checkAd

    Leidenschaftlicher Aufruf für mehr Demokratie - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.03.03 09:26:49 von
    neuester Beitrag 10.03.03 09:47:04 von
    Beiträge: 4
    ID: 705.748
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 148
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 09:26:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wilfried Deiß
      Noch Mehr Demokratie Wagen



      Wilfried Deiß, Jahrgang 1960, ist Arzt für Innere Medizin und seit 1983 engagiert in der Deutschen Sektion der IPPNW Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges. Während der letzten Jahre beschäftigt er sich mit den weltwirtschaftlichen und geldwirtschaftlichen Hintergründen von Naturzerstörung, Armut, Rüstung und Krieg. Seine These: Eine Lösung der globalen Probleme und die Verhütung von Konflikten und Kriegen ist ohne eine demokratische Weiterentwicklung der Wirtschaftsweise nicht möglich. Erforderlich sei ein neuer, demokratischer Umgang mit dem Macht-Mittel Geld.



      . . .

      Die Konzeption Wirtschaftsdemokratie

      "...es gibt keine Lösungen im Leben. Es gibt Kräfte in Bewegung, die muß man schaffen; die Lösungen folgen nach."

      (Antoine de Saint-Exupery)

      These und Einstieg:
      Die Behauptung: Das Weltwirtschaftssystem hat sich zur größten Bedrohung für Leben und Gesundheit von Mensch und Natur entwickelt und wird als Motor des Nord-Süd-Gefälles zum größten Kriegsrisiko.

      Es ist nur das geringere Problem, daß hierzulande mehr und mehr Menschen an ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation erkranken. Weit gewichtiger ist die globale Situation, wo wachsender Reichtum Weniger immer mehr Armut und Tod Vieler gegenübersteht. Der Nord-Süd-Gegensatz wächst und wird zum größten Konfliktpotential der Zukunft.

      Aber selbst die Wirtschaftsmächte stehen am Rande des Abgrunds, das Weltwirtschaftssystem steht auf Messers Schneide, droht zu kippen, die labile Situation wird durch künstliche gegenseitige Stützungs- und Umschuldungsmanöver der Banken aufrechterhalten. Die Einzelheiten dieser Analyse mögen anderen als mir zustehen. Doch selbst wenn die Situation der Industrienationen stabil wäre: in der Nord-Süd-Sicht ist die dominante Wirtschaftsweise zur größten Bedrohung von Mensch und Natur geworden.

      Dabei hat das kaum jemand wirklich gewollt, ganz im Gegenteil, man hat die "unsichtbare Hand" des Freien Marktes als Garant und Königsweg zur Bedürfnisbefriedigung aller und für das allgemeine Wohlergehen angenommen. Mittlerweile sind aber, medizinisch betrachtet, die Nebenwirkungen weit über die erwünschte Wirkung hinausgewachsen, gleich einem schlechten Medikament. Prof. Hans-Peter Dürr, Physiker und Träger des alternativen Nobelpreises, hat kürzlich das Weltwirtschaftssystem als "die wirksamste Massenvernichtungwaffe" bezeichnet. Wie kommt das ?

      Es gibt einige banale Erkenntnisse, deren Essenz dennoch im Wirtschaftssystem nicht zu finden ist: beispielsweise, daß man nicht auf Dauer Geld ausgeben kann, das man sich leihen muß. Oder, daß es auf einer begrenzten Welt kein unbegrenztes Wachstum geben kann. Das völlige Nicht-Zusammenpassen von allgemeinen Erfahrungen mit weltwirtschaftlicher Realität wirft die Frage auf und weckt Zweifel. Aber inwieweit kann man sich heutzutage als interessierter Laie erlauben, sich zu einem Fachthema zu äußern ? Als Nichtspezialist gehen Sie ein Wagnis ein. Vielleicht wird Ihr Statement sogar ganz gelesen. Zumindest aber haben Sie den Vorwurf der Inkompetenz gleich frei Haus mitgeliefert. Welchen Wert hat überhaupt in der Ära des Spezialistentums eine überschauende Erkenntnis aus der distanzierten Sicht eines interessierten Laien? In diesem Text wird deutlich werden, welche Vorteile in der Sichtweise des Nichtspezialisten verborgen liegen. Manchmal ist es nötig, ein paar Schritte zurückzutreten, um die Übersicht zu bekommen. Dabei drängt sich mehr und mehr die Erkenntnis auf, daß Wirtschaft im derzeitigen Sinne ein lebendiges, aber nicht auf Dauer lebensfähiges System ist, vergleichbar mit einem bösartigen Tumor, der durch ungebremstes Wachstum seine eigene Lebensgrundlage zerstört.

      Diese Aussagen bedürfen näherer Betrachtung.

      Wodurch zeichnet sich ein lebensfähiges System aus ?
      (Schlüsselworte: Systemtheorie, Kommunikation, Demokratieprinzip)

      Interessante Erkenntnisse mit weitreichenden Konsequenzen ergeben sich, wenn man das Weltwirtschaftssystem aus der Sichtweise der Systemtheorie betrachtet.

      In der Systemtheorie werden Gesetzmäßigkeiten in "lebenden" Systemen untersucht. Auch das Wirtschaftssystem ist als soziales System im Sinne der Systemtheorie ein lebendes System, im systemtheoretischen Sinne gelten für ein solches System genau die gleichen Grundprinzipien wie beispielsweise für biologische Systeme, also Organismen.

