checkAd

    Jedem seine Hölle.. - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.01.02 23:16:34 von
    neuester Beitrag 12.09.05 20:29:37 von
    Beiträge: 545
    ID: 534.948
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 23.253
    Aktive User: 0


     Durchsuchen
    • 1
    • 2

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:16:34
      Beitrag Nr. 1 ()
      In einer Welt des finstren Schrecken,

      w:o blutgetränkt nur Hoffnung lebt,

      gibt es einen düstren Recken,

      dessen Herz nach ewig strebt.

      Gebadet in der Götter Wasser,

      kann kein Schwert den Leib zerhau´n,

      keine Krankheit kann ihn fassen,

      kein wildes Tier sein Fleisch verdau´n.

      Grausam tobt er in den Kämpfen,

      ohne Mitleid tötet er

      ...Männer, Frauen und selbst Kinder...

      keine Bluttat fällt ihm schwer.

      Er ist der Teufel, lebt den Wahnsinn,

      glaubt sich als Herr der ganzen Welt,

      doch auch er hat seine Hölle,

      wie er bald darauf erkennt.


      (Inschrift an der Schlosskirche von Pilsen, 1652)


      Während des 30 jährigen Krieges kamen die Kaiserlichen vor Prag im Frühjahr 1632 in eine nahezu aussichtlose Situation.
      Von den Protestantischen eingekreist schien ihr Schicksal besiegelt, als es den Feldpriestern , allen voran
      Kardinal Monk, mit Hilfe der weissen und schwarzen Magie gelang, einen Homunkulus zu erschaffen, einen künstlichen Menschen, der gegen alle erdenklichen menschlichen Anfeindungen (Waffen) unempfindlich war und ein stetiges Alter von 25 Jahren behielt.
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:17:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      Kardinal Monk musste auf Druck von Tilly dazu seine Seele auf einem Ablassbrief an eine Marketenderin verkaufen, die am folgenden Tag spurlos verschwunden war.
      Dieser künstliche Mensch, aus Lehm und Leichenteilen gefallener Soldaten zusammengesetzt und mit magischen Säften (Götterwasser) belebt, Blut von Jungfrauen und Männern jenseits der 30, die noch nie eine Frau berührt hatten,... dieser Homunkulus schlug nach den alten Berichten erstmals am 15. März 1632 seine glanzlosen Augen auf und führte bereits am selben Tag erfolgreich eine Kommandoeinheit kampferprobter Söldner gegen die Protestanten und konnte so eine Bresche in den Belagerungsring schlagen.
      Der Kunstmensch, sie nannten ihn Press, mit allen Insignien des Himmels und der Hölle ausgestattet, brachte die Wende, unsterblich und somit unbesiegbar , drängte er allein die Protestanten zurück und brachte den Kaiserlichen den Sieg.
      Doch Press war nicht die willenlose Kampfmaschine, die anspruchslos Befehle entgegennahm, wahre menschliche Gefühle waren ihm fremd, doch er hatte Intellekt und so verlangte er nach der Schlacht von Tilly die Statthalterschaft von Prag.
      Für die Stadt brach eine schlimme Zeit an, unter der Herrschaft von Press starben mehr Menschen als
      während des gesamten Krieges.
      Er tötete die Menschen weil er es nicht besser wusste, weil er zu diesem Zweck erschaffen wurde und er machte keine Unterschiede .Alte und Junge, Kranke oder Kräftige, er stürzte sie von den Zinnen seiner Burg oder verbrannte sie auf dem Marktplatz, spiesste sie auf lange Stangen oder liess sie von Pferden auseinanderreissen...und die Menschen verzweifelten unter seiner Herrschaft.
      Da kam eine Händlerin in die Stadt und einige meinten, in ihr die Ablasshändlerin zu erkennen., die die Monk´sche Seele gekauft hatte.
      Gegen einen hohen Preis, die Seelen von 10 Ungeborenen, bot sie der verzweifelten Stadt an, sie von dem Monster Press zu befreien.
      Als man handelseinig war sprach die Marketenderin bei Press vor.
      Ihn, der angab vor nichts und niemand sich zu fürchten, lockte sie mit dem Versprechen, ihm das fürchten zu lehren, in einer Art und Weise, die er nie mehr vergessen würde, er solle seine Hölle kennenlernen.
      Press, nichts und niemanden fürchtend, gab der Händlerin das Versprechen, sollten ihre Voraussagen nicht eintreffen, würde er sie in kleine Stücke schneiden, über viele Tage und sie an die Burgraben verfüttern.
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:19:25
      Beitrag Nr. 3 ()
      3 Tage später bricht Press zusammen mit der Marketenderin in das nahegelegene Gebirge auf, zum Dorf Karr, an dessen Rand ein einstöckiges Haus steht, isoliert von den anderen und bewohnt von einer Frau, deren Alter schwer bestimmbar ist.
      Sie führt Press in den Keller, zu einer Tür, an der ein Spiegel hängt.
      Dann spricht sie:“ Du bist ein seelenloser Mörder, unsterblich und unbesiegbar, aber ich will dich trotzdem warnen. Wenn du diesen Raum betrittst, dann ist es um dich geschehen und keine Macht des Himmels oder der Hölle kann dich retten.“
      Press, nichts fürchtend, was von Menschen stammt, lacht auf, stösst die Alte zur Seite, reisst die Tür auf und betritt den Raum.
      Er starrt in einen vollkommen kahlen Raum, erfüllt von einem seltsam dunklen Licht und an der Decke einen Tropfen, einen Wassertropfen, der sich löst, der sich von der Decke löst...und schwebt...und den Boden nicht erreicht. In diesem Augenblick erkennt er die Hölle, Press erkennt seine Hölle, will schreien, doch es ist zu spät.
      Die Tür schliesst sich lautlos.


      Epilog: Nach der Schöpfungsgeschichte hat Gott in sieben Tagen die Welt erschaffen.

      Am dritten Tag erschuf Er die Zeit.

      Dies erschöpfte Ihn so, dass er sich setzen musste.

      ...und so bekam das ganze Erdenrund die Zeit, ausser dieser Stelle auf der Er sass, gleich in der Nähe

      des Dorfes Karr...


      KURUsawa Fakemachine
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:28:05
      Beitrag Nr. 4 ()
      um welche aktie handelt es sich ??

      entertime
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:46:24
      Beitrag Nr. 5 ()
      Schöne Geschichte.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      Zwei Gaps, wieder 300% und Gap-Close in Tagen (100%)?mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 23:59:00
      Beitrag Nr. 6 ()
      Es gibt immer mehr Kranke in diesen Foren.

      Ronni007
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 00:06:15
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ronni007

      Wie meinst Du denn das?
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 00:09:43
      Beitrag Nr. 8 ()
      Obwohl ich eigentlich nicht auf sowas stehe,
      es hat mich fasziniert.
      Hut ab! :)
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 00:45:48
      Beitrag Nr. 9 ()
      @ Ariminios:

      Ich gehöre zu den Leuten die nicht so oft was schreiben.

      Aber wenn ich so was lesen will dann kauf ich mir ein Buch.

      Was hat das in einen Aktienboard zu suchen?

      Obwohl es immer noch schöner zu lesen ist als manches Basching oder Pusching hier im Forum.

      mfg

      Ronni007
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 00:51:13
      Beitrag Nr. 10 ()
      Na hör mal Ronni,es ist Mitternacht,und es steht im Allgemeinen,ausserdem wenn Dich das wirklich so stören würde,dann müsstest Du ja jeden in jedem zweiten thread hier Dich beschweren.
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 00:57:52
      Beitrag Nr. 11 ()
      friede mit euch allen, geht doch ins bett!
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 12:19:45
      Beitrag Nr. 12 ()
      Der Zorn der Zeit,

      er hat mich berührt ...

      ... es fühlte sich seltsam aber gut an ...
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 15:43:16
      Beitrag Nr. 13 ()
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 16:15:43
      Beitrag Nr. 14 ()
      Und wiedermal ein hervorragender Link

      ..... überreicht durch MrJenkins! :)
      Avatar
      schrieb am 16.01.02 16:31:19
      Beitrag Nr. 15 ()
      Merci beaucoup ! :kiss:
      Avatar
      schrieb am 17.01.02 12:03:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Die Temperaturbestimmung des Himmels und der Hölle

      Aus den verfügbaren Daten kann die Temperatur des Himmels hinreichend genau berechnet werden. Die
      Quelle ist die Bibel. In Jes. 30,26 lesen wir über den Himmel : ,,Ferner wird das Licht des Mondes stark wie
      das Licht der Sonne sein und das Licht der Sonne wird siebenmal stärker sein als das Licht von sieben
      Tagen.`` Daher erhält der Himmel vom Mond soviel Strahlung wie wir von der Sonne erhalten, und
      darüberhinaus von der Sonne 7 * 7 = 49 mal soviel wie die Erde von der Sonne erhält, also im ganzen 50 mal
      soviel. Mit diesen Daten können wir die Temperatur des Himmels berechnen. Die Strahlung, die auf den
      Himmel fällt, wird ihn bis zu jenem Punkt aufheizen, an dem der Wärmeverlust durch Abstrahlung gerade
      genauso gross ist, wie die Wärme, die durch Einstrahlung aufgenommen wird. Anders gesagt, der Himmel
      verliert durch Strahlung fünfzigmal soviel Wärme wie die Erde. Unter Verwendung des Stefan-Boltzmann
      Gesetzes

      Strahlungsflußdichte : Me(s) = sigma * T4

      (bitte sich in jedem beliebigen Physik-Lehrbuch zu informieren) für Strahlung stellt man folgende Relation her:

      T(H)4
      -------- = 50
      T(E)4

      wobei T(H) die absolute Temperatur des Himmels und T(E) diejenige der Erde ist. Die durchschnittliche
      absolute Temperatur der Erde kann hinreichend genau mit 300 Kelvin angegeben werden, die Berechnung
      ergibt dann für T(H) 798 Kelvin, das sind 525 Grad Celsius. Wir halten fest: Der Himmel hat eine Temperatur
      von 525 °C.

      Die Temperatur der Hölle lässt sich weniger exakt bestimmen, immerhin ist aber die Angabe einer
      Maximaltemperatur möglich. In der Offenbarung, Kapitel 21, Vers 8 liest man : ,,Aber die Furchtsamen und
      Ungläubigen sollen ihren Platz in dem See finden, der von Feuer und Schwefel brennet``. Ein See aus
      geschmolzenem Schwefel bedeutet, dass seine Temperatur unterhalb des Siedepunktes liegen muss, der 444,6
      °C beträgt, denn oberhalb dieser Temperatur wäre der See Dampf und nicht flüssiger See. (Eine Temperatur
      über 444,6 °C widerspräche der Bibel.)

      Wir haben somit die Temperatur des Himmels exakt mit 525 °C und die Maximaltemperatur der Hölle mit ca.
      445 °C bestimmt. Der Himmel ist also heisser als die Hölle.
      Avatar
      schrieb am 17.01.02 14:01:07
      Beitrag Nr. 17 ()
      " Ich bin mein Himmel

      und meine Hölle."



      formulierte Herr Sch.,

      der Freund von Herrn G.
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 12:32:09
      Beitrag Nr. 18 ()
      Das Böse

      Ein Mensch pflückt, denn man merkt es kaum,
      ein Blütenreis von einem Baum.
      Ein andrer Mensch, nach altem Brauch,
      denkt sich, was der tut, tu ich auch.
      Ein dritter, weils schon gleich ist, fasst
      jetzt ohne Scham den vollen Ast,
      und sieh, nun folgt ein Heer von Sündern,
      den armen Baum ganz leer zu plündern.
      Von den Verbrechern war der erste,
      wie wenig er auch tat, der schwerste.
      Er nämlich übersprang die Hürde
      der unantastbar reinen Würde.

      (Eugen Roth)
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 12:43:36
      Beitrag Nr. 19 ()
      @limmi

      Das gefällt mir.
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 13:10:49
      Beitrag Nr. 20 ()
      Laika

      In einer Kugel aus Metall,
      Dem besten, das wir besitzen,
      Fliegt Tag für Tag ein toter Hund
      Um unsre Erde
      Als Warnung,
      Dass so einmal kreisen könnte
      Jahr für Jahr um die Sonne,
      Beladen mit einer toten Menschheit,
      Der Planet Erde,
      Der beste, den wir besitzen.

      (Günter Kunert)
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 13:26:54
      Beitrag Nr. 21 ()
      zeitenwende

      die jahre
      des weggeworfenen brotes
      sind zu ende

      die gräser
      ersticken unter müll
      die vögel stürzen
      aus giftigen wolken
      im öligen wasser
      sterben die fische

      weil auch die demut starb
      wird sich gott
      der gequälten erde erbarmen
      und sie vom menschen befreien

      die jahre
      des weggeworfenen brotes
      kehren nicht mehr zurück

      (Gerhard Metzner)
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 13:53:52
      Beitrag Nr. 22 ()
      Lesebuchgeschichten

      Es waren mal zwei Menschen. Als sie zwei Jahre alt waren, da schlugen sie sich mit den Händen.
      Als sie zwölf waren, schlugen sie sich mit Stöcken und warfen mit Steinen.
      Als sie zweiundzwanzig waren, schossen sie mit Gewehren nach einander.
      Als sie zweiundvierzig waren, warfen sie mit Bomben.
      Als sie zweiundsechzig waren, nahmen sie Bakterien.
      Als sie zweiundachtzig waren, da starben sie. Sie wurden nebeneinander begraben.
      Als sich nach hundert Jahren ein Regenwurm durch ihre beiden Gräber fraß,
      merkte er gar nicht, dass hier zwei verschiedene Menschen begraben waren.
      Es war dieselbe Erde. Alles dieselbe Erde.

      (Wolfgang Borchert)


      Avatar
      schrieb am 19.01.02 10:43:27
      Beitrag Nr. 23 ()
      In neblige Schatten zerfliessende Nacht kann nicht ewig dauern,

      hungrige Wölfe der Sehnsucht werden nicht immer lauern,

      das schleichende Gift des Trübsinns wird am Morgen vergossen.

      Welten zu erobern dann mit der Sonne beschlossen.
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 11:12:26
      Beitrag Nr. 24 ()
      Sehnsüchtig schreibst du
      verstanden zu werden
      Dein Wunsch und Wille
      Wahnsinnig enttäuschen
      dich deine Leser
      Ende der Vorstellung
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 11:40:24
      Beitrag Nr. 25 ()
      die sonne geht unter
      die sonne geht auf
      was für ein irrtum
      oder nur
      fehlbetrachtung
      weisst du es nicht mehr?
      eppur si muove
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 15:07:26
      Beitrag Nr. 26 ()
      Wissen ist Macht!
      Doch möchte ich lieben
      und nicht geliebt werden
      der Macht willen
      gibt es denn Liebe?
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 16:01:41
      Beitrag Nr. 27 ()
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 13:30:00
      Beitrag Nr. 28 ()
      Ich liebe alle kalten Worte,
      das scharfe Gift, das Wunden reisst.
      Ich lebe auf in dieser Welt,
      die allen zeigt was Wahrheit heisst.

      Ich liebe alle zarten Worte,
      die suchend nach der Liebe sind.
      Die mein Herz in Flammen setzen,
      die mich weinen lassen wie ein Kind.

      ...und ich hasse Boardgeschwafel,
      seelenlos tot wie Aasgewölle.
      Buntgefärbt, und weich wie Kot,
      jeder Mensch ist anders...jedem seine Hölle.
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 13:58:14
      Beitrag Nr. 29 ()
      ich habe im atlas nachgesehen. es gibt in der nähe von prag kein dorf namens `Karr`.
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 15:18:21
      Beitrag Nr. 30 ()
      partie-san, ich mag dich.
      Aber heute hast du scheinbar das falsche geraucht.
      Hängen die Wolken doch tiefer?
      http://www.heligonia.de/zeitung/hnp-7-2000.html

      Karr,Kerbe,Spalt,Baron???
      ;)
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 17:57:31
      Beitrag Nr. 31 ()
      In der Zeit verpasster Realitäten
      mögen fantastische Qualitäten in mir leben.
      Ich kann meine Träume nicht halten,
      sie schalten und walten, wie sie wollen.
      Ich lasse sie ziehen, sie sind nur geliehen
      von Gedanken, die mich betören,
      ohne Raum, ohne Zeit...und jedem gehören.
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 19:43:13
      Beitrag Nr. 32 ()
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 20:21:59
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ich will euch einen Himmel zeigen,
      den nie zuvor ein Mensch gesehen.
      Ich will euch in die Hölle geigen
      und dabei euren Geist verdrehen.
      Beides wird mir nicht gelingen,
      denn meine Fantasien erreichen euch nicht,
      ihr hängt an diesen seichten Dingen
      und ich lebe in diesem dunklen Licht, ...so dunkel...
      ...in dem der Tropfen ewig fällt.
      Avatar
      schrieb am 22.01.02 19:25:07
      Beitrag Nr. 34 ()
      ...als ich schon den Wald erreicht hatte, auf meinem langen Weg, sah ich auf der Lichtung diese Hütte, die mir so seltsam vertraut vorkam: Die Zimmer waren freundlich hell, die Sessel bequem, das Bett einladend und als ich mich hineinlegte, war ich nicht mehr allein.
      Im Ofen prasselte ein lustiges Feuer.
      Oft dachte ich noch später an diesen Tag, als ich schon tief im Sessel versank, der mich zu verschlingen drohte und das Bett mich nicht mehr loslassen wollte. Längst hatte ich erkannt, dass die Hütte nur ganz allein meinetwegen gebaut war, mir in den Weg gestellt wurde, um mich zu halten.
      Das lustige Feuer im Ofen loderte immer noch und stiess mit kleinen, scharfen Lanzen nach mir, als ob sie mich hinausstossen wollten, wieder auf den Weg...
      Avatar
      schrieb am 24.01.02 18:24:59
      Beitrag Nr. 35 ()
      *


      " Ich liebe die großen Verachtenden,weil sie die großen

      Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht sind nach dem

      anderen Ufer.....ich liebe alle die, welche wie einzelne

      schwere Tropfen sind, fallend aus der dunklen Wolke, die

      über den Menschen hängt: Sie verkünden, daß der Blitz

      kommt, und werden wohl als Verkünder zugrunde gehn. "


      NIETZSCHE


      +
      Avatar
      schrieb am 24.01.02 18:44:50
      Beitrag Nr. 36 ()
      Du kannst dein Leben nicht verlängern, nicht verbreitern, nur vertiefen.

      (Gorch Fock)

      Avatar
      schrieb am 24.01.02 18:51:33
      Beitrag Nr. 37 ()
      Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, daß der Tod für uns ein Nichts ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, daß der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, daß am Nichtleben gar nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. Sagt aber einer, er fürchte den Tod ja nicht deshalb, weil er Leid bringt, wenn er da ist, sondern weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, der ist ein Tor; denn es ist doch Unsinn, daß etwas, dessen Vorhandensein uns nicht beunruhigen kann, uns dennoch Leid bereiten soll, weil und solange es nur erwartet wird!

      So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.

      Freilich, die große Masse meidet den Tod als das größte der Übel, sehnt ihn aber andererseits herbei als ein Ausruhen von den Mühsalen des Lebens. Der Weise dagegen lehnt weder das Leben ab, noch fürchtet er sich vor dem Nichtmehrleben, denn ihn widert das Leben nicht an, und er betrachtet das Nichtmehrleben nicht als ein Übel. Und wie er beim Essen nicht unbedingt möglichst viel haben will, sondern mehr Wert auf die gute Zubereitung legt, so ist er auch beim Leben nicht auf dessen Dauer bedacht, sondern auf die Köstlichkeit der Ernte, die es ihm einträgt.

      Wer nun aber verkündet, der junge Mensch müsse ein schönes Leben haben, der alte aber brauche einen schönen Tod, der ist albern, und zwar nicht nur, weil das Leben stets erwünscht ist, sondern auch darum, weil die Übung eines schönen Lebens gleichbedeutend ist mit der Vorübung für ein schönes Sterben. Noch viel minderer aber ist, wer da sagt:

      "Schön ist`s, gar nicht geboren zu sein, . . . Ist man geboren, aufs schnellste des Hades Tor zu durchschreiten."

      Ist dies nämlich seine wirkliche Überzeugung, warum gibt er dann das Leben nicht auf? Das steht ihm ja frei, wenn er es sich fest vornimmt. Redet er aber nur aus Spott so daher, dann gilt er bei denen, die solches Gerede nicht mögen, erst recht als Narr.
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 05:25:49
      Beitrag Nr. 38 ()
      Es gibt Leute, die glauben, das Leben wäre gleichzusetzen mit Leid. Nachdem wir kurz über diese Meinung gelacht haben, erfrieren alle schwebenden Wassertropfen zu Eis und fallen klirrend zu Boden.
      Wir erinnern uns: Wer über den Tod spricht, redet durch die unbekannte Blume zum Leben. Und wer sagt "Der Tod ist Nichts!" - wie kommt der zum Leben?
      Wer jedoch sagt "Ich habe Angst vor dem Tod!" - wie kann der lügen?....man müsste schon gestorben sein, um hier zu verstehen....
      Oft und viel fragen die Menschen, wenn sie nicht wissen. Sie fragen sich sogar Löcher in den Bauch, ohne zu wissen, dass sie darüber verhungern könnten. Vielleicht essen deshalb viele und werden dick.
      Wenn ich gefragt werde: "Was ist für dich der Tod?", dann antworte ich: "Der Tod ist nicht. Er macht nur das Leben zu einem Moment."
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 05:38:54
      Beitrag Nr. 39 ()
      Je weiter zurück sich unsere Erinnerung in die Kindheit begeben sollte, umso häufiger werden wir mit unseren Erfindungen über das eigene Leben vertraut (unbewältigte Gefühle - vertraute Dämonen). Und da der Trick am Leben der ist, dass man sich immer mehr zu kennen glaubt, je älter man wird.......? - weiß ich auch nicht mehr weiter!
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 09:45:25
      Beitrag Nr. 40 ()
      einsamkeit
      ist deine kette
      man nennt sie
      nabelschnur
      angst und zweifel
      die adler
      im verfluchten einsatz
      fressen deine leber auf
      jeden tag aufs neue
      wo
      wer
      ist hercules
      glauben ist alles ?
      was für ein schwachsinn.
      sterben wirdst du
      an deine kette
      mit deine kette
      dann fliegen auch
      die adler fort.
      zu spät
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 16:40:15
      Beitrag Nr. 41 ()
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 19:59:15
      Beitrag Nr. 42 ()
      Hilflose Tränen, die in einer Zeile weinen,
      treffen nicht so, wie die bunten Worte.
      Auch in der Hölle kann die Sonne scheinen
      nur ihr Licht ist von einer teuflischeren Sorte.
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 20:28:10
      Beitrag Nr. 43 ()
      ogottergold!
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 12:22:27
      Beitrag Nr. 44 ()
      ...und als er aufblickte, sich abwandte von all diesen kalten Gedanken, die über diesen Feuern nicht erwärmt werden konnten ,sah er über sich gewaltige weisse Wolkentürme, die schnell gen Osten zogen und dazwischen schimmerte es blau, ein tiefes blau, ein freudiges Blau...er hätte jubeln können, tief und gierig zog er die perlende Luft in seine Lungen...der Frühling zieht vorbei, er sieht ihn von ganz unten.
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 13:20:30
      Beitrag Nr. 45 ()
      ...wie wahr, wie wahr !
      aber ohne Liebe kehrt kein Frühling wieder....
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 14:22:40
      Beitrag Nr. 46 ()
      @ #38

      Wer will denn da hinter`s LICHT führen ?
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 22:47:55
      Beitrag Nr. 47 ()
      Es ist wie ein Fluch, der auf mir lastet,
      eine Sucht, die niemals rastet...
      ich schreibe, weil ich schreiben muss,
      es ist ein Kampf mit einem Fluss, der in mir fliesst,
      ihr knipst mich aus, ich knips mich an,
      ich weiss nicht, w:o er endet, dieser Wahn...
      Avatar
      schrieb am 26.01.02 23:48:09
      Beitrag Nr. 48 ()
      " Was wir jetzt tun können, ist, uns in die astrale Dimension zu begeben
      und diese gefangenen Energien ins große Licht zu ziehen,
      so daß sie in ihre Essenz kommen,die ohne Form ist.
      Hier ist die Übung dazu:
      Die Lichtfrequenz durch den Scheitelpunkt auf dem Kopf einziehen
      und durch den Solarplexus ausströmen.
      Licht einziehen und durch den Solarplexus ausströmen,
      so daß das Aurafeld sich weiter und weiter ausdehnt und wir ein Teil der Bewegung
      dieser Energie werden, des `Licht ein` und des `Licht aus`.
      Identifizieren wir uns mit dieser Bewegung, mit der Lichtkraft."


      aus "Die Frequenz der Ekstase" Chris Griscom


      Nachsatz: Ich möchte damit niemanden ausknipsen!
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 01:14:25
      Beitrag Nr. 49 ()
      A dog who dies
      and who knows
      that he dies like a dog
      and who can say
      that he knows
      that he dies like a dog
      is a man.
      (Erich Fried)
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 01:17:10
      Beitrag Nr. 50 ()
      PS: AW auf #20

      DH
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 07:27:50
      Beitrag Nr. 51 ()
      lavanders zeilen in #47 laden zu einer hinterlichtigen fortsetzung ein:

      und auch nicht, wo er bald beginnt,
      nicht weiß ich, wohin zeit verrinnt,
      die eben noch unschöpfbar da -
      sie fließt dahin, unfehlbar klar...
      gefangen in der schönheit betten
      versuchen träume mich zu retten,
      als einzige, die mich belügen,
      können sie mich nicht betrügen.
      oder doch? welch schwerer fluch!
      ach nein, ach nein! falsches gesuch...
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 12:20:49
      Beitrag Nr. 52 ()
      Wahnsinn!
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 12:46:07
      Beitrag Nr. 53 ()
      ..Jedem seine Höhle...ähh...Hölle..
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 14:01:53
      Beitrag Nr. 54 ()
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 14:05:22
      Beitrag Nr. 55 ()
      „ Bitten wir unser Höheres Selbst, den Geist einer Person zu orten,
      dem wir helfen wollen, die astrale Dimension zu verlassen.
      Wenn wir fühlen, daß wir mit seiner Energie Kontakt aufgenommen haben, beginnen wir einfach LIEBE zu senden.
      Da „ Rosa“ die Farbe ist, die die Frequenz der Liebe hat,
      können wir diese Farbe dazu benutzen.
      Ziehen wir sie ein und lassen wir sie durch das Herz ausströmen.
      Wenn die Verbindung einmal fließt, ist es vielleicht von Nutzen,
      der Person zu erklären, daß sie in der Falle sitzt und es besser wäre,
      die Reise ins Licht fortzusetzen. “


      “.............Ekstase “ C. G
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 17:29:47
      Beitrag Nr. 56 ()
      ...und so muss ich ewig weiterschreiben in diesem dunklen Licht,
      keine Zeile wird nach aussen dringen, keine Sonne wird mir Freude bringen,
      und selbst der Alte mit der Sense meidet mich.
      Ich seh´ den Tropfen vor mir schweben und ich gäbe alle meine Leben,
      wenn er zu Boden fiel...
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 15:02:53
      Beitrag Nr. 57 ()
      " Er predigte im Schlaf. Wach weiß er nichts davon.
      Über den Schlaf wird man noch so viel erfahren, daß
      niemand mehr Lust haben wird, wach zu sein. "

      Canetti, Die Provinz des Menschen



      ICH lege mich wieder hin, vielleicht trifft man sich bei MORPHEUS.
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 17:02:28
      Beitrag Nr. 58 ()
      Ein wellenloser Fluss aus Zeit
      ein kahler Blick ins Leere
      treibt dich in die Stille
      die nichts zu sagen hat
      dann bist du abgeschaltet.

      In Gedanken kauert schon das Ende
      das du nie erreichen wirst..
      treibt dich in die Verzweiflung.
      Die Zeit hängt im Raum
      und will nicht mehr vergeh`n.
      Ein Nichts, das sich durch
      Tage schwingt und Nächte,
      Doch du, Einsamer, wirst
      immer weiter hoffen
      dass dieser Kelch an dir vorüberzieht.
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 18:21:35
      Beitrag Nr. 59 ()
      ...und wenn dies Zimmer mich gefangen hält,
      keine Träne mehr zu Boden fällt,
      kein Gedanke mehr sein Ende findet,
      dieser Fluss sich schmerzhaft in mir windet,
      dann weiss ich auch,
      dass meine Hoffnung sich nie ergibt
      meine Liebe nie versiegt
      und Fantasie für immer bei mir bleibt
      zeitlos in der Ewigkeit.
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 23:03:00
      Beitrag Nr. 60 ()
      wenn die letzte Patrone verschossen,
      und die eine Träne unvergossen
      schwerelos vorrübertreibt
      ist nichts mehr, was noch überbleibt.
      Es zermartert dich und lähmt dein Denken,
      Resignation und Dumpfheit über dich lenken,
      für immer eingesperrt in der Ewigkeit
      überlebt sich nicht einmal die Zeit.
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 02:09:21
      Beitrag Nr. 61 ()
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 15:15:41
      Beitrag Nr. 62 ()
      Kein Feuer, keine Kohle
      tut brennen so heiß,
      als wie heimliche Liebe,
      von der niemand nichts weiß.


      ( Volkslied )
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 21:44:26
      Beitrag Nr. 63 ()
      ...ich treibe durch so viele Welten,
      seit hunderten von Jahren,
      mit all den Gesetzen, die für mich nicht gelten,
      dem vielen Leid, das geschehen,
      den vielen Höllen, die ich gesehen.
      Ich bin vergessen in diesem kleinen Raum,
      ich kann nicht wachen, ich kann nicht schlafen,
      ich warte auf den Traum, der mich befreit,
      doch wer ist schon bereit... ihn für mich zu träumen...
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 22:23:26
      Beitrag Nr. 64 ()
      I have seen the dark universe yawning

      Where the black planets roll without aim-

      Where they roll in their horror unheeded,

      Without knowledge or luster or name.
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 22:39:49
      Beitrag Nr. 65 ()
      That is not dead
      which can eternal lie
      yet with strange aeons
      even death may die
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 22:40:51
      Beitrag Nr. 66 ()
      Der fallende und doch nicht fallende Tropfen als Metapher, dass es für alles Vorwärts auch ein Rückwärts gibt. Auch für die Zeit. Nicht im realen Leben, aber in der Fantasie, in Gedanken, im Traum. Was wir hier lesen, SIND Gedanken, IST Fantasie und IST Traum. Nur weil ein anderer liest, als derjenige der geschrieben hat, wird noch nichts Realität. Es sind nur rückwärts gedachte Gedanken. Nicht vom Ursprung, vom Schreibenden ausgehende, sondern in den Ursprung, ins Lesende zurückfließende.
      Ähnlich der Schildkröte, die eine halbe Olympiade Vorsprung vor dem Läufer hat, der sie niemals einholen kann.
      Der fallende Tropfen ist möglich: in einem Raum, der mit ihm fällt.
      Betreten wir diesen Raum, fallen wir endlos mit. Belohnt werden wir dafür mit endloser Schwerelosigkeit.
      Rückwärts und Vorwärts gibt es plötzlich nicht mehr, wenn die Narren darüber streiten, was real und was irreal ist. Es gibt nur noch Relevanz und Irrelevanz und den sich immer weiter entfernenden Streit darüber, was welcher Kategorie zugehörig ist.
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 23:03:34
      Beitrag Nr. 67 ()
      A DREAM WITHIN A DREAM


      by Edgar Allan Poe
      (1827)



      Take this kiss upon the brow!
      And, in parting from you now,
      Thus much let me avow-
      You are not wrong, who deem
      That my days have been a dream;
      Yet if hope has flown away
      In a night, or in a day,
      In a vision, or in none,
      Is it therefore the less gone?
      All that we see or seem
      Is but a dream within a dream.

      I stand amid the roar
      Of a surf-tormented shore,
      And I hold within my hand
      Grains of the golden sand-
      How few! yet how they creep
      Through my fingers to the deep,
      While I weep- while I weep!
      O God! can I not grasp
      Them with a tighter clasp?
      O God! can I not save
      One from the pitiless wave?
      Is all that we see or seem
      But a dream within a dream?


      -- THE END --


      for Orpheus. Eurydice. Hermes. And Barbara with infinite love as I falter on the road to Ithaka . . .
      Avatar
      schrieb am 29.01.02 23:54:16
      Beitrag Nr. 68 ()
      Gorgonen und Hydras und Chimären-
      schlimme Geschichten von Celano und den Harpyren-
      können sich im abergläubischen Gehirn reproduzieren-
      aber sie waren vorher da.Sie ind Transkripte,Typen-
      die Archetypen sind in uns, und ewig.
      Wie könnte uns sonst die Erzählung von etwas,
      von dem wir bei wachem Bewußtsein wissen,
      daß es nicht stimmt,überhaupt berühren?
      Kommt das daher, daß wir ganz selbstverständlich
      von derlei Gegenständen Schrecken gewärtigen,
      indem wir sie für fähig halten, uns körperlichen
      Schmerz zuzufügen? O durchaus nicht!
      Diese Schrecken sind anderer Herkunft.
      Sie gehen über den Körper hinaus-
      denn ohne Körper wären sie dieselben gewesen....
      Daß die Art von Angst von der hier die Rede ist,
      rein geistiger Natur ist-daß sie, je gegenstandloser
      sie auf Erden ist, um so stärker ist,
      daß sie in der Zeit unserer sündelosen Kindheit dominiert-
      sind Schwierigkeiten, deren Lösung uns einen probablen
      Einblick in unsern vor-mundanen Zustand zu geben und
      wenigstens ein Guckloch ins Schattenreich
      der Präexistenz zu eröffnen vermag.
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 20:56:24
      Beitrag Nr. 69 ()
      Ich werde an euch denken,
      wenn ihr schon längst zu Staub geworden seid.
      Kalte Gedanken werd´ich euch schenken,
      ihr habt nichts anderes verdient.
      Ihr habt mich erschaffen, getan was nie hätte soll´n geschehen.
      Ich kann diese Welt nicht mehr verlassen
      und niemals mehr die Sonne sehen.
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 23:53:42
      Beitrag Nr. 70 ()
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 01:00:40
      Beitrag Nr. 71 ()
      Die Hölle (ital. inferno) bildet nach Dantes Vorstellung eine riesige, unterirdische Höhle. Sie entstand, als Luzifer - ein Engel, der sich gegen Gott erhoben hatte - aus dem Himmel gestürzt wurde und durch seinen Aufprall einen gewaltigen Trichter riß, in dessen Spitze, im Erdmittelpunkt, er stecken blieb.

      Dante und sein Begleiter Vergil steigen die Terrassen dieses getreppten Trichters hinab. Auf jeder Stufe begegnen sie Verdammten, die dort entsprechend ihrer Sünde eine Strafe erleiden. Die Wollüstigen z.B. werden vom Sturm umhergeworfen, so wie sie im Leben von ihren Leidenschaften getrieben wurden. Keiner der Verdammten kann mehr hoffen, den Qualen zu entkommen. Daher der Spruch über dem Höllentor: "Ihr, die ihr eintretet, laßt alle Hoffnung fahren!"
      Die Göttliche Komödie schildert Dantes Reise durch die drei Reiche des Jenseits: die Hölle (inferno), den Läuterungsberg (purgatorio) und das Paradies (paradiso). Zunächst begleitet ihn der römische Dichter Vergil, der hier die menschliche Vernunft verkörpert. Dann übernimmt Beatrice, Dantes Jugendliebe, die er zum Inbegriff göttlicher Weisheit verklärte, die Führung. Sie geleitet ihn ins himmlische Paradies.

      Unterwegs begegnet Dante zahlreichen historischen, biblischen und legendären Gestalten. Im Inferno sind sie verdammt und werden von rastlos wütenden Teufeln gequält; auf dem Läuterungsberg bereiten sie sich durch Buße auf die Erlösung vor; im Paradies schauen und loben sie Gott, das ewige Licht.
      Das Paradies hat keine stoffliche Form. Um die Erde, die von Luft und Feuer umgeben im Mittelpunkt des Alls steht, bildet es "Sphären" oder Himmel. Die sieben Planeten (Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn) geben je einem Himmel den Namen; im achten folgen die Fixsterne, im neunten, dem Kristallhimmel, die Engel. Jenseits davon, im Empyreum, und zugleich überall ist der Schöpfer des Alls, Gott. Die Seligen sind gemäß ihrer Tugend bestimmten Himmeln zugeordnet. Im Venushimmel etwa begegnet Dante denjenigen, die ihre Liebe Gott zuwandten, im Marshimmel den Glaubensstreitern.
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 01:11:13
      Beitrag Nr. 72 ()
      Viele Grüße!

      Der Wahn lässt mich grüßen,
      der alte Gesell,
      mal liegt er zu Füßen,
      oder leuchtet ganz grell,

      oder will sich verstecken
      mir räuspernd ins Ohr,
      ich solle verrecken -
      das kommt komisch mir vor.

      Auf hohem Dach sitzend,
      sah gar ich ihn mal!
      Es machte ihn schwitzend
      noch höhere Qual.

      Er ist immer bei mir,
      bin nie ganz allein,
      ist bald wie ein Haustier...
      Mo-ment! So kanns nicht sein!

      Er ließ mich doch grüßen?!
      Ich irre mich nicht? -
      Er liegt mir zu Füßen! (unfassbar!)
      Und führt hinters Licht!
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 01:31:34
      Beitrag Nr. 73 ()
      Schopenhauer, der alte Pessimist :D, merkte zur "göttllichen Komödie" einmal an, dass Dante bei der Beschreibung der Hölle und des Fegefeuers reichlich Fantasie walten lassen konnte, die Beschreibung des Paradieses jedoch mehr als karg, ja fast schon ärmlich ausgefallen ist. Schopenhauer will bemerkt haben, wie Dante händeringend nach schönen erklärlichen Beschreibungen gesucht haben soll.
      Das legt die Vermutung nahe, dass die Hölle denk- oder empfindbarer als der Himmel ist.
      Ich möchte mich hiermit einer schon längere Zeit zurückliegenden Werbecampagne von Benson & Hedges anschließen. Auf großen Plakaten war der Erdball abgebildet, darunter stand in goldenen Lettern folgende Grußformel: Angenehmer Aufenthalt!
      Z
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 03:06:13
      Beitrag Nr. 74 ()
      Doch einmal, da wars - ich glaubte mir kaum - aus Tiefstem erwacht` ich, erwachte aus Traum! Ging schlafend in Höhen, vorbei an der Stadt, die eben gerade, verlassen mich hat, und wanderte seltsam, auf Nächten entlang, mein Auge das schweifte - wie wurde mir bang! - in leuchtende Himmel nur weiter empor, als unter mir, sich die Tiefe verlor. Ich ging immer weiter, verlor meinen Weg, suchend die Leiter, die kein Abwärts verträgt, als fragend in mir sich ein Höheres regt. Es sprach jetzt zu mir: Warum hörst du mir zu? Ich wusste es nicht, umgeben von Ruh.
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 06:32:54
      Beitrag Nr. 75 ()
      zum Foto:

      eine Aufnahme vom HELLen Bob,

      Hale-Bop natürlich.

      (Ich finde Kometen schön, man darf ihnen halt nicht zu nahe
      kommen.)
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 06:36:51
      Beitrag Nr. 76 ()
      ..Jedem seine Hülle...nein...Hölle ?
      Avatar
      schrieb am 31.01.02 21:01:30
      Beitrag Nr. 77 ()
      Ich werde entkommen, jetzt weiss ich es genau,
      mit dir werde ich es erreichen,
      du Wesen, geschaffen aus dem Tau der tausend Tränen.
      Wir lassen nur noch einen Tag verstreichen,
      dann wir deine Furcht der Freude weichen
      und selbst die Ewigkeit wird erbleichen...die Welt bleibt stehen.
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 02:32:31
      Beitrag Nr. 78 ()
      Zitat Arkad, am zweiten Tag der Unterweisung:

      "ICH SAGE EUCH, GENAUSO WIE DAS UNKRAUT IN EINEM FELD ÜBERALL DA WUCHERT, WO ES PLATZ FINDET, GENAUSO BREITEN SICH DIE WÜNSCHE DER MENSCHEN AUS, WENN SICH DIE MÖGLICHKEIT BIETET, DASS DIESE ERFÜLLT WERDEN."
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 21:34:44
      Beitrag Nr. 79 ()
      Unkraut vergeht nicht.
      Die Gartenmelde - Nutzpflanze des Jahres 2000
      Melde-Pflicht im Garten!?
      Vater Vorpießes war die Gartenmelde Atriplex hortensis L. nicht vertraut und er kannte nur noch das lästige Unkraut aus der gleichen Sippe. Es ist den Bauern und Gärtnern recht verhasst. "Schissmelle" schimpft man die Ackermelde in unserer Gegend, das zeigt ganz deutlich die Geringschätzung für dieses Kraut. Ihre Anspruchslosigkeit lässt sie fast überall prächtig gedeihen. An Ackerrändern und Feldrainen, auf unbebauten Grundstücken und als PIONIERPFLANZE auf SCHUTTFLÄCHEN wächst sie rasch und verträgt sogar salzhaltige Böden, zeitweilige Trockenheit macht ihr nichts aus.
      Die meisten der wilden Melden sind essbar, einige wenige sind jedoch, wegen des hohen Gehalts an Saponinen, in großen Mengen sogar giftig. Man kann die essbaren von den nicht genießbaren Melden aber gut unterscheiden: Die ungenießbaren verströmen beim Zerreiben einen unangenehmen Geruch.
      Durch die Schnellwüchsigkeit der Melde erhält man rasch große BLATTmassen, die fortlaufend geerntet werden können. Die Blätter werden wie Spinat zubereitet, junge Blätter werden auch roh verzehrt.
      Medizinischer Nutzen:
      Heute kennt kaum eine Hausfrau noch die Rezepte gegen Gicht, Gelbsucht oder auch Halsschmerzen, zu denen man die Melde angeblich verwenden konnte. Auflagen aus den zerquetschten Blättern sollten LINDERN und HEILEN. Vielleicht war es auch der hohe Gehalt an Vitamin C, der die Melde zur Heilpflanze aufsteigen ließ.
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 22:01:27
      Beitrag Nr. 80 ()
      " M o o r. Meine Unschuld! Meine Unschuld! - Seht! es ist alles hinausgegangen, sich im friedlichen Strahl des Frühlings zu sonnen - warum ich allein die Hölle saugen aus den Freuden des Himmels? -
      daß alles so glücklich ist, durch den Geist des Friedens alles so verschwistert! - die ganze Welt eine Familie und ein Vater dort oben - Mein Vater nicht - Ich allein der Verstoßene, ich allein ausgemustert aus den Reihen der Reinen - mir nicht der süße Name Kind - nimmer mir der Geliebten schmachtender Blick - nimmer nimmer des Busenfreundes Umarmung! (Wild zurückfahrend.)......
      ......
      ......
      M o o r (mit Wehmut). Daß ich wiederkehren dürfte in meiner Mutter Leib! daß ich ein Bettler geboren werden dürfte! -
      nein! ich wollte nicht mehr o Himmel - daß ich werden dürfte wie dieser Tagelöhner einer! -
      O ich wollte mich abmüden, daß mir das Blut von den Schläfen rollte - mir die Wollust eines einzigen Mittagsschlafs zu erkaufen - die Seligkeit einer einzigen Träne. "



      aus in Tirannos " Die Räuber ", F. Schiller
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 22:34:09
      Beitrag Nr. 81 ()
      Avatar
      schrieb am 03.02.02 02:26:06
      Beitrag Nr. 82 ()
      Licentia poetica.
      Er war Herrscher über leben und tod, er war alles, er war Gottes Lakei auf Erden. Und er dachte, das das gut sei. Und er wußte das würde ewig so weitergehen, er dachte er würde über die Zukunft kennen, aber weit gefehlt, denn dann, irgendwann eher er sich versah, etwas Kirschgeist und ein Kartenspiel, und ehe er sich versah, kannte der Tod die eigenen Gesetze nicht mehr.
      Brandner Kaspar mußte leben obwohl er tod war.
      Auch Gottes anderer Lakei, Alois Hingerl Nr. 172, Dienstmann aus München, spielte falsch. Dieser weigerte sich, den Auftrag auszuführen, da die alte Gewohnheit vorging. Die Münchner waren schon immer ein Problem des Himmels.
      Irgendwann traf jedoch der Trickbetrüger auf den Vergesslichen, und Beide wußten Sie das sie Tod waren, aber traffen sich im Leben - doch da kam der Tod und wollte beide. Also was tun, dem tod noch ein schnippchen schlagen, und wenn es klappt von dem drüber durch einen göttlichen eingriff geholt werden? Sie liefen umher, ohne zu wissen, wo bei Gott, dem Tod, die Karten standen.
      Sie kannten noch nicht mal die eigenen Karten.
      Doch die himmlischen wußten gar nicht mehr wo sie ihre Karten hatten. Und sie liefen umher, und wußten nicht, das der Himmel schon verloren hatte.

      Doch Schwupps, da griff sich der Beelzebub beide.
      Für den Himmel bestimmt, aber in der Hölle gelandet.

      Wo war der Fehler? Sieh erkannten nicht alle Player, und wer wie aussah. Den es gab auch den Teufel der regierte, und der spielt immer mit, doch spielt in der Haut der anderen.
      A long time ago. The Game Rules from him had a meeting with Darwin. Now, the rules constantly changing. But the shows go on...
      They don`t know the rules. Vivos voco who explains where? They know, there are listeners, but they don`t talk, why?
      First they must know the rules, then they can play. But not with a player without face.

      F.F.
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 06:17:00
      Beitrag Nr. 83 ()
      #73 rief bei mir ein Werbeplakat aus der Erinnerung wach, auf dem eine
      aufregend schön angezogene, junge Frau abgebildet war und mit folgender Botschaft von H&M:

      Prepare yourself.
      Take time to be still.
      Find the answer in the silence.
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 06:23:12
      Beitrag Nr. 84 ()
      " Der Umgang mit Kunstwerken
      ist dem Verkehr mit
      hohen Herrschaften
      vergleichbar;
      man muß fein stille
      sein und abwarten
      bis sie reden ! "



      Schopenhauer
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 18:26:31
      Beitrag Nr. 85 ()
      269

      Woran glaubst du? - DARAN: dass die Gewichte aller Dinge neu bestimmt werden müssen

      Friedrich Nietzsche
      Von den drei Verwandlungen
      Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe. (...)

      Was ist schwer? so fragt der tragsame Geist, so kniet er nieder, dem Kamele gleich, und will gut beladen sein.
      Was ist das Schwerste, ihr Helden? so fragt der tragsame Geist, daß ich es auf mich nehme und meiner Stärke froh werde.
      Ist es nicht das: sich erniedrigen, um seinem Hochmut wehe zu tun? Seine Torheit leuchten lassen, um seiner Weisheit zu spotten? (...)
      Oder ist es das: in schmutziges Wasser steigen, wenn es das Wasser der Wahrheit ist, und kalte Frösche und heiße Kröten nicht von sich weisen?
      Oder ist es das: die lieben, die uns verachten, und dem Gespenste die Hand reichen, wenn es uns fürchten machen will?
      All dies Schwerste nimmt der tragsame Geist auf sich:
      dem Kamele gleich, das beladen in die Wüste eilt, also eilt er in seine Wüste.

      Aber in der einsamsten Wüste geschieht die zweite Verwandlung:
      zum Löwen wird hier der Geist, Freiheit will er sich erbeuten, und Herr sein in seiner eigenen Wüste.
      Seinen letzten Herrn sucht er sich hier: feind will er ihm werden und seinem letzten Gotte, um Sieg will er mit dem großen Drachen ringen.
      Welches ist der große Drache, den der Geist nicht mehr Herr und Gott heißen mag? »Du-sollst« heißt der große Drache. Aber der Geist des Löwen sagt »ich will«.
      »Du sollst« liegt ihm am Wege, goldfunkelnd, ein Schuppentier, und auf jeder Schuppe glänzt golden »Du sollst!«
      Tausendjährige Werte glänzen an diesen Schuppen, und also spricht der mächtigste all der Drachen: »Aller Wert der Dinge - der glänzt an mir.« (...)
      Neue Werte schaffen - das vermag auch der Löwe noch nicht: aber Freiheit sich schaffen zu neuem Schaffen - das vermag die Macht des Löwen.
      Freiheit sich schaffen und ein heiliges Nein auch vor der Pflicht:
      dazu, meine Brüder, bedarf es des Löwen. (...)

      Aber sagt, meine Brüder, was vermag noch das Kind, was auch der Löwe nicht vermochte? Was muß der raubende Löwe auch noch zum Kinde werden?
      Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginn, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-sagen. Ja, zum Spiele des Schaffens, meine Brüder, bedarf es eines heiligen Ja-sagens:
      seinen Willen will nun der Geist, seine Welt gewinnt sich der Weltverlorene.

      Drei Verwandlungen nannte ich euch des Geistes:
      wie der Geist zum Kamele ward, und zum Löwen das Kamel, und der Löwe zuletzt zum Kinde. -
      Also sprach Zarathustra. (...)
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 20:10:40
      Beitrag Nr. 86 ()
      (unbekannt)


      Das schönste Meer:
      es ist das noch unbefahrene...
      Das schönste Kind:
      es ist das noch nicht erwachsene.
      Unsere schönsten Tage:
      es sind die noch nicht gelebten.
      Das allerschönste Wort was ich Dir
      sagen wollte:
      es ist das noch nicht ausgesprochene Wort....
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 17:21:55
      Beitrag Nr. 87 ()
      Hallo Mama, ich bin im Internet! Dein Satan
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 22:06:22
      Beitrag Nr. 88 ()
      ich hasse es, wenn ich auf menschen angewiesen bin. allein den gedanken, dass ich auf einen oder mehrere menschen angewiesen sein könnte, hasse ich bereits. nicht schön, doch wir befinden uns hier ja in der hölle. da kann man das aussprechen. ist ja auch meine hölle. allein der gedanke lässt mich ein gefühl der unfreiheit fühlen.
      was mache ich, wenn ich glaube, ich sei auf andere menschen, als auf mich selbst angewiesen? ich sage ihnen, dass ich auf sie angewiesen bin. in dem ich das aber ausspreche, tue ich alles dafür im gegebenen fall nicht auf sie angewiesen sein. ich tue alles dafür, so sehr hasse ich diese vorstellung. ich kann nicht schwach sein: das ist meine schwäche. wenn ich jedoch schwach bin, bin ich wieder kind. auch komisch.
      Avatar
      schrieb am 21.02.02 07:11:19
      Beitrag Nr. 89 ()
      Ich habe dich geschaffen, Adam, aus dem Nichts, am Anfang solltest du stehen, als Sinnbild einer harmonischen Welt, als Abbild der Ewigkeit, die Basis meiner Träume auf der ich eine unendliche Schönheit des Seins errichten wollte...
      Doch mit dir als Anfang war schon das Ende gekommen...ich bin an Grenzen gestossen, die ich mit dir erschaffen hatte, meine Grenzen...“

      So sprach ER zu dem Wesen, diesem unförmigen Gebilde, das ihm schlecht gelungen war und das sich wie ein Wurm wand.

      „Ich kann dich nicht ungeschehen machen, nicht zurücknehmen, du musst existieren, hier, im unendlichen Nichts, alleine...
      Doch dies ist unerträglich, mit dem Bewusstsein, das du hast und deshalb will ich noch etwas für dich tun, ich gebe dir...die Fantasie...an die Seite, sie wird dir das Dasein erträglich machen, eine Welt in dir erzeugen, mit anderen Wesen, mit Symbolen wie Liebe, Hass und Tod.
      So wirst du das Gefühl haben, in der Endlichkeit zu leben und das Grauen der Unendlichkeit vergessen.
      Sie wird nicht immer gleichförmig sein, diese Fantasie, sie ist launisch, sie wird dich umschmeicheln, dir schön tun, dir Glück schenken und Geborgenheit und im nächsten Augenblick dich hassen, dich anspucken, eine Hölle nach der anderen vor dir aufreissen...aber denke daran, sie ist dein einziger Begleiter...ohne sie bist du das, was du jetzt bist, unerträglich alleine...also liebe sie.
      Die Fantasie wird dir auch einen Gott schenken, zu dem du aufblicken kannst, der dir Hoffnung schenkt an manchen Tagen...
      Mich wirst du nicht wiedersehen.

      So sprach ER, der an der Schöpfung so kläglich gescheitert war, zu mir, dem Adam, zu Beginn der Zeit und längst vergessen erinnerte mich mein einziger wahrhaftiger Gefährte heute daran...die Fantasie.
      Avatar
      schrieb am 05.03.02 21:32:04
      Beitrag Nr. 90 ()
      Sehr schöner thread, in dem ich MrJenkins mit einer anderen Textstelle von Nietzsche meine Aufwartung machen möchte:

      von der verkleinernden tugend, teil 3

      Ich gehe durch dies Volk und lasse so manches Wort fallen: aber sie wissen es weder zu nehmen noch zu behalten.
      Sie wundern sich, dass ich nicht kam, auf Lüste und Laster zu lästern; und wahrlich, ich kam auch nicht, dass ich vor Taschendieben warnte!
      Sie wundern sich, dass ich nicht bereit bin, ihre Klugheit noch zu witzigen und zu spitzigen: als ob sie noch nicht genug der Klüglinge hätten, deren Stimme mir gleich Schieferstiften kritzelt!
      Und wenn ich rufe: "Flucht allen feigen Teufeln in euch, die gerne winseln und Hände falten und anbeten möchten": so rufen sie: "Zarathustra ist gottlos".(...)
      Wohlan! Diess ist meine Predigt für i h r e Ohren: ich bin Zarathustra, der Gottlose, der da spricht: "wer ist gottloser denn ich, dass ich mich seiner Unterweisung freue?"
      Ich bin Zarathustra, der Gottlose: wo finde ich Meines-Gleichen? Und alle Die sind Meines-Gleichen, die sich selber ihren Willen geben und alle Ergebung von sich abtun.
      Ich bin Zarathustra, der Gottlose: ich koche mir noch jeden Zufall in m e i n e m Topfe. Und erst, wenn er da gar gekocht ist, heisse ich ihn willkommen, als m e i n e Speise.
      Und wahrlich, mancher Zufall kam herrisch zu mir: aber herrischer noch sprach zu ihm mein W i l l e, - da lag er schon bittend auf den Knieen -
      - bittend, dass er Herberge finde und Herz bei mir, und schmeichlerisch zuredend: "sieh doch, oh Zarathustra; wie nur Freund zu Freunde kommt!"-
      Doch was rede ich, wo niemand m e i n e Ohren hat! Und so will ich es hinaus in alle Winde rufen:
      Ihr werdet immer kleiner, ihr kleinen Leute! Ihr bröckelt noch ab, ihr Behaglichen! Ihr geht mir noch zu Grunde -
      - an euren vielen kleinen Tugenden, an eurem vielen kleinen Unterlassen, an eurer vielen kleinen Ergebung!(...)
      Auch was ihr unterlasst, webt am Gewebe aller Menschenzukunft; auch euer Nichts ist ein Spinnennetz und eine Spinne, die von der Zukunft Blute lebt.




      Harte Worte, die uns verdeutlichen, warum es manchmal schlimmer sein kann, nichts zu posten als nur irgendetwas...
      Vor allem, wenn man diese Spinne `spinnen` sieht...
      ff
      Avatar
      schrieb am 23.03.02 00:17:41
      Beitrag Nr. 91 ()
      #88

      Weeeeeeeelllllllllll rrrrooooooaaaaaaaaarrrrrrrred Liiiiiiiiiiiiiiiii(e)on !

      Avatar
      schrieb am 23.03.02 00:22:03
      Beitrag Nr. 92 ()
      #89

      Nur die Fantasie und die Kunst macht auch die Ameisen glücklich.
      Der Rest ist ein Alptraum.
      Avatar
      schrieb am 23.03.02 00:33:32
      Beitrag Nr. 93 ()
      #90

      FF, MrJenkins wurde aufgrund einer dummen Verwechslung die Landeerlaubnis bei w:o entzogen (very naughty indeed). Er bedankt sich aber für den netten Besuch und
      gibt hier
      die Empfehlungen des Dalai Lama für das Leben im neuen Jahrtausend weiter:

      1. Beachte, daß große Liebe und großer Erfolg immer mit großem Risiko verbunden sind.
      2. Wenn du verlierst, verliere nie die Lektion aus den Augen.
      3. Habe stets Respekt vor dir selbst, Respekt vor anderen und übernimm Verantwortung für deine Taten.
      4. Bedenke: Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.
      5. Lerne die Regeln, damit du sie richtig brechen kannst.
      6. Laß niemals einen kleinen Disput eine große Freundschaft zerstören.
      7. Wenn du feststellst, daß du einen Fehler gemacht hast, ergreife sofort Maßnahmen, um ihn wieder
      gut zu machen.
      8. Verbringe jeden Tag einige Zeit allein.
      9. Öffne deine Arme für die Veränderung, aber verliere dabei deine Werte nicht aus den Augen.
      10. Bedenke, daß Schweigen manchmal die beste Antwort ist.
      11. Lebe ein gutes, ehrbares Leben. Wenn du älter bist und zurückdenkst, wirst du es noch einmal
      genießen können.
      12. Eine liebevolle Atmosphäre in deinem Heim ist das Fundament für dein Leben.
      13. In Auseinandersetzungen mit deinen Lieben sprich nur über die aktuelle Situation.
      Laß die Vergangenheit ruhen.
      14. Teile dein Wissen mit anderen. Das ist eine gute Möglichkeit, Unsterblichkeit zu erlangen.
      15. Geh sorgsam mit der Erde um.
      16. Begib dich einmal im Jahr an einen Ort, an dem du noch nie gewesen bist.
      17. Bedenke, daß die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den anderen mehr liebt als braucht.
      18. Miß deinen Erfolg daran, was du für ihn aufgeben mußtest.
      19. Widme dich der Liebe und dem Kochen (!) mit ganzem Herzen.
      Avatar
      schrieb am 23.03.02 17:39:43
      Beitrag Nr. 94 ()
      der dalai Lama kann gut empfehlen
      Avatar
      schrieb am 24.03.02 20:43:15
      Beitrag Nr. 95 ()
      ...rundherum das ist nicht schwer..
      Avatar
      schrieb am 24.03.02 20:49:16
      Beitrag Nr. 96 ()
      " Singen nämlich ist für Genesende; der Gesunde mag reden." ( Zarathustra III )
      Avatar
      schrieb am 24.03.02 22:06:56
      Beitrag Nr. 97 ()
      Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
      Sind Schlüssel aller Kreaturen,
      Wenn die, so singen oder küssen,
      Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
      Wenn sich die Welt ins freie Leben
      Und in die Welt wird zurückbegeben,
      Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
      Zu echter Klarheit werden gatten,
      Und man in Märchen und Gedichten
      Erkennt die wahren Weltgeschichten,
      Dann fliegt vor einem geheimen Wort
      Das ganze verkehrte Wesen fort.

