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    Die Bronx von Berlin - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.04.05 10:47:18 von
    neuester Beitrag 23.04.05 09:10:39 von
    Beiträge: 33
    ID: 976.142
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      schrieb am 21.04.05 10:47:18
      Beitrag Nr. 1 ()
      In der Welt der Verlierer -
      Elendsviertel in Berlin
       
      Dehne:
      Und hier sind natürlich auch viele Menschen - so leid es mir tut, das sagen zu müssen - die können oder müssen von Sozialhilfe leben, die Arbeitslosenrate ist sehr, sehr hoch. 
      Sprecher:
      Klaus-Henning Dehne ist Hausmeister im Berliner Bezirk Wedding. 
      Becker: 
      Das Straßenbild hat sich verändert, man sieht das Elend mehr hier. Man sieht viele Leute, die betrunken sind. 
      Sprecher:
      Werner Becker, sesshaft seit fast dreißig Jahren im Stadtteil Moabit,  Slums in der Innenstadt Berlins? 
      Becker:
      Für einzelne Straßenzüge würde ich schon sagen, dass so ein ähnliches Bild sich ... im Kopf entstehen könnte - ja, doch. 
      Sprecher:
      Nur wenige hundert Meter vom Bundeskanzleramt entfernt, in Moabit, beginnen die Berliner Elendsviertel. In der Rathenower, der Birken- oder der Lehrter Straße liegen ausrangierte Fernseher und Matratzen auf den Gehwegen.
      Schläfrig wirkende, ärmlich gekleidete Menschen verbergen sich in Lokalen mit von Zigarettenrauch schmierig gewordenen Tapeten. In den verwahrlosten Grünanlagen gehen türkische Familien und Gruppen von Jugendlichen und Obdachlose mit aufmerksamem Blick und harten Gesichtern einander aus dem Weg.  
      Der Kontrast zum ultramodernen Ambiente der Regierungszentrale könnte kaum krasser ausfallen.
      Auch von der gleißenden Konsummeile am Potsdamer Platz sind es nur wenige Minuten bis zu Gegenden mit Ghettoatmosphäre wie der Dennewitz- oder der Bülowstraße.
      Größere Teile der deutschen Hauptstadt befinden sich im Zustand der Verelendung - kilometerweite Altbaugebiete in Moabit, Wedding, Kreuzberg, Alt-Charlottenburg, Schöneberg-Ost, Neukölln-Nord oder Lichtenberg. Dazu kommen ältere Wohnviertel am Stadtrand wie die Spandauer Neustadt und einige der monumentalen "Trabantenstädte" der sechziger Jahre - wie die Gropiusstadt das Märkische Viertel oder Marzahn.
      Nur wenige der armen Gegenden liegen im Osten der Stadt. Am dramatischsten sind die Probleme in den Innenstadtbezirken des früheren West-Berlin. In diesen Vierteln leben Hunderttausende von Menschen.
      Reinhard Fischer über die Vergangenheit seines Bezirks: 
      Fischer: 
      Es war immer ein Arbeiterwohngebiet. Hier im Wedding gab es auch große Industriebetriebe, es gab OSRAM oder AEG - und hier wohnten die Menschen, die in den Betrieben gearbeitet haben. 
      Sprecher:
      Von typischen Arbeitervierteln kann inzwischen kaum mehr die Rede sein. Die selbstbewusste Industriearbeiterschaft der Metropole, die diese Bezirke einst prägte, hat sich mit der Schließung der meisten Berliner Fabriken seit den siebziger Jahren weitgehend aufgelöst. Viele Menschen, die heute hier wohnen, gehören zu gesellschaftlichen Randgruppen.
      Die Anzahl von Arbeitslosen oder Sozialhilfeempfängern liegen weit über dem Durchschnitt.
      Ungefähr ein Drittel der Bewohner ist ausländischer Herkunft, in manchen Straßenzügen auch mehr als die Hälfte. Die Männer und Frauen mit türkischen, kroatischen, arabischen oder polnischen Namen haben meist bescheidene Jobs im Kleingewerbe.
      Die soziale Spaltung ist nicht so extrem wie in den Slums von New York oder Los Angeles. In den armen Vierteln Berlins lebt immer noch eine größere Anzahl von "Normalverdienern" oder Studenten.
      Trotzdem ist die Armut schon in den Straßen sichtbar, in der abgenutzten Kleidung vieler Passanten, in der improvisierten Ausstattung und dem dürftigen Angebot von Geschäften und Lokalen.
      Klaus-Henning Dehne: 
      Dehne: 
      Das sieht man des öfteren - wenn Leute in den Mülltonnen herumkramen, nach Bekleidung suchen, Anziehsachen, Schuhen oder gebrauchtem Spielzeug. Andererseits sieht man diese Leute auf dem Trödelmarkt die aus den Mülltonnen gekramten Sachen verkaufen - aber das zeugt ja auch von Armut. 
      Sprecher:
      Hinzu kommt der Verfall der öffentlichen Infrastruktur. In Kindergärten, Schulen oder Jugendzentren müssen selbst elementare Reparaturen lange aufgeschoben werden. Spielplätze und Parks verwahrlosen. Diese Entwicklung trifft alle Bezirke der Hauptstadt - nur hat sie in den Armutszonen schlimmere Auswirkungen.
      Werner Becker aus Moabit: 
      Becker: 
      Die Schulen sind nicht mehr so gut ausgestattet. Hier die Bibliothek wird geschlossen, die Musikschule hat ihr Programm extrem reduziert. Die, die jetzt kleinere Kinder haben, die haben natürlich Nachteile. 
      Sprecher:
      Es geht um Armut in einem reichen Land. Verglichen mit den Wellblechhütten und Zelten aus Plastikplanen am Rand von Kairo oder Rio de Janeiro wirken die "sozialen Brennpunkte" Berlins geradezu freundlich. Auch in den trostlosesten Gegenden Kreuzbergs oder Schönebergs funktionieren Gesundheitswesen und öffentlicher Nahverkehr gut.
      Reinhard Fischer über die Wohnverhältnisse im nördlichen Wedding: 
      Fischer: 
      Dieses Gebiet hat durch Sanierung in den achtziger Jahren einen Standard der Wohnungen wie der Berliner Durchschnitt. Das heißt, es ist kein Problem, dass hier Wohnungen keine Zentralheizung hätten oder kein Badezimmer - sondern die Probleme liegen anderswo. 
      Sprecher:
      Typisch für die heruntergekommenen Bezirke ist Arbeitslosigkeit und die Konzentration "sozial auffälliger" Gruppen. 
      Fischer:
      Da gibt es hier im Gebiet leider Leute, die seit zehn Jahren arbeitslos sind und die auch wenig Hoffnung haben, jemals wieder in Arbeitsprozesse integriert werden zu können. Das Erschreckende ist, dass sich so etwas über Generationen fortsetzen kann. Das heißt, dass Kinder, die in Familien aufwachsen, wo Hoffnung auf Integration in den Arbeitsmarkt nicht mehr angesagt ist, dann auch für ihr eigenes Leben keine Hoffnung auf einen Job mehr haben. 
      Sprecher:
      Unübersehbar ist die Brutalisierung des Alltags: die Gewalt in den Familien, der Kampf aller gegen alle. Der angetrunkene Kampfhundbesitzer mit der Gaspistole in der Tasche ist hier nicht nur eine Karikatur.
      In dem weitläufigen Park Hasenheide in Neukölln, auf dem Oranienplatz in Kreuzberg, an der alten Markthalle in Moabit und an vielen anderen Plätzen treffen sich Tag für Tag große Gruppen von Trinkern. Auch die Flucht in härtere Drogen ist an der Tagesordnung.
      Klaus-Henning Dehne: 
      Dehne:
      Die Jugendlichen hier haben kaum eine Chance, in ein Lehrverhältnis vermittelt zu werden. Und aufgrund dessen lungern sie auf den Straßen herum - perspektivlos. 
      Sprecher:
      Für zahlreiche Straßengangs, in denen manchmal schon Zehnjährige aktiv sind, ist Gewalt eine Form der Freizeitgestaltung. In erster Linie richtet sie sich gegen die Mitglieder konkurrierender Gangs, oft genug aber auch gegen unbeteiligte Jugendliche oder gegen Erwachsene. 
      Dehne: 
      Da wird mit dem Messer mal schnell zugestochen - dann ist die Ehre wiederhergestellt. Da geht`s schon zur Sache. Das sind ja unsere Bedenken, dass das eskaliert. 
      Sprecher:
      Die Gewaltbereitschaft ist in diesen Vierteln deutlich höher als in anderen Berliner Stadtteilen. 
      Dehne: 
      Es sind ja so einige Sachen vorgekommen - Schiesserei hier, Messerstecherei dort, und noch `ne Schiesserei dort. Aber das wird von vielen Leuten von außerhalb so
      verstanden, als ob das immer so wäre. Dass es auch anders und friedlicher und freundlicher sein kann, das wird nicht gesehen. Es sind ja schon Worte gefallen wie "no-go-area" - so weit sind wir bestimmt noch nicht. 
      Sprecher:
      Auch Reinhard Fischer verweist auf einen Faktor der Stabilität: 
      Fischer: 
      Es gibt hier ein sehr dichtes soziales Netz, insbesondere ein familiäres Netz, und das keineswegs nur bei den türkischen und arabischen Großfamilien - es ist genauso dicht bei vielen deutschen Familien hier. 
      Sprecher:
      Dennoch - eine Stimmung der Ausweglosigkeit ist immer wieder zu spüren. Der Stadtsoziologe Dr. Andreas Kapphan hat ein sehr informatives Buch "Das arme Berlin" geschrieben. Über die Bevölkerung in den "Problemgebieten", genauer gesagt über die Menschen mit deutschem Ausweis dort, sagt er: 
      Kapphan: 
      Sie sind in die politischen Entscheidungsstrukturen nicht mehr integriert, oder nur zu einem geringen Anteil - wir haben in diesen Gebieten die allerniedrigste Wahlbeteiligung in Berlin insgesamt. 
      Sprecher:
      In manchen Stimmbezirken werden nicht einmal 50 Prozent erreicht.
      Als zentrales Problem in seinem Stadtteil sieht Klaus-Henning Dehne das Verhältnis von Deutschen und Nichtdeutschen. Seine Ehefrau kommt aus dem früheren Jugoslawien. In dem von ihm instandgehaltenen Wohnblock leben Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft auffallend entspannt zusammen. Dennoch versichert er: 
      Dehne:
      Die wichtigsten Probleme im Berliner Kiez? Das wäre meiner Ansicht nach, dass hier schon zu viele Ausländer wohnen. Man fühlt sich gar nicht mehr in Deutschland. 
      Sprecher:
      Andreas Kapphan: 
      Kapphan:
      Es ist so, dass in diese West-Berliner Innenstadtgebiete bereits in den sechziger Jahren Ausländer kamen, vor allem aus der Türkei und zu einem kleineren Teil aus Jugoslawien. 
      Sprecher:
      Es gibt eine wachsende Gruppe erfolgreicher, wohlhabender Ausländer - Angestellte, Selbständige, mittlere Unternehmer. Nach wie vor jedoch lebt die Mehrzahl der "ausländischen Mitbürger" in Berlin in oder am Rand der Armut. 
      Kapphan: 
      Wir haben bei den Ausländern einen Arbeitslosenanteil von 40 Prozent - bei türkischen Jugendlichen noch höher, über 50 Prozent. 
      Sprecher:
      Vor allem in Kreuzberg und im Norden von Neukölln sind heute manche Gegenden überwiegend türkisch geprägt, das farbige Straßenleben des Kottbusser Damms oder der Oranienstraße bietet Waren und Dienstleistungen wie in Edirne oder Antakya. Kontakte zur deutschen Kultur sind für viele hier kaum gefragt.
      Werner Becker: 
      Becker: 
      Ich denke, ein Problem ist die scharfe Trennung zwischen den Straßen mit Bewohnern aus unterschiedlichen Ländern, die wenig miteinander zu tun haben. Die Integration klappt hier meines Erachtens nicht so gut. 
      Sprecher:
      Natürlich gibt es Ausnahmen. Klaus-Henning Dehne: 
      Dehne:
      Ich sage immer ganz klar: unter meiner Regie klappt das hervorragend. -  Bald wird es Frühling - dann sitzen wir wieder auf dem Spielplatz kunterbunt, da wird Kaffee getrunken, Tee, da werden Kindergeburtstage gefeiert, wir feiern ein Frühlingsfest ... Und wir machen auch ein Sommerfest, ein Herbstfest - und sonstige Spielereien ... 
      Sprecher:
      Deutsche und Ausländer fühlen sich oft als Konkurrenten in der Armut. Solidarität und multikulturelle Harmonie sind eher selten. Gerade in den benachteiligten Vierteln ist der Ausländerhass besonders heftig.