      Frederic Vester schreibt in seinem Buch "Neuland des Denkens", einer allgemeinverständlichen Übersicht über die Systemtheorie:

      "Ein fortwährendes Wirtschaftswachstum, aufgeschaukelt durch positive Rückkoppelung, wird zwangsläufig in einer Katastrophe enden." Sowie: "Das kontinuierliche Wachstum als eine der Hauptkonsequenzen unseres technisch-medizinischen Fortschrittes wird immer zur Revolution und nie zur Evolution führen. Lediglich dann, wenn - entlang jetzt vorzubereitender dynamischer Normen - neue Kommunikations- und Verhaltensweisen auftreten, werden neue Gleichgewichtsgesellschaften entstehen können."

      Und außerdem:

      "In unserem ersten Kapitel über Systeme haben wir erfahren, daß ein wachsendes System, soll es langfristig funktionieren und größte Freiheit der Entfaltung für seine Individuen bieten, dies nur durch rechtzeitiges Umschwenken vom quantitativen Mengenwachstum auf ein qualtitatives Wachstum in Struktur und Gestalt erreichen kann, durch ein Umschwenken auf ein offenes Fließgleichgewicht. Nur ein solches ist frei von Zwängen, jederzeit an Umweltveränderungen anpassungsfähig und von entsprechend geringer Störanfälligkeit. Noch ist es vielfach bloß das mit einem solchen Umschwenken verbundene Unbekannte, was uns schreckt, Streß erzeugt, uns erneut unbeweglich macht - oder auch die (im unvernetzten Denken fußende) Folgerung, daß dies dann nur abrupt (also nicht nach einer dynamischen Norm) geschehen müsse."

      Was ist denn nun das Neue an der Systemtheorie gegenüber der herkömmlichen Sichtweise? Hier einige Kriterien:

      Der Grundgedanke ist, daß einfaches Ursache-Wirkungs-Denken der Realität nicht gerecht wird. Vielmehr ist die Realität ein vernetztes System, in dem es oft weniger auf jene Einzelbereiche ankommt als auf die Beziehungen zwischen ihnen. Eine der Konsequenzen ist, daß das Denken in WirkungsNETZEN statt in Wirkungsketten erfolgen sollte. Darüber hinaus ergibt sich:

      "Von den Teilen zum Ganzen gehend läßt sich das Verhalten eines Systems nicht konstruieren; hier geht der Weg vom Ganzen zum Detail. Dann erfahren wir zwar nicht, wie sich ein bestimmtes Detail entwickeln wird, dafür aber eine Menge über langfristige Tendenzen." (Vester)

      Zunächst erscheint uns ein Denken fremd, bei dem man die Details bewußt vernachlässigt. Es läßt sich aber zeigen, daß bei der kalkulierten Vernachlässigung von Details die Beziehungen zwischen den Teilen eines Systems deutlicher zutage treten, wodurch die Ganzheit des Systems besser als "Bild" erkennbar wird. Man könnte dies auch als die STÄRKE DER UNSCHÄRFE bezeichnen. Noch eine weitere Formulierung der selben Erkenntnis ist sinnvoll: Das Verhalten von Systemen läßt sich eher aus der Kommunikation zwischen ihren Elementen ableiten als aus den Elementen selbst.

      Zunächst mag das alles sehr theoretisch erscheinen, aber es hat handfeste Konsequenzen:

      Berühmt geworden ist das Experiment Tanaland: Testpersonen waren aufgefordert, eine künstliche Computerwelt auf realer Grundlage so zu steuern, daß dies langfristig dem allgemeinen Wohlergehen der "Bevölkerung" dient. Die Ergebnisse waren desolat. Meistens mündeten nur kurzfristige stabile Zustände in dem künstlichen Lebensraum in wirtschaftliche oder ökologische Katastrophen: Ursache dafür war vor allem ein eindimensionales Ursache-Wirkungs-Denken der Probanden. Folgende Erkenntnisse konnten aus dem Experiment gewonnen werden, und ich bitte schon an dieser Stelle, beim Lesen offen zu sein für Assoziationen mit dem Weltwirtschaftssystem.

      Lehren aus dem Experiment "Tanaland":

      Die sechs häufigsten Strategiefehler:

      - Mangelhalfte Zielerkennung (was bedeutet: Überlebensfähigkeit des Gesamtsystems)

      - Beschränkung auf Ausschnitte aus der Gesamtsituation

      - Einseitige Schwerpunktsbildung

      - Unbeachtete Nebenwirkungen

      - Tendenz zur Übersteuerung

      - Tendenz zu autoritärem Verhalten...........das jedoch für komplexe Systeme völlig ungeeignet ist. Für diese ist ein "anschmiegsames Verhalten", welches mit dem Strom schwimmend verändert, am wirkungsvollsten

      Nachweislich viel besser können die Ergebnisse sein, wenn es nicht hauptsächlich darum geht, eine bestimmte Struktur am Leben zu erhalten, sondern den laufenden dynamischen Prozeß zu managen, die Fluktuationen des Systems in den Griff zu bekommen. Wieder greift hier das Grundprinzip, daß die Beziehungen zwischen den Teilen wichtiger sind als die Teile selbst.

      Genau an dieser Stelle soll eine weitere Essenz der systemtheoretischen Sicht benannt werden. Es geht um den Begriff der INFORMATION.

      "INFORMATION ist eine eigene Wesenheit, auf die jedes Leben angewiesen ist."

      "Das, was tote Materie zu lebender macht, ist die ANORDNUNG DES Stoffes oder, genauer, die sich in dieser Anordnung ausdrückende Information - und nicht der Stoff selbst."(Vester)

      Noch ein Grundprinzip muß unbedingt vorgestellt werden, das der RÜCKKOPPELUNG.