      Novalis (Friedrich von Hardenberg, 1772 - 1801)


      (eine mögliche Ergänzung zu #86)
      Avatar
      schrieb am 24.03.02 22:24:38
      Beitrag Nr. 98 ()
      Wenn kleine Fackeln grosse Hallen verbrennen
      und geifernde Bastarde um ihr Leben rennen
      ist es ein sinnloses Unterfangen,
      den Magistrat ob seiner Verantwortung zu belangen,
      denn Wasser würde brennen
      und die Blinden könnten den Stock erkennen,
      der sie durchs Leben führt
      bevor einer, der das Licht genossen
      sagen würde: Halt!, genug Blut ist geflossen,
      nehmt Körper, Geist ,... nehmt mich!

      Das wäre dann wahrhaft Österlich.
      Avatar
      schrieb am 24.03.02 22:28:54
      Beitrag Nr. 99 ()
      In dir muss bennen,
      was du im anderen
      entfachen willst!
      Avatar
      schrieb am 25.03.02 15:06:53
      Beitrag Nr. 100 ()
      EI,EI

      desweiteren #62
      Avatar
      schrieb am 02.04.02 00:05:11
      Beitrag Nr. 101 ()
      Zur Hölle mit den tieferen Bedeutungen!
      Zum Teufel mit den höheren Wahrheiten!
      Schluß mit der Präexistenz des Sinns gegenüber dem Ausdruck!
      Es lebe der Name! Es leben Schall und Rauch! Es leben Klang und Bild! Es lebe der Schein, es lebe das autonome Symbol, es lebe das absolute Schauspiel!
      Die Bedeutungen, die Wahrheiten, die Abgründe, die Götter - sie müssen sich künftig um sich selbst kümmern - sie gehen uns nichts mehr an, weil alles, was uns angehen soll, Schein sein muß - Erträglichkeit, Anschaulichkeit, Vorstellbarkeit, Bild, Klang, Körper, Erregung, Berührung, Gebärde, Geschmack.
      Tatsächlich - es genügt, die Augen zu öffnen.
      Wo sind die unerträglichen Wahrheiten? In diesem Moment trennt uns ein lebensspendender Abstand von ihnen, und wenn wir geradewegs vor uns blicken und aufmerksam in die Gegenwart hineinhorchen, so sehen und hören wir den körperhaft anwesenden Schein in seiner relativen Erträglichkeit -
      und dies um so mehr, wenn in unserem Beisein Kunst geschieht, wenn Chöre singen oder wenn Zarathustra seine Wortmusik erklingen läßt - " aus einer unendlichen Lichtfülle und Glückstiefe fällt Tropfen für Tropfen, Wort für Wort - eine zärtliche Langsamkeit ist das Tempo dieser Reden ".
      Da blüht eine nicht bloß erträgliche, sondern begeisternde Zwischenwelt aus Tönen und Oberflächen auf, deren Präsenz den Abgrund der furchtbaren Wahrheit verdeckt.
      Es kommt nur darauf an, leidenschaftlich beim Spiel der Zeichen und Sinnlichkeiten zu verweilen und nicht ins Vorstellen eines Abwesenden abzusinken - wie die Theoretischen und Geistesabwesenden es unablässig tun.

      aus der "Denker auf der Bühne" von P.Sloterdijk
      Avatar
      schrieb am 02.04.02 19:21:29
      Beitrag Nr. 102 ()
      harte Worte, aber nachvollziehbar.
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 00:23:29
      Beitrag Nr. 103 ()
      Der Bretter schwankten, als Der Schauspieler die Bühne nicht betrat. Wie konnte er auch! Niemand konnte dort lange Zeit stehen! Alle fielen um oder herunter. Wie bei einem Rodeo auf dem Jahrmarkt, bei dem das Luftpolster herum fehlt. `Aber es ist doch dein Stück!`, sagte die Mutter zu ihm, dass er es hörte. Die glaubt, der Boden würde ruhen, sobald ihr Sohn die Bühne betritt, dachte sich Der Schauspieler. `Aber es ist doch dein Auftritt, Sohn!`, sagte sein Vater zu ihm, dass er auch diesmal hörte. Ja und ich habe mich so lange darauf vorbereitet, dachte er jetzt. Also würde er auf die Bühne müssen.
      Aber er ging nicht. Er wollte nicht gehen. Zum Teufel die langen Jahre der Vorbereitung! Für diesen Auftritt kann man nicht lernen! Es gibt keine Sicherheit, wie im richtigen Leben.
      Schon lange leben die Schauspieler in Filmen unser Leben. Wenn sie mutig sind, sind auch wir mutig. Wenn sie etwas können, können wir es auch. Wenn sie jung sind, sind wir es auch und wenn sie schön sind, sind wir es auch. Am liebsten würde man da Regisseur werden oder wenigstens Drehbuchschreiber, dachte sich da Der Schauspieler. Aber nicht Schauspieler! Und Schon gar nicht auf dieser Bühne!
      Nein, sagte da Der Schauspieler und bemerkte nicht, dass er es schon auf der Bühne sagte.
      Das Publikum war fasziniert von diesem `Nein`.
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 20:00:21
      Beitrag Nr. 104 ()
      Also, durch viel Volk und Vielerlei Städte langsam durchschreitend ging Zarathustra auf Umwegen zurück zu weinenm Gebirge und seiner Höhle. Und siehe, da kam er unversehens auch an das Stadttor der g r o ß e n S t a d t:
      Hier aber sprang ein schäumender Narr mit ausgebreiteten Händen auf ihn zu und trat ihm in den Weg. Dies aber war der selbige Narr, welchen das Volk "den Affen Zarathustras" hiess: denn er hatte ihm Etwas vom Satz und Fall der Rede abgemerkt und borgte wohl auch gerne vom Schatze seiner Weisheit. Der aber redete also zu Zarathustra:
      "Oh Zarathustra, hier ist die große Stadt: hier hast du Nichts verloren und Alles zu verlieren.
      Warum wolltest du durch diesem Schlamm waten? Habe doch Mitleiden mit deinem Fusse! Speie lieber auf das Stadttor und - kehre um!
      Hier ist die Hölle für Einsiedler-Gedanken: hier werden grosse Gedanken lebendig gesotten und klein gekocht.
      Hier verwesen alle großen Gefühle: hier dürfen nur klapperdürre Gefühlchen klappern!
      Riechst du nicht schon die Schlachthäuser und Garküchen des Geistes? Dampft nicht diese Stadt vom Dunst geschlachteten Geistes?
      Siehst du nicht die Seelen hängen wie schlaffe schmutzige Lumpen? - Und sie machen noch Zeitungen aus diesen Lumpen!
      Hörst du nicht wie der Geist hier zum Wortspiel wurde? Widriges Wort-Spülicht bricht er heraus! - Und sie machen noch Zeitungen aus diesem Wort-Spülicht.
      Sie hetzen einander und wissen nicht, wohin? Sie erhitzen einander und wissen nicht, warum? Sie klimpern mit ihrem Bleche, sie klingen mit ihrem Golde.
      Sie sind kalt und suchen sich Wärme bei gebrannten Wassern; sie sind erhitzt und suchen Kühle bei gefrorenen Geistern; sie sind Alle siech und süchtig an öffentlichen Meinungen.
      Alle Lüste und Laster sind hier zu Hause; aber es gibt hier auch Tugendhafte, es gibt viel anstellige angestellte Tugend: -
      Viel anstellige Tugend mit Schreibfingern und hartem Sitz- und Warte-Fleische, gesegnet mit kleinen Bruststernen und ausgestopften steisslosen Töchtern.
      Es gibt hier auch viel Frömmigkeit und viel gläubige Speichel-Leckerei, Schmeichel-Bäckerei vor dem Gott der Heerscharen.
      "Von Oben" her träufelt ja der Stern und der gnädige Speichel; nach Oben hin sehnt sich jeder sternlose Busen.
      Der Mond hat seinen Hof, und der Hof hat seine Mondkälber: zu Allem aber, was vom Hofe kommt, betet das Bettel-Volk und alle anstellige Bettel-Tugend.
      "Ich diene, du dienst, wir dienen" - so betet alle anstellige Tugend hinauf zum Fürsten: dass der verdiente Stern sich endlich an den schmalen Busen hefte!
      Aber der Mond dreht sich noch um alles Irdische: so dreht sich auch der Fürst noch um das Aller-Irdischste -: das aber ist das Gold der Krämer.
      Der Gott der Heerscharen ist kein Gott der Goldbarren; der Fürst denkt, aber der Krämer - lenkt!
      Bei allem was licht und stark und gut in dir ist, oh Zarathustra! Speie auf diese Stadt der Krämer und kehre um! Hier fliesst alles Blut faulicht und lauicht und schaumicht durch alle Adern: speie auf die große Stadt, welche der große Abraum ist, wo aller Abschaum zusammenschäumt!
      Speie auf die Stadt der eingedrückten Seelen und schmalen Brüste, der spitzen Augen, der klebrigen Finger -
      - auf die Stadt der Aufdringlinge, der Unverschämten, der Schreib- und Schreihälse, der überheizten Ehrgeizigen: -
      - wo alles Anbrüchige, Anrüchige, Lüsterne, Düsterne, Übermürbe, Geschwürige, Verschwörerische zusammenschwärt: -
      - speie auf die große Stadt und kehre um!" - -

      Hier aber unterbrach Zarathustra den schäumenden Narren und hielt ihm den Mund zu.
      "Höre endlich auf! rief Zarathustra, mich ekelt lange schon deiner Rede und deiner Art!
      Warum wohntest du so lange am Sumpfe, dass du selber zum Frosch und zur Kröte werden musstest?
      Fliesst dir nicht selber nun ein faulichtes schaumichtes Sumpfblut durch Adern, dass du also quaken und lästern lerntest?
      Warum gingst du nicht in den Wald? Oder pflügtest die Erde? Ist das Meer nicht voll von grünen Eilanden?
      Ich verachte dein Verachten; und wenn du mich warntest, - warum warntest du dich nicht selber?
      Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel auffliegen: aber nicht aus einem Sumpfe! -
      Man heisst dich meinen Affen, du schäumender Narr: aber ich heisse dich mein Grunze-Schwein, - durch Grunzen verdirbst du mir noch mein Lob der Narrheit.
      Was war es denn, was dich zuerst grunzen machte? Dass niemand dir genug g e s c h m e i c h e l t hat: - darum setztest du dich hin zu diesem Unrate, dass du Grund hättest viel grunzen, -
      - dass du Grund hättest zu vieler R a c h e! Rache nämlich, du eitler Narr, ist all dein Schäumen, ich erriet dich wohl!
      Aber dein Narren-Wort tut mir Schaden, selbst, wo du Recht hast! Und wenn Zarathustra`s Wort sogar hundert Mal Recht h ä t t e: du würdest mit meinem Wort immer - Unrecht t u n!"
      Also sprach Zarathustra; und er blickte die große Stadt an, seufzte und schwieg lange. Endlich redete er also:

      Mich ekelt auch dieser großen Stadt und nicht nur dieses Narren. Hier und dort ist Nichts zu bessern, nichts zu bösern.
      Wehe dieser großen Stadt! - Und ich wollte, ich sähe schon die Feuersäule, in der sie verbrannt wird!
      Denn solche Feuersäulen müssen dem großen Mittage vorangehn. Doch dies hat seine Zeit und ein eigenes Schicksal. -
      Diese Lehre aber gebe ich dir, du Narr, zum Abschiede:
      wo man nicht mehr lieben kann, da soll man - v o r ü b e r g e h n! -

      Also sprach Zarathustra und ging an dem Narren und der großen Stadt vorüber.
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 20:34:33
      Beitrag Nr. 105 ()
      Ich weiss es nicht, warum, ich ahne es nur.
      Es ist das kleine Leben, neben dem kleineren Leben, das Vermögen, der Wunsch nach sicherer Freiheit, die es nicht gibt.
      Auch mein kleines Leben blüht in kleinen Ängsten, die lächerlich sind.
      Es ist kein Rezept, es sind nur Stücke aus Gedanken, gefasst so gut es geht, nur für mich selbst, jeder lebt für sich allein, mag jeder nehmen, was er will.
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 21:12:40
      Beitrag Nr. 106 ()
      ...Aus der Liebe allein soll mir mein Verachten und mein warnender Vogel auffliegen... -DANKE-
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 21:13:33
      Beitrag Nr. 107 ()
      Es gibt eine Ware, die immer mehr zum Spielzeug wird. Nicht, dass dieses Spielzeug so neu wäre, ohne es gäbe es die Menschen gar nicht, niemanden, keinen einzigen. Es ist ein schmutziges Spielzeug und das vertreibende Gewerbe sehr alt, vielleicht das älteste. Noch bin ich kein Spielzeughändler, aber dies ist mein erster Beitrag. Es gibt einen Weg, der ist klar abgesteckt und wird mich zum Ziel führen, wenn ich ihn gehe. Er führt in die Einsamkeit und in die Demütigung, er hat Tücken, die ich nicht kenne und er ist anrüchig. Ohne den Lebensgefährten Zufall hätte ich die verschlossene Tür zu ihm nicht entdeckt.
      Es geht weiter. Immer abwärts.
      Sagen wir trotzdem - Ja!

      PS: dieses Posting steht für sich allein und bezieht sich auf keinen Beitrag in diesem Thread. Der Schreiber beabsichtigt nur, sich auf diesem Weg Luft zu verschaffen.
      Zum Atmen. Auch wenn er sich jetzt so fühlt, als säße er frierend in einer dunklen, vermoderten übergroßen leeren Gewölbe, dessen Wände alle Geräusche und Gedanken als Echo zurückwerfen.
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 22:38:31
      Beitrag Nr. 108 ()
      Welche Ware, welch schmutziges Spielzeug, welchen Weg und welches Ziel meinst du, SPIELZEUGHAENDLER ?
      Avatar
      schrieb am 05.04.02 22:40:19
      Beitrag Nr. 109 ()
      An einem unbestimmten Ort versammeln sie sich um hemmungslos zu probieren und sie wissen nichts von der Gefahr, der sie sich aussetzen. Das Spiel ist Spaß, doch es fordert schon bald seine Wirklichkeit ein. Am Ende ist keiner mehr derselbe...
      Die ganze Welt ist Bühne, sagt Jaques in Wie es euch gefällt. Das stimmt auch umgekehrt. Die Bühne ist die ganze Welt.
      Und wer am Ende wer ist, bleibt im Dunkeln. Wunsch und Wahn hinterlassen ihre Spuren. Doch unverrückbar sind die Pole dieses Kosmos, der Alk, die Alb und der Alp.
      Avatar
      schrieb am 06.04.02 14:57:21
      Beitrag Nr. 110 ()
      Die Schildbürger
      Waren die Schildbürger wirklich so dumm, wie sie taten?
      Im Mittelalter, damals als man das Schießpulver noch nicht erfunden hatte, lag mitten in Deutschland eine Stadt, die Schilda hieß, und ihre Einwohner nannte man deshalb die Schildbürger. Das waren merkwürdige Leute. Alles was sie anpackten, machten sie verkehrt. Und alles was man ihnen sagte, nahmen sie wörtlich. Wenn zum Beispiel ein Fremder ärgerlich ausrief: ,,Ihr habt ja ein Brett vorm Kopf!", griffen sie sich auch schon an die Stirn und wollten das Brett wegnehmen. Und meinte ein anderer ungeduldig: ,,Bei euch piept es ja!", so sperrten sie neugierig die Ohren auf, lauschten drei Minuten und antworteten dann gutmütig: ,,Das muss ein Irrtum sein, lieber Mann. Wir hören nichts piepen." So viel Dummheit brachte manchen durchreisenden Kaufmann der Verzweiflung nahe. Andere wieder lachten sich darüber halb tot. Und mit der Zeit lachte, zu guter Letzt, das ganze Land. Kam jemand von einer längeren Reise zurück, so fragte man ihn auch schon, kaum dass er sich die staubigen Stiefel ausgezogen hatte: ,Was gibt`s Neues in Schilda? Erzähle!" Und wenn er dann, beim Braunbier, den neuesten Schildbürgerstreich auftischte, hielt sich die vergnügte Runde die Bäuche. ,,Nein", riefen sie, ,,wie kann man nur so dumm sein!" An dieser Stelle muss ich euch ein Geheimnis anvertrauen. Es heißt: So dumm kann man nicht sein! Daraus folgt einwandfrei, dass auch die Schildbürger nicht so dumm waren, sondern dass sie sich nur so dumm stellten! Das ist natürlich ein großer Unterschied! Wer nicht weiß, dass zwei mal zwei vier ist, der ist dumm und ihm ist schwer zu helfen. Wer es aber weiß und trotzdem antwortet, zwei mal zwei sei fünf, der verstellt sich. So ähnlich wie er machten es die Schildbürger. Und wer unter euch scharf nachdenken kann, der wird mich etwas ganz Bestimmtes fragen wollen. Nun? Was wird er fragen wollen? ,,Warum stellten sich die Schildbürger eigentlich so dumm? Warum und wozu? Was hatten sie davon?" Ganz recht. Was hatten sie davon? Wer lässt sich schon gern vom ganzen Lande auslachen? Wer ist schon gerne, und noch dazu freiwillig, so dumm wie Bohnenstroh? Außer den Schildbürgern wüsste ich niemanden. Und damit ihr sie versteht, muss ich erst einmal erzählen, wie ihre Dummheit zustande kam. Die Geschichte ist ein bisschen verzwickt. Ich kann`s nicht ändern. Passt also gut und genau auf! Lange, sehr lange bevor die Schildbürger durch ihre sprichwörtliche Dummheit berühmt wurden, waren sie, im Gegenteil, fleißig, tüchtig, beherzt und aufgeweckt. Ja, sie waren sogar tüchtiger und gescheiter als die meisten anderen Leute. Das sprach sich bald herum. Und wenn man sich anderswo keinen Rat mehr wusste, schickte man einen berittenen Boten nach Schilda, dass er Ratschläge einhole. Am Ende kamen allwöchentlich mindestens zwei Gesandte aus fernen Reichen und Ländern, brachten prächtige Geschenke von Königen, vom Kaiser und vom Sultan und baten, Schilda möge ihnen den einen oder anderen klugen Einwohner als Minister, Bürgermeister oder Ober-landesgerichtsdirektor ausleihen. So gingen immer mehr Schildbürger ins Ausland, erwarben sich draußen Rang, Ehren und Orden und sandten regelmäßig Geld nach Hause. Ruhm, Geld und Titel sind ganz gut und ganz schön. Aber in Schilda selber ging es mittlerweile drunter und drüber. Da die Männer nicht daheim waren, mußten, statt ihrer, die Frauen pflügen, säen und ernten. Die Frauen mussten die Pferde beschlagen und das Vieh schlachten. Die Frauen mussten die Kinder unterrichten, die Steuern einkassieren, die Ernte verkaufen, den Marktplatz pflastern, die Zähne ziehen, das Korn mahlen, die Schuhe besohlen, die Semmeln backen, die Bäume fällen, die Predigten halten, die Scheunen ausbessern, die Diebe einsperren, die Glocken läuten, die Bretter hobeln, den Wein keltern, die Brunnen graben, die Wiesen mähen, die Dächer decken und abends im Wirtshaus ,,Zum Roten Ochsen" sitzen. Das war zu viel! Das Vieh verkam. Die Ernte verfaulte. Es regnete durch die Dächer. Auf dem Marktplatz wuchsen Brennnesseln. Die Uhr am Kirchturm ging vier Stunden nach. Die Kinder wurden frech und blieben dumm. Und die armen Frauen wurden vor lauter Sorgen, Mühen und Tränen hässlich und vor der Zeit krumm und alt. Da schrieben sie ihren Männern einen wütenden Brief, worin zu lesen stand, warum und wieso sie nicht länger ein noch aus wüssten, und die Männer sollten sich schleunigst heimscheren! Da kriegten die Männer einen Heidenschreck, verabschiedeten sich hastig von ihren tief betrübten Königen und Kurfürsten und vom Sultan und fuhren, aus allen Himmelsrichtungen, mit der Extrapost nach Hause zurück. Hier schlugen sie erst einmal die Hände überm Kopf zusammen. Sie kannten ihr Schilda gar nicht wieder. Die Fensterscheiben waren zersprungen. Im Hausflur wuchs Moos. Die Wagenräder quietschten. Die Kinder streckten die Zunge heraus. Und der Wind wehte die Ziegel vom Dach. ,,Das habt ihr von eurer Gescheitheit!", sagten die Frauen ärgerlich. Und die Männer gingen, ohne ein Wort zu sagen, ins Bett. Ein paar Tage später trafen sie sich im ,,Roten Ochsen", tranken Bier, klagten einander ihr Leid und kratzten sich hinter den Ohren. Draußen vorm Gasthof standen schon wieder fünf Gesandte aus fremden Ländern und baten um Gehör. ,,Schickt sie weg!", sagte der Ochsenwirt. ,,Diesmal können wir unsern guten Rat selber brauchen. Das Hemd ist auch uns näher als der Rock." Dann steckte er den Kopf durchs Fenster und rief: ,,Wir haben leider alle den Keuchhusten!" Da kletterten die fünf Gesandten auf ihre fünf Pferde und machten sich aus dem Staube. Denn Keuchhusten ist, wie jedes Kind weiß, ansteckend. So hatten die Schildbürger ihre Ruhe, bestellten die nächste Runde Bier, bliesen den Schaum vom Glas und dachten angestrengt nach. Beim sechsten Glas wischte sich der Schweinehirt den Schnurrbart und sagte:,,Ich hab`s!" Er war lange Zeit Stadtbaumeister in Pisa gewesen, hatte dort den bekannten Schiefen Turm erbaut und galt auch sonst für sehr tüchtig. ,,Ich hab`s!", sagte er noch einmal. ,,Die Klugheit war an allem schuld. Und nur die Dummheit kann uns retten." Weil sie ihn zweifelnd anschauten, fuhr er fort: ,,Uns bleibt kein andrer Ausweg. Wir müssen uns dumm stellen. Sonst lassen uns die Könige, der Kaiser und der Sultan nicht in Ruhe." - ,,Aber wie stellt man sich dumm?", fragte der Grobschmied. - ,,Es wird nicht ganz leicht sein", antwortete der Schweinehirt. ,,Dumm zu scheinen, ohne dumm zu sein, verlangt viel Scharfsinn. Nun, wir sind gescheite Leute und so werden wir schon schaffen." - ,,Bravo!", rief der Schneidermeister. ,,Dumm sein ist mal was andres!" Und auch den übrigen gefiel der Vorschlag des Schweinehirten ausgezeichnet. Die nächsten zwei Monate übten sie das Sich-dumm-Stellen ganz im Geheimen. Dann erst traten sie mit ihrem ersten Streich ans Licht der Öffentlichkeit: mit dem Bau ihres neuen dreieckigen Rathauses. Das machte ihnen einen diebischen Spaß. Nur der Schulmeister hatte Bedenken. ,,Denn", sagte er, ,,wer sich gescheit stellt, wird davon noch lange nicht richtig gescheit. Wer sich aber lange genug dumm stellt, der wird, fürchte ich, eines Tages wirklich dumm." Als ihn die anderen auslachten, rief er ärgerlich: ,,Da habt ihr`s! Es fängt schon an!" - ,Was fängt schon an?", fragte der Hufschmied neugierig. - ,,Eure Dummheit!", rief der Schulmeister. Da lachten sie ihn aus.

      Deutsches Volksgut, nacherzählt von Erich Kästner
      Avatar
      schrieb am 07.04.02 20:46:50
      Beitrag Nr. 111 ()
      Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort

      (Rainer Maria Rilke )

      Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
      Sie sprechen alles so deutlich aus:
      Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
      und hier ist Beginn, und das Ende ist dort.
      Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
      sie wissen alles, was wird und war;
      kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
      ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

      Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
      Die Dinge singen hör ich so gern.
      Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
      Ihr bringt mir alle die Dinge um.
      Avatar
      schrieb am 07.04.02 20:49:41
      Beitrag Nr. 112 ()
      Das Wort

      (Friedrich Nietzsche)

      Lebendgem Worte bin ich gut:
      Das springt heran so wohlgemut,
      das grüßt mit artigem Geschick,
      hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben,
      kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben
      und ringelt sich und flattert jetzt
      und was es tut, das Wort ergötzt.
      Doch bleibt das Wort ein zartes Wesen,
      bald krank und aber bald genesen.
      Willst ihm sein kleines Leben lassen,
      mußt du es leicht und zierlich fassen,
      nicht plump betasten und bedrücken,
      es stirbt oft schon an bösen Blicken -
      und liegt dann da, so ungestalt,
      so seelenlos, so arm und kalt,
      sein kleiner Leichnam arg verwandelt,
      von Tod und Sterben mißgehandelt.
      Ein totes Wort - ein häßlich Ding,
      ein klapperdürres Kling-Kling-Kling.
      Pfui allen häßlichen Gewerben,
      an denen Wort und Wörter sterben.


      Danke, und Gruß an zozo.
      Avatar
      schrieb am 08.04.02 20:55:00
      Beitrag Nr. 113 ()
      Avatar
      schrieb am 08.04.02 21:45:57
      Beitrag Nr. 114 ()
      aus: Die Jungfrau von Orleans.

      ISABEAU. Was muß ich hören, Feldherrn! Haltet ein!
      Was für ein hirnverrückender Planet
      Verwirrt euch also die gesunden Sinne?
      Jetzt, da euch Eintracht nur erhalten kann,
      Wollt ihr in Haß euch trennen und euch selbst
      Befehdend euren Untergang bereiten?
      Ruft den raschen Befehl zurück. - Und Ihr, ruhmvoller Talbot, Besänftiget den aufgebrachten Freund!
      Kommt, Lionel, helft mir die stolzen Geister
      Zufriedensprechen und Versöhnung stiften.

      LIONEL. Ich nicht, Mylady. Mir ist alles gleich.
      Ich denke so: was nicht zusammen kann
      Bestehen, tut am besten sich zu lösen.

      ISABEAU. Wie? Wirkt der Hölle Gaukelkunst, die uns
      Im Treffen so verderblich war, auch hier
      Noch fort uns sinnverwirrend zu betören?
      Wer fing den Zank an? Redet! - Edler Lord!
      (Zu Talbot) Seid Ihrs, der seines Vorteils so vergaß,
      Den werten Bundsgenossen zu verletzen?
      Was wollt Ihr schaffen ohne diesen Arm?
      Er baute Eurem König seinen Thron,
      Er hält ihn noch und stürzt ihn, wenn er will,
      Sein Heer verstärkt Euch und noch mehr sein Name.
      Ganz England, strömt` es alle seine Bürger
      Auf unsre Küsten aus, vermöchte nicht
      Dies Reich zu zwingen, wenn es einig ist,
      Nur Frankreich konnte Frankreich überwinden.
      [...]

      ISABEAU. Wie, edler Herzog, Könntet Ihr so sehr
      Der Scham absagen und der Fürstenehre,
      In jene Hand, die Euren Vater mordete,
      Die Eurige zu legen? Wärt Ihr rasend
      Genug, an eine redliche Versöhnung
      Zu glauben mit dem Dauphin, den Ihr selbst
      An des Verderbens Rand geschleudert habt?
      So nah dem Falle wolltet Ihr ihn halten,
      Und Euer Werk wahnsinnig selbst zerstören?
      Hier stehen Eure Freunde. Euer Heil
      Ruht in dem festen Bunde nur mit England.

      BURGUND. Fern ist mein Sinn vom Frieden mit dem Dauphin,
      Doch die Verachtung und den Übermut
      Des stolzen Englands kann ich nicht ertragen.

      ISABEAU. Kommt! Haltet ihm ein rasches Wort zugut.
      Schwer ist der Kummer, der den Feldherrn drückt,
      Und ungerecht, Ihr wißt es, macht das Unglück.
      Kommt! Kommt! Umarmt euch, laßt mich diesen Riß
      Schnell heilend schließen, eh er ewig wird.

      [...]
      ISABEAU. Wir haben eine Schlacht verloren, Feldherrn,
      Das Glück war uns zuwider, darum aber
      Entsink euch nicht der edle Mut. Der Dauphin
      Verzweifelt an des Himmels Schutz und ruft
      Des Satans Kunst zu Hülfe, doch er habe
      Umsonst sich der Verdammnis übergeben,
      Und seine Hölle selbst errett ihn nicht.
      Avatar
      schrieb am 09.04.02 20:33:12
      Beitrag Nr. 115 ()
      ...und die schlimmste Zeit ist die Zeit danach, wenn man fertig ist, leergeschrieben, so leer, dass man meint...nie mehr, kein Wort mehr, es kann nichts mehr kommen, da gibt es nichts mehr, was ich sagen will...dann mein ich manchmal, alles bleibt stehen, für alle Ewigkeit und sehe den Tropfen mitten im Zimmer schweben und ich schreie, tobe, doch nichts dringt nach aussen, nur Leere...aber nur kurze Zeit später sehe ich ein Gesicht, höre einen Satz, träume meinen Traum und ich bin in Borderstadt, gehe hinein, den langen Gang entlang, die vielen Türen und ich trete an eine Tür, öffne sie und weiss, ich bin der Hölle entkommen, dieses mal bin ich entkommen...
      Avatar
      schrieb am 16.04.02 14:39:37
      Beitrag Nr. 116 ()
      Die Tür geht auf und wir lesen folgende Zeilen:

      Zugemessen ward
      dem Lichte seine Zeit
      und dem Wachen.
      Aber zeitlos ist der Nacht Herrschaft,
      ewig ist die Dauer des Schlafs.
      Heiliger Schlaf!
      Beglücke zu selten nicht
      der Nacht Geweihte
      in diesem irdischen Tagwerk.
      Nur die Toren verkennen dich
      und wissen von keinem Schlafe
      als dem Schatten,
      den du mitleidig auf uns wirfst
      in jener Dämmerung
      der wahrhaften Nacht.
      Sie fühlen dich nicht
      in der goldenen Flut der Trauben,
      in des Mandelbaums Wunderöl
      und dem braunen Safte des Mohns.

      Novalis
      Avatar
      schrieb am 16.04.02 21:53:39
      Beitrag Nr. 117 ()
      Es war im Jahre des Herrn 1635 als drei schwedische Soldaten auf der Flucht vor den teuflischen Päpstlichen an den Fluss Marg kamen.
      Hungrig und tödlich erschöpft rief der erste Soldat: „Seht, die wunderschöne Brücke, wenn wir das andere Ufer erreichen sind wir gerettet.“
      Doch der zweite, nicht minder malträtierte Kriegsmann sprach: „ Ich sehe nur einen reissenden Fluss und keine Brücke, aber dort!, seht, die Kaiserlichen, sie winken uns freundlich zu, ergeben wir uns und wir bekommen zu essen und können uns ausruhen.“
      Der dritte im Bunde, ein zäher Veteran, den der Wahnsinn der Verzweiflung noch nicht befallen hatte, sah, dass es keine Brücke gab und dass keine freundlichen Kaiserlichen aus der Staubwolke, die sich bedrohlich schnell näherte, ihnen zuwinkten. Er wusste aber auch, dass er keinen der Kameraden von seinem Vorhaben abbringen konnte.
      So suchte er ein Unterholz nahe dem Ufer als Versteck und wollte das weitere beobachten.
      Dort biss ihn eine giftige Sandviper und er starb binnen weniger Minuten.
      Der erste Soldat sprang in den reissenden Fluss, bekam wie durch ein Wunder einen Baumstamm zu fassen, erreichte das andere Ufer und war gerettet.
      Der zweite Soldat taumelte in die Staubwolke, hinter der sich, oh Wunder, eine Patrouille der eigenen Leute verbarg, die ihn aufnahm und ihn rettete.

      Es gibt Situationen im Leben, da hilft scheinbar klares erkennen gar nichts, da muss man sich entscheiden, auch wenn es nur Wahnsinn und Fantasie sind, die einem Traumbilder zaubern.
      Hinter jedem verrückten Traum kann sich eine neue Welt verbergen und hinter jedem nüchternen abwarten mag der Tod lauern.
      Avatar
      schrieb am 17.04.02 03:02:29
      Beitrag Nr. 118 ()
      Analyse und Beschreibung

      1. Gestalt (Der Verrückte)

      Narr
      Der Narr, der den Raum dominiert, obwohl er nicht auf dem Boden steht, sondern im Leeren hängt, ist ein Symbol jener Zielverlorenheit oder Richtungslosigkeit (Ver-rücktheit), aus der eine Richtung erst entsteht. Der Weg ist immer der, der gerade unter den Fußsohlen liegt, und das Ziel ist die Zielrichtung der absichtslosen Bewegung. Der Narr symbolisiert die Absichtslosigkeit, die noch nicht auf materiellem Boden steht. Deshalb steht er nicht auf der Erde, sondern streckt seine Stiefelsohlen dem Betrachter entgegen, als wolle er sagen: Das Nichts ist das Ziel!
      Avatar
      schrieb am 17.04.02 15:09:15
      Beitrag Nr. 119 ()
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 21:39:50
      Beitrag Nr. 120 ()
      Ende des 18. Jahrhundert, als Wenzel gerade die Statthalterschaft verloren hatte und mit den Wirren der
      französischen Revolution neue, andere, fantastische Gedanken über Europa schwappten tauchten in Prag seltsame, anonyme Briefe auf, gespickt mit Diffamierungen, obszönen Darstellungen und kernigen Beleidigungen.
      Die Briefe hingen an öffentlichen Stellen, nahe dem Rathaus, dem Marktplatz und der Kirche aus und waren namentlich an die Stadtoberen gerichtet. Jeder des Magistrats bekam sein Fett weg und das Volk feixte ob dieser Briefe, die keine Grenzen und keine Gnade kannten und jeden Morgen hörte man das Wutgeheule aus dem Rathaus, wenn ein neues Exemplar über Nacht auftauchte.
      Die Oberen setzten eine ordentlichen Batzen Geld auf die Ergreifung des Verfassers der "Nachtbriefe" aus
      und der willfährige Pöbel machte sich sogleich auf die Suche und versetzte die Stadt in einen Zustand des Misstrauens und der Heimtücke.


      f.f.
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 21:46:15
      Beitrag Nr. 121 ()
      Als der durchreisende Kaufmann Marcel am Abend des 31.3.1792 in einem Gasthaus im Norden der Stadt nach Papier und Tinte verlangte um seiner lieben Frau, die in Wien um ihn bangte, einen Brief zu schreiben, erregte er die Aufmerksamkeit des Wirtes, der meinte, hier den Verfasser der Nachtbriefe vor sich zu haben. Er brachte Marcel zwar das gewünschte Schreibzeug, verständigte aber über einen Boten seine Kumpane, die beim Gedanken an die Fangprämie vor Gier kleine, glitzernde Augen bekamen.
      Nachdem der Kaufmann einige wenige Zeilen zu Papier gebracht hatte, stürzten die Schergen hervor, überwältigten ihn nach kurzer Gegenwehr und steckten ihn in ein verfallenes Kellerverlies. Aus den Gesprächen der geldgeilen Gesellen konnte Marcel sein weiteres Schicksal leicht entnehmen, dass es sich bei seinem Brief um einen harmlosen Liebesbrief handelte sollte ihn nicht gelassen stimmen, denn seine Gegner hatten sicherheitshalber beschlossen, noch einen eben frisch abgenommenen Nachtbrief mit vorzulegen, um den Magistrat zu überzeugen.
      Marcel verfiel in Angst und Schrecken, er war sicherlich kein kleiner Feigling, aber er wusste, mit diesen
      "Beweisen" war er ein sicherer Todeskandidat, sollte er am nächsten Morgen vor die Stadtoberen gestellt werden.
      Während der Kaufmann an sein Schicksal dachte und in immer trübsinnigere Gedanken verfiel und seine Bewacher, die sichere Kopfprämie vor Augen, sich derart ordentlich besoffen, dass sie sich ins warm gekotzte legten und süssen Träumen nachhingen, galoppierte durchs nördliche Stadttor ein schwarzer, reiterloser Schimmel, grösser als die ortsüblichen Klepper, mit Kriegssattel und silbern aufgezäumt.
      Die Torwachen erstarrten in Schrecken und beschworen später, aus den Nüstern sei Feuer gestoben.
      Der riesige Rappschimmel donnerte durch die Kopfsteingepflasterten Gassen und verharrte schnaubend und Hufscharrend vor dem Wirtshaus des Kaufmanns.

      Als der Wirt mit seinen Kumpanen am frühen nächsten Morgen mit schwerem Kopf erwachte, war das Kellerverlies offen und der Kaufmann Marcel verschwunden.
      Die sofort eingeleitete Suche verlief zunächst erfolglos, später berichteten dann die Nordtorwachen, dass ein Unbekannter auf einem Rappschimmel die Stadt Richtung Gebirge verlassen hätte.
      Die Wirtskumpane dachten richtigerweise an den Kaufmann und verfolgten ihn bis zu dem Dorf Karr.
      Dort allerdings verlor sich die Spur und sie gaben auf.
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 22:41:34
      Beitrag Nr. 122 ()
      In den alten Pilsener Chroniken wird seit Jahrhunderten vom spurlosen verschwinden unzähliger Menschen berichtet, dort im Gebirge, nördlich von Prag, in der Nähe des Dorfes Karr.

      aus: Die Weissagungen des Heiligen Karel:...und sie sitzen alle in diesem Raum mit dem dunklen Licht, all die Verlassenen, Ausgestossenen, Verfolgten, Gequälten...Gejagten um diesen Tropfen, der niemals den Boden erreicht, die Träne Gottes, vergossen nach dem siebten Tag , in der ZornZeit , da vermutetes Unvermögen Gewissheit wurde und die Zeit der Jäger begann.
      Aber die Zeit der Jäger wird enden, die Auserwählten werden die Kraft der Träne in sich aufsaugen und es wird der Tag kommen und eine Träne wird zu Boden fallen und die Tür wird sich öffnen, die Jäger werden zu Gejagten werden und die Reiter der Apokalypse öffnen das Tor zum Paradies...

      jaja, der alte Karel, ich weine ihm eine Träne nach.
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 23:25:11
      Beitrag Nr. 123 ()
      Gott?

      Keine Ähre wächst im Feld,
      was nicht neu ist, noch bestellt.
      Wilde Saat sprießet hier nur
      abvergeben der Natur.

      Wo ist die Hand? Der Pflug? Das Joch?
      Naturgewalten unterwürfig - doch?
      Wo wächst und sprießt ein Wille
      unnahbar, leis und stille?

      Das Überlebende sich rettet,
      in Jahren an die Zeit gekettet.
      Eisen legt es tief ins Feld
      sich fütternd so die eigne Welt.
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 23:45:38
      Beitrag Nr. 124 ()
      @Lebzeiten
      Nettes Gedicht. Wenn du jedoch in der 2. Strophe 2. Zeile `unterwürfig` durch `unterworfen` ersetzt, klingt es richtig.

      @Seidensonne
      Hier bist du also! Sein oder Nicht sein: ich glaube es gibt in der Nähe von Prag kein Dorf namens Karr.
      So leid es mir tut: Da beißt die Maus keinen Faden ab.
      Avatar
      schrieb am 19.04.02 23:47:48
      Beitrag Nr. 125 ()
      Habe ich vergessen dich zu grüßen?!

      Sei mir gegrüßt!
      Avatar
      schrieb am 20.04.02 21:32:29
      Beitrag Nr. 126 ()
      Wie kannst du verstehen,
      scharfäugig sehen, in Welten,
      die noch nicht entstanden ?
      Wie kannst du fragen,
      Zweifel tragen an Dingen,
      die du nicht erfasst?

      Warum kannst du nicht lesen
      ohne zu ergründen und das eigentümliche Wesen,
      die Fantasie, einfach ertragen?

      Dann hättest du keine Fragen.
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 01:50:17
      Beitrag Nr. 127 ()
      Es gibt das, was ist und es gibt das, was man darüber sagen kann. Die Differenz davon - es ist eine Differenz! - will ständig ans Licht und will so kleiner werden. Doch sie wird nicht kleiner, im Gegenteil: einmal erkannt, wird sie immer größer. Bis schließlich für den, der sie erkannt hat und für den sie immer größer wird, Sprache zum reinen Werkzeug geworden ist. Jedes ausgesprochene Wort vertieft die Kluft, die es eigentlich schließen sollte. Wie ein unsichtbar gelenkter Spaten trägt eines nach dem anderen eventuelle Gemeinsamkeiten zu demjenigen Menschen ab, zu dem sie gesprochen werden, bis schließlich keine Gemeinsamkeit außer der übrig bleibt, Mensch zu sein. Das ist nicht viel, das ist aber auch nicht wenig.
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 02:43:56
      Beitrag Nr. 128 ()
      Das ganze Leben ist nichts anderes als formgewordene Fragen, die den Keim der Antwort in sich tragen - und Antworten, die schwanger gehen mit Fragen. Wer irgend etwas anderes drin sieht, ist ein Narr .

      Gustav Meyrinck, "Golem"


      ...andererseits, ich schaue in ein Gesicht und habe keine Fragen... verstehen ohne Worte !?
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 03:00:29
      Beitrag Nr. 129 ()
      Nietzsche, in der Maske des Zarathustra, war es wohl, der als erster Moderner, ohne ein Sufi zu sein, auf eine Wahrheit stieß, die getanzt werden wollte; er war es auch, der von einem Wahr - L a c h e n wußte. Ein Wahr - W e i n e n war dem Autor in Augenblicken dionysischer Rührung ebenfalls vertraut - ohne Rücksicht auf den Soldaten in ihm, der das Wahr - H a l t e n und Standhalten bevorzugte. Und was wäre von dem Wahr - K o t z e n zu sagen, das sich als Begleitumstand bei den schweren Migränen des geschundenen und zum Lügen wenig begabten Schriftstellerleibes einstellte ?

      P. Sl.
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 04:41:44
      Beitrag Nr. 130 ()
      Wer fragt, dem mangelt es an Antworten. Wem sich das Wesen der Existenz offenbart, wird von Antworten auf Fragen bedrängt, die er sich nie gestellt hat. Peters Gedanken zum Wahr - K o t z e n sind so unangebracht nicht. (Gerade heute erst wieder habe ich jemanden kotzen sehen.)
      Manchmal denke ich, das Leben ist ein pures Opfer der Plötzlichkeit. Plötzlich taucht vor mir eine Frage auf, deren Beantwortung mich über Jahre hinweg bis ans andere Ende der Welt treibt und plötzlich ist sie nicht mehr von Belang. Plötzlich verstehe ich alles und plötzlich ist alles wieder weg. Das geht immer so weiter, wenn man es in sich zulässt, wobei man prinzipiell keine andere Wahl hat.
      Und da man Menschen nicht kennt, unterliegt jede gepflegte Unterhaltung einer `kontrollierbaren` Plötzlichkeit.

      Zu alledem fällt mir nur folgendes Frage und Antwortspiel ein:
      Was kennen wir? - Die Fragen.
      Was kennen wir nicht? - Die Antworten.

      Gute Nachtruhe
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 14:52:18
      Beitrag Nr. 131 ()
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 14:59:43
      Beitrag Nr. 132 ()
      noch etwas Schönes, Sonntägliches daraus:


      .....sondern eine Körpergeistigkeit.....Darum ist diese immer eine Intelligenz auf dem Sprung - eine Intelligenz unterwegs, eine Intelligenz in Szene, eine Intelligenz in Stimmung. Sie ist etwas, was n i c h t am Subjekt haftet wie ein Privateigentum, sondern etwas, was ihm zustößt wie eine Herausforderung und eine Enthüllung. Vielleicht wird von hier aus die Grenze der stumpfgewordenen Altaufklärung blitzhaft sichtbar; als die des Versuchs, Intelligenz wie einen subjektiven Besitzstandauf ein definiertes Zentrum von statischem, risikolosem Charakter zu begrenzen, statt zu begreifen, daß sie nur als dramatische und prozessuale Größe in Frage kommt - jenseits des besitzindividualistischen Scheins, der in der Moderne sämtliche Aspekte des Lebens verzerrt.

      Nietzsche umkreist dieses ereignishafte Klugsein mit einem Ring von funkelnden Metaphern:
      mit Seefahrtsmetaphern, Seiltanzmetaphern, Flugmetaphern, mit alpinen und nomadischen Metaphern,
      mit Metaphern von Duft, Klang, Beben und Brandung - mit Metaphern des Hervorquellens, Berstens Aussichherausrollens, Überfließens, Ausspritzens und Gebärens. In allen Bildern zeigt sich ein Ereignis-Geist von forschender, schaffender, erprobender Art - ein logos polytropos, der nichts anderes bedeutet als ein aus der Erde heraus- und um die Welt herumgekommenes Helle-sein des Leibes auf großer Fahrt.

      " In der That, wir Philosophen und `freien Geister` fühlen uns bei der Nachricht, dass `der alte Gott todt` ist, wie von einer neuen Morgenröthe angestrahlt; unser Herz strömt über von Dankbarkeit, Erstaunen, Ahnung, Erwartung - endlich erscheint uns der Horizont wieder frei, gesetzt selbst,dass er nicht hell ist, endlich dürfen unsre Schiffe wieder auslaufen, auf jede Gefahr hin auslaufen,
      jedes Wagnis des Erkennenden ist wieder erlaubt, das Meer, unser Meer liegt wieder offen da, vielleicht gab es noch niemals ein so `offnes Meer`. " ( Die Fröhliche Wissenschaft, 343) P. Sl.
      Avatar
      schrieb am 21.04.02 20:19:14
      Beitrag Nr. 133 ()
      Zeitvergessen, unverdrossen warten auf ein Morgen,
      das es nie mehr gibt.
      Regungsloses Harren , ein fasziniertes Starren, das nicht endet.
      Keine Verzweiflung, kein Glück, aber Hoffnung...vielleicht...
      denn Fantasie, weil zeitlos, berührt die Ewigkeit.
      Avatar
      schrieb am 22.04.02 00:15:19
      Beitrag Nr. 134 ()
      Gott mag tot sein, ja. Aber das macht die Situation nicht besser, denn überall liegen seine Leichenteile herum. Der alte, vermoderte, leblose Gott stinkt bis zum Himmel. Wen wundert es da, dass einige unter den Wahrhaftigen, den `freien Geistern`, Brechreiz bekommen und das nur, weil immer mehr Zeit verstreicht, die die `That` benötigt, `um gesehen und gehört zu werden`.
      Am besten stellt man sich die Menschen umgeben von einem warmen, fürchterlich unertragbaren Gestank vor. Da fangen sie an zu jammern und zu wimmern und schnappen nach Luft. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, weil sie es besser haben wollen, aber die Unerträglich- und Unabänderlichkeit ihrer Situation einsehen. Der Gestank ist so stark, dass er sogar einen Namen hat. Manchmal, wenn man nicht genau hinhört, mit anderen Dingen beschäftigt ist, erkennt man ein Wort, das abwechselnd laut und leise werdend immer wiederkehrt. Das Gejammer heißt Schikane. Unter der leidet jede menschliche Vorstellung. Wer sie vorbehaltlos aushält, wird zum kleinen Gott, zum Sisyphus, der unzählig geklont überall in der Gesellschaft seine kleinen Steine herumrollt, damit der Geschichte einen Weg ebnet, dessen Breite sich täglich verdoppelt.
      Wo war ich stehen geblieben?
      Avatar
      schrieb am 22.04.02 21:09:57
      Beitrag Nr. 135 ()
      Am späten Abend des 15. März 1813 schlenderte der Schreiber Frantisek Micherlich über die schmale Strasse nördlich der Stadt Prag, welche die Dörfer Woronitsch und Malk verbindet und nur Einbahnverkehr zulässt, da die Karossen zu breit und das Steuersäckel der genannten Gemeinden zu schmal ist um zweispurig zu bauen.
      Micherlich rezitierte gerade selbstverfasste Gedichte, die doch lächerlich holprig und erzwungen klangen und nicht so recht zum lyrischen träumen verführen wollten, als ihm kurz vor einer Weggabelung eilige Schritte im Ohr klangen und ihn eine in schwarze, bodenlange Loden gehüllte Gestalt überholte um gleich darauf Richtung Karr abzubiegen. "Gott zum Gruss!" und "Wohin so eilig?" rief Frantisek der Gestalt nach, denn man traf hier um diese Zeit selten einen Menschen und Frantisek hatte Lust auf einen Schwatz.
      "Keine Zeit, ich habe keine Zeit" hörte er undeutlich unter dem schwarzen Umhang hervor und die Gestalt
      entfernte sich rasch. "So wartet" und " auf ein kurzes Wort" schrie unser Schreiber seiner Begegnung der schnellen Art hinterher, denn sie lebten in einem Zeitalter in dem es zuwenig Brot, zuwenig Gerechtigkeit, zuwenig Sicherheit gab, aber Zeit,...Zeit gab es im Überfluss und wenn einer keine Zeit hatte, dann machte das neugierig.
      Da die Gestalt nicht innehielt und unbeirrt schnell ihren Weg fortsetzte folgte ihr Frantisek Micherlich einfach, hatte er doch im Dorfe Karr noch einen Vetter mütterlicherseits wohnen, den er schon lange nicht gesehen und bei dem er auch notfalls übernachten konnte.

      f.f.
      Avatar
      schrieb am 22.04.02 21:16:01
      Beitrag Nr. 136 ()
      Frantisek konnte nicht Schritt halten und geriet bei seiner beträchtlichen Leibesfülle auch vollkommen ausser Atem, als er sah, dass sein Lodengewandeter kurz vor dem Dorf abbog, zu einem einstöckigen Haus seine hastigen Schritte lenkte und darin verschwand.
      Kurze Zeit später stand auch der keuchende Frantisek vor der einfachen Holztür und klopfte.
      Eine freundliche Frau unbestimmten Alters öffnete ihm und liess ihn ein, ohne Fragen zu stellen.
      Sie führte ihn in einen Kellerraum zu einer Tür, vor der ein Spiegel hing.
      Dann sprach sie ihn an: " Du bist ohne Not hierher gekommen, aus reiner Neugierde. Wenn ich dich durch jene Türe gehen lasse, wirst du unsterblich, aber du wirst diesen Raum und dieses Haus nie mehr verlassen. Schau in den Spiegel."
      Als Frantisek in den Spiegel schaute blickte er in ein vom Alkohol aufgeschwemmtes Gesicht, gerötet vom schnellen, ungewohnten Lauf, unrasiert wie ein borstiges Schwein.
      Nein, das war nichts um es für die Ewigkeit zu bewahren.
      "Aber meine Gedichte, ich gebe mir solche Mühe...wird man sie noch in der Ewigkeit lesen ?".
      " Nein, sicher nicht, so gut ist nichts, um vor der Ewigkeit Bestand zu haben", antwortete diese freundliche Frau.
      "Was muss ich also tun, um wirklich gut zu sein?", fragte Frantisek und es klang wie ein Flehen.
      "Du musst aufhören zu schreiben, dann hast du die höchste Kunstfertigkeit erreicht".
      Mit diesen Worten führte sie Frantisek Micherlich wieder zur Haustür.

      Epilog: Frantisek M. hängte die Schreiberei an den Nagel und wurde Gastwirt.
      Einer seiner Urenkel eröffnete Anfangs der 90er Jahre den ersten Schnellfress in Prag und wurde schweinereich.
      Avatar
      schrieb am 22.04.02 22:14:39
      Beitrag Nr. 137 ()
      ...haben wir leider keine Verwendung für Ihr Manuskript,
      das zwar einigen Ideenreichtum erkennen lässt, aber keinerlei schriftstellerisches Talent.

      Mit besten Wünschen für Ihren weiteren Weg...



      Keine Verwendung? Heißt das sie wollen meinen Bestseller nicht?
      Oje! So ein Pech...
      Waak!
      Kein Grund zur Panik, ich will dir nur helfen.
      Ach und wer bist du?
      Deine Muse! Quelle deiner künstlerischen Inspiration!
      Meine MUSE?
      Aber ja! Jeder der etwas schöngeistiges erschaffen will, braucht eine Muse.
      Mozart, Goethe auch?
      Ich sage doch, jeder! Ohne uns Musen gäbe es kein einziges Buch, Bild oder Musikstück....
      Und warum wollen Sie mein Buch nicht?
      Tja, schreiben müßte man können...
      Wer sagt eigentlich, dass ich das nicht kann?

      Was bist du eigentlich für eine Muse?

      N-na ja, äh, eine 3.-Klasse-Muse!
      Und Literatur war nie meine Stärke....
      ich kann froh sein, dass ich dir überhaupt zugeteilt wurde.

      DU vielleicht.
      Aber ich will eine bessere Muse haben.

      Das geht leider nicht. 1.-Klasse-Musen sind für Ausnahme-Autoren, 2.-Klasse-Musen für Durchschnittschreiber
      ...und drittklassige Musen für mich?
      Genau! Aber wenn du dich anstrengst, steigst du vielleicht in die zweite Klasse auf.


      Tja, tschuldigung, aber da fällt mir nichts mehr ein.

      Seufz.
      Avatar
      schrieb am 23.04.02 01:12:55
      Beitrag Nr. 139 ()
      Hmm ?!
      Avatar
      schrieb am 23.04.02 18:25:14
      Beitrag Nr. 140 ()
      nein, keine romantik bitte. das würde ich nicht ertragen. nein. keine romantik bitte. ich würde das nicht ertragen. wirklich nicht, das ist kein witz. im gegenteil, das ist eine warnung und kein witz. ich kann mich da nicht oft genug wiederholen. das gegenteil muß ich sogar noch einmal betonen. keine romantik, niemals! ich werde mich mit händen und füßen dagegen wehren. jeder hat ein recht darauf, unverstanden zu sein.
      tragisch, aber es ist so.
      Avatar
      schrieb am 23.04.02 19:59:07
      Beitrag Nr. 141 ()
      Zeit vertan, jeden Tag bequem gelebt,
      bekommst du sie nicht zurück, auf keinen Fall.
      Hinter dem Lachen die Tränen,
      das Weinen um verpasste Gelegenheiten,
      bewusstlos trinken, nur heute vergessen,
      alle Strohhalme greifen, versuchen zu überleben,
      bekommst du sie nicht zurück...vertane Zeit.
      Avatar
      schrieb am 25.04.02 20:29:32
      Beitrag Nr. 142 ()
      Wollen Lose kaufen?
      Warum keine Romantik?
      Hat da die Frau nicht gesagt, bring mir doch eine Rose mit?
      Oder hat Sie gesagt, bring mir keine Rose mit?
      Denke ich jetzt, Sie wollte welche, weil ich es das letzte mal vergaß?
      Denke ich jetzt, Sie wollte keine, weil ich es das letzte mal nicht vergaß?
      Oder sagte Sie, sie will welche, meinte aber es wäre auch so gut, oder sagte Sie, sie will keine, will aber doch welche?
      Oder sagte sie nein, weil sie wusste, das ich dann ja denken würde, und deswegen denke ich jetzt nein, oder andersrum?
      Oder dachte sie, das wenn sie nein sagt, das ich denken würde, sie denke das ich glauben würde, sie würde nein meinen, ja sagen und sagte deshalb ja. Und ich denke das sie glaubt, das sie denkt, das ich meine was sie nicht sagt?

      Und da sagte irgendwo, irgendwann mal einer, das sei eine tolle Technik, wenn du Rosen mit heim bringt`s.

      Aber er hätte damals sprechen sollen, bring ihr Distel mit nach hause. Hätt er es verstanden? Und er würde sich wundern das sie beleidigt war, weil es keine Rosen waren?
      Oder sollte er dann doch keine mitbringen?

      Und Approppo Stein, traun wir es uns nicht?
      Aber so versteht er es nicht.
      Es war wohl am anfang falsch gesagt.
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 00:38:02
      Beitrag Nr. 143 ()
      Rose, oh reiner Widerspruch, Lust,
      Niemandes Schlaf zu sein unter soviel
      Lidern.


      In seinem Testament vom 27. Oktober 1925 bestimmte Rilke diese Verse als seinen
      Grabspruch. Sie stehen auf seinem Grabstein bei der Kirche von Raron
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 00:43:09
      Beitrag Nr. 144 ()
      Am besten sehe ich, schließt mein Auge sich,
      Denn, ist es offen, ruhts auf nichtigen Dingen.
      Doch wenn ich träume, seh ich immer dich,
      Und sehe nächtigen Strahl die Nacht durchdringen.
      Oh du, des Schatten Schatten leuchten macht,
      Wie würd` dein Fleisch und Blut mich erst beglücken
      Am lichten Tag in ihrer lichten Pracht,
      Wenn schon ihr Abglanz strahlt geschlossnen Blicken!
      Wie würde, sag ich, dann mein Blick belebt,
      Gesegnet schauen in den hellen Tag,
      Wenn nachts dein Schatten schon das Dunkel hebt,
      Das schwer auf meinen toten Augen lag.
      Der hellste Tag ist Nacht, bis ich bei dir,
      Nacht lichter Tag, bringt dich der Traum zu mir.


      - William Shakespeare -
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 00:50:14
      Beitrag Nr. 145 ()
      Schach ist kein Sport. Schach ist die Spiegelung des Spieles Satans, des Todes-Spieles - die Bauern werden geopfert, der Sieger hat das Spiel der Welt gewonnen und wird dafür den zweiten Tod sterben. Die Spielregeln sind kompliziert, nur wenige beherrschen das Spiel. Hitler beherrschte es.

      Im Gegensatz zum Spiel Satans, des Todes, hat das Spiel des Lebens nur eine Regel.

      Weil wir, von Gott geschaffen, unsterblich sind, wir wechseln nur die Lebensräume und die Kleidung (mit dem Tod), eben weil Gott nicht so unglaublich dämlich ist wie wir und etwas für den Müllhaufen erschafft, etwas erschafft, was Er wieder vernichten wird/"muß", deshalb ist das Leben in Wahrheit ein Spiel.

