checkAd

    Aixtron auf dem Weg zum Pennystock? (Seite 243)

    eröffnet am 06.12.05 18:30:01 von
    neuester Beitrag 24.10.22 22:50:16 von
    Beiträge: 3.248
    ID: 1.024.811
    Aufrufe heute: 49
    Gesamt: 529.275
    Aktive User: 0


    Beitrag zu dieser Diskussion schreiben

     Durchsuchen
    • 1
    • 243
    • 325

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 14.03.07 09:47:38
      Beitrag Nr. 828 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.283.076 von Delle56 am 14.03.07 08:40:18Da gibts nicht zu erklären. Das ist Börse. Mal gute Zeiten, mal schlechte Zeiten. Gestern haben die Schlaufüchse ihre Gewinne mitgenommen. Diejenigen lehnen sich nun entspannt mit einem Grinsen im Gesicht zurück und warten auf günstige Einstiegskurse.
      Avatar
      schrieb am 14.03.07 08:51:53
      Beitrag Nr. 827 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.283.076 von Delle56 am 14.03.07 08:40:18Ausgeschlossen, würde ich sagen.
      Privatanleger haben dazugelernt und agieren äusserts vorsichtig. Selbst wenn die Profis alle ihre Papiere halten würde (ebenfalls ausgeschlossen) würde der Kurs in so einer Phase nach unten rauschen. Eventuell kommen sogar die Freunde und Förderer der 3,80 - Einstiegsmarke zum Zuge, so sie sich überhaupt noch trauen.

      Längerfristig ist das zwar alles irrelevant (siehe letztes Posting von Macro), aber derzeit sitzt niemand gern auf Verlusten, auch wenn es nur für kurze Zeit sein mag.

      meine ganz persönliche Einschätzung
      azurro
      Avatar
      schrieb am 14.03.07 08:43:54
      Beitrag Nr. 826 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.283.076 von Delle56 am 14.03.07 08:40:18Der Stimmung am Gesamtmarkt kann sich nichts entziehen. Dass Aixtron angesichts eines solchen Markts einsam den Weg nach oben einschlägt, ist sehr sehr unwahrscheinlich...
      Avatar
      schrieb am 14.03.07 08:40:18
      Beitrag Nr. 825 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.278.592 von Macrocosmonaut am 13.03.07 19:58:18Erkläre mir doch mal einer, warum Aixtron, an einem Tag wie gestern so stark leiden muß :confused:. Eigentlich scheinen sie hervorragend positioniert zu sein - für die Zukunft. Persönlich hatte ich die Vorstellung, dass der Wert nicht mehr unter 5 € fällt....aber da sieht man mal wie irrational die Börse sein kann. Was passiert in einem solch nervösen Markt am Donnerstag bei Bekanntgabe der Aixtronzahlen? Auch bei guten Zahlen ? Kann ein Unternehmen nicht auch mal bei guten Aussichten gegen Strom schwimmen. Eure Meinung ? !
      Gruß von der Delle
      Avatar
      schrieb am 13.03.07 23:06:39
      Beitrag Nr. 824 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.281.359 von aurelian1 am 13.03.07 22:50:372008?

      unter sehr guenstigen bedingungen:

      - 350 mio umsatz
      - 66 mio euro gewinn
      - 0.75 euro pro aktie gewinn
      - bei KGV 27 = 20 Euro, wahrscheinlicher dann: KGV 40 = 30 Euro

      unter sehr unguenstigen bedingungen:

      - 150 mio umsatz
      - 0 euro gewinn
      - 0 euro pro aktie gewinn
      - Kurs +- 2 Euro

      alles dazwischen ist auch moeglich ;)

      Trading Spotlight

      Anzeige
      JanOne
      3,3400EUR +7,74 %
      Jetzt der Turnaround und Rallye bis 10 USD? mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 13.03.07 22:50:37
      Beitrag Nr. 823 ()
      Was könnte zB Aixtron plausibel unter günstigen Vorzeichen per Aktie 2008 verdienen?
      Auf diesen Gewinn könnte man ein KGV von 25-30 rechnen.
      Avatar
      schrieb am 13.03.07 19:58:18
      Beitrag Nr. 822 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.219.301 von azurro am 10.03.07 14:17:10Der zukünftige langfristige Kursverlauf der Aixtronaktie hängt sicherlich nicht am Verlauf in dieser Woche.

      Unterstellt man das postulierte Szenario eines Kursverlaufs in Analogie zu Emerging Markets, dann steht der Wert erst am Anfang einer langfristigen mehrjährigen Aufwärtsbewegung.

      Dabei stellen die aktuellen Kursregionen unter langfristigen Gesichtspunkten attraktive Einstiegsniveaus an schwachen Tagen dar.

      LED´s werden meines Erachtens langfristig viele Bereich des alltäglichen Lebens durchgreifend revolutionieren. Der Markt ist milliardenschwer.

      Die Energiespardiskussion steckt derzeit erst in ihren Kinderschuhen - der Klimawandel wird fundamental entsprechende Auswirkungen auf generelle Energieeinsparpotentiale haben.

      Der Produktzyklus steht meines Erachtens erst am Anfang eines sogenannten Superzyklus.

      Wie immer meine eigene Einschätzung und ohne Gewähr.

      Happy days.

      Macro.
      Avatar
      schrieb am 10.03.07 14:17:10
      Beitrag Nr. 821 ()
      Die Korrektur hat den Wert bisher nicht bis 3,80 geführt, sondern nur für wenige Stunden auf 4,40. Kurzfristig ist die Aktie an der Marke von 5,15 abgeprallt. Eine starke Unterstützungszone ist bei 4,75 auszumachen, die nach dem Mini-Crash auch sehr schnell wieder genommen wurde.

      Überraschend viele Marktteinehmer, die dem Wert grundsätzlich weiteres Potential zusprechen, haben sich nach dem Rücksetzer von der Aktie getrennt und die nachfolgende Aufwärtsbewegung nicht mehr mitgemacht, um auf einen weiteren Rückgang auf 3,80 zu spekulieren. Abstruse Anlegeempfehlungen u.a. von SES und West LB lassen darauf schliessen, dass auch einige grössere Anleger vom jüngsten Kursanstieg der Aktie bisher nicht profitiert haben.

      Die Frage ist nun, wie sich diese Anleger - private wie professionelle - in der nächsten Woche verhalten werden, wenn der Gesamtmarkt nicht erneut einbricht und auch die anstehenden Zahlen keinen Anlass zu Enttäuschung liefern. Die nächste Woche dürfte somit äusserts spannend werden. Insbesondere wird der Blick auf die Auftragseingänge sowie auf den weiteren Ausblick des Managements gerichtet sein. Der im Vergleich zu Veeco zurückhaltendere Umgang des CFO mit Prognosen wurde bisher vom Markt positiv aufgenommen.

      Wir werden sehen
      azurro
      Avatar
      schrieb am 10.03.07 14:04:26
      Beitrag Nr. 820 ()
      morgen beschäftigt sich die frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit dem Thema:

      - Enegiesparen / Verbot Glühbirnen / Einführung LED


      ihr seht: es kommen ständig neue nachrichten bzw. berichte über dieses Thema.
      Avatar
      schrieb am 09.03.07 18:19:56
      Beitrag Nr. 819 ()
      aus einem aktuellen bericht der Friedrich ebert Stiftung!!


      Neue Effizienztechniken

      Neben bewährten Energieeffizienztechniken eröffnen sich durch neu entwickelte Techni-ken zusätzliche Potenziale zur Energieeinsparung. Eine dieser Technologien ist die Beleuchtung mittels weißer Leuchtdioden (LED), die seit der Erfindung der blauen LED An-fang der neunziger Jahre erst möglich wurde. Seitdem nimmt diese Technologie einen rasanten Aufschwung und dringt in immer weitere Bereiche vor. Eine weitere Neuent-wicklung zur Erschließung erheblicher Effizienzpotenziale ist die Entwicklung des sogenannte Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 12nannten EC-Motors (elektronisch kommutiert5) für elektrische Antriebe (<1 kW), der bis zu einem Faktor Vier effizienter ist. Aber auch bei Wohn- und Bürogebäuden ist durch die Passivhaustechnik eine Entwick-lung angestoßen worden, die inzwischen auch konventionellen Wohn- und Bürogebäu-den zugute kommt. Einzelelemente wie effiziente Klimatechnik, KW(K)K, Energiemana-gement, integrale Planung seien hier nur beispielhaft genannt.