      Gemeint ist die für alle lebenden Systeme obligate Eigenschaft, daß ein Teil ihrer Prozesse auf sich selbst zurückwirkt, sich sozusagen selbst am Leben erhält. Dies hängt wiederum eng mit der SELBSTORGANISATION zusammen, und kann in dem gegebenen Rahmen nicht ausführlicher erläutert werden (ich darf nochmal auf Vester verweisen). Ganz entscheidend ist aber, daß letztlich negative Rückkoppelung über positive dominieren muß, damit sich ein System nicht letztlich durch dauerndes Wachstum selbst zerstört.

      An dieser Stelle wird die Beziehung zum Weltwirtschaftssystem offensichtlich: Selbiges ist derzeit auf dauerndes Wachstum angewiesen, Wachstum initiiert weiteres Wachstum, hier dominiert also positive Rückkoppelung über negative. Die daraus ableitbare Konsequenz ist die, daß das Weltwirtschaftssystem zwar ein lebendes System ist, aber nicht auf lange Zeit oder gar auf Dauer lebensfähig.

      Es gibt weitere Systemtheoretische Regeln zur Beurteilung der Überlebensfähigkeit von Systemen, und ich will mich hier kurz fassen. Jedenfalls fällt auf , daß die Praxis des Wirtschaftssystems in nahezu allen Punkten die Kriterien für Überlebensfähigkeit nicht erfüllt.

      Soweit zur Diagnose und Prognose des Weltwirtschaftssystems. Der Weg bis zur Selbstzerstörung des Systems dürfte gepflastert sein mit ökologischen und kriegerischen Katastrophen. Mit der Therapie des Weltwirtschaftssystems dürfte es viel schwieriger werden, vielleicht ist die Krankheit bereits unheilbar. Zumindest einen Anhaltspunkt liefert aber das schon genannte Zitat:

      "Das kontinuierliche Wachstum als eine der Hauptkonsequenzen unseres technisch-medizinischen Fortschrittes wird immer zur Revolution und nie zur Evolution führen. Lediglich dann, wenn - entlang jetzt vorzubereitender dynamischer Normen - neue Kommunikations- und Verhaltensweisen auftreten, werden neue Gleichgewichtsgesellschaften entstehen können."

      Hier wird das Stichwort Kommunikation geliefert, und ich frage Sie: Wie sieht es denn eigentlich aus mit der Kommunikation in der Wirtschaft ??

      Meines Erachtens besteht eine Kommunikationsstörung zwischen Produzenten und Verbrauchern. Während der Informationsfluß vom Produzent zum Verbraucher übermäßig bis penetrant ausgeprägt ist, besteht der Kommunikative Beitrag des Verbrauchers in der umgekehrten Richtung des Informationsflusses nur in der Entscheidung, ein bestimmtes Produkt zu kaufen oder nicht zu kaufen. Nun gut, das ist eine Einflußnahme auf den Wirtschaftsprozeß. Aber ist das nicht eher ein REAGIEREN auf schon abgelaufene Prozesse ? Heutzutage haben Planungen für Großprojekte eine Vorlaufzeit von 20-30 Jahren. Wo ist die Einflußmöglichkeit derer, die letztlich nicht nur die Käufer sind, sondern auch die Betroffenen ? Wie würde sich das auf den Wirtschaftsprozeß auswirken, wenn diese Kommunikationsstörung beseitigt wäre, wenn die Verbraucher langfristige Planungen mit beeinflussen könnten ?

      Und damit sind wir unmittelbar bei dem Stichwort DEMOKRATIE.

      Die Idee der Demokratie ist: Kontrolle der Macht durch das Volk. Wir haben in unserem Land eine leidlich funktionierende politische Demokratie, zumindest im Vergleich zu anderen Staaten. Aber wie sieht es in dem Bereich aus, der wohl im alltäglichen Leben weit mehr Macht über uns hat als das Politische, im Bereich des Wirtschaftslebens ? Wann hat man Sie zuletzt gefragt, ob hunderttausende Tonnen überschüssiger wertvoller Lebensmittel einfach ins Meer gekippt werden sollen, ob immer mehr Einwegverpackungen produziert werden sollen, ob weiter Rüstung exportiert werden soll ? Haben Sie schon einmal Ihrer Bank sagen dürfen, was mit Ihrem Geld gemacht oder nicht gemacht werden soll?

      Demokratische Kontrolle der Wirtschaft, das ist im Systemtheoretischen Sinne in vielerlei Hinsicht sinnvoll, weil stabilisierend. Zum einen kann demokratische Kontrolle für die notwendige negative Rückkoppelung sorgen. Demokratische Kontrolle der Wirtschaft lindert das Kommunikationsdefizit zwischen Verbraucher und Produzenten. Zusätzlich gehen demokratische Kontrolle und Transparenz des Wirtschaftssystems eine Wechselwirkung ein: Demokratische Kontrolle fördert die Durchschaubarkeit wirtschaftlicher Prozesse, Transparenz wiederum fördert Demokratie. Demokratie schafft Transparenz schafft Demokratie.

      Kurzfristig betrachtet findet man mit einer demokratischen Entscheidung nicht immer und unbedingt die beste Lösung. Man findet aber auf jeden Fall die, hinter der die meisten Betroffenen stehen. Und genau diese Lösung wird sich mittel- und langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit als die Beste erweisen. In dieser Hinsicht hat das Demokratieprinzip den Charakter der Rückbezüglichkeit/Rückkoppelung auf sich selbst, auch dies in obengenanntem Sinne als stabilisierend zu beurteilen.

