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Bernd Niquet: Machen wir es doch wie Luis Figo!

- Von Märkten und Strafstößen -

Ein Lob auf die freien Märkte! Jede Marktwirtschaft ist einer Planwirtschaft weit überlegen, weil die Märkte im Gegensatz zum staatlichen Planer das dezentral vorhandene Wissen in optimaler Weise hervorbringen und in einem effizienten Preissignal bündeln können. So jedenfalls einer der Apologeten des Marktliberalismus, Friedrich August von Hayek.

Und das Kernstück jeder Marktwirtschaft sind die Vermögensmärkte, sprich die Börsen. Denn hierbei handelt es sich um Paradebeispiele effizienter und vollkommener Märkte. Märkte sind nämlich dann effizient, wenn alle zur Verfügung stehenden Informationen stets in den an ihnen festgestellten Preisen enthalten sind.

Und Märkte sind – was noch viel entscheidender ist – dann vollkommen, wenn sie sich in einem Zustand der atomistischen Konkurrenz befinden. Das heißt: Wenn alle Anbieter und Nachfrager sogenannte „Preisnehmer“ sind und jeder Marktpreis für sie folglich ein „Datum“ ist.

Noch einfacher: Märkte sind dann vollkommen, wenn kein Marktteilnehmer die Preise auf ihnen signifikant beeinflussen kann.

Alle Aussagen der Wirtschaftstheorie hinsichtlich der Überlegenheit marktwirtschaftlicher Steuerung gelten allerdings nur für den Fall der vollkommenen Konkurrenz. Nur dann können Märkte überhaupt effizient sein. Schade eigentlich.

Gestern wurde in den USA das Kursziel für die Aktie von Compacq Computer von einem Brokerhaus heruntergesetzt, woraufhin die Aktie zu einem regelrechten Sturzflug ansetzte. Dass ist nun zwar weder ungesetzlich, noch ungehörig, zeigt jedoch einen deutlichen Dissenz zu dem auf, wie Märkte eigentlich funktionieren sollen.

Wir haben es gegenwärtig also mit einem niedrigen Grad der Effizienz an den Märkten zu tun. Auch ein staatlicher Planer kann stets nur einen niedrigen Grad von Effizienz erreichen. Welchen Erfolg also eine von der Bevölkerung demokratisch legitimierte Autorität im Vergleich zu der von Partikulärinteressen getriebenen augenblicklichen Festsetzung der Aktienkurse haben könnte, lässt sich a priori nicht sagen.

Doch hier geht es nicht um neue Gesellschaftsmodelle, sondern um den eigenen Erfolg. Hier sollten wir uns gegenwärtig verhalten, wie der portugiesische Nationalspieler Luis Figo nach dem Elfmeter für Frankreich in der 116. Minute:

Registrieren, dass etwas faul ist, das Trikot ausziehen und vom Platz gehen.

Denn so sind die wirklichen Helden der Gegenwart! Sie handeln eigenverantwortlich und versuchen nicht, die Fratze zum Engelsgesicht schönzureden. Allerdings kann man seine Anlage auch so breit streuen, dass sie selbst vollkommen wird – und ein einmaliger Strafstoß zum Nicht-Ereignis für die Performance wird.

Bernd Niquet, Freitag, 30. Juni 2000

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