      1.3.3.1 LEDqÉÅÜåçäçÖáëÅÜÉ=j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=Im Zusammenhang mit Klima- und Ressourcenschutz stehen die Bemühungen um eine effiziente Nutzung von elektrischer Energie an zentraler Stelle. Der Beleuchtung kommtwegen ihrem flächendeckenden Einsatz in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen eine besondere Bedeutung zu: Beleuchtung mit künstlichem Licht trägt beispielsweise imKleinverbrauchssektor, z.B. in Geschäftsräumen des Einzelhandels, mit durchschnittlich 36% in erheblichem Maße zum Stromverbrauch und zur Spitzenlast bei (ISI/FfE/TUM 1998).Die bisher eingesetzten Beleuchtungssysteme basieren – von wenigen Ausnahmen in Nischenbereichen abgesehen – entweder auf dem Prinzip der Wärmestrahlung (Glühlam-pen) oder der Gasentladung (Leuchtstofflampen, Hoch- bzw. Niederdruck-Entladungslampen). Während die Glühlampe seit ihrer Erfindung vor etwa 100 Jahren nureinen merklichen Effizienzsprung durch die Entwicklung der Halogen-Glühlampen aufwei-sen kann, sind die Gasentladungslampen seit etwa 1940 kontinuierlich verbessert worden und weisen heute sehr hohe Energieausbeuten auf (siehe Abbildung 4).5Der EC-Motor ist ein kollektor- und bürstenloser permanentmagneterregter Gleichstrommotor. Dabei kommutiert (wechselt) ein EC-Controller die Motorwicklungen elektronisch und damit verschleißfrei. Darüber hinaus überwacht und steuert der EC-Controller den Motor. Die Antriebe sind auf kompakte Bauweise und hohen Wirkungsgrad in einem breiten Drehzahl-Drehmomentbereich hin optimiert. Ein EC-Motor zeichnet sich aus durch einfache Inbetriebnahme, geräuscharmen Betrieb, großen Drehzahl-stellbereich, wartungsfreien Betrieb und einen hohen Wirkungsgrad auch im Teillastbereich. Siehe dazuauch Abschnitt 1.3.3.2 auf Seite 14.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 21
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 13Abbildung 4: Zeitliche Entwicklung der Lichtausbeuten verschiedener Lampentypen (Quelle: Haitz et al. 1999) 020406080100120140LEDGlühlampeHalogen-GlühlampeReflektor-Halogen-GlühlampeQuecksilberdampf-HochdrucklampeLeuchtstofflampeNatriumdampf-HochdrucklampeHalogen-MetalldapflampeLeuchtdioden, kurz LED genannt (Light Emitting Diodes) gibt es schon seit etwa 40 Jah-ren, jedoch waren sie bislang nur in wenigen Farben verfügbar und wiesen zudem meistkeine nennenswerten Lichtausbeuten auf, so dass ihr Einsatz auf Nischenanwendungen,z. B. als Signallämpchen in Auto-Armaturenbrettern oder Stereo-Anlagen beschränkt blieb.Diese Situation hat sich seit Entwicklung einer blauen LED Anfang der 1990er Jahre grundlegend verändert: Durch Mischung verschiedenfarbiger LED bzw. Verwendung von Leuchtstoffen ist die Herstellung von weißem Licht aus LED möglich geworden, so dass bei gleichzeitiger Verbesserung der Lichtausbeuten prinzipiell zahlreiche Anwendungs-möglichkeiten in Konkurrenz zu den bisherigen Beleuchtungssystemen offenstehen. Wie in Abbildung 4 zu erkennen, ist damit mittel- bis langfristig zudem ein erhebliches Strom-einsparpotenzial verbunden. Besonders Anwendungen im Verkehrs-, im Signal- und imAllgemeinbeleuchtungsbereich besitzen ein großes Anwendungspotenzial. Zusätzlich wirdder Ressourcenverbrauch insgesamt verringert, da LED weitaus langlebiger sind als her-kömmliche Lampen. LED sind zwar noch deutlich teurer als herkömmliche Beleuchtungssysteme, die Preise derweißen LED werden zukünftig aufgrund der Kostendegression durch Massenproduktion jedoch stark fallen.j∏ÖäáÅÜÉ=oçääÉ=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=Da Deutschland auf dem Beleuchtungssektor eine Reihe von großen und mittelständi-schen Firmen beherbergt, bedeutet eine zukunftsfähige Entwicklung auf diesem Gebietein Beitrag zur Standortsicherung und damit zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeits-plätzen.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 22
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 14^ìëÖ~åÖëîçê~ìëëÉíòìåÖÉå=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=Während die eigentliche LED-Produktion auf Basis der Halbleitertechnik nicht in Deutsch-land stattfindet und in der Hand internationaler Konzerne liegt, sind zahlreiche Maschi-nenhersteller für die Produktionsanlagen von LED sowie Hersteller von potenziellen LED-Anwendungen in Deutschland vorhanden.Langfristig werden sehr große Marktchancen bei der çêÖ~åáëÅÜÉå LED-Technik (OLED, die Leuchtmaterialien sind hier nicht mineralische Halbleiter, sondern Kunststoffe) für Be-leuchtungszwecke gesehen. Hier steht die Entwicklung noch ganz am Anfang, Firmen aus Deutschland haben aber schon erste Entwicklungsschritte unternommen, so dass eine Positionierung in diesem Zukunftsfeld möglich erscheint.j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=ÇÉê=c∏êÇÉêìåÖ=áå=aÉìíëÅÜä~åÇ=Bei der LED-Technologie handelt es sich um eine völlig neue Beleuchtungstechnologie mithohem Innovationsgrad. Die Perspektive einer mittel- bis langfristig sehr dynamischen Marktentwicklung spricht für ein intensives Engagement in diesem Bereich. Mit der Initiie-rung des LED-Kompetenznetzwerks ist z.B. das Land Nordrhein-Westfalen einen entschei-denden Schritt zur Entwicklung des LED-Marktes gegangen.1.3.3.2 Elektromotoren qÉÅÜåçäçÖáëÅÜÉ=j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=Mit der zunehmenden Technisierung und Automatisierung unserer Gesellschaft haben die elektromagnetischen Kleinantriebe (< 1 kW) heute eine fast unübersehbare Anwendungs-vielfalt erreicht. Elektrische Antriebe und speziell Kleinmotoren sind aufgrund wirtschaftli-cher Zwänge und anderer Hemmnisse jedoch oft sehr ineffizient und bieten bei konse-quentem Einsatz bestehender, ausgereifter Technologie ein Einsparpotenzial von bis zu einem Faktor 4, das sich aufgrund der großen Stückzahlen zu einem erheblichen Redukti-onspotenzial summiert. In Europa benötigt der Antrieb rotierender Maschinen jährlich eine Energiemenge von rund 400 TWh; durch Anwendung effizienterer Antriebe – d.h. der Kombination aus Motor, Steuerung und angetriebenem System – ließen sich z.B. bei Pumpen und Lüftern etwa 60-70% des Stroms einsparen (VDI 2001-2).Auch im Bereich der Haushaltsgeräte lassen sich durch verschiedene geringfügige, meistsehr wirtschaftliche Optimierungen der darin eingesetzten Elektroantriebe allein in Deutschland etwa 8.2 Mrd. kWh Strom jährlich einsparen (Langgasser 2001); dieses Strom-Einsparpotenzial liegt in der gleichen Größenordnung wie das der viel diskutierten „Stand-by-Verluste“.Eine besondere Rolle kommt dabei dem (zumeist permanenterregten) elektronisch kom-mutierten Gleichstrommotor – kurz „EC-Motor“ – zu, der insbesondere aus Effizienz-gründen als der „(Klein-)Motor der Zukunft“ anzusehen ist. Neben der Energieeinsparung bietet er als Zusatznutzen eine verlängerte Lebensdauer sowie bessere Überwachung und Regelung des Einsatzes.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 23
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 15j∏ÖäáÅÜÉ=oçääÉ=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=Hier bietet sich die grundsätzliche Option, sich im Bereich der Label von Haushaltsgeräten auf EU-Ebene und bei Lüftungsanlagen sowie bei Umwälzpumpen für eine Verschärfung der Grenzwerte einzusetzen und damit die Nachfrage nach effizienten Produkten zu stimulieren.Rund 38% des deutschen Branchenumsatzes entfallen auf Kleinmotoren bis etwa 1 kW Leistung. Nach einer Marktstudie von Frost und Sullivan errechnet sich für das Jahr 2004 ein Umsatz nur an Kleinstmotoren (Leistungen 250 W) für Europa in Höhe von 1,85 Mrd.Dollar. Der Großteil der Kleinstmotorenumsätze wird in Deutschland erzielt. Während derMarkt an Wechselstrommotoren in die Sättigung gerät, werden zukünftig im steigenden Maße bürstenlose Motoren gefragt (Stölting-Kaltenbach 2001).^ìëÖ~åÖëîçê~ìëëÉíòìåÖÉå=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=In Deutschland ist die Kompetenz im Bereich der Antriebselektronik (Stromrichter) nur bei den erforderlichen magnetischen Materialien vorhanden (Reluktanzmotor), sowie bei permanent erregten Kleinmotoren. Die potenziellen Endkunden für hocheffiziente Klein-motoren wie z.B. führende Hersteller von hochwertigen Haushaltsgeräten und aus derLüftungsbranche sind im deutschen Binnenmarkt in großer Zahl vertreten. =j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=ÇÉê=c∏êÇÉêìåÖ=áå=aÉìíëÅÜä~åÇ=Die Technologie effizienter Kleinantriebe ist ausgereift, die ineffizienten aber etablierten Alternativen sind jedoch zu preiswert und die Stromkosten zu gering für eine ausreichend schnelle Amortisation. Es liegt zudem ein Nutzer-Investor-Dilemma vor, da bei den Herstellern von Haushaltsgeräten nur teilweise Anreize für den Einsatz hocheffizienterMotoren bestehen. Strompreise werden aber in Zukunft tendenziell steigen, dadurch sinken die Amortisationszeiten effizienter Antriebe. Auch wird bei Massenfertigung die Technik kostengünstiger.Erfolg verspricht deshalb die Förderung des Einsatzes von effizienten Antrieben in Gebäu-desystemen wie Lüftungsanlagen und Pumpen. Hier existiert Know-how und eine inländi-sche Unternehmensstruktur in Deutschland, die durch geeignete Anreize ausgebautwerden könnte. Auch die eigene Beschaffung für bundeseigene Gebäude bietet Möglich-keiten zur Förderung der Technik.1.3.3.3 Wohn- und Bürogebäude der Zukunft qÉÅÜåçäçÖáëÅÜÉ=j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=Etwa 30% aller CO2-Emissionen werden in Deutschland durch Raumheizung in Wohn-und Bürogebäuden verursacht. Hinzu kommen indirekte Emissionen aus dem Strom-verbrauch für Haustechnik (Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung, Pumpen, Aufzüge). Hierbesteht großes Potenzial für Emissionsminderungen und Verringerung der Importabhän-gigkeit von fossilen Energieträgern. Der Bauwirtschaft als entscheidendem Akteur in diesem Feld bietet sich hier die Chance, durch Innovationen zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Insbesondere innovative Konzepte aus dem Passivhausbau
