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    Texte zu Geschichte, Aktualität und Folgen des Antisemitismus - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.11.02 16:05:12 von
    neuester Beitrag 30.01.03 18:12:36 von
    Beiträge: 385
    ID: 659.011
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      schrieb am 12.11.02 16:05:12
      Beitrag Nr. 1 ()
      Zur Zeit gibt es einige neue Literatur zum Thema "Antisemitismus". Es macht ja auch gerade wieder eine ZDF-Serie zum Thema "SS" (dienstags) von sich reden; hier im "Wallstreet-Online-Board" wird auch gerne über "Antisemitismus" diskutiert und da der 9. November ebenfalls gerade erst im Kalender stand, dachte ich, man könnte hier einige intellektuell anspruchsvolle und sehr lesenswerte Texte hineinstellen, die mir "jobmäßig" so über den Schreibtisch gezogen wurden:

      1. Text aus "Die Zeit", Nr. 46 vom 7. November 2002, S. 37 / 38:

      C.K. Williams:

      "Das symbolische Volk der Täter"

      Ich las, in Deutschland werde eine Kontroverse geführt um Martin Walser und die Juden. Dabei fiel mir ein, dass Walser ja vor einigen Jahren, während meines Aufenthaltes in Berlin, Aufregung verursacht hatte, indem er von seinem Überdruss erzählte, immer wieder hören zu müssen, was zwischen Deutschen und Juden vorgefallen war. Was er damals sagte - und er war gewiss nicht der Erste -, schien auf dies hinauszulaufen: Ich bin nicht schuldig, ich empfinde `weder Schuld noch Schande`. Ich bin überzeugt, dass all diese scheußlichen Dinge, die mit dem Holocaust zusammenhängen, nichts mit mir zu tun haben oder mit der deutschen Nation, wie sie heute ist. Und doch fühle ich mich bedrückt, bedrängt. Wir Deutsche sind jetzt ein normales Volk. Warum kann man uns nicht in Ruhe lassen und uns erlauben, normal zu leben?«

      Was immer die Absichten Walsers waren, ich fühlte damals genau wie heute, es gab etwas, das die Deutschen über sich selbst nicht begriffen hatten. Nämlich dass sie seit mehreren Generationen keine Nation wie die meisten anderen sind, wie die Franzosen oder die Italiener, sondern dass sie ein symbolisches Volk geworden sind. Ähnlich wie die Juden. Seit langem haben Deutsche über Deutschlands Schuld - oder auch über die Abwesenheit einer solchen - diskutiert, so viel, dass das Wort "Schuld" beinahe bedeutungslos wurde. Aber in einem gewissen Sinn hat Schuld - oder ihre Abwesenheit - wenig zu tun mit dem wirklichen Problem der Deutschen: mit der Tatsache, dass sie wie die Juden eine jener Entitäten sind, die nicht dadurch definiert werden, was sie tatsächlich sind oder tun, sondern durch das, wofür sie stehen. Eher als alles andere sind "die Deutschen" ein Emblem, ein Zeichen.

      Gewiss ist es unangenehm, wenn man nun erkennt, dass man ein Symbol ist. Man ist dann die Repräsentation einer Bedeutung eher als die Person, die man zu sein glaubte. Man fühlt sich in das unsichtbare und unerwünschte Gewand einer Identität eingewickelt, die für einen selbst nicht bedeutsam ist, für die anderen aber Vorrang hat. Diese symbolische Persönlichkeit, die außerhalb existiert, aber doch mit jenem Leben verbunden ist, das man lebt, muss sich anfänglich so unwesentlich und trivial anfühlen wie ein beginnender Zahnschmerz. Dergleichen spielt sich allerdings nah am Zentrum der Persönlichkeit ab, dort, wo das Selbstwertgefühl und der Sinn für Werte beheimatet sind.

      Immer "diese" Last tragen!

      Es ist eine Entdeckung, die Kinder verachteter Minoritäten früh in ihrem Leben machen, sobald sie ihren Platz in der sozialen Ordnung wahrnehmen. Aber für manche Deutsche ist es geradezu entsetzlich, das für sich zu erkennen. Anders als Juden, Schwarze oder Türken, deren symbolische Definition ein Dilemma ist, das jeder von ihnen fortwährend abarbeiten muss, kann ein Deutscher existieren, ohne die Verstrickungen seiner symbolischen Identität überhaupt in Betracht zu ziehen. Vermutlich machen das die meisten Deutschen auch so.

      Dass Deutschland jedoch noch immer "diese Last" tragen soll, kann ja tatsächlich unzumutbar erscheinen. Die furchtbaren Dinge passierten vor langer Zeit, der größte Teil der Deutschen hat sich seither als rechtschaffen erwiesen. Warum sollen dann die Schandtaten derartig lebendig bleiben? Warum sollten die Deutschen nicht einfach sagen können: "Genug, wir haben alles getan, was uns möglich war, um unsere Sünden wieder gutzumachen. Wieso können wir jetzt nicht so sein wie der Rest der Welt?"

      Die Antwort ist: Symbolisches Denken funktioniert nicht wie andere Akte des Bewußtseins. Im gewöhnlichen Denken wechseln die als falsch erkannten Dinge in die Schublade des Irrtums und werden beiseite gelegt. Aber Symbole kennen keine Begründungen. Sie sind von logischer Erklärung nicht zu fassen. Darin besteht die große Kraft des Symbolischen in Religion und Kunst. Symbole haben eine tiefere Wirkung und eine größere Intensität als Ideen. Sie sind den Analysen und rationalen Einwänden entzogen. Dante stellte die unheimliche Macht des symbolischen Denkens in seiner Göttlichen Komödie dar. Er formte unseren gesamten spirituellen Kosmos zu einem repräsentativen Reich um. Andererseits gehört es zu dem dunklen Vermögen des Geistes, lebendige Menschen zu Symbolen umzuformen. Das beeinflusst das angeblich objektive Denken sehr wirkungsvoll Keine Frage, die Wahrnehmung der Deutschen von heute wird durch die- Vergangenheit verzerrt. Aber es ist gut, daran zu erinnern, dass sich diese Bild der Deutschen noch tiefer eingräbt, wenn die Deutschen zu Techniken der Unterlassung und Vermeidung greifen, denn die schaffen ihrerseits wieder Symbole. Das "Dritte Reich" verfügte über eine erschreckende Genialität, Symbole einer grimmigen Gewalt zu produzieren, bilderreich und immer noch mächtig widerhallend: die Swastika/ Hakenkreuze, den gelben Stern, den rosaroten und den roten, den Panzer, die Stuka, das Lager. Die Gewalt der Wörter "Herrenrasse", "Blitzkrieg", "Kristallnacht" bleibt sogar in den Übersetzungen erhalten: "Master Race", "The Night oft the Long Knives", Book Burning". Daran knüpfen sich die grauenvollen Bilder aus jener Zeit, die Erinnerungen an die Unmenschlichkeit, die weiterhin erschütternde Gewalt haben: die Viehwagen, die Baracken mit Bergen Verhungerter davor, die Gaskammern, Verbrennungsöfen und Schornsteine, der Ruß und der unvergleichliche Gestank brennender menschlicher Leiber. Welches politische System wird schon allein durch Gerüche vergegenwärtigt?

      Außerdem ist nie wirklich erklärt worden, wie Hitler eine hoch zivilisierte Nation dazu bewegte, derartige Ungeheuerlichkeiten zu verüben. Könnte die seltsame Anziehung, die Hitler auf die Deutschen hatte, mit der Tatsache zu tun haben, dass er sich selbst als ein symbolisches Wesen erschien? Wir wissen, dass ihm sein Körper keine Quelle der Freude war. Früh gab er jede Bindung ans bloß Körperliche auf, keine wirkliche Sexualität, kaum sinnliche Genüsse. Das könnte erklären, warum er Macht über die Deutschen erringen konnte, es könnte auch helfen, seine Obsession für die Juden zu verstehen. Die hatte er sich als seine symbolischen Gegner ausgesucht.

      All diese Symbole sind inzwischen im Lexikon der historischen und moralischen Reflexion verzeichnet. Wir glauben, dass diese Bosheiten Verirrungen waren, aber zunächst einmal sind es Tatsachen. Die Menschen müssen sie erforschen, um sicherzugehen, dass unser moralisches Vorstellungsvermögen so umfassend ist, wie es sein soll. Der Zweite Weltkrieg und der Holocaust sind zu Orientierungsmarken dafür geworden, wie man angemessen auf Geschehnisse dieser Art antwortet. Sie sind für uns Exempel einer unübertreffbar bösartigen politischen Habgier.

      Manchmal kann die Art und Weise, wie sich die Deutschen über ihre Wahrnehmung im Ausland beschweren, einen Juden wütend machen. Es hilft ihm auch nicht, wenn die Deutschen wieder und wieder betonen, sie seien für diese Wahrnehmung nicht verantwortlich. Die Deutschen tragen ihre symbolische Last seit ein paar Generationen, während die Juden dieses Schicksal seit Jahrhunderten erleiden. Es gibt Deutsche, die ihre Probleme den Juden anlasten. "Wenn es die Juden nicht gegeben hätte", sagte mir eine Frau mit erstaunlicher Logik, wäre es nicht zur ihrer Vernichtung gekommen und nicht zum schlechten Namen der Deutschen. Die Juden sind unser Unglück."

      Das Bedürfnis der Deutschen nach "Normalität" erscheint aufrichtig und plausibel. In Wahrheit ist die Sache der Normalität außerordentlich kompliziert. Der Philosoph Isaiah Berlin bemerkte einmal, normal zu sein bedeute, dass man sich nicht beobachtet fühlt. Man könnte hinzufügen, Normalität ist ein Nichtgebundensein an eine symbolische Identität. Normalität bedeutet, keine Demonstration für und kein Beweis von etwas zu sein. Normalität impliziert das Recht, jene Eigenschaften für sich zu wählen, von denen man fühlt, dass sie konstitutiv für das eigene Wesen sind. Dieses Recht nicht zu haben ist bedrückend. Manche reagieren auf das Problem radikal. Sie erkennen nicht nur ihre symbolische Identität an, sondern wollen sich auch nicht anders als genau so definieren. Die verschiedenen ultrarechten Gruppen in Deutschland, Skinheads beispielsweise, sehen sich als Wiedergänger des Faschismus: Wenn sie sowieso als Nazis gesehen werden, wollen sie auch Nazis sein.

      "Verzeiht uns und assimiliert euch."

      Die meisten Deutschen lehnen solche Extreme ab. Sie wünschen, wie andere Nationen zu sein; in Ruhe gelassen zu werden mit ihrer Geschichte. Doch liegt eine gewisse Naivität im Glauben, jedes Volk habe das Recht, die Symbole zu wählen, von denen es wünscht, dass sie ihm zugehören. Ich denke, die Deutschen, die sich nach "Normalität` sehnen, sehen nicht, wie Geschichte funktioniert. Sie trauen auf unschuldige Weise der Geschichte eine Kraft des Verzeihens zu, die ihr nicht innewohnt.

      Als Martin Walser sich mit den Juden stritt, versuchte er dieses Dilemma aus der Welt zu schaffen. Er forderte die Juden in Deutschland auf, es zu lösen. Und zwar dadurch, dass sie sich ein für alle Mal "assimilierten". Ich glaube nicht, dass er in seiner Absicht aufzustören ganz begriff, was er da sagte. Es hieße nämlich, die Juden sollten nicht nur ihre symbolische Identität, sondern ihr Wesen verleugnen, damit die deutsche Gesellschaft sie als "wirkliche" Deutsche anerkennen könne. Der unangenehme Subtext: Diese Anerkennung wäre lohnend für jene, die sie gewährten, denn ihre eigene symbolische Identität wäre dann ebenfalls neutralisiert.

      Tatsächlich ist nicht einmal sicher, ob die Deutschen von sich aus überhaupt etwas dazu beitragen können, ihre Sehnsucht nach einer normalen Existenz zu stillen. Ob es irgendeine Art Sühne oder ein Gelübde oder eine Tat der Großherzigkeit gibt, die ein einzelner Deutscher oder die Deutschen als Nation tun könnten, um ihre symbolische Last zu verringern. Sicher, Symbole, sogar ganze Völker als Symbole, verlieren mit der Zeit ihre emblematische Eigenschaft. In der Gefühlsstruktur finden Verschiebungen statt, Wahrnehmungen verändern sich. Eine Nation oder eine Rasse oder ein Kult haben dann nicht länger die Bedeutung, die sie hatten. Doch das passiert nicht, weil die Völker dies so wollten. Es muss eine gewichtige historische Veränderung, eine Veränderung der Weltsicht stattfinden. Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass sich die Deutschen symbolisch an ein Volk gebunden fühlen, das selbst seit so langer Zeit ein Symbol ist, und zweifellos ermessen viele Deutsche, wie komplex verflochten ihr Schicksal. mit dem der Juden ist. Solange die Juden als symbolisches Gebilde gekennzeichnet werden, werden die Deutschen jene sein, welche die Juden umgebracht haben. Der Jude als Opfer hat als seinen Widerpart den Deutschen als Täter, und das ist vermutlich unangenehmer für die Deutschen als für die Juden, denn Deutsche sind an solche Zuschreibungen weniger gewöhnt.

      Ein Jude kann sowohl Mitgefühl als auch Genugtuung empfinden, wenn er die Deutschen damit ringen sieht, aber es kann ihm auch erbärmlich und widerwärtig erscheinen, wie die Deutschen über ihre Unfähigkeit klagen, sich aus der Verstrickung mit dem jüdischen Leid herauszuwinden. Doch jetzt, da ich dies schreibe, glaube ich, die Deutschen werden von ihrer Last, Symbol zu sein, viel eher befreit als die Juden von ihrer.

      Die jüdische Symbolhaftigkeit ist so tief eingraviert in die Psyche der Welt, dass es für Juden keine Möglichkeit zu geben scheint, ganz normal zu leben. Wenn irgendetwas übrig bleibt, das die Juden von den Deutschen fordern können, dann vermutlich dies: Die Deutschen dürfen nicht aufhören, von sich aus anzuerkennen, dass ihre Geschichte am historischen Leiden der Juden teilhat. Und dass eine solche Anerkennung auch bereitwillig vollzogen werden muss.

      Die Hoffnung aufs Vergessen

      Güte, Hochherzigkeit und eine Anerkennung der Gemeinschaft, die durch jene, die diese Güte einfordern, konstituiert wird - das ist das Geforderte. Vielen Deutschen ist das offenbar bewusst. Doch gibt es auch deutliche Anzeichen für das Gegenteil.

      Vielleicht ist die komplexeste Frage für die Deutschen nicht die, ob sie ein Symbol für den Rest der Menschheit sind, sondern die, ob sie eines für sich selbst sind. Jedes symbolische Volk hat die Aufgabe, sich neu zu definieren, seine wesentliche Identität so weit wie möglich zu realisieren. Teil dieses Projekts ist das Hervorbringen veränderter Zeichen. Man darf fragen, was die deutsche Nation dazu beitragen kann. Was wäre stark genug, die Bilder, die ins Bewusstsein der Welt und der Deutschen selbst eingraviert sind, zu ersetzen? Ich zweifle daran, dass die Errichtung von Denkmälern und Museen ausreicht, und es erscheint mir noch unwahrscheinlicher, dass solche Zeichen aus Deutschlands Selbstdarstellung als einer "normalen" Nation von erfolgreichen Industriellen und braven Konsumenten hervorgehen könnte.

      Eine Antwort auf die eingeschlagenen Scheiben in der "Reichskristallnacht" kann heute nicht nur in der Errichtung gläserner Bürogebäude liegen. Die Schande des gelben Sterns ist nicht durch tausend luxuriöse Modekaufhäuser auszulöschen, noch ist die Unterjochung der Rassen durch Haarspaltereien darüber beseitigt, was einen seit langer Zeit in Deutschland lebenden Türken zum legalen Staatsbürger macht. Von den Deutschen darf erwartet werden, dass sie den Wert ihrer Nation nicht nach der Effizienz ihrer Fabriken und ihres Außenhandels bemessen, sondern durch Taten belegen, zu denen andere Nationen -nicht verpflichtet sind. Keine andere Nation hat eine Dialektik erfahren, die so tief in die Fundamente der sittlichen Existenz eingedrungen ist. Wenn das nicht möglich ist - das könnte sein -, müssen die Deutschen auf das Vergessen hoffen. Dann wird es nur das Vergessen sein, das ihre symbolische Drangsal lindert und, ihnen erlauben wird, so moralisch normal und träge zu werden wie andere Nationen auch.

      Der amerikanische Lyriker C K Williams,
      geboren 1936 in New Jersey ist Mitglied der American Academy of Arts und Professor für Anglistik in Princeton. Im Jahr 2000 erhielt er den Pulitzer-Preis.

      Aus dem Englischen von Walter Thümler
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 17:00:20
      Beitrag Nr. 2 ()
      2. Text aus derselben "Die Zeit" - Ausgabe wie in Posting #1, Seite 10 unten:

      Antisemitismus-Konferenz in New York...

      "Ich hätte nie gedacht, je wieder gegen Antisemitismus kämpfen zu müssen." Mit diesen Worten eröffnete Nobelpreisträger Elie Wiesel die Tagung Globaler Antisemitismus, zu der die Anti-Defamation League (ADL), die das Phänomen weltweit seit Jahrzehnten beobachtet, nach New York geladen hatte. Auch Joschka Fischer und das halbe diplomatische Korps waren dabei, von A wie Austria bis V wie Venezuela. Gegen welchen Antisemitismus? Wiesel: "Gegen den, der Israel als Vorwand benutzt."

      Womit wir wieder beim Möllemann-Syndrom wären: "Man wird doch wohl Israel kritisieren dürfen." Wer scheinheilig fordert, was so offenkundig in Europa wie auch in Amerika der Fall ist - weit verbreitete Israel-Kritik -, der will nicht argumentieren, sondern suggerieren: dass eine dunkle Macht am Werke sei, die auch den Gutwilligen die Kritik an Israel verbiete. Wer ist das wohl?

      Eine Antwort gibt das ägyptische Fernsehen, das nun eine ganze TV-Serie über das "Protokoll der Weisen von Zion" unters Volk bringen will, welches sich einst die zaristische Geheimpolizei ausgedacht hatte, um so die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung zu "beweisen". ADL-Chef Abraham Foxman berichtet, dass seine Demarche gegen das Machwerk mit dem Verweis auf die Pressefreiheit abgeblockt wurde; leider könne der ägyptische Staat (der in Wahrheit sämtliche Medien kontrolliert) nichts dagegen tun ...

      Offizieller Antisemitismus - notabene: nicht bloß "Israel-Kritik" - ist inzwischen, Jahrhunderte später, von Europa nach Arabien ausgewandert. Fast alle Elemente - Gottesmord, Weltherrschaft, Ritualmord, das ganze Spektrum der Dämonisierung - sind von der arabischen Presse in Wort und Karikatur übernommen worden. Zum Beispiel im saudischen Regierungsblatt Ar-Ryad, wo ein Professor der König-Faisal-Universität pornografisch detailliert beschreiben durfte, wie sich Juden "menschliches Blut" für ihr Feiertagsgebäck beschaffen. Die Karikaturen? Tatsächlich direkt aus dem Stürmer, wobei den Redakteuren pikanterweise entgangen ist, dass die Juden - lange Nase, wulstige Unterlippe - genauso dargestellt werden wie Araber in antiarabischen Cartoons.

      Erschreckend die Videos, die von MEMRI (Middle East Media Research Institute) gezeigt wurden. Da ist eine junge Lehrerin, die die kleine Bismillah, drei Jahre alt, im Saudi-TV fragt, ob sie Juden kenne. Antwort: "Nein, aber ich mag sie nicht, weil sie wie Schweine und Affen sind." Außerdem habe eine Jüdin versucht, den Propheten Mohammed zu vergiften. Oder die Videoaufnahmen von Predigten in der Hauptmoschee von Gaza. Der Satan, den es zu vernichten gilt, ist nicht etwa der "Israeli", sondern der Jahud", der Jude. Alles nur ein arabisches Phänomen? Leider nicht, wie Martin Bodd aus Oslo berichtete. In einem nicht untypischen Zeitungsartikel hieß es: "Die jüdische Kriegsmaschine hat den Oslo-Prozess zermalmt." Warum, so fragte Bodd, war von "jüdischer" und nicht "israelischer Kriegsmaschine" die Rede?

      Was ist passiert? Abraham Foxman, dessen ADL regelmäßig die Stimmung in den wichtigsten westlichen Ländern misst, konstatiert: "Frühere Umfragen zeigten, dass ein Israel-Kritiker nicht unbedingt ein Antisemit war. Heute sind beide Haltungen identisch." Und was ist der Unterschied zwischen Antisemitismus und Israel-Kritik? Ganz einfach, antwortet Jo Wagerman, die in England der Entsprechung des Zentralrats der Juden vorsteht: "Antisemitismus ist es, wenn Israel nicht bloß kritisiert, sondern delegitimiert, sein Existenzrecht bestritten und der Jude als solcher enthumanisiert wird, indem er als Kindermörder oder auch gleich als SS-Scherge dargestellt wird. Zweitens: Hat die Israel-Kritik einen Kontext - oder wird nur vom Einmarsch der Armee berichtet, nicht aber vom Terrorangriff, der ihn ausgelöst hat?"
      Der dritte Test sei die doppelte Moral: Wann habe die israelkritische BBC zuletzt einen Bericht über die andauernde syrische Besetzung des Libanon gesendet?

      Elie Wiesel warnt indes vor Kollektiv-Verurteilung"; sei doch "Antisemitismus" eine "gravierende Anklage, die nicht leichtfertig erhoben werden" dürfe. Denn: Wer Juden hasst, hasst auch alle anderen. Und sich selbst.«

      JOSEF JOFFE

      Weiterführende Informationen unter:
      http://www.adl.org
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 17:06:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      "wenn die gojim wüßten, was wir über sie lehren, würden sie uns alle totschlagen."

      wer hat das gesagt?
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 17:12:18
      Beitrag Nr. 4 ()
      Kluge Gedanken.

      Die Defizite werden auch deutlich in jener Bemerkung, daß Hitler bis heute nicht erklärbar sei.

      Oh doch, er ist es, allerdings in einer Weise die eigentlich noch unangenehmer ist, als sich mit den Konsequenzen von Hitler auseinanderzusetzen.

      Nicht, daß dies nicht versucht worden wäre. Da sind wir eigentlich jeden Weg, also auch unangenehme Wege gegangen.

      Es gibt keine Schuld der heute lebenden Deutschen an der Geschichte. Es gibt eine Schuld, uns dieser Geschichte zu stellen. Dies schulden wir zuallererst uns. Nicht sosehr den Juden. Schuld gegenüber einem Toten läßt sich nicht abtragen, dieser kann man sich nur symbolisch - da ist es wieder - zuwenden.

      Und wir machen dies ja auch. Und schon allein dies ist Ausdruck dessen, was Deutsch ist.

      Wer aus dieser Schuld aussteigt, also die Sache der Vergessenheit anheimstellen möchte als verbleibende Alternative, der verhält sich eigentlich nicht "deutsch".

      Nicht so, wie dies der Symbolik entspricht, für welche "deutsch" steht.

      Auch das hat Walser vielleicht übersehen, und das war für ihn eigentlich schon erstaunlich. Es hat ihn in eine Perspektive gezogen, in die er eigentlich nicht hingehört.

      Und dieses Hinschlittern, das weist darauf hin, wie schwierig es ist, sich über die Mechanismen Klarheit zu verschaffen, die zu Hitler geführt haben. Daß selbst ein Mensch wie Walser nicht dagegen gewappnet ist, sich Prägungen willentlich zu widersetzen, die er einmal durchlaufen haben mag.

      Niemandem kann dies gelingen.

      Wir müßten erkennen, wie stark unser Unterbewußtsein unser Wollen beeinflußt, ja sogar vorwegnimmt.

      Es gibt Wissenschaftler, die genau dies behaupten, und teilweise belegen.

      Ich drücke es einmal etwas abgemildert aus:

      Der freie Wille ist das, was uns unser (individuell verschiedenes ) Unterbewußtsein noch an Bewegungsraum beläßt.

      Mit einem derart vorbestimmten Wollen darüber diskutieren zu wollen, was Hitler ausgemacht hat, um die Deutschen zu "ergreifen", das ist fast unmöglich.

      Fast.

      Daß Hitler nicht zufällig geschah, das ist für mich Gewißheit.

      Es war ein konkretes Wissen vorhanden, wie Dinge gesteuert werden müssen, um in dieser Weise abzulaufen. Wie das individuelle Wollen gebündelt werden kann.

      Daß Juden dabei auf der anderen Seite als Opfer auftauchten, das ist kein Zufall, sondern es entspricht den vorhandenen Prägungen, die man sich hat zunutze machen müssen.

      Die Rigorosität des gesamten Vorgangs hatte als Konsequenz, daß dies in einem weltkrieg münden mußte. Aber auch, daß die Juden vernichtet werden würden.

      Ben Gurion, der spätere Staatspräsident von Israel, sagte dies bereits 1934 voraus, nach einem Kurzbesuch in Berlin.

      Wir sehen uns heute die Bilder im Fernsehen an, und die meisten verstehen nicht, was sich da vor ihren Augen tatsächlich abspielt. Was sich wirklich abgespielt hat.

      Es ist nicht eine Frage der bisher nicht erfolgten Erklärbarkeit.

      Es ist eine Frage der allgemein nicht gegebenen Verstehbarkeit.

      Ein wirklich sehr guter Artikel, vielen Dank.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 17:22:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      #4 bezog sich auf #1,

      und nicht auf diesen Antisemitismus- Spezialisten Amtmann.
      Ich denke, eine derartige Diskussion ist in diesem Forum nicht möglich.

      SEP

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      schrieb am 12.11.02 17:50:43
      Beitrag Nr. 6 ()
      @Auryn,

      ich will mich nicht gleich mit dem ganzen Artikel beschäftigen, da er viele Aspekte enthält- Deswegen (zunächst) nur ein Kommentar zu folgendem Ausschnitt.
      ---------
      Was ist passiert? Abraham Foxman, dessen ADL regelmäßig die Stimmung in den wichtigsten westlichen Ländern misst, konstatiert: "Frühere Umfragen zeigten, dass ein Israel-Kritiker nicht unbedingt ein Antisemit war. Heute sind beide Haltungen identisch." Und was ist der Unterschied zwischen Antisemitismus und Israel-Kritik? Ganz einfach, antwortet Jo Wagerman, die in England der Entsprechung des Zentralrats der Juden vorsteht: "Antisemitismus ist es, wenn Israel nicht bloß kritisiert, sondern delegitimiert, sein Existenzrecht bestritten und der Jude als solcher enthumanisiert wird, indem er als Kindermörder oder auch gleich als SS-Scherge dargestellt wird
      ------------
      Was ist wirklich passiert? Wir können es diesem Text entnehmen. Die Israelis und ihre jüdischen Unterstützer in der ganzen Welt setzen heute den Antisemitismus als ideologische Waffe ein. Dazu gehört es als erstes, Israel-Kritiker und Antisemiten als identisch zu erklären. Dann hat man die wunderbare Möglichkeit, jeden, der Israel kritisiert als Antisemiten zu erklären und ihn gesellschaftlich auszugrenzen.

      Für mich ist es völlig klar: Die Bestreitung des Existenzrechts von Israel angesichts der realen historischen Vorgänge ist eine gerechtfertigte Haltung und hat nichts mit Antisemitismus zu tun, eher etwas mit Völkerrecht, Menschenrechten und Moral. Zu sagen: „Ich bestreite das Existenzrecht von Israel“ ist letztlich eine Meinung, zu der ich jederzeit das Recht habe. Ich kann auch das Existenzrecht anderer Staaten bestreiten. Gerade bei einem Palästinenser ist eine solche Haltung verständlich.

      Wenn israelische Juden Kinder ermorden (einige militärische Aktionen kann man wirklich nicht anders nennen), dann darf man das auch sagen. Die andere Seite tut es auch – das ist moralische ebenfalls verwerflich. Eine Kritik dieser Handlungen ist jedenfalls kein Antisemitismus.


      Zum Schluß noch die beliebten Nazi-Vergleiche. Laufend werden diese Vergleiche benutzt, um irgend ein rechtswidriges Verhalten von Polizei oder Militär zu kennzeichnen. Ich denke da an die Kritik an südamerikanischen Diktatoren, an Südafrika usw. Auch innenpolitisch wird dieser Vergleich häufig gezogen, etwa zur Zeit der Studentenbewegung. Warum sollte ich also diesen Vergleich, der sicherlich hinkt, nicht auch auf israelisches Militär anwenden, wenn es wieder zu einer seiner staatsterroristischen Handlungen schreitet? Ist es besser, sie als Todesschwadronen zu bezeichnen, wenn sie wieder ein paar verdächtige Palästinenser einfach umlegen, sprich ermorden? Nichts davon ist antisemitisch.

      In Wirklichkeit haben wir es mit einem Anti-Antisemitismus zu tun. Es ist der ideologische Mißbrauch des Holocaust zur Durchsetzung der zionistischen Politik. Gegner werden zu Antisemiten erklärt und schon ist man mit ihnen fertig. Angesichts der Toten von Auschwitz finde ich eine solche Haltung schäbig und moralisch verwerflich. Aber irgendwie scheint es nicht mehr so gut zu funktionieren.

      Diese Haltung ist auch deswegen verlogen, weil es innerhalb des Judentums selbst Gegner von Israel gibt, die den Staat Israel ablehnen. Sie nennen sich selbst „Anti-Zionisten“. Würde man also die Meinung von Foxman wirklich ernst nehmen, dann gäbe es jede Menge jüdischer Antisemiten. Hier fehlt es bereits an der Logik.

      Später evtl. mehr, wenn der Thread nicht gelöscht wird. Denn solche Threads haben kein langes Leben. :D
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 17:51:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      @Auryn, #1:

      Das ist ein unglaublich gut geschriebener, kluger Text. Ich hatte spontan das überwältigende Gefühl, da hat jemand ganz tiefgehende, wesentliche Dinge verstanden und ausformuliert.

      Danke fürs Hereinstellen!!!

      Viele Grüße, Vicco
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 18:20:15
      Beitrag Nr. 8 ()
      #1
      Von den Deutschen darf erwartet werden, dass sie den Wert ihrer Nation nicht nach der Effizienz ihrer Fabriken und ihres Außenhandels bemessen, sondern durch Taten belegen, zu denen andere Nationen -nicht verpflichtet sind.
      Zu welchen "taten" sollten wir denn nach meinung des autors verpflichtet sein? Die kritik an der israelischen regierung kann damit nicht gemeint sein, denn die wäre ja in jedem fall antisemitisch, in welcher form auch immer sie vorgetragen würde.
      Scheint sich wohl eher auf gewisse regelmässige zahlungen zu beziehen, deren künftiges ausbleiben eine wertminderung der nation zur folge haben könnte. Freilich nicht aus sicht der deutschen.
      :)
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 18:38:41
      Beitrag Nr. 9 ()
      Darf ich mich mal ganz und total egozentrisch kurz fassen (ich werde später noch auf die Texte eingehen)?: Ich persönlich akzeptiere die "Schuld" meiner Ahnen als Bestandteil eines schuldigen Volkes, wie ich sie ja auch in anderem Sinne beerbt habe ... ich bin aber der Ansicht, daß Phänomene wie das 3. Reich nicht singulär sind und daß manch Staat, der mit gewisser Selbstgerechtigkeit auf die Deutschen schaut, im wesentlichen Glück gehabt hat.
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 19:13:09
      Beitrag Nr. 10 ()
      Erneuter Versucht - irgendetwas zieht bei Kontakt mit Wallstreet Online wie Kaugummifäden an meinem Computer. Ich habe schon sämtliche Freunde "rausgeworfen" - sie mögen mir verzeihen, es hatte nur technische Gründe -, danach ging es besser, jetzt ist der Kaugummi wieder da. Möge er sich verflüchtigen - abrakadabra ...!!!
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 19:33:17
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hier mal ein Text zum Thema "Antisemitismus besser verstehen". Etwas umfangreich, aber absolut lesenswert, wenngleich auch nicht auf die wirklichen Motive des schäbigen Handelns eingegangen wird.
      (http://www.kalaschnikow.net/de/txt/2002/elam11.html)

      DIE HOLOCAUST-INDUSTRIE UND DIE `HOLOCAUST-RELIGION`

      Der politische, finanzielle und kulturelle Missbrauch des Nazi-Judeozids durch den Staat Israel

      Vor zwei Jahren popularisierte der Politologe Norman Finkelstein den Begriff "Holocaust Industrie". Er brachte damit dem breiteren Publikum eine bestehende Kritik gegen den Missbrauch der Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg durch jüdische Organisationen zur Kenntnis.

      In der Folge werde ich versuchen, mich mit dieser wichtigen und notwendigen Kritik auseinanderzusetzen.

      Es geht weder Norman Finkelstein noch mir und anderen kritisch eingestellten Jüdinnen und Juden darum, die grausame Geschichte unserer Eltern und Verwandten zu verharmlosen und oder gar zu negieren. Ganz im Gegenteil! Es geht um ein Plädoyer für die einzige moralisch vertretbare Lehre aus den NS-Zeiten: "nie wieder Völkermord", "nie wieder Verfolgungen" und für eine saubere, differenzierte geschichtliche Aufarbeitung, ohne Ausklammerung von unbequemen Abschnitten. Es geht um einen Protest gegen die Ausbeutung der Vergangenheit für verwerfliche Zwecke und gegen eine rassistische mythische Geschichtsschreibung.

      Die starke Tabuisierung des Themas - vor allem in Deutschland macht schon alleine die Schwächen der Vergangenheitsaufbereitung manifest. Eine Normalisierung des Umgangs mit den schrecklichen Ereignissen während der Nazi-Zeit wird gar nicht angestrebt, sondern, ganz im Gegenteil, als Verharmlosungsversuch bekämpft.

      Ich traute meinen Ohren nicht, als ich an diesem Sonntag im ZDF den bekannten Philosophen Peter Sloterdijk hörte, wie er für die Aufrechterhaltung der Tabuisierung plädierte.

      Dieser anachronistische anti-emanzipatorische Ansatz ist gefährlich für die Gesamtgesellschaft. Offen denkende Menschen werden dadurch zu Kriminellen gemacht und in eine rechtsradikale Ecke gedrängt.

      Meine Grundthese ist, dass diese Tabuisierung und dieser Missbrauch, welcher mehrheitlich von der Führung der zionistischen Bewegung betrieben wurde - und wird -, auch nicht im Interesse der Mehrzahl der Jüdinnen und Juden ist.

      Es geht mir primär um eine Grundsatzkritik gegen Nationalismus im Allgemeinen. Denn das Beispiel Zionismus, wie ich in der Folge darzulegen versuchen werde, zeigt einmal mehr, dass die sogenannten nationalen Befreiungsbewegungen gar nicht im Interesse des `Volkes` sind, sondern lediglich bestimmten Gruppen Vorteile bringen.

      So belegen zahlreiche Forschungen, wie z.B. jene der israelischen Historikerin Idith Zertal, dass die Errichtung eines Judenstaates absoluten Vorrang vor den Rettungsversuchen des bedrohten europäischen Judentums erhielt. Solche wurden mehrheitlich nur dann unternommen, wenn sie den nationalen Zielen nützlich waren, d.h., dafür instrumentalisiert wurden. War dies nicht der Fall, so scheute sich die Jewish-Agency-Führung also die vorstaatliche Regierung sozusagen - nicht vor der Sabotage der Rettungsversuche und auch nicht vor der Zusammenarbeit mit den Nazis.

      So schrieb 1962 der Rettungsaktivist und Forscher Shabtai Beit-Zvi an den damaligen Premierminister David Ben-Gurion:

      »Der Zionismus führte einen Krieg gegen jeden jüdischen Menschen, der aus Europa flüchten wollte, um Asyl ausserhalb von Erez-Israel zu finden (...) Trotz ihres bösen Verhaltens gegenüber den europäischen Juden, zögerte die zionistische Bewegung nicht, deren Katastrophe als unterstützendes Element für die eigenen Zwecke auszunützen, und plante öffentlich und offen, von der Situation nach dem Krieg zu profitieren... klare Beispiele dafür werden Sie in Ihren eigenen Reden finden.«

      Das Image Israels als Zufluchtsort für verfolgte Juden entpuppt sich also als absoluter Mythos, und mehrere Beweise legen die Schlussfolgerung nahe: Hätte es den Zionismus nicht gegeben, so wären die Rettungschancen für sehr viele Juden während der NS-Zeit bedeutend größer gewesen.

      Bei der Analyse des Missbrauchs der jüdischen Katastrophe können wir zwischen sozusagen zwei Ebenen unterscheiden: der politisch-ideologischen und der ökonomischen. Entsprechend können wir von einer "Holocaust-Religion" und von einer Holocaust-Industrie reden.

      Am Anfang dieser Religion standen zwei wichtige Grundsätze, die sehr pragmatisch umgesetzt wurden und eigentlich die Gründung der Holocaust-Industrie, d.h., die finanzielle Ausschlachtung des jüdischen Leidens unter den Nazis ermöglichte.

      Der erste Grundsatz lautet »Die Negation der Diaspora« und der zweite, wie es der damalige wichtigste zionistische Führer, David Ben-Gurion, benannte: »Katastrophe ist Macht«

      »Die Negation der Diaspora« ist ein zentrales zionistisches Anliegen. Das jüdische Dasein in Europa wurde als krank betrachtet. Die "Belege" für diese Ansicht bilden die übelste Sorte verinnerlichter antijüdischer Vorstellungen. Sinnbild für diese "Krankheit" ist für den Begründer des politischen Zionismus, Theodor Herzl, die Figur Mauschel, ein Archetypus des Ostjuden, der auch in die Nazizeitung `Der Stürmer` gepasst hätte . Es galt, diese "Krankheit" durch Auswanderung nach Palästina zu überwinden. Hier trafen sich die zionistischen Ziele mit jenen der Nazis: Beide waren der Ansicht, natürlich aus unterschiedlichen Überlegungen, dass die jüdischen Menschen nichts in Europa zu suchen hätten. Auf diesem Hintergrund kam es kurz nach der NS-Machtergreifung 1933 zum bekannten Transfer-Abkommen zwischen dem Jewish-Agency-Direktorium also der vorstaatlichen Regierung - und dem NS-Regime.

      Die Nazis hatten Schwierigkeiten, die Juden und Jüdinnen loszuwerden, da sie ihnen unter anderem die Mitnahme von Devisen nicht erlauben wollten. Hier kam die Jewish Agency mit einem genialen Vorschlag zur Hilfe: Die jüdischen Menschen, die nach Palästina auswandern wollten, sollten mit ihrem Vermögen deutsche Waren kaufen. Diese Güter sollten nachher nach Palästina exportiert werden, um dort durch eine Firma der Jewish Agency (JA) in der ganzen Region verkauft zu werden. Aus dem Erlös sollten die AuswandererInnen ihren Anteil erhalten.

      Im Rahmen dieses Transferdeals konnten die jüdischen Flüchtlinge nur einen Bruchteil ihrer Besitztümer retten. Sie wurden nicht nur von den Nazis beraubt, sondern auch noch von der Jewish Agency ausgenommen, die für die Abwicklung der Transaktionen fette Kommissionen einkassierte.

      Das zionistische Interesse an dieser Abmachung galt primär der bitter nötigen Finanzspritze für den Aufbau des nationalen Projekts in Palästina. Durch dieses Geschäft mit den Nazis sprengte die JA-Führung die Boykottbemühungen gegenüber Deutschland, von denen - laut dem anerkannten jüdischen Forscher Edwin Black - die Nazis grosse Angst hatten.

      Die Verhandlungen, die zum Transfer-Abkommen führten, können als Geburtsstunde der `Holocaust Industrie` betrachtet werden. Damals wurden die Prinzipien und Strukturen entwickelt, welche die spätere jüdische Reparations- und Restitutionskampagne prägen sollten. Diese Entwicklung erfolgte nicht zuletzt wegen der Teilnahme einiger Hauptakteure des Transfergeschäfts an den späteren Entschädigungsverfahren.

      1938 stellten die Nazis fest, dass die Zahl der auswandernden Juden und Jüdinnen zu klein war und wollten diese "freiwillige" Vertreibung beschleunigen. Die Aufnahmekapazität Palästinas war zu niedrig und wurde noch zusätzlich unter arabischem Druck vermindert. Es entstand dann das, was man unter dem Namen Rublee-Schacht-Plan kennt, welcher die Finanzierung der Auswanderung durch einen praktischen Freikauf der bedrohten Juden durch reiche jüdische Organisationen vorsah. Laut dem israelischen Forscher Shabtai Beth-Zvi wurden diese und ähnliche Bemühungen mehrheitlich durch die JA-Führung sabotiert. Denn diese sah eine grosse Bedrohung für das zionistische Vorhaben in Palästina, wenn alternative Auswanderungsorte zur Diskussion stünden.

      Diese Linie kommt stark zum Ausdruck in einer Rede David Ben-Gurions vor der zionistischen Exekutive im Dezember 1938. Eine Rede, die als stark komprimierte Fassung eines Programms dienen kann: »Wenn die Juden vor der Wahl zwischen den Flüchtlingen, der Rettung von Juden aus Konzentrationslagern und der Unterstützung der nationalen Heimstätte in Palästina stehen, dann wird das Mitleid die Oberhand behalten, und die ganze Energie der Leute wird in die Rettung von Juden aus verschiedenen Ländern kanalisiert werden. Der Zionismus wird nicht nur in der öffentlichen Meinung in der Welt und in Grossbritannien von der Tagesordnung gestrichen werden, sondern auch von der jüdischen öffentlichen Meinung anderswo. Wenn wir eine Trennung des Flüchtlings- vom Palästina-Problem zulassen, riskieren wir die Existenz des Zionismus.«

      Deshalb sei es Aufgabe der zionistischen Delegation, unter Beteiligung von Golda Meir, gewesen, die Rettungsansätze an der Evian-Flüchtlingskonferenz von 1938 zu verhindern. Gestützt auf Dokumente stellt Beit-Tzvi gegen die gängige Meinung die Theorie in den Raum, es wäre damals ohne diese Sabotage möglich gewesen, eigentlich für alle bedrohte Juden Unterschlupf zu finden.

      Kurz nach dem Kriegsausbruch im September 1939 begann der zionistische Funktionär Shalom Adler-Rudel sich um eine Restitutions-Kampagne zu kümmern. Die israelische Historikerin Nana Sagi meint, dass er am Anfang recht isoliert war bei seinen Bemühungen. In den USA begannen 1941 gemäss der Historikerin - verschiedene jüdische Organisationen, Pläne bezüglich Kompensation zu entwerfen.

      Ein wichtiger Meilenstein beim Aufbau der Holocaust-Industrie wird im Dezember 1942 gelegt, als der JA-Chef, David Ben-Gurion, in einem Brief an den Delegierten in London, Berl Locker, die Notwendigkeit beschreibt, konkrete Pläne zu schmieden, um die jüdischen Vermögen nach dem Krieg zu beanspruchen, um die Kolonisierung Palästinas, wie er schreibt, zu finanzieren. Anstatt mehr Energie für die dringend nötigen Rettungsbemühungen, kümmerte sich Ben-Gurion mehr um die "Gefahr", dass Gelder für schlechte Zwecken, d.h., nicht für die nationalen Ziele verwendet werden.

      Die später bekannten Pläne machen klar, dass die Jewish Agency sich als Erbin der jüdischen Gemeinde und der sogenannten erbenlosen Vermögen darstellen wollte. Wie die Praxis danach zeigt, wurden Privatbesitztümer ohne grosse Umstände als “erbenlos” beansprucht. Dabei bekam die JA die Unterstützung der Alliierten, denn in der Pariser Reparations-Konferenz 1945/46 wurde sie praktisch als Erbin der jüdischem Vermögen anerkannt.

      1951 wurde die Dachorganisation, die Jewish Claims Conference, gegründet, um die Reparations- und Restitutions-Ansprüche gegenüber Westdeutschland zu erheben. Es standen wiederum nicht die privaten Ansprüche von Geschädigten im Vordergrund, sondern diese wurden vorgeschoben, um die grosse finanzielle Notwendigkeit des jungen israelischen Staates zu erfüllen.

      Nach sehr zähflüssigen Verhandlungen wurde am 10. September 1952 das sog. Wiedergutmachungs-Abkommen unterzeichnet. Israel war der Hauptgewinner und die Westdeutschen konnten mit der Wiederaufrüstung beginnen, ohne befürchten zu müssen, dass ein grosser Widerstand von Israel kommen würde.

      Mit diesen Geldern wurde nicht nur die ganze israelische Wirtschaft aufgebaut, sondern auch die massive militärische Aufrüstung ermöglicht. Es besteht praktisch kein Zweifel, dass ohne diese Gelder die israelischen Aggressionen von 1956 bzw. 1967 nicht möglich gewesen wären.
      Neben dieser Entwicklung der “Holocaust-Industrie” war die Entfaltung der "Holocaust-Religion" viel langsamer. Die Jewish Agency-Führung sowie die affiliierten jüdischen Organisationen in den USA merkten sehr schnell, dass Präsident Roosevelt sowie das Aussenministerium grosses Interesse haben, die Meldungen über den Nazi-Judeozid zu zensurieren und zu verschweigen. Die mittlerweile berühmt-berüchtigte zionistische Lobby kollaborierte damals weitgehend mit dem anti-jüdischen State Departement, wie es die ausführlichen Recherchen von David Wyman belegen.
      Erst gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, ab 1944, begann die langsame propagandistische Ausschlachtung der Katastrophe. Wie die israelische Historikerin Zertal zeigt, lag das Schwergewicht der zionistischen Aktivitäten nicht bei den Bedürfnissen der Überlebenden und auch nicht bei deren Einreise in Palästina. Die illegale Immigration sollte mehrheitlich als eine Demonstration gegen die britische Mandatsmacht eingesetzt werden, »...um [diese] zu vertreiben und einen jüdischen Staat zu errichten.«
      Unter sehr gefährlichen Bedingungen wurden z.B. Schauaktionen der illegalen Immigration Überlebender inszeniert. Zahlenmässig waren die Resultate dieser Operationen unbedeutend. Auf legalem Weg, so lautet die Schlussfolgerung eines jüdischen Hilfswerkes, wäre die Zahl der EinwanderInnen grösser und der Transportpreis niedriger gewesen. Der propagandistische Wert dieser Aktionen war jedoch nicht zu übersehen: Da gab es Szenen, in denen britische Soldaten mit Gewalt gegen Überlebende einschritten. Dies erzeugte schlechte Presse für die Engländer und der internationale Druck auf sie wuchs. Es wäre aber falsch zu behaupten, dass der UNO-Teilungsplan vom 1947 die Folge des schlechten Gewissens der Welt oder das Resultat eines geschickten zionistischen Propagandafeldzuges gewesen wäre. Die zwei neuen Supermächte, die UdSSR und die USA, unterstützten die Errichtung des israelischen Staates mehrheitlich aus machtpolitischen Erwägungen.
      Aus moralischen Gründen kam es zwar zu den Kriegsverbrecher-Prozessen von Nürnberg. Die Ethik aber hatte dort ihre Grenzen, wo sie mit den Interessen der Siegermächte kollidierte. Und so fanden denn auch viele Naziverbrecher bald warmen Unterschlupf bei ihren ehemaligen Feinden - diesseits und jenseits des entstehenden Eisernen Vorhangs.
      Die "Holocaust-Religion" wurde erst 1961, mit dem Eichmann Prozess in Jerusalem, richtig lanciert. Der Schriftsteller Elie Wiesel gilt für den jüdischen Intellektuellen Marc Ellis als deren «Religionsstifter». Ellis sieht das zentrale Moment der - wie er sie nennt - Holocaust-Theologie in den untrennbaren messianischen Zwillingen «Leiden und Erlösung». Das Leiden ist die Judenvernichtung, die Erlösung der Staat Israel. Für Ellis hat die Verbindung zwischen der Holocaust-Theologie und dem Zionismus den Zweck, eine Legitimierung für den Staat Israel zu liefern.

      Nachdem der Militärsieg 1967 Israel als Supermacht im Nahen Osten auswies, wurde das Land zu einem interessanten Partner für die USA, und damit stieg der Einfluss der jüdischen US-Lobby. So fanden auch die "Holocaust-Religion" und die "Holocaust-Industrie” einen grossen Auftrieb und konnten sich so gegenseitig beeinflussen.

      Die "Holocaust-Religion" hat also jüdisch-christliche Wurzeln. Sie weist zwar keinen klaren Gottesbegriff auf, hat ansonsten inzwischen sehr viele Merkmale einer institutionalisierten Kirche: das Dogma, die Rituale, die Heiligtümer und die Priester. Diese Entwicklung konstatierte der renommierte jüdische Historiker Arno Meyer in den 80er-Jahren: »Die Erinnerungen der Überlebenden sind mittlerweile zu Versatzstücken einer Liturgie für einen sich entwickelnden Kult des Gedenkens gemacht worden, der seine eigenen Zeremonien, Feiertage, Schreine, Monumente und Wallfahrtsorte hat. Der löbliche Zweck dieser Gedenkrituale besteht darin, sicherzustellen, dass weder die Juden noch die Nichtjuden das jüngste Kapitel der jüdischen Leidensgeschichte vergessen.«

      Schon das Wort «Holocaust» deutet auf eine religiöse Richtung hin, denn es bedeutet so viel wie «Brandopfer». Soll die Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg demnach als Teil eines abstrusen Opferrituals begriffen werden, in dem die SS-Schergen als Priester dienten?

      Als alternative Bezeichnung für die Judenvernichtung schlägt Arno Meyer den Ausdruck «Judeozid» vor.

      Im Verlauf der Jahre kristallisierten sich mehrere Gebote für diese Religion heraus. Hier einige davon:

      »Du sollst nie vergessen, was Dir Amalek angetan hat!«

      Es geht hier um einen der wichtigsten jüdischen religiösen und identitätsbildenden Grundsätze, dessen Wurzeln im Alten Testament zu finden sind, und der durch die vielen Jahre der Verfolgung noch mehr an Gewicht gewonnen hat. Der Stamm Amalek ist seit biblischen Zeiten der allgemeine Code-Name für alle Feinde der jüdischen Menschen, und hier geht es speziell um die Nazis und deren NachfolgerInnen.

      Entsprechend diesem Gebot sollen die Leidensgeschichten ewig gesammelt und gepflegt werden. Die Wiederholung bezweckt die Erzeugung und Aufrechterhaltung von Schuldgefühlen beim nichtjüdischen Publikum, welches als ewiger Amalek dargestellt wird.

      Den säkularen jüdischen Menschen ausserhalb Israels wird durch die vermeintliche ewige Bedrohung durch die um sie herum lebenden Amalekiten eine Pseudo-Identität verliehen, die sie an den zionistischen Staat als potentieller Zufluchtsort binden soll. Dies, obwohl der Judenstaat, wegen seiner aggressiven und kolonialistischen Politik, einer der unsichersten Plätze der Welt für Juden und JüdInnen ist. Und dies, obgleich diese angebliche Lebensversicherung mit dem Blut und dem Leiden der palästinensischen einheimischen Bevölkerung bezahlt wird.

      In Israel selber soll die ""Holocaust-Religion"" Hass gegen die Nichtjuden, im Speziellen gegen die AraberInnen erzeugen. Angesichts der Gewalttaten zur Unterdrückung des palästinensischen Aufstandes, der ersten Intifada, rief der israelische Philosoph und Auschwitz-Überlebende, Yehuda Elkana, dazu auf, das «ewige Gedächtnis» und die damit verbundene Hasserzeugung zu stoppen. Er schrieb 1988 in der Tageszeitung «Ha`aretz»: »Ich möchte normativ feststellen, dass alle Lebensphilosophien, die alleine oder hauptsächlich durch den Holocaust genährt werden, zu katastrophalen Folgen führen. [...] der Vergangenheit darf es nicht erlaubt sein, vorherrschendes Element für die Bestimmung der Zukunft einer Gesellschaft und des Schicksals des Volkes zu sein. `Nie vergessen!` kann leicht als Aufruf zur Aufrechterhaltung ewigen und blinden Hasses verstanden werden.«

      Als ein wichtiges unterstützendes Element steht das Gebot:

      »Du sollst Dir kein Gleichnis machen«

      Man darf den Judeozid also mit keinen anderen Völkermorden vergleichen. Mit diesem Gebot kommt der Wunsch zum Ausdruck, den Judeozid eigentlich aus der sachlichen geschichtswissenschaftlichen Betrachtung zu halten und in einer mythischen Sphäre zu platzieren.

      Die vermeintliche Singularität der Judenvernichtung wird wie ein Mantra wiederholt und hervorgehoben. Der rassistische Charakter dieser Behauptung lässt sich aber nicht verstecken. Denn bedeutet sie nicht, dass das Leben eines Juden mehr wert ist als dasjenige eines Nichtjuden?

      Meine Grosseltern, die aus München stammten, wurden in KL Mauthausen vergast. Ist ihr Tod gewichtiger als jener Ermordeter aus einer anderen Kultur?

      Wie ist überhaupt zu verhindern, dass NS-ähnliche Verbrechen nicht begangen werden, wenn wir eine solche mögliche Gefahr zum vornherein durch das Vergleichsverbot nicht erkennen dürfen? Denn um dergleichen gefährliche Entwicklungen schon im Keime ersticken zu können, muss es möglich sein, diese an den Verbrechen der Nazis zu messen.

      Eine Ausnahme für das Vergleichsverbot gilt für die Gleichsetzung der Nazis mit den modernen Feinden der Juden und Jüdinnen. Diese Feinde sind, ohne Rücksicht auf die geschichtlichen Gegebenheiten, unter der vorher erwähnten Bezeichnung Amalek zu verstehen. Deshalb fiel der Vergleich zwischen Saddam Hussein und Adolf Hitler auch so leicht und ohne grossen Protest in den westlichen Medien.

      Besonders verpönt ist der Vergleich zwischen den Nazi-Verbrechen und dem Vorgehen der israelischen Armee. Damit wird offensichtlich gemeint, dass die jüdischen Menschen genetisch davor gefeit sind, NS-Praxis auszuüben. Ein anderes Argument lautet, dass es zwar zahlreiche Kriegsverbrechen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung gebe, diese erreichten aber nicht die Dimensionen der Nazi-Verbrechen, denn die PalästinenserInnen würden ja nicht vergast.

      Im Grunde liegt hier eine totale Unkenntnis der NS-Anti-Juden-Politik vor, die laut sämtlicher Forschungen durch eine kontinuierliche Eskalation gekennzeichnet war. Die Ethnische Säuberung der jüdischen Menschen zielte von 1933 bis 1938 auf ihre `freiwillige` Auswanderung. 1938 bis 1941 wurde dann zur offenen Zwangsvertreibung übergegangen und erst 1941/42 wurde mit der systematischen Vernichtung begonnen. Nazi-Methoden sollen also nicht nur mit Vergasung und mit Auschwitz assoziiert werden, denn sie bezeichnen auch die Massnahmen, die zuvor verwendet wurden.

      Was wir heute in Palästina beobachten können, ist zweifelsohne eine eskalierende ethnische Säuberung, in welcher der Übergang von einem sogenannten freiwilligen "Transfer" zu einer blutigen Zwangsvertreibung immer offensichtlicher wird und als plausibelstes Szenario gilt.

      it allen zugegebenen Unterschieden kann man heute die gefährlichen Tendenzen und Ambitionen der israelischen Militärjunta nicht mehr übersehen. Obwohl die Medien wegen der "Holocaust-Religion" - grössere Teile der Gräueltaten und der israelischen Realität verschweigen.

      Anmerkung:

      Vorstehender Text meines Vortrags datiert vom 06.11.2002, den ich als Referent auf den umstrittenen Palästina-Tagen 2002, im Eine-Welt-Haus-München, gehalten habe.



      Autor: © Shraga Elam, München, 6. November 2002
      Shraga Elam ist israelischer Recherchejournalist, Buchautor und Friedensaktivist. Er wurde 1947 in Haifa geboren und lebt seit 1979 in der Schweiz. Seine Spezialgebiete sind der Nahe Osten und der Zweite Weltkrieg.
      Foto: AK Foto, Titelseite des Buches von Norman G. Finkelstein: Die Holocaust-Industrie
      Kalaschnikow-Online, internationale Internet-Zeitung
      www.kalaschnikow.net
      Update: Berlin Fr., 08.11.2002
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 20:36:07
      Beitrag Nr. 12 ()
      #9
      Wilma, die akzeptanz deiner schuld könnte dich im falle einer anzeige nicht vor strafrechtlichen konsequenzen nach § 130 StGB bewahren, denn die öffentliche leugnung oder relativierung der singularität des holocaust stellt eine "verharmlosung" nach abs. 3 dar. Dies nur zur info.
      http://www.heise.de/newsticker/data/jo-29.06.01-001/
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:13:07
      Beitrag Nr. 13 ()
      @neidhammel, Du bleibst straffrei.

      Du erfüllst nicht die Voraussetzungen, die für eine Verurteilung vorliegen müssen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 12.11.02 23:33:34
      Beitrag Nr. 14 ()
      Zockrates,

      ein sehr lesenswerter Text, danke!

      Besonders interessant die Ausführungen zur Singularität des Holocaust und zu den Nazivergleichen.

      Es ist ja wirklich so: Die Vergleiche von Israel mit den Nazis brauchen sich ja nicht auf die Endphase des 3. Reiches beziehen sondern können auch die ersten Jahre betreffen. Da gibt es in der Tat Ähnlichkeiten. Nazi-Vergleiche sind auf jeden Fall kein Antisemitismus, sie können, müssen aber nicht falsch sein. Das ist alles.
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 00:16:40
      Beitrag Nr. 15 ()
      interessant, welchen Menschen (immer wieder) daran liegt, eine Vergleichbarkeit zwischen Israel und dem Nazi- Reich belegen zu können.

      Gerne auch der Vergleich zwischen Hitler, und Scharon. Oder der IDF, und dann gleich die SS. Merkwürdig.

      Und wenn der Vergleich doch nur für die Anfangsjahre des Nazireiches gelten würde.

      Was mag diese Leute an diesen Fragen so faszinieren ?

      Das ist auch insoweit interessant, weil es mindestens ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal gibt, daß von vornherein sämtliche derartigen Vergleiche zwischen Israel und Nazi- Deutschland zur Makulatur macht.

      Wenn man das übersehen will, dann freilich ist alles vergleichbar. Also muß es vergleichbar sein. Das entspringt einem inneren Bedürfnis.

      Es scheint hier also in Wahrheit darum zu gehen, daß Menschen offenbar unter allen Umständen einen Beleg herbeibringen wollen, Nazi- Deutschland mit Israel vergleichen zu können.

      Es scheint also eher um die Menschen, die Art des Denkens zu gehen, die unbedingt diese Vergleichmöglichkeit benötigen.

      Damit ist allerdings bereits die Antwort erbracht, warum dies so ist.

      Antisemitismus in diesem Zusammenhang wäre übrigens nicht die Antwort, er wäre eher das Vehikel.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 15:22:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      #12 Neidhammel,

      ich habe gar nicht "meine" Schuld akzeptiert, denn ich habe keine, ich habe auch nicht den Holocaust geleugnet. Wie kommst du auf so etwas?
      Ich habe die Verantwortung für Geschehen, die in diesem Lande durch die Deutschen, zu denen eben auch meine Ahnen zählen, nicht von mir gewiesen; und ich habe gesagt, daß ich Phänomene wie das 3. Reich nicht für singulär halte, damit drücke ich aus, daß ich sie für wiederholbar halte bzw. daß es bereits Parallelen gibt/gab. Und ich bin der Ansicht, daß auch Staaten, die bisher von einem radikalen System verschont geblieben sind, Glück gehabt haben - denn sicher ist KEIN Land dieser Welt davor.
      Hast du mich jetzt verstanden?
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 16:18:59
      Beitrag Nr. 17 ()
      SEP #15

      Das ist Schuldbewußtsein, das man nicht wahrhaben will, "schlechtes Gewissen" derer, die zu vergleichbarem wohl fähig wären - denn andernfalls müßten sie kein schlechtes Gewissen haben für Taten, die sie nicht begangen haben.
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 17:22:47
      Beitrag Nr. 18 ()
      #17

      es ist auf jeden Fall ein Phänomen.

      Schuldbewußtsein ? schlechtes Gewissen ? daß sich so äußert, daß man die Nachfolger der Opfer von einst mindestens so schlecht reden muß, wie man die eigenen Vorfahren vermutet ?

      Solidarität mit den ausgerasteten Ahnen ?

      Aber warum dann dieser herabsetzende Vergleichsversuch beschränkt auf Israel ?

      Und dabei die offensichtliche Blindheit, wirklich Vergleichbares zu betrachten ?

      Weil dies einmal die Opfer waren ? Waren sie doch garnicht. Man vermischt Israel und Judentum. In Israel wohnten weniger Exilanten als beispielsweise in den USA.

      Schwingt da doch mehr mit ?

      Bei einigen sicherlich, aber selbst die müßten es irgendwann einmal merken, die müßten irgendwann einmal realisieren, daß ihnen ihr Unterbewußtsein, ihre Prägung eins über das andere Mal einen bösen Streich spielt, den ihr Bewußtsein dann mühsam rational zu erklären versucht.

      Was nicht gelingen kann.

      Die bleiben dann bei lächerlichen Teilbetrachtungen hängen und blamieren sich damit.

      Das Unterbewußtsein ist schon eine mächtige Kraft.

      Sie greifen ins Phantastische und geraten dann in die Rolle, schlechte Phantasien verteidigen zu müssen. Ich glaube, viele merken das auch, das ist jedenfalls mein Eindruck hier.

      Aber vor die ureigenste Entscheidung gestellt, für sich einen Strich zu machen und sich von Spinnereien zu lösen, oder aber den liebgewonnenen Diffamierungen weiter zu folgen, entscheiden sich viele für die Lust an der bösen Nachrede.

      Keine besonders vorteilhafte Prognose, was diese Herrschaften angeht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 02:40:14
      Beitrag Nr. 19 ()
      #5

      sep,

      ich bin kein antisemitismusexperte - nicht mal ein semitismusexperte.

      experten für das schüren von antisemitismus seid ihr, soweit ihr euch nach dem talmud (und thora) richtet.

      das verkürzte zitat aus #3 stammt nämlich aus dem talmud, wenn ihr spezialisten die frage nicht beantworten wollt.

      das vollständige zitat geht so (libbre david 37):

      "einem nichtjuden etwas über unsere religösen angelegenheiten mitzuteilen ist gleichbedeutend mit der ermordung aller juden, denn wenn die gojim erfahren würden, was wir über sie lehren, würden sie uns kurzerhand umbringen."

      und das wird in israelischen schulen gelehrt (sendung "arte", 23. 3. 00, 03:30):

      "das lesen in der thora ist wichtiger als mathematik; sie (die kinder) lernen nämlich daraus, daß sie einem herrenvolk angehören, und was noch wichtiger ist, sie lernen daraus, daß die anderen (die gojim) ihre stellung zu akzeptieren haben!"

      nun, andere textstellen sind, wie ihr wißt, noch viel dezidierter.

      so, und nun werft wieder ordentlich nebel, wie es euere aufgabe ist!
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 02:44:30
      Beitrag Nr. 20 ()
      #5

      sep,

      ich bin kein antisemitismusexperte - nicht mal ein semitismusexperte.

      experten für das schüren von antisemitismus seid ihr, soweit ihr euch nach dem talmud (und thora) richtet.

      das verkürzte zitat aus #3 stammt nämlich aus dem talmud, wenn ihr spezialisten die frage nicht beantworten wollt.

      das vollständige zitat geht so (libbre david 37):

      "einem nichtjuden etwas über unsere religösen angelegenheiten mitzuteilen ist gleichbedeutend mit der ermordung aller juden, denn wenn die gojim erfahren würden, was wir über sie lehren, würden sie uns kurzerhand umbringen."

      und das wird in israelischen schulen gelehrt (sendung "arte", 23. 3. 00, 03:30):

      "das lesen in der thora ist wichtiger als mathematik; sie (die kinder) lernen nämlich daraus, daß sie einem herrenvolk angehören, und was noch wichtiger ist, sie lernen daraus, daß die anderen (die gojim) ihre stellung zu akzeptieren haben!"

      nun, andere textstellen sind, wie ihr wißt, noch viel dezidierter.

      so, und nun werft wieder ordentlich nebel, wie es euere aufgabe ist!
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 04:26:53
      Beitrag Nr. 21 ()
      übrigens,

      zu den anderen textstellen:

      da hat uns vor 2 jahren der vorsitzende der israelischen kach-partei, ein oberrabbiner, wenn ich es richtig zusammenbringe, in einer rede in wien (n-tv) einblick gegeben (sie haben wohl wirklich nichts mehr zu befürchten, eisenstadt: "wir sind von den rändern ins zentrum der macht gerückt!" ):

      "die deutschen juden sind am holocaust (er benutzte den hebräischen ausdruck) selbst schuld. er war die bestrafung für ihre sünden!"

      die assimilation ist nach der thora eine todsünde, - und die deutschen juden hatten sich nicht nur mit den deutschen vermischt, sie gebärdeten sich z.t. preußischer als die preußen. und das schon seit 1701, als ihnen und den hugenotten friedrich konzedierte, sie könnten nach ihrer facon selig werden. (der jude erhard milch konnte unter hitler generlfeldmarschall werden; viele juden waren im 1. welkrieg hochdekorierte offiziere, und viele ließen sich auch bei den k.u.k-sozialisten in ihrer kaisertreue von niemandem übertreffen. kreuz u. querheiraterei war besonders bei den höheren ständen eine selbstverständlichkeit.)

      dieses insider-wissen liegt denn auch wohl der argumentation einiger jüdischer autoren zugrunde, wenn sie von der holoaust-industrie sprechen, auch wenn sie nicht direkt aussprechen, daß nach jüdischem religionsverständnis jener holocaust weniger verwerflich denn eine bestrafung durch jahwe gewesen war.

      schon in der ferneren vergangenheit hatte jahwe schließlich verstöße gegen seine gebote unnachsichtig geahndet.

      aber, ihr habt euch die welt auch untertan zu machen mit allem toten und lebenden (also uns) inventar.

      und da hat jedes mittel recht zu sein. schließlich kann keinem lebenden inventar unrecht getan werden, weil es eben kein rechtssubjekt ist.

      aber bitte, ihr dürft nicht anders wollen können.

      antisemiten verlangten das von euch ohne zu erkennen, daß dies die aufgabe eurer identität wäre - ein geistig-seelischer, wirklicher holocaust.

      daß ihr es womöglich umgekehrt tut, kann nach eurem selbstverständnis nichts unrechtes sein.

      das ende der geschichte scheint erreicht zu sein.
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 09:27:14
      Beitrag Nr. 22 ()
      SEP #18,
      weißt du, SEP, es ist eine alte üble Gewohnheit geistig nicht sehr hochstehender Individuen, denjenigen schlechtzumachen, der sie - sei es noch so berechtigt - kritisiert. Das ist jetzt sehr simpel und allgemein ausgedrückt, aber diese Form alltäglicher Verhaltensweise dringt eben auch in wesentlichere Bereiche vor.
      Ich persönlich verstehe eigentlich das ganze Problem nicht, und das mag daran liegen, daß ich eben kein "schlechtes Gewissen" habe - und dasselbe konzediere ich meinen Eltern. Dennoch - und zwar ohne Schuld zu haben - bin ich bereit, eine "Volksschuld" anzunehmen - es wäre schnöder Hohn und würde uns nicht von den NS-Tätern unterscheiden, wenn wir die Verantwortung von uns wiesen. Nein, schon im Sinne der Vermeidung von Wiederholungen, sozusagen zum Zwecke der Abschreckung, muß Veranwortlichkeit für dergestaltige Verbrechen an Folgegenerationen weitergegeben werden. Wenn denn ein potentieller Täter nicht aus schlichtem menschlichen Selbstverständnis von Taten gegen die Menschlichkeit Abstand nimmt, dann vielleicht (vielleicht!!!) wenigstens im Gedanken an seine Nachkommen und deren Heranziehung zur Verantwortung.
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      schrieb am 14.11.02 09:32:22
      Beitrag Nr. 23 ()
      dieser Amtmann ist ein sehr schönes Beispiel.

      Ein Bauchredner, der nix kapiert, sich alles zusammensucht, um sein beschränktes Weltbild zu festigen.

      Es lohnt sich grundsätzlich nicht, sich mit solchen Menschen zu befassen, sie sind nicht erreichbar. Es ist, als wenn man versuchen würde, sich mit einem Hirschen zu unterhalten.

      Wahrscheinlich meint der Talmud diese Gesellen, mit denen abzugeben sich nicht lohnt, und die nicht zögern würden, Juden zu erschlagen, wenn sie erführen, das man genau dies über sie lehrt.


      Die Geschichte hat ja nun auch gezeigt, daß es sich genau so verhält. Die jenseitige Essenz der Menschheit hatte sich zusammengefunden, um die Juden zu erschlagen.

      Und nicht nur Juden, wie wir aus dem Polen- Feldzug wissen.

      Demnach werden die Juden also erschlagen, weil sie lehren, daß die Masse der Menschheit ein bestimmtes Niveau nicht erreicht ? Was wäre daran neu ?

      Ich kenne diese Talmud- Stelle nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, daß es auf so etwas hinausläuft.

      Ich kenne aber Personalführungsseminare, die ganz deutlich darauf abstellen, daß es unmöglich ist, jedermann erreichen zu wollen. Und die mit Zahlen belegen, wie groß der Anteil ist, den man abschreiben muß.

      Würden solche Unterlagen in die Hände dieser Gruppe fallen, dann würde es ebenfalls Putz geben. Und auch blutigen Putz, falls die Zeiten danach wären. Alles schon dagewesen.

      Ich habe an einem Seminar teilgenommen: "Umgang mit schwierigen Zeitgenossen".

      @Amtmann, ich verhalte mich regelwidrig, wenn ich mich mit Dir befasse.

      Vielleicht steht sowas auch im Talmud ?

      Und daß das Studieren der religiösen Umgangs- Regeln aus der Sicht einer Religion wichtig ist, für diese Erkenntnis brauchen wir auch keine jüdischen Lehrer. Das kennen wir von allen Religionen.

      Wir müssen damit leben, daß solche Leute wie Amtmann uns alle jene Dinge, die ihnen irgendwie ungeheuerlich vorkommen, als regelwidrig auftischt.

      Das wiederum erlabt, einen kleinen Einblick zu nehmen in die Begrenztheit dieser Weltbilder.

      Erst muß man den moralischen, den ethischen Lebensrahmen lernen. Die Regeln des Umgangs miteinander. Und dann erst kommt die Mathematik. Wie denn sonst ?

      Das ist zwar in der BRD aus der Sicht geraten, allerdings sind die Mathematik- Kenntnisse nicht im Gegenzug gestiegen. Eigentlich ist gar nichts gestiegen, wenn man der PISA- Studie, und neuerdings auch der OECD- Studie glauben darf.

      Antisemitisches Geschwafel hingegen ist gestiegen.

      Das paßt zu dem zerfallenden Bildungsbild, eigentlich dem Gesamtbild der BRD.

      Und mit diesem Abstieg nimmt – hokuspokus - die Zahl derer zu, die im Judentum die Schuld suchen.

      Es bleibt denen doch garnichts anderes übrig. Fähigkeit zur Selbstkritik ist ein Bestandteil der ungehinderten Entwicklung mindestens bis zum 5. Lebensjahr.

      Sogar der nick des Amtmann paßt in dieses Gesamtgemälde. Ein Amtmann, der etwas über den Talmud weiß. Eher ein Grund für Heiterkeit, wenn es nicht so erbarmungswürdig wäre.

      SEP
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      schrieb am 14.11.02 09:45:39
      Beitrag Nr. 24 ()
      Amtman #21,

      da hat uns vor 2 jahren der vorsitzende der israelischen kach-partei, ein oberrabbiner, wenn ich es richtig zusammenbringe, in einer rede in wien (n-tv) einblick gegeben (sie haben wohl wirklich nichts mehr zu befürchten, eisenstadt: "wir sind von den rändern ins zentrum der macht gerückt!" ):

      "die deutschen juden sind am holocaust (er benutzte den hebräischen ausdruck) selbst schuld. er war die bestrafung für ihre sünden!"

      die assimilation ist nach der thora eine todsünde, - und die deutschen juden hatten sich nicht nur mit den deutschen vermischt, sie gebärdeten sich z.t. preußischer als die preußen. und das schon seit 1701, als ihnen und den hugenotten friedrich konzedierte, sie könnten nach ihrer facon selig werden. (der jude erhard milch konnte unter hitler generlfeldmarschall werden; viele juden waren im 1. welkrieg hochdekorierte offiziere, und viele ließen sich auch bei den k.u.k-sozialisten in ihrer kaisertreue von niemandem übertreffen. kreuz u. querheiraterei war besonders bei den höheren ständen eine selbstverständlichkeit.)

      dieses insider-wissen liegt denn auch wohl der argumentation einiger jüdischer autoren zugrunde, wenn sie von der holoaust-industrie sprechen, auch wenn sie nicht direkt aussprechen, daß nach jüdischem religionsverständnis jener holocaust weniger verwerflich denn eine bestrafung durch jahwe gewesen war.



      Selbstverständlich kann man das Böse, das jemandem widerfährt, als Strafe seitens seines Gottes deuten. Das gibt aber niemandem das Recht zur Enscheidung, Böses zu tun, denn der Mensch ist nicht Gott!! Überdies ist das eine religionstheoretische Frage, die man intellektuell diskutieren kann, ohne daß sie ein Präjudiz für faktische Taten wäre. Es wäre doch auch paradox, würde sich ein Nazi als Vollstrecker einer vom jüdischen Gott für sein Volk ausersehenen Strafe empfinden!!
      Übrigens müßten wir doch eigentlich auch den Juden gegenüber dieselbe Toleranzbereitschaft haben, die wir den Moslems entgegenzubringen bereit sind. Warum drehen wir Juden jedes Wort im Munde um, während wir von den Moslems nahezu alles hinnehmen?
      Ich will nicht den Juden das Wort reden, ich habe teils recht schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht; weiß aber auch, daß Erlebnisse wie die der Juden im 3. Reich selbstverständlich nachwirken und Vorurteile gegen Angehörige des Volkes, zu denen jene Mörder gehörten, schaffen. Das ist ganz natürlich! Ich frage mich, ob denn keiner unserer geschichtsklitternden Mitbürger sich je vorgestellt hat, was er denken und fühlen würde, wenn er Angehörigen des Volkes jener gegenüberstünde, das seine Eltern brutal zu Tode gebracht hat. Ich verstehe durchaus, daß man das nicht wahrhaben will, vielleicht, weil man solche Ungeheuerlichkeiten einfach für unmöglich hält. Sie sollten auch unmöglich sein, nichtdestotrotz richtet sich die Realität nicht nach der Moral.
      Ich bin selbst einmal nach Israel gereist und habe dort am Flughafen während der Wartezeit auf meinen Abflug zugesehen, wie ankommende Israelis von ihren Verwandten begrüßt wurden. Selten bzw. nie zuvor habe ich solch echte innige Herzlichkeit gesehen.
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 13:48:47
      Beitrag Nr. 25 ()
      Auryn #1


      "Es gibt Deutsche, die ihre Probleme den Juden anlasten. "Wenn es die Juden nicht gegeben hätte", sagte mir eine Frau mit erstaunlicher Logik, wäre es nicht zur ihrer Vernichtung gekommen und nicht zum schlechten Namen der Deutschen. Die Juden sind unser Unglück."

      Das ist "echt stark"!! Manchmal wundere ich mich, wieviel Geduld manche (keineswegs alle) Juden mit uns Deutschen haben. Zu den Geduldigen zähle ich vor allem Ignatz Bubis, in meinen Augen einer der bemerkenswertesten Menschen in unserer Zeit.

      Aus der Autobiographie Bubis`
      "Ich bin ein Staatsbürger jüdischen Glaubens"
      (Aufzeichnung eines Gesprächs mit Edith Kohn):

      "In erster Linie betrachte ich mich zwar als Teil der jüdischen Religionsgemeinschaft, aber in einem gewissen Sinne fühle ich mich gleichzeitig dem Volke Israels, wie es in der Bibel beschrieben ist, zugehörig. In der Bibel wird immer vom Volke Israel gesprochen. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, daraus wird vieles abgeleitet, aber bei mir ist es ein Teil der Tradition und ein Teil der Religion, denn in der Religion wird vom Volke Israel gesprochen. Im übrigen besteht die israelische Bevölkerung zu fast 25 Prozent aus Nicht-Juden. So weit sind wir in Deutschland noch lange nicht. In den Kirchen, nicht nur in der jüdischen Religion, wird immer wieder vom Volke Israel gesprochen. Das auserwählte Volk, zu was auch immer auserwählt, und wenn es nur zum Leiden ist ..."

      (TB-Ausgabe Kiepenheuer & Witsch Bd. 313, 1997, S. 121)
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 11:06:57
      Beitrag Nr. 26 ()
      Hm, ich habe gerade den größten Teil dieses Threads nach meinen Eingangspostings gelesen und bin doch einigermaßen erstaunt über die geäußerten Meinungen.
      Leider war mir der dritte Text, den ich einfügen wollte, abgestürzt, so daß ich ihn in der Kürze der mir verbliebenen Zeit nicht mehr nachreichen konnte und heute weiß ich nicht mehr, ob er eigentlich noch interessiert, aber ich werde es in meinem folgenden Posting hoffentlich nochmal versuchen.

      Vielen Dank für den freundlichen Dank und die freundlichen Worte an "ViccoB."! ;)
      Ich fand den ersten Text in Posting # 1 auch absolut sachlich, ausgewogen und geradezu genial geschrieben. Mr. Williams hat nicht umsonst den Pulitzer-Preis erhalten und ich glaube, daß er auch noch irgendwann den Literatur-Nobelpreis erhalten kann, wenn er alt genug wird. Von Zuhörern seiner Vorträge kann man erfahren, daß sein Publikum immer sehr nachdenklich nach Hause geht und sich nur bei Leuten aus geistiger Unterschicht ein gewisses Unbehagen bei seinen Vorträgen einstellt, das immer dann auftaucht, wenn mittelmäßige oder unterdurchschnittliche Denker erkennen müssen, daß jemand in ihre Mitte getreten ist, der eigene geniale Gedanken meisterhaft zu formulieren versteht.

      Damit wären wir dann bei meinem "Lieblings-Verfolger Amtmannn", zu dem mir eigentlich kaum mehr einfällt, als wieder einmal auf seine propagandistisch-antisemitisch ausgeschlachteten Halbwahrheiten hinzuweisen (bei Bedarf füge ich wieder einmal mein Standardposting mit der Sammlung seiner entsprechenden antisemistischen Postings ein. Besteht Bedarf, oder kennt Ihr "Amtmannn" schon zur Genüge? ) :
      Schon in einem früheren Streitgespräch mit mir behauptete er, in der Thora würde Gojim "Nichtmenschen" bedeuten. Die Absicht war wohl wieder einmal sein beliebter Vergleich zwischen Nazi-Terminologie ("Untermenschen" ) und angeblich religiös-jüdischer Menschenverachtung. Leider bedeutet Gojim in seiner ursprünglichsten Bedeutung aber "fremder Bauer".In Posting # 21 (wenn ich nicht irre) behauptet er mal wieder, es stünde etwas über das "Sakrileg rassischer Vermischung" o.ä. in der Thora. Nun, witzigerweise ist die früheste bekannte Fassung der Thora das sogenannte "Pentateuch" und damit identisch mit unserer "christlichen Urfassung" der fünf Bücher Mose. Wenn also in der Thora etwas steht, was "Amtmannn" angreift, dann kann er uns genausogut gleich den Vers der schriftlichen Bibelfassung angeben, in der diese "schrecklichen jüdischen Sachen" stehen.

      Etwas anderes ist es mit den Dingen, die nach "Amtmannn" angeblich im Talmud stehen, denn dies ist eine ursprünglich mündliche Überlieferung zu den Büchern Mose. Diese Fassung wurde nach der ersten Jahrtausendwende von verschiedenen Rabbinern erstmals schriftlich niedergelegt und ist je nach religiöser Auffassung der jeweiligen jüdischen Gemeinde häufig umstritten. Es ist nicht auszuschließen, daß irgendwann irgendein Rabbi mal etwas "Anti-Nichtjüdisches" formuliert hat, doch dies hat dann einen religiösen Charakter, ähnlich dem Glauben der Zeugen Jehovas, daß nur sie selbst das Jüngste Gericht wirklich "überleben" werden, während alle anderen der Strafe Gottes "anheimfallen" werden.

      Desweiteren wirft er mal wieder alles durcheinander (z.B. die Spinnereien von "Shas-Partei" und "Kach-Partei" ), weil er nicht in der Lage ist, sich vorzustellen, daß es auch weltoffene nicht-religiöse, sondern laizistische Juden / Israelis geben könnte. (Merke am Rande: Nicht jeder Jude ist ein Israeli, aber die meisten Israelis sind Juden! )
      Die Führer von Kach- und Shas-Partei sind für die meisten Israelis "absolute Spinner" aus verschiedenen Gründen.
      Der Führer und Gründer der Kach-Partei war bis zu seiner Ermordung durch einen palästinensischen Attentäter ein Mann namens Meir Kahane, ein extrem nationalistischer Rabbiner, der weniger Wert auf Religion als auf antiarabischen Rassismus legte. Sein Wahlprogramm erschöpfte sich im wesentlichen in der Wahlkampfaussage, daß "das Heilige Land von Gott speziell den Anhängern seiner Glaubensanschauung versprochen worden sei und diese daher das Recht hätten, die Palästinenser daraus zu vertreiben.
      Der Führer der Shas-Partei hingegen ist ein ziemlich seniler alter Glaubens-Guru namens Ovadia Yossef (gewesen? ), der eine große Schar ultra-orthodoxer Spinner versammelt hat, die zunächst mal sogar den Staat Israel abgelehnt hat, weil nur der bald kommende Messias (Jesus war nämlich für die Shas-Fans nur einer seiner Propheten!) das NEUE Israel errichten kann. Im Parlament arbeitet die Shas eigentlich nur mit, weil man nur so auch die laizistischen Juden mit extremen Sabbatregeln quälen kann. (Diese nennen die Shas `liebevoll` "the bane of Israel".)
      Und dieser Ovadia Yossef hatte vo ca. 3 Jahren den "tollen Einfall", daß Gott grundsätzlich keine Ungerechtigkeiten gegenüber Unschuldigen zulassen kann. Da mußte sich der gute alte Ovadia-Guru schnell eine Theorien-Mischung aus indischer Seelenwanderung und "unwertem Sünderleben" zurechtzimmern. Deshalb waren für Ovadia Yossef (o.a. Yossif) plötzlich die Opfer des nationalsozialistischen Massenmords "Sünder", die für ihre Strafen in einem früheren Leben wiedergeboren wurden, um unter den Nazis dafür zu leiden. Im israelischen Parlament durfte er sich nach Verkündung seiner Theorie dann sofort die Gegenargumentation anhören: "Wenn ich sie jetzt totschlage, dann ist das also die gerechte Bestrafung Gottes für eine Sünde aus ihrem früheren Leben?"
      Es ist schön bezeichnend, daß "Amtmannn" vorzugsweise ultra-orthodoxe Spinner und Extremisten zitiert, um seine abwegigen Theorien untermauern zu können. Ich werde demnächst wohl mal die Weltanschauung von den Zeugen Jehovas entgegenhalten, denn die sind genauso "logisch" und "weltoffen" aufgebaut, wie die Zitate von "Amtmannn".
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      schrieb am 15.11.02 11:11:10
      Beitrag Nr. 27 ()
      kein Kommentar. :cool:
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      schrieb am 15.11.02 11:14:18
      Beitrag Nr. 28 ()
      Also zurück zur gedanklichen Fortsetzung von Text 2:
      Der normale Deutsche fragt sich heute natürlich: Hä? Was sind denn die Protokolle der Weisen von Zion und um was geht`s hier eigentlich?
      Um diese Frage zu beantworten, ist es ganz interessant, sich mal schnell über die Geschichte des Antisemitismus und Rassismus in den letzten 200 Jahren zu informieren, wofür die folgenden Textauszüge dienen sollen. Dabei erfährt man dann auch gleich noch etwas über den Ursprung der Wortschöpfungen Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Zionismus.
      Quelle hierfür ist das Standardwerk von Hans-Joachim Lieber (Hrsg.): Politische Ideen und Theorien von der Antike bis zur Gegenwart. Ich verwende hierbei die Sonderausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung von 1993. Von den Kultusministerkonferenzen zur Bildungsarbeit besonders empfohlene Bücher zur politischen Bildung werden im allgemeinen von der Bundeszentrale für politische Bildung in Sonderausgaben verlegt, erhalten damit sozusagen die "höheren Weihen aller bisherigen Bundesregierungen" und sind als solche oft kostenlos bei der Bundeszentrale erhältlich.

      Da ich mir auch schon denken kann, was ich hier gleich wieder für Postings lesen können werde, möchte ich auch gleich die Gelegenheit nutzen, die Leser über den Begriff Volksverhetzung anhand interessanter Beispiele zu informieren:
      http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=280344%2Ehtm

      Die vom Dritten Reich verfochtene Weltanschauung speiste sich aus vielen Quellen, die zumeist im 19. Jahrhundert zu fließen begonnen hatten. So ist hier zunächst ein Blick über diese Quellen zu richten und über diejenigen Komponenten zu sprechen, die die nationalsozialistische Ideologie am nachhaltigsten negativ beeinflußten: über Rassismus, Antisemitismus und Sozialdarwinismus. All das war in vielen Ländern virulent, es handelte sich also nicht um Eigentümlichkeiten des deutschen politischen Denkens, und es mußte keineswegs zwangsläufig ein Phänomen wie den Nationalsozialismus aus sich entlassen. In Deutschland aber geschah das, und er wurde hier zwischen 1933 und 1945 mit unbarmherziger Konsequenz vertreten. So ist es gerechtfertigt, die drei Komplexe hier unter der Überschrift Nationalsozialismus mitzubehandeln.

      Rassismus und Antisemitismus

      Unterschiede zwischen den Menschen wurden naturgemäß stets gesehen und vielfach oder wohl sogar überwiegend nicht nur als Äußerlichkeiten betrachtet, sondern mit Wertungen in Verbindung gebracht. Die Neigung, die eigene Art und Lebensweise hochzuschätzen, die der Nachbarn dagegen geringer einzustufen, war und ist weit verbreitet. Der Kern des Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Überlegenheitsgefühl, ist mithin ein menschliches Urphänomen. Zum Rassismus konnte diese Haltung allerdings erst werden, als die Europäer eingehendere Bekanntschaft mit den Bewohnern anderer Kontinente machten, also im Zusammenhang mit der europäischen Expansion über die Erde. Die Berührung mit den Indianern Amerikas und mit den Schwarzafrikanern setzte wegen des großen kulturellen Unterschieds zwischen Weißen und Einheimischen rassistische Gefühle frei. Die größer werdende technische Diskrepanz zwischen den Europäern in der alten Welt und in Übersee und den Nichteuropäern ließ das europäische Überlegenheitsgefühl im 19. Jahrhundert sehr stark ansteigen. Jetzt wurden auch die Asiaten in die Abwertung aller anderen Völker voll mit einbezogen. Diese breite rassistische Haltung gab dem Imperialismus beachtliche Schubkraft.

      Das wirkte auf die klassifikatorischen Bemühungen von Naturforschern zurück. Was mit George Louis Leclerc de Buffon (1707-1788) und Carl von Linné (1707-1778) begann und sich über Antoine de Lamarck (1747-1829), Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840) und George de Cuvier (1769-1832) in das 19. Jahrhundert hinein fortsetzte, geschah zum Zwecke der Systematisierung, ließ sich aber werthaft auslegen, und das wurde im 19. Jahrhundert fortlaufend unternommen. Jetzt erwuchs Rassismus als publizistisch breit verankerte Denkrichtung 387 . Der erste Autor, der vermeintliche rassische Unterschiede ganz betont politisch ausmünzte,
      gehörte freilich in eine frühere Zeit. Es war dies Graf Henri de Boulainvilliers (1658-1722). Er sah in seiner erst fünf Jahre nach seinem Tode veröffentlichten Histoire de l`ancien gouvernement de la France den echten französischen Adel als Blutserben der fränkischen Eroberer an, während die übrigen Franzosen von den unterworfenen Galliern herkämen, und leitete daraus Herrschaftsansprüche ab. Mit großer Unzufriedenheit beobachtete er, wie Ludwig XIV. (1638-1715) über den wahren Adel hinwegging und aus den einst Unfreien einen neuen Briefadel schuf. Er fand verschiedene literarische Nachfolger, wenn zumeist auch nicht mit dieser sozialdefensiven Zielsetzung. So bewertete etwa der Historiker Augustin Thierrv (1795-1856) alle ständischen Unterschiede als ethnisch oder rassisch bedingt.

      Der wichtigste Nachfahre Boulainvilliers wurde der französische Diplomat und Orientalist Joseph Arthur Comte de Gobineau (1816-1882), der 1853 bis 1855 in Paris ein umfangreiches vierbändiges Werk mit dem Titel Essai sur l`Inégalité des Races Humaines veröffentlichte, in dem er den Ertrag eigener früherer Arbeiten und einer breiten Lektüre darlegte. Der Autor suchte die damalige anthropologische und sprachwissenschaftliche Diskussion in den universalhistorischen Zusammenhang zu stellen. Er konstatierte, daß es drei Rassen gebe, die weiße, die gelbe und die schwarze. Da er ältere, nicht mehr nachweisbare Strukturen, die Primärrassen, voraussetzte, nannte er die drei Rassen Sekundärrassen. Ihre Merkmale erachtete er als unveränderlich, gab aber zu, daß vielfältige Mischungen möglich seien. Die Fähigkeiten der drei Rassen bezeichnete er als sehr verschieden. Schöpferische Kraft habe nur die weiße Rasse, sie sei deshalb allen anderen überlegen. Die Gelben seien durch eine besondere Begabung für Handel und Handwerk ausgezeichnet. Die Schwarzen hatten in seinen Augen wenig Wert; sie besäßen allenfalls eine besondere Musikalität, sonst aber nur geringe Fähigkeiten und seien somit letztlich eine Sklavenrasse. Bei den ständigen Rassenmischungen trage stets die höhere der beiden sich verbindenden Rassen das Opfer: Ihre besonderen Qualitäten würden dabei im Wert gemindert.

      Gobineau meinte, daß man den rassischen Rang eines Volkes an seiner Hautfarbe ablesen könne. Ganz oben in der Hierarchie standen nach seiner Uberzeugung die im Nordwesten Europas lebenden langschädeligen germanischen Arier; sie hätten sich am wenigsten vermischt und damit ihre ursprünglichen Qualitäten am reinsten bewahrt, ihnen sei mithin auch am stärksten die Fähigkeit zum Herrschen gegeben. Ihre besten Vertreter seien noch im französischen Adel aufzufinden, während das Bürgertum beachtliche Einschläge der gelben, das einfache Volk Blutbestandteile der schwarzen Rasse aufweise. Die Deutschen waren für Gobineau ein keltisch-slawisches Mischvolk; Germanentum vermochte er bei ihnen wenig zu entdecken. Daß die Arier die eigentlich kulturschöpferischen Menschen gewesen seien, hielt er für vielfach belegt: Alle bedeutenden außereuropäischen Kulturen seien von arischen Eroberervölkern begründet worden. Der weiteren Entwicklung sah er mit Pessimismus entgegen. Wegen der ständigen Rassenmischung würden die arischen kulturellen Qualitäten ständig abgesenkt, das Ariertum auf die Dauer verschwinden. So werde sich eine nivellierte Gesellschaft der Mittelmäßigkeit bilden. Gobineau war natürlich Kultur-Pessimist.

      Zu ähnlichen Überzeugungen kam fast gleichzeitig der britische Anatom Robert Knox (1798-1862), der sich ebenfalls eingehend mit den Menschenrassen beschäftigt hatte. Vermeinte Gobineau die besten rassischen Elemente im französischen Adel als reinste Inkarnation des Ariertums zu finden, so schätzte Knox die Sachsen am höchsten ein; neben ihnen seien auch die Slawen von besonderem Rang. Sein Urteil über die farbigen Völker war noch härter als das Gobineaus. Namentlich auf die schwarze Rasse sah er voll Verachtung herab, und auch die Juden beurteilte er sehr negativ. In Deutschland wurde der Wert der indogermanischen Völker insbesondere von dem hier lebenden norwegischen Orientalisten Christian Lassen (1800-1876) in einer breitangelegten Indischen Altertumskunde verfochten. Schon einige Jahrzehnte früher hatte übrigens Friedrich Schlegel (1772-1829) in seiner Abhandlung Über die Sprache und Weisheit der Inder aus dem Jahre 1808 die Überlegenheit der Arier sprachwissenschaftlich zu begründen versucht. Auch diese Arbeiten waren gewiß nicht wirkungslos, ihr Einfluß ließ sich aber mit dem, der Gobineaus Essays zukam, ganz und gar nicht vergleichen. Bedeutsam für die Rezeption Gobineaus in Deutschland war die Tatsache, daß er in seiner letzten Lebensphase mit dem Komponisten Richard Wagner (1813-1883) in Berührung kam, einem kompromißlosen Antisemiten und Verklärer des Heroismus. Der Freundes- und Schülerkreis Wagners trug viel zur Popularisierung Gobineaus bei, allen voran der Bibliothekar und Schriftsteller Ludwig Schemann (1852-1938), der 1894 eine Gobineau-Gesellschaft gründete, 1898 dessen Hauptwerk auf deutsch publizierte, später eine Briefausgabe folgen ließ und zahlreiche Veröffentlichungen zu Gobineau vorlegte

      Dem Bayreuther Wagner-Kreis gehörte auch der seit 1885 in Mitteleuropa lebende, aus einer englischen Offiziersfamilie stammende Schriftsteller und KulturPhilosoph Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) an; er war mit Wagners Tochter Eva verheiratet. Mit seinem rassentheoretischen Werk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts (1899) fand er weite Beachtung - das Buch erlebte in wenigen Jahrzehnten annähernd dreißig Auflagen. In späteren Arbeiten führte er seine Ansichten weiter aus; keine dieser Veröffentlichungen kam jedoch an seinen großen Erfolg von 1899 heran 393 . Der Antisemitismus war bei Chamberlain stärker ausgeprägt als bei den älteren Autoren, und auch sozialdarwinistische Vorstellungen spielten bei ihm eine große Rolle. Er ging nicht, wie Gobineau, davon aus, daß die menschlichen Rassen von Anbeginn an ungleich gewesen seien, aber auch er sah ihre Entwicklung durch die vielfältigsten Mischungen bestimmt, und auch er sah als Ergebnis dieser Prozesse verschiedene Wertigkeiten. Den Rassenbegriff definierte er eng; im Grunde bedeutete er ihm ein Synonym für Nation. Am höchsten stufte er die Germanen ein und unter ihnen wieder die Bewohner seiner Wahlheimat, die Deutschen. Auf der anderen Seite hätten die Juden sehr wohl erkannt, daß Rassenmischung allemal schädlich sei. Sie seien den Germanen zwar unterlegen, aber doch außerordentlich tüchtig und deshalb gefährlich, wie an dem erheblichen Einfluß abzulesen sei, den sie auf viele ihrer Wirtsvölker hätten. Beispiel für absurdes Zwiedenken fast wie in Orwells ?1984?: Den Germanen unterlegen, weil sie tüchtiger sind!?? Einen Zusammenprall zwischen Germanen und Juden sah er voraus, und er meinte, daß die Germanen dabei nur bestehen könnten, wenn sie sich klarmachten, daß es auf Rassenstärkung ankomme, und daraus die nötigen Konsequenzen zögen.

      Die Feindschaft gegenüber den Juden hatte in Europa eine lange Tradition. Dem entsprachen durchweg Beschränkungen der Rechtsstellung. Zwar gab es seit dem 18. Jahrhundert das Bestreben, der jüdischen Bevölkerung die Gleichberechtigung zu gewähren, aber das ließ sich nur gegen große Widerstände und sehr allmählich in die Tat umsetzen. Die Gegenkräfte waren stark. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Stimmung gegenüber den Juden. Wer ihre Emanzipation bejahte, nahm sie als gleichberechtigt an, wer sie weiter unter Sonderrecht halten wollte, änderte seine Argumentation: Die religiöse Komponente trat zurück, wirtschaftliche Faktoren erlangten mehr Gewicht, und das Gefühl der Andersartigkeit wurde auf den Nenner gebracht, es handle sich eben um eine andere Rasse, die Semiten. Aus dem älteren Antijudaismus wurde so der Antisemitismus. Dieser Terminus wurde erstmals 1860 von dem jüdischen Philologen Moritz Steinschneider (1816-1907) in kritischer Auseinandersetzung mit Ernest Renan geprägt. Er wurde aber erst ein Vierteljahrhundert später allgemein gebräuchlich, nachdem der deutsche Schriftsteller Wilhelm Marr ihn 1879 zum politischen Schlagwort gemacht hatte.

      Die Reihe der antisemitischen Äußerungen ist außerordentlich lang. Von französischen Autoren müssen hier an erster Stelle der Fourier-Schüler Alphonse de Toussenel (1803-1885) und Edouard Drumont (1844-1917) genannt werden. Ersterer beklagte 1845, daß die Juden die eigentlichen Könige der Epoche seien, da sie die Welt finanziell beherrschten und alle Länder ausplünderten; letzterer jammerte vier Jahrzehnte später in einem sehr erfolgreichen Buch darüber, daß Frankreich durch die jüdischen Kapitalisten enteignet werde; dieser Prozeß vollziehe sich nahezu naturgesetzlich, und er sei nur zu beenden, wenn man die Juden vertreibe 197. Ähnlich behauptete in Deutschland Otto Glagau (1834-1892) in einer Artikelserie in der vielgelesenen Zeitschrift Die Gartenlaube, daß die Juden den größten Anteil am Börsen- und Gründungsschwindel hätten. In der wenig späteren Buchausgabe erklärte er, er wolle »die Juden nicht umbringen oder abschlachten, sie auch nicht aus dem Lande vertreiben«, er wolle ihnen auch nichts nehmen »von dem, was sie einmal besitzen«, aber er wolle »sie revidieren und zwar funditus revidieren«. Großzügig und generös, der Mann, nicht? Gegen ihre Ausschreitungen und Anmaßungen müsse vorgegangen werden, sie dürften sich nicht länger überall in den Vordergrund drängen.

      Wenig später unterstrich Wilhelm Marr dann sehr viel stärker, was er als rassische Seite des Problems ansah. Er behauptete, daß die Juden als Rasse unmittelbar vor dem Sieg stünden. Entschieden verfocht auch der Nationalökonom und Publizist Karl Eugen Dühring (1833-1921) in zahlreichen Veröffentlichungen eine antisemitische Weltsicht, namentlich in seinem Buch Die Judenfrage als Frage des Rassencharakters. Er diffamierte die Juden rundum: Sie seien überall die Ausbeuter und würden es überall und unter allen Umständen bleiben. In Jahrtausenden seien sie sich dem Grundcharakter nach gleich geblieben, kein soziales System und keine Veränderung der Gesellschaft werde daran etwas ändern, »die Judenselbstsucht würde nur andere Formen annehmen«. Über die Unverbesserlichkeit des Stammescharakters dürfe man sich keine Illusionen machen. Die aneignenden Kräfte des Kapitals seien eine Kleinigkeit gegenüber dem, was Judenart zuwege bringe, aber auch den Sozialismus machten sie sich zunutze. »Schon heute beuten sie den Sozialismus und die der verjudeten Sozialdemokratie folgenden Arbeiter für jüdische Interessen aus.« Dühring empfahl deshalb wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Gegenmaßnahmen. Auch bei dem Wiener Orientalisten Adolf Wahrmund (1827-1913) wurde das Bild des ewigen Juden vorgestellt, während der Prager Theologieprofessor August Rohling (1839-1931) den jüdischen Kampf gegen das Christentum als besonders gefährlich ansah. Den Talmud betrachtete er als Programmschrift der jüdischen Weltherrschaft. Gegen die Juden helfe allein die Vertreibung .....

      In Rußland war der Antisemitismus ausgesprochen stark. Hier gab es Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Pogrome, die großen Anteil daran hatten, daß viele Juden auswanderten. Der düsterste ideologische Beitrag aus Rußland zum Antisemitismus waren die 1903 erstmals in gekürzter Fassung, 1905 in ganzer Länge veröffentlichten sogenannten Protokolle der Weisen von Zion, eine Schrift, die anderthalb Jahrzehnte später zum Bestseller wurde; allein in Deutschland erlebte innerhalb von 18 Jahren 22 Auflagen. Es handelte sich dabei um Berichte über angebliche Geheimsitzungen auf dem Baseler Zionistenkongreß 1897, die der Frage gewidmet gewesen seien, wie die Juden die Weltherrschaft erlangen könnten; dabei sei jedes Mittel zur Erreichung dieses Ziels als gerechtfertigt bezeichnet worden.

      Wenigstens engagierte Antisemiten sahen keinen Grund, an der Echtheit der Protokolle zu zweifeln. Tatsächlich waren es Fiktionen, deren Urfassung eine französische Satire auf Napoleon III. aus dem Jahre 1864 war. Diesen Text hatte ein russischer Journalist Jahrzehnte später nach Rußland gebracht und ihn auf Finanzminister Witte umgemünzt, und schließlich hatte ihn der Chef des russischen Auslandsnachrichtendienstes, Pjotr Ratschkowski (gest. 1911) nochmals umgearbeitet.

      9.2 Sozialdarwinismus

      Im Sommer 1858 veröffentlichten der englische Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) und sein um eine halbe Generation jüngerer Landsmann Alfred Russell Wallace (1823-1913) im sehr angesehenen Journal of the Proceedings of the Linnean Society einen Artikel On the Tendencies of Species to Form Varieties, and on the Perpetuation of Varieties and Species by Natural Selection, in dem sie den Ertrag ihres Nachdenkens über den Entwicklungsgang der Natur in gedrängter Form vortrugen. Darwin hatte grundlegende Einsichten dazu in den frühen dreißiger Jahren gewon nen, als er an der Reise des Vermessungsschiffs Beagle nach Südamerika teilgenom men hatte. Besonders die Beobachtung von Finken auf den Galapagos-Inseln hatte ihn beeindruckt, da sie sich von den Artgenossen auf dem Festland auf charakteristi sche Weise unterschieden und sich mithin an ihre Umgebung angepaßt haben mußten. Zur systematischen Bewertung dieses Phänomens gelangte er einige Jahre später in England, als er Robert Malthus (1766-1834) las und bei ihm den Begriff des Kampfes ums Dasein fand, eine Theorie, mit der er arbeiten konnte . Wie beim Menschen wirkten Auslesemechanismen auch überall sonst in der Natur. Überall finde ein ständiger Kampf ums Dasein statt. Dabei verschwänden im Laufe einer längeren Entwicklung die weniger angepaßten Formen, es komme zum Überleben der Geeignetsten, zum survival of the fittest. Wallace war während einer Forschungsreise im malayischen Archipel zu ähnlichen Schlüssen gekommen. Als Darwin davon hörte, daß Wallace seine Überlegungen zu publizieren gedachte, entschloß er sich, auch selbst aus der Zurückhaltung herauszutreten, die er bis dahin geübt hatte. Für die Darlegung der Grundpositionen taten sich die beiden Forscher zusammen, womit jeder Prioritätenstreit vermieden war. Im folgenden Jahre trug Darwin seine in Jahrzehnten entwickelten Ansichten, die Evolutionstheorie, der wissenschaftlichen Öffentlichkeit umfassend vor. Die Darwinsche Theorie machte sehr schnell Schule.
      Der Boden war ihr ohnehin seit dem 18. Jahrhundert vorbereitet worden. Als einer der ersten hatte Buffon in seiner Histoire Naturelle (1749 ff.) Überlegungen angestellt, die in Darwins Richtung wiesen. Sie wurden zugleich aber heftig angegriffen und blieben sehr lange umstritten.

      Darwins Gedanken wurden sehr bald aus der Naturgeschichte auf die Politik übertragen. Das war keine besondere Kunst, hatte es doch schon immer Starke und Schwache, Sieger und Verlierer gegeben. Auch hatte Darwin selbst den Begriff des Kampfes ums Dasein der politischen Literatur entnommen. Mehr noch: Schon einige Jahre vor Darwin und Wallace hatte der englische Sozialphilosoph Herbert Spencer (1820-1903) vom survival of the fittest im sozialen Bereich gesprochen; er hatte sich 1850 und wiederholt in den Folgejahren gegen staatliche Armenhilfe ausgesprochen, weil die Natur wolle, daß sich die Besten durchsetzten. Damit war der Sozialdarwinismus vor Darwin formuliert. (Darwin selbst wandte sich jedoch mit zunehmendem Alter gegen eine Übertragung seiner Entwicklungsprinzipien biologischen Lebens auf die menschliche Gesellschaft, weil ihm klar wurde, dass Rassisten sich seiner Anschauung mit eugenischen Hintergedanken bemächtigen würden, während der "Kampf ums Dasein in der Natur" KEINER Teleologie [= geplanter Zweckabsicht] unterlag.) Wenn dieses Phänomen gleichwohl nicht den Namen »Spencerismus« trägt, so deshalb, weil der Durchbruch dieses Vorstellungskreises im politischen Denken erst erfolgte, nachdem Darwins Werk scheinbar die höheren naturwissenschaftlichen Weihen dazu gegeben hatte. Spencer selbst trug auch in seinen weiteren Arbeiten lebhaft dazu bei, den Sozialdarwinismus populär zu machen. In Deutschland war der wichtigste Wegbereiter dieses Denkens der Jenaer Zoologieprofessor Ernst Haeckel (1834-1919). Er trat nicht nur immer wieder für die naturwissenschaftlichen Arbeiten Darwins ein - sein einflußreichstes Buch war hierbei wohl seine Natürliche Schöpfungsgeschichte von 1868 -, sondern war zudem tief von der Überzeugung durchdrungen, daß der Kampf ums Dasein auch eine Kategorie des sozialen Lebens sei. Rassistische und antisemitische Vorstellungen teilte er gleichermaßen

      Es konnte nicht ausbleiben, daß die Überlegung angestellt wurde, die natürliche Selektion könne beeinflußt und sogar gesteuert werden. Schon 1869 sprach sich der Naturforscher Francis Galton (1822-1911), ein Vetter Darwins, dafür aus, daß die Vermehrung weniger wertvoller Menschen behindert, die hochwertiger Ehepaare dagegen mit allen Mitteln gefördert werden müsse. Der Staat müsse ein Zensussystem für die Ehetauglichkeit einführen und die Sorge um die nachwachsenden Generationen sei eine seiner zentralen Aufgaben. Galton wurde so zum eigentlichen Begründer der Eugenik. In der Folge bildete sich schnell eine große Schule von Sozialdarwinisten und Eugenikern, die besonders im angelsächsischen Raum und in Deutschland blühte. Zu nennen sind etwa Thomas Henry Huxley (1825-1895) und John Berry Haycraft in England, Alexander Tille (1866-1912), Otto Ammon (1842-1915), Wilhelm Schallmeyer (1857-1919) und Alfred Ploetz (1860-1940) in Deutschland. Sie alle beklagten, daß durch die Verbesserung der Hygiene eine ständige Rassenverschlechterung eingetreten sei, wollten aber natürlich den Fortschritt der Medizin nicht aufhalten oder gar zurückdrehen. So traten sie dafür ein, daß der Wegfall der natürlichen Selektion mittels Krankheiten durch bewußte Eingriffe ersetzt werden müsse, weil die soziale Problematik sonst unerträglich würde. Sie entwickelten ein umfassendes Programm eugenischer Maßnahmen, von der zwangsweisen Sterilisation über das Zwangsasyl und das Eheverbot bis zur Förderung erwünschter Ehen und der moralischen Inpflichtnahme hochwertiger Elternpaare, viele Kinder zu haben. Ausbleibende oder geringe Vermehrung der geistig und körperlich Schwachen, starke Vermehrung und Kräftigung der Wertvollen, auf diesen Nenner lassen sich die Absichten der Eugeniker bringen.

      All das war nicht nur innerstaatlich wichtig. Der Grundsatz des Kampfes ums Dasein galt den Sozialdarwinisten ebenso für die zwischenstaatlichen Beziehungen. »Alle Maßnahmen und Unternehmungen der inneren und äußeren Politik müssen dem Ziel dienen, die Lebensfähigkeit der Nation auf die Dauer zu sichern«, schrieb etwa Wilhelm Schallmeyer 1918 4117 . Deshalb hatte auch die quantitative Bevölkerungspolitik hohen Rang. Die qualitative Seite wurde aber nie vergessen. Die Möglichkeit aufsteigender Stammesentwicklung sei ja nur die positive Seite des Kampfes gegen die Degeneration. In weiterer Perspektive war durchaus an Höherzüchtung des Volkes gedacht.

      Die von den Sozialdarwinisten entwickelten Vorstellungen konnten mit Demokratie kaum zusammengehen, sollte das Individuum doch straff in die Gemeinschaft eingegliedert und in zentralen Entscheidungen seines Lebens von übergeordneten Instanzen abhängig gemacht werden. Ständisch gestufte oder autoritäre Strukturen erschienen als das geeignetste Verfassungsmodell. Alexander Tille etwa bezeichnete sich ausdrücklich als Sozialaristokraten.
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      schrieb am 15.11.02 11:39:57
      Beitrag Nr. 29 ()
      Zionismus (als politische Bewegung im Gefolge von Nationalismus und als Reaktion auf Anti-Semitismus)

      Die Sehnsucht nach Zion (Jerusalem) und die Hoffnung auf Rückkehr ins Heilige Land sind feste Bestandteile der religiösen Überlieferungen des Judentums. Erst der moderne Risorgimento-Nationalismus mit seinen Ideen von Freiheit und Selbstbestimmung gibt jedoch den zionistischen Autoren die ausschlaggebenden Impulse zur Verwandlung der religiösen Verheißung messianischer Rückkehr in ein nationalistisches politisches Programm. Mit dem Zionismus greift das Judentum die Anstöße des modernen Nationalismus politisch auf und antwortet zugleich auf die neuartigen Herausforderungen eines modernen Antisemitismus und einer - von den zionistischen Autoren als gescheitert interpretierten - Politik der Assimilation.

      Judenenemanzipation und Antisemitismus - Die historischen Voraussetzungen des Zionismus

      Seit dem Mittelalter hatten die Juden unter Bedingungen sozialer, kultureller und rechtlicher Diskriminierung gelebt. Die erzwungene Isolierung des Ghettos trennte sie von der sie umgebenden Gesellschaft. Landerwerb war ihnen ebenso wie Handwerk und ordentlicher Handel untersagt. Unter dem Einfluß der Französischen Revolution wird die sogenannte »Judenfrage« in Westeuropa zur Frage nach der Emanzipation von Rechtsungleichheiten mit dem Ziel einer gleichberechtigten Eingliederung der Juden in die Gesellschaft. Den Willen zum Ausbruch aus der Enge des Ghettos und zur Verschmelzung jüdischer und europäischer Gedankenwelten bekundet die Haskala, die jüdische Variante der Aufklärung. Auf Veranlassung ihres bedeutenden Vertreters Moses Mendelssohn (1729-1784) erscheint 1781 die Schrift Über die bürgerliche Verbesserung der Juden aus der Feder des preußischen Beamten Christian Wilhelm Dohm, die die Integration der Juden in das Bürgertum zum Ziel hat. »Die Aufklärung konnte ihr neues Bild an der kleinen Schicht von Juden verifizieren, die durch die freiere Wirtschafts- und Kulturpolitik europäischer Staaten als >moderne Bürger< ihrer Zeit wahrgenommen werden konnten.«

      Es bleibt der Französischen Revolution und ihren Emanzipationsgesetzen von 1791 vorbehalten, die Juden zu Bürgern mit gleichen Rechten und Pflichten zu erklären. In Deutschland kommen erst mit den Reichsgesetzen von 1871 die Emanzipationsgesetze zu einem endgültigen Abschluß. »Emanzipation und Integration sollten Hand in Hand gehen; die Integration konnte man sich aber nur auf der Basis der Assimilation der Minderheit an die Mehrheit vorstellen. Die Juden sollten so wie alle anderen werden, wobei in einer säkularisierten Gesellschaft die Religionszugehörigkeit als eine bloße Privatangelegenheit betrachtet, wurde, die im öffentlichen Leben keine Rolle mehr spielen würde. Die Juden sollten deshalb auch nicht als eine religiös-soziale Gruppe mit bestimmten, durch die Geschichte geprägten, unverwechselbaren Merkmalen emanzipiert werden, sondern als Individuen, die sich aus den spezifisch jüdischen Lebenszusammenhängen lösen würden.«

      Der Gedanke der Assimilation findet im Judentum durchaus zahlreiche Anhänger, wirft aber auch in grundsätzlich neuer Weise die Frage nach Identität und Selbstverständnis der Juden auf. In einem Prozeß jüdischer Selbstverortung wird die traditionell in sakralen Zusammenhängen verwendete hebräische Sprache seit Mitte des 19. Jahrhunderts unter den jüdischen Intellektuellen Mittel- und Osteuropas zu einer modernen Sprache des intellektuellen und literarischen Diskurses. Auch entstehen analog zum Risorgimento-Nationalismus anderer Nationen Werke zur jüdischen Nationalgeschichte wie Heinrich Graetz` elfbändige Geschichte der Juden von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart (1853/76).

      Von Übertritten zum Christentum bis zum rigorosen Festhalten an der Orthodoxie reicht die Skala der jüdischen Reaktionen auf die sich eröffnenden Möglichkeiten der Assimilation. Der moderne Antisemitismus - ein von Wilhelm Marr in Deutschland 1879 geprägter Begriff -wendet sich jedoch vor allem gegen das emanzipierte und assimilierte Judentum. Weniger die Religions- als die Rassenzugehörigkeit dient ihm als Kriterium der Ausgrenzung. Die zunehmende Gesellschaftsfähigkeit eines rassistisch begründeten Antisemitismus im Gefolge des völkischen Nationalismus repräsentiert etwa Heinrich von Treitschkes Ausspruch »Die Juden sind unser Unglück« (1879). (Bei einigen von Auryns Lieblingskontrahenten in jüngster Zeit vermutlich abgelöst durch das Motto: "Der Duden ist unser Unglück!" ;) ; frei nach dem Satz eines SS-Manns aus dem Film "Ein Lied von Liebe und Tod - Gloomy Sunday" ) Der Zionismus als politische Bewegung erfährt wesentliche Bestätigung durch den weit verbreiteten Antisemitismus. Die Auseinandersetzung des Zionismus mit den jüdischen Verfechtern der Assimilationspolitik sollte erst mit dem nationalsozialistischen Massenmord an den Juden zu einem unwiderruflichen Abschluß gelangen.

      Der jüdische Nationalismus entsteht vor dem Hintergrund der negativen Erfahrungen mit Judenemanzipation, Assimilation und Antisemitismus. Dieser äußert sich in Frankreich anläßlich der Dreyfus-Affäre, in Deutschland etwa in den Erfolgen antisemitischer Parteien.
      In Rußland kommt es nach der Ermordung des Reform-Zaren Alexander 11. 1881 zu Judenpogromen. Seit 1882 reagieren kleinere Teile der jüdischen Gemeinden dort mit gezielten Auswanderungen über Odessa und das Schwarze Meer nach Palästina auf die Judenverfolgung. Andere wandern nach Amerika aus, während die Einwanderung von »Ostjuden« in Mittel- und Westeuropa den dortigen Antisemitismus verstärkt. »Das Problem der Identität, das sich den Juden nie stellte, die ein traditionelles Leben in einer christlichen Umwelt oder auch in der islamischen Gesellschaft führten, wurde zu einer quälenden Herausforderung für die modernen säkularisierten Juden. Wenn man den Zusammenbruch der alten ökonomischen Ordnung in Osteuropa, in der die Juden ihren gesellschaftlichen Platz gefunden hatten, hinzunimmt, dann erkennt man schlaglichtartig die ungeheueren Umwälzungen, die die jüdischen Gemeinden im neunzehnten Jahrhundert durchlebten.«

      Moses Hess, Leon Pinsker und Theodor Herzl

      Ein wichtiger Vorläufer des Zionismus ist Moses Hess (1812-1875). Er stammt aus einer orthodoxen jüdischen Familie im Rheinland und ist wie Karl Marx einer der Begründer der sozialistischen Bewegung. 1842 ist er mit Marx Redakteur der Rheinischen Zeitung, seit Ende 1842 deren Korrespondent in Paris. Nach langjähriger Emigration kehrt er 1861 nach Deutschland zurück. Dort unterstützt Hess Ferdinand Lassalle und dessen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein.

      In seiner "Heiligen Geschichte der Menschheit" (1837) fordert Hess die sozialistische Umwandlung der kapitalistischen Gesellschaft. Zu dieser Zeit hat er sich weitgehend von der jüdischen Religion abgewendet und propagiert die Aufhebung des Judentums in einer universellen Menschheitsentwicklung zum Sozialismus. Als geistiges Vorbild gilt ihm hier der universalistisch orientierte jüdische Philosoph Spinoza. Unter dem Einfluß der Ideen Mazzinis greift er jedoch in seiner späteren Schrift Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätenfrage (1862) auf die Argumente des Risorgimento-Nationalismus zurück. »Zu den totgeglaubten Völkern, welche im Bewußtsein ihrer geschichtlichen Aufgabe ihre Nationalitätsrechte geltend machen dürfen, gehört unstreitig auch das jüdische Volk, das nicht umsonst zwei Jahrtausende den Stürmen der Weltgeschichte getrotzt, und wohin auch die Flut der Ereignisse es getragen, von allen Enden der Welt aus den Blick stets nach Jerusalem gerichtet hat und noch richtet... Im ersten Rausche der modernen Aufklärungsbestrebungen konnte man sich wohl der Täuschung hingeben, das ganze jüdische Volk seines Nationalkultus zu entfremden durch allgemeine Humanitätstendenzen, in welchen das Judentum mit jedem Sonderleben, wie man sich einreden mochte, unterzugehen bestimmt sei. Heute kann auch der oberflächlichste Rationalist diese philanthropische Illusion nicht mehr hegen.
      Seine deutliche Absage an das assimilationsbereite Judentum begründet Hess mit Hinweisen auch auf die Krise des liberalen Nationalismus in Deutschland seit 1848 und die völkisch-rassistischen wie auch militaristischen Entwicklungstendenzen des nationalistischen Denkens. Hess verbindet seine Vorstellungen von Sozialismus nunmehr mit der Konzeption eines aufgeklärten Nationalismus. Die antiindividualistische Ethik des Judentums mit seiner Hochschätzung der Familie sei für eine sozialistische Gesellschaft eine bedeutsame Voraussetzung. Den jüdischen Gemeinschaftsgeist entdeckt er vor allem bei den noch nicht durch den westlichen Individualismus korrumpierten Juden Osteuropas und im - im Polen des 18. Jahrhunderts begründeten Chassidismus. Erstmals in der Neuzeit vertritt Hess den Gedanken einer jüdischen Nation. Deren Territorium lokalisiert er bereits in Palästina und diskutiert als politische Voraussetzung zur Realisation seiner Konzeption die Wandlung des Osmanischeu Reiches und die Entstehung unabhängiger arabischer Staaten in Syrien und Ägypten. Von besonderer Bedeutung sind seine Überlegungen zur Sozialstruktur der in Palästina zu begründenden Nation. Da die Juden nur im Handels- und Finanzbereich sowie in intellektuellen Berufen tätig seien, müsse ein besonderes Augenmerk auf die Schaffung einer jüdischen Bauern- und Arbeiterschaft gelegt werden. Dieser Gedanke hat im späteren Zionismus gewichtige Auswirkungen gehabt: »Der Zionismus war die einzige Wanderungsbewegung mit einer bewußten Ideologie der sozialen Mobilität nach unten... (als) Grundstein für eine neue jüdische Gesellschaftsstruktur.« Die Ideen von Moses Hess bleiben für die Entstehung der zionistischen Bewegung ohne große Wirkung, obwohl sie wichtige Grundgedanken vorwegnehmen.

      Eine breitere Resonanz findet hingegen der in Odessa als Arzt tätige Leon Pinsker (1821-1891) mit seiner Schrift Autoemanzipation. Unter dem Eindruck der russischen Pogrome von 1881/82 fordert er die Gründung eines jüdischen Nationalstaates und die Organisation konkreter Maßnahmen für eine jüdische Kolonisation. »Wir müssen uns ein für allemal mit der Idee befreunden, daß die anderen Nationen vermöge eines ihnen innewohnenden, naturgemäßen Antagonismus uns ewig ausstoßen werden. Vor dieser Naturkraft, welche wie jede andere Elementarkraft wirkt, dürfen wir unsere Augen nicht verschließen; wir müssen von ihr Notiz nehmen. Beklagen dürfen wir uns über dieselben nicht. Verpflichtet sind wir dagegen, uns selbst zusammenzunehmen, uns aufzuraffen und darauf zu achten, daß wir nicht in Ewigkeit das Aschenbrödel, der Amboß der Völker verbleiben.«1300 Pinsker schwankt zunächst, ob das Territorium der jüdischen Nation in Palästina oder auf dem amerikanischen Kontinent zu suchen ist. Schließlich entscheidet er sich für Palästina. Auf seine Anregungen geht die Besiedlung der ersten Kolonie Rischon le-Zion (Liebhaber Zions) in Palästina durch jüdische Studenten zurück. Nathan Birnbaum, seit 1885 Herausgeber einer jüdischen Zeitschrift mit dem Pinskerschen Titel Selbstemanzipation, plädiert 1893 in der Schrift Die nationale Wiedergeburt des jüdischen Volkes in seinem Lande für die völkerrechtliche Gleichstellung der Juden. In dieser Schrift fällt erstmalig der Begriff »Zionismus«, der sich fortan als Bezeichnung der nationaljüdischen Bewegung durchsetzt.

      Der eigentliche Begründer des modernen Zionismus wird der Journalist Theodor Herzl (1860-1904). Geboren in Budapest, studiert er Rechtswissenschaft in Wien und wird dort ein erfolgreicher Journalist. Unter dem Einfluß der Dreyfus-Affäre, die er als Prozeßbeobachter der Wiener Neuen Freien Presse in Paris miterlebt, veröffentlicht er 1896 die Broschüre "Der Judenstaat". Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Im August 1897 organisiert er den ersten Zionistenkongreß in Basel. Er wird von den gewählten Delegierten zum Führer der Zionistenbewegung bestellt. In deren Auftrag verhandelt er mit europäischen Regierungen um die Überlassung eines Territoriums für den Judenstaat. 1902 erscheint sein utopischer Roman Altneuland, in dem Herzl unter dem Einfluß von Theodor Herzkas Roman Freiland den jüdischen Staat mit den ihn tragenden Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, Kooperation und modernen industriellen Managements ausmalt. Seine Sozialutopie ist angelehnt an Proudhons Prinzip der Wechselseitigkeit.

      Herzl kennt weder die Schriften von Hess noch die von Pinsker. Die Ausklammerung der religiösen und kulturellen Aspekte der Judenfrage und deren Reduzierung auf ein ausschließlich nationales Problem sind die Bedingung von Herzls Erfolgen bei der Sammlung der unterschiedlichen politischen, sozialen und religiösen Richtungen der facettenreichen jungen Bewegung des Zionismus: »Ich glaube den Antisemitismus, der eine vielfach komplizierte Bewegung ist, zu verstehen. Ich betrachte diese Bewegung als Jude, aber ohne Haß und Furcht. Ich glaube zu erkennen, was im Antisemitismus roher Scherz, gemeiner Brotneid, angeerbtes Vorurteil, religiöse Unduldsamkeit - aber auch, was darin vermeintliche Notwehr ist. Ich halte die Judenfrage weder für eine soziale, noch für eine religiöse, wenn sie sich auch noch so und anders färbt. Sie ist eine nationale Frage, und um sie zu lösen, müssen wir sie vor allem zu einer politischen Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvölker zu regeln sein wird. Wir sind ein Volk, ein Volk. «.... Der Zionistenkongreß in Basel einigt sich schließlich auf die Formel: »Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen Heimstätte in Palästina.«

      In seiner Schrift Der Judenstaat ist Herzl noch nicht auf Palästina festgelegt: »Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen. . Zwei Gebiete kommen in Betracht: Palästina und Argentinien.«"" Zeitweise favorisiert Herzl auch Uganda. Erst der Zionistenkongreß von 1903 verwirft das Uganda-Projekt endgültig.

      Die Balfour Declaration von 1917, mit der sich die britische Regierung in allgemeiner Weise zur Unterstützung des zionistischen Palästinaprojektes bereiterklärt, sowie die Resolution der Vereinten Nationen von 1947 haben die Gründung des Staates Israel politisch möglich gemacht, dessen staatliche Unabhängigkeit David Ben Gurion (1886-1973) dann 1948 erklärt. Der Zusammenprall des jüdischen mit dem ebenfalls erwachenden arabischen Nationalismus in Palästina sollte zum zentralen Konfliktherd im Nahen Osten werden.

      Zionistische Strömungen im 20. Jahrhundert

      Der Zionismus der nachherzlschen Periode ist durch eine Vielfalt ausdifferenzierter ideologischer Strömungen gekennzeichnet. Deren Differenzen wirken auch als innenpolitische Scheidelinien im Staat Israel fort, wenngleich die Staatsgründung für das zionistische Selbstverständnis als Zäsur gelten kann. Die Staatsgründung hat neuartige Probleme aufgeworfen, zu denen etwa die Neudefinition der Beziehungen Israels zu den Juden in der Diaspora gehört. Shlomo Avineri hat folgende zionistische Strömungen bezüglich ihrer Bedeutung für die Innenpolitik Israels unterschieden 1307: Der politische Zionismus von Herzl und seinem engen Mitarbeiter Max Nordau (1849-1923) konzentriert sich auf die Diplomatie als Mittel zur Staatsgründung in Palästina. Der kulturelle Zionismus sieht in einer nicht auf Palästina zu beschränkenden jüdischen Bewußtseinsbildung die zentralen Grundlagen auch des jüdischen Staates. Hauptvertreter sind Achad Ha` am (1856-1927), der Schriftsteller Chaim Nachmann Bialik (1873-1934) und der Philosoph Martin Buber (1878-1965).

      Der konstruktivistische Zionismus sieht in der Errichtung neuer Siedlungsformen die Voraussetzung einer auch diplomatisch abzusichernden Nationalstaatsbildung. Zu dieser Richtung zählt auch Chaim Weizmann (1874-1952), jahrzehntelang Präsident des Zionistischen Weltbundes und erster Staatspräsident Israels.

