ein seriöses Geschäftsumfeld, was unserem Status entspricht", sagte Günther. Davon erhoffe er sich, "dass die Ceotronics-Aktie vom Risiko-Papier zum sicheren Dividendenpapier wird". Sollte sich das Ansehen des einstigen Vorzeigesegments der Deutschen Börse wieder verbessern, schloss Günther eine Rückkehr nicht aus.
Auch Moritz Hunzinger, Chef des profitablen Kommunikationsdienstleisters Hunzinger Information AG, verspricht sich von einem Segmentwechsel neben Kosteneinsparungen von rund 500.000 Euro jährlich auch einen Imagegewinn. "Wir wollen nicht in einen Topf mit den jüngsten Skandalen wie Phenomedia oder Comroad geworfen werden", sagte Hunzinger. Auch ein nachlassendes Interesse seitens der Investoren könne er nicht erkennen. "Für ein so marktenges Papier interessiert sich sowieso niemand", sagte er und fügte hinzu: "Wenn sich jemand für unser Papier interessiert, ist es egal, ob wir am Neuen Markt oder Geregelten Markt notiert sind." Sollte sich das Klima am Neuen Markt wieder deutlich verbessern, schloss Hunzinger eine Rückkehr nicht aus.
Investoren konzentrieren sich auf einzelne Werte
Saltus-Chef Wolfgang Koll hat den Segmentwechsel bereits Ende Januar vollzogen und diesen Schritt bislang nicht bereut. "Aus unserer Sicht ist die Entscheidung richtig", sagte Koll. Der durch einige Skandale des früheren Managements in finanzielle Bedrängnis geratene Spezialist für Drehmomenttechnik und Präzisionsteile könne jährlich hohe Kosten einsparen, die bei einer Notierung am Neuen Markt anfielen. Der Wegfall beider Betreuerbanken (Designated Sponsor) wie auch die Quartalsberichterstattung setzten Gelder frei, sagte Koll. Nachlassendes Interesse seitens der Investoren habe er bislang nicht erkennen können. Eine Kapitalerhöhung sei angesichts der seit Monaten anhaltenden Talfahrt der Aktienmärkte derzeit weder am Geregelten Markt noch am Neuen Markt möglich. Eine Rückkehr an das deutsche Wachstumssegment schloss Koll indes nicht aus.
Auch Edel-Music-Chef Michael Haentjes sieht sich am Geregelten Markt gut aufgehoben. Neben Kosten seien auch viele zeitintensiven Aufgaben wie die Erstellung von Quartalsberichten oder das Abhalten von Analystenkonferenzen weggefallen. So könne sich das Management des Musikproduzenten wieder stärker dem operativen Geschäft widmen. Um das Interesse potenzieller Investoren auf sich zu ziehen, ist es nach Ansicht Haentjes irrelevant, an welchem Börsensegment die Firma notiert ist. "Die Investoren schauen sich einzelne Werte an", sagte er.
liest sich ja wie ein einziger Kriminalroman! *grusel
good Trades!
Ladytrade
good Trades!
Ladytrade
M E R R I L L L Y N C H
Verwandt, vermittelt und verkauft
Von Matthias Streitz
Lobbyarbeit? Brokerin Susan Brody empfahl Global-Crossing-Aktien. Ihr Bruder ist dort Präsident.
© AP
Logo des Broker-Giganten Merrill Lynch: Nach dem Analysten-Debakel schon wieder eine Skandalgeschichte
New York - Glenn Alpern ist kein besonders wohlhabender Mann. Er arbeitet in einem Friseur-Salon in Cedarhurst, einem reichen Außenbezirk von New York. Von den Mechanismen der Wall Street in der Weltstadt nebenan versteht der Mann wenig.
Dafür aber hatte er ja eine Stammkundin, die sich auskannte. Meinte er. Susan Brody, 62 Jahre alt, erzählte Alpern auf dem Friseurstuhl und in ihrem Büro in Queens von Aktien-Investments, die so gewinnträchtig wie sicher seien. Also kaufte Alpern und kaufte. Aktien von Juniper Networks. Auch solche von Cisco Systems. Doch das Papier, das er sich auf Brodys Rat am häufigsten ins Depot legte, war das des Glasfasernetzbetreibers Global Crossing. Ingesamt steckte Alpern seit März 2000 gut 26.000 Dollar in das Unternehmen mit der Geschäftszentrale auf den Bermuda-Inseln. 25.000 Dollar davon hat er verloren.
Vom High-Flyer zum Penny Stock
Susan Brody hat nicht nur dem Friseur aus Cedarhurst zu der Global-Crossing-Aktie geraten, und deshalb ist sie nun zur Zentralfigur einer unangenehmen Affäre geworden. Unangenehm für sie, die seit 1987 als Börsenmaklerin arbeitet und sich zuvor nichts zu Schulden kommen ließ. Und unangenehm für ihren Arbeitgeber Merrill Lynch Merrill Lynch & Co. Inc. , gegen den der Generalstaatsanwalt von New York bereits wegen absurder Aktien-Empfehlungen ermittelt. Nach Informationen des "Wall Street Journal" hat nun die New Yorker Börse in Sachen Brody eine neue Untersuchung gegen Merrill Lynch eingeleitet. Nicht, weil Brody sich mit Kaufempfehlungen verschätzte, das taten im Jahr 2000 viele. Sondern weil ihr Bruder Gary Winnick ist - der Präsident von Global Crossing.
Nach Enron hat sich Winnicks Unternehmen zu einem der größten Skandalfälle der jüngeren Wirtschaftsgeschichte entwickelt. Ende Januar hat Global Crossing in den USA Gläubigerschutz nach der Chapter-11-Regelung beantragt. Gemessen am Unternehmenswert von rund 25 Milliarden Dollar war es die viertgrößte Pleite in der Geschichte der US-Wirtschaft. Nach Höchstständen von über 60 Dollar in den Jahren 1998 und 2000 ist die Aktie nun auf Penny-Stock-Niveau geschlittert. Das Justizministerium und die Börsenaufsichtsbehörde SEC haben Untersuchungen gestartet, weil Global Crossing in seinen Finanzberichten unter anderem Umsätze falsch angegeben haben soll. Sieben Vorstandsmitglieder haben den Konzern inzwischen verlassen, aber Präsident Gary Winnick ist nach wie vor dabei.
Verwandt, vermittelt und verkauft
Von Matthias Streitz
Lobbyarbeit? Brokerin Susan Brody empfahl Global-Crossing-Aktien. Ihr Bruder ist dort Präsident.
© AP
Logo des Broker-Giganten Merrill Lynch: Nach dem Analysten-Debakel schon wieder eine Skandalgeschichte
New York - Glenn Alpern ist kein besonders wohlhabender Mann. Er arbeitet in einem Friseur-Salon in Cedarhurst, einem reichen Außenbezirk von New York. Von den Mechanismen der Wall Street in der Weltstadt nebenan versteht der Mann wenig.
Dafür aber hatte er ja eine Stammkundin, die sich auskannte. Meinte er. Susan Brody, 62 Jahre alt, erzählte Alpern auf dem Friseurstuhl und in ihrem Büro in Queens von Aktien-Investments, die so gewinnträchtig wie sicher seien. Also kaufte Alpern und kaufte. Aktien von Juniper Networks. Auch solche von Cisco Systems. Doch das Papier, das er sich auf Brodys Rat am häufigsten ins Depot legte, war das des Glasfasernetzbetreibers Global Crossing. Ingesamt steckte Alpern seit März 2000 gut 26.000 Dollar in das Unternehmen mit der Geschäftszentrale auf den Bermuda-Inseln. 25.000 Dollar davon hat er verloren.
Vom High-Flyer zum Penny Stock
Susan Brody hat nicht nur dem Friseur aus Cedarhurst zu der Global-Crossing-Aktie geraten, und deshalb ist sie nun zur Zentralfigur einer unangenehmen Affäre geworden. Unangenehm für sie, die seit 1987 als Börsenmaklerin arbeitet und sich zuvor nichts zu Schulden kommen ließ. Und unangenehm für ihren Arbeitgeber Merrill Lynch Merrill Lynch & Co. Inc. , gegen den der Generalstaatsanwalt von New York bereits wegen absurder Aktien-Empfehlungen ermittelt. Nach Informationen des "Wall Street Journal" hat nun die New Yorker Börse in Sachen Brody eine neue Untersuchung gegen Merrill Lynch eingeleitet. Nicht, weil Brody sich mit Kaufempfehlungen verschätzte, das taten im Jahr 2000 viele. Sondern weil ihr Bruder Gary Winnick ist - der Präsident von Global Crossing.
Nach Enron hat sich Winnicks Unternehmen zu einem der größten Skandalfälle der jüngeren Wirtschaftsgeschichte entwickelt. Ende Januar hat Global Crossing in den USA Gläubigerschutz nach der Chapter-11-Regelung beantragt. Gemessen am Unternehmenswert von rund 25 Milliarden Dollar war es die viertgrößte Pleite in der Geschichte der US-Wirtschaft. Nach Höchstständen von über 60 Dollar in den Jahren 1998 und 2000 ist die Aktie nun auf Penny-Stock-Niveau geschlittert. Das Justizministerium und die Börsenaufsichtsbehörde SEC haben Untersuchungen gestartet, weil Global Crossing in seinen Finanzberichten unter anderem Umsätze falsch angegeben haben soll. Sieben Vorstandsmitglieder haben den Konzern inzwischen verlassen, aber Präsident Gary Winnick ist nach wie vor dabei.
Na bitte;Der nächste HAMMER!!!
Offenbar gefälschtes Gold-Zack-Gebot sorgt für Wirbel
Düsseldorf (vwd) - Ein offenbar gefälschtes Angebot zur Übernahme der Gold-Zack AG hat am Freitag an der Börse für Wirbel gesorgt. Der Kurs der im MDAX notierten Aktie des Finanzdienstleisters legte am Vormittag auf niedrigem Niveau bis zu 50 Prozent zu, um nach ersten Zweifeln an der Offerte unter die Eröffnungsnotierung zurückzufallen. Als angeblicher Kaufinteressent trat eine Berliner Firma auf, die es wohl gar nicht gibt. Ein als Mutter genannter Versicherer auf den Bermudas kennt keinen solchen Ableger und hat auch keine Übernahmepläne. Auch nach Angaben aus Kreisen der Finanzaufsicht lag kein entsprechendes Angebot vor.
Die Berg- und Talfahrt der Aktie, die auf bis knapp 1,50 EUR zulegte, am Nachmittag dann aber auf gut 0,80 EUR fiel, begann mit einer E-Mail - darin wurde namens einer "Deproma Sechsundzwanzigste Vermögensverwaltungs AG" ein Gebot von drei EUR für die Papiere genannt. Im Berliner Handelregister ist jedoch seit April nur eine mit ihr nicht identische Deproma AG eingetragen, die Strafanzeige erstattete.
Die als Mutterhaus genannte Rückversicherung IPC Holdings Ltd erklärte auf Anfrage von vwd, sie habe keine entsprechende Tochter und auch keinerlei Absicht, ein Unternehmen in Deutschland zu kaufen. Auch Gold-Zack zeigte sich von der angeblichen Initiative völlig überrascht. Aus der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verlautete, dort sei keine Mitteilung für ein Übernahmeangebot eingegangen, was bei einer ernst gemeinten Offerte hätte geschehen müssen. Ein Sprecherin der Anstalt sagte, bislang habe man keine Untersuchung eingeleitet. Die Möglichkeiten zum Handeln seien noch unklar und offenbar gering. Man sei in Überlegungen.
Zumindest sehe es so aus, dass in dem Fall die Justiz von Amts wegen ermitteln müsse. Nach Angaben von Börsenhändlern waren vor Bekanntwerden der Nachrichten keine auffälligen Umsätze mit Aktien von Gold-Zack zu beobachten. "Hier hat in den vergangenen Tagen ein ganz normaler Handel stattgefunden", hieß es. Die Aktie der einst erfolgreichen Gold-Zack ist seit längerem nicht mehr gefragt. Das Unternehmen aus Mettmann bei Düsseldorf, das zu Hochzeiten der Börse vor zwei, drei Jahren von dem Neuemissionsboom profitierte, ist 2001 tief in die roten Zahlen gestürzt.
Grund für den Fehlbetrag von 215 Mio EUR, der einen Überschuss von 193 Mio EUR ablöste, sind umfangreiche Wertberichtigungen vor allem bei der Gontard & Metallbank. Nun ist der frühere Vorstandsvorsitzende Dietrich Walther an die Spitze von Gold-Zack zurückgekehrt, um zu versuchen, das Unternehmen aus der Krise zu führen. Er hatte vor einigen Jahren den Börsenmantel der zuvor als Kurzwarenhersteller tätigen Gold-Zack übernommen und sie in einen Finanzdienstleister umgewandelt.
+++ Stefan Paul Mechnig
vwd/3.5.2002/stm/zwi/smh
3. Mai 2002, 16:17
Offenbar gefälschtes Gold-Zack-Gebot sorgt für Wirbel
Düsseldorf (vwd) - Ein offenbar gefälschtes Angebot zur Übernahme der Gold-Zack AG hat am Freitag an der Börse für Wirbel gesorgt. Der Kurs der im MDAX notierten Aktie des Finanzdienstleisters legte am Vormittag auf niedrigem Niveau bis zu 50 Prozent zu, um nach ersten Zweifeln an der Offerte unter die Eröffnungsnotierung zurückzufallen. Als angeblicher Kaufinteressent trat eine Berliner Firma auf, die es wohl gar nicht gibt. Ein als Mutter genannter Versicherer auf den Bermudas kennt keinen solchen Ableger und hat auch keine Übernahmepläne. Auch nach Angaben aus Kreisen der Finanzaufsicht lag kein entsprechendes Angebot vor.
Die Berg- und Talfahrt der Aktie, die auf bis knapp 1,50 EUR zulegte, am Nachmittag dann aber auf gut 0,80 EUR fiel, begann mit einer E-Mail - darin wurde namens einer "Deproma Sechsundzwanzigste Vermögensverwaltungs AG" ein Gebot von drei EUR für die Papiere genannt. Im Berliner Handelregister ist jedoch seit April nur eine mit ihr nicht identische Deproma AG eingetragen, die Strafanzeige erstattete.
Die als Mutterhaus genannte Rückversicherung IPC Holdings Ltd erklärte auf Anfrage von vwd, sie habe keine entsprechende Tochter und auch keinerlei Absicht, ein Unternehmen in Deutschland zu kaufen. Auch Gold-Zack zeigte sich von der angeblichen Initiative völlig überrascht. Aus der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht verlautete, dort sei keine Mitteilung für ein Übernahmeangebot eingegangen, was bei einer ernst gemeinten Offerte hätte geschehen müssen. Ein Sprecherin der Anstalt sagte, bislang habe man keine Untersuchung eingeleitet. Die Möglichkeiten zum Handeln seien noch unklar und offenbar gering. Man sei in Überlegungen.
Zumindest sehe es so aus, dass in dem Fall die Justiz von Amts wegen ermitteln müsse. Nach Angaben von Börsenhändlern waren vor Bekanntwerden der Nachrichten keine auffälligen Umsätze mit Aktien von Gold-Zack zu beobachten. "Hier hat in den vergangenen Tagen ein ganz normaler Handel stattgefunden", hieß es. Die Aktie der einst erfolgreichen Gold-Zack ist seit längerem nicht mehr gefragt. Das Unternehmen aus Mettmann bei Düsseldorf, das zu Hochzeiten der Börse vor zwei, drei Jahren von dem Neuemissionsboom profitierte, ist 2001 tief in die roten Zahlen gestürzt.
Grund für den Fehlbetrag von 215 Mio EUR, der einen Überschuss von 193 Mio EUR ablöste, sind umfangreiche Wertberichtigungen vor allem bei der Gontard & Metallbank. Nun ist der frühere Vorstandsvorsitzende Dietrich Walther an die Spitze von Gold-Zack zurückgekehrt, um zu versuchen, das Unternehmen aus der Krise zu führen. Er hatte vor einigen Jahren den Börsenmantel der zuvor als Kurzwarenhersteller tätigen Gold-Zack übernommen und sie in einen Finanzdienstleister umgewandelt.
+++ Stefan Paul Mechnig
vwd/3.5.2002/stm/zwi/smh
3. Mai 2002, 16:17
E U T S C H E B A N K
So es geht mal wieder weiter;
Grüsse vorab@ALL!!!
Kirch schießt zurück
Strafanzeige gegen Rolf-E. Breuer. Der scheidende Chef des Geldhauses soll sich des Verrats von Geschäftsgeheimnissen und der Kreditverleumdung schuldig gemacht haben. Unterdessen geht der Kampf um die Fußball-Rechte weiter - die Bundesliga droht mit Kündigung.
Hamburg - Für die Deutsche Bank und ihren scheidenden Vorstandssprecher Rolf Breuer könnte die Pleite der KirchMedia möglicherweise ein teures Nachspiel haben: Am vergangenen Freitag reichte Leo Kirch beim Landgericht Frankfurt Strafanzeige und Strafanträge gegen Breuer ein - wegen Kreditverleumdung, Verrats von Geschäftsgeheimnissen und unbefugter Angaben über Millionenkredite. Das meldet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe.
Breuer hatte sich in einem Fernsehinterview für "Bloomberg TV" am 4. Februar über die Finanzlage Kirchs und das finanzielle Engagement der Deutschen Bank geäußert. Der Finanzsektor sei - "was alles man darüber lesen und hören kann" - nicht mehr bereit, so Breuers Fazit, der Kirch-Gruppe "auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zur stellen".
Kirch-Anwälte: Breuers Angaben waren falsch
Breuer habe unbefugt Sonderwissen weitergegeben, argumentieren Kirchs Anwälte, und "das Gerücht einer Kreditunfähigkeit öffentlich aufgebaut, um die wirtschaftliche Lage der Deutschen Bank AG - die durch ihr Kreditengagement bei der KirchGruppe sogar nach eigenen Angaben ungefährdet war - zu verbessern und damit zugleich die Kirch-Gruppe in ihrem Ansehen und ihrem Kredit zu schädigen".
Außerdem seien die Angaben des Deutsche-Bank-Chefs unwahr gewesen. "Tatsächlich", argumentieren Kirchs Anwälte, "standen Unternehmen der Kirch-Gruppe auch am Tage des Interviews mit Banken in Kreditverhandlungen" und hätten davor und danach Kredite gewährt bekommen. Es handele sich deshalb "um eine qualifizierte Kreditverleumdung".
Schadensersatzklage in dreistelliger Millionenhöhe
In der Öffentlichkeit sorgten Breuers Äußerungen für Schlagzeilen. Die größte deutsche Bank halte die Kirch-Gruppe "nicht mehr für kreditwürdig", folgerte die "Financial Times Deutschland". Nun muss die Staatsanwaltschaft in Frankfurt prüfen, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet.
Kirchs Anwälte arbeiten unterdessen bereits an einer Klage auf Schadensersatz gegen die Deutsche Bank und deren Sprecher. Es geht um einen dreistelligen Millionenbetrag.
So es geht mal wieder weiter;
Grüsse vorab@ALL!!!
Kirch schießt zurück
Strafanzeige gegen Rolf-E. Breuer. Der scheidende Chef des Geldhauses soll sich des Verrats von Geschäftsgeheimnissen und der Kreditverleumdung schuldig gemacht haben. Unterdessen geht der Kampf um die Fußball-Rechte weiter - die Bundesliga droht mit Kündigung.
Hamburg - Für die Deutsche Bank und ihren scheidenden Vorstandssprecher Rolf Breuer könnte die Pleite der KirchMedia möglicherweise ein teures Nachspiel haben: Am vergangenen Freitag reichte Leo Kirch beim Landgericht Frankfurt Strafanzeige und Strafanträge gegen Breuer ein - wegen Kreditverleumdung, Verrats von Geschäftsgeheimnissen und unbefugter Angaben über Millionenkredite. Das meldet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe.
Breuer hatte sich in einem Fernsehinterview für "Bloomberg TV" am 4. Februar über die Finanzlage Kirchs und das finanzielle Engagement der Deutschen Bank geäußert. Der Finanzsektor sei - "was alles man darüber lesen und hören kann" - nicht mehr bereit, so Breuers Fazit, der Kirch-Gruppe "auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zur stellen".
Kirch-Anwälte: Breuers Angaben waren falsch
Breuer habe unbefugt Sonderwissen weitergegeben, argumentieren Kirchs Anwälte, und "das Gerücht einer Kreditunfähigkeit öffentlich aufgebaut, um die wirtschaftliche Lage der Deutschen Bank AG - die durch ihr Kreditengagement bei der KirchGruppe sogar nach eigenen Angaben ungefährdet war - zu verbessern und damit zugleich die Kirch-Gruppe in ihrem Ansehen und ihrem Kredit zu schädigen".
Außerdem seien die Angaben des Deutsche-Bank-Chefs unwahr gewesen. "Tatsächlich", argumentieren Kirchs Anwälte, "standen Unternehmen der Kirch-Gruppe auch am Tage des Interviews mit Banken in Kreditverhandlungen" und hätten davor und danach Kredite gewährt bekommen. Es handele sich deshalb "um eine qualifizierte Kreditverleumdung".
Schadensersatzklage in dreistelliger Millionenhöhe
In der Öffentlichkeit sorgten Breuers Äußerungen für Schlagzeilen. Die größte deutsche Bank halte die Kirch-Gruppe "nicht mehr für kreditwürdig", folgerte die "Financial Times Deutschland". Nun muss die Staatsanwaltschaft in Frankfurt prüfen, ob sie ein Ermittlungsverfahren einleitet.
Kirchs Anwälte arbeiten unterdessen bereits an einer Klage auf Schadensersatz gegen die Deutsche Bank und deren Sprecher. Es geht um einen dreistelligen Millionenbetrag.
Axel Retz
2 B or not 2 B
Sprache als Mittel vorgeblicher Identitätskonstitution und Abgrenzung von anderen Gruppen ist in den Sozialwissenschaften ein ziemlich alter Hut. Ein dermaßen angestaubter sogar, dass es geradezu paradox anmutet, dass ausgerechnet die krampfhaft nach innovativen Merkmalen einer angeblichen „New Economy“ suchenden Macher der Neuen Märkte in den letzten Jahren so stark auf dieses uralte Mittel abgefahren sind. Besonders beliebt hierbei waren Abkürzungen, weil sie so trefflich die angeblich ameisenhafte Betriebsamkeit und den eine Aufwärtsbewegung simulierenden, extremen Zeitdruck im Unternehmen verdeutlichten, Pardon: „kommunizierten“: B 2 B, B 2 C, B 2 E, C 2 B, C 2 C etc. etc.
Bemerkenswerterweise kurz vor dem Kippen des HighTech-Hype kam Ende 1999 das „Bullshit-Bingo“ auf, ein kleines Spiel für genervte Konferenzteilnehmer ausschließlich höherer Vergütungsebenen, die zu ahnen begannen, dass nicht in jeder neuen Worthülse dieses innovativen Info-Smogs auch ein neuer Inhalt bzw. überhaupt ein Inhalt steckte.
Mit B 2 P (Business to Prison) ist der Neue Markt nun erneut in ein weiteres Stadium seiner Entwicklung getreten, das für viele Unternehmen über Sein oder Nichtsein entscheiden und den laufenden Bereinigungs- und Ausleseprozess noch einmal beschleunigen wird. Und das ist gut so - und je schneller und chirurgisch sauberer es vonstatten geht, um so besser.
Bedauerlicherweise neigt die Börse bisweilen zu üblen Pauschalierungen. Und damit haben am Neuen Markt zurzeit auch diejenigen Unternehmen unter Verdächtigungen und Misstrauen zu leiden, die weder heute noch in Zukunft zu den Dot-gones gehören werden. Auf Sicht aber dürfte sich gerade hierdurch eine kleine Elite überlebensfähiger und dann auch konkurrenzärmerer HighTechs etablieren können, die enormes Kurspotential bieten und an denen über lang laufende Optionen ein schieres Vermögen verdient werden kann. Es muss ja gar keine Microsoft- oder EMC-Nachfolge-Aktie sein, die hiermit auf einem zweijährigen Gipfelsturm um 400 oder 500 Prozent begleitet wird (was das für Optionen bedeuten würde, wollen wir nicht berechnen). Aber einige der Überlebenden am Neuen Markt haben die allerbesten Karten, genau die Performance dieser (ehemaligen) Superaktien zu erreichen oder gar zu toppen.
Ist ja Pfui, werden viele Anleger sagen, oder igitt: Neuer Markt. Aber denken Sie einmal zweieinhalb Jahre zurück:
Aktien des Dax galten als Opa-Aktien, Aktien des MDAX als Trash. Denn es gab ja den schillernden Götzen des Neuen Marktes. Und? Binnen Kürze lief der Dax weitaus besser als der Nemax 50, der Performace-Star aber wurde der MDAX!
Heute hat sich die Situation um nahezu 180 Grad gedreht: Nun sind es die Neuer Markt-Aktien, die aufgrund einer nicht abreißen wollenden Kette von Betrügereien, Pleiten und Undurchsichtigkeiten immer mehr ins Abseits rutschen. Und das, nachdem der Kurs des Nemax 50 vom Allzeithoch aus gerechnet um über 90 Prozent „nachgegeben“ hat. Bei einem Minus von erst zehn, 20, dann 30 und 50 und selbst 75 Prozent erscholl aus Banken- und Analystenkreisen nahezu einhellig das große Halali zum Einstieg in die „Schnäppchen“ der New Economy. Und heute? Heute herrscht Stille an der Empfehlungsfront.
Für die Jungs mit den großen Schuhen und dem Gel im Haar mag das Thema Neuer Markt, an dem sie so lange gesäugt wurden, heute Geschichte sein, für ernst zu nehmende Börsianer fängt der Spaß jetzt erst an! Nicht heute, auch nicht morgen. Aber genau dann, wenn der Nemax 50 klare charttechnische Hinweise auf eine Bodenbildung zeigt. Davon kann aktuell nicht die Rede sein. Denn die Septembertiefs kann der Index ohne Frage noch einmal ausloten. Dann aber gilt es, die Ciscos, Oracles und SAPs von morgen herauszufiltern und hier mit kleinem Kapitaleinsatz auf weit aus dem Geld liegende, lang laufende Calls zu setzen.
Mit bester Empfehlung!
Axel Retz
Mit besten Grüßen
Axel Retz
Wenn Sie sich auch zwischen den Erscheinungsterminen dieser Kolumnen über die besten Chancen an der Eurex informieren möchten, testen Sie jetzt für vier Wochen den Optionsbrief! Hier finden Sie jede Woche hochinteressante Fakten, Hintergründe und konkrete Empfehlungen aus dem Bereich Optionen und Futures. Klar, komprimiert und aktuell. Klicken Sie bitte hier.
03.05.2002
2 B or not 2 B
Sprache als Mittel vorgeblicher Identitätskonstitution und Abgrenzung von anderen Gruppen ist in den Sozialwissenschaften ein ziemlich alter Hut. Ein dermaßen angestaubter sogar, dass es geradezu paradox anmutet, dass ausgerechnet die krampfhaft nach innovativen Merkmalen einer angeblichen „New Economy“ suchenden Macher der Neuen Märkte in den letzten Jahren so stark auf dieses uralte Mittel abgefahren sind. Besonders beliebt hierbei waren Abkürzungen, weil sie so trefflich die angeblich ameisenhafte Betriebsamkeit und den eine Aufwärtsbewegung simulierenden, extremen Zeitdruck im Unternehmen verdeutlichten, Pardon: „kommunizierten“: B 2 B, B 2 C, B 2 E, C 2 B, C 2 C etc. etc.
Bemerkenswerterweise kurz vor dem Kippen des HighTech-Hype kam Ende 1999 das „Bullshit-Bingo“ auf, ein kleines Spiel für genervte Konferenzteilnehmer ausschließlich höherer Vergütungsebenen, die zu ahnen begannen, dass nicht in jeder neuen Worthülse dieses innovativen Info-Smogs auch ein neuer Inhalt bzw. überhaupt ein Inhalt steckte.
Mit B 2 P (Business to Prison) ist der Neue Markt nun erneut in ein weiteres Stadium seiner Entwicklung getreten, das für viele Unternehmen über Sein oder Nichtsein entscheiden und den laufenden Bereinigungs- und Ausleseprozess noch einmal beschleunigen wird. Und das ist gut so - und je schneller und chirurgisch sauberer es vonstatten geht, um so besser.
Bedauerlicherweise neigt die Börse bisweilen zu üblen Pauschalierungen. Und damit haben am Neuen Markt zurzeit auch diejenigen Unternehmen unter Verdächtigungen und Misstrauen zu leiden, die weder heute noch in Zukunft zu den Dot-gones gehören werden. Auf Sicht aber dürfte sich gerade hierdurch eine kleine Elite überlebensfähiger und dann auch konkurrenzärmerer HighTechs etablieren können, die enormes Kurspotential bieten und an denen über lang laufende Optionen ein schieres Vermögen verdient werden kann. Es muss ja gar keine Microsoft- oder EMC-Nachfolge-Aktie sein, die hiermit auf einem zweijährigen Gipfelsturm um 400 oder 500 Prozent begleitet wird (was das für Optionen bedeuten würde, wollen wir nicht berechnen). Aber einige der Überlebenden am Neuen Markt haben die allerbesten Karten, genau die Performance dieser (ehemaligen) Superaktien zu erreichen oder gar zu toppen.
Ist ja Pfui, werden viele Anleger sagen, oder igitt: Neuer Markt. Aber denken Sie einmal zweieinhalb Jahre zurück:
Aktien des Dax galten als Opa-Aktien, Aktien des MDAX als Trash. Denn es gab ja den schillernden Götzen des Neuen Marktes. Und? Binnen Kürze lief der Dax weitaus besser als der Nemax 50, der Performace-Star aber wurde der MDAX!
Heute hat sich die Situation um nahezu 180 Grad gedreht: Nun sind es die Neuer Markt-Aktien, die aufgrund einer nicht abreißen wollenden Kette von Betrügereien, Pleiten und Undurchsichtigkeiten immer mehr ins Abseits rutschen. Und das, nachdem der Kurs des Nemax 50 vom Allzeithoch aus gerechnet um über 90 Prozent „nachgegeben“ hat. Bei einem Minus von erst zehn, 20, dann 30 und 50 und selbst 75 Prozent erscholl aus Banken- und Analystenkreisen nahezu einhellig das große Halali zum Einstieg in die „Schnäppchen“ der New Economy. Und heute? Heute herrscht Stille an der Empfehlungsfront.
Für die Jungs mit den großen Schuhen und dem Gel im Haar mag das Thema Neuer Markt, an dem sie so lange gesäugt wurden, heute Geschichte sein, für ernst zu nehmende Börsianer fängt der Spaß jetzt erst an! Nicht heute, auch nicht morgen. Aber genau dann, wenn der Nemax 50 klare charttechnische Hinweise auf eine Bodenbildung zeigt. Davon kann aktuell nicht die Rede sein. Denn die Septembertiefs kann der Index ohne Frage noch einmal ausloten. Dann aber gilt es, die Ciscos, Oracles und SAPs von morgen herauszufiltern und hier mit kleinem Kapitaleinsatz auf weit aus dem Geld liegende, lang laufende Calls zu setzen.
Mit bester Empfehlung!
Axel Retz
Mit besten Grüßen
Axel Retz
Wenn Sie sich auch zwischen den Erscheinungsterminen dieser Kolumnen über die besten Chancen an der Eurex informieren möchten, testen Sie jetzt für vier Wochen den Optionsbrief! Hier finden Sie jede Woche hochinteressante Fakten, Hintergründe und konkrete Empfehlungen aus dem Bereich Optionen und Futures. Klar, komprimiert und aktuell. Klicken Sie bitte hier.
03.05.2002
Bitte beachten!!!Nachtrag vom Oktober 2001;
Neuer Markt und kriminelle Machenschaften
Pleiten, Skandale, Insidergeschäfte
Für den Absturz des neuen Marktes gibt es handfeste ökonomische Gründe. Wenn es eng wird, wird getrickst und betrogen: Skandale um Insidergeschäfte, geschönte oder gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen häufen sich. Jetzt sind sogar banken und die Deutsche Börse AG betroffen.
Tonne oder Tresor? - Diese Frage ist für viele Anleger entschieden. Sie rühren Aktien der am Neuen Markt gelisteten Firmen nicht mal mehr mit spitzen Fingern an, seitdem viele der ehemaligen Börsenstars zu Pennystocks verkommen und vom Rausschmiss aus dem ehemals umjubelten Börsensegment bedroht sind. Unrealistische Ziele, Wachstum um jeden Preis, überforderte Finanzvorstände und eklatante Managementfehler waren die wesentlichen Ursachen für den Niedergang vieler deutscher Firmen am Neuen Markt. Doch wenn man sich vor Augen hält, dass in der Regel jedes dritte Startup-Unternehmen die ersten fünf Jahre nicht überlebt, weil das Geschäftsmodell nicht aufgeht, dann handelt es sich um einen ganz normalen Ausleseprozess - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Indes: Das Vertrauen vieler Anleger, die an einen ewigen Höhenflug der New Economy geglaubt haben, ist auch aus anderen, und zwar justiziablen Gründen nachhaltig zerstört. Denn Skandale um Insidergeschäfte, geschönte oder gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen, Kursmanipulationen und falsche oder unvollständige Börsenprospekte wiegen ungleich schwerer, weil sie das Vertrauen in die Börsenkultur insgesamt erschüttern. Mittlerweile häufen sich die juristischen Auseinandersetzungen, wobei teilweise sogar Neuland in der deutschen Rechtsprechung betreten wird. Letzter Stand: Die Kleinaktionäre bekommen Oberwasser. Denn das Landgericht Augsburg hat am 24. September erstmals einem Kleinanleger Schadensersatz wegen falscher Informationen durch ein Unternehmen zugestanden. In einem Verfahren gegen die Gründer der mittlerweile insolventen Augsburger Infomatec AG sprach das Gericht dem Anleger 51130 Euro zu. Der Mann hatte im Juli 1999 Aktien des Internet-Unternehmens gekauft, weil er auf eine so genannte Ad-hoc-Mitteilung vertraut hatte. Darin verkündete Infomatec einen Großauftrag vom Telekomanbieter Mobilcom, was sich im Nachhinein als falsch herausstellte. Das Gericht sah die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die mittlerweile gegen Stellung einer Kaution von 750000 Mark aus der Untersuchungshaft entlassen sind, als verantwortlich für den entstandenen finanziellen Schaden an.
Das Augsburger Urteil kippt die bisherige Rechtsprechung. Denn bisher wurden Ad-hoc-Mitteilungen als Maßnahme zur Regelung des Börsengeschäfts definiert, nicht aber als Schutzmaßnahme für einzelne Anleger. Das Landgericht München hatte noch im August die Schadensersatzklage eines Infomatec-Aktionärs mit dem Hinweis abgebügelt, Ad-hoc-Mitteilungen richteten sich nicht an ein breites Publikum, sondern nur an professionelle Händler. Kenner der Juristen-Szene vermuteten schon damals, das merkwürdige Münchener Urteil sollte lediglich eine Prozesslawine verhindern.
Sollte das Augsburger Urteil, gegen das bereits Berufung eingelegt wurde, auch in weiteren Instanzen bestehen bleiben, könnte dies weitreichende Auswirkungen haben. »Ein großer Durchbruch für die Aktionäre«, freute sich der Rechtsanwalt des Anlegers, Klaus Rotter, nach dem Prozess. »Noch nie zuvor hat ein Aktionär seit 120 Jahren des Bestehens des Aktiengesetzes einen Schadensersatz bekommen.« Er kündigte weitere Klagen nach dem Vorbild dieses »Musterprozesses« an. Rotter vertritt insgesamt 250 Infomatec-Anleger, die einen Schaden von rund zehn Millionen Mark geltend machen wollen. Neben zahlreichen noch ausstehenden Entscheidungen zu Infomatec laufen auch noch Zivilprozesse gegen den Medienkonzern und einstigen Neuen-Markt-Liebling EM.TV.
Wie im Fall Infomatec geht es auch beim skandalgeschüttelten Hildesheimer Multimedia-Unternehmen Metabox unter anderem um geschönte, wenn nicht gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen. Eine im Juni vergangenen Jahres in einer Pflichtmitteilung genannte dänische Firma Inter-Nordic habe zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existiert, berichtete kürzlich die Hildesheimer Zeitung unter Berufung auf das dänische Handelsregister. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt bereits seit Februar unter anderem wegen dieser Mitteilung gegen frühere Metabox-Vorstände sowie Vorstandschef Stefan Domeyer wegen Kursmanipulation und Kapitalanlagebetrug. Das Hildesheimer Unternehmen hatte damals verkündet, mit Inter-Nordic sei eine Absichtserklärung über die Lieferung von 1,8 Millionen der von Metabox entwickelten Settop-Boxen zum Internet-Empfang per Fernseher vereinbart worden. Daraufhin stieg der Kurs der im Neuen Markt notierten Metabox-Aktie.
Metabox befindet sich seit einem halben Jahr in schweren Turbulenzen. Ende Mai wurde die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Vor wenigen Wochen fand das Unternehmen einen bisher nicht genannten privaten Investor, der mit einer Million Euro die Liquidität sicherte. Zu allem Übel musste Metabox jetzt auch noch ihre Ergebniszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 korrigieren und einen deutlich höheren Verlust als bislang angegeben ausweisen. Wie aus der Einladung für die am 30. Oktober vorgesehene Hauptversammlung hervorgeht, beläuft sich der Fehlbetrag für das Jahr 2000 auf knapp 40 Millionen Mark. Ende April hatte der Hersteller einen Fehlbetrag für das abgelaufene Geschäftsjahr von 26,8 Millionen Mark angegeben. Der Konzernabschluss 2000 war früheren Angaben zufolge mit den Wirtschaftsprüfern abgestimmt, jedoch nicht von diesen testiert worden. Ende Januar bezifferte Metabox den Verlust unter Berufung auf vorläufige Zahlen mit 19 Millionen Mark.
Wenig Hoffnung auf Schadensersatz haben die zahllosen Anleger, die auf den einstigen Börsenliebling Kabel New Media gesetzt haben - das insolvente Unternehmen wird zurzeit ausgeschlachtet, die Aktionäre gehen vermutlich leer aus. Staatsanwaltschaft und Beamte des Landeskriminalamts Hamburg hatten am 5. September Büros und die Privaträume zweier Vorstände des bankrotten Internetdienstleisters durchsucht. Firmengründer Peter Kabel war zum 31. August als Vorstandschef zurückgetreten.
Am 29. Juni hatte das Unternehmen den Verdacht auf eine Beteiligung von Kabel an möglichen Insidergeschäften zurückgewiesen. Wegen des Rückzugs eines Investors hatte Kabel an diesem Tag einen vorläufigen Zahlungsstopp angekündigt. Anfang September wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Unternehmens sowie das seiner Töchter eröffnet. Unterdessen hat die Multimedia-Agentur BBDO die Kunden und Mitarbeiter der insolventen Kabel New Media Köln GmbH übernommen, bestätigte BBDO-Sprecher Thomas Huber in Düsseldorf. Analysten bezeichneten einen Kaufpreis von rund einer Million Mark für das Kölner Geschäft als angemessen.
