checkAd

    Israel auf dem Weg zu einem fundamentalistischen GOttesstaat? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 26.04.02 21:44:05 von
    neuester Beitrag 27.04.02 01:40:43 von
    Beiträge: 2
    ID: 581.369
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 514
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 26.04.02 21:44:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      hierzu ein zwar etwas längerer, aber sehr lesenswerter
      artikel vom jüdischen schriftsteller yuram kaniok in der
      `zeit` von vor über vier jahren.

      damit verabschiede ich mich auch fürs erste aus dem politik-
      forum, aber ich komme wieder, keine frage ;).

      mfg,
      Cole_T
      ------------------------------------------------------------

      Ein Artikel von Y. Kaniok über den Einfluss der orthodoxen Juden auf die israelische Gesellschaft gipfelt in seinem Vorschlag, das Land zwischen weltlichen und religiösen Juden aufzuteilen.

      Gott schütze uns vor den Religiösen!

      Israel am Scheideweg: Wird das Land ein fundamentalistisch-jüdischer Staat oder ein offener Judenstaat, wie Herzl ihn einst erträumt hat?

      In einem Artikel, den ich vor einigen Monaten geschrieben habe, schlug ich den religiösen Juden in Israel eine Teilung des Staates vor. Die Spannungen zwischen ihnen und uns werden ständig größer. Die Religiösen vermehren sich schnell, in vierzig Jahren werden sie die absolute Mehrheit haben. Und es gibt schlicht keine Möglichkeit, die Kluft zwischen einem modernen Staat und der dogmatischen Theokratie zu überwinden, die ihnen vorschwebt. Ich schlug ihnen vor, einen eigenen Staat an den heiligen Stätten Israels zu gründen, einschließlich Hebrons, wo die mythologischen Erzväter genauso wenig begraben sind wie der Baron Münchhausen. Dort können sie nach ihren versteinerten Gesetzen leben, treulose Ehefrauen steinigen und garantiert koscheres Leitungswasser trinken, statt unter unsere Bettdecken und in unsere Töpfe zu spähen, um zu sehen, mit wem wir ins Bett gehen und was wir essen. Es geht nicht mehr. Der jüdische Glaube und die heiligen Schriften wurden im Exil und mit dem Beginn der Judenverfolgungen durch die ersten Christen zur Heimat im Handgepäck, zum Ersatz für das Land Israel. Und aus einer Religion, der nicht das Land, sondern Worte und Ideen heilig waren, entstand das Judentum, das vor allem im Zuge der Emanzipation und der Bemühungen der Rabbiner, diese Entwicklung aufzuhalten, immer mehr degenerierte. Der Zionismus war ein Teil des Aufstandes gegen den Konservatismus der orthodoxen Rabbiner und gegen das Bestreben, das Nebensächliche zur Hauptsache zu machen und den Glauben durch Religion, den Geist durch religiöse Pflichten zu ersetzen. Nach zweitausend Jahren ist es endlich Zeit, damit Schluss zu machen. Wir trennen uns und leben fortan in zwei Staaten, Judäa und Israel - wie in biblischen Zeiten. Sie bekommen die schönen Berge und Jerusalem, wir die Küstenebene, die einst den Philistern gehörte und deshalb nicht mit jüdischen Gräbern und heiligen Steinen übersät ist, den Negev und Galiläa. Ein gemeinsames Leben ohne eine Verfassung, die Staat und Religion trennt, ist nicht mehr möglich, und wir haben keine Verfassung, weil sie es nicht zulassen, weil sie Angst vor einer Verfassung haben, die nicht jüdisch, sondern weltlich und demokratisch ist. Nach dem Holocaust und der Gründung des Staates ließen wir sie gewähren, weil wir Schuldgefühle hatten, weil wir hier leben durften, während sie dort starben. Doch heute ist alles anders, und deshalb können wir nicht mehr zusammenleben. Heute werfen sie Steine auf Polizisten, die versuchen, die Autofahrer vor ihnen zu schützen, und nennen sie "Nazis". Sie erpressen die Regierung und wollen immer mehr Geld, das der Staat von Wissenschaft und Kultur abzweigen muss, um damit Zehntausende von Müßiggängern zu unterstützen, die den Wehrdienst verweigern und sich von uns verteidigen und ernähren lassen. Und dann reden