      Orlando Mardones kommt aus Chile und hatte lange Jahre ein kleines Restaurant im Bezirk Neukölln. 
      Mardones:
      Llegaba gente ... ... dice "Heil Hitler !" 
      Übersetzer:
      Einmal kamen Neonazis herein, die ganz langsam durch das Lokal gingen, von Tisch zu Tisch, sich die Gäste ansahen - "Heil Hitler" ...   
      Algunas veces entraban ... ... "Ausländer raus !"  
      Übersetzer:
      Mehrfach kamen Leute, die die Tür aufrissen und "Heil Hitler !" oder "Ausländer raus!" riefen. 
      Sprecher:
      Die Zahl der nicht oder nur schlecht deutsch sprechenden Kinder in Berlin wächst - wegen der höheren Kinderzahl ausländischer Familien, wegen der leichten Zugänglichkeit etwa von türkischen Fernsehprogrammen - aber auch, weil in den vergangenen Jahren vielen Immigranten aus Adana oder Sarajevo die Beherrschung der deutschen Sprache doch kaum Nutzen auf dem Arbeitsmarkt brachte. Fatale Folgen hatte vor allem die jahrzehntelange Vernachlässigung der Kinder mit anderer Muttersprache in den Berliner Schulen.
      Reinhard Fischer aus dem Stadtteilbüro im Wedding: 
      Fischer: 
      Das Problem ist nach meiner Auffassung, dass sich sehr langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass Schulen in Gebieten wie der Soldiner Straße weit größere pädagogische Aufgaben zu bewältigen haben als Schulen in bürgerlicheren Gegenden Berlins. 
      Sprecher:
      Allein schon die Sprachprobleme begünstigen in den armen Gebieten die Herausbildung von "Parallelgesellschaften".
      Werner Becker: 
      Becker: 
      Es ist so, dass in den Straßen, wo ein hoher Ausländeranteil besteht, irgendwann ein Kippeffekt eingetreten ist. Sobald eine überwiegende Anzahl von Ausländern da war, dann war es so, dass keine Deutschen mehr dahin gezogen sind. Es ist ein Stück Entfremdung, würde ich sagen. Mir gefällt das jedenfalls nicht. 
      Sprecher:
      Der Hausmeister Klaus-Henning Dehne: 
      Dehne:
      Die Frage ist ja nun - wie integrieren wir uns ? WIR - UNS ? 
      Sprecher:
      Ursachen der zunehmenden Armut und der Verelendung sind der Niedergang der Berliner Industrie, der unzureichende Ersatz durch qualifizierte Dienstleistungen, die katastrophale Situation der öffentlichen Haushalte.
      Noch vor dreißig Jahren war Berlin - West und Ost zusammengerechnet - der größte Industriestandort zwischen Paris und Moskau. Im Westteil der Stadt vollzog sich der Ruin der Industrie langsam. In den Ostbezirken kam das Ende abrupt mit der Wiedervereinigung - die meisten Fabriken zwischen Pankow und Schöneweide erwiesen sich als nicht konkurrenzfähig auf dem Weltmarkt und gingen in Konkurs. 
      Becker:
      Es ist so, dass das verarbeitende Gewerbe, auf das ja Moabit sich hauptsächlich stützte, einfach zusammengebrochen ist. Das ist weg. Es gibt zum Beispiel keine nennenswerten Maschinenbaubetriebe mehr, wo viele von den Leuten, die hier wohnen, Beschäftigung gefunden hatten. 
      Sprecher:
      Aus Industriearbeitern wurden Taxifahrer, Kioskbesitzer oder Langzeitarbeitslose. Gigantische Areale, auf denen einst Weltfirmen produzierten wie Borsig und AEG, verwandelten sich in Shoppingcenter oder Lagerhallen - weitaus seltener, wie in der "Oberbaum-City" am Osthafen, in Büros von Medien- oder High-Tech-Firmen.
      Orlando Mardones kam 1978 als politischer Flüchtling aus Chile in die Bundesrepublik. 
      Mardones:
      Después de llegar ... ... como tornero. 
      Übersetzer:
      Nachdem ich nach Deutschland gekommen war, fing ich in einer Metallfirma an. Damals gab es in West-Berlin in dieser Industrie noch viele freie Arbeitsplätze. Ich fand erst eine Stelle als Fräser, dann als Dreher.
      En la industria metalurgica ... ... diez anos. 
      Ich arbeitete fast zehn Jahre in der Berliner Metallindustrie.
      Había una economía ... ... en la gastronomía.
      Dann begriff ich, dass es mit dieser Branche zu Ende ging und ich beschloss, mir eine andere Arbeit zu suchen, bevor man mich auf die Straße warf. Ich fand eine Möglichkeit, in der Gastronomie neu anzufangen. 
      Sprecher:
      Die Zahl der Industriebeschäftigten in Berlin ist in den letzten fünfzehn Jahren von 400 000 auf 100 000 gesunken.
      Die große Hoffnung im Zuge mit der Wiedervereinigung erwies sich als Illusion. Als Hauptstadt werde Berlin sich rasch zu einer Dienstleistungsmetropole von globalem Rang entwickeln, versicherten Politiker und Experten. In der Tat kamen innovative Unternehmen an die Spree - wie Sony, Universal Music, Pixelpark und eine Reihe weniger bekannter Software-, Public Relations- und Biotechnologiefirmen. Nur schufen sie längst nicht so viele Arbeitsplätze wie erhofft. Und trotz des Zuzugs der Bundesregierung gibt es heute im öffentlichen Dienst in Berlin wesentlich weniger Stellen als 1990.
      Reinhard Fischer, der "Quartiersmanager" aus dem Wedding: 
      Fischer: 
      Die ganzen Arbeitsplätze, die entstanden sind durch die Hauptstadtfunktion, sind in aller Regel nicht von Leuten einzunehmen, die vorher in der Fabrik gearbeitet haben. 
      Sprecher:
      Die Folge des Strukturwandels: die Arbeitslosenquote in Berlin liegt seit Jahren bei etwa 18 Prozent. An die zwanzig Prozent der Menschen zwischen Spandau und Hohenschönhausen gelten als arm - doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Im Westteil der Stadt liegen Armut und  Arbeitslosigkeit höher als im Osten. Verarmung und Verelendung hängen unauflöslich zusammen.
      Andreas Kapphan, der Autor des Buches "Das arme Berlin": 
      Kapphan:
      Zeitnahe Daten haben wir über die Sozialhilfestatistik. Und da haben wir in ganz Berlin zur Zeit einen Anteil von 7,5 Prozent Sozialhilfeempfängern - in den innerstädtischen Altbaugebieten von West-Berlin liegt er bei 16 bis 25 Prozent. Und wir haben eine sehr hohe Fluktuation im Sozialhilfebezug. Man kann sagen, dass ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung im Lauf eines Jahres einmal Sozialhilfe bezogen haben. Wenn man sich diese Zahl vergegenwärtigt, dann muss man sagen, haben wir ein riesiges soziales Problem in diesen Gebieten. 
      Sprecher:
      Die beispiellose Krise des städtischen Haushalts in Berlin verschärft die Probleme noch. Die Hauptstadt bewegt sich inzwischen am Rand des Bankrotts.
      Dafür verantwortlich war nicht allein das Milliardendesaster des landeseigenen Finanzkonzerns "Bankgesellschaft Berlin", das die Stadt noch Jahrzehnte belasten wird. Schon seit den siebziger Jahren hatten sich in West-Berlin die Landesregierungen zu sehr auf Subventionen aus dem Bundeshaushalt verlassen. Hinzu kamen in den letzten Jahren zurückgehende Steuereinnahmen, unter anderem durch Einbrüche bei der Gewerbesteuer und den Wegzug vieler Besserverdienender ins ruhige Umland.
      Die Summen, die bisher die Verelendung teilweise aufhielten, stehen nicht mehr zur Verfügung.
      Welche Auswege gibt es im Alltag?
      In den heruntergekommenen Bezirken hat sich eine "Ökonomie der Armut" herausgebildet, in der zahlreiche "Selbständige" an der Grenze zum Existenzminimum leben - kleine Lebensmittelgeschäfte, Kioske, Änderungsschneidereien, Gebrauchtwarenläden, Imbisse, bescheidene Restaurants, kleine Baufirmen und Autowerkstätten auf Hinterhöfen. Immer häufiger trifft man auch auf "fliegende" Händler. Gewöhnlich sind Lebensmittel und einfache Dienstleistungen hier bedeutend billiger als in der übrigen Stadt.
      Die Kleinunternehmen sind meist Familienbetriebe. Manchmal helfen schon achtjährige Kinder mit. In dieser "deregulierten" Arbeitswelt sind nicht nur die Einkommen niedriger, sondern auch die Arbeitszeiten länger als in der "formellen" Wirtschaft. 
      Orlando Mardones eröffnete 1991 ein Restaurant in einer der düstersten Gegenden der Stadt, im Norden Neuköllns. 
      Mardones:
      Si uno gana veinte mil ... ... dos mil marcos. 
      Übersetzer:
      Wenn ich in einem Monat 20 000 Mark Umsatz hatte, blieben davon für mich unter dem Strich vielleicht 1500 bis 2000 Mark. 
      Sprecher:
      Der Soziologe Andreas Kapphan über das Kleingewerbe in den Elendsvierteln: 
      Kapphan: 
      Was man sagen kann, ist, dass es hier eine unheimlich hohe Fluktuation gibt. Das weist darauf hin, dass es eine ganze Reihe von Pleiten gibt, die sich nach ein, zwei Jahren einstellen. Das wird in der Zukunft noch ein Thema werden, weil wir gerade diese Art von Selbständigkeit und Geschäftsgründung durch die Ich-AG und ähnliche Maßnahmen forciert haben in den letzten Jahren. Es wird zu Pleiten führen, es wird zu überschuldeten Haushalten führen. Es wird in der Folge einen ganz neuen Problemkomplex geben, den wir in dieser Form bisher nicht haben. 
      Sprecher:
      In den Armutszonen ist Schwarzarbeit selbstverständlich, ebenso "graue" Arbeitsverhältnisse - etwa, wenn ein Kellner für vier Stunden legal beschäftigt wird, tatsächlich aber zehn Stunden in dem Lokal arbeitet.
      Werner Becker über Moabit: 
      Becker: 
      Wenn man hier zur Markthalle geht, sieht man davor Gruppen herumstehen, die warten, dass sie vielleicht aus der Markthalle abgerufen werden, um irgendwelche Hilfsarbeiten durchzuführen. 
      Sprecher:
      Geschäftsideen in Moabit: 
      Becker: 
      Ich denke, dass Lücken anders wieder aufgefüllt werden. Es gab hier ein Cafe in der Waldenserstraße, da steht jetzt so etwas wie ein Kneipenname drüber, in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter das Rotlichtmilieu. 
      Sprecher:
      Unzählige Bordelle und illegale Spielhöllen sind typisch für die armen Viertel - gewöhnlich geben sich sie als harmlose Ladenwohnungen oder Bistros. Unübersehbar sind die - meist vietnamesischen - Verkäufer von Schmuggelzigaretten. Tausende Menschen leben vom Drogenhandel.
      Die soziale Lage in weiten Gebieten der Berliner Innenstadt ist bedrückend. Dennoch gibt es Gegentendenzen zur Verelendung.
      Reinhard Fischer über die Herausforderungen im Bezirk Wedding: 
      Fischer: 
      Unsere Aufgabe als Quartiersmanager ist es hier, gemeinsam mit den Bewohnern und mit Institutionen vor Ort wie Schulen und Kindergärten Projekte zu entwickeln, die das Gebiet attraktiver machen, damit die Leute, die hier wohnen, hier wohnen bleiben. 
      Sprecher:
      Seit einigen Jahren versucht die Landesregierung eine Aufwertung heruntergekommener Stadtteile durch das sogenannte Quartiersmanagement. Organisiert wird etwa die Renovierung von Schulen und Spielplätzen oder die Neuanlage von Grünflächen. 
      Fischer: 
      Ein anderer Schwerpunkt hier ist Sprachförderung - weil wir auch feststellen müssen, dass viele Leute nicht sehr mobil sind. Das heißt, sie wollen den Deutschkurs möglichst in Laufnähe haben, weil schon die Frage "Kann ich 2 Euro 10 in eine U-Bahn-Karte investieren, um hinzukommen?", für viele eine wichtige Frage in ihrem täglichen Leben ist.  
      Sprecher:
      Auch wenn die Mitarbeiter des Quartiersmanagements oft sehr engagiert arbeiten, bleiben die Verbesserungen im Grunde symbolisch, sie ändern nichts an den Ursachen der Armut. Die finanziellen Mittel sind im Vergleich zum Ausmaß der Probleme geradezu lächerlich gering.
