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    Hintergründe - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.10.00 02:18:24 von
    neuester Beitrag 14.10.00 16:30:28 von
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      schrieb am 14.10.00 02:18:24
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ein Stern sinkt

      Deutschlands Börsenliebling Thomas Haffa ist schwer unter die Räder gekommen: Die EM.TV-Aktie stürzte wie nie zuvor in den Keller. Schuld ist nicht nur die schlechte Börsenstimmung, das Unternehmen hat sein Wachstum nicht verkraftet. Jetzt ist Solidität gefragt.


      CASPAR BUSSE, München

      HANDELSBLATT, 13.10.2000
      Letzte Woche in Cannes schien die Welt noch in Ordnung. Die Temperaturen an der Cote d’Azur sind angenehm, Thomas Haffa und sein Bruder Florian genießen jene Melange aus Geschäften und Spaß, für die sie bekannt sind. Zwei Yachten haben sie gemietet, eine fürs Geschäft, eine für Partys, und die Sonnenbrillen sind ein unverzichtbares Accessoire an Bord. Die TV-Messe Mipcom bringt alle zusammen, die wichtig sind in der Branche, und dazu gehören die EM.TV-Chefs unzweifelhaft.

      Doch Thomas Haffa macht sich schon Donnerstagabend auf den Heimweg. Er ist besorgt, die EM.TV-Zentrale in Unterföhring meldet schlechte Nachrichten. Irgendetwas, so heißt es, laufe mit der Bilanzierung nicht rund. In München erwartet Thomas Haffa nicht nur nasskaltes, regnerisches Wetter, sondern auch eine mittlere Bilanzkatastrophe. Die Ergebnisse sind bekannt: Absturz der Aktie um rund 30 Prozent und erstmals laute Zweifel, ob denn der Medienkonzern das schnelle Wachstum verkraftet hat. Die Zweifel scheinen berechtigt.

      Schon seit Wochen arbeiten 16 Experten der Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft Price Waterhouse auf Hochtouren in dem nagelneuen Bürogebäude des Medien- und Merchandising-Konzerns am Stadtrand Münchens. Sie sollen die vielen Zukäufe und Akquisitionen in eine gemeinsame Bilanz bringen, und das für drei Jahre rückwirkend. Kein einfacher Job, denn die milliardenschweren Akquisitionen waren zwar schnell gemacht. Doch die genaue Prüfung der Engagements steht noch aus.

      Ob die Beteiligung an der Tele-München-Gruppe von Filmhändler Herbert Kloiber, ob der Kauf der Jim-Henson- Gruppe („Sesamstraße“, „Muppets-Show“) oder der Einstieg in das glitzernde Formel 1-Geschäft - die Wirtschaftsprüfer müssen alles Vertrag um Vertrag durchgehen. Dazu kommt: Jedes Unternehmen bilanziert derzeit nach anderen Vorschriften. Das Chaos in der EM.TV-Finanzabteilung ist perfekt.

      Dabei ist Finanzchef Florian Haffa ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen. Umsätze und Gewinne waren für die Jim-Henson-Gruppe schon gebucht worden, obwohl diese erst im zweiten Halbjahr anfallen. Die bereits veröffentlichten EM.TV-Zahlen für das erste Halbjahr waren also falsch. Dieses Eingeständnis wurde am vergangenen Montag zum Auslöser für den Crash.

      Die EM.TV-Aktie, lange Zeit mit atemberaubenden Gewinnen der Inbegriff einer Erfolgsgeschichte am Neuen Markt, befand sich nach der Mitteilung im freien Fall. Allein am Montag sackte das Papier um fast 30 Prozent ab. EM.TV büßte an diesem Tag über vier Milliarden Mark an Unternehmenswert ein. Auch am Dienstag sauste der Kurs weiter in die Tiefe, erst seit Mittwoch fängt sich das Papier wieder.
      ....

      EM.TV-Chef Thomas Haffa sucht jetzt einen neuen Finanzvorstand. Schon seit Monaten, sagen die Unternehmenschefs, doch publik wurde die brisante Personalie erst am Dienstag. Bruder Florian galt schon länger als überfordert mit der schwierigen Materie, sagen zumindest jetzt Beobachter. Der 35-Jährige heuerte 1989 nach abgebrochenem Studium der Betriebswirtschaft im Unternehmen seines heute 49-Jährigen Bruders an. Der jugendlich wirkende, stets gut gelaunte und sympathische „Flori“, wie ihn viele bei EM.TV nennen, will im Vorstand bleiben und sich künftig stärker um das „operative Geschäft“ kümmern. Das Gerücht, die beiden Brüder aus dem bayerischen Pfaffenhofen könnten sich trennen, wird dementiert.

      Bei EM.TV herrscht seit dem Absturz Entsetzen. Sogar Thomas Haffa, nie um eine flotten Spruch verlegen, soll am vergangenen Montag auf einmal „auffällig schweigsam“ geworden sein. „Der Kurs soll explodieren, nicht kollabieren“, hatte der smarte EM.TV-Chef immer Mitarbeitern, Investoren und Journalisten eingehämmert. Ein solcher Einbruch war für den als „Cartoon-King“ (Business-Week) gefeierten Börsenstar unvorstellbar.