sie noch davon, "dass sie ihr Leben dem Thorastudium opfern"! Für Leute, die ihr Leben opfern, seht ihr eigentlich ganz leb endig aus, habe ich ihnen gesagt. Ihr Religiösen seid heute in zwei Lager geteilt: in fundamentalistische Ultraorthodoxe, die so leben, wie Gott es angeblich auf dem Berge Sinai befohlen hat, und zionistische Nationalisten, eine neue Spezies, die zum großen Teil in den Siedlungen in den besetzten Gebieten lebt, eine jüdische Hamas-Bewegung, eine ungenießbare Mischung aus Juden und Kosaken. Nach dem Sechstagekrieg im Jahre 1967 seid ihr der Mottenkiste der Geschichte entstiegen, aus düsteren Kellern hervorgekrochen und habt euch z u käppchentragenden Junkern gemausert, die bereit sind, in alle Ewigkeit Krieg zu führen. Ihr habt die Atmosphäre geschaffen, in der Rabins Ermordung möglich wurde, um den Friedensprozess zum Stillstand zu bringen. Ihr spielt den palästinensischen Mördern in die Hände und wartet auf die nächste Katastrophe, um dann lauthals zu schreien: Wir haben es euch gesagt! Je schlimmer es wird, um so besser, es sind sowieso alle gegen uns. Arabern kann man nicht trauen. Ja, die Feindschaft ist abgrundtief, der Terror mörderisch, doch es gibt keine militärische Antwort auf Hass. Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass sich am Hass entzündet. Der Konflikt kann nur auf friedlichem Wege und aus der tragischen Erkenntnis heraus gelöst werden, dass jede Regelung mit Blut bezahlt werden muß. Begreift ihr denn nicht, dass ihr dem Hamas-Terror Vorschub leistet? Die Lage ist explosiver denn je, jeder Funke kann einen vernichtenden Brand entfachen, doch ihr spielt mit dem Feuer. Hass, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit führen zu Verzweiflungstaten. Rabin stand vor den Leichen der Menschen, die bei dem Autobusanschlag in Tel Aviv getötet wurden, er litt, doch er sagte, der Friedensprozess werde trotz allem weitergehen. Auf der Gegenseite gibt es genug Selbstmordkandidaten, die nur auf ein Signal warten. Ihr lasst den Rabbiner Elba in eurem Namen sprechen, der gesagt hat, das Gebot "Du sollst nicht töten" gelte nicht für einen Juden, der einen Nichtjuden tötet. Ihr stürzt Israel in e einen Krieg gegen die ganze Welt, und die reaktionären Ultraorthodoxen, die eure rassistischen Anschauungen begierig aufgreifen, helfen kräftig mit. Der Artikel, den ich vor einigen Monaten schrieb, schlug Wellen. Im Fernsehen fand eine erregte Debatte statt, doch kein säkularer, moderner Mensch kann mit einem dogmatischen Gläubigen diskutieren, der nur tut, was sein Rabbi ihm befiehlt, denn der Mythos ist immer stärker als die historische Wahrheit. Die Zeitschrift TIME, die nicht nur den gegenwärtigen anämischen Kulturkampf, sondern einen zukünftigen Bruderkrieg zu wittern schien, brachte einen Artikel darüber, und auch der CNN griff das Thema auf. Der Artikel hatte anscheinend einen wunden Punkt getroffen. Er beruhte auf der tragischen, ernüchternden Einsicht, dass ein moderner Industriestaat, der Raketen in den Weltraum schießt, und ein Thorastaat auf die Dauer unvereinbar sind - ein Staat, in dem man am Sabbat keine Zitronenscheibe in den Tee tun darf, weil sie durch das heiße Wasser "gekocht" werden könnte, und in dem nach jahrelangen Experimenten eine rote Kuh nach biblischem Vorbild gezüchtet wurde, deren Asche für die rituell le Reinigung der Kinder Israels notwendig ist, wenn nach dem Bau des dritten jüdischen Tempels der Tempeldienst wiederaufgenommen wird. Zu einer Zeit, in der unsere Existenz in Frage gestellt ist, laufen die Ultraorthodoxen in Kleidern herum, die deutsche und polnische Antisemiten den Juden im 17. und 18.Jahrhundert aufzwangen, um sie lächerlich zu machen. Vielleicht hat dieses hartnäckige Festhalten an der Tradition auch etwas Rührendes, doch nur unter der Bedingung, dass man es anderen nicht aufzuzwingen sucht. Mein Artikel ging von der Feststellung aus, dass es keinen nationalen Konsens mehr gibt. Die dreitausend Jahre alte Anomalie der Existenz