      Der Sozialwissenschaftler Andreas Kapphan: 
      Kapphan: 
      Dieses neue Programm hat Impulse in den Quartieren gegeben, die soziale Situation bisher aber nicht nachhaltig verändert. 
      Sprecher:
      Etwas anders setzen Klaus-Henning Dehne und Reinhard Fischer die Akzente: 
      Dehne:
      Wir meinen, ohne Quartiersmanagement geht es eigentlich gar nicht. Wenn es das nicht geben würde, dann würden wir untergehen. 
      Fischer: 
      Beim Thema Beschäftigungsförderung - da sind wir sicher bei Flickwerk stehen geblieben. Selbst wenn wir mal zehn ABM-Kräfte in einer Baumassnahme haben, dann ist das immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn es löst das Grundproblem nicht, dass es in Berlin keine Arbeitsplätze für Leute mit geringer Qualifikation gibt. 
      Sprecher:
      Druck "von unten" auf die politisch Verantwortlichen ist kaum noch zu spüren. Ganz anders war das im West-Berlin der siebziger und achtziger Jahre, als sich in Kreuzberg, Alt-Charlottenburg und Schöneberg Tausende in Bürgerinitiativen organisierten und tatsächlich wesentlichen Einfluss auf die Stadtentwicklungspolitik gewannen.
      Immerhin gibt es an den "sozialen Brennpunkten" heute Ansätze von Selbsthilfe: 
      Dehne: 
      Da wird zum Beispiel Schulaufgabenhilfe betrieben für die ausländischen Kinder. Die kommen aus der Schule, können da unter Anleitung ihre Hausaufgaben machen. Nur wenn die Kinder genügend Ausbildung haben, können die auch eigene Vorstellungen entwickeln und einmal beitragen zu einem besseren Zusammenleben. 
      Sprecher:
      Auch einzelne dynamische Geschäftsleute oder kleine kulturelle Projekte finden sich nicht mit der verbreiteten Apathie ab. In öden Straßen trifft man plötzlich auf unkonventionelle, fantasievoll gestaltete Läden oder exotische Restaurants.
      Das Lokal von Orlando Mardones wurde zu einem kleinen Kulturzentrum: 
      Mardones:
      Los elementos ... ... del América del Sur. 
      Übersetzer:
      Verbunden mit dem Restaurant war eine Galerie, die unsere Kultur vorstellen sollte. Sie sollte den Kontakt mit der authentischen Kultur Mittel- und Südamerikas ermöglichen. 
      Sprecher:
      In den armen Vierteln leben auch viele Künstler, die den Durchbruch noch nicht geschafft haben. Es existieren "Off-Kinos", "Off-Theater" oder Galerien - allerdings kommt das Publikum überwiegend aus den wohlhabenderen Bezirken.
      In Neukölln gibt es für dreihunderttausend Einwohner eine große kommunale Galerie, die respektierte kleine "Neuköllner Oper", ein Puppentheatermuseum und Konzerte in einem alten Gutshof. 
      Aber was wird langfristig aus diesen Berliner Bezirken? Kleinere Teile dürften eine Aufwertung zum "Szenebezirk" oder aber eine Umwandlung zum "gehobenen Wohnviertel in Citylage" erleben. Beides bedeutet eine Verdrängung der Armen.
      Seit den achtziger Jahren ist etwa das südöstliche Kreuzberg - im Westteil Berlins - halb schicker Szenestadtteil, halb Arme-Leute-Gegend. Noch radikaler war die Verwandlung des früher ärmlichen Innenstadtbezirks Prenzlauer Berg in ein hinreißendes Szeneviertel - zwei, drei Kilometer nördlich des alten Stadtzentrums um den Alexanderplatz. 
      Ein anderes Beispiel: in der Umgebung des Bundesinnenministeriums in der langen, noch ziemlich heruntergekommenen Straße Alt-Moabit sind exklusive Neubauten entstanden, erste schicke Bars und Restaurants finden ein neues großbürgerliches Publikum. In zehn Jahren dürfte die Gegend nicht mehr wiederzuerkennen sein.
      Solche Veränderungen bedeuten für die bisher dort lebenden Menschen keine Verbesserung ihrer Lage - wenn die Mieten sich vervielfachen, finden sie sich gewöhnlich in anderen Problembezirken oder in tristen Sozialbauten am Stadtrand wieder.
      Ein anderer Trend: ab einer bestimmten "Belastungsgrenze" verlassen immer mehr jüngere "normalverdienende" Familien die Armutsviertel. Ein wichtiger Grund sind schlechte Schulen. Die unzulängliche Förderung von kleinen Türkinnen oder Arabern verschlechtert unvermeidlich die Lernbedingungen für die jungen Deutschen. Hinzu kommen die überdurchschnittliche Kriminalität, fehlende oder verwahrloste Geschäfte, Lokale, Spielplätze, Parks usw. 
      Orlando Mardones musste sein Restaurant 2003 aufgeben. 
      Mardones:
      Son cuatro millones ... ... el personal. 
      Übersetzer:
      Es gibt in Deutschland weit über vier Millionen Arbeitslose - ein paar von ihnen gehörten zu meinen Gästen. Ich hatte schon das Personal reduziert - aber schließlich war ich nicht mehr in der Lage, die monatlichen Kosten des Lokals aufzubringen. 
      Sprecher:
      Orlando Mardones ist mittlerweile 57, bisher hat er keine neue Stelle gefunden.
      Versuch einer Bilanz: in der Innenstadt Berlins bilden sich ausgedehnte Problemgebiete heraus - Folge des wirtschaftlichen Niedergangs. Hier leben am Rand der Gesellschaft Hunderttausende von Deutschen und Ausländern, deren Integration schon heute als kaum lösbare Aufgabe erscheint.
      Noch ist die Situation nicht so bedrohlich wie in Paris oder London. Aber auch bei uns werden soziale Probleme immer mehr als ethnische Gegensätze wahrgenommen. Am Ende könnte Gewalt zwischen ausländischen und deutschen Verlierern aufflackern.
      Werner Becker über das Beispiel Berlin-Moabit: 
      Becker: 
      Die Perspektiven? Ich denke, dass es immer weiter runtergeht. Die Stadt hat kein Geld - und das ist kein kurzfristiger Prozess, sondern wird sich noch über Jahrzehnte erstrecken. Ich glaube, dass der Bezirk, so wie er sich mir darstellt, einfach sich selbst überlassen wird. 
       
