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    ANALYSE - Kinowelt: Schuld sind immer die anderen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.11.01 11:48:46 von
    neuester Beitrag 26.11.01 12:37:15 von
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      schrieb am 26.11.01 11:48:46
      Beitrag Nr. 1 ()

      Es wird düster über dem Firmensitz der Kinowelt. Mitten in die Hoffnung einer erfolgreichen Umschuldung lässt das Bankhaus ABN Amro die Bombe platzen und kündigt Kredite. Der erste Schritt zur Insolvenz ist damit getan.

      Es bleibt unvergessen in der Geschichte des Neuen Marktes: Am 31. August muss die Münchener Kinowelt die Vorlage ihrer Halbjahresbilanz um einige Stunden verschieben. „Kein Strom“, lautete die Begründung. Wasser habe man darüber hinaus auch nicht in der Firmenzentrale. Heute hat sich die Situation des Filmrechte-Händlers ein wenig geändert, auch wenn es nicht wirklich besser geworden ist. Das Wasser fließt nun wieder, steht den Verantwortlichen um Michael Kölmel allerdings bis zum Hals. Strom gibt es auch wieder. Doch nach der heutigen Ad-hoc-Mitteilung gehen vielleicht dennoch sehr bald die Lichter aus.

      Die ABN Amro hat mit Wirkung zum 28. November Kredite von rund 50 Mio. Euro gekündigt. Damit erteilt die Bank den Anstrengungen von Michael Kölmel eine herbe Absage. Der bemüht sich seit Sommer dieses Jahres, mit den Gläubigerbanken eine Einigung über die Umwandlung von kurzfristigen in langfristige Verbindlichkeiten zu erzielen. Insgesamt sind rund 600 Mio. Euro Gegenstand der Verhandlungen. Bereits einige Male musste Kölmel die Hoffnungen der Anleger in dieser Sache enttäuschen. Der Auftrag, den Banken ein tragfähiges Sanierungskonzept vorzulegen, erschien schwieriger als gedacht. Vor allem deshalb, da Kölmel immer wieder betonte das rentable DVD-Geschäft nicht veräußern zu wollen, da es zum „Kerngeschäft gehöre“.

      Ob es nun allerdings noch lange ein Kerngeschäft der Kinowelt geben wird, steht mehr denn je in Frage. 50 Mio. Euro kann Kinowelt keineswegs zum 28. November aufbringen. Demnach droht dem Filmrechte-Händler der Gang zum Insolvenzrichter. Ein herber Rückschlag für die Münchener. Schließlich glaubten sie sich eigenen Angaben zufolge auf dem Weg der Besserung. „Der Schritt der ABN Amro kam für Kinowelt überraschend“, erklärt man. Vor allem, da es in den vergangenen Monaten gelungen sei, durch Kostenreduktion einen hohen operativen Cash-Flow zu erwirtschaften.

      Das hätte – nach Angaben der Kinowelt – andere Banken dazu bewogen, ihre Bereitschaft zu signalisieren, einen „Restrukturierungsbeitrag“ zur Rettung des Unternehmens zu leisten. ABN will sich aber offensichtlich nicht auf das Spielchen einlassen. Die Niederländer scheinen nicht an eine baldige Genesung des Patienten Kinowelt zu glauben - und haben mit einer ganzen Reihe fauler Kredite im Firmenkundengeschäft zu kämpfen. Sie wollen sich auf die sichere Seite begeben und ihr Geld mit aller Macht einfordern. Aus der Herbeiführung des Insolvenzverfahrens erhofft sich ABN eine höhere Rückführung der Kredite.

      Daran glaubt die Kinowelt allerdings nicht. Man sei davon überzeugt, dass die Banken in einem Insolvenzverfahren ein deutlich schlechteres Ergebnis erzielen werden, heißt es vollmundig. Dabei stützt man sich auf nicht näher benannte „Experten“, die man konsultiert habe. Es sei vielmehr so, dass ein großer Teil der ABN-Kredite nicht besichert sei. Deshalb widerspricht das Vorgehen der Bank „allen ökonomischen Überlegungen“.

      Nun allerdings kampflos aufzugeben, scheint nicht Kölmels Art zu entsprechen. Vielmehr stellt er die Bank, die ihn und sein Unternehmen eine lange Zeit über mit Krediten über Wasser gehalten hat an den Pranger. ABN Amro gefährde mit seinem Verhalten viele Arbeitsplätze bei Kinowelt und ihren Zulieferern, erklärt man vollmundig. Dass die Politik des Unternehmens in der Vergangenheit offensichtlich schon viele Arbeitsplätze gefährdet und gekostet hat, bleibt außer Acht. Schuld sind wieder einmal die anderen, weil es eben bequemer ist, als sich an die eigene Nase zu fassen.