      . . .

      http://ourworld.compuserve.com/homepages/RichterPeill/ipsieg…
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 09:29:20
      Beitrag Nr. 2 ()
      Kriegskredite oder:

      Kann Geld demokratisch kontrolliert werden?

      Methodische Vorbemerkung

      Das Thema enthält zwei zunächst voneinander unabhängige Fragen. Die Frage nach den Kriegskrediten reichte allein aus, mehrere Bände zu füllen, ohne auch nur ein Wort über Demokratie zu verlieren. Denn Kriegskredite bzw. Kriegsanleihen durch Staaten gab es auch schon in vordemokratischen Zeiten. Und es gibt sie heute in nicht demokratisch verfaßten Gesellschaften. Hier aber soll das Problem der Kriegskredite mit dem Problem der demokratischen Kontrolle von Geld und Kredit verbunden werden und die daraus sich ergebenden Probleme für demokratische Gesellschaften diskutiert werden.

      Das bedeutet, daß im Zentrum der Analyse der Frage nach Kriegskrediten und demokratischer Geldkontrolle kapitalistische Gesellschaften mit demokratischen Verfassungen stehen. Man muß dabei bedenken, daß die demokratisch verfaßten kapitalistischen Staaten in einem von diesen selbst geschützten und sie überlagernden kapitalistischen Wirtschaftssystem existieren. Dieses staatenüberlagernde System schließt mit seinem spezifisch politischen Demokratiebegriff die demokratische Kontrolle der privaten Wirtschaftsmacht (zum Beispiel der für das Kreditwesen so wichtigen Banken) weitgehend aus, ja es denunziert und verfolgt sogar diejenigen Kräfte der Gesellschaft als demokratiefeindlich, die neben der weiteren Demokratisierung des Staates auch die der Wirtschaft verlangen. Außerdem muß bedacht werden, daß die kapitalistische Weltwirtschaftsordnung (wie sich im Faschismus zeigte) durchaus auch ohne Demokratie, unter Umständen sogar gegen sie aufrechterhalten werden kann, womit allein schon die begrenzten Möglichkeiten einer demokratischen Kontrolle des als Kapital fungierenden Geldes deutlich werden. Aber auf das als Kapital anzulegende Geld kommt es an, wenn man über die demokratische Kontrolle des Geldes die Kriegsgefahren vermindern, die Überschuldung ganzer Kontinente (die den Nord-Süd-Konflikt extrem verschärfen) und die Zerstörung des Ökologischen Gleichgewichts auf unserem Planeten vermindern oder gar verhindern will.

      Sechs Thesen (die sich nicht auf das gesamte Kreditvolumen, sondern nur auf Kriegskredite und Kriegsanleihen beziehen - also exemplarisch das Problem der demokratischen Kontrolle von Kapital andeuten).

      1.

      Die Zeiten der offenen kolonialistische oder imperialistischen Kriege, die eine besondere Erwerbs- und Bereicherungsform der Mächtigen waren, sind offiziell vorbei. Somit gilt auch Krieg nicht mehr offiziell als Quelle der gewaltsamen Bereicherung. Aber wie die Eroberungskriege sind auch die heutigen "Friedenskriege" und Verteidigungskriege auf Sieg und Durchsetzung der Interessen der Sieger im besiegten Land angelegt. Es geht dabei um politische Einfluß- und wirtschaftliche Anlagesphären für das weltweit nach Anlage, nach Rohstoffen, Arbeitskräften und Märkten suchende Kapital. Auch diese Kriege sind in der Regel nicht allein aus den normalen Steuern der Bürger finanzierbar. Es reichen auch nicht zusätzliche staatliche Kreditaufnahmen bei privaten Banken. Die Staaten sind im Kriegsfall immer auf zusätzliche Mittel angewiesen, gleichgültig, wie man diese zusätzlichen Mittel nennt. Meist sind es Kriegskredite bzw. Staatsanleihen für Rüstung oder Kriegsführung und können daher als eine Sonderform von Krediten betrachtet werden. Hier nun spielen die demokratisch nicht kontrollierten Banken eine Rolle, die teilweise selbst Aktionäre in der Rüstungswirtschaft sind. Sie bieten ihren Kunden gern auch besondere Chancen privater Bereicherung durch Kriege. Die Gewinnchancen durch Kriegsanleihen können zu einem durchaus selbständigen Kriegsmotiv werden. Der zu erwartende Gewinn kann natürlich nicht primär aus der Waffen- und sonstigen Kriegsgüterproduktion gezogen werden. Primär fließt der Gewinn entweder aus inländischer Umverteilung (Steuerbelastungen, Geldentwertung) oder - im Falle des konkreten Krieges - aus dessen Destruktivkraft, die den Absatz und Umsatz der Produkte (vergleichbar den Totalschäden bei Autounfällen) extrem beschleunigt. Kriegsgefahr und Krieg sichern ständig die Nachfrage. Anschlußaufträge sind stets gesichert. Die Rüstungswirtschaft hat nicht einmal besondere Werbung nötig, allenfalls schmälern große Bestechungssummen für Politiker ihre Gewinne. Man erinnere sich an Lockheed. Aber reale Gegenwerte produzieren diese Waffen (im Gegensatz zu Maschinen für zivile Produktion) nicht. Der Gegenwert kann also nur aus den Taschen des eigenen Volkes oder des besiegten Landes, aus der errungenen Beute und der Ausbeutung der besiegten Bevölkerung bezahlt werden. Ein Krieg auf Kredit ist also ein Krieg, der mittels Zerstörung Gewinn erzielen soll, und dies mit dem Vorschuß derer, die Geld rentabel anlegen wollen. Siege begründen daher oft gewaltige Forderungen nach Reparationen, die im Siegerland gut verzinste Kreditrückzahlungen ermöglichen, und aus denen darüberhinaus billiges und spekulatives Gründerkapital geschöpft werden kann.