      * * * * *
      vom NDR
      Sendung: Donnerstag, 24. März 2005, 8.30 Uhr, SWR 2
      http://64.233.183.104/search?q=cache:gEEMgBZwQQcJ:db.swr.de/…
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 10:50:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich dachte mit Deutschland geht es seit Rot-Grün aufwärts.

      Ist schon traurig wenn man sowas liest.
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 10:51:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die Bronx der Hauptstadt
      Von Fred Kowasch und Thorsten Poppe


      Schillerpromenade – mitten im Kiez. An zwei neuen Telefonzellen hängt die zerstörte Begrenzung aus bruchfestem Glas. Hier wird keiner mehr telefonieren. Gleich nebenan weist ein Schild auf Deutsch und Türkisch darauf hin, dass Hunde anzuleinen sind. Niemand kümmert es. In der Eckkneipe „Bierhimmel 3“ gibt es das Frühstück für einen Euro – ein Sonderangebot. Ein Ei, einen Kaffee und zwei mit Wurst belegte Schrippen. Gleich nebenan pauken ein Dutzend türkische Frauen, eingehüllt in Kopftücher, Deutsch, während der Mädchenladen Kurse zur Selbstverteidigung anbietet. Nachmittags in Neukölln Nord.

      Anfang des Jahres musste Innensenator Ehrhart Körting die bittere Wahrheit über die bundesdeutsche Hauptstadt Berlin verkünden: Wenn die Stadt nichts tut, werden Problemkieze bald zu Ghettos! An erster Stelle steht der ehemalige Arbeiterbezirk Neukölln-Nord, heute das Armenviertel Berlins. Hier lebt jeder zweite von Arbeitslosengeld oder Stütze. Menschen aus 160 verschiedenen Nationen wohnen auf engstem Raum. Der Ausländeranteil beträgt über 30 Prozent - soviel wie nirgendwo sonst in Berlin. Die unterschiedlichen Nationalitäten haben in diesem Gebiet, so steht es in einem Polizeibericht an die Innenverwaltung, bereits ganze Strassenzüge „für sich eingenommen“.

      „Wegen der Bevölkerungsstruktur ist Nord-Neukölln eindeutig für mich ein Ghetto. Denn alle Deutschen wandern ab und dafür kommen nur Ausländer rein. Und diese wollen und können gar nicht integriert werden, weil sie unter ihres gleichen gar nicht zum Beispiel die deutsche Sprache lernen müssen, um zurecht zu kommen. Eigentlich bin ich hier die Ausländerin!“, sagt die 38jährige Bärbel Brokate, die vor sechs Jahren wegen der günstigen Miete hergezogen ist.

      „Oh Gott, hoffentlich geht das nicht so weiter. Die Menschen, die sich zuständig hier gefühlt und sich engagiert haben, ziehen aus den erkennbaren Gründen weg, wenn sie finanziell dazu in der Lage sind. Es bleiben nur die Gleichgültigen. Und diese trifft man meist alkoholisiert auf der Strasse. Dazu kümmert sich kaum einer um die Kinder hier. Sowohl die Deutschen als auch die Ausländer. Und deshalb rotten die Kids und Jugendlichen sich auf den Strassen auch zu Gangs zusammen.“

      Outreach – ein ehemaliges Ladengeschäft als Anlaufpunkt für eine Gang. Die 13 bis 18jährigen gehören zum Umfeld der „Schillergang“. Ihre Freizeit haben sie früher auf dem nahe gelegenen Friedhof verbracht – bis der Jugendclub eröffnet wurde. Jeden Nachmittag kommen hier junge Araber zusammen. Spielen Billiard, surfen im Internet, trainieren an dem Sandsack im Hinterzimmer. Manchmal feiern sie auch zusammen Geburtstag, erzählt Sozialarbeiter Julius Legde, der von einem arabisch-sprechenden Kollegen unterstützt wird. Dass die Jugendlichen hier mit indizierten Computerspielen ihre Zeit verbringen, Pornos aus dem Internet laden, kann auch er nicht immer verhindern. Nachmittags in Neukölln-Nord.

      Hier geht es zum Teil 2 der Reportage
      „Die sogenannte Gangbildung bei Jugendlichen in Neukölln gibt es nicht. Es ist einfach nicht „in“ bei den Kids mit festen Hierarchien, mit festen Mitgliedern und mit Aufnahmeritualen sich zu profilieren. Die Kids hängen halt meist in Gruppen an bestimmten Plätzen rum und langweilen sich. Und der Bürger nimmt diese dann als Gangs war, wenn es zu Pöbeleien, Randale oder Schlägereien kommt“, beschreibt Ronny Frank, Beamter der zuständigen Polizeidirektion 5, die Situation.

      Neukölln-Nord – hier liegt die Zahl der Straftaten in Bezug auf die Einwohnerdichte um 40 Prozent über dem Berliner Durchschnitt. Brennpunkte sind der Bereich der „Schillerprommenade“ und das „Rollbergviertel“. „Der Rollbergkiez ist aber nach wie vor kein Ghetto oder eine No-Go-Area. Wir fahren da immer noch täglich hin und gehen auf Streife“, verklärt Ronny Frank die Situation. Mittlerweile haben 120 Polizisten des zuständigen Abschnittes 55 ihre Namen und Adressen aus den Listen des Landeseinwohneramtes streichen lassen. Aus Angst. Mit welchen Reaktionen Polizisten beispielsweise bei Hausdurchsuchungen rechnen müssen, zeigte sich im Sommer letzten Jahres. Als in Neukölln-Nord ein Beamter des Sondereinsatzkommandos erschossen wurde. Bei einem Einsatz gegen eine libanesische Grossfamilie aus dem Türstehermillieu.

      Neukölln-Nord – wenn hier im Frühling der Rummel für einige Wochen Station macht, ist die Polizei im Alarmzustand. Zu den „Neuköllner Maientagen“ kommen die Jugendlichen aus der ganzen Stadt - Türken, Bosnier und Araber. Deutsche Kids findet man hier eher selten. Dann treffen die Kreuzberger „warriors“ auf die Neuköllner „Herzberggang“. Manchmal mischen auch die Kids aus der „Schillergang“ mit. Schließlich ist man ja hier, im Viertel, zu Hause.
      Ein falscher Blick genügt, innerhalb weniger Minuten kann sich aus einer kleinen Auseinandersetzung eine Massenschlägerei entwickeln. Wie letztes Jahr im Mai, als Gangs aus Kreuzberg und Neukölln aufeinander trafen. Mit Fäusten, Schlagstöcken, Latten, Gaswaffen und Messern gingen die rund 100 Jugendlichen aufeinander los. Bilanz der Rummel-Krawalle: etliche Verletzte - fünf Jugendliche wurden festgenommen. Nachmittags in Neukölln-Nord.