      Nun hat Michael Kölmel zwei Tage Zeit, sich mit der niederländischen Bank noch einmal zu einigen und sie von einer Umschuldung zu überzeugen. Sollte das nicht gelingen – wovon auszugehen ist – geht die Vorlage der Neun-Monats-Bilanz am 30. November wahrscheinlich einher mit der Ankündigung eines Insolvenzverfahrens. Vorausgesetzt, es gibt am 30. November noch Strom in der Firmenzentrale.

      [Fortsetzung des Artikels]
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      Autor: Robert Sopella (© wallstreet:online AG),11:48 26.11.2001

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      schrieb am 26.11.01 12:11:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ja,klar Herr Sopella.
      Sie geben Kommentare ab wie das Fähnchen im Wind.
      Sollte Kinowelt morgen ohne Meldung um 50 % steigen, schreiben Sie wieder, dass Kinowelt gerettet ist und der Strom wieder da ist, wie Sie so häufig betonen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.01 12:37:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      Kinowelt steht möglicherweise vor der Rettung. Ohne ersichtlichen Grund explodiert die Aktie des angeschlagenen Medienunternehmens in den vergangenen Tagen. Bereits gestern gewinnt das Papier 80 Prozent hinzu. Im bisherigen Handelsverlauf steht Kinowelt mit einem Gewinn von rund 30 Prozent auf dem Kurszettel.

      Wie die jüngsten Beispiele von Media und Brainpool / Viva zeigen, haben solche Kursbewegungen ohne ersichtlichen Grund eine richtungweisende Ad-hoc-Mitteilung zur Folge. Im Fall der Kinowelt liegt die anstehende Ankündigung auf der Hand.

      Die Kursexplosion lässt vermuten, dass Unternehmens-Chef Michael Kölmel es endlich geschafft hat, den Gläubigerbanken ein tragfähiges Sanierungskonzept zu präsentieren. Das Ziel der Verhandlungen ist dabei die Umwandlung von kurzfristigen Verbindlichkeiten in langfristige. In der Halbjahresbilanz des Unternehmens werden rund 600 Mio. Euro kurzfristige Schulden aufgeführt, denen lediglich 111,7 Mio. Euro kurzfristige Vermögensgegenstände gegenüberstanden. Diese Umschuldung ist die Basis für ein weiteres Überleben der Kinowelt.

      Grundlage für diese Umschuldung ist allerdings, dass Kölmel entweder Unternehmensteile verkauft oder einen Investor präsentiert, um die angespannte Liquiditätslage zu entspannen. In der Halbjahresbilanz zum Stichtag 30. Juni weist Kinowelt liquide Mittel von 21,4 Mio. Euro aus. Da Kinowelt einen Verkauf von Unternehmensteilen – und hier vor allem die rentable DVD-Sparte – immer bestritten hat, bleibt nur die Möglichkeit eines Investors übrig. Hier dürfen mehrere Namen gehandelt werden. Ganz vorne in der Liste dürften der Bertelsmann-Konzern sowie die Kirch-Gruppe stehen.

      Bei der Kinowelt war bislang niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

      Autor: Robert Sopella (© wallstreet:online AG),11:03 16.11.2001



      Tolle Redaktionsarbeit :laugh:

      Übrigens: einen Artikel bzgl. der heutigen Ad-hoc gibt`s schon längst im Board ... :D


      #1 von breitmaulfrosch_2000 26.11.01 11:04:09 Beitrag Nr.:4.971.936


      Die Kinowelt Medien AG steht offenbar kurz vor dem Aus. Die niederländische Bank ABN Amro hat Kredite, die es dem Unternehmen gewährt hatte, in Höhe von über 100 Millionen DM per 28. November fällig gestellt. Die Kinowelt Medien AG sieht sich – wohl nicht überraschend – außerstande, die entsprechenden Beträge in zwei Tagen aufzubringen.

