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    Was in Bad Kleinen schief lief... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.02.01 15:29:06 von
    neuester Beitrag 20.03.01 08:51:29 von
    Beiträge: 11
    ID: 338.663
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      schrieb am 05.02.01 15:29:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      ...als ein Zeuge vermeinte eine Hinrichtung zu sehen:


      Stress lässt Zeugen lügen
      LONDON - Stress beeinträchtigt unser Gedächtnis. Hierin liegt womöglich der Grund dafür, dass Zeugen eines Verbrechens aus der Reihe potenzieller Täter mitunter zielsicher den Falschen wählen.
      Zu dieser Annahme führte ein Experiment an 66 Studenten: Jemand las ihnen 20 Wörter vor, die mit Bett und Müdigkeit zu tun hatten. Anschließend fragte man, ob das Wort "Hut" vorgekommen sei. "Nein!" antworteten die Probanden wahrheitsgemäß.
      Das Wort "Schlaf" aber wollten 60 % gehört haben, obwohl es gar nicht dabei gewesen war. Nun wiederholten die Forscher ihr Experiment – diesmal aber wurde die Hälfte der Kandidaten zuvor durch einen Auftritt in grellem Scheinwerferlicht kräftig gestresst. Von diesen glaubten nun 80 %, "Schlaf" gehört zu haben und zwar mit Überzeugung: Sie tippten viel schneller ihr "ja" als die Ungestressten, die sich da wohl doch nicht so sicher waren.
      Vielleicht haben es zerebral gespeicherte Assoziationen unter Stress leichter, eine Erinnerung zu beeinflussen, wird spekuliert: Schlaf ist in unseren Köpfen mit dem Müdigkeitsthema nun mal eng verknüpft. So könnte es auch sein, dass Zeugen einer kriminellen Tat bei der Gegenüberstellung statt auf den wahren Täter auf einen anderen zeigen: Den, der in ihrer Vorstellung das Bild vom Bösewicht verkörpert.

      CG
      Quelle: New Scientist, Online-News vom 07.11.2000
      MTD 5 / 2001 S. 3
      Avatar
      schrieb am 05.02.01 15:38:10
      Beitrag Nr. 2 ()
      @for4zim
      bin sehr erfreut über deine Meinung bezüglich des Mordes an Herrn Grams. Schönen Gruss
      Avatar
      schrieb am 05.02.01 16:48:21
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ob es ein Mord war, ist untersucht worden. Es war keiner. Und warum der Kioskbesitzer eine Hinrichtung sah, könnte durch obigen Artikel erklärt werden.

      Ich halte diesen aber nicht nur im Zusammenhang mit Bad Kleinen für interessant.
      Avatar
      schrieb am 06.02.01 16:06:06
      Beitrag Nr. 4 ()
      @for4zim

      die möcht ich auch noch zurückgeben. Danke. :kiss::kiss:

      Avatar
      schrieb am 06.02.01 17:53:24
      Beitrag Nr. 5 ()
      Selbst wenn sie den hingerichtet hätten, ich hätte es verstanden.
      Stellt euch mal vor, so ein Idiot knallt vor euren Augen euren (GSG9)-Kumpel ab. Und Ihr hättet die Möglichkeit, ihn auf der Stelle zu rächen und so nicht zu riskieren, daß der Sack wieder freikommt?

      Also wo ist das Problem?

      (Provokativ genug? :) )

