Verdeckte Staatsgelder
Condor-Chef kritisiert Etihad-Hilfe für Air Berlin - Verstoß gegen europäisches Beihilferecht
Der Ferienflieger Condor hat die Finanzhilfen der Fluggesellschaft Etihad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten für Air Berlin als Wettbewerbsverzerrung und Verstoß gegen europäisches Recht kritisiert. Auch wenn Etihad nicht die Mehrheit an Air Berlin halte, so übe die Fluggesellschaft „nach meiner Wahrnehmung die unternehmerische Kontrolle aus“, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup der WirtschaftsWoche. „Bereits das wäre gegen europäisches Recht. Dazu hat Etihad in den vergangenen Jahren 800 Millionen Euro in Air Berlin gesteckt. Weil hinter Etihad letztlich das Emirat Abu Dhabi steht, sind das Staatsgelder und damit ein Verstoß gegen europäisches Beihilferecht“, kommentierte Teckentrup in Hinblick auf die noch für den November erwartete Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums in der Frage, ob das Engagement von Etihad bei Air Berlin mit dem europäischen Beihilferecht vereinbart ist.
Wettbewerbsverzerrungen auf dem europäischen Markt
Die Wettbewerbsverzerrung gehen auf Lasten der anderen Fluggesellschaften, da Air Berlin dank der Hilfen von Etihad günstigere Preise anbieten könne. „Die jüngste Finanzierungsrunde von 300 Millionen Euro erlaubt es Air Berlin, in diesem Jahr jedes der rund 30 Millionen Tickets im Schnitt zehn Euro billiger anzubieten“, rechnet Teckentrup der WirtschaftsWoche vor. „Das ist in unserer Branche, wo Kunden wegen ein paar Euro Ersparnis die Fluglinie wechseln, ein Riesenunterschied und kostet uns viel Geschäft.“ Auch Condor leidet darunter aus Sicht des Managers: "Wir hätten bei einer profitablen und kleineren Air Berlin wohl fünf oder zehn Flugzeuge mehr und auch ein paar Hundert Jobs mehr", so Teckentrup.
Lagestrecken-Billigflüge der Lufhansa? „Hätte ich mir vorstellen können.“
Auf die Ankündigung der Deutschen Lufthansa, nun auch auf der Langstrecke Billigflüge anzubieten, reagiert der Manager gelassen. „Die Lufthansa-Flüge in Urlaubsgebiete sorgen dort für Überkapazität und Preiswettbewerb. Das verdirbt für eine Weile die Preise. Aber wenn die Verluste zu hoch werden, steigt einer aus, und die Lage wird wieder ruhiger“, so Teckentrup. Der Condor-Chef ist zudem skeptisch, dass die neuen Angebote die Erträge der Lufthansa wesentlich steigern. „Wer mit heute mehr als 100 Langstreckenflugzeugen nicht genug Geld verdient, löst sein Problem nicht automatisch, wenn gut ein Dutzend davon etwas anderes macht.“
Lesen Sie auch
Der Ferienflieger Condor hätte die neuen günstigen Lufthansa-Langstreckenflüge gerne anstelle der türkischen Gesellschaft Sun Express durchgeführt. „Das hätte ich mir vorstellen können, zumal wir ja bei der touristischen Langstrecke eine gewisse Kompetenz haben. Aber es sieht nicht danach aus.“ Für Gespräche sei er allerdings offen, betont Teckentrup im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.