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    COMDIRECT BANK - Ärger um die Zuteilungspraxis beim Börsengang (Wirtschaftswoche vom 08.06.2000) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.06.00 20:00:37 von
    neuester Beitrag 09.06.00 22:32:00 von
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      schrieb am 09.06.00 20:00:37
      Beitrag Nr. 1 ()
      Immer im Fettnapf

      Viele Anleger fühlten sich wieder einmal bei einem Börsengang ungerecht behandelt.


      Comdirect-Vorstandschef Bernt Weber genoss die Party. Obwohl Internetaktien zurzeit wenig gefragt sind und Analysten das Papier als zu teuer kritisiert hatten, legte der Discountbroker einen respektablen Börsenstart hin. Mit 38 Euro eröffnete die Aktie am vergangenen Montag gut 20 Prozent über dem Ausgabekurs von 31 Euro. Zur Feier des Börsengangs ließ Weber vor der Börse 1936 Luftballons in den grauen Frankfurter Himmel jagen, einen für jeden Tag, den die Bank existiert. Die meisten von ihnen platzten kurze Zeit später - genauso wie die Träume hunderttausender von Comdirect- und Commerzbank-Kunden.

      Sie alle hatten fest mit einer Zuteilung gerechnet, nachdem Weber versprochen hatte, die für Privatanleger vorgesehenen Aktien nur an Kunden von Mutter und Tochter zu geben. Berücksichtigt werden sollte dabei "wie lange das Depot des Kunden bei der Comdirect besteht" sowie die "Höhe des Depotumsatzes".

      Doch selbst alte Kunden wie Andreas Hermann*, der seit 1995 bei der Comdirect ein mehrere Hunderttausend Mark schweres Depotkonto führt, wurden bitter enttäuscht: "Keine einzige Aktie habe ich bekommen", sagt der 40-jährige Kölner und wittert sofort Manipulationen.

      Viele der enttäuschten Kunden fluchten im Internet über die Zuteilungspraxis. Allein bei Wallstreet Online beschäftigten sich über 200 Beiträge (Postings) mit der Verteilung der Aktien. "Was mich ... ankotzt ist die Tatsache, dass im Vorfeld der Eindruck erweckt wurde, dass Comdirect-Kunden in jedem Fall im Boot sitzen werden", postete User Marlowe. "Das dürfte denen ein ordentliches Plus an Neukunden gebracht haben."

      Wer seinem Ärger anonym Luft machen kann, wird auch gerne mal ausfallend: "Comdreck hat uns alle beschissen. Kommt zu Consors", fluchte y10k im Brokerboard der Comdirect. "Über 140 000 DM im Depot und bekomme null Stück. Kann einer das verstehen?", fragte CoTu an gleicher Stelle.

      Was viele Altkunden der Bank nicht verstanden, war, dass sie selbst leer ausgingen während Bekannte, die gerade frisch ein Depot eröffnet hatten, 48 Aktien zugeteilt bekamen. Der Grund für diese vermeintliche Ungerechtigkeit lag in dem ausgeklügelten Zuteilungsverfahren. Die Bank hatte die Zeichner in drei Klassen eingeteilt: 13 000 alte oder sehr aktive Kunden, 9200 mittelgute Kunden und 232 000 kleine oder neue Kunden. Innerhalb dieser Gruppen wurde gelost. Jeder zweite Zeichner in jeder Gruppe bekam Aktien. 6500 sehr gute Kunden erhielten 250 Stück, verbuchten also einen Zeichnungsgewinn von 1750 Euro, wenn sie ihre Aktien am Montag zur Eröffnung gleich wieder losschlugen. 4600 mittlere Kunden bekamen jeweils 150 und 116 000 kleine oder neue Kunden kassierten 48 Aktien.

      Wer schon lange Kunde war und viel handelte, hatte also keine höhere Chance Aktien zu bekommen als ein neuer Kunde. Er bekam lediglich mehr Aktien, wenn er ausgelost wurde. Diesen Sachverhalt hatte die Bank aber nicht ausreichend deutlich klar gemacht - deshalb fühlten sich viele Anleger betrogen.

      Noch bescheidener wurden die Kunden der Mutter Commerzbank bedacht. Jeder zweite Zeichner bei der gelben Bank bekam 33 Comdirect-Papiere zugelost. Die Bank bezeichnet das als "mehr als fair". Wer nicht mal die 33 Stück bekam, ist trotzdem sauer. "Ich bin seit 30 Jahren Kunde der Commerzbank, habe aber noch nie was bekommen", murrt Wolfgang Peiner*, "jetzt reicht es." Der Geschäftsführer aus Dortmund will die Bank wechseln: "Ich gehe da weg."

      Ärger um die Zuteilung gibt es vor allem dann, wenn das Verfahren kompliziert ist und nicht genug vermittelt wird. Bei der Infineon-Emission etwa witterte "Bild" einen "Skandal bei der Volksaktie", obwohl die Verteilung fair war und Infineon-Chef Ulrich Schumacher die für Privatanleger bestimmte Quote im Nachhinein sogar noch angehoben hatte.

      Direkt Anlage Bank und Consors wählten 1999 bei ihren Börsengängen einen anderen Weg als die Commerzbanker. Sie bedienten alle Kunden, aber nur mit sehr kleinen Paketen. Wer als guter Kunde von der Direkt Anlage Bank mit 35 Stück bedacht wurde, fühlte sich ebenfalls veralbert. "Einfach eine Frechheit" schrieb "Little Magic" am 14. November über die Zuteilungspraxis beim Börsengang der Direkt Anlage Bank - und kündigte, wie viele andere auch, seinen Wechsel zur Comdirect an.

