"Lügenpresse"
Was ist dran am Vorwurf "Lügenpresse"?
Selten gelogen, aber oft einseitig berichtet - Seite 3
Selten gelogen, aber oft einseitig berichtet - Seite 3
Der Begriff "Lügenpresse" suggeriert, dass Journalisten bewusst die Unwahrheit sagen. Das dürfte jedoch selten der Fall sein. Nicht weniger gefährlich als eine bewusste Lüge, die man einfach widerlegen kann, ist eine tendenziöse Berichterstattung. Das spiegelt sich beispielsweise in der Sprache wider, wenn pauschal in Medien alle Einwanderer als "Flüchtlinge" bezeichnet werden, auch wenn viele davon gar keine sind. Oder wenn in den "tagesthemen" überproportional oft weinende Flüchtlingsmädchen gezeigt werden, obwohl das vermutlich die kleinste Gruppe unter den Zuwanderern ist. Oder wenn über jede Lüge von Donald Trump breit und im Brustton der Entrüstung berichtet wird, über die Lügen von Hillary Clinton jedoch viel weniger und ohne empörenden Tonfall. Oder wenn der Parteiname der AfD stets mit dem Zusatz "rechtspopulistisch" erwähnt wird, bei der Linken jedoch nie der Zusatz "linkspopulistisch" genannt wird. Oder wenn die Moderatoren in der Talkshow mit dem - zugegebenermaßen als Menschen sympathischen - Gregor Gysi locker-lustig scherzen, bei AfD-Vertretern aber inquisitorisch fragen.
Die Einseitigkeit der Berichterstattung hängt mit dem Selbstverständnis und der politischen Einstellung von Journalisten zusammen. Renate Köcher, die Leiterin des renommierten Allensbacher Institutes für Demoskopie, hat schon vor 30 Jahren in ihrer Doktorarbeit das "missionarische" Selbstverständnis der Journalisten herausgearbeitet. Ihre Dissertation nannte sie "Spürhund und Missionar" - es war eine vergleichende Untersuchung über Berufsethik und Aufgabenverständnis britischer und deutscher Journalisten. 95 Prozent der deutschen Journalisten, so ein Ergebnis der Untersuchung, sahen sich vor allem als "Kritiker an Missständen". Was ein "Missstand' ist, sieht derjenige, der linksgrün denkt, natürlich ganz anders als ein Liberaler oder Rechter. Wer sich für diese Zusammenhänge interessiert, kann sie in meinem Buch "Wohin treibt unsere Republik?" in den Kapiteln VI. und VII. über Medien und Intellektuelle nachlesen. Auch wenn ich das Buch schon vor 20 Jahren geschrieben habe, hat sich in dieser Beziehung (leider) seitdem nichts verändert.