      2.

      Kriege sind in der Regel staatliche Kriege. Das liegt am staatlichen Gewaltmonopol. Privatkriege sind Bürgerkriege. Bei diesen kämpfen verfeindete soziale Klassen einer Gesellschaft mit Waffengewalt um das Gewaltmonopol im eigenen Staat. Oder - wie das bei den bewaffneten Kämpfen mafioser Gruppen der Fall ist - um Einfluß oder Einflußzonen im Staat, in Regionen oder in Städten und Gemeinden. Solche Privatkriege dienen auch der Gewinnerzielung, werden aber mit den meist kriminell erworbenen Vermögen der um die Macht ringenden Eliten und durch täglichen Raub finanziert. Staatliche Rüstung und Staatskriege zur Erzielung von privaten Gewinnen müssen dagegen legal - in der Regel über Banken - vorfinanziert werden. Rüstungs- und Kriegsfinanzierung schöpft aus verschiedenen Quellen:

      A) aus Steuereinnahmen, b) aus Kriegskrediten bzw. Staatsanleihen (Kriegsanleihen), sozusagen Kriegsaktien, und c) aus eigenmächtiger Geldschöpfung, also Ingangsetzung der Druckerpresse.

      Daß Staaten in Kriegszeiten häufiger als sonst die Notenpresse in Gang setzen, führt zwangsläufig zur Inflation, zur allgemeinen Geldentwertung durch überdimensionale Teuerung. Inflation ist die Methode, mittels derer der Staat seiner Bevölkerung nahezu unbemerkt einen Großteil ihres Einkommens aus der Tasche ziehen kann. Sie ist staatlich geduldeter oder gewollter Diebstahl am Volksvermögen, meistens am Ersparten der sog. "kleinen Leute". Kreditnehmer werden dagegen - wenn keine besonderen Maßnahmen dagegen getroffen werden - durch Inflation entschuldet, also reich. Denn die Schulden werden - wie die Ersparnisse - durch Inflation entwertet, werden geringer.

      3.

      Kriegskredite führen zur Bereicherung der Banken und der Rüstungswirtschaft, also vor allem der Rüstungsaktionäre. Zur Rüstungsindustrie gehören nicht nur Waffenschmieden wie vormals Krupp, heute Daimler Benz (Dornier), sondern auch Chemiekonzerne und sogar Textilindustrien. Die Waffen und sonstigen Kriegsmaterialien werden vom Staat in großen Massen gekauft und mit Steuergeldern oder Krediten bezahlt. An den Krediten verdienen diejenigen, die Geld genug zu haben glauben, es zu verleihen oder anzulegen. Der Staat ist Einkaufmonopolist. Die Rüstungswirtschaft ist ebenfalls hochgradig monopolistisch strukturiert. Wenige Großkonzerne sind im Geschäft, allerdings gibt es zahlreiche mittelständische Zulieferanten für die große Rüstungswirtschaft. Wenige Firmen sind in der Lage, Staatsaufträge großen Stils (z.B. Bau von Kampfflugzeugen) durchzuführen. Daraus ergeben sich Monopolpreise und Monopolgewinne für die Rüstungswirtschaft. Es bestehen im Rüstungssektor keine Marktstrukturen, es gibt keine Preiskonkurrenz, und auch demokratische Kontrollen sind, falls sie ansatzweise existieren - zumal in Kriegszeiten und im Bereich der Rüstung - in der Regel nicht vorhanden. Was als militärisch-industrieller Komplex bezeichnet wird, ist in Verbindung mit der Bankenmacht, die die Geldströme lenkt und die Politik maßgeblich beeinflußt, ein Kriegfaktor. Er könnte nur durch Demokratisierung, durch Transparenz und öffentliche, sprich demokratische Kontrolle entschärft werden.

      4.

      Es besteht auch die Gefahr der demokratischen Zustimmung zu abenteuerlicher Kriegspolitik. Das Arbeitsplatzargument, das "Gespenst" der ausländischen Konkurrenz, das in Wirklichkeit oftmals selbstgemacht ist, weil hinter dieser Konkurrenz die im Ausland gegründeten Filialen der Firmen aud dem eigenen Land steckt oder die Kapitalanleger des eigenen Landes. An vielen ausländischen Firmen sind längst deutsche Kapitalanleger im großen Maßstab beteiligt. Der in Krisenzeiten auflebende Nationalismus könnte in demokratischen Staaten auch Kriegspolitik mit breiter Zustimmung der Massen betreiben. Demokratie als formale Zustimmung von Mehrheiten zur Staatspolitik verstanden, garantiert demzufolge keinen Frieden. Dazu muß Demokratie inhaltlich in den Köpfen der Mehrheiten als Methode der Kriegsverhinderung, der Verhinderung des Machtmißbrauchs durch Kapitaleigner und Politiker verankert werden. Das Arbeitsplatzargument ist im Zusammenhang mit der Rüstung reine Demagogie, weil der Rationalisierungsgrad im Rüstungsbereich mit seinen uniformierten Massenprodukten besonders hoch ist, also gerade dort stark automatisiert wird. Dennoch bindet die Rüstungsindustrie viele hochqualifizierte und gutbezahlte Arbeitskräfte, die allerdings im friedlichen Sektor fehlen, weil der keine vergleichbaren Löhne zahlen kann.

