Jetzt rollt die Lawine
Ein schwacher Arbeitsmarktbericht traf gestern auf einen schwachen Aktienmarkt. Denn das US-Arbeitsministerium meldete für Juli die Schaffung von nur noch 114.000 Stellen.
- Schwacher Arbeitsmarktbericht: nur 114.000 Stellen geschaffen.
- Arbeitslosenquote steigt auf 4,3 %, höchste seit 2022.
- Aktienmärkte brechen ein, DAX und Nasdaq in Korrektur.
Jetzt rollt die Lawine
von Sven Weisenhaus
Ein schwacher Arbeitsmarktbericht traf gestern auf einen schwachen Aktienmarkt. Denn das US-Arbeitsministerium meldete für Juli die Schaffung von nur noch 114.000 Stellen. Erwartet worden waren immerhin 148.000, nach 179.000 im Juni.
Außerdem wurden die beiden Vormonatswerte um insgesamt fast 30.000 Stellen nach unten revidiert. Und die Arbeitslosenquote stieg mit 4,3 % auf das höchste Niveau seit Oktober 2022, von 4,1 % im Vormonat. Dabei waren die Anleger zuletzt nur moderate Veränderungen von 0,1 % gewohnt.
Hinzu kommt ein Lohnwachstum, welches mit +0,2 % zum Vormonat schwächer ausfiel als im Vormonat und als erwartet (+0,3 %). Im Vergleich zum Vorjahr lag der Anstieg bei +3,6 %, nach +3,8 % im Juni und statt erwarteter +3,7 %.
Zunehmende Sorgen vor einer Wachstumsschwäche der USA
Man kann also eindeutig beobachten, dass sich der Arbeitsmarkt in den USA abkühlt, mit scheinbar zunehmendem Tempo. Und zusammen mit weiteren Daten, sorgt dies nun offenbar für Sorgen vor einer Wachstumsschwäche (um das Wort Rezession zu vermeiden). Zu nennen wäre dabei auch der vorgestrige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe vom Institute for Supply Management (ISM), der mit nur noch 46,8 Punkten (Vormonat: 48,5) weiter nachgab, sogar sehr deutlich, und damit unterhalb der Erwartungen (48,8) sowie weit unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern blieb.
Die Sorgen vor einem Konjunkturabschwung sind also durchaus berechtigt. Und daher könnte die US-Notenbank inzwischen sogar zu spät dran sein, angesichts der zeitverzögerten Wirkung von Zinssenkungen.
Der Markt preist schnellere Zinssenkungen ein
So verwundert es auch nicht, dass die Wahrscheinlichkeit für eine 50-Punkte-Zinssenkung im September nach den aktuell schwachen Wirtschaftsdaten explodiert ist, von vorgestern noch nur 22 % auf aktuell 73,5%.
(Quelle: CME Group)
Man kann es sich daher leicht ausmalen, wie die erste Reaktion der Anleger auf die Arbeitsmarktdaten ausfiel: Sichere Häfen wie Anleihen waren gefragt, was deren Kurse steigen und Zinsen fallen ließ. Die Rendite der vom Markt vielbeachteten 10-jährigen US-Staatsanleihe brach förmlich ein und notiert nun in der Nähe des Tiefs vom Dezember 2023.
Mit nur noch etwas mehr als 3,8 % im Vergleich zum Leitzins bei 5,25 % bis 5,50 % sind nun eine ganze Menge Zinssenkungen der Notenbank nötig, um dem Markt noch hinterherzukommen. Dieser übt nun jedenfalls mächtig Druck aus auf die Währungshüter.