Götz Albert von Independent Research hat den einstigen Börsenstar abgeschrieben. »Die Aktie Kabel New Media ist klinisch tot«, sagt der Leiter des Research-Teams. Es mache gar keinen Sinn mehr, den Wert zu beobachten, da es derzeit nur noch um das Herauslösen wertvoller Vermögensteile und nicht um das Unternehmen gehe. Die wertvollsten Vermögensteile sind Branchenkennern zufolge lukrative Aufträge mit Kunden wie BMW, der Lufthansa Technik oder der Dresdner Bank. Zum 2. November fliegt Kabel New Media nun aus dem Neuen Markt raus.
Neuer Markt und kriminelle Machenschaften
Pleiten, Skandale, Insidergeschäfte
Für den Absturz des neuen Marktes gibt es handfeste ökonomische Gründe. Wenn es eng wird, wird getrickst und betrogen: Skandale um Insidergeschäfte, geschönte oder gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen häufen sich. Jetzt sind sogar banken und die Deutsche Börse AG betroffen.
Tonne oder Tresor? - Diese Frage ist für viele Anleger entschieden. Sie rühren Aktien der am Neuen Markt gelisteten Firmen nicht mal mehr mit spitzen Fingern an, seitdem viele der ehemaligen Börsenstars zu Pennystocks verkommen und vom Rausschmiss aus dem ehemals umjubelten Börsensegment bedroht sind. Unrealistische Ziele, Wachstum um jeden Preis, überforderte Finanzvorstände und eklatante Managementfehler waren die wesentlichen Ursachen für den Niedergang vieler deutscher Firmen am Neuen Markt. Doch wenn man sich vor Augen hält, dass in der Regel jedes dritte Startup-Unternehmen die ersten fünf Jahre nicht überlebt, weil das Geschäftsmodell nicht aufgeht, dann handelt es sich um einen ganz normalen Ausleseprozess - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Indes: Das Vertrauen vieler Anleger, die an einen ewigen Höhenflug der New Economy geglaubt haben, ist auch aus anderen, und zwar justiziablen Gründen nachhaltig zerstört. Denn Skandale um Insidergeschäfte, geschönte oder gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen, Kursmanipulationen und falsche oder unvollständige Börsenprospekte wiegen ungleich schwerer, weil sie das Vertrauen in die Börsenkultur insgesamt erschüttern. Mittlerweile häufen sich die juristischen Auseinandersetzungen, wobei teilweise sogar Neuland in der deutschen Rechtsprechung betreten wird. Letzter Stand: Die Kleinaktionäre bekommen Oberwasser. Denn das Landgericht Augsburg hat am 24. September erstmals einem Kleinanleger Schadensersatz wegen falscher Informationen durch ein Unternehmen zugestanden. In einem Verfahren gegen die Gründer der mittlerweile insolventen Augsburger Infomatec AG sprach das Gericht dem Anleger 51130 Euro zu. Der Mann hatte im Juli 1999 Aktien des Internet-Unternehmens gekauft, weil er auf eine so genannte Ad-hoc-Mitteilung vertraut hatte. Darin verkündete Infomatec einen Großauftrag vom Telekomanbieter Mobilcom, was sich im Nachhinein als falsch herausstellte. Das Gericht sah die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele, die mittlerweile gegen Stellung einer Kaution von 750000 Mark aus der Untersuchungshaft entlassen sind, als verantwortlich für den entstandenen finanziellen Schaden an.
Das Augsburger Urteil kippt die bisherige Rechtsprechung. Denn bisher wurden Ad-hoc-Mitteilungen als Maßnahme zur Regelung des Börsengeschäfts definiert, nicht aber als Schutzmaßnahme für einzelne Anleger. Das Landgericht München hatte noch im August die Schadensersatzklage eines Infomatec-Aktionärs mit dem Hinweis abgebügelt, Ad-hoc-Mitteilungen richteten sich nicht an ein breites Publikum, sondern nur an professionelle Händler. Kenner der Juristen-Szene vermuteten schon damals, das merkwürdige Münchener Urteil sollte lediglich eine Prozesslawine verhindern.
Sollte das Augsburger Urteil, gegen das bereits Berufung eingelegt wurde, auch in weiteren Instanzen bestehen bleiben, könnte dies weitreichende Auswirkungen haben. »Ein großer Durchbruch für die Aktionäre«, freute sich der Rechtsanwalt des Anlegers, Klaus Rotter, nach dem Prozess. »Noch nie zuvor hat ein Aktionär seit 120 Jahren des Bestehens des Aktiengesetzes einen Schadensersatz bekommen.« Er kündigte weitere Klagen nach dem Vorbild dieses »Musterprozesses« an. Rotter vertritt insgesamt 250 Infomatec-Anleger, die einen Schaden von rund zehn Millionen Mark geltend machen wollen. Neben zahlreichen noch ausstehenden Entscheidungen zu Infomatec laufen auch noch Zivilprozesse gegen den Medienkonzern und einstigen Neuen-Markt-Liebling EM.TV.
Wie im Fall Infomatec geht es auch beim skandalgeschüttelten Hildesheimer Multimedia-Unternehmen Metabox unter anderem um geschönte, wenn nicht gar gefälschte Ad-hoc-Mitteilungen. Eine im Juni vergangenen Jahres in einer Pflichtmitteilung genannte dänische Firma Inter-Nordic habe zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existiert, berichtete kürzlich die Hildesheimer Zeitung unter Berufung auf das dänische Handelsregister. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt bereits seit Februar unter anderem wegen dieser Mitteilung gegen frühere Metabox-Vorstände sowie Vorstandschef Stefan Domeyer wegen Kursmanipulation und Kapitalanlagebetrug. Das Hildesheimer Unternehmen hatte damals verkündet, mit Inter-Nordic sei eine Absichtserklärung über die Lieferung von 1,8 Millionen der von Metabox entwickelten Settop-Boxen zum Internet-Empfang per Fernseher vereinbart worden. Daraufhin stieg der Kurs der im Neuen Markt notierten Metabox-Aktie.
Metabox befindet sich seit einem halben Jahr in schweren Turbulenzen. Ende Mai wurde die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Vor wenigen Wochen fand das Unternehmen einen bisher nicht genannten privaten Investor, der mit einer Million Euro die Liquidität sicherte. Zu allem Übel musste Metabox jetzt auch noch ihre Ergebniszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2000 korrigieren und einen deutlich höheren Verlust als bislang angegeben ausweisen. Wie aus der Einladung für die am 30. Oktober vorgesehene Hauptversammlung hervorgeht, beläuft sich der Fehlbetrag für das Jahr 2000 auf knapp 40 Millionen Mark. Ende April hatte der Hersteller einen Fehlbetrag für das abgelaufene Geschäftsjahr von 26,8 Millionen Mark angegeben. Der Konzernabschluss 2000 war früheren Angaben zufolge mit den Wirtschaftsprüfern abgestimmt, jedoch nicht von diesen testiert worden. Ende Januar bezifferte Metabox den Verlust unter Berufung auf vorläufige Zahlen mit 19 Millionen Mark.
Wenig Hoffnung auf Schadensersatz haben die zahllosen Anleger, die auf den einstigen Börsenliebling Kabel New Media gesetzt haben - das insolvente Unternehmen wird zurzeit ausgeschlachtet, die Aktionäre gehen vermutlich leer aus. Staatsanwaltschaft und Beamte des Landeskriminalamts Hamburg hatten am 5. September Büros und die Privaträume zweier Vorstände des bankrotten Internetdienstleisters durchsucht. Firmengründer Peter Kabel war zum 31. August als Vorstandschef zurückgetreten.
Am 29. Juni hatte das Unternehmen den Verdacht auf eine Beteiligung von Kabel an möglichen Insidergeschäften zurückgewiesen. Wegen des Rückzugs eines Investors hatte Kabel an diesem Tag einen vorläufigen Zahlungsstopp angekündigt. Anfang September wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Unternehmens sowie das seiner Töchter eröffnet. Unterdessen hat die Multimedia-Agentur BBDO die Kunden und Mitarbeiter der insolventen Kabel New Media Köln GmbH übernommen, bestätigte BBDO-Sprecher Thomas Huber in Düsseldorf. Analysten bezeichneten einen Kaufpreis von rund einer Million Mark für das Kölner Geschäft als angemessen.
Götz Albert von Independent Research hat den einstigen Börsenstar abgeschrieben. »Die Aktie Kabel New Media ist klinisch tot«, sagt der Leiter des Research-Teams. Es mache gar keinen Sinn mehr, den Wert zu beobachten, da es derzeit nur noch um das Herauslösen wertvoller Vermögensteile und nicht um das Unternehmen gehe. Die wertvollsten Vermögensteile sind Branchenkennern zufolge lukrative Aufträge mit Kunden wie BMW, der Lufthansa Technik oder der Dresdner Bank. Zum 2. November fliegt Kabel New Media nun aus dem Neuen Markt raus.
Bei Kabel New Media haben auch die Analysten eine unrühmliche Rolle gespielt. Im Oktober 1999 riet der Platow-Brief zum Kauf, zwei Monate später stieß Hornblower Fischer ins gleiche Horn. Im Februar 2000 lobte das Bankhaus Julius Bär das Papier als »strong buy«, am gleichen Tag urteilte die Frankfurter DG Bank: »kaufen«. Im Juni sprach die Wirtschaftswoche von einer »interessanten« Aktie, einen Monat später empfahl die BfG Bank den Titel zum Kauf. Mittlerweile rangiert das Papier am unteren Ende der Liste von etwa 30 Pennystock-Papieren, die vom Rauswurf aus dem Neuen Markt bedroht sind. Auch die Münchener Softwareschmiede Ixos ist zeitweise in den schlechten Geruch von Insider-Geschäften gekommen. Am 19. März bestätigte die Münchener Staatsanwaltschaft, dass sie aufgrund einer Anzeige des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel gegen ehemalige Verantwortliche des Spezialisten für elektronische Dokumentenverwaltung ermittelt. Der Anlass für diese Ermittlungen liegt freilich schon ein Jahr zurück: Ende März 2000 hatte Ixos überraschend für das dritte Geschäftsquartal einen erheblichen Verlust angekündigt. Der Kurs der Aktien fiel daraufhin um über 54 Prozent auf 42 Euro, kurz danach halbierte er sich noch einmal. Vor der Verlustwarnung hatten allerdings mehrere Aktionäre massiv verkauft. Der frühere Vorstand und Mitbegründer Hans Strack-Zimmermann räumte später ein, er habe rund 300000 Aktien zu einem Durchschnittspreis von 50 Euro losgeschlagen. Auch der ehemalige Vorstandssprecher Eberhard Färber und die Investmentbank Goldman Sachs hatten Anteile verkauft.
Pikant: Goldman Sachs hatte kurz zuvor die Aktie noch als »attraktiven Kauf« eingestuft mit der Begründung, der Spezialist für Archivierungssoftware habe erhebliches Nachholpotenzial. Eine Woche später bekräftigten die Goldman-Analysten ihre Einstufung »Market Outperformer« mit einem Kursziel von 65 Euro. Begeistert langten die Kleinanleger zu und trieben das Papier sogar über 100 Euro. Das »Nachholpotenzial« freilich haben nur die Investmentbanker und die ehemaligen Vorstände so richtig ausgeschöpft. Die Investmentbank hatte ihr Paket von 600000 Stück schon Anfang März für durchschnittlich 92 Euro an institutionelle Anleger abgegeben - zusammen mit den von den Vorständen verkauften Papieren kamen also vor der Gewinnwarnung 1,2 Millionen Aktien zum Verkauf. Goldman-Sachs-Sprecher Peter Dietlmaier sprach später von einem puren Zufall, seine Bank habe keinerlei Insider-Informationen besessen. Das fällt allerdings schwer zu glauben - schließlich waren die Goldmänner unter den Banken, die Ixos zusammen mit der Konsortialführerin Deutsche Bank im Oktober 1998 an die Börse gebracht haben.
Inzwischen haben die Münchener Archivierungsspezialisten der Ixos AG das Ruder herumgerissen, der schwere Gewinneinbruch des vergangenen Jahres scheint überwunden. Die neue Führungsriege - im Juli 2000 wechselte der Siemens-Manager Richard Hoog an die Spitze des Unternehmens - hat den Konzern umgebaut und auf das Kerngeschäft verschlankt. Ixos konzentriert sich wieder auf die elektronische Dokumentenverwaltung und hat mittlerweile den Turnaround geschafft.
Der Fall Ixos zeigt: Den Empfehlungen von Analysten und Banken sollte man nicht unbedingt vertrauen - sie haben im Zweifel schon vorher Kasse gemacht. Doch leider gibt es keine Anspruchsgrundlage für geschädigte Aktionäre gegen dubiose Empfehlungen von Analysten. Wenigstens sollten Anleger daraus lernen, bei der in Verruf geratenen Analystenzunft genau hinzuschauen. Gehört der Analyst einer Bank an, die zum Konsortium der Emissionsbanken zählt, ist allemal Vorsicht angebracht. Denn deren Urteile können im Grunde gar nicht objektiv ausfallen, weil ihre Bank ein Interesse daran hat, den Kurs ihres Börsenkandidaten hoch zu jubeln.
Doch mittlerweile geraten auch die Emissionsbanken mächtig ins Kreuzfeuer der Kritik. »Was bei Neuemissionen abgelaufen ist«, ereifert sich zum Beispiel Gottfried Heller, langjähriger Partner des verstorbenen Börsengurus Andre Kostolany und Chef der Münchener Vermögensverwaltung Fiduka, »hatte zum Teil schon kriminellen Charakter. Da wurden eigens für den Börsengang dubiose Firmen gegründet, die dann durch einen Werbe-Overkill promoted wurden. Und alle haben gut verdient, die Gründer, die beteiligten Analysten, Börsenjournalisten und Emissionsbanken.« Heller fordert seit geraumer Zeit eine schärfere Prüfung der Emissionsprospekte und hat dabei auch die Banken im Auge: »Es ist ein Unding, dass Banken nicht stärker in Haftung genommen werden. Sie tragen Mitverantwortung für viele Nemax-Pleiten, weil sie auf eine kritische Prüfung ihrer Klienten viel zu oft verzichtet haben.«
Immerhin: Im Fall Infomatec will die Justiz laut »Spiegel« die Ermittlungen auf die WestLB ausweiten, wegen des »Verdachts auf Gründungsschwindel«. Hintergrund: Die Firmengründer Häfele und Harlos hatten vor dem Börsengang fünf Firmen in die Dachgesellschaft eingebracht, deren Wert die Münchener Wirtschaftsberatung HHP GmbH auf rund 200 Millionen Mark taxierte. Der Gutachter der Staatsanwaltschaft, Wirtschaftsprofessor Klaus Rodel aus Münster, kommt nur auf einen Betrag von 5,324 Millionen Mark. Die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse seien den Anlegern verschwiegen, wenn nicht sogar bewusst falsch dargestellt worden - so kommentieren die Augsburger Ermittler den Emissionsprospekt, für den die WestLB mit verantwortlich war. Die auf Anlegerprozesse spezialisierten Anwaltskanzleien Rotter und Tilp & Kälberer prüfen nun auch die Möglichkeit von Schadenersatzklagen gegen die WestLB. »Die Bank hat bewusst eine Pleitefirma an die Börse gebracht«, sagt Bernd Jochem, Rechtsanwalt der Kanzlei Rotter. Die WestLB weist die Vorwürfe zurück. Die Bank halte die Ansprüche auf Schadenersatz für unbegründet, sagte ein Sprecher.
Den Banken schwant trotzdem Unangenehmes. »Der Anlegeranwalt - ein neues Bankenrisiko?« fragt sich zum Beispiel besorgt das Branchenblatt »Die Bank« in ihrer September-Ausgabe. Darin schreibt der Frankfurter Rechtsanwalt Stefan Rützel: »Eine aktuelle Entwicklung sind die zahlreichen Prozessfinanzierer, die sich in den letzten zwei bis drei Jahren etabliert haben. Sie übernehmen das Kostenrisiko für die gerichtliche Durchsetzung von Ansprüchen gegen eine prozentuale Erfolgsbeteiligung. Der Marktführer Foris AG finanziert nach eigenen Angaben mehrere hundert geschädigte Kleinaktionäre, die in mindestens zwei Fällen auch gegen die konsortialführenden Banken vorgehen.« »Stimmt«, meint dazu Foris-Vorstand Christian Rollmann, »nur sind es mittlerweile über 1000, und wir haben keinerlei Werbung gemacht. Die meisten sind über unser Webportal foris.de zu uns gekommen.« Bankenanwalt Rützel jedenfalls hebt schon den Zeigefinger: »Die Banken werden gut beraten sein, sich auf die neue Situation der anwaltlichen Vertretung von Anlegeransprüchen einzustellen. Die Abwehr von Prozessen mit mehreren hundert oder gar tausend Klägern setzt nicht nur Expertise im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht voraus. Ebenso wichtig sind einschlägige gerichtliche Erfahrung sowie erprobte organisatorische Strukturen, die derartige Verfahren beherrschbar machen«.
Doch enttäuschte Anleger wollen inzwischen nicht nur gegen Banken vorgehen, sondern auch mit Klagen gegen die Deutsche Börse AG und das Land Hessen einen Ausgleich für ihre Verluste am Neuen Markt erreichen. Spätestens im Oktober soll eine erste Klage von Aktionären des Internetzugangsanbieters Gigabell AG beim Frankfurter Landgericht eingehen, kündigte Rechtsanwalt Heinz Steinhübel in Tübingen an. Gigabell war die erste spektakuläre Pleite am Neuen Markt und auch der erste Wert, der schon im vergangenen Jahr vom Kurszettel verschwunden ist. Im Fall Gigabell handelt es sich nach den Worten Steinhübels um 15 Kläger, die jeweils 5000 bis 10000 Mark Schaden geltend machten. Damit liegt die von der Deutschen Börse geforderte Summe zurzeit maximal bei 150000 Mark. Der Börse werfen die Kläger nach Angaben ihrer Anwälte vor, die Zulassung von Gigabell nicht richtig geprüft zu haben. Steinhübel und auch sein Jenaer Kollege Said Kuhlig gehen davon aus, dass die Börse die Unternehmen, die am Markt zugelassen werden wollen, selbst prüfen muss. »Sie darf sich nicht auf die Angaben der Banken verlassen«, sagen beide Anwälte übereinstimmend. Der Börse werfen sie vor, regelmäßig keine eigene Prüfung vorgenommen zu haben. Kuhlig weist darauf hin, dass es zu diesem Sachverhalt bisher noch keine Rechtsprechung gibt.
Die Rechtsanwälte vermuten, dass die Börse im Fall einer Niederlage vor Gericht die Zahlungsforderung der Anleger an die Banken weiterreicht. »Die Börse wird versuchen, sich bei den Banken schadlos zu halten, wenn von denen bewusst falsche Angaben gemacht wurden«, vermutet Rotter. Steinhübel hat noch weitere Firmen auf seiner Liste, für deren Aktionäre er Schadensersatz bei der Börse fordern will. Dazu gehören der Online-Werbevermarkter Ad Pepper und das angeschlagene Softwareunternehmen Lipro. Rechtsanwalt Kuhlig plant eine ähnliche Klage gegen den Softwareanbieter Intershop. »Wir holen gerade entsprechende Aufträge von unseren Mandanten ein.« Er geht davon aus, dass solche Schadensersatzklagen wegen angeblich mangelnder wirtschaftlicher Prüfung der Unternehmen beim Börsengang durch die Deutsche Börse bei 70 bis 80 Unternehmen am Neuen Markt denkbar sind.
Die Anwälte wollen die Klagen nicht nur gegen die Deutsche Börse AG, sondern auch gegen die Frankfurter Wertpapierbörse - als öffentlich-rechtliche Trägerin der Frankfurter Börse - einreichen, die mit der Marktaufsicht betraut ist. In diesem Falle müsste dann im Extremfall letztlich das Bundesland Hessen als Träger haften. Damit erhalten die kriminellen Machenschaften am Neuen Markt und ihre Abwicklung eine ganz neue Dimension. Auch die Aufsichtsbehörden haben ganz offensichtlich geschlafen. Eines steht jedenfalls fest: Viele der am Neuen Markt präsenten Firmen haben den Ruf der IT-Branche schwer beschädigt. Kaum jemand ist noch glücklich, zu diesem Kreis der Spekulanten und Hasardeure zu zählen. So manches IT-Unternehmen dürfte heilfroh sein, den Gang an die Börse erst einmal verschoben zu haben.
Pikant: Goldman Sachs hatte kurz zuvor die Aktie noch als »attraktiven Kauf« eingestuft mit der Begründung, der Spezialist für Archivierungssoftware habe erhebliches Nachholpotenzial. Eine Woche später bekräftigten die Goldman-Analysten ihre Einstufung »Market Outperformer« mit einem Kursziel von 65 Euro. Begeistert langten die Kleinanleger zu und trieben das Papier sogar über 100 Euro. Das »Nachholpotenzial« freilich haben nur die Investmentbanker und die ehemaligen Vorstände so richtig ausgeschöpft. Die Investmentbank hatte ihr Paket von 600000 Stück schon Anfang März für durchschnittlich 92 Euro an institutionelle Anleger abgegeben - zusammen mit den von den Vorständen verkauften Papieren kamen also vor der Gewinnwarnung 1,2 Millionen Aktien zum Verkauf. Goldman-Sachs-Sprecher Peter Dietlmaier sprach später von einem puren Zufall, seine Bank habe keinerlei Insider-Informationen besessen. Das fällt allerdings schwer zu glauben - schließlich waren die Goldmänner unter den Banken, die Ixos zusammen mit der Konsortialführerin Deutsche Bank im Oktober 1998 an die Börse gebracht haben.
Inzwischen haben die Münchener Archivierungsspezialisten der Ixos AG das Ruder herumgerissen, der schwere Gewinneinbruch des vergangenen Jahres scheint überwunden. Die neue Führungsriege - im Juli 2000 wechselte der Siemens-Manager Richard Hoog an die Spitze des Unternehmens - hat den Konzern umgebaut und auf das Kerngeschäft verschlankt. Ixos konzentriert sich wieder auf die elektronische Dokumentenverwaltung und hat mittlerweile den Turnaround geschafft.
Der Fall Ixos zeigt: Den Empfehlungen von Analysten und Banken sollte man nicht unbedingt vertrauen - sie haben im Zweifel schon vorher Kasse gemacht. Doch leider gibt es keine Anspruchsgrundlage für geschädigte Aktionäre gegen dubiose Empfehlungen von Analysten. Wenigstens sollten Anleger daraus lernen, bei der in Verruf geratenen Analystenzunft genau hinzuschauen. Gehört der Analyst einer Bank an, die zum Konsortium der Emissionsbanken zählt, ist allemal Vorsicht angebracht. Denn deren Urteile können im Grunde gar nicht objektiv ausfallen, weil ihre Bank ein Interesse daran hat, den Kurs ihres Börsenkandidaten hoch zu jubeln.
Doch mittlerweile geraten auch die Emissionsbanken mächtig ins Kreuzfeuer der Kritik. »Was bei Neuemissionen abgelaufen ist«, ereifert sich zum Beispiel Gottfried Heller, langjähriger Partner des verstorbenen Börsengurus Andre Kostolany und Chef der Münchener Vermögensverwaltung Fiduka, »hatte zum Teil schon kriminellen Charakter. Da wurden eigens für den Börsengang dubiose Firmen gegründet, die dann durch einen Werbe-Overkill promoted wurden. Und alle haben gut verdient, die Gründer, die beteiligten Analysten, Börsenjournalisten und Emissionsbanken.« Heller fordert seit geraumer Zeit eine schärfere Prüfung der Emissionsprospekte und hat dabei auch die Banken im Auge: »Es ist ein Unding, dass Banken nicht stärker in Haftung genommen werden. Sie tragen Mitverantwortung für viele Nemax-Pleiten, weil sie auf eine kritische Prüfung ihrer Klienten viel zu oft verzichtet haben.«
Immerhin: Im Fall Infomatec will die Justiz laut »Spiegel« die Ermittlungen auf die WestLB ausweiten, wegen des »Verdachts auf Gründungsschwindel«. Hintergrund: Die Firmengründer Häfele und Harlos hatten vor dem Börsengang fünf Firmen in die Dachgesellschaft eingebracht, deren Wert die Münchener Wirtschaftsberatung HHP GmbH auf rund 200 Millionen Mark taxierte. Der Gutachter der Staatsanwaltschaft, Wirtschaftsprofessor Klaus Rodel aus Münster, kommt nur auf einen Betrag von 5,324 Millionen Mark. Die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse seien den Anlegern verschwiegen, wenn nicht sogar bewusst falsch dargestellt worden - so kommentieren die Augsburger Ermittler den Emissionsprospekt, für den die WestLB mit verantwortlich war. Die auf Anlegerprozesse spezialisierten Anwaltskanzleien Rotter und Tilp & Kälberer prüfen nun auch die Möglichkeit von Schadenersatzklagen gegen die WestLB. »Die Bank hat bewusst eine Pleitefirma an die Börse gebracht«, sagt Bernd Jochem, Rechtsanwalt der Kanzlei Rotter. Die WestLB weist die Vorwürfe zurück. Die Bank halte die Ansprüche auf Schadenersatz für unbegründet, sagte ein Sprecher.
Den Banken schwant trotzdem Unangenehmes. »Der Anlegeranwalt - ein neues Bankenrisiko?« fragt sich zum Beispiel besorgt das Branchenblatt »Die Bank« in ihrer September-Ausgabe. Darin schreibt der Frankfurter Rechtsanwalt Stefan Rützel: »Eine aktuelle Entwicklung sind die zahlreichen Prozessfinanzierer, die sich in den letzten zwei bis drei Jahren etabliert haben. Sie übernehmen das Kostenrisiko für die gerichtliche Durchsetzung von Ansprüchen gegen eine prozentuale Erfolgsbeteiligung. Der Marktführer Foris AG finanziert nach eigenen Angaben mehrere hundert geschädigte Kleinaktionäre, die in mindestens zwei Fällen auch gegen die konsortialführenden Banken vorgehen.« »Stimmt«, meint dazu Foris-Vorstand Christian Rollmann, »nur sind es mittlerweile über 1000, und wir haben keinerlei Werbung gemacht. Die meisten sind über unser Webportal foris.de zu uns gekommen.« Bankenanwalt Rützel jedenfalls hebt schon den Zeigefinger: »Die Banken werden gut beraten sein, sich auf die neue Situation der anwaltlichen Vertretung von Anlegeransprüchen einzustellen. Die Abwehr von Prozessen mit mehreren hundert oder gar tausend Klägern setzt nicht nur Expertise im Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht voraus. Ebenso wichtig sind einschlägige gerichtliche Erfahrung sowie erprobte organisatorische Strukturen, die derartige Verfahren beherrschbar machen«.
Doch enttäuschte Anleger wollen inzwischen nicht nur gegen Banken vorgehen, sondern auch mit Klagen gegen die Deutsche Börse AG und das Land Hessen einen Ausgleich für ihre Verluste am Neuen Markt erreichen. Spätestens im Oktober soll eine erste Klage von Aktionären des Internetzugangsanbieters Gigabell AG beim Frankfurter Landgericht eingehen, kündigte Rechtsanwalt Heinz Steinhübel in Tübingen an. Gigabell war die erste spektakuläre Pleite am Neuen Markt und auch der erste Wert, der schon im vergangenen Jahr vom Kurszettel verschwunden ist. Im Fall Gigabell handelt es sich nach den Worten Steinhübels um 15 Kläger, die jeweils 5000 bis 10000 Mark Schaden geltend machten. Damit liegt die von der Deutschen Börse geforderte Summe zurzeit maximal bei 150000 Mark. Der Börse werfen die Kläger nach Angaben ihrer Anwälte vor, die Zulassung von Gigabell nicht richtig geprüft zu haben. Steinhübel und auch sein Jenaer Kollege Said Kuhlig gehen davon aus, dass die Börse die Unternehmen, die am Markt zugelassen werden wollen, selbst prüfen muss. »Sie darf sich nicht auf die Angaben der Banken verlassen«, sagen beide Anwälte übereinstimmend. Der Börse werfen sie vor, regelmäßig keine eigene Prüfung vorgenommen zu haben. Kuhlig weist darauf hin, dass es zu diesem Sachverhalt bisher noch keine Rechtsprechung gibt.
Die Rechtsanwälte vermuten, dass die Börse im Fall einer Niederlage vor Gericht die Zahlungsforderung der Anleger an die Banken weiterreicht. »Die Börse wird versuchen, sich bei den Banken schadlos zu halten, wenn von denen bewusst falsche Angaben gemacht wurden«, vermutet Rotter. Steinhübel hat noch weitere Firmen auf seiner Liste, für deren Aktionäre er Schadensersatz bei der Börse fordern will. Dazu gehören der Online-Werbevermarkter Ad Pepper und das angeschlagene Softwareunternehmen Lipro. Rechtsanwalt Kuhlig plant eine ähnliche Klage gegen den Softwareanbieter Intershop. »Wir holen gerade entsprechende Aufträge von unseren Mandanten ein.« Er geht davon aus, dass solche Schadensersatzklagen wegen angeblich mangelnder wirtschaftlicher Prüfung der Unternehmen beim Börsengang durch die Deutsche Börse bei 70 bis 80 Unternehmen am Neuen Markt denkbar sind.
Die Anwälte wollen die Klagen nicht nur gegen die Deutsche Börse AG, sondern auch gegen die Frankfurter Wertpapierbörse - als öffentlich-rechtliche Trägerin der Frankfurter Börse - einreichen, die mit der Marktaufsicht betraut ist. In diesem Falle müsste dann im Extremfall letztlich das Bundesland Hessen als Träger haften. Damit erhalten die kriminellen Machenschaften am Neuen Markt und ihre Abwicklung eine ganz neue Dimension. Auch die Aufsichtsbehörden haben ganz offensichtlich geschlafen. Eines steht jedenfalls fest: Viele der am Neuen Markt präsenten Firmen haben den Ruf der IT-Branche schwer beschädigt. Kaum jemand ist noch glücklich, zu diesem Kreis der Spekulanten und Hasardeure zu zählen. So manches IT-Unternehmen dürfte heilfroh sein, den Gang an die Börse erst einmal verschoben zu haben.
Nochmal ein Nachtrag aus der FTD;
Krise am Neuen Markt: Börsengurus mit ramponiertem Image
Von Christian Baulig, Hamburg
Die Rolle der Analysten - Teil 5 der Serie über den Aufstieg und Fall des Neuen Marktes.
Henry Blodget hat seinen Glorienschein verloren. Der Staranalyst von Merrill Lynch, den New Yorks Geldmanager noch im Oktober zum "wichtigsten Analysten an Wall Street" gekürt haben, muss sich nun vor Gericht verantworten. Ein aufgebrachter Kleinanleger hat den smarten 35-Jährigen mit dem rotblonden Schopf auf 10 Mio. $ Schadensersatz verklagt. Yale-Absolvent Blodget hatte reihenweise Internetwerte empfohlen, selbst als sie schon das 100fache der Umsätze kosteten. Dann brach der Damm und Blodgets Tipps fielen ins Bodenlose.
Auch hier zu Lande müssen sich Analysten wappnen. "Die juristischen Hürden sind in Deutschland zwar höher. Ich schließe Klagen aber nicht aus", sagt Dietmar Kälberer von der Kanzlei Tilp & Kälberer.
Das Image der Aktienexperten ist ramponiert . Seit die Kurse ins Rutschen gekommen sind, geraten die Analysten immer stärker ins Visier enttäuschter Investoren. Die Rolle des Börsengurus, in die die Branchenexperten vor allem von Privatanlegern gedrängt wurden, würden sie gerne so schnell wie möglich ablegen. Selbst renommierte Research-Abteilungen haben sich mit krassen Fehleinschätzungen von Werten am Neuen Markt blamiert. Fondsgesellschaften und Pensionskassen mahnen kritischere Studien an, und die Bundesregierung will verbindliche Standesregeln einführen. "Die Analyse-Abteilungen sind in eine Glaubwürdigkeitskrise geraten", sagt Reinhart Schmidt, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Universität Halle.
Das Beispiel des Filmhändlers EM.TV zeigt am deutlichsten, wie sehr die Analystengemeinde mit ihren Prognosen daneben lag. Nicht nur die Konsortialbanken WestLB, Bayerische Landesbank und HypoVereinsbank empfahlen die Aktie allzu lange zum Kauf. Fast alle Experten folgten den Kaufaufrufen der Konkurrenz. Während das Bankhaus Metzler, am 3. April 2000 bei einem Kurs von 85 Euro die Reißleine zog und zum Verkauf riet, bestätigte Merrill Lynch noch am 28. April bei einem Kurs von knapp 81 Euro seine Kaufempfehlung. Fünf Monate später und über 20 Euro niedriger ist die Traumfabrik für J.P. Morgan immer noch ein Kauf. M.M. Warburg bleibt diesem Votum sogar nach einem Kursrutsch auf 16 Euro bis zum 3. Dezember treu. Gestern notierte das Papier bei 6,30 Euro.
Die Empfehlungen der Analysten dienen den Banken und Broker-Häusern als Verkaufshilfen für ihre Dienste. Mit den Berichten versuchen die Institute, Kapitalanlagegesellschaften, Pensionskassen und andere institutionelle Anleger von Investmentideen zu überzeugen, die sie dann auch gegen Provision abwickeln. Im Branchenjargon werden sie deshalb auch "sell side" genannt.
Interessenkonflikte sind programmiert , wenn Analysten über Unternehmen schreiben, die zugleich potenzielle Kunden des Investmentarms ihrer Bank sind. Eine Fusion, eine Kapitalerhöhung oder einen Börsengang zu betreuen ist für die Geldinstitute lukrativer, als Handelsaufträge für eine Fondsgesellschaft auszuführen. Als Konsortialführer bei einem Börsengang kassiert die Bank bis zu fünf Prozent des Emissionserlöses. Handelt ein Fonds über die Bank, erhält sie nur ein paar Promille des Auftragsvolumens.
Die Folge: Aktien kommen bei den Analysten tendenziell zu gut weg. Zum Verkauf eines Papiers raten die Experten nur selten. "Man schreibt ,halten` auf die Studie, intern kommuniziert man ,verkaufen`", beschreibt Joeri Sels, Analyst der Bank Julius Bär, die Gepflogenheiten in der Branche. Die Schweizer Privatbank beteiligt sich nicht an Börsengängen.
Dass sich Analysten nicht nur vom Wohl der Investoren leiten lassen, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. "Oft stehen Interessen im Hintergrund", sagt Heinrich Durstewitz, Sprecher des Deutschen Investment-Trust (DIT). Negative Bewertungen verhageln das Geschäft . "Vor einem Jahr hätten sich institutionelle Investoren keine offene Kritik erlaubt, weil sie bei lukrativen Neuemissionen berücksichtigt werden wollten", sagt Jochen Klusmann, Chefanalyst bei der Bank Julius Bär. "Gleichzeitig Research zu betreiben und Aktienemissionen zu betreuen ist immer problematisch", sagt Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Diese Interessenkollision gerät immer stärker in die Kritik. "Der Vorwurf ist nachvollziehbar", räumt Bernard Tubeileh ein. Der Medienanalyst von Merrill Lynch hat als einer der Ersten im vergangenen Frühjahr empfohlen, Werte am Neuen Markt zu verkaufen.
Die Akquise-Abteilungen der Geldhäuser sehen solche Studien gar nicht gerne. "Investmentbanken pfeifen allzu kritische Analysten zurück", sagt Felix Schleicher, Fondsmanager beim Münchener Depotverwalter Fiduka.
Immer wieder komme es vor, dass sich sogar Manager von Aktiengesellschaften direkt über die Einstufung ihres Unternehmens beschweren. Schließlich geht es ums Rennommee - und häufig um viel Geld. "Viele Firmenchefs verwechseln die Qualität der Unternehmen mit der Kaufwürdigkeit der Aktie", sagt Fritz Rau, Vorstand der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Assetmanagement (DVFA), der Standesvereinigung der Analysten.
So kanzelte Intertainment-Chef Rüdiger Baeres Merrill-Lynch-Analyst Tubeileh in einem Zeitungsinterview als kleinen Jungen ab, der "einer Fliege die Flügel ausreißen" möchte. Zuvor hatte dieser die Intertainment-Aktie auf "verkaufen" gesetzt.
Zahlreiche junge Kollegen ließen sich hingegen von den blumigen Darstellungen ehrgeiziger Vorstandschefs einlullen. "Viele Analysten in Deutschland sind unerfahren" , sagt eine englische Finanzmarktexpertin, die lange in Frankfurt gearbeitet hat. Während Analysten in den USA eine jahrelange Ausbildung durchlaufen, belegen die Finanzexperten hier zu Lande meist nur mehrmonatige DVFA-Kurse.
Der Boom am Neuen Markt hat die Nachfrage der Research-Abteilungen nach Analysten angeheizt. "Vor zwei Jahren haben die alles abgegriffen, was zwei Beine hatte", sagt Manfred Zottmann, auf die Finanzbranche spezialisierter Personaldienstleister in Frankfurt. 180.000 DM Jahresgehalt für Einsteiger waren üblich. Schließlich musste eine Fülle von Emissionen begutachtet werden. Allein vergangenes Jahr haben knapp 140 Unternehmen das Parkett der Wachstumsbörse betreten.
Der Einbruch der Aktienkurse hat die Glaubwürdigkeit der Research-Abteilungen schwer angekratzt. Institutionelle Investoren kritisieren mittlerweile offen die plakativen Empfehlungen in den Reports. "Das Rating hat für mich keine Aussagekraft. Ich lese die Argumente der Analysten, treffe das Firmenmanagement und bilde mir meine eigene Meinung", sagt André Köttner, Fondsmanager bei Union Investment.
Bislang haben sich die institutionellen Investoren mit diesem Zustand abgefunden: Jetzt murren Fondsgesellschaften lauter über die Produkte der sell side. "Seit die Märkte eingebrochen sind, hat der Druck zugenommen", sagt Julius-Bär-Analyst Klusmann. Fondsgesellschaften drohen mit dem Entzug lukrativer Aufträge, falls sich die Qualität der Analysen nicht verbessert.
Einige Fondsgesellschaften gehen sogar dazu über, eigene Research-Abteilungen aufzubauen. DIT beschäftigt in Frankfurt 17 eigene Analysten. Die suchen nach interessanten Aktien. "Externes Research verwenden wir allenfalls, um unser eigenes Urteil zu überprüfen", sagt DIT-Sprecher Durstewitz.
Konkurrenz droht auch von unabhängigen Anbietern wie SES Research. Die 1996 gegründete Firma deckt mit 15 Analysten alle Nemax-50-Aktien ab. Die Hamburger bringen keine Unternehmen an die Börse und handeln nicht auf eigene Rechnung. Institutionelle Investoren bezahlen für die Reports. Das gibt Geschäftsführer Robert Suckel die Unabhängigkeit, Firmen kritisch zu bewerten: "Von den 39 Aktien am Neuen Markt, die wir in den ersten drei Quartalen in die Analyse aufgenommen haben, halten wir 18 für teuer oder extrem teuer", sagt Suckel.