      Hermannplatz - stundenlang schleichen die immer gleichen Personen über das Kopfsteinpflaster. Die Hände in den Hosentaschen: „was kaufen?“. Nebenan im „Volkspark“ Hasenheide haben Schwarzafrikaner ihre Claims abgesteckt. „Die Hasenheide ist eine Problemzone. Gerade bei schönem Wetter wird hier mit Drogen gedealt. Türken, Schwarzafrikaner und Araber teilen sich das Gelände auf. Aber wir waren hier im letztem Jahr mit 369 Einsätzen massiv mit Zivil- und Streifenpolizisten vor Ort und haben erfolgreich eine offenen Drogenszene wie in Frankfurt verhindern können.“

      Das jedoch reicht vielen hier nicht. Bärbel Brokate kam vor zwei Jahren auf eine Idee. Inspiriert durch einen TV-Auftritt des damaligen Grünflächenamt-Chefes Heinz Buschkowsky, der mittlerweile zum Bezirksbürgermeister von Neukölln aufgestiegen ist. „Herr Buschkowsky meinte damals, die Drogendealer in der Hasenheide werden nur nervös, wenn wir dort durch die Büsche fegen. Und da damals die Dealer auch den direkt angrenzenden Schulpark als Depot genutzt und vor den Augen der Kinder gedealt haben, wollte ich hier etwas unternehmen.“ Zusammen mit anderen Eltern, der Polizei und den Lehrern der direkt am Park gelegenen Grundschule hat Bärbel Brokade den ganzen Sommer Müll auf dem Gelände eingesammelt und damit nicht nur für ein angenehmeres Ambiente im Volkspark gesorgt, sondern wie Anwohner bestätigen, auch die Drogendealer für einige Zeit gestört.


      Bleibt die Gegenwart. Und die ist trist genug. "Viele Probleme existieren, weil wir sie seit 20 Jahren nicht ansprechen oder schönreden. Wenn es uns nicht gelingt, die Missstände in den Griff zu bekommen, fliegt uns der soziale Sprengstoff in fünf bis 15 Jahren um die Ohren", mahnt Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky.

      Eine triste Wiese neben dem Friedhof an einem normalen Arbeitstag. Hier, in der Einflugschneisse vom Flughafen Tempelhof, führen Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose nach dem Mittagessen ihre Lieblinge Gassi. Schäferhunde und Rottweiler tummeln sich auf dem zertretenen Grün – hin und wieder unterbrochen durch das Geräusch einer landenden Propellermaschine. Nachmittags in Neukölln-Nord.

      http://www.interpool.tv/print/131
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 10:54:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Das ganz große Problem ist, dass es eben auch nach 2006 mit einer neuen Regierung nicht aufwärts gehen wird, aber trotzdem muss die jetzige Regierung abgewählt werden!

      Hier ist auch nicht mehr mit einigen politischen Änderungen geholfen, hier muss das System grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden!
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 10:59:52
      Beitrag Nr. 5 ()
      .. und die Leute, die das zu verantworten haben, werden in dicken Schlitten von Prachtbau zu Prachtbau chauffiert :mad:

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      schrieb am 21.04.05 11:05:50
      Beitrag Nr. 6 ()
      #4 Stimmt...

      Und in 4 Jahren kümmern wir uns dann um die anderen ;)
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:17:35
      Beitrag Nr. 7 ()
      Entweder weiß Kohl nicht, was er alles angerichtet hat, oder er will es nicht wahr haben.:(:(
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:20:16
      Beitrag Nr. 8 ()
      #7 :laugh::laugh::laugh:

      Genau..... und wenn die Rot-Grünen noch 100 Jahre regieren..
      Schuld ist immer Kohl... :D
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:20:35
      Beitrag Nr. 9 ()
      [posting]16.424.041 von ConnorMcLoud am 21.04.05 11:17:35[/posting]ER wußte es von ANFANG an!
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:22:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      Der Kohl ist sicher auch daran schuld, dass der Connor als Kind zu heiss gebadet wurde :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:22:30
      Beitrag Nr. 11 ()
      Schonmal was von "Time-lag" in der (Wirtschafts-)politik gehört?:D

      Wir können heute die Ergebnisse von 16 Jahren Vetternwirtschaft, Spendenskandalen und Dilletantismus unter Kohl besichtigen.:(:cry:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:27:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      #11

      Connorchen Connorchen.... Tse Tse Tse...
      Haste wieder deine Tabletten nicht genommen ????
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:37:20
      Beitrag Nr. 13 ()
      Wie gross ist denn so ein Time-Lag heute?

      Die Dauer von der offenen Grenze bis zum Sozialamt in Neukölln ..?
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:40:43
      Beitrag Nr. 14 ()
      #
      wenn man bedenkt wie viele ehmalige mitglieder der kohl regierung jetzt vorbestaft sind, muss man conner da wohl recht geben.
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:44:31
      Beitrag Nr. 15 ()
      Damals wurde man halt noch bestraft .. heute bekommt man dafür kostenlose Redezeit bei n-tv :eek:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:46:46
      Beitrag Nr. 16 ()
      # 15
      die bemerkung verstehe ich nicht?
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 11:53:36
      Beitrag Nr. 17 ()
      #16: Meinst du denn, nur der Joschka bekommt für seine Werbung eine Bühne bei n-tv? Die Claudia Roth wird dort wohl demnächst auch LIVE Stellung zu ihren Machenschaften beziehen ..
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 12:29:09
      Beitrag Nr. 18 ()
      Die Haushaltnotlage der Stadt Berlin wird sich - soweit ich weiß - nicht vor dem Jahre 2070 entspannen! Erst dann könnten die Rückzahlungen nicht nur reine Zinsabzahlungen, sondern echte Kredidtilgung sein. Bei diesem Zeitraum und den dahinter stehenden Prognosen glauben das wohl nur Optimisten und Schönredner.

      Scheitert z.B. die Klage Berlins auf Finanzhilfen vom Bund, können die Stadtoberen gleich den Insolvenzverwalter oder Stadtkämmerer bestellen.

      Von daher braucht man sich über weitere Verslumung und Ghettorisierung nicht wundern. Dazu noch die anderen Probleme, wie Arbeitslosigkeit, hoher Migrantenanteil in ausgesuchten Gebietern, die zwei asozialsten Parteien an
      der Macht (siehe drastische Erhöhung der Kinderbetreungskosten) usw. usw.

      Diese Stadt hat keine Zukunft und ist in den letzten Jahren unerträglich geworden! Hier mußte dich ja schon fast entschuldigen, wenn du nen guten Job hast und nicht zu den Konsumverweigeren gehörst! Bitte bedauert mich ein wenig!:D
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 12:30:46
      Beitrag Nr. 19 ()
      "RotGrün wirkt !!!!"

      Sie sind einfach das Vorzeigemodell, an dem sich die Welt mal ein Beispiel nehmen soll!!!

      Hoffentlich macht der Souverän bald kurzen Prozeß mit diesen "Könnern" :mad:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 12:34:02
      Beitrag Nr. 20 ()
      #14

      Die einen hängt man und die andern lässt man laufen ...
      Tse Tse Tse...

      Komische Einstellung :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 13:01:13
      Beitrag Nr. 21 ()
      [posting]16.424.718 von Steinpilz am 21.04.05 12:29:09[/posting]Scheitert z.B. die Klage Berlins auf Finanzhilfen vom Bund, können die Stadtoberen gleich den Insolvenzverwalter oder Stadtkämmerer bestellen.