      Der sozialistische Zionismus wirkt über Gemeinschaftssiedlungen (Kibbuzim) und Kooperativen (Moskavim) maßgeblich auf die israelische Gesellschaft ein. Die Gewerkschaften (Histraduth) werden zum »Begründer und Eigentümer eines weitverbreiteten landwirtschaftlichen und industriellen Sektors der jüdischen Gesellschaft in Palästina«. Seit Mitte der dreißiger Jahre wird der sozialistische Zionismus unter Davin Ben Gurion (1886-1973) zur »bestimmenden Kraft in der zionistischen Bewegung und stellte die Führung sämtlicher Regierungen von der Gründung des Staates Israel bis 1977«.

      Der revisionistische Zionismus ist dezidiert antisozialistisch und machtstaatsorientiert. Sein Begründer Wladimir Jabotinski (1880-1940) sagt sich von der zionistischen Weltorganisation in den dreißiger Jahren los. Jabotinskis Anhänger Menachim Begin (geboren 1913) war 1977-1983 mit Unterstützung der dem revisionistischen Zionismus verbundenen Likud-Partei israelischer Premier. Der religiöse Zionismus beharrt auf der traditionell-gesetzestreuen Religionsanschauung. Seine bedeutendsten Organisationen sind die 1902 gegründete Misrachi ("merkas ruchani" heißt "geistiges Zentrum" ) und die Agudas Jisroel (Bund Israel). »Nach 1967 verursachte die sich neu eröffnende Möglichkeit jüdischer Herrschaft über die Altstadt von Jerusalem sowie über Judäa und Samaria einen Rechtsruck bei zahlreichen religiösen Zionisten.« So fordert die Gruppierung "Gush Emunim" (Der Block der Gläubigen) die jüdische Besiedlung der West Bank.
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      schrieb am 15.11.02 11:50:38
      Beitrag Nr. 30 ()
      Anhand meiner beiden vorhergehenden Postings im Sinne eines historischen Rückblicks werde ich bei nächster Gelegenheit ein Beispiel aus der realen Politik des 20. Jahrhunderts bringen, das in Form eines bestätigten individuellen Erlebnisberichts zeigt, welche Auswirkungen "Antisemitismus" noch vor nur 25 Jahren in einer realen Diktatur haben konnte.
      Speziell zum besseren Hintergund-Verständnis habe ich in den vorhergehenden Postings bestimmte Stellen "fett" hervorgehoben.
      Danach können wir uns vielleicht besser darüber unterhalten, wobei "Antisemitismus" anfängt oder aufhört.
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      schrieb am 15.11.02 12:26:15
      Beitrag Nr. 31 ()
      Ach, Auryn, du erwartest zuviel vom Leserkreis dieses Boards. Man muß die ausführlichen, wohldurchdachten und in gepflegter Sprache erörterten Gedanken etwas plakativer und kürzer fassen:
      Ich versuche das im folgenden.

      Wo beginnt Antisemitismus? Zunächst definiere ich den Begriff: gemeint ist Feindseligkeit gegenüber Juden. Diese beginnt da, wo jemand aufgrund seines Judentums die allgemeinen Rechte eines jeden Menschen verwehrt werden. Handelt es sich bei dem betroffenen Juden um einen Deutschen, so ist diese Aussage dahingehend einzuengen oder zu erweitern (sinnigerweise ist das hier ungefähr dasselbe), daß der Antisemitismus beginnt, indem dem Juden die allgemeinen Rechte eines jeden deutschen Bürgers verwehrt werden.

      Wir erkennen unschwer, daß diese Definition zwar historisch begriffen werden kann, aber aktuell nicht recht greift. Denn die allgemeinen Rechte werden den Juden - reden wir jetzt einmal speziell von jenen in Deutschland - gar nicht verweigert. Wohl aber werden Übergriffe krimineller Natur gegen jüdische Einrichtungen vorgenommen. Korrektermaßen müßte mal also von kriminellen Übergriffen mit antisemitischem Hintergrund sprechen. Wie ich schon sagte: die Juden sind erstaunlich geduldig, aber im Grunde auch weniger den Äußerlichkeiten verpflichtet als man denkt. So wurden des öfteren jüdische Bauwerke profanisiert, wobei ich jetzt von der freiwilligen Profanisierung durch Verkauf - und zwar NACH 45 - spreche. Ich vermute, daß die Juden im Laufe ihre plagenvollen Geschichte ihr religiöses Empfinden eher verinnerlicht haben - es war ja auch die biblische Bundeslade, das "Allerheiligste" der antiken Juden, transportabel, was sicherlich zum einen der Notwendigkeit bei nomadische Lebensweise bzw. zahlreichen Wanderungen entsprach, zum anderen aber auch bewirkte, daß "Tempel" eben da war, wo man das Allerheiligste niedersetzte. So ist denn ja auch "Synagoge" der "Versammlungsraum" (griech.: syn-agogein). Wenn man sich mit dem Judentum ein wenig befaßt - und die Juden sind weitgehend offen mit Informationen über ihren Glauben -, so wird einem einiges "Unverständliche" bald klar.

      Das bedeutet: die Schmach der Beleidigung durch Schändungen jüdischer Einrichtungen ist so, wie sie für andere Leute wäre, aber ich bin der Ansicht, daß die wohl beabsichtigte Verletzung des religiösen Empfindens der Juden gar nicht in dem von den Tätern gewünschten Maße geschieht, denn das Bewußtsein, den eigentlichen Kern des Glaubens in sich selbst zu bergen, schützt den Menschen jüdischen Glaubens davor. Womit ich aber keineswegs sagen möchte, daß es nichts ausmache, jüdisches Eigentum zu schänden - man muß das ja expressis verbis bzw. ausdrücklich hinzufügen, damit nicht irgendein Depp es wieder willentlich mißinterpretiert. De facto ist jedenfalls die Verletzung von Eigentum nicht gleichzusetzen der Verletzung von Menschen. Mit anderen Worten: diese Form des Antisemitismus ist immerhin keine Entsprechung zu jener des 3. Reiches. Man darf hoffen, daß das ebenso infantile wie kriminelle Aufbegehren (gegen was eigentlich??) in Gestalt von Zerstörungswut abebben wird und daß es endlich keiner Diskussion mehr darüber bedarf, daß es in diesem Lande Menschen jüdischen Glaubens gab und gibt.
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      schrieb am 15.11.02 12:44:02
      Beitrag Nr. 32 ()
      zu #28

      Wer diesen Text liest, muß zu dem Schluß kommen, daß es heute keinen Antisemitismus mehr gibt. Der Rassismus als After-Theorie des Darwinismus ist gestorben, es gibt ihn nicht mehr. Damit ist auch der - notwendigerweise - rassisch begründete Antisemitismus erledigt.

      Es mag zwar heute noch einige dumpfe Rassiten geben, aber gegenüber Juden wird nicht mehr rassistisch argumentiert.

      Wilma hat diesen Mißstand ja erkannt und Antisemtismus in "Feindschaft gegenüber Juden" umdefiniert.

      Auch Friedmann bedient sich hier einer verräterischen Sprache, spricht er doch immer von "Antisemitismus und Rassismus". Will er damit sagen, daß Antisemitismus kein Rassismus ist? Oder will er auch gegen andere Arten von Rassismus argumentieren. Dann müßte er aber sagen "Antisemitismus und andere Formen von Rassismus".

      Ich glaube ganz einfach, man möchte den Antisemitismus seines rassistischen Inhalts entkleiden und ihn weiter verwenden, weil ihn auch die Nazis verwendet haben. Man will also judenfeindliche Äußerungen für immer mit Auschwitz verbinden, das Andenken an die Toten für die Tagespolitik mißbrauchen. Heuchelei pur also.
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      schrieb am 15.11.02 13:02:12
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ich will mich auch kurz mit dem Text in #29 auseinandersetzen.

      Dieser Text schlägt wohl das richtige Thema an. Aber er räumt nicht auf mit dem klaren Vorurteil auf, der Zionismus sei eine Reaktion auf den Antisemitismus.

      Dazu braucht es nur einiger Überlegungen. Jahrhundertelang wurden die Juden immer wieder verfolgt. Gab es als Reaktion darauf eine zionistische Bewegung? Eben nicht, der Zionismus entstand erst nach der Emanzipation des Judentums, also nachdem den Juden formal die gleichen Rechte eingeräumt wurden wie anderen Bürgern auch.

      Als Folge davon kam es zu einer Integration der Juden in die Bevölkerung, vor allem in der Oberschicht. Viele Juden wollten sich assimilieren. Die stärkste Gegnerschaft entstand nicht etwa von den Nichtjuden, wie immer behauptet wird, sondern aus dem Judentum selbst. Die Assimilationsgegner hatten nämlich die Furcht, daß das Judentum im Zuge der Assimilation verschwinden würde. In der 40er Jahren des 19. Jh. heiratet ein Drittel der Juden Nichtjuden. Daher also kam die Gefahr. Die Juden würden immer Meer des nichtjüdischen Volkes versinken.

      Dies ist der wahre Grund für das Aufkommen der zionistischen Bewegung. Erst in Folge verstärkte sich die immer schon vorhandene Judenfeindschaft zu einer Bewegung des Antisemtismus.

      In welchem Umfang die Zionisten den Antisemitismus selbst gefördert haben, kann man aufgrund heutiger Geschichtsschreibung nicht feststellen. Fest steht aber, daß sie die Antisemitismus gut fanden und ihn als mächtigen Verbündeten begriffen. Dies kann man Äußerungen führender Zionisten entnehmen. Progrome - die sie erwarteten - sahen sie als Stationen auf dem Weg ins gelobte Land.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 13:37:23
      Beitrag Nr. 34 ()
      Stirner #33

      Ich glaube nicht, daß der "Zionismus", mit welchem Begriff der Wunsch nach einem eigenen Staat für die Juden verbunden ist, erst spät entstanden ist. Schon in der Bibel wird davon berichtet, daß die Juden sich aufmachten, um in ihr gelobtes Land zu gelangen, aus dem sie gekommen waren. Das ist nach meinem Dafürhalten die Urform des "Zionismus" und legt auch fest, welches Land der "Zionismus" ins Auge gefaßt hat.
      Es ist freilich in der Tat nicht recht verständlich, wieso gerade die Emanzipation der Juden einhergeht mit dem Wiederaufflammen des Wunsches nach einem eigenen Staat. Rein menschlich betrachtet könnte ich mir denken, daß a) die Emanzipation nicht schlagartig jeden inbegriff und daß b) die Juden aufgrund ihrer Erfahrungen der Entwicklung skeptisch gegenüberstanden (mit Recht, wie sich ja zeigte)
      c) ist der Wunsch nach einer - wenigstens legal - nicht umstrittenen Heimat überaus verständlich und allenfalls vielleicht Zigeunern nicht zu eigen. Das "Recht auf Heimat" ist m. W. auch gesetzlich festgeschrieben. Und wieso, bitte, soll es nicht wie für jeden auch für Juden gelten? Du magst jetzt argumentieren, der Begriff "Heimat" hinge eben speziell für Juden davon ab, ob sie sich als Religions- oder als völkische Einheit verstehen. Diese Frage ist aber eigentlich auch längst gelöst, denn es gibt "Juden" als religiöse Gruppe innerhalb unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten, und es gibt "Israelis" als Nationalität. Daß Israelis weitgehend Juden sind ist in meinen Augen kein Ausnahmezustand - zum Vergleich: Italiener beispielsweise sind weitgehend katholische Christen.
      Womit wir denn selbst bei vorsichtigem Umgehen das Problem der Palästinenser keineswegs gelöst hätten, es sei denn, wir sagen schlicht: In Israel leben hauptsächlich Personen jüdischen Glaubens, daneben gibt es andere Minderheiten, darunter Palästinenser.
      Ein Palästinenser wird nun freilich darauf hinweisen, daß "Israel" ein künstliches Konstrukt sei, basierend auf einem ehedem Palästina geheißenen Staat unter britischem Protektorat.
      Ja, und das ist ein Problem, das ich nicht lösen kann. Ich kann nur hilflos darauf verweisen, daß auch so etwas nicht singulär ist und daß die Geschichtsschreibung zahlreich oder zahllos von Landnahmen, Besetzungen, Vertreibungen usw. berichtet. Was wieder einmal eine Feststellung, keine Rechtfertigung ist. Denn das "Recht auf Heimat", das eben für alle gilt, gilt folglich auch für Palästinenser. Allerdings: die Palästinenser befinden sich in ihrer Heimat, nur gehört diese weitgehend zum politischen Gefüge "Israel". Sie wurden nicht verjagt und vertrieben. Ist es nicht auch erstaunlich, daß die Terroristen unter den Palästinenser in vielen Fällen gar nicht diejenigen sind, die ihren Wohnsitz und Arbeitsplatz in Israel haben?
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      schrieb am 15.11.02 13:49:53
      Beitrag Nr. 35 ()
      Stirner #33

      Zu deinen Schlußsätzen "In welchem Umfang die Zionisten den Antisemitismus selbst gefördert haben, kann man aufgrund heutiger Geschichtsschreibung nicht feststellen. Fest steht aber, daß sie die Antisemitismus gut fanden und ihn als mächtigen Verbündeten begriffen. Dies kann man Äußerungen führender Zionisten entnehmen. Progrome - die sie erwarteten - sahen sie als Stationen auf dem Weg ins gelobte Land."

      noch folgendes:

      Es ist Grundsatz in mehreren Religionen, duldsam zu sein und "Prüfungen" (christlich) hinzunehmen, da sie ein Meilenstein auf dem Wege in ein besseres Dasein (christlich: Paradies/Himmel) sind. Im Alten Testament wird von Hiob (= Job) berichtet, dem Gott schier unerfüllbare Pflichten auferlegte, schließlich verlangte er gar, daß Hiob ihm seinen Sohn opfere. Hiob war bereit, seinem Gott zu gehorchen, und als Gott dies sah, nahm er von seinem Wunsch Abstand und begnügte sich mit dem Opfer eines Lammes anstellt des Sohnes. Das Wesentliche war, daß Hiob seine Bereitschaft, Gott bedingungslos zu gehorchen, unter Beweis stellte.
      Mit diesem Hintergrund mußt du die Forderung von Zionisten oder Rabbinern sehen, Leid zu ertragen um einer bessere Zukunft willen. Das bedeutet nicht, daß sie es herbeigewünscht hätten. Religionsimmanent betrachtet halte ich die Aussagen nicht für widersprüchlich oder gar selbstzerstörerisch.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 14:12:09
      Beitrag Nr. 36 ()
      Und jetzt will ich hier auch mal was Langes vom Stapel lassen, auch wenn das gar nicht mein Thread ist. Ich weise, ohne weitere Bemerkung dazu, besonders auf den von mir hervorgehobenen Absatz hin.

      <Arisierung

      Enteignung

      Was geschah mit den Besitztümern der ermordeten Juden Europas? Zur Ökonomie der Nazis

      Von Götz Aly

      Landläufig stellt man sich den „Arisierungsgewinnler“ als beziehungsreichen Selbstständigen oder Konzernmanager vor, auch als korrupten kleineren oder größeren Nazifunktionär, manchmal als Kollaborateur, der sich seine schmutzigen Dienste für die Besatzungsmacht aus „entjudetem“ Eigentum honorieren ließ. Nur schwach wird im öffentlichen Bewusstsein gehalten, dass 1942/43 in Hamburg allein aus Holland 45 Schiffsladungen mit insgesamt 27227 Tonnen „Judengut“ gelöscht wurden – gedacht als unbürokratische Aufmunterung für die von Bombenangriffen extrem schwer getroffene Stadt. Bei den regelmäßigen Volksauktionen im Hafen ersteigerten sich mehr als 100000 Hamburger einzelne Stücke aus dem Geraubten – genauer gesagt: hauptsächlich Hamburgerinnen, die Männer standen an der Front. Eine Augenzeugin berichtete: „Die einfachen Hausfrauen auf der Veddel trugen plötzlich Pelzmäntel, handelten mit Kaffee und Schmuck, hatten alte Möbel und Teppiche aus dem Hafen, aus Holland, aus Frankreich…“ Mitten im Krieg.

      Doch führt jede Darstellung, die sich allein auf die genannten, sehr unterschiedlichen Kreise von Profiteuren konzentriert, in die Irre. Sie verfehlt den Kern der Sache, wenn versucht werden soll, die Frage zu beantworten, wo das Eigentum der expropriierten und zum großen Teil ermordeten Juden Europas geblieben ist. Sie lässt sich nur dann klären, wenn immer wieder die Finanzverwaltungen und Nationalbanken in Deutschland, in den verbündeten und besetzten Ländern in den Blick genommen werden.

      Zwei Tage nach dem Pogrom vom 9. November 1938 verfügte Hermann Göring die Zahlung von einer Milliarde Reichsmark als „Sühneleistung der deutschen Juden“. Mit seiner Durchführungsverordnung gestaltete das Reichsfinanzministerium die „Sühneleistung“ zu einer Vermögensabgabe von 20 Prozent aus. Jeder Betroffene musste die fällige Geldsumme in vier Teilbeträgen an das zuständige Finanzamt entrichten, und zwar „ohne besondere Aufforderung“ am 15. Dezember 1938, am 15. Februar, 15. Mai und 15. August 1939.

      Insgesamt trieb der Fiskus auf diesem Weg 1,2 Milliarden Reichsmark bei und verbuchte sie unter dem Haushaltstitel „Sonstige Einnahmen“. Die regulären Reichseinnahmen beliefen sich im Haushaltsjahr 1938/39 auf etwa 20 Milliarden Reichsmark. Die Judenkontribution erhöhte sie also um sechs Prozent. Wenn man sich für einen Moment vorstellt, der Bundesfinanzminister könnte heute ohne Steuererhöhungen über plötzliche Mehreinnahmen von sechs Prozent verfügen – das wären 15 Milliarden Euro –, dann offenbart sich sofort, wie entspannend die Zusatzeinnahme von 1,2 Milliarden Reichsmark auf den Durchschnittsarier gewirkt haben muss.

      Am 23. November 1938 erörterten die Vorstände der fünf Berliner Großbanken – neben den drei heute noch aktiven Bankhäusern Dresdner, Commerz- und Deutsche Bank die Reichskreditgesellschaft und die Berliner Handelsgesellschaft – im Reichswirtschaftsministerium „die sich durch die Judengesetzgebung ergebende Situation“ und erfuhren dort von dem Beschluss einer „Überführung des gesamten Grundstücks- und Effekten-Vermögens aus jüdischem Besitz in zunächst staatliche und später vielleicht private Hände“. In Aussicht standen weitere sechs Milliarden Reichsmark, also eine Verstetigung der Zusatzeinnahmen für die nächsten Jahre. Die deutschen Banken gewährten Juden keine Darlehen mehr, weil sie infolge der politischen Diskriminierung zu – kredittechnisch gesprochen – „schlechten Risiken“ geworden waren. Um die Zwangsabgabe zu bezahlen, mussten die Tributpflichtigen daher Wertpapiere, Schmuck und Grundstücke veräußern.

      Das machte die Bankiers nervös, da sie „überstürzte und unsachkundige Verkäufe“ von Aktien und damit die Gefahr einer „Déroute am Effektenmarkt“ befürchteten. Schließlich ging es um den für damalige Begriffe „ungeheuren Effektenblock“ von 1,5 Milliarden Reichsmark. Sie wollten, dass die Aktienpakete „langsam und unter entsprechender Marktpflege“ verkauft würden, mit der Einschränkung allerdings, „dass ein Kursrisiko irgendwelcher Art den Banken nicht aufgebürdet werden“ dürfe. Zur technischen Durchführung erklärten sie: „Wir schlagen vor, die so anfallenden Effekten zur Vermeidung unnötiger Arbeit bei den Hinterlegungsstellen, bei denen sie zur Zeit deponiert sind, zu Gunsten des Reichsfinanzministeriums zu sperren und sie dann je nach Lage des Kapitalmarktes sachlich und pfleglich zu Gunsten der Reichsfinanzverwaltung zu veräußern.“ Aber der Hitler-Staat war pleite. Das Reichsbankdirektorium warnte längst schon vor dem „unbegrenzten Anschwellen der Staatsausgaben“, das „trotz unge-heuerer Anspannung der Steuerschraube die Staatsfinanzen an den Rand des Zusammenbruchs“ führe. In dieser Situation erboten sich die Banken, „der Reichsfinanzverwaltung auf die abzuliefernden Effekten [der Juden, d. A.] einen angemessenen Kassenvorschuss zu gewähren, über dessen Bedingungen eine Verständigung wohl unschwer erfolgen könnte“. So wurde verfahren.

      Die Spitzen der deutschen Großbanken betätigten sich in diesem Fall nicht als Räuber, wohl aber als Raubgehilfen, als konstruktive Mitorganisatoren, die das effektivste Enteignungsverfahren gewährleisteten. Ferner machten sie sich zu Hehlern. Sie verwandelten das Geraubte in bares Geld. Für den Vertrauensbruch und Kundenverrat berechnete zum Beispiel die Deutsche Bank ein halbes Prozent Verkaufsprovision zuzüglich der Umschreibungsspesen zulasten ihrer jüdischen Kunden. Auch belebte der weitere Handel mit den vorübergehend verstaatlichten Wertpapieren das Geschäft und eröffnete die Möglichkeit des eigenen, privilegierten Zugriffs. In der Hauptsache jedoch floss der Erlös in die deutsche Staatskasse und minderte die Lasten für die Allgemeinheit. Dasselbe galt selbstverständlich auch für Lebensversicherungen, die zum vertraglich festgelegten Rückkaufwert an den Reichsfiskus ausbezahlt wurden.

      Will man darüber hinaus die Enteignung der Juden in den von Deutschland besetzten und abhängigen Ländern begreifen, dann erfordert das einen kurzen Blick auf die Technik der Kriegsfinanzierung. Der Erste Weltkrieg wurde in Deutschland zu 84 Prozent über Anleihen finanziert, nur zu 16 Prozent aus Steuern und Abgaben. Für den mehr als viermal so teuren Zweiten Weltkrieg galt von Anfang an die „goldene Deckungsquote“ von 50 Prozent Staatseinnahmen und 50 Prozent Verschuldung. So sollte gleich jede Erinnerung an die Kriegsinflation von 1914 bis 1918, die immerhin 100 Prozent ausgemacht hatte, und an die Hyperinflation von 1923 vermieden werden. Diese Vorgabe konnte die deutsche Finanzverwaltung bis einschließlich 1944 einigermaßen durchhalten. Nur wie? Etwa die Hälfte der regulären Staatseinnahmen hatten die besetzten und abhängigen Länder aufzubringen. Ihnen wurden ungeheuerliche Kontributionen und weit überhöhte Besatzungskostenzahlungen, Kredite und selbst Kriegsanleihen aufgebürdet. Man rechnet mit insgesamt etwa 100 bis 120 Milliarden Reichsmark.

      Jüdische Vermögen verwandeln sich in Soldatensold

      Prinzipiell sollte sich der Krieg nach dem Willen der deutschen Führung weitgehend aus den besetzten Ländern finanzieren. Daher bezogen deutsche Soldaten ihren Sold stets in der jeweiligen Landeswährung und sollten ihn dort möglichst verausgaben. Auf dieselbe Art wurden alle Dienstleistungen, Rohstoff-, Material- und Lebensmittellieferungen für die deutsche Wehrmacht und für die Ausfuhr ins Reich bezahlt. Das verlagerte den für einen Krieg typischen Inflationsdruck aus Deutschland ins europäische Ausland. Nun konnten die deutschen Besatzungsverwaltungen und Kollaborationsregierungen zwar eine mäßige Geldentwertung in Kauf nehmen, nicht jedoch eine galoppierende. Sie würde, das war allen Verantwortlichen klar, sofort jede okkupatorische Ordnung untergraben und die geregelte Ausplünderung der unterworfenen Länder verunmöglichen. An dieser Stelle der Kriegsfinanzpolitik kamen – unter äußerster Geheimhaltung – die Vermögen der europäischen Juden ins Spiel.

      Nehmen wir als erstes Beispiel das Militärverwaltungsgebiet Serbien. Hier hatten die Deutschen bereits Anfang Mai 1942 alle Juden ermordet, derer sie habhaft geworden waren; hier stellte sich die Frage nach der vollständigen Verwertung ihrer materiellen Hinterlassenschaft früh. Natürlich hatten sich an den herrenlos gewordenen Werten bereits eine Vielzahl von Interessenten bereichert, insbesondere Volksdeutsche im Westbanat. Aber das Vermögen der Belgrader Juden war noch zu mehr als 80 Prozent unberührt geblieben. Nach einigen Diskussionen verfügte Göring am 25. Juni 1942, „das jüdische Vermögen in Serbien“ sei „zu Gunsten Serbiens einzuziehen“. Damit beabsichtigte er – so wörtlich – „eine finanzielle Hilfe für den durch die Last der Besatzungskosten ohnehin stark beanspruchten serbischen Staatshaushalt zu ermöglichen“. Die serbische Kollaborationsregierung erließ das entsprechende Gesetz.

      Im Sommer 1942 betrugen die monatlichen Besatzungskosten 500 Millionen Dinar; das Gesamtvermögen der serbischen Juden schätzte man auf drei bis vier Milliarden Dinar. Zum Zeitpunkt der Berliner Entscheidung reichte diese Summe also aus, um die Besatzungskosten für ein gutes halbes Jahr zu decken beziehungsweise dafür, über einen längeren Zeitraum den Inflationsdruck auf die serbische Währung zu mindern. Praktisch lenkte die deutsche Besatzungsverwaltung auf Anordnung der Reichsregierung die Erträge aus der Verwertung des jüdischen Gesamtvermögens zuerst in die serbische Staatskasse und von dort – gemischt mit dem Geldstrom, der sich hauptsächlich aus der Notenpresse speiste – in den Besatzungskostenhaushalt.

      Am 19. März 1944 besetzten die Deutschen das bis dahin verbündete Ungarn. Im April enteigneten ungarische Behörden die 700000 Juden des Landes komplett, 430000 von ihnen wurden im Mai und Juni in großer Eile nach Auschwitz deportiert. Die Besatzungskosten, die die Deutschen zunächst verlangten, lagen bei 75 Prozent des durch die ungarische Beteiligung am Krieg gegen die Sowjetunion schon stark aufgeblähten Staatshaushalts. Am 31. Mai 1944 erklärte der zuständige Beamte im Reichswirtschaftsministerium auf einer Sitzung des „Ungarn-Ausschusses“ zur Frage der Besatzungslasten: „Die ungarische Judengesetzgebung ist inzwischen weiter vervollständigt worden. Die ungarische Regierung rechnet damit, dass die großen finanziellen Anstrengungen, die im Rahmen der gemeinsamen Kriegsführung notwendig werden, weitgehend aus dem Judenvermögen bestritten werden können. Die Vermögen sollen mindestens ein Drittel des Nationalvermögens betragen.“

      Der für die Enteignung zuständige ungarische Beamte – es handelte sich um den Verwaltungschef des Branntweinmonopols – teilte zum selben Zeitpunkt mit, „dass die beschlagnahmten Judenvermögen zur Deckung der Kriegskosten und zur Wiedergutmachung der durch Bombenangriffe verursachten Schäden verwendet werden“. Die Neue Zürcher Zeitung analysierte am 3. August 1944 die Lage in Ungarn: „Bei der Arisierung jüdischer Unternehmen ist der behördlich festgesetzte Kaufpreis sofort in bar zu bezahlen, was zeigt, dass die Aktion wie seinerzeit in Deutschland eine gewisse fiskalische Bedeutung (Erleichterung der Kriegsfinanzierung) besitzt.“ Die Sachwerte und Depositen wurden wie überall von Ungarn für Ungarn verwertet – in Geld verwandelt, floss der Erlös dann zu einem erheblichen Teil in die deutsche Kriegskasse.

      Die Plünderung der Juden von Saloniki im Jahre 1943

      Nehmen wir als letztes Beispiel den Spezialfall Griechenland. Hier herrschte im Herbst 1942 eine extrem schnell voranschreitende Entwertung des Geldes. In dieser Situation ernannte Hitler im Oktober einen Sonderbeauftragten, dem sofort der Judenreferent des Auswärtigen Amtes zur Seite gestellt wurde. Er hieß Eberhard von Thadden und beteiligte sich bis zum Februar 1943 an den Vorbereitungen zur Deportation der nordgriechischen Juden, das waren fast ausschließlich die mehr als 50000 jüdischen Bürger von Saloniki. In seinen Reisekostenabrechnungen gab von Thadden als Grund seiner Athen-Flüge an: „Sonderauftrag des Führers betr. Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Griechenland“.

      Dort hatte sich neben der Drachme bereits eine zweite Währung etabliert – das Gold. Daher brauchten es auch die Deutschen. Ihre Goldforderungen an die jüdische Kultusgemeinde und an wohlhabende Einzelpersonen setzten sofort mit der „Aktion zur Stabilisierung der griechischen Währung“ ein. Aus den Berichten der Überlebenden ist bekannt, wie der Wehrmachtsbefehlshaber von Saloniki, Max Merten, die verängstigten und gedemütigten Juden mit falschen Versprechen immer wieder zu Zahlungen zwang und höhnisch brüllte: „Goldbarren sind der Tarif“. Einige Tage vor der Deportation nach Auschwitz im März 1943 wurden die Opfer in ein kleines Warteghetto in der Nähe des Bahnhofs von Saloniki ge-bracht: „Dort mußten sie alles abgeben, Schmuck und alle goldenen Gegenstände.“

      Mithilfe von Spitzeln und Folter zwangen Mitarbeiter Eichmanns die Wehrlosen, die Verstecke ihres Schmuckes und Goldes preiszugeben. So „füllte sich die Schatzkammer der Vélissarioustraße mit allen Kostbarkeiten Ali Babas“, wie es bei Michael Molho, dem griechisch-jüdischen Chronisten der Tragödie heißt: „Auf den Tischen lagen wohlgeordnet und in verschiedenen Haufen Ringe mit Diamanten und Edelsteinen aller Nuancen und Größen, Broschen, Medaillons, Armreifen, Goldketten, Trauringe, Uhren in jeder Form, Münzen, geordnet nach Bildern und Jahreszahlen, amerikanische und kanadische Dollars, Pfund Sterling, Schweizer Franken etc. Auf der Erde häuften sich an: Vasen, chinesische Porzellangefäße, seltene Objekte, enorme Stapel von Teppichen. Es war, auf diesem Raum relativ zusammengepfercht, ein Überfluss an Reichtümern, den selbst die überschwengliche Phantasie eines Alexandre Dumas nicht sich hätte spiegeln lassen in den Augen seines Monte Christo.“ Allein an Gold erbeuteten die Deutschen in Saloniki nach verlässlichen Feststellungen aus dem Jahr 1946 „die eindrucksvolle Menge von über 12 t. Feingold“. Zu diesem Zweck wurden selbst noch die Gräber auf dem in Bauland umgewandelten uralten jüdischen Friedhof von Thessaloniki nach Gold durchwühlt.

      Das geraubten Gold setzten die Deutschen ausgesprochen effizient ein. Sie verwandten es mit Wissen der griechischen Finanzverwaltung und mithilfe griechischer Vertrauensmakler zu Stützungskäufen an der Börse. Kaum ging es im Juli/August 1943 zur Neige, stieg die Inflation wieder steil an. Daher flogen die Deutschen im letzten Jahr der Besatzung acht Tonnen Gold zur weiteren Währungsstabilisierung nach Griechenland ein. Auch dieses Gold war geraubt – von überall in Europa, nicht allein von Juden, aber auch. Doch zeigt der Transport nach Griechenland, wie wichtig dieses Mittel war, um die täglichen Kriegskosten zu bezahlen. „Als Vorteil der Goldverkäufe“, so resümierte Hitlers Sonderbeauftragter für Griechenland, „steht die technische Entlastung der Notenpresse fest, da mittels Gold erhebliche Mengen Banknoten bar für den Wehrmachtsbedarf herausgeholt wurden.“

      Im Oktober 1942 mussten die rumänischen Juden Gold, Silber, Schmuck und Wertsachen an die Staatskasse des Landes abliefern, um die Währung zu stabilisieren. Offensichtlich konnten damit nur zwei, drei Monate überbrückt werden. Daher schlossen die beiden Außenminister Ribbentrop und Antonescu am 11. Januar 1943 im Führerhauptquartier ein Geheimabkommen über die Lieferung von 30 Tonnen Gold aus den Beutetresoren der Reichsbank an die Rumänische Nationalbank, um so die rumänische Währung „für die im deutschen Interesse erfolgende zusätzliche Notenausgabe“ zu stabilisieren. In der Slowakei stabilisierte die Nationalbank die Währung durch den Verkauf von geraubten Edelsteinen. Woher die gekommen sein werden, liegt nahe.

      Das große Schweigen der Banken und der Finanzminister

      Der Verkauf von Gold, Sachwerten, Immobilien, Wertpapieren und Pretiosen erlaubte eine gewisse währungspolitische Stabilisierung in einem Krieg, der aus deutscher Sicht stets im nächsten halben Jahr gewonnen werden sollte. Der übergroße Teil des Vermögens der enteigneten und ermordeten Juden Europas verschwand eben nicht in den Kellern schweizerischer oder deutscher Banken. Wo aber dann? NS-Deutschland verhängte im Zweiten Weltkrieg eine beispiellose Kriegslasten- und Schuldenunion über Europa. Als fester Posten auf der Habenseite wurden darin die Vermögen der enteigneten Juden Europas verbucht, in Ungarn deckten sie die Besatzungskosten wohl zu 100 Prozent, in anderen Ländern nur zu fünf, zehn oder 20 Prozent – in jedem Fall dämpfte die Arisierung die Spitzenlasten, sie bremste die Inflation. Aus dem Besatzungskostenetat erhielten die deutschen Soldaten ihren Sold in der jeweiligen Landeswährung. Sie durften dieses Geld nicht mit nach Hause nehmen, sondern mussten und wollten es auf den jeweils einheimischen Märkten ausgeben. Sie bezahlten davon Lebensmittel, mit denen sie die Abermillionen Feldpostpäckchen für ihre Familien füllten, Schuhe, Seidenschals und Schmuck, die sie ihren Freundinnen und Frauen schickten; sie bezahlten davon Tabak, Schnaps oder den Besuch im Bordell. Mit anderen Teilen der Besatzungskosten wurden Rechnungen für die tägliche Truppenversorgung beglichen, für Kleidung, Transporte, Quartiere und Lazarettaufenthalte deutscher Soldaten oder die Bunker des Atlantikwalls. Alle diese Leistungen wurden mit Mitteln bezahlt, die einen zeitlich und örtlich unterschiedlichen, durch die Vermischung mit anderen Geldströmen anonymisierten Anteil der zu Geld verflüssigten Vermögenswerte der Juden Europas enthielten.

      Nach dem Krieg verschwiegen die beteiligten Beamten der Nationalbanken und Finanzministerien in sämtlichen europäischen Ländern ihre Kenntnisse über die Metamorphose der enteigneten Werte. Die überlebenden Opfer und ihre Anwälte durchschauten das System nicht. Daher findet sich in den Verfahren, die ausländische Antragsteller vor deutschen Wiedergutmachungsgerichten anstrengten, immer wieder dasselbe abweisende Argument: Nicht etwa die deutsche Besatzungsmacht, sondern die jeweilige nationale Regierung oder Verwaltung der besetzten oder verbündeten Länder habe die Juden enteignet. Das Vermögen sei daher nicht außer Landes, insbesondere nicht nach Deutschland gebracht worden. Folglich erging regelmäßig und in abertausend Fällen ein ablehnender Beschluss, begründet mit der angeblichen Unzuständigkeit deutscher Gerichte. Ebenso verstellte der einseitige Blick auf Banken, Konzerne und individuelle Profiteure den Blick.

      Tatsächlich verhielt es sich so, wie der Vertreter des Auswärtigen Amtes in Belgrad im Sommer 1942 die staatlich organisierte Form der Geldwäsche beschrieb: „Das Vermögen der Juden in Serbien ist zu Gunsten Serbiens einzuziehen, weil eine Einziehung zu Gunsten des Reiches der Haager Landkriegsordnung wiedersprechen würde. Der Erlös kommt aber mittelbar uns zugute…“ Gemeint waren alle Deutschen. Sie profitierten in einer unaufdringlichen, schwer erkennbaren Form vom Mord an den europäischen Juden. Politisch gesehen, minderten die Enteignungsakte die Lasten des Krieges für jeden von ihnen. Das hob die Stimmung in Deutschland und stärkte das Massenvertrauen in die Staatsführung. Das jüdische Eigentum in Europa wurde zugunsten fast aller Deutschen sozialisiert. Am Ende hatte jeder Wehrmachtsoldat einen Bruchteil davon in seinem Geldbeutel, jede deutsche Familie Speisen auf ihrem Teller, Kleidungsstücke im Schrank, die zu einem gewissen Teil davon bezahlt worden waren.


      Der Zeithistoriker Götz Aly veröffentliche jüngst gemeinsam mit Christian Gerlach „Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden“ (DVA 2002). Sein Beitrag ist die Rede zum Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938, gehalten in der Frankfurter Paulskirche


      (c) DIE ZEIT 47/2002>
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      schrieb am 15.11.02 14:29:55
      Beitrag Nr. 37 ()
      Auryn #28,

      ich verweise auf die Dissertation von Gisela Schoeler über das "Lebensrecht der Juden in Israel" von ca. 1945, wahrscheinlich Univ. Berlin, Fach Geschichte. Frau Dr. Schoeler war (+) mir persönlich bekannt.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 15:28:32
      Beitrag Nr. 38 ()
      PS: Frau Dr. Schoeler war Journalistin (Außenpolitik). Ihre Arbeit war von profunder Kenntnis - u. a. dank zahlreicher Reisen, vorzugsweise in Länder des Orients - geprägt und wies nie die so oft bei ihren Kollegen zu beobachtende Oberflächlichkeit mit intellektueller Tünche auf.
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      schrieb am 15.11.02 16:54:52
      Beitrag Nr. 39 ()
      Ich erlaube mir mal, die vorhergehenden Postings kurzfristig zu ignorieren, doch nächste Woche werde ich mit Sicherheit mehr Zeit haben.

      Ich füge jetzt mal das erste Posting zu meinem angekündigten Text ein, der im wesentlichen einen Buchauszug darstellt.
      Danach bin ich mal sehr gespannt auf die Diskussionen nächste Woche.

      Die Darstellung des Peronismus zu Beginn dieses Postings hat nichts mit dem später erwähnten Antisemitismus zu tun. Sie dient nur als weiterer historischer Hintergrund für den kommenden Erlebnisbericht.

      Juan Perón

      Im zweiten Drittel dieses Jahrhunderts gewannen einige lateinamerikanische Diktaturen besonderen Charakter. Das gilt namentlich für die Herrschaft von Juan Perón (1895-1974) in Argentinien. Peróns Diktatur hatte ihre Wurzel in einem Militärputsch des Jahres 1943. In der damaligen Junta rückte er rasch nach vorn, weil er für die neuen Machthaber ein konstruktives Programm entwickelte, nämlich den Unterschichten durch umfassende Sozialpolitik zu helfen. Als er 1945, damals Kriegsminister, gestürzt und zeitweilig in Haft genommen wurde, setzten sich die Gewerkschaften entschieden für ihn ein. Sie riefen einen Generalstreik aus, um seine Freilassung zu erreichen, gründeten für den bevorstehenden Wahlkampf eigens eine Partei, die ?laboristische Partei?, und machten ihn zu ihrem Präsidentschaftskandidaten. Perón gewann die Wahl und kandidierte nach einer Verfassungsänderung (1949) 1951 erneut; mit sehr großer Mehrheit wurde er im Amt bestätigt. Seine erste Amtsperiode war von dem Umstand begünstigt, daß die argentinische Wirtschaftslage sehr gut war. Das erlaubte die Inangriffnahme des sozialpolitischen Programms. In den fünfziger Jahren verschlechterte sich die ökonomische Situation, so daß Perón seine Herrschaft zunehmend durch Repression absichern mußte. Die schon in den ersten Jahren eingesetzten diktatorischen Mittel wurden verstärkt angewandt, der von der Partei betriebene Führerkult wurde gesteigert. Peróns Frau Evita (Maria Eva Duarte, 1919-1952) wurde wegen ihrer sozialpolitischen Tätigkeit geradezu verherrlicht.

      Perón erhob sein politisch-soziales Programm in den Rang einer Doktrin, die er Justicialismo nannte, Gerechtigkeitsstreben. Diesen Justizialismus ließ er 1952 gesetzlich verankern. Dem Staat wurden zwei Ziele gesteckt: Er sollte den nationalen Wohlstand fördern und die völlige politische Unabhängigkeit Argentiniens durchsetzen. Der Staat sollte sich nicht als Instrument bestimmter partikulärer Interessen verstehen, sondern als ausgleichende Kraft über den gesellschaftlichen Gruppen wirken und so soziale Gerechtigkeit schaffen. Nur im Rahmen des Gemeinwohls sollten die Individuen ihre Rechte geltend machen können. Aus dieser Grundauffassung ergab sich die Folgerung, daß der Staat bei Bedarf in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eingreifen durfte. Perón tat das zugunsten der sozial schwächeren Schichten. Bei ihnen war seine Politik deshalb sehr populär, in den etablierten Kreisen stieß sie dagegen immer mehr auf Mißvergnügen. Im September 1955 wurde er durch einen Aufstand des Heeres (in Verbindung mit der katholischen und liberalen Opposition) gestürzt und ging ins E Exil. Seine Partei wurde verboten, allerdings 1962 wieder zugelassen. Sie zerfiel, da der Führer außer Landes war, in verschiedene Richtungen. Erst 1973 konnte Perón endgültig nach Argentinien zurückkehren und wurde neuerlich zum Präsidenten gewählt. Nach seinem Tode übernahm seine dritte Frau, Isabel Perón (1931), die Präsidentschaft. Sie wurde 1976 abgesetzt.

      Von seinen Anfängen an wurde Perón als Faschist bezeichnet, namentlich im Wahlkampf 1945/46. Die ältere Literatur über den Peronismus ist fast einhellig der Ansicht, daß es sich dabei um eine faschistische Bewegung gehandelt habe, Argentinien also ein faschistischer Staat gewesen sei. Neuerlich ist das Urteil zurückhaltender. Man will den Peronismus entweder nur unter einem weit gefaßten Faschismus-Begriff ansiedeln oder spricht von Populismus. Sicher ist es problematisch, das Argentinien Peróns als faschistisch zu verstehen; das war es allenfalls von 1951/52 bis 1955 und doch wohl nur partiell. Andererseits war das Herrschaftssystem gewiß nicht nur populistisch, und unzweifelhaft hatte die peronistische Bewegung sowohl nach ihrer programmatischen Grundlage wie nach der Art ihres Auftretens deutlich faschistische Züge, aber keinerlei totalitäre Merkmale.


      Der angekündigte Erlebnisbericht (1. Teil) von Jacobo Timerman, ehemaliger Hrsg. der argentinischen Zeitschrift "La Opinión", zit. nach der vergriffenen deutschen Übersetzung seines Buchs "Prisoner Without A Name, Cell Without A Number"

      "Die einzige Lösung"

      ARGENTINIEN, ein Land mit 25 Millionen Einwohnern, befindet sich 1977 in einem Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei.

      Zwischen 1966 und 1973 gab es drei Militärregierungen nacheinander. In diesen Jahren brach die Gewalt an allen Fronten aus und schloß damit eine Entwicklung ab, die 1964 begonnen hatte. Damals waren die ersten, in Kuba von einem Adjutanten "Che" Guevaras ausgebildeten Guerilleros aufgetreten. In Argentinien gab es nebeneinander trotzkistische Land und Stadtguerilleros; Todesschwadronen, gebildet von rechtsextremen Anhängern des im Exil lebenden Juan Dorningo Perón paramilitärische


      Gruppen, die den Mord an ihren Leuten rächen wollten; parapolizeiliche Gruppen der Linken wie der Rechten, die um die Vorherrschaft stritten; und buchstäblich Hunderte anderer Gruppen, die organisierte Gewalt verübten.

      Von 1969 an geriet die Militärdiktatur, die mit der Situation nicht fertig wurde, in eine Krise. Obwohl Perón damals schon 14 Jahre im Exil war, blieb der Peronismus in Argentinien stark- Die Anhänger des vertriebenen Staatschefs verbündeten sich mit allen anderen politischen Parteien im Ruf nach Wahlen. Gleichzeitig organisierten seine mehr nach links tendierenden Anhänger, bekannt als Montoneros, die Stadtguerilla

      Die Montoneros ermordeten diejenigen, von denen sie unterdrückt wurden; diejenigen, die nach ihrer Ansicht nichts gegen die Unterdrücker taten; diejenigen, die gegen die Gewalt sowohl der Rechten wie der Linken predigten. Sie ermordeten liberale Politiker, die ihnen eines Tages einen Strich durch ihre Zukunftspläne zu machen drohten, weil sie die linke Jugend an sich zogen, sowie linke Journalisten, weil sie gegen Gewalt waren und somit Verwirrung in den Köpfen der Guerilleros stifteten. Sie organisierten auch Entführungen, weil in ihren Augen Leute, die ein Lösegeld aufbringen konnten, ihre unrecht erworbenen Güter der Gesellschaft zurückgeben sollten.

      Inzwischen hatten die rechten Peronisten ihre eigene subversive Tätigkeit über die "Drei A" (Argentinische Antikommunistische Allianz in die Wege geleitet. An deren Spitze stand José López Rega, Peróns Privatsekretär in Madrid. Die ?Drei A" ermordeten Montoneros oder solche, die sie für Montoneros hielten; sie ermordeten liberale Politiker und Verteidiger verhafteter Montoneros, deren Forderungen nach gerechten Prozessen sie als eine Form der Komplizenschaft mit der Linken betrachteten; sie ermordeten Schriftsteller und linke Journalisten, obwohl letztere gegen die Guerillas waren, weil deren Verurteilung des rechten Terrors angeblich die Willenskraft des argentinischen Volkes schwächte. Das Geld für Besoldung, den Kauf von Waffen und Autos sowie für ihre Geheimgefängnisse verschafften sie sich durch Überfälle und Entführungen.

      1972 erlaubten die Streitkräfte Perón die Rückkehr nach Argentinien, und 1973 wurden Wahlen ausgeschrieben. Perón durfte nicht kandidieren, aber der peronistische Kandidat Hector Cámpora triumphierte. Ein paar Monate später war die Lage wieder unhaltbar geworden, und Perón stellte Cámpora öffentlich bloß. Neuwahlen wurden angesetzt, und diesmal konnte niemand Perón von einer Kandidatur ausschließen. Das Volk verlangte nach ihm.

      Perón errang einen überwältigenden Sieg. Aber auch er konnte den Terror nicht stoppen, und als er kaum ein Jahr nach Amtsantritt starb, verschlimmerte sich die Lage mehr und mehr.

      Isabel Perón die dritte Frau des Präsidenten, trat die Nachfolge an und konnte sich bis 1976 an der Macht halten.

      Dann brachte eine neue Militärjunta sich ans Ruder. Daß sie 20 Monate lang im Amt blieb, lag kaum an ihrem politischen Geschick. Die Extremisten beim Militär benötigten vielmehr einen Karren, der besonders tief im Dreck steckte. So würde die Bevölkerung es für unvermeidlich ansehen, wenn ein Militärregime es an die Kandare nahm. Sie brauchten die Präsenz der Angst als Voraussetzung für Passivität. Und die wiederum bildete den Nährboden für das, was sie für die einzige Lösung hielten.

      Die Kriegsherren

      DIE »MiliTÄRREGIERUNG unter General Jorge Rafael Videla, einem eher noch Gemäßigten behauptete, die Revolution sei nicht gegen eine Einzelperson oder bestimmte Bevölkerungskreise gerichtet. Trotzdem versuchte das Regime Videla Dinge in der Gesellschaft auszumerzen, die es für unannehmbar hielt. So übte es eine strenge Zensur über Film Theater und Literatur aus; es veränderte den Lehrbetrieb an den Universitäten und schaffte die Studiengänge Soziologie, Philosophie und Psychologie ab; es verbot staatlichen psychiatrischen Krankenhäusern Freudsche Methoden anzuwenden; es zwang Schülern weiterführender Schulen eine katholische Erziehung auf.

      Gleichzeitig suchte das Regime diejenigen physisch zu vernichten, die an der Welt, die es verändern wollte, Anteil hatten. Es verschwanden Tausende, die keinerlei Verbindungen zum Untergrund hatten die aber laut Militär der Welt angehören, die für das Regime untragbar, unbegreiflich und folglich der Feind war.

      Die Militarführer schufen sich ihre persönlichen Domänen, in denen sie jeweils die unbeschränkten Kriegsherren waren. Der chaotische Terrorismus der Linken und der faschistischen Todesschwadronen wurde jetzt systematisiert. jeder Kommandeur eines Militärbezirks hatte seine eigenen Gefängnisse, seine eigenen Gefangener seine eigene Justiz. Selbst die Zentralregierung hatte keinen Einfluß auf die Freilassung einzelner Personen die in den Geheimgefängnissen saßen. Man schätzt, daß zwischen 1976 und 1978 an die 10000 Menschen dort zugrunde gingen; weitere 15000 verschwanden spurlos.

      immer wenn das Militär gezwungen war, Exzesse einzuräumen, hörte es sich so an, als ob ein paar Häftlinge einen Abend nichts zu essen bekommen hätten Und sprach ein Offizier von denen die für immer gegangen" waren, so klang das wie eine traurige Feststellung, die an Leute erinnern sollte, die in ferne Länder emigriert waren.

      So manches Mal äußerte das Militär sich bewundernd über die offene Konfrontation meiner Zeitung mit linken Terroristen die ich schwarz auf weiß im Namen nannte und anprangerte. Aber es war diesen Leuten nur sehr schwer begreiflich zu machen, warum ich auch die anprangerte, die mit terroristischen Methoden die linken Guerilleros liquidierten. Sie stellten meine Motive für den Kampf gegen die Rechtsterroristen, die doch ihre militärischen Verbündeten waren, in Frage. Sie waren unverrückbar der Meinung, daß die Taktik der Unterdrückung weit wichtiger sei als die dahinter stehende Ideologie. Es war ihnen nicht klarzumachen, daß ich fest an die Notwendigkeit glaubte, jedweden Terrorismus zu unterdrücken, und daß ich dies nur im Rahmen argentinischen Rechts für erreichbar hielt

      Sie konnten nicht begreifen, daß ein argentinischer Patriot zugleich ein patriotischer Jude sein konnte, ein Zionist, ein Verteidiger Salvador Allendes, sowjetischer Dissidenten und politischer Häftlinge in kubanischen Kerkern. Ihre Welt war viel simpler. Und um in dieser Welt zu überleben, mußte man sich zwischen zwei Extremen entscheiden.

      Todsünde

      AM ANFANG war das große Schweigen, das sich über jedes zivilisierte Land legt, wenn es die Unvermeidlichkeit von Gewalt passiv hinnimmt, und dann plötzlich die Angst. Das Schweigen, dasjeden Bürger zum Komplizen machen kann. Das Schweigen, das in Deutschland herrschte, als viele wohlmeinende Menschen annahmen, alles wurde wieder normal werden, wenn Hitler erst mit den Kommunisten und Juden abgerechnet habe. Oder in der Sowjetunion, als die Leute glaubten, alles werde wieder normal. sein, wenn Stalin die Trotzkisten ausgernerzt habe.

      Anfangs herrschte diese Überzeugung auch in Argentinien. Dann kam die Angst. Und nach der Angst die Gleichgültigkeit. "Halt dich fern von der Politik, dann bleibst du am Leben."

      In der Eingangshalle von La Opinión" steht eine weinende Mutter und bittet mich sprechen zu dürfen Ihre beiden Kinder sind verschwunden, aus dein Haus geholt während sie fort war. Ein Mädchen .und ein Junge, 18 und 15jahre alt. Die Nachbarn sagtet; sie hätten zwei Autos mit bewaffneten Männern gesehen. Die Distriktspolizei behauptete, sie wisse nichts von dem Vorfall. Es könne sich um nichts Offizielles. handeln. Die Frau ist überzeugt, daß der Chefredakteur einer Zeitung über ausreichende Macht verfügt um ihre Kinder ausfindig zu machen

      Das ist leider nicht wahr. Sie weiß selbst, daß ich nichts tun kann. jeder weiß das. Aber sie kommen zu "La Opinión«, weil sie sagen, es sei die einzige Tageszeitung, die sich um die Verschwundenen kümmere Die meisten wissen gar nichts von der Existenz irgendeiner anderen Zeitung, die Tag für Tag die Regierung auffordert das Recht zu achten und wenigstens eine Liste der Verhafteten zu veröffentlichen. Der "Buenos Aires Herald« tut das, aber er erscheint auf englisch, und meine Besucher können kein Englisch lesen

      Wie kann ich dieser Frau erklären, daß es höchstwahrscheinlich auf ein Todesurteil hinausläuft, wenn ich ihre Geschichte veröffentliche? Wie kann ich ihr sagen, daß die Regierung nie den Eindruck dulden würde, ein Zeitungsartikel könne Leben retten? Wenn sie das zuließe, würde sie ihre Macht zur Unterdrückung verlieren - die Werkzeuge Angst und Schweigen. Und doch, wenn ich diese Geschichte höre, wie kann ich damit leben?

      Ich entwickle eine ziemlich irrsinnige Strategie. In der Zeitung kann ich nichts darüber drucken, und ich kann auch die Garnison nicht anrufen, wo nach Ansicht der Frau ihre Kinder festgehalten werden. Aber ich kann einen Reporter ins Hauptquartier einer der drei Teilstreitkräfte schicken - allerdings nicht der Teilstreitkraft, bei der die Mutter ihre Kinder vermutet. Der Sinn dieser Taktik?

      Nur; der Reporter braucht nur zu erwähnen ein Offizier der Teilstreitkraft, bei der die Kinder wirklich fest gehalten werden habe vor ihm die Bemerkung fallenlassen, daß beide Kinder sich in dem Hauptquartier befänden, das er gerade besuche. Dasselbe habe er von verschiedenen politischen Führern gehört. Konkurrenz zwischen den drei Teilstreitkräften ist alte argentinische Tradition, ebenso Mißtrauen und Intrige.

      In dem Hauptquartier, wo der Reporter seinen Hinweis anbringt sorgen sich alle um das Ansehen ihrer Truppe. Sie lassen den eigenen Geheimdienst ermitteln. Die Kinder werden ausfindig gemacht Zwar erscheint der Junge nie wieder auf der Bildfläche, aber das Mädchen wird wenigstens gerettet. So wurde der Beweis erbracht, dass die fragliche Teilstreitkraft mit der Entführung nichts zu tun hatte

      Die Taktik funktioniert, aber man kann sie unmöglich jeden Tag wiederholen.

      In meiner journalistischen Laufbahn, vor allem als Verleger und Herausgeber von La Opinión, habe ich schon zahllose Drohungen erhalten. Eines Tages kamen zwei Briefe mit derselben Post: Einer war von einer rechten Terroristenorganisation, die mich zum Tode verurteilte, weil mein militantes Eintreten für das Recht jedes Verhafteten auf einen Prozeß und mein Kampf für die Menschenrechte der Niederwerfung des Kommunismus im Weg standen. Der andere kam von der trotzkistischen Terrororganisation ERP (Ejército Revolucionario del Pueblo = Revolutionsarmee des Volkes) und enthielt die Warnung, wenn ich weiterhin linke Revolutionäre als linke Faschisten bezeichnete und von linken "Irren" spräche, würde man mir den Prozeß machen und mich in Abwesenheit zum Tode verurteilen.

      Ich war schon richtig neugierig, wem meine Leiche denn nun gehören, würde - den Rechts- oder Linksterroristen. Schließlich hatte ich nur eine Leiche zu bieten, und ein toter Joumalist mehr oder weniger war in einem Land, in dem binnen weniger Jahre bereits 100 Joumalisten verschwanden waren, kaum von Bedeutung.

      Bevor ich La Opinión gründete, war ich 24 Jahre lang als politischer Journalist für Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen tätig gewesen Die erste Ausgabe der Zeitung erschien am 4. Mai 1971, verhaftet wurde ich im April 1977. In dieser Zeit gab es Sanktionen gegen La Opinión (unter sechs aufeinanderfolgenden Regierungen) in Form von gerichtlichen Verfügungen, Bombenanschlägen zu Hause und in der Redaktion, der Ermordung oder Verschleppung eines meiner Journalisten und schließlich meiner eigenen Verhaftung und der Beschlagnahmung der Zeitung durch das Militär Die subtilste Sanktionsform war wirtschaftlicher Art. In Argentinien ist die Wirtschaft - was allgemein wenig bekannt ist - zu fast 70 Prozent in der Hand der Regierung; Anzeigen von staatlichen Unternehmen bilden einen entscheidenden Anteil der Einnahmen einer Zeitung, und wann immer ein Artikel einer Regierung gegen den Strich ging, blieben die Anzeigen aus.

      Eine der wechselnden Regierungen ersann eine machiavellistische List: Sie veranlaßte den von ihr kontrollierten Verband der Zeitungshändler, von La Opinión mehr Exemplare zu verlangen, als der Markt aufnehmen konnte. Verweigerten wir die Lieferung, so waren die Zeitungshändler nicht mehr an ihren Vertrag mit uns gebunden; wenn wir aber die unbenötigten Zeitungen lieferten, waren übermäßige Produktionskosten die Folge. Bei jeder wirtschaftlichen Sanktion wandte La Opinión sich an ihre Leser und erhöhte den Preis, bis sie die teuerste Zeitung im Land war, aber eine, die im Gegensatz zu andern unabhängig von öffentlichen und privaten Anzeigen blieb.

      La Opinión war, so seltsam es für manche Leser klingen mag, eine gemäßigte Zeitung. Dennoch beging sie jeden Tag etwas, was in Argentinien als Todsünde galt: Sie beschrieb aktuelle Situationen in deutlicher Sprache. Argentinische Zeitungen schrieben vorwiegend verschlüsselt und flüchteten sich in Beschönigungen, die für Leute außerhalb des informierten inneren Zirkels völlig unverständlich waren. Die Artikel in La Opinión waren verständlich und .direkt, so daß der Durchschnittsleser sie begreifen konnte. In diesem Sinn war die Zeitung ein ausgesprochenes Provokationsblatt.

      (Fortsetzung folgt in Teil 2)
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:01:28
      Beitrag Nr. 40 ()
      (Teil 2 und Ende des gekürzten Auszugs)
      Einmal verhängte Präsidentin Isabel Perón ein zehntägiges Erscheinungsverbot für La Opinión. Anlaß war ein Kommentar zu einem fünf Tage zuvor in einem Provinzblatt erschienenen und unbeanstandet gebliebenen Artikel gewesen. Ähnlich belegte Präsident Videla die Zeitung einmal mit einem dreitägigen Erscheinungsverbot, weil sie einen Artikel aus einerjesuitischen Zeitschrift nachgedruckt hatte. Die betreffende Ausgabe des katholischen Journals dagegen war nicht beschlagnahmt worden.

      Manche Leute meinen, die einzig mögliche Antwort auf totalitäre Unterdrückung - ob faschistisch oder kommunistisch - sei der Weg in den Untergrund oder ins Exil. Aber beide Reaktionen standen im Gegensatz zu meiner Philosophie. Außerdem hatte ich mich täglich diesen verzweifelten Menschen zu stellen, die um jeden Preis glauben wollten, daß La Opinión ihren verschwundenen Angehörigen helfen könne. Alles in allein gesehen vermag ich die Ergebnisse nicht abzuwägen wägen. Ich weiß, daß ich einigen das Leben gerettet habe, glaube aber, daß andere nur deshalb getötet wurden, weil La Opinión Informationen über ihren Verbleib forderte. Doch auf lange Sicht gesehen, scheint mir, mußte dieser Kampf ausgefochten werden, damit es wenigstens einen Kampf gab. Ich hielt es für notwendig, die Führer der extremistischen militärischen Gruppen direkt anzugreifen. Vielleicht war es eine solche Gruppe, von der Präsident Videla und die Zentralregierung nichts ahnten, die mich schließlich entführte.

      Am 15, April 1977 belagern im Morgengrauen rund 20 Männer in Zivil meine Wohnung im Stadtkern von Buenos Aires. Sie reißen das Telefon heraus, fesseln mir mit Handschellen die Hände auf dem Rücken, werfen mir eine Decke über den Kopf und stoßen mich auf den Boden meines Wagens, Keiner sagt ein Wort.

      Wir treffen an irgendeinem Ort ein. Zwei große Torflügel öffnen sich. Sie quietschen in den Angeln. Man reißt mich aus dem Wagen, verbindet mir die Augen und wirft mich zu Boden.

      Jemand drückt mir etwas an den Kopf, was sich anfühlt wie ein Revolverlauf Aus nächster Nähe sagt er: "Es ist aus mit dir, Jacobo. Ich zähle bis zehn.« Ich sage nichts. "Willst du nicht noch schnell dein Gebet sprechen?" Ich sage nichts. Er beginnt zu zählen.

      War es unabänderlich, daß ich so sterben sollte? Meine Frau, meine Kinder, ich liebe euch. Adios. Adios.

      » ... zehn! Ha-ha-ha-ha!« Gelächter.

      jetzt befinde ich mich in einem großen, schwach erhellten Büro: ein Schreibtisch Stühle Oberst Ramdón S. Camps, Polizeichef des Bezirks Buenos Aires, beobachtet mich. Er läßt mir dieHandschellen abnehmm Jimerman« sagt er, Ihr Leben hängt jetzt davon ab, wie Sie auf meine Fragen antworten.«

      ,Ganz ohne Prozeß Oberst?«

      "Ihr Leben hängt von Ihren Antworten ab.«

      ,Wer hat meine Verhaftung befohlen?«

      "Sie sind ein Gefangener des Ersten Armeekorps in Aktion.«

      ...
      Ich höre Stimmen und glaube, mich in einem großen Raum zu befinden Vermutlich soll ich mich für die Folter ausziehen. Aber sie setzen mich hin und binden mir die Hände auf den Rücken. Dann folgen Elektroschocks. Sie sind äußerst schmerzhaft; wenn sie mich aber vorher nackt hinlegen und mit Wasser übergießen, sind sie grauenhaft. Die elektrischen Schläge lassen mich von meinem Stuhl hochfahren und aufstöhnen.

      Es werden keine Fragen gestellt. Nur ein Trommelfeuer von Schmähungen prasseltauf mich nieder, Schmähungen, die von Minute zu Minute schlimmer werden. Plötzlich stößt eine hysterische Stimme immer nur ein einziges Wort hervor: "Jude ... Jude ...Jude!" Die andernfallen mit ein, klatschen in die Hände und brüllen im Chor: "Jude.. ... Jude ... Jude!«

      ...

      Zivilisation im Zusammenbruch Ab sie ins Haus einbrachen fanden sie nicht den, nach dem sie suchten, den Vater. Sie warfen den andern Kapuzen über die Köpfe und brachten siefort - die Mutter, beide Söhne und die Schwiegertochter Sie begannen sie zu foltern, worauf der Vater vor einem Richter erschien, um Zeugnis abzulegen, daß er es sei, den die Polizei haben wolle Der Richter übergab ihn der Polizei, und die Polizei ließ seine Frau frei.

      Der Vater, die Söhne und die Schwiegertochter wurden in Coti Martinez, einem Geheimgefängnis, eingekerkert. Eine Zeitlang wurden alle vier gefoltert. Dann nur noch der Vater. Vor jeder Foltersitzung bekamen die Söhne den Befehl, ihm Essen zu machen und ihngutzu versorgen, damit er der Tortur gewachsen sei, Der Vater wurde aufs Bett gebunden und aß mit seiner ungefesselten Hand, unterstützt von Söhnen und Schwiegertochter Dann versuchten die drei ihm Mut zu machen für die Folter und sagten ihm auf Wiedersehen.

      VON allen dramatischen Situationen, deren Zeuge ich in Geheimgefängnissen wurde, waren sie die bittersten: wenn Familien gefoltert wurden, oft gemeinsam, manchmal getrennt und jeweils vor den Augen der übrigen. Eine ganze Kultur, die auf familiärer Liebe, Hingabe und gegenseitiger Opferfähigkeit beruht, bricht mit einem Tritt in die Genitalien des Vaters, einem Schlag ins Gesicht der Mutter, einer obszönen Beleidigung der Schwester, einem sexuellen Mißbrauch der Tochter plötzlich zusammen.

      Von meiner Zelle aus hörte ich das Flüstern von Kindern, die erfahren wollten, was mit ihren Eltern geschah erlebte ich mit, wie Töchter einen Wärter zu umgarnen versuchten, ihm Hoffnung auf ein späteres Abenteuer machten, nur um etwas über die Mutter zu erfahren, ihr eine Orange schicken zu können oder ihr einen Gang auf die Toilette zu ermöglichen.

      Auseinandergerissene und vernichtete Familien - das war das wahre Ende der Zivilisation, in der ich aufgewachsen war.

      Ganze Familien verschwanden. Die Leichen wurden eingemörtelt und in den Fluß geworfen. Manchmal hielt der Mörtel schlecht, und die Leichen wurden an die Küsten Argentiniens und Uruguays gespült. Aber meist blieben sie für immer verschwunden. Die Toten (und manchmal die Lebenden) wurden aus Hubschraubern ins Meer geworfen. Sie wurden auf alten Friedhöfen unter vorhandenen Gräbern verscharrt. Sie wurden zerstückelt und verbrannt

      Kleine Kinder wurden den Großeltern übergeben, wenn man gnädig gestimmt war. Oder sie wurden an kinderlose argentinische Ehepaare verschenkt oder verkauft. oder nach Chile, Paraguay oder Brasilien gebracht, wo man sie kinderlosen Familien überließ.

      Die Leute, die an solchen Vorgängen beteiligt waren, wurden meist nach einiger Zeit in andere Gegenden versetzt. Schauplätze von Massakern wurden verändert. Alte Gebäude wurden abgerissen und die Grundstücke in öffentliche Parks umgewandelt oder verkauft, damit bald Mietshäuser darauf entstehen konnten. Neue Häuser wurden anderweitig genutzt.

      Doch noch im Sieg entdeckte das argentinische Militär, daß es den Guerilleros und dem Terrorismus einen Vorteil zugeschanzt hatte: die Tatsache, daß die eigene Irrationalität noch größer war als die des Gegners.

      ,Wir werden siegen"

      IN Buenos Aires gibt es ein-Lokal, das wir Stammgäste fast zu einem Privatklub gemacht hatten - die Kellerbar und das Restaurant des Hotels Plaza. Wir hatten unsere Lieblingsgerichte, nannten mit snobistischer Freude Küchen- und Kellermeister, Oberkellner und Barkeeper beim Vornamen; sie kannten uns und unsern Geschmack.

      Einige Wochen nach Isabel Peróns Sturz traf ich dort beim Lunch einen Offizier der argentinischen Marine. Wie vielen Militärs der damaligen Zeit steckte ihm der Haß auf die peronistischen Stadtguerillas geradezu in den Knochen. Kaum 48 Stunden zuvor hatte man zufällig entdeckt, daß die für eine Offiziersgruppe bestimmten Speisen vergiftet worden waren. Hätte das Essen, das in letzter Minute abgesagt worden war, stattgefunden, so wären zwölf hohe Offiziere mit Sicherheit daran *gestorben.

      "Was würden Sie tun, Timerman, wenn die Schuldigen verhaftet würden?"

      "Es waren offensichtlich Guerilleros. Ich würde sie unter Militärrecht stellen und auf einen öffentlichen Prozeß hinwirken, zu dem ich Journalisten aus dem In- und Ausland einladen würde."

      "Wozu?"

      ,Während des Prozesses würden unvermeidlich die Motive und Methoden der linken Subversion sichtbar und aller Romantik entkleidet. Wenn eine Regierung Gewalt mit legalen Methoden bekämpft, verhindert sie, daß die Guerillas Verbündete unter Demokraten finden, die an Hitler, Stalin oder Idi Amin erinnernde Praktiken nicht akzeptieren können``

      "Aber die Anwendung legaler Methoden, Timerman, wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil."

      "Ich weiß. Das ist hart, aber annehmbar."

      "Sie würden also ein Todesurteil für diese Leute akzeptieren?"

      Ja."

      "Dann können Sie sich ja freuen sie wurden bereits hingerichtet."

      "Ohne Prozeß?"

      ,Wenn wir Ihrer Empfehlung gefolgt wären, hätten wir die Hinrichtung hinausschieben müssen - weil der Papst interveniert hätte."

      "Kann sein. Aber es ist besser, eine Petition des Papstes abzuweisen, als den ganzen politischen Prozeß durch eklatante Rechtsverstöße zu gefährden. Damit erreichen Sie, wenn diese Phase vorüber ist, nur ein Wiederaufflammen von Rache und Gewalt."

      ,Sie als Jude verstehen eben nicht, daß wir eine Eingabe des Heiligen Vaters nicht abweisen können."

      ,Der Papst würde doch aber einer lebenslangen Freiheitsstrafe zustimmen... "

      "Und damit müßten wir einem 20jährigen Terroristen gestatten, am Leben zu bleiben, damit er vielleicht *in zehn Jahren amnestiert wird. Stellen Sie sich vor, dann wäre er gerade in einem Alter, in dem er einen guten militärischen oder politischen Führer abgeben würde. Wenn wir sie aber jetzt alle ausrotten, bleibt die Angst noch über Generationen"

      ,Was verstehen Sie unter `alle`?"

      "Alle - rund 20000 Leute. Und ihre Angehörigen mit - auch die müssen ausgemerzt werden - und alle, die sich an ihre Namen erinnern"

      "Und warum glauben Sie, daß der Papst gegen solche Unterdrückungsmaßnahmen nicht protestieren wird? Viele Regierungen, Politiker, Gewerkschaftsführer und Wissenschaftler in `aller Welt tun das doch bereits."

      "Es werden keine Spuren oder Zeugen übrigbleiben."

      "Genau das hat schon Hitler rnit seinen Nacht-und-Nebel-Aktionen versucht, indem er alle, die er ohnehin jeder Menschlichkeit und Persönlichkeit beraubt hatte, in Rauch und Asche aufgehen ließ. Deutschland hat für jeden einzelnen bezahlt. Und zahlt noch immer

      "Hitler hat verloren. Wir werden siegen"

      Nicht seit 1945

      IST ARGENTINIEN ein antisemitisches Land? Nein - kein Land ist das. Aber es sind antisemitische und, jawohl, nazistische Gruppierungen in Argentinien am Werk, und sie blühen und gedeihen unter der extremistischen Militärregierung, die 1976 die Macht übernahm. Ich wurde durch den extremistischen Flügel der Armee entführt. Von Anfang an versuchten Präsident Videla und General Roberto Viola, ebenfalls ein Gemäßigter, mein Verschwinden in eine Verhaftung umzufunktionieren, um mein Leben zu retten. Es gelang ihnen nicht. Vom ersten Verhör an glaubte dieser extremistische Sektor, der zugleich den Kein nazistischer Umtriebe in Argentinien bildet, gefunden zu haben, was er gesucht hatte-. einen der Weisen Zions, eine Zentralfigur der jüdischen antiargentinischen Verschwörung.

      Frage: Sind Sie Jude?

      Antwort: ja

      Frage: Sind Sie Zionist?

      Antwort: ja.

      Frage: Ist La Opinión zionistisch?

      Antwort: La Opinón unterstützt den Zionismus, weil er die Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes ist.

      Frage: Dann ist sie also eine zionistische Zeitung?

      Antwort: Wenn Sie es so sehen wollen, ja.

      Für meine Inquisitoren war das eine Art Offenbarung. Warum die Gans schlachten, die die goldenen Eier legte? Man hob sie sich besser für den großen Prozeß gegen die internationale jüdische Verschwörung auf. Nur das rettete mir das Leben. Von diesem Moment an wurde meine Verhaftung offiziell als solche anerkannt.

      IN DEN GEFÄNGNISSEN, in denen man mich festhielt, wurden wöchentlich Unterrichtsstunden über den Dritten Weltkrieg gegeben. Meist wurde der Unterricht von einem Offizier des militärischen Geheimdienstes abgehalten; für Militärpersonal war die Teilnahme Pflicht.

      Während dieser Unterrichtsstunden wurden oft Zeitungsartikel analysiert. Die Lehren daraus waren - was den Teilnehmern vielleicht gar nicht bewußt war - stets mit denen identisch, die man den Mitgliedern der NSDAP anfangs ständig eingeimpft hatte: daß die korrupten westlichen Demokratien unfähig seien, dem Großangriff des Kommunismus standzuhalten; nur stramme Nazis könnten sich dem entgegenstellen.

      Nazistischer Verfolgungswahn trat auch in den Unterrichtsstunden zutage, die sich mit dem imaginären jüdischen Komplott befaßten, den südlichen Landesteil Patagonien zu besetzen und zur zionistischen Republik auszurufen. Zu diesem Thema sind Bücher und Flugblätter gedruckt worden, und man kann einen Nazi kaum davon überzeugen, daß ein solcher Plan absurd oder zumindest undurchführbar wäre. Natürlich wollten meine Befrager Einzelheiten dazu hören.

      Frage: Wie viele Truppen würde Israel schicken?

      Antwort: Wie stellen Sie sich vor, dass 400.000 argentinische Juden ein Gebiet von fast 800.000 Quadratkilometern besetzen sollen? was sollten sie damit anfangen?

      Frage: Hören Sie, Timermann, jeder weiß, daß Israel sehr klein ist und gar nicht alle Juden der Welt aufnehmen könnte. Außerdem ist das Land isoliert inmitten der arabischen Welt! Es braucht Geld und politische Unterstützung von überall her. Darum unterhält Israel drei Machtzentren im Ausland: eines in den USA, wo der jüdische Einfluß offensichtlich ist , das zweite im Kreml, wo Israel ebenfalls starken Einfluß hat ...

      Antwort: Im Kreml? Jüdischer Einfluß im Kreml? Warum lassen dann die Keml-Machthaber ihre jüdischen Dissidenten nach Sibirien verbannen und nicht nach Israel ausreisen?

      Frage: Unterbrechen Sie mich nicht. Die Opposition ist natürlich nur vorgetäuscht. Im Kreml herrschen immer noch dieselben Kräfte, die seinerzeit die bolschewistische Revolution angezettelt haben, in der ja Juden die Hauptrolle spielten Und das dritte Machtzentrum, ist Argentinien, vor allem der Süden. Er könnte, wenn jüdische Einwanderer aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern ihn gut entwickeln würden, zu einem Wirtschaftsimperium werden - ein Öl- und Nahrungsmittelexporteur, die Straße zur Antarktis.

      DIE VERHÖRE dauerten jeweils zwischen 12 und 14 Stunden; sie begannen unerwartet, und stets ging es um Themen dieser Art. Die Fragen waren unmöglich zu beantworten.
      Einmal brachte man mich vor den Innenminister, General Albano Harguindeguy. Wir kannten uns seit Jahren, und er wollte mit eigenen Augen sehen, in was für einem Zustand ich mich befand. Unser Gespräch war lang, aber nur ein Punkt davon ist es wert, wiedergegeben zu werden. Ich sagte ihm, man habe mir mitgeteilt, daß ich vor ein Kriegsgericht gestellt werden solle, nicht aber, unter welchen Beschuldigungen. Er antwortete, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, da ich ja kein Subversiver sei und vom Kriegsgericht nicht verurteilt würde. Warum man mich dann in Haft halte?

      Minister: Sie haben zugegeben, Zionist zu sein, und das wurde bei einer Versammlung aller Generäle bekannt.

      Timerman: Aber Zionist zu sein ist nicht verboten.

      Minister: Das nicht, aber die Sache ist noch nicht eindeutig geklärt. Außerdem haben Sie es zugegeben.

      ES IST besser, sich nicht zu ausgiebig über derart paranoische Vorurteile auszulassen und wieder zu einfacheren Fakten zurückzukehren. Ich konnte meinen Inquisitoren nie beweisen, daß Präsident Carters Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinsky weder Jude noch Führer der lateinamerikanischen jüdischen Konspiration sei und daß der amerikanische Geschäftsmann und Diplomat Sol Linowitz nicht sein Stellvertreter und ich nicht sein argentinischer Repräsentant sei. Manche Dinge kann man nicht beweisen. Eines davon scheint mir das Existenzrecht der Juden zu sein.

      Im Geheimgefängnis Puesto Vasco wird eine Frau gefoltert. Meine Zelle liegt sehr nahe bei der Küche, in der die Folter stattfindet. Ich höre sie deutlich schreien, daß sie keine Jüdin sei; ihr Name sei deutsch. Nichts ist für einen argentinischen Polizisten leichter, als Namen zu verwechseln, die ihm fremd klingen.

      Im Geheimgefängnis Coti Martinez wird ein etwa 70jähriger Mann von einem Polizisten geschlagen. Dem Mann sind die Hände auf den Rücken gefesselt und die Augen verbunden Der Polizist reißt ihm seine Halskette mit dem Kreuz ab und beschuldigt ihn, Jude zu sein und seine Identität abzuleugnen. Nachdem sie ihn verprügelt haben, legen sie ihn in meine Zelle, Er erzählt mir, daß er vor 50 Jahren zum Katholizismus übergetreten sei und das Kreuz als Geschenk von Papst Paul VI. bekommen habe Er betrachtet sich als Katholik und ist empört, daß man ihm nicht glaubt.

      ICH DENKE an diesen Mann, in meinen Augen ewig ein Jude, der als Jude geschlagen wurde, und an die kathofische Frau, die als Jüdin geschlagen wurde - beides Katholiken, die als Juden geschlagen, weil sie als Juden gehaßt wurden. Welches Volk, welcher Mensch kann solchem Haß standhalten? Seit 1945, seit dem Ende des Holocausts, hatte es aus meiner Sicht in der westlichen Welt nichts Vergleichbares gegeben.

      Juden wurden in den argentinischen Geheimgefängnissen härter angefaßt als andere politische Gefangene, Aber die meisten, die umgebracht wurden, waren keine Juden Und wenn wir uns als Juden weiterhin selbst bemitleiden, werden uns letztlich die nichtjüdischen Opfer hassen: die Familien der Priester und Nonnen, die man ermordet hat; die Eltern der verschwundenen christlichen Jungen und Mädchen.

      Aber in der Einsamkeit des Kerkers ist es so bedrückend, geschlagen zu werden, nur weil man Jude ist. Und es erscheint so demütigend, überhaupt geboren worden zu sein.

      Kerkervignetten

      ICH WERDE im Hof auf einen Stuhl gesetzt, die Hände auf den Rücken gefesselt, die Augen verbunden. Es regnet, und ich werde durch und durch naß. Unablässig bewege ich Kopf und Beine, um mich warm zu halten. Ich habe in die Hose gemacht. Der Urin ist eiskalt geworden, und wo er hinuntergelaufen ist, brennt die Haut an den Beinen. jemand fragt, ob mir kalt ist. ich `werde losgebunden und in ein warrnes Zimmer geführt.

      Man nimmt mir die Binde von den Augen. Wir sind in einer geräumigen Küche. Vor mir stehen lächelnde Männer in Zivil, groß und dick. Überall Waffen. Einer bietet mir Kaffee am Ich soll ihn langsam trinken, sagt er und fragt, ob ich eine Decke haben möchte.

      Sein ganzes Gehabe drückt nur den einzigen Wunsch aus, mich zu beschützen. Er fragt, ob ich mich ein Weilchen hinlegen möchte. Ich verneine. Er sagt, es seien auch weibliche Gefangene da, falls ich Lust hätte, mir einer von ihnen zu schlafen.

      Er muß mir mit allen Mitteln zeigen, daß ich Bedürfnisse habe, die nur er befriedigen kann. Diese Taktik habe ich schon ungezählte Male erlebt. Vielleicht aus Müdigkeit, aus Resignation oder aus dem Gefühl, das Gefolterte so häufig überkommt - einer Vorahnung des Todes -, gebe ich keine Antwort. Er beleidigt mich, aber er schlägt mich nicht. Er verbindet mir wieder die Augen, nimmt mich bei der Hand und fährt mich auf den Hof Er setzt mich auf den Stuhl und bindet mir die Hände auf den Rücken.

      Es regnet weiter.

      Der Mann seufzt, wirft mir, wie ich annehme, noch einen letzten Blick des Nichtverstehens zu und geht

      MAN WIRFT mich in der Zelle zu Boden und verbindet mir die Augen. Die Tür geht auf, und jemand sagt, ich würde verlegt.

      Der Arzt kommt, um mich zu untersuchen, und nimmt mir die Binde ab. Ich frage ihn, ob es ihn nicht störe, wenn ich sein Gesicht sehe. Er tut überrascht. Ich bin doch Ihr Freund Ich gebe auf Sie acht, wenn man Sie an die Maschine hängt. Haben Sie schon etwas gegessen?"

      ,Ich habe Schwierigkeiten beim Essen. Das Zahnfleisch schmerzt. Sie haben mir die Maschine an den Mund angeschlossen."

      Er untersucht mein Zahnfleisch und sagt, er sei stolz darauf, wie gut ich die Folter überstanden hätte.

      Ich werde ins Polizeihauptquartier La Plata verlegt, in die Stadt, in der ich vor vielen Jahren studiert habe. In einer Ecke des Kellerraums lehnt eine Leiter an der Wand. Mir werden die Augen verbunden und eine Hand an die unterste Leitersprosse gefesselt Ich kann so entweder sitzen oder liegen.

      So verbringe ich mehrere Tage und bekomme nur Wasser. Hin und wieder darf ich die Toilette benutzen. Man spricht freundlich mit mir, versichert mir, daß mir nichts geschehen wird.

      Die Binde wird abgenommen. Alle sechs Stunden wechselt die Wache. Allmählich merke ich mir die Gesichter. Einer verpaßt mir jedesmal, wenn er an mir vorbeikommt, einen Tritt, ohne ein Wort zu sagen. Ich frage einen anderen Wärter danach. Er bittet mich um Verständnis; der Junge sei schon in Ordnung, er könne nur keine Juden leiden, darum trete er schon mal zu.

      Das Verhör findet im privaten Speisezimmer des Chefinspektors im obersten Stockwerk statt. Zwei Mann werden mich verhören. Sie sind gerade beim Essen und laden mich dazu ein.

      Sie versichern mir, daß sie nur ein politisches Gespräch führen wollen. Sie fuchteln mit Papieren herum, auf denen angeblich Aussagen von mir stehen, aber ich darf` sie nicht lesen. Wenn eine Antwort nicht zu ihrer Zufriedenheit ausfällt, fordern sie mich auf, aus meinern Leben zu erzählen. Dabei blättern sie in ihren Papieren. Wenn ich etwas vergesse oder mit dem 15. Lebensjahr beginne, sagen sie, ich solle weiter zurückgehen: zum Beispiel zum Zeitpunkt meiner Ankunft in Argentinien mit fünf Jahren oder meines Eintritts in die Macabi-Organisation (einen Sportverein für jüdische Jungen) mit acht.

      Wenn ihnen meine Antwort gefällt, muß ich sie niederschreiben, unterzeichnen und mit einem Daumenabdruck der rechten Hand siegeln.

      Am meisten begeistert sie meine Theorie über die Notwendigkeit, rechten und linken Terrorismus gleichermaßen zu bekämpfen. Sie freuen sich schon darauf, diese Gedanken zur Grundlage ihrer Anklage gegen mich zu machen, denn wer legale Streitkräfte mit Subversion gleichsetzt, muß selbst ein Subversiver sein".

      Sie fragen mich, ob ich ein Bad nehmen möchte. Sie sagen, ich ahnte ja nicht, wie ich stänke. Tatsächlich habe ich mich seit fast einem Monat nicht mehr gewaschen. Im Spiegel sehe ich, wie dünn ich geworden bin. Ich muß zwischen 10 und 20 Kilogramm abgenommen haben. An meinem Körper sind keinerlei Folterspuren zu entdecken. Der Geruch von Seife und Wasser ... ich bemerke ihn vielleicht zum erstenmal. Diese fast vergessene Empfindung überwältigt mich, denn bisher habe ich Erinnerungen gemieden.

      Während ich bade, kommt der Vernehmer und erkundigt sich nach den fortwährenden Berichten in La Opinión über sowjetische Dissidenten. Ich antworte, daß wir vor einigen Jahren begonnen haben, alles zu veröffentlichen, was wir zu diesem Thema erfahren konnten. Er will wissen, warum wir das tun. Ich versuche noch einmal, ihm die Ideologie von La Opinión zu erklären, den Kampf gegen rechten und linken Extremismus, aber er unterbricht mich. Er ist davon überzeugt, dass hinter der Verbreitung von Dissidentenaktionen nur die Glorifizierung des Abweichlertums als Prinzip stecken kann, und die Vermittlung dieser Glorifizierung an die argentinische Jugend bedeutet, ihr das ideologische Rüstzeug für ihren Protest gegen das Militär in die Hand zu geben.
      Er dreht mir den Wasserhahn zu. Ich bin noch voller Seife.
      ...
      Im April und Mai 1977 wurde ich gefoltert, doch nach und nach wurde meine Behandlung -auf Befehle von oben- besser. Man ist ratlos. Im Juli kommt der Befehl, daß ich zwar festzuhalten, aber nicht zu belästigen sei. Sie haben so einen Fall wie mich noch nie gehabt und wissen nicht, was er für die Zukunft bedeutet. Jeder versucht, irgendwie mit mir ins Gespräch zu kommen.

      Ein Wärter erkundigt sich bei mir nach Arbeit für einen seiner Söhne, der nicht studieren möchte. Ich rate zu einer Gewerbeschule, und obwohl ich doch "verschwunden" bin, denkt er sich nichts dabei, sich dort bei der Bewerbung für seinen Sohn auf mich zu berufen. Er hat auch nicht das Gefühl, etwas Unkorrektes zu tun. Er hat seine eigenen moralischen Grundsätze: Wenn sein Chef ihn beauftragt, einen Terroristen zu fangen, wird er den Mann und auch andere - seine Frau, Eltern, Kinder - bedenkenlos töten, aber nur, wenn er auf Widerstand stößt. Wenn ein Terrorist dem Chef vorgeführt wird, wird er ihm nur dann einen Revolver ins Genick setzen und ihn erschießen, wenn der Chef den Befehl dazu gibt. Er sagt, es gibt andere, die aus Spaß töten oder im Wettbewerb mit andem um die meisten enfriados - Kaltgemachte". Er ist ein netter Mann, der auf seine Ernährung achtet und sein eigenes Geschirr von zu Hause mitbringt, weil er die Sachen in der Küche für schmutzig hält. Und er hofft auf seine baldige Pensionierung, weil sein Beruf gefährlich ist.

      Nach und nach wird meine Lage erträglicher. Ich bin nicht mehr ständig ans Bett gefesselt - nur noch nachts -, und schließlich verzichtet man auch darauf. Ich darf auf dem Hof spazierengehen, sofern ein Wärter in Sichtweite ist. Über dem Haus erhebt sich ein Turrn, besetzt von zwei Mann mit Maschinengewehren. Das Essen ist zuerst ausgesprochen schlecht; später bekomme ich dann dasselbe, was die Wachen essen. Einige der Gefangenen sind vermögend, und nachdem ihre Verhöre und Folterungen vorbei sind, genießen sie einen Sonderstatus. Vorausgesetzt, sie sind in der Lage, den Offizieren eine bestimmte Summe täglich zu zahlen. Sie dürfen sich ihr Essen kochen und ihre Kleider waschen, und manche dürfen sogar mit ihren Angehörigen telefonieren.

      Ich werde unablässig gefragt, warum ich hier bin. Ich weiß es nicht, sie auch nicht. Ich habe eine Nummer und keinen Namen, aber mein Bild ist so oft in Zeitungen erschienen, daß meine Identität niemandem verborgen ist. Wenn andere Häftlinge auf den Hof geführt werden, muß ich in meiner Zelle bleiben, aber ich kann sie vom Fenster aus sehen.

      Für einige Häftlinge haben Angehörige ein Lösegeld bezahlt in der Annahme, sie seien von Kriminellen entführt worden. In bestimmten Fällen durften die Betreffenden danach sogar gehen, in anderen wurden sie trotzdem umgebracht. Wenn Lösegeld eintrifft, wird gejubelt und gefeiert, woraus ich schließe, daß es unter allen aufgeteilt wird.

      Die Wachen genießen auch noch andere Privilegien, die in der räumlichen Enge ans Tageslicht kommen. Drei sehr hübsche Mädchen stehen ihren sexuellen Wünschen zur Verfügung. Sie sind noch sehr jung - zwischen 20 und 22 vielleicht. Man hat ihnen Terrorismus vorgeworfen, sie wurden gefoltert und gequält, bis sie ihren Widerstand aufgaben - einfach aus dem Bedürfnis, sich an eine ungewisse Hoffnung zu klammern, an eine andere Wirklichkeit außer der Flucht in Wahnsinn oder Selbstmord. Die Häftlinge wollen leben, und eher akzeptieren sie das Leben ihrer Peiniger, als daß sie sich in das Schicksal jenes Gefangenen fügen, der seit einem Jahr in einer Zelle sitzt und den man Tag und Nacht husten hört.

      Aus dieser Notsituation entstehen die merkwürdigsten Beziehungen. So erreichte eines der Mädchen, die Geliebte des Chefs, daß ihr Vater bei ihr bleiben durfte. Sie bewohnen beide dieselbe Zelle, und der Vater freundete sich schließlich mit dem Liebhaber der Tochter an. Er ist von Beruf Elektroingenieur und kümmert sich in Coti Martinez um alle technischen Belange wie die Lichtanlagen und die Apparaturen, mit denen die Elektroschocks gegeben werden. Es ist eine Welt für die die entweder resigniert haben oder wahnsinnig geworden sind.

      Nachts wird gefoltert, und dann wird Musik eingeschaltet, damit man die Schreie nicht hört. Hin und wieder braucht jemand mitten im Folterverhör eine Information, und dann schickt man nach mir. Wann hat Herzl beschlossen, in Uganda einen Judenstaat zu errichten? Wer war unter dieser oder jener Regierung Verteidigungsminister?

      Sie sind froh, als ich von da fortgeholt werde. Einer von ihnen witzelt: ,Wenn Sie erst mal frei sind, lassen Sie uns alle umbringen"

      Der Grund für meine Verlegung ist der bevorstehende Besuch Benjamin Gilmans, eines amerikanischen Kongreßabgeordneten, der sich für mein Schicksal interessiert und sehr für mich eingesetzt hat. Ich werde ins Regierungsgebäude in Buenos Aires gebracht, wo Gilman eine Unterredung mit dem Staatspräsidenten hat. Man warnt mich, daß mein Gespräch mit Gilman. aufgezeichnet wird, und ich verstehe, daß nicht ich es bin, dem diese Warnung gilt, sondern meine Frau und meine Kinder. Und so sitzen wir denn in Gegenwart eines argentinischen Beamten da, und Gilman befragt mich mit den Augen, während ich ihm mit den meinen zu antworten versuche. Es sind Blicke, die nur der versteht, der irgendwann einmal sich auf die gleiche Weise mit Bücken verständigen mußte, weil es keine Worte der Erklärung gab.

      Wie es auch keine Worte gibt, um die Botschaft im Blick des Vaters auszudrücken, wenn er sich von seinem Sohn verabschiedet in der Stunde der Marter - der Marter aller.

      Was gibt es zu erklären?

      Bis zum Augenblick meines Erscheinens vor dem Militärgericht erfahre ich weder die Gründe für meine Verhaftung noch die Anklagepunkte. Das Gericht soll lediglich entscheiden, ob genug Material für einen Prozeß gegen mich vorliegt. Aber da sie alle wissen, daß es solches Material nicht gibt, verbringen sie die für meine Vernehmung vorgesehenen anderthalb Tage damit, ihre Ideologie, ihre Neutosen, Phantasien, ihren Haß und ihre Ängste breitzutreten.

      Ein Offizier führt mich in den Gerichtssaal, einen fast zehn Meter breiten und fünfundzwanzig Meter langen Raum. Ich muß auf einer kleinen roten Bank am Ende des Saals Platz nehmen - der berühmten Anklagebank. Am anderen Ende steht auf einem hohen Podest der halbmondförmige Tisch für das Militärtribunal.

      Die Mitglieder des Tribunals kommen durch eine Seitentür herein. In Uniform und Mütze besteigen sie das Podium und bleiben stehen, bis der Vorsitzende ihnen befiehlt, sich hin-` zusetzen. Wir setzen uns alle. Sie behalten ihre Mützen au£ Es ist eine beeindruckende Szene, und die Atmosphäre knistert vor Spannung.

      Der Vorsitzende fragt: "Sind Sie Jude?"

      ,Ja, Herr Vorsitzender."

      "Sind oder waren Ihre Partner auch Juden?"

      Ja, Herr Vorsitzender."

      "Haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt dem Zionismus abgeschworen?"

      ,Nein, Herr Vorsitzender."

      ,Aber laut dem hier vorliegenden Polizeibericht wurden Sie 1944 wegen Zugehörigkeit zu einer Organisation verhaftet, die der Kommunistischen Partei angegliedert war."

      ,Ich wurde 1944 verhaftet, als ich einem Filmfestival der Argentinischen Liga für Menschenrechte beiwohnte. Ich war aber nur 24 Stunden in Haft, weil nachgewiesen wurde, daß ich mit dieser Organisation, die von der Polizei als kommunistisch angesehen wurde, nichts zu tun hatte."

      "Zu dieser Zeit gehörten Sie der Jugendliga für Freiheit an, die ebenfalls als Unterorganisation der Kommunistischen Partei registriert war."

      ,Das stimmt. Die Mitglieder waren junge Leute, die den Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg fördern wollten. Sie verbreiteten Nachrichten über den Kampf Großbritanniens, Chinas, der Vereinigten Staaten, Rußlands und Frankreichs, ohne eines dieser Länder auf irgendeine Weise zu diskriminieren. Sie führten auch Sammlungen durch, um Medikamente zu kaufen und sie den Alliierten zu schicken."

      ,Die Organisation wurde durch die Polizei aufgelöst, weil sie als kommunistisch galt."

      "Diese Behauptung stammte von der Polizei Ich gehörte der Organisation als Antifaschist, Jude und Zionist an."

      (1939 hatten wir noch kein Radio, aber als morgens die Sirenen der drei großen Zeitungen in Buenos Aires losheulten, rannte meine Mutter auf die Straße und kam mit der Nachricht zurück daß Frankreich reich und England Hitler den Krieg erklärt hatten. Sie strahlte. "Bald ist er besiegt. Dann werden unsere Brüder gerächt sein.«

      1940 und 1941 trafen die ersten Veteranen des spanischen Bürgerkriegs in Argentinien ein Ich konnte mich kaum noch au den Bars losreißen, wo sie ihre Gespräch führten, ihr Bohemeleben lebten.

      Wir waren damals 18, 19 und 20 Jahre alt und drängten uns um diese Männer, die schon unmittelbaren Kontakt mit den Faschismus, mit dem echten Krieg gehabt hatten. Ja, ich gehörte der Jugendliga für Freiheit an, weil es nicht möglich war, nach Palästina oder in den Krieg zu ziehen. Weil es 1943, mit 20 Jahren, unerträglich für uns junge Juden war, nicht gegen den Faschismus zu kämpfen. Aber alles, was wir tun konnten, war Geld sammeln, Verbände wickeln und Manifeste unterschreiben.

      Und nun wurde dieses unermeßliche Meer von Zweifeln und Phantasien, Jugend und Träumen, diese ganze antifaschistische Solidarität plötzlich verkleinert auf einen Polizeibericht in der Hand: von Oberst Clodoveo Battesti, dem Vorsitzenden des Sonderkriegsgerichts 2; säuberlich aufgelistet, gereinigt von den persönlichen Zweifeln eines Menschen, der auf die Nachrichten und Bilder aus Auschwitz, Warschau und Babi Yar mit Fragen nach sich selbst und der ganzen Menschheit reagierte.

      »HATTEN Sie später irgendwelche Kontakte zu den Terroristen?"

      "Nein, Herr Vorsitzender."

      ,Aber Sie kannten Terroristen, ja?"

      Herr Vorsitzender, manche von den Leuten, die von der Armee als Terroristen bezeichnet wurden, waren Abgeordnete des argentinischen Parlaments. Ich habe mich mit ihnen in ihrer Rolle als Gesetzgeber unterhalten. Das ist für einen Zeitungsherausgeber etwas völlig Normales."

      Timerman, antworten Sie auf die Fragen. Hatten Sie Kontakte zu Terroristen, ja oder nein?"

      "Nein, Herr Vorsitzender."

      ,Aber oft sind Erklärungen führender Terroristen in Ihrer Zeitung erschienen. Wie sind diese Erklärungen in Ihre Hände gekommen?"

      ,Herr Vorsitzender, ich habe nie Erklärungen von im Untergrund täti gen Personen veröffentlicht. Wie hätte ich jemanden als Terroristen einstufen können, der eine Pressekonferenz einberief, weder von der Polizei noch von der Armee verhaftet worden war und dessen Erklärungen im staatlichen Fernsehen verbreitet wurden?
      Alle Zeitungen haben solche Erklärungen gedruckt, aber ihre Herausgeber stehen nicht vor diesem Kriegsgericht."

      ,Aber wenn einer von diesen Terroristen verhaftet wurde, haben Sie sich sehr lautstark in den Fall eingeschaltet."

      "Wenn er gerichtlich gehört wurde, habe ich mich nicht lautstark eingeschaltet. Nur wenn ihm das verweigert wurde, stand in meinen Augen die Rechtsstaatlichkeit auf dem Spiel, und das betraf diejustizstruktur des ganzen Staates. Ich möchte er-wähnen, daß ich der einzige Zeitungsherausgeber war, der in persönlich gezeichneten Artikeln den Terrorismus anprangerte und Terroristenführer namentlich nannte.

      "Manche sagen, das hätten Sie getan, um ihre wirklichen Aktivitäten zu verschleiern."

      ,Das ist eine kindische Behauptung, Herr Vorsitzender."

      "Sie sind hier, um Fragen zu beantworten, nicht um Meinungen zu äußern"

      IN DEN Augen der Regierung ging etwas Unerklärliches und Verdächtiges vor. Wer konnte in einer Welt der chronisch krankhaften Besessenheit die Existenz einer kleinen Gruppe von Menschen bei La Opiniön, beim Buenos Aires Herald und bei der Ständigen Menschenrechtsversammlung anerkennen, die den schlichtesten Wahrheiten und Empfindungen verbunden waren? Solche Empfindungen halfen bestimmten Priestern und Rabbinern, ihre Angst zu überwinden, um Häftlinge zu besuchen und nach Vermißten zu forschen; sie gaben bestimmten Rechtsanwälten die Kraft, sich den Angehörigen verschwundener Personen als Rechtsberater zur Verfügung zu stellen; und sie brachten bestimmte Journalisten dazu Artikel zu schreiben und zu beten, die Zeitung möge ihr Erscheinen einstellen, bevor der Artikel mit ihrem Namen erschien.

      Wie sollte man das alles ausdrücken, die Träume von Pressefreiheit, von Demokratie und Koexistenz, von Toleranz und persönlicher Freiheit? Wie sollte man das in die Antworten an Oberst Battesti einschließen, der nach Ableistung seines höchstrichterlichen Auftrags zum Generalintendanten des staatlichen Fernsehens ernannt werden würde, wo sich das Leben in Anmut, Frohsinn, Schönheit, Spontaneität und Geruhsamkeit präsentiert?

      Mit einem Wort: Was gab es da zu erklären? Vor Oberst Clodoveo Battesti -nichts.

      Ein letzter Blick

      DAs SONDERKRIEGSGERICHT 2 verfügte im September 1977, daß gegen genannten Jacobo Timerman keine Anklagepunkte vorlägen, dieser folglich nicht unter die Militärgerichtsbarkeit falle und somit kein Grund mehr bestehe, ihn in Gewahrsam zu halten.

      Die Verhöre, Stellungnahmen und Erklärungen waren vorüber. Aber die Regierung der Streitkräfte hielt mich noch zwei Jahre lang unter Hausarrest, bis am 24. September 1979 der Oberste Gerichtshof zum zweitenmal erklärte, er finde keinen Grund für meine fortgesetzte Inhaftierung.

      Die Armeegeneräle traten zusammen und entschieden mit großer Mehrheit trotz der gerichtlichen Verfügung daß der beschuldigte Timerman in Haft bleiben solle, am besten in einer militärischen Garnison; der Oberste Gerichtshof solle zurücktreten. Erst als Präsident Videla unter internationalem Druck tnit seinem eigenen Rücktritt drohte, falls der Gerichtsspruch nicht respektiert werde, wartete die Armeeführung mit einer salomonischen Lösung auf: Sie annullierte Timermans argentinische Staatsbürgerschaft, verwies ihn des Landes und beschlagnahmte seinen Besitz.

      Am 25. September melden die Zeitungen von Buenos Aires Unruhen im Armeehauptquartier; hohe Offiziere diskutieren darüber, welche Haltung sie zu der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, der meine Freilassung verfügt hat, einnehmen sollen. Eine Versammlung der Junta wird angekündigt.

      Ein hoher Polizeibeamter erscheint. Er sagt, er werde mich an einen anderen Ort bringen, Ich solle eine Tasche mit ein paar Kleidungsstücken mitnehmen Er sagt, wenn ich nicht friedlich mitginge, werde er Gewalt anwenden.

      Wir begeben uns ins Kellergeschoß des Hauses, wo ein neutraler Wagen wartet. Wir fahren schnell, begleitet von mehreren Wagen voller Zivilisten.

      Im Bundessicherheitsbüro wird mir mitgeteilt, daß mir die argentinische Staatsbürgerschaft aberkannt worden sei und man mich sofort zum Flugplatz bringen werde Ich halte entgegen, daß nur ein Richter eine solche Maßnahme treffen könne und diese erst nach 60 Tagen in Kraft trete Außerdem hätte ich das Recht, Berufung einzulegen. Legen Sie doch aus Israel Berufung ein! " sagt man mir. So erfahre ich erstmals, daß ich nach Israel ausreisen soll.

      Ich bekomme einen Paß, der zwei Tage Gültigkeit hat. Der israelische Geschäftsträger trifft ein. Er besteht darauf, mich zu begleiten. Wir verlassen alle zusammen das Gebäude. Israelische Sicherheitsbeamte warten unten, wo auch zwei Wagen stehen.

      Wir kommen am Flughafen an: eine Maschine der Aerolineas Argentinas mit Flugziel Rom steht bereit. Sowie ich an Bord bin, verläßt mich meine Eskorte. Der israelische Diplomat geht ab letzter, um sicher zu sein, daß ich an Bord bleibe. Die Maschine startet.

      Später höre ich, daß eine Viertelstunde nach meiner Abfahrt von zu Hause eine Gruppe Soldaten gekommen sei, um mich zu entführen.

      ICH BIN seit zwei Tagen in Israel und verbringe den Jom Kippur in einem Kibbuz, in dem einer meiner Söhne lebt. Im Radio höre ich das Wort Argentinien und meinen Namen sowie den von General Luciano Menendez. Ich verstehe kein Hebräisch. jemand übersetzt: General Menéndez, Chef der bedeutendsten Militärvereinigung, hat wegen meiner Freilassung eine kleine Revolution angezettelt, um die Regierung zu stürzen.

      Alle meine Reflexe sind noch auf Argentinien abgestimmt; die Meldung versetzt mich in Angst und Schrecken. Ich habe das Gefühl, nicht entrinnen zu können. Aber Menéndez, der in dem ihm unterstellten Konzentrationslager hatte schalten und walten können wie ein Gott, der mit einer bloßen Geste über Leben und Tod unzähliger Menschen bestimmte, konnte mich nicht mehr erreichen. Er konnte zwar Argentinien in einen Bürgerkrieg stürzen, konnte weiterhin zahllose Argentinier in die Folterkammern schicken oder auf den Grund von Seen versenken, aber mir konnte er nichts mehr anhaben.

      Ich weiß, daß meine Geschichte eigentlich einen Schluß haben müßte. Aber ich weiß keinen. Haben Sie je einem Menschen in die Augen geschaut, der weiß, daß er sterben muß, obwohl ihm das niemand gesagt hat? Er klammert sich an seinen Überlebenswillen als seine letzte Hoffnung, denn niemand hat ihm gesagt, daß er hingerichtet wird.

      Viele solcher Bücke haben sich mir eingeprägt.

      Jedesmal wenn ich Worte der Hoffnung spreche oder schreibe, Worte des Vertrauens auf den letztendlichen Sieg des Menschen, überkommt mich Angst - Angst, ich könnte einen dieser Blicke aus den Augen verlieren. Nachts sehe ich sie wieder, zähle sie, lasse sie an mir vorüberziehen.

      Diese Blicke, die nur in den Geheimgefängnissen Argentiniens begegneten, die ich in mir aufbewahrte, einen um den andern, diese Bücke waren die Höhepunkte, die wahrsten Augenblicke meiner Tragödie. Sie begleiten mich noch heute. Und wenn ich es auch möchte, ich könnte Sie nicht daran teilhaben lassen - ich wüßte nicht, wie.

      Jacobo Timermans Buch ist von vielen Seiten unter kritischen Beschuß genommen worden. Manche seiner Widersacher haben - ohne die von Timerman beschriebenen Abscheulichkeiten eigentlich in Frage zu stellen - seine eigenen schrecklichen Erlebnisse herunterzuspielen versucht. Manche haben auch behauptet, Timerman habe in den ersten Jahren als Herausgeber von "La Opinión" weit weniger heftig die Gewalt der Linken kritisiert ab die der Rechten. Andere haben Fragen nach dein Hauptfinanzier von La Opinión" aufgeworfen, einem jüdischen Geldmann, der angeblich Verbindungen zum Terrorismus unterhalten hat (eine unbewiesene Behauptung der Militärs).

      Ein weiterer Streitpunkt: Obgleich kein Zweifel daran besteht, daß antisemitische Stimmung und Propaganda in Argentinien verbreitet sind, werfen manche Kritiker Timerman vor, den Antisemitismus zu einer Kernfrage zu erheben, die der weltweiten Aufmerksamkeit bedürfe Sie wehren sich dagegen, daß er mit seinen Schilderungen Erinnerungen an Nazideutschland heraufbeschwört.

      Einer, der die Kontroverse um Timermans Buch in die richtige Perspektive zu rücken vermag, ist sein Kollege Robert Cox vom "Buenos Aires Herald`~ Der Terror, den Timerman beschreibt, hatte im Dezember 1979 einen solchen Gipfel erreicht, daß Cox vorübergehend außer Landes gehen mußte "Jacobo Timermans Buch" sagt Cox, "ist ein bewegendes Dokument menschlicher Schicksale, das seinen Platz neben Solschenizyn, Anne Frank und anderen Kronzeugen gegen menschliche Entartung verdient. Aufgrund meiner eigenen flüchtigen Erfahrungen mit den Sicherheitskräften und meiner Gespräche mit Menschen, die das Glück hatten, lebend aus der argentinischen Hölle herauszukommen, kann ich mich für jedes seiner Worte verbürgen. Jacobo Timerman sagt die Wahrheit; aber wieder einmal ist die Wahrheit manchen Leuten zu schrecklich, als daß sie sie glauben könnten.

      Ins Deutsche übertragen von Otto Bayer
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:09:27
      Beitrag Nr. 41 ()
      Eben:

      wieder einmal ist die Wahrheit manchen Leuten zu schrecklich, als daß sie sie glauben könnten.

      Eigentlich spricht es für diese Menschen, für ihre Arglosigkeit und Gutwilligkeit, daß sie es nicht glauben können.
      Ich weise aber auf den Unterschied hin zwischen "glauben können" und "glauben wollen" oder gar "ableugnen" (letzteres evtl. wider besseres Wissen).
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:15:26
      Beitrag Nr. 42 ()
      Ach ja, und noch ein Nachtrag:
      Von der Herrschaft der Generäle hat sich Argentinien wirtschaftlich bis heute nicht mehr erholt. Nach dem im Buchauszug genannten General Videla kam noch General Viola und schließlich General Galtieri an die Macht, der sich einen weiteren Machtzuwachs erhoffte, indem er 1983 die Falkland-Inseln militärisch besetzte, was nur kurzfristig zu einem erwünschten nationalen Freudentaumel führte, dann aber in der Katerstimmung der Niederlage gegen Großbritannien endete.
      Erst diese militärische Niederlage macht die ganze Unfähigkeit der Militä-Junta deutlich und führte schließlich wieder zu einer zögerlichen Demokratisierung.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:19:39
      Beitrag Nr. 43 ()
      @ WilmaFeuerstein:
      Ich kann Dir im wesentlichen nur zustimmen und freue mich schon auf zukünftige Diskussionen mit anderen Kontrahenten darüber, ab wann in den - durch den Buchauszug - geschilderten Ereignissen wohl der Antisemitismus begonnen hat und worin das Existenzrecht Israels aus der Sicht von Jacobo Timerman wohl seine Berechtigung finden könnte.
      Für heute muß ich mich leider wieder verabschieden.
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 17:22:54
      Beitrag Nr. 44 ()
      Korrektur und Ergänzung meines letzten Satzes aus Posting # 42:
      Erst diese militärische Niederlage im Falklandkrieg machte international und für ALLE Argentinier die völlige Unfähigkeit und Menschenverachtung der Militär-Junta deutlich und führte schließlich zur zögerlichen Demokratisierung Argentiniens.
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 18:47:37
      Beitrag Nr. 45 ()
      Auryn, ich bin immer noch völlig begeistert von #1.

      In der ganzen Flut mal mehr, mal weniger (un-)wichtiger Meinungsäußerungen im Zusammenhang mit der jahrzehntelangen Auseinandersetzung, dies Thema betreffend, ist der Text ein wahrer Lichtblick.
      Es kommt ja nicht so oft vor, daß man nach dem Lesen irgendeines Artikels augenblicklich das Gefühl hat, in seiner persönlichen Sichtweise entscheidend bereichert worden zu sein oder profitiert zu haben.
      Und deshalb, wie gesagt, mein Dank!

      Mein Hobby ist Geschichte; dabei geht mein Detailwissen aber nicht so weit wie die Darstellung in #28, in dem wichtige Infos zu finden sind.

      Freue mich sehr, daß Du Dir die Mühe machst!

      Beste Grüße, Vicco
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 19:08:46
      Beitrag Nr. 46 ()
      Auch noch einen kleinen Nachhang zu #41:

      So wünschenswert es ist, daß Menschen arglos und gutwillig sein und bleiben können, so wenig hilfreich sind sie, wenn es gilt, Mißstände zu bekämpfen. Wer nicht glaubt, daß es sie gibt, sieht sich nicht zu Widerstand veranlaßt. Und Warner finden ebensowenig Glauben oder auch nur Gehör.

      Schönes Wochenende dir, Auryn, und den "anderen Kontrahenten".
      Avatar
      schrieb am 15.11.02 21:01:05
      Beitrag Nr. 47 ()
      Zu #36, Zur Ökonomie der Nazis, hier ein paar Anmerkungen:

      Der Raub, die Ausplünderung der besetzten Gebiete, der Juden nach Beginn des Krieges, das ist leider nur ein Teil der Wahrheit. Die Wechsel darauf wurden bereits 1934 gezogen. Jeder, der sich etwas mit Betriebswirtschaft bzw. Staatswirtschaft auskennt, wird das System erkennen können.

      Ich verweise Euch hier auf das Refinanzierungssystem der Nazis, es ist nur ein kleiner Ausriß, aber er macht deutlich, wie früh den führenden Nazis klargewesen sein muß, daß sie einen wirtschaftlichen Zusammenbruch nur würden verhindern können, indem sie frühzeitig auf Raub, und mehr setzten.

      Aber macht Euch dazu bitte selber ein Bild. Hier der Text, Quelle am Ende, dort kann man sich den gesamten, also auch den vorangegangenen Text reinziehen. Wer es umfangreicher haben möchte, „Mefa- Wechsel“ ist das Stichwort.

      Diese Wechsel wurden geschaffen, um die Kriegswirtschaft in Gang zu setzen, ohne die Inflation im Staat anzuheizen. Eine Rückzahlung war nur über „externe Lösungen“ überhaupt denkbar.

      Nun zum Text:


      Finanzierung

      Finanziert wurden die gewaltigen Ausgaben längst nicht mehr aus dem Steueraufkommen und auch bald nicht mehr aus Mitteln der Arbeitsbeschaffungsprogramme. Die Vorfinanzierung auf Wechselbasis bot sich vielmehr als Verfahren an, um privates Kapital zu mobilisieren. Zunächst arbeitete die Regierung noch mit dem 1932 unter den Regierungen Franz von Papen und Kurt von Schleicher (1882–1934) entwickelten Arbeitsbeschaffungswechseln, die über Vorfinanzierungsinstitute und die Rediskontierung der Wechsel durch die Reichsbank ähnlich funktionierten wie dann später die sogenannten „Mefo-Wechsel“. Damit entwickelte der renommierte Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht (1877–1970) ein System der Finanzwechsel, das eine „geräuschlose“ und „verdeckte“ Form der Finanzierung im Vorgriff erlaubte. Wenn die Wirtschaftskonjunktur wieder auflebte, so Schachts Überlegungen, dann könnten mit den entsprechend sprudelnden Steuereinnahmen die Wechselschulden zurückgezahlt werden.

      Auf Veranlassung der Reichsbank und des Reichswehrministeriums gründeten im Mai 1933 vier bedeutende deutsche Unternehmen (Krupp, Siemens, Gutehoffnungshütte und Rheinmetall) eine „Metallurgische Forschungsgemeinschaft“ (Mefo), die mit dem Grundkapital von einer Million Reichsmark ausgestattet wurde. Diejenigen Unternehmen, die vom Staat Rüstungsaufträge erhielten, zogen zur Bezahlung der Aufträge auf diese Firma die sogenannten Mefo-Wechsel, für die das Reich die Bürgschaft übernahm, ohne formell als Wechselschuldner zu erscheinen. Die Reichsbank rediskontierte diese Wechsel und gab ihnen damit den Charakter von Zahlungsmitteln. Die Lieferanten konnten ihre auf fünf Jahre laufenden Wechsel sofort bei den Banken einlösen. Zwischen 1934 und 1936 ließen sich auf diese Weise etwa 50 Prozent der Wehrmachtsaufträge decken.

      Politisch war dieses Verfahren dem Regime sehr willkommen, ließ sich doch auf diese Weise der wahre Umfang der Aufrüstung verschleiern. Denn die Wechsel galten als Handelswechsel und tauchten darum nicht unter den staatlichen Rüstungsausgaben auf. Die finanzpolitisch bedenkliche Seite war Schacht sehr bewußt, und er hatte darum die Wechsel auf das Jahr 1938 terminiert. Denn mit dem Verfahren der Mefo-Wechsel war die Gefahr einer großen Inflation unausweichlich. Auch schien ein Konflikt mit Hitler für den Fall vorprogrammiert, daß er von seinen rüstungspolitischen Prioritäten nicht ablassen und eine termingerechte Einlösung der Wechsel mit Haushaltsmitteln verweigerte. Genau das trat 1938 ein. Das Regime tat trotz Drängen Schachts nichts, um den Bestand der Wechsel zu begrenzen, sondern ersetzte das Instrument der Wechsel schließlich durch andere Methoden einer noch geräuschloseren Finanzierung: durch Lieferschatzanweisungen, Steuergutscheine, erzwungene Reichsanleihen bei Sparkassen und durch die Abschöpfung von Spar- und Versicherungsgeldern. Dadurch wurden auch die nichtsahnenden Sparer zu mittelbaren Gläubigern des Reiches.

      Das Reichsbankgesetz vom Februar 1937 bzw. vom Juni 1939 beseitigte schließlich alle Möglichkeiten der Reichsbank, weiteren Einfluß auf die Geldversorgung des Staates zu nehmen, der seinen Kreditbedarf nun hemmungslos zum alleinigen Maßstab für die Notenausgabe und die Kreditschöpfung machte. Produziert wurden dafür vor allem Rüstungsgüter (zwischen 1933 und 1939 verschlang das die Riesensumme von etwa 90 Milliarden Reichsmark), was vom „Standpunkt der volkswirtschaftlichen Reproduktion her gesehen einen reinen Verlust bedeutete“ (Willi A. Boelcke).


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      Ich gehe davon aus, daß sowohl der Krieg, als auch die Instrumentalisierung des Judenvermögens sehr viel früher beschlossene Sache war.

      Offensichtlich gab es aber verschiedene Erkenntnisebenen. Schacht wußte, was auf den Staat zukam, ob er auch wußte, wie die Rückzahlung tatsächlich ablaufen sollte, das darf man bezweifeln.

      Das es andererseits Nazis so sorglos haben darauf ankommen lassen, nach 39 in eine Inflation zu geraten, darf man ebenfalls bezweifeln. Die wußten wohl, woher sie die notwendigen Mittel bekommen wollten.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 00:30:07
      Beitrag Nr. 48 ()
      #47

      Tja, Sep, da sich Geschichte immer wiederholt, braucht man nur zu schauen, was vorher war, um zu wissen, was - mit Abwandlungen - sein wird.

      Im übrigen verstehe ich nach wie vor nicht, wieso die Nazis einerseits "Lebensraum im Osten" suchten, zugleich aber die Kinderproduktion ankurbelten. Mit Logik hat das wohl wenig zu tun.
      Avatar
      schrieb am 16.11.02 09:45:59
      Beitrag Nr. 49 ()
      Nachtrag zu #48:
      Auf der Suche nach einer Erklärung stieß ich auf die Auskunft, daß die Erträge der Landwirtschaft in Deutschland problematisch gewesen seien und man sich genötigt sah, neue Ländereien zu erschließen, wozu z. B. die Versuche, Moore trockenzulegen, gehört hätten. Bekanntlich wurden ja z. B. die Insassen des KZ Dachau bei München ins Moor geschickt (es gibt ein Lied der KZler "Wir sind die Moorsoldaten ..." ). Ich will jetzt nicht ironisieren, indem ich sage: hätte Hitler doch Dünger statt Giftgas produzieren lassen ...
      Vielleicht weiß jemand Näheres über das Problem der Nahrungsmittelversorgung in Deutschland zur NS-Zeit.
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 08:18:50
      Beitrag Nr. 50 ()
      Oder haben die Versorgungsschwierigkeiten damit zu tun gehabt, daß Bauernsöhne lieber zur SA als in den Schweinestall gingen?
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 08:41:41
      Beitrag Nr. 51 ()
      Oder daß sie z. B. zwecks Einmarsch in die Ostgebiete zum Militär eingezogen wurden?
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 08:57:16
      Beitrag Nr. 52 ()
      Bevor ich vergesse zu fragen:

      Wenn wir über den Antisemitismus reden wollen, müssen wir vielleicht erst klarstellen, was Semitismus ist?
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 09:35:15
      Beitrag Nr. 53 ()
      Wilma,

      Semitismus gibt es nicht! Daraus kann man nur schlußfolgern: Antisemitismus richtet sich gegen etwas, das gar nicht existiert.

      Diese richtige Frage enthüllt den ideologischen Kern dieses Begriffs. Er verweist ins Niemandsland der reinen Fiktion und wird ja auch nur noch von den angeblichen Gegnern des Antisemitismus verwendet, die mit Lupe und Mikroskop nach seinem Vorkommen in Form "antisemitischer Klischees" suchen.
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 09:53:12
      Beitrag Nr. 54 ()
      Stirner,
      immerhin gibt es Semiten (dazu zählen auch die Araber). Deutsche deutschen Ursprungs sind übrigens Japhetiten, soweit ich weiß.
      (Die Benennung leitet sich ab von Sem, Ham und Japhet, den Söhnen Noahs.)
      Avatar
      schrieb am 18.11.02 12:46:04
      Beitrag Nr. 55 ()
      Man könnte auf den Gedanken kommen, der Antisemitismus sei so alt wie Noah nach dem Stranden am Berg Ararat.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 10:51:51
      Beitrag Nr. 56 ()
      Leider habe ich weniger Zeit als erwartet, weshalb ich heute nur dieses Posting bringen kann:

      Erstmal wieder mein Hinweis auf eine interessante Sendung heute abend um 20.15 Uhr im ZDF aus der Serie über die SS zu einem gewissen Herrn Heinrich Himmler.
      Diese Sendung sollte man unbedingt sehen, wenn man vermeiden möchte, dass es einem zu früh so ergeht wie der Gesprächspartnerin in der angeblich wahren Geschichte dieses ausländischen Germanistik-Studenten im Jahre 1995 in Berlin, weil man sich einfach nicht mehr an prominente Persönlichkeiten erinnern kann:

      Frau Krügers prominenter Nachbar

      Ich treffe Frau Krüger an einem schönen Sommertag im Jahre 1995 auf dem Hinterhof. Die kleine, gebrechliche Frau, weit über 80 Jahre alt, steht neben den bunten Mülltonnen und wird von einer Pflegerin vom Diakonischen Werk in einem weißen Kittel begleitet.
      Frau Krüger grüßt mich leise mit einem schüchternen:
      "Heil Hitler."
      "Heil Hitler, Frau Krüger", sage ich ebenfalls freundlich und gehe an ihr vorbei. Ich habe fast das Vorderhaus erreicht, als sie ein bisschen lauter fragt:
      "Kennen Sie mich?"
      "Ja, klar kenne ich Sie", sage ich. Ich lächle und will weitergehen, aber sie sieht mich mit großen Augen flehend an, was mich innehalten lässt.
      "Wohnen Sie denn hier im Haus?", fragt sie.
      "Ja, ich wohne im Seitenflügel."
      "Wie lange wohnen Sie denn schon hier?"
      "Seit drei Jahren."
      "Dann sind wir uns vielleicht schon mal begegnet?"
      "Wir sehen uns mindestens einmal pro Woche."
      "Tatsächlich? Wie heißen Sie denn?"
      "Wie ich heiße?"
      "Ja."
      Ich hätte ja eigentlich nicht gedacht, dass das Gedächtnis von Frau Krüger schon so nachgelassen hat, aber ich beschließe, sie mit einem Schock zu erinnern. Ich denke an die freundlichen Vorstellungen in den James-Bond-Filmen und sage freundlich:
      "Mein Name ist Heinrich, Frau Krüger. Heinrich Himmler."
      Sie guckt, als würde sie sich dunkel an diesen Namen erinnern, aber ich kann an ihrem verwirrten Blick erkennen, dass sie ihn nicht mehr einzuordnen vermag. Das gibt sie schließlich auch zu:
      "Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht mehr an Sie erinnern."
      Ich möchte die arme Frau nicht weiter verwirren und sage zum Abschied:
      "Naja, macht nichts. Es ist ja nicht so schlimm, wenn Sie sich nicht mehr an mich erinnern. Also dann alles Gute noch und heil Hitler, Frau Krüger."
      "Heil Hitler, Herr Himmler."

      (frei nach dem mehr als realsatirischen Buch "Zwei Amerikaner im deutschen Exil" von Adam Blauhut und Kevin McAleer)



      @ stirner:
      Hast Du eigentlich irgendetwas von den Postings # 39 und # 40 gelesen?
      Nach Deinem Posting # 53 möchte ich Dich aber doch fragen, ob Du es dann nicht in absurder Weise komisch findest, dass man in jedem Lexikon der Welt eine Eintragung mit bestimmten Hinweisen auf Judenfeindlichkeit findet, wenn man "Antisemitismus" eingibt. Einen Begriff, der Deiner Meinung nach überhaupt nicht existieren sollte, weil er Deiner Meinung nach wohl überhaupt keine logische Begründung in der menschlichen Geschichte zu haben scheint.
      Man findet auch so komische Eintragungen in Internet-Definitionen zu "Antisemitismus" wie beispielsweise auf dieser Schweizer Seite, die Du mir dann doch mal aus Deiner speziellen Sichtweise genauer erklären können müsstest, oder?
      http://www.kzu.ch/varia/archiv/2000/06_lap4f/docs/antisemd.h…

      Definition Antisemitismus
      Erstmals erscheint das Wort "Antisemitismus" im Jahre 1879. Zu dieser Zeit bezeichnete man damit die neue judenfeindliche Bewegung. Deren Ziel war der "Kampf gegen scheinbare oder tatsächliche jüdische Machtpositionen, gegen die sogenannte Judenherrschaft". Bis heute hat sich die Bedeutung des Begriffs erweitert. Er umfasst nicht mehr nur die Bekämpfung der angeblichen Judenherrschaft wie die antijüdische Bewegung der 1880er Jahre, sondern "alle judenfeindlichen Äusserungen, Strömungen und Bewegungen in der Geschichte". Dementsprechend versteht man heute unter "Antisemitismus" "Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Juden". Teilweise die Motivationen als Ausgangspunkt nehmend, unterscheidet man zwischen religiösem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem, kulturellem und rassischem Antisemitismus.
      Bei antisemitischen Äusserungen und Haltungen, die wohl im täglichen Leben auftreten, aber nur schwer fassbar sind, spricht man von "latentem" (vorhandenem, aber [noch] nicht in Erscheinung getretenem) Antisemitismus. Die Existenz von latentem Antisemitismus ist von grosser Bedeutung, gerade weil er mehr verbreitet sein kann als die offen zutage tretende Judenfeindschaft.
      Wichtig für das Verständnis des Antisemitismus ist nach Golo Mann festzustellen, inwiefern das Judentum den antisemitischen Vorstellungen tatsächlich entspricht, auch wenn diese Entsprechung nur minimal ist. Es ist durchaus nützlich den Hintergrund einer antisemitischen Behauptung zu kennen. Dieser darf jedoch nicht als eine Rechtfertigung der Judenfeindschaft missverstanden werden, denn das Wesentliche am Antisemitismus ist die Verallgemeinerung von einzelnen Phänomenen, und zwar auch von Phänomenen, die nicht unbedingt mit dem Judentum in Zusammenhang stehen.
      Für den Historiker liegt das Problem darin herauszufinden, ob eine Äusserung oder Handlung tatsächlich judenfeindlich ist. Es müssen also diejenigen Aussagen oder Haltungen als antisemitisch betrachtet werden, die gegen die Juden als solche - nur weil sie Juden sind - gerichtet sind. Daraus folgt, dass jede Verallgemeinerung, wie z.B. "Ein Jude ist von vornherein kapitalistisch" oder "Die Juden beherrschen die Welt", Antisemitismus gleichkommt.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 11:06:53
      Beitrag Nr. 57 ()
      Auryn, das ist aber ein weites Feld.

      "W:0-Leser sind dumm" ist Antisemitismus?? Ich würde es lediglich als eine Verallgemeinerung bezeichnen. Verallg. ist ein sachlicher Ausdruck, der nicht seinerseits schon Vorverurteilungen in sich birgt.
      Avatar
      schrieb am 19.11.02 11:38:24
      Beitrag Nr. 58 ()
      Auryn,

      für mich macht es wenig Sinn hier zu diskutieren, wenn Du nicht willens oder nicht Lage bist, auf meine Beiträge zu antworten und immer wieder neue Kopien reinstellst. Ich kann auch irgendwelche Kopien hier reinstellen und andere auffordern ihre Meinung zu sagen. Was soll das?