      Wer die eine Regel beherrscht, hat das Spiel des Lebens auf Erden gewonnen, jedoch noch nicht das Spiel des Lebens, das erst dann gewonnen ist, gewährt Gott einem den Zutritt in Sein Reich.
      ---------------------
      Und die Regeln des Spiels wurden nicht von mir bestimmt....
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 10:47:24
      Beitrag Nr. 146 ()
      Auch das Sagen der Wahrheit hört bei ihm folgerichtig auf. Wie die Wahrheiten lautwerden, ist von nun an ihre Sache und betrifft die Stimmung des Instruments, auf dem sie gespielt werden - des erregbaren Körpers. Die Kehrseite dieser Einsicht lautet: Töte die Eregbarkeit des Körpers, und du erhältst eine "Wahrheit". P.Sl.
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 12:37:57
      Beitrag Nr. 147 ()
      Hab ein Problem :
      Neuen Rechner gkauft aber Die Spiele von Westwood,
      Roter Alarm und Tiberian sun laufen nicht darauf.
      Weiss jemand, woran das liegen könnte ?
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:13:21
      Beitrag Nr. 148 ()
      Die C&C-Spiele laufen nicht auf dem neuen Rechner? Komisch.
      Laufen Sie den noch auf demalten Rechner? Aber wer schon noch auf dem alten Schrott spielen. Der neue PC, hat der auch schon alle Treiber? Oder ist`s ein Schnittstellenproblem? Schlechter Speicher eingebaut? Speicheradressierung falsch? Der Prozessor schreibt was rein, aber die anderen Komponenten könnens nicht mehr auslesen, -flüchtiger Speicher?
      Die CD wird doch wohl hoffentlich nicht zerkratzt sein?
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:18:42
      Beitrag Nr. 149 ()
      Es gibt die Wahrheit, und DIE Wahrheit und die WAHRHEIT und die reine Wahrheit und die echte Wahrheit und die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Welche Wahrheit meist du? Ich hoff wir bleiben bei der Wahrheit, keine Frage, den es gibt viele Wahrheiten.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 22:00:38
      Beitrag Nr. 150 ()
      Treten Sie ein, meine Damen und Herren!
      Nur zu und - zögern Sie nicht!
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:13:44
      Beitrag Nr. 151 ()
      Ich will mehr lesen von Seidensonne!
      mfg Rudra
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:21:19
      Beitrag Nr. 152 ()
      @nowater&wolaufensie
      Der thread heißt: Zornzeit
      und nicht: ich hätte da gern einmal ein Problem: ich weiß
      nicht wie ich dieses oder jenes Fuckspiel zum laufen bringe.
      ....Das macht mich verdammt zornig
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 08:19:44
      Beitrag Nr. 153 ()
      Es war um das Jahr 1850 als in Prag Gerüchte aufkamen, wie schmackhafte Gerüche aus den Garküchen durchzogen sie die Stadt, im Gebirge, im Norden würde Handel getrieben, verbotener Handel mit Waren,
      die nicht für den gemeinen Menschen bestimmt seien, eine "zweite Möglichkeit", ein "noch Mal versuchen", so nannten sie es, hinter vorgehaltener Hand, denn die Obrigkeit sah es nicht gern, hat es gar verboten, als es überhand nahm, bei Kerker verboten, stellte es doch die bestehende Ordnung in Frage.
      Es half dennoch nichts, zu Hunderten zogen die Menschen ins Nordgebirge, war sie doch zu verlockend, die Versuchung, zu unglaublich...Zeithändler wollten sie treffen, Händler, die Zeit aufkauften und in Gold bezahlten und jedem Unsterblichkeit gaben, reiche Unsterblichkeit...so gingen die Gerüchte.

      Wie die Heuschrecken bahnten sie sich den langen Weg, Tagelöhner, Hungrige, Zukunftslose, aber auch Wohlhabende, die gierig noch mehr haben wollten frassen die Dörfer kahl, durch die sie kamen, denn es war ein ordentliches Stück Wegs nach Karr, jenem Dorf, wo Zeit gekauft wurde.
      Und die Zahl der Wanderer wuchs an. denn es schlossen sich viele an, unterwegs, und keine Staatsmacht konnte sich ihnen in den Weg stellen.
      Doch als sie schliesslich das Dorf im Gebirge erreichten fanden sie nur leere, armselige Hütten und ein Stück ausserhalb ein einstöckiges Haus, in ein seltsames Licht getaucht, von einer Sonne beschienen, wie Seide...
      Und als Unmut aufkam, als Zorn durch die Reihen der Menschen zog, wie eine Feuersbrunst anschwoll, da keine Zeithändler und keine Reichtümer auf sie warteten, öffnete sich die Tür und eine Frau so jung und auch so alt wie jeder von ihnen trat heraus und sprach:" Was jammert ihr ?, was tobt ihr ?, jeder von euch hat das kostbarste, das es gibt auf dieser Welt, warum wollt ihr es los werden?
      Ich beneide euch unendlich, ja, ich würde sie euch abkaufen, wenn ich könnte, sie mit Staubkörnern der Ewigkeit bezahlen, ich würde die Zeit in kleine, grüne Flaschen füllen und mich daran betrinken, jeden Tag, den ich so erleben könnte, mich an der Endlichkeit berauschen und euch die Ewigkeit überlassen. Aber dieser Handel ist nicht vorgesehen, ich werde noch hier sein, wenn ihr schon alle zu Staub zerfallen seid, dem glücklichen Vergessen gehört, auch noch wenn alles Leben zerfallen ist, muss ich warten, denn so ist es bestimmt...".
      Mit diesen Worten verschwand sie im Innern des Hauses und die Menschen waren ruhig und seltsam zufrieden machten sie sich auf den Heimweg.
      Den Überlieferungen nach soll es alle hundert Jahre zu solchen Prozessionen kommen, dann wenn Seidensonne das nördliche Gebirge in ein seltsames, dunkles Licht taucht...
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 17:00:33
      Beitrag Nr. 154 ()
      Ich bin ein Theil von jener Kraft,
      Die Stets das Böse will und stets das Gute schafft.
      Ich bin er Geist der stets verneint!
      Und das mit Recht; denn alles was entsteht
      Ist werth daß es zu Grunde geht;
      Drum besser wär`s daß nichts entstünde.
      So ist denn alles was ihr Sünde,
      Zerstörung, kurz das Böse nennt,
      Mein egentliches Element.
      Bescheidne Wahrheit sprech` ich dir.
      Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
      Gewöhnlich für ein ganzes hält;
      Ich bin ein Theil des Theils, der Anfangs alles war,
      Ein Theil der Finsterniß, die sich das Licht gebar,
      Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
      Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
      Und doch gelingt`s ihm nicht, da es, so viel es strebt,
      Verhaftet an den Körpern klebt.

      Mephisto
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 20:50:39
      Beitrag Nr. 155 ()
      Durch die Hölle schweifen
      ohne zu begreifen,
      was die Hölle ist.

      Das gelingt nur Tröpfen
      mit völlig hohlen Köpfen,
      die man schnell vergißt.

      Oft kann man nicht entweichen
      der Party solcher Leichen,
      so ein verdammter Mist!

      Im Platt-und-Dumm-Gewölle
      entdeckt man seine Hölle;
      wohl dem, der schweigt und frißt!

      (von mir)
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 00:55:47
      Beitrag Nr. 156 ()
      f namens Karr. Tragisch, aber es ist so.
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 07:12:21
      Beitrag Nr. 157 ()
      "Das Dorf Karr wurde erstmals Ende es 1.Jahrtausends in den alten Chroniken erwähnt, als die Faken, ein Reitervolk aus dem Osten die Gegend um Prag überschwemmten. Das Dorf wurde mehrfach vollkommen zerstört und wiederaufgebaut. Bischof Nikolaus erwähnt es in seinem berühmt gewordenen Bittbrief an Papst Leo den Letzten aus dem Jahr 1112: Sie wüten wie die Tiere und haben im Dorf keinen Stein auf dem anderen gelassen. Die Faken sind die Hölle, Zeit spielt keine Rolle bei ihnen und ihr Zorn scheint ohne Grenzen, schicke uns Deinen Segen, o Heiliger Vater. Ich habe mich mit einigen Getreuen in einem Haus etwas abseits des Dorfes versteckt, bei einer sehr netten Frau, die uns nachher noch ein besseres Versteck im Keller des Hauses zeigen will...
      Dies war die letzte Nachricht von Nikolaus und seinen Getreuen, man hörte nie mehr etwas von ihnen. Die eilens ausgesandten päpstlichen Reiter fanden nur das Haus, die Frau und berichteten von einer Sonne, die sich wie Seide über sie legte.

      ...und das Dorf hiess Karr, oder Harr, vielleicht auch har har, aber das ist lange her.
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 10:40:25
      Beitrag Nr. 158 ()
      Also bitte: fühlt euch doch nicht unentwegt wie verhinderte Dichter. Dichtet doch einfach. Das geht so:

      Am Ende jeder Zeile
      verweile.
      Gedanken keimen
      aus Reimen.
      Nur der Schluß -
      der bringt Verdruß!
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 12:24:53
      Beitrag Nr. 159 ()
      WilmaFeuerstein, deine Postingzahl hier im Thread wird demnächst wohl inflationäre Ausmasse annehmen, ich spür, dich drängts zur lyrischen Sonne, auch mir quoll noch kurz vorm Mittagessen das Herz über und unter Tränen entstanden nachfolgende Worte:

      ...auch wenn ichs spür wie kalten Stahl an meinen bleichen Rippen,
      dein fordernd, leicht verkrampftes Drängen,
      ich hänge ohne Zorn an deinen kleinen Lippen
      und harre, was du weiter mir bescherst...
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 20:55:09
      Beitrag Nr. 160 ()
      .
      .
      ...DEN DER ZORN IST IN IHM....
      .
      .
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 21:06:49
      Beitrag Nr. 161 ()
      Ohne das du es ahntest hing über deinem Kopf an einem seidenen Faden ein goldenes Schwert. Dieser Faden hing von einem Balken, gehalten wart er jedoch von einer Spinne.
      Der seidene Faden zog sich der Last des goldenen Schwertes wegens auseinander und kam dir immer näher, jedoch die Spinne zog selbst den eigenen seidenen Faden nach oben, da sie selbst das glänzende Schwert begehrte, doch das Schwert kam ihr nicht näher, da kam es, das es so verharrte auf der Stelle.
      Du standes unter dem dem Schwert, hast es wohl gesehen, wollest es erreichen, und hofftest doch das die Spinne schneller zöge, da in dieser Lage dir das Schwert doch nicht so reizvoll erschien.
      Die Spinne aber zog, da ihr das Schwert so gefiel, und sie es nicht verlieren wollte, weil es sonst dir in "die Hände" fiel. Jedoch so schnell sie den seidenen Faden auch nach oben zog, sie konnt das goldene Teil nicht erreichen.
      Stund um Stund, Tag für Tag geschah es so, doch dann irgendwann, der Faden wurde dünner, dünner, da stellte sich die Frage, und was wenn jetzt, und wenn auch nur eine Fliege käme, würd die Spinne ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren, und das Schwert nun nicht mehr begehren?
      Das Schwert hängt, es kommt nicht nach oben, und auch nicht nach unten, jedoch es ist schon lange da!
      Was, wenn die Spinne geht?
      Sie läßt das Schwert nicht fallen, braucht sie nicht, den der dünne seidene Faden, der trägt das Schwert alleine nimmermehr.
      Doch das lange, scharfe, spitze Schwert ist schon lange da. Unausweichlich da.
      Avatar
      schrieb am 08.05.02 20:03:03
      Beitrag Nr. 162 ()
      Im Jahre 1802 erschien im“ Prager Tagblatt“ der Bericht eines Menschen der sich Robert nannte
      und von sich behauptete 230 Jahre alt zu sein.
      Im Jahre 1640 sei er auf der Flucht vor mächtigen Gläubigern , die ihn mit dem Tode bedrohten, an ein Haus im Nordgebirge gelangt und hätte dort Unterschlupf gefunden.
      Seine Rettung (durch eine Frau mittleren Alters) sei verbunden gewesen mit dem Betreten eines Zimmers im Keller dieses Hauses, in dem es keine Zeit gab und aus dem es nach Angaben der Frau niemand mehr entrinnen konnte.
      Ohne lange zu überlegen, den sicheren Tod im Nacken, habe er zugestimmt.
      „ Als ich das Zimmer betrat, das in ein seltsam dunkles Licht getaucht war, standen da viele Menschen,
      unübersehbar viele, der Raum war viel grösser, als er von aussen wirkte, stumm und starr standen sie und richteten ihren Blick auf einen grossen Wassertropfen, der wie ein Diamant glitzernd in der Mitte des Raumes schwebte. Als sich die Tür schloss war es auch um mich geschehen, keinen Muskel konnte ich mehr bewegen, ein Augenblick wurde zur Ewigkeit und mein Blick tauchte ein in dieses Wassergebilde, verschwamm und ich erlebte den Anfang und das Ende alles Seins, wusste jetzt, dass schon alles niedergeschrieben ist und dass jedes Leben bereits fertig gelebt ist, bevor es begonnen hat.
      Ich sah dann ein grosses Gebäude, unendlich gross, in der Bedeutung des Wortes, mit endlos vielen Türen und Nischen, hinter jeder Tür eine Welt, in jeder Nische eine Geschichte...Borderstadt, das musste Borderstadt sein.
      Und ich durchstreifte die Gänge, sah hinter manche Tür, bis ich sie wieder traf meine Retterin und sie mir eröffnete, ich dürfe zurück, alle 100 Jahre dürfe einer zurück, um zu berichten.

      ...und so werde es weitergehen, sagte sie, es werden Menschen aufgenommen, die schutzbedürftig sind und jedes Jahrhundert wird einer entlassen, um zu erzählen von diesem Haus, diesem Zimmer...
      ...bis zu dem Tag, an dem der Einzige entlassen wird, vor dem die Welt Schutz gesucht hat, Press, dann ist die ZornZeit vorbei und die Endzeit beginnt, denn er wird es sein, der den Reigen schliesst, der apokalyptische Reiter auf seinem Rappschimmel, und nach ihm kommt nichts mehr...

      (aus: Das Haus bei Karr, die merkwürdigen Erlebnisse des Robert M., Borderstadt Archiv, KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 08.05.02 20:39:18
      Beitrag Nr. 163 ()
      Ist ja interessant! Ich komme auch aus diesem Zimmer!
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 01:06:04
      Beitrag Nr. 164 ()
      unwichtig?
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 01:15:15
      Beitrag Nr. 165 ()
      Mit welchem Satz auf den Lippen ließe es sich leichter sterben?
      Es gibt nichts mehr, worüber ich mich noch freuen könnte.
      Oder:
      Es gibt so viel, worüber ich mich noch freuen könnte.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 01:33:27
      Beitrag Nr. 166 ()
      Es gibt exakt zwei Arten von Menschen.
      Die einen versuchen unwahr davon zu reden, wie die Welt ist und die anderen versuchen wahr davon zu reden.
      Welche Art Mensch die Welt dadurch besser beschreibt, könnte nur von einem gesagt werden, der einer dritten Art angehört.
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 22:51:18
      Beitrag Nr. 167 ()
      Es gibt schwarz, es gibt weiß,
      wie ich, und ein jeder weiß.
      Zuerst zieht weiß, dann kommt schwarz
      und so spielt man her und hin.
      Ich begann, doch dann kamst du,
      sagtest schweig, damit ich gewinn,
      ich brauch ruh, es ist kein Betrug,
      denn ich überleg nur meinen Zug.
      Ein Fehler, wir spielten ohne Uhren,
      gab dir lange Zeit, von mir kein murren.
      Doch jetzt reichts, einer ziehen muß
      ein Bauer? wen nicht deiner, meiner.
      Dein schweigen dauert lang genug
      Du konntest tausendfach planen deinen Zug
      Fällst dir überhaupt auf,
      -ähh wie kommen die Spinnfäden rauf
      auf das Brett?
      gingst du zu Bett?
      Spielst simultan du? Gott dir die Gabe verlieh?
      fällt es dir auf, wenn ich dann hier zweimal zieh?
      Verstehst du überhaupt Matt?
      Oder willst du doch ein patt?
      Meinereiner sieht Schachmatt in zwei Zügen.
      denn wen der König liegt...
      doch ich bin nicht am Zug,
      aber wen ich trotzdem zieh?
      Nur dann mit welcher Farbe?

      spielen mit Partner die ziehen ist mir lieber,
      selbst wenn ich die Züge nicht blicke,
      weil man mir die Sicht verschleiert,
      aber wer nicht zieht spielt nicht mit mir.
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 22:52:28
      Beitrag Nr. 168 ()
      Nur erlaub mir eine Frage,
      Warum, wurde Mephisto mir wieder mal gekillt,
      (Schachcomputer meiner)
      auch ein Grund, warum man spiele mied.
      War das schwarz oder weiß? los sage.
      glaubst du, ich bin denn gewillt?
      (Flugangst doch einer?)
      wen man mir den Stecker zieht,
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 22:56:10
      Beitrag Nr. 169 ()
      Und sonst?
      Was wollt ihr wissen?
      ich bin nicht gut -
      ich bin nicht böse
      ich bin nicht Schwarz -
      ich bin nicht Weiß
      ich bin nicht Liebe -
      ich bin nicht Hass
      ich bin nicht Frieden -
      ich bin nicht Krieg
      Und doch bin ich all dies
      Nicht Schwarz - Nicht Weiß
      sondern Kunterbunt!
      Ich bin ein kleiner Regenbogen.
      Genau wie Du.
      es gibt kein Schwarz-es gibt kein Weiß.
      Doch dazwischen gibt es den Regenbogen.
      DIE WELT IST BUNT!
      Avatar
      schrieb am 14.05.02 20:30:11
      Beitrag Nr. 170 ()
      ...fiel das Licht strahlend hell auf das Bett und als ich mich leicht drehte und zum Fenster blickte war es der Mond, ein seltsam warmer Mond und erst, als die Tür ging und ich die Bewegung neben mir spürte, wusste ich, dass es deine nackte Wärme war, die sich an mich schmiegte, dein Atem, der wie ein heisser Wind in meinen Nacken bliess. Ich wollte mich zurückdrehen, dein Gesicht sehen, endlich es in die Hände
      nehmen, in deine Augen eintauchen.
      In diesem Augenblick blieb die Zeit stehen.
      Eine Sekunde wurde zu zehn Milliarden Jahren und du krochst in mich hinein, ich spürte deine Wärme, deine Hitze, der Mond wurde zur Sonne und Dunkelheit für immer hell, ich begriff alles im Augenblick und brauchte die Ewigkeit dazu , ich sah den Anfang und erlebte das Ende, ohne Zorn, ohne Bitterkeit, es gibt keine Schuld, das Böse steckt im Guten und ohne die Zeit gibt es keine Moral und keine Wahrheit , und keine Gesetze und keine Strafen, sondern nur ein dahingleiten, einen fantastischen Wirbel, ein grenzenloses Erleben der Dinge, unendlich intensiv...das Paradies, aus dem Er uns vertrieben hat, die Rippe, aus der Er dich geschaffen haben soll, wie lächerlich, du bist soviel mehr...und jetzt bist du zurückgekehrt, wir sind wiedervereint, für immer und das Paradies gehört wieder uns, für immer...

      Als ich erwache bin ich Schweiss gebadet und kalt, ich zittere unter einem kalten, gnadenlosen Mond und
      du bist nicht zurückgekehrt, bist weiter entfernt von mir als je zuvor und eine Träne läuft mir über die Wange, übers Kinn und fällt mit einem winzigen, silbernen Klingen zu Boden...die Zeit, die verdammte Zeit läuft wieder, gnadenlos, gegen mich...
      Avatar
      schrieb am 14.05.02 23:54:15
      Beitrag Nr. 171 ()
      Der Mensch im Paradies

      Am Anfang schuf Gott das Paradies. Dann ruhte er.
      Dann schuf Gott den Mann. Dann ruhte er.
      Dann setzte Gott den Mann in das Paradies. Dann ruhte er.

      Gott erklärte: In diesem Paradies darfts du Neuling, von allen Früchten essen, abgesehen vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen; ein Übertreten dieses Gebotes würde mit der Hölle geahndet. Soweit so gut. Gott ruhte.

      Der eine Mensch erhält den Auftrag, allen Pflanzen und Tieren des Gartens Namen zu geben. Nachdem das erledigt war, ruhten Mensch und Gott.

      Doch dann: Gott schuf die Frau.
      Jetzt wurde der Mensch ein Mann.
      Mann, ich habe hier eine Frau fuer Dich. Sie sieht toll aus, kann sehr gut kochen, ist phantastisch im Bett und hat nie Migräne."
      Mann (lechtzend): "Was muss ich dafür tun?"
      Gott :"Gib mir Dein rechtes Bein!"
      Mann :"Das ist mir zu teuer!"
      Gott :"Nun gut, ich habe noch eine andere. Sie sieht nicht ganz so gut aus, kocht nicht ganz so gut und nun ja ...!"
      Mann :"Was willst Du haben?"
      Gott :"Deinen rechten Arm!"
      Der Mann ueberlegt - eine Frau wäre schon nicht schlecht, aber das ist zu teuer. Schliesslich fragt er, "Was bekomme ich denn für eine Rippe ..."

      Gott baute also ein Weib aus einer Rippe.
      Ein Fehler, den schon tat ihm der Mann leid, und auch Gott hat seitdem nicht mehr geruht.

      Doch trotzdem soweitsogut.

      Nur: die Frau nascht. Aus wars mit`m Paradies. Sie wurden rausgeschmissen.
      Der Mann beschwert sich bei der Frau und sagt: "Dafür sollst du bluten".
      Die Frau nur: "Kann ich das auch in Raten abbezahlen?"


      Wie gesagt, es änderte sich, nachdem die Schlange die Frau zum Essen vom besagten Baum der Erkenntnis bewegte hatte, und Sie sich als Sie selbst erkannte.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 22:16:54
      Beitrag Nr. 172 ()
      ...
      Dein Leib ist eine Hyazinthe,
      In die ein Mönch die wächsernen Finger taucht.
      Eine schwarze Höhle ist unser Schweigen,

      Daraus bisweilen ein sanftes Tier tritt
      Und langsam die schweren Lider senkt.
      Auf deine Schläfen tropft schwarzer Tau,

      Das letzte Gold verfallener Sterne.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 22:21:14
      Beitrag Nr. 173 ()
      ...
      Es ist ein leeres Boot, das am Abend den schwarzen Kanal heruntertreibt.
      In der Düsternis des alten Asyls verfallen menschliche Ruinen.
      Die toten Waisen liegen an der Gartenmauer.
      Aus grauen Zimmern treten Engel mit kotgefleckten Flügeln.
      Würmer tropfen von ihren vergilbten Lidern.
      Der Platz vor der Kirche ist finster und schweigsam, wie in den Tagen der Kindheit.
      Auf silbernen Sohlen gleiten frühere Leben vorbei
      Und die Schatten der Verdammten steigen zu den seufzenden Wassern nieder.
      In seinem Grab spielt der weiße Magier mit seinen Schlangen.
      Schweigsam über der Schädelstätte öffnen sich Gottes goldene Augen.



      Georg Trakl 1887-1914
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 22:52:31
      Beitrag Nr. 174 ()
      „Definieren wir über die räumliche Zuordnung der 3. Dimension in einem tabellarisch-numerischen Raster eine Punkt, so erreichen wir dadurch eine noch exaktere Bestimmung der Daseinsform.
      Zusammen mit diesem genau zuordnenden Vektor, der Zeit, wird das Leben an sich definiert.
      Bislang ging man davon aus, das diese 4 Dimensionen ein nahtlos ineinander übergehendes Kontinuum bilden und dass dies so bis in alle Ewigkeit bleibt.
      Nun, meine Damen und Herren, dies ist ein Irrtum...“

      (aus: Paul Link, Zeitfenster, Inaugurationsvorlesung , Biomathematische Fakultät, Universität Brisbane, 15. 5.2030)


      Im Jahre 2030 stellte der australische Biomathematiker Paul Link die interessante Hypothese auf, dass die Zeit kein unabänderlich gültiges Fixum darstellt, sondern dass es sogenannte “Zeitinseln“ gäbe, Schnittpunkte der 3 räumlichen Richtungen mit der Zeit, in denen alle bekannte Regeln und Spielarten des Lebens aufgehoben seien und in denen der Zeitfluss stillstehe.
      Als Grundlage seiner Vermutung nannte Link Berichte über verschwundene Hirten in einem einsamen Tal
      der Abruzzen in den Jahren 1750-1830, die Jahre verschwunden blieben und dann wieder auftauchten, unverändert im aussehen, aber mit seltsamen Geschichten und Ideen über riesige Häuser, aus denen Schafe in kleinen Blecheimern kamen und Kutschen, die über den Himmel fuhren.
      Einer dieser Hirten soll der erste Rektor der Universität von Padua geworden sein, ohne dass er jemals eine Stunde zur Schule gegangen sei.
      Dieselben Berichte gab es aus aller Welt, in Südamerika waren es zerklüftete Felsspalte in den Anden, in denen Menschen verschwanden und teilweise nach Jahrzehnten wieder auftauchten, äusserlich unverändert, innerlich voller Ideen und Fantasien, als hätten sie hundert Leben gelebt.
      Das öffentliche Echo war gering, die „Rückkehrer“ wurden meist als Spinner und nicht zurechnungsfähig abgetan, ihre Geschichten vergessen, bis...
      bis im Sommer des Jahres 1913 in Prag ein Mensch aufgetaucht ist, sich auf eine Kiste mitten auf den Marktplatz stellte und behauptete, das jüngste Gericht stehe bevor.
      Auf die lachenden Fragen der Umstehenden, wie er auf diese Vermutung komme, antwortete der Mensch, er nannte sich Marcel , Press sattle den Rappschimmel und wolle zurück, der apokalyptische Reiter der Endzeit hätte den Befehl bekommen, sich bereitzuhalten, die Endzeit würde beginnen.

      Marcel wurde von Vertretern der öffentlichen Wahrheit in Gewahrsam genommen.
      Als er sein Geburtsjahr mit 1765 angab und weiter unzusammenhängende Dinge vom bevorstehenden Weltuntergang faselte wurde er gebunden und im örtlichen Irrenhaus mit Schlägen und kalten Güssen behandelt. Diese Behandlung führte zu einem raschen Erfolg, Marcel wurde ganz ruhig und starb im Herbst 1913.
      Als im Juli 1914 der erste grosse Krieg der Weltgeschichte begann und erstmals Millionen von Menschen für ein vollkommen sinnloses Unterfangen starben berichteten viele Menschen am Vorabend von seltsamen , unerklärlichen Phänomenen u.a. sahen die Bewohner des nördlich von Prag gelegenen Gebirges einen riesigen Feuerschweif am Horizont und einige beschworen, auf diesem Feuerschweif sei ein fürchterlicher Krieger, auf einem riesigen Rappschimmel gen Westen geritten...

      ...Press,...er hatte Karr verlassen...die Endzeit hatte begonnen.
      Avatar
      schrieb am 18.05.02 00:14:25
      Beitrag Nr. 175 ()
      Der Kindergarten

      Früher gab es mal einen Kindergarten. Das war ein seltsamer Kindergarten, wie es keinen zweiten auf der Welt gab und wohl auch nie wieder geben wird. Gottseidank gibt es diesen Kindergarten jetzt nicht mehr, denn so schön wie man ihn auch beschreiben kann, so schön war er nicht. Aber ich will euch viel mehr von diesem Kindergarten erzählen, liebe Kinder, hört gut zu!
      Es gab einmal eine Zeit, da waren die Kinder sehr böse. Sie schlugen einander und bespuckten sich. Sie rupften sich die Haare heraus und kratzten sich. Sie bissen einander und wüteten wie erwachsene Menschen. Sie hassten sich und folterten sich und schrien laut, wenn sie etwas haben wollten. Es war der reinste Alptraum, denn die Kinder schrien immer mehr und wollten immer mehr haben und wurden immer bösartiger, wenn sie nicht bekamen, was sie wollten. Selbst wenn man ihnen gab, was sie verlangten, zerstörten sie es um kurz darauf noch mehr zu wollen. Es waren die bösartigsten Kinder, die man sich vorstellen kann. So zerstörten sie schließlich um sich herum alles, viele sogar sich selbst.
      Die Eltern der Kinder dachten sich: So kann das nicht weitergehen! Schließlich waren es die Eltern, die unter all dem am meisten zu leiden hatten. Es mußte etwas passieren. Radikal und mit aller Härte beendeten sie den Streit, der unter den Kindern wütete, mit einer noch viel größeren Wut. Sie drohten mit der Vernichtung der Welt und zeigten den Kindern, dass sie die Welt, in die sie hineingeboren wurden, vernichten konnten. Da gaben die Kinder vollkommen verstört und erschrocken auf, das kannten sie nicht. Es dauerte nicht lange nachdem das Ereignis vorüber war, da kannten sie sich nicht mehr. Die Kinder konnten sich nicht mehr vorstellen, so gewesen zu sein, wie sie gewesen waren. Willkürlich zog man einen Zaun quer durch ihren Kindergarten, in dem sie sich die ganze Zeit aufhielten, wenn sie keine Ausflüge zu ihren Eltern unternahmen. Weil man nicht wusste, wie man der Situation Herr werden konnte und weil es einen Streit über die Radikalität der Maßnahmen gegeben hatte, betreuten die Mütter die eine Seite des Kindergartens und die Väter die andere.
      Jetzt, nachdem es diesen Kindergarten nicht mehr gibt, ist ein Streit unter den Eltern darüber entbrannt, welche Seite nun eigentlich die Väter und welche Seite die Mütter betreut hatten.
      Aber wo war ich stehengeblieben!? Richtig: Bei dem Zaun, der den Kindergarten in zwei Gebiete teilte. Das war ein schrecklicher Zaun, denn niemand von den Kindern durfte auf die andere Seite hinüber. Klar, dass die Kinder von den Vätern ganz anders als von den Müttern erzogen wurden. Auf einer der beiden Seiten sollte es alles geben, was das Herz begehrt und jede Seite sagte von sich zu den Kindern, dass sie genau diese Seite sei - auf ihre Weise. Natürlich hatten beide Seiten Angst, dass wieder so eine schreckliche Zeit wie die vor der Errichtung des Zauns anbrechen könnte, denn mittlerweile hatte man sich an den herrschenden Frieden gewöhnt. Und sobald sich zwischen den Kindern wieder Streit und Unmut entfachte, suchte man die Schuld auf der anderen Seite des Zauns, denn dort war es viel wahrscheinlicher, dass man dem Grundübel nicht Herr werden konnte.
      Die Eltern hatten jetzt wieder mehr Zeit für sich und unternahmen Urlaubsausflüge in den Weltraum, ein paar mal sogar auf den Mond, während für die Kinder natürlich das Spielzeug entscheidend war, das sie von den Eltern bekamen. Weil das schon rein statistisch so sein muß, bekam die eine Seite der Kinder schönere und neuere Spielsachen als die andere, die immer nur sehr einfaches und altes Spielzeug bekam. Natürlich spielten die Kinder auf beiden Seiten mit ihrem Spielzeug, wie Kinder eben mit Spielzeug spielen. Und auf beiden Seiten des Kindergartens war man zufrieden, wenn man spielte.
      Als aber eine gewisse Zeit vergangen war, merkten die Väter und Mütter, dass die Kinder, die immer nur das alte und einfache Spielzeug bekamen, auf einmal das neuere und schönere der anderen Seite haben wollten. Die Kinder sagten, das wäre ihr gutes Recht und die Eltern schauten tatenlos und gebannt zu, wie sie den Zaun, der sich jahrelang mitten durch den Kindergarten zog, innerhalb eines Tages einfach niederrissen und niedertrampelten. Und das, nachdem dem dieser so lange Zeit die Kinder davon abgehalten hat, zu einander bösartig zu sein.
      Was geschehen war, wusste keiner. Die Kinder nicht, die sich nur für das Spielzeug interessierten und gar nicht mehr bemerkten, dass sie die meiste Zeit ihres Lebens in einem Kindergarten waren. Auch die Eltern wussten nicht was geschehen war. Lediglich stritten und streiten sie noch von Zeit zu Zeit darüber, welches Spielzeug das bessere war.
      Und, meine lieben Kinder, so komme ich zum Ende dieser Geschichte: was vor diesem Kindergarten und in diesem Kindergarten passiert ist, das weiß bis heute noch keiner.
      Avatar
      schrieb am 19.05.02 10:23:25
      Beitrag Nr. 176 ()
      „Ihr könnt der Zeit nicht entkommen, sie fliesst wie ein riesiger Strom durch euer Leben und reisst euch mit, ihr könnt nur versuchen, den Kopf hochzuhalten , dann sieht man vielleicht ab und zu etwas von euch.
      Ihr treibt dahin, aus der Dunkelheit, hin zur Dunkelheit, egal wie sehr ihr euch Mühe gebt, ihr seid vergessen, noch ehe sich der letzte Wurm durch eure Eingeweide gewunden hat, ehe die letzte Haarsträhne in Flammen aufgegangen ist.
      Deshalb lasst euch ruhig treiben, nehmt einen Strahl der Sonne mit und einen Hauch Ewigkeit und freut euch daran, mehr könnt ihr nicht erwarten.
      Vielleicht gibt es ja die Insel, auf der wir uns alle wiedertreffen, mitten im Strom, das Paradies...aber verlasst euch nicht darauf.“

      (Colonel Dax in seinem letzten Morgenappell zum 5.französischen Füsilierbataillon aus Paris, 19.5.1917, vor dem frustranen Versuch, die Höhe 317 bei Verdun zu erstürmen.
      Neben Dax starben an diesem Morgen innerhalb 1 Stunde 5000 französische und deutsche Soldaten an diesem Hügel, den ein guter Wanderer in einer halben Stunde umrunden kann.)

      ...einzig ein schwarzer Rappschimmel kam in den Unterstand des französischen Oberkommandos zurück.
      Gesehen hatte ihn zuvor noch niemand.
      Avatar
      schrieb am 19.05.02 10:56:13
      Beitrag Nr. 177 ()
      Ja - gibts `nen recht guten Film drüber, ähnlich "Im Westen
      Nichts Neues" nach dem Buch von Erich Maria Remarque ... :)
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 01:54:10
      Beitrag Nr. 178 ()
      Wichtig ist nicht, ob es Zeit gibt, wo sie beginnt, wo sie endet oder wie schnell sie vergeht, sondern wie die Menschen in ihr leben.

      Entgegen der ursprünglichen Annahme, Zeit wäre etwas kontinuierliches, stetig verlaufendes und ohne Unterbrechung dahinfließendes, ist etwas ganz anderes richtig und vollkommen unbeachtet. Wenn es Zeit gibt und der Mensch in ihr lebt, so nimmt er nur Beginn und Ende kleiner Portionen von ihr wahr, in der sie nicht vergeht. D.h. jeder Mensch lebt in solch einer kleinen Zeitportion, in der die Zeit nicht vergeht, also still steht. Über das Ausmaß und die Ausdehnung einer solchen Portion entscheidet der Zufall oder der sich in ihr befindliche Mensch. Das ist für jeden Menschen richtig.
      Wenn das richtig ist: was grenzt einen Zeitpunkt von einem späteren ab, so dass die dazwischen verstreichende Zeit nicht wahrgenommen werden kann?
      Richtig: Irgendeine Erinnerung und das damit Erinnerte setzen diese zwei Punkte fest.
      Würde sich eine Person niemals im Leben erinnern, sie würde niemals eine Zeit wahrnehmen. Eine einzige Zeitportion wäre auf das ganze Leben ausgedehnt.
      Eine Person, die sich ihr Leben lang ausschließlich erinnert, ist dagegen nicht denkbar. Ihr würden schlicht die Inhalte zu diesen Erinnerungen fehlen.
      Aber andere Extreme sind denkbar.

      Die Künstler Egon B. und Karl A. sehen sich selbst wiefolgt:

      Karl A. sagt über Egon B.: Egon B. erinnert sich niemals. Er lebt in seiner eigenen Welt. In ihr ist alles schon passiert und er rennt den Ereignissen nur hinterher. Er hat einfach keine Zeit, sich auch nur an irgendetwas zu erinnern. Er glaubt, die Ereignisse rennen ihm davon und würden auch ohne ihn passieren. Aber sind Ereignisse, die ohne uns passieren nicht unwichtig?

      Egon B. sagt über Karl A.: Karl A. erinnert sich dauernd. Es vergeht neuerdings keine Sekunde in seinem Leben, an die und in der er sich nicht erinnert. Die Ereignisse stürzen so auf ihn und über ihn herein, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt, sich in der Erinnerung zu suchen, wenn er sich selbst nicht verlieren will. Und wer will das schon?
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 05:15:57
      Beitrag Nr. 179 ()
      Geständnisse eines Zeitreisenden

      Guten Tag meine Damen und Herren, ich bin ein Zeitreisender. Es gibt nicht viele von uns, aber es gibt uns. Wir leben das Leben von Ausgestoßenen, das nur wenige leben können. Wir können stündlich in einer anderen Zeit leben und niemand kann uns vorher sagen, was diese oder die nächste Stunde passieren wird. Meistens passiert nichts, aber diesem Umstand haben wir oft unser Leben zu verdanken.
      Wir sind natürlich anders als all die vielen anderen, die immer in ein und derselben Zeitspanne leben, welche niemals die Dauer eines Menschenlebens übersteigt. Aber auch untereinander unterscheiden wir uns, nicht zuletzt deswegen, weil sich niemals zwei Zeitreisende in ein und derselben Zeit am gleichen Ort aufhalten können. Ja, wir können uns aussuchen, in welche Zeit wir reisen wollen und auch, wie lange wir dort bleiben wollen. Auch können wir uns den Ort aussuchen, doch niemals dürfen wir anderen Zeitreisenden in Sichtweite kommen. So ist es auch wahr, dass ich niemals andere Zeitreisende getroffen habe. Doch wir hinterlassen uns gegenseitig Botschaften, die wie wir, zeitlos sind und nicht altern. So kann ich oft ‚wir’ sagen, ohne dass ich auch nur einmal meinesgleichen getroffen habe.
      Dass wir nicht altern, ist eine Eigenschaft von uns. Aber aus den unzähligen Botschaften, die ich aus der ganzen Welt und aus allen geschichtlichen Epochen zusammengetragen habe, kann ich neben meinen eigenen Erlebnissen viel von uns erzählen. Ich weiß von Zeitreisenden zu berichten und von der wahllosen Hölle, in der sich jeder einzelne von uns befindet. Einige von uns haben sich so perfekte Fähigkeiten angeeignet, dass sie es sogar schaffen, einzelne Zeitpunkte zu bereisen. Das muss man sich so vorstellen: Einen beliebigen Zeitpunkt auf der Erde frieren sie ein und bereisen ihn. Nichts bewegt sich, keine Menschen, kein Blatt im Wind, die Sonne steht still am Himmel oder, wenn es Nacht ist, stehen Mond und Sterne immer in ein und derselben Konstellation. Die Menschen atmen nicht, und das Blut in ihren Adern wartet darauf, sich bewegen zu können. Gleiches gilt für alle Tierarten, seien es Insekten, die in der Luft ohne Flügelschlag verharren oder seien es Fische, die stillstehend über eine unbewegliche Meeresoberfläche springen. Bäume stehen windgebeugt kurz vor dem Zerbersten ihrer Äste und warten sehnlichst auf den Moment in die andere Richtung zurückschnippen zu können. Zeitreisende, die einmal damit angefangen haben Punkte zu bereisen, sind nicht nur für die normale Nachwelt der Menschen verloren, sondern auch für die Nachwelt der Zeitreisenden selber. Oft verbringen sie Jahre damit, bei Regen in der Luft stehende Wassertropfen einzufangen oder diese einfach nur zu beobachten, sind von der sich dem Auge bietenden Schönheit gebannt und bemerken nicht, wie ihre eigene Zeit vergeht. Einige von uns vermuten zu Recht, dass Zeitpunktreisende, die lange Jahre an einem einzigen Zeitpunkt verbracht haben, nicht wieder in eine andere Zeit zurückkehren können, weil sie einerseits in ihrer Kristallwelt gar nicht mehr auf den Gedanken kommen sie zu verlassen oder - dies vermuten ein paar andere – dass sie die Fähigkeit Zeit zu bereisen verloren haben. So werden diejenigen von uns, die Zeitpunktreisen trainieren immer weniger, bis sie sich schließlich den Rest ihres seltsamen Lebens an einem einzigen Zeitpunkt wiederfinden. Letztendlich, so sagen viele von ihnen, sei es egal, zu welcher Zeit und unter welchen Umständen man nicht altert und in gewisser Weise haben sie Recht. Schließlich ist die Wahl ihrer Daseinsform, die ehrlichste, die es für Zeitreisende gibt.
      Aber auch das andere Extrem gibt es: Während Zeitreisende, die zu einem einzigen Zeitpunkt reisen wollen, die Zeit unendlich weit dehnen, gibt es Zeitreisende, deren Ziel es ist, ihre Aufenthaltsdauer zu komprimieren. Ich selbst habe das einmal probiert, kann also aus erster Hand davon berichten. Ich befand mich in einer Mühle, die an einem Fluss lag und erlebte dort einen ganzen Tag, den ich auf eine Stunde komprimierte. Ich erinnere mich noch an das rasante Rauschen des Flusses und an die atemberaubende Geschwindigkeit mit der ein Feuer in einem Kamin verbrannte. Zum Glück hielt sich niemand außer mir in dem Haus auf und ich setzte mich in einen großen schäbigen Sessel der vor einem geöffneten Fenster stand und dachte die ganze Zeit nur den einen Gedanken: Wie fremd ich mir doch meine eigene Welt machen konnte! Neben dem unaufhörlichen Rauschen des Flusses, der wie ein mitreißender Strom in eine nichtvorhandene Tiefe hinabstürzte und den aberwitzig zuckenden Flammen des Kaminfeuers, sah ich die Strahlen der aufgehenden Sonne auf die Erde kippen und beobachtete fasziniert, wie die Schatten der Zimmergegenstände auf dem Fußboden entstanden und sich in ihrer Länge verändernd zu drehen begannen. Dasselbe geschah mit den Schatten der Pappeln, die den lautstarken Wasserfall zu beiden Seiten säumten. Das unheimliche Rauschen ihrer Blätter im Wind kam wie von einer anderen Welt und bereicherte die Geräuschkulisse um ein weiteres zeitraubendes Element. Mir wurde bewusst, dass alles was ich sah und hörte ein riesiger Schlund war, der sich an der Unendlichkeit der Zeit berauschte, ja versuchte, die Zeit mit einer anderen Unendlichkeit aufzuzehren.
      Doch für heute :) meine Freunde, ist es erst mal genug. Denn ihr nichtzeitreisenden Menschen seid ein ebensolcher Schlund und mit nichts zufrieden zu stellen. Deshalb ist es egal, ob ich heute, morgen oder übermorgen mit meinen Erzählungen fortfahre – oder schon gestern mit ihnen fortgefahren bin :)
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 05:19:53
      Beitrag Nr. 180 ()
      sieh an, noch ein untoter.
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 21:29:45
      Beitrag Nr. 181 ()
      jaja, die Zeitreisen, die hatten es schon in sich,
      den man lebte ja weiter, und erst als man erkannte, das man auf der Reise war, konnte man diese Art der Reisen erforschen. Man erkannte aber, als man began Zeitreisen zu erlernen, das Lehrjahre keine Herrenjahre sind. Und so verlor man zuerst einige Zeitreisende an die Zeit. Erst als man erkannte, das die Zeitreisen in parallele Welten führten, in denen nur die vierte Dimension eine andere Ausdehnung hat, konnte man beginnen sicher zu reisen, den es waren Spiele in anderen Welten, und in dieser Welt sind diese Reisen z.Z. nicht drin. Nur in anderen Welten konnte man reisen, aber man weiß ja jetzt, wie man sicher reisen kann.
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 21:34:50
      Beitrag Nr. 182 ()
      Selbst wenn ich mal wieder mein Fahrzeug -einen Lexus- durch die Zeit verloren habe, dann muß man eben wieder ein bisschen mehr reisen, um ihn zu finden, aber das führt nicht hierher, nur in andere Welten.
      Avatar
      schrieb am 20.05.02 22:57:46
      Beitrag Nr. 183 ()
      Im Jahre 1942 kam es auf der Bahnstrecke zwischen Prekaz und Prag zu einem Bombenanschlag auf einen Güterzug der Deutschen Wehrmacht, bei der 2 Soldaten der Wachmannschaft starben und ein Dutzend Panzer, die für die Ostfront bestimmt waren, zerstört wurden.
      Rasch hatten die Besatzer Schuldige ausgeguckt, in einem kleinen Dorf neben der Bahnlinie wurden 20 Männer als Partisanen bestimmt (10 für einen) und einer SS-Einheit übergeben.
      Deren Anführer, ein Oberscharführer, ein riesiger Kerl mit seltsam stumpfen Augen , liess die Geiseln auf dem Dorfplatz zusammentreiben und schickte seine Einheit dann in die Dorfschenke zum Besäufnis.
      Breitbeinig stand er vor den Männern , die sterben sollten, für eine Tat, die sie nicht begangen hatten, alte und ganz junge und er wippte auf den Zehenspitzen als er mit einer gleichförmigen Stimme, die wie Glas klirrte, zu den Unglücklichen sprach:“ Ihr sollt alle sterben, doch ich werde euch eine Chance geben, ich bin kein Unmensch, ihr habt eine halbe Stunde Zeit, erst dann werde ich mit der Verfolgung beginnen, ich allein, wenn ihr mir entkommt, wenn ich euch bis heute Mittag 12.00 Uhr nicht gestellt habe, seid ihr frei. Sucht eure Chance, so ihr könnt.“
      Mit diesen Worten wandte er sich ab, marschierte quer über den Platz mit einer Schrittfolge, die genau abgezählt schien,...zu einer Linde . Dort angebunden stand ein prächtiger Rappschimmel und als dieser absonderliche SS-Mann anfing, den Hals des Tieres zu streicheln meinte man, es stob Feuer aus den Nüstern. Als die Geiseln dies sahen kam Bewegung in sie und sie flohen allein oder zu mehreren in alle Richtungen.
      Es war der 20. Mai 1942 , 08.30 Uhr.
      Genau um 9.00 verliess ein Reiter in rasendem Galopp das Dorf Richtung Norden.


      In der Stadtchronik von Prekaz ist vermerkt, dass im Mai 1942 bei einer Bestrafungsaktion der SS eine Gruppe Männer des Dorfes ### auf grausame Weise ermordet wurde. Ein einzelner Reiter hätte die Unglücklichen durch die Wälder gejagt , ihnen bei lebendigem Leib die Haut abgezogen oder sie ihre eigenen Eingeweide essen lassen.
      19 Männer seien auf diese schreckliche Weise gestorben .
      Ein Holzfäller aus Karr berichtete von einem erschöpften Flüchtenden, der zu einem Haus ausserhalb des Dorfes gelaufen sei.
      Eine Frau sei herausgekommen und wollte gerade den Verzweifelten einlassen, als aus dem Nichts ein Reiter aufgetaucht sei und die Herausgabe des Flüchtlings verlangte.
      Ein heftiger Streit entbrannte und da der Holzfäller ein Stück abseits stand, konnte er den Wortlaut nicht wiedergeben. Er sah aber genau, dass in dem Augenblick, als die Sache zu Ungunsten des Flüchtlings auszugehen schien und der Reiter nach ihm greifen wollte, die Frau ein schimmerndes, glitzerndes Gebilde hervorholte, ähnlich eines Diamanten, oder eines Tropfen, eines Wassertropfen...

      ...da liess der Reiter ab, wendete sein Pferd und floh...
      Avatar
      schrieb am 21.05.02 03:33:42
      Beitrag Nr. 184 ()
      Also so kann man das nicht sagen!
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 04:32:02
      Beitrag Nr. 185 ()
      Wir Zeitreisende besitzen Fähigkeiten, die nicht von dieser Welt sind. Doch wie wir Zeitreisende geworden sind, lässt sich nicht sagen. Sicherlich sind wir irgendwann einmal gefragt worden und wir haben achtlos mit "Ja" geantwortet. Vielleicht auch mit "Ja Ja". Ohne auch nur etwas gespürt zu haben, sind wir dann in andere Wesen verwandelt worden. Unsere achtlose Antwort war der erste Schritt weg von unseren Emotionen, die alle normal sterblichen Menschen an die Zeit kettet.
      Wir Zeitreisenden leiden nicht, freuen uns nicht, ärgern uns nicht, trauern nicht - warum auch? Es gibt kein Morgen, es gibt kein Gestern, es gibt nur das Heute und wir können frei wählen, wann und wo das ist. So gesehen ist das eigentlich schlimm, doch anders gesehen, geht das normal sterblichen Menschen zeitweise nicht anders. Da wir jedoch keine Zeit für uns kennen, ist das für uns immer so. Es gibt keinen Belang, der uns beunruhigt, denn das einzige was wir suchen und finden können ist Hunger nach Faszination. Das ist ein sich selbst verzehrender Hunger, der stärker wird, je mehr man ihn befriedigen will. Viele von uns irren deshalb scheinbar ziellos durch Raum und Zeit, verlieren sich in der Betrachtung von einzelnen Wassertropfen oder komprimieren ganze Jahre oder Jahrzehnte zu einzelnen Tagen oder Stunden.
      Aber wir können noch mehr. Ich selbst bin einer der wenigen Zeitreisenden, der sich die Fähigkeit angeeignet haben, an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit zu sein. Natürlich nicht wirklich, doch für normal sterbliche Menschen, die das Zeitreisen nicht beherrschen bzw. ihm willkürlich ausgesetzt sind, sieht das so aus.
      Im selben Augenblick, wie `ich` hier schreibe, d.h. wie sich hier die Tasten meiner Computertastatur auf- und niederbewegen und dabei die typischen Geräusche hinterlassen, befinde `ich` mich auf einem felsigen Berg mitten in einem Dorf auf dem eine Dorfkirche steht und betrachte den Sonnenaufgang. Klar, dass sich in diesem Moment Begriffe wie `ich` in nichtssagende Worte auflösen. Am Fuss dieses Berges liegt ein See, in den der Fels auf dem die Kirche steht bis in die Mitte hineinragt. Berg und Tastatur, Kirche und sich schreibende Worte liegen kilometerweit auseinander....ich muss nur die Verbindung aufrecht erhalten....wenn ich das will, kann ich das auch....doch jetzt ist es dort schöner.....bye
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 08:11:04
      Beitrag Nr. 186 ()
      Das Wasser dort unten ist kalt und glatt. In der Kälte spiegeln sich den See umstehende Bäume und der immer heller werdende Himmel.
      Ich habe einen Rundumblick, weil ich auf einem Felsvorsprung sitze und schreibe. Ein Meter vor mir in der Luft beginnt bereits die Tiefe und mich schüttelt es, nur daran zu denken. Links und sehr weit von mir entfernt, geht eine Sonne auf. Halb rechts von mir tönen die Geräusche einer Autobahn. Senkrecht dazu kreuzt eine Eisenbahnlinie. Der Zug, den ich höre, bremst exakt zwischen Autobahn, die ich ebenfalls höre und der aufgehenden Sonne, die ich nur sehe. Doch noch ist sie nicht da. Noch kündet nur ein leichtes Wangenrot von ihr.
      Es ist unglaublich, wie die Vögel in den blattbedeckten Bäumen zwitschern.
      Der Zug fährt an und gibt den Anschein, sich in das Morgenrot zu verabschieden.
      Meine Hände werden kalt und eben dachte ich noch daran, ins Wasser zu springen! Jetzt friert mich am ganzen Körper. Während ich schreibe, habe ich ganz vergessen, wo ich bin und schaue ungläubig in meine Umgebung.
      Was fasziniert mich mehr?
      Was ich sehe oder was ich aufschreibe?
      Der See ist groß und hat keine richtigen Ufer. Von meterhohen Felswänden eingerahmt wäre ein ausgewachsener Mensch am anderen Ufer wohl nur ein halbes Streichholz hoch.
      Hier und da stehen Bäume im Wasser, neben ihnen ragt die Felswand empor. Die meisten Bäume, die so stehen, sind jedoch kahl.
      Jetzt schimmert die leuchtende Blutorange duch die letzten Zentimeter der Baumkronen und ich erkenne die Gefährlichkeit des Raumes vor mir. Meine Vorstellung verlangt die Wasseroberfläche mit meinen Fingern zu berühren und mein Verlangen ignoriert jeden der zwanzig Meter, die mich schwerelos tief hinabreißen würden.
      Ich fantasiere und bekomme Angst vor mir.
      Dabei ist es so schön hier!
      Niemals würde mir tatsächlich in den Sinn kommen, hier hinunter zu springen. Wozu auch? Zum Baden?
      Die Sonne ist jetzt endgültig aufgegangen und scheint mir mit morgendlicher Schwäche direkt ins Gesicht.
      Die Schönheiten des Lebens und ihre Vielfältigkeiten kommen mir in den Sinn, nicht seine Begrenztheit und Abgestumpftheit.
      Wie lange man wohl dort hinunterfällt?
      Jetzt kommt mir die Höhe des Felsvorsprungs auf dem ich sitze & schreibe und dessen Ufer, das ich nicht sehen kann, höher als 50 Meter vor.
      Rotes Licht fällt auf mein Papier in dessen Weiß ich meine krakeligen & abgehackten Linien schnörkle. Ich werde sie als Buchstaben wiedererkennen.
      Meine Füße & Beine schmerzen vom Sitzen, doch in meinem Gesicht vermeine ich schon wärmende Sonnenstrahlen zu spüren. Meine Hände - besonders meine schreibende Rechte - werden immer kälter. Es könnte genausogut auch Abend sein und ich zünde mir eine Zigarette an.
      Das abwechselnde Schreiben und wieder Erwachen aus niedergeschriebenen Gedanken wirkt unaussprechlich wohltuend auf mich.
      Es ist jetzt Tag.
      Die Glocken einer entfernteren Kirche läuten - und läuten nicht mehr. Eine wieder andere Kirche übernimmt den Gesang.
      Die wenigen Häuser, die ich sehe & die zu dem Dorf der Bergkirche gehören, nehmen sich im Sonnenlicht wie viel zu große Puppenhäuser viel zu kleiner Puppen aus. Sehe ich einen Menschen in einem Fenster - er ist viel zu klein für das Fenster, das Fenster viel zu groß für den Menschen.
      Ob er mich sieht?
      Noch ein Zug. Diesmal entfernt er sich vom aufgehenden Tag.
      Genauso wie das knatternde Motorrad und der nachfolgende rote Klimperkasten-LKW. Beide fahren dem Schatten hinterher, den sie in der Morgensonne auf die Straße werfen.
      Die Kälte ist mir jetzt einerlei, obwohl mich mein Körper immer mehr schüttelt und ich nur mit Mühe erkennbare Zeichen auf das Papier kritzeln kann.
      Eine eigenartige Mischung aus Vogelgezwitscher & Zivilisationslärm umgibt mich & ich rede mir erfolglos ein, dass die Sonne nun auch meine Hände wärmt.
      Ich kann nicht genau sagen, ob es schön oder nicht schön ist, dass ich nur noch drei Streichhölzer habe und entwickle nebenbei ein großes Verständnis für die Stoiker. (Ich muss das Wort zweimal niederschreiben, bevor ich es lesen kann)
      Warum zittert mein ganzer Leib?
      Es ist nicht kalt. Dort unten! Im Wasser ist es kalt, aber nicht hier. Nicht hier oben in der Sonne.
      Langsam arbeiten sich die Sonnenstrahlen auf die Wasseroberfläche vor. Rechts von mir tauchen sie bereits in das tiefschwarze Wasser des Sees ein, nachdem sie Häuser & Felswände von grauem Dunkel befreit haben.
      Die schwarze Dunkelheit des Wassers fällt mir erst jetz auf. Ich stelle mir vor, wie das Licht versucht, bis auf den Grund des Sees zu leuchten und komme mir bei dem Gedanken, unter Wasser zu sein, ziemlich albern vor.
      Überhaupt komme ich mir jetzt albern vor.
      Der Zauber der sich vor mir ausbreitenden Landschaft weicht der aufgehenden Sonne & einem bekannten Alltagsgefühl.
      Jetzt habe ich nur noch ein Streichholz. Eins fiel der abgenutzten Reibefläche zum Opfer.
      Hier und da sind vereinzelt Interferenzmuster kleiner Wasserwellen auf der Oberfläche des Sees zu beobachten.
      Ich ziehe gierig an meiner selbstgedrehten Zigarette mit Inhalt und wage einen Blick seitlich hinab auf die Wände jener Felswand, die mich trägt.
      Das letzte Streichholz erinnert mich daran, dass ich von hier weg muss.
      Wohin? - Ich weiß nicht. Zu einem anderen See? Zu einem anderen Felsen? Zu einer anderen Sonne?
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 00:31:26
      Beitrag Nr. 187 ()
      Wohin???
      Will da jemand glauben, man könnte sagen:
      "Stop the world, I want to get off."??
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 15:10:38
      Beitrag Nr. 188 ()
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 18:23:33
      Beitrag Nr. 189 ()
      Im Dunkel

      Es schweigt die Seele den blauen Frühling.
      Unter feuchtem Abendgezweig
      Sank in Schauern die Stirne der Liebenden.
      O das gründende Kreuz. In dunklem Gespräch
      Erkannten sich Mann und Weib.
      An kahler Mauer
      Wandelt mit seinen Gestirnen der Einsame.
      Über die mondbeglänzten Wege des Walds
      Sank die Wildnis
      Vergessener Jagden; Blick der Bläue
      Aus verfallenem Felsen bricht.