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 24
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 16(Wärmerückgewinnung, Klimatisierung, Lüftung, KW(K)K, Wärmedämmung, Tageslicht-nutzung) finden immer häufiger Eingang in die konventionelle Bauweise.Prinzipiell sind die Techniken zur effizienten Nutzung von Energie im Gebäude marktreif.Zur weiteren Marktdurchdringung müssen jedoch die einzelnen Elemente weiterentwi-ckelt und – auch hinsichtlich Wirtschaftlichkeit - optimiert werden. So müssen z.B. die luftdichten Verbindungen zwischen Bauteilen stärker standardisiert und damit preisgüns-tiger werden. Verbesserungspotenzial besteht auch bei der Integration effizienter Behei-zungssysteme für die Restwärme und zur Deckung des Wärmebedarfs (z.B. als Nahwär-mesysteme). Auch bei der intelligenten Haustechnik, der Sensorik, und der transparenten Wärmedämmung besteht noch Entwicklungsbedarf. Weiterhin erfordert die kostengüns-tige Errichtung effizienter Gebäude auf Planungsseite eine integrierte Planung bei Bauher-ren, Architekten und dem Ausbaugewerbe. Diese ist jedoch als wesentliches Planungstool noch zu wenig etabliert, weshalb generell ganzheitliche Konzepte zu selten realisiertwerden. Außerdem verhindert mangelndes Know-how bei allen Akteuren der Bauwirtschaft (Ar-chitekten, Installateure, Handwerker), dass Elemente des Passivhausbaus von Beginn an in die Planung einbezogen und erfolgreich umgesetzt werden.Darüber hinaus existieren noch zu viele Vorbehalte aus den Reihen der traditionellen Bauindustrie und der potenziellen Nutzer. Hier fehlt bei den vorhanden Akteuren ein effizientes Marketing über die Gebäudeeigenschaften und den resultierenden Zusatznut-zen (verbessertes Raumklima, mehr Tageslicht, höhere Arbeitszufriedenheit, Motivation,geringerer Krankenstand, größeres Wohlbefinden). Auch vorhandene Fördermöglichkei-ten für effizientes Bauen und Renovieren sind zu wenig bekannt. Höhere Energiepreise und die Energiesparverordnung (EnEV 2002) können die Verbreitung dieser Techniken wie z.B. die mechanische Wohnungslüftung und verbesserte Dämmung in der Zukunft för-dern. Schon jetzt existieren günstige Kredite und Zuschüsse, die über die Lebensdauer die Wirtschaftlichkeit sicherstellen. båÉêÖáÉïáêíëÅÜ~ÑíäáÅÜÉ=_ÉÇÉìíìåÖ=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=Effizienzgewinne verringern die Anforderungen an die Gesamtleistung des Kraftwerks-parks und die Infrastruktur der Gasversorgung. Die Verwendung eines BHKW trägt zumAufbau eines dezentralen Stromversorgungssystems bei.^ìëÖ~åÖëîçê~ìëëÉíòìåÖÉå=ÑΩê=aÉìíëÅÜä~åÇ=Die Bauwirtschaft ist grundsätzlich eher regional strukturiert und die Branche in Deutsch-land ist in der Lage, hocheffiziente Wohnhäuser und Bürogebäude zu bauen. Es fehlen jedoch weit verbreitete Anwendungen und die entsprechenden Erfahrungen bei derMehrheit der Akteure. Darüber hinaus besteht besonderer Motivations- und Qualifizie-rungsbedarf für die Handwerker und Architekten. Bei den Komponenten hat die Bauin-dustrie und auch der Bereich der Klimatisierung/Lüftung/Gebäudetechnik sowie der Be-leuchtungstechnik eine gute Wettbewerbsposition.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 25
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 17j∏ÖäáÅÜâÉáíÉå=ÇÉê=c∏êÇÉêìåÖ=áå=aÉìíëÅÜä~åÇ=Das zentrale Problem im Bereich hocheffizienter Wohngebäude ist die mangelnde Kennt-nis der Fachleute und der breiten Öffentlichkeit, dass effiziente Wohngebäude und Büro-gebäude heute das experimentelle Stadium bereits verlassen haben und marktfähig sind.Ansatzpunkte für geeignete Mittel zur Erschließung des Potenzials sind:Unterstützung bei der Errichtung von Passivhaussiedlungen und deren Darstellung in PR-Maßnahmen. Dabei stärkere publizistische Verknüpfung der positiv belegten Solar-technik mit effizienter Gebäudetechnik (Wärmerückgewinnung, Klimatisierung, Lüf-tung, KW(K)K, Wärmedämmung, Tageslichtnutzung);Marketingmaßnahmen zur Aufklärung über effiziente Wohngebäude insbesondere imHinblick auf die bestehenden Vorbehalte bei den Nutzern und Weiterbildungsangebote für Architekten und für das Handwerk.Elemente effizienter Bürogebäude werden immer häufiger bei Neubauten eingesetzt,selten jedoch greifen diese Elemente in einem Gesamtkonzept ineinander. Einige realisier-te Beispiele zeigen jedoch die Vorteile, die sich gerade aus einer integralen Planung erge-ben. Analog zum Wohngebäudebereich sind die Vorteile für alle Beteiligten noch viel zuwenig bekannt, sowohl beim Baugewerbe als auch bei potenziellen Nutzern. Hier gilt es bei der Auswahl geeigneter Mittel zur Erschließung des Potenzials anzusetzen. Maßnah-men sind:Unterstützung bei der Errichtung von effizienten Bürogebäuden durch z.B. eine Selbstverpflichtung für die bundeseigenen Gebäude;Marketingmaßnahmen zur Aufklärung über effiziente Bürogebäude insbesondere imHinblick auf die bestehenden Vorbehalte bei den Nutzern;Etablierung eines Kompetenznetzwerk zur Überwindung von Schwierigkeiten und zum fachlichen Austausch und Initiativen auf rechtlicher Ebene zur Ermöglichung einer Anpassung der Kaltmiete entsprechend der Zusatzinvestitionen.1.3.4 Effiziente Energieerzeugung und neue Energieangebotstechniken Je effizienter die Erzeugung und Bereitstellung von Energie ist, um so weniger werden Luftschadstoffe und Treibhausgase (THG) ausgestoßen und desto länger bleiben die nurbegrenzt vorhandenen fossilen Energieträger (Kohle, Öl und Gas) verfügbar. Besondershohe Effizienzen bietet die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) mit Gesamtumwandlungswirkungsgraden bis zu 95%.Die KWK zeichnet sich insgesamt durch ein hohes Potenzial, ein breites Einsatzspektrumund der Verwendbarkeit erneuerbarer Energien aus. Die Nutzung der KWK spielt daherim Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgung eine wichtige Rolle.pí~åÇ=ÇÉê=qÉÅÜåáâ=ìåÇ=båíïáÅâäìåÖÉå=
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 26
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 18Für die KWK steht eine Reihe an Anlagentechniken mit unterschiedlichem Entwick-lungsstand und verschiedenen technischen Parametern zur Verfügung (Tabelle 1). Von besonderer Bedeutung ist die technische Entwicklung bei den teils innovativen Kleinanla-gen wie Motor-BHKW, Mikrogasturbinen, Stirlingmotoren und Brennstoffzellen, da sie die Erschließung des bislang ungenutzten Potenzials in der Haus- und Objektversorgung (s.u.)ermöglichen. Die FuE-Aktivitäten sind je nach Anlagentyp unterschiedlich gelagert und betreffen – neben der Systemoptimierung – z.B. Werkstoffe, Komponenten und deren Integration in die Gesamtanlage oder die Aufbereitung bzw. Reinigung alternativerBrennstoffe/-gase. Ein besonderes Augenmerk gilt zudem dem gekoppelten Einsatz von Mikrogasturbinen zusammen mit druckaufgeladenen Hochtemperaturbrennstoffzellen,weil hierduch elektrische Wirkungsgrade bis zu 60% erreicht werden können, was einen hocheffizienten Beitrag zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern leisten würde (Wuppertal Institut 2002).Insbesondere die Brennstoffzelle gilt in den kommenden Jahren als Hoffnungsträger füreine nachhaltige Energietechnik. Als KWK-Anlage verspricht sie zum einen eine herausra-gende energetische Performance (hohe Stromkennzahl, hohe Wirkungsgrade, gutes Teillastverhalten) und zum anderen die Verwendbarkeit von Wasserstoff als potenziellemEnergieträger der Zukunft (ab 2020). Mit einer erfolgreichen Markteinführung ist aberaufgrund der noch ausstehenden (nennenswerten) technischen Entwicklungsschritte nichtvor dem Jahr 2005 zu rechnen.Zudem bietet die Biomassevergasung Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung bei der Ver-stromung fester Biomasse im Vergleich zum heutigen Einsatz in Dampfkraftwerken.Aufgrund des FuE-Bedarfes im Bereich der Gasqualität für den Einsatz des Biogases in BHKW und der fehlenden Langzeiterfahrung im Betrieb ist allerdings eher erst mittelfristig mit einer Markteinführung der Biomassevergasung zu rechnen.Ansonsten wird die grundsätzliche Weiterentwicklung (Systemoptimierung) der KWK insgesamt stark von der Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrades bzw. der Stromkenn-zahl der Anlagen6geprägt. Im Vergleich zum Anlagenbestand ( = 0,5) und Neuanlagen ( = 1,0) sind hier immer noch deutliche Steigerungen möglich (z.B. bis zu = 2 fürBrennstoffzellen).6Die Stromkennzahl kennzeichnet das Verhältnis von Strom zu Wärme bei KWK-Anlagen, d.h. die Strom-kennzahl ist der Quotient aus der KWK-Nettostromerzeugung und der KWK-Nettowärmeerzeugung.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 27
