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    Keynes für Dummies - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.06.08 12:51:19 von
    neuester Beitrag 27.06.08 18:49:18 von
    Beiträge: 3
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      schrieb am 20.06.08 12:51:19
      Beitrag Nr. 1 ()
      125. Geburtstag
      Glückwunsch, Herr Keynes!

      John Maynard Keynes, der größte Ökonom des 20. Jahrhunderts, würde heute 125 Jahre. Zu seinem runden Geburtstag ist seine Theorie aktueller denn je - der globalen Finanzkrise sei Dank. Nicht nur in der jüngsten Wirtschaftspolitik außerhalb Eurolands feierten seine Ideen ein Comeback. Selbst der Internationale Währungsfonds macht sich nach drei Dekaden wieder für die Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage stark. Nur in Deutschland wird noch immer sehr ideologisch um die Einsichten von Keynes gerungen.
      05.06.2008
      http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?e…
      Avatar
      schrieb am 20.06.08 12:51:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Keynesianismus für Anfänger

      Knackpunkt Nachfrage

      VON MARIO MÜLLER


      Auf lange Sicht sind wir alle tot." Der wohl berühmteste Ausspruch von John Maynard Keynes fasst dessen Botschaft prägnant zusammen: Marktwirtschaften finden alleine nicht oder nicht schnell genug aus Konjunkturkrisen heraus. Die Politik hat aber die Möglichkeit, relativ rasch hoher Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, und sollte sie auch nutzen.

      Keynes' 1936 veröffentlichtes Hauptwerk - "Allgemeine Theorie der Beschäftigung des Zinses und des Geldes" - kam einer Revolution gleich. Bis dato wurde die Wirtschaftslehre von der "klassischen Schule" beherrscht. Ihr zufolge kann es kurzfristige Störungen geben, aber der Markt bringt Angebot und Nachfrage bald wieder ins Gleichgewicht. Arbeitslosigkeit ist in diesem Modell eine Folge zu höher Löhne, also freiwillig, denn die Betroffenen bekämen sofort einen Job, wenn sie weniger Geld verlangten.
      Die Weltwirtschaftskrise zeigte eine völlig andere Wirklichkeit. Trotz sinkender Löhne stieg die Arbeitslosigkeit in astronomische Höhen. Keynes Erkenntnis aus dieser Beobachtung lautete: Das klassische Say'sche Gesetz - jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage - führt in die Irre. Vielmehr gilt umgekehrt, dass die Produktion von der "effektiven", also tatsächlichen Nachfrage nach Waren sowie Dienstleistungen abhängt. Und sie bestimmt wiederum die Beschäftigung. Eine mangelnde gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann also zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führen.

      Eine entscheidende Rolle spielen dabei Keynes zufolge die Investitionen. Sie schwanken stark, weil sich die Ausgaben der Firmen für neue Maschinen nach den künftigen Absatzchancen der damit produzierten Güter und der erwarteten Profitabilität richten. Beides ist aber höchst unsicher. Die effektive Nachfrage wird zudem gedrückt, wenn die privaten Haushalte zu wenig für den Konsum ausgeben und zu viel auf die hohe Kante legen. Sparen ist für Keynes keine gesamtwirtschaftliche Tugend, weil es das Wirtschaftswachstum bremsen kann.

      Aus der Analyse, dass das Marktsystem instabil ist, leitet Keynes die Notwendigkeit für Staatseingriffe ab. Regierungen und Notenbanken können durch zusätzliche Ausgaben, Steuersenkungen oder niedrigere Leitzinsen die Investitionen und den Konsum ankurbeln, die Nachfragelücke stopfen und damit die Arbeitslosigkeit bekämpfen. Zudem zeigte Keynes, dass Lohnkürzungen keineswegs zu Vollbeschäftigung führen.

      Was jene, die ihn schmähen, oft vergessen: Keynes wollte den Kapitalismus retten. Er gehörte nicht zur Linken, sondern zum liberalen britischen Establishment, und schätzte das Geld und die Annehmlichkeiten, die es verschafft.
      05.06.2008
      http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?e…
      Avatar
      schrieb am 27.06.08 18:49:18
      Beitrag Nr. 3 ()

      Die Leitidee

      Von Harry Nick
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      Foto Nick
      »Man kann linke Sozialpolitik an das Keynessche Theorem andocken, aber nicht aus ihm ableiten, mit ihm begründen.«
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      »Marx im Herzen und Keynes im Kopf« ist in programmatischen Debatten der Linken zu hören. Gemeint ist der eine als der sozialistische Grundleger, der andere als zeitgemäßerer Ökonom. In konkreter Politik sollten sich die Linken besser an Keynes halten

      Herausragendes Verdienst von John Maynard Keynes (1883- 1946), des zweifellos bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, war, dass er als erster unter den bürgerlichen Ökonomen wagte, das Marxsche Theorem nachzusprechen: Die Ursachen der Wirtschaftskrisen liegen in der Wirtschaft selber, und zwar im Nachhinken der Gesamtnachfrage hinter dem Gesamtangebot von Gütern und Leistungen.

