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    „Weggwerfgesellschaft“  2546  0 Kommentare Werden Produkte extra so gemacht, dass sie eher kaputt gehen? - Seite 3

    Eine Untersuchung der Stiftung Warentest kam zu dem Ergebnis, dass die These eingebauter Schwachstellen unlogisch sei: „Der Idealfall wäre, dass alle Teile nach Erreichen der geplanten Gebrauchsdauer gleichzeitig ausfallen. Die Strategie gezielt eingebauter Schwachstellen macht vor diesem Hintergrund wenig Sinn und wäre Verschwendung, weil viele andere Teile im Gerät dann überdimensioniert und zu teuer produziert würden.“[5]

    Zudem: Welchen Sinn ergibt es, Geräte „für die Ewigkeit“ zu produzieren, wenn klar ist, dass sie aufgrund des schnellen technischen Fortschritts ohnehin in einigen Jahren überholt sein werden? Ich vermute, auch eingefleischte Kapitalismuskritiker haben heute zu Hause werde ein Tonbandgerät noch einen alten Filmprojektor, sie haben auch kein altes Nokia-Handy, keinen Schallplattenspieler, keinen Schwarzweißfernseher usw.

    Das Iphone

    Oft zitiert wird auch das Beispiel der Leistungsherabregelung in älteren iPhones. Apple hatte dies damit begründet, diese Herabregelung sei notwendig, um den Alltagseinsatz der Geräte auch bei den alt gewordenen nichtwechselbaren Lithium-Ionen-Akkus zu gewährleisten, ohne dass es durch Spannungsschwäche plötzlich zu Abschaltungen komme. In den USA wurde gegen Apple ein Gerichtsverfahren eingeleitet, das im März 2020 in einem Vergleich endete; Apple erklärte sich bereit, an die Geschädigten eine Gesamtsumme von bis zu 500 Mio. US-Dollar zu zahlen. Ist das ein Beleg dafür, dass die Kläger Recht hatten, war das ein Schuldeingeständnis von Apple? Nicht unbedingt. Bekanntlich können in den USA auch bei den unsinnigsten Verbrauchervorwürfen hohe Schadenersatzforderungen erstritten werden. So zahlte Red Bull nach einer Klage in einem Vergleich 13 Millionen Dollar – Verbraucher hatten sich über den Slogan „Red Bull verleiht“ Flügel beschwert, weil sie sich durch den Slogan getäuscht fühlten.

    Selbst wenn es Einzelbeispiele gibt, bei denen die Behauptung, Firmen würden absichtlich Schwachstellen einbauen, zutrifft, so beweisen diese noch lange nicht, dass dies eine verbreitete Strategie profitgieriger Kapitalisten sei. Jede Firma weiß heute, dass solche Praktiken dazu führen würden, dass sie im Internet und in den Medien an den Pranger gestellt würden, was ihren Markenwert und ihren Börsenkurs empfindlich beeinträchtigen kann. Am Ende entscheidet im Kapitalismus der Verbraucher – und das Risiko, dass der Verbraucher ein Unternehmen sanktioniert, weil es sich solcher Praktiken bedient, ist aus Sicht einer rational handelnden Firma höher als der mögliche Gewinn.

    Rainer Zitelmann ist Autor des Buches „Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung“

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    [1] Vgl. Prakash. https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/einfluss-der-nutzungsdauer-von-produkten-auf-ihre-1

    [2] AfD-Programm Punkt 10.11.2.

    [3] König, Wegwerfgesellschaft, S. 119.

    [4] König, Wegwerfgesellschaft, S. 119.

    [5] Zitiert nach: König, Wegwerfgesellschaft, S. 119.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    „Weggwerfgesellschaft“ Werden Produkte extra so gemacht, dass sie eher kaputt gehen? - Seite 3 Eine verbreitete These besagt, im Kapitalismus würden massenweise und zunehmend Produkte extra so hergestellt, dass sie schnell kaputt gehen. Die These ist nicht neu – aber was ist wirklich dran?

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