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 19Tabelle 1: Übersicht über KWK Anlagen Anlage Entwicklungsstand PelelgesDampfturbinen-HKW - Gegendruck - Entnahmekondensation Etabliert3-300 MW 100-300 MW 10-35% 30-35% 80-90% 80-90% GuD-HKW - Gegendruck - Entnahmekondensation Etabliert10-100 MW 100-300 MW 15-42% 45-48% 80-90% 80-90% Motor-BHKW Etabliert 10 kW bis 1 MW 45%a)85-95% Gasturbinen-BHKW Etabliert 1-100 MW 20-33%b)80-85% Mikrogasturbinen Markteintritt 25-100 kW 25-30%c)90% Stirlingmotor-BHKW Kleinserie 2 kW 24% 90% Organic-Rankine-Cycle (ORC) Pilotanlagen 3,8 MW 14-17% k.A. Brennstoffzelle Demonstration bisKleinserie 1 kW bis 100 MW 40-65%d)85% Biomassevergasung FuE bis Prototyp5 MW 23-45% k.A. a)große BHKW; b)je nach Stromkennzahl; c)ab 28 kW;d)je nach BZ-System; Quellen: Enquete 2002; BHKW-Info 2003; Wuppertal Institut 2002; VDI 1994 _Éáíê~Ö=ÑΩê=ÉáåÉ=å~ÅÜÜ~äíáÖÉ=båÉêÖáÉïáêíëÅÜ~Ñí=Die Stromerzeugung aus KWK-Anlagen betrug in Deutschland Ende der 90er Jahre etwa50 Mrd. kWh (2000: rd. 61 Mrd. kWh7) und hatte damit einen Anteil von ca. 10% an dergesamten Stromerzeugung. Die zugehörige Wärmeabgabe aus KWK-Prozessen kann zwar nur grob abgeschätzt werden, dürfte aber in der Größenordnung von etwa 400 PJ(2000: 452 PJ7)) liegen und hatte damit einen Anteil von ca. 7,5% an der gesamten Wär-menachfrage (Raum- und Prozesswärme) in Deutschland (Enquete-Kommission 2002).Damit ist Deutschland in der EU – absolut betrachtet – der mit Abstand größte Erzeugervon KWK-Strom und –Wärme, während der KWK-Anteil an der gesamten Stromerzeu-gung dem europäischen Durchschnitt entspricht.mçíÉåòá~äÉ=Im Vergleich zu einer getrennten Bereitstellung von Strom und Wärme können bei derKWK in nennenswertem Umfang CO2-Emissionen vermieden werden. Die CO2-Einsparungen durch KWK können in Abhängigkeit der technischen Weiterentwicklung und der politischen bzw. energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen zukünftig noch deutlich gesteigert werden. Zum Beispiel sollen bis zum Jahr 2010 nach der aktuellen Selbstverpflichtungserklärung der deutschen Wirtschaft zum KWKModG von 2002 insge-samt bis zu 23 Mio. t CO2-Emissionen jährlich durch den Einsatz von KWK vermieden werden. Die Ausweitung des KWK-Erzeugungsanteils kann auf zwei Arten, die miteinander kom-biniert werden können, erfolgen: Durch die Erhöhung der Stromerzeugung bei gleich bleibender Wärmeabgabe infolge erhöhter Stromkennzahl (s.o.) und über die Erschlie-7eurostat 2003
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 28
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 20ßung neuer Marktpotenziale für die Wärmeabgabe. Die Potenzialerschließung ist von besonderer Bedeutung, da sie über das realisierbare Gesamtpotenzial der KWK entschei-det. Nennenswerte (neue) KWK-Potenziale werden vor allem in der Industrie, dezentralen Nahwärmenetzen und in der Haus- und Objektversorgung gesehen. Einfache Abschät-zungen weisen diesbezüglich mittel- bis langfristig ein technisches Potenzial in Höhe von etwa 1.370 PJ für den Wärmeabsatz und – je nach Stromkennzahl – etwa 220 bis 380 Mrd. kWh für die Stromerzeugung aus KWK-Anlagen aus (Enquete-Kommission 2002).Dabei wurden bereits für jeden betrachteten Sektor nennenswerte Einsparerfolge bei der thermischen Endenergienachfrage berücksichtigt. Die absolute Nutzung der KWK würde sich demnach gegenüber 2000 um einen Faktor von rd. 4 bis 6 bei der Stromerzeugung und von rd. 3 bei der Wärmeabgabe steigern lassen. Hinzu kommen noch zusätzliche Potenziale durch die Kombination von KWK mit Prozessen für die Kälteerzeugung (KWKK8) im Bereich der Kühlung bzw. Klimatisierung.Nahezu die Hälfte des thermischen Potenzials (rd. 49%) entfällt dabei auf den Einsatzbe-reich der Haus- und Objektversorgung, so dass die erreichbare Potenzialausschöpfung stark von der technisch-ökonomischen Entwicklung der kleinen KWK Anlagen und deren tatsächlichen, zeitgerechten Verfügbarkeit abhängt. Dieser Gegensatz (hohes Potenzial vs.früher technischer Entwicklungsstufe) unterstreicht die Bedeutung und Notwendigkeit deranstehenden FuE-Arbeiten bezüglich kleiner KWK-Anlagen.Aufgrund seiner relativ dichten Besiedlungsstruktur und hohen Industrie- und Gewerbe-dichte bietet Deutschland grundsätzlich gute Voraussetzungen für einen nennenswerten Ausbau der KWK.Speziell im Bereich der Biomassevergasung weisen die in diesem Bereich tätigen Akteure in Deutschland sowohl eine hohe technologische Kompetenz als auch eine gute Vernet-zung untereinander auf (Wuppertal Institut 2002). Weitaus größere Marktpotenziale sind allerdings auf dem internationalen Markt, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungs-ländern (große Biomassepotenziale) zu erwarten. Der Schlüssel zu deren Erschließung wird in der Entwicklung einfacher und dennoch robuster sowie flexibler Systemtechnik und passender Finanzierungskonzepte sowie dem Aufbau von entsprechenden Akteurs-Netzwerken und Initiativen gesehen. Hier bietet sich im Rahmen von JI und CDM9neue Chancen und Möglichkeiten, dieser Technik zu einer größeren Marktdurchdringung zu verhelfen.1.3.5 Erneuerbare Energien=Neben der Energieeinsparung und der effizienten Bereitstellung von Strom und Wärme durch fossile Energieträger stellt der Ausbau erneuerbarer Energien für die nachhaltige Entwicklung des Energiesystems ein weiteres, vor allem langfristig wichtiges Strategieele-8KWKK: Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung 9Joint Implementation (CI) steht für „Gemeinsame Projektdurchführung“ und Clean Development Me-chanism (CDM) steht für „Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung“. Diese Klimaschutz-Instrumente werden im Kyoto-Protokoll geregelt. Bei diesen Mechanismen führen die z.B. durch eine imAusland gesteigerte Energieeffizienz verursachten Emissionsminderungen zur Ausgabe von Emissions-minderungszertifikaten an den Projektentwickler. Siehe dazu ausführlicher Abschnitt 2.1.1.5 auf Seite 40 ff.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 29
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 21ment dar. Der zukünftige Ausbau der erneuerbaren Energien orientiert sich an mehreren Einflussgrößen. Zum einen bilden die technischen Potenziale und ihre Verknüpfung mitden derzeitigen und zukünftigen Kosten der jeweiligen Technologien die Basis für die Ausbaupfade von erneuerbaren Energien. Zum andern sind die energiepolitischen Zielvor-stellungen und die Anforderungen des Klimaschutzes aber auch die Perspektiven auf den Exportmärkten wichtige Eingangsgrößen, die die Ausbaudynamik von REG maßgeblichbeeinflussen.Unter Nachhaltigkeitsbedingungen kann für den Zeitraum bis zum Jahr 2010 eine Zubau-entwicklung, die sich am Verdopplungsziel der Bundesregierung (und der EU) orientiert,als wichtige Eingangsvoraussetzung angesehen werden. Sie kann einen entscheidenden Impuls für den Markteinstieg leisten. Ein derartiger Einstiegspfad geht idealerweise von einer „ausgewogenen“ Mobilisierung aller Technologien aus, so dass diese spätestens nach 2010 in die Lage versetzt werden, eigenständig wachsende Märkte herauszubilden.Das Erreichen dieses Zwischenziels ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass erneu-erbare Energien überhaupt in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle am Energie-markt bestreiten können.Im Bereich der Stromerzeugung ist die Annäherung an das Verdopplungsziels derzeit amgrößten. In Deutschland tragen erneuerbare Energien mit gut 8% heute schon in beacht-lichem Ausmaß zur Stromerzeugung bei. Dennoch ist ihr Ausbaustand gemessen an den Potenzialen noch vergleichsweise gering, insbesondere wenn man zukünftige technologi-sche Weiterentwicklungen mit in die Betrachtungen einbezieht. Abbildung 5 zeigt vordiesem Hintergrund am Beispiel der Stromerzeugungstechnologien, dass die wirtschaftlich ausschöpfbaren Potenziale der erneuerbaren Energien im Zeitverlauf dynamischen Verän-derungen unterworfen sind. Maßgeblich hierfür sind Kostendegressionen einerseits, die im Rahmen der Markteinführung und -durchdringung erzielt werden können, und techni-sche Weiterentwicklungen andererseits.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 30
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 22Abbildung 5: Dynamische Entwicklung der Nutzungspotenziale erneuerbarer Energien in Deutschland Die in Abbildung 5 dargestellte Dynamik muss voll umgesetzt werden, wenn mittel- bis langfristig (d. h. spätestens nach 2050) der überwiegende Anteil der Stromerzeugung aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten auf erneuerbaren Energien basieren soll. Verschiedene Szenariountersuchungen zeigen heute, dass dies möglich ist (vgl. die aktuelle Analyse fürdas Umweltbundesamt bis 2050 im UBA-Nachhaltigkeitsszenario (Fischedick, Nitsch 2000); vgl. auch Abbildung 6).Vergleichbare Zuwächse sind unter Nachhaltigkeitsbedingungen auch für erneuerbare Energien im Bereich der Wärmebereitstellung erforderlich. Abbildung 7, die zunächstnoch einmal die Notwendigkeit des absoluten Rückgangs des Endenergiebedarfs imBereich der Wärmebereitstellung und des Anstiegs des Nah- und Fernwärmeanteils dar-stellt, zeigt dies für das UBA-Nachhaltigkeitsszenario. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommt neben dem verstärkten Einsatz von Solarkollektoren im Bereich der privaten und gewerblichen Nutzung als Einzelanlagen vor allem der Nahwärmebereitstel-lung aus erneuerbaren Energien eine entscheidende Bedeutung zu. Dabei spielen vorallem die Solarenergie, die Biomassenutzung und die Geothermie eine besondere Rolle.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 31