      Ich würde eher mal eine Antwort auf meine Beiträge #6, #14 (in Verbindung mit #11). #32, #33 wünschen. Oder willst Du dich hier als politisch korrekter Gutmensch präsentieren, der seine Einstellung durch geeignete Kopien aus dem Internet dokumentiert?

      Wenn Du keine Zeit hast, dann verzichte eben auch auf das Kopieren.

      Nach ganz kurz zu #56:

      Diese Definition des Antisemitismus widerspricht Deinen früheren Texten. Nicht gemerkt?
      Wenn Antisemitismus Judenfeindschaft ist, warum verwendet man nicht den letzteren Begriff, aber darüber habe ich ja schon geschrieben.

      Und wenn etwas im Lexikon steht, dann bedeutet es keineswegs, daß es das bezeichnete Objekt auch gibt, dort steht ja auch Weihnachtsmann, Engel, Gott usw. Es ist immer noch die Frage zu stellen: Wer macht diese Definitionen? Besonders komisch wird der Begriff des Antisemitismus, wenn man ihn auf Äußerungen bezieht, die gemacht wurden, als es den Begriff noch gar nicht gab. Kürzlich las ich einen Artikel, in der der Religionskritiker Celsus, dessen Werke alle von Christen verbrannt wurden, als Antisemit bezeichnet wurde.
      Ich jedenfalls akzeptiere diesen Begriff nur in der Definition, wie sie im 19. Jh. entwickelt wurde. Selbst da war aber dieser Begriff schon unsinnig, Es sollte auch klarer gemacht werden, daß dieser Begriff von einem Juden erstmals verwendet wurde und nicht etwas von einem „Antisemiten“.
      Dazu kommt: Es sollte unsere Aufgabe sein, den hinterhältigen ideologischen Gehalte eines solchen Begriffs bloßzustellen und nicht einfach naiv zu verbreiten. Wenn Du das nicht willst, weiß ich nicht worüber man eigentlich diskutieren soll.
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 18:46:17
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ WilmaFeuerstein:
      Also ich würde die Aussage in Posting # 56 nicht so verallgemeinernd verstehen, sondern dahingehend, daß Antisemitismus in einer Aussage zum Ausdruck kommt, in der "Judenfeindschaft" erkennbar ist.
      In sämtlichen Lexika, die mir bekannt sind, wird "Antisemitismus" auch in diesem Sinne verwendet: nämlich als "Feindschaft gegen die Juden" und in absichtlich so zu verstehenden Aussagen. "Antisemitismus" ist daher in den meisten Lexika ein moderner, umfassender Ausdruck für eine judenfeindliche Haltung, die schon Jahrhunderte vorher bestand.In diesem Sinne legt beispielsweise das Meyer-Lexikon den Rahmen noch über das 19. Jahrhundert in die Vergangenheit hinaus und sieht "Antisemitismus" bereits im vorchristlichen Altertum entstanden und weitergeführt im Mittelalter durch religiöse sowie gesellschaftliche Absonderung der jüdischen Gemeinden in der Diaspora. Ebenfalls sieht das Lexikon die Neubelebung des "Antisemitismus" durch die Kreuzzugsidee und die spanische Reconquista. Seit der Judenemanzipation im 19. Jahrhundert erst "völkischer Antisemitismus". Ausbrüche von offenem und latentem Antisemitismus im 19. Jahrhundert besonders in Rußland (Pogrome) und Frankreich (Dreyfus-Affäre); in Deutschland und Österreich wird der Antisemitismus dann seit 1933 zum Programm des Nationalsozialismus (Nürnberger Gesetze), der die Ermordung von ca. 6 Millionen Juden zu verantworten hat.
      In latenter Form ist der Antisemitismus auch nach dem Zweiten Weltkrieg vielerorts vorhanden.
      Soweit in Kurzform das wesentliche aus den deutschen Lexika zum "Antisemitismus".

      @ stirner:
      Vermutlich hast Du die Diskussion vor ca. 2 Jahren verpaßt, in der ich sagte, daß ich mich immer sehr geschmeichelt fühle, wenn ich als "Gutmensch" bezeichnet werde, denn meines Wissens wurde erstmals in Österreich die Personengruppe so bezeichnet, die sich für ausländische Kriegsflüchtlinge (z.B. Hrdlicka) und die Opfer des irren Bombenbastlers Fuchs einsetzte, zu denen ja auch der Oberbürgermeister von Wien gehörte. Du darfst mich also ruhig weiter als "Gutmensch" bezeichnen, wenn es Dich glücklich macht.

      Da Du ja so gerne eine Antwort auf Deine Postings haben möchtest, fange ich doch gleich mal mit Deinem Posting der laufenden Nummer # 6 an. Wenn ich mich nicht irre, hältst Du es nicht für "antisemitisch", das Existenzrecht Israels zu bestreiten. Nun ist aber der Staat Israel eine Realität und wer sollte denn die Millionen Israelis aufnehmen, wenn Israel nicht mehr existieren könnte?
      Ich kann einen Juden gut verstehen, wenn er immer wieder von anderen Juden hört, die - nur weil sie Juden sind - beleidigt, diskriminiert, verfolgt oder wie in Argentinien im Jahre 1977 mit der Begründung des Judentums gefoltert werden, wenn diese(r) Jude sein eigenes Existenzrecht mit dem Existenzrecht eines Staates gleichsetzt. Wenn ich Jude wäre, wäre aus der Geschichte der Judenverfolgungen heraus die Existenz eines Judenstaates eine unabdingbare Notwendigkeit und jeder, der diese in Israel geschaffene Realität in Frage stellte, könnte von mir automatisch als "Antisemit" betrachtet werden, da die nur die Existenz dieses Staates für mich als Juden die Sicherheit meiner Selbstverwirklichung beinhaltet.
      Alles andere wäre für mich als (imaginären) Juden nach den antijüdischen Massenmorden des 20. Jahrhunderts nicht mehr akzeptabel und würde das Überleben meiner Identität und meines Volkes in Frage stellen. Ein "Infragestellen" der Existenz Israels ist nach 6 Millionen im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden für die Mehrheit der Juden gleichbedeutend mit "Feindschaft."
      Oder um mal wieder jemanden zu zitieren, der den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, andere hohe deutsche Auszeichnungen bekommen hat und darüber hinaus ein führender Vertreter der israelischen "Peace Now!"-Bewegung ist:


      Amos Oz: Juden und Palästinenser - zwei verfolgte Völker (1976)

      Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Er ist voller tragischer Dimensionen. Das unterscheidet ihn von der israelisch-ägyptischen und der israelisch-syrischen Konfrontation. Bei Palästinensern und Israelis handelt es sich um zwei verfolgte Volksgemeinschaften. Beide haben sie ihre nationalen Bewegungen geschaffen und ihre nationalistischen Sehnsüchte entdeckt. Beide haben sie recht, und beide sind sie blind, unfähig, die Gegenseite aus der Gegenwart und nicht bloß aus der Vergangenheit heraus zu verstehen.

      Die Palästinenser sollen ihr Recht auf Selbstbestimmung erhalten. Sie haben Anspruch darauf, als nationale Einheit behandelt und von der Palästinensischen Befreiungsorganisation vertreten zu werden. Ich bin dafür, daß es einen palästinensischen Staat gibt, und ich bin bereit, dafür weitgehende Konzessionen zu machen und Gebiete abzutreten. Aber ich bin zutiefst pessimistisch, was die Aussichten für Frieden und echte Aussöhnung betrifft

      Ich fordere Anerkennung für Anerkennung, Unabhängigkeit für Unabhängigkeit, Legitimität für Legitimität. Aber die Palästinenser, Arm in Arm mit den arabischen Staaten, verweigern Israel immer noch die staatliche Anerkennung und Legitimität . . .

      Die Araber begreifen nicht, wie tief der Schmerz und die Demütigung sind, die sie uns zufügen, wenn sie uns die Anerkennung verweigern. Das hängt mit unserer zweitausendjährigen Erfahrung zusammen: Mit Juden spricht man nicht; man setzt sich nicht mit ihnen an einen Tisch . . .

      Ich versuche ja, sie, zu verstehen. Ich will ihnen möglichst auch alles geben, was sie zurückhaben wollen. Und ich gehe heute noch einen Schritt weiter: Wenn die Araber und Palästinenser mein Existenzrecht als Israeli anerkennen, dann gibt es morgen keine besetzten Gebiete mehr. Tun sie das nicht, dann sollen Golan, die Westbank, Gaza und Jerusalem weiterhin okkupiert bleiben. Solange mein Existenzrecht auf dem Spiele steht, stellt die Besatzung für mich kein moralisches Problem dar.

      Aus einem Interview mit dem israelischen Schriftsteller Amos Oz im Zeit-Magazin vom 30. 4. 1976.

      (Meines Wissens hat Amos Oz seine Position in der Frage des
      Existenzrechts Israels seitdem nicht verändert.)

      P.S.: Wo genau widerspricht Posting # 56 früheren Antisemitismus-Definitionen?
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 18:52:27
      Beitrag Nr. 60 ()
      Noch`n P.S.:
      Ich habe schon mehrfach erwähnt, daß ich nicht täglich "online" bin und dann nur stundenweise. Deshalb bitte ich länger dauernde Antworten zu entschuldigen.
      Übrigens hat gestern das ZDF in dem Film über Heinrich Himmler den Begriff "Antisemitismus" genauso verwendet, wie ich es in Posting # 59 beschrieben habe; nämlich als "Feindschaft gegenüber den Juden". Unter anderem wurde auch beispielsweise gesagt, daß der Vater von Heinrich Himmler kein "Antisemit" war. Die Feindschaft auf die Juden bei Heinrich Himmler war sozusagen eine un-atavistische "Eigenentwicklung" des "kleinen Heinrich", der als Diplom-Landwirt erst mal mit Hühnerzucht experimentierte, bevor er sich an menschliche Rassenideologie und -zucht begab.
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 19:49:22
      Beitrag Nr. 61 ()
      @stirner:

      die Definition von "Antisemitismus" ist Dir doch geläufig.

      Sie ist darüber hinaus jederzeit im Internet zu recherchieren. Es dürfte mittlerweile auch jedem klar sein, daß der Wortstamm sich auf Sem bezieht, nachzuschlagen in der Bibel, und sich daraus die Semiten, also auch die Araber herleiten, daß hingegen die Bedeutung des Wortes
      "Antisemitismus" eine davon unabhängige, eigenständige Sinngebung erfahren hat.

      90 % der heutigen Juden sind rassisch nicht mit dem Stamm der Semiten verwandt.

      Antisemitismus bezieht sich auf Juden, eine Abwehrreaktion gegenüber allem jüdischen, und dem, was als jüdisch erkannt wird, und ist verankert in der Person, der Persönlichkeit, also dem Charakter desjenigen, der antisemitische Regungen in sich spürt.

      Das ist nun schon so oft hier durchgekaut worden, und auch überall nachlesbar, daß man sich wirklich fragt, welche Rolle Du selbst einzunehmen wünscht, indem Du dieses Rad wieder und wieder neu erfinden möchtest.

      Setze Dich doch mal eine Stunde vor Deinen Computer und recherchiere das mal sauber. Dann brauchst du Dich auch nicht zu beschweren, daß hier immer neue Artikel reingesetzt werden, mit denen Du Dich nicht auseinandersetzen möchtest.

      Es ist doch andererseits so, daß Du Dich auch nicht mit den tatsächlichen Begriffen und ihrer Bedeutung auseinandersetzt, offenbar weder im Internet, noch in auch darüber hinaus verfügbarer Literatur.

      Stattdessen möchtest du hier Beiträge von user4n erwirken, die Du dann glaubst zerpflücken zu können.

      Das geht aber haarscharf an den tatsächlichen Gegebenheiten vorbei, und so entsteht die Vermutung, daß Du nur ein wenig Stunk machen möchtest, an der tatsächlichen Problematik jedoch nicht interessiert bist, sofern diese sich wirklich mit Antisemitismus auseinandersetzt.

      Ich kanns verstehen, nach allem, was ich von Dir gelesen habe. Es ist aber fruchtlos, sich mit so jemandem austauschen zu wollen, weil das Ergebnis doch feststeht, nicht wahr? Es spricht doch nichts dagegen, daß Du an Deiner Sichtweise festhälst. Wenn Du jedoch antisemitische Inhalte hier zu propagieren versuchst, als Deine eigenen Dir auferlegten Festlegungen und Sichtweisen verbreiten möchtest, dann muß Dir klarsein, daß du nur diejenigen erreichen kannst, deren Prägung ohnehin in eine solche Richtung geht.

      Andere, die davon frei sind, oder sich davon befreien möchten, wirst Du nicht erreichen können, sie werden sich Deiner Sichtweise nicht anschließen können, weil sioe nicht rational ist.

      Wer möchte schon gerne Antisemit werden.
      Es sei denn, er ist innerlich bereits einer.

      Wenn Du also Diskussion möchtest, muß erst einmal die Voraussetzung dafür bestehen. Was hier geschieht, ist geradezu die Verachtung der dafür benötigten Voraussetzung.

      Also: was ist Antisemitismus ? Komm wieder, wenn Du es weißt. Oder, falls Du sie kennst: halte Dich daran. Und erspare uns dadurch die diesbezüglichen Scheindiskussionen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 20:57:25
      Beitrag Nr. 62 ()
      Ich war zwar diesbezüglich nicht angesprochen, aber ich habe mal unter "Antisemitismus" im web gesucht und fand diesen Artikel in der Zeitschrift TRIBÜNE:

      <Antisemitismus ohne Antisemiten?
      Anmerkungen zur Möllemann-Affäre 2002

      Wolfgang Benz

      Der jüngste politische Skandal der Bundesrepublik Deutschland, der von Möllemann (FDP) im Wahlkampf 2002 entfachte „Antisemitismus-Streit“, instrumentalisierte Ressentiments und Vorurteile: Auslöser war die Feststellung, Antisemitismus sei ein Reflex auf das Verhalten prominenter Juden (des deutschen Fernsehmoderators Friedman und des israelischen Ministerpräsidenten Sharon). Den Hintergrund bildete die ebenso populistische und wirksame wie absurde Behauptung, es existiere ein Verdikt, Kritik an Israel zu üben und es gebe Denk- und Meinungsverbote. Möllemann empfahl sich als Tabubrecher und benutzte, um sich allgemein verständlich zu machen, klassische judenfeindliche Stereotype als Appell an Wähler bis hin zu Weltverschwörungstheorien in Gestalt einer „zionistischen Lobby“, die unerwünschte Kritiker bei Bedarf mundtot mache.

      Angefangen hatte es mit antisemitischen Äußerungen eines Landtagsabgeordneten in Nordrhein-Westfalen, die als Israelkritik getarnt waren. Daraus entwickelte sich die Debatte, die ohne Beispiel in der deutschen Nachkriegsgeschichte ist, weil erstmals jemand aus einer demokratischen Partei – zum Entsetzen ihrer Patriarchen, vieler Mandatsträger und Mitglieder – Angebote an ein Wählerpotential machte, das bislang fern demokratischer und liberaler Bestrebungen agiert hatte. Der Abgeordnete, außerhalb der Region weithin unbekannt, war von den Grünen zur FDP-Fraktion gewechselt, die ihn zunächst als Gast, dann als Mitglied aufnahm und unter öffentlichem Druck schließlich wieder ausschied. Der Fall Karsli verdiente kein besonderes Interesse, hätte nicht der Landeschef und stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Jürgen Möllemann, die Angelegenheit zum Skandal gemacht, hätte nicht der Vorsitzende der Partei, Konkurrent Möllemanns als Protagonist werbewirksamer Strategien und als FDP-Kanzlerkandidat mit Blick auf eine Hausmacht von 18 Prozent der Wähler, so viel Geduld und Gelassenheit gezeigt, bis er – um den Preis der Beschädigung der Glaubwürdigkeit seiner Partei - auf Distanz zu Karsli und Möllemann ging.

      Unter dem Vorwand der Israel-Kritik, die als befreiender Tabubruch dargestellt wird, sind in dieser Debatte die Stereotypen der Judenfeindschaft in die öffentliche Auseinandersetzung zurückgekehrt. Das ist das neue an der anhaltenden Debatte, die mit zunehmender Erbitterung von Menschen geführt wird, die mit bierernster Trotzigkeit einklagen, was niemand bestreitet, das vermeintlich vorenthaltene Recht auf Kritik an Israel, das Ende vermuteter Privilegien „der Juden“ in Deutschland, die es nicht gibt.

      Die Debatte wurde auf zwei Ebenen geführt. In den Medien mühte sich politische und sonstige Prominenz darum, den Konsens zu bewahren, der essentieller Bestandteil unserer politischen Kultur ist, den Konsens darüber, dass Antisemitismus als Mittel der Politik verpönt, dass Judenfeindschaft ein für allemal in diesem Land geächtet ist. Im Alltagsdiskurs, der zweiten und wirkungsmächtigeren Ebene, erfolgte mit Hilfe tradierter Stereotypen gegen Juden die Reanimierung muffiger Ressentiments, die ausschließlich mit den Kategorien „fremd“ versus „eigen“ ein Politikverständnis mit dem Ziel artikuliert, Gemeinschaft durch Ausgrenzung zu stiften. Das sind traditionelle Muster.

      Die Debatte hat sich schließlich an einem Nebenschauplatz verhakt an der Frage, ob diejenigen, die sie entzündet haben, Antisemiten seien oder nicht (auch auf der zweiten Ebene, am Stammtisch und wo sonst der Diskurs geführt wird, dominiert die Frage, ob man ein Antisemit sei, wenn man dieses oder jenes sage, empfinde oder tue). In Frage gestellt wurde auch, dies insbesondere von Intellektuellen, was Antisemitismus eigentlich sei — als ob der Definitionsbedarf von Judenfeindschaft erst jetzt entstanden sei.

      Zuletzt hat Helmut Schmidt, ein Mann von Autorität und Reputation, dem Politiker Möllemann attestiert, dass er kein Antisemit sei. Warum musste der Altkanzler in die Falle tappen, die der alerte Freidemokrat aufgestellt hat? Dass über die Nahost-Politik geredet und gestritten werden müsse, hat Helmut Schmidt eingefordert, als habe dies irgend jemand verboten, verbieten wollen, als könne so etwas verboten werden. Eben mit der Behauptung, man dürfe Israel nicht kritisieren, hat Möllemann doch die schlichten Gemüter geködert und das Ventil geöffnet, um judenfeindliche Ressentiments salonfähig zu machen. Solcher Populismus ist auch dann wirkungsvoll, wenn das Kalkül im ersten Anlauf – bei der Werbung neuer Wähler – nicht aufgeht, denn die zweite Chance, als Märtyrer zu reüssieren, ist programmiert.

      Leserbriefe, Zuschriften, Rufe aus dem Publikum bestätigen, dass ein Popanz erzeugt wurde, um mit aller Kraft und großer Wut bekämpft werden zu können. Der Popanz heißt, Israelkritik sei verboten. Andere Spukgestalten gesellten sich dazu: die Mär von der zionistischen Lobby oder des beherrschenden jüdischen Einflusses auf die Medien. Weltverschwörungsfantasien krönten das Konstrukt.

      Denkverbote und Meinungsmonopole werden behauptet, um sie brechen zu können. Mit Antisemitismus hätten die Unterstellungen, hätte das Hantieren mit Stereotypen, hätte das Geraune über jüdisches Wesen – davon sind die Anwälte der vorgeblich bedrohten Meinungsfreiheit überzeugt – nichts zu tun, entsprechender Vorwurf wird mit der Entrüstung zurückgewiesen, die dem fundamentalen Verstoß gegen die guten politischen Sitten angemessen ist. Nicht aus Judenfeindschaft, sondern im Kampf um Liberalität, zur Wahrung berechtigter Interessen, werden nach den Beteuerungen der Protagonisten die grotesken Vergleiche gezogen bis hin zur Gleichsetzung von Juden und Nazis im Nahost-Konflikt. Dass Juden darüber verletzt sind und sich verwahren, erregt lauthals demonstrierte Verwunderung, kann aber mühelos in die Argumentation eingebaut werden. Die Gründe liegen auf der Hand. Juden, die sich schuldig machen, verlieren den Opferstatus und werden angreifbar. Zur Rationalisierung der Abneigung, die als berechtigte und nachvollziehbare Kritik an einem bestimmten Sachverhalt erscheinen soll, muss jeder Antisemitismusvorwurf zurückgewiesen, muss jeder Verdacht, als ginge es um etwas anderes als um berechtigte Anliegen, zerstreut werden. Als Hilfsmittel dient dann auch die Vermutung, man wisse ja gar nicht genau, was Antisemitismus sei, das müsse erst einmal definiert werden.

      Aber hilft terminologische Mühe, im Dienste der Begrifflichkeit, ob etwa der Schriftsteller Walser oder der Politiker Möllemann ein Antisemit ist, in der Sache weiter? Genügt nicht die Feststellung des Schadens, der angerichtet wird, mit vager Unterstellung, mit der Ausstattung von Romanfiguren durch bestimmte Attribute, aus welchem Motiv auch immer? An der Lektüre von Walsers jüngstem Werk wird kaum einer Schaden nehmen und „Stellen“ sucht man eher vergeblich. Der Romancier als Meister der Undeutlichkeit wirkt als Stichwortgeber für ressentimentgeladene Spießer auf andere Weise: als Passagier im Medienkarussell, der im Nimbus des Dichters mit trotziger Gebärde vor der Kamera fordert, man müsse dies oder das doch wohl noch sagen dürfen (das Diktum „Auschwitz als Moralkeule“ etwa) und der denen aus der Seele spricht, die Geschichte als endgültig Vergangenes abtun möchten. Sind Möllemann und Walser also Antisemiten? Möglicherweise hilft der Blick weiter zurück bei der Suche nach Antworten.

      Heinrich von Treitschke, einst renommierter Historiker und Herold deutschnationaler Sehnsüchte borussischer Observanz, entfachte im 19. Jahrhundert eine Debatte, die als „Berliner Antisemitismusstreit“ in die Geschichte einging. Treitschkes Sentenz „Die Juden sind unser Unglück“ wurde zum geflügelten Wort, wurde selbständig und war ein halbes Jahrhundert später allwöchentlich im „Stürmer“, dem widerlichsten Hetzblatt nationalsozialistischer Judenfeindschaft, als Leitmotiv abgedruckt. Das hat der Historiker und Reichstagsabgeordnete Treitschke, ein Mann von Reputation und einigem Nachruhm, gewiß nicht beabsichtigt, und die Nationalsozialisten hätte er sicher verachtet, so er sie noch hätte erleben müssen. Treitschke, der sich über die Einwanderung von Ostjuden nach Deutschland grämte, der sie als „Hosen verkaufende Jünglinge“ und „Deutsch redende Orientalen“ verächtlich machte, verlangte von ihnen Anpassung, Assimilation, Aufgabe kultureller Eigenart. Das wurde in einer großen Debatte 1879/1880 geklärt. Dass Treitschke den 1933 zur Macht gekommenen Antisemiten als Kronzeuge für die Notwendigkeit der totalen Segregation der Juden bis zur letzten Konsequenz, der physischen Vernichtung dienen würde, war natürlich nicht zu ahnen. Aber es ist geschehen.

      War Treitschke ein Antisemit? Die Frage wurde in mancher Abhandlung mit Scharfsinn behandelt, und so oder so beantwortet. Gewiss gehörte Treitschke nicht zu denen, die damals die Vertreibung der Juden aus Deutschland oder doch wenigstens die Rücknahme der 1871 endlich erlangten Emanzipation, der rechtlichen Gleichstellung der Juden in Deutschland, forderten. Er gehörte nicht zu denen, die den Begriff „Antisemitismus“ als Waffe der Ausgrenzung kreiert hatten, um mit einer pseudowissenschaftlichen Geste, der Rassenlehre, eine völlig neue Art der Judenfeindschaft zu propagieren, die in Wirklichkeit Protest gegen die Modernisierung der Gesellschaft war und die jüdische Minderheit als schuldig stigmatisierte, als Verursacher all dessen, was der Mehrheitsgesellschaft bedrohlich, unverständlich, unangenehm erschien.

      Mit den eifernden Kleingeistern, Traktat schreibenden Privatgelehrten, den Propheten des Antimodernismus von Hermann Ahlwardt und Eugen Dühring über Wilhelm Marr, Theodor Fritsch zu Adolf Stoecker hatte Treitschke damals so wenig gemein wie heute Jürgen Möllemann mit deren Epigonen, den Ideologen der NPD oder den Erzeugern des antisemitischen Giftmülls in einer rechtsextremen deutschen Wochenzeitung für Unbelehrbare.

      Die Frage, ob Treitschke ein Antisemit war und den Antisemitismus förderte, ist angesichts der Wirkung seiner Worte also ganz unerheblich. Ebenso unerheblich ist das Mutmaßen darüber, ob Jürgen Möllemann ein Antisemit ist. Erheblich ist aber der Schaden, der angerichtet wurde durch so absichtsvolles wie fahrlässiges Hantieren mit Stereotypen der Judenfeindschaft. Der aktuelle Diskurs über den Antisemitismus hat ein schlichtes Design. Israelkritik wird als Tabubruch inszeniert und instrumentalisiert als Vehikel zum Transport von Judenfeindschaft durch falschen Vergleich, konstruierte Parallele oder beleidigenden Vorwurf. Norbert Blüm hat damit begonnen, als er vom „hemmungslosen Vernichtungskrieg“ der Israelis gegen die Palästinenser redete. Dankbar nehmen dies jene auf, die gar nicht Israel meinen, sondern „die Juden“ überhaupt, die von Nazimethoden faseln und froh sind, dass es einen vermeintlichen Angriffspunkt gibt, der das Zutreffen aller stereotypen Ressentiments scheinbar beweist. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ steht auf den Transparenten, die bei Demonstrationen herumgetragen werden, und die Schlagzeilenkombination der seriösen Tageszeitung „Jürgen Möllemann zeigt Reue – Zentralrat der Juden gibt sich unversöhnlich“ bedient die gleichen auf Stereotypen „jüdischer Rachsucht“ basierenden Assoziationen.

      Gängig ist die „Beweiskette“, in der „die Juden“ als Bürger Israels lange Zeit einen Bonus in der öffentlichen Meinung gehabt hätten, der von Mitleid und Reue wegen des Holocaust gekennzeichnet war, von Bewunderung für ihre Abwehr der arabischen Übermacht. Das sei ins Gegenteil umgeschlagen, verursacht durch „die Juden“. Die Argumentation gipfelt, das hat Möllemann öffentlich vorgeführt, in der jüdischen Schuld. Ein Zuschauer schreibt nach einer Fernsehdiskussion, Abneigung gegen Juden sei etwas ganz Persönliches und könne so wenig verboten werden, wie man Sympathie nicht gebieten könne. Und „selbst wenn die Juden am Antisemitismus ganz unschuldig wären, hätten sie kein Recht, sich Abneigung zu verbitten oder gar Zuneigung zu fordern“. Daraus folgt für ihn zwingend, „Antisemitismus ist ein jüdisches Problem“. Auf der Suche nach den Ursachen folgert ein anderer gebildeter und debattentüchtiger Zeitgenosse: „Ich kann mir beim besten Willen hierfür keine anderen Gründe vorstellen als das Auftreten des Zentralrats der Juden in Deutschland und die israelische Politik gegenüber den Palästinensern insbesondere unter Sharon, so wie es Möllemann (vielleicht in unpassender Form) ausgedrückt hat“.

      Ob man einen, der Ressentiments gegen Juden instrumentalisiert wie Möllemann bei der Verfolgung seines 18-Prozent-Projektes (mit dem Wählerschichten angesprochen werden, die bisher nur das Reservoir der Rechtsradikalen bildeten) ob man also einen, der antisemitische Emotionen stimuliert, einen Antisemiten nennt, scheint manchen die eigentlich bewegende Frage. Auch Altkanzler Schmidt engagiert sich an dieser Stelle, als sei der Vorwurf des Antisemitismus das Wesentliche, ein Vorwurf, der offenbar als so ungeheuerlich gilt, dass man auch diejenigen die sich diesem leichtfertig aussetzen, in Schutz nehmen muss.

      Möglicherweise verbergen sich hinter den definitorischen Finten und Winkelzügen wirklich Unkenntnis und Unsicherheit, ob Antisemitismus vielleicht erst als letzte Stufe vor dem Völkermord zu definieren ist, dass also Vorbehalte, Unterstellungen, Diffamierungen gegen die Minderheit, die nicht unmittelbar Vertreibung oder Vernichtung im Schilde führen, nicht unter das Verdikt der Intoleranz, der Volksverhetzung, der Demokratiefeindlichkeit fallen und als verzeihliche Entgleisungen oder berechtigte Privatmeinung hingenommen werden sollten. Aber womit hat der mörderische Antisemitismus der Nationalsozialisten einst angefangen? Doch mit eben diesen Vorurteilen und Unterstellungen.

      Gefragt wird neuerdings, als sei der Befund zweifelhaft, was denn eigentlich Antisemitismus sei. Dahinter steht wohl häufig weniger Unkenntnis als Hoffnung, es handele sich bei Ressentiments gegen Juden um verschiedene Phänomene unterschiedlicher Gravität, etwa um einen zu verabscheuenden Judenhass, der zum Holocaust führte, mit dem man natürlich nichts zu tun haben will, der für Neonazis und unverbesserliche Alte reserviert ist. Oder um religiöse Vorurteile, die längst abgetan seien. Übrig bleibt, nach der Versicherung, man habe persönlich nichts gegen Juden, oder der Feststellung, man sei mit gar manchen Juden befreundet, das Verlangen, man werde schließlich noch feststellen dürfen, dass... und damit beginnt der Reigen der Ressentiments zum basso ostinato, dass das Vorgebrachte mit Antisemitismus keineswegs etwas zu tun habe. Dazu gehören auch Mutmaßungen zur Definition des Antisemitismus, die sich an der Semantik des Begriffs empor ranken. Mit scheinheiliger Impertinenz wird – in der Regel, um der Erörterung des eigentlichen Sachverhalts zu entkommen – die Tatsache konstatiert, dass Juden wie Araber zur Sprachfamilie der Semiten gehören (was gerne mit „Rasse“ verwechselt wird), woraus angeblich folgt, dass es Antisemitismus gar nicht geben kann.

      Nicht alles ist Antisemitismus, was Juden an Taktlosigkeit, Unsensibilität, Missverständnis und verfehltem Bemühen beleidigt und kränkt. Grund zur Vorsicht bis zum Argwohn, zur Wachsamkeit bis zur Paranoia haben die Juden doch allemal, und den Angehörigen der Minderheit sollte die Mehrheit solche Haltung konzedieren, ohne in Wut zu geraten, wie sie sich in der Forderung, die Juden müssten endlich auf „die Sonderbehandlung verzichten, die sie in Deutschland genießen“ äußert (so von einem als Experte geladenen Wissenschaftler in einer Rundfunkdiskussion vorgebracht).

      Antisemitismus, Judenfeindschaft im weitesten Sinn, konfrontiert also Betroffene wie Betrachter mit Definitions- und Wahrnehmungsproblemen. Zu unterscheiden sind vier Grundphänomene: Erstens der christliche Antijudaismus, die religiös motivierte, aber auch kulturell, sozial und ökonomisch determinierte Form des Ressentiments gegen Juden vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Zweitens der scheinbar wissenschaftlich, anthropologisch und biologistisch argumentierende Rassenantisemitismus, der im 19. Jahrhundert entstand und im Holocaust mündete. Beide Erscheinungsformen sind in Deutschland mehr oder weniger historisch.

      Die dritte Version des Vorbehalts, ein sekundärer Antisemitismus nach dem Holocaust, ist aktuell. Er ist eine eigenständige Erscheinung mit wenig manifester Ausprägung, aber erheblicher Latenz. Dieses, das dritte Phänomen der Judenfeindschaft, speist sich aus Gefühlen der Scham und Schuldabwehr: Nicht trotz, sondern wegen Auschwitz werden Ressentiments gegen Juden mobilisiert, die sich an Entschädigungsleistungen und Wiedergutmachungszahlungen kristallisieren. Wie lange man noch büßen müsse, ob auch die unschuldigen Enkel für den Holocaust zahlen sollten, lauten die Schlachtrufe. Auch die Vermutung, „die Juden“ würden sich am Völkermord bereichern, weil sie eben mit allem Geschäfte machten, gehört ins Arsenal der Abwehr und der Selbstbeschwichtigung.


      Dieser sekundäre Antisemitismus ist ursprünglich ein westdeutsches Phänomen, da er sich an Restitutionsleistungen festmacht, wie sie von der DDR nicht geleistet wurden. Dafür war eine andere Erscheinungsform antijüdischer Ressentiments, der Antizionismus, als viertes Grundphänomen der Judenfeindschaft entscheidender Bestandteil von Politik, Propaganda und folglich auch der Sozialisation der DDR-Bürger. Diese Grundphänomene – religiöser Antijudaismus, Rassenantisemitismus, sekundärer Antisemitismus und Antizionismus – bilden den Rahmen der Betrachtung von Judenfeindschaft. Zu differenzieren ist aber auch hinsichtlich der Intensität ihres Auftretens. Wir unterscheiden manifesten Antisemitismus, der sich in Attacken gegen Personen, in Sachbeschädigungen und Propagandadelikten äußert sowie einen latenten Antisemitismus, der sich im Alltagsdiskurs allenfalls als stillschweigendes Einverständnis über „die Juden“ zeigt, der aber überwiegend auf der Einstellungsebene bleibt und nur in Meinungsumfragen, am Stammtisch oder in Leserbriefen in Erscheinung tritt.

      Der Schriftsteller Martin Walser hat vor Jahren öffentlich gemacht, was viele empfinden. Er hat damit spontanen Beifall gefunden und anhaltenden Streit ausgelöst: Überdruss an einem Thema, das alle peinlich berührt, das ratlos und verlegen macht, demgegenüber „normale Verhaltensweisen“ nicht möglich sind. Das Plädoyer des Literaten Walser im Herbst 1998 für die Privatisierung der Erinnerung an den Holocaust hat eine Diskussion in Gang gesetzt, in der die Emotionen vieler deutscher Bürger öffentlich artikuliert wurden als Motive zur Abwehr kollektiver Erinnerung an Auschwitz, keineswegs zur Leugnung des Geschehens oder zur Abwertung von Schuld, wohl aber zur Ausgrenzung des Themas aus dem öffentlichen Diskurs und damit zur Relativierung des Sachverhalts: Es gebe andere Probleme, die aktueller und bewegender seien. Der neue Roman Walsers und das mediale Feuerwerk, das ihn einführte, wird — ungeachtet der Tatsache, ob der „Tod eine Kritikers“ ein antisemitisches Pamphlet oder nur geschmacklos und langweilig ist — die Neigung zum Schlussstrich und die Abneigung gegen Juden fördern.

      Das Konstrukt jüdischer Macht und Aggression – ausgedrückt in der Unterstellung einer Perpetuierung des Schuldvorwurfs, unangemessener oder erschlichener Entschädigungsleistungen und Wiedergutmachungszahlungen – ist wirksam. Es korrespondiert mit Ängsten und Ressentiments, die keineswegs auf rechtsextreme Kreise beschränkt sind, sondern in der gesamten Gesellschaft existieren und bei einer Minderheit einen sekundären Antisemitismus stimulieren, der aus der Abwehr von Schuldgefühl und Scham wegen des historischen Judenmords entsteht. Das Bild vom feindseligen, rachsüchtigen und mächtigen Juden wird propagiert, um tradierte Vorurteile wach zu halten. Es ist Bestandteil einer Inszenierung, die den historischen Judenmord und seine Folgen im kollektiven Gedächtnis und Bewusstsein manipuliert.

      Hauptziel des Kreuzzugs gegen vermuteten Gesinnungsdruck und behaupteten verordneten Meinungskonformismus ist in der Nachfolge älterer Feindbildkonstrukte („Kollektivschuld“, „Umerziehung“ ) die „political correctness“. Mit verschwörungstheoretischer Ambition wird der Begriff als eine mächtig wirkende allgegenwärtige Gesinnungsmaschinerie verstanden, die von feindlichen Kräften („den Linken“, „den Juden“ usw.) bedient wird, der Widerstand zu leisten ist, um Gefahren für Nation, Vaterland und andere Werte abzuwenden.

      Was als Antisemitismus öffentlich wird, enthält Elemente aller Phänomene der Judenfeindschaft, die über Stereotype transportiert werden. Der gegenwärtige virulente Antisemitismus, Judenfeindschaft, die aus Schuldgefühlen gegenüber Juden artikuliert wird, kann sich aufladen zu einem Erlösungsantisemitismus. Gemeint ist die Befreiung vom Schuld- und Leidensdruck, der durch das Bewusstsein vom Völkermord verursacht ist. Voraussetzung der Erlösung ist eine Schuld der Juden (wie sie bei den Auschwitzleugnern auf plumpe Art konstruiert wird). Die Opferfunktion der Juden muss außer Kraft gesetzt werden; Juden, die als Täter wahrgenommen werden, erlauben es, Gefühle der Empathie, des Schuldbewusstseins, des Unbehagens durch Parteinahme gegen die Juden zu ersetzen. Dazu braucht es darstellbare Gründe: etwa die Politik Israels. Da individuelles Fehlverhalten von Juden nicht ungestraft als kollektive Schuld „der Juden“ hochgerechnet werden kann, ist die Politik Israels gegenüber den Palästinensern ein willkommener Ansatzpunkt für Ablehnung, für den Entzug von Empathie, für Zuwendung an die arabische Seite. Israelkritik, eine für sich genommen so legitime Sache wie eine kritische Einstellung zur US-Außenpolitik, wird für viele zum Ventil, mit dem – ohne Sanktionen befürchten zu müssen – antijüdische Emotionen artikuliert werden. Die falschen Zungenschläge entlarven die wahre Absicht, die schiefen Vergleiche und der Griff ins Nazivokabular („Opfer der Opfer“, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, „hemmungsloser Vernichtungskrieg“, „Nazimethoden“ der israelischen Armee etc.) machen deutlich, worum es geht. Mit der Parteinahme für die Feinde Israels werden vermeintlich bestehende Tabus gebrochen und angebliche Denkverbote außer Kraft gesetzt. Das erklärt die gegenwärtige Konjunktur des Antisemitismus.

      Auf der Suche nach Gegenstrategien zu solchem alltäglichen Antisemitismus helfen hastige Projekte und pauschale Verurteilungen am wenigsten. Die Ausrufung von Ausnahmezuständen, die Forderung nach dem „Aufstand der Anständigen“ bewegt allenfalls Emotionen der Abwehr. Die Anständigen bilden die Mehrheit. Das wird im Mediengetöse manchmal vergessen. Deshalb ist Selbstvergewisserung und Bestätigung des gesellschaftlichen Grundkonsenses, der Antisemitismus in Deutschland ächtet, immer wieder notwendig.

      Notwendig ist auch das Erkennen der Zusammenhänge von Aggressionen gegen Minderheiten, von Xenophobie und Antisemitismus. Einsicht in die Wirkungsweise des Vorurteils schafft die Voraussetzung: Feindbilder grenzen aus und stiften dadurch Gemeinsamkeit in der Mehrheitsgesellschaft. Das Gefühl der Einheit, das Minderheiten zu angreifbaren und minderwertigen Fremden macht, ist nur bedingt ein positiver Wert. Wenn Juden als Fremde definiert, wenn Asylbewerber als Kriminelle diffamiert, wenn Ausländer als den sozialen Frieden und Besitzstand bedrohend empfunden werden, dann spiegeln sich darin Aggressionen und Ängste der Mehrheit, die aufgelöst und überwunden werden müssen. Antisemitismus ist kein aus dem gesellschaftlichen Kontext zu isolierendes Vorurteil gegen eine bestimmte Minderheit. Antisemitismus ist vielmehr der Prototyp des sozialen und politischen Ressentiments und darum vor allem ein Indikator für den Zustand der Gesellschaft. Diese Einsicht ist der erste Schritt zu seiner Überwindung.>


      Jetzt stellt sich mir eigentlich die Frage, wie man mit dem evtl. eigenen wie auch fremdem Antisemitismus umgehen soll? Was wird erwartet, da jede Form der Verarbeitung tadelnswert erscheint? Ich bekenne, ratlos zu sein. Für mich persönlich - als Kind, Schüler und später - war das Judentum nie ein Problem oder auch nur auffällig, bis man mir erklärte, daß es Antisemitismus gebe.
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:16:23
      Beitrag Nr. 63 ()
      Äh, Frage:


      Wenn sich eines Tages die Chance bietet, die Palästinenser mit Stumpf und Stil auszurotten und das einem dann nicht passen sollte, dann wäre seine Kritik also nur ein Vorwand für Antisemitismus?

      Genialer Schachzug in der Diskussion, oder?
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 21:20:49
      Beitrag Nr. 64 ()
      Noch ne Frage:

      Welcher Landsmann war denn eigentlich Ilja Ehrenburg jetzt genau:

      http://www.republikasilesia.com/Juretzko/History/Die_3_Tage/…
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:30:35
      Beitrag Nr. 65 ()
      @parlamentarier


      ....dann wäre seine Kritik also nur ein Vorwand für Antisemitismus?

      hä?

      wer ? seine ? wer ist seine ?

      Und den Ehrenberg- link, den schenk ich mir gleich ganz.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 20.11.02 23:33:57
      Beitrag Nr. 66 ()
      Hi Sep,


      die Kritik an der Vertreibung/Ausrottung der Palästinenser natürlich!
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 01:01:54
      Beitrag Nr. 67 ()
      Dann lautet das statement jetzt also:

      Wenn sich eines Tages die Chance bietet,

      die Palästinenser mit Stumpf und Stil auszurotten

      und das einem dann nicht passen sollte,

      dann wäre seine Kritik / seine? wessen?

      an der Vertreibung/Ausrottung der Palästinenser

      also nur ein Vorwand für Antisemitismus?



      Wäre nett, wenn Du das für mich auflösen könntest.
      @parlamentarier.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 02:05:07
      Beitrag Nr. 68 ()
      @parlamentarier

      ist ja auch egal.

      Es gibt keinen Vorwand für Antisemitismus.

      Antisemitismus kennt keine rationale Begründung.
      Mithin auch keine "vorgeschobene" rationale Begründung.

      Damit dient praktisch alles der antisemitischen Äußerungen, potentiell alles kann zu antisemitischen Regungen verwendet werden.

      Genau dies läßt sich zeigen.

      Es bedarf also keines Vorwands.

      Es bedarf dazu lediglich einer schemenhaften Ahnung der Anwendung deutscher Sprache.

      Zur Not langt auch ein Pinsel und etwas Farbe.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 03:12:05
      Beitrag Nr. 69 ()
      @parlamentarier

      ist ja auch egal.

      Es gibt keinen Vorwand für Antisemitismus.

      Antisemitismus kennt keine rationale Begründung.
      Mithin auch keine "vorgeschobene" rationale Begründung.

      Damit dient praktisch alles der antisemitischen Äußerungen, potentiell alles kann zu antisemitischen Regungen verwendet werden.

      Genau dies läßt sich zeigen.

      Es bedarf also keines Vorwands.

      Dazu langt eine schemenhafte Ahnung über die Anwendung deutscher Sprache.

      Zur Not langt auch ein Pinsel und etwas Farbe.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 03:13:22
      Beitrag Nr. 70 ()
      @parlamentarier

      ist ja auch egal.

      Es gibt keinen Vorwand für Antisemitismus.

      Antisemitismus kennt keine rationale Begründung.
      Mithin auch keine "vorgeschobene" rationale Begründung.

      Damit dient praktisch alles der antisemitischen Äußerungen, potentiell alles kann zu antisemitischen Regungen verwendet werden.

      Genau dies läßt sich zeigen.

      Es bedarf also keines Vorwands.

      Es langt dazu eine schemenhafte Ahnung der Anwendung deutscher Sprache.

      Zur Not langt auch ein Pinsel und etwas Farbe.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:21:55
      Beitrag Nr. 71 ()
      SEP, ich will niemandem auf den Schlips treten, aber wird "Antisemitismus" nicht maßlos übergewichtet? Es gibt meines Erachtens zahlreiche Anti-Haltungen, die ebenso verurteilenswürdig sind und die keinerlei Beachtung mehr finden und Gefahr laufen, zur akzeptieren Selbstverständlichkeit zu werden, da aller Augenmerk sich ausschließlich auf den Antisemitismus richtet.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 12:13:29
      Beitrag Nr. 72 ()
      @parlamentarier

      ist ja auch egal.

      Es gibt keinen Vorwand für Antisemitismus.

      Antisemitismus kennt keine rationale Begründung.
      Mithin auch keine "vorgeschobene" rationale Begründung.

      Damit dient praktisch alles der antisemitischen Äußerungen, potentiell alles kann zu antisemitischen Regungen verwendet werden.

      Genau dies läßt sich zeigen.

      Es bedarf also keines Vorwands.

      Es bedarf dazu lediglich einer schemenhaften Ahnung der Anwendung deutscher Sprache.

      Zur Not langt auch ein Pinsel und etwas Farbe.

      @wilma, wird Antisemitismus nicht maßlos übergewichtet, so Deine Frage ?

      Du meinst sicherlich: heute ?

      Kann man Antisemitismus, die zu einem Völkermord geführt hat, der in seiner Ausführung und in seinem Umfang in der Geschichte ohne Beispiele ist, wirklich übergewichten ?

      Kann man solch ein Ereignis übergewichten angesichts der Beiträge, die man heute dazu lesen muß ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 12:39:32
      Beitrag Nr. 73 ()
      @Sep

      Deine Aussage - Antisemitismus kennt keine rationale Begründung.
      Dazu - Die jüdische Kriegserklärung 1933 an Deutschland führte nicht zum Antisemitismus und Holocaust ?
      Hass kann sich nicht rational begründen ? In der Psychologie wird aber genau das Gegenteil gelehrt !
      Es gibt tausende von Beispielen die den Antisemitismus rational begründen.
      Und es gibt schon Völkermorde die damit vergleichbar sind.
      Fang hier nicht an, die Zusammenhänge falsch darzustellen.
      Immer wenn ich deine Texte lese, verstehe ich sie nicht. Warum ? Weil da keine Logik existiert, keine nachvollziehbare Logik.

      Euer Seuchenvogel
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 12:53:59
      Beitrag Nr. 74 ()
      SEP,
      findest du Folter, Rassenwahn, Mißstände wie Kinderprostitution nicht gleichermaßen schlimm? Antisemitismus beinhaltet als Begriff zunächst einen Standpunkt, dem nicht zwangsläufig Handlungen folgen müssen. Folter und Kinderprostition oder auch das Verhungern der Armen in Indien sind bereits Handlungen, auch wenn ihnen kein "Antisemitismus" voraufgeht.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:18:24
      Beitrag Nr. 75 ()
      Man könnte freilich das indische Kastensystem als eine Variante des Antisemitismus (gegenüber den Paria) ansehen; allerdings ist dieses Kastensystem tragender Bestandteil einer Religion.
      Man könnte es auch als "Antisemitismus" im Sinne der weiter oben gegebenen Definition des Vorurteils und der Anfeindung bestimmter Gruppen schlechthin ansehen, wenn Armut und Hunger beispielsweise im Tschad - oder beliebig anderswo auf der Welt - schlechtweg ignoriert werden, und zwar insbesondere von den Reichen, die mitunter im selben Land ansässig sind.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:27:14
      Beitrag Nr. 76 ()
      Aber:
      Was man nicht wahrhaben will, gilt als nicht existent.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:28:10
      Beitrag Nr. 77 ()
      Oder:
      Schlimmer gar - Mißstände gelten als selbstverständlich oder gar "gottgegeben"!
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:31:15
      Beitrag Nr. 78 ()
      Oder gar feudalistisch - das Selbstverständnis des Reichen, daß er reich sei wie das Selbstverständnis desselben Reichen, daß andere arm sein müssen.
      Auch für Bin Laden ist es klar, daß er selbst über andere einschließlich deren Leben verfügen darf.
      Ich empfehle die Lektüre von Hauptmanns "Die Weber".
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:36:14
      Beitrag Nr. 79 ()
      Was kann man da lesen, Sep?
      "Kann man Antisemitismus, die zu einem Völkermord geführt hat, ...".

      Also diese Theorie höre ich jetzt zum ersten mal.

      Wurde dein "Antisemitismus" vielleicht sogar extra dafür von einem Juden Ende des 19. Jahrhunderts erfunden? Könnte doch gut sein, oder?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:40:48
      Beitrag Nr. 80 ()
      Merkt denn keiner, daß das Herumreiten auf dem Begriff "Antisemitismus" letztlich zur Verspottung einer an sich ernsten Angelegenheit führt?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:47:02
      Beitrag Nr. 81 ()
      Was kann man da lesen, Sep?
      "Kann man Antisemitismus, die zu einem Völkermord geführt hat, ...".

      Also diese Theorie höre ich jetzt zum ersten mal.

      Wurde dein "Antisemitismus" vielleicht sogar extra dafür von einem Juden Ende des 19. Jahrhunderts erfunden? Könnte doch gut sein, oder?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:47:52
      Beitrag Nr. 82 ()
      Was kann man da lesen, Sep?
      "Kann man Antisemitismus, die zu einem Völkermord geführt hat, ...".

      Also diese Theorie höre ich jetzt zum ersten mal.

      Wurde dein "Antisemitismus" vielleicht sogar extra dafür von einem Juden Ende des 19. Jahrhunderts erfunden? Könnte doch gut sein, oder?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:57:54
      Beitrag Nr. 83 ()
      Vielleicht gibt es keinen Vorwand fùr Antisemitismus,
      nur eine Ablehnung einer Lebensweise, einer besonderen Anhaftung,
      die sich tief in diese Rasse eingelebt hat.

      Ob das genùgte um einen Vòlkermord ausgelòst zu haben,
      ist zu bezweifeln.
      Um wirklich herauszufinden, warum eigentlich weltweit einige
      Juden Probleme haben, bedarf es auch eine gewisse Mitschuld
      zu erwàgen, aber das mag allerdings als Antisemitisum ausgelegt werden.

      Auch die seelischen und physischen Belastungen aus dem Ritual der Beschneidung,
      die sich von Generation zu Generation verstàrken, fordert Berùcksichtigung.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 13:59:35
      Beitrag Nr. 84 ()
      @WilmaFeuerstein

      Der Text vom #62 ist Volksverdummung pur !

      Kernthese des Textes ist:
      Antisemitismus, Judenfeindschaft im weitesten Sinn, konfrontiert also Betroffene wie Betrachter mit Definitions- und Wahrnehmungsproblemen.
      Um diese schwachsinnige These zu unterstützen, wird alles was gegen die Juden vorgebracht wird, entweder verharmlost oder ins Reich der Märchen und Lügen verwiesen.
      Es soll der Eindruck erweckt werden, daß die Juden am Antisemitismus nicht mitschuldig sind.
      Sep ist das typische Opfer dieser Verdummung.

      Es gibt viele jüdische Organisationen ! Eine Organisation ist eine Verschwörungsgruppe !

      Euer Seuchenvogel
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 14:12:07
      Beitrag Nr. 85 ()
      Ahwo, Seuchenvogel!

      Sep und Opfer. Tss...Tsss.

      Sep hat DAS typische Täterpsychogramm. Gehört aber zu denen, die sich die Hände niemals selbst schmutzig machen.

      Ausgfuxt san´s scho.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 14:32:54
      Beitrag Nr. 86 ()
      #84 Seuchenvogel,

      das darf man über den Text aus #62 nicht sagen, denn die Zeitschrift, aus der er stammt, ist eine jüdische.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 14:44:20
      Beitrag Nr. 87 ()
      Der Verfasser des Textes in #62 handelt letztendlich genauso wie jene, die er angreift: er wirft jedwede Art von Kritik in einen Topf und paraphrasiert sie allesamt und verpaßt damit der berechtigten Kritik den gleichen Status wie der unberechtigten, macht sie somit unwirksam. l

      Vielleicht liest sich jemand den Text in #62 mal gründlich durch, er besticht immerhin durch präzise Beobachtung.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 15:07:53
      Beitrag Nr. 88 ()
      Aber Wilma, das ist doch ein viel zu langer Text. Verständige Menschen hören im ersten Absatz auf zu lesen, da wo steht "...der von Möllemann (FDP) im Wahlkampf 2002 entfachte „Antisemitismus-Streit“,...

      Weil kannst du einmal erklären, wann Möllemann einen "Antisemitismus-Streit" entfacht haben sollte?

      Ich habe das so mitbekommen, daß das vom deutschen jüdischen Hauptquartier ausgegangen ist.

      Diese Herren und natürlich auch der Autor von #62 gehören ja schließlich auch in dieselbe Kaste wie unser Sep. Und benutzen daher natürlich auch dieselben bewährten Werkzeuge.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 15:23:00
      Beitrag Nr. 89 ()
      ich lese es mal demnächst.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 15:24:37
      Beitrag Nr. 90 ()
      übrigens: alle achtung! abgesehen von ein paar deppen wie dieser zockrates gibt es nur lesenswerte beiträge. das ist bei diesem thema in diesem board nicht selbstverständlich.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 15:31:54
      Beitrag Nr. 91 ()
      In einem anderen Board erst recht nicht ...:D :D
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 15:43:50
      Beitrag Nr. 92 ()
      #88 Zockrates

      Was Du über Sep schreibst, stimmt wahrscheinlich nicht. Er hat in seinem Abschiedsposting (er wollte sich ja für immer verabschieden) nämlich geschrieben: "Ich bin kein Jude."

      Leider hat er sich bis heute standhaft geweigert, darzulegen, wer seiner Meinung nach ein Jude ist.

      So kann es natürlich sein, daß er wirklich glaubt, er sei kein Jude, aber dennoch einer sein.

      Oder er weiß es nicht und will das nicht zugeben,

      der Heuchelposter.



      P.S.: Dein posting vom 12.11. ist sehr bemerkenswert. Seltene Gelegenheit, sehr tief in den Abgrund menschlicher Bosheit zu blicken und ihn neu zu kalibrieren.

      P.P.S.: An Deiner Grammatik solltest Du noch feilen, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, Sep sei hierin besser. Nicht nur der Inhalt zählt, auch die Form!

      P.P.P.S. Solange es um reine Äußerlichkeiten geht, scheint mir in bestimmten Zweifelsfragen @ombaba:rolleyes:, das Räucherstäbchen, der geeignete Gutachter zu sein.

      Prof.Dr.Dr.h.c.mult. Goldhagen
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 17:31:17
      Beitrag Nr. 93 ()
      @Goldhagen

      Zu deinem PPS: Ich muß zugeben, daß ich tatsächlich keine Schreiberlehre hinter mir habe, so wie ein Sep und die meisten anderen von unseren "Geschichts-Aufklärern" ganz bestimmt eine Genossen haben. Ich formuliere grundsätzlich "frei" und belasse das dann weiter unbearbeitet. Mir genügt es, Gefeiltes zu lesen und vollkommen zu verstehen.

      Was du über Sep schreibst, da gilt es unbedingt zu bedenken, daß es Leute gibt, die grundsätzlich die Dinge auf den Kopf stellen. Bei denen wird ausgesprochen winkelzügisch gearbeitet. Wenn man das beherzigt, werden seine Aussagen erst verständlich.

      Zu dem Aufsatz in (#11): bestimmt hat ihn Sep auch gelesen. Ob er ihn auch verstanden hat? Der Autor beschreibt darin, wie offenbar die Zionistenführer die Zustände im damaligen NS-Deutschland ausnutzten. Vielleicht liegt es an seiner Abstammung, - er ist Jude - daß es ihm dabei nicht gelingt, über seinen eigenen Schatten zu springen und die in dem Beitrag angesprochenen Sachverhalte konsequent zu Ende zu denken. Einem wiklich unbedarften Leser dürfte das jedoch nicht schwer fallen.

      Eine wichtige Schlüsselpassage möchte ich hier noch einmal explizit herausgreifen:

      Diese Linie kommt stark zum Ausdruck in einer Rede David Ben-Gurions vor der zionistischen Exekutive im Dezember 1938. Eine Rede, die als stark komprimierte Fassung eines Programms dienen kann: »Wenn die Juden vor der Wahl zwischen den Flüchtlingen, der Rettung von Juden aus Konzentrationslagern und der Unterstützung der nationalen Heimstätte in Palästina stehen, dann wird das Mitleid die Oberhand behalten, und die ganze Energie der Leute wird in die Rettung von Juden aus verschiedenen Ländern kanalisiert werden. Der Zionismus wird nicht nur in der öffentlichen Meinung in der Welt und in Grossbritannien von der Tagesordnung gestrichen werden, sondern auch von der jüdischen öffentlichen Meinung anderswo. Wenn wir eine Trennung des Flüchtlings- vom Palästina-Problem zulassen, riskieren wir die Existenz des Zionismus.«

      Natürlich haben nicht alle Zuhörer von damals den wirklichen Plan in seiner Gesamthaeit gekannt.

      In diesem Abschnitt sind ganz eminent wichtige Aussagen enthalten. Auf alle Fälle war Ben Gurion seiner Zeit damals voraus.

      Ob das unser Sep auch bemerkt hat?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 17:45:17
      Beitrag Nr. 94 ()
      Ich freue mich, daß sich "Räucherstäbchen" als Begriff gehalten hat.

      Anonsten ist halt bei dem Thema die grundsätzliche Problematik jene, daß alles, was mit Jude zu tun hat, stimmen kann, oder auch nicht. Da fehlt die Sicherheit, gelle ?

      So mag Jude sein, oder nicht, oder es nicht wissen, oder nicht wahrhaben wollen. Das alte Problem, das aber immer und für alle Ewigkeit - so viel ist klar - so verstanden werden muß, daß es für Juden nachteilig zu sein hat.

      Egal, was ich nun sage, was ich nun bekenne, es könnte ja eine Finte sein. Dem Juden würde man es zutrauen, nicht wahr, Goldhagen ?

      Siehst du nun, wie dämlich und unbeantwortbar derartige Fragestellungen sind, derartige von mir verlangte Festlegungen, derartige, durch Zokrates hinterfragte Zusammenhänge ?

      Ihr seid allesamt....vergiftet ? Ist es nicht. Beschränkt ? Vielleicht, wenn man es streng neurologisch, und nicht diffamierend betrachtet. Ihr seid, soviel ist sicher: desorientiert.

      Zumindest, was Eure Fähigkeit angeht, beispielsweise mich zuzuordnen. Wer nicht Eure dumpfen Quasi- Analysen teilt, der ist verdächtig, womöglich gar Jude. Hahahaha.

      Was Zokrates angeht, so hat es sich disqualifiziert durch seine Bemerkung

      ....ich habe das so mitbekommen, daß das vom deutschen jüdischen Hauptquartier ausgegangen ist.

      Diese Herren und natürlich auch der Autor von #62 gehören ja schließlich auch in dieselbe Kaste wie unser Sep. Und benutzen daher natürlich auch dieselben bewährten Werkzeuge.


      Ein arisierter Bauchredner, Möchtegern- Herrenmensch. Tatsächlich wohl Pöbel.

      Zokrates, das Z in Deinem Namen ist das Beste an Dir. Eine wichtige Distanz zwischen Dir und jenem, dessen durch seine Tat verbürgte Grundeinstellung Dir wohl verschlossen bleibt.

      Was hälst Du davon und ziehst gleich ?

      Vielleicht mit: Prof. Zokrates ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 17:53:04
      Beitrag Nr. 95 ()
      Hallo Leute,
      es ist ja sehr schön und nett zu sehen, daß dieser Thread so rege Anteilnahme findet und die Leser jetzt freundlicherweise dazu übergehen, sich gegenseitig niederzumachen, ohne daß ich noch erwähnt werde. (Möchte nicht jemand noch ein paar Antworten von mir?) ;)
      Andererseits war mein Eröffnungsgedanke eigentlich derjenige, hier interessante wissenschaftliche, historische, oder journalistische Texte aus meinem Uni-Archiv hineinzustellen, um das Wissen über "Antisemitismus", die Geschichte des Nahost-Konflikts oder artverwandte Themenbereiche zu vergrößern.
      Leider hatte ich selbst in den letzten Tagen wieder weniger Zeit als ich dachte, so daß es kaum zu einer interessanten Diskussion mit meiner Wenigkeit kommen konnte, die ihrerseits ja wieder einigen Gesprächsstoff liefern könnte, da diese nach dem Kenntnisstand meiner Wenigkeit und der Ahnenreihe von Ex-Kanzler Helmut Schmidt genauso "jüdisch" sein müßte wie jener. (Diese Anmerkung natürlich nur, um gegen Auryn gerichtetem "Antisemitismus" zuvorzukommen. :D )
      Tja, da zu meinem letzten Posting über das Existenzrecht Israels und dem Zitat von Amos Oz keine direkte Antwort mehr kam, stelle ich Euch mal folgende Texte zur Auswahl und frage:
      Was wollt Ihr denn als nächstes lesen?
      Beziehungsweise: Was davon darf ich bei Euch denn überhaupt als bekannt voraussetzen?
      ;)

      1. Die Geschichte Palästinas nach der endgültigen Niederlage des Osmanischen Reiches 1917 (gemäß den "Informationen zur politischen Bildung", Heft 140 der Bundeszentrale für politsche Bildung, Ausgabe der Bundesregierung des Jahres 1985 [sehr detailliert und umfangreich])

      oder
      2. Historische Texte über den Teilungsbeschluß Palästinas durch die Vereinten Nationen 1947 mit einer "göttlichen" Rede des sowjetischen Außenministers Andrej Gromyko, die man im Nachhinein für unglaublich halten würde.
      (Zit. n. "Kontrovers: Der israelisch-arabische Konflikt"; ebenfalls eine Broschüre der "Buz.f.pol.Bldg." ;) )

      oder
      3. Interessante (wie meine Wenigkeit findet) Dokument-Texte und offene Briefe von Israelis und Palästinensern für die jeweils andere Seite in den letzten 40 Jahren.

      Also, was darf`s demnächst sein?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:13:36
      Beitrag Nr. 96 ()
      Lass ein Mysterium ein Mysterium bleiben, Sep.
      Versuchen wir hier, mit letzter Sicherheit
      und gròsster Perfektion herauszufinden,
      warum die Dinge so sind wie sie sind?

      Was ist, wenn alles so stimmig ist?
      Wie auch alles andere.

      Trotzdem kònnen wir uns bemùhen darùber zu schreiben,
      warum und wieso es so ist, wie es ist.
      Vielleicht stossen wir dabei auf etwas Weisheit,
      auf einen tiefen Erfahrungswert.
      Auf ein AHAAAA Erlebnis einer gròsseren Klarheit,
      ùber gròssere, oder kleinere Zusammenhànge.

      Die Voraussetzung dafùr ist vielleicht,
      zurùckzutreten von Deiner vorherfixierten Meinung,
      dass es immer fùr den Jud nachteilig zu sein hat.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:16:39
      Beitrag Nr. 97 ()
      @Auryn

      Ein Posting von dir habe ich bedauerlicherweise nicht gelesen. Das ist insgesamt zu viel Material.

      Jetzt schreibst du etwas von einem "Existenzrecht Israels". Gibt es so etwas tatsächlich und wenn ja, worauf begründet sich das?

      Ich habe nämlich auch vor, eine "Bewegung der Hinterfragung von Existenzrechten abstrakter Gebilde" zu gründen, und natürlich hätten wir dann auch gerne unseren eigenen Staat. Wie gehen wir da am besten vor? In welchem Zeitrahmen wäre das deiner Meinung nach zu schaffen?
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:19:46
      Beitrag Nr. 98 ()
      Ach ja, zu Posting # 11 wollte ich noch sagen, daß es in der israelischen Friedensbewegung natürlich inzwischen fast ebenso viele militante Friedensaktivisten gibt wie in der deutschen Friedensbewegung ("Gewalt gegen die Polizei? Aber klar, denn die fangen ja immer als erste damit an!" ) Von daher nehme ich ein Zitat von jemanden, der in einer PDS-Ableger-Internet-Zeitung zitiert wird, aus zwei Gründen nicht ernst:
      1. Eine ex-kommunistische Nachfolgepartei sieht in ihren Print- oder Internet-Veröffentlichungen grundsätzlich keine Informations- sondern eine Propaganda-Schrift! Beispiel: Sich bei der PDS-"Kalaschnikov" vor Abscheu über den US-Imperialismus und seine "Kriegsverbrechen" in Afghanistan überschlagen, aber auch im Rückblick den Krieg der Sowjetunion in Afghanistan von 1979 bis 1987 als "anti-imperialistische Bruderhilfe" toll finden!
      (Dasselbe als nicht ernstzunehmende Propaganda-Pamphlete gilt in meinen Augen grundsätzlich für Publikationen von Nachfolge-, Schwester- oder Ableger-Parteien der NSDAP wie z.B. bei der NPD, der DVU [hier die Frey`sche "Deutsche Nationalzeitung"] etc.!)

      2. "Friedensaktivisten" und "Pseudo-Wissenschaftler", die sich wissentlich in einer solchen Zeitschrift zitieren lassen, werden von der Wissenschaft grundsätzlich und zu Recht ignoriert.

      Daher gehe ich nicht auf Posting # 11 ein, solange mir niemand eine Quelle für solche Texte nennt, die nicht einer ideologischen Parteivorgabe entspringt. Mit anderen Worten:
      Ich gehe nur auf Texte ein, die offensichtlich nicht von einer Propaganda-Stelle gegengelesen wurden.
      Ich akzeptiere hingegen auf den ersten Blick erst mal alles von Amnesty International, EU- oder UN-Institutionen oder namhaften Zeitschriften wie Spiegel, FAZ, Le Monde oder The Times.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:31:26
      Beitrag Nr. 99 ()
      @ Zockrates (Posting # 97):
      Ich bringe Dir aus Gründen meines persönlichen "Amusements" erst mal einen Auszug aus der Rede von Andrej Gromyko in seiner Funktion als sowjetischer Außenminister vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen am 14. Mai 1947 (Das lustige daran ist, daß Stalin noch sein Chef war und Stalin einige Jahre später noch eine "rußlandweite jüdische Ärzteverschwörung" aufdecken wollte, doch durch seinen Tod daran gehindert wurde, der Welt noch diesen "Dienst" zu erweisen.):

      "Die Erfahrung der Vergangenheit, insbesondere während des Zweiten Weltkrieges, zeigt, daß kein westeuropäischer Staat in der Lage war, dem jüdischen Volk in der Verteidigung seiner natürlichen Rechte und seiner bloßen Existenz vor der Gewalttätigkeit der Hitleristen und ihrer Verbündeten hinreichenden Schutz zu bieten. ...
      Dies erklärt völlig die Bestrebungen der Juden, ihren eigenen Staat zu errichten. Es wäre ungerecht, dies nicht in Betracht zu ziehen und das Recht des jüdischen Volkes auf Verwirklichung dieser Bestrebungen zu leugnen. Es wäre ungerechtfertigt, dem jüdischen Volk dieses Recht abzusprechen, insbesondere angesichts aller Verbrechen, die es erleiden mußte. ..."
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:36:13
      Beitrag Nr. 100 ()
      Die anderen Zitate zu dieser Frage nach dem Existenzrecht Israels sind länger, als daß ich sie jetzt noch tippen möchte und ich werde sie erst morgen früh einscannen können.
      Morgen abend spätestens wird einiges dazu hier zu finden sein.
      Bis dann verabschiede ich mich,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:43:24
      Beitrag Nr. 101 ()
      #97,

      mit was für einem abstrakten gebilde haben wir es mit dir zu tun?

      und vor allem worauf begründet es sein existenzrecht?

      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:47:06
      Beitrag Nr. 102 ()
      Auryn - take it easy. :kiss:
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:49:39
      Beitrag Nr. 103 ()
      @ zockrates:
      Zu Deiner amüsanten Nachfrage ...
      Ich habe nämlich auch vor, eine "Bewegung der Hinterfragung von Existenzrechten abstrakter Gebilde" zu gründen, und natürlich hätten wir dann auch gerne unseren eigenen Staat. Wie gehen wir da am besten vor? In welchem Zeitrahmen wäre das deiner Meinung nach zu schaffen?
      ... fällt mir gerade noch folgende, leicht sarkastische Hilfestellung ein:
      Du kannst am schnellsten innerhalb von ca. 6 Jahren einen eigenen Staat für Deine "Mitbewohner und Dich" bekommen, aber Du mußt erst mal einen Diktator finden, der Dich und Deine zukünftigen Mitbewohner so sehr haßt, daß er Euch mit seiner Armee auch im nachbarlichen Ausland verfolgen läßt, (das er praktischerweise vorher "eingemeinden" läßt, um seine sonstigen Gegner auszuschalten) und ein paar Millionen von Euch extra mit seiner Staatsbahn in sein Zuhause (zurück-?)fahren läßt, nur um Euch dort umzubringen. Ich gebe zu, das ist ziemlich schwer zu wiederholen, aber Du kannst es ja mal versuchen, noch so einen Diktator zu finden.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 18:52:19
      Beitrag Nr. 104 ()
      @ WilmaFeuerstein:
      Aber ich tehke es doch ihsie, wie Du an meinem Stil bemerken kannst. ;)
      Leider muß ich jetzt aber wirklich wieder in mein Wohnhome zurück, von dem ich hoffe, daß es keinen Atomstrom hat.
      Tschüß,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 22:14:43
      Beitrag Nr. 105 ()
      Das immer wiederkehrende Problem mit allem, was jüdisch ist, stellt sich doch so dar:

      Die Frage nach dem Existenzrecht Israels kann sich garnicht stellen, weil es ja auch für Juden kein Existenzrecht gibt.

      Nicht daß Juden als Mensch kein Existenzrecht haben, es geht ihnen in ihrer Eigenschaft als Juden ab.

      Von Juden verlangt man, und das läßt sich selbst hier nachlesen, daß sie so zu existieren haben, daß man ihre Existenz nicht bemerkt. Sie haben sich zu assimilieren, und gelegentlich hören wir anhand von Äußerungen unseres Bundeskanzlers, gerade auf Mallorca, daß wir Deutschen uns da einzufügen hätten, Rücksicht zu nehmen haben.

      Es kommt dann sofort hier zu dem Gegenschluß, warum wir das nicht auch von den hiesigen Ausländern erwarten dürfen.

      OIch will auf diesen Humbug nicht eingehen, sondern auf die Steigerung dessen:

      Warum können sich die Juden hier nicht einfügen ????

      Es wird dann der Zentralrat genannt, als sichtbares Zeichen von Judentum in Deutschland, und darauf verwiesen, daß dieser soeben, welche Frechheit, 3 Milliarden DM für Integrationsarbeit durch die BRD erhalten hat.

      Nach empörtem Hochschäumen der hier lesenden zeitgenossen, und der Korrektur dieser Zahl um den Faktor 1000 beruhigte sich das verärgerte Umfeld mit dem Selbsttrost, daß es immerhin tatsächlich so hätte sein können.

      Und das kennzeichnet eben alle Diskussionen um Juden: egal wie es ist, jede Version wird abgeklopft auf Tauglichkeit zur Diffamierung, und dann auch noch das Gegenteil dieser Version, sozusagen die Steigerung der Scheißhausparole durch die bloße Umkehrung.

      Wenn so etwas treibt, dann ist der Verdacht von wirkendem Antisemitismus eigentlich nicht weit.

      In einer solchen Umgebung über irgendwelche Rechte diskutieren zu wollen, die mit Juden verknüpft werden, ist zumindest sehr engagiert. Also: Existenzrecht von Israel. Existenzrecht von Juden, in einer wahrnehmbaren Form.

      Natürlich wissen wir heute, daß selbst assimilierte Juden nicht in der Anonymität unterschlupfen konnten, das war ja der Antrieb für Herzl, die Idee eines eigenen Landes zu propagieren.

      Ja selbst Halbjuden wurden der Verfolgung und Vernichtung ausgesetzt.

      Ich verfolge die hier angebotene Diskussion mit großem Interesse, ob es gelingen wird, irgend jemanden, der in dieser Frage „getrieben“ ist, von irgendeinem Argument gefangen zu nehmen, das eine Existenzberechtigung für Israel, oder für Juden gelten läßt.

      Ich gehe davon aus, daß weiterhin die blanke Phantasie über das, was in Zusammenhang mit Juden überhaupt nur denkbar ist, hier die Diskussion bestimmen wird. Antisemitismus entsteht nicht in dem Teil, welcher einer Logik zugänglich ist. Dort wird diese Regung lediglich aufgeföhnt in das Gewand von Argumentation gekleidet.

      Wir diskutieren hier also mit dem prinzipiell nicht zugänglichen Teil des unbewußten Bewußtsein.

      Verräterische Stichworte für dessen Anwesenheit finden sich in unzähligen Beiträgen.

      Nun laß uns hören, was der russische Außenminister gesagt hat, und wie es um die UNO- Beschlüsse bestellt war, die zur Staatsgründung Israels führten, und die davor liegenden Begebenheiten des Osmanischen Reiches, dessen Zerfall, die Rolle der Engländer dabei, des Lawrence von Arabien und seine arabischen Freunde, u.a. Ibn Saud und sein Stamm, aber auch des Haschemitenstammes, der dann als Haschemitenkönig Jordanien zugesprochen bekam, was ja auch nicht viel mehr als ein Bruchstück aus dem Osmanischen Kuchen darstellt, und damit die Existenzberechtigung von Jordanien ebenso auf tönerne Füße stellt. Laß uns darüber reden, wie beispielsweise das, was wir heute großzügig das „Volk der Palästinenser“ nennen, eigentlich dort, ins heutige Jordanien, eingepaßt wurde, und was dies 1972 mit dem Aufstand der Palästinenser gegen Jordanien zu tun hat. Dem sogenannten „Schwarzen September“. Und was dies wiederum für das Existenzrecht eines Staates Palästina bedeutet, falls wir die UNO- Resolution einmal vergessen, so wie die Araber dies ja vorweggenommen haben. Eigentlich.

      Wer will heute schon noch hören, daß die Araber es waren, welche die Uno- Resolution 1947 zur Teilung und Gründung Israels schroff ablehnten, aus dem Stand mit Krieg antworteten.

      Das sind heute jene Araber, die laut schreien, Israel würde gegen die Uno Beschlüsse verstoßen, die sie selber 1947 abgelehnt hatten.

      Lachnummer nach Lachnummer.

      Jetzt wollen sie den Lolli doch, auch wenn er mittlerweile schon mal in den Sand gefallen war.

      Heute, 3 Kriege später, haben sie vergessen, was zu den vorangegangenen Kriegen geführt hat, und heute, 3 Kriege später, nach massivem Landverlust, und etwa 4 Mio. Geburten später pochen sie auf etwas, was sie dereinst Punkt für Punkt schroff ausschlugen.

      Sie wollen Jerusalem zurück ? Hatten sie das nicht bis 1967 ? Wie ist es eigentlich dazu gekommen, daß es sich anschließend anders verhielt ? Und würde mal jemand nachschlagen, die Heckenschützen- Attacken durch die Araber auf Israelis in Jerusalem ?

      Was sollte Israel dazu veranlassen, dies aus der Hand zu geben ?

      Damit der Welt- Antisemitismus sich besänftigen möge ? Hahaha, das glaubt ihr doch selbst nicht, daß es eine Bedingung gäbe, welche die Welt mit den Juden versöhnen würde.

      Das Existenzrecht Israels ist begründet in der Uno- Resolution.

      Die Uno, das ist jenes Gebilde, dessen Votum so bedeutend ist, daß der amtierende deutsche Außenminister und sein Freund, der Kanzler der Deutschen, vorab kundtut, daß Deutschland sich nicht an das Votum der UN gebunden fühlt. Falls es zu einem Krieg mit dem Iraq kommt.

      Das also ist die UNO. Und deren Existenzrecht- Vergabe. Aber auich die Berufung der Araber auf die Uno- Beschlüsse. Alles Verhandlungsmasse.

      Was zählt, ist die Macht, etwas durchzusetzen.

      Damit nicht genug, besteht das Problem einer nicht möglichen Einigung mit den Palästinensern bis zum heutigen Tage darin, daß es unter ihnen militante Gruppierungen gibt, die auch heute noch das Existenzrecht Israels abstreiten, so wie der user Zokrates es gerne sieht. Deren Attentate begründen sich auf die Forderung, daß Israel verschwinden müsse. Daß deren Kampf nicht eher aufhören wird, bis Israel von Juden befreit ist.

      Leider wird darüber nicht allzu häufig hier berichtet. Aber es wird berichtet.

      Also, was begründet das Existenzrecht von Israel ? Die Macht. Die militärische Macht.

      Und was begründet das Existenzrecht der Juden ? Die Macht. Die schiere Macht. Wenn sie die Macht aus den Händen geben, oder sie ihnen entgleitet, dann sind sie ...... tot.

      Da hilft keine Uno, da hilft nix. Juden sind unerwünscht. Sie müssen ihre Existenzberechtigung selbst organisieren, in die eigenen Hände nehmen, gegen Leute verteidigen, deren Probleme wir alle ausgiebig hier studieren können.

      Man verlangt von den Israelis, daß sie Frieden schließen sollen mit einer Administration, also Arafat, die nicht in der Lage ist, ihre eigenen Leute zu kontrollieren, und die unter diesen Leuten Menschen vorhält, die eine Befreiung Israels von Juden zum Ziel haben.
      Manche sagen, dies wird sogar geduldet, trotz aller scheinheiligen Kondolenz- Bekundungen nach Massenschlachtungen von jüdischen Kindern in den Straßen Israels.

      Ich glaube nun, daß heute die letzten Tage von Arafat im Westjordanland begonnen haben. Ich gebe ihm keine Woche mehr.

      Wäre Berlin nicht ein schönes Exil für ihn ? Wahrscheinlich geht er nach Paris.

      Ich finde, unter den Israelis gibt es genauso viele Phantasten wie bei anderen Völkern. Sich auf so etwas einlassen zu wollen, wie man häufig hört, das erscheint mir dumm. Oder ungeheuer mutig.

      Auf jeden Fall ist das nicht geeignet, sich von unserer Position aus ein Bild machen zu wollen, zumal dies immer ein wenig vom geketteten Unterbewußtsein diktiert zu sein scheint, und schon deswegen nutzlos, Makulatur ist.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 22:38:37
      Beitrag Nr. 106 ()
      #105 ersetze Bundeskanzler durch Bundespräsidenten

      SEP
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 23:13:02
      Beitrag Nr. 107 ()
      Sep,
      ich wollte mich eigentlich an eine lange Antwort auf dein Posting machen, fand aber nichts mehr zu sagen außer, daß Arafat nicht nach Paris gehen wird, sondern in seinen Wohnsitz nach Tunis-Carthage, einem schönen Sommersitz mit Mauer und Leibgarde. Und ich bin nicht sicher, ob die Wächter heute noch so freundlich wären wie vor Jahren, als ich dort, mit der Bahn von Tunis kommend, den letzten Bus zu meinem Hotel nicht erwischt habend, den Weg zu Fuß zu lang fand und beim Domizil Arafats die Torwächter bat, mir ein Taxi zu rufen. Diese taten das ohne zu zögern. Solche Unbefangenheit dürfte wohl endgültig passé sein.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 02:07:31
      Beitrag Nr. 108 ()
      Passt meiner Meinung nach gut in diesen Thread:

      Anmerkungen zur kritischen Theorie:

      Antisemitismus in Deutschland

      „Ich sage euch, am Wochenende ist der Holocaust passiert. Ich bin selbst gespannt, ich hab’s noch nicht gesehen“ Mit diesen Sätzen moderierte Carolin Beckers am 12. März 2001 eine Folge der RTL-2- Sendung „Big Brother“ an. Die begriffs- und geschichtslose Verwendung des Terminus Holocaust steht beispielhaft für die Ignoranz mit welcher der millionenfache Massenmord mehr als 50 Jahre nach Auschwitz im Land der Täter und der Tat behandelt wird.

      Im Angesicht der jüngsten Welle der Manifestation des antisemitischen Wahns, zu nennen sind hier die Friedhofs- und Gedenkstättenschändungen in Rostock, Wöbbelin, Raben-Steinfeld, Boizenburg (alle in Mecklenburg-Vorpommern), sowie der Mahnmalsschändung in Berlin und dem Bombenschlag auf den jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg und der immer gleichen Betroffenheitrituale bedarf es einer Theorie, die den Wahn begreifen lässt, ohne mit ihm zu sympathisieren.

      Ich denke es gilt zu verstehen, wie die Problematik des Antisemitismus innersubjektiv und gesellschaftlich zu verorten ist. Hierzu kann nicht die Seite der Opfer betrachtet werden, sondern die Verfassung der TäterInnen sollte im Mittelpunkt stehen. Ich werde mich dazu überwiegend im Kontext der kritischen Theorie bewegen. Kritische Theorie analysiert die Verfassung der Individuen und der Gesellschaft, die den Antisemitismus ob latent oder manifest stets aufs neue den Nährboden bereitet, ohne die Subjekte jedoch aus der Verantwortung für ihr Handeln zu lassen.

      Die meisten bestehenden Erklärungsmuster, vor allem die subjektivistischen, bürgerlichen entziehen sich einer Erklärung dessen was Antisemitismus ist. Er wird vor allem in sozialwissenschaftlichen und pädagogischen Diskursen bestimmt als schlichte Abneigung eines Individuums gegen eine irgendeine andere Gruppe.

      So wird Antisemitismus thematisiert unter dem Begriff der Erfahrungsverarbeitung von „dem Fremden“, oder des „Anderen“ in der Form des Vorurteils.

      Diese „Anderen“ werden nur durch die Benennung des Ziels, hier also Jude, näher bestimmt und bleiben ansonsten austauschbar. So wird der Antisemitismus der Erklärung entzogen, er wird auf das Individuum abgewälzt, auf ein Fehlverhalten reduziert. Diese Erklärung, die keine ist, verliert sich in der Beliebigkeit.

      Auf diese Weise kann dem Antisemitismus austauschbar der Hass auf Farbige (Rassismus), auf Frauen (Sexismus), kurz auf alles Andere, beliebig beiseite gestellt werden. Das was erklärt werden müßte, woher der Hass auf alles Andersartige kommt wird vorausgesetzt, seine Ursachen jedoch nicht begründet. So kommt man dazu deutsch-jüdische Begegnungs- und Verständigungswochen zu organisieren oder militante Nazis auf Bildungsreisen nach Israel zu schicken.

      Auch klassische linke Erklärungsansätze, sehen im Antisemiten nur das Opfer von kapitalistischen Zuständen , die zwangsläufig verrohen müssen und für die antisemitische Subjekte nur Objekt oder Opfer von Beeinflussung durch Medien, Schule, Erziehung oder staatlicher Propanganda sind. Hier gerät der Antisemitismus zum Instrument „um den Hass der Unterdrückten von den wahren Ursachen abzulenken“ oder um die an sich doch internationale Arbeiterklasse zu spalten und zu desorganisieren (so der beliebte Diskurstheoretiker Stuart Hall)

      1. Autoritärer Charakter

      Die Moderne, vor allem in Deutschland, basiert wesentlich auf Subjekten, deren ausgeprägte Ich-Schwäche einen autoritätsgebundenen Charakter zur Folge hat. Sozialpsychologisch ist der autoritäre Charakter die Idealform moderner kapitalistischer Subjektivität.

      Dabei wird das Subjekt von seinen unbewussten, sich widersprechenden Triebregungen und von Über-Ich-Instanzen beherrscht, die den Einzelnen ebenso äußerlich sind, also nicht ins Ich integriert und ihm damit fremd sind. Um in der Moderne funktionieren zu können müssen die Individuen ihre Triebregungen stets unterdrücken.

      „Tatsächlich könnte man die Entwicklung des modernen Denkens vom Protestantismus bis zur Philosophie Kants dadurch charakterisieren, dass die äußere Autorität durch eine internalisierte Autorität ersetzt wurde ... man (sah) im Sieg über seine natürlichen Neigungen und in der „Selbstbeherrschung“, d.h. in der Beherrschung des einen teils des Menschen – seiner Natur – durch einen anderen Teil seines Wesens – seine Vernunft, seinen Willen oder sein Gewissen – das Wesen der Freiheit. Die Analyse zeigt, dass das Gewissen ein ebenso strenger Zwingherr ist, wie äußere Autoritäten. Außerdem zeigt sie, dass die Gewissensinhalte im letzten keine Forderungen des individuellen Selbst sind, sondern gesellschaftliche Forderungen, die die Würde ethischer Normen angenommen haben“ (Fromm, 1985)

      Schlägt dieser Prozess fehl, beispielsweise dort wo das Kind in der frühen Entwicklung an der elterlichen oder gesellschaftlichen Allmacht scheitert oder ihm verbindliche Bindungen fehlen, ist die Grundlage einer autoritaristischen Charakterbildung gelegt.

      So entsteht eine Charakterstruktur in der enorme Kräfte wirken, die nicht in Einklang zu bringen sind: Ein Es, dessen Wuschstruktur dem Ich fremd bleibt, dessen Regungen verboten sind und welche durch die Verbote aggressiv entstellt werden. Ein Über-Ich, welches die gesellschaftlichen Anforderungen, Normen und Werte repräsentiert, das nicht der Kontrolle des Ich unterliegt. Es überschüttet Ich und Es die anderen psychischen Instanzen mit maßlosen Aggressionen, ist streng, repressiv und archaisch, kann also gesellschaftliche Anforderungen nicht eigenständig einschätzen.

      Zwischen Es und Über-Ich wird das Ich beinahe zerrieben und bleibt schwach und klein. So kann es seiner Rolle als Vermittlungsinstanz zwischen dem Subjekt und der Außenwelt nicht gerecht werden. Die Ich-schwache Person bleibt durch die mißlungene Integration des Über-Ich, also der gesellschaftlichen Autorität in den psychischen Apparat, von äußeren Autoritäten abhängig.

      Dieses Ich-Schwache Subjekt steht förmlich unter dem Zwang die erfahrene Gewalt, die Quelle der eigenen Identität wird zu wiederholen. Die Orientierung an gesellschaftlichen Normen und Werten und deren Überhöhung, bieten im den Halt, den es in sich nicht hat. All jene die real oder scheinbar diese Infrage stellen müssen aggressiv bekämpft werden.

      Zu beobachten sind zwei Tendenzen des Autoritären: Die durch die Triebunterdrückung erfahrene Gewalt wird, nur schwach rationalisiert, sadistisch gegen scheinbar Schwächere und Abweichende gewendet. Dieser „Sadismus im Kampf mit seinen eigenen Regungen,... der in der Form von Lebensneid nach außen gegen die wirklich oder scheinbar Genussfähigen“ (Löwenthal 1982) gerichtet wird, bildet eine Grundlage für das Verfolgen von Menschen. Dieses Prinzip findet in Juden und Jüdinnen seine Personalisierung. Gleichzeitig unterwerfen sich die autoritär strukturierten den überhöhten Autoritäten masochistisch auch in Verkennung der eigenen Interessen.

      Der von der kritischen Theorie begründete Begriff der pathischen Projektion sieht im antisemitischen Bild von Jüdinnen und Juden wesentliche Repräsentanzen des Eigenen der autoritären Charaktere:

      „Mit den Juden wird ...projektiv totgeschlagen, was der Antisemit an sich insgeheim selbst verachtet und wonach er sich unbewusst sehnt – alle möglichen sado-masochistischen Phantasien, wie verdrängte Wünsche herrschaftlich Subjektivierter.“ (Rensmann 2001). Zugleich dienen „die Juden“ als verkörperlichte Erklärung einer nicht verstandenen Welt.

      Die negativ erfahrenen Seiten der kapitalistischen Moderne werden auf sie übertragen. Krisen und Zwänge, Vereinzelung der Individuen, Globalisierung etc., alles wird in dieser „paranoiden Beziehung zur Außenwelt“ (Löwenthal 1982) auf diejenigen übertragen, die den völkischen Hass und die kollektive Vernichtung im Abendland „traditionell“ erleiden mussten. Der Antisemitismus gestattet dem Einzelnen „schlecht zu sein und sich dabei für gut zu halten“ (Horkheimer 1987)

      Die autoritäre Psyche der Antisemiten ist dabei von Angst bestimmt. Der Angst „vor sich selbst, vor seinem Bewusstsein, vor seiner Freiheit, vor seinen Trieben, vor seiner Verantwortung, vor der Einsamkeit, vor der Veränderung, vor der Gesellschaft und der Welt...“ (Sartre 1994) Er sieht sich selbst oder das „deutsche Volk“ als das Konstante, das Gute welches unantastbar ist.

      Das Weltbild der Autoritären ist ein irrationales und enthält dennoch Momente der Rationalität. Es ist geprägt durch eine Regression des Denkens, die ein Durchschauen der unpersönlichen, komplizierten kapitalistischen Herrschaft scheitern läßt. Durch die Dominanz von Es und Über-Ich über das Ich, welches kein kritisches Gewissen ausbilden kann ist der autoritäre Charakter auf vereinfachende und personalisierende Erklärungen angewiesen Adorno nennt das Stereopathie.

      Die Verhärtung des Individuum gegenüber der Natur, die Verdinglichung im Marxschen Sinne, ist auch eine Verhärtung gegenüber der eigenen Natur und in Folge auch gegenüber anderen Menschen. Der Automatismus im des Denkens, der sich am Fließband im Automatismus des Handels wiederholt führt zu Gefühllosigkeit, die sich sich zur Verdinglichung steigert. Objekte, insbesondere Waren werden aufgewertet, Menschen und Gefühle abgewertet. Die daraus entstehende bürgerliche Kälte ist Grundvoraussetzung des industriellen Massenmords.

      Auch wenn bestimmte Elemente des Antisemitismus universal zu sein scheinen, also in der Form moderner Vergesellschaftung begründet sind, erreichte der Antisemitismus nur in Deutschland diese spezielle eliminatorische Form, die in Auschwitz kulminierte.

      Die Wurzeln des deutschen im Eliminatorischen mündenden Antisemitismus sind nicht allein im autoritären Charakter zu finden, sondern damit korrespondierend in einem speziellen deutschen Verhältnis zur Arbeit (also der Arbeit als Selbstzweck, als Berufung), sowie einer tradierten Ablehnung der Werte der Aufklärung, die in Form der französischen Besatzung als von außen aufoktroyiert empfunden wurden und daraus folgernd einem romantizistischen, völkischem Nationalismus. Weiter ist selbstverständlich der christliche Antijudaismus eine Quelle modernen Judenhasses und zentral eine verkürzende Kapitalismuskritik.

      2. Antisemitische Bilder vom ‚Juden’

      Der antisemitische Diskurs des Nationalsozialismus griff die teilweise jahrhundertealten im Christentum wurzelnden antisemitische Diskurse auf und synthetisierte und systematisierte sie. Es lassen sich v.a. folgende Bilder festmachen (nach: Fabian Kettner „Antisemitismus und bürgerliche Gesellschaft)

      Der Ahasver geht zurück auf einen Mythos in Bestsellerform aus dem 17. Jahrhundert (von Christian Friedrich Daniel Schubart), der sich durch beständige Kolportage und durch beständiges Abschreiben erweiterte und fortpflanzte. Der Ahasver ist der "ewige Jude", der, weil er Jesus auf der via dolorosa auf dessen Weg nach Golgathta Rast verweigerte, dazu verdammt wurde, ewig gleich, barfuß, heimat- und wurzellos die Welt zu durchwandern.

      Der Urbantyp kommt in den großen Städten vor, die als Produkt moderner Gesellschaften, v.a. als Folge der Landflucht - oder eher Landvertreibung - im Zuge der ursprünglichen Akkumulation erst entstanden. In ihnen werden die Menschen in Massen zusammengefasst. Das Stadtleben sei schädlich an sich, es verderbe die Menschen (besonders die deutschen), weil sie ohne heilbringenden Kontakt mit ihrer natürlichen angestammten Scholle und zu dem dazugehörigen ruhigen, geordneten, gefestigten Leben sind. Die Stadt sei ruhelos, durch und durch ‚künstlich`, reine Machination. V.a. ist sie Ort des Handels, was Wirkungsstätte des Juden sei, der deswegen in der Stadt besonders gut gedeihen könne. Das Stadtleben bringe als kulturelles Unkraut hervor den Intellektuellen und den Zersetzer.

      Der Intellektualismus sei schädlich an sich, weil seine Vergeistigung eine "Verödung der Seele" bewirke. Die kalte zergliedernde Erkenntnis, zu der der Intellektuelle nur fähig sei, verunmögliche die Schau des wahren Seins, der Einheit, des Seinsgrunds. In seiner abstrakten unzugänglichen Welt entfremde er sich dem Volk. Seine reine Verstandestätigkeit habe sich herausgebildet im rational kalkulierenden kaufmännischen Gewerbe. Das Denken wie die dazugehörige ökonomische Praxis aber sei ein Instrument zur Aneignung, d.h. Wegnahme und Zerstörung fremder Werte.

      Der Zersetzer wurde (klassisch von Ernst Krieck, dem späteren NS-Pädagogen in „Philosphie der Erziehung“) skizziert im Bild des Literaten: "kalt, zeugungslos, verstandesmäßig, zersetzend bis in die Knochen" . "Die Kräfte der Zerstörung, die Meckerer, Stänkerer, heimlichen Ehrabschneider, die Maulwürfe aller Parteifarben, die liberale, die schwarze und die rote Auflösung" , -- sie alle seien zu keiner positiven, konstruktiven Arbeit fähig. Der Zersetzer schwäche das Volk durch politische Aufwiegelung, durch Streit und schwäche seine Wehrkraft durch humanistische Ideen und durch den Pazifismus.

      Der Wucherer bereichere sich an der Not Bedürftiger und Abhängiger. Er lebe von den Früchten der Arbeit anderer. Im Zins scheint das mysteriöse Wertprinzip praktisch ergriffen werden zu können, das Geheimnis von Mehrwert gelüftet: man bekommt vom Geldleiher Geld und muss mehr Geld zurückgeben. Im Zins vermehre sich das Geld wie von selbst und verantwortlich sei die Gier des Leihers.

      Das Bild des Wucherers wurde bereits vor dem Nationalsozialismus um das des Kapitalisten, des internationalen Monopolkapitalisten erweitert, der "Staat und Gesellschaft zum Spielball eines als privatives Kapitalakkumulationsunternehmen firmierenden Wirtschaftsliberalismus degradiere" , den Arbeiter beklaue, an der Arbeitskraft und Volkswirtschaft anderer schmarotze.

      Die völkische Agitation gegen den Kapitalismus trennt in "raffendes" (Börse, Bank, freie Finanzmärkte etc.) und "schaffendes Kapital" (Industrie, Handwerker, ‚ehrliche Arbeit`). Diese Trennung ist das durchschlagende Ideologem des nationalsozialistischen Antisemitismus. Gespalten wird in der Ideologie, was untrennbar zusammengehört:Finanzkapital und industrielles Kapital.

      Das "raffende Kapital" wird identifiziert als das international vertretene und organisierte Großkapital, welches parasitär wirke, indem es die Völker aussauge, in denen es sich ansiedelt. Das "raffende Kapital" wird verkörpert vom Juden.

      Die beschriebene Verortung der Jüdinnen und Juden in der Zirkulationssphäre (als Wucherer) ist eines der zentralen Elemente des Antisemitismus.
      Die Trennung in „raffendes“ und „schaffendes“ Kapital ist eine offenkundig naturalisierende Wahrnehmung des Kapitalverhältnisses und ein beliebtes Bild bis in die Gegenwart, auch bei Linken: so in der Agitation gegen die "Multis" und gegen die "Spekulanten" oder gegen ‚verantwortungslose Unternehmer`, die keine Arbeitsplätze für ihre Nation schaffen, sondern lieber Kapitalmengen unkontrolliert fließen lassen.

      Hinzu kam vom Nationalsozialismus das Bild des kulturzerstörenden bolschewistischen Juden. Diese Zusammenführung von Kapitalismus und Marxismus in einer Person mag absurd erscheinen, doch folgt sie einer inneren (Para-) Logik des Antisemitismus. Denn was macht der Jude? Er greife die Resultate des Kapitalismus auf, den er selber vorher in Werk gesetzt habe. Er ernte als marxistischer Jude die Früchte seiner Arbeit, die er als kapitalistischer Jude säte. Er greife den freien und verelendeten Arbeiter und dessen berechtigte soziale Forderungen auf und hetze diesen gegen sein eigenes Volk. An dieser Stelle kann er die Gemeinschaft in ihrer Substanz zersetzen: in ihrer Arbeitskraft.

      2.Sekundärer Antisemitismus

      Beinahe täglich finden im wiedervereinigten Deutschland antisemitische Übergriffe auf Juden und Jüdinnen, meist in Form von Schmähungen und Beleidigungen, oder auf Synagogen, jüdische Gräber und Gedenkstätten statt

      In einer Studie des American Jewish Commitee von 1991 stimmten 58% der Befragten der Aussage zu, dass „nach der Öffnung eines neuen Kapitels in der deutschen Geschichte, 45 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, es Zeit wäre die Erinnerung an den Holocaust hinter uns zu lassen“ und 38% der Befragten stimmten (stark oder einfach) dem Statement: „Heute, wie in der Vergangenheit haben Juden zu viel Einfluß auf das Weltgeschehen“.

      Auch wenn das ideologisch geschlossene antisemitische Weltbild in Deutschland anscheinend an psychodynamischer Kraft verloren hat, so geht auch die neuere quantitative Soialforschung von einem beständigen Anteil von 15% bis 20% harter Antisemiten aus (Allensbach bei Heinsohn, Bergmann/Erb beide 1995).

      Oder anders ausgedrückt: 12 Millionen Deutsche sind manifeste Antisemiten, d.h. auf einen in Deutschland lebenden Juden kommen 300 Antisemiten.

      In der Studie der Potsdamer Wissenschaftler Sturzbecher und Freitag wird dargestellt, dass 76% der männl. und 57% der weibl. Jugendlichen aus Brandenburg es sich nicht vorstellen können mit Juden befreundet zu sein.)

      Es existieren in der deutschen Geschichte antisemitische Kontinuitätslinien vor und nach Auschwitz. Diese zeigen sich heute noch im sekundären Antisemitismus, jenem von der Kritischen Theorie untersuchten Phänomen, dass der jüdische Arzt Zwi Rix treffen mit dem Satz beschrieb: „Auschwitz werden die Deutschen uns nie verzeihen“.

      „Die politisch-psychologische Virulenz des Antisemitismus zeigt sich vor allem im Verhältnis zur deutschen Vergangenheit, deren Abwehr mit der Restauration nationalistischer Ideologie einhergeht“ (Rensmann)

      Dabei ist dem autoritären Subjekt die Nation Ersatz für die eigene beschädigte Identität, quasi Kollektivsubjekt. Das Nationalgefühl gewährt Identität in einer Welt, in der Natur in Naturwüchsigkeit statt in Freiheit aufgelöst wird. So wird die Beschädigung der Nation als kollektive narzißtische Kränkung erlebt.

      Sekundärer Antisemitismus bedient dabei das sozial-psychologische Bedürfnis nach Erinnerungsabwehr und Entlastung von Scham und Schuld. Aber es scheinen in ihm auch die Motive des alten christlichen Antijudaismus und des primären, rassistischen Antisemitismus durch.

      Die lächerlich geringen Entschädigungszahlungen bilden so häufig die Folie auf die mit dem antisemitischen Vorurteil vom „raffenden Juden“, verknüpft mit dem Phantasma der jüdischen Rache, reagiert wird.

      Die Verdrängung des Grauens scheint immer wieder auf im kollektiven Beschweigen als Hauptaugenmerk des Umgangs mit Auschwitz. Dieses beredte Schweigen, umgeben von der Floskel der „im deutschen Namen begangenen Verbrechen“, nennt kein erkennbares Subjekt, das deutsche TäterInnen-Kollektiv, und läßt die Opfer ohne Namen.

      Der offizielle Philosemitismus, legitimer Abkömmling des Antisemitismus, wird dabei konterkariert durch Vorfälle wie 1997 im brandenburgischen Gollwitz (wo die Dorfgemeinschaft den Zuzug jüdischer Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen SU verhinderte) und der Walserschen Rede, die als teutonischer Befreiungsschlag, stellvertretend für einen Teil der deutschen Intellektuellen, wider die Fesseln der im beschädigten Ego phantasierten jüdischen Allmacht. zu lesen ist. Und die Distanzierung von der Gewalt ist nur glaubhaft, weil ihr Motiv gleich mitgeliefert wird: der Standort Deutschland.

      Die Staatsoffizielle Erinnerungskultur soll nicht nur das Image Deutschlands im Ausland stärken, sondern an Stelle der Aufarbeitung des Verdrängten die Emotionalisierung setzen.

      Auschwitz ist den Deutschen der Hemmschuh bei der Rekonstruktion des Nationalen und genau hierin hat die Erinnerungsabwehr ihr Ziel und ihre Funktion.

      Nationale Identität kommt nicht aus ohne den positiven Bezug zur eigenen Geschichte. Die Existenz der Opfer erinnert nicht nur an die eigene Tat. Die Antisemiten neiden den Opfern noch ihr Leiden, da es einer Identifikation mit der deutschen Identität im Wege steht. Daher müssen die Taten verkleinert, relativiert, affirmiert oder geleugnet werden. Allerdings konnte nur ein ehemals linker Politiker wie Joseph Fischer auf eine spezielle Variante der Relativierung des deutschen Verbrechens verfallen: Die Begründung deutscher Großmachtpolitik und militärischer Intervention mit der angeblich speziellen Verantwortung Deutschlands im Angesicht von Auschwitz und nationalsozialistischer Kriegspolitik.

      Das Verbrechen des industriellen Massenmordes, sinnlos wie es war, hat eine Welt beschädigt, deren Sinnlosigkeit nicht in Frage gestellt werden darf, will man so weitermachen wie bisher. Die Bedingung für die Konstitution der autoritären Individuen, die kapitalistische Vergesellschaftung stand nach Auschwitz stand nicht zur Disposition (auch nicht in der staatskapitalistischen DDR in der die bürgerlich-patriarchalen Familie als Keimzelle des realsozialistischen Staatswesens gepriesen wurde).

      Um diese Welt zu bewahren sucht der Antisemit die Schuld noch in den schuldlosen Opfern, „sowas“ kann nicht ohne Grund passieren. Die Abwehr der reflektierenden Auseinandersetzung mit Auschwitz wurde durch die Überlebenden Juden und Jüdinnen gestört.

      Einige Elemente und Strategien (Strategien sind jedoch nicht ausschließlich als bewußtes Element zu begreifen) der Erinnerungsabwehr die ich kurz beleuchten möchte:

      · Erstes Motiv ist es die geschichtliche Schuld und die Geschichte der Verbrechen zu relativieren und wo möglich nach außen zu verlagern. Deutsche Geschichte wird so zu der Geschichte der ‚anderen’, im Extrem die der Juden, aber auch die der Alliierten.

      Die Aufrechnung der Bombardierung Dresdens mit der Ermordung der sechs Millionen JüdInnen hat hier ihren Platz.Nach dem 8. Mai 1945 machte sich das TäterInnenkollektiv kurzerhand selbst zum Opfer: Zunächst zum Opfer einer Diktatur, der alliierten Bombardierungen, letztlich zum Opfer von Vertreibungen, Reparationszahlungen und internationaler Ächtung.

      Die eigenen Leiden bekommen hier die Funktion einer kollektiven Deckerinnerung, die den aggressiven deutschen Vernichtungskrieg und den Holocaust sozialpsychologisch überlagern.

      · Weiter wird die Schuld am Massenmorden auf eine kleine Minderheit projiziert, speziell auf Hitler als Person. Im Kern geht es darum sich zu läutern und darzustellen, dass Auschwitz eigentlich dem deutschen Wesen widerspräche.

      · Der Verweis auf die eigene reale oder imaginäre Ohnmacht, dabei wird subtil auf die eigene Lädiertheit verwiesen

      · Auch fällt es den Erinnerungsabwehrenden häufig relativ leicht individuelle Verantwortung zu übernehmen. Sie scheint nicht so affektbeladen wie die kollektive Verantwortung. Dies gilt vor allem je größer die Identifikation mit der Nation, diesem ‚aufgeblasenen Größenselbst’ ist. Die narzißtische Kränkung des Verlustes der nationalen Identität, welche Ersatz ist für das eigene schwache Ich können und wollen die Erinnerungsabwehrenden nicht aushalten. Mit der Übernahme individueller Verantwortung, als hohles Zugeständnis an das was nicht mehr zu leugnen ist wird der Bezug auf das Kollektiv Nation bewahrt.

      · Schließlich fällt auch die moralische Überhöhung der Juden unter die Strategien der Abwehr. Durch die Überfrachtung mittels Projektion werden Bilder geschaffen, die in der Realität enttäuscht werden müssen. Wie in anderen antisemitischen Bildern wird hier der Jude zu einem Übermenschen gemacht. Da niemand den psychischen Erfordernissen der erinnerungsabwehrenden Subjekte entsprechen kann, sind die Frustrationen vorprogrammiert. Der Philosemitismus schlägt an dieser Stelle in offenen Antisemitismus um. Der Antizionismus deutscher Linker und die erbitterten Diskussionen um Israel haben an dieser Stelle u.a. ihre Basis.

      Weiter gehören in den Komplex der Erinnerungsabwehr:

      Offensive Konzepte der Erinnerungszerstörung, die nationalsozialistische Verbrechen Relativieren und so den sekundären Antisemitismus befördern, darunter fallen

      · Die Aktivitäten sogenannter Historischer Revisionisten also holocaustleugnender Pseudowissenschaftler wie Fred Leuchter und David Irving

      · Verharmlosungen, Gleichsetzungen und Relativierungen, wie totalitarismustheoretische Ansätze der Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus. Dies wurde durch ehemalige DDR-BürgerrechtlerInnen betrieben. Extremismusforschung findet sich aber auch in den Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort wirkten jahrelang Extremismusforscher wie Eckhardt Jesse, Uwe Backes und Hans Helmut Knütter.

      Dabei störte es anscheinend auch nicht, dass Jesse und Backes 1990 gemeinsam mit dem Neurechten Rainer Zittelmann im Sammelband „Schatten der Vergangenheit“ publizierten.

      Jesse fordert in diesem Sammelband beispielsweise ein Ende der „selbstquälerischen Form der Vergangenheitsbewältigung“.

      Uwe Backes, 1999 stellvertretender Direktor des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts, verteidigte gar einen Aufsatz in welchem dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus die Legitimität abgesprochen wurde. Das führte in der Folge dazu, dass sich Saul Friedländer und andere aus dem Kuratorium des Instituts zurückzogen. Dennoch werden die Schriften von Jesse und Backes bis heute von der Bundeszentrale für politische Bildung vertrieben.

      Hans-Helmut Knütter prägte über Jahre die Arbeit der „Bundeszentrale für politische Bildung“ und schrieb 1990 in der Schriftenreihe de Bundesinnenministeriums „Texte zur inneren Sicherheit“: „Die Aufdeckung der kommunistischen Untaten legt es nahe, nationalsozialistische Taten zu relativieren und eben nicht als einmalig und unvergleichbar erscheinen zu lassen.“ So betreibt man im Sinne eines Ernst Nolte die Enttabuisierung des Nationalsozialismus.

      Gleichzeitig attackierte Knütter stets antifaschistische Grundhaltungen. So in seinem Buch „Die Faschismus-Keule“. Er spricht einem Antifaschismus der Linken die Daseinsberechtigung ab und diffamiert diesen als „politischen Kampfbegriff“ der Linken. Schon den Begriff „Antifaschismus“ will er ersetzen durch „Anti-Totalitarismus“, womit er implizit die Gleichsetzung von links und rechts vollzieht. Hier trifft er sich auch wieder mit Backes und Jesse, welche fordern: „Schlagworte wie ‚Antifaschismus’ ... im politischen Tageskampf den Extremisten zu überlassen.“

      Erinnerungsabwehr ist Teil der politischen Kultur in Deutschland und kein isoliertes Phänomen rechtsextremer Gruppen, vielmehr drücken diese in ihren Taten radikalisiert den Zustand des gesellschaftlichen Mainstreams aus.

      Durch diesen Mainstream erfährt die aggressive Erinnerungsabwehr ihre Dynamik.

      Sie durchzieht nicht nur weite Teile der Gesellschaft, sondern auch deren Eliten. So können beispielhaft genannt werden:

      · Kohl und Reagans Besuch in Bitburg in den 80er Jahren, Kohl bezeichnete die dort liegenden 47 SS-Männer ebenso wie die Toten des KZ Bergen-Belsen als Opfer. Auf jüdische Kritik reagierte er mit dem Ausspruch, Er könne nicht verstehen, dass es immer noch Menschen gebe, die nicht vergeben könnten. Hier scheint wieder das Stereotyp des rachsüchtigen Juden durch.

      · Die Äußerung des Kohl-Beraters Pater Basilius Streithofen von 1990, der sagte, Juden und Polen seien die größten Ausbeuter des Steuerzahlers. Später bekräftigte er noch, es müsse „einmal Schluß mit der Vergangenheitsbewältigung sein“ und daß er zu seiner Äußerung, daß die Juden die Deutschen ausbeuten stehe

      Das Einfordern des reflektierenden Gedenkens an Opfer und Tat wird als unmenschliche Rache empfunden, so folgerte Adorno:

      „Brutal waren also nicht die SS-Leute, die die Juden marterten, sondern die Juden, die angeblich die Deutschen zwangen, die Untaten der SS zur Kenntnis zu nehmen.“

      Während sich die Deutschen endlich Versöhnung, Normalität und Schlußstrich ersehnen, die Begriffe stehen alle synonym für die Verweigerung der Auseinandersetzung, wollen sich also die Juden am Holocaust bereichern. Stets scheinen im sekundären Antisemitismus auch jene Motive auf, die zu Auschwitz führten. Welche Wirkungsmacht sie bekommen liegt nicht zuletzt an den innen- und außenpolitischen Konstellationen.

      Gerade erst vor 52 Jahren ist der Holocaust militärisch beendet worden. Politik in Deutschland wird auf unabsehbare Zeit Politik nach Auschwitz sein. Gegen Antisemitismus, die Revision der Geschichte und gegen den Rechtsextremismus der Mitte ist noch immer die Zeit den kategorischen Imperativ Adornos zu setzen: „Denken und Handeln so einzurichten, daß sich Auschwitz nicht wiederhole, nichts ähnliches geschehe“. Aufgearbeitet wäre die Vergangenheit jedoch „erst dann, wenn die Ursachen des Vergangenen beseitigt wären. Nur weil die Ursachen fortbestehen, ward sein Bann bis heute nicht gebrochen“

      is/ hagalil.com 27-03-02

      Quelle: http://www.klick-nach-rechts.de/antisemitismus/kritische-the…
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 03:46:39
      Beitrag Nr. 109 ()
      vielleicht interessiert ja den Einen oder die Andere auch aktuelle Litaratur:
      (die über 100 Postings hier lese ich im Zusammenhang ein anderes Mal) ;)

      http://www.zeit.de/2002/47/P-Barkai
      DIE ZEIT

      47/2002; Geschichte; Unbeirrbar patriotisch

      Zwischen Antisemitismus und Zionismus: Avraham Barkais beeindruckende Geschichte des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens

      Von Michael Wildt

      Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens war in seiner besten Zeit 1924 mit über 630 Ortsgruppen und mehr als 72000 Mitgliedern der größte säkulare Verband der deutschen Juden. 1893 gegründet, um dem im Kaiserreich aufflammenden Antisemitismus zu begegnen, wurde aus dem „Abwehrverein“ bald ein „Gesinnungsverein“. Der Name stand für ein Programm: Der C. V. repräsentierte alle deutschen Juden, für die Deutschtum und Judentum keine Gegensätze, sondern eine untrennbare Einheit bildeten.

      Für lange Zeit galt die Geschichte des C.V. als verloren, da das Archiv seit der Beschlagnahme durch die Gestapo nach dem Novemberpogrom 1938 verschollen war. Vor wenigen Jahren tauchte es im Sonderarchiv in Moskau wieder auf und bildete die Grundlage für dieses bemerkenswert lesbare, fast elegant geschriebene Buch – die erste umfassende Darstellung des C.V.

      Von der Weimarer Justiz im Stich gelassen

      Avraham Barkai, 1921 in Berlin geboren, ein Jude in Deutschland mit sowjetischem Pass, im Januar 1938 ausgewiesen, während seine Eltern, die in Deutschland blieben, später in Auschwitz ermordet wurden, ist Kennern der deutsch-jüdischen Geschichte kein Unbekannter. Seine Arbeiten zur NS-Wirtschaft, zu „Arisierung“ und zur Emanzipation der Juden im 19. Jahrhundert sind Standardwerke. Trotz seines internationalen Renommees hat er nie eine akademische Karriere angestrebt und lebt noch heute mit seiner Frau in dem Kibbutz im Norden Israels, den sie beide 1940 mitgegründet haben.

      Keine trockene Organisationsgeschichte erwartet den Leser. Was Barkai selbst „Ideengeschichte“ nennt, umschreibt vielmehr die Wiederentdeckung einer Debatte, besser: einer Selbstvergewisserung von Juden in einem Land, mit dem sie sich so sehr verbunden fühlten und das mit Distanz, Kälte und Hass reagierte.

      Der Kampf gegen den Antisemitismus war schier aussichtslos. Die zahlreichen Klagen, die der C.V. gegen judenfeindliche Verleumdungen anstrengte, hatten vor deutschen Gerichten kaum eine Chance. Freisprüche für Hetzlieder waren üblich, mitunter mit Begründungen wie jener des Amtsgerichts Glogau 1921, der Angeklagte habe keine Religionsgemeinschaft beleidigt, da sich der Antisemitismus nicht gegen die Religion, sondern gegen die Rasse der Juden richte. Ebenso verpuffte die Aufklärung mittels Flugblättern und Broschüren, die der C.V. zu Tausenden Exemplaren gedruckt vertrieb.

      Auch innerhalb der jüdischen Minderheit brachen Widersprüche auf. Die zionistische Bewegung, die in Deutschland sich nahezu zeitgleich mit dem C. V. organisierte, vermittelte einen jüdischen Nationalstolz und verband mit Palästina die Hoffnung auf ein eigenes jüdisches Land. Der Vorwurf, ob nicht gerade die Zionisten die Zweifel an der Vaterlandsliebe der deutschen Juden bestärkten, führte zwischen C.V. und der Zionistischen Vereinigung zu jahrelangen, erbitterten Auseinandersetzungen. Barkai schildert diesen Konflikt nicht in der üblichen Form als Kampf zweier Linien, sondern weit differenzierter als einen mitunter schmerzhaften Prozess der Identitätsveränderung. In seinem Buch, das nicht mit Kritik an beiden Seiten geizt, ist jener Meinungsstreit erneut zu vernehmen, an dem sich die gescheitesten Köpfe der deutschen Judenheit beteiligten und in dem es um um die Frage ging, ob und wie man in diesem Land jüdisch sein könne.

      Den jüdischen Verfolgten Schutz geboten

      So schnell mochten die Illusionen nicht weichen. Noch 1928 hielt der C.V. beharrlich an seinem Grundsatz fest, die deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens „in der unbeirrbaren Pflege deutscher Gesinnung zu bestärken“. Barkai zeigt in seinem Buch eindringlich, wie schwer es fiel, trotz der bedrohlichen Gewalttätigkeiten gegen Juden in den letzten Jahren der Weimarer Republik, trotz der Machtübertragung an die Nationalsozialisten endgültig Abschied zu nehmen von der Hoffnung, in diesem Land eine Heimat finden zu können. Mit Ludwig Holländer, Jahrgang 1877, dem langjährigen Direktor des C.V., und seinem Stellvertreter Alfred Wiener, geboren 1885, trat im Juni 1933 eine Generation ab. Ihnen folgten jüngere Funktionäre, die unermüdlich versuchten, durch Interventionen bei Ministerien und durch Rechtsberatung den jüdischen Verfolgten Schutz zu bieten, und doch zumeist nur noch Hilfe für die Ausreise organisieren konnten. Die einstigen Differenzen zu den Zionisten wurden durch die Umstände selbst beseitigt. Bis zu der von der Gestapo angeordneten Auflösung Ende 1938 stand der C.V. mit anderen jüdischen Hilfsorganisationen den verfolgten deutschen Juden zur Seite.

      Neben vielen bedeutenden jüdischen Philosophen, Rabbinern, Schriftstellern taucht in Barkais Buch immer wieder ein Name auf: Eva Reichmann, die als Redakteurin und später Herausgeberin der Monatszeitschrift Der Morgen zu den herausragenden Intellektuellen des C. V. gehörte und mit ihren klugen Artikeln Brücken baute zwischen den verhärteten Fronten. Zusammen mit ihrem Mann, Hans Reichmann, Syndikus beim C.V., musste sie im Frühjahr 1939 nach England emigrieren. Dort begann sie eine zweite wissenschaftliche Karriere und starb erst vor wenigen Jahren, über 100 Jahre alt, in London. Nun wird ihr die längst überfällige Wiederentdeckung zuteil.

      Avraham Barkai ist es gelungen, nicht allein die Geschichte des C.V. zu schildern, sondern vor allem eine Geschichte von Menschen zu erzählen, von ihren Hoffnungen, Enttäuschungen, aber auch von ihrem Willen, sich die Liebe zu ihrem Land nicht streitig machen zu lassen.


      Avraham Barkai: „Wehr Dich!“

      Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens 1893–1938; C.H. Beck Verlag, München 2002; 432 S., 39,90 Euro
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 03:55:25
      Beitrag Nr. 110 ()
      http://www.zeit.de/feuilleton/kulturbrief_08112002
      newsletter
      Kulturbrief 8. bis 17. November 2002


      ...

      2. Was Sie schon immer über das Jiddische wissen wollten

      Leo Rosten: Jiddisch - Eine kleine Enzyklopädie
      dtv, München 2002, 25 Euro

      Was chuzpe, koscher, meschugge und zores heißt, wissen Sie sicher. Einen bagel, gefilte fisch, ein kichl, latkes oder lox haben Sie vielleicht auch schon gegessen. Aber wissen Sie, was das alles mit der Tora, dem Talmud und dem jüdischen Glauben zu tun hat?

      Jiddisch ist diejenige europäische Sprache, die dem Deutschen am nächsten steht. Wenn es heute im amerikanischen Slang hunderte von deutsch-jiddischen Lehnwörtern gibt, dann verdanken wir das nicht zuletzt den jüdischen Auswanderern, die ihre aus dem Mittelhochdeutschen stammende Sprache nach Amerika importiert haben.
      Leo Rosten hat Ende der sechziger Jahre ein vergnügliches Hausbuch geschaffen, das jiddische Wörter, jüdische Geschichte, Folklore und Witze mit einer zwanglosen Einführung in die Grundelemente des Judaismus verbindet und uns auf diese angenehme Weise mit einer Welt vertraut macht, die uns fast verloren gegangen wäre. Kennern ist diese Schatzkammer schon seit langem vertraut, in Amerika wurde sie aktualisiert. Für die jetzt endlich vorliegende deutsche Ausgabe wurde diese Schatzkammer lebendiger jüdischer Kultur, Religion und Geschichte um viele Stichwörter angereichert, die uns aus der deutschen Alltagssprache vertraut sind.

      Verlosung:
      Gemeinsam mit dtv verlost ZEIT-Online zehn Exemplare der Jiddisch-Enzyklopaedie. ...

      Leseprobe:
      chúzpe (f.)
      Aus dem hebräischen chuzpá "Unverschämtheit", "Dreistigkeit".
      In Amerika: khutspe, chutzpa, chutzpah, hutzpa;
      dazu: chutzpadik (Adjektiv) Unverschämtheit, Frechheit, Anmaßung und Arroganz, wie sie in keiner anderen Sprache klarer benannt werden.

      Das klassische Beispiel für Chuzpe ist die Geschichte des Mannes, der Vater und Mutter erschlägt und dann um mildernde Umstände bittet, weil er ja Vollwaise sei. Ein chuzpenik wiederum wäre der Mann, der laut um Hilfe ruft, während er Sie verprügelt.

      Bitte seien Sie vorsichtig mit diesem Wort! In Deutschland wird es gern mit einer fatalen, zungenschnalzenden "Anerkennung" benutzt, die im ursprünglichen jiddischen Wortgebrauch nicht enthalten ist.

      Ein Bettler hat das Mitleid der Hausfrau erweckt. Sie bittet ihn ins Haus und gibt ihm etwas zu essen. Der Brotkorb ist voller Schwarzbrot, und auf einem Teller liegen ein paar Scheiben challa. Der Bettler stürzt sich prompt auf die challa.
      "Wir haben auch Schwarzbrot", sagt die Hausfrau vorsichtig.
      "Ach, die challa ess` ich eigentlich lieber."
      "Aber die challa ist sehr viel teurer!"
      "Aber das ist sie auch wert, gute Frau!"
      Ich glaube, das ist echte Chuzpe.

      Copyright: Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002

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      3. "Wir sind auf Erden, um glücklich zu sein"

      Imre Kertész: Roman eines Schicksallosen

      ...
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 04:46:51
      Beitrag Nr. 111 ()
      Und noch einer......;)


      Juden in Deutschland nach 1945
      Zwischen Antisemitismus und Philosemitismus

      Aus dem Buch Ich bin geblieben - warum?,
      hsg. v. Katja Behrens, ersch. 2002 im Bleicher-Verlag

      VON WOLFGANG BENZ

      Ein Drittel der 82 Millionen Bürger der Bundesrepublik Deutschland weiß nicht, wie viele Juden in Deutschland leben, ein weiteres Drittel vermutet ihre Zahl in der Größenordnung von Millionen, lediglich drei Prozent nennen 50.000 bis 100.000 und kommen damit der Wahrheit (zwischen 70 000 und 80 000) nahe. Angesichts der Beachtung, die Juden im öffentlichen Leben haben, ist diese Ignoranz erstaunlich. Die Minderheit — ein Promille der Bevölkerung bekennt sich zum Judentum - lebt zwischen Antisemitismus und Philosemitismus in einem Spannungsfeld von Abneigung und Zuwendung, das in Staatshandlungen und öffentlichen Ritualen, wie am 9. November, dem Gedenken an die Novemberpogrome von 1938, und am 27. Januar, dem Tag der Befreiung von Auschwitz, sichtbar wird, ebenso in der Inanspruchnahme jüdischer Prominenz zur Kommentierung von Ereignissen und Vorfällen des politischen Alltags und für die Gedenkkultur. Drei Männer verschiedener Herkunft und Generation sind als Juden im öffentlichen Geistesleben der Republik als Selbstdarsteller präsent: der kürzlich verstorbene Soziologe Adolph Silbermann, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und der Politiker Michel Friedmann.

      Sie bedienen die Erwartungen ihres Publikums an intellektuelle Brillanz als »jüdischer« Eigenschaft.

      Die Wahrnehmung des Jüdischen aus der Perspektive der nichtjüdischen Mehrheit ist freilich weder mit der jeweiligen individuellen Identität noch mit der Legitimierung durch die Jüdische Gemeinde kongruent. Das lässt sich illustrieren. Ladislaus Szücs, 1909 in Siebenbürgen geboren, wurde als ungarischer Jude nach Auschwitz deportiert, er starb im Januar 2000 in Köln. Da er der Jüdischen Gemeinde nicht angehörte, wurde ihm das jüdische Begräbnis verweigert. Ein katholischer Priester sprang auf Bitten der Familie ein und bemühte sich um ein allgemein-humanistisches Begräbnisritual ohne christliche Inhalte. Als ihm gewohnheitsmäßig Jesus Christus in die Rede geriet, unterbrach er sich mit Blick auf die Trauergemeinde mit dem Ausruf »Oh Gott, das habe ich jetzt nicht gewollt«.1

      Die jüdische Minderheit hat Konjunktur als Objekt der Literatur und sonstiger Sparten öffentlicher Kultur. Klezmer-Musik und jiddische Lieder sind von der nichtjüdischen Mehrheit zu Markenzeichen inflationären Folklorekonsums erhoben worden. Jüdische Kochbücher gehören ebenso dazu wie die Beschwörung untergegangenen jüdischen Lebens in Odessa und Czernowitz, in Prag und Krakau durch einen Kulturtourismus, der längst zum Trend geworden ist. Die Rekonstruktion zerstörter Synagogen ist vielen Gemeinden ein Anliegen; das Jüdische Museum in Berlin, eine Institution, die sich seit Jahren in Gründung und Aufbau befindet, genießt öffentliche Aufmerksamkeit und Anteilnahme wie kein vergleichbares Projekt. Zu den Formen der Aneignung jüdischer Geschichte gehört eine Ausstellung zum Alltag unter nationalsozialistischer Verfolgung, die in Berlin von einer Geschichtswerkstatt erarbeitet und in einem S-Bahn-Waggon installiert wurde. Bei einem Brandanschlag wurde sie zerstört, dann wieder aufgebaut und am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar in einem Sonderzug präsentiert, der den ganzen Tag durch die Stadt pendelte.2

      Zuwendung zum Jüdischen wird in den rund 70 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit praktiziert. Die Gesellschaften, die im Deutschen Koordinierungsrat ein Dach haben, veranstalten alljährlich die »Woche der Brüderlichkeit«, die mit einer zentralen Kundgebung des Philosemitis-mus unter starker Beteiligung von Politikern aller Parteien eröffnet wird. Die Christlich-Jüdischen Gesellschaften, auf amerikanisches Drängen in der Besatzungszeit 1948/49 entstanden, üben sich im Dialog über Bibelexegese und die theologische Bedeutung des Genozides und propagieren religiöse Toleranz zwischen Christen und Juden.3 Ganz anders agieren protestantische Eiferer in Süddeutschland im »Missionsbund zur Ausbreitung des Evangeliums - Licht im Osten«, die Judenmission vor allem unter den Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion betreiben, unter den Augen der Evangelischen Kirche Deutschlands, die sich davon distanziert.4 Freundschaft zu Israel wird in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, 1966 gegründet und in über 40 regionale Arbeitsgemeinschaften im ganzen Land verzweigt, gepflegt als Zeichen politischer Solidarität zum Judentum. Die Identitätsprobleme der jüdischen Minderheit erregen intellektuelle Neugier in der nichtjüdischen Mehrheit, sind Tagungsthema bei Literatur-Wissenschaftlern oder bei Kultursoziologen, und sie sind Gegenstand einer eigenen Literaturgattung, der Selbstreflexion der »zweiten Generation«, die Konjunktur in den Medien und beim Publikum hat. In Essaybänden, Magazinbeiträgen, Zeitungsfeuilletons, Aka-demievorträgen dargeboten reicht die Skala von der akademisch-intellektuellen Leuchtkraft der Professoren Dan Diner oder Micha Brumlik über vielfältige literarische Formen - darunter die so glanzvollen wie treffenden Diagnosen Henryk M. Broders, die Memoiren von Reich-Ranicki5, die Pathetik des Moralisten Ralph Giordano6 bis zu den Niederungen der Polemik aus notorischem Gekränktsein Nach-rangiger, die auch eine Rolle spielen wollen.

