Krim-Krise
Gazprom wird zur europäischen Zielscheibe
Im diplomatischen Machtspiel zwischen der EU und Russland attackieren die europäischen Vertreter den russischen Energiekonzern Gazprom. Gleich mehrere Entscheidungen wurden zu Ungunsten des teilstaatlichen Konzerns getroffen.
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Zum Einen kündigte EU-Kommisar Günther Oettinger in der Tageszeitung „Die Welt“ an, die Planungen um die geplante russische Pipeline South Stream zu bremsen. Zum Anderen hat die EU-Kommission die
Entscheidung, ob Gazprom die Pipeline Opal vollständig nutzen darf, verschoben. Opal bezeichnet eine deutsche Pipeline, die die Ostsee-Pipeline Nord Stream mit dem europäischen
Erdgas-Fernleitungsnetz verbindet und so mitentscheidend ist, damit russisches Gas auch ohne den Transit durch die Ukraine nach Westeuropa fließen kann. Und der westeuropäische Markt ist für
Gazprom besonders wichtig: Dort erziele der Konzern einen Drittel seines Umsatzes, schreibt die Zeitung.
„Die EU weiß, dass der Gasexport die empfindlichste Stelle des Kremls ist“, zitiert die „Welt“ Michail Kortschemkin, den Direktor von East European Gas Analysis: „Russland bei South Stream und Opal
zu behindern heißt, es zum Frieden mit der Ukraine zu zwingen.“ Fraglich ist, ob es vor dem Hintergrund der ausgesetzten Verhandlungen in Europa zu Lieferengpässen kommen könnte. Seit Jahresbeginn
hat Gazprom die Gaslieferungen durch die Ukraine bereits reduziert. Im Säbelrasseln kündigte der Gaskonzern jetzt an, die seit Dezember gewährten Preisnachlässe für die Ukraine wieder rückgängig zu
machen, berichtet die „Welt“.
Dass Gazprom gehörig unter Druck steht, ist klar. Einen Tag nachdem russische Militärs auf der Krim einmaschiert waren, wurde vor allem der Konzern auf den Kapitalmärkten bestraft: Die
Gazprom-Aktie büßte deutlich ein. Die „Welt“ schreibt jetzt, dass der Konflikt in der Ukraine laut „Morgan Stanley“ gar neun bis 10,5 Prozent des Gewinns von Gazprom für 2014 bedroht.