Ist das mit den Staatsanleihenzinsen in Italien wirklich so schlimm? - 500 Beiträge pro Seite

[superdaytrader]

Im Jahr 2000 betrug die Inflation in der Eurozone ca 2 Prozent,heute ca 3 prozent



Im Jahr 2000 musste Deutschland auch eine Umlaufrendite von 5,5 Prozent bezahlen, heute nur noch 1,5 prozent.



Im Jahr 2000 musste Deutschland also 2,5 Prozent höhere Zinsen zahlen als die Inflation , dass fand damals keiner in irgendeiner weise bedrohlich.
Heute zahlt Deutshland 1,5 prozent weniger Zinsen als die Inflation.

Italien zahlt zur Zeit ca 3 prozent mehr Zinsen als die Inflation ,das finden plötzlich alle bedrohlich.



Zahlt Italien wirklich so extrem hohe historische Zinsen,oberhalb der Inflationsrate, oder ist es nicht eher so, dass Italien normal hohe Zinsen(historisch,inflationsbereinigt) zahlt und deutschland nur extrem niedrige.

[superdaytrader]

Hier noch mal eine schöne Grafik:



Seit 1960 hatte Deutschland niemals eine höhere Inflation als 7,5 prozent,im Jahr 1982 betrug sie ca 5,5 Prozent.

Im Jahr 1982 musste deutwschland jedoch 11 Prozent Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen zahlen, also etwa 6 Prozent mehr, als es der inflation entsprach:



Hat im Jahr 1982 irgendwer an eine staatspleite Deutschlands geglaubt, und wenn nicht,warum glauben wir jetzt bei 3 Prozent über der inflation liegenden Zinsen in Italien daran.

Kann das jemand erklären?

superdaytrader

[Geldler]

Wenn Deutschland beim aktuellen Schuldenstand die Zinssätze von 1982 zahlen müsste, wären wir pleite. Mit einem Wirtschaftswachstum von 3% und einer Inflationsrate von 3% würde Deutschland seine Staatsschulden real um 6% abbauen (keine Neuverschuldung vorausgesetzt). Daher scheint die Lage im Falle von Deutschland machbar, wenn nicht das Demographieproblem wäre, das bis 2060 die Wirtschaft drosseln und die sozialen Ausgaben explodieren lassen wird.
Deutschland hätte ohne Euro, ohne Aussttieg aus der Kernenergie und ohne die langfristig verkorkste Familienpolitik eine gewisse Chance gehabt, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Wenn jetzt einige Staaten weniger Zinsen zahlen, als die Inflationsrate, dann ist das von der EZB so beabsichtigt, denn anders kann man das Schuldenproblem nicht lösen. Das führt aber im Umkehrschluß dazu, daß die Besitzer der Staatspapiere Geld verlieren. Das macht kein privater Anleger mit, also werden sich entweder die Zinsen verteuern, oder die Zentralbank kauft. Letzteres weitet die Geldmenge noch mehr aus, und die Staaten verschulden sich immer mehr. Die privaten Anleger hingegen suchen sich mit ihrer Geldschwemme andere Anlagen und lösen eine Immobilienblase nach der anderen aus.
Letztlich haben die Regierungen all das zu verantworten.

[Geldler]

Außerdem hat Prof. Sinn doch das ganze Dilemma mehrfach erklärt. Warum hört denn keiner zu?

[Vivian664]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.360.752 von Geldler am 16.11.11 22:15:30

Wenn Deutschland beim aktuellen Schuldenstand die Zinssätze von 1982 zahlen müsste, wären wir pleite. Mit einem Wirtschaftswachstum von 3% und einer Inflationsrate von 3% würde Deutschland seine Staatsschulden real um 6% abbauen (keine Neuverschuldung vorausgesetzt). Daher scheint die Lage im Falle von Deutschland machbar, wenn nicht das Demographieproblem wäre, das bis 2060 die Wirtschaft drosseln und die sozialen Ausgaben explodieren lassen wird.

100% Zustimmung.

[HeWhoEnjoysGravity]

Ein Land kann seine Schulden zurückzahlen, wenn mehr (überschüssiges) Geld erwirtschaftet wird, als an Zinsen gezahlt werden muss.

Es gibt viele Möglichkeit für den Staat, um zu mehr Geld zu kommen, z.B.
- Mißstände beheben
- effizienter werden
- Abschaffung von Bargeld
- Steuerhinterziehung erschweren
- wirksamere Verbrechensbekämpfung
- Abschaffung der Privatbanken zugunsten einer Staatsbank
- Verstaatlichung (wie ist zu klären) der Infrastruktur und Versorger

Na ja, Wirtschaftswachstum würde auch helfen und Steuererhöhung habe ich noch gar nicht direkt erwähnt aber Deutschland kann mit obigen 7 Maßnahmen jährlich Hunderte Milliarden zusätzlich locker machen.

Ein anderer Trick wäre, den EU-Rettungsfonds eine Banklizenz zu geben und einfach Staatsanleihen aufkaufen zu lassen und irgendwann einen Teil der Staatsschulden zu streichen (wichtig dabei ist, dass es parallel echte Verbesserungsmaßnahmen und möglichst schnell keine Neuverschuldung mehr gibt).

Ganz einfach und mich würde mal interessieren, was Hans-Werner Sinn (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Werner_Sinn) dazu zu sagen hat. (alles imho)

[AHEO]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.361.331 von HeWhoEnjoysGravity am 17.11.11 06:58:26

und Steuererhöhung habe ich noch gar nicht direkt erwähnt aber Deutschland kann mit obigen 7 Maßnahmen jährlich Hunderte Milliarden zusätzlich locker machen.

Super, wir sollen hunderte Milliarden einsparen, das andere Länder nicht Pleite gehen. Das ist eine gute Idee

[dig101]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.360.752 von Geldler am 16.11.11 22:15:30

Daher scheint die Lage im Falle von Deutschland machbar, wenn nicht das Demographieproblem wäre, das bis 2060 die Wirtschaft drosseln und die sozialen Ausgaben explodieren lassen wird.


das problem ist pille palle


befreiung der kindergärten und grippen für alle und nicht nur für hartzer und in ausreichender menge


die hartzer machen kinder über kinder und liegen später dem staat auf der tasche kostet 250000 €

[Cashlover]

Antwort auf Beitrag Nr.: 42.360.554 von superdaytrader am 16.11.11 21:34:28

"oder ist es nicht eher so, dass Italien normal hohe Zinsen(historisch,inflationsbereinigt) zahlt und deutschland nur extrem niedrige."

würde mal auf letzteres tippen.
Und das wird sich auch sehr bald ändern, befürchte ich.

Ist auch logisch, denn bei einem Domino-Effekt fallen ja auch irgendwann die letzten Steine, am Ende der Kette.

[Projektleiter]

Steuererhöhungen schlagen immer diejenigen vor, die kaum oder keine Steuern zahlen.