Die wachsende Kritik an der Analystenbranche hat nun auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Wirtschafts-Staatssekretärin Margareta Wolf drängt auf einen Branchenkodex . Bislang sind nur DVFA-Mitglieder an Richtlinien gebunden. Bankprofessor Gerke fordert, dieses Monopol zu brechen: "Die schönsten Regeln nützen nichts, wenn sie nicht exekutiert werden."
Im Auftrag der Regierung beschäftigen sich DVFA, Aktionärsvertreter und Aufsichtsbehörden nun mit der Frage, ob die Berufsbezeichnung Analyst geschützt werden sollte. Branchenkenner bezweifeln, dass die Politik vor Fehleinschätzungen von Analysten schützen kann. Im angelsächsischen Raum dienen Rankings von Fondsmanagern schon lange als Regulativ: Der Bonus von Analysten richtet sich dort zum Beispiel nach dem Platz in der Reuters-Rangliste. Goldman Sachs kündigte kürzlich kleinlaut eine Qualitätsoffensive an. Zuvor hatte Tempest Consulting die Analysten der Investmentbank zurückgestuft. Langfristig könnte so der Wettbewerb die schlechten Anbieter ausmerzen.
Krise am Neuen Markt: Börsengurus mit ramponiertem Image
Von Christian Baulig, Hamburg
Die Rolle der Analysten - Teil 5 der Serie über den Aufstieg und Fall des Neuen Marktes.
Henry Blodget hat seinen Glorienschein verloren. Der Staranalyst von Merrill Lynch, den New Yorks Geldmanager noch im Oktober zum "wichtigsten Analysten an Wall Street" gekürt haben, muss sich nun vor Gericht verantworten. Ein aufgebrachter Kleinanleger hat den smarten 35-Jährigen mit dem rotblonden Schopf auf 10 Mio. $ Schadensersatz verklagt. Yale-Absolvent Blodget hatte reihenweise Internetwerte empfohlen, selbst als sie schon das 100fache der Umsätze kosteten. Dann brach der Damm und Blodgets Tipps fielen ins Bodenlose.
Auch hier zu Lande müssen sich Analysten wappnen. "Die juristischen Hürden sind in Deutschland zwar höher. Ich schließe Klagen aber nicht aus", sagt Dietmar Kälberer von der Kanzlei Tilp & Kälberer.
Das Image der Aktienexperten ist ramponiert . Seit die Kurse ins Rutschen gekommen sind, geraten die Analysten immer stärker ins Visier enttäuschter Investoren. Die Rolle des Börsengurus, in die die Branchenexperten vor allem von Privatanlegern gedrängt wurden, würden sie gerne so schnell wie möglich ablegen. Selbst renommierte Research-Abteilungen haben sich mit krassen Fehleinschätzungen von Werten am Neuen Markt blamiert. Fondsgesellschaften und Pensionskassen mahnen kritischere Studien an, und die Bundesregierung will verbindliche Standesregeln einführen. "Die Analyse-Abteilungen sind in eine Glaubwürdigkeitskrise geraten", sagt Reinhart Schmidt, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Universität Halle.
Das Beispiel des Filmhändlers EM.TV zeigt am deutlichsten, wie sehr die Analystengemeinde mit ihren Prognosen daneben lag. Nicht nur die Konsortialbanken WestLB, Bayerische Landesbank und HypoVereinsbank empfahlen die Aktie allzu lange zum Kauf. Fast alle Experten folgten den Kaufaufrufen der Konkurrenz. Während das Bankhaus Metzler, am 3. April 2000 bei einem Kurs von 85 Euro die Reißleine zog und zum Verkauf riet, bestätigte Merrill Lynch noch am 28. April bei einem Kurs von knapp 81 Euro seine Kaufempfehlung. Fünf Monate später und über 20 Euro niedriger ist die Traumfabrik für J.P. Morgan immer noch ein Kauf. M.M. Warburg bleibt diesem Votum sogar nach einem Kursrutsch auf 16 Euro bis zum 3. Dezember treu. Gestern notierte das Papier bei 6,30 Euro.
Die Empfehlungen der Analysten dienen den Banken und Broker-Häusern als Verkaufshilfen für ihre Dienste. Mit den Berichten versuchen die Institute, Kapitalanlagegesellschaften, Pensionskassen und andere institutionelle Anleger von Investmentideen zu überzeugen, die sie dann auch gegen Provision abwickeln. Im Branchenjargon werden sie deshalb auch "sell side" genannt.
Interessenkonflikte sind programmiert , wenn Analysten über Unternehmen schreiben, die zugleich potenzielle Kunden des Investmentarms ihrer Bank sind. Eine Fusion, eine Kapitalerhöhung oder einen Börsengang zu betreuen ist für die Geldinstitute lukrativer, als Handelsaufträge für eine Fondsgesellschaft auszuführen. Als Konsortialführer bei einem Börsengang kassiert die Bank bis zu fünf Prozent des Emissionserlöses. Handelt ein Fonds über die Bank, erhält sie nur ein paar Promille des Auftragsvolumens.
Die Folge: Aktien kommen bei den Analysten tendenziell zu gut weg. Zum Verkauf eines Papiers raten die Experten nur selten. "Man schreibt ,halten` auf die Studie, intern kommuniziert man ,verkaufen`", beschreibt Joeri Sels, Analyst der Bank Julius Bär, die Gepflogenheiten in der Branche. Die Schweizer Privatbank beteiligt sich nicht an Börsengängen.
Dass sich Analysten nicht nur vom Wohl der Investoren leiten lassen, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. "Oft stehen Interessen im Hintergrund", sagt Heinrich Durstewitz, Sprecher des Deutschen Investment-Trust (DIT). Negative Bewertungen verhageln das Geschäft . "Vor einem Jahr hätten sich institutionelle Investoren keine offene Kritik erlaubt, weil sie bei lukrativen Neuemissionen berücksichtigt werden wollten", sagt Jochen Klusmann, Chefanalyst bei der Bank Julius Bär. "Gleichzeitig Research zu betreiben und Aktienemissionen zu betreuen ist immer problematisch", sagt Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Diese Interessenkollision gerät immer stärker in die Kritik. "Der Vorwurf ist nachvollziehbar", räumt Bernard Tubeileh ein. Der Medienanalyst von Merrill Lynch hat als einer der Ersten im vergangenen Frühjahr empfohlen, Werte am Neuen Markt zu verkaufen.
Die Akquise-Abteilungen der Geldhäuser sehen solche Studien gar nicht gerne. "Investmentbanken pfeifen allzu kritische Analysten zurück", sagt Felix Schleicher, Fondsmanager beim Münchener Depotverwalter Fiduka.
Immer wieder komme es vor, dass sich sogar Manager von Aktiengesellschaften direkt über die Einstufung ihres Unternehmens beschweren. Schließlich geht es ums Rennommee - und häufig um viel Geld. "Viele Firmenchefs verwechseln die Qualität der Unternehmen mit der Kaufwürdigkeit der Aktie", sagt Fritz Rau, Vorstand der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Assetmanagement (DVFA), der Standesvereinigung der Analysten.
So kanzelte Intertainment-Chef Rüdiger Baeres Merrill-Lynch-Analyst Tubeileh in einem Zeitungsinterview als kleinen Jungen ab, der "einer Fliege die Flügel ausreißen" möchte. Zuvor hatte dieser die Intertainment-Aktie auf "verkaufen" gesetzt.
Zahlreiche junge Kollegen ließen sich hingegen von den blumigen Darstellungen ehrgeiziger Vorstandschefs einlullen. "Viele Analysten in Deutschland sind unerfahren" , sagt eine englische Finanzmarktexpertin, die lange in Frankfurt gearbeitet hat. Während Analysten in den USA eine jahrelange Ausbildung durchlaufen, belegen die Finanzexperten hier zu Lande meist nur mehrmonatige DVFA-Kurse.
Der Boom am Neuen Markt hat die Nachfrage der Research-Abteilungen nach Analysten angeheizt. "Vor zwei Jahren haben die alles abgegriffen, was zwei Beine hatte", sagt Manfred Zottmann, auf die Finanzbranche spezialisierter Personaldienstleister in Frankfurt. 180.000 DM Jahresgehalt für Einsteiger waren üblich. Schließlich musste eine Fülle von Emissionen begutachtet werden. Allein vergangenes Jahr haben knapp 140 Unternehmen das Parkett der Wachstumsbörse betreten.
Der Einbruch der Aktienkurse hat die Glaubwürdigkeit der Research-Abteilungen schwer angekratzt. Institutionelle Investoren kritisieren mittlerweile offen die plakativen Empfehlungen in den Reports. "Das Rating hat für mich keine Aussagekraft. Ich lese die Argumente der Analysten, treffe das Firmenmanagement und bilde mir meine eigene Meinung", sagt André Köttner, Fondsmanager bei Union Investment.
Bislang haben sich die institutionellen Investoren mit diesem Zustand abgefunden: Jetzt murren Fondsgesellschaften lauter über die Produkte der sell side. "Seit die Märkte eingebrochen sind, hat der Druck zugenommen", sagt Julius-Bär-Analyst Klusmann. Fondsgesellschaften drohen mit dem Entzug lukrativer Aufträge, falls sich die Qualität der Analysen nicht verbessert.
Einige Fondsgesellschaften gehen sogar dazu über, eigene Research-Abteilungen aufzubauen. DIT beschäftigt in Frankfurt 17 eigene Analysten. Die suchen nach interessanten Aktien. "Externes Research verwenden wir allenfalls, um unser eigenes Urteil zu überprüfen", sagt DIT-Sprecher Durstewitz.
Konkurrenz droht auch von unabhängigen Anbietern wie SES Research. Die 1996 gegründete Firma deckt mit 15 Analysten alle Nemax-50-Aktien ab. Die Hamburger bringen keine Unternehmen an die Börse und handeln nicht auf eigene Rechnung. Institutionelle Investoren bezahlen für die Reports. Das gibt Geschäftsführer Robert Suckel die Unabhängigkeit, Firmen kritisch zu bewerten: "Von den 39 Aktien am Neuen Markt, die wir in den ersten drei Quartalen in die Analyse aufgenommen haben, halten wir 18 für teuer oder extrem teuer", sagt Suckel.
Die wachsende Kritik an der Analystenbranche hat nun auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Wirtschafts-Staatssekretärin Margareta Wolf drängt auf einen Branchenkodex . Bislang sind nur DVFA-Mitglieder an Richtlinien gebunden. Bankprofessor Gerke fordert, dieses Monopol zu brechen: "Die schönsten Regeln nützen nichts, wenn sie nicht exekutiert werden."
Im Auftrag der Regierung beschäftigen sich DVFA, Aktionärsvertreter und Aufsichtsbehörden nun mit der Frage, ob die Berufsbezeichnung Analyst geschützt werden sollte. Branchenkenner bezweifeln, dass die Politik vor Fehleinschätzungen von Analysten schützen kann. Im angelsächsischen Raum dienen Rankings von Fondsmanagern schon lange als Regulativ: Der Bonus von Analysten richtet sich dort zum Beispiel nach dem Platz in der Reuters-Rangliste. Goldman Sachs kündigte kürzlich kleinlaut eine Qualitätsoffensive an. Zuvor hatte Tempest Consulting die Analysten der Investmentbank zurückgestuft. Langfristig könnte so der Wettbewerb die schlechten Anbieter ausmerzen.
Habe noch so einiges bei mir im Archiv gefunden...
Geprellte Anleger gehen mit Analysten ins Gericht
Schadenersatzklagen gegen Morgan Stanley und einstige "Königsmacherin" Mary Meeker eingereicht
New York/Berlin - Analysten geraten nach dem Ende des Börsenbooms in den USA zunehmend in Bedrängnis. In dieser Woche wurden bei einem Bundesgericht zwei Sammelklagen gegen die US-Bank Morgan Stanley und deren Internet-Star-Analystin Mary Meeker eingereicht. Grund seien unbegründete Kaufempfehlungen Meekers für den Online-Buchhändler Amazon und das Internet-Auktionshaus Ebay, heißt es in der Anklageschrift. In den vergangenen Wochen wurden ähnliche Klagen gegen Merrill Lynch und Salomon Smith Barney angestrengt. In allen Fällen werfen die Kläger den Analysten vor, das Interesse ihres Unternehmens über die Interessen ihrer Kunden zu stellen.
Bei Meeker, der einstigen "Königsmacherin" von Internet-Unternehmen, monieren die geschädigten Investoren, dass sie einseitige Analysen herausgegeben habe, um so lukrative Kunden zu gewinnen. Die Analystin habe sich zudem durch die Empfehlungen finanziell bereichert, weil ihr Gehalt - schätzungsweise 15 Mio. Dollar im vergangenen Jahr - an das Geschäftsvolumen im Investment Banking gebunden sei. Die Anleger hätten allerdings nichts von diesen "Interessenkonflikten" erfahren, kritisieren die Kläger. Sie verlangen Schadenersatz in unbestimmter Höhe. Der Kurs von Amazon.com, der im Dezember 1999 den Rekordwert von 106 Dollar erreichte, liegt derzeit bei 12,50 Dollar. Ebay sackte seit März 2000 von 121,88 Dollar auf 61,62 Dollar.
... Meeker gehört zu einer Reihe von Analysten für Technologiewerte, die in der Hausse-Phase der Nasdaq berühmt wurden. Im Oktober 1999 kürte die Zeitschrift "Fortune" Meeker sogar zur drittmächtigsten Frau in der US-Wirtschaft. Mitarbeiter nennen die Kollegin wegen ihrer wenig zärtlichen Umgangsformen "Bloody Mary". Die Analystin beobachtet derzeit 16 Dotcom-Aktien. Bis auf zwei stuft sie alle auf "Strong Buy" oder "Outperformer" - als hätte es einen Absturz der Internet-Aktien nicht gegeben. Ihre Kaufempfehlungen betreffen dabei fast nur Unternehmen, die Morgan Stanley an die Börse gebracht hat.
Bei Jack Grubman, dem Staranalysten für Telekommunikation bei Salomon, verhält sich die Sache ähnlich. Er hatte sich nach anhaltender Kritik erstmals Ende 1999 positiv über die Strategie des amerikanischen Telefongiganten AT&T geäußert. Kurze Zeit später erhielt Salomon den Auftrag, die Mobilfunksparte von AT&T mit an die Börse zu bringen. Noch im vergangenen Jahr empfahl Grubman die Aktie weiter zum Kauf, als der Kurs schon längst dramatisch gefallen war. ... (Welt, 3.8.2001) Kommentar: Eigentlich hätte es jedem klar sein müssen, daß die herausgegebenen Kaufeempfehlungen (Verkaufempfehlungen gab es kaum) nur zur persönlichen Bereicherung dienten. Statt sich selbst Gedanken zu machen ist und war es offensichtlich für die meisten Anleger bequemer, einfach den Rufen von selbsternannten "Gurus" zu folgen. Wer so Geldanlage betreibt, der muß sich nicht wundern, wenn er einmal mittellos dastehen wird.
Geprellte Anleger gehen mit Analysten ins Gericht
Schadenersatzklagen gegen Morgan Stanley und einstige "Königsmacherin" Mary Meeker eingereicht
New York/Berlin - Analysten geraten nach dem Ende des Börsenbooms in den USA zunehmend in Bedrängnis. In dieser Woche wurden bei einem Bundesgericht zwei Sammelklagen gegen die US-Bank Morgan Stanley und deren Internet-Star-Analystin Mary Meeker eingereicht. Grund seien unbegründete Kaufempfehlungen Meekers für den Online-Buchhändler Amazon und das Internet-Auktionshaus Ebay, heißt es in der Anklageschrift. In den vergangenen Wochen wurden ähnliche Klagen gegen Merrill Lynch und Salomon Smith Barney angestrengt. In allen Fällen werfen die Kläger den Analysten vor, das Interesse ihres Unternehmens über die Interessen ihrer Kunden zu stellen.
Bei Meeker, der einstigen "Königsmacherin" von Internet-Unternehmen, monieren die geschädigten Investoren, dass sie einseitige Analysen herausgegeben habe, um so lukrative Kunden zu gewinnen. Die Analystin habe sich zudem durch die Empfehlungen finanziell bereichert, weil ihr Gehalt - schätzungsweise 15 Mio. Dollar im vergangenen Jahr - an das Geschäftsvolumen im Investment Banking gebunden sei. Die Anleger hätten allerdings nichts von diesen "Interessenkonflikten" erfahren, kritisieren die Kläger. Sie verlangen Schadenersatz in unbestimmter Höhe. Der Kurs von Amazon.com, der im Dezember 1999 den Rekordwert von 106 Dollar erreichte, liegt derzeit bei 12,50 Dollar. Ebay sackte seit März 2000 von 121,88 Dollar auf 61,62 Dollar.
... Meeker gehört zu einer Reihe von Analysten für Technologiewerte, die in der Hausse-Phase der Nasdaq berühmt wurden. Im Oktober 1999 kürte die Zeitschrift "Fortune" Meeker sogar zur drittmächtigsten Frau in der US-Wirtschaft. Mitarbeiter nennen die Kollegin wegen ihrer wenig zärtlichen Umgangsformen "Bloody Mary". Die Analystin beobachtet derzeit 16 Dotcom-Aktien. Bis auf zwei stuft sie alle auf "Strong Buy" oder "Outperformer" - als hätte es einen Absturz der Internet-Aktien nicht gegeben. Ihre Kaufempfehlungen betreffen dabei fast nur Unternehmen, die Morgan Stanley an die Börse gebracht hat.
Bei Jack Grubman, dem Staranalysten für Telekommunikation bei Salomon, verhält sich die Sache ähnlich. Er hatte sich nach anhaltender Kritik erstmals Ende 1999 positiv über die Strategie des amerikanischen Telefongiganten AT&T geäußert. Kurze Zeit später erhielt Salomon den Auftrag, die Mobilfunksparte von AT&T mit an die Börse zu bringen. Noch im vergangenen Jahr empfahl Grubman die Aktie weiter zum Kauf, als der Kurs schon längst dramatisch gefallen war. ... (Welt, 3.8.2001) Kommentar: Eigentlich hätte es jedem klar sein müssen, daß die herausgegebenen Kaufeempfehlungen (Verkaufempfehlungen gab es kaum) nur zur persönlichen Bereicherung dienten. Statt sich selbst Gedanken zu machen ist und war es offensichtlich für die meisten Anleger bequemer, einfach den Rufen von selbsternannten "Gurus" zu folgen. Wer so Geldanlage betreibt, der muß sich nicht wundern, wenn er einmal mittellos dastehen wird.
Theoretisch Manipulationen möglich
Xetra-Best benachteiligt möglicherweise Anleger
Von Hauke Reimer, Wirtschaftswoche
Banken wollen vom Herbst an die Aufträge privater Kunden im neuen Computersystem Xetra-Best abwickeln. Kritiker fürchten, dass die Anleger dabei draufzahlen.
DÜSSELDORF. Auf dem Börsenparkett wird Touristen Cappuccino serviert. Am Rand des ehrwürdigen Saals haben Broker ihre Handelsrechner aufgebaut. Die Cafébesucher können ihnen über die Schulter sehen, während sie im elektronischen Xetra-System Aktien kaufen und verkaufen.
So skizzierte Börsenchef Werner Seifert vor fünf Jahren seine Vision von der Zukunft des Frankfurter Parketts. Seitdem ist es dort tatsächlich viel ruhiger geworden. Banken und Großinvestoren handeln fast nur noch in Xetra. Auf dem Parkett landen heute vor allem die Orders von Privatanlegern.
Mit ihrem neuen System Xetra-Best will die Deutsche Börse nun auch diese Aktienorders in den elektronischen Handel holen. Gleichzeitig will sie verhindern, dass große Banken künftig eigene Plattformen für den Aktienhandel aufbauen und so der Börse die Umsätze wegschnappen.
Die Deutsche Bank, so heißt es in Börsenkreisen, soll bereits massiv an einer eigenen Plattform gearbeitet haben. In internen Systemen können Banken die von Privatkunden hereinkommenden Kauforders mit Verkaufsaufträgen verrechnen. Die Orders müssten nicht mehr den Weg über die Börse nehmen - das spart Kosten. Vor allem aber kann die Bank auf diese Weise den so genannten Spread kassieren, die Spanne zwischen dem Kauf- und dem Verkaufspreis. Der Spread variiert zwischen wenigen Cent bei umsatzstarken Dax-Werten und mehr als zehn Prozent bei illiquiden Aktien.
Informationen im Internet
Auf den ersten Blick wirkt Xetra-Best auch für Anleger sehr verlockend. Das Konzept: Die Bank garantiert einen Preis, der etwas besser ist als der zuletzt in Xetra gebotene. Kann die Bank die Order nicht zu diesem günstigeren Kurs ausführen, weil die passende Gegenorder fehlt, leitet sie den Auftrag automatisch ins bisherige Xetra-System weiter. In 60 Prozent der Fälle, so Berechnungen der Deutschen Börse, soll das aber nicht nötig sein - die Banken könnten sie sofort intern über Xetra-Best abwickeln. "Wir integrieren den Direkthandel der Banken mit ihren Kunden in den Börsenhandel", sagt Marcus Zickwolff, Xetra-Produktchef der Börse. Dass Anleger einen Tick besser bedient werden als auf Xetra, soll die Software der Deutschen Börse garantieren. "Wir wollen auf unseren Internetseiten Informationen veröffentlichen, anhand derer der Anleger nachvollziehen kann, wie die Situation im Xetra-Orderbuch aussah, als seine Xetra-Best-Order ausgeführt wurde", kündigt Zickwolff an.
Weil das System an Xetra angebunden ist und von der Frankfurter Handelsüberwachung kontrolliert wird, werden die Aufsichtsbehörden Xetra-Best als regulierte Börse anerkennen. Eine interne Bankenplattform hätte diesen Status nicht bekommen. Konsequenz:Wenn ein Anleger nicht ausdrücklich widerspricht, können Banken seine Orders in Zukunft automatisch auf Xetra-Best leiten.
Sturm gegen das Modell laufen vor allem die Börsenmakler. Sie fürchten um ihr Geschäft und warnen, dass die Spreads auf Xetra und die daran ausgerichteten Spannen in Xetra-Best deutlich größer werden. Denn heute sorgten bei wenig liquiden Aktien kleinere Orders von Privatanlegern für engere Spreads in Xetra. Wenn diese Aufträge in Zukunft von Banken intern bedient würden, tauchten sie gar nicht mehr in Xetra auf. "Orderströme werden dem Markt vorenthalten. Die Liquidität trocknet aus", sagt Detlef Irmen, Vorstand der Düsseldorfer Börse. "Xetra wird kastriert", fürchtet auch die "Börsen-Zeitung". Dadurch wächst in Xetra der Abstand zwischen Kauf- und Verkaufsangebot in einem ersten Schritt um mehrere Cent. Erst dann greift die Verpflichtung der Banken, einen Cent bessere Kurse zu ermöglichen. "Die erhoffte Preisverbesserung von ein bis drei Cent je Aktie ist Augenwischerei, denn sie gleicht nur einen Bruchteil dessen aus, was der Anleger wegen der deutlich breiteren Spreads verliert", folgert der Vorstand eines Frankfurter Wertpapierhandelshauses.
Dass Xetra-Best Aufträge vom Markt absaugt, sieht auch die Börse. Um das auszugleichen, sollen die Xetra-Best-Akteure in Xetra Kurse nennen, zu denen sie Aktien zu kaufen und zu verkaufen bereit sind. Die Kritiker überzeugt dies nicht:"Anders als der Privatanleger will die nur zum Stellen bestimmter Kurse verpflichtete Bank eigentlich nicht handeln", so ein Makler. Selbst wenn auf ein Kursangebot der Bank in Xetra hin gar kein Umsatz zu Stande kommt, bildet dieses Angebot doch die Basis für den Preis, den der Anleger in Xetra Best bezahlen muss.
Maximale Spreizung von fünf Prozent
Allerdings dürfen die Banken die Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs nicht beliebig ausweiten. Das Xetra-Regelwerk erlaubt bei den meisten Aktien nur eine maximale Spreizung von fünf Prozent. Wer also einerseits eine Aktie zehn Cent teurer abgeben will, muss gleichzeitig - um die Spanne nicht über das erlaubte Maß auszuweiten - verbindlich seine Bereitschaft erklären, auch zehn Cent mehr dafür zu bezahlen. Würde die Bank am einen Ende der Spanne zu unverschämt, würde sie dafür am anderen Ende der Spanne wieder verlieren, weil andere Marktteilnehmer sofort Aktien teuer bei ihr abladen würden.
Dass Banken vor lauter Wettbewerbsdruck günstigere als die von der Börse zugelassenen Kurse stellen, scheint eher unwahrscheinlich. "Wenn die Spreads zu eng sind, verdient die Bank nichts", sagt Düsseldorfs Börsenvorstand Irmen.
Nicht zu vergessen sind theoretisch mögliche Manipulationen:Banken könnten zunächst die Spanne in Xetra künstlich vergrößern, um anschließend die Order teurer auszuführen: Wenn zum Beispiel 50 Aktien in Xetra zu 25,10 Euro angeboten werden und das nächste Angebot erst bei 25,50 Euro liegt, könnte die Bank die Aktien zu 25,10 Euro kaufen. Der für den Anleger günstige Kurs wäre vom Markt. Er würde über Xetra-Best jetzt 25,49 Euro zahlen. Damit wäre er zwar einen Cent günstiger bedient als in Xetra. Verglichen mit dem Kurs von 25,10 Euro, den ihm die Bank vereitelt hat, ist er aber deutlich schlechter weggekommen.
Die Börse bestreitet allerdings, dass Banken die Kurse so manipulieren könnten. "Wenn die Bank zunächst den Spread weiter macht und dann in Xetra-Best aktiv wird, schreitet die Handelsüberwachung ein", sagt Zickwolff.Die Xetra-Kritiker bezweifeln das, verweisen zum Beispiel auf Marktteilnehmer im Ausland, die von der deutschen Aufsicht kaum kontrolliert werden können.
Selbst wenn alles mit rechten Dingen zugeht, behaupten die Makler, seien ihre Kurse für Anleger dennoch günstiger. Auf dem Parkett, so sagen sie, gilt das Prinzip der Kurskontinuität. "Eine kleine Order von vielleicht 100 Stück sollte den Kurs, der auf Basis einer Order von 2000 Stück gemacht wurde, nicht verändern", so ein Frankfurter Kursmakler. Der Makler muss die Order zur Not auf eigene Rechnung nehmen. Dafür bekommt er seine Courtage. Auf Xetra-Best hingegen laufen Aufträge zu Kursen, die für Anleger ungünstiger sind, ohne weiteres durch. Die Kritiker von Xetra-Best fürchten zudem, die großen Banken könnten ihr Wissen um die Orderströme der Privatkunden in bares Geld ummünzen. "In letzter Konsequenz werden wenige Großbanken in großem Ausmaß Orderströme internalisieren. Damit wird das Börsenprinzip zum Nachteil der Anleger ausgehebelt", fürchtet etwa Düsseldorfs Börsenvorstand Irmen.
Werner Seiferts Vision wird so nach Ansicht der Xetra-Best-Kritiker zum Albtraum:Wenn auf dem Parkett nur noch Kaffee getrunken wird und immer mehr Orders am regulären Xetra-Handel vorbeilaufen, dann könnten am Ende die Banken die Kurse nach Belieben bestimmen - völlig legal, offiziell reguliert und mit dem Etikett "Börse" versehen.
Xetra-Best benachteiligt möglicherweise Anleger
Von Hauke Reimer, Wirtschaftswoche
Banken wollen vom Herbst an die Aufträge privater Kunden im neuen Computersystem Xetra-Best abwickeln. Kritiker fürchten, dass die Anleger dabei draufzahlen.
DÜSSELDORF. Auf dem Börsenparkett wird Touristen Cappuccino serviert. Am Rand des ehrwürdigen Saals haben Broker ihre Handelsrechner aufgebaut. Die Cafébesucher können ihnen über die Schulter sehen, während sie im elektronischen Xetra-System Aktien kaufen und verkaufen.
So skizzierte Börsenchef Werner Seifert vor fünf Jahren seine Vision von der Zukunft des Frankfurter Parketts. Seitdem ist es dort tatsächlich viel ruhiger geworden. Banken und Großinvestoren handeln fast nur noch in Xetra. Auf dem Parkett landen heute vor allem die Orders von Privatanlegern.
Mit ihrem neuen System Xetra-Best will die Deutsche Börse nun auch diese Aktienorders in den elektronischen Handel holen. Gleichzeitig will sie verhindern, dass große Banken künftig eigene Plattformen für den Aktienhandel aufbauen und so der Börse die Umsätze wegschnappen.
Die Deutsche Bank, so heißt es in Börsenkreisen, soll bereits massiv an einer eigenen Plattform gearbeitet haben. In internen Systemen können Banken die von Privatkunden hereinkommenden Kauforders mit Verkaufsaufträgen verrechnen. Die Orders müssten nicht mehr den Weg über die Börse nehmen - das spart Kosten. Vor allem aber kann die Bank auf diese Weise den so genannten Spread kassieren, die Spanne zwischen dem Kauf- und dem Verkaufspreis. Der Spread variiert zwischen wenigen Cent bei umsatzstarken Dax-Werten und mehr als zehn Prozent bei illiquiden Aktien.
Informationen im Internet
Auf den ersten Blick wirkt Xetra-Best auch für Anleger sehr verlockend. Das Konzept: Die Bank garantiert einen Preis, der etwas besser ist als der zuletzt in Xetra gebotene. Kann die Bank die Order nicht zu diesem günstigeren Kurs ausführen, weil die passende Gegenorder fehlt, leitet sie den Auftrag automatisch ins bisherige Xetra-System weiter. In 60 Prozent der Fälle, so Berechnungen der Deutschen Börse, soll das aber nicht nötig sein - die Banken könnten sie sofort intern über Xetra-Best abwickeln. "Wir integrieren den Direkthandel der Banken mit ihren Kunden in den Börsenhandel", sagt Marcus Zickwolff, Xetra-Produktchef der Börse. Dass Anleger einen Tick besser bedient werden als auf Xetra, soll die Software der Deutschen Börse garantieren. "Wir wollen auf unseren Internetseiten Informationen veröffentlichen, anhand derer der Anleger nachvollziehen kann, wie die Situation im Xetra-Orderbuch aussah, als seine Xetra-Best-Order ausgeführt wurde", kündigt Zickwolff an.
Weil das System an Xetra angebunden ist und von der Frankfurter Handelsüberwachung kontrolliert wird, werden die Aufsichtsbehörden Xetra-Best als regulierte Börse anerkennen. Eine interne Bankenplattform hätte diesen Status nicht bekommen. Konsequenz:Wenn ein Anleger nicht ausdrücklich widerspricht, können Banken seine Orders in Zukunft automatisch auf Xetra-Best leiten.
Sturm gegen das Modell laufen vor allem die Börsenmakler. Sie fürchten um ihr Geschäft und warnen, dass die Spreads auf Xetra und die daran ausgerichteten Spannen in Xetra-Best deutlich größer werden. Denn heute sorgten bei wenig liquiden Aktien kleinere Orders von Privatanlegern für engere Spreads in Xetra. Wenn diese Aufträge in Zukunft von Banken intern bedient würden, tauchten sie gar nicht mehr in Xetra auf. "Orderströme werden dem Markt vorenthalten. Die Liquidität trocknet aus", sagt Detlef Irmen, Vorstand der Düsseldorfer Börse. "Xetra wird kastriert", fürchtet auch die "Börsen-Zeitung". Dadurch wächst in Xetra der Abstand zwischen Kauf- und Verkaufsangebot in einem ersten Schritt um mehrere Cent. Erst dann greift die Verpflichtung der Banken, einen Cent bessere Kurse zu ermöglichen. "Die erhoffte Preisverbesserung von ein bis drei Cent je Aktie ist Augenwischerei, denn sie gleicht nur einen Bruchteil dessen aus, was der Anleger wegen der deutlich breiteren Spreads verliert", folgert der Vorstand eines Frankfurter Wertpapierhandelshauses.
Dass Xetra-Best Aufträge vom Markt absaugt, sieht auch die Börse. Um das auszugleichen, sollen die Xetra-Best-Akteure in Xetra Kurse nennen, zu denen sie Aktien zu kaufen und zu verkaufen bereit sind. Die Kritiker überzeugt dies nicht:"Anders als der Privatanleger will die nur zum Stellen bestimmter Kurse verpflichtete Bank eigentlich nicht handeln", so ein Makler. Selbst wenn auf ein Kursangebot der Bank in Xetra hin gar kein Umsatz zu Stande kommt, bildet dieses Angebot doch die Basis für den Preis, den der Anleger in Xetra Best bezahlen muss.
Maximale Spreizung von fünf Prozent
Allerdings dürfen die Banken die Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs nicht beliebig ausweiten. Das Xetra-Regelwerk erlaubt bei den meisten Aktien nur eine maximale Spreizung von fünf Prozent. Wer also einerseits eine Aktie zehn Cent teurer abgeben will, muss gleichzeitig - um die Spanne nicht über das erlaubte Maß auszuweiten - verbindlich seine Bereitschaft erklären, auch zehn Cent mehr dafür zu bezahlen. Würde die Bank am einen Ende der Spanne zu unverschämt, würde sie dafür am anderen Ende der Spanne wieder verlieren, weil andere Marktteilnehmer sofort Aktien teuer bei ihr abladen würden.
Dass Banken vor lauter Wettbewerbsdruck günstigere als die von der Börse zugelassenen Kurse stellen, scheint eher unwahrscheinlich. "Wenn die Spreads zu eng sind, verdient die Bank nichts", sagt Düsseldorfs Börsenvorstand Irmen.
Nicht zu vergessen sind theoretisch mögliche Manipulationen:Banken könnten zunächst die Spanne in Xetra künstlich vergrößern, um anschließend die Order teurer auszuführen: Wenn zum Beispiel 50 Aktien in Xetra zu 25,10 Euro angeboten werden und das nächste Angebot erst bei 25,50 Euro liegt, könnte die Bank die Aktien zu 25,10 Euro kaufen. Der für den Anleger günstige Kurs wäre vom Markt. Er würde über Xetra-Best jetzt 25,49 Euro zahlen. Damit wäre er zwar einen Cent günstiger bedient als in Xetra. Verglichen mit dem Kurs von 25,10 Euro, den ihm die Bank vereitelt hat, ist er aber deutlich schlechter weggekommen.
Die Börse bestreitet allerdings, dass Banken die Kurse so manipulieren könnten. "Wenn die Bank zunächst den Spread weiter macht und dann in Xetra-Best aktiv wird, schreitet die Handelsüberwachung ein", sagt Zickwolff.Die Xetra-Kritiker bezweifeln das, verweisen zum Beispiel auf Marktteilnehmer im Ausland, die von der deutschen Aufsicht kaum kontrolliert werden können.
Selbst wenn alles mit rechten Dingen zugeht, behaupten die Makler, seien ihre Kurse für Anleger dennoch günstiger. Auf dem Parkett, so sagen sie, gilt das Prinzip der Kurskontinuität. "Eine kleine Order von vielleicht 100 Stück sollte den Kurs, der auf Basis einer Order von 2000 Stück gemacht wurde, nicht verändern", so ein Frankfurter Kursmakler. Der Makler muss die Order zur Not auf eigene Rechnung nehmen. Dafür bekommt er seine Courtage. Auf Xetra-Best hingegen laufen Aufträge zu Kursen, die für Anleger ungünstiger sind, ohne weiteres durch. Die Kritiker von Xetra-Best fürchten zudem, die großen Banken könnten ihr Wissen um die Orderströme der Privatkunden in bares Geld ummünzen. "In letzter Konsequenz werden wenige Großbanken in großem Ausmaß Orderströme internalisieren. Damit wird das Börsenprinzip zum Nachteil der Anleger ausgehebelt", fürchtet etwa Düsseldorfs Börsenvorstand Irmen.
Werner Seiferts Vision wird so nach Ansicht der Xetra-Best-Kritiker zum Albtraum:Wenn auf dem Parkett nur noch Kaffee getrunken wird und immer mehr Orders am regulären Xetra-Handel vorbeilaufen, dann könnten am Ende die Banken die Kurse nach Belieben bestimmen - völlig legal, offiziell reguliert und mit dem Etikett "Börse" versehen.
30.04.2002, 17:30
Merrill Lynch: Der Schwester-Skandal und die wertlosen Aktien
Das Brokerhaus Merrill Lynch ist offenbar erneut ins Visier der Börsenkontrolleure geraten. Eine Maklerin soll Aktien des inzwischen zahlungsunfähigen Konzerns Global Crossing als todsicheres Investment angepriesen haben. Kleiner ethischer Schönheitsfehler: Der Präsident von Global Crossing ist ihr Bruder.
26.04.2002, 18:08
US-Wertpapieraufsicht: Pitbull auf Analysten-Jagd
Dank der Ermittlungen des Generalstaatsanwalts Spitzer ist in den USA ein neuer Sport in Mode: Hetz-den-Analysten. Jetzt prüft auch die Wertpapieraufsicht SEC die absurden Kaufempfehlungen aus den Zeiten des Internetbooms. Dass ihr Chef keine Beißhemmung kennt, hat er kürzlich bewiesen.
16.04.2002, 07:24
Analysten-Jäger: Allein gegen die Mafia
Die Jagd auf die Analysten hat schon vor einem Jahr begonnen, doch mit dem Eintritt des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer haben die Wall-Street-Banken echten Grund zur Sorge. Denn zu den bisherigen Opfern des Chefanklägers zählen GE-Chef Jack Welch, Pistolen-Hersteller und Mafia-Familien.
15.04.2002, 16:21
Analysten im Kreuzfeuer: Die "Äffchen" der Investmentbanker
Fast ein Dutzend Investmentbanken ist wegen zweifelhafter Aktienempfehlungen ins Visier der New Yorker Staatsanwaltschaft geraten. Schon sprechen Experten von Schadenersatzforderungen in dreistelliger Millionenhöhe.
15.04.2002, 07:13
Dokumentation: Das abgekartete Spiel der Analysten
Merrill Lynch und Star-Analyst Henry Blodget samt seinem Team haben Investoren offenbar systematisch an der Nase herumgeführt. Das geht aus der 38-seitigen Klageschrift hervor, die SPIEGEL ONLINE in Auszügen veröffentlicht.
12.04.2002, 15:36
Klage gegen Wall-Street-Firmen: Die Jagd auf die Analysten beginnt
Nach dem Angriff der Staatsanwälte auf Merrill Lynch steht nun ein Star-Analyst von Salomon Smith Barney am Pranger. Ein Bankkunde klagt auf zehn Millionen Dollar Schadenersatz.
11.04.2002, 12:55
Merrill Lynch: "Piece of Shit" zum Kauf empfohlen
Merrill Lynchs Star-Analyst Henry Blodget hat offenbar ein übles Spiel mit seinem Publikum gespielt. Aktien, die er angeblich intern als Ramsch und Schund bezeichnete, empfahl er in seinen Analysen zum Kauf. Dummerweise gingen seine E-Mails auch an die Staatsanwälte.