      „Überreaktion“, beschwichtigten sofort unisono eine Reihe von Analysten, die ihrem Börsenliebling EM.TV weiter unbeirrt die Treue halten. Vielleicht auch deshalb, weil EM.TV sich stets besonders zuvorkommend um sie bemühte. So luden Thomas und Florian Haffa die für ihren Aktienkurs so wichtigen Männer und Frauen schon mal zum Wochenende nach Kitzbühel ein - erst Unternehmenspräsentation, und wer wollte, konnte ja am nächsten Morgen Ski fahren. „Wenn Sie mit dem Finanzvorstand bis morgens um vier Bier trinken, dann mögen Sie das Unternehmen vielleicht ein wenig mehr als andere“, sagt ein Analyst.

      Das renommierte Bankhaus HSBC stufte die Aktie sogar am Dienstag trotz der Krise nach oben. Doch auch kritische Stimmen werden lauter. „Vertrauensbruch“ schimpften einige hinter vorgehaltener Hand über EM.TV. „Das darf nicht passieren, wenn man in der Weltliga mitspielen will“, warnt Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Die Management-Kapazitäten hätten mit dem rasanten Wachstum des Unternehmens nicht Schritt gehalten, lautet die Kritik von Michael Griese, Fondsmanager bei Union-Investment.

      Warnende Stimmen über EM.TV gab es schon länger, nur Gehör fanden sie bisher kaum. Marketing-Profi Thomas Haffa konnte in der Vergangenheit Bedenken immer wieder zerstreuen. Schon länger wird bemängelt, dass das Zahlenwerk unvollständig und ungenau ist. Die exakte Höhe der wichtigen Abschreibungen auf die Zukäufe soll erst im März nächsten Jahres mit dem Jahresabschluss veröffentlich werden - viel zu spät, sagen Experten.

      Auch seien die milliardenschweren Zukäufe zu teuer, wird kritisiert. Fest steht nur: Die Formel 1-Beteiligung und die defizitäre Jim-Henson-Gruppe waren schon lange auf dem Markt und hatten keinen Käufer gefunden, bis Haffa zugriff. „Als Haffa die Formel 1 kaufte, wusste ich, jetzt wird es eng“, sagt heute der Chef eines anderen Münchener Medienunternehmens. Das sahen wohl auch andere so, denn seit dem Deal mit Formel 1-Gründer Bernie Ecclestone ist die EM.TV-Aktie von ihrem Aufwärtskurs abgekommen.

      Der Einstieg in das Geschäft mit den schnellen Autos passt so gar nicht zu EM-TV. Haffa konzentrierte sich bis dahin auf Kinder- und Familienprogramme - eine für die Börse schlüssige Strategie. Mit der Formel 1 kamen dann die Probleme. Ecclestone gilt als nicht gerade einfacher Geschäftspartner. Und jetzt wollen auch noch die europäischen Automobilhersteller ihren Anteil am Formel 1-Kuchen.

      Die Lage ist ernst, denn angeblich sind inzwischen auch einige große Anleger ausgestiegen. „Ich ziehe selbst aus der größten Niederlage noch etwas Positives“, hat Haffa einmal gesagt. Der Vorstandschef, der einen Ruf als genialer Verkäufer hat, warf nach dem ersten Schock Anfang der Woche sofort die PR-Maschine an und verbreitete seine Botschaft: „Bald geht es wieder aufwärts.“

      Das muss es auch. Kaum jemand hängt so von der Börse ab wie EM.TV. Kommentar eines Insiders: „Bisher hat doch alles nur funktioniert, weil alle an Haffa glauben.“
      Avatar
      schrieb am 14.10.00 10:33:16
      Beitrag Nr. 2 ()
      ohne Kommentar.
      Avatar
      schrieb am 14.10.00 10:47:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      nur ein kleiner Kommentar: das meiste davon ist seit Monaten bekannt, wurde aber von fast allen Analysten und Journalisten runtergespielt und von den Anlegern verdrängt. Von letzterem legen die großen EM.TV Treads ein bewegtes Zeugnis ab.

      @ profitgenius: Schau mal in Deine WO-Mailbox!
      Avatar
      schrieb am 14.10.00 14:57:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Das liegt auch oft daran, daß Journalisten, auf der nächsten Yacht-Party dabei sein möchten.
      Avatar
      schrieb am 14.10.00 16:30:28
      Beitrag Nr. 5 ()
      Satire:

      Das Gebet des Analysten/ Journalisten: <Und führe uns in Versuchung!>

      Ihr Grundsatz: <Die Wahrheit ist unser wertvollstes Asset. Geht sparsam mit ihr um!>

      Mephisto, der Versucher: <Jede Anaylse hat ihren Preis.>

      Das Angebot des Kleinanlegers: <Mir gebbe nix! Dafür glauben wir auch alles.>

      Das Rätsel der Sphinx: <Wer nicht zahlen will, muss zahlen!>

      Die Lösung des Rätsels: <Wer nicht (für die Analyse) zahlen will, muss (mit seinem Kapital) zahlen!>

      Das Angebot der Analysten/ Journalisten: <Analysen zum Nulltarif! Best things in life are free!>

      Das Ende des Kleinamlegers: <Arm, aber ehrlich!>


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