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 230501001502002503003501998200020102020203020402050Import andere REGImport SolarstromBiomasseGeothermiePhotovoltaikWindWasserStromerzeugung in TWhAbbildung 6: Entwicklung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im UBA-Nachhaltigkeitsszenario in Deutschland Abbildung 7: Wärmebereitstellung (Raumheizung, Warmwasser, Prozesswärme) im Szenario Nachhaltigkeit durch Fern- und Nahwärme aus fossiler und biogener Kraft-Wärme-Kopplung einschließlich Spitzenkessel (KWK) sowie aus Kollektor- und Geothermiewärme (unterer Teil der Grafik) und verbleibende Deckung durch konventionelle Versorgung (oberer Teil)
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 32
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 24Unabhängig von der zugrunde liegenden Energieträgerbasis nimmt in Zukunft die Bedeu-tung der netzgebundenen Wärmeversorgung deutlich zu. Ingesamt (fossile und erneuer-bare Quellen zusammen) werden im Jahr 2050 knapp 60% des gesamten (deutlich redu-zierten) Wärmebedarfs über Nah- und Fernwärmenetze gedeckt. Die Umstrukturierung des Wärmesektors bewirkt, dass die Einzelversorgung auf der Basis von Heizöl in den nächsten 50 Jahren fast bis auf Null und auch diejenige mit Erdgas stark zurückgeht.Diese Strukturveränderungen müssen rechtzeitig eingeleitet werden. Die deutsche Sied-lungsstruktur mit geschlossenen Ortschaften und relativ kleinen Grundstücksgrößen kommt dem Einsatz von Nahwärme entgegen. Das prinzipiell erschließbare Potenzial für Nah- und Fernwärme liegt bei etwa 95% des Bedarfs für Raumwärme und Warmwasser,wenn die Obergrenze für den zulässigen Wärmeverlust des Verteilsystems bei 15% ange-setzt wird. Erfolgreich durchgeführte Nahwärmeversorgungen zeigen beim Vergleich mitEinzelversorgungen überdies, dass Kostengründe nicht gegen die Errichtung von Nah-wärmeversorgungen sprechen. Die Hemmnisse, die einer Verwirklichung dieses Struktur-wandels entgegenstehen, sind nicht unüberwindbar, wie ein Blick auf das Nachbarland Dänemark zeigt. Dort werden bereits heute trotz einer vergleichsweise geringeren Besie-delungsdichte 58% aller Wohnungen über Nah- oder Fernwärmenetze beheizt.Zusammenfassend lassen sich für den forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland folgende Schlussfolgerungen ziehen:• Bis 2010: Energiepolitisch gestützter „Einstieg“ durch Zielvorgaben (Verdopplung des Anteils erneuerbarer Energien) und wirksame Instrumentenbündel, insbeson-dere weiterer dynamischer Ausbau der Windenergie und der Biomasse.• 2010 – 2020: „Stabilisierung“ des Wachstums bei allmählichem Rückzug derenergiepolitischen Instrumente. • 2020 – 2030: Vollwertige „Etablierung“ aller neuen REG-Technologien mit noch unterschiedlicher Ausprägung in den einzelnen Verbrauchssektoren und Aufbau von Importstrukturen für Strom aus erneuerbaren Energien; Einsatz von regenera-tivem Wasserstoff in Nischensegmenten. • 2030 – 2050: Beginnende „Dominanz“ der erneuerbaren Energien in allen Berei-chen der Energieversorgung und erste energiewirtschaftlich relevante Anwendun-gen für regenerativem Wasserstoff • nach 2050: Fortschreitende „Ablösung“ der fossilen Energieträger durch eine voll-ständig auf erneuerbaren Energien beruhenden Energiewirtschaft bei sukzessiven Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft bis etwa Ende dieses Jahrhunderts.In den nächsten zwei Jahrzehnten ist ein großtechnischer Einsatz von Wasserstoff als Energiespeicher und Treibstoff der Zukunft allein aus Kostengründen volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Zudem besteht die Gefahr, dass mit einer nuklearen und fossilen Wasser-stofferzeugung kontraproduktive Entwicklungspfade beschritten werden, die aufgrund ihres hohen Risikopotenzials im Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgungswirtschaftnicht zu verantworten sind. Die Wasserstofftechnologie ist ab dem Jahr 2020 nur dann eine zukunftsfähige Option, wenn ausschließlich auf Basis regenerativer Energien Wasser-stoff erzeugt und eingesetzt wird.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 33
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 251.3.6 Energiedienstleistungen Effiziente Energieverwendung und -erzeugung sowie erneuerbare Energien sind volkswirt-schaftlich vorteilhaft und haben eine hohes Potenzial für Innovation, Beschäftigung und Wertschöpfung. Allerdings steht das Thema Energie und besonders Energieeffizienz bei vielen Unternehmen und Verbrauchern nicht im Vordergrund, weder auf der Kundenseitenoch bei Herstellern, Planern, Handel und Handwerk, die Geräte, Anlagen und Gebäude anbieten und installieren. Vor allem die vielfältigen Handlungsmöglichkeiten bei der effi-zienten Energieverwendung sind für die meisten unübersichtlich und würden daher einen hohen Informations- und Umsetzungsaufwand erfordern. Energieeffizienz wie auch die Nutzung erneuerbarer Energie muss daher so einfach und attraktiv wie möglich gemachtwerden. Ein professionelles Bindeglied zwischen Anbietern und Kunden energieeffizienterAnwendungstechnik ist daher notwendig, um durch Energiedienstleistungen die vielen Hemmnisse einer effizienteren und umweltverträglicheren Energienutzung zu überwinden und die Transaktionskosten besonders von Energieeffizienz-Maßnahmen, aber auch von dezentraler Erzeugung von Strom und Wärme zu senken. Dies ist eine wichtige Ergän-zung für Maßnahmen der Energiepolitik, die Anbieter und Nachfrager innovativer Ener-gietechnik direkt motivieren und unterstützen. Um den Markt für Energiedienstleistungen zu entwickeln, bedarf es jedoch ebenfalls einer Rückendeckung durch die Energiepolitik.Energiedienstleistungen müssen künftig viel konsequenter als profitables Geschäftsfeld erschlossen werden. Notwendig sind dabei nicht nur von den Kunden direkt bezahlteEnergiedienstleistungen wie z.B. vom Kunden bezahlte Energieanalysen, Energiespar-Contracting, energieeffiziente Nutzenergielieferungen, Vermietung energieeffizienterGeräte oder Anlagen. Der Markt für solche Energieeffizienz-Dienstleistungen entwi-ckelt sich insbesondere für größere Kunden. Über 400 Unternehmen bieten beispielsweise in Deutschland Energieanlagen-Contracting an. Und die Zahl der Anbieter von Ener-giespar-Contracting, z.B. bei Druckluft, Klimatisierung, Beleuchtung nimmt ebenfalls zu (EM/Technomar 2000). Die Politik sollte diese Entwicklung unterstützen und beschleuni-gen, indem sie beispielsweise die Nachfrage nach derartigen Dienstleistungen stimuliert.Vor allem für standardisierte Produkte, bei denen die jährlich verkaufte Stückzahl hoch,aber die Einsparung pro Stück relativ klein ist, sind daher Energieeffizienz-Programmedie Energiedienstleistung der Wahl. Dazu gehören z.B. gezielte Information/Beratung,kostenlose Energiechecks, Prämien für energieeffiziente Geräte, Direktinstallation ener-gieeffizienter Technik. Solche Programme kombinieren Information, Aus- und Weiterbil-dung, Beratung und Prämien, stoßen Umsetzungsprozesse an und schaffen Netzwerke der relevanten Akteure. Sofern diese Programme die Kosten der Volkswirtschaft insge-samt reduzieren, sollten sie von der Gesellschaft oder besser von der Kundengruppe,die davon profitiert, gemeinschaftlich finanziert werden, um dem professionellen Bindeglied seine Arbeit zu ermöglichen. Das kann über die Energiepreise erfolgen, aberauch aus dem Aufkommen einer Energie- oder CO2-Steuer, oder aus allgemeinen Steu-ermitteln. Zum Thema Energieeffizienz-Fonds siehe ausführlich Abschnitt 2.1.5.1 auf Seite52.Energieunternehmen sollten in die Prozesse der Umsetzung von Energieeffizienz einbe-zogen werden oder sogar eine wichtige Rolle dabei erhalten, da sie angebots- und nach-frageseitige Energieeffizienz bei der Befriedigung energierelevanter Bedürfnisse integrie-
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 34