10.08.2001, 10:40
USA: Die Jagd auf die Analysten
Seit dem Börsencrash im Frühjahr 2000 sind die Analysten der Banken unter Beschuss. Inzwischen nimmt die Jagd in den USA ungeahnte Ausmaße an.
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10.08.2001, 10:40
USA: Die Jagd auf die Analysten
Seit dem Börsencrash im Frühjahr 2000 sind die Analysten der Banken unter Beschuss. Inzwischen nimmt die Jagd in den USA ungeahnte Ausmaße an.
Am optimistischsten sind nach einer Umfrage von Reuters die Sparkässler. Die Fondsmanager der Deka-Gruppe rechnen mit einem Nemax 50 von 1700 Punkten zum Jahresende. Das wäre gegenüber dem Stand von Freitag fast eine Verdoppelung.
Nicht ganz so optimistisch sind die Geldverwalter bei Frankfurt Trust und Adig. Sie erwarten Ende Dezember 2002 einen Nemax 50 von 1500 Punkten. Noch ein wenig pessimistischer sind die Manager bei Activest. Sie erwarten ein Plus von einem Drittel auf 1200 Punkte im Nemax 50. Immerhin.
Fondsmanager machen sich selber Mut
Wenn uns keiner Mut macht, dann machen wir uns eben selber Mut - das ist die trotzige Stellungnahme zwischen den Zeilen. Denn der Gontard & Metallbank-IPO-Fonds UI wurde wegen fehlender Börsengänge am Neuen Markt bereits aufgelöst. Ein ähnliches Schicksal könnte auch andere Fonds ereilen. Im Schnitt verloren die Neue-Markt-Fonds rund 68 Prozent ihres Wertes.
Fondsmanager sind auch immer Verkäufer ihrer Produkte, aber sie sollten mit Prognosen zum Ankurbeln des Vertriebs vorsichtig sein. Die einzige Fondsgesellschaft, die keine Schätzung abgeben wollte, war die DWS. Das ist bei der gegenwärtigen Marktverfassung die seriöste Antwort.
Nicht ganz so optimistisch sind die Geldverwalter bei Frankfurt Trust und Adig. Sie erwarten Ende Dezember 2002 einen Nemax 50 von 1500 Punkten. Noch ein wenig pessimistischer sind die Manager bei Activest. Sie erwarten ein Plus von einem Drittel auf 1200 Punkte im Nemax 50. Immerhin.
Fondsmanager machen sich selber Mut
Wenn uns keiner Mut macht, dann machen wir uns eben selber Mut - das ist die trotzige Stellungnahme zwischen den Zeilen. Denn der Gontard & Metallbank-IPO-Fonds UI wurde wegen fehlender Börsengänge am Neuen Markt bereits aufgelöst. Ein ähnliches Schicksal könnte auch andere Fonds ereilen. Im Schnitt verloren die Neue-Markt-Fonds rund 68 Prozent ihres Wertes.
Fondsmanager sind auch immer Verkäufer ihrer Produkte, aber sie sollten mit Prognosen zum Ankurbeln des Vertriebs vorsichtig sein. Die einzige Fondsgesellschaft, die keine Schätzung abgeben wollte, war die DWS. Das ist bei der gegenwärtigen Marktverfassung die seriöste Antwort.
Greenspan fordert neue Bilanzregeln
Von Ferdinand Knauß und Wolfram Trost, Frankfurt
US-Notenbankchef Alan Greenspan mahnt neue Bilanzierungsregeln für Aktienoptionen an Mitarbeiter an. "Die derzeitige Praxis amerikanischer Unternehmen verzerrt die Ergebnisse und ist für den Finanzmarkt ein Risiko", sagte Greenspan am Freitag anlässlich einer Finanzmarktkonferenz der Federal Reserve Bank von Atlanta.
Seit dem Zusammenbruch von Enron hat sich die Debatte über die bilanzmäßige Erfassung von Aktienoptionen verschärft. Neben Greenspan haben sich Ende voriger Woche auch der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz sowie der einflussreiche Investor Warren Buffet für eine Verbuchung von Aktienoptionen als Kosten ausgesprochen.
Die Buchhaltungsvorschriften in den USA verlangen nur die Offenlegung des Wertes der Optionen in Fußnoten. Eine Gesetzesvorlage im Kongress sieht nun vor, dass die Unternehmen diese Optionen als Kosten erfassen müssen. Das an den Börsen viel beachtete Kurs-/Gewinnverhältnis würde dadurch steigen. Viele Technologiefirmen könnten dann erst recht als überbewertet gelten.
"Ich fürchte, das Fehlen der Verbuchung der Kosten von Aktienoptionen hat eine deutliche Verzerrung der ausgewiesenen Gewinne verursacht", sagte Greenspan. Die daraus resultierende Desinformation der Anleger führe zur Fehlallokation von Kapital, warnte Greenspan.
"Problem von nationaler Bedeutung"
Aktienbezugsrechte als Methode der Verbindung von Investoren- und Mitarbeiterinteresse, kritisierte Greenspan nicht grundsätzlich. Als Anreiz seien sie - wenn richtig angewendet - eine "essentielle Bedingung zur Maximierung des langfristigen Marktwertes einer Firma". Es sei jedoch eine legitime Frage, ob die Märkte die derzeitige Praxis der fehlenden Verbuchung durchschauten. Wenn dies nicht zutreffe, würde Kapital fehlgeleitet. "Dies ist ein Problem von nationaler Bedeutung", sagte Greenspan. Ein Festhalten an der bisherigen Praxis könne die Effizienz des Kapitals beeinträchtigen.
Aktienoptionen als Investition in die Motivation der Mitarbeiter für kostenneutral zu werten sei falsch. Das würde schließlich bedeuten, dass die Ressourcen, die zur Wertschöpfung beigetragen haben, gratis sind. Auf welche Art ein Unternehmen die erfolgreiche Arbeit seiner Mitarbeiter belohne, sei irrelevant, nicht aber der Wert der Zuwendung.
Die Bedenken vieler Unternehmensführer gegen die bilanzielle Verbuchung der Optionen versuchte Greenspan zu zerstreuen. Die Börsenkurse der betroffenen Unternehmen würden unter einer entsprechenden Neuregelung der Bilanzierungsregeln ebenso wenig leiden wie das operative Geschäft, da diese Buchungen auf der Kostenseite nicht ausgabewirksam sind. "An den aktuellen Geschäften oder dem Cash-Flow des Unternehmens ändert sich nichts, es handelt sich ausschließlich um eine buchhalterische Transaktion", sagte Greenspan.
Auf der Hauptversammlung seiner Investmentgruppe Berkshire Hathaway bezeichnete Warren Buffet die Stimmungsmache der Wirtschaftsbosse gegen die Verbuchung von Aktienoptionen als "beschämend". Es ginge ihnen nur darum, Einschnitte bei der Vergütung zu verhindern.
Buffets Stellvertreter Charlie Munger ging noch weiter: "Ich glaube, es ist wahnsinnig und unmoralisch." Als langjähriger Unternehmenslenker sollte man eher darüber nachdenken, mit gutem Beispiel voranzugehen, als darüber, ob man sich mit weiteren 100 Mio. $ bereichert.
Von Ferdinand Knauß und Wolfram Trost, Frankfurt
US-Notenbankchef Alan Greenspan mahnt neue Bilanzierungsregeln für Aktienoptionen an Mitarbeiter an. "Die derzeitige Praxis amerikanischer Unternehmen verzerrt die Ergebnisse und ist für den Finanzmarkt ein Risiko", sagte Greenspan am Freitag anlässlich einer Finanzmarktkonferenz der Federal Reserve Bank von Atlanta.
Seit dem Zusammenbruch von Enron hat sich die Debatte über die bilanzmäßige Erfassung von Aktienoptionen verschärft. Neben Greenspan haben sich Ende voriger Woche auch der ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz sowie der einflussreiche Investor Warren Buffet für eine Verbuchung von Aktienoptionen als Kosten ausgesprochen.
Die Buchhaltungsvorschriften in den USA verlangen nur die Offenlegung des Wertes der Optionen in Fußnoten. Eine Gesetzesvorlage im Kongress sieht nun vor, dass die Unternehmen diese Optionen als Kosten erfassen müssen. Das an den Börsen viel beachtete Kurs-/Gewinnverhältnis würde dadurch steigen. Viele Technologiefirmen könnten dann erst recht als überbewertet gelten.
"Ich fürchte, das Fehlen der Verbuchung der Kosten von Aktienoptionen hat eine deutliche Verzerrung der ausgewiesenen Gewinne verursacht", sagte Greenspan. Die daraus resultierende Desinformation der Anleger führe zur Fehlallokation von Kapital, warnte Greenspan.
"Problem von nationaler Bedeutung"
Aktienbezugsrechte als Methode der Verbindung von Investoren- und Mitarbeiterinteresse, kritisierte Greenspan nicht grundsätzlich. Als Anreiz seien sie - wenn richtig angewendet - eine "essentielle Bedingung zur Maximierung des langfristigen Marktwertes einer Firma". Es sei jedoch eine legitime Frage, ob die Märkte die derzeitige Praxis der fehlenden Verbuchung durchschauten. Wenn dies nicht zutreffe, würde Kapital fehlgeleitet. "Dies ist ein Problem von nationaler Bedeutung", sagte Greenspan. Ein Festhalten an der bisherigen Praxis könne die Effizienz des Kapitals beeinträchtigen.
Aktienoptionen als Investition in die Motivation der Mitarbeiter für kostenneutral zu werten sei falsch. Das würde schließlich bedeuten, dass die Ressourcen, die zur Wertschöpfung beigetragen haben, gratis sind. Auf welche Art ein Unternehmen die erfolgreiche Arbeit seiner Mitarbeiter belohne, sei irrelevant, nicht aber der Wert der Zuwendung.
Die Bedenken vieler Unternehmensführer gegen die bilanzielle Verbuchung der Optionen versuchte Greenspan zu zerstreuen. Die Börsenkurse der betroffenen Unternehmen würden unter einer entsprechenden Neuregelung der Bilanzierungsregeln ebenso wenig leiden wie das operative Geschäft, da diese Buchungen auf der Kostenseite nicht ausgabewirksam sind. "An den aktuellen Geschäften oder dem Cash-Flow des Unternehmens ändert sich nichts, es handelt sich ausschließlich um eine buchhalterische Transaktion", sagte Greenspan.
Auf der Hauptversammlung seiner Investmentgruppe Berkshire Hathaway bezeichnete Warren Buffet die Stimmungsmache der Wirtschaftsbosse gegen die Verbuchung von Aktienoptionen als "beschämend". Es ginge ihnen nur darum, Einschnitte bei der Vergütung zu verhindern.
Buffets Stellvertreter Charlie Munger ging noch weiter: "Ich glaube, es ist wahnsinnig und unmoralisch." Als langjähriger Unternehmenslenker sollte man eher darüber nachdenken, mit gutem Beispiel voranzugehen, als darüber, ob man sich mit weiteren 100 Mio. $ bereichert.
Jetzt geht es los...
I N F O M A T E C
Staatsanwalt klagt Firmengründer an
Die Liste der vorgeworfenen Kapitalmarktvergehen ist lang. Die Ex-Vorstände müssen vor Gericht.
© DPA
Nach dem Firmencrash interessiert sich jetzt die Staatsanwaltschaft für Alexander Häfele (l.) und Gerhard Harlos
Augsburg - Gegen zwei frühere Vorstände des Software-Unternehmens Infomatec hat die Staatsanwaltschaft Anklage zum Landgericht wegen Kapitalanlagebetrugs und Kursbetrugs erhoben. Außerdem werde den beiden 41-Jährigen Insiderhandel vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Augsburg am Montag mit.
Laut Anklage haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele den Wert der neu gegründeten Infomatec AG bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 stark überhöht dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch gegen einen Wirtschaftsprüfer ermittelt. Außerdem sollen Harlos und Häfele den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben.
Den Schaden der getäuschten Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde Infomatec planmäßig aus fünf finanziell angeschlagenen Firmen gegründet, an denen Harlos und Häfele Mehrheitsbeteiligungen hielten.
Schon zum Börsengang falsche Zahlen präsentiert?
Beim Börsengang hätten sie den Wert der Neugründung mit 198 Millionen Mark (101,2 Millionen Euro) angegeben, obwohl Infomatec nur rund 5,3 Millionen Mark wert gewesen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Dabei seien sie von einem Wirtschaftsprüfer unterstützt worden, gegen den noch ermittelt werde. Als Folge der Überbewertung wurde der Emissionspreis der Aktien laut Anklage überhöht auf 53 Mark festgesetzt.
Bei den falschen Pflichtmitteilungen meldeten Harlos und Häfele laut Anklage 1998 und 1999 angebliche Großaufträge, die gar nicht existierten oder ein sehr viel geringeres Volumen hatten. Im übrigen sei ihr Software-Produkt zu keinem Zeitpunkt voll funktions- und vermarktungsfähig gewesen. Durch diese Ankündigungen sei jedoch der Kurs der Aktie stark gestiegen.
Wegen dieser angeblich falschen Pflichtmitteilungen haben bereits zahlreiche Aktionäre vor dem Landgericht Augsburg auf Schadenersatz geklagt. Die meisten Klagen wurden jedoch abgewiesen oder ausgesetzt, um die Entscheidung der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Nur einem Kläger wurde bislang im September 2001 Schadenersatz zugesprochen. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig und wird derzeit in zweiter Instanz vor dem Augsburger Senat des Oberlandesgerichts München verhandelt.
I N F O M A T E C
Staatsanwalt klagt Firmengründer an
Die Liste der vorgeworfenen Kapitalmarktvergehen ist lang. Die Ex-Vorstände müssen vor Gericht.
© DPA
Nach dem Firmencrash interessiert sich jetzt die Staatsanwaltschaft für Alexander Häfele (l.) und Gerhard Harlos
Augsburg - Gegen zwei frühere Vorstände des Software-Unternehmens Infomatec hat die Staatsanwaltschaft Anklage zum Landgericht wegen Kapitalanlagebetrugs und Kursbetrugs erhoben. Außerdem werde den beiden 41-Jährigen Insiderhandel vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft Augsburg am Montag mit.
Laut Anklage haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele den Wert der neu gegründeten Infomatec AG bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 stark überhöht dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch gegen einen Wirtschaftsprüfer ermittelt. Außerdem sollen Harlos und Häfele den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben.
Den Schaden der getäuschten Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde Infomatec planmäßig aus fünf finanziell angeschlagenen Firmen gegründet, an denen Harlos und Häfele Mehrheitsbeteiligungen hielten.
Schon zum Börsengang falsche Zahlen präsentiert?
Beim Börsengang hätten sie den Wert der Neugründung mit 198 Millionen Mark (101,2 Millionen Euro) angegeben, obwohl Infomatec nur rund 5,3 Millionen Mark wert gewesen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Dabei seien sie von einem Wirtschaftsprüfer unterstützt worden, gegen den noch ermittelt werde. Als Folge der Überbewertung wurde der Emissionspreis der Aktien laut Anklage überhöht auf 53 Mark festgesetzt.
Bei den falschen Pflichtmitteilungen meldeten Harlos und Häfele laut Anklage 1998 und 1999 angebliche Großaufträge, die gar nicht existierten oder ein sehr viel geringeres Volumen hatten. Im übrigen sei ihr Software-Produkt zu keinem Zeitpunkt voll funktions- und vermarktungsfähig gewesen. Durch diese Ankündigungen sei jedoch der Kurs der Aktie stark gestiegen.
Wegen dieser angeblich falschen Pflichtmitteilungen haben bereits zahlreiche Aktionäre vor dem Landgericht Augsburg auf Schadenersatz geklagt. Die meisten Klagen wurden jedoch abgewiesen oder ausgesetzt, um die Entscheidung der Staatsanwaltschaft abzuwarten. Nur einem Kläger wurde bislang im September 2001 Schadenersatz zugesprochen. Das Urteil ist jedoch nicht rechtskräftig und wird derzeit in zweiter Instanz vor dem Augsburger Senat des Oberlandesgerichts München verhandelt.
Es wird noch härter...
I N F O M A T E C
Schwindel schon beim Börsengang?
Die Staatsanwaltschaft hat ihre Anklage gegen die ehemaligen Vorstände Alexander Häfele (l.) und Gerhard Harlos vorgelegt. Sie sollen die Anleger massiv getäuscht und unter Ausnutzung von Insiderwissen Aktien im Wert von rund 18 Millionen Euro veräußert haben.
© [M];DPA.mm.de
Augsburg - Nach mehrmonativen Ermittlungen im Fall Infomatec hat die Staatsanwaltschaft Augsburg nun Anklage gegen die früheren Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele erhoben. Den beiden 41-Jährigen wird Kapitalanlage- und Kursbetrug vorgeworfen.
Außerdem haben sie nach Ansicht der Ermittler gegen das Insiderverbot verstoßen. Dabei sollen sie unter Ausnutzung ihrer Kenntnisse über die Haltlosigkeit ihrer Angaben insgesamt 1,6 Millionen eigener Infomatec-Aktien im Verkaufswert von 35,5 Millionen Mark veräußert haben.
Vorwurf: Falsche Angaben schon beim IPO
Allein für die Insidergeschäfte droht den beiden Bayern eine Strafe von bis zu fünf Jahre Haft. Beide waren Ende 2000 als erste Neue-Markt-Vorstände verhaftet worden, und kamen nach rund sechs Monaten unter Auflagen im April vergangenen Jahres aus der Untersuchungshaft wieder frei.
Laut Anklage haben Harlos und Häfele bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 den Wert der neu gegründeten Infomatec AG stark überhöht dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch gegen einen Wirtschaftsprüfer ermittelt. Zudem sollen die beiden Ex-Manager den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben.
Anleger erlitten Schaden von 250 Millionen Euro
Der Schaden der getäuschten Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde Infomatec planmäßig aus fünf finanziell angeschlagenen Firmen gegründet, an denen Harlos und Häfele Mehrheitsbeteiligungen hielten.
Beim Börsengang hätten sie den Wert der Neugründung mit 198 Millionen Mark (101,2 Millionen Euro) angegeben, obwohl die Infomatec AG nur rund 5,3 Millionen Mark (2,7 Mio Euro) wert gewesen sei, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Dabei seien sie von einem Wirtschaftsprüfer unterstützt worden, gegen den noch ermittelt werde. Als Folge der Überbewertung wurde der Emissionspreis der Aktien laut Anklage überhöht auf 53 DM festgesetzt.
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Schwindel schon beim Börsengang?
Die Staatsanwaltschaft hat ihre Anklage gegen die ehemaligen Vorstände Alexander Häfele (l.) und Gerhard Harlos vorgelegt. Sie sollen die Anleger massiv getäuscht und unter Ausnutzung von Insiderwissen Aktien im Wert von rund 18 Millionen Euro veräußert haben.
© [M];DPA.mm.de
Augsburg - Nach mehrmonativen Ermittlungen im Fall Infomatec hat die Staatsanwaltschaft Augsburg nun Anklage gegen die früheren Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele erhoben. Den beiden 41-Jährigen wird Kapitalanlage- und Kursbetrug vorgeworfen.
Außerdem haben sie nach Ansicht der Ermittler gegen das Insiderverbot verstoßen. Dabei sollen sie unter Ausnutzung ihrer Kenntnisse über die Haltlosigkeit ihrer Angaben insgesamt 1,6 Millionen eigener Infomatec-Aktien im Verkaufswert von 35,5 Millionen Mark veräußert haben.
Vorwurf: Falsche Angaben schon beim IPO
Allein für die Insidergeschäfte droht den beiden Bayern eine Strafe von bis zu fünf Jahre Haft. Beide waren Ende 2000 als erste Neue-Markt-Vorstände verhaftet worden, und kamen nach rund sechs Monaten unter Auflagen im April vergangenen Jahres aus der Untersuchungshaft wieder frei.
Laut Anklage haben Harlos und Häfele bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 den Wert der neu gegründeten Infomatec AG stark überhöht dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch gegen einen Wirtschaftsprüfer ermittelt. Zudem sollen die beiden Ex-Manager den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben.
Anleger erlitten Schaden von 250 Millionen Euro
Der Schaden der getäuschten Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde Infomatec planmäßig aus fünf finanziell angeschlagenen Firmen gegründet, an denen Harlos und Häfele Mehrheitsbeteiligungen hielten.
Beim Börsengang hätten sie den Wert der Neugründung mit 198 Millionen Mark (101,2 Millionen Euro) angegeben, obwohl die Infomatec AG nur rund 5,3 Millionen Mark (2,7 Mio Euro) wert gewesen sei, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz. Dabei seien sie von einem Wirtschaftsprüfer unterstützt worden, gegen den noch ermittelt werde. Als Folge der Überbewertung wurde der Emissionspreis der Aktien laut Anklage überhöht auf 53 DM festgesetzt.
Gontard & Metallbank vorerst für Kundenverkehr geschlossen
Frankfurt, 06. Mai (Reuters) - Die finanziell angeschlagene Gontard MetallBank ist nach eigenen Angaben von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) vorübergehend für den Kundenverkehr geschlossen worden.
Es sei ein Moratorium nach dem Kreditwesengesetz verhängt worden, sagte Gontard-Sprecher Patrick Kiss am Montagabend. Es bestehe ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Die Entgegennahme von Zahlungen, die nicht zur Kredittilgung bestimmt seien, sei untersagt.
ben/nro
Unternehmen, Börse
WKN/ISIN
Kurs
Änderung
Datum
GONTARDMETALLBK, FRA
Chart Alle Börsen
589050
0.36 EUR
-35.71%
06.05.02, 19:31
Frankfurt, 06. Mai (Reuters) - Die finanziell angeschlagene Gontard MetallBank ist nach eigenen Angaben von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) vorübergehend für den Kundenverkehr geschlossen worden.
Es sei ein Moratorium nach dem Kreditwesengesetz verhängt worden, sagte Gontard-Sprecher Patrick Kiss am Montagabend. Es bestehe ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Die Entgegennahme von Zahlungen, die nicht zur Kredittilgung bestimmt seien, sei untersagt.
ben/nro
Unternehmen, Börse
WKN/ISIN
Kurs
Änderung
Datum
GONTARDMETALLBK, FRA
Chart Alle Börsen
589050
0.36 EUR
-35.71%
06.05.02, 19:31
Hier nochmal ein Nachtrag;
Firmen des Tages: Gontard&Metallbank, Henkel
Größter Wertvernichter
So macht man das", hatte Gontard &Metallbank-Chef Lothar Mark vollmundig verkündet, als er im Mai 1999 sein gerade aus einer Fusion hervorgegangenes Institut an die Börse brachte. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Erstnotiz erweisen sich die einstigen Verheißungen des Bankers als hohle Phrasen.
Statt wie versprochen sein Institut zum stärksten Wert des Börsensegments Smax zu machen, entpuppt sich die Aktie des traditionsreichen Bankhauses als einer der größten Wertvernichter. Auf läppische 36 Cent ist die einst bei 24 Euro gehandelte Aktie inzwischen abgerutscht. Ganz nach dem Motto: wie kommt man zu einem kleinen Vermögen? Indem man mit einem großen anfängt. Die Schieflage der Bank ist umso bedrohlicher, als sie auf Gedeih und Verderb von der Entwicklung besonders des Neuen Marktes abhängig ist. Und dort zeigen die Kurse, von kurzen Verschnaufpausen abgesehen, nur nach unten.
Kein Wunder also, dass auch die Suche nach einem Käufer bisher erfolglos geblieben ist. Zumal die Geschäftsentwicklung, wie die jüngsten Zahlen erneut beweisen, weiter unberechenbar bleibt. Doch sollte die Bank nicht bald einen Partner finden, der ihre leeren Kassen füllt, wird sie dem Tod wohl nicht mehr von der Schippe springen können.
Firmen des Tages: Gontard&Metallbank, Henkel
Größter Wertvernichter
So macht man das", hatte Gontard &Metallbank-Chef Lothar Mark vollmundig verkündet, als er im Mai 1999 sein gerade aus einer Fusion hervorgegangenes Institut an die Börse brachte. Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Erstnotiz erweisen sich die einstigen Verheißungen des Bankers als hohle Phrasen.
Statt wie versprochen sein Institut zum stärksten Wert des Börsensegments Smax zu machen, entpuppt sich die Aktie des traditionsreichen Bankhauses als einer der größten Wertvernichter. Auf läppische 36 Cent ist die einst bei 24 Euro gehandelte Aktie inzwischen abgerutscht. Ganz nach dem Motto: wie kommt man zu einem kleinen Vermögen? Indem man mit einem großen anfängt. Die Schieflage der Bank ist umso bedrohlicher, als sie auf Gedeih und Verderb von der Entwicklung besonders des Neuen Marktes abhängig ist. Und dort zeigen die Kurse, von kurzen Verschnaufpausen abgesehen, nur nach unten.
Kein Wunder also, dass auch die Suche nach einem Käufer bisher erfolglos geblieben ist. Zumal die Geschäftsentwicklung, wie die jüngsten Zahlen erneut beweisen, weiter unberechenbar bleibt. Doch sollte die Bank nicht bald einen Partner finden, der ihre leeren Kassen füllt, wird sie dem Tod wohl nicht mehr von der Schippe springen können.
Vorsicht Bank!!!
Die Slogans klingen wie vom besten Kumpel. Es lockt die "Bank an Ihrer Seite"; es flattert das "Grüne Band der Sympathie"; es verheißt der Geldberater: "Wir machen den Weg frei". Wer auf das Gesäusel hereinfällt, ist selber schuld. Wenn?s tatsächlich rau wird, zählt nur noch das Kleingedruckte. Und aus dem vermeintlichen Freund und Helfer wird ein gnadenloser Geldeintreiber.
Falle Dispositionskredit
Ein Beispiel für viele: Olaf Menke (Name von der Redaktion geändert) aus Hannover fuhr Ende Dezember in Urlaub, alles schien in seinem 30-Mann-Unternehmen wohlbestellt. Als er Anfang Januar heimkam, fehlte ein Drittel der Monatszahlungen, weil einige Kunden fällige Zahlungen aufgeschoben hatten.
Prompt halbierte die Commerzbank, deren zuverlässiger Kunde er mehr als zehn Jahre war, seinen Dispositionskredit: "Als ich das erste Mal meine Bank gebraucht hätte, fiel sie mir in den Rücken." Menke kommt vermutlich durch. Hochrechnungen sagen, dass 37.000 andere Unternehmer und 30.000 Privatkunden in diesem Jahr Pleite gehen könnten, allein im ersten Quartal stieg die Zahl der Insolvenzen um 15 Prozent.
Stichproben des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen zeigen, dass für jede dritte Pleite die falsche Finanzierung verantwortlich ist. Einerseits drehen viele Banken den Geldhahn zu schnell zu, andererseits geraten viele Kunden erst recht in Turbulenzen, weil ihre Bankberater ihnen zuvor Unsinniges und Untragbares empfahlen.
Bei einer für die TELEBÖRSE durchgeführten Befragung unter Kapitalanlage-Anwälten vertraten 73 Prozent der Juristen den Standpunkt, dass Banken in erster Linie zum eigenen Vorteil beraten. Nur 15 Prozent der Anwälte glauben an eine ausgewogene Beratung. Besonders arg treibt es die Hypo Vereinsbank, deren Gebaren jeder zweite Experte mit "unfair" beurteilt. Ein Indiz für das besonders rüde Verhalten der Hypo Vereinsbank: Das so genannte "Erwerbermodell".
Die Banken verkauften in den Neunzigerjahren über Vermittler rund 300.000 Kredite zur Finanzierung von überteuerten Immobilien und trieben damit zahlreiche Kunden in die Pleite. Das Gros, 108.000 drittvermittelte Kreditfinanzierungen, lief über die Hypo Vereinsbank, das meiste davon über eines ihrer Vorgängerinstitute, die Hypo Bank.
Drücker und Banker
Drückerkolonnen verkauften an der Haustür vollfinanzierte Immobilien an Kleinverdiener - mit dem Versprechen, dass die Rückzahlung des Kredits sich bis auf Kleinstbeträge durch Vermietung und Steuerersparnisse finanzierte. Viele Wohnungen blieben unvermietet und erwiesen sich als unverkäuflich. Bisher konnte sich die Hypo Vereinsbank in Sicherheit wiegen, weil die Drücker nicht bei der Bank angestellt waren. Für Aufsehen sorgte zuletzt Wochen ein Urteil des Bundesgerichtshofs, dass der Kunde noch heute dieses Kreditgeschäft widerrufen kann, wenn er nicht auf dieses Widerrufsrecht hingewiesen wurde.
Bankfreundliche Justiz
Ob das Urteil eine kundenfreundlichere Rechtsprechung einleitet, ist ungewiss. "Bisher gilt der Bundesgerichtshof als bankenfreundlich", urteilt Anlegeranwalt Klaus Dittke. Schuld ist aber auch der Gesetzgeber: "Die Bankenlobby verhindert seit Jahrzehnten ein geschlossenes Bankenvertragsrecht", schimpft Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW. Bisher müssen sich Kunden mühsam, langwierig und mit erheblichen Prozessrisiken ihr Recht erstreiten, etwa eine Angestellte, die in die vermeintlich sichere Fokker-Anleihe 80.000 Mark investiert hatte.
Die sei so sicher wie öffentliche Schuldverschreibungen, fabulierte ihr Bankberater. Der Flugzeugbauer ging pleite, die Anleihen wurden wertlos. Das Oberlandesgericht Nürnberg sprach der Anlegerin 63.000 Mark Schadenersatz nebst Zinsen zu. Der Bundesgerichtshof hat das richtungweisende Urteil der Nürnberger Richter abgemildert: Schadensersatz erhält nur, wer nach einer sicheren Anlage gefragt hat.
Meist erhält der kleine Bankmitarbeiter vor Ort nur Anweisungen, was verkauft werden soll. Ob die Empfehlungen wirklich werthaltig sind, wissen bestenfalls wenige Experten in den Zentralen. Für Aufsehen sorgte in den USA der Skandal um den Staranalysten Henry Blodget von Merrill Lynch, der mit seinen Tipps den hauseigenen Investmentbankern zuarbeitete. Blodgets Truppe empfahl Aktien wie 24/7 Media und Infospace, die sie in internen E-Mails als "Stück Scheiße" und "Dreck" bezeichnet hatten.
In Deutschland steht die Aufdeckung solcher Machenschaften noch am Anfang. Bezeichnend ist die Aussage des Taxifahrers Peter Weber, der Analysten in Frankfurt chauffiert. Weber, selbst Anleger, erfuhr so, dass Analysten Aktien, an denen ihr Arbeitgeber besonderes Interesse habe, nicht negativ beurteilen dürfen.
Sie hätten nur die Möglichkeit, alle negativen Aspekte ausführlich so zu besprechen, dass der Leser sich zwischen den Zeilen ein eigenes Urteil bilden könne. Das müsse aber, so die Order von oben, in jedem Fall auf "Kaufen" lauten.
Dax-Spiele
Besser fährt, wer sein eigenes Urteilsvermögen schärft und darauf achtet, dass seine Wertpapiergeschäfte zeitnah ausgeführt werden. Oftmals steckt hinter der scheinbaren Schlamperei Methode: Eine deutsche Großbank hat sich zum Beispiel ein internes Börsenhandelssystem zugelegt und fleißig Dax-Futures gehandelt. Die Händler können morgens bei Börsenbeginn, entscheiden, ob sie Kundenorder unverzüglich oder erst am Nachmittag realisieren.
Für Kunden auffälliger ist das Abzocken durch unsinnige Gebühren. So ermittelte der Anlegeranwalt Dietmar Kälberer, dass die Sparkasse Bremen bei der Verwaltung von Fonds gleich dreifach abzockt: Zuerst mit einer Vermögensverwaltungsgebühr in Höhe von ein bis zwei Prozent des Depotvolumens; alsdann mit Ausgabeaufschlägen bis zu fünf Prozent (wovon bis zu 100 Prozent an die Bank zurück fließen); schließlich mit einer Bestandsprovision (bis zu ein Prozent).
"Dieses Geschäft ist für Banken die reinste Gelddruckmaschine. Wir werden beweisen, dass die Sparkasse ihre Kunden darüber nicht aufgeklärt hat, und Regressforderungen stellen", sagt Kälberer. Ob Kontoauszüge, Transaktionen - der Kunde ist es gewohnt, dass die Bank für minimale Dienstleistungen zur Kasse bittet. Noch immer, obgleich doch alles längst per Computer geht, dauert eine Transaktion von Konto A nach Konto B in Deutschland drei Tage - herrenloses Geld gibt es natürlich nicht, am so genannten "Float" verdient meist die Empfängerbank. Wenn?s dagegen besonders schnell geht, ist Vorsicht angebracht: Fast alle Banken buchen die Renten bereits vor Eingang der Rentenzahlungen auf die Konten ihrer Empfänger.
Verfügen die Pensionäre zu früh über ihr Geld, kostet das hohe Schuldzinsen selbst dann, wenn das Konto nicht im Minus steht. Der Griff in die Trickkiste macht Banken und Sparkassen laut - Schätzungen der Schutzgemeinschaft der Bankkunden (Erlangen) zufolge - jeden Monat um 15 Millionen Euro reicher.
Wilfried Kallmeyer, Kunde der Volksbank Himbergen-Rosche (jetzt Uelzen-Bevensen), rechnete nach und fand zwischen 1994 und 1999 rund 4000 falsche Buchungen. Der Schaden: 113.000 Euro. Davon erkenne die Volksbank, so Kallmeyer, mittlerweile rund 77.000 Euro an. Die Bank bestätigt das nicht. Kallmeyer stand Peter Eibl zur Seite, der für solche Fälle eine spezielle Zinsberechnungs-Software entwickelt hat: "Der Fall hat System. Banken und Sparkassen nehmen ihre Kunden systematisch aus und rechnen damit, dass niemand einen Sachverständigen mit der Prüfung des Falles beauftragt."
Banken zocken aber nicht nur heimlich ab; mitunter werden Kunden regelrecht erpresst. Der Kölner Wolfgang Steinle wollte für 1,4 Millionen Mark ein Haus kaufen. Er war sich mit der Deutschen Centralbodenkredit (damals Deutsche-Bank-Tochter, heute Eurohypo) einig, der Darlehensvertrag wurde abgeschlossen und die Schuld ins Grundbuch eingetragen. Der Kaufpreis war am 31. Januar 1994 fällig.
Der Gutachter verschleppte die Besichtigung und blies zum Rückzug, im März widerrief Centralboden. Zum Glück fand Steinle kurzfristig eine andere Bank, die Stadtsparkasse Köln. Natürlich erst nach der Eintragung ins Grundbuch. Am 19. Mai teilte Centralboden mit, dass sie erst einmal die Kosten für den Widerruf von 57.419,38 Mark fordert zuzüglich drei Prozent Bereitstellungszinsen, Taxkosten und Kosten für die Überbringung der Abtretung: "Die Stadtsparkasse kann über die Urkunde nur verfügen, wenn die oben genannte Forderung ... auflagenfrei an uns überwiesen werden." Zudem musste Steinle ein "Anerkenntnis der Verpflichtung zur Zahnung der Widerrufsforderung" unterzeichnen. Steinle unterschrieb - und kämpft seither auf Rückzahlung.
Ausweglose Bankkunden treibt die Finanznot mitunter zu Verzweiflungstaten. Bei der Sparkasse Möhnesee war Helmut G., der Leiter der Kreditabteilung, angeblich zu lasch. Sein Nachfolger, Eckhard K., wollte angeblich ausgerechnet das formidable Möhnesee-Anwesen des stadtbekannten Künstlers und FDP-Ortsvereins-Vorsitzenden Wolfgang Ariwald pfänden. Ariwald drehte durch und erschoss Anfang Februar dieses Jahres zuerst Eckhard K. und dann sich selbst.
Die Slogans klingen wie vom besten Kumpel. Es lockt die "Bank an Ihrer Seite"; es flattert das "Grüne Band der Sympathie"; es verheißt der Geldberater: "Wir machen den Weg frei". Wer auf das Gesäusel hereinfällt, ist selber schuld. Wenn?s tatsächlich rau wird, zählt nur noch das Kleingedruckte. Und aus dem vermeintlichen Freund und Helfer wird ein gnadenloser Geldeintreiber.
Falle Dispositionskredit
Ein Beispiel für viele: Olaf Menke (Name von der Redaktion geändert) aus Hannover fuhr Ende Dezember in Urlaub, alles schien in seinem 30-Mann-Unternehmen wohlbestellt. Als er Anfang Januar heimkam, fehlte ein Drittel der Monatszahlungen, weil einige Kunden fällige Zahlungen aufgeschoben hatten.
Prompt halbierte die Commerzbank, deren zuverlässiger Kunde er mehr als zehn Jahre war, seinen Dispositionskredit: "Als ich das erste Mal meine Bank gebraucht hätte, fiel sie mir in den Rücken." Menke kommt vermutlich durch. Hochrechnungen sagen, dass 37.000 andere Unternehmer und 30.000 Privatkunden in diesem Jahr Pleite gehen könnten, allein im ersten Quartal stieg die Zahl der Insolvenzen um 15 Prozent.
Stichproben des Hamburger Instituts für Finanzdienstleistungen zeigen, dass für jede dritte Pleite die falsche Finanzierung verantwortlich ist. Einerseits drehen viele Banken den Geldhahn zu schnell zu, andererseits geraten viele Kunden erst recht in Turbulenzen, weil ihre Bankberater ihnen zuvor Unsinniges und Untragbares empfahlen.
Bei einer für die TELEBÖRSE durchgeführten Befragung unter Kapitalanlage-Anwälten vertraten 73 Prozent der Juristen den Standpunkt, dass Banken in erster Linie zum eigenen Vorteil beraten. Nur 15 Prozent der Anwälte glauben an eine ausgewogene Beratung. Besonders arg treibt es die Hypo Vereinsbank, deren Gebaren jeder zweite Experte mit "unfair" beurteilt. Ein Indiz für das besonders rüde Verhalten der Hypo Vereinsbank: Das so genannte "Erwerbermodell".
Die Banken verkauften in den Neunzigerjahren über Vermittler rund 300.000 Kredite zur Finanzierung von überteuerten Immobilien und trieben damit zahlreiche Kunden in die Pleite. Das Gros, 108.000 drittvermittelte Kreditfinanzierungen, lief über die Hypo Vereinsbank, das meiste davon über eines ihrer Vorgängerinstitute, die Hypo Bank.
Drücker und Banker
Drückerkolonnen verkauften an der Haustür vollfinanzierte Immobilien an Kleinverdiener - mit dem Versprechen, dass die Rückzahlung des Kredits sich bis auf Kleinstbeträge durch Vermietung und Steuerersparnisse finanzierte. Viele Wohnungen blieben unvermietet und erwiesen sich als unverkäuflich. Bisher konnte sich die Hypo Vereinsbank in Sicherheit wiegen, weil die Drücker nicht bei der Bank angestellt waren. Für Aufsehen sorgte zuletzt Wochen ein Urteil des Bundesgerichtshofs, dass der Kunde noch heute dieses Kreditgeschäft widerrufen kann, wenn er nicht auf dieses Widerrufsrecht hingewiesen wurde.