eines Volkes, das Nationalität und Religion gleichsetzt, hat sich überlebt. Ein Kompromiss ist nicht mehr möglich: Entweder entsteht hier ein religiöser Staat wie der Iran oder ein Judenstaat, der wie in Herzls Vision allen offen steht. Leider werden in diesem Kampf die Rabbiner siegen, weil nur sie über ganze Armeen von Gläubigen verfügen, die ihnen blind gehorchen. Im Konflikt zwischen Dogma und Demokratie siegt das Dogma. Mein Großvater mütterlicherseits war Student in einer Talmudschule in Odessa. Als Vater von drei Kindern kehrte er im Alter von dreißig Jahren der Religion den Rücken, machte das Abitur nach und studierte. 1909 wanderte er nach Palästina ein, um an der zionistischen Revolution teilzunehmen, die dem jüdischen Volk nicht nur eine neue Existenz und eine Heimstatt verschaffen, sondern auch seine Lebensform von Grund auf ändern sollte. Bisher hatten die Juden auf Wunder vertraut - eine riskante Angewohnheit, wenn man bedenkt, dass ihnen in ihrer dreitausendjährigen Geschichte nur drei Wunder passiert waren, was einen ziemlich armseligen Durchschnitt darstellt. Die frommen Eltern meines Großvaters, die in einem kleinen ukrainischen Dorf lebten, beklagten den abtrünnigen Sohn, als sei e r gestorben, weil er nach Palästina ausgewandert war, um dort zu leben und nicht, um dort zu sterben, wie es fromme Juden seit jeher getan hatten. In demselben Jahr, in dem mein Großvater in Palästina ankam, wanderte auch ein Rabbiner aus demselben Dorf ein und ließ sich in Jerusalem nieder. Dieser Rabbiner zeugte zehn Kinder. Mein Großvater hat heute alles in allem dreizehn Nachkommen, der Rabbiner neunhundert. Letzten Endes waren die Eltern meines Großvaters stärker als sein Enkel! Die jüdische Frage ist an sich schon kompliziert genug. Die Tatsache, dass mein weltlicher Großvater nach Palästina auswanderte, hing mit der göttlichen Verheißung zusammen, die den Kindern Israel dieses Land versprochen hatte, doch auch mit dem Zionismus, weil die ersten Zionisten die Vernichtung der osteuropäischen Juden voraussahen. Als der Lubawitscher Rebbe, einer der berühmtesten Rabbiner unserer Generation, gefragt wurde, wie der Holocaust habe geschehen können, wenn der Gott Israels die Welt regierte, sagte er, es habe einen faulen Ast im Judentum gegeben (wie Mischehen oder das Reformjudentum!), der abgesägt werden mußte. Ähnliche Erklärungen liefern die Rabbiner heute für die palästinensischen Terroranschläge. Der Anschlag im Tel Aviver Café "Apropo" sei deshalb geschehen, weil das Café am Sabbat geöffnet habe. Nach der Gründung des Staates Israel wurde das Rückkehrgesetz beschlossen, auf Grund dessen jeder jüdische Einwanderer die israelische Staatsangehörigkeit erhält. Das Gesetz ging auf die Tatsache zurück, dass kein Staat während des Holocaust und danach die Juden retten wollte. Jude ist nach dem Religionsgesetz jeder, der von einer jüdischen Mutter geboren oder zum Judentum übergetreten ist. Das führte hierzulande zu Situationen, deren Absurdität nicht zu überbieten ist. Eine Polin namens Theresa Angelowicz, ein leuchtendes Vorbild an Menschlichkeit, schloss sich ihrem jüdischen Ehemann an, als er nach Auschwitz deportiert wurde, überlebte mit ihm zusammen und wanderte mit ihm nach Israel ein. Sie teilte das Schicksal des jüdischen Volkes, ohne ihr en katholischen Glauben aufzugeben. Ihr Mann starb. Die Kluft zwischen Religiösen und Nichtreligiösen wurde immer größer. Dann starb auch Theresa. Sie wurde neben ihrem Mann begraben, wie sie es sich immer gewünscht hatte, doch die Kosaken des Herrgotts holten ihre Leiche aus dem Grab, weil sie als Nichtjüdin nicht auf einem jüdischen Friedhof begraben werden durfte. Wir begruben sie wieder neben ihrem Mann, die Orthodoxen gruben sie wieder aus. Wenn es nach den heute geltenden Normen des extremistischen Judentums ginge, würde von den sechs Millionen Ermordeten, die nach den Gesetzen des "Dritten Reiches" Juden waren, eine Million nicht mal nach Israel einwandern dürfen, weil sie