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 26ren und so die Kosten minimieren können. Aber auch andere Akteure können das not-wendige professionelle Bindeglied in den Märkten für Anwendungstechnik darstellen.Obwohl einige marktimmanente ökonomische Anreize für Energieunternehmen existie-ren, sind sie zu schwach, um Energieeffizienz-Aktivitäten in dem Ausmaß anzuregen, das angesichts der vorhandenen Potenziale und der allgemeinen energie- und klimapoliti-schen Ziele erforderlich ist. Die Entwicklung dieser Märkte bedarf daher der Unterstüt-zung durch die Energiepolitik (vgl. Abschnitt 2.1.5.1 auf Seite 52)1.3.7 Clean Coal Weltweit nehmen die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger weiterzu. Mit rund 35% ist dabei die Stromversorgung einer der Hauptverursacher. Das World Energy Council (WEC) und die Internationale Energie Agentur (IEA) rechnen bis zum Jahr2020 damit, dass der globale CO2-Ausstoß von heute rund 24,5 Mrd. t (Stand 2000) auf36,6 Mrd. t ansteigen wird. Dies entspricht einer Erhöhung um fast 50% in nur zwanzig Jahren. Der auf die Stromerzeugung zurückzuführende Anteil steigt mit 69% den Erwar-tungen zufolge überproportional an. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist dabei die Verstromung von Kohle, die diesen Trendperspektiven entsprechend im Jahr 2020 zu CO2-Emissionen von rund 9,15 Mrd. t führen könnte und damit für etwa jede vierteTonne Kohlendioxidausstoß verantwortlich zeichnen würde.Entscheidend für den hohen Anteil der CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung ist dervergleichsweise niedrige Ausnutzungsgrad der eingesetzten Primärenergieträger. Welt-weit liegt der mittlere Nutzungsgrad der Kohleverstromung bei gerade einmal 32%,wobei regional deutliche Unterschiede zu verzeichnen sind. Während der bundesdeutsche Kraftwerksmix auf eine Brennstoffausnutzung von im Mittel 38% kommt, beträgt derVergleichswert in China nur 22%. Neben der weltweiten Forcierung der Energie- und vorallem der Stromeinsparung sowie der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien ist eine sukzessive Erhöhung der Wirkungsgarde damit unerlässlich, um den zu erwartenden Anstieg der Emissionen aus der Kohleverstromung zu begrenzen. Eine einfache (wenn-gleich auch theoretische) Beispielrechnung zeigt, dass bei einem vollständigen Ersatz derheute bestehenden Kohlekraftwerke durch die heute beste, auf dem Markt verfügbareTechnologie (Wirkungsgradniveau 43%) eine sofortige Minderung der CO2-Emissionen von mehr als 1,4 Mrd. t CO2/a (d. h. knapp 6% der globalen CO2-Emissionen) erzieltwerden könnte.Auch auf der nationalen Ebene kommt der Erhöhung der Wirkungsgrade bei der Kohle-verstromung eine wesentliche Bedeutung zu. Unter Referenzbedingungen (Business as Usual) wird der Kohleverstromung in den nächsten Jahrezehnten nach Analysen derEnquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung“ ein steigender Stromerzeugungs-beitrag von bis zu 220 Mrd. kWh zugewiesen (vgl. 131,5 Mrd. kWh im Jahr 2000). Nichtzuletzt, um den vereinbarungsgemäß rückläufigen Beitrag der Kernkraftwerke auszuglei-chen. Auch wenn ein Teil des zu erwartenden Anstiegs durch Maßnahmen im Bereich derStromeinsparung oder andere Maßnahmen (z. B. Ausbau der dezentralen Stromerzeu-gung in Brennstoffzellen, Mikrogasturbinen, erneuerbare Energien) kompensiert werden
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 35
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 27kann, ist die Notwendigkeit zur Erhöhung der Brennstoffausnutzung evident. Aus heuti-ger Sicht scheint dabei ein stufenweises Vorgehen angezeigt:• schnelle Entwicklung eines effizienten Kohlekraftwerks mit höheren Dampfparametern von 600°C bei 285 bar im Wesentlichen auf der Basis der heute verfügbaren Materia-lien (Referenzkraftwerk NRW: Wirkungsgradziel 46 bis 47%) - Erstanlage 2010 bis 12;• sukzessive weitere Steigerung der Dampfparameter bis auf 700 °C durch die Einbezie-hung neuer hochtemperaturfester Materialien (Forschungsvorhaben KOMET 650 und AD 700: Wirkungsgradziel > 50%) - Demonstrationskraftwerk 2012;• Marktfähige Weiterentwicklung neuer Kraftwerkskonzepte mit hohem Wirkungsgrad-potenzial (insbesondere Druckkohlenstaubfeuerung: Wirkungsgradziel 55%) – Markt-einführung 2015.Modellrechnungen zeigen, dass eine derartige stetige Erhöhung der Nutzungsgrade imRahmen der skizzierten Referenzentwicklung einen Minderungsbeitrag von bis zu 22 Mio.t CO2/a im Vergleich zum derzeitigen Stand der Technik ermöglichen würde. Das wären immerhin knapp 3% der gesamten deutschen CO2-Emissionen und mehr als 7% der derStromerzeugung heute zuzurechnenden Emissionen. Damit würde eine Größenordnung erreicht, die der Minderungswirkung der Erhöhung der derzeitigen Windenergiekapazität (rund 12.000 MW mit einem Stromerzeugungspotenzial von 20,7 Mrd. kWh) um den Faktor 2,5 entsprechen würde.Die Rahmenbedingungen um eine solche Entwicklung jetzt anzustoßen sind günstig. Dies betrifft zum einen den national und europaweit ab dem Jahr 2010 massiv einsetzenden Kraftwerkserneuerungsbedarf (40.000 MW in Deutschland und bis zu 200.000 MW europaweit) und zum anderen die weltweit zunehmenden (und zum Teil auch völker-rechtlich abgesicherten) Klimaschutzbemühungen. Beides erfordert die rechtzeitige Ver-fügbarkeit neuer, hocheffizienter und auf die jeweiligen Bedürfnisse flexibel angepassterKraftwerkstechnik. Vor allem in den USA ist dies erkannt worden und dient neben derVerringerung der Brennstoffabhängigkeit vom Ausland als Legitimation für die von Präsi-dent Bush ins Leben gerufene Clean Coal-Initiative. Mit einem Volumen an öffentlichen Fördermitteln von rund 2 Mrd. $ und einem Gesamtinvestitionshorizont von 10 Mrd. $ sollen in den nächsten Jahren die wesentlichen Schritte zur Entwicklung einer neuen Generation der Clean Coal-Technologie gemacht werden. Das in Deutschland, insbeson-dere aber auch Nordrhein-Westfalen diesbezüglich verfügbare Know-how bietet das Potenzial, hier nicht nur gegenhalten, sondern sich mit attraktiven Angeboten auch imMarkt behaupten zu können.1.3.8 Speicherung von Kohlendioxid Unter den fossilen Energieträgern ist Kohle derjenige mit den größten globalen Reserven,zugleich aber der höchsten Kohlenstoffintensität. Sofern von der Orientierung an enga-gierten Klimaschutzzielen ausgegangen wird, ist das zukünftige Nutzungspotenzial derKohle eng mit der Machbarkeit der CO2-Entsorgung verbunden. Dies gilt insbesondere fürden Bereich der Stromerzeugung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass einige Länder bereits heute der CO2-Entsorgung eine Schlüsselfunktion zuweisen und in
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 36
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 28ihrem Forschungs- und Entwicklungsprogrammen besonders herausstellen. Dies giltinsbesondere für die USA. Ende 2002 lagen die amerikanischen CO2-Emissionen bereits rund 12 % oberhalb des Niveaus des Jahres 1992. Im Rahmen einer Trendentwicklung istmit einer weiteren Erhöhung des CO2-Ausstoßes um 34 % bis zum Jahr 2012 zu rechnen (vgl. Annual Energy Outlook der USA 2002), und dies, obwohl bereits von einem signifi-kant steigenden Beitrag der erneuerbaren Energien (z. B. Vervierfachung des Windener-giebeitrags) und anderer neuer Energietechnologien ausgegangen wurde. Eine Stabilisie-rung der Emissionen auf dem heutigen Niveau scheint zwar möglich, die gegenwärtige US-Regierung geht aber davon aus, dass der überwiegende Einsparanteil aus der CO2-Entsorgung resultieren muss (vgl. Abbildung 8).Abbildung 8: Reduktionserfordernisse gg. Trend zur Stabilisierung der CO2-Emissionen in den USA (DOE 2003) Hiermit verbunden wären erhebliche technologische Anstrengungen, und zwar nicht nurauf der Seite der CO2-Entsorgung, sondern auch kraftwerksseitig. Für den Entsorgungsbe-reich werden derzeit unterschiedlichste Optionen diskutiert, etwa Einlagerung in leergeförderte Erdgasfelder, Aquiferen, Mineralisierung etc. Konkret bedeutet dies, dass damit auch ein grundsätzlicher Übergang auf eine andere als heute übliche Kraftwerks-technologie notwendig wäre. Rauchgaswäschen zur CO2-Abscheidung als Bindeglied zurherkömmlichen Kraftwerkstechnik sind prinzipiell bekannt und in der chemischen Prozess-technik erprobt. Sie führen jedoch zu erheblichen finanziellen Aufwendungen und einemerheblichen energetischen Mehrbedarf von 10 bis 35 %. Deutlich günstiger ist dagegen die Kohlevergasung mit Sauerstoff unter Druck und die CO2-Abtrennung auf der Brenn-stoffseite zu beurteilen (IGCC). Als ergänzende Entwicklungslinien sind die Oxyfuel-Verfahren zu betrachten. Das Prinzip beruht auf einer Abtrennung von Sauerstoff aus der Atmosphäre mit einer Sauerstoffleitenden Membran unter hohen Temperaturen. Der Sauerstoff kann dann nicht nur zurVergasung, sondern auch für die Verbrennung eingesetzt und das Wasser aus dem letzt-endlich entstehenden CO2/H2O-Gemisch am kalten Ende auskondensiert werden. Auf-
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 37