      (von einer Gedenktafel für Georg Trakl, Linzergasse, Salzburg)
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 05:10:31
      Beitrag Nr. 190 ()
      Als ich erwachte, hatte ich nicht die blasseste Ahnung, wann ich eingeschlafen war. Ich wusste nur, dass ich auf der Flucht war. Ich war auf der Flucht vor menschengroßen glitschigen Fischen, die hinter jeder Ecke lauern konnten. Sie schwammen nicht durch die Luft, so wie man sich das vielleicht denken könnte, sie standen aufrecht auf ihren Schwanzflossen und waren normal gekleidet. Eher vornehm in Anzügen auftreetend, trug einer sogar eine Brille. Was sie von mir wollten, wusste ich nicht. Auch war mir ein Rätsel, wie sie sich frei auf den Straßen bewegen konnten, ohne dass die Passanten Anstoss daran nahmen. Ich rang nach Luft. Sie mussten doch in der Sonne austrocknen! Vielleicht musste ich nur solange vor ihnen fliehen, bis sie endlich ausgetrocknen mussten. Unangenehm.
      Wer mal versucht hat, den Blick eines Fisches einzufangen, weiß dass das nicht möglich ist. Denn Fische haben ihre Augen da, wo Menschen ihre Ohren haben. Was soll ich in so einer verkehrten Welt machen? Soll ich weiter vor ihnen fliehen oder soll ich sie zu Rede stellen? Soll ich auf einen von ihnen zugehen, ihn am Kragen packen und solange durchschütteln, bis er ausgepackt hat, wozu dieses ganze Versteckspiel veranstaltet wird? Würde ich tatsächlich eine Antwort von einem Fisch erwarten?
      Wahrscheinlich würde er mir erzählen, dass die ganze Stadt seit Tagen mit Wasser geflutet worden wäre und dass es vollkommen normal sei, jetzt auch Fische auf den Straßen anzutreffen. Schließlich leben wir in einem freien Land und es herrscht Gleichberechtigung. Mit ein bisschen Glück und Verständnis seitens des anzugtragenden Fischs käme ich dann ohne Anzeige davon und würde schnurstracks zum Fenster meines Appartments schwimmen, das im dritten Stock liegt. Dort hätte ich vermutlich Angst, dass mit dem Öffnen meines Fensters, meine gesamte Wohnung mit Wasser überflutet werden würde. Keines meiner elektrischen Geräte würde das überleben. Zum Glück hätte meine Nachbarin einen Stock tiefer ähnliche Probleme und würde auch ratlos vor ihrem Fenster auf und ab schwimmen.
      Nein, ich kann nicht zu den Fischen hingehen und sie zur Rede stellen. Wahrscheinlich träume ich nur, denn kein Bürgermeister der Welt würde es zulassen, dass seine Stadt mit Wasser überflutet wird. Außerdem könnten die Menschen - einschließlich mir - dann nicht mehr atmen. Das wäre glatter Selbstmord und obendrein: wo soll denn das ganze Wasser herkommen!?
      Himmelherrgottnochmal - ich stecke in der Klemme!
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 20:40:43
      Beitrag Nr. 191 ()
      wunschertrunknes wesen

      sturm peitscht wellen hoch und höher,
      gischt rauscht weiß begipfelt mit,
      wenn du liegst auf meeresgründen,
      atemlos vor starrem glück.

      salz frißt sich in deine wunden,
      krämpfe schütteln dir den kopf,
      tränen atmen deine lungen,
      kehlig wächst in dir ein kropf:

      "unverändert bleibt dein leben,
      jetzt und hier, für alle zeit;
      niemals wird es andres geben -
      halte dich dafür bereit!"

      wunschbetrogen deine augen,
      irre blickend und verschielt,
      wollen nicht zum sehen taugen,
      dass erfüllung kommt gezielt.

      ach, du armes wesen seele!
      jedes gran wird dir erfüllt,
      lernst du wünschen und verstehen,
      wie du zeigst dich unverhüllt.

      genien wiegen dich in lüften,
      zart bekleidet, knospenhaft;
      blütenrein durchströmt von düften,
      deine welt sich selber schafft.

      wunschbetrunken wirst du wandeln,
      selige, in deinem reich.
      ja, so lerne nur dies handeln,
      das vergessen ist sogleich.
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 01:19:24
      Beitrag Nr. 192 ()
      Die tote Kirche


      Auf dunklen Bänken sitzen sie gedrängt
      Und heben die erloschnen Blicke auf
      Zum Kreuz. Die Lichter schimmern wie verhängt,
      Und trüb und wie verhängt das Wundenhaupt.
      Der Weihrauch steigt aus güldenem Gefäß
      Zur Höhe auf, hinsterbender Gesang
      Verhaucht, und ungewiß und süß verdämmert
      Wie heimgesucht der Raum. Der Priester schreitet
      Vor den Altar; doch übt mit müdem Geist er
      Die frommen Bräuche – ein jämmerlicher Spieler,
      Vor schlechten Betern mit erstarrten Herzen,
      In seelenlosem Spiel mit Brot und Wein.
      Die Glocke klingt! Die Lichter flackern trüber –
      Und bleicher, wie verhängt das Wundenhaupt!
      Die Orgel rauscht! In toten Herzen schauert
      Erinnerung auf! Ein blutend Schmerzensantlitz
      Hüllt sich in Dunkelheit und die Verzweiflung
      Starrt ihm aus vielen Augen nach ins Leere.
      Und eine, die wie aller Stimmen klang,
      Schluchzt auf – indes das Grauen wuchs im Raum,
      Das Todesgrauen wuchs: Erbarme dich unser –
      Herr!
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 01:24:22
      Beitrag Nr. 193 ()
      Menschheit

      Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt,
      Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
      Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt,
      Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
      Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld.
      Gewölk, das Licht durchbricht, das Abendmahl.
      Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen
      Und jene sind versammelt zwölf an Zahl.
      Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen;
      Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 01:27:39
      Beitrag Nr. 194 ()
      Confiteor

      Die bunten Bilder, die das Leben malt
      Seh` ich umdüstert nur von Dämmerungen,
      Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
      Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.

      Und da von jedem Ding die Maske fiel,
      Seh` ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
      Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
      Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.

      Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
      Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
      Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
      Gezwungen, voll Verzweiflung - Langeweile!


      G.T.
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 02:16:19
      Beitrag Nr. 195 ()
      „Wenn auch eine ganze Welt aus den Fugen geht, so kann doch jene Allverbundenheit der dunkeln Seele nie in Stücke brechen. Und je weiter und zahlreicher die Spaltungen der Oberfläche werden, desto mehr wächst in der Tiefe die Kraft des Einen.“ - „Es scheint, als ob der Mensch, der vergeblich seine Existenz sucht und daraus eine Philosophie macht, nur durch das Erlebnis symbolischer Wirklichkeit den Rückweg in jene Welt, in der er kein Fremdling ist, wiederfindet." C.G.Jung
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 03:21:48
      Beitrag Nr. 196 ()
      Wir sind da.:)
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 03:34:17
      Beitrag Nr. 197 ()
      Ich meine in der Hölle Punkt Aber ein paar Fragen hab ich da noch Punkt Wer ist G Punkt T Punkt Fragezeichen
      Und Doppelpunkt Junge Komma Junge Bindestrich hat der Jung nicht recht Fragezeichen
      Warum wir da sind Fragezeichen befragt sich so Doppelpunkt
      Wenn im Himmel nicht gebetet wird Komma wo dann Fragezeichen

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 14:28:52
      Beitrag Nr. 198 ()
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 14:30:57
      Beitrag Nr. 199 ()
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 14:34:04
      Beitrag Nr. 200 ()
      Hiob 22.28...

      etwa G.(O.D.O.)T. ?

      N.E.I.N. die richtige Antwort findest du Im Dunkel.......Ausrufungszeichen
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 20:40:20
      Beitrag Nr. 201 ()
      Wo war er nur, mein Gefährt, mein Lotus?
      Ich hab ihn gesucht 1000 Menschenleben, doch nicht gefunden.
      Da nahm ich mir mal meinen kleinen Sohn zur Brust, es gab Hiebe,
      und er gestand, er hatte an der Uhr gedreht.
      Der Wagen war am richtgen Ort doch nicht zu der Zeit die ich wusste.

      Ach, ja dummer Kindergarten, Eltern haften für die Spiele der Jugend.
      Hat mich Suche an der Dauer -1000 Menschenleben- gekostet,
      aber ich bin zurückgekehrt zum Beginn der Suche.
      So hat Zeitreisen was, fehlte mir jetzt doch keine Sekunde.
      Der kleine hatte die Uhr auf 06.05.1626 Downtown gestellt.
      So reise ich hin, und finde ihn. Meinen Lotus.
      Doch für die Reise zurück, das Ticket, das Billet, will man 10 Dollar.
      Ich habe jedoch nur `ne Mio Euro.
      Der andere sagt "hässliches Papier, keinen Cent geb ich dafür".
      Doch was habe ich noch? Keine Glasperlen, kein rotes Tuch.
      Nur `nen Schein für `n 1/3 von Manhattan.
      Acht Dollar waren das, mehr war da nicht drin.

      So hat gehabt alles hat auch seine Ort, und seine Zeit.
      Und so fehlten mir zu dieser Zeit noch ganze zwei Dollar.
      Mein Gefährt hat ich wieder, doch keine zehn Dollar.

      Es war eine Reise in resolutem Vertrauen,
      doch so, des Kindes überstürzter Reise wegen,
      ungeplant, fehlte das Geld.
      Man könnt mich ja Dr.Pleite nennen, es fehlte mir das Geld.

      Nie wieder dieses Vertrauen, den so, gleich null.
      Es geht nicht eins, das andere nicht.
      Also, es galt Geld zu besorgen, nur,
      alles hat auch seinen Ort und seine Zeit.
      Den ich war schon früher hier. Selber Ort, nur kurz später.
      Ich mußte diesen Ort verlassen, wenn ich nicht mir selbst begegnen wollte,
      dises Paradoxon galt`s zu verhindern.
      Doch wohin? Zu den Inka`s, weiter ins zukünftige Brasilien?
      Ich reiste umher, doch irgendwann dann, im Urwald fand ich Gold, zwei Dollar.
      Ich hob es auf, und zerdrückte nebenbei `nen Schmetterling.
      Endlich hat ich die zehn Dollar und konnt zurück, gottseidank.
      doch wohin? Ich war wieder hier, doch wirklich hier?

      WO war die Welt? Hier, meine, Nein, sicher nicht. Höchstens deine.

      Diese Welt. Des Schmetterlings-flügelschlag fehlte. Chaos.
      Und so, des Paulchen Panthers letzte Worte
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 21:47:31
      Beitrag Nr. 202 ()
      "Die Malerei muß erst noch erfunden werden!"




      (Letzte Worte von P.P.)

      - Pablo Picasso -
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 22:25:52
      Beitrag Nr. 203 ()
      Geliebt in Sekunden, in Augenblicken, in Situationen, das ist Liebe, nicht die Liebe für immer, für ewig.
      Diese Liebe gibt es nicht, sie ist im Leben nicht vorgesehen.
      Wenn du auf mich wartest, dann freust du dich über das erste Wort, den ersten Satz...
      und ich freue mich, wenn du antwortest, wenn du einfach da bist in diesem Augenblick.
      Wir schenken uns diese kleinen Nischen, in denen wir uns wohlfühlen, in denen wir vergehen vor Liebe und sie sind es auch, an die wir uns zurückerinnern, aus denen wir Kraft tanken, in den Situationen, die nicht angenehm sind, die aber auch gelebt werden müssen.
      Unsere Liebe besteht aus kleinen Teilen, wie die einzelnen Glieder einer Hängebrücke führt sie uns über den Abgrund und gibt uns eine, wenn auch schwankende, Sicherheit, die das Leben heller macht, an dunklen Tagen...
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 22:56:38
      Beitrag Nr. 204 ()
      Ich fuhr mit einer Kutsche nach Prag und machte mich von da zu Fuß auf die Suche nach dem Dorf. Am dritten Tag meiner Wanderung, kehrte ich Abends ermüdet in einer abgelegenen Schänke ein und sagte dem Wirt, der etwas deutsch verstand, er solle mich am nächsten Tag in aller Frühe wecken, da ich weiter wollte. Er nickte kurz ohne mich anzusehen. Ich stieg die schmale Treppe hinauf in mein Zimmer, wusch mich dort und legte mich erschöpft ins Bett. Ich schlief kurz ein, wurde aber durch laute Geräusche die aus dem Gastraum kamen wieder geweckt. Unüberhörbar war dort ein heftiger Streit ausgebrochen. Der Lärm wurde so laut, dass ich schließlich einzelne Stimmen und Worte unterscheiden konnte. Ich dachte daran hinunter zu gehen, um nach dem Rechten zu schauen. Als ich meine Beinkleider anlegte, hörte ich fürchterlich krachende Holzteile und die ersten Gläser zu Bruch gehen. Wilde, aber doch durch die Wände gedämpfte Schreie erreichten mein Ohr.
      Ich öffnete die Tür meines Zimmers und ging langsamen Schrittes nach unten.
      Als ich unten ankam verstummte der Lärm und die Augen aller Anwesenden waren auf mich gerichtet. Da wusste ich, dass hier kein Streit im Gange war, sondern dass eine Hochzeit gefeiert wurde. Die Braut war in festlichem Weiß hergerichtet und lächelte mir mit einem jungen und hoffnungsfrohen Lächeln entgegen. Langsam schritt sie in ihrem wippenden Kleid auf mich zu...

      Drei Stunden später war ich verheiratet und saß betrunken und allein zwischen all den leeren Stühlen und Tischen. Einzig der Wirt hantierte hinter seinem Tresen herum, ohne mit mir zu sprechen und ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Vor mir auf dem Tisch lag ein versiegeltes Kuvert und ein Geldschein in einer Währung, die ich nicht kannte. Gulden waren es nicht, Taler auch nicht. Englische Worte, die ich nicht verstand, waren darauf gedruckt und die Zahl 10. Auch das Porträt eines Mannes war darauf zu erkennen.
      Mir dröhnte der Kopf und ich konnte mir nicht zusammenreimen, was passiert war. Urplötzlich und wie auf Kommando verschwand die gesamte Hochzeitsgesellschaft mitsamt meiner Braut. Dabei hatten wir - wohl an die vierzig Mann - stundenlang gefeiert, gezecht und ausgelassen getanzt.
      Endlich begann der Wirt die Tische abzuräumen und sagte mir, als er bei mir angelangt war und den Geldschein auf dem Tisch liegend sah:
      "Gehen Sie nach oben, schlafen. Sie haben Glick gehabt heute. Das hätte kommen anders können."
      Als ich torkelnd aufstand, fiel der Stuhl hinter mir mit lautem Krachen um. Wahrscheinlich hatte man mir auch etwas in den Wein getan..."Und vergessen Sie DAS nicht" - sagte er mit seiner Hand in Richtung des Kuverts und des Geldes deutend.
      Ich erwachte um die Mittagszeit und glaubte, heftig geträumt zu haben. Hastig blickte ich im Zimmer umher und fand zu meiner Bestürzung auf dem Tisch liegend, an was der Wirt mich am Abend zuvor erinnert hatte.
      Schlaftrunken taumelte ich in die Mitte des Raumes, griff nach dem Kuvert und öffnete es. Wie betäubt starrte ich auf meine Hände, die eine Heiratsurkunde hielten...
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 17:28:47
      Beitrag Nr. 205 ()
      Schulze ist gestorben. Was für ein Legacy wird er wohl hinterlassen haben?
      Er war nicht brav, und kommt in die Hölle. Dort sagt ihm der Oberteufel, er könne sich von drei Räumen einen aussuchen, in dem er die Ewigkeit verbringen wolle. Der Teufel öffnet die erste Tür. In dem Raum stehen Tausende armer Sünder auf dem Kopf, unter sich nichts als nackter Steinfussboden. Entsetzt lehnt Schulze ab. Also öffnet der Teufel die zweite Tür. Dort stehen Tausende armer Sünder im Kopfstand auf Holzfußboden Schon besser, meint Schulze, aber er will noch die dritte Möglichkeit erkunden. Der Teufel öffnet die letzte Tür, und Schulze sieht Tausende armer Sünder mit einer Kaffeetasse in der Hand, knöcheltief in stinkendem Unrat stehen. "Der Unrat ist zwar fürchterlich," sagt Schulze, "aber ich finde diesen Raum noch am erträglichsten." Er geht hinein. Hinter ihm fällt die Tür donnernd ins Schloß. In diesem Augenblick ertönt die Stimme des Unterteufels:"Kaffeepause zu Ende, alles wieder in den Kopfstand !"
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:09:29
      Beitrag Nr. 206 ()
      Sie umschmeichelt dich wie ein sanfter Wind, jeden Sekunde, jede Minute, du siehst sie nicht, wenn du in den Spiegel schaust, du hörst sie nicht, wenn du lachst, nicht wenn du liebst, aber sie hat ihren Tag, an dem sie sich zeigt und dann suchst du vergeblich Karr, das Dorf, das Zimmer, in dem sie nicht existiert...dann musst du sie akzeptieren.
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:45:48
      Beitrag Nr. 207 ()
      eine Schweigeminute für Seidensonne
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 22:47:05
      Beitrag Nr. 208 ()
      Wer bist Du,
      Unbegreiflicher:
      der Geist
      wie weißt du mich
      von wo und wann
      zu finden,
      der du das Innere
      (wie ein Erblinden)
      so innig machst, daß es
      sich schließt und kreist.
      Der Liebende, der
      eine an sich reißt,
      hat sich nicht nah;
      nur du allein bist Nähe.
      Wen hast du nicht
      durchtränkt,
      als ob du jähe
      die Farbe seiner
      Augen seist.
      Ach, wer Musik in einem
      Spiegel sähe,
      der sähe dich und wüßte,
      wie du heißt.


      "Der Duft" von R. M. Rilke
      Avatar
      schrieb am 05.06.02 22:36:09
      Beitrag Nr. 209 ()
      Ich werde heut´ mein Messer wetzen,
      ich will`s dir an die Kehle setzen,
      mit leisem Strich den Purpur zieh´n.

      Ich will dir jetzt die Schlinge knüpfen,
      das Kreuz wird dich vor Sünden schützen,
      doch nicht vor mir.

      Dann werde ich den Stuhl bereiten,
      mit Spannung dir den Spass verleiten
      und deine Augen platzen sehen.

      Sie haben mir die Macht gegeben,
      ich bin die Tür für euer Leben,
      zu einer dunklen Hölle hin...


      Douclas Fantic, Methodistenpfarrer und Wanderprediger in Seltic/Texas, erstickte am 13.9.1955 auf der Veranda seines Holzbungalows an einem Hühnerknochen.
      Der Versuch, ihn wiederzubeleben scheiterte, obwohl innerhalb weniger Minuten ein Arzt vor Ort war.

      Am 14. 9.1955, also einen Tag später, mussten im Staatsgefängnis von Austin/Texas zwei für diesen Tag vorgesehene Hinrichtungen abgesagt werden, weil der Henker nicht erschienen war.

      Am 19. 9. 1955 berichtete ein alkoholkranker Indianer vom Stamm der Sioux in Mistel, 2 Meilen von Seltic entfernt, dem Sheriff, er habe einen schwarzgekleideten Reiter auf einem riesigen Rappschimmel gesehen, der direkt aus der Sonne auf ihn zugeritten sei und ihm mit glühendem Finger auf die Brust geschrieben habe.
      Die Beschreibung des Reiters passte genau auf Douclas Fantic.
      Da man in Texas Besoffenen schon, aber Indianern und Schwarzen grundsätzlich nichts glaubt,
      wurde die Geschichte nicht beachtet.
      Als der Siouxindianer dann einige Tage später im Vollsuff in eine Öllache fiel und ertrank, sah der Gerichtsmediziner bei der Leichenöffnung auf der Brust des Toten die frische Tätowierung eines Hauses in einer Gebirgslandschaft und einen Namen...Press...
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 21:26:47
      Beitrag Nr. 210 ()
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 21:30:08
      Beitrag Nr. 211 ()
      Lethe,
      eine weibliche Gottheit, stammt aus dem Geschlecht der Nacht, und Lethe ist die Regentin des gleichnamigen Flusses in der Unterwelt, über den Charon die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich hinüberrudert. Seine Wasser sind die Wasser des Vergessens.
      Der Skeptiker Friedrich Nietzsche war der erste, der den Begriff des Vergessens zu einer Waffe der Kulturkritik umgeschmiedet hat. Nietzsche polemisierte gegen den enzyklopädischen Wahn der modernen "Bildungsphilister".

      Jetzt, mit dem Übergang der Industriegesellschaft zur "totalen" Informationsgesellschaft wird über Sinn, Zweck und Struktur der Wahrnehmung, der Anhäufung von Wissen und der Wissensvermittlung kritisch nachgedacht.
      Das Vergessen erlebt nun eine unerwartete Renaissance. Vergessen will aber mehr sein als das passive Gegenbild von Erinnern. Vergessen ist ein aktives Zeit-Wort. Es sucht nach einem Standpunkt im Meer der Informationen, Daten und Erinnerungen.

      Was dieses an Strandgut an die Ufer spült, wird zum Baustoff des Neuen. Das Vergessen ist eine Schwester dessen, was die Griechen die Schöpferkraft, die poiesis, die Poesie genannt haben.
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 22:49:21
      Beitrag Nr. 212 ()
      Ein Freund der sich selber The-Listener nennt,
      reiste gerne durch das Land, dabei kam er auch zu der Ortschaft namens Karr. Er dachte eine schöne Stadt, weshalb er Sie betrat. Doch hatten wohl die Einwohner dieser Ortschaft ein kleines Leiden, haben dort doch alle zu große Füße. Er sah selten Menschen und stand trotzdem zeitgleich auf mehreren Füßen. Nachher wußte er nicht mal, ob er den in diesem Dörfchen wirklich mal auf echtem Boden stand; immer nur auf Riesenplattfüßen. Er wollte nur `nen kleinen Rundgang machen, aber zu viele Wege wurden einfach durch die Krankheit der Einwohner versperrt. Alle sagten letztlich nur "nimm die nächste Gasse, hier steh schon ich mit meinen Füßen." Und so war er wieder draussen aus dem Städtchen, schneller als ihm lieb war. (Wie nur all die Karrer wissen, ob sie auf echtem Boden, oder `nem anderen Karrer stehen? )
      Sein Motto war, wer alles weiß braucht nicht reden, so wurde er damals zum Zuhörer, aber in dem kleinen stillen Örtchen kamen zu seinen nichtgestellten Fragen nur viele weitere Fragen hinzu.
      Ein anderer Freund, der sich The-Voice nennt, sagte über die Ortschaft nur, "als ich ging, gingen alle mit." Doch warum nur? Das blieb mir ein Rätsel. Wer schickt mir die Lösung an fly1@123.com?.
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 13:49:11
      Beitrag Nr. 213 ()
      VERGESSEN
      Warum verwehrt man sich gegen das Vergessen? Das Vergessen ist etwas, was naturwüchsig eingebaut ist in den Wechsel der Generationen. Warum stemmt man sich dagegen? Vergessen verheißt Distanz, Abständigkeit. Vergessen fragt nach der Qualität von Geschichte und Geschichten. Was will ich behalten? Was brauche ich? Was nicht? Vergessen ist nota bene ein aktives Verb. Es zielt auf Selektion, Auswahl.
      Und der Computer erschien als dieses Medium, das einfach alles, was jemals schon gesagt worden ist, zu welchem Thema auch immer, präsent hält. Und ich denke, dass dieses seit einigen Jahren auftauchende Moment einer Kultur des Vergessens eine Anforderung ist, eine Idee, diesen Schrecken dieses Gedächtniswahnsinns abzuwenden.
      (Lethe 2)

      VERGESSEN
      Kommt in allen germanischen Sprachen vor und bedeutet zunächst erreichen, erlangen, wie im englischen to get noch heute. Die indogermanische Wurzel heißt „ghed“ und bedeutet fassen, ergreifen. Da die Vorsilbe „ver-“ die Wortbedeutung in ihr Gegenteil verkehrt, heißt vergessen also aus dem Besitz verlieren, und zwar aus dem geistigen Besitz. Das Wort, das dies veranlaßt, heißt ergötzen, also vergessen machen, auch entschädigen oder vergüten., woraus sich dann erst sehr spät, seit dem 15. Jahrhundert, die Bedeutung sich erholen, sich erfreuen entwickelte. Mit anderen Worten: ergötzen heißt vergessen machen, oder anders herum: vergiß und genieß. Genießen und vergessen sind sprachgeschichtliche Geschwister. Genießen heißt nämlich fangen, ergreifen, erwischen, erreichen. Und weil gehört, was einer fängt, kam es zu der Bedeutung innehaben, benutzen, gebrauchen. Wenn es mehreren gehört, sind es Genossen (und ab Mitte der 90ziger GenossInnen), und die Sprache des Rechts, des Bürgerlichen Gesetzbuches nennt diese Leute noch heute Nutzniesser.
      (Etymologie)
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 16:07:01
      Beitrag Nr. 214 ()
      WISSEN
      Das Wissensmodell, das Modell des mainstreams, vertrat und vertritt eine realistische Richtung. Flugs verklärte es das Irdische und Gegenwärtige zum Ort der Glückseligkeit. Wissen und Bildung wurden die Grundpfeiler der neuen Ersatzreligion. Die Pädagogik entstand und entdeckte das Kind. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sie einen riesigen Lehr-Apparat, um in ihm den Widerschein der Imago Dei, des göttlichen Ebenbildes erstrahlen zu lassen. Das war der Anfang einer bis heute andauernden Erziehungsgeschichte, die das Kind zum Kultobjekt machte. Nicht ein Quentchen der irdischen Schätze darf vergessen werden. Die Neuzeit ist vergessensphobisch. Sie akkumuliert Wissen wie blankes Geld, nach dem Motto: immer mehr, immer besser - vorwärts und nichts vergessen.

      Rationales Wissen, was die Industriegesellschaft als einzig taugliche Wissensform gelten lässt, ist im Gehirn ganz anders abgespeichert als das sogenannte Handlungswissen und das personale Wissen, manchmal auch Entscheidungswissen genannt. Alles Entscheidungsverhalten und Wahrnehmen der Welt basiert maßgeblich auf eben diesen tiefliegenden Wissensformen, keineswegs auf rationalen Formen. Die kulturelle Überhöhung der Ratio hat vieles von diesem impliziten Wissen überformt und verfälscht.

      Der immer noch andauernde und erst jetzt allmählich auflösende HYPNOSEZUSTAND der Industriegesellschaft besteht in dem ehernen Glauben, dass sich fast alle Wissensinhalte aufschreiben und bewusst vermitteln ließen. Bewusste Vermittlung erfordert aber, dass die Dinge zerlegbar sein müssen, um sie zeitlich aneinander gereiht, Häppchen für Häppchen zum anderen Menschen transportieren zu können ;). Solche Wissensinhalte kann ein Computer heutzutage weitaus besser bearbeiten.
      (Lethe 3)

      Wissen ist Macht. Die abendländische Kultur wird von ihrem enzyklopädischen Bildungsideal erschlagen. In digitalen Speichern und Datennetzen sammelt sich ein nicht mehr überschaubarer Wissensmüll. Bezahlt wird die Sammelleidenschaft mit ERFAHRUNGSARMUT. Und schon wächst die intellektuelle Hoffnung auf eine r e i n i g e n d e Kraft, die vieles einfach vergessen macht.

      Die Tatsache, dass wir inzwischen so viel speichern können und dass wir von so viel mehr Informationen und Angeboten und Reizen umgeben sind, führt dazu, dass eines immer wichtiger wird: die Selektion. Es gibt manche, die schon sagen, dass das Vergessen oder das GARNICHTWISSEN im Grunde inzwischen schon die große kreative Leistung ist, management by ignorance, also die können noch da durchsteuern, die gar nichts wissen, die haben sozusagen noch ihre Unschuld bewahrt. Also wichtig geworden in einer ganz neuen Weise ist die Fähigkeit auszuwählen, und deswegen sind auch die Personen inzwischen von einer besonderen Bedeutung, auch gesamtgesellschaftlich geworden, die für sich eine Art von Kanon des Wichtigen entwickelt haben und die da in gewisser Weise die Kriterien der Wichtigkeit vorleben.

      WISSEN
      In allen indogermanischen Sprachen ist die Weisheit hell, und das Licht, das, was die Dinge an den Tag bringt und sei es die Aufklärung (nicht nur des Wetters). Wissen heißt erblicken, sehen und auch erkennen. Die Wortfamilie ist riesig. Es gehören dazu der Weise, das Weissagen, der Verweis und auch der Witz. Im 17. Jahrhundert kam die Wissenschaft dazu, aber erst um 1800 der Wissenschaftler. Wissentlich, also bewußt, ist auch noch recht neu, und der allerletzte Verwandte - geboren im 19. Jahrhundert -, sozusagen der Onkel, den man am liebsten nur von hinten sieht, ist der Besserwisser, der sich sehr vermehrt hat.
      (Etymologie)
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 17:06:05
      Beitrag Nr. 215 ()
      ZUKUNFT
      Die Neuzeit insgesamt treibt eine heilige Furcht vor dem Vergessen um und ein furchtbarer Respekt vor dem Wissen, das das Fundament einer strahlenden Zukunft sein soll. Doch zukunftsweisend ist das alles nicht. Schon eher verbirgt sich hinter den großen Buchhalter- und Bildungs-Utopien eine romantische Suche nach dem verlorenen Paradies.
      Postman zitiert Marshall McLuhan, der unser Verhältnis zur Zukunft mit einem gespenstischen Bild beschreibt: Wir bewegen uns alle mit hoher Geschwindigkeit auf einer Autobahn. Dabei ist unser Blick auf den Rückspiegel fixiert. Doch der Blick zurück kann nur Auskunft geben, was war, und nicht, was sein wird.



      (Auszüge von http://www.swr2.de/wissen/lethe/glossar.html#vergessen)
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 17:20:55
      Beitrag Nr. 216 ()
      I can`t ghed no satisfaction...
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 17:29:12
      Beitrag Nr. 217 ()
      123fliege......#82 oder wie bitte?

      " Die spannende Frage ist nicht, wie und aus welchen Elementen Erleuchtung entsteht, sondern vielmehr: Wie kommt es, dass unser ursprüngliches, erleuchtetes Bewusstsein immer weiter eingeengt wurde, sodass wir in einer Welt voller Illusionen leben? "

      Eleanor Rosch
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 17:33:51
      Beitrag Nr. 218 ()
      ( Press...Press F5 und dann D6, Rappschimmel nach D6 .................................................. , fast hätte ichs vergessen )
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 20:19:10
      Beitrag Nr. 219 ()
      Als ich wieder aus der Hütte trat, fand ich meine Befürchtungen bestätigt,... die rote Sonne, die Glasfelsen...meine andere Frau.
      Zweieinhalb Stunden waren wir aufgestiegen, auf 3500 m , Lydia hat schnell und hektisch geatmet, sie blies einen kleinen, weissen Schleimfaden zwischen den Lippen hin und her und auf ihren Wangen brannten rote Flecken. Auch ich spürte die Höhe, Lufthunger, keine Ausdauer, die vielen Zigaretten...
      Die Hütte tauchte unvermittelt auf, sie überraschte mit ihrem plötzlichen erscheinen und das hätte mich schon stutzig machen sollen. Ich kannte die Karr-Akten, die Theorien eines Paul Link, aber es waren Theorien, Fantasien, Hirngespinste..?
      Wir brauchten keine Hütte, Lydia und ich, wir wollten aufsteigen, den Ausblick geniessen und wieder zurück ins Dorf.
      ...und Lydia zeigte seltsamer weise auch keinerlei Interesse , nur mich...mich zog diese Behausung, aus rohen Brettern gezimmert, mit löchrigem Dach und einer erstaunlich stabilen Tür magisch an.
      Meine Frau blieb zurück, einfach stehen, sagte keinen Ton als ich durch die unverschlossene Tür trat.
      Ich betrat die Hütte, stolperte, fiel...schwebte, unendlich weich, endlos...ein Traum.
      Als ich wieder zu mir kam , lag ich auf dem Boden, ein harter Steinboden, wie lange ich gelegen hatte, wusste ich nicht, keine Uhr, sie war weg, ich suchte sie nicht...so sinnlos, ich spürte es.
      Mühsam stand ich auf.
      Die Hütte war einfach eingerichtet, ein wackeliger Tisch, drei Stühle , durch die Ritzen der Wände fiel ein gleissend helles Licht, an der Wand ein Bild, eine Kohlezeichnung...ein düsterer Krieger auf einem riesigen Pferd .
      ...und als ich schliesslich aus der Hütte nach draussen trat, die rote Sonne , die Glasfelsen , diese Frau, die jetzt meine Frau war und die mich schon immer kannte, die mich mit einer sanften, tiefen Stimme mit einem fremden Namen ansprach,...ich musste die Verzweiflung unterdrücken, es gab keinen Weg zurück .
      Zu Lydia ist schon längst ihr Ehemann zurückgekehrt, aus der Hütte wieder herausgetreten und macht sich mit ihr auf den Rückweg und füllt ihr Leben weiter aus.
      Und auch dieses blasshäutige Geschöpf , das mich als ihren Partner akzeptiert , in dieser roten Welt , ist glücklich.
      Nur ich, der ich Bescheid weiss, leide...und muss verdrängen.
      Ich kann nicht zurück und ich kann mich nicht offenbaren, denn so sind die Regeln:

      Wer versucht, unabänderliches zu korrigieren, riskiert eine Katastrophe.
      Eine dieser Welten müsste untergehen, für immer verschwinden.

      Der Zeitfluss darf nicht gestört werden, niemals.


      aus: Fabian Landsberger, >>Zeitinseln<<, Borderstadtarchiv, KURUsawa Fakemachine
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 22:58:16
      Beitrag Nr. 220 ()
      jep, der war jut, "der Zeitfluß darf nicht gespörrt werden." jep, Falan, der war wirklich gut.

      wurde er mir den nicht schon gestörrt? und das nicht zu spärlich?
      ne, eigentlcih kann man den Zeitfluß ja nicht stören. man kann ihn nur lenken. und warum sollte man das nciht tun? gfehen nicht standiig welten unter, dabei entstehen dan doch immer nur zwei nuee. wo sei also dat ploblem?
      alles hat seene zeit, wirklich alles, und man häd den fluß lenken könna, aber warum soll man eigentlich nur immer gelengt werdn wolla? warum lenka wa den ned selba? man hät ihn auch damals lenka könna, aber heut...?

      @FrstMeckernich
      wo`n D&?

      @Teufel
      ich lauf da umher, und auf einmal war da ein Loch im Boden. Fast wär ich reingestolpert. Als ich in das Loch sah, ging das ganz tief runter, es schimmerte ganz rot, es war dein Loch, die Hölle. Hey, Satan, da gehört `n Zaun rum, um das Loch. So fallen einfach zuviel einfach im spaziergehn da rein. Und irgendwie bist du dann selber schuld, wenn dir der falsche ins Loch fällt. Stell ein schild hin :(
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 23:02:49
      Beitrag Nr. 221 ()
      shit, in die Hölle mit dem Provider von 123.com, warum geht bloß deren Mailserver nicht? Dann eben an ohh2-8110021
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 23:46:52
      Beitrag Nr. 222 ()
      @ 123

      kannst du deinen Fliegenschiss anderswo ablassen?
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 00:05:08
      Beitrag Nr. 223 ()
      Was kommt dort an ? - Welch lästiges Geschmeiß ?
      Der ganze Troß der alten Widersacher !
      Die Lüge ?
      Da ! - Der überlebte Brauch,
      Feigheit und Vorurteil !
      Glaubt ihr, ich treibe Schacher ?
      Niemals, niemals ! - Aha, die Dummheit auch !
      Ich weiß, ihr triumphiert und bleibt im Rechte;
      Was liegt daran ? Ich fechte, fechte, fechte !
      Entreißt mir nur den Lorbeer und die Rosen !
      Mir bleibt ein Gut, trotz aller Stürme Tosen,
      Das niemals ward befleckt im Kampfgefild`
      Und das ich heut, am Ende meiner Tage,
      Getrost zur blauen Himmelsschwelle trage;
      Dies Gut - es ist ...
      Es ist ...?
      Mein Wappenschild.

      Edmond Rostand Cyrano de Bergerac
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 03:49:45
      Beitrag Nr. 224 ()
      Heinrich von Kleist
      Über das Marionettentheater

      Als ich den Winter 1801 in M... zubrachte, traf ich daselbst eines Abends, in einem öffentlichen Garten, den Herrn C. an, der seit kurzem, in dieser Stadt, als erster Tänzer der Oper, angestellt war, und bei dem Publiko außerordentliches Glück machte.

      Ich sagte ihm, daß ich erstaunt gewesen wäre, ihn schon mehrere Male in einem Marionettentheater zu finden, das auf dem Markte zusammengezimmert worden war, und den Pöbel, durch kleine dramatische Burlesken, mit Gesang und Tanz durchwebt, belustigte.

      Er versicherte mir, daß ihm die Pantomimik dieser Puppen viel Vergnügen machte, und ließ nicht undeutlich merken, daß ein Tänzer, der sich ausbilden wolle, mancherlei von ihnen lernen könne.

      Da die Äußerung mir, durch die Art, wie er sie vorbrachte, mehr, als ein bloßer Einfall schien, so ließ ich mich bei ihm nieder, um ihn über die Gründe, auf die er eine so sonderbare Behauptung stützen könne, näher zu vernehmen.

      Er fragte mich, ob ich nicht, in der Tat, einige Bewegungen der Puppen, besonders der kleineren, im Tanz sehr graziös gefunden hatte.

      Diesen Umstand konnte ich nicht leugnen. Eine Gruppe von vier Bauern, die nach einem raschen Takt die Ronde tanzte, hätte von Teniers nicht hübscher gemalt werden können

      Ich erkundigte mich nach dem Mechanismus dieser Figuren, und wie es möglich wäre, die einzelnen Glieder derselben und ihre Punkte, ohne Myriaden von Fäden an den Fingern zu haben, so zu regieren, als es der Rhythmus der Bewegungen, oder der Tanz, erfordere?

      Er antwortete, daß ich mir nicht vorstellen müsse, als ob jedes Glied einzeln, während der verschiedenen Momente des Tanzes, von dem Maschinisten gestellt und gezogen würde.

      Jede Bewegung, sagte er, hätte einen Schwerpunkt; es wäre genug, diesen, in dem Innern der Figur, zu regieren; die Glieder, welche nichts als Pendel wären, folgten, ohne irgend ein Zutun, auf eine mechanische Weise von selbst.

      Er setzte hinzu, daß diese Bewegung sehr einfach wäre; daß jedesmal, wenn der Schwerpunkt in einer graden Linie bewegt wird, die Glieder schon Kurven beschrieben; und daß oft, auf eine bloß zufällige Weise erschüttert, das Ganze schon in eine Art von rhythmische Bewegung käme, die dem Tanz ähnlich wäre.

      Diese Bemerkung schien mir zuerst einiges Licht über das Vergnügen zu werfen, das er in dem Theater der Marionetten zu finden vorgegeben hatte. Inzwischen ahndete ich bei weitem die Folgerungen noch nicht, die er späterhin daraus ziehen würde.

      Ich fragte ihn, ob er glaubte, daß der Maschinist, der diese Puppen regierte, selbst ein Tänzer sein, oder wenigstens einen Begriff vom Schönen im Tanz haben müsse?

      Er erwiderte, daß wenn ein Geschäft, von seiner mechanischen Seite, leicht sei, daraus noch nicht folge, daß es ganz ohne Empfindung betrieben werden könne.

      Die Linie, die der Schwerpunkt zu beschreiben hat, wäre zwar sehr einfach, und, wie er glaube, in den meisten Fällen, gerad. In Fällen, wo sie krumm sei, scheine das Gesetz ihrer Krümmung wenigstens von der ersten oder höchstens zweiten Ordnung; und auch in diesem letzten Fall nur elliptisch, welche Form der Bewegung den Spitzen des menschlichen Körpers (wegen der Gelenke) überhaupt die natürliche sei, und also dem Maschinisten keine große Kunst koste, zu verzeichnen.

      Dagegen wäre diese Linie wieder, von einer andern Seite, etwas sehr Geheimnisvolles. Denn sie wäre nichts anders, als der Weg der Seele des Tänzers; und er zweifle daß sie anders gefunden werden könne, als dadurch, daß sich der Maschinist in den Schwerpunkt der Marionette versetzt, d. h. mit andern Worten, tanzt.

      Ich erwiderte, daß man mir das Geschäft desselben als etwas ziemlich Geistloses vorgestellt hätte: etwa was das Drehen einer Kurbel sei, die eine Leier spielt.

      Keineswegs, antwortete er. Vielmehr verhalten sich die Bewegungen seiner Finger zur Bewegung der daran befestigten Puppen ziemlich künstlich, etwa wie Zahlen zu ihren Logarithmen oder die Asymptote zur Hyperbel.

      Inzwischen glaube er, daß auch dieser letzte Bruch von Geist, von dem er gesprochen, aus den Marionetten entfernt werden, daß ihr Tanz gänzlich ins Reich mechanischer Kräfte hinübergespielt, und vermittelst einer Kurbel, so wie ich es mir gedacht, hervorgebracht werden könne.

      Ich äußerte meine Verwunderung zu sehen, welcher Aufmerksamkeit er diese, für den Haufen erfundene, Spielart einer schönen Kunst würdigte. Nicht bloß, daß er sie einer höheren Entwicklung für fähig halte: er scheine sich sogar selbst damit zu beschäftigen.

      Er lächelte, und sagte, er getraue sich zu behaupten, daß wenn ihm ein Mechanikus, nach den Forderungen, die er an ihn zu machen dächte, eine Marionette bauen wollte, er vermittelst derselben einen Tanz darstellen würde, den weder er, noch irgend ein anderer geschickter Tänzer seiner Zeit, Vestris selbst nicht ausgenommen, zu erreichen imstande wäre.

      Haben Sie, fragte er, da ich den Blick schweigend zur Erde schlug: haben Sie von jenen mechanischen Beinen gehört, welche englische Künstler für Unglückliche verfertigen, die ihre Schenkel verloren haben?

      Ich sagte, nein: dergleichen wäre mir nie vor Augen gekommen.

      Es tut mir leid, erwiderte er; denn wenn ich Ihnen sage, daß diese Unglücklichen damit tanzen, so fürchte ich fast, Sie werden es mir nicht glauben. - Was sag ich, tanzen? Der Kreis ihrer Bewegungen ist zwar beschränkt; doch diejenigen, die ihnen zu Gebote stehen, vollziehen sich mit einer Ruhe, Leichtigkeit und Anmut, die jedes denkende Gemüt in Erstaunen setzen.

      Ich äußerte, scherzend, daß er ja, auf diese Weise, seinen Mann gefunden habe. Denn derjenige Künstler, der einen so merkwürdigen Schenkel zu bauen imstande sei, würde ihm unzweifelhaft auch eine ganze Marionette, seinen Forderungen gemäß, zusammensetzen können.

      Wie, fragte ich, da er seinerseits ein wenig betreten zur Erde sah: wie sind denn diese Forderungen, die Sie an die Kunstfertigkeit desselben zu machen gedenken, bestellt?

      Nichts, antwortete er, was sich nicht auch schon hier fände; Ebenmaß, Beweglichkeit, Leichtigkeit - nur alles in einem höheren Grade; und besonders eine naturgemäßere Anordnung der Schwerpunkte.

      Und der Vorteil, den diese Puppe vor lebendigen Tänzern voraus haben würde?

      Der Vorteil? Zuvörderst ein negativer, mein vortrefflicher Freund, nämlich dieser, daß sie sich niemals zierte. - Denn Ziererei erscheint, wie Sie wissen, wenn sich die Seele (vis motrix) in irgend einem andern Punkte befindet, als in dem Schwerpunkt der Bewegung. Da der Maschinist nun schlechthin, vermittelst des Drahtes oder Fadens, keinen andern Punkt in seiner Gewalt hat, als diesen: so sind alle übrigen Glieder, was sie sein sollen, tot, reine Pendel, und folgen dem bloßen Gesetz der Schwere; eine vortreffliche Eigenschaft, die man vergebens bei dem größesten Teil unsrer Tänzer sucht.

      Sehen Sie nur die P... an, fuhr er fort, wenn sie die Daphne spielt, und sich, verfolgt vom Apoll, nach ihm umsieht; die Seele sitzt ihr in den Wirbeln des Kreuzes; sie beugt sich, als ob sie brechen wollte, wie eine Najade aus der Schule Bernins. Sehen Sie den jungen F... an, wenn er, als Paris, unter den drei Göttinnen steht, und der Venus den Apfel überreicht; die Seele sitzt ihm gar (es ist ein Schrecken, es zu sehen) im Ellenbogen.

      Solche Mißgriffe, setzte er abbrechend hinzu, sind unvermeidlich, seitdem wir von dem Baum der Erkenntnis gegessen haben. Doch das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.

      Ich lachte. - Allerdings, dachte ich, kann der Geist nicht irren, da, wo keiner vorhanden ist. Doch ich bemerkte, daß er noch mehr auf dem Herzen hatte, und bat ihn, fortzufahren.

      Zudem, sprach er, haben diese Puppen den Vorteil, daß sie antigrav sind. Von der Trägheit der Materie, dieser dem Tanze entgegenstrebendsten aller Eigenschaften, wissen sie nichts: weil die Kraft, die sie in die Lüfte erhebt, größer ist, als jene, die sie an der Erde fesselte Was würde unsre gute G... darum geben, wenn sie sechzig Pfund leichter wäre, oder ein Gewicht von dieser Größe ihr bei ihren Entrechats und Pirouetten, zu Hülfe käme? Die Puppen brauchen den Boden nur, wie die Elfen, um ihn zu streifen, und den Schwung der Glieder, durch die augenblickliche Hemmung neu zu beleben; wir brauchen ihn, um darauf zu ruhen, und uns von der Anstrengung des Tanzes zu erholen: ein Moment, der offenbar selber kein Tanz ist, und mit dem sich weiter nichts anfangen läßt, als ihn möglichst verschwinden zu machen.

      Ich sagte, daß, so geschickt er auch die Sache seiner Paradoxe führe, er mich doch nimmermehr glauben machen würde, daß in einem mechanischen Gliedermann mehr Anmut enthalten sein könne, als in dem Bau des menschlichen Körpers.

      Er versetzte, daß es dem Menschen schlechthin unmöglich wäre, den Gliedermann darin auch nur zu erreichen. Nur ein Gott könne sich, auf diesem Felde, mit der Materie messen; und hier sei der Punkt, wo die beiden Enden der ringförmigen Welt in einander griffen.

      Ich erstaunte immer mehr, und wußte nicht, was ich zu so sonderbaren Behauptungen sagen sollte.

      Es scheine versetzte er, indem er eine Prise Tabak nahm, daß ich das dritte Kapitel vom ersten Buch Moses nicht mit Aufmerksamkeit gelesen; und wer diese erste Periode aller menschlichen Bildung nicht kennt, mit dem könne man nicht füglich über die folgenden, um wie viel weniger über die letzte, sprechen.

      Ich sagte, daß ich gar wohl wüßte, welche Unordnungen, in der natürlichen Grazie des Menschen, das Bewußtsein anrichtet. Ein junger Mann von meiner Bekanntschaft hätte, durch eine bloße Bemerkung, gleichsam vor meinen Augen, seine Unschuld verloren, und das Paradies derselben, trotz aller ersinnlichen Bemühungen, nachher niemals wieder gefunden. - Doch, welche Folgerungen, setzte ich hinzu, können Sie daraus ziehen?

      Er fragte mich, welch einen Vorfall ich meine?

      Ich badete mich, erzählte ich, vor etwa drei Jahren, mit einem jungen Mann, über dessen Bildung damals eine wunderbare Anmut verbreitet war. Er mochte ohngefähr in seinem sechszehnten Jahre stehn, und nur ganz von fern ließen sich, von der Gunst der Frauen herbeigerufen, die ersten Spuren von Eitelkeit erblicken. Es traf sich, daß wir grade kurz zuvor in Paris den Jüngling gesehen hatten, der sich einen Splitter aus dem Fuße zieht; der Abguß der Statue ist bekannt und befindet sich in den meisten deutschen Sammlungen. Ein Blick, den er in dem Augenblick, da er den Fuß auf den Schemel setzte, um ihn abzutrocknen, in einen großen Spiegel warf, erinnerte ihn daran; er lächelte und sagte mir, welch eine Entdeckung er gemacht habe. In der Tat hatte ich, in eben diesem Augenblick, dieselbe gemacht; doch sei es, um die Sicherheit der Grazie, die ihm beiwohnte, zu prüfen, sei es, um seiner Eitelkeit ein wenig heilsam zu begegnen: ich lachte und erwiderte - er sähe wohl Geister! Er errötete, und hob den Fuß zum zweitenmal, um es mir zu zeigen; doch der Versuch, wie sich leicht hätte voraussehen lassen, mißglückte. Er hob verwirrt den Fuß zum dritten und vierten, er hob ihn wohl noch zehnmal: umsonst er war außerstande dieselbe Bewegung wieder hervorzubringen - was sag ich? die Bewegungen, die er machte, hatten ein so komisches Element, daß ich Mühe hatte, das Gelächter zurückzuhalten: -

      Von diesem Tage, gleichsam von diesem Augenblick an, ging eine unbegreifliche Veränderung mit dem jungen Menschen vor. Er fing an, tagelang vor dem Spiegel zu stehen; und immer ein Reiz nach dem anderen verließ ihn. Eine uns ichtbare und unbegreifliche Gewalt schien sich, wie ein eisernes Netz, um das freie Spiel seiner Gebärden zu legen, und als ein Jahr verflossen war, war keine Spur mehr von der Lieblichkeit in ihm zu entdecken, die die Augen der Menschen sonst, die ihn umringten, ergötzt hatte. Noch jetzt lebt jemand, der ein Zeuge jenes sonderbaren und unglücklichen Vorfalls war, und ihn, Wort für Wort, wie ich ihn erzählt, bestätigen könnte. -

      Bei dieser Gelegenheit, sagte Herr C... freundlich, muß ich Ihnen eine andere Geschichte erzählen, von der Sie leicht begreifen werden, wie sie hierher gehört.

      Ich befand mich, auf meiner Reise nach Rußland, auf einem Landgut des Herrn v. G. . ., eines livländischen Edelmanns, dessen Söhne sich eben damals stark im Fechten übten. Besonders der ältere, der eben von der Universität zurückgekommen war, machte den Virtuosen, und bot mir, da ich eines Morgens auf seinem Zimmer war, ein Rapier an. Wir fochten; doch es traf sich, daß ich ihm überlegen war; Leidenschaft kam dazu, ihn zu verwirren; fast jeder Stoß, den ich führte, traf, und sein Rapier flog zuletzt in den Winkel. Halb scherzend, halb empfindlich, sagte er, indem er das Rapier aufhob, daß er seinen Meister gefunden habe: doch alles auf der Welt finde den seinen, und fortan wolle er mich zu dem meinigen führen. Die Brüder lachten laut auf, und riefen: Fort! fort! In den Holzstall herab! und damit nahmen sie mich bei der Hand und führten mich zu einem Bären, den Herr v. G... ihr Vater, auf dem Hofe auferziehen ließ.

      Der Bär stand, als ich erstaunt vor ihn trat, auf den Hinterfüßen, mit dem Rücken an einem Pfahl gelehnt, an welchem er angeschlossen war, die rechte Tatze schlagfertig erhoben, und sah mir ins Auge: das war seine Fechterpositur. Ich wußte nicht, ob ich träumte, da ich mich einem solchen Gegner gegenüber sah; doch: stoßen Sie! stoßen Sie! sagte Herr v. G... und versuchen Sie, ob Sie ihm eins beibringen können! Ich fiel, da ich mich ein wenig von meinem Erstaunen erholt hatte, mit dem Rapier auf ihn aus; der Bär machte eine ganz kurze Bewegung mit der Tatze und parierte den Stoß. Ich versuchte ihn durch Finten zu verfuhren; der Bär rührte sich nicht. Ich fiel wieder, mit einer augenblicklichen Gewandtheit, auf ihn aus, eines Menschen Brust würde ihn ohnfehlbar getroffen haben: der Bär machte eine ganz kurze Bewegung mit der Tatze und parierte den Stoß. jetzt war ich fast in dem Fall des jungen Herrn v. G... Der Ernst des Bären kam hinzu, mir die Fassung zu rauben, Stöße und Finten wechselten sich, mir triefte der Schweiß: umsonstl Nicht bloß, daß der Bär, wie der erste Fechter der Welt, alle meine Stöße parierte; auf Finten (was ihm kein Fechter der Welt nachmacht) ging er gar nicht einmal ein: Aug in Auge, als ob er meine Seele darin lesen könnte, stand er, die Tatze schlagfertig erhoben, und wenn meine Stöße nicht ernsthaft gemeint waren, so rührte er sich nicht.

      Glauben Sie diese Geschichte?

      Vollkommen! rief ich, mit freudigem Beifall; jedwedem Fremden, so wahrscheinlich ist sie; um wie viel mehr Ihnen!

      Nun, mein vortrefflicher Freund, sagte Herr C..., so sind Sie im Besitz von allem, was nötig ist, um mich zu begreifen. Wir sehen, daß in dem Maße, als, in der organischen Welt, die Reflexion dunkler und schwächer wird, die Grazie darin immer strahlender und herrschender hervortritt. - Doch so, wie sich der Durchschnitt zweier Linien, auf der einen Seite eines Punkts, nach dem Durchgang durch das Unendliche, plötzlich wieder auf der andern Seite einfindet, oder das Bild des Hohlspiegels, nachdem es sich in das Unendliche entfernt hat, plötzlich wieder dicht vor uns tritt: so findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein; so, daß sie, zu gleicher Zeit, in demjenigen menschlichen Körperbau am reinsten erscheint, der entweder gar keins, oder ein unendliches Bewußtsein hat, d. h. in dem Gliedermann, oder in dem Gott.

      Mithin, sagte ich ein wenig zerstreut, müßten wir wieder von dem Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen? Allerdings, antwortete er, das ist das letzte Kapitel von der Geschichte der Welt.
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 20:47:12
      Beitrag Nr. 225 ()
      In Wärme getauchte Gedanken steigen im Strom der Gefühle,
      in einen roten Himmel, verzerrtes Licht, im Wolkengewühle,
      sie bleibt rot, die Sonne...die nicht meine Sonne ist.
      Ein bisschen anders, als die anderen,
      die Gedanken gelb, die in mir wandern,
      zu dir, in eine ,... meine Welt.
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 20:55:29
      Beitrag Nr. 226 ()
      @#1-3: Demnächst dann "Press" auch in real: Transhumanismus, Posthumanismus, Extropianer...
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 16:40:32
      Beitrag Nr. 227 ()
      @saarnuss
      kannst du dir ntchi mit Fliegenschiss einen anderen Misthaufen suchen? Egal, wenn es beliebt auch eine Hölle, oder Himmel, wenn`s dich nervt setzt 123fliege einfach auf ignorieren, den das hier ist nicht deine Hölle
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 09:02:15
      Beitrag Nr. 228 ()
      Bleich blickt die föhnige Nacht herein,
      der Mond im Wald will untergehn.
      Was zwingt mich doch mit banger Pein
      zu wachen und hinauszusehn?

      Ich hab geschlafen und geträumt;
      was hat mir mitten in der Nacht
      gerufen und so bang gemacht,
      als hätt ich Wichtiges versäumt?

      Am liebsten liefe ich vom Haus,
      vom Garten, Dorf und Lande fort
      dem Rufe nach, dem Zauberwort
      und weiter und zur Welt hinaus.


      Die mir noch gestern glühten,
      sind heut dem Tod geweiht,
      Blüten fallen um Blüten
      vom Baum der Traurigkeit.

      Ich seh sie fallen, fallen
      wie Schnee auf meinen Pfad,
      die Schritte nicht mehr hallen,
      das lange Schweigen naht.

      Der Himmel hat nicht Sterne,
      das Herz nicht Liebe mehr,
      es schweigt die graue Ferne,
      die Welt ward alt und leer.

      Wer kann sein Herz behüten
      in dieser bösen Zeit?
      Es fallen Blüten um Blüten
      vom Baum der Traurigkeit.
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 12:21:02
      Beitrag Nr. 229 ()
      die zeit, sie ist nicht böse,
      mein glühend ferner freund,
      öffne dein aug und löse
      den blick, der eingezäunt.

      ein wimpernschlag ist jede zeile,
      so blind vor wachsend zinnen -
      eingesperrt ich dort verweile
      in worten, die verrinnen.

      und gäbe es die böse zeit,
      so wie du glaubst zu schreiben,
      vertrau mir, bis in ewigkeit
      würde ich sie vertreiben.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 00:41:01
      Beitrag Nr. 230 ()
      Der Weg, den ich eingeschlagen habe, führt ohne Zweifel in die Einsamkeit. Was soll ich sagen? Ich habe weit über hundert IDs im Laufe der Zeit angemeldet und schreibe unter ihnen. Dabei wird mir immer klarer, dass die Entstehung und Entwicklung des Internets j e g l i c h e gesellschaftlich stattfindende Entwicklung beschleunigt. Was das vollumfänglich bedeutet bleibt im Unklaren. Vielleicht ist das Einzige, was daran klar ist, dass sich auch noch die entwickelte Beschleunigung in ihrer Entwicklung beschleunigt.
      Ich gestehe, dass das nicht mehr normal ist, aber was ist heutzutage schon noch normal?
      Der Grund, warum ich weit über hundert IDs angemeldet habe, ist nicht leicht nachzuvollziehen. Es gibt nur wenige Augenblilcke, in denen ich das selber verstehe. Vielleicht sind es diese Augenblicke, wegen denen ich das mache, Augenblicke der Einsamkeit und der Macht des Wissens. Ja, ich denke die Macht des Wissens treibt mich. Sie herrscht, wie ich erfahren habe, über den Kampf zweier anderer Mächte: der des Verstanden-werden-Wollens und der des Unverstanden-sein-Wollens. Wie viel möchte man schreiben wollen, wenn man für hundert Menschen schreiben will? Und was ist, wenn man für tausend Menschen schreiben will, oder hunderttausend oder gar für die gesamte Menschheit? Nicht auszudenken!
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 13:12:05
      Beitrag Nr. 231 ()
      100Nic`s sind bei WO 100 E-Mail-Adressen, selbst wenns bei mir nur rund 10 sind, es ist schon eine Hölle die zu verwalten. Selbst wenn die sich selbst verflüchtigen, und man mir sonstiges abnimmt, schrieb ich dennoch mit vielen mir nicht bekannten Namen, naja jedem seine Hölle. Der Unterschied zwischen des Verstanden-werden-Wollens und des Unverstanden-sein-Wollens scheint mir nicht klar, aber für die ganze Menschheit schreiben? Wo mir doch kein Mensch schrieb. Wie soll ich wissen, was mein anderes Ich las, komisches Kind das dieses Team gebar.
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 15:36:57
      Beitrag Nr. 232 ()
      Im Nebel

      Seltsam, im Nebel zu wandern!
      Einsam ist jeder Busch und Stein,
      Kein Baum sieht den andern,
      Jeder ist allein.