nach dem Rückkehrgesetz keine koscheren Juden wären. Auf diese Weise kann man die ermordeten Juden auf die Zahl reduzieren, die von den Holocaust-Leugnern angegeben wird. Israels Gott handelte somit eigentlich nur im Auftrag des Führers, als er den faulen Ast abschlug. Wer bestimmt überhaupt, was ein koscherer Jude ist? Die religionsgesetzliche Entscheidung des Rabbiners über die Zitronenscheibe im Tee ist ein gutes Beispiel. Das Judentum war einst ein Inbegriff des Fortschrittes und der sozialen Gerechtigkeit in einer grausamen, von Götzen bevölkerten Welt. Es lehrte, dass jeder Mensch, auch der Sklave, einen Ruhetag in der Woche haben sollte. In der Bibel steht, man dürfe am Sabbat kein Feuer entzünden. Doch was hat das Entzünden eines Feuers am Sabbat mit der Zitronenscheibe zu tun? Die Religiösen in Israel treiben uns in die Paranoia, die Isolierung, zurück in das Ghetto, aus dem mein Großvater entfloh. Ein Jude gilt nur dann als konvertiert, wenn er nach dem Religionsgesetz übergetreten ist. Demnach ist eine von den sechs Millionen während der Nazi-Herrschaft in Europa ermordeter Juden gar nicht jüdisch gewesen. Auch das Gesetz, dass jedes Kind einer jüdischen Mutter Jude ist, ist heute problematisch. In Zeiten, als jüdische Frauen bei Pogromen massenweise vergewaltigt wurden, hatte es noch einen Sinn, weil ohne dieses Gesetz die danach geborenen Kinder als Bastarde gegolten hätten. Heute bin ich, der Enkel des Großvaters, der damals nach Palästina einwanderte, mit einer nichtjüdischen Frau verheiratet. Ich bin eine nichtjüdische, wenn auch keinesfalls verfolgte Minderheit in meinem eigenen Haus, denn auch meine Kinder gelten nicht als Juden. Wenn wir am Passahfest gemeinsam die uralte Haggada lesen, die kein Mensch wirklich versteht, und wie die Juden, die sich vor zweitausend Jahren vor ihren Verfolgern verstecken mussten, den Vers aufsagen "Ergieße deinen Grimm über die Völker, die dich nicht anerkennen", blicke ich mit einem bitteren Lächeln meine Frau und meine Töchter an, die hier geboren sind. Doch religiöse Frauen, die wie Gebärmaschinen zehn bis fünfzehn Kinder in die Welt setzen, di e von den Steuern leben, die meine Töchter zahlen, sind koschere Jüdinnen. Ich habe im Unabhängigkeitskrieg für diesen Staat gekämpft, doch meine Töchter sind keine Jüdinnen. Und all das nur, damit die Religiösen mit ihrer politischen Erpressung mir, dem Nichtreligiösen, das Leben zur Hölle machen können. Vielleicht sollten wir Gott bitten, sich ein anderes Volk auszusuchen, das nicht täglich betet: "Du hast uns auserwählt von allen Völkern. "Wir trennen uns, und damit fertig. Hören wir doch damit auf, uns vorzumachen, dass ein Zusammenleben möglich ist. Dann bekommen wir endlich einen israelischen Staat, in dem nicht jeder Stein von Glaubenseiferern zum Heiligtum deklariert wird. Was soll dieser Satz eigentlich heißen, den ihr Orthodoxen uns immer entgegenhaltet: "Wir sind doch alle Juden."? Im Ersten Weltkrieg kämpfte mein Vater in der österreichischen Armee gegen seinen Vater, der Soldat in der russischen Armee war. Der jüdische, antisemitische Otto Weininger ist nicht weniger Jude als der Mörder Baruch Goldstein, der dreißig Muslime umgebracht hat, oder Albert Einstein oder der Verbrecher Chaim Lansky und Kafka und Mahler und Jigal Amir, der Rabin ermordet hat .Israel ist kein historischer Racheakt für zweitausend Jahre Exil. Doch in diesem Israel verehren die Religiösen alte Gräber, was im Widerspruch zum ursprünglichen Judentum steht, das keine Anbetung von Gräbern kannte. Heute verehren sie nicht nur Gräber, was sie den Muslimen abgeschaut haben, sondern erfinden sogar welche. Letztes Jahr starben israelische Soldaten, weil sie in der arabischen Stadt Nablus eine Handvoll fanatisierter Talmudstudenten beschützen mussten, die sich in dem sogenannten, neuerdings erfundenen, Josefsgrab eingenistet hatten, wo der biblische Josef gar nicht begraben sein kann. Von mir aus könnt ihr heilige Steine und jüdisches Blut