      5.

      Wenn Krieg geführt wird, zumal siegreich, gibt es Kriegsgewinne. Wie aber lassen sich in Friedenszeiten durch Rüstungsgeschäfte Gewinne erzielen? Durch Rüstungswettlauf und ständige Innovationen. Vorzeitige Verschrottung alter oder angeblich veralteter Modelle und ihre Ersetzung durch Neue sichern die notwendigen Anschlußaufträge. Der Rüstungswettlauf zwischen der früheren UdSSR und dem Ostblock auf der einen und den USA und den NATO-Staaten auf der anderen Seite hat dem Westen tatsächlich (neben der Verarmung vieler Menschen auch in reichen Staaten) einige Vorteile gebracht, den Osten aber - wie den Süden - volkommen ruiniert. Warum? Weil der Westen mit seinem historischen Entwicklungsvorsprung unter Überproduktion (das heißt Absatzkrisen) und an Kapitalüberfluß (das heißt Mangel an profitablen Investitionsmöglichkeiten im zivilen Sektor) litt und noch immer leidet. Die Leiden konnten teilweise durch Rüstung und Kriege gemildert, ja in Vorteile für die Kapitalanleger verwandelt werden. Ländern aber, denen es an Kapital fehlte und fehlt, deren Produktionsniveau niedrig ist, deren Sozialordnung obendrein noch vom Willen beseelt oder der Notwendigkeit beherrscht ist, Arbeitsplätze, kostenlose medizinische Grundversorgung und jedem ein Dach über dem Kopf zu garantieren, müssen die Kosten für die Rüstung zu Lasten ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung aufbringen. Sie können slso durch einen gnadenlosen Rüstungswettlauf "totgerüstet" werden.

      6.

      Der medial herstellbare Irrglaube der Bevölkerungsmehrheit, Rüstung schaffe Sicherheit und die durch Rüstung geschaffenen Arbeitsplätze schafften Wohlstand, erschwert es, auf demokratischem Weg die Rüstungsrendite in eine Friedensrendite umzuwandeln, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden. Wie das ermöglicht werden kann, bleibt eine Zukunftsfrage an die Demokratie.

      Solange die zu erwartenden Gewinne aus der Rüstung sicher und zugleich überdurchschnittlich hoch sind, wird das nach Anlage suchende Geld in die Rüstungswirtschaft investiert. Selbst nach dem Zusammenbruch des Ostblockkommunismus, der bisher eine ideale Legitimationsbasis für Hochrüstungspolitik lieferte, ist es nahezu unmöglich, die Staatsausgaben für Rüstung einschneidend zu senken. Zwar werden Soldaten nach Hause geschickt, aber dies ist nur ein Ausdruck der allgemeinen Rationalisierung und Verschlankung, die nun auch im Maschinenpark der modernisierten Mordwaffen betrieben werden kann. Die weniger modernen Waffensysteme werden angelblich verschrottet. Aber erstens werden sie durch modernere ersetzt. Und zweitens wird ein Großteil illegal in Krisengebiete verkauft. Chancen auf tiefgreifende Veränderungen ergeben sich nur, wenn ein auf Frieden ausgerichtetes demokratisches Bewußtsein die Mächtigen im Staat und in den Chefetagen der Wirtschaft, insbesondere der Banken und der Rüstungswirtschaft, kontrolliert.

      Sind die Deutschen
      Parlamentarier durch die Bank Marionetten ?

      Avatar
      schrieb am 10.03.03 09:35:24
      Beitrag Nr. 3 ()
      WARUM MILLIARDENGRÄBER SO LEBENDIG SIND
      IPPNW-Themen in "DAS GELDSYNDROM" von Helmut Creutz

      Der 1990 von mehreren Seiten für den alternativen Nobelpreis vorgeschlagene Aachener Helmut Creutz hat auf 450 Seiten die wesentlichen Ergebnisse von 12 Jahren Arbeit zum Thema "Geldsystem und dessen Auswirkungen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Enwicklungen" zusammengefaßt. Erfreulicherweise sind die teilweise recht komplizierten Zusammenhänge gut verständlich dargestellt. Der Autor, Jahrgang 1923, war fast 40 Jahre Wirtschaftspraktiker in deutschen und russischen Fabriken, hat außerdem als Architekt und Schriftsteller gearbeitet sowie einen Lehrauftrag an der Universität Kassel gehabt.

      Bei der Bewertung des Buches "Das Geldsyndrom" will ich nicht unzulässig verallgemeinern, sondern meine ganz persönliche Meinung sagen: Ein Meisterwerk, was die Darstellung von Zusammenhängen anbelangt, beim Lesen fällt ein Groschen nach dem anderen.

      Im Folgenden beschränke ich mich auf die Themen, die unmittelbar mit den friedenspolitischen Themen der IPPNW zu tun haben. Das sind die Themen Rüstung, Krieg, Naturzerstörung, Atomenergie, Armut und Unterentwicklung. Sie werden die altbekannten Themen danach in einem völlig anderen Licht sehen.