      Esther Dischereit, eine jüdische deutsche Schriftstellerin, beschreibt in ihrem Buch Übungen, jüdisch zu sein, den gönnerhaften Blick der wohlwollenden Mehrheit, die den jüdischen Anteil an deutscher Kultur in erster Linie als Verlust des eigenen sieht - die Emigration und den Holocaust als Minderung deutschen kulturellen Ertrages wahrnimmt, weil Einstein als Amerikaner starb, weil Felix Nußbaum, der als Ausgegrenzter ermordet wurde, deshalb vor allem als Holocaustopfer gilt und nicht zuerst als deutscher Maler -, wenn das Bedauern über den Verlust jüdischer Kulturträger zu Selbstmitleid geronnen ist, das sich in Formulierungen manifestiert wie »Zur deutschen Kultur sei die jüdische hinzugekommen und habe die deutsche Kultur befruchtet. Deshalb habe man sich unschätzbarer geistiger Güter beraubt. Ein verräterischer Satz, gesprochen von den Guten, den Wohlmeinenden in der Republik«.7 Als satirischen Beitrag veröffentlichte die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung Regeln für den Umgang der Mehrheit mit der jüdischen Minderheit, die aus einer Liste der gebräuchlichsten Stereotypen bestehen: Nicht alle Juden seien Israelis oder reich oder Genies oder fromm, außerdem seien die Juden nicht das Gewissen der Menschheit, was gerne aus der 2000-jährigen Verfolgung abgeleitet und mit der Einladung zur Lösung beliebiger Probleme verbunden wird (»Gerade Sie als Jude müssten doch verstehen ...«). Außer der Empfehlung an Nichtjuden, Juden nicht durch jüdische Witze unterhalten zu wollen, gibt es den abschließenden Rat, Schuldgefühle als Nachkomme der Tätergesellschaft ohne Inanspruchnahme von Juden zu bewältigen.8

      Der andere Pol des Spannungsfelds, der beflissener Zuwendung und Aneignung gegenüberliegende Pol der Abneigung, des alltäglichen Antisemitismus, ist einfacher zu beschreiben als die Attitüde des Philosemitismus: Meinungsforscher diagnostizieren langfristig einen eher abnehmenden Trend antisemitischer Injurien in Deutschland. Betroffene beklagen dagegen die zunehmende Direktheit des gegen sie gerichteten antijüdischen Affekts, und die Rohheit der Unbelehrten steht im Gegensatz zur Gelassenheit des Publikums angesichts regelmäßig berichteter anonymer Gewalttaten gegen jüdische Friedhöfe, gegen religiöse Einrichtungen, gegen Gedenkstätten und Grabmale.

      Offene Judenfeindschaft zu zeigen ist in Deutschland ebenso verpönt wie das Leugnen des Völkermords. Das zwingt die einen zur Zurückhaltung und ermuntert die anderen, aus sicherem Dunkel zu agieren. Der Verfassungsschutz registriert die zunehmenden Propagandadelikte neben den Gewalttaten gegen Ausländer, kann judenfeindliche Einstellungen unterhalb der strafrechtlichen Relevanz aber nicht erfassen. Latente Judenfeindschaft bestimmt aber stärker als die Zahl einzelner Propaganda-Aktionen oder rechtsextremistische Ideologie das Klima im Land.

      Den alltäglichen Antisemitismus des stillen Einverständnisses über »die Juden« - ein Einverständnis, das auf der tradierten Überzeugung vermeintlicher Andersartigkeit der Juden beruht - fördern die Tiraden rechtsradikaler Agitationsblätter wahrscheinlich am nachhaltigsten. Dort werden Legenden und Mythen wieder belebt oder neu konstruiert, die einfache Welterklärungen im Rückgriff auf alte Stereotypen bieten wie die »jüdische Weltverschwörung«, der vermeintliche übergroße Einfluss der Juden in der Kultur und der Finanzwelt usw.

      Mit Schlagzeilen und Andeutungen wird an latente Gefühle der Bedrohung, erlittenen Unrechts und abzuwehrender Schmach appelliert, werden simple Erklärungen für komplexe Sachverhalte angeboten, die auf eindeutigen Schuldzuweisungen gründen. »Die Juden« als geheimnisvolle und unangenehme Minderheit, der »Ansturm krimineller Ausländer« auf Deutschland, die angeblich verfälschte deutsche Geschichte sind Versatzstücke der eintönig vorgetragenen Vermutung, das deutsche Volk werde an Selbstbestimmung gehindert, leide unter der Willkür der Sieger des Zweiten Weltkrieges und müsse zu einer Art Befreiungskampf aufgerufen werden.

      Ignatz Bubis, 1992-1999 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, war einer der populärsten Politiker dieses Jahrzehnts. Er hatte das Zerrbild des »jüdischen Spekulanten«, das ihn mit Rainer Werner Fassbinders antisemitischem Theaterstück »Die Stadt, der Müll und der Tod« bekannt gemacht hatte,9 überwunden und es mit der Rolle des omnipräsenten Ratgebers der Mehrheit und Aufklärers der deutschen Jugend vertauscht. In seiner Person spiegelt sich die Ambivalenz jüdischer Existenz in Deutschland ebenso wie die damit eng verbundene Wahrnehmung von Juden in Deutschland durch die Mehrheitsgesellschaft. Reaktionen auf den Vorschlag einer Wochenzeitung, Ignatz Bubis solle als Bundespräsident kandidieren, sind Indizien für Probleme der Mehrheit mit der Minderheit. Leser gingen mit großem Ernst und beträchtlicher Wut darauf ein. Manche versuchten sich in Ironie (»Es war jedes Mal mit hohen Unkosten und Zahlungen verbunden, wenn führende Bonner Politiker zur Einholung von Direktiven nach Jerusalem reisen mussten«). Andere machten sich mit Schmähungen Luft (»Ein Volk, das auftragsgemäß die Juden fast vernichtete, soll nun sein Glück durch einen fetten Geld-Juden finden«).

      Symptomatisch ist die Zuschrift, in der es heißt: »Er wird aber immer ein Fremder unter uns bleiben, und wenn Sie noch so wundersame Dinge über ihn erzählen, dass einem die Augen tränen.« In solch ausgrenzendem Vorurteil, das »den Juden« als »den Fremden« definieren will, kommt eine Grundeinstellung zum Ausdruck, die man als eine der letzten Propagandafrüchte des Nationalsozialismus verstehen kann - die Diskriminierung und Entrechtung begann ja mit der Definition, dass die deutschen Juden »Fremde« seien und deshalb mit einem minderen Rechtsstatus vorlieb nehmen müssten -, die aber seit der Gründung des Staates Israel auch mit dem Hinweis auf das Heimatrecht aller Juden in diesem Land gerechtfertigt wird. Ignatz Bubis, als Sympathie stiftende Persönlichkeit anerkannt und beliebt, hat das selbst immer wieder erfahren.

      Antisemitismus darf in der Bundesrepublik nicht öffentlich artikuliert werden, das gehört zu den Gesetzen der politischen Kultur in Deutschland nach Auschwitz. Wer dieses Tabu bricht, verliert Amt und Ansehen, jedenfalls unmittelbar nach dem jeweiligen Vorkommnis. Ohne Sanktionen bleibt es jedoch in der Regel, wenn antisemitische oder fremdenfeindliche Vorurteile in weniger spektakulärem Rahmen, vor kleinerer Öffentlichkeit oder im Umfeld von Vereinen, am Stammtisch, beim alltäglichen sozialen Kontakt, artikuliert werden.

      Im Herbst 1992 hielt Pater Basilius Streithofen, ein weithin als wortgewaltig und streitbar bekannter Dominikaner, der dem früheren Bundeskanzler Kohl nahe steht, einen Vortrag, in dem er äußerte, Juden und Polen seien die größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers. So und ähnlich hat sich gewiss schon seit Jahrzehnten eine beträchtliche Zahl von Deutschen, die Wiedergutmachungs- und Entschädigungsleistungen der Bundesrepublik kommentierend, vernehmen lassen. Gegen den Ordensgeistlichen wurde jedoch, weil die Äußerung öffentlich war, Anzeige erstattet wegen Volksverhetzung. Er rechtfertigte sich mit der seit langem geläufigen Forderung, es müsse »einmal Schluss mit der Vergangenheitsbewältigung sein« und es müsse sichergestellt sein, dass »die Urenkel nicht mehr für die in der NS-Zeit begangene Schuld haftbar gemacht werden können«. Wenn man dem Pater nicht unterstellen will, dass er ein nationalistischer Demagoge ist (der das alte antisemitische Klischee vom nicht arbeitenden, andere ausbeutenden, also eine Schmarotzer-Existenz führenden Juden propagiert), dann kann die Erklärung für seinen Ausspruch nur lauten, dass ganz offensichtlich mit dem Stigma »Ausbeuter« ein vorhandener Schuld- und Leidensdruck gegenüber Juden und Polen gemildert werden soll.

      Im Mai 1993 stellte der Osnabrücker Staatsanwalt das Verfahren gegen Streithofen ein. Er war zu dem Schluss gekommen, die Sentenzen des Geistlichen erfüllten den Tatbestand der Volksverhetzung nicht, da die Strafbestimmung nur den »inländischen Teil der Bevölkerung« betreffe. Nach Protesten des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen wurde das Verfahren wieder aufgenommen, und Pater Basilius zahlte schließlich eine Geldbuße für einen wohltätigen Zweck. Ein antisemitischer Skandal war beendet. Dass er von einem katholischen Ordensgeistlichen verursacht wurde, war Zufall. Der Fall Streithofen hat mit den älteren Traditionen des christlichen Antijudaismus nichts zu tun. Die wenigen Relikte von Judenfeindschaft aus christlicher Wurzel - theologisch begründet oder als Volksfrömmigkeit gelebt -, von denen man gelegentlich im Zusammenhang sektiererischer Wallfahrten, pejorativer Gnadenbilder oder antisemitischer Passionstexte hört, spielen im öffentlichen Diskurs der Gegenwart in Deutschland keine Rolle mehr.

      Die Mobilisierung traditioneller Feindbilder und Vorurteile hält den alltäglichen Antisemitismus am Leben. Die Tendenz, solches öffentlich zu machen, ist in den letzten Jahren steigend, obwohl gleichzeitig Antisemitismus als individuelle Einstellung, als politisches, kulturelles, soziales Grundmuster in Deutschland nach den Erkenntnissen der empirischen Sozialforschung rückläufig ist. In Nürnberg tauchten im Frühjahr 1994 technisch geschickt gemachte »Deportationsbescheide« auf, die Bürgern jüdischen Glaubens und Ausländern zugestellt wurden. Mit Stempeln, Aktenzeichen, dem Bundesadler auf dem gefälschten Briefkopf des »Bundesamts für Anerkennung ausländischer Flüchtlinge« wurde die Erinnerung an die Deportationslisten der Gestapo als antisemitisches Manifest benützt.

      Ein anderes, ebenso konkretes Beispiel zeigt, wie alte Stereotype in neuer Form, an aktuellen Diskussionskernen kristallisiert, erscheinen: Im Deutschlandfunk, einer öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalt, wurde Anfang September 1992 ein Kommentar ausgestrahlt, der unter der Rubrik »Schalom - jüdisches Leben heute« eine Art Abrechnung mit »jüdischer Vergangenheitsbewältigung« versuchte. Auf jüdischer Seite, so war zu hören, finde man bei der Betrachtung und Wertung des Holocaust »oft, zu oft, grobe Verzerrungen der Sicht, vorschnelle Urteile der Einordnung von Tatsachen, Blindheit für Zusammenhänge«. Auch Nichtjuden hätten unter Hitler gelitten, seien gequält und ermordet worden, aber das kümmere jüdische Kommentatoren nicht, sie seien zu sehr auf ihre eigene Vergangenheit fixiert. Freimütig und die Selbstentblößung nicht scheuend, tat der Autor des Deutschlandfunks kund, womit sie sich wirklich beschäftigen sollten:

      »Wo bleibt die jüdische Auseinandersetzung mit dem Marxismus und mit den verheerenden Folgen der marxistisch-leninistischen Diktaturen? Spätestens jetzt, nach ihrem Zusammenbruch, wäre es an der Zeit, sich mit ihrer Brutalität und Menschenverachtung kritisch zu beschäftigen, auch selbstkritisch: Eine große Zahl von Juden waren Mittäter. Das Wohlverhalten Jüdischer Gemeinden in dem Unrechtsstaat DDR wäre zum Beispiel einer genauen Analyse wert. Bezeichnend ist die milde Beurteilung der jüdischen Schriftsteller Stefan Heym und Anna Seghers, um nur zwei markante zu nennen. Beide sind bzw. waren treue Anhänger der DDR-Diktatur. Der eigene Ruhm war ihnen wichtiger als die Menschlichkeit.«

      Man wird diese Sätze als neue Spielart der Verdrängung, der Abwehr und Aufrechnung, wie wir sie längst kennen, als Manifestation von latentem Antisemitismus werten müssen.

      Neben den bekannten und alten Traditionen des Antisemitismus gibt es neue. Antizionismus als junge Erscheinungsform von Judenfeindschaft war in der DDR Bestandteil der Staatsdoktrin, verbreitet in antiisraelischen Pamphleten und immer wieder beschworen in Solidaritätsbekundungen für Palästinenser und die arabischen Staaten. Instrumentalisiert waren nicht nur politische Positionen auch gegenüber der Bundesrepublik, es sind traditionelle antijüdische Feindbilder damit transportiert worden. Dass das lange propagierte offizielle feindliche Bild von Israel und internationalen jüdischen Organisationen langfristige Wirkungen hat, liegt auf der Hand. Dass dieses Feindbild vom »internationalen Judentum« verdächtig eng an die älteren Stereotypen von der jüdischen Weltverschwörung anschließt und an nationalsozialistische Feindbilder anknüpft, macht es nur noch wirkungsvoller.10

      Die Juden waren in der DDR nicht nur von ihrer Zahl her marginalisiert. Als Opfer spielten sie in der Staatsideologie, die sich durch den kommunistischen Widerstandskampf gegen Hitlerdeutschland legitimierte, nur eine geringe Rolle, und im Gegensatz zur Bundesrepublik gab es keine Anstrengungen zur Entschädigung und Wiedergutmachung. Aber das letzte Parlament der DDR adressierte noch an die Juden den Wunsch nach Verzeihung für die nationalsozialistische Verfolgung und öffnete die Grenzen für jüdische Einwanderer aus dem Gebiet der Sowjetunion. Die neuen Gemeinden in Potsdam, Rostock, Dessau und Schwerin konnten nur deshalb entstehen, sie bestehen ausschließlich aus solchen Zuwanderern - mit allen Integrationsproblemen und allen sozialen und kulturellen Schwierigkeiten, die dadurch zu bewältigen sind und Indizien sind für die Strukturveränderungen, die die jüdische Gemeinschaft in Deutschland insgesamt derzeit erfährt."

      Nach demoskopisch erforschten Trends ist Antisemitismus in Deutschland kein zentrales politisches Problem, judenfeindliche Tendenzen sind insgesamt rückläufig, auch wenn die absoluten Zahlen (Emnid-Umfrage 1992) noch 16 Prozent der Bevölkerung in Westdeutschland und 4 Prozent in Ostdeutschland als Antisemiten benennen. Einejüngere Erhebung (Forsa-Umfrage 1998) kam zum Ergebnis, jeder fünfte Deutsche sei latent antisemitisch.12 Manifeste Judenfeindschaft ist eher selten zu konstatieren.

      Anders als beim plump, direkt und pauschal artikulierten Antisemitismus vor 1945 sind judenfeindliche Ressentiments aus vielen Gründen schwerer zu erkennen. Das Problem des Antisemitismus im Deutschland der Gegenwart ist vielschichtig und erfordert differenzierte Betrachtung.13 Wenn einer, der kein Jude ist, beteuert, er habe viele jüdische Freunde, dann ist Vorsicht geboten, denn das antisemitische Bekenntnis folgt meist unmittelbar. In der Regel ist es, dem Bildungsgrad entsprechend, in die Frageform gekleidet oder als Zweifel formuliert, als »berechtigter« Zweifel »um der Wahrheit willen« (ob in Auschwitz wirklich so viele jüdische Menschen ermordet worden sind, wie behauptet wird, ob Zyklon B tatsächlich so wirkte, wie Zeugen, Täter, Historiker bekundet haben, ob die Juden nicht vielleicht selbst am Holocaust schuld waren? usw.), aber immer wird bei solchen Fragen mit Stereotypen hantiert.

      Die traditionellen Versionen des Vorurteils haben den bei den Juden schon immer vermuteten besonders ausgeprägten Geschäftssinn zum Gegenstand (die Stereotypen dazu lauten: Wucher und Schacher) oder die angeblich alttestamentarische Rachsucht (»Auge um Auge, Zahn um Zahn«) oder die Vermutung einer konstitutionellen Abneigung gegen die Mühsal des Arbeitslebens (»Schmarotzer« oder »Parasiten«). Andere Diffamierungen unterstellen Ambitionen auf Weltherrschaft, symbolisiert im »Internationalen Finanzjudentum«, wenn nicht gar in der »jüdischen Weltverschwörung«. Das Absurde an diesen Konstrukten drückt sich in zwei völlig entgegengesetzten Klischees aus: Der Jude als Bolschewist, als Erfinder und Drahtzieher der kommunistischen Weltrevolutionsideologie, und der Jude als Inkarnation des Kapitalismus in der Figur des Börsenspekulanten, Bankiers, Finanzmagnaten. Die beiden Bilder - Plutokrat und Bolschewist - wurden von Goebbels mit lange anhaltender Wirkung gepflegt. Sie überlagern ältere antisemitische Feindbilder.

      Das spektakulärste Beispiel für den - oft gedankenlosen -Alltagsantisemitismus bot ein stumpfsinniger Kontrabassist der Deutschen Oper Berlin, der es für witzig hielt, bei einem Gastspiel im Juni 1997 in Israel seine Rechnung an der Hotelbar mit »Adolf Hitler« zu unterschreiben. Zur Begrenzung des Schadens distanzierten sich das Orchester und der Intendant schnell, eindeutig und wirkungsvoll (der Musiker wurde entlassen und musste unverzüglich die Heimreise antreten), aber die verbreitete Meinung lautete doch, die Deutschen sagten im alkoholisierten Zustand, was sie sonst nur heimlich dächten. Typisch am Eklat war auch, dass der Urheber nicht als Antisemit galt, noch nie einschlägig aufgefallen war, also offenbar unter Alkoholeinfluss aus dem Unterbewusstsein agierte.14 Ein ebenso lehrreicher Fall kollektiver Aggression war im fränkischen Adelsdorf bei Erlangen zu beobachten. Dort hatten Holocaust-Überlebende, ehemalige Bürger der Gemeinde, bei einem Besuch 1996 festgestellt, dass eine Straße nach dem früheren NSDAP-Ortsgruppenleiter benannt war. Im Ort war dies offenbar nicht negativ aufgefallen. Jetzt kam eine Diskussion darüber in Gang. Eine Bürgerinitiative veranstaltete, um der Forderung nach Umbenennung Nachdruck zu verleihen, eine Lichterprozession. Dagegen protestierten fünf Rentner mit dem Ruf »Juden raus«. Sie wurden dafür im Sommer 1998 zu Geldstrafen verurteilt.15

      Judenfeindschaft, ausgedrückt durch die Relativierung des Holocaust, durch Diffamierung jüdischer Persönlichkeiten, durch Israelfeindschaft, durch den Appell an unbestimmte Gefühle des Unbehagens, bedient weit über die rechtskonservative und rechtsradikale Klientel hinaus verbreitete Vorstellungen. Anders ausgedrückt, in den rechtsextremen Gazetten wie der Deutschen Nationalzeitung findet sich schwarz auf weiß, was im Bierdunst landauf, landab vermutet und verlautbart wird. Dazu gehören sicherlich auch die Erlösungswünsche vieler, die an der Erinnerung des nationalsozialistischen Völkermords leiden, den Holocaust wenigstens geringer dimensioniert und vergleichbarer mit den Untaten anderer Nationen sehen möchten. Dazu gehören aber vor allem Vorstellungen vom Judentum, die aller Aufklärung trotzen. »Den Juden« will man als reich und geschäftstüchtig, geldgierig und gewinnsüchtig sehen, definiert ihn als Träger rassisch bedingter Eigenschaften und diskriminiert ihn als Fremden. Dem Stigma des Fremdseins (ausgedrückt in der Frage an den deutschen Juden, ob seine wirkliche Heimat nicht Israel sei oder im Kompliment über seine Beherrschung der deutschen Sprache) wird der Vorwurf der Weltverschwörung aufgesetzt, »bewiesen« durch die bekannten Stereotypen, die Wall Street sei fest in jüdischer Hand und die kommunistische Revolutionsregierung in Russland 1917 von Juden dominiert gewesen.

      Antisemitismus dient im Alltag zur Erklärung der Welt, ist ein Verständigungsmittel auf Kosten anderer. Antisemitismus braucht die Aura des Unbestimmten, gedeiht im Geraune, im Dickicht von Andeutung und Vermutung; Antisemitismus ist ausgrenzende Übereinkunft im Ungefähren. Latenter Antisemitismus manifestiert sich im nichtöffentlichen Diskurs über eine Minderheit als Chiffre der Verständigung in der Mehrheit. Auf »die Juden« wird Unangenehmes delegiert, das mit ihrer Existenz nichts (oder allenfalls indirekt) zu tun hat: die Last deutscher Geschichte, an die ihre Gegenwart erinnert, daraus resultierend Gefühle der Beschämung und Unsicherheit, aus denen wiederum Aufbegehren und Schuldzuweisung folgen. Wie lange man denn noch für die »Wiedergutmachung« bezahlen müsse, ob es nie »Versöhnung« geben könne, warum die Juden nicht vergessen würden, ob man sich ewig schuldig fühlen müsse, lauten die in Frageform gekleideten Aggressionen.

      Dass »die Juden« keinen Anlass zu diesen Fragen gegeben haben, spielt bei solcher Übereinkunft, die alten Sündenbock-Funktionen neue Form gibt, keine Rolle. Antisemitismus ist kein von Juden verursachtes Phänomen, ist auch nicht Reflex auf jüdische Eigenschaften oder Handlungen. Antisemitismus ist vielmehr ein Symptom für Defekte in der Mehrheitsgesellschaft, ausgelöst durch Frustrationen und Ängste, stimuliert durch Propaganda und Suggestion, genährt durch Tradition und Verabredung. Geschändete jüdische Friedhöfe, beschmierte Denkmale, Hakenkreuze an Synagogen, anonyme Briefe an prominente Juden, feindselige Artikel in der rechtsradikalen Presse sind Demonstrationen der Ausgrenzung und Ablehnung, begangen durch wenige Einzelne, die aber mit Beifall für ihr Tun rechnen und ihn auch in größerem Maße finden, als öffentlich wird. Darin liegt das Problem des alltäglichen Antisemitismus nicht nur in Deutschland.

      »Die Epoche der Juden in Deutschland ist ein für alle Mal vorbei« - das vielzitierte Wort Leo Baecks galt als Abgesang der Hoffnung vom deutsch-jüdischen Zusammenleben, dem Traum von der geistigen Symbiose und der gesellschaftlichen Assimilation, die in Auschwitz und Treblinka und den anderen Orten des Völkermords, in den Ghettos wieTheresienstadt und Riga, aber auch auf den Stationen der Emigration und der Flucht aus Hitler-Deutschland zerronnen war. Baeck, ehemals Rabbiner in Berlin und Präsident der Reichsvertretung der deutschen Juden, sagte dieses Wort nach der Vernichtung des deutschen Judentums durch den NS-Staat und nach seiner eigenen Befreiung aus Theresienstadt.

      Jüdisches Leben in Deutschland nach Auschwitz schien nicht nur für Baeck, der geistigen Symbolfigur des deutschen Judentums, undenkbar geworden. Seine Prophezeiung, ausgesprochen im Dezember 1945 in New York, war keineswegs visionär, sondern in der Situation ganz realistisch: Vor dem Beginn der nationalsozialistischen Judenverfolgung hatten in Deutschland etwas mehr als eine halbe Million Juden gelebt. Zwischen 1933 und 1945 konnten etwa 270 000 von ihnen auswandern, mehr als 200 000 wurden in die Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Etwa 165 000 sind dort ermordet worden, ungefähr 15 000 Juden überlebten außerhalb der Konzentrationslager, die meisten von ihnen als Partner in »Mischehen« mit Nichtjuden, einige hatten sich im Untergrund verbergen können.

      Die aus KZ und Vernichtungslagern befreiten Juden, die sich nach 1945 als »Displaced Persons« unter alliierter Obhut auf deutschem Boden aufhielten, warteten nur, bis sie zu Kräften gekommen und fähig zur Ausreise sein würden; bis die Formalitäten der Immigration in ein Land, das ihnen Heimat bieten wollte - die USA? Palästina? irgendein anderes Einwanderungsland? - erledigt wären. Das dauerte freilich Jahre. Die überlebenden Juden stammten zumeist aus Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen und anderen Ländern Osteuropas. Andere wanderten in den ersten Nachkriegsjahren zu, als in Polen (aber nicht nur dort) neuer Antisemitismus manifest wurde und sich in Pogromen entlud. Auch diese Zuwanderer betrachteten Deutschland nur als Durchgangsstation.16

      Unbeabsichtigt beeinflussten diese Juden aber den Wiederbeginn jüdischen Lebens in Deutschland. Sie sammelten sich in der amerikanischen Besatzungszone, wo die US-Army und die Hilfsorganisation »United Nations Relief and Rehabilitation Administration« (UNRRA) und ab Juli 1947 in deren Nachfolge die »International Refugee Organisation« (IRO) Lager einrichteten, vor allem in Bayern: in Deggendorf und Landsberg, in München-Freimann, Feldafing und - das am längsten existierende - unter dem Namen »Föhrenwald« im Landkreis Wolfratshausen. Insgesamt lebten fast 200 000 jüdische Displaced Persons zwischen 1945 und 1950 in Deutschland. Die Lager in der amerikanischen und der britischen Besatzungszone wurden Zentren jüdischer Kultur und jüdischer Religiosität in Deutschland. Aber die Synagogen und Schulen, Zeitungen und Theatergruppen setzten nur das Leben des Ghettos fort. Die überwiegend ostjüdischen Ghettobewohner hatten kein Interesse an ihrer deutschen Umgebung; sie lehnten Kontakte meist strikt ab.17

      Manchen gelang die illegale Einwanderung nach Palästina oder die legale Immigration im Rahmen der Quotenregelung in die Vereinigten Staaten, für die meisten brachte jedoch erst die Gründung des Staates Israel im Mai 1948 die Erfüllung ihrer Wünsche. Ab 1950 leerten sich die Lager, übrig blieb ein Rest jüdischer Menschen, die zu alt und krank für die Auswanderung waren, deren Visa-Probleme unlösbar blieben oder die nach allen überstandenen Leiden nicht mehr fähig waren, sich irgendwo eingliedern zu lassen. München war die Durchzugs- und Ausreisestation für etwa 120 000 Juden, bis die IRO 1952 die Betreuung der jüdischen Displaced Persons in Deutschland einstellte. Da zeigte sich, dass etwa 12 000 Juden in Deutschland bleiben wollten, und zwar nicht nur wegen Krankheit oder Erschöpfung. Manche hatten auch neue Existenzen gegründet oder sich verheiratet. Bei den Deutschen stießen die überlebenden Juden in den Lagern auf Ressentiments und Abneigung - sie fühlten sich an ihre verdrängte Schuld erinnert. Das äußerte sich immer wieder in antisemitischen Vorfällen, etwa bei der Razzia am 28. Mai 1952 im Lager Föhrenwald. Mehrere hundert Mann des Zollfahndungsdienstes, der Kriminal- und der Landespolizei umzingelten das Lager und drangen ein; sie waren bewaffnet und führten Spürhunde mit sich - und das alles nur, um Geschäfte und Kioske zu kontrollieren, in denen unverzollte Waren vermutet wurden. Die 2000 Juden im Lager aber fühlten sich an die Mordaktionen der Nazis in den Ghettos und Konzentrationslagern erinnert. Die Ordnungshüter prügelten, stießen antisemitische und nazistische Drohungen aus, erklärten, »die Krematorien und Gaskammern« existierten noch, dies sei »erst der Anfang«. Vertreter der jüdischen Hilfsorganisation »American Joint Distribution Committee« verständigten den Staatssekretär für das Flüchtlingswesen im bayerischen Innenministerium, dessen Eingreifen die gesetzwidrige Aktion erst beendete.

      Heute leben in der Bundesrepublik Deutschland 70 000 bis 80 000 Juden, nach der offiziellen Statistik, d.h. als registrierte Mitglieder einer Jüdischen Gemeinde, aber die wenigsten von ihnen sind Überlebende aus dem deutschen Judentum vor Hitler, also Rückkehrer aus den Lagern, im Untergrund Versteckte, auf andere Weise Gerettete. Eine größere, bis 1990 die größte, Gruppe bilden die Displaced Persons und ihre Nachkommen, die nach dem Holocaust aus Polen und Litauen, aus Ungarn und der Tschechoslowakei zuwanderten, die in Deutschland geblieben sind. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Juden in Deutschland mehr als verdoppelt. Zu den 30 000 Menschen, die 1990/91 als Juden in Deutschland lebten (unter ihnen nur etwa 400 Personen in der DDR) kamen und kommen Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die in Deutschland eine neue Heimat suchen.

      Jüdische Präsenz im Deutschland nach Hitler war auf Dauer nicht beabsichtigt und von offizieller jüdischer Seite auch keineswegs erwünscht. Nach dem Holocaust galt es den Juden in aller Welt als selbstverständlich, dass Deutschland nach dem Holocaust für sie ein gebanntes Land sein werde, ähnlich Spanien nach der Vertreibung der Juden im Jahre 1492. Für die zionistischen Politiker und die Funktionäre jüdischer internationaler Organisationen war ausgemacht, dass die Reste des Judentums in Deutschland ebenso wie die von Displaced Persons geschaffenen Provisorien so rasch wie möglich wieder verschwinden müssten. Noch 1948, im Jahr der Gründung Israels, erklärte der Jüdische Weltkongress, dass künftig kein Jude mehr deutschen Boden betreten werde. Die Zwischenstation im Land der Mörder sollte mit der Abreise der letzten Lagerbewohner Anfang der fünfziger Jahre beendet sein. Das lag auch in der Intention der zionistischen Politik, die für den Aufbau des Staates Israel jeden brauchte. Anfang 1950 fasste der Jüdische Weltkongress in Frankfurt am Main eine Resolution, nach der jüdische Organisationen in Deutschland nur Interimscharakter haben sollten: Wenn sie dem letzten Juden aus Deutschland zur Ausreise verholten hätten, würden sie sich auflösen.

      Doch schon zehn Tage später, am 19. Juli 1950, wurde der »Zentralrat der Juden in Deutschland« gegründet, als Signal, dass es doch noch Juden gab, die in Deutschland leben und sich hier behaupten wollten. Das war in vielerlei Hinsicht schwierig. Denn die Massenauswanderung nach Israel zwischen 1948 und 1953 beraubte die Lager der kulturellen und geistigen Substanz, die dort entstanden war.

      Das reiche religiöse Leben und die kulturelle Vielfalt der DP-Lager konnte mithin nicht auf die neu gegründeten Jüdischen Gemeinden übergehen. In München etwa wurden außerdem die Führungspositionen in den Gemeinden von den wenigen überlebenden deutschen Juden gegen die zahlenmäßig viel stärkeren ostjüdischen Zuwanderer verteidigt. In Süddeutschland stellten die aus Osteuropa Gekommenen den Löwenanteil unter den Juden, in München waren es Ende der fünfziger Jahre über 79 Prozent. Die Beziehungen waren gespannt: Die weitgehend assimilierten deutschen Juden hatten Probleme mit den Ostjuden, die jiddisch sprachen, die rituellen religiösen Gesetze strenger beachteten und ihr Judentum auch äußerlich demonstrierten.

      Die deutschen Juden wiederum sahen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, lax im Glauben zu sein, kaum jüdische Geistigkeit auszustrahlen und sich allzu stark mit Nichtjüdischem verbunden zu haben, was sich zum Beispiel an der Zahl der Ehen mit Nichtjuden ablesen ließ. Die deutsch-jüdische Identität, häufig als deutsch-jüdische Symbiose missverstanden und von interessierten Nichtjuden auch nach dem Holocaust als vermeintliche Tatsache beschworen, stieß bei den Ostjuden auf Skepsis, Unverständnis und Ablehnung.

      Solche Probleme des Umgangs waren konstitutiv für die Gründungsgeschichte der neuen Jüdischen Gemeinden in Deutschland, und sie wirken bis in die Gegenwart fort. Der Wiederbeginn jüdischen Lebens in Deutschland war außerdem von den Spannungen gekennzeichnet, die sich aus den soziologischen, kulturellen und psychologischen Problemen des Überlebens ergaben. In den fünfziger Jahren entstand die religiöse Rechtfertigung für den Verbleib von Juden in Deutschland, die ein prominenter Rabbiner so formulierte:

      Juden seien für deutsche Menschen ein Mahnmal, jüdische Existenz in Deutschland halte die Erinnerung wach, führe zum Nachdenken und zur Einkehr. Eine nicht geringe Zahl Deutscher suche den Weg zur Sühne: »Und in dieser Situation gewinnt das Vorhandensein eines Überrestes Israels in Deutschland eine ganz andere Perspektive und Bedeutung. ... Noch nie sah ich eine solche Aufgeschlossenheit für jüdische Gedanken, beinahe eine Sehnsucht nach jüdischen Werten im Kreise anderer Völker wie heute und hier. Inmitten dieser Entwicklung und umdroht von einem wieder aufsteigenden Antisemitismus haben Juden in Deutschland ihre Aufgabe und damit die Möglichkeit einer Zukunft und Existenzberechtigung.«18

      Das kulturelle und soziale Leben der Jüdischen Gemeinden in Deutschland blieb - ebenso wie die Politik des Zentralrats - bis heute von dieser Mission beherrscht. In den jüdischen Volkshochschulen und den Kulturzentren der Israelitischen Kultusgemeinden spielt das Bewusstsein des Holocaust, die Erinnerung an Verfolgung und Vernichtung, schließlich auch die Reflexion über diese Erinnerung eine zentrale Rolle. Die psychologische Schwierigkeit, als Jude in Deutschland zu leben, kann gar nicht überschätzt werden. Viele Juden leiden unter dem Rechtfertigungsdruck gegenüber Angehörigen und Freunden, die nicht in Deutschland leben können, oder unter Schuldgefühlen gegenüber ermordeten Familienmitgliedern. Das Gefühl des Fremdseins unter Juden beschreibt Micha Brumlik, einer der geistreichen und kritischen Wortführer der »Zweiten Generation«, als einsriger Teilnehmer an einem internationalen jüdischen Studentenseminar in Antwerpen als »die befremdliche Erfahrung, dass ein Jude in Deutschland nicht nur den Deutschen, sondern dass ein Jude aus Deutschland auch anderen Juden als eine Art Monstrum galt. Wir wurden von den meist US- und lateinamerikanischen Studenten liebevoll nachsichtig so behandelt, als ob wir - 1972 - gerade der Hölle der Konzentrationslager entronnen seien, während uns Belgier, Briten oder Israeli eher misstrauisch, als Verräter betrachteten«.19

      Zum jüdischen Lebensgefühl in Deutschland kommt die besondere Verletzbarkeit durch absichtliche wie unabsichtliche Ausgrenzung und Taktlosigkeit, denen ein Jude in Deutschland ausgesetzt sein kann, und Misstrauen gegen neue Manifestationen von Antisemitismus und Xenophobie. Die allgegenwärtige Angst vor Rechtsextremismus kann sich leicht zur Paranoia steigern. Die Nichtjuden, ohnehin eher ängstlich als sensibel im Umgang mit Juden, schwanken zwischen Philosemitismus, zur Schau getragen als »Bereitschaft zur Versöhnung« unter stereotyper Beteuerung, man habe jüdische Freunde, sei engagiert und betroffen, und der alltäglichen Tabuisierung der Vergangenheit andererseits. Diese Attitüde zeigt sich etwa in der Vermeidung bestimmter Begriffe und Bezeichnungen, etwa des Wortes »Jude«, das man mit Hinweisen auf »Herkunft« oder »Abstammung« umschreibt. Gleichzeitig werden aber Vokabeln des Nazi-Jargons - arisch, ausmerzen, Endlösung, Sonderbehandlung -ganz unreflektiert weiter verwendet. Damit ist der Boden für Missverständnisse bereitet.

      Wenn Juden argwöhnisch sind und im Zweifelsfall Antisemitismus vermuten, so fehlt den Nichtjuden in Deutschland oft das Verständnis und die Bereitschaft, sich in die Situation deutscher Juden oder jüdischer Deutscher zu versetzen, etwa sich vorzustellen, dass sie, auch und gerade als Angehörige der zweiten und dritten Generation nach dem Holocaust, in einem »Angst- und Isolationsghetto«20 leben; dass Juden in Deutschland traumatisiert sind vom Gefühl, als dem Inferno Entronnene im Land ihrer Mörder zu leben. Was die Psychoanalytiker als Überlebenssyndrom beschrieben haben, ist für viele allgegenwärtige Realität. Zum individuellen Trauma fügt sich der Rechtfertigungszwang, die eigene Existenz in Deutschland vor sich selbst, aber auch gegenüber der Welt politisch, kulturell und sozial zu legitimieren. Rafael Seligmann, Publizist und Romancier, der sich demonstrativ als »deutscher Jude« begreift und mit einigem Sendungsbewusstsein Integration propagiert, ist sich der Schwierigkeiten solcher Existenz bewusst: »Wir geben die Musterjuden. Wir sind das Alibi der geläuterten deutschen Gesellschaft nach Hitler. Wir sehnen uns vermeintlich nach Normalität. Tatsächlich aber sind wir süchtig nach dem neuro-tisierenden Leben als Juden in Deutschland. Die Deutschen wiederum schätzen uns als Exoten des Grauens.«21 1949, nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, erklärte John McCioy, der amerikanische Hohe Kommissar und damit einer der drei alliierten Vormünder des jungen Staates, der Prüfstein für die junge deutsche Demokratie sei der Umgang mit den Juden. Nach der großen Anstrengung zur Entschädigung und Wiedergutmachung materiellen Unrechts Anfang der fünfziger Jahre waren Juden für die Mehrheitsgesellschaft in Deutschland - das galt ebenso für die DDR wie die Bundesrepublik - lange Zeit kein Thema, das eine größere Öffentlichkeit interessierte. Die amerikanische TV-Serie »Holocaust« bildete Ende der siebziger Jahre, weil der Völkermord an den Juden in trivialer Darstellung emotional nachvollzogen werden konnte, den Anstoß für eine Auseinandersetzung, die die bisherigen Grenzen intellektueller und professioneller Beschäftigung mit dem Thema überwand.

      Rainer Werner Fassbinders antisemitisches Theaterstück »Die Stadt, der Müll und der Tod«, in deren Mittelpunkt der jüdische Spekulant als Typus vorgeführt wurde, sorgte Mitte der achtziger Jahre für lang anhaltende Aufregung. Juden, unter ihnen der spätere Zentralratsvorsitzende Ignatz Bubis, der in dem Stück karikiert war, verhinderten in Frankfurt am Main die Aufführung des Stückes. Der Diskurs flackerte Ende der neunziger Jahre noch einmal auf, als ein Berliner Theater, künstlerische Freiheit beanspruchend, das Stück ankündigte, weil angebuch die Öffentlichkeit Anspruch auf Augenschein habe (obgleich der Text veröffentlicht ist und verfilmt wurde). Weil es im Vorfeld nicht gelang, die Duldung des offiziellen Judentums für das Projekt zu erlangen, drohte das Theater mit einer Aufrührung des Stückes als Gastspiel in hebräischer Sprache durch eine israelische Bühne.

      Zur gleichen Zeit beschäftigten sich die westdeutschen Medien mit dem Historikerstreit um Schuld und Verantwortung für den Holocaust, der sich Ende der neunziger Jahre fortsetzte in der Debatte um das Buch von Daniel J. Goldhagen über den angeblichen eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen. Das Publikum ergriff vehement Partei für den amerikanisch-jüdischen Deuter deutschen Charakters gegen die Historiker, die auf seriöse Recherche pochten und darauf verwiesen, dass medienwirksame Inszenierung nicht gegen Argumente eingesetzt werden sollte. Immerhin war die Goldhagen-Debatte ebenso wie die Bewunderung, die der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg für seinen Film »Schindlers Liste« und die anschließenden Aktivitäten seiner Shoah-Foundation genießt, Indiz dafür, dass unter den Deutschen zahlreiche Menschen zu finden sind, insbesondere der jüngeren Generation, die sich emotional, moralisch und intellektuell für die Juden engagieren. Das zeigt die seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Diskussion um ein zentrales Mahnmal für die ermordeten Juden, das in Berlin errichtet werden soll, und das bewies sogar die Debatte, die der Schriftsteller Martin Waiser auslöste, als er unter dem Beifall der Honoratioren den scheinbar erlösenden Schlussstrich unter die deutsche Vergangenheit forderte.

      Der wachsende zeitliche Abstand zum Holocaust spielt für die Juden als Opfer keine Rolle. Von den Nichtjuden wird er dagegen als Hauptargument und als Forderung nach »Normalität« ins Treffen geführt: »Könnt ihr denn gar nicht vergessen, es ist doch schon so lange her«, lautet die Standardformel, und wenn Juden darauf mit Nein antworten, entsteht Verbitterung, wird die jüdische Haltung als »unversöhnlich« abgelehnt oder verurteilt, fühlt man sich im unterschwelligen Vorbehalt - im latenten Antisemitismus -bestätigt. Die jüdische Position hat Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt und eine der wichtigsten Stimmen im Diskurs über jüdisches Leben in Deutschland, präzise verdeutlicht: »Nach dem, was geschehen ist, ist es durchaus normal, dass wir heute noch nicht normal miteinander umgehen.«22

      1 Ladislaus Szücs, Zählappell. Als Arzt im Konzentrationslager, Frankfurt a. M. 1995; Helen Quandt (Hg.), Salz der Tränen. Zeichnungen von Ladislaus Szücs, Düsseldorf 1999.
      2 Der Tagesspiegel, 26.1.2000 (»Jüdisches Leben« in fahrender S-Bahn).
      3 Joseph Foschepoth, Im Schatten der Vergangenheit. Die Anfänge der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Göttingen 1993.
      4 Henryk M. Broder, »Die Juden zuerst«, in: Der Spiegel Nr. 29, 13.7.1998.
      5 Marcel Reich-Ranicki, Mein Leben, Stuttgart 1999.
      6 Ralph Giordano, Die zweite Schuld oder Von der Last, Deutscher zu sein, Hamburg 1987; Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, Hamburg 1989; Wird Deutschland wieder gefährlich? Mein Brief an Kanzler Kohl - Ursachen und Folgen, Köln 1993.
      7 Esther Dischereit, Übungen, jüdisch zu sein. Frankfurt a. M. 1998, S.20f.
      8 Allgemeine Jüdische Wochenzeitung 15.5.1996 (Der Koschere Knig-ge. Über den Umgang mit »jüdischen Mitbürgern«).
      9 Vgl. Fassbinder ohne Ende. Eine Dokumentation anlässlich der Uraufführung von Rainer Werner Fassbinders Theaterstück »Der Müll, die Stadt und der Tod« im Kammerspiel von Schauspiel Frankfurt am 31. Oktober 1985, Frankfurt a. M. 1985; Die Fassbinder-Kontroverse oder Das Ende der Schonzeit, hrsg. von Heiner Lichtenstein, Königstein 1986.
      10 Vgl. Wolfgang Benz (Hg.), Antisemitismus in Deutschland. Zur Aktualität eines Vorurteils, München 1995.
      11 Julius H. Schoeps/Willi Jasper/Bernhard Vogt (Hg.), Ein neues Judentum in Deutschland? Fremd- und Eigenbilder der russisch-jüdischen Einwanderer, Potsdam 1999.
      12 Die Woche 1/99.
      13 vVerner Bergmann/Rainer Erb, Wie antisemitisch sind die Deutschen?, in: Benz, Antisemitismus in Deutschland, S. 47-63; s.a. Werner Bergmann/Rainer Erb, Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse der empirischen Forschung von 1946 bis 1989, Opiaden 1991.
      14 Der Orchestervorstand bedauerte in einer Anzeige »zutiefst den antisemitischen Vorfall während des Israel-Gastspiels« und distanzierte sich »von diesem Orchestermitglied mit aller Konsequenz«, Tagesspiegel (Berlin), 4.6.1997; vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung 11.6.1997 (»Der einsame Josef«) und Frankfurter Rundschau, 2.6.1997.
      15 Süddeutsche Zeitung, 17.7.1998 (»Juden raus«-Ruf geahndet).
      16 Angelika Königseder, Flucht nach Berlin. Jüdische Displaced Persons 1945-1948, Berlin 1998.
      17 Angelika Königseder/Juliane Wetzel, Lebensmut im Wartesaal. Die jüdischen DPs (Displaced Persons) im Nachkriegsdeutschland, Frankfurt a. M. 1994.
      18 Zwi Harry Levy, Der »Überrest Israels« in Deutschland, in: The Jewish Travel Guide, Frankfurt 1953, S. 20, zit. nach: Harry Maör, Über den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden in Deutschland seit 1945, Phil. Diss. Mainz 1961.
      19 Micha Brumlik, Kein Weg als Deutscher und Jude. Eine bundesre-publikanische Erfahrung, München 1996, S. 105.
      20 Rafael Seligmann, Mit beschränkter Hoffnung. Juden, Deutsche, Israelis, Hamburg 1991, S. 81.
      21 Rafael Seligmann, Nicht in jüdischer Macht. Von der Mehrheit allein gelassen, der Selbstisolation bezichtigt - Erfahrungen im veränderten Deutschland, in: Die Zeit, 25.11.1999.
      22 Tagesspiegel Berlin, 1.11.1999; vgl. Salomon Korn, Geteilte Erinnerung. Beiträge zur deutsch-jüdischen Gegenwart, Bodenheim 1999.

      Quelle: http://holocaust.juden-in-europa.de/antisemitismus/benz.htm
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      schrieb am 22.11.02 08:49:17
      Beitrag Nr. 112 ()
      Mein Gott, diese vielen Erklärungsversuche. Allein die Tatsache, daß es immer wieder neue gibt, zeigt, daß sie alle nur Versuche sind, d. h. an einer wirklichen Erklärung mangelt es weiterhin. Nicht verwunderlich, denn eigentlich ist "Antisemitismus" nicht erklärlich, vielleicht nicht einmal erklärbar.
      Ich versuche mal einen ganz simplen Ansatz, teils anhand von Alltagsbeispielen:
      1. Es handelt sich um ein Vorurteil. Vorurteile, so primitiv sie immer sein mögen, haben eine Ursache, die weit zurückliegen mag und berechtigt oder auch nicht sein kann.
      2. Der Versuch der Bewältigung mündet mitunter in ein bewußt gegenteiliges Extrem. So könnte es geschehen, daß jemand ganz entgegen persönlicher Neigung "Freundschaften" oder gar weitergehende Beziehungen mit Angehörigen der von dem Vorurteil betroffenen Gruppen eingeht, lediglich um eine dem Vorurteil entgegenstehende Haltung zu demonstrieren (wobei er andere Neigungen hat oder gar eigentlich das Vorurteil pflegt).
      3. Das Ignorieren des Vorurteils bei Kenntnis dessen kann eine Art Trotzreaktion sein, entstanden aus einer Überforderung durch wiederholtes Verlangen, es zu beseitigen, kann auch eine psychologische Selbstschutzmaßnahme sein, um der eigenen Individualität Raum zu lassen und sich nicht Zwängen in der einen oder anderen Richtung beugen zu müssen. Dies gilt insbesondere für Angehörige von Gruppen, die einmal Schädiger im Sinne des Vorurteils gewesen sind; ihnen wird abverlangt, sich mit dem Vorurteil auseinanderzusetzen. Dadurch entsteht, beabsichtigt oder nicht, eine neue Gruppe von einem Vorurteil Betroffener.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 10:55:32
      Beitrag Nr. 113 ()
      ich habe die artikel immer noch nicht gelesen :cry: kommt aber noch. nur kurz zum thema "vorurteil":

      warum es heute in deutschland noch antisemiten gibt, hat meiner meinung nach im wesentlichen zwei gründe:

      entweder gibt man den juden die schuld daran, dass deutschland wegen des holocaust einen schlechten ruf hat. die juden selbst sind also schuld. wären die juden garnicht erst nach deutschland gekommen, hätte man sie auch nicht umbringen können.

      oder man kann nicht mit dem bewusstsein leben, sechs millionen juden umgebracht zu haben. dann bringt man sich entweder um oder man leugnet die tat bzw. gibt den ermordeten die schuld. motto: "wenn die deutschen das gemacht haben, dann wird das schon irgendeinen grund gehabt haben"

      und der antisemitismus ist in der regel nicht spezifisch. das heisst, die ablehnung richtet sich auch gegen schwarze, schwule, ausländer etc. es geht immer um die minderheit, die man braucht, um sein eigenes versagen umzulenken.

      das ist jetzt aber nur flott dahingeschrieben. ohne den text von hagalil gelesen zu haben, könnte ich darauf wetten, dass dort ganz gute erklärungsansätze gegeben werden.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:03:32
      Beitrag Nr. 114 ()
      genova,
      eigentlich gäbe es keinen Erklärungsnotstand bezüglich des "Antisemitismus", wenn man das Wort neutralierte und "Vorurteil" sagte. Allerdings würde man damit die Juden mit ihrer spezifischen Geschichte in die Gruppe aller Angefeindeten eingliedern. Ich glaube nicht, daß die Einbeziehung der Schwarzen in Südafrika, der Neger in den USA, der Indianer in den USA usw. dem Begriff "Antisemitismus" gerecht wird. Ich würde ihn doch eigentlich im engeren Sinne auf das Judentum bezogen wissen wollen. Letztlich ist die gleichwertige Hineinstellung in eine Gruppe "auch" Verfolgter - historisch oder aktuell - eine abwertende Gleichmachung des Verhältnisses der Deutschen zu ihren Juden und den Juden im allgemeinen.
      Um das genau zu klären, wäre es jetzt wichtig zu untersuchen, wo außer in Deutschland (und "natürlich" Palästina) extreme Judenfeindlichkeit aufgetreten ist.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:10:23
      Beitrag Nr. 115 ()
      wilma, du hast sicher recht, wenn es um palästina geht. wenn es um antisemitismus hier geht, ist es meiner meinung nach nicht nötig, historisch so weit auszuholen. dann könnte man antisemitismus mit fremdenfeindlichkeit gleichsetzen. aber vielleicht bin ich da auch auf dem holzweg.

      antisemitismus ist wohl in den meisten ländern aufgetreten, in denen juden leben. weil es früher oder später mal ganz praktisch sein kann, einer minderheit die schuld für etwas in die schuhe zu schieben. wo der antisemitismus historisch herrührt, ist ja bekannt.

      und jetzt lese ich die texte ;)
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:36:50
      Beitrag Nr. 116 ()
      genova,
      ich sehe keinen Grund, weshalb man den Begriff "Antisemitismus" mit irgendetwas gleichsetzen müßte. Er hätte aus sich selbst heraus definierbar zu sein. Daß das offenbar nicht der Fall ist, zeigt nicht nur die Unsicherheit hierüber, sondern auch, daß es sich um ein Kunstwort handelt. Es ist demnach kein gewachsener Begriff, sondern einer, den man auf einen bestimmten Zustand angewandt hat. Weißt du zufällig, seit wann der BEGRIFF Antisemitismus existent ist?
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:46:00
      Beitrag Nr. 117 ()
      seit 1879, laut meinem schlauen lexikon. aber schon damals war der begriff irreführend, weil zu den semiten ja noch mehr völker als nur die juden gehören. ich verwende den begriff auch nicht gerne.

      sicher kann der begriff aus sich selbst heraus definierbar sein, aber ich glaube, dass du der deutschen wirklichkeit heutzutage damit nicht mehr gerecht wirst.

      judenfeindliche bestrebungen kannst du im wesentlichen an den beiden punkten festmachen, die ich weiter unten genannt habe.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:51:30
      Beitrag Nr. 118 ()
      Jetzt habe ich mal im web unter Antisemitismus gesucht, finde im wesentlichen andere Begriffe wie Rassismus, Holocaust etc. und Hinweise auf Bücher.
      Man kann den Begriff Antisemitismus gewiß lexikalisch zwischen andere Begriffe ähnlicher Bedeutung eingliedern, aber irgendwo hätte er doch definiert zu werden. Es gab mal die löbliche Regel, man solle Fremdwörter nicht verwenden, wenn man ihre Bedeutung nicht genau kennt. Von Antisemitismus redet aber ein jeder, und keiner weiß so recht, was das ist!! Der Duden (Rechtschreibung) setzt beim Wort Antisemit in Klammern die Deutung "Judengegner". Nun, da hätten wir es doch. Warum es nicht bei dieser Bedeutung belassen, warum krampfhaft in diesen Begriff andere als Juden integrieren wollen? Der Begriff meint - jedenfalls in den Sprachräumen, in denen er angewandt wird, - eben genau das. Welches Ziel wird damit verfolgt, die Deutung ausweiten zu wollen? Nicht daß ich die bereits genannten Neger, Indianer usw. und ihre Geschichte (empfehle zur Lektüre Harriet Beecher-Stowes Buch über die Negersklaven in den Südstaaten) abwerten wollte, aber die Eingliederung der Judengeschichte, speziell die des 3. Reiches, dient der Allgemeinmachung: das ist historisch, nix mehr dran zu ändern - ist eben so. Sachlich ist das richtig. Aber ich meine, es ist noch ein wenig zu dicht dran, als daß man die Geschehnisse - und letztlich die Übernahme einer Generationenverantwortung - so einfach wegschieben könnte.
      Man könnte sogar fragen, ob die Nazizeit bereits Geschichte oder noch Zeitgeschichte ist.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 11:58:18
      Beitrag Nr. 119 ()
      @genova

      könntest du einmal etwas genauer ausführen, was "Juden" mit "Volk" zu tun hat?

      Habe ich noch nie was gehört von.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 13:20:05
      Beitrag Nr. 120 ()
      @genova

      Sehr interessiert habe ich deine Ausführungen zum Antisemitismus verfolgt. Dieser Theorie nach, können alle Rassen bzw. Völker zum Opfer fallen.

      Ich frage dich: Ob das was in den englischen Medien seit 60 Jahren über die Deutschen geschrieben wird, nicht auch purer Antisemitismus ist.


      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 13:27:33
      Beitrag Nr. 121 ()
      zu #107, Wilma Feuerstein

      Du glaubst also, daß er sich von seiner Frau und seiner Tochter trennen wird ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 13:27:45
      Beitrag Nr. 122 ()
      Was schreiben denn die englischen Medien über die Deutschen?
      Ich kaufte mir in England ein Buch "How to live in Germany" und fand es köstlich. Jedes Land, jede Stadt, jede Person hat Typisches, und wenn man dies ironisiert, ergibt sich Amüsantes, wenn man es überzeichnet, die Karikatur.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 13:54:19
      Beitrag Nr. 123 ()
      @WilmaFeuerstein

      Ja, in der Karikatur sind die Engländer groß, insbesondere die Fußballberichte sind ein Genuß.
      Wie z.B. Nazi-Krauts überrollen mit ihren deutschen Panzern die englische Abwehr oder umgekehrt als das 5:1 über Deutschland mit den brennenden Handschuhen von Kahn gefeiert wurde.
      Weniger lustig sieht es dagegen in der Boulevardpresse aus, wo aus Absatzgründen liebevoll das Feindbild der Deutschen mit Naziklischees am Leben erhalten wird.
      Die Folgen dieser Unterhaltungslektüre bekamen vor kurzem 2 deutsche Arbeiter (bei Motorola ?) zu spüren, die sich rassistischen Beschimpfungen ausgesetzt sahen.

      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 14:14:17
      Beitrag Nr. 124 ()
      Entschuldige, wenn ich das ein wenig verharmlose - natürlich ist es nicht gut & schön und dient auch nicht der allgemeinen Verständigung. Nun sind eben auch mal die Deutschen beschimpft worden.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 14:54:54
      Beitrag Nr. 125 ()
      @Auryn, #99,#100

      Du meinst also, ich solle mich zwecks Privatstaatsgründung an die Russen halten? Ich schätze aber, dass das nichts wird, da ich mich im Gegensatz zu anderen Staatsgründern auf keinerlei nützliche Agenten dort im Osten stützen kann.

      Du findest es lustig, dass von Stalins Rußland die Israelgründung mitbetrieben wurde und dass von denselben Personen eine "rußlandweite jüdische Ärzteverschwörung" kolportiert wurde? Das zeugt von deiner beschränkten und in vorgegebenen Gleisen verlaufenden Denkweise.

      Du weisst aber, daß in Rußland nach dem Kriege wohl noch am meisten Juden übrig geblieben sind in Europa? Jetzt stell dir vor, in Israel wurde der Judenstaat aus dem Boden gestampft, aber die für den Staat vorgesehenen Juden sitzen in Rußland. Das würde doch irgendwie nicht zusammenpassen.

      Auch Juden sind nicht daran interessiert, ständig umzuziehen. Was würdest du also als für Rußland zuständiger Ultra-Zionist dann machen? Glaubst du, einem Juden ist so recht wohl in seiner Haut, wenn die Bevölkerung glaubt, es könnte eine jüdische Ärzteverschwörung geben? Das ist ein sehr sensibler Bereich für die Menschen, Auryn!

      Wenn du dieses verstanden hast, dann wirst du auch verstehen können, warum unser Sep und seine Kammeraden hier und andern Orts ständig und immer penetranter versuchen, die Öffentlichkeit mit hinterfotzigem und heuchlerischem Antisemitismusgeschwafel zu nerven. Ein Thema, wofür sich von sich aus so gut wie keine Sau interessieren würde. Du mußt dazu wissen, dass auch hier in Deutschland Tausende von Juden leben, was von den hartgesottenen radikalen Zionisten auf Dauer unter keinen Umständen geduldet wird. In diesem Zusammenhang mußt du auch die brutalen Lebensraum-Vergrößerungsbestrebungen im heutigen rechtsradikalen Israel betrachten.

      Du, bzw. dieser Gromyko, ihr begründet das Existenzrecht Israels mit den vermeintlichen Vorgängen in der letzten NS-Zeit. Für Leute, die sich grundsätzlich alles vorsagen lassen, mag dies plausibel genug sein. Wer aber die Bibel kennt und sich über die Anfänge der zionistischen Bestrebungen informiert hat, der weiß, dass am Judenstaat schon gut 60 Jahre vor Hitlers besten Zeiten und eigentlich schon immer hinterlistig gebastelt wurde. Da wurde viel Arbeit, Energie und Engagement hineingesteckt.

      Jetzt stell dir vor, die NS-Zeit hätte nie existiert. Dann hätte dieser Gromyko auch keine derart "ziehende" Begründung für einen Judenstaat gehabt, oder? Und die ganzen Anstrengungen von Moses Hess, Hertzl, Weizmann & Co. wären für die Katz gewesen. Verstehst du das? Glaubst du, dass diese Gruppe das so einfach hingenommen hätte?

      In diesem Zusammenhang interessant sind noch die umfangreichen Kooperationen der Zionisten mit den Nazis. Informiere dich über das sog. Havara-Abkommen, über Nahostreisen von Top-Nazi(s)onisten wie Eichman und Leopold von Mildenstein sowie deren Teilnahme an zionistischen Weltkongressen im Ausland. Und vergleiche alles mit Beschreibungen im Alten Testament bzw. in der Thora.

      In den allgemein gepriesenen Büchern zum Thema wie z.B. von einem gewissen Benz, dessen Texte inzwischen chuzpenhaft sind und nicht umsonst hier hereingeschleust werden, wirst du diese wichtige Thematik nicht bearbeitet finden. Es wird dort auch nicht auf die nicht tot zu kriegenden Gerüchte und Tatsachen eingegangen, dass die obersten Nazis mehrheitlich zumindest teiljüdisch waren. Leute wie Benz übernehmen einfach Hitlers Sprachgebrauch und reden vom Ariernachweis, der in Wirklichkeit ein Judennachweis war. Es gibt im radikalen Judentum Kräfte, die die Rassenschande nicht tolerieren.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 16:14:02
      Beitrag Nr. 126 ()
      lichtgestalt,

      wenn du wirklich eine wärst, würdest du mich nicht so missverstehen.

      was ich meine: leute, die antisemitisch geprägt sind, sind in der regel generell fremdenfeindlich bzw. generell gegen das, was anders ist als sie. insofern bringt es bei diesen leuten nichts, uralte klischees zur erklärung auszukramen.

      dem antisemitismus können natürlich nicht alle rassen zum opfer fallen. zufrieden?

      zockrates, du meinst wohl, die juden seien lediglich eine religionsgemeinschaft? die definitionen gehen in der tat auseinander, doch ich denke, es ist nicht zu weit gegriffen, wenn man sie - auch aus biblischer sicht - als volk bezeichnet. ich lasse mich da aber gerne belehren.

      im übrigen: es ist bezeichnend, dass das thema antisemitismus offenbar nicht für sich diskutiert werden kann. sofort kommen ein paar rechtsausleger und jammern, dass die deutschen in der englischen presse beleidigt werden. dümmer gehts nimmer.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 18:18:01
      Beitrag Nr. 127 ()
      @ Zockrates:
      Irgendwie habe ich das Gefühl, du lebst in Deiner ganz eigenen Welt, wenn ich Dein Posting # 125 lese. Wenn ich Dich richtig verstehe, dann werden die Zionisten in Israel es nicht dulden, daß es irgendwo auf der Welt eine jüdische Gemeinde in der Diaspora gibt, nicht? Dann zwingen also die Zionisten in Israel die Juden in aller Welt, nach Israel zu kommen?
      Wirklich witzige Ansicht. Du solltest einen absurden Film darüber drehen.
      Vermutlich haben dann nach Deiner Meinung auch die Zionisten Hitler zum Massenmord an den Juden gezwungen, nicht?
      Und Stalin könnte dann ja auch ein Zionist gewesen sein, denn er wollte ja eine jüdische Verschwörung aufdecken, die zur Flucht von Juden nach Israel hätte führen können, nicht?
      (Nur komisch, daß die sowjetischen Universitäten ein Drittel ihres Lehrpersonals veloren hätten, wenn Stalin alle Juden hätte gehen lassen. Ich persönlich würde eher sagen, das war mal wieder eine seiner durchgeplanten Terror-Aktionen, um jede mögliche Opposition im Keim zu ersticken.)
      Wer weiß, vielleicht war nach Deiner Ansicht ja sogar Hitler ein Zionist, nicht wahr? Dann mußt Du aber auch berücksichtigen, daß die Palästinenser die letzten Opfer Hitlers wären, denn vor allem wegen Hitler kamen ja die meisten jüdischen Flüchtlinge nach Israel, nicht wahr?
      Oder habe ich Deine Beschreibung der Weltgeschichte gerade falsch interpretiert?
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 18:26:02
      Beitrag Nr. 128 ()
      Im übrigen danke ich besonders für die interessanten Postings zwischen # 120 und # 105. Da waren wirklich interessante Texte dabei und es wird sogar für mich inzwischen schwierig, alles zu lesen.

      Ich glaube, es kam keine Antwort auf meine Frage, welchen Themenbereich man am interessantesten fände, woraus ich schließe, daß die einen schon alles wissen und die anderen - wie die meisten Börsen-Analysten - zwar keine Ahnung, aber eine feste Meinung haben.
      ;)
      Auf alle Fälle setze ich deshalb mal diesen Thread mit historischen Dokument-Texten zum Zionismus und zum Beginn des aktuellen Nahost-Konflikts fort:

      Theodor Herzl: Eine Lösung der Judenfrage (1895/96)

      Ich führe kein neues Ideal vor, es ist im Gegenteil ein sehr altes. Es ist der Gedanke aller - und darin liegt seine Macht -, alt wie das Volk, das nie, auch nicht in den Zeiten schwersten Unglücks, ihn hochzuhalten vergaß.

      Es ist merkwürdig, daß wir Juden diesen königlichen Traum während der langen Nacht unserer Geschichte geträumt haben. Jetzt bricht der Tag an. Wir brauchen uns bloß den Schlaf aus den Augen zu reiben . . . Die Judenfrage besteht. Es wäre töricht, sie zu leugnen. Sie besteht überall, wo Juden in merklicher Anzahl leben. Wo sie nicht ist, da wird sie durch die wandernden Juden eingeschleppt. Wir ziehen natürlich dahin, wo man uns nicht verfolgt; durch unser Erscheinen entsteht dann die Verfolgung. Das ist wahr, muß wahr bleiben, überall, selbst in hochentwickelten Ländern - selbst Frankreich bildet keine Ausnahme - solange die Judenfrage nicht politisch gelöst ist.

      Ich glaube den Antisemitismus, der eine vielfach komplizierte Bewegung ist, zu verstehen. Ich betrachte diese Bewegung als Jude, aber ohne Haß und Furcht. Ich glaube zu erkennen, was im Antisemitismus roher Scherz, gemeiner Brotneid, angeerbtes Vorurteil, religiöse Unduldsamkeit - aber auch was darin vermeintliche Notwehr ist . . . In den Hauptländern des Antisemitismus ist dieser eine Folge der Judenemanzipation. Als die Kulturvölker die Unmenschlichkeit der Ausnahmegesetze einsahen und uns freiließen, kam die Freilassung zu spät. Wir hatten uns im Getto merkwürdigerweise zu einem Mittelstandsvolk entwickelt und kamen als eine fürchterliche Konkurrenz für den Mittelstand heraus . . . Ich halte die Judenfrage weder für eine soziale noch für eine religiöse, wenn sie sich auch noch so oder anders färbt. Sie ist eine nationale Frage, und um sie zu lösen, müssen wir vor allem sie zu einer politischen Weltfrage machen, die im Rate der Kulturvölker zu regeln sein wird.

      Wir sind ein Volk, ein Volk.

      Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen, und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwengliche Patrioten, vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbürger, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge angeschrien . . .

      Wir sind ein Volk - der Feind macht uns ohne unseren Willen dazu wie das immer in der Geschichte so war. In der Bedrängnis stehen wir zusammen, und da entdecken wir plötzlich unsere Kraft.

      Ja, wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden. Wir haben alle Mittel, die dazu nötig sind . . . Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen . . . Das Entstehen einer neuen Souveränität ist nichts Lächerliches oder Unmögliches. Wir haben es doch in unseren Tagen miterlebt, bei Völkern, die nicht wie wir Mittelstandsvölker, sondern ärmere, ungebildete und darum schwächere Völker sind. Uns die Souveränität zu verschaffen, sind die Regierungen der vom Antisemitismus heimgesuchten Länder lebhaft interessiert.

      Theodor Herzl: Gesammelte Zionistische Werke, Berlin 1934, S. 523 ff.
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      schrieb am 22.11.02 18:36:56
      Beitrag Nr. 129 ()
      Die Balfour-Deklaration (1917)
      (Es handelt sich dabei um die erste Bestätigung einer damaligen Großmacht, eine "nationale Heimstätte" für das jüdische Volk zu befürworten.)

      Ministerium des Äußeren, 2. November 1917.

      Mein lieber Lord Rothschild!

      Zu meiner großen Genugtuung übermittle ich Ihnen namens S. M. Regierung die folgende Sympathie-Erklärung mit den jüdisch-zionistischen Bestrebungen, die vom Kabinett geprüft und gebilligt worden ist:

      Seiner Majestät Regierung betrachtet die Schaffung einer nationalen Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk mit Wohlwollen und wird die größten Anstrengungen machen, um die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei klar verstanden werde, daß nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung der Juden in irgendeinem anderen Lande beeinträchtigen könnte.

      Ich bitte Sie, diese Erklärung zur Kenntnis der zionistischen Föderation zu bringen.

      gez.: James Balfour, Minister of Foreign Affairs, Great Britain.

      Aus: Ernst Marcus, Palästina - ein werdender Staat, Frankfurter Abhandlungen zum modernen Völkerrecht, Heft 16, Leipzig 1929, S. 261.

      Das Feisal-Weizmann-Abkommen (1919)
      (Dies ist sozusagen das erste arabisch-israelische Übereinkommen zur Einrichtung eines "jüdischen Territoriums" in Palästina, das kurze Zeit vorher wie der größte Teil Arabiens von der Herrschaft des Osmanischen Reichs `befreit` worden war. Es scheiterte allerdings schon kurze Zeit später an verschiedensten Umständen, insbesondere allerdings am französischen Kolonialanspruch auf Syrien und den Libanon.)

      In einem am 3. Januar 1919 zwischen Emir Feisal, dem Hauptdelegierten der Araber bei der Pariser Friedenskonferenz und Dr. Chaim Weizmann, dem Vertreter der zionistischen Weltorganisation geschlossenen Abkommen, wurde die Balfour-Deklaration gutgeheißen und Palästina als unabhängiges jüdisches Territorium anerkannt, mit dem der im Entstehen begriffene arabische Staat diplomatische Beziehungen anknüpfen und rege Zusammenarbeit pflegen sollte, unter der Bedingung, daß England und Frankreich die Forderungen der Araber in anderen Territorien annehmen würden.

      "Im Namen Seiner königlichen Hoheit, Emir Feisal, der das Königreich Hedjas vertritt;

      im Namen von Dr. Chaim Weizmann, der die zionistische Körperschaft vertritt:

      Mit Hinsicht auf die Rassenverwandtschaft und Bindungen zwischen den Arabern und dem jüdischen Volk; unter Verständnis dessen, daß es das sicherste Mittel zur Verwirklichung ihrer gemeinsamen nationalen Ziele ist, in enger Zusammenarbeit bei der Entwicklung des arabischen Staates und Palästinas zu wirken. Außerdem wünschen sie, das gute Einverständnis zu festigen, das zwischen ihnen herrscht, und haben darum folgende Artikel beschlossen:

      1 . Artikel

      Hinsichtlich ihrer gegenseitigen Beziehungen und anläßlich der Verhandlungen, die stattfinden könnten, gehen der arabische Staat und Palästina von dem Wunsch nach Einvernehmen und gegenseitigem gutem Willen aus sie bewegt. Zu diesem Zweck werden ordnungsgemäß beglaubigte arabische und jüdische Vertreter in beiden Ländern eingesetzt werden.

      2. Artikel

      Sobald die Besprechungen der Friedenskonferenz ein Ende genommen haben, werden die endgültigen Grenzen zwischen dem arabischen Staat und Palästina von einer Kommission festgesetzt werden, die von beiden Parteien in Übereinstimmung ernannt wurde.

      3. Artikel

      Bei der Schaffung der Konstitution und der Administration Palästinas werden alle Maßnahmen getroffen werden, um die Ausführung der Deklaration der britischen Regierung vom 2. November 1917 voll zu gewährleisten.

      4. Artikel

      Es werden alle Maßnahmen getroffen werden, um die Einwanderung der Juden in Palästina in größerem Ausmaß zu fördern und anzuregen und die jüdischen Einwanderer so bald wie möglich durch eine dichtere Kolonisation und eine intensivere Bebauung des Bodens fest anzusiedeln. Bei der Ausführung dieser Maßnahmen werden die Rechte der arabischen Bauern und Landbesitzer selbstverständlich geschützt werden, und ihnen wird alle zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung notwendige Hilfe zugestanden werden.

      5. Artikel

      Kein Gesetz und keine Reglementierung dürfen der Religionsfreiheit in irgendeiner Weise Abbruch tun. Außerdem wird gegen die Würdenträger der Religionen oder die Ausübung der verschiedenen Glaubensformen niemals eine nachteilige Maßnahme getroffen werden. Bei der freien Ausübung der zivilen und politischen Rechte wird nicht nach der religiösen Herkunft gefragt werden.

      6. Artikel

      Die heiligen Stätten der Moslems werden der Aufsicht der Moslems unterstehen.

      7. Artikel

      Die zionistische Körperschaft beabsichtigt, eine Expertenkommission nach Palästina zu schicken, die alle wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes erfassen und einen Rapport über die besten Methoden abfassen soll, wie man deren Entwicklung sichern kann. Die zionistische Körperschaft wird obenerwähnte Kommission dem arabischen Staat zur Verfügung stellen, damit sie auch tiefschürfende Nachforschungen über die wirtschaftlichen Mittel des arabischen Staates anstellen und einen Rapport verfassen kann, der Bedingungen ihrer höchstmöglichen Entwicklung festlegt. Endlich wird die zionistische Körperschaft all ihre Kraft einsetzen, um dem arabischen Staat zu helfen, die zur Entwicklung seiner natürlichen Schätze und wirtschaftlichen Möglichkeiten unerläßlichen Mittel zu erlangen.

      8. Artikel

      Die unterzeichnenden Parteien bezeugen, in völliger Übereinstimmung und vollkommener Einigkeit über alle diese obenerwähnten Fragen zu handeln, die bei der Friedenskonferenz zur Sprache kommen sollen.

      9. Artikel

      Jede Streitigkeit, die zwischen den kontrahierenden Parteien aufkommen könnte, wird dem Schiedsspruch der britischen Regierung unterstellt werden.

      Von uns verfaßt und geschrieben, in London, Großbritannien, dem 3. Januar 1919

      Kozidill

      Ich werde die Klauseln dieses Vertrages wirksam machen, sobald die Araber ihre Unabhängigkeit unter den Bedingungen erlangt haben, welche in meinem Memorandum verzeichnet sind, das ich am 4. Januar 1919 an den britischen Staatssekretär im Außenministerium sandte. Wenn jedoch (die Bedingungen meines Memorandums) auch nur der leichtesten Veränderung unterzogen

      würden, wäre ich mit keinem Wort mehr an den dann null und nichtigen Vertrag gebunden und zu seiner Einhaltung nicht mehr verpflichtet.

      (in arabisch unterzeichnet): Feisal Ibn Hussein
      (gezeichnet): Chaim Weizmann"

      Quelle: Edouard Atiyah/Henry Cattan, Palästina - Versprechen und Enttäuschungen, Rastatt 1970, S. 66 ff.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 18:52:05
      Beitrag Nr. 130 ()
      David Ben Gurion: Grundfragen des Zionismus
      (1929/30 und 1936)


      Der "Brit Schalom" (Friedensbund) war eine Vereinigung von Zionisten, die in den 20er Jahren für das Programm eines bi-nationalen Staates in Palästina eintraten, gab es doch in Palästina Juden und Araber, denen dieses Land gleich viel bedeutete, und könne es doch nur zu einer Serie unheilvoller Verstrickungen führen, wenn die zionistische Bewegung nicht alles daran setzte, für die Verwirklichung ihrer nationalen Ziele das Einverständnis der Araber zu gewinnen. In der Auseinandersetzung mit dem Brit Schalom und dessen Forderung nach einem bi-nationalen Staat entwickelte David Ben Gurion seinerzeit seine Argumentation, die durch zwei kurze Zitate belegt werden soll. Aus diesen Ansätzen entwickelten sich in der Folgezeit Grundannahmen zionistischer Politik, deren bindende Kraft bis zur unmittelbaren Gegenwart anhält.

      Palästina ist für die Juden nicht das gleiche wie für die Araber.

      Unser Land ist nur eine kleine Provinz in dem riesigen und weit ausgedehnten Territorium, das von Arabern - übrigens außerordentlich dünn besiedelt ist. Wenn wir nur die in asiatischen Ländern beheimateten Araber zur Grundlage der Berechnung machen, so ist nur ein Bruchteil, etwa sieben bis acht Prozent, des arabischen Volkes in Palästina ansässig. Für das jüdische Volk gilt ein anderes Verhältnis. Für die gesamte jüdische Nation ist es das eine und einzige Land, und ihr Schicksal und ihre historische Zukunft ist mit ihm unlöslich verknüpft. Nur in diesem Land kann sie ihr eigenständiges Leben, ihre nationale Wirtschaft und ihre besondere Kultur erneuern und aufrechterhalten. Nur hier kann sie ihre Renaissance und ihre souveräne Freiheit begründen ...

      Wir ringen mit der arabischen Frage, nur weil wir von der Auffassung eines großen Zionismus geleitet sind und nur weil wir die historische Notwendigkeit verstehen, daß die jüdischen Massen sich in diesem Lande ansiedeln und hier zu einer Nation werden sollen, die ihr eigenes Schicksal bestimmt. Sie wird mit Hunderttausenden Arabern, die im Lande und in den benachbarten arabischen Staaten wohnen, zusammentreffen. Wir dürfen dem arabischen Volk nicht mit Lug und Trug begegnen und wir dürfen unsere zionistischen Bestrebungen nicht vor ihm verbergen; wir haben ihm vielmehr in Aufrichtigkeit unseren Friedenswillen zu bezeugen. Es soll unmißverständlich gesagt werden: was immer auch kommen möge, wir werden uns von hier nicht rühren. Kein Angriff und kein Störungsversuch werden die Anstrengungen des jüdischen Volkes schwächen, sich sein Land wieder zu eigen zu machen. Wir achten jedoch Eure, der Araber, Bedürfnisse und wissen um Eure nationalen Wünsche. Die Frage des Friedens, der gegenseitigen Verständigung und der Zusammenarbeit mit den Arabern des Landes und seiner Umgebung ist eine der Grundfragen, die den Geist des Zionismus prägen . . .

      Nicht einem Sentiment zuliebe und nicht als Kaprize kehren wir in dieses Land zurück. Für uns ist dies eine Frage der Existenz, eine Frage auf Tod und Leben. Wir kamen her und werden herkommen, ob es nun eine jüdischarabische Verständigung geben wird oder nicht. Auch Gewalttaten gegen uns werden uns nicht aufhalten. Wenn wir die Wahl hätten zwischen Gewalttaten gegen uns in Deutschland, Polen oder einem anderen Land der Zerstreuung und Gewaltmaßnahmen in Palästina, würden wir die Gewaltanwendung gegen uns in diesem Land vorziehen. Ich stelle jedoch die Frage: Was ist für beide Parteien besser - sich gegenseitig zu bekämpfen oder sich gegenseitig zu helfen? Ich glaube, daß wir ein gemeinsames Interesse an der gegenseitigen Hilfe haben. Ein Krieg wird keiner Seite Nutzen bringen.

      David Ben Gurion, Wir und die Nachbarn, Tübingen 1968, S. 45 ff. und 80 - Ben Gurion, der erste Ministerpräsident Israels, war zugleich einer der profiliertesten Gründerväter des Landes.


      Aus dem Peel-Bericht (1937)
      (Bericht der britischen Palästina-Kommission zur möglichen Lösung des im Jahre 1937 gerade entstehenden israelisch-arabischen Konflikts)

      Ein unüberwindlicher Konflikt hat sich zwischen den beiden nationalen Gemeinschaften innerhalb der engen Grenzen eines kleinen Landes erhoben. Ungefähr eine Million Araber stehen in offenem oder latentem Kampf mit 400.000 Juden. Es gibt keine gemeinsame Grundlage zwischen ihnen. Die arabische Gemeinschaft ist vorwiegend asiatischen, die jüdische vorwiegend europäischen Charakters. Sie unterscheiden sich in Religion und Sprache. Ihr kulturelles und soziales Leben, ihre Denkweise und Lebensführung sind ebenso unvereinbar wie ihre nationalen Bestrebungen. Die letztgenannten sind das größte Hindernis für den Frieden.

      Araber und Juden könnten möglicherweise lernen, zusammen in Palästina zu leben und zu arbeiten, wenn sie eine echte Anstrengung machen wollten, ihre nationalen Ideale miteinander zu versöhnen und zu verbinden und so mit der Zeit ein gemeinsames zweigestaltiges Staatsvolkstum aufzubauen. Aber hierzu sind sie nicht imstande. Der Krieg und seine Folgen haben alle Araber mit der Hoffnung erfüllt, in einer freien und geeinten arabischen Welt die Traditionen des arabischen goldenen Zeitalters wieder zu beleben. In gleicher Weise sind die Juden von ihrer historischen Vergangenheit erfüllt. Sie wollen zeigen, was die jüdische Nation leisten kann, wenn sie wieder in das Land ihrer Väter zurückversetzt ist. Daher scheidet eine nationale Assimilierung zwischen Arabern und Juden aus. Nach arabischer Vorstellung dürften die Juden nur den Platz beanspruchen, den sie im arabischen Ägypten oder arabischen Spanien einst innehatten. Die Araber hinwieder würden in der jüdischen Vorstellung so abseits stehen wie einst die Kanaaniter im alten Land Israel . . .

      Die Verschärfung des Konflikts wird fortschreiten. Die trennende Macht der Umstände in Palästina wächst von Jahr zu Jahr. Die arabischen und jüdischen Erziehungssysteme sind Schulen des Nationalismus . . . Da jede Gemeinschaft überdies anwächst, so vertieft sich die Rivalität zwischen beiden. Je zahlreicher, wohlhabender und gebildeter die Araber werden, um so stärker wird ihre Forderung nach nationaler Unabhängigkeit sein und um so bitterer ihr Haß gegen das Hindernis, das ihnen den Weg dazu versperrt. In dem Maße, wie das jüdische Nationalheim älter wird und fester verwurzelt, werden auch sein Selbstvertrauen und seine politischen Ambitionen wachsen.

      So bleibt in der Zwischenzeit (bis zum Ende des Mandats) die ganze Lage durch die Ungewißheit über die Zukunft verdunkelt. Der Konflikt erstreckt sich in der Tat ebensosehr auf die Zukunft wie auf die Gegenwart. Jeder intelligente Araber und Jude ist gezwungen zu fragen: "Wer wird schließlich in Palästina regieren?"

      Wir halten es in Anbetracht der sowohl von den arabischen wie von den jüdischen Vertretern in ihren von uns gemachten Aussagen angenommenen Haltung für unwahrscheinlich, daß eine der beiden Parteien mit den Vorschlägen auf den ersten Blick zufrieden sein wird. Denn Teilung bedeutet, daß kein Teil alles von dem erhält, was er wünscht. Sie bedeutet, daß die Araber es hinnehmen müssen, daß ein Teil des von ihnen lange bewohnten und einst beherrschten Territoriums ihrer Souveränität entzogen wird. Sie bedeutet, daß die Juden mit weniger als dem Land Israels, über das sie einst herrschten und über das wieder zu herrschen sie hofften, zufrieden sein müssen. Aber es erscheint uns möglich, daß beide Parteien nach Überlegung zu der Erkenntnis kommen werden, daß die Nachteile einer Teilung von ihren Vorteilen aufgewogen werden. Denn wenn sie keiner Partei alles bietet, was sie verlangt, so bietet sie doch einer jeden das, was sie am meisten verlangt, nämlich Freiheit und Sicherheit.

      Die Vorteile einer Teilung nach den von uns vorgeschlagenen Richtlinien für die Araber seien folgendermaßen zusammengefaßt:

      (I) Sie erlangen nationale Unabhängigkeit und können mit den Arabern der Nachbarländer in der Sache arabischer Einheit und arabischen Fortschritts auf gleichem Fuß zusammenarbeiten.

      (II) Sie werden endgültig von der Furcht befreit, daß sie von den Juden "überschwemmt" und möglicherweise schließlich einer jüdischen Herrschaft unterworfen werden könnten.

      (III) Die endgültige Begrenzung des jüdischen Nationalheims innerhalb einer festgelegten Grenze und im besonderen die Einführung eines neuen Mandats zum Schutze der heiligen Stätten, vom Völkerbund feierlich garantiert, beseitigt alle Befürchtungen, daß die heiligen Stätten jemals unter jüdische Kontrolle kommen könnten.

      (IV) Als Entschädigung für den Verlust des Territoriums, das von den Arabern als das ihre angesehen wird, erhält der arabische Staat von dem jüdischen eine Subvention . . .

      Die Vorteile der Teilung für die Juden können folgendermaßen zusammengefaßt werden:

      (I) Eine Teilung sichert die Errichtung eines jüdischen Nationalheims und befreit es von der Möglichkeit, in Zukunft arabischer Herrschaft unterworfen zu werden.

      (II) Teilung macht es den Juden möglich, ihr Nationalheim im vollsten Sinne ihr eigen zu nennen, denn sie verwandelt es in einen jüdischen Staat. Seine Bürger werden in der Lage sein, so viele Juden zuzulassen, als sie glauben, daß aufgenommen werden können. Sie werden das Hauptziel des Zionismus erreichen -eine in Palästina verwurzelte jüdische Staatsnation, die ihren Angehörigen den gleichen Status in der Welt verleiht, wie andere Staatsnationen den ihrigen. Sie werden endlich aufhören, das "Leben einer Minderheit" zu führen.

      Arabern und Juden bietet eine Teilung die Aussicht - und wir sehen keine solche Aussicht in irgendeiner anderen Politik -, die unschätzbare Wohltat des Friedens zu erlangen. Es lohnt sicher ein Opfer von beiden Seiten, wenn der Kampf, der mit dem Mandat begonnen hat, mit seinem Erlöschen beendet werden kann. Denn es handelt sich nicht um eine natürliche oder von alters her bestehende Fehde . . . Zahllose Menschen in der ganzen Welt würden tiefe Erleichterung empfinden, wenn der Feindseligkeit und dem Blutvergießen in dem dreifach Heiligen Land irgendwie ein Ende bereitet werden könnte.

      Bericht über Palästina - erstattet durch die Britische Königliche Palästina-Kommission unter dem Vorsitz von Earl Peel. Berlin 1937, S. 422 ff. u. S. 450 ff.



      Bericht des Arabischen Büros, Jerusalern, für die Anglo-Amerikanische Untersuchungskommission (1946)

      Das ganze arabische Volk wendet sich unverändert gegen den Versuch, ihm die jüdische Einwanderung und Besiedlung aufzuzwingen und letztlich einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten. Diese Haltung beruht hauptsächlich auf Rechtserwägungen. Die Araber Palästinas stammen von der im Lande ansässigen Bevölkerung ab, die darin seit dem Beginn der Geschichte gelebt haben; sie können nicht zustimmen, daß es Rechtens wäre, eine eingeborene Bevölkerung gegen ihren Willen fremden Einwanderern zu unterwerfen, deren Anspruch auf einer historischen Verbindung ruht, die vor vielen Jahrhunderten tatsächlich aufhörte zu bestehen. Überdies bilden sie die Mehrheit der Bevölkerung, als solche können sie sich nicht einer Einwanderungspolitik unterwerfen, die sie -- verfolgt man sie nur lange genug - aus einer Mehrheit in eine Minderheit in einem fremden Staat verwandelt; darüber hinaus beanspruchen sie das demokratische Recht einer Mehrheit, in Angelegenheiten dringenden nationalen Interesses ihre eigenen Entscheidungen zu treffen . . .

      Der Zionismus ist im wesentlichen eine politische Bewegung, die auf die Gründung eines Staates zielt: Einwanderung, Landkauf und wirtschaftliche Expansion sind nur Aspekte einer allgemeinen politischen Strategie. Wenn der Zionismus sein Ziel erreicht, werden die Araber zu einer Minorität in ihrem eigenen Land, zu einer Minorität, die nur auf eine geringe Teilhabe an den Regierungsgeschäften hoffen kann; denn der Staat soll ein jüdischer Staat sein. Die Minorität wird sich nicht nur jenes internationalen Status beraubt finden, den andere arabische Länder innehaben, sie wird auch von allen lebendigen Kontakten mit der arabischen Welt abgeschnitten sein, von der sie einen untrennbaren Bestandteil bildet . . .

      . . . die erste Aufgabe der erwachenden arabischen Nation ist es, . . ihre Beziehungen zu den westlichen Mächten und zur westlichen Welt insgesamt auf der Grundlage der Gleichheit und beiderseitiger Achtung zu bestimmen . . . Die zionistische Politik ist eines der größten Hindernisse bei der Erfüllung dieser Aufgabe: sowohl weil der Zionismus für die Araber eine Seite des westlichen Geistes repräsentiert als auch wegen der dieser Bewegung von einigen westlichen Mächten geliehenen Unterstützung. Tatsächlich ist der Zionismus in den Augen der Araber zu einem Testfall westlicher Intentionen ihnen gegenüber geworden. Solange der Versuch der Zionisten, den Einwohnern Palästinas einen jüdischen Staat aufzuzwingen, von einigen oder allen westlichen Regierungen unterstützt wird, solange wird es für die Araber schwierig sein, wenn nicht gar unmöglich, zur westlichen Welt und ihrer Zivilisation ein befriedigendes Verhältnis zu finden . . .

      Die Gefühle der palästinensischen Araber werden von den anderen arabischen Ländern, sowohl von ihren Regierungen wie von ihren Völkern, vollauf geteilt. Ihre Unterstützung hat sich in vielen Formen gezeigt: in panarabischen Konferenzen, in der moralischen und materiellen Unterstützung der ganzen arabischen Welt für die Revolte 1936-39, in diplomatischen Aktivitäten arabischer Regierungen und jüngst erst in der Bildung der Arabischen Liga, die sich die Verteidigung Palästinas als eines ihrer Hauptziele vorgenommen hat. Die Mitglieder der Arabischen Liga ergreifen jetzt aktive Maßnahmen, um zu verhindern, daß arabisches Land an die Zionisten übergeht und daß das Wirtschaftsleben im Nahen Osten jüdischer Vorherrschaft anheimfällt . . .

      Walter Laqueur: The Israel-Arab Reader - A Documentary History of the Middle East Conflict, New York 1969, S. 94 ff.
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      schrieb am 22.11.02 18:55:34
      Beitrag Nr. 131 ()
      Man wird keine Erklärung für den Begriff " Antisemitismus" finden, wenn man dabei ausschließlich auf die Juden schaut.

      Der Begriff erklärt sich besser, wenn man dabei den betrachtet, der von "Antisemitismus" "befallen" ist.

      Der Begriff selber entstand im späten 19. Jahrhundert, ich will das hier nicht wiederholen. Er war zunächst weiter gefaßt, wurde dann aber umgangssprachlich in seiner Bedeutung ausschließlich auf die Ablehnung alles jüdischen, und "für jüdisch gehaltenen" angewandt.

      Es hat gar keinen Sinn, darüber zu jammern, daß dieser Begriff nicht genauer gefaßt wird, es ist vielmehr so, daß Antisemitismus an sich sehr schwer zu verstehen ist, wenn man ihn nicht als "Abwehrreaktion" versteht, also denjenigen, der antisemitisch agiert, darin einbezieht.

      Wir kommen heute erst langsam dahinter, welche Bedeutung das Unterbewußtsein tatsächlich als den Menschen prägende, treibende Kraft hat, in der dem Bewußtsein lediglich noch die Rolle zukommt, die vom Unterbewußtsein vorgenommenen Bewertungen in Äußerungen zu kleiden, die dann als Willensäußerungen dastehen und durchgehen können.

      Demnach ist der freie Wille eine Illusion. Vielleicht hat der eine oder andere die dazugehörige Diskussion am Rande mitbekommen, die sich seit etwa 2 Jahren aufbaut, und über die in diesem Sommer bereits in der Presse bereichtet wurde. Bei Interesse reiche ich gerne einen Hinweis auf Fachliteratur nach.

      Es läuft also darauf hinaus, daß es in unserem Unterbewußtsein Prägungen für Haltungen und Einstellungen gibt, die nicht dem Willen unterliegen, sondern als Prägung unser Wollen bestimmen.

      Das bedeutet, daß bestimmte Prägungen in einigen Individuen so zusammenspielen, daß sie nur überdeckt werden können, beispielsweise durch gesellschaftliche Normen, wie Gesetze etc.

      Werden sie angesprochen, oder werden sie gar gesellschaftsfähig, dann treten diese Prägungen offen zu Tage.

      Wir empfinden dies dann als einen Vorgang, durch den Antisemitismus geschaffen wurde.

      Tatsächlich tritt der latent vorhandene Antisemitismus nur zutage.

      Wir wissen, daß es Gesellschaften gibt, in den keine Juden leben, dennoch ist dort der Judenhaß so verbreitet wie auch sonstwo. Beispiel ist Island.

      Antisemitismus braucht keine "konkreten" Juden.

      DFas nun ist so schwer zu verstehen, daß damit vielleicht deutlich wird, warum der Begriff des "Antisemitismus" so unklar geblieben ist, warum man da auf eine Wortsinn- Transformation zurückgreift aus dem 19. Jahrhundert.

      Es gibt keine bessere Umschreibung, weil "Judenhass" die Sache selbst ebenfalls nicht klarer macht.

      Diesen hat es sehr vehement gegeben auch vor der Begriffseinführung "Antisemitismus" und er hat sich auch immer gewalttätig geäußert.

      Das hat mit einer weiteren, schwer zugänglichen Erkenntnis- Ebene unseres Gehirns zu tun. Dabei geht es um Glauben.

      Auch wenn wir heute "glauben", daß Glaube keine Rolle mehr spielt, so spiegelt er eine Werte- Ebene wieder, die zunächst einmal nur von Menschen bekannt ist. Tiere haben keinen Glauben, darauf können wir uns sicher verständigen.

      Wenn wir nun den Begriff "Wert" nur ganz kurz streifen - mehr sollten wir besser garnicht erst versuchen - und uns darauf einigen, daß wir damit nicht materiellen Wert meinen, sondern ideellen Wert, dann kommen wir irgendwann darauf, daß "Wert" eine Reihenfolge hat.

      Für den einen ist es Bayern München, dem er sein Leben geweiht hat. Der andere sieht den Wert seines Lebens vielleicht eher dadurch gekennzeichnet, daß er sich dem Vorankommen einer Ideologie verschreibt.

      Meinetwegen dem Sozialismus.

      Früher meinetwegen dem Nationalsozialismus.

      Oder aber einem Glauben.

      Das sind allesamt Werte- Ordnungen

      Zwischen diesen Werte- Ordnungen kann man eine Hierarchie erkennen, in der Bayern München eine andere Wertigkeit besitzt, als die Kirche.

      Wenn man dieses Gedankenspiel nun fortsetzt, und die vermutlich vergänglichen Werte von den vermutlich bleibenden Werten trennt, dann kommt man darauf, daß vermutlich die Verehrung Gottes den höchsten Wert darstellt.

      Also der Glaube.

      Den nun haben die Juden immer in ihrer jeweiligen Umgebung durch ihre bloße Existenz in Frage gestellt.

      Besonders krass gegenüber dem Christentum, mit dem sie über einen Messias verbunden sind, der ihnen nichts sagt.

      Das ist für die Christen unerhört.

      Vor allem für jene Christen, die in diesem Glauben eine leitende, eine führende Position innehatten.

      Und nochmals: Glauben ist der höchste Wert, und Werte sind letztendlich die einzigen Gründe, aus denen der Mensch bereit ist, Blut zu vergießen.

      Ich kann das alles hier nur anreißen, das ist klar, aber ich will darauf hinweisen, wie stark die Aversionen sind, denen man Ungläubige, also Juden, aussetzen kann, indem man sie bezichtigt, den Heiland ans Kreuz geliefert zu haben.

      Das allein, über 80 Generationen, und die daraus folgende Separierung, das hat Folgen.

      Es kommt noch hinzu, daß Juden über ihren Kitt, den Talmud, seit dem 5 Jahrhundert immer über einen durchgängigen Verhaltenskodex verfügten, was ein ungeheurer Vorteil ist, der dazu noch einen weiteren Vorteil mit sich brachte:

      Sie benötigten, weil sie verstreut lebten, einen großen Teil von Leuten, die Lesen konnten. In einer Umgebung, die Analphabeten waren, und nur in den Kirchen Leute saßen, die des Lesens mächtig waren, war dies für Juden immer Grundausbildung.

      Und zwar in der Sprache des Talmud, was keine Sau außer ihnen verstand, und natürlich in der Sprache ihrer Umgebung.

      Sie hatten also einen Vorsprung hinsichtlich ihrer Bildung, ihrer Lebensführung, und wurden von ihrer argwöhnischen, ungebildeten Umgebung schon allein deswegen immer mißtrauisch betrachtet.

      Wenn man etwas nicht beurteilen kann, dann macht man sich halt seine eigenen Gedanken. Genau so funktioniert das Gehirn. Es komponiert sich Erklärungen zusammen, die dann im Bewußtsein zu halbwegs passenden Erklärungsmodellen zusammenfriemelt werden.

      Es hat sich nicht viel geändert.

      Schaut Euch all die merkwürdigen Geschichten an, die über Juden grassieren, über Finanzwelt, Weltherrschaft usw usf.

      Hat man nicht den Eindruck, daß da die Phantasie am Werke ist, und der Verstand lediglich die Brüche des Gemäldes zu kitten versucht ?

      Oder wollen wir heute noch aufrechterhalten, wovon das Mittelalter überzeugt war:

      Juden fangen Christenkinder, die sie für ihre Opfer brauchen ?

      Wir machen das heute so: Wir nehmen Informationen aus der Umwelt wahr, und ergänzen damit unsere Urteile, aber eben auch Vorurteile.

      Wenn ein Jude auf dieser Welt irgendeinen Scheiß baut, dann fügen wir das als Bestätigung unserer vorhandenen Prägung bei.

      So ist die bloße Anwesenheit von Juden bereits ausreichender Grund, den latent vorhandenen "Antisemitismus" bei einigen unserer Zeitgenossen hervortreten zu lassen. Ja, es reicht schon aus, daß dies lediglich nur "eventuell" der Fall sein könnte.

      So wie in Island.

      Wir müssen es bei dem Begriff " Antisemitismus" belassen. Es gibt keinen besseren, weil die davon betroffene Gesellschaft potentiell nicht in der Lage ist, die dabei auftretenden Aspekte zu verstehen, geschweige dessen zu würdigen.

      Es ist etwas, was mit "jüdisch" zu tun hat.

      Und das ist dann so ähnlich wie bei der "Heisenbergschen UnschärfeRelation".

      Es geht nur das eine, oder das andere.

      Juden, in ihrer Komplexität ihrer Geschichte, ihres Glaubens, ihrer kulturellen Dauerhaftigkeit eignen sich besonders gut für derartige unterbewußte Aufwallungen. Das nennen wir heutzutage grob: Antisemitismus.

      Als Aggressionsziel für den normalen Hausgebrauch tuts aber auch ein Neger. Oder eine Frau. Das wäre dann Rassismus, oder Sexismus. Die kleinen Dreckecken des Unterbewußtseins.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 19:07:58
      Beitrag Nr. 132 ()
      @ Sep:
      Ich würde aus meinen Erfahrungen heraus auch sagen, daß man Antisemitismus / Judenhaß auch gerade dort finden kann, wo es genaugenommen gar keine Juden mehr gibt, weil sie vernichtet wurden oder ausgewandert sind. In Polen machten beispielsweise ziemlich irre Nationalisten nach 1990 Wahlkampfplakate gegen die auf Aussöhnung mit Deutschland und Israel bedachten Politiker wie den tief katholischen Mazowiezki und fügten in ihr Plakat den Satz ein: "Wir müssen gegen Ma-ZYD-owiecki kämpfen!" Dabei bedeuteten die Großbuchstaben "Jude". Übrigens wurde für diese Leute die Heimat der Juden, die Polen mit Hilfe der EU unterjochen wollen, witzigerweise bei der deutschen Regierung Helmut Kohl gesehen und die erstaunten deutschen Botschaftsangehörigen in Warschau durften erleben, daß polnische Nationalisten vor der deutschen Botschaft 1992 erst eine israelische Flagge und dann erst eine deutsche Flagge verbrannten. Tja, das ist schon amüsant für mich, wenn ich manche Postings hier so lese.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 19:14:23
      Beitrag Nr. 133 ()
      Ach ja, und mein Lieblingsbeispiel für total abgedrehten "Antisemitismus" ist ja eigentlich der Wahlkampf 1992 in Rumänien, bei dem der sozialdemokratisch gewandelte und recht junge Ministerpräsident Petre Roman gegen den ex-kommunistischen Präsidenten Iliescu v.a. deshalb unterlag, weil ständig irgendwelche Pamphlete gegen Roman herauskamen, die ihn beschuldigten, ein Jude zu sein, bis Roman eines Tages im rumänischen Fernsehen seine orthodox-christlich Taufurkunde vorzeigte. Aber da war es schon zu spät. Er wurde bei der Wahl immer noch für einen von der unglaublichen Masse der noch ca. eintausendzweihundert Juden gehalten, die noch in Rumänien lebten und die restlichen 22 Millionen Rumänen zu "versklaven" und an den israelisch-amerikanischen Imperialismus zu "verschachern" suchten.
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      schrieb am 22.11.02 19:15:45
      Beitrag Nr. 134 ()
      Aber ich wollte ja noch ein paar historische Texte bringen:

      Teilungsbeschluß der Vereinten Nationen (1947)

      Zukünftige Verfassung und Regierung von Palästina

      1. Das Mandat über Palästina soll so bald wie möglich beendet werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948.

      2. Die Streitkräfte der Mandatar-Macht sollen nach und nach von Palästina abgezogen werden, die Räumung soll so bald wie möglich abgeschlossen werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948 . . .

      Die Mandatar-Macht soll bestrebt sein, ein im Bereich des jüdischen Staates liegendes Gebiet einschließlich Seehafen und Hinterland, das geeignet ist, eine nennenswerte Einwanderung aufzunehmen, zum frühest möglichen Termin zu räumen, in jedem Fall nicht später als am 1. Februar 1948.

      3. Unabhängige arabische und jüdische Staaten und die besondere internationale Verwaltung der Stadt Jerusalem, wie in diesem Plan . . . vorgesehen, sollen in Palästina zwei Monate nach der Evakuierung der Streitmächte der MandatarMacht gebildet werden, in jedem Fall aber nicht später als am 1. Oktober 1948.

      Vorbereitende Schritte zu Unabhängigkeit

      1. Eine Kommission soll gebildet werden, die aus je einem Vertreter von fünf Mitgliedsstaaten besteht . . .

      3. Bei ihrer Ankunft in Palästina soll die Kommission damit beginnen, Maßnahmen zu treffen, um die Grenzen des arabischen und jüdischen Staates und der Stadt Jerusalem festzulegen, in Übereinstimmung mit den allgemeinen Richtlinien der Empfehlungen der Vollversammlung zur Teilung von Palästina . . .

      4. Nach Beratung mit den demokratischen Parteien und anderen öffentlichen Organisationen des arabischen und jüdischen Staates soll die Kommission so schnell wie möglich in jedem Staat einen Provisorischen Staatsrat auswählen und einrichten. Die Tätigkeit beider, des arabischen und jüdischen provisorischen Staatsrats, soll im Rahmen der allgemeinen Anweisungen der Kommission ausgeübt werden . . .

      6. Dem Provisorischen Staatsrat jedes Staates . . . soll nach und nach von der Kommission volle Verantwortung für die Verwaltung des betreffenden Staates in der Periode zwischen der Beendigung des Mandats und der Schaffung der staatlichen Unabhängigkeit übertragen werden.

      8. Der Provisorische Staatsrat jedes Staates soll in kürzester Zeit eine bewaffnete Miliz aus den Bewohnern des Staates aufstellen. Diese bewaffnete Miliz in jedem Staat soll für militärisch-aktive Zwecke unter dem Kommando jüdischer oder arabischer Offiziere, die Bewohner des Staates sind, stehen, dagegen soll die allgemeine und politische und militärische Kontrolle, einschließlich der Wahl des Oberkommandos der Miliz, von der Kommission ausgeübt werden.

      9. Der Provisorische Staatsrat jedes Staates soll nicht später als zwei Monate nach dem Abzug der Streitkräfte der Mandatarmacht Wahlen nach demokratischen Prinzipien zu einer verfassungsgebenden Körperschaft abhalten.

      10. Die verfassungsgebende Körperschaft jedes Staates soll eine demokratische Verfassung für ihren Staat vorlegen und eine Provisorische Regierung wählen, die den von der Kommission ernannten Provisorischen Staatsrat abzulösen hat.

      11. Die Kommission soll eine Vorbereitende Wirtschaftskommission von drei Mitgliedern ernennen, die alle nur möglichen Maßnahmen für eine wirtschaftliche Kooperation treffen soll, mit dem Ziel, so bald als zweckdienlich, die Wirtschaftsunion und den Gemeinsamen Wirtschaftsbeirat zu bilden, wie in Abschnitt D weiter unten vorgesehen . . .

      United Nations, Official Records of the Second Session of the General Assembly, Resolutions, 16. September - 29. November 1947. Aus: Oscar 1. Janowsky "Foundations of Israel", Princeton 1959.


      Andrej Gromyko:
      Die Sowjetunion zur Teilung Palästinas (1947)


      Dieser Beschluß ist gegen keine der beiden ethnischen Gruppen, die Palästina bewohnen, gerichtet. Im Gegenteil, die Delegation der UdSSR ist der Meinung, daß dieser Beschluß den fundamentalen nationalen Interessen beider Völker entspricht, den Interessen der Araber ebenso wie denen der Juden. Die Vertreter der arabischen Staaten machen geltend, daß die Teilung Palästinas ein historisches Unrecht wäre, doch diese Auffassung des Falls ist unannehmbar, wenn auch nur, weil schließlich das jüdische Volk über einen ansehnlichen Zeitraum der Geschichte eng mit Palästina verbunden gewesen ist. Davon abgesehen, dürfen wir nicht übersehen, und die Delegation der UdSSR wies auf diesen Umstand ursprünglich bei der Sondertagung der Generalversammlung hin, wir dürfen die Stellung nicht übersehen, in der sich das jüdische Volk infolge des jüngst beendeten Weltkriegs befindet. Ich werde nicht wiederholen, was die Delegation der UdSSR bei der Sondertagung der Generalversammlung über diesen Punkt gesagt hat. Es könnte jedoch nicht schaden, meine Zuhörer, nochmals zu erinnern, daß durch den Krieg, den Hitlerdeutschland entfachte, die Juden als Volk mehr gelitten haben als irgendein anderes Volk. Sie wissen, daß es kein einziges Land in Westeuropa gab, dem es gelang, die Interessen des jüdischen Volkes hinreichend gegen die willkürliche Gewaltakte der Hitleristen zu verteidigen. (26. November 1947)

      Reden des sowjetischen Außenministers Gromyko. Zit. nach Bruno Frei: Israel zwischen den Fronten. Wien-Frankfurt-Zürich 1965, S. 159 ff.


      Die Proklamationsurkunde des Staates Israel
      (1948)


      In Erez Israel stand die Wiege des jüdischen Volkes; hier wurde sein geistiges, religiöses und politisches Antlitz geformt; hier lebte es ein Leben staatlicher Selbständigkeit; hier schuf es seine nationalen und universellen Kulturgüter und schenkte der Welt das unsterbliche "Buch der Bücher".

      Mit Gewalt aus seinem Lande vertrieben, bewahrte es ihm in allen Ländern der Diaspora die Treue und hörte niemals auf, um Rückkehr in sein Land und Erneuerung seiner politischen Freiheit in ihm zu beten und auf sie zu hoffen.

      Auf Grund dieser historischen und traditionellen Verbundenheit strebten die Juden in allen Geschlechtern danach, ihre alte Heimat wiederzugewinnen; in den letzten Generationen kehrten viele von ihnen in ihr Land zurück; Pioniere, Helden und Kämpfer brachten die Wüste zu neuer Blüte, erweckten die hebräische Sprache zu neuem Leben, errichteten Städte und Dörfer und schufen so eine ständig zunehmende Bevölkerung eigener Wirtschaft und Kultur, friedlebend, aber imstande, sich selbst zu schützen, eine Bevölkerung, die allen Bewohnern des Landes Segen und Fortschritt bringt und nach staatlicher Selbständigkeit strebt.

      Im Jahre 1897 trat auf den Ruf Theodor Herzls, des Schöpfers des jüdischen Staatsgedankens, der Zionistische Kongreß zusammen und proklamierte das Recht des jüdischen Volkes auf nationale Wiedergeburt in seinem Heimatlande.

      Dieses Recht wurde in der Balfour-Deklaration vorn 2. November 1917 anerkannt und im Völkerbund-Mandat bestätigt, das insbesondere der historischen Verbundenheit des jüdischen Volkes mit Erez Israel und dem Recht des Volkes, sein Nationalheirn wieder zu errichten, internationale Geltung verlieh.

      Die über das jüdische Volk in der letzten Zeit hereingebrochene Vernichtung, in der in Europa Millionen Juden zur Schlachtbank geschleppt wurden, bewies erneut und eindeutig die Notwendigkeit, die Frage des heimat- und staatenlosen jüdischen Volkes durch Wiedererrichtung des jüdischen Staates in Erez Israel zu lösen. Dieser Staat wird seine Tore für jeden Juden weithin öffnen und dem jüdischen Volke die Stellung einer gleichberechtigten Nation unter den Völkern verleihen.

      Die jüdischen Flüchtlinge, die sich aus dein furchtbaren Blutbade des Nationalsozialismus in Europa retten konnten, und Juden anderer Länder strömten ohne Unterlaß nach Erez Israel, trotz aller Schwierigkeiten, Hindernisse und Gefahren; sie forderten unablässig insbesondere ihr Recht auf ein Leben der Ehre, Freiheit und redlichen Arbeit in der Heimat ihres Volkes.

      Im Zweiten Weltkrieg hat die jüdische Bevölkerung Palästinas an dem Ringen der freiheits- und friedliebenden Völker mit den Kräften der nationalsozialistischen Verbrecher ihren vollen Anteil genommen und sich mit dem Blut ihrer Kämpfer und durch ihren Kriegsdienst das Recht erworben, den Völkern, die den Bund der Vereinten Nationen gegründet haben, zugerechnet zu werden.

      Am 29. November 1947 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen einen Beschluß gefaßt, der die Errichtung eines jüdischen Staates in Erez Israel fordert; die Vollversammlung verlangte von der Bevölkerung Erez Israels, selbst alle notwendigen Schritte zu ergreifen, um diesen Beschluß durchzuführen. Diese Anerkennung des Rechtes des jüdischen Volkes auf die Errichtung seines Staates durch die Vereinten Nationen kann nicht rückgängig gemacht werden. Es ist das natürliche Recht des jüdischen Volkes, ein Leben wie jedes andere staatlich selbständige souveräne Volk zu führen.

      Wir, die Mitglieder des Volksrates, die Vertreter der jüdischen Bevölkerung Palästinas und der Zionistischen Bewegung, sind daher heute, am Tag der Beendigung des britischen Mandats über Erez Israel, zusammengetreten und proklamieren hiermit kraft unseres natürlichen und historischen Rechts und auf Grund des Beschlusses der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Errichtung eines jüdischen Staates in Erez Israel, des Staates Israel.

      Wir bestimmen, daß vom Augenblick der Beendigung des Mandats in dieser Nacht zum 15. Mai 1948 an bis zur Errichtung der ordentlichen Staatsbehörden . . . der Volksrat als provisorischer Staatsrat fungieren und seine Leitung die Provisorische Regierung des jüdischen Staates, dessen Namen Israel sein wird, bilden soll. Der Staat Israel wird für die jüdische Einwanderung und die Sammlung der zerstreuten Volksglieder geöffnet sein; er wird für die Entwicklung des Landes zum Wohle aller seiner Bewohner sorgen; er wird auf den Grundlagen der Freiheit, Gleichheit und des Friedens, im Lichte der Weissagungen der Propheten Israels gegründet sein; er wird volle soziale und politische Gleichberechtigung aller Bürger ohne Unterschied der Religionen, der Rasse und des Geschlechts gewähren; er wird die Freiheit des Glaubens, des Gewissens, der Sprache, der Erziehung und Kultur garantieren; er wird die heiligen Stätten aller Religionen sicherstellen und den Grundsätzen der Verfassung der Vereinten Nationen treu sein . . .

      Wir appellieren - sogar während der Dauer des blutigen Angriffs, der auf uns seit Monaten unternommen wird - an die Angehörigen des arabischen Volkes, die im Staate Israel leben, den Frieden zu bewahren und sich am Aufbau des Staates auf der Grundlage voller bürgerlicher Gleichheit und entsprechender Vertretung in allen Institutionen des Staates, den provisorischen und den endgültigen, zu beteiligen.

      Wir strecken allen Nachbarstaaten und ihren Völkern die Hand zum Frieden und auf Pute Nachbarschaft entgegen und appellieren an sie, mit dem in

      seinem Lande selbständig gewordenen jüdischen Volk in gegenseitiger Hilfe zusammenzuarbeiten. Der Staat Israel ist bereit, seinen Anteil an der gemeinsamen Anstrengung, den ganzen Vorderen Orient zu entwickeln, beizutragen.

      Aus: Ullmann, Israels Weg zum Staat, München 1964, S. 307 ff.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 19:18:20
      Beitrag Nr. 135 ()
      @auryn

      völlig richtig.

      Polen gehört auch dazu. Dort regiert auch das Unterbewußtsein.

      Deutschland ebenfalls. Es gibt hier etwas über 11 Mio Antisemiten, wenn die Erhebung (14%) stimmt.

      Auf jeden Juden kommen hier in der BRD 100 Antisemiten.

      Das bedeutet im Klartext, daß hier bei W0 wahrscheinlich kein Jude reinsehen wird. Allerdings Antisemiten haben wir einen ganzen Haufen.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 19:24:57
      Beitrag Nr. 136 ()
      Nur weil ich gerade den Thread mit Dokumenten flute und für den Fall, daß doch einer unserer bemitleidenswerten ("bemitleidenswert" v.a. dann, wenn er wirklich alles hier liest!) jüdischen Mitbürger hier hereinschaut (Man darf die Hoffnung nie aufgeben! ;) ), möchte ich anmerken, daß sich Posting # 135 auf die Postings # 132 und # 133 bezieht.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 19:28:45
      Beitrag Nr. 137 ()
      Nahum Goldmann: Die Unterschätzung des arabischen Problems (1976)

      Die wesentliche Schwäche und der größte Mißerfolg der zionistischen Idee und ihrer Verwirklichung beruhen darauf, von Anfang an die entscheidende Bedeutung der Haltung der arabischen Welt zu der Idee eines jüdischen Staates entweder verkannt oder unterschätzt zu haben. Gerade hier zeigt sich Theodor Herzl als ein äußerst naiver Politiker, der keine Kenntnisse von der Situation im Nahen Osten hatte; dies hat ihm wahrscheinlich auch ermöglicht, die genial einfache Lösung des jüdischen Problems durch die Schaffung eines jüdischen Staates zu konzipieren, die für ihn darin bestand, "ein Volk ohne Land in ein Land ohne Volk" zu transportieren. Dem arabischen Problem maß er überhaupt keine Bedeutung bei. Für ihn war es selbstverständlich, daß die Araber als gleichberechtigte Bürger eines demokratischen jüdischen Staates behandelt würden und daß sie kein Problem darstellen würden.

      Fast alle anderen zionistischen Ideologen nahmen mehr oder weniger die gleiche Haltung ein. Erst die zweite Generation der zionistischen Führer Weizmann, Ben Gurion und Sharett - war sich des Problems viel mehr bewußt. Denn es war unvermeidlich, daß die Proteste der Araber und die physischen Angriffe gegen zionistische Kolonien und die jüdische Bevölkerung in den Städten die Aufmerksamkeit der zionistischen Führer auf ein Problem lenken mußten, das sie am liebsten ignoriert hätten. Weizmann verstand das Problem am besten; vor allem theoretisch, indem er den arabisch-jüdischen Konflikt nicht als einen Konflikt zwischen Recht und Unrecht betrachtete, wie es die meisten anderen zionistischen Führer zu tun geneigt waren, sondern als einen Konflikt zwischen zwei Rechten. Er beanspruchte zu Recht die Priorität für das Recht der Juden auf Palästina oder einen Teil des Landes, weil es sich für sein Volk dabei um eine Frage von Leben und Tod handelte, während die Zukunft der arabischen Welt insgesamt, mit ihren ungeheuren Territorien, durch den Verlust von weniger als ein Prozent ihrer Länder nicht in Gefahr gebracht würde. Daher sah Weizmann die Lösung des Problems in einer klassischen Formel: ein Minimum von Unrecht für die Araber. Darüber hinaus versuchte er auch praktisch das Problem zu lösen, indem er mit König Faisal; der damals über Syrien herrschte, am 3. Januar 1919 eine Abmachung unterschrieb, die auf die Anerkennung der jüdischen Ansiedlung und eines jüdischen Palästina durch die Araber hinauslief. Sie blieb aber ohne jede Wirkung, weil Faisal bald danach von den Franzosen aus Damaskus vertrieben wurde und nicht mehr im Namen der arabischen Welt sprechen konnte.

      Ben Gurion, Sharett und andere versuchten gelegentlich, zu einer Verständigung mit den Arabern zu gelangen. Ich selbst versuchte es mehrfach, zur Zeit da ich die Jewish Agency beim Völkerbund in Genf vertrat. Wenn man jedoch all diese erfolglosen Versuche (zu einer Verständigung mit den Arabern zu gelangen) Revue passieren läßt, zeigt es sich, daß wir dem Problem alle zu wenig Aufmerksamkeit gewährten und daß die Bemühungen um eine Verständigung völlig unzureichend waren. Die Hauptaufgabe der zionistischen Bewegung schien vor allem darin zu bestehen, die Majorität oder einen großen Teil des jüdischen Volkes von ihrer Berechtigung zu überzeugen, und zweitens, die Unterstützung der wichtigsten Mächte zu erhalten, derjenigen von West- und Zentraleuropa und späterhin der Vereinigten Staaten von Amerika. Das arabische Problem wurde von der zionistischen Bewegung als zweitrangig betrachtet, was bei der damaligen Lage, in der es fast nur einen oder zwei arabische Staaten gab, wobei sich Ägypten nicht als ausgesprochen arabisches Land betrachtete, verständlich war . . .

      Der Grund dieser tragischen Unterschätzung ist ein doppelter: vor allem spielten in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg die Araber in der internationalen Politik eine sehr minimale Rolle, verglichen mit heute . . . Niemand konnte die große Macht der Araber voraussehen, die sie durch den Besitz der größten Erdölreserven der Welt gewinnen würden. Der zweite Grund war, daß in der Periode zu Beginn der zionistischen Bewegung sich die Welt noch in der letzten Phase der Kolonialepoche befand, in der nicht nur die arabischen Länder, sondern viele andere in Asien und Afrika in der einen oder anderen Form durch die westeuropäischen Mächte . . . beherrscht wurden . . .

      Man hätte ein sehr großer und visionärer Staatsmann sein müssen, um die radikale Änderung vorauszusehen, die sich in der Lage der Araber nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog. Die Möglichkeit, daß sich ein ernster Konflikt in Form eines Krieges zwischen den Arabern und einem jüdischen Staat entwickeln würde, wurde durch keinen der zionistischen Denker als real angesehen.

      Die grundlegende Idee, besonders bei den Führern, die im Zionismus nicht nur einen modernen Nationalismus, sondern zugleich eine große soziale und humanistische Bewegung sahen, war die Überzeugung, daß die Juden den Arabern die moderne Technik, Kultur und Zivilisation bringen werden, sie noch meist in einem "primitiven Zustand" lebten, und daß diese sie als Wohltäter mit offenen Armen empfangen würden. Gemeinsam würden sie eine neue Entwicklung des Nahen Ostens herbeiführen. Diese Überzeugung war ebenso naiv wie irreal. Die zionistische Bewegung unterschätzte die Stärke des nationalistischen Gefühls, den Stolz und den Wunsch der arabischen Welt, nach Jahrhunderten der kolonialen Unterdrückung unabhängig zu werden.

      Nahum Goldmann: Israel muß umdenken! Die Lage der Juden 1976, Hamburg 1976, S. 24 ff.

      Nahum Goldmann, seit 1949 Präsident des Jüdischen Weltkongresses, von 1956 bis 1968 Präsident der zionistischen Weltorganisation.


      Yehoshafat Harkabi: Zur Existenzberechtigung des Staates Israel (1974)

      Die Zionisten sind niemals die Dämonen gewesen, als die sie von einigen arabischen Kreisen dargestellt werden. Unter dem Druck unsagbarer Leiden und Demütigungen, denen das jüdische Volk in den Ländern, in denen es verfolgt wurde, ständig ausgesetzt war und die ihren Höhepunkt im Massaker während des Zweiten Weltkrieges erreichten, waren es tiefe Bindungen, die sie veranlaßten, ins Land Israel auszuwandern. Sie hatten keine bösen Absichten gegenüber den Arabern. Sie wünschten nur, sich unter ihnen niederlassen zu können und am Fortschritt des ganzen Nahen Ostens mitzuwirken. Im Vergleich zu dem Schrecken, dem sie entkommen konnten, und angesichts der dringenden Notwendigkeit, für die wenigen Überlebenden des Massakers eine Zuflucht zu finden, erschien ihnen der arabische Widerstand gegen ihre Einwanderung von geringer Bedeutung. Der Zionismus bot für das arabische Problem, das er auslöste, keine Lösung und konnte vielleicht auch keine Lösung bieten. Es ist für das zionistische Gewissen eine schwere Bürde, deren Bedeutung sich die israelische Jugend durchaus bewußt ist. Auch wenn es für die Araber Gründe zur Klage gibt, sind diese Gründe trotzdem nicht unbedingt so zu sehen, wie die Araber sie darstellen. Die Gültigkeit der arabischen Klage anzuerkennen, bedeutet nicht, daß wir bereit sind, zum Status quo ante zurückzukehren, noch rechtfertigt sie die barbarischen Forderungen nach der Zerstörung Israels.

      Zweifelsohne sind die jüdischen Einwanderungen in Palästina und die Schaffung des Staates Israel die Ursachen des heutigen Konflikts. Daraus zu folgern, daß die Zerstörung dieses Staates und schlimmer noch, die Vertreibung der Juden, die einzige Lösung dieses Problems darstellt, ist jedoch ein Trugschluß. Die Araber weigern sich einzusehen, daß die Forderung nach der Zerstörung Israels absolut unsinnig ist. Man kann von keinem Staat erwarten, daß er sich selbst zugrunde richtet, auch wenn ihm einige Leute das Recht auf Existenz verweigern. Das ist die ganze Tragik ihres Falles: Der Schaden, der den Arabern zugefügt wurde, kann nicht zu ihrer Zufriedenheit wiedergutgemacht werden, ohne daß nicht neue, noch schwerer wiegende Irrtümer begangen würden. Es ist das Schicksal der Menschheit, daß manches Unglück nicht wiedergutzumachen ist. Das endlose Hin und Her der Araber über ihr vergangenes Unglück und über die Untugenden des Zionismus führen zu nichts.

      Die Tragik, oder kurz gesagt, das ganze Problem Israels besteht darin, daß es trotz seines guten Willens keinesfalls die arabischen Forderungen erfüllen kann, weil diese grenzenlos sind und deren Erfüllung ganz einfach seine Zerstörung bedeuten würde. Die Araber denken nicht an einen Frieden mit Israel, sondern an einen Frieden ohne Israel.

      Die Sprecher der arabischen Welt erklären es von Anfang an zum Grundsatz, daß die Existenz Israels unzulässig ist; das aber kommt seiner Vernichtung gleich. Dann folgt die Anklageschrift in mehreren Punkten: Israel verhindert die Rückkehr der Flüchtlinge, es verteidigt sich gegen die Infiltration von Saboteuren, und es wagt zurückzuschlagen, es ist expansionistisch, aggressiv, unnachgiebig usw. Sie wollen nicht wahrhaben, daß diese Anschuldigungen, auch wenn sie berechtigt wären, eine Folge der ursprünglichen Absicht, Israel zu zerstören und der sich daraus ergebenden Drohung sind.

      Der moralische Zwang, die bedrohte Gemeinschaft zu verteidigen, zwingt Israel manchmal zu Maßnahmen, die nicht nach absoluten Kriterien beurteilt werden können. Die Araber stellen diesen Konflikt als einen Kampf auf Leben und Tod dar; sie verhalten sich auch entsprechend, so daß es tatsächlich für Israel um seine Überlebenschance geht. Dabei erwarten sie jedoch, daß Israel sich so verhält, als ob alles nur ein Spiel wäre.

      Diese Anklagen, ob berechtigt oder nicht, sind sowieso überflüssig, denn selbst wenn Israel sich nichts vorzuwerfen hätte, auch wenn es kein Flüchtlingsproblem mehr gäbe, würde seine Existenz von den Arabern trotzdem nicht geduldet werden. Einige geben das auch unumwunden zu: sie würden selbst einen Staat, der sich nur auf Tel Aviv beschränken würde, nicht anerkennen. Da es sich in arabischen Augen um ein Krebsgeschwür handelt, muß ein solcher Staat entfernt werden, gleichgültig wie groß er ist. Der arabische Standpunkt, der die Ablehnung der Existenz Israels zum Prinzip erhebt, ist für jegliche politische Lösung, die auch für Israel annehmbar wäre, absolut verschlossen, sei diese Lösung gemäßigt oder radikal.

      Y. Harkabi, "Palästina und Israel", Stuttgart 1974, S. 19 f. - Harkabi, einst Ausbildungschef der israelischen Armee, gilt als einer der besten Arabien-Kenner in Israel.



      Ein israelischer Student:

      Israel ist eine unumstößliche Tatsache


      Frage: Wie stellen Sie sich die Beziehungen zwischen Israel und den Arabern vor? Sehen Sie einen Weg zum Frieden?

      Ariel Rosen-Zvi (25 Jahre alt, geboren in Kfar Saba, nach Beendigung eines Literatur-Studiums an der Bar-Ilan Universität jetzt Rechtsstudium an der Tel Aviver Universität):

      Wir wurden in diese Frage hineingeboren . . . sie hängt die ganze Zeit wie eine drohende Wolke über uns, eine Wolke mit tödlichen Gewitterschlägen und Blitzen . . . Wir haben nur eins gelernt: mit ihr zu leben.

      Was das Problem so unendlich komplex macht, ist der Zusammenprall zwischen zwei legitimen Rechten, von denen jedes das andere ausschließt. Das jüdische Recht gründet auf unserer Präsenz in diesem Lande Israel nicht nur heute, sondern über Generationen hinweg, es ist im Glauben begründet, in der Geschichte, in einer viertausend Jahre alten Bindung, der tatsächlich eine metaphysische Dimension eigen ist. Im Gegensatz dazu steht das Recht der Araber, die ihre Sache ganz einfach vortragen: "Dies ist unser Land. Wir und unsere Väter sind hier aufgewachsen. Wir haben den Boden bestellt. Er gehört uns."

      Ich will nicht in die Vergangenheit zurückgreifen - die ganze Geschichte ist zu lang, und man kann nichts tun, uni sie zu ändern. Noch viel akuter wird das Problem dadurch, daß jede Seite glaubt, die Zeit arbeite für sie. Wir Israelis sind für unser Teil überzeugt, daß wir - gestärkt durch Einwanderung und technologische Entwicklung -mehr und mehr unbesiegbar werden. Die Araber ihrerseits vergleichen uns mit den Kreuzfahrern, die herkamen, siegten und ins Meer zurückgeworfen wurden.