      Ob er dort mehr Glück hatte oder jetzt zu Consors gehen will, ist nicht bekannt. Banker beeindruckt die Drohung mit dem Depotwechsel wenig. Wenn der erste Ärger sich gelegt hat, scheuen die meisten Anleger aus Bequemlichkeit dann doch davor zurück, ihr Depot abzumelden und sich eine neue Bank zu suchen - zumal die Aktien für mehrere Tage blockiert sein können. "Und im Grunde wissen sie, dass es ihnen bei einem anderen Broker auch nicht besser geht", kommentiert eine Bankerin den Ärger um die Zuteilungspraxis. Weder Consors noch Direkt Anlage Bank verzeichneten nach eigenen Angaben eine nennenswerte Zahl von Depotabmeldungen nach ihren Börsengängen.

      Offiziell ist die Zuteilung von Neuemissionen noch überhaupt nicht geregelt. Eine Verhaltensrichtlinie des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) legte bisher nur fest, dass die Bank den Kunden über das Zuteilungsverfahren informieren muss. Außerdem dürfen Bankmitarbeiter nicht bevorzugt werden.

      Vom 1. Juli an sollen die von der Börsensachverständigenkommission beim Finanzministerium (BSK) erarbeiteten "Grundsätze für die Zuteilung von Aktienemissionen an Privatanleger" für mehr Transparenz und Fairness sorgen.

      Ob das gelingt, ist noch offen. Zum einen sind die Regelungen "Verhaltensempfehlungen" - wer gegen sie verstößt, hat nicht mit Strafen zu rechnen. Zum anderen sind sie relativ unverbindlich formuliert. So sollen Unternehmen zwar in Zukunft vor Beginn der Zeichnungsfrist das Verfahren veröffentlichen, nach dem sie ihre Aktien zuteilen wollen. Sie müssen das aber nur tun, soweit die Details schon "zwischen Emittent und Konsortialführer vereinbart wurden". Wenn nichts vereinbart wurde, muss also auch nichts angekündigt werden - ein breites Hintertürchen für Banken und Emittenten.

      In der Präambel wird außerdem ausdrücklich betont, die Grundsätze stellten "keinen Eingriff in die Freiheit des Emittenten dar, in eigenem Ermessen die Anlegergruppen zu bestimmen, bei denen die Emission platziert werden soll und gegebenenfalls die angestrebte Struktur der Platzierung auch während des Book-Building-Verfahrens zu ändern".

      An dem grundsätzlichen Problem, dass es von attraktiven Aktien zu wenig Stücke gibt, werden auch die BSK-Grundsätze nichts ändern. Banker und Unternehmen stehen bei begehrten Emissionen immer vor einem Dilemma: Sie können entweder vielen Anlegern wenig oder wenigen Anlegern viele Aktien zuteilen. Ärger gibt es immer. "Man kann es drehen und wenden wie man will", erkannte Internet-User Josef Schildkraut, "irgendwo steht immer ein Fettnapf."


      * Namen von der Redaktion geändert
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 20:11:28
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bin seit 2 J dabei, habe pro Woche mind. 20 trades a 50 000 DM und habe 250 Stück bekommen. Finde das auch gerecht so.
      Grüsse
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 20:39:41
      Beitrag Nr. 3 ()
      yazid, natürlich ist das gerecht. Aber auch Du kannst offensichtlich nicht über Deinen egoistischen Tellerrand hinausschauen. Du hattest eine 50:50-Chance und hast Glück gehabt. Es ist doch geistig arm, wenn alle, die eine Zuteilung bekommen haben, jetzt die Comdirect verteidigen und das Ganze als "gerecht" bezeichnen. Hättest Du nichts bekommen, würdest Du ganz anders reden. Tatsache ist, dass die Comdirect durchaus alle Kunden hätte bedienen können. Zwar nur mit der halben Menge, aber auch das wäre genug gewesen und in jedem Fall gerechter.
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 20:51:36
      Beitrag Nr. 4 ()
      Teutonische Bürstenbrille, weiß Sigmund, daß Du abends noch im WO-Board bist?
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 21:38:00
      Beitrag Nr. 5 ()
      Habe noch nie erlebt das es in dem " Haifischbecken Börse " gerecht zugeht.

      Warum dann ausgerechnet bei der Zuteilung einer Emission.

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      schrieb am 09.06.00 22:03:58
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 09.06.00 22:32:00
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo TT,

      ich gehöre zwar zu denen, die was bekommen haben, stimme Dir aber inzwischen vollkommen zu. Wenn alle was bekommen hätten, hätte man sich eine Menge unzufriedener Kunden erspart, und dem Kurs wäre es mit Sicherheit weitaus dienlicher gewesen, jedem nur die Hälfte zu geben, dafür aber allen etwas, denn der Anreiz, z. B. 24 Stück gleich morgens mit einem Reingewinn von ca. 250 DM zu verkaufen, ist doch um einiges geringer als einen Gewinn von ca. 550 DM für 48 Stück mitzunehmen. Stattdessen hätten vermutlich die meisten eher nachgekauft, und der Kurs stünde jetzt vielleicht bei 40. Ich habe das Gefühl, daß comdirect sich mit ihrer Strategie irgendwie verkalkuliert hat.

      MfG, k.


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