      Die Schlüsselworte zum Verständnis der Zusammenhänge lauten: Wachstumszwang, Vermehrung der Geldguthaben, Zins, Geldumlauf. Das hört sich zunächst trocken an, ändert sich aber umgehend. Denn weiter unten wird deutlich, daß genau diese Begriffe Antworten liefern zu den folgenden Fragen:

      1. Warum wird so irrational viel Geld in die Rüstung gesteckt?

      2. Warum ist die sogenannte Dritte Welt so hoch verschuldet?

      3. Warum wird viel lieber in Atomenergie investiert als in regenerative Energien?

      4. Warum wird durch den Wirtschaftsprozeß immer mehr Natur zerstört?

      5. Welchen Vorteil bringt Krieg, über den Profit Einzelner hinaus?

      Beginnen wir mit der Rüstung: Der Rüstungswettlauf läßt sich NICHT HAUPTSÄCHLICH mit psychopathologischen Strukturen erklären, sondern, im Gegenteil, beruht auf ganz vernünftigen Notwendigkeiten, die in unseren "Spielregeln des Geldes" begründet liegen. Und das erklärt sich so:

      Ein Wirtschaftssystem funktioniert nur dann, wenn das allgemeine Tauschmittel (genannt: Geld) umläuft. Wenn das Geld irgendwo gehortet wird, kommt der Wirtschaftsprozeß zumindest in Teilbereichen zum Erliegen, mit entsprechenden Folgen.

      Das Mittel, mit dessen Hilfe in unserem Geldsystem der Geldumlauf gesichert wird, ist der ZINS.

      Der Zins ist nicht etwa primär dazu da, die Ersparnisse zu vermehren, sondern hat den ursprünglichen Zweck, das Geld in Umlauf zu halten. Einfach ausgedrückt: Wenn es keinen Zins gäbe, würde man das Ersparte nicht zur Bank und damit wieder in den Wirtschaftskreislauf geben, sondern es zu Hause in Tresoren horten.

      Neben dieser erwünschten Wirkung hat der Zins aber eine ganze Reihe von "unerwünschten" Wirkungen, die im Buch von H.Creutz in aller Ausführlichkeit dargestellt sind. Die entscheidende Nebenwirkung des Zinses für unsere Fragestellungen ist, daß der Zins die Hauptursache für die VERMEHRUNG DER GELDGUTHABEN ist. Geldguthaben ist im Gegensatz zum (Bar)geld das sogenannte "Buchgeld" bei den Banken. Bitte halten Sie das zunächst als Fakt fest, auf Einzelheiten möchte ich hier verzichten. Jedenfalls: Zins und Zinseszins bewirken eine überproportionale Erhöhung der Geldguthaben . Ursprünglich war das mit dem Geld so gedacht, daß die Geldmenge der dazugehörigen Menge von Waren und Dienstleistungen entspricht. Die Geldguthaben und im Gleichschritt dazu die Verschuldungen können unabhängig von der Wirtschaftsleistung viel schneller zunehmen als die

      (Bar-)Geldmenge, und das ist seit langem in unserem Wirtschaftssystem der Fall. Mittlerweile sind die Geldguthaben beispielsweise in Deutschland etwa 20-30x höher als die Geldmenge, während das Verhältnis in den 50er Jahren noch 8:1 war!

      Somit ist insgesamt , lapidar gesprochen, VIEL ZUVIEL GELD vorhanden . Exakter muß es heißen: es gibt zu viel und vor allem zu große Zusammenballungen von Geldguthaben.

      Üblicherweise werden Geldguthaben von den Banken als Kredite vergeben, daher nennt man die Geldguthaben auch "anlagesuchendes Kapital".

      Und hier steckt das Dilemma und die Gefahr im Wirtschaftssystem. Wo zuviel Geldguthaben zur Verfügung steht, würden nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage die Zinsen fallen. Wenn aber die Zinsen unter einen gewissen Wert (derzeit 5-6%) fallen, droht eine DEFLATIONSKRISE, und davor haben Wirtschaftler fast noch mehr Angst als vor der Inflation. In der Deflation kommt nämlich der Handel zum Erliegen und der wirtschaftliche Zusammenbruch droht. Auch hier verzichte ich wieder auf Einzelheiten.

      Also: Kritisch wird es, wenn zuviel Geldguthaben da ist, und das ist schon seit vielen Jahren der Fall. Die Konsequenz war und ist: das überschüssige Geldguthaben muß verringert werden, und das geht am besten mit Großkrediten, die in aller Regel vom Staat bei den Banken angefragt werden.

      Zu diesem Zweck ideal ist die Rüstungsproduktion: Gigantische Kredite werden vergeben für die Waffenproduktion, damit sind vorerst die zinsdrückenden Einkommensüberschüsse verringert. Nach wenigen Jahren sind die Waffensysteme veraltet, werden durch neuere, modernere, teurere Systeme ersetzt, für die noch mehr Kredite vergeben werden können. Mit diesen Maßnahmen können die Zinsen stabil gehalten werden und die Deflationskrise vermieden. Wenn die Waffen schnell und effektiv in Kriegen zerstört werden, ist es noch besser, umso mehr Kredite werden gebraucht.

      Nach dem selben Prinzip geht das bei Großtechnologien wie der Kernernergie, für die über Jahre und Jahrzehnte riesige Kreditvolumina benötigt werden. Auch diese Kredite verringern das "anlagesuchende Kapital" und mindern die Gefahr einer deflationären Entwicklung.

