Aktien Frankfurt Eröffnung
Verhaltener Start
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Donnerstag zunächst nicht allzu weit aus der Deckung gewagt. Der Dax notierte im frühen Handel 0,22 Prozent niedriger bei 12 525,90 Punkten, nachdem er am Vortag leicht zugelegt und den höchsten Stand seit rund acht Wochen erreicht hatte. Unterstützung kam dabei vom Eurokurs , der unter die Marke von 1,19 US-Dollar gerutscht war und dieses Niveau am Donnerstagmorgen hielt. Allerdings sei der Euro noch immer stark und trübe die Exportaussichten der hiesigen Unternehmen, sagte ein Händler.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstag in den ersten Handelsminuten um 0,11 Prozent auf 25 215,27 Punkte abwärts. Der Technologiewerte-Index TecDax sank um 0,08 Prozent auf 2357,14 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,20 Prozent ein.
VORGABEN UNEINHEITLICH
An der Wall Street hatte der S&P 500 am Mittwoch seine Rekordjagd mit angezogener Handbremse fortgesetzt. Der breit aufgestellte Index schleppte sich auf eine neuerliche Bestmarke, schloss aber letztlich nur minimal höher. Die anderen wichtigen Börsenbarometer näherten sich weiter ihren historischen Höchstständen. In Asien tendierten die Börsen wegen schwacher Wirtschaftsdaten aus China hingegen moderat im Minus. Dort hatten sich Einzelhandelsumsätze, Sachinvestitionen und die Industrieproduktion im August weniger gut als erwartet entwickelt.
Trotz des aktuell fehlenden Auftriebs reißt laut Helaba-Marktexperte Christian Schmidt das Interesse an Aktien jedoch nicht ab. "Seitdem der Dax Ende August bei 11 868 Punkten sein vorläufiges Tief erreicht hat, konnte er annähernd 700 Punkte (5,5 Prozent) gutmachen. Mit diesem fulminanten Anstieg hat sich die technische Situation deutlich verbessert", so Schmidt.
Aus Branchensicht waren Autowerte anlässlich der Internationalen Automobilausstellung (IAA) europaweit mit einem Plus von 0,6 Prozent am stärksten gefragt. Im Dax gehörten die Anteilsscheine von Continental , Volkswagen , Daimler und BMW mit Gewinnen zwischen 0,3 und 1,1 Prozent zu den Spitzenreitern.
MUNICH RE STELLT GEWINNZIEL IN FRAGE
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Unter den Einzelwerten standen die Aktien der Munich Re im Anlegerfokus. Wegen der Wirbelstürme "Harvey" und "Irma" seien hohe versicherte Schäden zu erwarten, womit das Gewinnziel für 2017 gefährdet sei, teilte der Rückversicherer am Mittwochabend mit. Ein Händler gab sich am Morgen jedoch nicht überrascht: Der Ausblick auf das laufende Jahr habe immer unter der Prämisse einer "normalen" Hurrikan-Saison gestanden, bemerkte er. Ohnehin sei die Dividende für 2017 nicht gefährdet. Munich-Re-Papiere, die vorbörslich noch um bis zu 3 Prozent abgesackt waren, drehten nach einer schwächeren Xetra-Eröffnung ins Plus und notierten zuletzt 0,2 Prozent höher.
Infineon-Titel bildeten hingegen mit einem Verlust von mehr als 1,5 Prozent das Schlusslicht im Leitindex. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte die Aktien nach ihrer zuletzt überdurchschnittlich guten Entwicklung von "Buy" auf "Neutral" abgestuft. An seiner generell positiven Einschätzung des Halbleiterkonzerns habe sich allerdings nichts geändert, betonte Analyst Mohammed Moawalla.
PERSONALDISKUSSIONEN BELASTEN DEUTSCHE BANK UND DEUTSCHE BÖRSE
Die Titel der Deutschen Börse und der Deutschen Bank litten im frühen Handel unter Nachrichten ihr Führungspersonal betreffend. So will der Börsenbetreiber mit der Zahlung einer Strafe von 10,5 Millionen Euro das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen ihren Chef Carsten Kengeter aus der Welt schaffen. Die Vorwürfe wegen angeblichen Insiderhandels und einer angeblich unterlassenen Pflichtmitteilung erstrecken sich neben der Person Kengeters auch auf das Unternehmen. Die Aktien der Deutschen Börse verloren 0,8 Prozent.
Bei der Deutschen Bank sind die Aktionäre offenbar zunehmend unzufrieden mit Vorstandschef John Cryan. Er habe in den zwei Jahren an der Spitze der Deutschen Bank "schlicht zuwenig" verändert, zitiert das "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) einen namentlich nicht genannten Investor. Auch aus Katar soll zunehmend Gegenwind kommen. Der Großaktionär, der über 9 Prozent an der Deutschen Bank hält, sei verärgert, dass sich Cryan offenbar nicht mit seiner Rolle als "Übergangslösung" zufrieden geben wolle, schreibt das Blatt. Deutsche-Bank-Papiere verbilligten sich um 0,3 Prozent.
Die jüngst arg gebeutelten Aktien von Air Berlin schnellten um knapp 15 Prozent nach oben. Offenbar hat sich eine neue Bieterallianz für die insolvente Fluggesellschaft gebildet. Einem Bericht der österreichischen Tageszeitung "Kurier" zufolge will der frühere Rennfahrer Niki Lauda gemeinsam mit der Fluggesellschaft Condor für 38 Maschinen der Air Berlin und ihrer Tochter Niki ein Angebot abgeben. An diesem Freitag endet die Bieterfrist. Es gibt eine Reihe von Interessenten für die Airline, deren Flugbetrieb sich nach zahlreichen Flugausfällen in den vergangenen Tagen am Donnerstag offenbar wieder normalisiert./edh/tos