      Wo ist denn dann das Problem?
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 13:37:02
      Beitrag Nr. 22 ()
      naja so ganz unrecht hat Connor nicht. Aber:

      Wenn der Kohl damals auch nur einmal aufgemuckt hätte und vielleicht strengere Zuwanderungsgesetze oder schnellere Abschiebung gefordert hätte oder mehr Integrationswillen von den Zugewanderten, dann wären die Grünen IM DREIECK gesprungen und hätten sofort Lichterketten usw. organisiert. Und die SPD wäre gleich mitmaschiert.
      Damals waren die Verhältnisse im Bundesrat auch noch anders. Da hatte Rot-Grün ne Mehrheit und hat noch schlimmer blockiert als die Schwarz-gelben jetzt.

      Denn für die Grünen sind nur die Deutschen an allem schuld und die Asylbewerber, auch wenn es lybanesische, drogendealende Türsteher sind, Menschen die vor den bösen Deutschen geschützt werden müssen. Der normale Arbeite soll gefälligst nicht nur für sich arbeiten, sonder hat auch die Pflicht jeden menschlichen Nichtsnutz der Welt hier mit durchzufüttern....
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 20:20:50
      Beitrag Nr. 23 ()
      Der von der Berliner SPD geforderte Werteunterricht ist im Berliner Multikulti-Traum jedenfalls das richtigere Instrument um den Kampf der Kulturen friedlich zu gestalten. In der Kultur der Wissensgesellschaft sind nach meiner Ansicht die päpst. Sozialenzyklien zu Personalität, Solidarität und Subsidiarität überholt. Nicht wenige suchen neuerdings Heil und Halt in Religionen. Und nicht wenige Menschen sind der Ansicht, dass islamische Religionen mehr soziale Sicherheit bietet. Manche Politiker sind der Ansicht mit Bildung könnte man dem Ende der Industriekultur begegnen, ich sage da nur glaubt mal schön weiter.:D
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 20:32:15
      Beitrag Nr. 24 ()
      wann erstickt connor endlich an seinem dummen geblubber.
      es gibt viele leute die reden den ganzen lieben langen tag nur müll, connor übertrifft die aber noch um längen.
      :mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 21:41:57
      Beitrag Nr. 25 ()
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 21.04.05 22:23:20
      Beitrag Nr. 26 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 08:23:17
      Beitrag Nr. 27 ()
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 08:51:42
      Beitrag Nr. 28 ()
      [posting]16.423.815 von Erstausgabe am 21.04.05 10:51:29[/posting]Ergänzende Bilder
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 08:54:40
      Beitrag Nr. 29 ()
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 09:38:20
      Beitrag Nr. 30 ()
      Fürchtet euch nicht, unser Geist wird nach dem irdischen Ableben mit einer Amnesie belegt werden.
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 17:36:04
      Beitrag Nr. 31 ()
      Anhang zu # 23


      Quellennachweis:http://www.n24.de/politik/inland/index.php/n2005042215372200…







      22. April 2005

      Rüttgers: Katholische Kirche ist überlegen

      Für Unverständnis und Empörung bei Kirchen und Parteien sorgt der CDU-Spitzenkandidat in NRW. Die katholische Kirche sei den anderen überlegen, behauptet Jürgen Rüttgers.


      Jürgen Rüttgers, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, hat mit einem Interview für Aufsehen gesorgt. In der N24-Sendung "Studio Friedman" sagte er am Donnerstagabend: "Ich bin Katholik und glaube, dass unser christliches Menschenbild das richtige ist und nicht vergleichbar mit den anderen Menschenbildern, die es anderswo auf der Welt gibt."

      Noch deutlicher wurde Rüttgers auf Nachfrage des Moderators: "Ich glaube, dass es das richtige ist - wenn sie wollen, auch `überlegen`". Zudem forderte der CDU-Politiker, nach der Wahl von Papst Benedikt XVI. sollten die Katholiken mehr Selbstbewusstsein haben. Die Menschen müssten "wieder lernen, dazu zu stehen, dass wir etwas für wahr und etwas für unwahr halten".

      Grüne: Keine Heiligen Kriege ausrufen
      Sowohl bei Kirchen wie auch bei Parteien sorgte die Äußerung für Unverständnis. Die Grünen-Landesvorsitzenden Britta Haßelmann und Frithjof Schmidt warfen Rüttgers vor, er versuche, den "Heiligen Krieg" auszurufen. Seine Äußerungen seien "ein Schlag ins Gesicht für die überwältigende Mehrheit der deutschen Katholiken, die sich seit Jahren für die Ökumene und den interreligiösen Dialog etwa mit dem Islam einsetzen". Rüttgers habe unverfroren klargestellt, "dass er die Spaltung des christlichen Glaubens für richtig hält und damit die deutschen Protestanten zutiefst beleidigt".

      Auch die Evangelische Kirche im Rheinland reagierte deutlich. "Wir können uns nicht vorstellen, dass Jürgen Rüttgers das Menschenbild von mehr als sechs Millionen Protestanten in NRW für unterlegen hält", sagte der Sprecher der zweitgrößten deutschen Landeskirche. Mehr wolle er dazu "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erklären", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

      (N24.de, Netzeitung)







      Eigentlich waren es die Ansichten des Papst Benedikt XVl. selbst die Jürgen Rüttergs als gläubiger Katholik verinnerlicht wiedergab.
      Avatar
      schrieb am 22.04.05 17:54:39
      Beitrag Nr. 32 ()
      Herr Friedman fragte Herrn Jürgern Rüttgers folgendes: Zum gleichberechtigten Respekt aller Kirchen sagt Benedikt XVI: " Die katholische Kirche ist allen anderen Kirchen überlegen."

      Wir können hier wieder eindrucksvoll beobachten wie wichtig aber auch richtig der von der Berliner SPD geforderte Werteuntericht ist.
      Avatar
      schrieb am 23.04.05 09:10:39
      Beitrag Nr. 33 ()
      Willkommen im wahren Leben, Herr Spiegel :D

      Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, warnte davor, "den eigenen Glauben über den anderer zu setzen". Er empfahl Rüttgers zudem, darüber nachzudenken, "woher der katholiche Glaube abstammt, nämlich aus dem jüdischenb Glauben".;)

      In Braunschweig vermeldet der protestantische Propst Armin Kraft: "Früher sind hin und wieder Leute aus der evangelischen Kirche ausgetreten, weil sie sich über den Papst geärgert hätten!".;)



      Der Glaube der Kulturen trennt, schön wer nur lacht.:laugh::laugh::laugh:


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