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    Das alternative Investment: Weinfonds - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.08.02 10:52:14 von
    neuester Beitrag 06.08.02 15:44:50 von
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      schrieb am 03.08.02 10:52:14
      Beitrag Nr. 1 ()
      Genießer stehen in dem Ruf, alles etwas gelassener zu sehen. Ein Wesenszug, der beim derzeitigen Börsencrash auf Raten sehr herz- und nervenschonend sein kann.

      Wer darüber hinaus nicht in Aktien, sondern in Wein, das Sinnbild für Genuss, investiert, kann die ganze Börsenkrise sowieso recht kalt lassen. Denn die Wertentwicklung der flüssigen Schätze richtet sich nicht nach der von Dax oder Dow Jones. Weinfonds stellen sich damit als vielversprechende Alternative zu Aktien- oder Rentenfonds heraus. Voraussichtlich im Herbst legt Blue Capital, Tochter der HypoVereinsbank, ihren insgesamt vierten Fonds dieser Art auf.

      Bislang ist Blue Capital das einzige Kreditinstitut, das in Deutschland in diesem Segment aktiv ist. Die ausgefallene Produktidee entstand Ende der 90er eher zufällig als Ergebnis einer Weinprobe, die die HypoVereinsbank für gute Kunden veranstaltet hatte. Unter anderem trafen sich der Bordeaux-Experte Guy Robert, Chef des Hamburger Club de Dégustation, und der Banker Bernd Höfermann und debattierten über die Wertentwicklung von Bordeaux-Weinen und Aktien. Aus diesem Gespräch entstand das Konzept des ersten Weinfonds, der 1999 aufgelegt wurde. Investiert wurde damals nur in Weine aus der Bordeaux-Region. Eine Ausrichtung, die die nachfolgenden Weinfonds beibehalten haben. Und das nicht ohne Grund, denn die Wertsteigerung in der Vergangenheit war beträchtlich: Ein Musterportfolio des Art Market Research aus 28 Bordeaux-Weinen legte seit 1976 im Wert um mehr als 2000 Prozent zu.

      Die Entwicklung kann kaum überraschen, wenn man in Betracht zieht, dass Weine aus dem Bordelais bei Liebhabern der Maßstab für guten Rotwein sind - und bei Sammlern entsprechend gefragt. Als Normalsterblicher ist es nahezu unmöglich, an Flaschen aus der Region heranzukommen. Fast der gesamte Bestand wandert über ein dreistufiges, historisch gewachsenes Distributionssystem über Courtiers (Makler) und Négociants (Zwischenhändler) an die Weinhändler. "Weine aus dem Bordelais haben noch einen weiteren Vorteil", so Nanette Hoppe, verantwortlich für die Weinfonds bei Blue Capital. "Man kann die Flaschen meist problemlos 20 Jahre oder länger lagern, und viele werden mit den Jahren sogar noch besser."


      Hohe Wertsteigerung

      Natürlich gibt es genug Käufer, die darauf nicht warten wollen. Denn eigentlich sind die edlen Tropfen ja zum Trinken da. Kein Wunder also, dass die Flaschen mit zunehmendem Alter immer seltener werden - und der Preis damit steigt. Das gilt insbesondere für die 50 Top-Chateaux (Weingüter) der 8000 Erzeuger, darunter Namen wie Mouton Rothschild, Pétrus oder Haut-Brion. Ein 1990er Chateau Pétrus etwa, damals gekauft für 80 Euro, ist heute mehr als 1000 Euro wert - eine Steigerung, die auch für Weine aus dem Bordelais nicht selbstverständlich ist. Und dennoch: "In den vergangenen 20 Jahren haben die Top-Chateaux noch nie an Wert eingebüßt", sagt Guy Robert, der die Weine für Blue Capital auswählt. "Diese erstklassigen Hersteller produzieren selbst in schlechten Jahren noch sehr gute Weine, und das Risiko ist dementsprechend recht gering."

      Vor diesem Hintergrund scheint es für die Anleger akzeptabel, dass sie auf die Auswahl der Weine, die pro Fonds nur aus einem einzelnen Jahrgang bestehen, keinen Einfluss haben. Denn sie profitieren in jedem Fall von den guten Kontakten von Guy Robert zu den Bordeaux-Händlern, die den Wein der Chateaux exklusiv vertreiben. Die Chateaux liefern ihre Weine etappenweise an die Händler, um die Preise zu steigern. Wer wie Robert die Chance hat, in der ersten Tranche zu kaufen, kann dabei schon bis zu 35 Prozent Wertsteigerung mitnehmen.