      Überdies besteht ein völliger Mangel an gegenseitigem Vertrauen. Wir trauen den Arabern nicht. Die Araber trauen uns nicht. Die einzige Sache, derer wir uns sicher sein können, ist ihr Haß uns gegenüber. Ich muß sagen, daß unsere Gefühle ihnen gegenüber anders sind als ihre uns gegenüber. Wir hassen sie nicht. Wir sagen zu ihnen: "Wir erkennen euch an, wir wollen Seite an Seite mit euch leben, akzeptiert uns!" Sie sagen: "Wir erkennen euch nicht an, macht, daß ihr wegkommt!" Die gemäßigten Araber - und das sind schon sehr seltene Exemplare -sagen: "Wir erkennen euch nicht an, doch sind wir bereit, euch hier leben zu lassen unter der Bedingung, daß ihr euch arabischer Souveränität unterwerft." Und darauf antworten wir: "Eure Gunsterweise wollen wir nicht. Israel ist eine Realität, eine unumstößliche Tatsache."

      Die große Frage lautet: Wer wird den ersten Schritt in Richtung einer Versöhnung machen? Tag und Nacht denken wir darüber nach. Selbst dann ist es schwer, irgendeinen Weg zum Frieden zu sehen. Je mehr ich mir die gegenwärtige Situation ansehe, desto geringer ist die Friedenschance, die ich sehe. Doch dann frage ich mich: wie steht es um die Beziehungen zwischen den Juden und den Arabern innerhalb Israels? Schließlich hat von hier alles seinen Ausgang genommen. Hier begannen die Funken zu sprühen, die zum Konflikt mit unseren arabischen Nachbarn führten. So ist der Konflikt unserer Kontrolle entglitten. Wenn Israelis und Palästinenser sich selbst überlassen wären, dann bin ich sicher, daß wir unsere Gegensätze beilegen könnten. Doch die Feindschaft, die aktive, ununterbrochene Einmischung der arabischen Staaten um uns herum erstickt alle Bemühungen um den Frieden. Ein teuflischer Kreis ist geschaffen - ein Kreis des Schicksals, in dem der Jude das Los der Vertreibung hinter sich ließ, um Herr seiner Geschicke zu werden, während der Palästinenser Klage führt, daß man ihn selbst in eine neue Vertreibung gezwungen habe.

      Protokoll eines Studenten-Symposiums zum Thema "Frieden - Wunder oder Wirklichkeit?", Israel Magazine, Vo. 11, No. 8/1970, S. 62.
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      schrieb am 22.11.02 19:33:47
      Beitrag Nr. 138 ()
      Und zum heutigen Abschluß noch ein Stimme aus "meinem religiösen Lager":

      Helmut Gollwitzer:

      Im Interesse der Zukunft Israels (1983)

      Der evangelische Theologe Helmut Gollwitzer wendet sich gegen das seit den Ereignissen im Libanon zunehmende Unverständnis für die Bedrängtheit Israels und für "Ursprung und Wesen des Zionismus", das die von den Juden erlittene Erfahrung der Verfolgung ignoriert:

      Die Ereignisse des Jahres 1982 drohen vielfach zunichte zu machen, was an neuem Verständnis für Judentum, für den Zionismus und für den Staat Israel zuwege gebracht worden ist. Der Libanon-Feldzug der israelischen Armee ist in der Weltöffentlichkeit auf viel Kritik gestoßen und hat den Staat Israel politisch isoliert. In der Kritik der Politik der israelischen Regierung wird das Hauptübel im Nahen Osten meistens übersehen, nämlich die Ablehnung der arabischen Welt, den Judenstaat in ihrer Mitte zu akzeptieren und mit ihm friedliche Beziehungen aufzunehmen, damit also dem Beispiel des ägyptischen Präsidenten Sadat zu folgen. Alle kriegerischen Auseinandersetzungen um Israel seit 1948, aber auch die Abhängigkeit Israels von der Unterstützung durch die USA, die mangelnde Bereitschaft großer Teile der israelischen Bevölkerung, die Lebensrechte der Palästinenser anzuerkennen, und alle Fehlentscheidungen israelischer Regierungen sind Folgen dieses Hauptübels und nicht etwa Wesenserscheinungen des Zionismus. Man kann im Interesse der Zukunft Israels nur hoffen, daß die jetzigen Anzeichen für eine Gesinnungsänderung im arabischen Lager sich verstärken und auf eine israelische Politik stoßen, der die Gesinnung des Friedens wichtiger ist als die Besiedlung der besetzten Gebiete. Für uns Nichtjuden und besonders für uns in Deutschland bringt das jetzt wieder zunehmende Unverständnis für die Bedrängtheit Israels und für Ursprung und Wesen des Zionismus die besondere Gefahr mit sich, daß - auch zu unserem eigenen Schaden - das alte Gift des Antisemitismus sich wieder auszubreiten beginnt. Zu viele Deutsche meinen, durch Fehlverhalten der Israelis seien wir Deutsche nun entlastet von der moralischen Hypothek, die durch die im deutschen Namen begangene Judenvernichtung auf uns liegt; oft werden die Kriegsopfer im Libanon gleichgesetzt mit den Opfern der Nazis, oft wird die gegen uns sich richtende Anklage umgedreht in eine Anklage gegen Israel. Die Ungerechtigkeit, die darin liegt, ist ein Indiz für den antisemitistischen Untergrund, der wieder hochkommt. Bei jedem anderen Staat wird zwischen Regierung und Volk unterschieden. Bei keinem anderen Staat wird wegen Fehlhandlungen der Regierung das Existenzrecht des Staates in Frage gestellt. Keinem Volk wird das Streben nach eigener Staatlichkeit als Rassismus ausgelegt. Wo jüdisches Unrecht größer gemalt wird und mit strengeren Maßstäben gemessen wird als Unrecht anderswo, wo die bewundernswerte Tatsache, daß trotz des äußeren Drucks die Demokratie in Israel bisher intakt blieb und sich in Massendemonstrationen gegen die Politik der eigenen Regierung äußert, ignoriert wird, da regt sich Antisemitismus in moralischer Tarnung.

      In Wirklichkeit ist auch die tatsächlich problematische Politik der israelischen Regierung immer noch eine Folge dessen, was jahrhundertelang und erst recht in unserem Jahrhundert den Juden von Christen und Deutschen angetan worden ist. Immer noch stehen die Juden unter der Erfahrung der Verfolgung, die sie so lange erlitten haben und deren Wiederholung da und dort noch nicht ausgeschlossen ist. Unvergessen ist ihnen die Erfahrung, wie die übrige Welt sie untätig ihren Todfeinden überlassen hat. Es bedarf vieler neuer Erfahrungen der Solidarität von unserer Seite, bis diese langen Erfahrungen nicht mehr ihr Verhalten und ihre Sicherheitspolitik bestimmen. Recht zur Kritik an israelischer Politik hat deshalb nur der, der solche Solidarität tätig beweist und der in seinem Bereich, also bei uns, alles Regierungsunrecht, alle Entdemokratisierung, allen militärischen und rassistischen Geist in seinen verschiedenen Formen, allen alten und neuen Nazismus und jede Spur von Antisemitismus entschlossen und wachsam bekämpft.

      Das trübe Kapitel der Judenfeindschaft und des Unverständnisses für Judentum und Zionismus samt allen Folgen, die das hat, ist noch lange nicht abgeschlossen.

      Aus dem Geleitwort zu: Michael Krupp, Zionismus und Staat Israel - Ein geschichtlicher Abriß, Gütersloh 1983, S. 7 f.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 23:13:40
      Beitrag Nr. 139 ()
      @genova

      Natürlich können dem Antisemitismus alle Rassen zum Opfer fallen, Fremdenhass kann jeden treffen.
      Entweder gilt Antisemitismus nur für die Juden, dann muß man genauso anerkennen, daß es Amerikaner -, Deutschen-, Russenhasser gibt.

      Meiner persönlichen Einschätzung nach existiert eine folgende Rangliste der am meisten gehaßten Länder/Rassen
      1. Amerika
      2. Deutschland
      3. Moslems
      4. Russen
      5. Juden

      Wie man hier sieht, haben die Deutschen arg zu leiden, aber jedenfalls haben wir uns um einen Platz verbessert.


      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 01:41:04
      Beitrag Nr. 140 ()
      da fällt mir nichts mehr ein.
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 11:07:49
      Beitrag Nr. 141 ()
      gibt es wirklich so viele verwirrte in deutschland wie es den anschein hat, wenn man in diesem board liest? :(

      ich habe jetzt die weiter unten geposteten zeitungsbeiträge gelesen. der text zur kritischen theorie ist doch nicht so gut, wie ich hoffte. zu verklausuliert geschrieben, und das über fünf seiten lang. dennoch ein paar interessante gedanken. dort werden die alten muster beschrieben, die nicht falsch sind. es geht im wesentlichen darum, dass der antisemit sich gegen "das andere" richtet, das eben austauschbar ist: ob juden, schwarze, schwule, frauen ist zweitrangig.

      ausserdem interessant: die intellektuellenfeindlichkeit der antisemiten. vergeistigung bewirke eine "verödung der seele". dieser anti-intelllektualismus war in deutschland ja schon immer populär.
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 12:56:02
      Beitrag Nr. 142 ()
      @genova, so siehts aus.

      Antisemit ist das, was sich gegen "das andere" richtet. Und das wäre prinzipiell austauschbar.

      Juden bieten sich als "das Andere" jedoch an, und werden als "das Andere" kommuniziert, sind interessanter, regen die Phantasie mehr an, geben mehr her. Besonders dann, wenn sie erfolgreich sind, oder besser: einige von ihnen erfolgreich sind.

      Denn die meisten von ihnen sind das ja ohne Zweifel nicht.
      Die werden dann auf dieser Ebene abgemeiert.

      Das ist wahrscheinlich schon alles.

      Auch der Nachsatz stimmt wahrscheinlich. Und weist wiederum nicht auf die Juden als Verursacher, sondern als Objekt. Und weist vor allem auf die "Befallenen", hier also auf die deutsche Gesellschaft.

      Hatte Goldhagen doch recht ? Vielleicht nicht mit seiner Vermutung, ein Gen sei am Werk. Die Intellektuellen- Feindlichkeit in D ist schon bemerkbar.

      Aber der Grund hierfür, dies ist schon wieder eine andere Geschichte. Im Moment, d.h. nach einem fast 20- jährigen Siechtum, wird sichtbar, daß wir eigentlich am Ende sind.

      Innovationen haben wir in Regelwerke gesteckt, gesellschaftliche, technische, Forschungsansätze, alles erstickt.

      Kein besonders intellektuelles Vorgehen. Da werden wieder Schuldige gebraucht, denn wir können es ja nicht sein.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 15:21:59
      Beitrag Nr. 143 ()
      hallo auryn (#134)

      wenn ich mich nicht täusche, gab es sechs monate später
      einen zweiten beschluss der vn zur teilung. kannst du den
      text evtl. auch noch irgendwo auftreiben?

      mfg,
      Cole_T
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 17:56:24
      Beitrag Nr. 144 ()
      @ SEP

      Da Du in Deinem Posting auf die Intellektuellen-Feindlichkeit in D hingewiesen hast, würde mich Deine Meinung zu folgendem Artikel interessieren. Ich selbst weiß nämlich noch nicht so recht was ich davon halten soll und würde mich deshalb über eine Bewertung von Dir freuen.

      ____________________________________________________________
      Quelle: http://www.reschke.de/ideenmagazin/intellek.htm

      INTELLEKTUELLE SIND
      KRANKE MENSCHEN




      Ein überfälliger Text — ich hätte ihn schon längst schreiben sollen. Dann hätte ich mir vermutlich einigen Ärger erspart — und der Ärger, den ich sofort bekommen hätte, wäre äußerst heilsam gewesen!

      Hinter sehr vielen Mißverständnissen verbirgt sich das Problem — die Krankheit — des Intellektualismus wie eine zentrale Achse. Viele scheinbar unlösbaren Differenzen in der Kommunikation und in der Auseinandersetzung über Ideen, dieses lästige Sich-Mißverstehen, Mißverstandenwerden und alle Arten von unfruchtbaren Diskussionen hängen damit eng zusammen.

      Die Rolle des IDEENMAGAZINs beispielsweise wurde wiederholt mißverstanden als weitere intellektuelle Hervorbringung, als Beitrag zu irgendeiner existierenden oder vermeintlich existierenden intellektuellen Kultur-Szene. So, wie das offenkundig bei anderen Magazinen der Fall ist, als da wären: Lifestyle-, Literatur-, politische, philosophische, psychologische, Esoterik- oder Zeitgeist-Magazine, ob auf Papier oder im Internet.

      Im Internet gibt es schließlich auch nur eine Wiederspiegelung dessen, was sich "Bewußtsein" nennt (in Wahrheit aber mit der Bedeutung des Wortes nichts zu tun hat, sondern echtes, nämlich eigenes persönliches Bewußtsein gerade ersetzt durch öffentliches Herumschieben von Sichtweisen und Gedanken anderer) — dieses "Bewußtsein" artikuliert sich verbal und in Bildern, es schlägt sich im Medium nieder, denn kein Medium erzeugt aus sich heraus Gedanken und Reflexionen, sondern alles das spielt sich zuerst einmal in den Köpfen der Menschen ab und findet dann erst in irgendeinem Medium Niederschlag. Das Medium ist nicht das Entscheidende!

      Was in den Köpfen passiert, ist das Entscheidende. Und hier sind wir auch schon direkt beim Intellektualismus.



      Was ist nun ein "Intellektueller"? Einer, der primär urteilt und lebt nach den Gedanken in seinem Kopf, und erst sekundär nach der Wirklichkeit. Ein Intellektueller bewegt sich im Reich der Ideen. Das kann auf durchaus brilliante Weise geschehen. Intellektuelle sind meistens verbal sehr geschickt, verfügen über einen eleganten Wortwitz und vermögen Dinge genau in Sprache zu fassen. Und wo sie oft noch besser sind, das ist das Verfolgen von Interessen mittels Sprache. Sprache ist bei ihnen ein durchaus legitimes Mittel zur Erzeugung von Wirkung, von Beeinflussung, ja zur Erschaffung allgemeiner Normen und Denkweisen.

      All das ist in unserer Gesellschaft hoch angesehen. Eine Gesellschaft wie die deutsche (oder, eher noch stärker, die französische) ist in gewissem Sinne stolz auf ihre Intellektuellen und päppelt diese durch kulturelle Subventionen. Jemand, der als Intellektueller bekannt ist, wird häufig nach seinen Ansichten gefragt und kann im Meinungsbildungsprozeß einen erheblichen Beitrag leisten. Das Schriftgut dieser Kultur, heute angesehen als eines unserer wichtigsten Vermächtnisse, wird zu einem Großteil von ihm bestritten.
      Der Intellektuelle ist daher bei uns so etwas wie der Hohepriester unserer modernen Zivilisation. Er sitzt an einigen wichtigen Stellen der Hierarchie, zwar nicht an den ganz wichtigen, wo es mehr auf Handeln als auf Reden oder Schreiben ankommt, aber an jenen, wo Ideen ventiliert werden. Und das gibt ihm relativ großen Einfluß.




      Als ich bereits in der Titelzeile von "Krankheit" sprach, habe ich die Bombe schon gezündet. Aber aus welchem Grund? Ist nicht bisher alles ganz akzeptabel an diesen reflektierenden Rede-, Denk- und Schreib-Menschen, den Intellektuellen? Was soll da weiter schlimm sein, außerdem richten sie ja kaum Schaden an, sondern befruchten unsere Kulturszene mit einer Vielzahl von interessanten Fragestellungen und Erörterungen?

      Sehen Sie, Sie haben diesen Text bis hierhin gelesen und empfinden ihn vermutlich gerade als so intellektuell wie das, was er anspricht. Es sind Ihnen beim Lesen altbekannte Schlagworte begegnet wie Idee, Wirklichkeit, Medium, Denken, Gesellschaft, und diese Worte, vermutlich auch die Formulierungen, der Sprachstil, die gedanklichen Wendungen — all das identifiziert Ihr Verstand vermutlich ebenfalls als "intellektuell". Bereits schon die Verwendung des Wortes "intellektuell" mag Ihnen Kennzeichen sein für nichts anderes als Intellektualität selbst.

      Und gerade das ist die Falle. Der Verstand fällt auf jeden Quatsch herein und ich werde die Falle, in die Sie gerade gegangen sind, gegen Sie wenden: Es ist dieselbe Falle, in die Sie bei jedem intellektuellen Vorgang gehen — ohne es je zu merken! —, aber diese Falle hier, nämlich dieser Text, wird Ihnen alsbald ein nüchternes Erwachen bereiten!



      Das Waterloo der Intellektuellen ist die Realität. Nicht "irgendeine" Realität, sondern die einzige, nämlich seine, unsere, Ihre und meine. Es gibt nur eine — nur genau eine! Nicht für den Intellektuellen, für den ist bekanntlich alles relativ, für den liegt seine Freiheit darin, sagen zu dürfen, jeder hätte nun mal seine eigene Wahrheit und "die" Wahrheit könne es nicht nur nicht geben, sondern zu behaupten, es gäbe sie doch, sei gleichbedeutend mit Absolutheitsanspruch und Totalitarismus.
      Intellektuelle fallen auf den Schein einer Ersatzwirklichkeit herein, nämlich einer Welt der Worte und Begriffe. Sie leben in Begriffen, nicht in Dingen — die Dinge und Verhältnisse sind ihnen zu Abstraktionen geworden. Die Beziehungen, in denen diese Abstraktionen stehen, machen ihr System von Lebensbedeutungen aus.

      Diese ganze Scheinwirklichkeit ist ein Spuk, und diesen Spuk zu kultivieren, ist krank. Es ist so krank wie, sich selbst für Napoleon zu halten — aber leider nicht so harmlos, sondern viel schlimmer. Menschen, die von diesem Spuk besessen sind, töten sich selbst bei lebendigem Leibe. Nicht körperlich zwar, aber seelisch. Sie töten nämlich jede Chance einer echten Bedeutung in ihrem eigenen Leben. Solche Menschen leben in einem Traum, verblendet von Traumgespinsten.


      Worte existieren nicht. Haben Sie schon einmal irgendwo Worte gesehen, vielleicht auf der Straße, vielleicht in Ihrem Bekanntenkreis? Die Frage ist absurd? Genau! Worte mit Dingen zu verwechseln ist unsinnig. Und doch ist es so alltäglich und verbreitet, daß es umgekehrt eher schwerfallen würde, Menschen anzutreffen, die statt der Worte noch die Dinge wahrnehmen.

      Damit diese scheinbar so weit hergeholten und krassen Aussagen verständlicher werden, muß ich konkreter werden:

      Fast alle Menschen handeln und leben nach gedanklichen Schlußfolgerungen, nicht nach direkter Wahrnehmung, nicht nach dem konkreten Erfordernis einer im Hier und Jetzt erkannten Notwendigkeit. Aber das ist heute so allgemein und weit verbreitet, daß es völlig normal erscheint. Man nennt das heute ganz unverfänglich "sich zuerst informieren".
      Die Leute "informieren sich zuerst", bevor sie etwas essen — d.h. sie kaufen und konsumieren die Nahrungsmittel, von denen sie denken oder gehört haben, daß sie gesund seien, außerdem stellen sich viele einen Ernährungsplan anhand von Kalorien- oder Vitamintabellen zusammen. Sie "informieren sich zuerst", bevor sie in Urlaub fahren — d.h. sie lesen Prospekte oder Reisemagazine und buchen entsprechend ihre Reise. Sie "informieren sich zuerst", bevor sie eine Partei wählen, bevor sie etwas kaufen usw. usf. Jedermann erscheint es selbstverständlich, daß, da ja diese Welt (vermeintlich) immer komplizierter würde, man auch immer mehr "Informationen" bräuchte, um noch zu wissen, was richtig sei.

      Die Information, d.h. die rationalen/verbalen Daten, das alles ist gar nicht das Problem. Man kann die Daten am Rande berücksichtigen und bei Bedarf hinzuziehen. Aber problematisch wird es, wenn vor lauter "Sich-Informieren" vergessen wird, noch selbst wahrzunehmen und auf die eigene Wahrnehmung zu vertrauen. Deshalb übrigens brauchen heute viele die sogenannten "Selbsterfahrungsgruppen", da bringt man dann den Leuten mühsam wieder bei, denjenigen genauer kennenzulernen und in den Radius der Aufmerksamkeit einzubeziehen, der sie schon immer waren und mit dessen Körper sie schon von Geburt an durch die Welt spaziert sind. Das kann mitunter eine ganz überraschende neue Entdeckung sein!




      Diese Art von "informiertem" Mensch lebt vorwiegend nach Worten und gängigen Redensarten:

      * "Es heißt, das sei gesund."
      * "Das ist umweltfreundlich, also tun wir es."
      * "Dies ist nicht wirtschafts-/arbeitnehmer-/ausländer-/umwelt-freundlich, also ..."
      * "Wir sind aufgeklärt, deshalb..."
      * "Nein, christlich ist das nicht, deswegen..."
      * "Als kritischer Mensch fühle ich mich verpflichtet, ... zu tun."
      * "Man sagt ja schließlich .... also ..."
      * "Wir müssen immer auch den sozialen Aspekt berücksichtigen..."
      * "Die Sicherheit ist nur gewährleistet, wenn der Friedensprozeß weitergeht..."
      * "Nieder mit der Intoleranz!"

      Bestimmte Gruppierungen der Gesellschaft ordnen sich selbst bestimmten Wortgruppen der Sprache zu:

      * Fortschritt, Wirtschaft, Konjunktur, modern
      * Gerechtigkeit, Solidariät, Teilhabe, Mitverantwortung, sozial
      * Umwelt, Natur, Freiheit, Unabhängigkeit, Toleranz, spontan
      * Leistung, zukunftsorientiert, modern
      * Deutsch, Deutschland, Heimat, wir



      Wer die politischen Reden und Diskussionen unserer Zeit zur Kenntnis nimmt, wird nicht umhin kommen, zu bemerken, wie dort unentwegt ein und dieselbe Klaviatur der sympathischen und antipathischen Reaktionen durchgespielt wird. Und all das sind bloß intellektuelle Reflexe, ein bloßes konditioniertes Einrasten auf Worte, auf Schlag-Worte — die Pawlow-Reflexe unserer angeblich so "aufgeklärten" Zeit.



      Selber-Denken gibt es nicht. Ich suche immer noch Menschen, die den Mut und die Unabhängigkeit aufbringen, selbst zu denken (ist das eigentlich SO ENTSETZLICH GEFÄHRLICH ODER SCHWIERIG?) — aber ich finde keine! Ich finde nur Wiederkäuer von Phrasen und Parolen, die schon irgendwo anders vorgebetet wurden.
      Und das Schlimme ist: Man hört immer nur DASSELBE! Die Varianz der herkömmlichen Klisches ist so gering, daß man nach einiger Zeit des Hinhörens das Gefühl bekommt, als hätten sich drei oder vier Lausbuben den Spaß gemacht, irgendwelche stumpfen Vorurteile unters Volk zu streuen, nur um nachher an allen Ecken und Winkeln genau nur diese drei oder vier plumpen Wortkombinationen als Echo wiederzuhören, schließlich in allen Zeitungen zu lesen und auf allen Sendern und in allen Fachjournalen wiederzufinden.

      Mit hingebungsvoller Faszination und Beharrlichkeit wird in den intellektuellen Magazinen und Journalen seit Jahrzehnten versucht, die Schrecken des Nationalsozialismus zu verarbeiten. Aber je mehr und je länger dies geschieht, desto weniger scheint an die Stelle dessen, was da überwunden werden soll, etwas Neues und Besseres zu treten.
      Sich modern fühlende Menschen engagieren sich seit 10 oder 20 Jahren für irgendwelche kindhaften Fantasien von "energiesparenden" Windmühlen und Sonnenkraftwerken oder messen mit fleißiger Inbrunst die letzten Reste irgendeiner Umweltkatastrophe, um damit ein ebenfalls nur in ihrer Fantasie existierendes "öffentliches Gewissen" "wachzurufen" — andere exerzieren die abstrusesten pädagogischen Konzepte an eigenen Kindern und an ihnen von anderen anvertrauten Kindern, um damit eine "neue Zeit" heraufzubeschwören, in der mehr "Freiheit" und "gegenseitiges Verständnis" heraufdämmern soll.

      Allen diesen Projekten, die ohne Zweifel gut gemeint und mit besten Absichten inspiriert sind, ist gemeinsam, daß es unendlich schwer fällt, an ihnen irgendwelche positiven konkreten Auswirkungen erkennen zu können. Da stehen zwar viele kluge Bücher im Regal, aber im Umweltbüro stapelt sich der unaufgeräumte Krempel bis zur Decke, hinter den Schreibtischen sitzen zigarettenrauchende Brillenträger in schmutzigen Jeans, und die alternativen Kinderläden strotzen nur so von haltlosen, aggressiven Rotznasen, die sich dann nach ihrer Pubertät nur mit größten Schwierigkeiten in die Realität der tatsächlichen Schul- oder Arbeitswelt einzufinden vermögen.


      Intellektuelle sind es, die solche dürftigen Arrangements inszenieren. Die "Einsichten" und das vermeintliche (weil nur abstrakte) Wissen in Form von "Informationen" im Kopf, stolpern sie durch eine als kalt und abweisend empfundene Wirklichkeit. Ihr Wunsch, diese Wirklichkeit zu verbessern und "gerecht" und "zeitgemäß" zu machen, hat jedoch nicht das geringste mit dieser (gar nicht wahrgenommenen) echten Wirklichkeit zu tun, sondern entspringt geradewegs ihrem Unvermögen, selbst einmal aus der eigenen Traum- und Ideenwelt in diese Wirklichkeit hinüberzuwechseln. Der Reformwille ist nur Reflex und Rückseite der Verleugnung!

      Das eigentliche Wunder besteht nicht in der Veränderung, sondern darin, daß diese Welt es immer noch schafft, ihrer "Verbesserung" zu widerstehen. Daß diese ganzen Ideenschablonen und Gedankenkonstrukte sich wunderbarerweise immer wieder nur selbst lahmlegen und in ihrer Unfruchtbarkeit selbst neutralisieren. Daß diese Menschen, die der Welt ihren Stempel aufdrücken wollen, letztlich genau die sind, die am allerwenigsten in Bewegung setzen. Alles, was sie erleben, ereignet sich nur in ihrem Wörter-Traum — dort schieben sie ihre Fantastiewelten im Kreise herum wie Kinder die bunten Bauklötze, die abends von der Mutter in die Kiste zurückgeräumt werden.


      Intellektuelle als krank zu erkennen, ist sehr wichtig und dringend notwendig. Es ist, wie wenn man sich versuchter Hypnose verweigert. Es stärkt. Auf das Gerede und Herumanalysieren von Intellektuellen zu reagieren schwächt.

      Man kommt sich vor wie beim Grafen Dracula: Da steigen nachts die Leichen aus dem Grab, selbst nicht mehr lebensfähig, aber auf das frische Blut der Lebendigen angewiesen. In unserem hier benutzten Kontext erscheint dieses Gleichnis mit neuer Prägnanz und Aktualität: Denn genau so verhält es sich mit dem Versuch der Intellektuellen, Anteil am Leben zu nehmen, ohne selbst zu leben. Das können sie nur auf der Basis dessen, was konkret wirkende, sich lebensnah engagierende Menschen an eigener Kraft und Kreativität bereits geleistet haben.

      Das Blutsaugen — als Anzapfen der Authenizität und Lebenskraft des Tatmenschen — vollzieht sich durch Überstülpen des rationalen Reflexionsmechanismus:
      Interessant, was Sie da tun. Aber könnte man nicht auch einwenden...? — Sie propagieren hier die Farbe Grün (die Linie, die Renaissance, die Selbstbestimmung) — es gibt aber sicher Stimmen, die das Rot (die Kurve, die Moderne, die Pluralität) bevorzugen würden.

      Besonders beliebt ist bei intellektuellen Saugern folgendes Manöver: Da hat jemand eine eigene Beobachtung gemacht und stellt diese als öffentliche Aussage hin; er sagt etwa:
      Schönheit ist... oder Kunst kann bedeuten.... oder Gut ist... Sofort kommt der Einwand: Worauf basieren Sie das? Hat nicht Plato...., oder Hegel...?
      Wie wollen Sie das begründen? Was Sie da behaupten, steht doch in klarem Widerspruch zu ...

      Ein gängiges Manöver ist der Verweis auf die neuen Perspektiven der Moderne, wenn sich ein Intellektueller dadurch in die Enge getrieben fühlt, daß jemand die Bedeutung von Werten und von Sinngefühl hervorhebt: Das ist doch alles schon relativiert worden. Man denke nur an Kafka oder Picasso. Wer kann denn nach Auschwitz noch von Liebe und Positivität reden?


      Der Intellektuelle findet immer das Haar in der Suppe. Er erkennt nie einfach nur an. Er nimmt immer eine scheinneutrale Warte an, die ihn aufgrund der zur Schau gestellten Vielschichtigkeit als offenkundigen Experten ausweisen soll:
      Ja, das Konzert war... (gut, nein, nicht gut, das sagt man nicht) — das Konzert war interessant, jedoch blieben gemischte Gefühle übrig. Zweifellos erweckte es beim Publikum eine gewisse Resonanz. Aber... (Das ist wichtig: Das Aber muß stets kommen, es gehört unverzichtbar dazu: Aber die Beleuchtung, vor allem jener Scheinwerfer in der linken hinteren Ecke, der hatte so ein merkwürdig fahles Licht (man sieht, er hat wirklich scharf hingeschaut, ein toller Typ, dem entgeht auch nichts) ... der Regisseur, man muß ihn loben, aber das mit dem Licht, das hätte er eigentlich bemerken sollen.)
      So kann sich einer wirklich völlig verausgabt haben, mag Jahre an einer Sache gearbeitet und sein Herzblut investiert haben, aber dann kommt der Intellektuelle mit seinem fahlen Licht des besagten Scheinwerfers — ja, wenn man genauer bedenkt, von einem so renommierten und, wie allgemein bekannt, hoch bezahlten Fachmann wie diesem Regisseur hätte man doch erwarten können, daß ihm so eine offensichtliche Unstimmigkeit sofort auffällt.... und macht rücksichtslos einen Strich durch die Rechnung. Ein bißchen Neid schwingt mit (ist der Redakteur schließlich bei weitem nicht so gut bezahlt...), aber das gilt heutzutage als völlig normal.
      Halbwegs akzeptabel, aber gewisse Bedenken konnten nicht ausgeräumt werden. Leider muß insgesamt gesagt werden: Nicht überzeugend.
      Ja, man verstehe: der Kritiker hätte sicher nur zu gerne sein Placet gegeben, aber da er schließlich im Dienste höherer Werte wie Wahrheit und Kunst steht, müssen vordergründige menschliche Beweggründe "leider" zurücktreten.


      Und diese Leute haben durchaus Macht. Zum Beispiel als Journalisten. (Intellektuelle bevorzugen den Journalisten- und Kritikerposten; man wird sie sicher nicht in eigenverantwortlicher Position sehen.) Der kritische Verstand findet immer flink etwas auszusetzen und "anzumerken", und ist man erst in der Position, das allgemein verbreiten zu können, dann wird diese Macht auch ausgiebig genutzt.

      Es ist eine miese, hinterhältige und menschlich minderwertige Sache und Lebensweise. Keiner dieser Menschen wird jemals mit so etwas glücklich. Wer einmal ins Privatleben solcher Menschen schaut, der findet zumeist nur eine Aneinanderreihung finsterer Beziehungskisten, aber kaum eine intakte Familienstruktur oder erfüllte Partnerschaft. Das einzige, was ihm, wie dem Vampir, bleibt, ist, seinen Rest an minimaler Lebenskraft von jenen zu beziehen, die mehr davon haben — und die in ihrem eigenen Leben authentisch vorangehen, indem sie mit Mut und Tatkraft der eigenen inneren Stimme und Wahrnehmung folgen.

      Eine Gesellschaft, die Intellektuellen hofiert, ist selbst krank und lebensschwach — eine leere, ausgelaugte, perspektivlose Zivilisation und Kultur. Man muß das Gespenst ohne jede Beschönigung bei seinem Namen nennen, das ist die einzige Chance.




      Eine Sache gibt es, die kommt Intellektuellen am allerwenigsten in den Sinn: Daß die Worte auch noch eine echte Bedeutung haben könnten. Dann müßten sie, die Worte, nämlich gelebt werden: Dann müßte ihr Sinn auch als Sinn genommen werden! Intellektuelle trennen immer peinlich genau die Bedeutung dessen, worüber sie so eloquent reden, von der Wirklichkeit. Sie reden über "man sollte", nicht "ich muß" oder "ich kann". Da geht es immer um "wir", nie um "ich".
      "Wir, als Gesellschaft, sollten"
      (gesünder leben, die Umwelt schützen, sozial denken, zukunftsorientiert sein und selbstverständlich mitmenschlich, fortschrittlich, freundlich, hilfsbereit und tolerant).
      Der Intellektuelle fängt damit aber erst gar nicht an. Dann müßte er nämlich einiges ändern in seinem eigenen Leben. Hier ist das Haupttabu: Erinnern Sie niemals einen Intellektuellen an seine eigene Lebensverantwortung, das wird er empört von sich weisen. Man wolle ihn hier zu etwas missionieren oder nötigen, er lasse sich nicht schulmeistern, er sei schließlich ein freier Mensch. Er habe seine eigene Freiheit, sich auszudrücken, wie es ihm beliebe, und diese Freiheit lasse er sich von niemandem nehmen! Wir lebten ja schließlich in einer Demokratie!

      Darum geht es hier überhaupt nicht, wird er Ihnen knallhart ausrichten. Sein Gerede in Richtung auf ihn selbst zu drehen, das empfindet er als schamlose persönliche Attacke: Lassen Sie mich hier aus dem Spiel! Ich kann tun und denken, was ich will! Was er vorgibt, ist, Dinge ins allgemeine Bewußtsein heben zu wollen (wissen Sie, was das ist? Ich habe es noch nicht herausfinden können).



      Nageln Sie ihn aber doch einmal fest, dann kommt folgende Litanei: Wir sind ja alle nur Menschen. Und Menschen sind nun einmal schwach. Es könnten einem vor Mitleid die Tränen kommen! Erst sitzt er oben auf dem Thron des Beurteilers und Bewerters, nun kriecht er vor Ihnen im Schlamm und beweint die allgemeine Schwäche des Menschen an sich. Und Sie können ihn nie packen; ihm fällt immer noch ein Manöver ein, irgendein geschicktes Argument — denn alles ist ja schließlich "relativ" und man kann die Dinge "so oder so sehen, je nach Standpunkt". Wer da kein "Mitleid" hat, der ist "gefühllos und intolerant".

      Ich habe da wirklich kein Mitleid, ich finde es nur noch widerlich! Vor allem: Man warte bloß ein paar Augenblicke, gleich hat er sich wieder aufgerappelt und dann fällt ihm — sozusagen ganz automatisch — schon wieder ein, wie er sich aufs hohe Roß setzen und Ihnen seine "kritischen Anmerkungen" verabreichen kann. Denn so ist er und anders kann er nicht; das würde eine allzu radikale Umwandlung erfordern, die nur per Elementarschock zu bewerkstelligen ist.


      Die eine Sache löscht aber die andere aus: Die Wirklichkeit — und die damit verbundene persönliche Verantwortung — ist exakt die Kraft, die die intellektuelle Akrobatik und Wortspinnerei umwandelt zu etwas Echtem. Es ist wie Materie und Antimaterie: Dasselbe Ding, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Gerade sein Theoretisieren und Analysieren ist es, was den Intellektuellen am eigenen Leben hindert. Würde er da Eigenverantwortung übernehmen, so würde es auf einmal ganz stille um ihn herum werden.

      Dazu sind aber andere Qualitäten nötig, die in seinen Erörterungen und Ansichten aus gutem Grund keinen Raum und keinen oberen Rang erhalten: Qualitäten wie Bescheidenheit, Demut und Aufrichtigkeit.

      Der Intellektuelle hat, wie Rumpelstilzchen, ein Hauptproblem: Er ist ein Dieb, denn das Kind, das er sich angeeignet hat, gehört ihm gar nicht. Will sagen: Er hat selbst keine Werte. Und die Werte, mit denen er umgeht, hat er sich nicht selbst verdient. Er hat nicht den Mumm und nicht das Format, für eigenes Wertempfinden einzustehen. Dann wäre er nämlich angreifbar und verletzlich, selber der Menge der kritischen Analytiker ausgeliefert, und das will er nicht riskieren. Stattdessen beobachtet er nur von außen, aus der Sicherheit seiner Überheblichkeit, die Werte anderer.

      Ich kenne nichts, was armseliger wäre.
      ____________________________________________________________

      Gruß

      nasdaq10

      P.S. Ich hoffe, dass dieser Artikel in diesem Thread nicht zu sehr als Off-Topic angesehen wird. ;)
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 19:39:19
      Beitrag Nr. 145 ()
      @Sep

      eine prägnante Analyse von kranken Hirnen hast du in #131 geliefert. Du sprichst dort von "unserem Gehirn", also von Deinem und den von Deinesgleichen.

      Falsch liegst du aber, wenn du sagst, "Wir kommen heute erst langsam dahinter, welche Bedeutung das Unterbewußtsein tatsächlich als den Menschen prägende, treibende Kraft hat". Schon mindestens seit der Erfindung der "Antisemitismus-Masche" im vorletzten Jahrhundert haben deren Förderer genau die gleichen Methoden der Massengängelung angewendet, wie Du und Deine Mitstreiter es heute wieder verstärkt zur Maximierung der allgemeinen Abneigung gegenüber Juden praktiziert. Ein bißchen ausgefeilter wohl, da man inzwischen auf ein gutes Jahrhundert Erfahrung damit zurückblicken kann, aber im Prinzip wird auf Bewährtes aufgebaut.

      Bei der letzten großen Aktion wurde u.a. damit immerhin das künstliche Staatengebilde Israel geschaffen, jetzt kommt es darauf an, ob ihr die finale und totale Vollversammlung auf die Reihe kriegt. Euer rechtsradikaler Kriegstreiber Sharon hat dafür die deadline 2020 weltweit verkündet, wie du sicher weißt. Ihr müßt euch also ranhalten, Sep.

      Neueste und aufwendige Studien haben übrigens gezeigt, dass für das Vorhandensein von z. B. Antikapitalismusismus auch nicht unbedingt ein Kapitalismus vorhanden sein muss, andersherum ist Antikommunismusismus überwiegend an nichtkommunistischen Orten präsent bzw. latent im Unterbewußtsein verankert. Das bestätigt also deine Grundthese was Antisemitismus angeht. Der weit verbreitete und gesellschaftsfähige Antikriminalitätismus ist auch ziemlich unabhängig davon, ob Schwerverbrecher direkt bei mir im Haus leben oder nicht.

      Ich schätze stets deine messerscharfe Analysefähigkeit, Sep. Deswegen bist du der Richtige, um sich noch einmal an folgende deine Aussage ranzumachen:

      Antisemitismus hat schon einmal zu einem Volkermord geführt

      Diese Aussage ist für mich nicht nachvollziehbar. Das klingt zunächst ungefähr wie "der Hammermörder hat eine ganze Reihe von Morden verübt. Ächtet die Vorschlaghämmer"!

      Da du uns ja hartnäckig verschweigst, wer oder was ein Jude ist, kannst du vielleicht wenigstens erläutern, was "Juden" und "Volk" miteinander zu tun hat. Mit beschnitten sein kann es ja nicht zusammenhängen, da es bestimmt mehr beschnittene Nichtjuden gibt als Juden.

      Und dann wäre es auch noch lohnenswert, die ursprüngliche wortstammliche Bedeutung von "Antisemitismus" zu untersuchen. Der Erfinderkreis dieser zunächst völlig sinnfreien Phrase ist bekannt dafür, in eigenen Wortkreationen gewisse tiefgründige Motivationsspuren zu hinterlassen.

      Der Wortteil "anti" ist allgemein bekannt. Es bedeutet soviel wie dagegen sein, eine Gegenposition einnehmen. Im weiteren Sinne "Feindschaft".

      "-ismus" besagt, dass wir es hier mit einer Ideologie zu tun haben.

      Bleibt noch "semi". Das bedeutet als Wortteil soviel wie halb..., Halb... (vgl. Semester)

      Es gibt im radikalen Judentum sehr einflußreiche Kräfte, die den Talmud und die Thora sehr, sehr ernst nehmen. Dort sind genügend Passagen zu finden, wo der HERR eine Mischehe verbietet, und wo den Nachkommen bis ins zweite und dritte Glied das Verderben verheißen wird. Einer der Urväter des modernen Zionismus, Moses Hess, hat in seinen Schriften solche Ansichten unverblümt bekräftigt.

      Adolf Hitler ließ die damalige Bevölkerung mit dem sog Ariernachweis, der in Wirklichkeit ein Judennachweis war, bis ins zweite und dritte Glied nach "Fremdblut" untersuchen. Es ging ihm um Semi-, also Halbjuden und deren Nachkommen. Wer nicht "reinrassig" war, hatte bei Habhaftwerdung die geringste Überlebenschance.

      Komische Zufälle aber auch.
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 22:44:44
      Beitrag Nr. 146 ()
      @ Zockrates

      Was ist denn anti-semi-ismus? :laugh:

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 23.11.02 23:00:45
      Beitrag Nr. 147 ()
      Oh, nasdaq,

      du meinst da wäre eine Unstimmigkeit in meinen Ausführungen?

      Möglicherweise.

      Aber dann stimmt auch das mit "Semester" nicht.

      Dann müsste es nämlich heißen: "Semi-ster"
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:00:39
      Beitrag Nr. 148 ()
      Ich stelle es hier noch einmal rein

      Meiner persönlichen Einschätzung nach existiert eine folgende Rangliste der am meisten gehaßten Länder/Rassen
      1. Amerika
      2. Deutschland
      3. Moslems
      4. Russen
      5. Juden

      Wie man hier sieht, haben die Deutschen arg zu leiden, aber jedenfalls haben wir uns um einen Platz verbessert.


      Mich würden eure Ranglisten interessieren.


      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:03:14
      Beitrag Nr. 149 ()
      Oh Zockrates,

      Deutsch sein schwere Sprach. Du kommen zu mir, ich lernen Dich Deutsch, Deutschbuch kosten 5 Geld.

      :laugh::laugh::laugh:

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 00:28:06
      Beitrag Nr. 150 ()
      @nasdaq, Dein Text

      Da Du in Deinem Posting auf die Intellektuellen-Feindlichkeit in D hingewiesen hast, würde mich Deine ....

      Ich bezog mich auf eine Bemerkung von @genova, in #141

      SEP
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 01:06:41
      Beitrag Nr. 151 ()
      @ Zockrates

      Ich bin nicht Bibelfest, lege vielleicht folgende Bibelstelle falsch aus:
      Fùr die Sùnden eurer Vàter bestrafe ich euch bis ins
      zweite, dritte Glied.
      Wird da nicht eine Durchseuchung mit einer Geschlechtskrankheitsmiasme gemeint?

      Den Antisemitismus mit einer Ueberlagerung und Beeinflussung durch das Unterbewusstsein zu erklàren,
      wobei der freie Willen ausgeschaltet wird,
      erscheint oberflàchlich einleuchtend, ob es als
      Argument befriedigend ist, mag dahingestellt werden.


      Diese Erde ist eine Karawanserei.
      Ein Lager fùr einige Tage.
      Rassen, Nationen kommen und gehen.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 02:18:47
      Beitrag Nr. 152 ()
      @ SEP

      Das war mir schon klar. Trotzdem ineressiert mich Deine Meinung zu dem Text. Deine Bemerkung in der Antwort war nur der Aufhänger. ;)

      Gruß

      nasdaq10

      P.S. Wenn Dir das jetzt zu Off-Topic ist, habe ich eben Pech gehabt :D
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 12:02:11
      Beitrag Nr. 153 ()
      "Hitler" (vgl. Äußerung Däubler-Gmelins) gegen die Nazis?

      <Bush: Anti-Terror-Kampf gleich Kampf gegen Nazis

      Nach CSU-General Thomas Goppel, SPD-Altmeister Oskar Lafontaine und Ex-Bundes-Justitia Herta Däubler-Gmelin ist jetzt auch der US-Präsident unter die Polit-Historiker gegangen: George W. Bush hat den Kampf gegen den Terror mit dem gegen "Nazis und Kommunisten" im vergangenen Jahrhundert verglichen.
      "Wie die Nazis besiegen"
      Der Besuch in der früheren sowjetischen Teilrepublik Litauen hat den amerikanischen Präsidenten offenbar zu diesem historisch ungewöhnlichen Vergleich animiert. In einer Rede auf dem Rathausplatz der litauischen Hauptstadt Wilna sagte Bush, die freien Länder müssten sich neuen Herausforderungen stellen: "Dem Kampf gegen Terroristen wie früher dem Kampf gegen Nazis und Kommunisten." Vor Tausenden von litauischen Bürgern sagte Bush weiter: "Wie die Nazis werden auch die Terroristen besiegt werden."

      Balten sollen Nato Sicherheit bringen
      Bush hielt sich in Litauen zu einem Kurzbesuch im Anschluss an den Prager Nato-Gipfel auf und traf sich mit den baltischen Präsidenten Valdas Adamkus (Litauen), Vaira Vike-Freiberga (Lettland) und Arnold Rüütel (Estland). In seiner Rede hieß der US-Präsident unter großem Beifall die baltischen Republiken als zukünftige Nato-Mitglieder willkommen: "Sie werden in der Nato gebraucht, sie können zu unserer Sicherheit beitragen", sagte er.

      "Niemals mehr allein kämpfen"
      In Erinnerung an die Geschichte der Region, die im 20. Jahrhundert von Deutschland und Russland beziehungsweise der Sowjetunion besetzt wurde, sagte Bush: "Die Menschen Litauens, Lettlands und Estlands werden niemals mehr allein kämpfen müssen." Die am Donnerstag in Prag beschlossene Nato-Erweiterung lasse "die Grenzen, die von Diktaturen errichtet wurden, verschwinden". Die baltischen Staaten hatten sich 1991 von der Sowjetunion losgelöst und ihre Unabhängigkeit wiedererlangt.>


      Ein geschickter rhetorischer Kunstgriff, aber leider als solcher erkennbar und damit nicht recht wirksam. Immerhin kann man daran sehen, wie unbedeutend eigentlich provokative Äußerungen wie jene von Däubler-Gmelin (die Bush mit Hitler verglich) sind, denn man kann sie auch umkehren.
      Ich stehe rhetorischen Kunstgriffen immer recht skeptisch gegenüber, weil sie leicht vermuten lassen, daß da jemand übertölpelt werden soll. Freilich: sie sind nicht jedem erkennbar, aber eben diese Tatsache unterstützt mein ungutes Empfinden. Vielleicht sollte man grundsätzlich aufhören, historische Vergleiche zu bemühen. Die Entwicklung menschlichen Geistes und menschlicher Ethik sollte inzwischen so weit fortgeschritten sein (freilich nicht überall und bei jedem), daß man anhand der Fakten unter Voraussetzung von Vernunft und Menschlichkeit argumentieren könnte. Oder setze ich da immer noch zuviel voraus?
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 13:14:30
      Beitrag Nr. 154 ()
      @ Cole_T (bzgl. Posting # 143 resp. # 134):
      Ich werde den von Dir gesuchten Text vermutlich am Montag oder Dienstag finden und einscannen können. Bis dahin bitte ich um Geduld.
      ;)

      Zum Thema "Antisemitismus" möchte ich noch anmerken, daß er im Unterschied zu anderen xenophoben Haltungen, die sich auf einen bestimmten Staat richten wie z.B. "Antiamerikanismus" die spezifische Besonderheit aufweist, auch dann noch zu existieren, wenn weit und breit kein Jude mehr zu finden ist.
      Wegen der krankhaften Furcht vor dieser weitestgehend irrationalen Weltherrschafts-Verschwörungstheorie über die Juden braucht man in vielen Ländern auch heute noch nur von irgendjemandem (Politiker, Künstler, Literaten etc.) zu behaupten, er sei Jude und schon tauchen nationalistische und rechtsextreme Irre mit Drohbriefen, Schmierereien oder auch gleich mit Brandbomben im Umfeld des "als Juden `enttarnten`" Menschen auf, selbst wenn dieser gar keiner ist, wie z.B. Mazowiecki in Polen oder Petre Roman in Rumänien.
      Zur Regierungszeit von Mitterand in Frankreich gab es einen jüdischen Justizminister, der 150mal mehr Drohbriefe bekam als jeder seiner Kabinettskollegen, worüber sogar Filme gedreht wurden, u.a. weil einige der anonymen Briefe tatsächlich künstlerisch-historisch interessante von Hand nachgemalte Karikaturen zeigten, die eng an frühere deutsche Karikaturen im "Stürmer" angelegt waren. Auch die Moderatoren von "arte" fanden es "hochinteressant", daß es scheinbar eine Menge Menschen in Frankreich und dem benachbarten Ausland gab, die Juden so sehr haßten, daß sie sich die Mühe machten, stunden- wenn nicht sogar tagelang irgendwelche Sachen zu zeichnen und zu malen, um diese Malereien dann in Briefen als Beleidigungsmittel an das Ministerium dieses französisch-jüdischen Ministers zu schicken.
      Es gibt offenkundig eine Menge Menschen, die aus irgendwelchen psycho-sozialen Problemen heraus bestimmte "Objekte ihres Hasses" haben müssen und die Juden scheinen die dafür notwendigen Kriterien aufgrund der ihnen böswillig zugeschriebenen Eigenschaften in größerem Maße zu erfüllen als jedes andere Volk auf der Welt. Bei "antisemitischem Haß" mischt sich nicht nur wie bei den Zigeunern die Furcht vor dem Fremden oder vor angenommener asozialer Kriminalität mit der üblichen Abneigung gegen Ausländer, sondern man kann bei "antisemitischem Haß" auch noch zusätzlich Neid auf den gesellschaftlichen, finanziellen und intellektuellen Erfolg von Juden in den Haß integrieren. (Übrigens sind von der Religionszugehörigkeit immer noch die Juden unter den Nobel-Preisträgern am stärksten vertreten, aber die buddhistischen Asiaten holen gewaltig auf.) Genau dies alles zusammen macht den "antisemitischen Haß" größer, beharrlicher und einzigartiger als den xenophobischen Haß auf andere Völker.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 13:27:19
      Beitrag Nr. 155 ()
      Da habe ich neulich in "Titel, Thesen, Temperamente" noch einen interessanten Bericht gesehen, in dem auch lesenswerte Bücher erwähnt wurden:
      http://www.hr-online.de/fs/ttt/021117thema_2.html
      Nur, damit nicht alles immer so schön einseitig aussieht. ;)
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 16:24:53
      Beitrag Nr. 156 ()
      @nasdaq10, #152

      nein, nicht zu Off Topic.

      Das Problem ist der Text selbst. Ich bin nicht sicher, ob Du mich da in eine Falle locken möchtest.

      Der Text hat keinen Autor. Bist Du das am Ende selber ? Ich möchte Dir nicht wieder auf die Füße treten. Ich habe ihn sicherheitshalber im Internet angesehen, auch keinen Autoren gefunden.

      Also los:

      Das, was Du da lesen kannst, könnte ein schönes Beispiel sein für das, was @genova angesprochen hatte: Die Intellektuellen- Feindlichkeit in Deutschland.

      Der Schreiber dieses Textes hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Definition von Intellektueller zur Kenntnis zu nehmen. Ich stelle sie Dir mal rein:


      Intellektuelle, der; -n,-n 1. Geist- oder Verstandesmensch, geistig, künstlerisch oder schöpferisch tätiger Mensch 2. akademisch gebildeter Mensch


      Lassen wir den akademisch gebildeten Menschen mal außen vor, denn das ist eine Definition, die mehr die Bedeutung in der Umgangssprache bedient.

      Ein Intellektueller wäre demnach ein Mensch, der in einer bestimmten Weise tätig ist, und zwar entweder geistig, oder künstlerisch, oder schöpferisch. Ich könnte das jetzt noch begründen, warum diese Definition in dieser Weise erfolgt, unterstelle aber einfach mal, daß wir uns in dieser Weise festlegen können.

      Die Definition stammt übrigens aus Langenscheidts Fremdwörter- Lexikon.

      Jetzt zum Text. Wendet sich dieser Text, behandelt dieser Text Menschen, auf die diese Definition zutrifft ?

      Oder ist es eher ein Text eines Menschen, der unter Intellektuellem etwas zu verstehen scheint, der sich mit Vorgängen befaßt, die er entweder nicht versteht, oder aus anderen Gründen in einer von Unverständnis geprägten Weise darstellt.

      Ich gebe zu: nicht alles, was in schriftlicher Form dargelegt wird, entspricht einer „geistigen Schöpfung“.

      Der von Dir eingestellte Text wäre dafür ein ausgezeichnetes Beispiel.

      Das meiste ist eher Mißbrauch der Schriftkunde, und wenn sie über Intellekt handelt, dann eben Geschreibsel, daß erkennen läßt: der Autor drückt aus, daß er nicht weiß, wovon er redet. In diesem Fall hält er sich nicht einmal an die Definition dessen, über was er sich auszulassen wünscht.

      Insoweit ist der Text ein sehr schlechter Text, der sehr gut belegt, was es mit der Intellektuellen- Feindlichkeit auf sich hat. Es ist ein Bauchredner am Werke, kein Geistes- Arbeiter.

      So, nun hoffe ich inständig, daß ich nicht schon wieder Porzellan zerdeppert habe und verweise vorsorglich darauf hin, dies erst nach wiederholter Aufforderung zerdeppert zu haben.

      Wir können das Thema gerne vertiefen, was es mit „geistig Schöpferischem“ auf sich hat, woran man es erkennt, und vor allem, woran man erkennt, daß man etwas vor sich hat, das dem nicht genügt.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 17:50:26
      Beitrag Nr. 157 ()
      Was hier von Philosemiten an Unsinn geschrieben wird ist in der Regel ja schon keine Antwort mehr wert.

      Lustig wird es, wenn man die Sprache schon nicht mehr richtig beherrscht.

      "Antisemitischer Haß", eine neue Begriffsschöpfung von Auryn. Da Antisemitismus ja sowieso schon Haß auf Juden bedeuten soll, was ist dann "antisemitischer Haß"?

      Beiläufig möchte ich der hier immer wieder aufgestellten Behauptung entgegentreten, zum Haß auf Juden bräuchte es keine Juden. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Wenn es z.B. in Island Menschen gibt, die eine antiisraelische Einstellung haben, so ist das eindeutig durch die Medien vermittelt. Kein Wunder übrigens bei den vielen Kriegsverbrechen, die die Israelis begehen. Die Uminterpretation solcher Auffassungen wird dann durch interessierte Juden vorgenommen. Ein "antisemitisches Klischee" in einer Zeitung, schon ist ganz Island antisemitisch. Diesen Stil kennen wir ja von hier leider zu gut.
      Denn Antisemiten gibt es ja sowieso nicht, sondern nur solche, denen diese Eigenschaft gegen ihren Willen zugeordnet wird. Von Juden, Antisemitismus-Experten und Denunzianten.
      In Polen gibt es übrigens viele Juden. Soviele, daß es sogar nach Abzug der Nazis noch zu Progromen kommen konnte. Auch der frz. Minister ist ein schlechtes Beispiel und keineswegs repräsentativ. Wieviele Drohbriefe bekommt z.B. Ari Fleischer oder einer der anderen zahlreichen Juden in der amerikanischen Regierung? Hier wird uns Auryn sicherlich auch noch die Zahlen liefern können.

      Auch die behauptete Anzahl von Nobelpreisträgern jüdischen Glaubens halte ich für falsch. Hier würde mich wirklich ein Beleg interessieren. Allein schon die vielen deutschen und englichen Empfänger des Nobelpreises waren meist keine Juden. Vermutlich liegen die Protestanten vorn. Allerdings halte ich es für hirnverbrannt, überhaupt solche Statistiken zu führen. Denn sie belegen ja nur, als was diese Menschen vermutlich geboren wurden. Die meisten Wissenschaftler sind Atheisten oder Agnostiker. Sie sind zu intelligent, um an den Unsinn einer Religion zu glauben, auch wenn sie formell noch Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 18:45:13
      Beitrag Nr. 158 ()
      Ich fände es viel interessanter, einmal festzustellen wieviele israelische Nobelpreisträger es gibt! Damit könnte man zeigen, was dieses Land zur Weltgemeinschaft beiträgt. Ich fürchte nicht viel.

      Die Frage nach jüdischen Nobelpreisträgern könnte, wenn von der falschen Person gestellt bereits als Antisemtismus ausgelegt werden (hier sind die üblichen Antisemitismusexperten natürlich gefragt :D ). Denn damit wird ja wieder implziert, daß Juden schlauer, also anders sind als der Rest der Welt, zweifellos ein antisemtisches Klischee. :D:laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 19:03:56
      Beitrag Nr. 159 ()
      @ SEP

      Zu Deiner Beruhigung kann ich Dir versichern, dass der Text nicht von mit ist, Du hast also keinesfalls Porzellan zerdeppert, ganz im Gegenteil! ;)

      Der Autor ist meines Wissens Gerd-Lothar Reschke, der Betreiber von http://www.das-ideenmagazin.de/. Zumindest ist mir nicht bekannt, dass dort auch andere Autoren ausser Herrn Reschke schreiben.

      Was mich an diesem Text so stutzig machte, war die Beschreibung des gesellschaftlichen Einflusses sogenannter Intellektueller in Deutschland. Der ist nämlich meiner Meinung nach eher gering als bedeutend. Deshalb hatte ich so meine Probleme mit diesem Text. Gerade der schöpferische Aspekt scheint mir in D doch mittlerweile sehr unterrepräsentiert. Keiner will mehr Verantwortung übernehmen und neue Konzepte entwickeln geschweige denn umsetzen.

      Ich gebe zu, dass ich mich mit dem Thema "Was ist ein Intellektueller?" bisher nicht gerade intensiv auseinandergesetzt habe. Deshalb lege meine folgenden Äußerungen nicht zu sehr auf die Goldwaage.

      Bisher war für mich ein Mensch wie Albert Einstein der Prototyp eines Intellektuellen. Nach allem was ich über Einstein weiß, trifft die Beschreibung, die Herr Reschke über Intellektuelle abgibt, so überhaupt nicht auf Einstein zu. Andererseits war mir der Typ Mensch, den er beschreibt, schon vertraut. Nur fehlt denen eben jeder kreative Ansatz. Damit können sie ja schon nicht mehr intellektuell sein.

      Interessanterweise empfinde ich seine Homepage ansonsten als durchaus in Teilen sehr intellektuell, auch wenn er selbst sich ja dagegen wehrt. Ich glaube, dass Du mit Deiner Einschätzung seiner Person in diesem Punkt genau getroffen hast. Er weiß selbst nicht genau worüber er da eigentlich schreibt!

      Wir können das Thema gerne vertiefen, was es mit „geistig Schöpferischem“ auf sich hat, woran man es erkennt, und vor allem, woran man erkennt, daß man etwas vor sich hat, das dem nicht genügt.

      Gerne! :)

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 20:45:19
      Beitrag Nr. 160 ()
      @nasdaq

      vergessen wir mal diesen @stirner und seinen Senf, und versuchen, die Sache hier auf die Reihe zu bekommen.

      Kennst Du Popper ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 21:09:43
      Beitrag Nr. 161 ()
      @ SEP

      Habe überhaupt nichts dagegen.

      Bisher kenne ich Popper leider nur wenig mehr als dem Namen nach. Auf der HP von Ilja Schmelzer ( http://www.ilja-schmelzer.de/index.html ) habe ich Poppers Logik der Forschung kennengelernt, that`s all. Bin bei meinen Philosophiestudien erst bei Stirner ( hat natürlich nichts mit der ID hier zu tun ) und Nietzsche. Und Nietzsche alleine nimmt einen schon genug in Anspruch ;). Stirner war da schon einfacher :D.

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 21:54:00
      Beitrag Nr. 162 ()
      @nasdaq

      Popper hat ein paar wichtige Sachen rausgeüuhlt, die Sache mit der Falsifikation ist wahrscheinlich die Wichtigste.

      Hier soll es um was anderes gehen. Ich gebe das jetzt gekürzt wieder, damit wir weiterkommen:

      Er unterteilt die Welt in 3 Bereiche:

      Die unbelebte Ebene
      Das ist die Welt der Steine, des Gerölls, eben unbelebt.

      Die belebte Ebene, also die Ebene der Biologie, der Bäume, Sträucher, Tiere.

      Und als drittes die Ebene , na, nennen wir es: des Intellekts, weil wir von Intellekt gesprochen haben.

      Das ist die Ebene der Bücher, der Häuser, der Musik, der Gemälde, kurz: die Ebene, die nur wir Menschen betreten können, in der nur wir Menschen uns auskennen. Eine Welt, die Menschen sich erschaffen haben, für deren Erschaffung Intellekt, aber auch Bewußtsein notwendig ist.

      Tiere können diese Welt nicht betreten, sie ist also der 2. Ebene verschlossen, und natürlich erst recht der ersten Ebene.

      Das ist zwar nicht genau das, wie Popper es ausdrückte, aber dem Wesen nach kommt das hin.

      Ich glaube, wenn Du Dir den gedanken mal zu Gemüte führst, dann ergeben sich schon die ersten Schritte der Richtung, in der es weitergeht.

      Denn es ist ohne Zweifel richtig, daß nicht alle Menschen in gleicher Weise Zutritt zu dieser 3. Ebene haben, auch wenn wir sagen können, daß nur Menschen , ganz generell gesprochen, sich in dieser Ebene bewegen können.

      Damit kannst Du nun schon den Beitrag, den Du hier reingestellt hattest, in seiner Qualität etwas besser beurteilen.

      Er benutzt nur die Werkzeuge der dritten Ebene. Aber er ergreift nicht die kreativen, geistigen, schöpferischen Möglichkeiten der 3. Ebene. Er ist nicht innovativ.

      Er benutzt die Möglichkeit der 3. Ebene, sich in Sprache auszudrücken, um diese gegenüber der 2. Ebene zu denunzieren.

      Er sollte vielleicht besser einen Prügel, oder sein Gebiß, oder seine Urinmarke nehmen, also die Verständigungsmöglichkeit der 2. Ebene.

      Diese Art der Verständigung gelingt jedoch nur gegenüber jenen armen Mitmenschen, die in ihrer Möglichkeit ähnlich hmm... determiniert sind.

      Die 3. Ebene kann zwar mitlesen, hat aber Mitleid mit jenen (,die dennoch sehr gefährlich werden können).

      Diejenigen, die der 2. Ebene näherstehen, sich aber gleichwohl der Verständigungsmöglichkeit der 3. Ebene bedienen können, können hingegen nicht alles nachvollziehen, was sich in/auf dieser 3. Ebene abspielt.

      Genau gesagt, das kann niemand.

      Dennoch gibt es, das wird wohl deutlich, gewichtige graduelle Unterschiede in der Weise, wie man sich diese 3. Ebene erschließt.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 23:52:43
      Beitrag Nr. 163 ()
      Die Theorie der drei Welten, wie sie Popper fomuliert hat ist weder neu noch originell. Bereits Aristoteles hat eine vergleichbare Theorie der Schichtung der Welt formuliert.
      Allerdings nimmt Aristoteles an, daß es nur eine Welt gibt. Die Schichten treten innerhalb einer Welt auf.
      Daraus resultiert auch die Kritik an Popper. Warum sollte es drei Welten geben statt einer?
      Popper hat in jungen Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel "Der Zauber Platons". Im Alter scheint er selbst diesem Zauber erlegen zu sein.
      Die Schichtentheorie der Realität wurde übrigens vorbildhaft bereits vor Popper von Nicolai Hartmann neu formuliert. Ich empfehle seine Bücher "Der Aufbau der realen Welt" und "Naturphilosophie".
      Hartmann nimmt wie Aristoteles vier Schichten an: unbelebtes, belebtes, psychiches und geistiges. Allerdings gehören sie alle einer Welt an.
      Avatar
      schrieb am 24.11.02 23:56:30
      Beitrag Nr. 164 ()
      @nasdaq

      wir werden uns hier nicht weiter unterhalten.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:02:48
      Beitrag Nr. 165 ()
      Wenn man nichts mehr zu sagen hat, muß man sich wohl verabschieden. :D:laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:12:13
      Beitrag Nr. 166 ()
      genau, stirner, es wäre besser, Du machst jetzt mal pause.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:14:26
      Beitrag Nr. 167 ()
      @ SEP

      Kann ich verstehen. Ich habe Dir meine Antwort hier bei WO ins Postfach gelegt.

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:16:29
      Beitrag Nr. 168 ()
      sep,

      ich bin halt gerade online. Aber mir scheint, daß Du eine Pause machen willst; mindestens.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:23:00
      Beitrag Nr. 169 ()
      OK, nasdaq, ich checks gleich.

      Der stirner ist eigentlich ein sehr schönes Belegexemplar darüber, um was es geht.

      jemand, der zwar das Grund- Werkzeug der 3. Ebene beherrscht, also Schreiben und Lesen.

      Und das wars dann.

      Und damit versucht der nun, nicht nur sich die Welt zu erklären, sondern gleich der Welt die Welt zu erklären.

      Dabei ist er nicht einmal in der Lage, einen von ihm formulierten Gedanken über 2 Zeilen zu retten.

      So siehts aus in Deutschland, und nun verstehst Du auch die Sache mit den gojim, nehme ich an. Das ist weniger ein Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden, die Unterscheidung verläuft anders. Aber aus der Sicht der gebildeten Juden in der Frühzeit des Talmud verhält es sich genauso.

      Und Du verstehst vielleicht, warum das "die" so rasend macht.

      Sie können eine Welt nicht betreten, die eigentlich nix mit Juden zu tun hat, eher mit Intellekt.

      Und die schon garnichts mit der Welt des Aristoteles zu tun hat. Das ist eine völlig andere Baustelle.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:37:54
      Beitrag Nr. 170 ()
      sep,

      Du behauptest, ich sei nicht in der Lage einen Gedanken über zwei Zeilen zu retten?

      Ich weiß zwar nicht wie Du darauf kommst, stelle allerdings fest, daß Du zu meinem Posting #163 nichts zu sagen hast. Ansonsten würde ich meinen, daß meine Äußerungen hier bei WO konsistent sind. Damit meine ich alle meine Postings.

      Dein Geschwafel kannst Du ansonsten für Dich behalten. Du brauchtst Dich nicht extra für mich zu entblöden.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:49:16
      Beitrag Nr. 171 ()
      Gut, Stirner, Du bittest penetrant darum.

      Du behauptest, daß Deine Äußerungen konsistent sind ? Und zwar alle Deine äußerungen ? Du machst Spaß, nicht wahr ?

      Äußerungen von Dir:


      aus #158

      Ich fände es viel interessanter, einmal festzustellen wieviele israelische Nobelpreisträger es gibt!

      #157

      Auch die behauptete Anzahl von Nobelpreisträgern jüdischen Glaubens halte ich für falsch.


      #157

      Allerdings halte ich es für hirnverbrannt, überhaupt solche Statistiken zu führen.

      <<<<<<<<<<<<<<

      Du hälst also die behauptete Anzahl von Nobelpreisträgern jüdischen Glaubens für falsch, hälst es auch für hirnverbrannt, überhaupt solche Statistiken zu führen,

      Fändest es andererseits dennoch viel interessanter, einmal festzustellen, wie viele israelische Nobelpreisträger es gibt ? weil:

      (#158): „.....Damit könnte man zeigen, was dieses Land zur Weltgemeinschaft beiträgt. Ich fürchte nicht viel.“

      Tut mir leid, @stirner, für sowas ist mir meine Zeit denn doch zu Schade.

      Stirner, wir sind von sehr verschiedenen Sternen. Laß es.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:50:11
      Beitrag Nr. 172 ()
      Die Ebenen hat ja Popper aus seiner Sicht, aus seinem
      Standpunkt her, vielleicht aus einer Weitsicht die ein Maulwurfshàgel halt so bietet, treffend beschrieben.

      Wird mir meine neugierige Frage verziehen, die sich aufdràngt,
      Sep in welcher erlauchten Ebene weilest Du gegenwàrtig?
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:54:44
      Beitrag Nr. 173 ()
      Zu #163

      Popper hat keine 3 Welten formuliert, sowas habe ich auch nicht behauptet. In meinem Text steht:

      Er unterteilt die Welt in 3 Bereiche.

      Ich wünschte, Du würdest wenigstens Lesen können. Das hatte ich mal irgendwo unterstellt. Selbst das ist offensichtlich zu viel verlangt.

      Du siehst, ich stelle keine Fragen an Dich, weil ich auf Deine Antworten keinlerlei Wert lege.

      Ich unterstelle, Du weißt, wie man "Wert" definiert.
      Für jemanden, der nicht einmal lesen kann, ist das allerdings schon ein dicker Brocken.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 00:56:23
      Beitrag Nr. 174 ()
      @ombaba, das ist nix für Dich.

      und bring endlich mal Deinen Tastaturtreiber auf Vordermann.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:03:28
      Beitrag Nr. 175 ()
      Also ehrlich @sep, das war wirklich schwach.
      Um Inkonsitentzen zu beweisen, beziehtst Du dich auf zwei aufeinanderfolgende Postings, die ich auch noch kurz hintereinander geschrieben habe.

      Keines enthält eine Widerspruch zum jeweils anderen Posting. Wo soll er liegen? Da mußt Du Dich schon mehr anstrengen.

      Da Du Dich ab und zu mit Philosophie zu beschäftigen scheinst, empfehle ich Dir eine Einführung in die Grundlagen der Logik.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:05:07
      Beitrag Nr. 176 ()
      @nasdaq

      wenn es der Beispiele bedürfte für jemanden, der von der 3. Ebene weiß, sie auch durchlaufen kann, sie ihm aber fremd bleibt, hier haben sich 2 Exemplare eingefunden und wollen Zeugnis ablegen.

      Sie können lesen, sie können schreiben, einen Kuchen backen, und ein Auto fahren. Also all das, was unsere Gesellschaft am Kreiseln hält.

      Mehr ist auch nicht nötig.

      Und schon wieder hast Du etwas dazugelernt von Deinen
      (vermeintlichen) Ahnen. Ich weiß, ich bin bösartig.

      Aber diese Ebene zu gestalten, in dem Sinne, wie Intellekt definiert ist, also kreativ, schöpferisch, geistig befaßt, das ist hier sehr schwer vorstellbar.

      Lies Dir deren Beiträge durch, und es fällt von nun sofort auf, wo Grenzen verlaufen. Wenn Du es einmal erkannt hast, dann wirst Du es niemals mehr anders sehen können. Du erkennst, in welche Richtung jemand gewandt ist, und Du merkst sofort, warum dies so sein muß, garnicht anders sein kann.

      Es geht nicht anders !

      Das macht wütend. Und verzweifelt. Es ist was Dumpfes, das in denen bohrt.

      Kennst Du Maimonides ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:09:14
      Beitrag Nr. 177 ()
      @stirner, ich habs nicht anders erwartet.

      Hier kommen Leser vorbei, die einen von der Seite, die anderen von der anderen. Der eine oder andere wird es so sehen wie Du, andere werden nicht einmal diesen Stuß, (und das ist es ja wohl, was Du schreibst), lesen müssen, um sich zu fragen, warum ich mich überhaupt mit Dir befasse.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:17:47
      Beitrag Nr. 178 ()
      #176, sep

      Ja, ich kann lesen. Für Dich scheint das offensichtlich nicht ganz zuzutreffen.

      Denn sonst wüßtest Du, daß Popper von drei Welten gesprochen hat, nicht etwa von drei Bereichen.

      Du bist verzweifelt? Vielleicht der Anfang der Selbsterkenntnis.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:21:16
      Beitrag Nr. 179 ()
      zu #176

      Du mußt Dich nicht mit mir befassen.

      Vor allem, wenn Du nichts zu meinen Postings zu sagen hast.

      :D :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:23:05
      Beitrag Nr. 180 ()
      Ach ja, das war ein Irrtum.
      Posting #179 bezieht sich auf Posting #177
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:36:28
      Beitrag Nr. 181 ()
      @stirner

      was für Bereiche ?

      Es ging um Ebenen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:38:12
      Beitrag Nr. 182 ()
      @ SEP

      Du hast Post.

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 01:47:39
      Beitrag Nr. 183 ()
      Du wirfst mir also Inkonsistenz vor.

      In Posting #162 sprichst Du von drei Bereichen. Das war ja wohl das erste Posting zu diesem Thema von Dir.

      Egal ob Bereiche oder Ebenenen, entscheidend für meine Weltsicht ist, daß es eben nur eine Welt gibt. Deswegen ist der von Hartmann verwendete Begriff der Schichtung der bessere.

      Popper meint, es gebe drei Welten. Das ist meiner Meinung nach falsch und die meisten Philosophen (wenn nicht alle) sind ebenfalls dieser Meinung.

      Mit Juden hat das überhaupt nichts zu tun.
      Avatar
      schrieb am 25.11.02 02:10:50
      Beitrag Nr. 184 ()
      @stirner

      ich lege keinen Wert darauf, mit Dir zu korrespondieren.

      Es ist mir egal, ob Deiner Meinung nach Popper Recht hat oder nicht.

      Es ist so egal, als ob in China ein Sack Reis umfällt, stirner.

      Wenn Du klug wärst, dann hättest Du erkannt, daß ich anhand von Popper eine Unterteilung vornehme, um etwas zu erklären.

      Du wolltest darauf reinpreschen und erklären, was deiner meinung nach widerlegt wurde von dem und jenem. Das ist aber irrelevant, weil es zwar Deinen Neigungen entspricht, mit dem, was ich zu erklären suche nichts zu tun hat.

      Das gäte selbst dann, wenn Popper damit Unrecht haben würde.

      Tatsächlich ist die Unterteilung Bei Popper eine andere, als die, welche von mir hier vereinfachend reingesetzt wurde, weil ich nicht damit rechnen konnte, solche dümmlichen Komiker wie Dich damit aufzurufen.

      Glaubst du wirklich, es interessiert hier jemanden, ob Du weißt, wie Popper geschrieben wird ?

      Popper hat eine Abgrenzung vorgenommen, die ich grob aufgenommen habe.

      Ist das so schwer zu begreifen ? Es geht hier um Dich, und über Dich, wenn Du so willst. Aber nicht mit Dir. Ich weiß, das ist schwer zu begreifen, und deswegen wirst Du Dich weiter einmischen. Aber Du wirst nicht verstehen, um was genau es sich handelt. Das hat doch nichts damit zu tun, daß man die Namen von Philosophen kennt. Lies mal nach, was Popper über Philosophen geschrieben hat.

      Und dann erst Recht diejenigen, die damit hausieren gehen.

      Also, was wolltest Du über Aristoteles sagen ? Und wen genau soll das interessieren ? Schreib dem, nicht mir. Ich lese es aber durch. Versprochen. Spaß muß sein.

      Und was bedeutet Inkonsistenz für Dich ? Die Folgen einer Entzündung der Darmflora ? Sieh zu, daß Du Dich mit den Widersprüchen auseinandersetzt, die Du fabrizierst, sonst bist Du für jeden ein nutzloser Diskussionspartner.

      Komm wieder, wenn Du die Nobelpreisfrage gelöst hast, und warum sie einerseits für Dich wichtig ist, andererseits nicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 11:34:37
      Beitrag Nr. 185 ()
      Den von Cole_T gesuchten Text werde ich vermutlich erst heute oder morgen abend einfügen können.

      Bis dahin möchte ich nur mal schnell auf das Posting # 157 eingehen, in dem mein hochverehrter "Stirner" erstens meine Wort-Verwendung "antisemitischer Haß" kritisierte. Dazu wollte ich anmerken, daß nach meiner Ursprungsdefinition "Antisemitismus" gleichbedeutend ist mit "Judenfeindschaft". Da Feindschaft nicht identisch ist mit "Haß", wäre mein Ausdruck lediglich eine Steigerung von "Feindschaft". Da man aber auch sonst beides hier gemeinhin nicht ganz klar voneinander abgrenzt, ist es mir ziemlich rätselhaft, worüber sich "Stirner" überhaupt aufregt.
      Zum zweiten bezweifelte "Stirner" in Posting # 157 meine frühere Aussage, daß Juden unter den Nobel-Preisträgern über-repräsentiert wären, da seiner antisemitischen Meinung nach Juden ja wohl nichts zum Wohl der Menschheit beitragen könnten. Nun, dann sehen wir uns doch mal diese Liste an, die sogar immer noch unvollständig ist, weil z.B. die Friedensnobelpreisträger fehlen, unter denen auch Elie Wiesel zu finden wäre:

      Jewish Laureates of Nobel Prize in Literature
      Year Nobel Laureate Country of birth
      1910 Heyse, Paul"as a tribute to the consummate artistry, permeated with idealism, which he has demonstrated during his long productive career as a lyric poet, dramatist, novelist and writer of world-renowned short stories" Germany
      1927 Bergson, Henri"in recognition of his rich and vitalizing ideas and the brillant skill with which they have been presented" France
      1958 Pasternak, Boris Leonidovich"for his important achievement both in contemporary lyrical poetry and in the field of the great Russian epic tradition" Russia
      1966 Agnon, Shmuel Yosef"for his profoundly characteristic narrative art with motifs from the life of the Jewish people" Spain
      1966 Sachs, Nelly"for her outstanding lyrical and dramatic writing, which interprets Israel`s destiny with touching strength" Germany
      1976 Bellow, Saul"for the human understanding and subtle analysis of contemporary culture that are combined in his work" Canada
      1978 Singer, Isaac Bashevis"for his impassioned narrative art which, with roots in a Polish-Jewish cultural tradition, brings universal human conditions to life" Poland
      1981 Canetti, Elias"for writings marked by a broad outlook, a wealth of ideas and artistic power" Bulgaria
      1987 Brodsky, Joseph"for an all-embracing authorship, imbued with clarity of thought and poetic intensity" Russia
      1991 Gordimer, Nadine"who through her magnificent epic writing has - in the words of Alfred Nobel - been of very great benefit to humanity" South Africa
      2002 Kertesz, Imre"for writing that upholds the fragile experience of the individual against the barbaric arbitrariness of history" Hungary
      Total number of Jewish Laureates: 11


      Jewish Laureates of Nobel Prize in Biomedical Sciences
      Year Nobel Laureate Country of birth
      1908 Ehrlich, Paul"for their work on immunity" Germany
      1908 Mechnikov, Elie"for their work on immunity" Russia
      1914 Barany, Robert"for his work on the physiology and pathology of the vestibular apparatus" Austria
      1922 Meyerhof, Otto Fritz"for his discovery of the fixed relationship between the consumption of oxygen and the metabolism of lactic acid in the muscle" Germany
      1930 Landsteiner, Karl"for his discovery of human blood groups" Austria
      1931 Warburg, Otto Heinrich"for his discovery of the nature and mode of action of the respiratory enzyme" Germany
      1936 Loewi, Otto"for their discoveries relating to chemical transmission of nerve impulses" Austria
      1944 Erlanger, Joseph"for their discoveries relating to the highly differentiated functions of single nerve fibers" USA
      1945 Chain, Sir Ernst Boris"for the discovery of penicillin and its curative effect in various infectious diseases" Germany
      1946 Muller, Hermann Joseph"for the discovery of the production of mutations by means of X-ray irradiation" USA
      1947 Cori, Gerty Theresa, Radnitz"for their discovery of the course of the catalytic conversion of glycogen" Czech Republic
      1950 Reichstein, Tadeus"for their discoveries relating to the hormones of the adrenal cortex, their structure and biological effects" Poland
      1952 Waksman, Selman Abraham"for his discovery of streptomycin, the first antibiotic effective against tuberculosis" Russia
      1953 Krebs, Sir Hans Adolf"for his discovery of the citric acid cycle" Germany
      1953 Lipmann, Fritz Albert"for his discovery of co-enzyme A and its importance for intermediary metabolism" Germany
      1958 Lederberg, Joshua"for his discoveries concerning genetic recombination and the organization of the genetic material of bacteria" USA
      1959 Kornberg, Arthur"for their discovery of the mechanisms in the biological synthesis of ribonucleic acid and deoxyribonucleic acid" USA
      1964 Bloch, Konrad"for their discoveries concerning the mechanism and regulation of the cholesterol and fatty acid metabolism" Germany
      1965 Jacob, Francois"for their discoveries concerning genetic control of enzyme and virus synthesis" France
      1965 Lwoff, Andre"for their discoveries concerning genetic control of enzyme and virus synthesis" France
      1967 Wald, George"for their discoveries concerning the primary physiological and chemical visual processes in the eye" USA
      1968 Nirenberg, Marshall W."for their interpretation of the genetic code and its function in protein synthesis" USA
      1969 Luria, Salvador E."for their discoveries concerning the replication mechanism and the genetic structure of viruses" Italy
      1970 Axelrod, Julius"for their discoveries concerning the humoral transmitters in the nerve terminals and the mechanism for their storage, release and inactivation" USA
      1970 Katz, Sir Bernard"for their discoveries concerning the humoral transmitters in the nerve terminals and the mechanism for their storage, release and inactivation" Germany
      1972 Edelman, Gerald M."for their discoveries concerning the chemical structure of antibodies" USA
      1975 Baltimore, David"for their discoveries concerning the interaction between tumor viruses and the genetic material of the cell" USA
      1975 Temin, Howard Martin"for their discoveries concerning the interaction between tumor viruses and the genetic material of the cell" USA
      1976 Blumberg, Baruch S."for their discoveries concerning new mechanisms for the origin and dissemination of infectious diseases" USA
      1977 Schally, Andrew V."for their discoveries concerning the peptide hormone production of the brain" Poland
      1977 Yalow, Rosalyn"for the development of radioimmunoassays of peptide hormones" USA
      1978 Nathans, Daniel"for the discovery of restriction enzymes and their application to problems of molecular genetics" USA
      1980 Benacerraf, Baruj"for their discoveries concerning genetically determined structures on the cell surface that regulate immunological reactions" Venezuela
      1984 Milstein, Cesar"for theories concerning the specificity in development and control of the immune system and the discovery of the principle for production of monoclonal antibodies" Argentina
      1985 Goldstein, Joseph L."for their discoveries concerning the regulation of cholesterol metabolism" USA
      1986 Cohen, Stanley"for their discoveries of growth factors" USA
      1986 Levi-Montalcini, Rita"for their discoveries of growth factors" Italy
      1988 Elion, Gertrude B."for their discoveries of important principles for drug treatment" USA
      1989 Varmus, Harold E."for their discovery of the cellular origin of retroviral oncogenes" USA
      1994 Gilman, Alfred G."for their discovery of G-proteins and the role of these proteins in signal transduction in cells" USA
      1994 Rodbell, Martin"for their discovery of G-proteins and the role of these proteins in signal transduction in cells" USA
      1997 Prusiner, Stanley B."for his discovery of Prions - a new biological principle of infection" USA
      1998 Furchgott, Robert F."for their discoveries concerning nitric oxide as a signaling molecule in the cardiovascular system" USA
      2000 Greengard, Paul"signal transduction in the nervous system" USA
      2000 Kandel, Eric R."signal transduction in the nervous system" Austria
      2002 Brenner, Sydney"for their discoveries concerning genetic regulation of organ development and programmed cell death" South Africa
      2002 Horvitz, H. Robert"for their discoveries concerning genetic regulation of organ development and programmed cell death" USA
      Total number of Jewish Laureates: 47


      Jewish Laureates of Nobel Prize in Chemistry
      Year Nobel Laureate Country of birth
      1905 von Baeyer, Johann Friedrich Wilhelm Adolf"for his services in the advancement of organic chemistry and the chemical industry, through his work on organic dyes and hydroaromatic compounds" Germany
      1910 Wallach, Otto"for his pioneer work in the field of alicyclic compounds" Germany
      1915 Willstatter, Richard Martin"for his researches on plant pigments, especially chlorophyll" Germany
      1918 Haber, Fritz"for the synthesis of ammonia from its elements" Germany
      1943 de Hevesy, George"for his work on the use of isotopes as tracers in the study of chemical processes" Hungary
      1961 Calvin, Melvin"for his research on the carbon dioxide assimilation in plants" USA
      1962 Perutz, Max Ferdinand"for their studies of the structures of globular proteins" Austria
      1972 Anfinsen, Christian B."for his work on ribonuclease, especially concerning the connection between the amino acid sequence and the biologically active conformation" USA
      1972 Stein, William Howard"for their contribution to the understanding of the connection between chemical structure and catalytic activity of the active center of the ribonuclease molecule" USA
      1977 Prigogine, Ilya"for his contributions to non-equilibrium thermodynamics, particularly the theory of dissipative structures" Russia
      1979 Brown, Herbert C."for their development of the use of boron- and phosphorus-containing compounds, respectively, into important reagents in organic synthesis" Ukraine
      1980 Berg, Paul"for his fundamental studies of the biochemistry of nucleic acids, with particular regard to recombinant-DNA" USA
      1980 Gilbert, Walter"for their contributions concerning the determination of base sequences in nucleic acids" USA
      1981 Hoffmann, Roald"for their theories, developed independently, concerning the course of chemical reactions" Poland
      1982 Klug, Sir Aaron"for his development of crystallographic electron microscopy and his structural elucidation of biologically important nuclei acid-protein complexes" Lithuania
      1985 Hauptman, Herbert A."for their development of direct methods for the determination of crystal structures" USA
      1985 Karle, Jerome"for their development of direct methods for the determination of crystal structures" USA
      1989 Altman, Sidney"for their discovery of catalytic properties of RNA" Canada
      1992 Marcus, Rudolph A."for his contributions to the theory of electron transfer reactions in chemical systems" Canada
      1994 Olah, George A."for his contribution to carbonation chemistry" Hungary
      1998 Kohn, Walter"for his development of the density-functional theory" Austria
      2000 Heeger, Alan J."for the discovery and development of conductive polymers" USA
      Total number of Jewish Laureates: 22

      Jewish Nobel Laureates in Economics
      Year Nobel Laureate Country of birth
      1970 Samuelson, Paul A."for the scientific work through which he has developed static and dynamic economic theory and actively contributed to raising the level of analysis in economic science" USA
      1971 Kuznets, Simon"for his empirically founded interpretation of economic growth which has led to new and deepened insight into the economic and social structure and process of development" USA
      1972 Arrow, Kenneth J."for their pioneering contributions to general economic equilibrium theory and welfare theory" USA
      1973 Leontief, Wassily"for the development of the input-output method and for its application to important economic problems" Russia
      1975 Kantorovich, Leonid Vitaliyevich"for their contributions to the theory of optimum allocation of resources" Russia
      1976 Friedman, Milton"for his achievements in the fields of consumption analysis, monetary history and theory and for his demonstration of the complexity of stabilization policy" USA
      1978 Simon, Herbert A."for his pioneering research into the decision-making process within economic organizations" USA
      1980 Klein, Lawrence R."for the creation of econometric models and the application to the analysis of economic fluctuations and economic policies" USA
      1985 Modigliani, Franco"for his pioneering analyses of saving and of financial markets" Italy
      1987 Solow, Robert M."for his contributions to the theory of economic growth" USA
      1990 Markowitz, Harry M."for their pioneering work in the theory of financial economics" USA
      1990 Miller, Merton H."for their pioneering work in the theory of financial economics" USA
      1992 Becker, Gary S."for having extended the domain of microeconomic analysis to a wide range of human behavior and interaction, including nonmarket behavior" USA
      1993 Fogel, Robert W."for having renewed research in economic history by applying economic theory and quantitative methods in order to explain economic and institutional change" USA
      1994 Harsanyi, John C."for their pioneering analysis of equilibria in the theory of non-cooperative games" Hungary
      1997 Scholes, Myron S."for a new method to determine the value of derivatives " Canada
      2001 Akerlof, George A."for their analyses of markets with asymmetric information" USA
      2001 Stiglitz, Joseph E."for their analyses of markets with asymmetric information" USA
      2002 Kahneman, Daniel"for having integrated insights from psychological research into economic science, especially concerning human judgment and decision-making under uncertainty" Israel
      Total number of Jewish Laureates: 19

      Jewish Laureates of Nobel Prize in Physics
      Year Nobel Laureate Country of birth
      1907 Michelson, Albert Abraham"for his optical precision instruments and the spectroscopic and meteorological investigations carried out with their aid" Poland
      1908 Lippmann, Gabriel"for his method of reproducing colors photographically based on the phenomenon of interference" Luxembourg
      1921 Einstein, Albert"for his services to Theoretical Physics, and especially for his discovery of the law of the photoelectric effect" Germany
      1922 Bohr, Niels"for his services in the investigation of the structure of atoms and of the radiation emanating from them" Denmark
      1925 Franck, James"for their discovery of the laws governing the impact of an electron upon an atom" Germany
      1943 Stern, Otto"for his contribution to the development of the molecular ray method and his discovery of the magnetic moment of the proton" Germany
      1944 Rabi, Isidor Isaac"for his resonance method for recording the magnetic properties of atomic nuclei" Austria
      1945 Pauli, Wolfgang"for the discovery of the Exclusion Principle, also called the Pauli Principle" Austria
      1952 Bloch, Felix"for their development of new methods for nuclear magnetic precision measurements and discoveries in connection therewith" Switzerland
      1954 Born, Max"for his fundamental research in quantum mechanics, especially for his statistical interpretation of the wavefunction" Poland
      1958 Frank, Il`ja Mikhailovich"for the discovery and the interpretation of the Cherenkov effect" Russia
      1958 Tamm, Igor Yevgenyevich"for the discovery and the interpretation of the Cherenkov effect" Russia
      1959 Segre, Emilio Gino"for their discovery of the antiproton" Italy
      1960 Glaser, Donald A."for the invention of the bubble chamber" USA
      1961 Hofstadter, Robert"for his pioneering studies of electron scattering in atomic nuclei and for his thereby achieved discoveries concerning the structure of the nucleons" USA
      1962 Landau, Lev Davidovich"for his pioneering theories for condensed matter, especially liquid helium" Uzbekistan
      1963 Wigner, Eugene P."for his contributions to the theory of the atomic nucleus and the elementary particles, particularly through the discovery and application of fundamental symmetry principles" Hungary
      1965 Feynman, Richard P."for their fundamental work in quantum electrodynamics, with deep-ploughing consequences for the physics of elementary particles" USA
      1965 Schwinger, Julian"for their fundamental work in quantum electrodynamics, with deep-ploughing consequences for the physics of elementary particles" USA
      1967 Bethe, Hans Albrecht"for his contributions to the theory of nuclear reactions, especially his discoveries concerning the energy production in stars" USA
      1969 Gell-Mann, Murray"for his contributions and discoveries concerning the classification of elementary particles and their interactions" USA
      1971 Gabor, Dennis"for his invention and development of the holographic method" Hungary
      1972 Cooper, Leon N."for their jointly developed theory of superconductivity, usually called the BCS-theory" USA
      1973 Josephson, Brian D."for his theoretical predictions of the properties of a supercurrent through a tunnel barrier, in particular those phenomena which are generally known as the Josephson effects" UK
      1975 Mottelson, Ben Roy"for the discovery of the connection between collective motion and particle motion in atomic nuclei and the development of the theory of the structure of the atomic nucleus based on this connection" USA
      1976 Richter, Burton"for their pioneering work in the discovery of a heavy elementary particle of a new kind" USA
      1978 Kapitsa, Pyotr Leonidovich"for his basic inventions and discoveries in the area of low-temperature physics" Russia
      1978 Penzias, Arno A."for their discovery of cosmic microwave background radiation" Germany
      1979 Glashow, Sheldon L."for their contributions to the theory of the unified weak and electromagnetic interaction between elementary particles, including inter alia the prediction of the weak neutral current" USA
      1979 Weinberg, Steven"for their contributions to the theory of the unified weak and electromagnetic interaction between elementary particles, including inter alia the prediction of the weak neutral current" USA
      1988 Lederman, Leon M."for the neutrino beam method and the demonstration of the doublet structure of the leptons through the discovery of the muon neutrino" USA
      1988 Schwartz, Melvin"for the neutrino beam method and the demonstration of the doublet structure of the leptons through the discovery of the muon neutrino" USA
      1988 Steinberger, Jack"for the neutrino beam method and the demonstration of the doublet structure of the leptons through the discovery of the muon neutrino" Germany
      1990 Friedman, Jerome I."for their pioneering investigations concerning deep inelastic scattering of electrons on protons and bound neutrons, which have been of essential importance for the development of the quark model in particle physics" USA
      1992 Charpak, Georges"for his invention and development of particle detectors, in particular the multiwire proportional chamber" Poland
      1995 Perl, Martin L."for the discovery of the tau lepton " Russia
      1995 Reines, Frederick"for the detection of the neutrino" USA
      1996 Lee, David M."for their discovery of superfluidity in helium-3" USA
      1996 Osheroff, Douglas D."for their discovery of superfluidity in helium-3" USA
      1997 Cohen-Tannoudji, Claude"for development of methods to cool and trap atoms with laser light" Algeria
      2000 Alferov, Zhores I."for basic work on information and communication technology" Russia
      Total number of Jewish Laureates: 41
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 11:52:03
      Beitrag Nr. 186 ()
      Nobelpreisträger, die zum Zeitpunkt der Preisverleihung die israelische Staatsbürgerschaft hatten, waren übrigens meines Wissens nach außerdem noch Shmuel Agnon (Literatur 1966) und dann noch Elie Wiesel (Frieden 1986 oder 87?) sowie geteilte Preise für Ytzhak Rabin und Menachem Begin - naja... Anwar al Sadat hätte ihn eher alleine verdient gehabt, aber wie jeder wirklich große Friedenspreisträger wurde der auch gleich darauf von Fanatikern unter seinen Landsleuten ermordet.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 12:02:13
      Beitrag Nr. 187 ()
      @ Cole_T:
      Ich wollte den Text, den Du suchtest, in deutschen Auszügen bringen, aber den Original-Text kannst Du vermutlich auch über diese Seite finden, die mir recht akzeptabel und wissenschaftlich erscheint:
      http://www.zum.de/psm/div/israel/primaer.php
      Bis dann,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 12:14:08
      Beitrag Nr. 188 ()
      Auryn,

      Deine Postings können die offensichtliche Tatsache nicht verleugnen, daß Du keinen Beweis antreten kannst. Denn dazu müßtest Du einen Vergleich mit anderen Religionen liefern. Oder gehen solche trivialen Notwendigkeiten über die Möglichkeiten Deines analytischen Denkens hinaus?

      Außerdem bezweifle ich, daß die Liste stimmt. Diese Leute waren vielleicht Juden im Sinn des Judentums (geboren als Juden), aber waren es auch Juden nach ihrem Verständnis? Also Mitglieder einer Gemeinde. Diesen Beweis müßtest Du schon noch antreten.

      Zitat Auryn:

      Zum zweiten bezweifelte "Stirner" in Posting # 157 meine frühere Aussage, daß Juden unter den Nobel-Preisträgern über-repräsentiert wären, da seiner antisemitischen Meinung nach Juden ja wohl nichts zum Wohl der Menschheit beitragen könnten.

      Hier werde ich bewußt falsch zitiert. Ich habe geschrieben, daß ich bezweifle, daß es viele israelische Nobelpreisträger gibt und dieses Land viel zum Wohl der Menschheit beiträgt. Da Du daraus auch noch einen Antisemtismus-Vorwurf konstruierst kann ich nur sagen: Lern erst mal lesen.

      Nochmals zum Begriff "antisemitischer Haß". Der trifft die Sache in etwa so gut wie ein "weißer Schimmel". Die Steigerung von Schimmel also.

      Ein weiteres Zitat von Auryn:

      Nobelpreisträger, die zum Zeitpunkt der Preisverleihung die israelische Staatsbürgerschaft hatten, waren übrigens meines Wissens nach außerdem ......

      Du scheinst also zu glauben, daß alle Juden auch Israelis sind oder willst Du uns die Tatsache verbergen, daß es eben nur einen israelischen Nobelpreisträger gibt (die Friedensnobelpreisträger zähle ich nicht mit).
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 14:09:00
      Beitrag Nr. 189 ()
      Auch der einzige israelische Nobelpreisträger ist in Wirlichkeit Amerikaner und besitzt lediglich die doppelte Staatsbürgerschaft. Den Nobelpreis hat er als US-Amerikaner bekommen. Dort lebt und forscht er.

      Wie ich also vermutet habe: Ist nichts mit israelischen Nobelpreisträgern.

      Ich finde es außerdem als bescheuert, Listen von Nobelpreisträgern nach Religionszugehörigkeit zu führen. Ich glaube nicht, daß man im Vatikan eine ähnliche Liste für katholische Preisträger führt.

      Oder will man mit dieser Art von Aussage uns die (rassistische) Mitteilung machen: Seht her Leute, wir Juden sind schlauer als ihr, die Gojim. Eine solche Aussage hat aber bereits etwas antisemitisches an sich. Vielleicht ist es auch nur die besonders clevere Methode, zum Ansteigen des Antisemitismus, den die Juden zum Überleben brauchen, etwas beizutragen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 15:49:04
      Beitrag Nr. 190 ()
      Weißt Du, Stirner, Du darfst ja ruhig weiter glauben, daß die unten aufgeführten Nobel-Preisträger nie irgendwas mit Israel zu tun hatten oder nie mit Antisemitismus konfrontiert waren wie vielleicht z.B. Isaac Bashevis Singer oder Albert Einstein, (nicht wahr?) aber das beweist nur Deinen engen Horizont. Lies doch mal unter anderem für welche Werke besonders die Literaten ausgezeichnet wurden. Da sind unter anderem Werke über das Leben der Juden in Osteuropa mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, deren "Schtetl" nicht mehr existieren, weil sie von deutschen Massenmördern vernichtet wurden.
      Ich würde Dir besonders aus diesem Grund dringend raten, Dir mal heute abend das ZDF um 20.15 Uhr einzuschalten, denn da kannst Du etwas über den Antisemitismus lernen, der für Dich ja niemals existiert zu haben scheinst und den Du aus voller Kraft leugnest. Wie ich Dich inzwischen kennengelernt habe, wirst Du Dich aber zum Zeitpunkt der Ausstrahlung händeringend vor Ärger über die Ungerechtigkeit der weltweiten Geschichtschreibung an einen Stammtisch zurückziehen, wo man nichts über die deutsche Vergangenheit unter Hitler zu wissen braucht, weil man dann ja die Juden nicht mehr für alles Unglück in der Welt verantwortlich machen könnte.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:00:33
      Beitrag Nr. 191 ()
      Hier noch ein Text, der zeigt in welcher Tradition sich Möllemann bewegt und wo der radikale Antisemitismus der Araber herkommt:

      Quelle: http://www.welt.de/daten/2002/06/14/0614ku338034.htx

      Die deutsch-arabische Freundschaft
      Was Sie schon immer über Jürgen Möllemann wissen wollten, aber nie zu fragen wagten


      Gute Beziehungen: Jürgen W. Möllemann bei einem Treffen mit PLO-Chef Jassir Arafat1979 in Beirut
      Foto: AP/Ullstein
      Von Hannes Stein

      Wer die Webseiten der Deutsch-Arabischen Gesellschaft anklickt, deren Präsident Jürgen Möllemann ist, erfährt interessante, ja erstaunliche Details. So wird ihm erklärt, dass Israel die "landhungrige Krake" des Nahen Ostens sei; dass es den Menschenrechten diene, einen Vertreter des irakischen Baath-Regimes höflich zu behandeln; und dass die Amerikaner den Golfkrieg im Grunde verloren hätten. "Die Regierung Hussein ist fester im Sattel denn je. Sogar deren Nachfolge ist schon geregelt", meldet ein Führungsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft mit kaum verhohlener Freude. "Ob das nun gefällt oder nicht, diese Tatsachen sind hinzunehmen."

      Die Webseiten von Jürgen Möllemanns Freunden leuchten pistaziengrün, weil grün die Farbe des Islam ist. Hier soll in drei Erzählschritten dargestellt werden, vor welchem geschichtlichen Hintergrund sie leuchten.

      Erstens. Die Araber haben spät angefangen, sich als Nation zu empfinden. Dabei wurde die Vorstellung, die arabische Intellektuelle sich vom Nationalstaat machten, nicht von westlichen Vorbildern geprägt. Der Westen, das waren die Kolonialmächte, also die Feinde: die Franzosen und Briten. Außerdem wurde die westliche Idee von der Nation als "täglichem Plebiszit" (Ernest Renan) eher als verwirrend empfunden. Viel näher lag ein anderes Modell: Deutschland. Auch dieses Volk hatte lange keine staatliche Identität besessen, war in verschiedene Fürstentümer zersplittert gewesen und nur durch etwas Undefinierbares, Nebulöses namens "Kultur" zusammengehalten worden. Und jetzt, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert, holten diese Deutschen mächtig auf. Sie entwickelten ein durch den Begriff "Rasse" geschärftes Nationalempfinden!

      "Wir waren Rassisten, wir bewunderten den Nationalsozialismus, lasen seine Bücher und die Quellen seiner Ideen, insbesondere Nietzsche ... Wir dachten als Erste daran, ,Mein Kampf´ zu übersetzen. Wer in dieser Zeit in Damaskus lebte, kann die Neigung des arabischen Volkes zum Nazismus verstehen, denn er war die Macht, die Vorkämpfer der arabischen Sache sein konnte, und wer besiegt ist, liebt von Natur den Siegreichen." Dies schrieb Sami al-Jundi, der zu den Führern der Baath-Partei gehörte. Später spaltete diese Partei sich in einen syrischen und einen irakischen Flügel; sie sind bis heute in beiden Ländern an der Macht. In der Zeit des Kalten Krieges, als die Sowjetunion die arabischen Diktaturen unterstützte, wurde der nationalsozialistische Untergrund der Baath-Ideologie flüchtig mit roter Marxismus-Leninismus-Farbe übertüncht. Nach 1989 trat er wieder in sattem Braun hervor.

      Zweitens. Die Liebe der arabischen Nationalisten zu den Nazis blieb zunächst unerwidert. Je schärfer aber der Konflikt des Großdeutschen Reiches mit den Briten wurde, desto interessanter wurden die potenziellen Verbündeten im Nahen Osten. Am Ende entdeckten die Nazis doch noch ihr Herz für den Multikulturalismus. Sie unterstützten Hadsch Amin al-Husaini, den "Großmufti von Jerusalem", mit Geld und Waffen; er zettelte von 1936 bis 1939 Pogrome und Massaker gegen die zionistischen Siedler im britischen Mandatsgebiet Palästina an. 1941 war er an einer prodeutschen Erhebung in Bagdad beteiligt, die Hunderte Juden das Leben kostete - erst nach drei Tagen wurde sie von britischen Truppen niedergeschlagen. Danach floh der Mufti ins Großdeutsche Reich. Dort freundete er sich mit Heinrich Himmler an und sorgte durch persönliche Intervention dafür, dass 100 000 Juden, denen eigentlich die Ausreise gestattet werden sollte, doch noch in die Gaskammern deportiert wurden. Der Neffe jenes frommen Mannes, ein gewisser Abd al-Rahman Abd al-Rauf Arafat al-Kudwa as-Husaini, hat unter seinem nome de guerre Jassir Arafat auf der Bühne der Weltpolitik reüssiert.

      Drittens. Eigentlich hat der Islam keine antisemitische Tradition. Juden waren in der moslemischen Welt Bürger zweiter Klasse mit eingeschränkten, aber verbrieften Rechten; sie galten nicht als gefährlich, sondern als verächtlich. Vor allem sagte man ihnen Feigheit nach. Seit den dreißiger Jahren aber begann das antisemitische Gift aus Europa in den islamischen Blutkreislauf zu träufeln. Nach der Gründung des Staates Israel wurde der Hass gleich literweise importiert. Denn mit einem Mal standen die angeblichen Feiglinge den Moslems als Soldaten einer siegreichen Armee gegenüber. Dafür konnte es freilich nur eine Erklärung geben: die jüdische Weltverschwörung. So wurden die "Protokolle der Weisen von Zion", jene berühmte antisemitische Fälschung, öfter auf arabisch aufgelegt als in jeder anderen Sprache, das Deutsche eingeschlossen.

      "Die Juden sind immer dieselben, jederzeit und überall. Erst im Dunkeln leben sie auf. Sie ersinnen ihre bösen Taten im Geheimen ... Der Prophet hat uns über die richtige Art, sie zu behandeln, aufgeklärt, und es ist ihm am Ende gelungen, die Verschwörungen zu zerschlagen, die sie geplant hatten. Heute müssen wir diesem Weg folgen und Palästina vom Schmutz reinigen." So hieß es in einem ägyptischen Lehrbuch der sechziger Jahre. Etwa zur selben Zeit erklärte ein damals noch unbekannter irakischer Armeeoffizier namens Saddam Hussein seinem entsetzten deutschen Gast, Hitlers "Mein Kampf" sei "das wichtigste in unserem Jahrhundert geschriebene Buch", und die Deutschen hätten einen kapitalen Fehler begangen, als sie die Juden nicht total ausrotteten.

      "Es geht um einen nationalen deutschen Krieg", heißt es auf der pistaziengrün leuchtenden Webseite der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, deren Präsident Jürgen W. Möllemann ist. "Die Herren Michel Friedmann und Paul Spiegel sowie Springer & Co. schwingen die Totschlagkeule, den Generalvorwuf des Antisemitismus." Unterdessen geht in der banalen Wirklichkeit ein ganz anderer Krieg weiter: die Mörder-Intifadah gegen Israel. Finanziert wird sie unter anderem von europäischen Steuergeldern (eigentlich müsste unter jedem Pressefoto, das einen Selbstmordanschlag von Arafats al-Aksa-Brigaden zeigt, der Vermerk "sponsored by the EU" stehen). Unter dem Schutz dieser allgemeinen Kumpanei pflegt Möllemann die spezifische deutsch-arabische Freundschaft der dreißiger Jahre weiter. Gleichwohl bleibt er ein anerkannter Politiker. Ist daran etwas erstaunlich?

      @ Auryn

      Die Frage, was der Staat für mich tun kann, ist natürlich keine Herrschaftsideologie, sondern die Frage eines faktischen Untertanen, der keine Herrschaft ausübt. Gerade weil meine Wünschen häufig nicht berücksichtigt werden, stelle ich diese Frage. Schließlich zahle ich jede Menge Steuern und Abgaben.

      Das obige Zitat ist von Stirner. Noch Fragen?

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:16:12
      Beitrag Nr. 192 ()
      @ nasdaq:
      Zu Deinem letzten Zitat von Stirner fällt mir in der Tat nicht mehr viel an Fragen ein; höchstens eine gewisse Ähnlichkeit im Denken des "Untertans" mit dem gleichartigen Darsteller im berühmten Film "Der Untertan".

      Aber ich hätte da doch noch ein paar Fragen an den Untertanen Stirner:
      @ Stirner:
      Erkläre mir doch mal bitte Deinen Standpunkt zu folgendem Text, Stirner.
      Hast Du jemals von den im folgenden genannten Orten gehört oder hat das alles für Dich auch nie stattgefunden?
      Gab es dabei nie irgendwelchen Antisemitismus?
      Wie würdest Du denn solche "Erscheinungen" zu erklären versuchen?

      Zitat:
      "Die `Endlösung` der jüdischen Frage bedeutete die vollständige Ausrottung der Juden in Europa.
      Ich hatte den Befehl, Ausrottungserleichterungen in Auschwitz im Juni 1942 zu schaffen ...
      Ich besuchte Treblinka, um festzustellen, wie die Vernichtungen ausgeführt wurden. Der Lagerkommandant von Treblinka sagte mir, daß er 80.000 im Laufe eines halben Jahres liquidierthätte ...
      Er wandte Monoxid-Gas an, und nach seiner Ansicht waren seine Methoden nicht sehr wirksam. Als ich das Vernichtungsgebäude in Auschwitz errichtete, gebrauchte ich also Zyklon B, eine kristallisierte Blausäure, die wir in die Todeskammer durch eine Öffnung einwarfen. Es dauerte 3-15 Minuten, je nach den klimatischen Verhältnissen, um die Menschen in der Todeskammer zu töten. Wir wußten, wann die Menschen tot waren, weil ihr Schreien und Kreischen aufhörte. Wir warteten gewöhnlich eine halbe Stunde, bevor wir die Türen öffneten und die Leichen entfernten. Nachdem die Leichen fortgebracht waren, nahmen unsere Sonderkommandos die Ringe ab und zogen das Gold aus den Zähnen der Körper. Eine andere Verbesserung gegenüber Treblinka war, daß wir Gaskammern bauten, die 2000 Menschen auf einmal fassen könnten."

      (Zitiert aus der Aussage des Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höss, zitiert nach: Scheffler, Die nationalsozialistische Judenpolitik, Berlin 1960, S. 65f.)
      Zit. n. Geschichtliche Weltkunde, Geschichtslehrbuch für Realschulen und Gymnasien, Diesterweg-Verlag, Frankfurt am Main, 1980, S. 162.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:19:51
      Beitrag Nr. 193 ()
      Auryn,

      ich sehe, Du gibst zu, daß Du unrecht hast. Anders kann ich Deine Antwort nicht interpretieren.

      Ansonsten habe ich das Gefühl, daß Du Dich über meine Person täuschst. Ich habe bereits Dutzende von Büchern zu diesem Thema gelesen und das Niveau eines ZDF-Films längst hinter mir gelassen. Du tust mir auch unrecht zu behaupten, ich würde Antisemitismus ableugnen. Das tue ich zweifellos nicht und das geht auch aus meinen Postings nicht hervor. Ich bestreite weder den Holocaust noch behaupte ich, daß die Geschichtsschreibung über das 3. Reich falsch sei. Diese Periode der Geschichte ist eine der am besten dokumentierte der gesamten Weltgeschichte und es dürfte nur geringfüge Interpretationsunterschiede zwischen mir und Dir geben.

      Ich bestreite nur, daß viele der heutigen Antisemitismusvorwürfe gerechtfertigt sind und meine, daß der ganze Begriff höchst fragwürdig ist. Als Politologe mußt Du einen solchen Begriff kritisch hinterfragen und nicht naiv verbreiten.

      Es gibt ja auch in der Tat keine Antisemiten mehr, ich kenne jedenfalls keinen. Es gibt nur den Antisemitismus-Vorwurf der Anti-Antisemiten, die meistens Zionisten sind und die damit die Postion Israels rechtfertigen.

      Was mich interessieren würde, wäre die Geschichte der Entstehung des Antisemitismus vor dem 3. Reich. Dazu gibt es aber keine Forschung. Ich frage mich heute, wie man von jüdischer Seite sehenden Auges in diese Katastrophe hineinschlittern konnte.

      Ein anderes Thema, daß Du einmal dokumentieren könntest wäre eine Liste von sog. "antisemitischen Klischees". Eine solche wäre doch höchst nützlich und sollte von professionellen Antisemitismusexperten schon längst erstellt worden sein. Schließlich sind sie in der Lage, jederzeit ein solches Klische zu präsentieren, wenn es um die Beurteilung eines israelkritischen Textes geht.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:29:00
      Beitrag Nr. 194 ()
      @ Stirner

      Es gibt ja auch in der Tat keine Antisemiten mehr, ich kenne jedenfalls keinen.

      Wir sind hier zwar nicht im Usenet, aber hierfür gibt es trotzdem ein *PLONK*. Geh und troll Dich!

      @Auryn

      Hör doch bitte auf diesen Troll zu füttern!

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:30:16
      Beitrag Nr. 195 ()
      Zu dem Zitat von nasdaq:

      Dieses Zitat ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen und so eigentlich nicht richtig verständlich. Selbstverständlich ist er richtig, denn eine Frage ist keine Ideologie, nichts anderes sagt dieser Satz. Ein bißchen mehr Fairness in der Diskussion würde ich schon erwarten.

      zu Auryn:

      Das Buch von Höß befindet sich in meiner Bibliothek und ich habe es bereits gelesen. Was sagst Du nun?

      Genauer Titel: Rudolf Höß, Kommandant in Auschwitz, München 1958 (ich besitze natürlich die dtv-Taschenbuchausgabe)
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:43:10
      Beitrag Nr. 196 ()
      @ nasdaq:
      Laß mich doch noch ein bißchen mit den nicht-existenten Antisemiten spielen, wenn es mir Spaß macht.

      @ stirner:
      Ich möchte von Dir jetzt ...
      1. ... gerne eine Stellungnahme zu Deiner Meinung zur Massenvernichtung von Juden in Auschwitz haben, der Du wieder einmal ausgewichen bist.
      2. ... gerne wissen, zu welchem Datum denn Deiner Meinung nach "Antisemitismus" zu existieren aufgehört hat.
      3. ... gerne wissen, wie Du die Aussage von Rudolf Höß beurteilst, wenn Du doch angeblich das Buch gelesen hast.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:50:36
      Beitrag Nr. 197 ()
      @ Cole_T (Posting 143):
      War das noch ein UN-Beschluß zur Teilung oder nur weitergehende Empfehlungen zu diesem Beschluß?

      Ich fand wieder nur den einen Beschluß in Kurzfassung und dann "Empfehlungen" zu diesem Beschluß:

      Teilungsbeschluß der Vereinten Nationen (1947)
      (Kennen wir aber schon bis unten zu den fett gedruckten Empfehlungen)
      Zukünftige Verfassung und Regierung von Palästina

      1. Das Mandat über Palästina soll so bald wie möglich beendet werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948.

      2. Die Streitkräfte der Mandatar-Macht sollen nach und nach von Palästina abgezogen werden, die Räumung soll so bald wie möglich abgeschlossen werden, in jedem Fall nicht später als am 1. August 1948 ...

      Die Mandatar-Macht soll bestrebt sein, ein im Bereich des jüdischen Staates liegendes Gebiet einschließlich Seehafen und Hinterland, das geeignet ist, eine nennenswerte Einwanderung aufzunehmen, zum frühest möglichen Termin zu räumen, in jedem Fall nicht später als am 1. Februar 1948.

      3. Unabhängige arabische und jüdische Staaten und die besondere internationale Verwaltung der Stadt Jerusalem, wie in diesem Plan . . . vorgesehen, sollen in Palästina zwei Monate nach der Evakuierung der Streitmächte der MandatarMacht gebildet werden, in jedem Fall aber nicht später als am 1. Oktober 1948.

      Vorbereitende Schritte zu Unabhängigkeit

      1. Eine Kommission soll gebildet werden, die aus je einem Vertreter Von fünf Mitgliedsstaaten besteht . . .

      3. Bei ihrer Ankunft in Palästina soll die Kommission damit beginnen, Maßnahmen zu treffen, um die Grenzen des arabischen und jüdischen Staates und der Stadt Jerusalem festzulegen, in Übereinstimmung mit den allgemeinen Richtlinien der Empfehlungen der Vollversammlung zur Teilung von Palästina . . .

      4. Nach Beratung mit den demokratischen Parteien und anderen öffentlichen Organisationen des arabischen und jüdischen Staates soll die Kommission so schnell wie möglich in jedem Staat einen Provisorischen Staatsrat auswählen und einrichten. Die Tätigkeit beider, des arabischen und jüdischen provisorischen Staatsrats, soll im Rahmen der allgemeinen Anweisungen der Kommission ausgeübt werden

      6. Dem Provisorischen Staatsrat jedes Staates . . . soll nach und nach von der Kommission volle Verantwortung für die Verwaltung des betreffenden Staates in der Periode zwischen der Beendigung des Mandats und der Schaffung der staatlichen Unabhängigkeit übertragen werden.
      ...
      8. Der Provisorische Staatsrat jedes Staates soll in kürzester Zeit eine bewaffnete Miliz aus den Bewohnern des Staates aufstellen. Diese bewaffnete Miliz in jedem Staat soll für militärisch-aktive Zwecke unter dem Kommando jüdischer oder arabischer Offiziere, die Bewohner des Staates sind, stehen, dagegen soll die allgemeine und politische und militärische Kontrolle, einschließlich der Wahl des Oberkommandos der Miliz, von der Kommission ausgeübt werden.

      9. Der Provisorische Staatsrat jedes Staates soll nicht später als zwei Monate nach dem Abzug der Streitkräfte der Mandatarmacht Wahlen nach demokratischen Prinzipien zu einer verfassungsgebenden Körperschaft abhalten.

      10. Die verfassungsgebende Körperschaft jedes Staates soll eine demokratische Verfassung für ihren Staat vorlegen und eine Provisorische Regierung wählen, die den von der Kommission ernannten Provisorischen Staatsrat abzulösen hat.

      11. Die Kommission soll eine Vorbereitende Wirtschaftskommission von drei Mitgliedern ernennen, die alle nur möglichen Maßnahmen für eine wirtschaftliche Kooperation treffen soll, mit dem Ziel, so bald als zweckdienlich, die Wirtschaftsunion und den Gemeinsamen Wirtschaftsbeirat zu bilden, wie in Abschnitt 1) weiter unten vorgesehen . . .

      United Nations, Official Records of the Second Session of the General Assembly, Resolutions, 16. September - 29. November 1947. Aus: Oscar 1. Janowsky "Foundations of Israel", Princeton 1959. (Zit.n. Hans Jendges/ Ernst Vogt: ?Kontrovers: Der israelisch-arabische Konflikt?, Sonder-Themenbroschüre der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1985.)

      Anmerkungen dazu:
      Der UN-Teilungsplan vom November 1947


      Als Palästina immer stärker in einem Bürgerkrieg zwischen Juden und Arabern zu versinken drohte, übergab Großbritannien im Februar 1947 die Entscheidung über das weitere Schicksal des Mandats den Vereinten Nationen - in der Hoffnung, mit weitergehenden Vollmachten erneut einen Auftrag zu erhalten. Im Mai 1947 setzte die UN-Vollversammlung ein "Sonderkomitee für Palästina" (UNSCOP) zur Prüfung der Lage im Lande ein. Ihr von der Mehr
      heit unterstützter Bericht enthielt als wichtigste Ergebnisse folgende Empfehlungen:

      1. Das britische Mandat wird am 15. Mai 1948 beendet. Palästina wird in je einen unabhängigen arabischen und jüdischen Staat geteilt. Die Stadt Jerusalem wird eine eigenständige Einheit ("Corpus separatum" ), die ein UN-Treuhandschaftsrat verwaltet.

      2. Die zwei Staaten bestehen aus zwei Gebietssektoren, die in einer Wirtschaftsunion miteinander verbunden sind.

      3. Die Einwanderungsbestimmungen der britischen Mandatsmacht sind ungültig.

      4. Die beiden freiheitlichen, auf Rechtsgleichheit gründenden demokratischen Verfassungsstaaten enthalten sich der Gewaltanwendung gegeneinander.


      Die Erwartungen Londons hatten sich nicht erfüllt; in der aufziehenden militärischen Entscheidung stellte es sich auf die Seite Transjordaniens, das 1946 in eine Monarchie umgewandelt worden war.

      Bezüglich der Dreiteilung des Mandatsgebiets waren die Parallelen zwischen den UN-Empfehlungen und dem Peel-Teilungsplan von 1937 offenkundig. In der konkreten Ausgestaltung wichen sie jedoch erheblich voneinander ab. So sollten die Juden, denen etwa 10 % des Bodens Palästinas gehörten, einschließlich des Negev 56 % des Mandatsgebiets erhalten - rund 15 000 Quadratkilometer, während der mit fast 1,3 Millionen fast doppelt so großen arabischen Bevölkerung,rund 11 000 Quadratkilometer zugesprochen wurden. (Anm.: Einer der Gründe hierfür bestand wohl im wesentlichen in der noch unbekannten Zahl jüdischer Einwanderer, die zumeist als Überlebende des Holocaust auf Schiffen aus Europa kamen und zum Teil noch in britischen Lagern auf Zypern festgehalten wurden, weil sie den Einwanderungsbestimmungen der britischen Mandatsmacht absichtlich nicht entsprachen, weshalb diese Bestimmungen in den Empfehlungen zum UN-Teilungsplan ausdrücklich als ungültig betrachtet werden. Den Briten musste klar sein, dass die Aufhebung dieser Bestimmungen zum Krieg mit den Arabern führen konnte. In einer ähnlichen Situation jüdischer Einwanderungen hatte es schon zwischen 1936 und 1939 in Palästina sporadisch bürgerkriegsähnliche Unruhen mit ca. 2800 getöteten Arabern, 1200 getöteten Juden und 700 getöteten Briten gegeben.) Wie im Teilungsplan von 1937 hätte die Hälfte der Bevölkerung im jüdischen Staat aus Arabern bestanden. Eine solche Konstruktion mußte nicht nur auf einen Gewaltverzicht zwischen den beiden neuen Staaten vertrauen, sondern auch auf die Entwicklung eines kooperativen Verhältnisses zwischen Juden und Arabern im jüdischen Staat - Hoffnungen, die angesichts der mit blutiger Härte ausgetragenen Gegensätze in den vergangenen 30 Jahren wenig realistisch erschienen.
      (Zit. n. Informationen zur politischen Bildung, Themenheft 140 (Neudruck 1985), Geschichte des jüdischen Volkes, S. 57.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:53:53
      Beitrag Nr. 198 ()
      noch zu Posting # 197:
      Jedenfalls kommt auch in dieser übersicht keine weitere UN-Resolution 1947 vor:
      http://www.zum.de/psm/div/israel/primaer.php
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 16:58:18
      Beitrag Nr. 199 ()
      Auryn

      Wußtest du eigentlich, daß das Gebiet, das heute Palästina genannt wird, bei weitem kleiner ist, als das Gebiet das damals von der Uno festgelegt wurde?
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:09:30
      Beitrag Nr. 200 ()
      @ Newnoise:
      Das kann schon sein, aber in welchem Zusammenhang ist dies bedeutsam?
      "Siebenbürgen" wird in Rumänien beispielsweise oft auch als Synonym für "Transsilvanien" verwendet, aber das erste ist viel kleiner als das zweite. Bedeutung erlangt eine solche Definitionsfrage immer erst im Konfliktfall um das angeblich genaue Territorium, das aber historisch äußerst schwierig zu begrenzen ist.
      Wenn Du "Palästina" wie die orthodoxen "Ultras" in Israel mit dem Lande der "Filistin" (= Philister) gleichsetzen willst, dann ist es natürlich etwas ganz anderes als wenn Du eine britische Definition aus dem letzten Jahrhundert nimmst.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:10:56
      Beitrag Nr. 201 ()
      @newnoise

      das hast Du gut in Erinnerung.

      Kennst Du auch den Grund dafür ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:11:54
      Beitrag Nr. 202 ()
      Auryn,

      ich habe nicht nur das Buch von Höß zu Auschwitz gelesen, sonderen auch die Berichte von Langbein, Frankl, Fenelon, Vrba und die Interviews von Mitgliedern des Sonderkommandos (Gideon).

      Deshalb verstehe ich Deine Frage nicht recht. Ich gehe davon aus, daß diese Bücher die Wahrheit sagen, wenngleich es kleine Widersprüche gibt. Daß ich einen Mord an Millionen von Menschen nicht richtig finde dürfte sich wohl von selbst verstehen.

      Nun zu den Antisemiten:

      Mit dem Ende des 3. Reichs hat sich die Theorie der rassischen Unterlegenheit der Juden erledigt. Sie wird heute praktisch nicht mehr vertreten, wenngleich es noch ein paar Idioten geben mag, die diese Meinung haben.

      Gerade deshalbe wurde der Begriff Antisemitismus "ausgeweitet", weil er den ursprünglichen Gegenstand nicht mehr traf. So stehts ja auch in Deinem Lexikon.

      Entscheidend für meine etwas pointierte Aussage ist allerdings folgendes: Niemand behauptet von sich, er sei Antisemit. Genau das will ich sagen. Es gibt keinen organisierten Antisemitismus und niemanden, der öffentlich sich selbst so bezeichnet.

      Was es vielmehr gibt, ist die Zuweisung dieser Eigenschaft durch Dritte. Diesen Zusammenhang müßtest Du doch inzwischen begriffen haben. ZB. Karsli. Er sagt von sich, er sei kein Antisemit. So sehe ich das auch. Friedman und der Zentralrat behaupten das aber.

      So gerät der Vorwurf des Antisemitismus zu einer Art Ketzerverfolgung, gegen den man eigentlich nichts machen kann. Es ist eine Art Denunziantentum der Zionisten. Gerade das Beispiel von Karsli zeigt, daß es hier eher um die Verteidigung der Politik Israels geht, nicht etwa um sowas wie Haß auf Juden.

      Du solltest Dir über einen Punkt klar sein: Um den Zionismus abzulehnen braucht man kein Nazi sein.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:14:31
      Beitrag Nr. 203 ()
      @ Newnoise

      Wußstest Du eigentlich, dass der Staat Israel auf einem Gebiet gegründet wurde, das viel kleiner war, als in der UNO-Resolution vorgesehen? Da haben sich die Araber bei ihrem Angriff auf Israel 1948 ganz schön verzockt, um es mal salopp auszudrücken.



      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:15:14
      Beitrag Nr. 204 ()
      Auryn

      Es ist für mich eine Gerechtigkeitsfrage.
      Wenn wir mal annehmen, daß Juden und Araber gleichermaßen ein Recht haben dort zu leben, so wurde dies durch eine quasi unabhängige Instanz, nämlich die UNO festgelegt.
      Oder wer sollte sonst festelegen, wem etwas gehört, Krieg?
      Daheraus kann ich gewisse Enttäuschung auf Seiten der Palästinenser verstehen, wenn "ihr" Gebiet im Laufe der Zeit immer kleiner geworden ist, und nur weil sie die schwächeren sind.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:19:50
      Beitrag Nr. 205 ()
      Sep

      Nein. Was ist der Grund?
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:23:14
      Beitrag Nr. 206 ()
      @ stirner:
      In meinem Posting # 40 in diesem Thread hatte ich folgenden autobiographischen Buchauszug vom argentinischen Herausgeber und Chef-Redakteur von "La Opinón", Jacobo Timerman.
      Wenn Du sagst, der "Antisemitismus" wäre mit dem Ende des Dritten Reichs untergegangen, wie erklärst Du dann das Verhalten der argentinischen Sicherheitskräfte im Jahre 1977 / 1978 "den Juden" gegenüber im folgenden Text?:
      Zitat aus dem Buch "Prisoner Without A Name ...":
      Nazistischer Verfolgungswahn trat auch in den Unterrichtsstunden zutage, die sich mit dem imaginären jüdischen Komplott befaßten, den südlichen Landesteil Patagonien zu besetzen und zur zionistischen Republik auszurufen. Zu diesem Thema sind Bücher und Flugblätter gedruckt worden, und man kann einen Nazi kaum davon überzeugen, daß ein solcher Plan absurd oder zumindest undurchführbar wäre. Natürlich wollten meine Befrager Einzelheiten dazu hören.