Bankfreundliche Justiz
Ob das Urteil eine kundenfreundlichere Rechtsprechung einleitet, ist ungewiss. "Bisher gilt der Bundesgerichtshof als bankenfreundlich", urteilt Anlegeranwalt Klaus Dittke. Schuld ist aber auch der Gesetzgeber: "Die Bankenlobby verhindert seit Jahrzehnten ein geschlossenes Bankenvertragsrecht", schimpft Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale NRW. Bisher müssen sich Kunden mühsam, langwierig und mit erheblichen Prozessrisiken ihr Recht erstreiten, etwa eine Angestellte, die in die vermeintlich sichere Fokker-Anleihe 80.000 Mark investiert hatte.
Die sei so sicher wie öffentliche Schuldverschreibungen, fabulierte ihr Bankberater. Der Flugzeugbauer ging pleite, die Anleihen wurden wertlos. Das Oberlandesgericht Nürnberg sprach der Anlegerin 63.000 Mark Schadenersatz nebst Zinsen zu. Der Bundesgerichtshof hat das richtungweisende Urteil der Nürnberger Richter abgemildert: Schadensersatz erhält nur, wer nach einer sicheren Anlage gefragt hat.
Meist erhält der kleine Bankmitarbeiter vor Ort nur Anweisungen, was verkauft werden soll. Ob die Empfehlungen wirklich werthaltig sind, wissen bestenfalls wenige Experten in den Zentralen. Für Aufsehen sorgte in den USA der Skandal um den Staranalysten Henry Blodget von Merrill Lynch, der mit seinen Tipps den hauseigenen Investmentbankern zuarbeitete. Blodgets Truppe empfahl Aktien wie 24/7 Media und Infospace, die sie in internen E-Mails als "Stück Scheiße" und "Dreck" bezeichnet hatten.
In Deutschland steht die Aufdeckung solcher Machenschaften noch am Anfang. Bezeichnend ist die Aussage des Taxifahrers Peter Weber, der Analysten in Frankfurt chauffiert. Weber, selbst Anleger, erfuhr so, dass Analysten Aktien, an denen ihr Arbeitgeber besonderes Interesse habe, nicht negativ beurteilen dürfen.
Sie hätten nur die Möglichkeit, alle negativen Aspekte ausführlich so zu besprechen, dass der Leser sich zwischen den Zeilen ein eigenes Urteil bilden könne. Das müsse aber, so die Order von oben, in jedem Fall auf "Kaufen" lauten.
Dax-Spiele
Besser fährt, wer sein eigenes Urteilsvermögen schärft und darauf achtet, dass seine Wertpapiergeschäfte zeitnah ausgeführt werden. Oftmals steckt hinter der scheinbaren Schlamperei Methode: Eine deutsche Großbank hat sich zum Beispiel ein internes Börsenhandelssystem zugelegt und fleißig Dax-Futures gehandelt. Die Händler können morgens bei Börsenbeginn, entscheiden, ob sie Kundenorder unverzüglich oder erst am Nachmittag realisieren.
Für Kunden auffälliger ist das Abzocken durch unsinnige Gebühren. So ermittelte der Anlegeranwalt Dietmar Kälberer, dass die Sparkasse Bremen bei der Verwaltung von Fonds gleich dreifach abzockt: Zuerst mit einer Vermögensverwaltungsgebühr in Höhe von ein bis zwei Prozent des Depotvolumens; alsdann mit Ausgabeaufschlägen bis zu fünf Prozent (wovon bis zu 100 Prozent an die Bank zurück fließen); schließlich mit einer Bestandsprovision (bis zu ein Prozent).
"Dieses Geschäft ist für Banken die reinste Gelddruckmaschine. Wir werden beweisen, dass die Sparkasse ihre Kunden darüber nicht aufgeklärt hat, und Regressforderungen stellen", sagt Kälberer. Ob Kontoauszüge, Transaktionen - der Kunde ist es gewohnt, dass die Bank für minimale Dienstleistungen zur Kasse bittet. Noch immer, obgleich doch alles längst per Computer geht, dauert eine Transaktion von Konto A nach Konto B in Deutschland drei Tage - herrenloses Geld gibt es natürlich nicht, am so genannten "Float" verdient meist die Empfängerbank. Wenn?s dagegen besonders schnell geht, ist Vorsicht angebracht: Fast alle Banken buchen die Renten bereits vor Eingang der Rentenzahlungen auf die Konten ihrer Empfänger.
Verfügen die Pensionäre zu früh über ihr Geld, kostet das hohe Schuldzinsen selbst dann, wenn das Konto nicht im Minus steht. Der Griff in die Trickkiste macht Banken und Sparkassen laut - Schätzungen der Schutzgemeinschaft der Bankkunden (Erlangen) zufolge - jeden Monat um 15 Millionen Euro reicher.
Wilfried Kallmeyer, Kunde der Volksbank Himbergen-Rosche (jetzt Uelzen-Bevensen), rechnete nach und fand zwischen 1994 und 1999 rund 4000 falsche Buchungen. Der Schaden: 113.000 Euro. Davon erkenne die Volksbank, so Kallmeyer, mittlerweile rund 77.000 Euro an. Die Bank bestätigt das nicht. Kallmeyer stand Peter Eibl zur Seite, der für solche Fälle eine spezielle Zinsberechnungs-Software entwickelt hat: "Der Fall hat System. Banken und Sparkassen nehmen ihre Kunden systematisch aus und rechnen damit, dass niemand einen Sachverständigen mit der Prüfung des Falles beauftragt."
Banken zocken aber nicht nur heimlich ab; mitunter werden Kunden regelrecht erpresst. Der Kölner Wolfgang Steinle wollte für 1,4 Millionen Mark ein Haus kaufen. Er war sich mit der Deutschen Centralbodenkredit (damals Deutsche-Bank-Tochter, heute Eurohypo) einig, der Darlehensvertrag wurde abgeschlossen und die Schuld ins Grundbuch eingetragen. Der Kaufpreis war am 31. Januar 1994 fällig.
Der Gutachter verschleppte die Besichtigung und blies zum Rückzug, im März widerrief Centralboden. Zum Glück fand Steinle kurzfristig eine andere Bank, die Stadtsparkasse Köln. Natürlich erst nach der Eintragung ins Grundbuch. Am 19. Mai teilte Centralboden mit, dass sie erst einmal die Kosten für den Widerruf von 57.419,38 Mark fordert zuzüglich drei Prozent Bereitstellungszinsen, Taxkosten und Kosten für die Überbringung der Abtretung: "Die Stadtsparkasse kann über die Urkunde nur verfügen, wenn die oben genannte Forderung ... auflagenfrei an uns überwiesen werden." Zudem musste Steinle ein "Anerkenntnis der Verpflichtung zur Zahnung der Widerrufsforderung" unterzeichnen. Steinle unterschrieb - und kämpft seither auf Rückzahlung.
Ausweglose Bankkunden treibt die Finanznot mitunter zu Verzweiflungstaten. Bei der Sparkasse Möhnesee war Helmut G., der Leiter der Kreditabteilung, angeblich zu lasch. Sein Nachfolger, Eckhard K., wollte angeblich ausgerechnet das formidable Möhnesee-Anwesen des stadtbekannten Künstlers und FDP-Ortsvereins-Vorsitzenden Wolfgang Ariwald pfänden. Ariwald drehte durch und erschoss Anfang Februar dieses Jahres zuerst Eckhard K. und dann sich selbst.
Klasse Thread!
Danke, THECANADIAN, für Deine Arbeit!!
Danke, THECANADIAN, für Deine Arbeit!!
Ein Nachtrag;
Ist ja richtig so...
DURCH BÖRSENFLAUTE BRICHT GESCHÄFT WEG
Denn eigentlich hat Gold-Zack ein ganz anderes Problem. Seit dem Börsencrash fehlt schlichtweg das Geschäft. Zusammen mit der Gontard- Bank brachten die Mettmanner in den Boom-Zeiten des Neuen Marktes mehrere Unternehmen an das einstige Wachstumssegment der Börse. Zudem wirkte das Unternehmen als Risikokapitalgeber für New Economy-Firmen. Derzeit sind aber keine neuen Aktienemissionen in Sicht.
2001 war der Finanzdienstleister wegen umfassender Wertberichtigungen des Beteiligungsgeschäfts mit einem Minus von 207 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gestürzt. Im Vorjahr gab es noch ein Plus von 99 Millionen Euro. Nach Angaben aus dem Unternehmen droht derzeit zwar keine Zahlungsunfähigkeit. Dies würde spätestens drei Wochen später den Gang zum Insolvenzrichter nach sich ziehen. Doch viele Überlebenschancen werden Gold-Zack nicht mehr gegeben - auch wenn das Unternehmen am Mittwoch vage ankündigte, dass es bald einige seiner Beteiligungen versilbern könnte.
"Gontard und Gold-Zack sind typische Emporkömmlinge des Neuen Marktes - sie werden vermutlich mit ihm untergehen", ist sich Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sicher. Die dubiose falsche Meldung einer Übernahme von Gold-Zack vor wenigen Tagen stammt vermutlich von Zockern, die schnell noch aus den Papieren mit Gewinn aussteigen wollten, bevor es noch schlimmer wird. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) prüft derzeit, ob es in diesem Zusammenhang illegale Geschäfte (Insiderhandel) mit den Aktien von Gold-Zack gab./sto/DP/sh
Ist ja richtig so...
DURCH BÖRSENFLAUTE BRICHT GESCHÄFT WEG
Denn eigentlich hat Gold-Zack ein ganz anderes Problem. Seit dem Börsencrash fehlt schlichtweg das Geschäft. Zusammen mit der Gontard- Bank brachten die Mettmanner in den Boom-Zeiten des Neuen Marktes mehrere Unternehmen an das einstige Wachstumssegment der Börse. Zudem wirkte das Unternehmen als Risikokapitalgeber für New Economy-Firmen. Derzeit sind aber keine neuen Aktienemissionen in Sicht.
2001 war der Finanzdienstleister wegen umfassender Wertberichtigungen des Beteiligungsgeschäfts mit einem Minus von 207 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gestürzt. Im Vorjahr gab es noch ein Plus von 99 Millionen Euro. Nach Angaben aus dem Unternehmen droht derzeit zwar keine Zahlungsunfähigkeit. Dies würde spätestens drei Wochen später den Gang zum Insolvenzrichter nach sich ziehen. Doch viele Überlebenschancen werden Gold-Zack nicht mehr gegeben - auch wenn das Unternehmen am Mittwoch vage ankündigte, dass es bald einige seiner Beteiligungen versilbern könnte.
"Gontard und Gold-Zack sind typische Emporkömmlinge des Neuen Marktes - sie werden vermutlich mit ihm untergehen", ist sich Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sicher. Die dubiose falsche Meldung einer Übernahme von Gold-Zack vor wenigen Tagen stammt vermutlich von Zockern, die schnell noch aus den Papieren mit Gewinn aussteigen wollten, bevor es noch schlimmer wird. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) prüft derzeit, ob es in diesem Zusammenhang illegale Geschäfte (Insiderhandel) mit den Aktien von Gold-Zack gab./sto/DP/sh
Grüsse@ALL!
AUFPASSEN wieder;
Anleger gegen Stillhalteperiode für IPO-Analysen
Von Doris Grass, Frankfurt
Der Initiativkreis Privatanleger der Stuttgarter Börse hat sich vehement gegen die Einführung einer so genannten Stillhalteperiode für Aktienanalysen bei Börsengängen (IPO) ausgesprochen. Privatanlegern drohe ein "Blindflug".
Es sei davon auszugehen, dass Informationen im Vorfeld eines IPO Institutionellen eher zugänglich seien als Privatanlegern, teilte der Initiativkreis gestern mit. Das zeigten Erfahrungen in den USA, wo "Quiet Periods" üblich sind.
Die Deutsche Börse will mit ihren neuem IPO-Kodex durchsetzen, dass der Börsenprospekt zur alleinigen Informationsquelle wird und der Emittent vier Wochen vor der Zeichnungsfrist sowie bis maximal 30 Tage nach der Erstnotiz keine Informationen herausgeben darf, die nicht im Prospekt stehen. Zugleich verbieten die Pläne die Veröffentlichung von Analysen durch emissionsbegleitende Banken in einer Frist von zwei Wochen vor Zeichnungsfrist bis 30 Tage nach Erstnotiz. Zudem sollen in den Studien der Konsortialbanken keine Informationen stehen, die über den Prospekt hinausgehen.
Gleichbehandlung gefordert
Der Initiativkreis kritisiert, dass das eigentliche Ziel der Maßnahmen - nämlich die Gleichbehandlung der Anleger - nicht erreicht werde. Stattdessen würden dem Markt und den Medien die bisher üblichen Analysen nicht mehr zur Verfügung stehen. Privatanlegern drohe ein "Blindflug" bei der Zeichnung von IPOs. "In Wirklichkeit werden hier unter dem Deckmantel der Gleichbehandlung institutionelle Anleger bevorzugt", klagte Andreas Willius, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Börse.
Der Initiativkreis fordert, dass bei IPOs weiter die üblichen Studien von Analysten und Konsortialbanken als Orientierungshilfe zur Verfügung stehen. Zudem müssten auch Privatanleger alle Informationen erhalten, die auf den Marketing-Road-Shows der Unternehmen an institutionelle Investoren gegeben werden.
Die Börse will die "Going Public-Grundsätze" zum 1. Juni am Neuen Markt einführen und sich außerdem dafür einsetzen, dass Teile davon über die Verwaltungspraxis auch für den Geregelten und den Amtlichen Handel übernommen werden.
© 2002 Financial Times Deutschland
AUFPASSEN wieder;
Anleger gegen Stillhalteperiode für IPO-Analysen
Von Doris Grass, Frankfurt
Der Initiativkreis Privatanleger der Stuttgarter Börse hat sich vehement gegen die Einführung einer so genannten Stillhalteperiode für Aktienanalysen bei Börsengängen (IPO) ausgesprochen. Privatanlegern drohe ein "Blindflug".
Es sei davon auszugehen, dass Informationen im Vorfeld eines IPO Institutionellen eher zugänglich seien als Privatanlegern, teilte der Initiativkreis gestern mit. Das zeigten Erfahrungen in den USA, wo "Quiet Periods" üblich sind.
Die Deutsche Börse will mit ihren neuem IPO-Kodex durchsetzen, dass der Börsenprospekt zur alleinigen Informationsquelle wird und der Emittent vier Wochen vor der Zeichnungsfrist sowie bis maximal 30 Tage nach der Erstnotiz keine Informationen herausgeben darf, die nicht im Prospekt stehen. Zugleich verbieten die Pläne die Veröffentlichung von Analysen durch emissionsbegleitende Banken in einer Frist von zwei Wochen vor Zeichnungsfrist bis 30 Tage nach Erstnotiz. Zudem sollen in den Studien der Konsortialbanken keine Informationen stehen, die über den Prospekt hinausgehen.
Gleichbehandlung gefordert
Der Initiativkreis kritisiert, dass das eigentliche Ziel der Maßnahmen - nämlich die Gleichbehandlung der Anleger - nicht erreicht werde. Stattdessen würden dem Markt und den Medien die bisher üblichen Analysen nicht mehr zur Verfügung stehen. Privatanlegern drohe ein "Blindflug" bei der Zeichnung von IPOs. "In Wirklichkeit werden hier unter dem Deckmantel der Gleichbehandlung institutionelle Anleger bevorzugt", klagte Andreas Willius, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Börse.
Der Initiativkreis fordert, dass bei IPOs weiter die üblichen Studien von Analysten und Konsortialbanken als Orientierungshilfe zur Verfügung stehen. Zudem müssten auch Privatanleger alle Informationen erhalten, die auf den Marketing-Road-Shows der Unternehmen an institutionelle Investoren gegeben werden.
Die Börse will die "Going Public-Grundsätze" zum 1. Juni am Neuen Markt einführen und sich außerdem dafür einsetzen, dass Teile davon über die Verwaltungspraxis auch für den Geregelten und den Amtlichen Handel übernommen werden.
© 2002 Financial Times Deutschland
Na also!
Grüsse@ALL mal wieder;
Ermittlungen wegen Infomatec angeblich auch gegen Bank-Mitarbeiter
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Augsburger Softwarefirma Infomatec weiten sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel aus. Die Behörde ermittele jetzt auch gegen Mitarbeiter eines Kreditinstituts wegen Verdachts auf Beihilfe zum Kapitalanlagebetrug. Dabei handele es sich nach Ansicht von Branchenkennern um Manager der West-LB, die das Augsburger Unternehmen im Juli 1998 auf Grund eines fragwürdigen Bewertungsgutachtens an die Börse gebracht hatte.
Zunächst seien die Ermittlungen gegen "noch unbekannte Verantwortliche" des Kreditinstituts "wegen Verdachts des Gründungsschwindels" eingeleitet worden, wie aus einem Durchsuchungsbeschluss vom 29. Dezember 2000 hervorgeht. Inzwischen hätten die Staatsanwälte ihren Verdacht gegen die Düsseldorfer Banker offenbar präzisieren können. Ein Sprecher der West-LB geht dem Bericht zufolge allerdings davon aus, dass "auf Seiten der Bank keine Verfehlungen vorliegen und sich dies im Rahmen der Ermittlungen bestätigen wird".
Erst vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Infomatec-Gründer Alexander Häfele und Gerhard Harlos wegen Kapitalanlage- und Kursbetrugs sowie wegen verbotener Insidergeschäfte erhoben. Auch Häfele und Hartlos bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe.
Laut Anklage haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele den Wert der neu gegründeten Infomatec AG bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 stark überhöht dargestellt. Außerdem sollen sie den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben. Der Schaden der Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. (dpa) / (anw/c`t)
Grüsse@ALL mal wieder;
Ermittlungen wegen Infomatec angeblich auch gegen Bank-Mitarbeiter
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Augsburger Softwarefirma Infomatec weiten sich nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel aus. Die Behörde ermittele jetzt auch gegen Mitarbeiter eines Kreditinstituts wegen Verdachts auf Beihilfe zum Kapitalanlagebetrug. Dabei handele es sich nach Ansicht von Branchenkennern um Manager der West-LB, die das Augsburger Unternehmen im Juli 1998 auf Grund eines fragwürdigen Bewertungsgutachtens an die Börse gebracht hatte.
Zunächst seien die Ermittlungen gegen "noch unbekannte Verantwortliche" des Kreditinstituts "wegen Verdachts des Gründungsschwindels" eingeleitet worden, wie aus einem Durchsuchungsbeschluss vom 29. Dezember 2000 hervorgeht. Inzwischen hätten die Staatsanwälte ihren Verdacht gegen die Düsseldorfer Banker offenbar präzisieren können. Ein Sprecher der West-LB geht dem Bericht zufolge allerdings davon aus, dass "auf Seiten der Bank keine Verfehlungen vorliegen und sich dies im Rahmen der Ermittlungen bestätigen wird".
Erst vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Infomatec-Gründer Alexander Häfele und Gerhard Harlos wegen Kapitalanlage- und Kursbetrugs sowie wegen verbotener Insidergeschäfte erhoben. Auch Häfele und Hartlos bestreiten die gegen sie erhobenen Vorwürfe.
Laut Anklage haben Gerhard Harlos und Alexander Häfele den Wert der neu gegründeten Infomatec AG bereits beim Börsengang im Frühsommer 1998 stark überhöht dargestellt. Außerdem sollen sie den Aktienkurs mit falschen Pflichtmitteilungen in die Höhe getrieben haben. Der Schaden der Infomatec-Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. (dpa) / (anw/c`t)
@THECANADIEN
Hast eine Meinung dazu, wer hinter dem "Initiativkres Privatanleger der Stuttgarter Börse" so steckt? Nicht zufällig irgendwelcher Analystenverbund mit Verwandten und Freunden?
Kann mir nicht so recht vorstellen dass ausgerechnet in den ca 6 - 8 Wochen um das IPO so wichtige Nachrichten fällig sind die in den Börsenprospekt nicht mehr gepasst haben vor allem dann, wenn die AG schon seit mehr als paar Wochen besteht.Wenn einige A-löcher irgendeinen Schrott nicht puschen können um gleich bei dem Börsengang ein paar 100% zu machen dürfte sich der Schaden für die allgemeinheit in Grenzen halten
Hast eine Meinung dazu, wer hinter dem "Initiativkres Privatanleger der Stuttgarter Börse" so steckt? Nicht zufällig irgendwelcher Analystenverbund mit Verwandten und Freunden?
Kann mir nicht so recht vorstellen dass ausgerechnet in den ca 6 - 8 Wochen um das IPO so wichtige Nachrichten fällig sind die in den Börsenprospekt nicht mehr gepasst haben vor allem dann, wenn die AG schon seit mehr als paar Wochen besteht.Wenn einige A-löcher irgendeinen Schrott nicht puschen können um gleich bei dem Börsengang ein paar 100% zu machen dürfte sich der Schaden für die allgemeinheit in Grenzen halten
Na klar,es geht weiter...
P H E N O M E D I A
Erste Geständnisse
Die Ex-Vorstände geben zu, Forderungen von rund zehn Millionen Euro vorgetäuscht zu haben.
Bochum - Vier Wochen nach ihrer fristlosen Entlassung haben die zwei Ex-Vorstände der Phenomedia AG gestanden. Ein für Wirtschaftssachen zuständiger Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft sagte am Montag, der ehemalige Vorstandschef und der ehemalige Finanzchef des Unternehmens hätten zugegeben, "dass sie Bilanzen fälschten, indem sie nicht existente Forderungen einbuchten".
Es handele sich dabei um eine Summe von rund zehn Millionen Euro. Mit den Fälschungen sei den Aussagen zufolge bereits Mitte 2001 begonnen worden. Ein Phenomedia-Sprecher wollte sich zunächst nicht zu den Angaben äußern.
Der Vorstand des Nemax-Unternehmens hatte am 27. März mitgeteilt, 2001 sei ein Umsatz von 25,8 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Im April hatte das Unternehmen dann eingestanden, es seien Fehler in den Bilanzen entdeckt worden. In der Pflichtveröffentlichung hieß es: "Es bestehen Anhaltspunkte dafür, dass der Quartalsbericht der Gesellschaft zum 30.09.2001 sowie der Entwurf des Jahresabschlusses zum 31.12.2001 unrichtig sind."
Beide Vorstände waren fristlos gefeuert worden
Als erste Konsequenz hatte der Aufsichtsrat von Phenomedia Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard fristlos entlassen. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte daraufhin nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzfälschung eingeleitet.
© DPA
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) wurde aktiv und leitete wegen "auffälliger Kursbewegungen" eine Voruntersuchung ein. Wenig später teilte die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft KPMG mit, das Unternehmen habe "trotz mehrmaliger intensiver Aufforderungen" offene Nachweise für angeblich ausstehende Forderungen nicht vorgelegt.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) befasst sich mittlerweile ebenfalls mit dem Fall und prüft die Möglichkeit einer Klage.
Sonderprüfung der Bilanzen
Phenomedia hatte zudem eine Sonderprüfung der Bilanzen eingeleitet und nach einem ersten Kassensturz am 22. April mitgeteilt, das Unternehmen sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überschuldet". Eine konkretere Aussage sei vorerst nicht möglich, hieß es damals.
Markus Scheer war nicht nur Vorstandschef, sondern auch Großaktionär des Unternehmens. Laut Statistik der Deutschen Börse hatte er vor dem IPO einen Anteil von 5,45 an der Phenomedia AG. Nach aktuellen Angaben ist diese Beteiligung mittlerweile deutlich dezimiert.
Ende letzten Jahres hatte der Vorstandschef zwei "Bestandsminderungen" gemeldet: Am 5. Dezember 2001 trennte er sich von 38.500 Aktien im Wert von 548.625 Euro und begründete dies mit einer "Wertpapierleihe im Rahmen der geplanten Kapitalerhöhung".
Am 19. Dezember 2001 folgte eine Abgabe von 174.286 Anteilen im Wert von 1.864.860 Euro. "Die Übertragung", so der Kommentar des Unternehmens, "erfolgte aus steuerlichen Gründen in die `Markus Scheer Vermögensverwaltungs GmbH`, in der Herr Scheer alleiniger Gesellschafter ist."
Gontard leitete das Emissions-Konsortium
Die Aktie von Phenomedia war am 22. November 1999 mit einem Ausgabepreis von 22,50 Euro am Neuen Markt platziert worden. Das Konsortium bestand aus Delbrück & Co. Privatbankiers, Dresdner Bank AG, net.IPO AG, Westdeutsche Genossenschafts-Zentrale und Gontard & Metallbank, die auch als Konsortialführer auftrat.
Unter dem Stichwort "Bevorzugte Zuteilung" ist auf der offiziellen Informationsseite der Deutschen Börse vermerkt: "100.000 Aktien für Geschäftsfreunde, 250.000 Aktien an die Aktionäre der Gold-Zack AG."
P H E N O M E D I A
Erste Geständnisse
Die Ex-Vorstände geben zu, Forderungen von rund zehn Millionen Euro vorgetäuscht zu haben.
Bochum - Vier Wochen nach ihrer fristlosen Entlassung haben die zwei Ex-Vorstände der Phenomedia AG gestanden. Ein für Wirtschaftssachen zuständiger Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft sagte am Montag, der ehemalige Vorstandschef und der ehemalige Finanzchef des Unternehmens hätten zugegeben, "dass sie Bilanzen fälschten, indem sie nicht existente Forderungen einbuchten".
Es handele sich dabei um eine Summe von rund zehn Millionen Euro. Mit den Fälschungen sei den Aussagen zufolge bereits Mitte 2001 begonnen worden. Ein Phenomedia-Sprecher wollte sich zunächst nicht zu den Angaben äußern.
Der Vorstand des Nemax-Unternehmens hatte am 27. März mitgeteilt, 2001 sei ein Umsatz von 25,8 Millionen Euro erwirtschaftet worden. Im April hatte das Unternehmen dann eingestanden, es seien Fehler in den Bilanzen entdeckt worden. In der Pflichtveröffentlichung hieß es: "Es bestehen Anhaltspunkte dafür, dass der Quartalsbericht der Gesellschaft zum 30.09.2001 sowie der Entwurf des Jahresabschlusses zum 31.12.2001 unrichtig sind."
Beide Vorstände waren fristlos gefeuert worden
Als erste Konsequenz hatte der Aufsichtsrat von Phenomedia Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard fristlos entlassen. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte daraufhin nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen des Verdachts der Bilanzfälschung eingeleitet.
© DPA
Auch das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) wurde aktiv und leitete wegen "auffälliger Kursbewegungen" eine Voruntersuchung ein. Wenig später teilte die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft KPMG mit, das Unternehmen habe "trotz mehrmaliger intensiver Aufforderungen" offene Nachweise für angeblich ausstehende Forderungen nicht vorgelegt.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) befasst sich mittlerweile ebenfalls mit dem Fall und prüft die Möglichkeit einer Klage.
Sonderprüfung der Bilanzen
Phenomedia hatte zudem eine Sonderprüfung der Bilanzen eingeleitet und nach einem ersten Kassensturz am 22. April mitgeteilt, das Unternehmen sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überschuldet". Eine konkretere Aussage sei vorerst nicht möglich, hieß es damals.
Markus Scheer war nicht nur Vorstandschef, sondern auch Großaktionär des Unternehmens. Laut Statistik der Deutschen Börse hatte er vor dem IPO einen Anteil von 5,45 an der Phenomedia AG. Nach aktuellen Angaben ist diese Beteiligung mittlerweile deutlich dezimiert.
Ende letzten Jahres hatte der Vorstandschef zwei "Bestandsminderungen" gemeldet: Am 5. Dezember 2001 trennte er sich von 38.500 Aktien im Wert von 548.625 Euro und begründete dies mit einer "Wertpapierleihe im Rahmen der geplanten Kapitalerhöhung".
Am 19. Dezember 2001 folgte eine Abgabe von 174.286 Anteilen im Wert von 1.864.860 Euro. "Die Übertragung", so der Kommentar des Unternehmens, "erfolgte aus steuerlichen Gründen in die `Markus Scheer Vermögensverwaltungs GmbH`, in der Herr Scheer alleiniger Gesellschafter ist."
Gontard leitete das Emissions-Konsortium
Die Aktie von Phenomedia war am 22. November 1999 mit einem Ausgabepreis von 22,50 Euro am Neuen Markt platziert worden. Das Konsortium bestand aus Delbrück & Co. Privatbankiers, Dresdner Bank AG, net.IPO AG, Westdeutsche Genossenschafts-Zentrale und Gontard & Metallbank, die auch als Konsortialführer auftrat.
Unter dem Stichwort "Bevorzugte Zuteilung" ist auf der offiziellen Informationsseite der Deutschen Börse vermerkt: "100.000 Aktien für Geschäftsfreunde, 250.000 Aktien an die Aktionäre der Gold-Zack AG."
Hier bitte,DIE NEVER ENDING STORY!!!
DSW stellt Strafanzeige gegen Ex-Vorstand von Advanced Medien
München (vwd) - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat gegen den Ex-Vorstand der Advanced Medien AG, München, Hanns-Arndt Jovy, sowie dessen Vater, den ehemalige Aufsichtsrat Herbert Jovy, Strafanzeige beim Landgericht München II gestellt. Die beiden sollen in den Jahresabschlüsse 1999 und 2000 der Advanced Medien AG, Umsätze verbucht haben, die nicht hätten ausgewiesen werden dürfen, teilte die DSW am Montag mit.
Allein beim Jahresabschluss 1999 hat sich nach einer Korrektur gegenüber dem ursprünglich veröffentlichten Jahresüberschuss von 1,29 Mio ein tatsächlicher Fehlbetrag von 11,09 Mio EUR ergeben. Darüber sei die Staatsanwaltschaft informiert, hieß es.
Nach Ansicht der DSW ist dies nach "den vielen unrühmlichen Vorgängen im Bereich der Staatsanwaltschaft München II wie etwa der Strafanzeige der DSW gegen die ComROAD AG, Unterschleißheim, vom 15. April ein weiterer Fall, der der "dringenden staatsanwaltschaftlichen Aufklärung und Ahndung bedarf". Die DSW habe die Strafanzeige gestellt, um das öffentliche Interesse an der umgehenden und strikten Verfolgung derartiger Straftaten zu dokumentieren, mit denen dem Vertrauen der Privatanleger in die ordnungsgemäße Verfahrensweise von Vorständen, Aufsichtsräten und Wirtschaftsprüfern geschadet wurde.
Die Advanced Medien AG hatte eine Sonderprüfung wegen möglicher Scheingeschäfte in den Jahren 1999 und 2000 beschlossen. Am 21. März hatte das unter neuer Führung stehende Unternehmen Ad-hoc mitgeteilt, dass die untersuchten Geschäfte unwirksam seien. Aufgrund der Unwirksamheit hätten Geschäfte über den Verkauf von Filmrechten mit einem Gesamtumfang von 39 Mio EUR nicht ausgewiesen werden dürfen. Die Jahresabschlüsse 1999 und 2000 wurden daraufhin neu aufgestellt und im April veröffentlicht.
+++Marion Brucker
vwd/13.5.2002/mbu/mim
13. Mai 2002, 15:40
DSW stellt Strafanzeige gegen Ex-Vorstand von Advanced Medien
München (vwd) - Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat gegen den Ex-Vorstand der Advanced Medien AG, München, Hanns-Arndt Jovy, sowie dessen Vater, den ehemalige Aufsichtsrat Herbert Jovy, Strafanzeige beim Landgericht München II gestellt. Die beiden sollen in den Jahresabschlüsse 1999 und 2000 der Advanced Medien AG, Umsätze verbucht haben, die nicht hätten ausgewiesen werden dürfen, teilte die DSW am Montag mit.
Allein beim Jahresabschluss 1999 hat sich nach einer Korrektur gegenüber dem ursprünglich veröffentlichten Jahresüberschuss von 1,29 Mio ein tatsächlicher Fehlbetrag von 11,09 Mio EUR ergeben. Darüber sei die Staatsanwaltschaft informiert, hieß es.
Nach Ansicht der DSW ist dies nach "den vielen unrühmlichen Vorgängen im Bereich der Staatsanwaltschaft München II wie etwa der Strafanzeige der DSW gegen die ComROAD AG, Unterschleißheim, vom 15. April ein weiterer Fall, der der "dringenden staatsanwaltschaftlichen Aufklärung und Ahndung bedarf". Die DSW habe die Strafanzeige gestellt, um das öffentliche Interesse an der umgehenden und strikten Verfolgung derartiger Straftaten zu dokumentieren, mit denen dem Vertrauen der Privatanleger in die ordnungsgemäße Verfahrensweise von Vorständen, Aufsichtsräten und Wirtschaftsprüfern geschadet wurde.
Die Advanced Medien AG hatte eine Sonderprüfung wegen möglicher Scheingeschäfte in den Jahren 1999 und 2000 beschlossen. Am 21. März hatte das unter neuer Führung stehende Unternehmen Ad-hoc mitgeteilt, dass die untersuchten Geschäfte unwirksam seien. Aufgrund der Unwirksamheit hätten Geschäfte über den Verkauf von Filmrechten mit einem Gesamtumfang von 39 Mio EUR nicht ausgewiesen werden dürfen. Die Jahresabschlüsse 1999 und 2000 wurden daraufhin neu aufgestellt und im April veröffentlicht.
+++Marion Brucker
vwd/13.5.2002/mbu/mim
13. Mai 2002, 15:40
Irritationen um Adori AG
Freie Aktionäre befürchten Ausplünderung der GesellschaftVon Thomas Exner
Berlin - Am Neuen Markt scheint sich wieder einmal ein Wirtschaftskrimi anzubahnen. Es geht um die Adori AG, ehemals ein Internetdienstleister, der Online-Shops betrieben hat. Seit dem Jahreswechsel allerdings ist das operative Geschäft eingestellt, die Gesellschaft besteht praktisch nur noch aus dem Vorstand. Eigentlich wäre die Firma damit uninteressant, gäbe es da nicht noch eine volle Kasse, in der erhebliche Mittel aus dem Börsengang schlummern. Fast 27 Mio. Euro waren es nach Angaben von Adori zumindest zum 31. Dezember 2001. Nun befürchten freie Aktionäre des Unternehmens, dass dieser Schatz geplündert wird.
Hauptakteur könnte dabei aus ihrer Sicht die SPS Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in Frankfurt sein. Diese besitzt seit dem 19. März mit 53,01 Prozent der Aktien die Mehrheit an Adori und ist durch ihren Geschäftsführer Hubert Hesse auch im Aufsichtsrat der Gesellschaft vertreten.
Genau vom Mehrheitsgesellschafter SPS hat Adori Anfang des Monats 100 Prozent der Anteile an der Arctel AG erworben, einem Richtfunkanbieter. Entstanden ist dieser aus dem Zusammenschluss der Arctel GmbH & Co. KG, die SPS Ende vergangenen Jahres von Mannesmann Arcor erworben hatte, mit dem Service-Provider Tangens GmbH und dem Richtfunkanbieter Landtel Netz GmbH. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. "Freie Aktionäre glauben aber, dass für ein möglicherweise wertloses Unternehmen ein erheblicher Teil der Firmenkasse geopfert wurde", so Christian Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Denn die in der Arctel AG verschmolzenen Unternehmen haben zwar unter anderem Richtfunklizenzen und einiges an Infrastruktur mitgebracht; die Richtfunktechnologie gilt in Fachkreisen angesichts der gesunkenen Gebühren für erdgebundene Leitungen inzwischen aber als wirtschaftlich wenig aussichtsreich.
Adori spricht hingegen von einer strategischen Neuausrichtung. "Mit der Arctel AG haben wir substanzielle Werte eingekauft", erklärte Adori-Finanzvorstand Martin Kagerer gestern DER WELT. Und im Gegensatz zu einigen der freien Aktionäre ist er überzeugt, dass diese Neuausrichtung des Unternehmens auch ohne entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss möglich ist. "Schließlich ist in der Satzung nicht nur vom Betrieb von E-Commerce-Läden die Rede, sondern ebenso vom Erwerb von Beteiligungen", so Kagerer. Allerdings werde es auf der Hauptversammlung am 25. Juni auch um Satzungsänderungen gehen, räumte er ein.
Spätestens bis dahin dürfte sich auch geklärt haben, wie es um das Pflichtangebot der SPS an die freien Aktionäre steht. Denn am Freitag hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) das von den Frankfurtern vorgelegte Angebot untersagt - ein Novum. Es habe die Finanzierungsbestätigung für das Übernahmeangebot zum Preis von 2,50 Euro je Aktie gefehlt, räumte SPS gestern ein. Dieses solle nun nach Angaben des Mehrheitsgesellschafters schnellstmöglich nachgereicht werden, erklärte Kagerer. Die Spekulanten jedenfalls wittern erst einmal wieder Morgenluft. Nachdem der Kurs von Adori am Freitag um 13,3 Prozent auf 2,08 Euro eingebrochen war und gestern zunächst weiter auf 1,61 Euro stürzte, notierte das Papier am Nachmittag wieder deutlich im Plus bei knapp 2,30 Euro.
Freie Aktionäre befürchten Ausplünderung der GesellschaftVon Thomas Exner
Berlin - Am Neuen Markt scheint sich wieder einmal ein Wirtschaftskrimi anzubahnen. Es geht um die Adori AG, ehemals ein Internetdienstleister, der Online-Shops betrieben hat. Seit dem Jahreswechsel allerdings ist das operative Geschäft eingestellt, die Gesellschaft besteht praktisch nur noch aus dem Vorstand. Eigentlich wäre die Firma damit uninteressant, gäbe es da nicht noch eine volle Kasse, in der erhebliche Mittel aus dem Börsengang schlummern. Fast 27 Mio. Euro waren es nach Angaben von Adori zumindest zum 31. Dezember 2001. Nun befürchten freie Aktionäre des Unternehmens, dass dieser Schatz geplündert wird.
Hauptakteur könnte dabei aus ihrer Sicht die SPS Vermögensverwaltung GmbH mit Sitz in Frankfurt sein. Diese besitzt seit dem 19. März mit 53,01 Prozent der Aktien die Mehrheit an Adori und ist durch ihren Geschäftsführer Hubert Hesse auch im Aufsichtsrat der Gesellschaft vertreten.
Genau vom Mehrheitsgesellschafter SPS hat Adori Anfang des Monats 100 Prozent der Anteile an der Arctel AG erworben, einem Richtfunkanbieter. Entstanden ist dieser aus dem Zusammenschluss der Arctel GmbH & Co. KG, die SPS Ende vergangenen Jahres von Mannesmann Arcor erworben hatte, mit dem Service-Provider Tangens GmbH und dem Richtfunkanbieter Landtel Netz GmbH. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. "Freie Aktionäre glauben aber, dass für ein möglicherweise wertloses Unternehmen ein erheblicher Teil der Firmenkasse geopfert wurde", so Christian Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Denn die in der Arctel AG verschmolzenen Unternehmen haben zwar unter anderem Richtfunklizenzen und einiges an Infrastruktur mitgebracht; die Richtfunktechnologie gilt in Fachkreisen angesichts der gesunkenen Gebühren für erdgebundene Leitungen inzwischen aber als wirtschaftlich wenig aussichtsreich.