      Die Erklärungen dieses Phänomens bei Marx und Keynes sind allerdings grundverschieden. Marx erklärt es aus der Tendenz des Kapitals einerseits zur schrankenlosen Vergrößerung des Angebots und der gleichzeitigen Tendenz zur Kostensenkung, vor allem der Lohnminimierung und damit der Massenkaufkraft. Keynes Erklärung hat nichts mit Kapitalismus zu tun, sondern mit dem ökonomischen Interesse an monetärer Liquidität, mit der »Sparneigung« der Menschen, die ihr Einkommen nicht wieder in voller Höhe ausgeben. Das schlichte Gegenargument von Marx und Keynes heißt, wer etwas verkaufe, müsse im gleichen Betrage ja nicht wieder sofort kaufen, er könne auch sparen. Marx sah hierin die »abstrakte Möglichkeit« der Wirtschaftskrise, Keynes ihre eigentliche Ursache. Für das Schließen der Lücke zwischen Angebot und Nachfrage empfiehlt Keynes vor allem eine antizyklische Fiskalpolitik. Der Staat solle in Krisenzeiten investieren, dürfe sich auch hierfür verschulden und sich in besseren Zeiten entschulden.

      Aber zwingend ist dieser Ausweg aus der Nachfragelücke für Keynes nicht. Wie um dies zu bekräftigen, wählt er skurrile Beispiele: Diese Lücke könne auch verringert werden, wenn die Reichen zur Beherbergung ihrer Leiber während ihres Lebens Paläste und zu deren Beherbergung nach dem Tode Kathedralen erbauen ließen. Oder wenn das Schatzamt Banknoten unter städtischem Müll vergraben und es privatem Unternehmergeist überließe, sie wieder auszubuddeln. Auch Rüstungsproduktion ist mit diesem Keynesschen Theorem total kompatibel.

      Natürlich würden auch Lohnsteigerungen diese Lücke verringern. Das ist aber die von Keynes durchaus nicht favorisierte Variante; den Lohndrückern gibt er den pfiffigen Hinweis, dass sie ihr Ziel durch Preissteigerungen leichter erreichen als durch Senkung des Nominallohnes. Man kann linke Sozialpolitik an das Keynessche Theorem andocken, aber nicht aus ihm ableiten, mit ihm begründen.

      Natürlich kann auch die LINKE ein Zukunftsinvestitionsprogramm gut gebrauchen. Aber es kann nicht der Rahmen, die Leitidee eines linken Sozialprogramms sein. Dafür wäre es viel zu eng. Gegen die heutige Finanzkrise hülfe auch kein staatliches Investitionsprogramm, wohl aber die Bekämpfung der Armut. Die Verarmung der sozialen Mittelschichten in den USA ist die wirkliche Ursache der Immobilien- und Finanzkrise. Investitionen in die Bildung sind dringend nötig, aber ohne Bekämpfung der Armut wird Bildungspolitik nicht erfolgreich sein. Die Umverteilung von unten nach oben ist das Krebsgeschwür, die Ursache aller wirtschaftlichen und sozialen Übel des heutigen Kapitalismus.

      Die Leitidee linker Sozial- und Wirtschaftspolitik kann nur der Widerstand gegen die soziale Polarisierung sein, der Kampf um soziale und wirtschaftliche Voraussetzungen für ein gutes Leben für alle. Neu ist das alles nicht, es kann bei Marx nachgelesen werden.

      27.06.2008 / Meinung/Kolumne / Seite 6

      Immer freitags: In der ND-Wirtschaftskolumne erläutern der Philosoph Robert Kurz, der Ökonom Harry Nick, die Wirtschaftsexpertin Christa Luft und der Wissenschaftler Rudolf Hickel Hintergründe aktueller Vorgänge.

      URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/131036.die-leitidee.html


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