Märkte vor der Fed-Senkung
So entwickeln sich die Aktien in der Zeit vor der ersten Zinssenkung
Sinkende Zinsen wirken wie ein Konjunkturprogramm für die Aktienmärkte, heißt es häufig von Experten. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache.
- Sinkende Zinsen wirken wie ein Konjunkturprogramm für die Aktienmärkte.
- Aktienkurse steigen erst nach erster Zinssenkung deutlich an.
- Markt preist zu viele Zinssenkungen ein, was negativ für Aktien sein könnte.
Die Anleger sind davon überzeugt, dass die Federal Reserve als nächstes die Zinsen senken wird. Fast zwei Drittel der Fed-Funds-Futures-Händler sind davon überzeugt, dass ein solcher Schritt bereits bei der März-Sitzung der US-Notenbank erfolgen wird.
Vor diesem Hintergrund hat das Analyseunternehmen Ned Davis Research untersucht, wie sich die Aktienmärkte in der Zeit vor und direkt nach der ersten Senkung in der Vergangenheit entwickelt haben. Sinkende Zinsen sind traditionell gut für die Märkte und sorgen vor allem bei Technologiewerten für gute Stimmung.
Es dauert jedoch erst einmal eine Weile, bis sich der Optimismus auch in den Aktienkursen niederschlägt. Aktien neigten in den drei Monaten vor einer ersten Zinssenkung eher zu einer relativ flachen Entwicklung und sind seit 1970 in diesem Zeitraum nie um mehr als elf Prozent gestiegen, erklärte Joe Kalish, Chief Global Macro Strategist bei Ned Davis, gegenüber MarketWatch.
Nach dieser ersten Zinssenkung tendierten die Aktien jedoch in den folgenden sechs bis sieben Monaten deutlich besser, wobei der S&P 500 im Durchschnitt um zwölf Prozent zulegte. Über den gesamten Lockerungszyklus hinweg verzeichneten die Aktien einen durchschnittlichen Anstieg von etwa 21 Prozent. Der breite US-Leitindex hat sich in jedem Lockerungszyklus seit 1970 erholt, mit Ausnahme eines Rückgangs von 27,6 Prozent zwischen Januar 2001 und Juni 2003, als die Technologieblase platzte.
Die Fed selbst hat eine weitere Zinserhöhung nicht völlig ausgeschlossen, aber sie hat den Leitzins seit Juli unverändert bei 5,25 bis 5,5 Prozent belassen. Aus dem Protokoll der Fed-Sitzung vom 12. und 13. Dezember, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, geht hervor, dass die Währungshüter mit Blick auf eine Zinssenkung eher vorsichtiger bleiben.
Nach der Veröffentlichung nahmen die Händler die Erwartungen für eine Zinssenkung im März zurück. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um mindestens einen Viertelpunkt am 20. März beträgt nach Angaben des CME-FedWatch-Tools aktuell 63,8 Prozent, gegenüber fast 87 Prozent vor einer Woche.
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Händler haben eine fast 60-prozentige Wahrscheinlichkeit eingepreist, dass die Fed die Zinsen im Laufe des Jahres 2024 mindestens sechsmal um einen Viertelpunkt senken wird, während die so genannten Dot-Plot-Projektionen der Fed nur drei derartige Senkungen vorsehen.
"Wenn wir eine weiche Landung erleben, dann sind sechs Zinssenkungen zu viel", warnt Kallish. Der Markt preise eine deutlich schwächere wirtschaftliche Entwicklung ein, als die Daten aktuell belegten. Wenn sich dies Erkenntnis auch bei Investoren durchsetze, könnte sich das negativ auf die Aktienkurse auswirken.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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