Adori spricht hingegen von einer strategischen Neuausrichtung. "Mit der Arctel AG haben wir substanzielle Werte eingekauft", erklärte Adori-Finanzvorstand Martin Kagerer gestern DER WELT. Und im Gegensatz zu einigen der freien Aktionäre ist er überzeugt, dass diese Neuausrichtung des Unternehmens auch ohne entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss möglich ist. "Schließlich ist in der Satzung nicht nur vom Betrieb von E-Commerce-Läden die Rede, sondern ebenso vom Erwerb von Beteiligungen", so Kagerer. Allerdings werde es auf der Hauptversammlung am 25. Juni auch um Satzungsänderungen gehen, räumte er ein.
Spätestens bis dahin dürfte sich auch geklärt haben, wie es um das Pflichtangebot der SPS an die freien Aktionäre steht. Denn am Freitag hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) das von den Frankfurtern vorgelegte Angebot untersagt - ein Novum. Es habe die Finanzierungsbestätigung für das Übernahmeangebot zum Preis von 2,50 Euro je Aktie gefehlt, räumte SPS gestern ein. Dieses solle nun nach Angaben des Mehrheitsgesellschafters schnellstmöglich nachgereicht werden, erklärte Kagerer. Die Spekulanten jedenfalls wittern erst einmal wieder Morgenluft. Nachdem der Kurs von Adori am Freitag um 13,3 Prozent auf 2,08 Euro eingebrochen war und gestern zunächst weiter auf 1,61 Euro stürzte, notierte das Papier am Nachmittag wieder deutlich im Plus bei knapp 2,30 Euro.
Nochmal ein Nachtrag;
Wie die Analysten versagten
Nach dem Börsengang von WWL-Internet weigerte sich der Analyst der Emissionsbank, eine neue Analyse zu schreiben. Der Commerzbanker fürchtete, eine negative Empfehlung abzugeben. Auf welch dreiste Weise die US-Investmentbank Merrill Lynch in die Lücke stieß, erzählt WWL-Gründer Andreas Lindenberg im sechsten Teil seines Erlebnisberichtes über den "Albtraum Neuer Markt".
Die Banken wussten damals sehr wohl um die Wirkung der von ihren Analysten herausgegebenen Studien. Die begehrten "Kauf"-Empfehlungen waren wichtig für die Kurspflege oder zumindest dringend nötig, um sich gegen den weiteren Verfall des Aktienkurses zu stemmen. Der Analyst der Commerzbank verzögerte beharrlich eine neue Analyse über die WWL. Er fürchtete, diese würde das begehrte Siegel nicht mehr rechtfertigen, und er wollte der WWL nicht schaden. (...)
Analystenstudie gegen Depotübertragung
Kurz nach dem Höchststand der WWL-Aktie im Februar 2000, als der Aktienkurs für etwa eine halbe Stunde von 50 auf 60 Euro sprang, ist der Vorstand der WWL Internet AG von Merrill Lynch, einer renommierten und weltbekannten Investmentbank angesprochen worden. Im März 2000 hatte die Talfahrt der Aktienkurse bereits schmerzliche Ausmaße angenommen. Niemand mochte wahrhaben, dass auf dieser Talfahrt erst ein kleines Stück zurückgelegt war. Natürlich wollten auch wir alles Mögliche dazu beitragen, den Aktienkurs wieder zu stabilisieren.
Weil die Commerzbank sich zurückhielt, kam der Besuch von zwei Kundenbetreuern von Merrill Lynch gerade recht. Schließlich ist Merrill Lynch ein Bankhaus mit internationaler Reputation, alle Studien und Empfehlungen aus diesem Haus waren weithin anerkannt und zeigten fast immer Wirkung. Zu schön wäre es also gewesen, wenn auch ein Analyst dieses Hauses eine begleitende Studie über die WWL erarbeiten würde. Wenn die Studie darüber hinaus auch noch positiv ausfiele, wäre der Kursverfall möglicherweise gestoppt worden. Merrill Lynch stellte allerdings recht schnell klar, dass man für eine umfassende Betreuung auf die Verlegung der WWL-Aktien aller Altgesellschafter in Depots bei ihnen bestehen müsse. (...)
Denn erst nach erfolgter Übertragung könne man über ein "Coverage", die ersehnte Studie, sprechen. Nicht alle Altgesellschafter haben sich an der Aktion beteiligt, doch wurden genügend Aktien übertragen und damit die Forderung von Merrill Lynch erfüllt.
Statt Betreuung Kapitalvernichtung
Unterdessen ging die Kapitalvernichtung am Neuen Markt ungebremst weiter. Die ehemalige Marktkapitalisierung der WWL, in der Spitze von rund 450 Millionen Euro, schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Um es kurz zu machen: Bis heute hat durch Merrill Lynch de facto keine nennenswerte Betreuung der WWL stattgefunden. (...)
Natürlich habe ich als Aktionär nichts dagegen, wenn der Kurs der WWL-Aktie 50 Euro übersteigt. Realistisch gesehen muss man doch aber zugeben, dass dieser Kurs damals völlig übertrieben war. Dies hatte eine fast absurde Bewertung von mehr als zweieinhalb Millionen Euro pro Mitarbeiter bedeutet - und das für ein reines Dienstleistungsunternehmen. Wie konnte Merrill Lynch meinen, dass wir uns auf der Schwelle zu einer für das Bankhaus interessanten Marktkapitalisierung befanden, und nicht erkennen, dass wir eigentlich den Gipfel der Kursbewegung erreicht hatten? Im Sommer 2000 legte Merrill Lynch ein "Neuer Markt-Zertifikat" auf. Das Zertifikat beinhaltet die Aktien von zwanzig Neuer Markt-Unternehmen in unterschiedlicher Gewichtung. Die entsprechenden Aktien wurden entweder den Altgesellschaftern abgekauft oder am Markt nachgekauft.
Wer in das Zertifikat investiert, streut so sein Risiko auf eine gut ausgesuchte Mischung verschiedener Branchen am Neuen Markt, beispielsweise auch in die mittlerweile insolvente Kabel New Media. Mir war damals wie heute völlig unklar, wie Merrill Lynch ausgerechnet jenen Zeitpunkt für die Auflage eines solchen Zertifikats wählen konnte, als der Bereinigungsprozess die Kurse dramatisch fallen ließ. Ein solches Zertifikat würde ich dann auflegen, wenn die Kurse auf einem niedrigen Niveau sind. Aber wahrscheinlich sah man die Bodenbildung damals erreicht.
Vision und Wirklichkeit
Bis zum Boden war es in Wirklichkeit noch ein weiter Weg: Wer damals für einhundert Euro Anteile an diesem Zertifikat erworben hatte, besaß mehr als ein Jahr später nur mehr rund sechzehn Euro. Bezüglich der mehrfach prophezeiten und immer wieder erhofften Bodenbildung zu jener Zeit lagen die meisten Analysten völlig daneben.
Wie die Analysten versagten
Nach dem Börsengang von WWL-Internet weigerte sich der Analyst der Emissionsbank, eine neue Analyse zu schreiben. Der Commerzbanker fürchtete, eine negative Empfehlung abzugeben. Auf welch dreiste Weise die US-Investmentbank Merrill Lynch in die Lücke stieß, erzählt WWL-Gründer Andreas Lindenberg im sechsten Teil seines Erlebnisberichtes über den "Albtraum Neuer Markt".
Die Banken wussten damals sehr wohl um die Wirkung der von ihren Analysten herausgegebenen Studien. Die begehrten "Kauf"-Empfehlungen waren wichtig für die Kurspflege oder zumindest dringend nötig, um sich gegen den weiteren Verfall des Aktienkurses zu stemmen. Der Analyst der Commerzbank verzögerte beharrlich eine neue Analyse über die WWL. Er fürchtete, diese würde das begehrte Siegel nicht mehr rechtfertigen, und er wollte der WWL nicht schaden. (...)
Analystenstudie gegen Depotübertragung
Kurz nach dem Höchststand der WWL-Aktie im Februar 2000, als der Aktienkurs für etwa eine halbe Stunde von 50 auf 60 Euro sprang, ist der Vorstand der WWL Internet AG von Merrill Lynch, einer renommierten und weltbekannten Investmentbank angesprochen worden. Im März 2000 hatte die Talfahrt der Aktienkurse bereits schmerzliche Ausmaße angenommen. Niemand mochte wahrhaben, dass auf dieser Talfahrt erst ein kleines Stück zurückgelegt war. Natürlich wollten auch wir alles Mögliche dazu beitragen, den Aktienkurs wieder zu stabilisieren.
Weil die Commerzbank sich zurückhielt, kam der Besuch von zwei Kundenbetreuern von Merrill Lynch gerade recht. Schließlich ist Merrill Lynch ein Bankhaus mit internationaler Reputation, alle Studien und Empfehlungen aus diesem Haus waren weithin anerkannt und zeigten fast immer Wirkung. Zu schön wäre es also gewesen, wenn auch ein Analyst dieses Hauses eine begleitende Studie über die WWL erarbeiten würde. Wenn die Studie darüber hinaus auch noch positiv ausfiele, wäre der Kursverfall möglicherweise gestoppt worden. Merrill Lynch stellte allerdings recht schnell klar, dass man für eine umfassende Betreuung auf die Verlegung der WWL-Aktien aller Altgesellschafter in Depots bei ihnen bestehen müsse. (...)
Denn erst nach erfolgter Übertragung könne man über ein "Coverage", die ersehnte Studie, sprechen. Nicht alle Altgesellschafter haben sich an der Aktion beteiligt, doch wurden genügend Aktien übertragen und damit die Forderung von Merrill Lynch erfüllt.
Statt Betreuung Kapitalvernichtung
Unterdessen ging die Kapitalvernichtung am Neuen Markt ungebremst weiter. Die ehemalige Marktkapitalisierung der WWL, in der Spitze von rund 450 Millionen Euro, schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Um es kurz zu machen: Bis heute hat durch Merrill Lynch de facto keine nennenswerte Betreuung der WWL stattgefunden. (...)
Natürlich habe ich als Aktionär nichts dagegen, wenn der Kurs der WWL-Aktie 50 Euro übersteigt. Realistisch gesehen muss man doch aber zugeben, dass dieser Kurs damals völlig übertrieben war. Dies hatte eine fast absurde Bewertung von mehr als zweieinhalb Millionen Euro pro Mitarbeiter bedeutet - und das für ein reines Dienstleistungsunternehmen. Wie konnte Merrill Lynch meinen, dass wir uns auf der Schwelle zu einer für das Bankhaus interessanten Marktkapitalisierung befanden, und nicht erkennen, dass wir eigentlich den Gipfel der Kursbewegung erreicht hatten? Im Sommer 2000 legte Merrill Lynch ein "Neuer Markt-Zertifikat" auf. Das Zertifikat beinhaltet die Aktien von zwanzig Neuer Markt-Unternehmen in unterschiedlicher Gewichtung. Die entsprechenden Aktien wurden entweder den Altgesellschaftern abgekauft oder am Markt nachgekauft.
Wer in das Zertifikat investiert, streut so sein Risiko auf eine gut ausgesuchte Mischung verschiedener Branchen am Neuen Markt, beispielsweise auch in die mittlerweile insolvente Kabel New Media. Mir war damals wie heute völlig unklar, wie Merrill Lynch ausgerechnet jenen Zeitpunkt für die Auflage eines solchen Zertifikats wählen konnte, als der Bereinigungsprozess die Kurse dramatisch fallen ließ. Ein solches Zertifikat würde ich dann auflegen, wenn die Kurse auf einem niedrigen Niveau sind. Aber wahrscheinlich sah man die Bodenbildung damals erreicht.
Vision und Wirklichkeit
Bis zum Boden war es in Wirklichkeit noch ein weiter Weg: Wer damals für einhundert Euro Anteile an diesem Zertifikat erworben hatte, besaß mehr als ein Jahr später nur mehr rund sechzehn Euro. Bezüglich der mehrfach prophezeiten und immer wieder erhofften Bodenbildung zu jener Zeit lagen die meisten Analysten völlig daneben.
Der nächste bitte...
IPC Archtec duckt sich weg
Ist der Ruf erst ruiniert, dann, genau dann zieht man sich vom Neuen Markt und in den Geregelten Markt zurück. Genau das macht IPC Archtec, der Computer Vermarkter. Vor gut zwei Wochen wurde erst die Gewinnprognose deutlich reduziert, jetzt folgt der konsequente Schritt zurück. Sehr wahrscheinlich war das Umfeld des Neuen Marktes nicht mehr das Richtige, nicht wahr? Wer jetzt noch Aktien hat, dürfte sich getrost davon verabschieden.
IPC Archtec duckt sich weg
Ist der Ruf erst ruiniert, dann, genau dann zieht man sich vom Neuen Markt und in den Geregelten Markt zurück. Genau das macht IPC Archtec, der Computer Vermarkter. Vor gut zwei Wochen wurde erst die Gewinnprognose deutlich reduziert, jetzt folgt der konsequente Schritt zurück. Sehr wahrscheinlich war das Umfeld des Neuen Marktes nicht mehr das Richtige, nicht wahr? Wer jetzt noch Aktien hat, dürfte sich getrost davon verabschieden.
Welch eine Sensation,eine Insolvenz am NM;
DGAP-Ad hoc: ArtStor AG deutsch ArtStor AG stellt Insolvenzantrag Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
-- ArtStor AG stellt Insolvenzantrag Hamburg/München - Die ArtStor AG, Hamburg, stellt heute wegen Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft bei dem Amtsgericht Hamburg - Insolvenzgericht - einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Der Geschäftsbetrieb des Tochterunternehmens Zeta AG, München, ist davon unberührt; ihr Geschäft läuft uneingeschränkt weiter. Gemeinsam mit dem noch zu benennenden Insolvenzverwalter wird der Vorstand der ArtStor AG die intensiven Verhandlungen mit strategischen Investoren zur Sicherung des Unternehmens fortsetzen. Bei Rückfragen: ArtStor AG, Siegfried Briglmeier, Vorstand, Tel.: +49 (0)89 31787-140, briglmeiers@zeta-computer.de Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 14.05.2002
-- WKN: 549 286; ISIN: DE0005492862; Index: Notiert: Neuer Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart
ArtStor AG
HANDELSBLATT, Dienstag, 14. Mai 2002, 15:52 Uhr
DGAP-Ad hoc: ArtStor AG deutsch ArtStor AG stellt Insolvenzantrag Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
-- ArtStor AG stellt Insolvenzantrag Hamburg/München - Die ArtStor AG, Hamburg, stellt heute wegen Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft bei dem Amtsgericht Hamburg - Insolvenzgericht - einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Der Geschäftsbetrieb des Tochterunternehmens Zeta AG, München, ist davon unberührt; ihr Geschäft läuft uneingeschränkt weiter. Gemeinsam mit dem noch zu benennenden Insolvenzverwalter wird der Vorstand der ArtStor AG die intensiven Verhandlungen mit strategischen Investoren zur Sicherung des Unternehmens fortsetzen. Bei Rückfragen: ArtStor AG, Siegfried Briglmeier, Vorstand, Tel.: +49 (0)89 31787-140, briglmeiers@zeta-computer.de Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 14.05.2002
-- WKN: 549 286; ISIN: DE0005492862; Index: Notiert: Neuer Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart
ArtStor AG
HANDELSBLATT, Dienstag, 14. Mai 2002, 15:52 Uhr
Und der nächste bitte;
Phenomedia stellt Insolvenzantrag
Bochum (vwd) - Die Phenomedia AG, Bochum, hat am Berichtstag bei dem Amtsgericht Bochum die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft beantragt. Wie Phenomedia am Dienstag ad hoc mitteilte, konnten die zur Fortführung des Unternehmens erforderliche Liquidität nicht nachhaltig sicher gestellt werden. Es seien zwar Gespräche mit potenziellen Investoren geführt worden, die jedoch nicht innerhalb der zwingenden gesetzlichen Fristen zum Abschluss gebracht wurden. Phenomedia fügte hinzu, dass die am 22. April eingeleitete Sonderprüfung durch die vom Aufsichtsrat und vom Vorstand bestellte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein noch andauere.
vwd/12/14.5.2002/bb/sa
14. Mai 2002, 18:22
Phenomedia stellt Insolvenzantrag
Bochum (vwd) - Die Phenomedia AG, Bochum, hat am Berichtstag bei dem Amtsgericht Bochum die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft beantragt. Wie Phenomedia am Dienstag ad hoc mitteilte, konnten die zur Fortführung des Unternehmens erforderliche Liquidität nicht nachhaltig sicher gestellt werden. Es seien zwar Gespräche mit potenziellen Investoren geführt worden, die jedoch nicht innerhalb der zwingenden gesetzlichen Fristen zum Abschluss gebracht wurden. Phenomedia fügte hinzu, dass die am 22. April eingeleitete Sonderprüfung durch die vom Aufsichtsrat und vom Vorstand bestellte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein noch andauere.
vwd/12/14.5.2002/bb/sa
14. Mai 2002, 18:22
B A B C O C K B O R S I G
Nächste Runde im U-Boot-Streit
1,5 Millionen Strafe für eine "falsche" Adhoc-Mitteilung? Investor Wyser-Pratte klagt an.
© DPA
Ärger mit einem Großinvestor: Babcock-Borsig-Vorstand Klaus Lederer
Düsseldorf - Der Streit um die Neuordnung des Maschinen- und Anlagenbauers Babcock Borsig geht in die nächste Runde. US-Investor Guy Wyser-Pratte legte beim Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Beschwerde ein. Grund: Angeblich mangelhafte Informationspolitik des Unternehmens beim Verkauf seines 25-Prozent-Pakets an der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW), Kiel.
Kreise: EU-Vorbehalte gegen Verkauf der HDW-Anteile
Das Paket wurde an das US-Beteilungsunternehmen One Equity Partners veräußert - vorbehaltlich einer Genehmigung durch die EU-Wettbewerbsbehörde. Unternehmensnahe Kreise berichten, dass auch hier Vorbehalte gegen den Deal bestehen. Die Frage laute, ob mit dem Verkauf der Anteile auch ein "Ausverkauf wertvollen deutschen Technologie-Knowhows" erfolge.
Vorwurf: "Unrichtige und unvollständige" Ad hoc
Den Eingang der Beschwerde von Wyser-Pratte beim BaFin bestätigte die Sprecherin der Wertpapieraufsicht, Sabine Reimer.
Außerdem stellte Wyser-Pratte, wie berichtet, vor einigen Tagen einen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung. Reagiert das Unternehmen in den kommenden Wochen nicht auf den Antrag, könnte vor Gericht entschieden werden, ob es zu einer außerordentlichen Hauptversammlung kommt oder nicht.
Wyser-Pratte-Anwalt Thomas Heidel sagte gegenüber manager-magazin.de, er gehe davon aus, dass die Versammlung "im August oder September" stattfinden wird.
Investor Wyser-Pratte, der nach eigenen Angaben aktuell mehr als acht Prozent der Aktien an Babcock Borsig besitzt, wirft Vorstandschef Klaus Lederer in dem Brief ans Bundesamt vor, gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben.
In einer Ad hoc-Meldung habe er "unrichtige und unvollständige Angaben" zum Verkauf des Aktienpakets gemacht. Ein Verstoß gegen die Ad-hoc-Pflicht kann als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 1,5 Millionen Euro geahndet werden.
Institutionelle Investoren stützen Lederers Kurs
Wyser-Pratte war erst Anfang des Jahres mit fünf Prozent bei Babcock Borsig eingestiegen. Kurz danach war der Amerikaner - wie viele andere Aktionäre - von einem abrupten Strategiewechsel des Babcock-Managements überrascht worden, als Lederer den Verkauf der lukrativen Mehrheit am Weltmarktführer für nichtnukleare U-Boote HDW ankündigte. Seitdem hat sich der Wert der Babcock-Borsig-Aktie praktisch halbiert.
Auf der außerordentlichen Hauptersammlung will der US-Investor den Verkauf der HDW-Anteile verhindern und den Babcock-Vorstand entlassen. Doch stehen seine Chancen nach Einschätzung von Beobachtern schlecht, da die Mehrheit der Babcock-Aktien bei institutionellen Investoren liegt, die den Kurs Lederers unterstützen.
Nächste Runde im U-Boot-Streit
1,5 Millionen Strafe für eine "falsche" Adhoc-Mitteilung? Investor Wyser-Pratte klagt an.
© DPA
Ärger mit einem Großinvestor: Babcock-Borsig-Vorstand Klaus Lederer
Düsseldorf - Der Streit um die Neuordnung des Maschinen- und Anlagenbauers Babcock Borsig geht in die nächste Runde. US-Investor Guy Wyser-Pratte legte beim Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Beschwerde ein. Grund: Angeblich mangelhafte Informationspolitik des Unternehmens beim Verkauf seines 25-Prozent-Pakets an der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW), Kiel.
Kreise: EU-Vorbehalte gegen Verkauf der HDW-Anteile
Das Paket wurde an das US-Beteilungsunternehmen One Equity Partners veräußert - vorbehaltlich einer Genehmigung durch die EU-Wettbewerbsbehörde. Unternehmensnahe Kreise berichten, dass auch hier Vorbehalte gegen den Deal bestehen. Die Frage laute, ob mit dem Verkauf der Anteile auch ein "Ausverkauf wertvollen deutschen Technologie-Knowhows" erfolge.
Vorwurf: "Unrichtige und unvollständige" Ad hoc
Den Eingang der Beschwerde von Wyser-Pratte beim BaFin bestätigte die Sprecherin der Wertpapieraufsicht, Sabine Reimer.
Außerdem stellte Wyser-Pratte, wie berichtet, vor einigen Tagen einen Antrag auf Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung. Reagiert das Unternehmen in den kommenden Wochen nicht auf den Antrag, könnte vor Gericht entschieden werden, ob es zu einer außerordentlichen Hauptversammlung kommt oder nicht.
Wyser-Pratte-Anwalt Thomas Heidel sagte gegenüber manager-magazin.de, er gehe davon aus, dass die Versammlung "im August oder September" stattfinden wird.
Investor Wyser-Pratte, der nach eigenen Angaben aktuell mehr als acht Prozent der Aktien an Babcock Borsig besitzt, wirft Vorstandschef Klaus Lederer in dem Brief ans Bundesamt vor, gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen zu haben.
In einer Ad hoc-Meldung habe er "unrichtige und unvollständige Angaben" zum Verkauf des Aktienpakets gemacht. Ein Verstoß gegen die Ad-hoc-Pflicht kann als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 1,5 Millionen Euro geahndet werden.
Institutionelle Investoren stützen Lederers Kurs
Wyser-Pratte war erst Anfang des Jahres mit fünf Prozent bei Babcock Borsig eingestiegen. Kurz danach war der Amerikaner - wie viele andere Aktionäre - von einem abrupten Strategiewechsel des Babcock-Managements überrascht worden, als Lederer den Verkauf der lukrativen Mehrheit am Weltmarktführer für nichtnukleare U-Boote HDW ankündigte. Seitdem hat sich der Wert der Babcock-Borsig-Aktie praktisch halbiert.
Auf der außerordentlichen Hauptersammlung will der US-Investor den Verkauf der HDW-Anteile verhindern und den Babcock-Vorstand entlassen. Doch stehen seine Chancen nach Einschätzung von Beobachtern schlecht, da die Mehrheit der Babcock-Aktien bei institutionellen Investoren liegt, die den Kurs Lederers unterstützen.
oh je... das arme Moorhuhn!
Die Pleiten am NM nehmen tatsächlich kein Ende.
Wo soll das noch hinführen?
good Trades!
Ladytrade
Die Pleiten am NM nehmen tatsächlich kein Ende.
Wo soll das noch hinführen?
good Trades!
Ladytrade
Macropore spielt ein böses Spiel mit den Anlegern
Aufpassen...
Quelle: Reuters
Die Quartalszahlen des amerikanischen Medizintechnikunternehmen Macropore sind für den hohen Aktienkurs nicht gut genug. Denn das Unternehmen hatte durch mehrere Jubel-Ad-hoc-Mitteilungen in den vergangenen Wochen die eigene Aktie in die Höhe getrieben. Im ersten Quartal ging der Umsatz um 45 Prozent auf 1,1 Millionen US-Dollar zurück. Der Nettoverlust hat sich mehr als verdoppelt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die neuen Produkte tatsächlich so gut verkaufen, wie erhofft. Mit einem Börsenwert von rund 60 Millionen US-Dollar hat die Macropore-Aktie Luft nach unten.
Aufpassen...
Quelle: Reuters
Die Quartalszahlen des amerikanischen Medizintechnikunternehmen Macropore sind für den hohen Aktienkurs nicht gut genug. Denn das Unternehmen hatte durch mehrere Jubel-Ad-hoc-Mitteilungen in den vergangenen Wochen die eigene Aktie in die Höhe getrieben. Im ersten Quartal ging der Umsatz um 45 Prozent auf 1,1 Millionen US-Dollar zurück. Der Nettoverlust hat sich mehr als verdoppelt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die neuen Produkte tatsächlich so gut verkaufen, wie erhofft. Mit einem Börsenwert von rund 60 Millionen US-Dollar hat die Macropore-Aktie Luft nach unten.
BAFin: Insiderhandel bei Phenomedia nicht auszuschließen
Düsseldorf (vwd) - Der Verdacht auf Insiderhandel bei der insolventen Phenomedia AG, Bochum, scheint nicht unbegründet zu sein. Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) sagte am Mittwoch auf Anfrage von vwd, das Ergebnis der Mitte April eingeleiteten Untersuchung stehe zwar noch nicht fest. Es zeichne sich jedoch "eine Tendenz ab", dass der Verdacht nicht grundlos sei. Anfang April waren Phenomedia-Aktien in großer Zahl verkauft worden, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine negativen Nachrichten über den Erfinder der populären "Moorhuhnjagd" kursierten.
Die Aufsichtsbehörde war aufmerksam geworden, weil plötzlich an einem Tag fast eine Million der Phenomedia-Papiere gehandelt worden waren. Dies war das Vierzehnfache des damals sonst üblichen Tagesdurchschnitts.
+++ Irmgard Peterek
vwd/15.5.2002/ip/hei/rio
15. Mai 2002, 13:47
Düsseldorf (vwd) - Der Verdacht auf Insiderhandel bei der insolventen Phenomedia AG, Bochum, scheint nicht unbegründet zu sein. Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) sagte am Mittwoch auf Anfrage von vwd, das Ergebnis der Mitte April eingeleiteten Untersuchung stehe zwar noch nicht fest. Es zeichne sich jedoch "eine Tendenz ab", dass der Verdacht nicht grundlos sei. Anfang April waren Phenomedia-Aktien in großer Zahl verkauft worden, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine negativen Nachrichten über den Erfinder der populären "Moorhuhnjagd" kursierten.
Die Aufsichtsbehörde war aufmerksam geworden, weil plötzlich an einem Tag fast eine Million der Phenomedia-Papiere gehandelt worden waren. Dies war das Vierzehnfache des damals sonst üblichen Tagesdurchschnitts.
+++ Irmgard Peterek
vwd/15.5.2002/ip/hei/rio
15. Mai 2002, 13:47
EXKLUSIV: Verkauf, Entlassungen, Ermittlungen: Heyde vor dem Aus
15.05.2002
Das Bad Nauheimer Software-Beratungshaus Heyde soll bis Anfang Juli an mindestens einen strategischen Investor verkauft werden. "Bis spätestens 1. Juni wird das Insolvenzverfahren eröffnet, unmittelbar danach wird der Asset Deal - über Teilbereiche oder das Gesamtunternehmen - unterschrieben", sagte die Insolvenzverwalterin dem Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe). Namen wollte sie nicht nennen. Sie bezweifelte allerdings, dass der börsennotierte Mantel des IT-Dienstleisters verkauft werden könne.
Heyde hatte am 8. April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit beantragt. Die Belegschaft, so die Insolvenzverwalterin zur TELEBÖRSE, sei seitdem von 600 auf 400 Mitarbeiter geschrumpft. "Weitere einschneidende Maßnahmen" seien notwendig, selbst wenn ein Investor das Unternehmen komplett übernehmen wolle. Den Heyde-Aktionären drohe - "wie bei Insolvenzen üblich" - ein Totalverlust. Bereits im März hatte das Penny-Stock-Unternehmen aus Kostengründen den Neuen Markt verlassen.
Ob Dieter Heyde, Firmengründer und Ex-Vorstandschef, rechtliche Konsequenzen zu erwarten hat, bleibt unklar. "Die Ermittlungen sind bisher zu keinem Ergebnis gekommen", erklärte die Staatsanwaltschaft der TELEBÖRSE gegenüber. Bereits im September 2001 hat der Privatinvestor Matthias Gaebler gegen Heyde Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Gießen gestellt. Der Vorwurf: persönliche Bereicherung. So habe Heyde unter anderem Altbauten erworben und auf Firmenkosten renovieren lassen. Geprüft würde jedenfalls auch das Gutachten der Wirtschaftsprüfunger Ernst & Young, das Heyde bislang zu seiner Entlastung vorbringt.
15.05.2002
Das Bad Nauheimer Software-Beratungshaus Heyde soll bis Anfang Juli an mindestens einen strategischen Investor verkauft werden. "Bis spätestens 1. Juni wird das Insolvenzverfahren eröffnet, unmittelbar danach wird der Asset Deal - über Teilbereiche oder das Gesamtunternehmen - unterschrieben", sagte die Insolvenzverwalterin dem Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe). Namen wollte sie nicht nennen. Sie bezweifelte allerdings, dass der börsennotierte Mantel des IT-Dienstleisters verkauft werden könne.
Heyde hatte am 8. April die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit beantragt. Die Belegschaft, so die Insolvenzverwalterin zur TELEBÖRSE, sei seitdem von 600 auf 400 Mitarbeiter geschrumpft. "Weitere einschneidende Maßnahmen" seien notwendig, selbst wenn ein Investor das Unternehmen komplett übernehmen wolle. Den Heyde-Aktionären drohe - "wie bei Insolvenzen üblich" - ein Totalverlust. Bereits im März hatte das Penny-Stock-Unternehmen aus Kostengründen den Neuen Markt verlassen.
Ob Dieter Heyde, Firmengründer und Ex-Vorstandschef, rechtliche Konsequenzen zu erwarten hat, bleibt unklar. "Die Ermittlungen sind bisher zu keinem Ergebnis gekommen", erklärte die Staatsanwaltschaft der TELEBÖRSE gegenüber. Bereits im September 2001 hat der Privatinvestor Matthias Gaebler gegen Heyde Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Gießen gestellt. Der Vorwurf: persönliche Bereicherung. So habe Heyde unter anderem Altbauten erworben und auf Firmenkosten renovieren lassen. Geprüft würde jedenfalls auch das Gutachten der Wirtschaftsprüfunger Ernst & Young, das Heyde bislang zu seiner Entlastung vorbringt.
EXKLUSIV: Adori: Neue Eigentümer haben Kassen geleert
15.05.2002
Die neuen Eigentümer der am Neuen Markt notierten Adori AG, Regensburg, haben bereits vor Abfindung der Kleinaktionäre ein Unternehmen aufgekauft und dabei die Adori-Kasse geleert. Das meldet das Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe). Obgleich die Übernahme durch die Wiesbadener SPS Vermögensverwaltung noch nicht vollzogen sei, hätten die Adori-Vorstände Jan Rittaler und Martin Kagerer bereits die Arctel AG erworben und bezahlt. Dadurch sei der Kassenbestand laut Aussagen von Hauptaktionären unter fünf Millionen Euro gesunken.
Adori besteht diesen Angaben zufolge aus einem Börsenmantel und einem Kassenbestand von 27 Millionen Euro. Die SPS Vermögensverwaltung hält bei Adori seit März 53 Prozent der Aktien. Das gesetzlich vorgeschriebene Pflichtangebot an die freien Aktionäre wurde vergangene Woche von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht untersagt, weil SPS-Geschäftsführer Hubert Hesse (der gleichzeitig Chef der Frankfurter Kanzlei Coudert Schürmann ist) die Finanzierung nicht belegen konnte. Laut Adori-Satzung sei zudem für Beteiligungen außerhalb des E-Commerce ein Hauptversammlungsbeschluß nötig, schreibt DIE TELEBÖRSE.
15.05.2002
Die neuen Eigentümer der am Neuen Markt notierten Adori AG, Regensburg, haben bereits vor Abfindung der Kleinaktionäre ein Unternehmen aufgekauft und dabei die Adori-Kasse geleert. Das meldet das Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe). Obgleich die Übernahme durch die Wiesbadener SPS Vermögensverwaltung noch nicht vollzogen sei, hätten die Adori-Vorstände Jan Rittaler und Martin Kagerer bereits die Arctel AG erworben und bezahlt. Dadurch sei der Kassenbestand laut Aussagen von Hauptaktionären unter fünf Millionen Euro gesunken.
Adori besteht diesen Angaben zufolge aus einem Börsenmantel und einem Kassenbestand von 27 Millionen Euro. Die SPS Vermögensverwaltung hält bei Adori seit März 53 Prozent der Aktien. Das gesetzlich vorgeschriebene Pflichtangebot an die freien Aktionäre wurde vergangene Woche von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht untersagt, weil SPS-Geschäftsführer Hubert Hesse (der gleichzeitig Chef der Frankfurter Kanzlei Coudert Schürmann ist) die Finanzierung nicht belegen konnte. Laut Adori-Satzung sei zudem für Beteiligungen außerhalb des E-Commerce ein Hauptversammlungsbeschluß nötig, schreibt DIE TELEBÖRSE.
EXKLUSIV: 65 Neuer-Markt-Unternehmen mit Risikohinweis im Bilanztestat - Bipop-Carire ganz ohne
15.05.2002
Nach einer Studie des Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe) enthalten 65 von insgesamt 301 Jahresabschluss-Testaten der am Neuen Markt in Frankfurt notierten Unternehmen versteckte oder deutliche Hinweise der Wirtschaftsprüfer auf Risiken.
Bei den Recherchen stellte die TELEBÖRSE unter anderem fest, dass der Jahresabschluss, den die Bipop-Carire S.p.A. Brescia, der Deutschen Börse übergeben hat, nicht das gesetzlich vorgeschriebene Testat enthält. Die Deutsche Börse habe daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Außerdem müsse bei der Group Technologies AG, Karlsruhe, nach Unternehmensangaben die Abgabe des Jahresabschlusses weiter verschoben werden, weil einer der Aufsichtsräte inhaftiert worden sei.
52 und damit die meisten Prüfungen bei den Neuen-Markt-Unternehmen seien von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen vorgenommen worden, schreibt DIE TELEBÖRSE. Ein Drittel ihrer Testate habe Andersen mit aufschlussreichen Kommentaren versehen. KPMG habe 30 Unternehmensbilanzen geprüft und es nur einmal für nötig gehalten, auf eventuelle Risiken hinzuweisen.
Die Unternehmen mussten bei der Deutschen Börse AG spätestens bis Ende April die testierten Jahresabschlüsse (bei Bilanz-Stichtag 31.12.2001) einreichen. Die Auswertung der Abschlüsse und Testate nahm DIE TELEBÖRSE gemeinsam mit Experten vor.
15.05.2002
Nach einer Studie des Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe) enthalten 65 von insgesamt 301 Jahresabschluss-Testaten der am Neuen Markt in Frankfurt notierten Unternehmen versteckte oder deutliche Hinweise der Wirtschaftsprüfer auf Risiken.
Bei den Recherchen stellte die TELEBÖRSE unter anderem fest, dass der Jahresabschluss, den die Bipop-Carire S.p.A. Brescia, der Deutschen Börse übergeben hat, nicht das gesetzlich vorgeschriebene Testat enthält. Die Deutsche Börse habe daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Außerdem müsse bei der Group Technologies AG, Karlsruhe, nach Unternehmensangaben die Abgabe des Jahresabschlusses weiter verschoben werden, weil einer der Aufsichtsräte inhaftiert worden sei.
52 und damit die meisten Prüfungen bei den Neuen-Markt-Unternehmen seien von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen vorgenommen worden, schreibt DIE TELEBÖRSE. Ein Drittel ihrer Testate habe Andersen mit aufschlussreichen Kommentaren versehen. KPMG habe 30 Unternehmensbilanzen geprüft und es nur einmal für nötig gehalten, auf eventuelle Risiken hinzuweisen.
Die Unternehmen mussten bei der Deutschen Börse AG spätestens bis Ende April die testierten Jahresabschlüsse (bei Bilanz-Stichtag 31.12.2001) einreichen. Die Auswertung der Abschlüsse und Testate nahm DIE TELEBÖRSE gemeinsam mit Experten vor.
Jahresabschlüsse am Neuen Markt sind mangelhaft
Das Ergebnis der Studie des Deutschen Aktieninstituts e.V (DAI) ist ernüchternd: Nur 2 von 200 am
Neuen Markt notierten Unternehmen haben für das Jahr 2000 einen einwandfreien Konzernabschluss
veröffentlicht. Im Auftrag des DAI hatten der Gießener Professor Martin Glaum und seine US-Kollegin
Donna Street auf der Grundlage detaillierter Checklisten die Abschlüsse von 200 Firmen analysiert. Die
eine Hälfte erstellte Abschlüsse nach IAS, die andere bilanzierte nach US-GAAP.
Im Durchschnitt publizierten die Unternehmen nur 83,7 Prozent der geforderten Angaben wie zum
Beispiel Eigenkapital oder Steuern. Eine Firma veröffentlichte lediglich 41,6 Prozent. "Zwar zeigen die
IAS-Abschlüsse am Neuen Markt durchschnittlich eine etwas geringere Berichtsgüte als die
US-GAAP-Abschlüsse. Allerdings ist auch bei den amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften bei
weitem nicht alles Gold, was glänzt. Keines der von uns untersuchten US-GAAP-Unternehmen erfüllte
seine Berichtspflichten vollständig", so Martin Glaum. Ein Faktor bei der Berichtsgenauigkeit scheint
auch die Größe der Abschlussprüfer zu sein: Unternehmen, deren Abschlüsse von großen,
internationalen Prüfungsgesellschaften unter die Lupe genommen wurden, befolgten die Ausweispflichten
genauer als solche, die von kleineren Gesellschaften geprüft wurden.
Durch ein besonders hohes Maß an Einhaltung der Offenlegungsanforderungen zeichneten sich
Unternehmen aus, die auch an US-Börsen gelistet sind und damit der Überwachung durch die
Börsenaufsicht SEC unterliegen. "Unsere Ergebnisse werfen ernsthafte Fragen nach der Qualität der
Abschlussprüfungen am Neuen Markt und der Angemessenheit der deutschen Kapitalmarktaufsicht im
Allgemeinen auf", heißt es in dem Bericht. (tol/c`t)
Das Ergebnis der Studie des Deutschen Aktieninstituts e.V (DAI) ist ernüchternd: Nur 2 von 200 am
Neuen Markt notierten Unternehmen haben für das Jahr 2000 einen einwandfreien Konzernabschluss
veröffentlicht. Im Auftrag des DAI hatten der Gießener Professor Martin Glaum und seine US-Kollegin
Donna Street auf der Grundlage detaillierter Checklisten die Abschlüsse von 200 Firmen analysiert. Die
eine Hälfte erstellte Abschlüsse nach IAS, die andere bilanzierte nach US-GAAP.