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      schrieb am 07.02.01 09:27:32
      Beitrag Nr. 6 ()
      Da bin ich anderer Meinung. Polizisten, die sich selbst zum Richter machen, sind für den Dienst nicht geeignet. Das wäre nichts anderes als Selbstjustiz - wenn diese in Uniform geschieht, ist das eher noch schlimmer. Deshalb war das so wichtig, den Fall in Bad Kleinen aufzuklären. Hier war es irritierend, daß einerseits die Indizien anzeigten, daß Grams aus der Ferne erschossen wurde, während ein Zeuge von einer Hinrichtung sprach. Für den Außenstehenden ist es nun irritierend: warum sollte jemand von Hinrichtung sprechen, wenn keine stattfand? Waren vielleicht die Indizien falsch ausgewertet? Manche, die entsprechend politisch ausgerichtet waren, nahmen nur diese Möglichkeit wahr, und sprachen von Hinrichtung durch die Polizei. Doch wie die weitere Untersuchung zeigte, ist dies nur eine weitere Legendenbildung, wie die angebliche Hinrichtung der RAF-Terroristen in Haft 1977. Die plausiblere Erklärung ist, daß der Zeuge durch den Streß, den die Ereignisse bewirkten, den Vorfall falsch in Erinnerung hat. Wie so etwas geschehen könnte, zeigt der Eingangsbeitrag.
      Avatar
      schrieb am 19.03.01 15:45:23
      Beitrag Nr. 7 ()
      Auch Augenzeugen kann man nicht trauen
      LONDON - Kaum zu glauben, welche Streiche uns unsere Wahrnehmung tagtäglich spielt. Folgendes Experiment führt das eindrucksvoll vor Augen:
      Ein junger Mann fragt eine Frau nach dem Weg. Sie ist bereits eine Minute lang am Erklären, als plötzlich zwei Arbeiter eine Holztür zwischen den beiden durchtragen. Danach steht ein anderer Mann da, größer, anders gekleidet, andere Frisur. Die Hälfte der Versuchspersonen bemerkt nicht, dass der Gesprächspartner gewechselt hat, und setzt unbeirrt die Wegbeschreibung fort.
      Glauben Sie wirklich, Sie könnten die Welt sehen? Sozusagen mit eigenen Augen ein wirklichkeitsgetreues Bild ablichten? Weit gefehlt: In Wahrheit nehmen Sie nur Bruchteile Ihrer Umwelt wahr, den Rest bastelt sich Ihr Hirn aus Vorstellung und Erinnerungen zusammen.
      Mehr Aufmerksamkeit für Gleichaltrige Diejenigen Personen, die bei oben beschriebenem Versuch nicht auf den Personenwechsel reinfielen, waren meist im ähnlichen Alter wie die Wegsuchenden, heißt es im "New Scientist". Sie widmeten offenbar dem Subjekt der gleichen sozialen Gruppe mehr Aufmerksamkeit als ältere Probanden. Die hakten ihre beiden Gesprächspartner anscheinend als "Student" ab und warfen sie in einen Topf.
      Auch auf Grund verschiedener anderer Versuche sind sich Wissenschaftler aus aller Welt einig: Aus den Myriaden visueller Eindrücke pickt sich das Gehirn wenige Details heraus, die für den Augenblick wichtig scheinen, den Rest konfabuliert es sich zusammen. Die Welt sehen, wie sie ist – eine große Illusion?
      Was wir wahrnehmen, hängt vom Anspruch ab, mit dem wir schauen, zeigt ein anderes Experiment. Probanden betrachteten ein altes Hochzeitsgemälde. Die Bewegungen, mit denen ihre Augen das Bild abtasteten, wurden mit Infrarotkameras registriert. Und siehe da, unter der Fragestellung, ob die Ehe wohl gut gehen würde, blieben die Blicke an ganz anderen Punkten im Bild hängen als bei freier Betrachtung.
      Unwichtiges wird ausgeblendet Dinge, die der Mensch für unwichtig hält, blendet er schlicht und ergreifend aus. Harvard-Forscher setzten ihre Versuchspersonen vor ein Basketballvideo und forderten sie auf, die Pässe einer Mannschaft zu zählen. Nach 45 Sekunden schlenderte im Film ein als Gorilla verkleideter Mann gemächlich durchs Spielfeld. "Da war kein Gorilla!" sagten später 40 % des Kollektivs im Brustton der Überzeugung. Sie sahen ihn dann – als sie das Video frei von jeder Zählaufgabe noch einmal betrachteten. "Das war nicht derselbe Film", wollten manche schwören. So funktioniert also unser "Sehen": Man nehme lückenhafte visuelle Eindrücke, mische sie mit Überzeugungen, füge ein paar gespeicherte Erinnerungen hinzu, und komponiere daraus ein überzeugendes Ganzes. Wer mag da noch einem Augenzeugen trauen?

      CG
      Quelle: New Scientist, Vol. 168, No. 2265 (2000), S. 30 – 32
      Avatar
      schrieb am 19.03.01 16:32:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      DAnke für einen (wieder einmal) interessanten Beitrag.

      Gruß

      D.T.
      Avatar
      schrieb am 19.03.01 17:21:39
      Beitrag Nr. 9 ()
      nette spekulationen - that`s all.

      So what? Es könnte, es ist möglich .....

      Letztendlich zählen Beweise.

      Gruß
      Nando
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 08:31:04
      Beitrag Nr. 10 ()
      Genau, es zählen Beweise. Eine einzelne, auf Glaubwürdigkeit nicht geprüfte Zeugenaussage ist kein Beweis. Das zeigen solche psychologischen Untersuchungen. Auf solche Zeugenaussagen hin werden aber immer wieder Menschen verurteilt. Und manche unschuldig. Das sollte auch die interessieren, die hier im Board immer wieder mit der Forderung nach der Todesstrafe hervortreten.
      Avatar
      schrieb am 20.03.01 08:51:29
      Beitrag Nr. 11 ()
      Und noch etwas zum Thema. Diesmal zur Frage, warum Politikergedächnisse so kurz sein können; und es ist noch nicht mal böser Wille dabei:

      Der Mensch: ein Verdrängungskünstler
      EUGENE - Der Mensch kann seine Erinnerung tatsächlich beeinflussen und unbequeme Dinge bewusst verdrängen. Das zeigt ein simples Experiment mit 32 Freiwilligen, denen man wiederholt rund 50 verschiedene Wortpaare vorsagte. Schließlich las man ihnen das erste Wort vor und bat sie, das dazu gehörende zweite entweder zu nennen oder 4 Sekunden lang zu verdrängen. Dieses Spielchen wiederholte man bis zu 16-mal. Ende der Geschichte: Wörter, die wiederholt aus dem Sinn verbannt worden waren, fielen den Teilnehmern plötzlich wesentlich seltener wieder ein. Selbst wenn man ihnen Geld dafür bot: Die Worte waren aus dem Gedächtnis verschwunden. Die Fähigkeit zu verdrängen ist vor allem dann wichtig, wenn schlechte Erinnerungen die Lebensfähigkeit beeinträchtigen würden, glauben die Forscher. Zum Beispiel dann, wenn Erwachsene als Kinder missbraucht wurden.
      MT-Online D 19.03.2001 luk - Quelle: Nature 2001, Vol. 410, S. 366-369; New Scientist Online


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