Profitabel trotz Stahlkrise
Für ThyssenKrupp-Anleger undenkbar: Ein Stahlkonzern, der noch Geld verdient!
Trotz weltweiter Stahlkrise ist es dem österreichischen Metallkonzern Voestalpine gelungen, profitabel zu bleiben – ein angenehmer Kontrast zu ThyssenKrupp.
- Voestalpine bleibt trotz Stahlkrise profitabel.
- Umsatz und Gewinn sinken, aber positive Vorzeichen.
- Automobilkrise belastet, aber andere Bereiche wachsen.
- Report: Nach Nvidia: 5 KI-Revolutionäre aus der zweiten Reihe!
Angesichts der anhaltenden Wirtschaftsflaute insbesondere in der Volksrepublik China, wo auch die für die Stahlindustrie so wichtige Baukonjunktur lahmt, haben viele Stahlkonzerne mit rückläufigen Geschäften zu kämpfen. Bereits vor drei Monaten warnte der nach Volumen größte Stahlerzeuger der Welt vor einer der schwersten Krisen in der Geschichte der Branche.
Die Schwere dieser Krise wird von Unternehmen sehr unterschiedlich gemeistert. Während beim seit Jahren vor sich hinsiechenden deutschen Stahlkocher ThyssenKrupp trotz inzwischen verschiedenster Umstrukturierungsmaßnahmen noch immer keine operative Wende absehbar ist, gelingt es dem österreichischen Konzern Voestalpine, eine zufriedenstellende Ertragslage zu behaupten.
Voestalpine erleidet Umsatz- und Gewinnrückgang
In einem, wie das Unternehmen in seiner Bilanzpressemitteilung schreibt, "konjunkturell schwierigen Umfeld" hatten die Österreicher zwar sowohl mit einem Umsatz- als auch einem Gewinnrückgang zu kämpfen. Insgesamt konnten aber positive Vorzeichen behauptet werden.
In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024/25 erlöste Voestalpine nach 8,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum nun eine halbe Milliarde Euro weniger. Der Rückgang auf 8,0 Milliarden Euro bedeutet eine Einbuße um 5,9 Prozent.
Aufgrund von negativen Einmaleffekten durch eine Wertminderung (-81 Millionen Euro) bei der Tochter Buderus Edelstahl, die an die deutsche Beteiligungsgesellschaft Mutares verkauft wurde, fiel das EBITDA mit -20,5 Prozent überproportional stark. Statt wie im Vorjahr 903 Millionen Euro verbuchte der Stahlkonzern nur noch einen operativen Gewinn in Höhe von 718 Millionen Euro.
Automobilkrise setzt auch der Stahlbranche zu
Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, kommentierte das Zahlenwerk mit den Worten: "In diesem äußerst schwierigen Umfeld für europäische Stahlunternehmen beweist die voestalpine einmal mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit." Dabei hob er insbesondere die Konzentration auf technologisch führende Produkte wie die Hochregallagersysteme des Unternehmens hervor.
Mit Blick auf die zweite Hälfte des Geschäftsjahres zeigte sich der Konzern zurückhaltend. Erwartet wird ein EBITDA-Ergebnis in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Nachdem bereits 718 Millionen Euro erwirtschaftet wurden, ist also mit zwei weiteren, schwächeren Quartalen zu rechnen. Risiken für das Geschäft sieht das Management vor allem aufgrund der Krise der deutschen Automobilindustrie.
Für andere Geschäftsfelder zeigte sich Voestalpine hingegen deutlich zuversichtlicher: "Dieser Ergebnisausblick fußt auf der Erwartung einer weiterhin global guten Entwicklung in den Geschäftsfeldern Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik."
Aktie auch nach Zahlen unter Druck
Zwar war 2024 mit Verlusten von rund einem Drittel bereits kein gutes Jahr für die Aktie, das hält Anleger am Mittwochvormittag jedoch nicht davon ab, auf den Halbjahresbericht des Unternehmens erneut enttäuscht zu reagieren. Am Handelsplatz Wien verliert die Aktie rund ein Prozent an Wert und gehört damit gemeinsam mit Wienerberger zu den Schlusslichtern im Leitindex ATX.
Können die Käufer der anhaltenden Talfahrt nicht bald etwas entgegensetzen, drohen die Anteile den Unterstützungsbereich bei 17,40 Euro anzulaufen. Ein hier vor zwei Jahren gebildeter Doppelboden führte zwischenzeitlich zu einer Kursverdoppelung. Sollte er nun jedoch nachhaltig aufgegeben werden, drohen mittelfristig Kurse im Bereich des Corona-Tiefs.
Fazit: Günstige Bewertung, derzeit aber nur für Antizykliker
Wenngleich die Geschäfte derzeit rückläufig sind, zahlt sich die Strategie des Unternehmens, auf Hochtechnologieprodukte zu setzen, aus. Hier lässt sich schlicht profitabler wirtschaften, als in der traditionellen Stahlerzeugung, wo der Markt mit Überkapazitäten und der günstiger produzierenden Konkurrenz aus Fernost zu kämpfen – eine Lektion, die viel früher schon auch der deutsche Mitbewerber ThyssenKrupp hätte lernen sollen.
Aus einer technischen Perspektive betrachtet, befindet sich die Aktie zwar in anhaltenden Schwierigkeiten, aus einer fundamentalen Perspektive ist sie hingegen ein klarer Kauf: Für das kommende Geschäftsjahr steht ein einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis bei einer Dividendenrendite von bis zu 4 Prozent zu Buche. Das macht Voestalpine zu einer attraktiven Chance für antizyklisch agierende Anleger.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
*zzgl. marktüblicher Spreads und Fremdkosten
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte