Neun große Anlegerfehler - Seite 5
Anlegerfehler 6: An der Seitenlinie stehen und abwarten
Rund 70% des liquiden Vermögens deutscher Privathaushalte liegt auf Bankkonten und in kapitalbildenden Lebensversicherungen. Das sind zwei Finanzprodukte, die die Seitenlinienexperten lieben, mit denen man aber schon in der Vergangenheit nach Inflation, Steuern und Kosten nur geringfügig über null verdiente. Heute und wohl auch in den nächsten Jahren wird es noch weniger als null sein.
Dass man als normaler Privatanleger nur mit Sparen und Investieren in Aktien oder Immobilien sein Geld nach Inflation, Steuern und Kosten nachhaltig vermehren kann – mit anderen Worten echte Vermögensbildung betreiben kann – ist seit Jahrzehnten bekannt. Trotzdem halten nur etwa 10% der Deutschen Aktien (und die Hälfte dieser 10% vermutlich Aktien in für Ihre Gesamtvermögensverhältnisse geringen Größenordnungen). Lediglich 51% der Deutschen besitzen Immobilien.
Die niedrige Immobilien-Kennzahl lässt sich eventuell noch dadurch erklären, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht das Eigenkapital oder das gesicherte, regelmäßige Einkommen hat, das man für den kreditfinanzierten Immobilienerwerb benötigt (obwohl andere westliche Länder mit geringeren Haushaltseinkommen höhere Immobilienquoten aufweisen).
Bei Aktien ist das 90%-Defizit aber nur mit Unwissen und Irrationalität erklärbar, denn schon mit 50 Euro im Monat kann man einfach, bequem und nahezu kostenlos in einen breit diversifizierten Aktien-ETF investieren.
Klar ist, wer heute zögert, entweder in Immobilien oder in Aktien zu investieren und "erst einmal" abwartet, der wird sehr wahrscheinlich auch nächstes Jahr noch an der Seitenlinie stehen. Dabei macht es auch keinen Unterschied, ob man zu denjenigen gehört, die grundsätzlich nicht in das "Aktienmarkt-Casino" investieren wollen oder zu jenen, die angeblich investieren wollen, aber "im Moment lieber erst einmal warten". Das Ergebnis ist – so viel Ehrlichkeit muss sein – für beide Gruppen meist gleiche: Sie werden nicht an den Renditen teilhaben, welche die klar rentabelste aller Asset-Klassen – Aktien – in den letzten 200 Jahren produziert hat und in den nächsten 200 Jahren produzieren wird.
Anlegerfehler 7: Risiko, das man nicht sieht oder nur schwer messen kann, mit niedrigem Risiko verwechseln
Lesen Sie auch
Man kann Finanzprodukte und Asset-Klassen in "risikoehrliche" und "risikounehrliche" Produkte aufteilen. Risikoehrliche Investments zeigen ihr ganzes Risiko vollständig offen erkennbar, kontinuierlich und ohne Zeitverzögerung. Risikounehrliche Investments zeigen ihr Risiko entweder nicht offen oder nicht kontinuierlich oder nur mit Zeitverzögerung.