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     3546  0 Kommentare Krieg und Aktienmarkt - Seite 2

    Russland muss vom internationalen Finanztransaktionsnetzwerk SWIFT abgeklemmt, die Rohstoffimporte müssen massiv heruntergefahren und der Technologietransfer auf null gesetzt werden. Das wird aber vor allem auch Europa wirtschaftlich sehr wehtun. Wegen Energieverknappung oder gar -ausfall bei weiter steigenden Preisen droht das schlimmste Konjunkturszenario einer Stagflation.   

    Ist Putin noch zu retten?

    Die russische Wirtschaft ist kein starker Bär, eher ein schüchterner Teddy. Was nutzt aller russischer Rohstoffreichtum, wenn er nicht zu Geld gemacht werden kann. Es ist der größte Exportschlager. Sonst gibt es da nicht viel. 2019, vor der Corona-Krise, hat Russland knapp 210 Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa geliefert, die aktuell einen Marktwert von ca. 170 Mrd. Euro hätten. Welchen Sinn macht es für eine Henne auf Eiern zu sitzen, um diese auszubrüten, wenn sie gar nicht befruchtet sind? Übrigens wie will man einen Krieg finanzieren? Nichts ist teurer.

    Unabhängig davon neigt sich die aktuelle Heizperiode ihrem Ende entgegen. Deutsche Haushalte verbrauchen 70 Prozent ihrer jährlichen Gasmenge von November bis März. Das gibt der Politik immerhin acht Monate Zeit nach Alternativen zu schauen. Schon nach den Ölkrisen in den 70er Jahren machte Energie-Not erfinderisch. So könnte eine Wiederbelebung des Atom-Deals den Iran zurück an den Ölmarkt bringen. Amerika könnte seiner Fracking-Industrie wieder Leben einhauchen und Flüssiggas nach Europa exportieren. Das braucht seine Zeit, da Deutschland keine entsprechenden Terminals hat. Mindestens zwischenzeitlich würde in Europa auch Atomstrom der Not und nicht nur der Taxonomie gehorchend wieder hoffähig. Und nicht zuletzt würde die Energiewende an Fahrt gewinnen.

    Schließlich braucht die marode russische Infrastruktur ausländisches Know-How und Geld wie die Bienen die Blüten. Und der Billig-Rubel macht Importe ohnehin teuer bzw. unerschwinglich.

    Ja, Europa wird Schmerzen aushalten müssen. Längerfristig spielt die Zeit jedoch gegen Russland, das sich nur begrenzt auf seine Kriegskasse verlassen kann. Bis 2036 würden auf jeden Fall harte Jahre auf Putin zukommen. Nationalstolz der aggressiven Art macht nicht satt.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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