      Voll von Freunden war mir die Welt,
      Als noch mein Leben licht war;
      Nun, da der Nebel fällt,
      Ist keiner mehr sichtbar.

      Wahrlich, keiner ist weise,
      Der nicht das Dunkel kennt,
      Das unentrinnbar und leise
      Von allen ihn trennt.

      Seltsam, im Nebel zu wandern!
      Leben ist Einsamsein.
      Kein Mensch kennt den andern,
      Jeder ist allein.

      (Hermann Hesse)
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 16:58:11
      Beitrag Nr. 233 ()
      Auch ich, mein Bester, habe so etwas wie Verwandte. Auch für mich gilt das Wort Homers: " Ich stamme nicht von der Eiche ab oder vom Felsen, sondern von Menschen "...

      Apologie des Sokrates
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 17:14:34
      Beitrag Nr. 234 ()
      schie fe trep pe

      die stu fe knarrt
      mein schritt bleibt gleich
      ge sich ter zart
      er wei chen bleich.

      Se kun den takt
      sich wie der holt
      der schritt ver packt,
      ist ein ge sohlt.

      höh er geht es
      doch auch tie fer,
      wer ver steht es,
      legt sich schie fer.

      PS: Die Verwaltung vieler emailadressen ist ein Leichtes. Nebel dagegen tritt vermehrt auf königlichen Inseln auf.
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 17:42:35
      Beitrag Nr. 235 ()
      die me cha nik ist der grund
      wa rum un se re welt nicht bunt.
      ha ben wir dies ein ge seh en
      ein fach dann ist ein ver steh en.
      zahn rä der in den ge hirn en
      zäh len wir zu den ge stirn en:
      un er reich bar, hoch und fer ne
      bren nen, dre hen sich die ster ne.
      sei auch du ein sol cher stern!
      o wie sä he ich dies gern!
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 17:51:31
      Beitrag Nr. 236 ()
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 21:12:21
      Beitrag Nr. 237 ()
      Seit mich tragen meine Füße
      hin ziehts mich zu dir du süße,
      allumschlingende Gestalt!
      Hin zu dir, ohn` Unterhalt!

      Ich
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 21:48:56
      Beitrag Nr. 238 ()
      Seit mich tragen Pferderücken,
      seither willst du mich verzücken!
      Täuschen willst du mich? - Wie schön,
      herrlich darin anzusehn!

      Machst mich warm und machst mich kalt,
      ja auch dies ohn` Unterhalt.
      Willst mit Alter mich beglücken?
      Jugendlich mich niederdrücken!
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 22:43:10
      Beitrag Nr. 239 ()
      ...meint ihr wirklich zu wissen, was das Böse ist - das wirklich Böse?

      Doch ich sage euch, auch ich habe lange so gedacht, bis ich ein Erlebnis hatte, das mein gesamtes Denken erheblich verändert hat.
      Doch hört mir einfach zu. Hört, was mir damals, in jener Nacht, passiert ist.

      Ich war noch sehr jung und voller Tatendrang. Man könnte fast sagen, daß ich der festen Meinung war, mir würde die ganze Welt gehören. Es war die Zeit, als ich noch in die Lehre ging. Ja, diese verdammte Lehre, sie war mir ein Greuel, da sie mich täglich schonungslos ausnutzte und mich viele, unbezahlte Überstunden schieben ließ, oft bis in die tiefe Nacht hinein. Doch, obwohl mir meine armen Füße brannten, die Beine tonnenschwer waren und mir widerliche kleine Salzkristalle, die sich aus meinem getrockneten Schweiß gebildet hatten, rauh und kratzig auf der Stirn lagen, war ich nach einer ausgiebigen Dusche stets zu allerlei Schandtaten bereit. Allerdings hatte ich das große Problem, mitten im Wald, alleine und meilenweit von einer Zivilisation entfernt, zu wohnen. Daher war ich gezwungen, mich bei den Unternehmungen sehr einzuschränken. Das hieß konkret, daß ich fast täglich, mitten in der schwärzesten Nacht, durch die dichte Wildnis pirschte, Ratten und Karnickel fing, oder einige großen Rotten Schwarzwild beobachtete. Auch kam es oft vor, daß ich nur ein kleines Lagerfeuer entfachte und über mein Leben nachdachte. Etwas skurril, aber es war so.
      So war es auch an jenem Abend, der mein ganzes Leben verändern sollte.

      Das kleine Feuer knackte leise und in der Ferne konnte ich einen dieser selten gewordenen Uhus rufen hören. Es war ein seltsamer Ruf in dem, so bildete ich es mir ein, tiefste Traurigkeit und Einsamkeit mitschwang.
      Ein schöner Abend war es.
      Alles wirkte so friedlich, sauber und harmonisch.
      Ich hatte mich zufrieden auf meine Jacke zurückgelegt und genoß die süße, moderige Waldluft, die ich in tiefen Zügen einsog. Mein selbstgeschliffenes, schweres Buschmesser hatte ich an meiner Seite liegen, der Knopf der Messerscheide war geöffnet. Immer wieder nickte ich ein, da ich schon lange auf den Beinen war und die Entspannung so ihre Wirkung zeigte. Als ich erstmals so richtig eingeschlafen war, wurde ich durch ein ungewohntes Geräusch aufgeschreckt.

      Sofort war ich hellwach, sprang auf und sah mich hektisch um. Doch ich war zu unvorbereitet und wurde von einer ungewohnt groben Kraft zurückgeworfen. Ich taumelte und fiel schließlich zu Boden, um sofort von einer großen, kräftigen Klaue, die mit vier schmutzigen Fingern ausgestattet war, hart gepackt zu werden. An den wurstigen Fingerspitzen wuchsen lange, gelbliche Fingernägel, die sich in meinen rechten Arm bohrten. Diese Klaue hob mich hoch in die Luft, als wäre ich aus dünnstem Papier. Der Schreck hatte mich vollkommen gelähmt und nur ganz peripher, nahm ich den brennenden Schmerz der bohrenden, schmutzigen Nägel wahr.

      Doch als ich endlich das ganze Wesen, das mich gegriffen hatte, ansehen konnte, war meine ganze Schrecklähmung mit sofortiger Wirkung verschwunden. Ich sah herab auf einen lebendig gewordenen Alptraum. Es war ein erstaunlich großes, haariges Wesen, schmutzig und mit haufenweise vollgesogenen Holzböcken besetzt, welches mich aus schwarzen Augen anstarrte. Sein Gesicht, wenn man diese grauenhafte Teufelsfratze so nennen konnte, war haarlos und faulte an allen sichtbaren Enden so sehr, daß überall kleine, helle Maden herausdrängten. Zwischen seinen eitrig wirkenden Lippen, über die klebriger Speichel troff, deuteten sich viele, dünne Zähne an, die sicher früher einmal sehr gefährlich gewesen sein mochten, nun aber hoffnungslos verfault waren. Dieses Wesen hob seine andere Klaue in die Höhe, in der es ein totes Kaninchen hielt.

      Gerade, als ich schreien wollte, da endlich meine Atmung wieder voll funktionstüchtig geworden war, brummte das häßliche Geschöpf in tiefem Ton und fragte mich, erstaunlich klar, deutlich und mit einer nicht erwarteten Freundlichkeit, nach meinem Namen und berichtete auch sofort, daß es mir keinerlei Schaden zufügen wolle.
      Ich war nun vollkommen perplex und nickte sprachlos, wie ihr euch sicherlich denken könnt, obwohl dieses Nicken nicht zu der gesamten Situation paßte. Aber ob ich der widerlichen Kreatur meinen Namen schließlich verraten habe, oder ihn doch nicht nannte, weiß ich heute beim besten Willen nicht mehr.

      Dieses Monster fing nun an einfach weiter zu reden und erzählte, als sei es das Selbstverständlichste auf dieser ganzen, verdammten Welt, daß es bereits seit vielen Jahren in diesem abgelegenen Waldgebiet lebte und sehr einsam sei. Schon oft habe es mich, bei meinen Waldwanderungen, beobachtet und sich sehnlichst gewünscht, einfach nur bei mir sitzen zu dürfen, um gemeinsam am Feuer zu liegen.
      Als es so herumschwatzte, mußte ich gegen eine große Übelkeit ankämpfen, da dieses häßliche Waldkind einen äußerst starken Verwesungsgeruch verbreitete. Es bemerkte mein Unwohlsein und bot mir plötzlich an, daß Kaninchen zu grillen und es gemeinsam mit mir zu verspeisen, was ganz gegen seine Gewohnheit gewesen sein soll, da es nur Pflanzenkost zu sich zu nehmen pflegte.
      So jedenfalls, machte es mir dieses Waldgeschöpf deutlich.
      Diese sagenhafte Dreistigkeit und dieses ungewöhnliche Angebot faszinierte mich sehr, und ich verlor allmählich meine Angst vor dem Ungetüm.
      Ich bat es, ganz vorsichtig und leise, mich herunterzulassen, da ich die Schmerzen in meinem Arm unangenehm intensiv spürte und ich Angst vor einer Blutvergiftung hatte.
      Es kam tatsächlich sofort meiner Bitte nach und setzte mich vorsichtig und sich ständig unterwürfigst entschuldigend auf meine Jacke.
      Die schwere Machete war sofort in meiner Hand und mit ihr, kam auch wieder etwas von meinem Selbstvertrauen zurück.
      Ich fragte das Ungetüm, diesmal erheblich lauter und forsch, woher es komme und was für ein Geschöpf, was für eine Rasse es sei.
      Da antwortete die "Häßlichkeit" erstaunlich gelassen, während sie mit wirklich gekonnten Griffen das Kaninchen ausnahm und die blutigen Eingeweide in die nahen Büsche warf, daß es einer der letzten Waldtrolle sei und nomadisch leben müsse, da die vielen Menschen seinen Lebensraum immer weiter einengten. Der Troll erzählte weiter, daß die rücksichtslosen Menschen seine Artgenossen stets vertrieben und gejagt hatten, weil ihr Aussehen, ihre gravierende kosmetische Andersartigkeit, und ihre naiv wilden Lebensgewohnheiten, unter den egozentrischen Menschen, Angst und Schrecken verbreiteten.
      Da die Trolle pflegten, den Menschen, da sie friedliebend und scheu waren, immer aus dem Weg zu gehen und die Menschen sich dadurch immer rücksichtsloser und immer schneller ausbreiteten, starben die friedlichen, immer nur fehlverstandenen Waldtrolle langsam aus. Ich hatte mich in der Zwischenzeit etwas an den strengen Geruch gewöhnt und staunte über die Ausführungen des häßlichen Trolls.
      Mir wurde jedoch ganz schnell wieder unwohl, als ich an das drohende, gemeinsame Mahl, das mir nun unmittelbar bevorstand, dachte, zumal dieses abstoßende Aussehen des waldigen Gastgebers und die kleinen, immer aktiven Maden für mich, ganz pur und unverschnitten, ekelerregend waren.

      Er würzte den Karnickelbraten mit ein paar getrockneten Kräutern, die er in einem kleinen, schrumpeligen Lederbeutel an seinem zerzausten, kurzen Fell, das er an dieser Stelle zu einem Zöpfchen geflochten hatte, trug. Ich teilte dem Troll mit, dass auch ich mich vor seinem abstoßenden Aussehen fürchtete und verzweifelt hoffte, dass er tatsächlich, wie er zuvor beteuert hatte, keine bösen Absichten habe.
      Der Troll hatte das Kaninchen auf einen Stock gespießt und über das kleine Feuer gehängt.
      Er lachte grunzend und fragte mich, was ich denn unter einer bösen Absicht verstehen würde. Ich war auf diese merkwürdige Frage mehr, als einfach nur unvorbereitet und dachte etwas angestrengt nach.
      Da mir ad hoc nicht viel zur Sache einfiel, zählte ich einfach auf : Töten, ein Massenmörder ist böse und je grausamer er ist, desto böser ist er. Stehlen ist auch böse, lügen auch und der Teufel, der sogenannte Herr der Fliegen, ist natürlich auch böse.
      Ohne zu zögern gab mir der häßliche Troll eine Antwort, die ich nicht gleich auf Anhieb verstand.
      Er meinte nur ganz trocken, daß es das Böse nicht gibt.
      Allerdings würde es auch nicht das Gute geben.
      Ich sah ihn fragend an und stellte plötzlich hocherstaunt fest, daß seine schwarzen Augen mich in einer seltsamen Weise sehr faszinierten.
      Der bekannte Spruch, daß die Augen die Spiegel der Seele sein würden, hatte sich in diesem Troll wieder bestätigt, da dieses fremdartige Augenpaar eine beeindruckende Weisheit und Gelassenheit ausstrahlte und einen Betrachter einfach bannen mußte.
      Der Troll gab einen zischenden Ton von sich, den ich nur als ein Seufzen einzuordnen vermochte und führte weiter aus, daß das Böse nur eine dieser vielen, unnützen Erfindungen des Menschen sei.
      Der Mensch bezeichnet doch alles, was seinen selbst geschaffenen Gesetzmäßigkeiten nicht entspricht, als Böse.

      Er exkursierte, daß er es für sehr vermessen und dumm hielt, daß die Menschen ihre selbst geschaffenen Gesetzmäßigkeiten, sei es aus religiösem, gemeinschaftlichem oder persönlichem Ursprung, auf alle anderen Lebensformen dieser Welt übertragen würden.
      Er erklärte betont lässig, daß etwas beginnen würde Böse zu sein, wenn es nicht den eigenen, persönlichen Vorstellungen, die sich aus den Gesetzmäßigkeiten, mit denen man sich irgendwann einmal, sei es durch persönliche Erfahrungen, oder durch Erziehung, identifiziert haben muß, entspricht.
      Er veranschaulichte seine Theorie nun sehr bildlich weiter, daß es auch für einen Menschen, der vollkommen wild aufgewachsen war, ohne Diktat fremder Gesetzmäßigkeiten, durchaus normal sein konnte, einen anderen Menschen, aus einem, nur ihm wichtigen Grund, zu töten.
      Dabei würde dieser Mensch nicht auch nur den kleinsten Gedanken daran verschwenden, darüber nachzudenken, ob sein Handeln damit böse war.

      Ich hörte diesem alten Troll, den ich bisher für unterentwickelt und böse gehalten hatte, gespannt zu und spürte, daß er wohl nicht ganz Unrecht hatte.
      Dieses Wesen drehte immer wieder ganz ruhig das Kaninchen über dem Feuer und ich konnte das beklemmende Gefühl nicht loswerden, daß er diese Geschichte schon sehr, sehr oft in seinem langen Leben erzählt hatte.
      Der Troll meinte weiter, daß man nach weiterführenden Überlegungen einfach zu dem Schluß gelangen müsse, daß es sich nicht nur mit dem "Bösen" so verhielt, sondern mit wirklich allen Eigenschaften, die der Mensch für seine Umwelt selbstherrlich festgelegt hat.
      Der Mensch an sich, war für ihn nur ein hilfloser Knecht seiner eigenen Sinne, obwohl ihm viele logischen Zusammenhänge seiner Umwelt ganz gut bekannt waren und ein Umdenken hätten auslösen müssen.
      Er verglich die Menschen mit widerlich lauten Gören, die ihre Vorurteile und ihr Geschnatter stets herausgröhlten, ob ihnen irgend jemand dabei zuhören wollte, oder nicht.
      Auch lebte er konsequent und philiströs stets nach diesen Vorurteilen, um zu ignorieren, daß sie dabei törichterweise den Lebensraum anderer, unschuldiger Lebewesen, sowie irrsinnigerweise auch ihr eigenes Haus beschmutzten und zerstörten.
      Das Kaninchen war endlich fertig und sah erstaunlich schmackhaft aus.
      Erst probierte ich nur äußerst zaghaft das knusperige Fleisch, doch der ungewohnte, wilde Geschmack überzeugt mich zusehens, daß ich bald gierig fast das gesamte Kaninchen alleine hinunterschlang.
      Der Troll erzählte mir von den vielen Maden in seinem Gesicht.
      Sie waren schon seit den ersten Überlieferungen der Waldtrolle eine Art Symbiose mit den Trollclans eingegangen.
      Da es in der Natur seiner Rasse lag, sehr alt zu werden, begannen die Trolle nach einigen hundert Jahren zu faulen.
      Ein wirklich äußerst unangenehmer Prozeß, der durch die hungrigen Maden gemildert wurde, da sie die Trolle von dem ständigen, unerträglichen Juckreiz befreiten, den das faulende Fleisch verursachte.
      Außerdem sei das Leben in dieser bereits angeschlagenen Natur und immer auf der Flucht vor den Menschen, auch nicht gerade sehr einfach, so daß es doch nur zu verständlich sein konnte, daß man keine vollendete Schönheit mehr, in den Augen der zarten Menschen, war.

      Nach dem leckeren Kaninchen saßen wir noch lange Zeit zusammen, und ich gewöhnte mich immer mehr an den merkwürdigen Troll. Wir lachten über allerlei unnütze Dinge der Menschheit und der Troll, er hatte tatsächlich keinen Namen, da er ein Einzelgänger war und ihm daher ein Name vollkommen unwichtig erschien, erzählte spannende Geschichten aus einer Zeit, als es noch sehr viele Waldtrolle gab, die durch die tiefen Wälder zogen.

      Kurz vor Anbruch der Dämmerung trennten wir uns und der Waldtroll, dem ich spaßigerweise den Namen Helmut gab, überreichte mir, sozusagen als eine Art Andenken, den besagten Kräuterbeutel aus feinem speichelgegerbten Ziegenleder.
      Ich fragte ihn, ob wir uns wohl jemals wiedersehen würden, aber er meinte nur flüsternd, daß er sich wohl aus dieser Gegend entfernen werde, da es zu unsicher geworden sei und es nur noch sehr wenig genießbares Wild gäbe.
      Ich war darüber irgendwie enttäuscht, verstand ihn aber sehr gut.

      Er verschwand gleich darauf, erstaunlich rasant und geräuscharm für seine klobige Gestalt, im dichten Wald und ließ mich einfach, mit dem kleinen Lederbeutel in der Hand, stehen.
      Ich habe ihn niemals wiedergesehen.
      Solltet ihr mir diese Geschichte nicht glauben, was ich mir nicht vorstellen kann, so spaziert doch einfach hin und wieder einmal, spät in der Nacht, durch die letzten tiefen Wälder unseres Landes.
      Vielleicht trefft ihr Helmut, oder einen seiner seltenen Artgenossen, die euch dann, wenn euch das Glück hold sein sollte, auch zu einem Braten einladen.

      Alexander Rossa
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 23:24:40
      Beitrag Nr. 240 ()
      Ich klebe immer mehr am Bildschirm. Aber an was klebe Ich da?
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 23:33:04
      Beitrag Nr. 241 ()
      Gute Frage, hast Du, Ich, eine Antwort ?
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 23:41:46
      Beitrag Nr. 242 ()
      Es gibt mir weder Ruhe, noch gibt es mir Befriedigung. Es stillt nicht meine Neugierde, die Ich stillen möchte, sondern gibt ihr immer nur noch mehr Nahrung. Vielleicht bin Ich einer Spinne ins Netz gegangen und verfange mich mit jeder weiteren Bewegung, die mich befreien soll, immer mehr in ihren klebrigen Fäden. Vielleicht ist die Spinne schon aufmerksam auf mich geworden, vielleicht haben mich meine Zuckungen verraten. Vielleicht kommt sie bald, vielleicht bin Ich genau die Nahrung, wegen der sie ihr Netz aufgespannt hat. Permanent befinde Ich mich in einem Schwebezustand. Werde ich angestossen beginne Ich zu schwingen; vielleicht sogar ungedämpft, endlos. Oben ist da, wo mein Kopf ist und ringsum bin Ich von Tiefe umgeben.
      Ich bin nicht, Ich hänge. Ich kann nicht, Ich kenne. Ich lebe nicht, Ich klebe.
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 23:56:25
      Beitrag Nr. 243 ()
      Schön formuliert ! Danke, daß Du geantwortet hast. Du sprichst von Dir, Du sprichst von mir.

      Was ist zu tun, Ich ?
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 21:11:42
      Beitrag Nr. 244 ()
      Hätte Ich gewusst, welchen Einfluss sie auf mein Leben wuerde nehmen können, Ich hätte mich freiwillig fuer den Rest meines Lebens an das gegenueberliegende Ende der Welt begeben, nur um sie nicht treffen zu muessen. Jetzt, nachdem ich sie kenne, sage ich das. Dabei muss ich gestehen, dass damit die Wahrheit ueber sie nur angedeutet und keineswegs vollkommen beschrieben ist. Ich kenne keine zartere Pflanze, kein scheueres Wesen als sie es ist. Mir ist, als wollte sie mir Zartheit und Scheue erst beibringen, so, als ob ich von diesen Begriffen noch niemals etwas gehört hätte. Sie schafft es mich exakt dort zu beruehren, wo in mir Worte entstehen die Ich ausspreche oder denke. Dabei strahlt sie jenes Glueck aus, das so selten ist und das Ich nur habe, wenn Ich weiß, das es gar kein Glueck gibt. Neben ihr reisst es die Zeit in den Abgrund. Auf ihrem Körper stuerzen die Sekunden und Stunden, die Tage und Wochen, die Monate und Jahre in reißenden Strömen herab, heran und herunter. Was schön ist, verwelkt neben ihrer Schönheit, so als ob sie mir damit zeigen möchte, wie es ihr eines Tages auch ergehen könnte. Hätte ich euch nicht, meine Buchstaben, in die ich mich fluechte, hineinlege, hineinkrieche, Ich könnte nicht leben.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 12:40:20
      Beitrag Nr. 245 ()
      Poesie ist die Muttersprache
      des menschlichen Geschlechts;
      wie der Gartenbau,
      älter als der Acker:
      Malerey, - als Schrift:
      Gesang, - als Deklamation:
      Gleichnisse, - als Schlüsse:
      Tausch, - als Handel.

      Ein tieferer Schlaf
      war die Ruhe unserer Urahnen;
      und ihre Bewegung,
      ein taumelnder Tanz.
      Sieben Tage im Stillschweigen
      des Nachsinns oder Erstaunens
      saßen sie;
      - und thaten ihren Mund auf -
      zu geflügelten Sprüchen.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 13:09:23
      Beitrag Nr. 246 ()
      Das Boot am Wasser,
      leicht schaukelnd,
      noch frisch wippend
      sehe ich`s vor mir.
      Beladen mit Leichtigkeit
      und schwerelos täuschend
      der Tritt.
      Verstärktes Rauschen
      und helles Plätschern
      der Wellen am Bug.
      Dort fährt es, gleitend
      auf Spiegeln der Nacht,
      die zornig sich krümmen,
      ob der gestörten,
      ewig verlorenen Ruhe.
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 05:56:14
      Beitrag Nr. 247 ()
      warten

      hingestreckt, du halbes elend,
      warte ich, nun tage fehlend;
      auf herz in mir, das höher mich
      und höher schlug;
      bis jetzt! mir dieser atemzug,
      sagt: finde dich!
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 16:00:35
      Beitrag Nr. 248 ()
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 16:29:42
      Beitrag Nr. 249 ()
      Sinne und Leidenschaften reden
      und verstehen nichts als Bilder.
      In Bildern besteht der ganze Schatz
      menschlicher Erkenntniß und Glückseeligkeit.
      Der erste Ausbruch der Schöpfung,
      und der erste Eindruck ihres Geschichtschreibers;
      - die erste Erscheinung
      und der erste Genuß der Natur
      vereinigen sich in dem Worte:
      Es werde Licht!

      hiemit fängt sich die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an...
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 20:40:18
      Beitrag Nr. 250 ()
      An diesem Abend war die Wohnung leer, ich spürte schon beim aufschliessen der Tür die Einsamkeit, eine anfangs belanglose Einsamkeit, die mir allerdings die Tränen ins Gesicht trieb, als mich das kalte Licht eines leeren Kühlschranks blendete.
      Es sind diese eher banalen Dinge, die etwas endgültiges haben, die einem die Augen öffnen.
      Sie war weg, diesmal war es ein Endpunkt der gesetzt wurde, ich wusste es.
      Die Mikrowelle stand halb offen, an den Türrändern schmierig belegt , in der Spüle zwei schmutzige Teller und ein Pilsglas, stammt noch von mir, muss eine Woche her sein, der Boden ist mit Schimmel schon grün bedeckt, ich erinnere mich, wir sassen im Esszimmer, wir stritten, es war belanglos, aber wir bissen uns fest, sie weinte, ihre stärkste Waffe, ich gab nicht nach,...und dann ging ich einfach, wie so oft, meine Lösung des Problems....
      Plötzlich höre ich Glockengeläute, Klavierbegleitung, es kommt aus dem oberen Stockwerk, ich renne nach oben, sie ist da!!...ich reisse die Tür auf, zum Arbeitszimmer, sehe den Wäscheberg, den PC, in der Ecke ein schwaches Leuchten, der Musikwürfel, „High Hopes“ Pink Floyd, eingeschaltet durch die Zeitschaltuhr, unser Lied, wir haben es so oft gehört, jetzt höre ich es ...und sie, sie ist nicht da.
      Als ich mich umdrehe dringt ein leises rascheln an mein Ohr.
      Früher, vor Jahren, als wir da Streit hatten, lautstarke Auseinandersetzungen, haben wir uns abends dann immer versöhnt. Wir haben uns im Bett zusammengekuschelt, haben uns geliebt und haben leise Beschwörungsformeln gemurmelt, bis wir eingeschlafen sind. Wir haben die Kummerratte beschworen, dass sie uns in Ruhe lasse und aus unserem Leben verschwinde.
      Ich drehe mich um und sehe eine leichte Bewegung unter der Wäsche, eine spitze Schnauze schaut hervor,
      rötlich funkelnde Augen, es ist eine Ratte...wie selbstverständlich läuft sie die bis zur Tür, stellt sich witternd auf die starken Hinterbeine, unterstützt vom haarlosen Schwanz, dreht sich und verschwindet wieder unter dem Wäscheberg.
      Ich gehe zur Tür, wie betäubt und ziehe sie hinter mir zu.
      Die Zeit der Beschwörungen ist vorbei.


      aus: >Kummerratte<, die Geschichten des MANTIS, Borderstadtarchiv, KURUsawa Fakemachine
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 22:22:57
      Beitrag Nr. 251 ()
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 22:29:15
      Beitrag Nr. 252 ()
      # 251

      :( ...nach vorne schauen, aber w:o ist das ?
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 22:41:53
      Beitrag Nr. 253 ()
      Luzifer


      Ich will mein Licht vor eurem Licht verschließen,
      ich will euch nicht, ihr sollt mich nicht genießen,
      bevor ich nicht ein Eigenlicht geworden.
      So bring ich wohl das Böse zur Erscheinung,
      als Geist der Sonderheit und der Verneinung,
      doch neue Welt erschafft mein Geisterorden.
      Aus Widerspruch zum unbeirrten Wesen,
      aus Irr-tum soll ein Götterstamm genesen,
      der sich aus sich - und nicht aus euch - entscheidet.
      Der nicht von Anbeginn in Wahrheit wandelt,
      der sich die Wahrheit leidend erst erhandelt,
      der sich die Wahrheit handelnd erst erleidet.


      Christian Morgenstern, 1912
      Avatar
      schrieb am 30.06.02 22:53:50
      Beitrag Nr. 254 ()
      Durch Sie (eine frühere Arbeit) gewann ich den allgemeinsten Einblick in die
      soziale Funktion der Symbolik, der Tradition, und der Kommunikation, d.h. in den
      eigenthümlichen psychischen Mechanismus des sozialen Körpers. Dieser Mechanismus
      ist das äußerste Substrat und Gegenbild der in den drei Projektionsformen kollektiver
      Vorstellungs-, Gefühls- und Willensthätigkeit stattfindenden sozialen Koordination der
      individuellen Empfindungen und Bewegungs-Impulse; er vermittelt eine kollektive
      Sensation(Beobachtung), die kollektive Bewegungs-Erregung(Exekutive) und die inneren
      Zusammenhänge des Kollektiv-Bewußtseins auf vollkommene reale Weise. Ohne Verständniß
      für diesen psychophysischen Sinnes-, Erregungs- und Koordinations-Apparat des
      Gesellschaftskörpers wäre systematische Zergliederung der Anstalten und Verrichtungen
      des sozialen Lebens unmöglich gewesen. Ohne Einsicht in denselben hätte ich mich auch
      nicht in das schwierige Gebiet der Psychologie und Philosophie hinauswagen mögen.
      So aber durfte ich es unternehmen, Elemente aus einer realistischen Sozial-Psychophysik
      und Sozial-Psychologie zu gewinnen; denn was die letzteren spezifisch angeht, nämlich
      empirische Beobachtung jener psychischen Koordination und psychophysischen Anstalten,
      welche erst mit der sozialen Entfaltung menschlicher Geistesthätigkeit neu und eigenthümlich
      in Erscheinung treten - diese Beobachtung wurde dann auch nicht wirklich ausführbar.
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 02:54:12
      Beitrag Nr. 255 ()
      #250
      Du lässt nach, Falan. Beim Lesen deines ersten Satzes habe ich tatsächlich geglaubt, der Kühlschrank stünde beim Betreten deiner Wohnung offen. Wenn das so wäre, würde dir sein Licht aber nicht kalt erschienen. Ein offen stehender Kühlschrank ist nämlich nichts weiter als eine Heizung, die den ganzen Raum in der Zeit deiner Abwesenheit aufgeheizt hätte.
      So kalt kann das Licht also nicht gewesen sein.
      Avatar
      schrieb am 02.07.02 21:14:14
      Beitrag Nr. 256 ()
      Ich stelle mich unter die Strassenlaterne, so wie es Rossi gesagt hat, „ ...um 23 Uhr unter der Laterne an der Leonhardskirche, da kommen sie vorbei, du bleibst einfach stehen, es tut nicht weh, in 1 Minute ist alles vorbei, du kriegst einen Hunni und siehst aus wie Robert Redford vor 20 Jahren..., das ist mir scheiss egal, aber der Hunni, das lockt, schnell verdientes Geld...
      Es ist ruhig hier, die Kneipenzeile hört 200m vor der Kirche schon auf, ich höre Musikfetzen und ab und zu das schrille Gekreische der Mädchen, ein lauer Wind weht Nikotin- und Bierdünste zu mir, ich werde unruhig.
      Die Kirchenuhr schlägt elf mal und mit dem letzten Schlag sehe ich sie kommen.
      Ich wundere mich noch, Rossi hatte von zwei gesprochen, ich sehe aber vier Gestalten, in langen Staubmänteln, die den Boden berühren, breitrandige Hüte, tief ins Gesicht gezogen...sie kommen aus einer Seitenstrasse, die meiner Aufmerksamkeit entgangen war, ich hatte sie noch nie bemerkt...und sie kommen auf mich zu, in einem wiegend, rhythmischen Gang, als würden sie zu einer Melodie laufen, gleichmässig kommen sie auf mich zu, ich versuche ein...hallo...doch meine Stimme versagt, mein Mund ist trocken wie die Wüste, deshalb haben sie wohl diese Staubmäntel an, denke ich noch, da sind sie schon über mir, ich sehe ihre Gesichter, die keine sind, blutig rote Massen in mitten weisser Schleimfetzen.
      Ich spüre einen sanften Druck gegen meine rechte Brustseite, eine Woge der Erregung und Freude durchfliesst mich und ich lächle, als sie mir mit bleichen, langgliedrigen Fingern ins Gesicht fahren und sich bedienen, an diesen überflüssigen Falten, Tränensäcken und Hängebacken.
      Sie pflücken sich meine Haut, meine überflüssige Haut und modellieren sie auf ihre blutigen Fratzen, ich spürte nichts davon und bin glücklich.
      ...es kommen zwei , hat Rossi gesagt, zwei kommen und sie wollen nur deine alte, überflüssige Haut und dann diese Robert Redford Scheisse...aber es sind vier, vier sind gekommen, ich müsste dann aussehen wie Robert Redford als Kleinkind, oder...ich lache innerlich, das Glücksgefühl, es ist mir so egal...

      Die vier sind fertig, lassen ab von mir, haben nun nichtsagende, aber eindeutig menschliche Züge, der Linke hat sich doch tatsächlich aus meinen Tränensäcken ein feistes Kinn mit Grübchen gefertigt, sie nehmen mich an den Armen...ich flüstere: der Hunni!...der Rechte zieht einen Schein aus der Tasche, leckt ihn ab und klatscht das Teil auf meine Stirn... sie führen mich zur hellerleuchteten Kirche, öffnen das Portal und stossen mich sanft rein: „Warte hier, Press kommt, er nimmt dich mit“...dann schliessen sie das schwere Tor und ich taumle vorwärts bis zum Taufbecken, an dem ich mich festklammere, über das ich mich beuge und reinschaue... im zitternden Wasserspiegel erkenne ich den Geldschein, der auf meiner Stirn klebt, die keine Stirn mehr ist, ich blicke in eine konturlose Fratze, auf ein blutiges Stück Fleisch und ich weiss , dass sie mich betrogen haben, die vier...und Rossi, sie haben mir mein Gesicht geraubt und ich kann nicht mehr zurück.

      ..Press, wer ist Press?...ich kenne ihn nicht, aber ich wünsche mir, dass er mich holt, mich mitnimmt...ich bin verzweifelt und kann nicht mal mehr weinen, sie haben mir auch meine Tränen genommen ...

      Leises Hufgeklapper dringt an mein Ohr...es ist Zeit, ich spüre es...


      (aus: ungewiss>>Zeit hautnah<<, Borderstadtarchiv, KURUsawa Fakemachine
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 01:36:34
      Beitrag Nr. 257 ()
      Sie

      Als Sie das erste Mal meine Wohnung betrat, warf der kleine Rosenstrauß, der in meinem Fenster steht alle seine Blätter ab. Ich habe so etwas noch nie gesehen und damals, es war vor einer Woche, ist mir nicht der entfernteste Gedanken gekommen, dass es etwas mit Ihr zu tun haben könnte. Auch heute ist mir diese Geste des kleinen Rosenstraußes noch ein Rätsel, das Ich nicht zu deuten vermag. Was hat ihn dazu veranlasst, alle seine Blätter so zu färben, damit sie durch eine kleine Berührung einfach abfallen als würden sie gar nicht zu dieser Pflanze gehören, an der sie ihr bisheriges kurzes Leben verbracht haben? Es nützt nichts! Jedes mal, wenn Ich das verstehen will, muss Ich an Sie und ihre angenehmen Seiten denken, die Sie unausgesprochen hat. Ich habe so etwas noch nie gesehen, aber es ist unglaublich wahr: Sie redet mit ihrem Körper, als ob Ihre Stimme nur das i-Tüpfelchen auf Ihrer Sprache ist. Der kleine Rosenstrauch hat keine Stimme und ist doch laut geworden und doch fehlt ihm das i-Tüpfelchen. Stattdessen versucht er sich mit seinen verbliebenen Blüten als solches zu verkaufen und Ich bin gespannt, ob die allein überleben werden. Rosen sind wirklich schöne Blumen, wenn nicht gar die schönsten und mittlerweile denke Ich, dass der kleine Rosenstock irgendeine Art Konkurrenz gewittert haben muss und sich dazu entschieden hat alle seine Blätter abzuwerfen. Vieleicht um so laut zu sagen: Seht her zu mir und vergesst nicht, dass Ich auch mal schön war!
      Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn neben Ihr habe Ich das Gefühl, Ich erinnere mich an Alles.
      Und weil Ich mich so oft erinnere, denke Ich oft darüber nach, ob Ich mit Ihr mein ganzes restliches Leben verbringen möchte oder nicht.

      Ich


      PS: Ich stand nie unter einer Straßenlaterne.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 02:07:30
      Beitrag Nr. 258 ()
      Ansicht einer vor Sehnsucht klaffenden Wunde:

      Ich öffne deine Wunde,
      in der du fehlst mir
      jede Stunde.
      Ich will dich fassen,
      nie mehr lassen;
      will dich stoßen
      und liebkosen,
      mit dir leben,
      alles geben;
      will dich sehen
      und verstehen,
      mit dir leben!
      mit dir leben!
      alles geben!
      und verstehen:
      - immerzu nur -
      dich ansehen!
      Avatar
      schrieb am 14.07.02 13:53:14
      Beitrag Nr. 259 ()
      Als Faruk beschloss, aus Sicherheitsgründen, im Land Keist die Fantasie abzuschaffen und eigens dazu einen Polizeiapparat aufbaute, die Afant, um Verstösse zu ahnden , entwickelte sich wie erwartet und trotz strenger Strafen ein schwunghafter Schmuggel mit den Nachbarländern und die Traumhändler brachte fantastische Gedanken, bisweilen auch durchmischt mit banalem Abfall, durch schwer zugängliche Gebirgstäler bis nahe an die Grenze, von w:o dann mutige und gewandte Hehler das verbotene Gut übernahmen und für ein ´Vergelts Gott´ unter die Keistleute streuten.
      Auch Heaven, ein Traumhändler aus den südlichen Ländern , schleppte geraume Zeit wirres und weiches, aber auch feuchtes und bleiches an die Keistsche Grenze und wusste nicht, dass ihn die Afant schon lange im Visier hatte, aber noch mit dem Zugriff abwartete , denn sie hatte den Hehler, den Abnehmer aus Keist noch nicht aufdecken können.
      Auch Heaven kannte seinen Gegenüber nicht, er legte seine Ware immer in einer kleinen Schutzhütte ab und machte sich gleich wieder auf den Rückweg.
      Doch einmal war er später dran, der Weg war durch einen besonders sperrigen Traum schwerer zu bewältigen und als er an der Hütte ankam war es bereits Morgen.
      Dort sah er sie sitzen.
      Heaven konnte sie nicht genau erkennen, diese Gestalt, in einen weiten , dunklen Mantel gehüllt...eine Frau, das hörte er, als sie ihn ansprach, eine helle, klare Stimme: „Wo warst du solange?“...und schon diese Worte berührten ihn, lösten ein leises vibrieren in seinem Inneren aus und er antwortete ihr irgendwas, stellte eine Frage, wollte sie nur reden hören...nahm ihre Hände, küsste sie und sie öffnete ihren Mantel.
      Es war eine solche Wärme und eine Weichheit, die ihn empfing, eine Seidensonne über sanften Hügeln und er erkannte an ihrem Körper den ein oder anderen Traum, den er selbst geliefert hatte.
      Heaven vergass sich, er küsste jede Stelle dieses Wunders vergrub seine Kopf , presste seinen Körper an den ihren und eben als sie ihren Mantel um beide schliessen wollte, hörten sie hinter sich Hundegebell und Stimmen, die Afantagenten griffen zu.

      Auf der kleinen Gebirgsstrasse zwischen Karr und dem im Süden gelegenen Garmund liegt ein Weiler, Falkenheim , verträumt, versponnen, und am Ende dieses Fleckens gleich am Waldrand sieht man einen kniehohen Steinquader , der von den Ansässigen oder von Wanderern gerne als Sitzgelegenheit benutzt wird. Es ist ein weicher, warmer Stein, auf dem auch im Winter nie Schnee liegt und es heisst, in seiner Nähe würde immer die Sonne scheinen.
      Der Sage nach hat sich an dieser Stelle ein Liebespaar zum Liebesspiel niedergelassen und da verbotene Fantasien eingesetzt wurden habe sie ein finsterer Herrscher der Vorzeit zu Stein verwandelt.
      Eines Tages würden die Liebenden sich aber aus ihrer steinernen Starre lösen und sich weiterlieben, so heisst es weiter...

      ...dann, wenn die Sonne im Süden aufgeht und das Wasser aller Meere und Flüsse zu seinen Quellen zurückfliesst und alle Menschen sich mit der gleichen Kraft lieben, mit der sie auch Kriege führen.

      Die Zeit ist Gottseidank ein unzuverlässiger Genosse...


      (aus: wieimKindergarten“ Falkenstein und andere Märchen“, Borderstadtarchiv, KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 03:37:49
      Beitrag Nr. 260 ()
      Natürlich wurde durch die Abschaffung der Phantasie das Leben für die Menschen im Lande Keist immer unerträglicher. Oft konnten die Traumhändler nur Bruchstücke liefern, oder wenn wie so oft die Träume nur flüssig waren - kleine Tropfen von ihnen, die die notleidenden Keister dennoch dankbar annahmen. Manche Traumpartikel waren abstossend schleimig, wieder andere bestanden einfach nur aus Staub- oder Schmutzpartikeln, auch erdreisteten sich einige wenige Händler ihre Träume in Rauch zu verpacken, nur um damit die Afant auf eine falsche Fährte zu locken, was natürlich nicht lange geheim blieb, denn bald schufen sich die Afant eine eigene Abteilung, nur für rauchige Traumpartikel zuständig, die dann neben den vielen anderen Abteilungen des riesigen Apparates auf die Jagd nach Träumen ging. Und sie leisteten gute Arbeit, denn es war schon lange her, seit ein Keistmensch das letzte Mal einen GANZEN Traum zu Gesicht bekommen hatte.
      Während Heaven vorwiegend Träume aus dem Süden über das Gebirge ins Reich Faruks schmuggelte, hatte Hell einen Weg ohne Sonnenschein von Norden kommend nach Keist ausfindig gemacht. Die Afants mieden die Landschaft, in der dieser Weg sich zu seinem Ziel schlängelte nicht ohne Grund. Denn eigentlich war dort gar kein Weg und wenn Hell dennoch auf ihm entlang geht, begegnet ihm Tagelang keine Seele. Dann kämpft er sich durch meterhohe Schneewehen, durch scharfe und eisige Winde und überquert nicht oft Seen, die selbst in der Jahreszeit, die wir `Sommer` nennen, bis auf den Grund zugefroren sind.
      Diesmal meinte es das Wetter besonders schlecht mit ihm. Gerade dieses mal! Gestern zum Beispiel musste er die zwei großen Säcke mit Musik zurücklassen. Sie waren zwar nicht schwer, aber der Wind rupfte an ihnen, zerrte und schlug sie, so dass ihr Inhalt in tausend einzelne kleine Teile zersprang. Der unertägliche Krach, den die zurückgebliebenen winzigen `Scherben` veranstalteten erinnerte in Nichts mehr an die vorherigen süßlichen Melodien, die unter den Keistern so beliebt waren und die sich mit Träumen behaftet äußerst wohlwollend unter ihnen verbreiteten. Stattdessen übertönte er in seiner Lautstärke sogar das Heulen des Windes und war die Kälte noch nicht genug, so schuf ihm sein eigenes Transportgut den perfekten Aufenthalt in der Hölle.
      Aber er wäre nicht der Hell, den alle zumindest vom Hören-Sagen kennen, wenn er nicht auch in dieser Situation genau wüßte, worauf es eigentlich ankommt. Er ließ die zwei Säcke zurück, denn diesmal hatte er einen Traum dabei, der zwar äußerst winzig war, aber wichtiger und schöner als alle, die er bisher nach Keist geschmuggelt hat. Und ohne Zweifel war ihm bewusst, dass es für ihn niemals einen wichtigeren geben könnte, solange er sich mit dieser mühseligen Arbeit die paar Brote zum Überleben verdienen würde.
      Doch diesmal ging es ihm gar nicht ums Geld, diesmal konnte ihm niemand seinen winzigen Traum mit Geld aufwiegen. Da müssten schon die schwersten Planeten samt der kleinen Erde, die zusammen im schönsten Einklang um die für ihn auf seinem Weg unsichtbare Sonne kreisen, mit Gold aufgewogen werden. Aber mehr noch! Dieser Traum vermochte ihn auf seinem weiten Weg zu begleiten. Er spendete ihm die überlebensnotwendige Wärme und die noch viel nötigere Kraft, einen Fuss vor den anderen zu setzten.

      Als der diensthöchste Afant, der gleichzeitig Faruks engster Berater war, nach einer viel zu kurz ausgefallenen Audienz die Tür hinter sich ins Schloß fallen lies, um wie angekündigt schlicht und ergreifend nach Hause zu gehen, wollte den allumfassenden Herrscher schier der Schlag treffen. Jetzt kam seine eigene Politik wie ein Bummerang auf ihn zurück geflogen, kein harmloser aus Holz, sondern ein gefährlicher aus metallenen scharfen Klingen bestehend und mit im Licht blitzenden Spitzen. Kein Wunder denn schon seit Jahren verschärfte er alles, was Gesetz hieß und das so lange, bis die Keister schon zu bluten anfingen, wenn sie nur `Faruk` zu denken wagten. So kam es, dass der Herrscher sich immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückzog. Jahrelang hatte ihn niemand mehr außer seinem engsten Berater gesehen und jetzt, nachdem er alles erkannte und dieser sein pompös ausgestattetes Zimmer verlassen hatte, schoß ihm selbst stoßweise warmes Blut in die Nase.
      Soeben wurde ihm die Ankunft einer Neuigkeit übermittelt, die besagt, dass er nicht mehr lebt, sondern bereits tot ist. Doch seine Augen sehen schon nichts mehr und seine Ohren hören nur noch ein immer leiser werdendes, sich entfernendes Rauschen...


      (In Memoriam für den verblichenen `Romanticker`....seine letzten Worte und Geräusche waren: `Gerne hätte ich mich noch einmal zu Wort gemeldet....urgh`)
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 18:18:26
      Beitrag Nr. 261 ()
      Wetterbericht knapp verpasst. Sagte der im ersten gerade, nur ein Schwamm wird nass? Oder kommt doch mehr? Am Himmel keine Wolke, nein, nicht draussen arbeiten. Selbst daran Lust verloren. Die Lagen zu oft schon falsch. Zornig heute höchstens über sie, ein klein wenig. Im zweiten Regen, Hagel, Schauer, drei drittel H2O. Worauf den vertrauen, heute noch? Wirklich Nichts, wirklich nichts. Was ist Zufall? Fehlen Fragmente?
      Wo beißt sich der Hund in den Schwanz?
      Es gab eine Zeit des Glaubens. Religion? Ich weiß, bin hier falsch, doch dies Das Problem. Den glauben war ok. Manche wollten wissen, der Teufel, die Sünde, Die zum Henker. Spiele wie: bin da, siehst mich nicht. Schreib für dich, Lies meins, ach wie viele?
      Das Ganze, die gelbe Karte, vielleicht nicht korrekt im nachhinein. Man kannte sich, positionierte sich, die Gewitter, doch dann, kein eigenes Foul, die gelb-rote. Ärgster Fehler. Wie soll der Gesperde im Aus agieren? Ist das immer weg? Kommt Abendrot-Morgenrot? Shit, eine Frage.
      Bin müde, Dämmerung, schlaf ein, träume.
      Hochzeit einer allein, zumindest fast. Riesige Torte, Sahne, nicht teilen, ganz alleine, die Torte doch nur ein Stück, Gier, Haß, ihr bekommt nichts.
      Am nächsten Tag, der eine, sah übel aus, wollt kotzen, bei dem vielen süßen Zeug - wen wunderts.
      ich erwachte, drehte mich, schnarch, selber Traum, von neuem.
      Bei der Hochzeit viele, Braut, Bräutigam, Freunde, Verwandte, kleinere Torte. Viel mehr Stücke. Doch auf den Tellern größere Stücke als im letzten Traum. Was? wie den das? Und doch, dieser Kuchen noch süßer, keinem wurde schlecht, doch wer will`s wirklich versteh`n?
      Draussen, der Blitz schlug ein, Donner. Geweckt, Dämmerschlaf, Tiefschlaf (was das?) und wieder der Traum, der gleiche. Die süße Torte, spürre schon den Speichelfluß, doch halt....das Brautpaar, noch kein Ja - der Pfarrer schlief, hielt die Predigt auf der Kanzel, und schlief, wollt nicht innehalten, kein Ende der Rede...
      die Kleinen, die süßen dummen Dinger, ungern Blumenkinder - es zog sie weg zur Torte, sie naschten - wars wirklich eine Sünde der langen Predigt wegen? Nungut, die Torte angeschnitten, das sahen auch die fremden Kinder, und was jetzt? Der Pfarrer, sieht wirklich nur die einen Kinder, nicht die fremden,
      Mißgelaunt erwacht, morgen, schaue aus dem Fenster.
      Zurück zum Wetter. Schaue das Wetter, die lokale Lage. Sah bedingt nur die nationale, die globalen Klimazonen. Der im Fernsehen - im echten, unechten? -weiß nicht mehr, sah nur die große Region.
      Kommt, wer will`n schon das Wetter aus`m Weiler wissen? Dachte es geht um Städte, Länder. Komisch, ich geh im stillen ins Grobe, Regierung ins Detail. Wo überall Schauer angesagt, spielt das eine Rolle? Doch was ist ein gutes, schlechtes Wetter? Wer will es entscheiden? Liegt nicht im Biowetter Ursache, auch Wirkung, seit langem? Der Frosch zum Kachelmann meinte, you are zero guy for me, wen jetzt wer danebenliegt, Barometerdepression, der Frosch im Glas am Boden, warum auch nicht, die Leiter ohne Sprossen.
      Irritiert hier, tschüss.
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 20:51:53
      Beitrag Nr. 262 ()
      Kleine Fetzen aus Träumen der Nacht
      hängen an mir und wir treiben... ganz sacht...
      durch den Tag.
      Zeitloses warten im Garten der Liebe,
      vorsichtiges schleichen der Worte ...wie Diebe,
      leichtes berühren der Seele durch gleiches empfinden.
      sanftes vibrieren des Herzens und ein leises winden
      hin zu den Träumen...den Träumen der Nacht...

      (aus:...atemlos...“mauselmania“, Borderstadtarchiv, KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 05:55:14
      Beitrag Nr. 263 ()
      Wachsam, Auge! Sei wachsam!

      Warum zitterst du, mein Mantel?
      Du willst schlafen, ich weiß.
      Der süße Traum, er wartet auf Dich.
      Doch du wartest auch - wie lange schon!
      Und während ihr aufeinander wartetet, seid ihr euch fremd geworden, zum Trauerspiel den sehenden Augen.
      Du bist meine Lüge, die ich sehen will, die ich riechen will, die ich spüren will, die ich hören will.
      Dass es dich gibt, dafür liebe ich dich nicht wenig.
      Und dafür, dass du so schön aussehen kannst!
      Dein Köper ist so tief, du süßer Traum, von dir will ich die Wahrheit lernen. Es wird wie früher sein: wir sind verliebt und werden die Liebe neu erkennen. Und wir schwimmen auf der Angst und denken "Weg!" und wissen nicht wohin.
      Warum zitterst du nur, mein Mantel?

      (Aus: "Lebensdelirium", Verlag: Ungedruckte Bücher Berlin (UBB), Kapitel 12 "Ausdrücke der Schlaflosigkeit", siehe S.463)
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 04:15:39
      Beitrag Nr. 264 ()
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:11:44
      Beitrag Nr. 265 ()
      Erst wenn man seinen Leib entdeckt

      in dem Winter ...übers Jahr,

      es ist in ihm viel Leid versteckt

      und Träume ... wunderbar.

      Erst wenn man seinen Leib entdeckt

      wird alles sternenklar.


      (unbekannt)
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 14:25:48
      Beitrag Nr. 266 ()
      Don Juan:

      "Ich bin lieber Brennessel im Dickicht als Rose in meines Bruders Gunst. Zu meinem Charakter paßt viel besser, daß alle einen Haß auf mich haben, als daß ich mir affek- tierte Faxen anzüchte. Soviel steht fest, ich bin kein speichelleckender Biedermann, aber den aufrichtigen Bösewicht kann man mir nicht absprechen.”


      William Shakespeare "Viel Lärm um Nichts" ( "Much Ado About Nothing" )

      ?
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 14:41:13
      Beitrag Nr. 267 ()
      Hastig kehren wir heim, um auf Ernennungen zu warten,
      aufreizende Meldungen, grämliche Diskussionen,
      Gärstoffe, Kriege, Krankheiten, Geklimper,
      das uns anspringt, auf uns einschlägt pausenlos,
      melden uns zurück bei unseren Regimentern,
      obwohl sich alle zusammengetan und uns für tot erklärt:
      Da sind wir wieder mit unserem falschen Lächeln,
      sagen wir, gereizt, man könnte uns vergessen,
      und haben doch auf der Insel dort ohne Palmen,
      wo scharf umrissen die steinernen Nasen ragen
      wie Dreiecke, mitten in Himmel und Salz gezeichnet,
      dort auf dem winzigen Nabel der Meere,
      selber vergessen die letzte Klarheit,
      den Raum, das Staunen vor jenen Gefährten,
      die ihr kahles Gestein hochhalten, ihre Wahrheit,
      ohne dass einer sie zu lieben, mit ihnen zu leben wagte,
      auch ich bin zu feige, ich gestehe es:
      Allein vergänglichen Bauten fühlte ich mich
      gewachsen, und in dieser Hauptstadt ohne Mauern,
      erschaffen aus Licht, aus Salz, Stein und Gedanken,
      gaffte wie alle ich und lief erschrocken fort,
      wandte mich ab vom klaren Licht der Mythen,
      den Statuen, die blau umringt vom Schweigen.
      PabloNeruda
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 06:19:33
      Beitrag Nr. 268 ()
      Stern

      Ich fühle klein mich
      und schwach.
      Und all was ich denke,
      denkt - `ach!`

      Ich fühle schwach mich
      und klein.
      Und all was ich denke,
      denkt - `nein!`

      Ich will nicht mehr und
      will doch.
      Und falle gründlich
      in dies Loch.

      Ich kann nicht weinen
      und schrei`n.
      Und wenn ichs könnte,
      dann allein.

      Bin ach so weit weg
      und fern.
      Und sehe mich selber
      - mich selber! -
      als Stern.
      Avatar
      schrieb am 31.07.02 00:15:09
      Beitrag Nr. 269 ()
      Daß du es
      suchend finden
      mögest,
      versteckt
      in sommerlichen
      Wäldern,
      das Kissen aus
      Moos für den
      träumenden Kopf.


      Heinz Hector
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 20:00:38
      Beitrag Nr. 270 ()
      In einer Welt gemalter Elefanten,
      können geschriebene Mäuse ein Chaos anrichten.
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 21:41:48
      Beitrag Nr. 271 ()
      Ich werde jetzt mindestens eine Stunde über diesen Satz nachdenken. Könnte man eventuell in Erfahrung bringen, was geschriebene Elefanten in einer Welt gemalter Mäuse anrichten? Das würde meinen gedanklichen Prozeß sehr vereinfachen und vielleicht in eine verstehende Richtung lenken.
      Ich bin mir natürlich bewusst, dass es sich bei diesem Satz um etwas sehr Tiefgründiges handelt, da er zwei wichtige Sinne der Wahrnehmung zueinander deutend in Beziehung setzt und sich überdies einer Metapher bedient.
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 21:47:57
      Beitrag Nr. 272 ()
      sogar einer prophetischen Metapher!
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 22:43:14
      Beitrag Nr. 273 ()
      Die Stunde ist jetzt vorbei.
      Avatar
      schrieb am 05.08.02 20:55:52
      Beitrag Nr. 274 ()
      Am letzten Abend der Reise war es, ich setzte mich an den Holztisch, der Wirt brachte einen Humpen und nach dem ersten kühlen Schluck spürte ich bereits dieses wohlige, träge Biergefühl im Bauch, das einen gelassen macht und nachdenklich, gelassen nachdenklich, und ich sehe wieder jenen ersten Tag, als ich an ihrer Hand die Pappelallee entlang ging, die Wärme der Sonne spürte und meinte die ganze Welt ist so, sie besteht, nur aus Wärme und ihr, ihrer Stärke, ihrer Liebe, die alle Gemeinheiten und Häme von mir abhielten.
      Als sie am dreizehnten Tag starb, einfach so, mich allein liess während des Anstiegs ins Gebirge, konnte ich vor Überraschung nicht einmal weinen, mich peinigte nur ein kurzer, heftiger Schmerz im Kopf, mittendrin, und als der Schmerz nachliess, erkannte ich , dass es die Welt auch ohne sie gab und dass die Welt kalt war.
      Frierend zog ich alleine weiter, zurück konnte ich nicht, durchs Gebirge musste ich, so ist es bestimmt.
      ...und die Tage kamen und gingen wie Jahre und ich fand andere Hände, die sich an mir festhielten und an die ich mich klammerte, ich blieb nicht alleine und gemeinsam fanden wir unseren Weg, unseren Pass, der auf die andere Seite führte, trotz Rückschlägen, trotz Enttäuschungen...viel Glück, viel Liebe.
      Ich trinke das Bier aus und trete ans Fenster, blicke zurück ins Felsenmeer, verliere mich noch in Erinnerungen, als ich die Stimme höre, eine gequetschte, leise Stimme, die synchron mit der Bewegung meines linken Fusses kommt, wie mir auffällt,... es ist mein Schuh, mein gesunder, linker Schuh, mit seinem bequemen Fussbett, der plötzlich anfängt zu reden, nach all den Jahren...“Was schaust du zurück, was windest du dich in Erinnerungen, schwelgst in einer Vergangenheit, verklärt durch die Jahre...geh ans andere Fenster, schau nach vorne, die Zukunft, es gibt immer eine Zukunft und sie alleine zählt..“, so spricht er zu mir, der linke und da ich nicht einbeinig durchs Gebirge humple und als Demokrat nicht an Wunder glaube, bin ich überzeugt, dass zumindest auch mein rechter Schuh sprechen kann und ich bewege ihn, aber so sehr ich auch mein Gewicht auf rechts verlagere, um ihn zu einer Antwort zu bringen, ich höre nur das übliche feucht-quatschende Gesumpfe, völlig sinnentleert, Schweissfuss induziert, und ich bin enttäuscht, so ist mein linker Schuh doch ein Wunder und bevor es Fische vom Himmel regnet gehe ich ans gegenüber liegende Fenster, schaue hinaus...und blicke auf eine Pappelallee und sehe eine Gestalt, dich, die sich von mir entfernt, hin zu einem Gebirge, das sich mächtig im Hintergrund erhebt...