      Was Aktionären und Marktbeteiligten die Zornesröte ins Gesicht treiben wird, ist die Anmerkung, die sich das Münchener Unternehmen im Anschluss an seine heutige Ad hoc – Meldung gestattet:
      „Das Vorgehen der ABN Amro Bank NV widerspricht allen ökonomischen Überlegungen und gefährdet darüber hinaus viele Arbeitsplätze bei Kinowelt und ihren Zulieferern. Kinowelt beschäftigte am 30. September 2001 konzernweit 797 Mitarbeiter.“
      Man wird wohl fragen dürfen, WER hier wider alle ökonomische Grundsätze gehandelt hat, derjenige, der zunächst einmal 50 Millionen Euro bereitstellt, um ein Unternehmen lauffähig zu halten und irgendwann den Hahn zudreht, weil er erkennt, dass es ein Fass ohne Boden ist, oder derjenige, der innerhalb eines halben Jahres 114 Mio. Euro Cash verbrennt, über 100 Mio. Euro Wertpapiere verjubelt, auf der Aktivseite seiner Bilanz in den Immateriellen Vermögenswerten mit 650 Mio. Euro (und damit mehr als zwei Dritteln der gesamten Bilanzsumme) eine Filmbibliothek bilanziert, von der niemand sagen kann, ob sie jemals ihren Anschaffungspreis einspielen wird, und die offensichtlich über 10 oder 15 Jahre abgeschrieben werden soll, um den Verbindlichkeiten wenigstens noch irgendetwas entgegensetzen zu können. Die beliefen sich zum 30. Juni auf knapp 820 Mio. Euro, das Eigenkapital war zu diesem Datum bereits auf 149 Mio. Euro zusammengeschrumpft.

      „Kinowelt ist es in den letzten Monaten gelungen, das operative Geschäft zu straffen und einen hohen positiven Cash-Flow vor Zins und Tilgung zu erwirtschaften. Diese Entwicklung wurde allen finanzierenden Banken vorgestellt. Viele der finanzierenden Banken haben positiv reagiert. Einige Banken haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, einen Restrukturierungsbeitrag zu leisten.“
      Nach den knapp 200 Mio. Euro Miesen im ersten Halbjahr wurde es auch langsam Zeit, sich an die Veräußerung von Unternehmensteilen zu machen, aber: damit bringt man zwar den Cash flow ein wenig in Schuss, Gewinne schreibt man deswegen aber noch lange nicht. Noch dazu hatten sich die Kinowelt-Beteiligungen in der letzten Vergangenheit ohnehin nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

      „Mit Ausnahme von ABN Amro Bank NV hat keine Bank ihre Kredite fällig gestellt. Die ABN Amro Bank NV scheint zu erwarten, dass sie in einem Insolvenzverfahren von Kinowelt eine höhere Rückführung ihrer Kredite erwarten könne. Diese Meinung wird durch Experten, die Kinowelt konsultiert hat, nicht bestätigt. Vielmehr ist ein großer Teil der Kredite der ABN Amro Bank NV nicht besichert.“ – Ein solcher Satz eines Unternehmens klingt nach der Geschichte des kleinen Kindes, das mit Papis Geld Süßigkeiten einkaufen gegangen ist, die nun längst verspeist sind, und das nun schadenfroh schreit „Ätsch, Dein Geld siehst Du nicht wieder.“ Es ist im Grunde das trotzige Eingeständnis, das Geld erst einmal auf Nimmerwiedersehen verjubelt zu haben und selber nicht zu wissen, wie es jemals wieder aufzubringen sein wird. Nun wird schulterzuckend der schwarze Peter einem Geldgeber zugeschoben, der auch einmal wieder etwas von seinem Geld sehen möchte außer Restrukturierungspläne, die auf ein Ausschlachten des Konzerns hinauslaufen, um eine Überschuldung vorläufig noch abzuwenden.

      „Kinowelt beschäftigte am 30. September 2001 konzernweit 797 Mitarbeiter.“ – Diese sind, da ist der Anmerkung der Kinowelt Medien AG vollständig zuzustimmen, allesamt zu bedauern. Nicht jedoch, weil die böse ABN Amro nun auf einmal das Geld zurückfordert, das sie geliehen hatte, das Kinowelt auf den Kopf gehauen hat, bis die Geduldsfäden der Investoren überstrapaziert waren, sondern weil das Unternehmen offenbar von Köpfen geleitet wird, die ihre eigene Unfähigkeit nun anderen in die Schuhe schieben wollen. Nicht ABN Amro hat die Kinowelt an die Wand gefahren, sondern die werten Herren Rainer und Michael Kölmel, die – sie werden es sehr bedauern – zum 30. Juni 2001 noch mit zusammen 7,5 Mio. Aktien an der Kinowelt beteiligt waren (etwa 3,5 Mio. Aktien weniger als bei Notierungsaufnahme...)

      Gruß und quaaaaaak,
      der breitmaulfrosch ;)


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