anbeten, schreib` ich in dem Artikel, auch wenn das nichts weiter als eine neue Variante von jüdischem Götzendienst und eine Verzerrung des wahren Judentums ist, dem das menschliche Leben heilig ist. Uns bleibt das Meer, die Wüste, der Wissenschaft und der High-Tech, und wir können endlich den Traum von 1948 wahrmachen: einen Staat der Juden in Palästina zu gründen. Und dann verdammen die Religiösen die Mischehe als Sünde! Moses nahm eine Mohrin zur Frau, und von allen Frauen des Königs David wurde ausgerechnet die Nichtjüdin Bathseba, die nie zum Übertritt gezwungen wurde, die Mutter Salomons und die Stammmutter des Königshauses David. Was in den letzten zweitausend Jahren mit dem Judentum geschah, brachte den zionistischen Aufstand hervor, der die Juden ins Land Israel zurückführen und sie zu einem Volk machen sollte. Doch sie brachten jahrtausende alte Probleme mit, die wir bis heute nicht gelöst haben. Die meisten der heute noch lebenden Juden sind weltlich oder gehören den jüdischen Reformbewegungen an, deren Konversion in Israel nicht anerkannt wird. Wenn nur die Konversion nach dem orthodoxen Muster gelten soll, werden wir die Mehrheit der Juden auf der Welt verlieren. Als die klugen jüdischen Weisen seinerzeit die Bibel redigierten, wurde keines der in den Kodex aufgenommenen Bücher nach König David, dem Vater der jüdischen Nation, benannt, doch dem aufsässigen Dichter und Moralisten Jeremias wurde diese Ehre zuteil. Die klugen Rabbiner unserer Zeit sind im Holocaust umgekommen oder nach Amerika ausgewandert. Wir haben Rabbiner, die gerade das nicht gelernt haben, was man aus den besseren Episoden unserer Geschichte lernen sollte. Sie scheren sich keinen Deut um Moral. Für sie gibt es nur eine jüdische Moral. Sie graben einen Satz aus den heiligen Schriften aus, nach dem es erlaubt sein soll, auch unschuldige Gojim umzubringen, doch sie vergessen, dass Gott den Kindern Israel zürnte, als sie über d en Tod der Ägypter im Roten Meer frohlockten: "Meine Geschöpfe ertrinken im Meer, und ihr jubelt?" Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen. Auf der einen Seite steht eine Gesellschaft, die fortschrittlich und tolerant sein muss, wenn sie überleben will, auf der anderen Seite eine Bevölkerung, die im Mittelalter lebt, und wer sich letztlich durchsetzt, sind die Eltern meines Großvaters. Auf die Frage, wer euch mit der Waffe in der Hand verteidigen wird, wenn ihr alle Talmud lernt und den Wehrdienst verweigert, bekommen wir die Antwort, dass Gott sie schon beschützen werde. Dann versteht man, warum der Rabbi von Lubawitsch, dessen Auferstehung als Messias täglich erwartet wird, was eine ganz und gar unjüdische Vorstellung ist, geglaubt hat, es habe einen faulen Ast am Baum des Judentums gegeben. Gott schütze uns vor solchen Gottesbekennern! Es gibt die Geschichte von dem Juden, der eine Insel entdeckte und dort ganz allein lebte. Er baute einen Laden, ein rituelles Bad, ein Haus und zwei Synagogen. Einmal kam jemand auf die Insel und fragte: Sie leben doch allein, wozu brauchen Sie zwei Synagogen? Er sagte: In einer bete ich, und in die zweite geh` ich ums Verrecken nicht!

      DIE ZEIT Nr. 34 14.08.1997 Feuilleton
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 01:40:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      Cole,

      ne tiefergreifende Spaltung würde allen bekannten historischen Erfahrungen widersprechen.

      es war immer so, dass ein äusserer Feind zum innenpolitischen Schulterschluss führt.

      bekanntestes Beispiel Wilhelm II. : ich kenne nur noch Deutsche.

      auch ist jedwedes Bündnis zum Tode verurteilt bzw. muss sich total umdefinieren, dem der äussere Feind "abhanden kommt". ist die NATO auch ein gutes Beispiel.

      der Gottesstaat könnte möglich werden, wenn Israel keinen äusseren Feind mehr kennt. doch wer glaubt daran ?

      mfg + gute n8


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Israel auf dem Weg zu einem fundamentalistischen GOttesstaat?