Investoren Sentiment
Große Skepsis über Allzeithochs deutet neue Aktienmarktrichtung an - Seite 2
Oder vielleicht ist es die normale Reaktion der Privatanleger auf die vielen Allzeithochs, die vorletzte Woche erzielt wurden. 41,1% der Privatanleger sind bullisch gestimmt. Wir haben somit mehr als doppelt so viele Bullen wie Bären (19,8%).
Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 46% eine neutrale Verfassung am US-Aktienmarkt. Der wesentlich stärker oszillierende Short Range Oszillator notiert mit 3 jedoch bereits nah an der Marke 4, die einen überkauften Markt anzeigt.
Interpretation
Vor zwei Wochen haben wir den Sentimentdaten entnommen, dass eine Reihe von Anlegern vermutlich noch zu stark in den Aktien der Corona-Gewinner investiert sind: Wachstumsaktien und
Technologieaktien, mit denen im Jahr 2020 große Gewinne erzielt wurden, und die seit Februar der Entwicklung am Gesamtmarkt eher hinterher hinken.
Mit dieser Interpretation können wir auch die auf den ersten Blick widersprüchliche Stimmung letzter Woche erklären: Die Allzeithochs in Deutschland, wie auch in den USA, werden nicht durch
TeamViewer (-4,5%) und Zoom Video erzielt, sondern durch Ceconomy (Saturn & Media Markt, +9%) und BMW (+8%).
So ist auch die geringe Selbstzufriedenheit trotz einem Allzeithoch im DAX nach dem anderen zu erklären. Und daran, dass Industrieaktien die Wirtschaft, geschweige denn den Aktienmarkt anführen
könnten, glaubt nach 20 Jahren Technologiedominaz kaum noch jemand. Daher ist auch die Investitionsbereitschaft so gering.
Ehrlich gesagt: Eigentlich ist diese Skepsis, die ich auf dieser Stimmungslage ablese, hilfreich für eine Fortsetzung der Rallye. Nachdem wir einige Wochen eine Seitwärtsbewegung im DAX gesehen
haben, hat sich nun eine neue Richtung gezeigt. Diese neue Richtung kann durchaus Bestand haben, wenn Anleger sukzessive ihre Corona-Gewinner verkaufen und das Kapital in unterbewertete
Nach-Corona-Gewinner umschichten.
Die Sommerwochen stehen an, bei heißen Temperaturen und vor dem Hintergrund der bereits erzielten Kursgewinne ist zu erwarten, dass das Handelsvolumen in den kommenden Wochen deutlich dünner
ausfallen wird. Heftige Schwankungen sind damit leichter möglich, nicht jedoch neue Richtungen. Jetzt kommt also die Zeit, in der wir unser Portfolio in aller Ruhe auf die neuen Gegebenheiten
umstellen können.
Starke Kursgewinne in Corona-Gewinnern könnten zum Verkauf, während Rückschläge bei den konjunktursensiblen Industrieaktien zum Einstieg genutzt werden könnten.
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In meinem Börsenbrief veröffentliche ich regelmäßig Hintergründe der Börse und Blicke hinter die Kulissen der Finanzwelt. Meine Leser treffen dadurch noch bessere eigene Entscheidungen zur Entwicklung ihres Vermögens.