Turnaround-Chance?
Thyssenkrupp & Nucera: Sind sie nach bis zu 92,5 % Kursrückgang ein Kauf?
Thyssenkrupp- und Thyssenkrupp-Nucera-Aktien sind bereits weit gefallen. Sind sie jetzt ein Schnäppchen?
- Thyssenkrupp-Aktien stark gefallen, Dividende sinkt.
- Hohe Verluste und unsichere Marktbedingungen belasten.
- Nucera hat Potenzial, aber auch Verluste erwartet.
- Report: Goldpreis nicht zu stoppen

Thyssenkrupp-Aktien notieren derzeit zu einer Dividendenrendite von 4,20 Prozent und zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0,21. So gesehen sind sie sehr günstig bewertet. Zudem ist ihr Kurs vom Allzeithoch aus dem Jahr 2008 bereits um etwa 92,5 Prozent gefallen und die Wertpapiere notieren aktuell weit unter ihren eigenen historischen Bewertungsdurchschnitten. Sind sie aus diesen Gründen ein Kauf?
Thyssenkrupp – Warum die Krise nicht endet
Zunächst lässt sich feststellen, dass keine der genannten Kennziffern und Vergleiche etwas über den tatsächlichen inneren Wert eines Unternehmens aussagt. So kommt es sehr oft vor, dass Konzerne in der Krise ihre Dividende ganz streichen, um die Bilanz und Liquidität zu stärken.
Bei Thyssenkrupp war dies in der Vergangenheit schon häufiger (beispielsweise 2012 bis 2013 und 2018 bis 2021) der Fall. Darüber hinaus ist die Dividende je Aktie im langfristigen Vergleich seit 1999 von damals 0,72 Euro auf heute nur noch 0,15 Euro gesunken. Diese Entwicklung deutet auf eine operative Schwäche hin.
Beim Buchwert verhält es sich ähnlich. Thyssenkrupp hat in den vergangenen zehn Geschäftsjahren sechs Verlustjahre erwirtschaftet. In diesen Situationen vermindert sich der Unternehmenswert innerhalb kürzester Zeit. Deshalb hat sich Thyssenkrupp eher zu einem Krisenwert entwickelt, der unter den aktuell schlechten Rahmenbedingungen leidet. Dazu zählen beispielsweise die hohen Energiepreise, Belastungen aus der Energiewende, die weltweite Konkurrenz (mit deutlich besseren Rahmenbedingungen) und die schwache Konjunktur. Sie stellen in Deutschland derzeit nicht nur Thyssenkrupp, sondern auch viele weitere Industrieunternehmen vor große Herausforderungen.









Im Halbjahresbericht 2023/2024 gab Thyssenkrupp deshalb folgende Gesamtjahresprognose: „In einem anhaltend schwierigen Marktumfeld mit geo- und handelspolitischen Konflikten rechnet Thyssenkrupp für das laufende Geschäftsjahr mit einer insgesamt herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Zudem erwartet das Unternehmen weiterhin volatile Preisniveaus auf Absatz- und Beschaffungsmärkten wie bei Rohstoffen und Energie. Dies kann zu Schwankungen bei Umsatz- und Ergebnisentwicklungen führen.“
Der Konzern würde für eine nachhaltige Wende eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen benötigen. Doch derzeit ist diese leider nicht absehbar.
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Auf Basis der vergangenen zehn Geschäftsjahre fällt der aktuelle Unternehmenswert sogar negativ aus. Aus diesem Grund und infolge einer fehlenden Verbesserungsperspektive sind Thyssenkrupp-Aktien derzeit kein Schnäppchen.
Und wie steht es um Thyssenkrupp Nucera?
Diesen Unternehmensteil brachte der Thyssenkrupp-Konzern 2023 erfolgreich an die Börse und konnte so sein Bilanzbild verbessern. Thyssenkrupp Nucera ist auf Elektrolyseure spezialisiert, die dringend für die Produktion von grünem Wasserstoff benötigt werden.









Dementsprechend positiv entwickelt sich der Umsatz, der zwischen 2020 und 2023 von 254 Millionen auf 652 Millionen Euro gestiegen ist. Das operative Ergebnis sank zwar von 28 Millionen auf 19 Millionen Euro, fiel aber stets positiv aus. Doch auch Thyssenkrupp Nucera konnte zuletzt die Prognose nicht aufrechterhalten und erwartet für das aktuelle Geschäftsjahr 2023/2024 sogar einen Verlust.
Auch hier ist es aufgrund des unsicheren Umfelds nach Peter Lynch derzeit eher ratsam, eine Lagebesserung abzuwarten.
Fazit Thyssenkrupp & Thyssenkrupp Nucera
Obwohl Thyssen Nucera aufgrund des politisch geförderten grünen Wasserstoffs langfristig die besseren Aussichten besitzt, leidet auch dieser Wert aktuell wie Thyssenkrupp selbst unter den herausfordernden Rahmenbedingungen. Erst deren Verbesserung würde zu einer Trendwende führen.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE Redaktion

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