      In welche Weine das Fondsvolumen investiert wird, legt Robert bei der "en primeur"-Verkostung im März eines Jahres fest. Dabei verlässt er sich nicht nur auf seinen eigenen Geschmack, sondern investiert nur in solche Weine, die auch den Segen des "Kritiker-Papstes" Robert Parker bekommen haben und mindestens 85 seiner maximal 100 Bewertungspunkte erreichen. Auf Parkers Urteil schwören neben deutschen vor allem Weinfreunde aus den USA und Japan, die in den vergangenen Jahren kräftig dazu beigetragen haben, dass die Preise für Bordeaux-Weine in den Himmel schossen.


      Kaufen oder Trinken

      Doch Vorschusslorbeeren hin oder her: Die Investoren warten ungeduldig auf das Rendite-Ergebnis des ersten Fonds. Im kommenden Jahr ist es dann soweit, wenn der erste der allesamt laufzeitbegrenzten Fonds nach vier Jahren planmäßig aufgelöst wird. Auch die Fonds-Verantwortlichen bei Blue Capital sind gespannt, welche Wertentwicklung die Weine am Ende aufweisen. "Wir rechnen mit einem Plus zwischen 70 und 100 Prozent", sagt Nanette Hoppe. "Das genaue Ergebnis ist aber natürlich abhängig von der Marktsituation im nächsten Jahr." Für einige Anleger steht die Wertentwicklung allerdings gar nicht an erster Stelle, weiß sie zu berichten: "Ein Teil der Investoren möchte den Wein gar nicht verkaufen, sondern lieber selbst trinken." Was auch kein Problem darstellt, denn der Bordeaux wird dem Investor in diesem Fall einfach nach Hause geliefert. Pro Anteil, der bei dem zuletzt aufgelegten Fonds 10.000 Euro kostete, sind das immerhin etwa 160 Flaschen. Da sollte man vorher den Keller aufräumen.

      Wer sein flüssiges Gold lieber zu Geld machen will, kann Blue Capital beauftragen, die Weine zu verkaufen. "Wir schnüren dann Pakete, die wir weltweit anbieten werden", erklärt Hoppe. In der Theorie ganz einfach, aber in der Praxis? "Natürlich müssen Investoren damit rechnen, dass ihre Weine nicht von heute auf morgen verkauft werden können, aber wer jahrelang geduldig gewartet hat, kann sicherlich auch noch ein paar Wochen dranhängen. Bei der Qualität des Produkts sehe ich jedenfalls kein Problem", ist Hoppe überzeugt.

      Allerdings gehen die Meinungen auseinander, ob die großen Wertsteigerungen der Vergangenheit auch künftig erreicht werden können. Blue Capital geht weiterhin von einem guten Investment aus: "Die Weine aus dem Bordelais sind international die am meisten gesuchten, deshalb rechnen wir auch weiterhin mit einer großen Nachfrage." Um sich nicht komplett von einer einzigen Region abhängig zu machen, kann der Fonds auch in Weine aus anderen Regionen investieren.


      Skepsis bei Hawesko

      Gar nicht so überzeugt von Bordeaux ist man beim Hanseatischen Wein- und Sekt-Kontor Hawesko. Zumindest nicht, wenn es um herausragende Wertsteigerungen geht. "Bordeaux-Weine als reines Finanzinstrument überzeugen uns nicht", sagt Investor-Relations-Manager Thomas Hutchinson. "Die Preiszuwächse der vergangenen Jahre haben einen möglichen Gewinn bereits weitgehend vorweggenommen. Anleger sollten daher für die nächsten Jahre nicht zu viel erwarten."

      Wer bereits sicher ist, dass er seine Köstlichkeiten am Ende selbst trinken will, kann auch einen anderen Weg gehen und Kunde bei einem französischen Direktvermarkter wie Millésima oder Chateau Classic werden. Die erhalten Zuteilungen von nahezu allen begehrten Chateaus und zeichnen sich darüber hinaus dadurch aus, dass sie ihre Bestände direkt, ohne kostentreibende Zwischenhändler, erwerben. Während das Angebot von Millésima fast ausschließlich große Namen führt, finden Kenner bei Chateau Classic auch Weine von weniger bekannten Anbietern, die aber - laut Gesellschaft - oft ausgezeichnete Weine zu verhältnismäßig kleinen Preisen anbieten.