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 29grund der Vielzahl von technologischen Möglichkeiten ist heute noch nicht eindeutig absehbar, welche Abtrennungs- und Entsorgungsform sich durchsetzen könnte. Ob die CO2-Entsorgung als Strategiepfad geeignet ist, hängt aber nicht nur von den noch not-wendigen technologischen Entwicklungen ab, sondern auch von ökonomischen und ökologischen Fragen. Zudem kommt den Infrastrukturaspekten eine entscheidende Rolle zu. Bei einem abgeschätzten Entsorgungspotenzial in Deutschland von ca. 4.000 Mio. tCO2(insbesondere in leer geförderten Erdgas- und Erdölfeldern sowie Aquiferen, Enque-te-Kommission 2002) würde rein rechnerisch eine Entsorgung allein auf der Basis heimi-scher Speicherkapazitäten den o. g. Enquete-Szenarien folgend nur über 16 bis 20 Jahre möglich sein - eine insgesamt wenig zufrieden stellende Perspektive. Gelänge es, die salinaren Aquifere für die CO2-Entsorgung vollständig aufzuschließen, ließe sich das Po-tenzial nach Abschätzungen der BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstof-fe) ggf. bis auf 23.000 bis 43.000 Mio. t erhöhen.Im europäischen Ausland sind im Vergleich zu Deutschand deutlich größere Speichervo-lumina verfügbar. Ein verstärkter Übergang auf eine Speicherung im Ausland führt aller-dings unweigerlich zu der Frage, ob dann das am Kraftwerksausgang entstehende CO2(aufwendig) über eine Pipeline zu den Endlagerstätten transportiert werden sollte; oderob es nicht ökonomisch sinnvoller wäre, die Kraftwerke direkt am Ort der Senke zu instal-lieren und den Strom zu den Verbrauchern zu transportieren. Grundsätzlich ist (mit Bezug auf Erdgas und Öl als Primärenergieressource) auch denkbar, die CO2-Abtrennung und -entsorgung direkt an der Primärenergiequelle durchzuführen und Wasserstoff, in direkteroder indirekter Form, z. B. als flüssiger Energieträger (Gas to Liquid. GTL) zu den Verbrauchsschwerpunkten (z. B. Kraftwerke) zu bringen.In anderen Ländern bzw. Regionen ist die Potenzialfrage zur CO2-Entsorgung – zumindestbezogen auf die Gesamtspeichermengen – demgegenüber ggf. weniger kritisch zu disku-tieren. Weltweit wird das Speicherpotenzial in Ölfeldern auf 130 Mrd. t CO2und in Gas-feldern auf 900 Mrd. t CO2abgeschätzt (vgl. weltweite CO2-Emissionen derzeit von etwa26,4 Mrd. t/a). In salinaren Lagerstätten könnten grundsätzlich bis zu 10.000 Mrd. t CO2gespeichert werden. Jedoch sind die Angaben mit hohen Unsicherheiten verbunden (vgl.WBGU 2003). Für die Umsetzung ist allerdings auch hier zu beachten, dass die heutigen Kraftwerksstandorte zum Teil in erheblicher Entfernung zu den Gasfeldern liegen, was nicht nur zu erhöhten Investitionen für den Bau der notwendigen CO2-Pipelines führt,sondern auch erhebliche Zeitverzögerungen zur Folge haben könnte.Bei der möglichen Abtrennung von CO2und insbesondere dessen sicherer und langfristi-ger Endlagerung sind aus heutiger Sicht noch viele technische, ökonomische und ökologi-sche Fragen offen. Unklar ist etwa, ob und in welchen Zeiträumen davon auszugehen ist,dass je nach CO2-Senke (geologische Formationen, leer geförderte Erdgas- bzw. Erdölfel-der) das eingebrachte CO2wieder in die Atmosphäre entweicht10. Offene Fragen betreffen aber nicht nur die überhaupt verfügbaren Potenziale (und deren regionale Verteilung) fürdie dauerhafte Verbringung von CO2in sichere Lagerstätten und die hiermit verbundenen Kosten, sondern auch die ökologischen Risiken. Bisher liegt noch keine detaillierte Ausei-10Seit 1996 wird in Norwegen jährlich etwa 1 Mio. t CO2, das aus dem im Sleipner West-Feld im norwegi-schen Sektor der Nordsee geförderten Erdgas (sog. Begleitgas) abgeschieden wurde, in eine salinare un-terseeische Lagerstätte eingebracht. Die seismische Überwachung deutet bisher darauf hin, dass das CO2unter dem wasserundurchlässigen geologischen Deckel effektiv eingeschlossen ist.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 38
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 30nandersetzung mit den ökologischen Auswirkungen über die gesamte Prozesskette (z. B.Energiebilanz, kumulierte Energieaufwendungen, Umweltwirkungen, Rohstoffeinsatz) vor,wie sie für andere neue Energietechnologien – insbesondere sind hier die erneuerbaren Energien zu nennen – heute selbstverständlich ist. Auch ein systematischer Kosten- und Potenzialvergleich verschiedener zukünftig nutzbarer Optionen der CO2-Rückhaltung aus fossilen Energieträgern unter Berücksichtigung ökologischer Vergleichsrechnungen mitanderen CO2-Minderungsoptionen hat bis heute noch nicht stattgefunden.Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten muss sich die CO2-Entsorgung der Konkurrenz mitanderen Treibhausgasminderungsoptionen stellen. Für Westeuropa sind dabei im groß-technischen Maßstab neben den vielfältigen, zumeist unterschätzten Möglichkeiten derEnergieeinsparung, vor allem der Ausbau der Windenergie, der geothermischen Stromer-zeugung und der Import von Strom aus erneuerbaren Energien zu nennen. Heute werden die Kosten der CO2-Abtrennung auf 18 bis 50 E/t und diejenigen der Entsorgung auf 10 bis 24 E/t abgeschätzt (COORETEC 2003). Die resultierende Gesamtkosten von 28 bis 74 E/t führen für Kohlekraftwerke mit CO2-Entsorgung zu um 1,8 bis 4,8 ct/kWh erhöhten Stromgestehungskosten11. Damit liegen die Bereitstellungskosten zum Teil deutlich ober-halb der für die konkurrierenden Technologien abgeschätzten Vergleichskosten (vgl.Abbildung 9).Abbildung 9: Kosten der CO2-Entsorgung im Vergleich zu anderen Klimaschutzoptionen (Kostenab-schätzungen der regenerativen Optionen nach11Vergleichbare Kostenangaben liegen auch für die USA vor, wo für die reine Abtrennung (CO2-capture), der in der Regel rund 50% der Gesamtkosten angelastet werden können, Zusatzkosten zwischen 1,7 und 2,4 ct/kWh ausgewiesen werden (PEW 2003). Am günstigsten schneidet nach diesen Analysen heu-te, vor allem aber auch perspektivisch die Abtrennung von CO2vor der Verbrennung mit Hilfe von IGCC-Kraftwerken ab. 0,02,04,06,08,010,012,0201020202030Kohle KW CO2-Entsorgung (untere Grenze)Kohle KW CO2-Entsorgung (obere Grenze)WindenergieGeothermie (optimistisch)GeothermieREG-StromimportGUD-KraftwerkUS ZielStromgestehungskosten in ct/kWh
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 39
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 31Mit dem Stromimport aus erneuerbaren Energien und der geothermischen Stromerzeu-gung können – unter optimistischen Annahmen hinsichtlich der erreichbaren Kostende-gression und technologischen Entwicklungen – der Kohleverstromung mit CO2-Entsorgung maßgebliche Konkurrenztechnologien erwachsen. Diese könnten auch imGrundlastbereich zur Anwendung kommen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fürdie CO2-Entsorgung würden sich jedoch dann deutlich verbessern, wenn es gelingt, sich dem amerikanischen Entwicklungsziel für die CO2-Abtrennung von 10$/t CO2zu nähern(vgl. Abbildung 9). Eine entscheidende Zielgröße, die im Laboratoriumskonzept im Rah-men der Carbon Sequestration Technology Road Map bis zum Jahr 2012 erreicht werden soll.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 40
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 322 Maßnahmen für den Auf- und Ausbau eines nachhaltigen Energiesystems 2.1 Energiewirtschaftliche Maßnahmen 2.1.1 Leitlinien, Zielgrößen und Lösungsansätze Eine an den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtete Energiepolitik wird in Zukunft erheblich an Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hintergrund muss eine innovative,zukunftsweisende und nachhaltige Energiepolitik für Deutschland neue Grundsätze ent-wickeln und berücksichtigen. Wichtig ist dabei, dass sich Politik, Wirtschaft und Zivilgesell-schaft auf mittel- bis langfristige Leitziele verständigen und diese quantifizierten Orientie-rungsziele (wie z.B. CO2-Reduktionsziele) mit marktwirtschaftlichen Mechanismen und Anreizen konsequent anstrebt. Mit Szenarien gestützten gesellschaftlichen Dialogprozes-sen könnten solche Langfristziele transparent und kritikfähig gemacht und Inkonsistenzen bzw. Zielwidersprüche leichter aufgelöst werden:• Ökologie ist Langfristökonomie, insofern sollte eine an den Zielen der Nachhaltigkeitausgerichtete Energiepolitik umweltfreundliche und damit langfristig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen priorisieren.• Dazu gehört als erste Priorität die Stärkung der Energieeffizienz, weil sie zur Kosten-entlastung beiträgt und damit auch den Finanzierungsspielraum für die teilweise noch teuren regenerativen Energien erweitert. Hierfür müssen die richtigen Rahmenbedin-gungen für effizientere Energienutzung im Rahmen einer ökoeffizienten und innovati-ven Modernisierung der Wirtschaft geschaffen werden.• Weitere Strategieelemente sind der Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwick-lung dezentraler, flexibler und innovativer Energiestrukturen. Hier sind Anschubfinan-zierungen sinnvoll und notwendig, weil die Erfahrungen der vergangenen Jahre aberauch Studien über die zukünftige technische Entwicklung diesen neuen dezentralen Technologien hohe Lernkurveneffekte bescheinigen (Enquete-Kommission 2002).Deutschland kann in all diesen Bereichen EU-weit eine Vorreiterrolle spielen, da diese auch europa- und weltweit die zentralen Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung des Energiesystems bilden. Vor diesem Hintergrund werden im folgenden zunächst wesentliche quantitative Ziele einer nachhaltigen Energiepolitik aufgestellt. Die Definition und gesellschaftliche Veranke-rung dieser Ziele ist erforderlich, um eine in sich konsistente, auf Dauer wirksame und an der Umsetzung der globalen Zielstellungen orientierte Energiepolitik zu entwickeln.Daraufhin werden für die drei wichtigsten Maßnahmenbereiche Steigerung der Energieef-fizienz, Ausbau der Regenerativen Energien und Entwicklung dezentraler Energiesystemeentsprechende Lösungsansätze, Strategien und Handlungserfordernisse für die Bundes-ebene abgeleitet. Anschließend werden die Ziele und Maßnahmen auf wesentliche Sektoren bzw. Akteurs-gruppen bezogen. Dies sind der Gebäudebereich, der Verkehr, die Wirtschaft – als Ener-gieanbieter, Energieverbraucher und Hersteller von energieeinsetzenden Produkten – sowie die darauf abzielenden Politikinstrumente des Bundes.