Im Durchschnitt publizierten die Unternehmen nur 83,7 Prozent der geforderten Angaben wie zum
Beispiel Eigenkapital oder Steuern. Eine Firma veröffentlichte lediglich 41,6 Prozent. "Zwar zeigen die
IAS-Abschlüsse am Neuen Markt durchschnittlich eine etwas geringere Berichtsgüte als die
US-GAAP-Abschlüsse. Allerdings ist auch bei den amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften bei
weitem nicht alles Gold, was glänzt. Keines der von uns untersuchten US-GAAP-Unternehmen erfüllte
seine Berichtspflichten vollständig", so Martin Glaum. Ein Faktor bei der Berichtsgenauigkeit scheint
auch die Größe der Abschlussprüfer zu sein: Unternehmen, deren Abschlüsse von großen,
internationalen Prüfungsgesellschaften unter die Lupe genommen wurden, befolgten die Ausweispflichten
genauer als solche, die von kleineren Gesellschaften geprüft wurden.
Durch ein besonders hohes Maß an Einhaltung der Offenlegungsanforderungen zeichneten sich
Unternehmen aus, die auch an US-Börsen gelistet sind und damit der Überwachung durch die
Börsenaufsicht SEC unterliegen. "Unsere Ergebnisse werfen ernsthafte Fragen nach der Qualität der
Abschlussprüfungen am Neuen Markt und der Angemessenheit der deutschen Kapitalmarktaufsicht im
Allgemeinen auf", heißt es in dem Bericht. (tol/c`t)
Passend zum Thema - Prädikat: Sehr lesenswert!
http://www.brandeins.de/magazin/was_wirtschaft_treibt/artike…
http://www.brandeins.de/magazin/was_wirtschaft_treibt/artike…
Verdankt MLP seine hohen Gewinne geschickter Bilanzierung? [ 16.05.02, 07:30 ]
Von Redaktion Börse Online
Der Finanzdienstleister und DAX-Wert MLP hat nach einem Bericht von BÖRSE ONLINE mit geschickter Bilanzierung jahrelang hohe Gewinne erwirtschaftet und zugleich hohe Schulden außerhalb seiner Bilanz aufgebaut.
MLP: Zweifel an der Bilanzierung des DAX-Wertes
Nach Recherchen und Analysen von "BÖRSE ONLINE" hat der Heidelberger Finanzdienstleister einen Teil seiner neu abgeschlossenen Lebensversicherungen an Rückversicherer weitergegeben. Mit derartigen Transaktionen lassen sich junge, schnell wachsende Lebensver- sicherungen die hohen Abschlussprovisionen an ihre Vermittler finanzieren.
Das Ausmaß, mit dem MLP dieses Modell nutzt, ist ungewöhnlich hoch. Im Jahresabschluss 2001 stammen von dem Konzernergebnis vor Steuern in Höhe von 150,7 Millionen Euro rund 58,8 Millionen Euro aus den Rückversicherungstransaktionen.
Diese Höhe erstaunt um so mehr, da der Refinanzierungsbedarf der Abschlusskosten bei MLP laut BÖRSE ONLINE gering sein dürfte. Denn innerhalb des Konzerns tauchen die Aufwendungen für Abschlussprovisionen der MLP-Lebensversicherungs-Tochter als Erträge bei der MLP-Finanzdienstleistungs-Tochter, die die Neuabschlüsse vermittelt, wieder auf. Von dort fließen sie zum Teil wieder zurück in den Konzerngewinn.
Der wesentliche Grund für die Rückversicherung dürfte daher der mit dem Rück- versicherungsgeschäft auszuweisende Gewinn sein. Mit der Höhe dieser Rück- versicherungserlöse steuert das Unternehmen nach Ansicht von BÖRSE ONLINE sein Umsatz- und Gewinnwachstum von jährlich 30 Prozent und kann damit die selbst gesteckten Ertragsziele und die Erwartungen des Kapitalmarkts erfüllen.
Durch diese "Darlehensvergewinnung"" müssten sich nach Berechnungen von BÖRSE ONLINE bis dato gleichzeitig nicht ausgewiesene Verpflichtungen gegenüber den Rückversicherern von mehr als 150 Millionen Euro aufgetürmt haben - bei einem Eigenkapital von 265 Millionen Euro.
Da die Rückversicherer ihr geliehenes Geld - höchstwahrscheinlich mit Zinsen - wieder zurückhaben wollen, dürfte MLP langfristig mehr an die Rückversicherer zurückzahlen, als die Gesellschaft von ihnen bekommen hat.
Von Redaktion Börse Online
Der Finanzdienstleister und DAX-Wert MLP hat nach einem Bericht von BÖRSE ONLINE mit geschickter Bilanzierung jahrelang hohe Gewinne erwirtschaftet und zugleich hohe Schulden außerhalb seiner Bilanz aufgebaut.
MLP: Zweifel an der Bilanzierung des DAX-Wertes
Nach Recherchen und Analysen von "BÖRSE ONLINE" hat der Heidelberger Finanzdienstleister einen Teil seiner neu abgeschlossenen Lebensversicherungen an Rückversicherer weitergegeben. Mit derartigen Transaktionen lassen sich junge, schnell wachsende Lebensver- sicherungen die hohen Abschlussprovisionen an ihre Vermittler finanzieren.
Das Ausmaß, mit dem MLP dieses Modell nutzt, ist ungewöhnlich hoch. Im Jahresabschluss 2001 stammen von dem Konzernergebnis vor Steuern in Höhe von 150,7 Millionen Euro rund 58,8 Millionen Euro aus den Rückversicherungstransaktionen.
Diese Höhe erstaunt um so mehr, da der Refinanzierungsbedarf der Abschlusskosten bei MLP laut BÖRSE ONLINE gering sein dürfte. Denn innerhalb des Konzerns tauchen die Aufwendungen für Abschlussprovisionen der MLP-Lebensversicherungs-Tochter als Erträge bei der MLP-Finanzdienstleistungs-Tochter, die die Neuabschlüsse vermittelt, wieder auf. Von dort fließen sie zum Teil wieder zurück in den Konzerngewinn.
Der wesentliche Grund für die Rückversicherung dürfte daher der mit dem Rück- versicherungsgeschäft auszuweisende Gewinn sein. Mit der Höhe dieser Rück- versicherungserlöse steuert das Unternehmen nach Ansicht von BÖRSE ONLINE sein Umsatz- und Gewinnwachstum von jährlich 30 Prozent und kann damit die selbst gesteckten Ertragsziele und die Erwartungen des Kapitalmarkts erfüllen.
Durch diese "Darlehensvergewinnung"" müssten sich nach Berechnungen von BÖRSE ONLINE bis dato gleichzeitig nicht ausgewiesene Verpflichtungen gegenüber den Rückversicherern von mehr als 150 Millionen Euro aufgetürmt haben - bei einem Eigenkapital von 265 Millionen Euro.
Da die Rückversicherer ihr geliehenes Geld - höchstwahrscheinlich mit Zinsen - wieder zurückhaben wollen, dürfte MLP langfristig mehr an die Rückversicherer zurückzahlen, als die Gesellschaft von ihnen bekommen hat.
US-Behörden ermitteln gegen Computer Associates
Die Bilanzpraktiken bei Computer Associates (CA) werden nun offenbar von den Ermittlungsbehörden
ganz genau unter die Lupe genommen. Nach einem Bericht des Wall Street Journal interessieren sich
die Börsenaufsicht SEC sowie New Yorker Staatsanwälte für die Buchhaltung des US-amerikanischen
Software-Unternehmens.
Zu erhärten scheint sich der Verdacht der Umsatzzahlen-Fälschung bei Softwarelizenzen gegenüber dem
CA-Vorsitzende Charles Wang, CEO Sanjay Kumar und Executive Vice President Russell Artzt. Die
Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, die bis 1999 die CA-Bücher geprüft haben, bestätigen laut dem
Bericht, von der SEC eine Vorladung erhalten zu haben.
Nachdem im Februar Zeitungen berichtet hatten, die US-Börsenaufsicht wolle CA unter die Lupe
nehmen, hatte Finanzchef Ira Zar eingeräumt, sein Konzern habe eine Kreditlinie über eine Milliarde
US-Dollar mit 600 Millionen US-Dollar in Anspruch genommen, um eine kurzfristigere Schuld zu
begleichen, die im Juni 2002 fällig wird. Dies sei eine gängige Praxis der Umschuldung und kein Problem
der Zahlungsfähigkeit, das hätte gemeldet werden müssen. (anw/c`t)
Die Bilanzpraktiken bei Computer Associates (CA) werden nun offenbar von den Ermittlungsbehörden
ganz genau unter die Lupe genommen. Nach einem Bericht des Wall Street Journal interessieren sich
die Börsenaufsicht SEC sowie New Yorker Staatsanwälte für die Buchhaltung des US-amerikanischen
Software-Unternehmens.
Zu erhärten scheint sich der Verdacht der Umsatzzahlen-Fälschung bei Softwarelizenzen gegenüber dem
CA-Vorsitzende Charles Wang, CEO Sanjay Kumar und Executive Vice President Russell Artzt. Die
Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, die bis 1999 die CA-Bücher geprüft haben, bestätigen laut dem
Bericht, von der SEC eine Vorladung erhalten zu haben.
Nachdem im Februar Zeitungen berichtet hatten, die US-Börsenaufsicht wolle CA unter die Lupe
nehmen, hatte Finanzchef Ira Zar eingeräumt, sein Konzern habe eine Kreditlinie über eine Milliarde
US-Dollar mit 600 Millionen US-Dollar in Anspruch genommen, um eine kurzfristigere Schuld zu
begleichen, die im Juni 2002 fällig wird. Dies sei eine gängige Praxis der Umschuldung und kein Problem
der Zahlungsfähigkeit, das hätte gemeldet werden müssen. (anw/c`t)
Neuer Rekord bei Insiderverfahren
Börsenpolizei sieht weitere Zunahme. Keine Anzeichen für September-SpekulationenVon Alexander Antonoff
Frankfurt/Main - Beim Verdacht auf Insiderhandel hat die Anzahl der Anzeigen im Jahr 2001 eine neue Rekordmarke erreicht. Dies geht aus dem Jahresbericht 2001 des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) hervor, der gestern in Frankfurt vorgestellt wurde. Mit 25 Insideruntersuchungen, die bei den zuständigen Staatsanwaltschaften angezeigt wurden, ist dies die höchste Zahl an Anzeigen seit der Gründung des BAWe vor sieben Jahren, sagte Georg Wittich, Direktor des Bereichs Wertpapieraufsicht/Asset Management in der neuen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in die das BAWe Anfang Mai aufgegangen ist. Für das Jahr 2000 verzeichnet das BAWe 22 Fälle, die an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden. Ein Jahr zuvor waren es nur 13 Fälle.
"Ich gehe davon aus, dass die Zahl der angezeigten Fälle künftig noch zunehmen wird", sagte Wittich. Zugleich sollen Insideruntersuchungen in Zukunft noch zügiger durchgeführt werden und bei entsprechendem Tatverdacht an die Staatsanwalten abgegeben werden. Insgesamt habe das Aufsichtsamt über 55 neue Insideruntersuchungen im Jahr 2001 eröffnet, sagte Wittich. Die Mehrzahl beträfe dabei mit 34 Untersuchungen Aktien des Neuen Marktes. Bei zwölf Untersuchungen handele es sich um Aktien, die im Amtlichen Handel notiert werden. Zudem seien aus den Vorjahren noch 50 Verfahren anhängig, sagte Wittich. Auffallend viele Untersuchungen hätten dabei einen Auslandsbezug aufgewiesen, sagte Wittich. So erhöhte sich die Anzahl der Insideranfragen an ausländische Behörden von 73 im Jahr 2000 auf 91. Bei den Anfragen von ausländischen Behörden erhöhte sich die Anzahl der Anfragen von 18 auf 70. Von einer steigenden Kriminalitätsrate wollte Wittich allerdings nicht sprechen.
Untersuchungen zu möglichen Börsenspekulationen im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September spielten einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit des BAWe. Die Annahme, dass Täter oder Mitwisser vor den Anschlägen in nennenswertem Umfang Leerverkäufe getätigt hätten, habe sich aber nicht bestätigt, sagte Wittich. Es lägen keine konkreten Anhaltspunkte für Geschäfte von Tätern oder Mitwissern der Terror-Akte vor, hieß es gestern. Einige Untersuchungen im Auftrag des Generalbundesanwaltes dauerten allerdings noch an. Auffällige Kursbewegungen kurz vor den Attentaten in den USA hatten zu Spekulationen geführt, dass Eingeweihten möglicherweise die Terror-Akte genutzt hatten, um aus den vorhersehbaren Kursstürzen bei Versicherungen und Fluggesellschaften Kapital zu schlagen.
Die Tätigkeit der Analysten sei ein weiteres wichtiges Thema der Wertpapieraufsicht im Jahr 2001 gewesen, sagte Wittich. Im Vordergrund habe dabei die Frage nach der Unabhängigkeit der Analysten und deren Trennung von anderen Geschäftsbereichen der Bank gestanden. So überprüfe die Wertpapieraufsicht in regelmäßigen Abständen bei Kreditinstituten und Finanzdienstleistern, ob diese eine entsprechende Trennung der Abteilungen auch einhalte. "Allerdings reicht dies allein nicht aus, um das Vertrauen der Anleger in die Neutralität der Analysten zu sichern", sagte Wittich. Deshalb begrüße die Aufsichtsbehörde, wenn durch das 4. Finanzmarktförderungsgesetz eine Verpflichtung zur Offenlegung von Interessenkonflikten eingeführt werde.
Kritisch äußerte sich Wittich auch zur Qualität von Ad-hoc-Mitteilungen. Die Interpretation dieser Unternehmensmeldungen erweise sich zunehmend als schwierig, sagte Wittich. Immer wieder gebe es Versuche, negative Tatsachen zu verstecken oder zu beschönigen. "Dies gilt insbesondere dann, wenn unübliche Ergebnisgrößen, beziehungsweise Kennzahlen benutzt werden", sagte Wittich. Wenn dann entsprechende Vergleichszahlen fehlten, werden es für Anleger schwer, die tatsächliche Neuigkeit zu erkennen. Andererseits könne das Fehlen entsprechender Vergleichszahlen auch als Hinweis auf ein enttäuschendes Ergebnis interpretiert werden.
Börsenpolizei sieht weitere Zunahme. Keine Anzeichen für September-SpekulationenVon Alexander Antonoff
Frankfurt/Main - Beim Verdacht auf Insiderhandel hat die Anzahl der Anzeigen im Jahr 2001 eine neue Rekordmarke erreicht. Dies geht aus dem Jahresbericht 2001 des Bundesaufsichtsamtes für den Wertpapierhandel (BAWe) hervor, der gestern in Frankfurt vorgestellt wurde. Mit 25 Insideruntersuchungen, die bei den zuständigen Staatsanwaltschaften angezeigt wurden, ist dies die höchste Zahl an Anzeigen seit der Gründung des BAWe vor sieben Jahren, sagte Georg Wittich, Direktor des Bereichs Wertpapieraufsicht/Asset Management in der neuen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, in die das BAWe Anfang Mai aufgegangen ist. Für das Jahr 2000 verzeichnet das BAWe 22 Fälle, die an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden. Ein Jahr zuvor waren es nur 13 Fälle.
"Ich gehe davon aus, dass die Zahl der angezeigten Fälle künftig noch zunehmen wird", sagte Wittich. Zugleich sollen Insideruntersuchungen in Zukunft noch zügiger durchgeführt werden und bei entsprechendem Tatverdacht an die Staatsanwalten abgegeben werden. Insgesamt habe das Aufsichtsamt über 55 neue Insideruntersuchungen im Jahr 2001 eröffnet, sagte Wittich. Die Mehrzahl beträfe dabei mit 34 Untersuchungen Aktien des Neuen Marktes. Bei zwölf Untersuchungen handele es sich um Aktien, die im Amtlichen Handel notiert werden. Zudem seien aus den Vorjahren noch 50 Verfahren anhängig, sagte Wittich. Auffallend viele Untersuchungen hätten dabei einen Auslandsbezug aufgewiesen, sagte Wittich. So erhöhte sich die Anzahl der Insideranfragen an ausländische Behörden von 73 im Jahr 2000 auf 91. Bei den Anfragen von ausländischen Behörden erhöhte sich die Anzahl der Anfragen von 18 auf 70. Von einer steigenden Kriminalitätsrate wollte Wittich allerdings nicht sprechen.
Untersuchungen zu möglichen Börsenspekulationen im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September spielten einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit des BAWe. Die Annahme, dass Täter oder Mitwisser vor den Anschlägen in nennenswertem Umfang Leerverkäufe getätigt hätten, habe sich aber nicht bestätigt, sagte Wittich. Es lägen keine konkreten Anhaltspunkte für Geschäfte von Tätern oder Mitwissern der Terror-Akte vor, hieß es gestern. Einige Untersuchungen im Auftrag des Generalbundesanwaltes dauerten allerdings noch an. Auffällige Kursbewegungen kurz vor den Attentaten in den USA hatten zu Spekulationen geführt, dass Eingeweihten möglicherweise die Terror-Akte genutzt hatten, um aus den vorhersehbaren Kursstürzen bei Versicherungen und Fluggesellschaften Kapital zu schlagen.
Die Tätigkeit der Analysten sei ein weiteres wichtiges Thema der Wertpapieraufsicht im Jahr 2001 gewesen, sagte Wittich. Im Vordergrund habe dabei die Frage nach der Unabhängigkeit der Analysten und deren Trennung von anderen Geschäftsbereichen der Bank gestanden. So überprüfe die Wertpapieraufsicht in regelmäßigen Abständen bei Kreditinstituten und Finanzdienstleistern, ob diese eine entsprechende Trennung der Abteilungen auch einhalte. "Allerdings reicht dies allein nicht aus, um das Vertrauen der Anleger in die Neutralität der Analysten zu sichern", sagte Wittich. Deshalb begrüße die Aufsichtsbehörde, wenn durch das 4. Finanzmarktförderungsgesetz eine Verpflichtung zur Offenlegung von Interessenkonflikten eingeführt werde.
Kritisch äußerte sich Wittich auch zur Qualität von Ad-hoc-Mitteilungen. Die Interpretation dieser Unternehmensmeldungen erweise sich zunehmend als schwierig, sagte Wittich. Immer wieder gebe es Versuche, negative Tatsachen zu verstecken oder zu beschönigen. "Dies gilt insbesondere dann, wenn unübliche Ergebnisgrößen, beziehungsweise Kennzahlen benutzt werden", sagte Wittich. Wenn dann entsprechende Vergleichszahlen fehlten, werden es für Anleger schwer, die tatsächliche Neuigkeit zu erkennen. Andererseits könne das Fehlen entsprechender Vergleichszahlen auch als Hinweis auf ein enttäuschendes Ergebnis interpretiert werden.
Warum wohl...
Wertpapieraufsicht will Überwachung verstärken
rms - Die Säule Wertpapieraufsicht der neuen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) will nach Worten ihres Leiters Georg Wittich die Überwachung verstärken. Neben Insiderverstößen sollen vor allem Kursmanipulationen stärker als bisher verfolgt werden, sagte er heute bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts 2001 des ehemaligen Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel in Frankfurt. Das gelte besonders für Manipulationen durch im Internet verbreitete Falschinformationen. Da das BAFin über einen eigenen Haushalt verfüge, hofft Wittich, bis zu 25 neue Mitarbeiter einstellen zu können; derzeit seien etwa 30 Angestellte mit Überwachungsaufgaben betraut. Zudem versprächen die im Vierten Finanzmarktförderungsgesetz vorgesehenen Neuerungen bessere Verfolgungs- und Sanktionsmöglichkeiten insbesondere bei Kursmanipulationen. Welche das sind und weitere Einzelheiten lesen Sie morgen in der Börsen-Zeitung.
Wertpapieraufsicht will Überwachung verstärken
rms - Die Säule Wertpapieraufsicht der neuen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) will nach Worten ihres Leiters Georg Wittich die Überwachung verstärken. Neben Insiderverstößen sollen vor allem Kursmanipulationen stärker als bisher verfolgt werden, sagte er heute bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts 2001 des ehemaligen Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel in Frankfurt. Das gelte besonders für Manipulationen durch im Internet verbreitete Falschinformationen. Da das BAFin über einen eigenen Haushalt verfüge, hofft Wittich, bis zu 25 neue Mitarbeiter einstellen zu können; derzeit seien etwa 30 Angestellte mit Überwachungsaufgaben betraut. Zudem versprächen die im Vierten Finanzmarktförderungsgesetz vorgesehenen Neuerungen bessere Verfolgungs- und Sanktionsmöglichkeiten insbesondere bei Kursmanipulationen. Welche das sind und weitere Einzelheiten lesen Sie morgen in der Börsen-Zeitung.
MPL-Chef Termühlen hat die Vorwürfe dementiert;Gehört schliesslich auch hier hin.Jedoch ist die Spannung weiter da.
Neuer Wirtschaftsprüfer gefordert
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) forderte die Gesellschaft auf, durch die Bestellung eines neuen Wirtschaftsprüfers und einer Sonderprüfung das Vertrauen in das Zahlenwerk wieder herzustellen. Die MLP-Jahresabschlüsse seien seit dem Börsengang 1986 de facto von derselben Prüfungsgesellschaft testiert worden, die außer der umstrittenen Securenta keine größeren Gesellschaften prüfe. Der neue Wirtschaftsprüfer sollte nicht nur für das laufende Jahr tätig werden, sondern auch für die zurückliegenden Jahresabschlüsse mit einer Sonderprüfung beauftragt werden, forderte die SdK.
Neuer Wirtschaftsprüfer gefordert
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) forderte die Gesellschaft auf, durch die Bestellung eines neuen Wirtschaftsprüfers und einer Sonderprüfung das Vertrauen in das Zahlenwerk wieder herzustellen. Die MLP-Jahresabschlüsse seien seit dem Börsengang 1986 de facto von derselben Prüfungsgesellschaft testiert worden, die außer der umstrittenen Securenta keine größeren Gesellschaften prüfe. Der neue Wirtschaftsprüfer sollte nicht nur für das laufende Jahr tätig werden, sondern auch für die zurückliegenden Jahresabschlüsse mit einer Sonderprüfung beauftragt werden, forderte die SdK.
Joseph de la Vega, 1688 (aus: "Verwirrung der Verwirrungen")
"Töricht ist die Scham, die Dir ein Reinfall verursacht, da man unmöglich ein guter Spekulant mit
Schamgefühl sein kann. Adam schämte sich nach dem Sündenfall, aber an der Börse gibt es
viele, die ihre Sünden nicht begreifen, da sie sich nicht schämen und das Erröten verlernt
haben."
"Töricht ist die Scham, die Dir ein Reinfall verursacht, da man unmöglich ein guter Spekulant mit
Schamgefühl sein kann. Adam schämte sich nach dem Sündenfall, aber an der Börse gibt es
viele, die ihre Sünden nicht begreifen, da sie sich nicht schämen und das Erröten verlernt
haben."
Nochmal zum DAX;hier eine weitere Aktualisierung zu Thema MLP/Bilanzen
MLP zitiert Staatsanwaltschaft falsch [ 17.05.02, 18:15 ]
Von Redaktion Börse Online
In der von MLP am 16. Mai 2002 einberufenen Pressekonferenz zu den Vorwürfen des Anlegermagazins BÖRSE ONLINE wird unter anderem Herr Jobski von der Staatsanwaltschaft Mannheim, Dezernat Wirtschaftskriminalität, zitiert.
Es bleibt weiter offen, ob gegen MLP ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
Nach Angaben von MLP soll Herr Jobski sich folgendermaßen geäußert haben: "Es gibt anonyme Anzeigen gegen MLP, wonach MLP unzureichende Abfindungen an Minderheitsaktionäre gezahlt habe. Ein Ermittlungsverfahren wird jedoch nur bei Bestehen eines Anfangsverdachts eingeleitet. Ein Anfangsverdacht besteht, wenn zureichende tatsächliche Anhaltspunkte einen Vorwurf stützen. Mangels Bestehen eines Anfangsverdachts wurde und wird ein Ermittlungsverfahren gegen MLP nicht eingeleitet."
Auf Anfrage von Börse Online dementierte Herr Jobski den Wortlaut dieser Äußerung: "Das habe ich so nicht gesagt. Ich habe lediglich gesagt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Ermittlungsverfahren anhängig ist. Was die Zukunft betrifft kann die Staatsanwaltschaft keine Aussagen treffen. In Richtung Zukunft ist diese Stellungnahme also zu revidieren."
Somit ist weiter offen, ob gegen MLP ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
MLP zitiert Staatsanwaltschaft falsch [ 17.05.02, 18:15 ]
Von Redaktion Börse Online
In der von MLP am 16. Mai 2002 einberufenen Pressekonferenz zu den Vorwürfen des Anlegermagazins BÖRSE ONLINE wird unter anderem Herr Jobski von der Staatsanwaltschaft Mannheim, Dezernat Wirtschaftskriminalität, zitiert.
Es bleibt weiter offen, ob gegen MLP ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
Nach Angaben von MLP soll Herr Jobski sich folgendermaßen geäußert haben: "Es gibt anonyme Anzeigen gegen MLP, wonach MLP unzureichende Abfindungen an Minderheitsaktionäre gezahlt habe. Ein Ermittlungsverfahren wird jedoch nur bei Bestehen eines Anfangsverdachts eingeleitet. Ein Anfangsverdacht besteht, wenn zureichende tatsächliche Anhaltspunkte einen Vorwurf stützen. Mangels Bestehen eines Anfangsverdachts wurde und wird ein Ermittlungsverfahren gegen MLP nicht eingeleitet."
Auf Anfrage von Börse Online dementierte Herr Jobski den Wortlaut dieser Äußerung: "Das habe ich so nicht gesagt. Ich habe lediglich gesagt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Ermittlungsverfahren anhängig ist. Was die Zukunft betrifft kann die Staatsanwaltschaft keine Aussagen treffen. In Richtung Zukunft ist diese Stellungnahme also zu revidieren."
Somit ist weiter offen, ob gegen MLP ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
Mal etwas aus dem arabischen Raum;Quelle: Die Welt 18.05.2002
Arabischer Anleger fühlt sich von jüdischem Broker hereingelegt
Vorwurf: Finanzspezialist setzt ein Vermögen an der Börse absichtlich in den Sand. Investor vermutet religiöse GründeVon Martin Halusa
New York - Araber und Juden haben nicht nur im Nahen Osten ihre Probleme miteinander, auch an Wall Street verläuft ihre Zusammenarbeit nicht immer reibungslos. Ein jüngst bekannt gewordener Fall ist so spektakulär wie festgefahren - Aussage steht gegen Aussage.
Der Vorwurf: Youssef Fakih, ein arabischer Einwanderer aus dem Libanon, wirft seinem Broker Michael Cohen - einem Juden - vor, sein Geld absichtlich schlecht angelegt zu haben. Auf eine halbe Mio. Dollar türmen sich die Verluste. Jetzt stehen die beiden vor Gericht. Der Araber verlangt Schadenersatz in Höhe von 36 Mio. Dollar
Mit Hilfe mitgeschnittener Telefonate will Fakih beweisen, dass Cohen auf Aktien gesetzt hat, die Verluste statt Gewinne bringen. Schuld an diesem Verhalten sei seine Religion, sagt Fakih. Soeben veröffentlichte die "New York Times" Teile der Aufzeichnungen. Fakih: "Ich habe herausgefunden, dass Sie das Geld absichtlich verloren haben". Cohen: "Ich mag Lügner nicht. Sie haben mir gesagt, Sie seien jüdisch". Fakih: "Mit anderen Worten, wäre ich jüdisch, hätten Sie das Geld nicht verloren?". Cohen: "Hören Sie zu: Sie sind, was Sie sind. Und ehrlich gesagt, die Tatsache, dass sie Geld verloren haben, kümmert mich nicht". Broker Cohen bestreitet nicht, dass die Bänder echt sind. Doch er sagt, er sei in eine Falle gelockt worden.
Nach der Darstellung Fakihs hat Cohen Aktien verkauft, obwohl er mit Kauf beauftragt worden sei. Zugleich habe der Broker Aktien erworben, obwohl er das Gegenteil hätte tun sollen. Daraufhin sei er stutzig geworden, zumal ein Freund ihm erzählt habe, Cohen habe dies mit Absicht getan, weil Fakih arabischer Abstammung sei. Fakih ging weiter: Um herauszufinden, ob der Verdacht stimmt, bat er einen Freund, zum Schein mit Cohen ein Investment zu besprechen.
In diesem Gespräch habe Cohen erneut geäußert, dass er das Geld Fakihs absichtlich falsch eingesetzt habe, weil dieser Araber ist. Auf die Frage, ob Cohens Firma - Gruntal & Company - arabische Broker beschäftigte, sagt Cohen: "Oh nein, nein. Die sind zu blöd".
Nachdem der Fall zur Anklage gekommen war, beschimpfte Cohen seinen Kunden Fakih in wüsten Telefonaten. Der Satz: "Ich sagte Ihnen, Sie sollen die Finger davon lassen", war dabei der einzige ohne Obszönitäten.
Michael Cohen weist die Vorwürfe von sich: Alle Anweisungen über Käufe oder Verkäufe habe er von Fakih persönlich erhalten. Fakih habe in einem Fragebogen angegeben, er sei ein Investor, der zehn Jahre Erfahrung habe, der kurzfristige Anlage betreibe und dessen Investmentstrategie auch die Spekulation beinhalte. Die Anwälte Fakihs sagen, Cohen habe den Antrag selber ausgefüllt, Fakih habe ihn zuvor blanko unterschrieben.
Was für das Geldhaus Gruntal erschwerend hinzukommt: Kürzlich verkaufte die Firma ihr Brokergeschäft an Ryan, Beck & Company - unter der Voraussetzung, dass es keinerlei Haftungen gebe. Diese Frage wird in diesen Tagen ein Gericht in New York zu entscheiden haben.
Arabischer Anleger fühlt sich von jüdischem Broker hereingelegt
Vorwurf: Finanzspezialist setzt ein Vermögen an der Börse absichtlich in den Sand. Investor vermutet religiöse GründeVon Martin Halusa
New York - Araber und Juden haben nicht nur im Nahen Osten ihre Probleme miteinander, auch an Wall Street verläuft ihre Zusammenarbeit nicht immer reibungslos. Ein jüngst bekannt gewordener Fall ist so spektakulär wie festgefahren - Aussage steht gegen Aussage.
Der Vorwurf: Youssef Fakih, ein arabischer Einwanderer aus dem Libanon, wirft seinem Broker Michael Cohen - einem Juden - vor, sein Geld absichtlich schlecht angelegt zu haben. Auf eine halbe Mio. Dollar türmen sich die Verluste. Jetzt stehen die beiden vor Gericht. Der Araber verlangt Schadenersatz in Höhe von 36 Mio. Dollar
Mit Hilfe mitgeschnittener Telefonate will Fakih beweisen, dass Cohen auf Aktien gesetzt hat, die Verluste statt Gewinne bringen. Schuld an diesem Verhalten sei seine Religion, sagt Fakih. Soeben veröffentlichte die "New York Times" Teile der Aufzeichnungen. Fakih: "Ich habe herausgefunden, dass Sie das Geld absichtlich verloren haben". Cohen: "Ich mag Lügner nicht. Sie haben mir gesagt, Sie seien jüdisch". Fakih: "Mit anderen Worten, wäre ich jüdisch, hätten Sie das Geld nicht verloren?". Cohen: "Hören Sie zu: Sie sind, was Sie sind. Und ehrlich gesagt, die Tatsache, dass sie Geld verloren haben, kümmert mich nicht". Broker Cohen bestreitet nicht, dass die Bänder echt sind. Doch er sagt, er sei in eine Falle gelockt worden.
Nach der Darstellung Fakihs hat Cohen Aktien verkauft, obwohl er mit Kauf beauftragt worden sei. Zugleich habe der Broker Aktien erworben, obwohl er das Gegenteil hätte tun sollen. Daraufhin sei er stutzig geworden, zumal ein Freund ihm erzählt habe, Cohen habe dies mit Absicht getan, weil Fakih arabischer Abstammung sei. Fakih ging weiter: Um herauszufinden, ob der Verdacht stimmt, bat er einen Freund, zum Schein mit Cohen ein Investment zu besprechen.
In diesem Gespräch habe Cohen erneut geäußert, dass er das Geld Fakihs absichtlich falsch eingesetzt habe, weil dieser Araber ist. Auf die Frage, ob Cohens Firma - Gruntal & Company - arabische Broker beschäftigte, sagt Cohen: "Oh nein, nein. Die sind zu blöd".
Nachdem der Fall zur Anklage gekommen war, beschimpfte Cohen seinen Kunden Fakih in wüsten Telefonaten. Der Satz: "Ich sagte Ihnen, Sie sollen die Finger davon lassen", war dabei der einzige ohne Obszönitäten.
Michael Cohen weist die Vorwürfe von sich: Alle Anweisungen über Käufe oder Verkäufe habe er von Fakih persönlich erhalten. Fakih habe in einem Fragebogen angegeben, er sei ein Investor, der zehn Jahre Erfahrung habe, der kurzfristige Anlage betreibe und dessen Investmentstrategie auch die Spekulation beinhalte. Die Anwälte Fakihs sagen, Cohen habe den Antrag selber ausgefüllt, Fakih habe ihn zuvor blanko unterschrieben.
Was für das Geldhaus Gruntal erschwerend hinzukommt: Kürzlich verkaufte die Firma ihr Brokergeschäft an Ryan, Beck & Company - unter der Voraussetzung, dass es keinerlei Haftungen gebe. Diese Frage wird in diesen Tagen ein Gericht in New York zu entscheiden haben.
Quelle: SZ 18.05.2002
AUFPASSEN!!!
Einlagensicherung schützt nicht immer
Bankenpleiten können Kunden Geld kosten
Girokonten werden von der Aufsicht gesperrt / Bei Wertpapierdepots ist oft tagelang kein Handel möglich
Von Thomas Hammer
Deutschland, sicheres Bankenland? Das Renommee der Branche hat in jüngster Vergangenheit einige Kratzer bekommen. Im Abstand von wenigen Tagen schloss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) nun die Gontard & Metallbank sowie die Berliner BkmU-Bank. Im November vergangenen Jahres konnte die SchmidtBank in Hof nur dank schneller Hilfe eines Auffang-Konsortiums die Pleite verhindern und die Bankgesellschaft Berlin entging demselben Schicksal nur, weil das Land Berlin mit einer Bürgschaft Geschäftsrisiken in zweistelliger Milliardenhöhe übernahm.
Wenn ein Geldinstitut zahlungsunfähig wird, gibt es jedoch für die Kunden ein Auffangnetz in Form der Einlagensicherung. Bei Privatbanken, die dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) angehören, springt im Fall einer Pleite dessen Einlagensicherungsfonds ein. Pro Kunde sind bei diesen Instituten bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank abgesichert - und damit liegt die Obergrenze schon für Kunden kleinerer Banken im Millionenbereich. Vergleichbare Sicherheit bieten die Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken. Bei den Sparkassen springen die Kommunen und Landkreise ein, wenn das Institut in eine finanzielle Schieflage gerät. Die Volks- und Raiffeisenbanken verfügen wie die privaten Banken über einen eigenen Garantiefonds, der bei notleidenden Instituten die Liquidität sichert.
Aufklärung der Neukunden
Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Nicht alle deutschen Banken gehören einer verbandseigenen Sicherungseinrichtung an - und dann greift nur die von der Europäischen Union geforderte gesetzliche Mindestsicherung, die von der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken übernommen wird. 90 Prozent des Guthabens, höchstens jedoch 20000 Euro pro Anleger, werden dann im Konkursfall erstattet. Bei der Kontoeröffnung müssen solche Institute den Neukunden jedoch auf den reduzierten Anlegerschutz hinweisen. Zu den Instituten, die nur die Minimalanforderungen erfüllen, zählen beispielsweise die Umweltbank in Nürnberg, die BFI-Bank in Dresden und die nun von Amts wegen geschlossene BkmU-Bank in Berlin.
Gerät eine Sparkasse oder Genossenschaftsbank in eine finanzielle Schieflage, merken die Kunden beim Abwickeln der täglichen Bankgeschäfte davon wenig. Weil deren Sicherungseinrichtungen den betroffenen Instituten unter die Arme greifen, bevor die BAFin Zwangsmaßnahmen anordnet, läuft der Geschäftsbetrieb reibungslos weiter. Anders hingegen ist die Situation im privaten Bankensektor - hier springt der Feuerwehrfonds erst ein, wenn die Bankenaufsicht die Zahlungsunfähigkeit des Instituts festgestellt hat.
Die Misere beginnt meist mit einem so genannten Moratorium. Hierbei wird das Geldinstitut für den Kundenverkehr geschlossen und darf nur noch Zahlungen entgegennehmen, die zur Tilgung von Krediten gegenüber der Bank bestimmt sind. "Damit werden auch alle Girokonten automatisch gesperrt", erläutert ein Sprecher der BAFin. Lastschrift-, Überweisungs- oder Daueraufträge werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgeführt. Damit ist es für betroffene Kunden ratsam, so schnell wie möglich ein neues Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen und sämtliche Zahlungsein- und -ausgänge darüber abzuwickeln.
Auch der Zugriff auf Wertpapierdepots ist mit Einschränkungen verbunden. "Grundsätzlich können alle Depots auf eine andere Bank übertragen werden, sofern die Wertpapiere nicht als Sicherheit für Kredite dienen", sagt der BAFin-Sprecher. Die Aufgabe von Wertpapierorders ist jedoch beim geschlossenen Institut nicht möglich, und die Übertragung des Depots kann durchaus einige Tage dauern. Gerade für kurzfristig orientierte Termingeschäft- Spekulanten kann daraus schnell ein handfester Verlust entstehen. So waren bei der Pleite des Online-Brokers Systracom im Mai vergangenen Jahres hunderte von Kunden über Tage hinweg handlungsunfähig und mussten tatenlos zusehen, wie die Kurse ihrer Aktien oder Optionsscheine bröckelten.
Kredite laufen weiter
Besondere Regeln gelten auch für Kredite und Sparguthaben. Bei Krediten versucht der Einlagensicherungsfonds, eine andere Bank zu finden, die sämtliche Kreditverträge bis zur Fälligkeit oder zum Ende der Zinsbindungsfrist zu den gleichen Konditionen weiterführt. "Dies ist bisher auch immer gelungen", sagt ein Sprecher des Bankenverbands. Im theoretisch denkbaren Fall, dass kein Institut am Einstieg in die Kreditverträge interessiert ist, würde das Darlehen beim insolventen Institut verbleiben. "Kein Kunde muss befürchten, dass er vorzeitig sein Darlehen gekündigt bekommt", beruhigt der BdB-Sprecher. Guthaben von langfristig festgeschriebenen Sparbriefen oder ähnlichen Anlageformen werden indes im Entschädigungsfall vor Fälligkeit gekündigt und ausgezahlt. Das ist ärgerlich für Inhaber von Wachstumssparverträgen oder lang laufenden Sparbriefen mit hohem Zins, die nun in der Niedrigzinsphase ihr Geld zu schlechteren Konditionen neu anlegen müssen. Damit kann es durchaus vorkommen, dass Kunden von insolvent gewordenen Banken trotz Einlagensicherung aufgrund von Kursverlusten oder Zinsnachteilen finanzielle Nachteile verbuchen müssen.