      :eek::eek: der nächste Absatz für Opti geschwärzt! Thema: Jahreszahl! :eek::eek:


      Zur Überschuldung des Südens: Richtig los ging es damit in den 70er Jahren, und das nicht ohne Grund. Der westliche Geldmarkt wurde nach der Ölkrise von den sogenannten Petro-Dollars überschwemmt: Somit war in kürzester Zeit viel zuviel Geldguthaben auf dem Markt. Daraufhin wurden Kredithändler zu Tausenden in die unterentwickelte Welt geschickt, um dort (oft unter dem Deckmäntelchen der Entwicklungshilfe) günstige Kredite anzubieten. Diese wurden wegen der zunächst günstigen Konditionen auch überall angenommen, und gleichzeitig ließ sich so die Zinshöhe im westlichen Wirtschaftskreislauf stabilisieren. Man kann also behaupten: Die Verschuldung des Südens hat den Norden vor der Wirtschaftskrise bewahrt, und zwar nach dem Prinzip: Vermeidung deflationärer Krisen der reichen Länder durch Verminderung des überschüssigen Geldguthabens durch Kreditvergabe.

      Nun hat dieses Prinzip einen entscheidenden Nachteil: es wirkt nur zeitlich begrenzt. Denn die Kredite werden ja samt Zinsen nach und nach zurückgezahlt, so daß sich das ursprüngliche Problem der hohen Geldguthaben wieder einstellt. Abwenden läßt sich das dann nur durch neue, höhere Kredite, ein Teufelskreis. Am Beispiel des Südens: die internationalen Kreditgeber haben gar kein Interesse daran, daß die Kredite schnell zurückgezahlt werden. Günstiger ist für die reichen Volkswirtschaften eine bestehenbleibende Überschuldung des Südens mit möglichst langsamer Rückzahlung.

      Es besteht aber auch kein Interesse daran, die Schulden zu erlassen. Dann müßten die Banken befürchten, dieses Beispiel könne Schule machen, es würden auch anderswo keine Zinsen mehr zurückgezahlt, wodurch die Banken durch ihre Einleger/Sparer unter Druck geraten würden. Aus dem gleichen Grund kann man auch die überschüssigen Geldguthaben nicht einfach "zerreißen", dann müßte man den Sparern nämlich sagen, daß ein Teil des Ihnen zustehenden Geldes nicht mehr da ist.


      Soweit: durch den Zins kommt es zu überschießenden Wachstum und Zusammenballung der Geldguthaben, überschüssiges Geldguthaben muß durch Kreditvergabe verringert werden, Rückzahlung von Geld und Zinsen erfordert die Vergabe von NEUEN UND HÖHEREN KREDITEN.

      Und damit hätten wir auch die wichtigste Erklärung für den WACHSTUMSZWANG der Wirtschaft: Das zinsbedingte, überproportionale Wachstum von Geldguthaben und deren Zusammenballung zwingen zu überproportional anwachsender Verschuldung, nur so kann eine Deflation vermieden werden. Diese Überschuldungen wiederum zwingen -wenn sie nicht zur Verarmung der Arbeitleistenden führen sollen- zu dem umweltzerstörenden Wachstumszwang.

      Praktisch sieht das so aus: Lebensstandard, Realeinkommen und Arbeitslosenzahl kann nur dann GEHALTEN werden, wenn das Bruttosozialprodukt 2-3% im Jahr wächst. Gerade vor wenigen Tagen hieß es in den Nachrichten, für 1994 würde 1,5% Wachstum erwartet, aber die Arbeitslosenzahl würde trotzdem steigen.

      Dieser Wachstumszwang wiederum kollidiert mit der Ökologie. Auf einer begrenzten Erde kann es nun mal kein unbegrenztes Wachstum geben.

      Alles in allem haben wir bei Aufrechterhaltung unseres jetzigen Geldsystems, bei dem der Geldumlauf durch den Zins gesichert wird, zwei Alternativen:

      Entweder es wird versucht, mit allen Mitteln die Produktion weiter zu steigern: dann kommt die Ökologische Katastrophe.

      Oder, wenn sich die Produktion nicht weiter steigern läßt: dann kommt Verarmung und Massenarbeitslosigkeit.

      Die Folgen beider Wege heißen dann Krieg oder Bürgerkrieg.

      Wenn Helmut Creutz mit seiner Analyse recht hat, und eine ganz wesentliche Ursache der aktuellen, weltweiten Krisenentwicklungen das auf dem Zinsprinzip basierende Geldsystem ist, dann muß in dieser Richtung gedacht und gehandelt werden.

      Lösungsansatz wäre also: Wir brauchen ein Geldsystem, bei dem der Geldumlauf auch ohne Zinsen oder zumindest mit sehr niedrigen Zinsen funktioniert. Modelle und Projekte dieser Art gibt es und wurden in lokalem Rahmen bereits in den 30er Jahren beispielsweise in der österreichischen Gemeinde Wörgl ERFOLGREICH praktiziert ("Das Wunder von Wörgl"), bis sie von der Finanzhoheit verboten wurden (!!). Näheres dazu und zu weiteren Ideen finden Sie im letzten Kapitel von "Das Geldsyndrom".

      Das abschließende Zitat ist nicht aus dem Buch von Helmut Creutz, aber es paßt:

      "Die Schulden fressen den Kommunismus. Den Kapitalismus auch, die Marktwirtschaftsländer fressen sie ebenso, vor allem die Länder der Dritten Welt. Es geht nicht mehr ohne Geldabschöpfung, vor allem in den östlichen Ländern. Große Aufgaben gilt es im Bereich der Geldzirkulation zu lösen, ohne sie kann kein neuer Wirtschaftsmechanismus geschaffen werden." (Michael Gorbatschow)

      Avatar
      schrieb am 10.03.03 09:47:04
      Beitrag Nr. 4 ()
      Danke für den Link

      :eek:


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Leidenschaftlicher Aufruf für mehr Demokratie