      (aus: Wege zum Ziel, Hazzlieb, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 00:53:23
      Beitrag Nr. 275 ()
      `ich höre nur das übliche feucht-quatschende Gesumpfe, völlig sinnentleert, Schweissfuss induziert,`

      Falan hat Glück mit einem gesunden linken Fuß.
      .exes Füße sind beide feucht-quatschende Gesumpfe, auch völlig sinnentleert und zählen in Schuhen zu den am stärksten schwitzenden Körperteile ever seen and smelled on this planet.
      Dabei zählten früher auch .exes Füße zu den gesündesten im ganzen Land und sein Besitzer zeigte sie stolz bei jeder sich bietenden Gelegenheit hocherfreuten Interessenten vor. Beide Füße waren bestens für lange Märsche und Reisen geeignet und durch die frische und gesunde Luft die sie atmeten, trugen sie ihren Besitzer zu vielen wunderschönen und ausgesuchten Orten, die es wirklich wert waren, bereist zu werden.
      Doch dann mußten .exe und seine gesunden Füße zu den komischen Menschen, `die sich anschreien, obwohl sie doch ganz nahe beieinander stehen und sich eigentlich ganz leicht verstehen können` und die auch viel wandern und rennen und marschieren, wenn auch alles im Gleichschritt, und die alle irgendwie die gleichen Kleidungsstücke tragen, aber andererseits auch wieder nicht, da kleine Kleidungsstücke, auf der Schulter getragen, für die komischen Menschen sehr große Unterschiede im Tragen einer Verantwortung bedeuteten, die irgendwo von ganz oben kommt.
      Als diese schwere Zeit dann fast überstanden war, kam das, `was kommen mußte`, wie einer dieser Menschen erstaunlicherweise in freundlichem Ton zu .exe sagte, der nur selten von ihm benutzt wurde: .exes Füße begannen zu jucken und so seltsam rot dabei zu werden.
      Als versucht wurde, die Diagnose zu stellen, war .exe schon nicht mehr bei den komischen Menschen zu Gast. Die Ärztin, ein erfahrener Haudegen in Sachen Hautkrankheiten, schätzungsweise in den 60ern, hatte schon viele absonderliche und widerwärtige Dinge gesehen und als .exe ihr seine zwei kranken Füße ins Gesicht reichte, ahnte sie schon am Geruch, dass es sich hier nicht um eine alltägliche Krankheit handeln würde, die sehr einfach in den Büchern zu finden wäre. Um Fußpilz handelte es sich mit Sicherheit nicht, da Pilze durchaus zu den positiven Früchten und Erscheinungen zählen, die die allumfassende Natur bis jetzt hervorgebracht hat.
      Ich bemerkte sofort, dass die Ärztin nicht nur innerlich auf Distanz ging. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt die Handschuhe, die sie sich überzustreifen begann. Das ist sicherlich ein ganz normaler Vorgang, den sie mindestens hundertmal am Tag zu ihrem Schutz und zu Zwecken der Hygiene praktiziert. Auch meine ich damit nicht jenes sonderbare Instrument, von dem man sich gemeinhin vorstellen kann, dass damit Abstriche jedweder Art durchgeführt werden, nein, es waren ihre Worte, während sie mir mit diesem merkwürdigen Gerät an meinen Füßen herumkratze:
      "Ich nehme jetzt mal eine Probe hiervon, die ich dann ins Labor zur Auswertung schicke. Und fassen Sie um Gottes willen nichts mit den Händen an, wenn die gesund bleiben sollen!"
      Danach verschrieb sie mir noch eine Zink-Salbe, deren Anwendungsprozedur mich täglich über mehrere Monate hinweg eine halbe Stunde kosten sollte. Und obwohl mir jedes Mittel recht war, das sie mir verschrieb, denn meine Füße begannen zu dieser Zeit ein recht intensives, überaus geruchsvolles Eigenleben, spürte ich zu meinem Leidwesen, dass sie nicht von der vollumfänglichen Heilkraft dieser Salbe überzeugt war.
      Zum Abschied rief sie mir noch zu: "Und verbrennen Sie ihre Schuhe!" was mich eingestandenermaßen ziemlich verwunderte.

      .exe tat wie ihm geheißen, doch konnte er nicht den Sumpf vollkommen trockenlegen. Noch immer schwelen in seinen Schuhen die heißen Dämpfe, nur sind sie nicht mehr so stark, dass sie auch problemlos durch das Leder entweichen können. Auch eine Elektro-Kur konnte nur Linderung und keine Heilung vollbringen.
      Doch .exes Füße werden unruhig und wollen jetzt fort....
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 20:17:41
      Beitrag Nr. 276 ()
      Wenn in einer endlosen Welt aus tausend Träumen nur einmal ernsthaft die Frage nach 30 Jahren Leben gestellt wird, zerbrechen diese tausend Träume und sie zerbrechen immer wieder, schneller, als sie geträumt werden können.
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 23:50:42
      Beitrag Nr. 277 ()
      Freilich sind Träume etwas sehr Zartes und können leicht zur chaotischen Realität zerbrechen oder vergessen werden. Man kann sogar davon ausgehen, dass ein solches Ende jedem Traum beschieden ist, es sei denn....ja, es sei denn....der Traum träumt sich selbst zu Ende oder der Teil des Vergessens oder Zerbrechens ist Bestandteil des Traumes. Es wird natürlich viel gemunkelt unter den Leuten, ob es tatsächlich solche Träume gibt und nicht selten bricht sogar mancherorts darüber ein Streit vom Zaune. Aber das alles sind nur Momente.
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 00:56:42
      Beitrag Nr. 278 ()


      Es gibt Formen der Fotographie, die man nicht für möglich hält. Während jedes normale Foto keine räumlichen Informationen des Dargestellten enthält, sondern dies dem Vorstellungsvermögen des Betrachters überlässt, ist es mit speziellen und teilweise auch mit verschiedenen Verfahren möglich, ein Bild vom Ganzen zu bekommen, d.h. dem Bild Tiefencharakter oder Räumlichkeit zu verleihen. Man kann das Bild seitlich betrachten und sieht es auch von der Seite, genauso wie man die Ober- oder Unterseite des fotographierten Objekts sieht, wenn man es von oben oder unten betrachtet. Man kann auch herumlaufen und es von hinten sehen. Das obige Bild zeigt, wie eine solche Fotographie oder auch Holographie entsteht: man benötigt Licht mit speziellen Eigenschaften, bringt eine ungestörte Welle und eine vom Objekt gestörte Welle zur Überlagerung und fotographiert diese Überlagerung mit einem Film oder mit einer Fotoplatte. Entfernt man jetzt das Objekt und bestrahlt den Film oder die Fotoplatte mit demselben ungestörten Licht (Welle) wie bei der Aufnahme der Holographie, entsteht an genau der Stelle, an der sich das Objekt befunden hat, das dreidimensionale Bild des Objekts.
      Holographie (holo = ganz) heißt diese Art der Fotographie deshalb, weil, nicht wie bei einem gewöhnlichen Fotofilm jeder Punkt auf dem Film nur eine einzige Information über Helligkeit oder Farbe des Objekts an diesem Punkt enthält, sondern weil jeder Punkt auf dem Film oder der Fotoplatte die Information über das gesamte Bild enthält.
      Zerbricht beispielsweise die Fotoplatte, so kann man mit jeder Scherbe, die man jetzt von der Fotoplatte hat (bis auf einen Verlust in der Schärfe des entstehenden Bildes) dasselbe dreidimensionale Bild erzeugen.
      Sollte es sich mit Träumen ebenso verhalten, die ja dazu neigen an der Realität zu zerbrechen, würde dies die Tatsache erklären, warum die Sehkraft des Menschen mit zunehmendem Alter immer mehr nachlässt.

      Avatar
      schrieb am 08.08.02 01:03:57
      Beitrag Nr. 279 ()
      Wenn in einer endlosen Welt aus tausend Träumen nur einmal ernsthaft die Frage nach 30 Jahren Erlebten gestellt wird, erbauen sich diese aus diesem Erlebten und sie sind zugegen, immer wieder, schneller, als sie geträumt werden können

      Nur für dich;)

      :):)
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 01:09:44
      Beitrag Nr. 280 ()
      junger hüpfer ;)
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 01:40:18
      Beitrag Nr. 281 ()
      Avatar
      schrieb am 11.08.02 21:49:53
      Beitrag Nr. 282 ()
      "...Entfernt man jetzt das Objekt..."
      Avatar
      schrieb am 12.08.02 20:51:35
      Beitrag Nr. 283 ()
      Als ich den Waldweg entlang blicke, weiss ich, dass wir heute nicht mehr nach Waldor kommen,... welch ein Name für solch ein Kaff..., die Dunkelheit kommt gnadenlos schnell, der Himmel ist bedeckt, keine Anhaltspunkte zum Weitergehen, du siehst es ein, wir gehen abseits in den Wald, nur ein paar Schritte, unter einer grossen Buche schliessen wir die Schlafsäcke zusammen, kriechen hinein, du flüsterst ein „Schlaf gut“, drückst deine Wärme an mich und deine tiefen, gleichmässigen Atemzüge kurz darauf zeigen mir, dass du schläfst.
      Du vertraust mir vollkommen.
      Ich höre auf das knacken, rascheln, verbinde es mit tollwütigen Hunden, entlaufenen Geisteskranken, die Blut sehen wollen, ganzen Kompanien von kranken Dorfbewohnern, die genau wissen, dass ihr Dorf nach Einbruch der Nacht nicht mehr zu erreichen ist, auf diesem Weg, die hier ihr übliches Massaker an Wanderern abhalten...ich lausche Schweiss überströmt, taste nach meinem Messer...ich werde uns verteidigen, bis zum letzten, ich werde dich beschützen, ich...ich bin ein Schisser...und schlafe bevor der Regen einsetzt...
      Du weckst mich am nächsten Morgen mit einem Kuss, deine nassen Haare hängen mir ins Gesicht, alles ist klamm, ich will erst gar nicht raus aus dem Schlafsack...du bist schon draussen, am Waldrand...“Komm!!“...“Schau`s dir an“...es kostet Überwindung und dann sehe ich es...eine blendend warme Sonne, ein dampfender Waldweg, eine Wiese übersät mit Margeriten und Schaumkraut...ein Schwalbenschwanz...Vogelgezwitscher...in der Ferne das Dorf, freundlich, einladend...und du neben mir, ich sehe dich nicht, ich spüre nur, dass du neben mir bist...und in diesem Augenblick weiss ich, was Liebe ist,... das ist Liebe...daran werde ich denken, in 30 Jahren, wenn es mir unglaublich erscheint, dass man ein Jahr in Sekunden ausdrücken kann...dann werde ich daran denken, an diesen unvergesslichen Morgen und deinen aufgeregten, glücklichen Atem neben mir...

      (aus:“Es ist Liebe“, Eckig, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 14.08.02 19:25:47
      Beitrag Nr. 284 ()
      Wer sich wie ein Schwein aufführt und Gastfreundschaft mit den Füssen tritt, der braucht einen Schweinehirten, der ihn züchtigt.

      altes chinesisches Sprichwort, könnte auch japanisch sei...oder gerade erfunden.
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 16:18:21
      Beitrag Nr. 285 ()
      Schweinehirt? Habe ich eben das Wort "Schweinehirt" vernommen? Ich traue meinen Augen kaum und meine Ohren sind ganz taub. Handelt es sich etwa um den besagten Schweinehirt Sancho_P., den ich schon so lange suche und sollte er sich hier etwa in der Naehe aufhalten?
      Sagt doch lieber Falan, ob eure Rede einfach nur leeres Gewaesch ist, wie man es so vielerorts vernehmen muss oder handelt es sich um Tatsaechliches und Wahrhaftiges?
      Wenn dem so waere so besteht dringender Anlass zum Glauben, dass es sich bei dem besagten Schweinehirten um Sancho_P. handelt.
      Fuerwahr - das waere tatsaechlich eine Sensation und keines kleinen Staunens wuerdig!
      Bitte gebt mir an dieser Stelle Nachricht, Falan, damit meine ich meine Reisen, auf denen ich mich gerade befinde fuer Antworten unterbrechen kann.
      Falls ich mich irrtuemlich hier gemeldet haben sollte, moechte ich zum Ausgleich ein Sprichwort aus der Bibliothek der sehr selten gewordenen (fahrenden) Fahrstuhlritter zum Besten geben:
      Wer auf dem Weg nach oben aussteigt und weiter hoch will, setzt seine Reise ueber das EG fort.

      Don_Q., ein mueder fahrender Ritter
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 20:50:20
      Beitrag Nr. 286 ()
      ...und Er zeigte Adam zwei Welten zur Auswahl, beide schön und aufregend, und Adam konnte keiner den Vorzug geben:"Gib mir beide", bat er,"ich kann mich nicht entscheiden..." und Er war einverstanden, aber er zeigte ihm den Preis,... die Zeit.
      "Du kannst beide Welten haben und herrlich leben, aber nur eine gewisse Zeit, denn es wird der Tag kommen, an dem die eine Welt die andere frisst und du wirst stumm sein, alles wird stumm sein...nur ein heller, klirrender Ton wird erklingen, wenn dein Herz zerbricht...".
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 21:12:57
      Beitrag Nr. 287 ()
      Angst fressen Seele auf...

      es ist wichtig die Angst vor der Wahrheit zu überwinden, und das bringt die Zeit..

      wenn ich etwas unverzeihliches verbrochen habe in meinem Leben so zeig es mir - ich habe keine Angst davor die Wahrheit zu erfahren..

      wenn es ein Verbrechen sein sollte einen Menschen zu lieben so will ich sterben, dann hat das Leben keinen Sinn..



      Quelle unbekannt
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 13:20:30
      Beitrag Nr. 288 ()
      Ich habe mir nächtelang Gedanken über die Form gemacht, Inhalt gab es ja nicht. Endlich sah ich auch ein, dass es keine Form gibt. Alles IST Nichts.
      Oder besser: Alles Erschreckende ist viel Nichts.
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 11:04:40
      Beitrag Nr. 289 ()
      Ich wache, wenn ich schlafe und ich schlafe, wenn ich wach bin, die Nachtseele hat die Tagseele getroffen.
      Ich habe eine Tür geöffnet zu einem Raum ohne Wände, gehe über eine Brücke, die mich nicht trägt in ein Leben, das nicht existiert und habe sicher nur die Zeit, die vergeht...
      Avatar
      schrieb am 29.08.02 11:48:14
      Beitrag Nr. 290 ()
      geht man weiter landet man dort wo man angefangen hat, wann bestimmen nicht wir..

      es ist der Ausgangspunkt jeden menschlichen Lebens..

      jeder geht diesen Weg, ein zurück gibt es nicht mehr..

      es ist ein schmerzlicher Weg, manchmal scheint er auch unendlich und er macht Angst vor der Ungewissheit was hinter der letzten Tür auf einen wartet..

      aber in jeder verzweifelten Sekunde wirst Du einen Freund treffen der Dich an die Hand nimmt, Dir weiterhilft und Dir die Sicherheit gibt auf dem richtigen Weg zu sein...
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 11:15:22
      Beitrag Nr. 291 ()
      *| erstaunlich wie so mancher sein leben zu leben weiss.
      *|
      *| ich habe nun nach heftigsten phasen der desillusionierung endgültig festgestellt,
      *| dass das wahre glück in der schlichtheit und einfachkeit der betrachtungsweise des wahrnehmenden liegt.
      *|
      *| so gibt es eigentlich keinen grund, nach mehr zu streben, wo das wenige doch so wertvoll sein kann.
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 12:54:15
      Beitrag Nr. 292 ()
      Ich habe verpasst und vergessen was ich sagen wollte.
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 13:18:14
      Beitrag Nr. 293 ()
      In keiner Welt und zu keiner Zeit gibt es ein Gesicht, das du wirklich kennst oder ein Wort, das du wirklich verstehst.
      Es gibt nur die Stille, in dir die Träume und Fantasien und aus dir die Tränen, die wahrhaftig sind.
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 13:36:32
      Beitrag Nr. 294 ()
      Ich bin geneigt, 293 Recht zu geben. Doch verstehe ich den Inhalt der niedergeschriebenen Worte nicht.
      Was ich lese, ist: In jeder Welt und zu jeder Zeit gibt es ein Gesicht, das du wirklich kennst und ein Wort, das du wirklich verstehst.
      Es (das Gesicht, Anm. d. Red.) gibt nur die Stille, in dir die Träume und Fantasien und aus dir die Tränen, die wahrhaftig sind.
      Avatar
      schrieb am 30.08.02 16:10:33
      Beitrag Nr. 295 ()
      Das Posting kann natürlich nur im Kontext mit dem gesamten Thread verstanden werden, ich verweise auf #89 von Kaltlicht, hier findest du die prosaische Grundlage der Idee, die ja schon des öfteren philosophisch erörtert wurde.
      Im Übrigen bezieht sich "Es" nicht auf "Gesicht"?, sondern natürlich als sächliches Personalpronomen auf "das Sein" und die Anmerkung der Red?(hot Chili Peppers?)finde ich nett, aber sie sollten sich lieber auf ihre Musik konzentrieren, w:obei ich sagen muss, dass mir ihr letztes Musikvideo ausnehmend gut gefallen hat, hätte eine Geschichte von mir sein können...aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 20:08:01
      Beitrag Nr. 296 ()
      Manchmal sind es kleine Dinge, ein Wort, ein Satz, ein Missverständnis und es wird eine Last von unserer Seele genommen und wir können wieder frei atmen.
      Was geschehen ist, ist geschehen und wird nicht ungeschehen.
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 08:31:24
      Beitrag Nr. 297 ()
      verzeihen heißt das Zauberwort..

      man kann aber nur verzeihen wenn man versteht..
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 19:01:09
      Beitrag Nr. 298 ()
      Als Ausgang des 17.Jahrhunderts die Inquisition in den östlichen Ländern wütete wurde nahe Prag eine alleinstehende Frau vor das kirchliche Tribunal gezerrt und der Hexerei bezichtigt sowie dem „geschlechtlichen Umgang“ mit dem Teufel.
      Nachbarn hatten sie angezeigt, sie hatten gesehen ,wie sie des nachts laut singend durchs rotglühende Haus tanzte und eine tiefe, fauchende Stimme dazu gehört, die nicht von dieser Welt sein konnte.
      Die Frau , Serena, leugnete anfangs jegliche teuflische Verbindung, doch als man ihr die Werkzeuge zeigte, gab sie alles zu und noch mehr, denn sie wollte die Folter nicht ertragen.
      So nahm der Prozess einen schnellen Verlauf, die Verbrennung wurde angeordnet und die Ausführung anlässlich des Markttages zwei Wochen später festgelegt.
      Die unglückliche Serena lag in einer feuchten Kerkerzelle und betete zu ihrem Schöpfer, dass ihr das drohende Schicksal erspart bliebe, doch die Tage vergingen und mit ihnen die Hoffnung.
      Als der fette Kerkerwärter am Abend vor der Hinrichtung die Henkersmahlzeit brachte bestehend aus kalter Hafergrütze und einem Stück zähem Schaffleisch und ihr dazu ein hämisches Lachen schenkte und seinen syphilitischen Schwanz , wie jeden Tag, war es ihr, als habe das Ende schon begonnen und ihre Umgebung, die dicken Kerkermauern und die massiven Gitterstäbe begannen zu wanken und auch der Dickwanst verlor an Kontur und begann, das Essen zu verschütten.
      Staub fiel von der Decke, Balken und Steine...es begann das grosse Erdbeben von 1692, das einzige, das nachweislich jemals dort stattgefunden hat, das mehrere Hundert Tote forderte und grosse Teile der Stadt zerstörte.
      Serena überlebte, alles um sie herum starb und zerbrach und sie entkam, unverletzt, durchquerte eine berstende Stadt, sah den Schimmel, voll aufgezäumt, als sei er nur für sie bereit und floh ins Gebirge.
      Der Schimmel fand seinen Weg alleine, als wüsste er genau wohin es ging.
      Serena schloss die Augen, im rasenden Galopp ging es über schmale Bergpfade nahe des gähnenden Abgrunds, aber das Pferd fand mit traumwandlerischen Sicherheit den Weg.
      Nahe eines Dorfes, Karr, kam es zu einem Halt, am Himmel zog sich ein Gewitter zusammen und der Schimmel brauchte eine kurze Rast.
      Serena glitt aus dem Sattel, fiel auf die Knie und wollte ihrem Schöpfer danken, als der erste Blitz des Unwetters sie traf und auf der Stelle tötete.

      Denn es gibt Dinge, die geschehen, so seltsam und abwegig sie auch sein mögen.
      Aber es gibt keine Vorsehung und keine Wunder.
      Die entstehen nur nachträglich in den Gedanken und Wünschen durch die Fantasie.

      (nach: „Keine Zeichen und Wunder“, Rotlicht, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 19:44:25
      Beitrag Nr. 299 ()
      ich hasse es meinem angeblichen Schicksal ausgeliefert zu sein.. :mad:

      wenn ich es mir nicht aussuchen kann wen ich liebe und wie ich denke dann soll mich lieber der Blitz treffen...

      entschuldige Kuru, dass ich hier immer meinen Senf dazugeben muß, aber es nervt mich gewaltig..


      wenn Gott immer nur die gleiche Scheiße zulässt kann er mich langsam am A... lecken.. :mad:

      ich weiß, Du magst keine Smilies, aber gerade deshalb setze ich sie besonders gerne..
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 20:11:06
      Beitrag Nr. 300 ()
      Tja hab mir in den letzten 4 Std. diesen Thread reingezogen ausser das mir ganz gewaltig der Kopf raucht :D
      frag ich mich ??? Threadzitat:

      "Zeit vertan, jeden Tag bequem gelebt,
      bekommst du sie nicht zurück, auf keinen Fall.
      Hinter dem Lachen die Tränen,
      das Weinen um verpasste Gelegenheiten,
      bewusstlos trinken, nur heute vergessen,
      alle Strohhalme greifen, versuchen zu überleben,
      bekommst du sie nicht zurück...vertane Zeit"

      Sinn oder Unsinn des Seins es ist einfach geil !

      Gruss
      DAS_OMEN:D
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 20:35:16
      Beitrag Nr. 301 ()
      Auf dem Schießstand standen Bullen, Gangster, schwachsinnige Reporter und andere mehr,..
      Der erste zielte, alle schrien sich gegenseitig zu, triff ins Schwarze. Doch daneben.
      Der zweite hob die Waffe, und alle feuerten ihn an, in die mitte, doch wieder verfehlt.
      Der dritte wollte schießen, und alle einig, der trift ganz genau, doch schade, knapp daneben, ist auch vorbei.
      Der vierte ging zum Schießstand, und sagte zu allen RUHE, und zur Zielscheibe sagte er in die Mitte. Und er traf ins Schwarze, als erster.
      Doch das war ein Fake, denn den vierten, den gab es nie.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 09:59:40
      Beitrag Nr. 302 ()
      ...das übelste aber ist die Zeit, wenn sie in grossen Wellen kommt und alles bedeckt, dann ertrinke ich, beinahe, und hoffe, dass ich irgend wann darin ruhig schwimmen kann.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 17:38:24
      Beitrag Nr. 303 ()
      #295
      Kordia, das mit den roten heißen chilli-Pfeffern habe ich auch schon mal in abgewandelter Form versucht.
      Wenn du es lesen willst: Thread: versuchte Geschichten

      Wer hätte das gedacht! Ich lebe doch noch!
      Viele Grüße an Don_Q., den partiesanen, dieAstraleOrtung, Anxt, die sehr rar gewordenen Zwillinge, auch das Testbild hat mir sehr gut gefallen, den Fürsten und wie sie noch alle heißen mögen! Beinahe hätte ich noch Seance, Falan und das Ich vergessen - wie unverzeihlich!
      ZornZeit - wir lieben dich alle!

      R.
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 19:55:31
      Beitrag Nr. 304 ()
      Wenn ich den Zwerg sehe und mich über ihn lustig mache, ihn bei seiner Grösse packe und noch kleiner trete, als er ist ,habe ich den Riesen vergessen, der ihm auf der Schulter sitzt, unsichtbar, einen Riesen einer solchen Dimension, dass er auf einen Schlag die Welt vernichten könnte, wenn...wenn nicht dieser Zwerg ihn unter Kontrolle halten würde und ich werde verlegen und entschuldige mich und tätschle meinem Riesen die Beine, die er lang von meiner Schulter hängen lässt...
      Was wäre unsere Zwergenwelt ohne Riesen ?
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 21:17:47
      Beitrag Nr. 305 ()
      Nicht vorhanden.
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 10:58:26
      Beitrag Nr. 306 ()
      Da sieht mans mal wieder:

      Selbst Zwerge werfen lange Schatten, wenn die Sonne niedrig steht!

      ... und ich spreche hier nicht von Schönheit, Anmut oder Tugend, hier geht es um das Hässliche, dem Laster, der kreativen Destruktion, ich rede von Rausch, Ekel und Paranoia ..... von Rückfälligkeit in den Pubertätsschlamm, der immer noch unausgegorenen philosophischen Idee einer Apotheose der Dekadenz, daher schreibe ich auch in dekadenter Absicht.
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 16:24:38
      Beitrag Nr. 307 ()
      bleibt fraglich, ob die langen Schatten der Zwerge, wenn es die denn gibt, kürzer werden ODER länger, bis sie schließlich so lang werden, dass alles Schatten geworden ist.

      Apotheose die; -,-n 1. Verherrlichung, Verklärung 2. Vergöttlichung eines Menschen 3. feierliches Schlussbild beim Theater
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 16:55:50
      Beitrag Nr. 308 ()
      Diese Frage kann allein nur die Natur beantworten, da es doch die Sonne ist, die hierfür die Verantwortung trägt.

      So ist des Zwerges Schatten nicht als eine sich selbstständig entwickelnde Wesenheit zu sehen, wobei man auch hier der Versuchung erliegen möchte.
      Es ist, wie soll mans sagen, viel holistischer, eben Sonne, Zwerg und Schatten, die etwas Neues, Furchtbares entstehen lassen können.

      Je tiefer der Abgrund, desto intensiver die Faszination ...
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 20:52:42
      Beitrag Nr. 309 ()
      JeSH erliegt vollends der Versuchung, den Schatten des Zwerges als eine sich selbstständig entwickelnde Wesenheit zu sehen. Denn: da wo Sonnen auf- und niedergehen, kann man keine Zwerge sehen. Und wo Zwerge sind, die Kleinen, wird niemals eine Sonne scheinen.
      Aber genau weil Zwerg, Sonne UND Schatten etwas Neues, Furchtbares entstehen lassen können - wie kann man sie gerade dann nicht als sich selbständig entwickelnde Wesenheit sehen? Anders geht es nun wirklich nicht! Und beileibe: mein Hang steht mir nicht nach Übertreibung!
      Oder man wird - wenn man es nicht schon ist - vollkommen unreal!
      Sind wir das?
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 15:53:57
      Beitrag Nr. 310 ()
      Sie sind gesperrt oder gelöscht worden.

      Folgende Punkte sollen Ihnen helfen, die Ursache ausfindig zu machen:

      Fall 1) Sie haben sich neu angemeldet?

      Wenn Ihre Anmeldung erst vor kurzem erfolgt ist, stellen Sie sicher, dass Sie Ihren Zugang auch bestätigt haben.
      Nachdem Sie sich angemeldet haben, bekommen Sie eine automatisch generierte eMail mit einem Freischaltungslink. Erst wenn Sie diesen Link angeklickt (aktiviert) haben, können Sie wallstreet:online im ganzen Umfang nutzen.

      Fall 2) Bis vor kurzem konnten Sie noch posten?

      Wenn Sie bis vor kurzem noch posten konnten, kann es daran liegen, dass Ihr Username gesperrt oder gelöscht worden ist.

      Sperrungen erfolgen:

      bei Verstößen gegen die Boardregeln
      bei Postings-Spaming
      bei nachweißlichen Doppel-Ids
      bei Beleidigung von anderen Community-Mitgliedern
      bei Werbepostings

      Löschung erfolgen:

      auf eigenen Wunsch
      bei groben Verstößen gegen die Boardregeln

      Im Falle einer Sperrung gehen Sie zum Entsperren wie folgt vor:


      Stellen Sie sicher, dass Ihre kompletten Daten richtig im Userzentrum (Pers.Daten) incl. Telefonnummer eingetragen sind.
      Prüfen Sie Ihre letzten Postings/Threads, um selbständig auf den Grund der Sperrung zu kommen.
      Wenden Sie sich mit Ihren Mitgliedsdaten und Ihren persönlichen Daten an feedback@wallstreet-online.de
      Unsere Mitarbeiter können den Sperrgrund über Logfiles auswerten.

      Ihr Community-Team
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 18:22:07
      Beitrag Nr. 311 ()
      Gedacht, gehofft, gewartet, gestarrt,geprüft... sehnsüchtig:
      Es war umsonst.
      Avatar
      schrieb am 09.09.02 20:46:58
      Beitrag Nr. 312 ()
      Wenn Gedanken, ganz kalt, in dunkler Gestalt
      euer Herz durchschiessen
      und Tränen versteckt, durch ein Lächeln verdeckt,
      in den See eurer Träume fliessen...
      Wenn der Frust euch erstarrt,
      wie ein Fels auf euch harrt
      und jede Bewegung erstickt

      dann hofft auf die Zeit, fantastisch und weit,
      sie bietet für jeden die Lösung.
      Avatar
      schrieb am 10.09.02 17:18:50
      Beitrag Nr. 313 ()
      weiß.
      Avatar
      schrieb am 10.09.02 21:03:33
      Beitrag Nr. 314 ()
      ...und so bin ich überzeugt, das die Ursache all des Bösen, der Heimtücke, der Vorurteile gegenüber anderen in einem Schmerz liegt, der tief im menschlichen Wesen verborgen ist, so tief, dass er unter normalen Umständen nicht nach aussen treten , nicht an die Oberfläche kommen kann. Dieser Schmerz wurde irgendwann, in einem schutzlosen Moment, meist in der Kindheit oder Jugend getriggert von einer Person oder Personen, die diesen Schmerz wiederum schon in sich trugen.
      Unter optimal behüteten äusseren Bedingungen bleiben diese „Schmerzmenschen“ im sozialen Umfeld unauffällig.
      Treten allerdings Stressbedingungen auf, Bedrohungen oder auch nur scheinbare Bedrohungen der Lebensumstände, dann brodelt gleich einem ausbrechenden Vulkan das Schmerzereignis an die Oberfläche und es sind Raubtiere, die wir dann sehen, blutrünstige Bestien, die uns Ereignisse bescheren, die wir nie wieder vergessen, schlimmer, als wir sie uns in unseren kühnsten Alpträumen vorstellen können...Wölfe, Vielfrasse, Tiger...Marder, ja auch Marder...

      (aus: Prof. Wilhelm Borderstadt, Inaugurationsvorlesung“Der Schmerz ist die Ursache des Bösen“, Psychiatrische Fakultät derUniversität Prag, 1812, Borderstadtarchiv...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 23:06:55
      Beitrag Nr. 315 ()
      Kapitel 15

      ..."Trotz alledem tu ich dir zu wissen, Freund Pansa", erwiderte Don Q., "daß es kein Angedenken gibt, dem die Zeit nicht ein Ende macht, und keinen Schmerz, den der Tod nicht austilgt."
      "So? Welch ein größeres Unglück kann es denn geben", so versetzte Pansa," als ein solches, das darauf warten muß, daß die Zeit es austilge und der Tod ihm ein Ende mache? Wenn dies unser Mißgeschick eins von denen wäre, die man mit ein paar Pflastern heilt, da wäre es noch nicht so arg; aber ich sehe es schon, alle Pflaster im Spital werden nicht ausreichen, um es nur auf den Weg der Besserung zu bringen"
      "Laß ab von dergleichen", antwortete Don Q., "raffe dich aus deiner Schwäche zu neuen Kräften auf, so will ich auch tun; wir wollen einmal nachsehen, wie es mit Rosinante steht; denn wie mich bedünkt, ist dem armen Kerl nicht der kleinste Teil an diesem Unheil zugefallen."....
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 14:12:58
      Beitrag Nr. 316 ()
      Das mit dem Schmerz kann man so sehen, ist aber nicht in sich schlüssig. Schließlich kommen wir Menschen schon mit einem Schmerz zur Welt, der unsere sämtlichen Erinnerungen und Erfahrungen im Mutterleib, sowie alle unsere Erinnerungen an den Geburtsprozeß selbst vertilgt. "Das ist nun mal so", würde meine Mutter jetzt sagen und auch wenn ich diesen Satz nicht mag, so trifft er dennoch den Kern in dieser Sache.
      Nein, es ist etwas anderes, das uns Sorge bereitet und von dem wir uns nicht trennen können. Es sind die Aussagen, die wir über uns selbst und über andere Menschen treffen. Aber nicht irgendwelche Aussagen sind gemeint, sondern solche, die sich im Nachhinein als falsch und nicht zutreffend erweisen. Und da Menschen immer sehr eng mit ihren Sachen und Ansichten verwoben sind, sind hier auch diese Sachen und Ansichten, die solche Menschen, wie wir es sind, vertreten, gemeint.
      Wir können nichts dazu, wie wir erzogen wurden und wer uns erzogen hat. Das wenige, was wir dazu können, ist, unsere Erziehung mit den Mitteln zu hinterfragen, die sie uns selbst in die Hand gegeben hat. Seit Generationen und Menschengedenken wird dabei etwas weitergegeben, das sich nur schwer - auch und gerade in Worten - fassen lässt und was ich hier und für mich hinreichend treffend mit Erblüge bezeichnen möchte.
      Ihr Ursprung und ihre Auswirkungen sind nicht bekannt. Vermutlich können wir ihr nicht entkommen, sonder nur auf sie zugehen, um sie so herauszukristallisierend zu untersuchen (Dieser thread möge dafür als Beispiel dienen). Vielleicht kann man sie sich auch nutzbar machen, obwohl dies m.E. bedenkliche philosophische Fragestellungen aufwirft.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 19:58:42
      Beitrag Nr. 317 ()
      Ich weine keine Träne, ich warte keine Sekunde, ich vermisse nichts.
      Ich sehe die Sonne, ich spüre die Wärme, ich fühle mich wohl.
      Ich arbeite, ich bin glücklich, ich lache, ich liebe.
      ...nur meine Fantasie, die meidet mich.
      Avatar
      schrieb am 14.09.02 02:06:51
      Beitrag Nr. 318 ()
      Meine Fantasie ist ein Geist, ein Gespenst, so wirklich wie die Realität, ja...wahrscheinlich gibt es gar keinen Unterschied zwischen beiden...
      Avatar
      schrieb am 15.09.02 20:52:44
      Beitrag Nr. 319 ()
      Ich wurde durch ein Geräusch geweckt, ein dumpfes toc..toc..das in mein Unterbewusstsein drang und mich an die Oberfläche spülte. Meine Lider waren bleischwer, die Glieder dabei seltsamerweise federleicht, mühsam öffnete ich die Augen und stand schon vor dem Bett, als ich sie ganz offen hatte. Wieder..toc...toc..es kam aus dem Garten, dem wilden schönen Dschungel, der wie hingemalt unter dem gleissendem Mondlicht lag.
      Es zog mich raus, wie auf Schienen glitt ich nach draussen und sah sie als weissen Fleck unterm Lorbeer...toc, toc...,
      ich wusste, sie war es, ich wollte sie bei ihrem treiben nicht stören, weiss Gott, ich verspürte zitternde Angst, obwohl sie mir den Rücken zudrehte, man sah nur ihre lange graue Mähne und das Hackbeil, das sie in gleichbleibend kräftiger Regelmässigkeit über den Kopf schwang und vor sich auf den Boden hieb.
      Ich kam näher, ich wollte weg , eine unbekannte Macht trieb mich, ich trat auf den unvermeidlichen, trockenen Zweig, der knackend zerbrach.
      Als ihr Kopf herumfährt packte mich das Grauen in einem solchen Masse, dass ich schreien musste, wollte...ich konnte nicht, wie Gewichte steckten mir die Worte im Hals...ich starrte in ihre leeren Augenhöhlen und sah blutige Tränen über ihre hohlen Wangen rinnen, nein, keine Tränen, kleine Tiere, Wanzen,...Feuerwanzen...sie quollen ihr aus den Höhlen und fielen vor ihr auf den Boden, auf diesen Körper, diesen kleinen toten Körper.
      Ich wollte mich drehen, fliehen, ...sie öffnete den Mund, riss ihn auf wie zu einem Schrei, ich sah eine Bewegung, eine glänzende schwarze Perle, ein schmaler haariger Kopf, der sich zwischen den Lippen hindurchschob und den Rachen fauchend aufsperrte...ein Marder, Frau Müllers Marder, der mir elegant und blitzschnell an den Hals sprang.

      Als ich in meinem durchschwitzten und zerwühlten Bett aufwachte und die Sonne ins Zimmer schien empfand ich es fast als Gnade, der Moment des Erwachens war köstlich.
      Die Angst und das Grauen stecken in uns und von Zeit zu Zeit müssen wir sie ertragen um die Schönheit des Lebens wieder geniessen zu können.
      Avatar
      schrieb am 17.09.02 20:53:49
      Beitrag Nr. 320 ()
      Sehr geehrtes Lese-Publikum dieses doch etwas ungewöhnlichen Threads!

      Wir alle freuen uns, Ihnen die Möglichkeit bekannt geben zu können, dass wir bald mit dem Erscheinen der Nicks "Schwarzgemalt" & "Dunkelschoen" rechnen dürfen.
      Die Spannung auf den Inhalt ihrer Postings ist jetzt schon kaum zu überbieten und steigert sich mit jeder Sekunde mehr ins Unermeßliche.
      Bitte verkürzen Sie sich die Wartezeit mit dem zwischenzeitlich stattfinden Programm. Danke schön.

      Rom.
      Avatar
      schrieb am 17.09.02 21:17:07
      Beitrag Nr. 321 ()
      Als Stauner sah um sich herum
      die Welt zusammenstürzen,
      entfloh ihm drängendes Warum,
      das kam, sein Leben zu verkürzen...

      Als Stauner sieht die Schritte dann,
      die er im Weg zurückgelegt,
      wird Stauner er und kann
      die Welten sehen - leergefegt:

      Hier ist nichts kurz und niemals lang
      und endlich sieht er wieder dann:
      Des Jägers Beute ist der Fang,
      solang er jagen gehen kann!



      Stauner schreibt für Blinde, oder solche, die es werden wollen, auschließlich in der Nacht. Er sieht natürlich nicht, was er schreibt. Denn es ist dunkel und nirgendwo ist ein Licht entzündet, das leuchten könnte. Oft kreuzen sich seine Buchstaben, wenn er sie niederschreibt. Manche Worte sind gar so ineinander geschachtelt, dass sich vier oder fünf von ihnen dort befinden, wo eigentlich nur ein einziges Platz hat. Das kann natürlich niemand lesen, der ohnehin nicht da ist.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 00:56:01
      Beitrag Nr. 322 ()
      »Da mußte sie in die rotglühenden Schuhe treten und so lange tanzen, bis sie tot zu Boden fiel.«


      Hänsel und Gretel singen aus den gesammelten Werken: W:o ist die Hexe?
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 21:31:05
      Beitrag Nr. 323 ()
      Es war der erste Montag im Mai, als Mehmet nicht nach hause kam.
      Ich weiss es noch so genau, weil ich zum Monatswechsel meine Abrechnung vorlegen sollte, dies aber nicht fertig brachte,da die letzten Apriltage schon so viel Sommer vorwegnahmen und wir nur draussen waren.
      Mehmet fehlte, als die anderen nach Fussball, Bandenkrieg und anderem Jugendstress erschöpft nach hause trödelten, verfolgt von aufmunternden Zurufen der alten Anwohner, die Kissen gestützt den Nachmittag am Fenster verbrachten, um dem jungen Treiben zu zuschauen.
      Es gab aber auch andere, die um ihr schönes Auto Angst hatten oder um ihren genormten Blumenvorgarten.
      Die geiferten, wenn ein Ball das glänzende Blech ihrer Karosse traf,...“Dreckszeugs“ nannten sie die Kinder und „früher, ja früher, da hätten wir solche..., da herrschte Zucht...“.
      Auch die Alte stand am Fenster, die Müller, hoch aufgerichtet in ihrem Wahnsinn, mit schmallippigen Mund, man sah ihr die 80 Jahre nicht an und stumm bewegten sich ihre Lippen, den ganzen Mittag, so oft ich hochsah.
      Preussens Glorie, ein verlorener Krieg, russische Liebe auf der Flucht...was mochte in ihrem Kopf vorgehen ?
      Als sich am Spätnachmittag alle Kinder erwartungsvoll unter ihr Fenster stellten , stiess sie plötzlich einen durchdringenden hohen Schrei aus und dann ein Flut obszöner Flüche mit einer harten, gutturalen Stimme...
      Die Kinder blieben ruhig und unbeweglich stehen, sie kannten das und warteten.
      Auch als die Pflegerin die alte Müller vom Fenster wegzog bewegte sich keines von ihnen.
      Erst als ein schmaler Schatten unter dem Lorbeerbusch hervorschoss und senkrecht an der Klinkermauer empor raste, mit einem knurren und fauchen weithin hörbar, kam ein andächtiges stöhnen aus der Kindergruppe und oben am Fenster blieb er stehen, richtete sich auf, als musterte er jedes Kind...ein Marder, es war Frau Müllers Marder und kurz darauf war er in der Wohnung verschwunden.
      An diesem Abend kam Mehmet nicht nach hause.

      (aus : „Feuerwanzen“, WilliHeaven, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 20.09.02 12:44:01
      Beitrag Nr. 324 ()
      Der große Puppenspieler

      Der große Puppenspieler hat viel zu tun: sämtliche Menschen auf der Erde hängen an seinen Fäden, die wiederum an seinen Händen hängen. Jeden einzelnen Menschen bewegt er - das kann man sich gar nicht vorstellen! So hat der große Puppenspieler jeden Tag alle Hände voll zu tun und noch nicht einmal nachts kann er schlafen. Denn auch nachts müssen Menschen bewegt werden. Ob das in Afrika, Europa oder Australien ist: wenn ein Mensch zum Bus geht oder zu Hause ein Programm seines Fernsehers wechselt oder im Wald ein Tier erlegt - das alles macht er, der große Puppenspieler! Auch wenn ein Mensch nickt oder mit dem Kopf schüttelt macht er das. Ja, auch die Lippen bewegt er.
      "Was macht der da?" lässt er ganz oft seine Puppen fragen. Aber nur sehr wenige hören die Frage, die sie sich selbst stellen. Und noch weniger Menschen stellen die nächste Frage: "Wir können keine Fäden sehen, an denen wir hängen, großer Puppenspieler. Was sind sie?"
      "Ich ziehe euch alle mit Liebe" antwortet da der große Puppenspieler unwillig "und stoße euch mit dem Schrecken."
      Sehr erschrocken sind die Menschen dann immer und immer zieht es sie dann zur Liebe.
      Doch einmal, da ließ sich ein Jüngling nicht stoßen. Und er merkte, dass auch nichts ihn mehr zog. Er konnte nur die Fäden sehen, an denen alle Menschen hingen. Eilig rannte er durch die Welt und sagte hastig zu allen "Passt auf, ihr werdet euch gleich so oder so bewegen!". Zu vielen Menschen sagte er das und viele bewegten sich so, wie er das gesagt hatte. Er sah die Fäden und er sah die Menschen, wie sie sie zogen und stießen. Aber die Menschen hörten ihn nicht, weshalb er nach einiger Zeit ein einsames Leben führte. Dabei wurde er mindestens so einsam, wie der große Puppenspieler, der ihn nicht mehr bewegte.
      "Was machst du da?" fragte der Jüngling, der inzwischen schon etwas älter geworden war, den großen Puppenspieler. "Ich kann deine Fäden sehen, an denen sie hängen." fuhr er fort.
      "Ich ziehe euch alle mit Liebe" antwortete der große Puppenspieler überaus sanft "und stoße dich mit dem Schrecken!"
      `Sinnlos` dachte sich da der Jüngling `den Alten noch weiter zu fragen.` Alt mußte er wirklich schon sein, der große Puppenspieler. Mindestens so alt, wie die Menschen, wenn nicht noch älter. Und so vielbeschäftigt!
      "Es ist wohl besser ich nenne dich künftig nicht mehr den `großen`, sondern den `alten` Puppenspieler." sprach der Jüngling und ging seiner Wege.
      Da erschrak der alte Puppenspieler bis ins Mark seiner großen Knochen! Doch darüber, dass er überhaupt erschrecken konnte, erschrak er noch viel mehr: Bin ich selbst zur Puppe geworden? Ich, der große Puppenspieler - gelenkt von einem noch größeren Puppenspieler? - Das konnte nicht sein!
      Aber es war so: der Jüngling lachte, obwohl er sehr weit weg von dem Alten war, so laut er konnte durch alle Wälder und Täler und durch alle Städte und Strassen auf der Erde, die gerade in seiner Nähe waren und er war sicher, dass der Alte ihn hören konnte. "Du hängst jetzt an meinen Fäden, Alter!" schmetterte er donnernd seinem Lachen hinterher und auch das hörte der alte Puppenspieler.
      Jetzt verging eine lange, sehr lange Zeit, in der nichts Nennenswertes passierte. Der Alte hatte wie immer alle Hände voll zu tun und der Jüngling lebte sein einsames Leben. Ohne dabei zu erschrecken fiel dem Jüngling eines Tages ein, dass noch niemals irgendjemand den großen Puppenspieler ausgelacht hatte. Und obwohl man sich das nicht vorstellen kann, liebte ihn der einsame Puppenspieler dafür. Er umgarnte ihn mit Menschenpuppen, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablasen. Das ging so weit, dass sich der Jüngling manchmal wünschte, nicht mehr wünschen zu können, weil alles so geschah, wie er das wollte, was man sich auch nicht vorstellen kann. Aber auch den Wunsch, nichts mehr wünschen zu können, lasen ihm die Menschenpuppen von den Augen ab und sie taten in dieser Zeit alles noch sehr viel eifriger, weil sie dachten, ihr Jüngling wäre nicht zufrieden mit ihnen.
      `Nachdem der Alte immer mehr zur Puppe und ich immer mehr zum Puppenspieler werde` dachte der Jüngling in einer klaren Nacht `fliehe ich lieber in meine Eisamkeit` und verschwand im dunkelsten und größten Wald, in dessen Nähe er sich zufällig befand. `Ich will nur noch weg von den Menschenpuppen` war sein letzter Gedanke.
      Der Alte erschrak sehr:"Er flieht vor seinen eigenen Wünschen!". Erst wurden nur einige Menschenpuppen in Bewegung gesetzt, um den Jüngling wieder zu finden. Schließlich hatte er die Einsamkeit des alten Spielers und Lenkers beendet. Lange Jahre suchten viele viele Menschen nach ihm und jedes Jahr wurden es mehr, bis endlich alle Menschen nach ihm suchten. Im dunkelsten und größten Wald, aber auch in anderen Wäldern und Städten suchten sie nach ihm. Sogar im Wasser der Flüsse wurde nach ihm gesucht. Der Jüngling blieb jedoch verschwunden.
      Einen Trost hat die Geschichte dennoch: Endlich wissen wir, was der `große` Puppenspieler da macht...



      (Mein Name tut nichts zur Sache. Ich hätte mich auch anders nennen können.)
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 22:40:26
      Beitrag Nr. 325 ()
      Bevor Ich Zu Bett Ging, Habe Ich Ohne Eine Überschrift Folgende Zeilen Niedergeschrieben:

      Stahl kracht auf Stahl,
      dazwischen Fleisch & Knochen,
      ein Kopf - er war kahl,
      hat noch das Stahl gerochen.

      Danach Hatte Ich Einen Traum Der Erinnerungen, Der Bis In Das Morgengrauen Anhielt.
      Als Kind Hatte Ich Zwei Bis Drei Träume, In Denen Ich Durch Das Ausführen Einfacher Körperbewegungen Fliegen Konnte. Ich Hob Ab & Flog An Einer Häuserfront Entlang. Ich Flog Am Ersten Stockwerk Vorbei Zum Zweiten Und Danach Noch Höher Zum Dritten Und Vierten. Es War Ein Sonniger Tag, Es War Warm Und Bei Meinen Bewegungen Musste Ich Aufpassen, Dass Ich Nicht Hintenüber Fiel. Ich Flog In Ein Fenster Hinein Und War Nicht Mehr Vorhanden, Obwohl Noch Etwas Von Mir Da War, Das Alles Sehen Konnte. Was Ich Sah, Machte Mir Angst. Ich War In Einer Art Fabrik, In Der Viele Werktische Standen, Die Von Kleinen Tischlampen Beleuchtet Waren. Obwohl Es Vollkommen Hell War, Machten Die Tischlampen Die Werktische Noch Heller. Ich War Nicht Vorhanden, Doch Das, Was Von Mir Sehen Konnte, Wurde Nun An Die Tische Herangeführt. An Jeden Einzelnen. An Jedem Tisch Fand Ein Ungeheuerlicher Prozeß Statt Und An Jedem Tisch War Es Ein Anderer. Ich Habe keine Erinnerung, Die Ich In Beschreibende Worte Fassen Könnte. Woran Ich Mich Erinnern Kann, Ist, Wie Ich An Jede Einzelne Werkbank Herangeführt Und Wieder Hinweggeführt Wurde: Zielstrebig, Sicher, Wie Eine Kamera, Gelenkt Von Einem Exzellentem Kameramann. Dazwischen War Ich Dem Grauen Ausgesetzt. Was Ich Sah, War Von Einer Ungeheuerlichen Geschwindigkeit Und Präzision, Die Mich Hätte Zittern Lassen, Hätte Ich Meinen Körper Gefühlt. Am Letzten Werktisch Wachte Ich Auf. Ich Kannte Das Gebäude. Ich War Schon Einmal In Meinen Träumen Dort. Und Auch Das Fremde Meer Aus Tischlampen Kannte Ich.
      Ich Fragte Mich, Ob Ich Einen Alptraum Geträumt Habe.
      Avatar
      schrieb am 22.09.02 23:08:39
      Beitrag Nr. 326 ()
      VORWÄRTS! VORWÄRTS! IMMER WEITER!
      Schreit das Leben, ach so heiter!
      ICH SCHREIE MIT, DOCH NICHT GENUG!
      Erkennend hier den Selbstbetrug!
      so fang ich dann zu flüstern an
      werd heißer, heiser, immer leiser,
      erfriere dann in Einsamkeit.
      Die Schreie gehen, und die Zeit,
      und mit ihr lichter Sonnenstrahl,
      nur gaukelnd Himmel ohne Qual -
      HINFORT! GEHT IHR! HINFORT!
      VORWÄRTS! VORWÄRTS! IMMER DORT!

      Endlich Verdichtung
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 12:41:05
      Beitrag Nr. 327 ()
      Richtet den Blick nach vorne und lasst Vergangenes ruh´n, denn die Vergangenheit ist unwiederbringlich geschehen und ihr könnt sie nicht mehr ändern.
      Nur solltet ihr eins bedenken:
      3 Sterne standen einst an diesem Himmel. Sie versuchten sich an Leuchtkraft zu übertreffen und es ging eine Kraft von ihnen aus, die Welten überwand und Lebensfreude schuf.
      Jetzt ist ein Stern für immer ausgelöscht und der andere ward schon lange nicht mehr gesehen.
      Sollte auch der 3. Stern erlöschen, dann wird er nur noch einmal reiten, Press, auf seinem Schimmel wird er diese Welt durchqueren in einem Inferno ohnegleichen und nach ihm kommt die Eiszeit, eine dunkle Eiszeit, in der viele erfrieren und der Rest wir ertrinken in einer vollkommenen Dunkelheit.
      Denn kein Mensch kann ohne Sterne leben.
      Avatar
      schrieb am 23.09.02 12:50:38
      Beitrag Nr. 328 ()
      Je mehr wir an Alles, was war und sein wird, denken, um so bleicher wird uns Das, was gerade jetzt ist. Wenn wir mit Gestorbenen leben und in ihrem Sterben mitsterben, was sind uns dann noch die "Nächsten"? Wir werden einsamer, - und zwar w e i l die ganze Fluth der Menschheit um uns rauscht. Die Gluth in uns, die allem Menschlichen gilt, nimmt immer zu - und d a r u m blicken wir auf Das, was uns umgiebt, wie als ob es gleichgülter und schattenhafter geworden wäre. - Aber unser kalter Blick b e l e i d i g t!

      (F.N. Morgenröthe)
      Avatar
      schrieb am 25.09.02 12:27:55
      Beitrag Nr. 329 ()
      Träume, schlafende Räume in mir,
      durch dich geweckte, fantasieerschaffene Welt
      ...ein prächtig schützendes Zelt...
      wenn kalt der Alltag tobt.

      Träume, aus Wünschen erwachsene Bäume
      in einen Himmel der Sehnsucht
      ...mit Früchten, die wie Funken verglüh´n.

      Träume, zeitloses Glück ohne Zäune?
      ...bisweilen schaler Geschmack und Ekel,
      scheint es doch Grenzen zu geben
      und ein absehbares Ende.
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 04:22:35
      Beitrag Nr. 330 ()
      Unterdrückung

      Nein, lachen muß ich nicht.
      Auch wenns mir in der Seele sticht,
      den Körper schüttelt und verkrampft,
      und mir die Sehnsucht heiß verdampft,
      in Lust ich mich im Dasein winde,
      alles fühle und empfinde...
      Will ich doch dies eine nicht:
      lachend sehen mein Gesicht.

      :)
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 15:31:45
      Beitrag Nr. 331 ()
      WARuM nicht ....
      Avatar
      schrieb am 26.09.02 19:13:32
      Beitrag Nr. 332 ()
      "Tod eines Kritikers" kritisierte der Kritiker.
      Und zum Abschluß empfahl er das Buch "Schande".
      Gesehen bei N-TV.
      Dieses Buch, das er empfahl, soll ein gutes Buch sein,
      ein Roman, geradezu ein Meisterwerk, welches man noch in tausend Jahren lesen kann. Es soll eines dieser Werke sein, die unsere Kindeskinder noch lesen werden. Vergleichbar mit nur wenigen. Doch woher will er das heute schon wissen?
      Fast vergleichbar mit der Odyssee von Homer.
      Ist es nicht so, das die alten Griechen auch schon Konkurrenz bei den Autoren hatten, und nur das Werk des einen Überlebte, da dieses für die Zukunft gemacht.
      Wer sagt dem Kritiker, das nicht noch andere Schreiberlinge das Werk verbessern. Welches ists, das die Nachwelt lesen will. Es soll ja die Optionen geben, am Schluß das gute, das böse. Doch ist dies das Problem, und der Titel bleibt.
      Aber wer liest heut noch Bücher? Und erst in tausend Jahren?
      Ob man in tausend Jahren noch Zuschauer mit "The Bourne Identity" im TV bekommen kam? Dem aktuellen Film der Woche in den deutschen Kino`s. Wobei Damon doch schon alter Bekannter ist. Aus dem Meer gefischt, ohne Erinnerung, wissen blank, macht er sich auf die jagt nach dem ich. Doch wen er das eine Fragment gewinnt, verblasst dieses, und es startet die nächste Suche. Und das gefundene Fragment leider irrelevant. Den es dauert die Fragment zu legen, und das gesammte zu erkennen.
      Doch sind da ja auch die wissenden, die die jagt veranstalten, die die schlauer sind, doch sind sie`s wirklich, (....heute weiß ich, die können niemals gewesen sein, schon der Spezies wegen.)
      auf das Ende gespannt
      werd meinen Spass haben im Kino, aber vor allem auch beim lesen.
      Avatar
      schrieb am 02.10.02 23:23:45
      Beitrag Nr. 333 ()
      ...und wenn du alles kennst im Leben, das Glück, die Trauer, das Lachen und Weinen, die Freude, den Schmerz, so wirst du ihn, den Tod nie kennen lernen, denn er ist nicht mit der Zeit vereinbar und meidet sie wie das Feuer das Wasser, also wovor hast du Angst?
      Lebe dein Leben jeden Tag immer weiter, nutze jeden Augenblick und jede Gelegenheit und bereue nichts.
      Überlasse dem Tod die Zweifel.

      (aus: „Todesangst“, Kaltlicht, Borderstadtarchiv, ...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 04.10.02 00:32:11
      Beitrag Nr. 334 ()
      Dies ist eine Seance. Sie verlieren jetzt all Ihr Wissen. Sie kennen nichts mehr und gelangen so ins Nirvana. Das heißt dorthin, wo noch niemand (der reden kann) war und wohin wir alle gelangen werden. Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen alles vollkommen neu erscheint. Das ist völlig normal und hat nichts zu bedeuten. Verhalten Sie sich so, als wäre nichts passiert und Ihren Mitmenschen wird es nicht auffallen. Versuchen Sie nicht darüber zu reden, wenn Sie nicht feststellen wollen, dass Sie es nicht können. Das Nirvana ist nicht vollkommen leer, in ihm ist nur alles vollkommen bedeutungslos.
      Herzlich Willkommen!
      Avatar
      schrieb am 07.10.02 16:39:48
      Beitrag Nr. 335 ()
      ...denn kein Mensch hat je den Tod erlebt!
      Jeder Mensch erlebt das Leben,selbst, den Tod aber nur als Angst, Schmerz, verlassen sein...Verlust, bei anderen.
      Da das Leben mit dem Tod endet kann jeder Mensch für sich ewiges Leben erwarten, jeder trägt die Unendlichkeit in sich, wie Press.
      Welch´furchtbarer Gedanke!
      Grübelt nicht darüber, ihr würdet daran zu Grunde gehen.

      Sterbt weiter, wie bisher.

      (aus:"Die Endlichkeit des Seins ist scheinbar", Der falsche Prophet, Borderstadt Archiv, ...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 07.10.02 19:38:06
      Beitrag Nr. 336 ()
      Die Geschichte mit dem Press ist Quark. Wenn man Hunger
      darauf hat, ist sie aber ok. Es gibt weitaus schönere
      Speisen, selbst unter den Milchprodukten. Sicher trägt
      jeder die Unendlichkeit in sich, aber weitaus furchtbarer
      ist der Gedanke, dass jeder noch vor der Unendlichkeit die
      Endlichkeit in sich trägt. Ja, wir sterben weiter, denn:
      wieviele Menschen haben je das Leben erlebt?
      Avatar
      schrieb am 07.10.02 19:59:09
      Beitrag Nr. 337 ()
      das kleine glück

      fürs kleine glück musst stille halten du
      und nicken, nicken immerzu.
      still zu nicken mußt du lernen,
      nicht zu blicken, nach den sternen.
      sieh nur vor dich, auf den tisch:
      der teller voll, im glase: zisch!
      das kleine glück, es macht dich froh,
      weils fressen gibt, besser als stroh.
      doch ist es mehr, wenn du verlangst,
      begrüß ich dich! im meer von Anxt!
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 01:41:59
      Beitrag Nr. 338 ()
      #336
      a propos
      Quarks und Co.
      Milchstraße und so

      Herr/Fra un Endlich,

      denken Sie nur an Epimenides, der von der Insel Kreta kam und sagte: "Ich bin ein Kreter. Alle Kreter lügen."
      Man kann diesen Satz verkürzen: "Ich bin ein Lügner!"
      Was macht man mit einem Menschen, der sagt: "Ich bin ein Lügner"?!
      Glaubt man ihm?
      Dann kann er ja kein Lügner sein, also hat er die Wahrheit gesprochen.
      Wenn er die Wahrheit gesprochen hat, dann hat er aber gelogen, denn er sagt: "Ich bin ein Lügner."
      Was Logiker seit jener Zeit und bis gestern auf die Palme gebracht hat, ist,
      daß die Aussage des Epimenides der aristotelischen Forderung - "ein sinnvoller Satz muß entweder wahr oder falsch sein" - nicht genügt.