AUFPASSEN!!!
Einlagensicherung schützt nicht immer
Bankenpleiten können Kunden Geld kosten
Girokonten werden von der Aufsicht gesperrt / Bei Wertpapierdepots ist oft tagelang kein Handel möglich
Von Thomas Hammer
Deutschland, sicheres Bankenland? Das Renommee der Branche hat in jüngster Vergangenheit einige Kratzer bekommen. Im Abstand von wenigen Tagen schloss die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) nun die Gontard & Metallbank sowie die Berliner BkmU-Bank. Im November vergangenen Jahres konnte die SchmidtBank in Hof nur dank schneller Hilfe eines Auffang-Konsortiums die Pleite verhindern und die Bankgesellschaft Berlin entging demselben Schicksal nur, weil das Land Berlin mit einer Bürgschaft Geschäftsrisiken in zweistelliger Milliardenhöhe übernahm.
Wenn ein Geldinstitut zahlungsunfähig wird, gibt es jedoch für die Kunden ein Auffangnetz in Form der Einlagensicherung. Bei Privatbanken, die dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) angehören, springt im Fall einer Pleite dessen Einlagensicherungsfonds ein. Pro Kunde sind bei diesen Instituten bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank abgesichert - und damit liegt die Obergrenze schon für Kunden kleinerer Banken im Millionenbereich. Vergleichbare Sicherheit bieten die Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken. Bei den Sparkassen springen die Kommunen und Landkreise ein, wenn das Institut in eine finanzielle Schieflage gerät. Die Volks- und Raiffeisenbanken verfügen wie die privaten Banken über einen eigenen Garantiefonds, der bei notleidenden Instituten die Liquidität sichert.
Aufklärung der Neukunden
Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Nicht alle deutschen Banken gehören einer verbandseigenen Sicherungseinrichtung an - und dann greift nur die von der Europäischen Union geforderte gesetzliche Mindestsicherung, die von der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken übernommen wird. 90 Prozent des Guthabens, höchstens jedoch 20000 Euro pro Anleger, werden dann im Konkursfall erstattet. Bei der Kontoeröffnung müssen solche Institute den Neukunden jedoch auf den reduzierten Anlegerschutz hinweisen. Zu den Instituten, die nur die Minimalanforderungen erfüllen, zählen beispielsweise die Umweltbank in Nürnberg, die BFI-Bank in Dresden und die nun von Amts wegen geschlossene BkmU-Bank in Berlin.
Gerät eine Sparkasse oder Genossenschaftsbank in eine finanzielle Schieflage, merken die Kunden beim Abwickeln der täglichen Bankgeschäfte davon wenig. Weil deren Sicherungseinrichtungen den betroffenen Instituten unter die Arme greifen, bevor die BAFin Zwangsmaßnahmen anordnet, läuft der Geschäftsbetrieb reibungslos weiter. Anders hingegen ist die Situation im privaten Bankensektor - hier springt der Feuerwehrfonds erst ein, wenn die Bankenaufsicht die Zahlungsunfähigkeit des Instituts festgestellt hat.
Die Misere beginnt meist mit einem so genannten Moratorium. Hierbei wird das Geldinstitut für den Kundenverkehr geschlossen und darf nur noch Zahlungen entgegennehmen, die zur Tilgung von Krediten gegenüber der Bank bestimmt sind. "Damit werden auch alle Girokonten automatisch gesperrt", erläutert ein Sprecher der BAFin. Lastschrift-, Überweisungs- oder Daueraufträge werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausgeführt. Damit ist es für betroffene Kunden ratsam, so schnell wie möglich ein neues Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen und sämtliche Zahlungsein- und -ausgänge darüber abzuwickeln.
Auch der Zugriff auf Wertpapierdepots ist mit Einschränkungen verbunden. "Grundsätzlich können alle Depots auf eine andere Bank übertragen werden, sofern die Wertpapiere nicht als Sicherheit für Kredite dienen", sagt der BAFin-Sprecher. Die Aufgabe von Wertpapierorders ist jedoch beim geschlossenen Institut nicht möglich, und die Übertragung des Depots kann durchaus einige Tage dauern. Gerade für kurzfristig orientierte Termingeschäft- Spekulanten kann daraus schnell ein handfester Verlust entstehen. So waren bei der Pleite des Online-Brokers Systracom im Mai vergangenen Jahres hunderte von Kunden über Tage hinweg handlungsunfähig und mussten tatenlos zusehen, wie die Kurse ihrer Aktien oder Optionsscheine bröckelten.
Kredite laufen weiter
Besondere Regeln gelten auch für Kredite und Sparguthaben. Bei Krediten versucht der Einlagensicherungsfonds, eine andere Bank zu finden, die sämtliche Kreditverträge bis zur Fälligkeit oder zum Ende der Zinsbindungsfrist zu den gleichen Konditionen weiterführt. "Dies ist bisher auch immer gelungen", sagt ein Sprecher des Bankenverbands. Im theoretisch denkbaren Fall, dass kein Institut am Einstieg in die Kreditverträge interessiert ist, würde das Darlehen beim insolventen Institut verbleiben. "Kein Kunde muss befürchten, dass er vorzeitig sein Darlehen gekündigt bekommt", beruhigt der BdB-Sprecher. Guthaben von langfristig festgeschriebenen Sparbriefen oder ähnlichen Anlageformen werden indes im Entschädigungsfall vor Fälligkeit gekündigt und ausgezahlt. Das ist ärgerlich für Inhaber von Wachstumssparverträgen oder lang laufenden Sparbriefen mit hohem Zins, die nun in der Niedrigzinsphase ihr Geld zu schlechteren Konditionen neu anlegen müssen. Damit kann es durchaus vorkommen, dass Kunden von insolvent gewordenen Banken trotz Einlagensicherung aufgrund von Kursverlusten oder Zinsnachteilen finanzielle Nachteile verbuchen müssen.
Diesmal etwas von der Insel;
Ermittlungen gegen britische Investmentfonds Gespaltene Investmentfonds in schiefem Licht / "Sicherer als ein Volvo"
chs. LONDON, 17. Mai. Die Krise der "gespaltenen" Investmentfonds hat in Großbritannien einen Höhepunkt erreicht, nachdem die Financial Services Authority (FSA) das ganze Ausmaß der Misere infolge von Überkreuzinvestitionen, Kursverlusten und Verschuldung in einer Untersuchung veröffentlicht hat. Die Behörde wird ihre Ermittlungen nun verschärfen und dann entscheiden, ob sie Strafen für Unternehmen und Direktoren sowie Entschädigungszahlungen an die Anleger verhängt.
Die sogenannten Split Capital Investment Trusts sind eine Sonderform der in Großbritannien weit verbreiteten Investment Trust, bei denen es sich um Investmentfonds handelt, die wie Unternehmen an der Börse gehandelt werden. Die Sonderstellung der gespaltenen Fonds resultiert daraus, daß sie verschiedene Aktien anbieten, darunter dividendenlose Vorzugsaktien, die bestimmte Auszahlungen nach einem festgelegten Zeitplan garantieren, sowie "income" oder "capital shares", die entweder während der Lebensdauer des Fonds zu Ausschüttungen berechtigen (sofern diese erwirtschaftet wurden) oder die allein auf die Wertsteigerung der Aktie setzen.
Die FSA hält es für bedenklich, daß 83 von 134 untersuchten Fonds gegenseitige Beteiligungen eingegangen sind. Elf Gesellschaften hat sie namentlich genannt, denn diese sind mit mehr als 70 Prozent ihres Portfolios in anderen gespaltenen Fonds investiert. Die Aktien aller Fonds mit Kreuzbeteiligungen haben in den vergangenen drei Jahren mindestens 82 Prozent an Wert verloren. Das ist besonders für jene Investoren schmerzhaft, die sich von den Werbeaussagen überzeugen ließen: "Sicherer als ein Volvo" hieß es in einer Broschüre, "Besonders stark, wenn die Märkte stagnieren oder fallen" wurde in einem anderen Werbeblatt verkündet. Die FSA will auch den unabhängigen Finanzberatern auf die Finger sehen, die in Großbritannien die meisten Finanzprodukte verkaufen.
Daneben sind den Aufsehern die personellen Verflechtungen in der Branche ins Auge gefallen. Etliche Direktoren der gespaltenen Fonds sitzen als nichtgeschäftsführende Direktoren in den Führungsgremien anderer solcher Fonds. Ein Direktor gehört sogar bei fünfzehn anderen Fonds zum Führungsgremium. Nun besteht der Verdacht, daß sich die Fonds in wettbewerbswidriger Weise, eventuell nach Preisabsprachen, aneinander beteiligt haben.
Die gespaltenen Fonds verwalten schätzungsweise 14 Milliarden Pfund, gut 22 Milliarden Euro. Rund 50 000 private Anleger haben dort investierten. Elf Split Trusts haben in jüngster Zeit die Dividenden ausgesetzt, sieben haben sie gekürzt und fünf Gesellschaften leiteten radikale Restrukturierungen ein. Ein Fonds ist in Konkurs gegangen.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2002, Nr. 114 / Seite 25
Ermittlungen gegen britische Investmentfonds Gespaltene Investmentfonds in schiefem Licht / "Sicherer als ein Volvo"
chs. LONDON, 17. Mai. Die Krise der "gespaltenen" Investmentfonds hat in Großbritannien einen Höhepunkt erreicht, nachdem die Financial Services Authority (FSA) das ganze Ausmaß der Misere infolge von Überkreuzinvestitionen, Kursverlusten und Verschuldung in einer Untersuchung veröffentlicht hat. Die Behörde wird ihre Ermittlungen nun verschärfen und dann entscheiden, ob sie Strafen für Unternehmen und Direktoren sowie Entschädigungszahlungen an die Anleger verhängt.
Die sogenannten Split Capital Investment Trusts sind eine Sonderform der in Großbritannien weit verbreiteten Investment Trust, bei denen es sich um Investmentfonds handelt, die wie Unternehmen an der Börse gehandelt werden. Die Sonderstellung der gespaltenen Fonds resultiert daraus, daß sie verschiedene Aktien anbieten, darunter dividendenlose Vorzugsaktien, die bestimmte Auszahlungen nach einem festgelegten Zeitplan garantieren, sowie "income" oder "capital shares", die entweder während der Lebensdauer des Fonds zu Ausschüttungen berechtigen (sofern diese erwirtschaftet wurden) oder die allein auf die Wertsteigerung der Aktie setzen.
Die FSA hält es für bedenklich, daß 83 von 134 untersuchten Fonds gegenseitige Beteiligungen eingegangen sind. Elf Gesellschaften hat sie namentlich genannt, denn diese sind mit mehr als 70 Prozent ihres Portfolios in anderen gespaltenen Fonds investiert. Die Aktien aller Fonds mit Kreuzbeteiligungen haben in den vergangenen drei Jahren mindestens 82 Prozent an Wert verloren. Das ist besonders für jene Investoren schmerzhaft, die sich von den Werbeaussagen überzeugen ließen: "Sicherer als ein Volvo" hieß es in einer Broschüre, "Besonders stark, wenn die Märkte stagnieren oder fallen" wurde in einem anderen Werbeblatt verkündet. Die FSA will auch den unabhängigen Finanzberatern auf die Finger sehen, die in Großbritannien die meisten Finanzprodukte verkaufen.
Daneben sind den Aufsehern die personellen Verflechtungen in der Branche ins Auge gefallen. Etliche Direktoren der gespaltenen Fonds sitzen als nichtgeschäftsführende Direktoren in den Führungsgremien anderer solcher Fonds. Ein Direktor gehört sogar bei fünfzehn anderen Fonds zum Führungsgremium. Nun besteht der Verdacht, daß sich die Fonds in wettbewerbswidriger Weise, eventuell nach Preisabsprachen, aneinander beteiligt haben.
Die gespaltenen Fonds verwalten schätzungsweise 14 Milliarden Pfund, gut 22 Milliarden Euro. Rund 50 000 private Anleger haben dort investierten. Elf Split Trusts haben in jüngster Zeit die Dividenden ausgesetzt, sieben haben sie gekürzt und fünf Gesellschaften leiteten radikale Restrukturierungen ein. Ein Fonds ist in Konkurs gegangen.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2002, Nr. 114 / Seite 25
Nochmal ein Nachtrag zu ComROAD;Quelle: www.sharper.de
18.05.2002
Was Bodo Schnabel uns alle lehrt
Wo steckt eigentlich die Bilanzabteilung von Merrill Lynch derzeit? Auf der Rennbahn vermutlich. Oder in der Spielbank. Das sind wohl die einzigen Möglichkeiten, die Bücher wieder in Ordnung zu bringen. Denn die hehren Banker sind einem Eulenspiegel aufgesessen. Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel soll nicht nur Kleinanleger, sondern auch die US-Großbank ganz kräftig über den Leisten gezogen haben.
Was lehrt uns das? Dass Analysten die meist überschätzteste Spezies unter der Börsensonne sind? Dass auch sogenannte Parkettprofis nur mit Wasser kochen? Dass bei Merrill Lynch - stellvertretend für die Branche - Euphorie und Gier die Investmententscheidungen beeinflussen? Wußten wird doch alles schon.
Was wirklich neu ist (so neu auch nicht, zugegeben), ist die Erkenntnis: Analysten sind auch Menschen. Und zwar durch und durch. Mit all ihren Irrtümern und verkapselten Emotionen. Keine Gurus. Keine Börsengötter. Dank an Bodo Schnabel für diese Erkenntnis. In der Börsenhölle soll er trotzdem braten.
18.05.2002
Was Bodo Schnabel uns alle lehrt
Wo steckt eigentlich die Bilanzabteilung von Merrill Lynch derzeit? Auf der Rennbahn vermutlich. Oder in der Spielbank. Das sind wohl die einzigen Möglichkeiten, die Bücher wieder in Ordnung zu bringen. Denn die hehren Banker sind einem Eulenspiegel aufgesessen. Ex-Comroad-Chef Bodo Schnabel soll nicht nur Kleinanleger, sondern auch die US-Großbank ganz kräftig über den Leisten gezogen haben.
Was lehrt uns das? Dass Analysten die meist überschätzteste Spezies unter der Börsensonne sind? Dass auch sogenannte Parkettprofis nur mit Wasser kochen? Dass bei Merrill Lynch - stellvertretend für die Branche - Euphorie und Gier die Investmententscheidungen beeinflussen? Wußten wird doch alles schon.
Was wirklich neu ist (so neu auch nicht, zugegeben), ist die Erkenntnis: Analysten sind auch Menschen. Und zwar durch und durch. Mit all ihren Irrtümern und verkapselten Emotionen. Keine Gurus. Keine Börsengötter. Dank an Bodo Schnabel für diese Erkenntnis. In der Börsenhölle soll er trotzdem braten.
Die Reise durch Europa geht weiter,diesmal etwas aus Liechtenstein;
WINNERS INTERNET NETWORK
Liechtensteiner New Economy-Chaos
Update: 17.05.2002
Im und um das Unternehmen herrscht ein völliges Chaos. Offenbar soll es jetzt verschwinden. Das ist wohl am besten so.
Winners Internet war eines der Unternehmen, die das in den 90er Jahren erfolgreiche Business-Modell von Starnet Communications (heute: World Gaming) kopierten. Das in Florida ansässige Unternehmen vertrieb nach eigenem Bekunden Abrechnungssoftware für Online-Casinos und betrieb Pornoseiten. Als Ziel wurde postuliert, "einer der führenden Anbieter von Finanztransaktionen in Europa" zu werden. Als größtes Problem identifizierte man dabei das in den USA latent drohende Verbot des Internet-Glücksspiels. Doch es gab wohl noch andere: Über ein Jahr lang lag Winners im Dornröschenschlaf - dann plötzlich geriet man in hektische Aktivität: Der Aufsichtsrat warf den CEO Skinner heraus und ersetzte ihn durch den Liechtensteiner Stefan Vogt. Der klärte dann auf.
Die Lage: Katastrophal
Bekannt war, dass es Probleme mit der Börsenaufsicht SEC gab. Diese leitete nach mehrere Rügen eine formelle Untersuchung ein, die offenbar noch nicht abgeschlossen ist. Winners war aber so knapp bei Kasse, dass es die Anwälte nicht bezahlen konnte. Die Untersuchung geht derzeit weiter. Wie auch bei Teltran und anderen Aktien war der Stein des Anstoßes die über-enthusiastischen "Analysen" der deutschen Finanzsite stockreporter.de. Aber nicht nur der: Anfang Mai untersagte die SEC der Brokerin Christian Skousen jegliche weitere Betätigung in Bezug auf Pennystocks. Skousen wird vorgeworfen irreführende und falsche "Analysen" über diverse Unternehmen geschrieben zu haben, darunter außer Nanopierce auch Winners Internet. In letzterem Fall hatte Skousen (auch als CSK Research bekannt) verschwiegen von Winners für die "Analyse" entlohnt worden zu sein. Ferner hatte sie den Kapitalmangel des Unternehmens verschwiegen. Inwieweit Winners Internet selbst darin verstrickt ist, wird sich noch zeigen müssen.
Das Unternehmen hat auch noch ganz andere Probleme: So hat man selbst kaum Klarheit über die finanziellen und rechtlichen Verhältnisse. Seit Oktober letzten Jahres sichtet man Belege, die laut Aussage des Unternehmens unvollständig und widersprüchlich sind. Auf der rechtlichen Seite versucht man seit Jahresbeginn Klarheit über die Beziehungen zwischen Winners Internet und der Cyberlink Monetary Systems (CMS) zu gewinnen - ferner auch darüber, wem CMS eigentlich CMS gehört. Zu seligen Winners Internet-Zeiten glaubte man offenbar auf schriftliche Verträge verzichten zu können. Jetzt will die heimische Bank wissen, wie die Beziehungen zwischen den beiden Unternehmen aussehen, damit Winners Internet weiter Zugriff auf die Konten hat.
Wie chaotisch die Firmenstruktur im liechtensteinischen Ruggel ist, zeigen ein paar recherchen: Ronald Oehri, der derzeit die Geschäfte von Winnes Internet führt ist ebenso Chef der Koro AG und von SupraNet (zumindest war er dort erreichbar). Daneben sitzen in der Schlattstraße 215, Ruggell/Liechtenstein, dem Hauptquartier von Winners, SupraNet und Koro auch Lie-Net, QualityNet und TechOrg. TechOrg vertreibt eine Software über eine polnische Website. Die Kreditkartenabrechnung erfolgt über CMS - oder die Koro AG. Und es geht weiter: SupraNet hat einen Geschäftszweig oder ein Tochterunternehmen namens SupraSecureNet. Auf dessen Site finden sich Links zu allen Oehri-Firmen sowie zu CMS. Dieser Link führt: auf die Website von Winners Internet! Das perfekte Chaos. Noch eine Verbindung: SupraSecurenet linkt auch zur netBusiness AG, einer liechtensteinischen Zwei-Mann-Internet-Agentur. Einer davon ist William Moore, Winners-Aktionären bestens als Berater des Unternehmens bekannt.
Ruggeller Chaos mit Methode?
Ronald Oehri gab vor kurzem bekannt, dass man überlege, Winners in das Internet-Software-Unternehmen Cybervilla AG hineinzufusionieren. Gegenüber der TELEBÖRSE gab sich Oehri sehr zugeknöpft. Auch zur Frage nach den Eigentümern von Cybervilla wollte er sich nicht äußern. Nun ein Blick auf die Website von SupraNet verrät - Cybervilla gehört zu SupraNet und Oehri. Winners Internet ist offenbar die börsennotierte Klitsche im Firmenchaos einer Handvoll liechtensteiner New-Economy-Unternehmer. Haben diese sich übernommen? Sind sie mit der Unternehmensführung überfordert (gewesen)? Oder hat das Ruggeller Chaos etwa Methode? Wollten die New-Economy-Stars aus dem Fürstentum mit dem zweifelhaften Ruf als Finanzplatz und Unternehmensstandort womöglich nur bei der Börsenhausse absahnen und werden jetzt von den Geistern verfolgt, die sie riefen? Stefan Vogt, der in den vergangenen zwölf Monaten als CEO das Chaos hatte lichten wollen, ist übrigens zurück getreten. Er wolle jetzt in das Liechtensteiner Unternehmen seine Familie einsteigen. Wahrscheinlich sind die Erfolgsaussichten da größer..
WINNERS INTERNET NETWORK
Liechtensteiner New Economy-Chaos
Update: 17.05.2002
Im und um das Unternehmen herrscht ein völliges Chaos. Offenbar soll es jetzt verschwinden. Das ist wohl am besten so.
Winners Internet war eines der Unternehmen, die das in den 90er Jahren erfolgreiche Business-Modell von Starnet Communications (heute: World Gaming) kopierten. Das in Florida ansässige Unternehmen vertrieb nach eigenem Bekunden Abrechnungssoftware für Online-Casinos und betrieb Pornoseiten. Als Ziel wurde postuliert, "einer der führenden Anbieter von Finanztransaktionen in Europa" zu werden. Als größtes Problem identifizierte man dabei das in den USA latent drohende Verbot des Internet-Glücksspiels. Doch es gab wohl noch andere: Über ein Jahr lang lag Winners im Dornröschenschlaf - dann plötzlich geriet man in hektische Aktivität: Der Aufsichtsrat warf den CEO Skinner heraus und ersetzte ihn durch den Liechtensteiner Stefan Vogt. Der klärte dann auf.
Die Lage: Katastrophal
Bekannt war, dass es Probleme mit der Börsenaufsicht SEC gab. Diese leitete nach mehrere Rügen eine formelle Untersuchung ein, die offenbar noch nicht abgeschlossen ist. Winners war aber so knapp bei Kasse, dass es die Anwälte nicht bezahlen konnte. Die Untersuchung geht derzeit weiter. Wie auch bei Teltran und anderen Aktien war der Stein des Anstoßes die über-enthusiastischen "Analysen" der deutschen Finanzsite stockreporter.de. Aber nicht nur der: Anfang Mai untersagte die SEC der Brokerin Christian Skousen jegliche weitere Betätigung in Bezug auf Pennystocks. Skousen wird vorgeworfen irreführende und falsche "Analysen" über diverse Unternehmen geschrieben zu haben, darunter außer Nanopierce auch Winners Internet. In letzterem Fall hatte Skousen (auch als CSK Research bekannt) verschwiegen von Winners für die "Analyse" entlohnt worden zu sein. Ferner hatte sie den Kapitalmangel des Unternehmens verschwiegen. Inwieweit Winners Internet selbst darin verstrickt ist, wird sich noch zeigen müssen.
Das Unternehmen hat auch noch ganz andere Probleme: So hat man selbst kaum Klarheit über die finanziellen und rechtlichen Verhältnisse. Seit Oktober letzten Jahres sichtet man Belege, die laut Aussage des Unternehmens unvollständig und widersprüchlich sind. Auf der rechtlichen Seite versucht man seit Jahresbeginn Klarheit über die Beziehungen zwischen Winners Internet und der Cyberlink Monetary Systems (CMS) zu gewinnen - ferner auch darüber, wem CMS eigentlich CMS gehört. Zu seligen Winners Internet-Zeiten glaubte man offenbar auf schriftliche Verträge verzichten zu können. Jetzt will die heimische Bank wissen, wie die Beziehungen zwischen den beiden Unternehmen aussehen, damit Winners Internet weiter Zugriff auf die Konten hat.
Wie chaotisch die Firmenstruktur im liechtensteinischen Ruggel ist, zeigen ein paar recherchen: Ronald Oehri, der derzeit die Geschäfte von Winnes Internet führt ist ebenso Chef der Koro AG und von SupraNet (zumindest war er dort erreichbar). Daneben sitzen in der Schlattstraße 215, Ruggell/Liechtenstein, dem Hauptquartier von Winners, SupraNet und Koro auch Lie-Net, QualityNet und TechOrg. TechOrg vertreibt eine Software über eine polnische Website. Die Kreditkartenabrechnung erfolgt über CMS - oder die Koro AG. Und es geht weiter: SupraNet hat einen Geschäftszweig oder ein Tochterunternehmen namens SupraSecureNet. Auf dessen Site finden sich Links zu allen Oehri-Firmen sowie zu CMS. Dieser Link führt: auf die Website von Winners Internet! Das perfekte Chaos. Noch eine Verbindung: SupraSecurenet linkt auch zur netBusiness AG, einer liechtensteinischen Zwei-Mann-Internet-Agentur. Einer davon ist William Moore, Winners-Aktionären bestens als Berater des Unternehmens bekannt.
Ruggeller Chaos mit Methode?
Ronald Oehri gab vor kurzem bekannt, dass man überlege, Winners in das Internet-Software-Unternehmen Cybervilla AG hineinzufusionieren. Gegenüber der TELEBÖRSE gab sich Oehri sehr zugeknöpft. Auch zur Frage nach den Eigentümern von Cybervilla wollte er sich nicht äußern. Nun ein Blick auf die Website von SupraNet verrät - Cybervilla gehört zu SupraNet und Oehri. Winners Internet ist offenbar die börsennotierte Klitsche im Firmenchaos einer Handvoll liechtensteiner New-Economy-Unternehmer. Haben diese sich übernommen? Sind sie mit der Unternehmensführung überfordert (gewesen)? Oder hat das Ruggeller Chaos etwa Methode? Wollten die New-Economy-Stars aus dem Fürstentum mit dem zweifelhaften Ruf als Finanzplatz und Unternehmensstandort womöglich nur bei der Börsenhausse absahnen und werden jetzt von den Geistern verfolgt, die sie riefen? Stefan Vogt, der in den vergangenen zwölf Monaten als CEO das Chaos hatte lichten wollen, ist übrigens zurück getreten. Er wolle jetzt in das Liechtensteiner Unternehmen seine Familie einsteigen. Wahrscheinlich sind die Erfolgsaussichten da größer..
Aktualisierung zu MLP;
MLP-Chef fürchtet Kursmanipulationen
MLP trotzt dem Kurssturz. "Es gibt keinen Grund, die Wachstumsprognosen zu ändern", hat MLP-Chef Bernhard Termühlen dem Anlegermagazin "Euro am Sonntag" gesagt. In den vergangenen Handelstagen hat der Finanzdienstleister etwa 1,5 Milliarden Euro seines Wertes eingebüßt. Die Schuld am Kurssturz schiebt Termühlen Hedgefonds zu, die schon mit kleinen Summen den Börsenwert manipulieren könnten. Die Aktie bleibt unter Druck.
Das Dementi von MLP konnte die Verunsicherung über die Bilanzierungspraktiken nicht aufheben. Der Kurs brach trotzdem weiter ein und hat inzwischen eine charttechnisch wichtige Marke durchbrochen. Das vergrößert die Gefahr, dass die Aktie bis auf 30 Euro fällt.
Zahlreiche Anleger und einige Analysten fordern, dass der Konzern künftig seine Bilanzen transparenter gestalten solle. Zusätzlich soll auch der Wirtschaftsprüfer gewechselt werden, der seit 15 Jahren der Gleiche ist.
Nach dem gewaltigen Kursrutsch zu urteilen, trennen sich derzeit viele Fonds von der Aktie.
Der Schlusskurs von Freitag liegt bei 40 Euro. Damit liegt der Wert wohl unter dem Einstandskurs vieler Investoren. Diese versuchen, durch Verkauf weitere Verluste zu vermeiden.
Hedgefonds sind schuld
Die Ursache für den Kursrutsch sieht Vorstandschef Termühlen in Transaktionen von Hedgefonds. Die Aktie von MLP sei wegen des geringen Streubesitz leichter manipulierbar als andere Dax-Unternehmen. Schon mit geringem Kapitaleinsatz könnten erhebliche Kursbewegungen ausgelöst werden.
Die Argumentation verwundert. Denn mit 69 Prozent ist der Streubesitz bei MLP eher hoch. Das macht die Schlussfolgerungen unglaubwürdig. Statt Fehler einzugestehen werden neue Ausflüchte gesucht.
Investmenthäuser ändern Einstufungen
Termühlen ist nicht zu erschüttern und wiederholt nochmals die jährlichen Wachstumsprognosen von 30 Prozent bis ins Jahr 2010. Die Analysten sind positiv für die Quartalszahlen gestimmt. Für kommenden Dienstag erwarten die Research-Experten ein Gewinnwachstum von 26 Prozent und einen Umsatz-Zuwachs von knapp 30 Prozent. Allerdings nehmen einige ihre Empfehlungen zurück. Die WGZ-Bank hat die Aktie von "Akkumlieren" auf "Reduzieren" gesetzt. J.P. Morgan senkt das Kursziel von 90 auf 60 Euro.
Der Kurs von MLP ist charttechnisch im Abwärtstrend. Der Unternehmenschef Termühlen wiederholt momentan gebetsmühlenartig die Wachstumsprognosen. Dabei verheddert er sich in seinen Argumenten. Bis sich die Aktie wieder erholt, wird es noch dauern.
© 2002 sharper.de
MLP-Chef fürchtet Kursmanipulationen
MLP trotzt dem Kurssturz. "Es gibt keinen Grund, die Wachstumsprognosen zu ändern", hat MLP-Chef Bernhard Termühlen dem Anlegermagazin "Euro am Sonntag" gesagt. In den vergangenen Handelstagen hat der Finanzdienstleister etwa 1,5 Milliarden Euro seines Wertes eingebüßt. Die Schuld am Kurssturz schiebt Termühlen Hedgefonds zu, die schon mit kleinen Summen den Börsenwert manipulieren könnten. Die Aktie bleibt unter Druck.
Das Dementi von MLP konnte die Verunsicherung über die Bilanzierungspraktiken nicht aufheben. Der Kurs brach trotzdem weiter ein und hat inzwischen eine charttechnisch wichtige Marke durchbrochen. Das vergrößert die Gefahr, dass die Aktie bis auf 30 Euro fällt.
Zahlreiche Anleger und einige Analysten fordern, dass der Konzern künftig seine Bilanzen transparenter gestalten solle. Zusätzlich soll auch der Wirtschaftsprüfer gewechselt werden, der seit 15 Jahren der Gleiche ist.
Nach dem gewaltigen Kursrutsch zu urteilen, trennen sich derzeit viele Fonds von der Aktie.
Der Schlusskurs von Freitag liegt bei 40 Euro. Damit liegt der Wert wohl unter dem Einstandskurs vieler Investoren. Diese versuchen, durch Verkauf weitere Verluste zu vermeiden.
Hedgefonds sind schuld
Die Ursache für den Kursrutsch sieht Vorstandschef Termühlen in Transaktionen von Hedgefonds. Die Aktie von MLP sei wegen des geringen Streubesitz leichter manipulierbar als andere Dax-Unternehmen. Schon mit geringem Kapitaleinsatz könnten erhebliche Kursbewegungen ausgelöst werden.
Die Argumentation verwundert. Denn mit 69 Prozent ist der Streubesitz bei MLP eher hoch. Das macht die Schlussfolgerungen unglaubwürdig. Statt Fehler einzugestehen werden neue Ausflüchte gesucht.
Investmenthäuser ändern Einstufungen
Termühlen ist nicht zu erschüttern und wiederholt nochmals die jährlichen Wachstumsprognosen von 30 Prozent bis ins Jahr 2010. Die Analysten sind positiv für die Quartalszahlen gestimmt. Für kommenden Dienstag erwarten die Research-Experten ein Gewinnwachstum von 26 Prozent und einen Umsatz-Zuwachs von knapp 30 Prozent. Allerdings nehmen einige ihre Empfehlungen zurück. Die WGZ-Bank hat die Aktie von "Akkumlieren" auf "Reduzieren" gesetzt. J.P. Morgan senkt das Kursziel von 90 auf 60 Euro.
Der Kurs von MLP ist charttechnisch im Abwärtstrend. Der Unternehmenschef Termühlen wiederholt momentan gebetsmühlenartig die Wachstumsprognosen. Dabei verheddert er sich in seinen Argumenten. Bis sich die Aktie wieder erholt, wird es noch dauern.
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Diesmal nicht zum NM;Jedoch auch Abenteuerlich...
"Tatwaffe Telefon"
Die neuen Tricks der "Anlagehaie"
Verbraucherschützer haben vor neuen Tricks dubioser Kapitalanlagehaie bei Immobiliengeschäften gewarnt. Nach einem telefonischen Erstkontakt, in dem Kunden mit angeblichen Umfragen zur Steuerbelastung geködert werden, vermittelten die Anbieter überteuerte Immobilienanlagen.
dpa BERLIN. "Ganz aktuell läuft seit einiger Zeit die Masche der "denkmalgeschützten Steuersparmodelle`", sagte der Finanzexperte der Berliner Verbraucherzentrale, Volker Pietsch. In einem dpa-Gespräch appellierte er an die Politik, vor dieser "gefährlichsten Kapitalanlage überhaupt" einen Riegel zu schieben. "Bisher wollte aber die Politik nicht hinschauen."
Zehntausende seien bereits Opfer dieser kriminellen Anbieter geworden und wegen hoher Kredite in den wirtschaftlichen Ruin getrieben worden. Nach Erkenntnissen von Pietsch, dessen Arbeitsgruppe "Grauer Kapitalmarkt" bundesweit das Treiben unseriöser Geschäftemacher beobachtet, sind seit längerem Hunderte von Vertriebsfirmen unterwegs, die zusammen mit Notaren, Bauträgern und auch Banken Immobilien und Kredite vermitteln.
Pietsch verwies darauf, dass telefonischer Erstkontakt nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verboten ist. "Schon daran erkennt man sofort einen absolut unseriösen Anbieter", sagte er. Verbraucher gingen mit den oft sympathisch klingenden Anrufern aber zu lax um und würden die "Tatwaffe Telefon" nicht erkennen.
Sind Kunden Pietsch zufolge in der vorgetäuschten Umfrage nach dem Spruch "Sie wollen doch sicher auch Steuern sparen" und einem ersten Treffen erst einmal geködert, versuchten Vermittler diese sogar noch während der notariellen Beurkundung beim Notar zu beruhigen, es handele sich nur um ein Angebot.
"Tatsächlich entsteht mit der Annahme des notariell beurkundeten Angebotes aber ein rechtsverbindlicher Kaufvertrag". Ein Rücktritt koste dann "astronomische Summen" und sei selten erfolgreich. Durch den vorgegaukelten Hinweis auf denkmalgeschützte Steuersparmodelle fühlten sich Verbraucher quasi in "staatlicher Obhut", so dass Zweifel verdrängt würden.
Viele mittlere Einkommensschichten würden Kredite von 75 000 Euro und mehr aufnehmen, um die zumeist "völlig überteuerten Schrottimmobilien" zu erwerben. Hoffnungen, Mieteinnahmen und Steuererstattungen würden die Kredite praktisch von selbst abzahlen, seien trügerisch, so Pietsch. "Die Vermittler, die oft um die 30 Jahre alt sind und nicht selten schon einen Porsche oder Ferrari vor der Tür stehen haben, arbeiten mit unseriösen Notaren und Bauträgern zusammen", sagte Pietsch.
"Mitternachtsnotare" seien zu jeder Zeit bereit für Beurkundungen. "Leider spielten lange auch Banken eine üble Rolle beim Abschluss von Kreditverträgen", sagte der Finanzexperte: "Die haben sich alle zusammen getan und Sanierungsgebiete, insbesondere in Ostdeutschland herausgesucht."
"Tatwaffe Telefon"
Die neuen Tricks der "Anlagehaie"
Verbraucherschützer haben vor neuen Tricks dubioser Kapitalanlagehaie bei Immobiliengeschäften gewarnt. Nach einem telefonischen Erstkontakt, in dem Kunden mit angeblichen Umfragen zur Steuerbelastung geködert werden, vermittelten die Anbieter überteuerte Immobilienanlagen.
dpa BERLIN. "Ganz aktuell läuft seit einiger Zeit die Masche der "denkmalgeschützten Steuersparmodelle`", sagte der Finanzexperte der Berliner Verbraucherzentrale, Volker Pietsch. In einem dpa-Gespräch appellierte er an die Politik, vor dieser "gefährlichsten Kapitalanlage überhaupt" einen Riegel zu schieben. "Bisher wollte aber die Politik nicht hinschauen."
Zehntausende seien bereits Opfer dieser kriminellen Anbieter geworden und wegen hoher Kredite in den wirtschaftlichen Ruin getrieben worden. Nach Erkenntnissen von Pietsch, dessen Arbeitsgruppe "Grauer Kapitalmarkt" bundesweit das Treiben unseriöser Geschäftemacher beobachtet, sind seit längerem Hunderte von Vertriebsfirmen unterwegs, die zusammen mit Notaren, Bauträgern und auch Banken Immobilien und Kredite vermitteln.
Pietsch verwies darauf, dass telefonischer Erstkontakt nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verboten ist. "Schon daran erkennt man sofort einen absolut unseriösen Anbieter", sagte er. Verbraucher gingen mit den oft sympathisch klingenden Anrufern aber zu lax um und würden die "Tatwaffe Telefon" nicht erkennen.
Sind Kunden Pietsch zufolge in der vorgetäuschten Umfrage nach dem Spruch "Sie wollen doch sicher auch Steuern sparen" und einem ersten Treffen erst einmal geködert, versuchten Vermittler diese sogar noch während der notariellen Beurkundung beim Notar zu beruhigen, es handele sich nur um ein Angebot.
"Tatsächlich entsteht mit der Annahme des notariell beurkundeten Angebotes aber ein rechtsverbindlicher Kaufvertrag". Ein Rücktritt koste dann "astronomische Summen" und sei selten erfolgreich. Durch den vorgegaukelten Hinweis auf denkmalgeschützte Steuersparmodelle fühlten sich Verbraucher quasi in "staatlicher Obhut", so dass Zweifel verdrängt würden.
Viele mittlere Einkommensschichten würden Kredite von 75 000 Euro und mehr aufnehmen, um die zumeist "völlig überteuerten Schrottimmobilien" zu erwerben. Hoffnungen, Mieteinnahmen und Steuererstattungen würden die Kredite praktisch von selbst abzahlen, seien trügerisch, so Pietsch. "Die Vermittler, die oft um die 30 Jahre alt sind und nicht selten schon einen Porsche oder Ferrari vor der Tür stehen haben, arbeiten mit unseriösen Notaren und Bauträgern zusammen", sagte Pietsch.
"Mitternachtsnotare" seien zu jeder Zeit bereit für Beurkundungen. "Leider spielten lange auch Banken eine üble Rolle beim Abschluss von Kreditverträgen", sagte der Finanzexperte: "Die haben sich alle zusammen getan und Sanierungsgebiete, insbesondere in Ostdeutschland herausgesucht."
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