      Wer sich lieber offen halten möchte, was er mit seinen Weinen macht, sollte auf Blue Capital zurückgreifen und auf die Auflegung des nächsten Fonds im Herbst warten. Bedenken sollten Anleger jedoch, dass das Produkt wie ein geschlossener Fonds funktioniert. Die Weine können somit während der Laufzeit nicht mehr ausgetauscht werden. Auch ein vorzeitiger Ausstieg ist für Anteilszeichner schwierig: Wer vor Laufzeitende verkaufen will, muss einen Ersatz-Investor präsentieren, der die Anteile übernimmt. "Probleme könnte dann vor allem die Frage bereiten, zu welchem Preis die Anteile den Besitzer wechseln", gibt Hoppe zu bedenken. Wenn sich die Wertentwicklung der edlen Weine aber erst herumgesprochen hat, sollte an Interessenten kein Mangel mehr herrschen.

      © 2002 Financial Times Deutschland

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      Der griechische und römische Gott des Weines Bacchus würde hierzu bacchantisch nur eins sagen: in vino veritas

      Ciao BigLinus :cool:
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 11:05:40
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hallo BigLinus,
      ich hab mir vor 3 oder 4 Jahren Weinzertifikate für den 97er Brunello di Montalcino von Banfi gekauft. Preis damals 48.800 LIT (ungefähr 25 €). Jetzt habe ich die Flaschen abgeholt. Der gleiche Wein hätte heute in Italien, also wo ich auch die Zertifikate gekauft habe, heute 34 € gekostet. Das sind 36% mehr bzw. eine Jahresrendite von 8% netto nach Steuern.

      Den Wein trinke ich natürlich selbst oder verschenke ihn, aber 2000% in 26 Jahren!? Das wären 12,5% Rendite. Das glaube ich eher nicht.

      Letztendlich erwarte ich von dem Weinfonds nach Abzug der Spesen und Aufschläge maximal 4 - 5 % Rendite. Da kaufe ich mir den Wein lieber weiter selbst und leg ihn mir in den Keller.

      Gruß
      greese
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 11:57:54
      Beitrag Nr. 3 ()
      @greese

      Du hast dir einen italienischen Spitzenwein gekauft. Der Brunello di Montalcino gehört laut dem US-Weinpapst Johnson zu den besten Rotenweinen Italiens überhaupt und Spitzenlagen von Spitzenerzeugern erhalten bei Ihm die höchste Einstufung, 4 Sterne.

      Aber der Preis den du bezahlt hast ist eindeutig zu hoch. Ich habe erst letztes Jahr für meinen Vater zu seinem 63. zwei Flaschen 96er Brunello di Montalcino für € 20,95 pro Flasche gekauft (inkl. Steuern). Und ich habe in einem normalen deutschen Einkauscenter gekauft.

      Kaufst du nun eine Flasche nach der Abfüllung gleich beim Erzeuger, dann ist der Preis sicherlich deutlich niedriger. Und dort kauft auch der Weinfonds.

      Ciao BigLinus :cool:
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 15:18:16
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Linus,

      ich kann natürlich auch Brunellos für 20 € kaufen; auch heute noch. Aber das sind nicht die Brunellos von Banfi http://www.castellobanfi.com/ (Banfi ist gehobene Mittelklasse mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis und es gibt noch viel teurere Brunellos und Riservas z.B. von Biondi Santi usw.).

      Meinen Brunello habe ich im Direktvertrieb in meiner Enotheka in Varese gekauft. Versuch mal, den irgendwo günstiger aufzutreiben!

      Ich habe auch eine Adresse in Deutschland erfahren:
      Fa. Dieter Schelte
      Olpener Str. 612
      51109 Köln-Merheim
      Tel. 0221-9346870

      Wie gesagt, die in den Raum gestellte Rendite halte ich für überzogen. Ich mach das lieber selbst, als den Fondsmanagern auch noch ihre Feinschmeckertouren zu finanzieren.

      greese

      P.S. hier noch die Link zu Banfi:
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 15:44:50
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hier noch eine interessante Link:

      http://www.weinauktion.de/mainframe.htm


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