      Der Satz wird falsch, wenn man ihn für wahr hält und wahr, wenn man ihn für falsch hält.


      11880, da werden Sie geholfen.
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 04:12:02
      Beitrag Nr. 339 ()
      Also Herr oder Frau Rhabarbera,

      da muß ich mal für 336 in die Bresche springen und Sie attackieren. Ich kenne das nämlich. Den Fehler habe ich früher auch gemacht: Nur weil es diesen Satz des Epimenides gibt, habe ich geglaubt, es gäbe überhaupt keine Wahrheit. Das stimmt aber nun gar nicht! (Oder wollen Sie das etwa bestreiten? Und kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem Dorfe Karr!)
      Dieser Satz des Epimenides ist lediglich ein schlimmer Spezialfall und hat nichts zu bedeuten, vielleicht.

      Ansonsten siehe 330
      EiM
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 14:54:18
      Beitrag Nr. 340 ()
      Quintessenz: Es gibt die unterdrückte Wahrheit.
      Wer könnte da HIER widersprechen?

      EinMoment, ich habe ihre Zeilen überhaupt nicht als Attacke empfunden. Genausowenig hatte ich im Sinn, Herrn/Fra un Endlich im Kern zu attackieren und der Unwahrheit zu bezichtigen. Genau betrachtet war es wohl ein Einwand des Zweifels von meiner Seite, als Ergänzung gedacht.

      Natürlich, die Wahrheit gibt es. Erfunden wird nur die Lüge.
      oder
      Wenn es nicht wahr ist, dann ist es schön erfunden.

      Gleichwohl finde ich hier in diesem thread mir sehr wahr erscheinende Formelierungen, die mir helfen m e i n e Wahrheit zu begleiten. Ich möchte an dieser Stelle einmal ganz herzlich KaliFMezzer grüßen und auch die vielen anderen, die mit teilweise großartiger, w a h r e r Poesie mich verzaubern konnten. Das ist viel...............................Wahrheit!

      gez. Rhabarber (Wahrheitsminister)

      PS. Wer hat diesen thread hochgeklickt? Sagt die Wahrheit!
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 20:06:03
      Beitrag Nr. 341 ()
      O dass Sie sich da mal nicht täuschen Herr od. Frau Rhabarberminister! Zumindest was die erfundenen Attackierungen betrifft. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber das reicht
      mir eigentlich schon aus. Ich jedenfalls würde solche ernsten Worte wie von Herrn oder Frau Endlich in 336 gesprochen durch ihre lockeren Eingangszeilen in fast schon daherpfeifender Art und Weise attackiert sehen. Natürlich nur, wenn sie von mir selbst kämen, was selbstverständlich nicht der Fall ist. Gleichwohl enthalten sie ein so enormes Maß an unterdrückter Wahrheit, wie Sie es nennen, dass ich mich dazu genötigt sehe ihretwegen in die Bresche zu springen, sinnvoll oder nicht. Ohnehin sind wir nur Sklaven ureigenster Empfindungen, all unserer Gaukelei zum Trotz, die ständig versucht, irgendwo einen Verstand hineinzubasteln. Ob sie meine Worte als Attacke empfunden haben oder nicht kümmert mich bestimmt nicht. Ich habe sie attackiert und basta.

      EiM

      PS: wahrscheinlich nur ein paar wenige Leser, die versucht haben Licht und Einsicht durch Recherche zu erhalten in diesem Dickicht von Thread-Dschungel. Es ist ja auch kein Leichtes dem Ganzen einen Sinn zu verpassen. Jedem seine Hölle eben....
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 21:51:53
      Beitrag Nr. 342 ()
      EinsMoment, einverstanden.
      Desweiteren knüpfe ich mal am zweiten Teil von 336 an "sterbt weiter..." - lebt weiter... hinauf, hinab, hinweg?
      Media vita in morte sumus, hieß in christlichen Zeiten der Appell zur Besinnung aufs eigentliche Leben; inmitten des Lebens sind wir doch schon vom Tode umfangen.
      Müssen wir nicht heute umgekehrt sagen:
      Media morte in vita sumus, mitten in lauter Tod gibt es in uns doch etwas, das mehr Leben ist, als unser lebloses Leben lebt.
      Ein Aufruf zum lebendigeren, wahreren Leben?
      Ja, so versteh ichs.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 06:20:04
      Beitrag Nr. 343 ()
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 20:30:06
      Beitrag Nr. 344 ()
      Wenn man eine Geschichte nicht erzählen kann, sollte man besser stumm bleiben.
      Wenn sie einen quält, nicht zur Ruhe kommen lässt, die kreative Pipeline verstopft,
      dann, dann...sollte man sie stammeln, wenn nichts geht buchstabieren, sie auf jeden Fall rauslassen.
      ...und sich kurz halten.

      Es war am 11.September 2001 als Mehmet verschwand.
      Die Strasse war schon am Nachmittag wie leergefegt, trotz schönen Wetters, Simpsons gabs schon früher, meinte man, als die Türme in N.Y. wie die Dreadlocks von Tingle Tangle Bob auf Ground Sero gingen, alle sassen sie vor der Kiste, fassungslos...nur Mehmet nicht, der kam nicht nach hause.
      Mitbekommen habe ich es nach der Tagesschau und all den Sondersendungen, als durch das schräggestellte Flurfenster ein heiserer, langgezogener Ruf herein dran; ich schaute und sah Fatima, den Kopf in Tüchern verhüllt in einem langen, schwarzen Wickelrock mit Badelatschen aus Plastik, wie sie die Strasse entlang schlurfte und nach ihren Sohn rief. Als ich das Fenster öffnete und fragte, reagierte sie nicht. Die Strasse war leer, nur schräg gegenüber bewegt sich der Vorhang. Die alte Müller, das lange, graue Haar zerzaust, den Wahnsinn funkelnd im Blick und auf dem Arm ihren Marder, der in der Dämmerung beinahe wie eine Katze aussah.
      Noch um Mitternacht, als sich das Mondlicht kalt über mein Bett ergoss und ich drohte, darin zu ertrinken, hörte ich Fatimas Stimme und das schlurfen dieser Plastiklatschen, die unerbittlich über die Strasse zogen.
      An nächsten Morgen gingen Zivile von Tür zu Tür und fragten nach einem vermissten10-jährigen Türkenjungen, nach Mehmet. Zwei Männer und eine Frau , sie wirkten nicht recht bei der Sache, unlustig, nach all der fesselnden Weltpolitik, einer der Männer sprach “im Vertrauen“ und vermutete Mehmet in der Türkei beim Vater, einem Spediteur , der nur einmal alle 4 Wochen nach Deutschland kam, „bei den Türken wisse man eh nicht so genau“... Ich schaute nach gegenüber und sah die verrückte Alte, mit einem Grinsen im Gesicht stand sie am diesmal offenen Fenster, im Hintergrund leise Marschmusik, das „Horst Wessel Lied“, ich wusste es, ihr Dauerbrenner, für sie waren alle Ausländer Russen, und alle Russen Feinde... brandschatzen, vergewaltigen, morden...wie damals, nach dem Krieg,...
      Als sie anfing zu schreien und die Hand zum deutschen Gruss hochriss, wurde sie von hinten weggezogen, die ambulante Pflegerin .
      In dieser Nacht hatte ich zum ersten mal den Traum, ich sah die verrückte Müller mit ihrem Marder im Garten, hinten am Lorbeerbusch, wie sie etwas vergrub und ich sah die Feuerwanzen...(#319)
      Mehmet blieb verschwunden und ich träumte meinen Traum, jede Nacht und tags getraute ich mich nicht mehr in den Garten.
      Jede Nacht wurden sie intensiver, die Träume, ich hatte Angst vor dem zu Bett gehen, vor dem Schlaf, doch er holte mich gnadenlos und es trieb mich hinaus, w:o mich die Alte schon erwartete...
      Als ich am dritten Morgen verzweifelt in den Badezimmerspiegel blickte, in meine grünlich schimmernden, dunklen Augenhöhlen , bemerkte ich Falten, scharfe kleine Falten an meinen äusseren Augenwinkeln, rötlich unterlegt, wie Risse, als wollte die Haut aufplatzen...und am Morgen des fünften Tages hing mir die Haut in Fetzen vom Gesicht es waren ihre langen, grauen Haare, die mir ins Gesicht hingen, ihre wahnsinnigen Augen die mich anblitzten, es war ihr Gesicht, dass wie eine Frucht aus aufgeplatzter Hülle die Spiegelfläche einnahm ,mir entgegen starrte und als ich den schmallippigen Mund zum Schrei aufriss konnte ich auch das Pelztier erkennen, klein und gemein machte es sich an meinem vorderen Gaumensegel zu schaffen.

      Epilog: Die alte Müller kam 4 Wochen später endgültig in ein Altersheim, nachdem sie anfing die Grenzen des grossdeutschen Reiches mit Kot an die Wohnzimmerwand zu zeichnen.
      Mehmet habe ich nicht wiedergesehen, er war aber angeblich in der Türkei bei Verwandten, die Familie zog ein halbes Jahr später weg.
      Und ich...jeden Tag will ich an den Lorbeerbusch im Garten, will in ausgraben, umgraben, will die Wahrheit wissen und jeden Tag verlässt mich der Mut und wenn ich meine Tabletten regelmässig einnehme schlafe ich tief und traumlos...

      (für Rotgedacht“Am Morgen des fünften Tages“, Variation zu Mehmet, Borderstadtarchiv, ...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 22:03:18
      Beitrag Nr. 345 ()
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 10:03:20
      Beitrag Nr. 346 ()


      There was a guy
      An underwater guy who controlled the sea
      Got killed by ten million pounds of sludge
      From New York and New Jersey

      This monkey`s gone to heaven (x4)

      The creature in the sky
      Got sucked in a hole
      Now there`s a hole in the sky
      And the ground`s not cold
      And if the ground`s not cold
      Everything is gonna burn
      We`ll all take turns
      I`ll get mine, too

      This monkey`s gone to haven (x4)

      Rock me Joey! (Rock me Joseph Alberto Santiago!)

      If man is 5 (x3)
      Then the devil is 6 (x4)
      And if the devil is six
      Then god is 7 (x3)

      This monkey`s gone to heaven (x4)

      Black Francis
      (p) 1989 4-A-D
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 22:06:52
      Beitrag Nr. 347 ()
      In der frühen Zeit, als fantastische Träume die Welt beherrschten , sie in ein glitzerndes Paradies verwandelten und der Erdgeist freundlich über dies alles wachte, hielt es Syrja, des Erdgeists schöne Tochter, nicht mehr aus, verliess ihr langweiliges Himmelsheim und lustwandelte auf Erden.
      Dort verliebte sie sich unsterblich in einen Traum, der sie im Innersten traf und ihr die geheimsten Wünsche erfüllte.
      Als ihr Vater, der Erdgeist, dies bemerkte, forderte er Syrja zur sofortigen Rückkehr ins Himmelsheim auf.
      Doch Syrja dachte nicht daran, sie hatte ihr Glück gefunden und war bereit, darum zu kämpfen.
      So schickte der erboste Vater das Wasser, wahre Fluten ergossen sich über die Erde und viele Träume wandelten sich und wurden zu Fischen.
      Doch Syrja rettete ihren Traum und blieb bei ihm.
      Da sandte der erzürnte Erdgeist Beben, die Welt wandelte sich, gewaltige Erdmassen verschoben sich, es entstanden Berge und Täler, und eine grosse Zahl der Träume wurde zu Gräsern und Bäumen.
      Die Liebe Syrjas rettete auch diesmal ihren Traum und das Glück erstrahlte über ihnen.
      In wahnsinniger Wut schleuderte der Vater nun Feuer auf die Erde, die Welt ging in Flammen auf, glühende Lavaströme querten in alle Himmelsrichtungen und der übriggebliebene Rest der Träume stieg auf und wurde zu Vögeln.
      Nur Syrja und ihrem Traum, dem nunmehr einzigen, übriggebliebenen Traum konnte dies nichts anhaben.
      Ihre Liebe hielt stand.
      Da verzweifelte der Erdgeist und glaubte seine Tochter für immer an diesen Traum verloren.
      Als er so in düsteren Gedanken versunken grübelte, drang ein leises wiehern und Hufgescharre an seine Ohren , sein Schimmel, ein Rappschimmel und als der Erdgeist aufblickte, wusste er, was zu tun war, er tat das, was er eigentlich nie tun wollte, er band das herrliche Tier los und schickte es gen Erde...

      ...und als das Tier die Welt erreichte kam es zu seltsamen Veränderungen, die Bäume verloren ihr Laub und die Fische schwammen in Schwärmen von den Meeren zu den Flüssen, die Vögel sammelten sich und als Syrja den Schimmel sah, überkam sie eine nie gekannte Sehnsucht, sie wollte ihn besteigen, mit ihm galoppieren, immer weiter...und sie küsste ihren Traum zum Abschied und aus dem letzen Traum wurde der erste Mensch, Adam, der die Vergänglichkeit schon in sich trug, denn es war die Zeit, in Gestalt des Rappschimmels, welche die Welt heimsuchte und als sich Syrja auf den Rücken des Tieres schwang, hatte sie ihren Traum schon vergessen...denn zur Zeit gehört das Vergessen wie der Bruder zur Schwester...

      Ja, so war es, so könnte es gewesen sein, damals, am Ende aller Träume, am Anfang des Seins.

      (aus: „ Genesis, Variation 2“, Kaltlicht, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 27.10.02 14:54:06
      Beitrag Nr. 348 ()


      Keiner ist normal heutzutage, jeder ist ein wenig verrückt, mit seinem Denken, das unablässig in Betrieb ist, und wir sehen die Welt eng und kümmerlich. Unser Ego frißt uns auf. Wir glauben zu sehen, doch wir irren uns - vielmehr projizieren wir unsere Verrücktheit, unsere Welt, auf die Welt. Darin ist keinerlei Wahrheit und Weisheit zu finden!
      Avatar
      schrieb am 27.10.02 17:40:24
      Beitrag Nr. 349 ()
      Lange, lange jagte Syria so auf dem Rücken der Zeit dahin, besessen von der Macht der Eile und der Hast.

      Ihre blinden Augen sahen nicht, wie die scharfen Hufe des Rappschimmels den Boden zerschlugen, ihre tauben Ohren vernahmen im Rausch der Geschwindigkeit nicht das leise Klagen des Himmels, immer wenn eine Sturmböe einen Stern zerfegte.

      Immer weiter, immer schneller trieb sie ihr Vernichtungsritt. Bis die Sonne voll Gram sich abkehrte und verschwand.
      Sie weigerte sich, diesem Grauen einen weiteren Strahl zu senden und rief die Große Nachtfee mit ihrem heilenden Dunkelmantel zu Hilfe.

      Als das Licht erlosch und der Wahn an Kraft verlor, war Syria mit ihrem Rappschimmel an einem Baum angelangt, dem Letzten.
      Und sie kauerte sich zwischen die Wurzeln der WeltenEsche, auf die verwüstete Erde, verwirrt und erschöpft.
      Irgendetwas war anders als sonst, irgendetwas fehlte.
      Um sie sah Schwarz, ein absolutes, endloses Schwarz.
      Nicht ein einziger Stern sendete seinen Trost.
      Das verwirrte Syria. Und ermattet schlief sie ein.

      Der Erdgeist, der sich unter die Wurzeln der WeltenEsche gerettet hatte, sah in ihre irrenden, ratlosen Gedanken.
      Behutsam nahm er die Gedanken in seine Hand und trug sie in seine Halle der Seelen.
      Doch die Halle war leer. Denn mit den Täumen waren auch die Seelen verweht.
      Nur ganz hinten hockte einsam und verkümmert die Erinnerung. Dorthin trug er Syrias Gedanken.
      Und die Erinnerung erzählte den Gedanken von dem Traum, den Syria einst hatte.
      Ganz sacht und leise nahm so die Erinnerung wieder Platz in den Gedanken.
      Der Erdgeist nahm sie und trug sie zurück, hinaus zu der Schlafenden.
      So kehrte der Traum zurück zu Syria, geschickt von der Erinnerung und überbracht durch den Erdgeist.

      Der Traum wuchs und vermehrte sich, und jeder neue Traum stieg vorsichtig und mit Bedacht zum Himmel, um dort Licht und Trost zu spenden.

      Und mit der Kraft der Nachtlichter begann die Heilung der zerstörten Erde.
      Auch die Menschen schauten hinauf und erkannten ihre Träume wieder, ein Jeder den seinen.
      Die Halle der Seelen füllte sich und mit jeder neu zurückgekehrten Seele erstarkte die Erinnerung.
      Die Sonne kehrte zurück und dankte der Großen Nachtfee und dem Erdgeist.

      Als Syria erwachte, erkannte sie ihre Gedanken.
      Sie stand auf und ging nun, Schritt für Schritt, neben dem Rappschimmel her, ganz sacht die Erde und das erste Grün mit ihren Füßen streichelnd.

      so war es, so kann es sein, wenn die Menschen ihre Täume wiederfinden.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 16:02:06
      Beitrag Nr. 350 ()
      Aber wenn zwei Menschen eins sind in ihrem innersten Herzen, erschüttern sie sogar die Stärke von Eisen oder Bronze. Und wenn zwei Menschen sich im Innersten verstehen, sind ihre Worte süß und stark wie der Duft von Orchideen.

      I Ging
      Avatar
      schrieb am 31.10.02 20:30:07
      Beitrag Nr. 351 ()
      Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob du verstehst, was ich schreibe.
      Ob du nicht lachst, wenn ich weine und weinst, wenn ich die Sonne liebe.
      Ich würde mir am sehnlichsten wünschen, dass du das, was ich nicht schreibe in dir fühlst.
      Denn dort bin ich bei dir.
      Avatar
      schrieb am 01.11.02 07:02:42
      Beitrag Nr. 352 ()
      Ich darf mich mal kurz einklinken in die Diskussion hier, wenn es gestattet ist. Ich bin nämlich durch Zufall auf hochinteressantes Material gestoßen, was u.U. hierher passt.



      Der gute Mann hat einen interessanten Begriff geprägt:

      Ozeanisches Gefühl

      Ausdruck von Sigmund Freud für die transpersonale Erfahrung des Aufgehoben-Seins in einem bergenden Kosmos.


      Freud ist mir persönlich etwas unsympathisch, weil viel zu realistisch, was seine Gedanken schließlich auch im sogenannten "Todestrieb" hat enden lassen. Trotzdem interessant, an was dieser Mann alles gedacht hat.

      Vom Gefühl her sympathischer ist mir da sein alter Widersacher Wilhelm Reich, bei dem ziemlich viel im Gegenteil mündete. Folgender Begriff wurde von einem amerikanischen Gericht für nichtexistent erklärt:

      Orgon

      Eine hypothetische, von dem Psychoanalytiker Wilhelm Reich postulierte kosmische Urenergie, aus der durch einen Differenzierungsprozeß die mechanische Energie, die anorganische Masse und die lebende Materie hervorgehen.




      Reich befand sich, wenn ich richtig informiert bin, dreißig Jahre seines Lebens in einer Irrenanstalt.

      Was das Sein betrifft, so halte ich es zunehmend mit Aristoteles, der behauptet hat, dass nur Vergangenes und Vergangenheit existiert. Die Vorstellung ist so verlockend, weil sie so einleuchtend ist: wenn überhaupt etwas bekannt sein kann, dann die Vergangenheit. Zu behaupten, es gäbe eine Zukunft, ist in etwa so, als büke man Brezel ohne Teig. :D
      Kann man machen, ist aber nicht sehr effektiv.
      So, Al ist jetzt müde und geht schlafen.
      Gute Nacht
      Avatar
      schrieb am 02.11.02 21:41:17
      Beitrag Nr. 353 ()
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 07:43:00
      Beitrag Nr. 354 ()
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 15:18:09
      Beitrag Nr. 355 ()
      Hm
      Meer
      Reich an Freud
      S.O.S. Eisberge in Sicht.
      Mir fröstelt.
      Friert hier die Hölle zu?
      Ich lache nicht, wenn du weinst.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 19:43:21
      Beitrag Nr. 356 ()
      @ all

      ihr Poster.....
      in diesem "Irren"-sräd.
      seit ihr euch der Autosuggestion
      (und Verantwortung)
      bewußt, was ihr auf labile Seelen
      mit den Nonses-Texten, verheerend, bewirkt....:eek:
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 19:49:02
      Beitrag Nr. 357 ()
      mit Willy Reich bin ich fast per du;
      im geistigen Knast habe wir immer Tip-Kick
      gespielt..

      Wilhelm kann gut verlieren.....
      flüsterte Erich Fromm mir
      auf dem Flur der Klinik zu;)
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 19:55:30
      Beitrag Nr. 358 ()
      Dann lassen wirs mit den Geschichten, hat mich eh gewundert, dass der Thread solange von den üblichen Sofadeppen verschont worden ist.
      Aber einer ist immer der erste und dann ist es für mich Zeit aufzuhören.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:11:48
      Beitrag Nr. 359 ()
      sag mal.......du sräd - Eröffner

      ZZ = ZickZack-Scheißer

      berauscht du dich selbst.........
      quasi als

      Flakwichser und Mörser-Steilwichser

      (p.s. : von MODs genehmigtes Vokabular
      !!!!!)

      gerne an armen und kranken Seelen von Menschen,
      die schlicht um Hilfe Rufen,
      die Wärme, Geborgenheit und Zärtlichkeit,
      Freundschaften, fruchtbare Dialoge suchen
      und die auch von schweren Krankheiten geheilt werden
      wollen........
      mit externer Hilfe.....

      und dann kommt ihr, das "Größte" Suppengemüse !!!!!!

      die super Charakterschweine......
      "freilaufend!"

      Kopf hoch, Alter..chen

      Warum nur so brutal......

      mußte das sein !!
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:18:30
      Beitrag Nr. 360 ()
      GillyBaer, vielleicht bist du mit deinem Scheisse in Zucker gewickelten Nick ein solch hilfloser Lutscher, genau so schreibst du wenigstens, aber für solche in Massen hier auf dem Sofa vorkommenden Hilflosen schreibe ich nicht, ich habe mein kleines Klientel, das regelmässig gelesen und mitgeschrieben hat und dann kommt hirnamputierter wie du und lässt seinen peeudofürsorglichen Mist hier rein...und dann auch noch mit diesem Scheiss-Nick!...das ist für mich das Schlimmste.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:22:40
      Beitrag Nr. 361 ()
      @Fabrik..o.ä.

      danke, du bist als ZZ (Zorro, oder ZornZeit =
      Zick-Zick-Scheißer!)

      danke für den Hinweis..!!
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:27:23
      Beitrag Nr. 362 ()
      Du Arschgesicht, du armseliger Wicht, meinst du, du hättest was aufgedeckt, du dummgeficktes Gummibärchen, mach mal nen eigenen Thread, irgendwas...ich schreib dir dann noch eine Widmung rein.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:30:41
      Beitrag Nr. 363 ()
      Schreib was, du Ratte.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:40:15
      Beitrag Nr. 364 ()
      Mr. Superschlau.
      Ratte......
      ein lichter, beschissener Abfang......mein Tierkreiszeichen..

      unter Hahn, Tiger, Schwein, Drache, läuft nix .....

      Parteigenosse ZZ

      sehr nett, Herr Kollege Fabrik..

      Sie vertreten wohl - aushilfsweise -

      den Partei-Genossen Zick-Zack-Scheisser......
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:41:15
      Beitrag Nr. 365 ()
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:44:43
      Beitrag Nr. 366 ()
      Fabrizius,

      Du hast viel hier im Board gelernt! Alle Achtung!:laugh:

      Bettelst Du um Deine Sperre oder was soll der Mist???

      KaMi
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:45:57
      Beitrag Nr. 367 ()
      Oder müssen wir erst techno holen, da kneifste ja regelmäßig den Schwanz ein! :D:D
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:47:11
      Beitrag Nr. 368 ()
      #363 Macht sie doch:


      Usersuche

      Userinfo
      Threads
      Spiele / Recommend
      Threads des Users | 1 | 2 | 3


      Wer hat Erfahrungen mit dem IMD-Seminar in.... 4 GillyBaer 31.10.02 17:00:45
      WO - Sperr-Börse - absolut neue Geschäftsidee 30 GillyBaer 20.10.02 23:37:57
      Abby Joseph Cohen senkt das Kursziel für den Dow Jones.. 18 GillyBaer 12.10.02 13:57:18
      Brustumfang - Habt ihr auch Probleme damit ?? 14 GillyBaer 06.10.02 19:41:27
      WO User-Wort 2002: Wahlvorschlag 10 GillyBaer 03.10.02 10:52:36
      Herr Bundestagsabgeordneter H.-Chr. Ströbele! Ich gratuliere Ihnen persönlich! 43 GillyBaer 29.09.02 23:13:14
      Herr Ministerpräsident Stoiber, woran hat es denn nun gelegen, 16 GillyBaer 22.09.02 19:01:07
      Ich habe 2 Gutscheine bekommen - ich brauche aber keinen?? 35 GillyBaer 16.09.02 20:26:35
      Wer von Euch wird der glückliche ,erste user sein,... 9 GillyBaer 10.09.02 02:23:30
      Wie schafft es Bunderskanzler Schröder immer wieder die CDU vorzuführen? 17 GillyBaer 31.08.02 21:44:48
      W. G. Bush muß den Irak angreifen; sonst ist Houston verloren!! 8 GillyBaer 28.08.02 19:28:58
      Verteidigungsminister Struck : Antrittsrede an der FüAK in Hamburg 12 GillyBaer 27.08.02 16:14:55
      Warum bricht Stoiber nach der 3. Frage ein? 3 GillyBaer 25.08.02 21:08:06
      Na bitte; es geht doch: Ladenschlußgesetz aufgehoben! 6 GillyBaer 21.08.02 23:43:41
      Elende Abzockerei - 20 Euro pro PKW 5 GillyBaer 21.08.02 12:06:32
      Hochwasseropfer: W:0 - user bitten dringend um Hilfe 9 GillyBaer 14.08.02 07:40:55
      18:00 Uhr - Platzt heute die Bombe?? 13 GillyBaer 12.08.02 00:28:35
      anonymer W: O - user: Bitte melde dich !!!!!!!!! 4 GillyBaer 29.07.02 21:12:25
      Wer hat heute sein Gewerbe oder freiberufliche Tätigkeit....... 5 GillyBaer 24.07.02 22:59:49
      Warum kauft nur die Minderheit Puts?? 17 GillyBaer 24.07.02 22:44:06
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:51:58
      Beitrag Nr. 369 ()
      Mick, warum mußt du dich hier jetzt auch noch einmischen? - Ist nicht okay.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:54:24
      Beitrag Nr. 370 ()
      @Mensch Fabrik.
      bleib ruhig,
      alter Parteigenosse.....

      was sollen den die
      W:0 - Volksgenossen denken

      haste noch einen Kick mehr drauf.....??

      du als Stiefelputzer, Lolipop, Speichelsauger
      von 2.IDs

      du bist als fetter XX user,

      Wasserträger von ZZ

      wie entzückend !!
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 20:57:03
      Beitrag Nr. 371 ()
      ...und GillyBaer... die Show, die Zerstörung, die du hier ablieferst ist geradezu erbärmlich. Ich hatte dich klüger eingeschätzt.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:06:16
      Beitrag Nr. 372 ()
      @Schauspieler
      Danke für die Zuarbeit..
      so muß mich nicht den Mülleimer durchsuchen:
      darf ich das auch ausdrucken..??

      genehmigt ?!

      danke Spieler
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:10:41
      Beitrag Nr. 373 ()
      hey mick:)

      das ist bei W:0 so üblich, wie auch anderso,
      daß dir deine sräds gezeigt werden....
      habe vorgestern 100 Euro verloren..
      ich dachte - vor dem 06.12. - machen sie es nicht,
      die Kleingeister, Erbsenzähler und Steißtrommler
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:12:29
      Beitrag Nr. 374 ()
      371 ...provozier, zerstör nur weiter. Ich schau dir zu.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:13:36
      Beitrag Nr. 375 ()
      372
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:15:46
      Beitrag Nr. 376 ()
      Rha,
      ich finde diese Form der persönlichen Anmache von Fabrizius uner aller Sau!

      Viellicht sachte da mal was zu!

      KaMi
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:15:56
      Beitrag Nr. 377 ()
      aber was soll`s
      was können die armen Schweine,
      sich tagtäglich das Gesülze von
      Gillybär anzutun....

      die Galle muß platzen,warum so spät.:D:D

      hätte ich schon viel früher gemacht...
      bei dem Gelabere von Gilly :laugh:

      oh, ihr Armen .......
      so jetz könnt ihr loslegen

      nur zu ...!!
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:18:16
      Beitrag Nr. 378 ()
      @Rahbarber,
      mein IQ - gemessen am Blätterwald-Test -
      ist in der Tat < 100 Punkte...
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:35:30
      Beitrag Nr. 379 ()
      mick:)
      danke für den Bestand..
      kann mich (immer) noch alleine wehren..

      Es geht hier nicht um mich.......(nie)
      im Klartext:unbenommen, in Freiheit, ohne zensus, tun:
      für W:0 bist du genauso wenig nützlich,
      unwichtig/wichtig wie ich, Gillybär......

      Du kennst mich:

      Was hier Partei- und Volksgenossen kritzeln mögen sie


      ich, persönlich, kämpfe nur um den
      einen oder anderen user, und wer meint,
      das anders sehen zu müssen, solle es sagen !


      Mick!
      lass,

      Kleingeister und Arschtrommler sind
      vorzuführen, aber nicht zu sperren !
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 21:49:21
      Beitrag Nr. 380 ()
      @geistige Fabrik.
      du bist echt niedlich.....
      fast schon wieder zum Knuddeln......;)

      ich meinte doch nicht dich "Fetter" nick..;)
      sondern die Dünnpfeife ....ZZ

      ZZ....falls identisch , dann okay

      Manche "kranke" user/innen werden sehr stark
      von diesem Müll aus einer schizophren Irrenanstalt
      angezogen; das betrübt mich einfach...

      Gilly,
      die Ratte
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:00:14
      Beitrag Nr. 381 ()
      #360 Fabrizius...
      donnerlittchen........
      du, als Meister der Rethorik,
      magst meinen NICK nicht-------?? :cool:
      ich auch nicht...!..danke!:D

      stammt leider von meiner Schwester !
      Umrubeln = zwecklos !
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:02:58
      Beitrag Nr. 382 ()
      GillyBaer, du bist eine Ratte, ja.
      Und die Hilfe von diesem Meisenheimer Arschgucker tut dir gut, das glaube ich.
      Ihr habt beide noch nichts gescheites hier gebracht, ihr könnt es nicht, das macht auch nichts.

      Der Thread wurde immerhin >als 10.000 mal gelesen, Rhabarber war derdie Einzige, der meine Position vertreten hat, ich danke ihm. Die anderen SchreiberLeser melden sich vielleicht noch, ansonsten ist dieses Kapitel für mich abgeschlossen.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:04:44
      Beitrag Nr. 383 ()
      Drück alles raus....jaahhh..da kommt noch mehr!
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:09:09
      Beitrag Nr. 384 ()
      Rhabarber:
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:26:28
      Beitrag Nr. 385 ()
      @Fabrizius,
      Glückwunsch für die 10.931,
      wehrter user.....

      ich bin stolz, eine Ratte zu sein;

      deine "Erfolgsmeldungen" kannst du an die
      neuen W:0 CEO weiterreichen :D:D !

      Viel Erfolg !

      Auf Dritthilfe - hier - bin ich nicht angewiesen !

      Angemacht von usern, wie du, wurde ich schon mehrfach !

      Stört mich absolut nicht:

      nur nebenbei:
      ich betreue hier, bei W:0, 4 user,
      die auch an W:0 hängen, mit unterschiedlicher Intention !

      Mein Niveau habe ich nach "unten" angepaßt, so weit wie es mir möglich ist, mehr geht aber nicht ...

      Ich glaube nicht, dass du meine wenigen Threads anderswo
      verstehen wirst!

      Mach dir nichts draus, kann jedem - mir auch - passieren

      Gruß
      Gilly
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:28:45
      Beitrag Nr. 386 ()
      @ 382 Fabrizius
      Ich bin übrigens der einzige der diesen Thread angeklickt hat. Das wollt Ich dir schon seit längerer Zeit sagen.
      Wo sind wir nun und was für ein komisches Zeug erzählt da GillyBaer? Du unterhältst dich mit ihm, von was redet der überhaupt?
      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:31:05
      Beitrag Nr. 387 ()
      ist Gilly etwa auch ein Nick der KFM? :confused: :eek:

      :cool:uirli, leicht verwirrt
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:35:06
      Beitrag Nr. 388 ()
      hey "du" ähm "ich"

      gut, dass du mich daran erinnerst !!

      ja warum..das Teil und das Ganze :rolleyes:

      wer, was, warum, womit, wozu...;)
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 22:56:59
      Beitrag Nr. 389 ()
      Quirli;)
      die Wege der Desinformationen
      sind unerklärlich..

      Wir streichen die letzten 20 Postings..
      und fahren weiter fort.. nach Rücksprache..

      Grüsse
      Gilly
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 23:06:06
      Beitrag Nr. 390 ()
      @Quirli,
      wer weis das schon;
      aber nach Rüchsprache mit der CEO von W/O
      wollen wir diesen "big point" thread in
      der angedachten Anlage fortsetzen..
      zum Wohle aller - die Gilly-Postings -
      sollen schnell durch einfache
      Fortführungen verdrängt werden.

      Dank allen
      und gute Nacht
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 23:18:47
      Beitrag Nr. 391 ()
      Neue Zeiten bei w:o, alle Achtung, natürlich gewachsene Threads werden belassen, User wegen verbaler(berechtigter) Ausfälle nicht gesperrt.Da..e kann ich nicht sagen, das schadet dem Image, aber was ich sagen kann:

      Der Thread kommt weiterhin von Zornzeit und nicht von
      Bärenkotzenmalebenrein-Zeit.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 23:25:40
      Beitrag Nr. 392 ()
      richtig,
      Fabrizius
      so soll es sein.....
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 23:41:39
      Beitrag Nr. 393 ()
      Fabrizius,
      Kapitel sind nie abgeschlossen ......
      sie sollen offen sein.
      Avatar
      schrieb am 03.11.02 23:44:49
      Beitrag Nr. 394 ()
      Dazu habe ich ein sehr passendes Gedicht gefunden :

      "..Die Zeiten aendern sich,
      die Sonne geht auf und unter,
      nur Ich sitze immernoch in diesem Loch,
      und warte,dass mir jemand ein Bier bringt..
      (aber dat Geld hab ick nich).."

      (Detlef M.)


      Also - ich finde , das trifft den Punkt!

      Maxx :(
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 04:41:27
      Beitrag Nr. 395 ()
      Falsch. Der Thread kam vom ZornZeit. Jetzt kommt er von Bärenkotzenmalebenrein-Zeit. Das ist ein feiner, aber nicht wegdiskutierbarer Unterschied.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 05:17:33
      Beitrag Nr. 396 ()
      Eine Ratte in den "Ratten" habe ich noch nicht gespielt. Lediglich habe ich mir dieses Schauspiel einmal in der Berliner Volksbühne angesehen. Ich bin aber dabei eingeschlafen.




      atten übertragen Krankheiten, lieben bekanntlich Müll und scheuen das Licht. Sie sind in aller Regel dort anzutreffen, wo irgendetwas nicht in Ordnung ist. Auf jeden Fall sind Ratten aber eher ein Phänomen der Großstadt oder werden dort zumindest schneller zu einer Plage... ... und wohl nicht zufällig spielen denn auch „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann in einer Großstadt, nämlich in Berlin, und wohl nicht zufällig hat der Autor die Gattung „rattus rex“ als Titel für sein bekanntes Drama gewählt: natürlich geht es bei Hauptmann nicht um die Tiere selbst (das Motiv der Ratte wird sogar nur beiläufig erwähnt), es geht vielmehr um die Menschen, deren Verhalten in diesem Drama aber durchaus an das Verhalten von (Großstadt-)Ratten erinnert. Ja, eigentlich sind hier in dieser Mietskaserne mittenmang in Berlin alle Figuren wie Ratten: zusammengedrängt auf engem Raum kommen und gehen sie ohne bestimmten Auftritt und ohne bestimmten Abgang, plötzlich und überraschend, überfallend und genauso störend wie diese Tiere. Unausgesetzt beobachten und belauern sie sich. Sie verstecken sich im maroden Gebälk, versuchen sich zu entfliehen und entkommen doch immer nur für kurze Zeit... ...und natürlich alle mit dem einen Wunsch, diese Rastlosigkeit zu stoppen und irgendwo anzukommen - wieder Ordnung herzustellen, gegen deren Macht hier nun alle „Ratten“ im Einsatz sind, sei es, dass man an der alten Ordnung festhalten oder dass man eine neue herstellen möchte! Hauptmann bietet gleich zwei Wege an, er erzählt nicht eine, sondern zwei Handlungen, die sich hier in ein- und demselben Berliner Mietshaus zutragen: eine oben und eine unten, eine komische und eine tragische. Komisch die Welt des Theaterdirektors Hassenreuter, der ganz oben unter dem Dach einen riesigen Theaterfundus verwaltet, junge Schauspielschüler unterrichtet und Damen zu einem heimlichen Tête à tête empfängt. Tragisch die Welt der Maurerpoliersgattin Henriette John, die unten von einer kleinen Familie, bei bislang unerfülltem Kinderwunsch, träumt und für diesen Wunsch selbst vor einem Verbrechen nicht zurückschreckt. Zwei völlig verschiedene Menschen mit ihren jeweiligen Lebenskreisen, deren Wege sich hier freiwillig unfreiwillig kreuzen und letztlich doch eine gemeinsame Geschichte finden ...eine Geschichte, in der Menschen nach einem Halt bietenden Zusammenhang suchen und viel über lebensnahe Realität und lebensferne Maskerade erzählen. „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann führen zwar eine düstere Gesellschaft vor, doch verrät diese Gesellschaft eine große Kraft und Vitalität, die sich gerade im Zerstörerischen und dem gleichzeitigen Wunsch nach einem Neubeginn äußern. Faszinierend sind dabei die Charaktere, die Hauptmann zeichnet: ein jeder steht hier eigenständig neben dem anderen, fast schon wie die unterschiedlichsten „Naturgewalten“, deren Wille zum Immer-Wieder-Weiterleben etwas unglaublich Positives vermittelt. Als das Stück 1911 im Berliner Lessing-Theater uraufgeführt wurde, wurde es vom Publikum erstaunlicherweise sehr kühl aufgenommen. Die ersten großen Erfolge haben erst viel spätere Aufführungen erzielt, als gerade die Zeit nach dem letzten Weltkrieg das Stück in einem neuen und sehr viel näheren Zusammenhang erscheinen ließ.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 06:05:34
      Beitrag Nr. 397 ()
      Falsch, Romanticker. Wenn es Ratten sind, die hier gekotzt haben und es Kotze ist, was ich gelesen habe, dann kommt der Thread nicht von Bärenkotzenmalebenrein-Zeit sondern von Rattenkotzenmalebenrein-Zeit.
      Avatar
      schrieb am 04.11.02 06:18:32
      Beitrag Nr. 398 ()
      Was bedeuten würde, dass aus Zorn - vorübergehend? - Rattenkotzenmalebenrein geworden ist.
      Avatar
      schrieb am 06.11.02 20:48:04
      Beitrag Nr. 399 ()
      Als ich die Augen öffne sehe ich graues Licht durch die Ritzen der Jalousien, es ist anders als an den anderen Morgen, grobkörniger, zäher und als ich mich erheben will, hält es mich fest wie zäher Schleim.
      Mein Mund ist trocken, aber ich verspüre keinen Durst.
      Aufstehen, ich muss aufstehen, es gibt die tägliche Routine, die erledigt werden will, der Drang ist schwächer als sonst, ich fühle mich souveräner und als ich plötzlich im Bad stehe, wie in Gelatine gepackt, weiss ich nicht, wie ich dort hin gekommen bin.
      Als ich versuche, das Fenster zu öffnen , kann ich dies nicht bewerkstelligen, die Bewegungsidee fehlt.
      Dann erkenne ich es: Ich bin heute zum falschen Zeitpunkt erwacht, genau am Schnittpunkt, als die Nacht besiegt und der Tag noch nicht geboren, dort w:o sie sucht, wo der Traum lebt...

      Leises Hufgestampfe kommt näher, das Fenster, wie kann ich das Fenster öffnen?...
      Verzweiflung, dumpf, gallertig, ...ich kann sie nicht rufen, sie kann mich nicht finden.

      (aus: „Dort wo der Traum lebt, fehlt die Zeit“, xexos, Borderstadtarchiv, ...KURUsawa Fakemachine )
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 17:15:54
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 18:38:48
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 19:08:47
      Beitrag Nr. 402 ()
      Rezept für eine Pfunds-Geschichte:

      1/2 Pfund Wörter, leicht verständlich

      1/4 Pfund Liebe, allgemein

      1/8 Pfund Wut, leicht kochend

      1/16 Pfund Ironie, am besten beissend

      1/32 Pfund Witz, hier genügt ein Blick in den Spiegel

      1/64 Pfund Melancholie, geholt beim Blick aus dem Fenster

      Eine Prise Fantasie, gepflückt auf einem Spaziergang

      ...gut rumgerührt und mit Schwung über die Tastatur gekippt ergibt...einen faden, zähen Brei...langweilig, klebrig...es wird kein Pfund und nie eine Pfundsgeschichte...
      denn es fehlt die ultimative Ingredienz, das Zauberkraut, das diese Mischung unsterblich macht...

      die Inspiration, du, du fehlst mir...


      ...KURUsawa Fakemachine
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 19:39:55
      Beitrag Nr. 403 ()
      ...und noch ein Hauch lächerlich blödes Getue...das gibts dann bei palaver..
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 19:41:58
      Beitrag Nr. 404 ()
      :D:D

      So ein Mist aber auch!:laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 19:48:49
      Beitrag Nr. 405 ()
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 21:03:30
      Beitrag Nr. 406 ()
      Auf meinen Zeitreisen habe ich entdeckt, warum die sterblichen Menschen keine Empfindung für Zeit entwickeln. Für sie ist Zeit nur jener unempfindbare Zustand, der zwischen zwei gleichartigen Schmerzen liegt.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 22:25:15
      Beitrag Nr. 407 ()
      Taktgefühl

      falscher Ort, falsche Zeit ...........ja, das ist die Hölle.

      Auch hier wieder das bekannte Phänomen: Ist die Hölle erst einmal erfunden, dann gibt es auch die Wächter darüber, was richtig und was falsch ist. Wer von der offiziellen Meinung abweicht ist ein Ketzer und wird verbrannt. Unser Zeitalter ist zwar nicht mehr so offensichtlich grausam, die Strafe für das "nicht befolgen" der offiziellen Regeln ist jedoch subtiler geworden.

      Die Hölle, das sind eben immer noch die Anderen!
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 22:36:00
      Beitrag Nr. 408 ()
      Kann jemand mal bitte die offiziellen Regeln hier einstellen, danke. Sie sind uns nicht bekannt. Wir möchten sie gerne befolgen, da die Strafen zwar nicht mehr so offensichtlich grausam, jedoch subtiler geworden sind.

      DA
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 22:46:19
      Beitrag Nr. 409 ()
      ggf.

      Bitte beachten sie folgende Regeln beim Schreiben Ihres Beitrages:

      1. Man sollte auch im Internet auf rechtliche Bestimmungen achten. Das Verbreiten von Falschmeldungen etc. ist auch im Internet strafbar und wird ggf. entsprechend geahndet.

      2. Beleidigungen, sexuelle Anspielungen, rechtsradikale Inhalte etc. sind zu unterlassen.

      3. Gerade im Internet ist das Recht auf Meinungsfreiheit von großer Bedeutung. Versuchen Sie deshalb niemandem Ihre Meinung aufzuzwingen.

      4. Der Missbrauch des Brokerboards als Werbefläche für Webseiten oder Diensten ist nicht gestattet.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 22:50:25
      Beitrag Nr. 410 ()
      :) ;) :look: :yawn:
      :kiss: :laugh: :lick: :cool:
      :p :rolleyes: :cry: :D
      :( :eek: :O :mad:
      :confused:


      DAnke schön!
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 05:00:41
      Beitrag Nr. 411 ()
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 12:46:24
      Beitrag Nr. 412 ()
      Du liegst, nachts, und der Schlaf meidet dich, weil sie dich belagern, angreifen, schmeicheln, verhöhnen, verlachen...quälen...die Gedanken, auf dich einschiessen wie Pfeile.
      Achte auf einen roten, den ich dir nächstens schicke, konzentriere dich nur auf ihn, er führt dich tief hinein, ins Innere und kein anderer Gedanke kann ihm folgen und am Ende der Reise warte ich, nehme dich in die Arme und du schläfst, wie du noch nie geschlafen hast,...mit mir...
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 22:43:57
      Beitrag Nr. 413 ()
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 23:35:23
      Beitrag Nr. 414 ()
      Da ist er wieder.
      Ich sehe ihn nicht, aber er ist da. Ich weiß es.
      Quaddelt hinter mir den Bürgersteig entlang, klein, zäh, Röschen rosig.
      Er pirscht sich an, feige von hinten, keiner soll ihn erkennen.
      Jetzt ein Hupf und er beißt sich vorsichtig mein Hosenbein hinauf, Zahn um Zahn.
      Die Jacke aufwärts, einen Bogen um die Nackenhaare, er will nicht entdeckt werden.
      Ein Schwung nach links, ein Rutsch nach rechts, und er ist drin, in meinem Ohr.
      Nun ist er auf der Siegerstraße, zum Triumphbogen unterwegs.
      Und rein ins Hirn.
      Wohlig grunzend setzt er sich dort fest, streckt sich aus, umschlingt und perforiert den Sehnerv.

      und der meldet:
      alles ringsum Röschenrosa, keine Gefahr. Entwarnung.

      Ich sehe ... BreiGlibber, blaß gespült, mit Sanftmachern.
      Eingelullt.

      Nur in der Mitte, im Stamm, eine Erinnerung an Klare.
      Gedanken, keine Pseudos.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 00:36:45
      Beitrag Nr. 415 ()
      411

      FrauHölle
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 00:50:24
      Beitrag Nr. 416 ()
      Es waren einmal sieben kleine Teufelchen, eines kleiner als das andere, und das kleinste war so klein, dass man es nur mit einem Vergrößerungsglas sehen konnte - mit dem bloßen Auge überhaupt nicht. Es versteht sich von selbst, dass die sieben kleinen Teufelchen in der Hölle wohnten und alle sieben ganz schwarz waren.
      Nun ist es für ein kleines Teufelchen ja nicht gerade schlimm, sondern eigentlich ganz verständlich, daß es in der Hölle wohnt, aber so überaus erfreulich, wie manche es vielleicht denken werden, ist es auch nicht. Denn die großen Teufel sind doch sehr unangenehme Leute, und die Teufelchen merken das auch manchmal, solange sie noch klein sind. Erst später lernen sie all das dumme Zeug von den großen Teufeln, und werden selbst große Teufel, und dann passen sie auch wirklich nur noch in die Hölle hinein.
      Die sieben kleinen Teufelchen waren aber noch sehr klein und hatten noch nicht so viel dummes Zeug von den großen Teufeln gelernt, und darum fanden sie es oft gar nicht nett in der Hölle, und sie beschlossen einmal, aus dem Rauchfang herauszukriechen und sich die Welt anderswo zu besehen. Für die kleinen Teufelchen ist es ganz leicht, aus dem Rauchfang herauszukriechen, denn sie turnen da auch so den ganzen Tag lang darin herum und machen allerlei schöne Übungen. Das größte Teufelchen kletterte voran, und eines hing sich immer an den Schwanz des anderen. So ging es ganz einfach, und zum Schluß kam das kleinste Teufelchen, das so klein war, daß man es nur durch ein Vergrößerungsglas sehen konnte - mit dem bloßen Auge überhaupt nicht. Der Rauchfang der Hölle aber, in dem die kleinen Teufelchen hochkletterten, war ein ganz besonders hoher Höllenschornstein, und sein Ende ragte bis in die Wolken. Als nun die kleinen Teufelchen eines nach dem anderen hinausgeklettert waren und sich vergnügt auf den Rand des Rauchfanges setzten, kam gerade eine Wolke vorbei und nahm die sieben Teufelchen mit. Eigentlich nur im Versehen, denn sie hatte gar nicht genauer hingesehen, sondern war nur ganz eilig vorübergeflogen.
      Die Wolke aber flog gerade auf die Himmelswiese, denn dort hatte sie einiges zu erledigen. Was, weiß ich eben nicht, und das ist auch ganz einerlei. Die kleinen Teufelchen freuten sich sehr, daß sie mitreisen durften durch die blaue Luft und den goldenen Sonnenschein, und als sie auf der Himmelswiese angekommen waren, stiegen sie alle miteinander aus und gingen spazieren. Auf der Himmelswiese spielten aber lauter kleine Engel in weißen Kleidern und mit silbernen Flügel, und ihr könnt euch denken, daß die Engel große Augen machten, als sie plötzlich die kleinen schwarzen Teufelchen auf der Himmelswiese sahen. Den Teufelchen aber gefielen die weißen Engel über alle Maßen, und sie wollten gerne mit ihnen spielen.
      "Wir sind sieben kleine Teufelchen aus der Hölle, und wir wollen gerne mit euch spielen", sagten sie.
      "Ihr seit so schwarz", sagte ein kleiner Engel, "und ihr seid auch gar nicht sieben, sondern nur sechs. Im Himmel aber darf man nicht schwindeln."
      "Es ist wahr, dass wir sehr schwarz sind", sagte ein kleines Teufelchen, "aber das tut doch nichts? Und geschwindelt haben wir gar nicht, denn wir sind sieben kleine Teufelchen. Das kleinste ist aber so klein, daß man es nur durch ein Vergrößerungsglas sehen könnte - mit dem bloßen Auge überhaupt nicht." Da holten die kleinen Englein ein gewaltiges Vergrößerungsglas und besahen sich das kleinste Teufelchen, das kleinste Teufelchen, das so klein war, dass man es mit dem bloßen Auge nicht sehen konnte. Das erbarmte die Englein, dass das Teufelchen so klein war, und sie beschlossen mit den sieben kleinen Teufelchen zu spielen, und die Sonne schien auf die Himmelswiese und freute sich, dass die Englein mit den Teufelchen spielten, denn das ist etwas von der Welt, die einmal kommen wird, wenn alle wieder Kinder werden.
      Als aber die kleinen Teufelchen eine Weile mit den Englein gespielt hatten, bekamen sie lauter weisse Tupfen auf ihrer schwarzen Haut und das sah sehr spaßhaft aus.
      "Ihr seid ja auf einmal ganz getupft", sagten die Englein und lachten. Die kleinen Teufelchen bespiegelten sich im Himmelsblau und fanden, dass sie sehr schön geworden wären durch die weißen Tupfen. Es war doch mal etwas anderes. Auch das kleinste Teufelchen wurde durch das Vergrößerungsglas betrachtet, und richtig, es hatte auch lauter weiße Tupfen, sogar noch viel mehr als die anderen, und das kam daher, weil es so klein war.
      "Das müssen wir unserer Großmutter erzählen", riefen die kleinen Teufelchen, setzten sich auf die nächste Wolke, die gerade vorbeikam, und segelten wieder nach ihrem Höllenrauchfang ab. Sie rutschten darin hinunter, eines nach dem anderen und eines an den Schwanz des anderen angehakt, und so kamen sie wieder unten in der Hölle an.
      "Großmama", riefen die Teufelchen, "Großmama, sieh bloß, was wir für schöne weiße Tupfen haben!"
      Des Teufels Grossmutter machte Augen wie Suppenteller, und der Kochlöffel fiel ihr aus der Hand.
      "Wo seid ihr gewesen?" schrie sie böse, "in der Mehlkiste oder auf der Himmelswiese?"
      "Auf der Himmelswiese", sagten die kleinen Teufelchen, "und es ist sehr schön dort, und die Englein haben mit uns gespielt, und dadurch haben wir die hübschen weißen Tupfen bekommen."
      "Ich werde euch lehren, euch wieder so hübsche weiße Tupfen zu holen", sagte des Teufels Großmutter voller Ärger, "das geht sehr schwer wieder ab, ich kenne das."
      Und sie nahm die sieben kleinen Teufelchen beim Kragen und schrubbte sie mit einer ungeheueren Bürste ganz erschrecklich ab. Aber die weißen Tupfen blieben. Da schmierte des Teufels Grossmutter die sieben kleinen Teufelchen mit Ofenruß und Stiefelwichse ein und putzte fleissig mit einem Lederlappen nach. Es half den Teufelchen gar nichts, dass sie schrieen, sie wurden alle schwarz und blank geputzt, und dann steckte sie des Teufels Grossmutter alle sieben in einen grossen Heizkessel.
      Auch das kleinste Teufelchen, das man mit bloßem Auge nicht sehen konnte, hatte sie hineingesteckt, denn des Teufels Grossmutter hatte Augen wie Suppenteller und brauchte kein Vergrößerungsglas.
      "Jetzt bleibt ihr in der Hölle", sagte sie und machte den Deckel vom Heizkessel zu. Den kleinen Teufelchen aber gefiel es gar nicht mehr in der Hölle, seit sie auf der Himmelswiese gewesen waren, und in dem dunklen Kessel gefiel es ihnen erst recht nicht, was jeder gut verstehen wird. Und als sie eine Weile in dem dunklen Kessel gesessen hatten, bekamen sie es so satt, dass sie alle zusammen versuchten, den Deckel anzuheben. Sie bemühten sich sehr damit, und nur das kleinste Teufelchen bemühte sich nicht, denn das hätte doch keinen Zweck gehabt, weil es viel zu klein war. Endlich gelang es, den Deckel ein ganz klein wenig anzuheben, und durch den Spalt schlüpften die sieben kleinen Teufelchen und kletterten durch den Schornstein wieder hinaus aus der Hölle, eines immer am Schwanz des anderen angehakt. Und als sie oben waren, kam gerade dieselbe Wolke vorbeigesegelt, die sie damals auf die Himmelswiese mitgenommen hatte.
      "Ach bitte", sagten die Teufelchen, "bringe uns doch wieder auf die Himmelswiese zu den weißen Englein."
      "Sehr gerne", sagte die Wolke, denn sie war stets gefällig, und für eine Wolke ist das ja auch eine Kleinigkeit.
      Die Englein freuten sich sehr, als die kleinen Teufelchen wieder angekommen waren, und die holten auch schnell das gewaltige Vergrößerungsglas, um zu sehen, ob das kleinste Teufelchen, das man mit bloßem Auge nicht sehen konnte, auch wieder dabei wäre. Und die sieben Teufelchen freuten sich noch mehr als die Englein, daß sie nun wieder auf der Himmelswiese waren, und sie spielten alle miteinander, und die Sonne schien auf die Himmelswiese und freute sich, dass die Englein mit den Teufelchen spielten, denn das ist etwas von der Welt, die einmal kommen wird, wenn alle wieder Kinder werden.
      Die sieben kleinen Teufelchen aber bekamen immer mehr weiße Tupfen, wie man sich das ja denken kann, und schließlich wurden sie alle ganz weiß und kriegten noch wunderhübsche Flügel dazu, so daß sie richtige Englein geworden waren und ganz auf der Himmelswiese geblieben sind.
      Das ist die Geschichte von den sieben kleinen getupften Teufelchen, und es ist zwar nur eine kleine, aber eine sehr wichtige Geschichte. Denn einmal müssen auch alle die großen Teufel wieder Engel werden, wenn die Welt so sein wird, wie sie einmal werden soll. Und dann müssen die großen Teufel erst einmal wieder so werden, wie die sieben kleinen getupften Teufelchen, denn ohne daß sie wieder Kinder werden, kommen die großen Teufel nicht in den Himmel. Es schadet auch nichts, daß sie schwarze Kinder sind und Schwänze haben, denn so waren ja auch die sieben kleinen getupften Teufelchen. Nur Kinder müssen sie werden, denn sonst lernen sie es nicht, aus der Hölle herauszukriechen und mit den Englein auf der Himmelswiese zu spielen. Und je größer ein Teufel ist, umso kleiner muß wieder er als Kind werden, das versteht sich von selbst. Und des Teufels Großmutter, die eine ganz große und fette, schwarze Person ist, die müßte schon so klein werden wie das kleinste von den sieben kleinen Teufelchen, so klein, dass man sie nur noch mit dem Vergrößerungsglas sehen könnte - mit dem bloßen Auge überhaupt nicht.
      Aber ich fürchte, das dauert noch ein bißchen lange.