      Frage: Wie viele Truppen würde Israel schicken?

      Antwort: Wie stellen Sie sich vor, dass 400.000 argentinische Juden ein Gebiet von fast 800.000 Quadratkilometern besetzen sollen? was sollten sie damit anfangen?

      Frage: Hören Sie, Timermann, jeder weiß, daß Israel sehr klein ist und gar nicht alle Juden der Welt aufnehmen könnte. Außerdem ist das Land isoliert inmitten der arabischen Welt! Es braucht Geld und politische Unterstützung von überall her. Darum unterhält Israel drei Machtzentren im Ausland: eines in den USA, wo der jüdische Einfluß offensichtlich ist , das zweite im Kreml, wo Israel ebenfalls starken Einfluß hat ...

      Antwort: Im Kreml? Jüdischer Einfluß im Kreml? Warum lassen dann die Keml-Machthaber ihre jüdischen Dissidenten nach Sibirien verbannen und nicht nach Israel ausreisen?

      Frage: Unterbrechen Sie mich nicht. Die Opposition ist natürlich nur vorgetäuscht. Im Kreml herrschen immer noch dieselben Kräfte, die seinerzeit die bolschewistische Revolution angezettelt haben, in der ja Juden die Hauptrolle spielten. Und das dritte Machtzentrum, ist Argentinien, vor allem der Süden. Er könnte, wenn jüdische Einwanderer aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern ihn gut entwickeln würden, zu einem Wirtschaftsimperium werden - ein Öl- und Nahrungsmittelexporteur, die Straße zur Antarktis.

      DIE VERHÖRE dauerten jeweils zwischen 12 und 14 Stunden; sie begannen unerwartet, und stets ging es um Themen dieser Art. Die Fragen waren unmöglich zu beantworten.
      Einmal brachte man mich vor den Innenminister, General Albano Harguindeguy. Wir kannten uns seit Jahren, und er wollte mit eigenen Augen sehen, in was für einem physischen Zustand ich mich befand. Unser Gespräch war lang, aber nur ein Punkt davon ist es wert, wiedergegeben zu werden. Ich sagte ihm, man habe mir mitgeteilt, daß ich vor ein Kriegsgericht gestellt werden solle, nicht aber, unter welchen Beschuldigungen. Er antwortete, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, da ich ja kein Subversiver sei und vom Kriegsgericht nicht verurteilt würde. Warum man mich dann in Haft halte?

      Minister: Sie haben zugegeben, Zionist zu sein, und das wurde bei einer Versammlung aller Generäle bekannt.

      Timerman: Aber Zionist zu sein ist nicht verboten.

      Minister: Das nicht, aber die Sache ist noch nicht eindeutig geklärt. Außerdem haben Sie es zugegeben.

      ES IST besser, sich nicht zu ausgiebig über derart paranoische Vorurteile auszulassen und wieder zu einfacheren Fakten zurückzukehren. Ich konnte meinen Inquisitoren nie beweisen, daß Präsident Carters Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinsky weder Jude noch Führer der lateinamerikanischen jüdischen Konspiration sei und daß der amerikanische Geschäftsmann und Diplomat Sol Linowitz nicht sein Stellvertreter und ich nicht sein argentinischer Repräsentant sei. Manche Dinge kann man nicht beweisen. Eines davon scheint mir das Existenzrecht der Juden zu sein.
      ...
      Im Geheimgefängnis Puesto Vasco wird eine Frau gefoltert. Meine Zelle liegt sehr nahe bei der Küche, in der die Folter stattfindet. Ich höre sie deutlich schreien, daß sie keine Jüdin sei; ihr Name sei deutsch. Nichts ist für einen argentinischen Polizisten leichter, als Namen zu verwechseln, die ihm fremd klingen.
      ...
      Im Geheimgefängnis Coti Martinez wird ein etwa 70jähriger Mann von einem Polizisten geschlagen. Dem Mann sind die Hände auf den Rücken gefesselt und die Augen verbunden Der Polizist reißt ihm seine Halskette mit dem Kreuz ab und beschuldigt ihn, Jude zu sein und seine Identität abzuleugnen. Nachdem sie ihn verprügelt haben, legen sie ihn in meine Zelle, Er erzählt mir, daß er vor 50 Jahren zum Katholizismus übergetreten sei und das Kreuz als Geschenk von Papst Paul VI. bekommen habe Er betrachtet sich als Katholik und ist empört, daß man ihm nicht glaubt.

      ICH DENKE an diesen Mann, in meinen Augen ewig ein Jude, der als Jude geschlagen wurde, und an die kathofische Frau, die als Jüdin geschlagen wurde - beides Katholiken, die als Juden geschlagen, weil sie als Juden gehaßt wurden. Welches Volk, welcher Mensch kann solchem Haß standhalten? Seit 1945, seit dem Ende des Holocausts, hatte es aus meiner Sicht in der westlichen Welt nichts Vergleichbares gegeben.

      Juden wurden in den argentinischen Geheimgefängnissen härter angefaßt als andere politische Gefangene, Aber die meisten, die umgebracht wurden, waren keine Juden Und wenn wir uns als Juden weiterhin selbst bemitleiden, werden uns letztlich die nichtjüdischen Opfer hassen: die Familien der Priester und Nonnen, die man ermordet hat; die Eltern der verschwundenen christlichen Jungen und Mädchen.

      Aber in der Einsamkeit des Kerkers ist es so bedrückend, geschlagen zu werden, nur weil man Jude ist. Und es erscheint so demütigend, überhaupt geboren worden zu sein.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:25:47
      Beitrag Nr. 207 ()
      @ Newnoise

      Schau auf die Karte und Du kennst den Grund. Arabien ist über den kleinen Israelischen Staat hergefallen und hat dabei ordentlich was abbekommen und als Ergebnis dieses Krieges war Israel dann viel größer als urprünglich geplant.

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:27:23
      Beitrag Nr. 208 ()
      Nasdaq

      Trotzdem sollten doch die Grenzen gelten, die von der UNO festgelegt wurden, denke ich.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:30:23
      Beitrag Nr. 209 ()
      @ Newnoise

      Und warum? Was hat die heutige Situation dort noch mit den Verhältnissen von 1947 zu tun?

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:36:35
      Beitrag Nr. 210 ()
      Sorry Nasdaq, ich glaube mir fehlt das Hintergrundwissen.
      Ich wollte nur einen gerechten Ausgangspunkt finden, weil das ja das Problem zu sein scheint.
      Wenn man jetzt z.B. sieht, daß es etliche Siedlungen inmitten des Palästinensergebietes gibt.
      Da wartet man dann vielleicht auch 50 Jahre und dann ist Gras drübergewachsen.
      Sehr schwer halt.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:38:20
      Beitrag Nr. 211 ()
      Auryn,

      soviel ich weiß, gab es am Anfang der zionistischen Bewegung tatsächlich auch Überlegungen, einen jüdischen Staat in Argentinien zu errichten. Deswegen ist diese Behauptung nicht völlig absurd.

      Ansonsten gibt dieser Text die Antwort auf Deine Frage ja schon selbst: Es wurden viele Menschen gefoltert und ermordet, die keine Juden waren. Wenn ich den Text richtig lese, dann waren die Juden unter den Verfolgten sogar unterrepräsentiert.

      Überall gibt es Idioten und Schweine. Diesem Mann hat man auch sein Judensein vorgeworfen. Anderen wird man etwas anderes vorgeworfen habe; das waren dann Gewerkschaftler, Sozialisten, Liberale, Kommunisten, vielleicht auch Angehörige von anderen Religionsgemeinschafen.

      Eine Notwendigkeit für den Staat Israel kann ich jedenfalls nicht herauslesen. Das würde ja bedeuten, daß jede Minderheit einen eigenen Staat beanspruchen kann. Jeder religiöse Spinner könnte diese Forderung dann ebenfalls stellen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:39:51
      Beitrag Nr. 212 ()
      @ Newnoise (Posting # 204):
      Vielleicht hilft Dir beim Verständnis meiner Position etwas das Lesen meines Postings # 129 (glaube ich), in dem ich nicht nur die Balfour-Deklaration, sondern auch das Feisal-Weizman-Abkommen von 1919 zitiere. Damals -nach der Vertreibung der Osmanischen Kolonialmacht aus Palästina mit Hilfe der Briten - gab es eine Beinahe-Einigung von Juden und Arabern über jeweilige Territorien in Palästina. König Feisal war damals - auch mit Hilfe von "Lawrence von Arabien" - ein wahrer "Halbgott" der Araber geworden und es wäre vermutlich alles recht friedlich geblieben, wenn französische Truppen Feisal nicht aus Damaskus weggetrieben hätten und sowohl Briten als auch Franzosen nicht nach dem Ersten Weltkrieg ihre Kolonialmacht auf Arabien auszudehnen versucht hätten. Die Juden, die dann später aus aller Welt und besonders aus Europa nach Palästina strömten, waren später für die meisten Araber nur noch die Handlanger des "ölsuchenden europäischen Kolonialimperialismus" und der militante arabische Nationalismus erwachte. Nachdem wiederum die Israelis in ihrem Territorium auf ihrer staatlichen Unabhängigkeit beharrten, war es für die Araber völlig Essig mit dem Frieden mit Israel, obwohl sie mehrfach die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Die israelische Position war ziemlich dreigespalten in "Realisten", "Romantiker" von Brit(h) Schalom und Vertreter der "eisernen Wand". Nachdem die PLO-Unterorganisationen von Arafat in den 70er Jahren dann Anschläge immer gegen Zivilisten und nie gegen israelisches Militär richteten, setzten sich die "Realisten" und manchmal die "Eiserne Wand"-Vertreter durch. Übrigens hat Arafat noch nach dem Separat-Frieden Ägyptens durch Sadat (im Spiegel Nr. 12 vom 12.03.1979) zur Zerstörung Israels aufgerufen und sein Stellvertreter Abu Ijad sagte gleichzeitig in einem Stern-Interview vom 22.03.1979 die Ermordung Sadats voraus. Mit wem also sollte Israel in Palästina bis zum Abkommen von Oslo Friedensverhandlungen führen?
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:46:01
      Beitrag Nr. 213 ()
      "Mit wem also sollte Israel in Palästina bis zum Abkommen von Oslo Friedensverhandlungen führen?"

      Nach meinem Verständnis sollte man immer Verhandlungen mit dem führen, der die gegnerische Seite repräsentiert.
      Wenn man das nicht tut, führt das weiter in die Eskalation.
      Siehe Nordirland, Tschetschenien oder Palästina.
      Terrorismus darf kein Grund sein, keine Verhandlungen zu führen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 17:56:36
      Beitrag Nr. 214 ()
      @ stirner (Posting # 211):
      Ach, und dieses von Timerman beschriebene Verhalten der argentinischen Folterer gegenüber ausgewanderten Deutschen mit deutschen Namen, die sie absichtlich mit jüdischen Namen verwechselten, das hat also auch nichts mit "Antisemitismus" zu tun?
      Der Unterschied zwischen Juden und anderen Minderheiten, den Du nicht wahrhaben willst, ist aber, daß bis zur Schaffung des Staates Israel die Juden speziell von Hitler-Deutschland verfolgt wurden, weil auf sie angeblich alle zugeschriebenen Eigenheiten zutreffen sollten, die man auch einem Staatsvolk hätte zuschreiben wollen:
      Angebliche Gleichförmigkeit im religiösen Denken, im Aussehen, im Wunsch, einen eigenen Staat auf Kosten anderer womöglich im Deutschen Reich zu gründen etc.
      Nachdem das Deutsche Reich sämtliche direkten Nachbarn "eingemeindet" hatte, stand der Vernichtung der europäischen Juden nichts mehr im Wege. Hätte es einen jüdischen Staat gegeben, hätten ja vielleicht viele Juden dahin flüchten können. Aber so wandten sich halt viele Europäer von der Judenverfolgung ab und wollten nichts mehr davon hören und sehen...
      Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es dann bereits ca. 400.000 Juden in Palästina, wohin sich in den Jahren seit 1933 bereits sehr viele Juden vor den Deutschen aus dem Deutschen Reich, aus Polen und anderen Ländern Osteuropas geflüchtet hatten, die dort zweifellos Hitlers Mördern zum Opfer gefallen wären. Wohin hätten sie nach 1945 gehen sollen?
      In die kommunistischen Länder mit ihren von der Sowjetunion "lustig" veränderten Grenzen?
      In das zerstörte Deutschland zurück?
      Allein die Ereignisse in der Zeit zwischen 1933 und 1945 begründen für mich hinreichend die Gründung eines eigenen jüdischen Staates. Über die Größe und die Form hätte man diskutieren können, aber die meisten arabischen Nachbarn wollten ja 1948 und auch später unter gar keinen Umständen einen jüdischen Staat in Palästina akzeptieren. Es ist nicht die Schuld der Israelis, wenn sie fast immer (mit Ausnahme von 1967) mit dem Ziel ihrer Vernichtung angegriffen wurden und die ihnen aufgezwungenen Kriege trotzdem gewonnen haben.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:11:43
      Beitrag Nr. 215 ()
      @ Newnoise (Posting # 213):
      Ich kann Dein Bedürfnis nach Verhandlungen ja irgendwie verstehen, aber Du kannst nicht ernsthaft anfangen wollen, mit mordbereiten Terroristen wirklich zu verhandeln, denn dann hast Du ein neues Problem. (Mit den Tschtschenen unter Präsident Maschadow hätte man verhandeln können, denn der Mann war anfangs durchaus zu einer Autonomie und nicht zur Unabhängigkeit bereit, aber die Leutchen vom staatlichen russischen Ölkonzern wollten ja nicht, daß es zum Frieden kommt.)
      Die Frage bei möglichen Verhandlungen mit einem Terroristen wäre sehr schnell folgende:
      Wenn Du beispielsweise mit Bin Laden vor der UN verhandeln wolltest, ab wieviel Toten bei einem Anschlag wäre das ein Gesprächspartner für Dich? Ab 200, ab 2.000 oder ab wievielen ist ein Terrorist ein akzeptabler Gesprächspartner?
      Es gibt eine Unmenge von Irren auf der Welt, die gerne Leute töten, nur um damit Aufmerksamkeit für ihre Ziele zu erreichen, und die diesen "Herrn" bin Laden so richtig beneiden um die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde.
      Mit Terroristen kann man nicht ernsthaft auf die Dauer verhandeln. Es gab eine Menge Absprachen in der Vergangenheit zwischen den europäischen Staaten und Terror-Organisationen, die früher oder später doch nur von den Terroristen ausgenutzt wurden. Mitterand soll z.B. mit der Organisation von Abu Nidal (der vor kurzem in Bagdad "starb" ) Anfang der 80er ein Stillhalte-Abkommen ausgehandelt haben, das von der Abu-Nidal-Gruppe nur genutzt wurde, um spätere Selbstmord-Attentäter in Europa intellektuell als "Europäer" schulen und später als "Europäer" unauffällig nach Israel zurückkehren zu lassen.
      Tolle Erfolge bei Verhandlungen mit Terroristen in der Vergangenheit, wirklich.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:12:03
      Beitrag Nr. 216 ()
      Auryn,

      ich lehne Staaten, die sich auf ein religiöses Vorurteil begründen grundsätzlich ab. Als aufgeklärter Mensch solltest Du das auch tun.

      Israel wurde nicht wegen Hitler gegründet, das weißt Du genau. Die Zionisten haben seit Ende des 19. Jh einen entsprechenden Staat angestrebt. Das Ende des 3. Reiches gab ihnen lediglich die Möglichkeit dazu. Ohne Hitler also kein Israel, er ist der heimliche Staatsgründer.

      Diese 400000 Juden in Palästina hätten zweifellos auch ohne Gründung von Israel dort weiterleben können. Sie sind übrigens nicht geflüchtet, sondern auf Grund einer Zusammenarbeit von Nazis und Zionisten dorthin ausgewandert, wie Du dem Posting etwa von Zockrates oder der Literatur entnehmen kannst.

      Die Frage ist ja auch, ob es ohne zionistische Bewegung zu einem solchen krassen Antisemitismus in Europa gekommen wäre, übrigens nicht nur in Deutschland. Ich meine nein. Die Zionisten haben den Antisemitismus mit in ihr Kalkül gezogen, ihn vermutlich gefördert, keineswegs etwas dagegen getan. Ich sehe hier eine klare Mitschuld.

      Es wäre mal gut, wenn Du entsprechende Äußerungen von Zionisten Anfangs des 20. Jh. mal hier einscannen könntest.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:16:25
      Beitrag Nr. 217 ()
      Laßt Euch doch nicht von Antisemiten diktieren, daß es keinen Antisemitismus gibt, oder heute nicht mehr gäbe.

      Man darf doch die Definitionsmacht nicht aus der Hand geben.

      Und man darf nicht die Definitionsmacht darüber, ob es heute noch Antisemitismus gibt, jemandem überlassen wollen, der antisemitisch zu argumentieren wünscht.

      @stirner, wo waren wir stehengeblieben? Popper ? nee.
      Inkonsistenz. Ah ja, Deine Texte:


      #158 Ich fände es viel interessanter, einmal festzustellen wieviele israelische Nobelpreisträger es gibt!

      #158 Damit könnte man zeigen, was dieses Land zur Weltgemeinschaft beiträgt. Ich fürchte nicht viel

      #157 Auch die behauptete Anzahl von Nobelpreisträgern jüdischen Glaubens halte ich für falsch.

      #157 Allerdings halte ich es für hirnverbrannt, überhaupt solche Statistiken zu führen.



      Komm wieder, wenn Du die Nobelpreisfrage gelöst hast, und warum sie einerseits für Dich wichtig ist, andererseits nicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:19:32
      Beitrag Nr. 218 ()
      @ stirner:
      Das mit der Zusammenarbeit von Nazis und Zionisten ist eine wissenschaftlich nicht bewiesene Behauptung, die vorzugsweise von Neo-Nazis, Rechtsradikalen und Linksextremisten in Publikationen wie der Deutschen Nationalzeitung und neo-kommunistischen Publikationen veröffentlicht und verwendet wird. Ich habe bereits mehrfach gesagt, was ich von neo-kommunistischer und neo-faschistischer Propaganda halte.
      Propaganda-Pamphlete sind nicht ernstzunehmen!
      Vermutlich haben die Zionisten Deiner geschätzten Meinung nach auch die Nazis dazu ermuntert, Auschwitz und andere Vernichtungslager zu bauen, nicht wahr?
      Die Dreyfus-Affäre gab es übrigens schon in Frankreich, als die meisten Eruopäer noch nie etwas von Zionismus gehört hatten. Du solltest vielleicht noch mal Geschichtsbücher wälzen, bevor Du Propaganda wiederholst.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:27:58
      Beitrag Nr. 219 ()
      @ stirner:
      Noch etwas speziell für Dich: Hitler hat mit seinem Rassenwahn und seinen Massenorden den Zionisten nicht nur die Möglichkeit zur Staatsgründung Israels eröffnet; er hat sehr, sehr viele Juden überhaupt erst zu begeisterten Zionisten gemacht.
      Dazu zitiere ich mal aus einem Buch von Peter Scholl-Latour, wobei ich nicht garantieren kann, daß die Zitate wortwörtlich sind, weil ich in dem kommenden Text die Fragen von Scholl-Latour weglasse und die wichtigsten Aussagen betone. du kannst aber im betreffenden Buch nachlesen, daß ich nichts Bedeutendes weglasse:
      Zitat:
      "Mir sind die religiösen Eiferer des ultraorthodoxen Judentums ein Greuel, aber natürlich beschäftigt mich die religiöse Frage zutiefst. Nicht die Gemeinschaft der Rasse und des Blutes haben Israel zusammengehalten in den Jahrtausenden der Zerstreuung, sondern der mosaische Pentateuch und der Glaube an die göttliche Auserwähltheit! Ob wir Juden es wollen oder nicht, wir sind der modernste Gottestaat, den es je gab. Israeli kann nur sein, wer Jude ist. Deshalb bilden wir eine historisch-religiös zusammengeschmiedete Gemeinschaft! Sogar den Namen des Landes, in dem wir uns jetzt niedergelassen haben, suchen wir möglichst totzuschweigen, denn Palästina heißt arabisch "filistin" und ist nach unseren biblischen Erzfeinden, den Philistern, benannt. Anders herum sehen in uns die Palästinenser eine späte Wiederholung der Kreuzfahrer-Geschichte, doch sie vergessen, daß wir keine Heimat außerhalb Israels mehr haben.
      Was hat es mir genützt, daß ich mich den Europäern, den Gojim, assimilieren wollte, daß ich an die schönen Worte der Aufklärung, die Menschenrechte, den Sozialismus, das Weltbürgertum glaubte? Ich spreche alle ihre Sprachen fließend - Deutsch, Polnisch, Russisch, Französisch, Englisch! Was hatte ich davon? Ich wurde in Lemberg (Lwow, Lviv) geboren und entging nur knapp dem Tod in Auschwitz. Meine Kinder, meine Enkel lernen nur noch Hebräisch. Sie werden Israelis sein und Nationalisten! Ich fühlte mich der deutschen Kultur sehr verbunden und tatsächlich haben die deutsche Wandervogel-Bewegung und sogar die völkisch-germanischen Hirngespinste im moribunden Habsburger-Reich unsere zionistische Rückbesinnung zutiefst beeinflußt, doch erst Hitler hat uns den Zionismus eingebleut! Er hat uns keine Wahl gelassen. Er hat die Befürworter einer jüdischen Anpassung an die Gastvölker Europas wieder in ihre uralte jüdische Identität zurückgestoßen!
      Ein Jude sei unfähig zur Landwirtschaft, haben uns arrogant-rassistische Europäer vorgeworfen. Jetzt haben wir einen Staat von Wehrbauern geschaffen und machen die Wüste urbar wie niemand jemals vor uns! Die Juden wären untauglich für den Kriegsdienst. Wir haben jetzt die schlagkräftigste Armee im Umkreis von Tausenden von Kilometern! Wir haben Abschied genommen vom Kosmopolitismus, denn er hat uns nicht vor den deutschen Konzentrationslagern bewahrt. Wenn man uns heute vorwirft, wir - die Opfer des Hitlerschen Holocaust - hätten uns selbst zum "Blut und Boden Mythos" bekehrt, dann kümmert uns das nicht mehr, denn wir werden nie wieder so wehrlos sein, daß man uns wie biblische Schafe abschlachten kann! Wir haben dafür - rein äußerlich und ich persönlich bedaure dies sehr - alle angeblichen Tugenden, die exklusiven Eigenschaften der Arier übernommen und übersteigert! Wir haben viel aus der biblischen und der Geschichte der Deutschen gelernt und wir werden verhindern, daß sie sich mit uns wiederholt! Niemand wird uns je wieder vertreiben oder zu einem biblischen Exodus zwingen!" (Zit. n. Peter Scholl-Latour: "Allah ist mit den Standhaften", Kapitel "Ein Mythos wurde Staat", Ullstein TB-Ausgabe 1986, S. 336-340.)
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:32:15
      Beitrag Nr. 220 ()
      Pardon! Es muß natürlich in Posting # 219 im ersten Satz heißen:
      ... Hitler mit seinem Rassenwahn und seinen Massenmorden ...

      Und für heute ziehe ich mich nach Hause zurück, weil ich unbedingt noch diesen "netten Film" über die SS um 20.15 Uhr im ZDF sehen muß und ich empfehle allen Lesern hier dasselbe.
      Danach lohnt es sich vermutlich aus anderen und aktuelleren Gründen, auf "arte" zu wechseln.
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:51:09
      Beitrag Nr. 221 ()
      Auryn, #218

      Die Zusammenarbeit von Zionisten und Nazis ist eine gut dokumentierte Tatsache, ganz wie es im Posting von zockrates steht.

      Da Du andere Quellen willst, bitte:

      Paul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Bd.1 und vor allem Bd. 2. Am besten Du verwendest das Stichwortverzeichnis.

      Dort steht ua. daß das Reich mit der Jewish Agency for Palestine das sog. Haavara-Abkommen geschlossen hatte. Es gab eine Zentralstelle für jüdische Auswanderung, später die "Reichszentrale für jüdische Auswanderung". Diese Behörden arbeiteten im Sinne der Auswanderung bis Mitte 1941! Im Reich lebten ursprünglich 600.000 Juden, 1941 sollen es unter 200.000 gewesen sein. Die meisten von ihnen haben legal das Land verlassen.

      Ein anderer Beleg für die Möglichkeit der Auswanderung sind z.B. die Tagebücher von Klemperer. Selbst in der Fernsehfassung wurde lange über diese Möglichkeit diskutiert.

      Also nichts mit Neo-Nazi-Propaganda!
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 18:57:03
      Beitrag Nr. 222 ()
      das ist dem @stirner doch alles bestens bekannt.

      ihrt dpürft nicht glauben, daß so jemand nicht die schwachpunkte der eigenen Darstellung kennen würde, also über die tatsächlichen Begebenheiten nicht informiert sei.

      Die erste und die 2. alia in den Nahen osten gab es, da war von Nazis noch nix zu sehen.

      Zu sehehn war da aber schon seit mehreren Hundert Jahren die Geisteshaltung, die man gegenüber Juden einnahm.

      Und man hatte inzwischen begriffen, daß die Gleichberechtigung der Juden nicht zur assimilation führen würde, der Antisemitismus sich also aus anderen Quellen weiterspeisen würde.

      Nicht umsonst wurden von den Nazis ja auch die assimilierten Juden, also die Konvertiten ins Gas geschickt.

      Antisemitismus ist eine Geisteshaltung, die lediglich seit dem späten 18 Jahrhundert genau so genannt wurde: Antisemitismus.

      Die damit umschriebene persönliche Haltung gegenüber allem, was jüdisch ist, gab es vorher schon, als dieser Begriff noch nicht gängig war. Und es gibt diesen Antisemitismus, diese innere Feindschaft aus genau den Gründen selbstverständlich weiterhin.

      Es ist eine Eigenschaft bestimmer Menschen, eine Eigenschaft des Fühelns, und , naja, des Denkens kann man wohl nicht sagen, denn diese Menschen denken nicht. Antisemitismus ist etwas, das einen ganz bestimmten persönlichen Zuschnitt, Prägung meinetwegen erfordert.

      Warum sollte dies plötzlich ausgestorben sein ?
      Stirner ist das lebende Beispiel dafür, daß dies so nicht ist.

      Er ist aber ein ganz vorzügliches Beispiel dafür, was man in den dreißiger Jahren hat mitmachen müssen als jemand, dem diese Art der Präsentation fernliegt. Das war die Zeit, in der derartige Erkenntnisse zur Staatsdoktrin wurden, das Rechtssystem ergriffen.

      Stellt Euch mal vor, derartiges Denken würde heute, vom Staat geschützt und propagiert, durch Presse, Schulbuch etc auf die Leute losgelassen.

      Ein schönes Beispiel, um in das geistige Klima der damaligen Zeit einzutauschen.

      Und ein schönes Beispiel dafür, sich über die Grenzziehung von Intellekt, darum ging es ja hier neulich, zu informieren: wo dies beginnt, und wie der Vorraum dazu aussieht.

      stirner, das ist jemand, mit dem zu reden sich nicht lohnt. Über ihn jedoch allemal.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:12:07
      Beitrag Nr. 223 ()
      Sep

      Ich glaube nicht, daß es eine besondere Eigenschaft oder gar Krankheit ist, Antisemit zu sein.
      Vielmehr ist dies mit Rassismus gleichzusetzen.
      Es geht hierbei nur um "das andere" oder "den anderen" an sich, das/der dazu geeignet scheint, darauf herumzutrampeln.
      Dies trifft immer in erster Linie Minderheiten, da diese sich besonders dafür eignen, da wenige Leute mit Minderheiten Kontakt haben.
      Also nichts besonderes, wohl eher eine normale menschliche Eigenschaft, daher ist dem auch nur durch Aufklärung und Kontakt entgegenzuwirken.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:55:17
      Beitrag Nr. 224 ()
      @ Newnoise

      Nein, Rassismus ist ein Problem der persönlichen intellektuellen Beschränktheit. Goebbels z.B. hatte eine jüdische Freundin vor 1933. Was hat es den Juden genutzt?

      Außerdem muß jemand seine eigene Beschränktheit erstmal begreifen, sprich als solche erkennen, um sich überhaupt vorurteilsfrei mit Minderheiten zu beschäftigen. Genauso wie es Antisemitismus auch ohne Anwesenheit von Juden gibt, verschwindet er nicht durch ihre bloße Anwesenheit. Oder glaubst Du, unsere Gesellschaft würde z.B. türkenfreundlicher, wenn mehr Türken nach Deutschland kommen, damit auch wirklich jeder einen kennenlernt und dann keine Ressentiments mehr pflegt?

      Zu erkennen, dass beharren auf kultureller Unterschiedlichkeit als Abwehr der jeweils anderen Kultur, nichts weiter als intellektuelle Begrenzung ist, ist das Problem. Und das hängt wiederum von den intellektuellen Fähigkeiten des Einzelnen ab. Ich kann intellektuelle Begrenzungen nur überwinden, indem ich mich auf dem Gebiet meines Intellektes weiterentwickle. Wer das aber nicht will oder kann, bleibt eben auf seinem Niveau stehen und hat damit auch keine Möglichkeit seine Begrenzungen zu überwinden. Deshalb ist die Überwindung von Vorurteilen auch so schwer, weil die meisten Leute entweder zu faul oder zu blöd sind, sich weiterzubilden und ihren Intellekt zu entwickeln. Dazu werden wir ja schon in unseren Schulen erzogen. Eigenes Denken ist nicht erwünscht. Wer gut Auswendiglernen kann, ist meistens der Schüler mit den guten Noten. Nicht der Quälgweist, der das "so haben wir das schon immer gemacht" in Frage stellt.

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:55:55
      Beitrag Nr. 225 ()
      newnoise

      Ich glaube, daß es eine besondere individuelle Eigenschaft ist, Antisemit zu sein.

      Es ist nicht mit Rassismus gleichzusetzen.

      Es geht hierbei nur um "das andere" oder "den anderen" an sich, das/der dazu geeignet scheint, darauf herumzutrampeln. Bei Antisemitismus muß dies allerdings ein Jude sein.

      Eine Eigenschaft, der nicht mit Aufklärung und Kontakt entgegenzuwirken ist, weil es Menschen gibt, denen es ein inneres Bedürfnis ist, ihre eigenen Versagensängste und Minderwertigkeiten, und dergleichen mehr, auf andere abzuladen.

      Die Welt hat sich seit vielen Jahrhunderten darauf geeinigt, daß der Jude dafür ein gutes Ziel abgibt.

      Die Juden ihrerseits haben in ihrer Kultur deart viele Ansatzpunkte, daß sie sich für diese Rolle vorzüglich eignen.

      Warst du schon einmal in Israel ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 19:57:56
      Beitrag Nr. 226 ()
      @nasdaq

      #224

      wow

      !!!!

      SEP
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 20:23:46
      Beitrag Nr. 227 ()
      nasdaq

      Ein wenig konfus (für mich), was du schreibst, aber du bist ja im Prinzip meiner Meinung.

      Nur, wie man Rassismus entgegenwirkt, da kann man unterschiedlicher Meinung sein.
      Wahrscheinlich reicht bloßer Kontakt nicht aus, da hast du wohl recht.


      Sep

      Die Menschen haben auch Neger als Sklaven gehalten, jahrhundertelang.
      Sie eigneten sich einfach dazu, weil sie besonders anders sind.
      Genau, wie Juden auf ihre Weise anders sind.
      Genau, wie im 30-Jährigen Katholiken und Protestanten sich abgeschlachtet haben, weil es die "anderen" sind.
      Genau, wie die Moslems mit Kreuzzügen überzogen wurden, weil sie die anderen sind.

      Überall dort, wo der Mensch ein "Anders-Sein" gegenüber sich ausmacht, ist er gefühlsmäßig bereit ein "Rassist" zu werden.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 22:03:32
      Beitrag Nr. 228 ()
      zu #217 sep

      Die Frage der israelischen Nobelpreisträger wurde ja schon geklärt: Es gibt keine (von den bekannten Friedensnobelpreisen für Begin und Rabin abgesehen)! Dazu brauchst Du nur die vorhergehenden Postings lesen.

      Was Popper angeht: Jemand, der nicht einmal in der Lage ist, einen Text richtig wiederzugeben, geschweige zu verstehen, sollte den Mund nicht so voll nehmen.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 22:27:39
      Beitrag Nr. 229 ()
      Zwischen Hexenverfolgung und Antisemitismus scheint es eine Paralle zu geben:

      Wer die Existenz von Hexen abstritt hatte eine besonders schlimme Ketzerei begangen. Dies reichte bereits aus, um jemand lebend dem Feuer zu übereignen.

      Wer heute die Existenz von Antisemitismus bestreitet (von wenigen Ausnahmen abgesehen, die es ja immer geben wird) macht sich dadurch - des Antisemitismus verdächtig. Ja, es kann direkt als Beweise verwendet werden, wie weiter unten zu sehen ist.
      Avatar
      schrieb am 26.11.02 23:31:28
      Beitrag Nr. 230 ()
      Hier ein Link zu einem Artikel über Antisemitismus:

      http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/antisemitismus/

      Dieser Artikel zeigt glaube ich deutlich, was Antisemitismus wirklich ist. Der hat mit der heutigen Begriffsverwendung eigentlich wenig zu tun.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 00:48:13
      Beitrag Nr. 231 ()
      stirner, wieder falsch.

      wer die Existenz von Antisemitismus bestreitet, der
      hat einfach was an der Waffel.

      Komm, gib uns weitere Beispiele Deines "Denkens".

      Nicht erlahmen, nicht irritieren lassen, daß Du so ohne jede Resonanz verbleibst.

      Sei sicherl ich lese alles von Dir, und das eine oder andere kopiere ich auch raus, und stelle es der Antisemitismus- Forschung in Berlin zur Verfügung.

      Nicht Du bist interessant, sondern das, was Du hier schreibst. Immerhin.

      Und vergiß jetzt den Popper. Das ist nix für Dich.

      Erzähl uns doch mal, was Dich an der Frage der Nobelpreisträger, die (nicht) aus Israel kommen, so fasziniert. Welche Beweisführung Du an diesen Gedanken zu knüpfen gedenkst.

      Also los, Bauchredner. Du gehst kein Risiko ein, weil Du jegliche Beweisführung gegen Deine Widersprüche bravourös dadurch widerlegst, indem Du lediglich erklärst,

      "es verhält sich nicht so."

      Da kann man dann nix machen.

      Aber mit solch einer stichhaltigen Entgegnung sollte es Dir doch möglich sein, hier Deine weiteren Erkenntnisse zwanglos zu entfalten.

      Nur Mut.

      Hast Du Victor Klemperer wirklich gelesen ? Ich meine, das wäre schon wichtig. Denn da gab es nichts zu verstehen. Es sind Tagebücher.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 03:12:09
      Beitrag Nr. 232 ()
      @ Newnoise

      Überall dort, wo der Mensch ein "Anders-Sein" gegenüber sich ausmacht, ist er gefühlsmäßig bereit ein "Rassist" zu werden.

      Meiner Meinung nach nur dann, wenn er so blöd ist, sich vom Anders-Sein des Anderen sofort bedroht zu fühlen. Meine Frau unterscheidet sich auch in vielen Bereichen ziemlich von mir - Gott sei Dank ;) - nehme ich auch so wahr :D - ein Sexist bin ich trotzdem nicht, ich habe nämlich keine Angst vor ihr.

      Anders-Sein ist doch die Grundvoraussetzung für persönliches Wachstum im Kontakt mit Anderen. Wenn ich auf Menschen treffen würde, die mir so gleichen würden, dass ich keinerlei Unterschiede zu mir feststellen könnte, wäre ich doch gar nicht in der Lage etwas von ihnen zu lernen. Wäre ja alles wie bei mir - langweilig.

      Genau daran krankt ja auch unsere Gesellschaft. Der Druck zur gesellschaftlichen Gleichschaltung ( man denke nur an solche Dinge wie Einheitsabitur, Einstimmigkeit bei Länderministerkonferenzen, überregional gültige Einheitstarifverträge, etc. ) unterdrückt jede kreative Individualität schon im Ansatz. Wer etwas wirklich Neues denken will, darf ja logischerweise gar nicht bzw. nur wenig auf sein Umfeld hören. Aber genau diese Querdenker irritieren die Masse der Gesellschaft und werden entsprechend kritisch beobachtet und meistens wegen intellektueller Unfähigkeit der Masse von dieser abgelehnt. Tragisch für jede Gesellschaft, die auf diese Weise die klügsten Denker, die sie hat, verprellt ( z.B. Forscherschwund in Richtung USA ) und dadurch in ihrer Leistungs- und Reformfähigkeit gegen Null läuft.

      Übrig bleibt dann meistens nur eine dumpfe Masse frustrierter erfolgloser Untertanen, die auf der Suche nach einem Sündenbock für ihre eigene Erfolglosigkeit sind - sie selbst können dafür ja nicht die Verantwortung haben - sind ja nur die berühmten kleinen Leute - aber dieses gebildete, erfolgreiche, reiche Judenpack, wenn die da mal nicht wieder ihre Macht benutzt haben um......, die kontrollieren doch eh` alles, die sind bestimmt Schuld. Und außerdem jetzt nach 50 Jahren, also irgendwann muss doch auch mal Schluß sein, ich war doch damals nur Flakhelfer, ich kann doch gar nichts dafür. Und Papa ist auch nicht aus Russland zurückgekommen. Was meine Mutter deshalb früher schuften mußte und was hat sie dafür bekommen? Aber den Sch...-Juden, denen haben wirs in den Arsch geschoben. Haste gehört, jetzt schon wieder 3 Milliarden, ach so nur 3 Millionen, auch egal, warum denn überhaupt, mir gibt doch auch keiner, bla, bla ,bla....

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 00:47:11
      Beitrag Nr. 233 ()
      Wer sich im Internet umschaut, kann feststellen, daß es durchaus Menschen gibt, die meine Auffassung von Antisemitismus als Rassismus teilen, z.B. die eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, der man auch sicherlich mehr Objektivität als deutschen Einrichtungen zusprechen dürfte.

      Zunächst die Web-Site: http://www.raben-net.ch/ekr/antisemitismus_in_der_schweiz.ht…

      Dort wird folgende Ansicht vertreten:

      Antisemitismus – Definition und Auslegung
      Das Phänomen des Antisemitismus ist ein Teil des Rassismus. Wie der Rassismus ist Antisemitismus diskriminierend, indem er eine Gruppe von Menschen abwertet und ihnen die Gleichwertigkeit abspricht.
      Mit Antijudaismus bezeichnet man die religiös geprägte Judenfeindschaft vor allem des Christentums. Seine Wurzeln liegen in der vorchristlichen antiken Judenfeindschaft und in der Konkurrenz der christlichen Religion zu ihrer Mutterreligion, dem Judentum. Über Jahrhunderte hinweg wurden den Juden rituelle Morde an Christen, Hostienschändungen, Brunnenvergiftungen vorgeworfen, und sie wurden kollektiv zu „Christusmördern" gestempelt. Wenn dies politisch und ökonomisch opportun schien, wurden die Juden aufgrund dieser verleumderischen Vorwürfe verfolgt. Auch die Reformatoren pflegten das negative Bild der Juden. Als Renaissance und Aufklärung ein säkulares Menschenbild entwarfen, entwickelte sich auch die moderne Rassenkunde und damit die Basis für den modernen Antisemitismus.
      Der moderne rassistisch geprägte Antisemitismus war eine Reaktion auf die Assimilation und den Eintritt der Juden ins bürgerliche Leben Europas. Die als „Rasse" definierten „Semiten" wurden zur Antithese der „Arier" stilisiert. Antisemitismus enthält neben der rassistischen Komponente die Idee einer „jüdischen Weltverschwörung" und macht „die Juden" zu Sündenböcken für alle möglichen Übel. Antisemitismus lässt sich mit beliebigen Inhalten füllen und manipulativ als Ventil für soziale und politische Probleme einsetzen. Deshalb manifestiert sich Antisemitismus in Krisenzeiten besonders stark und ist dort, wo er von der Regierung unterstützt wird, in seiner Wirkung besonders fatal.
      Man spricht von „rassistischen" und „antisemitischen Stereotypen", d.h. von Bildern, die gleichbleibend und pauschal auf eine Gruppe oder Minderheit angewandt werden. Zu den antisemitischen Stereotypen sind Vorstellungen zu zählen wie „Die Juden haben den Heiland getötet"; „Die Juden streben die Weltherrschaft an"; „Die Juden sind geldgierig". Oft ist mit antisemitischen Vorurteilen eine Zuschreibung unberechenbarer Macht verbunden, gegen die jede Abwehr legitim sei. Auch positive Stereotype können diskriminierend wirken. All diese Vorurteile werden dann als bare Münze genommen, bis sie kaum mehr als konstruierte Meinungen wahrgenommen werden und im alltäglichen Sprachgebrauch Einzug halten.
      Antizionismus ist heute ein Phänomen der extremen politischen Rechten und Linken. Gemeinsam ist beiden, dass Jüdinnen und Juden das Recht abgesprochen wird, einen eigenen Staat für sich zu beanspruchen. Der Staat Israel wird dämonisiert und alle jüdischen Bürger anderer Staaten werden für die Politik Israels (insbesondere gegenüber den Palästinensern) verantwortlich gemacht


      Hier haben wir es also mit einer Auffassung zu tun, die sich an rassistischen Vorstellungen orientiert und meiner Auffassung ähnlich ist.

      Die Meinung zum Antizionismus halte allerdings ich für falsch. Denn es gibt zweifellos auch Leute, die nicht der extremen Rechten und Linken angehören und sich als Antizionisten bezeichnen (z.B. der Liberale Möllemann). Dann gibt es ja das breite Phänomen des jüdischen Antizionismus, von dem die Autoren offensichtlich noch nichts gehört haben. Schließlich werden nicht alle Juden für die Politik Israels verantwortlich gemacht, sondern nur die, die diese Politik unterstützen.

      Extra nochmals ein Auszug aus dem Text zur Einordnung der Nobelpreislisten und ähnlicher Listen „jüdischer Genies“:

      Auch positive Stereotype können diskriminierend wirken.

      Wer also hier von der Überlegenheit des jüdischen Geistes herumfaselt ist streng genommen ein Antisemit. Das ist meine Antwort an unseren Viertel-Intellektuellen @sep, der pisa-mäßige Verständnisprobleme beim Lesen von Popper-Texten hat: Ich kämpfe gegen den Antisemitismus, aber gegen den tatsächlich vorhandenen.

      :D
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 00:57:21
      Beitrag Nr. 234 ()
      Wer sich im Internet umschaut, kann feststellen, daß es durchaus Menschen gibt, die meine Auffassung von Antisemitismus als Rassismus teilen, z.B. die eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, der man auch sicherlich mehr Objektivität als deutschen Einrichtungen zusprechen dürfte.

      Zunächst die Web-Site: http://www.raben-net.ch/ekr/antisemitismus_in_der_schweiz.ht…

      Dort wird folgende Ansicht vertreten:

      Antisemitismus – Definition und Auslegung
      Das Phänomen des Antisemitismus ist ein Teil des Rassismus. Wie der Rassismus ist Antisemitismus diskriminierend, indem er eine Gruppe von Menschen abwertet und ihnen die Gleichwertigkeit abspricht.
      Mit Antijudaismus bezeichnet man die religiös geprägte Judenfeindschaft vor allem des Christentums. Seine Wurzeln liegen in der vorchristlichen antiken Judenfeindschaft und in der Konkurrenz der christlichen Religion zu ihrer Mutterreligion, dem Judentum. Über Jahrhunderte hinweg wurden den Juden rituelle Morde an Christen, Hostienschändungen, Brunnenvergiftungen vorgeworfen, und sie wurden kollektiv zu „Christusmördern" gestempelt. Wenn dies politisch und ökonomisch opportun schien, wurden die Juden aufgrund dieser verleumderischen Vorwürfe verfolgt. Auch die Reformatoren pflegten das negative Bild der Juden. Als Renaissance und Aufklärung ein säkulares Menschenbild entwarfen, entwickelte sich auch die moderne Rassenkunde und damit die Basis für den modernen Antisemitismus.
      Der moderne rassistisch geprägte Antisemitismus war eine Reaktion auf die Assimilation und den Eintritt der Juden ins bürgerliche Leben Europas. Die als „Rasse" definierten „Semiten" wurden zur Antithese der „Arier" stilisiert. Antisemitismus enthält neben der rassistischen Komponente die Idee einer „jüdischen Weltverschwörung" und macht „die Juden" zu Sündenböcken für alle möglichen Übel. Antisemitismus lässt sich mit beliebigen Inhalten füllen und manipulativ als Ventil für soziale und politische Probleme einsetzen. Deshalb manifestiert sich Antisemitismus in Krisenzeiten besonders stark und ist dort, wo er von der Regierung unterstützt wird, in seiner Wirkung besonders fatal.
      Man spricht von „rassistischen" und „antisemitischen Stereotypen", d.h. von Bildern, die gleichbleibend und pauschal auf eine Gruppe oder Minderheit angewandt werden. Zu den antisemitischen Stereotypen sind Vorstellungen zu zählen wie „Die Juden haben den Heiland getötet"; „Die Juden streben die Weltherrschaft an"; „Die Juden sind geldgierig". Oft ist mit antisemitischen Vorurteilen eine Zuschreibung unberechenbarer Macht verbunden, gegen die jede Abwehr legitim sei. Auch positive Stereotype können diskriminierend wirken. All diese Vorurteile werden dann als bare Münze genommen, bis sie kaum mehr als konstruierte Meinungen wahrgenommen werden und im alltäglichen Sprachgebrauch Einzug halten.
      Antizionismus ist heute ein Phänomen der extremen politischen Rechten und Linken. Gemeinsam ist beiden, dass Jüdinnen und Juden das Recht abgesprochen wird, einen eigenen Staat für sich zu beanspruchen. Der Staat Israel wird dämonisiert und alle jüdischen Bürger anderer Staaten werden für die Politik Israels (insbesondere gegenüber den Palästinensern) verantwortlich gemacht


      Hier haben wir es also mit einer Auffassung zu tun, die sich an rassistischen Vorstellungen orientiert und meiner Auffassung ähnlich ist.

      Die Meinung zum Antizionismus halte allerdings ich für falsch. Denn es gibt zweifellos auch Leute, die nicht der extremen Rechten und Linken angehören und sich als Antizionisten bezeichnen (z.B. der Liberale Möllemann). Dann gibt es ja das breite Phänomen des jüdischen Antizionismus, von dem die Autoren offensichtlich noch nichts gehört haben. Schließlich werden nicht alle Juden für die Politik Israels verantwortlich gemacht, sondern nur die, die diese Politik unterstützen.

      Extra nochmals ein Auszug aus dem Text zur Einordnung der Nobelpreislisten und ähnlicher Listen „jüdischer Genies“:

      Auch positive Stereotype können diskriminierend wirken.

      Wer also hier von der Überlegenheit des jüdischen Geistes herumfaselt ist streng genommen ein Antisemit. Das ist meine Antwort an unseren Viertel-Intellektuellen @sep, der pisa-mäßige Verständnisprobleme beim Lesen von Popper-Texten hat: Ich kämpfe gegen den Antisemitismus, aber gegen den tatsächlich vorhandenen.

      :D
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 17:40:45
      Beitrag Nr. 235 ()
      Wieder einen schlechten Tag gehabt, stirner ?

      Wieder was auf die Schnauze bekommen ?

      Kann ich verstehen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:15:21
      Beitrag Nr. 236 ()
      Tja, da Du ja eine bestimmte Vorliebe für schlichte psychologische Erklärungen hast:
      Man nennt das Projektion, was Du empfindest. Haben aber auch schon andere bemerkt.

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 22:47:42
      Beitrag Nr. 237 ()
      schon lustig.

      Da Du ja eine bestimmte Vorliebe für schlichte psychologische Erklärungen hast.

      Schreibt der stirner. Und fügt dann eine........ psychologische Erklärung an:

      Man nennt das Projektion, was Du empfindest.

      Und dann, die Steigerung:

      [i)Haben aber auch schon andere bemerkt[/i]

      Hahaha. Wer denn ? Bischen aufblasen, bist Dir alleine zu wenig ?

      Was also wäre dann Projektion, wenn man den Begriff korrekt verwenden wollte?


      >>>>>>>>>

      Projektion:
      Definition: Allgemeine Bezeichnung für das Abbilden bzw. Verlagern von Empfindungen, Gefühlen, Wünschen, Interessen (inneren Vorgängen) in die Außenwelt.
      In der Psychoanalyse versteht man unter P. einen Abwehrmechanismus, bei dem eigene, unerträgliche Gefühle und Wünsche einem anderen Menschen (oder Gegenstand) zugeschrieben werden. Beispiel: Eine verheiratete Frau fühlt sich von ihrem Schwager sexuell belästigt, obwohl dieser nichts mit ihr zu tun haben will. Dabei ist es vielmehr so, daß sie sich unbewußt in ihn verliebt hat (s. Unbewußtes), was sie aber nicht zulassen darf, denn sie ist ja verheiratet. Ihr eigener sexueller Wunsch wird auf den Schwager projiziert.
      P. findet z.B. auch dann statt, wenn eigene Abweichungen (s. Devianz) als normal erscheinen sollen. Hierbei werden gegensätzliche Wesenszüge des eigenen Selbst auf andere Personen projiziert. Beispiel: Ein sehr geiziger Mann beschimpft seine Frau als verschwendungssüchtig, obwohl sie es objektiv nicht ist (s. Objektivität).
      Im Alltag läßt sich P. häufig nicht von der sozialen Wahrnehmung oder Personenwahrnehmung unterscheiden. Beispiel: Eine andere Person wird als sehr lustig oder sehr depressiv wahrgenommen (s. Depression), nur weil der Beobachter selbst in einer entsprechenden gefühlsmässigen Verfassung ist und diese Gefühle auf die andere Person projiziert.
      <<<<<<<<<<<<

      Aus:

      http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/plex/PLex/Lemma…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/plex/PLex/Lemma…

      stirner, jetzt wieder Du. Erheitere mich.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 23:05:45
      Beitrag Nr. 238 ()
      Na, das ist ja nun wirklich ganz einfach.

      Da Du solche simplen Theorien liebst, habe ich natürlich eine verwendet. Bemerkt hat das schon DT, dem Du ja auch eine solche Definition gepostet hast. Vergessen?

      In der Psychoanalyse versteht man unter P. einen Abwehrmechanismus, bei dem eigene, unerträgliche Gefühle und Wünsche einem anderen Menschen (oder Gegenstand) zugeschrieben werden.

      Genau das trifft auf die Antwort zu, die Du in #235 geäußert hast und damit auf Dich. Verstehe wirklich nicht, warum man Dir alles noch einmal erklären muß. Naja, Verständnisprobleme eben.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 23:23:44
      Beitrag Nr. 239 ()
      Jetzt mußt Du halt nur noch verstehen, was die Bedeutung, der Sinn dessen ist, den Du invers gestellt hast.

      Gut, Du kannst Texte kopieren.

      Aber was bedeuten Sie ?

      Fragen über Fragen.

      Was DT betrifft, der hatte einen anderen Begriff verwendet, dessen Definition ich dann reingestellt habe.

      Was mag dieser Querverweis von Dir bedeuten ?

      Daß ich gelegentlich die Definition von verwendeten, also meistens falsch verwendeten Begriffen hier reinstelle ?

      Das hast Du wirklich gut bemerkt, stirner.

      Kannst Du uns vielleicht noch jemanden nennen, dem ich eine Definition nachgereicht habe ?

      So jetzt will ich Dich wieder alleine lassen bei dem Versuch, den Text, den Du von mir kopiert hast, verstehen zu wollen. Falls Du das schaffen solltest, dann darfst du mir das ruhig mitteilen.

      Ich will Dir eine kleine Hilfestellung auf den Weg geben: das, was Du bisher dazu geäußert hast, hat wohl eher nichts mit dem Sinn hinter dem Text zu tun.

      Aber zu Popper habe ich nichts mehr von Dir gehört. Wie gehts dem eigentlich ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 14:44:18
      Beitrag Nr. 240 ()
      hallo auryn,

      was ich meinte, war schon eine eigenständige resolution zur
      teilung palästinas. unter dem von dir genannten link habe
      ich sie leider auch nicht gefunden. im moment habe ich
      wenig zeit; wenn ich den text aufgetrieben habe, werde ich
      ihn hier posten.

      mfg,
      Cole_T
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 21:28:55
      Beitrag Nr. 241 ()
      auF den seminaRen "wie gehe iCh mit schwierigen
      zeitgenossen um" fehlt eindeutig das kapitel text-
      formatierung in onlineforen.


      http://groups.google.de/groups?hl=de&lr=&ie=UTF-8&group=de.a…
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 22:06:19
      Beitrag Nr. 242 ()
      DReam,

      für manche wäre es schon gut, wenn sie nur über ein Minimum an Selbstkritik verfügen würden. Betonköpfig halten sie an ihren Fehlern fest und entblöden sich immer mehr.
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 04:36:50
      Beitrag Nr. 243 ()
      Zur Aufheiterung dieses ernsten Themas ( und damit wir nicht nur über Stirner lachen :laugh: ):

      Ein amerikanischer Journalist wird 1939 nach einem Deutschlandbesuch von seinen Kollegen gefragt, wie denn die Deutschen so seien.
      Darauf er:
      "Die Deutschen sind intelligent, ehrlich und nationalsozialistisch; aber niemals treffen alle drei Eigenschaften gleichzeitig zu.
      Sind sie intelligent und nationalsozialistisch, dann sind sie nicht ehrlich.
      Sind sie intelligent und ehrlich, dann sind sie nicht nationalsozialistisch.
      Sind sie ehrlich und nationalsozialistisch, dann sind sie nicht intelligent."

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 09:59:43
      Beitrag Nr. 244 ()
      nasdaq

      Wenn hier über jemanden gelacht wird, dann über unseren Pisa-Sep, der einen Popper-Text nicht richtig wiedergeben kann und deswegen einen bizarren Streit anfängt, statt es einfach zuzugeben. Daß Du ihm zu Seite springen willst, spricht nicht gerade für Dich.

      Wo wollst Du Dich denn hier einordnen?

      Es fehlt einfach eine Kategorie für unehrlich und unintelligent.

      :D :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 14:16:07
      Beitrag Nr. 245 ()
      stirner, es fehlt eine Kategorie ?

      Für unehrlich und unintellgigent ?

      Dafür haben wir doch dich.

      Grenzgänger, die erkennen können, daß es Licht gibt, ohne es zu erreichen.

      Da du dir die Mühe machst, hier zu schreiben, so soll es mir nicht zuviel sein, meine Münze in deinen Hut zu werfen, das zu lesen. Mehr ist nicht, stirner, da kannst du rumpöbeln, so viel du willst.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 16:03:46
      Beitrag Nr. 246 ()
      Pisa-Sep

      unintellgigent ?

      Bevor Du jemanden als unintelligent bezeichnest, solltest Du erst mal lernen, wie man das Wort schreibt.

      Nun hast Du wieder ein Beispiel gegeben für das, was man Projektion nennt. Mit der Zeit wirst Du es schon noch begreifen.
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 16:07:38
      Beitrag Nr. 247 ()
      Für die Freunde Poppers :D zwei Zitate, die ganz gut zum Thema passen:

      Karl Popper:

      "... ich halte jede Form des Nationalismus für einen verbrecherischen Dünkel oder für eine Mischung von Feigheit und Dummheit. Feigheit, weil der Nationalist die Unterstützung der Menge braucht: Er wagt nicht, allein zu stehen. Dummheit, weil er sich und seinesgleichen für besser hält als andere."


      Popper über Jörg Haider

      In Österreich... "dort sind die jungen Leute begeistert über den Haider. Es hängt mit der Dummheit ihrer Erziehung zusammen. Haiders Ideal ist der Hitler. Er würde gern tun, was Hitler getan hat." ... "Er sagt es deutlich genug, dass man es heraushören kann. Für die, die hören wollen, sagt er`s."


      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 16:11:24
      Beitrag Nr. 248 ()
      Als 15-Jähriger schon erkennt er in einer Diskussion mit seinem Vater, daß es zwecklos sei, um die `wahre Bedeutung` von Wörtern zu streiten. Viel sinnvoller ist es, sich an das Problem zu halten, um das es geht, und die Wörter nicht so ernst zu nehmen. (Anti-Essentialismus)

      Wer der 15-Jährige wohl war? Und auf welche Auseinandersetzung hier im Thread das wohl passt? :D


      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 16:53:22
      Beitrag Nr. 249 ()
      nasdaq,

      da hast Du immerhin recht, eine wahre Bedeutung von Wörtern gibt es nicht. In diesem Punkt stimme ich mich dem 15-jährigen Popper überein. Auch in meiner Kritik des Begriffs "Antisemitismus" habe ich ja ganz klar eine solche Auffassung bereits verwendet.

      Aber Popper ist im Alter von seinem Anti-Platonismus abgerückt und hat sich in diese Lehre der drei Welten verstiegen. Wie schon gesagt, er ist dem "Zauber Platons" doch noch erlegen. Es gibt nämlich nur eine Welt.

      Aber sep hat nicht nur diese Auffassung Poppers falsch wiedergegeben, er hat sie auch nicht verstanden. Deshalb schwadroniert er hier rum statt seinen Fehler einzusehen. Das ist das Problem.

      Vielleicht ist sep für Dich eine Art Vaterfigur? Für mich nicht.
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 19:06:49
      Beitrag Nr. 250 ()
      @nasdaq


      ich glaube nicht, daß man mit diesem stirner einen ernsthaften Gedanken austauschen kann. Ich glaube, das wird schlicht niemandem gelingen. Das ist sicherlich nicht hier auf das board beschränkt.

      Der stirner hält Popper für jemanden, der gerade aus dem Puff kommt.

      Ich habe sicher nichts falsch wiedergegeben, was in Zusammenhang mit Popper stünde, und dieser @stirner hat auch garnicht erst versucht, das irgendwie belegen zu wollen.

      Dazu ist er schlicht und einfach nicht in der Lage.
      Und daß weißr er natürlich. Deswegen holzt er hier so rum und korrigiert dann Rechtschreibfehler.

      Ich habe unintellgigent geschrieben ?

      Wahnsinn.

      Projektion ist was anderes, stirner. Ich habe es Dir schon einmal reinkopiert. Da du auch das nicht intellektuell auf die Reihe bekommst, wie sich zeigt, kann ich es mir in Zukunft sparen.

      Also Projektion. Sehr gut.

      Er bekommt die einfachsten Zusammenhänge scheinbar nicht hin, das allerdings zeigt sich praktisch in jedem seiner Beiträge.

      Defwgen habe ich hir wider ein pahr Rächtschreipfehler eingebatu. Findest du ihn, stierner ?

      SEP
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 22:28:43
      Beitrag Nr. 251 ()
      sep,

      Du bist einer von denen, der den Abstieg Deutschlands gerade beispielhaft präsentiert.

      Unfähig einen Text wiederzugeben, zu blöd, um ihn zu verstehen und schließlich zu uneinsichtig, um einen Fehler auch zuzugeben.

      Du meinst ich habe keine Ahnung von Popper? Da irrst Du Dich gewaltig. Ich glaube vielmehr, daß Du von Philosophie ungefähr soviel verstehst wie eine Kuh vom Scheissen.
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 23:26:26
      Beitrag Nr. 252 ()
      @ Papi....ääh...SEP

      So ist das halt. Wer Trolle füttert, muss damit rechnen, dass sie anhänglich werden. :D Allerdings sind manche Exemplare so putzig, dass man sie schon eine Zeit erträgt. Besonders, wenn sie so unterhaltsam sind, wie unser spezieller Troll hier.

      Ich glaube vielmehr, daß Du von Philosophie ungefähr soviel verstehst wie eine Kuh vom Scheissen.

      Wenn ich meine Ferien auf diversen Bauernhöfen noch richtig in Erinnerung habe, verstehen Kühe eine Menge vom Scheissen. Soll das jetzt also heissen, dass unser Troll meint, Du wärst ein Fachmann auf dem Gebiet der Philisophie? :laugh: Oder habe ich jetzt Probleme mit der 3. Ebene (oder wie das jetzt auch immer richtig heisst...)? :D

      Gruß

      Sohnemann nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 01.12.02 23:43:35
      Beitrag Nr. 253 ()
      nasdaq,

      es ist nicht die 3. Ebene (oder wie es immer auch heißen mag).

      Dünnschiss ist ein Problem der ersten Ebene.

      :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 00:55:49
      Beitrag Nr. 254 ()
      Jau, der Typ ist putzig, den müssen wir uns warm halten.

      Ein Popper- Spezialist, wie er im Buche steht.
      Und Aristoteles.

      Und Platon. Platon hat er auch noch erwähnt.

      Schade, Sokrates hat er vergessen.

      Ich werde diesen stirner dennoch nicht Zwangsadoptieren, da ist zu wenig Substanz, aber vielleicht kann man ihm die Grundbegriffe näherbringen ?

      Also, stirner, wo fangen wir denn an ?

      Am besten, Du erklärst hier mal diesen Text von Dir:

      Aber Popper ist im Alter von seinem Anti-Platonismus abgerückt und hat sich in diese Lehre der drei Welten verstiegen. Wie schon gesagt, er ist dem "Zauber Platons" doch noch erlegen. Es gibt nämlich nur eine Welt.

      Mache Dir am besten eine Zeichnung, mit 3 Männchen, jeweils für Platon, Popper und dich, und dann die 3 Welten, die du mit Strichen den jeweiligen Philosophen zuordnest, oder auch, wie du es in Erinnerung hast, durchstreichst.

      Dann kopierst Du das in ein Bildbearbeitungsprogramm, und stellst es mir hier rein.

      Links findest Du die Schaltflächen, um ein Bild reinstellen zu können.

      "Links" ist die Seite, auf der sich Deine Zungenspitze - im entsprechenden Mundwinkel - befindet, während Du Deine an mich Texte verfaßt.

      Vielleicht ist es eine gute Idee, die 3 genannten Philosophen nicht auf einer Ebene zu zeichnen, sonst könnte es sein, daß Dein Bleistift abbricht. Und wenn Du schon mit verschiedenen Ebenen arbeitest (ich weiß, Du tust Dich da ein wenig schwer, stirner) dann wäre es nicht schlecht für das zukünftige Verständnis, wenn Du ganz oben zusätzlich mal den Sokrates drübersetzt.

      Für die Folgestunden. Der könnte da noch gebraucht werden für das nähere Verständnis.

      Ich sehe mir das Bild - das wäre dann in gewisser Weise endlich auch sowas wie eine Projektion - an und schreibe Dir, ob es mir zusagt.

      Du kannst es ruhig mit Farbstiften ausmalen, das läßt sich dann leichter interpretieren.

      Es wäre ein Beleg für eine Leistung der 3. Ebene, also eine intellektuelle Leistung. Vielleicht schaffst Du es ja.

      Aber nicht abmalen. Nicht schummeln. Das zählt nicht. Nicht so, wie in der Schule.

      Die erste Ebene ist jene der reinen Materie. Der Steine. Des stirnernen Staubes. Leblos. Nix los.

      Dünnschiß, wie Du es vermutet hattest, das kommt da noch nicht vor. Das wäre schon belebte Natur, also 2. Ebene. Wie Bäume, Würmer, also schon die höhere Biosphäre.

      Nicht nach Popper, aber das hatte ich ja in meinem ursprünglichen posting bereits erläutert.

      2. Ebene, dat krieje mär viel später.

      So, Popper- Mobber, ran ans Werk. Abgabetermin ist Ende des Jahres. Schaffst du das ?


      Siehst Du, nasdaq, jetzt erhalten wir doch noch die gelegenheit, uns in die 3 Ebenen zu vertiefen, und bald schon werden wir lesen, was Popper dazu gesagt haben mag. Ob wir wollen, oder nicht. Der arme Popper.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:06:19
      Beitrag Nr. 255 ()
      Pisa-Sep

      Warum sollte ich den Text erklären, Du verstehst ihn ja eh nicht. Er war für nasdaq, vielleicht kann Dir der helfen.

      Ich habe Dir ja nur die Möglichkeit gegeben, Dich völlig zu entblöden.

      Das hast Du geschafft. Ich habe bisher noch keinen größeren Unsinn bei WO gelesen als dieses Posting von Dir. Ich schätze mal, Du hast ein bißchen zuviel getrunken.

      Aber ich prognostiziere mal, daß Du Dich bald selbst übertreffen willst und noch größeren Unsinn von Dir geben wirst.

      Wenn ich Dir einen guten Rat geben darf: Lies Deine Bücher von oder über Popper nochmal und versuch sie zu verstehen. Dann melde Dich nochmals.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:14:50
      Beitrag Nr. 256 ()
      sep,

      da ich schön langsam Mitleid mit Dir bekommen, hier ein kurzer Hinweis auf die drei Welten:

      Die Theorie der drei Welten
      Welt 1: Die physikalische Welt.
      Welt 2: Die psychische Welt, die Welt der subjektiven Erfahrungen.
      Welt 3: Die vom Menschen geschaffenen objektiven Strukturen, die dann aber unabhängig von ihm existieren

      Es sind weder Bereiche, noch Ebenen. Belebtes gehört zur ersten Welt.

      :) :)
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:16:24
      Beitrag Nr. 257 ()
      Das hat so kommen müssen, das war klar.

      Du stellst hier Texte rein, die du nicht erklären kannst.

      War ja auch eine nicht lösbare Aufgabe für Dich.

      Den Text kann niemand erklären.

      Und zeichnen kannst du auch nicht. Schade.

      So, nun husch husch ins Bettchen, morgen ist wieder ein Tag, wo Du von all denen, die Dir im richtigen Leben begegnen, eins aufs Maul bekommst. Wie es sich gehört.

      Und mir darfst Du dann in Deiner klausulierten Weise mitteilen, wie weh es tut.

      Also, frisch ans Werk, Backpfeifengesicht raushängen. Und schlucken, schlucken, schlucken.

      hahaha.

      Und nicht an Popper denken. Dafür gäbe es dann nochmals was drauf.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:21:32
      Beitrag Nr. 258 ()
      Ich habe hier keine Texte reingestellt, sondern dir eine Hilfe gegeben, Deine Postings nochmals zu überprüfen.

      Daß Du diesen Text nicht erklären kannst, wundert mich nicht. Vermutlich bist Du völlig betrunken.

      Daß Du nicht mehr an Popper denken willst ist mir klar. Eine peinliche Sache für Dich.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:32:15
      Beitrag Nr. 259 ()
      Das hast Du fein gemacht, stirner.

      Dafür stelle ich Dir nochmals rein, was ich geschrieben habe:



      Ich glaube, wenn Du Dir den gedanken mal zu Gemüte führst, dann ergeben sich schon die ersten Schritte der Richtung, in der es weitergeht.

      Denn es ist ohne Zweifel richtig, daß nicht alle Menschen in gleicher Weise Zutritt zu dieser 3. Ebene haben, auch wenn wir sagen können, daß nur Menschen , ganz generell gesprochen, sich in dieser Ebene bewegen können.

      Damit kannst Du nun schon den Beitrag, den Du hier reingestellt hattest, in seiner Qualität etwas besser beurteilen.

      Er benutzt nur die Werkzeuge der dritten Ebene. Aber er ergreift nicht die kreativen, geistigen, schöpferischen Möglichkeiten der 3. Ebene. Er ist nicht innovativ.

      Er benutzt die Möglichkeit der 3. Ebene, sich in Sprache auszudrücken, um diese gegenüber der 2. Ebene zu denunzieren.

      Er sollte vielleicht besser einen Prügel, oder sein Gebiß, oder seine Urinmarke nehmen, also die Verständigungsmöglichkeit der 2. Ebene.

      Diese Art der Verständigung gelingt jedoch nur gegenüber jenen armen Mitmenschen, die in ihrer Möglichkeit ähnlich hmm... determiniert sind.

      Die 3. Ebene kann zwar mitlesen, hat aber Mitleid mit jenen (,die dennoch sehr gefährlich werden können).

      Diejenigen, die der 2. Ebene näherstehen, sich aber gleichwohl der Verständigungsmöglichkeit der 3. Ebene bedienen können, können hingegen nicht alles nachvollziehen, was sich in/auf dieser 3. Ebene abspielt.

      Genau gesagt, das kann niemand.

      Dennoch gibt es, das wird wohl deutlich, gewichtige graduelle Unterschiede in der Weise, wie man sich diese 3. Ebene erschließt.




      Vielleicht findest Du den Kernsatz von alleine ? Vielleicht schaffst Du es, herauszuarbeiten, daß es hier um eine Unterteilung ging, die einen Gedanken von Popper aufgriff, ohne diese Ausführungen von Popper weiter zu verfolgen ?

      Wie lautet der diesbezügliche Kernsatz in meinem Text, stirner ?

      Ein Posting weiter hast Du dann belehrt, daß es sich bei Popper um 3 verschiedene Welten handelt, und daß andere vor ihm und nach ihm diesen Gedanken aufgeführt haben.

      Na und ?

      Darum geht es doch überhaupt nicht.

      Ich schreibe hier doch nicht, um Dir eine Gelegenheit zu geben, dein Pseudowissen anzubringen, wen du alles gelesen, und nicht verstanden hast.

      Du scheiterst doch schon an der Kernaussage von Tagebüchern des Victor Klemperer.

      stirner, Du bist hohl. Tut mir leid.

      Wie sagte @nasdaq ? Wer Trolls füttert, bekommt sie anschließend nicht mehr los. Also: bei Fuß.

      So, jetzt kannst Du wieder Rechtschreibfehler korrigieren, und lies Dir bei Gelegenheit mal die Regeln über die Setzung des Genitivs durch.

      Und das mit der Nicht- Existenz verschiedener Welten, das würde ich mir auch noch einmal genau überlegen.

      Denn ob die Welt, die Du siehst, tatsächlich die Welt darstellt, wie sie existiert, da scheinen mir mehr als Welten dazwischenzuliegen.

      Und das wären dann minimum schon 2 Welten, nicht wahr ?


      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:36:05
      Beitrag Nr. 260 ()
      #258, @stirner, " Ich habe hier keine Texte reingestellt, sondern dir ............"

      Hier der Text, den Du reingestellt hattest, und von dem die Rede war.


      Aber Popper ist im Alter von seinem Anti-Platonismus abgerückt und hat sich in diese Lehre der drei Welten verstiegen. Wie schon gesagt, er ist dem "Zauber Platons" doch noch erlegen. Es gibt nämlich nur eine Welt.


      Den sollst Du erklären.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:39:45
      Beitrag Nr. 261 ()
      Hier wäre noch eine etwas ältere, bisher unerfüllte Bitte an Dich um Klärung:



      #158 Ich fände es viel interessanter, einmal festzustellen wieviele israelische Nobelpreisträger es gibt!

      #158 Damit könnte man zeigen, was dieses Land zur Weltgemeinschaft beiträgt. Ich fürchte nicht viel

      #157 Auch die behauptete Anzahl von Nobelpreisträgern jüdischen Glaubens halte ich für falsch.

      #157 Allerdings halte ich es für hirnverbrannt, überhaupt solche Statistiken zu führen.



      Die ungelöste Nobelpreisfrage, warum sie einerseits für Dich wichtig ist, andererseits nicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:49:11
      Beitrag Nr. 262 ()
      Hier haben wir Dein Originalposting. Du schreibst also von Bereichen, bei Popper gibt es aber nur Welten.
      Außerdem stellts Du die Welten nicht richtig dar. Ich habe ja weiter unten schon die Aufteilung der Welten erklärt. Die belebte "Ebene" gehört zur ersten Welt. Es wird wirklich Zeit, daß du Deine falsche Darstellung einsiehtst.

      Dazu kommt, daß du das Poppersche Konzept der drei Welten nicht vestanden hast. Dazu erkläre ich Dir gerne mehr, wenn Du erst mal die Grundlagen begriffen hast.

      Ein bißchen traurig für Dich stimmt mich die Tatsache, daß Du Dein eigenes Posting verfälschen willst, indem Du es nur unvollständig wiedergibst, dh. um die entscheidenden Stellen kürzst. Das ist ja schon eine Art von Schuldeingeständnis.



      ---------------

      #162 von Sep 24.11.02 21:54:00 Beitrag Nr.: 7.931.212 7931212
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      @nasdaq

      Popper hat ein paar wichtige Sachen rausgeüuhlt, die Sache mit der Falsifikation ist wahrscheinlich die Wichtigste.

      Hier soll es um was anderes gehen. Ich gebe das jetzt gekürzt wieder, damit wir weiterkommen:

      Er unterteilt die Welt in 3 Bereiche:

      Die unbelebte Ebene
      Das ist die Welt der Steine, des Gerölls, eben unbelebt.

      Die belebte Ebene, also die Ebene der Biologie, der Bäume, Sträucher, Tiere.

      Und als drittes die Ebene , na, nennen wir es: des Intellekts, weil wir von Intellekt gesprochen haben.

      Das ist die Ebene der Bücher, der Häuser, der Musik, der Gemälde, kurz: die Ebene, die nur wir Menschen betreten können, in der nur wir Menschen uns auskennen. Eine Welt, die Menschen sich erschaffen haben, für deren Erschaffung Intellekt, aber auch Bewußtsein notwendig ist.

      Tiere können diese Welt nicht betreten, sie ist also der 2. Ebene verschlossen, und natürlich erst recht der ersten Ebene.

      Das ist zwar nicht genau das, wie Popper es ausdrückte, aber dem Wesen nach kommt das hin.

      Ich glaube, wenn Du Dir den gedanken mal zu Gemüte führst, dann ergeben sich schon die ersten Schritte der Richtung, in der es weitergeht.

      Denn es ist ohne Zweifel richtig, daß nicht alle Menschen in gleicher Weise Zutritt zu dieser 3. Ebene haben, auch wenn wir sagen können, daß nur Menschen , ganz generell gesprochen, sich in dieser Ebene bewegen können.

      Damit kannst Du nun schon den Beitrag, den Du hier reingestellt hattest, in seiner Qualität etwas besser beurteilen.

      Er benutzt nur die Werkzeuge der dritten Ebene. Aber er ergreift nicht die kreativen, geistigen, schöpferischen Möglichkeiten der 3. Ebene. Er ist nicht innovativ.

      Er benutzt die Möglichkeit der 3. Ebene, sich in Sprache auszudrücken, um diese gegenüber der 2. Ebene zu denunzieren.

      Er sollte vielleicht besser einen Prügel, oder sein Gebiß, oder seine Urinmarke nehmen, also die Verständigungsmöglichkeit der 2. Ebene.

      Diese Art der Verständigung gelingt jedoch nur gegenüber jenen armen Mitmenschen, die in ihrer Möglichkeit ähnlich hmm... determiniert sind.

      Die 3. Ebene kann zwar mitlesen, hat aber Mitleid mit jenen (,die dennoch sehr gefährlich werden können).

      Diejenigen, die der 2. Ebene näherstehen, sich aber gleichwohl der Verständigungsmöglichkeit der 3. Ebene bedienen können, können hingegen nicht alles nachvollziehen, was sich in/auf dieser 3. Ebene abspielt.

      Genau gesagt, das kann niemand.

      Dennoch gibt es, das wird wohl deutlich, gewichtige graduelle Unterschiede in der Weise, wie man sich diese 3. Ebene erschließt.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:52:01
      Beitrag Nr. 263 ()
      zu #261

      Auch diese Frage habe ich schon längst in einem Posting beantwortet. Es war das letzte sachliche in diesem Thread, brauchtst nur mal zu lesen.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:57:36
      Beitrag Nr. 264 ()
      zu #260

      Diesen Text habe ich nicht hineingestellt, sondern selbst formuliert.

      Wenn Du ihn nicht verstehst, kann und will ich Dir nicht helfen. Dafür hast Du leider die Grundlagen einer sinnvollen Diskussion zerstört.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 01:57:55
      Beitrag Nr. 265 ()
      stirner, statement 1:

      da ich schön langsam Mitleid mit Dir bekommen, hier ein kurzer Hinweis auf die drei Welten:

      Die Theorie der drei Welten
      Welt 1: Die physikalische Welt.
      Welt 2: Die psychische Welt, die Welt der subjektiven Erfahrungen.
      Welt 3: Die vom Menschen geschaffenen objektiven Strukturen, die dann aber unabhängig von ihm existieren

      Es sind weder Bereiche, noch Ebenen. Belebtes gehört zur ersten Welt.

      stirner, statement 2

      Aber Popper ist im Alter von seinem Anti-Platonismus abgerückt und hat sich in diese Lehre der drei Welten verstiegen. Wie schon gesagt, er ist dem "Zauber Platons" doch noch erlegen. Es gibt nämlich nur eine Welt.


      Wäre schön, wenn Du das für den Anfang mal zur Überdeckung bringen würdest. Denn das sind nun allesamt statements von Dir.

      Daß mit den Ebenen schenke ich Dir, das habe ich gesagt, weil ich anhand dieser von Popper gewählten Aufteilung etwas erklärt habe. Und dabei habe ich mir erlaubt, dies als ebene zu bezeichnen, allerdings unter dem Hinweis, daß ich mich dabei nicht strikt an Popper halte.

      Für mein Beispiel war dies gut gewählt, denn sofort danach kamst Du und hast hinreichend genau dargelegt, daß sich meine Unterteilung in die 3 Ebenen nicht so ohne weiteres falsifizieren läßt.

      Du bist geradezu ein Standard- Beispiel für die Richtigkeit meiner Darstellung.

      Du hängst an der 2. Ebene fest, mein Freund, Du weißt, daß es eine 3. Ebene gibt, aber mehr ist Dir nicht möglich. Du sammelst Bücher, die Du nicht verstehst, ja Du bekommst ja nicht einmal 2 hintereinander folgende Texte auf die Reihe.

      Noch nicht einmal dann, wenn sie von Dir sind.

      Das ist 2. Ebene, mein Freund. Ein wenig Bewußtsein, sicher, und die Vermutung, daß es Licht geben muß.

      Wenn du möchtest, dann suche ich Dir eine Textauslegung aus dem Alten Testament raus, da kannst Du nachlesen, wie lange dies schon in erstaunlicher Weise exakt beschrieben wird.

      Nur auf ausdrückliches freundliches bitten durch Dich stelle ich Dir das rein.
      Denn ich bin faul, und muß dann nachschlagen. Dafür möchte ich schon eine freundliche anfrage von Dir hören.

      Mit anderen Worten: das kann ich abhaken.

      Jetzt nimm wieder einen Schluck ausm Klo, und dann kannst wieder loslegen, @stirner.

      Ach, noch was, Kennste das Schattenreich ? Diejenigen, die nur die Schatten an der Wand sehen, und dies für die richtige Welt halten ?

      Schon wieder eine andere, weitere Welt.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:02:11
      Beitrag Nr. 266 ()
      #265

      sep,

      es ist wirklich einfach.

      Popper glaubt, es gebe drei Welten. Das ist falsch. In Wirklichkeit gibt es nur eine.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:03:10
      Beitrag Nr. 267 ()
      An dem Textauszug, den ich reingestellt habe, ist nichts verändert. Da fehlt kein Komma, nix.

      Du hast gehörig was an der Tanne, mein Freund.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:08:53
      Beitrag Nr. 268 ()
      Dir fehlt ja nun mal jede Art von Selbstkritik. Vergleich mal die Texte und dann wirst Du feststellen, daß Du den Text um wesentliche Teile gekürzt hast.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:17:38
      Beitrag Nr. 269 ()
      @stirner.

      Es ist egal, was Popper glaubt.

      Es ist egal, ob er glaubt, es existieren 3 Welten.

      Das hat für den Bezug, für den ich Popper in Anspruch genommen habe, absolut keine Relevanz.

      Ebenen, Welten, Abschnitte, Einteilungen.

      Diese Relevanz hat sich lediglich für Dich ergeben, weil Du hier reinblasen wolltest, daß Du weitere Philosophen kennst, die eine andere Einteilung vorgenommen haben, zum Teil früher, zum Teil sicher auch später.

      Wer würde das bezweifeln.

      Darum geht es aber nicht.

      Wenn nun Popper von Welten spricht, und dies Deiner Meinung nach falsch ist.............

      ich jedoch dagegen von Ebenen spreche, gesprochen habe,

      was dann ja Deiner Meinung nach nicht falsch wäre,

      was plärrst du hier so rum ?

      Zumal in meinem Text steht:

      Das ist zwar nicht genau das, wie Popper es ausdrückte, aber dem Wesen nach kommt das hin.

      Ich habe nicht die Einteilung von Popper in Welten übernommen, sondern von Ebenen gesprochen.

      Ich habe die Einteilung lediglich aufgegriffen, und dann weiterentwickelt.

      Ich werde es mir nicht antun, Dir hier offenzulegen, wo Du dies nachlesen könntest, was genau ich hier referiere. Ich habe ja kein Interesse daran, daß Du eines Tages hier bei mir vor der Türe stehst.

      Den Vorwurf des gefälschten, also veränderten Textes ziehst Du bitte zurück.

      Ich nehme an, Du bist noch nicht allzu alt, obwohl ich mich frage, was Du dann um diese Uhrzeit am Computer machst. Derartige Vorwürfe erhebt nur ein Greenhorn, weil die Falschheit sich ja ohne weiteres an meiner Textprobe nachprüfen läßt.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:21:29
      Beitrag Nr. 270 ()
      #268

      stirner, Du bist nicht ganz klar in der Rübe. Du weißt nicht, was den Vorwurf einer Textverfälschung ausmacht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:25:16
      Beitrag Nr. 271 ()
      Und nochmals:

      den Textauszug, den ich reingestellt habe, der ist komplett, völlig ungekürzt. Vom ersten bis zum letzten Buchstaben.

      Unser stirner weiß offenbar nicht, was eine Fälschung ausmacht, und so erhebt er schon mal diesen Vorwurf.

      stirner, kläre das.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:35:13
      Beitrag Nr. 272 ()
      Na schön,

      Du gibst mir also recht. Du hast Popper falsch dargestellt. Popper spricht von Welten, Du sprachst zuerst von Bereichen, dann von Ebenen, die Du auch nicht richtig zugeordnet hast. Die Auffassung von Ebenen kommt meíner Ansicht von Schichten ziemlich nahe. Damit wäre nach diesem Streit zumindest eines klar: Unsere Meinungen unterscheiden sich in diesem Punkt nicht mal besonders.

      Was den Vorwurf der Fälschung angeht: Den habe ich nicht erhoben. Ich habe lediglich gesagt, Du hättest das entscheidende Posting in #259 gekürzt. Und so ist es auch.
      Avatar
      schrieb am 02.12.02 02:45:45
      Beitrag Nr. 273 ()
      Na schön,

      Du gibst mir also recht. Du hast Popper falsch dargestellt. Popper spricht von Welten, Du sprachst zuerst von Bereichen, dann von Ebenen, die Du auch nicht richtig zugeordnet hast. Die Auffassung von Ebenen kommt meíner Ansicht von Schichten ziemlich nahe. Damit wäre nach diesem Streit zumindest eines klar: Unsere Meinungen unterscheiden sich in diesem Punkt nicht mal besonders.

      Was den Vorwurf der Fälschung angeht: Den habe ich nicht erhoben. Ich habe lediglich gesagt, Du hättest das entscheidende Posting in #259 gekürzt. Und so ist es auch.

      Vergleiche einfach nochmals Posting #262 / #162 mit #259

      Dann wird man erkennen, daß der inverse Teil von #259 vollständig in #162 (siehe auch #262) enthalten ist. Damit ist klar, daß Du in #259 nur einen Teil Deines Postings nochmals dargestellt hast, es also gekürzt hast.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 03:24:11
      Beitrag Nr. 274 ()
      So, um dann mal wieder zum Thema zurückzukehren.....


      Vom Antisemitismus zum Antizionismus
      Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Benz in Düsseldorf am 4. Oktober 2002

      Der jüngste politische Skandal der Bundesrepublik Deutschland, der von Möllemann (FDP) im Wahlkampf 2002 entfachte „Antisemitismus-Streit“, instrumentalisierte Ressentiments und Vorurteile: Auslöser war die Feststellung, Antisemitismus sei ein Reflex auf das Verhalten prominenter Juden (des deutschen Fernsehmoderators Friedmann und des israelischen Ministerpräsidenten Scharon). Den Hintergrund bildete die ebenso populistische und wirksame wie absurde Behauptung, es existiere ein Verdikt, Kritik an Israel zu üben und es gebe Denk- und Meinungsverbote. Als Tabubrecher empfahl sich Möllemann und benützte, um sich allgemein verständlich zu machen, klassische judenfeindliche Stereotype als Appell an Wähler bis hin zu Weltverschwörungstheorien in Gestalt einer „zionistischen Lobby“, die unerwünschte Kritiker bei Bedarf mundtot mache.

      Angefangen hatte es mit antisemitischen Äußerungen eines Landtagsabgeordneten in Nordrhein-Westfalen, die als Israelkritik getarnt waren. Daraus entwickelte sich die Debatte, die ohne Beispiel in der Nachkriegsgeschichte ist, weil erstmals aus einer demokratischen Partei – zum Entsetzen ihrer Patriarchen, vieler Mandatsträger und Mitglieder – Angebote an ein Wählerpotential gemacht wurden, das bislang fern demokratischer und liberaler Bestrebungen agiert hatte. Der Abgeordnete, außerhalb der Region weithin unbekannt, war von den Grünen zur FDP-Fraktion gewechselt, die ihn zunächst als Gast, dann als Mitglied aufnahm und unter öffentlichem Druck dann wieder ausschied. Der Fall Karsli verdiente kein besonderes Interesse, hätte nicht der Landeschef und damalige stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, Jürgen Möllemann, die Angelegenheit zum Skandal gemacht, hätte nicht der Vorsitzende der Partei, Konkurrent Möllemanns als Protagonist werbewirksamer Strategien und als FDP-Kanzlerkandidat mit Blick auf eine Hausmacht von 18 % der Wähler, so viel Geduld und Gelassenheit gezeigt, bis er – um den Preis der Beschädigung der Glaubwürdigkeit seiner Partei - auf Distanz zu Karsli und Möllemann ging.

      Personalisiert ist die Debatte an den FDP-Politikern Möllemann, der sie einflammt hat, und an Guido Westerwelle, der der Ausbreitung des Herdes zum Flächenbrand mit großer Gelassenheit und langer Geduld beiwohnte, bis er zur internen Schadensbegrenzung die Autorität des Parteivorsitzenden hervorkehrte (gestützt auf Veteranen des Liberalismus, die dem Zeitgeist mit Überzeugungen zu trotzen suchen). Personalisiert ist die Debatte im zweiten Schub an Martin Walser, dessen Roman um den Großkritiker „Ehrl-König“ unter Antisemitismus-Verdacht geriet und dadurch Blitzkarriere machte, wie sie die literarische Qualität allein nicht ermöglicht hätte.

      Unter dem Vorwand der Israel-Kritik, die als befreiender Tabubruch dargestellt wird, sind in dieser Debatte die Stereotypen der Judenfeindschaft in die öffentliche Auseinandersetzung zurückgekehrt. Das ist das neue an der anhaltenden Debatte, die mit zunehmender Erbitterung von Menschen geführt wird, die mit bierernster Trotzigkeit einklagen, was niemand bestreitet, das vermeintlich vorenthaltene Recht auf Kritik an der Politik Israels, das Ende vermuteter Privilegien „der Juden“ in Deutschland, die es nicht gibt. Die Debatte wurde auf zwei Ebenen geführt. In den Medien mühte sich politische und sonstige Prominenz darum, den Konsens zu bewahren, der essentieller Bestandteil unserer politischen Kultur ist, den Konsens darüber, dass Antisemitismus als Mittel der Politik verpönt, dass Judenfeindschaft ein für allemal in diesem Land geächtet ist. Im Alltagsdiskurs, der zweiten und wirkungsmächtigeren Ebene, erfolgte mit Hilfe tradierter Stereotypen gegen Juden die Reanimierung muffiger Ressentiments, die ausschließlich mit den Kategorien „fremd“ versus „eigen“ ein Politikverständnis mit dem Ziel artikuliert, Gemeinschaft durch Ausgrenzung zu stiften. Das sind traditionelle Muster.

      Die Debatte hat sich schließlich an einem Nebenschauplatz verhakt an der Frage, ob diejenigen, die sie entzündet haben, Antisemiten seien oder nicht (auch auf der zweiten Ebene, am Stammtisch und wo sonst der Diskurs geführt wird, dominiert die Frage, ob man ein Antisemit sei, wenn man dieses oder jenes sage, empfinde oder tue). In Frage gestellt wurde auch, dies insbesondere von Intellektuellen, was Antisemitismus eigentlich sei — als ob der Defintionsbedarf von Judenfeindschaft erst jetzt entstanden sei.

      Zuletzt hat Helmut Schmidt, ein Mann von Autorität und Reputation, dem Politiker Möllemann attestiert, dass er kein Antisemit sei. Warum mußte der Altkanzler in die Falle tappen, die der alerte Freidemokrat aufgestellt hat? Dass über die Nahost-Politik geredet und gestritten werden müßte hat Helmut Schmidt eingefordert, als habe dies irgend jemand verboten, verbieten wollen, als könne so etwas verboten werden. Eben mit der Behauptung, man dürfe Israel nicht kritisieren, hat Möllemann doch die schlichten Gemüter geködert und das Ventil geöffnet, um judenfeindliche Ressentiments salonfähig zu machen. Solcher Populismus ist auch dann wirkungsvoll, wenn das Kalkül im ersten Anlauf – bei der Werbung neuer Wähler – nicht aufgeht, denn die zweite Chance, als Märtyrer zu reüssieren, ist einprogrammiert.

      Leserbriefe, Zuschriften, Rufe aus dem Publikum bestätigen es, dass ein Popanz erzeugt wurde, um mit aller Kraft und großer Wut bekämpft werden zu können. Der Popanz heißt, Israelkritik sei verboten, und andere Spukgestalten gesellen sich dazu: die Mär von der zionistischen Lobby oder des beherrschenden jüdischen Einflusses auf die Medien. Weltverschwörungsfantasien krönen das Konstrukt.

      Denkverbote und Meinungsmonopole werden behauptet, um sie brechen zu können. Mit Antisemitismus hätten die Unterstellungen, hätte das Hantieren mit Stereotypen, hätte das Geraune über jüdisches Wesen – davon sind die Anwälte der vermeintlich bedrohten Meinungsfreiheit überzeugt – nichts zu tun, entsprechender Vorwurf wird mit der Entrüstung zurückgewiesen, die dem fundamentalen Verstoß gegen die guten politischen Sitten angemessen ist. Nicht aus Judenfeindschaft, sondern im Kampf um Liberalität, zur Wahrung berechtigter Interessen, werden nach den Beteuerungen der Protagonisten die grotesken Vergleiche gezogen bis hin zur Gleichsetzung von Juden und Nazis im Nahost-Konflikt. Dass Juden darüber verletzt sind und sich verwahren, erregt lauthals demonstrierte Verwunderung, kann aber mühelos in die Argumentation eingebaut werden. Die Gründe liegen auf der Hand. Juden, die sich schuldig machen, verlieren den Opferstatus und werden angreifbar. Zur Rationalisierung der Abneigung, die als berechtigte und nachvollziehbare Kritik an einem bestimmten Sachverhalt erscheinen soll, muß jeder Antisemitismusvorwurf zurückgewiesen, muß jeder Verdacht, als ginge es um etwas anderes als um berechtigte Anliegen, zerstreut werden. Als Hilfsmittel dient dann auch die Vermutung, man wisse doch gar nicht genau, was Antisemitismus sei, das müsse erst einmal definiert werden.

      Aber hilft terminologische Mühe, im Dienste der Begrifflichkeit, ob etwa der Schriftsteller Walser oder der Politiker Möllemann ein Antisemit ist, in der Sache weiter? Genügt nicht die Feststellung des Schadens, der angerichtet wird, mit vager Unterstellung, mit der Ausstattung von Romanfiguren durch bestimmte Attribute, aus welchem Motiv auch immer? An der Lektüre von Walsers jüngstem Werk wird kaum einer Schaden nehmen und „Stellen“ sucht man mit Mühe eher vergeblich. Der Romancier als Meister der Undeutlichkeit wirkt als Stichwortgeber für ressentimentgeladene Spießer auf andere Weise: als Passagier im Medienkarussell, der im Nimbus des Dichters mit trotziger Gebärde vor der Kamera fordert, man müsse dies oder das doch wohl noch sagen dürfen (das Diktum „Auschwitz als Moralkeule“ etwa) und der denen aus der Seele spricht, die Geschichte als endgültig Vergangenes abtun möchten. Sind Möllemann und Walser also Antisemiten? Möglicherweise hilft der Blick weiter zurück bei der Suche nach Antworten.

      Heinrich von Treitschke, einst renommierter Historiker und Herold deutschnationaler Sehnsüchte preußischer Observanz, entfachte im 19. Jahrhundert eine Debatte, die als „Berliner Antisemitismusstreit“ in die Geschichte einging. Treitschkes Sentenz „Die Juden sind unser Unglück“ wurde zum geflügelten Wort, wurde selbständig und war ein halbes Jahrhundert später allwöchentlich im „Stürmer“, dem widerlichsten Hetzblatt nationalsozialistischer Judenfeindschaft, als Leitmotiv abgedruckt. Das hat der konservative Historiker und Reichstagsabgeordnete Treitschke, ein Mann von Reputation und einigem Nachruhm, gewiß nicht beabsichtigt, und die Nationalsozialisten hätte er sicher verachtet, so er sie noch hätte erleben müssen. Treitschke, der sich über die Einwanderung von Ostjuden nach Deutschland grämte, der sie als „Hosen verkaufende Jünglinge“ und „Deutsch redende Orientalen“ verächtlich machte, verlangte von ihnen Anpassung, Assimilation, Aufgabe kultureller Eigenart. Das wurde in einer großen Debatte 1879/1881 geklärt. Dass Treitschke den 1933 zur Macht gekommenen Antisemiten als Kronzeuge für die Notwendigkeit der totalen Segregation der Juden bis zur letzten Konsequenz, der physischen Vernichtung dienen würde, war natürlich nicht zu ahnen. Aber es ist geschehen.

      War Treitschke ein Antisemit? Die Frage wurde in mancher Abhandlung mit Scharfsinn behandelt, und so oder so beantwortet. Gewiß gehörte Treitschke nicht zu denen, die damals die Vertreibung der Juden aus Deutschland oder doch wenigstens die Rücknahme der 1871 endlich erlangten Emanzipation, der rechtlichen Gleichstellung der Juden in Deutschland, forderten. Er gehörte nicht zu denen, die den Begriff „Antisemitismus“ als Waffe der Ausgrenzung kreiert hatten, um mit einer pseudowissenschaftlichen Geste, der Rassenlehre, eine völlig neue Art der Judenfeindschaft zu propagieren, die in Wirklichkeit Protest gegen die Modernisierung der Gesellschaft war und die jüdische Minderheit als schuldig stigmatisierte, als Verursacher all dessen, was der Mehrheitsgesellschaft bedrohlich, unverständlich, unangenehm erschien.

      Mit den eifernden Kleingeistern, Traktat schreibenden Privatgelehrten, den Propheten des Antimodernismus von Hermann Ahlwardt und Eugen Dühring über Wilhelm Marr, Theodor Fritsch zu Adolf Stoecker hatte Treitschke damals so wenig gemein wie heute Jürgen Möllemann mit deren Epigonen, den Ideologen der NPD oder den Erzeugern des antisemitischen Giftmülls in einer rechtsextremen deutschen Wochenzeitung für Unbelehrbare.

      Die Frage, ob Treitschke ein Antisemit war und den Antisemitismus förderte, ist angesichts der Wirkung seiner Worte also ganz unerheblich und ebenso unerheblich ist das Mutmaßen darüber, ob Jürgen Möllemann ein Antisemit ist. Erheblich ist aber der Schaden, der angerichtet wurde durch so absichtsvolles wie fahrlässiges Hantieren mit Stereotypen der Judenfeindschaft. Der aktuelle Diskurs über den Antisemitismus hat ein schlichtes Design. Israelkritik wird als Tabubruch inszeniert und instrumentalisiert als Vehikel zum Transport von Judenfeindschaft durch falschen Vergleich, konstruierte Parallele oder beleidigenden Vorwurf. Norbert Blüm hat damit begonnen, als er vom „hemmungslosen Vernichtungskrieg“ der Israeli gegen die Palästinenser redete, und dankbar nehmen es diejenigen auf, die gar nicht Israel meinen, sondern „die Juden“ überhaupt, die von Nazimethoden faseln und froh sind, dass es einen vermeintlichen Angriffspunkt gibt, der das Zutreffen aller stereotypen Ressentiments scheinbar beweist. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ steht auf den Transparenten, die bei Demonstrationen herumgetragen werden, und die Schlagzeilenkombination der seriösen Tageszeitung „Jürgen Möllemann zeigt Reue – Zentralrat der Juden gibt sich unversöhnlich“ bedient die gleichen auf Stereotypen „jüdischer Rachsucht“ basierenden Assoziationen.

      Gängig ist die „Beweiskette“, in der „die Juden“ als Bürger Israels lange Zeit einen Bonus in der öffentlichen Meinung gehabt hätten, der von Mitleid und Reue wegen des Holocaust gekennzeichnet war, von Bewunderung für ihre Abwehr der arabischen Übermacht. Das sei ins Gegenteil umgeschlagen, verursacht durch „die Juden“. Die Argumentation gipfelt, das hat Möllemann öffentlich vorgeführt, in der jüdischen Schuld. Ein Zuschauer schreibt nach einer Fernsehdiskussion, Abneigung gegen Juden sei etwas ganz Persönliches und könne so wenig verboten werden, wie man Sympathie nicht gebieten könne. Und „selbst wenn die Juden am Antisemitismus ganz unschuldig wären, hätten sie kein Recht, sich Abneigung zu verbitten oder gar Zuneigung zu fordern“. Daraus folgt für ihn zwingend, „Antisemitismus ist ein jüdisches Problem“. Und auf der Suche nach den Ursachen folgert ein anderer gebildeter und debattentüchtiger Zeitgenosse: „Ich kann mir beim besten Willen hierfür keine anderen Gründe vorstellen als das Auftreten des Zentralrats der Juden in Deutschland und die israelische Politik gegenüber den Palästinensern insbesondere unter Sharon, so wie es Möllemann (vielleicht in unpassender Form) ausgedrückt hat“.

      Ob man einen, der Ressentiments gegen Juden instrumentalisiert wie Möllemann bei der Verfolgung seines 18 % Projektes ( in dem Wählerschichten angesprochen werden, die bisher nur das Reservoir der Rechtsradikalen bildeten) ob man also einen, der antisemitische Emotionen stimuliert, einen Antisemiten nennt, scheint manchen die eigentlich bewegende Frage. Auch Altkanzler Schmidt engagiert sich an dieser Stelle, als sei der Vorwurf des Antisemitismus das Wesentliche, ein Vorwurf, der offenbar als so ungeheuerlich gilt, dass man auch diejenigen die sich diesem leichtfertig aussetzen, in Schutz nehmen muß.

      Möglicherweise verbergen sich hinter den definitorischen Finten und Winkelzügen wirklich Unkenntnis und Unsicherheit, ob Antisemitismus vielleicht erst als die letzte Stufe vor dem Völkermord zu definieren ist, dass also Vorbehalte, Unterstellungen, Diffamierungen gegen die Minderheit, die nicht unmittelbar Vertreibung oder Vernichtung im Schilde führen, nicht unter das Verdikt der Intoleranz, der Volksverhetzung, der Demokratiefeindlichkeit fallen und als verzeihliche Entgleisungen oder berechtigte Privatmeinung hingenommen werden sollten. Aber womit hat der mörderische Antisemitismus der Nationalsozialisten einst angefangen? Doch mit eben diesen Vorurteilen und Unterstellungen, die jetzt vom Antisemitismusverdacht gereinigt werden sollen.

      Gefragt wird neuerdings, als sei der Befund zweifelhaft, was denn eigentlich Antisemitismus sei. Dahinter steht wohl häufig weniger Unkenntnis als Hoffnung, es handele sich bei Ressentiments gegen Juden um verschiedene Phänomene unterschiedlicher Gravität, etwa um einen zu verabscheuenden Judenhass, der zum Holocaust führte, mit dem man natürlich nichts zu tun haben will, der für Neonazis und unverbesserliche Alte reserviert ist. Oder um religiöse Vorurteile, die längst abgetan seien. Übrig bleibt, nach der Versicherung, man habe persönlich nichts gegen Juden, oder der Feststellung, man sei mit gar manchen Juden befreundet, das Verlangen, man werde schließlich doch
      noch konstatieren dürfen, dass... und damit beginnt der Reigen der Ressentiments zum basso ostinato, dass das Vorgebrachte mit Antisemitismus keineswegs etwas zu tun habe. Dazu gehören auch Mutmaßungen zur Definition des Antisemitismus, die sich an der Semantik des Begriffs empor ranken. Mit scheinheiliger Impertinenz wird – in der Regel, um der Erörterung des eigentlichen Sachverhalts zu entkommen – die Tatsache konstatiert, dass Juden wie Araber zur Sprachfamilie der Semiten gehören (was gerne mit „Rasse“ verwechselt wird), woraus angeblich folgt, dass es Antisemitismus gar nicht geben kann.

      Nicht alles ist Antisemitismus, was Juden an Taktlosigkeit, Unsensibilität, Missverständnis und verfehltem Bemühen beleidigt und kränkt. Grund zur Vorsicht bis zum Argwohn, zur Wachsamkeit bis zur Paranoia haben die Juden doch allemal, und den Angehörigen der Minderheit sollte die Mehrheit solche Haltung konzedieren, ohne in Wut zu geraten, wie sie sich in der Forderung äußert, die Juden müssten endlich auf „die Sonderbehandlung verzichten, die sie in Deutschland genießen“ (so von einem Wissenschaftler, der als Experte geladen war, in einer Rundfunkdiskussion vorgebracht).

      Antisemitismus, Judenfeindschaft im weitesten Sinn, konfrontiert also Betroffene wie Betrachter mit Definitions- und Wahrnehmungsproblemen. Zu unterscheiden sind vier Grundphänomene: Erstens der christliche Antijudaismus, die religiös motivierte, aber auch kulturell, sozial und ökonomisch determinierte Form des Ressentiments gegen Juden vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Zweitens der scheinbar wissenschaftlich, anthropologisch und biologistisch argumentierende Rassenantisemitismus, der im 19. Jahrhundert entstand und im Holocaust mündete. Beide Erscheinungsformen sind in Deutschland mehr oder weniger historisch.

      Die dritte Version des Vorbehalts, ein sekundärer Antisemitismus nach dem Holocaust, ist aktuell. Die Annahme, der Holocaust habe – weil die Juden ausschließlich als bemitleidenswerte Opfer erkennbar waren – das Ende aller Judenfeindschaft bedeuten müssen, war von allem Anfang an eine Illusion. Das beweist der Pogrom von Kielce in Polen 1946 ebenso wie das Ressentiment gegen jüdische Überlebende, die in Lagern bis in die 50er Jahre hinein auf deutschem Boden lebten. Neben traditioneller Judenfeindschaft, wie sie außerhalb Deutschlands artikuliert wurde, bildete sich eine neue Form des Ressentiments, der sekundäre Antisemitismus. Er ist eine eigenständige Erscheinung mit wenig manifester Ausprägung, aber erheblicher Latenz. Dieses, das dritte, Phänomen der Judenfeindschaft, speist sich aus Gefühlen der Scham und Schuldabwehr: Nicht trotz, sondern wegen Auschwitz werden Ressentiments gegen Juden mobilisiert, die sich an Entschädigungsleistungen und Wiedergutmachungszahlungen kristallisieren. Wie lange man noch büßen müsse, ob die unschuldigen Enkel noch für den Holocaust zahlen sollten, lauten die Schlachtrufe, und die Vermutung, „die Juden“ würden sich am Völkermord bereichern, weil sie eben mit allem Geschäfte machen würden, gehört ins Arsenal der Abwehr und der Selbstbeschwichtigung.

      Dieser sekundäre Antisemitismus ist ursprünglich ein westdeutsches Phänomen, da er sich an Restitutionsleistungen festmacht, wie sie von der DDR nicht gezahlt wurden. Dafür war eine andere Erscheinungsform antijüdischer Ressentiments, der Antizionismus, als viertes Grundphänomen der Judenfeindschaft entscheidender Bestandteil von Politik, Propaganda und folglich auch der Sozialisation der DDR-Bürger. Diese Grundphänomene – religiöser Antijudaismus, Rassenantisemitismus, sekundärer Antisemitismus und Antizionismus – bilden den Rahmen der Betrachtung von Judenfeindschaft. Zu differenzieren ist aber auch hinsichtlich der Intensität ihres Auftretens. Wir unterscheiden manifesten Antisemitismus, der sich in Attacken gegen Personen, in Sachbeschädigungen und Propagandadelikten äußert sowie einen latenten Antisemitismus, der sich im Alltagsdiskurs allenfalls als stillschweigendes Einverständnis über „die Juden“ zeigt, der aber überwiegend auf der Einstellungsebene bleibt und nur in Meinungsumfragen oder am Stammtisch, in Leserbriefen in Erscheinung tritt.

      Ideologisch manifester Antisemitismus tritt als aggressive Verweigerung gegenüber historischen Tatsachen auf. Zu den Formen gehört das defensive Motiv („es soll nicht geschehen sein, deshalb leugnen wir das Geschehene“) wie die offensive Schuldzuweisung, nach der die Juden selbst an ihrer Tragödie schuld (oder mindestens mit schuld) gewesen sein sollen. Solcher Verweigerungsantisemitismus zeigt sich als Leugnung der Realität des Holocaust, als das Nichtwahrhabenwollen des Mordes an sechs Millionen Juden, als Fortargumentieren nationalsozialistischer Verbrechen. Er ist einem kleinen Kreis von ideologisch festgelegten Apologeten des NS-Regimes vorbehalten, den „Revisionisten“. Obwohl kein ernsthafter Historiker den revisionistischen Zirkeln angehört und obwohl in Deutschland die Leugnung des nationalsozialistischen Völkermords kriminalisiert ist, gab es in den 80er Jahren erste Versuche, den „Revisionisten“, das heißt den Auschwitzleugnern, das Entreebillet in die seriöse Wissenschaft zu verschaffen.

      Der Schriftsteller Martin Walser hat vor Jahren öffentlich gemacht, was viele empfinden, er hat damit spontanen Beifall gefunden und anhaltenden Streit ausgelöst: Überdruss an einem Thema, das alle peinlich berührt, das ratlos und verlegen macht, demgegenüber „normale Verhaltensweisen“ nicht möglich sind. Das Plädoyer des Literaten Walser im Herbst 1998 für die Privatisierung der Erinnerung an den Holocaust hat eine Diskussion in Gang gesetzt, in der die Emotionen vieler deutscher Bürger öffentlich artikuliert wurden als Motive zur Abwehr kollektiver Erinnerung an Auschwitz, keineswegs zur Leugnung des Geschehens oder zur Abwertung von Schuld, wohl aber zur Ausgrenzung des Themas aus dem öffentlichen Diskurs und damit zur Relativierung des Sachverhalts: Es gebe andere Probleme, die aktueller und bewegender seien. Der neue Roman Walsers und das mediale Feuerwerk, das ihn einführte, wird — ungeachtet der Tatsache, ob der „Tod eine Kritikers“ ein antisemitisches Pamphlet ist oder nur geschmacklos und langweilig — die Neigung zum Schlussstrich und die Abneigung gegen Juden fördern.


      Das Konstrukt jüdischer Macht und Aggression – ausgedrückt in der Unterstellung einer Perpetuierung des Schuldvorwurfs, unangemessener oder erschlichener Entschädigungsleistungen und Wiedergutmachungszahlungen – ist wirksam, weil es mit Ängsten und Ressentiments korrespondiert, die keineswegs auf rechtsextreme Kreise beschränkt sind, die in der gesamten Gesellschaft existieren und bei einer Minderheit einen sekundären Antisemitismus stimulieren, der aus der Abwehr von Schuldgefühl und Scham wegen des historischen Judenmords entsteht. Das Bild vom feindseligen, rachsüchtigen und mächtigen Juden wird propagiert, um tradierte Vorurteile wach zu halten; es ist Bestandteil einer Inszenierung, die den historischen Judenmord und seine Folgen im kollektiven Gedächtnis und Bewusstsein manipuliert.

      Hauptziel des Kreuzzugs gegen vermuteten Gesinnungsdruck und behaupteten verordneten Meinungskonformismus ist in der Nachfolge älterer Feindbildkonstrukte („Kollektivschuld“, „Umerziehung“) die „political correctness“. Mit verschwörungstheoretischer Ambition wird der Begriff als eine mächtig wirkende allgegenwärtige Gesinnungsmaschinerie verstanden, die von feindlichen Kräften („den Linken“, „den Juden“ usw.) bedient wird, der Widerstand zu leisten ist, um Gefahren für Nation, Vaterland und andere Werte abzuwenden.

      Was als Antisemitismus öffentlich wird, enthält Elemente aller Phänomene der Judenfeindschaft, die über Stereotype transportiert werden. Der gegenwärtige virulente Antisemitismus, Judenfeindschaft, die aus Schuldgefühlen gegenüber Juden artikuliert wird, kann sich aufladen zu einem Erlösungsantisemitismus. Gemeint ist die Befreiung vom Schuld- und Leidensdruck, der durch das Bewusstsein vom Völkermord verursacht ist. Voraussetzung der Erlösung ist eine Schuld der Juden (wie sie bei den Auschwitzleugnern auf plumpe Art konstruiert und bei den schiefen Vergleichen zur Charakterisierung israelischer Politik vermarktet wird). Die Opferfunktion der Juden muss außer Kraft gesetzt werden; Juden, die als Täter wahrgenommen werden, erlauben es, Gefühle der Empathie, des Schuldbewusstseins, des Unbehagens durch Parteinahme gegen die Juden zu ersetzen. Dazu braucht es darstellbare Gründe: etwa die Politik Israels. Da individuelles Fehlverhalten von Juden nicht ungestraft als kollektive Schuld „der Juden“ hochgerechnet werden kann, ist die Politik Israels gegenüber den Palästinensern ein willkommener Ansatzpunkt für Ablehnung, für den Entzug von Empathie, für Zuwendung an die arabische Seite. Israelkritik, eine für sich genommen so legitime Sache wie eine kritische Einstellung zur US-Außenpolitik, wird für viele zum Ventil, mit dem – ohne Sanktionen befürchten zu müssen – antijüdische Emotionen artikuliert werden. Die falschen Zungenschläge entlarven die wahre Absicht, die schiefen Vergleiche und der Griff ins Nazivokabular („Opfer der Opfer“, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, „hemmungsloser Vernichtungskrieg“, „Nazimethoden“ der israelischen Armee etc.) machen deutlich, worum es geht. Mit der Parteinahme für die Feinde Israels werden vermeintlich bestehende Tabus gebrochen und angebliche Denkverbote außer Kraft gesetzt. Das erklärt die gegenwärtige Konjunktur des Antisemitismus.

      Auf der Suche nach Gegenstrategien zu solchem alltäglichen Antisemitismus helfen alarmistische Projekte und pauschale Verurteilungen am wenigsten. Die Ausrufung von Ausnahmezuständen, die Forderung nach dem „Aufstand der Anständigen“ bewegt allenfalls Emotionen der Abwehr. Die Anständigen bilden die Mehrheit. Das wird im Mediengetöse manchmal vergessen. Deshalb ist Selbstvergewisserung und Bestätigung des gesellschaftlichen Grundkonsenses, der Antisemitismus in Deutschland ächtet, immer wieder notwendig.

      Notwendig ist das Erkennen der Zusammenhänge von Aggressionen gegen Minderheiten, von Xenophobie und Antisemitismus. Einsicht in die Wirkungsweise des Vorurteils schafft die Voraussetzung: Feindbilder grenzen aus und stiften dadurch Gemeinsamkeit in der Mehrheitsgesellschaft. Das Gefühl der Einheit, das Minderheiten zu angreifbaren und minderwertigen Fremden macht, ist nur bedingt ein positiver Wert. Wenn Juden als Fremde definiert, wenn Asylbewerber als Kriminelle diffamiert, wenn Ausländer als den sozialen Frieden und Besitzstand bedrohend empfunden werden, dann spiegeln sich darin Aggressionen und Ängste der Mehrheit, die aufgelöst und überwunden werden müssen. Antisemitismus ist kein aus dem gesellschaftlichen Kontext zu isolierendes Vorurteil gegen eine bestimmte Minderheit, Antisemitismus ist vielmehr der Prototyp des sozialen und politischen Ressentiments und darum vor allem ein Indikator für den Zustand der Gesellschaft. Diese Einsicht ist der erste Schritt zu seiner Überwindung.

      Quelle: http://130.149.134.79/Vortr_Benz_Duesseldorf.htm


      Happy Trading

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 10:14:15
      Beitrag Nr. 275 ()
      nasdaq,

      ich werde in #262 beschuldigt, die von mir reinkopierte Darstellung verfälscht zu haben.

      Das geht zu weit. Sowas kann man nicht akzeptieren.

      In seiner üblichen Weise reagiert dieser Schwachkopf darauf, indem er feststellt: dies stimme nicht.

      So wie auch alle weiteren Darlegungen von ihm dadurch simpel dadurch entkräftet werden, daß er ihnen nicht etwa fachlich entgegnet, sondern erklärt, dies stimme nicht.

      stirner hat also ein einziges Argument, dies lautet: "stimmt nicht".

      Mehr ist von ihm nicht zu erhalten.
      Über was, und vor allem wie soll man sich hier austauschen ?

      stirner, Du hast weder Ahnung von Popper, noch von Platon. Das ist alles dümmliches Geplärre von Dir, und alles, was Du zu bieten hast, ist Ausweichen.

      nasdaq, vielleicht sollten wir uns für diese Diskussion ein anderes Forum aussuchen. Hier sind mittlerweile zu viele Spinner unterwegs. Nix gegen andere Meinungen, wo man sieht, das was rüberkommt, und das man profitieren kann, wie bei xylo, oder yarkssen etc.

      Dieser stirner ist da aber außen vor. Und daß ich hier von mir reingestellte Beiträge fälsche, das laß ich mir nicht nachsagen. Zumal sich jeder davon überzeugen klann, daß dies nicht stimmt.

      stirner ist nicht in der Lage, dies zu korrigieren, also werde ich mich mit dem nicht mehr befassen. Nicht satisfaktionsfähig.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 10:37:59
      Beitrag Nr. 276 ()
      Jeder kann sich davon überzeugen, daß sep sein reinkopiertes Posting gekürzt hat, dazu muß man nur lesen können. Er hat es um die entscheidenden Stellen gekürzt.

      Was er hier von sich gibt, ist nicht nur lächerlich sondern grenzt bald an Altersdebilität. Jedenfalls ist er völlig unfähig, jede Art von Kritik auch nur zu verstehen.

      Ansonsten verweise ich auf meine Argumente weiter unten, die keineswegs darin bestehen, "es stimme nicht". Mehr als ein sep habe ich allemal zu bieten.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 10:50:44
      Beitrag Nr. 277 ()
      @stirner,

      Du bist ein verbockter Lügner.

      Du erhebst den Vorwurf, ich hätte einen von mir erstellten, und danach erneut reinkopierten Beitrag verfälscht, also den Text verändert. Was nachweislich nicht stimmt.

      Auszug aus #262: Ein bißchen traurig für Dich stimmt mich die Tatsache, daß Du Dein eigenes Posting verfälschen willst, indem Du es nur unvollständig wiedergibst, dh. um die entscheidenden Stellen kürzst. Das ist ja schon eine Art von Schuldeingeständnis.

      Du weigerst Dich, Deine Behauptung zu korrigieren. Jetzt eierst Du rum mit irgendwelöchen nachgeschobenen Erläuterungen.

      Ich stelle fest: Der von mir reingestellte Text ist lückenlos, es ist nichts in diesem von mir reingestellten Textabschnitt entfernt worden. Es ist eine reine „cut and paste“ – Geschichte.

      Damit ist der Vorwurf einer Fälschung falsch.

      Auch nach Aufforderung zur Richtigstellung hält @stirner an seiner Version fest.

      Damit entfällt jede Möglichkeit, sich mit ihm zu befassen. Ein kleiner Lump.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 10:53:27
      Beitrag Nr. 278 ()
      @nasdaq, tut mir leid um Deinen Text.

      Das Umfeld ist ungünstig, sowas zu diskutieren.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 11:12:48
      Beitrag Nr. 279 ()
      @Sep

      Du zeigst hier eine wenig souveräne Vorstellung, so daß der Verdacht aufkommen muß, daß du im Unrecht bist.
      Eine Textfälschung ist in der Tat ein sehr schweres Verbrechen.
      Was hälst du von einem neutralen Schiedsgericht ?

      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 11:17:13
      Beitrag Nr. 280 ()
      Das Originalposting befindet sich in #262
      Die verkürzte Version von sep steht in #259

      Damit ist für jeden, der Lesen kann klar, daß er sein früheres Posting um die entscheidenden Sätze verkürzt hat. Das nennt man ein Schuldeingeständnis.

      Er ist also so starrköpfig, daß er zu Mitteln der Textverfälschung greifen muß - eine Verkürzung um entscheidende Inhalte ist zweifellos eine Verfälschung - um Recht zu behalten.

      Jeder möge selbst beurteilen, wer hier lügt.

      Ja, da kann man nur noch Mitleid bekommen.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 11:28:28
      Beitrag Nr. 281 ()
      @Stirner

      Ich plädiere für ein ordentliches Gerichtsverfahren mit unabhängigen Geschworenen.
      Deshalb schlage ich vor, daß jeder von euch 5 User benennt, die sich als Geschworene betätigen.
      Dem Urteil dieses Gerichtsverfahrens habt ihr euch beide dann zu unterwerfen.

      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 11:34:04
      Beitrag Nr. 282 ()
      lichtgestalt,

      was die Frage der Verfälschung betrifft, bin ich gerne dazu bereit.

      Die Frage ist nur, ob es nötig ist, denn man braucht ja nur #259 und #262 miteinander vergleichen. Das ist ziemlich einfach.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 12:30:31
      Beitrag Nr. 283 ()
      das ist nicht nötig, Lichtgestalt.

      Der ursprüngliche Text von mir ist #162,

      und davon der Text, auf den es hier ankommt, den habe ich in #259 nochmals reingestellt, völlig ungekürzt, also völlig unverändert. Ich will den sehen, der hier nachweisen möchte, daß an diesem Text irgend etwas verändert ist.

      Ihr habt alle was an der Waffel.

      Das kann jeder ohne Mühe nachlesen, wer sich unbedingt diese Mühe machen möchte.

      @stirner ist ein kleiner verlogener Spinner.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 13:14:22
      Beitrag Nr. 284 ()
      Klar, der ursprüngliche Text ist #162, den habe ich in #262 nochmals gepostet. Dieses Posting hat er verkürzt in #259 widergegeben.
      Das gibt er inzwischen implizit zu:

      Der ursprüngliche Text von mir ist #162,

      und davon der Text, auf den es hier ankommt, den habe ich in #259 nochmals reingestellt,
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 13:19:11
      Beitrag Nr. 285 ()
      hier fehlt noch was.

      Damit ist klar, daß er den Text nicht vollständig wiedergegeben hat. Er hat ihn um den entscheidenden Teil gekürzt, nämlich genau um jenen, über den dauernd diskutiert wurde und der seine fehlerhafte Darstellung über Popper enthielt.

      Da will er sich natürlich keinem Schiedsgericht unterwerfen. :D

      @sep Du bist ein debiler Opa, kannst uns hier aber nicht täuschen. Deine Beleidigungen treffen höchstens auf Dich zu!
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 15:29:48
      Beitrag Nr. 286 ()
      @ SEP

      #254 Jau, der Typ ist putzig, den müssen wir uns warm halten.

      #275 nasdaq, vielleicht sollten wir uns für diese Diskussion ein anderes Forum aussuchen. Hier sind mittlerweile zu viele Spinner unterwegs.


      Was denn nun? Sollen wir uns hier wirklich verkrümeln, nur weil Du mit Stirner nicht zurecht kommst? Nein, damit machst Du ihn wichtiger als er ist. Und wenn Du etwas nicht mit Publikum besprechen möchtest, bleibt uns ja immer noch die Boardmail. Solltest Du allerdings überhaupt keinen Bock mehr auf WO haben, kannst Du mir ja per BM mitteilen wo wir uns zur weiteren Diskussion treffen können. Foren gibt es ja genug. Shoa.de wäre dann übrigens eine passende Möglichkeit.

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 15:39:42
      Beitrag Nr. 287 ()
      nasdaq,

      genau da könnt ihr euch hinverkrümeln, da seid ihr unter euch.

      Gut wäre allerdings, wenn du die von dier geposteten Grundsätze des kritischen Rationalismus selbst zur Kenntnis nehmen würdest und unserem sep weningstens ein bißchen was davon vermitteln könntest.

      Dann wäre schon viel gewonnen.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 16:14:53
      Beitrag Nr. 288 ()
      @Stirner und Sep

      Ich werde euch beide unter Anklage stellen lassen ! Da kenne ich kein Erbarmen !
      Einen von euch wird es erwischen, wer, das wird der User-Rat entscheiden.


      mfg Lichtgestalt
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 16:18:04
      Beitrag Nr. 289 ()
      Ich kann euch schon jetzt sagen, daß das nicht klappt. SEP ist wahrscheinlich kein Mensch, sondern ein Artefakt mit eingebautem EPROM. Da kann man noch so oft die Festplatte mit Argumenten putzen, er bootet immer wieder mit der gleichen Sequenz. SEP heißt das Programm, abgekürzt für "Spongiformes Enzephalopathisches Programm". Für eine Beta-Version ganz gut gelungen, nicht? Es absorbiert Zeit, die ihr Argumentations-Amöben popperscher Provenienz ohnehin nicht nutzen könntet. SEP kann das WO-Forum erst nach dem EMP verlassen - und mag er/es es uns auch noch so oft versprechen.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 16:55:30
      Beitrag Nr. 290 ()
      Da ist doch wieder der Wunsch der Vater des Gedankens, Goldhagen. Ich werde in diesem Forum keine ernsthaften Diskussionen führen, weil hier solche Gestalten wie der stirner rumfegen, die beispielsweise ihre Inkompetenz hinter Lügen zu verbergen suchen. Übrigens auch nicht nach einem EMP. Ich habe für solche Fälle einen mechanical mode.

      Natürlich, da gebe ich nasdaq recht, räumt man wegen solcher Figuren das Feld nicht. Dafür gibt es keinen Grund. Ganz im Gegenteil. Wo stirner auftaucht, wird kenntlich gemacht, was das für ein verlogener Typ ist. Ich bin ja nicht der erste, der von dem angeödet wird. Und sicherlich nicht der letzte. Seine Selbsteinschätzung hat zur gewissen Konsequenz, daß er sich verbreiten muß. Das hat er ja schon angedroht.

      @nasdaq, es wird nicht Dein Ernst sein, daß Du Deine Diskussionen hier unter den Kommentaren dieser Krawallschachtel vornehmen möchtest. Ich habe nichts dagegen, ich werde mich nur nicht daran beteiligen.

      Der weiß nicht nur nichts über Popper, der weiß vor allem nichts über sich selber. Keine Selbstkontrolle. Seine Rückmeldung ist defekt. Da bin ich aber sicherlich nicht alleine mit dieser Erkenntnis, das hört der öfter.

      Darüber hinaus: Antisemitismus ist eine Sache, die man prinzipiell nicht mit Antisemiten diskutiert. Aus der korrekten Perspektive betrachtet, kann man sich aus derartigen Diskussionen nur einen Spaß machen.

      Das hat sich auch hier in endlosen Beiträgen doch bestens bestätigt. Kommt da Widerspruch ?

      SEP

      Goldhagen, Du hast Dir da viel Mühe gegeben, Anerkennung. SEP ist eigentlich nur die Abkürzung für September.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 17:39:44
      Beitrag Nr. 291 ()
      @ SEP

      Wie gesagt, ich habe kein Problem damit, woanders dieses Thema weiterzudikutieren. Schreib mir eine BM, wo wir uns treffen können.

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 06:23:55
      Beitrag Nr. 292 ()
      ich habe Dir eine BM geschickt, es kann aber sein, daß die verlorengegangen ist.

      Ich habe seit jeher Schwierigkeiten mit der BM, schon mehrfach versucht, dies mit W0 hinzubekommen. Klappt nicht.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 14:15:27
      Beitrag Nr. 293 ()
      @ SEP

      Du hast Post.

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 16:12:47
      Beitrag Nr. 294 ()
      nasdaq10

      ich habs versucht, als Bm rüberzuschieben, wieder Pech gehabt, hatte diesmal jedoch ne Kopie gemacht.

      Schad, es war gestern ein langer Beitrag nu isser wech.

      Ich habe öfter schon Probleme mit der BM gehabt, und mich schon an W0 gewandt, ich kann einige Funktionen nicht nutzen, obwohl ich Vollmitglied bin.

      Na, dann ist das halt so.

      Kurze Wiederholung also:

      Ich hatte Dir von Popper geschrieben, daß dieser eine Einteilung vorgenommen hat, die er als "verschiedene Welten" kennzeichnete - was stirner auf den Plan rief: es gäbe keine verschiedene Welten, Popper irre sich - die ich allerdings ohnehin immer als Ebenen bezeichnet hatte.

      Ich weiß nicht, was der wollte.

      Worauf es bei unserer Diskussion ankommt, ist, diese Ebene als Einstieg zu verstehen bei der Diskussion der Frage, was uns überhaupt veranlaßt, Werte empfinden zu können.

      Werte, das ist wichtig, und das wäre dann die Fortführung dieser Darstellung, sind die Voraussetzungen, einen Willen empfinden zu können.

      Der Wille hängt vom Wertempfinden ab.

      Und nicht etwa vom Wissen. Wissen sondert weder Wollen ab, noch führt es zu Wertempfinden. Wissen ist fast ein Gegenspieler, ein Korrektiv ( bei dem, der es hat) zum Wollen.

      Du merkst vielleicht, dahinter lauert die Antwort auf das, was Antisemitismus ist.

      Und diese drei Sachen hängen am Bewußtsein, bzw an den verschiedenen Teilen des Bewußtseins, als da wären ( für diese Betrachtung) das bewußte, sowie das unbewußte Bewußtsein.

      Das wird Dir alles klar sein.

      Zumal Du den sehr guten Artikel über den kritischen Rationalismus reingestellt hast, und dort finden sich sehr gute Analogien zu dem, was ich zu sagen wünsche.

      Das war übrigens wirklich ein guter, und ein wichtiger Beitrag von Dir, er verdient, verinnerlicht zu werden. Jedenfalls einige Punkte davon verdienen, herausgehoben zu werden.