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 41
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 332.1.1.1 Quantitative Ziele für ein nachhaltiges Energiesystem Zu unterscheiden sind gesamtwirtschaftliche, sektor-, akteurs- und technologiebezogene Zielsetzungen zur Steigerung der Energieeffizienz: • Gesamtwirtschaftliches Ziel sollte es sein, die Energieproduktivität jährlich um 3% zu steigern (Enquete-Kommission 2002).• Zu möglichen sektorspezifischen Zielen liegen verschiedene Studien vor. Nach Experten-Einschätzungen können bis zum Jahre 2020 gegenüber dem Trend etwa20% des industriellen Energieeinsatzes und 11% des Endenergiebedarfs im Klein-verbrauchssektor durch Ausschöpfung der heute unmittelbar verfügbaren technischen Lösungen rentabel eingespart werden (Enquete-Kommission 2002).• Ein Beispiel für ein realisierbares akteursspezifisches Ziel könnte die Verpflichtung von Energielieferanten sein, gegenüber dem Trend pro Jahr mindestens 1% des Ener-gieabsatzes zusätzlich durch Aktivitäten zur Energieeffizienz auf der Nachfrageseite einzusparen (Thomas et al. 2003).Im Bereich der regenerativen Energien sind von der Bundesregierung und dem Bundestag die globalen Ziele für Deutschland gesetzt. Bis 2010 soll ihr Anteil am Primärenergieein-satz wie an der Stromerzeugung verdoppelt werden. Langfristig, mit Zielhorizont 2050,sollen sie etwa 50% des bis dahin deutlich verringerten Energiebedarfs decken. Die fol-gende Tabelle gibt eine Übersicht über Zielsetzungen nachhaltiger Energieentwicklung:Tabelle 2: Zielsetzungen nachhaltiger Energieentwicklung Zielbereich Einzelziele Energieeffizienz bei der Energieverwendung • Jährliche Energieeffizienzsteigerung etwa 3% pro Jahr • zusätzlich zum Trend Ausschöpfung der betriebswirtschaft-lich lukrativen Einsparpotentiale in den Einzelsektoren bis2020: Kleinverbrauch rd. 18%, Industrie 10 bis 13%, öf-fentliche Hand Strom und Wärme 25 bis 60%, über alle „Weiße und Braune Ware Geräte“ >20% • Bestehende Selbstverpflichtung des Bundes zur CO2-Reduktion im eigenen Geschäftsbereich bis 2005 um 25% gegenüber 1990 • Flächendeckende Erfassung des Gebäudebestands durchEnergiepassErneuerbare Energien • Verdoppelung des Anteils am Primärenergiebedarf von 2000 bis 2010 von etwa 2,1% auf 4,2% und gleichzeitig Steigerung des Anteils an der Stromerzeugung auf 12,5% • Anteil an der Stromerzeugung bis 2020 bei 22% • Besonderer Fokus der Aktivitäten auf bisher wenig beach-tete Bereiche (z.B. Geothermie, Biogas und Biomasse) Effiziente Energieerzeugung durch KWK • Verdoppelung des derzeitigen KWK-Anteils an der Brutto-Stromerzeugung auf 18% bis 2010 Versorgungssicherheit• Diversifikation von Energiebezugsquellen und Energieträgermix, Absicherung der Importe und Reduktion der Importabhängigkeit • entsprechender Netzbetrieb und -aufbau• Anteil der Bevölkerung, die mindestens einmal pro Jahr ohne Strom war und Dauer der Stromausfälle pro Jahr in Minuten verharrt auf dem heute erreichten Niveau• Senkung der absoluten Importe insgesamt sowie differen-ziert nach den einzelnen Energieträgern und Beibehaltung des Diversifikationsgrads der Bezugsstruktur
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 42
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 34Beschäftigung in der Energiewirtschaft• Arbeitsplatzgewinne • sozial- und wirtschaftsverträgliche Gestaltung der erforderlichen strukturellen Veränderun-gen (z.B. Verschiebungen zwischen Sektoren, Veränderung Qualifikationsstruktur) • Berücksichtigung der Interessen bestimmter Beschäftigtengruppen (Schwerbehinderte, AusländerInnen etc.) sowie der Frauen• Positive Nettoarbeitsplatzeffekte (Energiewirtschaft und weiteren in Klimaschutzmaßnahmen involvierte Branchen) • Umschichtung der Arbeitsplätze in Richtung nachhaltigesEnergiesystem• Ausreichende Ausgaben für Umschulungsmaßnahmen in den schrumpfenden Bereichen der Energiewirtschaft pro BeschäftigtemWirtschaftlichkeit • Aufbau, Erhalt und Optimierung der zuEnergieversorgung und zur Energieeffizienz-steigerung notwendigen Infrastrukturen, Netzwerke etc.• Wirtschaftlichkeit von Energiedienstleistun-gen • Unterstützung von Optionen für den Über-gang in eine nachhaltige Energieversorgung • FuE-Mittel und Markteinführungsunterstüt-zung incl. integrale Systemlösungen • Internalisierung externer Effekte• Rang im EU-Strom- und Gaspreisvergleich für Industriekun-den und Haushalte (incl. Steuern) wird gehalten • Anteil der Energiekosten an den Gesamtausgaben reprä-sentativer Haushaltstypen sinkt durch Energieeffizienzstei-gerung • FuE-Mittel und Markteinführungsunterstützung für innova-tive Techniken und Dienstleistungen werden insgesamt gehalten und gleichmäßig auf Angebots- und Nachfragsei-te verteilt • Umfang der Internalisierung externer Effekte steigt an • Verlorene Lebensjahre je Energieeinheit (inklusive Vorket-ten) sinken kontinuierlich • Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß typischer Schadensfälle sinken kontinuierlich Verteilungsgerechtigkeit • Gleiche Zugangschancen zu Energieressour-cen und Energiedienstleistungen für alle Menschen • Stabilisierung der Energiekostenbelastung bei sinkenden Energieverbräuchen und Redukti-on Heiz- und Stromkostenbelastung sozial schwächerer Haushalte • Partizipation an energierelevanten Entschei-dungsprozessen (Betroffene, relevante Akteu-re)• Heiz- und Stromkostenindex sozial schwächerer Haushalte sinkt kontinuierlich • Anzahl/Anteil wärmegedämmter Sozialwohnungen steigt schneller als im Durchschnitt des gesamten Gebäudebe-stands• Bruttojahresverdienste von Frauen und Männern gleichen sich in der Energiewirtschaft an Internationale Verträglichkeit • Angleichung der Pro-Kopf-Treibhausgasemis-sionen (internationale Verteilungsgerechtig-keit)• Bi-/multilaterale Kooperation zur Vermeidung internationaler Konflikte (um knappe Res-sourcen etc.)• Treibhausgasemissionen pro Kopf gleichen sich an • Export und Entwicklungshilfe im Bereich Effizienzsteige-rung und erneuerbare Energien steigt an 2.1.1.2 Lösungsansätze zur Steigerung der Energieeffizienz Lösungsansätze, mit deren Hilfe die genannten Energieeffizienz-Zielsetzungen erreichtwerden, können wie folgt gegliedert werden:• Einsatz energieeffizienter Querschnittstechnologien(z. B. Heizung, Lüftung, Druckluft)(⇒Technik), • systemare Konzepte zur Steigerung der Energieeffizienz (⇒System), • prozessorientierte Unterstützung (⇒Prozesse), • zielgruppenspezifische Ansätze (⇒Akteure).
      --------------------------------------------------------------------------------
      Page 43
      Anforderungen an ein nachhaltiges Energiesystem für Deutschland 35Sowohl bei Neuanschaffungen als auch beim Ersatz bestehender Technologien ist derEinsatz marktbester, d. h. besonders energieeffizienter Geräte, Anlagen und Verfahrens-weisen oft wirtschaftlich. Technologie orientierte Aktivitäten zur Steigerung der Energie-effizienz sollten neben der Verbesserung thermischer Prozesse in der Industrie vor allembei stärker standardisierten Querschnittstechnologien ansetzen, die bei unterschiedli-chen Zielgruppen zum Einsatz kommen und in großer Stückzahl vertrieben werden kön-nen. Nur ein Beispiel: Allein der bundesweite Einsatz hocheffizienter Heizungs-Umwälzpumpen kann ein halbes Kernkraftwerk ersetzen. Um den Einsatz energieeffizienter Technologien in einem spezifischen Anwendungs-zusammenhang zu ermöglichen oder zu erleichtern, bedarf es organisatorischer Konzep-te, die den Systemzusammenhang des Einsatzes der jeweiligen Einzeltechnologie odertechnischen Verfahrensweise berücksichtigen. Hierzu zählen insbesondere Energiemana-gement sowie integrale Analyse- und Planungsverfahren im Gebäude- und Industriebe-reich.Technologien und systemare Lösungsansätze mit einem hohen Qualitäts- und Effizienz-standard, welche die Gesamtstruktur der jeweiligen Anwendung beachten, sind in den meisten Bereichen heute schon verfügbar und rentabel einsetzbar. Dennoch werden die vorhandenen technisch-wirtschaftlichen Potenziale bei weitem nicht ausgenutzt, die genannten Energieeffizienzziele folglich nicht erreicht. Hier bedarf es den Umsetzungs-prozess unterstützender Maßnahmen. Hierzu zählen u.a. Schritte zur Unterstützung des Wissenstransfers und die auf die Zielgruppen zugeschnittenen technisch-organisatorischen Lösungen.Im Rahmen des Umsetzungsprozesses müssen die einzelnen Zielgruppen entsprechend ihrer Bedürfnisse, Fähigkeiten und Möglichkeiten mit einem optimierten, integrierten Maßnahmenbündel spezifisch angesprochen werden. Dabei sollte sich das Augenmerk auf Zielgruppen richten, die aufgrund ihrer Stellung im Akteursgeflecht besonders zurSteigerung der Energieeffizienz beitragen können. Dies sind insbesondere der Handel als Bindeglied zwischen Herstellern und Nutzern, die Gebäudewirtschaft und deren Dienstleister aufgrund der dort vorhandenen Einsparpotenziale, KMU (vgl. hierzu auch Wuppertal Institut et al. 1998), Bildungsinstitutionen, die Energ
      • 1
      • 243
      • 325
       DurchsuchenBeitrag schreiben


      Investoren beobachten auch:

      WertpapierPerf. %
      +1,06
      +0,02
      +0,28
      -1,12
      +0,18
      -1,05
      +0,06
      +0,57
      +0,02
      +0,62
      Aixtron auf dem Weg zum Pennystock?