      Manfred Kyber (1880-1933)
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 04:37:23
      Beitrag Nr. 417 ()
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 04:40:30
      Beitrag Nr. 418 ()


      Was sind das für Leute, da auf dem Bild? :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 12.12.02 12:35:04
      Beitrag Nr. 419 ()
      @275

      Ich kenne die Leute, die immer ganz nahe beieinander stehen und sich trotzdem anschreien. Ich war auch bei denen aber die meiste Zeit durfte ich nicht schreien, sondern wurde immer angeschrien. Ich habe sie besucht, kurz nachdem die Mächtigen im Land gerade ausgewechselt wurden und dann andere Mächtige sagten, wo es lang gehen sollte. Naja ich hätte auch vollgeschissene Töpfe ausleeren können, aber ich habe mir damals gesagt: du hast keine Skrupel mit einem Gewehr auf Menschen zu schießen, außerdem musst du das sowieso nicht machen und gläubig - das bist du ja auch nicht und warum gleich die neuen Mächtigen mit einer Lüge begrüßen? Nein, das war es nicht wert. Außerdem hatten mir die alten Mächtigen den ganzen Scheiß ja schon beigebracht, wie Stillestehn und Singen und im Gleichschritt hin und herlaufen und sich auf den Boden werfen, wenn jemand schrie "Da oben fliegt ein Flugzeug!". Und, naja, geschossen hatten wir ja auch schon. Dabei fand ich nichts, im Gegenteil - so schlimm war das gar nicht. Nur musste man immer so komische Sachen vorher allen möglichen Leuten sagen und die Worte mussten immer genau stimmen, weil man sonst noch mehr angeschrien wurde. Solche Worte waren zum Beispiel: "Magazin leer, Waffe gesichert und entladen, Schütze blablabla wartet auf weitere Befehle etc. etc."
      Ja, das war dann genau das selbe bei den anderen Mächtigen. Ich habe ihnen wirklich eine Chance gegeben, wirklich. Aber was ich dort hören musste, war noch haarsträubender als bei den anderen Trübtröten, die sich selber den Ast abgesägt hatten, auf dem sie saßen. Und ich war wirklich unvoreingenommen - das könnt ihr mir glauben!
      Die alten Mächtigen hatten immer so komische Schulungen, auf die man geschickt wurde. Die habe ich zwar, weil ich so jung war, nur in ihrer Light-Fassung mitbekommen können, wusste aber dass es immer derselbe Einheitsbrei war, den man vorgesetzt bekam. Diese Schulungen nannte man, die Ironie ist kaum überbietbar - sich dem "Rotlicht" aussetzen. Naja, man kannte das.
      Unter den neuen Mächtigen wurden die Rotlichtschulungen bei den Menschen, die sich immer anschreien obwohl sie ganz nahe beieinander stehen, "Gottesdienst" genannt. Für jemanden wie mich, der gegen "Gott" und alles, was mit ihm zusammenhing geimpft wurde, war das natürlich kein Thema dort aufzutauchen. Aber wie immer hat meine Faulheit gesiegt, denn alternativ durften die Ungläubigen die Toiletten reinigen oder andere unsinnige bzw. unangenehme Dinge tun. Also lieber faulenzen als sich irgendwo im abefuckten Schlamm den Arsch für Nichts aufreißen. So kam es, dass ich mir Dinge aus einem Mund anhören musste, der viele viele hundert Mann anschreien durfte, das aber nie machte, sondern dazu seine Leute hatte. Aus diesem Mund kam doch tatsächlich eine der dreckigsten Lügen, die ich jemals vernommen habe. Ich gebe nicht viel darauf, was Leute sagen, doch ich kriege Stehhaare im Nacken, wenn irgendetwas nicht zusammenpasst. Dieser jemand hat doch tatsächlich behauptet, "praktizierender Christ" zu sein. Nur die Unmengen von speichelleckenden Horden, die sich um ihn scharten und die an seinen Lippen hingen, hielten mich davon ab, ihm zuzurufen, ob es da nicht irgendein Gebot gäbe, was ihm dabei im Weg stehen würde. Was ich realisierte, war nicht schön: Dieser Saftladen war noch schlimmer als der, der gerade in sich zusammengebrochen war. Dort gab es nur eine einzige Lüge, HIER hatte jeder seine eigene.

      @204 So eine Scheiße aber auch!

      Krikri
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 17:21:38
      Beitrag Nr. 420 ()
      416

      Ich weiß nicht. - Amis?
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 17:39:32
      Beitrag Nr. 421 ()
      Avatar
      schrieb am 13.12.02 17:45:38
      Beitrag Nr. 422 ()
      Avatar
      schrieb am 21.12.02 20:41:34
      Beitrag Nr. 423 ()
      Als die Gefühle einst gelangweilt im Meer der Ewigkeit schwammen, hatte der Hass eine Idee und er flüsterte sie seinen Kumpanen, der Heimtücke und der Ignoranz und gemeinsam fielen sie über die Wollust her und verpassten ihr ein Ding, von dem sie schwanger wurde und als sie es ausstiess ins Nichts war es die Welt und alle anderen eilten rasch herbei und wollten noch ihren Senf dazugeben, was auch dem Eigennutz , dem Neid und dem Schmerz gelang...nur die Liebe war zu lieb, sie drängte man zurück und so wurde ihr Beitrag klein, ein Hauch,eines Nichts.
      Der Gleichgültigkeit war es egal, was da geschah, ihr war immer alles egal und deshalb bestellten sie der Hass, die Heimtücke und die Ignoranz zum Aufpasser und nannten sie Gott.
      Die Welt fühlte sich wunderbar rund und glatt an und der Hass griff sie, presste sie an sich und warf sie seinen Kumpanen zu und diese drückten sie nach ihrem belieben und warfen sie zurück, bis ein wimmern erklang, ein stöhnen von der Welt und die Liebe wollte sie nehmen, behutsam, sacht, doch sie wurde zurückgehalten, von der Gleichgültigkeit und auch dieses Mal war die Liebe zu lieb,zu schwach,und sie konnte nicht helfen.
      ...und so war das Ende der Welt absehbar, Apokalypse sollte es heissen , bestimmt vom Hass und ohne Hoffnung.


      Als die Gefühle einst gelangweilt im Meer der Ewigkeit trieben, hatte die Fantasie eine Idee und besprach sie mit der Liebe, die begeistert war...

      (aus: Genesis 3 und 4, WilliHeaven, Borderstadtarchiv, ...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 14:38:27
      Beitrag Nr. 424 ()
      Wer liebt ist der Unterlegene und muß leiden.

      Thomas, Mann
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 17:21:45
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 21:18:03
      Beitrag Nr. 426 ()
      Avatar
      schrieb am 23.01.03 22:20:51
      Beitrag Nr. 427 ()
      Oh wer erzählt uns die ganze Geschichte der Narcotica! - Es ist beinahe die Geschichte der »Bildung«,der sogenannten höheren Bildung.

      Friedrich Nietzsche

      Die fröhliche Wissenschaft
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 15:48:58
      Beitrag Nr. 428 ()
      in der tat! wenn es darum geht dinge aufzuschreiben, gegen die sich beim lesen alles innere sträubt, hat sich der liebe nietzsche als experte erster güte erwiesen.
      Avatar
      schrieb am 24.01.03 20:57:27
      Beitrag Nr. 429 ()
      Im Zorne sichtbar sah ich ich einmal
      Des Himmels Herrn, nicht, dass sein sollt etwas, sondern
      Zu lernen. Gütig sind sie, ihr Verhaßtes aber ist,
      Solange sie herrschen, das Falsche, und es gilt
      Dann Menschliches unter Menschen nicht mehr.
      Denn sie walten, es waltet aber
      Unsterblicher Schicksal und es wandelt ihr Werk
      Von selbst, und eilend geht es zu Ende.
      Wenn nämlich höher gehet himmlischer
      Triumphgang, wird genennet, der Sonne gleich,
      Von Starken der frohlockende Sohn des Höchsten,

      Ein Losungszeichen, und hier ist der Stab
      Des Gesanges, niederwinkend,
      Denn nichts ist gemein. Die Toten wecket
      Er auf, die noch gefangen nicht
      Vom Rohen sind. (F.H.)

      Avatar
      schrieb am 25.01.03 14:47:16
      Beitrag Nr. 430 ()



      Was den Deutschen abgeht.

      1.
      Unter Deutschen ist es heute nicht genug, Geist zu haben: man muss ihn noch sich nehmen, sich Geist herausnehmen ...

      Vielleicht kenne ich die Deutschen, vielleicht darf ich selbst ihnen ein paar Wahrheiten sagen. Das neue Deutschland stellt ein grosses Quantum vererbter und angeschulter Tüchtigkeit dar, so dass es den aufgehäuften Schatz von Kraft eine Zeit lang selbst verschwenderisch ausgeben darf. Es ist nicht eine hohe Cultur, die mit ihm Herr geworden, noch weniger ein delikater Geschmack, eine vornehme "Schönheit" der Instinkte; aber männlichere Tugenden, als sonst ein Land Europa`s aufweisen kann. Viel guther Muth und Achtung vor sich selber, viel Sicherheit im Verkehr, in der Gegenseitigkeit der Pflichten, viel Arbeitsamkeit, viel Ausdauer - und eine angeerbte Mässigung, welche eher des Stachels als des Hemmschuhs bedarf. Ich füge hinzu, dass hier noch gehorcht wird, ohne dass das Gehorchen demüthigt ... Und Niemand verachtet seinen Gegner ...

      Man sieht, es ist mein Wunsch, den Deutschen gerecht zu sein: ich möchte mir darin nicht untreu werden, - ich muss ihnen also auch meinen Einwand machen. Es zahlt sich theuer, zur Macht zu kommen: die Macht verdummt ... Die Deutschen - man hiess sie einst das Volk der Denker: denken sie heute überhaupt noch? - Die Deutschen langweilen sich jetzt am Geiste, die Deutschen misstrauen jetzt dem Geiste, die Politik verschlingt allen Ernst für wirklich geistige Dinge - "Deutschland, Deutschland über Alles", ich fürchte, das war das Ende der deutschen Philosophie ... "Giebt es deutsche Philosophen? giebt es deutsche Dichter? giebt es gute deutsche Bücher?" fragt man mich im Ausland. Ich erröthe, aber mit der Tapferkeit, die mir auch in verzweifelten Fällen zu eigen ist, antworte ich: "Ja, Bismarck!" - Dürfte ich auch nur eingestehn, welche Bücher man heute liest? ... Vermaledeiter Instinkt der Mittelmässigkeit! -

      2.
      - Was der deutsche Geist sein könnte, wer hätte nicht schon darüber seine schwermüthigen Gedanken gehabt! Aber dies Volk hat sich willkürlich verdummt, seit einem Jahrtausend beinahe: nirgendswo sind die zwei grossen europäischen Narcotica, Alkohol und Christenthum, lasterhafter gemissbraucht worden. Neuerdings kam sogar noch ein drittes hinzu, mit dem allein schon aller feinen und kühnen Beweglichkeit des Geistes der Garaus gemacht werden kann, die Musik, unsre verstopfte verstopfende deutsche Musik. - Wie viel verdriessliche Schwere, Lahmheit, Feuchtigkeit, Schlafrock, wie viel Bier ist in der deutschen Intelligenz! Wie ist es eigentlich möglich, dass junge Männer, die den geistigsten Zielen ihr Dasein weihn, nicht den ersten Instinkt der Geistigkeit, den Selbsterhaltungs-Instinkt des Geistes in sich fühlen - und Bier trinken? ... Der Alkoholismus der gelehrten Jugend ist vielleicht noch kein Fragezeichen in Absicht ihrer Gelehrsamkeit - man kann ohne Geist sogar ein grosser Gelehrter sein -, aber in jedem andren Betracht bleibt er ein Problem. - Wo fände man sie nicht, die sanfte Entartung, die das Bier im Geiste hervorbringt! Ich habe einmal in einem beinahe berühmt gewordnen Fall den Finger auf eine solche Entartung gelegt - die Entartung unsres ersten deutschen Freigeistes, des klugen David Strauss, zum Verfasser eines Bierbank-Evangeliums und "neuen Glaubens" ... Nicht umsonst hatte er der "holden Braunen" sein Gelöbniss in Versen gemacht - Treue bis zum Tod ...

      3.
      - Ich sprach vom deutschen Geiste: dass er gröber wird, dass er sich verflacht. Ist das genug? - Im Grunde ist es etwas ganz Anderes, das mich erschreckt: wie es immer mehr mit dem deutschen Ernste, der deutschen Tiefe, der deutschen Leidenschaft in geistigen Dingen abwärts geht. Das Pathos hat sich verändert, nicht bloss die Intellektualität. - Ich berühre hier und da deutsche Universitäten: was für eine Luft herrscht unter deren Gelehrten, welche öde, welche genügsam und lau gewordne Geistigkeit! Es wäre ein tiefes Missverständniss, wenn man mir hier die deutsche Wissenschaft einwenden wollte - und ausserdem ein Beweis dafür, dass man nicht ein Wort von mir gelesen hat. Ich bin seit siebzehn Jahren nicht müde geworden, den entgeistigenden Einfluss unsres jetzigen Wissenschafts-Betriebs an`s Licht zu stellen. Das harte Helotenthum, zu dem der ungeheure Umfang der Wissenschaften heute jeden Einzelnen verurtheilt, ist ein Hauptgrund dafür, dass voller, reicher, tiefer angelegte Naturen keine ihnen gemässe Erziehung und Erzieher mehr vorfinden. Unsre Cultur leidet an Nichts mehr, als an dem Überfluss anmaasslicher Eckensteher und Bruchstück-Humanitäten; unsre Universitäten sind, wider Willen, die eigentlichen Treibhäuser für diese Art Instinkt-Verkümmerung des Geistes. Und ganz Europa hat bereits einen Begriff davon - die grosse Politik täuscht Niemanden ... Deutschland gilt immer mehr als Europa`s Flachland. - Ich suche noch nach einem Deutschen, mit dem ich auf meine Weise ernst sein könnte, - um wie viel mehr nach einem, mit dem ich heiter sein dürfte! Götzen-Dämmerung: ah wer begriffe es heute, von was für einem Ernste sich hier ein Einsiedler erholt! - Die Heiterkeit ist an uns das Unverständlichste ...

      4.
      Man mache einen Überschlag: es liegt nicht nur auf der Hand, dass die deutsche Cultur niedergeht, es fehlt auch nicht am zureichenden Grund dafür. Niemand kann zuletzt mehr ausgeben als er hat - das gilt von Einzelnen, das gilt von Völkern. Giebt man sich für Macht, für grosse Politik, für Wirthschaft, Weltverkehr, Parlamentarismus, Militär-Interessen aus, - giebt man das Quantum Verstand, Ernst, Wille, Selbstüberwindung, das man ist, nach dieser Seite weg, so fehlt es auf der andern Seite. Die Cultur und der Staat - man betrüge sich hierüber nicht - sind Antagonisten: "Cultur-Staat" ist bloss eine moderne Idee. Das Eine lebt vom Andern, das Eine gedeiht auf Unkosten des Anderen. Alle grossen Zeiten der Cultur sind politische Niedergangs-Zeiten: was gross ist im Sinn der Cultur war unpolitisch, selbst antipolitisch. - Goethen gieng das Herz auf bei dem Phänomen Napoleon, - es gieng ihm zu beiden "Freiheits-Kriegen" ... In demselben Augenblick, wo Deutschland als Grossmacht heraufkommt, gewinnt Frankreich als Culturmacht eine veränderte Wichtigkeit. Schon heute ist viel neuer Ernst, viel neue Leidenschaft des Geistes nach Paris übergesiedelt; die Frage des Pessimismus zum Beispiel, die Frage Wagner, fast alle psychologischen und artistischen Fragen werden dort unvergleichlich feiner und gründlicher erwogen als in Deutschland, - die Deutschen sind selbst unfähig zu dieser Art Ernst. - In der Geschichte der europäischen Cultur bedeutet die Heraufkunft des "Reichs" vor allem Eins: eine Verlegung des Schwergewichts. Man weiss es überall bereits: in der Hauptsache - und das bleibt die Cultur - kommen die Deutschen nicht mehr in Betracht. Man fragt: habt ihr auch nur Einen für Europa mitzählenden Geist aufzuweisen? wie euer Goethe, euer Hegel, euer Heinrich Heine, euer Schopenhauer mitzählte? - Dass es nicht einen einzigen deutschen Philosophen mehr giebt, darüber ist des Erstaunens kein Ende. -

      5.
      Dem ganzen höheren Erziehungswesen in Deutschland ist die Hauptsache abhanden gekommen: Zweck sowohl als Mittel zum Zweck. Dass Erziehung, Bildung selbst Zweck ist - und nicht das "Reich" -, dass es zu diesem Zweck der Erzieherbedarf - und nicht der Gymnasiallehrer und Universitäts-Gelehrten - man vergass das ... Erzieher thun noth, die selbst erzogen sind, überlegene, vornehme Geister, in jedem Augenblick bewiesen, durch Wort und Schweigen bewiesen, reife, süss gewordene Culturen, - nicht die gelehrten Rüpel, welche Gymnasium und Universität der Jugend heute als "höhere Ammen" entgegenbringt. Die Erzieherfehlen, die Ausnahmen der Ausnahmen abgerechnet, die erste Vorbedingung der Erziehung: daher der Niedergang der deutschen Cultur. - Eine jener allerseltensten Ausnahmen ist mein verehrungswürdiger Freund Jakob Burckhardt in Basel: ihm zuerst verdankt Basel seinen Vorrang von Humanität. - Was die "höheren Schulen" Deutschlands thatsächlich erreichen, das ist eine brutale Abrichtung, um, mit möglichst geringem Zeitverlust, eine Unzahl junger Männer für den Staatsdienst nutzbar, ausnutzbar zu machen. "Höhere Erziehung" und Unzahl - das widerspricht sich von vornherein. Jede höhere Erziehung gehört nur der Ausnahme: man muss privilegirt sein, um ein Recht auf ein so hohes Privilegium zu haben. Alle grossen, alle schönen Dinge können nie Gemeingut sein: pulchrum est paucorum hominum. - Was bedingt den Niedergang der deutschen Cultur? Dass "höhere Erziehung" kein Vorrecht mehr ist - der Demokratismus der "allgemeinen", der gemein gewordnen "Bildung"... Nicht zu vergessen, dass militärische Privilegien den Zu-Viel-Besuch der höheren Schulen, das heisst ihren Untergang, förmlich erzwingen. - Es steht Niemandem mehr frei, im jetzigen Deutschland seinen Kindern eine vornehme Erziehung zu geben: unsre "höheren" Schulen sind allesammt auf die zweideutigste Mittelmässigkeit eingerichtet, mit Lehrern, mit Lehrplänen, mit Lehrzielen. Und überall herrscht eine unanständige Hast, wie als ob Etwas versäumt wäre, wenn der junge Mann Mit 23 Jahren noch nicht "fertig" ist, noch nicht Antwort weiss auf die "Hauptfrage": welchen Beruf? - Eine höhere Art Mensch, mit Verlaub gesagt, liebt nicht "Berufe", genau deshalb, weil sie sich berufen weiss ... Sie hat Zeit, sie nimmt sich Zeit, sie denkt gar nicht daran, "fertig" zu werden, - mit dreissig Jahren ist man, im Sinne hoher Cultur, ein Anfänger, ein Kind. - Unsre überfüllten Gymnasien, unsre überhäuften, stupid gemachten Gymnasiallehrer sind ein Skandal: um diese Zustände in Schutz zu nehmen, wie es jüngst die Professoren von Heidelberg gethan haben, dazu hat man vielleicht Ursachen, - Gründe dafür giebt es nicht.

      6.
      - Ich stelle, um nicht aus meiner Art zu fallen, die ja-sagend ist und mit Widerspruch und Kritik nur mittelbar, nur unfreiwillig zu thun hat, sofort die drei Aufgaben hin, derentwegen man Erzieher braucht. Man hat sehen zu lernen, man hat denken zu lernen, man hat sprechen und schreiben zu lernen: das Ziel in allen Dreien ist eine vornehme Cultur. - Sehen lernen - dem Auge die Ruhe, die Geduld, das An-sich-herankommen-lassen angewöhnen; das Urtheil hinausschieben, den Einzelfall von allen Seiten umgehn und umfassen lernen. Das ist die erste Vorschulung zur Geistigkeit: auf einen Reiz nicht sofort reagiren, sondern die hemmenden, die abschliessenden Instinkte in die Hand bekommen. Sehen lernen, so wie ich es verstehe, ist beinahe Das, was die unphilosophische Sprechweise den starken Willen nennt: das Wesentliche daran ist gerade, nicht "wollen", die Entscheidung aussetzen können. Alle Ungeistigkeit, alle Gemeinheit beruht auf dem Unvermögen, einem Reize Widerstand zu leisten - man muss reagiren, man folgt jedem Impulse. In vielen Fällen ist ein solches Müssen bereits Krankhaftigkeit, Niedergang, Symptom der Erschöpfung, - fast Alles, was die unphilosophische Rohheit mit dem Namen "Laster" bezeichnet, ist bloss jenes physiologische Unvermögen, nicht zu reagiren. - Eine Nutzanwendung vom Sehen-gelernt-haben: man wird als Lernender überhaupt langsam, misstrauisch, widerstrebend geworden sein. Man wird Fremdes, Neues jeder Art zunächst mit feindseliger Ruhe herankommen lassen, - man wird seine Hand davor zurückziehn. Das Offenstehn mit allen Thüren, das unterthänige Auf-dem-Bauch-Liegen vor jeder kleinen Thatsache, das allzeit sprungbereite Sich-hinein-Setzen, Sich-hinein-Stürzen in Andere und Anderes, kurz die berühmte moderne "Objektivität" ist schlechter Geschmack, ist unvornehm par excellence. -

      7.
      Denken lernen: man hat auf unsren Schulen keinen Begriff mehr davon. Selbst auf den Universitäten, sogar unter den eigentlichen Gelehrten der Philosophie beginnt Logik als Theorie, als Praktik, als Handwerk, auszusterben. Man lese deutsche Bücher: nicht mehr die entfernteste Erinnerung daran, dass es zum Denken einer Technik, eines Lehrplans, eines Willens zur Meisterschaft bedarf, - dass Denken gelernt sein will, wie Tanzen gelernt sein will, als eine Art Tanzen ... Wer kennt unter Deutschen jenen feinen Schauder aus Erfahrung noch, den die leichten Füsse im Geistigen in alle Muskeln überströmen! - Die steife Tölpelei der geistigen Gebärde, die plumpe Hand beim Fassen - das ist in dem Grade deutsch, dass man es im Auslande mit dem deutschen Wesen überhaupt verwechselt. Der Deutsche hat keine Finger für nuances ... Dass die Deutschen ihre Philosophen auch nur ausgehalten haben, vor Allen jenen verwachsensten Begriffs-Krüppel, den es je gegeben hat, den grossen Kant, giebt keinen kleinen Begriff von der deutschen Anmuth. - Man kann nämlich das Tanzen in jeder Form nicht von der vornehmen Erziehung abrechnen, Tanzen können mit den Füssen, mit den Begriffen, mit den Worten; habe ich noch zu sagen, dass man es auch mit der Feder können muss, - dass man schreiben lernen muss? - Aber an dieser Stelle würde ich deutschen Lesern vollkommen zum Räthsel werden ...

      Friedrich Nietzsche, 1888 ( Drei-Kaiser-Jahr)



      (Anmerkung: zugegeben.... ein langer, über 100 Jahre alter Text, der aber erstaunlich frisch wirkt...)
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 16:22:55
      Beitrag Nr. 431 ()
      Vielleicht ist es gerade hier angebracht, sich die Frage zu stellen, ob das Posten in allen möglichen Foren und zu allen möglichen Themen nicht auch etwas damit zu tun hat, irgendwelchen Reizen nicht widerstehen zu können. Eine Antwort wird sicherlich nicht nötig sein.
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 17:48:51
      Beitrag Nr. 432 ()
      Avatar
      schrieb am 11.02.03 20:51:30
      Beitrag Nr. 433 ()
      Der unruhige Schlaf im Morgengrauen verschaffte mir einen Traum von einem Hasen, der mit schnellen, spitzen Haken über ein schneebedecktes Feld rannte. Ein geschmeidig, bizarrer Tanz, der ihn für jeden Verfolger uneinholbar machte.
      Als ich aber meinen Blick hob, sah ich sie stehen, in einer langen Reihe, lodengrün schoben sie mit exakten Bewegungen goldglänzende Patronen in ihre Flinten und ihre skandierenden Gleichklangstimmen verschmolzen zu einem beunruhigenden Gemurmel.
      Der Hase tanzte jetzt seine Hakenfiguren, verzweifelt, er flog in Pirouetten über den Schnee, an Eleganz nicht zu überbieten, wie getragen...von diesem Gemurmel und ich wollte einstimmen, versuchte meine Lippen zu öffnen, doch wie erstarrt konnte ich sie nicht bewegen, gleich wird es zu Ende sein, wenn das Gemurmel aufhört werden sie schiessen, werden den Hasen in einen blutigen Fetzen verwandeln, ich werfe meinen Kopf, ich ...schreie, mit einem Ruck erwache ich, es hallt noch in meinen Ohren und ich sehe in ihr Gesicht, in ihre Augen, die mich gross und ruhig anblicken und sie nimmt mich , drückt meinen Kopf an ihre warme Brust , ich werde ruhig und ich weiss, alles wird gut...

      (aus: „Sonja kann nicht sterben“, Borderstadtarchiv, ...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 15:11:55
      Beitrag Nr. 434 ()
      Désenchantée

      Desillusioniert/Ernüchtert

      In wilden Gewässern schwimmen
      morgens
      Hier erwarte ich das Ende
      treibe in der Luft
      die nur einen Hauch zu schwer ist

      Nach wem soll ich die Hand ausstrecken
      wenn ich herunterfalle
      damit mein Sturz aufgefangen wird
      Erholung habe ich nur
      in der Gleichgültigkeit gefunden
      Trotzdem, ich würde gerne die Unschuld wiederfinden
      Aber nichts hat einen Sinn, Nichts geht

      Alles Chaos
      nebeneinander
      All meine Ideale: kaputtgemachte
      Worte...
      Ich suche eine Seele, die
      mir helfen kann
      Ich stamme
      aus einer ernüchterten Generation,
      Ernüchtert

      Wer könnte mich daran hindern
      alles zu begreifen
      wenn die Vernunft zusammenstürzt
      An welcher Brust kann ich mich ausweinen
      Wer gibt schon vor
      uns an seinem Leib wiegen zu wollen

      Wenn der Tod ein Mysterium ist
      gibt es im Leben keine Zärtlichkeit
      Wenn es im Himmel eine Hölle gibt
      wird mich der Himmel erwarten
      Sag mir,
      wie soll man sich festhalten an den Winden
      die in entgegengesetzte Richtungen wehen
      Nichts hat mehr Sinn, Nichts geht mehr


      Übersetzung eines franz. Textes von Mylène Farmer
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 15:15:09
      Beitrag Nr. 435 ()
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 15:20:28
      Beitrag Nr. 436 ()
      Kate Ryan - Désenchantée (Dance remix)
      Avatar
      schrieb am 03.03.03 01:18:20
      Beitrag Nr. 437 ()
      «Es gibt Nächte, die der einfallsreichste Folterer nicht erfinden könnte. Man kommt aus ihnen in Bröseln hervor, stumpfsinnig, verwirrt, ohne Erinnerungen und Vorahnungen, und ohne auch zu wissen, wer man ist. Dann geschieht es, daß der Tag unnötig scheint, das Licht verderblich und noch bedrückender als die Finsternis.»

      E.M. Cioran, Vom Nachteil, geboren zu sein
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 02:09:15
      Beitrag Nr. 438 ()
      »Träume sind meine Spezialität. Mit ihnen bringe ich die Menschen zur Verzweiflung.«

      Luzifer
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 02:12:55
      Beitrag Nr. 439 ()
      der Chioran ist wirklich gut.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 19:34:58
      Beitrag Nr. 440 ()
      Ich könnte heute noch fliegen, wenn ich damals nicht gesprochen hätte. Die Lüfte, die Himmel und der Äther wären mein. Doch ich könnte nicht einen Blick auf die Erde werfen. Denn dort müßte ich euch sehen, wie ihr euch zitternd und frierend vor dem Blick eures Herren duckt. Ich mußte euch das Feuer geben und die Freiheit - selbst wenn es meine kostete. Ich bin stolz darauf, was ich getan habe, denn Stolz ist alles, was mir geblieben ist. Stolz - und ihr. Auch wenn ihr mich noch weniger liebt als IHN. Er hat euch gezwungen, ihn zu lieben. Ich habe euch gezwungen erwachsen zu werden.
      Lichtträger, Feuerbringer, Vordenker, Verführer, Leugner und Lügner. Luzifer, Loki, Lug, Prometheus.
      Meine Geschichte ist die eure.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 19:16:15
      Beitrag Nr. 441 ()
      Der Teufel (aus diabolos; aber auch verwandt mit divus, deus, Zeus)

      ist die Personifikation beinahe all dessen, was der Monotheismus - aus logischen Überlegungen - und eine Weltreligion - aus machtpolitischen Gründen - "verteufeln" muss.
      Der Teufel ist "Das Böse", wobei alle Eingottreligionen (Christentum, Islam, Judentum, Zoroastrismus u.a.) an der Frage scheitern, ob der Teufel und das Böse Teil des gleichermaßen allumfassenden wie allguten Gottes sein können oder nicht.
      Unter dem Namen Teufel verbergen sich mindestens vier deutlich unterscheidbare Archetypen, namentlich Satan (Egoismus), Luzifer (Das Verbotene), Diabolos (Das zerstörerische Chaos) und Mephistopheles (Das Unwahre), außerdem zahlreiche unterdrückte frühere Kulte und Glaubensströmungen wie Hoern (Die Wilde Jagd), Pan oder die Satyrn,

      und insbesondere zahlreiche kollektiv unterdrückte Vorstellungen über Aggression, Sexualität und Tod.

      Darüber hinaus ist der Teufel insbesondere die Schattenseite des Patriarchats, in die alle negativen Aspekte des einseitig männlichen Weltbildes des Monotheismus projiziert werden.
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 01:21:17
      Beitrag Nr. 442 ()
      Ihr habt so viele Namen für das Böse: Satan, Teufel, Mephisto, Diabolos, Shaitan, Ahriman.
      Ihr habt so viele Orte, wo das Böse lauert: die Hölle, das Inferno, die Unterwelt, der Tartaros, die Nacht, der Friedhof, das Land eurer Feinde, der Nachbar jenseits des Zaunes.
      Dabei wißt und fühlt ihr genau, wie das Böse heißt und wo es wohnt:
      in euch selbst.
      Aber ihr könnt den Gedanken nicht ertragen, ohne zu verzweifeln.
      Entweder seht ihr euch als schuldlos oder als verdammt.
      Ihr könnt die Wahrheit nicht ertragen: daß ihr gut seid und daß ihr böse seid. Und daß es in jedem Augenblick eure Entscheidung ist. Eine Entscheidung, die euch keiner abnehmen kann: kein Gott und kein Teufel.

      Zeit, erwachsen zu werden, Kinder ...


      (http://www.luzifer.at )
      Avatar
      schrieb am 22.04.03 22:25:41
      Beitrag Nr. 443 ()
      Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns bleibt. Doch in der Magie des Augenblicks sind wir jenseits von Raum und Zeit - und nichts hat ein Ende.
      Avatar
      schrieb am 28.04.03 22:28:43
      Beitrag Nr. 444 ()
      Als ich am Abend des 10. Tages nach Westen ging, sah ich im Licht der schwindenden Märzsonne einen Turm und davor eine Blume, die rot leuchtete, in einem solch intensiven Rot, dass man meinte, die Sonne hätte ihren Teil gegeben, um die Nacht nicht gar zu dunkel werden zu lassen.
      Aber als ich näher kam, wurde das Licht schwächer und die Blume kleiner, denn es war die Zeit, die sie verteidigte und die Zukunft, die sich als Schutz davorgestellt hatte.

      Ich fühlte mich plötzlich ängstlich und schwach.
      Hier war nichts zu gewinnen, ich sank auf die Knie und weinte und fühlte den Schmerz der roten Blume, dort am Wasserturm...

      (aus: Ich vergesse nie...den Wasserturm, Fabrizius, Borderstadtarchiv,...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 06.07.03 16:33:20
      Beitrag Nr. 445 ()
      das spiel ist aus,
      der ton verhallt.
      liebevollstes gesprochen,
      vergißt sich bald.
      Avatar
      schrieb am 08.07.03 05:19:54
      Beitrag Nr. 446 ()
      Quark in der Zehnerpotenz! Wenn liebevolles tatsächlich liebevollst gesprochen wäre, warum sollte es sich dann vergessen? Oh mann! Deine Erinnerung möchte ich nicht haben, vsch. Wahrscheinlich ein Sammelsurium aus Hässlichkeiten.
      Prost Mahlzeit!
      JeSH
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 20:11:54
      Beitrag Nr. 447 ()
      Wenn ihr an die Hölle denkt, die euch dereinst blüht, stellt ihr euch vielleicht ungeheuere Qualen vor, Schmerzen mit brennenden Werkzeugen, ein schreckliches vergewaltigen aller eurer Öffnungen, ein schreien ohne Gehör der Gnade, massloser Schmerz, grenzenloses Leiden, ewige Pein... so wird es vielleicht für euch kommen.

      Wenn ich an meine Hölle denke, so werde ich in einem üppigen Raum sitzen, voll der schönster Speisen und Getränke, Frauen, die mich lieben, dazu Musik, harte Musik, so wie sie mir gefällt, schöne Menschen, die sich lachend unterhalten und ich versuche mitzulachen und zu reden, Geschichten zu erzählen, die mir im Überfluss einfallen, aber niemand hört mich, als wäre ich gestaltlos, unbeachtet, ungehört verhallen meine Worte, für ewig...ich in meiner Hölle.

      ( Ich in meiner Hölle, Pazziv, ...KURUsawa Fakemachine)
      Avatar
      schrieb am 05.09.03 20:35:55
      Beitrag Nr. 448 ()
      gibt es überhaupt irgend etwas was Dich glücklich machen könnte ????
      Avatar
      schrieb am 06.09.03 04:21:55
      Beitrag Nr. 449 ()
      Hölle? Ist nur ein Hirngespinst. Dafür sehr privat und individuell maßgeschneidert. Das Kondensat jener Gedanken, die beim Durchdenken ein Maximum an Unwohlsein hervorrufen.
      Avatar
      schrieb am 16.09.03 20:25:35
      Beitrag Nr. 450 ()
      Wenn Du glaubst, ich würde Dich besuchen, dann hast Du Dich getäuscht. Oder Du glaubst, das vergisst er, das versteht er schon...Nein, ich verstehe es nicht und ich vergesse nicht.
      Es könnte noch sein, dass Du denkst, die Zeit heilt alle Wunden, die Zeit, die beherrscht er nie.
      Dann hast Du damit Recht, die Zeit werde ich nie beherrschen, aber ich versuche es, bis ich sterbe...
      Avatar
      schrieb am 16.09.03 21:12:10
      Beitrag Nr. 451 ()
      Eines Tages werde ich dir ein Angebot machen, dass du nicht ablehnen wirst können.

      Du wirst es allerdings erst dann als solches erkennen, wenn du bereits zugesagt hast.

      Die heutige Aussage legt deine Entscheidung bereits fest, ohne dass du etwas davon merkst.


      Später werden wir dann in Erinnerungen schwelgen.
      Avatar
      schrieb am 16.09.03 23:32:34
      Beitrag Nr. 452 ()
      Vergessen ist eine Täuschung und Zeit auch. Ich bin so fern jeglicher Realität, ich müsste neue Buchstaben erfinden, um das zu beschreiben. Einzig mein Spiegelbild erinnert mich daran, dass ich irgendwann geboren wurde. Nichts mehr aus einer alten Welt erreicht mich. Sie schwindet dahin, gestern liegt Jahre zurück und gerade eben noch auch. Gegen jegliche Bedeutung bin ich mit Skepsis geimpft und doch kann ich so viel Bedeutung irgendjemand oder irgendetwas verleihen wie ich will, wenn ich das will. Ich kann Menschen aussaugen, all ihre Gedanken aussaugen und ich kann sie wieder ausspucken. Um es auf einen Punkt zu bringen: Ich bin Sklave meiner eigenen Willkür geworden.

      Sorry, aber ich muss :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 20:34:19
      Beitrag Nr. 453 ()
      Teuflisch aufpazzen, ihn nicht aus den Augen verlierend müssen wir ihn füttern, sonst sinkt er ab, auf den Grund des Sees, unsterblich!, aber dann nicht mehr zu bewegen nach oben...welch seelenlose Erfindung.
      Avatar
      schrieb am 18.09.03 01:33:37
      Beitrag Nr. 454 ()
      Jaja der große Salzsee mit seinem riesigen Grund! Da treffen wir uns alle wieder, am Besten morgens, zum Frühstück. Aber wer hat eigentlich die Seele erfunden? Und wo ist die! :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 12.10.03 23:00:03
      Beitrag Nr. 455 ()
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 15:19:53
      Beitrag Nr. 456 ()
      Begegnet im Schnittpunkt von Ewigkeit mit Zeitlosigkeit, angeschaut mit grundlos tiefen Augen, vergessen in den banalen Ebenen der Gegenwart.
      W:0 ein Weg zu Ende ist, fängt ein anderer an...
      Avatar
      schrieb am 29.11.03 21:39:58
      Beitrag Nr. 457 ()
      Alles was wir um uns herum sehen, ist Sterben;
      ein kurzes, lebendiges Aufflackern vor dem Vergehen, wie
      der verglühende Schweif eines Kometen.

      Warum das so ist ? - Vielleicht, weil alles Dasein nur
      ein Spiegelbild dessen ist, was vor dem Urknall war.-
      Avatar
      schrieb am 24.12.03 00:42:36
      Beitrag Nr. 458 ()
      Im Zen heißt es: Wenn du dein Wissen losläßt - und Wissen schließt alles ein, deinen Namen, deine Identität, alles, denn es ist dir von anderen gegeben worden. Wenn du alles, was du von anderen bekommen hast, losläßt, wird dein Wesen eine ganz andere Qualität erhalten: Unschuld. Das ist die Kreuzigung der "Persona", der Persönlichkeit, und die Auferstehung deiner Unschuld. Du wirst wieder zum Kind, du wirst neu geboren.


      Osho Dang Dang Doko Dang Chapter 7
      Avatar
      schrieb am 17.01.04 17:24:02
      Beitrag Nr. 459 ()
      Verlasse mich dort, wo du meinst, du könntest ohne mich nicht leben.
      Ich treffe dich da, wo ich weiss, es geht nur mit dir weiter.
      Avatar
      schrieb am 17.01.04 19:16:28
      Beitrag Nr. 460 ()
      es gibt keinen Zustand wo man ohne jemanden nicht mehr leben kann, höchstens einen wo man ohne jemanden nicht leben möchte .. so etwas nennt man Liebe habe ich mal gehört...

      was Du beschreibst nennt man Abhängigkeit... eine einseitige Liebe...
      ... daraus entwickelt sich Grausamkeit... jedenfalls bei Typen die sich zum Herrscher geboren fühlen... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 17.01.04 19:22:26
      Beitrag Nr. 461 ()
      wenn es Dich stört dass ich Dir antworte sage mir das bitte, Du weißt ja wie...
      Avatar
      schrieb am 17.01.04 20:42:41
      Beitrag Nr. 462 ()
      Verlassen ist, wer ohne mich nicht leben kann. Und wer mich trifft, der hat vergessen, dass es nicht mehr weiter geht.
      Avatar
      schrieb am 17.01.04 21:57:11
      Beitrag Nr. 463 ()
      #455
      Des sacht Meister Eckhard auch, d.h. wenn du alle Menge läßt, alles was dich in der Welt "definiert", Wissen, Vernunft, Willen etc., dann geht Gott in dich ein,
      mit seinem "Allwissen"..
      Dies ist die wahre "Armut des Geistes" ..

      M.:kiss:
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 14:23:25
      Beitrag Nr. 464 ()
      Auf einer Bühne, die sich Zeit nennt, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft regellos ineinander übergehen spielen Darsteller, die sich Menschen nennen ihre Rollen.
      So wie der Auftritt Geburt genannt wir, nennen wir den Abgang Tod, der aber nur dazu da ist, eine neue Rolle einzunehmen, dann die Bühne wieder zu betreten, ob als Hauptdarsteller oder Statist, als Gewinner oder als Verlierer, als Heiliger oder als Monster, in der Vergangenheit oder in der Zukunft, es ist vollkommen gleichgültig.
      Wir sollen sie nur gut spielen, unsere Rollen, unsere vielen Rollen, denn irgendwann ist auch das längste Stück zu Ende und dann stehen wir alle oben und schauen nach unten, in den dunklen Zuschauerraum und warten auf Beifall, jeder Einzelne von uns.
      ...und wehe es bleibt ruhig, es rührt sich nichts.
      Dann war alles umsonst, dann sind wir in der Hölle.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 15:37:26
      Beitrag Nr. 465 ()
      @Savant

      Wir sollen sie nur gut spielen, unsere Rollen, unsere vielen Rollen, denn irgendwann ist auch das längste Stück zu Ende und dann stehen wir alle oben und schauen nach unten, in den dunklen Zuschauerraum und warten auf Beifall, jeder Einzelne von uns.
      ...und wehe es bleibt ruhig, es rührt sich nichts.
      Dann war alles umsonst, dann sind wir in der Hölle.



      nein, dann sind wir in der Normalität, weil die, die ständig nur zuschauen peinlich berührt sind und ihre eigene Unfähigkeit und ihre passive Zuschauerrolle erkennen in diesem ernsten Stück des Lebens......
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 15:41:18
      Beitrag Nr. 466 ()
      erst wenn der Applaus aufhört für die Selbstdarstellund und die Banalitäten eines Einzelnen ... erst dann ist das Leben normal...

      wenn endlich alle erkennen ... jedes Theaterstück, jede Satiresendung ist ehrlicher als das was sich in der so geglaubten Realität abspielt....
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 16:17:43
      Beitrag Nr. 467 ()
      @Schnuckel sei doch bitte nicht immer nur so ernst... das macht mich ganz krank....

      kannst Du dem Leben denn gar nichts schönes und heiteres abgewinnen ???
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:21:23
      Beitrag Nr. 468 ()
      Mag stimmen oder auch nicht. Und?
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:25:29
      Beitrag Nr. 469 ()
      Namensklauer kriegen eh keinen Beifall, das ist schon sicher. Nur als Info.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:36:07
      Beitrag Nr. 470 ()
      Wenn ich nach unten schauen werde, höre ich jetzt schon den stummen Beifall. Habe aber nicht das Gefühl in der Hölle zu sein. Ist das auch eine Hölle?
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:37:27
      Beitrag Nr. 471 ()
      Ach ja bevor ichs vergesse:
      Danke für die Info.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:41:37
      Beitrag Nr. 472 ()
      Fälschungen gehören zur Dekoration, die man hinnimmt wie hellblaue Kacheln im Klo.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:49:32
      Beitrag Nr. 473 ()
      bist wohl ein Witziger, Savant?
      Oder hast dich im Thread vertan Thread: neue, verbesserte wahnvorstellungen
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:53:01
      Beitrag Nr. 474 ()
      Ich bin Realist und Pragmatiker.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:55:06
      Beitrag Nr. 475 ()
      Ganz im Gegensatz zu mir. Ich bin Scherzist und Fleckmathiker.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 18:55:21
      Beitrag Nr. 476 ()
      Gott (Jesus) sprach, "mein Reich ist nicht von dieser Welt" ... der Mensch glaubte es, und deshalb regiert seitdem die Hölle auf Erden; logischerweise, denn eine gottlose (lieblose) Welt, muß ja die Hölle sein.
      Perfide trostlos und rafiniert zugleich, denn wenn es in Wahrheit nur die tausende Höllen auf Erden gibt, dann
      muß der ungläubige, lieblose Bösewicht ja nicht davon überzeugt werden, daß er dereinst in "die Hölle" kommen
      wird, denn er ist ja bereits schon da, egal ob ihm dieser Umstand bewußt ist, oder nicht ..

      Schönen Sonntag noch ..
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 19:04:52
      Beitrag Nr. 477 ()
      Aber der Bösewicht kommt doch gar nicht in die Hölle, du Dummerchen, das kommt doch alles erst viel später und ein rechter Bösewicht, gut gespielt, bekommt bestimmt viel Beifall!

      So, genug gelallt für heute, Ende der Vorstellung.
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 20:21:14
      Beitrag Nr. 478 ()
      :D ..kommt Zeit, kommt Verstand, smarty:D
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 22:50:07
      Beitrag Nr. 479 ()
      "Die Rache ist SEIN spricht die Dame ..
      Avatar
      schrieb am 24.01.04 21:29:51
      Beitrag Nr. 480 ()
      Manche Dinge können nicht so laufen
      wie Wasser in ein Glas , das keinen Boden hat ?
      Dieser Fluss fliesst ins nirgendwo,
      ein sinnloses plätschern,
      als wäre es so... das Leben.
      Lasst euch nicht täuschen!
      Es läuft für jeden gleich,
      ob laut,ob leis´
      die Gesichter bleich,
      erwartungsvoll, hoffnungslos leer passt es sich an,
      und schüttelt euch in die Bahn.

      Das Leben läuft wie Wasser in ein Glas,
      das keinen Boden hat.
      Avatar
      schrieb am 12.02.04 22:03:35
      Beitrag Nr. 481 ()
      Schweres Wissen lastet auf mir. Das Blut drückt meinen Körper auseinander und kreischt ganz fürchterlich dabei – es will eine Krankheit gebären. Ready? For anything! Ready! For anything? Meine Füße werden jetzt kälter und taub. Spüre ich es? Dann mein Gesicht! Erst war es der Anflug von Zahnschmerz aber es ist etwas anderes. Das weiß ich, weil ich es bei einem anderen gesehen habe. Das Gesicht wird dick. Einen Tag braucht es dazu nur. Und eine Nacht. Es pocht, aber es ist keine Tür und es sind keine Finger die daran klopfen. Es ist auch nicht der Rythmus einer Musik aus dem Radio. Das Radio spielt solche Musik nicht. Kein Radio spielt Musik, die nicht mit den Ohren gehört werden kann sondern mit Zähnen. Und die das Gesicht anschwellen lässt! Leicht könnte man sonst die Radiomoderatoren verklagen. Aber es ist nicht nur das Gesicht, es ist noch mehr! Nicht etwas das anschwillt, das aber sticht. Es ist mein Blick, mit dem ich zu töten vermag. Und jetzt lese ich mir all das hier noch hundert mal durch und glaube es. Denn es stimmt ja auch!
      Dann eine neue Stufe. Ist das ein hämmernder Hammer? Oder eine Treppe auf der es hämmert! Oder mein Kopf, der krachend auf eine Stufe schlägt! Oder eine Treppe, die von der Decke auf meinen Kopf fällt? Stufe für Stufe? Wo ist mein Kopf! Ich kann ihn nicht fühlen! Doch, da ist er wieder! Ein leichter Schmerz durchzieht ihn von der linken obersten Schädeldecke bis in die rechte Schulter. Meine Hände wissen nicht so recht, was sie tun sollen und falten sich. Mein Bewusstsein ist eine Kerzenflamme im Wind und ich spüre, wie der Wind kälter wird und schärfer weht. Ich liege jetzt auf meinem Stuhl. Waagrecht und in Sitzposition, weil die Schwerkraft heute von der Wand ausgeht, hinter der sich wahrscheinlich die gesamte Erde verbirgt und samt dem leuchtenden Mond an mir zieht. Und was ist mit der Sonne? Ach, es ist ja Nacht. Dann leuchtet es mir ein! – So fremdartig, wie meine Gedanken sind, so fremdartig sind jene Gewächse, die sie in mir züchten. Und bösartig! Bös’ UND artig? Ja was denn nun! Hier sollte sich die Sprache entscheiden. Nicht ich! Ein Augenblick der Ruhe, in der keine Entscheidung fällig ist. Aber warum bin ich trotzdem hektisch? Was hetzt mich denn! Was lässt mir keine Ruhe und raubt mir lautstark den Schlaf! Eine Wunde in meiner Hand? Auch sie ist leicht angeschwollen und rührt von zerbrochenem Glas her. Wieviele Eimer mit solchem Glas gefüllt habe ich schon in den Keller getragen! Es mögen tausend gewesen sein. Und dann diese Mülltonnen, die mit meinem Blut gefüllt sind und die die Müllabfuhr nicht abholen will, weil sie flüssige Container nicht leeren wollen. „Es ist noch ganz warm!“ habe ich jedesmal gesagt, aber da waren sie schon fluchtartig weggefahren und ich stand allein in meinem Keller mit dem Glas und dem Blut. War es ein Zeichen, dass der Schlüssel zur Kellertür abgebrochen ist? Ich möchte gar nicht darüber nachdenken. Denn meine Haut verliert Wasser, wenn ich das tue. Sie wellt sich nach oben und wird ganz hart, wie ein Scheibe Brot die immer mehr austrocknet, weil niemand sie wegwirft oder aufisst. Warum denn auch! Wer will schon eine Scheibe hartes Brot essen! Dann liegt sie herum und man muss sie sich ansehen. Genauso wie ich jetzt meine Haut ansehen muss. Mit dem Unterschied, dass ich meine Haut weder aufessen noch wegwerfen kann. Dann wird sie rissig und bricht und blättert ab. Wenn es lustig wäre, würde ich denken meine Haut feiert Herbst. Das ist es aber nicht, denn es ist lebensgefährlich. Ich muss dann ganz vorsichtig sein, damit nicht zuviel auf einmal abblättert. Als ich einmal mit meiner Hand darüber gestrichen habe, weil mir die ausgetrockneten und abstehenden Fetzen meiner Haut lästig waren, wäre ich beinahe erstickt. Wer hätte denn wissen können, dass so viel Staub dabei entsteht? Ich wurde blau und grün und ohnmächtig. Also immer schön vorsichtig sein, wenn so etwas passiert. Und ja alles dranlassen. Wenn ich morgen aufwache, wird all das hier so weit weg von mir sein. Ich werde es selbst nicht geschrieben haben, mich an nichts mehr erinnern können. Oder schlafe ich schon? Und bin aufgestanden und habe mich an meinen Rechner gesetzt und sitze jetzt hier? D.h. ich schlafe noch? Das wäre plausibel, denn dann könnte ich mich morgen tatsächlich an nichts erinnern. Ha! Morgen ist ja Freitag, der 13.! Und bekanntlich kommt es immer schlimmer, als man denkt. Warum wird das Fenster, aus dem ich herausschaue gerade so schief? Und mein Gemüt gerade so milde gestimmt! So ist das wahrscheinlich mit den Traumstimmungen und –bildern. Sie tauchen aus dem Nichts ohne Grund auf und verschwinden genauso grundlos, wie sie gekommen waren. Nur damit wir sie eine zeitlang betrachten und uns über sie wundern können. Irgendwie kann man es nicht lassen doch Stellung zu ihnen zu beziehen und sei es auch nur der Standpunkt einer Betrachtung oder des vagen Abschätzens ob man sie nun kennt oder nicht. Soviel Mildtätigkeit an mir kenne ich gar nicht! Ich erfülle den gesamten Raum um mich herum mit meiner milden Wärme, ohne dass ich das Gefühl habe, ich kühle dabei aus. Und das Wissen, das ich hatte und welches mich belastet hat, ist auch weg. Das hat wahrscheinlich die Müllabfuhr mitgenommen.

      :)
      Avatar
      schrieb am 14.02.04 20:32:18
      Beitrag Nr. 482 ()
      Verliere dich in einem Detail und beharre darauf, dann fällst du zwischen die Stühle auf denen sie alle sitzen, selbstherrlich und angepasst, und niemand reicht dir eine Hand. Du führst ein jämmerliches Dasein.
      Aber an dem Tag, an dem die Stühle beiseite geräumt werden, bist du der, der übrig bleibt.
      Avatar
      schrieb am 15.02.04 06:05:24
      Beitrag Nr. 483 ()
      Ich habe vergessen, was Stühle sind. Schon das Wort klingt fremd in meinem Mund, als ob es von einer außergalaktischen Spezies stammt. Vielleicht ist es giftig und verursacht Pickel auf der Zunge. Man weiß ja nie.
      Avatar
      schrieb am 15.02.04 20:53:46
      Beitrag Nr. 484 ()
      Zeit ist nicht zu messen, sie ist unbegreiflich.
      Im Glück vergeht sie schnell, im Schmerz verharrt sie, unerträglich.
      Also haben wir sie in Zahlen gefasst, 1 - 10 - 18 - 50 - jeder Zeiteinheit hat eine Zahl bekommen.
      Und jetzt ist es egal, ob wir glücklich sind oder verzweifelt, ob wir jung sind, oder uns nur so fühlen, wir wissen immer genau, w:o wir stehen.
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 02:33:44
      Beitrag Nr. 485 ()
      Wäre Zeit nicht messbar, gäbe es keine Bewegung, keine Verschiebung der Dinge zueinander. Vielleicht ist es ein Irrtum schnellen Bewegungen eine kurze Zeit und langsamen eine längere Zeit zuzuordnen, aber es funktioniert, weil der Sinn dazu auf der Hand liegt. Nicht alles ist in Ruhe und immer gleich.
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 12:46:10
      Beitrag Nr. 486 ()
      Zeit ist eine handelbare Ware, von den Gefühlen an den Verstand verkauft erhält das, was vorher unfassbar war einen Wert.
      ...und es ist nicht der Sinn auf der Hand, sondern die Uhr am Arm die uns eine Regelmässigkeit vermittelt, die es nicht gibt und niemals geben wird.
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 14:27:21
      Beitrag Nr. 487 ()
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 14:56:39
      Beitrag Nr. 488 ()
      Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bißchen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. (Michael Ende)...Ende?

      http://www.wasistzeit.de/index.php
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 16:40:24
      Beitrag Nr. 489 ()
      Avatar
      schrieb am 16.02.04 20:32:25
      Beitrag Nr. 490 ()
      Bisweilen sollten wir uns etwas Zeit gönnen und wenn es nur ein Tropfen ist...gerade soviel wie übrig bleibt, wenn eine Idee, ein fantastischer Strom durch uns fliesst und wir plötzlich meinen, wir verstehen alles, doch schon in der nächsten Sekunde sind wir wieder im Alltag gefangen und alles ist vorbei, als wäre nichtz geschehen.
      Ein Tropfen, wenn ein Tropfen dieses Stromes bliebe, es wäre ein Leben wert...
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 04:26:03
      Beitrag Nr. 491 ()
      "Ich habe keinen Alltag!" verkündet der Alkoholiker gepresst. Wer nicht schon vorher weiß was er damit sagen will, kann ihn nicht verstehen. So undeutlich spricht er. "Tropfen für Tropfen für..." philosophiert er weiter nuschelnd und unverständlich in die Unendlichkeit hinein. Sein Kopf sinkt dabei nickend in ein Delirium von Schlaf und Rausch. Was da so fürchterlich stinkt, ist sein Atem. Diesen Geruch von Verfall hält im Prinzip kein sterblich denkender Mensch aus.
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 07:59:52
      Beitrag Nr. 492 ()
      Ich sollte nicht fazzungsloses Nichtbegreifen in ein banales Unverständnis pressen. Ein Raum für die Zeit ist wie ein Funke Hoffnung für das Feuer, das in uns brennt und uns erhält.
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 16:04:41
      Beitrag Nr. 493 ()
      Von einem banalen Unverständnis kann keine Rede sein, Savant. Und ein Realist und Pragmatiker, wie du es bist, sollte am ehesten wissen, dass das beste Feuer zum Brennen nicht Hoffnung, Raum oder Zeit sondern vor allem - Kohle braucht! Doch woher nehmen bei so vielen verbrannten Feuern? Bei so viel Asche, die sich überall niederschlägt und an der man fast erstickt?
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 20:54:36
      Beitrag Nr. 494 ()
      Das Rezept lautet: Nimm dir ein paar Tropfen Zeit aus dem fliessenden Strom während du unglücklich, verzweifelt und hoffnungslos bist. Füge sie der Zeit bei, in der du glücklich, von ganzem Herzen froh bist und du wirst zu ersten Mal wissen, was erfülltes Leben bedeutet.
      Nichts ist damit vergleichbar.
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 21:28:44
      Beitrag Nr. 495 ()
      Wer sucht Glück und Erfüllung? Zeit gibt es nicht und auch keinen Strom, deshalb wird versucht beides zu messen. Jedoch nur, wenn festgestellt wird, dass das eine nicht da und ein anderes nicht mehr da ist, sondern etwas anderes da ist.
      Avatar
      schrieb am 17.02.04 21:34:01
      Beitrag Nr. 496 ()
      Das war jetzt aus dem Rückenmark heraus gelabert, Stranger, werde Familiar mit diesem Komplex und ich nenne dich Gott.
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 03:10:41
      Beitrag Nr. 497 ()
      Danke, aber ich bin schon tot. Leider befindest du dich nicht in einer Lage, die es dir zulässt, diese Gesprächssituation zu beurteilen, schon gar nicht als Laberei. Wusstest du, dass zwischen den Stühlen der Wahn wohnt? Schau mal genau in die Ritzen! Dort siehst du seine dunklen Augen! Und mit viel Meditation, erkennst du dich selbst darin. Aber nicht nur das! Wieviele Universen glaubst du, spannen sich darin und nochmal in sich selbst auf? Und sie sind alle leer - genauso wie das, in dem du dich gerade befindest. Niemals wird dein Kopf so leer sein, sondern immer mit irgendwelchen Gedanken gefüllt, die zu Bildern werden. Aber kein Pinsel und keine Hand der Welt, könnte ein solches Bild der Leere malen, in dem jede Farbe zur Lüge wird. Leere ist alles und Leere ist nichts.
      Avatar
      schrieb am 18.02.04 07:05:38
      Beitrag Nr. 498 ()
      Das Unbegreifliche, nur in dir Existierende raubt dir den Schlaf, den du gerade nicht hast. Aber auch das wach sein ist nur ein Konstrukt deiner Fantasie, ohne die du unerträglich einsam wärst, in einer Zeit, die nicht vergeht, mit Menschen, die es nicht gibt, einer Hoffnung, aus der puren Verzweiflung geboren und einem Tod, der keine Erlösung bringt.
      Avatar
      schrieb am 19.02.04 13:58:18
      Beitrag Nr. 499 ()
      Wohin ich gehe und woher ich auch komme, schlafen die Menschen, nicht Ich. Sie träumen einen gemeinsamen Traum und reden miteinander in ihm in einer fremden Sprache, deren Worte mir zwar bekannt vorkommen, die ich aber nicht deuten kann und auch nicht weiß, was sie zu bedeuten haben. Hoffnung gibt es schon lange nicht mehr. Worauf auch? Solche Zeit ist vorüber.
      Avatar
      schrieb am 20.02.04 11:09:20
      Beitrag Nr. 500 ()
      Als BrunoR. in diesem Meer von Tränen eine einzige, jauchzende Welle auf sich zukommen sah, wusste er, dass der Schiffbruch seinen Sinn gehabt hatte, denn wo eine Welle jubiliert, folgt ein Freudensturm.
      • 1
      • 2
       Durchsuchen


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Jedem seine Hölle..