      Was ich hier sage, verbreite, das zitiert allenfalls jemanden, der dadurch hervorgetreten ist. Ich schreibe größtenteils von und über eigene Überlegungen. Das hatte ich bei Popper beispielsweise auch dazugeschrieben, weil mich nur dessen 3. Ebene interessiert. Seine beiden anderen Welten finden bei mir keine Verwendung.

      Ich habe dazu die 2 davor befindlichen Ebenen so zusammengefaßt, daß sich darunter, 2. Ebene, jene der biologischen Welt befindet, und darunter, 1. Ebene, die Welt der Materie. Staub und Steine.

      Das ist aufgebaut wie das Universum, zu dem der gesamte Komplex der Elemente- Bildung gehört, und dann deren Zusammenklumpung, wie beispielsweise der Mond, aber auch die Erde, also Planeten, kosmischer Staub, der ganze Zinnober. Gravitationszentren, wie die Sonne, um die sich dann Planeten bilden können usw. usf. Schwarze Löcher als Gravitationszentrum für Galaxien etc. Alles 1. Ebene.

      Dann der Vorgang, diese 1. Ebene anzuheben, ihr eine weitere Dimension zu geben, Bildung von Amino- Säuren, also Materie der 1. Ebene zu beleben. Amöben- Bildung, als Einzeller, dann die Ausbildung und Differenzierung dieses Einzellers zu Flora, und Fauna.

      Die hochdifferenzierten Wesen, also vielleicht die Primaten, die dann bis an die Grenze zur 3. Ebene heranreichen, die dann Popper beschrieben hat als die Welt des Geistes, der intellektuellen Fähigkeiten und Kreationen. Eine Welt, die nur Menschen betreten, nur Menschen sich erschließen können. ( Hmm, nicht alle, jedenfalls nicht alle gleichermaßen).

      Das ist also die höchste Stufe der Evolution, falls man Evolution auf diese Weise verstehen möchte. Darauf kann man sich ja mal verständigen.

      Und die Voraussetzungen dieser 3. Welt: Kreativität und Vorstellungskraft, aber noch etwas anderes: nämlich Begrifflichkeit.

      Wie kommt Begrifflichkeit in die Welt, ins Gedächtnis, ins Gehirn, daß wir : „Baum“ denken können. Oder „Stein“ usw. Es ist klar, dazu gehört eine Vorform der Sprache.

      Mit Eintritt der Sprache, und der Spezialisierung dieser Sprache, und der damit einhergehenden Gehirntätigkeit, die dem Objekte, Gefühle, Tätigkeiten zuordnet, können wir uns diese 3. Welt erschaffen, sie dann betreten.

      Die Entstehung der Vorstellung Gottes ist damit verknüpft.

      Aber eben auch die Herausstellung von Werten. Was, bezogen auf Gott, letztlich dasselbe ist.

      Herausstellung von Werten ! Es ist nun die Möglichkeit gefunden, darüber sich Gedanken machen zu können. Und diese Gedanken in Handlungen zu überführen.

      Nur laufen eben Wertempfinden einerseits, und Wissen beim Menschen, bzw. seinem Verhalten nicht gleichwertig ab, sie sind in ihrer Auswirkung nicht gleichberechtigt. Alles andere als dies wäre wahr.

      Soweit erst mal,

      ich werde das reinstellen, weil ich weiß, daß ein paar andere sich durch meine Artikel durchkämpfen, und sich davon Anregung und manchmal Aufregung verschaffen.

      Nochmals, ich referiere hier keine Sichtweisen, die ich irgendwo abschreibe, aber es ist natürlich klar, daß ich die Sichtweise anderer benötige, und darauf zurückgreife.

      Bis hierher würde meine Beschreibung dessen gehen, was unser Umfeld betrifft, und ab hier müßte ich mich nun allerdings auf das stützen, was ich der Fachliteratur entnehme hinsichtlich der Funktionsweise des Gehirns.

      Hier sieht es nun so aus, daß wir keineswegs im Besitz eines freien Willens sind, sondern daß das, was wir als solchen empfinden, in Wirklichkeit das Ausformulieren unseres bewußten Bewußtseins ist, von dem, was uns das Unterbewußtsein bereits vorgegeben hat.

      Inhalt des Unterbewußtsein, vielleicht am besten gleichzusetzen mit: Prägung. Durch was auch immer: Genetik, Umgebung. Erfahrung.

      Das mit dem Willen ist befremdlich, und das hat gehörige Konsequenzen, falls dies stimmt. Wir können darauf zurückkommen, dann gebe ich die Quelle des Fachbuches an, wo man sich damit auseinandersetzen kann. Habs im Moment nicht hier liegen.

      In Deinem Beitrag über den kritischen rationalismus ist dies sehr schön beschrieben als die verschiedenen Formen der Wahrheit. Jene, die wir als solche empfinden, und jene, die sich dann von außen uns überstülpt.

      Hier werden dazu andere Begriffe verwendet. Danach ist Wahrheit das, was wir für wahr halten, und dem steht gegenüber die realität, also das, was sich tatsächlich dahinter verbirgt. Das, an das wir unsere Wahrheit herangführen müssen, angleichen müssen.

      einigen gelingt dies, weil sie darum wissen, daß es sich so verhält. Andere sind - durch Prägung - darauf festgelegt, an ihren Wahrheiten festhalten zu müssen.

      Da lugt dann schon das Minenfeld der verschiedenen Werte durch.

      Hier, bei der Gehirnforschung, verwende ich wieder das zur Verfügung stehende Wissen, und bewerte das dann für die Fragen, die mich interessieren.

      Ich nehme mal das Endergebnis dieser Befassung voraus:

      Über Antisemitismus kann man mit Antisemiten nicht diskutieren.

      Es ist schlicht unmöglich, da auf eine gemeinsame Verständigungsebene zu kommen, weil zumindest einer der Beteiligten dabei nachweislich aus einer Prägung heraus handelt, auf die er weder Einfluß hat, noch um die er in der Regel überhaupt wissen wird.

      Soll langen für jetzt.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 16:37:52
      Beitrag Nr. 295 ()
      Schön langsam scheint unser @sep zu lernen, daß Popper tatsächlich von Welten geschrieben hat. Er scheint auch meine Ansicht zu übernehmen, daß es eben doch nur eine Welt gibt.

      Jetzt braucht er nur noch zu begreifen, daß die 2. Poppersche Welt die Welt der Psyche ist und nicht die Welt der Pflanzen, also der Biologie.

      Immerhin stelle ich nach über 100 Postings ein zwar geringes aber immerhin merkliches Ergebnis meiner pädagogischen Bemühungen fest.

      Ich frage mich allerdings, welche schlimmer Prägung unseren sep zu seinem merkwürdigen Verhalten geführt hat.
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 17:42:25
      Beitrag Nr. 296 ()
      @ SEP

      Warum versuchst Du es nicht mal mit einer Neu-Registrierung? Lösch doch einfach Deinen nicht richtig funktionierenden Account und melde Dich noch mal neu an. Dann funktioniert es bestimmt.

      Ich habe übrigens Deine Erklärungen so aufgefasst, wie es wohl auch Deine Absicht war. Ich denke, dass Du Popper nur als Grundlage benutzt hasst, um darauf aufbauend dann Dein eigenes Bild der 3 Ebenen zu konstruieren. Wie man sieht kapiert Stirner das noch immer nicht.

      Du fragst was Stirner von Dir will. Ist dies nicht offensichtlich? Stirner ist ein erklärter Antizionist und sieht in Israel einen Unrechtsstaat. Du bist ein vehementer Verteidiger der isralischen Politik und natürlich auch der Existenz Israels. Da Stirner anscheinend intelligent genug ist, zu wissen, dass er bei einer sachlichen Diskussion unterliegen würde, versucht er Dich jetzt hier als Person zu diskreditieren ( Pisa-Sep, Popper-Streit, etc.). Gelingt ihm dies, muss er sich nicht mehr inhaltlich mit Dir auseinandersetzen ( Wer diskutiert schon mit geistigen Tieffliegern? ).

      Womit wir ja auch schon bei Deinen Ausführungen wären, warum es unmöglich ist, mit Antisemiten zu diskutieren. Stirner ist ein schönes Beispiel dafür. Er taucht in allen Threads zum Thema früher oder später auf und gibt seine Thesen zum Besten. Argumente Pro-Israel kennt er gar nicht bzw. lässt sie nicht gelten. Ein schönes Beispiel dafür, wie die eigene Prägung jeden Versuch einer objektiven Betrachtungsweise schon im Keim verhindert. ( Besonders schön fand ich die Aussage Stirners, dass es Antisemitismus seit 1945 in D gar nicht mehr gäbe. Ein paar Postings weiter bezeichnete er sich dann als Kämpfer gegen den Antisemitismus. Ein moderner Don Quichote also, der Dinge bekämpft, die so gar nicht existieren. Aber Popper kennt er ganz genau. Und er weiß auch , dass dieser irrt, weil es nur eine Welt gibt. Wow! :D )

      Er ist deshalb auch zwingend darauf angewiesen Dich "unmöglich" zu machen, weil er sonst anfangen müßte sein eigenes Weltbild zu überdenken. Dieses Sich-selbst-in-Frage-stellen ist aber gefährlich. Fängt man damit nämlich einmal an, macht man ein emotionales und intellektuelles Fass ohne Boden auf. Die meisten Menschen trauen sich das nicht.

      Daher kommt auch die Intellektuellen-Feindlichkeit der Masse. Sie muss diese Art Mensch einfach ablehnen. Die Konsequenzen für das eigene Leben wären zu stark, wenn diese Ablehnung nicht erfolgen würde.

      Daher meine Frage, was man tun kann um das allgemeine intellektuelle Niveau wenigsten in kleinen Schritten zu erhöhen. Gibt es dazu schon Lösungsvorschläge? Nimmt man es einfach hin? Ist dies ein Prozess, den nur jeder für sich alleine vollziehen kann?

      Gruß

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 18:41:26
      Beitrag Nr. 297 ()
      nasdaq,

      zu Deinem Zitat:

      Besonders schön fand ich die Aussage Stirners, dass es Antisemitismus seit 1945 in D gar nicht mehr gäbe. Ein paar Postings weiter bezeichnete er sich dann als Kämpfer gegen den Antisemitismus.

      Da möchte ich Dir doch mal die Frage stellen: Schon mal was von Ironie, gar Selbstironie gehört? Bei Dir kommt das sicher nicht vor.

      Du sprichst von sachlicher Diskussion? Dazu gehört, daß man andere Autoren, z.B. Popper korrekt zitiert und vor allem eines: Wenn man einen Fehler macht, muß man ihn auch zugeben. Aber sep ist ein uneinsichtiger Betonkopf, der hier höchst unfair und unehrlich diskutiert. Deswegen reagiere ich so.

      Ihr solltet beide, besonders auch in Hinsicht auf Deine veröffentlichten "Prinzipien des Rationalismus", die ich übrigens weitgehend teile, einmal in Erwägung ziehen, ob ihr nicht unrecht haben könntet. In einer sachlichen Diskussion ohne dauernde Beleidigungen (die Du ja in der Regel pflegst) habe ich keinerlei Probleme zu bestehen. Intellektuellen-Feindlichkeit kannst Du mir jedenfalls nicht vorwerfen.

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 19:07:59
      Beitrag Nr. 298 ()
      @ Stirner

      Ich habe Dir schon in Posting #194 mitgeteilt, dass ich nicht mit Dir diskutiere. Warum redest Du mich trotzdem immer wieder an? Begriffsstutzig? Des Lesens nicht mächtig?

      Deshalb noch mal deutlich für Dich:

      ICH ANTWORTE AUF DEINE POSTINGS NICHT MEHR!

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 19:19:07
      Beitrag Nr. 299 ()
      nasdaq

      Dann würde ich es an Deiner Stelle auch unterlassen, über mich irgendwelchen Unsinn zu verbreiten. Du kannst sicher sein, daß ich mir das nicht bieten lasse.

      Ich stelle also fest, daß es zu Deinen "Prinzipien des Rationalismus" gehört, Blödsinn von Gesinnungsgenossen wie sep zu verteidigen. Damit hast Du Dich bereits als Heuchler geoutet. Diskussionsverweigerung dürfte ebenfalls nicht Teil dieser "Prinzipien der Rationalität" sein. Aber Quatschen ist das eine, richtiges Handeln das andere.

      Auf jeden Fall werde ich weiter Euren vulgärpsychologischen Unsinn von "Prägung" u.ä. kommentieren.
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 19:55:14
      Beitrag Nr. 300 ()
      Hallo Leute,

      das Zusammenleben zwischen Juden und Deutschen könnte sich wunderbar und reibungslos entwickeln, gäbe es nicht auf jüdischer Seite die Scharfmacher im Vorstand des Zentralrates der Juden, nämlichn Spiegel, Friedman und Konsorten.

      Sie haben es sich offenbar zur Lebensaufgabe gemacht, das Thema des Holocaust bis in aller Ewigkeit am Kochen zu halten.

      Dazu muß eindeutig gesagt werden: Eine Schuld kann nur eine individuelle Schuld sein.

      Die Täter, die tatsächlich Juden ermordet haben, durften über 75 Jahre alt sein und nur noch zu wenigen hundert Personen am Leben sein.

      Alle anderen sind unschuldig und generell nicht für die Taten Anderer verantwortlich zu machen.

      Und trotzdem versuchen Angehörige des Zentralrates der Juden in Deutschland, das gesamte deutsche Volk verantwortlich zu machen - aus dem naheliegenden Grund, Geld zu erpressen. Und es gibt tatsächlich viele Politiker - gegen den Willen ihrer Wähler -, die ein solches Tun dankbar aufnehmen und in der Büßerrolle auf Kosten der Steuerzahler teure Geschenke an jüdische Organisationen und den Staat Israel machen.

      Aber es gibt Gottseidank einen Sinneswandel in der jungen Generation, die einseitig in Form einer Hirnwäsche in den Medien (Fernsehen, Rundfunk, Print-Medien usw) unisono auf schuldbewußt getrimmt werden sollen.

      Sie vergleichen die Untaten der israelischen Armee in den widerrechtlich besetzten palästinensischen Gebieten heutzutage mit den vom Zentralrat der Juden den Deutschen angelasteten Untaten von vor 60 Jahren: Und siehe da, es gibt mit Ausnahme der Vergasungen in den KZs nahezu keinen.

      Aber es gibt auch ausgesprochen sympathische Juden, die man gerne als Nachbarn hätte: Silbermann zum Beispiel, oder der verstorbene legendäre Hans Rosenthal.

      mfg BaBa
      Avatar
      schrieb am 04.12.02 21:21:36
      Beitrag Nr. 301 ()
      Jaja, die Gehirnforschung.

      Große Erkenntnisse locken ...
      das Gehirn Lenins,
      das Gehirn Einsteins,
      das spongiforme virtuelle Hirn von Sep,

      lauter Protoplasmaklumpen und kontraktile Vakuolen, Eiweißmoleküle, Wasser.

      Was sagen sie uns?

      Das ICH ist ein Geist, das Sein wird vom Bewußtsein bestimmt.

      Und die Frage bleibt: „Kann man mit (Anti)-Semiten über (Anti)-Semitismus diskutieren?“

      stellt
      Prof.Dr.Dr.h.c.mult.Goldhagen in den Raum,
      nach einer kurzen Rücksprache mit Rudolf Virchow, den man fälschlicherweise des Semitismus verdächtigte.


      P.S.:

      Virchow: „Ich habe tausend Leichen seziert und keine Seele gefunden!“

      Ich: „Ich habe tausend Chirurgen seziert und keinen Verstand gefunden!“
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 03:44:03
      Beitrag Nr. 302 ()
      @goldhagen, da hast Du was falsch verstanden. Nach Deinem Beitrag über die rote Kuh, wonach der Neubau des Tempels unmittelbar bevorsteht, kam von Dir eigentlich nix mehr. Das ist schon mindestens ein halbes Jahr her. Wie siehts also aus mit dem Neubau des Tempels ? Lebt die gesichtete rote Kuh noch ?

      Dann: glaubst Du wirklich, es ginge hier um den Nachweis von Antisemitismus in der Gehrinmasse ?

      Du siehst, kaum gett es um Antisemitismus, schon haben Antisemiten ein Problem, der Diskussion zu folgen.

      Das war ein Scherz.

      Hmmm. Mit wahrem Kern natürlich.

      Es geht natürlich um die Funktion des Gehirns, also die Art der Prägung, die Verhalten steuert. Wobei ich nicht sage, daß dies nicht auch (teilweise ) genetisch veranlaßt sein kann.

      Tatsächlich führen Stoffwechsel- Anomalien zu Verhaltensauffälligkeiten.

      Das kannst Du an Dir sehr schön beobachten, wenn Du mal nüchtern bist. Dein Verhalten ändert sich. Und dann wirfst Du ein Valium ein, und schon gehts Dir besser.

      Die Stofflichkeit hätte also durchaus Relevanz. Aber nochmals: darum geht es hier nicht.

      @nasdaq, Frage also an Dich: konnte man meinen bisherigen Beitrag so verstehen, daß es auf einen Antisemitismus- Nachweis im Gehirn- Gewebe hinausläuft ?

      Wie hast Du es verstanden ?

      Was den stirner angeht, der wird bis zum Ende seines Lebens daran zu kauen haben, daß er von seinen selbst gedrechselten Unterstellungen nicht runterkommt. Er hat ja auch dokumentiert, daß er den einen oder anderen Begriff der Psychoanalyse zu kennen scheint, das Problem scheint ihn also schon innerlich zu tangieren.

      Da er nun schon mal dabei ist, wird er uns als Veranschauung dienen.

      Ich wollte ursprünglich hier etwas zur Diskussion stellen, und erst am Ende einen Quellenverweis reinstellen. Es wird wohl besser sein, zumindest was das nun folgende Verhalten betrifft, die Reihenfolge umzudrehen.

      Ich empfehle:

      Fühlen, Denken, Handeln, Wie das Gehirn unser Verhalten steuert, Suhrkamp - Verlag, von Gerhard Roth.

      Die ersten Sätze aus dem Cover:

      ...befaßt sich aus der Sicht der Hirnforschung mit der Frage, wer oder was in uns unser Verhalten bestimmt. Dargestellt wird, wie unsere Gefühle im Gehirn entstehen und wie sie unser denken, Erinnern und Handeln beeinflußt.

      und die letzten...

      Roth ist Professor für Verhaltensphysiologie, 180 Publikationen auf dem Gebiet der experimentellen und theoretischen Neurobiologie und kommt zu dem Ergebnis, daß stirner garnicht anders kann.

      Man muß sich die Ergebnisse dieses Vortrags nicht vollständig zu eigen machen, bekommt aber auf jeden Fall einen tieferen Einblick in die Wirkungsweise des Gehirns, in die Art, wie es zu Entscheidungen kommt, es ist eine hervorragende Ergänzung zu den Postulaten des kritischen Rationalismus.

      Weil es die Plattform beschreibt, auf der dies alles stattfindet. Und warum es eben oftmals nicht stattfinden kann, weil beispielsweise Prägungen dem entgegenstehen.

      @nasdaq,

      Daher meine Frage, was man tun kann um das allgemeine intellektuelle Niveau wenigsten in kleinen Schritten zu erhöhen. Gibt es dazu schon Lösungsvorschläge? Nimmt man es einfach hin? Ist dies ein Prozess, den nur jeder für sich alleine vollziehen kann?

      Meine Antwort lautet: warum soll man das tun ?

      Wir haben gesehen, daß sich intellektuelle Betätigung erst in der Ebene abspielt, die Popper zu Recht als die 3. Welt betrachtet.

      Denn es ist eine für sich abgeschlossene Sphäre, die sich kraß nach außen abtrennt, und nicht von jedem Wesen betreten werden kann.

      Auch wenn ich es immer als Ebene bezeichnet habe, um deutlich zu machen, daß ich die Sache aus der 3. Ebene heraus betrachte, ist es für eine außenstehende Betrachtung natürlich eine abgegrenzte, eigenständige Welt.

      Wir sehen hier, wir wissen es aber auch aus anderen Betrachtungen, daß nicht jeder, der sich die Werkzeuge dieser 3. Ebene zueigen macht, damit bereits Zutritt zu dieser Welt hat.

      Es steht dem manchmal lediglich entgegen, daß es sich bei Popper um einen Juden handelte, um den vollständigen Eintritt in diese Welt ermöglichen zu können.

      So klein sind manchmal die Stufen, und so groß sind die Auswirkungen.

      Ähnlich verhielt es sich ja auch mit Einstein, dessen Mathematik von den Nazis als „jüdisch“ abgelehnt wurde, mit dem Ergebnis, daß Heisenberg große Probleme bekam, die für seine Arbeit notwendige „jüdische Mathematik“ unter den Augen seiner Auftraggeber anzuwenden.

      Diese 3. Welt des Popper bedarf der Überwindung von Stufen, die eigentlich jedem normal begabten Menschen möglich sein sollte. Wir sehen bei diesem Einstein- Beispiel, daß die Stufen dennoch gelegentlich zu hoch zu werden drohen.

      Mit Popper ist das ähnlich, wie es sich bei manchen ähnlich zeigt für die Sicht auf große jüdische Denker. Es ist erst mal der Impuls da, sich daran reiben zu wollen. Wer hätte den Diskussion- Versuch vergessen, wie viele Nobelpreisträger jüdischen Glaubens es geben mag ?

      Ein antisemitisch veranlaßter, also antijüdisch begründeter Impuls, sich an neuen Erkenntnissen vorbeimogeln zu wollen.

      Die Arier- Forschung wurde denn ja auch als wenig fruchtvoll eingestellt. Und diejenigen, die dieser nachtrauern, zeigen damit denn auch bereits einen „einschlägigen Befall“

      Die Frage der Anhebung des intellektuellen Niveaus hängt also davon ab, ob wir uns wünschen sollten, die Verschiedenheit der individuellen Prägungen aufzugeben.

      So Leute wie stirner haben hier natürlich eher einen Unterhaltungswert, ansonsten sind sie lästig. Wir kennen aber nicht den gesamten Umfang seiner Fähigkeiten, wir wissen nur, wo er diese eher nicht zu haben scheint.

      Vielleicht verfügt er anstelle dessen über einen sehr ausgeprägten Willen ? Dann käme es darauf an, diesen Menschen vor ein sinnvolles Ziel zu setzen, und ihm die Mittel an die Hand zu geben, dieses Ziel zu erreichen. Ihn beispielsweise auf seiner Werte- Ebene zu konditionieren.

      Nix anderes war ja der Nationalsozialismus.

      Auf der Werte- Ebene konditionierte Willensstärke.

      Intellektuell war das eine schwache Zeit. Wobei man das nicht mißverstehen darf. Die Leute waren nicht dumm, sie waren ganz im Gegenteil recht schlau. Aber einseitig ausgerichtet. Und sie stießen offensichtlich, trotz aller bemerkenswerten Erfolge und auch technischen Leistungen, an Grenzen.

      Sie hatten Stufen vor sich, die sie nicht überklettern konnten. Eine dieser Stufen war deren Juden- Tick, der freilich ein wesentlicher Teil ihrer Werte- Konditionierung war. Wie wir heute noch sehen können.

      Ich sehe keinen Grund, das intellektuelle Niveau anzuheben, ich bin auch nicht sicher, ob dies überhaupt ohne Nachteile möglich wäre.

      Bei den Faktoren, die sich zur Prägung addieren, wird Bezug genommen auf eine frühkindliche Erziehung. Was in dieser Zeit mit dem Gehirn passiert, beschreibt Roth sehr anschaulich. Welche Teile auf welche Weise gefördert werden usw. usf. Wie sich dies sogar in einer Veränderung des Gehirn- Wachstums auswirkt.

      (Goldhagen, für Dich: Das Gehirn wird natürlich nicht größer. Aber es differenziert sich anders).

      Ein Eingriff in diesen Teil der Prägung bedeutet immer auch Defizit für andere wichtige Prägungen. Beispielsweise Sozialkompetenz.

      Ich halte den Antisemitismus nicht für ein lösbares Problem, ich halte ihn vor allem nicht dadurch für lösbar, daß es kollektive, oder individuelle Anstrengungen geben könnte, diesem den Wind aus den Segeln zu nehmen.

      Antisemitismus ist nur dadurch lösbar, daß man sich nicht mit Antisemiten umgibt.

      Das interessante darin ist: das gilt keineswegs nur für Juden.

      Was man einem Intellektuellen empfehlen kann wäre, sich dieser Zusammenhänge zu versichern, das also mal sauber zu recherchieren und zu durchdenken. Dann ergibt sich zwangsläufig, daß man sich den vollen Zugang zur 3. Welt verstellt, weil da jemand dabei ist, der eine, oder mehrere Stufen nicht nehmen kann.

      Wie sich das äußert, dazu gibt es ja nun genügend Beispiele, und bin zuversichtlich, wir werden hier in Kürze weitere Beispiele zu sehen bekommen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 16:12:35
      Beitrag Nr. 303 ()
      Tja, Sep, Du fragst Dich, ob es sinnvoll sei, das intellektuelle Niveau anzuheben. Wozu soll das gut sein, wenn Du ausgeschlossen wirst? Soll ich etwa Monologe halten? Mir liegt hin und wieder doch daran, daß Du mich zumindest in Ansätzen verstehst, obwohl ich, ehrlich gesagt, wenig Hoffnung hege.

      Nein, lassen wir es lieber bei dem jetzigen Niveau.

      Du denkst, der menschliche Wille sei so etwas wie die Prägung bei den Graugänsen von Konrad Lorenz und werde durch das Wertempfinden gefiltert wie bei einem Rußfilter, der die nicht erwünschten Partikel zurückhält. Bei Antisemiten sei dieser Filter eben zu durchlässig. (Habe ich mich einfach genug ausgedrückt?)

      Eine billige, mechanistische Idee, die Du offenbar von Roth übernommen hast.

      Warum glaubst Du Roth? Wegen seines Namens oder wegen Deiner Prägung?

      Warum verschwendest Du Deine Zeit mit Popper? Nur wegen seiner Abstammung?

      Bei unbefangener Betrachtung müßte Dir doch klar sein, daß sein Welten- oder Ebenengebrabbel gequirlter Unsinn ist, den sogar meine selige Großmutter als solchen hätte erkennen können. Nein, Popper hat zuviel in der Kabbala gelesen und eine Prise Brahmanismus hinzugefügt. Das Ganze hat er hinuntergeschluckt; es war jedoch unverdaulich. Das Erbrochene hat er dann in ein Buch gegossen. Unwert, sich darüber Gedanken zu machen, solange seine Anschauungen keine realen Auswirkungen haben. Naja, imerhin besser als die Hohlwelt-Lehre, gebe ich zu.

      Mein Befund als Wissenschaftler lautet: Da hat jemand vor lauter Angst vor der Wahrheit sich ein eigenes Weltbild gezimmert. Das kommt leider ziemlich häufig vor, gerade bei geprägten Menschen (auch bei Forumsteilnehmern).

      Die letzte Bemerkung war ein Scherz.

      Popper war Jude, sagst Du.

      Inwiefern?

      Was machte ihn dazu?

      Darauf hätte ich gerne eine Antwort, Sep.

      Dein
      Prof.Goldhagen



      P.S.:
      "Ich habe tausend Arier seziert und keinen Antisemitismus gefunden!"
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 18:25:29
      Beitrag Nr. 304 ()
      @nasdaq, Du siehst also, was ich meine.

      Und Du siehst, daß es funktioniert, und wie es funktioniert.

      Damit ist Deine Frage nach der Anhebung des intellektuellen Niveaus eigentlich auch beantwortet:

      es ist auf hiesigen Seite unnötig.

      Auf der jenseitigen Seite unmöglich.

      Es ist so, daß die benötigt werden, so wie sie sind. Man läßt sie mal über die rote Kuh schwadronieren, oder über Popper. Und die Art, wie die sich dem Thema nähern, weist ihnen den Platz, den sie einnehmen.

      Interessant ist auch die Gleichheit der Vorträge dieser Gruppe, bis in die Wortwahl hinein. Fällt das nicht auf ?

      Auch hier gilt: es fällt nur in der Draufsicht auf. man kann nicht von unten nach oben in eine Schale hineinsehen, nicht feststellen, was drinnen ist.

      Von unten sieht man nur: Schale.

      Da aber bekannt zu sein scheint, daß sich in Schalen etwas befindet, man dies aber nicht erkennen kann, so setzt dann die Phantasie ein.

      Sehr schön umschrieben in Deinem Beitrag des kritischen Rationalismus.

      So, dann streuen wir dem guten Professor Goldhagen etwas Asche der roten Kuh auf sein rechtes Augenlid.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 15:18:28
      Beitrag Nr. 305 ()
      Hier ein Bericht über den Holocaust-Forscher Raul Hilberg, dessen Forschungsergebnisse @Auryn als Nazi-Propaganda bezeichnet hat.
      Dies überrascht ja nicht besonders, denn die Bücher von Hilberg sind bis heute nicht in Israel erschienen. Warum? Nun er hat nicht nur die Zusammenarbeit von Zionisten und Nazis in den dreißiger Jahren aufgedeckt. Er hat in seine Büchern auch die vielfältige Unterstützung der Nazis durch Juden dokumentiert. Eine diese Unterstützung geschah z.B. durch die Führungsschicht der ungarischen Juden. Eine Gruppe von etwa 1000 privilegierten Juden durfte in die Schweiz ausreisen. Die Gegenleistung war, daß man dafür sorgte, daß es unter den Juden keinen Widerstand gegen die Deportation nach Auschwitz kam. So geschah es auch.
      Vielen ist es nicht klar: Aber es gäbe genug Material für ein Buch mit dem Titel „Hitlers jüdische Helfer“. Dies geht aus dem Artikel leider nicht hervor. Dafür muß man schon die Bücher von Hilberg lesen, einen objektiven Berichterstatter der Geschichte.

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      DER SPIEGEL 49/2002 - 02. Dezember 2002
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,226054,00.html

      "Hitler war doch nicht dumm"

      Raul Hilberg ist einer der bedeutendsten Holocaust-Forscher - nur in Israel sind seine Bücher bis heute nicht erschienen. In München bekommt er jetzt den Geschwister-Scholl-Preis.


      Man muss Raul Hilberg entdecken. Er hat sich ganz ans Ende des Landes zurückgezogen. In einem Waldstück im äußersten Nordwesten Vermonts, fast schon in Kanada, steht sein unscheinbarer, brauner Bungalow an einem schmalen Weg. Es gibt kein Namensschild, die Klingel funktioniert nicht. Die Einfahrt ist zugeschneit, es ist ganz still.
      Man könnte glauben, Hilberg verstecke sich hier.
      Raul Hilberg ist Holocaust-Forscher, vielleicht der bedeutendste lebende Holocaust-Forscher, den es gibt. Er ist 76 Jahre alt, seit 1948 macht er nichts anderes.
      Hilberg steht in seinem Wohnzimmer vor der Durchreiche zu der kleinen Küche, vor ihm auf dem runden Esstisch liegt sein Besuchsprogramm für Deutschland. Es ist voll gestopft mit Vorträgen, Arbeitsessen, Zugfahrten, Hintergrundgesprächen und natürlich der Preisverleihung in München. Vorm Fenster rutscht ab und zu ein kleines Schneepaket von einem Baum, am Telefon ist die Frau vom S. Fischer Verlag, die das Preisträger-Programm gemacht hat. Hilberg findet es zu prall. Er braucht Zeit für Spaziergänge, um den Kopf frei zu bekommen, sagt er.
      "Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen", sagt die Stimme aus Deutschland.
      "Gut", sagt er leise.
      Er erklärt ihr, dass er nicht über "Die Quellen des Holocaust" reden will, die er in seinem jüngsten Buch beschrieb, für das er jetzt ausgezeichnet wird. Er will über den Widerstand reden, weil es der Geschwister-Scholl-Preis ist, den er diesen Montag in München verliehen bekommt. Er weiß noch nicht, was er sagen wird. Er wird sich und seine Zuhörer überraschen, sagt er. Dann legt er auf. Er lächelt, ein freundlicher alter Herr mit einer roten Nase und einer zu großen Lesebrille.
      "Die Deutschen lassen sich nicht gern überraschen", sagt er, und man weiß nicht, wie das gemeint ist.
      Hilberg hat sich ein Leben lang mit der bürokratischen Maschine beschäftigt, die die Judenvernichtung ausführte. Mit Erlassen, Verfügungen, Anweisungen, Gesetzen, Verordnungen, Durchführungsbestimmungen und Bekanntmachungen. Er hat die Fahrpläne der Reichsbahn studiert, die die jüdischen Gefangenen in die Vernichtungslager transportierte, und die Baupläne für Gaskammern und Verbrennungsöfen, er hat die Auftragsbücher der Gärtnereien gelesen, die Tarnbüsche um Konzentrationslager pflanzten, und die Erschießungstabellen mit Spalten für russische Soldaten, Juden, Frauen sowie den jeweiligen Erschießungsgrund.
      "Die besonderen Merkmale einer Bürokratie sind Zweckrationalität und Routine; ihre typische Haltung ist Leidenschaftslosigkeit", schreibt er.
      Er hat einen Stil gesucht, der dem entspricht. Er schreibt kalten Blutes, erklärt die Todesmaschinerie wie ein Ingenieur. Nur manchmal scheint in all dem erbarmungslosen Staub ein bisschen Ironie aufzublitzen, auch wenn man nicht daran zu glauben wagt. Hilberg ringt, er ist fasziniert und abgestoßen zugleich. Raul Hilberg ist ein schwer zu begreifender Mann. Niemand kann ihn einordnen, niemand kann ihn ganz für sich bekommen. Und so liebte ihn auch niemand richtig.
      Raul Hilberg wurde 1926 in Wien geboren und floh 1939 von dort mit seinen Eltern über Frankreich und Kuba nach Amerika. Sie schafften es im letzten Moment; die meisten Verwandten der Familie wurden von den Nazis ermordet. Hilberg kehrte 1944 mit der U. S. Army nach Deutschland zurück. Er entdeckte in München die Privatbibliothek Hitlers. Da war er 18. Mit 20 begann er an der Columbia University in New York zu studieren, mit 22 nahm er an den Nürnberger Prozessen teil, 1956 ging er als Professor nach Burlington (Vermont). 1961 veröffentlichte er in Amerika sein Buch "Die Vernichtung der europäischen Juden".
      Hilberg war erst 34 Jahre alt. Das Buch war dick und schwer, aber es gab ihm keinen richtigen Halt. Er war ein Wiener Jude aus Vermont. Er hatte die Täter beschrieben und eine diffuse Furcht, dass man das missverstehen könnte. Boykottieren Sie Deutschland?", fragte ihn eine New Yorker Rundfunkreporterin 1961, kurz nachdem das Buch erschienen war. "Ja", sagte Hilberg. "40 Jahre lang. Bis zum 8. Mai 1985."
      Es war nicht genau klar, was er damit bezweckte, doch es klang zumindest entschieden - später hat er sich dann doch nicht daran gehalten. "Ich wollte nicht mahnen oder anklagen", sagt er heute. "Das war wahrscheinlich ungewöhnlich. Ich habe nur beschrieben, festgestellt. Der Täter ist kein besonderer Mensch. Er entspricht dem Querschnitt der Gesellschaft."
      Aber es war erst 1961.
      "Die Vernichtung der europäischen Juden" wurde ins Französische, Italienische, Deutsche, Japanische, Spanische und Rumänische übersetzt, aber bis heute nicht ins Hebräische. Keines seiner Bücher ist in Israel erschienen.
      "Man darf sich dort nur mit jüdischer Geschichte beschäftigen, aber nicht mit den Tätern, man macht ein paar Schritte und stößt schon an die Ghettomauer. Man müsste auf sie hinaufklettern, aber das will keiner. Deswegen ist in Israel auch die Holocaust-Forschung in sich zusammengefallen. Sie haben sich isoliert", sagt er ruhig. Und dann, schneller: "Dass sich die Juden zu wenig gewehrt haben, verstehe ich nicht als Kritik. Ich habe das nur festgestellt. Das jüdische Volk hatte beschlossen, sich nicht gegen den Staat aufzulehnen, um ihm keine Argumente für Gewalt zu liefern. So gingen die meisten wehrlos in den Tod. Die Tatsache kann man nicht ändern."

      Hilberg war hin- und hergerissen zwischen seinen Erkenntnissen und seinen Ängsten. Er versteckte zwei Waffen in seinem Bungalow in Vermont, um sich verteidigen zu können. Er hatte die Pistolen aus Deutschland mitgebracht. "Eine Walther und eine Schmeisser. Schöne Waffen. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie brauche", sagt er. Ein jüdischer Flüchtling und zwei deutsche Pistolen.
      Wenn er konnte, floh er aus Vermont in die Archive des Holocaust. Seine Streifzüge durch Europa rüttelten ihn durch. Er fand Ruhe in den Archiven, Ordnung. Aber draußen packte ihn das Grauen. Im Restaurant unten im Wiener Mietshaus, aus dem er 40 Jahre zuvor geflohen war, fragte er eine alte Kellnerin, ob sie sich an die Hilbergs erinnere. "Zweiter Stock", sagte sie, ohne zu überlegen - als wäre nichts passiert. Zweimal lehnte er die Ehrendoktorwürde der Universität Wien ab. In den sechziger Jahren verhandelte er mit Droemer in München über die Veröffentlichung seines Buches. "Die sagten, mein Buch würde den Antisemitismus fördern." Am Kiosk lag die "Deutsche Soldaten-Zeitung". Sie nannte ihn einen Zionistenführer. 1976 erzählte ihm ein Düsseldorfer Oberstaatsanwalt, wie er seine jüdische Mutter verheimlicht hatte. "Er wollte immer noch nicht, dass das rauskam", sagt Hilberg. "30 Jahre danach."
      Hilberg fand keine Ruhe. Er verstand nicht, wie man in Frankfurt am Main die Uraufführung von Rainer Werner Fassbinders Stück "Der Müll, die Stadt und der Tod" planen konnte. Einmal ging er auf einen Jungen mit einem Anti-Nato-Anstecker zu und fragte ihn: "Sollen wir euch den Kommunisten überlassen?"
      Hilberg taumelte, er tauchte wieder in die Archive. Er konnte jetzt auch nach Osteuropa. In Lemberg versank er in den Plänen der Feuerwehr und des Straßenbauamtes. "Die hielten mich für einen Trottel aus Amerika, der nicht wusste, was er wollte. Doch nur hier fand ich die Details, über die niemand redete", sagt er.
      Den mündlichen Quellen vertraute er kaum noch, auch weil die Angeklagten, die er bei den Holocaust-Prozessen traf, immer gebrechlicher wurden. Er verlor das Interesse an den Verhandlungen. Der letzte Prozess, an dem er teilnahm, wurde gegen einen litauischen Polizeioffizier geführt, der nach dem Krieg in Philadelphia als Architekt arbeitete. "Der Mann hatte der Erschießung von 10 000 Juden beigewohnt. Die Staatsanwaltschaft wollte noch irgendwelche anderen, eher privaten Verfehlungen gegen ihn vorbringen. Ich habe das verhindert, weil ich dachte, dass 10 000 Tote genug sind. Der Mann war immer noch ein verbitterter Antisemit. Am Ende des Prozesses hat er sich bei mir bedankt. Es war ein Missverständnis", sagt Hilberg. "Danach habe ich damit aufgehört. Ich wollte da nicht mehr mitmachen."
      Er unterrichtete noch bis 1991 an der Provinzuniversität in Vermont weiter, bei der er eigentlich nur übergangsweise angefangen hatte. Die Bibliothek in Burlington war viel zu klein für seine Bedürfnisse. In den ersten Jahren ließ er die Koffer gepackt, um jederzeit zu einer der großen Universitäten abreisen zu können. Irgendwann packte er den Koffer aus. Niemand hatte ihm ein Angebot gemacht.
      In Princeton unterrichtete Hannah Arendt. Sie hatte großen Erfolg mit dem Buch "Eichmann in Jerusalem" - er hält es für fragwürdig. "Sie beschreibt Eichmann als einen banalen Mann. Aber Eichmann war weder banal, noch log er stets. Es ist nicht so einfach. Hitler war doch nicht dumm, nur weil er kein Abitur hatte", sagt Hilberg.
      In Harvard gibt es Daniel Goldhagen, der mit Thesen berühmt wurde, die Hilberg lächerlich findet. "Das Ende des Kalten Krieges bedeutete für die jüdische Gemeinde in Amerika eine Redefreiheit, die sie vorher nicht hatte. Wir können ja hassen, warum nicht. Goldhagen hatte diese Haltung. Seine Thesen über Hitlers zahllose willige Vollstrecker waren ein Rückschlag, das hätte man 1942 sagen können, nicht in den Neunzigern", sagt Hilberg.
      "Die meisten Leute haben ein Bedürfnis nach einfachen Erklärungen. Die Menschen wollen einen Grund haben. Eine These. Wenn du sagst, es gibt aber mindestens vier Gründe und vielleicht keine Erklärung, dann hört dir keiner mehr zu. Aber es gibt kein Ende in der Forschung. Die Tür muss ein wenig offen bleiben."
      Einmal fragte ihn ein Junge in Deutschland: "Waren Zuschauer nicht auch schuldig?" Nein, hat er geantwortet. So einfach sei das nicht. Aber der Junge schien ihm nicht zu glauben.
      Seine Arbeit schien umsonst gewesen zu sein. Hilberg rutschte ins Dunkel, und als er 1992 von seinem amerikanischen Agenten die vernichtende Besprechung der "New York Times" zu seinem Buch "Täter, Opfer, Zuschauer" geschickt bekam, verlor er den Boden unter den Füßen.
      "Vielleicht war meine schöpferische Kraft schon seit drei Jahrzehnten erschöpft, und ich hatte mich längst überlebt", schrieb er damals. Er verfasste ein letztes Buch, "Die Quellen des Holocaust"*. Er erklärte sein Werk. Er begründete seinen Stil. Er suchte Halt.
      Wie kann er wissen, dass es das letzte Buch ist? "Ich habe keines mehr", erwidert Hilberg. Es klingt, als habe er aufgegeben. Oder seinen Frieden gefunden.
      Irgendwann brach jemand in sein Haus ein und stahl die deutschen Pistolen. Die Polizei sagte ihm, es seien Jugendliche gewesen, die die Waffen weiter nach New York verkauften. "Wahrscheinlich wird mit meiner Walther gerade ein koreanischer Gemüsehändler in Brooklyn überfallen." Hilberg lacht. Er merkte, dass er die Waffen nicht vermisste. Er akzeptierte schließlich sogar die Ehrendoktorwürde in Wien, "weil die Leute, die sie mir anboten, ja eigentlich guten Willens waren". Bei seinem Besuch in seiner Geburtsstadt entdeckte er, dass das Ghetto unterm Judenplatz ausgegraben wurde. In Deutschland erschienen seine Bücher. Man hatte ihn gefunden.
      "Wenn man sich dem Thema widmet, wird man irgendwann auch den Hilberg finden. Auch wenn er in Burlington (Vermont) wohnt", sagt Hilberg und schaut hinaus in den weißen Wald. Er ist nicht reich geworden und auch nicht berühmt. Ehrlich gesagt weiß er nicht, ob er den Bungalow halten kann, jetzt, wo die Grundstücksteuern steigen sollen. Vielleicht muss er noch einmal umziehen. "Aber ich bin noch da", sagt er.
      "Die Deutschen emanzipieren sich. Sie testen ihre Freiheit aus. Man sollte unseren Präsidenten nicht mit Hitler vergleichen, aber ich glaube, die deutsche Justizministerin hat sich da auch nur versprochen. Ich sympathisiere ja eher mit der amerikanischen Außenpolitik, aber es ist im Grunde ein Fortschritt, dass die Deutschen Bush kritisieren. Sie sind auf dem richtigen Weg." Hilberg lächelt.
      Sein Blick streift das Faxpapier mit seinem deutschen Besuchsprogramm. Er liest die Attribute "geschlossen", "handverlesen" vor seinen Veranstaltungen, er ahnt, was ihn erwartet. Er redet kaum vor jungen Leuten, erzählt er. Selbst an Universitäten sind oft die Studenten gar nicht zu den Lesungen eingeladen. Er wird beschützt. Vielleicht sucht man auch Schutz vor ihm. Die Deutschen werden nicht gern überrascht. Es ist noch nicht ganz vorbei. Für sie nicht und nicht für ihn.
      Gefühlsmäßig versteht Hilberg immer noch nicht, wie Juden wieder zurück nach Deutschland ziehen können. Er ringt weiter. Er hält die Tür offen.
      "Irgendwann wird es in Deutschland auch möglich sein, einen Juden zu kritisieren", sagt er. "Es gab mal eine Kontroverse gegen mich im SPIEGEL. Aber die wurde natürlich von einem Auschwitz-Überlebenden vorgetragen. Das war gar kein Akademiker, ich habe mich auch nicht darauf eingelassen. Aber es war interessant. Man braucht einen Juden, um mich als Juden anzugreifen**. Die Deutschen werden nicht unabhängig sein, bis sie allein, ohne fremde Hilfe Juden kritisieren können. Wenn sie das für möglich halten als Gesellschaft, also nicht nur die Regierung, sondern die ganze Gesellschaft, dann erst sind sie frei", sagt Hilberg.
      Er ahnt, dass er das nicht mehr erleben wird. Vielleicht ist er sogar ganz froh darüber. ALEXANDER OSANG
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 17:44:36
      Beitrag Nr. 306 ()
      Zur Verdeutlichung in welcher Tradition sich Stirner und Typen wie Möllemann bewegen mal eine schöne Quelle:

      Antisemitismus
      Die Benutzung des Begriffs hat zu unterbleiben


      Copie

      Der Leiter Berlin, den 17, Mai 1943
      des Aufgabengebietes Hg/Rose
      "Überstaatliche Mächte"



      A k t e n n o t i z f ü r Dr. K o e p p e n


      mit der Bitte, sie dem Reichsleiter zur weiteren Veranlassung
      vorzulegen.

      Beim Besuch des Großmufti beim Reichsleiter Rosenberg versprach
      dieser, an die Presse einen Hinweis zu geben, wonach in Zukunft
      die Bezeichnung "Antisemitismus" zu unterbleiben hat. Mit der
      Verwendung dieses Wortes wird immer die arabische Welt getroffen,
      die nach Aussagen des Großmufti überwiegend deutschfreundlich
      ist. Das feindliche Ausland benutzt den Hinweis, daß wir mit dem
      Wort "Antisemitismus" arbeiten und damit auch bekunden wollen, daß
      wir die Araber mit den Juden in einen Topf werfen.

      gez. Hans Hagemeyer

      (Dienstleiter)


      Quelle

      1. Poliakov/Wulf
      Das Dritte Reich und die Juden
      Frankfurt/Main, Berlin, 1983, S. 369

      http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/begriff_ab…

      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 07.12.02 17:51:32
      Beitrag Nr. 307 ()
      "Es gibt nämlich gar keinen Antisemitismus !!!"
      Begriffsverwirrung mit Methode


      In vielen Lexika und Wörterbüchern kann man nachlesen, was mit "Antisemitismus" gemeint ist: die Feindschaft gegen Juden und der Hass auf Juden. So hat auch Adolf Hitler dieses Wort verstanden, und in diesem Sinne hat er es benutzt. Schon 1919 und 1920 hat er in Schriftstücken und Reden seine Vorstellungen vom Antisemitismus formuliert:

      "Wir sind überzeugt, daß dieser wissenschaftliche Antisemitismus, der klar erkennt die fürchterliche Gefahr dieser Rasse für dieses Volk, nur Führer sein kann, daß aber die breite Masse stets auch gefühlsmäßig empfinden wird, den Juden in erster Linie kennenlernt als den im täglichen Leben, der immer und überall absticht - unsere Sorge muß es sein, das Instinktmäßige gegen das Judentum in unserem Volke zu wecken und aufzupeitschen und aufzuwiegeln, solange bis es zum Entschluß kommt, der Bewegung sich anzuschließen, die bereit ist, die Konsequenzen daraus zu ziehen."

      Adolf Hitler in einer Rede am 13. August 1920
      zit. n. Buchheim u.a., Anatomie des SS-Staates, S. 567

      So war es auch auf Plakaten der Nationalsozialisten zu lesen, hier beispielsweise in einem Aufruf zu einer Versammlung, auf der Hitler als Redner auftreten sollte.



      Die Folgen dieses Antisemitismus sind bekannt: Hitler und seine Helfer haben etwa sechs Millionen Juden ermordet. Genau dies, der Judenmord, wird jedoch von Holocaust-Leugnern bestritten, und so liegt es aus ihrer Sicht nahe, wenn sie neben der Tat auch das Motiv in Abrede stellen. Das hört sich dann beispielsweise folgendermaßen an:

      Und was Antisemit betrifft: Ich liebe Araber und habe dort viele Freunde! Also auch hier luegst Du wieder.

      Horst Kleinsorg[1]

      Begründet wird diese auf den ersten Blick verblüffende Wendung mit der Behauptung, die Juden wären überhaupt keine Semiten - vielmehr wären die Araber Semiten, und gegen die hätte man ja gar nichts.

      Allerdings geht es hier nicht um sprachliche Spitzfindigkeiten, sondern um den sehr realen Judenhass der Auschwitzleugner - und der existiert unabhängig davon, wie man ihn nennt. Es scheint fast, als wollten die Rechtsextremisten an diesem Punkt eine Anleihe bei George Orwell machen: Wir nehmen einfach den Leuten das Wort weg, das unsere Einstellung zu Juden beschreibt, und schon können wir in aller Ruhe gegen Juden hetzen, ohne kritisiert zu werden.

      Diese Verdrehungen sind nicht neu; man kann sie bis in die Nazizeit zurückverfolgen. Nachdem Hitler den Begriff "Antisemitismus" anfangs noch selbst benutzt hatte, erwog man 1943, der Presse die Benutzung dieses Begriffs zu untersagen, weil damit "immer die arabische Welt getroffen" würde. Wenn Antisemiten heute mit diesem Manöver arbeiten, dann benutzen sie ein Argumentationsmuster, das auf einer politischen Idee der Nazis beruht. [Begriff abschaffen]

      Der nächste Schritt ist nicht selten die Umkehrung von Tätern und Opfern. Nicht die Juden wären die Opfer eines Völkermordes geworden, sondern die Juden wären die wahren Verbrecher, die den Begriff des Antisemitismus als Waffe und Tarnung benutzten - und außerdem wären ja die Juden selbst die wahren Antisemiten:

      Juden dürfen morden und herrschen wo und wie sie wollen. Wer sie kritisiert und an ihren Lügenwurzeln packt, der hat Vorurteile und ist `Antisemit`. (Keine 10% der Juden sind Semiten).

      Antisemiten sind die, die Araber (Semiten) morden, treiben und vergasen!

      Norbert Marzahn[2]

      Interessant ist das Wort "vergasen" in diesem Kontext. Dieser Begriff führt die Täter/Opfer-Umkehrung auf besonders perfide Weise eine Stufe weiter: Die Juden wären nicht vergast worden, sondern sie wären Verbrecher, die ihrerseits andere Menschen vergast hätten.

      Eine andere Variante dieses Verwirrspiels liest sich folgendermaßen:

      Können wir uns darauf einigen, daß »Semitismus« definiert sein muß, um von »Antisemitismus« reden zu können? Nun definiere mal schön!

      Hans J Kupka[3]

      Diese Bemerkung aus dem Mund des Germanisten Kupka ist mit Sicherheit kein peinliches Versehen. Bei anderer Gelegenheit lässt Herr Kupka nämlich durchblicken, dass er sehr genau weiß, was unter Antisemitismus zu verstehen ist. Sprachliche Tricks wie dieser dienen einzig und allein dazu, jene Diskussionsteilnehmer zu verunsichern, die den Antisemiten und Holocaust-Leugnern kritisch gegenüberstehen.

      Zu guter Letzt sei noch ein Auschwitzleugner zitiert, der die Sache sehr prägnant auf den Punkt bringt:

      Es gibt nämlich gar keinen Antisemitismus !!! Das ist nur eine "Zauberformel" der "Bösen", die im Trüben fischen und sich damit absichern wollen. Wer das Böse erkennt, wird zum Antisemiten "umgewandelt" ob man das nun willl oder nicht.

      Manfred Koch[4]

      Das "Böse" sind natürlich die Juden, die manchmal auch als Kinder des Teufels und Anhänger Satans bezeichnet werden. Damit ist die Täter/Opfer-Umkehrung endgültig vollzogen.

      Im Grunde könnte man die Diskussionen um den Begriff "Antisemitismus" als einen lächerlichen Streit um Worte abtun, aber wir dürfen den Hintergrund nicht vergessen, vor dem solche Auseinandersetzungen stattfinden. Es sind vor allem Rechtsextremisten, die mit dieser Technik operieren, und diese "revisionistische" Begriffsverwirrung ist meist in ein geschlossenes rassistisches und rechtsextremistisches Weltbild eingebunden.

      Es geht nicht um ein Wort. Es geht um 6 Millionen Juden, die von den Nazis ermordet worden sind, und um die Ewiggestrigen, die dieses Verbrechen leugnen.


      Quellen

      1. From: hk@crosslink.net (Horst Kleinsorg)
      Subject: Re: Auslaenderpolitik
      Date: Thu, 20 Nov 1997
      Message-ID: <34742fd6.4697291@news.crosslink.net>
      2. From: Merlin@normarz.snafu.de (Norbert Marzahn)
      Subject: Re: Was Juden eigentlich sind...
      Date: 13 Oct 1996
      Message-ID: <6IoDSja41wB@normarz.snafu.de>
      3. From: hkupka@usa.net (Hans J Kupka)
      Subject: Re: Erschreckendes Ergebnis in Sachsen-Anhalt
      Date: Wed, 06 May 1998
      Message-ID: <3550bf51.782853@news.wave.co.nz>
      4. From: mankoch@worldnet.att.net (Manfred Koch)
      Subject: Re: Schneiders Verzweiflungsakt
      Date: Tue, 29 Apr 1997
      Message-ID: <3365400e.25727638@netnews.worldnet.att.net>

      http://www.h-ref.de/ar/antisemiten/dementi.shtml
      Avatar
      schrieb am 08.12.02 19:47:32
      Beitrag Nr. 308 ()
      NACH EINER REDE VON RABBINER M. MELCHIOR, STELLVERTRETENDER ISRAELISCHER AUSSENMINISTER, VOR DEM DIPLOMATISCHEN KORPS. ANWESEND WAR AUCH DER DIREKTOR DER ANTIDIFFAMIERUNGSLIGA (ADL) ABE FOXMAN. Jerusalem, 25. Juli 2001 - Anlässlich der Vorbereitungen zur UN-Konferenz gegen Rassismus.

      Der Staat Israel
      und der Antisemitismus

      Der Staat Israel hat als Staat des jüdischen Volkes eine besondere Verpflichtung gegenüber dem Weltjudentum, der Geschichte des jüdischen Volkes, seiner eigenen Zukunft und auch gegenüber der Menschheit, über das älteste Vorurteil zu sprechen, das Vorurteil, das von allen Vorurteilen das bösartigste ist – den Antisemitismus, den wir während der letzten mindestens 2.500 Jahre schon in so vielen Verkleidungen gesehen haben.

      Antisemitismus im Wandel der Zeit

      Wenn ich über die Verkleidungen spreche, ist es interessant, die Entwicklung des Antisemitismus zu verfolgen und zu sehen, dass in jedem Zeitalter, in jedem Zeitabschnitt der Antisemitismus auf verschiedene Weise zum Ausdruck gekommen ist, aber das zentrale Motiv – der Hass auf Juden – ist immer dasselbe gewesen. Es wurde stets so dargestellt, dass der Identitätsmittelpunkt der Menschen zur jeweiligen Zeit angesprochen wurde.

      In den Zeiten, in denen das Christentum die Quelle der Legitimation war, gab es den christlichen Antisemitismus, der sich darin widerspiegelte, den Juden als Antichristen zu betrachten oder als denjenigen, der verantwortlich war für die Kreuzigung von Jesus, und das war das zentrale Motiv des Antisemitismus jener Zeit. Es gab andere Zeiten, zu denen die Menschen weniger an die Religion glaubten und das zentrale Motiv der Jude als religiöse Person war, während die Welt um ihn herum aus Agnostikern oder Atheisten bestand. Es gab Zeiten, zu denen der Nationalismus das wesentliche Identitätsmotiv war und die Juden diejenigen waren, die nicht nationalistisch waren, die kosmopolitisch waren. Und auf der anderen Seite gab es Zeiten, als der Internationalismus das Codewort der Identität war und die Juden die Nationalisten waren und nicht diejenigen, die an den Internationalismus glaubten.

      Auf diese Weise kann man von Gesellschaft zu Gesellschaft gehen und sehen, wie die Identität dieser Gesellschaft aussah und wie sie ihren Hass auf das jüdische Volk dargestellt hat. Es gab Zeiten der rassistischen Diskriminierung, wie zum Beispiel die Zeit der Nazis. Es gab Zeiten und Länder, in denen es überhaupt keine Juden gab, aber in diesen Ländern war der Antisemitismus häufig anzutreffen. Es gab Länder mit einem sehr hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, in denen der Antisemitismus stark vertreten war. Jean Paul Sartre, der berühmte französische Philosoph, kam, nachdem er all die verschiedenen Gründe für den Antisemitismus untersucht hat – die psychologischen, die soziologischen Gründe usw., all das, was in sämtlichen Zeitaltern der Fall war – am Ende zu dem Schluss, dass der Antisemitismus etwas Erklärbares sei, und er erläuterte es einfach als ein metaphysisches Phänomen der Menschheit.

      Leider ist das, was ich Ihnen heute erzählen will, eine Situation, die heute offenkundig ist, in der wir den Antisemitismus in allen verschiedenen Aspekten durch alle Zeiten der Geschichte hindurch heute in einer neuen, bösartigen Form ausgedrückt sehen, die sich seit Beginn der Intifada im letzten Jahr sehr verstärkt hat. Ich denke, wir müssen dies auf normale Weise zur Kenntnis nehmen, aber auch dementsprechend handeln.

      Ich will hier ein paar der ernstesten Erscheinungen beschreiben, die ich in dieser Situation sehe, und wie diese mit der anstehenden Konferenz gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Durban, Südafrika, zusammenhängen.

      Was mich am meisten nervös macht, ist das, was heute in der arabischen Welt geschieht. Ich muss Ihnen sagen, dass der arabische Antisemitismus, der moslemische Antisemitismus sich meines Erachtens traditionell sehr stark vom europäischen Antisemitismus unterscheidet. Juden waren in moslemischen Ländern wie Christen tolerierte Minderheiten und wir haben beinahe durch die ganze Geschichte hindurch keinen Antisemitismus der traditionellen Art erlebt, wie er in erster Linie in Europa zu finden war. In den moslemischen und arabischen Ländern der arabischen Welt gab es nicht viele Formen dieser Art des Antisemitismus. Natürlich gibt es ganz bekannte Ausnahmen und Ausdrucksformen von Antisemitismus und Massakern gegen Juden, aber das war nicht die traditionelle Tagesordnung der moslemischen Welt. Das gilt auch für die letzten 50 Jahre. Ich denke, wenn mich irgendjemand letztes Jahr gefragt hätte, ob es der Antisemitismus in den arabischen Ländern weit verbreitet sei, hätte ich geantwortet: „Nein, überhaupt nicht.“

      Arabischer Antisemitismus

      Ich möchte eine Unterscheidung zwischen dem Antisemitismus und dem Teil eines politischen Konflikts zwischen den arabischen Ländern und dem Staat Israel treffen. Es handelt sich um einen politischen Konflikt, wegen dem ich persönlich in die Politik gegangen bin, um ihn - leider ohne großen Erfolg - zu beenden. Aber wir werden nicht aufgeben, um diesem Konflikt ein Ende zu setzen. Aber Israel zu kritisieren, die israelische Regierung zu kritisieren, wird nicht, wurde nicht und darf niemals als Antisemitismus bezeichnet werden.

      Es ist absolut legitim, die israelische Regierung zu kritisieren, genauso wie man die ägyptische Regierung, die amerikanische Regierung oder sogar die norwegische Regierung kritisiert. Jede Regierung kann kritisiert werden, und die Kritik an der israelische Regierung ist eine Aufgabe, der ich persönlich seit vielen Jahre nachgehe. Es ist in meiner derzeitigen Position etwas schwieriger, aber es ist innerhalb eines demokratischen Rahmens absolut legitim, Regierungen zu kritisieren. Selbst scharfe Kritik und harte Worte haben nichts mit Antisemitismus zu tun. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, Personen, Dinge oder Erklärungen als antisemitisch abzustempeln.

      Aber es gibt eine rote Linie und diese rote Linie wurde in den letzten Jahren, insbesondere während des letzten Jahres, sehr deutlich überschritten. Um es noch einmal zu sagen, hätten Sie mich vor einem Jahr gefragt, ob es den Antisemitismus in den arabischen Ländern als zentrale, vorherrschende Erscheinung gäbe, hätte ich dies verneint. Aber wenn Sie mich heute fragen, weiß ich die Antwort wirklich nicht. Ich kenne die Antwort nicht, weil ein Tornado des Hasses, der Aufhetzung, der antisemitischen Propaganda gewütet hat, der alle klassischen Phänomene des Antisemitismus benutzt hat, alle, die wir kennen, einschließlich einiger neuer Phänomene in dieser Kampagne, die durch die ganze arabische Welt gezogen ist und die von der modernen Technologie noch verstärkt wurde – hauptsächlich vom kommerziellen Fernsehen. Heute gibt es 30 arabische Fernsehsender – einige dieser Sender machen ausgezeichnetes Fernsehen, anders als das Propagandafernsehen der Vergangenheit, als jeder in der arabischen Welt einfach irgendeinen Kanal eingeschaltet hat. Heutzutage haben wir es mit Qualitätsfernsehen zu tun.

      Wir finden ihn auch in den Zeitungen, auf eine ganz andere Art und Weise. Es gab früher auch die klassischen Ausdrucksformen des Antisemitismus – vor dem Frieden mit Ägypten beispielsweise – sogar unter führenden Journalisten, aber nicht in der Intensität, mit der wir es heute zu tun haben. Es geht heute nicht darum, ein Beispiel zu finden. Die Beispiele werden an jedem einzelnen Tag, zu jeder einzelnen Stunde, in den meisten Zeitungen, in den Leitartikeln geliefert von den Hauptautoren der Zeitungen und des Fernsehens. Man sieht darin wieder eine klassische Form des Antisemitismus, die der arabischen Welt fremd ist, die aber die arabische Welt heute von Europa und von anderen Orten übernommen hat.

      „Die Juden sind an allem schuld“

      Sie kennen den alten Vorwurf gegen die Juden, dass die Juden zum Beispiel die Brunnen vergiften würden, ein Vorwurf aus dem Mittelalter. Wollten die Anführer die Aufmerksamkeit von ihrem Versagen ablenken, sagten sie: „Die Juden sind der Grund für all unsere Schwierigkeiten, wisst ihr, sie vergiften die Brunnen,“ als der Hygienestandard nicht so war wie er sein sollte.

      Dieses alte antisemitische Motiv kommt heute in der arabischen Welt, in einem Artikel nach dem anderen, in Fernsehprogrammen, auf viele verschiedene Arten wieder ins Spiel: die Israelis bringen Drogen in Umlauf; die Israelis stellen einen besonderen Kaugummi her, der die arabische Bevölkerung langsam schwächt; die Israelis benutzen Giftgas; die Israelis ermutigen die arabischen Nationen zum Glücksspiel; die Israelis vergiften die Nahrung und das Wasser, um der palästinensischen Bevölkerung Krankheit und einen langsamen Tod zu bringen.

      Sie werden Arafat nie darüber reden hören, dass die Israelis die Palästinenser erschießen; er wird immer sagen, dass die Israelis Uranmunition verschießen, um daraus nicht nur einen Kampf zu machen, sondern ein Verbrechen gegen die Menschheit. Sie werden in der palästinensischen Presse hören, dass die israelischen Hubschrauber Schokolade für die jungen Palästinenser abwerfen, so dass sie von dieser Schokolade vergiftet werden; dass die Israelis Gürtel sehr billig verkaufen, für nur ein paar Schekel. Warum? Weil diese Gürtel radioaktives Material enthalten, das die arabische Bevölkerung vom Gürtel abwärts schwächt, so dass die nächste Generation, die in der arabischen Welt geboren wird, eine schwache Generation sein wird, nicht in der Lage, sich gegen die Juden aufzulehnen. Und wieder haben wir es mit einem Vorwurf zu tun, einem klassischen antisemitischen Motiv, und es wiederholt sich immer und immer wieder in allen Formen.

      Die Gier und die Weltverschwörung

      Religiöser Antisemitismus ist ein anderes Thema, das in vielen Formen in der arabischen Presse auftaucht. Es gibt ein Motiv, dass die Juden nicht an das Leben nach dem Tod glauben und daher so gierig sind. Darum müssen sie die Welt kontrollieren, sie müssen die Weltpresse kontrollieren, sie müssen die Regierungen der Welt kontrollieren.

      Man hat das Motiv, wie das Protokoll der Ältesten von Zion, das heutzutage in der arabischen Welt als gültiges Dokument angesehen wird. Jeder, der es vom historischen Standpunkt aus untersucht hat, weiß natürlich, dass dies eine diffamierende Fälschung ist, aber in der arabischen Welt wird es heute leider als eine als authentische Hauptquelle akzeptiert, und alle darin enthaltenen Beschuldigungen werden verbreitet.

      Außerdem gibt es alle traditionellen Bilder der Juden, des hässlichen Juden, des satanischen Juden, des Juden mit Hörnern, des gerissenen Juden, des gierigen Juden – all diese Bilder sieht man wieder und wieder, und heute gibt es keine Unterscheidung zwischen den einzelnen Juden: manchmal ist es ein Jude ohne Gesicht, manchmal trägt er das Gesicht von Sharon, manchmal das von Peres oder von Barak. In diesem Zusammenhang gibt es keine Unterscheidung zwischen rechts und links.

      Das Leugnen des Holocaust

      Noch gravierender ist der Einsatz des Holocaust. Das ist sehr interessant. Das Leugnen des Holocaust existierte in der arabischen Welt überhaupt nicht.

      Es ist ein Phänomen der westlichen Welt, das sich mit vielen Hassgedanken der westlichen Welt ausbreitet, da man, vor dem Hintergrund dessen, was während des Holocaust geschah, heute nicht neue Verbrechen gegen die Menschheit vorbereiten oder Rassismus praktizieren kann. Darum muss man zuallererst den Holocaust leugnen bzw. wenn man den Holocaust nicht leugnet, ihn zumindest zu etwas Belanglosem machen, ihn bagatellisieren, minimieren oder relativieren, ehe man die eigene Bevölkerung auf neue Verbrechen gegen irgendjemanden vorbereiten kann, gegen Juden, Schwarze oder Moslems oder gegen irgendjemanden sonst. Es handelt sich dabei um ein Phänomen, das man an verschiedenen Orten in der westlichen Welt finden kann, und ich weiß, dass dies eines der Motive ist, die z.B. Abe Foxman (ADL) sehr genau untersucht hat.

      Heute wurde dies in der arabischen Welt übersetzt. Es wurde in der arabischen Welt hauptsächlich übersetzt, so glaube ich, weil die arabische Welt eine Interpretation der Gründung des Staates Israel angenommen hat, von der ich glaube, dass sie absolut falsch ist, aber diese Theorie besagt, dass die Gründung des Staates Israel aufgrund des schlechten Gewissens der Europäer nach dem Holocaust erfolgte. Kann man daher den Holocaust leugnen und sagen, dass er entweder nicht stattfand oder dass er, falls er stattfand, eine von so vielen Episoden der Geschichte ist, ein Detail in der Geschichte, und den Holocaust bagatellisieren; wenn man das machen kann, nimmt man dem jüdischen Volk und der Suche des jüdischen Volkes nach seiner Selbstbestimmung den letzten Funken Legitimation.

      Leider sind diese Ausdrucksformen, die für viele viele Jahre lang nur sporadisch auftraten, sehr viel konzentrierter geworden, sogar in Ländern wie Jordanien, in dem es bisher keinen offiziellen Antisemitismus gab. Heute kann man sie in der jordanischen Presse finden und viele dieser Artikel erscheinen in Ländern wie Ägypten und Syrien. In einigen dieser Länder wird man keine dieser Ausdrucksformen bei Staatsoberhäuptern finden, in anderen Ländern, insbesondere Syrien und in den verbrecherischen Ländern Irak, Iran, Libyen usw. hört man, wie selbst die Staatsoberhäupter diese antisemitischen Äußerungen von sich geben.

      Ich möchte Ihnen nur ein paar der berühmten Beispiele aus Syrien geben. Als Bashar Assad vor kurzem den Papst empfing, am 5. Mai, sagte er, die Israelis würden versuchen, alle Prinzipien der monotheistischen Religionen abzuschaffen. Es sei die gleiche Art von Mentalität, die sie dazu brachte, Jesus zu verraten und ihn zu foltern, und es sei die gleiche Mentalität, mit der sie versuchten, den Propheten Mohammed zu töten. Es gibt viele solcher Äußerungen. Ich gebe Ihnen nur sehr wenige Beispiele. Da gibt es den Ausspruch des Verteidigungsministers, der ein notorischer Antisemit ist und sogar Bücher darüber geschrieben hat. Er sagte zum Beispiel am 6. Mai im syrischen Fernsehen: „Das israelische Problem hat wirklich keine Priorität, wenn jeder Araber nur einen Juden tötet, wird es keine Juden mehr geben. Also gibt es kein Problem.“ Das sagt der Verteidigungsminister eines Landes, das Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sein will. Er sagte, dass er der erste sein möchte. „Wenn mir ein Jude gegenübersteht, werde ich der erste sein, diesen Schritt zu unternehmen und den Juden töten.“ Das sagt er öffentlich im Fernsehen und niemand ficht das an.

      Meine Sorge ist, dass dieser Hass und diese Aufhetzung etwas sind, das heute in der arabischen Welt eine neue Bewegung gründet, an der viele der arabischen Führer selber kein Interesse haben. Ich bin sicher, dass die Staatsoberhäupter solcher Länder wie Marokko oder Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien an Stabilität interessiert sind, und ich bin der Meinung, dass sie daran interessiert sind, Lösungen zu finden, aber gleichzeitig lassen sie dies geschehen. Dadurch entsteht eine neue Situation aufgrund der Tatsache, dass ein tiefer Hass unter den Menschen, die dies tagtäglich sehen, gesät wird. Es sind nicht nur Worte, es ist etwas, das Wirklichkeiten verändert.

      Auch Auschwitz begann mit Propaganda

      Sie müssen wissen, dass all der Hass mit Worten begann, aber mit Handlungen fortgesetzt wurde. Auschwitz begann mit Worten, aber fuhr fort mit Handlungen. Auschwitz begann nicht in Auschwitz. Auschwitz hatte vor dem Hintergrund von so viel Hass und Aufhetzung eine Legitimation.

      Wir wissen aus unserer Erfahrung, wie gefährlich das ist, und um es noch einmal zu sagen, dies geschieht sehr oft in Ländern, in denen man nie irgendeine andere Meinung darüber hören kann.

      Man kann natürlich auch Beispiele in der demokratischen Welt finden, auch in Israel, schreckliche Beispiele und Ausdrucksformen von Hass. Man wird sie auch hier bei uns finden. Sogar einige unserer führenden Politiker und einige unserer Verantwortlichen, bei denen man davon ausgeht, dass sie verantwortungsbewusste Menschen sind – religiöse Führer, führende Politiker, können mit denselben Äußerungen des Hasses aufwarten.

      Der Unterschied besteht darin, dass man, wenn dies in einem demokratischen Land geschieht, wenn es in einem Land wie Israel geschieht, eine Bevölkerung hat, Meinungsmacher hat, andere führende Politiker hat, die an die Öffentlichkeit treten und dies mit der ganzen Kraft dessen, was richtig und vernünftig ist, verurteilen.

      Ich befürchte, dass dies so weitergehen wird, es wird sich entwickeln und es wird einen völlig veränderten Mittleren Osten schaffen. Ich befürchte, dass dies, auch wenn wir praktische Lösungen für unseren Konflikt mit den Palästinensern finden können, den Konflikt von einem territorialen Konflikt zwischen zwei Völkern, die dasselbe Gebiet als das ihrige beanspruchen, was wir mit territorialen Mitteln lösen können – ich hoffe, ich gehe davon aus, dass wir ihn lösen können, in dem wir uns an den Verhandlungstisch setzen, so wie es anfing mit dem Besuch des Präsidenten Sadat hier und mit dem Frieden mit Jordanien und mit dem Osloer Abkommen und mit den Vorschlägen von Camp David – auf einen religiösen Konflikt ausweiten wird.

      Man kann an einem Tisch sitzen und man kann den Konflikt lösen, indem man teilt oder aufteilt. Man kann politische Lösungen für politische, für territoriale Fragen finden. Aber wenn man den Konflikt zu einem religiösen Konflikt macht, in dem es um meinen Gott gegen deinen Gott geht - in dem es nur so sein kann, wie es der Mufti von Jerusalem kurz nach dem Beginn der Intifada ausdrückte: „Dies ist ein existentieller Kampf zwischen dem Judentum und dem Islam,“ wenn man es zu dem macht und man weiterhin sagt, dass es nur einen Überlebenden in diesem Kampf geben kann, dann macht man ihn zu einem existentiellen Kampf, in dem wir nicht gemeinsam existieren können. Es kann keinen Friedensprozess geben, wenn es sich hier um einen existentiellen Kampf gegen ein absolutes Böses in der Welt handelt.

      Der Weg nach Durban

      Genau dies geschieht auch bei den Vorbereitungen für Durban. Unter Initiative der regionalen Konferenz, abgehalten in Teheran, wurden Vorschläge zurück nach Genf gebracht, die den Konflikt hier als einen Konflikt gegen das jüdische Volk definierten.

      Nach diesen Vorschlägen, die jetzt in Genf zur Debatte stehen, und die unter Umständen in Durban akzeptiert werden, wird Israel das einzige Land der Welt sein, das gegen die Prinzipien des Weltrechts verstößt und den Rassismus praktiziert, das den Völkermord praktiziert, das ethnische Säuberung praktiziert, das eine neue Apartheid praktiziert, wenn wir es nicht schaffen, diesbezüglich etwas zu unternehmen. Es wäre das einzige Land der Welt.

      Sicherlich haben wir in Israel einige Probleme und wir gehen sie an, aber man kann auch zur Debatte stellen, was in allen anderen Ländern passiert. Ich denke, es gibt einige andere Länder, die auch einige Probleme haben. Aber nicht nur das, diese Probleme werden aus dem Zusammenhang gerissen. Man nehme ein Thema wie die Siedlungen. Ich spreche absichtlich das umstrittenste Thema an. Man kann gut und gerne behaupten, die Siedlungen seien ein Hindernis für den Frieden. Man kann gut und gerne sagen, die Siedlungen seien ein Verstoß gegen die vierte Genfer Konvention. Darüber lässt sich streiten. Aber es ist rechtmäßig als Teil einer politischen Debatte.

      Dies entspricht aber nicht dem, was in Durban gesagt wird. Was in der Vorbereitung für Durban gesagt wird, ist, dass die Siedelungen ethnischen Säuberungen gleichkommen, Völkermord sind und absolut teuflisch für die Menschheit. Eine Wohnung in Gilo zu haben, heißt Völkermord zu betreiben. Zionismus – die Gründung des Staates Israel, ist auf Sünde gebaut. Die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes. Und wieder wird alles zu einer absolut existentiellen Bedrohung der Menschheit gemacht, zu einer absoluten Dämonisierung Israels und des israelischen Volkes.

      Um das Bild zu vervollständigen: Dasselbe wird auch mit der jüdischen Vergangenheit gemacht. Man nehme ein Thema wie den Holocaust und sage: „Es ist nicht DER Holocaust, es gibt viele Holocausts“ – nicht der EINE, sondern einer von vielen. Man bagatellisiert DEN Holocaust, und dann fährt man fort, indem man sagt, dass der wirkliche Holocaust nicht der Holocaust gegen das jüdische Volk war, es ist der Holocaust, der gegen das palästinensische Volk geht. Wenn die Juden so sind, dass sie den Holocaust gegen das palästinensische Volk verüben können, dann bringt das zum Ausdruck, dass sie auch den gegen sie gerichteten Holocaust verdient haben, weil sie das absolut Böse der Menschheit praktizieren.

      Wortspielerei und absurdes Theater

      Der Antisemitismus, das älteste, hartnäckigste und gefährlichste Vorurteil, das die Menschheit kennt, wird zu einer Farce. In den Genfer Vorschlägen ist Antisemitismus das Phänomen, dessen Hauptausdruck der Antisemitismus der Zionisten gegen die palästinensischen Semiten ist. Das ist natürlich eine absolute Verzerrung der Wahrheit und nimmt dem Wort Antisemitismus – ein Wort, das vor ca. 130 Jahren in Mitteleuropa aufkam, als es nicht angebracht war anti-jüdisch zu sein, aber man es anständig machen wollte.

      Man erfand damals ein neues Wort für anti-jüdisch, indem man es anti-semitisch nannte, und das war schon damals eine sehr schickliche Einstellung, die man in den größten und schönsten Versammlungen Mitteleuropas haben konnte. Daher kommt die ursprüngliche Bedeutung, das ist der Hintergrund des Wortes Antisemitismus. Jeder weiß, dass dies das historische Phänomen des Judenhasses ist. Diejenigen, die mit Wörtern spielen wollen, können natürlich sagen, dass die Semiten nicht nur Juden sind, sondern Völker, die zu allen semitischen Sprachgruppen gehören, einschließlich natürlich den Palästinensern.

      Hier ist die Absurdität in eine neue Wahrheit verwandelt worden. Der wirkliche Antisemitismus ist das, was die Juden gegen die palästinensischen Semiten machen. Sie verspotten die jüdische Vergangenheit, verspotten das jüdische Leiden und verspotten auch jede moralische Lektion, die aus diesen Vorurteilen gelernt werden kann, die aus dem Holocaust gelernt werden kann. Dies zielt nicht nur gegen das jüdische Volk, sondern nutzt jedem, der solch ein Verbrechen gegen die Menschheit vorbereitet. Das Verbrechen beginnt mit Spott. Wenn man verspottet, bereitet man den Boden für die Möglichkeit, die Menschheit in unserer Zeit wieder anzugreifen.

      Wenn das, was nun für Durban vorbereitet wurde, Erfolg hat, wird es meiner Meinung nach vier Hauptopfer geben. Ein Opfer wird das jüdische Volk sein. Das jüdische Volk wird auch das noch irgendwie überleben. Wir kennen das seit ewigen Zeiten und wir greifen auf Traditionen zurück, wie wir diese Art von Phänomen überleben. Ich möchte Sie nur daran erinnern, was Präsident Sadat sagte, als er im November 1977 nach Israel kam und von Abba Eban gefragt wurde, warum er jetzt nach Israel käme. Abba Eban war etwas verärgert, dass er kam, als der Likud an der Macht war, und nicht kam, als Abba Eban Außenminister des Staates Israel war. Sadat gab folgende Antwort: „Nun, ich versuchte während des Krieges, das zurückzubekommen, was mein war. Ich habe es nicht geschafft. Ich versuchte, es durch internationale Abkommen zurückzubekommen.“ Wie Sie sich erinnern werden, fanden damals die Konferenzen in Genf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion statt, um den Versuch zu unternehmen, ein internationales Friedensabkommen anzuordnen – ohne Erfolg. „Ich versuchte, es zurückzubekommen, indem ich die automatische Mehrheit in der UN und anderen internationalen Versammlungen zur Verurteilung Israels nutzte. Es funktionierte nicht. Nun, als ich kam und mich direkt von Angesicht zu Angesicht mit den Israelis traf, bekam ich alles, was ich wollte.“

      Das sage ich auch als Empfehlung für arabische Staaten, die mit uns Frieden schließen wollen. Sie werden mit diesen Verurteilungen keinen Erfolg haben. Das jüdische Volk ist an diese Verurteilungen und an diese Art der internationalen Heuchelei gewöhnt. Wir werden es also überleben. Aber es gibt stattdessen andere Opfer.

      Opfer ist der Kampf gegen den Rassismus

      Ein weiteres Opfer ist der Kampf gegen den Rassismus. Wieder verdreht man das, was ein wichtiger Kampf gegen den Rassismus sein soll, indem man den Sieg über die Apartheid in Südafrika feiert und zum ersten Mal innerhalb von 18 Jahren die Konferenz gegen Rassismus abhält, um die ganze Welt gegen dieses wirklich absolute Übel zu mobilisieren.

      Für jedes vernünftige menschliche Wesen, für jedes gläubige menschliche Wesen, jedes humanistische menschliche Wesen, für jeden, der auch nur ein Funke von Gottes Abbild ist und der weiß, dass über „niedere“ und „höhere Rassen“ und Rechte für bestimmte, aber nicht für andere Rassen, zu sprechen widerlich ist, ist der Rassismus das widerlichste aller Phänomene. Die geplanten Verdrehung machen aus dieser Erkenntnis ein Israel-Bashing, einen Schlag gegen Israel, einen Schlag gegen die Juden, wobei jeder den wahren Grund der Handlungen vergessen wird – den Kampf gegen den Rassismus.

      Nicht nur das, sondern im wesentlichen, indem man sagt, dass alles Rassismus ist und alles Apartheid ist und alles ethnische Säuberung ist, gibt es keine moralischen Werte im Kampf gegen den Rassismus und der ethnischen Säuberung. Die absoluten Gräueltaten werden relativiert und darum verlieren sie jede Art von moralischem Wert.

      Die Arbeit der UN wird zur Farce

      Das dritte Opfer davon wären die Vereinten Nationen. Die Arbeit der Vereinten Nationen wird zu einer absoluten Farce. Was während der letzten zwei Jahre auch mehr und mehr geschehen ist – wir kennen es aus den siebziger und den achtziger Jahren – und alles zu einer absoluten Farce machte.

      Man kann keine UN-Konferenz über irgendein Thema abhalten, in der das zentrale Motiv nicht der Schlag gegen Israel ist. Wir reden davon, eine Konferenz über Kinder abzuhalten, also wird nicht über die Problematik der Kinder geredet, die durch AIDS zu Waisen wurden, es wird nicht über die Kinder geredet, die Teil der Sklavenindustrie der Welt oder der Sexindustrie der Welt sind. Es wird nur von den palästinensischen Kindern gesprochen. Auf diese Weise kämpft die UN als Organisation tatsächlich nicht für die, wie ich glaube, wesentlichen Werte der Menschheit, die Arbeit wird neutralisiert, wird zerstört, indem man wieder alles zu einer Anti-Israeli-Feier macht.

      Ein Schlag gegen den Friedensprozess

      Schließlich wird der letzte Schlag, wenn er eintrifft, ein Schlag gegen die Möglichkeit eines Friedensprozesses sein. Denn um es noch einmal zu sagen: Es geht beim Friedensprozess um einen Kampf, einen Streit zwischen Nationen über territoriale Fragen, es ist dies also ein Friedensprozess, der weitergeführt werden kann. Wenn jedoch dieser Friedensprozess, wie dort vorgestellt, ein Kampf gegen das absolute Böse ist, gegen das große Übel dieser Welt, wie schließt man dann Frieden mit dem großen Teufel dieser Welt, der in Sünde geboren ist und alle Verbrechen gegen die Menschheit verübt?

      Wie schließt man Frieden mit so einer Nation? Wie schließt man Frieden mit so einem Land? Das kann man nicht machen. Dann ist es eine Frage des Überlebens. Und dann legitimiert man die Gewalt gegen das jüdische Volk, den Terror gegen das jüdische Volk, weil man über das absolute Böse spricht.

      Ich sage dies mit großem Schmerz, weil ich glaube, dass wir auf dieser Region keine andere Möglichkeit haben, als zum Friedensprozess zurückzufinden. Wir haben keine anderen Möglichkeiten, weil wir 5,9 Millionen Menschen sind, die zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan leben, in einem sehr kleinen Gebiet. Ich glaube, wenn sie, die Palästinenser, in Zukunft keinen Frieden und keine Würde und keine Selbstbestimmung haben werden, dann werden auch wir als jüdisches Volk des Staates Israel das nicht haben. Alle Bemühungen sollten in diese Richtung gelenkt werden. Aber wenn man dämonisiert, wenn man die existentiellen Begriffe allen Übels benutzt, und Israel und das israelische Volk mit in diese Schublade steckt, dann wird das nicht möglich sein.

      Ich denke, das ist der Punkt, an dem die Weltethik einsetzen sollte. Ich hoffe, wir werden Erfolg haben. Ich hoffe, dass alle Länder dieser Erde, in denen eine Form der Demokratie, des Anstands, der Gerechtigkeit oder der Bereitschaft zur Suche nach Frieden herrscht, dass sich alle Länder der Welt um andere Resolutionen bemühen werden, damit die Konferenz von Durban auf das zurückgeführt werden kann, was sie sein soll: die Konferenz gegen den Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, und damit die Konferenz nicht zu einem neuen Codewort für die Rassistenkonferenz gegen das jüdische Volk wird.
      Vielen Dank.
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 09:21:50
      Beitrag Nr. 309 ()
      gibt es denn sowas wie eine Weltethik, nasdaq ?


      SEP
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 09:46:39
      Beitrag Nr. 310 ()
      Natürlich gibt es eine Weltethik!

      Menschenrechte, Genfer Konvention ...

      Also Regeln, die von den Israelis systematisch mit Füßen getreten werden.

      :(
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 15:53:50
      Beitrag Nr. 311 ()
      @ SEP

      gibt es denn sowas wie eine Weltethik, nasdaq ?


      Hui, was für eine Frage! Ich versuche mal sie zu beantworten.

      Als erstes eine Definition von Ethik wie ich sie danach weiterverwenden werde:

      Ethik: Normen und Maximen der Lebensführung, die sich aus der Verantwortung gegenüber anderen herleiten. (Duden, Band 5, Fremdwörterbuch)

      Laut dieser Definition ist Ethik also abhängig von der Verantwortung gegenüber anderen. Dies ist aber wieder ein Wert an den ich glaube oder eben auch nicht. D.h. eine Ethik kann nur entwickeln und letztendlich auch nur absichtlich befolgen, wer an diesen Wert der Verantwortung glaubt. Derjenige, der sich darum nicht schert, wird auch keine Ethik entwickeln können.

      Darüber hinaus ist Ethik natürlich auch davon abhängig an welche sonstigen Werte ich glaube. Wer z.B. zwischen wertem und unwertem Leben unterscheidet wird entsprechend abgestufte ethische Regeln befolgen. Wertes Leben zu töten ist dann ein Verstoß gegen die Norm, unwertes Leben zu töten wäre hingegen sogar eine Normerfüllung.

      Da also die Entwicklung einer Ethik abhängig ist von den Werten an die man glaubt, muss eine Weltethik zwei Voraussetzungen erfüllen:
      1. Es muss eine weltweite Übereinkunft geben, dass wir füreinander Verantwortung tragen.
      2. Es muss weitere Werte geben an die wir alle gemeinsam glauben, d.h. es muss eine Wertebasis geben auf Grund derer man eine Weltethik definieren kann.

      Hier liegt dann auch die in meinen Augen praktische Unmöglichkeit einer Weltethik bzw. der Befolgung einer solchen. Die Werte an die wir glauben sind meistens schon zu unterschiedlich. Gerade der Rassismus mit seiner Unterscheidung von qualitativ unterschiedlich wertvollen Menschen steht dem im Wege. Auch die beiden von Stirner angeführten Dokumente zeigen ja die Problematik. Er nennt diese beiden in einem Atemzug, obwohl die eine der anderen widerspricht. Die Genfer Konvention stellt Regeln für den Krieg auf. Krieg bedeutet aber immer, dass Menschen in Unsicherheit leben müssen und gegen ihren Willen getötet werden. Dies wiederum ist ein klarer Verstoss gegen Artikel 3 der Menschenrechte. Das ist dann in etwa so, als ob man in einem Land Mord unter Strafe stellt und dann zusätzlich noch ein Regelwerk verbschiedet, an das sich Mörder zu halten haben, wenn sie denn trotzdem morden.

      So hat die UNO mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zwar eine Weltethik ( also ein moralisches Regelwerk mit universellem Anspruch )geschaffen, aber es gibt keinen allgemeinen Willen diese Ethik auch umzusetzen. D.h. man hat zwar Punkt 2 der Vorraussetzungen erfüllt aber Punkt 1 nicht beachtet.

      Diese Unmöglichkeit der Umsetzung einer Weltethik ist übrigens nicht gleichbedeutend mit dem Nichtvorhandensein von Weltwerten bzw. besser formuliert universellen Werten. Artikel 3 der Menschenrechte basiert auf solch einem universellen Wert, an den alle Menschen glauben. Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person nimmt jeder für sich in Anspruch. Daraus dann aber eine allgemeingültige Regel zu machen und diesen Wert auch für andere zu schützen fällt vielen schon schwerer. Rassisten ist es unmöglich.


      nasdaq10

      P.S. Ich bin gespannt, wo Du Keile in meine Argumentation treiben kannst.
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 17:16:41
      Beitrag Nr. 312 ()
      @nasdaq, der vor Dir reingestellte Beitrag in #308 schließt mit den folgenden Worten:

      Ich denke, das ist der Punkt, an dem die Weltethik einsetzen sollte.

      Daher kam meine Frage, was das sei denn sei.

      Du hast in Deinem Text die Schwachpunkte einer solchen Hoffnung aufgedeckt.

      Genau auf diese Weltethik nun verläßt sich der Autor als Abwehr gegen den sich neu formierenden Antisemitismus.

      Offensichtlich hat der Autor die Vorstellung, daß sich die Weltethik dagegen einsetzen muß.

      Da habe ich ebenfalls meine Bedenken.

      Besser als durch die stirners dieser Welt, und deren Gefühlslage kann man nicht dokumentieren, was Weltethik ist, was es mit der Weltethik auf sich hat.

      Jeder, auch Nazis machen geltend, eine Ethik zu besitzen. Und sie sind Teil dieser Welt. Wer weiß, wahrscheinlich sind sie sogar in der Mehrheit. Erinnerst Du Dich an die intellektuellen Grenzen, über die wir sprachen ? Und die vermutete prozentuale Verteilung, die Dich zu der Frage inspirierte, wie man das anheben könnte ?

      Wie willste denn den stirner anheben ? Mit einem Kran ?

      Das müssen wir bei Gelegenheit übrigens mal weiterführen, denn bisher haben wir nur das Gelände abgesteckt, in welchem wir uns mit unseren Überlegungen bewegen wollen.

      Die 3. Welt des Popper, die ich als Ebene für die Kreativität des menschlichen Geistes eingeführt habe, die Kraft der Werte, da sie auf den Willen wirken, den Willen lenken, ihn ausmachen. Im Gegensatz zum Wissen.

      Wir müssen nun klären, was man in diesem Zusammenhang unter „Bewußtsein“ zu verstehen hat, und wir brauchen eine Definition für das, was „Wert“ bedeutet, was das eigentlich ist.

      Es läßt sich für mich nur in dieser Reihenfolge erklären, immerhin kommt am Ende eine wirklich brauchbare Vorstellung heraus dafür, was „Wert“ eigentlich ist.

      Was die Menschen treibt.

      Und das schließlich führt zur Erklärung, wie Antisemitismus funktioniert.

      Wissen ist es also nicht.

      Das mag alles falsch sein, oder nicht vollständig richtig, was ich dazu zu sagen habe, immerhin ist es eine Erklärung, die tatsächlich etwas Klarheit verschafft.

      Wie so ein stirner tickt.

      Zurück zur Weltethik:

      Wenn die Juden sich jemals darauf werden verlassen müssen, dann wären sie verloren.

      Deswegen zähle ich auf eine andere Kraft, die den Juden zur Seite stehen wird. Einzig darauf zähle ich: Solidarität. Die Einsicht der Juden in allen Winkeln dieser Welt, daß sie sich Israel erhalten müssen.

      Weil es eine Weltethik in Wirklichkeit nicht gibt.

      Was uns erstrebenswert erscheinen mag, ist ein paar hundert Meilen weiter schon eine Todsünde.

      Und: es gibt zu viele eng- stirners.

      Das immerhin ist die einzige Konstante auf dieser Welt. Zu viele Deppen. Damit kann man schon mal arbeiten.

      Der letzte Absatz des Textes ging so zu Ende:

      Ich hoffe, wir werden Erfolg haben. Ich hoffe, dass alle Länder dieser Erde, in denen eine Form der Demokratie, des Anstands, der Gerechtigkeit oder der Bereitschaft zur Suche nach Frieden herrscht, dass sich alle Länder der Welt um andere Resolutionen bemühen werden, damit die Konferenz von Durban auf das zurückgeführt werden kann, was sie sein soll: die Konferenz gegen den Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, und damit die Konferenz nicht zu einem neuen Codewort für die Rassistenkonferenz gegen das jüdische Volk wird.
      Vielen Dank.


      Welch ein Idealismus, im Angesicht so vieler kleiner Stinktiere auf diesem Globus.

      Idealismus war immer schon gefährlich.

      So, stirner, komm her, Beinchen heben.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 18:12:12
      Beitrag Nr. 313 ()
      @ SEP

      Mir war schon klar, worauf sich Deine Frage bezog :D.

      Ich fand den Artikel, trotz seines idealistischen Endes, wegen seiner Überlegungen zur Delegitimation Israels in der arabischen Welt zitierenswert. War sozusagen ein Bezug zum ursprünglichen Themas dieses Threads. ;)


      Wie willste denn den stirner anheben ? Mit einem Kran ?

      :laugh::laugh::laugh:

      Wir müssen nun klären, was man in diesem Zusammenhang unter „Bewußtsein“ zu verstehen hat, und wir brauchen eine Definition für das, was „Wert“ bedeutet, was das eigentlich ist.

      Dann leg mal los!


      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 19:31:32
      Beitrag Nr. 314 ()
      Daß war ja wohl schon vorher klar, die Israelis können keine Weltethik, also für alle verbindlichen Normen des Zusammenlebens brauchen. Das würde sie zu sehr beschränken.

      Sie wollen ja weiter die Menschenrechte der Palästinenser mißachten.

      Sie wollen weiter mit ihren Siedlungen gegen die Genfer Konvention verstoßen.

      Sie wollen ihren rassistischen Apartheitsstaat aufrechterhalten.

      Was soll da Ethik?


      sep, es gibt eine einfache Möglichkeit, das intellektuelle Niveau hier anzuheben: Du mußt nur aufhören zu posten. Goldhagen hat es dir ja schon gesagt. Aber die willst nicht hören.
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 20:07:34
      Beitrag Nr. 315 ()
      Fantatisch! Der stellvertetende israelische Außenminister fordert eine Weltethik, SEP und ich bezweifeln, dass es die überhaupt geben kann und daraus wird dann: Die Israelis wollen keine Weltethik. So genial muss man erst mal sein.....:laugh:


      nasdaq10
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 21:57:22
      Beitrag Nr. 316 ()
      @nasdaq,

      #313 war ein guter Text, eine gute Zusammenfassung, gute Analyse.

      Die Frage, wie man dagegen vorgeht. Sich auf die Weltethik zu stützen, da war erkennbar der Schwachpunkt.

      Das ändert nichts an der Bestandsaufnahme. Gebe ich Dir völlig Recht.

      Zu stirner, schau Dir an, was der vorzubringen hat. Ein Typ, der selbst am Nullpunkt der europäischen Ethik angesiedelt ist, und hier die Backen aufbläst. Was soll da anders rauskommen als die Blähungen, die er hier abläßt.

      Bewußtsein, und dann "Wert", das mache ich nicht mehr heute abend. Da soll der Kleine ruhig noch ein paar Tage rumwühlen müssen. Vielleicht schreibe ich es ins Goldboard ?

      Ich werde mir jedoch überlegen, ob ich den wichtigen Teil der "Wert" Definition dem stirner zumuten darf. Hinterher schnappt der noch über und wird normal. hahaha.

      Bei "Bewußtsein" geht es ganz schnöde um jenen Begriff des Bewußtseins, wie ihn ein Neurologe verwendet. Im Sinne von wach sein, geistig präsent sein.

      Es geht also nicht um das soziologische, gesellschaftliche Bewußtsein, das Klassenbewußtsein etc.

      Und eine Begriffsfestlegung für "Bindung" wird auch noch benötigt. Bindung in dem hier verwendeten Zusammenhang meint eine sich ergebende Klammer, Haftung, Adhäsion, die sich der eigenen Einwirkung entzieht.

      Bindung eines Hundes an seinen Herrn. Oder besser: stirner an mich.

      Von stirner nicht lösbar. Er ist durch eine innere Fixierung prädisponiert. Er steckt in einer Bindung.

      Wie der Mond durch physikalische Kräfte an die Erde gebunden ist, kreist auch stirner um die größere Masse.

      So, jetzt sollten wir dem armen stirner wieder Raum lassen für seine erleuchteten Mitteilungen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 12:08:47
      Beitrag Nr. 317 ()
      Montag, 30. Dezember 2002
      Netanjahus Homepage
      Ein Stück über Deutschland

      Ein Deutschland-Artikel auf der Homepage des israelischen Außenministers Benjamin Netanjahu sorgt in Israel für Irritationen. Unter dem Titel "Ein starkes und bedenkliches Stück über Deutschland" wird darin Deutschland als ein antisemitisches Land beschrieben, das schlicht nicht mehr die "militärische Kraft habe, um die Nazi-Ideologie umzusetzen".

      Eine "giftige, unflätige Verleumdung" Deutschlands bezeichnete ein Sprecher des israelischen Außenministeriums den Artikel eines gewissen William E. Grimm. Eine Anfrage dieses Korrespondenten beim israelischen Außenministerium, ob diese Sicht Deutschlands jetzt die offizielle Politik Israels und seines Außenministers repräsentiere, provozierte eine schnelle Reaktion. Aviv Bushinsky, der persönliche Sprecher des wahlkämpfenden Netanjahu, erklärte, dass die Homepage nicht dem Außenminister gehöre und von ihm auch nicht finanziert werde.

      Sie sei von "Freunden" eingerichtet worden, die ihn bei seinem Wahlkampf stützen. Wegen des "unflätigen" Inhalts des Grimm-Artikels hätten sich Mitarbeiter Netanjahus an jene "Freunde" gewandt, mit der Bitte, umgehend jenen Artikel aus der Homepage zu tilgen. Das werde "demnächst" geschehen, sagte der Sprecher des Außenministerium in seiner offiziellen Stellungnahme.

      Auf die Homepage Netanjahus machte die Gruppe "honestly concerned" aufmerksam , die sich in Deutschland per Mailinglisten gegen Antisemitismus und für eine "aufrechte Berichterstattung " engagiert.

      Von n-tv-Korrespondent Ulrich W. Sahm
      http://www.n-tv.de/3090411.html


      A powerful and disturbing piece about Germany

      by William E. Grim

      I`m not Jewish. Nobody in my family died in the Holocaust. For me, anti-Semitism has always been one of those phenomena that doesn`t really register on my radar, like tribal genocide in Rwanda, a horrible thing that happens to someone else.

      But I live in a small town outside of Munich on a street that until May of 1945 was named Adolf-Hitler-Strasse. I work in Munich, a pleasant metropolitan city of a little over a million inhabitants whose Bavarian charm tends to obscure the fact that this city was the birthplace and capital of the Nazi movement. Every day when I go to work I pass by the sites of apartments Hitler lived in, extant buildings in which decisions were made to murder millions of innocent people, and plazas in which book burnings took place, SS troops paraded and people were executed. The proximity to evil has a way of concentrating one`s attention, of putting a physical reality to the textbook narratives of the horrors perpetrated by the Germans.

      Then the little things start to happen that over a period of time add up to something very sinister. I`m on a bus and a high school boy passes around Grandpa`s red leather-bound copy of Mein Kampf to his friends who respond by saying "coooool!" He then takes out a VCR tape (produced in Switzerland) of "The Great Speeches of Joseph Goebbels." A few weeks later I`m at a business meeting with four young highly educated Germans who are polite, charming and soft-spoken to say the least. When the subject matter changes to a business deal with a man in New York named Rubinstein, their nostrils flair, their demeanors attain a threatening mien and one of them actually says, and I`m quoting verbatim here: "The problem with America is that the Jews have all the money."

      They start laughing and another one says, "Yeah, all the Jews care about is money."

      I found that this type of anti-Semitic reference in my professional dealings with Germans soon became a leitmotif (to borrow a term made famous by Richard Wagner, another notorious German anti-Semite). In my private meetings with Germans it often happens that they will loosen up after a while and reveal personal opinions and political leanings that were thought to have ceased to exist in a Berlin bunker on April 30, 1945.

      Maybe it`s because I have blond hair and my last name is of German origin that the Germans feel that I am, or could potentially be, "one of them." It shows how much they understand what it means to be an American.

      Whatever the reason, the conversations generally have one or more of these components:

      (1) It was unfortunate that America and Germany fought each other in World War II because the real enemy was Russia. (2) Yes, the Nazis were excessive, but terrible things happen during wars, and anyway, the scope of the Holocaust has been greatly exaggerated by the American media, which is dominated by Jews. (3) CNN is controlled by American Jews and is anti-Palestinian. (Yes, I know it sounds incredible, but even among the most highly intelligent Germans, even those with a near-native fluency in English, there is the widespread belief that the news network founded by Fidel Castro`s best friend Ted Turner, who until recently was married to Hanoi Jane Fonda, is a hotbed of pro-Israeli propaganda.) (4) Almost all Germans were opposed to the Third Reich and nobody in Germany knew anything about the murder of the Jews, but the Jews themselves were really responsible for the Holocaust. (5) Ariel Sharon is worse than Hitler and the Israelis are Nazis. America supports Israel only because Jews control the American government and media.

      For the first time in my life, then, I became conscious of anti-Semitism. Sure, anti-Semitism exists elsewhere in the world, but nowhere have the consequences been as devastating as in Germany.

      Looking at it as objectively as possible, 2002 has been a banner year for anti-Semitism in Germany. Synagogues have been firebombed, Jewish cemeteries desecrated, the No. 1 best-selling novel, Martin Walser`s Death of a Critic, is a thinly-veiled roman a clef containing a vicious anti-Semitic attack on Germany`s best-known literary critic, Marcel Reich-Ranicki (who is a survivor of both the Warsaw ghetto and Auschwitz); the Free Democrat Party has unofficially adopted anti-Semitism as a campaign tactic to attract Germany`s sizeable Muslim minority; and German revisionist historians now are beginning to define German perpetration of World War II and the Holocaust not as crimes against humanity, but as early battles (with regrettable but understandable excesses) in the Cold War against communism.

      The situation is so bad that German Jews are advised not to wear anything in public that would identify them as Jewish because their safety cannot be guaranteed.

      How can this be? Isn`t this the "New Germany" that`s gone 57 years without a Holocaust or even a pogrom, where truth, justice and the German way prevail amidst economic wealth, a high standard of living that is the envy of their European neighbors, and a constitution guaranteeing freedom for everyone regardless of race, creed or national origin? What`s changed? The answer is: absolutely nothing.

      My thesis is quite simple. While Germany no longer has the military power to enforce the racist ideology of the Nazis and while all extreme manifestations of Nazism are officially outlawed, the internal conditions - that is, the attitudes, worldview and cultural assumptions - that led to the rise of Nazism in Germany are still present because they constitute the basic components of German identity. Nazism was not an aberration; it was the distillation of the German psyche into its essential elements. External Nazism may have been utterly defeated in May of 1945; internal Nazism, however, remains, and will always remain, a potential threat as long as there exists a political and/or cultural entity known as Germany.

      Now hold on a second, I hear many people saying. You can`t possibly claim that Germans are as anti-Semitic today as they were during the years 1933-1945. It is true that Germany today is much different than during the Third Reich. What is different is that due to its total defeat by the Allies, Germany today is a client state of America and must do its bidding. That means repression of overt anti-Semitism. It`s bad for business.

      The other thing that has changed is that, even though Hitler lost World War II, he was phenomenally successful in carrying out his ideological agenda. Germany, indeed virtually all of Europe, is essentially Judenfrei (free of Jews) today due to the efficiency and zeal of the Germans as they perpetrated the Holocaust during the Third Reich. In fact, a very convincing case can be made that Nazism is one of the most successful political programs of all time. It accomplished more of its goals in a shorter amount of time than any other comparable political movement and permanently changed the face and political structure of several continents. Germany is wealthy, stable, relentlessly bourgeois, and for all intents and purposes free of Jews.

      Yes, there is a tiny minority of Jews, mostly centered in Berlin, and yes, there have been a number of Jews from the former Soviet Union who have emigrated to Germany, but most of the immigrants from Russia are not practicing Jews and do little if anything to promote a unique Jewish-German identity. The result of all this is that Germans today are able to reap the benefits of Hitler`s anti-Semitic policies while paying lip service to the "need to remember."

      Young Fritz doesn`t have to be overtly anti-Semitic today because his grandfather`s generation did such a bang-up job of the Holocaust. There just aren`t that many Jews left to hate any more, and besides, the Germans have their old buddies, the Arabs, to do their hating for them. You might call the overwhelming German support for the Palestinians to be a form of anti-Semitism-by-proxy.

      The German government has made cash payments to the State of Israel, as well as to individual Jews, to settle claims of murder, torture, false imprisonment, slave labor and genocide. Talk to most Germans and you`ll soon discover that they think that the score has been settled between Germany and the Jews, that somehow the return of just a portion of what the Germans stole from the Jews is fair recompense for the deliberate murder of millions of people. If you think the Germans are truly sorry for what they did to the Jews, think again. There`s never been an official "tut mir leid" offered by the Germans to the victims of the Holocaust and their descendants because that would admit culpability.

      Germany has paid off all claims against it without acknowledging responsibility in the same way that the Ford Motor Company engages in recalls of automobiles. It`s all done to avoid liability.

      I have previously mentioned that Germans overwhelmingly support the Palestinians as opposed to the Israelis, and that this overwhelming support represents a form of anti-Semitism-by-proxy. Germans may claim to be supporting the Palestinians because they think they are an "oppressed people," but let`s be honest - they are supporting the Palestinians and their Arab handlers because the Palestinians and Arabs share the same ideals as the Nazis.

      There`s a long-standing history of German co-operation with the Arabs. In 1942 Hitler personally assured the Grand Mufti of Jerusalem that as soon as German forces conquered Great Britain, the Jews in Palestine (which was then under control of the British Mandate) would be exterminated.

      We should also keep in mind that the Arab terrorists who perpetrated the 9/11 atrocities did their planning in Germany. There are several reasons for this. The first is the well-known bungling and de-centralized chaos of the German federal bureaucracy where literally the "links" hand doesn`t know what the "rechts" hand is doing. The second is that Arab terrorists can count on a substantial number of Germans who share their anti-American and anti-Semitic views. The former members of the SS and Hitler`s praetorian guards, along with their neo-Nazi supporters, who gather weekly in Munich beer halls, made Osama bin Laden an "honorary Aryan" after the 9/11 attack.

      Mein Kampf is also a best seller in the Arab world, especially in Saudi Arabia, America`s putative "friend." Indeed, there is very little difference between the anti-Semitic rantings of Hitler and those of the so-called "spiritual leaders" of al-Qaeda, Hamas, and Fatah. The Arabs also owe Hitler and the Germans big time. Hitler killed off the Jews, and Konrad Adenauer and his "democratic" descendants replaced them with the Turks. Yes, the Turks aren`t Arabs, but they are Muslim, and although Turkey is a member of NATO and has relations with Israel, many Turks identify and support their radical Arab co-religionists. Turkey remains as fragile a democracy as Weimar Germany during the 1920s. It wouldn`t take much for Turkey to fall into the dark side of Muslim extremism.

      The end result of Muslim immigration into Germany has been twofold: (1) It allows the Germans to feign liberalism and being open to freedom and diversity; and (2) By replacing the Jews they murdered with Muslims, who for the most part are as viciously anti-Semitic as were the Nazis, the Germans have cynically assured that those few Jews who remain in Germany will be unable to reassert political power even in a minority role.

      A final point I would like to make concerning the reasons for the resurgence of anti-Semitism in Germany is one that many will find at odds with the prima-facie evidence, or even appear to stretch the boundaries of common sense. Yet, I ask you to consider carefully my line of reasoning.

      In many respects Germany got away with the Holocaust without paying much of a price. Yes, many Germans died as a result of German perpetration of World War II and the Holocaust, and yes, there was much physical destruction in the country, but the situation is like the little boy who steals a cookie from the tray when it is cooling on the kitchen table. For his efforts he may have gotten his hand slapped by his mother, but the stolen cookie remains eaten nonetheless.

      After having committed the worst crimes in the history of humankind, the Germans were allowed to regain their sovereignty after only ten years; their infrastructure was completely rebuilt thanks to the generosity of the American people; and relatively few Germans were brought to trial for their monstrous crimes. Even those who were tried and convicted received relatively short sentences or had those reduced or commuted in general amnesties. For example, some members of the Einsatzkommandos, those Germans who, before the construction of the death camps, hunted and murdered Jews by the hundreds of thousands, received sentences of as little as five years imprisonment.

      If there were true justice in the world, Germany would no longer exist as a separate country, but would have long ago had its territory divided up and dispersed among the Allies. It was an unfortunate historical coincidence that the Cold War began just as Germany was at last being brought to task for its many crimes and atrocities extending back to the First World War. The new threat of the Soviet Union took precedence over a just settling of accounts with Germany. The tragic result is that many of the countries raped and despoiled by Germany, such as the Czech Republic and Poland, are just now coming out of decades of economic decline, while Germany - fat, sassy, arrogant, self-satisfied, and essentially Judenfrei - has enjoyed four decades of undeserved economic prosperity.

      We can`t turn back the clock to redress all of the historical wrongs that have been committed by the Germans, but there are a number of things that can be done to assure that Germany can never again be in a position to threaten the rest of the civilized world.

      First and foremost is the realization that, while not all Germans are anti-Semitic, there is an anti-Semitic tendency within German culture that extends back to the time of Martin Luther. Germans are instinctively anti-Semitic in the same way that Americans are instinctively freedom loving. Anti-Semitism has been and unfortunately remains the default ideology of the German people. All things being equal, Germans will instinctively support the enemies of the State of Israel. Therefore, America will need to monitor closely and be ready and politically willing to intervene at a moment`s notice in German affairs when it appears that Germany is back-sliding into anti-Semitism.

      Additionally, it should be a goal of American foreign policy to oppose and to accelerate the dismemberment of the European Union. We must not allow German domination of the EU to accomplish through parliamentary maneuvering and brokered deals what Hitler and the Germans were unable to accomplish during the Third Reich. Given Germany`s resurgent anti-Semitism (and that of France as well), a strong, German-dominated EU that tolerates and even benignly encourages anti-Semitism, and is diplomatically allied with the Arab world, is potentially the greatest threat to Judaism since Nazi Germany and a major threat to the United States as well.

      The enemies of Israel are the enemies of the United States. Let all Jews and Americans stand united as we proclaim never again to both the Holocaust and 9/11. (theiconoclast.ca)

      William E. Grim is a writer who lives in Germany and is a native of Columbus, Ohio. The Official William E. Grim Website http://williamegrim.tripod.com/
      http://www.netanyahu.org/newgerandan.html
      Avatar
      schrieb am 30.12.02 12:30:48
      Beitrag Nr. 318 ()
      Recht hat er.

      Man kann sich hier davon überzeugen, daß es so ist.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 22:13:11
      Beitrag Nr. 319 ()
      Neuer Fall von schwerem "Antisemitismus"

      In GB hat es einen neuen Fall von schwerem Antismetismus gegeben. Ein walisischer Politiker war unverschämt genug, Israel mit den Nazis zu vergleichen.:cry:
      Ein Aufschrei der jüdischen Gemeinschaft war die Folge. Dies sei Antisemtismus und alle Juden seien schwer beleidigt worden.


      `Israel like Nazi Germany` - row spreads Jan 3 2003




      By Jamie Lyons icwales.co.uk


      A Welsh politician was today accused of gross anti-Semitism after comparing Israel to Nazi Germany.

      Labour councillor Ray Davies condemned Israel`s "apartheid regime" and likened it to Hitler`s occupation of Europe.

      The councillor, from Caerphilly, south Wales, said: "Hitler`s Nazi regime occupied Europe for four years only. Palestine and the West Bank have been occupied for 40 years."

      His comments provoked outrage from the Israeli community.

      Jean Evans, the director of the Israel information centre for Wales and the west of England, said: "This is a gross insult to Jews.

      "It is anti-Semitic to compare Israel to Nazi Germany. There is no genocide in Israel. Experiments are not carried out on women and twins. Palestinians` fat is not turned into soap or their skin into lampshades.

      "His comments reveal his high level of ignorance and they are very, very insulting."

      Mr Davies`s comments come as Welsh business minister Carwyn Jones and Tory AM Alun Cairns came under pressure to pull out of a trip to Israel.

      Welsh children`s poet laureate Menna Elfyn has written to Mr Jones asking him to boycott next week`s trip organised by the Israeli government.

      Speaking on BBC Radio Wales, Mr Davies, who is vice chair of CND in Wales refused to withdraw his comments adding: "I do draw that comparison because [this is] one group of people who should understand what oppression is and what it is like living under occupation."

      Mr Davies also accused the Israeli government of treating the Holocaust "like an industry" to justify its actions against Palestinians.

      The councillor has himself been on a fact-finding trip to the occupied territories but he said he had "utterly resisted" an invitation by the Israeli government.

      "When they go out there they will be treated like Lords and taken to the Holocaust museum to try to engineer as much sympathy as they can and shown the bright side and the pleasant side and the sort of life the Israelis are enjoying," he added.

      "The Israeli government are pretty concerned about the depth of resentment that is taking place against the apartheid regime of Israel.

      "Anybody who goes to Israel will be taken to the Holocaust museum and shown what has happened to the Israelis.

      "But that does not give the Israeli government any right to do what they are doing to the poor beleaguered Palestinians for over 40 years. Life in Palestine and the occupied territories at the moment is nothing short of disgraceful and I would appeal to the AMs please don`t go there at this particular point in time.

      "What is disgraceful is that the Israeli government is using against the wishes of the vast majority of the international community as some sort of industry."

      Tory AM Mr Cairns condemned Mr Davies`s comments.

      And Ms Evans, who has organised the trip, accused him of a campaign of denigration against Israel.

      She insisted the trip was not a propaganda exercise but would take in Israeli and Palestinian areas and culminate in a trip to an Arab-Israeli conciliation centre.

      "I am very happy for him to help the Palestinian people," she said.

      "But if he wants to call himself a peace activist he must be neutral."


      :cry:
      Avatar
      schrieb am 05.01.03 14:20:10
      Beitrag Nr. 320 ()
      #319
      Gewisse Erscheinungen des NS-Systems sind eben leider als "relativ normal" anzusehen.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 01:36:51
      Beitrag Nr. 321 ()
      Das MUSS Jeder bis zum Ende durchgelesen haben:


      5. Januar 2003, 22:12, Neue Zürcher Zeitung, Schweiz


      Das Palästinenserproblem in Kern-Israel
      Die Diskriminierung arabischer Bürger im jüdischen Staat
      Gleichzeitig mit der zweiten Intifada in den besetzten Gebieten hat im Innern Israels die Auseinandersetzung um den Status und die Rechte der palästinensischen Bürger an Schärfe gewonnen. Der Kampf der israelischen Araber gegen ihre Diskriminierung rüttelt am demokratischen Selbstverständnis des jüdischen Staates.


      jbi. Der Ausbruch der zweiten Intifada im Jahr 2000 hat gezeigt, dass nicht nur der Konflikt Israels mit den Palästinensern ausserhalb seiner Grenzen, sondern auch jener im Innern des Landes noch keineswegs gelöst ist. In den ersten Oktobertagen jenes Jahres, gleichzeitig mit den wachsenden Unruhen im Westjordanland und im Gazastreifen, brachen in zahlreichen palästinensischen Ortschaften Israels heftige Protestdemonstrationen aus, die von den Sicherheitskräften mit Waffengewalt niedergeschlagen wurden. 13 Palästinenser israelischer Nationalität starben damals in den Kugeln der Polizei.

      Freund oder Feind?
      Die Ereignisse riefen in der jüdischen Öffentlichkeit einen Schock und zwei gegensätzliche Reaktionen hervor: Die einen sahen in den Unruhen eine Reaktion auf die soziale und wirtschaftliche Benachteiligung der arabischen Bürger und verlangten wirksame Massnahmen zur Beendigung der Diskriminierung. Die anderen erkannten einen Schulterschluss der palästinensischen Bürger Israels mit dem Feind und riefen deshalb nach verstärkter Ausgrenzung und Kontrolle. Ja in rechten Kreisen wurde immer offener über die Wünschbarkeit gesprochen, die 1,2 Millionen Araber aus Israel auszuschaffen, um damit das von ihnen verursachte «Sicherheitsrisiko» und die «demographische Bombe», also die Gefahr eines massiven arabischen Bevölkerungszuwachses im jüdischen Staat, auszuschalten.




      Der aus Nazareth stammende und an der Universität Haifa lehrende palästinensische Sozialpsychologe Ramzi Suleiman hat Identität und Selbstverständnis der in Israel lebenden Palästinenser erforscht. Er bestätigt, dass der Protest der israelischen Palästinenser im Oktober 2000 sowohl Solidarität mit ihren Landsleuten im Westjordanland und im Gazastreifen wie auch die Forderung nach Gleichberechtigung und Gleichbehandlung innerhalb Israels zum Ausdruck brachte. Er unterstreicht aber, dass die nationale Bewegung der Palästinenser innerhalb Israels andere Ziele hat als jene in den 1967 besetzten Gebieten. «Die Palästinenser im Innern Israels sehen ja, dass ihre Situation anders ist; sie haben viel mehr Rechte als die Bewohner der besetzten Gebiete. Was sie wollen, ist in einem Staat leben, der alle seine Bürger gleich behandelt und mit dem sich deshalb alle identifizieren können.»

      Jüdisches gegen demokratisches Prinzip
      Dass dies heute nicht möglich ist, führt Suleiman zurück auf die Spannung zwischen dem jüdischen Prinzip und dem demokratischen Prinzip, die dem Staat Israel zugrunde liegen. In den israelischen Grundgesetzen (eine eigentliche Verfassung existiert in Israel nicht) gibt es keine Bestimmung, welche die Gleichheit der Bürger garantiert. Dass Juden und Nichtjuden ungleich behandelt werden, zeigt sich zum Beispiel am Recht auf Einwanderung, das für Juden aus aller Welt gilt, nicht jedoch für Palästinenser, die bei der Staatsgründung Israels aus dem Land vertrieben wurden oder geflohen sind. Das Parteiengesetz erlaubt es, Kandidaten, die Israels Daseinsberechtigung als Staat des jüdischen Volkes verneinen, von Wahlen auszuschliessen. «Palästinenser dürfen am demokratischen Spiel teilnehmen, solange der jüdische Charakter des Staates nicht in Frage gestellt ist», stellt Suleiman fest. «Wenn aber zwischen dem jüdischen und dem demokratischen Prinzip ein Konflikt entsteht, überwiegt das jüdische.»

      Dass Israel eben nicht ihr Staat, sondern nur jener ihrer jüdischen Mitbürger ist, erfahren die Palästinenser Israels vor allem im Zugang zu den Ressourcen, die vom Staat kontrolliert werden. Der Boden, zum grössten Teil nach der israelischen Staatsgründung von arabischen Eigentümern oder Nutzniessern konfiszierter Besitz, gehört heute zu 92 Prozent dem Staat. Er wird von parastaatlichen zionistischen Organisationen nach Kriterien verwaltet, die dem arabischen Bevölkerungsteil praktisch den Zugang verwehren. Das heisst, dass Palästinenser kaum eine Chance haben, auf staatlichem Land Landwirtschaft zu betreiben, ein Haus zu bauen oder ein Geschäft zu eröffnen. Das höchste israelische Gericht hat in einem Aufsehen erregenden Urteil im Jahr 2000 diese Praxis für illegal erklärt und einer palästinensischen Familie das Recht zugesprochen, ein Haus auf staatlichem Grund zu erwerben. Das Urteil konnte jedoch bis heute nicht durchgesetzt werden, denn die betroffene Gemeinde weigert sich beharrlich, die Palästinenser aufzunehmen.

      Die Palästinenser leben unter sich in jenen Städten, Dörfern und Vierteln, aus denen sie sich bei der Staatsgründung 1948 nicht vertreiben liessen - «Ghettos», sagt Suleiman, «die durch die rassistische Haltung der jüdischen Bevölkerung am Leben erhalten werden». Die alten, von Palästinensern bewohnten Viertel in Städten wie Lydda (Lod) oder Akko seien zudem vom Verfall bedroht, weil die Besitzer unter bürokratischen Vorwänden daran gehindert würden, ihre Häuser zu renovieren.

      Kein Geld für arabische Gemeinden
      Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Organisation Sikkuy, die sich seit zehn Jahren für die Gleichstellung zwischen jüdischen und palästinensischen Bürgern Israels einsetzt, illustriert die Diskriminierung der Palästinenser am Beispiel der staatlichen Finanzierung von Entwicklungs-, Infrastruktur- und Bildungsvorhaben. Obwohl die Palästinenser 18,5 Prozent der israelischen Bevölkerung ausmachen, erhalten palästinensische Gemeinden im Jahr 2002 bloss 2,6 Prozent der staatlichen Zuschüsse im Wohnungsbau, 0,7 Prozent des Kulturbudgets, 3,5 Prozent der zur Schaffung von Industriezonen bestimmten Gelder oder 1,6 Prozent des Budgets zur Tourismusförderung.

      Die Raumplanung ist der einzige Posten, in dem Palästinensern ein höherer prozentualer Anteil am Budget zugesprochen wird, als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist (21 Prozent); in den letzten drei Jahren sind zudem ansehnliche Summen in die Einrichtung von Polizeiposten in den palästinensischen Ortschaften geflossen. Gar kein Geld erhalten aber die «nicht anerkannten» Weiler und Dörfer, in denen laut palästinensischen Menschenrechtsorganisationen gegen 70 000 Menschen leben. Häuser in diesen Dörfern sind nach dem Gesetz illegal; die meisten haben weder Wasser noch Strom, sie dürfen nicht um- oder ausgebaut werden und können auf Grund einer simplen administrativen Entscheidung abgerissen werden. Diese Bestimmung gilt im Prinzip für Häuser in jüdischem wie in arabischem Besitz, wird praktisch aber nur gegen Palästinenser angewandt: Obwohl nur 57 Prozent aller illegalen Häuser in Israel Palästinensern gehören, waren 94 Prozent der zwischen 1993 und 1996 abgerissenen Häuser in palästinensischem Besitz, wie die in Israel ansässige Arabische Vereinigung für Menschenrechte ausgerechnet hat.

      Der Ruf nach kultureller Autonomie
      Nach der klassischen Regel des Teilens und Herrschens hat Israel einzelnen Gruppen innerhalb der arabischen Bevölkerung auch eine unterschiedliche Behandlung zukommen lassen. So können Drusen und Beduinen Militärdienst leisten, was ihnen gegenüber den anderen Palästinensern gewisse Privilegien verschafft - zum Beispiel bei der Zuteilung staatlicher Kinderzulagen oder der Suche nach einer Arbeitsstelle. Die Zerstörung angeblich illegaler Häuser und Äcker der Beduinen und ihre soziale und wirtschaftliche Vernachlässigung haben in den letzten Jahren jedoch auch diese Bevölkerungsgruppe dem Staat entfremdet. Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Moshe Arens hat in einem kürzlich in der Zeitung «Haaretz» veröffentlichten Artikel auf den Beitrag der Beduinen zur Verteidigung Israels hingewiesen und davor gewarnt, dass das staatliche Verhalten bei ihnen ein Gefühl der Vernachlässigung und Diskriminierung erzeuge und einen fruchtbaren Nährboden für die politische Agitation der Islamisten darstelle.

      Einen weiteren Kampf führen die Palästinenser Israels für die Anerkennung ihrer Sprache, indem sie zum Beispiel Verkehrs- und Strassenschilder auf Arabisch oder die Zulassung des Arabischen im Umgang mit den Behörden fordern. Unter den Palästinensern wird die Forderung auch immer lauter, als nationale Minderheit anerkannt zu werden, die ihre Erziehungs- und Kulturpolitik autonom bestimmt. Gerade die Forderung nach kollektiven Rechten, die von palästinensischen Vertretern im israelischen Parlament vertreten wird, stösst bei der jüdischen Bevölkerung meist auf Ablehnung, weil die Forderung nach Anerkennung eines nichtjüdischen Bestandteils im Staat als Bedrohung aufgefasst wird.

      Die zionistische Rechte, welche heute die israelische Politik bestimmt, bleibt dem Ziel einer weitestmöglichen Zurückdrängung der Araber zugunsten der Juden in Israel verpflichtet, wie ein politischer Wirbel in diesem Sommer zeigte. Am 8. Juli billigte die Regierung Sharon (ohne die Stimmen der Arbeitspartei) einen Gesetzesentwurf, gemäss dem staatliches Land ausschliesslich Juden vorbehalten sein soll. Damit sollte das erwähnte Urteil, das eine Diskriminierung arabischer Bürger beim Kauf von Häusern als ungesetzlich erklärte, überholt werden. Der Beschluss, der füglich als rassistisch bezeichnet werden kann, löste eine heftige Kontroverse in Israel und politischen Druck aus Washington aus, welche die Regierung dazu zwangen, ihn zwei Wochen später wieder rückgängig zu machen.


      Kampf in kleinen Portionen
      Vorderhand müssen sich die Palästinenser mit zahllosen Einzelaktionen, Eingaben an die Behörden, Klagen vor Gericht und Aufrufen an die Öffentlichkeit gegen diskriminierende Massnahmen und rassistische Übergriffe wehren. Die zahlreichen Nichtregierungsorganisationen, die diesen Kampf zur Hauptsache führen, haben dabei einige Erfolge errungen, die jedoch meist nur einen Einzelfall betrafen und oft durch administrative Gegenmassnahmen untergraben wurden. Eine Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts und die Schaffung eines palästinensischen Staates würden auch die Palästinenser in Israel ihren Zielen näherbringen, meint Ramzi Suleiman: «Die Israeli würden sich entspannen und uns nicht mehr als Feinde sehen.»
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 06:08:36
      Beitrag Nr. 322 ()
      Zu köstlich; da versucht man sich in Israel offensichtlich, endlich einen Beweis für die Gebietsansprüche zu basteln - und dann glaubt es keiner.

      Die Welt kann soooo gemein sein....


      Kontroverse um Salomons Tempel
      Ungeklärte Herkunft des 2.800 Jahre alten Fragments lässt an Authentizität zweifeln

      TEL AVIV dpa Der Fund eines angeblich rund 2.800 Jahre alten Sandsteinfragments, das die Existenz des ersten jüdischen Tempels in Jerusalem belegen soll, hat in der Fachwelt eine Kontroverse ausgelöst. Während israelische Wissenschaftler von einer möglichen Sensation sprechen, äußerte der Bibel-Archäologe Prof. Siegfried Mittmann von der Universität Tübingen gestern große Zweifel an der Authentizität des Fundes.

      [Anm.: Vielleicht war´s ja der Weihnachtsmann?? ]

      Die Inschrift auf dem Sandstein geht auf König Jehoasch zurück, der im 8. Jahrhundert v.Chr. regierte. Die Szene wird im Alten Testament in Kapitel zwölf des 2. Buches der Könige beschrieben. Darin gibt Jehoasch Priestern den Auftrag, alles auszubessern, "was baufällig ist am Hause". Der Tempel soll der Überlieferung nach von König Salomon (965 bis 926 v. Chr.) gebaut und das erste Mal von den Babyloniern 587 v. Chr. zerstört worden sein.

      Zweifel an der Authentizität bestehen vor allem wegen der ungeklärten Herkunft des Funds. Angeblich sollen Palästinenser den Stein bei "wilden Grabungen" auf dem Tempelberg gefunden und an einen jüdischen Händler verkauft haben. Dieser holte eine Expertise des Israel-Museums ein, in der Zweifel an der Echtheit geäußert wurden. Danach gab er den Stein an das Geologische Institut der Uni Jerusalem zur Untersuchung. :laugh:

      taz Nr. 6954 vom 15.1.2003, Seite 2, 44 Zeilen (Agentur),
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 15:51:02
      Beitrag Nr. 323 ()
      Was Klaus mir erzählt hat


      Klaus erzählt mir, warum er von den Juden in Deutschland die Nase voll hat. Das Problem mit den Juden ist, sagt Klaus, daß sie sich für etwas Besonderes halten. Egal, wo man hinschaut, immer würden sie neue Forderungen stellen. Warum sollten die russischen Juden nach Deutschland einwandern dürfen? Sie hätten doch gar kein Verhältnis zu diesem Land. Es gäbe andere Gruppen, die sich in einer bedrohlicheren Lage befänden.

      Klaus glaubt, Deutschland schulde den Juden nichts mehr. Er glaubt, die Juden würden mit ihren Forderungen nur Feindseligkeiten schaffen. Die Juden, sagt er, würden auf diese Weise selbst Antisemitismus schüren.

      Klaus` Darlegungen sind überzeugend, und langsam bekomme ich wegen meiner jüdischen Verwandten in den USA und Osteuropa ein schlechtes Gewissen. Irgend jemand sollte den russischen Juden sagen, sie mögen sich mit ihren unverschämten Forderungen mäßigen. Jeder wird doch heutzutage irgendwann mal von Schlägern bedroht. Irgend jemand müßte den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde sagen, sie sollen nicht so tun, als wären sie etwas Besonderes. Das mag ich schließlich auch nicht.

      »Klaus, gibt es etwas, was ich persönlich in der Zwischenzeit für dich tun kann, um das egoistische Verhalten der Juden wiedergutzumachen? Nimmst Du meine Entschuldigung an? Einen Scheck? Meinen Goldzahn?«

      »Wie wäre es mit deiner Wohnung? Fangen wir doch am besten damit an!«

      Aus: "Zwei Amerikaner im deutschen Exil" von Kevin McAleer und Adam Blauhut, S. 51 oder so...
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      schrieb am 15.01.03 16:02:45
      Beitrag Nr. 324 ()
      Wer schreibt eigentlich einen solchen verlogenen Dreck?

      Jeder wird doch heutzutage irgendwann mal von Schlägern bedroht.

      Werden hier Juden vielleicht von Schlägern bedroht? In der Tat, warum bleiben sie dann nicht in Rußland, wo sie niemand bedroht?

      Man spricht ja nicht umsonst davon, daß Chuzpe (chutzpah) eine besondere Eigenschaften der Juden sein soll. Hier haben wir ein Beispiel davon.

      Ich finde, Klaus hat recht. Sie sollen bleiben wo sie sind.
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 16:19:58
      Beitrag Nr. 325 ()
      @ stirner (Posting # 324):
      :laugh:
      Klasse Reaktion auf eine Satire von unserem "stirner", der nicht glaubt, daß es nach 1945 noch Antisemiten gibt.
      Ich bin schon richtig gespannt auf die nächste Reaktion.
      :)

      Noch ein frei ergänzter Auszug aus der Satirensammlung
      "Zwei Amerikaner im deutschen Exil" von Kevin McAleer und Adam Blauhut:

      Wir sind schuldig

      Es war ein warmer Sommerabend in Berlin, und ich in meiner Eigenschaft als amerikanischer Geschichtsstudent saß mit einem Mitarbeiter aus dem Institut für Vergangenheitsbewältigung in einem Biergarten in Charlottenburg. Wir hatten bereits das ganze Spektrum der Gesprächsthemen durch: von Kunst und »Was ist Kunst?« bis Foucault und post-modernem techno-body; von Sado-Masochismus bis Camille Paglia; von Feminismus bis Hollywood; von Marlene Dietrich bis Erich Maria Remarque hin zu Ernst Jünger und Leni Riefenstahl. Unser Gespräch geriet in den Sog des eigentlichen Themas, des vorherbestimmten Telos, des unbewußt ersehnten Ziels aller Deutschen:

      DAS DRITTE REICH.

      (Für amerikanische Leser: Deutsche sind nämlich von ihrer Geschichte so vorbelastet, daß sie sich in Gesprächen darüber eigentlich immer zwischen den Extremen der Reue darüber und der zumindest partiellen Leugnung ihrer Geschichte befinden. Jürgen gehörte eindeutig zur Kategorie der Reuigen und übertrieb es damit ein bißchen. )

      »Ach, vergiß es«, sagte ich. »Wir haben auch unsere Indianer abgeschlachtet, unsere Schwarzen versklavt, japanische Amerikaner in Konzentrationslager gesteckt, und wir mögen uns trotzdem. Uns geht`s gut!«

      »Nein!« sagte er. »Wir Deutschen können unsere Verbrechen durch nichts relativieren! Das ist Stammtischgerede: daß Hitler auch gute Dinge getan hätte, daß er die Autobahn gebaut, den Volkswagen entwickelt, die Gotische Schrift abgeschafft hätte ... daß andere Länder auch Greueltaten auf dem Gewissen hätten: die Japaner in Nanking, die Amerikaner in Hiroshima, die Briten in Dresden.«

      »Hey, vergiß Stalin nicht«, sagte ich. »Und wir lieben nach wie vor eure VWs in L. A. Niedriger Verbrauch, leicht zu parken, gehen niemals kaputt -«

      »Nein! Kein Verbrechen der Menschheit läßt sich mit AUSCHWITZ vergleichen. AUSCHWITZ ist beispiellos in der gesamten Menschheitsgeschichte!«

      »Ach Quatsch«, sagte ich. »Denk mal an Vietnam. Das war auch nicht gerade nett von uns, und wir sind gut damit fertiggeworden.«

      >>Vietnam war kein systematischer Massenmord!«

      »Na ja, es war aber schon ziemlich mies«, sagte ich, »mit My Lai und so. Wir haben jetzt unser Vietnam-Denkmal, und alles ist wieder in Ordnung. Warum stellt ihr nicht einfach ein großes Denkmal für eure einfachen Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf? Vielleicht würde Otto Normalverbraucher dann besser mit der Sache klarkommen.«

      »Nein! Du hast ja keine Ahnung, wovon du sprichst! Du versuchst, AUSCHWITZ zu entschuldigen!«

      »Was ist mit der Sklaverei? Wie viele Schwarze haben wir gequält und umgebracht? Wenn du die Wahl hättest, würdest du lieber gelyncht oder vergast werden? Such`s dir aus. Für mich steht`s jedenfalls schon fest.«

      »Nein! Du verstehst das einfach nicht! Ein Amerikaner wie du kann das nicht begreifen! Ihr habt kein AUSCHWITZ!«

      »Na, ich muß doch sehr bitten! Wir haben doch einerseits eine Menge Unschuldiger in Todeszellen und andererseits haben wir immerhin 0.J. Simpson!«

      Er hörte mir nicht mehr zu und sprang auf. Der Sand knirschte unter seinen Sohlen, der Stuhl kippte um. Er drängte sich an den Leuten vorbei in Richtung Ausgang. Ich warf zwanzig Mark auf den Tisch und ging ihm nach. »Jürgen!« schrie ich. Er lief mit langen, staksigen Schritten die Straße hinunter. »Jürgen!« Ohne sich umzudrehen, winkte er nur ab: »Nein!«

      Er erreichte das Haus, in dem er wohnte. Ich blieb ihm auf den Fersen. Im Galopp ging es die Holztreppe nach oben. Als ich im dritten Stock ankam, war ich aus der Puste.

      »Mensch, Jürgen, nimm`s doch nicht so schwer. Beruhige dich!«

      Ich konnte gerade noch verhindern, daß er mir die Tür vor der Nase zuknallte, und folgte ihm in seine Wohnung. Er lief den Flur entlang, blieb mit seiner Tweed-Jacke am Lenker seines Hollandrads hängen, stolperte und fiel kopfüber ins Wohnzimmer. Als ich eintrat, war er immer noch auf allen vieren. Das Wohnzimmer zeugte mit seinen schwer beladenen Bücherregalen von einer langen, bedeutenden Historiker-Karriere: die Studienaufenthalte in Israel ... der heftige Schlagaustausch mit den Revisionisten in den 80ern ... die Wiedervereinigung: Jürgens Verderben, Auslöser einer Depression ... dann die leeren Stühle in seinen Seminaren an der Freien Universität ... die Kollegen, die sich von seinen Theorien distanzierten ... obendrein seine Ehefrau, die mit einem polnischen Spargelbauern durchbrannte.

      Ich folgte ihm ins Schlafzimmer. Im Vorbeigehen sah ich sein Hauptwerk Wir sind schuldig (Suhrkamp) neben seiner wenig erfolgreichen Abhandlung Wiedervereinigung: Nein! (Vandenhoeck & Ruprecht).

      Jürgen war über einen Koffer gebeugt und wühlte wild darin herum. Schließlich zog er eine schwarze Pistole hervor. Hand und Pistole zitterten.

      »Siehst du das hier?« fragte er. »Weißt du, was das hier ist? Mein Gott! Mein Gott!«

      »Na klar«, antwortete ich. »Ein Amerikaner weiß das doch. Das ist eine -«

      »Nein! Eine deutsche Luger, jaha! Aber du hast ja keine Ahnung! Du kannst das nicht verstehen!«

      »Jürgen, gib mir die Pistole.«

      »Nein!« sagte er, wich zurück und drückte die Pistole an seine Brust. »Nein! Meine Familie ... einer aus unserer Familie ... ich ... er ... du ... kannst du ... kannst du das begreifen?«

      »Klar«, sagte ich. »So wie die Indianer -«

      »Indianer! In-di-an-er! Nein! Du kannst das nicht verstehen! Ein Amerikaner wie du kann nicht begreifen, wie dreckig - ja! -dreckig ich mich fühle. Mein Gott! Meeeeein Gott!«

      Er steckte sich die Luger in den Mund. Er drückte mit dem Daumen ab.

      Es klickte.

      Er schleuderte die Pistole durch das Zimmer, warf sich auf das Bett und schluchzte laut.

      »Jürgen?« fragte ich. Keine Antwort. Ich nahm erst einmal die Pistole an mich, dann setzte ich mich auf die Bettkante. Ich schaute mir die Pistole etwas genauer an.

      »Hey, Jürgen«, sagte ich. »Das ist keine Luger. Nicht einmal ein deutsches Fabrikat.«

      Ich wartete. Er war immer noch verzweifelt.

      »Das ist eine C. Rawlins Special«, fuhr ich fort. »Die kostet dich gerade zweihundert Dollar in L. A.«

      »Nein!« schluchzte er in sein Kopfkissen. »Das ist das Mordinstrument meines Vaters, eines Wehrmachtsoffiziers mit Auszeichnungen.«

      »Komm mal wieder auf die Erde, Jürgen!« sagte ich ungeduldig. »Wahrscheinlich hat er nur Kartoffeln geschält!« »Nein!«

      »Oder höchstens die Klos geputzt!« »Nein!«

      »Sieh her«, sagte ich, indem ich ihm die Pistole entgegenhielt. »Das soll die Pistole deines Vaters sein? Der Lack geht schon ab. Lugers waren nicht lackiert, die sind aus schwarzem Metall. Und hier. Da ist nicht einmal eine Sicherung dran. Na also. Keine Sicherung? Und das in Deutschland? Willst du mich verarschen?«

      »Nein! Mein Vater war ein Täter!« sagte er in sein Kopfkissen. »Er war mitverantwortlich!«

      »Es ist eine C. Rawlins Special, Junge.«

      Jürgen war einen Moment still, dann hob er noch einmal seinen Kopf und sah mich mit tränennassen Augen an.

      »Was sagst du da? Das soll alles eine Lüge sein? Eine große Familienlüge? Meine Mutter hat doch erzählt -«

      »Vergiß, was deine Mutter erzählt hat! Sie hatte bestimmt ihre Gründe.«

      »Nein!« sagte er und ließ sein Gesicht wieder auf das Kopfkissen fallen.

      »Doch! Das Ding ist eine Fälschung. Womöglich schießt sie nicht einmal gerade. Ich frage mich, was deine Mutter dafür bezahlt hat. War sie mal in L.A.? In South-Central vielleicht?«

      Keine Antwort. Ich sah auf meine Uhr.

      »Manfred und Hartmut wollten uns im Biergarten treffen. Hast du das schon vergessen?« Ich wartete. »Na los! Es ist eine C. Rawlins Special, Mann. Glaub es mir. Hergestellt in den guten alten USA.«

      Nach einer ganzen Weile stand Jürgen auf. Er nahm ein Taschentuch und schneuzte sich. Er wischte mit dem Handrücken die Tränen ab. Er nahm einen Kamm aus der Tasche und kämmte eine lange speckige Haarsträhne über seine Glatze.

      Als wir zum Biergarten zurückgingen, warf ich noch einmal einen Blick auf die Pistole. Vielleicht würde Jürgen sie mir jetzt endlich schenken. Die mußte eine Menge wert sein, so eine garantiert echte und (vielleicht bei Massenmorden?) gebrauchte deutsche SS-Luger konnte man auf amerikanischen Waffenbörsen zu einem Vermögen machen. Schließlich gab`s ja auch Leute, die zu Höchstpreisen das Kochgeschirr von Jeffrey Dahmer kaufen wollten.
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 16:44:15
      Beitrag Nr. 326 ()
      Auryn,

      hat Du Dich nun schlauf darüber gemacht, in welcher Form die Zionisten in Israel mit dem 3. Reich zusammengearbeitet haben oder willst Du noch immer behaupten, dies sein Propaganda von Neonazis?

      Ich warte diesbezüglich noch auf Deine Antwort.
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:13:27
      Beitrag Nr. 327 ()
      Was darf`s denn eigentlich genau sein, stirner?
      Etwas über das Haavara-Abkommen oder etwas über die vom Deutschen Reich ach so großzügig erlaubte Auswanderung von angeblichen Millionen Juden (unter Hierlassung ihres Besitzes) ins Gelobte Land, so daß es Auschwitz gar nicht gegeben haben könnte oder willst Du etwas ganz anderes lesen?
      Und was möchtest Du dann damit beweisen? Daß Himmler ein ganz freundlicher Mensch war und die SS ein ordentlicher Verein von Chorknaben?
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:16:58
      Beitrag Nr. 328 ()
      irgendwas wir nicht richtig bewiesen sein, Auryn.

      Versuche, es ihm zu beweisen. Ich werde mir das ansehen.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:24:00
      Beitrag Nr. 329 ()
      Auryn,

      mir reicht, daß Du nun zugibst, was Du das letztemal als Propaganda der Neonazis abgestritten hast: Die Zusammenarbeit der Jewish Agency mit den Nazis in den 30er Jahren.

      Ich dir bereits entsprechende Quellen reingestellt, brauchst sie nur zu lesen. Auch das Posting von zockrates macht dazu klare Aussagen.

      Den restlichen Schwachsinn in Deinem Posting kannst Du dir das nächste mal sparen.
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:25:52
      Beitrag Nr. 330 ()
      @ SEP:
      Ich vermute, "stirner" meint etwas an Details von diesen Seiten hier, aber diese hier werden ihm bestimmt nicht gefallen, weil sie nicht genug "anti-" sind und noch dazu ziemlich wissenschaftlich aussehen:

      http://bildung.freepage.de/aufsaetzenationalsozialism
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:28:31
      Beitrag Nr. 331 ()
      @ stirner:
      Gaaaanz ruuuuhig den Link in # 330 lesen und man sieht, wie diese angeblich so tolle "Zusammenarbeit" ausgesehen hat.
      ;)
      Es ist natürlich furchtbar für Dich, wenn man versucht, Menschen vor Menschen zu retten, nicht?
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 17:52:52
      Beitrag Nr. 332 ()
      Ich beziehe mich auf das unten aufgeführte Posting von Dir. Soll ich Dich jetzt so verstehen, daß Du diese Behauptung nicht mehr aufrecht erhältst? Dann hättest Du ja inzwischen etwas dazu gelernt. Das ist gut.


      #218 von Auryn 26.11.02 18:19:32 Beitrag Nr.: 7.947.585 7947585
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      @ stirner:
      Das mit der Zusammenarbeit von Nazis und Zionisten ist eine wissenschaftlich nicht bewiesene Behauptung, die vorzugsweise von Neo-Nazis, Rechtsradikalen und Linksextremisten in Publikationen wie der Deutschen Nationalzeitung und neo-kommunistischen Publikationen veröffentlicht und verwendet wird. Ich habe bereits mehrfach gesagt, was ich von neo-kommunistischer und neo-faschistischer Propaganda halte.
      Propaganda-Pamphlete sind nicht ernstzunehmen!
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 18:09:08
      Beitrag Nr. 333 ()
      @ stirner:
      Erkläre mir doch bitte nochmal "en détail" die angebliche Zusammenarbeit und insbesondere ob und in welcher Weise Du mit der Hervorhebung dieser angeblichen Zusammenarbeit Nazis mit Zionisten gleichsetzen möchtest.
      Du hast damit übrigens mindestens Zeit bis morgen, denn jetzt muß ich leider weg.
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 18:13:16
      Beitrag Nr. 334 ()
      Ich werde Dir gar nichts erklären, sondern erwarte eine Erklärung von Dir angesichts des unten zitierten Postings in #218. Im übrigen hatte ich Dir darauf bereits geantwortet, suchs Dir raus.

      Also keine Ausflüchte! Versuch nicht mir irgend welche Dinge zu unterstellen, sondern mach einmal klar was Du mit Deinem Posting gemeint hast.

      Du kannst natürlich auch zugeben, daß Du Mist geschrieben hast.



      :D
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 18:28:36
      Beitrag Nr. 335 ()
      Gut, wenn Du mir nichts erklären kannst, dann brauche ich Dir ja auch nichts zu erklären und halte hiermit meine Aussage weiterhin aufrecht, daß diese Aussagen wissenschaftlich nicht eindeutig belegt sind und insbesondere von Neo-Faschisten und Neo-Kommunisten vorgebracht werden.
      Bye, Auryn
      Avatar
      schrieb am 15.01.03 18:39:38
      Beitrag Nr. 336 ()
      So es ist nicht wissenschaftlich eindeutig belegt. Du bist wirklich eingebildet bis zum Anschlag, da muß ich Deep Thought recht geben.

      Kannst Du nicht richtig lesen oder liest Du Deine eigenen Postings nicht? Müllst Du einfach nur das Board voll?

      In Deinem Link ist die Zusammenarbeit doch eindeutig belegt. Von einer Wissenschaftlerin, die etwa 1000 mal davon versteht wie Du.

      Ich hab Dir weiter unten noch eine Werk von Hilbig reingestellt, ein anerkannter Wissenschaftler zum Thema Judenverfolgung.

      Da meinst Du ignoranter Wicht, es sei nicht eindeutig wissenschaftlich belegt. Lachhaft.


      :laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 17:26:44
      Beitrag Nr. 337 ()
      Vielleicht reicht ja erst einmal die intensive Zusammenarbeit zweier Apartheid-Staaten:

      Israels und Südafrikas.


      Ariel Scharon: »Die Araber mögen das Öl haben - wir haben die Zündhölzer.«

      Mit 200 bis 500 Kernwaffen und einem hochentwickelten Trägersystem hat Israel ohne Aufsehen Großbritannien vom Platz fünf der großen Atommächte der Welt verdrängt und kann jetzt mit Frankreich und China rivalisieren, was Art und Entwicklungsgrad des Kernwaffenbestandes betrifft. Obgleich ein Nuklearwinzling, verglichen mit den USA und Rußland, die beide mehr als 10 000 Kernwaffen besitzen, ist Israel eine große Nuklearmacht und sollte als solche in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

      Das israelische Kernwaffenprogramm begann Ende der 40er Jahre unter der Leitung von Ernst David Bergmann, dem »Vater der israelischen Bombe«, der 1952 die Israelische Atomenergiekommission gründete. Den Großteil der frühen Unterstützung für das israelische Nuklearprogramm lieferte Frankreich. Höhepunkt war die Errichtung von Dimona, einer Fabrik in der Nähe von Berscheba in der Negev-Wüste, mit einem Reaktor, der von schwerem Wasser gebremst und mit natürlichem Uran betrieben wurde, und einer Plutoniumgewinnungsanlage. Mit kritischen technischen Gutachten hatte Israel von Beginn an einen aktiven Anteil am französischen Kernwaffenprogramm. Das israelische Kernwaffenprogramm kann als ein Ausdruck dieser früheren Zusammenarbeit angesehen werden. Dimona ging 1964 in Betrieb, die Plutonium-Wiederaufbereitung begann kurz danach. Die Israelis behaupteten, Dimona sei eine Mangananlage oder eine Textilfabrik, die angewendeten extremen Sicherheitsmaßnahmen erzählten eine ganz andere Geschichte. 1967 schoß Israel eine eigene Mirage-Maschine ab, die Dimona zu nahe kam, und 1973 schoß es ein libysches Zivilflugzeug ab, das vom Kurs abgekommen war, und tötete so 104 Menschen.

      Es gibt glaubwürdige Annahmen, daß Israel Mitte der 60er Jahre eine oder vielleicht auch mehrere Kernwaffen in der Negev-Wüste nahe der israelisch-ägyptischen Grenze zündete und daß es sich aktiv an den französischen Atomtests in Algerien beteiligte. Während des »Jom-Kippur-Krieges« 1973 besaß Israel einen Bestand von wahrscheinlich mehreren Dutzend einsatzfähiger Atombomben und ging in volle atomare Alarmbereitschaft.

      Im Besitz einer fortgeschrittenen Nukleartechnologie und mit Atomwissenschaftlern der »Weltspitzenklasse« war Israel schon früh mit einem Hauptproblem konfrontiert: der Beschaffung des notwendigen Urans. Israels eigene Uranquelle waren die Phosphatlager in der Negev-Wüste, die aber dem sich rasch erweiternden Programm überhaupt nicht genügten. Die kurzfristige Antwort war, Kommandounternehmen in Frankreich und Großbritannien zu starten, die erfolgreich Urantransporte entführten und 1968 in Zusammenarbeit mit Westdeutschland 200 Tonnen Uranoxid (»Yellowcake«) umleiteten. Später wurde diese geheime Beschaffung des Urans für Dimona durch die verschiedenen beteiligten Länder vertuscht. Israel löste das Uranproblem durch die Entwicklung enger Beziehungen zu Südafrika mit einem Quid-pro-quo-Arrangement, wonach Israel mit Technologie und Gutachten die »Apartheid-Bombe« unterstützte, während Südafrika Uran lieferte.


      Helfershelfer Südafrika

      1977 wurden die USA von der Sowjetunion über Satellitenfotos informiert, die auf die Vorbereitung eines Atomwaffentests Südafrikas in der Kalahariwüste hinwiesen. Wegen des ausgeübten Drucks unterließ das Apartheidregime den Test. Im September 1979 entdeckte ein Satellit der USA den Test einer kleinen Atombombe in der Atmosphäre über dem Indischen Ozean vor der Küste Südafrikas. Wegen der offensichtlichen Beteiligung Israels wurde der Bericht rasch durch einen sorgfältig ausgewählten wissenschaftlichen Ausschuß »weißgewaschen«, der die wesentlichen Einzelheiten im dunkeln ließ. Später wurde aus israelischen Quellen bekannt, daß es dort tatsächlich drei sorgfältig abgesicherte Tests israelischer miniaturisierter atomarer Artilleriegranaten gegeben hatte.

      Die Kollaboration Israel-Südafrika wurde bis zum Sturz der Apartheid fortgesetzt, speziell mit der Entwicklung moderner Artillerie und von Raketen mittlerer Reichweite. Südafrika unterstützte Israel nicht nur mit Uranlieferungen und den Testmöglichkeiten, sondern auch mit großen Investitionen, während Israel dem Apartheidstaat den Zugang zu einem großen Markt bot, der das Umgehen internationaler Wirtschaftssanktionen ermöglichte.



      Die Vanunu-Enthüllungen

      Die USA waren mit der Bereitstellung von Nukleartechnologie wie etwa einem kleinen Forschungsreaktor (1955 im »Atome für den Frieden«-Programm) von Beginn an am israelischen Nuklearprogramm beteiligt. Israelische Wissenschaftler wurden weitgehend an US-Universitäten ausgebildet und hatten generell Zugang zu den Atomwaffenlabors. In den frühen 60er Jahren wurden die Bedienungselemente für den Dimona-Reaktor heimlich von einer Firma namens Tracer Lab bezogen, der Hauptlieferantin für die entsprechenden Instrumente in US-Militärreaktoren, gekauft über eine belgische Tochterfirma und offensichtlich mit Zustimmung der Nationalen Sicherheitsagentur (NSA) und der CIA. 1971 genehmigte die Nixon-Regierung den Verkauf Hunderter Krytonen (Hochgeschwindigkeitsschalter, die für die Entwicklung modernster Kernwaffen erforderlich sind) an Israel. Und 1979 wurden unter Carter ultrahochauflösende Fotos vom KH-11-Satelliten geliefert, die zwei Jahre später bei der Bombardierung des irakischen Osirak-Reaktors genutzt wurden. Der Transfer entwickelter Technologie nach Israel erfolgte unter Nixon und Carter, erfuhr eine dramatische Steigerung unter Reagan und wird bis heute unvermindert fortgesetzt.

      Bis Mitte der 80er Jahre schätzten die meisten Geheimdienste den israelischen Kernwaffenbestand auf eine Größenordnung von zwei Dutzend. Das änderte sich über Nacht mit den Enthüllungen von Mordechai Vanunu, einem Atomtechniker, der in der Dimona-Plutonium-Wiederaufbereitungsanlage arbeitete. Als linker Sympathisant Palästinas glaubte sich Vanunu gegenüber der Menschheit verpflichtet, Israels Kernwaffenprogramm vor der Welt zu enthüllen. Er schmuggelte Dutzende Fotos und wissenschaftliche Daten über die Grenzen Israels; 1986 wurde seine Geschichte in der Londoner »Sunday Times« veröffentlicht. Wissenschaftliche Untersuchungen der Daten Vanunus ließen erkennen, daß Israel etwa 200 hochentwickelte miniaturisierte thermonukleare Bomben besaß. Seine Informationen bewiesen, daß die Kapazität des Dimona-Reaktors auf ein Mehrfaches vergrößert worden war und daß Israel genug Plutonium produzierte, um zehn bis zwölf Bomben pro Jahr produzieren zu können. Kurz vor der Veröffentlichung seiner Informationen wurde Vanunu von einer »Mata Hari« des Mossad nach Rom gelockt, geschlagen, unter Drogen gesetzt, nach Israel entführt und nach einer Desinformations- und Verleumdungskampagne in der israelischen Presse von einem Sondergericht wegen Landesverrats zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Er verbrachte elf Jahre in Einzelhaft in einer zwei mal drei Meter großen Zelle. Nach einem Jahr bedingter Freilassung (der Kontakt zu Arabern war ihm verboten) wurde Vanunu wieder in Einzelhaft genommen und hat drei weitere Haftjahre vor sich. Wie vorauszusehen war, wurden die Vanunu-Enthüllungen von der Weltpresse weitgehend ignoriert, besonders in den Vereinigten Staaten, und Israel hatte weiterhin relativ freie Hand in seiner Kernwaffenpolitik.

      Gegenwärtig schätzt man Israels Kernwaffenbestand auf mindestens 200 bis über 500. Und es gibt kaum einen Zweifel daran, daß Israels Atomwaffen, die vor allem für die Kriegführung im Nahen Osten vorgesehen sind, zu den am höchsten entwickelten der Welt gehören. Einen Teil des israelischen Kernwaffenbestandes bilden Neutronenbomben, miniaturisierte Atombomben, mit einem Maximum tödlicher Gammastrahlung bei einem Minimum an Sprengwirkung und langfristiger Strahlung - im wesentlichen dazu bestimmt, Menschen zu töten und ihren Besitz zu schonen. Zu den Waffen gehören auch ballistische Raketen und Bomber, die Moskau erreichen können, Flügelraketen (Cruise missiles), Landminen (in den 80ern verlegte Israel nukleare Landminen entlang der Golanhöhen) und Artilleriegeschosse mit einer Reichweite von 70 Kilometern. Im Juni 2000 traf eine von einem israelischen U-Boot abgeschossene Flügelrakete ein Ziel in 1500 Kilometer Entfernung, das war zuvor nur den USA und Rußland gelungen. Von diesen praktisch nicht zu besiegenden U-Booten wird Israel drei stationieren, jedes ist mit vier Flügelraketen ausgerüstet.

      Das Spektrum der Bomben reicht von »Städte-Knackern« (city-busters), größer als die Hiroshimabombe, bis zu taktischen Miniatomwaffen. Israels Bestand an Massenvernichtungswaffen läßt die tatsächlichen oder potentiellen Bestände aller anderen Nahoststaaten zusammengenommen recht mickrig erscheinen, und übersteigt bei weitem jegliches nachvollziehbare Bedürfnis nach »Abschreckung«.


      »Ethnobombe«

      Israel besitzt auch ein umfassendes Arsenal chemischer und biologischer Waffen. Nach Angaben der Sunday Times hat Israel chemische und biologische Waffenarten mit hochentwickelten Trägersystemen produziert. Mit den Worten eines hohen israelischen Geheimdienstlers: »Es gibt wohl keine einzige bekannte oder unbekannte Form chemischer oder biologischer Waffen, ... die im Biologische Institut Nes Tziyona nicht erzeugt würde.«
      Derselbe Bericht beschrieb F-16 Kampfjets, die speziell für chemische und biologische Ladungen bestimmt sind und deren Besatzungen dafür ausgebildet wurden, diese Waffen in Windeseile zu bestücken. Die Sunday Times berichtete, daß Israel unter Nutzung von Forschungsergebnissen aus Südafrika eine »Ethnobombe« entwickelte. »Bei der Entwicklung ihrer "Ethnobombe" versuchen die israelischen Wissenschaftler, Forschungsergebnisse der Medizin bei der Identifizierung eines besonderen Gens zu nutzen, das einige Araber haben, und dann genetisch modifizierte Bakterien oder Viren zu schaffen ... Die Wissenschaftler versuchen, tödliche Mikroorganismen herzustellen, die nur Menschen mit diesen Genen angreifen.« Dedi Zucker, ein linker Abgeordneter der Knesset, prangerte diese Forschung mit den Worten an: »Eine solche Waffe ist, wenn wir von unserer Geschichte, unserer Tradition und Erfahrung ausgehen, moralisch ungeheuerlich und muß geächtet werden.« (Sunday Times, 15. November 1998)

      Die israelische Bombe ist in der gängigen Vorstellung eine »Waffe der ultima ratio«, die also in letzter Minute eingesetzt wird, wenn die vollständige Vernichtung droht, und viele gutwillige, aber irregeführte Sympathisanten Israels glauben immer noch, daß dies der Fall ist. Mag sein, daß diese Vorstellung auch in den Köpfen der frühen israelischen Kernwaffenstrategen eine Rolle spielte - heute ist das israelische Kernwaffenpotential untrennbar in die allgemeine militärische und politische Strategie Israels integriert. Wie Seymour Hersch in klassischer Untertreibung sagte: »Die Samson-Option ist nicht länger die einzige Kernwaffenoption, über die Israel verfügt.« Israel hat zahllose verschleierte atomare Drohungen gegen die arabischen Völker und gegen die Sowjetunion (und nach dem Ende des Kalten Krieges gegen Rußland) geäußert. Ein erschreckendes Beispiel kommt von Ariel Scharon, dem gegenwärtigen Ministerpräsidenten. »Die Araber mögen das Öl haben - wir haben die Zündhölzer.« (1983 bot Scharon Indien an, gemeinsam mit Israel die pakistanischen Nuklearanlagen anzugreifen, in den späten 70ern schlug er vor, israelische Fallschirmjäger nach Teheran zu schicken, um den Schah zu unterstützen, und 1982 rief er dazu auf, Israels Sicherheitsbereich von »Mauretanien bis Afghanistan« auszudehnen.) In einem anderen Fall sagte der israelische Nuklearexperte Oded Brosh 1992: »... wir müssen uns nicht schämen, daß die Kernwaffenoption ein Hauptinstrument unserer Verteidigung als Abschreckung gegen alle ist, die uns angreifen.« In den Worten Israel Schahaks: »Nicht der Wunsch nach Frieden, wie so häufig angenommen, ist meines Erachtens Prinzip der israelischen Politik, sondern der Wunsch, die Herrschaft und den Einfluß Israels auszudehnen.« Und: »Israel bereitet sich auf einen Krieg vor, wenn es sein muß, auf einen Kernwaffenkrieg, um zu verhindern, daß es in einigen oder allen Staaten des Nahen Ostens zu inneren Veränderungen kommt, die ihm nicht passen ... Israel bereitet sich eindeutig darauf vor, die offene Hegemonie über den gesamten Nahen Osten zu erreichen ... und zögert nicht, zu diesem Zweck alle verfügbaren Mittel zu nutzen, einschließlich nuklearer.«

      Israel nutzt seinen Kernwaffenbestand nicht nur im Kontext der »Abschreckung« oder der direkten Kriegführung, sondern auch auf subtilere Weise. Zum Beispiel kann der Besitz von Massenvernichtungswaffen ein kräftiger Hebel zur Aufrechterhaltung des Status quo oder zur Beeinflussung von Ereignissen sein, bei denen ein deutlicher Vorteil für Israel durchzusetzen ist: etwa zum Schutz der sogenannten gemäßigten arabischen Staaten vor inneren Aufständen oder zum Eingreifen in einen Krieg zwischen arabischen Staaten. Im israelischen Strategiejargon wird dieses Konzept »nichtkonventioneller Druck« (»nonconventional compellence«) genannt. Ein Zitat von Schimon Peres belegt das: »Ein überlegenes Waffensystem zu beschaffen bedeutet die Möglichkeit, es für die Ausübung von Druck zu nutzen - das heißt, die andere Seite zu zwingen, Israels Forderungen zu akzeptieren, was wahrscheinlich die Forderung einschließt, daß der traditionelle Status quo akzeptiert und ein Friedensvertrag unterzeichnet wird.«

      Seine überwältigende Kernwaffenüberlegenheit erlaubt es Israel, sogar angesichts einer weltweiten Opposition straflos zu agieren. Als typischer Fall kann die Invasion in den Libanon und die Zerstörung Beiruts 1982 gelten, die von Ariel Scharon geführt wurde - zum Schluß mit 20000 Toten, die meisten davon Zivilisten. Trotz der Vernichtung eines arabischen Nachbarstaates konnte Israel den Krieg über Monate ausdehnen, nicht zuletzt auch aufgrund seiner atomaren Drohung.


      Mittel der Erpressung

      Ein anderer Hauptzweck der israelischen Bombe ist der Druck auf die USA, sogar dann zugunsten Israels zu agieren, wenn das gegen die eigenen strategischen Interessen gerichtet ist. Während des Krieges von 1973 nutzte Israel die nukleare Erpressung, um Kissinger und Nixon zu zwingen, gewaltige Mengen Kriegsmaterial über eine Luftbrücke nach Israel zu bringen. Ein Beispiel für diese Strategie lieferte Amos Rubin, der Wirtschaftsberater des Ministerpräsidenten Yitzhak Schamir, im Jahre 1987: »Wenn Israel alleingelassen wird, wird es keine andere Wahl haben, als auf eine riskante Verteidigung zurückzugreifen, die es selbst und die Welt stark gefährden wird ... Um Israel in die Lage zu versetzen, auf die Abhängigkeit von Atomwaffen zu verzichten, braucht es zwei bis drei Milliarden Dollar an US-Hilfe jährlich.« Seither hat sich Israels Kernwaffenbestand exponentiell vergrößert, sowohl quantitativ als auch qualitativ, und der Geldhahn der USA bleibt weit offen.

      Weltweit wurde kaum wahrgenommen, daß der Nahe Osten am 22. Februar 2001 vor dem Ausbruch eines Krieges stand. Nach Angaben der Londoner Sunday Times und von DEBKAfile gab Israel Raketenalarm, nachdem es von den USA Nachrichten über die Bewegung von sechs an der syrischen Grenze stationierten irakischen Panzerdivisionen und Startvorbereitungen von Boden-Boden-Raketen erhalten hatte. DEBKAfile, ein »Antiterrorismus«-Informationsdienst in Israel, behauptet, die irakischen Raketen seien vorsätzlich in die höchste Alarmstufe versetzt worden, um die Antwort der USA und Israels zu testen. Trotz eines unverzüglichen Angriffs von 42 Militärflugzeugen der USA und Großbritanniens erlitten die Iraker anscheinend nur geringen Schaden. Die Israelis warnten den Irak, sie seien bereit, in einem Präventivangriff gegen die irakischen Raketen Neutronenbomben einzusetzen.

      Die Existenz eines Arsenals von Massenvernichtungswaffen in einer solch instabilen Region hat schwerwiegende Konsequenzen. Seymour Hersch warnt: »Sollte erneut ein Krieg im Nahen Osten ausbrechen ... oder irgendeine arabische Nation Raketen auf Israel lenken, wie damals die Iraker, würde eine nukleare Eskalation, früher undenkbar außer als "ultima ratio", nun sehr wahrscheinlich.« Und Ezar Weissman, Israels gegenwärtiger Präsident, sagte: «Der Kernwaffeneinsatz gewinnt an Bedeutung (und der) nächste Krieg wird kein konventioneller sein.«


      Quelle: http://www.jungewelt.de/2002/04-09/009.php
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 20:16:09
      Beitrag Nr. 338 ()
      ARD von heute:

      Leere chemische Sprengköpfe im Irak gefunden

      Die UN-Inspektoren in Irak haben nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) bei ihren Kontrollen leere chemische Gefechtsköpfe in einem Munitionslager entdeckt. UN-Sprecher Hiro Ueki sagte in Bagdad, die Inspektoren hätten in dem Lager Uchaider elf leere Sprengköpfe mit einem Durchmesser von 122 Millimeter gefunden, mit denen chemische Kampfstoffe verschossen werden könnten. Ein weiterer Gefechtskopf müsse noch näher ausgewertet werden. Über die Bedeutung des Waffenfundes wolle er keine Bewertung abgeben, ergänzte der Sprecher. Irak habe die Existenz der Gefechtsköpfe zuvor nicht erwähnt. Die Sprengköpfe seien im hervorragenden Zustand und ähnelten Gefechtsköpfen, die der Irak in den späten 80er Jahren importiert habe, so Ueki weiter.

      Inspekteure durchsuchten Häuser von Wissenschaftlern
      Die UN-Waffeninspekteure untersuchten in Bagdad erstmals auch zwei Häuser von irakischen Wissenschaftlern aus der Rüstungsindustrie. Wie Augenzeugen berichteten, inspizierten Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) unter anderem das Haus eines Wissenschaftlers, der nach irakischen Angaben Generaldirektor einer Fabrik ist, die dem Rüstungsministerium untersteht. Zum zweiten Mal wurde auch ein Palastgelände von Staatschef Saddam Hussein untersucht.

      Blix: Gefährliche und gespannte Lage
      UN-Chefinspektor Hans Blix informierte unterdessen die Europäischen Union in Brüssel über den bisherigen Verlauf der Kontrollen im Irak. Der Inspekteur bezeichnete die jetzige Lage als sehr gespannt und gefährlich. Die Ungeduld gegenüber dem Regime im Irak wachse, zumal der Sicherheitsrat die jetzigen Inspektionen ausdrücklich als letzte Chance bezeichnet habe.

      "Jeder will eine überprüfbare und glaubhafte Entwaffnung sehen", sagte Blix. Er betonte, ein Ende der Inspektionen hänge in erster Linie von der Bereitschaft des Regimes in Bagdad zur Zusammenarbeit ab. Die aber sei unzureichend: "Der Irak muss mehr tun als bisher", verlangte der Chefinspektor. Die Regierung in Bagdad müsse aktiv werden, um den Sicherheitsrat vollständig davon zu überzeugen, dass sie keinerlei Massenvernichtungswaffen mehr habe. "Die andere Möglichkeit - wir sehen wie sie Gestalt annimmt - ist die einer bewaffneten Aktion gegen den Irak", warnte Blix.

      Türkei organisiert Regionalkonferenz
      Genau das versucht die Türkei zu verhindern. Die Regierung in Ankara hat die Vertreter von fünf Ländern für den 23. Januar in die türkische Hauptstadt zu einem "Regionalforum" eingeladen. Ziel der Konferenz sei es einen drohenden Irak-Krieg abzuwenden. Die Botschafter Syriens, Ägyptens, Jordaniens, Saudi-Arabiens und Irans waren vom türkischen Außenministerium über den Plan unterrichtet worden. Dabei sei ihnen auch der Entwurf einer gemeinsamen Erklärung vorgestellt worden.

      Russland vermittelt im Irak-Konflikt
      Der stellvertretende russische Außenminister Alexander Saltanow führt unterdessen Gesprächen mit der irakischen Führung, um einen Krieg zu vermeiden. Saltanow erklärte bei seiner Ankunft in Bagdad : "Es sind nur Beratungen." Es gebe keine besondere Botschaft an Iraks Regierung. Man müsse aber jede Chance nutzen, um eine diplomatische und friedliche Lösung zu finden.
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 20:44:32
      Beitrag Nr. 339 ()
      Im Zusammenhang mit den "Ethno-Bomben" erinnere ich mich daran, daß hochrangige südafrikanische Ex-Geheimdienstler genau diese Bomben bereits in den achtzigern entwickelten.

      Die Israelis haben also diese wirklich menschenverachtende Idee wohl übernommen (haben also aus ihrer geschichte falsch gelernt) oder sie haben (halte ich auch für möglich) die Südafrikanischen Apartheid-politiker für einen Test der eigenen Waffen fern der nahöstlichen Heimat gewinnen wollen.

      Beides sehr verabscheuungswürdig.
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 21:22:59
      Beitrag Nr. 340 ()
      Die südafrikanischen Ethno-Bomben zielten natürlich auf spezifische Besonderheiten bei schwarzen Afrikanern.
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:16:29
      Beitrag Nr. 341 ()
      Hallo, Auryn, bist du eigentlich auch noch da? :)
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:39:24
      Beitrag Nr. 342 ()
      Das macht Blix sicher beliebt bei Saddam ...

      <16.01.2003 17:09

      Irak-Konflikt


      USA stellt sich gegen Blix

      Zwischen den USA und UN-Waffeninspekteur Hans Blix ist ein offener Streit über den Zeitpunkt für das Ende der Kontrollen im Irak ausgebrochen.

      Von Stefan Kornelius und Christian Wernicke


      Beobachter sprechen davon, dass mit dem Schlagabtausch zwischen Blix und der US-Regierung die letzte Runde im diplomatischen Ringen um eine friedliche Lösung des Irak-Konflikts begonnen habe.

      Washington beharrt darauf, dass der für 27. Januar geplante Bericht der Waffeninspektoren an den UN-Sicherheitsrat Grundlage aller Entscheidungen sein müsse.

      Allerdings hat sowohl der Sprecher des Präsidenten als auch Außenminister Colin Powell in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, dass Ende Januar noch nicht über einen Krieg entschieden werden müsse.

      Die Regierung von George W. Bush reagiert damit offenbar auf wachsenden Druck aus Europa, wo selbst Großbritannien als enger Verbündeter nach einer zweiten Resolution und einem flexiblen Zeitplan verlangt.

      Bush selbst, der eine zweite Resolution umgehen will, hält am 28. Januar seine jährliche Rede an die Nation. Einen Tag später wird der britische Premier Tony Blair in Washington erwartet.

      Scharfe Kritik aus Russland

      Die Spannungen zwischen Blix und Washington hatten auch nicht in einem Gespräch zwischen dem Inspekteur und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice am Dienstag in New York beigelegt werden können.

      Blix beharrt auf der Interpretation, dass die Inspektoren auf Basis der UN-Resolution 1284 von 1999 arbeiten und mehr Zeit für die Untersuchungen brauchen.

      Diese Entschließung sieht einen Bericht der Inspektoren innerhalb von 60 Tagen vor. Blix argumentiert, dass seine Gruppe vom 27. Januar an auf der Grundlage arbeiten wird: „Niemand hat mir je gesagt, dass die Resolution 1284 überflüssig wäre“, sagte er in Brüssel.

      Der Zeitpunkt für einen neuen Bericht wäre demnach der 27. März – was einen Krieg verzögern oder wegen der Hitze im Irak gar unmöglich machen würde.

      Die USA argumentieren hingegen, dass die Resolution 1284 von der neuen Resolution 1441 abgelöst worden ist. 1441 verlangt nach einem Abschlussbericht am 27. Januar.

      Im Sicherheitsrat sind die Veto-Mitglieder offenbar gespalten über die Interpretation. China, Russland und Frankreich teilen Berichten zufolge Blix’ Meinung. Moskau warf den USA vor, unangemessenen Druck auf die Inspektoren auszuüben. Die harte Haltung der US-Regierung widerspreche der Resolution 1441, die den Kontrolleuren Unterstützung zusichere, sagte Außenminister Igor Iwanow.

      Nach einem Treffen mit Blix sagte Javier Solana, der Hohe Repräsentant für die EU-Außenpolitik, der 27. Januar sei „nicht das Ende des Prozesses“ der Untersuchungen, wohl aber „ein wichtiges Datum“. Solana fügte hinzu, ein Krieg gegen den Irak sei „vermeidbar“.

      Nach Auskunft von Brüsseler Diplomaten wurde die Interpretation von Blix auch bei einem Treffen mit 15 EU-Botschaftern nicht infrage gestellt. Gegenüber Journalisten sagte der UN-Diplomat, er werde am 27. Januar nur „eine Aktualisierung unserer Arbeit“ präsentieren: „Dies wird nicht Schlusspunkt unserer Aktivitäten sein.“ Zugleich forderte er Bagdad zu mehr „aktiver Zusammenarbeit“ auf.

      In Brüssel machte Blix klar, dass er erst in den letzten Tagen Zugang zu Erkenntnissen des US-Geheimdienstes über Waffenlager im Irak erhalten habe: „Wir beginnen, solche Informationen zu erhalten – und wir arbeiten daran.“ Falls Washington wisse, wo Bomben versteckt seien, „wäre es besser, wir schauen uns das an, bevor sie sie bombardieren“. Zudem stellte die Bush-Regierung den UN Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung.

      Im Irak durchsuchten die Kontrolleure erstmals zwei Privathäuser in Bagdad. Nach Angaben von Nachbarn wohnt in einem ein Atomforscher. Zu einem möglichen Kriegseinsatz starteten am Donnerstag vom US-Stützpunkt Spangdahlem in der Eifel die ersten Kampfjets in den Mittleren Osten.>

      Sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 00:43:31
      Beitrag Nr. 343 ()
      sorry, bin in den falschen Thread geraten ...
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 17:03:17
      Beitrag Nr. 344 ()
      weitere geschichtsfälschung durch eddie mercks:

      Israel 1948-1967
      Großbritannien hatte seine Mandatspflichten versäumt und verließ Palästina 1948.


      Soll wohl heißen:

      "England sah das endgültige Ende der Kolonialzeit kommen und zog nach vielen verlusten durch zionistische Bomben-Attentäter und Heckenschützen seine Besatzungsmacht zurück"

      oder wie? :D

      siehe auch: http://www.fwu.de/fwu-db/presto-image/42/027/4202791.pdf

      Zitat:

      Historische Hintergrundinformation

      Als der britische Außenminister Lord Balfouram 2.11.1917 seine bekannte, prozionistischeDeklaration erließ, in der Großbritannien dieJuden bei der Errichtung einer Heimstättein Palästina" zu unterstützen versprach, warkaum vorauszusehen, welche Folgen dieseErklärung bis zum heutigen Tag für Palästinaund den gesamten Nahen Osten haben würde. Dass es sich dabei nicht nur um einehumanitäre Geste Großbritanniens an dieJuden und den Zionismus handelte, ist heuteübereinstimmende Meinung der historischenForschung. Der Akt bildete vielmehr denEndpunkt der Entwicklung der europäischenKolonialinteressen im Vorderen Orient undin Ägypten nach dem Sieg über Deutschland,das bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegsin der Palästinapolitik als Nachfolger desprotestantischen preußischen Staates meistauf Seiten Großbritanniens gestanden hatte.Für die Beurteilung der Palästinafrage biszum Ersten Weltkrieg ist es wesentlich, dieProblematik als Teil der Auseinandersetzung um die Macht in Jerusalem zwischen demSultan von Konstantinopel und dem eben-falls muslimischen Herrscher Ägyptens aufder einen Seite und den Interessen der eu-ropäisch orientierten christlichen Kirchenund Konfessionen andererseits zu sehen. So unterstützte Frankreich die Latiner, also die römisch-katholische Kirche, Russland die orthodoxen Katholiken und England zusam-men mit Preußen die reformierten prote-stantischen Kirchen, die in den vierhundertJahren ihres Bestehens bisher keinen Ein-fluss in Jerusalem gewonnen hatten. Diesänderte sich durch die Gründung eines pro-testantischen Bistums in Jerusalem im Jah-re 1841. Der europäisch-protestantische Ein-fluss im Heiligen Land war damit etabliert.Die Juden hatten bis zu diesem Zeitpunkt inden Auseinandersetzungen um Palästina keine Rolle gespielt. Erst die im Laufe des 19. Jahrhunderts gegründeten beiden jüdi-schen Einwanderungsbewegungen nachPalästina, die Restoration of the Jews und ....
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      Page 3
      der Zionismus, die mehr und mehr eine Ein-heit im Vorgehen bildeten, initiierten vorallem in Großbritannien eine Auswanderungnach Palästina. 1917 standen jedenfalls dieZeichen für eine Rückkehr der Juden in ihrangestammtes" Land günstig, zumal sichauch die katholischen Staaten für einenfriedlichen Kreuzzug" nach Jerusalemunter Einschluss der Juden einsetzten.Ohne Zweifel steht die Entwicklung des Pa-lästinaproblems in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht zuletzt aber auch inengem Zusammenhang mit der Wandlungdes europäischen Kolonialismus zum Impe-rialismus und schließlich zum übersteiger-ten Nationalismus. Jüdische Intellektuellemachten sich nun Gedanken über die Grün-dung eines kolonialen Nationalstaates aufdem biblischen Boden Palästinas. Bereits1882 kam es zu ersten gewaltsamen Ausein-andersetzungen. Um zu überleben, schlugendie Siedler die palästinensischen Angriffezurück. Der israelisch-palästinensische Kon-flikt war geboren.1Einen besonderen Höhe-punkt erlebte der Zionismus, der zunächstkeineswegs mit dem jüdischen Nationalis-mus identisch war, durch das Erscheinen vonTheodor Herzls Judenstaat" im Jahre 1896und den 1. Zionistenkongress 1897 in Baselmit dem sogenannten Baseler Programm",das den Begriff der Heimstätte" prägte unddamit zum Vorläufer der nationalen Heim-stätte" der Balfour-Erklärung wurde. DerUmorientierung der europäischen Kolonial-mächte England und Frankreich vor dem Er-sten Weltkrieg, die lange Zeit als Konkurren-ten auftraten, folgte auch eine neue Front-stellung im Nahen Osten, als sich der Führerder panarabischen Bewegung, Sherif Hus-sein Ibn Ali, bereit erklärte, gegen seinemuslimischen Brüder, die Türken, die aufSeiten der Mittelmächte standen, zu kämp-fen. Dafür erhielt er vom britischen Hoch-kommissar McMahon die folgenreiche Zu-sicherung, in Syrien und auf der arabischenHalbinsel die Gründung eines eigenständi-gen Nationalstaates zu unterstützen.Die Zeit zwischen den Weltkriegen wurdebestimmt durch die gegensätzlichen Auffas-sungen über Staatsgründung und Nationalis-mus der Juden. Dabei darf allerdings nichtübersehen werden, dass zwischen dem im-perialistischen Nationalismus der europäi-schen Großmächte oder auch der USA unddem jüdischen Nationalismus ein tiefgreifen-der Unterschied bestand. Die Juden besaßenzwar eine einheitliche Sprache ­ das Hebräi-sche war immer stärker gefördert worden ­,aber sie waren in der Welt verstreut und hat-ten insofern nur bedingt ein Volk, und derOrt, Jerusalem oder Zion, auf den sich ihrStreben richtete, war in der Hand anderer.Trotz mehrerer heftiger Auseinandersetzun-gen zwischen Arabern und Juden, die 1921einen ersten Höhepunkt erreichten, gab esnicht wenige Theoretiker des Zionimus, diesich einen bi-nationalen Staat vorstellten, in dem Juden und Araber wie zum BeispielFranzösisch- und Deutschstämmige in derSchweiz friedlich zusammenleben könnten.Erst die zunehmende Zahl von jüdischen Ein-wanderern nach 1933, die jährlich bis auf60.000 stieg und die Araber zu majorisierendrohte, ließ die Frage einer jüdischen Staats-gründung, die bis dahin mehr theoretischerörtert worden war, zu einer faktischenEntscheidungsfrage werden, da die Arabersich inzwischen als Vertriebene sahen undab 1936 bis zum Beginn des Zweiten Welt-kriegs heftigen Widerstand leisteten. Daherwurde eine Untersuchungskommission ge-bildet, die die grundsätzliche Frage.... nach31Vgl., Wolffsohn, 14 ff.
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      Page 4
      einem Stopp der Einwanderungserlaubnisdurch die britische Mandatsmacht und dieMöglichkeit zur Gründung eines Judenstaa-tes erörtern sollte. Ein britisches Weißbuch,das die Einwanderung auf 75 000 begrenzenwollte, wurde von den Juden abgelehnt.Selbst Minimalisten wie der Sozialistenfüh-rer David Ben Gurion waren nicht zuletzt in-folge der Judenverfolgung durch die Natio-nalsozialisten davon überzeugt, dass nundie Gründung eines jüdischen Staates un-bedingt notwendig sei. Im Jahre 1942 trafensich im Biltmore-Hotel in New York amerika-nische Zionisten, die eine Resolution zurGründung eines eigenen Staates in Palästinaverfassten. Diese Erklärung wurde von allenRichtungen der zionistischen Bewegung mit-getragen.2Besonders verhängnisvoll für dieWeiterentwicklung des Palästinakonflikteswar dabei die Tatsache, dass man der Ara-berproblematik überhaupt keine Aufmerk-samkeit mehr schenkte. Nur einige kleinelinksorientierte Gruppen und Bi-Nationali-sten wandten sich gegen die Biltmore-Pläne.Dazu gehörten auch deutsche Einwanderer,die zwar auch die Judenfrage nur in Palästi-na für lösbar hielten, die Biltmore-Erklärungjedoch als kontraproduktiv ansahen.In der Tat erfolgte eine heftige Gegenreakti-on der britischen Mandatsmacht, die sichselbstverständlich weiterhin für die arabi-sche Bevölkerung mit verantwortlich fühlte.Damit begann ein neuer Konflikt, die Ausein-andersetzung Großbritanniens mit den Zio-nisten, die für die Mandatsmacht nun zu Terroristen wurden.

      Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eska-lierte der neue Konflikt auf Grund neuer Fak-ten. Die Folgen der NS-Judenpolitik in Euro-pa ließen immer mehr Juden, die den Holo-caust überlebt hatten, eine endgültige Lö-sung ihrer Probleme in Palästina suchen. Da der Anteil der jüdischen Bevölkerung vomEnde des Ersten zum Ende des Zweiten Welt-kriegs von 10 auf 32 Prozent gestiegen war,fühlten sich die Neusiedler nicht mehr allein,sondern fanden Unterstützung durch die be-reits Ansässigen und hofften auf ein Lebenin Frieden ohne Antisemitismus. So nahmdie Zahl der Antragsteller für eine legitimeEinwanderung nach Kriegsende nicht ab,sondern noch zu. Die Mandatsmacht gerietimmer mehr in Bedrängnis, denn die jüdi-schen Siedler wurden von Tag zu Tag mili-tanter. Nach den Erfahrungen des Holocaustwollten sich die Juden nicht noch einmalkampflos in ihr Schicksal fügen. Als am 22. Juni 1946 von jüdischen Kräften ein An-schlag auf das King David Hotel in Jerusa-lem verübt wurde und der Terror weiterzunahm, sahen sich die Briten allein außer-stande, das Mandatsgebiet entsprechend zukontrollieren. Im Februar 1947gab Großbritannien die Verantwortung andie Vereinten Nationen als Nachfolgeorga-nisation des Völkerbundes ab.

      So kam esschließlich unter Vermittlung der UNO zurTeilung des Landes und am 14. Mai 1948 zurGründung des Staates Israel durch den Füh-rer des sozialistischen Zionismus, David BenGurion. [

      Der Anschlag auf den britischen Offizier-sclub in Jerusalem mit 13 Opfern und dieHinrichtung von zwei britischen Sergeanten,die als Geiseln festgenommen worden wa-ren, ist nicht zu akzeptieren.Die Bezeichnung der jüdischen Attentäterals Terroristen, Gangster und Mörder istverständlich.


      Die Sicht der PalästinenserPalästina als blühendes LandSami Hadawi wurde in Jerusalem geboren. 1955 bis 1965 war er als UN-Berater in den USA,danach als Dozent in Beirut tätig.Man hat die öffentliche Meinung glauben gemacht, Palästina sei ein wüstes, verlassenes Land ohneVolk gewesen, das ein Volk ohne Land brauchte, und aller dort erreichter Fortschritt sei allein dasVerdienst der Tatkraft und der Fähigkeiten der Zionisten. Das ist nicht wahr.Das Heilige Land war bereits seit den Kreuzzügen für seine Olivenhaine und Olivenöl-Herstellungberühmt; und lange bevor 1920 die zionistische Einwanderung begann, war Palästina als Exportlandfür Zitrusfrüchte bekannt und nicht zuletzt für die Jaffa-Orange berühmt. Es ist nicht genau fest-stellbar, wann man mit dem Anbau von Zitrusfrüchten in Palästina begann, aber es ist belegt, dassschon bis 1912/13 die Araber 1 608 570 Kisten Orangen im Wert von 297 700 Pfund Sterling oder 1 488 500 Dollar nach Europa exportierten.In der Hügelregion ist das Land mit Olivengärten, Weinbergen und Obstbäumen bedeckt; währendman im Süden Getreide anbaute, erntete man im Jordantal Obst und Gemüse. Jeder Meter frucht-baren Bodens wurde voll ausgenutzt; immer mehr kleine Flächen in den felsigen Gebieten wurdenfür den Obstanbau erschlossen. Besucht man heute beispielsweise das Dorf Qalqilya in Jordanien,das 1948 alle seine Zitrushaine an die Israelis verlor, so wird man überrascht sein, wie hier ehedemunfruchtbares Land erschlossen und in Zitrushaine und andere Pflanzungen verwandelt wurde ­und dies ohne jede äußere finanzielle Unterstützung, allein aufgrund der Ausdauer und Geschick-lichkeit der arabischen Bauern.Sami Hadawi, Bittere Ernte. Palästina 1914-1967. Rastatt: Verlag für Zeitgeschichtliche Dokumentatio-nen 1977, S.27 f. zit. nach Walter Gagel (Hrsg.), Positionen im Nahost-Konflikt. Sozialwissenschaft-liche Materialien für die Sek.2, Heft 1. Stuttgart:Klett 19888LiteraturFWU-Magazin ­ Themenheft Der geschichtlicheUnterrichtsfilm", Nr. 5, 1993.Gagel, Walter: Der Nahostkonflikt als Aufgabekontroversen Denkens. Didaktische Überlegun-gen und Vorschläge zur Planung des Unter-richts in der Sekundarstufe II, in: PolitischeBildung 21, 1988, H. 1, 76-95.Geschichte lernen ­;) :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 17:42:29
      Beitrag Nr. 345 ()
      Wer ist denn "eddie mercks"? Ich dachte immer, das wäre ein belgischer Radrennfahrer?!
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 17:47:56
      Beitrag Nr. 346 ()
      Aber da fällt mir ein, daß heute um 21 Uhr ein Beitrag in Frontal 21 über die Rolle der CDU im Irak-Konflikt und heute nacht so um 0.00 Uhr eine interessante Reportage im ZDF kommt:
      "Das Schwert im Nacken - Saddam Husseins Terrorregime"
      Ich fürchte nur, danach könnte man kleine Einschlafprobleme haben, weil neben Interviews mit Irak-Flüchtlingen in Jordanien u.a. die Ausbildung der Fedajin-Leibgarde des Führers gezeigt werden soll, wozu auch das Erwürgen eines Hundes mit bloßer Hand durch die Auszubildenden mit anschließendem rohem Verzehr desselben gehört.
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 17:58:56
      Beitrag Nr. 347 ()
      Tja, wie üblich keine Antwort. Na dann wieder mal tschüß bis nächste Woche oder so.
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 18:04:46
      Beitrag Nr. 348 ()
      @ Auryn

      Hatte nur den Zitatteil des längeren längeren Textes hier reinkopieren wollen, der Anfangsteil war ein Teil meines Disputes mit User Eddy Mercks im Thraed von stirner, den ich versehentlich mitkopiert hatte.

      Alles klar?
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 19:38:18
      Beitrag Nr. 349 ()
      .




      Hier die Quelle der hemmungslosen Geschichtsfälschung des Users Fanatischen Users Eddy Mercks:

      http://www.pbc.de/israel/

      Eine Homepage von durchgeknallten jüdischen Eiferern, deren extrem fanatische Homepage so beginnt:




      -----------------------------------------------------
      "ISRAEL - Augapfel Gottes
      Zankapfel der Welt



      Solidarität und Freundschaft mit Israel
      „Ich will segnen , die dich segnen...“ spricht Gott, der Herr. Genesis / 1. Mose 12,3.„Denn du bist ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, heilig ist. Dich hat der Herr, dein Gott, auserwählt, damit du unter allen Völkern, die auf der Erde leben, das Volk bist, das ihm persönlich gehört.“ (Deuteronomium/5.Mose 7,6)


      Gott hat sich aus den Völkern der Erde ein Volk ausgewählt und zu seinem Eigentum gemacht: ISRAEL. Aus diesem Volk hat Gott der Welt den Retter und Erlöser, seinen Sohn Jesus Christus, den Messias Israel, geschenkt."

      ISRAEL ist und bleibt Gottes Volk und ist mit keinem anderen Volk dieser Erde vergleichbar (Numeri/ 4.Mose 23,9; Deuteronomium/ 5.Mose 33,29; 2.Samuel 7,23-24; Römer 11, 1-2).
      Die Bibel warnt alle nichtjüdischen Völker, sich nicht stolz über ISRAEL zu erheben (Römer 11,17-20).

      Schon die Erzväter der Juden kauften Teile des Landes: Abraham bei Hebron in Judäa (Genesis /1.Mose 23), Jakob bei Sichem (heute Nablus) in Samaria (Gen./ 1.Mose 33,19), König David Teile des Gebietes der Stadt JERUSALEM (2.Samuel 24,24)

      [Anmerkung: der eklatante wiederspruch zum folgenden Zitat fällt einem fanatischen Eiferer natürlich nicht auf; denn wer kauft von anderen denn Land, welches angeblich schon immer das eigene war??? :D ]

      In diesem Land hat es noch nie einen arabischen oder palästinensischen Staat gegeben. Das Land war nicht einmal türkisches Staatsgebiet, obwohl die Türken es 400 Jahre besetzt hielten(von 1517 bis 1917). Das „palästinensische Volk“ - von dem zwei Drittel in Jordanien leben - ist eine Erfindung unserer Tage. Erst nach 1967 wird die Forderung nach einem eigenen „palästinensischen Staat“ auf israelischem Boden erhoben. Bis 1967 hätten die arabischen Staaten ohne weiteres einen "Palästinenserstaat“ auf dem Gebiet der heutigen „Westbank“ errichten können.

      [Anm.: Aha - einen palästinensischen STAAT hat es nie gegeben - aber einen israelischen STAAT ?? vor 1948 wohl kaum, oder? Haben dort zuvor keine anderen Menschen gelebt? ]








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      da kann man ja genausogut die Geschichtsschreibung bei fanatisierten fundamentalistischen islamischen abschreiben...

      Pfui Deibel.
      Avatar
      schrieb am 21.01.03 19:50:44
      Beitrag Nr. 350 ()
      Nooch ist wissenschaftlich nichts erwiesen! :D :laugh:


      Avatar
      schrieb am 21.01.03 20:13:42
      Beitrag Nr. 351 ()
      Avatar
      schrieb am 25.01.03 23:19:23
      Beitrag Nr. 352 ()
      In den USA gibt es bekanntlich ein große Zahl von zionistischen Organisationen, allgemein auch bekannt als zionistische Lobby.

      Eine von ihnen ist die Jewish Defense Legue-

      Ihr aggressives Logo:



      Die JDL Florida kürt jeden Monat einen Dissidenten zum „Schwein des Monats“. Ich stelle den entsprechenden Link mal rein um zu zeigen, mit welchen brutalen Mitteln Zionisten in den USA ihre Meinung verbreiten.

      Lesenwert!

      http://www.jdl-florida.org/16.htm
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 00:30:49
      Beitrag Nr. 353 ()
      Ich habe heute diesen ausgezeichneten Artikel gefunden, der von einem Juden stammt und den ich hier mal rein stelle. Dies hat den Vorteil, daß sep nicht wieder behaupten kann, dieser Autor sei ein Nazi oder Antisemit.
      Er zeigt auf, was der Antrieb für viele Israel-Kritiker ist. Um nichts anderes geht es jedenfalls mir.
      Es ist die zionistische Lüge von der Unschuld der Juden. Die Welt teilt sich für sie in zwei Lager auf: Hier die jüdischen Unschuldsengeln, dort die bösen Antisemiten. Diese Welt existiert nicht und es liegt an uns, diese Lüge zu bekämpfen, denn sie hat fatale Folgen. Ich sehe mich hier als Aufklärer.
      Vieles von dem, was ich hier immer wieder gesagt habe, steht in diesem äußerst lesenswerten Artikel.

      Israel`s most potent psychological weapon is the holocaust. The Zionist battle cry is "Never again!" World-Class Author Henry Makow explains
      The Holocaust as Mental Paradigm



      Why the Jews Didn`t Resist

      By Henry Makow, Ph.D.

      "My flock has become a prey...because there was no shepherd, nor did my shepherds search for my flock, but the shepherds fed themselves..." Ezekiel 34:8


      Israel`s most potent psychological weapon is the holocaust. The Zionist battle cry is "Never again!"

      In a previous article, I suggested that the real motivation behind traumatic events like Hiroshima and Sept. 11 might be to impose a new mental paradigm upon humanity. Zionists and their globalist sponsors may have contributed to the severity of the holocaust for the same reason. http://www.savethemales.ca/060103.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.savethemales.ca/060103.html

      Because of the holocaust, the world became convinced that Jews needed their own country. The Palestinians were identified (in many minds) with the Nazis, and the Israelis were given moral sanction to drive them from their homes and subjugate them. Criticism of Israel is often equated with Nazi anti Semitism.

      As a psychological weapon, the holocaust also serves an array of new world order causes.


      The world is divided into heroic victims (Jews) and haters (Nazis). The "victims", who are championed by Rockefeller liberals, include oppressed women, homosexuals, and the minority flavor-of-the-day. The "haters" are the intolerant people who defend the things the globalists want to destroy: nuclear family, religion, democracy, individualism and nationhood. The haters are "right-wingers" for whom the tolerant liberals have "zero tolerance."

      It is not my intention to mitigate Nazi responsibility for the Jewish holocaust but to scrutinize its use by Zionists and globalists as a psychological weapon. Before I continue, I had better declare myself.

      I am a non-observant, non-self-hating Canadian Jew who believes in God and Christ`s gospel of love. My grandparents all died in the holocaust; my parents narrowly survived by passing as non-Jews. I lived in Israel in 1972-3 but left because Israelis seemed as materialistic as Canadians. Israel also struck me as a country that devoured its own people.

      Nevertheless I remained a Zionist until recently when I discovered its hidden imperialist character. Still, I support Israel`s existence within the 1967 boundaries, with restitution to the Palestinians. I believe most Israelis and Jews have been hoodwinked as I was.

      DEFENDING A PSYCHIC MONOPOLY

      The definitive history of the Holocaust is "The Destruction of the European Jews" by Rolf Hilberg, a Jewish professor of Political Science at the University of Vermont. Hilberg`s three-volume work is largely based on meticulous Nazis documentation.

      Hilberg could barely get his book published because he documented the extent to which the Nazis depended on the Jewish Councils ("Judenrat") to administer the final solution, and the lack of any real Jewish resistance. He estimated that fewer than 200 Nazis died due to Jewish resistance.

      Why the negative reaction? Hilberg concluded that the mythology of the holocaust requires that the victims appear to be heroic, and to be engaged in a struggle, however unequal. In fact, the Jews went to their death like lambs to the slaughter. (Hilberg, The Politics of Memory p.135)

      Anmerkung: Auf diese Tatsache habe ich schon öfters hingewiesen. Nie eine Antwort von sep oder gar andern Pro-Zionisten gehört. Hilberg existiert für sie nicht.

      In the 1960`s the Jewish philosopher Hannah Arendt was slandered and ostracized when she concluded from Hilberg that "almost without exception" the Jewish leadership cooperated with the Nazis.

      In her book, "Eichmann in Jerusalem" she wrote, "In Amsterdam as in Warsaw, in Berlin as in Budapest, Jewish officials could be trusted to compile the list of persons, and of their property, to secure money from the deportees to defray the expenses of their deportation and extermination, to keep track of vacated apartments, to supply police forces to help seize Jews and get them on trains, until, as a last gesture, they handed over the assets of the Jewish community in good order for final confiscation. They distributed the Yellow Star badges [and sometimes sold] cloth and fancy plastic armbands which were washable." (p.117) http://www.aldeilis.net/zion/zionhol02.html

      Had the Jews been totally unorganized and leaderless, Arendt writes, there would have been chaos and misery aplenty but the total number of deaths would have been far less. (p.125)

      The reason Jews went quietly is not a mystery. Jewish leadership betrayed them. Hilberg attributes it partly to an age-old Jewish habit of persevering in the face of overwhelming odds. But a more important factor is that both Jewish world leadership and the Judenrats were dominated by Zionists. http://www.marxists.de/middleast/brenner/ch21.htm

      Zionists had a record of cooperation with the Nazis in the 1930`s. They had a trade plan by which German Jews could redeem their property in Nazi goods exported to Palestine. Adoph Eichmann helped them set up training camps in Europe and even visited Palestine as their guest.
      Auch auf diese Tatsache habe ich schon hingewiesen, doch ein auryn ging soweit, diese offensichtliche Tatsache als "unwissenschaftlich" zurückzuweisen. Alle anderen Israelfreunde schwiegen dazu, er beschwerte sich beim Mod, weil ich ihn einen Ignoranten hieß.

      Zionists did not believe in the Jewish diaspora and actively sabotaged rescue attempts. If Jews could escape to other countries, what would be the purpose of Israel? Thus the Zionist Rabbi of Sweden Dr. Ehrenpreis scuttled a Swedish attempt to rescue 10,000 Jews. Zionists torpedoed a similar move by the British parliament. They also rejected numerous legitimate ransom attempts and discouraged resistance. http://www.marxists.de/middleast/brenner/ch21.htm and http://www.savethemales.ca/091202.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.savethemales.ca/091202.html

      Generally the Zionists served the globalist elite agenda, suppressed news of the holocaust and didn`t agitate for special measures. The Allies bombed factories a few kilometres from Auschwitz but the crematoriums and railroad tracks were untouched. The Zionists believed that the greater the Jewish losses, the greater the world`s moral obligation to them.

      Hier und weiter oben eine Erklärung, warum es keinen Widerstand und auch kein Eingreifen der Allierten gab. Ein beschämender Vorgang

      WE WERE LIED TO

      Young Jews like myself were told that Arab countries attacked peace-loving Israel after the 1948 U.N. Partition. They broadcast messages for the Palestinians to leave until the Jews were cleaned up.

      In fact, Israel was given 57% of Palestine but immediately took more land and caused 700,000 Palestinians to flee in terror by slaughtering over 250 at Deir Yassin and another 250 at Lydda. The Arab radio broadcasts were a fable. Arab broadcasts encouraged the population to stay put. (Michael Prior, Zionism and the State of Israel: A Moral Inquiry, 1999, pp.16-29, 187-205)

      David Ben Gurion, the first Prime Minister of Israel, told TIME magazine (Aug. 16,1948) that he envisaged a Jewish state of ten million souls. Asked if that many could be accommodated with the U.N. partition boundaries, he replied: "I doubt it."

      Unknown to its citizens, Israel has always been designated to colonize the Middle East and be a linchpin in the new world order.

      "Our policy must be the unity of the human race," Ben Gurion told the TIME reporter. "We consider the United Nations to be a Jewish ideal."

      Look at how the Mossad website "Debka Weekly" last week characterized the upcoming Iraq war:

      "Washington will have its hand on the oil lever and the ability to make Iraq’s neighbors dance to its plan for reshaping the national borders and governments of the Middle East." (Vol. 2, Issue 94, January 23, 2003)

      In conclusion, the holocaust gave the globalists the "moral authority" to invade Palestine, and enlisted unwitting Jews worldwide to their cause. In fact, they betrayed the trust of European Jewry in the most heinous fashion. Israelis and Jews in general can blindly follow their leaders, as European Jewry did. Americans can trust George W. Bush. The result may be similar.

      Our "leaders," past and present, serve an international cabal bent on ensnaring humanity. They are behind September 11 and it is they who will instigate the "inevitable" bio terror attacks they now warn of.

      Will we also go like lambs to the slaughter?

      ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
      Henry Makow Ph.D. is the inventor of the board game Scruples and the author of "A Long Way to go for a Date." His articles on feminism and the new world order are archived at his web site http://www.savethemales.ca He welcomes your comments at henrym@mts.net
      Avatar
      schrieb am 29.01.03 09:17:43
      Beitrag Nr. 354 ()
      Danke für den interessanten Artikel.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 11:10:00
      Beitrag Nr. 355 ()
      Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wie gut unser allergöttlichster "Deep Thought" auf meine Fragen nie zu antworten bereit ist, sich aber hervorragend mit jemandem wie "stirner" versteht und mit ihm "zusammenarbeitet", für den "Antisemitismus" seit 1945 nicht mehr existiert und der auch keinen Antisemiten kennt.
      Ist doch wirklich schön, wie gut sich extreme Meinungen in Bezug auf Antiamerikanismus und Antisemitismus ergänzen können.
      ;)
      Aber, lieber "stirner",

      Du hattest Dich doch auch beharrlich geweigert, auf meine Fragen (z.B. in Posting # 333) zu antworten, warum Du denn so auf einer "Zusammenarbeit" zwischen Zionisten und Nazis bestehst und was Du damit beweisen willst.
      Du hast auch nicht darauf geantwortet, ob Du damit Juden in die Nähe von Nazis rücken willst, oder?
      Ist doch auch komisch, daß der von mir angegebene Internet-Link mit der Arbeit in dem Seminar der betreffenden Professorin nirgendwo das Wort "Zusammenarbeit" verwendet, obwohl Du in Posting # 336 darauf bestehst, diese Quelle würde Deine Haltung stützen. Komisch, nicht?

      Aber vielleicht suchst Du ja nur eine Zusammenarbeit von Juden und Nazis, wie die von Salomon Perel, der in dem Buch "Ich war Hitlerjunge Salomon" genau erzählt, wie er zur Waffen-SS kam, um sein eigenes Leben zu retten.

      Oder suchst Du eine Zusammenarbeit wie in dem Buch "Stella" von Peter Wyden, in dem in einer detaillierten und wissenschaftlichen Biographie beschrieben wird, wie eine blonde Jüdin namens Stella Goldschlag von der Gestapo gefoltert und mit der Drohung, ihre Eltern zu ermorden, dazu gebracht wurde, die größte Judenverfolgerin der Gestapo in Berlin zu werden? Die dann aber weiter Juden verraten hat, obwohl ihre Eltern in Auschwitz vergast wurden. Meinst Du so eine Zusammenarbeit, "stirner"?
      Stella lebt übrigens immer noch in Deutschland, allerdings unter anderem Namen, weil genügend Angehörige der von ihr verratenen Juden sie immer noch suchen, um an ihr Selbstjustiz zu üben.

      Meinst Du vielleicht den Schutz, den Nachkriegsdeutschland dieser Stella Goldschlag anbieten mußte, um ihr Leben vor den Verratenen zu bewahren, wenn Du von Zusammenarbeit sprichst, "stirner"?
      Oder meinst Du die "Zusammenarbeit" aus dem von mir angegebenen Link, die aber komischerweise nicht so bezeichnet wird.

      Also, "stirner", was willst Du mit Deiner Suche bezwecken?

      Ach, laß mich raten: Du suchst mit verzweifelter Hingabe eine Zusammenarbeit von Zionisten und Nazis, die belegen soll, daß die Zionisten an den Konzentrationslagern mitschuldig waren, nicht wahr, "stirner"?
      Tja, ich fürchte, diese "Zusammenarbeit" kannst Du nicht finden.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 11:33:33
      Beitrag Nr. 356 ()
      Da gab es übrigens in einer Ausgabe der "3sat - Kulturzeit" auch diesen interessanten Beitrag:

      Europäische Rechtsradikale suchen Kontakt zum Diktator
      Je stärker etwas geächtet, tabuisiert oder ausgegrenzt wird, desto interessanter wird es auch für Menschen, die sonst nicht viel haben, woran sie sich reiben können. Das Böse übt auf sie eine besondere Faszination aus. Ihre Helden sind beliebig austauschbar. Mal ist es Hitler, dann Bin Laden und seit neuestem Saddam Hussein. Für deutsche Neonazis und europäische Rechtsradikale ist der irakische Diktator ein Held und Bruder im Geiste. Eine Art David, der sich gegen Goliath behaupten will. Auffallend ist seit einiger Zeit, dass selbst irakische Politiker und Botschafter diese Avancen aus dem rechtsradikalen Lager begrüßen. Bei der Wahl seiner Freunde scheint der Irak nicht besonders wählerisch zu sein. Selbst kahlköpfige Jungs mit Springerstiefeln, die eher durch dumpfen Nationalismus als durch diplomatisches Geschick auffallen, durften kürzlich dem irakischen Botschafter ihre Ehrennadel anstecken.
      Der deutsche Verfassungsschutz hat sichere Erkenntnisse darüber, dass der "Kampfbund Deutscher Sozialisten" (KDS) intensive Kontakte zum Irak pflegt. Das Innenminsterium Nordhein-Westfalen beobachtet diese rechtsextremistische Vereinigung schon seit Jahren. Weder die Mitglieder des KDS noch offizielle Vertreter der irakischen Botschaft machen nunmehr ein Geheimnis aus ihrer unheiligen Allianz. So gibt auch Thomas Brehl, ein Mitglied des KDS, seine Leidenschaft zu Hussein offen zu. Saddam Hussein sei für sie eben ein Mensch, der in einigem an ihren Führer Adolf Hitler erinnere. Auch seine Politik begrüßen sie: "Er hat den Irak zu einer orientalischen Variante des nationalistischen Volksstaates gemacht", sagt KDS-Mitglied Axel Reitz. Und er findet, "wenn man mit den Irakern unter seinesgleichen ist", sei es wie ein Kameradschaftsabend. Berührungsängste hätte man auf keiner Seite. Vor wenigen Wochen habe sich sogar der Geschäftsführer der irakischen Botschaft bei solch einem Treffen der Brüder im Geiste die Ehrennadel des KDS ans Revier stecken lassen, sagt Reitz.
      Propaganda bis hinauf in politische Ämter
      Über zuwenig solcher Freunde aus dem rechtsradikalen Lager kann sich der irakische Staatschef derzeit nicht beklagen. Der französische Rechtsausleger Le Pen scheut ebenso wenig die Nähe zu den Machthabern im Irak wie der österreichischer Rechtspopulist und Landeschef von Kärnten Jörg Haider. Der österreichische Landeshauptmann hat in diesem Jahr bereits zwei Mal den Irak besucht. Bei seiner ersten Visite im Februar erklärte sich Haider im Namen Österreichs mit Irak solidarisch und verlangte eine Aufhebung der UN-Sanktionen. Solche und andere abstruse Thesen können in der FPÖ-nahen Zeitung "Zur Zeit" nachgelesen werden. Sie macht derzeit Schlagzeilen mit Interviews von hochkarätigen, irakischen Politikern und islamistischen Terroristen. Diese Artikel von "Zur Zeit" bewertet der Extremismusforscher Patrick Moreau eindeutig als irakische Propaganda in Europa. Er sieht durch die Sympathieäußerungen führender Politiker zu Hussein die militärische Sicherheit Europas im Falle eines Krieges gefährdet.


      Und dann gibt es da auch noch die höchst interessante Zusammenarbeit von ehemaligen Linksextremisten wie Horst Mahler, der von der linken Terrororganisation der "Roten Armee Fraktion" zur rechtsextremistischen NPD wechselte, weil da antiamerikanischer Haß auf die USA und antisemitischer Haß auf Israel viel besser mit dem Führerprinzip verbunden werden konnte und einem nicht immer der "Antikapitalismus" im Wege steht. Zwischenzeitlich fand man Horst Mahler auch auf den Veranstaltungen der inzwischen von Innenminister Schily verbotenen islamistischen Hisb-ut-Tahrir ? Partei. Vielleicht kann man ja auch noch den Islamismus in den Kampf gegen "Amis" und "jüdische Weltverschwörung" einbinden, nicht? Die "Hisb-ut-Tahrir" konnte jedenfalls bis zu ihrem Verbot auf ihrer deutschen Internetseite ungehindert zum Mord an Juden aufrufen.
      Das einzige Gemeinsame aller durchgeknallten Extremisten dieser Gruppierungen ist das Feindbild, das es für diese Spinner als erstes zu bekämpfen und zu vernichten gilt: Die USA, Israel und der westliche Lebensstil allgemein:
      http://www.taz.de/pt/2002/10/29/a0169.nf/text
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 12:05:20
      Beitrag Nr. 357 ()
      Auryn,

      ich glaube, Du hat einen Knall!

      Nicht ich habe mich geweigert, Du hast dich geweigert meine Fragen zu beantworten. Glaubst Du vielleicht, Du kannst dich hier als Oberlehrer hinstellen und andere Leute abfragen, aber Fragen an sich selbst ignorieren? Und dann mit Gegenfragen daherkommen?

      Ich habe Dir Hilberg als Quelle angegeben, aber Du ignorierst die Realität, vielleicht liest Du ganz einfach mal #353, dort werden noch einmal alle Beweise aufgeführt. Es ist schon merkwürdig, wie Du einfach so tust, als wären gewisse Postings gar nicht existent.

      Es gibt somit eindeutige Beweise für die Zusammenarbeit von Nazis und Zionisten. Du kannst Du soviel rumreden wie Du willst, das wirst Du schwerlich aus der Welt schaffen können.

      Außerdem hattest Du es ja schon zugegegen: In einem Posting bestätigst Du ja die Existenz des Havala-Abkommens. Und ein Abkommen zwischen zwei Parteien wird man wohl als Zusammenarbeit bezeichnen müssen. Mangelt es dir ganz einfach an der Fähigkeit des rationalen Denkens? Auch wenn der von dir gepostete Link das Wort Zusammenarbeit nicht enthalten sollte, dann beschreibt doch diese Zusammenarbeit, was sonst? Auch in den Tagebüchern von Klemperer wird diese Tatsache beschrieben.

      Nur nebenbei: Es gibt noch viele andere Fälle von Zusammnarbeit. Welche Motive Du mir immer unterstellen möchtest, dein zionistisches Weltbild vom unschuldigen Opfer wird man ja noch ein bißchen ergänzen und kritisieren dürfen. Daß Du mit blöden Unterstellungen arbeitest, obwohl ich ein Posting vorher ziemlich klar Stellung zu diesem Thema genommen habe, zeigt ja nur das Niveau Deiner Auseinandersetzung.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 12:24:30
      Beitrag Nr. 358 ()
      Aber lieber "stirner",
      Du hast doch zuerst meine Fragen NICHT beantworten wollen, nicht wahr?
      Du hast auch diesmal wieder nicht gesagt, was Du eigentlich beweisen willst, oder?
      Und Du sagst doch gerne, daß Du keinen Antisemiten kennst, oder?
      Wie ist denn dann Deine Sicht von der Rolle Horst Mahlers in der deutschen Innenpolitik?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 12:28:50
      Beitrag Nr. 359 ()
      Auryn,
      nochmals meine Fragen:

      - gab es Abkommen zwischen den Zionisten und dem Reich?

      - was war der Inhalt dieser Abkommen?

      - wurden diese Abkommen in die Realität umgesetzt?

      - kann man in der deutschen Sprache ein Abkommen und die Realisierung dieses speziellen Abkommens als Zusammenarbeit bezeichnen?

      - warum glaubst Du, ein historisches Ereignis sei Gegenstand der Wissenschaft? Was ist bei Dir überhaupt wissenschaftlich?

      Gruß stirner


      PS: Solltest Du hier weiter als Ignorant auftreten, dann werde ich weitere Beweise posten, die im Netz in Fülle vorhanden sind.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 12:50:23
      Beitrag Nr. 360 ()
      Lieber "stirner",
      leider ist Dir zum wiederholten Male meine Frage entgangen, nicht wahr?
      Und offensichtlich hast Du wieder erneut mein Posting # 355 übersehen wollen, nicht wahr?
      Also:
      Was genau möchtest Du mit Deiner Definition von "Zusammenarbeit" beweisen?
      Daß die Juden an ihrer Ermordung selbst schuld sein könnten?


      Aber, lieber "stirner",

      Du hattest Dich doch auch beharrlich geweigert, auf meine Fragen (z.B. in Posting # 333) zu antworten, warum Du denn so auf einer "Zusammenarbeit" zwischen Zionisten und Nazis bestehst und was Du damit beweisen willst.
      Du hast auch nicht darauf geantwortet, ob Du damit Juden in die Nähe von Nazis rücken willst, oder?
      Ist doch auch komisch, daß der von mir angegebene Internet-Link mit der Arbeit in dem Seminar der betreffenden Professorin nirgendwo das Wort "Zusammenarbeit" verwendet, obwohl Du in Posting # 336 darauf bestehst, diese Quelle würde Deine Haltung stützen. Komisch, nicht?

      Aber vielleicht suchst Du ja nur eine Zusammenarbeit von Juden und Nazis, wie die von Salomon Perel, der in dem Buch "Ich war Hitlerjunge Salomon" genau erzählt, wie er zur Waffen-SS kam, um sein eigenes Leben zu retten.
      Ja, sicher, diese "Zusammenarbeit hat es gegeben!
      Oder suchst Du eine Zusammenarbeit wie in dem Buch "Stella" von Peter Wyden, in dem in einer detaillierten und wissenschaftlichen Biographie beschrieben wird, wie eine blonde Jüdin namens Stella Goldschlag von der Gestapo gefoltert und mit der Drohung, ihre Eltern zu ermorden, dazu gebracht wurde, die größte Judenverfolgerin der Gestapo in Berlin zu werden?
      Die dann aber weiter Juden verraten hat, obwohl ihre Eltern in Auschwitz vergast wurden. Meinst Du so eine Zusammenarbeit, "stirner"?
      Stella lebt übrigens immer noch in Deutschland, allerdings unter anderem Namen, weil genügend Angehörige der von ihr verratenen Juden sie immer noch suchen, um an ihr Selbstjustiz zu üben.

      Meinst Du vielleicht den Schutz, den Nachkriegsdeutschland dieser Stella Goldschlag anbieten mußte, um ihr Leben vor den Verratenen zu bewahren, wenn Du von Zusammenarbeit sprichst, "stirner"?
      Oder meinst Du die "Zusammenarbeit" aus dem von mir angegebenen Link, die aber komischerweise nicht so bezeichnet wird.

      Also, "stirner", was willst Du mit Deiner Suche beweisen?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 12:56:31
      Beitrag Nr. 361 ()
      Ach ja, zur Frage der Wissenschaftlichkeit bei mir:
      Wissenschaftliches Vorgehen ist beispielsweise die

      1. Formulierung einer These aufgrund einer Prämisse.
      2. Die These wird dann durch Belege zu beweisen versucht.

      Bei Dir, lieber "stirner", sehen wir bisher nur die Vorlage mußmaßlicher Belege, von denen wir aber immer noch nicht wissen, was Du eigentlich zu beweisen versuchst, nicht wahr?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:04:15
      Beitrag Nr. 362 ()
      Ich stelle hier die Fragen und Du versuchst mir Gegenfragen auszuweichen. Außerdem fällt Dir nichts besseres ein, als den gleichen Text wiederholt zu posten.

      Was ich beweisen will ist ganz klar: Haben die Zionisten mit den Nazis zusammengearbeit und zwar auf Basis von Verträgen, ja oder nein. Wobei ich den Beweis bereits geliefert habe, Du ihn aber hartnäckig ignorierst. Alles andere können wir zu einem späteren Zeitpunkt diskutieren.

      Daß Du hier nur mit teilweise dummen Gegenfragen daherkommst, die nichts mit der Sache zu tun haben, ist ja praktisch schon ein Eingeständnis, daß Du Unrecht hast.

      Also, nochmals meine Fragen:

      - gab es Abkommen zwischen den Zionisten und dem Reich?

      - was war der Inhalt dieser Abkommen?

      - wurden diese Abkommen in die Realität umgesetzt?

      - ist dieser Sachverhalt in dem Buch von Hilberg "Die Vernichtung der europäischen Juden" dokumentiert?

      - kann man in der deutschen Sprache ein Abkommen und die Realisierung dieses speziellen Abkommens als Zusammenarbeit bezeichnen?

      - warum glaubst Du, ein historisches Ereignis sei Gegenstand der Wissenschaft?

      - verstehts Du überhaupt, was mit dem Begriff Wissenschaft gemeint ist? Definier ihn mal in Bezug auf Deine Behauptung, dies sei "unwissenchaftlich"!

      Gruß stirner
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:05:06
      Beitrag Nr. 363 ()
      Das Archiv von "3sat - Kulturzeit" könnte mein Lieblingsarchiv werden ;) :

      Erkennst Du Dich in diesem Artikel hier vielleicht irgendwo wieder, lieber "stirner"?

      Die Feder als rechtes Schwert

      "Intellektuelle Wegbereiter für rechtsextremes Denken"Intellektueller Rechtsextremismus" heißt die Überschrift eines Fachgesprächs der Heinrich-Böll-Stiftung. Es geht nicht um Glatzen und gegrölte Parolen. Nicht um Springerstiefel und Heilsgeschrei. Es geht um die Frage nach dem Geist hinter dem Ungeist, nach der Feder als rechtes Schwert. Es geht um intellektuelle Wegbereiter für rechtsextremes Denken und Handeln.
      "Uns geht es um geistigen Einfluss, nicht die intellektuelle Lufthoheit über Stammtischen, sondern über Hörsälen und Seminarräumen interessiert uns, es geht um Einfluss auf die Köpfe, und wenn die Köpfe auf den Schultern von Macht- und Mandatsträgern sitzen, um so besser." Ein Zitat von Karlheinz Weißmann aus der "Jungen Freiheit" vom 31. August 2001. Wolfgang Gessenharter, Politikprofessor an der Universität der Bundeswehr in Hamburg, sieht darin die Strategie einer intellektuellen Elite artikuliert, die er einer "Neuen Radikalen Rechten", einem intellektuellen Rechtsradikalismus zuordnet.
      Bataille statt Debatte
      Sie rekrutiert sich aus Professoren, Journalisten, Schriftstellern und Studenten, die sich durch Publikationen, Tagungen und kulturelle Aktivitäten öffentlichkeitswirksam in Szene setzen und sich dabei parteipolitischer Aktivitäten weitgehend enthalten. Sie bedienen sich einer intellektuellen Argumentation. Man sucht Anschluss an die Diskurse in der Mitte der Gesellschaft, will dennoch aber Einfluss auch auf das rechte Lager als Ganzes behalten. "Politische Mimikry" gehört zum Rüstzeug, je nach Adressat wird unterschiedlich hart, angriffslustig und im Zweifelsfall eher verfassungskonform argumentiert. Das Werk des Weimarer Staatsrechtlers Carl Schmitt gilt als einflussreichstes und mit Abstand am meisten prägendes Gedankengebäude. Schmitt, einer der wichtigsten intellektuellen Wegbereiter des NS-Staates, hat die Unterscheidung von Freund und Feind als das "Wesen" des Politischen definiert. Damit hat er einem modernen Verständnis von Politik als demokratisches Aushandeln von Kompromissen den Boden entzogen. Das nutzt die Neue Rechte bei ethnischen Konflikten für eine Politik, die beschrieben wird als "Bataille statt Debatte".
      Kampf gegen linke Utopien
      Werner Olles diagnostiziert in der "Jungen Freiheit" vom 20. Juni 2001 den "Verfall der Massengesellschaft" und fragt, ob nicht am Beginn der "Wiedergewinnung der Nation ... notwendigerweise der Bürgerkrieg" zu stehen hätte. Denn: "Die politische Stabilität eines Staates und einer Nation bestehe eben auch darin, in der Lage zu sein, sich kulturell, politisch und nötigenfalls auch militärisch gegen das Fremde wehren zu können." In einer immer stärker multikulturellen und globalisierten Welt, entfremdeten sich die Menschen zunehmend von sich, ihrem Nahbereich und ihrem Volk.
      Wie Wolfgang Gessenharter im "Handbuch Rechtsradikalismus" schreibt, schlägt die "Neue intellektuelle Rechte" drei Wege ein, um den "Bedarf nach geistiger Orientierung" zu decken. Erstens: Der Kampf gegen linke Utopien.
      Zweitens: Die Orientierung an Denkern wie Carl Schmitt, der in Zeiten von Elend und Krieg gelebt und damit das Leben so gesehen hätte, wie es sich nun einmal darstellt, nämlich als "Verismus", als ständigen Kampf ums Überleben.
      Drittens: Der Versuch, durch gezielte Tabubrüche wieder jenem "gesunden Volksempfinden" auf die Sprünge zu helfen, das durch "linke Manipulation" und durch "Denkverbote der linken `Political Correctness`" weichen müsse. Kulturzeit spricht mit Wolfgang Gessenharter über die intellektuellen Rechtsextremismus.

      Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland
      - Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes -
      Hrsg. von Wolfgang Gessenharter und Helmut FröchlingLeske + Budrich , 2002
      ISBN 3810020532 24,90
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:08:35
      Beitrag Nr. 364 ()
      #358

      stirner kennt keinen Antisemiten ?

      Nana, das sind Momentaufnahmen. Dies ist sozusagen eine Erkenntnis aus seinem Ruhezustand heraus.

      Wenns etwas göber kommt, dann kennt er zumindest Philosemiten.

      Und wenn er sich völlig reinhgängt, dann kann es passieren, daß hier Leute auftreten, die ihm selber den antisemiten bescheinigen.

      Dann läßt er sich wieder zurückfallen und versucht, wieder bei Null anzufangen.

      Auryn, Du fragst völlig zu Recht: was will der eigentlich beweisen ? Oder will er nur eine Plattform, um seine immer gleichgerichteten Thesen unter die Leute zu bringen ? So etwas kommt völlig ohne Beweis, oder Beleg aus. Das ist schlichte Propaganda.

      stirner, erzähl uns stattdessen doch mal was von Max Stirner. Meinetwegen in der Sicht von Popper.


      SEP
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:10:12
      Beitrag Nr. 365 ()
      Lieber "stirner",
      wir können Dein Spielchen heute endlos fortsetzen.
      Du hast mir zuerst NICHT geantwortet!
      Also:
      Zur Frage der Wissenschaftlichkeit bei mir:
      Wissenschaftliches Vorgehen ist beispielsweise die

      1. Formulierung einer These aufgrund einer Prämisse.
      2. Die These wird dann durch Belege zu beweisen versucht.

      Bei Dir, lieber "stirner", sehen wir bisher nur die Vorlage mußmaßlicher Belege, von denen wir aber immer noch nicht wissen, was Du eigentlich zu beweisen versuchst, nicht wahr?
      Nach Deinen Äußerungen zum angeblich nicht-existenten Antisemitismus und Deiner Äußerung, daß Du keinen Antisemiten kennst, und angesichts Deiner Verweigerung meiner Fragen, was Du von Horst Mahler hältst -
      na, da
      dürfen wir doch wohl daraus schließen, daß Du beweisen möchtest, daß die Juden am deutschen Unglück und insbesondere ihrem eigenen selbst schuld waren, nicht wahr?
      Wie wär`s denn ein einziges Mal darauf mit einer Antwort von Dir? Traust Du Dich wieder nicht?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:19:30
      Beitrag Nr. 366 ()
      @ Sep (Posting # 364):
      Du meinst ernsthaft, daß "stirner" auch einen Ruhezustand kennt? Ich dachte eigentlich, er wäre rast- und ruhelos bemüht, irgendetwas zu beweisen, welches so aussehen könnte, als ob nicht etwa das KZ Auschwitz etwas mit Verbrechen zu tun hätte, sondern die ominöse Gründung eines Judenstaates mit dem Namen Israel, wobei nach seiner Auffassung das erste mit dem zweiten nichts zu tun haben darf.
      Oder täusche ich mich da womöglich in unserem rasenden "stirner"?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:37:30
      Beitrag Nr. 367 ()
      Auryn, nur eine kleine Lektion in Wissenschaftlichkeit.

      Wissenschaft stellt eine Theorie auf, richtig. Aber diese Theorie kann vielleicht belegt werden, aber nicht bewiesen. Popper läßt grüßen, sep weiß Bescheid. Theorien kann bestenfalls widerlegen.

      Historische Vorgänge, oder schlicht empirische Ereignisse sind nicht Gegenstand der Wissenschaft. Damit ist klar, daß die Frage, ob es ein Abkommen gegeben hat, nicht Gegenstand der Wissenschaft sein kann.

      Damit zeigt sich, daß Du überhaupt nicht weißt, was Wissenschaft ist. Wenn Du allerdings glaubst, Dein dümmliches Geschreibsel hier sei wissenschaftlich, dann leidest Du an Größenwahn.

      Hier ist ein Diskussionsforum, kein wissenschaftliches Seminar, das nur nebenbei.

      Du meinst, Du könntest mit immer neuen Fragen ausweichen? Beantworte meine Fragen, dann kümmere ich mich um Deine Fragen.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 13:57:01
      Beitrag Nr. 368 ()
      Lieber "stirner",

      wie Du offenkundig nicht zu wissen scheinst, können in sehr vielen Wissenschaften Theorien eindeutig bewiesen werden, so z.B. besonders in Mathematik, Physik oder angewandten Naturwissenschaften etc.
      Teile der Einstein`schen Relativitätstheorie - es tut mir in Deinem Interesse ja so leid, daß das auch ein "böser Jude" war, der vom Hitler-Reich verfolgt wurde und Roosevelt zum Bau der Atombombe ermunterte - wurden beispielsweise eindeutig durch die Zeitdilatation von Atomuhren bewiesen.

      Im übrigen führt Dein ständiges Ausweichen zu meinen Fragen nur zu Deiner permanent zunehmenden Unglaubwürdigkeit.

      Also: Was möchtest Du beweisen?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:02:19
      Beitrag Nr. 369 ()
      Aber um Dir entgegenzukommen, mein lieber "stirner":

      Zähle mir doch bitte die sicherlich zahlreichen und namhaften Wissenschaftler auf, die wie Du davon überzeugt sind, daß es nach 1945 in Deutschland keinen Antisemitismus mehr geben kann, da dieser mit dem Hitler-Regime untergegangen sein muß.

      Wenn Du beweisen kannst, daß diese Deine hochgeschätzte "Theorie der Nicht-Existenz von Antisemitismus nach 1945" nicht selbst ein dümmliches und unwissenschaftliches Geschreibsel ist, dann darfst Du in Zukunft mit meiner ernsthaften Aufmerksamkeit rechnen - eher nicht. Ich würde an Deiner Stelle aber nicht diesen "Wissenschaftler Irving" zu zitieren versuchen, weil der mit einer ähnlich "wissenschaftlichen" These vor deutschen Gerichten gescheitert ist.
      ;)
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:04:20
      Beitrag Nr. 370 ()
      Nicht ich weiche aus, sondern Auryn


      nochmals meine Fragen:

      - gab es Abkommen (z.B. das Haavara-Abkomen) zwischen den Zionisten und dem Reich?

      - was war der Inhalt dieser Abkommen?

      - wurden diese Abkommen in die Realität umgesetzt?

      - ist dieser Sachverhalt in dem Buch von Hilberg "Die Vernichtung der europäischen Juden" dokumentiert?

      - kann man in der deutschen Sprache ein Abkommen und die Realisierung dieses speziellen Abkommens als Zusammenarbeit bezeichnen?

      - warum glaubst Du, ein historisches Ereignis sei Gegenstand der Wissenschaft?

      - verstehts Du überhaupt, was mit dem Begriff Wissenschaft gemeint ist? Definier ihn mal in Bezug auf Deine Behauptung, dies sei "unwissenchaftlich"!

      - wie kommst Du auf die völlig weltfremde Vorstellung, Deine Äußerungen hier seien wissenschaftlich?



      Ich will gar nichts beweisen, außer daß es eine Zusammenarbeit zwischen 3. Reich und Zionisten gab. Damit weiche ich also nicht aus. Diese Frage habe ich klar beantwortet.

      Wenn Du glaubts, in den Naturwissenschaften könnte man etwas beweisen, dann irrst Du doch völlig. Gerade vor dem Hintergrund der Naturwissenschaften hat Popper seine Falsifikationstheorie aufgestellt. Null Punkte für Dich.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:08:29
      Beitrag Nr. 371 ()
      Aber mein lieber "stirner",
      Du bist schon wieder so ungehalten und leider wenig überzeugend.
      Du hast zweifellos meine Fragen übersehen, die ich vor Deinen Fragen gestellt hatte:

      Du hattest Dich doch auch beharrlich geweigert, auf meine Fragen (z.B. in Posting # 333) zu antworten, warum Du denn so auf einer "Zusammenarbeit" zwischen Zionisten und Nazis bestehst und was Du damit beweisen willst.
      Du hast auch nicht darauf geantwortet, ob Du damit Juden in die Nähe von Nazis rücken willst, oder?
      Ist doch auch komisch, daß der von mir angegebene Internet-Link mit der Arbeit in dem Seminar der betreffenden Professorin nirgendwo das Wort "Zusammenarbeit" verwendet, obwohl Du in Posting # 336 darauf bestehst, diese Quelle würde Deine Haltung stützen. Komisch, nicht?

      Aber vielleicht suchst Du ja nur eine Zusammenarbeit von Juden und Nazis, wie die von Salomon Perel, der in dem Buch "Ich war Hitlerjunge Salomon" genau erzählt, wie er zur Waffen-SS kam, um sein eigenes Leben zu retten.

      Oder suchst Du eine Zusammenarbeit wie in dem Buch "Stella" von Peter Wyden, in dem in einer detaillierten und wissenschaftlichen Biographie beschrieben wird, wie eine blonde Jüdin namens Stella Goldschlag von der Gestapo gefoltert und mit der Drohung, ihre Eltern zu ermorden, dazu gebracht wurde, die größte Judenverfolgerin der Gestapo in Berlin zu werden? Die dann aber weiter Juden verraten hat, obwohl ihre Eltern in Auschwitz vergast wurden. Meinst Du so eine Zusammenarbeit, "stirner"?
      Stella lebt übrigens immer noch in Deutschland, allerdings unter anderem Namen, weil genügend Angehörige der von ihr verratenen Juden sie immer noch suchen, um an ihr Selbstjustiz zu üben.

      Meinst Du vielleicht den Schutz, den Nachkriegsdeutschland dieser Stella Goldschlag anbieten mußte, um ihr Leben vor den Verratenen zu bewahren, wenn Du von Zusammenarbeit sprichst, "stirner"?
      Oder meinst Du die "Zusammenarbeit" aus dem von mir angegebenen Link, die aber komischerweise nicht so bezeichnet wird.

      Also, "stirner", was willst Du mit Deiner Suche bezwecken?

      Ach, laß mich raten: Du suchst mit verzweifelter Hingabe eine Zusammenarbeit von Zionisten und Nazis, die belegen soll, daß die Zionisten an den Konzentrationslagern mitschuldig waren, nicht wahr, "stirner"?
      Tja, ich fürchte, diese "Zusammenarbeit" kannst Du nicht finden.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:12:31
      Beitrag Nr. 372 ()
      Lieber Auryn, wiederholen kann ich mich auch. Kannst Du sonst noch was?

      Lesen offensichtlich nicht, denn ich habe Deine Frage klar beantwortet, was ich beweisen will.

      Nicht ich weiche aus, sondern Auryn


      nochmals meine Fragen:

      - gab es Abkommen (z.B. das Haavara-Abkomen) zwischen den Zionisten und dem Reich?

      - was war der Inhalt dieser Abkommen?

      - wurden diese Abkommen in die Realität umgesetzt?

      - ist dieser Sachverhalt in dem Buch von Hilberg "Die Vernichtung der europäischen Juden" dokumentiert?

      - kann man in der deutschen Sprache ein Abkommen und die Realisierung dieses speziellen Abkommens als Zusammenarbeit bezeichnen?

      - warum glaubst Du, ein historisches Ereignis sei Gegenstand der Wissenschaft?

      - verstehts Du überhaupt, was mit dem Begriff Wissenschaft gemeint ist? Definier ihn mal in Bezug auf Deine Behauptung, dies sei "unwissenchaftlich"!

      - wie kommst Du auf die völlig weltfremde Vorstellung, Deine Äußerungen hier seien wissenschaftlich?



      Ich will gar nichts beweisen, außer daß es eine Zusammenarbeit zwischen 3. Reich und Zionisten gab. Damit weiche ich also nicht aus. Diese Frage habe ich klar beantwortet.


      Wenn Du glaubts, in den Naturwissenschaften könnte man etwas beweisen, dann irrst Du doch völlig. Gerade vor dem Hintergrund der Naturwissenschaften hat Popper seine Falsifikationstheorie aufgestellt. Null Punkte für Dich.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:14:49
      Beitrag Nr. 373 ()
      Ach, jetzt hätte ich doch beinahe vergessen, Dich darauf hinzuweisen, lieber "stirner", daß Du diese Bitte auch zu beantworten vergessen hast:

      Zähle mir doch bitte die sicherlich zahlreichen und namhaften Wissenschaftler auf, die wie Du davon überzeugt sind, daß es nach 1945 in Deutschland keinen Antisemitismus mehr geben kann, da dieser mit dem Hitler-Regime untergegangen sein muß.

      Wenn Du beweisen kannst, daß diese Deine hochgeschätzte "Theorie der Nicht-Existenz von Antisemitismus nach 1945" nicht selbst ein dümmliches und unwissenschaftliches Geschreibsel ist, dann darfst Du in Zukunft mit meiner ernsthaften, wissenschaftlichen Aufmerksamkeit rechnen - eher nicht. Ich würde an Deiner Stelle aber nicht diesen "Wissenschaftler Irving" zu zitieren versuchen, weil der mit einer ähnlich "wissenschaftlichen" These vor deutschen Gerichten gescheitert ist.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:19:43
      Beitrag Nr. 374 ()
      Geschätzter Auryn, das tu ich doch gerne für Dich.

      Nachdem Du meine Fragen beantwortet hast.


      In einem Punkt muß ich dich allerdings enttäuschen: Hier ist ein Diskussionsforum, kein wissenschaftliches Seminar. Deswegen werden meine Aussagen nicht wissenschaftlichen Anspruch haben, wie der Rest der Postings auch nicht.

      Von Deinen natürlich abgesehen. Wissenschaftlich erste Sahne. Wenn Du erst mal Popper verstanden hast, bist Du reif für den Nobelpreis in Physik.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:34:52
      Beitrag Nr. 375 ()
      Aber lieber "stirner",
      Du darfst dieses Posting ruihg als Antwort auf Deine Fragen betrachten:
      Es ist doch auch komisch, daß der von mir angegebene Internet-Link mit der Arbeit in dem Seminar der betreffenden Professorin nirgendwo das Wort "Zusammenarbeit" verwendet, obwohl Du in Posting # 336 darauf bestehst, diese Quelle würde Deine Haltung stützen. Komisch, nicht?

      Mir ist daher immer noch nicht klar, warum Du nach "Zusammenarbeit" suchst und diese Frage hast Du als erstes zu beantworten, mein lieber "stirner", denn aufgrund Deines Verhaltens in Bezug auf die von Dir postulierte "Nicht-Existenz von Antisemitismus" darf jeder Leser annehmen, daß Deine Definition von "Zusammenarbeit" den Zweck verfolgt, Juden in die Nähe der Nazis rücken zu können, nicht wahr?

      Aber vielleicht suchst Du ja nur eine Zusammenarbeit von Juden und Nazis, wie die von Salomon Perel, der in dem Buch "Ich war Hitlerjunge Salomon" genau erzählt, wie er zur Waffen-SS kam, um sein eigenes Leben zu retten.

      Ja sicher, diese "Zusammenarbeit" von Juden mit Nazi-Mördern hat es gegeben, lieber "stirner".

      Oder suchst Du eine Zusammenarbeit wie in dem Buch "Stella" von Peter Wyden, in dem in einer detaillierten und wissenschaftlichen Biographie beschrieben wird, wie eine blonde Jüdin namens Stella Goldschlag von der Gestapo gefoltert und mit der Drohung, ihre Eltern zu ermorden, dazu gebracht wurde, die größte Judenverfolgerin der Gestapo in Berlin zu werden? Die dann aber weiter Juden verraten hat, obwohl ihre Eltern in Auschwitz vergast wurden. Meinst Du so eine Zusammenarbeit, "stirner"?
      Ja, sicher, lieber "stirner". Wenn man Menschen foltert und quält, dann kann es schon vorkommen, daß sich diese und ihre Angehörigen mit ihren Folterern arrangieren zu müssen glauben. Ja, aber sicher, lieber "stirner" auch diese Zusammenarbeit von Juden mit ihren Nazi-Mördern hat es gegeben. Und was willst Du damit beweisen, lieber "stirner"?
      Stella lebt übrigens immer noch in Deutschland, allerdings unter anderem Namen, weil genügend Angehörige der von ihr verratenen Juden sie immer noch suchen, um an ihr Selbstjustiz zu üben.

      Meinst Du vielleicht den Schutz, den Nachkriegsdeutschland dieser Stella Goldschlag anbieten mußte, um ihr Leben vor den Verratenen zu bewahren, wenn Du von Zusammenarbeit sprichst, "stirner"?
      Oder meinst Du die "Zusammenarbeit" aus dem von mir angegebenen Link, die aber komischerweise nicht so bezeichnet wird.

      Also, "stirner", was genau willst Du mit Deiner Suche denn nun bezwecken?

      Und erfahre ich nun vielleicht endlich von Dir, wer außer Dir noch der Ansicht ist, daß es nach 1945 keinen Antisemitismus mehr gibt?

      Im übrigen ist es doch sehr lustig von Dir, immer wieder Popper zu zitieren und gleichzeitig Wert darauf zu legen, daß dies hier ein Diskussionsforum ist, in dem Du und Deep Thought mir nie Antworten zu geben bereit sind.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:46:54
      Beitrag Nr. 376 ()
      Die weiteren, hoffentlich sehr aufschlußreichen Antworten werde ich bis nächste Woche leider nicht mehr lesen können, da ich mich zwecks wissenschaftlicher Tagung (sic!) bis dahin zurückziehe.
      Hasta la vista!
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:55:19
      Beitrag Nr. 377 ()
      Nun, diese Zusammenarbeit hat es gegeben. Du gibst es zu, nachdem Du es hier mehrmals heftig abgestritten hast.

      Jüdische Zionisten haben also mit den Behörden des 3. Reichs zusammengearbeit auf der Grundlage eines Vertrages. Mehr wollte ich nicht beweisen.

      Damit ist die Sache für mich aber nicht erledigt. Ich erwarte von Dir, daß Du Dich auf eine vernünftige Diskussionskultur einläßt, nicht dauernd neue Themen einführst und zunächst meinen Fragenkatalog beantwortest.

      Wenn Du das tust und aufhörst Fragen zu stellen, die ich schon beantwortet habe, werden ich auch Deine beantworten.

      Außerdem brauchst Du dich nicht dauernd wiederholen, es reicht, wenn Du einen Sachverhalt einmal erwähnst. Sonst müßte ich nämlich annehmen, Du hättest sonst keine Argumente und wärst sowas wie eine Schallplatte mit einem Sprung. Oder wie man so schön sagt: Einen Sprung in der Schüssel.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 14:59:21
      Beitrag Nr. 378 ()
      Ach ja, Auryn,

      noch eine Zusatzfrage:

      Wenn es diese Zusammenarbeit tatsächlich gegeben hat, warum hast Du dann behauptet, dies sei Nazi-Propaganda?
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 15:12:19
      Beitrag Nr. 379 ()
      @ Auryn (Posting # 366):
      Du meinst ernsthaft, daß "stirner" auch einen Ruhezustand kennt?

      stirners Behauptung, daß es keine Antisemiten gäbe, das ist sein Ruhezustand. Das ist sozusagen die Grundvoraussetzung, die er einnimmt, und die Du völlig richtig beobachtet hast, indem Du über ihn feststellst:

      Ich dachte eigentlich, er wäre rast- und ruhelos bemüht, irgendetwas zu beweisen, welches so aussehen könnte, als ob nicht etwa das KZ Auschwitz etwas mit Verbrechen zu tun hätte, sondern die ominöse Gründung eines Judenstaates mit dem Namen Israel, wobei nach seiner Auffassung das erste mit dem zweiten nichts zu tun haben darf.

      Wenn es keine Antisemiten gibt, dann – so sein Vorgehen – kann es nur berechtigte Vorhalte gegen Juden, gegen Israel geben.

      Unberechtigte Angriffe gegen Juden, also durch Antisemiten vorgetragene Agrressionen, wären damit vom Tisch. Alles, was vorgetragen wird, wäre damit berechtigt.

      Und das zu belegen ist sein Anliegen. Er ist sich dabei nicht zu schade, wirklich jedem antisemitischen Mist seine Unterstützung zu gewähren. Das macht ihn so völlig wertlos für alle Diskussionen. Man weiß immer sofort, worauf es hinauslaufen wird.

      Hin und wieder vergißt er in seinem Hass die von ihm behauptete Vorgabe der Abwesenheit von Antisemitismus, indem er auf Leute schimpft, die abgewogen oder objektiv urteilen, bei ihm aber Philosemiten sind, da diese für Juden eintreten würden.

      Damit gibt er zumindest die Einsicht preis, daß auch er davon ausgeht, daß gelegentlich gegenüber Juden eine voreingenommene Stellung bezogen wird. W

      Er beobachtet natürlich immer nur die – seiner Meinung nach kritikwürdige - Stellungnahme zugunsten von Juden, hingegen sind unangebrachte Stellungnahmen über Juden, also Antisemitismus – ihm nicht bekannt.

      Das ist sein Ruhezustand.

      Aus diesem Ruhezustand heraus versucht er, wirklich jeden Punkt zu machen, den er glaubt gegen Juden machen zu können. Sein ganzes Denken kreist darum, wie er etwas darstellen, verstärken, überbetonen kann, was das Handeln von Antisemiten relativiert, bagatellisiert und wann immer möglich als Folge von Ereignissen darstellt, die letztlich durch Juden selbst induziert, veranlaßt, gefingert wurden.

      Er stellt der gesamten Menschheit die Bescheinigung aus, daß sie nichts anderes als das willfährige Vehikel von Juden ist, von diesen mißbraucht, um diese, also die Juden selbst zu vernichten.

      Dazu verfügt er über ein paar kleine armselige Tricks: sich niemals auf etwas einzulassen, selbst das Offensichtliche abzustreiten, usw. usf. Technik, nix anders, mehr kann man bei ihm nicht studieren. Vielleicht, wie man sowas pervers einsetzt. Da hat er gegenüber anderen hier noch einen Vorsprung.

      Sachlich, fachlich ist das alles ansonsten Ödland. Es würde mich wundern, wenn Du mir nach Jahren von etwas berichten könntest, das von ihm kommt und zu wissen sich lohnt. Leider.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 16:21:09
      Beitrag Nr. 380 ()
      Ach, sep

      Da hast Du Dir aber viel Mühe gemacht, um etwas zu widerlegen was ich nicht gesagt habe.

      Meine Aussage war ja wohl, daß es kaum Antisemiten gibt und daß er vor allem ein Phänomen des "Antisemitismus ohne Antisemiten" gibt. Ein Zitat von einem bekannten Antisemtismus-Forscher.

      Alles was ich sage ist, daß die meisten Vorwürfe von Antisemitismus falsch sind.

      Da wir gerade dabei sind: Stell doch mal Deine Definition von Antisemitismus hier rein, damit wir in Zukunft rational darüber diskutieren können. Nicht eine abgeschriebene, sondern Deine. Du hast doch eine, oder? Schließlich behauptest Du jede Nasenlänge einen Antisemiten oder Antisemitisches gefunden zu haben.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 16:21:57
      Beitrag Nr. 381 ()
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 17:56:39
      Beitrag Nr. 382 ()
      stirner, Du solltest zunächst mal lesen, was Auryn geschrieben hat, bevor Du Dich bestätigt siehst. Sie hat eine durch Folter und Erpressung erreichte "Zusammenarbeit" mit einzelnen Kollaborateuren aus Angst geschildert, keine "Verträge mit Zionisten".

      Du siehst Dich etwas "vorschnell" bestätigt.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 18:09:35
      Beitrag Nr. 383 ()
      xylo,

      Du must schon alles lesen. Es geht um Abkommen zwischen der Jewisch Agency und dem Reich. Es gab zwei solche Abkommen, eines davon das bekannte Havaara-Abkommen. Darüber kann es nicht den geringsten Zweifel geben.

      Außerdem gibt es am Anfang des Threads ein interessantes Posting dazu, das diesen Streit eigentlich ausgelöst hat.

      Nebenbei: Diese Stella, von der er (sie) schreibt, hat hunderte von Juden in Berlin ans Messer geliefert, um ihr eigenes Leben zu retten. Sie wurde dafür von den Russsen meines Wissens nach zu sechs Jahren Lager verurteilt. Es gab allerdings eine Reihe solcher "Stellas", deren Namen nicht bekannt sind. Nicht nur in Berlin, sondern auch in anderen Städten.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 18:11:56
      Beitrag Nr. 384 ()
      Auf besonderen Wunsch:

      Eine kurze Biografie von Max Stirner

      Max Stirner wurde als Sohn Johann Caspar Schmidt eines Instrumentenbauers am 25. Oktober 1806 in Bayreuth geboren.

      Max Stirner wuchs in einem protestantischen Elternhaus auf. Sein Vater starb, als Stirner erst ein halbes Jahr alt war. Die Mutter heiratete im Jahr 1809 wieder. Sie zog mit der Familie in das westpreußische Kulm. Im Jahr 1818 kehrte Stirner als Zwölfjähriger wieder nach Bayreuth zurück. Dort besuchte er das Gymnasium, das unter der Leitung des späteren Nachfolgers von Georg Wilhelm Friedrich Hegel an der Universität Berlin, Georg Andreas Gabler, stand.

      Nach seinem Schulabschluss begann Max Stirner an der Universität in Berlin ein Jura-Studium. Dabei entdeckte er seine Vorliebe für Philosophie und Theologie. Er besuchte unter anderem Vorlesungen von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher. Während seines unsteten Studierens auch in Erlangen und Königsberg reiste er für längere Zeit durch Deutschland. Im Jahr 1839 beendete er seine akademische Ausbildung mit dem Lehrerexamen.

      In den beiden Jahren 1835 und 1836 absolvierte er seine Referanderzeit an einer königlichen Realschule in Berlin. Im Jahr 1839 wurde Max Stirner Lehrer an einer Mädchenschule in Berlin. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft von Mitgliedern der Gruppe „Die Freien“. Dort fanden sich Junghegelianer um den Philosophen Bruno Bauer zusammen. Die anarchische Lebensweise nach Bohèmien-Art der Gruppenmitglieder galt als Provokation der Bürgerlichen.

      Stirner veröffentlichte in dieser Zeit Aufsätze in Zeitungen, die anonym oder mit der Unterzeichnung: Max Stirner erschienen. In der Umgebung der Junghegelianer machte er die Bekanntschaft der Apothekertochter Marie Dähnhardt, die er später heiratete. Seine Frau brachte ein ansehnliches Vermögen in die Verbindung, das es Max Stirner erlaubte, sich ganz seiner Philosophie zu widmen.

      Ab dem Jahr 1842 schrieb Stirner Rezensionen und Zeitungsbeiträge. Um dieser Zeit begannen auch seine Arbeiten zu seinem Hauptwerk „Der Einzige und sein Eigentum“, das dann im Jahr 1845 veröffentlicht wurde. Danach beschäftigte sich Stirner zunächst noch mit Übersetzungen und Kompilationsarbeiten. Seine Schaffenskraft ließ aber immer mehr nach. Er geriet in eine große wirtschaftliche Krise, die in der Armut endete. Im Jahr 1846 wurde seine Ehe, die kinderlos blieb, geschieden.

      Max Stirner ließ sich in seiner Philosophie von den Werken Hegels und Feuerbachs beeinflussen. Von ihnen ausgehend entwickelte er seinen materialistischen Solipsismus und Individualismus, der das subjetive Ich und die eigenen Bewusstseinseinsinhalte für das einzige Seiende erkennt.

      In seiner Weiterentwicklung zu einem ausgeprägten Individualismus geriet Stirne in ein kritisches Verhältnis zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel und dem deutschen Idealismus. Max Stirner sah bereits in den Allgemeinbegriffen einen Angriff auf das Individuum. Besonders in Ideen und Idealen erkannte er eine Untedrückung des individuellen Wesens.

      In seinem Hauptwerk „Der Einzige und das Eigentum“ handelt Stirner die Unterdrückungsmechanismen analysierend ab und entwickelt aber auch eine Lösung als Befreiung. Als Hemmfaktoren zur Entwicklung des Ich zählt Stirner die Religion, Philosophie oder auch die politischen Richtungen Sozialismus, Kommunismus und Liberalismus. Er fordert dagegen den Rückweg des Ich zu sich selbst. Nur dasjenige, was auf das Ich selbst gegründet ist, führt zu seiner freien Entfaltung und hat Gültigkeit. Demnach vollzieht sich die Befreiung des Ich von ideologischen Schranken nur im Ich selbst.

      Stirners Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ löste zwar kontroverse Diskussionen, war aber auch schnell vergessen. Dennoch wurde es bis heute mit rund 100.000 verkauften Exemplaren ein Verkaufsrenner. An Aktualität gewann es erst wieder im Jahr 1893 durch den Nitzsche-Anhänger Paul Lauterbach und im Jahr 1968 durch den Marxisten Hans G. Helms. Sie setzten Friedrich Nitzsche und Karl Marx Max Stirner als dessen Überwinder gegenüber, denn immerhin galt und gilt Stirner mit seinem radikalen Individualismus als ein literarisch „Böser“.

      Stirners skandalträchtiges Hauptwerk zog neben Verkaufsverboten und Aufhebungen mehrere kleinere Gegenschriften nach sich. Der Autor selbst reagierte mit dem Titel „Recensenten Stirners“.

      Karl Marx und Ludwig Feuerbach machten gleichfalls Front gegen „Der Einzige und sein Eigentum“. Sie verfassten die Gegenschrift mit dem Titel „Sankt Max“, die aber nie zu deren Lebzeiten zur Veröffentlichung kam.

      In die Ecke des radikalen Egoismus wurde Stirners Werk unter anderem durch bloße auszugsweise Zitierungen von einprägsamen Sentenzen gerückt.

      Dennoch nimmt er eine Sonderstellung in der Philosophie des 19. Jahrhunderts ein. Eine angemessene Standortbestimmung Max Stirners und seines Werkes in der Philosophiegeschichte ist bis heute noch ausgeblieben.

      Max Stirner starb am 25. Juni 1856 in Berlin.
      Avatar
      schrieb am 30.01.03 18:12:36
      Beitrag Nr. 385 ()
      @stirner,

      Du arbeitest an einem riesigen Gemälde, bestehend aus unendlich vielen kleinen Steinchen, die allesamt nichts anderes bezwecken, als große Brocken relativieren zu wollen, zu überdecken.

      Soll ich mich daran beteiligen ?

      Ich habe hier vor wenigen Tagen Deine Zustimmung zu einer Darstellung des Sklavenhandels gelesen. Natürlich. Wie kannst du glauben, ernst genommen zu werden, wenn es Dich bei solchen Beiträgen zur Zustimmung drängt, wo doch schon der allererste Eindruck jedem halbwegs informierten Leser klarmachen muß, daß es sich so nicht zugetragen haben kann.

      Du weißt doch, was Maranen sind. Und Du weißt doch, daß nicht nur diese, eigentlich vor allem nicht diese zur Abwanderung nach Holland gezwungen wurden. Kann man glauben, daß Dir sowas entgehen würde ?

      Und dennoch schreibst Du solch einen Quatsch quer.

      Wie käme ich dazu, dann mit Dir über feinste Verästelungen diskutieren zu sollen, um das große Bild zu überdecken ? Und Dir zu erlauben, damit mit meiner Hilfe ein kleines Stückchen als das Ganze ausgeben zu können? Vergiß es.

      Ob ich eine Definition für Antisemitismus habe, ob ich weiß, was einen Antisemiten ausmacht ? Was meinst Du, werde ich über so etwas verfügen ?

      Du hast Die Zustimmung von usern wie Deep Though und Co. Das muß Dir langen. Die allerdings hast Du ohnehin. So what ?

      SEP


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